Walther-Rathenau-Gymnasium - bulle-gegen

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- Walther-Rathenau-Gymnasium
Schweinfurt
Kollegstufenjahrgang
Leistungskurs
1991/1993
Wirtschaft- und Rechtslehre
F A C H A R B E I T :
" Schwarzer
Freitag "
Ursachen, Auswirkungen und Maßnahmen zur Bekämpfung
Verfasser:
Armin Riemer
Fachlehrer: OStR
Bewertung:
Kindermann
Note........,
........ Punkte
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
A) Einleitung ......................................
B) Hauptteil
1. Ursachen
1.1 Auslöser USA
- Hochkonjunktur ab 1925 .......................
- Kapitalausleihungen an die übrige Welt .......
- Gewaltige Aktienspekulation an der NY-Börse ..
- Konjunkturrückgang ...........................
- Kurseinsturz an der NY-Börse .................
3
4
4
5
7
7
1.2 Fortpflanzung auf Deutschland
- Wirtschaftlicher Aufschwung Deutschlands mit
ausländischen Krediten ...................... 9
- Fehler Deutschlands
* bei der Aufnahme ......................... 10
* bei der Verwendung ....................... 11
ausländischer Kredite
- Eigenständigkeit der deutschen Krise und
Verstärkung durch die USA .................. 13
1.3 Verschärfung der deutschen Krise durch die
Politik der Reichsregierung
- Bruch der Großen Koalition .................. 15
- Brüning Reichskanzler ....................... 16
- Reichstagwahl vom 14.September 1930 und
Kündigung ausländischer Kredite ............ 17
- Reparationsfrage Hauptziel der Regierung .... 17
- Deflationspolitik Brünings .................. 18
- Nachfragerückgang ........................... 20
- Revision des Young-Plans .................... 22
(Fortsetzung nächste Seite !)
- Agrarpolitik ................................ 23
- Sturz Brünings u. Streichung der Reparationen 24
1.4 Verschärfung der Krise durch die Bankenkrise
- Zusammenbruch der größten Geschäftsbank
Österreichs .................................
- Der Run auf Deutschland .....................
- Kündigung von Spareinlagen privater Gläubiger
- Bankfeiertag ................................
- Devisenzwangswirtschaft in Deutschland ......
- Britsche Abwertung und Einsturz
des deutschen Exports .......................
2. Auswirkungen der Krise für die deutsche
Bevölkerung und Maßnahmen zur Bekämpfung
- Massenarbeitslosigkeit ......................
- Verarmung der Bevölkerung ...................
- Einschränkungen für die verdienende
Bevölkerung .................................
- Der WTB-Plan ................................
- Der Papen-Plan ..............................
- Schleichers-Sofortprogramm ..................
C) Schluß .........................................
Anhang:
Anhang a) und b) ................................
Anhang c) und d) ................................
Literaturverzeichnis ............................
Erklärung .......................................
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-3-
A) E I N L E I T U N G
Im Herbst 1929, sprich vom 23. bis zum 29.Oktober erlitt die New
Yorker Effektenbörse tiefe Kursstürze, die bis zu 90% betrugen.
Am
25.Oktober,
dem
*Schwarzen
Freitag*,
fand
somit
die
Weltwirtschaftskrise ihren Anfang. Sie entwickelte sich zur
größten Depression in der Weltgeschichte und hinterließ tiefe
Furchen. In der folgenden Arbeit möchte ich die Ursachen, die
Auswirkungen für die Bevölkerung und die Maßnahmen zur Bekämpfung
der Krise darstellen.
-4B) H A U P T T E I L
1. Ursachen
1.1 Auslöser USA
- Hochkonjunktur ab 1925
Ab 1925 befand sich die USA in einer Hochkonjunktur. Durch die
Entwicklung
des
Automobilbaus,
der
Film-,
Elektround
Fotoindustrie
erfuhr
die
USA
ab
1922
ein
kräftiges
Wirtschaftswachstum.
Bei
ständig
steigenden
Investitionstätigkeiten, steigendem Sozialprodukt und steigenden
Gewinnen der Unternehmen wurde der Aufschwung immer weiter bis zum Boom vorangetrieben. "In der
Literatur der damaligen Zeit wurde diese langanhaltende Hausse als das amerikanische Wirtschaftswunder bezeichnet."
( 10, S.48) Vor allem das Auto trug zur Entwicklung des Booms
bei. 1928/29 besitzte bereits jeder 5.Amerikaner ein Auto. Durch
den Lastkraftwagen wurde in der Landwirtschaft das Pferd durch
den Traktor ersetzt. Der wirtschaftliche Fortschritt der USA
beeinflußte
die
ganze
übrige
Welt.
Die
Länder
Südamerikas,
Hinterindiens
und
Südafrikas
sowie
die
europäischen
Industriestaaten weiteten ab 1925 bis 1929 ihre Rohstoff- und Nahrungsmittelproduktion bzw. ihre Industrieproduktion
um 10 bzw. 20% aus.
In Anlehnung an: 1) S.216/ 2) S.80/ 9) S.60/
10) S.48
- Kapitalausleihungen an die übrige Welt
Der Handel zwischen den USA und diesen Ländern war die ganze Zeit
über aktiv. Durch die Überschüsse die sich
-5aus dem Handel ergaben, war nur die USA im Stande die Nachfrage
der Welt nach Kapital und Devisen zubefriedigen. Daraus ergaben
sich umpfangreiche Kapitalausleihungen in die übrige Welt, um die
Überschüsse auszugleichen. Die USA stellte somit eine attraktive
Geldquelle dar. Die meisten Kredite wurden in die reichen und
kreditwürdigen Länder vergeben. Das Kapital floß nicht in die
Länder,
die
es
am
meisten
gebraucht
hätten,
wie
die
Entwicklungsländer, sondern wurde nach dem Motiv des Profits
verteilt. Besonders die Effektivität des freien Unternehmertums
beeinflußte die Vergabe von amerikanischen Krediten. Trotzdem
wurden
viele
unkluge
Kredite
für
unsichere
Investitionen
vergeben. Daraus läßt sich schließen, daß keine ausreichende
Kontrolle über Anleihepraktiken und über den Umpfang und die
Verwendung
der
Auslandskredite
bestand
und
somit
die
Unerfahrenheit
der
USA
auf
diesem
Gebiet
den
Weg
für
unvorsichtige Investitionen freimachte. Hätte die USA auf
Garantien, die die Deviseneinnahmen der Schuldnerländer gesichert
und vermehrt hätten, bestanden, wäre ihr keine Schuld an der zunehmenden
Anfälligkeit der Schuldnerländer anzulasten.
In Anlehnung an: 1, S.277ff.; S.296/ 10, S.48
- Gewaltige Aktienspekulation an der NY- Börse
Durch die günstige wirtschaftliche Entwicklung nach 1925, die
durch
das
Wunder
fallender
Preise
trotz
fortscheitender
Kreditausweitung und durch den technischen Fortschritt und die
Kostenverbilligungen ermöglicht wurde, entstand ein regelrechter
Prosperity-Glauben. Eine gewaltige Aktienspekulation setzte
ab
-6diesem Zeitpunkt ein, da man die Aufnahmefähigkeit der Märkte
überschätzte. Durch die Politik des billigen Geldes, die den
Banken ermöglichte kurzfristige Kredite zu günstigen Zinsen
zuvergeben, beteiligte sich immer mehrdas breite Publikum
(Arbeiter,
Angestellte
und
Hausfrauen)
an
der
hektischen
Aktienspekulation.
