Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige

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Technische Universität München
Lehrstuhl für Mensch-Maschine-Kommunikation
Prof. Dr. rer. nat. M. Lang
Arbeitsgruppe Technische Akustik
Prof. Dr.-Ing. H. Fastl
Diplomarbeit
Stationäres Lautheitsmodell
für Innenohrschwerhörige
Verfasser:
Markus Fruhmann
Grünauer Allee 7
82008 Unterhaching
Betreuer:
Dipl. – Ing. Josef Chalupper
Laborzeit:
2. Juni 1998 bis 2. Dezember 1998
Abgabetermin
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1
2
Einleitung.................................................................................................................. 3
Grundlagen................................................................................................................ 5
2.1 Das Lautheitsmodell nach Zwicker ...................................................................... 5
2.2 Rechnerimplementierung des DIN Modells (Modell nach DIN) ......................... 7
2.2.1 Hochpass-Filter am Eingang......................................................................... 7
2.2.2 Filterbank ...................................................................................................... 8
2.2.3 Frequenzabhängige Dämpfung ..................................................................... 8
2.2.4 Berechnung der Kernlautheiten .................................................................... 9
2.2.5 Spektrale Verdeckung................................................................................... 9
2.3 Modifizierte Version des DIN-Modells (Modell nach Moore) .......................... 11
2.4 Das Würzburger Hörfeld .................................................................................... 13
2.5 Umrechnung von Sone nach KU ........................................................................ 15
3
Modellanpassung an Schwerhörige ........................................................................ 17
3.1 Berücksichtigung der veränderten Ruhehörschwelle ......................................... 17
3.1.1 Ein-Komponenten Ansatz........................................................................... 18
3.1.2 Zwei-Komponenten Ansatz ........................................................................ 19
3.1.2.1 Der Faktor k ............................................................................................ 19
3.1.2.2 Berechnung des Faktors k....................................................................... 20
3.1.2.3 Wirkung des Faktors k............................................................................ 21
3.2 Verringerte Frequenzselektivität......................................................................... 22
3.2.1 Modifikation der Filterbank........................................................................ 23
3.2.2 Verringerte Flankensteilheit ....................................................................... 23
3.2.2.1 Implementierung in das Modell nach DIN ............................................. 23
3.2.2.2 Implementierung in das modifizierte Modell nach Moore ..................... 24
3.3 Die entstandenen Modelle .................................................................................. 25
4
Test der Modelle ..................................................................................................... 26
4.1 Schmalbandige Signale....................................................................................... 26
4.1.1 Berechnungen im Mittel für Normalhörende und Schwerhörige ............... 27
4.1.2 Berechnungen für einzelne Versuchspersonen ........................................... 28
4.2 Breitbandige Signale........................................................................................... 31
4.2.1 Grundlagen der Lautheitssummation.......................................................... 31
4.2.2 Hörversuch zur Lautheitssummation .......................................................... 31
4.2.2.1 Versuchsverfahren .................................................................................. 32
4.2.2.2 Testschalle .............................................................................................. 33
-1-
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
Inhaltsverzeichnis
4.2.2.3 Die Versuchspersonen ............................................................................ 35
4.2.2.4 Der Versuchsaufbau................................................................................ 35
4.2.3 Versuchsergebnisse..................................................................................... 36
4.2.3.1 Messdaten für Normalhörende................................................................ 36
4.2.3.2 Messdaten für Schwerhörige .................................................................. 38
4.2.4 Vergleich mit Berechnungen der einzelnen Modelle ................................. 39
4.2.4.1 Normalhörende im Mittel ....................................................................... 39
4.2.4.2 Schwerhörige im Mittel .......................................................................... 41
4.2.4.3 Einzelne Berechnungen .......................................................................... 43
4.2.5 Vergleich der Ergebnisse mit der Literatur................................................. 45
4.2.5.1 Zeitabhängigkeit der Lautheitssummation nach Verhey ........................ 45
4.2.5.2 Messungen der Lautheitssummation bei Normal- und
Schwerhörenden nach Appell und Hohmann ......................................... 46
4.2.5.3 Pegelabhängigkeit der Lautheitssummation nach Zwicker
und Florentine ......................................................................................... 48
5
Zusammenfassung und Ausblick ............................................................................ 50
6
Literaturverzeichnis ................................................................................................ 52
7
Anhang.................................................................................................................... 54
7.1 Quervergleich der Hörfeldberechnung ............................................................... 54
7.2 Zeitabhängigkeit der Lautheitssummation (Dynamisches Modell).................... 58
7.2.1 Normalhörende ........................................................................................... 58
7.2.2 Schwerhörige .............................................................................................. 59
-2-
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
1. Einleitung
1 Einleitung
Die Zahl der Menschen mit Hörschäden, ob bedingt durch Alter, Lärmeinwirkung
oder ähnliches, hat in den letzten Jahren rapide zugenommen. Dies liegt nicht zuletzt
daran, daß durch ein gesteigertes Medieninteresse und bessere Diagnose- und
Rehabilitationsmöglichkeiten seitens der Medizin, ein wachsendes Bewußtsein für diese
Erkrankungen in der Öffentlichkeit entstanden ist.
Ein geschädigtes Gehör kann nur selten operativ behandelt werden. Zum einen ist
nicht jeder Hörschaden reparabel, und zum anderen können derartige Operationen große
Risiken für den Patienten bergen. Beispielsweise kann dabei als Folge ein Tinnitus
zurückbleiben. Die psychologischen Folgen solcher Dauertöne sind nicht zu
unterschätzen, betroffene Personen gelten nicht selten sogar als selbstmordgefährdet.
Die gebräuchlichste Form der Rehabilitation stellen deshalb Hörgeräte dar, die in
den letzten Jahren eine enorme Entwicklung durchlaufen haben. Dies wurde durch die
voranschreitende Integration, immer aufwendigerer Signalprozessoren, auf immer
kleinere Flächen begünstigt. Das führt dazu, daß zukünftige Hörgerätegenerationen in
ihrer Hardware-Ausstattung immer ähnlicher werden und die auf deren
Signalprozessoren laufende Software immer besser an die Patienten angepasst werden
kann [Kollmeier 97a]. Das wiederum ermöglicht den Hörgeräteentwicklern, immer
mehr Funktionen zu implementieren, die die Hörempfindung des Patienten immer
weiter an die eines Normalhörenden annähern sollen.
Um sinnvolle Ergänzungen der vorhandenen Algorithmen zu finden, müssen
zunächst zahlreiche Hörversuche durchgeführt werden, um die Eigenschaften des
gestörten menschlichen Gehörs verstehen zu können. Daraus gezogene
Schlußfolgerungen und resultierende Modellvorstellungen werden im Anschluß in
Rechnersimulationen nachvollzogen und auf ihre Effizienz überprüft.
Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der Simulation mehrerer Modelle zur
Berechnung der stationären Lautheitsempfindung. Die Richtigkeit dieser Berechnungen
wird sowohl für schmal- als auch für breitbandige Schalle überprüft. Dies geschieht
einerseits an Hand von Daten aus der Literatur, andererseits mit Hilfe eigener
Hörversuche, die zum Thema Lautheitssummation durchgeführt wurden.
Für die Untersuchungen und Modellierungen dieser Arbeit lagen zwei verschiedene
Lautheitsmodelle, für Normalhörende, bereits als Computer-Programme vor. Beide
basieren auf dem Lautheitsmodell nach Zwicker, wie es in DIN 45 631 [Zwicker 91]
festgehalten wurde und verwenden die von Zwicker und Paulus [Paulus 72]
verwendeten Algorithmen und Formeln. Diese Implementierungen beinhalten aber
bereits einige Modifikationen. So benutzen beide Modelle, statt der vorgesehenen terzbreiten Filter, die dem Gehör mehr entsprechenden Frequenzgruppen-Filter. Zudem
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
1. Einleitung
wurde in beiden Fällen der von Zwicker [Zwicker 77] vorgeschlagene Hochpaß, zur
Nachbildung der Ruhehörschwelle bei niedrigen Frequenzen, implementiert. Es lag also
ein Modell vor, das sich an das Lautheitsmodell der DIN 45 631 anlehnt. Das zweite,
bereits existierende Modell, basiert ebenfalls auf dem Lautheitsmodell nach Zwicker,
wurde jedoch bereits nach Vorschlägen von Moore bzw. Zwicker und Florentine
verändert. Dabei wird die Reihenfolge, der Berechnung der Flankenverdeckung und der
Transformation in die Lautheit, gegenüber dem Modell nach DIN 45 631 vertauscht.
Zur Anpassung, der Modelle an Schwerhörige, werden neben der
Ruhehörschwelle auch die sogenannten Würzburger Hörfelder der Patienten benutzt.
Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur Lautheitsmessung, das sich aus einer
Kombination, von Größenschätzung mit Hilfe von Verbalkategorien und Linienlänge,
zusammensetzt. Die Versuchsperson hat dabei die Aufgabe, terzbreites Rauschen in
seiner Lautheit zu beurteilen. Im Abschnitt 2.4 finden sich einige Erläuterungen zu
diesem Verfahren, das eine wachsende Rolle für „die Diagnostik von Hörschäden und
für das Anpassen von Hörgeräten“ [Kollmeier 97b] spielt.
Wie oben erwähnt, werden zur Anpassung der Modelle an Schwerhörige zum
einen deren Ruhehörschwellen und zum anderen die Würzburger Hörfelder
herangezogen. Dabei wird zunächst der Ein-Komponenten Ansatz verfolgt, bei dem nur
die Ruhehörschwelle verwendet wird. Darüber hinaus erfolgt im Zwei-Komponenten
Ansatz eine Aufspaltung des Hörverlustes in zwei Anteile, die einen Sensitivitäts- und
einen Kompressionsverlust des Gehörs wiederspiegeln. Der für diese Aufteilung
benötigte Faktor wird mit Hilfe der Hörfelder und einem iterativen Verfahren nach
Levenberg und Marquardt ermittelt. Die hierfür verwendeten Grundlagen und deren
Umsetzung werden im Kapitel 3 erläutert.
In Kapitel 4 werden schließlich die Berechnungen der Modelle überprüft, indem
Hörfelder für einzelne Versuchspersonen nachberechnet werden und mit den
ursprünglich im Versuch ermittelten Werten verglichen werden. Darüber hinaus wird
die Eignung der Modelle für breitbandige Schalle untersucht, da die Anpassung mit
Hilfe von schmalbandigen (terz-breiten) Signalen erfolgt. Da dafür sowohl Daten über
die Lautheitssummation als auch die Ruhehörschwelle und Würzburger Hörfelder der
Versuchspersonen nötig sind, wurden dazu eigene Versuche durchgeführt, die sich an
die Versuche von Verhey [Verhey 98] anlehnen. Die Versuchspersonen sollten bei
einem Schallpaar aus Referenz und Ankerschall jeweils angeben, welchen Schall sie als
lauter empfinden. Dabei hatten die verwendeten Schalle eine Bandbreite von 400 bis
6400 Hz, wobei der Referenzschall eine feste Bandbreite von 400 Hz besaß.
Im Anschluß wird versucht, einige Messungen und Versuchsreihen aus der
Literatur nachzuvollziehen. Dabei handelt es sich um Messungen der
Lautheitssummation bei Normal- und Schwerhörenden, die von Appell und Hohmann
[Appell et al. 1998a und b] durchgeführt wurden. Desweiteren werden Messungen der
Pegelabhängigkeit der Lautheitssummation nach Zwicker und Florentine [Florentine et
al. 78] und die erwähnten Versuche von Verhey zur Zeitabhängigkeit der
Lautheitssummation [Verhey 98] nachvollzogen.
Abschließend erfolgt in Kapitel 5 eine Zusammenfassung der erzielten
Ergebnisse und es sollen einige Ausblicke auf weitere Arbeiten bzw. mögliche
Verbesserungen der Modelle gegeben werden.
-4-
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
2 Grundlagen
2.1 Das Lautheitsmodell nach Zwicker
Beim Verfahren zur Lautheitsbestimmung nach Zwicker, das 1991 in DIN 45 631
festgehalten wurde, handelt es sich ursprünglich um eine graphische Methode. Eine
Beschreibung dieses Verfahrens findet sich in [Zwicker 91] und [Zwicker et al. 90, S.
181-214].
Abbildung 2.1: Norm-Schablonen-Diagramm nach Zwicker. Die eingetragenen
Grenzfrequenzen auf der Abszisse gelten für Terzfilter. An der Ordinate kann auf der
rechten Seite die Lautheit in Sone abgelesen werden
Es werden mit „einem Schallpegelmesser nach DIN IEC 651 oder einem
integrierenden mittelwertbildenden Schallpegelmesser nach DIN IEC 804 in
Verbindung mit Terzfiltern nach DIN 45 652“ [Zwicker 91] die Terzpegel bestimmt.
Diese werden in ein Schablonen-Diagramm, wie es in Abbildung 2.1 dargestellt ist, in
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
der entsprechenden Terz als waagerechte Linie eingetragen. Dabei ist in jeder Terz die
Skalierung der Ordinate unterschiedlich, weshalb im Diagramm jeweils einige
Pegelwerte angegeben sind. Diese unterschiedliche Skalierung ergibt sich aus dem
Verlauf der Ruhehörschwelle und der Kurven gleicher Lautheit.
Ist der Pegel im nächsthöheren Frequenzbereich größer als im aktuellen, so wird
dieser durch eine senkrechte Linie mit dem bis dahin entstandenen Kurvenzug
verbunden. Ist der Pegel dagegen geringer, wird „die Verbindung durch eine abfallende
Linie hergestellt, die parallel zu den gestrichelt gezeichneten, fallenden Linien des
Diagramms verläuft“ [Zwicker 91]. Die fallende Linie endet beim Schnitt mit einem der
folgenden Terzpegel. Die so entstehende Kurve wird als spezifisches LautheitsTonheitsmuster bezeichnet.
Die Fläche, die von dieser Kurve, den Endordinaten und der Abszisse des
Diagramms eingeschlossen wird, ist ein direktes Maß für die Lautheit des Schalls. Aus
der Höhe des Rechtecks, mit, zur Fläche des spezifischen Lautheits-Tonheitsmusters,
äquivalenter Fläche, kann man an der rechten Skala des Diagramms die resultierende
Lautheit in Sone ablesen. Desweiteren sind zwei Skalen zum Ablesen des
Lautstärkepegels in Phon vorhanden.
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
2.2 Rechnerimplementierung des DIN Modells (Modell nach
DIN)
Abbildung 2.2: Blockschaltbild der Rechnerumsetzung des Modells zur Lautheitsbestimmung
nach Zwicker
Eine Variante, des unter 2.1 beschriebenen Modells, stand für diese Arbeit bereits
als Rechner-Programm zur Verfügung. Der Unterschied liegt dabei in der verwendeten
Filterbank, bei der in DIN 45 631 Terzfilter vorgesehen sind. Aus psychoakustischen
Gesichtspunkten sollten aber, wie dies im Rahmen dieser Arbeit geschieht,
Frequenzgruppenfilter verwendet werden.
In
Abbildung
2.2
sind
die
einzelnen
Funktionsblöcke
der
Rechnerimplementierung des Modells in ihrer Abfolge skizziert. Dieses Modell wird im
Folgenden als DIN Modell bezeichnet, was sich auf Grund seines Ursprungs anbietet, es
handelt sich dabei aber um keine exakte Implementierung der Norm. Nachstehend folgt
nun eine Beschreibung der einzelnen Bestandteile des Modells.
2.2.1 Hochpass-Filter am Eingang
Wie von Zwicker [Zwicker 77] vorgeschlagen, wird das Eingangssignal
zunächst mit Hilfe eines Hochpasses gefiltert. Diese Filterung bewirkt eine Nachbildung
der menschlichen Ruhehörschwelle bei niedrigen Frequenzen, die mit einer einfachen
Dämpfung der untersten Frequenzgruppen nicht nachvollzogen werden könnte. Da die
unterste Frequenzgruppe bereits eine Breite von 100 Hz besitzt, könnte eine pauschale
Dämpfung dieser Frequenzgruppe den Verlauf der Ruhehörschwelle nur unzureichend
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
nachbilden. Das hätte falsche Pegel, und daraus resultierend, falsche Werte für die
Lautheitsberechnung in diesem Bereich zur Folge.
