JOURNAL TUMORZENTRUM ERFURT Verbesserte Heilungschancen durch Früherkennung bei Brustkrebs Brustkrebs ist eine der am besten erfassten Tumorentitäten in Thüringen. Die Erfassungsrate liegt deutlich über 90 Prozent. Damit ist eine gute Basis für die Berechnung der Inzidenz gegeben. Mit einer Neuerkrankungsrate von 117,9 je 100.000 Frauen nimmt Thüringen erfreulicherweise einen der hinteren Plätze in Deutschland ein. Trotzdem steigt auch in unserem Bundesland die Zahl der Neuerkrankungen an. Die aktuellsten Zahlen des Gemeinsamen Krebsregisters der neuen Bundesländer und Berlins (GKR, Sitz Berlin) weisen 1486 neu erkrankte Frauen und 13 Männer für das Jahr 2002 aus. Wesentlichen Anteil an der guten Erfassung der Mammakarzinome in Thüringen haben die klinischen Krebsregister der Tumorzentren. Deren Hauptaufgabe ist allerdings nicht die Epidemiologie – da sind sie nur Zwischenstation für das epidemiologische Register in Berlin – sondern die Messung der Ergebnisqualität von Tumordiagnostik und -therapie. Fortschritte in der Onkologie zeigen sich in höheren Überlebensraten und einer verbesserten Lebensqualität. Die Daten des für die Region Mittelund Westthüringen zuständigen Erfurter Krebsregisters weisen erfreuliche Verbesserungen, insbesondere der Überlebensraten, nach der Diagnose Mammakarzinom aus. Eine der Hauptursachen dafür ist zweifellos der zunehmende Anteil prognostisch günstiger Tumorstadien zum Diagnosezeitpunkt. Die nebenstehenden Abbildungen zeigen, dass prozentual mehr kleine Mammatumoren (T1, Tumorgröße bis 2 cm) und Tumoren ohne Befall der regionären Lymphknoten (N0) entdeckt werden. Dies ist Ausdruck eines gewachsenen Gesundheitsbewusstsein der Frauen, aber auch Beleg für eine verbesserte Diagnostik. Die Einführung des Mammographie-Screenings in Thüringen lässt weitere Fortschritte erwarten. (mehr auf Seite 5 dieses Heftes) Anteil der T- und N-Kategorien beim Mammakarzinom nach Diagnosejahren (Anmerkung: Die Zunahme des N3-Anteils ab 2002 resultiert aus der geänderten TNM-Klassifikation von 2002.) 01/2006 INHALT Seite 3 Editorial Seite 4 Die Zertifizierung des HELIOS Brustzentrums Erfurt wurde erfolgreich abgeschlossen Seite 5 Datenauswertung Mammakarzinom Seite 9 Bürstenbiopsiediagnostik der Mundhöhle Seite 10 HDR-Brachytherapie der Prostata in Kombination mit perkutaner Radiatio Seite 11 Operative Behandlung des Rektumkarzinoms Seite 14 Endoskopische Palliation bei malignen Duodenal- und Gallengangsstenosen Seite 15 Anliegen der stationären onkologischen Rehabilitation Seite 17 Aus der Arbeit der Selbsthilfegruppen – Leben ohne Kehlkopf – Selbsthilfegruppe der Kehlkopflosen und Kehlkopfoperierten Seite 19 Gemeinsames Veranstaltungsverzeichnis Seite 20 Angebote des Tumorzentrum Erfurt e.V. Onkonomische Lösungen liegen auf der Hand. stabil - effizient - günstig Zusammensetzung: Arzneilich wirksamer Bestandteil: Lenograstim, ein rekombinantes Glykoprotein (rHuG-CSF), vergleichbar dem aus der menschlichen Zelllinie CHU-2 isolierten humanen Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktor, exprimiert und glykosyliert in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen). Granocyte® 13 Mio. IE: 1 Durchstechflasche Pulver zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung enthält 13,4 Mio. IE (entsprechend 105 Mikrogramm) Lenograstim. Granocyte® 34 Mio. IE: 1 Durchstechflasche Pulver zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung enthält 33,6 Mio. IE (entsprechend 263 Mikrogramm) Lenograstim. Sonstige Bestandteile: L-Arginin, L-Phenylalanin, L-Methionin, Mannitol, Polysorbat 20, verdünnte Salzsäure. Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Verkürzung der Dauer schwerwiegender Neutropenien und Reduktion der sich daraus ergebenden Komplikationen bei Patienten, die sich einer Behandlung mit einem üblichen, zytotoxischen Chemotherapieschema, das mit einer erheblichen Inzidenz an neutropenischem Fieber verknüpft ist, unterziehen. Verkürzung der Dauer von Neutropenien bei Patienten mit nicht-myeloischen malignen Erkrankungen, die sich einer myeloablativen Therapie mit anschließender Knochenmarktransplantation unterziehen und ein erhöhtes Risiko andauernder schwerer Neutropenien aufweisen. Mobilisierung von Blutstammzellen ins periphere Blut. Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile. Gleichzeitige zytotoxische Chemotherapie. Keine Anwendung, um die Dosis einer zytotoxischen Chemotherapie über allgemein akzeptierte Dosierungen und Dosierungsschemata hinaus zu steigern, da das Arzneimittel die Myelotoxizität, nicht aber die allgemeine Toxizität zytotoxischer Medikamente vermindern könnte. Maligne myeloische Erkrankungen, die keine neu diagnostizierte akute myeloische Leukämie (AML) aufweisen, bei neu diagnostizierter AML im Alter unter 55 Jahren und/oder bei guter Zytogenetik, z.B. t(8;21), t(15;17) und inv(16). Bei prämalignen myeloischen Zuständen nur mit Vorsicht einsetzen. Bei gesunden Spendern über 60 Jahren Wirksamkeit und Sicherheit nicht geprüft, daher nicht empfohlen; aufgrund lokaler Vorschriften und aus Mangel an Studien Kinder als Spender nicht berücksichtigen. Schwangerschaft: Sicherheit nicht belegt. Tierversuche zeigten eine schädliche Wirkung im Hinblick auf die Reproduktionstoxizität. Das mögliche Risiko beim Menschen ist unbekannt. Stillzeit: Anwendung nicht empfohlen, da nicht bekannt, ob Granocyte® in die menschliche Muttermilch übergeht. Nebenwirkungen: Chemotherapie-induzierte Neutropenie: Sicherheit in Verbindung mit antineoplastischen Wirkstoffen, die sich durch kumulative Knochenmarktoxizität oder überwiegend gegen megakaryopoetische Reihe gerichtete Toxizität auszeichnen (Nitrosoharnstoff, Mitomycin), nicht belegt. Anwendung könnte insbesondere die gegen Thrombozyten gerichtete Toxizität sogar verstärken. In Studien wurden bei Patienten, die mit Granocyte® oder Placebo behandelt wurden, über die selben häufigsten unerwünschten Ereignisse berichtet; häufigste unerwünschte Ereignisse Alopezie, Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Kopfschmerzen, entsprachen denen, die bei chemotherapeutisch behandelten Krebspatienten auftraten. Geringfügig erhöhte Inzidenz (ca. 10% höher) an Knochenschmerzen sowie lokalen Reaktionen an der Einstichstelle (ca. 5% höher). Periphere Stamm-zellmobilisierung: Gesunde Personen: Kopfschmerzen in 30%, Knochenschmerzen in 23%, Rückenschmerzen in 17,5%, Asthenie in 11%, Abdominalschmerz in 6%, allgemeiner Schmerz in 6% beobachtet, Risiko von Schmerzen erhöht bei hohen Spitzenwerten an Leukozyten, besonders bei Leukozytenwerten 50x109/l; Leukozytose (Leukozyten 50x109/l) in 24% und apheresebedingte Thrombozytopenie (Blutplättchen <100x109/l) bei 42% gemeldet; vorübergehender Anstieg von ASAT und/oder ALAT bei 12% und alkalischer Phosphatase bei 16% beobachtet. Häufige aber im allgemeinen asymptomatische Fälle einer Splenomegalie und sehr seltene Fälle einer Milzruptur wurden sowohl bei gesunden Spendern als auch Patienten nach Verabreichung granulozytenstimulierender Faktoren (G-CSF’s) berichtet. Deshalb Milzgröße sorgfältig überwachen (klinische Untersuchung, Ultraschall) und Diagnose Milzruptur bei Schmerzen im linken Oberbauch oder der Schulterspitze erwägen. Knochenmarktransplantation (KMT): Besondere Aufmerksamkeit der Erholung der Thrombozytenwerte widmen, da in doppelblind-placebokontrollierten Studien mittlere ThrombozytenzahIen bei mit Granocyte® behandelten Patienten niedriger als in Placebo-Gruppe; jedoch keine erhöhte Inzidenz unerwünschter Ereignisse im Zusammenhang mit Blutverlusten und auch durchschnittliche Zeitraum von KMT bis zur letzten Thrombozyteninfusion in beiden Gruppen vergleichbar. In Placebo-kontrollierten Studien häufigste unerwünschte Ereignisse (15% in mindestens einer Behandlungsgruppe) mit gleicher Häufigkeit bei Granocyte® und Plazebo-Patienten; entsprachen denen, die üblicherweise bei dem zugrundeliegenden Behandlungsschema zu erwarten sind und waren offensichtlich nicht auf die Behandlung mit Granocyte® zurückzuführen, jedoch auch nicht durch diese zu verhindern; als unerwünschte Ereignisse traten infektiös/ entzündliche Erkrankungen der Mundhöhle, Fieber, Diarrhoe, Ausschlag, abdominale Schmerzen, Erbrechen, Alopezie, Sepsis und Infektionen auf. Andere Nebenwirkungen: In seltenen Fällen wurden pulmonale Nebenwirkungen, einschließlich interstitielle Pneumonie, Lungenödem, Lungeninfiltrate und Lungenfibrose nach Verabreichung von G-CSF’s berichtet. Einige dieser Fälle mündeten in eine akute respiratorische Insuffizienz oder Schocklunge (ARDS), welche letal verlaufen können. Sehr selten allergische Reaktionen, einschließlich Einzelfälle anaphylaktischer Schockreaktionen. Sehr selten Fälle einer Vaskulitis der Haut, Sweet Syndrom, Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum berichtet; diese Nebenwirkungen überwiegend bei Patienten mit Hämoblastosen, die bekanntermaßen mit einer neutrophilen Dermatose einhergehen, aber auch bei Patienten mit nicht maligner Neutropenie beschrieben. Sehr selten Fälle von Lyell-Syndrom beschrieben. Sehr häufig tritt eine vorübergehende Erhöhung der Serum-LDH auf, häufig wird eine vorübergehende Erhöhung von ASAT, ALAT und/oder alkalischer Phosphatase beobachtet. In den meisten Fällen besserte sich die Leberfunktion nach Absetzen von Granocyte®. Stand: November 2004. Pharmazeutischer Unternehmer: Chugai Pharma Marketing Ltd., Zweigniederlassung Deutschland, 60528 Frankfurt am Main, Telefon (069) 663000-0, Telefax (069) 663000-50, www.chugaipharma.de. Weitere Informationen: Siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig. Editorial Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder des Tumorzentrums, Sie halten das erste Exemplar des „Journal Tumorzentrum Erfurt“ in den Händen. Mit dieser künftig zweimal jährlich erscheinenden Zeitschrift möchten wir Sie besser über die Aktivitäten des Tumorzentrums, die Fortbildungsveranstaltungen, Personen und Strukturen informieren. Vor allem aber soll es ein Medium sein, das Sie gezielt und umfassend über Neuigkeiten auf dem Gebiet der Onkologie und Innovationen in der Region informiert. Wir erhoffen uns dadurch letztlich, die in der Satzung festgelegten Hauptziele des Tumorzentrums, Koordinierung und Intensivierung der interdisziplinären Zusammenarbeit sowie Verbesserung der Kooperation von klinischer Forschung und Patientenversorgung, besser erreichen zu können. drücklich auf. Lehrreiche Fallbeobachtungen, kurze klinische Studien, Kongressberichte oder prägnante Zusammenfassungen medizinischer Promotionen junger Kolleginnen und Kollegen sind willkommen. Beratung und Unterstützung bei der Publikation durch die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats wird zugesichert. Nutzen Sie die Chance, Ihr Interesse und Ihre spezielle Expertise im „Journal Tumorzentrum Erfurt“ den Ärzten, Patienten, Krankenkassen und sozialen Organisationen der Region vorzustellen! Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre des Journals und viele persönliche Anregungen für Ihre tägliche Arbeit. Mit freundlichen Grüßen Prof. Dr. B. Ulshöfer Vorsitzender des Vorstandes Die Auswahl praxisnaher Beiträge aus den verschiedenen medizinischen Versorgungsbereichen bis hin zu den Selbsthilfeorganisationen für das erste Heft des Journals unterstreicht diese Intention. Zur Einreichung von Beiträgen fordern wir Sie daher aus- Prof. Dr. H. Kosmehl Dr. H. Göbel Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats Geschäftsführer Ergebnisqualität – ein altes und hochaktuelles Thema „Das systematische Zusammenarbeiten vieler Männer, von denen Jeder für seine Aufgabe geeignet sein, und diesselbe mit Freude erfüllen muß, ist nötig, wenn etwas Rechtes geschaffen werden soll … Die Wege, sich über die eigenen Erfahrungen klar zu machen, sind nicht schwer zu finden. Von jedem Kranken muß mit pedantischer Strenge eine Krankengeschichte geführt werden … Diese Journale müssen in systematischer Ordnung bewahrt werden. Sollen nach Abfluß eines oder mehrerer Jahre die erworbenen Erfahrungen zusammengestellt werden, so müssen über alle Kranke, welche nicht völlig geheilt das Spital verließen, Nachrichten eingezogen werden; es muß festgestellt werden, wie der schließliche Verlauf der Krankheit war, ob die betreffenden Individuen geheilt sind, vollkommen, oder mit Zurückbleiben von Functionsstörungen, ob und woran sie gestorben sind, wielange der Verlauf der ganzen Krankheit dauerte etc. … Wenn schon der Einzelne das Schlußresultat seiner ärztlichen Arbeit, die Leistung seines Lebens selten in bestimmten Zahlen anzugeben im Stande ist, wie soll man dann mit Generationserfahrungen rechnen! … Wenn wir bei einer Krankheit eine Zeitlang dieses Mittel, eine Zeitlang jenes anwenden, wenn wir die Wirkung dieser oder jener Operation, bald unter diesen, bald unter jenen Verhältnissen prüfen und untereinander vergleichen, so ist das eben schon Statistik. Leider machen sich nur wenige Ärzte die Mühe, diese Statistik in Zahlen zu fixieren, sondern begnügen sich mit so ungefähren Eindrücken …“ Theodor Billroth: Chirurgische Erfahrungen, Zürich 1860 – 1867; Langenbecks Arch Chir 10: 1-13, 1869 Begnügen Sie sich nicht mit „ungefähren Eindrücken“ oder dem Verweis auf Studien. Überprüfen Sie Ihre eigenen Ergebnisse der Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Tumorpatienten. Das klinische Krebsregister hilft Ihnen dabei. Kein aufwändiges Ausfüllen von Meldebögen erforderlich, eine Kopie des Arztbriefes ist ausreichend. Das Tumorzentrum Erfurt informiert Sie gern (Tel. 03 61 / 7 81-48 02). JOURNAL 01/2006 Seite 3 Die Zertifizierung des HELIOS Brustzentrums Erfurt wurde erfolgreich abgeschlossen Udo B. Hoyme, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe / Brustzentrum, HELIOS Klinikum Erfurt Brustkrebs stellt mit einer Inzidenz von 47.500 Neuerkrankungen pro Jahr das häufigste Malignom der Frau in der Bundesrepublik Deutschland dar. Das Mammakarzinom ist in der Altersgruppe 35 bis 54 Jahre zugleich die häufigste Todesursache, was unter anderem damit zu erklären ist, dass es bereits in der präklinischen Phase zur Metastasierung kommen kann. Dies unterstreicht den hohen Stellenwert der Früherkennung mit nachfolgender strukturierter kontinuierlicher und qualitätsgesicherter Behandlung, wie sie fachübergreifend definitionsgemäß an einem Brustzentrum sowohl inhaltlich als auch strukturell gewährleistet ist (Abb.). Stationär & Ambulant Interdisziplinäres Brustzentrum Erfurt Gynäkologie Pathologie Strahlentherapie Nuklearmedizin Tumorzentrum Hämatoonkologie Diagnostische Radiologie Psychologie Beginnend nach der Wende und verstärkt seit 1993 ist am Klinikum Erfurt die Behandlung des Mammakarzinoms von der chirurgischen an die gynäkologische Klinik übergegangen. Das seit September 2005 in nunmehr 6. überarbeiteter Auflage vorliegende „Gelbe Heft“ ist Ausdruck dieser Veränderung und Beleg für den interdisziplinären Ansatz in Diagnostik und Therapie. Die Kooperation sowohl der einzelnen Kliniken untereinander als auch die mit den Einrichtungen in der Stadt in den Bereichen Prävention, Früherkennung, Diagnostik, chirurgischer, systematischer und Strahlentherapie sowie in der Nachsorge hat einen hohen Standard erreicht und wurde mit der Zertifizierung optimiert, festgeschrieben und zugleich nach außen dargestellt. Dies soll für unsere Patientinnen den eminent wichtigen ganzheitlichen Ansatz sicherstellen und auf diese Weise bei ihnen Vertrauen in die Behandlung, die zu erzielende Lebensqualität mit und nach Krebs sowie eine weiterhin möglichst positive Lebenseinstellung fördern. In allen Phasen soll so die Frau aufgeklärt und vertrauensvoll in die medizinischen Prozesse eingebunden sein, mitbeurteilen und Alternativen bewerten können sowie das Gefühl der aktiven, wissenden Partnerschaft erhalten. Dies gilt in gleichem Maße für die Angehörigen. Seite 4 JOURNAL Grundlage jeglicher Diagnostik und Therapie ist der Inhalt der aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien, die auf der evidenzbasierten wissenschaftlichen Medizin beruhen. Die Ergebnisse sind auch durch die Qualitätssicherung im Freistaat Thüringen überprüfbar dargelegt. Über die zweimal wöchentlich in der Frauenklinik stattfindende fallbezogene Konferenz ist die enge und kontinuierliche Kooperation mit allen in Betracht kommenden Disziplinen aus dem Klinikum und aus dem niedergelassenen Bereich gewährleistet. Dieses Gremium dient zugleich auch als Kompetenzzentrum. Organisatorisch ist die unmittelbare Information der Patientinnen nach medizinischer Meinungsbildung über die histologische Bewertung des Stanzbioptats und die daraus abzuleitende Therapie sichergestellt, ebenso die unmittelbare Verwirklichung des Therapievorschlages binnen zwei bis fünf Werktagen. Der aktuelle medizinisch-wissenschaftliche Standard wird durch die Teilnahme an multizentrischen Studien und über das HELIOS Research Center wissenschaftlich, ethisch und rechtlich abgesichert. Möglichkeiten, Entwicklungen, Angebote, Alternativen und qualitative Ergebnisse der Tätigkeit werden in regelmäßigem Abstand nach innen und außen auf Fortbildungsveranstaltungen deutlich gemacht. Das Interdisziplinäre Brustzentrum orientiert und vergleicht sich an den Leistungen anderer zertifizierter Kliniken und will einerseits an diesen vorbildhaften Leistungen gemessen werden, andererseits in der Region auch dahingehend wirken, dies mit dem Anspruch, die Qualität der Medizin nach außen zu tragen. Das Mammakarzinom ist ein Malignom, dessen Charakter die frühzeitige Kooperation, Konsultation und Abstimmung zwischen verschiedenen medizinischen Disziplinen unabdingbar macht, um eine für die einzelne Patientin optimale Behandlung garantieren zu können. Oberstes Ziel ist dabei der Erhalt der Lebensqualität nach oder auch mit Krebserkrankung. Dies wird ermöglicht durch die Optimierung der Zusammenarbeit in Kombination mit kontinuierlicher interner und externer Qualitätssicherung, wobei die Zertifizierung mit den nachfolgenden jährlichen Audits das wesentliche übergreifende Instrument darstellt. Das Leistungsspektrum des Zentrums wird dadurch definiert, darstellbar und von außen für Patientinnen, Zuweiser und an Kooperation interessierte Einrichtungen transparent. Zugleich ist damit die Basis für weiterführende qualitätsverbessernde medizinisch-wissenschaftliche Vorhaben gegeben. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die in ihrem 01/2006 5 jeweiligen Bereich (Abb.) in wohl mühebeladener, aber stets engagierter Weise zur zügigen Realisierung unseres Zertifizierungsvorhabens beigetragen haben, insbesondere den Oberärztinnen Dr. med. Gabriele Dötsch und Dr. med. Anja Merte. Korrespondenzadresse: Prof. Dr. med. Udo B. Hoyme Klinik für Frauenheilkunde u. Geburtshilfe / Brustzentrum HELIOS Klinikum Erfurt Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt Telefon 03 61 / 7 81-40 00 Auswertung der Daten des klinischen Krebsregisters des Tumorzentrums Erfurt zum Mammakarzinom Hubert Göbel, Tumorzentrum Erfurt e.V. Udo B. Hoyme, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe / Brustzentrum, HELIOS Klinikum Erfurt Das Risiko an Brustkrebs zu erkranken beträgt in der Bundesrepublik Deutschland für eine Frau etwa 8 Prozent. Dies entspricht 46.000 bis 50.000 neu erkrankte Frauen pro Jahr, von denen 18.000 bis 19.000 an ihrem Karzinom sterben werden. Die Dokumentation des klinischen Krebsregisters am Tumorzentrum Erfurt begann prospektiv im Mai 1993. Daneben liegen retrospektiv erhobene Daten vor, die bis in das Jahr 1953 zurückreichen. Über spezielle Meldebögen und/oder Arztbriefkopien erfolgte die Erfassung aufgrund der Behandlung durch Ärzte in den angeschlossenen Krankenhäusern oder in der niedergelassenen Praxis. Dabei werden gemäß der bundeseinheitlichen Basisdokumentation für Tumorerkrankungen die Parameter aus den Bereichen Diagnose, Therapie und Verlauf erfasst. Diese Informationen gehen einerseits in das von den neuen Bundesländern gemeinsam geführte epidemiologische Krebsregister (GKR) in Berlin ein, andererseits ist auf dieser Basis am Tumorzentrum Erfurt die vollständige Verlaufsdokumentation einschließlich einer statistischen Auswertung im Sinne einer onkologischen Qualitätsanalyse möglich, die (auch klinikbezogen) Aussagen zur Versorgungssituation des Mammakarzinoms in Mittel- und Westthüringen erlaubt. Mit Hilfe des GKR ist der Informationsfluss von den Gesundheitsämtern im Todesfalle an das klinische Krebsregister des Tumorzentrums Erfurt gewährleistet. Zugleich sind Aussagen zur Radikalität, zu Komplikationen und zu Nebenwirkungen der Behandlung, aber auch Langzeitanalysen zu Überleben allgemein und tumorfreiem Überleben speziell möglich. Im Folgenden sollen die zum Mammakarzinom mit Stichtag 20.01.2006 vorliegenden Daten in einer Übersicht präsentiert werden. JOURNAL Abb. 1 Erfasste Tumoren nach Hauptlokalisationen (n=49.500) Zu diesem Termin waren 6.999 Mammakarzinome registriert. Diese Entität macht damit 14,2 % des Gesamtdatenbestandes aus (Abb. 1). Dabei zeigte sich, dass das Mammakarzinom den am häufigsten dokumentierten Tumor darstellt. In Übereinstimmung mit der Literatur wurde in 0.66 % ein Brustkrebs beim Mann gefunden. Die Zahl der seit 1993 registrierten Patienten und Tumoren ist in Abb. 2 kumulativ dargestellt, wobei der jährliche Zuwachs an erfassten Brustkrebspatienten mit dem Jahr 1999 ein Plateau erreicht zu haben scheint (Abb. 3). Eine vergleichbare Dynamik wurde auch von anderen klinischen Krebsregistern in ihrer Etablierungsphase beobachtet, so zum Beispiel im als vorbildlich einzustufenden des Landes Brandenburg mit dem Jahr 1998. Abb. 2 Kumulative Entwicklung der Fallzahlen Die geringe Fallzahl für das Jahr 2005 resultiert aus zeitverzögert eintreffenden oder noch nicht in das Register eingearbeiteten Meldungen. In der mit anderen Krebsregistern vergleichbaren Altersverteilung bei Diagnose (Abb. 4) ist der ebenfalls berichtete Trend zu höherem Alter bei Erstdiagnose auch aus den Erfurter Daten in der 14 Jahre umfassenden Analyse zu erkennen. 01/2006 Seite 5 Abb. 6 Verteilung histologischer Typen (n=6.999) Abb. 3 Dokumentierte Mammatumoren nach Diagnosejahr (n=6.999) Abb. 4 Altersverteilung der Mammatumoren bei Diagnose (n=6.999) Abb. 7 Verteilung der T-Kategorien (n=6.999) Abb. 5 Mittleres Erkrankungsalter bei Diagnosestellung (n=6.999) Das mittlere Alter bei Erkrankung beträgt 59,3 Jahre. 