"Der
Markt
wurde
als
eine
Orgie
der
Spekulation beschrieben, als eine Manie, eine Seifenblase... ." (
, S.111/112) Die Politik des billigen Geldes wurde immer weiter
fortgesetzt und verstärkt, so daß sich die Spekulation ab 1927
intensivierte. Die Transaktionen von Offen-Markt-Papieren im Juli
und
die
Diskontsatzsenkung
im
August
verursachten
ein
beträchtliches Ansteigen der Kurse. "Der Index der Stammaktien
stieg nach dem Federal Reserve Bulletin von 114 im Juli 1927 auf
216 bis September 1929." (10 , S.48) Die Zinsen stiegen im
Frühling 1928 wieder, da das Federal Reserve System die OffenMarkt-Papiere abgab und den Diskontsatz dreimal anhob. Der Umsatz
an der NY- Börse stieg. Im Februar 1929 wurde angekündigt, daß
das Federal Reserve gegen die Spekulation vorgehen wird. Die
Frage war nur noch ob man den Zins erhöhen oder senken sollte.
Schießlich wurde der Zins für kurzfristiges Geld auf dem freien
Markt um bis zu 20% erhöht. Dies wirkte sich allerdings nicht auf
die Spekulation aus, die fortscheitete. "Die Kurse waren zu hoch,
waren durch ein riesiges Kreditvolumen und hektische Spekulation
auf ein Nivau gehoben, das in keiner Beziehung zu dem
voraussichtlichen
Wachstum
von
Kapazität,
Vermögen
und
Rentabilität stand." ( 9, S.113) Am 6.August 1929 erhöhte die
F.R.S. Bank von New York den Diskontsatz auf 6%. Die Kurse
stiegen weiter und der Druck auf die internationalen Finanzmärkte
erhöhte sich. Auch der Druck auf den New Yorker Markt nahm zu. Am
20.September
-71929, der Höhepunkt auf den Märkten nach dem Index der New York
Times, brach das Hatry-Imperium in London zusammen. Dieser
Zusammenbruch stellte eine Wahrnung
für die Börse dar.
In Anlehnung an: 2) S.81/ 9) S.69; S.75; S.112f.;
S.116ff.
- Konjunkturrückgang
In jener Zeit zeigte sich ein immer stärkerer Konjunkturrückgang.
Frage ist nun wodurch die Abflachung der Konjunktur ausgelöst
wurde. Die Ursachen lagen darin, daß sich der Markt für Wohnungen
und langlebige Konsumgüter (Auto, Rundfunkgeräte, Kühlschränke) dem
Zustand der Sättigung seit Mitte der 20er Jahre näherte, also
dynamisch gesättigt war. Denn bereits im März 1929 wurde ein
Rückgang der Bauaufträge und das Maximum der Autoindustrie
festgestellt. Von August bis Oktober fielen der Index der
Industrieproduktion, das Preisniveau und das private Einkommen.
Die Unterkonsumption als weitere Ursache fand durch die Umlenkung von Kaufkraft zur Börse oder durch die im Vergleich zu
den Gewinnen niedrigen Löhnen statt.Dies wirkte als kontraktive
Kraft gegen eine günstige Nachfrage und Konjunktur. Somit wurde
eine Unsicherheit geschaffen, die von wachsenden Lagern und
erschöpften Investitionsmöglichkeiten erzeugt worden war.
In Anlehnung an: 1) S.311/ 9) S.119ff.
- Kurseinsturz an der NY- Börse
Nach einer wichtigen Lehrmeinung muß alles was hinaufgeht, wieder
herunterkommen. So war es schließlich auch. Nach dem Höhepunkt
vom 20.September,
-8war am 3.Oktober schon eine Abschwächung zuerkennen. Darauf
gingen die Kurse ab dem 14.Oktober laufend zurück. Doch die
Spekulanten glaubten, daß der Markt nur eine Anpassung vornimmt,
da bereits im Dezember
1928 und im März 1929 scharfe Kurseinbrüche stattgefunden hatten.
Doch am 24.Oktober, dem Schwarzen Donnerstag trat genau das
Gegenteil ein. Es kam zu einem tiefen Sturz der Aktienkurse. Am
Freitag, dem 25.Oktober, versuchten die Banken und Maklerfirmen
die Verkaufsauftäge, die sich zu einer Lawine entwickelten,
aufzuhalten. Doch am Montag dem 28.Oktober rutschten die Kurse
weiter ab und am 29.Oktober, dem Schwarzen Dienstag, war die
Panik perfekt. An diesem Tag nahm der Kurssturz noch einmal
katastrophale Ausmaße an. Am 13.November wurde nach einer kurzen
Erholung schließlich das Jahrestief erreicht. Ab dem 3.September
fiel der Dow Jones Index der Industrieaktien von 381 auf 198.
Seit 1924 steuerte der Markt immer stärker auf den Höhepunkt der
Spekulation zu. Doch schon als Handelsminister warnte Hoover vor
der Börsenspekulation. Als Präsident sprach er am 2.Dezember 1930
in seinem Bericht über die Sitation, in der sich die Nation
befindet, besonders der Spekulation die Ursache der Depression
zu. Es ist jedoch völlig falsch den Börsenkrach als Auslöser der
großen Krise zu betrachten. Er war lediglich ein Spiegel eines
Wirtschaftsvorgangs. Die Wirtschaftskrise in den USA löste somit
eine Wirtschaftskrise in der ganzen Welt aus.
In Anlehnung an: 2) S.7/ 9) S.70; S.84; S.121ff./
10) S.52
-91.2 Fortpflanzung auf Deutschland
- Wirtschaftlicher Aufschwung mit ausländischen
Krediten
Besonders hart wurde das labile Deutschland von der
Weltkrise erschüttert. Zunächst möchte ich aber ersteinmal in die
20er Jahre ausholen. Deutschland hatte sich in den 20er Jahren
zum
größten
Kreditnehmer
entwickelt,
da
aufgrund
der
Reparationsforderungen,die ein ständige Belastung darstellten
,und der Kapitalknappheit durch die große Inflation, ständig
Geldmengen nötig waren. Sie wurden für den Wiederaufbau, für die
Währungsstabilisierung
und
für
die
Modernisierung
der
Volkswirtschsft gebraucht. Mit der Stabilisierung der Währung und
der Dawes Anleihe begann in großem Umpfang Geld nach Deutschland
zu fließen und die Erholung der Wirtschaft schritt schnell voran.
Die Jahre 1924 bis 1929 entwickelten sich zu den Goldenen 20er
Jahren in Deutschland. Wegen der festen Währungsgrundlage stiegen
die Produktion, die Investitionen und das Volkseinkommen, Maßstab
des wirtschaftlichen Wachstum, fortwährend. In den Jahren 1924/
25 und 1927 nahmen verschiedene Komponente des Wachstums, wie der
Verbrauch der Bevölkerung um 19%, der Kapitalstock um 22% (45
Mrd.RM Nettoinvestitionen) und die Einfuhr überproportional zur
Ausfuhr, zu.
7) S.89; Abb.19
-10Der Zustrom von Geld wurde außerdem noch durch das starke
Zinsgefälle zwischen Deutschland und dem Hauptgläubiger USA
begünstigt. Es entwickelte sich ein Boom in Deutschland, der
durch Rationalisierung, Mechanisierung, Standardisierung und
Normierung verstärkt wurde.
In Anlehnung an. 1) S.288ff./ 2) S.78f./ 7) S.88f.