Dieses Verhalten wurde auch von Zobl [Zobl 98, S. 13-16] festgestellt, der in
seiner Arbeit dieselbe Umsetzung des Modells nach Zwicker zur Lautheitsbestimmung
verwendete. Diese Nachbildung der Ruhehörschwelle bei niedrigen Frequenzen erfolgt
beim Originalmodell nach DIN 45 631 beim Zusammenfassen der Terzen zu
angenäherten Frequenzgruppen.
Beim verwendeten Filter handelt es sich um ein Butterworth-Hochpass-Filter.
Die Grenzfrequenz beträgt 100 Hz und die Flankensteilheit hat einen Wert von 12 dB /
Oktave. Diese Werte wurden durch empirische Vergleiche mit den Meßergebnissen
diverser kommerziell erhältlicher Lautheitsmeßgeräte gefunden. Die dafür
herangezogenen Daten finden sich in [Fastl et al. 97].
2.2.2 Filterbank
Wie in [Zwicker et al. 90, S. 133-147] beschrieben, erfolgt die Verarbeitung von
Schallen im menschlichen Gehör mit Hilfe von 24 spektralen Kanälen, den sogenannten
Frequenzgruppen. In DIN 45 631 werden dagegen terzbreite Filter verwendet, die zu
angenäherten Frequenzgruppen zusammengefaßt werden. Die Ursache dafür liegt in der
Tatsache, daß Frequenzgruppen-Filter im Gegensatz zu Terzfiltern nicht kommerziell
erhältlich sind. Im verwendeten Modell durchläuft das hochpass-gefilterte Signal, im
Anschluß an das Eingangsfilter, eine Filterbank aus frequenzgruppenbreiten Filtern.
Bei den dabei verwendeten Filtern handelt es sich um Tschebyscheff Filter mit
einer Flankensteilheit von mindestens 27 dB Bark , wobei im Durchlaßbereich eine
Abweichung (Ripple)von 0,5 dB zugelassen ist. In der vorliegenden Implementierung
bildet diese Filterbank die Frequenzgruppen für Normalhörende von 1 bis 24 Bark nach,
wie sie in [Zwicker et al. 90, S. 142] mit ihren Grenzfrequenzen verzeichnet sind.
Das zeitliche Auflösungsvermögen des menschlichen Gehörs wird durch eine
Fensterlänge von Tw = 10ms und eine Überlappungsdauer von Tü = 7,5ms
nachgebildet. Dadurch ergibt sich für das Analyseintervall eine Dauer von Tr = 2,5ms ,
was in etwa dem, im Lautheitsmodell von Zwicker verwendeten, 2ms Tiefpaß
entspricht.
Als
Resultat
dieser
Filterbank
erhält
man
die
sogenannten
Frequenzgruppenpegel LG . Eine Anpassung dieser Filterbank an die veränderte
Frequenzgruppenbreite bei Schwerhörigen wird später erläutert.
2.2.3 Frequenzabhängige Dämpfung
Im nächsten Block wird die Übertragungsfunktion des Außen- und Mittelohrs
nachgebildet, indem die Frequenzgruppenpegel LG um den Wert des
Übertragungsmaßes a 0 in der Mitte der jeweiligen Frequenzgruppe gedämpft werden.
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
Diese Dämpfung entspricht bei hohen Frequenzen der Ruhehörschwelle des
Menschen und beinhaltet auch die erhöhte Empfindlichkeit im sprachrelevanten Bereich
von 3 bis 5 kHz auf Grund der λ 4 -Resonanz des Gehörgangs.
Abbildung 2.3: Dämpfungsmaß a 0 als Funktion der Tonheit z (aus [Paulus 72])
2.2.4 Berechnung der Kernlautheiten
Die Berechnung der Kernlautheiten in den einzelnen Frequenzgruppen erfolgt
nach [Paulus 72] mit der Formel
N ' = 0,064 ⋅ 10
0,025 LEHS
 1 0,1(L − L )  0, 25  sone
G
E
EHS
,
⋅ 1 + 10
− 1

4
Bark



(2.1)
wobei LEHS der der Ruhehörschwelle entsprechende Erregungspegel ist und LE der
aktuelle Erregungspegel, der durch den Schall verursacht wird. Die Kernlautheit wird in
der Einheit soneG Bark ausgegeben.
In diesem Block findet also die Transformation vom Pegelbereich in den
Lautheitsbereich statt. Dabei errechnet sich der Erregungspegel LE als Differenz des
Frequenzgruppenpegels LG und dem Dämpfungsmaß a 0 zu
LE = LG − a 0 .
(2.2)
Eine Unterscheidung zwischen ebenem und diffusem Schallfeld findet im
Rahmen dieser Arbeit nicht statt. Statt Dessen wird in den verwendeten Modellen
immer von einer Freifelddarbietung, also dem ebenen Schallfeld, ausgegangen.
2.2.5 Spektrale Verdeckung
Schalle, die spektral nahe genug an einem anderen, lauteren Schall, liegen,
können durch diesen, den sogenannten Maskierer, verdeckt werden, so daß sie nicht
mehr wahrnehmbar sind. Dieser Effekt, als spektrale Verdeckung bezeichnet, wird im,
an die Berechnung der Kernlautheiten anschießenden Block, berücksichtigt. Dazu
werden an die Kernlautheiten die Verdeckungsflanken angehängt.
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
Eine Verdeckung spektral benachbarter Schalle findet sowohl zu höheren
Frequenzen, als auch zu niedrigeren Frequenzen hin statt. Da die untere Flanke, also
diejenige zu niedrigeren Frequenzen hin, sehr steil verläuft, wird diese nicht
berücksichtigt und für die verwendete Näherung nur die obere Flanke verwendet
Die Steilheit dieser Flanke ist sowohl frequenz- als auch pegelabhängig und wird
beim Lautheitsmodell nach Zwicker an Hand dieser beiden Größen aus einer Tabelle
ausgelesen. Diese wurde in DIN 45 631 [Zwicker 91] festgehalten.
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
2.3 Modifizierte Version des DIN-Modells (Modell nach
Moore)
Das Lautheitsmodell, wie es unter 2.2 beschrieben wurde, wurde von Zwicker und
Florentine sowie Moore modifiziert. Die hierbei verfolgten Ansätze sind in einem
modifizierten Modell festgehalten. Im folgenden Abschnitt werden die hier
implementierten Veränderungen gegenüber dem ursprünglichen Berechnungsverfahren
geschildert.
Dieses Modell entspricht in den ersten drei Blöcken dem oben geschilderten
Modell nach DIN, die beiden letzten Teile sind aber, nach einer Modifikation von
Moore bzw. Florentine und Zwicker in umgekehrter Reihenfolge realisiert.
Abbildung 2.4: Blockschaltbild der Rechnerumsetzung des modifizierten Modells zur
Lautheitsbestimmung nach Zwicker und Florentine bzw. Moore. Die Blöcke zur
Berechnung der Flankenverdeckung und der Lautheit sind gegenüber dem Modell nach
DIN vertauscht
Der wesentliche Unterschied zum ursprünglichen Modell besteht darin, daß die
Berechnung der Flankenverdeckung noch im Pegelbereich stattfindet und erst daran
anschließend eine Transformation in die Lautheit erfolgt. Zur Berechnung der
Flankensteilheit wird außerdem keine Tabelle verwendet, vielmehr wird die Steilheit
der oberen Flanke mit Hilfe der von Terhardt [Terhardt 79] vorgeschlagenen Formel
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen

L  dB
0,23
s o =  − 24 −
+ 0,2 ⋅ E 
fE
dB  Bark

(2.3)
berechnet. Dabei ist LE der jeweilige Erregungspegel und f E die zugehörige Frequenz.
Um die damit errechneten Ergebnisse an DIN 45 631 anzupassen, wird noch ein Faktor
LE 82dB eingefügt, der in der entstehenden Formel im Betrag verwendet wird.

L  L
0,23
dB
s o =  − 24 −
+ 0,2 ⋅ E  E
fE
dB  82dB Bark

Die untere Flanke wird in diesem Modell mit
frequenzunabhängigen Steigung von s u = 27 dB Bark angenähert.
Dieses Modell wird im weiteren Verlauf, auf Grund der
Modell nach Moore bezeichnet. Es handelt sich aber um kein
Moore entwickeltes Lautheitsmodell, sondern das Modell nach
einigen Punkten verändert.
- 12 -
(2.4)
einer
pegel-
und
Modifikationen, als
eigenständiges, von
DIN wurde nur in
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
2.4 Das Würzburger Hörfeld
Das Würzburger Hörfeld stellt eine Meßmethode der Hörfeldaudiometrie dar. Es
wird also ein Zusammenhang zwischen dem Schallpegel und der dabei empfundenen
Lautheit hergestellt. Das Ergebnis ist also eine Pegel-Lautheitsfunktion für einen
speziellen Schall. Es wurde von Heller [Heller 85] als KategorienUnterteilungsverfahren entwickelt und gehört zur Methode der kategorialen
Lautheitsskalierung. Eine Beschreibung der Begriffe Kategoriallautheit und
Hörfeldaudiometrie findet sich in [Hellbrück 93].
Bei der kategorialen Lautheitsskalierung wird davon ausgegangen, „daß die
Versuchspersonen den verfügbaren Hörbereich in verbale Kategorien unterteilen
können“ [Kollmeier 97b]. Das heißt, daß die Versuchsperson die Lautheit eines Schalls
mit Hilfe von Adjektiven wie „zu laut“, „mittellaut“ oder ähnlichen beschreiben kann.
Bei der Bestimmung des Würzburger Hörfeldes werden die fünf Hauptkategorien „sehr
leise“, „leise“, „mittellaut“, laut“ und „sehr laut“ verwendet. Zusätzlich gibt es die
beiden Begrenzungskategorien „nicht gehört“ und „zu laut“.
Abbildung 2.5: Schematische Darstellung des Tabletts zur Messung des Würzburger Hörfeldes.
Die Versuchsperson drückt auf den schwarzen Balken um die Lautheit des gehörten
Schalls zu skalieren.
Bei der Bestimmung des Würzburger Hörfeldes werden die, von der
Versuchsperson abgegebenen, Urteile über ein Tablett erfasst, auf dem neben einem
Balken die Grob-Kategorien verzeichnet sind. Eine schematische Darstellung dieses
Tabletts liefert Abbildung 2.5. Die Versuchsperson hat die Aufgabe, an der Stelle auf
den Balken zu drücken, die, ihrer Meinung nach, der empfundenen Lautheit entspricht.
Es handelt sich hierbei also um eine Mischform der Skalierung mit Hilfe der
Balkenlänge und mit Hilfe von Verbalkategorien. Die Balkenlänge wird vom Rechner
- 13 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
erfasst und auf eine maximale Skale von 0 bis 50 umgerechnet. Die so entstehende Zahl
beziffert das entstandene Maß für die empfundene Lautheit in der Einheit „Kategoriale
Untereinheiten“ (KU, engl.: categorical units, CU).
Als Testschalle werden terzbreite Rauschen verwendet, deren Pegel in 5 dB
Schritten bis auf 90 dB SPL erhöht wird. In Abbildung 2.6 ist das Ergebnis einer
solchen Messung für eine Versuchsperson mit, zu hohen Frequenzen deutlich
steigendem Hörverlust, dargestellt, so wie es der Versuchsleiter am Rechner erhält. Im
Beispiel wurde bei Mittenfrequenzen von 500, 1000, 2000 und 4000 Hz gemessen. Das
Hörfeld eines Normalhörenden ist jeweils schraffiert eingetragen.
Abbildung 2.6: Ergebnis der Hörfeldmessung eines Schwerhörigen bei den Frequenzen 500,
2000, 1000 und 4000 Hz (von links oben nach rechts unten). Die Kreise stellen die
einzelnen Meßpunkte dar, die durchgezogene Linie ist eine Näherung mittels Geraden.
Das Hörfeld eines Normalhörenden ist jeweils als durchgezogene Linie mit
Schattierung dargestellt
Bei tiefen Frequenzen ist der Unterschied zum Hörfeld eines Normalhörenden noch
sehr gering, diese Differenz wächst aber mit der Zunahme des Hörverlusts zu höheren
Frequenzen hin. Sehr gut zu erkennen ist das bei Schwerhörigen auftretende
„Recruitment“-Phänomen, das eine Versteilerung der Lautheitsfunktion, gegenüber
Normalhörenden, zur Folge hat. Bei hohen Pegeln wird nahezu der selbe Lautheitswert
in KU erreicht, wie bei Normalhörenden, jedoch beginnt die Lautheitsfunktion erst bei
wesentlich höheren Pegeln. Der Schnittpunkt der Lautheitsfunktion mit der x-Achse,
also der Pegel für eine Lautheit von 0 KU, repräsentiert die Ruhehörschwelle der
Versuchsperson.
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
Prinzipbedingt erhält man hier, wenn nur eine einzelne Messung durchgeführt wird,
Messwerte, die um die reale Pegel-Lautheitsfunktion herum stark schwanken können.
Im Bild äußert sich dies beispielsweise durch höhere KU Werte bei niedrigeren Pegeln,
die vereinzelt beobachtet werden können.
Bei Normalhörenden ist, auf Grund der Ruhehörschwelle, ebenfalls eine leichte
Frequenzabhängigkeit des Würzburger Hörfeldes zu beobachten. Diese ist bei den
verwendeten Mittenfrequenzen aber nicht sehr stark ausgeprägt, weshalb die, im
nächsten Abschnitt geschilderte Umrechnung von Sone nach KU, keine
Frequenzsbhängigkeit beinhaltet.
2.5 Umrechnung von Sone nach KU
Da zur Anpassung und späteren Überprüfung der Modelle das Würzburger Hörfeld
herangezogen wird, ist es notwendig, die von den Modellen berechneten Werte für die
Lautheit, die in Sone ausgegeben werden, in die, beim Würzburger Hörfeld, verwendete
Einheit KU umzurechnen.
Dazu wurde zunächst die von Hohmann [Hohmann 93] vorgeschlagene Formel
CU = 17,6 ⋅ log(2,5 ⋅ N )
(2.5)
verwendet. Dabei ist N die ermittelte Lautheit in Sone. CU ist der Wert für die Lautheit
in Kategorialen Untereinheiten. Diese Formel geht davon aus, daß keine Abhängigkeit
der Umrechnung von Sone nach KU von den verwendeten Schallen, also deren
spektraler Zusammensetzung, vorhanden ist.
Da mit dieser Formel die am Lehrstuhl vorhandenen Daten nur unzureichend
nachvollzogen werden konnten, wurde mit Hilfe des Programms „Table-Curve“ eine
Formel ähnlicher Struktur aber mit mehreren Parametern ermittelt. Dazu wurde über die
vorhandenen Daten gemittelt und eine bestmögliche Näherung zur Umrechnung
gesucht.
Die dabei entstandene Formel hat die Form
CU = 0,31 ⋅ N + 12,5 ⋅ log(11,6 ⋅ N )
(2.6)
und besitzt, wie Abbildung 2.7 zeigt, eine größere Steigung, als die Formel nach
Hohmann.
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
2. Grundlagen
50
Lautheit / KU
40
30
20
10
0
0
10
20
30
40
50
Lautheit / Sone
Formel nach Hohmann
ermittelte Formel
Abbildung 2.7: Umrechnung der Lautheit in Sone nach Kategorialen Untereinheiten KU
Die Differenz bei der Umrechnung ergibt sich möglicherweise durch das
unterschiedliche verwendete Datenmaterial. Die Daten, aus denen die Formel von
Hohmann entstanden ist, lagen für diese Arbeit nicht vor.
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
3. Modellanpassung
3 Modellanpassung an Schwerhörige
Eine Anpassung, der im vorherigen Abschnitt beschriebenen, Lautheitsmodelle
kann nun an mehreren Stellen geschehen. Im folgenden Abschnitt werden die, im
Rahmen dieser Arbeit implementierten, Veränderungen und die ihnen
zugrundeliegenden Überlegungen erläutert.
