109 6.3 Kleiner Satz von Fermat 6.2.4 Neunerprobe Die Teilbarkeitsregel für die 9 (siehe Punkt 3.2.1) lautet: Eine Zahl n ist genau dann durch 9 teilbar, wenn ihre Quersumme Q(n) durch 9 teilbar ist. Tatsächlich gilt mehr: n läßt bei Division durch 9 den gleichen Rest wie Q(n). Das kann man mit Kongruenzen leicht beweisen: Es sei n = a0 + 10a1 + 100a2 + ... + 10k ak = k X 10j aj j=0 die Dezimaldarstellung von n. 10j − 1 besteht für jedes j nur aus Neunen, ist offensichtlich durch 9 teilbar. Also ist 10j ≡ 1 mod 9 und folglich 10j aj ≡ aj mod 9 für jedes j = 0, 1, 2, .... Summation über alle j ergibt n= k X j=0 10j aj ≡ k X aj = Q(n) mod 9 j=0 Diese Regel kann man zum Testen von komplizierten Aufgaben verwenden. Angenommen man hat das Ergebnis der Aufgabe 9854758739 · 8457498579485 + 677910847 · 825734979856 als 83906383735851598767447 diktiert bekommen und möchte feststellen, ob man sich verhört hat, ohne die Aufgabe nachrechnen zu können. Man bildet die Quersummen der Faktoren und erhält 65 · 83 + 49 · 73 ≡ 2 · 2 + 4 · 1 = 8 mod 9 Aber für das Ergenbis erhalten wir 83906383735851598767447 ≡ 126 ≡ 0 mod 9 Man sollte also noch einmal nachfragen. 6.3 6.3.1 Kleiner Satz von Fermat Teilbarkeiten der Binomialkoeffizienten Untersucht man die Binomialkoeffizienten (Pascalsches Dreieck) auf Teilbarkeiten, fällt auf, daß alle Binomialkoeffizienten (bis auf die Einsen am Rand) in einer Zeile durch die Zeilennummer teilbar sind, wenn diese eine Primzahl ist. Z.B. sind alle Zahlen der 7. Zeile 7, 21, 35, 35, 21, 7 durch 7 teilbar. Dagegen sind die Zahlen der 9. Zeile 9, 36, 84, 126, 126, 84, 36, 9 nicht alle durch 9 teilbar. Das läßt sich beweisen. Satz 6: Ist n ∈ P, dann gilt n| n k für k = 1, ..., n − 1. Beweis: Offenbar ist n · k! = n(n − 1) · · · (n − k + 1) k durch nteilbar. Ist n ∈ P, dann ist für k < n aber nicht k! durch n teilbar. Nach Satz 2 muß dann nk durch n teilbar sein. Auch die Umkehrung gilt: 110 6 ZAHLENTHEORIE Satz 7: Ist n 6∈ P, dann gibt es ein k mit 0 < k < n und n 6 | n k . Beweis: Ist n keine Primzahl, so enthält n einen kleinsten Primfaktor p < n etwa k mal, das heißt, n ist durch pk , aber nicht durch pk+1 teilbar. Dann ist unter den p aufeinanderfolgenden Zahlen n, n − 1, ..., n − p + 1 genau eine – nämlich n durch p teilbar. Da der Ausdruck n · (n − 1) · · · (n − p + 1) n = p 1 · 2···p ganzzahlig ist, kürzt sich ein Faktor p aus n heraus. np ist also nur noch durch pk−1 teilbar und folglich auch nicht mehr durch n. 6.3.2 Der Satz Es sei n ∈ P. Wir betrachten den Ausdruck (x + 1)n . Es ist n n n n−2 n−1 n n x+1 . x + ... + x + (x + 1) = x + 1 n−2 n−1 Nach Satz 6 sind alle nk durch n teilbar. Somit gilt (x + 1)n ≡ xn + 1 mod n (67) Wählt