25,2 % der Mammatumoren wurden vor dem 50. Lebensjahr registriert. Die meisten Tumoren traten in der Altersgruppe der 60- bis 64-jährigen auf. Der Anstieg des mittleren Erkrankungsalters seit dem Jahr 1990 ist signifikant. Inwieweit die vorgesehene Einführung des Mammographiescreenings im Freistaat Thüringen hier zu einer Veränderung führen wird, bleibt abzuwarten. Bei der histomorphologischen Untersuchung wurden invasiv-duktale Karzinome mit 64,8 %, gefolgt von den lobulären Karzinomen mit 13,2 % gefunden (Abb. 6). In der T-Kategorie überwogen mit 42,8 % die T1-Tumoren, dahinter T2-Tumoren mit 35,4 % (Abb. 7). Seite 6 JOURNAL Als Ausdruck einer Qualitätsverbesserung, die Ende der 1990er Jahre begann, wird die Zunahme von T1-Tumoren bei gleichzeitiger Abnahme von T2 bei nahezu konstanten Anteilen der anderen Kategorien gesehen (siehe Grafik auf der Titelseite). Brustkrebsvorstufen oder frühe Tumorstadien sind derzeit nur durch die Mammographie erfassbar. Die Effizienz eines entsprechenden Screenings ist wissenschaftlich etabliert. Eine Detailanalyse der Kategorie T1 zeigt, dass der Anteil der Karzinome mit einer Größe kleiner als 10 mm (T1b) ansteigt. Es ist zu hoffen, dass mit intensivierter Mammographie dieses prognostisch günstige Stadium weiter zunehmend häufig erfasst wird. Die Kategorie T1c steigt am deutlichsten an. Die nicht weiter differenzierte Angabe T1 ist rückläufig, wofür sowohl die Verbesserung der histomorphologischen Begutachtung als auch die Verbesserung der Meldequalität ursächlich sind. Unstrittiges Ziel muss die Reduktion der Kategorie T1c bei gleichzeitigem Anstieg von T1b (Tumorgröße 0,5-1 cm, Qualitätsziel 20 %) und insbesondere auch T1a (Tumorgröße bis 0,5 cm, Qualitätsziel 10 %) sein (Abb. 8). Der Anteil der N0-Karzinome beträgt 57,7 % (Abb. 9). Als Qualitätsziel wird > 65 % im Zusammenhang mit der angestrebten frühen Diagnose betrachtet. Seit 2002 wird diese Grenze allerdings erreicht (siehe Grafik auf der Titelseite). 01/2006 5 gen) liegen sollten. Diese Marge wurde im Berichtszeitraum 2000 bis 2004 von nahezu allen im Einzugsbereich des Tumorzentrums liegenden Einrichtungen erreicht (Abb. 11). Abb. 8 T1-Unterkategorien nach Diagnosejahren Bei insgesamt 553 Tumoren wurde kein TNM mitgeteilt; in 91,8 % erfolgte eine histologische Sicherung des klinisch und/oder apparativ erhobenen Lymphknotenstatus. Eine primäre Fernmetastasierung lag in 3,1 % der Tumoren vor, wobei in diesen insgesamt 219 Fällen die Metastasen zu 29,6 % histologisch gesichert werden. Abb. 9 N-Kategorien (n=6.999) Der ossäre Befall stand mit 40,2 % an der Spitze, gefolgt von pulmonalen Metastasen mit 18,9 % sowie Lebermetastasen mit 12,8 % (Abb. 10). Abb. 10 Primäre Fernmetastasierung (n=6.999) Aktueller Standard beim Brustkrebs-Stadium I ist unstrittig die brusterhaltende Operation, deren Anteil über 80 % (bzw. über 60 % auf alle Karzinomstadien bezo- JOURNAL Abb. 11 Anteil brusterhaltender Operationen bei Stadium I (T1 N0 M0) in Kliniken (Gynäkologische und Chirurgische Abteilungen eines Krankenhauses zusammengefaßt) und Praxen des Einzugsgebietes Abb. 12 Anteil brusterhaltender Operationen bei Stadium I (T1 N0 _ 30 M0) in Kliniken und Praxen des Einzugsgebietes mit > (volle Säulen) und < 30 Operationen (leere Säulen) in den betrachteten 5-Jahres-Zeiträumen Wird auf die Einrichtungen abgehoben, die im Durchschnitt pro Jahr wenigstens 6 Operationen in diesem Stadium vornahmen, so zeigt sich ebenfalls die dargestellte Qualitätsverbesserung, auch wenn eine so kleine Fallzahl per se keinen Qualitätsbeleg darstellt. Vor dem Hintergrund der Disease Management Programme und der damit im Zusammenhang stehenden Brustzentren, die u.a. durch mindestens 150 primäre Mammaoperationen pro Jahr charakterisiert sind, ist hier mit deutlichen Verschiebungen zu rechnen. Andererseits ist der von einer Einrichtung mit geringer Fallzahl berichtete BETAnteil von 100 % möglicherweise der kleinen Fallzahl zuzurechnen (Abb. 12). Bei den relativ vollzählig erfassten Fällen der Diagnosejahre 1999-2004 wurde über alle Stadien gerechnet nach R0-Resektion eine adjuvante Therapie in 87,7 % der Fälle dokumentiert. An adjuvanter Behandlung wurde mit 61,9 % die Bestrahlung, mit 50,5 % die Hormontherapie und mit 48,3 % die Chemotherapie registriert, wobei mannigfache Überschneidungen bestanden (Abb. 13). 01/2006 Seite 7 Abb. 16 Gesamtüberleben (Kaplan-Meier-Schätzung, n=6.951) Abb. 13 Adjuvante Therapie nach T-Kategorien (nur Diagnosejahre 1999-2004) Insgesamt war in Abhängigkeit von der T-Kategorie eine R0-Resektion zwischen 96,2 % (T1) und 55,6 % (T4) möglich. Abb. 17 Gesamtüberleben (Kaplan-Meier-Schätzung, n=6.951) nach T-Kategorien Abb. 14 Anteil der R-Klassifikation nach T-Kategorien Trotz zweifelsfrei anderslautender Empfehlung ist in den Diagnosejahren 1999-2004 nach brusterhaltender Operation nur bei 77 % der Fälle eine Bestrahlung dokumentiert (nicht berichtet ? Abb. 15). Der Anteil der Patientinnen, die nach einer Ablatio keine Nachbehandlung erhielten, ist seit Beginn der Registrierung kontinuierlich gesunken. Unterstellt man ein höheres Tumorstadium als Indikation für die Mastektomie, dürfte sich ein Paradigmenwechsel in der Therapie niedergeschlagen haben. Abb. 18 Gesamtüberleben (Kaplan-Meier-Schätzung, n=6.951) nach Altersgruppen (prämenopausal / postmenopausal) Abb. 15 Anteil adjuvanter Therapien nach Operationsarten Das Gesamtüberleben aller Patienten nach 60 Monaten (Kaplan-Meier-Schätzung) wurde mit 82,2 % ermittelt (Abb. 16). Seite 8 JOURNAL Abb. 19 Gesamtüberleben (Kaplan-Meier-Schätzung, n=6.951) nach N-Kategorien 01/2006 5 Die vorgestellten Überlebensdaten hinsichtlich T- und NKategorien (Abb. 17 und 19) sowie Menopausen-Status (Abb. 18) spiegeln den wichtigsten Aspekt der Versorgungsqualität beim Mammakarzinom in Mittel- und Westthüringen wider und ermöglichen eine Bewertung der Diagnostik, Therapie und Nachsorge. Zugleich eröffnen sie Ansätze für die weitere Verbesserung der Prognose. Im Fazit ist anzustreben, die zukünftig anfallenden Daten komplett und entsprechend den Regeln der Tumorbasisdokumentation zu registrieren. Nur so kann eingeschätzt werden, ob die Patientinnen mit einem Mammatumor stadiengerecht und entsprechend dem aktuellen wissenschaftlich-medizinischen Standard versorgt werden. Die dargestellten möglichen Versorgungsdefizite • unterlassene Bestrahlung der Restbrust, • weiterhin noch zu geringer Anteil prognostisch günstiger T1a- und T1b-Tumoren, • niedriger Anteil brusterhaltender Therapie im Stadium I in einzelnen Einrichtungen müssen überprüft und transparent gemacht werden, um gezielt qualitätsverbessernd in den einzelnen Einrichtungen wirksam werden zu können. LITERATUR • Schön, D. et al.: Entwicklung der Überlebensraten von Krebspatienten in Deutschland, Robert-Koch-Institut, Berlin, 1999 • Stabenow, R.; Eisinger, B.: Brustkrebs, Gemeinsames Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen (Hrsg.), Schriftenreihe des GKR 1/2001, Berlin • Tumorzentrum Land Brandenburg e.V.: Sachbericht Onkologie 2003 Korrespondenzadresse: Dr. rer. nat. Hubert Göbel Tumorzentrum Erfurt e.V. Klinisches Krebsregister und Nachsorgeleitstelle HELIOS Klinikum Erfurt Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt Telefon 03 61 / 7 81-48 02 JOURNAL Bürstenbiopsiediagnostik der Mundhöhle Aufbau eines neuen Verfahrens zur Diagnostik von Mundhöhlenkarzino-men und ihren Vorläuferläsionen in Kooperation der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie / Plastische Operationen und dem Institut für Pathologie und Praxis für Pathologie am HELIOS Klinikum Erfurt Hans Pistner, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie / Plastische Operationen, HELIOS Klinikum Erfurt Hartwig Kosmehl, Institut für Pathologie und Praxis für Pathologie, HELIOS Klinikum Erfurt Die Bürstenbiopsiediagnostik ist eine hoffnungsvolle Methode zur Diagnose von Vorläuferläsionen des Mundhöhlenkarzinoms und des Mundhöhlenkarzinoms selbst. Dem Mundhöhlenkarzinom können weiße und rote Flecken oder unregelmäßige Verdickungen der Schleimhaut Monate und Jahre vorausgehen. Mit der Bürstenbiopsiediagnostik steht eine Technik zur Verfügung, verdächtige Läsionen zu überwachen und ihre biologische Wertigkeit genauer zu bestimmen. Mit einem kleinen flaschenbürsten-ähnlichen Instrument werden Zellen aus den verdächtigen Regionen der Mundhöhlenschleimhaut geerntet. Dazu wird die kleine Bürste mit Druck über den verdächtigen Mundhöhlenschleimhautabschnitten gedreht, um reichlich Zellmaterial auf die Borsten aufzuladen. Die Zellen werden durch Abrollen der Bürste auf einen oder mehrere Objektträger aufgebracht und luftgetrocknet. Anschließend werden die Objektträger mit einem üblichen Kurierdienst dem Pathologen übergeben. Im Institut für Pathologie werden die zytologischen Ausstrichpräparate gefärbt und im Mikroskop betrachtet. Eine gesteigerte Anfärbbarkeit der Zellkerne, eine Verschiebung der Kern-Zytoplasma-Relation zugunsten des Zellkernes, eine Ungleichmäßigkeit der Zellkerne und der Zellen selbst bezüglich der Größe und Form sind diagnostische Merkmale der zellulären Atypie, die eine Vorläuferläsion oder ein bereits vollständig entwickeltes Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle anzeigen können. Die Mitarbeiter des Institutes für Pathologie suchen, gefördert durch die Europäische Union, nach Matrixproteinen, die Indikatoren für maligne Tumoren und ihre Vorläuferläsion sein können. Das extrazelluläre Matrixprotein Laminin-5 ist ein solcher Indikator für Malignität. Plattenepithelkarzinomzellen der Mundhöhle benutzen Laminin-5 als Leitschiene für das Eindringen in das Bindegewebe der Mundschleimhaut mit den darin eingeschlossenen Blut- und Lymphgefäßen als Voraussetzung für die Bildung von Tochtergeschwülsten. 01/2006 Seite 9 Die Bürstenbiopsiediagnostik, die ausschließlich mit den gewöhnlichen zytologischen Färbungen vorgenommen wird, erreicht nach den Ergebnissen des Schrifttums und der eigenen Erfahrung nur eine Sensitivität von 70 bis 80 %. In Kooperation zwischen der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und dem Institut für Pathologie wurde die immunzytochemische Analyse eines zweiten zytologischen Abstrichpräparates als zusätzliches Verfahren eingeführt und bewertet. Durch die kombinierte Untersuchung von üblicher zytologischer Übersichtsfärbung und durch die zusätzliche Darstellung des Invasionsfaktors Laminin-5 können wir eine Sensitivität der Bürstenbiopsiediagnostik von 98 % erreichen. Die diagnostische Qualitätssteigerung der Bürstenbiopsie durch die erweiterte Methodik ist offensichtlich und erreicht zumindest das Maß, das durch eine zusätzliche DNA-Zytometrie oder computergestützte Bildanalyse erzielt wird. Die Indikation zur Bürstenbiopsie ist nicht das auf den ersten Blick erkennbare fortgeschrittene Mundhöhlenkarzinom, sondern fragliche Veränderungen der Mundhöhlenschleimhaut. Die Bürstenbiopsiediagnostik ist schmerzarm bzw. schmerzfrei und kann im Gegensatz zur Biopsie mit dem Skalpell beliebig oft wiederholt werden, um eine fragliche Schleimhautläsion zu charakterisieren und zu beobachten. höhlenkarzinoms teilzunehmen und können sich mit Fragen zur Diagnostik, zur Vorstellung ihrer Patienten und zur Etablierung eines Dispensaire für Risikopatienten gern in die bestehende Kooperation zwischen der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und dem Institut für Pathologie am HELIOS Klinikum Erfurt einbringen. Die Zunahme der papillomvirusinduzierten Mundhöhlenkarzinome und die nach wie vor dominierenden fortgeschrittenen Stadien des Mundhöhlenkarzinoms bei Erstdiagnose fordern zur kollegialen Kooperation und zur Einführung erweiterter diagnostischer Verfahren heraus. Korrespondenzadressen: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Hans Pistner Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie / Plastische Operationen, HELIOS Klinikum Erfurt Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-22 30 Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl Institut für Pathologie und Praxis für Pathologie HELIOS Klinikum Erfurt Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-27 50 HDR-Brachytherapie der Prostata in Kombination mit perkutaner Radiatio Anke Simon, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie Thomas