3.1 Berücksichtigung der veränderten Ruhehörschwelle
Die offensichtlichste Störung bei einem Schwerhörigen ist sicherlich die
veränderte Ruhehörschwelle. In den verwendeten Modellen tritt die Ruhehörschwelle
an zwei Stellen in Erscheinung, da sie sich aus den beiden Komponenten
„Dämpfungsmaß des Außenohrs ( a 0 )“ und „Erregungspegel an der Ruhehörschwelle
( LEHS )“ zusammensetzen läßt.
50
40
Pegel / dB
30
Dämpfungsmaß
20
Erregungspegel
Normal RHS
10
0
0
10
20
30
-10
Tonheit / Bark
Abbildung 3.1: Normal-Ruhehörschwelle als Summe des Dämpfungsmasses a 0 und des
Erregungspegels an der Ruhehörschwelle LEHS
- 17 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
3. Modellanpassung
Bei den Modellen, die mit Hilfe des Ein-Komponenten Ansatzes erstellt wurden,
geht der Hörverlust als Verringerung der Kompressivität des Gehörs ein. Dazu wird er
zum Erregungspegel an der Ruhehörschwelle LEHS addiert.
Im Zwei-Komponenten Ansatz teilt ein Faktor (Vektor) k, der später näher
beschrieben wird, den Hörverlust der Versuchsperson in zwei Anteile auf. Die eine
Komponente spiegelt den Kompressionsverlust des Gehörs wieder und wird wie im EinKomponenten Ansatz zum Erregungspegel an der Ruhehörschwelle addiert. Der zweite
Teil, der durch die Aufteilung entsteht, stellt einen Sensitivitätsverlust dar und wird zum
Dämpfungsmaß des Außenohrs a 0 addiert.
Physiologisch gesehen lassen sich diese beiden Anteile als Schädigung innerer
Haarzellen (Sensitivitätsverlust) und als Schädigung äußerer Haarzellen
(Kompressionsverlust), auf der Basilarmembran, interpretieren. Wie sich diese Schäden
auf die Auslenkung der Basilarmembran auswirken ist in Abbildung 3.2 dargestellt.
Abbildung 3.2: Auslenkung der Basilarmembran in Abhängigkeit des Eingangspegels. Die
durchgezogene Linie zeigt die Funktion bei Normalhörenden. Die unterbrochenen
Linien zeigen die möglichen Änderungen für unterschiedliche Kombinationen der
Haarzellen-Schädigung (aus [Kollmeier 97c]).
Die durchgezogene Linie stellt die Erregung im Normalfall dar. Eine
Schädigung innerer Haarzellen hat nun eine Verschiebung dieser Kurve nach rechts zur
Folge, was einem reinen Sensitivitätsverlust des Gehörs entspricht. Bei einer
vollständigen Schädigung der äußeren Haarzellen geht die nichtlineare Funktion in eine
Funktion mit konstanter Steigung über, da hier die aktiven Mechanismen des Gehörs
verloren gehen, die, unter Anderem, eine Anhebung niedriger Pegel bewirken. Es
entsteht also ein Kompressions- und Sensitivitätsverlust. Sind sowohl innere als auch
äußere Haarzellen betroffen, so geht einerseits die Kompression verloren und es tritt
zusätzlich eine Verschiebung nach rechts ein.
3.1.1 Ein-Komponenten Ansatz
Im Ein-Komponenten Ansatz wird aus der, für einen Probanden gemessenen,
Ruhehörschwelle RHS, der Hörverlust HL (HL von englisch „Hearing Loss“) als
Differenz zur Norm-Ruhehörschwelle zu
- 18 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
3. Modellanpassung
HL = RHS − RHS NORM
(3.1)
berechnet. Dabei berechnet sich die Norm-Ruhehörschwelle RHS NORM zu
RHS NORM = a0 + LEHS
(3.2)
als Summe des Dämpfungsmasses a 0 und dem Erregungspegel an der Ruhehörschwelle
LEHS .
Der Hörverlust wird dann bei der Berechnung der Kernlautheiten, bzw. im
modifizierten Modell nach Moore bzw. Florentine und Zwicker bei der Berechnung der
Lautheit, zum Erregungspegel an der Ruhehörschwelle addiert:
LEHS ,sh = LEHS + HL
(3.3)
und geht so in die Berechnung der Lautheit als verringerte Kompressivität des Gehörs
ein.
3.1.2 Zwei-Komponenten Ansatz
Im Zwei-Komponenten Ansatz wird der Hörverlust des Probanden in zwei
Anteile aufgespalten. Davon wird ein Teil als zusätzliche Dämpfung zum
Übertragungsmaß des Außenohrs addiert, der zweite Teil wird, analog zum EinKomponenten Ansatz, zum Erregungspegel an der Ruhehörschwelle addiert.
Derjenige Anteil, der zu a0 addiert wird, entspricht einem Sensitivitätsverlust
bzw. einer Schädigung der inneren Haarzellen der Basilarmembran. Die Veränderung
des Erregungspegels spiegelt einen Verlust der Kompressivität des menschlichen
Gehörs wieder, was medizinisch einer Schädigung äußerer Haarzellen entspricht. Die
beiden so entstehenden Anteile werden in Anlehnung an Moore [Moore 95] als
HLihc (innere Haarzellen = inner hair cells) und HLohc (äußere Haarzellen = outer hair
cells) bezeichnet.
Diese Deutung der Aufspaltung in zwei Anteile hat aber keinesfalls den
Anspruch, eine Aussage über die reale Schädigung der inneren bzw. äußeren Haarzellen
zu treffen. Die Werte ergeben sich rein durch eine Anpassung der Modelle an die
gemessenen Hörfelder. Deshalb sei die Deutung als Schädigung der Haarzellen hier nur
am Rande erwähnt.
3.1.2.1 Der Faktor k
Zur Aufspaltung des Hörverlusts in Sensitivitäts- und Kompressionsverlust wird
ein Faktor, im Folgenden „k“ genannt, eingeführt.
Bei diesem Faktor handelt es sich um einen Vektor, der für jede Frequenzgruppe
einen Wert zur Aufteilung des gemessenen Hörverlustes enthält. Da die Zahl der
Frequenzgruppen bei Schwerhörigen, von der bei Normalhörenden, auf Grund einer
verringerten Frequenzselektivität, abweichen kann, wird der Vektor k zunächst mit 24
- 19 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
3. Modellanpassung
Elementen, also für jede Frequenzgruppe eines Normalhörenden, bestimmt. Daraus
werden dann die Werte, die beim entsprechenden Schwerhörigen benötigt werden,
durch Interpolation bestimmt. Der Wertebereich für die einzelnen Komponenten wurde
auf [0..1] beschränkt, da sich sonst für einen der beiden Hörverlustanteile negative
Werte ergeben könnten, was praktisch einer Verstärkung gleich käme.
Durch diesen Faktor k ergibt sich also folgende Aufteilung des Hörverlustes:
v
HLohc = k ⋅ HL und HLihc = (1 − k ) ⋅ HL ,
(3.4), (3.5)
wobei sich der gesamte Hörverlust der Versuchsperson aus der Summe der beiden
einzelnen Komponenten zu
HL = HLohc + HLihc
(3.6)
ergibt. Dabei bezeichnet wiederum HLohc den Anteil, der als Verlust der
Kompressivität bzw. als Schädigung äußerer Haarzellen auf der Basilarmembran
interpretiert werden kann und HLihc steht für die Schädigung innerer Haarzellen bzw.
den Sensitivitätsverlust des Gehörs. Die einzelnen Komponenten von HLohc werden,
nach Moore, auf einen maximalen Wert von HLohc ,max (i ) = 55dB beschränkt.
3.1.2.2 Berechnung des Faktors k
Die Anpassung der Modelle an die einzelnen Versuchspersonen erfolgt im
Zwei-Komponenten Ansatz mit Hilfe der entsprechenden Würzburger Hörfelder. Dabei
werden nach einem Algorithmus von Levenberg und Marquardt [Marquardt 64] die
einzelnen Komponenten des Vektors k so lange adaptiv verändert, bis eine
bestmögliche Anpassung des verwendeten Lautheitsmodells an den Probanden eintritt.
Dieser Anpassungsalgorithmus war bereits als Programm vorhanden und mußte nur
noch in die Modelle integriert werden.
Zur Berechnung des Faktors k waren, im Rahmen dieser Arbeit, Hörfelder
vorhanden, die jeweils an vier verschiedenen Frequenzen mit Terz-breiten Rauschen
ermittelt wurden. Die Hörfelder lagen entweder für die Frequenzen 500, 1000, 2000 und
4000 Hz oder 500, 1600, 4000, 6300 Hz vor, je nachdem, bei welcher Versuchsreihe sie
im Vorfeld der Arbeit bestimmt wurden.
Als Startwerte für den Anpassungsalgorithmus wurde nach Appell [Appell et al.
98b] eine Aufteilung zu
HLohc = 0,8 ⋅ HL und HLihc = 0,2 ⋅ HL
(3.7), (3.8)
gewählt. Es wurden also zunächst alle Komponenten des Vektors k auf 0,8 als
Anfangswerte für die Iteration gesetzt.
Bei der Anpassung an die Hörfelder werden dann wiederum alle Elemente gleich
behandelt. Es entsteht also für eine bestimmte Frequenz ein bestimmter Wert für alle
Komponenten von k. Dieser Wert wird im endgültigen k-Vektor an der Stelle
- 20 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
3. Modellanpassung
verwendet, die der Mittenfrequenz, des für die entsprechende Hörfeldbestimmung
verwendeten Schalls, entspricht. Ist dieses Verfahren an den bekannten Stellen
durchgeführt, so erhält man, bei der hier vorliegenden Zahl an Hörfeldern, jeweils vier
Elemente des endgültigen k-Vektors. Die restlichen Elemente werden linear interpoliert
bzw. in den Randgebieten mit dem jeweiligen Eckwert aufgefüllt.
3.1.2.3 Wirkung des Faktors k
In Abbildung 3.3 ist die Pegel-Lautheitsfunktion für Normalhörende (schwarz)
dargestellt. Beispielhaft sind solche Funktionen zusätzlich für einen fiktiven Probanden
eingetragen, der einen Hörverlust von ca. 45 dB besitzt. Der Vektor k wurde in allen
Elementen auf die Werte 0, 0,5 und 1 gleich gesetzt.
100,00
Lautheit / Sone
10,00
1,00
Normalhörender
0
20
40
60
0,10
80
Schwerhörender, k=1
Schwerhörender, k=0,5
Schwerhörender, k=0
0,01
0,00
Pegel des Testschalls / dB
Abbildung 3.3: Simulation der Pegel-Lautheitsfunktion eines Normalhörenden und eines
Schwerhörigen mit einem Hörverlust von ca. 45 dB und einem konstantem k bei 0, 0,5
und 1. Stimulus ist ein terz-breites Rauschen bei einer Mittenfrequenz von 2000 Hz
Für k=0 wird die Lautheitsfunktion des Normalhörenden lediglich nach rechts
verschoben, da in diesem Fall der gesamte Hörverlust des Patienten als Verlust der
Sensitivität des Gehörs interpretiert wird und wie in 3.1 beschrieben, zu a 0 addiert wird.
Für den Fall k=1 erkennt man, daß die Lautheitsfunktion steiler verläuft und sich
für hohe Pegel der Lautheitsfunktion des Normalhörenden annähert. Der gesamte
Hörverlust wird in diesem Fall als Kompressionsverlust ausgelegt und zu LEHS addiert.
In den Modellen des zwei Komponenten-Ansatzes erfolgt für Werte von k=1 ein
Übergang zum Ein-Komponenten Ansatz, da nun der Hörverlust nur noch auf den
Erregungspegel an der Ruhehörschwelle addiert wird, wie das im Ein-Komponenten
Ansatz ebenfalls geschieht.
Für Werte von k, die zwischen den Extremen 0 und 1 liegen (in der Graphik
beispielhaft 0,5) setzt sich die Pegel-Lautheitsfunktion aus einer Kombination von
- 21 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
3. Modellanpassung
Sensitivitäts- und Kompressionsverlust zusammen. Sie verläuft steiler als die Funktion
für k=0, nähert sich aber der Originalfunktion nicht so stark an wie im Fall k=1.
3.2 Verringerte Frequenzselektivität
Neben der gestörten Ruhehörschwelle wird davon ausgegangen, daß bei
Schwerhörigen eine verringerte Frequenzselektivität vorhanden ist. Das heißt, die
Erregungsmuster von schmalbandigen Schallen sind bei Schwerhörigen breiter als bei
Normalhörenden.
Eine Modellierung dieser Eigenschaft erhält man durch eine Verbreiterung der
verwendeten Frequenzgruppenfilter. Das entspricht einer Modifikation der Filterbank,
indem hier die verwendeten Grenzfrequenzen verändert werden. Die alleinige
Verbreiterung der Frequenzgruppen hätte zunächst zur Folge, daß die berechnete
Lautheit größer wird, wenn man die veränderte Ruhehörschwelle unberücksichtigt ließe,
da die Fläche, die unter dem spezifischen Lautheits-Tonheitsmuster entsteht, größer
wird.
Um nun diese Anpassung vorzunehmen finden die Ergebnisse von Moore [Moore
95] Verwendung, der einen Faktor B für die Verbreiterung der Frequenzgruppen, in
Abhängigkeit vom ermittelten Hörverlust, folgendermaßen ermittelte:
B = 10 0,01348(HLTOTAL −22 ) .
(3.9)
HLTOTAL entspricht hierbei dem gesamten Hörverlust der in der betrachteten
Frequenzgruppe als Differenz aus Norm-Ruhehörschwelle und gemessener, gestörter
Ruhehörschwelle entsteht.
Bei der Modellierung nach Moore findet eine Verbreiterung der
Frequenzgruppen überhaupt erst bei einem Hörverlust von mehr als 22 dB in der
entsprechenden Frequenzgruppe statt. Im Bereich von 22 bis 65 dB berechnet sich die
Verbreiterung nach obenstehender Formel. Bei noch größeren Hörverlusten wird ein
fester Wert von 3,8 für die Verbreiterung angenommen.
Zusätzlich wird im Frequenzbereich unterhalb von 1 kHz der Faktor
( HLTOTAL − 22) im Exponenten der Formel durch den Ausdruck (1 − 0,355 log10 F )
dividiert. Die in diesem Bereich eingesetzte Formel lautet also
B = 10
0,01348
(HLTOTAL −22 )
(1−0,355 log10 F ) .
(3.10)
Dabei ist F die Mittenfrequenz der betreffenden Frequenzgruppe in kHz.
Diese Formeln wurden rein empirisch an Hand von Versuchsergebnissen
ermittelt und können deshalb die individuellen Bedingungen bei einzelnen
Versuchspersonen nur unzureichend beschreiben. Deshalb sind auch hier die
veränderten Annahmen für die Schwerhörigen reine Modellvorstellungen. Die
tatsächliche Breite der Frequenzgruppen bei einem individuellen Probanden läßt sich
- 22 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
3. Modellanpassung
nur durch entsprechende Versuche ermitteln, da die Veränderung stark von der Art des
Gehörschadens abhängig ist.
3.2.1 Modifikation der Filterbank
Das vorliegende Modell war in seiner ursprünglichen Form auf 21 feste
Frequenzgruppenfilter ausgelegt. Die Frequenzgruppen-Filterbank wurde also zunächst
auf 24 Frequenzgruppen erweitert und schließlich an eine variable Zahl von
Frequenzgruppen angepasst.
Um nun die neuen Grenzfrequenzen der Frequenzgruppenfilter zu ermitteln,
lesen die Modelle zunächst die, zum Patienten gehörende, Ruhehörschwelle ein und
berechnen den daraus resultierenden Hörverlust, wie oben bereits beschrieben, als
Differenz zur Normal-Ruhehörschwelle. Mit dessen Hilfe wiederum werden die
Grenzfrequenzen der Frequenzgruppen bestimmt, indem, beginnend mit der ersten
Frequenzgruppe, immer die Breite der aktuellen Frequenzgruppe berechnet wird und die
nächste Frequenzgruppe nach oben anschließend angehängt wird. Grundlage hierfür
sind die oben beschriebenen Formeln nach Moore.
Da sich durch die Verbreiterung der Frequenzgruppen eine geringere Zahl als
die 24 Frequenzgruppen der Normalhörenden ergeben kann, sind auch alle
nachfolgenden Berechnungen so ausgelegt, daß sie mit einem Eingangsvektor variabler
Länge operieren können.
