rejection-identification model (Branscombe et al

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1
Glossar Sozialwissenschaften
Ablehnungs-Identifikationsmodell
:
rejection-identification model (Branscombe et al., 1999)
Annahme: der negative Effekt wahrgenommener Diskriminierung auf
das Selbstwertgefühl kann durch eine starke Identifikation mit der
Eigengruppe abgepuffert oder kompensiert werden
Erklärungsansatz: Eigengruppenmitglieder sind eine wichtige
Ressource für emotionale, soziale oder materielle Unterstützung im
Umgang mit Diskriminierungserfahrungen. Hoch identifizierte
Gruppenmitglieder sind besser in die Gruppe eingebunden, sie haben
daher besseren Zugang zur Unterstützung durch andere
Gruppenmitglieder, bekommen sie eher angeboten und sind eher
bereit, sie zu akzeptieren als gering identifizierte Gruppenmitglieder
2
Abwertungsprinzip
:
Def. "Abwertungsprinzip"=
Glossar Sozialwissenschaften
Auf der Grundlage von Vorwissen wird einer plausiblen Ursache für
das Auftreten eines bestimmten Effekts weniger Gewicht
beigemessen, wenn gleichzeitig andere plausible Ursachen für den
Effekt ebenfalls gegeben sind.
Bsp: Prüfungsversagen wird nicht ausschließlich auf mangelnde
Begabung zurückgeführt, wenn bekannt ist, dass der Prüfling sich
gerade von seiner Freundin getrennt hat. (S. 39, SB 03407) Zur
Erinnerung : Das "Abwertungsprinzip" gehört zur Kategorie
"Schema der multiplen hinreichenden Ursachen". Dieses wiederum ist
eine Unterkategorie der Kategorie "Kausale Schemata".
3
Glossar Sozialwissenschaften
Aggression
Bezeichnet ein intendiertes Verhalten mit dem Ziel, einem anderen
Lebewesen zu schaden oder es zu verletzen, wobei dieses
Lebewesen motiviert ist, diese Behandlung zu vermeiden.
Die soziale Bewertung eines Verhaltensakts als Aggression hängt
vom situativen und normativen Kontext ab, in dem das Verhalten
stattfindet.
Beispiel: Aggression wird im Kriegsfall, wenn sie gegen einen Feind
gerichtet ist, als prosoziales Verhalten oder gar als Heldentat
bewertet.
3407, Seite 110
4
Aggression, feindselige
Glossar Sozialwissenschaften
auch: heiße oder affektive Aggression
resultiert typischerweise aus dem Empfinden negativer Emotionen,
wie Ärger, Zorn oder Wut - das Verhaltensziel besteht in der
Schädigung eines anderen Lebewesens, z.B. der Person, über die
man sich ärgert
3407 S.111
5
Glossar Sozialwissenschaften
Aggression: Gewaltdarstellung in Medien
6
Aggression, instrumentelle
:
fünf ineinandergreifende Mechanismen, die die Effekte von
Gewaltdarstellungen in Medien auf das Verhalten vermitteln (z.B.
Berkowitz, 1993):
Modelllernen , Zielerreichung durch Gewalt, Belohnung aggressiven
Verhaltens bzw. Ausbleiben der Strafe begünstigen die Nachahmung
Verfügbarkeit kann dazu führen, dass eigene unspezifische
Erregung verstärkt als Ärger interpretiert wird, was die
Auftretenswahrscheinlichkeit aggressiven Verhaltens erhöht
Soziale Normen Aggression und Gewalt erscheinen als sozial
akzeptierte, vielleicht sogar erwünschte, Verhaltensweisen
Abstumpfung Standards, was als Aggression oder Gewalt eingestuft
wird, können sich verändern
Feindseliger Attributionsstil Welt kann zunehmend als gefährlicher
und feindseliger Ort wahrgenommen werden
3407 S.120f
Glossar Sozialwissenschaften
auch kalte oder strategische Aggression
zielt ebenfalls darauf ab, ein anderes Lebewesen zu schädigen, ist
jedoch in erster Linie ein Mittel zum Zweck, z.B. Schädigung eines
Konkurrenten, um sich selbst einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen
3407 S.111
7
Glossar Sozialwissenschaften
Aggressionsverschiebung
Die Tendenz Aggressionen gegen unbeteiligte Dritte zu richten, wenn
sie nicht gegenüber der ursprünglichen Quelle der Frustration zum
Ausdruck gebracht werden können (z.B. aus Furcht davor, dass diese
Person sich revanchiert).
3407 S.114
8
aggressive Hinweisreize
Glossar Sozialwissenschaften
Stimuli oder Objekte, welche üblicherweise mit aggressivem Verhalten
assoziiert werden (z.B. Waffen) und aggressives Verhalten
begünstigen
Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Personen, bei denen bereits
eine Bereitschaft zur Ausführung aggressiven Verhaltens besteht (z.B.
weil sie verärgert sind), dieses Verhalten auch tatsächlich ausführen.
3407 S.118
9
Glossar Sozialwissenschaften
Altruismus
Formen des Hilfeverhaltens, deren primäres Ziel es ist, das
Wohlergehen einer anderen Person zu verbessern oder zu schützen
Ein möglicher persönlicher Nutzen, der dabei für den Helfer entsteht
(z.B. soziale Anerkennung durch andere Personen) stellt lediglich ein
„Nebenprodukt“ des Hilfeverhaltens dar und ist nicht intendiert.
altruistisch vs. egoistisch
Ziel egoistisch motivierten Helfens: der Helfer will damit sein eigenes
Wohlergehen verbessern, schützen oder weiter ausbauen - die
Verbesserung des Wohlergehens der anderen Person dient dem
Helfer lediglich als Mittel zum Zweck, um eigene Bedürfnisse zu
befriedigen (z.B. um finanzielle oder soziale Anerkennung zu
bekommen)
3407, Seite 94
10
Altruismus, reziproker
Glossar Sozialwissenschaften
Ausgangsfrage: wieso helfen Menschen auch Personen, mit denen sie nicht genetisch verwandt
sind?
In der Biologie wird Altruismus als ein Verhalten verstanden, das mit Fitnesskosten für den
Helfer und Fitnessvorteilen für den Rezipienten verbunden ist.
Grundgedanke: Die Unterstützung von Nichtverwandten bringt zunächst Fitnesskosten mit sich.
Wenn allerdings garantiert ist, dass diese Unterstützung vom Rezipienten zu einem späteren
Zeitpunkt durch eine Verhaltensweise erwidert wird, deren Wert die eigenen Investitionskosten
übersteigt, dann resultiert aus der ursprünglichen Investition ein Fitnessvorteil für das
Individuum.
Theorie des reziproken Altruismus (Trivers, 1971) postuliert also, dass
die natürliche Selektion die Evolution von Hilfeverhalten begünstigt
hat, das auf dem Prinzip der Wechselseitigkeit beruht (im Gegensatz
zum sozialpsychologischen Altruismusbegriff!).
3407 S.95
11
Glossar Sozialwissenschaften
Arbeitsselbstkonzept
:
working self-concept
diejenigen im Arbeitsgedächntis aktivierten Teile des Selbstkonzepts,
die für die Verhaltenssteuerung und Informationsverarbeitung in
einem bestimmten Kontext notwendig sind (Markus & Kunda, 1987)
Für die Aktivierung bestimmter Selbst-Varianten spielen
kontextspezifische Primes eine wichtige Rolle. Diese führen dazu,
dass jeweils die Selbst-Variante phänomenologisch in den
Vordergrund rückt, die für die Informationsverarbeitung und
Verhaltenssteuerung im jeweiligen Kontext relevant ist.
3407 S.65
12
Assoziatives Netzwerk
Glossar Sozialwissenschaften
Def. "Assoziatives Netzwerk" =
Komplexe kognitive Stuktur, in der eine Vielzahl von Konzepten durch
assoziative Verbindungen miteinander in Beziehung steht. Durch
Ausbreitung der Aufmerksamkeit entlang dieser Verbindungen werden
bei Aktivierung eines Konzeptes benachbarte Konzepte ebenfalls
aktiviert.
BSP: Die Einstellung einer Person gegenüber einem Objekt inklusive
aller kognitiven, affektiven, konativen Aspekten.
( S. 26, SB 03407)
13
Glossar Sozialwissenschaften
Attribution
die subjektiven Schlussfolgerungen des Beobachters bezüglich der
Ursachen eines beobachteten Verhaltens oder eines Ereignisses
Die Zuschreibung von Ursachen eröffnet die Möglichkeit, den
Wiedereintritt eines in Frage stehenden Ereignisses vorherzusagen
und es dadurch unter Umständen zu kontrollieren. Menschen machen
sich nicht bei allen Ereignissen spontan Gedanken über deren
Ursachen, sondern sie tun dies insbesondere dann, wenn diese ihr
Bedürfnis nach Umweltkontrolle tangieren.
3407, Seite 34
14
Attributionsdimensionen
Glossar Sozialwissenschaften
Die Vielzahl möglicher Attributionen, die Menschen zur Erklärung des
Verhaltens anderer Menschen bzw. des Eintretens von Ereignissen
vornehmen können, lassen sich anhand einer Reihe unabhängiger
Attributionsdimensionen systematisieren (z.B. Weiner, 1985):
Lokation liegen die Ursachen in der Person (personale / interne
Faktoren) oder in der Situation und den Umständen (situationale /
externe Faktoren)?
Stabilität sind die Ursachen stabil (nicht veränderlich oder fix) oder
instabil (variabel)?
Kontrollierbarkeit sind die Ursachen für den Handelnden
kontrollierbar oder unkontrollierbar?
In Abhängigkeit der spezifischen Ausprägungen einer
Ursachenzuschreibung auf diesen Dimensionen resultieren ganz
unterschiedliche Meinungen, Bewertungen und emotionale
Konsequenzen beim Beobachter.
Beispiel: Mögliche Ursachen für Erfolg und Misserfolg in einer Prüfung
(nach Weiner, 1985)
15
Glossar Sozialwissenschaften
Attributionsprozess: Duale-Prozess-Modelle
Daniel Gilbert und Kollegen (1988) gehen in ihrem Modell von einem
zweistufigen Attributionsprozess aus:
1. Schritt: relativ automatische Bildung einer Personenattribution
situative externe Faktoren werden vernachlässigt Verhalten wird auf in
der Person liegende bzw. interne Ursachen bzw. Dispositionen
zurückgeführt
auf welche Dispositionen der Beobachter in der sozialen Situation
schließt, wird dem Modell zufolge maßgeblich durch die Erwartungen
des Beobachters beeinflusst
2. Schritt: kontrollierter Attributionsprozess - aber nur...
wenn die Person über die nötigen kognitiven Ressourcen verfügt
und sie entsprechend motiviert ist, diese zu verwenden
wenn ja, werden systematisch weitere Informationen zur
Schlussfolgerung herangezogen (z.B. Situationsfaktoren)
ursprünglich dispositionale Schlussfolgerung wird ggfs. modifiziert
oder vollständig ersetzt (situationsbezogene Korrektur)
3407 S.39f
16
Attributionsstil
Glossar Sozialwissenschaften
die relativ zeitstabile Tendenz einer Person, über verschiedene
Situationen hinweg bestimmte Erklärungsmuster zu verwenden
17
Glossar Sozialwissenschaften
Attributionsstil, feindseliger
die relativ zeitstabile Tendenz, einer anderen Person, die einen
Schaden verursacht hat, eine feindselige oder aggressive
Verhaltensabsicht zu unterstellen, auch wenn unklar ist, ob diese den
Schaden mit Absicht herbeigeführt hat
3407 S.117
18
Attributionsverzerrungen
Glossar Sozialwissenschaften
Korrespondenzverzerrung generelle Neigung, das Verhalten anderer Personen eher auf interne
(personale) Faktoren zurückzuführen als auf externe (situationale)
Akteur-Beobachter-Divergenz Menschen neigen dazu, ihr eigenes Handeln ( = ich als Akteur)
stärker auf externe oder situationale als auf interne oder dispositionale Faktoren zurückzuführen.
