Diszipliniertes persönliches Einlassen

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Wie sind Schematherapie und CBASP einzuordnen?
Verhaltenstherapie
Humanistische Therapien
Psychodynamische Therapien
- Kognitive Verhaltenstherapie
(KVT)
- Gestalttherapie
- Psychodrama
- Klientenzentrierte Psychotherapie (Rogers)
- Systemische Therapie
- Hypnotherapie
- Psychoanalyse
- Transference Focussed
Psychotherapy
- Mentalization Based
Psychotherapy
Weiterentwicklungen: Ganzheitliche, integrative und modulare Therapieformen bedienen sich aus allen
«historischen Säulen» der Psychotherapie-Entwicklung, z.B.
- Emotionsfokussierte Therapie
- Dialektisch-Behaviorale Therapie DBT
- Interpersonelle Psychotherapie IPT
- Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy CBASP
- Mindful-Based Stress-Reduction MBSR
- Acceptance and Commitment Therapy ACT
- Schematherapie
CBASP von Prof. James Mc Cullough
Störungsspezifische (ambulante) Therapie
für chronisch depressive Patienten mit Frühtraumatisierungen
Neu: Schulenübergreifende Verbindung von
•
kognitiven (Seligman, Bandura, Piaget)
•
behavioralen (Skinner)
•
interpersonellen (Kiesler) und
•
psychodynamischen Theorien und Techniken
Innovativ für Therapeuten: Persönliche Beziehungsgestaltung durch Aufhebung des
Neutralitätsprinzips des Therapeuten
Einstimmung
Kennzeichen chronisch depressiver Patienten:
„Präoperatorische Denkweise“
nach McCullough basierend auf Jean Piaget
•
•
•
•
•
•
Monologisierendes Sprechen (oder Schweigen…)
Präkausale/prälogische Denkweise
Egozentrik
Wenig Empathie
Kaum Beeinflussung der Denkweise durch
Rückmeldung anderer
Wenig emotionale Kontrolle unter Stress
Einschlusskriterien
1. Diagnose einer Chronischen Depression (chronifizierte depressive Episode,
länger als 2 Jahre fast durchgängig oder Rezidivierende Depression ohne
vollständige Remission zwischen den Episoden über min 2 Jahre oder Double
Depression)
2. Absprachefähigkeit bzgl. Suizidalität
3. Frühes Trauma (z.B. emotionaler Missbrauch/ Vernachlässigung oder körperliche
Vernachlässigung/ Misshandlung)
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien
• Bipolar I Störung in der Vergangenheit
• Autismus
Keine Ausschlusskriterien
• Persönlichkeitsstörungen
• Sekundäre Achse I Störungen (außer Schizophrenie)
• Substanzabhängigkeit, aber Bedingung: 6 Monate Abstinenz
• Posttraumatische Belastungsstörung, ausser wenn Symptomatik zu floride ist,
dann erst traumaspezifische Behandlung
Störungsspezifisches Erklärungsmodell
chronischer Depression
Emotionale oder körperliche Traumatisierung
Kognitive und emotionale Entwicklung blockiert
Patienten bauen eine Mauer zwischen sich und ihrer
Umwelt auf
Chronische zwischenmenschliche Ineffektivität
Resistent anmutende Hilflosigkeit
Wahrnehmungsdilemma des chronisch
Depressiven zu Behandlungsbeginn
(nach McCullough)
PATIENT x UMWELT
Traumatisierungen
Prägungen
Therapeut/
Team
Probleme chronisch depressiver Patienten
und CBASP- Strategien
Problem
Strategie
Traumatisierte
Beziehungserfahrungen
Diszipliniertes persönliches Einlassen
(DPI)
(negative) Prägungen
Interpersonelle Diskriminationsübung
(IDÜ)
Aktuelle interpersonelle Probleme
Kiesler Kreis, Situationsanalysen mit
Rollenspiel
Erarbeitung der Prägungen
Liste prägender Beziehungen
• Durchführung möglichst direkt zu Beginn der Therapie
• Dauer: 1-4 Therapiestunden
• Patient benennt 3-6 prägende Bezugspersonen
Zwei therapeutische Explorationsfragen
1.“Wie war es mit Ihrer Mutter aufzuwachsen?“
2.“Welche Prägung hat Ihre Mutter bei Ihnen hinterlassen?” oder
“Wie hat Ihre Mutter Ihren Lebensweg beeinflusst, dass Sie heute so sind wie Sie
sind?”
Patient Herr Schneider
• In stationärer CBASP-Behandlung
• 31 Jahre
• Klavierlehrer, jedoch seit 6 Monaten krank
geschrieben
• Ledig, hatte noch nie eine lange feste
Partnerschaft, nur einmal eine Beziehung, die
2 Monate anhielt
• Schwere chronische Depression mit sozialer
Phobie und selbstunsicher-vermeidender
Persönlichkeitsstörung
• Keinen Suizidversuch, jedoch chronisch
suizidale Gedanken
• Frühe Traumatisierungen
Beziehungserfahrungen von Herrn Schneider
Mutter: Karrierefrau, Professorin für Architektur wollte ihn nicht, hat es ihm dies offen gesagt, hat
ihm gezeigt, dass sein Stottern sie nervt, war viel unterwegs, kaum da
Vater: musste sich mehr um ihn kümmern, war cholerisch, hat ihn geschlagen
überhaupt nicht um meine Bedürfnisse“
„es ging
Schwester: älter, in allem besser, hat ihn nur geärgert und ihn blossgestellt
Heike: unglücklich verliebt, hat sie aus der Ferne lange angehimmelt, beim Abiball ihr seine Liebe
gestanden- sie hat sich dann über ihn vor allen lustig gemacht
Mara: Kommilitonin, 2 Monate zusammen, plötzlich nach einer gemeinsamen Nacht morgens weg,
nur Zettel hinterlassen
Klavierlehrer: an ihn geglaubt, ihn beim Klavierspielen unterstützt
Liste prägender Beziehungen: Patient Herr Schneider
Bezugsperson
Mutter
Vater
Schwester
Prägung/Stempel (causal conclusion)
Ich werde nicht gehört. Meine Probleme & Bedürfnisse sind nicht wichtig.
