Rahmenkonzept zur Neugestaltung der Gedenkstätte

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Ludwig-Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft
Institut für Geschichte Universität Salzburg
GEDENKSTÄTTEN-MUSEUM
MAUTHAUSEN
RAHMENKONZEPT
ZUR
NEUGESTALTUNG DER GEDENKSTÄTTE
KONZENTRATIONSLAGER MAUTHAUSEN
O.Univ.-Prof. Dr. Gerhard Botz
und Mag. Daniela Ellmauer
unter Mitarbeit von
Mag. Oliver Wurzer und Alexander Prenninger
Salzburg-Wien, 30. Juni 1997
[email protected]
2
INHALTSVERZEICHNIS
ZUSAMMENFASSUNG
5
VORBEMERKUNGEN
7
Funktionen (in) der Gedenkstätte
7
Nationale und internationale Bedeutung
9
KRITISCHE BESTANDSAUFNAHME
ÄLTERE VORSCHLÄGE
13
Das Fliedl-Freund-Fuchs-Perz-Gutachten
13
Die „Sachverständigen-Vorschläge“
14
Die Vorschläge der Lagergemeinschaft
15
DEFIZITE DER BESTEHENDEN AUSSTELLUNG
17
Externalisierung des Nationalsozialismus
17
Linearer Erzählduktus
17
Unterbewertete Dimensionen
18
Raumbeziehungen
18
Steinbruch
19
Zeitliche Entwicklung
19
Multisensorische Wirkung („Sinnlichkeit“)
20
PROBLEMATISCHE EINBAUTEN
21
Gedenktafeln
21
Gedenkkapelle
21
Betriebliche Funktionsbauten
22
[email protected]
3
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Probleme der Authentizität
23
Erlöschen des „kommunikativen Gedächtnisses“
27
Die Bedeutung von „Mauthausen“
29
Wem „gehört“ Mauthausen?
31
Exkurs: Täter oder/und Opfer?
32
Multivalenz des „Gedächtnisorts“ Mauthausen
34
Kontinuität durch kontrastlose Weiternutzung
37
Beziehungen zur Gegenwart
38
VORSCHLÄGE
I. GRUNDLINIEN DIESES RAHMENKONZEPTS
40
1. Multiperspektivität
40
2. Kontextualisierung
42
3. Realisierbarkeit
44
II. WISSENSCHAFTLICHE ASPEKTE UND VORAUSSETZUNGEN DER NEUGESTALTUNG
1. Sichern und Sammeln
45
45
Baubestand
45
Suche nach „Überresten“ und Erweiterung des Bestands an Artefakten
47
Oral History - Video History
47
2. Limitierte Entflechtung
III. LEITLINIEN DER PROBLEMLÖSUNG
48
49
1. Module
49
2. Vielfältigkeit
50
3. „Land Art“
50
4. Elektronische Medien
51
IV. BEGLEITMAßNAHMEN
53
[email protected]
4
Gedenkstättendidaktik
53
Audio-visuelle Medien (CD-ROM)
54
Wechselnde Ausstellungen zu Kunst, Geschichte und Gegenwartsproblemen
55
Didaktisches Zentrum
55
Wissenschaftliches Umfeld und Archiv
56
Öffentlichkeitsarbeit
56
Organisation
57
V. UMSETZUNG
58
Ausschreibung
58
Ausbaustufen
58
LITERATURAUSWAHL
1. Mauthausen
1.1 Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen
60
1.2 Gedenkstätte Mauthausen und Gedenkstätten der Nebenlager
62
2. Gedenkstätten
2.1 Allgemeine Problematik
63
2.2 Gedenkstätten außerhalb Österreichs
63
3. Formen der Erinnerung
3.1 Kollektives Gedächtnis
66
3.2 Archäologie und Artefakte
71
3.3 Museologie und Museumsdidaktik
73
3.4 Monumente und (Kunst-)Denkmäler
76
3.5 Topographie und „Land Art“
79
[email protected]
5
ZUSAMMENFASSUNG
Zusammenfassung (in einer Form, die ein unwilliger Leser noch verkraftet)
[email protected]
6
[email protected]
7
VORBEMERKUNGEN
Gedenkstätten und Monumente sind gleichsam Kristallisationskerne von kollektiven Gedächtnissen.1 In ihnen, ebenso wie in Museen und Ausstellungen, verschränken sich Gegenwärtiges und Vergangenes in den sozialen Praktiken einer Gesellschaft, und erst das macht sie
zu „lebendigen“ Zeugen einer Vergangenheit für ihre jeweilige Gegenwart. So steht auch jede
Veränderung ihrer formalen und inhaltlichen Gestaltung in einer Wechselwirkung mit Veränderungen in ihrem sozialen Umfeld und im kollektiven Bewußtsein. Das heißt, gesellschaftlicher Wandel erzeugt einen wachsenden Anpassungsdruck auf Inhalt und Form der Gedenkstätte. Umgekehrt kann eine Änderung der Präsentationsformen einer für das Geschichtsbewußtsein so zentralen Gedenstätte wie Mauthausen auch zu einem Wandel dieses Geschichtsbewußtseins beitragen. Eine (partielle) Neugestaltung der Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen bedeutet daher sowohl eine Anpassung an (gegenüber
der Zeit vor 30 Jahren) geänderte kollektive Erinnerungsweisen an die NS-Vergangenheit Österreichs als auch eine aktive Veränderung von Geschichtsbildern durch Vergangenheitspolitik. Die Neugestaltung - oder das unveränderte Weiterbestehen - von „Mauthausen“2 ist daher
auch eine bildungs- und staatspolitische Aufgabe.
FUNKTIONEN (IN) DER GEDENKSTÄTTE
In der Gedenkstätte Mauthausen, wie sie heute besteht, verschränken sich in der sozialen Praxis fünf unterschiedliche Funktionen:
1. Der gesamte Komplex „Mauthausen“ stellt eine Art historisches „Archiv“ (in einem ganz
umfassenden Sinn) dar, dessen Bauwerke, Artefakte und materielle Quellen3, ebenso wie seine
1
Für Gedankenaustausch und Anregungen danken wir vor allem den Leitern der unten genannten KZ-Gedenkstätten, Dr. Helmut Fiereder (Linz), Dr. Florian Freund (Wien), Mag. Sabine Fuchs (Salzburg), Dr. Albert Müller
(Wien) und Dr. Bertrand Perz (Wien), ebenso den Herren der Lagergemeinschaft Mauthausen Leo Kuhn, Wilhelm Gugig und Hans Maršálek und dem „didaktischen Team“ Prof. Peter Gstettner (Klagenfurt), Doz. Edgar
Forster (Salzburg) und Dr. Michael Heider (Innsbruck).
Dieses Papier beruht auf Besichtigungen von Gedenkstätten und Gesprächen mit deren Leitern bzw. Mitarbeitern: Topographie des Terrors, Berlin; Wannsee-Villa, Berlin; Sachsenhausen; Gedenkstätte des Deutschen Widerstandes, Berlin; Neuengamme, Hamburg; Buchenwald; Dachau; Terzin; Oswiencim; Musee de la Resistance,
Lyon.
2
KZ-Gedenkstätte, Gedenkstätte und Museum Konzentrationslager Mauthausen, Gedenkstättenmuseum, oder
kurz „Mauthausen“ werden hier und in Hinkunft synonym gebraucht und beziehen sich, wie noch ausgeführt
wird, auf den gesamten baulichen Komplex der Strukturen vor Ort.
3
Schon Droysen definierte „alles und jedes, was die Spur von Menschengeist und Menschenhand an sich trägt,“
als (Ausgangs-)Material historischer Forschung. (Johann Gustav Droysen: Historik. Vorlesungen über Enzyklopädie und Methodologie der Geschichte, 3. Aufl., München 1958, S. 38) Im Gegensatz zu Begriffen wie Überreste, Sachüberreste, Realien oder Bodenfunde scheint der Begriff „Artefakt“ die Natur dieser Materialien besser zu
[email protected]
8
räumliche Dimension, seine landschaftliche Umwelt und sein geographischer Kontext für gegenwärtiges und zukünftiges historisches Wissen und für die Geschichtsforschung einen unersetzlichen Quellenwert haben. Ein besonders bedeutsamer Aspekt dieses „Archivs“ sind daher
das Lagergelände und dessen Bauwerke, sozusagen als zeitgeschichtliche archäologische Stätte.
2. Die Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen ist weiters ein Ort der Wissensvermittlung, ein sogenannter „Lernort“. Vor allem wird sie insgesamt
- als ein “authentischer Ort“ verstanden; als „authentisch“ gesehen. Im wesentlich macht
nach unseren Vorstellungen (in unserem Geschichtsbild) folgendes Ensemble ein „NaziKonzentrationslager“ aus: Lagertor, Stacheldrahtzaun bzw. Ummauerung, Tötungseinrichtungen (Hinrichtungsstätte, Gaskammer etc.), Häftlingsbaracken, SS-Gebäude, Arbeitsstätten (im konkreten Fall Mauthausen vor allem der Steinbruch) und einiges anderes
mehr Die Gedenkstätte Mauthausen ist in dieser Hinsicht als einer der vollständigsten „authentischen Orte“ eines ehemaligen Konzentrationslagers zu betrachten;
- „Mauthausen“ ist ein Museum in jenem Bereich, der Originalgegenstände und andere
Quellen aus dem Lager bzw. die Bausubstanz des Lagers selbst - das Ensemble der typenbildenden Elemente - in ihrer Dreidimensionalität (und nicht bloß als Abbild) exponiert - also
nicht nur „ausstellt“, sondern auch „herausstellt“ und zugänglich macht; und „Mauthausen“ ist
(bereits) auch
- ein Ort von fallweisen Ausstellungen zur Geschichte des Lagers, zu Teilproblemen und
historischen Nachbargebieten, zu politisch-bildnerischen Aktualisierungen und zu Produkten
künstlerischen Schaffens4.
3. Der Komplex der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen insgesamt und besonders
einige bedeutungsvolle Teilbereiche (Gaskammer, Hinrichtungsstätte, Krematorien, Lager II,
Appellplatz, Steinbruch u.ä.) sind als ein „Gedenkort“
- ein Ort des Gedenkens an die Opfer von Mauthausen, an dem sich vor allem die religiösen
und säkularen Toten- und Gedenkrituale an Angehörige abspielen;
erfassen: „Artifacts, whatever exactly they are, belong to a genus of artificial entities. These are entities that are,
in some sense, made - they are products of intentional behaviour.“ (Randall R. Dipert: Some Issues in the Theory
of Artifacts: Defining „Artifact“ and Related Notions, in: The Monist 78.2 (1995), S. 121). Im Folgenden soll der
Begriff Artefakt verwendet werden für solche Gegenstände, denen durch Placierung in einem geschichtswissenschaftlichen und musealen Zusammenhang Bedeutung als Quellen unseres Wissens über eine Vergangenheit
zugeschrieben wird.
4
Vorausgreifend sei hier bereits angemerkt: Was derzeit am Ort der Gedenkstätte heute (noch) fast vollkommen
fehlt, sind eine Bibliothek, Archiv, Mediathek, Informationsvermittlungsstelle und ein didaktisches Zentrum;
auch die Verwaltungszentrale im Gebäude des Innenministeriums in Wien deckt nur einen geringen Teil dieser
nicht unwichtigen Einrichtungen ab.)
[email protected]
9
- er ist aber auch, gemäß der politischen Zuschreibung, ein Ort der Mahnung für die Lebenden
und ein Ort der politischen “Bildung“ für die Gegenwart;
- in diesen Zusammenhang gehört, daß „Mauthausen“ im Sinne des Selbstverständnisses neuer Installations- und Aktionskunst auch als ein Ort des - ästhetischen - Transfers von historischer Erinnerung sein kann (siehe Veranstaltungen künstlerisch gestalteten Gedenkens wie die
Aufführung von Theodorakis’ "Mauthausen-Kantate" oder die Tabori-Lesung im Steinbruch5
im Mai 1995).
4. Die „Kulisse“ der Bauwerke, der Appellplatz und die Monumente des Denkmalsbezirks
sind auch Orte der politischen, staatlichen und nationalen Repräsentation (vor allem während
der Befreiungskundgebungen im Mai jeden Jahres) und in diesem Sinne staatspolitische Angelegenheit nicht nur Österreichs, sondern auch einer Anzahl anderer Staaten.
5. Schließlich sollte nicht übersehen werden, daß aus pragmatischen Gründen die Gedenkstätte auch die Infrastruktur zur Verwaltung und Erhaltung der Gedenkstätte und zur Ermöglichung eines massenhaften Besucherbetriebs bereitstellen muß.
Der heutige Bereich des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen ist also ein „lieu de
mémoire“ (Pierre Nora)6, ein „Gedächtnisort“ par excellence, ein Ort praktizierter historischer
Erinnerung in vielfältiger Weise. Eine vereinfachende Sichtweise, die lediglich Aspekte des
„Archivs“ oder des zeitgeschichtlichen „Freilicht-Museums“ oder nur den „Lernort“ und das
„Museum“, nicht auch den Aspekt der Gedenk- und Mahnstätte herausgreift, würde der Vielfalt des realen „Gedächtnisorts“ nicht gerecht. Daher wird hier in Anlehnung an den im Amerikanischen gängigen Begriff des „memorial museums“7 für den Gesamtkomplex der Gedenkstätte des KZs Mauthausen die Bezeichnung „KZ-Gedenkstätten-Museum“ vorgeschlagen.
NATIONALE UND INTERNATIONALE BEDEUTUNGEN
Als „Gedächtnisort“ nimmt „Mauthausen“ in Österreich und bei vielen anderen Nationen, ja
in ganz Europa und darüber hinaus bei der Vergegenwärtigung von NS-Vergangenheit eine
bedeutende Stellung ein. Da Gruppenidentitäten und kollektives Gedächtnis (objektiviert auch
in „Gedächtnisorten“) einander wechselseitig bedingen, ist das Gedenkstätten-Museum Maut-
5
Texte und Dokumente aus dem Konzentrationslager Mauthausen. George Tabori: Der Steinbruch. Gerhard Botz
/ Daniela Ellmauer / Oliver Wurzer: „Die Zeit unseres Lebenszählten wir nach Wochen“, Salzburg 1995 (LBIHSProjektberichte, 9).
6
Pierre Nora: Zwischen Geschichte und Gedächtnis, Berlin 1990, S. 18.
[email protected]
10
hausen ein wesentliches Element einer (ganz bestimmten) österreichischen Nachkriegsidentität. Daß es dabei fast ausschließlich um Aspekte des Terrors und der Vernichtung, des Leidens
und Widerstehens der Opfer geht, entspricht dem Typus des symbolischen Gehalts ähnlicher
älterer Gedenkstätten in Frankreich (Oradur-sur-Glan8), in Polen (vor allem in Auschwitz und
Birkenau) und in anderen okkupierten Ländern des NS-Regimes, der sich dort seit den 60er
Jahren entwickelt hat und immer noch häufig vorkommt. Selbst im vereinigten Deutschland
haben sich noch solche Elemente, (besonders deutlich ausgeprägt in den alten Gedenkstätten
der DDR - vor allem in Buchenwald9 und Sachsenhausen), in einigen großen Gedenkstätten
wie Dachau erhalten10. Dazu kommt, daß „Mauthausen“ infolge der internationalen Stellung
Österreichs zwischen West und Ost in manchem Elemente des Heroismus und der politisch
inszenatorischen Monumentalität aufweist, die auch die Gedenkstätten der beiden letzten
Jahrzehnte der DDR charakterisierten. Gleichzeitig haben aber die hegemonialen christlichen,
vor allem katholischen Vorstellungen von weltanschaulichem Märtyerertum, von einem politischen „Opfer“ das Gedenkstätten-Museum Mauthausen mit einer fast sakralen Aura ausgestattet.