Ein Grund hängt mit der Wahrnehmungsperspektive zusammen: wenn Menschen das
Verhalten einer anderer Person beobachten, wird diese (und deren Verhalten) als „Figur“ vor
dem „Hintergrund“ der Situation wahrgenommen. Beim eigenen Handeln ist aufgrund der
eigenen Perspektive die Aufmerksamkeit hingegen auf Merkmale der Situation gerichtet,
situative Faktoren sind daher auffälliger als das Verhalten selbst.
selbstwertdienliche Attributionsverzerrung die eigenen Erfolge werden in höherem Maße auf
stabile interne Faktoren zurückgeführt (z.B. Fähigkeiten, Begabung) als vergleichbare Erfolge
anderer Personen und die eigenen Misserfolge werden im Unterschied zu den Misserfolgen
anderer Personen eher auf externe Faktoren (z.B. Pech) zurückgeführt
3407 S.40f und Musterantwort
19
Glossar Sozialwissenschaften
Aufwertungsprinzip
20
Autoritäre Persönlichkeit
Def. "Aufwertungsprinzip" =
Faktoren, die gegen das Auftreten eines Effekts wirken, verleiten
Menschen dazu, einer plausiblen förderlichen Ursache für eine
Handlung eine stärkere Wirkung zuzuschreiben, als wenn diese
Ursache alleine vorliegt.
BSP: Wenn ein Prüfer um die privaten Probleme des Prüflings weiß
und ein Prüfling 'trotzdem' eine erfolgreiche Prüfungsleistung erbringt,
wird der Prüfer eher dazu tendieren, auf die besondere Begabung des
Prüflings zu schließen, als er dies ohne das Wissen von hemmenden
Faktoren getan hätte.
(S.39, SB 03407)
Zur Erinnerung :
Das "Aufwertungsprinzip" gehört zur Kategorie "Schema der multiplen
hinreichenden Ursachen". Dieses ist eine Unterkategorie der
Kategorie " kausale Schema".
Glossar Sozialwissenschaften
Eine bestimmte Art von Persönlichkeit, die übermäßig unterwürfig
gegenüber Autoritätspersonen ist und von der angenommen wird,
dass sie in besonderem Maße zu Vorurteilen neigt.
Adorno et al entwickelten einen Persönlichkeitsfragebogen zur
Erfassung der Dimensionen der autoritären Persönlichkeit, dessen
wichtigste Skala die F-Skala (Faschismusskala) ist.
21
Glossar Sozialwissenschaften
Autostereotype
Stereotype über die Eigengruppe
3408 S.37
22
Beziehungstypen
Glossar Sozialwissenschaften
Nach Margaret Clark und Kollegen (z.B. Clark & Mills, 1993)
unterscheiden sich interpersonale Beziehungen bezüglich der
Normen oder Prinzipien, nach denen das wechselseitige Geben
und Nehmen von Ressourcen erfolgt. Sie differenzieren
Austauschbeziehungen (exchange relationships)
Gemeinschaftsbeziehungen (auch: sozial motivierte Beziehungen
oder communal relationships)
In Austauschbeziehungen erwarten die Beziehungspartner, dass die Ressourcen, die sie dem
Partner bereitstellen, vom Rezipienten durch die Bereitstellung vergleichbarer Ressourcen
„bezahlt“ werden – das Geben und Nehmen orientiert sich am Gleichheitsprinzip.In
Gemeinschaftsbeziehung gehen die Partner davon aus, jeder habe ein Interesse am
Wohlergehen des anderen. Die Partner achten daher weniger darauf, was sie vom
Beziehungspartner erhalten (oder was sie ihm schulden), sondern darauf, welche Bedürfnisse
der andere hat - das Geben und Nehmen von Ressourcen orientiert sich am Bedürfnisprinzip.
Die Beziehungspartner sind daher auch dann bereit, dem anderen etwas zu geben, wenn für sie
absehbar ist, dass der andere dies nicht entsprechend erwidern kann.
3407 S.54 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 5 / Kapitel 3
23
Glossar Sozialwissenschaften
Bystander-Effekt
je größer die Anzahl der Zeugen (= bystander), die einen Notfall
beobachten, desto geringer ist offenbar die Wahrscheinlichkeit, dass
irgendjemand von ihnen hilft
Fünf Schritte, die der Zeuge eines Notfalls nehmen muss, damit er
einem Opfer tatsächlich hilft:
1. Ereignis bemerken
2. Ereignis als Notfall interpretieren
3. Verantwortung übernehmen
4. Passende Art der Hilfeleistung auswählen
5. Entscheidung umsetzen
(Latané & Darley, 1970)
3407 S.105
24
Collective Action Frame
Glossar Sozialwissenschaften
:
ein System sozial geteilter Meinungen und Überzeugungen, die zur
Interpretation der sozialen Problemsituation herangezogen werden
und aus denen sich angemessene kollektive (Re-)Aktionen ableiten
lassen (Gamson, 1992)
Gamson unterscheidet drei Komponenten des Collective Action
Frame:
Ungerechtigkeitskomponente
Identitätskomponente
Handlungskomponente
3408 S.73
25
Glossar Sozialwissenschaften
Commitment
= die innere Festlegung auf eine Beziehung
Commitment beinhaltetdie Absicht, die Beziehung aufrechtzuerhalten
(Verhaltenskomponente),
ein Gefühl der affektiven Bindung an die Beziehung (emotionale
Komponente) unddie Orientierung, sich und den Beziehungspartner
auch zukünftig als Paar zu sehen (kognitive Komponente)
Die Stärke des Commitments hängt von drei unabhängigen Faktoren
ab (Rusbult):
Zufriedenheit
Alternativen
Investitionen
3407, Seite 56
26
Compliance
Glossar Sozialwissenschaften
Normenkonformes Verhalten in öffentlichen Situationen ohne private
Akzeptanz der entsprechenden Norm.
3408 S.18
27
Glossar Sozialwissenschaften
Dekategorisierung
Ziel der Dekategorisierung ist es, dass sich die Beteiligten im
Intergruppenkontakt nicht länger als Repräsentanten spezifischer
Gruppen, sondern als einzigartige Individuen wahrnehmen.
führt im optimalen Fall zum Abbau initialer Ängste und zu individueller
Freundschaft ohne Generalisierung
3408 S.65f
28
demand characteristics
Glossar Sozialwissenschaften
bestimmte Hinweisreize in der Untersuchungssituation, die der Vp
nahelegen, welche Verhaltensweisen oder Reaktionen von ihr
erwartet werden
Die Ergebnisse werden dadurch verfälscht, da, anders als intendiert,
nicht mehr die spontanen oder „natürlichen“ Reaktionen der Vp
beobachtet werden können (bedroht die interne Validität des
Experiments).
3407 S. 21
29
Glossar Sozialwissenschaften
Deprovinzialisierung
Intergruppenkontakt kann zur Neubewertung der Eigengruppe
führen
neue Perspektive erlaubt die Betrachtung der Eigengruppennormen,
Werte und Sitten als nur eine Alternative unter vielen
Verlust des Alleinigkeitsanspruchs führt zu offenerer und
respektvollerer Haltung gegenüber Fremdgruppen im Allgemeinen (=
Deprovinzialisierung)
3408 S.63 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 2 / Kapitel 5
30
Glossar Sozialwissenschaften
Eindrucksbildung: Aufrechterhaltung (3)
Tendenz zur Beharrung (perseverance bias) Der erste Eindruck hat
häufig sogar dann noch Einfluss auf die Beurteilung einer Zielperson,
wenn er sich nachfolgend als falsch erwiesen hat (z.B. Ross et al.,
1975)
Konfirmatorische Informationssuche Menschen neigen dazu, gezielt
nach Information zu suchen, die ihre sozialen Hypothesen über
andere Menschen bestätigen, während Informationen, die diese
widerlegen könnten, vernachlässigt werden (z.B. Snyder & Swann,
1978)
Sich selbst erfüllende Prophezeiung Die Erwartungen gegenüber
einer Zielperson führen dazu, dass man sich dieser gegenüber so
verhält, dass sie erwartungskonformes Verhalten zeigt - wodurch der
ursprüngliche Eindruck wiederum bestätigt wird.
3407 S.49f und Musterlösung zu Übungsaufgabe 3 / Kapitel 3
31
Glossar Sozialwissenschaften
Eindrucksbildung: Integration von Informationen
Der Eindruck, den eine Person von einer anderen Person entwickelt, resultiert nicht einfach aus
der Addition der wahrgenommenen Merkmale der Zielperson, sondern die Integration wird durch
implizite Persönlichkeitstheorien des Wahrnehmenden gesteuert. Nach Solomon Asch werden
die einzelnen Merkmale im Kontext ihrer Beziehung zu anderen Merkmalen gewichtet und
interpretiert und anschließend zu einem subjektiv sinnvollen Gesamteindruck integriert.
Implizite Persönlichkeitstheorien beinhalten Vorstellungen darüber, welche
Persönlichkeitsmerkmale i.d.R. gemeinsam auftreten, zusammenpassen oder
zusammengehören („Wenn Person A, die Eigenschaft X hat, dann hat sie vermutlich auch die
Eigenschaft Y). Sie werden als „implizit“ bezeichnet, weil sie dem Wahrnehmenden
typischerweise nicht bewusst sind.
Paradigmatische Experimentalserie von Solomon Asch (1946)
Listen von Persönlichkeitsmerkmalen, Variation warm / kalt bzw. höflich / ungehobelt
3407 S.44ff und Musterlösung zu Übungsaufgabe 1 / Kapitel 3
32
Einstellung
Glossar Sozialwissenschaften
Die Einstellung einer Person zu einem Objekt ist die subjektive
Bewertung dieses Objekts.
Einstellungsobjekte sind
nichtsoziale oder soziale Stimuli (Produkte, Personen etc.),
Verhaltensweisen (Rauchen, soziales Engagement etc.),
Symbole (Flaggen, Embleme etc.) oder
Begriffssysteme (Islam, Kommunismus etc.)