11) S.41
- Fehler Deutschlands
* bei der Aufnahme ausländischer Kredite
Die Kreditgeber machten sich überhaupt keine Gedanken, ob die
Darlehen, die nach Deutschland floßen, wieder zurückgezahlt
werden konnten. Deutschland nahm immer0mehr Schuldenlast auf sich
und der einzigste Ausweg, um die Zahlungseinstellung zu
vermeiden, war ein zusätzlicher Kapitalimport. Da durch diese
Geldimporte
nur
die
Löcher
in
einer
unausgeglichenen
Zahlungsbilanz gestopft wurden und somit noch eine größere
Abhängigkeit von ausländischen Investitionen erzeugt wurde, ist
die Kreditaufnahme die primäre Ursache für die kommenden
Schwierigkeiten in Deutschland. Die Begriffe "Dollarscheinblüte"
und "Konjunktur auf Pump" finden hier ihre besondere Bedeutung.
"Kurz gesagt, das
internationale Kreditwesen der zwanziger Jahre schuf
eine Illusion wirtschaftlicher Gesundheit und Stabilität, für die
es keine reale Grundlage gab. "( 1,
S.281) Im Sommer 1930 hatte der Berg der Verschuldung 28 Mrd.RM
erreicht. Es war daher nicht zu übersehen, daß Deutschland
gegenüber dem Ausland in sehr hohem Maße Schulden aufgebaut
hatte. S. Parker Gilbert, Generalagent für die Reparationen, sah
einer der Schwierigkeiten darin, daß die Reparationsleistungen
-11nur durch die Devisen bezahlt wurden, die als Kredite aus dem
Ausland gekommen waren.
In Anlehnung an: 1) S.286; S.289ff./ 2) S.79/
7) S.87/ 9) S.292
* bei der Verwendung ausländischer Kredite
Vor allem bei der Verwendung des ausländischen Kapitals hatte
sich Deutschland in große Bedrängnis und in eine beträchtliche
Abhängigkeit gebracht. Der ständig steigende Umpfang ausländischer Kredite läßt nicht darauf schließen,
daß das Geld optimal verwendet wurde. Dadurch daß Deutschland
immer größere Verpflichtungen einging , die später doch nicht
erfüllt werden konnten, wurde zu wenig darauf geachtet, das
Kapital in
gewinn- und devisenbringenden Wirtschaftszweigen
unterzubringen. Aber es war zu dieser Zeit kaum denkbar die
Auslandsverpflichtungen durch Deviseneinahmen zu decken. Die
Reparationsleistungen verstärkten die Instabilität. Die hohen Einfuhrüberschüsse, die durch einen Teil
des
Kapitalzuflußes
finanziert
wurden,
waren
aber
die
grundsätzlichen Ursachen für die Instabilität. Die Ursachen für
die Überschüsse waren die im Vergleich zu den Ausfuhren zu
schnell steigenden Einfuhren. Verantwortlich dafür war der
Zollprotektionismus der Nachkriegszeit. Die Länder der Welt
vorallem die USA verhinderten
mit
ihren
Prohibitivzöllen
den
Warenaustausch. Dadurch wurde die Ausfuhr auch von
deutschen Waren in das Ausland verwehrt. Dies zeigt sich am
Ungleichgewicht im Außenhandel. "Weder in den kreditgebenden noch
in kreditnehmenden Ländern wurde allgemein eingesehen, daß
Schuldner die Rückzahlung ihrer
Schulden
nur
durch
einen
Exportüberschuß an
Gütern und Dienstleistungen ermöglichen konnten." ( 1,
-12S.297) Der Überschuß an Exporten hätte schließlich den
Anreiz für einen übermäßigen Kapitalfluß gemindert und die
Devisen für die Reparationen ermöglicht.
Eine
offensichtliche
Gefahrenquelle
war
der
Gebrauch
von
kurzfristigen Krediten, die besonders nach 1925 einen wachsenden
Anteil ausmachten. Bis zum Sommer 1930 waren Kredite mit kurzer
Laufzeit in Höhe von 16 Mrd. RM nach Deutschland ausgeliehen
worden. Der große Fehler wurde von den deutschen Banken begangen,
die das Geld in Anleihen von ausländischen Bankiers bekamen. Die
Banken, die die Vermittlerrolle spielten, investierten viele der
kurzfristigen Anleihen ohne Rücksicht auf ihre Fälligkeit in
Langzeitprojekten.
Da
aber
bei
einem
ungünstigen
Konjunkturverlauf die Gelder rasch abgerufen werden konnten,
setzte sich das deutsche Bankensystem selbst unter Druck.
Verschärfend kam noch hinzu, daß sie Kredite im Verhältnis zu
ihrem Eigenkapital in zu hohem Maße vergeben hatten, da sich der
Konkurrenzkampf zu den großen Banken verstärkte. "Das Verhältnis
von eigenen zu fremden Mitteln, das sich der *goldenen Bankregel*
zufolge auf 1:3 belaufen sollte, betrug 1929 bei den deutschen
Banken 1:10,4 und bei den Berlinern Großbanken sogar 1:15,5." (
2,
S.79f)
"Das
Damoklesschwert
eines
plötzlichen
Abzuges
ausländischer Kredite schwebte insbesondere über den Gemeinden,
die auf Grund dieser scheinbar bequemen Finanzierungsquelle ab
1924 eine fieberhafte Bautätigkeit enfalteten." ( 2, S.79) Die
kurzfristigen Anleihen übten somit oft einen destabilisiereden
Einfluß aus und verursachten durch ihre Verwendung eine instabile
Lage.
In Anlehnung an: 1) S.281; S.285; S.289; S.292f.
2) S.79f./ 7) S.88
-13- Eigenständigkeit der deutschen Krise und
Verstärkung durch die USA
Besonders schlecht wirkte sich ein Kapitalrückgang, bzw. ein
Kapitalstock für die deutsche Wirtschaft aus. Denn war erst der
Kapitalfluß unterbrochen, geriet Deutschland in wirtschaftliche
und währungspolitische Schwierigkeiten. Die Jahre von 1928 bis
1930 waren die eigentlichen kritischen Jahre, als die Kredite aus
den USA fast völlig ausblieben (35% Rückgang der NettoKapitalbewegung aus den Hauptgläubigerländern zwischen 1928 und
1929). Die Gläubigerländer, vorallem die USA, machten den Fehler,
Kapital von Jahr zu Jahr ungleichmäßig, und in zu großem Umfang
nach Deutschland fließen zu lassen. Die Instabilität wäre nicht
durch einen kleineren und gleichmäßigeren Zufluß entstanden. Im
Sommer 1928 fing der Rückgang amerikanischer Anleihen an. Es
wurden Gelder auf den Inlandsmarkt übertragen, um den Inlandsboom
durch höhere Zinssätze zu
bremsen. Somit begann die Vergabe
von Auslands
krediten zurückzugehen. Im Sommer 1929 kam noch
der wirtschaftliche Rückgang in den USA dazu. Da Deutschland von
der wirtschaftlichen Entwicklung der USA abhängig war, zog der
Abfluß
von
Kapital
Deutschland
genauso
nach
unten.
Die
Investitionen gingen zurück, und die Äktivität der Wirtschaft war
rückgängig.
