Bachelorarbeit - Steinbeis-Transfer

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EVANGELISCHE KLINIKEN GELSENKIRCHEN GMBH
Bachelorthesis
Onkologie und Ästhetik:
Neue operative Techniken zur
Brusterhaltung durch onkoplastische
Brustchirurgie
Silvia Sobotta
23.09.2011
Bachelor of Science in Physician Assistance
Jahrgang 2008/2011
Onkologie und Ästhetik:
Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch
onkoplastische Brustchirurgie
Verfasser:
Silvia Sobotta
Zeitraum der Bachelorthesis:
November 2008 bis September 2011
SHB-Prüfer 1:
Prof. Dr. med. Stefan Bauer
SHB-Prüfer 2:
Dr. rer. medic. Erwin Ludwig
Erklärungen
Eigenständigkeitserklärung:
Ich habe die vorliegende Arbeit im Rahmen des Projekt-Kompetenz-Studiums
2008/2011 selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen,
Tools und Hilfsmittel benutzt.
Gelsenkirchen, 23.09.2011
Silvia Sobotta
Silvia Sobotta
I
Vorwort:
Brustkrebs steht zunehmend im Focus der Gesellschaft und somit auch im Focus der
Medien. Immer mehr betroffene und berühmte Persönlichkeiten bekennen sich
öffentlich zu dieser Erkrankung. Ziel der Enttabuisierung ist sicherlich, ein Bewusstsein
für dieses Krankheitsbild zu schaffen, nicht betroffene und im Besonderen jüngere
Frauen zu Präventionsmaßnahmen zu ermutigen, Mut für den Kampf gegen die
Krebserkrankung zu machen und darzustellen, dass die Therapie dazu führen kann,
die Krankheit zu besiegen und die Lebensqualität zu erhalten. In diesem
Zusammenhang klären Medien auf.
Andererseits bewerben diese Medien im gleichen Atemzug ein perfektes ästhetisches
Körperbild, dass in unserer Gesellschaft eine immense Bedeutung für ein glückliches,
zufriedenstellendes
und
positives
Lebensgefühl
zu
haben
scheint.
Medien
manipulieren/beeinflussen die Gesellschaft.
Das Bewusstsein darüber, wie wichtig ein perfektes, ästhetisches Körperbild in unserer
Gesellschaft ist, führt die an Brustkrebs erkrankten Frauen in einen Konflikt. Einerseits
wollen sie die Krankheit mit allen zu Verfügung stehenden Maßnahmen, die auch zu
einem veränderten und unästhetischen Körperbild führen können, besiegen,
andererseits
besteht
der
Wunsch,
ein
möglichst
ästhetisches
Körperbild
aufrechtzuerhalten, um dem Druck der Gesellschaft stand zu halten. Ob und in wie fern
die medizinische Therapie diesen Konflikt lösen kann, war die Frage, die mit der
Intention dieser Bachelorthesis verbunden war. Um eine Antwort auf diese Frage
geben zu können, wurden erkrankte und behandelte Patientinnen mittels eines
Fragebogens, der dann statistisch ausgewertet wurde, befragt. Wie schwierig,
aufwendig und anspruchsvoll die Auswertung der gesammelten Daten ist, wurde mir
erst anhand des statistischen Procedere deutlich.
Das Studium, welches in dieser Bachelorthesis seinen Höhepunkt findet, wäre für mich
ohne die Unterstützung meiner Klinik, der Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen
GmbH, so wie ohne die Unterstützung meines Mentors Hr. Chefarzt Dr. medic. I.M.
Temeschburg Abdallah Abdallah nicht möglich gewesen. Deshalb möchte ich mich im
Besonderen bei Hr. Dipl.-Kfm. Dr. Karl Bosold und Hr. Chefarzt Dr. medic. I.M.
Temeschburg Abdallah Abdallah und seinem Ärzteteam, die stets ein offenes Ohr für
mich und meine Anliegen hatten, bedanken.
Danken möchte ich auch den Chefärzten der Klinik für Allgemein-, Viszeral-und
Gefäßchirurgie (Dr. H. St. Nottberg), der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und
Schmerztherapie (Dr. med. M. Föcking), der Klinik für Gynäkologie (Prof. Dr. D. Elling,
Silvia Sobotta
II
Sana Klinikum Berlin Lichtenberg), der Klinik für Herzchirurgie (Prof. Dr. med. J.
Ennker, MediClin Herzzentrum Lahr/Baden), der Klinik für Neurochirurgie (Dr. med U.
Wildförster, Bergmannsheil und Kinderklinik Gelsenkirchen Buer), der Klinik für
diagnostische und interventionelle Radiologie/Nuklearmedizin (Dr. med. U. Laufer), der
Klinik für Unfall-, Hand- und Orthopädische Chirurgie (Dr. med. O. Wamsler), der Klinik
für Urologie (Priv. Dozent Dr. med. S. Miller, Bergmannsheil und Kinderklinik
Gelsenkirchen Buer) in den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen GmbH (mit
Ausnahme der benannten Kliniken), die mir durch die in diesen Fachbereichen
durchgeführten Transferzeiten ermöglichten, Erfahrungen in ihrem Arbeitsfeld so wie
Einblicke in die Versorgung der entsprechenden Patienten zu gewinnen.
Darüber hinaus danke ich Hr. Diakon Dipl. Pflegewirt (FH) Thomas Koch
(Pflegedienstleitung), Hr. Detlef Kummetat (OP-Leitung) so wie meinen direkten
Kollegen/-innen und Fr. Berns (senologisches Sekretariat), die mich 3 Jahre lang
unermüdlich unterstützten.
Weiterer Dank gilt der Steinbeis-Hochschule und ihren Mitarbeitern, im speziellen den
Professoren, die durch Gründung des Studienganges zum Physician Assistent im Jahr
2005 diese Studienarbeit erst ermöglichten, so wie bei den Mitarbeitern des Institute of
Medicine and Allied Health, die bei der Erstellung der Studienarbeit immer beratend zur
Seite standen.
Ich danke meinen Eltern für ihr Verständnis, dass Zeit manchmal knapp bemessen ist
und Mara Sorrentino für hilfreiche englische Vokabeln.
Vor allem aber danke ich Thomas, für die immerwährende, selbstlose Unterstützung in
allen Belangen, seine Fähigkeit logische Schlussfolgerungen ziehen zu können und
seine Motivation in schwierigen Augenblicken.
Gelsenkirchen, im September 2011
Silvia Sobotta
Silvia Sobotta
III
Inhaltsverzeichnis:
Erklärungen............................................................................................................
I
Vorwort ................................................................................................................
II
Inhaltsverzeichnis..................................................................................................
IV
Abbildungsverzeichnis.......................................................................................... VII
Tabellenverzeichnis............................................................................................... XII
Abkürzungsverzeichnis......................................................................................... XIV
1.
Kurzfassung / Abstract.................................................................................
1
2.
Einleitung ......................................................................................................
5
3.
Epidemiologie des Mammakarzinoms ........................................................
7
4.
Das Mammakarzinom ..................................................................................
8
4.1
Äthiologie, Risikifaktoren, Symptome, Lokalisation und Ausbreitung des
Mamma-karzinoms ......................................................................................
4.2
8
Tumorarten - Histologie des Mammakarzinoms............................................ 10
4.2.1 Lobuläre Neoplasien ............................................................................. 10
4.2.2 Intraduktale, proliferative Läsionen ....................................................... 10
4.2.3 Dutales carzinoma in situ....................................................................... 11
4.2.4 Invasive Karzinome ............................................................................... 11
4.2.5 Sonderformen........................................................................................ 11
4.3
Histopathologische Differenzierung und Klassifikation des
Mammakarzinoms ........................................................................................ 12
4.4
Diagnostik .................................................................................................... 13
4.4.1 Bildgebende Verfahren zur Sicherung eines Mammakarzinoms ............ 14
4.4.2 Minimal-Invasive Verfahren ................................................................... 14
4.4.3 Offene Biopsien ..................................................................................... 15
4.5
Prävention des Mammakarzinoms................................................................ 16
4.5.1 Primärprävention ................................................................................... 16
4.5.2 Sekundärprävention ............................................................................. 18
4.5.3 Tertiärprävention .................................................................................. 19
5.
Historischer Überblick zur Therapie und aktuelle
Behandlungsstrategien beim Mammakarzinom ......................................... 19
5.1
6.
Aktuelle Behandlungsstrategien ................................................................... 21
Therapie des Mammakarzinoms der Frau................................................... 21
6.1
Therapie des Mammakarzinoms der Frau: Systemische Therapie ............... 23
6.1.1 Chemotherapie ...................................................................................... 24
6.1.2 Endokrine / antihormonelle Therapie ..................................................... 25
Silvia Sobotta
IV
6.1.3 Immuntherapie / Antikörpertherapie....................................................... 25
6.1.4 Weitere systemische Therapieformen.................................................... 26
6.2
Therapie des Mammakarzinoms der Frau: Strahlentherapie ........................ 26
6.3
Therapie des Mammakarzinoms der Frau: Operation................................... 28
7.
Operative Therapie des Mammakarzinoms der Frau ................................. 29
7.1
Operative Therapie des Mammakarzinoms - onkologische Aspekte............. 30
7.1.1 R-Klassifikation...................................................................................... 30
7.1.2 Der Nodalstatus..................................................................................... 31
7.1.3 Neoadjuvante Therapie ......................................................................... 33
7.2
Operative Therapie des Mammakarzinoms - Operationsverfahren ............... 34
7.2.1 Mastektomie ......................................................................................... 34
7.2.2 Brusterhaltende Therapie - BET ............................................................ 35
7.3
Operative Therapie des Mammakarzinoms - allgemeine Richtlinien............. 36
7.3.1 Standardtechniken zur BET ................................................................... 37
7.3.1.1 Tumorektomie - Syn.: Lumpektomie, Tylektomie, wide exision ....... 37
7.3.1.2 Segmentresektion - Syn.: Segmentektomie .................................... 38
7.3.1.3 Quadrantektomie - Syn.: Quadrantenresektion ............................... 38
7.4
Der Zielkonflikt zwischen Onkologie und Ästhetik......................................... 40
7.4.1 Grundprinzipien onkoplastischer Brustchirurgie..................................... 41
7.4.2 Komplikationen und Risiken der onkoplastischen Chirurgie................... 42
7.4.3 Indikationsstellung der onkoplastischen Chirurgie ................................. 42
7.5
Onkoplastische Operationstechniken im Rahmen der BET .......................... 43
7.5.1 Die glanduläre Rotation - intramammäre Verschiebelappenplastik ........ 43
7.5.2 Die dermoglanduläre Rotation ............................................................... 44
7.5.3 Das laterale Thoraxwandadvancement.................................................. 45
7.5.4 Die tumoradaptierte Reduktionsplastik ................................................. 45
7.5.5 BET-TEL - brusterhaltende Therapie mit thorako-epigastrischem
Lappen .................................................................................................. 47
7.5.6 BET-LAT - brusterhaltende Therapie mit Latissimus -dorsi-Lappen....... 48
7.5.7 BET bei zentralen Tumoren ................................................................... 49
7.5.8 BET mit Eigenfett und Mamillenrekonstruktion ...................................... 50
7.6
8.
Onkoplastische Brustchirurgie und Brustrekonstruktion................................ 51
OP-Methoden und Möglichkeiten versus den Wunschvorstellungen
der betroffenen Frauen ................................................................................ 52
8.1
Körperbild von Frauen - Kultureller Hintergrund............................................ 52
8.2
Brustkrebs - Bedeutung für die Betroffenen.................................................. 53
8.3
Lebensqualität .............................................................................................. 54
Silvia Sobotta
V
8.4
Patientinnenwunsch ..................................................................................... 55
9.
Psychoonkologie .......................................................................................... 56
10.
Die Senologie in den Evangelische Kliniken Gelsenkirchen ..................... 57
11.
Methodik........................................................................................................ 58
11.1 Einschlusskriterien - Ausschlusskriterien ...................................................... 59
11.2 Statistische Verfahren und Auswertprocedere.............................................. 60
11.3 Ergebnisse ................................................................................................... 61
12.
Auswertung und Diskussion........................................................................ 72
13.
Fazit .............................................................................................................. 92
14.
Ausblick ........................................................................................................ 95
Quellenverzeichnis ................................................................................................ 97
Anhang ................................................................................................................... 118
1. Glossar ......................................................................................................... 118
2. TNM-Klassifikation ...................................................................................... 122
3. Fragebogen an Patientinnen nach BET ..................................................... 123
4. Erweiterte Fragestellungen ......................................................................... 126
5. Ergebnisse der Befragung .......................................................................... 127
6. Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen............................................. 134
7. Lebenslauf.................................................................................................... 148
Silvia Sobotta
VI
Abbildungsverzeichnis:
Abb. 4.1: Lokalisation und Häufigkeit des primären Mammakarzinoms, Jatoi I.,
Petit J.Y., Kaufmann M., Atlas der Brustchirurgie,
Springer Verlag, 2008, S. 21................................................................
9
Abb. 7.1: Möglichkeit, einen Tumor nach neoadjuvanter Therapie
wiederzufinden, Jatoi I.,Kaufmann M., Petit J.Y., Atlas der
Brustchirurgie, Springer Verlag, 2008, S. 75........................................ 33
Abb. 7.2: Ergebnis nach Mastektomie, Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 58 ............................. 34
Abb. 7.3: Ergebnis nach Mastektomie, Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 60.............................. 34
Abb. 7.4: Lumpektomie, Kaufmann M., Jatoi I., Petit J.Y.,
Atlas der Brustchirurgie, Springer Verlag, 2008, S. 57......................... 37
Abb. 7.5: Semizirkulärer Hautschnitt ,Kaufmann M., Jatoi I., Petit J.Y.,
Atlas der Brustchirurgie, Springer Verlag, 2008, S. 57......................... 37
Abb. 7.6: Defekt bei Segmentresektion, Gabka C., Bohmert H., Plastische
und Rekonstruktive Chirurgie der Brust,
Georg Thieme Verlag, 2006, S. 224 .................................................... 38
Abb. 7.7: reseziertes Segment, Gabka C., Bohmert H., Plastische und
Rekonstruktive Chirurgie der Brust,
Georg Thieme Verlag, 2006, S. 225 .................................................... 38
Abb. 7.8: Gewebeadaptation Gabka C., Bohmert H., Plastische und
Rekonstruktive Chirurgie der Brust,
Georg Thieme Verlag, 2006, S.224 ..................................................... 38
Abb. 7.9: Gewebeadaptation Gabka C., Bohmert H., Plastische und
Rekonstruktive Chirurgie der Brust,
Georg Thieme Verlag, 2006, S.226 ..................................................... 38
Abb. 7.10: Endergebnis, Gabka C., Bohmert H., Plastische und Rekonstruktive
Chirurgie der Brust, Georg Thieme Verlag, 2006, S. 226..................... 38
Abb. 7.11: Mamma-CA li. Tumorgröße 8 bis 10 cm, Abdallah A., Onkoplastische
Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008 ............................... 39
Abb. 7.12: OP-Ergebnis nach Quadrantektomie links mit Areolapexie, rechts
Reduktionsplastik, Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008 ...................................................... 39
Abb. 7.13: unbefriedigendes Ergebnis nach BET, Sauer G., http://www.uniklinikulm.de/uploads/media/Vorlesung_OP_Mammakarzinom.pdf, S. 17..... 40
Abb. 7.14: ACO-ASSO Manual der Chirurgischen Krebstherapie, Kandioler D.,
verändert entnommen, http://www.acoasso.at/manual/aktuell/mammaneu/07/kap_01.html ............................ 40
Silvia Sobotta
VII
Abb. 7.15: Glanduläre Rotation, Rezai M., Krämer S., Brusterhaltende
Operationen und Ästhetik - Entwicklung der operativen Senologie,
Spekulum-Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe,
2009, 27 (3), S. 16, http://www.kup.at/kup/pdf/8190.pdf....................... 44
Abb. 7.16: Demoglanduläre Rotation, Rezai M., Krämer S., Brusterhaltende
Operationen und Ästhetik-Entwicklung der operativen Senologie,
Spekulum-Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe,
2009, 27 (3), S. 16, http://www.kup.at/kup/pdf/8190.pdf....................... 44
Abb. 7.17: Präoperative Einzeichnung zur dermoglandulären Rotation,
Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 38 ............................................. 44
Abb. 7.18: Demoglanduläre Rotation, Rezai M., Krämer S., Brusterhaltende
Operationen und Ästhetik-Entwicklung der operativen Senologie,
Spekulum-Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe,
2009, 27 (3), S. 16, http://www.kup.at/kup/pdf/8190.pdf....................... 44
Abb. 7.19: intraoperativer Situs bei dermoglandulärer Rotation,
Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 42 ............................................. 44
Abb. 7.20: Ergebnis nach dermoglandulärer Rotation, Abdallah A.,
Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 45 ............................................. 44
Abb. 7.21: Laterales Thoraxwandadvancement, Rezai M., Krämer S.,
Brusterhaltende Operationen und Ästhetik-Entwicklung der
operativen Senologie, Spekulum-Zeitschrift für Gynäkologie und
Geburtshilfe, 2009, 27 (3), S. 16, http://www.kup.at/kup/pdf/8190.pdf.. 45
Abb. 7.22: Präoperative Einzeichnung zum lateralen Thoraxwandadvancement,
Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag
Köln, 2008, S.31 .................................................................................. 45
Abb. 7.23: Laterales Thoraxwandadvancement, Rezai M., Krämer S.,
Brusterhaltende Operationen und Ästhetik-Entwicklung der
operativen Senologie, Spekulum-Zeitschrift für Gynäkologie und
Geburtshilfe, 2009, 27 (3), S. 16, http://www.kup.at/kup/pdf/8190.pdf.. 45
Abb. 7.24: intraoperativer Situs beim lateralen Thoraxwandadvancement,
Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 32 ............................................. 45
Abb. 7.25: postoperativer Situs beim lateralen Thoraxwandadvancement,
Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 36 ............................................. 45
Abb. 7.26: Ergebnis des lateralen Thoraxwandadvancement, Abdallah A.,
Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 37 ............................................. 45
Abb. 7.27: Einzeichnung zur Reduktionsplastik ,Gabka C., Bohmert H.,
Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der Brust, 2006, S. 44 .......... 46
Silvia Sobotta
VIII
Abb. 7.28: OP-Ergebnis nach Reduktionsplastik, Gabka C., Bohmert
H.,Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der Brust, 2006, S. 48...... 46
Abb. 7.29: Orientierungspunkte der Reduktionsplastik, verändert entnommen
aus Jatoi I., Kaufmann M., Petit J.Y., Atlas der Brustchirurgie,
Springer Verlag, 2008, S. 106.............................................................. 46
Abb. 7.30: Orientierungspunkte der Reduktionsplastik, Jatoi I., Kaufmann M.,
Petit J.Y., Atlas der Brustchirurgie, Springer Verlag, 2008, S. 106....... 46
Abb. 7.31: kraniale und kaudale Stielung des MAK, Jatoi I., Kaufmann M.,
Petit J.Y., Atlas der Brustchirurgie, Springer Verlag, 2008, S. 107....... 47
Abb. 7.32: unbefriedigendes Ergebnis nach BET, Abdallah A., Onkoplastische
Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 140 .................. 47
Abb. 7.33: BET-TEL, Rezai M., Krämer S., Brusterhaltende Operationen und
Ästhetik-Entwicklung der operativen Senologie, Spekulum-Zeitschrift
für Gynäkologie und Geburtshilfe, 2009, 27 (3),
http://www.kup.at/kup/pdf/8190.pdf, S. 16............................................ 48
Abb. 7.34: Einzeichnung zur BET-TEL, Abdallah A., Onkoplastische
Brustchirurgie,Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S.140 ..................... 48
Abb. 7.35: BET-TEL, Rezai M., Krämer S., Brusterhaltende Operationen und
Ästhetik-Entwicklungder operativen Senologie, Spekulum-Zeitschrift
für Gynäkologie und Geburtshilfe, 2009,27 (3),
http://www.kup.at/kup/pdf/8190.pdf, S. 16............................................ 48
Abb. 7.36: Ergebnis nach BET-TEL, Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 147 ........................................... 48
Abb. 7.37: Einzeichnung zur BET-LAT, Abdallah A., Onkoplastische
Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 184 ................... 48
Abb. 7.38: Einzeichnung zur BET-LAT, Abdallah A., Onkoplastische
Brustchirurgie Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 184 .................... 48
Abb. 7.39: BET-LAT, Rezai M., Krämer S., Brusterhaltende Operationen und
Ästhetik-Entwicklung der operativen Senologie, Spekulum-Zeitschrift
für Gynäkologie und Geburtshilfe, 2009, 27 (3),
http://www.kup.at/kup/pdf/8190.pdf, S. 16............................................ 49
Abb. 7.40: intraoperativer Situs BET-LAT, Abdallah A., Onkoplastische
Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S.189 .................... 49
Abb. 7.41: BET-LAT, Rezai M., Krämer S., Brusterhaltende Operationen und
Ästhetik-Entwicklung der operativen Senologie, Spekulum-Zeitschrift
für Gynäkologie und Geburtshilfe, 2009, 27 (3),
http://www.kup.at/kup/pdf/8190.pdf, S. 16............................................ 49
Abb. 7.42: intraoperativer Situs BET-LAT, Abdallah A., Onkoplastische
Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 191 ................... 49
Silvia Sobotta
IX
Abb. 7.43: Ergebnis BET-LAT, Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 194 ........................................... 49
Abb. 7.44: Ergebnis BET-LAT, Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 194 ........................................... 49
Abb. 7.45: Patientin nach einfacher zentraler Resektion rechts direkt nach
adjuvanter Radiatio, Jakesz R., Liebeskind U., Brustdrüsenkarzinom,
„o.E“ http://www.graphiks.info/brustambulanz/pdf/publikationen/
SpringerGnant2007.pdf, S. 8 ............................................................... 49
Abb. 7.46: erweiterte zentrale Resektion links mit horizontaler Narbe, Jakesz R.,
Liebeskind U., Brustdrüsenkarzinom, „o.E“
http://www.graphiks.info/brustambulanz/pdf/publikationen/
SpringerGnant2007.pdf, S. 8 ............................................................... 49
Abb. 7.47: Patientin nach zentraler Resektion rechts und BatwingVerschiebelappen-Technik, Jakesz R., Liebeskind U.,
Brustdrüsenkarzinom, „o.E“,
http://www.graphiks.info/brustambulanz/pdf/publikationen/
SpringerGnant2007.pdf, S 8 ................................................................ 50
Abb. 7.48: Patientin nach modifizierter zentraler Resektion nach Hall Findlay
links, Jakesz R., Liebeskind U., Brustdrüsenkarzinom, „o.E“,
http://www.graphiks.info/brustambulanz/pdf/publikationen/
SpringerGnant2007.pdf, S 8 ................................................................ 50
Abb. 7.49: Einzeichnung zur Mamillenrekonstruktion, Abdallah A.,
Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 401 ........................................... 51
Abb. 7.50: Einzeichnung zur Mamillenrekonstruktion, Kaufmann M., Jatoi I.,
Petit J.Y., Atlas der Brustchirurgie, Springer Verlag, 2008, S. 102....... 51
Abb. 7.51: intraoperativer Situs bei Mamillenrekonstruktion, Abdallah A.,
Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 402 ........................................... 51
Abb. 7.52: Technik der Mamillenrekonstruktion Kaufmann M., Jatoi I., Petit J.Y.,
Atlas der Brustchirurgie, Springer Verlag, 2008, S. 102 ....................... 51
Abb. 7.53: intraoperativer Situs bei Mamillenrekonstruktion, Abdallah A.,
Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 405 ........................................... 51
Abb. 7.54: Entnahme Areolahauttransplantat, Abdallah A., Onkoplastische
Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 406 ................... 51
Abb. 7.55: Platzierung Areolahauttransplantat, Abdallah A., Onkoplastische
Brustchirurgie, Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 406 ................... 51
Abb. 7.56: Rekonstruierter MAK, Abdallah A., Onkoplastische Brustchirurgie,
Deutscher Ärzteverlag Köln, 2008, S. 408 ........................................... 52
Silvia Sobotta
X
Abb. 11.1: Häufigkeitsverteilung von Patientinnen mit Mammakarzinom und
durchgeführter BET (Silvia Sobotta) .................................................... 61
Abb. 11.2: Bewertung des erreichten Ergebnisses (Silvia Sobotta)....................... 70
Abb. 11.3: Bezug Altersgruppe zu Erwartung an brusterhaltenden Eingriff
(Silvia Sobotta) .................................................................................... 71
Abb. 11.4: Erfüllung der Erwartungen an den Eingriff (Silvia Sobotta) .................. 71
Abb. 11.5: Bezug Altersgruppe zu negativen Einfluss auf…(Silvia Sobotta) ......... 72
Silvia Sobotta
XI
Tabellenverzeichnis:
Tab. 11.1:
Ergebnisdarstellung zu Frage 2 (Silvia Sobotta).............................. 61
Tab. 11.2:
Ergebnisdarstellung zu Frage 3 (Silvia Sobotta).............................. 62
Tab. 11.3:
Ergebnisdarstellung zu Frage 4 (Silvia Sobotta).............................. 62
Tab. 11.4:
Ergebnisdarstellung zu Frage 5 (Silvia Sobotta).............................. 62
Tab. 11.5:
Ergebnisdarstellung zu Frage 6a-6g (Silvia Sobotta)....................... 62
Tab. 11.6a:
Ergebnisdarstellung zu Frage 7 (Silvia Sobotta).............................. 63
Tab. 11.6b:
dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 7 (Silvia Sobotta) ..... 63
Tab. 11.7:
Ergebnisdarstellung zu Frage 8 (Silvia Sobotta).............................. 63
Tab. 11.8a:
Ergebnisdarstellung zu Frage 9 (Silvia Sobotta).............................. 63
Tab. 11.8b:
dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 9 (Silvia Sobotta) ..... 63
Tab. 11.9a:
Ergebnisdarstellung zu Frage 10 (Silvia Sobotta) ............................ 64
Tab. 11.9b:
dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 10 (Silvia Sobotta) ... 64
Tab. 11.10:
Ergebnisdarstellung zu Frage 11 (Silvia Sobotta) ............................ 64
Tab. 11.11a: Ergebnisdarstellung zu Frage 12 (Silvia Sobotta) ............................ 64
Tab. 11.11b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 12 (Silvia Sobotta) ... 64
Tab. 11.12a: Ergebnisdarstellung zu Frage 13 (Silvia Sobotta) ............................ 65
Tab. 11.12b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 13 (Silvia Sobotta) ... 65
Tab. 11.13:
Ergebnisdarstellung zu Frage 14 (Silvia Sobotta) ............................ 65
Tab. 11.14a: Ergebnisdarstellung zu Frage 15 (Silvia Sobotta) ............................ 65
Tab. 11.14b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 15 (Silvia Sobotta) ... 65
Tab. 11.15:
Ergebnisdarstellung zu Frage 16 (Silvia Sobotta) ............................ 66
Tab. 11.16a: Ergebnisdarstellung zu Frage 17 (Silvia Sobotta) ............................ 66
Tab. 11.16b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 17 (Silvia Sobotta) ... 66
Tab. 11.17a: Ergebnisdarstellung zu Frage 19 (Silvia Sobotta) ............................ 66
Tab. 11.17b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 19 (Silvia Sobotta) ... 66
Tab. 11.18:
Silvia Sobotta
Ergebnisdarstellung zu Frage 20 (Silvia Sobotta) ............................ 67
XII
Tab. 11.19:
Ergebnisdarstellung zu Frage 21 (Silvia Sobotta) ............................ 67
Tab. 11.20:
Ergebnisdarstellung zu Frage 22a-d (Silvia Sobotta)....................... 67
Tab. 11.21:
Ergebnisdarstellung zu Frage A1 (Silvia Sobotta) ........................... 68
Tab. 11.22:
Ergebnisdarstellung zu Frage A2 (Silvia Sobotta) ........................... 68
Tab. 11.23:
Ergebnisdarstellung zu Frage A3 (Silvia Sobotta) ........................... 68
Tab. 11.24:
Ergebnisdarstellung zu Frage A4 (Silvia Sobotta) ........................... 68
Tab. 11.25:
Ergebnisdarstellung zu Frage A5 (Silvia Sobotta) ........................... 69
Tab. 11.26:
Ergebnisdarstellung zu Frage A6 (Silvia Sobotta) ........................... 69
Tab. 11.27:
Ergebnisdarstellung zu Frage A7 (Silvia Sobotta) ........................... 69
Tab. 11.28:
Ergebnisdarstellung zu Frage A8 (Silvia Sobotta) ........................... 69
Tab. 11.29:
Ergebnisdarstellung zu Frage A9 (Silvia Sobotta) ........................... 70
Silvia Sobotta
XIII
Abkürzungsverzeichnis
ADH ............................................. atypische duktale Hyperplasie
ALH ............................................. atypische lobuläre Hyperplasie
ALND .......................................... Axilläry Lymphnode Dissektion = Axilladissektion
AWMF ......................................... Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer
Fachgesellschaften
BCCG .......................................... Breast-Cancer Co-operative Group
BET ............................................. brusterhaltende Therapie
BMI .............................................. Body-Mass Index
BRCA 1/2 Gen ............................ BReast CAncer 1/2 Gen (Tumorsuppressorgene)
DCIS ............................................ Ductales carzinoma in situ
DGGG .......................................... Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe
DGS ............................................. Deutsche Gesellschaft für Senologie
DKG ............................................ Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
EBCTCG ..................................... Early Breast Cancer Trialists Collaborative Group
EBCTG ........................................ Early Breast Cancer Trialist Group
EORTC ........................................ European Organisation for Research and Treatment
of Cancer
EPIC ............................................ European Prospective Investigation into Cancer and
Nutrition Studie
EVK ............................................. Evangelische Kliniken Gelsenkirchen GmbH
FEA .............................................. flache epitheliale Atypie
GnRH ........................................... Gonadotropin-Releasing-Hormon
HER2/neu..................................... Rezeptor human epidermal growth factor receptor 2
IBIS .............................................. International Breast Cancer Intervention
LADO/LAT ................................... Latissimus-dorsi-Lappenplastik
LCIS ............................................ lobuläres Carcinoma in situ
LN ............................................... Lobuläre Neoplasien
MAK ............................................ Mamillen-Areola-Komplex
MRM............................................. Modifizierte Radikale Mastektomie
MRT ............................................. Magnetresonanztomographie
NSABP......................................... National Surgical Adjuvant Breast and Bowel
Project
OP ............................................... Operation
PET ............................................. Positronen-Emissions-Tomographie
Silvia Sobotta
XIV
RKI .............................................. Robert-Koch-Institut
R-x ............................................... Resektionsrand
SCM ............................................ subcutane Mastektomie
SLNB ........................................... Sentinel-Node-Biopsie
SSM ............................................. skin sparing mastektomie
TARGIT ....................................... TARGeted Intra-operative radiation Therapy
TEL .............................................. thorako-epigastrischer Lappen
UDH ............................................. duktale Hyperplasie vom gewöhnlichen Typ
WHO ............................................ World Health Organisation
Silvia Sobotta
XV
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
1. Kurzfassung
1. Kurzfassung
Die brusterhaltende Therapie (BET) gepaart mit einer Radiatio gilt heutzutage bei der
operativen Behandlung des Mammakarzinoms als Standardverfahren. Ergänzt durch
plastische Operationstechniken gelingt es im Rahmen einer BET bei über 70% der
Betroffenen die Tumorresektion unter onkologischen Aspekten mit einem guten
ästhetisches Resultat zu erzielen. Dieses wiederum ermöglicht, den Distress der
Mammakarzinompatientinnen herabzusetzen und deren Lebensqualität zu erhalten
oder zu verbessern.
Ziel dieser Studie war es zu ermitteln, wie das Operationsergebnis in den EVK
subjektiv von den behandelten Patientinnen bewertet wird, ob ein ästhetisches
Ergebnis für die Betroffenen überhaupt von Bedeutung ist und ob und wie es sich auf
die Lebensqualität der Erkrankten auswirkte. Die Ergebnisse wurden anschließend mit
den in der Literatur dargestellten Aussagen verglichen.
Verbunden mit dieser Intention war auch die Frage, ob spezifische Erkenntnisse, die
einen Zusammenhang zwischen dem Resultat und dem Alter der Patientinnen
zulassen, gewonnen werden können, um die Behandlungsstrategie in dieser Klinik
hinsichtlich der Patientinnenzufriedenheit zu optimieren.
Methodik
Anhand einer Literaturrecherche wurde der aktuelle Behandlungsstandard für das
Mammakarzinom dargestellt. Der Vergleich von Ergebnissen aus der
Literaturrecherche mit Ergebnissen aus dem Klinikalltag der EVK, wurde durch eine
retrospektive Befragung von 164 Patientinnen mit Hilfe eines Fragebogens ermöglicht.
Ergebnisse
Das Durchschnittsalter der behandelten Patientinnen lag bei 58 Jahren. 90,5%
(n134 von 148) der Patientinnen waren außerordentlich zufrieden mit der individuellen
Beratung und der Rücksichtnahme auf ihre Meinung. 95.7% (n156 von 163) der
Befragten waren mit dem ästhetischen Ergebnis im Allgemeinen zufrieden, gemessen
an der Brust-Größe, -Form, -Symmetrie und der natürlichen Konsistenz der Brust lag
die Zufriedenheit bei 85,6% (n125 von 146). In 18,1% (n17 von 77) der Fälle wurde
eine Symmetrieoptimierung im Sekundäreingriff geplant. 94,4% (n34 von 36) der
Patientinnen waren auch nach neoadjuvanter Chemotherapie mit dem Ergebnis der
BET zufrieden. 82,7% (n134 von 162) der Patientinnen hatten keine Hemmungen sich
nackt anzuschauen. 90,6% der Patientinnen (n144 von 159) war es nicht unangenehm,
wenn ihnen nahestehende Personen die operierte Brust betrachteten. 95,1%
Silvia Sobotta
1
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
1. Kurzfassung
(n 155von 163) der Patientinnen empfanden die operierte Brust als vollen Teil ihres
Körpers. Die Sensibilität der operierten Brust im Vergleich zur nicht operierten Brust
wurde mit 83,6% (n122 von 146) als vorhanden bewertet. 80,7% (n131 von 162)
bewerteten die Berührungsempfindlichkeit der operierten Brust als gut. 45,8%
(n65 von 142) der Patientinnen gaben an, erotische Empfindungen in der operierten
Brust zu spüren. 89% (n146 von 164) aller BET erfolgten ohne Sekundäreingriff. Die 3
favorisierten Erwartungen der Patientinnen an die BET waren zu 95.7% die
Tumorektomie (n155 von 162), zu 90,1% nach der OP ein ‘normales’ Leben führen zu
können (n146 von 162) und zu 76,5% (n124 von 162) ein gutes ästhetisches Resultat.
Diese Rangfolge spiegelte sich auch in den festgelegten Altersgruppen wieder. Die
Erwartungen der Patientinnen an die BET konnten zu 90,2% (n148 von 164) erfüllt
werden. In allen festgelegten Altersgruppen konnten die Erwartungen zum größten Teil
erfüllt werden. Der dazu errechnete Mittelwert in den jeweiligen Altersgruppen lag
zwischen 5,33 und 5,67 (von max. 6 Punkten). Bei 7,5% (n12 von 161) der
Patientinnen hatte die BET negativen Einfluss auf die Partnerschaft, bei 5,5%
(n9 von 163) auf die Familie, bei 2,5% (n4 von 163) auf den Freundeskreis und bei
6,1% (n10 von 163) auf anderweitige soziale Ebenen. Das ästhetische Ergebnis wurde
von allen Altersgruppen mit einem Mittelwert zwischen 1,67 und 1,92
(nach Schulnotensystem) bewertet.
Schlussfolgerung
Die BET inklusive onkoplastischer Operationstechniken ermöglicht es, die Erwartung
der Patientinnen aller Altersgruppen, die auch an ein gutes ästhetisches Ergebnis
geknüpft sind, zu erfüllen und die körperliche Integrität von
Mammakarzinompatientinnen zu wahren. Obwohl die BET zu einem veränderten
Körper- und Erscheinungsbild führt, wurde der negative Einfluss durch dieses
Operationsverfahren auf die Betroffenen selbst, ihre Partnerschaft, die Familie, den
Freundeskreis und das weitere soziale Leben als sehr gering bewertet. Daher kann die
Schlussfolgerung gezogen werden, dass die BET sich nur im geringen Maße negativ
auf die Lebensverhältnisse der Betroffenen auswirkte. Die Ergebnisse der EVK,
entsprechen den Ergebnissen, die in der Literatur beschrieben werden.
Spezifische Erkenntnisse, die einen Zusammenhang zwischen der Bewertung der BET
in Abhängigkeit vom Alter der Patientinnen aufzeigen, konnten nur dahingehend
gewonnen werden, dass das ästhetische Ergebnis für alle Patientinnen wichtig ist, bei
jüngeren allerdings die gleiche Priorität besitzt, wie die Tumorektomie.
Silvia Sobotta
2
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
1. Abstract
Abstract
Nowadays Breast Conserving Surgery (BCS) paired with radiation is the standardized
method in breast cancer surgery. Completed with plastic surgery techniques, BCS is
able to remove the cancer under oncological aspects with a positive aesthetic result in
over 70% of the cases. Hence the distress of breast cancer patients can be reduced
and their quality of life can be obtained or be improved.
The aim of this trial was to find out how treated patients assess the value of surgery
results in the EVK, whether an aesthetic result is significant to the patients concerned
and if and how it affects their quality of life. The results were compared to literature.
This intention focused also on, whether there is a relation between the results and the
age of patients, to optimize the strategy of treatment in the hospital concerning the
patients satisfaction.
Methods
The standardized breast cancer treatment has been presented by reference to
literature research. A retrospective survey including 164 patients has been conducted
to compare these results with the results of the hospitals daily life.
Results
The average age of the treated patients was 58 years. 90,5% (n134 out of) 148) of
these patients were very satisfied with the individual advice and the consideration of
their opinion. 95.7% (n156 out of 163) felt comfortable with the aesthetic result in
general, as measured by breast size, -shape, -symmetry and -softness 85,6%
(n125 out of 146) were satisfied. The optimization of symmetry was planed in 18,1%
(n17 out of 77) cases in a second surgery. Even after neoadjuvant chemotherapy,
94,4% (n34 out of 36) patients felt comfortable with the results of BCS. 82,7%
(n134 out of 162) felt no shame to examine their mirror image. 90,6% (n144 out of 159)
of these patients were not discontented, if closely related persons saw their breast after
surgery. 95,1 % (n 155 out of 163) perceived the breast after surgery as a part of their
body. The sensibility of this breast was available in 83,6% (n122 out of 146). 80,7 %
(n 131 out of 162) indicated a good sensitivity of touch. 45,8 % (n 65 out of 142) of
these patients stated explicitly erotic emotions in their breast after surgery. 89%
(n146 out of 164) of all BCS were done without second surgery. Concerning BCS the 3
favored
implemented
expectations
were
to
remove
the
cancer
in
95.7%
(n155 out of 162), to lead a normal life in 90,1% ( n146 out of 162) and a positive
aesthetic result in 76,5% (n124 out of 162). This order of priority has been reflected in
the predefined age groups. The expectations of patients connected to BCS could be
Silvia Sobotta
3
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
1. Abstract
satisfied in 90,2% (n148 out of 164). To all predefined age groups the expectations
connected to BCS could be mostly answered .The calculated average value to all age
groups was 5,33 und 5,67 (max. 6 points).
7,5% (n12 out of 161) of the patients stated a negative effect of BCS related to the
partnership, 5,5% (n9 out of 163) to the family, 2,5% (n 4 out of 163) to the circle of
friends and 6,1% (n10 out of 163) to social life. Concerning to the aesthetic result, all
patients assessed the value of this result in an average between 1,67 and 1,92
(german school system).
Conclusion
BCS in addition with oncoplastic surgery is able to fulfill patients expectation
concerning to BCS, the positive aesthetic result and to preserve the body integrity.
Although BCS changes the body image and the physical appearance, the negative
surgical effect upon breast cancer patients themselves, their partnership, the family
and social life is small. Thus, the conclusion is that BCS has only small effects on life
conditions to patients concerned. These results can be compared to the results of
literature research.
A coherence between the value of BCS in addiction to the age of the treated patients
can be assessed to the effect that the aesthetic result is important to all patients; to
younger patients it has the same priority as removing the cancer itself.
Silvia Sobotta
4
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
2. Einleitung
2. Einleitung
Onkologie und Ästhetik sind Fachbereiche der Medizin, die auf den ersten Blick keine
Berührungspunkte zu haben scheinen.
Die Onkologie befasst sich mit der Äthiologie, Diagnostik, Therapie und Prävention von
Tumorerkrankungen, welche von Betroffenen mit Hoffnungslosigkeit und Unheilbarkeit
assoziiert werden.1 Die […] „Krebserkrankung“ wird […]„als etwas Unheimliches,
Bedrohendes und Vernichtendes angesehen“ […) und weckt […] „existentielle
Ängste“.2
Die Ästhetik in der Medizin wird mit Schönheitsoperationen oder Maßnahmen zur
Verbesserung oder Aufrechterhaltung des äußerlichen Erscheinungsbildes assoziiert.
Als ästhetische Chirurgie werden Eingriffe bezeichnet, die keiner medizinischen
Indikation unterliegen und nur auf Wunsch der Patienten durchgeführt werden.
Ästhetische Eingriffe dienen der Formveränderung und werden dem weiten Feld der
plastischen Chirurgie zugeordnet.3 Die plastische Chirurgie ist das Bindeglied zwischen
Onkologie und Ästhetik.
Primäres Ziel der Onkologie ist die Sicherstellung des Überlebens bzw. die
Verbesserung der Prognose hinsichtlich des Überlebens, sekundäres Ziel ist, die
Lebensqualität
der
betroffenen
Patienten
zu
erhalten,
zu
verbessern
oder
wiederherzustellen.4 Dies trifft auch für die Therapie des Mammakarzinoms zu. Mit
Hilfe chirurgischer Maßnahmen wird die Eliminierung des Tumors durch Resektion
erzielt und somit eine lokale Tumorkontrolle ermöglicht. Die Operation ist mit einer
gewissen Radikalität in der Vorgehensweise verbunden, die im schlimmsten Fall zu der
Amputation eines Organs führen kann, so dass die körperliche Integrität des einzelnen
Patienten nicht erhalten werden und diese wiederum zur Einschränkungen der
Lebensqualität führen kann.5 Im Gegensatz zur ästhetischen Chirurgie wird die
plastische
Chirurgie
in
Folge
einer
medizinischen
Indikation,
auch
unter
Berücksichtigung ästhetischer Faktoren, bei angeborenen oder erworbenen Defekten,
deren Ursache […] „Krankheit, Degeneration, Tumor, Unfall oder Alter“ […] sind,
eingesetzt,
um
[…]
„sichtbar
gestörte
Körperformen
und
-funktionen“
[…]
wiederherzustellen.6 Im Falle des Mammakarzinoms ist dies die Ablatio mammae.
Ein Ziel der Brustkrebstherapie ist, die Ablatio mammae, zu verhindern, den
Organerhalt zu ermöglichen und durch diesen, in Verbindung mit einem guten
1
Vgl. Hiddemann W. / Feuring-Buske M. / Lindner L.H. / et al, (2010), S. 13
Vgl. ebenda, S. 16
3
Vgl. Exner K., www.schoenheit-und-medizin.de, Zugriff: 22.07.2011
4
Vgl. Frick E., (2009), S. 68
5
Vgl. Siewert J.R. / Vogelsang H.E., (2010) , S. 470 ff.
6
Vgl. Berger A., (2009), Vorwort
2
Silvia Sobotta
5
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
2. Einleitung
ästhetischen Resultat, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten oder zumindest
einer Verschlechterung entgegenzuwirken. Dieser Aspekt ist den Patientinnen
allerdings nicht immer bewusst. Viele verbinden die Brustkrebsdiagnose zwangsläufig
mit der Amputation der Brust und sehen sich als verstümmelte Individuen.
Da die Mastektomie heutzutage für die meisten Patientinnen jedoch nicht mehr als
operatives Standardverfahren in der Mammakarzinomtherapie eingesetzt wird, stellt
sich die Frage, wann, wie und mit welchen Verfahren der Organverlust vermieden und
ein gutes ästhetisches Resultat erzielt werden kann.7 Müssen möglicherweise
plastische Verfahren, die mit einem Mehraufwand verbunden sind, angewendet
werden,
um
ein
gutes
ästhetisches
Ergebnis
bei
der
Behandlung
des
Mammakarzinoms zu erzielen und ist dieser Mehraufwand gerechtfertigt? Spielt die
Ästhetik als Co-Faktor der organerhaltenden Therapie bei der Behandlung des
Mammakarzinoms überhaupt eine Rolle oder ist das primäre Ziel der Onkologie, die
Sicherstellung des Überlebens und/oder die Verbesserung der Prognose hinsichtlich
des Überlebens, die einzige Erwartung, die Brustkrebspatientinnen an den Eingriff
stellen? Wie sind die Ergebnisse der organerhaltenden Operation und wie wirken sie
sich auf das Leben und letztendlich auf die Lebensqualität der Patientinnen aus? Ist ein
gutes ästhetisches Resultat, falls es erwartet wird, für Patientinnen aller Altersklassen
gleichermaßen bedeutend oder steht es besonders im Focus von jüngeren
Patientinnen?
Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, wurde im Kontext dieser Arbeit eine
Literaturrecherche, so wie eine retrospektive Befragung von Patientinnen nach BET
durchgeführt, um zu ermitteln, welchen Einfluss und welche Auswirkungen der
Organerhalt auf die Lebensqualität der Patientinnen mit Mammakarzinomdiagnose
nimmt. Die Patientinnenbefragung diente auch dazu, die Qualität der erbrachten
Leistung in der senologischen Abteilung der Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen
GmbH (EVK) zu ermitteln, um bei Bedarf eine Optimierung der Behandlungsstrategie
in dieser Klinik durchzuführen und die Ziele hinsichtlich der Patientenzufriedenheit
gegebenenfalls neu zu definieren. Angestrebtes Ziel des medizinischen Personals der
senologischen Abteilung ist neben einer 90-95%-igen Zufriedenheit der Patientinnen
mit der Beratung auch eine eben so hohe Quote bei der Bewertung des
Operationsergebnisses.
7
Fitzal F. / Gnant M., (2007), S. 61
Silvia Sobotta
6
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
3. Epidemiologie
3. Epidemiologie des Mammakarzinoms
Jede 8.-10. Frau in den Industriestaaten erkrankt an einem Mammakarzinom. In der
Altersgruppe der 35-55 -jährigen Frauen ist Brustkrebs die häufigste Todesursache in
der westlichen Welt. 8
Für Deutschland gelten folgende Angaben:
Brustkrebs ist die häufigste Krebsneuerkrankung bei Frauen. Das durchschnittliche
Erkrankungsalter liegt bei 64 Jahren. 57.970 Frauen erkrankten im Jahr 2006 an einem
Mammakarzinom.
17.286
Frauen
starben
in
diesem
Jahr
daran.
Die
Brustkrebsinzidenzrate nahm in den Jahren 1980-2000 stetig zu und ist seitdem
ungefähr gleichbleibend. Die relative 5-Jahres-Überlebensraten für Patientinnen mit
Mammakarzinom wird heute mit 83-87% angegeben.9
Im Jahr 2006 lag die höchste Erkrankungsrate für bösartige Neubildungen der
Brustdrüse in Deutschland in der Altersgruppe der 65-69 jährigen Patientinnen, im Jahr
1990 bei den 75-79 jährigen Patientinnen und im Jahr 1980 bei den 85 Jahre alten und
älteren Patientinnen. 10
Der Anteil an Brustkrebserkrankungen in Bezug auf Krebserkrankungen im
Allgemeinen ist von geschätzten 24% im Jahr 1980 auf 29% im Jahr 2006
gewachsen.11 Sie geht nicht parallel mit einer Steigerungsrate der Sterbefälle durch
Brustkrebs einher; diese sinkt bis heute zunehmend ca. seit dem Jahr 1996.12
Projektionen des RKI auf das Jahr 2010 stellen die Inzidenz von Brustkrebs, unter
Berücksichtigung des demographischen Wandels, mit 59.500 Fällen dar. 13
8
Vgl. Bühling K.J. / Friedmann W., (2009), S. 432
Vgl. RKI / GEKID e.V., (2010), S. 56
10
Vgl. ebenda, S. 57
11
Vgl. ebenda, S. 20
12
Vgl. ebenda, S. 58
13
Vgl. ebenda, S.15
9
Silvia Sobotta
7
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
4. Das Mammakarzinom
4.1
Äthiologie, Risikifaktoren, Symptome, Lokalisation und Ausbreitung des
Mammakarzinoms
i.
Äthiologie
Das Mammakarzinom ist ein maligner Tumor der weiblichen - in seltenen Fällen auch
männlichen - Brustdrüse. Die Äthiologie des Mammakarzinoms ist bis heute noch
weitestgehend unbekannt. Man unterscheidet genetisch bedingte Karzinome von
sporadisch auftretenden Karzinomen.14 Vor allem Östrogene scheinen bei der
Entstehung eines Mammakarzinoms eine Rolle zu spielen.15
ii.
Risikofaktoren
Die Risikifaktoren, die zur Entstehung von Mammakarzinomen führen können, sind
vielfältig. Zu den Risikifaktoren zählen die frühe erste Menarche, Nulliparae, höheres
Alter bei der Erstgeburt, spätes Klimakterium, Einnahme von Antikontrazeptiva,
Hormonersatztherapie im Klimakterium und postmenopausal, Übergewicht und
Bewegungsmangel, Tabakkonsum, Alkoholkonsum und die genetische-familiäre
Vorbelastung.16 Auch das höhere Lebensalter an sich, bereits aufgetretene
Brusterkrankungen, Präkanzerosen und Gewebeveränderungen, Kanzerogene und
Ko-Kanzerogene, eine höhere Brustdichte in der Mammographie u.v.a.m. können
Auslöser der Tumorerkrankung sein. 17
iii.
Symptome
Das Karzinom imponiert häufig als palpabler Knoten, der das Leitsymptom darstellt.
Weitere
Symptome
Mamillenretraktion,
können
Veränderungen
Mamillensekretion,
der
Brustform
Hautveränderungen
und
und
-größe,
-einziehungen,
Mastitis, Pèau D`Órange, Brustwarzenekzeme, Lymphknotenschwellungen (axillär
oder
supraklavikulär),
Schmerzen
und
Hautulzerationen durch Metastasen sein.
18
bei
fortgeschrittenen
Karzinom
auch
Auch die Unverschieblichkeit des Knotens
14
Vgl. Leischner H., (2007), S. 33
Vgl. Böcker W. / Kreipe H., (2008), S. 1013
16
Vgl. RKI / GEKID e.V., (2010), S. 56
17
Vgl. Wolf C. / Ataseven B. / Hanusch C.A. / et al, (2009), S. 12
18
Vgl. Leischner H., (2007), S. 33
15
Silvia Sobotta
8
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
auf
dem
Muskel
und
Mammakarzinoms sein.
iv.
das
Plateau
Phänomen
können
Anzeichen
eines
19
Lokalisation
Die Lokalisation des Tumors wird anhand von Quadranten beschrieben (s. Abb. 4.1).
Das Mammakarzinom kann auf diese Quadranten begrenzt sein, aber auch multifokal
und multizentrisch auftreten. In ca. 45% der Fälle ist das Mammakarzinom im oberen
äußeren Quadranten lokalisiert. Die Häufigkeitsverteilung im oberen inneren, im
unteren äußeren Quadranten und retromamillär liegt bei 10-25%. Der untere innere
Quadrant ist zu ca. 5% betroffen.20 Die dazu recherchierten Daten variieren
unerheblich. Meistens tritt das Mammakarzinom einseitig, bevorzugt in der linken Brust
auf. In 5-25% der Fälle kann eine multizentrische Ausbreitung und in 5-10% der Fälle
ein Befall der kontralateralen Brust festgestellt werden.21
(Abb. 4.1: Lokalisation und Häufigkeit des primären Mammakarzinoms,
Kaufmann M., 2008)
v.
Ausbreitung
Das invasive Mammakarzinom kann sowohl über die Lymph-, als auch über die
Blutgefäße, zumeist in Knochen, Pleura, Lungen, Leber und Gehirn, metastasieren.22
Ob eine Metastasierung stattgefunden hat, wird im Verdachtsfall durch das staging
ermittelt. Die Metastasierung erfolgt frühzeitig lymphogen.23 Daher wird dem Befall von
Lymphknoten für die Therapie des Mammakarzinoms große Bedeutung beigemessen.
19
Vgl. Buchta M. / Höper D.W. / Sönnichsen A., (2008), S. 243
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008) S. 21
21
Vgl. Bühling K. / Friedmann W. (2009), S. 435
22
Vgl. Emminger H. / Kia T., (2010), S. 1901
23
Vgl. Sauer R. (2010), S. 348
20
Silvia Sobotta
9
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
4.2
Tumorarten - Histologie des Mammakarzinoms
Ausgehend von den anatomischen Strukturen der Brust, können verschiedene
Karzinome bzw. Karzinomvorstufen der Brust unterschieden werden, die histologisch
anhand ihrer Invasivität und ihrem Ausbreitungsmuster differenziert werden.24
Mammakarzinome entstehen aus den Drüsenläppchen oder aus den Milchgängen
(lobuläres/duktales Karzinom) und können durch eine Basalmembran vom gesunden
Gewebe abgegrenzt sein (in situ Karzinome = Frühformen) oder diese durchbrochen
haben (invasive Karzinome). Die Gefahr der In situ Karzinome liegt in der Fähigkeit zu
entarten.25 26 Dies ist der Grund, warum sie therapiert werden.
Die Einteilung von Tumoren der weiblichen Brust orientiert sich an der Klassifikation,
die durch die World Health Organisation (WHO) vorgegeben wird.27
Die WHO-Klassifikation unterscheidet:
4.2.1
Lobuläre Neoplasien
Lobuläre Neoplasien (LN) betreffen die Drüsenläppchen. Zu diesen Neoplasien zählen
u.a. die atypische lobuläre Hyperplasie (ALH) und das lobuläre Carcinoma in situ
(LCIS). LN treten häufig multizentrisch und bilateral auf, gelten als Indikatorläsionen für
ein erhöhtes Brustkrebsrisiko und als nicht-obligate Vorläuferläsionen invasiver
Karzinome (invasives lobuläres Karzinom), die beobachtet werden müssen und deren
Therapie interdisziplinär diskutiert werden sollte.28
4.2.2
Intraduktale, proliferative Läsionen
Intraduktale, proliferative Läsionen betreffen die Milchgänge. Zu diesen Läsionen
zählen z.B. die duktale Hyperplasie vom gewöhnlichen Typ (UDH) mit geringer
Entartungswahrscheinlichkeit, die flache epitheliale Atypie (FEA), deren klinische
Bedeutung zur Zeit noch nicht erwiesen ist und für die, daraus folgend, keine
leitlinienkonforme Therapieempfehlung ausgesprochen wurde und die atypische
duktale Hyperplasie (ADH), die als Vorläuferläsion des DCIS mit erhöhter
Entartungswahrscheinlichkeit einhergeht und leitlinienkonform operativ entfernt werden
sollte.29
24
Vgl. Regierer A.C. / Possinger K., www.onkodin.de, Zugriff: 05.02.2011
Vgl. Leischner H., (2007), S. 33
26
Vgl. Böcker W. / Höfler H.K. / Lax S. / et al, (2008), S. 167 ff.
27
Vgl. Mayr, D. / Soltar, K. / Högel, B. / et al., (2009), S. 54
28
Vgl. ebenda, S. 55
29
Vgl. ebenda, S. 56 f.
25
Silvia Sobotta
10
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
4.2.3
Ductales carzinoma in situ
Das ductale carzinoma in situ (DCIS) ist eine Krebsvorstufe ausgehend von den
Milchgängen, die sich, in 70% aller Fälle, durch eine mammographisch sichtbare und
histopathologisch diagnostizierbare Einlagerung von Mikrokalk charakterisiert. Das
DCIS hat die Tendenz zur Entartung in ein invasives duktales Karzinom. Es ist selten
fokal begrenzt, häufig heterogen in der Brust verteilt und nicht palpabel. Die Größe des
DCIS spielt eine essentielle Rolle in der Therapieplanung, da von ihr das Rezidivrisiko
und die Entstehung von Microinvasionen abhängen.30 Die adäquate Entfernung der
Mikrokalkareale sollte deshalb mit Hilfe der Präparateradiographie überprüft werden. 31
4.2.4
Invasive Karzinome
Das häufigste invasive Karzinom der Mamma ist das invasiv duktale Karzinom,
welches in 45-75% aller Fälle vorliegt und in verschiedene Subtypen unterteilt werden
kann. Weitere Formen des invasiven Karzinoms sind das invasiv lobuläre Karzinom
(5-15%) mit verschiedenen Subtypen, das medulläre (1-7%), tubuläre (1-2%),
muzinöse (1-2%), papilläre (1-2%) und andere Formen, deren Häufigkeit unter 1%
liegt. Invasive Karzinome können auch als Mischtypen vorliegen.32
Darüber hinaus können sie eine extensive intraduktale Komponente aufweisen. Dies
bedeutet, dass mehr als 25% des Tumorvolumens histopathologisch als DCIS
bestimmt werden kann und dieses sich über die Grenzen des invasiven Anteils hinaus
ausweitet. Daher muss die Operation diesen Nachweis durch ein vergrößertes
Resektionsvolumen berücksichtigen.33
4.2.5
i.
Sonderformen
Inflammatorisches Mammakarzinom
Das inflammatorische Karzinom ist ein invasives Karzinom, welches durch ein
Brusthautödem (Peau d´orange) und -Brusthauterythem charakterisiert ist und in 80%
der Fälle mit einer dermalen Lymphgefäßinvasion korreliert. Es muss durch
histologische Untersuchungen eindeutig von einer Mastitis abgegrenzt werden.34
30
Vgl. ebenda, S. 57 ff.
Vgl. Scheich D. / Artmann A. / de Waal J.C. / et al., (2009), S. 48 f.
32
Vgl. Mayr, D. / Soltar, K. /, Högel, B. / et al., (2009), S. 61 ff.
33
Vgl. Silva O., / Zurrida St., (2007), S. 194
34
Vgl. Stadler P. / Bauerfeind I. / Bastert G. / et al., (2009), S. 306
31
Silvia Sobotta
11
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
ii.
M. Paget der Mamille
Das M. Paget der Mamille ist ein Adenokarzinom, das sich überwiegend basierend auf
einem DCIS entwickelt und wie dieses entarten kann.35 Es stellt sich als nässendes,
brennendes und juckendes Ekzem der Brustwarze und der Areola dar, welches mit
einer Mamillensekretion und/oder einer Mamillenretraktion einhergehen kann.36
4.3
Histopathologische Differenzierung und Klassifikation des
Mammakarzinoms
Die histologische Begutachtung von Gewebe hat eine hohe Relevanz bei der
Behandlung von Tumoren, da sie einerseits den Tumornachweis erbringt und
andererseits für die weitere Krebstherapie maßgebend ist. Der histopathologische
Nachweis eines Tumors, seine Typisierung, seine Graduierung, so wie die
Tumorausbreitung sind Parameter, anhand derer die individuelle Therapieplanung
erfolgt.37 Das Ergebnis der histopathologischen Untersuchung stellt daher auch beim
Mammakarzinom
die
Basis
Entscheidungsgrundlage
für
für
die
alle
Therapie
dar
Maßnahmen,
und
die
ist
im
die
wichtigste
individuellen
Behandlungskonzept für jede Patientin festgelegt werden, um die Erkrankung
erfolgreich zu therapieren.38
39
Da bei Veränderungen der Brustdrüse in den meisten
Fällen weder durch die klinische Untersuchung noch durch die Mammographie eine
eindeutige Aussage zur Benignität oder Malignität der auffälligen Läsion bzw. des
auffälligen Areals gemacht werden kann, ist die Dignitätsfeststellung durch die
histologische Sicherung anhand von Probeexzisionen obligat und für die weitere
Therapie entscheidend.40 Wichtigstes Kriterium zur Festlegung der therapeutischen
Schritte beim Mammakarzinom ist das Staging, das durch die pTNM-Klassifikation
abgebildet wird. Die TNM-Klassifikation spiegelt wieder, in welchem Stadium sich das
Karzinom befindet. Sie gibt an wie groß ein Tumor ist (T), ob ein Lymphknotenbefall
vorliegt (N) und ob eine Metastasierung (M) stattgefunden hat (s. Anhang 2).41 Die
TNM-Klassifikation wird u.a. in die Planung des operativen Vorgehens implementiert
und ist Grundlage für die Auswahl der operativen Technik. Neben diesen Faktoren sind
auch Angaben über die Multifokalität und Multizentrizität des Mammakarzinoms für das
35
Vgl. Scheich D. / Artmann A. / de Waal J.C. / et al., (2009), S. 58
Vgl. Stadler P. / Bauerfeind I. / Bastert G. / et al., (2009), S. 308
37
Vgl. Böcker W. / Höfler H. K. / Lax S. / et al, (2008), S. 211
38
Vgl. Janni W. / Rack B. / Friese K., (2008), S. 350 ff.
39
Vgl. Mayr, D. / Soltar, K. / Högel, B. / et al., (2009), S. 54
40
Vgl. Harbeck N. / Kiechle M., (2006), S. 597
41
Vgl. Böcker W. / Kreipe H., (2008), S. 1019
36
Silvia Sobotta
12
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
therapeutische Konzept ausschlaggebend und werden zur näheren Differenzierung
von Mammakarzinomen durch die Pathologie bestimmt.
Die bereits genannten Faktoren wie die TNM-Klassifikation, das Typing und das
Grading, zusammen mit biologischen Kriterien und dem Alter der Patientinnen, werden
als Prognosefaktoren mit klinischer Relevanz für das Auftreten eines Rezidivs, die eine
Aussage
über
den
Erkrankungsverlauf
beim
Mammakarzinom
ermöglichen,
bezeichnet. Es sind klassische Prognosefaktoren, die durch eine Vielzahl neuer
Prognosefaktoren, die weitere morphologische, biochemische, zellkinetische und
genetische Bausteine berücksichtigen, ergänzt werden können.42
Von den zuletzt genannten Faktoren müssen prädiktiven Faktoren unterschieden
werden, anhand derer die Wirksamkeit von Behandlungsmaßnahmen vorhergesagt
werden kann. Zu den evidenzbasierten prädiktiven Faktoren, die zugleich als
Prognosefaktoren herangezogen werden, zählen der Hormonrezeptorstatus, der
HER2/neu Status und der Menopausenstatus.43 Der Hormonrezeptorstatus und der
HER2/neu Status sind Parameter, die immunhistochemisch bzw. molekularbiologisch
standardisiert durch die Pathologie ernittelt werden, um die Neoplasie näher zu
bestimmen. Der Menopausenstatus ist wichtig, da im besonderen Maße bei
hormonrezeptor-positiven Tumoren unterschiedliche Hormontherapien bei prä-oder
postmenopausalen
Patientinnen
durchgeführt
werden.44
Wie
schon
erwähnt,
ermöglicht die Bestimmung der prädiktiven Faktoren neben der Prognose auch die
Auswahl therapieansprechender Maßnahmen (z.B. Medikamente).45
4.4
Diagnostik
Das Leitsymptom des Mammakarzinoms ist der palpable Knoten, der häufig von den
betroffenen Frauen in der Selbstuntersuchung der Brust oder durch Palapation bei den
jährlichen klinischen Krebsvorsorgeuntersuchungen durch den Gynäkologen/-in
getastet wird. Nicht palpable Läsionen und andere Auffälligkeiten werden häufig durch
die Mammographie festgestellt.46 Der tastbare Knoten, so wie Auffälligkeiten in der
Mammographie führen zur Verdachtsdiagnose „Mammakarzinom“, welche durch
weitere diagnostische Maßnahmen bestätigt oder widerlegt werden kann. Zu diesen
Maßnahmen zählen weitere bildgebende Verfahren und Biopsien.47 Die weiterführende
Diagnostik muss durchgeführt werden, da benigne Erkrankungen der Brustdrüse, wie
42
Vgl. Rack, B. / Ataseven, B. / Eiermann, W. / et al, (2009), S. 92 ff.
Vgl. Rack, B. / Ataseven, B. / Eiermann, W. / et al, (2009), S. 92 und 96 ff.
44
Vgl. DKG, www.krebsgesellschaft.de, Zugriff: 26.03 2011.
45
Vgl. Rack B. / Ataseven B. / Eiermann W. / et al, (2009), S. 92 ff.
46
Vgl. Böcker W. / Kreipe H., (2008), S. 1003
47
Vgl. Scheich D. / Artmann A. / de Waal J.C. / et al., (2009), S. 31
43
Silvia Sobotta
13
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
z.B. das Fibroadenom, die sklerosierende Adenose, die radiäre Narbe und
entzündliche Veränderungen, ein Karzinom vortäuschen können. 48
4.4.1
Bildgebende Verfahren zur Sicherung eines Mammakarzinoms
Zu den bildgebenden Verfahren, die in der Diagnostik des Mammakarzinoms
eingesetzt werden, zählen:

die Mammographie, als unspezifisches röntgenologisches Verfahren

die Galaktographie zur Darstellung intraduktaler Prozesse

die Mammasonographie, als wichtige additive Methode zur Karzinomdiagnostik

die Magnetresonanztomographie (MRT) mit Kontrastmittelinjektion

die Positronen-Emissions-Tomographie (PET)49
4.4.2
Minimal-Invasive Verfahren
Minimal-invasive Verfahren dienen dazu, perkutan Gewebeproben zu gewinnen, um
eine histologische Untersuchung des auffälligen Befundes und die Sicherung der
Verdachtsdiagnose ohne operatives Verfahren zu ermöglichen. Palpable Läsionen
können direkt, nicht palpable Läsionen müssen lokalisiert und dann unter bildgebender
Steuerung, punktiert werden. Grundsätzlich gilt die Empfehlung alle perkutanen
Biopsien bildgesteuert durchzuführen.50
Soll ein mammographisch detektierter, nicht palpabler, suspekter Befund der Brust
abgeklärt werden, so kann die Lokalisation sonograghisch gestützt durchgeführt
werden, da 60% dieser Läsionen in diesem Verfahren erkennbar sind und somit eine
Biopsie ermöglichen. Dieses Verfahren ist weniger belastend für die Betroffenen. Liegt
sonographisch kein Korrelat vor oder sollen Mikrokalzifikationen beurteilt werden, muss
die Lokalisation und darauf folgende Intervention mit Hilfe der Stereotaxie erfolgen. Die
histologisch gewonnenen Erkenntnisse werden dann in Korrelation mit der Bildgebung
interdisziplinär zur Diagnosesicherung eingesetzt.51 Die histologische Untersuchung
der in minimal-invasiven Verfahren gewonnenen Gewebeproben ermöglicht schon
präoperativ in großem Umfang die beschriebene Differenzierung der abnormen
Gewebemasse und eine Therapieplanung.52
48
Vgl. Böcker W. / Kreipe H., (2008), S. 1003
Vgl. Scheich D. / Artmann A. / de Waal J.C. / et al., (2009), S. 38 ff.
50
Vgl. Ao. Univ.-Prof. Dr. Fuchsjäger M., www.aco-asso.at, Zugriff: 18.02.2011
51
Vgl. Scheich D. / Artmann A. / de Waal J.C. / et al., (2009), S. 45 f.
52
Vgl. DKG / DGGG, (2008), S. 56
49
Silvia Sobotta
14
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
Zu den minimal-invasiven Methoden in der Brustkrebsdiagnostik zählen:

die Feinnadelbiopsie (nicht empfohlen)

die Hochgeschwindigkeits-Stanzbiopsie

die Vakuumbiopsie, die in der Regel als stereotaktische Vakuumbiopsie unter
Röntgensicht, aber auch sonographisch erfolgen kann.53
Den beiden letztgenannten Verfahren gemeinsam ist die notwendige Clipmarkierung
der Biopsiehöhle nach Entnahme der Biopsate. Während der minimal-invasiven
Interventionen können vor allem besonders kleine Läsionen komplett entfernt werden,
so dass bei Bedarf einer erneuten Exzision z.B. durch eine histologische
Malignomsicherung etc. die Lokalisation des entnommenen Biopsates nicht mehr
nachzuvollziehen wäre. Um dieses zu vermeiden und die Lokalisation und Resektion
des Tumors nach neoadjuvanter Chemotherapie, die zu einer Komplettremission
führen
kann,
zu
ermöglichen,
wird
die
Clipmarkierung
der
Biopsiehöhle
54
vorgenommen.
4.4.3
Offene Biopsien
Ist durch die zuvor beschriebenen bildgebenden und minimal-invasiven Verfahren kein
aussagekräftiges Resultat erzielt worden und kann eine minimal-invasive Intervention
nicht durchgeführt werden bzw. erfordert das histologische Ergebnis ein zusätzliches
Vorgehen, so wird eine offene Biopsie zur histologischen Abklärung des Befundes
durchgeführt.
Mit
Hilfe
einer
Drahtmarkierung,
die
mammographisch,
sonografisch
oder
kernspintomographischen platziert werden kann, werden insbesondere nicht palpable,
in vielen Fällen aber auch palpable, Tumorherde gekennzeichnet. Anhand dieser
Drahtmarkierung ist die Resektion des Befundes im betroffenen Areal möglich. Sind
Tumorherde palpabel und nicht markiert, können sie ausschließlich anhand der
Palpation reseziert werden. Die komplette Exzision der Läsion sollte durch die
Präparatesonographie,
bei
nachweisbaren
Mikroverkalkungen,
durch
die
Präparateradiographie dokumentiert werden.55
53
Vgl. Scheich D. / Artmann A. / de Waal J.C. / et al., (2009), S. 46
Vgl. ebenda, S. 47
55
Vgl. ebenda, S. 48 f.
54
Silvia Sobotta
15
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
4.5
Prävention des Mammakarzinoms
Da das Mammakarzinom als häufigste Krebsneuerkrankung bei Frauen immer stärker
im medizinischen und gesellschaftlichen Fokus steht, zunehmend in den Medien
präsent und auch gesundheitsökonomisch relevant ist, spielt auch Prävention in
diesem Kontext eine wichtige Rolle. Verdeutlicht wird dies u.a. durch die
flächendeckende Einführung von Mammographie-Screeningprogrammen, die nicht nur
in Deutschland, sondern weltweit durchgeführt werden. Auch die Gründung von s. g.
Brustzentren, d.h. von Standorten, die spezialisiert sind auf die Diagnostik, Therapie
und
Beratung
gesellschafts-
von
und
Patientinnen
mit
Mammakarzinom,
gesundheitspolitische
Relevanz.
verdeutlicht
Verschiedene
dessen
präventive
Maßnahmen können durchgeführt werden, um die Entstehung des Mammakarzinoms
oder eines Rezidivs zu verhindern. Im Bereich der Prävention von Krankheiten kann
zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention differenziert werden. Eine
eindeutige Trennung zwischen den verschiedenen Präventionsmaßnahmen ist nicht
immer möglich. Prävention und akute Behandlung von Patienten können nicht immer
eindeutig getrennt werden, sie sind fließend. 56
4.5.1
Primärprävention
Als Primärprävention gelten Maßnahmen, die die Entstehung einer Erkrankung
möglichst verhindern und die Gesundheit erhalten.57 Zur Primärprävention bei
Mammakarzinom
zählen ausgetragene Schwangerschaften in jungen Jahren,
Mehrfachgeburten, (längeres) Stillen, Verzicht auf östrogen- und progesteronhaltige
Medikamente, Verzicht auf Alkohol- und Tabakkonsum, regelmäßige körperliche
Aktivitäten und Sport.58
Vermehrter Obst- und Gemüsekonsum, d.h., eine, im Allgemeinen als besonders
gesund angesehene Ernährungsweise und explizite Auswahl von Lebensmitteln,
scheint dagegen keinen positiven Einfluss auf das Brustkrebsrisiko zu nehmen,
berichtet das RKI in seiner Gesundheitsberichterstattung.59
Das Tumorzentrum München stellt dar, dass ein Zusammenhang zwischen Ernährung
und
Brustkrebs
in
Teilaspekten
und
durch
Ernährungsgewohnheiten,
Nahrungsinhaltsstoffen
Körpergewicht/Adipositas
durch
Studien
differenziertere
und
Bewertung
-kompositionen,
nachgewiesen
werden
von
so
wie
konnte.
Mit
56
Vgl. Kassenärztliche Bundesvereinigung, www.kbv.de, Zugriff: 26.07.2011
Vgl. ebenda
58
Vgl. RKI/GEKID e.V., (2010), S. 56
59
Vgl. ebenda, S. 56
57
Silvia Sobotta
16
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
zunehmendem Body-Mass Index (BMI) steigt die Neuerkrankungs- und Sterberate von
Brustkrebspatientinnen signifikant.60
Die
EPIC
Studie
des
Deutschen
Institutes
für
Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke, stellte ein Ernährungsmuster fest, welches mit einem erhöhten
Brustkrebsrisiko
einhergeht.
Ein
vermehrter
Verzehr
von
Butter,
Margarine,
verarbeitetem Fleisch und Fisch, sowie ein geringerer Brot- und Fruchtsaftkonsum
führte im Verlauf von beobachteten 6 Jahren zu etwa doppelt so vielen
Brustkrebserkrankungen wie in der Vergleichsgruppe, die sich gegenteilig ernährte.61
Zusammenfassend kann resümiert werden, dass letztendlich ein gesundheitlich
angemessener Lebensstil als Primärprävention angesehen werden kann.
i. Prävention bei genetischem Defekt
Bei ca. 5%-10% aller betroffenen Patientinnen ist eine genetische Mutation Ursache für
die Entstehung eines Mammakarzinoms. Hierbei sind insbesondere die Genmutationen
BRCA1- bzw. BRCA2 zu nennen. In diesen Fällen manifestiert sich die Erkrankung
meist zwischen dem 45.-50. Lebensjahr, folglich eher, als beim sporadisch
auftretendem Mammakarzinom. Bei Patientinnen, bei denen eine genetische Mutation
vermutet wird, erfolgt die Diagnostik einerseits durch die Stammbaumanamnese und
im weiteren Verlauf durch einen genetischen Bluttest.62
Liegt eine genetische Mutation vor, ist die prophylaktische beidseitige Mastektomie und
Ovarektomie nach vollzogener Familienplanung, ab dem 35.-40. Lebensjahr, eine
Möglichkeit zur Prävention (Risikoreduktion von ca. 90-95%), die jedoch kontrovers
betrachtet wird, da vor allem psychologische Langzeitauswirkungen noch nicht
erforscht und bedeutende Auswirkungen auf das Gesamtüberleben statistisch nicht
nachgewiesen werden konnten.63
ii. Medikamentöse Prävention
Eine weitere Möglichkeit zur Brustkrebsprävention wäre die prophylaktische Einnahme
von
Medikamenten,
zu
denen
Antiöstrogene
(Tamoxifen,
Raloxifen),
Aromatasehemmer (Anastrozol), Bisphosphonate und andere Medikamente gehören.
Diese senken die Brustkrebsneuerkrankungsrate, gehen jedoch mit diversen
Nebenwirkungen einher. Viele Studien wurden und werden zu dieser Thematik
60
Vgl. Wolf C. / Ataseven B. / Hanusch C.A. / et al., (2009), S. 13 f.
Deutsches Institut für Ernährungsforschung, www.dife.de, Zugriff: 19.08.2011
62
Vgl. Rühl I.M. / Artmann A. / Baumgärtner A.K. / et al., (2009), S. 100 ff.
63
Vgl. Wolf C. / Ataseven B. / Hanusch C.A. / et al., (2009), S. 14
61
Silvia Sobotta
17
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom
durchgeführt (z.B. NSABP-P-1 / Star-Studie / IBIS 1/2 Studie). Die prophylaktische
Gabe dieser Medikamente wird für Risikopatientinnen in Erwägung gezogen.64 In
Deutschland
wird
die
prophylaktische
Einnahme
dieser
Medikamente
zur
Brustkrebsprävention jedoch nur unter Studienbedingungen empfohlen. Weiterhin sind
die o.g. Medikamente in Deutschland zu Präventionszwecken nicht zugelassen.65
4.5.2
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention umfasst alle Maßnahmen, die die Früherkennung von
Krankheiten ermöglichen, so dass mittels einer frühzeitigen Therapie das Fortschreiten
der diagnostizierten Erkrankung verhindert und ggfls. eine komplette Heilung
ermöglicht wird.66 Zur Sekundärprävention bei Brustkrebs zählen die BrustSelbstuntersuchung der Frau, die jährliche Brustuntersuchung durch den/die
Gynäkologen/in sowie die Mammographie als bildgebendes röntgenologisches
Verfahren, bei Bedarf auch sonographisch unterstützt. 67
Um Mammakarzinome in einem möglichst frühen Stadium zu diagnostizieren und
damit einhergehend bessere und weniger invasive therapeutische Schritte, eine höhere
Rate vollständiger Genesung (Mortalitätssenkung) und eine bessere Lebensqualität zu
erzielen,
wurden
in
programme eingeführt.
Deutschland
68
flächendeckend
Mammographie-Screening-
Anspruch auf das Mammographie-Screening haben alle
Frauen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr innerhalb von 24 Monaten.69 Die
Teilnahme
erfolgt
freiwillig.
Der
Nutzen,
d.h.
die
präventive
Wirkung
von
Mammographiescreeningprogrammen ist allerding bis heute umstritten. Neben den
aufgeführten
Vorteilen
werden
auch
Nachteile
des
Mammographiescreenings
beschrieben.
Nachteile dieser Screeningprogramme sind:
 strahleninduzierte Karzinome
 eine Überdiagnose / Übertherapie bei Karzinomen, die möglicherweise niemals
symptomatisch geworden wären, allerdings, da im Screening entdeckt, wie solche
therapiert werden
 Einschränkung
der
Lebensqualität
aufgrund
einer
vorverlegten
Diagnose
64
Vgl. Universimed, http://gynaekologie-geburtshilfe.universimed.com, Zugriff: 31.12.2010
Vgl. Wolf C. / Ataseven B. / Hanusch C.A. / et al., (2009), S. 22
66
Vgl. Kassenärztliche Bundesvereinigung, www.kbv.de, Zugriff: 26.07.2011
67
Vgl. Wolf C. / Ataseven B. / Hanusch C.A. / et al., (2009), S. 23
68
Vgl. ebenda, S. 23
69
Vgl. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Früherkennung von Krebserkrankungen
www.kvwl.de, S.6, Zugriff: 15.03.2011
65
Silvia Sobotta
18
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
4. Das Mammakarzinom | 5. Historischer Überblick
 Schmerzen bei der Mammographie
 falsch-positive, falsch-negative Befunde (vor allem bei dichtem Brustdrüsengewebe). 70 71
 aufgrund des Untersuchungsintervalls von 24 Monate werden tendentiell häufiger
langsam wachsende Karzinome, d.h. eher benigne und weniger häufig schnell
wachsende / aggressive Tumoren, d.h. maligne Tumore, diagnostiziert, was auf die
Tumorbiologie zurückzuführen ist
 um letztendlich eine Reduktion der Brustkrebssterblichkeit zu erzielen, müssen 70%
der anspruchberechtigten Patientinnen am Mammographiescreeningprogramm
teilnehmen.72
4.5.3
Tertiärprävention
Zur Tertiärprävention zählen alle Maßnahmen, die nach Ausbruch der Erkrankung,
dazu eingesetzt werden, um Komplikationen auszuschließen oder hinauszuzögern und
Rezidive zu verhindern. Prävention und akute Behandlung von Patienten können nicht
immer eindeutig getrennt werden, sie sind fließend.73 Da die Tertiärprävention als
Vermeidung
von
Folgeschäden
und
Begleiterkrankungen
definiert
ist
und
Komplikationen, so wie ein rezidivierendes Auftreten der Erkrankung durch
Tertiärprävention
vermieden
werden
soll,
ist
letztendlich
die
Therapie
des
Mammakarzinoms als Tertiärprävention anzusehen.74,75 Auch Maßnahmen der
Rehabilitation und Wiedereingliederung in die Gesellschaft und das Berufsleben
werden als Tertiärprävention bezeichnet.76
5. Historischer Überblick zur Therapie und aktuelle
Behandlungsstrategien beim Mammakarzinom
Erste Angaben zur chirurgischen Therapie von Mammakarzinomen sind auf die alten
Ägypter (ca. 3000-2500 Jahre v. Chr.) zurückzuführen. Zu dieser Zeit wurden
Mammatumore durch chirurgische Resektion therapiert. Ob diese Behandlungsform
richtig war und wie die tatsächliche chirurgische Therapie aussah, ist bis in die
70
Vgl. Schreer I. / Altland H. / Engel J. / et al., S 103 f., www.senologie.org, Zugriff: 26.07.2011
Vgl. Bock K.,/ Albert U.S. / Schreer I. / et al., S. 84, ebenda, Zugriff: 26.07.2011
72
Vgl. Gibis B. / Pfandzelter R., (2006), S. 26 ff.
73
Vgl. KBV, www.kbv.de, Zugriff: 26.07.2011
74
Vgl. Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen e.V., www.gesundheit-nds.de,
,Zugriff: 31.07.2011
75
Vgl.Gibis B. / Pfandzelter R., ( 2006), S. 26
76
Vgl. Kraus T. / Letzel S. / Nowak D., (2010), S. 63, 278, 294 ff.
71
Silvia Sobotta
19
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
5. Historischer Überblick
Gegenwart umstritten. Grund für die Differenzen waren widersprüchliche Ansichten
darüber, ob das Mammakarzinom eine systemische oder eine lokale Erkrankung sei.
Die vom späten 19. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
praktizierte operative Therapie des Mammakarzinoms ist auf Rudolph Virchows
Theorie zu den Entstehungsmechanismen des Mammakarzinoms zurückzuführen. Er
ging davon aus, dass das Mammakarzinom ursprünglich von Epithelzellen ausgehe
und sich entlang von Faszien und Lymphgängen ausbreite. Für Virchow war das
Mammakarzinom eine lokale Erkrankung, die durch eine Operation geheilt werden
könne. Beeinflusst durch die Arbeit Virchows, angelehnt an dessen Theorie zur
Pathomorphologie
(amerikanischer
des
Mammakarzinoms,
Chirurg)
1894
ein
veröffentlichte
Konzept
zur
William
operativen
Halsted
Therapie
des
Mammakarzinoms. Er empfahl die radikale Entfernung der erkrankten Brust inklusive
des Muskulus pectoralis major und den gleichseitigen axillären Lymphknoten im
Ganzen, da er annahm, dass das Mammakarzinom, ausgehend vom Primärtumor, sich
zentrifugal und kontinuierlich ausbreite und nur durch diese Radikalität therapierbar
sei.77 Dieses operative Konzept wurde akzeptiert und unverändert bis Mitte des 20.
Jahrhunderts durchgeführt. Es ist als radikale Mastektomie bekannt. Grundlage für
dieses Konzept war die Vermutung, dass die radikale Entfernung der beschriebenen
Komponenten zu einer Mortalitätssenkung führen würde, da beobachtet werden
konnte, dass die Rate an lokalen Rezidiven durch eine Operation verringert werden
konnte.
1948 wurde in einem Kurzbericht durch Patey und Dyson (2 Chirurgen aus London) die
Modifizierte
Radikale
Mastektomie
(MRM)
als
Therapiekonzept
mit
gleicher
Wirksamkeit im Vergleich zur radikalen Mastektomie publiziert. Der Unterschied der
MRM zur radikalen Mastektomie liegt im Verzicht auf die Entfernung des M. pektoralis
major und resultiert in einer weniger starken Verstümmelung der Frau. Gleichzeitig
wurde durch McWhriter die Hochvoltstrahlentherapie in Kombination mit der einfachen
Mastektomie in die Behandlung des primären Mammaskarzinoms eingeführt und legte
den Grundstein zur brusterhaltenden Therapie.78 Trotz dieser Variante wurde die
radikale
Mastektomie
ca.
80
Jahre
lang
standardisiert
zur
Therapie
des
Mammakarzinoms durchgeführt.79
77
Vgl. Halsted W, www.ncbi.nlm.nih.gov, Zugriff: 19.08.2011
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S. 1 ff.
79
Vgl. Berchtold R. / Bruch H.-P. / Trentz O., (2008), S. 583
78
Silvia Sobotta
20
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
5. Historischer Überblick | 6. Therapie
5.1
Aktuelle Behandlungsstrategien
Bernard Fisher, Professor der Chirurgie in Pitsburgh/USA, stellte in den 60er Jahren
des 20. Jahrhunderts die Theorien Halsted`s in Frage. Nach Fisher`s Ansicht handelt
es sich beim operablen Mammakarzinom u.a. um eine systemische Erkrankung, bei
der die Ausbreitung der Tumorzellen keinem spezifischen Muster unterliegt, vom
Blutfluss abhängig ist und diskontinuierlich erfolgt, so dass eine „En-bloc“-Resektion
von Brustdrüse, Muskeln und axillären Lymphknoten hinterfragt werden muss. Das
Überleben der betroffenen Patientinnen ist für Fisher unabhängig von der Technik der
lokalen Therapie (operatives Vorgehen) und spiegelt am wahrscheinlichsten ein WirtTumor Verhältnis wieder. Das Konzept Fisher`s hatte zur Folge, dass die lokoregionale
Therapie zunächst zurückgedrängt wurde und an Bedeutung verlor. 80 81
Die
heutige
Therapie
des
Mammakarzinoms
basiert
auf
Fishers
Theorien,
implementiert jedoch auch die Hypothesen Halsted`s, die von einer lokalen Erkrankung
ausgingen.82 Beide Theorien werden in der Spektrum-Hypothese (Spektrum Theorie)
von
Harris
und
Hellman
vereint.83
Diese
Hypothese
stellt
dar,
dass
das
Mammakarzinom sich von Beginn an sowohl als lokal, aber auch als systemisch
wirksam erweisen kann (systemische Erkrankung mit lokaler Komponente) und
verdeutlicht die Relevanz einer lokalen und systemischen Behandlung.84
6. Therapie des Mammakarzinoms der Frau
Das Mammakarzinom wird aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes zunehmend
in spezialisierten Brustzentren therapiert. Grundlage für die Behandlung von
Mammakarzinompatientinnen ist in jedem Fall ein multimodales Therapiekonzept, dass
auf 3 Säulen basiert:
1. der Operation
2. der Strahlentherapie
3. der medikamentösen (systemischen) Behandlung
Die therapeutische Versorgung von Brustkrebspatientinnen wird heute durch die
interdisziplinäre Zusammenarbeit z.B. von qualifizierten Operateuren, Radiologen,
80
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S. 5
Vgl. Universität Jena, www2.uni-jena.de, Zugriff: 26.07.2011
82
Vgl. Kaufmann M. / Costa C./ Scharl A., (2006), S. 477
83
Vgl. Lohr F. / Wenz F., (2007), S. 2
84
Vgl. Silva O. / Zurrida St., (2007), S. 20
81
Silvia Sobotta
21
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
6. Therapie
Onkologen (intern, gynäkologisch), Strahlentherapeuten und Pathologen realisiert, die
in Tumorfachkonferenzen ein individuelles Therapiekonzept für betroffene Patientinnen
erarbeiten.85 Dieses Konzept umfasst Entscheidungen hinsichtlich der prä-, intra- und
postoperativen Therapie und hat somit Einfluss auf den gesamten Krankheitsverlauf.
Die Art, der Umfang und auch der Erfolg der Therapiestrategie beim Mammakarzinom
sind in besonderem Maße abhängig von einer adäquaten präoperativen Diagnostik,
der Dignitätsbestimmung der auffälligen Läsion bzw. des Tumors und von deren
weiterer histologischer Differenzierung.86 Erst alle diese Faktoren gemeinsam
ermöglichen ein individuelles Therapiekonzept zu erstellen.
Im Zentrum des multimodalen Therapiekonzeptes steht die onkologische Operation,
die immer Teil der kurative Therapie ist und die durch andere onkologische
Maßnahmen ergänzt wird.87 Evidenz basierte Ergebnisse von Langzeitstudien führten
dazu, dass die Radikalität operativer Verfahren in vielen Fällen herabgesetzt werden
konnte und auch wird, so dass die radikale Mastektomie nach Halsted durch eine
weniger radikale Vorgehensweise ersetzt werden konnte.88 Diese ermöglicht ein
Vorgehen unter Organerhalt, welches als brusterhaltende Therapie (BET) bezeichnet
wird.89 Die Mehrzahl an Brustkrebs Erkrankter wird gegenwärtig mit der BET operiert.90
Ergänzende Maßnahmen, wie die systhemische Therapie und die Radiatio, werden
individuell festgelegt und können adjuvant oder in besonderen Fällen auch neoadjuvant
durchgeführt werden. Die neoadjuvante systemische und radiologische Therapie
ermöglicht vor allem, nicht operable Karzinome zu operieren und die Anzahl
brusterhaltender Therapien zu erhöhen.91 92
Ziel der ganzheitlichen Strategie ist die Gesamtmortalität der an Brustkrebs Erkrankten
zu senken und deren Lebensqualität, die seit den 80er Jahren im medizinischen Sektor
immer mehr an Bedeutung gewinnt, zu erhöhen. 93
94
Dieses Ziel wird nicht nur durch
die onkologische Chirurgie, sondern auch mit der radiologischen, systemischen und
psychoonkologischen Therapie verfolgt, welche in den Leitlinien zur Diagnostik,
Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, die durch die Arbeitsgemeinschaft
Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) erstellt wurden, ebenso
Beachtung findet.
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
Vgl. Funke I. / Anthuber C. / Ataseven B., (2009), S. 120
Vgl. Böcker, W. / Höfler, H.K. / Lax, S. / et al, (2008), S. 211
Vgl. Siewert J.R. / Vogelsang H.E., (2010), S. 470
Vgl. Fisher B., http//cancerres.aacrjournals.org, Zugriff: 20.03.2011
Vgl. Kreienberg R. / Beck T. / Sauer G. / et al., (2006), S. 230
Vgl. Fitzal F. / Gnant M., (2007), S. 61
Vgl. Eiermann W. / Bauerfeind I. / Hanusch C.A. / et al, (2009), S. 143 f.
Vgl. DKG, www.krebsgesellschaft.de, Zugriff: 17.04.2011
Vgl. DKG / DGGG, (2008), S.1 ff.
Vgl. Olbrisch R., (2006), S. 242
Silvia Sobotta
22
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
6. Therapie
6.1
Therapie des Mammakarzinoms der Frau: Systemische Therapie
Die systemische Therapie des Mammakarzinoms in Form einer Chemotherapie, einer
endokrinen Therapie, einer Immuntherapie oder durch Kombination der einzelnen
Therapieformen wird durchgeführt, da das rezidivfreie Überleben so wie das
Gesamtüberleben
von
Patientinnen
aller
Altersgruppen
bei
Mammakarzinom
verbessert werden kann. Dies konnte in Metaanalysen der EBCTCG dargestellt
werden. Die systemische Therapie kann sowohl adjuvant, als auch neoadjuvant
(primär systemisch) erfolgen.95 Ziel der adjuvanten systemischen Therapie ist es, die
im Körper verbliebenen und durch die Operation nicht entfernbaren, da nicht
erfassbaren
Micrometastasen,
Mammakarzinoms
mit
hoher
die
aufgrund
der
Wahrscheinlichkeit
frühen
schon
Metastasierung
bei
des
Diagnosestellung
vorhanden sind, zu eleminieren bzw. Rezidiven und manifesten Metastasen
vorzubeugen.96 Die Entscheidung über die Art und Notwendigkeit der systemischen
Therapie steht in Abhängigkeit von der Art und Ausbreitung des Tumors, seiner Größe,
des Lymphknotenstatus, des Gradings, des Hormonrezeptorstatus, des HER2-Status,
des Menopausenstatus und des Alters, die als maßgebende Faktoren zur
Therapieentscheidung
berücksichtigt
werden.
Darüber
hinaus
erfolgt
eine
Risikoeinstufung der Patientinnen bezüglich der Entwicklung eines Rezidivs, die nach
Patientinnengruppen mit niedrigem, intermediärem oder erhöhtem Rezidivrisiko
differenziert wird. Die Auswahl der einzelnen Therapieoptionen steht deshalb auch in
Abhängigkeit von dieser Risikoeinschätzung.97
Es konnte nachgewiesen werden, dass die postoperative Chemotherapie und die
postoperative endokrine Therapie, die heutzutage als adjuvante Standardtherapien
eingesetzt werden, unabhängig voneinander das persönliche Risiko der Betroffenen
ein Rezidiv zu entwickeln, um ca. 25% vermindern.98
Wie bei der adjuvanten systemischen Therapie ist auch bei der neoadjuvanten
systemischen
Therapie
die
Eleminierung
der
möglicherweise
vorhandenen
Micrometastasen beabsichtigt. Das Ergebnis ist im Vergleich zur adjuvanten Therapie
als gleichwertig anzusehen.99 Zusätzlich gelingt es durch die primäre systemische
Therapie, Tumore, die aufgrund ihrer Größe inoperabel sind und inflammatorische
Karzinome so zu verkleinern, dass eine Operation möglich ist. Bei ausreichender
Verkleinerung oder kompletter Remission eines Tumors als Folge der angewandten
Therapie, kann deren Wirksamkeit beurteilt und die Indikation zur Mastektomie ggfls.
95
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 85 f.
Vgl. Harbeck N. / Kiechle M., (2006), S. 603
97
Vgl. DKG / DGGG (2008), S.86
98
Vgl. Harbeck N. / Kiechle M., (2006), S. 603
99
Vgl. Von Minckwitz G., www.springermedizin.at, Zugriff: 27.03.2011
96
Silvia Sobotta
23
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
6. Therapie
aufgehoben werden. Eine BET ist in diesen Fällen dann möglich, wenn der verbliebene
Tumor bzw. das Tumorareal mit ausreichendem Sicherheitsabstand als R-0 Resektion
entfernt
werden
kann.
Bei
lokal
fortgeschrittenen,
primär
inoperablen
oder
inflammatorischen Mammakarzinom wird die neoadjuvante systemische Therapie
heutzutage standardisiert durchgeführt.100
6.1.1
Chemotherapie
Die Chemotherapie beim Mammakarzinom kann als unterstützende Therapie adjuvant
eingesetzt werden, um Micrometastasen zu zerstören oder neoadjuvant, mit dem Ziel
die komplette Remission bzw. eine Verkleinerung des Tumors zu bewirken und eine
BET zu ermöglichen. Beabsichtigt ist eine möglichst komplette Remission des Tumors
durch Hemmung der Zellteilung. Die Chemotherapie wird als Monotherapie oder als
Kombinationstherapie (Polychemotherapie) mit Zytostatika verschiedener Wirkstoffgruppen, die jeweils in unterschiedliche Phasen der Zellteilung eingreifen, durchgeführt. Die Indikation zur Chemotherapie erfolgt unabhängig vom Alter der Patientin
und wird bei folgenden histopathologischen Tumormerkmalen gestellt:

Bei Hormonrezeptor - negativen Tumoren

Bei Hormonrezeptor - positiven Tumoren, die in Kombination mit anderen
Tumormerkmalen mit einer hohen Rezidivwahrscheinlichkeit für die betroffene
Patientin einhergehen; dann erfolgt eine Chemotherapie zuzüglich einer
nachfolgenden Antihormontherapie
 Bei HER2-positiven Tumoren in Kombination mit einer Antikörpertherapie
(Herceptin) 101
Die
neoadjuvante
Chemotherapie
wird
bei
Tumoren
ab
2cm
Durchmesser
durchgeführt.102 Sie erfolgt außer zur Verkleinerung von Tumoren zur BET auch bei
lokal fortgeschrittenem, primär inoperablen oder inflammatorischen Karzinom und mit
größtmöglichem Effekt bei hormonrezeptor-negativen Tumoren. Die neoadjuvante
Chemotherapie sollte generell in einem Ablauf von 6-8 Zyklen, deren Häufigkeit von
der Wirkstoffgruppe und ihrer Kombination abhängig ist, durchgeführt werden. Die
Anwendung sollte 6 Monate nicht überschreiten, da kein Vorteil durch einen längeren
Anwendungszeitraum ermittelt werden konnte.103
100
Vgl. ebenda, Zugriff: 27.03.2011
Vgl. DKG, Brustkrebs - Chemotherapie,www.krebsgesellschaft.de, Zugriff: 05.04.2011
102
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S. 76
103
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 90 ff.
101
Silvia Sobotta
24
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
6. Therapie
6.1.2
Endokrine / antihormonelle Therapie
Etwa 70% aller malignen Mammatumore entwickeln sich durch Einfluss der weiblichen
Geschlechtshormone, vor allem durch Einfluss von Östrogen. Sie werden als
Hormonrezeptor-positive Karzinome bezeichnet. Sind Tumore Hormonzrezeptor-positiv
(Östrogenrezeptor [ER+] oder Progesteronrezeptor [PR+] positiv), so kann diese
Eigenschaft genutzt und eine endokrine Therapie durchgeführt werden.
Zur endokrinen Therapie werden Antiöstrogene (z.B. Tamoxifen), Aromatasehemmer
(z.B. Anastrozol), Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) -Analoga und Gestagene
eingesetzt, die durch verschiedene Wirkmechanismen dazu führen, dass der
Östrogenspiegel gesenkt wird. Die Auswahl der Medikamente orientiert sich am
Menopausenstatus.104
Sind
Mammatumore
Hormonrezeptor-positiv,
so
sollte
eine
postoperative
Hormontherapie grundsätzlich durchgeführt werden, da sie das rezidivfreie Überleben
als auch das Gesamtüberleben signifikant erhöht.105 Die primäre Hormontherapie kann
bei
postmenopausalen
Patientinnen
mit
rezeptorpositivem
Karzinom
Kontraindikation zur oder Ablehnung der Operation durchgeführt werden.
6.1.3
und
106
Immuntherapie / Antikörpertherapie
Bei ca. 20 % aller an Brustkrebs erkrankten Patientinnen konnte festgestellt werden,
dass die Anzahl der HER2-Rezeptoren, d.h. die Anzahl von Eiweißmolekülen, die die
Zellteilung bzw.das Wachstum einer Zelle durch Signalübertragung auslösen, an der
Oberfläche
von
Brustkrebszellen
massiv
erhöht
ist.
Dies
wird
als
HER2-
Überexpression bezeichnet. Patientinnen mit einer HER2-Überexpression werden als
HER2-positiv bezeichnet. Die HER2-Überexpression ist für das schnelle und
unkontrollierte Tumorwachstum verantwortlich. HER2-positive Tumore breiten sich
aggressiver aus und reagieren nicht therapieadäquat. Patientinnen mit HER2-positiven
Tumoren haben insgesamt eine höhere Rückfallquote (Rezidive).107 Die Therapie
HER2 überexprimierter Tumore wird mit einem Antikörper (Herceptin-Trastuzumab)
durchgeführt. Dieser Antikörper bindet sich an die HER2 Rezeptoren, blockiert diese,
so dass Wachstumssignale nicht mehr weitergeleitet werden und das Tumorwachstum
104
Vgl. DKG, www.krebsgesellschaft.de, Zugriff: 22.03.2011
Vgl. Possinger K. / Regierer A.C., (2007), S. 221
106
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 92
107
Vgl. Roche, www.roche.de, Zugriff: 30.03.2011
105
Silvia Sobotta
25
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
6. Therapie
gestoppt wird. Darüberhinaus aktiviert er die körpereigene Immunabwehr, die die
Tumorzellen zerstört.108
Eine Antikörpertherapie, unter Rücksichtnahme auf eine adäquate Herzfunktion, sollte
bei Patientinnen mit HER2-positiven Tumoren zusätzlich zur Chemotherapie
angewendet werden, da in diesen Fällen die Rezidivrate um 45-50% und die Mortalität
um ca. 30% gesenkt wird.109
6.1.4
Weitere systemische Therapieformen
Ergänzend zu der dargestellten medikamentösen Therapie wird die Behandlung bei
Mammakarzinom mit Bisphosphonaten durchgeführt, die ursprünglich gegen Knochen
und Kalziumstoffwechselerkrankungen z.B. zur Osteoporoseprophylaxe entwickelt
wurden. Bisphosphonate werden vorbeugend eingesetzt, um einen möglichen Verlust
von Knochenmasse durch eine Zytostatika- oder Hormontherapie zu verhindern. Bei
schon vorhandenen Knochenmetastasen werden sie eingesetzt, um eine
weitergehende Zerstörung der Knochensubstanz zu verzögern oder zu vermeiden. In
diesen Fällen wirken sie zusätzlich schmerzlindernd und tragen somit auch zur
Erhöhung der Lebensqualität bei.110
6.2
Therapie des Mammakarzinoms der Frau: Strahlentherapie
Wie bei der Chemotherapie ist das Ziel der Strahlentherapie die durch eine Operation
nicht eleminierbaren Resttumorzellen im Körper, in diesem Fall durch ionisierende
Strahlen, zu zerstören. Die Radiatio wird adjuvant über einen Zeitraum von 6 Wochen
durchgeführt.111 Bestrahlt wird in diesen Fällen nicht nur das Tumorbett, sondern auch
das umgebende Brustgewebe. Die Bestrahlung erfolgt perkutan. Die postoperative
Strahlentherapie ist nach Beendigung der Wundheilung in der 6.-8. Woche post OP
indiziert, da durch Studien nachgewiesen werden konnte, dass ein späterer Beginn zu
einer Steigerung der Lokalrezidivrate nach 5 Jahren von 5,8% auf 9.1% führte. Die
neoadjuvante Radiatio wird nur dann empfohlen, wenn die neoadjuvante
Chemotherapie erfolglos war, um durch eine hochdosierte Bestrahlung eine Remission
oder eine sekundäre Operation zu ermöglichen.112
Die Bestrahlung der Brust nach BET wird zur lokoregionären Kontrolle des
Mammakarzinoms, verbunden mit der Vermeidung von Lokalrezidiven, zur Vermeidung
108
Vgl. ebenda, Zugriff: 05.04.2011
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 93
110
Vgl. DGS, www.brustkrebs-studien.de, Zugriff: 16.04.2011
111
Vgl. ebenda, Zugriff: 16.04.2011
112
Vgl. Müller P.-P. / Bongartz R., (2010), S. 163
109
Silvia Sobotta
26
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
6. Therapie
von Fernmetastasen und damit zur Verlängerung des Überlebens bei invasiven und
nichtinvasiven Mammatumoren (DCIS) durchgeführt. Die Bestrahlung nach BET ist
obligat, da der Verzicht auf eine Radiatio zu einer vermehrten Entwicklung von
Lokalrezidiven um den Faktor 3-4 geführt hat. Diese Entwicklung konnte in
randomisierten Studien sowohl bei Patientinnen mit befallenen als auch bei
Patientinnen mit nicht befallenen axillären Lymphknoten nachgewiesen werden. Ist die
Radiatio Teil des angewandten Therapieschemas, liegt das Rezidivrisiko innerhalb von
10 Jahren bei ca. 5-10%; ohne Radiatio liegt die Rate an Rezidiven bei 25-40%.
Weitere Ziele der modernen Strahlentherapie sind gute kosmetische Ergebnisse und
eine Schonung der inneren Organe wie Herz und Lunge. Die Radiatio wird unabhängig
von der T- und N-Kategorie durchgeführt und sollte auch dann erfolgen, wenn nach
neoadjuvanter Chemotherapie eine Vollremission des Tumors histopathologisch
nachgewiesen werden konnte. In einer Metaanalyse von 78 Studien der EBCTG
konnte der Nutzen der Strahlentherapie in Bezug auf die Lokalrezidivrate und viel mehr
noch deren Bedeutung für das Gesamtüberleben nachgewiesen werden. Die Radiatio
senkt den Anteil der tumorbedingten Mortalität sowohl bei Patientinnen mit BET als
auch nach Mastektomie um 5,4% nach 15 Jahren.113 114
Ergänzt wird die adjuvante Radiatio durch die Möglichkeit der intraoperativen
Radiotherapie (IORT), bei der das Tumorbett nach Tumorresektion direkt und mit einer
hohen Strahlendosis (Boost) bestrahlt wird. Diese introperaive Boost-Bestrahlung
ersetzt dann die postoperative Boost-Bestrahlung. Als Vorteile der direkten
Aufsättigung des Gewebes mit einer erhöhten Strahlendosis werden u.a. die
Vermeidung der Proliferation von Tumorzellen durch die sofortige Bestrahlung, die
zielgenaue Bestrahlung, sowie die verkürzte Behandlungszeit gesehen.115
Anwendung findet die intraoperative Strahlentherapie jedoch nur bei Tumoren, bei
denen ein ausreichender Abstand zur Haut und zu den Rippen gegeben ist. Die BoostBestrahlung an sich wird durchgeführt, da nachgewiesen werden konnte, dass
intramammäre Rezidive zumeist im Tumorbett bzw. im Radius von 2cm zum Tumorbett
entstehen. Daher sollte diese Region mit einer zusätzlichen Strahlendosis aufgesättigt
werden.116 Der Nutzen der Boost Therapie liegt in der Verminderung von
Lokalrezidiven bei Patientinnen aller Altersgruppengruppen. Ein Überlebensvorteil
konnte nicht festgestellt werden.117
Die innovativste Form der Bestrahlung ist die Teilbrustbestrahlung, die ebenfalls
intraoperativ und zielgerichtet im Tumorbett erfolgt. Die Teilbrustbestrahlung ist mit der
113
Vgl. Schaffer P. / Ataseven B. / Belka C. / et al, (2009), S. 130 ff.
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 69 ff.
115
Vgl. Wenz F. / Melchert F., (2006), S. 271 ff.
116
Vgl. Lohr F. / Wenz F., (2007), S. 17 f.
117
Vgl. Bartelink H. / Horiot J.-C. / Poortmans M. / et al, (2007), S. 3259 ff.
114
Silvia Sobotta
27
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
6. Therapie
Boost-Bestrahlung vergleichbar und wäre bei ausgewählten Patientinnen mit primärem
Mammakarzinom, alternativ zur klassischen adjuvanten Radiatio, mit gleicher
Wirksamkeit und ebenso geringer Rezidivrate einsetzbar, so die Ergebnisse der
TARGIT-A-Studie zur Wirksamkeit und Nutzen der intraoperativen einmaligen Boost
Bestrahlung. Argumente für die Teilbrustbestrahlung sind: die Verbesserung der
Lebensqualität, das verbesserte kosmetische Ergebnis, die Beschleunigung des
psychischen und physischen Heilungsprozesses und ökonomische Aspekte.Die
Teilbrustbestrahlung ermöglicht die direkte Bestrahlung des Tumorbettes unter
Schonung des umgebenden Gewebes, innerer Organe und resultiert in einem
kompletten Verzicht auf bzw. eine Verkürzung der adjuvanten Radiatio. Bei der
Teilbrustbestrahlung wird auf die Radiatio der gesamten Brust verzichtet.118 119 Diese
Bestrahlungsform gilt z.Zt. noch als experimentell, da derzeit keine validen
Langzeitergebnisse vorliegen.120 Der Nachteil dieses Verfahrens liegt darin, dass zum
Zeitpunkt der Bestrahlung keine endgültigen histologischen Ergebnisse vorliegen und
so die geplante, zielgerichtete Radiatio (Tumorbett und Strahlendosis) nicht zuverlässig
erfolgen kann.121
Die Auswirkung der Bestrahlung auf das kosmetische Ergebnis zeigt sich durch
Fibrosierungen, Schrumpfungen und narbige Stränge, die durch inhomogene
Bestrahlung (große Brust) mit zu hoher Strahlendosis entstehen. Diese ist auch für
kardiale Schäden verantwortlich.122
6.3
Therapie des Mammakarzinoms der Frau: Operation
Wie im historischen Überblick dargestellt, war die radikale Mastektomie nach Halsted,
d.h. die Amputation der Brustdrüse inklusive der Resektion des M. pectoralis major, so
wie eine ausgedehnte Axilladissektion ca. 80 Jahre lang das standardisierte,
anerkannte operative Verfahren zur Therapie des Mammakarzinoms. Aufgrund der
damaligen Meinung, konnte das Krankheitsbild nur mittels kompletter Entfernung der
Brust und der axillären Lyphknoten beherrscht werden. Trotz dieses invasiven
Vorgehens starben ca. 60% der therapierten Patientinnen an den Folgen einer
Metastasierung.123 Die physischen und psychischen Traumata der Frauen wurden
dabei wenig berücksichtigt. Bernard Fisher und seine Mitarbeiter, die viele prospektive
118
Vgl. Pressemitteilungen - online, www.pressemitteilungen-online.de, Zugriff: 16.04.2011
Vgl. Vaidya J.S./ Joseph D.J./ Tobias J.S. et al, (2010), S. 91 ff.
120
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 72
121
Vgl. Bauerfeind I. / Jackisch C. / Untch M. et al, FORUM, (2010), S. 19 ff.
122
Vgl. Kühn T. (2010), S. 164 ff.
123
Vgl. Berchtold R., (2008), S. 583
119
Silvia Sobotta
28
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
6. Therapie | 7. Operative Therapie
und randomisierte Langzeitstudien zum Mammakarzinom (NSABP-Studien) und seiner
adjuvanten bzw. neoadjuvanten Therapie durchführten, konnten u.a. darstellen, dass
die Teildrüsenentfernung in Kombination mit einer Strahlentherapie und einer
Chemotherapie (bei befallenen Lymphknoten) zur Therapie des Mammakarzinoms im
Stadium 1 oder 2 angemessen ist und dass die Radikalität des operativen Vorgehens
bei kleinen Tumoren keinen Einfluss auf die Überlebensrate nimmt. 124 125 Auch andere
Studien z.B. von Umberto Veronesi, Joop van Dongen und Joan Jacobson konnten
dieses Ergebnis bestätigen. 126 127 128
Die evidenzbasierten Resultate der durchgeführten Studien, die häufig einen follow up
von bis zu 20 Jahren nachweisen können, führten zu einem veränderten
Gesamtkonzept bei der Therapie des Mammakarzinoms. Es konnte nachgewiesen
werden, dass die systemische Therapie neben der lokalen Therapie einen
entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Karzinomerkrankung nimmt und dass die
Radikalität einer Operation keinen Einfluss auf das Überleben und die Rezidivrate beim
primären Mammakarzinom hat, wenn sie mit anderen Verfahren kombiniert wird.
In zahlreichen Studien zum Mammakarzinom konnte der Nachweis erbracht werden,
dass die brusterhaltende Therapie (BET) des Mammakarzinoms im Vergleich zur
modifizierten radikalen Mastektomie hinsichtlich der Rezidivfreiheit und
Überlebenswahrscheinlichkeit als gleichwertig angesehen werden kann (Jatoi 2005).129
Diese Aussage gilt, wenn die angemessene Indikationsstellung und Technik zur BET
berücksichtigt und diese mit einer postoperativen Bestrahlung kombiniert wird. 130 131
Infolgedessen wird gegenwärtig die radikale Mastektomie in vielen Fällen durch die
BET ersetzt, die bei der Mehrzahl von Operationen als Standardverfahren durchgeführt
wird.132
7. Operative Therapie des Mammakarzinoms der Frau
Die chirurgische Intervention ist bei einem präoperativ gesicherten Karzinom immer
Teil
des
individuellen
Therapiekonzeptes,
unabhängig
von
allen
anderen
therapeutischen Maßnahmen, die ergriffen werden (müssen), es sei denn, die
124
Vgl. Fisher B ./ Bauer M. / Magolese R. / et al, (1985), S. 665 ff.
Vgl. Fisher B. / Anderson St. / Bryant J. / et al, (2002), S. 1233 ff.
126
Vgl. Veronesi U. / Cascilelli N. / Mariani L. / et al, (2002), S. 1227 ff.
127
Vgl. Van Dongen J. / Voogd A.C. / Fentiman I.S. / et al, (200), S. 1143 ff.
128
Vgl. Jacobson J./ Danforth D./ Cowan K. / et al, (1995), S. 907 ff.
129
Vgl. Jatoi I., (2005), S. 289 ff.
130
Vgl. Funke I. / Anthuber C. / Ataseven B. / et al., (2009), S. 119
131
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 39
132
Vgl. Fitzal F. / Gnant M., (2007), S. 61
125
Silvia Sobotta
29
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
betroffene Patientin verweigert diese.133 Ziel der onkologischen Chirurgie ist es, das
Überleben an Krebs erkrankter Patienten sicherzustellen oder zumindest deren
Prognose durch chirurgische Maßnahmen zu verlängern und eine bestmögliche
Lebensqualität
zu
gewährleisten.134
Da
die
operative
Entfernung
des
Mammakarzinoms keine Notfallsituation darstellt, wird in den S3-Leitlinien der AWMF
gefordert, betroffene Patientinnen in ausreichendem Maße über die bestehenden
Therapieoptionen aufzuklären, um im Einvernehmen mit dem behandelnden Arzt eine
autonome Entscheidung treffen zu können. Dieses Vorgehen beinhaltet auch, den
Patientinnen ausreichend Zeit zur Entscheidungsfindung und die Möglichkeit zum
Einholen einer zweiten Meinung zu geben, so wie die getroffene Entscheidung zu
respektieren.135
7.1
Operative Therapie des Mammakarzinoms - onkologische Aspekte
7.1.1
R-Klassifikation
Primäres Ziel jeder kurativen, operativen Tumortherapie, also auch beim
Mammakarzinom, ist, die Neoplasie mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand zum
gesunden Gewebe zu entfernen, um Rezidiven vorzubeugen, eine Metastasierung von
Tumorzellen in andere Organe zu vermeiden und das Überleben der Betroffenen zu
sichern bzw. zu verlängern.136 Die komplette Entfernung des Tumors ist für die
Betroffenen essentiell, da sie das Risiko lokale Rezidive zu entwickeln minimiert und
die Gesamtmortalität bei Brustkrebs senkt.137 Die Entfernung der Neoplasie en bloc in
Kombination mit tumorfreien Resktionsrändern ist der onkologische Aspekt des
operativen Intervenierens beim Mammakarzinom und gehört zu den operativen
Radikalitätsprinzipien.138 Zusammen mit dem Nodalstatus und dem Alter der Patientin
ist der tumorfreie Resektionsrand der „stärkste“ unabhängige prognostische Faktor für
das Auftreten eines Rezidivs.139 Die Sicherheitsabstände, mit denen die Resektion
eines Mammatumors durchgeführt werden sollte, sind bis heute umstritten.
Unumstritten gilt die Auffassung, dass die Resektionsränder tumorfrei sein müssen.
Beim invasiven Karzinom sollte der mikroskopisch gemessene Sicherheitsabstand
1mm oder mehr und beim intraduktalen Karzinom (DCIS) 5mm oder mehr
133
Vgl. Wittekind C., (2006), S. 171 f.
Vgl. Siewert J.R. / Vogelsang H.E., (2010), S. 470
135
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 5 ff.
136
Vgl. Hiddemann W. / Bartram C., (2010), S. 470 ff.
137
Vgl. DKG / DGGG (2008), S.38
138
Vgl. Sauer R., (2010), S. 67 f.
139
Vgl. Fitzal F. / Gnant M., (2007), S. 67
134
Silvia Sobotta
30
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
betragen.140 141 Da diese Ergebnisse Einfluss auf das operative Vorgehen nehmen,
werden sie vielfältig intraoperativ, mit Hilfe der Schnellschnittdiagnostik, durch den
Pathologen ermittelt und in den OP-Verlauf integriert.142 Werden die
Sicherheitsabstände und der Resektionsstatus intraoperativ ermittelt, so kann zunächst
weniger Volumen entnommen werden, so dass durch mehr verbleibendes Gewebe
eine bessere Rekonstruktion erfolgen kann. Sind die Resektionsränder nicht tumorfrei,
so können bei Bedarf einzeitig Nachresektate entnommen werden, um das
onkologische Konzept direkt umzusetzen. Vorteil für die Patientin ist die Vermeidung
von Zweiteingriffen und ein besseres kosmetisches Ergebnis, Vorteil für den Operateur
ist die Möglichkeit der Brustrekonstruktion unter onkologischen und kosmetischen
Aspekten. 143 144 Die Schnellschnittdiagnostik wird als Kontrollinstanz für das Ausmaß
des operativen Vorgehens genutzt.145
7.1.2
Der Nodalstatus
Besondere Bedeutung, neben der kompletten Entfernung des Tumors, hat die
Bestimmung des Nodalstatus, da er als stärkster Prognosefaktor für das Überleben bei
Mammakarzinom betrachtet wird.146 Je mehr Lymphknoten befallen sind, desto
wahrscheinlicher ist das Rezidivrisiko bzw. der Tod infolge der Karzinomerkrankung. 147
Die Exzision von Lymphknoten dient neben der Prognoseeinschätzung auch der
histopathologischen Tumorklassifikation und lokoregionären Tumorkontrolle. 148 Wichtig
ist und bleibt die Erfassung des Nodalstatus, da in Abhängigkeit des Ergebnisses die
onkologisch korrekte Axillatherapie erfolgt und adjuvante Therapieschritte geplant
werden.149 Lange Zeit wurde der Nodalstatus an Lymphknoten, die durch die
klassische Axilladissektion gewonnen wurden, bestimmt, da die Axilladissektion zum
Standardverfahren in der operativen Versorgung des Mammakarzinoms zählte. 150 Die
Axilladissektion führt jedoch bei 40% der Behandelten zu Schulter-Arm-Morbiditäten.151
Dies reduziert die Lebensqualität. Da zudem nur ca. 35% aller primären
Mammakarzinome mit einem Befall axillärer Lymphknoten korrelieren, werden nicht
140
Vgl. Mayr D. / Sotlar K. / Högel B. / et al.,(2009), S. 65 f.
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 38
142
Vgl. Moch H. / Komminoth P. / Zimmermann R. / et al., (2008), S. 15 f.
143
Vgl. OL Ng I., (2007), S. 6.
144
Vgl. Kühn T., (2010), S. 137 f.
145
Vgl. Stolnicu S. / Radulescu D. / Plesea I.-E. / et al., (2006), S. 119
146
Vgl. Rack, B. / Ataseven, B. / Eiermann, W. / et al, (2009), S. 92
147
Vgl. ebenda, S. 92
148
Vgl. Funke I. / Anthuber, C. / Ataseven, B. / et al, (2009), S. 122
149
Vgl. Kühn T., (2010), S. 144 f.
150
Vgl. Kühn T., (2006), S. 237 f.
151
Vgl. Funke I. / Anthuber C. / Ataseven B. / et al., (2009), S. 122
141
Silvia Sobotta
31
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
betroffene Patientinnen mit einer klassischen Axilladissektion übertherapiert.152 Aus
diesem Grunde wurden neue Therapieverfahren erforscht, um den Nodalstatus
bestimmen zu können. Gegenwärtig ist die SLNB unter Berücksichtigung einer
festgelegten Indikationsstellung das standardisierte und akzeptierte Verfahren um den
Nodalstatus
intraoperativ
153
identifizieren.
zu
ermitteln
und
nodal
negative
Patientinnen
zu
Postoperativen Morbiditäten nach SLNB sind durch die selektive
Entnahme des oder einer geringen Anzahl von Lymphknoten, deutlich herabgesetzt
(Mansel et al. 2004, Veronesi et al 2003).154
155
Bei negativem Nodalstatus kann die
SLNB die axilläre Lymphonodektomie ersetzen, da sie hinsichtlich der lokalen Kontrolle
als gleichwertig betrachtet wird. Ist eine Karzinominfiltration im Sentinel-Node
nachweisbar, ist die Axilladissektion weiterhin operativer Standard. Wurde präoperativ
klinisch und/oder sonographisch ein Lymphknotenbefall diagnostiziert, so muss eine
axilläre Lymphonodektomie immer zur lokoregionären Tumorkontrolle erfolgen. In
diesem Fall müssen mindestens 10 Lymphknoten aus LevelI und II entfernt
werden.156
157
Zum heutigen Zeitpunkt wird der Stellenwert der Axilladissektion per se
bei der Therapie des Mammakarzinoms und im Besonderen nach positivem SLN
hinterfragt und diskutiert.158 Fehlende Langzeitergebnisse führen jedoch dazu, dass die
axilläre Lymphonodektomie weiterhin nach dem dargestellten Schema erfolgt. Der
Verzicht auf die axilläre Lymphonodektomie ist nur in genau definierten Einzelfällen
möglich.159
Das axilläre Staging ist beim DCIS in der Regel nicht notwendig, es sei denn aufgrund
einer erwiesenen/vermuteten okkulten Invasion oder bei einer Mastektomie wegen weit
ausgedehntem Erstbefund.160 In wie fern eine axilläre Therapie grundsätzlich in das
operative Vorgehen implementiert wird, ist abgesehen vom Nodalstatus auch vom
klinischen
Befund,
vom
Tumortyp
und
der
Größe
des
Tumors
abhängig
(s. Kapitel 6 ff.). Die klassische Axilladissektion in Level I und II wird nach
neoadjuvanter Chemotherapie, besonders bei auffälligen Lymphknoten, standardisiert
durchgeführt. Die SLNB wird in diesem Fall als unsicher eingestuft, da Veränderungen
der Lymphknoten durch die Chemotherapie möglich sind und falsch-negative Befunde
erhoben werden könnten. Erfolgt die SLNB und deren histopathologische Bewertung
vor der primär-systemischen Therapie, so ist sie lege artis.161
152
Vgl. ebenda, S. 122
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 42
154
Vgl. Mansel R. / Fallowfield L. / Kissin M. / et al., (2006), S. 599 ff.
155
Vgl. Veronesi U. / Paganelli G. / Viale G. / et al, (2003), S. 546 ff.
156
Vgl. Funke I. / Anthuber C. / Ataseven B. / et al., (2009), S. 122 f.
157
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 42 f.
158
Vgl. Kuerer H.M, (2011)
159
Vgl. Bauerfeind I. / Jackisch C. / Untch M. / et al. , (2010), S. 19 ff.
160
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 32
161
Vgl. Eiermann W. / Bauerfeind I. / Hanusch C.A. / et al, (2009), S. 144 ff.
153
Silvia Sobotta
32
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
7.1.3
Neoadjuvante Therapie
Wurde neoadjuvant eine Chemotherapie durchgeführt, um durch Verkleinerung oder
Regression des Tumors die BET zu ermöglichen, sollte vor Beginn der neoadjuvanten
Behandlung die der Tumor lokalisiert, angezeichnet und fotodokumentiert sowie ggf.
zusätzlich mit einem Clip markiert- werden, um das Tumorbett wiederzufinden. 162 Dies
wird in Abbildung 7.1 dargestellt. Besondere Bedeutung erlangt die Markierung der
Tumorlokalisation bei einer Komplettregression des Tumors. Die komplette Regression
des Tumors ist jedoch nach neoadjuvanter Chemotherapie nicht obligat; es kann
durchaus keine oder lediglich eine Tumorverkleinerung und/oder eine „Ausdünnung“
des Tumors (partielle Regression) erzielt werden.163 Das operative Vorgehen nach
neoadjuvanter Therapie ist grundsätzlich von ihrem Ergebnis, welches mit Hilfe der
bildgebenden Diagnostik dargestellt wird, abhängig. Ob die Operation nach
neoadjuvanter Therapie im Umfang der ursprünglichen oder der neuen Tumorgrenzen
erfolgen soll, ist umstritten.164 Die AWMF empfiehlt die Tumorresektion in den neuen
Tumorgrenzen und nach Komplettremission an der vormaligen Tumorlokalisation.
Dieses Vorgehen dient der Überprüfung vitaler Tumorzellen im OP-Gebiet so wie der
Überprüfung des Resektionsrandes auf Tumorfreiheit (R-0).165 Bei der Komplettremission erfolgt dafür die Orientierung an der vormals angefertigten Zeichnung, der
Clipmarkierung und/oder dem narbig-fibrösen Gewebe. Die Operation sollte im
günstigsten Fall 3-4 Wochen nach neoadjuvanter Therapie erfolgen, da sich das
Immunsystem in dieser Zeit wieder regeneriert hat.166
(Abb. 7.1: Möglichkeit, einen Tumor nach neoadjuvanter Therapie wiederzufinden,
Kaufmann M., et al, 2008)
162
Vgl. ebenda, S. 144
Vgl. Mayr D./ Sotlar K. / Högel B. / et al, (2009), S. 70 ff.
164
Vgl. Abdallah A., Papadopoulos S. / Audretsch W., (2010), S. 30 ff.
165
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 91 ff.
166
Vgl. Eiermann W. / Bauerfeind I. / Hanusch C.A. / et al, (2009), S. 145 f.
163
Silvia Sobotta
33
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
7.2
Operative Therapie des Mammakarzinoms - Operationsverfahren
Operationsverfahren, die derzeit in der Mammachirurgie eingesetzt werden, sind 1. die
Mastektomie (MRM) ggfls. mit einzeitiger- oder zweizeitiger Rekonstruktion der
resezierten Brustdrüse und 2. die Brusterhaltende Therapie (BETTumorexzision), bei
Bedarf im Zusammenspiel mit plastisch-chirurgischen Operationsverfahren.
Das axilläres staging durch die Sentinel-Node-Biopsie oder Axilladissektion ist bei
beiden Verfahren obligat.167
7.2.1
Mastektomie
Auch heutzutage gehört die Mastektomie zu den operativen Prinzipien beim
Mammakarzinom. Sie wird in der Regel nicht mehr als radikale Mastektomie (nach
Halsted), sondern als modifiziert radikale Mastektomie (MRM n. Patey und Dyson)
durchgeführt (s. Abb. 7.2 und Abb. 7.3). Eine Variante ist die hautsparende
Mastektomie (skin sparing Mastektomie/SSM), bei der die Brustdrüsenentfernung so
erfolgt, dass ein möglichst großer Fetthautmantel belassen wird. Eine zweite Variante
ist die subcutane Mastektomie (SCM), bei der der gesamte Fetthautmantel, so wie der
Mamillen-Areola-Komplex erhalten bleibt. Die SSM und die SCM erleichtern die
Brustrekonstruktion durch Implantate oder plastische Verfahren, wenn diese durch die
Patientin gewünscht werden. Eine weitere Technik ist die simple Mastektomie z.B. als
prophylaktische Mastektomie, bei der lediglich der Brustdrüsenkörper ohne Muskel
oder Lymphknotenresektion reseziert wird.168
(Abb. 7.2: Ergebnis nach
Mastektomie, Abdallah A., (2008))
7.2.2
(Abb. 7.3: Ergebnis nach
Mastektomie, Abdallah A., (2008))
Brusterhaltende Therapie - BET
Die frühe Identifizierung kleinster maligner Läsionen durch fortschrittliche Diagnostik
und das Screeningverfahren, d.h. die Identifikation des Mammakarzinoms im
167
168
Vgl. Funke I. / Anthuber C. / Ataseven B. / et al, (2009), S. 119
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S. 55 und S. 66
Silvia Sobotta
34
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
Frühstadium
gekoppelt
mit
neuen
Erkenntnisse
zur
Tumorbiologie
des
Mammakarzinoms und Ergebnissen aus Langzeitstudien ermöglichen gegenwärtig
eine weniger aggressive und radikale Vorgehensweise in der operativen Therapie des
Mammakarzinoms. In diesen Fällen ist es möglich, lediglich eine Tumorexzision
durchzuführen. Dieses Verfahren beinhaltet die komplette operative Tumorektomie
unter Organerhalt mit einem festgelegten Sicherheitsabstand zum im Wundgebiet
verbleibenden Gewebe. Diese Vorgehensweise gepaart mit einer SLNB oder
Axilladissektion, ergänzt durch eine adjuvante Radiatio der verbliebenen Brust wird als
brusterhaltende Therapie bezeichnet. Sie kann in Form einer Tumorektomie, einer
Segmentresektion oder Quadrantektomie operativ umgesetzt werden.169 Im Gegensatz
zu
früheren
Auffassungen
wird
die
BET
heute
nicht
nur
bei
kleinen
Mammakarzinomen, sondern immer dann durchgeführt, wenn die Tumorresektion im
Gesunden, ein gutes ästhetischen Resultat und die lokale Tumorkontrolle gewährleistet
werden kann.170
Der Nachweis in Langzeitstudien über die Gleichwertigkeit der BET in Kombination mit
einer Radiatio hinsichtlich der Rezidivfreiheit und Überlebenswahrscheinlichkeit im
Vergleich zur MRM (Fisher et al 2002; Veronesi et al 2002), gestattet aktuell in ca.
73% (+) der Fälle ein brusterhaltendes Vorgehen, dass auch durch neoadjuvante
Maßnahmen begünstigt wird.171 Anzumerken sei in diesem Zusammenhang, dass die
Lokalrezidivrate nach BET jedoch höher ist als nach Mastektomie.172 Zur Senkung der
Lokalrezidivrate nach BET wird postoperativ die Strahlentherapie der Restbrust
durchgeführt.173
Der
Nachweis
über
die
Gleichwertigkeit
beider
Verfahren
führte
zu
einer
Zurückdrängung der Mastektomie zu Gunsten der BET. Allerdings werden auch heute
in ca. 20-30% der Fälle Mastektomien durchgeführt, da die BET einer bestimmten
Indikationsstellung unterliegt und klare Kontraindikationen zur BET festgelegt
wurden.174 Die Notwendigkeit einer Mastektomie oder die Möglichkeit einer BET ist von
verschiedenen Indikatoren abhängig. Die Mastektomie ist immer dann indiziert, wenn
ein brusterhaltendes Vorgehen nicht möglich ist.
Die Indikation zur BET liegt vor:
 bei lokal begrenzten, nicht invasiven Karzinomen der Brust (DCIS < 2,5cm / DCIS
2,5-4,5cm, wenn R-0 möglich und keine Multizentrizität, bei LCIS)
169
Vgl. Kreienberg R. / Beck T. / Sauer G. / et al., (2006), S. 230
Vgl. Gabka C. / Bohmert H., (2006), S. 221
171
Vgl. Fitzal F. / Gnant M (2007), S. 61
172
Vgl. Veronesi U. / Cascilelli N. / Mariani L. / et al, (2002), S. 1227 ff.
173
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S. 55
174
Vgl. Funke I. / Anthuber C. / Ataseven B. / et al., (2009), S. 121
170
Silvia Sobotta
35
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
 wenn keine Infiltration der Haut und keine Fixation des Tumors an der Muskulatur
vorliegt 175
 bei invasiven Karzinomen mit günstiger Relation von Tumorgröße zu Brustvolumen
 bei invasiven Karzinomen mit intraduktaler Begleitkomponente, solange die
Resektionsränder im Gesunden verlaufen
 wenn eine R-0 Resektion erzielt werden kann 176
 bei Rücksichtnahme auf den Patientinnenwunsch, wenn durch neoadjuvante
Therapien eine Remission des Tumors in dem Maße erfolgen kann, dass eine BET
möglich ist
7.3
Operative Therapie des Mammakarzinoms - allgemeine Richtlinien
Sowohl invasive als auch in situ Karzinome werden brusterhaltend operiert. Zu den
allgemeinen Maßnahmen zählt die präoperative Drahtmarkierung aller nicht palpablen
Läsionen unter Röntgenkontrolle (stereotaktisch) oder sonographisch, um eine
zielgerichtete Operation zu ermöglichen. Intraoperativ sollte standardisiert die Kontrolle
des resezierten Gewebes auf Vollständigkeit der markierten Läsion durch das
Verfahren, welches zur Markierung eingesetzt wurde, erfolgen. Palpable Tumore
werden unter digitaler Kontrolle mit einem Sicherheitsmantel entfernt (s. Kap. 4.4.3).
Die Hautinzision bei BET sollte über dem Tumor mittels Semizirkulärschnitt,
Areolarandschnitt oder Radiärschnitt und segmental durchgeführt werden, um
intraduktale Karzinome und DCIS-Anteile komplett zu entfernen. Eine eindeutige
Markierung des Tumors für den Pathologen, zwecks topographischer Zuordnung mit
Fadenmarkierung,
ist
obligat.
Die
Clipmarkierung
des
Tumorbettes
nach
Gewebeentnahme sollte für eine gezielte und effektive adjuvante Boostbestrahlung
vorgenommen werden.177 Tunnelierungen sollten unterlassen werden, da somit eine
unvollständige Tumorexzision möglich wäre. Die Präparation des Tumors sollte
atraumatisch unter digitaler Kontrolle erfolgen. Bei Karzinomen in der Nähe des M.
pectoralis major sollte die Pectoralisfaszie ebenfalls entfernt und histopathologisch
untersucht werden.
Bei BET sollte die Schnittführung entlang der Hautspaltlinien und aus dem Blickwinkel
einer möglicherweise notwendigen Mastektomie, mit einzeitiger Rekonstruktion der
Brustdrüse, festgelegt werden, so dass die Einzeichnung der Schnittfigur tags zuvor
175
Vgl. Possinger K. / Regierer A.C., (2007), S. 218
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 39 f.
177
Vgl. Kühn T., (2010), S. 138 f.
176
Silvia Sobotta
36
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
erfolgen sollte.178 Das axilläre staging bei BET erfolgt in der Regel über einen 2.
Hautschnitt.179 Hautschnitte im Dekolleté sollten vermieden werden.
7.3.1
Standardtechniken der BET
Operative Standardtechniken der brusterhaltenden Therapie zur Tumorresektion sind
die Tumorektomie, die Segmentresektion oder die Quadrantektomie, die auch als
Teildrüsenentfernung bezeichnet werden. Im Zusammenspiel mit der Radiatio und
SLNB oder ALND gelten sie als brusterhaltende Therapie.180 Diese Standardtechniken
werden mit dem Ziel der kompletten Tumorentfernung unter Berücksichtigung eines
tumorfreien Resektionsrandes eingesetzt. Die Tumorresektion im Gesunden ist
oberstes Prinzip und erfüllt die Radikalitätsprinzipien, um die onkologische Sicherheit
zu gewährleisten. Welches Verfahren eingesetzt wird, hängt vom individuellen Befund
der Patientin ab.181
7.3.1.1 Tumorektomie - Syn.: Lumpektomie, Tylektomie, wide exision
Bei der Tumorektomie (s. Abb. 7.4) wird lediglich der Tumor, mit einem gewissen
Sicherheitssaum (1cm) innerhalb eines anatomischen Bezirkes in der Brustdrüse,
meist ohne dazugehörige Lymphknoten, entfernt. Die Resektionsränder liegen relativ
nah am Tumor Der Schnitt erfolgt semizirkulär (s. Abb. 7.5). Die Hautexzision ist
minimal.182 Die Lumpektomie wird häufig auch als Exzisionsbiopsie (offene Biopsie) zur
Diagnosesicherung eingesetzt, wenn andere Verfahren nicht durchführbar oder dies
der Wunsch der Patientin ist.183 Bei benignen Tumoren wird sie standardisiert
eingesetzt.
(Abb. 7.4: Lumpektomie. Resektionslinie wird mit
(Abb. 7.5: Semizirkulärer Hautschnitt,
2 Fingern demarkiert, Kaufmann M., et al, 2008))
Kaufmann M., et al, 2008)
178
Vgl. Kreienberg R. / Beck T. / Jäger C. / et al., (2006), S. 230 ff.
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S. 55
180
Vgl. Funke I. / Anthuber C. / Ataseven B. / et al. (2009), S.119
181
Vgl. Rezai M. / Krämer S., (2009), S. 15 ff.
182
Vgl. Fitzal F. / Gnant M., (2007), S. 61
183
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S. 54
179
Silvia Sobotta
37
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
7.3.1.2 Segmentresektion - Syn.: Segmentektomie
Als Segmentresektion wird die Exzision des Tumors mit dem dazugehörigen Segment
der Brust bezeichnet (s. Abb. 7.6 und Abb. 7.7). Die Segmentresektion umfasst die
Resektion von Brustdrüsengewebe inklusive Subkutangewebe und Pektoralisfaszie
und ist das Standardverfahren zur Entfernung größerer maligner Läsionen mit
ausreichendem Sicherheitsabstand zum Tumor, die mit einer Defektdeckung
kombiniert werden muss. Ein möglichst kurzer Zugangsweg zum Tumor ist Bestandteil
dieser Technik. Die Defektdeckung erfolgt durch Einschwenkung von zuvor
mobilisiertem Restbrustdrüsengewebe (Parenchymgewebe), welches durch Naht
adaptiert wird (s. Abb. 7.8 und Abb. 7.9).184 Diese Vorgehensweise wird häufig zur
Resektion intraduktaler Tumore eingesetzt, um, entsprechend der Tumorausdehnung,
die diskontinuierlich und segmental erfolgen kann, die betroffenen Areale vollständig
entfernen zu können. Sie ist unabhängig von der Hautinzision.185 Wird ein
Areolarandschnitt durchgeführt, ist die Narbe kaum sichtbar (s. Abb. 7.10).
(Abb. 7.6: Defekt bei
Segmentresektion,
Gabka C. / et al, 2006)
(Abb. 7.7: reseziertes Segment
Gabka C. / et al, 2006)
(Abb. 7.8: Gewebeadaptation,
Gabka C. / et al, 2006)
(Abb. 7.9: Gewebeadaptation,
Gabka C. / et al, 2006)
(Abb. 7.10: Endergebnis, Gabka C. / et al, 2006 )
7.3.1.3 Quadrantektomie - Syn.: Quadrantenresektion
Die Quadrantektomie bezeichnet die Entfernung eines gesamten Quadranten der
Brust, (s. Abb. 7.11) die Tumorresektion mit ca. 2cm Sicherheitsabstand zum
gesunden
Gewebe,
der
dazugehörigen
Haut
und
der
Pectoralisfaszie
Die
Schnittführung ist spitzovalär-radiär. Die Ergebnisse nach Quadrantektomien sind gut
(s. Abb. 7.12) Die Tumorlokalisation in einem äußeren Quadranten gestattet bei
184
185
Vgl. Jonat W. / Bauerschlag D. / Schem C. / et al, (2007), S. 278
Vgl. Feller A.-M. / Heitmann CH., www.feller-heitmann.de, Zugriff: 01.05.2011
Silvia Sobotta
38
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
Quadrantektomie die Resektion von Lymphknoten über ein und denselben
chirurgischen Zugang.186
(Abb. 7.11: Mamma-CA li. Tumorgröße 8 -10 cm,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.12: OP-Ergebnis nach Quadrantektomie
links mit Areolapexie, rechts Reduktionsplastik,
Abdallah A., 2008)
Werden Tumorektomie, Segementresektion und Quadrantektomie ohne additive
Maßnahmen durchgeführt und die durch die Resektion entstandene Wundhöhle
lediglich verschlossen, entstehen häufig kosmetische Defekte. Dies gilt es bei der
brusterhaltender Therapie zu vermeiden. Die BET hat den Anspruch neben der hohen
onkologischen Sicherheit auch ein gutes ästhetischen Resultat verbunden mit einem
intakten Erscheinungsbild und einer natürlichen Konsistenz der Brust zu erzielen. 187
Dies ist durch die Standardtechniken der brusterhaltenden Therapie nicht immer
möglich. In bis zu 30% der Fälle kann die BET alleine kein zufriedenstellendes
Ergebnis präsentieren (s. Abb. 7.13). Nach Resektion von ca. 20-30% des
Brustvolumens
können Hauteinziehungen,
Deplatzierung
des
Mamillen-Areola-
Komplexes und Asymmetrien entstehen. Besonders bei großem Brustvolumen kann es
zu starken Verformungen der Brustdrüse kommen. Negative Ergebnisse entstehen
neben
der
Resektion
großer
Resektionsvolumina,
durch
eine
ungünstige
Tumorlokalisation, eine ungünstige Relatio zwischen Brust-und Tumorgröße, falsch
gewählte Schnittführung und durch die obligate postoperative Strahlentherapie. 188
Hoffmann et al. 2009 stellen dar, dass bei ca. 40% der Patientinnen mit
Mammakarzinom die BET nicht durchführbar wäre, da ohne Onkoplastik kein
befriedigendes ästhetisches Ergebnis erreichbar sei.189 190
186
Vgl. Fitzal F. / Gnant M., (2007), S. 61
Vgl. Rezai M. / Krämer S., (2009) S. 15 ff.
188
Vgl. Funke I. / Anthuber C. / Ataseven B. / et al. (2009), S. 120
189
Vgl. Hoffmann J. / Wallwiener D., (2009), S. 108
190
Vgl. Kühn T., (2010), S. 140
187
Silvia Sobotta
39
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
(Abb. 7.13: unbefriedigendes Ergebnis nach BET,
Sauer G.,)
7.4
Der Zielkonflikt zwischen Onkologie und Ästhetik
Die BET steht im Zielkonflikt zwischen Onkologie und Ästhetik. Der Zielkonflikt ergibt
sich aus folgenden Kriterien: je größer der Sicherheitssaum am resezierten Tumor,
desto geringer ist das Risiko einer inkompletten Resektion und von Lokalrezidiven;
aber je größer das Resektionsvolumen desto wahrscheinlicher ist die sichtbare
Deformierung der Brust.191 Anders ausgedrückt bedeutet dies: Je größer das
Resektionsvolumen und der tumorfreie Rand, desto geringer die Lokalrezidivrate,
desto schlechter aber das kosmetische Ergebnis (s. Abb. 7.14).
(Abb. 7.14: Zielkonflikt Onkologie und Ästhetik)
Um eine onkologisch korrekte Tumorresektion und ein ästhetisch zufriedenstellendes
Ergebnis zu erzielen, d.h. den Zielkonflikt im Konzept der brusterhaltenden Therapie zu
lösen, bedarf es spezieller Operationstechniken. Diese verbinden die standardisierten
Techniken mit plastisch-chirurgischen Verfahren, die zur Defektdeckung eingesetzt
werden. Beides zusammen wird als onkoplastische Brustchirurgie bezeichnet.192 Das
Prinzip onkoplastischer Operationen ist die Defektdeckung nach Exzision des Tumors
durch ortsständiges und/oder distantes Gewebe, so dass die Kontur und Form der
Brust wiederhergestellt werden kann.193 Da die Standardtechniken der BET dies nur zu
191
Vgl. Kramer S.,/ Darsow M. / Kummel S. / et al., (2008) S. 56 ff.
Vgl. Fitzal F. / Gnant M., (2007), S. 68
193
Vgl. Friedrich M. / Kolberg H.-C. / Diedrich K., (2006), S. 233 f.
192
Silvia Sobotta
40
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
einem gewissen Prozentsatz ermöglichen, sind onkoplastische Verfahren immer ins
Konzept der organerhaltenden Brustchirurgie implementiert. Primäres Ziel der
Onkoplastik ist und bleibt die onkologische Entfernung des Tumors; die ästhetische
Rekonstruktion ist und bleibt sekundäres Ziel.194
Onkoplastische Operationen erhöhen die Lebensqualität von Patientinnen durch
verschiedene Aspekte. Onkoplastische Techniken führen durch Resektion größerer
Volumina zu einer höheren Anzahl negativer Resektionsränder im Vergleich zu
Quadrantektomien (Kaur et al. 2005).195,196 Die jährliche Lokalrezidivrate ist trotz
höherem Aufwand und komplexeren Operationstechniken gering (0-1,8%) und das
ästhetische Resultat wird in 82-100% positiv bewertet. Ein weiterer Vorteil
onkoplastischer Techniken ist die Steigerung des brusterhaltenden Vorgehens auf
60-80% aller Betroffenen.197
7.4.1
Grundprinzipien onkoplastischer Brustchirurgie
Zur Durchführung onkoplastischer Operationen werden die für die BET geltenden
allgemeinen Richtlinien, die unter Kapitel 7.3 dargestellt wurden, gleichermaßen
angewendet.
Die
Resektion
des
Tumors
im
Gesunden mit
ausreichendem
Sicherheitassaum ist obligat. Um ein möglichst optimales ästhetisches Ergebnis zu
erzielen gilt der Grundsatz: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“.198
Die Grundprinzipien der onkoplastischen Chirurgie berücksichtigen darüber hinaus in
