Untersuchungen an einer gepulsten DC−Entladung bei 500 kHz in Wasserstoff U. Czarnetzki, D. Luggenhölscher und H.F. Döbele Institut für Laser− und Plasmaphysik, Universität GH Essen, 45117 Essen Institut für Laser− und Plasmaphysik, Uni GH Essen http://www.ilp.physik.uni−essen.de/doebele Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung Experimenteller Aufbau Elektrische Charakteristik f = 500 kHz U0 = 400 V L0 = 0,24 µH C0 = 90 nF 100 p = 80 Pa R0 = 8 Ω ⇒ f0 = 34 Mhz τ0 = 60 ns 100 a) −200 −300 −400 0 100 Elektrodendurchmesser 10 cm Elektrodenabstand 2,5 cm 1000 1500 2000 −400 −500 0 100 −100 −200 −300 −400 Plot1 −500 −600 Messung der Plasmaemission bei Hα mittels einer gegateten CCD−Kamera. 0 500 1000 1500 50 100 150 200 250 300 350 400 time (ns) b) applied voltage (V) Messung der elektrischen Feldstärkeverteilung mittels Fluoreszenz−Dip− Spektroskopie an atomarem Wasserstoff. b) 0 −100 −200 −300 −400 2000 time (ns) 1000 1050 1100 1150 time (ns) Abschaltphase Einschaltphase Die verschiedenen Phasen der Entladung −300 0 applied voltage (V) Die Messungen zeigen eine Reihe von unerwarteten Ergebnissen: Das Einschalten der Entladung erfolgt aufgrund der Eigenimpedanz der Entladungskammer mit einer RF−artigen Hochfrequenzanregung von ca. 36 MHz. Diese ca. 100 ns lange Phase bestimmt nachhaltig die Elektronendichte in der Entladung. Weiterhin zu nennen sind u.a. das Auftreten eines negativen Plasmapotentials sowie einer sehr geringen Beweglichkeit der negativen Ladungsträger. Die Ergebnisse der verschiedenen Dia− gnostiken werden miteinander verglichen und diskutiert. 500 −200 −600 −50 Plot1 −600 −100 990820B.org applied voltage (V) applied voltage (V) −100 −500 GEC−Referenz Zelle: a) 0 0 Hier wird die Untersuchung einer gepulsten DC−Entladung in Wasserstoff bei 500 kHz mit einem symmetrischen Puls−Pausen−Verhältnis vorgestellt. Durch ein spezi− ell entwickeltes Netzteil sind sehr steile zeitliche Flanken von nur ca. 10 ns möglich. Die Untersuchungen werden in einem standardisierten Parallelplattenreaktor (Elek− trodendurchmesser 10 cm, −abstand 2,5 cm), der sogenannten "GEC−Zelle, durchge− führt. Als Meßmethoden werden die laserspektroskopische Bestimmung der elektri− schen Feldstärkeverteilung durch Fluoreszenz−Dip−Spektroskopie, optische Emis− sionsspektroskopie bei Balmer−alpha und Langmuir−Sondenmessungen eingesetzt. 990820B.org Gepulste Entladungen erlauben durch die gezielte Einstellung der Frequenz und des Puls−Pausen−Verhältnises die Erzeugung von extremen Nichtgleichgewichtszustän− den z.B. der Elektronenenergieverteilung oder der chemischen Zusammensetzung, wie sie in kontinuierlich betriebenen Entladungen nicht vorkommen. a) Einschaltphase (0 < t < 200 ns) b) quasistationäre Einphase (200 ns < t < 1000 ns) c) Abschaltphase (1000 ns < t < 1200 ns) d) quasistationäre Ausphase (1200 ns < t < 2000 ns) Plasmaemission bei Hα über eine Entladungsperiode Plasmaemission bei Hα während der Einschaltphase Plasmaemission bei Hα während der Abschaltphase Quasistationäre Einphase 50 1200 t = 170 ns t = 430 ns t = 690 ns t = 950 ns 800 600 − Die Feldstärkeverteilungen zeigen, daß sich während der Abschaltphase die Ionendichte in der Schicht erhöht, d.h. zu Beginn der Einschaltphase liegt eine höhere Ionendichte vor als während der quasistationären Einphase. Dies führt zu einem in der Einschaltphase anfänglich erhöhten Ionenstrom und zu einer verstärkten Plasmaheizung. t = 95 ns t = 170 ns t = 430 ns t = 690 ns t = 950 ns 40 V/cm electric field (V/cm) 1000 30 20 400 10 0 1 2 3 4 5 distance from powered electrode (mm) 0 0,0 6 Feldstärkeverteilung vor der getriebenen Elektrode 9 2,0 t = 170 ns 1,0 0 1 2 3 4 5 distance from powered electrode (mm) 600 400 200 990816a.org t = 690 ns 0,5 800 probe voltage during off−phase: Uoff = 0 V Uoff = 5 V Uoff = 10 V Uoff = 15 V 7 6 5 − Das Fehlen einer Schicht vor der geerdeten Elektrode, der gemessene Feldstärkeverlauf und das mit der Sonde gemessene negative Plasmapotential sind konsistent. 