3.2.2 Verringerte Flankensteilheit
Zusätzlich zur Verbreiterung der Frequenzgruppen sind bei Schwerhörigen die
Flanken der Verdeckungsmuster flacher. Die untere Flanke, also jene, die von der
Kernlautheit aus, zu niedrigeren Frequenzen reicht, verläuft sehr steil, weshalb hier von
keiner Veränderung ausgegangen wird. Diese bleibt also im Modell nach DIN gänzlich
unberücksichtigt und im Modell nach Moore wird sie mit konstanter Steigung
aproximiert.
Da die Steigung der oberen Flanke in den beiden Ausgangsmodelle auf
verschiedene Weise ermittelt wird, findet die Implementierung der flacheren oberen
Flanke je nach Modell unterschiedlich statt.
3.2.2.1 Implementierung in das Modell nach DIN
Beim DIN-Modell wird die obere Flanke an Hand von Pegel und aktueller
Frequenzgruppe aus der erwähnten Tabelle ausgelesen.
Da die oberen Flanken der Verdeckungsmuster bei niedrigen Frequenzen flacher
verlaufen als bei hohen Frequenzen findet hier automatisch eine Anpassung an die
veränderten Gegebenheiten bei Schwerhörigen statt. Die sich, bei einer bestimmten
Frequenz, ergebende obere Flanke wird hier automatisch flacher, wenn man sich, auf
Grund der verringerten Frequenzselektivität und der daraus resultierenden größeren
Frequenzgruppenbreite, bei einer bestimmten Frequenz in einer niedrigeren
Frequenzgruppe befindet. Durch die Berücksichtigung der Ruhehörschwelle erhält man
- 23 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
3. Modellanpassung
zudem flachere Flanken, da der Erregungspegel um den Hörverlust gedämpft wird und
so eine geringere Flankensteilheit aus der Tabelle ausgelesen wird.
Aus diesem Grund findet hier keine spezielle Anpassung an die veränderten
Bedingungen bei Schwerhörigen statt, die Steigung der oberen Flanke wird weiterhin
der Nummer der Frequenzgruppe entsprechend aus dieser Tabelle ausgelesen.
3.2.2.2 Implementierung in das modifizierte Modell nach Moore
Das Modell nach Moore benutzt zur Berechnung der Flankensteilheit, wie in
Abschnitt 2.3 erwähnt, die von Terhardt vorgeschlagene Formel. Die errechnete
Steigung wird nun um den selben Faktor verändert, wie er sich mit der Formel nach
Moore für die Frequenzgruppenverbreiterung ergibt.
Es entsteht also folgende Formel für die Flankensteilheit in diesem Modell:
so =
L ( z , i )  LE ( z , i ) dB
1
0,23
 − 24 −

,
+ 0,2 ⋅ E
B
f E ( z)
dB  82dB Bark
wobei sich B mit der Formel nach Moore wie in Abschnitt 3.2 berechnet.
- 24 -
(3.11)
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
3. Modellanpassung
3.3 Die entstandenen Modelle
Durch unterschiedliche Kombination der Modifikationsmöglichkeiten der
ursprünglichen Lautheitsmodelle entstanden insgesamt sechs Modelle. Jeweils drei
davon im Ein-Komponenten Ansatz und drei im Zwei-Komponenten Ansatz.
Einen Überblick über diese Modelle gibt Tabelle 3.1.
Ein-Komponenten Ansatz
DIN ONE
•
•
DIN ONE VERB
Modell nach DIN
•
Berücksichtigung der •
Ruhehörschwelle
•
Zwei-Komponenten Ansatz
DIN TWO
•
•
•
Modell nach DIN
Berücksichtigung der
Ruhehörschwelle
Aufspaltung des
Hörverlusts in
Sensitivitäts- und
Kompressionsverlust
Modell nach DIN
Berücksichtigung der
Ruhehörschwelle
Implementierung
verbreiterter
Frequenzgruppen
MOORE ONE
•
•
•
DIN TWO VERB
•
•
•
•
Modell nach DIN
Berücksichtigung der
Ruhehörschwelle
Implementierung
verbreiterter
Frequenzgruppen
Aufspaltung des
Hörverlusts in
Sensitivitäts- und
Kompressionsverlust
Modifiziertes Modell nach Zwicker,
Florentine und Moore
Berücksichtigung der
Ruhehörschwelle
Implementierung verbreiterter
Frequenzgruppen
MOORE TWO
•
•
•
•
Modifiziertes Modell nach Zwicker,
Florentine und Moore
Berücksichtigung der
Ruhehörschwelle
Implementierung verbreiterter
Frequenzgruppen
Aufspaltung des Hörverlusts in
Sensitivitäts- und
Kompressionsverlust
Tabelle 3.1: Übersicht über die erstellten Lautheitsmodelle, mit den entsprechenden
Modellbezeichnungen und den realisierten Anpassungsmöglichkeiten.
- 25 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
4 Test der Modelle
Die erstellten Modelle sollen selbstverständlich sowohl für Normal- als auch für
Schwerhörende funktionieren, da ein Normalhörender ja den Spezialfall eines
Schwerhörenden mit Hörverlust 0 darstellt. Um die Qualität der erstellten Modelle zu
testen wurden zunächst Hörfeldberechnungen durchgeführt, bei denen die Würzburger
Hörfelder der einzelnen Versuchspersonen nachvollzogen werden sollten. Dies ist also
ein Test, ob die Lautheitsvorhersage für schmalbandige Schalle, wie sie die
verwendeten, Terz-breiten Rauschen darstellen, zuverlässig ist.
Darüber hinaus sollte das Verhalten der Modelle bei breitbandigen Signalen
untersucht werden. Dafür werden für einzelne Probanden sowohl die Würzburger
Hörfelder, als auch die Ruhehörschwelle und Werte über die Lautheitsempfindungen,
bei den entsprechend unterschiedlich breitbandigen Schallen, benötigt. Deshalb wurden
dazu eigene Hörversuche, in Anlehnung an die Versuche von Verhey [Verhey 98],
durchgeführt. Dabei sollten die Versuchspersonen Schalle unterschiedlicher Bandbreite
in ihrer Lautheit beurteilen, bis der Pegel gefunden wurde, bei dem ein gleicher
Lautheitseindruck entsteht.
4.1 Schmalbandige Signale
Als Test der Modelle für ihre Eignung bei schmalbandigen Schallen wurden zur
Überprüfung ihrer Effizienz die für die Patienten ermittelten Hörfelder nachberechnet.
Als Maß für die Qualität der Berechnung wird der folgende Nichtlineare
Korrelationskoeffizient nach Schach und Schäfer verwendet
( y − yˆ i )2
∑
i =1 i
Bnl = 1 −
,
n
2
(
)
y
−
y
∑i=1 i
n
(4.1)
den auch Launer [Launer 95] zu diesem Zweck angewandt hat.
Dabei ist n die Anzahl der Meßwerte, yi ist der aktuelle Meßwert, ŷi bezeichnet
den aktuell vom Modell berechneten Wert und y ist der Mittelwert der Meßwerte aus
dem Versuch.
Dieser Koeffizient nimmt für optimale Anpassung den Wert Bnl = 1 an. Der
Wert Bnl = 0 wird erreicht, wenn man für die berechneten Werte jeweils den
- 26 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
Mittelwert der Meßpunkte y einsetzt. Negative Werte Bnl < 0 dagegen bedeuten, daß
eine Näherung der gemessenen Daten nur mit Hilfe des Mittelwerts der Messung besser
gewesen wäre, als die Modellberechnung.
Für diese Berechnungen standen die Daten von 8 Normalhörende und 15
Schwerhörige zur Verfügung.
4.1.1 Berechnungen im Mittel für Normalhörende und Schwerhörige
Betrachtet man die Gütekoeffizienten mehrerer Versuchspersonen und bildet für
die einzelnen Modelle die Mittelwerte darüber, wie sie in Abbildung 4.1 dargestellt
sind, so stellt man fest, daß die Berechnungen gerade im Zwei-Komponenten Ansatz
sehr nahe am Idealwert von 1 liegen. Dies aber nur im Fall der Schwerhörigen.
1,00
0,90
0,80
Gütekoeffizient
0,70
0,60
0,50
0,40
0,30
0,20
0,10
0,63 0,66
0,63 0,71
0,62 0,45
0,63 0,89
0,63 0,88
0,62 0,90
O
TW
E
R
O
O
M
D
IN
TW
D
O
IN
TW
VE
R
B
O
O
N
E
M
O
O
R
E
O
N
E
D
IN
D
IN
O
N
E
VE
R
B
0,00
Normalhörende
Schwerhörende
Abbildung 4.1: Qualität der Hörfelberechnungen der 6 unterschiedlichen Modelle. Links die
drei Modelle des 1-Komponenten Ansatzes, rechts die Modelle des 2-Komponenten
Ansatzes. Dargestellt ist jeweils der Medianwert und die Interquartilbereiche des
nichtlinearen Gütekoeffizienten Bnl für 8 Normalhörende und 15 Schwerhörige
Der Grund dafür liegt darin, daß in diesem Fall der Vorteil des ZweiKomponenten Ansatzes zum Tragen kommt, nämlich die Aufteilung des Hörverlustes
um eine Anpassung des Modells zu Erzielen. Da bei Normalhörenden der errechnete
Hörverlust nur äußerst gering ist, kann hier die Aufspaltung auch keinen
entsprechenden Vorteil bieten.
- 27 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
Die Qualität der unterschiedlichen Modelle liegt insgesamt sehr dicht
beieinander, bei Normalhörenden ist die Güte der Hörfeldberechnungen praktisch bei
allen Modellen identisch. Bei den Schwerhörigen fällt das Modell MOORE ONE
deutlich ab.
Auch die Interquartilbereiche sind bei Normalhörenden nahezu identisch. Bei
den Schwerhörigen zeigt die deutliche Verkleinerung der Differenz aus erstem und
drittem Quartil im Zwei-Komponenten Ansatz, daß bei diesen Berechnungen die
Streuung der Güte stark zurückgeht. Die Zuverlässigkeit der Hörfeldberechnungen
steigt für Schwerhörige also deutlich.
Bei Normalhörenden schwankt die Güte der Berechnungen sehr stark.
Dementsprechend beobachtet man hier einen sehr großen Interquartilbereich. Die
Ursache dafür ist wohl in einer stark von der einzelnen Versuchsperson abhängigen
Lautheitsempfindung zu suchen. Diese kann bei Schwerhörigen durch die Anpassung
im Zwei-Komponenten Ansatz aufgefangen werden. Bei Normalhörenden bleibt diese
Anpassung aber wirkungslos. Die Tatsache, daß im Ein-Komponenten Ansatz bei den
Normalhörenden, die Interquartilbereiche deutlich größer sind als bei Schwerhörigen,
ist vermutlich auf die verwendeten Versuchsdaten zurückzuführen.
Bei den Schwerhörigen ist im Ein-Komponenten Ansatz das Modell nach DIN
mit verbreiterten Frequenzgruppen minimal besser, als das Modell ohne diese
Modifikation. Im Fall des Zwei-Komponenten Ansatzes sind die Gütekoeffizienten für
Schwerhörige bei allen drei Modellen nahezu identisch. Den deutlichsten
Qualitätssprung, beim Übergang vom Ein- zum Zwei-Komponenten Ansatz, erfährt das
Modell nach Moore. Dieser in seinen Algorithmen aber komplizierteste Ansatz liefert
keine wesentlich besseren Ergebnisse als die einfacheren Modelle, die auf dem Modell
nach DIN basieren.
4.1.2 Berechnungen für einzelne Versuchspersonen
Bei den Berechnungen für einzelne Personen soll hier beispielhaft auf eine
Versuchsperson eingegangen werden und hierbei die Berechnungen im Ein- und im
Zwei Komponenten Ansatz nach den Modellen DIN ONE und DIN TWO verglichen
werden.
- 28 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
Mittenfrequenz 500 Hz
Mittenfrequenz 1600 Hz
50
50
40
0.81754
Lautheit / KU
Lautheit / KU
40
30
20
10
0
0.078612
30
20
10
0
20
40
60
Pegel / dB
80
0
100
0
Mittenfrequenz 4000 Hz
20
40
60
Pegel / dB
80
100
Mittenfrequenz 6300 Hz
50
50
40
40
-2.0918
Lautheit / KU
Lautheit / KU
4. Test der Modelle
30
20
10
-21.6204
30
20
10
0
0
0
20
40
60
Pegel / dB
80
100
0
20
40
60
Pegel / dB
80
100
Abbildung 4.2: Hörfeldberechnungen für VP 21 mit dem Modell DIN ONE. In der oberen Reihe
bei einer Mittenfrequenz von 500 und 1600 Hz, in der unteren Reihe bei 4000 und 6300
Hz. Testschalle sind terzbreite Rauschen. Oben links ist jeweils der nichtlineare
Gütekoeffizient Bnl eingetragen.
Die Berechnungen im Ein-Komponenten Ansatz sind bei niedrigen Frequenzen
(500 Hz) sehr gut. Der Gütekoeffizient Bnl für die Hörfeldberechnung nimmt hier
Werte von ca. 0,8 an. Zu hohen Frequenzen hin wird die Berechnung zunehmend
schlechter und nimmt sogar negative Werte an. Die Vorhersage des Modells ist also
schlechter als eine Näherung rein durch den Mittelwert der Daten.
- 29 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
Mittenfrequenz 500 Hz
Mittenfrequenz 1600 Hz
50
50
40
0.81987
Lautheit / KU
Lautheit / KU
40
30
20
10
0
0.9476
30
20
10
0
20
40
60
Pegel / dB
80
0
100
0
Mittenfrequenz 4000 Hz
40
60
Pegel / dB
80
100
50
40
40
0.59495
Lautheit / KU
Lautheit / KU
20
Mittenfrequenz 6300 Hz
50
30
20
10
0
4. Test der Modelle
-0.125
30
20
10
0
20
40
60
Pegel / dB
80
0
100
0
20
40
60
Pegel / dB
80
100
Abbildung 4.3: Hörfeldberechnungen für VP 21 mit dem Modell DIN TWO. In der oberen
Reihe bei einer Mittenfrequenz von 500 und 1600 Hz, in der unteren Reihe bei 4000 und
6300 Hz. Testschalle sind terzbreite Rauschen. Oben links ist jeweils der nichtlineare
Gütekoeffizient Bnl eingetragen.
Im Zwei Komponenten Ansatz sind die Berechnungen bei niedrigen Frequenzen
ebenfalls sehr gut. Der Gütekoeffizient Bnl nimmt hier nahezu den selben Wert an wie
im Ein-Komponenten Ansatz, im Beispiel liegt er sogar minimal darüber. Das liegt
daran, daß in diesem Frequenzbereich noch kein wesentlicher Hörverlust vorhanden ist,
so daß zwischen den Modellen des Ein- und des Zwei-Komponenten Ansatzes hier kein
Unterschied besteht. Zu höheren Frequenzen hin wird die Berechnung aber wesentlich
besser als im Ein-Komponenten Ansatz. Lediglich bei einer Mittenfrequenz von 6300
Hz ist die Berechnung ebenfalls schlechter, als bei reiner Verwendung des Mittelwerts.
Der Wert des Gütekoeffizienten ist aber wesentlich größer, als im Ein-Komponenten
Ansatz, was durchaus als Qualitätsverbesserung zu interpretzieren ist. Zudem ist hier
eine Anpassung äußerst schwierig, da nur zwei Meßwerte vorhanden sind.
- 30 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
4.2 Breitbandige Signale
Die Anpassung der Modelle mit Hilfe der Würzburger Hörfelder entspricht einer
Anpassung für schmalbandige Schalle. Als allgemeingültige Lautheitsmodelle sind sie
aber nur sinnvoll anwendbar, wenn sie auch für Schalle mit beliebiger Bandbreite
verlässliche Ergebnisse liefern. Außerdem sollen die verwendeten Algorithmen
möglicherweise in zukünftigen Hörgerätegenerationen Anwendung finden, was diesen
Anspruch noch unterstreicht, da die Geräuschkulisse in der Praxis selbstverständlich
sowohl aus breitbandigen, als auch aus schmalbandigen Schallen besteht. Hier soll
natürlich für alle eintretenden Schallereignisse eine korrekte Berechnung der Lautheit
stattfinden bzw. die Verstärkung des eintreffenden Schalls den Bedürfnissen des
Patienten entsprechend erfolgen.
