Was macht Pathologie eigentlich? - Österreichische Gesellschaft für

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PRESSEINFORMATION
Unverzichtbare Pathologie – DiagnoseexpertInnen im Dienste der
PatientInnen und als KostenoptimiererInnen
(Wien, am 28. März 2008) - „Pathologie – ein Fach für die Lebenden!“ Diese Erkenntnis
beherrschte die Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie vom
27. bis 29. März in Wien. Im modernen Gesundheitsbetrieb sind in der Regel
PathologInnen die WeichenstellerInnen der Therapie und weiterführenden Diagnostik.
Zudem helfen sie dem Gesundheitsmanagement zu effektivem Umgang mit den
beschränkten finanziellen Mitteln. PathologInnen „lesen“ die Gewebs- und Zellproben
ihrer PatientInnen, um dann dem/der behandelnden ÄrztIn zu „übersetzen“, was genau
den Betroffenen fehlt. PathologInnen sind auf diese Weise zentraler Bestandteil des
ärztlichen Dialogs. Als „Diagnose-Detektive“ sind sie die AnwältInnen ihrer erkrankten
Schützlinge, z.B. im Falle medikamentöser Nebenwirkungen oder bei der HPVDiagnostik. Diese beiden Themen bildeten auch die Schwerpunkte der Frühjahrstagung
der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie (ÖGP) und machten deutlich, dass die
Pathologie mit ihren umfangreichen diagnostischen Verfahren seit langem ein für die
PatientInnen zwar unsichtbarer, aber bedeutender Bestandteil im diagnostischen und
therapeutischen klinischen Alltag ist.
Keine PathologInnen bei CSI
CSI, Bones – Die Knochenjäger, Criminal Minds – Mord und Totschlag und die akribische
Suche nach den TäterInnen … das Bild von der Pathologie ist geprägt von amerikanischen
Fernsehserien. Doch hier beginnt schon der erste Irrtum: Es sind GerichtsmedizinerInnen, die
sich um die Aufklärung gewaltsamer Todesfälle kümmern, die Leichen zur
Identitätsfeststellung untersuchen und Körperverletzungen bei Unfällen und Tötungsdelikten
rekonstruieren. Die Pathologie hingegen ist ein „Fach für die Lebenden“.
Die unsichtbare Hand
Unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat das Fach Pathologie seine zentrale
diagnostische Bedeutung dank neuer Verfahren in den letzten drei Jahrzehnten enorm
ausgebaut. Als „Goldstandard medizinischer Diagnostik“ befasst sich die moderne Pathologie
heute vorrangig mit Gewebs- und Zellanalysen. Die Obduktionstätigkeit – unverzichtbares
Rückfragehinweis: Christine Klinger, Public Health PR
Tel.: +43/1/602 05 30-93, e-mail: [email protected]
Instrument medizinischer Qualitätssicherung – macht nur mehr ein Zehntel des täglichen
Arbeitsaufwandes der Krankenhauspathologie aus.
Moderne diagnostische Verfahren wie die Immunhistochemie und die Molekularpathologie
tragen ebenfalls zur Qualitätssicherung bei. Mit ihnen können biochemische Veränderungen
der Zellen oder solche im genetischen Bereich nachgewiesen werden, die den Schlüssel für
eine maßgeschneiderte Therapie darstellen. So erlaubt die pathologisch-histologische
Darstellung tumorspezifischer Marker die Erstellung einer auf den Krebstyp fein abgestimmten
Therapie. Molekularpathologisch-genetisch ist die Aufdeckung erblich bedingter Tumorformen,
beispielsweise von familiärem Dickdarm- oder Brustkrebs, oder die gezielte Therapie etwa von
bestimmten Leukämieformen möglich geworden.
Iatrogene Pathologie hilft Kosten sinnvoll einzusetzen
Iatrogene Pathologie (iatrogen bedeutet „durch ärztliche Einwirkung entstanden“) beschäftigt
sich mit geweblichen Veränderungen, die durch medikamentöse oder bestrahlungsbedingte
Nebenwirkungen hervorgerufen worden sind, und unterscheidet diese von ähnlichen
geweblichen Veränderungen, die durch andere, beispielsweise infektiöse und tumoröse
Auslöser bewirkt worden sind. Frühzeitiges Erkennen von Arzneimittelnebenwirkungen wendet
gesundheitliche Schäden von PatientInnen ab und stellt so auch eine wesentliche
Kostenersparnis im Gesundheitssystem sicher.
Pathologie verhütet unnötige Kosten
Obwohl „Goldstandard medizinischer Diagnostik“, liefert die Pathologie – im Vergleich mit
vielen anderen diagnostischen Verfahren – erstaunlich kostengünstige, genaue und
standardisierte Diagnosen und hilft sogar, unnötige Behandlungskosten zu sparen. Aus einer
Fülle von Beispielen zeigt dies das Folgende: die gezielte zytostatische Behandlung eines
bestimmten Brustkrebstyps, der den Tumormarker Her-2/neu aufweist, kostet rund 12.000
Euro je Patientin. Bei jenen Patientinnen, deren Krebsform den Tumormarker Her-2/neu nicht
aufweist, ist diese Therapie allerdings wirkungslos. Mit einer pathologisch-histologischen Her2/neu-Untersuchung, die rund 670 Euro pro Patientin kostet, kann festgestellt werden, ob die
Patientin überhaupt auf die spezielle Therapieform ansprechen wird. „Mit dieser
pathologischen Diagnostik, die nur einen Bruchteil der Therapiekosten ausmacht, können
wertvolle Ressourcen im Gesundheitswesen gespart werden. Es kann damit aber auch, und
das sollte immer im Vordergrund stehen, geholfen werden, Nebenwirkungen moderner,
hochpotenter Therapien zu vermeiden“, unterstreicht Prim. Dr. Alexander Nader, Institut für
Pathologie und Mikrobiologie des Hanusch-Krankenhauses der Wiener Gebietskrankenkasse.