Wenn ich sage, was ich will (deutlich dafür eintrete), dann werde ich bestraft.
Frauen machen sich nur lustig über mich.
Heike
Verlieb Dich ja nicht! Frauen werden Dich eiskalt abservieren.
Mara
Wenn ich mich öffne und Nähe entsteht, dann wenden sich Frauen von mir ab.
Klavierlehrer Herr
Birger
Es gibt doch Menschen, die an mich glauben.
Fallkonzeptualisierung- Übertragungshypothese
Therapeut/Team beantwortet sich die Fragen:
Wie überträgt der Patient seine bisherigen (destruktiven) interpersonellen Erwartungen
und Verhaltensmuster (Prägungen) auf die Therapie?
Was ist das Wichtigste, was ich meinem Patienten für sein Leben mitgeben möchte,
durch unsere Beziehung, über was er zu Beginn der Behandlung nicht verfügte?
Liste prägender Beziehungen: Patient Herr Schneider
Bezugsperson
Mutter
Vater
Schwester
Prägung/Stempel (causal conclusion)
Ich werde nicht gehört. Meine Probleme & Bedürfnisse sind nicht wichtig.
Wenn ich sage, was ich will (deutlich dafür eintrete), dann werde ich bestraft.
Frauen machen sich nur lustig über mich.
Heike
Verlieb Dich ja nicht! Frauen werden Dich eiskalt abservieren.
Mara
Wenn ich mich öffne und Nähe entsteht, dann wenden sich Frauen von mir ab.
Klavierlehrer Herr
Birger
Es gibt doch Menschen, die an mich glauben.
Übertragungshypothese (transparent und proaktiv)
Wenn ich auf Station sage, was ich will, wird das Team (besonders die Männer) dies ablehnen.
Wenn ich in der Therapie Probleme offenbare, wird Fr. Brakemeier und andere weibliche
Teammitglieder die nicht wichtig nehmen (oder sich gar darüber lustig machen).
Probleme chronisch depressiver Patienten
und CBASP- Strategien
Problem
Strategie
Traumatisierte Beziehungserfahrungen
Diszipliniertes persönliches Einlassen
(DPI)
(negative) Prägungen
Interpersonelle Diskriminationsübung
(IDÜ)
Aktuelle interpersonelle Probleme
Kiesler Kreis, Situationsanalysen mit
Rollenspiel
Interpersonelle Diskriminationsübung (IDÜ)
• Proaktive Gegenüberstellung des Verhaltens des Therapeutens vs. des früheren
Verhaltens prägender Bezugspersonen bei problematischer Übertragungssituation
• Therapeut muss Hot- spot Situation erkennen
Übertragungshypothesen
• Patient die damalige schwierige Reaktion der prägenden Bezugspersonen spürbar
werden lassen in der Therapiesituation
• Genau erarbeiten lassen, wie sich Therapeut verhalten hat, idealerweise verbal und
nonverbal
• Dann genau diskriminieren lassen
Interpersonelle Diskriminationsübung Bsp. Hr. Schneider
Situation: Ich weine und erzähle ein sehr persönliches Problem.
Wie hat Fr. B. auf mich reagiert?
Zugehört, empathisch nachgefragt, Verständnis gezeigt, Zusammenhang zu Prägungen hergestellt,
wertschätzend, annehmend, gesagt, dass sie es berühre, dass ich mich ihr anvertraue, auch mit mir
nach Hilfe gesucht
Wie hätte meine Mutter reagiert?
Sie hätte mich kaum ausreden lassen, oder wäre gleich weg gegangen
Wie hätte Ihr Vater reagiert?
Hätte gesagt: “Hör auf zu heulen oder “Reiss Dich mal zusammen!”
Was für Unterschiede …können Sie sehen? (Diskriminationstraining) Verständnis, mich
annehmen vs. Desinteresse an mir bzw. mich alleine lassen
Was bedeutet das für Sie, wenn Fr Berg anders reagiert als Ihre Eltern? Schwäche/Tränen
zulassen ohne, dass ich verletzt werde. Es gibt Menschen, die sich wirklich für mich interessieren!
(Problem zunächst: Daran glaube ich nicht...)
Probleme chronisch depressiver Patienten
und CBASP- Strategien
Problem
Strategie
Traumatisierte Beziehungserfahrungen
Diszipliniertes persönliches Einlassen
(DPI)
(negative) Prägungen
Interpersonelle Diskriminationsübung
(IDÜ)
Aktuelle interpersonelle Probleme
Kiesler Kreis, Situationsanalysen mit
Rollenspiel
FEINDSELIGDOMINANT
DOMINANT
OFFEN-SELBSTBESTIMMT
FREUNDLICHDOMINANT
Wie wirke ich auf andere?
Was löse ich in anderen aus?
FREUNDLICH
NÄHE
FEINDSELIG
DISTANZ
FREUNDLICHUNTERWÜRFIG
FEINDSELIGUNTERWÜRFIG
Kiesler Kreis
UNTERWÜRFIG
VERSCHLOSSEN
Probleme chronisch depressiver Patienten
und CBASP- Strategien
Problem
Strategie
Traumatisierte Beziehungserfahrungen
Diszipliniertes persönliches Einlassen
(DPI)
(negative) Prägungen
Interpersonelle Diskriminationsübung
(IDÜ)
Aktuelle interpersonelle Probleme
Kiesler Kreis, Situationsanalysen mit
Rollenspiel
Beziehungsgestaltung in CBASP: Vermeiden der spontanen
menschlichen Reaktion bei feindseligen Verhaltensweisen
Dominant
FeindseligDominant
FreundlichDominant
Freundlich
Feindselig
FreundlichUnterwürfig
FeindseligUnterwürfig
Unterwürfig
Nach
Beziehungsaufbau
Nutzung des
„disziplinierten
persönlichen
Einlassens“ (DPI)
Diszipliniert persönliches Einlassen (DPI)
• Was: Persönliche Beziehungsgestaltung durch umsichtige Selbstöffnung des
Therapeuten (statt Neutralität)
• Wann: In emotionalen Situationen mit „hot- spot“ Charakter oder bei
therapieschädigendem Verhalten
• Wie: Ehrliche Rückmeldung welche Gefühle das Verhalten des Patienten bei uns auslöst
• Wozu: Direkte Konsequenzen des Verhaltens dem Patienten deutlich machen:
Patient im Hier und Jetzt erreichen!