Einstellungen lassen sich anhand zweier Dimensionen
charakterisieren:
ihrer Valenz - im Sinne von positiv oder negativ
ihrer Stärke - beobachtbar z.B. daran, wie schnell ein
Einstellungsobjekt eine wertende Reaktion auslöst
3407, Seite74
33
Glossar Sozialwissenschaften
Einstellungsänderung (3)
34
Einstellungsfunktionen
Die Forschungsliteratur verweist insbesondere auf drei Möglichkeiten,
die Einstellungen von Menschen zu verändern:
Förderung direkten Kontakts mit dem Einstellungsobjekt Durch den
Kontakt können neue Erfahrungen erworben werden, die im günstigen
Fall eine Einstellungsänderung bewirken (Beispiel: strukturierter
Kontakt zwischen Mitgliedern verfeindeter Gruppen)
positive und negative Verhaltensanreize Infolge der Anreize kommt
es zur Verhaltensänderung, was im günstigen Fall dazu führt, dass die
Person ihre Einstellung an das Verhalten anpasst (Stichworte:
Selbstwahrnehmung, Dissonanzreduktion)
kommunikative Persuasion Versuch, die Einstellung einer Person
durch Kommunikation zu verändern (siehe Elaboration Likelihood
Model)
3407 S.86
Glossar Sozialwissenschaften
vier basale psychologische Funktionen von Einstellungen (nach Katz,
1967):
instrumentelle, Anpassungs- oder utilitaristische Funktion
(instrumentality)
Ich-Verteidigungsfunktion (ego defence)
Wertausdrucksfunktion (value expressiveness)
Wissensfunktion (knowledge)
3407, S.78 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 2 / Kapitel 5
35
Glossar Sozialwissenschaften
Einstellungskomponenten
Annahme: Einstellungen weisen eine kognitive, eine affektive und
eine verhaltensbezogene Komponente auf, die auf entsprechenden
Erfahrungen im Umgang mit dem Einstellungsobjekt beruhen (
Rosenberg & Hovland, 1960). In welchem Ausmaß diese
Komponenten die Einstellung bestimmen, kann von Person zu Person
und von Einstellung zu Einstellung variieren.
kognitive Einstellungskomponente: die Überzeugungen, die eine
Person über ein Einstellungsobjekt hat (z.B. ihre Kenntnis seiner
positiven und/oder negativen Eigenschaften)
affektive Einstellungskomponente die Gefühle oder Emotionen, die
eine Person mit einem Einstellungsobjekt assoziiert
konative (verhaltensbezogene) Einstellungskomponente bezieht sich
auf Informationen bezüglich des Einstellungsobjekts, die aus dem
eigenen Verhalten im Umgang mit diesem Objekt abgeleitet werden
3407, Seite 74 ff
36
Einstellungsmessung
Glossar Sozialwissenschaften
Einstellungen sind hypothetische Konstrukte und damit nicht direkt
beobachtbar. Verfahren zur Erfassung von Einstellungen fallen in zwei
breite Kategorien:
explizite Maße beruhen darauf, dass Personen gebeten werden, ihre
Einstellung anzugeben (sog. Selbstberichtsverfahren, siehe auch
Likert-Skala)
implizite Maße Verfahren mittels derer die Einstellungen erfasst
werden, ohne die Personen direkt um eine verbale Angabe zu ihren
Einstellungen zu bitten (siehe auch IAT)
3407 S.78
37
Glossar Sozialwissenschaften
Einstellungsstärke
Die Stärke einer Einstellung hat einen Einfluss darauf, wie schnell ein
Mensch seine Einstellung ändert. In der Regel gilt: Je stärker die
Einstellung, desto schwieriger lässt sie sich durch
Überzeugungsversuche seitens anderer Personen verändern.
Starke Einstellungen
sind im Allgemeinen zeitlich stabiler
sind schwerer zu verändern
wirken sich eher auf die Informationsverarbeitung und das Verhalten aus
sind in der Regel leichter aus dem Gedächtnis abrufbar (zugänglich)
als schwache Einstellungen
3407 S.77
38
Einstellungszugänglichkeit
Glossar Sozialwissenschaften
bezieht sich darauf, wie leicht eine Einstellung aus dem Gedächtnis
abgerufen werden kann: schnell abrufbare Einstellungen werden als
leicht zugänglich bezeichnet
Ein Indikator für die Zugänglichkeit einer Einstellung ist die
Geschwindigkeit, mit der eine Person ihre Bewertung eines
Einstellungsobjekts artikulieren kann. Je kürzer die Reaktionszeit,
desto besser zugänglich ist die Einstellung.
3407 S.77
39
Glossar Sozialwissenschaften
Elaboration Likelihood Model
Petty & Cacioppo 1986
Einstellungsänderung über zwei unterschiedliche Wege oder Routen
Zentrale Route intensive kognitiven Auseinandersetzung führt zu lang
anhaltender und relativ änderungsresistenter Einstellung
Periphere Route
ohne allzu großen kognitiven Aufwand bzw. auf der Basis von
Prozessen, die relativ unabhängig von der Qualität der dargebotenen
Argumente wirken (z.B. einfache Heuristiken), und ist eher fragiler und
anfälliger für neue Überzeugungsversuche.
Welche Route beschritten wird, hängt von Motivation und Kapazität
des Zuhörers ab. Determinanten sind z.B.
Ablenkung ( beeinträchtigt die Verarbeitungskapazität)
persönliche Relevanz der Botschaft (hat den größten Einfluss auf die
Verarbeitungsmotivation)
Stimmung (positive Stimmung verdirbt man sich nicht so gern mit anstrengender Denkarbeit)
individuelles Kognitionsbedürfnis (wer gerne nachdenkt, ist
i.d.R.motivierter, die zentrale Route zu nehmen)
3407 S.87
40
Empathie
Glossar Sozialwissenschaften
Eine auf eine andere Person gerichtete emotionale Reaktion, die
Gefühle wie Mitgefühl, Mitleid, Besorgnis, Wärme oder Fürsorglichkeit
umfasst
Empathie wird als Quelle für altruistische Motivation angesehen (
Batson, 1991)
3407 S.101 und 3408 S.87
41
Glossar Sozialwissenschaften
Frustrations-Aggressions-Hypothese
Frustration resultiert, wenn Menschen daran gehindert werden, ein
angestrebtes Ziel zu erreichen bzw. die von einem Ereignis erwartete
Befriedigung ausbleibt
Frustration erhöht die Wahrscheinlichkeit des Auftretens
aggressiver Verhaltensweisen
Frustration ist allerdings nicht die einzige, sondern lediglich eine von
mehreren möglichen Ursachen von Aggression
ob Frustration zu aggressiven Verhaltensweisen führt (und gegen wen
sie sich richtet), hängt von zusätzlichen personalen und situativen
Faktoren ab.
(Dollard, Miller, Doob, Mowrer, & Sears, 1939)
3407 S.114
42
Führung
Glossar Sozialwissenschaften
Kontingenzansätze gehen davon aus, dass die Effektivität von
Führung aus einem Zusammenspiel von Merkmalen der
Führungsperson und Merkmalen der Führungssituation resultiert.
Fiedler (1971) unterscheidet zwischen zwei Führungsstilen
aufgabenorientierte Führung
beziehungsorientierte Führung
keiner der beiden Stile ist grundsätzlich effektiver als der andere
Effektivität hängt von Merkmalen der Führungssituation ab
Führung ist dann effektiv, wenn die Führungsperson die relevanten
Charakteristika von Situationen, die Führung erfordern, erkennt und
darauf mit der richtigen Balance zwischen aufgabenorientierter und
beziehungsorientierter Führung reagiert.
3408 S.34 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 4 / Kapitel 3
43
Glossar Sozialwissenschaften
Generalisierung
Übertragung von positiven Kontakterfahrungen mit individuellen
Mitgliedern einer Fremdgruppe in einer spezifischen Situation auf die
Fremdgruppe insgesamt bzw. auf andere Situationen
Prozesse, die der Generalisierung entgegenstehen:
Wegerklären
Substereotypisierung
Kontrastierung
Kontaktphasen und Prozesse, die für die Generalisierung eine
wichtige Rolle spielen
initialer Kontakt - Dekategorisierung
etablierter Kontakt - wechselseitige Differenzierung
gemeinsame Gruppe - Rekategorisierung
3408 S.63ff
44
Gesamtfitness
Glossar Sozialwissenschaften
("inclusive fitness")
Der Fortpflanzungserfolg eines Individuums, der sich aus der Addition
zweier Maße ergibt:
direkte Fitness = Anzahl der Gene, die durch eigene Reproduktion
(direkte eigene Nachkommen) in die nächste Generation weiter
gegeben werden, und
indirekte Fitness = Anzahl der eigenen Gene, die über Verwandte an
die nächste Generation weitergegeben werden.
3407, Seite 95
45
Glossar Sozialwissenschaften
Gruppe
46
Gruppenbildung
Als soziale Gruppe wird eine Menge von Individuen bezeichnet, die
sich selbst als Mitglieder derselben sozialen Kategorie wahrnehmen
und ein gewisses Maß emotionaler Bindung bezüglich dieser
gemeinsamen Selbstdefinition teilen.
Glossar Sozialwissenschaften
Evolutionspsychologische Ansätze : adaptiver Wert der
Gruppenbildung, Überlebensvorteile, angeborenes Bedürfnis nach
Gruppenzugehörigkeit
Austausch- oder Interdependenztheorien: Instrumentalität der
Gruppe für das Individuum, Gruppenbildung dient der individuellen
Bedürfnisbefriedigung
sozialer Identitätsansatz : betont die kognitiven Grundlagen,
Interdependenz als hinreichende aber nicht notwendige Bedingung für
Gruppenbildung, notwendig ist Selbstkategorisierung
3408 S.10
47
Glossar Sozialwissenschaften
Gruppendenken
Gruppendenken bezeichnet einen defizitären Entscheidungsprozess
in hochkohäsiven Gruppen, bei dem das Streben nach einer
konsensual geteilten Entscheidung derart im Vordergrund steht, dass
relevante Fakten und mögliche Handlungsalternativen nicht
berücksichtigt werden.
3408 S.29
48
Gruppenkohäsion
:
Glossar Sozialwissenschaften
Der Begriff Gruppenkohäsion bezieht sich auf den inneren
Zusammenhalt einer Gruppe (Wir-Gefühl), der u.a. durch die Intensität
und emotionale Qualität der Beziehungen der Gruppenmitglieder
zueinander zum Ausdruck kommt. Gruppenkohäsion ist eine variable
Eigenschaft einer Gruppe.
3408 S.10
49
Glossar Sozialwissenschaften
Gruppenleistung
Formel von Hackman & Morris (1975):
Tatsächliche Gruppenleistung = Gruppenpotenzial - Prozessverluste +
Prozessgewinne
Prozessverluste entstehen z.B. durch
Koordinationsverluste (z.B. unklare Aufgabenverteilung, ineffektive Kommunikationsstrukturen)
Motivationsverluste (soziales Faulenzen, soziales Trittbrettfahren,
Trotteleffekt)
Prozessgewinne enstehen z.B. durch
--Motivationsgewinne (sozialer Wettbewerb, soziale Kompensation,
Köhler-Effekt)
3408 S.30ff
50
Gruppenpolarisation
Glossar Sozialwissenschaften
Unter Gruppenpolarisation wird die Tendenz von Gruppen verstanden,
im Anschluss an Gruppendiskussionen Positionen zu vertreten, die
extremer sind als der Durchschnitt der ursprünglich von den
Gruppenmitgliedern vertretenen Positionen.
51
Glossar Sozialwissenschaften
Gruppenpotenzial
Das Gruppenpotenzial bezeichnet die Leistung, die aufgetreten wäre,
wenn die Gruppenmitglieder unabhängig voneinander und nicht als
Gruppe an der Aufgabe gearbeitet hätten.
Für die Bestimmung des Gruppenpotenzials ist der Typ der
Gruppenaufgabe entscheidend:
additive Aufgabe: Summe der individuellen Leistungen
disjunkte Aufgabe: beste individuelle Leistung
-- konjunktive Aufgabe: schwächste individuelle Leistung
52
Gruppensozialisation
Glossar Sozialwissenschaften
:
Modell von Moreland & Devine (1982)
Im Rahmen ihrer Gruppensozialisation durchlaufen Gruppenmitglieder
unterschiedliche Phasen der Gruppenmitgliedschaft:
Erkundung
Sozialisation
Aufrechterhaltung
Resozialisierung
Erinnerung
Der Übertritt von einer Phase in die nächste ist für das Individuum
durch einen Rollenübergang gekennzeichnet.