der Therapieplanung die Relation von Tumorgröße zu Brustgröße (relative, nicht
absolute Tumorgröße) anatomische Verhältnisse und die Tumorlokalisation. Von
diesen Kriterien ist die Auswahl entsprechender Verfahren abhängig.199 Im speziellen
nehmen die Brust-Form, die Brust-Größe, die Brust-Symmetrie und die BrustKonsistenz beider Brüste, so wie Multifokalität, Multizentritität und auch der
Patientinnenwunsch Einfluss auf die Wahl der onkoplastischen Operationtechnik. Es
werden volumenersetzende und volumenreduzierende Techniken unterschieden. Die
Realisierung der onkoplastischen Brustchirurgie basiert neben der Beachtung
onkoplastischer Grundprinzipien und der daraus resultierenden Operationsstrategie
auch auf der Planung der Schnittführung, die präoperativ erfolgen sollte. Dabei sollte
die Schnittfigur am Tag vor der Operation im Stehen eingezeichnet und
194
Vgl. Kühn T., (2010), S. 137
Vgl. Lorenzi F., (2010), S. 20
196
Vgl. Kaur N. / Rietjens M. / Maffini F. et al,(2005), S. 539 ff.
197
Vgl. Nestle-Krämling C. / Faridi A., (2010), S. 140
198
Vgl. Nestle-Krämling C. / Faridi A., (2010), S. 139
199
Vgl. Rezai M. / Krämer S., (2009), S. 15 ff.
195
Silvia Sobotta
41
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
fotodokumentiert werden.200 Die Schnittführung erfolgt unter Rücksichtnahme auf
Hautspaltlinien, die an der Brust leicht vertikal bzw. schräg geneigt verlaufen und
welche durch die Muskulatur und die Beugung im Schultergelenk vorgegeben sind, so
wie anhand der individuellen Körperkonstitution und dem Ernährungszustand der
Patientin. Der Hautschnitt wird an einer Lokalisation gesetzt, an der die Hautspannung
möglichst gering ist, so dass eine feine Narbe und keine Verformung derselben und der
Haut durch Narbenzug entstehen kann.201 Welche Schnittführung letztendlich
ausgewählt wird, orientiert sich am individuellen Situs der Patientin und den
Erfahrungen, dem Können und den Vorlieben des Operateurs.202 Die Schnittführung
und
weitergehende
Präparation
berücksichtigen
weiterhin
die
anatomischen
Gegebenheiten an der Brustdrüse, so dass Muskel-, Nerven- und vaskuläre Schäden
möglichst komplett vermieden und weitestgehend minimiert werden. Wichtig ist, dass
die Durchblutung des freipräparierten Gewebelappens erhalten bleibt, so dass keine
Nekrosen entstehen.203
7.4.2
Komplikationen und Risiken der onkoplastischen Chirurgie
Die Komplikationen und Risiken der onkoplastischen Chirurgie sind mit denen der
Operation im Allgemeinen gleichzusetzen. Besondere Gefahr liegt im Verlust der
präparierten Gewebelappen durch unzureichend gewährleistete Durchblutung mit
einhergehender Nekrose. Komplikationen und Risiken sind Nachblutung, Infektion,
Sensibilitätsstörungen des MAK, Lymphödem, Asymmetrie, Formveränderung nach
Radiatio, Zweiteingriffe bei R1-Resektionen/zur Formkorrektur, Hebedefekte und
Einschränkungen der Beweglichkeit nach Transposition von Muskellappen und
Schulter-Arm Morbiditäten nach ALND.204
7.4.3
Indikationsstellung der onkoplastischen Chirurgie
Die Indikation für onkoplastische Verfahren ist gegeben, wenn grundsätzlich ein
brusterhaltendes Vorgehen indiziert ist, dessen Ergebnis von Beginn an als
unzufriedenstellend bewertet wird, wenn die Patientin bei Mammahyperplasie oder
Mammaptosis eine Reduktion oder Mastopexie wünscht und zur Vermeidung von
Mastektomien.
200
Vgl. Friedrich M. / Kolberg H.-C. / Diedrich K., (2006), S. 233 ff.
Vgl. Petres J. / Rompel R., (2007), S. 61 ff.
202
Vgl. Panhofer P. / Jakesz R., (2007), S. 3 ff.
203
Vgl. ebenda, S. 3
204
Vgl. Nestle-Krämling C. / Faridi A., (2010), S. 139
201
Silvia Sobotta
42
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
Nach zuvor durchgeführter BET sind onkoplastische Techniken anwendbar, wenn
Nachresektate nach inkompletter Tumorentfernung entnommen werden müssen oder
zur
Sekundärrekonstruktion
aus
ästhetischen
Gründen
(Patientinnenwunsch).
Desweiteren wird die onkoplastische Chirurgie eingesetzt, wenn nach Mastektomie die
sofortige
Rekonstruktion
der
Brust
gewünscht
entsprechen den Kontraindikationen zur BET.
7.5
wird.
Die
Kontraindikationen
205
Onkoplastische Operationstechniken im Rahmen der BET
Verschiedene onkoplastische Techniken können unterschieden werden, die in 2 große
Hauptgruppen unterteilt werden: die lokale (ortsständige) Brustremodellierung und der
distante Volumenersatz.
Die lokale Remodellierung erfolgt mit glandulärer Rotation, dermoglandulären
Lappenrekonstruktion, durch tumoradaptierte Mastopexie und alle Arten der
tumoradaptierten
Reduktion.
Der
Volumenersatz
wird
mit
lokoregionäre
Lappenrekonstruktionen (TEL) und der Latissimus-dorsi-Lappenplastik durchgeführt.
Zudem wird die Behandlung peripherer und zentraler Tumore unterschieden (s.u.). 206
Als periphere Tumoren gelten Tumore im oberen inneren+äußeren und im unteren
inneren und äußeren Quadranten. Als zentrale Tumore gelten retromamilläre Tumore,
die mit der Resektion des Mamillen-Areola-Komplexes einhergehen.
7.5.1
Die glanduläre Rotation - intramammäre Verschiebelappenplastik
Bei der glandulären Rotation wird das ortsständige, nach Tumorresektion verbliebene
Restbrustdrüsengewebe mobilisiert, intramammär verschoben und spannungsarm in
den Defekt einrotiert (s. Abb. 7.15).207 Die Mobilisation des Parenchymgewebes
verhindert postoperative Hauteinziehungen, darf jedoch nicht zu großflächig
vorgenommen werden, da sonst Parenchymnekrosen entstehen können. Diese
Technik wird auch als subkutaner Drüsenkörperverschiebelappen bezeichnet und kann
bei ca. 2/3 aller Patientinnen ein gutes kosmetisches Ergebnis erzielen.208 Die
glanduläre Rotation kann bei peripheren und zentralen Tumoren erfolgen.
205
Vgl. Schenk P., www.aco-asso.at, Zugriff: 05.05.2011
Vgl. Kühn T., (2010), S. 140
207
Vgl. Rezai M. / Krämer S., (2009), S. 15 ff.
208
Vgl. Gabka C. / Bohmert H., (2006), S. 222
206
Silvia Sobotta
43
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
(Abb. 7.15: Glanduläre Rotation, Rezai M., et al, 2009)
7.5.2
Die dermoglanduläre Rotation
Wird ein Tumor, insbesondere im unteren inneren Quadranten der Brust mit
dazugehöriger Hautinsel reseziert (s. Abb 7.16 und Abb. 7.17), so erfolgt der
Wundverschluss durch dermoglanduläre Rotation (s. Abb. 7.18). Dabei wird das
Brustdrüsengewebe inklusive Haut mobilisiert und zur Defektdeckung genutzt
(s. Abb. 7.19 und Abb. 7.20).209
(Abb. 7.16:
Demoglanduläre Rotatio, ,
Rezai M., et al, 2009)
(Abb. 7.17: Präoperative
Einzeichnung zur
dermoglandulären Rotation,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.18:
dermoglandulären Rotation
Rezai M., et al, 2009)
(Abb. 7.19: intraoperativer Situs
bei dermoglandulärer Rotation,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.20: Ergebnis nach
dermoglandulärer Rotation,
Abdallah A., 2008)
7.5.3
Das laterale Thoraxwandadvancement
Defekte im äußeren Anteil der Brustdrüse (s. Abb. 7.21 und Abb. 7.22) können
behandelt werden, indem subkutanes Fettgewebe und bei Bedarf auch der laterale
Anteile des M. latissimus dorsi gelöst und in das betroffene Areal eingeschwenkt
werden (s. Abb. 7.23 und Abb. 7.24).210
209
210
Vgl. Rezai M. / Krämer S., (2009), S. 15 ff.
Vgl. ebenda, S. 15 ff.
Silvia Sobotta
44
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
(Abb. 7.21: Laterales
Thoraxwandadvancement,
Rezai M., et al, 2009)
(Abb. 7.22 Präoperative
Einzeichnung zur
dermoglandulären Rotation,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.23: Laterales
Thoraxwandadvancement,
Rezai M., et al, 2009)
(Abb. 7.25: postoperativer
Situs beim lateralen
Thoraxwandadvancement
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.26: Ergebnis des
lateralen
Thoraxwandadvancement,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.24: intraoperativer
Situs beim lateralen
Thoraxwandadvancement,
Abdallah A., 2008)
Die dermoglandulären Rotation und der Advancementlappens werden auch als
tumoradaptierte Mastopexie bezeichnet, da durch diese Techniken gleichzeitig
eine Bruststraffung und Verkleinerung der Brustdrüse als Ergebnis präsentiert
wird (s. Abb. 7.25 und Abb. 7.26).
7.5.4
Die tumoradaptierte Reduktionsplastik
Große und ptotische Brüste können im Fall einer Mammakarzinomerkrankung durch
die tumoradaptierte Reduktionsplastik mit verschiedenen Techniken therapiert
werden.211 Indikation für die tumoradaptierte Reduktionsplastik sind Tumore oberhalb
oder unterhalb des Mamillen-Areola-Komplexes.212 Es erfolgt eine Volumenreduktion
nach vorheriger Einzeichnung (s. Abb. 7.27) in der Art und Weise, dass der Tumor mit
dem resezierten Gewebe entfernt, das verbleibende Gewebe soweit nötig
deepithelialisiert und in den Defekt eingeschwenkt wird. Dies führt zu einer Reduktion
der Brustgröße (s. Abb. 7.28). Wird der Mamillen-Areola-Komplex (MAK) nicht
reseziert, ist die Reduktionsplastik mit einer Rezentralisierung desselben verbunden,
wird er reseziert kann die Mamillenrekonstruktion in einer 2. Sitzung erfolgen. Vorteil
dieses Verfahrens ist ein verbessertes ästhetisches Resultat nach Radiatio, da bei
großer Brust mit hohem Fettanteil häufig Asymmetrien durch Retraktion des Gewebes
aufgrund einer vermehrten Fibrosierung des Fettes und inhomogene Bestrahlung
entstehen. Durch Volumenreduktion wird das Zielvolumen für die Radiatio reduziert
211
212
Vgl. ebenda, S. 15ff.
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S .74
Silvia Sobotta
45
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
und eine homogenere Bestrahlung ermöglicht.213 Bei auffälliger Asymmetrie der Brüste
erfolgt nach tumoradaptierter Reduktionsplastik eine kontralaterale Angleichung der
nicht betroffenen Brust, die entweder gleichzeitig oder nach vollendeter adjuvanter
Therapie durchgeführt werden kann. Vorteil der kontralateralen Reduktion ist, dass
Tumore, die häufig auch spiegelbildlich entstehen, jedoch nicht diagnostiziert wurden,
mit entfernt werden.214 Weiterer Vorteil ist die Reduktion orthopädischer Beschwerden.
(Abb. 7.27: Einzeichnung
zur Reduktionsplastik,
Gabka C., 2006)
(Abb. 7.28: OP-Ergebnis nach
Reduktionsplastik,
Gabka C., 2006)
Orientierungspunkte der Reduktionsplastik sind Maße, die mit einem optimalen und
ästhetischen Erscheinungsbild der Brust korrelieren und welche präoperativ
eingezeichnet werden. Dies sind z.B. der Jugulum-Mamillenabstand (a=19-21cm), der
Abstand der Brustwarze zur Mittellinie (b=9-11cm), die Breite des Mamillen-AreolaKomplexes (c=4-5cm) und die Steglänge (d=5-8cm) (s. Abb. 7.29 und Abb. 7.30).
(Abb. 7.29: Orientierungspunkte der
Reduktionsplastik, verändert entnommen
aus Kaufmann M., et al, 2008,)
(Abb. 7.30: Orientierungspunkte
der Reduktionsplastik,
Kaufmann M., et al, 2008)
Wichtig beim Erhalt des Mamillen-Areola-Komplexes ist, dessen Durchblutung zu
gewährleisten. Dies ist möglich, indem der MAK an einem Stil des ursprünglichen
Brustdrüsengewebes verbleibt (s. Abb. 7.31), so dass die Durchblutung durch Gefäße
213
214
Vgl. Abdallah A. / Papadopoulos S. / Audretsch W., (2010), S. 30 ff.
Vgl. Kühn T., (2010), S. 142
Silvia Sobotta
46
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
dieses Abschnittes aufrechterhalten wird. Das umliegende Gewebe wird in der
notwendigen und/oder gewünschten Menge inklusive Tumor reseziert und dann
wiederum in den Defekt eingeschwenkt. Der MAK wird an der zuvor neu bemessenen
Lokalisation implantiert. Die Stielung des zu transpositionierenden Brustdrüsenanteils
kann kranial (superiorer Stiel) oder kaudal (inferiorer Stiel) erfolgen und muss in jedem
Fall so gewählt werden, dass die Stielung mit dem MAK gegenüber dem Tumor liegt.
(Abb. 7.31: kraniale und kaudale
Stielung des MAK,
Kaufmann M., et al, 2008)
Verschiedene Techniken z.B. nach Le Jour, nach Ribeiro, nach Regnault, nach Thorek,
nach Skoog u.a. können dabei durchgeführt werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die zentrale Stielung mit der die ursprüngliche Brustkontur
gewahrt bleibt. In diesem Fall kann die Wundhöhle mittels Tabaksbeutelnaht
verschlossen werden.215
7.5.5
Die BET-TEL - brusterhaltende Therapie mit thorako-epigastrischem
Lappen
Defekte im kaudalen Bereich der Brust können mit Hilfe von thorako-epigastrischen
Lappen, d.h. Schwenklappen aus der Thorax- oder Oberbauchregion, verschlossen
werden (s. Abb. 7.32-7.36). Vor allem bei kleiner Brust können diese angrenzenden
Weichteilschichten zur Defektdeckung genutzt werden, wenn nicht genügend
Restbrustdrüsengewebe nach Resektion des Tumors zur dermoglandulären Rotation
vorhanden ist. In diesem Fall muss eine neue Inframammärfalte gebildet werden. 216
(Abb. 7.32: unbefriedigendes Ergebnis
nach BET,Abdallah A., 2008)
215
216
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S. 106 ff.
Vgl. Kühn T., (2010), S. 143
Silvia Sobotta
47
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
(Abb. 7.33: BET-TEL,
Rezai M., et al, 2009)
7.5.6
(Abb. 7.34: Einzeichnung
zur BET-TEL,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.35: BET-TEL;
Rezai M., et al, 2009)
(Abb. 7.36: Ergebnis
nach BET-TEL,
Abdallah A., 2008)
BET-LAT - brusterhaltende Therapie mit Latissimus-dorsi-Lappen
Können die zuvor dargestellten Verfahren nicht zur Defektdeckung nach
Quadrantektomien genutzt werden, wird die Defektdeckung unter strenger
Indikationsstellung durch Lappenplastiken - zumeist Latissimus-dorsi-Lappen (LAT /
LADO) vorgenommen (s. Abb. 7.37 und Abb. 7.38). Der LADO wird freipräpariert und
ebenfalls in den Defekt eingeschwenkt.217 Der große Rückenmuskel wird ganz oder
teilweise mitsamt der dazugehörigen Haut freipräpariert, und durch eine Tunnelung im
axillären Bereich nach vorne in den Brustdefekt eingeschwenkt (s. Abb. 7.39-7.42). Die
viszerale und nervale Versorgung des Muskellappens bleibt erhalten, da er nur partiell
durchtrennt wird.218 Nachteil dieses Verfahrens sind funktionelle Morbiditäten für die
Patientin. Dies können Hebedefektmorbiditäten des Armes oder Einschränkungen der
Schulterbeweglichkeit sein.219 Die Ergebnisse nach LADO sind gut (s. Abb. 7.43 und
Abb. 7.44).
(Abb. 7.37: Einzeichnung
zur BET-LAT,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.38: Einzeichnung
zur BET-LAT
Abdallah A., 2008)
217
Vgl. Rezai M., Krämer S., (2009), S. 15 ff.
Vgl. Bruck J.C., www.brustkrebs-info.de, Zugriff: 08.05.2011
219
Vgl. Feller A.-M. / Heitmann CH., www.feller-heitmann.de, Zugriff: 01.05.2011
218
Silvia Sobotta
48
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
(Abb. 7.39: BET-LAT,
Rezai M., et al, 2009)
(Abb. 7.40: intraoperativer
Situs BET-LAT,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.43: Ergebnis BET-LAT,
Abdallah A., 2008)
7.5.7
(Abb. 7.41: BET-LAT,
Rezai M., et al, 2009)
(Abb. 7.42: intraoperativer
Situs BET-LAT,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.44: Ergebnis BET-LAT,
Abdallah A., 2008)
BET bei zentralen Tumoren
Als zentrale Tumore gelten retromamilläre Tumore, die mit der Resektion des
Mamillen-Areola-Komplexes einhergehen. Sie werden heutzutage ebenfalls
brusterhaltend operiert. Die Mamillenrekonstruktion kann direkt oder in einem 2.
Eingriff durchgeführt werden. Es werden 4 Techniken differenziert.220
Bei der einfachen zentralen Resektion kleiner Tumoren
(Lumpectomie en bloc mit Areola) wird die Wunde nach
einschwenken eines Parenchymlappens durch
Tabacksbeutelnaht verschlossen. Eine Narbe kann bei
Anwendung eines Areolarandschnittes kaum erkannt
werden (s. Abb. 7.45).221
(Abb. 7.45: Patientin nach einfacher zentraler Resektion rechts direkt nach adjuvanter Radiatio, Jakesz R., et al, 2007)
Die erweiterte zentrale Resektion größerer Tumore erfolgt
spitzovalär um die Areola und entfernt diese inklusive
Tumor. Es erfolgt ein 2-schichtiger Wundverschluss. Eine
horizontale Narbe ist sichtbar (s. Abb. 7.46).222
(Abb. 7.46: erweiterte zentrale
Resektion links mit horizontaler
Narbe, Jakesz R., et al, 2007.)
220
Vgl. Liebeskind U. / Jakesz R., (o.J.), S. 7 f.
Vgl. ebenda, S.7 f.
222
Vgl. ebenda, S.7 f.
221
Silvia Sobotta
49
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
Die Defektdeckung nach zentraler Resektion eines
Tumors in Bartwing Technik wird bei normalgroßen und
großen Brüsten mittels eines kaudal gestielten
dermoglandulären Lappens, der nach kranial in den Defekt
eingebracht wird, erzielt (s. Abb. 7.47).223
(Abb. 7.47: Patientin nach zentraler
Resektion rechts und BatwingVerschiebelappen-Technk,
Jakesz R., et al, 2007)
Die modifizierte zentrale Resektion mit Reduktionsplastik
wird bei großen Brüsten und geeigneter Indikation zur
Reduktion in verschiedenen Techniken durchgeführt. (s.
Abb. 7.48).224
(Abb. 7.48: Patientin nach modifizierter
zentraler Resektion nach Hall Findlay
links, Jakesz R., et al, 2007)
7.5.8
BET mit Eigenfett und Mamillenrekonstruktion
Der Defektkorrektur nach BET durch Eigenfett wird in Deutschland nur selten und z.Zt.
unter
Studienbedingungen
durchgeführt.
Dabei
wird
Eigenfett
durch
eine
Fettabsaugung gewonnen und in den Defekt re-injiziert. Da der Körper das Eigenfett
zum Teil wieder resorbiert, bedarf es mehrerer Eingriffe. Dieses Verfahren ist zurzeit
Gegenstand der Forschung.225
Durch die Rekonstruktion des Mamillen-Areola-Komplexes wird das optische Bild der
Brust nach notwendiger Resektion desselben endgültig vervollständigt. Die
Mamillenrekonstruktion kann durch verschiedene Transplantate erfolgen. Zumeist wird
sie durch ortsständiges Gewebe (Skate- Nipple) rekonstruiert. Präoperativ sollte die
Position der Mamille, symmetrisch zur kontralateralen Seite, stehend eingezeichnet
werden.226 Der Nippel selbst wird aus dem eingezeichneten Areal auf der Brust durch
Herausschneiden und eine spezielle Falttechnik rekonstruiert und an vorgegebener
Stelle positioniert (s. Abb. 7.49-7.53). Die Areola wird aus einem distanten Hautlappen
wiederhergestellt und um den Nippel eingesetzt (s. Abb. 7.54-7.56). Sie kann auch
durch Tätowierung wiederhergestellt werden.
223
Vgl. ebenda, S. 7 f.
Vgl. ebenda, S. 7 f.
225
Vgl. Deutsches Krebsforschungszentrum, www.krebsinformationsdienst.de, Zugriff: 09.05.2011
226
Vgl. Kaufmann M. / Jatoi I. / Petit J.Y., (2008), S. 101
224
Silvia Sobotta
50
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
7. Operative Therapie
(Abb. 7.49: Einzeichnung
zur Mamillenrekonstruktion,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.50: Einzeichnung
zur Mamillenrekonstruktion,
Kaufmann M., et al, 2008)
(Abb. 7.51: intraoperativer Situs
bei Mamillenrekonstruktion,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.54: Entnahme
Areolahauttransplantat,
Abdallah A., 2008)
7.6
(Abb. 7.52: Technik der
Mamillenrekonstruktion
Kaufmann M., et al, 2008)
Abb. 7.55: Platzierung
Areolahauttransplantat,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.53: intraoperativer Situs
bei Mamillenrekonstruktion,
Abdallah A., 2008)
(Abb. 7.56: Rekonstruierter MAK,
Abdallah A., 2008)
Onkoplastische Brustchirurgie und Brustrekonstruktion
Onkoplastischer Verfahren werden bei der Behandlung des Mammakarzinoms
einerseits zur brusterhaltenden Therapie, andererseits zur Brustrekonstruktion nach
Mastektomie eingesetzt. Bei BET ermöglichen sie einen großen Defekt nach Resektion
des Karzinoms zu verschließen oder eine tumoradaptierte Volumenreduktion
vorzunehmen, nach Brustamputationen dienen sie dazu, eine komplett neue Brust zu
formen. Der Unterschied liegt im Volumen, das ersetzt werden muss um das intakte
Erscheinungsbild der Frau wieder herzustellen. Ziel ist die Rekonstruktion der
Brustwölbung mit einem Mamillen-Areola-Komplex symmetrisch zur kontralateralen
Brust. Dabei sollte ein natürliches Erscheinungsbild angestrebt werden.
Verschiedene Rekonstruktionsverfahren nach Mastektomie stehen in der chirugischen
Praxis zu Verfügung, auf die in dieser Arbeit thematisch nicht weiter eingegangen
werden kann.
Silvia Sobotta
51
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
8. OP-Methoden und Möglichkeiten vs. Wunschvorstellungen
8. OP - Methoden und Möglichkeiten versus den
Wunschvorstellungen der Frau
8.1
Körperbild der Frau - Kultureller Hintergrund
Ein ästhetisches Erscheinungsbild, insbesondere bezogen auf den Körper, hat in der
westlichen Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Das Bild vom ästhetischen Körper
wird dort durch die Medien, im Besonderen durch die Werbung, geprägt und
beeinflusst. Ein ästhetisches Körperbild wird mit hohem Sozialprestige und besseren
Chancen im Berufsleben, aber auch im alltäglichen Leben verknüpft.227 Die Attraktivität
des Körpers gilt nach Kobald als Ausdruck einer erfolgreichen Persönlichkeit, lässt
Rückschlüsse über den sozialen Status, den beruflichen Erfolg und die körperliche
Leistungsfähigkeit zu.228 Da die Technik, das Wissen und die Medizin im 21
Jahrhundert weit fortgeschritten sind, ist es möglich, dieses ästhetische Körperbild zu
gestalten, zu formen und auch durch chirurgische Maßnahmen zu verwirklichen. Dabei
sind es vor allem Frauen, die diesem körperlichen Schönheitsideal entsprechen sollen.
Neben dem Erscheinungsbild der Haut, der Nasenform, Lippengröße und den
Proportionen um Hüfte und Taille, ist es vor allem die Brust der Frau, die im Focus der
ästhetischen Betrachtung steht. Brustoperationen gehören zu den häufigsten plastischchirurgischen Operationen.229
Als Zeichen der Weiblichkeit hat die Brust eine große Bedeutung. Sie ermöglicht,
neben einigen anderen Elementen, die Differenzierung zwischen Mann und Frau und
prägt im Wesentlichen das weibliche Erscheinungsbild.230 In Bezug zur Sexualität ist
die Brust durch die hochsensible Mamille, als erogene Zone, an der Befriedigung der
Libido beteiligt. Die weibliche Brust wird als Ursprung von Lust und Leidenschaft und
als „Reizorgan“ für das maskuline Geschlecht gesehen.231 Eine schöne Brust ist nicht
nur Zeichen der weiblichen Identität, sondern stärkt das Körper- und Selbstwertgefühl
der Frau.232 Häufig definieren Frauen sich selbst über die Brust als Identitätsmerkmal
und sehen es als Zeichen ihrer persönlichen Attraktivität gegenüber dem eigenen und
dem männlichen Geschlecht.
227
Vgl. Kobald R., (2007), S. 1 f.
Vgl. ebenda, S. 7
229
Vgl. DGÄPC, www.schoenheit-und-medizin.de, Zugriff: 11.05.2011
230
Vgl. Heckl U. / Weis J., (2006), S. 470
231
Vgl. Schmidt-Matthiesen, H. / Wallwiener, D., (2007), S. 494
232
Vgl. Rohde A. / Dorn A., (2007), S. 278
228
Silvia Sobotta
52
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
8. OP-Methoden und Möglichkeiten vs. Wunschvorstellungen
8.2
Brustkrebs - Bedeutung für die Betroffenen
Mit der Diagnose Brustkrebs befürchten Frauen dem Idealbild der Frau und ihrer Rolle
in der Gesellschaft nicht mehr gerecht zu werden, da verschiedene Bereiche im
alltäglichen Leben durch die Diagnose beeinflusst werden (können). Dazu gehören die
eigene Identität, das Sexualleben, das Familienleben, der Freundeskreis, das
Arbeitsleben und das Leben in der sozialen Gemeinschaft. Die Diagnose Brustkrebs
geht für die betroffenen Patientinnen mit einer starken psychischen Belastung einher.
Die Reaktionen auf diese Diagnose sind unterschiedlich und reichen von Hilflosigkeit
über Angst, Trauer und Verleugnung bis hin zu Aggression, Depression. Misstrauen,
Rückzug und Verunsicherung.233 Einerseits sehen sich Patientinnen durch die
Diagnose Brustkrebs mit dem Tod konfrontiert, andererseits steht mit der Diagnose der
Verlust der körperlichen und sozialen Integrität im Raum. Ängste, die Frauen mit der
Diagnose Mammakarzinom assoziieren, sind Ängste um die Unversehrtheit des
Körpers, um Krebs als Lebensbedrohung und um die Auswirkungen der
Chemotherapie.234 Die Verstümmelung des weiblichen Körpers und der Verlust der
körperlichen Integrität waren Folgen der radikalen Mastektomie und sind es auch bei
MRM und nicht zufriedenstellendem Ergebnis der BET. Die Verstümmelung bzw. der
Verlust der Brust als Symbol der Weiblichkeit an sich bzw. als Identifikationsmerkmal
des weiblichen Geschlechts im Vergleich zum männlichen, führt zu einem negativen
Körperbild, kann Betroffene in eine Identitätskrise stürzen und das Selbstwertgefühl
mindern.235 Nicht nur die Operation sondern auch die Strahlentherapie und die
systemische Therapie nehmen Einfluss auf das Wohlbefinden, die tägliche Routine und
das soziale Gefüge in dem die Patientin sich bewegt. Letztendlich werden alle
Bereiche des Lebens von der Karzinomdiagnose tangiert und sollten bei der
Bewertung des Krankheitsbildes Berücksichtigung finden. Zusätzlich kann die
Lebensqualität der Betroffenen durch ein ausgeprägtes Schamgefühl herabgesetzt
werden. 236 Brustkrebs ist für die meisten Betroffenen auch als chronische Erkrankung
von Bedeutung, da die 5-Jahres Überlebensrate bei ca. 80% liegt.
233
Vgl. Heußner P., (2009), S. 5
Vgl. Olbrisch R., (2006), S. 242
235
Vgl. Köhm J. / Clemm C. / Vey Th., (2009), S. 166
236
Vgl. Heckl U. / Weis J., (2006), S. 472 ff.
234
Silvia Sobotta
53
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
8. OP-Methoden und Möglichkeiten vs. Wunschvorstellungen
8.3
Lebensqualität
Die WHO definiert Lebensqualität 1993 als „[…] die subjektive Wahrnehmung einer
Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertsystemen, in
denen sie lebt, und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Standards und Anliegen.“
Franz Porzsolt, Professor an der Universität Ulm, stellt Lebensqualität als die Differenz
zwischen dem Soll- und dem Istwert dar, wobei der Sollwert die Ansprüche des
Menschen ausdrückt und der Istwert die Realität. Ist die Differenz nach Porzsolt sehr
groß, ist die Lebensqualität schlecht. Ist die Differenz gering, ist die Lebensqualität
gut.237
Lebensqualität ist ein komplexes Konstrukt, das sich aus verschiedenen Komponenten
zusammensetzt. Zu diesen Komponenten zählen physische, psychische und soziale
Aspekte.238 Diese Komponenten stehen in Wechselwirkung zueinander, häufig
bedingen sie einander. Wie Lebensqualität bewertet wird, ist individuell unterschiedlich
und resultiert aus der Biographie, der Sozialisation und aus persönlichen Bedürfnissen
des Individuums im gesellschaftlichen Kontext. Lebensqualität ist letztendlich eine
subjektive Bewertung der eigenen Lebenssituation, in der unterschiedliche Aspekte,
wie z.B. Wohlstand, Freiheit, Politik, Kultur, Religion und auch Gesundheit im
individuellen Kontext beurteilt werden. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität spielt
bei der Bewertung der Lebensqualität eine zentrale Rolle.239 Sie wird von Kranken
anders
eingeschätzt
als
von
Charaktereigenschaften abhängig.
Gesunden
und
ist
auch
von
individuellen
240
Die Lebensqualität nach einer Operation, die ausschließlich unter onkologischen
Aspekten durchgeführt wird, kann als das Überleben selbst definiert werden.
Lebensqualität bedeutet allerdings nicht nur, um jeden Preis zu überleben, sondern vor
allem auch, als Individuum mit eignem Lebenskonzept wahrgenommen zu werden und
das Leben nach diesem Konzept gestalten zu können. Gehen onkologische
Maßnahmen mit einer Verstümmelung des Körpers einher, sind plastische und
rekonstruktive Verfahren besonders wichtig, um die Lebensqualität zu verbessern. Die
Verbesserung der Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen wird durch die Symbiose
von Onkologie und Ästhetik ermöglicht. Als sekundäres Ziel wird die Aufrechterhaltung
der Lebensqualität bei der Therapie des Mammakarzinoms von Beginn an angestrebt,
237
Vgl. Dorfmüller M. / Dietzfelbinger H., (2009), S. 54
Vgl. Schöffski O., (2007), S. 324
239
Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, http://wirtschaftslexikon.gabler.de, Zugriff: 11.05.2011
240
Vgl. Dietzfelbinger H. / Heußner P., (2009), S. 53 f.
238
Silvia Sobotta
54
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
8. OP-Methoden und Möglichkeiten vs. Wunschvorstellungen
da die Diagnose Brustkrebs nicht zwangsläufig und umgehend zum Verlust des
Lebens führt. Das Wissen des medizinischen Personals um den Einfluss der
onkologischen Therapie auf die Lebensqualität der Betroffenen bedingt daher eine
ausführliche und umfassende Aufklärung der Patientinnen zum Zeitpunkt der
Diagnosestellung, da diese in die Entscheidungsfindung - soweit möglich - involviert
und zu einem autonomen Urteil befähigt werden sollen.241
8.4
Patientinnenwunsch
Der Wunsch der Patientin „bindet ärztliches Handeln“ und ist immer maßgebend für die
Erarbeitung des individuellen Therapiekonzeptes.242 Andererseits ist die Compliance
der Patientin wichtig, um eine erfolgreiche Therapie durchführen zu können, so dass
der Patientin die Eigenverantwortung verdeutlicht werden sollte.243 In welcher Art und
Weise, d.h. mit welchem operativen Verfahren die Tumorresektion beim
Mammakarzinom durchgeführt wird, wird heutzutage nicht ausschließlich durch die
präoperativen bildgebenden und histologischen Ergebnisse, sondern auch durch den
Patientinnenwunsch unter Berücksichtigung der Relation von Brustgröße und
Brustvolumen, festgelegt.244 Die klinischen Befunde sind jedoch Basis für die Auswahl
des operativen Vorgehens und das individuell zu erstellende Therapiekonzept.
Tumorausdehnung, -lolalisation, histopathologische Ergebnisse, so wie die
Tumorextirpation in sano ohne Kompromisse, verbunden mit dem angestrebten
positiven ästhetischen Ergebnis, sind Kriterien, die in die Behandlungsstrategie im
multimodalen Therapiekonzept berücksichtigt werden sollten bzw. müssen.245 Die
Auswahl des Verfahrens ist jedoch auch vom Allgemeinzustand der Patientin, den
Haut-, Gewebe- und Narbenverhältnissen und den Lebensgewohnheiten abhängig.246
Häufig sprechen ein Nikotinabusus, Gefäßerkrankungen oder der Diabetes Mellitus
gegen den Einsatz spezieller Verfahren, da die Gefäßsituation beeinträchtigt ist. Die
Rücksichtnahme auf den Patientinnenwunsch bei der kurativen Operation eines
Mammakarzinoms ist nur möglich, wenn verschiedene operative Verfahren angeboten
werden können, die gleichermaßen erfolgversprechend sind. Die Mastektomie, als
radikalste Vorgehensweise, kann bei jeder Patientin und muss bei bestimmter
Indikation (s. Kap. 7.2.2.) durchgeführt werden. Die Mastektomie wird in einigen Fällen
auf Wunsch auch dann durchgeführt, wenn eine BET möglich wäre. Grund für die
241
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 5 ff.
Vgl. ebenda, S. 5
243
Vgl. ebenda, S. 7
244
Vgl. Funke I. / Anthuber C. / Ataseven B. / et al., (2009), S. 119
245
Vgl. Denison U., (2009), S. 14 f.
246
Vgl. Deutsches Krebsforschungszentrum, www.krebsinformationsdienst.de, Zugriff: 09.05.2011
242
Silvia Sobotta
55
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
8. OP-Methoden und Möglichkeiten vs. Wunschvorstellungen | 9. Psychoonkologie
Entscheidung zur Mastektomie unter diesen Bedingungen ist häufig die Angst der
Brustkrebspatientinnen vor einem Rezidiv oder die Meinung der Patientin, dass die
Belastung durch die Chemotherapie und/oder Strahlentherapie zu groß sei und somit
unerwünscht ist. 247
Besteht die Möglichkeit, eine neoadjuvante Therapie zur Tumorverkleinerung
durchzuführen, somit eine Mastektomie zu vermeiden und eine BET vorzunehmen, ist
die Patientin auch darüber aufzuklären. Die Gleichwertigkeit der BET mit
nachfolgender Radiatio zur Mastektomie sollte bei Patientinnen mit Indikationsstellung
zur BET Gegenstand der ärztlichen Aufklärung sein und diese verdeutlichen. In diesem
Fall muss die Signifikanz der Strahlentherapie zur Vermeidung von Rezidiven eindeutig
dargestellt werden.248 Stellt sich das zu erwartende ästhetische Ergebnis der
onkoplastischen BET als unzufriedenstellend dar, sollte die Option einer Ablatio mit
Rekonstruktionsmöglichkeiten der Brust als alternative Option erörtert werden.249
Wird die BET von Patientinnen mit Indikation zur Mastektomie eingefordert, so muss
auch diese Entscheidung, nach eingehender Aufklärung über die Konsequenzen,
akzeptiert werden. Manche Frauen entscheiden sich für die BET gegen den
ausdrücklichen Rat der Ärzte, da für sie die Mastektomie und die Verstümmelung des
Körpers inakzeptabel sind.250
Der Wunsch eine autonome Entscheidung treffen zu können ist für viele Patientinnen
wichtig, jedoch nicht von allen gewünscht und nimmt bei Zunahme der Schwere der
Erkrankung ab. Die Mehrzahl der Patienten wünscht eine gemeinsame Entscheidung
mit dem Arzt oder überlässt sie diesem.251 Daher ist ein verantwortungsvoller Umgang
mit den zu Verfügung stehenden Therapieverfahren unumgänglich. Wichtiger als die
autonome Entscheidung ist der Wunsch vieler Patientinnen nach Information zur
bestehenden Situation. Das aufgeklärt Sein darüber ermöglicht einen positiveren
Umgang mit den Gegebenheiten und führt u.a. zu Angstreduktion, Verbesserung der
Compliance, realistischen Erwartungen, Beteiligung an Entscheidungen, Sicherheit,
Steigerung der Lebensqualität und höherer Zufriedenheit.252
9. Psychoonkologie
Da die psychische Belastung von Brustkrebspatientinnen hoch und ihre Lebensqualität
in vielen Bereichen eingeschränkt ist, ist die Psychoonkologie integrales Konzept der
247
Vgl. Heckl U. / Weis J., (2006), S. 472
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 7
249
Vgl. Fitzal F. / Gnant M., (2007), S. 68
250
Vgl. Heckl U. / Weis J., (2006), S. 472
251
Vgl. Heußner P. / Besseler M. / Dietzfelbinger H., (2009), S. 56
252
Vgl. Tari S. / Heußner P., 2009), S. 103
248
Silvia Sobotta
56
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
9. Psychoonkologie | 10. Die Senologie in den EVK
Mammakarzinomtherapie. Ziel der Psychoonkologie ist, die psychischen Belastungen
der Betroffenen in den unterschiedlichen Krankheitsstadien zu reduzieren und somit
die Lebensqualität zu erhöhen. Eine zunehmend größere Rolle spielt die psychosoziale
Onkologie, die sich mit der Bewältigung von Symptomen und Auswirkungen der
Krebstherapie auf das soziale Leben befasst. Dazu gehört die Aufarbeitung von
Problemen bezüglich Sexualität, Selbstwertgefühl, Problemen am Arbeitsplatz,
finanzielle
Sorgen,
Teilnahme
am
sozialen
Leben,
das
posttraumatische
Belastungssyndrom, Angstbewältigung vor Nachsorgeuntersuchungen u.v.m.253 Die
Lebensqualität krebskranker Patienten kann durch die Psychoonkologie gesteigert
werden, indem Mechanismen zum Umgang mit der Erkrankung und ihren Folgen
erlernt und der Blick für das Mögliche und die zu Verfügung stehenden Ressourcen
geschärft wird. Voraussetzung dafür ist die umfassende Aufklärung der Patienten über
die Diagnose, Therapieschritte und die Prognose.254 Krankheitsverarbeitung und
Krankheitsbewältigung werden als Coping bezeichnet. Das Coping ist nur möglich im
Zusammenwirken von Onkologen, Psychotherapeuten und dem sozialen Umfeld in
dem die Patientinnen sich bewegen und den individuellen Selbstheilungskräften. 255
Unterstützt wird das Coping durch das strukturierte Gesundheitstraining. Dieses wird
direkt in das individuelle Therapiekonzept oder als rehabilitative Maßnahme eingesetzt,
verbunden mit dem Ziel, den Betroffenen einen angemessenen Umgang mit den
Auswirkungen der Krebserkrankung und ihren Einschränkungen zu ermöglichen,
vorhandene Ressourcen anzuwenden und neue zu entwickeln. Zum strukturieren
Gesundheitstraining
gehören
Krankheitsbewältigung
und
-strategien,
Angstbe-
wältigung, Stressmanagement, Bewegung/Sport, Ernährung, Entspannung so wie
komplementäre Maßnahmen.256
10. Die Senologie in den Evangelische Kliniken Gelsenkirchen
Die EVK sind ein Krankenhaus der Grund und Regelversorgung mit 458 Betten und 13
Fachabteilungen. Eine dieser Fachabteilungen ist die Senologie.
Die Senologie ist ein durch OnkoZert zertifiziertes Brustzentrum, das dem
Brustzentrum Ruhrgebiet angegliedert ist. Der Schwerpunkt dieser Fachabteilung liegt
in
der
Diagnostik
Operationstechniken
und
sind
Therapie
primäre
des
Mammakarzinoms.
Operationsverfahren
mit
Durchgeführte
Organerhalt
und
gekoppelten Rekonstruktionsverfahren, so wie alle Arten der Mastektomie mit
253
Vgl. Heußner P. / Besseler M. / Dietzfelbinger H., (2009), S. 2
Vgl. Wasner M., (2009), S. 66 f.
255
Vgl. Frick E., (2009), S.68 f.
256
Vgl. Heußner P. / Lang K., (2009), S.87 f.
254
Silvia Sobotta
57
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
10. Die Senologie in den EVK | 11. Methodik
sofortiger oder späterer Rekonstruktion (Prothesen, LADO, gestielter TRAM),
Expandertechniken,
freie
Komplikationbehandlungen
myokutane
und
Lappen
die
(DIEP),
Rezidivtherapie.
autologe
Konversionen,
Desweiteren
werden
Reduktionsplastiken, Aufbauplastiken, kosmetische Operationen und Korrekturen
angeborener Fehlbildungen durchgeführt. Das axilläre staging erfolgt standardisiert
durch
SLNB
oder
ALND.
Die
intraoperative
Boost-Bestrahlung
ist
ins
Behandlungskonzept der senologischen Abteilung integriert.
Die qualifizierte Beratung von betroffenen Patientinnen wird in der Brustambulanz des
Hauses durchgeführt. Hausintern werden alle notwendigen diagnostischen Verfahren,
wie Stanz- und Vakuumbiopsien, Röntgen allgemein, MRT, CT, Stereotaxie,
Mammographie,
Knochenszintigraphie,
EKG
und
Schnellschnittdiagnostik
durchgeführt. Eine Psychoonkologin ist in die Betreuung und Behandlung der
Patientinnen integriert und der Förderverein Brustzentrum „Die Revierinitiative“ steht
den Patientinnen im Hause als Ansprech- und Beratungsstelle zur Verfügung.
Begleitende Therapien, wie z.B. die Kunsttherapie werden ebenso wie alternative
Behandlungsmethoden (Aromatherapie) eingesetzt. Zukünftig ist die Begleitung der
Patientinnen durch eine Heilpraktikerin geplant.
11. Methodik
Die BET wird bei der Behandlung des Mammakarzinoms als Standardverfahren
eingesetzt, um die Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen zu erhalten oder zu
verbessern. Ziel ist die onkologische Resektion des Tumors mit einem ästhetisch
ansprechenden Resultat. Ob die BET diese Ziele realisieren kann, wurde für die EVK
Gelsenkirchen anhand einer Patientinnenbefragung mittels eines Fragebogens, der im
Anhang unter Punkt 3 hinterlegt ist, ermittelt.
Primäres Ziel dieser Studie war es herauszufinden, wie betroffene Patientinnen die
postoperative Situation nach BET mit besonderem Augenmerk auf das kosmetische
Ergebnis und in Bezug zu ihrer Lebensqualität bewerten. Das sekundäre Ziel, welches
mit der Befragung verbunden war, galt der Klärung der Frage, ob es altersbedingte
Unterschiede bei der Bewertung, den Erwartungen und in Bezug auf die Lebensqualität
nach BET gibt. Die Ergebnisse der Untersuchung sollten ermöglichen, die Qualität der
erbrachten Leistung der senologischen Abteilung zu reflektieren und, wenn nötig und
möglich, die Behandlungsstrategie an den Bedürfnissen der Patientinnen auszurichten,
um
die
bestmögliche
Patientinnenzufriedenheit
Qualitätssteigerung zu verwirklichen.
Silvia Sobotta
in
Verbindung
mit
einer
.
58
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
Der eingesetzte Fragebogen wurde orientierend an einer zuvor durchgeführten
Befragung durch die senologische Abteilung bezüglich der Zufriedenheit mit dem
ästhetischen Ergebnis von Patientinnen nach TRAM-Operation und orientierend an
dem
EORTC-QLQ-C-30
Krebspatienten
bei
Fragebogen
Mammakarzinom
zur
in
Erfassung
der
Lebensqualität
von
Absprache
mit
dem
der
Chefarzt
senologischen Abteilung in den EVK erstellt. Ein Pretest mit dem Fragebogen zur
Zufriedenheit nach BET wurde nicht durchgeführt, da ein solcher schon bei der
Befragung
zur
Zufriedenheit
nach
TRAM-Operationen
vorgenommen
und
entsprechende, ungeeignete Fragen ausgeschlossen wurden. Trotzdem zeigte sich,
dass die Frage 18 des Fragebogens, die die Sensibilität der Brust nach beidseitiger
Operation hinterfragte, aus der Bewertung herausgenommen werden musste, da sich
herausstellte, dass sie aus dem Kontext nicht beantwortet werden konnte.
11.1 Einschlusskriterien - Ausschlusskriterien
In die Befragung wurden nach retrospektiver Aktenrecherche alle Patientinnen,
einbezogen, die brusterhaltend operiert worden waren und bei denen die BET
mindestens 6 Monate zurücklag. Grund für dieses Einschlusskriterium war, dass die
Bewertung des ästhetischen/kosmetischen Ergebnisses, so wie Rückschlüsse auf
Auswirkungen der Operation bezüglich der Lebensqualität direkt postoperativ nicht
möglich sind. Um das tatsächliche Operationsergebnis beurteilen zu können, war es
notwendig, zunächst den natürlichen Heilungsprozess, das Ende der individuellen
Therapie und eine „Normalisierung“ im Alltag der Betroffenen abzuwarten. Die
Bewertung des brusterhaltenden Eingriffes erfolgte folglich frühestens nach 6, maximal
nach 10 Monaten.
Da die Fragebögen im November 2009 verschickt wurden und die senologische
Abteilung erst seit Juli 2008 als Fachabteilung in die Evangelischen Kliniken
Gelsenkirchen integriert worden war, wurden alle Patientinnen befragt, die im Zeitraum
Juli 2008 bis Mai 2009 brusterhaltend operiert worden waren; dies waren 234
Patientinnen. Der Fragebogen wurde diesen Patientinnen postalisch zugesandt. Um
eine möglichst hohe Rücklaufquote zu erwirken, wurde dem Fragebogen ein
adressierter Rückumschlag beigefügt. Von 234 angeschriebenen Patientinnen nahmen
164 Personen an der Befragung teil, 10 Anschreiben wurden durch die Post ungeöffnet
zurückgestellt und 60 Fragebögen blieben unbeantwortet. Die Befragung wurde bei
allen Patientinnen mit BET durchgeführt. Für die Befragung wurden keinerlei
Ausschlusskriterien festgelegt.
Silvia Sobotta
59
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
11.2 Statistische Verfahren und Auswertprocedere
Die Ergebnisse wurden anhand unterschiedlicher Bewertungssysteme ermittelt. Zu
diesen zählen Entscheidungsfragen (Ja / Nein), Bewertungsfragen (unter Verwendung
des deutschen Schulnoten-Systems) und Auswahlfragen. Bei Bedarf wurden die
Ergebnisse dichotomisiert. Die Berechnung von Häufigkeitsverteilungen bei Fragen mit
zwei oder mehr Variablen, wurde mit Hilfe von Kreuztabellen durchgeführt.
Die Ergebnisrohdaten, die Häufigkeitsstatistiken, die Kreuztabellen so wie das
Procedere der Dichotomisierung, sind im Anhang unter Punkt 5 hinterlegt.
Um altersspezifische Ergebnisse zu ermitteln, wurden folgende Alterscluster festgelegt:

Cluster 1  Jahrgang 1920-1929 (88-79 Jahre)

Cluster 2  Jahrgang 1930-1939 (78-69 Jahre)

Cluster 3  Jahrgang 1940-1949 (68-59 Jahre)

Cluster 4  Jahrgang 1950-1959 (58-49 Jahre)

Cluster 5  Jahrgang 1960-1969 (48-39 Jahre)

Cluster 6  Jahrgang 1970-1979 (38-29 Jahre)

Cluster 7  Jahrgang 1980-1989 (28-19 Jahre)
Die Ergebnisse innerhalb der Cluster wurden über den Mittelwert verglichen. Da in
Cluster 7 nur eine Patientin behandelt wurde, wird das Ergebnis zwar dargestellt,
jedoch nicht mit in die Auswertung einbezogen, da es nicht repräsentativ ist.
Um die Anonymität zu gewährleisten wurde von den Patientinnen nur das Geburtsjahr
erfragt. Positive und negative Kritik, so wie Verbesserungsvorschläge wurden durch die
Befragten zwar formuliert, sind aber nicht Bestandteil dieser Arbeit, da diese
ausschließlich der Qualitätssicherung der Abteilung Senologie dienten.
Um eine Antwort auf die Frage nach den Erwartungen und dem möglicherweise
negativen Einfluss der BET auf das Leben der Betroffenen zu vereinfachen, wurden bei
diesen beiden Fragen Antwortmöglichkeiten vorgegeben, wobei Mehrfachnennungen
möglich waren.
Die anhand der Fragebögen ermittelten Daten wurden mit IBM-SPSS (v19)
ausgewertet und für eine anschauliche Darstellung mit Microsoft Word 2007 und
Microsoft Excel 2007 überarbeitet.
Silvia Sobotta
60
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
Die Auswertung der statistischen Daten erfolgte mit Unterstützung von Diplombiologe
Hr. Udo König, SPSS- und Statistik Coach, in Zusammenarbeit mit Fr. Dr. Monika
Heinzel-Gutenbrunner, Dipl. Statistikerin / Marburg 257.
11.3 Ergebnisse
Nicht alle Fragen wurden von jeder Patientin beantwortet, so dass maximal 164 und
minimal 142 Antworten von 164 eingegangenen Fragebögen statistisch ausgewertet
werden konnten.
Frage 1: Geburtsjahr der Patientin (n=162)
Ergebnis:
(Abb. 11.1: Häufigkeitsverteilung von Patientinnen mit Mammakarzinom und durchgeführter BET, Sobotta S., 2011)
Die jüngste Patientin mit BET war 28 Jahre und die älteste 87 Jahre alt. Das
durchschnittliche Erkrankungsalter der behandelten Patientinnen lag bei 58 Jahren
(s. Abb. 11.1).
Frage 2: Fühlten Sie sich vor der OP ausreichend beraten? (n=163)
Ergebnis
ja*
nein*
fehlend***
96,9%
n=158
3,1%
n=5
0,6%
n=1
(Tab. 11.1: Ergebnisdarstellung zu Frage 2)
Die Ergebnisse zeigen, dass 96,9% der Befragten sich ausreichend beraten fühlten.
3,1% der Befragten empfanden die Beratung als unzureichend (s. Tab. 11.1).
Hinweis: * bezogen auf alle relevanten Antworten (n)
** bezogen auf alle gewertete Antworten (n1)
*** bezogen auf Gesamtzahl 164
257 von Hr. König genutzte Quellen
Silvia Sobotta
61
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
Frage 3: Fühlten Sie sich individuell beraten? (n=161)
Ergebnis
ja*
nein*
fehlend***
96,3%
n=155
3,7%
n=6
1,8%
n=3
(Tab. 11.2: Ergebnisdarstellung zu Frage 3)
96,3% der Befragten fühlten sich individuell beraten, 3,7% der Befragten hingegen
verneinten eine individuelle Beratung (s. Tab. 11.2).
Frage 4: Wurde Ihre Meinung in den Entscheidungsprozess zur durchgeführten
Operation/Therapie mit einbezogen? (n=151)
Ergebnis
ja*
nein*
fehlend***
92,1%
n=139
7,9%
n=12
7,9%
n=13
(Tab. 11.3: Ergebnisdarstellung zu Frage 4)
Die Ergebnisse zeigen, dass bei 92,1% der Befragten die persönliche Meinung zur
Operation/Therapie berücksichtigt wurde, 7.9% der Befragten verneinen dies
(s. Tab. 11.3).
Frage 5: Wurde eine Chemotherapie vor der Operation durchgeführt? (n=163)
Ergebnis
ja*
nein*
fehlend***
22,7%
n=37
77,3%
n=126
0,6%
n=1
(Tab. 11.4: Ergebnisdarstellung zu Frage 5)
Bei 22,7% der Patientinnen wurde eine Chemotherapie durchgeführt. In 77,3% der
Fälle war es nicht notwendig (s. Tab. 11.4).
Frage 6: Welche Erwartungen hatten Sie an den brusterhaltenden Eingriff? (n=162)
Ergebnis
Frage:
positive
Antworten*
6a: Tumor wird entfernt
95,7% / n = 155
6b: gutes ästhetisches Resultat
negative
Antworten*
4,3% / n =
fehlende
Antworten***
7
1,2% / n = 2
76,5% / n = 124
23,5% / n = 38
1,2% / n = 2
6c: sich als Frau fühlen
64,2% / n = 104
35,8% / n = 58
1,2% / n = 2
6d: trotz OP weiterhin gute Partnerschaft
43,8% / n = 71
56,2% / n = 91
1,2% / n = 2
6e: trotz OP keine Einschränkung in der Sexualität
32,7% / n = 53
67,3% / n = 109
1,2% / n = 2
6f: (teilweise) Abbau existentieller Ängste
37,0% / n = 60
63,0% / n = 102
1,2% / n = 2
6g: nach OP "normales" Leben führen (Freunde/soziale
Kontakte/sportliche Aktivitäten)
90,1% / n = 146
9,9% / n = 16
1,2% / n = 2
(Tab. 11.5: Ergebnisdarstellung zu Frage 6a-6g)
In Tabelle 11.5 werden die Erwartungen der Befragten an die BET aufgezeigt.
Silvia Sobotta
62
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11. Methodik
95,7% der Befragten erwarteten, dass der Tumor beim Primäreingriff entfernt wird,
90,1% nach OP ein ‘normales’ Leben führen zu können, 76,5% ein gutes ästhetisches
Resultat, 64,2% sich als Frau fühlen zu können, 43,8% trotz OP weiterhin eine gute
Partnerschaft, 32,7% trotz OP keine Einschränkung in der Sexualität und 37,0% den
Abbau existenzieller Ängste (s. Tab. 11.5).
Frage 7: Konnten Ihre Erwartungen nach BET erfüllt werden? (n=164)
Ergebnis
teilweise*
zum größten
Teil*
ja/sehr*
9,8%
n=16
40,2%
n=66
50,0%
n=82
(Tab. 11.6a: Ergebnisdarstellung zu Frage 7)
dichotomisiertes Ergebnis
ja
nein
90,2%
n=148
9,8%
n=16
(Tab. 11.6b: .. dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 7)
90,2% der Befragten gaben an, dass ihre Erwartungen erfüllt wurden. 9,8% sahen ihre
Erwartungen als nicht erfüllt an (s. Tab. 11.6b). Dieses Ergebnis wurde mit Hilfe einer
Dichotomisierung der Frage 7 errechnet (s. Tab. 11.6a).
Frage 8: Erfolgte ein Zweiteingriff während des Krankenhausaufenthaltes? (n=164)
Ergebnis
ja
nein
fehlend***
11,0%
n=18
89,0%
n=146
0,0%
n=0
(Tab. 11.7: Ergebnisdarstellung zu Frage 8)
In 89.0% der Fälle erfolgte kein Zweiteingriff, bei 11,0% musste ein Zweiteingriff
während des Krankenhausaufenthaltes durchgeführt werden (s. Tab. 11.7).
Frage 9: Wie bewerten Sie das durch den brusterhaltenden Eingriff bei Ihnen erreichte
kosmetische Ergebnis (Zufriedenheit mit dem erzielten Ergebnis)? (n=163)
Ergebnis
sehr gut
gut
befriedigend
ausreichend
unbefriedigend
fehlend***
44,8%
n=73
36,2%
n=59
14,7%
n=24
3,7%
n=6
0,6%
n=1
0,6%
n=1
(Tab. 11.8a: Ergebnisdarstellung zu Frage 9)
dichotomisiertes Ergebnis
unzufrieden
zufrieden
fehlend***
4,3%
n=7
95,7%
n=156
0,6%
n=1
(Tab. 11.8b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 9)
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11. Methodik
Eine Dichotomisierung der Ergebnisse der Frage nach der Bewertung des erreichten
kosmetischen Resultats (s. Tab. 11.8a) zeigt, dass 95,7% der Befragten mit dem
kosmetischen Ergebnis zufrieden und 4,3% unzufrieden sind (s. Tab. 11.8b).
Frage 10: Haben Sie Hemmungen, sich nackt anzuschauen? (n=162)
Ergebnis
ja
nein
teilweise
fehlend***
2,5%
n=4
82,7%
n=134
14,8%
n=24
1,2%
n=2
(Tab. 11.9a: Ergebnisdarstellung zu Frage 10)
dichotomisiertes Ergebnis
ja
nein
fehlend***
17,3%
n=28
82,7%
n=134
1,2%
n=2
(Tab. 11.9b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 10)
Nach einer Dichotomisierung der Ergebnisse der Frage 10 (s. Tab. 11.9a) ergab sich,
dass 82,7% der Befragten keine Hemmungen haben sich nackt zu betrachten und
17,3% teilweise oder vollkommen gehemmt sind (s. Tab. 11.9b).
Frage 11: Empfinden Sie Ihre operierte(n) Brust/Brüste als vollen Teil Ihres Körpers?
(n=163)
Ergebnis
ja
nein
fehlend***
95,1%
n=155
4,9%
n=8
0,6%
n=1
(Tab. 11.10: Ergebnisdarstellung zu Frage 11)
95,1% der Befragten sehen die operierte Brust als vollen Teil ihres Körpers. Bei 4,9%
der Befragten ist das Körperbild gestört (s. Tab. 11.10).
Frage 12: Sind Sie mit der Größe der operierte(n) Brust/Brüste zufrieden? (n=160)
Ergebnis
sehr
zufrieden
zufrieden
weniger
zufrieden
fehlend***
47,5%
n=76
46,3%
n=74
6,3%
n=10
2,4%
n=4
(Tab. 11.11a: Ergebnisdarstellung zu Frage 12)
dichotomisiertes Ergebnis
ja
nein
fehlend***
93,8%
n=150
6,3%
n=10
2,4%
n=4
(Tab. 11.11b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 12)
Nach Dichotomisierung der Ergebnisse der Frage 12 (s. Tab. 11.11a) ergab sich, dass
93,8% der Patientinnen mit der Größe ihrer operierten Brust/Brüste zufrieden sind.
6,3% hingegen nicht (s. Tab. 11.11b).
Silvia Sobotta
64
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
Frage 13: Sind Sie mit der Form der operierte(n) Brust/Brüste zufrieden? (n=162)
Ergebnis
sehr
zufrieden
zufrieden
weniger
zufrieden
fehlend***
52,5%
n=85
42,6%
n=69
4,9%
n=8
1,2%
n=2
(Tab. 11.12a: Ergebnisdarstellung zu Frage 13)
dichotomisiertes Ergebnis
ja
nein
fehlend***
95,1%
n=154
4,9%
n=8
1,2%
n=2
(Tab. 11.12b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 13)
Nach einer Dichotomisierung der Ergebnisse der Frage 13 (s. Tab. 11.12a) zeigt sich,
dass 95,1% der Patientinnen, im Gegensatz zu 4,9%, mit der Form der operierten
Brust zufrieden sind (s. Tab. 11.12b).
Frage 14: Fühlt sich Ihre operierte Brust/Brüste natürlich an? (n=155)
Ergebnis
ja
nein
fehlend***
85,2%
n=132
14,8%
n=23
5,5%
n=9
(Tab. 11.13: Ergebnisdarstellung zu Frage 14)
85,2% empfanden, dass ihre operierte Brust/Brüste sich natürlich anfühlen. 14,8%
empfanden nicht so (s. Tab. 11.13).
Frage 15: Finden Sie Ihre Brüste symmetrisch? (n=154)
Ergebnis
asymmetrisch
weniger
symmetrisch
symmetrisch
sehr
symmetrisch
fehlend***
11,7%
n=18
33,1%
n=51
43,5%
n=67
11,7%
n=18
6,1%
n=10
(Tab. 11.14a: Ergebnisdarstellung zu Frage 15)
dichotomisiertes Ergebnis
ja
nein
fehlend***
55,2%
n=85
44,8%
n=69
6,1%
n=10
(Tab. 11.14b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 15)
Die Frage „Finden Sie Ihre Brust/Brüste symmetrisch“, wurde von 55,2% mit ‚ja‘ und
mit 44,8% mit ‚nein‘ beantwortet (s. Tab. 11.14b). Dazu wurden die Ergebnisse der
Frage 15 (s. Tab. 11.14a) dichotomisiert.
Silvia Sobotta
65
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
Frage 16: Falls Ihre Brust/Brüste nicht symmetrisch ist/sind, ist eine Angleichung
vorgesehen? (n=94)
Ergebnis
ja
nein
fehlend***
18,1%
n=17
81,9%
n=77
42,7%
n=70
(Tab. 11.15: Ergebnisdarstellung zu Frage 16)
In 18,1% der Fälle war eine Angleichung der asymmetrischen Brüste vorgesehen, bei
81,9% nicht (s. Tab. 11.15).
Frage 17: Wie beurteilen Sie die Sensibilität Ihrer Brust nach brusterhaltender
Therapie im Vergleich zur Gegenseite? (n=146)
Ergebnis
nicht
vorhanden
kaum
vorhanden
nur vermindert
vorhanden
gleich
fehlend***
2,1%
n=3
14,4%
n=21
41,8%
n=61
41,8%
n=61
11,0%
n=18
(Tab. 11.16a: Ergebnisdarstellung zu Frage 17)
dichotomisiertes Ergebnis
vorhanden
nicht
vorhanden
fehlend***
83,6%
n=122
16,5%
n=24
11,0%
n=18
(Tab. 11.16b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 17)
Nach einer Dichotomisierung der Ergebnisse der Frage 17 (s. Tab. 11.16a) stellte sich
heraus, dass die Sensibilität der operierten Brust im Vergleich zur Gegenseite von
83,6% der Patientinnen als vorhanden beurteilt wurde. 16,5% empfanden dies nicht so
(s. Tab. 11.16b).
Frage 19: Wie bewerten Sie die Berührungsempfindlichkeit an der/den operierten
Brust/Brüste? (n=162)
Ergebnis
sehr gut
gut
befriedigend
ausreichend
unbefriedigend
fehlend***
9,8%
n=16
40,7%
n=66
30,2%
n=49
11,1%
n=18
8,0%
n=13
1,2%
n=2
(Tab. 11.17a: Ergebnisdarstellung zu Frage 19)
dichotomisiertes Ergebnis
gut
schlecht
fehlend***
80,7%
n=131
19,1%
n=31
1,2%
n=2
(Tab. 11.17b: dichotomisierte Ergebnisdarstellung zu Frage 19)
Eine Dichotomisierung der Ergebnisse der Frage 19 (s. Tab. 11.17a) zeigte, dass
80,7% der Befragten die Berührungsempfindlichkeit der operierten Brust als gut
ansehen. 19,1% waren der gegenteiligen Meinung(s. Tab. 11.17b).
Silvia Sobotta
66
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
Frage 20: Haben Sie erotische Empfindungen in Ihrer(en) operierten Brust/Brüsten?
(n=142)
Ergebnis
ja
nein
irrelevant
fehlend***
45,8%
n=65
54,2%
n=77
0,6%
n=1
13,4%
n=22
(Tab. 11.18: Ergebnisdarstellung zu Frage 20)
45,8% der Befragten empfanden trotz des Eingriffes erotische Empfindungen an ihrer
Brust, wobei 54,2% dies verneinten(s. Tab. 11.18).
Frage 21: Ist es Ihnen unangenehm, wenn jemand, der Ihnen nahesteht, Ihre
operierten Brust/Brüste sieht? (n=159)
Ergebnis
ja
nein
fehlend***
9,4%
n=15
90,6%
n=144
3,0%
n=5
(Tab. 11.19: Ergebnisdarstellung zu Frage 21)
Die Ergebnisse zeigen, dass es 90,6% der Befragten nicht unangenehm ist, wenn
ihnen nahestehende Personen die operierte Brust sehen. 9,4% empfinden es als
unangenehm(s. Tab. 11.19).
Frage 22: Hatte die Operation (BET) negativen Einfluss auf…?
Ergebnis
Frage:
ja
nein
fehlend***
22a: Partnerschaft (n=161)
7,5% / n = 12
92,5% / n = 149
1,8% / n = 3
22b: Familie (n=163)
5,5% / n =
9
94,5% / n = 154
0,6% / n = 1
22c: Freundeskreis (n=163)
2,5% / n =
4
97,5% / n = 159
0,6% / n = 1
22d: anderweitiges soziales Leben (n=163)
6,1% / n = 10
93,9% / n = 153
0,6% / n = 1
(Tab. 11.20: Ergebnisdarstellung zu Frage 22a-d)
Die Tabelle 11.20 stellt den negativen Einfluss der BET auf verschiedene
Lebensbereiche dar. Zu 7,5% wurde durch die Befragten ein negativer Einfluss auf die
Partnerschaft, zu 5,5% auf die Familie, zu 2,5% auf den Freundeskreis und zu 6,1%
auf das anderweitige soziale Leben durch die BET angegeben.
Silvia Sobotta
67
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
Frage A1: Wurden die Patientinnen ausreichend, individuell und unter Rücksichtnahme
auf Ihre eigene Meinung, beraten? (n=148)
Ergebnis
nicht
zufriedenstellend*
zufriedenstellend*
sehr
zufriedenstellend*
außerordentlich
zufriedenstellend*
fehlend***
2,0%
n=3
1,4%
n=2
6,1%
n=9
90,5%
n=134
9,8%
n=16
(Tab. 11.21: Ergebnisdarstellung zu Frage A1)
Die Ergebnisse der Tabelle 11.21 zeigen die Zufriedenheit mit dem Umfang, der
individuellen und unter Rücksichtnahme auf die persönliche Meinung der Patientin
durchgeführte Beratung. Diese war bei 90,5% außerordentlich zufriedenstellend, bei
6,1% sehr zufriedenstellend, bei 1,4% zufriedenstellend und bei 2,0% nicht
zufriedenstellend.
Frage A2: Zufriedenheit mit dem OP-Ergebnis (bezogen auf die Brustgröße, -form,
Konsistenz und Symmetrie beider Brüste)? (n=146)
Ergebnis
unzufrieden*
zufrieden*
fehlend***
14,4%
n=21
85,6%
n=125
11,0%
n=18
(Tab. 11.22: Ergebnisdarstellung zu Frage A2)
85,6% der Patientinnen waren mit dem ästhetischen Ergebnis, gemessen an der
Brustgröße und -form, der Konsistenz und der Symmetrie beider Brüste, zufrieden mit
dem OP-Ergebnis. 14,4% hingegen waren unzufrieden (s. Tab. 11.22).
Frage A3: Hat die neoadjuvante Chemotherapie das OP-Ergebnis negativ beeinflusst?
(n=36 | n1=162)
Ergebnis
nein*
ja*
irrelevant**
fehlend***
94,4%
n=34
5,6%
n=2
77,8%
n=126
1,2%
n=2
(Tab. 11.23: Ergebnisdarstellung zu Frage A3)
In 94,4% der Fälle hatte die neoadjuvante Chemotherapie keinen negativen Einfluss
auf das OP-Ergebnis. In 5,6% der Fälle hingegen schon (s. Tab. 11.23).
Frage A4: Konnte die Erwartung ‚Tumor wird beim Primäreingriff komplett entfernt‘
durch die BET erfüllt werden? (n=155 | n1=162)
Ergebnis
nein*
ja*
irrelevant**
fehlend***
11,6%
n=18
88,4%
n=137
4,3%
n=7
1,2%
n=2
(Tab. 11.24: Ergebnisdarstellung zu Frage A4)
Silvia Sobotta
68
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
Bei 88,4% der Befragten wurde die Erwartung ‚Tumor wird beim Primäreingriff komplett
entfernt‘ erfüllt, bei 11,6% hingegen nicht (s. Tab. 11.24).
Frage A5: Konnte die Erwartung ‚gutes ästhetisches Resultat‘ nach BET erfüllt
werden? (n=124 | n1=161)
Ergebnis
nein*
ja*
irrelevant**
fehlend***
3,2%
n=4
96,8%
n=120
22,9%
n=37
1,8%
n=3
(Tab. 11.25: Ergebnisdarstellung zu Frage A5)
Die Erwartung an ein ‚gutes ästhetisches Resultat‘ nach BET wurde bei 96,8% der
Befragten erfüllt. Bei 3,2% der Befragten konnte diese nicht erfüllt werden
(s. Tab. 11.25).
Frage A6: Konnte die Erwartung ‚sich als Frau fühlen‘ nach BET erfüllt werden?
(n=102 | n1=160)
Ergebnis
nein*
ja*
irrelevant**
fehlend***
6,9%
n=7
93,1%
n=95
38,8%
n=58
2,4%
n=4
(Tab. 11.26: Ergebnisdarstellung zu Frage A6)
In 93,1% der Fälle wurde die Erwartung ‚sich weiter als Frau fühlen‘ erfüllt. Bei 6,9%
hingegen nicht (s. Tab. 11.26).
Frage A7: Konnte die Erwartung ‚weiterhin gute Partnerschaft’ nach BET erfüllt
werden? (n=71 | n1=159)
Ergebnis
nein*
ja*
irrelevant**
fehlend***
8,5%
n=6
91,5%
n=65
55,3%
n=88
3,0%
n=5
(Tab. 11.27: Ergebnisdarstellung zu Frage A7)
Die Erwartung auf eine ‚weiterhin gute Partnerschaft’ erfüllte sich bei 91,5%. In 8,5%
der Fälle jedoch nicht (s. Tab. 11.27).
Frage A8: Konnte die Erwartung ‚trotz OP keine eingeschränkte Sexualität‘ nach BET
erfüllt werden? (n=50 | n1=144)
Ergebnis
nein*
ja*
irrelevant**
fehlend***
48,0%
n=24
52,0%
n=26
64,3%
n=94
12,2%
n=20
(Tab. 11.28: Ergebnisdarstellung zu Frage A8)
Silvia Sobotta
69
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
52,0% der Befragten sahen ihre Erwartung ‚trotz OP keine eingeschränkte Sexualität‘
als erfüllt an, 48,0% der Befragten nicht (s. Tab. 11.28).
Frage A9: Konnte die Erwartung nach der OP ein ‚normales Leben führen‘ durch die
BET erfüllt werden? (n=145 | n1=161)
Ergebnis
nein*
ja*
irrelevant**
fehlend***
7,6%
n=11
81,7%
n=134
11,3%
n=16
1,8%
n=3
(Tab. 11.29: Ergebnisdarstellung zu Frage A29
Die Ergebnisse zeigen, dass die Erwartung nach OP ein ‚normales Leben führen‘ nach
BET bei 81,7% der Befragten erfüllt und bei 7,6% der Befragten nicht erfüllt wurde
(s. Tab. 11.29).
Frage A10: Bezug Altersgruppe zu kosmetischem Ergebnis
Ergebnis
(Abb. 11.2: Bewertung des erreichten Ergebnisses, Sobotta S., 2011)
Die Abbildung 11.2 zeigt die Zufriedenheit über das kosmetische Ergebnis in den
einzelnen Altersgruppen. Bei einer Bewertungsmöglichkeit von ‚1‘ bis ‚6‘, war ‚1‘ das
bestmöglichste Ergebnis.
Silvia Sobotta
70
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik
Frage A11: Bezug Altersgruppe zu Erwartungen an brusterhaltenden Eingriff
Ergebnis
(Abb. 11.3: Bezug Altersgruppe zu Erwartung an brusterhaltenden Eingriff, Sobotta S., 2011)
Die Übersicht in Abb. 11.3 gibt Aufschluss über die drei am häufigsten genannten
Erwartungen an den brusterhaltenden Eingriff innerhalb der einzelnen Altersgruppen.
Frage A12: Konnten die Erwartungen an die BET in den einzelnen Altersgruppen
erfüllt werden?
Ergebnis
(Abb. 11.4: Erüllung der Erwartungen an den Eingriff, Sobotta S., 2011)
Abbildung 11.4 zeigt, in wie fern die Erwartungen an den Eingriff in den einzelnen
Altersgruppen erfüllt wurden. Je höher der Wert, desto stärker wurde die Erwartung
erfüllt. (max. 6 Punkte)
Silvia Sobotta
71
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
11. Methodik | 12. Auswertung und Diskussion
Frage A13: Bezug Altersgruppe zu negativen Einfluss auf…
Ergebnis
(Abb. 11.5: Bezug Altersgruppe zu negativen Einfluss auf…, Sobotta S., 2011)
Die Übersicht in Abb. 11.5 gibt Aufschluss über die genannten negativen Einflüsse auf
Partnerschaft, Familie, Freunde und soziales Leben innerhalb der einzelnen
Altersgruppen.
12. Auswertung und Diskussion
Ziel der Mammakarzinomtherapie ist das Überleben, so wie die Lebensqualität von
Brustkrebspatientinnen
zu
erhalten.
Lebensqualität
umfasst
verschiedene
Dimensionen, zu denen die physische, psychische und soziale Gesundheit zählen. 258
Häufig bedingen diese Dimensionen einander. Die Konfrontation mit der Diagnose und
dem Tod kann Patientinnen mit Mammakarzinom nicht erspart werden. Spezielle
Operationstechniken
ermöglichen
jedoch
bei
2/3
aller
Brustkrebspatientinnen
zumindest die körperliche Integrität weitestgehend zu erhalten. Der Benefit für den
Großteil dieser Patientinnen ist heutzutage die Möglichkeit, die körperliche Ästhetik
durch die BET im Zusammenspiel mit onkoplastischen Operationstechniken zu
wahren. Das intakte Körperbild ist die Schnittstelle, an der Onkologie und Ästhetik
aufeinandertreffen.
Gelingt
dies,
ist
der
Grundstein
für
eine
positive
Krankheitsverarbeitung und die psychische Gesundheit gelegt, die sich positiv auf die
258
Vgl. Dietzfelbinger H. / Heußner P., (2009), S. 54
Silvia Sobotta
72
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
Lebensqualität auswirken (können). Dabei ist es wichtig, die Patientin als Individuum
im persönlichen Kontext zu sehen. Da Brustkrebs eine Erkrankung ist, die nahezu jede
Altersgruppe betreffen kann (s. Abb. 11.1) ist es umso wichtiger, eine möglichst
optimale Lebensqualität für die Erkrankten durch die Behandlungsstrategien zu
erzielen und die physische und psychische Gesundheit zu erhalten.
Die an Mammakarzinom erkrankten und durch die BET behandelten Patientinnen in
den EVK waren im Durchschnitt 58 Jahre alt. Die älteste Patientin war 87 Jahre und
die jüngste Patientin 28 Jahre alt (s. Abb. 11.1) Da das durchschnittliche
Erkrankungsalter für Brustkrebs mit 64 Jahren angegeben wird, waren die in den EVK
behandelten Patientinnen mit Mammakarzinom ca. 6 Jahre jünger als der in der
Literatur angegebene Durchschnitt. Mehr als 1/3 aller Brustkrebsdiagnosen werden vor
dem 60. Lebensjahr gestellt, in einem Zeitraum, in dem die Frau aktiv am sozialen und
beruflichen Leben teilnimmt.259 Der Altersgipfel der Diagnose liegt laut Literatur
zwischen dem 45 und 70 Lebensjahr.260 Die statistisch berechnete verbleibende
Lebenserwartung liegt für 60-jährige Frauen bei 24 Jahren und 10 Monaten. 261
Folgerichtig bedeutet dies, dass Betroffene sich im Durchschnitt ca. 20 Jahre lang mit
der Krebsdiagnose auseinandersetzen und mit ihr und den durchgeführten
therapeutischen Maßnahmen leben müssen. Auswirkungen der Krebsdiagnose
betreffen die psychische und physische Gesundheit, aber auch sozioökonomische
Aspekte, wie z.B. die berufliche und finanzielle Situation. Sind jüngere Patientinnen
betroffen, ist die Familienplanung ein speziell zu berücksichtigendes Kriterium, das bei
der Therapieplanung und dem angestrebten Aufrechterhalten der Lebensqualität eine
wesentliche Rolle spielt bzw. spielen kann. Der Einsatz von Zytostatika kann sich
keimzellenschädigend auswirken und die antihormonelle Therapie bei hormonabhängigen Tumoren kann zu einer dauerhaften Unterdrückung der Eierstockfunktion
führen, so dass die Fortpflanzung verhindert und eine vorzeitigen Menopause
ausgelöst werden kann.262 Dies, sowie ein bestehender Kinderwunsch, muss den
betroffenen Frauen mitgeteilt bzw. berücksichtigt werden.
Darüberhinaus ist die Lebensqualität jüngerer Patientinnen sicherlich weit stärker an
ein intaktes/ästhetisches Körperbild gebunden, dass in unserer Gesellschaft über die
letzten Jahre zunehmend an Bedeutung gewinnt, als bei älteren Patientinnen, die
gefestigter im Leben stehen und ihre Lebensziele vielleicht bereits erreicht haben.
Eine autonome Entscheidungsfindung, basierend auf der umfassenden Aufklärung der
Patientin zu den vorhandenen Therapieformen und -optionen, unter Berücksichtigung
259
Vgl. Heckl U. / Weis J., (2006), S. 470
Vgl. Goerke K. / Junginger C., (2007), S. 70
261
Vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland, www.destatis.de, Zugriff: 31.07.2011
262
Vgl. Eichbaum M., www.medfuehrer.de, Zugriff: 14.06.2011
260
Silvia Sobotta
73
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
der individuellen Situation und die Implementierung der Patientinnenmeinung ins
Therapiekonzept, ist Bestandteil der Behandlungsstrategie beim Mammakarzinom.
Ausreichende und individuelle Beratung führen zur Meinungsbildung und der Fähigkeit
einer Entscheidungsfindung. Sie ermöglichen die Entscheidung für oder gegen die BET
und beeinflussen auch die Zufriedenheit der Patientin mit dem Endergebnis, da das
Therapiekonzept und im besonderen die Vorgehensweise bei der operativen Therapie
im Konsens mit dem Arzt festgelegt und nicht durch diesen bestimmt wurde. Nur wenn
eine
ausreichende,
individuelle
Aufklärung
unter
Berücksichtigung
der
Patientinnenmeinung erfolgt ist, wird die Autonomie gewahrt. Durch diesen Prozess
wird eine wirksame Einwilligung zur Therapie, im Sinne eines „informed consent“, die
auch ausschlaggebend für die Zufriedenheit mit dem ästhetischen Resultat ist,
angestrebt.263 Nur wenn Patientinnen über alle - und im Besonderen - ihre individuellen
Behandlungsmöglichkeiten informiert sind, sind sie dazu in der Lage, die notwendige
Entscheidung für die Behandlung zu fällen, die darauffolgenden Therapieschritte zu
akzeptieren, mitzutragen und compliant bei der Bewältigung der für sie belastenden
Situation mitzuwirken.264 Die Möglichkeit persönliche Ängste und den Verlust der
körperlichen Integrität in einem gewissen Rahmen, durch die Auswahl der Art der
operativen Intervention, mit beeinflussen zu können, wirkt sich positiv auf die
Betroffenen aus. Der Schock der Diagnose und die nachfolgende Auseinandersetzung
mit dem Tod und der möglichen Verstümmelung des Körpers, sind bei der
Diagnosestellung für alle Frauen gleichermaßen bedeutend. Besonders der Zeitraum
zwischen Erstsymptom und histopathologischer Sicherung des Befundes durch das in
Biopsien gewonnene Gewebe, lässt Spielraum für verschiedenste Gedankengänge.
Dabei belastet insbesondere der Gedanke an eine Mastektomie die betroffenen
Patientinnen, da sie als Symbol für den Verlust der körperlichen Unversehrtheit, der
Weiblichkeit gesehen und als Bedrohung empfunden wird.265 Die Mastektomie, als
klassisches Verfahren bei der Behandlung des Mammakarzinoms, ist zentrales Thema
bei der Auseinandersetzung mit dem Krankheitsbild, da sie eine Behandlungsform im
Kampf gegen Brustkrebs darstellt. Ob sie durchgeführt werden muss, hängt von der
Bewertung
der
zur
Diagnostik
durchgeführten
Untersuchungen
und
den
histopathologischen Befunden, aber auch vom Patientinnenwunsch ab. Die Alternative
der brusterhaltenden Operation ermöglicht die körperliche Unversehrtheit und das
intakte Körperbild in den vorgegebenen Grenzen zu erhalten. Diese Grenzen werden
nicht nur durch den Tumortyp, die Tumorgröße und die TNM-Klassifikation
263
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 3 ff.
Vgl. Dorfmüller M., (2009), S. 109
265
Vgl. Heckl U. / Weis J., ( 2006), S. 472
264
Silvia Sobotta
74
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
vorgegeben, die entscheidend für das zu resezierende Volumen sind, sondern auch
durch die körperliche Konstitution.
Die BET ist zwar im Vergleich zur Mastektomie bezogen auf die Gesamtmortalität und
Rezidivrate gleichwertig, jedoch nur, wenn die BET mit einer adjuvanten Radiatio
und/oder ggfls. mit einer neoadjuvanten Chemotherapie zur Verkleinerung großer
Tumore, die dann die BET ermöglicht, gepaart wird. Daher ist auch die Entscheidung
für die BET eine Entscheidung für eine Behandlungsstrategie, die bewusst und nur
nach ausführlicher Aufklärung gefällt werden kann. Sie ist mit dem Mehraufwand der
Strahlentherapie und ihren möglichen Folgen verbunden. Darüber hinaus muss
postoperativ ein gewisser Zeitaufwand, der mit der Strahlentherapie einhergeht,
einkalkuliert werden. Wird eine neoadjuvante Chemotherapie mit dem Ziel einer BET
durchgeführt, muss die Sequenz der Chemotherapiezyklen und die nachfolgende
Regenerationsphase in die Entscheidung zur BET mit eingeschlossen werden. Die
Operation kann dann erst nach ca. einem halben Jahr durchgeführt werden, da die
Chemotherapie in einem Zeitraum von bis zu 6 Monaten erfolgt und eine 3-4 wöchige
Regenerationsphase vor der Operation zur Vermeidung von Komplikationen
eingehalten werden sollte. Die längere Wartezeit auf die Operation erhöht die
psychische Belastung der Patientin, da die Operation nicht zeitnah erfolgt und die
lebensbedrohende Ursache nicht umgehend eliminiert wird. Diese Situation, d.h. den
Zeitraum bis zur Operation auszuhalten und zu bewältigen, erfordert nicht nur eine
gewisse persönliche Stärke, sondern auch ein hohes Maß an psychosozialer Hilfe.
Andererseits motiviert eine wirksame Chemotherapie die Betroffenen in einem
positiven Umgang mit der Erkrankung und ihrer Bewältigung. Die Aussicht auf eine
Operation unter Organerhalt mit dem darstellbaren Erfolg der Chemotherapie in Form
einer Verkleinerung bzw. kompletten Remission des Tumors und die möglichst
optimale Wahrung des individuellen Körperbildes stehen hinter dieser Motivation. Ist
die Möglichkeit zur BET durch die diagnostischen Maßnahmen gegeben, so erscheint
die Entscheidung der Patientin zu dieser Vorgehensweise als weniger schwierig, da
durch den Organerhalt ein weit positiveres Körperbild erhalten bleibt.
Andererseits kann die Entscheidung zur Durchführung der weniger radikalen
Vorgehensweise durchaus auch mit Zweifeln behaftet sein, die im Zusammenhang mit
der Frage nach der Entstehung von Rezidiven im allgemeinen und aufgrund der
moderaten Therapie im speziellen, auftreten. Daher muss die Gleichwertigkeit der BET
inklusive Radiatio zur MRM durch den behandelnden Arzt klar verdeutlicht und mit den
Patientinnen kommuniziert werden.
Die Ergebnisse der Untersuchung konnten zeigen, dass sich 96,9% (n158 von 163)
Patientinnen in den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen GmbH durch das
Silvia Sobotta
75
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
medizinische Personal der senologische Abteilung ausreichend beraten fühlten, 96,3%
(n155 von 161) Patientinnen zudem individuell. 92,1% (n139 von 151) Patientinnen
bejahen, dass ihre Meinung in den Entscheidungsprozess zur durchgeführten
Operation bzw. Therapie berücksichtigt wurde (s. Tab. 11.1-11.3).
90,5% (n134 von 148) der Patientinnen waren außerordentlich zufrieden, 6,1%
(n9 von 148) sehr zufrieden und 1,4% (n2 von 148) zufrieden mit dem Umfang, der
individuellen Beratung und der Rücksichtnahme auf die persönliche Meinung bzw.
Entscheidung. Lediglich 2% (n3 von 148) fühlten sich nicht zufriedenstellend beraten
(s. Tab. 11.21).
Die Diagnose immer kleinerer Läsionen durch Screeningprogramme und verbesserte
diagnostische Verfahren, der Nachweis darüber, dass die Radikalität der Operation
keinen Einfluss auf die Gesamtmortalität und die Rezidivrate nimmt, wenn sie mit einer
Radiatio kombiniert wird, die neuesten Erkenntnissen zur Tumorbiologie, die
Möglichkeiten der adjuvanten und neoadjuvanten systemischen Therapie und Radiatio,
so wie onkoplastische Operationstechniken ermöglichen das organerhaltende
Vorgehen bei über 70% der an Mammakarzinom erkrankten Patientinnen. Der Benefit
der BET liegt in der Rücksichtnahme auf die körperliche Integrität der Frau ohne
Sicherheitseinbußen. In 20-30% der Fälle ist der Erhalt der körperlichen Integrität nur
durch Einsatz onkoplastischer Verfahren möglich, die ein brusterhaltendes Vorgehen
mit positivem Ergebnis überhaupt ermöglichen. Diese Techniken der operativen
Mammakarzinomtherapie berücksichtigen neben onkologischen Aspekten besonders
ästhetische Faktoren und führen zu einer Rekonstruktion der natürlichen Brustform,
wenn die Techniken der BET diese nicht erhalten können. Die Möglichkeit, den Tumor
unter Organerhalt zu eliminieren und trotzdem das natürliche Körperbild zu erhalten, ist
für die betroffenen Patientinnen eine Entlastung in der belastenden Konfrontation mit
dem Krankheitsbild. Die weibliche Identität und das intakte Erscheinungsbild zu
bewahren, weckt Hoffnung auf ein möglichst unbeschwertes und unverändertes Leben,
so, wie es vor der Diagnosestellung war.
Die Wiederherstellung einer ästhetischen Brust ist von verschiedenen Faktoren und
nicht zuletzt von den Fähigkeiten und der Ausbildung des Operateurs abhängig. 266
Dieser muss die Vielfalt onkoplastischer Techniken kennen, anwenden können und die
richtige Auswahl treffen, um ein ästhetisch ansprechendes Resultat zu erzielen. Der
individuelle körperliche Befund ist, in Abhängigkeit zum histopathologischen Befund,
immer Ausgangsbasis für die Auswahl der brusterhaltenden Operationstechnik und des
Operationsverfahrens. Große Defekte kleiner Brüste werden mit anderen Techniken
ausgeglichen als Defekte großer und/oder ptotischer Brüste. Darüber hinaus spielt der
266
Vgl. Nestle-Krämling C / Faridi A., (2010), S. 140
Silvia Sobotta
76
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
individuelle körperliche Befund (schlank, vollschlank oder adipös) und die körperliche
Fitness
eine Rolle bei der
Auswahl
des
Verfahrens.
Die glanduläre und
dermoglanduläre Rotation kann nur zu einem ästhetisch ansprechenden Ergebnis
führen, wenn nach der Entfernung des Tumors mit Sicherheitsabstand, ausreichend
Restbrustdrüsengewebe erhalten bleibt. Der laterale Advancementlappen oder der
thorako-epigastrische Lappen können nur dann zu einem positiven ästhetischen
Ergebnis führen, wenn ausreichend Volumen, d.h. Fettgewebe mobilisiert und zur
Defektdeckung eingesetzt werden kann. Bei großen und ptotischen Brüsten muss der
Operateur Mastopexietechniken und bei Reduktionsplastiken eine Vielzahl von
Reduktiontechniken beherrschen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. In
Verbindung mit diesen Techniken muss eine kontralaterale Angleichung ebenso
bedacht, geplant
und durchgeführt
werden,
wie die
Operation selbst.
Die
Symmetrieoptimierung ist wichtig, da sie zu einem einheitlichen Körperbild führt.
Besonders bei der tumoradaptierten Reduktionsplastik oder Mastopexie kann der
subjektive Patientinnenwunsch bezüglich der Brustgröße und Form eine Rolle spielen
und sollte dann, wenn möglich, in die BET mit einbezogen werden.267 Diese Aspekte,
so
wie
Auswirkungen
der
Strahlentherapie
müssen
in
die
Auswahl
des
Operationsverfahrens und der Operationstechnik implementiert, im Vorfeld beurteilt
und durch den Operateur entschieden werden. Dabei geht es zum einen darum, die
Krebserkrankung zu bekämpfen, die Lebensqualität der Betroffenen so wenig wie
möglich negativ zu beeinflussen und zum anderen um die Vermeidung von
Zweiteingriffen.268 Auch Wirtschaftlichkeit ist ein Aspekt, der durch den Operateur
berücksichtigt werden muss.269 Die Aufrechterhaltung der Lebensqualität durch eine
adäquate operative Therapie mit einem ästhetisch ansprechenden Ergebnis und die
Reduzierung der dazu notwendigen invasiven Schritte auf ein Minimum sind wichtige
Sekundärziele der Operation.270
In den EVK bewerteten von 163 Patientinnen 44.8% (n73) das ästhetische Resultat als
sehr gut, 36,2% (n59) als gut, 14,7 (n24) als befriedigend, 3,7% (n6) als ausreichend
und 0,6% (n1) als unbefriedigend. Keine Patientin beurteilte das Ergebnis als sehr
unbefriedigend (s. Tab. 11.8a). Dies bedeutet, dass 95.7% (n156 von 163) der
Patientinnen mit dem ästhetischen Ergebnis zufrieden und 4,3% (n7 von 163)
unzufrieden sind (s. Tab. 11.8b). Die hohe Zufriedenheit mit dem ästhetischen Resultat
bestätigt
die
korrekte
Operationstechnik
durch
Auswahl
die
der
Ärzte
der
Operationsverfahren
EVK.
Die
und
Zufriedenheit
eine
gute
mit
dem
267
Vgl. Gabka C. / Bohmert H., (2006), S. 37
Vgl. Kühn T., (2010), S. 137 f.
269
Vgl. SGB V § 12 Abs. 1.
270
Vgl. Kühn T., (2010), S. 137 f.
268
Silvia Sobotta
77
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
Operationsergebnis und dem dadurch erzielten ästhetischen Resultat spiegelt sich im
Weiteren auch darin wieder, dass 82,7% (n134 von 162) der befragten Patientinnen
postoperativ keine Hemmungen haben, sich selbst nackt zu betrachten (s. Tab. 11.9b)
darin, dass es 90,6% der Patientinnen (n144 von 159) nicht unangenehm ist, wenn
eine ihnen nahestehende Person die operierte Brust sieht (s. Tab. 11.19) und darin
dass 95,1% (n155 von 163) die operierte Brust als vollwertigen Teil ihres Körpers
ansehen (s. Tab. 11.10). Der Verlust der körperlichen Integrität durch die Operation
und das Bewusstsein „anders“ zu sein, dem eigenen Idealbild und auch dem der
Gesellschaft nicht mehr zu entsprechen, geht mit dem Gefühl der Scham einher. 271
Scham kann zu einer Verminderung des Selbstwertgefühls führen und die
Lebensqualität senken.272
In der Literatur werden die Ergebnisse nach BET positiv bewertet, besonders bezogen
auf das intakte Erscheinungsbild. Eine Studie der EORTC und der BCCG stellte fest,
dass die BET ermöglicht, das Körperbild der Patientinnen zu erhalten und dass die die
Zufriedenheit nach BET höher ist als nach MRM.273 Al-Ghazal et al. konnten darstellen,
dass das kosmetische Ergebnis nach BET sehr gut und die Patientenzufriedenheit mit
90,5% hoch waren.274 Auch Patientinnen mit kleinem Brustvolumen sind mit dem
kosmetischen Ergebnis nach onkoplastischen Verfahren zufrieden (94%) und bewerten
es als gut.275 Andererseits wäre es möglich, dass die besonders hohe Zufriedenheit der
Patientinnen darauf zurückzuführen ist, dass die eigene Brust erhalten und keine
ablative
Therapie
Operationstechniken
mit
weiteren
durchgeführt
Konsequenzen
werden
musste.276
und
weit
Wäre
aufwendigeren
dieses
Argument
maßgebend für das positive postoperative Urteil der Patientinnen, so müsste der
Gesamteindruck bezogen auf das Körperbild zwar positiv sein, da es erhalten werden
konnte und eine Verstümmelung des Körpers, zumindest auf den ersten Blick, nicht
feststellbar wäre, das Ergebnis an sich, bezogen auf die Ästhetik der Brust, könnte
jedoch negativ beurteilt, d.h. als nicht ästhetisch und daher als nicht zufriedenstellend
betrachtet werden. Daher ist es wichtig, die Zufriedenheit mit dem ästhetischen
Ergebnis detailliert zu hinterfragen.
Das ästhetische Ergebnis der Brust ergibt sich aus der Summe einzelner Faktoren, zu
denen die Brust-Größe, die Brust-Form, die Brust-Symmetrie und eine natürliche
Konsistenz der neu gestalteten Brust zählen. Die ‚4 S‘ der Brustchirurgie (‚size‘,
‚shape‘, ‚symmetrie‘, ‚softness‘) sind Merkmale, die in Verbindung mit der Position des
271
Vgl. Dadak C. / Sohlmann S., (2006) www.aerztezeitung.at, Zugriff: 05.06.2011
Vgl. Benz C. / Emminger H., (2005), S. 1019
273
Vgl. Curran D. / van Dongen J.P. / Aaronson N.K. / et al., (1998), S. 307 ff.
274
Vgl. Al-Ghazal S.K. / Fallowfield L. / Blamey R.W., (1999), S. 344 ff.
275
Vgl. Chan S.W. / Cheung P.S. / Lam S.H., (2010), S. 1447 ff.
276
Vgl. Gabka C. / Bohmert H., (2006), S. 232
272
Silvia Sobotta
78
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