Rückfragehinweis: Christine Klinger, Public Health PR
Tel.: +43/1/602 05 30-93, e-mail: [email protected]
Pathologie ist unsere Krebsvorsorge
Manch eine Frau hat sich wohl schon bei der Kostenaufstellung der Krankenkasse gewundert,
dass eine pathologisch-diagnostische Leistung verrechnet wird. Jedoch: PathologInnen sind
es, die die von GynäkologInnen gewonnenen Krebsabstriche (PAP-Tests) auf Krebsvorstufen
hin untersuchen. Es ist die Pathologie, die für die Krebsvorsorge einen entscheidenden
Beitrag leistet, sei es durch zytologische Krebsabstrichdiagnostik, sei es durch histologischpathologische Biopsiediagnostik von Krebsvorstufen und -frühstadien.
Die Pathologie in der interdisziplinären Krebsdiagnostik und -therapie
Wie nie zuvor ist die Pathologie heutzutage als diagnostisches Fach in den klinischen Alltag
eingebunden und mit den anderen onkologisch tätigen Disziplinen vernetzt. Noch während
einer Tumoroperation entscheidet die Pathologin/der Pathologe, ob und welcher Tumor
vorliegt. „Mittels Gefrierschnittdiagnostik während einer Operation führen PathologInnen den
ChirurgInnen sozusagen virtuell die Hand. Sie können Auskunft geben, ob der Tumor bereits
vollständig entfernt ist oder noch nachoperiert werden muss“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Angelika
Reiner-Concin, Primaria des Pathologisch-Bakteriologischen Instituts am Donauspital
(Sozialmedizinisches Zentrum Ost) in Wien und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft
für Pathologie, eine der wichtigsten Tätigkeiten im klinischen Arbeitsalltag. Die
Gefrierschnittdiagnostik erfordert äußerste Genauigkeit, setzt viel Erfahrung voraus und muss
schnell erfolgen; schließlich soll die Operationsdauer für die PatientInnen möglichst kurz
gehalten und unnötige Belastungen vermieden werden. Dank moderner
immunhistochemischer und molekularer Diagnoseverfahren ist die Pathologin/der Pathologe
in der Lage, ebenso „maßgeschneiderte" wie genauestens standardisierte Krebsdiagnosen für
die jeweiligen PatientInnen zu erarbeiten. Diese spezialisierte Krebsdiagnostik versetzt die
Pathologie in die Rolle des Weichenstellers bei der Auswahl der optimalen Krebstherapie.
Die Pathologie als treue Archivarin
Gewebsproben werden von PathologInnen über Jahrzehnte archiviert und so für spätere
Untersuchungen verfügbar gemacht. Besonders für TumorpatientInnen ist diese Archivierung
von enormem Nutzen: Bei Bildung eines Rezidivs oder von Metastasen können an den
einstmals entnommenen Gewebsproben auch noch nach Jahrzehnten Bestimmungen
durchgeführt werden mit diagnostischen Methoden, die uns heute noch unbekannt sind und
damit innovative, maßgeschneiderte Therapien für die jeweilige Patientin/den jeweiligen
Patienten ermöglicht werden.
Rückfragehinweis: Christine Klinger, Public Health PR
Tel.: +43/1/602 05 30-93, e-mail: [email protected]
Österreichische Gesellschaft für Pathologie (ÖGP)
Ziel der ÖGP ist die Pflege und Förderung der wissenschaftlichen Medizin, insbesondere des
Gesamtgebietes der Pathologie. Dazu gehören Zell- und Gewebsuntersuchungen, hoch
spezialisierte molekularpathologische Untersuchungen in spezifischen Fragestellungen,
Infektionsdiagnostik und die Obduktionstätigkeit. Mit Hilfe dieses Leistungsspektrums trägt die
Pathologin/der Pathologe wesentlichen zur Diagnostik von lebenden PatientInnen bei und
leistet – besonders durch die Obduktionstätigkeit – einen entscheidenden Beitrag zur
medizinischen Qualitätssicherung. Die ÖGP bietet ihren Mitgliedern wissenschaftliche
Tagungen und Fortbildungsveranstaltungen, erstellt fachspezifische Lehrbehelfe und fungiert
als österreichische Division der IAP (International Academy of Pathology). Sie vertritt das
Fach Pathologie auch in standespolitischen Fragen nach außen. Weitere Informationen finden
Sie unter www.pathology.at.
Rückfragehinweis: Christine Klinger, Public Health PR
Tel.: +43/1/602 05 30-93, e-mail: [email protected]
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