Diese Eigenheiten, die Mauthausen in Bezug auf die ästhetische Gestaltung und das Publikum
der Gedenkstätte zu einer Art internationaler Sonderstellung verholfen haben, werden nicht
nur durch die katholische Interessengruppen und die Repräsentanten der Überlebenden verteidigt, sondern sie erfahren ständig eine rituelle Erneuerung durch die in Massen anreisenden
ausländischen Besucher der jählichen Befreiungsfeier im Mai und durch andere organisierte
politische „Pilgerreisen“ aus ganz Europa.11 Es scheint so, als wären nirgendwo die antifaschistischen Erinnerungsrituale noch so lebendig und gut besucht wie in Mauthausen. Das
erwähnte Neben- und Miteinander westlich-konfessioneller und kommunistischer Erinnerungsmomente ist infolge der Neutralität des Landes auch im „Kalten Krieg“ nicht ganz abgebrochen und lebt immer noch weiter - wenn auch abgeschwächt und von einem (vor allem
sozialdemokratisch geprägt) regierungsoffiziellen Erinnerungsritual überlagert.
7
Siehe auch: Claudia Koonz: Between Memory and Oblivion: Concentration Camps in German Memory, in:
John R. Gillis (Hg.), Commemorations. The Politics of National Identity, Princeton (NJ) 1994, S. 260.
8
Vgl. Sarah Farmer: Arrêt sur mémoire, Paris 1994.
9
Claudia Koonz: Buchenwald. Eine Gedenkstätte im Interessenkonflikt, in: James E. Young (Hg.), Mahnmale
des Holocaust. Motive, Rituale und Stätten des Gedenkens, München 1994, S. 87-96.
10
Wenngleich heute schon nicht mehr sehr häufig, siehe: Koonz, Between Memory and Oblivion, S. 265 ff.
11
Gerhard Botz / Alexander Prenninger: Rituale des Erinnerns. Traditionsbildungen um die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, (Tagungspapier zu Panel 10, 27.5.1997), erscheint in: Gerhard Jagschitz / Oliver
Rathkolb (Hg.), 3. Österreichische Zeitgeschichtetage 1997; siehe auch: Gerhard Botz u.a.: KZ Mauthausen 1945
[email protected]
11
„Mauthausen“ kontrastiert damit deutlich von den im vereinigten Deutschland seit Beginn der
90er Jahre immer wichtiger werdenden Typus der KZ-Gedenkstätten-Museen, die von einer
„kühlen“, scheinbar reiner Wissensvermittlung dienenden „Gestaltung“ gekennzeichnet sind.
Eine Bedingung für die Entstehung eines solchen neuen Typus von „zeitgeschichtlichem Museum“ am Ort eines ehemaligen Konzentrationslagers war zweifelsohne der Fall des Kommunismus und die Distanzierung von dessen Geschichtsbildern und -tabus („Sonderlager“ für
ehemalige Nationalsozialisten und KP-Gegner in Sachsenhausen und Buchenwald). Dieser
Bruch fehlt in der gegenwärtigen österreichischen Geschichtskultur und mag deren Traditionsverbundenheit mit-erklären.
Ein anderer Faktor der Veränderung ist jeoch auch in Österreich wirksam. Denn mit der allmählichen Erlöschen der lebendigen Erinnerung an die NS-Vergangenheit und dem Wandel
des „kollektiven Gedächtnisses“ in Richtung auf Formen institutionell und kulturell vermittelten historischen Wissens über den Nationalsozialismus, die auch geschichtswissenschaftliche
Erkenntnisse und einer kritischeren Einstellung gegenüber früheren Geschichtsbildern zunehmend Raum geben, gewinnen Aspekte der Täterschaft und Kollaboration, der Zustimmung
und der kritischen Infragestellung opportunistischen Verhaltens zunehmend an Bedeutung.
Was sich in der Bundesrepublik Deutschland zögernd in den 70er Jahren, in Österreich seit
der Waldheim-Kontroverse um Opfer- bzw. (Mit-)Täterschaft der Mehrzahl der Österreicher
im Dritten Reich12 durchzusetzen begonnen hat, hat auch gewisse Parallelen in „okkupierten“
Ländern; beginnend in Frankreich seit den 80er Jahren.13 Seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime auch Osteuropa erfassend, ist derzeit eine solche (selbst)kritische Wende etwa auch in den Niederlanden aktuell. In dem Maße, in dem sich jedoch die kollektiven
Geschichtsbilder von der NS-Diktatur und den Lagern ändern, müssen die sozusagen zu Stein
gewordenen Geschichtsbilder früherer Phasen (nämlich die Gedenkstätten) zum aktuellen
Geschichtsverständnis in einen immer stärker wahrnehmbareren Gegensatz geraten. Dies ist
auch bei der Gedenkstätte Mauthausen seit etwa zehn Jahren der Fall, und die zunehmende
- 1995. 50 Jahre Befreiung. Dokumentation eines öffentlichen Erinnerungsrituals, Salzburg 1996 (LBIHSArbeitspapiere, 16).
12
Siehe Gerhard Botz / Gerald Sprengnagel (Hg.): Kontroversen um Österreichs Zeitgeschichte. Verdrängte
Vergangenheit, Österreich-Identität, Waldheim und die Historiker, Frankfurt a. M. 1994.
13
Seit der bahnbrechenden und zunächst heftig umstrittenen Studie Henry Roussos (Le syndrome de Vichy
(1944-198...), Paris 1987) setzte sich die These von der französischen „Mittäterschaft“ während der Okkupations- und Vichy-Zeit weitgehend durch (Jean-Pierre Azéma/Francois Bédarida (Hg.): Le régime de Vichy et les
francais, Paris 1992). In einer höchst bemerkenswerten Weise prägt dies das „Centre d’Histoire de la Résistance
et de la Deportation“ in Lyon (siehe auch die Broschüre Centre d’Histoire de la Résistance et de la Deportation: à
l’inteurieur - inside, Lyon o.J.).
[email protected]
12
Zahl kritischer Stimmen und das Auftreten von Vorschlägen zur Um- bzw. Neugestaltung
erklärt sich aus diesem Zusammenhang. Man kann daher annehmen, daß bei einem Weiterbestehen der Kluft zwischen den von dem Gedenkstätten-Museum Mauthausen vermittelten
Geschichtsbildern einerseits und dem kollektiven Gedächtnis und der zeitgeschichtlichen Forschung andererseits, die Kritik an der Gedenkstätte und die „Kämpfe“ um die damit verbundene Form der historischen Erinnerung eher noch zunehmen werden. Dies gilt nicht allein für
Österreich, sondern auch für die europäischen Nachbarstaaten und als grundsätzliches Problem für die gesamte Europäische Union. Dafür verantwortlich sind nicht in erster Linie Fehler
oder „Unwissenschaftlichkeit“ in der Gestaltung des derzeitigen Gedenkstätten-Museums,
sondern der Wandel (bzw. die zunehmenden Brüche innerhalb) der Geschichtskultur.
Allerdings sei hier die Frage gestellt, ob ein massiver Eingriff in die bestehenden Gestaltungsformen des Gedenkstätten-Museums Mauthausen gegenüber den Überlebenden und deren
Erinnerungsweisen legitim ist. Die vom Standpunkt politischer Aufklärung und Überwindung
von Geschichtstabus lange geforderte Teilnahme des „offiziellen Österreich“ an den Befreiungsfeiern an KZ-Gedenkstätten wie Mauthausen kann ja auch als (nationalstaatliche)
Enteignung und Verstaatlichung „zivilgesellschaftlicher“ (europäischer) Erinnerungstraditionen, wie sie in den Gedenkritualen der Überlebenden und ihrer Verbände immer noch weiterleben, aufgefaß werden. Ein weiteres besonderes Problem einer Um- bzw. Neugestaltung von
„Mauthausen“ besteht darin, daß zum Zeitpunkt, in dem sich die Form des kollektiven Gedächtnisses einhergehend mit dem bevorstehenden Absterben der „Zeitzeugen“-Erinnerung
rapid wandelt, kaum längerfristige Anhaltspunkte einer Materialisierung14 des neuen kollektiven Gedächtnisses im fließenden gesellschaftlichen Konsens ausgemacht werden können.
Doch umgekehrt kann auch gerade eine Situation, in der vieles in Fluß gerät, als Chance für
Neuansätz gewertet werden.
Die vereinfachende Übernahme eines Gedenkstätten-Modells, das sich in Deutschland bewährt hat, dessen Voraussetzungen aber in Österreich so nicht gegeben sind, würde aber auf
jeden Fall problematisch sein.
14
Wir verstehen uns hier in einer distanzierten Position zu Vertretern der Anti-Denkmal-Bewegung wie Jochen
Gerz, die historische Erinnerung radikal entmaterialisierung wollen, „thereby forcing everyone to confront her or
his own subjectivity, while at the same time acknowledging a civic responsibility not to let the past repeat itself.“
(John R. Gillis: Introduction. Memory and Identity: The History of a Relationship, in: ders. (Hg.),
Commemorations, Princeton (NJ) 1994, S. 17), siehe auch: James E. Young (Hg.): Mahnmale des Holocaust,
München 1994.
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13
KRITISCHE BESTANDSAUFNAHME
ÄLTERE VORSCHLÄGE
In den letzten Jahren sind einige mehr oder weniger weit ausgearbeitete Papiere und Studien
über eine Um- bzw. Neugestaltung der Gedenkstätte am Ort des ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslagers Mauthausen vorgelegt worden.
Vor allem zwei Studien sind hier hervorzuheben, das “Gutachten über die zukünftige Entwicklung der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen“ von Gottfried Fliedl, Florian
Freund, Eduard Fuchs und Bertrand Perz (1991)15 - in Hinkunft entweder unter Anführung der
vier Autoren oder abgekürzt als Fliedl-Gutachten zitiert - und die “Vorschläge der Sachverständigenkommission zur Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen“ (1995)16 - in Hinkunft meist abgekürzt: Sachverständigen-Vorschläge. In die hier angestellten Überlegungen
zu einer Neu- oder Umgestaltung der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen sind
legitimerweise auch die "Vorschläge des Vorstandes der Lagergemeinschaft" (1994)17 - in
Hinkunft abgekürzt: Lagergemeinschaftsvorschläge - einzubeziehen. In Nebendiskursen - in
den Fußnoten - bezieht sich unser Rahmenkonzept zustimmend oder kritisch wiederholt auch
auf die drei genannten Vorschlagspapiere.
DAS FLIEDL-FREUND-FUCHS-PERZ-GUTACHTEN
Dieses Gutachten, das im Auftrag des Bundeskanzleramts erstellt wurde, erörtert zum ersten
Mal überhaupt viele grundlegende wissenschaftliche, museumsdidaktische und zeitgeschichtliche Probleme der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Besonders bemerkenswert sind jedoch seine ausstellungstheoretischen und gestalterischen Überlegungen. Es betont in seiner Einleitung
zwei Punkte, welche die besondere geschichtskulturelle Problematik Mauthausens deutlich
machen: einerseits den sich vollziehenden Generationswechsel sowohl bei Betreuern und Gestaltern als auch bei Besuchern, und andererseits die spezifische Rolle Österreichs im historischen Nationalsozialismus. Das sehr ausführliche Gutachten zielte vor allem darauf, "eine
15
Gottfried Fliedl / Florian Freund / Eduard Fuchs / Bertrand Perz: Gutachten über die zukünftige Entwicklung
der Gedenkstätte Mauthausen. Manuskript, Wien 1991.
16
Vorschläge der Sachverständigenkommission zur Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen. Manuskript,
März 1995.
17
Vorschläge des Vorstandes der Lagergemeinschaft Mauthausen zu einer Umgestaltung der Gedenkstätte. Manuskript mit dem Eingangsstempel des Bundesministeriums des Inneren vom 21.11.1994.
[email protected]
14
Bestandsaufnahme der Gedenkstätte Mauthausen (zu) erarbeiten und Vorschläge für eine, auf
die sich verändernden Rahmenbedingungen reagierende, künftige Arbeit in und mit der Gedenkstätte (zu) erstellen."18 Es wurde weder realisiert noch fand es in der Öffentlichkeit eine
breitere Resonanz, lieferte jedoch für die späteren Gutachten und Vorschläge eine ausbaufähige Grundlage.
DIE „SACHVERSTÄNDIGEN-VORSCHLÄGE“
Dieses Gutachten wurde vor allem von Bertrand Perz, Florian Freund und Karl Stuhlpfarrer
verfaßt und ist das Ergebnis längerer Arbeit einer international zusammengesetzten Expertenkommission im Auftrag des Ministeriums für Unterricht und Kunst. Es entspricht hinsichtlich
dem konkreten Forschungsstand weitgehend dem geschichtswissenschaftlichen State of the
art, legt jedoch wenig Wert auf Gestaltungsprobleme und argumentiert geschichtstheoretisch
eher traditionell. Dieses Manko mag sich aus der personellen Zusammensetzung der Kommission und deren internen Kompromißmechanismen erklären, man könnte darin jedoch auch
einen Vorteil bei der gesellschaftlichen Implementierung sehen. Dieses Gutachten wurde anscheinend ohne Akkordierung mit dem Träger der Gedenkstätte Mauthausen (Bundesministerium des Innern) bzw. gegen dessen Intentionen erstellt. Es hat jedoch eine bemerkenswerte
Öffentlichkeit erlangt und wohl auch jene Initiativen in Gang gesetzt, aus denen der Auftrag
zum vorliegenden Rahmenkonzept hervorging.
Das „Sachverständigen-Gutachten“ hebt den internationalen Charakter der Gedenkstätte
Mauthausen besonders hervor und folgt implizit im Großen und Ganzen dem in der ersten
Hälfte der 90er Jahre in Deutschland wirksamen Trend zur faktenorientierten, nüchternen Gestaltung von ehemaligen KZs als Zeitgeschichtemuseen. Es macht eine Reihe von Vorschlägen zur praktischen Umsetzung wissenschaftlicher Standards bei der Neugestaltung der Gedenkstätte, insbesondere des Museums und des „authentischen Orts“. Dabei wird auch auf das
Problem verwiesen, daß sowohl Inhalt als auch Struktur der gegenwärtigen Ausstellung in
großem Maße auf den Eindrücken der Zeitzeugen, die bei der Einrichtung und dem Betrieb
von Gedenkstätte und Museum eine verdienstvolle Rolle gespielt haben, aufbaut, jedoch neue
zeitgeschichtliche Forschungen ignoriert. Deshalb fordert das Gutachten auch verstärkte Anstrengungen zur Erweiterung des Wissens über die Geschichte des Lagers und seine politische, ideologische und wirtschaftliche Funktion innerhalb des NS-Systems. "Die Fortsetzung
18
Fliedl / Freund / Fuchs / Perz, S. 4.
[email protected]
15
der wissenschaftlichen Arbeiten und die öffentliche Verbreitung ihrer Ergebnisse ist deshalb
unabdingbar, um auch zukünftig, wenn die Zeitzeugen und Überlebenden der KZ-Greuel der
Gedenkstätte nicht mehr zur Seite stehen werden, den Bestrebungen der ‘Revisionisten’ entgegentreten zu können.“19
Weitere punktuelle Vorschläge einer Neugestaltung bzw. Schwergewichtsverlagerung bezüglich der Regimefunktionen, Häftlingsdifferenzierung, Nebenlager und Täter sind im gerade in
diesem Bereich ausgezeichneten “Vorschläge“-Papier der Sachverständigenkommission enthalten.20 Der Neubewertung von "Täter" - und "Opfer"-Kategorien muß sich nicht nur Mauthausen stellen, auch andere Gedenkstätten wie z.B. Auschwitz, Sachsenhausen oder Dachau
sahen/sehen sich heute vor ähnlichen Problemen.21
Gerade diese “Sachverständigen-Vorschläge“ müssen für die bevorstehende Neugestaltung
des Museums weiterhin in vielem als richtungsweisend und innovativ gelten, und auch dieser
Rahmenplan bezieht sich mehrfach darauf.