Im folgenden Abschnitt wird nun diese Eignung der Modelle überprüft. Die Daten
dafür werden zum Teil aus der Literatur, zum Teil auch aus eigenen Hörversuchen, die
die Lautheitssummation sowohl für Normal- als auch für Schwerhörende untersuchen,
gewonnen.
4.2.1 Grundlagen der Lautheitssummation
Bei der Lautheitssummation handelt es sich um einen spektralen Effekt, der
bewirkt, daß Schalle größerer Bandbreite bei gleichem physikalischem Pegel als lauter
wahrgenommen werden, als Schalle mit geringerer Bandbreite. Diese Eigenschaft des
menschlichen Gehörs wird unter anderem „auf die Frequenzselektivität und die
kompressiven Eigenschaften des peripheren auditorischen Systems zurückgeführt“
[Verhey 98].
Die Lautheitssummation spielt gerade im Bereich der Hörgeräteanpassung eine
große Rolle, da die Einstellung der Hörgeräteparameter entweder für schmalbandige
Schalle oder breitbandige Geräusche (ähnlich dem Sprachsignal) stattfindet. Wird nun
die Lautheitssummation durch die verwendeten Algorithmen nur unzureichend
nachvollzogen, so kann es bei schmalbandiger Anpassung vorkommen, daß
breitbandige Geräusche zu laut werden [Kollmeier 97a]. Diese Probleme treten vor
allem bei Hörgeräten auf, die eine zu geringe Zahl an Kanälen zur Verfügung stellen.
Da die hier verwendeten Modelle alle mit je einem Kanal pro Frequenzgruppe arbeiten,
sollte die Lautheitssummation gut nachvollzogen werden können.
4.2.2 Hörversuch zur Lautheitssummation
Da zur Überprüfung der Modelle für breitbandige Schalle sowohl die
Ruhehörschwelle als auch das Würzburger Hörfeld und Daten über die
Lautheitssummation für die jeweiligen Versuchspersonen vorhanden sein müssen,
wurden zu diesem Thema Hörversuche durchgeführt. Diese fanden in Anlehnung an die
Versuche von Verhey [Verhey 98] statt. Dadurch sollten außerdem die von Verhey
erzielten Ergebnisse nachvollzogen werden. Neben der Lautheitssummation bei
stationären Schallen wurde zudem die Abhängigkeit dieses Effektes von der
Schalldauer untersucht
- 31 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
4.2.2.1 Versuchsverfahren
Die Aufgabe für die Versuchsteilnehmer bestand in einem Lautheitsvergleich
zweier Schalle mit Hilfe eines adaptiven 2-AFC Verfahrens. Dazu war über eine
Tastatur einzugeben, welcher von zwei Schallen als lauter empfunden wurde. Eine
Entscheidung, daß beide Schalle gleich laut sind war nicht möglich (2-AFC). Auf diese
Weise wurde der Pegel des Testschalls adaptiv mit einem 1-Schritt Verfahren auf den
Pegel eingeregelt, bei dem er die gleiche Lautheitsempfindung bei der Versuchsperson
hervorruft, wie der Referenzschall. Das heißt, wird das Testsignal als lauter empfunden,
so wird dessen Pegel beim nächsten Vergleich erniedrigt, im umgekehrten Fall erhöht.
Der Pegel des Referenzschalls bleibt während des gesamten Versuchs konstant.
Der Testschallpegel wird, je nach Urteil des Probanden, um die aktuelle Schrittweite
erhöht oder abgesenkt. Diese Schrittweite beträgt bei Versuchsbeginn 8 dB und wird bei
jedem Umkehrpunkt halbiert, bis die minimale Schrittweite von 2 dB erreicht wird. Ein
Umkehrpunkt ist dabei durch einen Wechsel von Verstärkung zu Dämpfung definiert,
bzw. durch einen Wechsel der Entscheidung, welcher der beiden Schalle als lauter
empfunden wurde. Als Versuchsergebnis dient der Medianwert über die Pegelwerte des
Testschalls an den folgenden vier Umkehrpunkten.
Es wurden zwei getrennte Versuche mit unterschiedlichen Schalldauern
durchgeführt. Im ersten Versuch beträgt die Schalldauer 1 s, im zweiten Versuch nur
noch 10 ms. Jeder dieser Versuche wurde von den Probanden vier mal durchgeführt.
Der Schallpegel des Referenzschalls entspricht in beiden Versuchen einer Lautheit von
15 oder 30 KU. Ist für ein Schallpaar die Messung abgeschlossen, so wird dieses nicht
mehr weiter dargeboten. Dies war ursprünglich zwar vorgesehen, wurde aber nicht
praktiziert, da dadurch die Versuchsdauer über dem den Versuchspersonen zumutbaren
Maß liegen würde.
Die Darbietung der Testschallpaare erfolgte mit einem „interleaved“-Verfahren.
Dabei werden innerhalb eines Versuchs alle möglichen Paare aus Referenz- und
Testschallen in zufälliger Reihenfolge dargeboten, wobei zusätzlich die Reihenfolge
von Test- und Referenzsignal zufällig war.
Der Testschall eines solchen Paares aus Referenz- und Testschall, hatte jeweils
zu Versuchsbeginn eine zufällige Pegeldifferenz zum Referenzschall, die einem
Lautheitsunterschied von +/- 5 oder 0 KU entspricht.
Im
Laufe
der
Versuchsdurchführung
wurde
zusätzlich,
zur
Entscheidungsmöglichkeit für einen der beiden Schalle, noch die Option eingefügt, daß
die Versuchsperson möglicherweise nur einen Schall wahrgenommen hat. Dies kann
passieren, wenn der Testschall mit einer Lautheitsdifferenz von –5 KU zum
Referenzschall dargeboten wird. Er sollte dann zwar immer noch eine
Lautheitsempfindung von 10 KU, im Falle eines Schallpaares mit einer Lautheit von 15
KU, hervorrufen, falls aber die Interpolation des Hörfeldes in diesem Bereich nicht
ausreichend mit der Realität übereinstimmt, kann diese Dämpfung bei einem
Schwerhörigen zur Unhörbarkeit führen.
- 32 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
Abbildung 4.4: Versuchsablauf für ein Schallpaar. Grün: der konstatnte Pegel des
Referenzschalls, Rot: Pegelverlauf des Testschalls. Blau gestrichelt: Pegel des
Testschalls, der die gleiche Lautheitsempfindung hervorruft, wie der Referenzschall
In Abbildung 4.4 ist der Versuchsablauf für ein Schallpaar graphisch dargestellt.
Der Pegel des Referenzsignals besitzt einen konstanten Wert. Im Beispiel ist der
Testschallpegel zu Versuchsbeginn höher als der Referenzpegel. Bei den beiden ersten
Versuchsdurchgängen beurteilt die Versuchsperson den Testschall als lauter, als den
Referenzschall. Der Testschallpegel wird also bei der jeweils nächsten Darbietung um 8
dB abgesenkt. Im dritten Durchlauf wird nun der Referenzschall als lauter empfunden.
Hier liegt also ein Umkehrpunkt vor und die Schrittweite wird halbiert. Im folgenden
wird also der Testschall um 4 dB verstärkt. Bei Darbietung acht wird die minimale
Schrittweite von 2 dB erreicht. Die folgenden vier Umkehrpunkte (Darbietung Nummer
8, 10, 12 und 14) werden als Meßwerte erfaßt. Falls diese Meßwerte um mehr als 4 dB
von einanderer abweichen, so wird in Schritt 16 eine weitere Messung vorgenommen.
Der Pegel gleicher Lautheit entsteht als Median dieser vier Werte und wird als
Versuchsergebnis gespeichert.
4.2.2.2 Testschalle
Bei den verwendeten Testschallen handelt es sich um Rauschsignale
verschiedener Bandbreite, die mit Hilfe von Liniensynthese erstellt wurden, wobei der
Abstand der einzelnen Spektrallinien 1 Hz beträgt. Die Bandbreite ∆f betrug beim
Referenzschall 400 Hz und bei den Testschallen 400, 800, 1600, 3200 und 6400 Hz,
wobei die geometrische Mittenfrequenz f m jeweils bei 2000 Hz lag.
Die obere Grenzfrequenz f go und die untere Grenzfrequenz f gu ergeben sich
also aus
fm =
f go ⋅ f gu und ∆f = f go − f gu
bei den bekannten Bandbreiten, über eine quadratische Gleichung, zu
- 33 -
(4.2), (4.3)
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
f go =
∆f + ∆f
2
+ 4 f m2
2
4. Test der Modelle
und f gu = f go − ∆f .
(4.4), (4.5)
Die sich somit ergebenden Werte für die Grenzfrequenzen sind in Tabelle 4.1
aufgeführt.
∆f / Hz:
400
800
1600
3200
6300
f gu / Hz:
1810
1640
1354
961
574
f go / Hz:
2210
2440
2954
4161
6974
Tabelle 4.1: Bandbreite und Grenzfrequenzen der im Hörversuch verwendeten Schalle.
Die Dauer der Signale betrug 10 ms bzw. 1 Sekunde, wodurch sich 2
Versuchsreihen ergaben. Dadurch lassen die Versuche, über die Lautheitssummation bei
stationären Schallen (1s Schalldauer) hinaus, auch Schlüsse auf die Zeitabhängigkeit der
Lautheitssummation zu.
Der Pegel der Schalle wurde so gewählt, daß die Lautheitsempfindung bei
Normal- und Schwerhörigen gleich ist. Als Darbietungslautheit des Referenzschalls
wurden 15 bzw 30 KU gewählt. Dies entspricht bei Normalhörenden einem
Darbietungspegel von 45 bzw. 70 dB. Der Pegel für die Darbietung bei schwerhörigen
Versuchspersonen wurde mit Hilfe des Würzburger Hörfeldes der entsprechenden
Versuchsperson bestimmt.
Der zur bereits oben erwähnten Lautheitsdifferenz, zwischen Test- und
Referenzschall, zu Beginn des Versuchs, gehörende Pegelunterschied wurde ebenfalls
aus den Hörfeldern der Patienten ermittelt, damit dieser einer Lautheitsdifferenz von 0
oder +/- 5 KU entspricht. Bei einem Normalhörenden hat diese Differenz einen Wert
von 10 dB. Würde man diesen Wert auch bei schwerhörigen Versuchspersonen
verwenden, so wäre wegen des Recruitments, also der Versteilerung, der PegelLautheits-Funktion, ein Testschall mit einem relativen Pegel von +10 dB gegenüber
dem Referenzschall unter Umständen bereits über der Unbehaglichkeitsschwelle.
Die Anfangsschrittweite beträgt bei allen Versuchen und Versuchspersonen 8
dB. Eine solche Verstärkung des Testschalls kann aber dazu führen, daß er, aus oben
bereits erwähnten Gründen über der Unbehaglichkeitsschwelle liegt. Deshalb wird der
so entstehende maximale Pegel von der Versuchssteuerung überprüft und der
Testschallpegel gegebenenfalls auf einen Pegel gedämpft, der einer Lautheit von 35 KU
entspricht.
Im Fall des Anfangspegels entsprechend –5 KU könnte eine Absenkung um 10
dB, wie sie bei Normalhörenden vorgenommen wird, ebenfalls zu extrem sein. In
diesem Fall könnte dies dazu führen, daß der Testschall für einen Schwerhörigen gar
nicht mehr hörbar ist, weshalb in der Versuchssteuerung die Möglichkeit eingebaut
wurde, daß die Versuchsperson angeben kann, sie hätte nur einen Schall
wahrgenommen.
- 34 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
4.2.2.3 Die Versuchspersonen
Bei den Versuchspersonen handelte es sich um 8 Normalhörende und 7
Schwerhörige. Die Normalhörenden waren ausschließlich Lehrstuhlangehörige, wobei
drei davon als geschulte Versuchspersonen anzusehen sind. Die Restlichen hatten mit
Hörversuchen bislang weniger Erfahrung.
Aus diesem Grund wurden die Versuchspersonen vor den Versuchen
ausdrücklich darauf hingewiesen, darauf zu achten, lediglich die Lautheit der Signale zu
beurteilen und sich nicht durch andere Schalleigenschaften ablenken zu lassen. Dies war
nötig, da die Schalle, vor allem der schmalbandige Referenzschall, ausgeprägte tonale
Komponenten enthielten. Diese beeinflussen unter Umständen andere Empfindungen,
wie beispielsweise die Lästigkeit, und könnten so die Aufmerksamkeit der
Versuchsperson von ihrer eigentlichen Aufgabe ablenken.
Die Erkrankungen der Schwerhörigen waren von sehr unterschiedlicher Art. Es
waren sowohl angeborene Innenohrschäden als auch Lärm- und Altersschwerhörigkeit
vorhanden. Wie stark im einzelnen Fall der Hörverlust auf eine Schädigung des
Innenohrs zurückzuführen ist, ist nicht genau bekannt, da die Diagnosemöglichkeiten
hierfür sehr ungenau sind.
Das Alter der Schwerhörigen überdeckte einen Bereich von 12-74 Jahren, die
Normalhörenden waren 24 bis 30 Jahre alt. Die Ruhehörschwellen sämtlicher
Versuchspersonen wurden, falls sie noch nicht bekannt waren, mit der Methode des
Bekesy-Tracking bestimmt. Bei den schwerhörigen Versuchspersonen wurden darüber
hinaus die Würzburger Hörfelder, mit dem Audiometer der Firma Westra electronic,
ermittelt.
4.2.2.4 Der Versuchsaufbau
Die Hörversuche wurden in einer schallisolierten Versuchskabine durchgeführt,
wobei die Schalldarbietung über einen, am Lehrstuhl üblichen, Beyer DT-48 Kopfhörer
erfolgte. Die Versuchspersonen sahen durch ein Sichtfenster einen Monitor, auf dem die
Versuchsanleitung und die Eingabeaufforderung für die Versuchspersonen erschienen.
Ihr Urteil gaben die Probanden über eine Tastatur in den Rechner ein.
Der Kopfhörer war über einen Freifeldentzerrer, eine Eichleitung und einen
Verstärker an die Analogausgänge eines DAT-Rekorders angeschlossen. Dieser diente
der Digital / Analog Wandlung der Testsignale, die direkt aus dem Rechner über eine
Digitalkarte wiedergegeben wurden.
Mit Hilfe der Eichleitung wurde der Pegel eingestellt, der ja bei Schwerhörigen
an deren Hörfeld angepasst werden mußte. Die Kontrolle des Wiedergabepegels
erfolgte mit einem Röhrenvoltmeter, das am Ausgang der Eichleitung parallel zum
Freifeldentzerrer angeschlossen war.
- 35 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
Abbildung 4.5: Versuchsaufbau
4.2.3 Versuchsergebnisse
4.2.3.1 Messdaten für Normalhörende
5
0
-5
400Hz
800 Hz
1600 Hz 3200 Hz 6400 Hz
-10
-15
-20
-25
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
5
0
-5
400Hz
800 Hz
1600 Hz 3200 Hz 6400 Hz
-10
-15
-20
-25
Bandreite des Testschalls / Hz
Bandreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.6: Lautheitssummation bei Normalhörenden. Links bei einer Schalldauer von 10
ms, rechts Schalldauer 1 s. Blau: 15 KU, Rot: 30 KU Lautheit. Dargestellt sind die
Medianwerte und Interquartilbereiche über 8 Versuchspersonen.
Die beiden Diagramme in Abbildung 4.6 zeigen die Lautheitssummation bei
Normalhörenden für eine Schalldauer von 10 ms (Links) und 1 s (Rechts). Dargestellt
ist die jeweilige Pegeldifferenz Zwischen Test- und Referenzschall, die für eine gleiche
Lautheitsempfindung dieser beiden Schalle bei der Testperson nötig ist. Dabei bedeutet
eine negative Pegeldifferenz, daß der Testschall gedämpft werden muß, um die gleiche
Lautheitsempfindung wie der Referenzschall, hervorzurufen.