Es ist jedoch falsch, die Entwicklung Deutschlands als Folge der
amerikanischen Entwicklung zu sehen. Durch die Krise in den USA
wurde die schlechte deutsche Lage nur gefährlich verstärkt. 1927
und 1928 war in Deutschland bereits der Höhepunkt der Wirtschaft
erreicht. Gewinnerzielung und Neuinvestitionen stiegen nicht
weiter. Die Neuinvestitionen haben eine große
-14Bedeutung für den Konjunkturverlauf. Wenn diese sinken
gehen sowohl die Gewinne als auch das Vertrauen in die
Zukunft zurück. So war es schließlich auch 1929,
alsdie
Investitionen und die Gewinne zurückgingen.
10) S.84
Dies bewirkte bei den Unternehmen eine erhöhte Vorsicht und eine
weitere Senkung der Investitionen. Gleichzeitig fielen auch die
Aktienkurse, die aber bereits 1928 rückläufig waren.
10) S.85
Die Börse, der Stimmungsbarometer der Wirtschaft, sagte einen
Rückgang der Konjunktur voraus. Weiterhin ging auch die
Produktion zurück.
10) S.87
-15Die
Gründe
für die Abschwächung liegen einerseits darin, daß
nach den Erwartungen der Unternehmer ein Aufschwung von mehreren
Jahren auch irgendwann ein natürliches Ende findet. Andererseits
ging der Verbrauch zurück, und die Sparneigung nahm zu. Dadurch
ging auch die Nachfrage zurück. Nun waren die Unternehmer nicht
mehr bereit nur Maschinen zu kaufen, oder alte durch neue zu
ersetzen. Als nun Deutschland von der Krise getroffen wurde,
wurde der Abwärtstrend verstärkt fortgesetzt.
In Anlehnung an: 1) S.280f.; S.285; S.296; S.301f.
10) S.83ff.
1.3 Verschärfung der Krise durch die Politik der
Reichsregierung
- Bruch der Großen Koalition
Seit dem Sommer 1928 gab es die Regierung der Großen Koalition.
Im März 1930 entwickelte sich schließlich der Streit zwischen der
SPD und der DVP um die Frage der Arbeitslosenversicherung. Da die
Sozialausgaben wegen der wachsenden Arbeitslosigkeit seit 1928/29 ständig stiegen
und das Reich ein Defizit bereits am 31.März 1929 in Höhe von
349,1 Mio.RM ausgleichen mußte, mußte die Koalition eine Lösung
finden. Der Fehler, der bei der Errichtung der Versicherung
begangen wurde, war, daß man von der Beschäftigungslage im Jahre 1927 ausgegangen und deshalb die Versicherung nur auf
eine Zahl von 800.000 Arbeitslosen ausgelegt war. Außerdem wurde
die Einführung zu lange hinausgezögert, so daß man schließlich in
der kurzen Zeit keine Rücklagen mehr bilden konnte. Dies hätte
vielleicht die erste Welle der Krise gebremst. Die schlechter
werdende finanzielle Lage 1929 ließ eine
-16Lösung der Arbeitslosenversicherungsfrage unmöglich erscheinen.
Die SPD, auf der Seite der Gewerkschaften, forderte eine Erhöhung
der Beitragssätze. Die DVP, die die Position der Unternehmer
vertrat, sprach sich für eine Senkung der Sozialleistungen aus.
Der Streit entwickelte sich zur einer Regierungskrise. Die
Beiträge um 0,5% zu erhöhen, dem die DVP nicht zustimmte, gab den
Anlaß, daß die Regierung am 23. März 1930 zurücktrat.
In Anlehnung an: 2) S.64f./ 4) S.34f./ 9) S.145
- Brüning Reichskanzler
Am 30. März 1930 wurde Heinrich Brüning, der Zentrumspolitiker
und seit 1924 als Steuer- und Finanzexperte im Reichstag, zum Reichskanzler ernannt. Seine Amtszeit
fiel genau in den Anfang der Wirtschaftskrise. Seine Ziele waren
den Reichshaushalt auszugleichen und die Landwirtschaft zu
schützen. "Die Ausgaben des Reiches, der Länder und der Gemeinden
waren von 1925 bis 1930 um ungefähr 50% gestiegen, während sich
die Steuereinnahmen gleichzeitig nur um 38% erhöht hatten.
Deshalb war die Verschuldung der öffentlichen Hand zwischen 1926
und 1930 von 11 auf 21,3 Mrd.RM anstiegen." ( 2, S.91) Auch das
Defizit im Haushalt von 1,283 Mrd.RM mußte abgetragen werden. Die
hohe Arbeitslosigkeit wollte Brüning neben seinen Zielen doch
nicht vernachlässigen. Er wollte durch eine Finanzierung des
Wohnungsbaus, Investitionen von Bahn, Post und des Straßenbaus
Arbeitsplätze gewinnen. Als Brüning schließlich am 16. Juli ein
Sonderbesteuerungsprogramm per Notverordnung in den Reichstag einbrachte, hob der
Reichstag am 18. Juli 1930 die Notverordnung wieder auf. Die
Regierungsvorlage beinhaltete Ausgabenkürzungen, die Senkung von
Löhnen und Gehältern
-17der Beschäftigten, die trotz der Krise hohe Gehälter bezogen
hatten, und die Besteuerung höherer Einkommen. Durch die Reaktion
des Reichtags löste Brüning diesen auf.
In Anlehnung an: 2) S.91ff./ 4) S.38/ 8)79f./
9) S.146
- Reichstagwahl vom 14.September 1930 und die
Kündigung ausländischer Kredite
Für
den
14.September
1930
wurden
schließlich
Neuwahlen
ausgeschrieben. Bei dieser war
die NSDAP aufeinmal mit 107
Mandaten (vorher 12 Mandate) die zweitstärkste Partei hinter der SPD. Damit war die politische Stabilität der Weimarer Republik, die die Kredite stützte, in großer
Gefahr. Wie konnte es dazu kommen? -- Bereits im Herbst 1929, als
der Young-Plan diskutiert wurde, nahm die Radikalisierung immer
stärker zu. Die NSDAP sah den Young-Plan als *Versklavung des
deutschen Volkes* und machte im Sommer 1930 die Regelung der
Reparationen
für
die
schlechte
wirtschaftliche
Lage
veranwortlich.
Die unmittelbare Konsequenz war der Abzug von ausländischen Einlagen und Kredite. In der ersten Woche nach der Wahl
verloren die deutschen Großbanken über 700 Mio.RM und die
Reichsbank mehr als 1 Mrd.RM an Gold- und Devisenbeständen. Von
Januar bis April 1931 wurden dann weitere 400 Mio.RM gekündigt.
In Anlehnung an: 2) S.82f.; S.95/ 9) S.146 u.148
- Reparationsfrage Hauptziel der Regierung
Der Ausgang der Wahl veranlaßte die Reichsregierung
Streichung der Reparationsschuld als Hauptziel zu betrachten. Auch die Unternehmer und Wirtschaftswissenschaftler vertraten die Meinung, daß die Reparations-
die
-18last in Form von Besteuerung die Investitionen beschneidete. Ein
Wegfall der Last
würde die Investitionen und die Sanierung der Finanzen wieder ermöglichen. Nach dem Young-Plan mußte das deutsche Reich bis 1988 in 59
Jahresraten 113,9 Mrd RM zahlen. Mindestens 40% der in Umlauf
befindlichen Banknoten mußten durch Gold oder Golddevisen
abgedeckt sein. Das deutsche Reich durfte außerdem keine autonome
Geldpolitik betreiben, und nur Kredite von 400 Mio RM bei der
Notenbank aufnehmen. Brüning's Bestreben war es nun, den YoungPlan vollständig zu erfüllen, und somit die Zahlungsunfähigkeit
der Reichsregierung zu erreichen. Die Reparationsfrage wurde nun
zum Mittelpunkt seiner Wirtschafts- und Finanzpolitik.
