Kapitel 2 2. Architektur von Kommunikationssystemen 2.1 ISO-OSI - Referenzmodell 2.2 TCP/IP-basierte Protokollarchitektur Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 1 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell • Das OSI-Referenzmodell wird ausführlich in den Normendokumenten – ISO 7498 der ISO – X.200 der ITU-T beschrieben • OSI ⇒ Open System Interconnection • ISO ⇒ International Organisation for Standardization • ITU-T ⇒ International Telecommunications Union Telecommunication Group (früher CCITT Comité Consultatif International de Télégraphique et Téléphonique) Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 2 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Die Grundidee übereinandergeschichteter Protokolle besteht darin, dass jede Schicht als Dienstanbieter der darüber liegenden Schicht (dem Dienstnutzer) am sogenannten Dienstzugriffspunkt (Service Access Point - SAP) über die Schnittstelle zwischen beiden Schichten einen bestimmten Dienst anbietet. Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 3 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Das OSI-Modell geht von der folgenden Vorstellung aus: Dienstbenutzer (z.B. Personen an PCs) und Diensterbringer (z.B. Servermaschinen) werden als sogenannte „Endsysteme“ an einem Netzwerk angeschlossen, welches seinerseits aus verschiedenen „Zwischensystemen“ (Netzknoten) besteht, die über Übertragungsstrecken miteinander verbunden werden. Funktionelles Modell einer Vebindung von offenen Systemen Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 4 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Vereinfachtes OSI-Modell als eine Art „Aufriss“ des Systems der letzen Folie Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 5 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Anwendungsprozess Application Process 7 Anwendung A Application 7 6 Darstellung P Presentation 6 5 Session S Session 5 4 Transport T Transport 4 3 Netzwerk 3 N 3 Network 3 2 Sicherung 2 L 2 Link 2 1 Bitübertragung 1 Ph 1 Physical 1 Physikalische Übertragungsmedien Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann Physical Media 03-02 / 6 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Die Instanzen einer Ebene (Schicht) kommunizieren nach den Regeln eines Protokolls. Im Gegensatz zur eigentlichen Kommunikation auf der tiefsten Ebene regeln die Protokolle der höheren Schichten eine virtuelle oder logische Kommunikation Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 7 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell X+1 User X+1 - Protocol X+1 - Entity X+1 - Entity Request Response X Provider Confirm Indication X - Protocol X - Entity X - Entity X - Connection Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 8 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Unterscheidung der Dienstarten Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 9 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Beispiel eines Dienstanforderung durch das Endsystem A (z.B. Übertragung eines Datenblocks) PDU : Protocol Data Unit Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 10 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Zusammenwirken von PDU, SDU und PCI bei der Kommunikation über mehrere Schichten SDU: Service Data Unit PCI : Protocol Control Information Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 11 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Eine wiederholte Anwendung des Prozesses führt zu einer Verschachtelung von PDU, so dass in der schliesslich über das Medium übertragenen Information die der obersten Schicht übergebenen Daten und zu jedem Protokoll (der durchlaufenen Schichten) eine durch die entsprechende Entität zu interpretierende Steuerinformation vorhanden sind. Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 12 Kapitel 2 ISO-OSI - Referenzmodell Grundsätzlich existieren 2 Kommunikationsformen: • Verbindungsorientierte Kommunikation (connection oriented, CO) • Verbindungslose Kommunikation (connectionless, CL) Verbindungslos Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann Verbindungsorientiert 03-02 / 13 Kapitel 2 TCP/IP-basierte Protokollarchitektur • Entwicklung von TCP/IP (Transmission Control Protocol / Internet Protocol) begann Ende der sechziger Jahre durch das USVerteidigungsministerium (10 Jahre früher als das OSI-Modell). • 1969 entstand das ARPANET, ein verbindungsorientiertes Netz mit eigens entwickelten, paketvermittelnden Übertragungsverfahren. • 1983 erfolgte die Umstellung des ARPANET auf TCP/IP. • Zugleich wurde das Netz in zwei selbständige Netze aufgeteilt: das militärisch genutzte MILNET und das privat genutzte ARPANET. • Die in beiden Netzen realisierten Formen von TCP/IP bilden die Basis des heutigen Internets. • TCP/IP wurde als Protokollfamilie zur Telekommunikation für das Betriebssystem UNIX entwickelt und sollte die Forderungen nach Einfachheit und hoher Zuverlässigkeit erfüllen. Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 14 Kapitel 2 TCP/IP-basierte Protokollarchitektur Hinter dem Begriff TCP/IP verbergen sich mehrere, teilweise alternativ einsetzbare Protokolle, die wegen ihrer starken und weltweiten Verbreitung ein hohes Maß an offener Kommunikation auf den Schichten des Nachrichtentransports und der Vermittlung gewährleisten. OSI-Architektur TCP/IP-basierte Architektur Anwendung Darstellung Sitzung Transport Netzwerkbetriebssystem Internet-Anwendungsprotokolle • Electronic Mail (Simple Mail Transfer Protocol, SMTP) • Datenübertragung (File Transfer Protocol, FTP) • Telnet • Hypertext (Hypertext Transfer Protocol, HTTP) Transmission Control Protocol, TCP User Datagram Protocol, UDP Internet Protocol, IP Vermittlung Sicherung Bitübertragung Kommunikationsnetze Internet Control Message Protocol, ICMP Adress Resolution Protocol, ARP z.B. X.25, ATM, Frame Relay, ISDN Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 15 Kapitel 2 TCP/IP-basierte Protokollarchitektur • Eine Implementierung der TCP/IP-Protokollfamilie war in dem von der University of California in Berkeley Anfang der 80er Jahre verteilten Unix-Betriebssystem enthalten. • Durch die weit verbreitete Verfügbarkeit von Unix erreichte die TCP/IP-Architektur eine kritische Masse. • Die ISO/ITU-Kultur ist seit jeher dafür bekannt, dass sie zuerst spezifiziert und später implementiert (langwieriger Prozess). • Dagegen verfährt die Internet-Kultur nach dem Motto „implementiere im gleichen Zug“. • „Wie lehnen Könige, Präsidenten und Abstimmungen ab. Wir glauben an groben Konsens und laufenden Code.“ Kommunikationsnetze Prof. Dr. Joachim Habermann 03-02 / 16