DIE VORSCHLÄGE DER LAGERGEMEINSCHAFT
Die österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen ist die Dachorganisation der österreichischen Überlebenden des KZs Mauthausen und kann daher die moralische Autorität der „Zeitzeugen“ für sich beanspruchen. Ihre Vorschläge bezwecken vor allem eine - teils antizipierende - Entgegnung von Einwänden gegen die derzeitige Gestaltung der Gedenkstätte. Konkret
nimmt der Vorstand an, die Kritik an der Gedenkstätte beziehe sich vor allem auf folgende
Punkte: Die Gedenkstätte sei:
1. zu wenig wissenschaftlich,
2. zu sehr "christianisiert",
3. zu stark "austrozentriert", und
4. leichtfertig im Umgang mit der ehemaligen KZ-Bausubstanz.
19
Vorschläge der Sachverständigenkommission, S. 7.
Das Gutachten nennt unter anderem als inhaltliche Schwerpunkte einer Neugestaltung der Gedenkstätte "Funktionswandel und Außenlager, Umfeld des Lagers, NS-Herrschaft- und Vernichtungsapparat, Häftlinge, Bewacher,
Befreiung und Nachkriegszeit". Unter dem Punkt Häftlinge wird die Opfer-Täter-Frage in Bezug auf das KZ
Mauthausen thematisiert. Dargestellt werde soll nicht nur "Solidarität, Resistenz und Widerstand von Häftlingen
und Häftlingsgruppen im Rahmen der vielfältigen Formen von Überlebensstrategien", sondern auch "Gruppenegoismen oder das Dilemma verschiedener Widerstandshandlungen". (Vorschläge der Sachverständigenkommission, S. 10ff.) Wichtig dabei ist, daß beide Aspekte im Gesamtkontext des Lagersystems analysiert werden.
21
Auch in der Gedenkstätte Auschwitz mußte eine ursprünglich aus den fünfziger Jahren stammende Ausstellung
durch eine neu gestaltete ersetzt werden. Die bis in die achziger Jahre evidente Negierung der jüdischen Opfer
wurde bereits durch die Umformulierung vieler Ausstellungstexte behoben. (Spielmann, Oswieciem, S. 147.)
20
[email protected]
16
Diese Kritikpunkte wurden tatsächlich in den und um die beiden anderen Vorschlags-Papiere
vorgebracht. Neben einer historischen Erklärung mancher Übelstände der Ausstellung beinhaltet das Papier auch eine Liste relativ leicht umzusetzender Maßnahmen. Verständlicherweise mißt die Lagergemeinschaft den Zeitzeugnissen mehr Wert bei als der geschichtswissenschaftlichen Forschung, und es plädiert daher eher für eine verstärkte "Sichtung und
Sammlung" von Dokumenten und Artefakten denn für eine Neugestaltung oder gar grundlegende Neukonzeption.
Obwohl unsere Überlegungen in mancher Hinsicht von denen der Lagergemeinschaft abweichen, sollen die Überlebenden schon wegen der Bedeutung des ehemaligen KZs Mauthausen
als Gedenk- und Begräbnisort, aber auch aufgrund der großen Verdienste der Lagergemeinschaft für die Errichtung, die Gestaltung und Erhaltung der Gedenkstätte, auch in eine Neugestaltung eingebunden werden.
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17
DEFIZITE DER BESTEHENDEN AUSSTELLUNG
EXTERNALISIERUNG DES NATIONALSOZIALISMUS
Die derzeitige Ausstellung22 folgt (wie viele ähnliche Ausstellungen in KZs) pointiert folgender (heute geschichtswissenschaftlich höchst problematischen) Argumentationslinie: Eine
nationalsozialistische (faschistische) verbrecherische Minderheit okkupiert von innen her eine
Gesellschaft (einen Staat), und diese(r) okkupiert eine andere Gesellschaft (einen anderen
Staat).
Demgegenüber wäre in einer den wissenschaftlichen Standards entsprechenden Interpretation
von folgenden Erklärungshypothesen auszugehen:
Der Nationalsozialismus ist auch als ein österreichisch-eigenständiges Phänomen anzusehen,
das erst allmählich (im Weltkrieg) in einem komplexen Prozeß der Radikalisierung unter
Mitwirkung von vielen Österreichern gesellschaftliche Ausgrenzungs-, Verfolgungs- und
Vernichtungswünsche konkretisiert und realisiert.
Unterscheidung und Abgrenzung von „Anderen“ schaffen Identität in der sogenannten
„Volksgemeinschaft“, daher wird für das NS-Regime das im März 1938 zunächst primär für
Österreicher vorgesehene KZ Mauthausen als Terrorinstrument gegen die “Ostmärker“ (beinahe) hinfällig. Österreicher empfanden sich vermutlich zum überwiegenden Teil nicht als
Fremde im Deutschen Reich, bestenfalls als „besondere Deutsche“, und sie verstanden sich
noch weniger als outsider im Verhältnis zum NS-Regime. Der ohnehin leicht erzielbare Regime-Konsens wird vor allem durch Abgrenzung von den langfristig in der österreichischen
Gesellschaft schon vorhandenen und in der NS-Zeit radikalisierten Feindbildern (Kommunisten, Linke, Klerikale, Homosexuelle, “Asoziale”, “Zigeuner”, Juden, westeuropäischnationale “Feinde”, “slawische Untermenschen”) gefestigt.
LINEARER ERZÄHLDUKTUS
Gegenwärtig folgen die Ausstellung und die von der Gedenkstättenverwaltung organisierten
Führungen einem linearen, konsekutiven Erzählduktus, der versucht, alle Bereiche der Ge22
Zur Entstehung der Ausstellung siehe Fliedl / Freund / Fuchs / Perz, S. 15ff. und Vorschläge des Vorstandes, S.
2. Eine genaue Beschreibung (auch der Mängel) der beiden gegenwärtigen Dauerausstellungen: Fliedl / Freund /
Fuchs / Perz, S. 30ff.
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18
schichte einzubinden. Die Annahme, daß jeder Besucher der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen die gesamte Ausstellung besichtigt (und vor allem rezipiert) oder dies überhaupt wünscht, ist aber unrealistisch.
Auch im Sinne der unten noch zu erörtenden Multivalenz der Gedenkstätte erscheint ein solcher „diktatorischer“ Erzählduktus nicht zweckmäßig. Er wirft außerdem das Problem auf, wo
und in welcher Weise Verzweigungen und Beziehungen, Gleichzeitigkeiten und Vor-bzw.
Nachgeschichten des KZs, etwa österreichische Vorgeschichte, NS-Regime in Deutschland
oder Rolle der Vernichtung im „Rasse-Krieg“ des Dritten Reichs in die Erzählstruktur eingebunden werden können.
UNTERBEWERTETE DIMENSIONEN
Raumbeziehungen
Ein wichtiger Aspekt der österreichischen NS-Vergangenheit wird in Mauthausen wohl am
stärksten durch die Einbettung in eine bäuerliche Kulturlandschaft23 zum Ausdruck gebracht.
Im Gegensatz zum heutigen Eindruck war ja die Außenwelt nicht völlig von der Ausnahmewelt des KZs separiert. Ein viele Besucher besonders berührender Faktor, nämlich die direkte
Einsicht von den jenseits der Steinbrüche liegenden Bauernhöfen, sollte in einer Neukonzeption unbedingt genutzt werden, um die oben angesprochene Einbettung des Lagers in seine
topographische und soziale Umwelt deutlich zu machen.
Das Konzentrationslager reichte weit in die Landschaft hinein. Wenn heute die „Lagerburg“
den Eindruck vermittelt, das Konzentrationslager Mauthausen habe sich innerhalb dieser
Steinmauern und nur dort befunden, so wird die zum KZ-„Betrieb“ gehörige beträchtliche
Fläche von Zelt- und Barackenlagern, SS-Gebäuden und Absperrzonen rund um die „Lagerburg“ nachlässigt.
23
Einerseits stehen die authenischen Bauten und deren nationalsozialistische Lagerarchitektur, gerade bei bestimmten Wetterlagen, in einem markanten Kontrast zu der alltäglichen bäuerlichen Landschaft, der die emotionale Wirkung des Gedächtnisorts noch steigert, andererseits macht dessen fast nahtloser Übergang in die österreichische Kulturlandschaft (bei gutem Wetter bis zu den Alpen überblickbar) visuell nachvollziehbar, daß das
KZ nicht von der österreichischen Gesellschaft der NS-Vergangenheit, aber auch der Gegenwart nicht abtrennbar
ist.
Zur Bedeutung von Topographie als Ort politischer und ästhetischer (Herrschafts-)Repräsentation siehe: Mitchell, Landscape and Power; Tilley, A Phenomenology of Landscape; Huber, Landschaft als Topographie der
Erinnerung.
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19
Steinbruch
Dem Steinbruch als “authentischem Ort” und Subsystem des Lagers ist, stärker als von der
Sachverständigenkommission vorgeschlagen, besonderes Augenmerk zu widmen. Die Bedeutung des Steinbruches verstärkt sich gerade im Hinblick auf das beginnende Umdenken des
Holocausts, weg von der "industriellen Ermordung in den Gaskammern der Vernichtungslager", hin zu einem Komplex unterschiedlichster Vernichtungsarten: Verhungernlassen, Massenerschießungen, Herzinjektionen, Folter und massenhafte Tötung durch unmenschliche Arbeit und viele andere Todesarten. Es sollte nicht vergessen werden, daß der Steinbruch (und
dort besonders die "Todesstiege" und der "Judensprung") neben der Vernichtung durch Arbeit
auch dem eindeutigen Mord an Häftlingen dienten. Hier ist anzunehmen (obwohl aufgrund
der Quellenlage jede Angabe von Zahlen in Zweifel zu ziehen ist), daß die Zwangsarbeit bzw.
die Schikanen und Morde durch die SS im Steinbruch "Wiener Graben" direkt oder in Spätfolge wesentlich mehr Opfer forderte als die Gaskammer in Mauthausen. 24
Die Republik sollte versuchen, jene Teile des ehemaligen Steinbruchgeländes wieder zu erwerben (bzw. langfristig zu pachten), welche Anfang der 60er Jahre an Privateigentümer verkauft wurden. Besonders wichtig erscheint im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Bedeutung des Steinbruchs auch eine Erhaltung bzw. Konservierung der Fundamente des Steinbrechers. Die topographisch-ästhetisch einzigartige Stellung des Steinbruchs unter den nationalsozialistischen KZs ist nach Möglichkeit auch weiterhin zu wahren. Das erfordert eine kontinuierliche Abholzungen des Wildwuchses, völlige Absperrung für den Autoverkehr, keine
Nebennutzung als Parkplatz u.a..
Zeitliche Entwicklung
Zwar gibt es schon jetzt in der Ausstellung einige Photos und Tafeln, auf denen die seit 1938
rapide anwachsende Häftlingszahl und Ausdehnung des KZs dargestellt ist. In welchem Maße
24
Marsalek nimmt 4.000 bis 5.000 Morde durch Vergasung (in Mauthausen) an, (Marsalek, Mauthausen, S.
201). In keiner Weise soll durch diese Überlegungen die Bedeutung der Gaskammer geschmälert oder vernachlässigt werden. Die Neugestaltung ist somit herausgefordert, beiden Orten gerecht zu werden.
Gerade im Steinbruch ist auch die Gleichzeitigkeit der unterschiedlichen Funktionen des Lagers besonders deutlich zu machen: Hier geschah der Massenmord (z.B. der Mord an den holländischen Juden durch Hinunterstoßen
von der oberen Geländekante) - hier wurde aber auch ein Kommando von jugendlichen Facharbeitern (Arbeitskommando Steinmetzlehrlinge, dazu Marsalek, Mauthausen, S. 100) ausgebildet. Hier arbeiteten Häftlinge, SSWachen und Zivilarbeiter. Der Steinbruch diente allen Anforderungen des NS-Regimes, er konnte zur Produktion
wirtschaftlicher Werte, zur "Besserung durch Arbeit" und zur Tötung benutzt werden - und dies alles nicht nur
nacheinander, sondern durchaus gleichzeitig.
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20
jedoch die im Detail noch kaum erforschte permanente Wandlung des Erscheinungsbildes des
KZs, seiner Bauwerke, die Ausdehnung und Höhe der Mauern, das Hinzuwachsen immer
neuer Lagerteile und Einrichtungen mit dem gegenwärtigen starren Bild einer so historisch nie
existierenden, gleicherweise durch historische Zerstörungs- und Verfallsprozesse wie durch
Gestaltungswillen geprägten, Lagerstruktur kontrastiert haben, kann mit herkömmlichen Mitteln der Gedenkstätten- und Ausstellungsgestaltung nicht vermittelt werden. Gerade die Veränderungen des Erscheinungsbildes in der zeitlichen Dimension, die auch ein Verständnis des
wechselnden Charakters des KZs, der hygienischen Zustände und der Lebensbedingungen der
Häftlinge erleichtern würden, könnten ein adäquates Anwendungsgebiet für multimediale Einrichtungen darstellen.
Multisensorische Wirkung („Sinnlichkeit“)
Weiters wäre zu überlegen, wie die heute für die Besucher praktisch und prinzipiell vorgegebene, fast ausschließliche Reduktion der Wahrnehmung auf die visuelle Komponente des
Konzentrationslagers aufgehoben werden kann. Für Besucher, die Mauthausen nicht unmittelbar erlebt haben, ist es schwer, den gegenwärtigen, fast sakral wirkenden Charakter der Anlage mit den in der Ausstellung beschriebenen schrecklichen Zuständen des Konzentrationslagers in Verbindung zu bringen. So rufen der weite, meist menschenleere Appellplatz, das ruhige Ensemble der verbliebenen Baracken und der meist kranzgeschmückte Gedenkstein
(„Sarkophag“) in der Mitte des Platzes eher Erinnerungen an Tempel- oder Kirchenbauten
wach denn an einen von Tausenden von Häftlingen überfüllten Bezirk unwürdigster Überlebens- und Sterbebedingungen in der Spätphase des Lagers im Frühjahr 1945. Die multisensorische „Wirklichkeit“ der Häftlinge kann natürlich nie revoziert oder simuliert werden, doch
ist nicht zwingend nachzuvollziehen, daß haptische und akustische Eindrücke am „Lernort
KZ“ einen so geringen Stellenwert we derzeit haben müssen.
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21
PROBLEMATISCHE EINBAUTEN
Im Zusammenhang mit einer Neupräsentation der Ausstellung sollten offene Detailfragen wie
die Verwendung der SS-Gebäude, die Gestaltung des Denkmalbezirks und der Umgebung,
soweit möglich den Sachverständigenvorschlägen folgend, geklärt werden.
GEDENKTAFELN
An mehreren Stellen außerhalb des „Denkmalsbezirks“ befinden sich im Gelände des ehemaligen Lagers Gedenktafeln von Organisationen und /oder Privatpersonen. Diese Tafeln wurden
zum Totengedenken u.a. an der Wand der Gaskammer und der Innenseite der Lagermauer
angebracht. Diese Tafeln unter dem Gesichtspunkt einer kurzsichtigen „Wissenschaftlichkeit“
als unauthentisch zu erklären und zu entfernen, würde der Bedeutung der Gedenkstätte als
Erinnerungsort und als Friedhof widersprechen.