In Anlehnung an: 2) S.83; S.95f.
- Deflationspolitik Brüning's
Als nun der ausländische Geldtransfer nach dem 14. September sehr
stark zurückging, führte Brüning immer intensiver die Deflationsund Parallelpolitik durch. Die Jahresrate mußte nun auf einem
anderen
Weg
aufgebracht
werden.
Da
Brüning
seine
Entschlossenheit, die Reparationen zu erfüllen, demonstrieren
wollte, führte er drastische Steuererhöhungen durch und kürzte
die öffentlichen Ausgaben. "In vier aufeinanderfolgenden Notverordungen wurden die Sätze der Einkommen- und Lohn-, der
Umsatz-, der Bier-, der Tabak- und der Zuckersteuer zum Teil
mehrfach erhöht. Ferner wurden die Tarife der Kaffee-, Tee- und
Mineralölzölle sowie die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung
angehoben.
Neu
eingeführt
wurden
eine
als
*Bürgersteuer*
bezeichnete primitive Kopfsteuer, eine Sonderumsatzsteuer für
Warenhäuser und Konsumvereine,
-19eine
Krisensteuer
auf
Lohn
und
Gehalt
sowie
teilweise
gegeneinander ausgetauschte Steuern auf Mineralwasser und auf
Getränke überhaupt." ( 2, S.101) "Gleichzeitig wurden aber die
Unterstützungssätze
der
Fürsorge
und
die
Leistungen
der
Arbeitslosenunterstützungen herabgesetzt." ( 10, S.367) Die
Gelder aus der Besteuerung mußten jetzt nur nochindie Devisen der
Gläubigernationen umgewechselt werden. Die Reichsbank verfügte
aber nicht über solche Mengen von Devisen. Es mußten praktisch
durch
Exportüberschüsse
die
erforderlichen
ausländischen
Währungen beschaffen werden. Dazu war es nötig, die Preise, Löhne
und Zinsen, also die Produktionskosten, zu senken, um ein
attraktives
und
billiges
Angebot
zu
schaffen,
und
die
Absatzchancen der deutschen Exporteure zu verbessern. Außerdem
sollte die Kostensenkung die Investitionsbereitschaft verstärken.
Die Löhne und Gehälter wurden am 26.Juni bereits um 6%, durch die
1.Notverordnung vom 1.Dezember 1930, bzw. 2. Notverordung vom
5.Juni 1931 um 6%, bzw. 4% bis 7% gesenkt.
Natürlich
verfolgte
Brüning
weiterhin
das
Ziel
des
Haushaltsausgleichs.
Er
führte
seinen
Saatshaushalt
mit
Einsparungen wie ein *braver Hausvater*. Er folgte dem Motto:
"Wurden die Zeiten härter, so hieß es sparen und den Gürtel enger
schnallen!" ( 2, S.101) Brüning wollte den Staatsetat in Ordnung
halten und eine Verschuldung durch Spamaßnahmen verhindern.
Brüning ließ sich lieber einen *Hungerkanzler* beschimpfen, als
Verschuldungen einzugehen. Außerdem hatte er
immer seine
Inflationsangst im Kopf und verhütete jede
Geldvermehrung und jedes Geldprojekt. Aber eine Ausdehnung des Geldvolumens hätte in
keiner Weise inflatorische Wirkung gehabt und hätte zur
Stabilisierung der Währung beigetragen. Hätte
-20Brüning dies erkannt, hätte er ein großes Unheil verhindert. Der Gewerkschafter Fritz Naphtali und der Statistiker
des
ADGB
Wladimir
Woytinsky
waren
für
einen
ausländischen Kapitalimport, um die Krise zu mildern und den
Wohlstand zurückzubringen. Auch die von Brüning im Januar einberufene Braun-Komission war für einen Import
von Kapital. Die Komission, unter der Führung des früheren
Reichsarbeitminister H. Braun, arbeitete Vorschläge zur Schaffung
von Arbeitsplätzen aus. Brüning aber hielt nichts von einer Auslandfinanzierung und
verhinderte solche Maßnahmen. Außerdem würden für ihn Kredite aus
dem Ausland die Lösung der Reparationen unmöglich machen.
In Anlehnung an: 2) S.96f.; S.100f./ 8) S.231/
10) S.363ff.
- Nachfragerückgang
Der während der Krise stärker werdende Nachfragerückgang und der rasche Preisverfall brachte die Deflations -politik
ins Wanken. Der Export deutscher Güter ging beträchtlich zurück.
Von 1929 bis 1932 sank er von 13,6 Mrd.RM auf 4,9 Mrd.RM. Das
stark
sinkende
Preiniveau
des
Weltmarkts
brachte
große
Schwierigkeiten für den Absatz deutscher Artikel, die zwar
hochwertig waren, aber nicht lebensnotwendig. Solinger Messer,
Nürnberger Spielzeug usw. konnten auf dem Weltmarkt nicht mehr
abgesetzt
werden.
Ebenfalls
die
Textilherstellung
und
der
Textilmaschinenbau verspürte das Nachfragedefizit.
Verstärkend kam noch hinzu, daß Brüning neben Einsparungen im Staatshaushalt die Produktionskosten senken ließ. Dies
bedeutete auch, daß die Löhne gesenkt wurden. Die Senkung wurde aber von den Unternehmen infolge
der gesunkenen Nachfrage in Form von Entlassungen und
-21Kurzarbeit vorgenommen. "..., daß im zweiten Halbjahr 1931 neben
die Gehaltskürzungen ein verschärfter Abbau von Arbeitplätzen
trat, der in manchen Firmen die Zahl der Angestellten bis Ende
1932 auf 50 bis 60% des Standes von 1929 zurückwarf." ( 2,
S.70f.) Dies führte zu einem weitern Nachfrageausfall im Inland.
Die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen des privaten Bedarfs schrumpfte stark. Es wurden nur noch lebensnotwendige Güter gekauft. Auf hochwertige Nahrungsmittel mußte
weitgehend verzichtet werden. Die Kürzungen der Personalausgaben
führte
ebenfalls
zu
einem
Rückgang
des
Verbrauchs.
Die
Jahresumsätze der Schuh- und Textilgeschäfte, des Möbelhandels, der Fachgeschäfte für Lebensmittel und
des Handwerks sanken zwischen 1929 und 1932 um ca. 30 bis 60%.
Rückläufige
Auftragseingänge
und Nachfrageausfall führte bei
den Unternehmern in der Industrie für Verbrauchsgüter, trotz der
niedrigen Grundstoffpreise und Kreditzinsen, zur Drosselung der
Produktion,
zu
Entlassungen
und
zur
Einschränkung
der
Bestellungen von Industriegütern.Es läßt sich also sagen, daß
Maßnahmen wie Kostensenkung und Steuererhöhung, die sich gegenseitig wiedersprechen, die Lage in Deutschland
verschlechtert haben. Denn durch die Steuern wurden die Kosten
wieder
erhöht,
durch
die
Kostensenkung
entstand
der
Nachfragerückgang,
die
Produktion
wurde
gedrosselt
und
schließlich ging der Export zurück. Der Export, der eigentlich
die Aufgabe hatte Überschüsse zu erzeugen und Devisen
zu
beschaffen.