Diszipliniertes Persönliches Einlassen (DPI)
Probleme chronisch depressiver Patienten
und CBASP- Strategien
Problem
Strategie
Traumatisierte Beziehungserfahrungen
Diszipliniertes persönliches Einlassen
(DPI)
(negative) Prägungen
Interpersonelle Diskriminationsübung
(IDÜ)
Aktuelle interpersonelle Probleme
Kiesler Kreis, Situationsanalysen mit
Rollenspiel
Situationsanalyse (SA)
• Patienten lernen ihren Fokus auf
Interpersonelle Situationen statt auf
ihre Symptome zu lenken
• Anwendung in Einzel- und Gruppen
-therapie
• Patienten sollen lernen das Arbeitsblatt
selbständig zu bearbeiten
• Nach jeder SA im Rollenspiel das neue
Verhalten üben
Ziele der Situationsanalyse
1. Von globaler Sichtweise auf eine Sequenz fokussieren
2. Trennung zwischen Aussen- und Innenwelt
3. Erkennen, dass eigenes Verhalten Konsequenzen hat
4. Mittels negativer Verstärkung Leidensdruck erhöhen und Motivation zur
angemessenen Problemlösung aufbauen
5. Realistische Ziele setzen
6. Maladaptive Interpretationen erkennen und verändern (pragmatisches Vorgehen)
7. Neues Verhalten lernen mittels Rollenspielen
Beispiel: Situationsanalyse
1. Situationsbeschreibung. Beschreiben Sie, was passiert ist (mit Anfangs- und Endpunkt):
Uta fragt mich, ob ich während Sabines Ferien am Nachmittag arbeiten könnte. Ich sage: „Ja.“
2. Interpretationen. Beschreiben Sie Ihre Interpretation(en) von dem, was geschehen ist
(Was hat das für mich bedeutet?):
Ich will keinen Konflikt haben
Es muss keinen Konflikt geben, wenn ich nein sage
Das wird von mir erwartet
Ich weiss noch nicht, was von mir erwartet wird
Ich muss mich anpassen
Ich darf nein sagen!
Freundlich- dominant
3. Verhalten. Beschreiben Sie, was Sie während der Situation getan habe
(Verhalten, Blickkontakt, Sprache, ggf. Kiesler-Kreis Domäne):
Stehe angespannt an Utas Arbeitsplatz
Atme tief durch
Schaue sie nicht an
Blickkontakt
Stimme: beiläufig, eher leise
Klar und bestimmt
Distanziert-verschlossen
4. Tatsächliches Ergebnis. Beschreiben Sie, wie sich das Ereignis entwickelt hat (in Verhaltensbegriffen!):
Ich sage: „Ja.“
5. Erwünschtes Ergebnis. Beschreiben Sie, wie Sie sich den Ausgang dieses Ereignisses gewünscht hätten (in Verhaltensbegriffen!):
Ich antworte: „Nein, das passt mir nicht so gut. Können wir das zusammen mit Sabine anschauen?“
6. Vergleich
Nein, weil ich einen Konflikt befürchte.
Schlachtrufe:
Meine Bedürfnisse sind wichtig!
Ich muss nicht sofort entscheiden!
Ich muss nicht immer die Verantwortung übernehmen!
Ich gehe nicht über meine Grenzen!
Ziel: Die „Interpersonelle Mauer“ zu
durchbrechen/überwinden (nach McCullough)
Resultat: heilsame korrigierende
Beziehungserfahrungen
PATIENT x UMWELT
Frühe traumatisierende
Beziehungserfahrungen
Therapeut/Team
Diszipliniertes persönliches
Einlassen
Take Home Message
• CBASP braucht gute Passung- Indikationsstellung
• Störungsspezifisches Ziel: Patienten wieder mit ihrer Umwelt verbinden
• Insbesondere durch eine diszipliniert persönliche Art der therapeutischen
Beziehungsgestaltung
• Lerntherapie: Patienten lernen CBASP Strategien selbständig anzuwenden
• CBASP- stationär:
- Gemeinsame Behandlungsstrategie: „Ziehen an einem Strang“
- Besonderheit stationär: Hohe Intensität durch viele heilsame
Beziehungserfahrungen
Entstehung der Schematherapie
Jeffrey Young (*1950)
• Professor für Psychologie an der Columbia University, New York
• Direktor des Schematherapie-Instituts New York
• Ausgebildet als Verhaltenstherapeut
• Mitarbeiter von Aaron T. Beck (*1921, Vater der Kognitiven Verhaltenstherapie KVT)
• Young machte die Beobachtung, dass KVT begrenzt hilft bei chronischen Krankheitsbildern und
Persönlichkeitsstörungen
• Entwicklung folgender Konzepte:
• Schemata (Prägungen) mit biographischer Verankerung
• Dysfunktionale Bewältigungsformen
• Emotionsaktivierende Techniken aus der Hypnotherapie (Imagination) und aus der
Gestalttherapie (Stuhlarbeit)
• Modus-Modell
Das Schema-Modell
Wie entsteht ein Schema?
Ein Schema entsteht als Prägung oder «Fussabdruck» im neuronalen Netzwerk des Gehirns als Folge
lang anhaltender, starker emotionaler Erregung. Aus einem vorübergehenden Erregungszustand
(Modus) wird ein bleibendes Schema (Prägung/Fussabdruck/Automatismus/Autopilot) gebildet.
Funktionale Schemata: Alle Menschen haben eine unendliche Anzahl von Schemata – viele tragen
ganz selbstverständlich zur Bewältigung unserer Alltags bei (z.B. Schnürsenkel binden).