Das Modell ist für die Analyse von Prozessen innerhalb von Gruppen
konzipiert worden, die über einen längeren Zeitraum hinweg
bestehen, deren Mitglieder wechselseitig voneinander abhängig sind,
und die direkt miteinander interagieren.
3408 S.13
53
Glossar Sozialwissenschaften
Gütekriterien, experimentelle Untersuchungen
54
Helfen
Die Güte wissenschaftlicher Theorien lässt sich anhand einer Reihe
von innerhalb der Scientific Community geteilten Kriterien beurteilen:
innere Widerspruchsfreiheit der Hypothesen
äußere Widerspruchsfreiheit der Theorie mit gesicherten
Erkenntnissen
empirische Prüfbarkeit und Falsifizierbarkeit der Hypothesen
begriffliche Sparsamkeit
Nützlichkeit für die praktiche Anwendung
3407 S.16 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 3 / Kapitel 1
Glossar Sozialwissenschaften
Verhaltensweisen, die eine Person (Helfer) in der Absicht ausführt,
das Wohlergehen einer anderen Person (Hilfeempfänger) zu
verbessern oder zu schützen
Eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass ein Akt als Helfen
klassifiziert wird, ist die Verhaltensabsicht oder Intention des Helfers.
Klassifizierung der Vielzahl von Verhaltensweisen, die unter den
Begriff "Helfen" fallen, anhand von drei unabhängigen Dimensionen
(Klassifikationssystem von Pearce & Amato, 1980):
Planungsgrad
Schweregrad
Art des Kontakts
3407, Seite 93
55
Glossar Sozialwissenschaften
Heterostereotype
Stereotype über Fremdgruppen
3408 S.37
56
Identifikation, soziale
Glossar Sozialwissenschaften
Der Begriff der sozialen/kollektiven Identifikation bezeichnet die
psychologische Beziehung zwischen Selbst und Gruppe. Er wird
als Konstrukt aufgefasst, das aus mehreren Komponenten besteht.
Wesentlich ist:
a) die emotionale Investition einer Person in die Gruppengemeinschaft
b) der Stellenwert der Gruppenmitgliedschaft für die Selbstdefinition
einer Person.
3408 S.10
57
Glossar Sozialwissenschaften
Implicit Association Test (IAT)
58
Implizite Persönlichkeitstheorien
Der IAT ist eine Methode zur Messung individueller Unterschiede in
der Stärke der mentalen Assoziationen zwischen Einstellungsobjekten
und ihren Bewertungen.
1998 ursprüngliche Version von Greenwald, McGhee & Schwartz
entwickelt
computergestützte Diskriminationsaufgabe, bei der Stimuli zweier
dichotomer Dimensionen so schnell wie möglich kategorisiert werden
sollen
kein Test im Sinne standardisierter Verfahren, sondern eher
Messmethode (eher eine Implicit Association Task)
Am besten selber mal ausprobieren!
Kritikpunkte
die dem IAT zugrunde liegenden psychologischen Prozesse sind nicht
hinreichend geklärt
geringe Korrelationen zwischen expliziten und impliziten
Einstellungsmaßen (möglicherweise messen die beiden Verfahren
unterschiedliche psychologische Konstrukte)
3407 S.79f
Glossar Sozialwissenschaften
Es handelt sich nicht um formale Theorien im wissenschaftlichen
Sinne, sondern um laienpsychologische Theorien. Sie werden als
"implizit" bezeichnet, weil sie dem Wahrnehmenden typischerweise
nicht bewusst sind.
Implizite Persönlichkeitstheorien beinhalten Vorstellungen darüber,
welche Persönlichkeitsmerkmale i.d.R. gemeinsam auftreten,
zusammenpassen oder zusammengehören.
Annahmen über Merkmalszusammenhänge auf zwei zentralen
Dimensionen (lt. Rosenberg et al, 1968):
- Soziabilität
- Intelligenz
Auf der Grundlage ihrer impliziten Theorie über Zusammenhänge von
Merkmalen schließen Personen von einem beobachteten Merkmal auf
andere nicht beobachtete Merkmale.
(S. 46, SB 03407)
59
Glossar Sozialwissenschaften
Informationaler Einfluss
sozialer Einfluss, der darauf beruht, dass man die von der
Majorität der Gruppenmitglieder vertretenen Überzeugungen,
Einstellungen etc. als angemessene Interpretationen der Realität
akzeptiert
kann auf das Bedürfnis zurückgeführt werden, ein möglichst akkurates
Bild der sozialen Realität zu erhalten und ist insbesondere wirksam in
mehrdeutigen, unklaren oder neuen Situationen, für die man keine
Verhaltensroutinen hat
3408 S.16
60
Interaktion
Glossar Sozialwissenschaften
Eine Interaktion zwischen zwei unabhängigen Variablen liegt vor,
wenn die Stärke des Effekts, den die eine UV auf die abhängige
Variable (AV) ausübt, systematisch mit der Ausprägung der anderen
UV variiert.
Beispielsweise wirkt sich die gleiche Menge konsumierten Alkohols
(UV 1) bei Männern und Frauen (Geschlecht = UV2) typischerweise
unterschiedlich stark auf die Fahrtüchtigkeit (AV) aus. Der Einfluss
des Alkoholkonsum variiert also in Abhängigkeit vom Geschlecht.
3407, S.10
61
Glossar Sozialwissenschaften
Interdependenzansatz
Austausch- und Interdependenztheorien gehen von aus, dass
Menschen soziale Beziehungen aufbauen, weil sie im Hinblick auf ihre
Bedürfnisbefriedigung wechselseitig von einander abhängig sind.
Interpersonale Beziehungen dienen aus dieser Perspektive dem
Austausch individuell benötigter materieller, sozialer oder
psychologischer Ressourcen. (z.B. Thibaut & Kelly, 1959)
Annahme: eine Beziehung wird aufgenommen oder fortgesetzt, wenn
der wahrgenommene Nutzen (die Bedürfnisbefriedigung) die
wahrgenommenen Kosten (eigene Investitionen) übersteigt und
das Resultat über dem erwarteten Ergebnis der besten
Beziehungsalternative liegt, z.B. der möglichen Beziehung zu einer
anderen Person
3407 S.54
62
Intergruppenangst
Glossar Sozialwissenschaften
intergroup anxiety
das Gefühl des Unbehagens oder Angst bei der Vorstellung, Kontakt
mit unbekannten Mitgliedern einer Fremdgruppe zu haben
Wiederholter Kontakt zwischen Gruppen unter förderlichen
Kontaktbedingungen führt typischerweise dazu, die
Auftretenswahrscheinlichkeit solcher emotionaler Reaktionen zu
reduzieren.
3408 S.63 und Jonas et al.2007.Sozialpsychologie, S.527
63
Glossar Sozialwissenschaften
Interpersonale Attraktion
positive Gefühle gegenüber einer anderen Person, die mit dem
Bedürfnis einhergehen, die Gegenwart des anderen zu suchen
Interpersonale Attraktion ist eine wichtige sozialpsychologische
Grundlage für die Aufnahme enger Beziehungen.
Folgende Faktoren begünstigen die Entwicklung interpersonaler
Attraktion:
Merkmale des Kontexts, z.B. Häufigkeit des Kontakts, Vertrautheit
Merkmale der Zielperson, z.B. physische Attraktivität
Merkmale der Beziehung zwischen Beobachter und Zielperson, z.B.
Ähnlichkeit der persönlich relevanten Einstellungen
Merkmale des Beobachters, z.B. seine Stimmung
3407 S.53f und Musterlösung zu Übungsaufgabe 4 / Kapitel 3
64
Jigsaw-Methode
Glossar Sozialwissenschaften
Aronson & Patnoe (1997)
Kernelement dieser Methode ist, dass Schülerinnen und Schüler in
ethnisch und leistungsmäßig heterogenen Kleingruppen
zusammenarbeiten, wobei jede Kleingruppe eine Teilaufgabe eines
übergeordneten Projekts bearbeitet. Die Mitglieder einer Kleingruppe
erhalten unterschiedliche Informationen, so dass die Kleingruppen
ihre Aufgabe nur durch Kooperation lösen können.
Beispiel für die Initiierung intergruppaler Kooperation zur Reduktion
von interkultureller Spannung im Klassenzimmer (Stichwort:
Kontakthypothese / Kontaktbedingungen)
3408 S.61
65
Glossar Sozialwissenschaften
Kategoriale Differenzierung
In der Regel führt Kategorisierung zu einer perzeptuellen
Akzentuierung der wahrgenommenen Ähnlichkeiten und
Unterschiede:
Unterschiede der Stimuli innerhalb einer Kategorie werden
unterschätzt (Assimilation) Objekte, Personen, Ereignisse innerhalb
einer Kategorie werden als ähnlicher wahrgenommen, als sie
tatsächlich sind
Unterschiede zwischen Stimuli unterschiedlicher Kategorien werden
überschätzt (Kontrastierung) Objekte oder Ereignisse
unterschiedlicher Kategorien werden als unähnlicher wahrgenommen,
als sie tatsächlich sind
Das Akzentuierungsprinzip stellt die Grundlage für die
wahrgenommene Homogenität von Fremdgruppen dar.
3408 S.40
66
Kategorisierung
Glossar Sozialwissenschaften
Der Prozess, durch den ein Stimulus einer Klasse ähnlicher Objekte
(Personen, Ereignisse etc.) zugeordnet wird.
Eine Hauptfunktion der Kategorisierung besteht in der
Systematisierung der wahrgenommenen Stimuli im Hinblick auf
zielorientiertes Handeln. Folgende Prozesse sind besonders relevant:
Selektion:
Durch die Kategorisierung werden bestehende Unterschiede zwischen
den Stimuli, die einer gemeinsamen Kategorie angehören, zugunsten
bestehender Ähnlichkeiten vernachlässigt
Inferenz:
Die Kategorisierung eines Stimulus erlaubt es, aus dem bereits
gespeicherten Wissen über Mitglieder der Kategorie auf
Eigenschaften oder Merkmale des Stimulus zu schließen, die nicht
unmittelbar beobachtet wurden (oder werden können).
3407 S.27 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 1 / Kapitel 2
67
Glossar Sozialwissenschaften
kausale Schemata
Wissensstrukturen, in denen durch Erfahrung gewonnene abstrakte
Annahmen darüber repräsentiert sind, welche Ursachenfaktoren für
bestimmte Arten von Ereignissen verantwortlich sind, bzw. wie diese
Ursachenfaktoren zusammenspielen
Kelley unterscheidet zwischen zwei Arten von kausalen Schemata:
solche, die zur Ergänzung unvollständiger Informationen dienen
(„Ergänzungsschemata“) und solche, die explizit Annahmen über die
möglichen und wahrscheinlichen Ursachen machen.
3407, Seite 38 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 4 / Kapitel 2
68
kognitiv-neoassoziationistisches Modell
:
Glossar Sozialwissenschaften
spezifiziert die psychologischen Prozesse, die den Zusammenhang
zwischen Frustration und Aggression vermitteln (Berkowitz, 1990),
siehe auch: negativer Affekt
69
Glossar Sozialwissenschaften
Köhlereffekt
Motivationsgewinn in Gruppen, bezeichnet den Vorgang, dass
schwächere Gruppenmitglieder sich mehr anstrengen als sie es
individuell täten, um zu vermeiden, dass sie für eine schwache
Gruppenleistung verantwortlich gemacht werden.