In Anlehnung an: 2) S.63; S.71f.; S.97 u.99/ 3) S.197
10) S.367
-22- Revision des Young-Plan
Die Situation spitzte sich in Deutschland immer mehr zu. Im
Sommer 1931 waren die katastrophalen Auswirkung-en der Politik
Brüning's unübersehbar geworden. Die zunehmende Arbeitslosigkeit und die Rezession im Produktionprozeß veranlaßte Brüning nun den Gläubigernationen
die
Untragbarkeit der Reparationen darzustellen.
In der 3.Notverordnung vom 6.Oktober 1931 wurde die Errichtung von Verwaltungsgebäuden z.B. Rathaus usw. bis zum
31.März 1934 verboten. Dies traf den Arbeitmarkt schwer. Am
8.Dezember 1931 wurden dann die Tariflöhne und -gehälter um 10
bis 15% gesenkt. Trotz den Überschüssen in der Handelsbilanz von 1,56 Mrd.RM 1930, von 2,78
Mrd.RM 1931 und 1,05 Mrd.RM 1932 und den niedrigeren
Ausgaben
des
Reichs
von
19%
1931,
konnte
das
Reparationsproblem nicht gelöst werden. Aber die Goldund Devisenverluste stiegen infolge der Kreditabzüge und der
Kapitalflucht und die Ausgaben des Reiches waren um 20%
zurückgegangen. Der Bestand an Gold und Devisen war ab 1930 von 3
Mrd. bis Juli 1932 auf 970 Mio.RM geschrumpft und auch die
Einnahmen aus Steuern verminderten sich. Im Februar 1932 wurden
das erstemal über 6,128 Mio. Arbeitlose registriert. Im Kabinett
wollten Politiker den Wagemann-Plan verwirklichen. Der Geld- und
Kreditplan sollte den Währungsmechanismus funktionsfähig machen
und staatliche Arbeitbeschaffungs
-maßnahmen in großem Ausmaß ermöglichen. Die Deckungsvorschriften und die eingefrorenen Kredite der öffentlichen Hand sollten darauf wegfallen.
In Anlehnung an: 2) S.99ff./ 7) S.97/ 10) S.397
-23- Agrarpolitik Brünings
Durch die Agrarpolitik , die die Reichsregierung betrieb, wurde
die Krise weiter verschärft. In dem *Osthilfegesetz* vom 26.März
1931 wurden Maßnahmen zum Schutze der ostelbischen Landwirtschaft
ergriffen.
Sie
umfassten
die
Umschuldung
und
den
Vollstreckungsschutz. Die Osthilfe hatte absoluten Vorrang
gegenüber anderen Maßnahmen, da der Reichspräsidnet
selbst
Großgrundbesitzer im Osten war. Durch die Umschuldung sollten kurzfrisige
Schulden in langfristige mit niedrigen Zinsen umgewandelt werden. Der Betrag, der umgeschuldet werden
mußte, betrug schätzungsweise 850 Mio.RM. Die Osthilfe stellte
somit eine weitere Last im Reichshaushalt dar. Nach dem Gesetz durften nur sanierungsfähige und nicht
unrentable, hoffnungslosverschuldete Grundbesitze umgeschuldet werden. Die hochverschuldeten Besitze sollten
aufgekauft werden, um dort arbeitslose Landarbeiter anzusiedeln.
Die ostelbischen Großgrundbesitzer warfen Brüning darauf *Agrarbolschewismus
und
kommunismus* vor.
Durch
den
Kaufkraftausfall
des
Verbrauchers
wurde
die
Verschuldung der Bauern noch erhöht und die Preise fielen. Die
Bauern nahmen 1928/29 und 1932/33 mehr als ein Drittel weniger
ein. Verstärkend wirkte sich auch die Erhöhung der Agrarzölle
aus. Der Weizenzoll betrug im Spätherbst 1931 250 RM pro t. Im
Frühjahr des gleichen Jahres stand der Zoll auf 164,20 RM und der Weltmarktpreis hatte die Höhe von 104,60 RM. Die Zölle für Getreide
und Futtermittel stiegen
also
schneller
als die Zölle für
Schlachtvieh. Somit mußten die Viehzüchter vor allem die
Mastbetriebe im Nordosten auf Grund der hohen Zölle für
Futtermittel den teureren deutschen Roggen kaufen und erlitten
dadurch einen
-24Nachteil. Das erklärte Ziel Brüning die Ausfuhr deutscher Waren
zu fördern, wiedersprach den Maßnahmen des Zollprotektionismus,
der die Einfuhr von billigerem Getreide verhinderte.
8) S.250 Tab.
In Anlehnung an: 2) S.102f./
10) S.396ff.
- Sturz Brünings und die Streichung der Reparationen
Am 30. Mai 1932 wurde Brüning vom Reichspräsidenten gestürzt. Die Gründe für den Sturz des Reichskanzlers waren vor
allem die Ausführungsverordnungen des Siedlungsgesetzes und die
Kürzung der Sozialleistungen. Diese Maßnahmen wollte Brüning
durch Notverordnungen durchbringen, aber der Reichspräsident
weigerte
sich
diese
zu
unterschreiben.
Damit
war
das
Vertrauensverhältnis zwischen Hindenburg und Brüning stark belastet.
Am 9. Juli 1932 wurden die Reparationen gegen eine
einmalige Abfindung von 3 Mrd.RM, die nicht vor 1935 fällig war,
eingestellt. Da die Gläubigernationen die Anstrengungen die
Reperationsverpflichtungen zu erfüllen anerkennen mußten und die
Zahlungunfähigkeit Deutschlands eingetreten war, beschloß die
Konferenz in Lausanne den Young-Plan zu revidieren.
In Anlehnung an: 2) S.106/ 10) S.407
-251.3 Verschärfung der Krise durch die Bankenkrise
- Zusammenbruch der größten Geschäftsbank
Österreichs
Der Auslöser der Bankenkrise war zweifelslos der Zusammenbruch
der größten Geschäftsbank Österreichs am 11.Mai 1931. Durch
unglückliche Vereinigungen mit anderen Creditanstalten und
Industrieen, die bankrott gingen, wurden große Verluste gebildet.
Außerdem hatte das österreichische Bankhaus bei guter Konjunktur
Aktien gekauft, die aber schnell an Wert verloren. Es wird auch oft
behauptet, daß die Franzosen ihre Kredite wegen der Zollunion
zurückgezogen hatten. Diese Verluste zerrten fast das gesamte Eigenkapital der Creditanstalt auf. Als die Lasten einen Run auf die Bank auslösten, führte dies zur Zahlungsunfähigkeit.
In Anlehnung an. 2) S.84f./ 7) S.100/ 9) S.155f.
10) S.120
- Der Run auf Deutschland
Ende Mai setzte dann schließlich der Run in Deutschland ein. Da
die Banken genauso wie die in Österreich ein ungünstiges
Verhältnis
zwischen
EK
und
FK
hatten,
riefen
die
Auslandsgläubiger ihre Kredite zurück, um ihr Geld bei eimem
Zusammenbruch einer Großbank nicht zu verlieren. In der zweiten
Hälfte des Mai 1931 wurde den Großbanken 288 Mio. kurzfristige
Kredite gekündigt. Die Rücknahmen der Danatbank von 57 Mio., der
Dresdner
von 70 Mio. und
Deutschen Bank von 59 Mio.RM
brachten die Schwierigkeiten im Bankwesen. Gleichzeitig wurde die
finanzielle
Notlage
des
Warenhauskonzerns
und
des
Versicherungskonzerns Nordstern bekannt. Im Juni verlor die
Reichsbank gleich in den ersten 6 Tagen 164 Mio.