Während im stationären Fall (1 s Schalldauer) die Lautheitssummation für die
verwendeten Schalle, bei einer Lautheit von 30 KU, einen maximalen Wert von ca. 10
dB annimmt, beträgt das Maximum hier bei einer Schalldauer von 10 ms ca. 20 dB. Bei
einer Lautheit von 15 KU sind die erhaltenen Werte dagegen nahezu identisch. Bei den
- 36 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
kürzeren Schallen scheint zwar eine minimal größere Lautheitssummation vorhanden zu
sein, jedoch überlappen sich die Interquartilbereiche, so daß man hier von keinem
signifikanten Unterschied sprechen kann. Die Lautheitssummation ist also offenbar bei
kürzeren Schallen deutlich ausgeprägter, wenn die Schalle eine angemessene Lautheit
besitzen.
Zwischen einer Darbietungslautheit von 15 KU und 30 KU ist bei den
stationären Schallen nur eine geringe Differenz festzustellen. Bis zu einer Bandbreite
von 3200 Hz ist die Lautheitssummation bei den leiseren Schallen etwas größer als bei
den lauten. Bei einer Bandbreite von 6400 Hz bleibt die Lautheitssummation bei einer
Lautheit von 15 KU aber nahezu identisch mit 30 KU. Die lauteren Schalle verursachen
hier bei einer Darbietungszeit von 10 ms eine um etwa 8 dB größere
Lautheitssummation, wobei sich auch die Interquartile nicht überschneiden. Hier scheint
also eine Abhängigkeit vom Pegel und damit von der Lautheit vorhanden zu sein. Bei
den stationären Schallen erhält man hier für beide Schalldauern in etwa den selben
Wert.
Auffällig ist bei einer Lautheit von 15 KU, daß bei einer Bandbreite von 6400
Hz, sowohl bei einer Schalldauer von 10 ms als auch bei 1 s, die Lautheitssummation
gegenüber 3200 Hz Bandbreite wieder abnimmt bzw. konstant bleibt. Möglicherweise
ist dies auf die Wahl des Referenzschalls (400 Hz Bandbreite) zurückzuführen. Dieser
besitzt ausgeprägte tonale Komponenten und besitzt dadurch eine wesentlich größere
Lästigkeit als die breitbandigeren Signale. Da einige der Versuchspersonen bisher keine
Erfahrungen mit Hörversuchen hatten, ist nicht auszuschließen, daß sie die Lästigkeit
des Referenzschalls in ihr Lautheitsurteil mit aufgenommen haben. Da jedoch die
Interquartilbereiche sehr klein sind, handelt es sich hierbei möglicherweise um ein
generelles Phänomen dessen Erklärung weiterer Untersuchungen bedarf.
5
5
-5
0
400Hz
800 Hz
1600 Hz 3200 Hz 6400 Hz
-10
-15
-20
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
0
-5
400Hz
800 Hz 1600 Hz 3200 Hz 6400 Hz
-10
-15
-20
-25
-25
Bandreite des Testschalls / Hz
Bandreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.7: Lautheitssummation bei Normalhörenden. Links bei einer Schalldauer von 10
ms, rechts 1 s. Blau: 15 KU, Rot: 30 KU. Ausreßer wurden weggelassen
Nimmt man die Daten der Versuchspersonen, für die der Verdacht besteht, sie
haben nicht nur die Lautheit der Schalle beurteilt, sondern auch die Lästigkeit
miteingehen lassen, ergeben sich für die Lautheitssummation die Werte, wie sie in
Abbildung 4.7 dargestellt sind. Hierbei wurden, bei einer Dauer von 10 ms die Daten
von zwei Versuchspersonen und bei einer Dauer von 1 s drei Versuchspersonen jeweils
bei einer Lautheit von 15 KU weggelassen.
- 37 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
Dadurch wird der Unterschied im Maximum der Lautheitssummation bei
unterschiedlicher Schalldauer wesentlich deutlicher. Im Fall einer Lautheit von 15 KU
steigt er auf einen Wert von fast 5 dB Differenz zwischen 10 ms und 1 s Schalldauer.
Der Unterschied der Lautheitssummation zwischen einer Lautheit von 15 KU und 30
KU bei 6400 Hz Bandbreite bleibt, im Fall einer Schalldauer von 10 ms, bestehen. Bei
einer Schalldauer von 1 s ist aber nach wie vor kein signifikanter Unterschied
festzustellen.
4.2.3.2 Messdaten für Schwerhörige
5
0
-5
400Hz
800 Hz
1600 Hz 3200 Hz 6400 Hz
-10
-15
-20
-25
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
5
0
-5
400Hz
800 Hz
1600 Hz 3200 Hz 6400 Hz
-10
-15
-20
-25
Bandbreite des Testschalls / Hz
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.8: Lautheitssummation bei Schwerhörigen. Links bei einer Schalldauer von 10 ms,
rechts 1 s. Blau: 15 KU Rot: 30 KU. Dargestellt sind die Medianwerte und
Interquartilbereiche über 7 Versuchspersonen.
Abbildung 4.8 zeigt die Versuchsergebnisse für die schwerhörigen
Versuchspersonen in gleicher Form, wie Abbildung 4.6 für Normalhörende.
Offensichtlich ist die Lautheitssummation bei Schwerhörigen, wie erwartet, wesentlich
geringer als bei Normalhörenden. Dies ist ein Indiz für die Richtigkeit der Annahme,
daß die Lautheitssummation bei Schwerhörigen beeinträchtigt ist, was sich wiederum
durch die vermutete geringere Frequenzselektivität erklären läßt. Das Maximum beträgt
nur ca. 5 dB, wobei hier die Schalldauer keine Rolle zu spielen scheint. Andererseits ist
aber nicht auszuschließen, daß bei den Schwerhörigen ein großer Teil des
Testschallspektrums unterhalb der Ruhehörschwelle liegt und so eine steigende
Bandbreite nur zu einem kleinen Teil vom Gehör wahrgenommen wird.
Im Fall einer Schalldauer von 1 s ist die Lautheitssummation für beide
Lautheiten nahezu identisch. Bei 10 ms Dauer ist das Maximum bei einer Lautheit von
30 KU bei ca. 4 dB, bei 15 KU nur bei 2 dB. Bei 30 KU erhält man hier also den
doppelten Wert. In Anbetracht der Absolutwerte von 2 und 4 dB sowie der Tatsache,
daß sich die Interquartilbereiche stark überlappen, sollte man dieser Eigenschaft aber
keine zu große Bedeutung zu kommen lassen.
Die Tatsache, daß sich die Werte für die Lautheitssummation für
unterschiedliche Schalldauern nur unwesentlich unterscheiden, läßt darauf schließen,
daß bei Schwerhörigen möglicherweise ein verändertes zeitliches Integrationsverhalten
vorhanden ist.
- 38 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
4.2.4 Vergleich mit Berechnungen der einzelnen Modelle
4.2.4.1 Normalhörende im Mittel
DIN ONE VERB
0
0
0
-5
-10
-20
Pegeldifferenz / dB
5
-15
-5
-10
-15
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO
-5
-10
-15
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO VERB
5
0
0
0
-10
-15
-20
Pegeldifferenz / dB
5
-5
-5
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400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
MOORE TWO
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
MOORE ONE
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN ONE
5
-5
-10
-15
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.9: Lautheitssummation für Normalhörende, bei einer Lautheit von 15 KU und
einer Schalldauer von 1s. Obere Reihe: die drei Modelle des Ein-Komponenten
Ansatzes. Untere Reihe: Zwei-Komponenten Ansatz. Die durchgezogene grüne Linie
stellt die vom entsprechenden Modell berechneten Werte dar, in Blau sind die
Medianwerte der Versuchsergebnisse und die Interquartilbereiche eingezeichnet.
In Abbildung 4.9 ist wiederum die Pegeldifferenz zwischen Test- und
Referenzschall, für unterschiedliche Bandbreiten des Testschalls, dargestellt. Darüber
hinaus sind die Berechnungen der sechs verschiedenen Modelle jeweils als
durchgezogene
Linien
eingezeichnet.
Bei
Normalhörenden
wird
die
Lautheitssummation, bei einer Schalldauer von 1 s und einer Lautheit von 15 KU, durch
die Modellberechnungen nahezu perfekt nachvollzogen. Die Berechnungen liegen hier
nicht nur innerhalb der ermittelten Interquartilbereiche, sondern ergeben bis auf eine
Abweichung von maximal ca. 1 dB die Medianwerte aus den Versuchen. Dabei tritt
keines der Modelle positiv oder negativ hervor.
- 39 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
DIN ONE VERB
5
0
0
0
-5
-10
Pegeldifferenz / dB
5
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-5
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-15
-20
-5
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-15
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400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO VERB
MOORE TWO
5
5
0
0
0
-5
-10
-15
Pegeldifferenz / dB
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
MOORE ONE
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN ONE
4. Test der Modelle
-5
-10
-15
-20
-10
-15
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-5
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.10: Lautheitssummation für Normalhörende, bei einer Lautheit von 30 KU und
einer Schalldauer von 1s. Obere Reihe: die drei Modelle des Ein-Komponenten
Ansatzes. Untere Reihe: Zwei-Komponenten Ansatz. Die durchgezogene grüne Linie
stellt die vom entsprechenden Modell berechneten Werte dar, in Blau sind die
Medianwerte der Versuchsergebnisse und die Interquartilbereiche eingezeichnet.
Auch bei einer Lautheit von 30 KU (Abbildung 4.10) beträgt die Abweichung
zwischen Berechnung und Versuch nur maximal ca. 5-8 dB. Allerdings ermittelt das
Modell bei einer Bandbreite von 3200 Hz eine Pegeldifferenz von ca. 10 dB, wobei die
Versuche eine mittlere Pegeldifferenz von ca. 5 dB ergaben. Das Modell berechnet also
in etwa einen doppelt so großen Summationseffekt. Da die Lautheit von 30 KU einem
Darbietungspegel von 70 dB entspricht, ist hierfür möglicherweise der Effekt
verantwortlich, daß bei höheren Pegeln die Lautheitssummation wieder abnimmt.
Dieses Ergebnis von Zwicker wird unter 4.2.5.3 noch erläutert und näher untersucht.
- 40 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
4.2.4.2 Schwerhörige im Mittel
DIN ONE VERB
0
0
0
-5
-10
Pegeldifferenz / dB
5
-15
-5
-10
-15
-20
-5
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400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO VERB
MOORE TWO
5
5
0
0
0
-5
-10
-15
Pegeldifferenz / dB
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
MOORE ONE
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN ONE
5
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-10
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400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-5
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.11: Lautheitssummation für Schwerhörige, bei einer Lautheit von 15 KU und einer
Schalldauer von 1s. Obere Reihe: die drei Modelle des Ein-Komponenten Ansatzes.
Untere Reihe: Zwei-Komponenten Ansatz. Die durchgezogene grüne Linie stellt die vom
entsprechenden Modell berechneten Werte dar, in Blau sind die Medianwerte der
Versuchsergebnisse und die Interquartilbereiche eingezeichnet.
Auch bei den Schwerhörigen treffen die Modellberechnungen im Mittel zu und
stimmen sehr gut mit den Versuchsergebnissen überein. So sind die Berechnungen aller
Modelle, außer dem modifizierten Modell nach Moore im Ein-Komponenten Ansatz,
innerhalb der Interquartilbereiche. Die einzelnen Modellberechnungen weichen leicht
voneinander ab, eine Bevorzugung eines bestimmten Modells findet aber wiederum
weder bei einer Lautheit von 15 noch bei 30 KU statt.
Auch die Berechnungen für eine Lautheit von 30 KU stimmen mit den
Versuchsergebnissen sehr gut überein. Dabei weichen die Modellberechnungen zwar
deutlich voneinender ab, liegen jedoch bis auf wenige Ausnahmen im Interqurtilbereich
der Versuchsergebnisse.
- 41 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
DIN ONE VERB
5
0
0
0
-5
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Pegeldifferenz / dB
5
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-5
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400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO VERB
MOORE TWO
5
5
0
0
0
-5
-10
-15
Pegeldifferenz / dB
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
MOORE ONE
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN ONE
4. Test der Modelle
-5
-10
-15
-20
-10
-15
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-5
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.12: Lautheitssummation für Schwerhörige, bei einer Lautheit von 30 KU und einer
Schalldauer von 1s. Obere Reihe: die drei Modelle des Ein-Komponenten Ansatzes.
Untere Reihe: Zwei-Komponenten Ansatz. Die durchgezogene grüne Linie stellt die vom
entsprechenden Modell berechneten Werte dar, in Blau sind die Medianwerte der
Versuchsergebnisse und die Interquartilbereiche eingezeichnet.
Die äußerst geringen Unterschiede zwischen Ein- und Zwei-Komponenten
Ansatz liegen darin begründet, daß die Elemente des, für die Versuchspersonen,
errechneten k-Vektors sehr nahe bei 1 liegen. In diesem Fall gehen die Modelle des
Zwei-Komponenten Ansatzes, wie beschrieben, in die Modelle des Ein-Komponenten
Ansatzes über. Die Auswirkungen eines stark von 1 abweichenden k-Vektors werden in
Abschnitt 4.2.4.3 verdeutlicht.
- 42 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
4.2.4.3 Einzelne Berechnungen
DIN ONE VERB
0
0
0
-5
-10
Pegeldifferenz / dB
5
-15
-5
-10
-15
-20
-5
-10
-15
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO VERB
MOORE TWO
5
5
0
0
0
-5
-10
-15
Pegeldifferenz / dB
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
MOORE ONE
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN ONE
5
-5
-10
-15
-20
-10
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400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-5
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.13: Lautheitssummation für einen Schwerhörigen (VP 10), bei einer Lautheit von
30 KU und einer Schalldauer von 1s. Obere Reihe: die drei Modelle des EinKomponenten Ansatzes. Untere Reihe: Zwei-Komponenten Ansatz. Die durchgezogene
grüne Linie stellt die vom entsprechenden Modell berechneten Werte dar, in Blau sind
die Medianwerte der Versuchsergebnisse und die Interquartilbereiche eingezeichnet.
Die Graphik zeigt die Versuchsergebnisse und die Modellberechnungen für eine
schwerhörige Versuchsperson. Die Messwerte zeigen eine, zu größeren Bandbreiten
hin, wieder abnehmende Pegeldifferenz. Dabei ist es nun, wie bereits erwähnt, unklar,
ob dies auf einen Lästigkeitseffekt zurückzuführen ist, oder ob dies den tatsächlichen
Gegebenheiten entspricht. In diesem Fall weicht jedenfalls die Modellberechnung sehr
stark, und vor Allem schon in ihrer Tendenz, von den Versuchsergebnissen ab.
Untenstehend sind die Berechnungen für einen Probanden dargestellt, für den
sich ein k-Vektor, dessen Komponenten größtenteils stark von 1 abweichen, ergab.
Deshalb sollten hier die Modelle des Zwei-Komponenten Ansatzes, durch ihre
Anpassung an den Patienten, deutlich im Vorteil sein, was sich bei einer Lautheit von
15 KU auch bestätigt. Die Modellberechnungen weichen zwar immer noch stark von
den Versuchsergebnissen ab, sie vermögen aber zumindest die Tendenz des
- 43 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
Hörversuchs nachzuvollziehen und sind, gegenüber den Berechnungen des EinKomponenten Ansatzes, wesentlich näher an der Realität.
DIN ONE VERB
0
0
0
-5
-10
Pegeldifferenz / dB
5
-15
-5
-10
-15
-20
-5
-10
-15
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO VERB
MOORE TWO
5
5
0
0
0
-5
-10
-15
Pegeldifferenz / dB
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
MOORE ONE
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN ONE
5
-5
-10
-15
-20
-10
-15
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400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-5
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.14: Lautheitssummation für einen Schwerhörigen (VP 21), bei einer Lautheit von
15 KU und einer Schalldauer von 1s. . Obere Reihe: die drei Modelle des EinKomponenten Ansatzes. Untere Reihe: Zwei-Komponenten Ansatz. Die durchgezogene
grüne Linie stellt die vom entsprechenden Modell berechneten Werte dar, in Blau sind
die Medianwerte der Versuchsergebnisse und die Interquartilbereiche eingezeichnet
Bei einer Lautheit von 30 KU (Abbildung 4.15) sind aber gerade die
Berechnungen im Zwei-Komponenten Ansatz bei großen Bandbreiten schlechter als im
Ein-Komponenten Ansatz. Betrachtet man aber die Gesamtheit, also 15 und 30 KU, ist
hier der Zwei-Komponenten Ansatz deutlich gegenüber dem Ein-Komponenten Ansatz
überlegen. Zudem tritt bei dieser Versuchsperson auch der Effekt ein, daß der Pegel des
Testschalls mit einer Bandbreite von 6400 Hz gegenüber dem mit 3200 Hz wieder leicht
steigt, weshalb dieser Wert eventuell nicht der tatsächlichen Lautheitsempfindung
entspricht.