Heinrich, Klinik für Urologie, HELIOS Klinikum Erfurt Abbildung: Weiße Verdickung der Mundschleimhaut am Zungenrand (plane Leukoplakie), eine typische Risikoläsion für die Entwicklung eines Mundhöhlenkarzinoms, die mit der Bürstenbiopsie-Diagnostik überwacht werden kann. Durch die Ausführung einer Bürstenbiopsie übernimmt der Zahnarzt oder Arzt onkologische Verantwortung für den Patienten. Die Bürstenbiopsiediagnostik soll zum frühen Erkennen von Risikoläsionen und kleinen Karzinomen beitragen, jedoch die endgültige histologische Sicherung eines Plattenepithelkarzinoms der Mundhöhle nicht verzögern. Die zytologische Analyse einer Bürstenbiopsie kann ein Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle in der Regel nicht beweisen, jedoch atypische Zellen anzeigen. Interessierte Zahnärzte und Ärzte sind eingeladen, an der Kooperation zwischen Kieferchirurgen und Pathologen zur früheren und besseren Diagnostik des Mund- Seite 10 JOURNAL Nach den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Institutes ist das Prostatakarzinom nunmehr die häufigste bösartige Erkrankung beim Mann. Für die kurative Therapie gelten die übereinstimmenden Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und die Interdisziplinären Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft sowie der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). Für die inzwischen zunehmend eingesetzte Brachytherapie gibt es von den Fachgesellschaften entsprechende Empfehlungen. Seit Februar 2005 konnten die Therapiemöglichkeiten beim Prostatakarzinom am HELIOS Klinikum erweitert werden. In der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie sind wir nunmehr in der Lage, gemeinsam mit den Kollegen der Klinik für Urologie den Patienten die Afterloading-Kontakttherapie (Spickung) der Prostata im Rahmen der primären kombinierten Strahlentherapie anbieten zu können. 01/2006 5 Folgende Indikationen und Voraussetzungen sollten für den Patienten zutreffen: • Histologische Sicherung des Prostatakarzinoms • Organbegrenztes Tumorwachstum (T1c bis T3a) • Keine radikale Prostatektomie gewünscht oder technisch nicht möglich • Narkosefähigkeit des Patienten Die Afterloadingtherapie (HDR-Brachytherapie) erfolgt mit einer hochaktiven Iridium-192-Quelle. Dazu werden Hohlnadeln umschrieben in die Prostata eingebracht und über diese kurzzeitig die gewünschte Strahlenmenge eingestrahlt. Die Spickung wird zweimal im Abstand von einer Woche durchgeführt. Anschließend wird zusätzlich die perkutante Strahlentherapie der Prostata einschließlich eines Sicherheitssaumes appliziert (28 Fraktionen). Durch den steilen Dosisabfall der Kontakttherapie in die Umgebung ist mit einer geringen Strahlenbelastung außerhalb der Prostata zu rechnen, insbesondere kann eine bessere Schonung der Risikoorgane Harnblase und Rektum sowie des Gefäß-Nerven-Bündels erfolgen. Die sich anschließende Bestrahlung von außen wird nach aktuellem CT dreidimensional individuell geplant. Der Vorteil dieser kombinierten Therapiemethode liegt in der hochdosierten homogenen Ausstrahlung der tumorbefallenen Prostata bei noch besserer Schonung der umgebenden Risikostrukturen. Mit dem Ziel der Implementierung aller Therapieverfahren im Rahmen der Behandlung des Prostatakarzinoms am HELIOS Klinikum Erfurt möchten wir vorausschauend informieren, dass ab Sommer 2006 auch die Jod-SeedImplantation als Low-Dose-Rate-Brachytherapie zur Anwendung kommen kann, wenn bei Patienten ein frühes organbegrenztes Prostatakarzinom (T1c; T2a; Gleason bis 6) diagnostiziert wurde. Einlage der Hohlnadeln perineal Physikalische Bestrahlungsplanung Selbstverständlich stehen das Team der Strahlentherapeuten und der Urologen für weitere Fragen in einem ausführlichen Gespräch gerne zur Verfügung. Korrespondenzadressen: Dr. med. Anke Simon Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie HELIOS Klinikum Erfurt Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt Telefon 03 61 / 7 82-24 08 Dr. med. Thomas Heinrich Klinik für Urologie, HELIOS Klinikum Erfurt Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt Telefon 03 61 / 7 81-65 00 JOURNAL Operative Behandlung Rektumkarzinoms des Jörg Meiforth, Lars Steffens, Bartholomäus Böhm, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, HELIOS Klinikum Erfurt Für das Rektumkarzinom wurde in vielen Beobachtungsstudien eindeutig nachgewiesen, dass der Operateur ein äußerst wichtiger Prognosefaktor ist. Es gibt Chirurgen, die eine sehr hohe Rate an lokoregionären Rezidiven aufweisen, und es gibt Chirurgen mit sehr niedriger Rate (s. deutsche SGKRK-Studie). Die Bedeutung der operativen Fähigkeiten wurde in anderen Ländern bereits dahingehend bewertet, dass nicht mehr alle Kliniken Rektumresektionen durchführen dürfen, sondern nur noch ausgewählte. Schlechte Chirurgie und damit hohe Rezidivraten können auch nicht durch eine Radiochemotherapie in ihren Folgen „abgeschwächt“ werden. Auch wenn ein Video als Medium geeigneter wäre, die Gründe jedermann einsichtig zu machen, warum die Operationstechnik so entscheidend ist, können die Prinzipien der operativen Behandlung hier nur kurz beschrieben werden. Anatomie. Da es keine eindeutigen histologischen oder makroskopische Unterschiede zwischen Kolon und Rektum gibt, wurde festgelegt, dass der untere Darmabschnitt von der Linea anocutanea bis 16 cm ab ano, gemessen mit dem starren Rektoskop, zum Rektum gehört. In diesem Bereich gehen die drei Tänien des Kolons in eine homogene Längsmuskulatur des Rektums über. Die anteriore Umschlagsfalte befindet sich ungefähr bei 6 - 8 cm ab ano. Diese willkürliche Einteilung birgt das Problem, dass sich die Tumoren oberhalb von 12 cm ab ano in jeglicher Beziehung wie Kolonkarzinome verhalten und deshalb auch als solche zu behandeln sind (s. neoadjuvante Therapie). Innervation. Der Sympathicus innerviert das rechte Kolon über die beidseitigen Grenzstränge, die Trunci sympathici, die einen Plexus um die A. mesenterica superior und inferior bilden. Unterhalb der A. mesenterica inferior formen die sympathischen Fasern den Plexus hypogastriticus superior, der sich über dem Promontorium in zwei hypogastrische Nerven aufteilt. Diese liegen jeweils im Spatium zwischen der Fascia pelvis visceralis des Mesorektums und der Facsia pelvis parietalis der Beckenwand und ziehen gemeinsam mit den parasympathischen Anteilen zur Blase, Urethra, Uterus, Vagina, Prostata und Penis. Sie bilden einen Plexus hypogastricus inferior am Rand der Samenbläschen. Die parasympathische Versorgung des rechten Hemikolons übernimmt der N. vagus. Die des linken Hemikolons und des Rektums wird vom Plexus sacralis (S2-S4) sichergestellt. Aus dem Plexus sacralis vereinigen sich die Nn. pelvici mit den sympathischen Fasern zum Plexus hypogastricus inferior. 01/2006 Seite 11 Dieser Plexus ist bei der tiefen Rektumresektion gefährdet, weil er nur durch zartes Bindegewebe vom Rektum getrennt ist. Werden z.B. die erektilen Nerven zu den Corpora cavernosa an dieser Stelle geschädigt, dann wird der Patient impotent. einem erfahrenen Untersucher vorgenommen werden. Lässt sich bereits hier eine Infiltration des Schließmuskels nachweisen, dann ist keine Sphinkter erhaltende Resektion mehr möglich. Klinisches Stadium von Rektumkarzinomen nach Mason Tumoren: Die Tumoren sind fast ausschließlich Adenokarzinome, die selten Schleim bilden (5-10 %). Die Tumoren werden in Abhängigkeit von der Tiefeninfiltration, dem Lymphknotenstatus und den Fernmetastasen nach dem TNM-System eingeteilt. Das Risiko einer lymphogenen Metastasierung steigt mit der Tiefeninfiltration und der abnehmenden Differenzierung. Zunächst werden die Lymphknoten in der Nähe des Tumors befallen, danach die regionären Lymphknoten, die entlang der A. rectalis superior und dann der A. mesenterica inferior Metastasen entlang der A. iliaca interna nachweisen. Die Tumoren metastasieren primär über die Pfortader in die Leber und darüber hinaus auch in die Lunge. Bei 5-10 % der Patienten besteht bereits zum Diagnosezeitpunkt eine synchrone Metastasierung. Sie kann ausgedehnt sein und beide Leberlappen befallen. Häufig sind die Metastasen vereinzelt und seltener nur solitär. Nach kurativer Resektion treten bei 20-40 % der Patienten spätere, so genannte metachrone Lebermetastasen auf. T-Kategorie T1 Tumor infiltriert Submukosa T2 Tumor infiltriert Muscularis propria T3 Tumor infiltriert Subserosa o. perikolisches / perirektales Gewebe N-Kategorie N0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Metastasen in 1-3 regionären Lymphknoten N2 Metastasen in mehr als 3 regionären Lymphknoten Onkologische Resektion. Zu jeder onkologischen Resektion gehört die ausgedehnte regionäre Lymphadenektomie, die dadurch erreicht wird, indem die zuführenden Arterien proximal durchtrennt werden. Bei allen Rektumkarzinomen im mittleren und unteren Drittel wird empfohlen, das Mesorektum vollständig zu exzidieren, um damit alle Tumorzellnester zu entfernen. Außerdem ist auf einen ausreichenden seitlichen und vorderen Abstand zu achten, so dass die gesamte Zirkumferenz im Gesunden disseziert wird. Dabei können die Nerven im Becken verletzt werden. Der distale Sicherheitsabstand sollte möglichst fünf Zentimeter betragen. Im unteren Drittel ist aber auch ein Zentimeter ausreichend, weil es hier kein Mesorektum gibt. Rektale Untersuchung. Beim distalen Rektumkarzinom ist die digitale Untersuchung entscheidend. Durch sie wird das klinische Stadium nach Mason und der Abstand bis zum oberen Analkanal festgelegt sowie die Funktion des Sphinkters überprüft. Diese Untersuchung sollte von Seite 12 JOURNAL Stadium Beschreibung Ausmaß der Infiltration CS I CS II CS III gut beweglich beweglich wenig beweglich CS IV fixiert Submukosa Muscularis propria beginnende Infiltration in Umgebung ausgedehnte Infiltration in Umgebung Diagnostik. Bei allen Tumoren muss das gesamte Rektum und Kolon untersucht werden, um multiple Adenome oder Karzinome auszuschließen. Dazu ist die Koloskopie am besten geeignet, weil verdächtige Befunde entfernt oder biopsiert werden können. Eine Röntgenkontrastaufnahme wird heute nur noch selten vorgenommen. Sie ist immer dann hilfreich, wenn eine Stenose eine vollständige Koloskopie verhindert. Als optimale Methode zur Abklärung der proximalen Abschnitte bei einer Stenose erwies sich in jüngster Zeit die virtuelle Koloskopie mit dem CT oder MRT. Bei diesem Verfahren wird das Kolon aus dem Bildmaterial eines CT oder MRT bei zusätzlicher Luftinsufflation rekonstruiert. Gemeinsam mit dem CT oder MRT ist die Aussagekraft dieser neuen Methode bezüglich der Tumorausdehnung und weiterer kleiner Tumoren relativ zuverlässig. Um das klinische Stadium des Tumors abzuschätzen, werden eine Sonographie der Leber und eine Röntgenaufnahme des Thorax veranlasst. Bei Rektumkarzinomen bis zwölf Zentimeter wird durch eine Endosonographie das uTNMStadium bestimmt, um die Indikation zur neoadjuvanten Radiochemotherapie zu stellen. Operationsindikation. Jeder Tumor sollte reseziert werden, wenn der Allgemeinzustand des Patienten eine Operation sinnvoll erscheinen lässt. Eine R0-Resektion wird immer angestrebt. Auch in palliativen Situationen, mit multiplen Leber- oder Lungenmetastasen, sollte der Tumor entfernt werden, um einem Ileus oder einer Blutung aus dem Tumor vorzubeugen. Ist ein stenosierender Tumor nicht resektabel, dann wird die Passage durch ein vorgeschaltetes Stoma wieder hergestellt. Neoadjuvante Therapie. Seit 1994 empfehlen wir beim Rektumkarzinom im Stadium II und III die neoadjuvante Radiochemotherapie. Eine postoperative Bestrahlung hat den Nachteil, das Neorektum zu bestrahlen, wodurch sich die Compliance der Darmwand und damit die Stuhlkontinenz massiv verschlechtert. Es gibt einige Patienten, deren postoperative Funktion durch die Bestrahlung so miserabel wurde, dass nur noch ein dauerhaftes Stoma die Lebensqualität verbesserte. 