3408 S.32
70
Konformität
Glossar Sozialwissenschaften
Unter Konformität wird die Veränderung individueller
Verhaltensweisen, Überzeugungen, Einstellungen etc. infolge sozialer
Beeinflussung durch eine numerische Majorität der Gruppenmitglieder
verstanden. Die individuellen Positionen werden durch diesen Einfluss
an die Majoritätsposition angepasst.
Konformität wird sowohl auf den informationalen als auch auf den
normativen Einfluss zurückgeführt.
3408 S.16
71
Glossar Sozialwissenschaften
Kontakthypothese
Gordon Allport formulierte 1954 die Vorstellung, dass der Kontakt
zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen unter günstigen
Bedingungen zum Abbau des Vorurteils gegenüber den jeweils
anderen führt.
Zentrale Bedingungen für die Reduktion von Vorurteilen sind:
-Gemeinsame übergeordnete Ziele
-Kooperation zwischen den Gruppen
-Gleicher Status zwischen den Gruppen
-Unterstützung durch Autoritäten, Normen oder Gesetze
---Freundschaftspotential
3408 S.60
72
Kontinuum-Modell (Fiske & Neuberg)
:
Glossar Sozialwissenschaften
Eindrucksbildung beginnt stets mit einer automatischen
Kategorisierung der fremden Person, die auf der Grundlage leicht
beobachtbarer Merkmale erfolgt
Zielperson wird zunächst - ohne dass der Wahrnehmende dies
beabsichtigt - im Sinne ihrer Kategorienzugehörigkeit und der damit
assoziierten stereotypischen Eigenschaften wahrgenommen
nur wenn die Motivation zu einer kontrollierten Form der
Informationsverarbeitung vorhanden ist, wird die kategorien- oder
stereotypenbasierte Informationsverarbeitung zugunsten einer
eigenschaftsbasierten oder individualisierten Informationsverarbeitung
aufgegeben
3407 S.32
73
Glossar Sozialwissenschaften
Kovariationsprinzip
Kovariationstheorie von Harold Kelley (1970er Jahre)
Zur Analyse potenzieller Ursache-Wirkungsbeziehungen nach dem
Kovariationsprinzip ziehen Menschen Informationen aus drei
unterschiedlichen Quellen heran:
Konsensusinformation sie resultieren aus Beobachtungen der
Reaktionen anderer Personen auf den Stimulus
Distinktheitsinformationen sie resultieren aus Beobachtungen des
Verhaltens der Person in anderen Situationen (gegenüber anderen
Stimuli)
Konsistenzinformationen sie resultieren aus Beobachtungen des
relevanten Verhaltens über die Zeit
74
Mediatorvariable
Glossar Sozialwissenschaften
Def: "Mediatorvariable" =
Eine im Rahmen der theoretischen Annahmen relevante Variable, die
den Kausaleffekt der UV auf die AV vermittelt. Sie erklärt, warum sich
die UV auf die AV auswirkt. Sie wird in Experimenten daher häufig
zusätzlich zur AV gemessen oder aber gezielt manipuliert.
Eine andere Bezeichnung dafür ist "Vermittender Prozess".
Sie fragt also: "Wie kommt der Effekt zustande?"
(S. 19, SB 03407)
75
Glossar Sozialwissenschaften
:
Das Phänomen, dass allein durch die mehrfache Darbietung eines
neutralen Reizes eine positive Einstellung gegenüber diesem Reiz
erzeugt werden kann.
Mere-Exposure-Effekt
Eine mögliche Erklärung:
Das aus dem wiederholten Kontakt resultierende Gefühl der
Vertrautheit dient Menschen offenbar als ein Hinweisreiz dafür, dass
sie dem Objekt positiv (oder zumindest nicht negativ)
gegenüberstehen, da sie es andernfalls - so die implizite
Schlussfolgerung - schon längst gemieden hätten.
3407, Seite 76
76
Theorie des Minoritätseinflusses
Glossar Sozialwissenschaften
(Moscovici, 1976)
Minoritätseinfluss = entscheidende Triebkraft für Innovation und
sozialen Wandel innerhalb von Gruppen und Gesellschaften
Eine Minorität wird insbesondere dann erfolgreich (informationalen)
sozialen Einfluss ausüben, wenn sie ihren abweichenden Standpunkt
konsistent vertritt d.h., wenn sie ihre Position einstimmig und über die
Zeit hinweg aufrechterhält.
3408 S.23
77
Glossar Sozialwissenschaften
Mobilisierungspotenzial
Eine Person wird als Teil des Mobilisierungspotentials betrachtet,
wenn sie mit der entsprechenden sozialen Bewegung sympathisiert
oder präziser: wenn sie mit deren Anhängern einen Collective Action
Frame teilt.
3408 S.73
78
MODE-Modell
Glossar Sozialwissenschaften
MODE = Motivation and Opportunity as Determinants of Behavior (
Modell von Fazio, 1990)
Wenn Menschen die Motivation oder Gelegenheit zur
systematischen Handlungsplanung fehlt, und sie daher eher
spontane Verhaltensentscheidungen treffen, lassen sie sich in ihren
Entscheidungen primär durch leicht zugängliche (oder starke)
Einstellungen leiten.
Leicht zugängliche Einstellungen regulieren
Verhaltensentscheidungen unter Zeitdruck oder bei geringer
Motivation zur Verarbeitung weitgehend automatisch, indem sie die
Wahrnehmung und die Beurteilung der Situation beeinflussen und die
Aktivierung einstellungs-konsistenter Verhaltensmuster fördern.
3407, Seite 86
79
Glossar Sozialwissenschaften
Moderatorvariable
80
Negative Interdependenz
Def. "Moderatorvariable" = Eine im Rahmen der theoretischen
Annahmen relevante Variable, die die Stärke des Kausaleffekts der
UV auf die AV beeinflusst. Sie erklärt, wann (unter welchen
Bedingungen) ein bestimmter Effekt der UV zu erwarten ist. Sie wird
in Experimenten daher häufig als eine zusätzliche UV manipuliert.
Eine andere Bezeichnung dafür ist "Interagierende Variable". (S.19,
SB 03407)
Glossar Sozialwissenschaften
resultiert, wenn soziale Vergleichsprozesse zwischen Eigen- und Fremdgruppe auf relevanten
Dimensionen zu negativen Ergebnissen für die Eigengruppe führen
Der Theorie der sozialen Identität zufolge stehen Menschen eine
Reihe von Strategien im Umgang mit negativer sozialer Identität offen,
die der (Wieder-)Herstellung einer positiven sozialen Identität dienen:
Strategien sozialer Mobilität
Strategien sozialer Kreativität
Strategien sozialen Wettbewerbs
Die Wahl der Strategie hängt ab von
der Wahrnehmung bestimmter soziostruktureller Charakteristika der
Intergruppenbeziehung
--der Stärke der Identifikation einer Person mit der Eigengruppe
3408 S.54f
81
Glossar Sozialwissenschaften
negativer Affekt
siehe auch: kognitiv-neoassoziationistisches Modell aggressiven
Verhaltens (Berkowitz, 1990)
82
Negative-State-Relief-Modell
Entscheidend für das Auftreten aggressiven Verhaltens ist, ob ein Ereignis negativen Affekt
auslöst.
Unangenehme Erfahrungen rufen zunächst eine unspezifische negative Affektreaktion hervor,
die wiederum zwei unterschiedliche kognitive (oder assoziative) Netzwerke aktiviert
Einerseits werden durch negativen Affekt Kognitionen, Erinnerungen, Gefühle und motorische
Schemata aktiviert, die mit Aggression in Verbindungen stehen.
Gleichzeitig werden aber auch mentale Inhalte aktiviert, die mit Fluchtverhalten assoziiert sind.
Im Zuge dieses ersten automatisch ablaufenden Assoziationsprozesses erhält der unspezifische
negative Affekt eine spezifischere emotionale Qualität in Form von (rudimentärem) Ärger oder
(rudimentärer) Furcht
In einem zweiten, stärker kontrolliert und systematisch ablaufenden Verarbeitungsprozess,
interpretiert die Person diese rudimentären Gefühle, sie nimmt Kausalattributionen bzgl. des
Ereignisses vor und überlegt, welche Gefühle und Handlungen der Situation angemessen sind
(Hat mich die andere Person absichtlich verletzen wollen? Wie würden andere reagieren?).
Dadurch erreicht die Person einen spezifischeren und gefestigteren emotionalen Zustand,
entweder Ärger oder Furcht, der wiederum die weitere Einschätzung der Situation lenkt.
3407 S.115
Glossar Sozialwissenschaften
z.B. Cialdini, Kenrick, & Baumann, 1982
Kerngedanke: negativ empfundene Gefühlszustände, wie sie z.B. bei
Konfrontation mit einer hilfsbedürftigen Person entstehen, lösen die
Motivation aus, diese Gefühle zu reduzieren, um damit das eigene
Wohlbefinden wiederherzustellen.
Durch Sozialisations- und Lernprozesse haben Menschen gelernt,
dass eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, darin besteht, die
Notlage der hilfsbedürftigen Person zu verbessern. Menschen helfen
dem Negative-State-Relief-Modell zufolge, um eigene negative
Gefühle abzubauen.
3407 S.99
83
Glossar Sozialwissenschaften
Norm, deskriptive
Deskriptive Normen beziehen sich auf die Wahrnehmung der
Gruppenmitglieder, wie sich die meisten gewöhnlich in einer Situation
verhalten ("Im Kino lassen sie meistens ihren Abfall liegen"). Sie
motivieren Verhalten über die Information, was offenbar angemessen
oder sinnvoll ist. ("Wenn alle das tun, wird es seine Richtigkeit
haben").
3408 S.12
84
Norm, injunktive
Glossar Sozialwissenschaften
Injunktive Normen beziehen sich auf die Wahrnehmung, welches
Verhalten von anderen gebilligt wird und welches nicht ("Man soll
seinen Abfall nicht herumliegen lassen"). Sie motivieren Verhalten
durch die Antizipation von Belohnungen/Bestrafungen für
normatives/nichtnormatives Verhalten.
3408 S.12
85
Glossar Sozialwissenschaften
Soziale Normen definieren, wie sich Gruppenmitglieder innerhalb der
Gruppe und gegenüber Fremdgruppen verhalten sollen.
Norm, soziale
Sie dienen folgenden Funktionen:
Gruppenlokomotion
Aufrechterhaltung der Gruppe
Interpretation der Wirklichkeit
Definition der Beziehungen zur sozialen Umwelt
3408 S.12
86
Norm, subjektive
Glossar Sozialwissenschaften
wird durch zwei Faktoren bestimmt:
die wahrgenommenen normativen Erwartungen signifikanter Anderer
die Motivation, diesen Erwartungen zu entsprechen
Zur Modellierung der subjektiven Norm werden die subjektiven
Einschätzungen (Auftretenswahrscheinlichkeit bestimmter
Verhaltenskonsequenzen und Bewertung dieser
Verhaltenskonsequenzen) bezüglich dieser beiden Faktoren
multiplikativ miteinander verknüpft und dann aufsummiert.
Die subjektive Norm ist (neben der Einstellung gegenüber dem
Verhalten) die zweite psychologische Determinante der
Verhaltensabsicht in den Modellen der Theorie des überlegten
Handelns und der Theorie des geplanten Verhaltens.