Auch aus einem anderen Gesichtspunkt sind diese votivähnlichen Tafeln wichtig: Sie
kontextualisieren quasi das Ensemble, sie stellen Bezüge zwischen dem Ort und den Menschen her, sie verbinden über die Zeit hinweg die Lebenden und die in Mauthausen Ermordeten. Als Zeugnis der Trauer und der Bindung der Nachkommen an den Ort sind sie unverzichtbarer Bestandteil des Ensembles.
GEDENKKAPELLE
Ein immer wieder diskutiertes Problem stellt der gegenwärtig in der ehemaligen
Wäschereibaracke untergebrachte katholische Kapellraum dar. Der Vorstand der Lagergemeinschaft betont die Notwendigkeit der Kapelle für Gedenkgottesdienste. Auch aus Interviews mit polnischen Besuchern der Gedenkfeiern in Mauthausen ergibt sich die besondere
Bedeutung der religiösen Komponente des Gedenkens. Der Besuch Johannes Paul II. in der
Gedenkstätte verstärkt die Bedeutung der Kapelle für katholische Besucher. Eine Entfernung
des sogenannten Papstkreuzes wäre für diese Gruppe keinesfalls akzeptabel. So ist der Meinung der Lagergemeinschaft zuzustimmen, die pragmatisch lautet: Gottesdienste und Messen
„zu verhindern wäre sinnlos und steht nicht zur Debatte. Es muß aber darauf hingewiesen
werden, daß selbstverständlich andere Religionsgemeinschaften, wie z.B. die jüdische ihre
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22
Gottesdienste (unter freiem Himmel) veranstalten und daß am Friedhof neben den Kreuzen
auch Zionssterne auf den Grabsteinen angebracht sind."25
Tatsächlich geht es hier nicht um die Frage, welchen Religionen in welchem Umfang die Besetzung der Gedenkstätte erlaubt werden soll, sondern um die grundsätzliche Überlegung, wie
weit sich hier konfessionelles und nationales Gedenken vermischen sollen.26
Allerdings sollte, falls die Kapelle nicht verlegt werden kann, zumindest den Vorschlägen der
Sachverständigenkommission gefolgt werden: Der Kultraum sollte in Hinkuft nicht mehr als
Einführungsraum für Schülergruppen verwendet werden, und die Gedenkkapelle soll klar von
den authentsichen NS-Funktionsbauten unterschieden werden.27 Der bisherige Zustand
schließt nicht das Mißverständnis aus, daß eine solche Lagerkapelle bereits in der NS-Zeit
bestanden habe, und birgt die Gefahr in sich, daß christlichen Religionsbekenntnissen eine
legitimierende Funktion in der KZ-Welt zugeschrieben wird.
BETRIEBLICHE FUNKTIONSBAUTEN
Jede Neugestaltung der Gedenkstätte muß bestimmte Mindestanforderungen an Sicherheit,
Funktion und Leitsystem erfüllen. Diese sind am besten in Zusammenarbeit mit der Lagerverwaltung zu ermitteln. Leitsysteme, Beschilderungen, sanitäre und kommunikative Infrastruktur sind aber so zu gestalten und zu plazieren, daß sie sich einerseits in das ästhetische
Gesamtkonzept einfügen, und andererseits der sensiblen Umgebung genügen.
Bauliche Sicherungen (z.B. an der Todesstiege und an den Zugangswegen) sind aber jedenfalls im Hinblick auf historische Befunde und die Sicherheit der Besucher offenzulegen.
25
Vorschläge des Vorstandes, S. 2
Koselleck verweist anhand des Holzkreuzes in Mauthausen auf die Okkupation des nationalen Totenkultes
durch die katholische Kirche. (Koselleck, Reflexionen, S. 62.)
27
Vorschläge der Sachverständigenkommission, S. 15
26
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23
GRUNDSÄTZLICHE ÜBERLEGUNGEN
Die Inhalte der Ausstellung stehen in untrennbarem Zusammenhang mit der “archäologischen” Präsentation, der wissenschaftlichen Spurensicherung und der gestalterischen Konzeption der Gedenkstätte: Die Gedenkstätte ist eine untrennbare, nicht aufzuspaltende Einheit.
Daher sollten alle Teams - vor allem ein „geschichtswissenschaftliches“, ein „didaktisches“
und ein „gestalterisches“ Team - bereits während der konzeptionellen Arbeit eng zusammenarbeiten.
Anders als in den Sachverständigen-“Vorschlägen“ wird hier nicht primär “realhistorisch“
retrospektiv - einer historistischen Geschichtstheorie folgend -, sondern eher geschichtskulturell-semantisch, von den gegenwärtigen Bedeutungen des Komplexes “Mauthausen“ her argumentiert. Nicht in erster Linie das Rankesche „Wie es gewesen“, sondern die im kollektiven
Gedächtnis lebendigen Sinnstrukturen geben dem ehemaligen KZ Mauthausen seine Form
und Funktion als archäologische Stätte und “Archiv“ im allgemeinen Sinn, als Gedenkstätte,
Museum und „Lernort“, auch als Arena staatspolitischer Repräsentation.
Nur das Authentische, das, was durch Tradition und/oder Wissenschaft als authentisch am und
im (ehemaligen) Lager ausgewiesen ist, kann die Lücke zwischen privater Erinnerung und
öffentlichem Diskurs schließen, wenn die Zeitzeugen verstummen. Nur in den Gedenkstätten
ermöglicht die direkte Bezugnahme auf den Ort des Geschenen eine Konkretisierung des Erinnerten - eine topographische Konkretisierung, die trotz ihrer scheinbaren Fixierung zugleich
auch Spielraum für vielfältige Deutungen des Geschehenen läßt. Das Gedenkstätten-Museum
Konzentrationslager Mauthausen ist daher nicht durch Gedenkstätten an anderen Orten oder
durch allgemeine didaktische Vorkehrungen und schulische Einrichtungen ersetzbar, ihre
Hauptfunktionen können nicht ausgelagert oder an ein Museum oder „Archiv“ etwa in Wien
delegiert werden.
PROBLEME DER AUTHENTIZITÄT
Ein weithin - auch unter Historikern - bestehendes Mißverständnis schreibt schon den sog.
historischen „Überresten“ am Ort des Gedenkstätten-Museums den Charakter des Authentischen zu, der sowohl die einzigartige „Aura“ als auch die unabweisbare Überzeugungskraft
[email protected]
24
hinsichtlich der historischen „Fakten“ in „Mauthausen“ ausmache. Demgegenüber ist mit dem
französischen Historiker Marc Bloch28, der selbst der NS-Verfolgungsmaschinerie zum Opfer
fiel, darauf zu verweisen: „Auch die scheinbar klarsten und willfährigsten Texte oder archäologischen Materialien sprechen erst dann zu uns, wenn wir sie zu befragen wissen.“ Also sind
es erst die geschichtswissenschaftliche Fragestellung und die Sichtweisen der Historiker, welche die „Überreste“ des Vergangenen zu Quellen unseres Wissens über Vergangenes machen.
Allgemeiner und in der Sprache neuer kulturwissenschaftlicher Theorien gesagt29: Objekte,
die von Vergangenem übriggeblieben sind, also „Überreste“, sind an und für sich „stumm“,
auch wenn in ihrer materiellen Struktur Spuren des „Vergangenen“ eingeschrieben und festgehalten sind. Doch erst, wenn diese gegenwärtigen Spuren hinsichtlich einer „Vergangenheit“ entziffert und gelesen werden, werden sie zu Zeugnissen bestimmter Ereignisse der Vergangenheit.
Dies wird durch die Frühgeschichte der Entstehung des heutigen Erscheinungsbildes des ehemaligen KZs Mauthausen illustriert: Im April 1947 besuchte (der ehemalige Häftling) Dr.
Dürmayer „Mauthausen“, um dessen Übernahme durch die Österreichische Bundesregierung
von den Sowjets vorzubereiten. Dabei stellte sich ihm der damalige Zustand - zwei Jahre nach
der Befreiung, nach der Aufgabe der Baracken durch die sowjetischen Besatzungstruppen und
der weitgehenden „Ausschlachtung“ des Lagers durch ehemalige Häftlinge und die einheimische Bevölkerung, die Souveniers (sozusagen „Reliquien“ ihres Leidens) bzw. zur Linderung
ihrer Notlage Brauchbares entfernt hatten - folgendermaßen dar: „Ein Platz, der in jedem anderen Lande eine Weihestätte wäre, ist bei uns eine Mistgstätten [...] und ein Kartoffelacker.“
Das Lager insgesamt befand sich in einem desolaten Zustand, vieles war verschwunden, der
Abtransport des massenhaft herumliegenden Schutts und Mülls war kaum möglich.30
Ein halbes Jahr später beschloß die sich konstituierende „Lagergruppe Mauthausen“ überlebender Häftlinge, welche der Überreste abzutragen und zu entfernen, welche zu erhalten und
als Zeugen zu präsentieren seien. Als eine Art Leitlinie galt: „Die Steinbauten sind zu erhal-
28
Marc Bloch: Apologie der Geschichte oder Der Beruf des Historikers. Stuttgart 19923, S. 75.
Etwa: Maoz Azaryahu: From Remains to Relics. Authentic Monuments in the Israeli Landscape, in: History
and Memory, Jg.5, N. 2 (1993), S. 82-103.
30
„Vom Lager III steht kein einziger Bau. Von allen anderen Baracken fehlen alle Armaturen, Wasch- und Klosettmuschel, viele Tür- und Fensterstöcke, Beleuchtungskörper, Leitungsdrähte desgl. Sanitätslager (Russen) ist
ein wüster Trümmerhaufen und wird nur langsam geräumt. Das Räumpersonal hat nur Kübel zum Schutt- und
Mülltransport.“ (zit. Nach: Florian Freund / Bertrand Perz / Karl Stuhlpfarrer: Historische Überreste von Tötungseinrichtungen im KZ Mauthausen, in: Zeitgeschichte, 22. Jg., Heft 9-10 (1995), S. 301.
29
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25
ten, normalmäßig instand zu setzen, so dass sie bei der Besichtigung als Schauobjekt einen
richtigen und würdigen Eindruck machen.“31
Damit gingen Überreste, die nicht als Müll abtransportiert wurden, in Quellen über; sie wurden zu Zeugen einer bereits (bei den Überlebenden) sehr konkreten (kollektiven, typisierten)
Vorstellung, was ein Nazi-Konzentrationslager ausmachte: Steinbauten, Baracken, Stacheldrahtzaun, „in der Art, wie Konzentrationslager eingefriedet waren“. Daher erklärt sich auch
die Leichtigkeit, mit der nun die unmittelbar nach 1945 entfernten gasdichten Türen (zur Gaskammer), ein Krematoriumsofen und die Eisentraversen in der Hinrichtungsstätte u.dgl. „rekonstruiert“ bzw. erneuert wurden. Vieles, was nicht in dieses „Geschichtsbild“ paßte, wurde
achtlos abgeräumt. Jene Überreste, die erhalten blieben und nunmehr in der allgemeinen sie
umgebenden Unordnung nicht mehr verdeckt wurden, wurden deutlicher sichtbar. Sie erlangten nun den Status von Zeugen des KZ-Lebens und -Schreckens und wurden mit einem besonderen Sinn, der sich den Besuchern vermittelte (oder vermitteln sollte), ausgestattet.
Sie wurden damit sozusagen erst zu authentischen Objekten, deren „Aura“ nicht nur die emotionelle Betroffenheit des Gedenkens, sondern auch die Glaubwürdigkeit als historische Zeugen, eben „einen richtigen und würdigen Eindruck“, vermittelt.32 . „Authentizität“ bzw. die
„authentische Aura“ entsteht erst durch das Zusammentreffen von Relikt und Wissen/Gedächtnis. 33
Diese „Aura“ des Authentischen hält jedoch so lange an, als dieses einen Bezug zur Vergangenheit herzustellen vermag, auch wenn es sich dabei nicht um „Originale“ handelt, um nicht
kritisierte schlechte Rekonstuktionen oder Imitationen, also um geglaubte Authetizität, handelt. Walter Benjamin definiert in seiner Kunsttheorie die „Aura als ‘einmalige Erscheinung
einer Ferne, so nah sie sein mag’, [sie] stellt nichts anderes dar als die Formulierung des
Kultwerts des Kunstwerks in Kategorien der raum-zeitlichen Wahnehmung.“34 Das Authentische spielt im säkularen Geschichtsbewußtsein etwa die Rolle einer Reliquie im traditionalen
31
Weiters wurde damals bschlossen: „Die Verwendung der Räume nach Wunsch der einzelnen Nationen und
Verbände zu historisch musealen Zwecken. Zu erhalten ist die gegenüberliegende Reihe der Baracken, damit das
Bild der Lagerstraße gewahrt ist. [...] Erhalten werden muss das steinerne Verwaltungsgebäude vor dem Lager.
Zu rekonstruieren sind Gaskammer [sic!], Zellen, Hinrichrungsstätte. [...] Das Lager ist einzufrieden und zwar in
der Art, wie Konzentrationslager eingefriedet waren, bis Material vorhanden ist, mit nach elektotechnischen
Vorschriften hergestelltem elekrisch geladenem Stacheldraht (rein optisch gesehen natürlich, ohne praktische
Durchführung).“ (Ebenda, S. 304).
32
„An aura of authenticity is produced when a monument succeeds in convincing visitors that it shares with them
the past it experienced and witnessed. This aura is produced by credible and reliable ‘eyewitnesses’ that function
as ‘primary witnesses’ of the past.“ (Azaryahu, From Remains to Relics, S. 87)
33
Lutz, Historische Orte, S. 23
34
Walter Benjamin: Das Kunstwerks im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit, 2. Fassung, in: ders.: Gesammelte
Schriften , Bd. I.2, Frankfurt/Main 1974, S. 480.
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26
Katholizismus, es beglaubigt die Existenz von etwas, einem Heiligen, einem vergangenen
Ereignis.
Erst der Wandel der Geschichtsbilder und das Aufkommen der „revisionistischen“ Geschichtslügen, nicht zuletzt auch um die Mauthausener Gaskammer, hat den Blick auf einiges
bisher als authentisch Angesehenes geschärft und verändert. Dennoch bleibt die Authetizität,
sei es in authentischen Objekten, sei es im authentsichen Ort, zentral für das GedenkstättenMuseum. Selbst, wenn alle heute sichtbaren Strukturen Rekonstruktionen wären, behielte der
Ort seinen Charakter als einer, an dem sich die historischen Ereignisse zugetragen haben.
Auch bloß die bleibende "Aura des Ortes“ könnte noch Interesse und Motivation evozieren,
selbst wenn nur noch Monumente vorhanden wären, die als „Marker der Wirklichkeit“ an die
schreckliche Geschichte des KZs Mauthausen gemahnen.
Dasselbe trifft auch für die Gaskammer zu, selbst wenn sie sich nicht mehr in jenem Zustand,
als in ihr Menschen ermordet wurden oder als das Lager befreit wurde, befindet. Selbst die
nachträglich eingebauten, mit den ursprünglichen nur sehr entfernt ähnlichen Gaskammertüren verweisen auf den Ort des Schreckens und seine technischen und ökonomischen Bedingungen.