01/2006 5 Additive Chemotherapie. Bei einem nicht-kurablen Tumorleiden ist eine frühzeitige Chemotherapie einzuleiten, weil die Gesamtergebnisse (Lebensqualität und Überlebenszeit) eindeutig besser sind als bei alleiniger supportiver Therapie. Gegenwärtig werden dazu 5-FU/Leucovorin-Dauerinfusionsprotokolle in Kombination mit Oxaliplatin oder Irinotecan bevorzugt. Sollten Tumoren darauf nicht ansprechen, werden auch Antikörper gegen VGEF (vascular endothelial growth factor) wie Bevacizumab oder Antikörper gegen EGF-Rezeptoren (epidermal growth factor) wie Cetuximab eingesetzt. Insgesamt haben die verschiedenen Chemotherapeutika die Überlebenszeit soweit verlängert, dass eine palliative Resektion des Tumors möglichst so weit ausgedehnt wird, dass ein lokoregionäres Rezidiv nicht zum Problem wird. Man muss sich heute davon lösen, bei einer palliativen Resektion wegen multipler Lebermetastasen nur eine „kleine“ Resektion vorzunehmen, denn damit wird nach einigen Monaten das Problem des lokoregionären Rezidivs akut. Da die lokoregionären Rezidive durch Schmerzen, Fistelungen oder Kloakenbildung extrem unangenehm sind, sollten sie durch eine adäquate Resektion vermieden werden. Rektumresektion. Rektumkarzinome im oberen Drittel werden mit einem distalen Abstand von mindestens fünf Zentimetern durch eine anteriore Rektumresektion entfernt und danach wie ein Sigmakarzinom weiterbehandelt. Eine Bestrahlung ist keinesfalls sinnvoll. Rektumkarzinome im mittleren und unteren Drittel werden dagegen entlang ihrer anatomischen Faszien bis zum Beckenboden präpariert und das Rektum am Beckenboden abgesetzt, was bei adipösen Männern sehr schwierig ist. Damit wird zwangsläufig das gesamte Mesorektum entfernt. Diese Dissektion im tiefen Becken erfordert viel Erfahrung, so dass sie gegenwärtig nur von zwei Operateuren an unserer Klinik durchgeführt wird. Die Operation wird durch ein spezielles Hakensystem mit Lichtquelle unterstützt, das wir extra für diesen Zweck anfertigen ließen. Dadurch ist unter direkter Sicht und bei guter Ausleuchtung eine minutiöse Dissektion aller Strukturen möglich. Nervenschonende Resektion. Bei der Resektion sollten der Plexus mesenterica inferior an der A. mesenterica inferior sowie der Plexus hypogastricus superior auf der Aorta unbedingt unverletzt bleiben. Bei allen Operationen am Rektum sind die hypogastrischen Nerven zu meiden und besonders sorgfältig der Plexus hypogastricus inferior an den Samenbläschen zu schonen. Eine sorgfältige Dissektion und Darstellung der Strukturen ist unabdingbar. Eine beidseitige Schädigung hätte eine retrograde Ejakulation beim Mann zur Folge. Wenn die Nn. erigentes geschädigt werden, die vom Plexus sacralis einstrahlen und zum Plexus pelvinus superior ziehen, dann ist beim Mann die Erektionsfähigkeit gestört. JOURNAL Kontinenz. Zur Wiederherstellung der Kontinenz wird immer ein Kolon-J-Pouch oder Erweiterungsplastik angelegt, weil dadurch die postoperative Funktion deutlich verbessert wird. Das Kolon einfach direkt an den Anus zu nähen, sollte man vermeiden. Da die koloanale Anastomose häufiger zu Insuffizienzen der Naht (ca. 15 %) führt, legen wir regelhaft ein protektives Ileostoma an. Sollte es bei einem Stoma zu einem Nahtbruch kommen, dann macht sich das häufig nur durch einen präsakralen Abszess bemerkbar, der interventionell behandelt wird. Wurde dagegen kein Stoma angelegt, dann kann eine lebensbedrohliche Situation entstehen. Nach drei Monaten wird die Dichtigkeit der Anastomose röntgenologisch überprüft und das Stoma zurückgelegt. Abdomino-perineale Rektumexstirpation. Lediglich bei sehr ausgedehnten Tumoren im unteren Drittel, bei Sphinkterinfiltration oder geschwächtem Schließmuskel, wird eine abdomino-perineale Rektumexstirpation mit Anlage eines endständigen Sigmoidostomas angelegt. Nachbehandlung. Die Magensonde wird im Operationssaal entfernt. Vielfach ist eine Bauchdrainage nicht erforderlich. Die Patienten werden bereits am Operationstag mobilisiert. Der Kostaufbau beginnt ebenfalls am Operationstag, die Patienten dürfen Tee trinken und Joghurt essen. Durch multimodale Konzepte sind die Patienten nach wenigen Tagen wieder vollständig unabhängig. Sie sind mobilisiert und essen und trinken selbständig. Korrespondenzadressen: Dr. med. Jörg Meiforth Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie HELIOS Klinikum Erfurt Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-65 58 Prof. Dr. med. Dr. phil. Bartholomäus Böhm Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie HELIOS Klinikum Erfurt Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-23 31 01/2006 Seite 13 Endoskopische Palliation bei malignen Duodenal- und Gallengangsstenosen Michaela Merbach, Roger Secknus, Klinik für Innere Medizin II, Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar Das Pankreaskarzinom steht an 4. Stelle der Krebsmortalität. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ist die Mehrzahl der Tumoren fortgeschritten und bereits metastasiert, so dass lediglich palliative Therapieansätze zur Anwendung kommen. An spezialisierten Zentren ist die Stenteinlage eine gleichwertige Alternative (Therapie der ersten Wahl) zur chirurgischen Gastroenterostomie bei maligner Magenausgangsstenose (Dormann et al., Endoscopy 2004, 36: 543-550; Schiefke et al., Gastrointest Endosc. 2003, 58: 213-219). Wir prüften, ob auch an einem Krankenhaus der Grundund Regelversorgung mit dieser Methode ein Nutzen für die Patienten erzielbar ist. Die Mehrzahl der Pankreaskopfkarzinome wird durch einen Verschlußikterus bei maligner Gallengangsstenose oder seltener durch eine Magenausgangsstenose symptomatisch. Bei maligner Stenose des D. hepatocholedochus kann mittels ERC oder PTCD ein Stent in den DHC platziert werden. Die Plastikstents müssen regelmäßig wegen der Gefahr des Verschlusses gewechselt werden. Bei zunehmender Duodenalstenose oder erschwerten anatomischen Bedingungen (beispielsweise postoperativ) kann der Wechsel der Gallengangsendoprothese erschwert bis unmöglich werden, so dass der Patient von der Einlage eines Metallstents in den Gallengang profitiert. Von Januar bis Anfang November dieses Jahres wurden im SHK Weimar insgesamt bei 10 Patienten Metallstents in den DHC platziert, bei 8 Patienten bestand eine maligne Gallengangsstenose auf dem Boden eines fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms, ein Patient hatte eine maligne DHC-Stenose bei Rezidiv eines Magenstumpfkarzinoms, eine Patientin erhielt den Metallstent wegen einer narbigen Striktur des Gallengangs nach Leberteilresektion und späterer Hemihepatektomie rechts bei Lebermetastasen bei metastasierendem Rektumkarzinom. Eine zunehmende Kachexie steht bei fortgeschrittener Tumorerkrankung im Vordergrund, die neben der tumorbedingten Gewichtsabnahme, der exokrinen Pankreasinsuffizienz und der Appetitlosigkeit teilweise auch durch das rezidivierende Erbrechen bei Magenausgangsstenose bzw. Duodenalstenose bedingt wird. Durch die Einlage von selbstexpandierenden Metallstents kann eine orale Nahrungsaufnahme wieder ermöglicht werden. In unserer Klinik wurden bisher in diesem Jahr 7 Duodenalstents gelegt, bei 5 Patienten wegen einer Duo- Seite 14 JOURNAL denalstenose bei Pankreaskopfkarzinom, bei einem Patienten wegen einer Duodenalstenose bei Klatskintumor und ein Patient mit einem neuroendokrinen Tumor des Duodenums erhielt einen Stent. Die Überlebenszeit unserer Patienten mit Pankreaskarzinom nach Einlage eines Metallstents in den Gallengang erreichte Wochen bis Monate, nach Platzieren eines Duodenalstents 11/2 bis 8 Monate. Bei Mittal et al. (Br J Surg 2004; 91:205-209) waren die Überlebenszeiten nach Stenteinlage kürzer als nach offen operativer oder laparoskopischer Gastroenterostomie, was sicher teilweise auf die Patientenselektion zurückzuführen ist, da die Stenteinlage erst bei symptomatischen Patienten mit weiter fortgeschrittener Tumorerkrankung erfolgte. Frühere Studien von Jim et al. (Gastrointest. Endosc. 2001; 53:329-332) zeigten ein identisches medianes Überleben beider Gruppen oder einen Überlebensvorteil der Patienten, die einen Stent erhielten (Wong et al. Surg Endosc. 2002; 16:310-312). In allen Studien zeigte sich ein Vorteil der Stentgruppe gegenüber der Gastroenterostomie bezüglich der Krankenhausverweildauer, der Kosten und dem Zeitpunkt bis zur ersten oralen Nahrungsaufnahme nach der Intervention (Maetani et al. J Gastroenterol. 2005 Oct; 40(10):932-7). Interventionsbedingt war auch bei uns keine Mortalität aufgetreten, in einem Fall wurde eine Stentdislokation beobachtet, bei einer anderen Patientin eine postinterventionelle Sepsis, beide Komplikationen ließen sich konservativ beherrschen. Andere schwerwiegende Komplikationen wie Blutungen oder Perforationen traten in unserem Patientenkollektiv nicht auf. Die mittlere Überlebenszeit von ca. 6 Monaten bei fortgeschrittenen Pankreaskarzinomen lässt sich durch die Einlage der Metallstents sicher nicht verlängern, jedoch ist dieses Verfahren eine Möglichkeit, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Durchleuchtungsaufnahme Wallstent in Duodenum und Gallengang Endoskopischer Aspekt eines Duodenalstents im Pylorus 01/2006 5 Metallstents bei Gallengangsstenosen / Duodenalstenosen Anliegen der stationären onkologischen Rehabilitation Anlage von 01/05 bis 11/05 im SHK Weimar Sex Age ED Erkrankung männl. 66 05/05 PankreasCa Lebermetast. weibl. 66 männl. 83 männl. Duod. stent GG stent Tod Orale KompliNahrungskation aufnahme 13.06.05 11.07.05 30.07.05 – möglich PankreasCa Lebermetast. – 04.04.05 27.05.05 – möglich 02/05 PankreasCa Lebermetast. – 01.04.05 ?/05 – möglich 75 08/04 PankreasCa Lebermestast. 03/05 04/05 Stentverl. – ? Dislokation möglich weibl. 60 Rektum Ca Op, Leberteilresekt. 2000 07/99 Hemihepatektomie re 05/02 narbige GG striktur _ 03/05 nein – möglich männl. 65 Magenstumpf Ca 12/04 Rezidiv mit maligner DHC stenose – 03/05 05/05 – möglich männl. 82 Klatskin Bismuth IV 01/05 Plastik 05/05 – möglich weibl. 65 11/05 Pakreastumor Metastase? Primum? 11/05 – – weibl. 88 10/05 Pankreaskarzinom – 10/05 – – möglich männl. 84 09/05 Pankreaskarzinom Lebermetast. – 10/05 10/05 – möglich männl. 77 08/05 Pankreaskarzinom Leber-, Lungenmet. 08/05 08/05 10/05 – möglich weibl. 59 07/04 Pankreaskarzinom Lebermet. 01/05 02/05 09/05 – möglich männl. 82 02/05 Pankreaskarzinom Lebermetastasen – 03/05 08/05 – möglich männl. 86 12/04 Neuroendokriner Duodenaltumor 02/05 – 05/05 – möglich unmöglich Sepsis (Peristaltikstörung) Korrespondenzadresse: Priv.