3407 S.84
87
Glossar Sozialwissenschaften
Normativer Einfluss
beruht darauf, dass man die Erwartungen anderer Gruppenmitglieder
erfüllen und negative Sanktionen bei normabweichendem Verhalten
vermeiden möchten
lässt sich durch Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und sozialer
Anerkennung erklären
3408 S.17
88
Periphere Persönlichkeitsmerkmale
Glossar Sozialwissenschaften
Def. "Periphere Persönlichkeitsmerkmale" = Bezeichnung für
Charakteristika einer Zielperson, die einen geringen Einfluss auf die
Eindrucksbildung eines Beobachters haben. ( S. 46, SB 03407)
89
Glossar Sozialwissenschaften
Personale Identität
90
Pluralistische Ignoranz
Selbstdefinition als einzigartiges und unverwechselbares Individuum,
die auf einer interpersonalen (oder intragruppalen) Differenzierung auf
der Basis individueller Merkmale beruht (ich vs. du oder ihr)
Glossar Sozialwissenschaften
eine auf informativem sozialem Einfluss beruhende kollektive
Fehlinterpretation eines Notfalls als harmloses Ereignis
Die Fehlinterpretation resultiert daraus, dass sich alle Zeugen
unsicher sind, wie sie das Ereignis einzuschätzen haben, und sich
deshalb aneinander orientieren. Da keiner einschreitet, wird das
Ereignis als harmlos angesehen.
3407, S.106
91
Glossar Sozialwissenschaften
Politisierung sozialer Identität
:
Soziale Identität kann mit politischer Bedeutung versehen werden.
Definiert sich eine Person im Sinne dieser politisierten Kategorie,
richtet sich ihr Handeln verstärkt nach den Gruppeninteressen. Dies
impliziert, sich selbstbewusst in einem Machtkampf für die Interessen
der eigenen Gruppe zu engagieren.
Der Politisierung der sozialen Identität gehen drei Prozesse voraus:
Wahrnehmung sozial geteilter Missstände
Ursachenzuschreibung auf einen Gegner
Triangulation der weiteren Gesellschaft
3408 S.74f und Musterlösung zu Übungsaufgabe 4 / Kapitel 6
92
Prämissen sozialpsychologischer Forschung
Glossar Sozialwissenschaften
Konstruktion der sozialen Realität: Menschen reagieren nicht darauf,
wie eine Situation „objektiv“ ist, sondern darauf, wie diese Situation
von ihnen selbst subjektiv wahrgenommen und interpretiert wird (s.
auch „Thomas-Theorem“).
soziales Verhalten (V) als eine Funktion von Personfaktoren (P) und
Umweltfaktoren (U) und deren Wechselwirkung
V = f(P, U)
Diese Verhaltensgleichung wurde von Kurt Lewin (1951) aufgestellt.
93
Glossar Sozialwissenschaften
Prosoziale Persönlichkeit
hohe individuelle Ausprägung auf zwei Merkmalen:
empathische Veranlagung relativ zeitstabile Tendenz einer Person,
auf die Notlagen anderer Menschen mit Empathie zu reagieren, sowie
ihre Neigung, sich für das Wohlergehen anderer Personen
verantwortlich zu fühlen
dispositionelle Hilfsbereitschaft Selbsteinschätzung der Person als
hilfsbereit (Hilfsbereitschaft wird subjektiv als ein wesentliches
Merkmal des Selbstkonzepts angesehen), und die Wahrnehmung,
dass man selbst kompetent ist, Hilfe zu leisten
(Louis Penner et al., 1995)
3407 S.103
94
Reaktivität
Glossar Sozialwissenschaften
liegt dann vor, wenn der Messvorgang bzw. die Situation, in der er
stattfindet, die Ausprägung dessen, was gemessen wird, beeinflusst
3407 S.80
95
Glossar Sozialwissenschaften
Rekategorisierung
Rekategorisierung hat das Ziel, die wahrgenommene Inklusivität der
entsprechenden Kategorien so zu verändern, dass die vorherige
Eigengruppe als Teil einer neuen, sozial inklusiveren gemeinsamen
Eigengruppe aufgefasst wird, die sowohl die ursprüngliche
Eigengruppe als auch die ursprüngliche Fremdgruppe umfasst.
Durch die Selbstdefinition auf einer höheren Ebene werden die
Mitglieder der urpünglichen Fremdgruppe dann kognitiver Bestandteil
dieser neuen Selbstdefinition.
führt im optimalen Fall zum maximalen Abbau von Vorurteilen
3408 S.66
96
Relative Deprivation
Glossar Sozialwissenschaften
Die Wahrnehmung, weniger zu haben als einem zusteht und die mit
einem Gefühl der Unzufriedenheit einhergeht. Eine wichtige Quelle
relativer Deprivation ist der soziale Vergleich. Egoistische relative
Deprivation resultiert aus interpersonalen Vergleichen (eine Person
nimmt wahr, dass sie -ungerechterweise- weniger besitzt als eine
andere Person). Fraternale relative Deprivation resultiert hingegen
aus intergruppalen Vergleichen ( d.h. dem Vergleich der Eigengruppe
mit einer relevanten Fremdgruppe).
3408 S.52
97
Glossar Sozialwissenschaften
Respekt, intragruppaler
faire und prinzipiell wohlwollende Behandlung durch andere
Gruppenmitglieder, die dem Empfänger signalisiert, ein
gleichberechtigtes Mitglied der Gruppe zu sein
Der wahrgenommene Respekt stärkt die Identifikation mit der Gruppe
und fördert dadurch die Kooperationsbereitschaft (Simon & Stürmer,
2003).
3408 S.34
98
Reziprozitätsnorm
Glossar Sozialwissenschaften
findet sich in nahezu allen bekannten Kulturen, unterstützt das Prinzip
der Wechselseitigkeit in Hilfebeziehungen und beinhaltet im Kern zwei
Vorschriften:
1. Menschen sollen denen helfen, die ihnen geholfen haben
2. sie sollten die nicht verletzen, die ihnen geholfen haben
Sozialwissenschaftler
sehen diese Regeln als Bestandteil einer universell gültigen Norm an,
die ihre Verbreitung dem universellen Nutzen für das menschliche
Zusammenleben verdankt
Evolutionspsychologen
werten die kulturenübergreifende Verbreitung des
Reziprozitätsprinzips als einen Beleg für seine genetische
Verankerung
3407, Seite 96
99
Glossar Sozialwissenschaften
Salienz
100
Selbst
Def. "Salienz" = Es handelt sich um die Fähigkeit eines Stimulus, im
Zusammenspiel mit Merkmalen des Wahrnehmenden (z.B. seinen
Bedürfnissen, Zielen) die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Stimuli
werden i.d.R. salienter, wenn sie a.) sozial bedeutsam sind, b.)
im Vergleich zu anderen Stimuli im sozialen Kontext relativ selten
auftreten. (z.B. ein einzelner Angehöriger einer sozialen Minorität
unter Mitgliedern der Majorität)
Die Salienz eines bestimmten Stimulus hat wichtige Konsequenzen
für die weitere Informationsverarbeitung. grundsätzlich erhöht sich die
Wahrscheinlichkeit, dass sich die nachfolgende
Informationsverarbeitung auf Informationen konzentriert, die mit dem
salienten Stimulus zusammenhängen. (S.26-27, SB 03407)
Glossar Sozialwissenschaften
die Gesamtheit des Wissens, über das eine Person bezüglich ihrer
selbst und ihres Platzes in der sozialen Welt verfügt
3407, S.59
101
Glossar Sozialwissenschaften
Selbstaspekte
jede Rolle, Beziehung, Aktivität, Eigenschaft,
Gruppenzugehörigkeit etc. einer Person, die Bestandteil ihrer
Selbstrepräsentation ist, sowie die jeweils dazugehörigen
kognitiven Informationen und affektiven Bewertungen
Der Begriff des Selbstaspekts ist breiter gefasst als der Begriff des
Selbstschemas.
Während in Selbstschemata relativ zeitstabile und zentrale
Informationen bezüglich der eigenen Person organisiert sind,
beziehen sich Selbstaspekte auch auf weniger relevante oder zeitlich
fluktuierende Merkmale einer Person.
3407 S.64 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 3 / Kapitel 4
102
Selbstaufmerksamkeit
Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit
Glossar Sozialwissenschaften
(Duval & Wicklund, 1972)
Objektive Selbstaufmerksamkeit = der Zustand, in dem die eigene Person das Objekt der
eigenen Aufmerksamkeit ist
Zustand der Selbstaufmerksamkeit erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen negative
Diskrepanzen zwischen ihrem Selbst und bestimmten Idealen und Standards entdecken
Strategien, um den durch negative Diskrepanzen ausgelösten, unangenehmen emotionalen
Zustand zu regulieren:
Verminderung der Selbstaufmerksamkeit durch Aufmerksamkeitslenkung, z.B. gezielte
Ablenkung oder Vermeidung entsprechender Auslösereize
Verminderung der negativen Diskrepanz durch den Versuch, durch das eigene Verhalten die
entsprechenden Standards oder Ideale zu erreichen.
Bei positiver Diskrepanz (z.B. wenn durch die eigene Leistung ein gesetzter Standard
übertroffen wurde), entstehen positive Emotionen und gesteigertes Selbstwertgefühl.
103
Glossar Sozialwissenschaften
Selbstbehinderung
Bezeichnung für die Strategie, bei Antizipation eines
selbstwertbedrohlichen Misserfolgs selbst externale Gründe zu
schaffen, auf die sich der Misserfolg bei seinem Eintreten attribuieren
lässt
Beispiel: am Vortag der Klausur feiert man bis spät in die Nacht hinein
Party und kann so die eigene schlechte Leistung auf (zumindest unter
den Freunden) sozial akzeptierte externe Ursachen schieben
(attribuieren)
3407, Seite 71
104
Selbstbild, konsistentes
Glossar Sozialwissenschaften
Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Integration ihrer
subjektiven Erfahrungen in ein stabiles und in sich stimmiges
Selbstbild. (Baumeister, 1998)
Ohne diese Wahrnehmung ist die Funktionsfähigkeit des Menschen
stark beeinträchtigt.
Psychologische Prozesse mit der Funktion, Stabilität und Konsistenz
zu erzeugen:
eingeschränkte Zugänglichkeit
selektives Erinnern
Wegattribuieren
Konzentration auf Schlüsseleigenschaften
3407 S.67 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 4 / Kapitel 4
105
Glossar Sozialwissenschaften
Selbstenthüllungen
die bewusste Bereitstellung von Informationen über die eigene
Person, die dem Kommunikationspartner ansonsten nicht zugänglich
sind
Selbstenthüllungen beinhalten Fakten über das eigene Leben,
Denken und Fühlen und fördern die emotionale Intensivierung
interpersonaler Beziehungen.
3407 S.55
106
Selbsterschöpfung
Glossar Sozialwissenschaften
Selbstregulation scheint - wie körperliche Aktivität - innere
Ressourcen aufzubrauchen (vergleichbar mit Energie). Als
Selbsterschöpfung wird eine vorübergehende Verringerung der
Regulationsfähigkeit des Selbst verstanden.
3407, Seite 70
107
Glossar Sozialwissenschaften
Prozess der kognitiven Gruppierung des Selbst und anderer Personen
als gleiche (identische, austauschbare) Mitglieder einer sozialen
Kategorie in Abgrenzung zu Mitgliedern anderer sozialer Kategorien.
Selbstkategorisierung
Die bloße Kategorisierung von Menschen auf der Grundlage eines
trivialen Merkmals kann bereits hinreichend sein, um bestimmte
Formen des Gruppenverhaltens zu erzeugen (s. Tajfel et al.)