- 44 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
DIN ONE VERB
5
0
0
0
-5
-10
Pegeldifferenz / dB
5
-15
-5
-10
-15
-20
-5
-10
-15
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
DIN TWO VERB
MOORE TWO
5
5
0
0
0
-5
-10
-15
Pegeldifferenz / dB
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
MOORE ONE
5
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN ONE
4. Test der Modelle
-5
-10
-15
-20
-10
-15
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
-5
-20
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
400 800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 4.15: Lautheitssummation für einen Schwerhörigen (VP 21), bei einer Lautheit von
30 KU und einer Schalldauer von 1s. . Obere Reihe: die drei Modelle des EinKomponenten Ansatzes. Untere Reihe: Zwei-Komponenten Ansatz. Die durchgezogene
grüne Linie stellt die vom entsprechenden Modell berechneten Werte dar, in Blau sind
die Medianwerte der Versuchsergebnisse und die Interquartilbereiche eingezeichnet
4.2.5 Vergleich der Ergebnisse mit der Literatur
4.2.5.1 Zeitabhängigkeit der Lautheitssummation nach Verhey
Die Versuche von Verhey [Verhey 98] zur Zeitabhängigkeit der
Lautheitssummation dienten als Vorbild für die im Rahmen dieser Arbeit
durchgeführten Versuche. Die Versuchsschalle waren also identisch, der
Darbietungspegel betrug bei den Versuchen von Verhey jedoch 55 dB.
Die Ergebnisse wurden wiederum mit allen Modellen nachberechnet. Da Verhey
nur Normalhörende Versuchspersonen in die Untersuchungen aufnahm, wurde dies
auch nur für Normalhörende durchgeführt.
- 45 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
Abbildung 4.16: Daten zur Lautheitssummation bei Normalhörenden nach Verhey (aus [Verhey
98]). Darbietungspegel 55 dB. Links: 10 ms Schalldauer, rechts: 1 s
Pegeldifferenz / dB
5
0
-5
-10
-15
-20
200
400
800
1600 3200
6400
Bandbreite / Hz
Abbildung 4.17: Berechnung der Lautheitssummation bei Normalhörenden bei einem
Darbietungspegel von 55 dB und einer Schalldauer von 1 s. Berechnung mit dem
Modell DIN TWO VERB
In den Graphiken ist, wie in den vorangegangenen Abschnitten, die sich für eine
gleiche Lautheitsempfindung ergebende Pegeldifferenz, zwischen Test- und
Referenzschall, dargestellt.
Die Versuchsergebnisse von Verhey für Normalhörende konnten mit den
erstellten Modellen sehr gut nachvollzogen werden. Die Berechnungen wurden nur für
eine Schalldauer von 1 s durchgeführt. Lediglich bei einer Bandbreite des Testschalls
von 200 Hz tritt, eine Differenz von ca. 2 dB auf. Dabei sind aber möglicherweise die
Versuchsergebnisse von Verhey nicht korrekt. Da ein Schall geringerer Bandbreite, bei
gleichem Darbietungspegel, eine niedrigere Lautheit besitzen sollte, dürfte der Wert,
den Verhey erhielt, möglicherweise auf Einflüsse, die sich durch die Wahl der
Testschalle ergeben, zurückzuführen sein. Der von Verhey im Versuch erhaltene Wert
liegt aber in einem Bereich, in dem er auch durch Messungenauigkeiten oder eine zu
geringe Anzahl an Versuchspersonen verursacht worden sein kann. Im Fall einer
Schalldauer von 10 ms bestätigt sich, daß auch bei diesen geringen Bandbreiten der
Schall mit 200 Hz Bandbreite gegenüber 400 Hz verstärkt werden muß.
4.2.5.2 Messungen der Lautheitssummation bei Normal- und Schwerhörenden
nach Appell und Hohmann
Appell und Hohmann führten Messungen zur Lautheitssummation bei Normalund Schwerhörigen mit Hilfe der kategorialen Lautheitsskalierung durch [Appell et al.
98a und 98b]. Die verwendeten Testschalle waren gleichmäßig anregende Rauschen mit
einer Bandbreite von 1, 3, 5, 9 und 17 Bark mit einer Dauer von 2 Sekunden. Die
- 46 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
100
100
90
90
80
80
Pegel / dBSPL
Pegel / dBSPL
Mittenfrequenz lag bei 10 Bark. Als „Referenzschall“ diente das 1 Bark breite
Rauschen, wobei die Daten durch einen indirekten Vergleich entstanden. Es wurden
keine Hörversuche durchgeführt, bei denen die einzelnen Schalle miteinander
verglichen wurden, sondern es wurden die Pegel-Lautheitsfunktionen der einzelnen
Schalle bestimmt und daraus „der Beitrag zur Lautheitssummation relativ zu dem 1
Bark breiten Rauschen bei den Pegeln 40, 60 und 80 dB SPL bestimmt“ [Appell et al.
98a].
70
60
70
60
50
50
40
40
30
30
UEN 1
UEN 3
UEN 5
UEN 9 UEN 17
UEN 1
Bandbreite des UEN / Bark
UEN 3
UEN 5
UEN 9
UEN 17
Bandbreite des UEN / Bark
Abbildung 4.18: Lautheitssummation bei Normalhörenden (links) und Schwerhörigen (rechts)
nach Appell. Durchgezogene Linie: Berechnungen nach DIN TWO VERB. Gestrichelte
Linie: Median und Interquartile der Messungen von Appell.
Als Ergebnis dieser Versuche wurde festgestellt, daß die Lautheitssummation
bei Schwerhörigen im Mittel geringer ausfällt als bei Normalhörenden. Dies konnte mit
den während dieser Arbeit durchgeführten Versuchen bestätigt werden.
In der Graphik ist stellvertretend für die erstellten Modelle das Modell DIN
TWO VERB dargestellt, da die einzelnen Berechnungen nur sehr wenig voneinander
abweichen. Im Fall der Normalhörenden stimmen die Berechnungen relativ gut überein
und liegen immer im Interquartilbereich der Versuchsergebnisse. Bei den
Schwerhörigen sind die Ergebnisse der Berechnung auch größtenteils innerhalb des
Interquartilbereichs, weichen jedoch vom Medianwert teils stark ab.
Die Tatsache der Verringerten Lautheitssummation wird von den Modellen zwar
nachvollzogen, aber nicht in dem Ausmaß, das die Versuchsergebnisse von Appell und
Hohmann prognostizieren.
- 47 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
20
20
15
15
L_nbn-L_wbn
L_nbn-L_wbn
4.2.5.3 Pegelabhängigkeit der Lautheitssummation nach Zwicker und Florentine
Bei den Versuchen, die Zwicker und Florentine 1978 [Florentine et al. 78]
durchführten, sollte ein Modell zur Vorhersage der Lautheitssummation auf
Schwerhörige angewendet werden.
Im Versuch wurde die Pegelabhängigkeit der Lautheitssummation bestimmt
indem der Pegel des Referenzschalls von 0 bis 90 dB in 10-dB-Schritten gesteigert
wurde. Dazu wurden Testschalle mit einer Mittenfrequenz von 500 Hz und einer
Bandbreite von 85 bzw. 786 Hz und einer Mittenfrequenz von 4000 Hz und
Bandbreiten von 709 und 5909 Hz verwendet. Die Schalle wurden jeweils aus weißem
Rauschen ausgeschnitten, wobei die Mittenfrequenz der geometrische Mittelwert der
Eckfrequenzen war. Als Referenzschall diente in beiden Versuchsreihen das
Schmalbandrauschen. Die verwendeten Filter hatten eine Flankensteilheit von
mindestens 100 dB / Oktave.
10
5
0
10
5
0
-5
-5
0
20
40
60
80
100
0
20
40
60
80
100
L_nbn
L_nbn
Abbildung 4.19: Lautheitssummation bei Normalhörenden. Der Pegel des Referenzschalls Lnbn
variiert von 20 bis 90 dB. Berechnungen mit dem Modell DIN TWO sind als blaue Linie
eingezeichnet. Die roten Punkte sind die Messwerte von Zwicker und Florentine. Links:
Mittenfrequenz 500 Hz, rechts 4000 Hz.
In der Graphik ist die Lautheitssummation als Pegeldifferenz Lnbn − Lwbn aus
schmalbandigem (nbn = narrow band noise) und breitbandigem (wbn = wide band
noise) Signal, für die verwendeten Werte des Pegels des Schmalbandrauschens,
dargestellt. Da die Berechnungen, der 6 im Rahmen dieser Arbeit erstellten Modelle,
nicht mehr als 1 dB voneinander abweichen, ist in obenstehender Graphik beispielhaft
die Berechnung des Modells DIN TWO eingetragen. Es wurde lediglich die
Lautheitssummation für Normalhörende nachberechnet, da von den schwerhörigen
Versuchspersonen nur ungefähre Angaben über deren Hörverlust in der
Veröffentlichung von Zwicker und Florentine vorhanden sind.
Man erkennt eine deutliche „Bandpaßcharakteristik“ bei den originalen Messwerten
(rote Kreise). Die Lautheitssummation nimmt vor allem bei einer Mittenfrequenz von
4000 Hz zu hohen Pegeln hin wieder stark ab. Bei einer Mittenfrequenz von 500 Hz ist
dieser Effekt wesentlich schwächer ausgeprägt und zeigt sich nur beim Übergang von
80 auf 90 dB Schallpegel. Die Modellberechnungen können dies nicht bzw. nur in sehr
geringem Maße nachvollziehen, was auch bei den originalen Modellberechnungen von
Zwicker und Florentine, die in Abbildung 4.20 dargestellt sind, zu beobachten war.
- 48 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
4. Test der Modelle
Außerdem berechnet das Modell DIN TWO bei einer Mittenfrequenz von 500 Hz
eine Lautheitssummation, die generell größer ist, als die in den Versuchen ermittelten
Werte. Ab einem Referenzschallpegel von ca. 60 dB wird die Lautheitssummation um 5
bis 10 dB zu hoch angenommen. Hier stimmen die Berechnungen von Florentine und
Zwicker wesentlich besser mit den Versuchsergebnissen überein, was man Abbildung
4.20 entnehmen kann.
Abbildung 4.20: Lautheitssummation bei Normal- und Schwerhörenden nach Florentine und
Zwicker (aus [Florentine et al. 78] in Abhängigkeit vom Pegel des Referenzschalls
( L NBN ). Offene Kreise repräsentieren die Medianwerte der Normalhörenden,
ausgefüllte stehen für Schwerhörige. Die Kreuze stellen die Berechnungen des von
Zwicker und Florentine verwendeten Lautheitsmodells dar.(aus [Florentine et al. 78])
In der Graphik stellen die Kreuze die von Zwicker und Florentine erhaltenen
Ergebnisse der Berechnungen dar. Diese stimmen, bei einer Mittenfrequenz von 4000
Hz, sehr gut mit den Berechnungen des Modells DIN TWO und auch mit den Werten
aus den Versuchen überein. Die Pegelabhängigkeit der Lautheitssummation,
insbesondere das Absinken zu hohen Pegeln hin, kann das von Florentine und Zwicker
verwendete Modell jedoch ebenfalls nicht nachvollziehen. Bei einer Mittenfrequenz von
500 Hz liegen die Berechnungen des von Florentine und Zwicker verwendeten Modells,
im Gegensatz zu den von DIN TWO ermittelten Werten, meist unterhalb der Werte aus
den Versuchen.
- 49 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
5. Zusammenfassung
5 Zusammenfassung und Ausblick
Diese Arbeit diente der Erstellung und Überprüfung verschiedener
Lautheitsmodelle für Innenohrschwerhörige. Dabei wurden in die einzelnen Modelle
verschiedene Modifikationsmöglichkeiten bzw. verschiedene Kombinationen dieser
Möglichkeiten implementiert, was insgesamt zu sechs unterschiedlichen
Lautheitsmodellen führte. Dabei verfolgen drei den Ein-Komponenten Ansatz und drei
weitere den Zwei-Komponenten Ansatz. Der Unterschied, vom Ein- zum ZweiKomponenten Ansatz, liegt in der Aufspaltung des Hörverlustes in einen Anteil, der
einem Sensitivitätsverlust des Gehörs entspricht und einen weiteren, der den
Kompressionsverlust wiederspiegelt.
Für diese Aufspaltung wurde ein Faktor eingeführt, der in jeder Frequenzgruppe
den Hörverlust in die genannten Teile aufspaltet. Zur Ermittlung dieses Faktors werden
die sogenannten Würzburger Hörfelder, der entsprechenden Versuchsperson,
verwendet, um eine individuelle Anpassung der Lautheitsmodelle zu erreichen. Für
Normalhörende besteht also kein Unterschied zwischen den Modellen des Ein- und des
Zwei-Komponenten Ansatzes, da hier kein Hörverlust vorhanden ist. Im Fall, daß nur
ein errechneter Verlust der Kompressivität vorhanden ist (k=1), gehen die Modelle des
Zwei-Komponenten Ansatzes in die Modelle des Ein-Komponenten Ansatzes über.
Die, mit den angepassten Modellen, im Zwei-Komponenten Ansatz berechneten
Hörfelder, für einzelne Versuchspersonen, stimmen vor allem bei Schwerhörigen sehr
gut mit den gemessenen Hörfeldern überein. Erwartungsgemäß findet bei
Normalhörenden keine Verbesserung statt. Es hat sich hierbei aber keines der erstellten
Modelle, gegenüber den anderen Modellen, als überlegener Ansatz herausgestellt.
Bei der Berechnung der Lautheitssummation konnte ebenfalls nicht festgestellt
werden, ob eines der Modelle besonders gut geeignet ist. Die Versuchsergebnisse
konnten im Mittel für eine Schalldauer von 1 s gut nachvollzogen werden. Wie an Hand
des in Abschnitt 4.2.4.3 geschilderten Beispiels zu sehen, ist auch hier der ZweiKomponenten Ansatz gegenüber dem Ein-Komponenten Ansatz im Vorteil. Die
individuellen Versuchsergebnisse, für einzelne Probanden, können aber dennoch nur
sehr ungenau nachvollzogen werden. Die Lautheitsempfindung ist hier wohl starken
individuellen Schwankungen unterworfen, die aber im Zwei-Komponeten Ansatz, bei
Schwerhörigen, durch die Aufspaltung des Hörverlustes, aufgefangen werden können..
Offen bleibt bei den erstellten Modellen die Eignung für sehr kurze Schalle, wie sie
in den Hörversuchen mit 10 ms Schalldauer verwendet wurden. Im Anhang wird zwar
noch eine erste primitive Möglichkeit eines dynamischen Modells vorgestellt, da hierbei
aber eine rein lineare Operation in Form eines Tiefpasses zur Nachbildung des
zeitlichen Verhaltens des menschlichen Gehörs verwendet wird, lassen sich hiermit die
- 50 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
5. Zusammenfassung
Auswirkungen auf die Lautheitssummation nicht hinreichend beschreiben, da
beispielsweise keinerlei Anpassung an das Spektrum des verwendeten Schalles
implementiert ist.
Offen bleibt außerdem die Frage, ob die Versuchspersonen, wie vermutet, dazu
neigen, die Lautheit des hier verwendeten Referenzschalls auf Grund seiner Lästigkeit,
gerade im Vergleich mit sehr breitbandigen Schallen, falsch zu beurteilen. Dazu sollten
im Rahmen zukünftiger Arbeiten, weitere Hörversuche durchgeführt werden, bei denen
beispielsweise ein Referenzschall höherer Bandbreite gewählt wird.
Insgesamt hat sich der Zwei-Komponenten Ansatz als deutlich gegenüber dem EinKomponenten Ansatz überlegen herausgestellt. Dabei hat sich allerdings keines der
Modelle von den anderen abgehoben. Die Implementierung verbreiterter
Frequenzgruppen und sogar einer veränderten Flankensteilheit erbrachte keine Vorteile.