-Doz. Dr. med. Roger Secknus Klinik für Innere Medizin II Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar Henry-van-de-Velde-Straße 2 · 99423 Weimar Telefon: 0 36 43 / 57 12 00 JOURNAL Klaus Günzel, Prof. Volhard Klinik Masserberg Die stationäre Nachsorge bei malignen Tumor- und Systemerkrankungen hat in der medizinischen Betreuung der Tumorpatienten in der Bundesrepublik Deutschland einen festen Platz. Schon vor 40 Jahren wurden Heil- und Festigungskuren nach Krebserkrankung etabliert und die gesetzlichen Voraussetzungen für einen solchen Anspruch im Sozialgesetzbuch VI niedergeschrieben. Danach können Patienten mit bösartiger Erkrankung in den ersten drei Jahren bis zu drei stationäre Maßnahmen oder bei aktiver Tumorerkrankung bzw. Neuauftreten der Erkrankung wiederholt wahrnehmen. Heute sprechen wir in der stationären Nachsorge von einer stationären onkologischen Rehabilitation. Das Wort, übersetzt Wiederherstellung, macht deutlich, dass der Krebspatient durch die Erkrankung und notwendige Therapie in seiner körperlichen, seelischen und sozialen Verfassung eine Einschränkung erfahren hat, die es erforderlich macht, ihn wiederherzustellen. In einem Krankenhaus hat man die Diagnose Krebs stellen müssen und in einer individuellen Entscheidung durch Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie die Erkrankung behandelt. Nun kann in einer sogenannten Anschlussheilbehandlung eine onkologische Rehabilitationsklinik aufgesucht werden, um die durch Erkrankung oder Therapie resultierenden Funktionsstörungen wahrzunehmen und zu behandeln. Mit der Diagnose Krebs ist der Patient unter Umständen in eine Krise und Orientierungslosigkeit geraten. Gerade in einer Rehabilitationsklinik kann man zur Ruhe kommen, das Geschehene annehmen, sich damit auseinandersetzen. Ein neues Lebenskonzept unter gewandelten Vorzeichen entwerfen und erste Schritte in einem veränderten Verhalten ausprobieren, um zu schauen, ob man mit dieser neuen Lebenstechnik auch lebensfähig bleibt oder wird. Sie brauchen einen vertrauensvollen Gesprächspartner, einen Fachmann, der ihnen Fragen beantworten kann, ihre Tumorsituation und das was getan wurde oder was im weiteren zu tun wäre erläutern kann. Sie finden einen ebenfalls Betroffenen an ihrer Seite, der aus eigener Erfahrung über Gefühle und Verhaltensweisen berichten kann, ihnen Mut macht, ihnen Tipps zu geben vermag. Der Umgang in der Klinik ist angetan, soziale Kontakte zu knüpfen, in Gruppen sich körperlich, gefühlsmäßig, kreativ und kommunikativ zu bewegen und ggf. diese Bereiche zu verbessern. Aber auch in Einzelaktivitäten, einer ganz zielgerichteten Krankengymnastik, einer funktionellen Ergotherapie oder einem vertrauensvollen, sehr intimen Gespräch mit dem Arzt oder dem Psychologen, kann ein guter Schritt zur Besserung getan werden. 01/2006 Seite 15 Wir möchten Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln, den Patienten zu einer positiven Denkweise anhalten, Eigeninitiativen wecken, ihn zu einem aktiven Partner machen und ihn als einen mündigen Patienten erleben. Deshalb wird unsere Behandlung immer bemüht sein, individuell angemessen, persönlichkeitsorientiert, ganzheitlich zu sein und das psychosoziale Umfeld zu beachten. Die innere Harmonie, ein Stückchen mehr Gelassenheit gegenüber den Problemen des Alltages, sollen wiederkehren oder erreicht werden und somit innere Kräfte, die man als Selbstheilungskräfte bezeichnen könnte, und die innere Ordnung, man könnte sagen, das Immunsystem, gestärkt werden. Wir wollen ihn an eine Mitverantwortung für seine Gesundheit, die Wiederherstellung seiner körperlichen und seelischen Kräfte, eine soziale Integration, eine Modifikation seines Verhaltens und eine Neuorientierung seines Lebens heranführen. Stationäre Nachsorge beinhaltet auch, mit Hilfe eines Gespräches, einer gründlichen klinischen Untersuchung und des sinnvollen Einsatzes von Labor- und Medizintechnik auszuschließen, dass die Tumorerkrankung aktiv ist oder umgekehrt. Diese Untersuchungen wecken immer aufs neue Ängste, sie sind aber gedacht, dem Patienten Sicherheit zu vermitteln und ihn zu stärken. Auch wir können in einer Rehabilitationsklinik eine Vielzahl von Untersuchungen veranlassen, wollen uns aber immer sehr individuell verhalten und in die Betreuung der Tumorzentren und Hausärzte einschalten. Ein korrekter und aussagefähiger Arztbrief an weiterbehandelnde Ärzte wird den Patienten nach seinem Aufenthalt begleiten. Wir führen Chemotherapien durch, die häufig weit besser toleriert werden, weil u. U. umgebend mehr Entspannung, mehr Zeit und ein freundliches Ambiente ist. Wir bieten eine qualifizierte Stomaberatung bei künstlichem Darm- oder Blasenausgang an. Wir behandeln Begleiterkrankungen, stellen beispielsweise einen Zuckerstoffwechsel ein, lehren sie die Technik der Selbstinjektion für das Insulin oder das Spritzen von Mistelextrakten. Wir machen Mut, sich so zu zeigen und zu geben, wie man nun verändert ist. Ein Lymphödem kann durch fachkundige Bahandlung gebessert werden, eine eingeschränkte Schulterbeweglichkeit im 30°-warmen Wasser des Bewegungsbades beseitigt werden. Veränderungen an den Verdauungsorganen erfordern eine Sonderkost. Den veränderten Funktionsabläufen muss mit einer veränderten Ernährungsweise begegnet werden. Hier bieten wir eine Ernährungs-beratung und die Zubereitung von speziellen Diäten in der Lehrküche an. Die Ergotherapie kann Funktionseinschränkungen von Arm und Bein beispielsweise durch zielgerichtete funktionelle Übungen behandeln. Sich aber auch an Werkstoffen, wie Ton oder Speckstein, Holz oder Textilien, Trockenblumen oder Pettigrohr, zu versuchen und Gefühle in sein kleines Kunstwerk zu geben, ist immer wieder ein erstaunlicher und das Selbstwertgefühl des Patienten beflügelnder Prozess. Seite 16 JOURNAL Ein Rehabilitationsberater der Rentenversicherungsträger kommt ins Haus und bietet ihnen weiterführende Hilfen am Heimatort an. Die Ärzte und Psychologen halten Aufklärungsvorträge. Wir versuchen damit auch, zu einem besseren Bewusstsein in puncto Gesundheit zu gelangen, mit Belastungen, wie Schmerz und Stress, zweckmäßiger umzugehen. Entspannungsübungen werden vermittelt. Monatlich sind die Selbsthilfegruppen der Region in der Klinik vertreten, um zu informieren und Hilfen anzubieten. Kulturhistorische Vorträge und Aktivitäten im Umfeld der Klinik wollen mit Besonderheiten der Region bekannt machen. Der Sozialarbeiter bietet sozialrechtliche Beratung an. Er vermittelt weiterführende Hilfen am Heimatort. Die Ärzte führen klinische Visiten durch, die auch einen Besuch in seinem Klinik-Zuhause darstellen. Das gesamte Behandlungsteam tauscht sich aus, um aus unterschiedlichen Blickwinkeln den Patienten mit seinen Sorgen und Nöten bestmöglichst wahrzunehmen und ihm zu helfen. Rehabilitation wird während der stationären Nachsorge in Gang gesetzt und sollte für eine möglichst lange Zeit fortwirken. Hierfür muss man das Gelernte immer wieder ausprobieren und anwenden. Die Wiederholungsmaßnahme ist eben auch gedacht, all dieses aufzufrischen. Korrespondenzadresse: Dr. med. Klaus Günzel Professor Franz Volhard Klinik Masserberg Hauptstraße 18, 98666 Masserberg Telefon: 03 68 79 / 53-0 IMPRESSUM Herausgeber: Tumorzentrum Erfurt e.V. Redaktion: Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl Dr. rer. nat. Hubert Göbel Redaktionsbüro und Versand: Tumorzentrum Erfurt e.V. Nordhäuser Straße 74 · 99089 Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-48 02 · Telefax: 03 61 / 7 81-48 03 E-Mail: [email protected] Satz und Druck: Handmann Werbung GmbH Erfurt Hinweis: Das Tumorzentrum Erfurt erstellt die Artikel nach bestem Wissen und Gewissen. Die Verantwortung für den Inhalt der medizinischen und wissenschaftlichen Beiträge obliegt den Autoren. Sie stellen keine Handlungsempfehlungen für den individuellen Fall dar. 01/2006 5 Leben ohne Kehlkopf – Selbsthilfegruppe der Kehlkopflosen und Kehlkopfoperierten Renate Swoboda, Klinik für Hals-NasenOhrenheilkunde, HELIOS Klinikum Erfurt Der Verlust des Kehlkopfes (Laryngektomie) bei bösartigen Tumorer-krankungen führt zu einer vollständigen Umstellung des täglichen Lebens. Der Patient hat ein Tracheostoma, wird Halsatmer. Durch die Verhinderung der Nasenatmung wird die Atemluft nicht erwärmt, gereinigt und angefeuchtet. Das Riechvermögen ist eingeschränkt. Er muss das Sprechen neu erlernen durch Ösophagusstimme, Stimmventil oder Sprechhilfe zur Verstärkung des Flüsterns. Es besteht die Gefahr, dass der Patient sich infolge seiner Behinderung nach dem Eingriff isoliert, dem muss vorgebeugt werden. Infolge der Laryngektomie können sich die beruflichen Möglichkeiten vollständig verändern. Patienten in Sprechberufen werden diese nicht mehr ausführen können. Arbeiten mit extremem Temperaturwechsel oder am Fließband sind nicht mehr möglich. Viele Fragen treten auf zum Verhalten im täglichen Leben, zum Umgang mit dem Organverlust. Aus diesem Grund haben sich seit Jahren Selbsthilfegruppen der Betroffenen etabliert. Es hat sich bewährt, dass bereits vor der Operation ein Kontakt der Patienten mit Betroffenen (Laryngektomierten) erfolgt, deutlich gemacht wird, dass es ein Leben nach der Operation gibt. Selbsthilfegruppen haben eine enge Verbindung zu den Ärzten in den Kliniken. In Thüringen besteht eine Selbsthilfegruppe in Nordhausen. In Erfurt, Gera, Jena und Suhl wurden Bezirksvereine gegründet, die im Landesverband Thüringen e.V. eng zusammenarbeiten. Die Bezirksvereine e.V. der Kehlkopflosen sind Mitglied im Landesver-band der Kehlkopflosen und Kehlkopfoperierten Freistaat Thüringen e.V. und im Bundesverband der Kehlkopflosen und Kehlkopfoperierten e.V. Die Gruppen treffen sich zu Mitgliederversammlungen zum Erfahrungsaustausch und Vorträgen beratender Ärzte, um Fragen zu Verhaltensweisen oder zu Möglichkeiten der Verbesserung ihrer Konstitution zu klären. Sie tauschen sich auch über Hilfsmittel und deren Anwendung aus. Weiterhin werden gemeinsame Ausflüge und Weihnachtsfeiern organisiert. Vom Landesverband Thüringen wird jährlich ein Seminar mit etwa 40 Teilnehmern in der Kurklinik in Weißen durchgeführt. Hier sprechen Ärzte zu für die Betroffenen interessanten Fragen. Diese Seminare sind auch für die Patientenbetreuer hilfreich, zeigen ihnen, dass außer der radikalen Entfernung des Kehlkopfes bei Früherkennung andere operative Möglichkeiten bestehen, vielfach jedoch immer noch die Laryngektomie erforderlich ist, wenn keine andere therapeutische Möglichkeit besteht. Weiterhin werden Vorträge von Vertretern der Versorgungsämter und Krankenkassen organisiert, die meist rege diskutiert werden. JOURNAL Vom 1. – 4.9.2005 fand in Weißen das jährliche Seminar statt. Es wurden hier alle Fragen zum Larynxkarzinom beleuchtet. Von möglichen Teilresektionen (Lasereinsatz) bis zur Laryngektomie und erforderlichen Nachbehandlungen (Strahlentherapie oder Radio-Chemo-Therapie) bis zur Behandlung von Rezidiven reichte das Spektrum. Großes Interesse fanden auch die Vorträge zur Sprachanbahnung, zu Stimmventilen und deren Komplikationen sowie zur Vermeidung von Erkrankungen des Tracheobronchialsystems. Ein Mitarbeiter des Bundesvorstandes sprach zu sozialpolitischen Themen und zur Arbeit des Bundesvorstandes. Über den Bundesvorstand ist die Patientenbetreuung in fast allen HNO-Kliniken Deutschlands gewährleistet. Die Aufklärung der Patienten über die Operation, die postoperative Phase und die Folgen für das weitere Leben sowie die von ihnen erwarteten Verhaltensweisen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten. Ziel des Verbandes ist, die Probleme der Laryngektomierten und ihren Verband bekannt zu machen, möglichst alle Betroffenen im Verband zu erfassen. Gemeinsam mit Ärzten soll Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit die Erkrankung frühzeitig erkannt wird und durch eine rechtzeitige Behandlung der Frühstadien die vollständige Entfernung des Kehlkopfes vermieden werden kann. Kontaktadressen: Herr Otto Herrmann Landesverband Thüringen der Kehlkopflosen und Kehlkopfoperierten e.V. Bertolt-Brecht-Straße 9, 04600 Altenburg Telefon / Telefax: 0 34 47 / 50 00 55 Herr Heinz Anders Bezirksverband der Kehlkopflosen und Kehlkopfoperierten Erfurt e.V. Gneisenaustraße 9, 99097 Erfurt Telefon / Telefax: 03 61 / 41 11 57 Korrespondenzadresse: Priv.