Eine Authentizität des Ortes (Gaskammer) oder des gesamten Geländes erschließt sich nicht
von selbst, sondern muß, wie Thomas Lutz vor allem auch an der Berliner „Topographie des
Terrors“ beobachtet hat, dargestellt und interpretiert werden. 35
Doch an allem Authentischen „nagt der Zahn der Zeit“ in einem sehr wörtlichen Sinn. Dies ist
eines der größten praktischen Probleme (zeitgeschichtlicher) Freilichtmuseen, wie sie in den
KZ-Gedenkstätten vorliegen. Ohne permanentes gestaltendes und pflegendes menschliches
Eingreifen wächst Gras über die freigelegten Fundamente der verschwundenen Gebäude, zersetzt die Witterung Mauern und Dächer, zerfrist Rost den Stacheldraht, überwuchert Wald die
Hänge des Steinbruchs.
Ironischerweise müssen die authentischen Objekte in permanenter Arbeit konserviert und erhalten werden, damit sie ihren authentischen Charakter bewahren können. Nur indem die
Zeugen der Vergangenheit immer wieder verändert und manipuliert werden, kann ihr Zerfall
aufgehalten, meist nur hinausgezögert werden.36
Dabei stellt sich das klassische Problem der Identität von Theseus’ Schiff, umgelegt auf die
Häftlingsbaracken: An einer seit der NS-Zeit bestehenden Baracke werden, um den Verfall
des Gebäudes zu verhindern, allmählich alle morschen Hölzer gegen möglichst originalge-
35
Lutz, Historische Orte, S. 23.
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27
treue Nachbildungen (oder auch durch Reserveteile von anderen Baracken) ersetzt. Obwohl
nach dem Ende dieses allmählichen Erneuerungsprozesses in der bleibenden Baracke kein
Teil mehr derselbe ist wie in dem ursprünglichen Gebäude, wird dennoch von Philosophen,
die sich seit Thomas Hobbes mit diesem Problem befaßt haben, der „neu-alten“ Identität (der
Struktur) mit der alten zugeschrieben.37 Würde man die angemorschten ursprünglichen Holzteile nicht weggeworfen, sondern neuerlich zu einer Baracke in der alten Form zusammengesetzt haben, so wäre diese dennoch nicht identisch mit ihrem ursprünglichen Zustand38.
Daraus ergibt sich für die praktische (Neu)-Gestaltungsarbeit der Gedenkstätte Mauthausen:
Bei aller Zentralität der Originalbestände ist es aus grundsätzlichen Überlegungen unseriös,
umstandslos zu suggerieren, es gäbe überhaupt so etwas wie einen “authentischen Zustand” an
sich, als könne, was „authentisch“ ist, für sich selbst sprechen. Doch jeder mögliche “Originalzustand“ privilegiert beispielsweise eine bestimmte Zeitphase und ein bestimmtes Interesse
in bzw. an der Lagergeschichte und muß so unvermeidlich andere Phasen und Aspekte vernachlässigen. Einen uninterpretierten und unrekonstruierten “authentischen Zustand” gibt es
grundsätzlich nicht!
Ohne Betrachter/Besucher, der einen Überrest oder Ort in einen diachron-historischen oder in
einem synchron-kulturellen Zusammenhang, in seine (persönliche oder kollektive) Geschichte
bzw. sein kulturell-politisches „Erbe“ einordnet, bleibt ein solcher histroischer Überrest/Ort
ohne Bedeutung. Er ist dann auch nicht authentisch. Gerade deshalb ist in „Mauthausen“, wie
später noch ausgeführt, größtmögliche Multivalenz zu wahren und unterstützen.
ERLÖSCHEN DES „KOMMUNIKATIVEN GEDÄCHTNISSES“
Die Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen wird in absehbarer Zeit das leisten müssen, was heute (gerade noch) die wenigen Überlebenden leisten: sie wird (unter anderem) einen konkretisierenden, „biographischen“ Ansatz39 zu bieten haben, der “unmittelbares”, nachvollziehendes Verstehen der Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen ermöglicht.
36
Azarahu, From Remains to Relics, S. 88.
E.J.Lowe: Identity of Artifacts, in: The Journal of Philosophy, 80. Jg., Nr. 4 (1983), S. 220-232.
38
Ebenda, S. 222.
39
Auch der Vorstand der Lagergemeinschaft ist sich dieser Tatsache bewußt, wenn er die Notwendigkeit betont:
"mittels Video Führungen der Überlebenden aufzunehmen, da mit fortschreitendem Alter die Fähigkeit zu Artikulation abnehmen und in einigen Jahren das Bedürfnis nach Originalzeitzeugen sonst nicht mehr befriedigt werden kann." (Vorschläge des Vorstandes, S. 9)
37
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28
Das Erlöschen des kommunikativen Gedächtnisses40, das persönlich vermittelte Erinnern wie
das Nicht-Erinnern an das Nicht-Sagbare, ist unmittelbar bevorstehend. Die Weitergabe der
Erinnerung in Form direkt mitgeteilter Erfahrungen und Berichte der “Zeitzeugen“ dieser Periode ist nicht mehr lange möglich. Das Sterben der Generation der Überlebenden des Konzentrationslagers bedeutet einen Verlust an Anschaulichkeit, Vielfalt und Emotionalität. Stattdessen werden in absehbarer Zeit die zwiespältigen Mechanismen des kulturellen Gedächtnisses in den Vordergrund treten,
- einerseits emotionelle Inszenierung41 und Ritualisierung,42 überhaupt Gestaltungen des
Undarstellbaren in künstlerischen Formen43, und
- andererseits „Historisierung“, Generalisierung und „distanzierte“ Beschreibung mit den Mitteln der Geschichte und der Sozialwissenschaften.
Besonders bedeutsam für die Neugestaltung der Gedenkstätte ist das Erlöschen des kommunikativen Gedächtnisses unter dem Gesichtspunkt, daß manche Elemente der bestehenden (für
ihre Entstehungszeit durchaus beachtlichen) Ausstellung heute als Mängel oder “schiefe” Interpretationen erscheinen. So war es in den Jahrzehnten des ungebrochenen Weiterlebens der
40
„Das kommunikative Gedächtnis bezieht sich auf die rezente Vergangenheit. Es sind dies Erinnerungen, die
der Mensch mit seinen Zeitgenossen teilt. Der typische Fall ist das Generationen-Gedächtnis. Dieses Gedächtnis
wächst der Gruppe historisch zu; es entsteht in der Zeit und vergeht mit ihr, genauer: mit seinen Trägern. Wenn
die Träger, die es verkörperten, gestorben sind, weicht es einem neuen Gedächtnis.“ (Assmann / Assmann, Medien, S. 119.)
41
Inszenierung findet in vielfältiger Weise statt. Nicht nur die bewußte Zusammenstellung von Objekten ist inszenatorisch, sondern jede Auswahl, jede räumliche Festlegung - sogar ein völlig ungeregelt erscheinender Besichtigungsablauf inszeniert die Ausstellung. „Wenn die meisten Gedenkstättenmitarbeiter auch Iszenierungen
ablehnen, so stehen sie doch vor dem Problem, daß allein schon die Veränderung der Umgebung ein anderes
Aussehen und eine andere Wahrnehmung der historischen Überreste mit sich bringt. Die schöne Natur wirkt im
Unterschied zu überfüllten Baracken lieblich, nachwachsende Bäume verändern die Landschaft, und der Verfallszustand der Gebäude macht nur schwer nachvollziehbar, wie sie vor 50 Jahren gewirkt haben.“ (Lutz, Gedenkstätten, S. 36.) Es wirkt also nicht nur der Eingriff (durch „Wiederherstellen des Originalzustandes“, sondern
auch der Nicht-Eingriff als Inszenierung.
42
Assmann / Assmann betonen als Elemente des kulturelle Gedächtnisses besonders Inszenierung, Ritualisierung,
Abstrahierung und verweisen dabei explizit auf die Fest- und Feierkultur. (Assmann / Assmann, Medien, S. 121)
Feiern (und auch Gedenkrituale der Nachkommen) heben sich von der Alltagskultur (im Assmannschen Sinn zum
Bereich des kommunikativen Gedächtnisses zu rechnen), vor allem dadurch ab, daß sie gestaltet, inszeniert, vorgeformt sind.
43
So vertritt auch Arno Gisinger, dem Literaturwissenschaftler Jean-Pierre Pierre Salgas und dem Konzeptkünstler Christian Boltanski folgend, die These, „daß die bildende Kunst heute jener Ort ist, an dem die Erinnerung an
den Holocaust am intensivsten wachgehalten und tradiert wird.“ (Arno Gisinger: Vorwort zur Darstellung des
Undarstellbaren: in: Darstellung des Undarstellbaren (= Eikon Heft 14/15 (1995)), S. 8). Nach Micha Brumlik
(Trauerrituale und politische Kultur nach der Shoah in der Bundesrepublik, in: Hanno Loewy (Hg.): Holocaust.
Die Grenzen des Verstehens. Eine Debatte über die Besetzung der Geschichte, Hamburg 1992, S. 207 f.) sind
künstlerische Formen des Erinnerns und Gedenkens noch am ehesten unter allen unzureichenden Formen des
kulturellen Gedächtnisses „der rituellen Vergewisserung des Unvorstellbaren“ (A. Gisinger) adäquat: „Die psychische und soziale Unmöglichkeit, die Opfer der Massenvernichtung kollektiv und authentisch zu betrauern,
erzwingt zusammen mit der moralischen Unverzichtbarkeit ihres Gedenkens den Übergang vom Ritual zur
Kunst.“
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29
NS-eigenen Erinnerung in der Populartradition, der Tabuisierung der NS-Vergangenheit und
der Nachholung eines österreichischen Nationsbildungsprozesses selbstverständlich, das
Grauen der KZ-Welt, den Terror und überhaupt eine (als Faschismus erfolgende) Typisierung
des Nationalsozialismus zu einem zentralen Thema der Ausstellung zu machen. Auch das
Übergewicht an österreichischen Schicksalen unter den Häftlingen und der (nach heutigen
wissenschaftlichen Erkenntnissen als gering einzuschätzende) einheimische Widerstand mögen in einer Umwelt, die noch kaum die ihre deutschnationale Vergangenheit und die NSNostalgie überwunden hatte, funktional gewesen sein.
Manche formale Mängel, die Fülle von Bildtafeln und Statistiken, überhaupt die relative Länge des Ausstellungswegs konnten ursprünglich und können auch heute noch zu einem geringen Teil durch Mittel der direkten Tradierung von Erfahrungen der Überlebenden auf die
„Nachgeborenen“, durch unmittelbare Erzählungen, Führungen und “Zeitzeugen“-Vorträge
ausgeglichen werden. Die auch in anderen KZ-Ausstellungen und -Gedenkstätten der 60er
und 70er Jahre deutlich werdende Tendenz zur Heroisierung und Monumentalisierung (etwa
in Form übergroßer Szenen- und Porträtphotos) erscheint heute überzeichnend und dürfte gerade bei jüngeren Besuchern einen nicht intentierten Effekt erzielen.
DIE BEDEUTUNG VON MAUTHAUSEN
Denkmäler und Gedenkstätten in ehemaligen KZs und Vernichtungsstätten sind Orte, an denen die „öffentliche Erinnerung“ an den Holocaust konstruriert wird.44 Die Gedenkstätten einer Gesellschaft strukturieren Erinnerung entsprechend einer ganz bestimmten Sicht der historischen Geschehnisse. In der heutigen politischen Kultur Österreichs ist das KZ Mauthausen
das Kontrast- und Negativsymbol zur österreichischen Demokratie, und dient zur Veranschaulichung der Konsequenzen undemokratischer, totalitärer Entwicklungen, die zu überwinden
die Zweite Republik von ihrem Selbstverständnis her aufgefordert ist. In der gegenwärtigen
Praxis dient die Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen für Schulen und Erziehungsinstitutionen als eines der wichtigsten Anschauungsobjekte zur Zeitgeschichte Österreichs.45
44
James Young betont, daß "die Gedenkstätten jeder Gesellschaft die öffentliche Erinnerung an den Holocaust
entsprechend einer bestimmten Sicht der Geschehnisse strukturieren" und daß daher "jede Gedenkstätte das Produkt ihrer spezifischen Zeit und ihres Ortes, ihres historischen und politischen Kontextes ist." (Young, Zeitgeschichte, S. 20)
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Die Lagergemeinschaft argumentiert mit dem Hinweis, daß "die österreichische Regierung, die Schulbehörden
und die demokratische Öffentlichkeit in Österreich seit jeher erwartet haben, daß die Gedenkstätte den jungen
Generationen Kenntnisse über den Nationalsozialismus und seine verderbliche Wirkung zu vermitteln hätte.“Deshalb müsse die Ausstellung zu einem gewissen Grad austrozentriert sein, da ja auch "vergleichbare Gedenkstätten im westlichen und östlichen Ausland in gleicher Weise eingerichtet [sind], das heißt, in ihnen wird
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Es gibt in ganz Österreich wohl keinen anderen Ort, der in einer ähnlich überzeugenden und
legitimen Weise die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik der NS-Diktatur symbolisieren
könnte. An wohl keinem anderen Ort in Österreich geschah das Ende der NS-Diktatur so eindrucksvoll, endgültig und (auch symbolisch) wirksam wie bei der Befreiung des Lagers Mauthausen und einiger seiner Nebenlager durch die Allierten. Mauthausen dürfte einer der wenigen, wenn nicht überhaupt der einzige historische "Ort" sein, wo in der österreichischen Gesellschaft ein glatter Bruch mit dem NS-Regime möglich war,46 während sich überall sonst in
Österreich der Übergang zur Nachkriegsdemokratie schmerzlich langsam, unzureichend und
oft kaum wahrnehmbar vollzogen hat.
Dennoch soll bei einer Neugestaltung gewagt werden, “Mauthausen“ auch als “Ort der Schande der Österreicher” darzustellen. Letztlich war ja in diesem Lager, (ursprünglich wohl für den
erwarteten österreichischen Widerstand nach dem "Anschluß" geschaffen47), nur eine Minderheit der Häftlinge tatsächlich Österreicher, die sich in irgendeiner Weise gegen das Terrorregime aufgelehnt hatten. Diese Überlegung könnte einen leitenden Ansatz für die didaktische
Neukonzeption der Gedenkstätte darstellen.
Aufgrund der spezifischen Umstände darf die Gestaltung einer österreichischen Gedenkstätte
weder deutsche noch andere Vorbilder kopieren. Weder die überwältigende Täterperspektive,
die heute für die KZ-Gedenkstätten-Museen im vereinigten Deutschland adäquat ist, noch die
Selbstverständlichkeit der nationalen Differenz zur NS-Diktatur und -Okkupation (auch eingedenk der Kollaboration weiter Bevölkerungsteile) etwa in Frankreich und Holland sind in
besonderes Augenmerk auf die jeweiligen nationalen Komponenten gelegt.“ (Vorschläge des Vorstandes, S. 3)
Das Problem des hohen Anteils an "nicht-freiwilligen" österreichischen Besuchern (Schulklassen und Präsenzdiener) vermischt sich hier mit einem von der Lagergemeinschaft wahrgenommenen impliziten Auftrag des Staates, die Gedenkstätte didaktisch zu nutzen.
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Mauthausen wird, das zeigen auch die diversen dort stattfindenden Feiern und Rituale (Angelobung der Präsenzdiener!) als "sicherer Boden" verstanden, weil gerade hier die Zäsur zum Nationalsozialismus so deutlich
wahrnehmbar ist.
Nach J. Assmann definiert sich ein Gedächtnissort gerade dadurch, daß hier „eine bestimmte Geschichte gerade
nicht weitergegangen, sondern mehr oder weniger abrupt abgebrochen“ ist. (Assmann, Erinnerungsorte, S. 16).