Die Ausschlaggebende Verbesserung findet beim Übergang vom Ein- zum ZweiKomponenten Ansatz statt. Deshalb kann man für weitere Arbeiten und als Grundlage
für Lautheitsberechnungen das Modell DIN TWO auf Grund seiner geringeren
Komplexität und damit geringeren Rechenzeit, empfehlen.
- 51 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
6. Literaturverzeichnis
6 Literaturverzeichnis
[Appell et al. 98a] J. Appell, V. Hohmann, 1998, Messung der Lautheitssummation bei
Normal- und Schwerhörenden, DAGA 98, DEGA e.V. Oldenburg, S. 306-307
[Appell et al. 98b] J. Appell, V. Hohmann, 1998, Messung der Lautheitssummation bei
Normal- und Schwerhörenden, pers. Mitteilung
[Fastl et al. 97]
H. Fastl, W. Schmid, 1997, Comparison of Loudness Analysis
Systems, Proceedings Inter-noise ’97, Vol. II, S. 981-986
[Florentine et al. 78] M. Florentine, E. Zwicker, 1978, A Model of Loudness
Summation applied to Noise-Induced Hearing Loss, Hearing Research 1979, S.
121-132
[Florentine et al. 97] M. Florentine, S. Buus, R. P. Hellman, 1997, A Model of
Loudness Summation Applied to High-Frequency Hearing Loss, Editor Walt
Jesteadt, Modelling Sensorineural Hearing Loss, 1997, Lawrence Erlbaum
Associates Publishers, London
[Heller 85] O. Heller, 1985, Hörfeldaudiometrie mit dem Verfahren der
Kategorienunterteilung (KU), Psychol. Beiträge 27, S. 478-493
[Hellbrück 93]
J. Hellbrück, 1993, Hören – Physiologie, Psychologie und
Pathologie, Hogrefe
[Hohmann 93] V. Hohmann, 1993, Dynamikkompression für Hörgeräte –
Psychoakustische Grundlagen und Algorithmen, VDI-Verlag Düsseldorf
[Kollmeier 97a] B. Kollmeier, 1997, Bedeutung der Lautheitsskalierung für die
Hörgeräteentwicklung, in Editor B. Kollmeier, 1997, Hörflächenskalierung –
Grundlagen und Anwendung der kategorialen Lautheitsskalierung für
Hördiagnostik und Hörgeräteversorgung, Median-Verlag, S. 212-231
[Kollmeier 97b] B. Kollmeier, S. Launer, V. Hohmann, 1997, Methoden zur
Lautheitsmessung, in Editor B. Kollmeier, 1997, Hörflächenskalierung –
Grundlagen und Anwendung der kategorialen Lautheitsskalierung für
Hördiagnostik und Hörgeräteversorgung, Median-Verlag, S. 41-51
[Kollmeier 97c] B. Kollmeier, 1997, Physik, Physiologie und Psychologie der
Lautheitswahrnehmung, in Editor B. Kollmeier, 1997, Hörflächenskalierung –
Grundlagen und Anwendung der kategorialen Lautheitsskalierung für
Hördiagnostik und Hörgeräteversorgung, Median-Verlag, S. 21-41
[Launer 95] S. Launer, 1995, Loudness Perception in Listeners with Sensorineural
Hearing Impairment
[Moore 95] B. C. J. Moore, B. R. Glasberg, D. A. Vickers, 1995, Factors influencing
Loudness Perception in People with Cochlear Hearing Loss, in Editor B.
Kollmeier, Psychoacoustics and Hearing, 1995, world scientific, S.7-18
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
6. Literaturverzeichnis
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mathematics 1964, S. 431-441
[Paulus 72] E. Paulus, E. Zwicker, 1972, Programme zur automatischen Bestimmung
der Lautheit aus Terzpegeln oder Frequenzgruppenpegeln, ACUSTICA 27, S. 253266
[Press 94]
W. H. Press, S. A. Teukolsky, BW. T. Vetterling, B. P. Flannery, 1994,
Numerical Recipes in C – the Art of Scientific Computing, 2nd Edition, S. 689
[Terhardt 79] E. Terhardt, 1979, Calculating Virtual Pitch, Hearing Research 1, S. 155182
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Lautheit und der Rauhigkeit, Biological Cybernetics 18, S. 31-40
[Zobl 98]
M. Zobl, 1998, Sprachverständlichkeitsvorhersage mit einem perzeptiven
Modell, Diplomarbeit am Lehrstuhl für Mensch-Maschine-Kommunikation, TUMünchen
[Zwicker 77] E. Zwicker, 1977, Procedure for calculating loudness of temporarily
variable sounds, JASA 62, S. 675-682
[Zwicker et al. 90] E. Zwicker, H. Fastl, 1990, Psychoacoustics. Facts and models,
Springer Verlag
[Zwicker 91] E. Zwicker, 1991, Berechnung des Lautstärkepegels und der Lautheit aus
dem Geräuschspektrum, DIN 45 631
- 53 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
7. Anhang
7 Anhang
7.1 Quervergleich der Hörfeldberechnung
Die Hörfelder der Versuchspersonen lagen jeweils bei vier verschiedenen
Mittenfrequenzen vor, je nachdem, bei welcher Versuchsreihe (als Versuch 1 bzw. 5
bezeichnet) sie im Vorfeld der Arbeit gemessen wurden. Zwei Probanden nahmen an
beiden Versuchsreihen teil, es lagen also alle acht Hörfelder vor.
Um nun die Übertragbarkeit der entstehenden k Vektoren, von einer
Versuchsreihe auf die Andere, zu überprüfen, wurden jeweils mit den k Vektoren, die
mit Hilfe des einen Versuchs berechnet wurden, die Hörfelder des jeweils anderen
Versuchs nachgerechnet. Dazu waren Daten zweier Versuchspersonen, die an beiden
Versuchsreihen teilnahmen, vorhanden.
60
Lautheit / KU
50
40
30
20
10
0
0
20
40
60
80
100
Pegel / dB
Abbildung 7.1: Hörfelder einer Versuchsperson (VP 23) für ein terzbreites Rauschen mit einer
Mittenfrequenz von 500 Hz. Blau: Versuch 1, Rot: Versuch 5
Abbildung 7.1 zeigt für eine der beiden Versuchspersonen die jeweils bei einer
Mittenfrequenz von 500 Hz ermittelten Hörfelder. Dabei erkennt man eine gute
Übereinstimmung mit Unterschieden von maximal 10 KU. Bei den Werten für Versuch
1 fällt jedoch auf, daß diese erst bei einem Darbietungspegel von 45 dB beginnen und
hier bereits, wie bei Versuch 5, eine Lautheit von ca. 10 KU empfunden wird. Dies
- 54 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
7. Anhang
beeinträchtigt aber die Möglichkeit einer guten Hörfeldberechnung nicht negativ, wie
man an Hand der Werte des nichtlinearen Gütekoeffizienten Bnl in Abbildung 7.2
erkennen kann. Diese liegen in beiden Fällen sehr nah bei 1 ( Bnl ≈ 0,84 ).
50
50
0.84358
40
Lautheit / KU
Lautheit / KU
40
30
20
10
0
0.81502
30
20
10
0
20
40
60
80
100
0
0
Pegel / dB
20
40
60
Pegel / dB
80
100
Abbildung 7.2: Hörfeldberechnungen für eine Mittenfrequenz von 500 Hz. Links Versuch 1,
rechts Versuch 5. Die oben links eingetragene Zahl ist der nichtlineare Gütekoeffizient
Bnl . Die Berechnungen wurden mit dem Modell DIN TWO durchgeführt.
Die sich für den Quervergleich ergebenden Gütekoeffizienten sind in der
untenstehenden Graphik dargestellt. Es wurden hierfür jeweils alle Berechnungen
zusammengefasst. Ein Wert bildet sich also aus den Berechnungen für die
Verschiedenen Frequenzen und die verschiedenen Versuchspersonen.
- 55 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
7. Anhang
Güte der Hörfeldberechnung (trainiert / untrainiert)
1
0,9
0,7
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,86
R
TE
O
O
D
M
IN
R
O
E
VE
TW
R
O
B
IN
IN
TE
IN
O
TW
IN
0,84
TE
R
IG
D
O
O
M
TW
D
IN
R
O
E
VE
TW
R
O
B
O
O
R
R
IG
R
O
O
TW
IN
0,84
R
0,94
TW
0,92
IG
0,93
O
N
E
0,64
D
D
IN
O
N
E
VE
R
B
O
N
E
0,84
M
O
O
R
E
0,83
0
D
IN
nicht lin.Gütekoeffizient B
0,8
Abbildung 7.3: Gütekoeffizienten Bnl für die Berechnung der Hörfelder. Die Dreiergruppe
links stellt die drei Modelle des Ein-Komponenten Ansatzes dar. Die mittleren Werte
sind die Berechnungen der Hörfelder jeweils mit den Modellen, die auf sie trainiert
wurden. Rechts schließlich die Berechnungen, die mit den k-Vektoren durchgeführt
wurden, die beim jeweils anderen Versuch ermittelt wurden.
Betrachtet man die Qualität der Hörfeldberechnungen, so liegt diese im ZweiKomponenten Ansatz bei Werten von über 0,9. Bei Verwendung des jeweils im anderen
Versuch ermittelten k-Vektors erreicht man immer noch eine Güte, die bei ca. 0,85
liegt. Diese Werte entsprechen jedoch nahezu denen des Ein-Komponenten Ansatzes.
Lediglich im modifizierten Modell nach Moore tritt eine deutliche Verbesserung ein.
In Abbildung 7.4 sind die k-Vektoren für beide Versuche einer Versuchsperson
dargestellt. Wie man sieht, weichen diese durchaus voneinander ab, wobei die
maximale Abweichung, im Beispiel, ca. 0,3 beträgt. Ob dies ein hoher oder niedriger
Wert ist, ist auf Grund der geringen Datenmenge nicht festzustellen.
- 56 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
DIN TWO VERB
MOORE TWO
1
1
0.8
0.8
0.8
0.6
0.4
0.2
0
Werte fü r k
1
Werte fü r k
Werte fü r k
DIN TWO
7. Anhang
0.6
0.4
0.2
0
5
10
15
20
Tonheit z / Bark
0
0.6
0.4
0.2
0
5
10
15
Tonheit z / Bark
20
0
0
5
10
15
20
Tonheit z / Bark
Abbildung 7.4: Verlauf der Komponenten des Vektors k für eine Versuchsperson, die an beiden
Versuchsreihen der Hörfeldbestimmung teilgenommen hat. Grün: Versuch 1, Blau:
Versuch 5. Dargestellt sind die Werte für die drei Modelle des Zwei-Komponenten
Ansatzes. Links: DIN TWO, Mitte: DIN TWO VERB, Rechts: MOORE ZWICKER TWO
Die Werte der einzelnen Komponenten von k liegen aber größtenteils sehr nahe
bei 1, was erklärt, weshalb die Qualität der Berechnungen im Ein-Komponenten Ansatz
bereits sehr gut ist und weshalb diese nur wenig von der, der Berechnungen des ZweiKomponenten Ansatzes, abweichen.
Es bleibt an dieser Stelle jedoch unklar, ob generell eine Verbesserung der
Berechnung eintritt, auch wenn die Komponenten von k an anderen Stellen ermittelt
wurden. Hierfür müßte eine größere Zahl an Berechnungen durchgeführt werden. Da
sich jedoch die Werte der Komponenten von k in einem ähnlichen Bereich befinden, ist
davon auszugehen, daß bei zuverlässigen Werten der Hörfeldmessungen, auch eine gute
Berechnung der Hörfelder an anderen Stellen möglich ist. Ob dazu jedoch die in dieser
Arbeit verwendete lineare Interpolation des Vektors k ausreichend ist, oder ob man hier
aufwendigere Verfahren verwenden sollte, wäre durch eventuell folgende Arbeiten zu
diesem Thema zu klären.
- 57 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
7. Anhang
7.2 Zeitabhängigkeit der Lautheitssummation (Dynamisches
Modell)
Im Hörversuch wurde ja ebenfalls eine Schalldauer von 10 ms untersucht. Die
Daten, die hierbei entstanden, wurden mit Hilfe einer, auf den dynamischen Fall
erweiterten, Version des Modells DIN TWO, im folgenden DIN TWO DYN genannt,
berechnet.
Das Modell wurde auf den dynamischen Fall angepasst, indem die Lautheit mit
Hilfe eines von Vogel vorgeschlagenen Tiefpasses“ [Vogel 75] gebildet wird. Dieser
soll die zeitliche Integration nachbilden. Um die Qualität dieser Modifikation zu
überprüfen, werden die Berechnungen des Modells DIN TWO mit denen des auf diese
Weise erweiterten Modells DIN TWO DYN für eine Schalldauer von 10 ms verglichen.
7.2.1 Normalhörende
DIN TWO DYN
5
0
0
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN TWO
5
-5
-10
-15
-20
-5
-10
-15
-20
-25
-25
400
800
1600 3200 6400
400
Bandbreite des Testschalls / Hz
800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 7.5: Lautheitssummation bei Normalhörenden, bei einer Lautheit von 15 KU und
einer Schalldauer von 10 ms. Links die Berechnungen des Modells DIN TWO, Rechts
das Modell DIN TWO DYN
Die Berechnungen mit dem dynamischen Modell weichen bei Normalhörenden
nur sehr wenig von den Berechnungen des stationären Modells ab. Die Ursache dafür ist
wohl darin zu suchen, daß es sich bei der Anpassung an den dynamischen Fall lediglich
um eine Integration handelt und hier keinerlei Rücksicht auf unterschiedliche
Bandbreiten der Schalle genommen wird
- 58 -
Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
7. Anhang
DIN TWO DYN
5
0
0
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN TWO
5
-5
-10
-15
-20
-5
-10
-15
-20
-25
-25
400
800
1600 3200 6400
400
Bandbreite des Testschalls / Hz
800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 7.6: Lautheitssummation bei Normalhörenden, bei einer Lautheit von 30 KU und
einer Schalldauer von 10 ms. Links die Berechnungen des Modells DIN TWO, Rechts
das Modell DIN TWO DYN
7.2.2 Schwerhörige
DIN TWO DYN
5
0
0
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN TWO
5
-5
-10
-15
-20
-5
-10
-15
-20
-25
-25
400
800
1600 3200 6400
400
Bandbreite des Testschalls / Hz
800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 7.7: Lautheitssummation bei Schwerhörigen, bei einer Lautheit von 15 KU und einer
Schalldauer von 10 ms. Links die Berechnungen des Modells DIN TWO, Rechts das
Modell DIN TWO DYN
Die Versuchsergebnisse für Schwerhörige werden vom Modell DIN TWO
sowohl bei einer Lautheit von 15 (Abbildung 7.7) als auch bei 30 KU (Abbildung 7.8)
gut nachvollzogen. Die berechneten Werte befinden sich ausschließlich im
Interquartilbereich der Meßwerte. Das einfache dynamische Modell verbessert die
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Stationäres Lautheitsmodell für Innenohrschwerhörige
7. Anhang
Ergebnisse im Fall von 30 KU zwar geringfügig, bei 15 KU sind die Berechnungen aber
schlechter als die des nicht angepassten Modells.
DIN TWO DYN
5
0
0
Pegeldifferenz / dB
Pegeldifferenz / dB
DIN TWO
5
-5
-10
-15
-20
-25
-5
-10
-15
-20
400
800
1600 3200 6400
-25
Bandbreite des Testschalls / Hz
400
800 1600 3200 6400
Bandbreite des Testschalls / Hz
Abbildung 7.8: Lautheitssummation bei Schwerhörigen, bei einer Lautheit von 30 KU und einer
Schalldauer von 10 ms. Links die Berechnungen des Modells DIN TWO, Rechts das
Modell DIN TWO DYN
Diese einfache Implementierung des dynamischen Falls liefert also Ergebnisse,
die nur sehr geringfügig von denen des nicht erweiterten Modells abweichen. Grund
dafür ist der verwendete, lineare Tiefpass. Ein dynamisches Modell war im Rahmen
dieser Arbeit eigentlich gar nicht vorgesehen, so daß diese einfache Implementierung
hier nur am Rande erwähnt werden sollte.
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