3408 S .11
108
Selbstkomplexität
Glossar Sozialwissenschaften
resultiert aus der Anzahl distinkter und voneinander unabhängiger
Selbstaspekte, durch die das Selbst einer Person charakterisiert ist (
Linville 1985)
hohe Selbstkomplexität
das Selbst ist als eine große Anzahl unabhängiger Selbstaspekte
repräsentiert
niedrige Selbstkomplexität
das Selbst einer Person weist nur relativ wenige und zudem stark
miteinander verbundene Aspekte auf
Selbstkomplexität spielt im Zusammenhang mit der
Emotionsregulation eine wichtige Rolle
3407, S.64
109
Glossar Sozialwissenschaften
Selbstregulation
der Prozess der Kontrolle und Lenkung des eigenen Verhaltens,
welcher der Erreichung angestrebter Ziele dient
3407, Seite 69
110
Selbstdiskrepanztheorie
Glossar Sozialwissenschaften
(Higgins, 1987)
befasst sich mit der Rolle wahrgenommener Diskrepanzen zwischen
verschiedenen Selbstbildvarianten für die Verhaltensregulation:
1. das aktuelle Selbst = wie man gegenwärtig ist
2. das ideale Selbst = wie man gemäß eigener Wünsche und Ideale
gerne sein möchte
3. das geforderte Selbst = wie man gemäß sozialer Erwartungen
und Normen sein sollte
Diskrepanzen zwischen aktuellem und idealem Selbst signalisieren das Ausbleiben positiver
Ergebnisse (Realisierung von Idealen oder Wünschen), was zu Gefühlen wie Traurigkeit,
Enttäuschung und Unzufriedenheit führen sollte.
Diskrepanzen zwischen aktuellem und gefordertem Selbst signalisieren das Eintreten negativer
Konsequenzen (z.B. Strafe, Kritik), was Gefühle wie Angst, Nervosität oder Unruhe bewirken
sollte.
s.a.Theorie des regulatorischen Fokus (Higgins, 1999)
111
Glossar Sozialwissenschaften
Theorie des regulatorischen Fokusquestion
(Higgins, 1999)
unterscheidet zwischen zwei motivationalen Orientierungen:
Promotionsfokus (Vorankommen)
Ziele: Realisierung von Wünschen und Idealen
Präventionsfokus (Vermeidung)
Ziele: werden durch wahrgenommene Verpflichtungen definiert
Die Theorie des regulatorischen Fokus hat einen weiteren
Gültigkeitsbereich als die Selbstdiskrepanztheorie.
Selbstdiskrepanzen werden als wichtige, aber nicht als einzige
Determinanten für die beiden unterschiedlichen motivationalen
Orientierungen angesehen werden (weitere Determinanten sind z.B.
situative Anforderungen, Vorerfahrungen oder Gelegenheiten).
112
Selbstschemata
Glossar Sozialwissenschaften
aus vergangenen Erfahrungen abgeleitete kognitive
Verallgemeinerungen über das Selbst, welche die Verarbeitung
und Erinnerungen der durch Erfahrungen gewonnenen
selbstbezogenen Informationen organisieren und steuern
Regulierung der sozialen Informationsverarbeitung
Selbstschemata erleichtern die Enkodierung und den Abruf
schemakongruenter selbstbezogener Informationen.
Informationen, die nicht mit dem eigenen Selbstschema kongruent
sind, werden mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit enkodiert,
lassen sich häufig schwerer aus dem Gedächtnis abrufen und
erinnern, und diesbezügliche Urteile sind mit größerer subjektiver
Unsicherheit behaftet.
Selbstschemata steuern nicht nur die Wahrnehmung, Enkodierung
und den Abruf selbstbezogener Informationen, sondern auch die
Verarbeitung von Informationen über andere Menschen
3407, Seite 63 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 2 / Kapitel 4
113
Glossar Sozialwissenschaften
Selbststereotypisierung
eng mit der Disposition zur Selbstaufmerksamkeit
zusammenhängende Persönlichkeitsvariable
Personen mit einer hohen $$Tendenz zur Selbstüberwachung
orientieren sich in sozialen Situationen im Hinblick auf die Regulation
ihres eigenen Verhaltens an äußeren Hinweisreizen - sie überwachen
ihr Verhalten dergestalt, dass es der sozialen Situation angemessen
ist und sie einen günstigen Eindruck auf ihre Interaktionspartner
machen.
Personen mit geringer Selbstüberwachungstendenz$$ orientieren
sich an inneren Reizen bzw. den Eigenschaften,
Persönlichkeitsmerkmalen, Einstellungen, die sie selbst in der
gegebenen sozialen Situation als relevant erachten.
3407 S.69
114
Selbstwahrnehmungstheorie
Glossar Sozialwissenschaften
postuliert, dass Menschen nicht nur in sich „hineinsehen“, um Wissen über sich selbst zu
erwerben, sondern dass sie unter bestimmten Umständen auch ihr eigenes Verhalten als
Informationsquellen für ihre Eigenschaften, Einstellungen etc. heranziehen. (Daryl Bem, 1972)
Menschen verhalten sich in Situationen, die neu für sie sind und in denen sie noch keine klare
Vorstellung über ihre eigenen Fertigkeiten, Interessen oder Einstellungen ausgebildet haben, wie
ein externer Beobachter, der auf der Grundlage des beobachtbaren Verhaltens auf seine
eigenen individuellen Merkmale und inneren Zustände schließt. Dieses Vorgehen ist besonders
dann wahrscheinlich, wenn Menschen der Ansicht sind, ihr Verhalten freiwillig auszuführen.
Liegen in einer Situation hingegen plausible externale Faktoren für die Erklärung des eigenen
Verhaltens vor (z.B. situative Zwänge), dann ist es wahrscheinlicher, dass sie ihr Verhalten auf
externale Faktoren attribuieren.
3407 S.60 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 1 / Kapitel 4
115
Glossar Sozialwissenschaften
Modell der Selbstwerterhaltung
Abraham Tesser (1988)
Wenn man sich bezüglich einer Leistung mit anderen vergleicht, kann
dies sowohl zur Selbstwertsteigerung als auch zur -minderung führen.
Welche dieser Konsequenzen eintritt, ist u.a. abhängig von
der persönlichen Relevanz der Vergleichsdimension
der sozialen Nähe zur Vergleichsperson
Strategien zur Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls
versuchen, die eigene Leistung zu verbessern
sich von dem Freund distanzieren
die subjektive Bedeutung der Vergleichsdimension abwerten
Vergleichsdimension wechseln
--Vergleichsobjekt wechseln
3407 S.71 und Musterlösung zu Übungsaufgabe 5 / Kapitel 4
116
Soziale Bewegung
Glossar Sozialwissenschaften
Eine große Anzahl von Personen, die sich selbst als Gruppe
definieren und von anderen so definiert werden. Ziel sozialer
Bewegungen ist es, ein gemeinsames soziales oder politisches
Problem zu lösen. Dabei setzen sie unterschiedliche Formen des
politischen Protests ein.
3408 S.72
117
Glossar Sozialwissenschaften
Soziale Diskriminierung
Ablehnung oder Benachteiligung von Personen aufgrund ihrer
Gruppenzugehörigkeit
3408 S.38
118
Glossar Sozialwissenschaften
Soziale Erleichterung
:
social facilitation (soziale Erleichterung vs. soziale Hemmung)
individuelle Leistungssteigerung bei der Bearbeitung einfacher oder
hoch überlernter Aufgaben und individuelle Leistungsminderung bei
der Bearbeitung schwerer oder unzureichend gelernter Aufgaben
infolge eines gesteigerten Erregungsniveaus aufgrund der bloßen
Anwesenheit anderer Personen
Ursachen für die Zunahme von Erregung: biologische Faktoren,
Bewertungsangst, Ablenkung
3408 S.26
119
Glossar Sozialwissenschaften
Soziale Identität
Selbstdefinition als austauschbares Gruppenmitglied, die aus einer
intergruppalen Differenzierung zwischen Eigen- und Fremdgruppe auf
der Basis gruppentypischer Merkmale resultiert (wir vs. die)
Relativ zur personalen Identität basiert die soziale Identität auf einer
inklusiveren Selbstdefinition, da die Mitglieder einer Gruppe oder
sozialen Kategorie, zu der die Person gehört, in die Selbstdefinition
eingeschlossen werden (z.B. "wir Psychologen")
3407 S.65
120
Soziale Informationsverarbeitung: Modus
Glossar Sozialwissenschaften
Zu welcher Interpretation der sozialen Realität der Wahrnehmende
gelangt, hängt maßgeblich davon ab, auf welche Art und Weise er die
sozialen Informationen verarbeitet.
Drei Aspekte der Informationsverarbeitung sind von besonderer
Bedeutung:
Zusammenspiel von Stimulusinformation und Vorwissen
Menge der verarbeiteten Informationen und
relatives Verhältnis zwischen automatischer und kontrollierter
Informationsverarbeitung
3407 S.29ff
121
Glossar Sozialwissenschaften
Soziale Kognition
der Prozess des Erwerbs, der Organisation und Anwendung von
Wissen über sich selbst und die soziale Welt
Konkret beinhaltet dieser Prozess
a) mentale Repräsentationen über sich selbst, über andere und über
soziale Beziehungen zu erstellen und im Gedächtnis zu speichern,
und
b) diese mentalen Repräsentationen flexibel anzuwenden, um Urteile
zu bilden und Entscheidungen zu treffen.
3407, Seite 25
122
Soziale Kreativität
Glossar Sozialwissenschaften
Strategien, mit denen Angehörige einer status-niedrigen Gruppe
versuchen können, eine positive soziale Identität herzustellen, z.B.
eine neue Vergleichsdimension heranziehen, auf der die Eigengruppe
besser abschneidet
eine Re-Interpretation des Vergleichsergebnisses vornehmen, so dass
ein ursprünglich ungünstiges Vergleichsergebnis als besonders positiv
erscheint
die Vergleichsgruppe wechseln.
Diese Strategien beinhalten eine Umdefinition der Vergleichssituation
mit der status-höheren Gruppe. Sie werden gewählt bei stabilen
Statusrelationen und undurchlässigen Gruppengrenzen.
3408 S.54
123
Glossar Sozialwissenschaften
Soziale Repräsentationen
Sozial geteilte Meinungen und Vorstellungen über bestimmte
Sachverhalte innerhalb einer Gesellschaft (Krankheiten, politische
Systeme, wissenschaftliche Disziplinen etc.), die innerhalb einer
Gesellschaft oder Gruppen in sozialen Diskursen konstruiert werden.
3408 S.42
124
Soziale Rolle
Glossar Sozialwissenschaften
Soziale Rollen sind innerhalb einer Gruppe geteilte Erwartungen, die
definieren, wie sich Personen, die bestimmte Positionen innerhalb der
Gruppe einnehmen, verhalten sollen.
3408 S.12
125
Glossar Sozialwissenschaften
Theorie der sozialen Vergleichsprozesse
126
Soziales Faulenzen
(Festinger, 1954)
Prämisse: Menschen haben ein Bedürfnis danach, die Gültigkeit und Akkuratheit ihrer
Wahrnehmungen, Einstellungen, Gefühle etc. zu überprüfen.
Soziale Vergleiche mit anderen Menschen leisten einen wichtigen Beitrag zur Selbsterkenntnis.