Diese Orte bedürfen der Erklärung, um Bedeutung zu erlangen. Pierre Nora unterscheidet in dieser Beziehung
„milieux de mémoire“ ( Orte, an denen sich bestimmte Lebensformen stabilisieren) - und „lieux de mémoire“
(Ortet, die die Spuren eines zerstörten oder abgebrochenen Lebenszusammenhang bergent). Für die Überlebenden des KZ Mauthausen und die unmittelbaren Nachkommen wäre die Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen demnach ein „milieu de mémoire“, für die anderen Besucher ein „lieu de mémoire“; „ ... nicht mehr
ganz das Leben und noch nicht ganz der Tod.“ (Nora, Zwischen Geschichte, S. 18.).
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Darauf deutet eine Aussage von Gauleiter Eigruber schon am 28. März 1938 hin (The Times, 30. 3. 1938,
abgedruckt in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Widerstand und Verfolgung in
Oberösterreich 1934-1945. Eine Dokumentation, Bd. 2, Wien 1982, S. 544). Dem entgegen steht die Argumentation der SS-Firma DEST vom Juni 1938, wonach der Aufbau von „Konzentrationslagern in der Ostmark“ erforderlich sei, da „durch den Anschluß Österreichs die Zahl der Häftlinge ... sehr erheblich angestiegen“ sei (zit.
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Österreich so eindeutig gegeben, daß darauf eine einheitliche ausstellungs- und gedenkstättendidaktische Linie abgeleitet werden könnte. In erster Linie muß es daher darum gehen, für
Mauthausen eine eigenständige Form zu entwickeln, die sowohl der großen Zahl der damaligen Österreicher und Österreicherinnen als "Täter" oder „Mitläufer“ gerecht wird, als auch
deren Differenz zum heutigen nationalen Selbstverständnis Österreichs nicht übergeht. Diese
notwendige Differenz wäre nur ungenau und überzeichnend mit der Metapher vom "Opfer"
des Nationalsozialismus, das Österreich oder die Österreicher gewesen seien, zu benennen.
WEM „GEHÖRT“ MAUTHAUSEN?
Nicht zuletzt eingedenk der Internationalität der historischen Häftlingspopulation und des
geringen Anteils der Österreicher und Deutschen im KZ Mauthausen48 hat sich jedes Konzept
für die Neugestaltung auch prinzipiell der Frage zu stellen, die vielen internen und öffentlichen Auseinandersetzungen um die Gestaltung der Erinnerung in der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen zugrunde liegt:
Wem “gehört“ (geschichtskulturell und moralisch) das Leiden im Konzentrationslager Mauthausen? Denen, die sich "freiwillig" durch politische, religiöse oder sonstige Willensentscheidungen in Situationen begeben oder Handlungen gesetzt haben, die mit KZ-Haft und Tod bedroht waren? Oder denjenigen, die aufgrund einer quasi-unentrinnbaren Merkmalszuschreibung durch die umgebende Gesellschaft und den Nationalsozialismus (basierend auf der biologistischen Volks-Ideologie) unentrinnbar für das KZ und die Vernichtung (durch Arbeit
oder direkt) bestimmt waren?
Diese Frage ergibt sich vor allem für Juden, Roma und Sinti, “Asoziale“, Homosexuelle und
andere Häftlingskategoerien, in gewisser Weise auch für sogenannte “Berufsverbrecher” in
der NS-Terminologie. In aller Schärfe stellt sie sich aber in der Gegenüberstellung der wenigen Prozent Österreicher und Deutsche und der überwältigenden Mehrzahl der Angehörigen
anderer Nationen unter den KZ-Häftlingen. Fast alle diese Gruppen sind in der gegenwärtigen
Ausstellung unterrepräsentiert, und gerade auf diesem Gebiet besteht ein unabweisbarer Bedarf nach Neukonzeption.
nach Gerhard Botz, Wien vom „Anschluß“ zum Krieg. Nationalsozialistischen Machtübernahme und Herrschaftssicherung am Beispiel der Stadt Wien, Wien 1978, S. 258).
48
Den weitaus größten Anteil stellten nach der Zuordnung von Hans Maršalek (Mauthausen, S. 138ff.) Sowjetbürger, Ungarn, Polen, Franzosen und Tschechen.
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Der einzige Ausweg aus dem angeschnittenen Dilemma, das unter Vertretern der verschiedenen Häftlingskategorien gelegentlich zu heftigen Konflikten führt, und nur durch die angestrengte verbale Beschwörung der „internationalen Häftlingssolidarität“ und durch die alljährlichen Befreiungsrituale überdeckt wird, kann nur in der Akzeptanz der irreduziblen Vielschichtigkeit der symbolischen Bedeutungen des Konzentrationslagers liegen.
Diese Vielschichtigkeit ist nicht in dem Sinn zu verstehen (bzw. mißzuverstehen), daß sich für
die “Konstrukteure“ von historischem Sinn (Einzelne oder Gruppen) ein diffuses IneinanderFließen der unterschiedlichen symbolischen Bedeutungen ergäbe. Vielmehr müssen wir davon
ausgehen, daß sich für die unterschiedlichen Besucher und Besuchergruppen der Gedenkstätte
Konzentrationslager Mauthausen ganz unterschiedliche Sinnbezüge ergeben.
Die symbolische Bedeutungsvielfalt “Mauthausens“ sollte daher nicht in der Suche nach einer
allumfassenden Einheitlichkeit der Gestaltung (“Einheitsbrei“) vernachlässigt werden, sondern eher zu einem Bestehenlassen der Gegensätzlichkeiten und Aspekthaftigkeiten ermutigen, die aus einer reichen Vielfalt jeweils durchaus in sich logischer Sinneinheiten resultieren.
EXKURS: TÄTER ODER/UND OPFER
Jede Reduktion auf ein eindimensionales, dichotomes Opfer- oder Tätermodell bezüglich Österreichs und dessen Bevölkerung in der NS-Zeit muß zu kurz greifen.
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Die Sichtweise der
Lagergemeinschaft und der Überlebenden konzentriert sich naturgemäß auf die Leidensgeschichte der Opfer (und hier vor allem auf die der österreichischen Opfer50). Die Sichtweise
der jüngeren Generationen, vor allem kritischer Wissenschafter, Journalisten und Lehrer, erst
recht auch vieler ausländischer Besucher ermöglicht auch ein Bedenken der Täterschaft der
damaligen Österreicher und deren Beteiligung an den Verbrechen des Nationalsozialismus.
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Wie problematisch der Opfer-Begriff, ganz abgesehen von seien sakralen Konnotationen, in Österreich lange
Zeit war, zeigt sich im „Opfer-Mythos“, in der vielfachen Deklarierung Österreichs als erstes Opfer des Nationalsozialismus: „Denjenigen jedoch, die aus ‘rassischen’, politischen oder sonstigen gründen tatsächlich schwere
Verfolgung und Tod erlitten hatten, wurde der Opferstatus nicht oder nur eingeschränkt zugestanden [...].“ (Botz,
Geschichte und kollektives Gedächtnis, S. 57)
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Das Gutachten der Lagergemeinschaft begegnet dem "Vorwurf einiger Geschichtswissenschaftler und Autoren
von Mauthausen bezogener Literatur", die Gestaltung der Gedenkstätte sei "zu stark austrozentriert" mit einem
Hinweise auf den sehr hohen Anteil von Österreichern unter den Besuchern. (Vorschlag des Vorstandes, S. 3)
Dieser Anteil erklärt sich aber vor allem daraus, daß Schulklassen und Präsenzdiener lehrplanmäßig nach Mauthausen geführt werden. Diese Tatsache bestimmt in hohem Maße auch die gegenwärtige Gestaltung der Gedenkstätte und der Ausstellung. Hier wird von geführten Großgruppen ausgegangen, die ohne großes Vorwissen die
Gedenkstätte besuchen. Weder die Motivation noch die subjektive Bedeutung des Ortes werden von der Ausstellung hinterfragt. Durch eine Aufschlüsselung der jährlich erhobenen Besucherstatistiken nach Motivation (eine
solche Aufschlüsselung existiert nicht) könnte sich der hohe österreichische Besucheranteil als weit weniger
bedeutend erweisen.
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Aus der Tatsache, daß die Bewacher Deutsche und Österreicher waren, folgern daher schon
Fliedl / Freund / Fuchs / Perz, daß "Mauthausen deshalb nur zu einem geringen Teil eine nationale Gedenkstätte sein [kann], die Österreich als Opfer des nationalsozialistischen Deutschlands darstellt." Daraus leitet sich die Forderung ab, "Mauthausen als Gedenkstätte muß sich
deshalb grundlegend von Gedenkstätten in den von der deutschen Wehrmacht besetzten Ländern unterscheiden."51Diesem Argument ist auch hier zu folgen. Genauso sollte sich die Gedenkstätte in Mauthausen aber auch von deutschen Gedenkstätten unterscheiden. Denn die
besondere Problematik österreichischen Gedenkens ergibt sich ja gerade daraus, daß Österreicher bzw. Österreich auf unterschiedliche Weise beides waren: Täter und Opfer. Beiden
„Wirklichkeiten“ muß eine Gedenkstättengestaltung (neben einer Vielzahl anderer Bedeutungen) gerecht werden.
Diese Opfer-Täter-Ambivalenz soll jedoch vielfältig modifiziert und kontrapunktiert werden:
Aus nationalen/politischen/rassischen Gründen Verfolgte und Ermordete aus ganz Europa
wurden in Mauthausen vor allem durch deutsche und österreichische NS-Täter konfiniert,
zusammengepfercht, ausgebeutet und ermordet. Die beinahe unübersehbare Welt des Quälens
im KZ und des Leidens der Häftlinge wird daher in jeder Konzeption der Gedenkstätte einen
großen Raum einnehmen. Eine ausschließliche Betonung der Täter-Dimensionen von Mauthausen würde diesen und allen andern KZ-Opfern gegenüber unangebracht und moralisches
Unrecht sein.
Die vielfältigen, im Lauf der Zeit und je nach lokalen Gegebenheiten variierenden Formen der
“Behandlung“ der KZ-Häftlinge verweisen auf die uneinheitlichen Regimefunktionen des
KZs, die nicht ausschließlich in Terror und Vernichtung lagen. Bei der Inangriffnahme seiner
expansiven und „rassepolitischen“ Projekte ebenso wie bei seiner Okkupationspolitik in vielen nicht-deutschsprachigen Ländern konnte das Dritte Reich tatsächlich auf eine mehr oder
weniger breite Zustimmung und Unterstützung rechnen.
Ungeschönt und unmißverständlich dargelegt werden müssen auch die Ambivalenzen der Opfer- und Tätersituationen im KZ selbst. Dies betrifft die österreichischen politischen Häftlinge
insgesamt, die zunächst in der Öffentlichkeit ausschließlich als Opfer vorgestellt worden waren, dann allerdings - manchmal überschießend - in den 90er Jahren als sekundäre Täter “entdeckt“ wurden. Die grundsätzliche und nicht zu reduzierende Multivalenz der KZ-Welt be-
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Fliedl / Freund / Fuchs / Perz, S. 2.
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zieht sich ja gerade auf die tragische Integration von Häftlingen52 in die Kontroll-, Ausbeutungs- und Vernichtungsapparate des KZs, aber auch in einer anderen Weise selbst auf Tätergruppen wie „Volksdeutsche“, „Ukrainer“, Wehrmachtsangehörige und die (im April 1945 als
„Quasihäftlinge“ nach Mauthausen verlegten und zu allerletzt als „Bewacher“ fungierenden)
Wiener Feuerwehrmänner.
Auf der eigentlichen Täterseite sollte nicht nur vorsichtig differenziert werden, sondern auch
der Kreis der Betrachtung vergrößert werden. Dies betrifft vor allem die umgebende Bevölkerung. Einerseits übte auf sie das (meist recht detailierte) Wissen vom Schicksal der KZInsassen gewiß eine diziplinierende Wirkung aus, wie auch schon allein die bedrohende Herrschaftsarchitektur53 des Lagers die Anpassung, sofern noch erforderlich, und die Integration in
die NS-Volksgemeinschaft begünstigt haben mag. Andererseits war die Umwelt des KZs
höchst aktiv in den NS-Herrschaftskonsens eingebunden und trug als das System mehr oder
weniger akzeptierender Faktor dessen Verfolgungsmaßnahmen mit, selbst noch bei der sogenannten “Mühlviertler Hasenjagd“ im Februar 1945.
Trotz aller Differenzierung ist es dennoch schwer vorstellbar, daß angesichts der Toten von
Mauthausen letzten Endes Täter-Aspekte und nicht doch Opfer-Aspekte in Vordergrund stehen können. Die Gedenkstätte Mauthausen heute primär als „Ort der Täter“ darzustellen,
könnte die Opfer der Verfolgung und Vernichtung ein weiteres Mal zu Opfern machen - die-
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Diesen Aspekt vergißt die Lagergemeinschaft, wenn sie in einer neu zu erstellenden Museumsausstellung die
Lagersolidarität und den Häftlingswiderstand betont wissen will. "Wert zu legen wäre auf besonderes Hervorheben der Verfolgung der einzelnen Nationen, der sogenannten rassischen Häftlinge und der anderen kleinen
Verfolgtengruppen, aber auch der alliierten Kriegsgefangenen, die zur Ermordung im Lager bestimmt waren.
Auch die Solidarität der Häftlinge untereinander sowie ihr Widerstand müßte gewürdigt werden." (Vorschlag des
Vorstandes, S. 7) Die Diskussion der Funktionalisierung von KZ-Häftlingen evoziert, wo immer sie geführt wird,
höchst emotionale Aussagen und Abwehrhaltungen (z.B. Buchenwald). Natürlich stehen gerade die Organisationen der Überlebenden diesem Thema höchst kritisch gegenüber - dies erklärt sich auch zum Teil daraus, daß die
Überlebenden ihren Opferstatus noch immer als ungefestigt wahrnehmen, und in der wissenschaftlichen Diskussion den Versuch sehen, ihnen nachträglich das Opfer-Gewesen-Sein abzusprechen, oder gar undifferenziert eine
Täterrolle zuzuweisen. Bei der Darstellung der Involvierung von Häftlingen in das Lagersystem handelt es sich
aber nicht um die immer wieder befürchtete Schuldzuweisung, sondern um einen notwendigen Bestandteil jedes
Erklärungsansatzes eines so differenzierten Terrorsystems.
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Selten wurde bisher in Untersuchungen zur Architektur des Nationalsozialismus der Zusammenhang zwischen
Bauten zur Repräsentation und Bauten zur Unterdrückung thematisiert: „Der von KZ, Lager und Gestapo geprägten Innenansicht des NS-Reiches steht die architektonische Schauseite der geplanten neuen NS-Bauten gegenüber. Beide Seiten illustrieren nicht nur das Gesicht des Nationalsozialismus, sondern stehen in direktem Zusammenhang, denn das Material für die Großbauten zur Verherrlichung der NS-Macht stammte vielfach aus
Steinbrüchen (Flossenbürg, Groß-Rosen, Natzweiler, Mauthausen) und Ziegeleien (Buchenwald, Neuengamme,
Sachsenhausen, Stutthof), in denen KZ-Häftlinge geschunden und ermordet wurden.“ (Bauen im Nationalsozialismus, S. 21)
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ses Mal zu Opfern einer überzogenen Vergangenheits- und Geschichtspolitik der Nachkommen der (österreichischen) NS-Täter und -Mittäter.