MAK als Parameter für ein ästhetisches Erscheinungsbild der Brust herangezogen
werden und im Fokus der Brustchirurgie stehen.277 Sie stellen den direkten Bezug zum
körperlichen Gesamtbild her. Kann die individuelle Brust-Größe, Brust-Form, die Brust
Symmetrie und die natürliche Konsistenz durch die BET erhalten werden, so kann das
Ergebnis aus medizinischer Sicht als zufriedenstellend eingestuft werden.
In der Studie konnte gezeigt werden, dass vom medizinischen Standpunkt das
ästhetische Ergebnis der BET in 85,6% (n125 von 146) der Fälle als zufriedenstellend
bewertet werden kann, da 3 oder mehr der genannten Parameter positiv beurteilt
wurden (s. Tab. 11.22). Zu 93,8% (n150 von 160) konnte die Brust-Größe (s. Tab.
11.11b) und zu 95,1% die Brust-Form (n154 von 162) zufriedenstellend rekonstruiert
werden(s. Tab. 11.12b), d.h. die Relation von Körperbild und Brust entsprechen den
Vorstellungen der betroffenen Patientinnen. Die natürliche Konsistenz konnte in 85,2%
der Fälle (n132 von 155) erhalten werden (s. Tab. 11.13), da die Rekonstruktion der
Mamma
bei
der
Brustdrüsengewebe
körpereigenes
BET
der
in
der
Patientin
Brustgewebe
Regel
durch
erfolgt.
Da
verwendet
ortsständiges
kein
wird,
ist
und
eigenes
Fremdmaterial
sondern
die
Konsistenz
des
Brustdrüsengewebes mit der Konsistenz der anderen Brust komplett oder nahezu
identisch. Eine Veränderung der Konsistenz kann aufgrund einer Straffung, Reduktion
oder Brustverkleinerung durch Komprimierung des Gewebes und Narbenbildung
verursacht sein.
Die Asymmetrie der Brüste ist nicht zwangsläufig ein negatives Kriterium bei der
Bewertung des ästhetischen Resultates. Auch von Natur aus sind die Brüste der Frau
nicht immer symmetrisch und als Spiegelbild voneinander zu betrachten.278
279
Die
Symmetrie und somit ein harmonisches Erscheinungsbild wurde bei 55,2% der
Patientinnen (n85 von 154) direkt erzielt (s. Tab. 11.14b). Diese Patientinnen bewerten
ihre Brüste postoperativ als sehr symmetrisch oder symmetrisch. 44,8% (n69 von 154)
bewerten ihre Brüste als weniger symmetrisch oder asymmetrisch (s. Tab. 11.14b).
Dieses Ergebnis ist nicht zwangsläufig als negatives Resultat der BET zu werten, da.
besonders dann, wenn das Karzinom in der von Natur aus kleiner entwickelten
Brustdrüse diagnostiziert wird, d.h. eine Anisomastie zu ungunsten der kleineren Brust
besteht,
eine
Asymmetrie
unvermeidbar
ist.
Eine
annähernd
symmetrische
Rekonstruktion ist nur dann möglich, wenn ausreichend Brustdrüsengewebe nach
Resektion des Tumors vorhanden ist. Das Volumen der neu gestalteten Brust bei BET
ist abhängig von der individuellen körperlichen Konstitution der behandelten Patientin
und dem Resektionsvolumen, dass entnommen werden musste, um dass primäre Ziel
277
Vgl. Hermann U. / Audretsch W., (1996), S. 18
Vgl. Lippert H. / Herbold D., (2006), S. 94
279
Vgl. Emminger H., (2005), S. 169
278
Silvia Sobotta
79
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
der
BET,
nämlich
die
korrekte
onkologische
Entfernung
des
Tumors
mit
ausreichendem Sicherheitssaum, die immer Priorität hat, zu erfüllen. Daher kann eine
symmetrische Rekonstruktion nur anhand dieser vorgegebenen natürlichen Grenzen
erfolgen. Aus der Perspektive des erfahrenen Operateurs kann eine Asymmetrie, d.h.
eine etwas straffere und kleinere Brustform nach BET im Verhältnis zur nicht operierten
Mamma, auch durchaus beabsichtigt sein, da der Operateur die natürliche
Schwächung des Bindegewebes ins Rekonstruktionsverfahren mit eingeplant hat, so
dass nach Ablauf eines nicht genau kalkulierbaren Zeitrahmens, eine natürliche
Symmetrieoptimierung eintritt.280
Eine Symmetrieoptimierung durch Angleichung wurde bei 18,1% (n17 von 94) der
Patientinnen, die ihre Brüste als asymmetrisch bewerteten, als Sekundäreingriff im
Therapiekonzept berücksichtigt (s. Tab. 11.15). Die kontralaterale Angleichung der
Brust erfolgt in einigen Fällen simultan, wird häufig jedoch erst nach abgeschlossener
Radiatio durchgeführt, mit der Absicht eine bessere Anpassung an das endgültige
Behandlungsergebnis nach OP und Radiatio zu erzielen. 281 Bei 81,9% der Fälle
(n77 von 94) wurde eine Symmetrieoptimierung nicht eingeplant (s. Tab. 11.15).
Gründe dafür können sein, dass aus medizinischer Sicht keine drastische
Größendifferenz ermittelt werden konnte, so dass ein Benefit durch die Angleichung
der kontralateralen Seite nicht erzielt werden würde. Ein weiterer Grund für das
Unterlassen der kontralateralen Angleichung könnten individuelle und allgemeine
Risiken eines Sekundäreingriffes oder Rücksichtnahme auf den Wunsch der Patientin
sein.
Die Frage nach dem ästhetischen Ergebnis im Zusammenhang mit einer BET wirft die
Frage auf, ob eine neoadjuvante Chemotherapie das ästhetische Ergebnis durch
chemische Vorgänge und Auswirkungen auf das gesunde Gewebe möglicherweise
negativ beeinflussen kann. Berechtigt ist diese Frage, da die Chemotherapie zu einer
Fibrosierung des Tumors und daher auch zu einer veränderten Konsistenz des
gesunden Brustdrüsengewebes führen könnte. 94,4% (n34 von 36) der Patientinnen
nach neoadjuvanter Chemotherapie in den EVK sind mit dem Ergebnis der BET auch
nach neoadjuvanter Chemotherapie zufrieden (s. Tab. 11.23). Bei diesen Patientinnen
könnte der Rückschluss gezogen werden, dass die neoadjuvante Therapie keinen
Einfluss auf das ästhetische Ergebnis hatte. Die Anzahl der mit Chemotherapie
neoadjuvant behandelten Patientinnen ist bei n36 nicht repräsentativ und lässt daher
keine allgemeingültige Aussage zu.
280
281
Vgl. Vgl. Lippert H. / Herbold D., (2006), S. 90
Vgl. Kühn T., (2010), S. 142
Silvia Sobotta
80
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
Das primäre Ziel der BET ist die Tumorresektion im Gesunden mit ausreichendem
Sicherheitssaum in Kombination mit einem ästhetischen Ergebnis verbunden mit dem
axillären staging, um den Nodalstatus zu ermitteln und bei axillärem Lymphknotenbefall
dann
eine
einzeitige
Lymphonodektomie
durchzuführen.
Ziel
ist
die
lokale
Tumorkontrolle, Vermeidung der Metastasierung, Senkung der Gesamtmortalität und
Erhaltung der Lebensqualität. Beabsichtigt ist eine einmalige Operation, die durch die
Radiatio und die systemische Therapie im Anschluss ergänzt wird. Ermöglicht wird ein
einmaliges Vorgehen durch die Schnellschnittdiagnostik in der Pathologie, die anhand
von Gefrierschnitten innerhalb 10-20 Minuten, eine makro- und mikroskopische
Bewertung
von
Präparaten,
deren
Schnitträndern
und
dem
resezierten
Sicherheitssaum vornehmen kann.282,283 Dieses Ergebnis wird in die Operation
implementiert
und
gestattet,
bei
inkompletter
Tumorresektion,
zu
geringem
Sicherheitssaum oder befallenen Lymphknoten direkt korrigierende Maßnahmen
einzuleiten,
so
dass
ein
Zweiteingriff
vermieden
werden
kann.284
Die
Schnellschnittdiagnostik wird als Entscheidungsgrundlage für eine angemessene
Therapie und als Kontrollinstanz für das Ausmaß des operativen Vorgehens
betrachtet. 285,286 Schnellschnittuntersuchungen können allerdings in einigen Fällen zu
Fehldiagnosen führen, da sie durch die Gefriertechnik an qualitativ schlechterem und
weniger
aussagefähigem
durchgeführt werden.
287
Material,
ohne
spezifische
Untersuchungsmethoden
Am Paraffinschnitt, der als Goldstandard für die histologische
Befundung von reseziertem Gewebe gilt, wird daher die endgültige Diagnose
ermittelt,
welche
im
Wiederspruch
zum
Schnellschnittergebnis
stehen
kann.288,289 Wird im Paraffinschnitt nachgewiesen, dass der Resektionsrand nicht
tumorfrei, der Sicherheitssaum zu gering ist, ein Karzinom sich multifokal oder
multizentrisch ausgebreitet hat oder werden Mikrometastasen im Wächterlymphknoten
diagnostiziert, muss ein Revisionseingriff vorgenommen werden, um das primäre Ziel
zu erreichen.
Die Schnellschnittdiagnostik beim Mammakarzinom weist eine Sensitivität von ca. 92%
bei der Detektion von Makrometastasen in der Untersuchung der SentinelLymphknoten und von ca. 60-90% bei der Bewertung des Resektionsrandes auf.290
Bei nicht palpablen und durch Drahtmarkierung gekennzeichneten Tumoren erfolgt
intraoperativ eine Präparatesonographie bzw. Präparateradiographie zur Kontrolle über
282
Vgl. Moch H. / Komminoth P. / Zimmermann R. / et al., (2008), S. 15 f.
Vgl. Riede U. / Werner M. / Freudenberg N., (2009), S. 4
284
Vgl. Dener C. / Inan A. / Sen M. / Demirci S., (2009), S. 37
285
Vgl. Niu Y. / Fu X., / Peizhong P.-W. /, et al., (2007), S. 630
286
Vgl. Stolnicu S. / Radulescu D. / Plesea I.-E. / et al., (2006), S. 119
287
Vgl. Mayr, D. / Soltar K. / Högel B. / et al., (2009), S. 68
288
Vgl. Niu Y. / Fu X. / Peizhong P.-W. / et al., (2007), S. 631
289
Vgl. Breitenseher M. / Dominikus M. / Amann G., (2008), S. 10
290
Vgl. Lax S. / Schneider A. / Lebenau A. (2008), S. 376
283
Silvia Sobotta
81
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
die
komplette
Resektion
des
tumorbefallenen
Areals,
die
Revisionseingriffe
vermeiden soll. Revisionseingriffe sind mit dem verdoppelten Risiko der Narkose,
einem verschlechterten ästhetisches Resultat, einer weiteren psychischen Belastung
und
Verunsicherung
der
an
Krebs
erkrankten
Patientinnen,
einem
verzögerten Therapiebeginn der onkologischen Maßnahmen, einem verlängerten
Krankenhausaufenthalt
und
zusätzlichen
Kosten,
die
gesundheitsökonomisch
vermieden werden sollten, verbunden.291 Um dies zu vermeiden sollte die BET
möglichst ohne Revisionseingriffe durchgeführt werden.
89% (n146 von 164) aller BET erfolgten in den EVK ohne Sekundäreingriff, so dass
das primär angestrebte Ziel direkt realisiert werden konnte. 11% (n18 von 164) der
Fälle mussten aus den zuvor benannten Gründen revidiert werden. (s. Tab. 11.7).
Dieses Ergebnis zeigt, dass die Schnellschnittdiagnostik in den EVK mit einer hohen
Sensitivität durchgeführt wurde, so dass 89% der Patientinnen die operative Therapie
mit dem Primäreingriff beenden konnten. Dies ist als sehr zufriedenstellend
einzuschätzen.
Die Ziele der Mammakarzinomtherapie sind für die Ärzte in den AWMF-Leitlinien zur
Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms eindeutig festgelegt. Sie
dienen als Entscheidungsgrundlage für die Behandlungsstrategie, die wiederum den
individuellen Gegebenheiten jeder Patientin angepasst wird. Welche Ziele bzw. welche
Erwartungen an die BET durch die betroffenen Patientinnen gestellt werden, ist
sicherlich mannigfaltig und muss individuell sehr differenziert betrachtet werden. Da die
Diagnose und die Therapie des Mammakarzinoms weitreichende Auswirkungen haben
kann, die z.B. die Identität, das Selbstwertgefühl, die Partnerschaft, den Lebensablauf
und das soziale Gefüge betreffen, können von außen betrachtet folgende Erwartungen
von Patientinnen an den brusterhaltenden Eingriff vermutet werden:
a. Komplette Tumorresektion (inklusive entsprechender axillärer Therapie)
b. Gutes ästhetisches Resultat
c. Kein Identitätsverlust (sich weiter als Frau fühlen)
d. Weiterhin eine intakte Partnerschaft
e. Keine Einschränkungen im Sexualleben
f.
Abbau existenzieller Ängste
g. „Normales“ Leben führen können, d.h. keine Auswirkungen auf das soziale
Netzwerk / Leben der betroffenen Patientin.
291
Vgl. Dener C. / Inan A. / Sen M. / et al., (2009), S. 37
Silvia Sobotta
82
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
Diese vorgegebenen Erwartungen konnten in den EVK Gelsenkirchen bei 164
Patientinnen zu 50% (n82 von 164) sehr, bei 40,2% (n66 von 164) zum größten Teil
und bei 9,8% (n16 von 164) teilweise erfüllt werden. Keine Patientin gab an, dass die
Erwartungen, kaum, wenig oder gar nicht erfüllt werden konnten (s. Tab. 11.6a).
Aus Sicht der Patientinnen ist die Erwartung an eine komplette Tumorresektion mit
gutem ästhetischen Ergebnis gerechtfertigt, da die BET durch diese beiden Aspekte
definiert ist. 95,7% (n155 von 162) aller Patientinnen erwarteten die komplette
Tumorektomie und 76,5% (n124 von 162) der Patientinnen rechneten mit einem guten
ästhetischen Ergebnis (s. Tab. 11.5). Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass das
Vertrauen in die lokale Tumorkontrolle in hohem Maße gegeben ist, das ästhetische
Ergebnis der Operation jedoch unter Vorbehalt betrachten wird. Der Vorbehalt aus
Sicht der Patientin ist durchaus begründet und Ausdruck einer guten präoperativen
Aufklärung.
Das Ergebnis der BET ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, im
Besonderen von der Schnellschnittdiagnostik, die intraoperativ die Resektion des
Tumors mit ausreichendem Sicherheitssaum bestätigt oder widerlegt. Darüber werden
Patientinnen präoperativ aufgeklärt. Die Möglichkeit der Fehlbewertung des
intraoperativ resezierten Präparates könnte Ursache dafür sein, dass nicht 100% der
Patientinnen erwarteten, dass der Tumor im primären Operationsverfahren entfernt
wird. Bei 88,4% (n137 von 155) der Patientinnen, die die Erwartung einer kompletten
Tumorresektion im Primärverfahren hatten, konnte diese Erwartung direkt erfüllt
werden, da kein Zweiteingriff erfolgte. 11.6 % der Fälle (n18 von 155) mussten revidiert
werden (s. Tab. 11.24). Welche Ursachen für den Revisionseingriff vorlagen, wurde in
dieser Befragung nicht ermittelt.
Die onkologische Sicherheit ist leitendes Motiv der BET und bestimmt das operative
Vorgehen. Das ästhetische Ergebnis spielt immer nur eine sekundäre Rolle. Darüber
werden die Patientinnen im Aufklärungsgespräch informiert. Da das zu resezierende
Volumen präoperativ nicht zu 100% festgelegt werden und die Patientin die
Fähigkeiten
des
Operateurs
im
Vorfeld
nur
anhand
einer
fotographischen
Dokumentation von Operationsergebnissen behandelter Patientinnen beurteilen kann,
ist nachvollziehbar, dass ein gutes ästhetische Ergebnis aus dem Blickwinkel der
Patientin nicht zwangsläufig erwartet wird. Ein weiterer Grund für eine dezimierte
Erwartungshaltung könnte die Angst vor einer Enttäuschung, mit dem durch die
Operation erzielten Endergebnis, sein. Aus Gründen des Selbstschutzes könnte die
Erwartungshaltung daher vermindert sein. Das Ergebnis der Patientinnenbefragung
zeigte jedoch, dass bei 96,8% (n120 von 124) der Patientinnen, die ein gutes
ästhetisches Resultat erwarteten, die Erwartung erfüllt werden konnte und sie mit dem
Silvia Sobotta
83
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
Ergebnis zufrieden sind. 3,2% (n4 von 124) sind unzufrieden (s. Tab. 11.25). Gründe
der Unzufriedenheit können die im Fokus der Brustchirurgie stehenden Faktoren der
Brust-Größe, -Form, -Symmetrie und die natürliche Konsistenz der Brust, so wie
unerwünschte Narbenbildungen oder Veränderungen des Brustbildes durch die
Radiatio sein.
Sekundäres Ziel der BET ist ein gutes ästhetisches Resultat. Ein gutes ästhetisches
Resultat führt zu einem positiven Körperbild, erhält das Selbstwertgefühl der Frau und
vereinfacht das Coping, d.h. die Krankheitsbewältigung und -verarbeitung, da ein
Identitätsverlust vermieden werden kann. Die Unsicherheit darüber, wie das
postoperative Ergebnis sein wird, das Bewusstsein darüber, dass das weibliche
Erscheinungsbild durch die Operation aufgrund von Manipulationen an den für die
Weiblichkeit geltenden Identifikationsmerkmalen (den Brüsten) durchgeführt wird,
unzureichendes Vertrauen in die Fähigkeiten des Operateurs und/oder eine vorfixierte
Meinung, dass das ästhetische Ergebnis nicht gut werden kann, könnten Ursache
dafür sein, dass lediglich 64,2% (n104 von 162) erwarteten, sich postoperativ weiter als
Frau fühlen zu können (s. Tab. 11.5). Dies trifft vor allem zu, wenn die persönliche und
weibliche Identität über äußere Merkmale definiert wird. Ein weiterer Grund für die
herabgesetzte Erwartung, sich postoperativ weiterhin als Frau fühlen zu können,
könnte für die Betroffenen das Bewusstsein darüber sein, dass die medikamentöse
Therapie - sowohl die Chemotherapie und auch die antihormonelle Therapie weitreichende Auswirkungen auf Körperfunktionen haben, die die Fertilität und die
Menopause betreffen. Die Chemotherapie kann zur Unfruchtbarkeit führen und die
antihormonelle Therapie zu einer Vorverlagerung der, bzw. zu einer künstlichen
Menopause mit den dazugehörigen Symptomen und Folgeerscheinungen. 292,293
Bei 93,1% der Patientinnen (n95 von 102) konnte die Erwartung, sich weiter als Frau
fühlen zu können, erfüllt werden (s. Tab. 11.26). Dieses Ergebnis resultiert daraus,
dass die Befragten keine Hemmungen haben, sich nackt anzuschauen und die
operierte
Brust
als
vollen
Teil
ihres
Körpers
ansehen.
Das
Körper-
und
Selbstwertgefühl konnte erhalten werden. Von dieser Annahme ausgehend kann die
Akzeptanz des veränderten äußeren Erscheinungsbildes nach BET und die Wahrung
der weiblichen und persönlichen Identität Resultat des guten ästhetischen Ergebnisses
nach
BET,
aber
auch
Zeichen
einer
starken
Persönlichkeit,
deren
Selbstkonzept/Selbstwertgefühl und Identität von äußeren Merkmalen unabhängig oder
nur in geringem Maße abhängig konzipiert ist, oder Zeichen einer guten
psychoonkologischen Betreuung sein.
292
293
Vgl. DKG, www.krebsgesellschaft.de, Zugriff: 09.07.2011
Vgl. ebenda
Silvia Sobotta
84
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
43,8% (n71 von 162) der befragten Patientinnen erwarteten, dass die Partnerschaft
nicht negativ durch die BET beeinflusst wird (s. Tab. 11.5). Dieses Ergebnis zeigt, dass
die Mehrzahl der befragten Patientinnen negativen Auswirkungen durch ein
verändertes Körperbild auf die Partnerschaft zu Grunde legte. Die Veränderung des
Körperbildes ist für viele Frauen mit dem Verlust der körperlichen und sexuellen
Attraktivität verbunden, die sich nach Auffassung der Betroffenen, auch oder im
Besonderen, in Beziehungsproblemen zum Lebenspartner wiederspiegeln könnte. 294
Somit wird die Erwartung an eine gute partnerschaftliche Beziehung nach operativer
Versorgung möglicherweise aus diesem Grund eher zurückgestellt.
Darüberhinaus ist die Krebsdiagnose und Therapie sowohl für die Betroffenen als auch
für die Angehörigen (den Partner) eine Ausnahmesituation, die das Zusammenleben
und die Partnerschaft erschwert und zu einer Belastungsprobe in der Beziehung führt.
Ob diese Belastung durch die Partnerschaft getragen werden kann, ist von vielen
verschiedenen
Faktoren
abhängig
und
wird
nicht
zwangsläufig
durch
die
Krebsdiagnose und -therapie beeinflusst. Wie sich die Partnerschaft nach einer
Krebsdiagnose und -therapie entwickelt, ist letztendlich von der ursprünglichen Qualität
der
Beziehung
abhängig.
Sind Beziehungen intakt
und durch gegenseitige
Unterstützung geprägt, so erfahren Paare häufig mehr Nähe durch das Erleben und
Bewältigen der belastenden Situation und sind mit der Partnerschaft zufrieden. War die
partnerschaftliche Beziehung schon vor der Diagnosestellung problembehaftet,
nehmen die Schwierigkeiten in der Paarbeziehung zu.295 Frauen, die nach BET
weiterhin eine gute/positive Partnerschaft erwarteten, schätzen die Qualität ihrer
Beziehung möglicherweise besser ein, als Frauen, die diese Erwartung nicht hatten.
Bei 91,5% (n65 von 71) der befragten Patientinnen konnte die Erwartung an eine
intakte Partnerschaft trotz BET erfüllt werden, da die Betroffenen angaben, dass die
Operation keinen negativen Einfluss auf ihre partnerschaftliche Beziehung genommen
habe. Für 8,5% (n6 von 71) der Frauen hat sich diese Erwartung nicht erfüllt
(s. Tab. 11.27). Welchen Anteil die BET durch den weitestgehenden Erhalt der
körperlichen Integrität an einer positiven Partnerschaft hat, kann aus diesen Zahlen
nicht ermittelt werden. Anhand dieser Zahlen kann möglicherweise die Aussage
getroffen werden, dass die Patientinnen, die die Erwartung an eine positive
Partnerschaft nach BET hatten, die Qualität ihrer Partnerschaft richtig eingeschätzt
haben. Konnte die Erwartung nicht erfüllt werden, war die Qualität der Beziehung
vielleicht vor der Diagnosestellung und Krebstherapie schlecht oder körperliche
Merkmale hatten für den Partner eine größere Bedeutung als angenommen und die
294
295
Vgl. Heckl U. / Weis J., (2006), S. 472
Vgl. Heußner P. / Besseler M. / Dietzfelbinger H., (2009), S. 15 f.
Silvia Sobotta
85
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
BET konnte das intakte Erscheinungsbild aus Sicht des Partners nicht erhalten, was zu
einer Beziehungsstörung führte.
In diesem Zusammenhang muss der Aspekt Sexualität näher betrachtet werden.
Sexualität spielt auch für Patientinnen mit Brustkrebsdiagnose eine Rolle. Zum
Zeitpunkt der Diagnose und stationären Therapie stehen die Krankheitsbewältigung
und die Bewältigung der mit der Erkrankung assoziierten Ängste im Vordergrund. In
diesem Kontext tritt der Wunsch nach Sexualität zurück. Nach Entlassung und
Adaptation an die gegebene individuelle Lebenssituation wird Sexualität im alltäglichen
Leben wieder mehr oder weniger bedeutsam. Ein erfülltes Sexualleben nach
Mammakarzinomtherapie ist in besonderem Maße für sexuell aktive Patientinnen
Zeichen von Lebensqualität. Allerdings führen in vielen Fällen organische Ursachen,
Erwartungsängste,
Informations-
und
Erfahrungsdefizite,
Normen
und
Wertvorstellungen, innerseelische Ängste und Konflikte, so wie Partnerschaftskonflikte
zu einem negativen Einfluss auf das Sexualleben, das häufig dauerhaft beeinträchtigt
bleibt.296 Diese Faktoren treten einzeln oder in Kombination auf. Das die
Mammakarzinomdiagnose und -therapie Einfluss auf die Sexualität nimmt und diese
sogar negativ beeinflussen kann ist der Mehrzahl von Patientinnen bewusst, da auch
nur 32,7% (n53 von 162) der Patientinnen keine Einschränkung in der Sexualität nach
BET erwarteten (s. Tab. 11.5). Sexualität und Attraktivität, sowohl die allgemeine als
auch die sexuelle, sind - je nach Persönlichkeit - mehr oder weniger stark an ein
ästhetisches Körperbild gebunden. Ein verändertes Körperbild, so Köhm, wird oftmals
als Hauptursache für sexuelle Dysfunktionen genannt.297 Ist die körperliche
Unversehrtheit Voraussetzung für ein erfülltes Sexualleben, so ermöglicht die BET
(inklusive onkoplastischer Verfahren) das ästhetische Körperbild in den vorgegebenen
Grenzen und die sexuelle Attraktivität, so wie die Stärkung des Selbstwertgefühls
aufgrund der Unversehrtheit zu erhalten und ein uneingeschränktes sexuelles Erleben
zu begünstigen. Darüberhinaus bedeutet Sexualität ebenfalls Sinnesreize zu
empfinden und über diese Sinnesreize in Kombination mit anderen Faktoren den
sexuellen Höhepunkt zu erreichen. Neben psychologischen Aspekten ist die Haut, als
größtes Sinnesorgan, an der Übertragung von Sinnesreizen z.B. durch Tastrezeptoren
beteiligt. Bleibt die Funktion der Haut erhalten, so wird die Sexualität weniger
beeinflusst. Die Sensibilität der operierten Brust im Vergleich zur nicht operierten Brust
konnte bei 41,8% (n61 von 146) der befragten Patientinnen nach BET vollkommen
wiederhergestellt und zu 41,8% (n61 von 146) zumindest teilweise erhalten werden
296
297
Vgl. Zettl S., (2006), S. 492
Vgl. Köhm J. / Clemm C. / Vey Th.‚ (2009), S. 167
Silvia Sobotta
86
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
(s. Tab. 11.16a). Die Berührungsempfindlichkeit wird von 80,7 % (n131 von 162) als
sehr gut bis befriedigend bewertet (s. Tab. 11.17a). 45,8 % (n65 von 142) der
Patientinnen geben des Weiteren an, erotische Empfindungen in der operierten Brust
zu haben (s. Tab. 11.18). Diese Ergebnisse können als zufriedenstellend betrachtet
werden. Die brusterhaltende Operation kann die Innervation der Brustdrüse und
Brustwarze in den Bereichen erhalten, die im Operationsverfahren nicht geschädigt
oder durchtrennt wurden und die die Vitalität des verbleibenden Gewebeareals
gewährleisten. Aufgrund der Manipulation und Durchtrennung von Nerven im
behandelten Bereich kann sie aber auch zu Missempfindungen, verminderter
Berührungsempfindlichkeit
der
Überempfindlichkeitsreaktionen
298
beeinflussen.
Brustwarze
führen,
die
und
das
Taubheitsgefühl,
sexuelle
sowie
Erleben
zu
negativ
Das uneingeschränkte sexuelle Empfinden ist folglich neben vielen
psychischen Faktoren, zu denen die Akzeptanz des eigenen Körpers ohne
Schamgefühl zumindest gegenüber nahestehenden Personen gehört, auch von
physischen Aspekten wie der Berührungsempfindlichkeit und Sensibilität der Brust
abhängig.299 Bei 52,0% (n26 von 50) konnte die Erwartung an eine uneingeschränkte
Sexualität nach BET in Abhängigkeit zu den genannten Kriterien erfüllt werde
(s. Tab. 11.28). Zumindest bezogen auf die Physis ermöglicht der Organerhalt ein
weniger eingeschränktes Sexualleben als die Ablatio mammae.300
37% (n60 von 162) der befragten Patientinnen erwarteten durch die BET den Abbau
existenzieller Ängste (s. Tab. 11.5). Existentielle Ängste werden durch Ursachen
ausgelöst, die als Lebensbedrohung angesehen werden. Das Mammakarzinom stellt
eine solche Lebensbedrohung für die betroffenen Patientinnen dar. Die Diagnose
Mammakarzinom bedeutet für betroffenen Frauen die innere Balance zu verlieren, aus
dem Lebensalltag herausgerissen zu werden, bedingt durch die notwendige operative
Therapie ein verändertes Körperbild zu akzeptieren, bei durchgeführter axillärer
Therapie
möglicherweise
mit
Schulter-Arm
Morbiditäten
und
während
des
Behandlungszeitraumes mit Nebenwirkungen der systemischen Therapie leben zu
müssen.301 Zu diesen Nebenwirkungen zählen bedingt durch die Chemotherapie neben
sichtbaren Nebenwirkungen wie z.B. Haarausfall und Veränderungen der Finger- und
Zehennägel auch das Fatigue Syndrom, welches durch Erschöpfung und Müdigkeit
gekennzeichnet ist und zu einer verminderten Leistungsfähigkeit führt.302 Die
existentielle Angst beim Mammakarzinom besteht in der Angst, durch die
Tumorerkrankung das Leben und die Gesundheit oder die vorhandenen Lebensqualität
298
Vgl. Zettl S., (2006), S. 494
Vgl. Mayer C., www.neuro24.de, Zugriff: 08.07.2011
300
Vgl. Köhm J. / Clemm C. / Vey Th.‚ (2009), S. 167
301
Vgl. Heckl U. / Weis J., (2006), S. 470 f.
302
Vgl. DKG, www.krebsgesellschaft.de, Zugriff: 05.04.2011
299
Silvia Sobotta
87
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
zu verlieren. Eine weitere und bedeutende Angst ist es, ein Rezidiv zu erleiden. Diese
Ängste führen zu einer Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens und dem Tod.303
Die BET kann den Abbau existenzieller Ängste nur insofern mindern, in dem sie im
Rahmen wissenschaftlich anerkannter, d.h. evidenz-basierter Verfahren durch die
onkologische Operation und ergänzende therapeutische Maßnahmen die lokale und
systemische Tumorkontrolle ermöglicht und dadurch auch die Entstehung von
Rezidiven zu vermeiden sucht. Dies kann jedoch nur ohne Gewähr durchgeführt
werden, da auch nach mehr als 10 Jahren als „geheilt“ bezeichnete Patientinnen
Rezidive, Fernmetastasen oder neue Mammakarzinome entwickeln können.304 Daher
kann die BET und auch die Mastektomie den Abbau existentieller Ängste nur in der
beschriebenen Art und Weise mindern. Der Abbau existentieller Ängste bedingt durch
ein Mammakarzinom und die Adaptation an das Krankheitsbild ist das Ressort der
Psychoonkologie, deren Bewältigung der mit Krebsdiagnosen verbundenen Ängste
ist.305 Der Abbau existentieller Ängste hat einen hohen Stellenwert, da die
Brustkrebserkrankung für viele Frauen besonders aufgrund der notwendigen
Nachsorge, als chronische und somit über einen langen Zeitraum zu behandelnde
Erkrankung
angesehen
Therapiekonzeptes
und
muss.306,307
werden
in
der
Im
Rahmen
Interdisziplinären
des
multimodalen
Zusammenarbeit
ist
die
Psychoonkologie daher fester Bestandteil im Therapiekonzept von zertifizierten
Brustzentren und wird in den Leitlinien als Teil des Gesamtkonzepts bei der
Behandlung des Mammakarzinoms gesehen.308
90,1% (n146 von 162) der befragten Patientinnen erwarteten, ein ‘normales’ Leben
nach BET führen zu können und somit keine negativen Auswirkungen auf den
Freundeskreis, das Vereinsleben (sportliche Aktivitäten), soziale Kontakte und das
anderweitige soziale Leben (s. Tab. 11.5). Bei 81,7% (n134 von 145) der Befragten
konnte diese Erwartung erfüllt werden (s. Tab. 11.29).
Der Partner, die Familie und der Freundeskreis sind die wichtigsten und relevanten
Bezugspersonen des an Krebs Erkrankten. Aufgrund von Therapienebenwirkungen
und der psychischen Ausnahmesituation sind Betroffene, besonders in der Akutphase,
häufig
nicht
bzw.
aufrechtzuerhalten.
nur
noch
Schamgefühl
eingeschränkt
und
ein
in
der
Lage,
vermindertes
soziale
Kontakte
Selbstwertgefühl,
in
Verbindung mit der reduzierten Leistungsfähigkeit, führen häufig zu einem Rückzug der
303
Vgl. Silva O. / Zurrida St., (2007), S. 523
Vgl. Berg P., (2009), S. 130
305
Vgl. Heußner P. / Besseler M. / Dietzfelbinger H., (2009), S. 2
306
Vgl. Dorn A. / Wollenschein M. / Rohde A., (2007), S. 3
307
Vgl. Emminger H. / Kia T. (2010), S. 1903
308
Vgl. DKG / DGGG (2008), S. 130 f.
304
Silvia Sobotta
88
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
Erkrankten und zu Isolation.309 Eine eingeschränkte psychische und körperliche
Leistungsfähigkeit hindert die Betroffenen, ein ‘normales‘ Leben zu führen. (‘normal‘ ist
in diesem Zusammenhang als Leben, wie es vor der Krebsdiagnose gewesen ist,
definiert.) Je nachdem, wie eng die Bindung an den Partner, die Familie und den
Freundeskreis sind und in wie fern diese bereit sind, das Coping mit der
Krebsdiagnose und-therapie zu unterstützen und auf die Erkrankten zuzugehen,
können sich Probleme entwickeln, Partnerschaften oder Freundschaften zerbrechen
und Familienbande sich lösen. Grund dafür kann die Konfrontation mit der eigenen
Sterblichkeit und Verletzlichkeit, so wie eine Veränderung der Rolle von Angehörigen
im sozialen Kontext sein, die nicht immer erwünscht ist.310 Negative Einflüsse auf das
soziale Leben können durch sozioökonomische Aspekte wie z.B. die berufliche oder
finanzielle Situation der Krebspatientin, die sich aufgrund der Erkrankung verändern,
entstehen. Lange Ausfallzeiten führen zu einer Verminderung des Einkommens
(Krankengeld) und Therapienebenwirkungen möglicherweise zu einer notwendigen
Berentung, die mit großen finanziellen Einbußen einhergehen. Finanzielle Einbußen
wirken sich negativ auf das soziale Leben aus, da die Teilnahme am sozialen Leben,
z.B. durch Besuche kultureller oder anderer Veranstaltungen in unserer Gesellschaft
häufig nur bei Liquidität möglich ist. Bringt das soziale Umfeld Verständnis für die
Ausnahmesituation der Brustkrebspatientin auf, dann ist es dazu in der Lage, den
sozialen Rückzug und die Isolation zu vermeiden und die Betroffenen in der
Krankheitsbewältigung und -verarbeitung zu unterstützen. Das soziale Netzwerk ist
besonders für das positive Coping mit verantwortlich.311 Die Ergebnisse der
Patientinnenbefragung zeigen, dass sich ein negativer Einfluss durch die BET bei den
befragten Patientinnen nur in wenigen Fällen auf die genannten Lebensbereiche
auswirkte. Bei 7,5% (n12 von 161) der Patientinnen hatte die BET negativen Einfluss
auf die Partnerschaft, bei 5,5% (n9 von 163) auf die Familie, bei 2,5% (n4 von 163) auf
den Freundeskreis und bei 6,1% (n10 von 163) auf das anderweitige soziale Leben
(s. Tab. 11.20).
Die Ergebnisse der Befragung verdeutlichen, dass die Mehrzahl der befragten
Patientinnen in einem stabilen sozialen Gefüge eingebunden sind und waren und
bestätigen die Aussage, dass die BET mit einer weniger belastenden postoperativen
Situation für die Betroffenen einhergeht. Riedner führt in diesem Zusammenhang aus,
das der Distress, d.h. die Summe der psychischen, sozialen, spirituellen und
somatischen Faktoren, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität der von einer
Tumordiagnose Betroffenen beeinträchtigen und die Krankheitsverarbeitung behindern,
309
Vgl. Rohde A. / Dorn A., (2007), S. 231
Vgl. Brandstätter M. / Fegg M., (2009), S. 13 f.
311
Vgl. Frick E., (2009), S. 68 f.
310
Silvia Sobotta
89
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
vermindert ist.312 Diese Auswirkungen sind nach BET im Vergleich zur Mastektomie
deutlich herabgesetzt.313 Die BET kann die Normalität nur durch den Organerhalt, der
mit einem positiven körperlichen Erscheinungsbild einhergeht, wiederherstellen, das
Selbstwertgefühl der betroffenen erhalten und stärken und dadurch ein ‘normales
Leben‘ ermöglichen. Das Coping und die psychische Gesundheit, wie auch der Abbau
existentieller Ängste, können nur von der Patientin selbst, mit Hilfe des Partners, der
Familie und Freunden und/oder ggfls. in Zusammenarbeit mit der Psychoonkologie
erzielt werden
Die individuelle und patientenorientierte Behandlung von Frauen mit Mammakarzinom
wird durch die Rücksichtnahme auf individuelle Bedürfnisse der einzelnen Frau, die
zumeist jedoch erst beim Aufnahmegespräch, der Anamnese oder im Verlauf der
Behandlung deutlich werden, ermöglicht. Kann schon vor Behandlungsbeginn
antizipiert werden, dass bestimmte Erwartungen oder Auswirkungen der Therapie z.B.
in Abhängigkeit vom Alter der Betroffenen be- oder entstehen, so kann durch
vorbeugende Maßnahmen, aufklärende Gespräche oder frühzeitiges miteinbeziehen
von und in Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen die Versorgung der
Patientinnen mit BET von Beginn an optimiert werden.
Die Bewertung des ästhetischen Resultates in den definierten Clustern der befragten
Patientinnen ist annähernd gleich. Alle Patientinnen bewerten das ästhetische Resultat
im Durchschnitt besser als gut (s. Abb. 11.2). Dieses Ergebnis stellt dar, dass ein
ästhetisches Operationsergebnisses von den Operateuren für alle Altersklassen
gleichermaßen angestrebt und entsprechend deren Erwartungen verwirklicht wurde. In
allen definierten Clustern zählen die komplette Tumorresektion, ein ‘normales’ Leben
führen, sich weiterhin als Frau fühlen und ein gutes ästhetisches Ergebnis zu den 3
favorisierten Erwartungen an die BET (s. Abb. 11.3). Für die Patientinnen aller
Altersgruppen bedeutet die onkologische Tumorresektion eine verbesserte Prognose
und Lebenshoffnung.
Ein ästhetisch gutes Ergebnis ist ebenfalls für alle Altersgruppen wichtig. Für jüngere
Patientinnen scheint es jedoch einen größeren Stellenwert zu besitzen als für ältere da
die jüngsten Patientinnen die Erwartung an ein gutes ästhetisches Ergebnis
gemeinsam mit der kompletten Tumorektomie an Rang 1 der Erwartungen stellten.
Der Wunsch ein ‘normales‘ Leben nach BET führen zu können bzw. sich weiter als
Frau fühlen zu können ist ebenfalls in allen Altersgruppen vorhanden. Diese
312
313
Vgl. Riedner C., (2009), S.123
Vgl. Heckl U. / Weis J., (2006), S. 472
Silvia Sobotta
90
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion
Erwartungen korrelieren mit einem ästhetischen Ergebnis, sind aber auch von
psychischen Faktoren, von Emotionen und dem sozialen Gefüge, in dem die Patientin
sich bewegt, abhängig. Das Coping ist ein Prozess, der in verschiedenen Phasen
durchlaufen
wird,
der
im
bestmöglichen
Fall
zu
einer
Adaptation
an
Brustkrebserkrankung führt und dann wieder ein normales Leben ermöglicht.
314
die
Viele
Frauen können das coping jedoch nicht alleine bewältigen. Sie sind auf die
Unterstützung der Familie, von Freunden und anderen, zeitweise auch auf
professionelle Hilfestellung, angewiesen. Der „Social Support“ spielt eine signifikante
Rolle bei der Krankheitsbewältigung und -verarbeitung.315 Da das soziale Netzwerk, in
dem die Patientin sich bewegt, zu Therapiebeginn nicht immer offensichtlich ist und
bestimmte Problematiken nur mit professioneller Hilfe gelöst werden können, so wie
mit
Hinblick
auf
die
Prävention
psychischer
Erkrankungen,
sollte
eine
psychoonkologische Betreuung in allen Altersklassen zumindest angeboten werden. 316
Die Erfüllung der Erwartung ein ‘normales’ Leben nach BET führen zu können und sich
als Frau fühlen zu können steht aufgrund der psychischen Komponente daher nicht nur
mit dem ästhetischen Resultat in Zusammenhang, sondern auch mit der Fähigkeit der
Klinik, die individuellen Bedürfnisse und Erwartungen von Patientinnen zu ermitteln und
die Mammakarzinomtherapie darauf hin auszurichten, wenn dies gewünscht wird. Dies
gilt für alle Altersklassen. Die Befragung der durch die BET therapierten Patientinnen in
den EVK Gelsenkirchen ergab, dass die Erwartungen an die BET in allen
Altersgruppen zum größten Teil erfüllt werden konnten (s. Abb. 11.4). Dieses Ergebnis
zeigt, dass die individuellen Bedürfnisse und Erwartungen der behandelten
Patientinnen durch die Ärzte der EVK erkannt und angemessen therapiert werden.
Da die BET sich nur in geringem Maße auf die Lebensbereiche Partnerschaft, Familie,
Freundeskreis und anderweitiges soziales Leben bei den befragten Patientinnen
(s. Tab. 11.20) auswirkte, ist es nicht möglich repräsentativ festzustellen, ob einer der
benannten Lebensbereiche in einer Altersgruppe im besonderen Maße negativ
beeinflusst
wird.
Resümmierend
kann
festgestellt
werden,
dass
sich
die
Mammakarzinomerkrankung, bezogen auf die wenigen Fälle, die einen negativen
Einfluss angaben, in allen Altersklassen überwiegend auf die Partnerschaft und Familie
auswirkte. Bei den jüngsten Patientinnen wirkte sich die Krebsdiagnose besonders
negativ auf den Freundeskreis und das soziale Leben aus (s. Abb. 11.5).
Die ältesten der befragten Patientinnen (Klasse 1) gaben keinerlei negativen Einfluss
auf die 4 benannten Lebensbereiche an. Möglicherweise sind diese Patientinnen
314
Vgl. Frick E., (2009), S. 69 ff.
Vgl. Dorfmüller, M. (2009), S. 18
316
Vgl. Voigt B. / Grimm A. / Schmid G. / et al., (2008), S. 80
315
Silvia Sobotta
91
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
12. Auswertung und Diskussion | 13. Fazit
verwitwet oder alleinstehend, so dass keine Probleme in der Partnerschaft entstehen
können und ein intaktes Körperbild unbedeutend ist. Darüberhinaus sehen diese
älteren Patientinnen die Krebserkrankung aufgrund ihres Alters und der hohen 5-jahres
Überlebenswahrscheinlichkeit möglicherweise als weniger lebensbedrohlich an.