4 3 2 1 0 0 6 Nettoladungsträgerdichte vor der getriebenen Elektrode 8 000324b.opj 1,5 measurement 1/2 fit x 2/3 fit x Probe Current (mA) electric field (V/cm) 2,5 − Deutlich ist am Feldverlauf die Änderung der Beweglichkeit der Ionen zu erkennen. Der Vergleich mit dem aus den Querschnitten erwarteteten Verhalten deutet auf eine Dissoziation von H3+ in H+ und H2 hin. − Der aus der Anpassung des Feldstärkeverlaufs sich ergebende Ionenstrom von 4,8 A/m2 ist vergleichbar mit einem Ionensättigungsstrom bei einer Plasmadichte von 1016 m³ und einer Elektronentemperatur von 1 eV. 10 1000 ion density (1015m−3) 3,0 Feldstärkeverteilung vor der geerdeten Elektrode „Ionenchemie“ im Bulk und in der Schicht 3,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Abstand zur geerdeten Elektrode (mm) 1 2 3 4 distance from cathode (mm) 5 6 0 − Die sich daraus ergebende kleine Beweglichkeit der negativen Ladungsträger ist allerdings nicht realistisch. Plot1 0 Plot2 Plot1 200 −1 −60 −55 −50 −45 −40 −35 −30 −25 Probe Voltage Uon (V) Vergleich von Messung und theoretisch erwartetem Verhalten − Die Feldmessungen könnten jedoch auch das Mikrofeld des Plasmas und damit den Verlauf der Plasmadichte wiederspiegeln. Sondenkennlinie im Plasmazentrum Quasistationäre Ausphase 50 1000 − Die relativ starke Fluoreszenz während der Ausphase ist überraschend. Rekombination mit H3+ führt zu keiner Fluoreszenz und sowohl die Dichte wie auch die Raten für H+ sind um Größenordnungen zu klein. Rekombination von H− mit H2+ würde eine Rate in der richtigen Größenordnung ergeben. Raten mit H3+ sind uns nicht bekannt. 900 t = 1020 ns t = 1175 ns t = 2000 ns 700 40 600 30 500 U (V) electric field (V/cm) 800 400 20 300 200 10 Plasmaemission bei Hα während der quasistationären Ausphase Feldstärkeverteilung vor der geerdeten Elektrode 0 1000 1200 10 5 0 0 2 4 6 8 10 12 Distance from powered electrode (mm) 14 Feldstärkeverteilung vor der getriebenen Elektrode 1020 ns 1175 ns 2000 ns 8 6 4 4 3 1 −1 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 distance from grounded electrode (mm) 1,8 Nettoladungsträgerdichte vor der geerdeten Elektrode − Vor der geerdeten Elektrode baut sich eine Schicht mit einem zeitlich konstanten Potential von 40 V auf. In diesem Potenial fließen die Ionen aus der Schicht ab, und die Schicht dehnt sich aus. − Nimmt man an, daß aus dem Bulk die Ionen nur mit thermischer Geschwindigkeit nachfließen, so ergibt sich über die Dichte in der Schicht nahe der Elektrode und die Driftgeschwindigkeit der Ionen eine Plasmadichte von 1,5 1016 m−3, was realistisch erscheint. − Vor der getriebenen Elektrode baut sich keine Schicht auf. Möglich ist auch hier, daß die Meßung das Mikrofeld und damit die Plasmadichte wiederspiegelt. 2 0 2 0 0,0 2000 Plot2 15 1800 probe voltage during on−phase Uon = −50 V Uon = −45 V Uon = −40 V 10 Probe Current (mA) 20 net charge density (1015 m−3) t = 1500 ns 25 1600 time (ns) 6 5 30 1400 Spannung über der Schicht vor der geerdeten Elektrode 12 990715B.opj electric field strength (V/cm) 35 Voltage 0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 distance from grounded electrode (mm) Plot1 100 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Probe Voltage Uoff (V) Sondenkennlinie im Plasmazentrum − Ein Anstieg der Ionendichte in der Schicht allein durch ambipolare Diffusion ist auf der Zeitskala von 1 µs nicht möglich. Das hohe Feld und der große Strom während des feldumkehrartigen Prozesses in der Abschaltphase könnten hier die Ursache sein. − Es wird nun ein positives Plasmapotential gemessen.