MULTIVALENZ DES „GEDÄCHTNISORTS“
Die Gedenkstätte Mauthausen hat, wie schon mehrmals betont, für unterschiedliche Besuchergruppen ganz unterschiedliche Bedeutungen. Dies gilt nicht nur für die verschiedenen
Generationen und politischen „Lager“, denen die Besucher angehören, oder für deren
famliärem Hintergrund oder für Österreicher bzw. Ausländer. Denn bei einer Befragung von
ausländischen Teilnehmern an den Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers54 stellte sich heraus, daß auch die unterschiedlichen nationalen (nichtdeutschsprachigen) Gruppen der Gedenkstätte verschiedenste Bedeutungen zuschreiben: Für
die französischen, spanischen und italienischen Besucher etwa scheint eher der politische,
antinazistische Symbolgehalt der Gedenkstätte im Vordergrund zu stehen, während etwa für
die griechischen Besucher Mauthausen eher ein Symbol des (allgemeinen) Faschismus als des
Nationalsozialismus sein dürfte. Bei den polnischen Besuchern dominiert eine nationale bzw.
religiös-katholische Sichtweise. „Insgesamt überschneiden sich also in Mauthausen nicht nur
österreichische politische und generationsspezifische, sondern auch nationale Bedeutungsgehalte unterschiedlichster Art.“55 Für Besucher, die nicht in ihrem Heimatland, sondern im
„Ausland“ (meist in Österreich selbst) leben, ersetzt oft ein Besuch Mauthausens einen Friedhofsbesuch und das Totengedenken im Rahmen der Familie oder einer kleinen Gemeinschaft
ersetzt. Wenn “Heimat“ der Ort ist, wo man seine Toten begräbt bzw. selbst begraben sein
will, also der Todes- und Begräbnisort von Vorfahren, auf die man sich bezieht, dann ist
Mauthausen für viele Angehörige und Nachkommen von KZ-Opfern ein identitätsstiftender
symbolischer Ort von großer Bedeutung.
Umgekehrt kann sich für die Nachkommen der Tätergeneration, also für Österreicher und Österreicherinnen, ein solcher Ort als identitätserschütternd erweisen. Sogar hinsichtlich der Gefühle Einzelner ist Ambivalenz vis-á-vis einem Ort der Vernichtung und des Terrors wie einem ehemaligen Konzentrationslager denkbar. Dazu kommt noch, daß wie schon Maurice
Halbwachs an den legendären Stätten des „Heiligen Landes“ beobachtet hat, der Topographie
54
Vgl. dazu Peter Burkes Bemerkungen zu kollektiven Gedenkritualen, die er als eines der wichtigen Medien zur
Überlieferung von Erinnerung betrachtet: „Solche Rituale wiederholen das Vergangene im Sinne der szenischen
Inkraftsetzung. Sie sind nicht nur Gedenkhandlungen, sondern erheben auch den Anspruch, Vergangenheitsdeutungen durchzusetzen bzw. ein öffentliches Gedächtnis auszubilden. Deshalb sind sie in jeder Hinsicht als
‘représentations collectives’ (Durkheim) zu verstehen.“ (Burke, Geschichte als soziales Gedächtnis, S. 293)
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(von KZ-Gedenkstätten) selbst ein Fluktuieren von Bedeutungen, die Mutivalenz, geradezu
eingeschrieben zu sein scheint.56
Die Multivalenz des Ortes umfaßt also nicht nur politische, nationale und allgemein weltanschauliche Dimensionen, sondern auch persönliches Trauern, Gedenken und Erinnern an Nahestehende. Bei den Überlebenden und deren Familienangehörigen ist es wohl immer auch ein
Versuch, mit dem Tod von Freunden, mit dem eigenen Überleben, mit der Befreiung und der
Situation danach „fertig“ zu werden. Das Verhältnis zu Verfolgung und Widerstehen im Nationalsozialismus ist ein Faktor, der sowohl die Identität als auch die Abgrenzung dieser Gruppen (mit)konstituiert. Dies gilt natürlich auch für politische Parteien und die Regierung, für
die Mauthausen ein Ort der Legitimierung ihrer Politik und der Herrschaftsansprüche und der
staatlichen Repräsentation ist. So problematisch dies sein mag - einer Absenz der österreichischen Politik in Mauthausen wäre vom geschichtsbewußten und demokratischen Standpunkt
aus herbe Kritik sicher57.
Mauthausen nimmt damit einen zentralen Stellenwert in der Konstruktion und Aufrechterhaltung langfristiger, temporärer, regionaler oder generationsspezifischer Gruppen-Identitäten
ein, die natürlich bei den verschiedenen Nationen, bei nationalen Minderheiten in der Diaspora (Auslandsgriechen, Auslandspolen) und politischen Gruppen und Verbänden (griechische
Kommunisten, französische Konservative und „linke“ italienische Überlebenden) ganz unterschiedlich sind. Mauthausen ist gerade durch seine Vieldeutigkeit ein Teil ihrer jeweiligen
Identitäten, insbesondere dann, wenn die Identität als gefährdet wahrgenommen wird. Für
Homosexuelle, Roma und Sinti, Juden bzw. Israelis, Zeugen Jehovahs, Mitglieder des Cartellverbandes oder österreichische Kommunisten war und ist Mauthausen auch ein Symbol
ihrer fragilen Bindung an die österreichische Gesellschaft.
Letzten Endes beziehen wahrscheinlich viele Überlebende aus dem Besuch der Stätte ihrer
Verfolgung ihre “nachkonzentrationäre“ Identität; deshalb sind sie oft so tief verletzt, wenn
eine Veränderung der Interpretation ihrer eigenen KZ-Erfahrung durch geschichtswissenschaftliche Forschungen, filmische Gestaltungen oder eine Umgestaltung der KZGedenkstätte herausgefordert wird. Die Gefühle der Opfer entziehen sich jeder politischen
55
Botz u.a., KZ Mauthausen, S. 27ff.
Siehe Koonz, Between Memory, S. 259.
57
So etwa in dem Referat von Margit Reiter über Formen und Rituale des Gedenkens an 1945 im Jahre 1995 auf
dem 3. Österreichischen Zeitgeschichtetag im Mai 1995.
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oder wissenschaftlichen Kritik, und auf diesen Umstand ist gerade auch von den “Nachgeborenen“ einzugehen.
Von dieser symbolisch vermittelten Multivalenz - und nicht primär von der multinationalen
Zusammensetzung der historischen Häftlingsgesellschaft im KZ Mauthausen - leitet daher
unser Gestaltungsrahmen sein zentrales Prinzip ab: nicht nur Anerkennen und Zulassen, sondern Betonen von Vielfalt und Uneinheitlichkeit, Facettenhaftigkeit, Perspektivität und Widersprüchen, die nicht auf einen „gemeinsamen Nenner“ einer umfassenden „Erklärung“ zu
bringen sind.
KONTINUITÄT DURCH KONTRASTLOSE WEITERNUTZUNG
In der radikalsten Form werden Aspekte des Weiterwirkens der österreichischen Täterschaft
durch die oft umstandslose Weiternutzung der schon in der NS-Zeit bestehenden Gebäude und
wirtschaftlichen Betriebe (Gusen etc.) deutlich. Andere Beispiele dafür sind etwa das noch
lange Zeit bei einer Linzer Reinigungsfirma in Benutzung stehende Insektenvertilgungsmittel
Zyklon der Firma Degesch, die Ofenkonstruktionen der Firma Topf oder die Kontinuität von
Steinbrüchen oder Industriebetrieben (auch wenn diese heut von anderen Eigentümern betrieben werden).
Doch auch bezüglich der Unterbringung der Gedenkstättenadministration in ehemaligen SSGebäuden erhebt sich die Frage, wie lange vom dominanten Geschichtsverständnis her der
gegenwärtige Zustand tragbar erscheinen wird58. Wenn die Weiternutzung von Gebäuden des
ehemaligen KZs aus finanziellen oder räumlichen Gründen unvermeidlich ist, wie dies auch in
den meisten anderen KZ-Gedenkstätten der Fall ist, so sollte wenigstens auf eine gewisse
Kontrastierung geachtet und sei es durch deutliche Aufschriften oder die Anbringung von
bildhaften Darstellungen „emtfremdet“ werden. Auf keinen Fall sollte aufgrund leichter
Adaptierbarkeit, wie dies bisher eher die Regel gewesen ist, umstandslos eine historisch belastete Struktur übernommen werden. So wäre zu überlegen, ob nicht die Administration des
Gedenkstätten-Museums nicht auch in jenem Trakt untergebracht werden könnte, in dem ge-
58
Vgl. dazu die Vorschläge der Sachverständigenkommission, S. 15: Ihr Gutachten spricht hier konkret das
Problem der ehem. Kommandantur und der ehem. Wäschereibaracke an, die beide in nur schwer zu rechtfertigender Weise umfunktioniert wurden - das Kommandantur-Gebäude dient heute der Gedenkstättenverwaltung
(!), die Wäschereibaracke wird als Andachtsraum gebraucht und suggeriert nicht nur die Existenz eines solchen
auch im tatsächlichen Lager, sondern wirft immer wieder die Frage auf, ob und in welcher Weise eine Gedenkstätte konfessionell funktionalisiert werden darf.
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genwärtig die Filmführungen für Besuchergruppen stattfinden. Die ehemalige Kommandantur
stünde dann für eine eventuelle Ausstellung zum Thema SS offen.
Von vielen Besuchern wird auch der im unmittelbaren Lagerbereich installierte Bookshop als
iritierend empfunden, auch wenn er vom denkmalschützerischen Standpunkt sehr sensibel in
die bestehende Baustruktur eingefügt wurde. Die von der Sachverständigenkommission geforderte Entflechtung der Funktionen sollte aber zumindest in diesem Punkt durchgeführt
werden.
Die derzeit als Wohnung des Lagerverwalters genutzten Räume könnten (unter Wahrung von
dessen Ansprüchen auf eine Dienstwohnung) allenfalls ebenfalls für Ausstellungen verwendet
werden. Gesichtspunkte der Bewachung und Sicherung durch einen am Ort rund um die Uhr
anwesenden Verwalter (mit seiner Familie) dürften dabei keine ausschlaggebende Rolle spielen, Sicherheits- und soziale Erwägungen könnten eher gegen den derzeitigen Zustand des
Lebens in einem räumlichen und geschichtskulturellen „Ghetto“ sprechen.
Strukturelle Kontinuitäten von Gegenwart und NS-Vergangenheit sollten in Zukunft vermieden werden. Wenn für die Besucher in geschichts- und politisch-didaktischer Absicht eine
Beziehung zwischen dem Konzentrationslager und der Gegenwart hergestellt werden soll, so
sollte das Aufzeigen der Kontiniutät etwa von Denkkategorien und sozialen Vorgängen mit
den Mitteln der Beschreibung und Kritik explizit geschehen.
BEZIEHUNGEN ZUR GEGENWART
Die gegenwärtige Ausstellung und die Gedenkstätte insgesamt legen, wie andere Gedenkstätten-Museen, die in den 6oer Jahren konzipiert wurden, großen Wert auf die drastische Darstellung und Aufzählung der verschiedensten Tötungs- und Foltermethoden. Wenn die Präsentation des Gedenkstätten-Museums allerdings den Eindruck einer Überbetonung des Schreckens
des KZs bei wesentlichen Gruppen von Besuchern macht, dann rückt die dargestellte KZ“Wirklichkeit“ völlig aus der Gegenwart in das Unvorstellbare, ins Sakrale, Irrationale, ja Mythische. Dies ist auch der zentrale Punkt einer seit 1945 in unterschiedlichen Formen geführten historiographischen, kunsttheoretischen und philosophischen Kontroverse über die
Darstellbarkeit/Undarstellbarkeit von „Auschwitz“. Adornos apodiktischer Satz, vielfach
durch die Literaturgeschichte, nicht zuletzt durch Paul Celans „Todesfuge“ widerlegter Satz,
hat doch auch eine bleibende Gültigkeit, selbst wenn es sich „nur“ um Mauthausen handelt:
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„nach Auschwitz ein Gedicht zu schrieben, ist barbarisch...“59 Der Massenmord und dessen
Umstände unter dem Nationalsozialismus hätten das Scheitern jeder Wissenschaft und der
Aufklärung offenkundig gemacht. „Alle Kultur nach Auschwitz, samt der dringlichen Kritik
daran, ist Müll.“60 Ähnlich argumentieren von unterschiedlichen Positionen Claude Lanzmann, der trotz seines theoretischen „Bilderverbots“ über den direkten Massenord, gebrochen
in den Formen der gefilmten Erinnerung von Überlebenden, die Shoah nachdrücklicher nachvollziehbar machen kann als die schockierenden Leichenberge mancher „Dokumentarfilme“
oder die - ebenfalls einer direkten Darstellung ausweichende Schilderung und Personalisierung in Steven Spielbergs „Schindlers Liste“. Dennoch sind weder „Schweigen“ noch die endlose Suche nach der angeblich einzig „adäquaten“ Darstellung der „Realität“ von Mauthausen
angebracht. Das Sagbare über das Unsagbare zu versuchen, trotz der historischen Unerklärbarkeit Auschwitz (und Mauthausen) zu erklären zu suchen, es trotz des Versagens der Kunst
in mit dem mitteln der gestalteten Formen, d.h.gerade auch ästhetisch, darstellbar zu machen,
ist auch am Gedächtnisort Mauthausen angebracht.
Obwohl die Dimensionen des unsagbaren Schreckens an den bedeutungsvollsten Orten - Gaskammer, Hinrichtungsstätte, Leichenraum, Todeswand im Steinbruch u.dgl. - in der Gedenkstättengestaltung weder heruntergespielt werden dürfen noch könnten, ist doch auch Raum für
rationale Erklärungsversuche und Ansätze zur Analyse des NS-Systems einzugehen. Seit
Hannah Arendt auf die „Banalität des Bösen“ aufmerksam gemacht hat, ist auch bei einem
Versuch, Mauthausen „verstehbar“ zu machen, nicht ohne die Einbeziehung der und eine Annäherung an die alltäglichen Erfahrungsräume der jeweiligen Besucher auszukommen. Gewisse Aspekte der KZ-Welt lassen eine - nota bene: vorsichtige - Inbezugsetzung zu bestimmten
Eigenschaften der heutigen Gesellschaft zu. Ein “verstehendes“ Nachvollziehen des Vergangenen ist nur von der Gegenwart her möglich, gleichzeitig können aus einem Bedenken und
Bewußtmachen von Vergangenen politische Aufklärung und Gegenwartswirkung hervorgehen.
Eine politisch verantwortungsvolle Interpretation und heute gestalterisch vertretbare Repräsentation von Mauthausen wird in diesem Punkt einen Mittelweg bzw einen Weg des Kompromisses gehen müssen: Der NS-Terror und die KZ-Welt sind einmalig, sie haben weder
einen Platz noch etwas Vergleichbares in unserer Gegenwart. Die einzelnen Elemente dieses
Schreckens, das Leiden und Sterben Einzelner, die Lebensbedingungen der Täter und Opfer
59
Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, Bd. 10.1, Frankfurt/Main 1970-86, S. 30.
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sind jedoch nachvollziehbar und, wenn auch nicht unserem Alltag gleich, so doch strukturell
in manchem vergleichbar. Gerade dieses „Faktum“ im geschichtstheoretischen Rahmen erlaubt eine Politisierung des konkreten Lebens und Sterbens im KZ.
60
Ebenda, Bd. 6, S. 359.
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VORSCHLÄGE
I. GRUNDLINIEN DES RAHMENKONZEPTS
Das hier vorgelegte Rahmenkonzept wurde, anders als die eingangs skizzierten Vorschlagspapiere im Auftrag des Bundesministeriums des Innern, jedoch ohne inhaltliche Einflußnahme
erstellt. In vielem, vor allem in historisch-„inhaltlicher“ Hinsicht übernimmt es die schon gemachten Anregungen und Vorschläge, doch aufgrund seines Charakters als Gesamtrahmen ist
es mit manchen der früher gemachten Detailvorschläge in einem gewissen Maß auch dort vereinbar, wo es in seiner Grundkonzeption ganz andere Wege geht.