Menschen vergleichen sich v.a. dann mit anderen bezüglich ihrer individuellen Eigenschaften
oder Fähigkeiten, wenn keine objektiven (z.B. physikalischen) Maßstäbe existieren, an denen sie
sich orientieren können, und sie selbst unsicher sind, wie hoch (oder gering) die individuellen
Eigenschaften und Fähigkeiten auf dem jeweiligen Gebiet ausgeprägt sind.
Aufwärtsgerichtete Vergleiche Ziel: eigene Fertigkeiten oder Fähigkeiten zu verbessern
Vergleich mit Personen, die etwas besser sind als man selbst, da diese Vergleiche besonders
informativ dafür sind, wie sie ihre eigene Position auf einer bestimmten Dimension steigern
können.
Abwärtsgerichtete Vergleiche Ziel: das eigene Selbstwertgefühl zu stützen oder auszubauen
Vergleich bezüglich der eigenen Leistung oder Eigenschaften mit Personen, die schlechter
abschneiden als man selbst
3407 S.61f
Glossar Sozialwissenschaften
Motivationsverlust in Gruppen, der auftritt, wenn die
Gruppenmitglieder ihre Anstrengungen deswegen verringern, weil die
individuellen Beiträge zur Gruppenleistung nicht identifizierbar sind.
3408 S.31, zitiert nach "Jonas"
127
Glossar Sozialwissenschaften
Soziales Trittbrettfahren
Wenn Gruppenmitglieder wahrnehmen, dass sich schon genügend
Personen für das gemeinsame Ziel engagieren, können sie darauf
spekulieren, dass das Ziel auch ohne ihr eigenes Zutun erreicht wird.
Dies kann zu einer Reduktion der eigenen Anstrengung bis hin zur
völligen Passivität führen.
3408 S.31
128
Stereotyp
Glossar Sozialwissenschaften
Sozial geteilte Überzeugung bezüglich der Attribute, Eigenschaften,
Verhaltensweisen etc. hinsichtlich derer die Mitglieder einer Gruppe
einander ähneln
NachTajfel (1981) haben Stereotype folgende soziale (kollektive)
Funktionen:
positive Differenzierung positive Abgrenzung der Eigengruppe von
anderen gruppen,
Herstellung positiver Distinktheit
kausale Erklärung für soziale Phänomene und Ereignisse
soziale Rechtfertigung für die Behandlung von Mitgliedern anderer
Gruppen
3408 S.41
129
Glossar Sozialwissenschaften
stereotype threat theory
Befürchtung, auf Basis von negativen Stereotypen über die
Eigengruppe beurteilt zu werden und durch das eigene Verhalten
diese Stereotype unbeabsichtigterweise zu bestätigen
Dieses Gefühl und die damit einhergehende gesteigerte Nervosität
können dazu führen, dass Mitglieder sozial abgewerteter Gruppen in
Prüfungs- oder Testsituationen Leistungen zeigen, die unterhalb ihres
Leistungspotenzials liegen.
Steele & Aronson, 1995
3408 S.50
130
Stereotype-Content-Model
Glossar Sozialwissenschaften
Das Modell von Fiske, Cuddy, Glick und Xu (2002) macht spezifische
Vorhersagen darüber, welche Merkmale Fremdgruppenmitgliedern in
Abhängigkeit von spezifischen Charakteristika der
Intergruppenbeziehung zugeschrieben werden. Wichtige Implikation
des Modells: Stereotype haben oft einen ambivalenten Charakter.
Die Kombination hoher und niedriger Ausprägungen auf den
Merkmalsdimensionen Wärme und Kompetenz führt zur
Unterscheidung von vier inhaltlich distinkten Typen von Stereotypen
(nach Fiske et al. 2002)
131
Glossar Sozialwissenschaften
Störvariable
132
Theorie der sozialen Identität
:
Def. "Störvariable" = Variablen, die ebenfalls Einfluss auf die
Ausprägung der AV haben können. Dieser Einfluss ist nicht von
theoretischem Interesse, er beeinträchtigt aber die Interpretation des
Effekts der UV. Störvariable müssen daher eliminiert oder kontrolliert
werden. Eine andere Bezeichnung dafür ist "Confoundervariable".
(S. 19, SB 03407)
Glossar Sozialwissenschaften
Taifel & Turner (1986)
Grundannahmen
Menschen streben im Allgemeinen nach einem positiven Selbstbild
Ein Teil dieser Selbsteinschätzung ist die soziale Identität - folglich
streben sie auch nach einer positiven sozialen Identität
Die Bewertung der sozialen Identität ergibt sich durch soziale
Vergleiche mit anderen Gruppen - Menschen sind daher bemüht, die
Eigengruppe auf relevanten Vergleichsdimensionen in positiver
Richtung von anderen Gruppen zu unterscheiden bzw. positive
Distinktheit herzustellen.
Wenn soziale Vergleichsprozesse zwischen Eigen- und Fremdgruppe
auf relevanten Dimensionen zu negativen Resultaten für die
Eigengruppe führen, sollten Menschen daher bemüht sein, etwas an
diesem Zustand zu ändern.
3408 S.53:
Taifel & Turner (1986)
133
Glossar Sozialwissenschaften
Trotteleffekt
Motivationsverlust in Gruppen, der auftritt, wenn Gruppenmitglieder
wahrnehmen oder erwarten, dass andere Gruppenmitglieder ihre
Anstrengungen verrringern. Um zu vermeiden, dass sie ausgenutzt
werden, verringern sie selbst ihre Anstrengungen.
3408 S.32
134
Überzeugung
Glossar Sozialwissenschaften
Der Begriff Überzeugung bezieht sich in Abgrenzung zum
Einstellungsbegriff auf die Informationen, das Wissen oder die
Kognitionen, die eine Person mit einem Einstellungsobjekt verbindet.
Über jedes Einstellungsobjekt kann man eine Reihe von
Überzeugungen haben, die ihrerseits zu einer positiven oder
negativen Einstellung gegenüber dem Objekt beitragen können.
3407, Seite 74
135
Glossar Sozialwissenschaften
Umgekehrte Diskriminierung
136
Unterstützung, abhängigkeitsorientiert
Wird Fremdgruppenmitgliedern mehr geholfen als
Eigengruppenmitgliedern, bezeichnet man dieses Phänomen als
umgekehrte Diskriminierung.
Glossar Sozialwissenschaften
Hilfe für eine statusniedrigere Gruppe, die dazu dient, dieser Gruppe
langfristig eine selbstständige Lösung ihrer Probleme zu ermöglichen.
3408 S. 91
137
Glossar Sozialwissenschaften
Unabhängige Variable
138
Validität, externe
Def: "Unabhängige Variable" =
Die Variable, für die eine ursächliche Wirkung angenommen wird; sie
wird manipuliert.
Andere Bezeichnungen sind "Treatment" oder "Faktor".
(S. 19, SB 03407)
Glossar Sozialwissenschaften
bezieht sich darauf, inwieweit die Befunde eines Experiments auf
andere Situationen oder Populationen übertragbar ( = generalisierbar)
sind
Ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der externen Validität eines
Experiments ist die Replizierbarkeit, d.h. die Bestätigung der Befunde
bei unabhängigen Wiederholungen mit Vpn aus anderen
Populationen, in unterschiedlichen Kontexten oder unter Verwendung
unterschiedlicher Varianten der Manipulation.
Die externe Validität ist eines der Gütekriterien zur Beurteilung
experimenteller Untersuchungen.
3407 S.20
139
Glossar Sozialwissenschaften
Validität, interne
Sicherheit, mit der man aus den Ergebnissen des Experiments auf
Ursache-Wirkungsbeziehungen schließen kann
Die interne Validität eines Experiments ist hoch, wenn die
beobachtete Veränderung der AV mit hoher Wahrscheinlichkeit auf
die experimentelle Manipulation der UV zurückzuführen ist
Sie ist eines der Gütekriterien zur Beurteilung experimenteller
Untersuchungen
3407 S.20
140
Verantwortungsdiffusion
Glossar Sozialwissenschaften
die Abnahme der wahrgenommen individuellen Verantwortlichkeit für
das Einschreiten in einer Notfallsituation aufgrund der Anwesenheit
anderer handlungsfähiger Personen
3407, Seite 106
141
Glossar Sozialwissenschaften
Verhaltenskontrolle, wahrgenommene
die Wahrnehmung einer Person, dass sie über die erforderlichen
Fähigkeiten und Ressourcen verfügt, um ein bestimmtes Verhalten
ausführen zu können
3407, Seite 84
142
Verwandtenselektion
:
Glossar Sozialwissenschaften
Erweiterung des Begriffs der natürlichen Selektion
Annahme: Die natürliche Selektion hat insbesondere die Evolution
von prosozialem Verhalten gegenüber genetisch Verwandten
gefördert, weil dieses Verhalten den indirekten Reproduktionserfolg
eines Individuums erhöht.
Die Theorie der Verwandtenselektion leitet sich direkt aus dem von
Hamilton (1964) entwickelten Konzept der Gesamtfitness ab: der
Fortpflanzungserfolg eines Individuums bemisst sich nicht nur an der
Weitergabe seiner Gene durch die Zeugung eigener Nachkommen,
sondern an der Gesamtzahl eigener Gene, die an die nachfolgende
Generation weitergegeben wird.
3407 S.94
143
Glossar Sozialwissenschaften
Vier-Stufen-Modell sozialer Bewegungsbeteiligung
144
Vorurteil
Klandermans (1997)
Diesem Modell zufolge muss ein potenzieller Bewegungsteilnehmer
bis zur Teilnahme an Aktionen einer sozialen Bewegung die
folgenden vier Stufen überwinden:
Teil des Mobilisierungspotenzials werden
Ziel von Mobilisierungsversuchen werden
Teilnahmemotivation entwickeln
Teilnahmebarrieren überwinden
3408 S.73
Glossar Sozialwissenschaften
Die positive oder negative Bewertung einer sozialen Gruppe und ihrer
Mitglieder aufgrund der ihr zugeschriebenen Merkmale, der mit der
Gruppe assoziierten Affekte und verhaltensbezogener Informationen.
3408 S.38
145
Glossar Sozialwissenschaften
Wechselseitige Differenzierung
Damit Personen positive Kontakterfahrungen mit einzelnen
Fremdgruppenmitgliedern auf die Fremdgruppe insgesamt übertragen
(generalisieren), muss sichergestellt sein, dass sie diese als typische
Vertreter der Fremdgruppe wahrnehmen und nicht als atypische
Ausnahmen oder als Mitglieder einer bestimmten Subkategorie, d.h.
ist der Kontakt etabliert, sollte die Gruppenmitgliedschaft wieder in
den Vordergrund rücken.
führt im optimalen Fall zum Abbau von Vorurteilen mit Generalisierung
3408 S.65f
146
Zentrale Persönlichkeitsmerkmale
Glossar Sozialwissenschaften
Def. "Zentrale Persönlichkeitsmerkmale"=
Bezeichnet Charakteristika einer Zielperson, die überproportional
großen Einfluss auf den resultierenden Gesamteindruck eines
Beobachters ausüben.
(S. 46, SB 03407)
Zugänglichkeit
:
Der Begriff der Zugänglichkeit bezieht sich darauf, wie leicht ein
bestimmter Inhalt aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann.
Schnell abrufbare Inhalte werden als leicht zugänglich bezeichnet.
Ein Reiz, der die Zugänglichkeit eines Gedächtnisinhalts erhöht bzw.
zur Aktivierung eines bestimmten Inhalts führt, wird als „Prime“
bezeichnet.
3407, Seite 27
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