man hier x = 1, folgt 2n ≡ 2 mod n . Setzt man in (67) x = 3, erhält man unter Zuhilfenahme dieser Kongruenz 3n ≡ 2n + 1 ≡ 2 + 1 mod n . Allgemein ergibt sich an ≡ a mod n , n ∈ P . (68) Ist a nicht durch n teilbar, gilt ggt(a, n) = 1 und man kann diese Kongruenz durch a teilen und erhält an−1 ≡ 1 mod n , n ∈ P , n 6 |a. (69) Satz (68) und (69) heißen kleiner Fermatscher Satz. 6.3.3 Folgerungen und Aufgaben Aus dem kleinen Fermatschen Satz folgt, daß die Reste von Potenzen periodisch sind mit der Periode n − 1. Es gilt stets (im weiteren sei n Primzahl und a nicht durch n teilbar) a0 ≡ an−1 ≡ a2(n−1) ≡ ... k(n−1) a ≡ 1 mod n 1 mod n 1 mod n 1 mod n 111 6.3 Kleiner Satz von Fermat für beliebige ganzzahlige k. Ist r der Rest von m bei Division durch n − 1 und k = folgt m−r , n−1 dann am = ar+k(n−1) = ar · ak(n−1) =≡ ar · 1 ≡ ar mod n Damit läßt sich folgende Aufgabe leicht lösen: Aufgabe 4: 7 Beweise, daß 77 − 77 durch 13 teilbar ist! 7 Zur Bestimmung des Restes von 77 bei Division durch 13 muß man also den Rest von 77 bei Division durch 12 bestimmen. Es gilt 77 = 72·3+1 = 72·3 · 7 ≡ 1 · 7 ≡ 1 · 7 mod 12 Somit ist 77 = 12k + 7 mit einem ganzzahligen k. Hieraus folgt 7 77 = 712k+7 = 712k · 77 ≡ 1 · 77 ≡ 77 mod 13 Daher ist 7 77 − 77 ≡ 77 − 77 ≡ 0 mod 13 . Mit dem kleinen Fermatschen Satz wird Aufgabe 2 aus dem letzten Abschnitt trivial. Der Satz besagt direkt, daß n7 − n durch 7 teilbar ist. Auch die Teilbarkeit durch 2 und 3 folgt aus dem kleinen Fermatschen Satz, denn er besagt, daß n2 − n durch 2 und n3 − n durch 3 teilbar ist. Wegen n7 − n = n(n6 − 1) = n(n − 1)(n5 + n4 + n3 + n2 + n + 1) = = (n2 − n)(n5 + n4 + n3 + n2 + n + 1) und n7 − n = n(n6 − 1) = n(n2 − 1)(n4 + n2 + 1) = (n3 − n)(n4 + n2 + 1) folgt hieraus die Teilbarkeit von n7 − n durch 2 und 3. Die eben vorgestellte Lösung liefert uns eine Idee, die größte Zahl M(k) zu bestimmen, durch die nk − n teilbar ist. Wie eben gezeigt, ist M(7) = 42. Dabei haben wir benutzt, daß man n6 − 1 in Faktoren zerlegen kann. Aus Abschnitt 6.1.4 Gleichung (59) wissen wir, daß dabei die Teiler des Exponenten eine Rolle spielen. Es sei a ein Teiler von k − 1. Dann gilt k−1 nk − n = n(nk−1 − 1) = n(na a − 1) = k−1 a( k−1 −2) a( a −1) a a a +n + ... + n + 1 = = n(n − 1) n k−1 k−1 = (na+1 − n) na( a −1) + na( a −2) + ... + na + 1 Nach dem kleinen Fermatschen Satz ist na+1 − n durch a + 1 teilbar, wenn a + 1 Primzahl ist. Somit ist in diesem Fall auch nk − n durch a + 1 teilbar. Das trifft für jeden beliebigen Teiler a von k − 1 zu. Als Beispiel wird k = 13 untersucht, also der Term n13 − n. Die Teiler a von k − 1 = 13 − 1 = 12 sind 1, 2, 3, 4, 6 und 12. Deren Nachfolger a + 1 sind 2, 3, 4, 5, 7 und 13. Davon