43. Jahrestagung des Berufsverbandes Hauswirtschaft e.V. 8. – 9. Mai 2015 in Kooperation mit dem Fachbereich Oecotrophologie der Fachhochschule Münster, Münster Christine Göbel, M.Sc. und Christina Strotmann, Dipl. Ing. Institut für Nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft Ressourceneffizienz der Speisenversorgung in Care-Einrichtungen steigern – Erfahrungen und Tipps aus Praxisbetrieben Die Entstehung von Lebensmittelabfällen ist aus ethischer, ökologischer, sozialer und ökonomischer Sicht problematisch. Weltweit werden ein Drittel der Lebensmittel, die zum menschlichen Verzehr bestimmt sind, verschwendet.¹ In Deutschland beträgt der Anteil, der in Alten- und Pflegeeinrichtungen entsorgten Lebensmittel rund 17%.² In verschiedenen Projekten des Instituts für Nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft der FH Münster ging es darum, die Nachhaltigkeit der Speisenversorgung in Einrichtungen des Gesundheitswesens zu steigern. Bei den Praxispartnern handelte es sich um zwei Krankenhäuser und ein Seniorenheim. Ausgangspunkt des Projekts war die Durchführung einer Prozessanalyse in den beteiligten Praxiseinrichtungen. Diese umfasste neben der Aufnahme von Strukturen und Prozessen ebenfalls eine Mengenerhebung, bei der produzierte Mengen und entstehende Lebensmittelabfälle über einen Zeitraum von fünf bis zu vierzehn Verpflegungstagen erfasst wurden. Zusätzlich wurde eine Befragung durchgeführt, bei der Bewohner und Patienten Auskunft über ihre Zufriedenheit mit den Mahlzeiten gaben. Basierend auf den Erkenntnissen der Prozessaufnahme wurden gemeinsam mit den Mitarbeitern Verbesserungsmaßnahmen entwickelt, um die Speisenversorgung nachhaltiger zu gestalten. Die Maßnahmen, die die Einrichtungen eigenständig implementierten, hatten das Ziel die Produktionsmengen zu optimieren, die Lebensmittelmittelabfälle zu reduzieren, die Prozesse effizienter zu gestalten und somit Kosten einzusparen. Im Anschluss an die Umsetzung der Verbesserungsmaßnahmen wurde eine weitere Mengenerhebung (Kontrollmessung) durchgeführt, um abschließend beurteilen zu können, ob die Maßnahmen wirksam waren. Die Ergebnisse der Kontrollmessung belegten, dass die Verbesserungsmaßnahmen in allen Einrichtungen erfolgreich waren. Der Anteil der Lebensmittelabfälle sank im ersten Krankenhaus von 31 % auf 26 % und im Seniorenheim von 23 % auf 13 %. Beim zweiten Krankenhaus blieb der Abfallanteil mit jeweils 26 % konstant. Die Detailauswertung zeigt jedoch auch hier, dass sowohl die Produktions- als auch die Abfallmenge verbessert wurden. So sank der durchschnittliche tägliche Lebensmitteleinsatz pro Patient von 1.502 auf 1.208 Gramm und die durchschnittliche tägliche Abfallmenge pro Patient von 385 auf 318 Gramm. Für die Entwicklung der Verbesserungsmaßnahmen hat es sich als vorteilhaft herausgestellt, alle am Prozess der Speisenversorgung beteiligten Mitarbeiter, mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen, mit einzubeziehen. Die Sensibilisierung der Mitarbeiter und auch der Kunden, Patienten und Bewohner für das Thema Lebensmittelabfälle ist von wesentlicher Bedeutung. Allen beteiligten Akteuren wurde vermittelt, dass sie einen Beitrag zur Verbesserung leisten können. Eine gut funktionierende Kommunikation zwischen allen beteiligten Abteilungen, um Informationen, die etwa die Speisenmenge, -qualität oder spezielle Kundenwünsche betreffen, reibungslos weiterzuleiten stellte sich als ebenso wichtig heraus. So kann die Zufriedenheit mit den Mahlzeiten erhöht und das Aufkommen von Lebensmittelabfällen weiter reduziert werden. Verpflegungseinrichtungen im Gesundheitswesen stehen unter dem Druck kosteneffizient zu arbeiten. Die ökonomische Bewertung der Lebensmittelabfälle zeigte, dass durch eine Reduzierung von Lebensmittelabfällen erhebliche Einsparungen realisiert werden können, was den effizienten Einsatz von Ressourcen auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll macht. Im Rahmen der vom iSuN betreuten Projekte durchliefen die Praxispartner die erste Runde eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses, in der sie durch die Projektpartner fachlich beraten und begleitet wurden. Die Erfolge haben die Praxispartner motiviert, auch in Zukunft eigenständig weiter an der Steigerung der Nachhaltigkeit ihrer Speisenversorgung zu arbeiten. Die Projektergebnisse zeigen ihnen, an welchen Stellen sie im Prozess der Speisenversorgung ansetzen können, um Verbesserungen weiter voranzutreiben. weitere Informationen unter: www.fh-muenster.de/isun/ https://www.fh-muenster.de/isun/lebensmittelabfall-projekte.php#a9 Göbel C., Blumenthal A., Niepagenkemper L., Baumkötter D., Teitscheid P., Wetter C. (2014): Reduktion von Warenverlusten und Warenvernichtung in der AHV - ein Beitrag zur Steigerung der Ressourceneffizienz (Online unter: https://www.fhmuenster.de/isun/downloads/studie-lebensmittelverschwendung/StudieLebensmittelabfaelle-Gemeinschaftverpflegung-Zahlen-UrsachenMassnahmen-2014.pdf) ¹ Gustavsson, J.; Cederberg, C.; Sonesson, U.; van Otterdijk, R.; Meybeck, A. (2011): Global Food Losses and Food Waste. Extent, Causes and Prevention. Hg. v. FAO. Food and Agriculture Organisation of the United Nations. Rom. Online unter: http://www.fao.org/docrep/014/mb060e/mb060e.pdf, zuletzt geprüft am 23.04.2015. ² Kranert, M. et al. (2012): Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland. Kurzfassung. Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft. Online unter www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/WvL/Studie_Lebensmittelabfaelle_Ku rzfassung.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt geprüft am 23.04.2015.