Dysfunktionale Schemata: Für die Therapie sind nur diejenigen Schemata wichtig, die in sehr
unangenehmen Lebenssituationen gebildet wurden, wenn menschliche Grundbedürfnisse
vernachlässigt werden.
Die Schemata beruhen auf einer selektiven Identifizierung und Internalisierung von Wesenszügen von
prägenden Bezugspersonen (Aggressoren), z. B. der Eltern, anderen erwachsenen Bezugspersonen,
Peers.
2016 © Clienia Schlössli AG
Das Schema-Modell
Zwei Arten von Schemata
In den ersten Lebensjahren sind Kinder darauf angewiesen, dass die Grundbedürfnisse durch
Bezugspersonen erfüllt werden. Ist dies nicht in ausreichendem Masse der Fall, können Kinder in sehr
starke Erregungszustände kommen, die sich als negative emotionale Schemata «einbrennen».
Jeffrey Young bezeichnet diese Schemata als unkonditional (z.B. emotionale Vernachlässigung)
Wenn diese Personen später in ähnliche Situationen kommen (z.B. Verlassen-Werden), werden diese
Schemata wieder aktiviert und die Menschen rutschen in den kindhaften Erlebnismodus hinein
(=Kindmodus). Entsprechend hilflos und ausgeliefert fühlen sie sich dann wieder.
Gleichzeitig wird (unbewusst) eine für die Person typische Bewältigungsreaktion aktiv (z.B. Erdulden,
Vermeiden, Überkompensieren), um den emotionalen Erregungszustand abzuschwächen.
Jeffrey Young nennt diese individuellen Bewältigungs-Schemata konditional (z.B. Aufopferung)
2016 © Clienia Schlössli AG
Welche Schemata gibt es?
Young unterscheidet 18 Schemata, die einem unerfüllten Grundbedürfnis zugeordnet werden:
Abgetrenntheit /
Ablehnung
Schema:
Grundbedürfnis:
Emotionale Vernachlässigung
Sichere Bindung & Schutz
Verlassenheit, Instabilität
Misstrauen, Missbrauch
Soziale Isolation
Unzulänglichkeit, Scham
Beeinträchtigung von
Autonomie und Leistung
Schema:
Grundbedürfnis:
Erfolglosigkeit, Versagen
Autonomie & Kompetenz
Abhängigkeit, Inkompetenz
Verletzbarkeit
Verstrickung, Schuld
2016 © Clienia Schlössli AG
Welche Schemata gibt es?
Beeinträchtigung im
Umgang mit Grenzen
Schema:
Grundbedürfnis:
Anspruchshaltung, Grandiosität
Kontrolle & Grenzen
Unzureichende Selbstkontrolle und
Selbstdisziplin
Fremdbezogenheit
Schema:
Grundbedürfnis:
Unterwerfung, Unterordnung
Selbstwertschutz &
Selbstwerterhöhung
Aufopferung
Streben nach Zustimmung und
Anerkennung
2016 © Clienia Schlössli AG
Welche Schemata gibt es?
Wachsamkeit und
Gehemmtsein
Schema:
Grundbedürfnis:
Emotionale Gehemmtheit
Lust, Spiel, Spontaneität & Kreativität
Überhöhte Standards (unerbittliche
Ansprüche)
Negativität, Pessimismus
Bestrafungsneigung
2016 © Clienia Schlössli AG
Beispiele für Schemaentstehung
Vater selten zuhause, Alkoholiker, gewalttätig, äusserst kritisch
Beim Pat. entwickeln sich innerhalb der Beziehung zum Vater die Schemata
Verlassenheit/Instabilität, Misstrauen/Missbrauch, Unzulänglichkeit, Unterordnung
Mutter mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, unterwürfig, angepasst, ängstlichkontrollierend, weint sich beim Pat. aus.
Beim Pat. entwickeln sich innerhalb der Beziehung zur Mutter die Schemata emotionale
Deprivation, Aufopferung, Verstrickung und Verletzbarkeit
2016 © Clienia Schlössli AG
38
Vom Schema zum Modus
Modus:
- Aktueller Erlebenszustand, «State», Befinden
- Beobachtbar im Verhalten
- Mindestens ein Modus ist immer aktiv
sichtbar
im Erleben und Verhalten
unsichtbar
im Unterbewusstsein
Schema:
- Verhaltensneigung im Hintergrund, «Trait», Wesenszug, Eigenschaft
- Unbewusst, nicht beobachtbar
- Aktiviert oder nicht aktiviert
- Es können auch mehrere Schemata gleichzeitig aktiv sein
2016 © Clienia Schlössli AG
Das Modus-Modell
Modi sind vorübergehende Zustände des Erlebens, die
durch Schemata ausgelöst werden. Sie umfassen Gedanken,
Gefühle, Körperempfindungen und Handlungsimpulse.
Insbesondere bei Persönlichkeitsstörungen (Emotionale
Instabilität, Narzisstische Persönlichkeitsstörung) sind
zahlreiche Schemata gleichzeitig aktiv und die verschiedenen
Modi (Emotionen, Bewältigungsreaktionen) wechseln rasch.
Das Modus-Modell erlaubt eine übersichtliche Darstellung von
Schemainhalten und Bewältigungsformen gleichzeitig. Es stellt
für Patient, Therapeut und Team ein gleichermassen
verständliches und transparentes Modell dar.
Deutliche Entlastung für Patient (und Therapeut/Team), wenn
nicht der Patient als Gesamtperson validiert/konfrontiert wird,
sondern «Anteile» von ihm.