-Doz. Dr. med. Renate Swoboda Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde HELIOS Klinikum Erfurt Nordhäuser Straße 74, 99087 Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-21 01 01/2006 Seite 17 Über den Horizont hinausgehen Mehr Zukunft für mehr Patienten. AVS 709 05 066 www.hoffnung-bei-darmkrebs.de Gemeinsames Veranstaltungsverzeichnis von Medizinisch-wissenschaftlicher Gesellschaft Erfurt e.V. HELIOS Klinikum Erfurt GmbH und Tumorzentrum Erfurt e.V. 1. Halbjahr 2006 auch in diesem Jahr möchten wir Ihre gezielten und konzentrierten Fortbildungsaktivitäten wieder mit einem gemeinsamen Veranstaltungsverzeichnis unterstützen und Ihnen ein breites Spektrum zertifizierter und hoffentlich für Sie interessanter Fort- und Weiterbildungen anbieten. Die nachstehende Kurzfassung kann weder vollständig sein, noch umfassend informieren. Sie soll als Orientierungshilfe dienen und Sie animieren, alle weiteren Informationen und die laufenden Aktualisierungen auf der Internetseite www.mwg-erfurt.de nachzulesen und/oder direkt bei den Organisatoren zu erfragen. Über eine zahlreiche Teilnahme an den Veranstaltungen, rege Diskussionen sowie die Vertiefung und Ausweitung persönlicher Kontakte freuen wir uns besonders. Prof. Dr. med. B. Ulshöfer Vorsitzender Tumorzentrum Erfurt e.V. Prof. Dr. med. D. Eßer Ärztlicher Direktor HELIOS Klinikum Erfurt MÄRZ 2006 06.03.2006 · 19.00 Uhr Hotel Zumnorde Erfurt Erfurter Thoraxkolloquium 08.03.2006 Unfallchirurgisch-Orthopädisches Kolloquium Degeneratives Lumbalsystem 11.03.2006 Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt 30. Erfurter Ophtalmologengespräch: Alterskorrelierte Maculadegeneration 14.03.2006 · 16.00 Uhr Seminarraum der Klinik für Neurologie · HELIOS Klinikum Erfurt Das Karpaltunnelsyndrom – Aktuelle Diagnostik und Therapie Dr. med. H. Assmus, Heidelberg 16. – 18.03.2006 Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt 13. Thüringer Operationskurs: Mikrochirurgie des Felsenbeins, präoperative Diagnostik und Nachbehandlung 22.03.2006 · 14.00 Uhr Besprechungsraum Abt. PMR, Bauteil D, Hauptgebäude HELIOS Klinikum Erfurt Nordic Walking – nur ein Modetrend? Wirkungsweise der speziellen Trainingstherapie auf Herz-Kreislauf- und Muskuloskelettal-System Vortrag mit Praxisteil, Frau A. Friedl, Frau S. Stark, Erfurt 25.03.2006 Erfurter Kardiologie-Tag 29.03.2006 · 16.00 Uhr Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt Interdisziplinäre Fallkonferenz Bitte interessante Falldemonstrationen anmelden: Frau OÄ Dr. B. Knau, Erfurt, Telefon: 03 61 / 7 81-52 70 JOURNAL 03.04.2006 · 19.00 Uhr Erfurter Thoraxkolloquium 26.04.2006 · 16.00 Uhr Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt Ästhetische Chirurgie (Teil 1) MAI 2006 Liebe Kolleginnen und Kollegen, PD Dr. med. K. Hamm Vorsitzender MWG e.V. APRIL 2006 01.05.2006 · 19.00 Uhr Hotel Zumnorde Erfurt Erfurter Thoraxkolloquium 03.05.2006 · 19.00 Uhr Landeszahnärztekammer Thüringen · Barbarossahof 16 · Erfurt Obstruktive Schlafapnoe und ihre kausale Therapie aus chirurgischer Sicht 03.05.2006 · 16.00 Uhr Ilm-Kreis-Kliniken Arnstadt-Ilmenau Bereich Arnstadt Neue WHO-Klassifikation von Kopf-Hals-Tumoren, Teil 1 (siehe www.tumorzentrum-erfurt.de) 10.05.2006 · 17.00 – 18.30 Uhr Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt Unfallchirurgisch-Orthopädisches Kolloquium Wirbelsäulenfrakturen 10.05.2006 · 19.00 – 20.30 Uhr Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt 27. Erfurter Fortbildung Hämatologie / Onkologie für Krankenschwestern und -pfleger · Aktuelle Aspekte der HIV-Infektion (siehe www.tumorzentrum-erfurt.de) 12. – 13.05.2006 Besprechungsraum der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Hauptgebäude, Raum B 1.400 18. Kurs Audiometrie (ERA, OAE, Probleme der subjektiven Audiometrie) 17.05.2006 · 14.00 Uhr Besprechungsraum Abt. PMR, Bauteil D, Hauptgebäude Theoretische Grundlagen und spezielle Wirkungsweisen der manuellen Lymphdrainage und komplexen Entstauungstherapie Vortrag mit Praxisteil, Frau N. Barth, U. Bomberg 24.05.2006 · 16.00 Uhr Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt Immunchemotherapie – Fortschritt in der Therapie indolenter Lymphome – Ist Heilung in Sicht? Prof. Dr. med. M. Herold, Abt. Hämatologie / Onkologie, 2. Med. Klinik, HELIOS Klinikum Erfurt JUNI 2006 02.06.2006 · 15.00 Uhr Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt Management aggressiver Parodontitiden – wissenschaftlicher Nutzen des Zähneputzens!? 05.06.2006 · 19.00 Uhr Hotel Zumnorde Erfurt Erfurter Thoraxkolloquium 08.06.2006 · 19.00 Uhr Radisson SAS Hotel Erfurt Seelische Verarbeitung der Krebserkrankung Prof. Dr. med. R. Erkwoh 09. – 10.06.2006 Besprechungsraum der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Hauptgebäude Raum B 1.400, HELIOS Klinikum Erfurt Ultraschalldiagnostik im Kopf-Hals-Bereich (A- und B-Bild-Verfahren) – Aufbaukurs 10.06.2006 Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt 31. Erfurter Ophthalmologengespräch: Nachsorge 01/2006 Seite 19 15. – 17.06.2006 Augustinerkloster Erfurt XV. Interdisziplinäres neurowissenschaftliches Symposium ANGEBOTE DES TUMORZENTRUM ERFURT e.V. 21.06.2006 · 14.00 Uhr Besprechungsraum Abt. PMR, Bauteil D, Hauptgebäude HELIOS Klinikum Erfurt Indikationen und Wirkungsweisen der Zentrifugalmassage Vortrag mit Praxisteil, Frau G. Lamster, Frau R. Heinemann KONSILARDIENSTE 21.06.2006 · 16.00 – 20.00 Uhr Victor’s Residenz-Hotel Erfurt 16. Erfurter Fortbildung Hämatologie / Onkologie (siehe www.tumorzentrum-erfurt.de) AUSBLICK 2. HALBJAHR 2006 JULI 2006 • Interdisziplinäres onkologisches Konsil Am 1. und 3. Mittwoch des Monats, 15.00 Uhr, im HELIOS Klinikum Erfurt, Nordhäuser Straße 74 (Ab April 2006 wird das Konsil wöchentlich durchgeführt. Bitte informieren Sie sich über die neue Anfangszeit unter: www.tumorzentrum-erfurt.de). Anmeldungen über Telefon 03 61 / 7 81-48 02 03.07.2006 · 19.00 Uhr Hotel Zumnorde Erfurt Erfurter Thoraxkolloquium Leitung: Prof. Dr. Herold / Prof. Ulshöfer 08.07.2006 · 9.00 – 14.00 Uhr Station 33 · Zentralklinik Bad Berka 2. Palliativtag: Ganzheitlichkeit – Vision oder Wirklichkeit in der Palliativmedizin? (siehe www.tumorzentrum-erfurt.de) 12.07.2006 · 17.00 Uhr Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt Unfallchirurgisch-Orthopädisches Kolloquium Schulterendoprothetik 19.07.2006 · 16.00 Uhr Auditorium · HELIOS Klinikum Erfurt Interdisziplinäre Fallkonferenz Bitte interessante Falldemonstrationen anmelden: Frau OÄ Dr. B. Knau, Telefon 03 61 / 7 81-52 70 OKTOBER 2006 13. – 14.10.2006 Radisson SAS Hotel Erfurt Symposium anlässlich 40 Jahre Kinderonkologie in Erfurt Pädiatrische Onkologie – State of the Art (siehe www.tumorzentrum-erfurt.de) NOVEMBER 2006 03. – 04.11.2006 Haus Hainstein Eisenach 19. Onkologische Konferenz (siehe www.tumorzentrum-erfurt.de) Jeder Arzt kann seine onkologischen Fälle persönlich einem Gremium von Experten aller Fachdisziplinen vorstellen. Am Ende der (kostenfreien) Beratung erhält er eine konkrete Therapieempfehlung. Zu jeder Fallbesprechung wird ein Protokoll angefertigt, das dem vorstellenden Arzt und eventuellen mitbehandelnden Ärzten zugeht. • Telekonsil Ärzte, die nicht selbst zum interdisziplinären onkologischen Konsil kommen können, haben die Möglichkeit, vom Internet-PC der Praxis oder von zu Hause aus ihre Fälle mit dem Expertengremium zu beraten. Ausführliche Benutzungshinweise über die Geschäftsstelle oder: f www.tumorzentrum.de Die Einhaltung des Datenschutzes ist gewährleistet. • Telefonischer Konsilardienst Unkompliziertes Vermitteln von Kontakten zu den speziellen onkologischen Ansprechpartnern aller Fachgebiete f www.tumorzentrum.de ONKOLOGISCHE LEITLINIEN KONTAKTADRESSEN: Medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaft Erfurt e.V. Vorsitzender Priv.-Doz. Dr. med. Klaus Hamm Nordhäuser Straße 74 · 99089 Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-67 18 Telefax: 03 61 / 7 81-67 19 www.mwg-erfurt.de HELIOS Klinikum Erfurt Pressesprecherin Brigitte Küchler Nordhäuser Straße 74 · 99089 Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-10 31 Telefax: 03 61 / 7 81-10 32 www.helios-kliniken/erfurt In Ergänzung und zur praktischen Durchführung werden diese wo nötig für die speziellen regionalen Bedingungen adaptiert. Sie können unsere Arbeit durch Ihre Spende unterstützen! Tumorzentrum Erfurt e.V. Geschäftsführer Dr. Hubert Göbel Nordhäuser Straße 74 · 99089 Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-48 06 Telefax: 03 61 / 7 81-48 03 www.tumorzentrum-erfurt.de Seite 20 Hilfestellung bei der Umsetzung der aktuellen Diagnose-, Therapie- und Nachsorgeleitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und der medizinischen Fachgesellschaften. Sparkasse Mittelthüringen BLZ 820 510 00 · Konto-Nr. 130 123 609 (Spenden sind steuerlich begünstigt! JOURNAL 01/2006 5 KONTAKTE ZU SELBSTHILFEGRUPPEN UND HOSPIZDIENSTEN IN DER REGION PSYCHOLOGISCHE BETREUUNG Betreuungsangebote für stationäre Patienten des HELIOS Klinikum Erfurt sowie für Ärzte und Pflegepersonal. FORT- UND WEITERBILDUNG • Ärzte • Krankenschwestern und -pfleger • Sozialdienste DOKUMENTATION • Klinische Tumordokumentation In Erfüllung des Qualitätssicherungsauftrages des Sozialgesetzbuches (SGB V) wird für jeden Patienten der gesamte Krankheitsverlauf nach anerkannten Regeln (Tumorbasisdokumentation) dokumentiert. Die Unterlagen stehen dem Patienten und ihren behandelnden Ärzten zur Verfügung. Im Einzelfall (bei Umzug, Arztwechsel, Verlust von Originalunterlagen) sind sie für den Arzt eine unschätzbare Hilfe. • Gemeinsames Krebsregister der neuen Bundesländer Epidemiologisch relevante Daten werden entsprechend geltender Gesetze an das Gemeinsame Krebsregister der neuen Bundesländer weitergegeben. Mehr als 95 % der Meldungen des Einzugsgebietes kommen vom Tumorzentrum. Diese Daten werden regelmäßig mit den amtlichen Sterbedaten abgeglichen und stehen dem meldenden Einrichtungen zur Verfügung. SERVICE • Unterstützung der Nachbetreuung, Erinnerungsfunktion Auf persönlichen Wunsch werden Patienten (und ihre betreuenden Ärzte) an vereinbarte bzw. vergessene Nachsorgetermine erinnert. • Statistiken für Krankenhäuser und Praxen Erstellung von Übersichten, Leistungsstatistiken und Überlebenszeitanalysen für die von der jeweiligen Einrichtung betreuten Patienten. • Informationen Kostenlose Bereitstellung von Tumor-Nachsorgepässen und Informationsmaterialien für Patienten, Ärzte, Pflegepersonal und Sozialdienste JOURNAL WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl (Vorsitzender) Chefarzt, Institut für Pathologie, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-27 50 Dr. med. Klaus Blumenstengel Hämatologe und internistischer Onkologe, Georgenstraße 18, 99817 Eisenach Telefon: 0 36 91 / 74 64 04 Dr. med. Rainer Bonnet M.D., Clinical Professor of Medicine Loma Linda Univ., CA Chefarzt, Klinik für Pneumologie, Zentralklinik Bad Berka Telefon: 03 64 58 / 5 15 00 Michael Domrös Leiter der Landesvertretung Thüringen, VdAK / AEK, Lucas-Cranach-Platz 2, 99099 Erfurt Telefon: 03 61 / 4 42 52 11 Dr. med. Alexander Fichte Urologe, Geschwister-Scholl-Straße 6, 99085 Erfurt Telefon: 03 61 / 6 43 73 03 Priv.-Doz. Dr. med. Klaus Hamm Leiter der Abteilung Stereotaktische Neurochirurgie und Radiochirurgie, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-67 18 Rolf Heller Leitender Verwaltungsdirektor, AOK Thüringen, Augustinerstraße 38, 99084 Erfurt Telefon: 03 61 / 65 74-1 13 56 Prof. Dr. med. Udo B. Hoyme Direktor, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-40 00 Prof. Dr. med. Ruthild Linse Chefärztin, Klinik für Hautkrankheiten, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-43 00 Priv.