Andere Komorbiditäten schränken die Lebensqualität eventuell mehr ein, als die
Krebserkrankung und -therapie selbst.
13. Fazit
Die onkoplastische Brustchirurgie, d.h. die BET in Verbindung mit plastischen
Operationstechniken, ermöglicht in 70-80% der Fälle den Organerhalt bei der
Behandlung von Mammakarzinomen mit einem gutem ästhetischen Ergebnis. Dieses
Resultat wird durch die befragten Patientinnen der EVK bestätigt. Die Zufriedenheit mit
dem Behandlungsergebnis wird besonders bei der Bewertung der Brust-Größe und Form, so wie der Brust-Konsistenz deutlich und spiegelt sich darin wieder, dass die
Befragten die Brust nach BET weiterhin als vollen Teil ihres Körpers sehen, den sie
ohne Hemmungen oder Schamgefühl betrachten und zumindest nahestehenden
Personen zeigen können. Die Aufrechterhaltung der Berührungsempfindlichkeit der
Brust bei der Mehrzahl der Patientinnen, so wie das Erhalten der Sensibilität bei ca.
der Hälfte der erkranken Frauen, auch dahingehend, dass weiterhin erotische
Empfindungen in der operierten Brust wahrgenommen werden können, spricht für die
BET, onkoplastische Verfahren und die Fähigkeiten der Operateure in den EVK.
Die BET im Zusammenspiel mit der onkoplastischen Brustchirurgie geht mit dem Erhalt
bzw. der Verbesserung der Lebensqualität für Mammakarzinompatientinnen einher.
Die BET inklusive plastischer Verfahren ermöglicht, in einem vorgegebenen Rahmen,
ein intaktes Körper- und Erscheinungsbild, so wie die Brust als weibliches
Identifikationsmerkmal nach Tumorektomie zu erhalten. Ein intaktes Körperbild bzw.
ein ästhetisches Ergebnis stärkt das Selbstwertgefühl der Betroffenen und erleichtert
Patientinnen
die
Krankheitsbewältigung
und
-verarbeitung.
Das
positive
Selbstwertgefühl und die positive Selbstwahrnehmung der Frau beeinflussen ihre
psychische Gesundheit, die sich wiederum auf viele andere Lebensbereiche, wie z.B.
die Partnerschaft, Sexualität, zwischenmenschliche Beziehungen im speziellen und im
Allgemeinen auswirkt. Darüberhinaus ermöglicht der Organerhalt den Betroffenen dem
Druck der Gesellschaft, in der das ästhetische Körperbild Ausdruck einer erfolgreichen
Persönlichkeit ist, standzuhalten. Die Ästhetik, d.h. ein gutes ästhetisches Resultat hat
aus den dargestellten Gründen einen hohen Stellenwert bei der Behandlung des
Mammakarzinoms und wird von Betroffenen aller Altersgruppen, im Besonderen aber
Silvia Sobotta
92
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
13. Fazit
von jüngeren Patientinnen eingefordert. Für diese hat ein gutes ästhetisches Resultat
sogar die gleiche Priorität wie die Tumorektomie. Dieses Ergebnis reflektiert, dass der
Identitätsverlust für alle Altersgruppen bedeutend ist und das ein attraktives Äußeres,
besonders für jüngere Menschen, in unserer Gesellschaft, wichtig ist. Priorität bei der
Behandlung des Mammakarzinoms hat für alle Betroffenen verständlicherweise die
Tumorresektion, da nur so das Überleben sichergestellt bzw. die Prognose hinsichtlich
des Überlebens verbessert werden kann. Um die psychische Gesundheit von
Mammakarzinompatientinnen aufrecht zu erhalten, ist die BET und der Mehraufwand
plastisch-chirurgischer Verfahren daher durchaus gerechtfertigt. Diese Aussage kann
auch
aus
gesundheitsökonomischen
Gesichtspunkten
getroffen
werden.
Die
onkoplastische Brustchirurgie kann den Zielkonflikt bei der Behandlung des
Mammakarzinoms lösen.
Erwartungen, die von Patientinnen an die BET gestellt wurden, konnten für alle
Betroffenen und Befragten zum größten Teil erfüllt werden, da zwischen ästhetischem
Ergebnis und psychischer Gesundheit eine Wechselwirkung besteht.
Negative Auswirkungen der BET auf die Partnerschaft, das Familienleben, den
Freundeskreis, so wie auf das anderweitige soziale Leben wurden von den Befragten
jeweils in weniger als 10% der Fälle angegeben. Dieses Ergebnis bestätigt die
Aussage, dass der Distress nach BET deutlich herabgesetzt ist.
In der Literatur wird die Bewertung des Körperbildes nach BET als besser bezeichnet
als nach Mastektomie, das emotionale Empfinden jedoch als vergleichbar zur
Mastektomie.317 Das emotionale Empfinden wurde in dieser Befragung nicht erfragt, so
dass diese Aussage weder bestätigt noch wiederlegt werden kann. Diese Aussage
verdeutlicht jedoch, dass Patientinnen nach BET und trotz positiverem Körperbild
ebenfalls mit existentiellen Ängsten, partnerschaftlichen, familiären, sexuellen und/oder
sozialen Problemen konfrontiert werden, die gleichfalls verarbeitet werden müssen. Ist
die Bewältigung der Ängste und Probleme für die Patientinnen aus eigener Kraft
heraus oder durch Hilfestellung des Partners, der Familie oder anderer nicht möglich,
sollte die psychoonkologische Therapie genutzt werden, um das coping zu
ermöglichen und die Lebensqualität zu erhalten.
Dem ärztlichen Team der EVK Gelsenkirchen ist es gelungen, die Mehrzahl der
Patientinnen außerordentlich zufriedenstellend zu informieren, aufzuklären und mit
einem guten ästhetischen Resultat zu operieren. Dies spricht für eine gute Auswahl
und Ausführung brusterhaltender und onkoplastischer Operationstechniken, stellt die
Fähigkeiten der Operateure dar und ist Zeichen für eine hohe Qualität der erbrachten
317
Vgl. Voigt B. / Grimm A. / Schmid G. / et al., (2008), S. 78
Silvia Sobotta
93
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
13. Fazit
Leistung. Revisionseingriffe in den EVK sind selten, werden aber auch in Zukunft nicht
vermieden werden können, da die Schnellschnittdiagnostik ein limitiertes Verfahren ist,
welches durchaus im Widerspruch zum endgültigen histopathologischen Ergebnis
stehen kann, so dass Zweiteingriffe durchgeführt werden müssen. Die geringe Anzahl
von Revisionseingriffen verdeutlicht wiederum die gute Qualität der erbrachten
Leistung.
Signifikante Ergebnisse für die Klinik sind, dass die Patientinnen aller Altersgruppen
das postoperative Endergebnis besser als gut bewerten und die Erwartungen der
Patientinnen ebenfalls in allen Altersgruppen zum größten Teil erfüllt werden konnten.
Diese
Angaben
bestätigen,
dass
die
ganzheitliche
Versorgung
von
Mammakarzinompatientinnen in der senologischen Abteilung der EVK Gelsenkirchen
gelingt.
Bezogen auf das Brustbild wäre die Symmetrieoptimierung möglicherweise der Aspekt,
der bei der Rekonstruktion der Brust nach Tumorektomie beim brusterhaltenden
Verfahren verbessert werden könnte, da annähernd 50% der Befragten die Symmetrie
der
Brüste
als
weniger
symmetrisch
oder
asymmetrisch
bewerteten.
Die
Symmetrieoptimierung sollte in Zukunft vermehrt im Focus der Operateure stehen, um
die Patientinnenzufriedenheit zu steigern.
Die anhand der Patientinnenbefragung ermittelten Ergebnisse gaben keinen weiteren
Anhaltspunkt zur Optimierung der Behandlungsstrategie im Allgemeinen oder in Bezug
auf die definierten Altersgruppen.
Ein gutes ästhetisches Resultat wird von allen Patientinnen gefordert, ist jedoch
besonders für jüngere Patientinnen bedeutend. Die Erwartungen an die BET sind in
allen Altersgruppen gleich verteilt und korrelieren mit dem guten ästhetischen
Ergebnis.
Festgehalten werden muss, dass in dem individualisierten Therapiekonzept bezogen
auf die Histopathologie des Tumors und der daraus resultierenden Therapiestrategie
jede Patientin in ihrem individuellen Lebenskontext gesehen werden muss.
Um negative Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Patientinnen nach BET zu
vermeiden bzw. zu vermindern, sollten der Partner, die Familie oder das soziale
Umfeld,
wenn
von
der
Mammakarzinompatientin
gewünscht,
in
die
Krankheitsbewältigung und -verarbeitung mit einbezogen werden.
Das multimodale Konzept und die individuelle Therapie werden in den EVK zum
Benefit der an Mammakarzinom erkrankten Patientinnen umgesetzt.
Die Ergebnisse der Patientinnenbefragung wurden dem Chefarzt der Senologie
vorgelegt, diesem und dem ärztlichen Kollegium der senologischen Abteilung, so wie
Silvia Sobotta
94
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
13. Fazit | 14. Ausblick
der zuständigen Psychoonkologin und dem Qualitätsmanagement vorgestellt. Das Ziel
der senologischen Abteilung ist, die Qualität der erbrachten Leistung in Zukunft
mindestens zu erhalten und wenn möglich weiterhin, mit besonderem Augenmerk auf
die Symmetrie, zu optimieren. Der Qualitätsstandard soll auch zukünftig erhalten
bleiben. Die bei der Einführung der Senologie in die EVK Gelsenkirchen festgelegten
Ziele sind erreicht worden.
Die Ergebnisse der Befragung werden durch das Qualitätsmanagement im Intranet
veröffentlicht.
14. Ausblick
Die chirurgische Therapie des Mammakarzinoms ist derzeit im Rahmen der BET durch
ein weit weniger radikales Vorgehen gekennzeichnet, als es bis zum Ende des letzten
Jahrhunderts üblich war. Die Strahlentherapie und die systemische Therapie, so wie
die Diagnose des Mammakarzinoms im Frühstadium durch Screeningprogramme
ermöglichen die moderate Vorgehensweise. Onkoplastische Operationstechniken
werden eingesetzt, um den Organerhalt unter ästhetischen Gesichtspunkten in der
Praxis zu verwirklichen. Um auch zukünftig gute ästhetische Ergebnisse erzielen und
diese optimieren zu können, müssen onkoplastische Techniken gelehrt und modifiziert
werden.
Eine neue Methode zur Defektdeckung könnte die Defektauffüllung durch die Injektion
von Eigenfett sein, wenn diese sich anhand von Studien als sinnvoll und risikoarm
erweist.
Auch das „Tissue engeneering“, d.h. die Züchtung von Gewebeersatz mit
körpereigenen Zellen könnte bei der Behandlung des Mammakarzinoms zukünftig eine
Rolle spielen.318 Somit könnte die Operation weniger invasiv durchgeführt werden.
Minimal
Invasive
Behandlungsmethoden
wie
die
Thermoablation
/Radiofrequenzablation, Kryotherapie oder Lasertherapie werden gelegentlich bei
Patientinnen eingesetzt, bei denen von einer Operation abgeraten wird. Sollten
Langzeitstudien
die
Effektivität
der
minimal-invasiven
Techniken
bei
diesen
Patientinnen nachweisen, so könnte ein Fernziel sein, die Operation zu ersetzen und
das frühzeitig diagnostizierte, primäre Mammakarzinom mit Hilfe der minimal-invasiven
Behandlungsmethoden zu therapieren.319 Der Benefit dieser Methode wäre, die
Vermeidung von Risiken der Operation an sich und ein unverändertes Körperbild, da
318
319
Vgl. Prantl L. / Eisenmann-Klein U., www.journalonko.de, Zugriff: 22.07.2011
Vgl. Vlastos G. / Verkooijen, http://theoncologist.alphamedpress.org, Zugriff: 31.07.2011
Silvia Sobotta
95
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
14. Ausblick
keine chirurgischen Maßnahmen durchgeführt werden müssten. Zurzeit liegen jedoch
keine evidenz-basierten Ergebnisse vor.
Die bei BET standardisiert vorgenommene adjuvante Radiatio könnte in Zukunft bei
primärem Mammakarzinom möglicherweise durch die intraoperative Bestrahlung des
Tumorbettes (IORT) als alleinige strahlentherapeutische Maßnahme ersetzt werden,
wenn Langzeitergebnisse die gleiche Wirksamkeit der IORT im Vergleich zur
adjuvanten Strahlentherapie nachweisen. Den Betroffenen würde somit der Aufwand
der 6 wöchigen Radiatio erspart bleiben.
Darüber hinaus sind die Ziele der Brustkrebsforschung darauf ausgerichtet, weitere
prädiktive und prognostische Marker zu identifizieren, um die individualisierte Therapie
zu intensivieren und weiterhin zu modifizieren. Anhand dieser Marker soll eine
gezieltere Auswahl der Therapieoptionen und die Über-oder Untertherapie beim
Mammakarzinom vermieden werden.320
Auch die Suche nach weiteren Brustkrebsgenen und wirksamen Medikamenten wird
fortgeführt.
Die
„targeted
therapy“
(zielgerichtete
Therapie)
ist
eine
neue
medikamentöse Therapie, die nur solche Wirkstoffe (z.B. Trastuzumab) einsetzt, die
gezielt Tumorzellen abtöten und nahezu ohne oder nur mit minimalen Nebenwirkungen
einhergehen.321
Die Forschung zur Optimierung der Mammakarzinomtherapie bei Erhalt bzw.
Steigerung
der
Lebensqualität
von
Brustkrebspatientinnen
wird
unermüdlich
fortgeführt.
320
321
Vgl. Onkologie, (2010), www.onkologie2011.de, Zugriff: 20.07.2011
Vgl. DKG e.V., (2010), www.krebsgesellschaft.de, Zugriff: 25.06.2011
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310. Brandstätter M., Fegg M., 2009, Tumorzentrum München (Hrsg.), Manual
Psychoonkologie, 3. Auflage, München, W. Zuckerschwerdt Verlag GmbH, 13 f.
311. Frick E. 2009, Tumorzentrum München (Hrsg.), Manual Psychoonkologie, 3. Auflage,
München, W. Zuckerschwerdt Verlag GmbH, 68 f.
312. Riedner C., 2009, Tumorzentrum München (Hrsg.), Manual Psychoonkologie, 3. Auflage,
München, W. Zuckerschwerdt Verlag GmbH, 123
313. Heckl U., Weis J., 2006, Kreienberg R., Jonat W., Volm T. et al (Hrsg.), Management des
Mammakarzinoms, 3. Auflage, Heidelberg, Springer Medizin Verlag, 472
314. Frick E. 2009, Tumorzentrum München (Hrsg.), Manual Psychoonkologie, 3. Auflage,
München, W. Zuckerschwerdt Verlag GmbH, 69 ff.
315. Dorfmüller, M., 2009, Psychoonkologie, 3. Auflage, München,
Urban & Fischer/Elsevier GmbH, 18
316. Voigt B., Grimm A., Schmid G. et al., „Belastungserleben von Mammakarzinompatientinnen in der postoperativen Behandlungsphase“, In: Senologie 2008 (5), 80
317. Voigt B., Grimm A., Schmid G. et al., „Belastungserleben von Mammakarzinompatientinnen in der postoperativen Behandlungsphase“, In: Senologie 2008 (5), 78
318. Prantl L., Eisenmann-Klein U., „Onkoplastische Mammachirurgie“, Journal Onkologie,
2004 (1), Ausblick, http://www.journalonko.de/aktuellview.php?id=680,
Zugriff: 22.07.2011
319. Vlastos G., Verkooijen, „Minimally Invasive Approaches for Diagnosis and Treatment of
Early-Stage Breast Cancer“,In: The Oncologst, 2006,
http://theoncologist.alphamedpress.org/content/12/1/1.full, Zugriff: 31.07.2011
Silvia Sobotta
116
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Quellennachweis
320. Onkologie 2011, „Optimierung der Therapie des frühen Mammakarzinoms“,
http://www.onkologie2011.de/service/news/418.htm, Zugriff: 20.07.2011
321. Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) unter fachlicher Beratung Prof. Beckmann PD/ Dr.
Lux, Zielgerichtete Therapie bei Brustkrebs, http://www.krebsgesellschaft.de/pat_ka_
brustkrebs_therapie_molekularbiologische,107723.html,
Aktualisierungsdatum: 23.03.2011, Zugriff: 25. 06.2011
Silvia Sobotta
117
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 1: Glossar
Anhang 1: Glossar
Peau d`orange ................................................... Orangenhaut
Multifokalität ..................................................... Auftreten getrennter Karzinomherde
in einem Quadranten d.h. in
einemAbstand von weniger als 4 cm
Multizentrizität ................................................... Auftreten getrennter Karzinomherde
in mehreren Quadranten in einem
Abstand von mindestens 4 cm
Positronen-Emissions-Tomographie (PET) .... bildgebendes Verfahren zur
Darstellung biochemischer und
physiologischer Funktionen im Körper
mit Hilfe der Computertomographie
durch Gabe eines Radiopharmakons
(18F=Fluordesoxyglucose)
Die Sentinel Node Biopsie (SLNB) ................... radioaktive Markierung von
Lymphknoten mit Technetium 99
(oder einem Farbstoff ) welches sich
im ersten Lymphknoten
(Lymphknotengruppe) im
Abflussgebiet des Tumors, der als
Wächterlymphknoten
(=Sentinellymphknoten) bezeichnet
wird, absetzt. Mittels einer GammaSonde wird dieser Lymphknoten
intraoperativ identifiziert , reseziert
und dann histopathologisch im
Schnellschnitt auf Karzinombefall
untersucht. Die Hypothese, die
diesem Verfahren zu Grunde liegt,
besagt, dass, bei negativem
Wächterlymphknoten auch alle
weiteren Lymphknoten frei von
Metastasen sind, da der
Lymphabfluss geordnet verläuft. Das
Ergebnis stellt den Nodalstatus dar
und ist dann richtungsweisend für die
Therapie der Axilla
Antiöstrogene ................................................... Medikamente, die die
Hormonrezeptoren und somit die
Wirksamkeit des Östrogens /
Progesterons blockieren, indem sie
die von ihnen ausgehende
Stimulation des Gewebes zum
Wachstum unterbinden.
Aromatasehemmer ........................................... Medikamente, die den
Östrogenspiegel senken, indem sie
Silvia Sobotta
118
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 1: Glossar
die Umwandlung von Androgenen in
Östrogene unterbinden.
Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga, ... Medikamente, die die körpereigenen
GnRH Hormone, die letztendlich die
Produktion von Östrogen in den
Eierstöcken auslösen, ersetzen und
dadurch die Östrogenbildung in den
Eierstöcken hemmen.
Bisphosphonate ................................................ Medikamente gegen
Osteoporose/Knochenmetastasen
NSABP-P-1-Studie ............................................. National Surgical Adjuvant Breast
and Bowel Project: randomisierte
Brustkrebs-Präventionsstudie in den
USA mit dem Antiöstrogen Tamoxifen
versus Placebo: Ergebnis:
Brustkrebserkrankungsrate gesenkt,
viele subjektive und vereinzelte
lebensbedrohliche Komplikationen
z.B. Lungenembolien
STAR-Studie ...................................................... Brustkrebspräventionsstudie in den
USA, vergleicht Wirkung von
Tamoxifen (20mg/Tag) und Raloxifen (60mg/Tag) bei
postmenopausalen Frauen mit
erhöhtem Brustkrebsrisiko. Raloxifen, primär bei
Osteoporosepatienten zur
Prophylaxe von Knochenfrakturen
eingesetzt, zeigt (außer bei DCIS)
eine ähnliche,jedoch herabgesetzte
Wirkung wie
Tamoxifen(Brustkrebserkrankungsrat
e wird gesenkt).
IBIS 1-Studie ..................................................... International Breast Cancer
Intervention Study 1 in Europa und
Australien, untersuchte Tamoxifen
versus Placebo bei Frauen mit
erhöhtem Brustkrebsrisiko. Die
Brustkrebsinzidenz konnte bei
Frauen, im mittleren Alter von 51
Jahren, ähnlich wie in der
amerikanischen NSABP-P-1-Studie,
um zirka 40% gesenkt werden.
Hauptproblem -> Nebenwirkungsraten
IBIS-2-Studie ..................................................... aktuelle, noch laufende Studie mit
zwei Behandlungsstrata: eines für
postmenopausale Frauen mit einem
erhöhten familiären oder
bildgebenden Brustkrebsrisiko
Silvia Sobotta
119
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 1: Glossar
(erhöhte Brustdichte) und eines für
Frauen mit neu diagnostiziertem und
operativ saniertem DCIS. Vergleich
von Anastrozol (Aromatasehemmer)
zu Tamoxifen und Placebo, Erste
Zwischenergebnisse zeigen, dass die
Senkung der Brustkrebsinzidenz
durch Anastrozol noch besser sein
könnte als durch Tamoxifen, weniger
thromboembolische Komplikationen
und weniger verdächtige
Veränderungen im Endometrium ,
aber negativer Effekt auf die
KnochendichteAromatasehemmerinduzierte Gelenkbeschwerden treten
bei vielen Frauen auf (welche
allerdings im weiteren
Therapieverlauf abschwächen).
Stereotaxie ........................................................ Heute Sammelbezeichnung für
Biopsieverfahren von Herden
("Tumoren") unter Röntgenkontrolle,
die nur mit der Mammographie zu
lokalisieren (orten) sind.
Haupteinsatzfeld: verdächtiger
(Mikro-)Kalk in der Brust. Der Herd
wird durch zwei Röntgenaufnahmen
aus verschiedenen Richtungen
angepeilt und die Biopsien mit
Computerunterstützung entnommen.
Onkologische Chirurgie ................................... Teil der Chirurgie, der sich mit der
Indikation, Verfahrenswahl und
Technik der operativen Behandlung
von Tumoren befasst.
Chirurgische Onkologie ................................... Teil der Onkologie, der sich mit
Indikation und Art multimodaler
Therapieprinzipien am chirurgischen
Patienten, d.h. mit prä-, intra- und
postoperativen Therapieprinzipien,
befasst. Im Zentrum dieser
Theraspieprotokolle steht die
Operation.
Distress ............................................................. Distress ist eine unangenehme
emotionale Erfahrung
psychologischer (kognitiv, verhaltens
und gefühlsmäßig), sozialer und /
oder spiritueller Natur, die die
Fähigkeit effektiv mit der Diagnose
Krebs und dessen Behandlung
zurecht zu kommen, beeinträchtigt.
Silvia Sobotta
120
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 1: Glossar
Plateau-Phänomen ........................................... Infiltration der Retinacula cutis,
plateauartige Einziehungen beim
Zusammenschieben der Haut
Level I ................................................................ Lymphknotenetage (untere Axilla)
Lymphknoten lateral des lateralen
Randes des M. pectoralis minor
Level II ............................................................... Lymphknotenetage (mittlere Axilla)
Lymphknoten zwischen medialem
Rand des M. pectoralis minor und
interpectoralen Lymphknoten
Level III .............................................................. Lymphknotenetage (obere Axilla)
Lymphknoten medial des medialen
Randes des M. pectoralis minor
einschließlich der als subclaviculär
oder apikal bezeichneten
Lymphknoten
R-Klassifikation
Silvia Sobotta
Resektionsrand / Resektionsstatus
R-0  tumorfreier Resektionsrand,
R-1  mikroskopisch befallener
Resektionsrand,
R-2  makroskopisch befallener
Resektionsrand
121
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 2: TNM-Klassifikation
Anhang 2: TNM-Klassifikation
TNM Klassifikation der Brust im Detail: (der Zusatz "p" vor T bzw. N bedeutet
postoperativ, ohne Zusatz: klinisch, d.h. Tastbefund. Die Zusätze hinter pN1b "i" bis
"iv" sind die römischen Ziffern I bis IV)
pT Primärtumor:
Tx
Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0
Kein Anhalt für Primärtumor
pTis
Carcinoma in situ: Intraduktales Karzinom oder lobuläres Carcinoma in situ oder M.
Paget der Mamille ohne nachweisbaren Tumor
pT1
Tumor bis 2 cm in größter Ausdehnung
pT1a
Tumor bis 0,5 cm in größter Ausdehnung
pT1b
Tumor 0,5 cm bis 1 cm in größter Ausdehnung
pT1c
Tumor 1 cm bis 2 cm in größter Ausdehnung
pT2
Tumor 2 cm bis 5 cm in größter Ausdehnung
pT3
Tumor mehr als 5 cm in größter Ausdehnung
pT4
Tumor jeder Größe mit direkter Ausdehnung auf die Brustwand oder die Haut
pT4a
Mit Ausdehnung auf die Brustwand
pT4b
Mit Ödem (einschließlich Apfelsinenhaut), Ulzeration der Brusthaut oder
Satellitenmetastasen der Haut der gleichen Brust
pT4c
Kriterien 4a und 4b gemeinsam
pT4d
Entzündliches (inflammatorisches) Mammakarzinom
pN Regionäre Lymphknoten:
Nx
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
pN0
Keine regionären Lymphknoten befallen
pN1
Metastasen in beweglichen ipsilateralen axillären Lymphknoten
pN2
Metastasen in ipsilateralen axillären Lymphknoten, untereinander verbacken oder in
andere Strukturen fixiert
pN3
Metastasen in ipsilateralen Lymphknoten entlang der A. mammaria interna
Bei positiven axillären Lymphknoten sollte die Anzahl der befallenen Lymphknoten im Verhältnis zur Gesamtzahl der
entfernten Lymphknoten angegeben werden. (x/y)
M Fernmetastasen:
Mx
Das Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden
M0
Keine Fernmetastasen
M1
Fernmetastasen
Die Stadieneinteilung wird durch das histologische Grading ergänzt:
G1
Gut differenziert
G2
Mässig differenziert
G3
Undifferenziert (entdiffenzenziert)
Silvia Sobotta
122
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 3: Fragebogen an Patientinnen mit BET
Anhang 3: Fragebogen an Patientinnen mit BET
1. Geburtsjahr
_________________
2. Fühlten Sie sich vor der OP ausreichend beraten?
� ja
� nein
3. Fühlten Sie sich individuell beraten?
� ja
� nein
4. Wurde Ihre Meinung in den Entscheidungsprozess zur durchgeführten
Operation / Therapie mit einbezogen?
� ja
� nein
5. Wurde eine Chemotherapie vor der Operation durchgeführt?
� ja
� nein
6. Welche Erwartungen hatten Sie an den brusterhaltenden Eingriff?
(Mehrfachnennung möglich)
� Tumor wird entfernt
� gutes ästhetisches Resultat
� sich weiter als“ Frau“ fühlen können
� trotz OP weiterhin gute Partnerschaft
� trotz OP keine Einschränkung in der Sexualität
� (teilweise) Abbau existenzieller Ängste
� nach OP „normales“ Leben führen (Freunde / soziale Kontakte / sportliche
Aktivitäten)
7. Konnten Ihre Erwartungen erfüllt werden?
� ja/sehr
� zum größten Teil
�teilweise �kaum
� nein/gar nicht
�wenig
8. Erfolgte ein Zweiteingriff während des Krankenhausaufenthaltes
(Nachresektion oder Nachoperation)?
� ja
� nein
9. Wie bewerten Sie das durch den brusterhaltenden Eingriff bei Ihnen
erreichte kosmetische Ergebnis?
� 1 sehr gut
� 2 gut
� 3 befriedigend
� 4 ausreichend
� 5 unbefriedigend
� 6 sehr unbefriedigend
10. Haben Sie Hemmungen sich nackt anzuschauen?
� ja
� nein
�teilweise
11. Empfinden Sie Ihre operierte(n) Brust/Brüste als vollen Teil Ihres
Körpers?
� ja
� nein
Silvia Sobotta
123
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 3: Fragebogen an Patientinnen mit BET
12. Sind Sie mit der Größe der operierten Brust/Brüste zufrieden?
� sehr zufrieden
� zufrieden
� weniger zufrieden
� unzufrieden
13. Sind Sie mit der Form der operierten Brust/Brüste zufrieden?
� sehr zufrieden
� zufrieden
� weniger zufrieden
� unzufrieden
14. Fühlt sich Ihre operierte Brust/Brüste natürlich an?
� ja
� nein
15. Finden Sie Ihre Brüste symmetrisch?
�sehr symmetrisch
�symmetrisch
�weniger symmetrisch
�asymmetrisch
16. Falls die Brust/Brüste nicht symmetrisch ist: Ist eine Angleichung
vorgesehen?
� ja
� nein
17. Wie beurteilen Sie die Sensibilität ihrer Brust nach brusterhaltender
Therapie im Vergleich zur Gegenseite?
� nicht vorhanden
� kaum vorhanden
� nur vermindert vorhanden
� gleich
18. Wurden Sie an beiden Brüsten operiert, ist die Sensibilität beidseits
gleichermaßen vorhanden?
� gleich
� nicht vorhanden
� rechts besser als links
� links besser als rechts
19. Wie bewerten Sie die Berührungsempfindlichkeit Ihrer operierten
Brust/Brüste?
� 1 sehr gut
� 2 gut
� 3 befriedigend
� 4 ausreichend
� 5 unbefriedigend
� 6 sehr unbefriedigend
20. Haben Sie erotische Empfindungen in Ihrer operierten Brust (Brüsten)?
� ja
Silvia Sobotta
�nein
124
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 3: Fragebogen an Patientinnen mit BET
21. Ist es Ihnen unangenehm, wenn jemand, der Ihnen nahesteht, Ihre
operierte Brust/Brüste sieht?
� ja
� nein
22. Hatte die Operation negativen Einfluss auf Ihre ( Mehrfachnennung
möglich)
� Partnerschaft
� Familie
� Freundeskreis
� anderweitiges soziales Leben
23. Womit sind Sie besonders zufrieden - in Bezugnahme auf die Operation
oder den Klinikaufenthalt?
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________
24. Womit sind Sie nicht zufrieden - in Bezugnahme auf die Operation oder
den Klinikaufenthalt?
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________
25. Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
_____________________________
Silvia Sobotta
125
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 4: Erweiterte Fragestellungen
Anhang 4: Erweiterte Fragestellungen
Frage A1:
Wurden die Patientinnen ausreichend, individuell und unter
Rücksichtnahme auf Ihre eigene Meinung, beraten?
Frage A2:
Zufriedenheit mit dem OP-Ergebnis (bezogen auf die Brustgröße,
-form, natürlichen Körpergefühl und Symmetrie beider Brüste)?
Frage A3:
Hat die neoadjuvante Chemotherapie das OP-Ergebnis negativ
beeinflusst?
Frage A4:
Konnte die Erwartung ‚Tumor wird beim Primäreingriff komplett
entfernt‘ durch die BET erfüllt werden?
Frage A5:
Konnte die Erwartung ‚gutes ästhetisches Resultat‘ nach BET erfüllt
werden?
Frage A6:
Konnte die Erwartung ‚sich als Frau fühlen‘ nach BET erfüllt werden?
Frage A7:
Konnte die Erwartung ‚weiterhin gute Partnerschaft’ nach BET erfüllt
werden?
Frage A8:
Konnte die Erwartung ‚trotz OP keine eingeschränkte Sexualität‘ nach
BET erfüllt werden?
Frage A9:
Konnte die Erwartung nach der OP ein ‚normales Leben führen‘ durch
die BET erfüllt werden?
Frage A10: Bezug Altersgruppen zu kosmetischem Ergebnis
Frage A11: Bezug Altersgruppe zu Erwartungen an brusterhaltenden Eingriff
Frage A12: Konnten die Erwartungen an die BET in den einzelnen Altersgruppen
erfüllt werden?
Frage A13: Bezug Altersgruppe zu negativen Einfluss auf…
Silvia Sobotta
126
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 5: Ergebnisse der Befragung
Anhang 5: Ergebnisse der Befragung
Frage 1: Alter der Patientinnen?
Alter
Gültige Antworten
N
Minimum
Maximum
Mittelwert
162
162
28
87
58,00
Standardabweichung
11,163
Frage 2: Fühlten Sie sich vor der OP ausreichend beraten?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
5
3,0
3,1
3,1
ja
158
96,3
96,9
100,0
Gesamt
System
163
1
164
99,4
0,6
100,0
100,0
Frage 3: Fühlten Sie sich individuell beraten?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
6
3,7
3,7
3,7
ja
155
94,5
96,3
100,0
Gesamt
System
161
3
164
98,2
1,8
100,0
100,0
Frage 4: Wurde Ihre Meinung in den Entscheidungsprozess zur durchgeführten OP/Therapie mit
einbezogen?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
12
7,3
7,9
7,9
ja
139
84,8
92,1
100,0
Gesamt
System
151
13
164
92,1
7,9
100,0
100,0
Frage 5: Wurde eine Chemotherapie vor der OP durchgeführt?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
126
76,8
77,3
77,6
ja
37
22,6
22,7
100,0
Gesamt
System
163
1
164
99,4
0,6
100,0
100,0
Silvia Sobotta
127
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage 6a: Gab es die Erwartung ‚Tumor wird entfernt‘?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
7
4,3
4,3
4,3
ja
155
94,5
95,7
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage 6b: Gab es die Erwartung ‚gutes ästhetisches Resultat‘?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
38
23,2
23,5
23,5
ja
124
75,6
76,5
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage 6c: Gab es die Erwartung ‚sich weiter als Frau fühlen‘?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
58
35,4
35,8
35,8
ja
104
63,4
64,2
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage 6d: Gab es die Erwartung ‚trotz OP weiterhin gute Partnerschaft‘?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
91
55,5
56,2
56,2
ja
71
43,3
43,8
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage 6e: Gab es die Erwartung ‚trotz OP keine Einschränkung in der Sexualität‘?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
109
66,5
67,3
67,3
ja
53
32,3
32,7
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Silvia Sobotta
128
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage 6f: Gab es die Erwartung ‚(teilweiser) Abbau existentieller Ängste‘?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
102
62,2
63,0
63,0
ja
60
36,6
37,0
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage 6g: Gab es die Erwartung ‚nach der OP ein normales Leben führen zu können‘?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
16
9,8
9,9
9,9
ja
146
89,0
90,1
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage 7: Konnten Ihre Erwartungen erfüllt werden?
gültige
Antworten
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
16
9,8
9,8
9,8
zum größten Teil 66
40,2
40,2
50,0
ja/sehr
82
50,0
50,0
100,0
Gesamt
164
164
100,0
100,0
100,0
teilweise
Gesamt
Frage 8: Erfolgte ein Zweiteingriff während des Krankenhausaufenthaltes?
gültige
Antworten
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
146
89,0
89,0
89,0
ja
18
11,0
11,0
100,0
Gesamt
164
164
100,0
100,0
100,0
Gesamt
Frage 9: Wie bewerten Sie das durch den brusterhaltenden Eingriff bei Ihnen erreichte
kosmetische Ergebnis?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
sehr gut
73
44,5
44,8
44,8
gut
59
36,0
36,2
81
befriedigend
24
14,6
14,7
95,7
ausreichend
6
3,7
3,7
99,4
unbefriedigend
1
0,6
0,6
100,0
Gesamt
System
163
1
164
99,4
0,6
100,0
100,0
Silvia Sobotta
129
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage10: Haben Sie Hemmungen sich nackt anzuschauen?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
134
81,7
82,7
82,7
teilweise
24
14,6
14,8
97,5
ja
4
2,4
2,5
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage 11: Empfinden Sie Ihre operierte(n) Brust/Brüste als vollen Teil Ihres Körpers?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
8
4,9
4,9
4,9
ja
155
94,5
95,1
100,0
Gesamt
System
163
1
164
99,4
0,6
100,0
100,0
Frage 12: Sind Sie mit der Größe der operierten Brust/Brüste zufrieden?
Häufigkeit
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
weniger zufrieden 10
6,1
6,3
6,3
zufrieden
74
45,1
46,3
52,5
sehr zufrieden
76
46,3
47,5
100,0
Gesamt
System
160
4
164
97,6
2,4
100,0
100,0
Frage 13: Sind Sie mit der Form der operierten Brust/Brüste zufrieden?
Häufigkeit
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
weniger zufrieden 8
4,9
4,9
4,9
zufrieden
69
42,1
42,6
47,5
sehr zufrieden
85
51,8
52,5
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage 14: Fühlt/Fühlen sich Ihre operierte(n) Brust/Brüste natürlich an?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
23
14,0
14,8
14,8
ja
132
80,5
85,2
100,0
Gesamt
System
155
9
164
94,5
5,5
100,0
100,0
Silvia Sobotta
130
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage 15: Finden Sie Ihre Brüste symmetrisch?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
18
11,0
11,7
11,7
weniger symmetrisch 51
31,1
33,1
44,8
symmetrisch
67
40,9
43,5
88,3
sehr symmetrisch
18
11,0
11,7
100,0
Gesamt
System
154
10
164
93,9
6,1
100,0
100,0
asymmetrisch
Frage 16: Falls die Brüste nicht symmetrisch sind, ist eine Angleichung vorgesehen?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
77
47,0
81,9
81,9
ja
17
10,4
18,1
100,0
Gesamt
System
94
70
164
57,3
42,7
100,0
100,0
Frage 17: Wie beurteilen Sie die Sensibilität Ihrer Brust nach brusterhaltender Therapie im
Vergleich zur Gegenseite?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
gültige Prozente
kumulierte
Prozente
Häufigkeit
Prozent
nicht vorhanden
3
1,8
2,1
2,1
kaum vorhanden
21
12,8
14,4
16,4
nur vermindert vorhanden 61
37,2
41,8
58,2
gleich
61
37,2
41,8
100,0
Gesamt
System
146
18
164
89,0
11,0
100,0
100,0
Frage 18: Wurden Sie an beiden Brüsten operiert? Ist die Sensibilität beidseits gleichermaßen
vorhanden?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte
Prozente
links besser als rechts
5
3,0
3,1
3,1
rechts besser als links
3
1,8
1,9
5,0
nicht vorhanden
2
1,2
1,2
6,2
gleich
18
11,0
11,2
17,4
nur an einer Brust operiert 133
81,1
82,6
100,0
Gesamt
System
98,2
1,8
100,0
100,0
Silvia Sobotta
161
3
164
131
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage 19: Wie bewerten Sie die Berührungsempfindlichkeit an der/den operierten
Brust/Brüsten?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
sehr gut
16
9,8
9,8
9,9
gut
66
40,2
40,7
50,6
befriedigend
49
29,9
30,2
80,9
ausreichend
18
11,0
11,1
92,0
unbefriedigend
13
7,9
8,0
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage 20: Haben Sie erotische Empfindungen in Ihrer(en) Brust/Brüsten?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
77
47,0
54,2
54,2
ja
65
39,6
45,8
100,0
Gesamt
System
142
22
164
86,6
13,4
100,0
100,0
Frage 21: Ist es Ihnen unangenehm, wenn jemand, der Ihnen nahesteht, Ihre operierte(n)
Brust/Brüste sieht?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
144
87,8
90,6
90,6
ja
15
9,1
9,4
100,0
Gesamt
System
159
5
164
97,0
3,0
100,0
100,0
Frage 22a: Hatte die OP negativen Einfluss auf Ihre Partnerschaft?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
ja
12
7,3
7,5
7,5
nein
149
90,9
92,5
100,0
Gesamt
System
161
3
164
98,2
1,8
100,0
100,0
Frage 22b: Hatte die OP negativen Einfluss auf Ihre Familie?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
ja
9
5,5
5,5
5,5
nein
154
93,9
94,5
100,0
Gesamt
System
163
1
164
99,4
0,6
100,0
100,0
Silvia Sobotta
132
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage 22c: Hatte die OP negativen Einfluss auf Ihren Freundeskreis?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte
Prozente
ja
4
2,4
2,5
2,5
nein
159
97,0
97,5
100,0
Gesamt
System
163
1
164
99,4
0,6
100,0
100,0
Frage 22d: Hatte die OP negativen Einfluss auf Ihr anderweitiges soziales Leben?
gültige
Antworten
fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
ja
10
6,1
6,1
6,1
nein
153
93,3
93,9
100,0
Gesamt
System
163
1
164
99,4
0,6
100,0
100,0
Frage 23: Womit sind Sie besonders zufrieden (in Bezugnahme auf die OP und Klinkaufenthalt)?
Häufigkeit
gültige
Antworten
kompetentes Team
124
guter Klinkaufenthalt
63
OP-Resultat
46
guter Chefarzt
36
gute Nachsorge
29
gute Organisation
28
individuelle Wünsche erfüllt 24
Frage 24: Womit sind Sie unzufrieden (in Bezugnahme auf die OP und Klinkaufenthalt)?
Häufigkeit
gültige
Antworten
Klinkaufenthalt
19
Essen
15
Organisation
8
Pflege
4
Frage 25: Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Häufigkeit
gültige
Antworten
Erfüllung individueller Wünsche 13
Verbesserung der Organisation 8
Silvia Sobotta
133
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage A1:
Wurden die Patientinnen ausreichend, individuell und unter Rücksichtnahme ihrer
eigenen Meinung, beraten?
Betrifft:
Frage 2: Fühlten Sie sich vor der OP ausreichend beraten?
Frage 3: Fühlten Sie sich individuell beraten?
Frage 4: Wurde Ihre eigene Meinung mit einbezogen?
Verarbeitete Fälle
Fälle
gültig
fehlend
N
Frage 2 * Frage 3 * Frage 4 148
Gesamt
Prozent
N
Prozent N
Prozent
90,2%
16
9,8%
100,0%
164
Deskriptive Statistik
Frage 2
Frage 3
Frage 4
gültige Werte
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
163
161
151
148
0
0
0
1
1
1
0,97
0,96
0,92
0,173
0,190
0,271
Ergebnis: Wurden die Patientin ausreichend, individuell und unter Rücksichtnahme ihrer eigenen
Meinung, beraten?
gültig
irrelevant
Gesamt
Häufigkeit
gültige
Prozente
Prozent
kumulierte
Prozente
nicht zufriedenstellend
3
2,0
1,8
2,0
zufriedenstellend
2
1,4
1,2
3,4
sehr zufriedenstellend
9
6,1
5,5
9,5
außerordentlich zufriedenstellend 134
90,5
81,7
100,0
Gesamt
System
100,0
90,2
9,8
100,0
Hinweis:
Silvia Sobotta
148
16
164
Eine ‚Ja‘-Antwort bei den Fragen 2, 3 und 4 wurde mit dem Wert ‚1‘ gleichgesetzt, ein
‚Nein‘ mit dem Wert ‚0‘.
Für die Auswertung wurden alle Antworten, die den Wert ‚1‘ enthielten, addiert, woraus
sich ein endgültiger Wert pro Frage von ‚0‘ bis ‚3‘ ergab.
Diese Werte wurden dann wie folgt kategorisiert:

Wert 0 = nicht zufriedenstellend

Wert 1 = zufriedenstellend

Wert 2 = sehr zufriedenstellend

Wert 3 = außerordentlich zufriedenstellend
134
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage A2:
Zufriedenheit mit dem OP-Ergebnis
Betrifft:
Frage 12: Sind Sie mit der Größe der Brust zufrieden?
Frage 13: Sind Sie mit der Form der Brust zufrieden?
Frage 14: Fühlt sich Ihre Brust natürlich an?
Frage 15: Finden Sie Ihre Brüste symmetrisch
Verarbeitete Fälle
Fälle
gültig
fehlend
N
Frage 12 * Frage 13 * Frage 14
146
* Frage 15
Gesamt
Prozent
N
Prozent N
Prozent
89,0%
18
11,0%
100,0%
164
Deskriptive Statistik
Frage 12di
Frage 13di
Frage 14
Frage 15di
gültige Werte
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
160
162
155
154
146
0
0
0
0
1
1
1
1
0,94
0,95
0,84
0,55
0,243
0,217
0,357
0,499
Frage12di: Sind Sie mit der Größe der operierten Brust/Brüste zufrieden?
gültig
irrelevant
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
unzufrieden
10
6,1
6,3
6,3
zufrieden
150
91,5
93,8
100,0
Gesamt
System
160
4
164
97,6
2,4
100,0
100,0
Frage13di: Sind Sie mit der Form der operierten Brust/Brüste zufrieden?
Häufigkeit
gültig
irrelevant
Gesamt
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
unzufrieden 8
4,9
4,9
4,9
zufrieden
154
93,9
95,1
100,0
Gesamt
System
162
2
164
98,8
1,2
100,0
100,0
Frage14: Fühlt sich Ihre operierte Brust/Brüste natürlich an?
gültig
irrelevant
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
23
14,0
14,8
14,8
ja
132
80,5
85,2
100,0
Gesamt
System
155
9
164
94,5
5,5
100,0
100,0
Silvia Sobotta
135
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage15: Finden Sie Ihre Brüste symmetrisch?
gültig
irrelevant
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
nein
69
42,1
44,8
44,8
ja
85
51,8
55,2
100,0
Gesamt
System
154
10
164
93,9
6,1
100,0
100,0
Auswertung: Frage 12di + 13di + 14 + 15di
gültig
irrelevant
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
gültige Prozente
kumulierte Prozente
0 Punkte
3
1,8
2,1
2,1
1 Punkte
6
3,7
4,1
6,2
2 Punkte
12
7,3
8,2
14,4
3 Punkte
51
31,1
34,9
49,3
4 Punkte
74
45,1
50,7
100,0
Gesamt
System
146
18
164
89,0
11,0
100,0
100,0
Ergebnis:
Zufriedenheit mit dem OP-Ergebnis
Häufigkeit
gültig
irrelevant
Gesamt
gültige Prozente
Prozente kumulierte Prozente
unzufrieden 21
14,4
12,8
14,4
zufrieden
125
85,6
76,2
100,0
Gesamt
System
146
18
164
100,0
89,0
11,0
100,0
Hinweis:
Silvia Sobotta
Bei den Fragen 12, 13 sowie 15, wurde die Antwort ‚sehr zufrieden‘, bzw. ‚sehr
symmetrisch‘ bei Frage 15, mit dem Wert ‚3‘ gleichgesetzt. Die Antworten ‚zufrieden‘,
bzw. ‚symmetrisch‘, erhielten den Wert ‚2‘.
Die Antworten ‚weniger zufrieden‘ /‚weniger symmetrisch‘ und ‚unzufrieden‘ bzw.
‚asymmetrisch‘, bekamen den Wert ‚1‘ bzw. ‚0‘.
Diese Schritte waren notwendig, damit die Fragen 12, 13 und 15 gleich zu setzen waren
mit Frage 14 (einfache ‚Ja‘/‚Nein‘-Frage).
Nun wurden alle ‚1’er Werte der Fragen addiert. Ein Gesamtwert zwischen ‚0‘ und ‚2‘
ergab ein ‚unzufrieden‘, die Werte ‚3‘ und ‚4‘ ein ‚zufrieden‘ in der Auswertung.
136
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage A3:
Hat die Chemo das Ergebnis negativ beeinflusst?
Betrifft:
Frage 5 : Wurde eine Chemotherapie durchgeführt?
Frage 9 : Wie bewerten Sie das erreichte kosmetische Ergebnis?
Verarbeitete Fälle
Fälle
gültig
Frage 5 * Frage 9
fehlend
Gesamt
N
Prozent
N
Prozent
N
Prozent
162
98,8
2
1,2
164
100,0%
Deskriptive Statistik
Frage 5
Frage 9
gültige Werte
N
Min.
Max.
Mittel
163
163
162
0
0
1
1
0,96
0,96
Standardabweichung
0,209
0,209
Kreuztabelle
Frage 5
unzufrieden
Frage 9
zufrieden
Gesamt
Ergebnis:
gültig
irrelevant
Gesamt
nein
ja
Gesamt
Anzahl
5
2
7
in %
4,0%
5,6%
4,3%
Anzahl
121
34
155
in %
96,0%
94,4%
95,7%
Anzahl
126
36
162
in %
100,0%
100,0%
100,0%
Hat die Chemo das Ergebnis negativ beeinflusst?
Häufigkeit
gültige Prozente
Prozent
kumulierte Prozente
nein
34
94,4
20,7
94,4
ja
2
5,6
1,2
100,0
Gesamt
System
36
128
164
100,0
22,0
78,0
100,0
Hinweis:
Silvia Sobotta
Bei Frage 5 wurde ein ‚ja‘ mit einer ‚1‘ bewertet, ein ‚nein‘ mit dem Wert ‚0‘.
Anschließend wurden die Antworten der Frage ‚9‘ hinzugezogen. Die Antworten ‚sehr
gut‘, ‚gut‘ und ‚befriedigend‘ ergaben jeweils den Wert ‚1‘. ‚Ausreichend‘, ‚unbefriedigend‘
und ‚sehr unbefriedigend‘ den Wert ‚0‘.
Wurden beide Fragen mit jeweils einer ‚1‘ bewertet, war das Ergebnis der Wert ‚0‘, was
gleichbedeutend mit der Antwort ‚nein‘ ist.
Es wurden nur Antworten berücksichtigt, die bei Frage 5 ein ‚ja‘ aufwiesen, da dies die
Grundvoraussetzung für die Auswertung war.
Das Ergebnis wurde mittels einer Kreuztabelle errechnet.
137
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage A4:
Konnte die Erwartung ‚Tumor wird beim Primäreingriff entfernt‘ erfüllt werden?
Betrifft:
Frage 8 : Erfolgte ein Zweiteingriff?
Frage 6a: Erwartung ‚Tumor wird entfernt‘
Verarbeitete Fälle
Fälle
gültig
Frage 8 * Frage 6a
fehlend
Gesamt
N
Prozent
N
Prozent
N
Prozent
162
98,8%
2
1,2%
164
100,0%
Deskriptive Statistik
Frage 8
Frage 6a
gültige Werte
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
164
162
162
0
0
1
1
0,11
0,96
0,314
0,204
Kreuztabelle
Frage 6a
nein
Frage 8
ja
Gesamt
Ergebnis:
gültig
irrelevant
Gesamt
nicht erwartet
erwartet
Gesamt
Anzahl
7
137
144
in %
100,0%
88,4%
88,9%
Anzahl
0
18
18
in %
0,0%
11,6%
11,1%
Anzahl
7
155
162
in %
100,0%
100,0%
100,0%
Konnte die Erwartung ‚Tumor wird entfernt‘ erfüllt werden?
Häufigkeit
gültige Prozente
Prozent
kumulierte Prozente
nein
18
11,6
11,0
11,6
ja
137
88,4
83,5
100,0
Gesamt
System
155
9
164
100,0
94,5
5,5
100
Hinweis:
Silvia Sobotta
Bei Frage 6a wurde ein ‚wird erwartet‘ mit dem Wert ‚1‘ und ‚wird nicht erwartet‘ mit dem
Wert ‚0‘ gleichgesetzt.
Bei Frage 8 ergab ein ‚nein‘ den Wert ‚0‘, ein ‚ja‘, den Wert ‚1‘.
Anschließend wurden die Fälle errechnet, bei denen die Frage 6a mit ‚1‘ und die Frage 8
mit ‚0‘ bewertet wurde.
Das Ergebnis wurde mittels einer Kreuztabelle errechnet.
138
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage A5:
Konnte die Erwartung ‚gutes ästhetisches Resultat‘ erfüllt werden?
Betrifft:
Frage 9 : Wie bewerten Sie das erreichte kosmetische Ergebnis?
Frage 6b : Erwartung ‚gutes ästhetisches Resultat‘
Verarbeitete Fälle
Fälle
gültig
Frage 9 * Frage 6b
fehlend
Gesamt
N
Prozent
N
Prozent N
Prozent
161
98,2%
3
1,8%
100,0%
164
Deskriptive Statistik
Frage 6b
Frage 9
gültige Werte
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
162
163
161
0
0
1
1
0,77
0,96
0,425
0,203
Kreuztabelle
Frage 6b
unzufrieden
Frage 9
zufrieden
Gesamt
Ergebnis:
gültig
irrelevant
Gesamt
nicht erwartet
erwartet
Gesamt
Anzahl
3
4
7
in %
8,1%
3,2%
4,3%
Anzahl
34
120
154
in %
91,9%
96,8%
95,7%
Anzahl
37
124
161
in %
100,0%
100,0%
100,0%
Konnte die Erwartung ‚gutes ästhetisches Resultat‘ erfüllt werden?
Häufigkeit
gültige Prozente Prozent
kumulierte Prozente
nein
4
3,2
2,4
22,1
ja
120
96,8
73,2
100,0
Gesamt
System
124
40
164
100,0
75,6
24,4
100,0
Hinweis:
Silvia Sobotta
Bei Frage 6b wurde ein ‚wird erwartet‘ mit dem Wert ‚1‘ und ‚wird nicht erwartet‘ mit dem
Wert ‚0‘ gleichgesetzt.
Die Antworten ‚sehr gut‘, ‚gut‘ und ‚befriedigend‘ bei Frage 9, ergaben jeweils den Wert ‚1‘.
‚Ausreichend‘, ‚unbefriedigend‘ und ‚sehr unbefriedigend‘ den Wert ‚0‘.
Für die Auswertung wurden nur die Antworten berücksichtigt, bei denen bei Frage 6b mit ‚ja‘
geantwortet wurde.
Das Ergebnis wurde mittels einer Kreuztabelle errechnet.
139
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage A6:
Konnte die Erwartung ‚sich weiter als Frau fühlen‘ erfüllt werden?
Betrifft:
Frage 6c: Erwartung ‚sich weiter als Frau fühlen‘
Frage 10: Haben Sie Hemmungen sich nackt anzuschauen?
Frage 11: Empfinden Sie Ihre operierte Brust als vollen Teil Ihres Körpers?
Verarbeitete Fälle
Fälle
gültig
fehlend
N
Frage 11 * Frage 10 * Frage 6c 160
Gesamt
Prozent
N
Prozent
N
Prozent
97,6%
4
2,4%
164
100,0%
Deskriptive Statistik
Frage 6c
Frage 10
Frage 11
gültige Werte
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
162
162
163
160
0
0
0
1
2
1
0,64
0,20
0,95
0,481
0,457
0,217
Kreuztabelle
Frage 10
Frage 6c
nicht
erwartet
nein
Frage 11
ja
Gesamt
erwartet
nein
Frage 11
ja
Gesamt
Ergebnis:
gültig
irrelevant
Gesamt
nein
teilweise
ja
Gesamt
Anzahl
2
1
0
3
in %
66,7%
33,3%
0,0%
100,0%
Anzahl
47
6
2
55
in %
85,5%
10,9%
3,6%
100,0%
Anzahl
in %
49
84,5%
7
12,1%
2
3,4%
58
100,0%
Anzahl
1
4
0
5
in %
20,0%
80,0%
0,0%
100,0%
Anzahl
83
12
2
97
in %
85,6%
12,4%
2,1%
100,0%
Anzahl
in %
84
82,4%
16
15,7%
2
2,0%
102
100,0%
Konnte die Erwartung ‚sich weiter als Frau fühlen‘ erfüllt werden?
Häufigkeit
gültige Prozente
Prozent
kumulierte Prozente
nein
7
6,9
4,3
2,1
ja
95
93,1
57,9
100,0
Gesamt
System
102
58
164
100,0
62,2
37,8
100,0
Hinweis:
Silvia Sobotta
Bei Frage 6c wurde ein ‚wird erwartet‘ mit dem Wert ‚1‘ und ‚wird nicht erwartet‘ mit dem
Wert ‚0‘ gleichgesetzt.
Ein ‚teilweise‘ oder ‚nein‘ bei Frage 10 wurde mit ‚1‘ bewertet. Die Antwort ‚ja‘ hingegen
mit einer ‚0‘.
140
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Ein ‚ja‘ bei Frage 11 wurde mit ‚1‘, ein ‚nein‘ mit ‚0‘ bewertet.
Wurde Frage 6c mit ‚1‘, Frage 11 mit ‚1‘ und Frage 10 mit ‚1‘ beantwortet, war das
Ergebnis der Wert ‚1‘ (= ‚ja‘).
In dieser Auswertung kamen wurden nur Antworten bewertet, bei denen die Frage nach
der Erwartung mit ‚ja‘ beantwortet wurde.
Das Ergebnis wurde mittels einer Kreuztabelle errechnet.
Frage A7:
Konnte die Erwartung ‚gute Partnerschaft‘ erfüllt werden?
Betrifft:
Frage 6d : Erwartung ‚trotz OP weiterhin gute Partnerschaft‘
Frage 22a: Hatte die OP negativen Einfluss auf Ihre ‚Partnerschaft‘?
Verarbeitete Fälle
Fälle
gültig
Frage 22a * Frage 6d
fehlend
Gesamt
N
Prozent
N
Prozent
N
Prozent
159
97,0%
5
3,0%
164
100,0%
Deskriptive Statistik
Frage 6d
Frage 22a
gültige Werte
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
162
161
159
0
0
1
1
0,44
0,93
0,498
0,263
Kreuztabelle
Frage 6d
ja
Frage 22a
nein
Gesamt
Ergebnis:
gültig
irrelevant
Gesamt
nicht erwartet
erwartet
Gesamt
Anzahl
6
6
12
in %
6,8%
8,5%
7,5%
Anzahl
82
65
147
in %
93,2%
91,5%
92,5%
Anzahl
88
71
159
in %
100,0%
100,0%
100,0%
Konnte die Erwartung ‚gute Partnerschaft‘ erfüllt werden?
Häufigkeit
gültige Prozente
Prozent
kumulierte Prozente
nein
6
8,5
3,7
9,2
ja
65
91,5
39,6
100,0
Gesamt
System
71
93
164
100,0
43,3
56,7
100,0
Hinweis:
Silvia Sobotta
Bei Frage 6d wurde ein ‚wird erwartet‘ mit dem Wert ‚1‘ und ‚wird nicht erwartet‘ mit dem
Wert ‚0‘ gleichgesetzt.
Ein ‚ja‘ bei Frage 22a wurde mit einer ‚1‘ bewertet, ein ‚nein‘, mit einer ‚0‘
Für die Auswertung dieser Frage wurden alle Antworten hinzugezogen, die bei Frage 6d
mit ‚1‘ bewertet wurden.
Das Ergebnis wurde mittels einer Kreuztabelle errechnet
141
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage A8:
Konnte die Erwartung ‚Sexualität‘ erfüllt werden?
Betrifft:
Frage 6e : Erwartung ‚keine Einschränkung in der Sexualität‘
Frage 17 : Wie beurteilen Sie die Sensibilität Ihrer Brust nach brusterhaltender
Therapie im Vergleich zur Gegenseite?
Frage 19 : Wie bewerten Sie die Berührungsempfindlichkeit an der/den
operierten Brust/Brüsten?
Frage 21 : Ist es Ihnen unangenehm, wenn jemand Ihre Brust sieht?
Verarbeitete Fälle
Fälle
Gültig
Frage 17 * Frage 21 *
Frage 19 * Frage 6e
Fehlend
Gesamt
N
Prozent
N
Prozent
N
Prozent
144
87,8%
20
12,2%
164
100,0%
Deskriptive Statistik
Frage 19
Frage 17
Frage 21
Frage 6e
gültige Werte
Ergebnis:
gültig
irrelevant
Gesamt
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
162
146
159
162
144
0
0
0
0
1
1
1
1
0,81
0,84
0,90
0,33
0,395
0,372
0,293
0,471
Konnte die Erwartung ‚Sexualität‘ erfüllt werden?
Häufigkeit
gültige Prozente
Prozent
kumulierte Prozente
nein
24
48,0
14,6
25,7
ja
26
52,0
15,9
100,0
Gesamt
System
50
114
164
100,0
30,5
69,5
100,0
Hinweis:
Silvia Sobotta
Bei Frage 6e wurde ein ‚wird erwartet‘ mit dem Wert ‚1‘ und ‚wird nicht erwartet‘ mit dem
Wert ‚0‘ gleichgesetzt.
Ein ‚nicht vorhanden‘ und ‚kaum vorhanden‘ wurden bei Frage 17 mit einer ‚0‘
(unzufrieden), bewertet, ‚nur vermindert vorhanden‘ und ‚gleich‘ mit einer ‚1‘ (zufrieden).
Bei Frage 19 wurden ‚sehr gut‘, ‚gut‘ und ‚zufrieden‘ mit einer ‚1‘ (zufrieden) und
‚ausreichend‘ und ‚unbefriedigend‘ mit ‚0‘ (unzufrieden) gewertet.
Ein ‚zufrieden‘ bei den Fragen 17 und 19 ergaben den Wert ‚1‘, ein ‚unzufrieden‘ den
Wert ‚0‘
Bei Frage Frage 21 wurde ein ‚nein‘ mit dem Wert ‚0‘, ein ‚ja‘ mit dem Wert ‚1‘ bewertet.
Jeweils ein Wert von ‚1‘ bei Frage 6e, Frage 17 und Frage 19 sowie ein Wert von ‚0‘ bei
Frage Frage 21, ergab den Wert ‚1‘, der mit ‚ja‘ gleichgesetzt wurde.
Das Ergebnis wurde mittels einer Kreuztabelle errechnet.
142
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Kreuztabelle zu Frage 8
Frage19
Frage 21
nein
unzufrieden
ja
Gesamt
Frage 21
nein
zufrieden
unzufrieden
ja
Gesamt
Frage 21
nein
Gesamt
ja
Gesamt
Frage 21
unzufrieden
nein
ja
Gesamt
Frage 21
zufrieden
nein
ja
zufrieden
Gesamt
Frage 21
Gesamt
nein
ja
Gesamt
Frage A9:
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
Frage 6e
nein
5
100,0%
0
0,0%
5
100,0%
9
100,0%
0
0,0%
9
100,0%
14
100,0%
0
0,0%
14
100,0%
7
87,5%
1
12,5%
8
100,0%
67
93,1%
5
6,9%
72
100,0%
74
92,5%
6
7,5%
80
ja
4
80,0%
1
20,0%
5
100,0%
7
70,0%
3
30,0%
10
100,0%
11
73,3%
4
26,7%
15
100,0%
5
83,3%
1
16,7%
6
100,0%
26
89,7%
3
10,3%
29
100,0%
31
88,6%
4
11,4%
35
Gesamt
9
90,0%
1
10,0%
10
100,0%
16
84,2%
3
15,8%
19
100,0%
25
86,2%
4
13,8%
29
100,0%
12
85,7%
2
14,3%
14
100,0%
93
92,1%
8
7,9%
101
100,0%
105
91,3%
10
8,7%
115
in %
100,0%
100,0%
100,0%
Frage17
Konnte die Erwartung ‚normales Leben‘ erfüllt werden?
Betrifft:
Frage 6g : Erwartung ‚normales Leben führen‘
Frage 22c: negativen Einfluss auf Freundeskreis
Frage 22d: negativen Einfluss auf anderweitiges soziales Leben
Verarbeitete Fälle
Fälle
Gültig
N
Frage 22c * Frage 22d * Frage 6g 161
Silvia Sobotta
Fehlend
Gesamt
Prozent
N
Prozent N
Prozent
98,2%
3
1,8%
100,0%
164
143
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Deskriptive Statistik
Frage 22c
Frage 22d
Frage 6g
gültige Werte
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
163
163
162
161
0
0
0
1
1
1
0,98
0,94
0,90
0,155
0,241
0,299
Kreuztabelle
Frage 6g
Frage 22c
hatte
Einfluss
hatte
Einfluss
nicht
erwartet
erwartet
Anzahl
1
1
2
in %
100,0%
33,3%
50,0%
0
2
2
0,0%
66,7%
50,0%
Anzahl
in %
1
100,0%
3
100,0%
4
100,0%
Anzahl
0
8
8
in %
0,0%
5,6%
5,1%
15
134
149
100,0%
94,4%
94,9%
15
100,0%
142
100,0%
157
100,0%
Frage 22d hatte keinen Anzahl
Einfluss
in %
Gesamt
hatte keinen
Einfluss
hatte
Einfluss
Frage 22d hatte keinen Anzahl
Einfluss
in %
Gesamt
Ergebnis:
gültig
fehlend
Gesamt
Anzahl
in %
Gesamt
Konnte die Erwartung ‚normales Leben‘ erfüllt werden?
Häufigkeit
gültige Prozente
Prozent
kumulierte Prozente
nein
11
7,6
6,7
7,6
ja
134
92,4
81,7
100,0
Gesamt
System
145
19
164
100,0
88,4
11,6
100,0
Hinweis:
Silvia Sobotta
Bei Frage 6g wurde ein ‚wird erwartet‘ mit dem Wert ‚1‘ und ‚wird nicht erwartet‘ mit dem
Wert ‚0‘ gleichgesetzt.
Die Antwort ‚negativ‘ bei den Fragen 22c und 22d wurde mit dem Wert ‚0‘, die Antwort
‚nicht negativ‘ mit dem Wert ‚1‘ bewertet.
Wurden die Fragen 6g, 22c und 22d jeweils mit dem Wert ‚1‘ beantwortet, ergab dies
den Wert ‚1‘, was ‚ja‘ bedeutet.
Für die Auswertung waren nur die Antworten relevant, die bei Frage 6g mit ‚1‘ gewertet
wurden.
Das Ergebnis wurde mittels einer Kreuztabelle errechnet.
144
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage A10:
Bezug Altersgruppen zu negativen Einfluss
Betrifft:
Ergebnis:
Altersgruppen
Frage 22a: Hatte die OP negativen Einfluss auf die Partnerschaft?
Frage 22b: Hatte die OP negativen Einfluss auf die Familie?
Frage 22c: Hatte die OP negativen Einfluss auf Freunde?
Frage 22d: Hatte die OP negativen Einfluss auf das soziale Leben?
Bezug Altersgruppe zu negativen Einfluss
Geburtsjahrgangsgruppe
1920
-1929
1930
-1939
1940
-1949
1950
-1959
1960
-1969
1970
-1979
1980
-1989
Frage22a
hatte negativen
Einfluss
Anzahl
in %
0
0,0 %
1
25,0%
5
35,7%
4
36,4%
2
50,0%
0
0,0 %
0
0,0 %
Fragg22b
hatte negativen
Einfluss
Anzahl
in %
0
0,0%
2
50,0%
2
14,3%
4
36,4%
1
25,0%
0
0,0 %
0
0,0%
Frage22c
hatte negativen
Einfluss
Anzahl
in %
0
0,0%
0
0,0 %
2
14,3%
1
9,1%
0
0,0 %
1
50,0%
0
0,0%
Frage22d
hatte negativen
Einfluss
Anzahl
in %
0
0,0%
1
25,0%
5
35,7%
2
18,1%
1
25,0%
1
50,0%
0
0,0%
0
4
14
11
4
2
0
100,0%
100,0% 100,0% 100,0% 0,0%
Anzahl
Gesamt
in %
Hinweis:
Frage A11:
100,0% 100,0%
Vergleich der einzelnen Altersgruppen miteinander anhand der genannten Faktoren mit
‚negativem Einfluss‘.
Bezug von Altersgruppen zu Erwartungen an brusterhaltenden Eingriff
Betrifft:
Altersgruppen
Frage 6a: Erwartung ‚Tumor wird entfernt‘
Frage 6b: Erwartung ‚gutes ästhetisches Resultat‘
Frage 6c: Erwartung ‚sich weiter als Frau fühlen können‘
Frage 6d: Erwartung ‚trotz OP weiterhin gute Partnerschaft‘
Frage 6e: Erwartung ‚trotz OP keine Einschränkung in der Sexualität‘
Frage 6f : Erwartung ‚Abbau existenzieller Ängste‘
Frage 6g: Erwartung ‚nach OP normales Leben führen‘
Kreuztabellen
Frage 6a
Frage 6b
Frage 6c
Frage 6d
Frage 6e
Frage 6f
Frage 6g
Silvia Sobotta
1920 1929
(n=6)
6
3
5
1
1
2
5
1930 1939
(n=24)
22
16
18
11
6
13
22
Geburtsjahrgangsgruppe
1940 1950 1960 1949
1959
1969
(n=44)
(n=53)
(n=26)
43
50
25
34
42
20
25
31
19
19
24
13
11
18
13
12
21
10
41
46
24
1970 1979
(n=6)
6
6
4
2
3
1
5
1980 1989
(n=1)
1
1
0
0
0
0
1
145
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Ergebnis:
Bezug von Altersgruppen zu Erwartungen an brusterhaltenden Eingriff
Altersgruppe
1920-1929 (n=6)
1. Rang
6a (100,0%)
2. Rang
6c (83,3%)
6g (83,3%)
3. Rang
6b (50,0%)
1930-1939 (n=24)
6a (91,6%)
6g (91,6%)
6c (75,0%)
6b (66,6%)
1940-1949 (n=44)
6a (97,7%)
6g (93,2%)
6b (77,3%)
1950-1959 (n=53)
6a (94,3%)
6g (86,8%)
6b (79,2%)
1960-1969 (n=26)
6a (96,2%)
6g (92,3%)
6b (76,9%)
1970-1979 (n=6)
6a (100,0%)
6b (100,0%)
6g (83,3%)
6c (66,6%)
1980-1989 (n=1)
6a (100,0%)
6b (100,0%)
6g (100,0%)
----
----
Frage A12:
Konnten die Erwartungen an den brusterhaltenden Eingriff in den einzelnen
Altersgruppen erfüllt werden?
Betrifft:
Altersgruppen
Frage 7: Konnten Ihre Erwartungen erfüllt werden?
Verarbeitete Fälle
Fälle
Frage7 * Altersgruppe
Eingeschlossen
Ausgeschlossen
Insgesamt
N
Prozent
N
Prozent
N
Prozent
162
98,8%
2
1,2%
164
100,0%
Deskriptive Statistik
Frage 7
Altersgruppe
gültige Werte
Ergebnis:
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
164
162
162
4
1
6
7
5,40
3,56
0,662
1,179
Konnten die Erwartungen in den einzelnen Altersgruppen erfüllt werden?
Altersgruppe
Mittelwert
N
Standardabweichung
1 1920 - 1929
2 1930 - 1939
3 1940 - 1949
4 1950 - 1959
5 1960 - 1969
6 1970 - 1979
7 1980 - 1989
Insgesamt
5,67
5,50
5,35
5,40
5,38
5,33
6,00
5,41
6
24
46
53
26
6
1
162
0,816
0,659
0,604
0,716
0,637
0,516
.
0,655
Hinweis:
Silvia Sobotta
Bei Frage 7 wurden die Werte ‚6‘ für die Antwort ‚ja/sehr‘ bis hin zu ‚0‘ für die Antwort
‚nein/gar nicht‘ vergeben.
Hieraus wurde dann der Mittelwert für die einzelnen Altersgruppen errechnet.
146
Onkologie und Ästhetik: Neue operative Techniken zur Brusterhaltung durch onkoplastische Brustchirurgie
Anhang 6: Ergebnisse der erweiterten Fragestellungen
Frage A 13: Bezug Altersgruppen zu kosmetischem Ergebnis
Betrifft:
Altersgruppen
Frage 9: Wie bewerten Sie das durch den brusterhaltenden Eingriff
________bei Ihnen erreichte Ergebnis?
Verarbeitete Fälle
Fälle
Gültig
Fehlend
N
Frage 9 * Altersgruppen 161
Gesamt
Prozent
N
Prozent
N
Prozent
98,2%
3
1,8%
164
100,0%
Deskriptive Statistik
Altersgruppe
Frage 9
gültige Werte
Ergebnis:
N
Min.
Max.
Mittel
Standardabweichung
162
163
161
1
1
7
5
3,56
1,79
1,179
0,871
Bezug Altersgruppen zu kosmetischen Ergebnis
Geburtsjahrgangsgruppe
Mittelwert
N
Standardabweichung
1 1920 - 1929
2 1930 - 1939
3 1940 - 1949
4 1950 - 1959
5 1960 - 1969
6 1970 - 1979
7 1980 - 1989
Insgesamt
1,67
1,67
1,69
1,92
1,88
1,83
1,00
1,80
6
24
45
53
26
6
1
161
0,516
0,761
0,733
0,958
0,993
1,329
.
0,874
Hinweis:
Silvia Sobotta
Aus den Werten im Bereich von ‚1‘ bis ‚5‘ der einzelnen Antworten wurde der Mittelwert
errechnet.
147
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