2016 © Clienia Schlössli AG
Das Modus-Modell
Gesunder
Erwachsener
Kind-Modi
Spannung
BewältigungsModi
Klinische
Symptome
2016 © Clienia Schlössli AG
Eltern-Modi
Modi in der Schematherapie
Innere Kindmodi
Angeborene Gefühlsreaktionen
Innere Elternmodi
Verinnerlichte Ansprüche (ursprünglich von Eltern, Lehrern oder
anderen wichtigen Bezugspersonen)
Bewältigungsmodi
Erlernte Bewältigungsreaktionen, die in der Kindheit als Schutzund Überlebensstrategien wichtig waren, nun aber im
Erwachsenen-Kontext Probleme bereiten, weil sie einseitig oder
unangemessen sind
Gesunder Erwachsener
Angemessene erwachsene Reaktionen, kann flexibel auf
Anforderungen reagieren
2016 © Clienia Schlössli AG
Die Persönlichkeitsmodi
2016 © Clienia Schlössli AG
Kind-Modus: Verletzbarkeit
Einsames, verlassenes, missbrauchtes Kind
Im Vordergrund steht der Schmerz aufgrund
eines nicht erfüllten Grundbedürfnisses
Einsames Kind (vulnerable child)
Fühlt sich wie ein einsames Kind, dass nur dann Aufmerksamkeit bekommt,
wenn es seinen Eltern alles recht macht. Fühlt sich leer, ungeliebt, nicht
liebenswert.
Emotion: Angst, Traurigkeit
Verlassenes oder missbrauchtes Kind (abused child)
Erlebt die schweren emotionalen Schmerzen und Ängste von Verlassenheit oder
Missbrauch. Fühlt sich extrem verletzlich und allein und sucht nach einer
fürsorglichen Elternfigur.
Emotion: Scham
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
AndereWege gehen. Beltz, 2011
Kind-Modus: Ärger
Wütendes, zorniges Kind
Wütendes Kind (angry child)
Der Ärger wird unangemessen ausgedrückt, andere fühlen
sich vor den Kopf gestossen. Löst (oft) im Team Ärger aus.
Emotion: Wut, Zorn, Frustration
Zorniges Kind (enraged child)
Intensiver, unkontrollierter Ausdruck von Ärger und Wut,
ausser Kontrolle, blind vor Wut…
Kann anderen weh tun, schaden, Dinge zerstören.
Emotion: Hass
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
AndereWege gehen. Beltz, 2011
Kind-Modus: Mangel an Disziplin
Impulsives, undiszipliniertes Kind
Impulsives Kind (impulsive child)
Handelt impulsiv, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen,
ohne Rücksicht auf mögliche negative Konsequenzen für
sich und andere. Wirkt oft verwöhnt und hat
Schwierigkeiten, auf kurzfristige Verstärkung zugunsten
langfristiger Ziele zu verzichten.
Emotion: Gier
Undiszipliniertes Kind (undisciplined child)
Kann sich nicht «aufraffen», langweilige Tätigkeiten oder
Pflichten zu erledigen. Ist schnell frustriert, gibt leicht auf.
Emotion: Überdruss, Unlust
Illustration aus © Peter Graf, Schematherapie Kartenset, Belz 2014
2016 © Clienia Schlössli AG
Kind-Modus: Glück
Glückliches Kind
Ist zufrieden und glücklich, da Grundbedürfnisse befriedigt
sind.
Glückliches Kind (happy child)
Fühlt sich geliebt, verbunden, sicher, wertvoll, verstanden,
zuversichtlich, kompetent, anpassungsfähig, spontan,
widerstandsfähig, optimistisch. Ist kreativ, neugierig und
kann spielen.
Emotion: Freude, Lachen, Humor
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
AndereWege gehen. Beltz, 2011
2016 © Clienia Schlössli AG
Eltern-Modus: Fordern
Fordernder Elternmodus
Fordernder Elternmodus (demanding parent)
Emotional fordernd, Leistungsfordernd
Verinnerlichte Elternstimme, die extrem hohe Standards vertritt.
Vermittelt das Gefühl, dass es nie genug ist.
Wichtig ist vielmehr, perfekt zu sein, alles richtig zu machen, immer
effektiv zu sein, einen hohen Status anzustreben, trotzdem
bescheiden zu bleiben und die Bedürfnisse anderer vor die eigenen
zu stellen.
Der Elternmodus suggeriert, dass es falsch ist, spontan zu handeln
oder eigene Gefühle auszudrücken.
Emotion: Schuld und Versagen
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
AndereWege gehen. Beltz, 2011
2016 © Clienia Schlössli AG
Eltern-Modus: Strafen
Strafender Elternmodus
Strafender Elternmodus (punishing parent)
Internalisierte Elternstimme, die den Patienten kritisiert, abwertet
und bestraft.
Patienten in diesem Modus kritisieren sich häufig selbst und finden,
dass es unzulässig ist, normale Bedürfnisse zu haben oder zum
Ausdruck zu bringen.
Hinweise für diesen Modus sind Selbstverachtung, Selbstkritik,
Selbstekel, Selbsthass, Selbstverletzungen, Suizidgedanken und
andere selbstschädigende Verhaltensweisen.
Der Tonfall ist häufig hart, kritisch, unversöhnlich, selbstverachtend.
Emotion: Selbstkritik, Selbsthass, Scham
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
AndereWege gehen. Beltz, 2011
Bewältigungs-Modi
Erduldung, Vermeidung, Über-Kompensation
Eingesetzt, um den Schema-Schmerz (kurzfristig) zu reduzieren. Erlebter Affekt wird daher weniger stark.
Längerfristig und einseitig eingesetzt werden Bewältigungsmodi jedoch als sehr belastend (dysfunktional) erlebt.
Erduldender Modus
Unterwerfer-, Aufopferungs-Modus
Vermeidende Modi
Distanzierter Beschützer-Modus
Distanzierter Selbstberuhiger-Modus
Verärgerter und/oder klagsamer Beschützer-Modus
Über-Kompensatorische Modi
Selbstverherrlicher-, Selbsterhöher-Modus
Zwanghafter Kontrollierer-Modus
Manipulierer-, Lügner-Modus
Angreifer-, Einschüchterer-Modus
2016 © Clienia Schlössli AG
Bewältigungs-Modus: Erdulden
Bereitwilliges Erdulden
Erdulden, unterwerfen, aufopfern
(compliant surrender)
Handelt passiv, angepasst und unterwürfig auch gegen eigene
Interessen und sucht Rückversicherung aus Angst vor
Zurückweisung oder Konflikten. Lässt passiv zu, dass Andere
schlecht mit ihm umgehen. Enthält selbstzerstörerische
Schemamuster durch das eigene Handeln. Erlaubt es anderen, ihn
oder sie schlecht zu behandeln und unternimmt nichts dagegen –
z.B. Frau erträgt Aggressivität ihres Partners ohne zu klagen, aus
Angst verlassen zu werden.