-26Goldmark. Als Anfang Juni eine Regierungskrise den Abzug von
Auslandsgeldern verstärkte, verlor die Reichs
-bank dadurch 400 Mio.RM an Gold und Devisen. Der Diskontsatz
wurde am 13.Juni von 5 auf 7% angehoben und schließlich am
17.Juni stockte der Abfluß. Bis dahin hatte Deutschland Gold und
Devisen in Höhe von 1,4 Mrd. RM eingebüßt und die Deckung der
Noten war von 60 auf 48% geschmolzen. Mitte Juni erfuhr man den
Zusammenbruch des Nordwolle Konzerns. Die Wirtschaft wurde schwer
erschüttert. Der Konzern hatte Anfang 1931 Rohwolle mit Geldern der Danatbank und Dresdner Bank gekauft. Als
die Warenpreise sanken, wurden Verluste von 200 Mio.RM gemacht.
Es setzte wieder ein Abzug von Krediten ein, verursacht durch das
schwindende Vertauen in deutsche Unternehmen. Die Devisen der Reichsbank sanken
somit von 3 Mrd. auf 1,7 Mrd.RM.
Um die Reparationsrate am 30.Juni zahlen zu können, mußten die
Zentralbanken Großbritaniens, Frankreichs und der USA, sowie die
Bank für internationalen Zahlungsausgleich, der Reichsbank 100
Mio.$ bereitstellen. Außerdem trat am 7.Juli das Hoover-Moratorium, das alle
Auslandsschulden bis zum 30.Juni 1932 aufschob, ein.
In Anlehnung an: 2) S.85/ 7) S.100f./ 9) S.160f.
10) S.120f.
- Kündigung von Spareinlagen privater Gläubiger
Dieses Ereignis und die Hilfsaktion löste einen Ansturm
inländischer Sparer aus, die die Bank- und Sparkasseneinlagen kündigten. Fast alle große Banken steckten in einer
schweren Liquiditätskrise. Im Juli spürten auch die Sparkassen
und Girozentralen die Bedrohung. Am 11.Juli 1931 wurde der
Regierung die Zahlungsunfähig-
-27keit der Danatbank und der Landesbank der Rheinprovinz bekannt.
Am 13.Juli blieben schließlich die Schalter der Danatbank
geschlossen, da die Bank zu große Verluste gemacht hatte. Die
Landesbank wurde von der Reichsbank unterstützt.
Die Banken und Sparkassen konnten der Welle der Kunden, die auf
die Geldinstitute losbrach, nicht Stand halten.
Wegen der geringen Barreserven war dies auch gar nicht möglich.
Dadurch wurden nur noch 20% der verlangten Beträge ausbezahlt.
In Anlehnung an: 2) S.85f./ 7) S.101/ 9) S.163/
10) S.122
- Bankfeiertag
Am
14./15.Juli
wurden
per
Notverordnung
alle
Schalter
geschlossen. Die Tage wurden als *Bankfeiertage* bezeichnet. Es
durfte nur noch in dringenden Fällen Geld abgehoben werden. Am
18.Juli erfolgte ein Zusammenschluß von 43 Banken zum Überweisungsverband e.V. und am
25.Juli gründtete man die *Akzept- und Kreditbank*,die die Aufgabe hatte den Banken und Sparkassen finanziell
unter die Arme zu greifen. Da die Sparer trotz Einschränkung der
Auszahlung ihre Guthaben abhoben, wurde in der zweiten Julihälfte die 40%ige Deckungs
-grenze der Reichsbanknoten unterschritten.
Der Kreditspielraum der Banken, die Hortung von Sparguthaben und die Kapitalflucht deutscher Gelder verstärkte den Konjunkturabschwung. Die Reichsbank nahm an, daß etwa
1 Mrd.RM im Sparstrumpf gehortet wurden. Am 3.August konnten die
Banken ihren Zahlungsverkehr wieder aufnehmen.
In Anlehnung an: 2) S.86f./ 8) S.303 u.306/
9) S.163f./ 10) S.122
-28- Devisenzwangswirtschaft
Deutschland
betrat
schließlich
als
erster
den
Pfad
der
Devisenzwangswirtschaft, d.h. alle ausländischen Devisen, die sich im Umlauf befanden, mußten ab 1.August 1931 an die
Reichsbank verkauft werden, um die Kapitalflucht einzugrenzen und den Kapitalabfluß abzubremsen. Der freie
Devisenverkehr wurde aufgehoben. Außerdem handelte man ein
Stillhalteabkommen
zwischen
deutschen
Schuldnern
und
ausländischen Gläubigern aus. Damit wurden die Kredite in
Deutschland festgehalten. Dies lag vor allem den ausländischen
Bankiers am Herzen, da sie das in Deutschland angelegte Kapital
retten wollten.
In Anlehnung an: 2) S.87/ 8) S.306f.
- Britische Abwertung und Einsturz des deutschen
Exports
Da nun der freie Zahlungsverkehr aufgehoben war und die Kredite
eingefroren waren, verstärkte sich der Druck auf das britische
Pfund. Die Banken der Niederlande, der Schweiz, Schwedens und der
USA kündigten die kurzfristigen Anlagen auf der Insel und verkauften Pfund Sterling. An
die Guthaben in Deutschland konnte man auch nicht heran.
Schließlich wertete die Regierung ihre Währung am 20.September
1931 ab und wurde vom Gold
-standard befeit. Länder, wie Ägypten, Irland, Argentinien, Japan
usw., folgten durch Abwertung ihrer Währung.
Das brachte die deutsche Exportwirtschaft zum Einsturz.
Der Grund war, daß der Wechselkurs des Pfundes Angebot und
Nachfrage bestimmte. Da nun der Kurs des Pfundes um 40% bis
Anfang 1932 absank, konnte die ausländische
-29Konkurrenz ihre Güter um 40% billiger auf dem Weltmarkt anpreisen
als die deutschen Exporteure. Deutschland konnte dieser Abwertung
nicht folgen, weil das eine Auflösung des Goldstandards mit sich
bringen würde. Die deutschen Schulden waren aber an das Gold
gebunden. Bei einer Abwertung wären die Schulden in die Höhe
gegangen. Trotz des schweren Drucks der Reichsregierung
auf das Kostenniveau konnte der Export nicht gesteigert werden.
Da die Existenz jedes dritten Arbeiters vom Export abhing, waren die Auswirkungen nicht mehr zu übersehen. Zum Beispiel in der deutschen Maschinenindustrie gingen
die Exporterlöse im Zeitraum von 1930 bis 1932 um 47,5% zurück.
In Anlehnung an: 2) S.88f.; S.105/ 3) S.198/
9) S.165f.
2. Auswirkungen der Krise für die deutsche Bevölkerung
und Maßnahmen zur Bekämpfung
- Massenarbeitslosigkeit
Die Auswirkungen für die deutsche Bevölkerung waren katastrophal.
Entlassungen und Verlust des Einkommens bedrohte die Existenz des
deutschen Volkes. Das Erscheinungsbild der Massenarbeitslosigkeit
war erscheckend. Die langen Schlangen vor den Arbeitsämtern auch
als *Hungerpaläste* bezeichnet, bildeten sich jeden Tag vor allem
in den Industriestädten. Die Arbeitslosenzahlen stiegen bereits
Anfang 1929 auf 3,05 Mio.. Danach erholte sich die Lage ein
wenig. Im Februar 1930 wurden dann 3,37 Mio. Arbeitslose registriert, im Februar 1931 wurde fast die 5 Mio.-Grenze erreicht und
im November überschritten. Anfang 1932
-30betrug die Zahl der Arbeitslosen stets über 6 Mio.. Im Februar
1932 waren 6,13 Mio. Menschen ohne Arbeit.