sind 2, 3, 5, 7 und 13. Der Ausdruck n13 − n ist daher durch 2 · 3 · 5 · 7 · 13 = 2730 teilbar. Tatsächlich 112 6 ZAHLENTHEORIE ist M(13) = 2730 auch die größte Zahl, durch die n13 − n für beliebige n teilbar ist. Das sieht man am Beispiel: 213 − 2 = 8190 = 3 · 2730. Sollte n13 − n durch größere Zahlen als 2730 13 −n teilbar sein, wäre nur 8190 möglich, das heißt, n2730 müßte durch 3 teilbar sein. Aber schon 313 −3 3 = 584 = 2 · 73 ist nicht durch 3 teilbar. 2730 In der folgenden Tabelle sind für die ersten ungeraden k die Zahlen M(k) angegeben: M (3) M (5) M (7) M (9) M (11) M (13) M (15) M (17) M (19) M (21) M (23) M (25) M (27) M (29) M (31) M (33) M (35) M (37) M (39) M (41) M (43) M (45) M (47) M (49) M (51) M (53) M (55) M (57) M (59) M (61) M (63) M (65) M (67) M (69) M (71) M (73) M (75) M (77) M (79) M (81) M (83) M (85) M (87) M (89) M (91) M (93) M (95) M (97) M (99) = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = 6 30 42 30 66 2730 6 510 798 330 138 2730 6 870 14322 510 6 1919190 6 13530 1806 690 282 46410 66 1590 798 870 354 56786730 6 510 64722 30 4686 140100870 6 30 3318 230010 498 3404310 6 61410 272118 1410 6 4501770 6 = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = 2·3 2·3·5 2·3·7 2·3·5 2 · 3 · 11 2 · 3 · 5 · 7 · 13 2·3 2 · 3 · 5 · 17 2 · 3 · 7 · 19 2 · 3 · 5 · 11 2 · 3 · 23 2 · 3 · 5 · 7 · 13 2·3 2 · 3 · 5 · 29 2 · 3 · 7 · 11 · 31 2 · 3 · 5 · 17 2·3 2 · 3 · 5 · 7 · 13 · 19 · 37 2·3 2 · 3 · 5 · 11 · 41 2 · 3 · 7 · 43 2 · 3 · 5 · 23 2 · 3 · 47 2 · 3 · 5 · 7 · 13 · 17 2 · 3 · 11 2 · 3 · 5 · 53 2 · 3 · 7 · 19 2 · 3 · 5 · 29 2 · 3 · 59 2 · 3 · 5 · 7 · 11 · 13 · 31 · 61 2·3 2 · 3 · 5 · 17 2 · 3 · 7 · 23 · 67 2·3·5 2 · 3 · 11 · 71 2 · 3 · 5 · 7 · 13 · 19 · 37 · 73 2·3 2·3·5 2 · 3 · 7 · 79 2 · 3 · 5 · 11 · 17 · 41 2 · 3 · 83 2 · 3 · 5 · 7 · 13 · 29 · 43 2·3 2 · 3 · 5 · 23 · 89 2 · 3 · 7 · 11 · 19 · 31 2 · 3 · 5 · 47 2·3 2 · 3 · 5 · 7 · 13 · 17 · 97 2·3 M(k) ist besonders groß, wenn k Primzahl ist, denn dann ist ein Faktor in M(k) stets k. Falls k gerade ist, sind alle Teiler a von k − 1 ungerade und deren Nachfolger a + 1 gerade, somit außer 2 nie Primzahlen. Tatsächlich ist nk − n stets durch 2, für gerade k aber auch nur durch 2 teilbar. 6.3.4 Eine Verallgemeinerung von Euler Ohne Beweis sei noch eine Verallgemeinerung des kleinen Fermatschen Satzes durch Euler angegeben. Bis jetzt konnten Potenzen nur modulo einer Primzahl n untersucht werden. Tatsächlich gibt es modulo jeder Zahl n eine Potenz von a, die bei Division durch n Rest 1 läßt. Es gilt der Satz 8: Es sei ggT (a, n) = 1, dann ist aϕ(n) ≡ 1 mod n , wobei ϕ(n) die Eulerfunktion, die Anzahl der kleineren und teilerfremden Zahlen von n ist (siehe Punkt 5.9.2).