Wirkt oft überangepasst, «guter Patient», macht bereitwillig alles
mit und löst im Team Wohlwollen und Unterstützung aus.
Emotion: Ängstliche Unterwürfigkeit
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
AndereWege gehen. Beltz, 2011
Bewältigungs-Modus: Vermeidung
Distanzierter Beschützer
Distanzierter Beschützer (detached protector)
Zieht sich durch emotionale Distanzierung von Leid und
Schmerz zurück. Emotion wird «abgestellt», bzw. ist nicht
zugänglich. Äusserungen bleiben allgemein, karg und vage, um
sich nicht zu exponieren. Wirkt verschlossen, einsilbig, nennt
Gedanken statt Gefühle, versäumt Therapiestunden, kommt zu
spät, lässt sich nicht auf Veränderungsprozess ein etc.
Hinweise sind Depersonalisation, Langeweile, Leere,
Dissoziation und psychosomatische Beschwerden.
Emotion: Innere Leere
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
Andere Wege gehen. Beltz, 2011
Bewältigungs-Modus: Vermeidung
Distanzierter Selbstberuhiger
Distanzierter Selbstberuhiger (detached selfsoother)
Schaltet Gefühle aus, indem er sich besänftigt,
ablenkt oder stimuliert. Das umfasst v.a.
suchtähnliche Verhaltensweisen wie Workaholismus,
Glückspiel, Substanzgebrauch, Risikosportarten,
Essattacken, stundenlanges Fernsehen, auch
Promiskuität oder Selbstverletzung zur
Spannungsverminderung.
Emotion: Betäubung, oberflächliche Zufriedenheit
Illustration aus © Peter Graf, Schematherapie Kartenset, Belz 2014
2016 © Clienia Schlössli AG
Bewältigungs-Modus: Vermeidung
Ärgerlicher / Klagsamer Beschützer
Ärgerlicher-aggressiver und klagsamer Beschützer
(angry protector)
Stellt Distanz her durch Ausdruck von Ärger oder
Unzufriedenheit (Ärger ist kontrollierter, distanzierter als
beim wütenden Kindmodus). Schimpft über andere
Personen oder die Umstände, um Distanz zu schaffen.
Klagt aber auch über Schmerzen oder Körper-Symptome,
etc.
Wirkt angespannt, verschlossen, reizbar – «komm mir
nicht zu nah». Reagiert gereizt auf Ansprache und
Aufforderung, z.B. seine Aufgaben/Pflichten zu erfüllen
oder therapeutische Techniken anzuwenden. Neigt zu
Ironie, Sticheleien oder Sarkasmus. Löst im Team Ärger
aus.
Emotion: Reizbarkeit
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustrationen aus © Peter Graf,
Schematherapie Kartenset, Belz 2014
Bewältigungs-Modus: Über-Kompensation
Selbstverherrlicher
Selbstüberheber (self-aggrandizer)
Narzisstische Selbsterhöhung zur Kompensation von
schemabedingtem Schmerz. Verhält sich, als habe er
besondere Rechte, tritt rivalisierend, grandios oder
missbrauchend auf, um seine Wünsche zu erfüllen.
Ausgeprägter Egozentrismus mit wenig Empathie für
Andere. Es wird geprahlt und angegeben, um
Bewunderung zu ernten. Löst im Team Ärger und
Ablehnung aus.
Emotion: Grandiosität
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
Andere Wege gehen. Beltz, 2011
2016 © Clienia Schlössli AG
Bewältigungs-Modus: Über-Kompensation
Manipulator, Lügner, Angreifer, Einschüchterer
Manipulator, Lügner (manipulator)
Belügt oder manipuliert andere, um seine eigenen Interessen
durchzusetzen. Oft bei Personen mit kriminellen
Verhaltensweisen. Verhält sich zum Teil dramatisch
(histrionisch), um Aufmerksamkeit oder Bestätigung zu
erhalten. Kann effekthaschend, oberflächlich wirken – ev.
auch flirtend, sexualisiert.
Angreifer, Einschüchterer (bully and attack)
Schädigt und bedroht andere absichtlich – emotional,
körperlich, physisch, sexuell oder verbal. Macht andere klein.
Antisoziale und sadistische Züge, Tyrann und Mobber.
Gefühl: Kälte, Gefühllosigkeit
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustrationen aus © Peter Graf, Schematherapie Kartenset,
Belz 2014
Bewältigungs-Modus: Über-Kompensation
Zwanghafter Kontrollierer
Zwanghafter Überkontrollierer (overcontroller)
Versucht, sich vor Bedrohungen zu schützen durch erhöhte
Aufmerksamkeit und externe Kontrolle und Bevormunden
von Anderen.
Perfektionistisch im Handeln zur Vermeidung von Kritik oder
Unglück.
Argwöhnisches Verhalten mit Fokus auf andere Menschen,
um Zeichen für Böswilligkeit zu identifizieren.
Emotion: Wachsamkeit
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustration aus © Peter Graf,
Schematherapie Kartenset, Belz 2014
Gesunder Erwachsener
healthy adult
• Dieser Modus ist verbunden mit angemessenen erwachsenen
Funktionen wie Arbeit, Elternschaft, Übernahme von
Verantwortung und Verpflichtungen.
• Zu angenehmen erwachsenen Aktivitäten gehören
intellektuelle, ästhetische und kulturelle Interessen, sowie eine
gesund gelebte Sexualität. Betreibt Gesundheitsfürsorge, Sport
und Bewegung
• Kann flexibel auf Anforderung reagieren.