7) S.96 Abb.
Das Baugewerbe wurde von der Arbeitslosigkeit am stärksten getroffen. Die Gewerkschaft teilte mit, daß 90,2% der
Mitglieder Kurzarbeit leisten mußten oder keine Arbeit
hatten.
In
der
Holzindustrie
waren
es
60,8%.
"Im
Durchschnitt des Jahres 1932 waren im DR von je 1000 Einwohnern
90 als arbeitslos gemeldet." ( 2, S.61) Vor allem die
Industriestädte waren von dem Symptom der Arbeitslosigkeit betroffen. Fast die Hälfte lebte 1932 in den 50
Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern.
In Anlehnung an: 2) S.58-62 (vgl. Anhang b, c, d )
- Verarmung der Bevölkerung
Die Maßnahmen der Reichsanstalt die Dauer der Unterstützung
von
26
auf
20
Wochen
zu
reduzieren
und
die
Hilfsbedürftigkeit nach strengern Maßstäben zu prüfen, kürzten
die Zahl der unterstützten Personen von 2,59 Mio. im Februar 1931
auf 0,95 Mio. im Januar. Den Arbeitslosen, die noch unterstützt
wurden, kürzte man den Unterstützungssatz pro Monat um 46,3%.
Somit wurde kaum noch das Existenzminimum erreicht und die
Verarmung der Bevölkerung vorangetrieben. Da auch die Leistungen der
Krisenfürsorge um 33% gesenkt wurden,
-31stellte
sie
nur
eine
Zwischenstation
auf
dem
Weg
zur
Armenfürsorge dar. Schließlich wurden im Januar 1933 nur 15,8%
durch die Reichsanstalt, 23,6% durch die Krisenfürsorge und ganze
40,9% durch die Wohlfahrt unterstützt. 19,7% bekamen keine
Unterstützung.
In Anlehnung an: 2) S.64-68
- Einschränkungen für die verdienende Bevölkerung
Auch die noch verdienende Bevölkerung mußte Einschränkungen im Verbrauch hinnehmen. Den Beschäftigten wurden durch die
Notverordnung vom 8.Dezember 1931 die Löhne auf das Niveau vom
10.Januar 1927 gekürzt. Die Bruttogehälter der Angestellten gingen zwischen 1929 und 1933 um 25%
zurück und die Bezüge der Beamten wurden um 25 bis 28% gesenkt.
In Anlehnung an: 2) S.30
- Der WTB-Plan
Als erste forderten die Gewerkschaften eine aktive Konjunkturpolitik, um die katastrophale Lage zu verbessern. Woytinski, Tarnow und Baade arbeiteten den WTBPlan aus, nach dem durch Reichsbahn, Reichspost, Kommunalverbände
und
anderen
öffentlichen
Körperschaften
eine
Arbeitbeschaffung in Höhe von 2 Mrd.RM für 1 Mio. Arbeitslose
erreicht werden soll. Der Grundgedanke war, "..daß zum Abbau der
Arbeitslosigkeit und zum Wiederanstieg der Wirtschaft ein Anstoß
erfolgen muß, weil die selbsttätigen Kräfte der Krisenüberwindung
außer Funktion gesetzt oder gelähmt sind." ( 2, S.106f) Das
Programm wurde am 26.Januar 1932 veröffentlicht.
Nach Berechnungen hätte die Kreditschöpfung zusätzlich 300 Mio.RM
in den Umlauf gebracht, aber weitere Kredite
-32hätte man wegen der Inflationspsychose nicht abschöpfen können.
Am 13.April 1932 wurde der WTB-Plan vom ADGBKongreß verabschiedet und zum offiziellen Programm ausgerufen.
Die
Reichsbank
wehrte
sich
aber
gegen
jede
Kreditausweitung, gewährte aber die finanzielle Hilfe für
einzelne Maßnahmen in Höhe von 135 Mio.RM. Dies wurde vom
Kabinett am 19. und 20.Mai verabschiedet. In diesem Zusammenhang
wurde für die Finanzierung der Öffa-Wechsel eingeführt, der
später auch für die Vorfinanzierung von Hitlers Programmen verwendet wurde.
In Anlehnung an: 2) S.106ff./ 8) S.236f./
10) S.403ff.
- Der Papen-Plan
Nachdem das Reparationsproblem gelöst worden war, kündigte von
Papen
am
28.August
den
Papen-Plan
an.
Es
sollte
die
Investitionsbereitschaft der privaten Unternehmen durch Steuersenkungen, Subventionen und Investitionen der öffentlichen Hand belebt werden. Der PapenPlan sah Steuergutscheine für die fälligen Steuern während der Zeit vom 1.Oktober 1932 bis zum 30.September 1933 vor.
Mit diesen Gutscheinen konnten die zwischen 1934 und 1938
fälligen Steuern, Zölle usw. bezahlt werden.
Die
Reichsregierung
wollte
somit
die
Wirtschaft
wiederbeleben. Außerdem sollten mit 300 Mio.RM der Straßenbau,
Tiefbauarbeiten usw. unterstützt werden und den Unternehmen
wurden für jeden eingestellten Arbeiter Lohnprämien gewährt. Am
4.September wurde die Notverordnung zur Wirtschaftsbelebung erlassen. Sie beinhaltete das Steuergutscheinprogramm, die Lohnsenkung usw..
Durch den Papen-Plan wurde das *Investitionsklima* verbessert, die Aktienkurse stiegen von 46,6 im April auf 61,8 im
Dezember 1932, die Nachfrage nach Kleinwagen
-33stieg und es wurden verstärkt Familienhäuser gebaut. Auf dem
Arbeitsmarkt aber war keine Erholung zu verspüren. Am 17.November trat schließlich das Kabinett Papen
zurück, weil es keinen Rückhalt mehr im Parlament hatte.
In Anlehnung an: 2) S.108f.; S.111ff./ 10) S.409-417
- Das Schleichers-Sofortprogramm
Am 14.Dezember 1932 wurde das Kabinett Schleicher für knapp zwei
Monate ins Amt berufen, das letzte in der Weimarer Republik.
Schleicher übernahm das Programm Papens, bevorzugte aber eine
verstärkte staatliche Auftragsvergabe. Am 14.Dezember hob das Kabinett die Ermächtigung zur Tariflohnsenkung auf und am 28.Januar wurde das
Schleichers-Sofortprogramm verabschiedet. Es sah 100 Mio.RM für
das Reich und 400 Mio.RM für die Länder und Gemeinden vor. Diese
Gelder sollten aber nur für Reparaturen und Verbesserungen
bestehender Anlagen benutzt werden. Das Programm war im Gegensatz
zu einer privaten Investitionsföderung durch die staatliche Auftragsvergabe viel effektiver.
In Anlehnung an: 2) S.114f./ 10) S.418f
34-
C) S C H L U S S
Aber zwei Tage nach der Verabschiedung des SchleichersSofortprogramm wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt und es
begann die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Durch die Maßnahmen Schleichers und Papens konnte das NSRegime nun den langsam anlaufenden Aufschwung für sich ausnutzen.
Die wirtschaftliche Erhohlung fand somit in Hitler und dem
Nationalsozialismus ihren Anfang.
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