-Doz. Dr. med. Günter Ortmann Chefarzt, Chirurgische Abteilung, Hufeland-Krankenhaus Bad Langensalza Telefon: 0 36 03 / 8 55-0 Priv.-Doz. Dr. med. Axel Sauerbrey Chefarzt, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-45 00 Priv.-Doz. Dr. med. Renate Swoboda Oberärztin, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-63 06 01/2006 Seite 21 VORSTAND Prof. Dr. med. Berthold Ulshöfer (Vorsitzender) Chefarzt, Klinik für Urologie, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-22 00 Prof. Dr. med. Michel Herold (Stellvertr. Vorsitzender) Leiter der Abteilung Hämatologie / Onkologie, 2. Medizinische Klinik, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-25 66 Prof. Dr. med. Dirk Eßer Chefarzt, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-21 00 Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl Chefarzt, Institut für Pathologie, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-27 50 Dr. med. Christina Müller Chefärztin, Klinik für Palliativmedizin, Zentralklinik Bad Berka Telefon: 03 64 58 / 5 19 00 Priv.-Doz. Dr. med. Ulrike Schalldach Chefärztin, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, HELIOS Klinikum Erfurt Telefon: 03 61 / 7 81-24 00 Dr. med. Jörg Weniger Hämatologe und internistischer Onkologe, Geschwister-Scholl-Straße 6, 99085 Erfurt Telefon: 03 61 / 5 66 78 19 MITGLIEDSCHAFT • Onkologisch tätige Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger sowie Sozialarbeiterinnen in Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken und Arztpraxen • Vertreter von Gesundheitsämtern, Krankenkassen, Sozial- und Hospizdiensten, Selbsthilfegruppen • Mitgliedsbeiträge werden nicht erhoben • Aufnahmeanträge in der Geschäftsstelle erhältlich HIER ERREICHEN SIE UNS HELIOS Klinikum Erfurt GmbH Haus 8, Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt Telefon: Telefax: E-Mail: Homepage: Geschäftsführer: 03 61 / 7 81-48 02 03 61 / 7 81-48 03 [email protected] http://www.tumorzentrum-erfurt.de Dr. rer. nat. Hubert Göbel Seite 22 JOURNAL `À>ÌÁ]ÊxäÊ}ÊÌ>LiÌÌiÊÕ`ÊÈÊ}ÉÈÊ LâÜ°ÊÓÊ}ÉÓÊÊâiÌÀ>ÌÊâÕÀÊiÀÃÌiÕ}ÊiiÀ vÕÃÃÃÕ}°Ê7ÀÃÌvv\ÊL>`ÀÃBÕÀi]Ê >ÌÀÕÃ>â°Ê<ÕÃ>iÃiÌâÕ}\ i`iÊÌ>LiÌÌi iÌ BÌÊ xäÊ }Ê L>`ÀÃBÕÀiÊ >ÃÊ >ÌÀÕÃ>â Ý£ÊÓ"°ÊÌ>LiÌÌiÊL}°]ÊÜi~ÊLÃÊVÀiiv>ÀL}] *ÀB}Õ}ÊÓÉ/°Ê/>LiÌÌiiÀÊiÌ BÌÊ>Õ~iÀ`i >VÌÃi Þ`À>Ì]Ê*Û`]ÊÀÀÃÌ>iÊ iÕ Ãi]Ê ÀëÛ`]Ê-Ìi>ÀÃBÕÀi]ÊV `ëiÀÃiÃÊ- âÕ`Ý`° iÀÊ />LiÌÌiØLiÀâÕ}Ê iÌ BÌÊ Þ«À iÃi]Ê/Ì>`Ý`Ê­£Ç£®]Ê/>Õ]Ê>VÀ}Ê­Èäää®° iÊ ÕÀV ÃÌiV v>ÃV iÊ ÌÊ ÈÊ Ê âiÌÀ>ÌÊ âÕÀ iÀÃÌiÕ}ÊiiÀÊ vÕÃÃÃ}°Ê iÌ BÌÊ È]ÇxÊ } L>`Àð]Ê>ÌÀÕÃ>âÊÝ£ÊÓ"]ÊiÌëÀ°ÊÈÊ} L>`ÀÃ°Ê ÃÜiÊ >ÌÀÕ>ViÌ>ÌÊ Õ`Ê 7>ÃÃiÀÊ vØÀ iÌÃâÜiVi°Ê iÊ ÕÀV ÃÌiV v>ÃV iÊ ÌÊ ÓÊ âiÌÀ>ÌÊ iÌ BÌÊ Ó]ÓxÊ }Ê L>`Àð]Ê >ÌÀÕÃ>â]Ê Ý£Ê Ó"]Ê iÌëÀ°Ê ÓÊ }Ê L>`ÀÃ°Ê Üi`Õ}Ã}iLiÌi\ *ÀBÛiÌÊ ÃiiÌÌLiâ}iiÀ Ài}ÃÃiÊ ­«>Ì }°Ê À>ÌÕÀi]Ê V i «>Ìi]Ê `iÊ iiÊ ,>`Ì iÀ>«iÊ `iÀÊ iiÊ V ÀÕÀ}ÃV iÊ }ÀvvÊ iÀvÀ`iÀ®Ê LiÊ *>ÌiÌiÊ Ì ÀÕÃÌÀiLÃÊÕ`ÊV iiÌ>ÃÌ>ÃiÉÌÕÀ`ÕâiÀÌi Þ«iÀ>âBiÊ ÌÊ `iÀÊ iÊ iÌ>ÃÌ>Ãi° i}i>âi}i\Ê -V Ü>}iÀÃV >vÌÊ Õ` -ÌâiÌ] ÃÜiÊ ÃV Ê Li`iÕÌÃ>iÊ 4LiÀi«v`V iÌ }i}iÊ L>`Àð]Ê ÃÃÌ}iÊ iÃÌ>`ÌiiÊ `iÀ Ì>L°Ê `iÀÊ >`iÀiÊ Ã« ë >Ìi°Ê iLi ÜÀÕ}i\ />LiÌÌi\Ê BÕv}Ê ­£q£äÊ ¯®Ê Þ« >âBi]ÊÞëi«Ãi]Ê4LiiÌÊÕ`ÊÀiV Àiâ]ÊÕëi âvÃV iÊL`>ÃV iÀâi]Ê&ë >}ÌÃ]ÊÃÌ ii° ii}iÌV Ê ­ä]££Ê ¯®Ê Bi]Ê -ÌÀÕ}Ê `iÃÊ i ÃV >VÃÃÃ]Ê*>ÀBÃÌ iÃi]ÊÕ`ÌÀVi iÌ]Ê BÀ À >}ÃV iÀÊ Õ`i>ÕÕÃ]Ê Þë >}i]Ê >ÃÌÀÌÃ] *ÀÕÀÌÕÃ]ÊâÌBi]Ê>}i°ÊÀÕÃÌÃV iÀâi]Ê}À««i B °ÊÀÀ>Õ}]Ê1Ü Ãi]ÊÕëiâv°Ê-V iÀâi] *>À>Ì ÀÊÊÕÌÊiÀ Ì°ÊâiÌÀ>ÌÊLiÊÞ«iÀ >âBi\Ê-i ÀÊ BÕv}Ê­e £äʯ®ÊiLiÀÆÊ BÕv}Ê­£q£ä ¯®Ê Þ«>âBi]Ê V iÃV iÀâiÆÊ }ii}iÌV ­ä]£q£Ê¯®Ê}À««iB V iÊ-Þ«Ìi]ÊÞ>}i]Ê,}À° âiÌÀ>ÌÊ LiÊ `iÀÊ *ÀBÛiÌÊ ÃiiÌÌLiâ}iiÀ Ài}ÃÃi\Ê BÕv}\Ê ÃÌ ii]Ê }À««iB V iÊ -Þ« Ìi]Ê>ÀÀ i]ÊÞ>}i]ÊÞëi«Ãi]ÊÀLÀiV i] >ÕV ÃV iÀâi]Êii iÌ]ÊiÃV >Và ÛiÀvBÃV Õ}]Ê>ÃÃV iÀâi]ÊÕëiâ°ÊviÌ]ÊÕëiâ° «>À>Ì ÞÀ`iÊ -ÌÀÕ}]Ê >Ì>À>Ì]Ê -V iiLV] Õëiâ°Ê<> iÀÀ>Õ}]ÊÕëiâ°Ê>ÕÌiÀÀ>Õ}] ÀÌ À>}i]ÊiiiÀÀ>Õ}]ÊÀÌ ÀÃi]Ê«iÀ« iÀià &`i]Ê VV ÞÃÃ]Ê ØLiÀB~}iÀÊ ÕÀÃÌ]Ê iÀ Ìi >>/]ÊiÀ ÌiÃÊÀi>Ì]Ê«vÃV iÀâi°Ê7iV ÃiÜÀÕ}i\Ê iÊ iivÕÃÃÕ}Ê `iÀÊ ,iÃÀ«Ì ÛÊ`À>ÌÁ/>LiÌÌiÊ`ÕÀV Ê*À`ÕÌiÊiÃV i~° iLiÃÌÌi]Ê`iÊ>âÕÊÕ`Ê>`iÀiÊi ÀÜiÀÌ}i >ÌiÊ­ÜiÊâ°Ê°ÊÕÕ]Ê>}iÃÕ]ÊÃi® iÌ >Ìi]ÊÃÌÊÜ> ÀÃV iV ]Ê`> iÀÊ`>ÀvÊ`iÊÕv > iÊ`iÃiÀÊ*À`ÕÌiÊvÀØ iÃÌiÃÊÎäÊÊ>V Ê`iÀ > iÊÛÊ`À>Ì Á iÀv}i°ÊiiÊ7iV ÃiÜÀ°ÊÌÊ BÕv}Ê>}iÜi`iÌiÊ>Ìi«>ÃÌÃV i -ÕLÃÌ>âi]ÊÕÀiÌ>]ÊÌLÌ>]Ê>}iÌ>° 7iV Ãi ÜÀÕ}ÃÃÌÕ`iÊ >LiÊLiÊ«ÃÌi«>ÕÃ>iÊÀ>Õi iiÊ7iV ÃiÜÀ°ÊÌÊ/>ÝviÊ`iÀÊÀiÀÃ>Ìâ Ì iÀ>«iÊ­&ÃÌÀ}ii®ÊiÀ}iLi°Ê6ÀÃV Ì]ÊÜiÊà « ë >ÌiÊ }iV âiÌ}Ê ÌÊ }ÞÃ`i }i}iLiÊ ÜiÀ`i]Ê `>Ê Li`iÊ -ÕLÃÌ>â>ÃÃiÊ âÕ iiÀÊ -iÕ}Ê `iÃÊ -iÀÕ>âÕëi}ià vØ Ài i°ÊÕvÊ}iV âiÌ}iÊÞ«>}iÃBiÊ>V Ìi° iÊÃÃ>«>ÃÃÕ}ÊÛÊ`À>Ì Á LiÊ}iV âiÌ}iÀÊ >LiÊ ÛÊ ,>Ì`Ê ÃÌÊ ÌÀÌâÊ iÀ ÌiÀ ÛiÀvØ}L>ÀiÌÊ V ÌÊ ÌÜi`}]Ê iLiÃÊ LiÊ Ó Ì>}ÃÌiÊÕ`Ê>`iÀiÊ*ÀB«>À>Ìi]Ê`iÊâÕÊiiÀ À Õ}Ê `iÃÊ «7iÀÌiÃÊ `iÀÊ >}iÃBÕÀiÊ vØ Ài° ÜiÃ\ }iiÊ ÜÀ`Ê i«v i]Ê `iÊ iÀi vÕÌÊÃÜiÊ`iÊ>âÕ]Ê* ë >ÌÊÕ`Ê>}iÃÕ -iÀÕëi}iÊ âÕÊ LiL>V Ìi°Ê iÊ *>ÌiÌiÊ Ì iÀâÃÕvvâiâÀÃÊÕÃÃÊÞ«iÀ Þ`À>Ì>ÌÊÛiÀ i`iÊÜiÀ`i°ÊÃÃ>«>ÃÃÕ}ÊLiÊiLiÀvÕ ÌÃÃÌÀÕ}Ê ÃÌÊ V ÌÊ iÀvÀ`iÀV °Ê ÃÃ>«>ÃÃÕ} LiÊ iÀivÕÌÃÃÌÀÕ}Ê V ÌÊ iÀvÀ`iÀV Ê Là Ài>Ì i>À>ViÊÎäÊÉ° ØÀÊ`iÊ6iÀÀ`Õ}\ *>VÕ}iÊÌÊÓnÊ/>LiÌÌiÊ­ Ó®ÊLâÜ°Ên{Ê/>LiÌÌi ­ ή°ÊÈÊ}ÉÈÊ\Ê£ÊÕÀV ÃÌiV v>ÃV iÊ­ £®]ÊxÊÕÀV ÃÌiV v>ÃV iÊ­ £®°ÊÓÊ}ÉÓÊ\Ê£ÊÕÀV ÃÌiV v>ÃV i ­ £®°Ê6iÀÃV ÀiLÕ}ëvV Ì}°Ê-Ì>`\ÊÕÊÓääx° ÜiÃiÊ`iÀÊ>V vÀ>ÌÊLi>V Ìi°Ê7iÌiÀi vÀ>ÌiÊ>ÕvÊvÀ>}iÊiÀ BÌV \Êvv>> ,V iÊ]ÊÇÈÎäÊÀiâ>V 7Þ i 01/2006 5 >à G<®`±¹8® ` ë ë >Ì° UÊÊ iÊ7ÀÃ>iÌ\ Üi}iÀÊV iÃV iÀâi]ÊÜi}iÀÊÛiÀÌiLÀ>iÊÀ>ÌÕÀi UÊÊiiÊiivÕÃÃÕ}Ê`iÀÊ iÀivÕÌ LÃÊÀi>Ì i>À>ViÊÎäÊÉ UÊÊ<Õ}i>ÃÃiÊvØÀÊ*>ÌiÌiÊÌÊÀÕÃÌÀiLÃÊÕ`ÊV iiÌ>ÃÌ>Ãi UÊUÊUÊUÊU ÜÜÜ°ÀV i}i°`i iÕÌâiÀiÜÀÌʹÀV iºÊ³Ê*>ÃÃÜÀÌʹÀV iº n e s s a l e g u z t z J et b eim l a m Mam ! m o n i z kar NAVELBINE vinorelbin ® NAVELBINE® ORAL Wirkstoff: Vinorelbin. Zusammensetzung: 1 Weichkapsel NAVELBINE 20 mg enthält 27,70 mg Vinorelbin bis [(R,R)-tartrat] entsprechend 20 mg Vinorelbin.1 Weichkapsel NAVELBINE 30 mg enthält 41,55 mg Vinorelbin bis [(R,R)-tartrat] entsprechend 30 mg Vinorelbin. Anwendungsgebiete: Zur Behandlung des fortgeschrittenen anthrazyklinresistenten Mammakarzinoms bei Patientinnen in gutem Allgemeinzustand. Zur alleinigen Behandlung des fortgeschrittenen nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms (Stadium III oder IV) bei Patienten in gutem Allgemeinzustand (Karnofsky-Index 80%). Gegenanzeigen: NAVELBINE Weichkapseln dürfen nicht angewendet werden: bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Vinorelbin, andere Vinca-Alkaloide oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels, in der Schwangerschaft, in der Stillzeit, bei Erkrankungen, die die Resorption stark beeinträchtigen, bei vorangegangener erheblicher Resektion von Magen oder Dünndarm, bei Neutropenie (<1500/mm3), bei schweren Infektionen (akut oder innerhalb der letzten 14 Tage) oder bei Thrombozytopenie (< 100 000/mm3), bei schwerer Leberfunktionsstörung, bei Patienten mit einer FructoseIntoleranz, da NAVELBINE Weichkapseln Sorbitol enthalten, bei Patienten, die eine Langzeit-Sauerstofftherapie benötigen. NAVELBINE kann erbgutschädigend wirken. Männern, die mit NAVELBINE behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis zu 6 Monate danach kein Kind zu zeugen. Nebenwirkungen: Hämatologische Nebenwirkungen: Die Knochenmarkdepression, die vorwiegend zu einer Neutropenie führt, ist der dosisbegrenzende toxische Effekt. Bei 24% der Patienten trat eine G1-2 Neutropenie auf. Eine G3 Neutropenie (Neutrophilenzahl zwischen 1000 und 500/mm3) trat bei 19% der Patienten auf, eine G4 Neutropenie (< 500/mm3) bei 23,8% der Patienten (bei 2,9% der Patienten mit Fieber über 38°C). Infektionen traten bei 15,2% der Patienten auf, in 5,2% der Fälle hatten diese einen schweren Verlauf. Es traten bei 5% der Patienten febrile Neutropenie und bei 3,8% der Patienten eine neutropenische Sepsis auf, die in 1,2% der Fälle zum Tode führten. Eine Anämie war sehr häufig, aber zumeist leicht bis mittelschwer ausgeprägt (69,5% der Patienten mit G1-2, 4,3% mit G3 und 0,5% mit G4). Eine Thrombozytopenie kann auftreten, hat aber selten einen schweren Verlauf (12,9% der Patienten mit G1-2). Gastrointestinale Nebenwirkungen: Obstipation (siehe neurologische Nebenwirkungen), Übelkeit (70,5% G1-2, 8,6% G3, 0,5% G4), Erbrechen (52,9% G1-2, 4,3% G3, 3,3% G4), Diarrhoe (41,9% G1-2, 2,9% G3, 2,4% G4) und Anorexie (26,7% G1-2, 4,8% G3 und 1,0% G4) wurden beobachtet. Eine schwere Symptomatik wurde selten beobachtet und lässt sich durch eine ergänzende Behandlung (z.B. mit Metoclopramid oder oralen 5-HT3-Antagonisten) gegen Übelkeit und Erbrechen weiter verringern. Eine Stomatitis trat bei 8,7% der Patienten auf (G1-2) und war in der Regel leicht bis mittelschwer. Eine Oesophagitis wurde bei 4,8% der Patienten (0,5% der Patienten G3) beobachtet. Neurologische Nebenwirkungen: Peripheres Nervensystem: Neurosensorische Störungen waren im Allgemeinen auf den Verlust der tiefen Sehnenreflexe (12,4% der Patienten G1-2) beschränkt und selten von schwerer Ausprägung. Ein Patient erlitt eine partiell reversible Ataxie (G3). Neuromotorische Störungen wurden bei 10,0% der Patienten (1,0% der Patienten mit G3) beobachtet. Autonomes Nervensystem: Eine neurologisch bedingte Obstipation trat bei 11,3% (10,0% G1-2) der Patienten auf, ging aber nur selten (bei 1,4% der Patienten) in einen paralytischen Ileus über. In einem Fall wurde ein paralytischer Ileus mit tödlichem Ausgang berichtet. Bei Patienten mit anamnestisch bekannter Obstipationsneigung oder einer begleitenden Behandlung mit Opioiden kann der Einsatz von Laxanzien sinnvoll sein. Haut: Eine Alopezie kann mit zunehmender Behandlungsdauer in Erscheinung treten. Eine zumeist leichte Alopezie trat bei 27,1% der Patienten auf (G1-2). Sonstige Nebenwirkungen: Unter der Behandlung mit NAVELBINE Weichkapseln kam es gelegentlich zu Müdigkeit (19,5% G1-2, 6,7% G3), Fieber (12,4% G1-2), Arthralgien einschließlich Kieferschmerzen, Myalgien (9,0% G1-2) sowie Schmerzen einschließlich Tumorschmerzen (5,2% G1-2). Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass folgende Nebenwirkungen, die nach intravenöser Gabe von NAVELBINE oder anderen Vinca-Alkaloiden beobachtet wurden, ebenfalls nach oraler Gabe von NAVELBINE auftreten können: Kardiovaskuläres System: Selten wurde über kardiale Ischämien (reversible EKG-Veränderungen, Angina pectoris und Myokardinfarkt) berichtet. Leber/Pankreas: Gelegentlich kam es zu einem vorübergehenden und asymptomatischen Anstieg der Leberenzymwerte. Selten wurde über Fälle von Pankreatitis berichtet. Pulmonale Nebenwirkungen: Wie bei anderen Vinca-Alkaloiden kam es auch in Zusammenhang mit der i.v.-Gabe von NAVELBINE zu Dyspnoe und Bronchospasmen. In seltenen Fällen, vor allem unter einer Kombinationstherapie mit NAVELBINE i.v. und Mitomycin, entwickelte sich eine interstitielle Pneumopathie. Peripheres Nervensystem: Gelegentlich kommen Parästhesien vor. Haut: Selten kann es unter Vinca-Alkaloiden zu generalisierten Hautreaktionen kommen. Weitere Nebenwirkungen: In Einzelfällen wurden thorakale Schmerzen beobachtet. In einem Einzelfall wurde nach Vinorelbin-Gabe das Auftreten eines Guillain-Barré-Syndroms beobachtet. Selten wurde über schwere Hyponatriämie berichtet. Sehr selten wurde das Syndrom der gestörten ADH-Sekretion (SIADH) beobachtet. Bei Überdosierungen werden besondere Massnahmen empfohlen, siehe Gebrauchsinformation. Darreichungsform und Packungsgröße: 1 Weichkapsel (20 mg): Hellbraune, ovale Weichkapsel; Aufdruck „N20“. 1 Weichkapsel (30 mg): Rosafarbene, oblonge Weichkapsel; Aufdruck „N30“. Verschreibungspflichtig. Stand November 2005. PIERRE FABRE PHARMA GmbH, Jechtinger Straße 13, D-79111 Freiburg, Tel: 0761/45261-0, Fax: 0761/45261-44 JOURNAL 01/2006 5