Emotionen: Empathie, Achtsamkeit und Akzeptanz
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
Andere Wege gehen. Beltz, 2011
Gesunder Erwachsener
healthy adult
• Verhält sich wie eine gute Mutter, ein guter Vater.
• Steht ein für die Bedürfnisse des verletzbaren Kindes.
• Zügelt wütendes Kind, Setzt undiszipliniertem Kind
Grenzen.
• Besänftigt oder eliminiert Eltern-Modi.
• Erkennt dysfunktionale Bewältigung, generiert
funktionale Strategien und leitet deren Umsetzung an.
2016 © Clienia Schlössli AG
Schematherapie ist bedürfnisorientiert
Kernbedürfnisse des Kindes (Auswahl):
• Sichere Bindung zu anderen Menschen, Schutz
• Autonomie, Kompetenz, Identitätsgefühl
• Selbstwertschutz durch Freiheit, berechtigte Bedürfnisse und Gefühle
auszudrücken
• Realistische Grenzen setzen und selbst die Kontrolle innehaben
• Spontaneität, Spiel, Kreativität, Lust
2016 © Clienia Schlössli AG
Typische Schemata der Borderline-Störung
• Domäne 1:
Verlassenwerden / Instabilität, Misstrauen / Missbrauch,
Emotionale Deprivation, Unzulänglichkeit / Scham
• Domäne 2:
Abhängigkeit / Inkompetenz, Verletzbarkeit
• Domäne 3:
Ungenügende Selbstkontrolle / Fehlende Disziplin
• Domäne 4:
Unterwerfung
• Domäne 5:
Emotionale Hemmung, Streben nach Rache und Vergeltung
(Bestrafung)
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Modusmodell Borderline-Störung
Kompensationsmodi
•
Erdulder
Lässt Sexualität zu, obwohl
diese schmerzhaft ist
• Vermeider
-Distanzierter Beschützer
Depressiver Rückzug,
Selbstverletzung,
Essanfälle
Rastlosigkeit
• Überkompensierer
-Manipulierer
Drohen mit Suizid wenn der
Freund weg geht.
Intrigieren
Sich Zuneigung über
körperliche Beschwerden
sichern
2016 © Clienia Schlössli AG
Strafender
Elternmodus:
Selbsthass, Selbstabwertung,
Selbstvorwürfe,
Selbstbestrafung
„Keiner wird Dich jemals lieben,
weil Du so schrecklich bist“
„Du bist schlecht“
„Du fette Kuh“
„Du verdienst es nicht geliebt zu
werden Du Stück Dreck“
Emotional fordernder
Elternmodus
„Du musst alles alleine
schaffen“
„Weine keine Krokodilstränen“
„Respekt verdient wer keine
Gefühle zeigt“
„schau dass es allen anderen
gut geht“
Verletztes, missbrauchtes, verlassenes, einsames Kind:
Angst vor Menschen, sozialer Bewertung, vor dem alleine sein,
vor Leere, vor dem Verlassenwerden, Angst verletzt zu werden, Trauer, Hilflosigkeit
(Bedürfnis nach Schutz, Liebe, Rückhalt, Akzeptanz nicht erfüllt)
Wütendes, impulsives Kind
Wutanfälle, das Zimmer demontieren, andere Menschen anschreien
Frühe maladaptive Schemata bei Narzissmus
• Emotionale Entbehrung
• Unzulänglichkeit / Scham
• Anspruchshaltung / Grandiosität
•
•
•
•
•
•
•
•
Misstrauen / Missbrauch
Soziale Isolierung / Entfremdung
Versagen
Unzureichende Selbstkontrolle / Selbstdisziplin
Unterwerfung
Streben nach Zustimmung und Anerkennung
Überhöhte Standards / Übertrieben kritische Haltung
Bestrafen
2016 © Clienia Schlössli AG
Charakteristische Schemamodi des Narzissten (1)
Das einsame, nicht liebenswerte Kind
Isoliert, ungeliebt, einsam, zurückgewiesen, „durchschnittlich“, sozial inakzeptabel
Leere, Langeweile, deprimiert sein.
Getriggert bei Verlust von Bestätigung und speziellem Status, und bei Abwesenheit von Ablenkung
oder Stimulation.
Distanzierter Selbstberuhiger und Selbststimulierer
Arbeitssucht, Stimulation suchend
Süchte: Spielsucht, Wertpapierspekulationen, gefährliche Sportarten, promiskuitiver Sex,
Pornographie, Cybersex, IT-Sucht (Spiele und Foren), TV-Sucht, Drogenkonsum (insbesondere
Kokain und Amphetamine), Essen
Ziel: Die Triggerung des einsamen ungeliebten Kindes, d. h. die Gefühle der Wertlosigkeit und
Leere, durch stimulierende Ablenkung zu vermeiden.
Ausgelöst durch Alleinsein oder die Abwesenheit unmittelbarer Quellen für Bestätigung.
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Charakteristische Schemamodi des Narzissten (2)
Selbstüberhebung / Selbstverherrlichung
•
Überkompensation für das einsame, ungeliebte Kind
•
Anspruchsberechtigt, konkurrierend, nach Status strebend,
überlegen, kritisch gegenüber Anderen
•
Ohne Verständnis / Empathie, missgünstig / neidisch
Typische Bewältigungsstile:
•
Aggression und Feindseligkeit
•
Dominanz und Überheblichkeit
•
Streben nach Anerkennung, hohem Status
•
Manipulation und Ausbeutung
2016 © Clienia Schlössli AG
Illustration aus © Jacob • van Genderen • Seebauer:
Andere Wege gehen. Beltz, 2011
Schematherapie: Therapieziele allgemein
Patienten lernen, Kernbedürfnisse zu befriedigen auf adaptive Art und Weise, indem
maladaptive Schemata, Bewältigungsstrategien und Modi gedämpft und verändert werden.
Verbindung vorher dissoziiert voneinander bestehender Zustände (Modi) zu „integrierter
Persönlichkeit“ (Gesunder Erwachsener).
-
Verinnerlichung der Therapeutenstimme
Üben innerer Dialoge
Dysfunktionale Bewältigungsmuster erkennen und Handlungs-Alternativen suchen
Soziale Kompetenz verbessern
Aufbau von Werten und Zielen
Förderung von Genuss und Selbstfürsorge
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Schematherapeutische Beziehung
Beziehungsaufbau
• Komplementäre Beziehungsgestaltung: Empathisch, warmherzig, interessiert, offen,
transparent. Therapeut gibt sich mit eigener Persönlichkeit und Gefühlen stärker ein als in anderen
Therapie-Richtungen.
Fördern von Vertrauen und Emotionalität
• Immer auf der Suche nach dem verletzbaren Kind – auch hinter behindernden Bewältigungsmodi.
Benennen und validieren der Modi und Bewältigungsreaktionen. Therapeut gibt Signale, dass
Gefühle OK sind, zugelassen und gezeigt werden dürfen.
Re-Parenting
• Therapeut übernimmt Rolle des «Gesunden Erwachsenen» als Modell für Patienten:
• Akzeptanz und echtes Lob
• Begrenzung von selbstabwertenden Aussagen des Patienten
• Fördern von Autonomie
• Grenzen aufzeigen und Selbstkontrolle fördern
Empathisches Konfrontieren
Der Therapeut nimmt eine verständnisvolle Haltung ein,
konfrontiert den Patienten aber gleichzeitig mit dysfunktionalen Verhaltensweisen
und zeigt negative Konsequenzen auf.
Therapeutische Perspektive in der Schematherapie
Klärung / Selbstreflexion
Denken und Sprechen
Mentalisieren
Nachbeelterung
Unterstützen / Annehmen
Akzeptanz
Empathische Konfrontation
Fordern / Grenzen setzen
Veränderung
Empathie
nach E. Roediger
Eintauchen in das emotionale Erleben
Mitfühlen
2016 © Clienia Schlössli AG
Interventionen in der Schematherapie
5 Ansatzpunkte für Interventionen
•
Exploration und Edukation
•
Kognitive Interventionen (Modus-Tagebuch, Notfallplan, eigene
Moduslandkarte usw.)
•
Emotionsaktivierende Interventionen (Imaginationsübungen, Stuhlarbeit)
•
Einsatz der therapeutischen Beziehung als Instrument zur Veränderung
(Re-Parenting, Modell)
•
Aufbrechen von Verhaltensmustern (empathische Konfrontation)
2016 © Clienia Schlössli AG
Emotionsaktivierende Techniken
Stuhlarbeit
• Stammt aus der Gestalttherapie
• Ein Modus pro Stuhl, z.B. Dialog zwischen traurigem Kind und gesundem Erwachsenen
• Hilfreich bei jeder Form innerer Konflikte, Ambivalenzen, Entscheidungsschwierigkeiten
Imaginationsarbeit
• Aufbau von Sicherheit (sicherer Ort, safety bubble)
• Exploration, Verbindung finden zwischen aktuellen Schemata und Erlebnissen in der
Vergangenheit
• Erlebnisbearbeitung mit dem Ziel der Einsicht, dass das Erlebte „falsch“ war, und
Emotionsmodulierung
• Traumabearbeitung durch „imagery rescripting“ (im Gegensatz zu „Exposition in
sensu“)
Arbeiten mit dem emotionalen Resonanzraum Fokus auf Achtsamkeit und Akzeptanz
Lukas Nissen, Michael Sturm 2014
• Begrenzte elterliche Nachsorge – der emotionale Resonanzraum, Fokus auf Achtsamkeit und
Akzeptanz
• Bekämpfung innerer Antreiber oder Elternstimmen – Wirkung bemerken, nicht handeln
• Aufbau des „gesunden Erwachsenen“ – achtsames, präsentes, mitfühlendes Gegenüber
• Arbeit mit den Bewältigungsmodi – freundliche, hochfrequente, beharrliche Unterbrechung
• Ermöglichen, dass natürliche Prozesse ablaufen können
2016 © Clienia Schlössli AG
Aufbau des „gesunden Erwachsenen“ –
achtsames, präsentes, mitfühlendes Gegenüber
Förderung der Fähigkeit,
•
Sich offen auf die Wahrnehmung der aktuellen Wirklichkeit einzulassen
•
Zu unterscheiden zwischen der aktuellen äußeren Wirklichkeit und der aktuellen inneren Wirklichkeit (Gefühlswelt)
•
Zu unterscheiden zwischen Gefühlen, die durch tatsächlich in der aktuellen äußeren Wirklichkeit bestehende
Bedrohungen ausgelöst werden und solchen, die durch eine gefühlte, in der aktuellen äußeren Wirklichkeit aber
nicht vorhandene Bedrohung ausgelöst werden
•
Auf durch gefühlte Bedrohungen ausgelöste Gefühle zunächst nicht zu reagieren, die Gefühle selbst aber im Lichte
leidvoller biographischer Situationen als gesunde Reaktion anzuerkennen
•
Die eigene Macht richtig einschätzen zu können, d.h. die Grenzen des für mich Machbaren anzuerkennen und
Enttäuschungen mit all den dazugehörigen unangenehmen Gefühlen anzunehmen
•
Zu spüren, welche Tätigkeiten/Handlungen mich mit Lebendigkeit erfüllen.
2016 © Clienia Schlössli AG
Zeit für Fragen
Per eMail:
[email protected]
[email protected]
Bei Interesse:
http://www.cbasp-network.org/
http://www.cbasp.awp-depression.de/
http://www.schematherapysociety.org/
http://www.stns.ch/
Literatur
• Young, Klosko, Weishaar, Schematherapie – Ein praxisorientiertes Handbuch. Junfermann-Verlag
2008
• Eva Dieckmann, Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung mit Schematherapie behandeln. KlettCotta 2011
• Arntz, van Genderen, Schematherapie bei Borderline-Persönlichkeitsstörung. Belz 2010
2016 © Clienia Schlössli AG
Literatur
James McCullough
Literatur
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