Multivalenz und Perspektivität - Modulhaftigkeit - Kontrastierung bzw. Kontextualisierung
von Artefakten und Text sind die drei wesentlichen Leitlinien des vorliegenden Rahmenkonzepts. Gerade darin unterscheidet es von den älteren Neugestaltungsvorschlägen.
1. MULTIPERSPEKTIVITÄT
Grundsätzlich soll hier, “poststrukturalistischen“ bzw. “postmodernen“ Diskursen im weitesten Sinne in Geschichtswissenschaft, Architektur, Museologie und Archäologie folgend61,
davon ausgegangen werden, daß eine in jeder Hinsicht einheitliche Gestaltung der Gedenkstätte, die einer wissenschaftlichen oder ästhetischen “Megaerzählung“ folgt, weder geschichtstheoretisch möglich noch gesellschaftlich wünschenswert ist. Nicht im Vordergrund
stehen kann daher auch eine vereinfachende, andere Interpretationen und Gesichtspunkte völlig ausschließende, "ein für allemal" gültige Klärung der Frage, ob der Nationalsozialismus
etwa als “Faschismus“, “deutsche Diktatur“ oder “Totalitarismus“ hinreichend zu erklären sei.
Ebenso kann es nicht primär um eine auf österreichische Sicht zugeschnittene Rezeptionsgeschichte seit 1945 (etwa: Geschichtstabu und Opfer-These) und eine gegenwartsnahe kollektive Bewußtseinsgeschichte Mauthausens gehen. (Im vereinigten Deutschland mit dessen umstrittener „Nachnutzung“ einiger KZs durch die DDR mögen die Dinge etwas anders liegen.)
Nicht wegen einer „Nachgeschichte“ kommen so viele Besucher nach Mauthausen, sondern
wegen der sog. “realen“ Geschichte eines größten KZs des NS-Regimes.
61
Siehe: Barry Smart, Postmodernity, London 1993; Steven Best/ Douglas Kellner, Postmodern Theory. Critical
Interrogations, Houndmills, Basingstoke 1991; auch: Lutz Niethammer, Posthistoire. Ist die Geschichte zu Ende?, Reinbek bei Hamburg 1989.
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Die neuen Gestaltungsprinzipien sollten daher durchaus die Schwierigkeit offenlegen, den
komplexen historischen Vorgang in einem Konzentrationslagers wie Mauthausen zu „erklären“ oder auch nur zu beschreiben. Auch die Probleme der Interpretation der Quellen, die
eben nicht „für sich sprechen“, sondern ihre Aussagekraft erst von einer Fragestellung ausgehend, und meist nur im Kontext mit anderen Quellen und historischen Wissenselementen,
erlangen, sollten offengelegt werden. Dies gilt umso mehr, als der Kreis jener, für die „Mauthausen“ ein wichtiges, identitätschaffendes Symbol ist, sozial, generationsmäßig, national und
kulturell sehr heterogen ist. Eben deshalb werden der „historische Ort“, seine Artefakte, die
erhaltenen Bauwerke und die Ausstellung jeweils aus unterschiedlicher Perspektive angesehen
und mit Bedeutung versehen.
Allerdings sollte in Anbetracht der unantastbaren “Würde des Orts“ nicht “modischen“ oder
spielerischen Tendenzen Tribut gezollt werden. Letzten Endes stößt ja der postmoderne Relativismus62 bezüglich historischer “Realität“ und “Wahrheit“ angesichts der nationalsozialistischen Massenvernichtung und der Konzentrationslager an unüberwindbare Grenzen. Es
scheint weniger rein dokumentarische Direktheit denn eine Art „anspielenden oder distanzierten Realismus“ (Saul Friedlander)63zu sein, der beim Betrachter eines Bildes, Leser eines Dokuments oder Besucher eines Museums das Gefühl von „relativer Adäquatheit“ bzw. Authentizität bewirken kann, wenn es um die Darstellung von so extremen, unvorstellbaren Vorgängen wie dem Massenmord an den Juden oder auch den mörderischen Zuständen im Konzentrationslager Mauthausen geht. Gerade weil der Filter von persönlicher Erinnerung, eine Art
erzählender Einrahmung, die das Unsagbare ungesagt läßt, zu Lanzmanns Stilmitteln gehören,
ist sein Film „Shoah“ so eindrucksvoll. Daher können manchmal Spuren von Vergangenem
mehr über dieses aussagen als eine vorgeblich „umfassenden Erklärung“.
Historische Bauwerke, Artefakte, Photographien, Dokumente etc. brauchen daher nicht in
jeder Hinsicht kommentiert und erschöpfend durch Texte erläutert zu werden. Gerade in ihrer
Polysemie, in ihrer Mehrdeutigkeit, kann ihre Aussagekraft liegen. Dies ist eine der Leitlinien
dieses Konzepts.
Daher ist gerade bei der didaktisch-ästhetischen und inhaltlichen Neugestaltung, anders als in
den “Sachverständigen-Vorschlägen“, hier in besonderem Maße auf die ganz unterschiedlichen Bedeutungen von „Mauthausen“ Rücksicht zu nehmen. Zwar fordert die Sachverständigenkommission, Ausstellung und Gedenkstätte müßten den unterschiedlichen Zeitbudgets und
Informationsbedürfnissen gerecht werden, bezieht sich aber in ihrer Betonung einer mehrspra-
62
Ernest Gellner, Postmodernism, Reason and Religion, London 1992, S. 22 ff.
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43
chigen Gestaltung der Ausstellung nur auf den "internationalen Charakter der Gedenkstätte".64
Dabei übersieht sie offensichtlich, daß „Mauthausen“ nicht nur dem Informationsbedürfnis
der Besucher zu dienen hat, sondern in hohem Maße auch der Identifikation, dem Gedenken
und Erinnern. Bei den Besuchern besteht wahrscheinlich nicht nur ein Bedürfnis nach "eigener Sprache", sondern auch nach eigener Bedeutung; deshalb geht selbst die sensibelste und
ausführlichste Internationalisierung am eigentlichen Problem vorbei, solange nicht auch die
verschiedenen Bedeutungen der Gedenkstätte für die ausländischen Besucher wenigstens ansatzweise realisiert und in die Gestaltung einbezogen werden.
2. KONTEXTUALISIERUNG
Auch eine andere Hauptlinie der “Sachverständigen-Vorschläge“ kann hier aus grundsätzlichen Überlegungen nicht übernommen werden, und zwar die Empfehlung einer weitgehenden, wenngleich behutsamen “Entflechtung“65 der funktionalen Bereiche Gedenkstätte, Museum und Denkmalsbezirk. (Letztere Bezeichnung halten wir für eher adäquat als das Wort
“Denkmalspark“, das angesichts des Friedhofscharakters der Gedenkstätte fast pietätlos wirkt
und die profanen Erinnerungsrituale eher abwertet.) Denn nur durch die wechselseitige Kon63
Friedlander, Probing the Limits of Representation, S. 17.
Der internationale Charakter der Gedenkstätte ergibt sich für die Sachverständigenkommission daraus, daß
"das Konzentrationslager Mauthausen - bezogen auf seine internationale Häftlingsstruktur - ein Lager von internationaler Dimension" war. Daher leitet es auch eine Forderung ab, der voll zuzustimmen ist: "die Gedenkstätte
hat in all ihren Aktivitäten diesen internationalen Charakter zu berücksichtigen; dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Ausstellung, die Besucherbetreuung und die Öffentlichkeitsarbeit. Das erfordert die Rücksicht auf
die Nachkommen der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers, aber auch auf den wachsenden Strom der
Besucher/-innen aus vielen Ländern, denen der Zugang zum historischen Verständnis der Gedenkstätte in ihrer
eigenen Sprache ermöglicht werden muß." (Vorschläge der Schaverständigenkommission, S. 6)
Die mehrsprachige Zugänglichkeit, wie dort vor allem gefordert, sollte allerdings bei einer Gedenkstätte von der
Dimension und Bedeutung Mauthausens eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.
65
Die Sachverständigenkommission schlägt eine "weitgehende Entflechtung der verschiedenen sich überlagernden Bereiche, Funktionen und Nutzungen in der Gedenkstätte" vor. "Historische Überreste, Informationsbereich
und Verwaltungsbereich sollen klar voneinander getrennt werden." Deshalb fordern die Autoren der „Vorschläge“ „die - optisch einheitlich zu haltende - Bezeichnung von zum Konzentrationslager und seiner Infrastruktur
gehörenden Baulichkeiten und deren Inventar sowie die genaue Kennzeichnung von Originalen/ Rekonstruktionen/ Umbauten." (Vorschläge der Sachverständigenkommission, S. 15) Als Beispiele werden die gegenwärtige
Nutzung der ehem. Kommandantur als Verwaltungsgebäude und die gegenwärtig als Kapelle dienende ehem.
Wäschereibaracke angegeben.
In diesen Punkten ist dem Gutachten zu folgen, anders verhält es sich allerdings bei der weitaus sensibleren Frage
der Denkmäler (Vorschläge der Sachverständigenkommission, S. 16f). "Der Denkmalspark in der Gedenkstätte
ist Teil der Rezeptionsgeschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Er soll als gestalteter Ort, als museale
Insel, architektonisch behutsam von den vorhandenen Überresten des Konzentrationslagers getrennt werden.",
und wie auch "private Erinnerungstafeln und -objekte [...] den kognitiven und emotionalen Zugang zur Geschichte des Konzentrationslagers erleichtern. Denkmäler und Erinnerungstafeln von Privatpersonen zur Erinnerung an
Häftlinge sollten aus diesem Grund auch weiterhin an bestimmten Orten zugelassen und gefördert werden." Hier
suggeriert das Gutachten die Möglichkeit einer eindeutigen Unterscheidung zwischen nachträglich "gestalteten
Orten" und ursprünglichen authentischen Orten, und vernachlässigt, daß gerade bei den Erinnerungstafeln eine
solche Zäsur nur schwer zu konstruieren ist.
64
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44
textualisierung und Kommentierung von Materialität, Anonymität und “klinischer Sauberkeit“
der Tötungseinrichtungen mit der Erzählung konkreter Menschenschicksale kann bei den Besuchern etwa der Gaskammer bruchstückhaft und indirekt das Unvorstellbare des vergangenen
Geschehens nachvollziehbar gemacht werden. Durch in diesem Raum schon angebrachten
photographischen Portraits und Inschriften wird die Vorstellung von konkreten Ermordeten
möglich. Durch die Abspielung von Oral- oder Video-History-Interviews von Überlebenden
oder Angehörigen von Ermordeten kann intensiv, über die zeitliche Distanz hinweg, die immer noch gegenwärtige Trauer der Überlebenden nachvollzogen werden kann. Gleichzeitig
wird dadurch die Aura des Authentischen bestärkt.
Daraus ergibt sich auch eine besondere Zurückhaltung bezüglich des von den “Sachverständigen-Vorschlägen“ empfohlenen sogenannten “Zurückbauens“, etwa in der Gaskammer.66 Die
Fiktion eines "objektiven", musealen Ortes, der keine Bedeutungszuschreibung privilegiert
und sozusagen "reine" Artefakte präsentiert, kann innerhalb einer Gedenkstätte per definitionem nicht gelingen. Die historische “Realität“ ist nicht mehr rekonstruierbar.
In diesem Zusammenhang stellte sich auch die Frage, welche "Realität" denn wiederhergestellt werden soll - etwa die von 1939, von 1941, von 1945? Die Bausubstanz und ihr Quellencharakter würden gerade durch weitere Eingriffe, wie konservatorisch und rekonstruierend
sie auch ausfallen mögen, nur noch weiter verändert (siehe oben: Abschnitt: Probleme der
Authentizität). Die Offenlegung der quellenkritischen Probleme und die Verhinderung jeglicher weiteren unsachgemäßen baulichen Eingriffe sind aber unverzichtbar, wenn „geschichtsrevisionistische“ Angriffe in Zukunft hintangehalten bzw. erschwert werden sollen.
66
Auch die Sachverständigenkommission ist sich der grundlegenden Problematik bewußt. "Vorsichtige Rückbauten von nach 1945 erfolgten Einbauten können nur dort vorgenommen werden, wo durch einfaches Entfernen
eine Annäherung an einen Originalzustand möglich ist und die Einbauten nicht selbst zentrale Bedeutung für die
Geschichte der Gedenkstätte haben. Bei Rückbauten ist im Einzelfall zu klären, unter Bezug auf welchen zeitlichen Zustand sie vorgenommen werden sollen." (Vorschläge der Sachverständigenkommission, S. 16) Eben diese
Frage muß sich aber als unüberwindbares Hindernis jedes Rückbaus herausstellen, da jegliche Entscheidung für
einen bestimmten Zeitraum natürlich eine bestimmte Gewichtung und Bedeutungsgebung in sich birgt.
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45
3. REALISIERBARKEIT
In der Praxis werden bei der museumsgestalterischen Arbeit Kompromisse oft unvermeidbar
sein. Dennoch beschränken sich die hier präsentierten allgemeinen Vorschläge für Neugestaltungs-Projekte nicht auf das in den nächsten Jahren realistischerweise Machbare67, sondern sie
schlagen einen flexiblen, im Detail in vielerlei Hinsicht erst zu konkretisierenden inhaltlichen
und ästhetischen Rahmen und einige der sich daraus ableitenden weiteren Erneuerungsschritte
vor.
Wenn daher in diesem Rahmenkonzept besonders vordringliche Arbeitsschwerpunkte beschrieben werden, bedeutet dies weder, daß einzelne Module die Gesamtkonzeption ersetzen
können, noch daß etwa eine großzügige Gestaltung der heute noch weitgehend fehlenden Benutzereinrichtungen (Bibliothek, didaktisches Zentrum) oder eine wissenschaftliche Institutionalisierung der Gedenkstättentätigkeit nach Erreichen einer mittleren Ausbaustufe ad acta
gelegt werden sollten.
Wesentlich erscheint uns auch, daß die Ausarbeitung eines umfassenden Konzepts zur Neugestaltung der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen einen kooperativen Diskussionsprozeß mit Historikern und Nachbarwissenschaftern ebenso wie mit den ästhetischen Gestaltern, aber auch mit den Überlebenden voraussetzt. In diesem Sinne sind die hier gemachten
Vorschläge als vorläufig und eher als Anstöße denn als fertige Antworten zu verstehen. Sie
beziehen sich ausdrücklich auf das Stammlager und vernachlässigen aus pragmatischen Gründen den kaum weniger wichtigen „Archipel“ der Nebenlager.
67
“Kurzfristig“ bedeutet den Zeitraum von etwa einem Jahr, “mittelfristig“ etwa eine Dauer von zwei bis drei
Jahren, “längerfristig“ bezieht sich auf einen Zeitraum von ca. zehn Jahren oder mehr.
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II. WISSENSCHAFTLICHE ASPEKTE DER NEUGESTALTUNG
1. SICHERN UND SAMMELN
Prinzipiell ist die nicht nur die Sicherung und Sammlung zu intensivieren, sondern auch die
wissenschaftliche Forschung. So sollten nicht haltbare oder unsichere Zahlenangaben über
Tote oder Häftlingszahlen nicht voreilig durch neue, ebenso unsichere, ersetzt werden, sondern eher durch globale Zahlenangaben umgangen oder vorläufig überhaupt nicht erneuert
werden. Ein solches Vorgehen scheint sich jedenfalls in der Gedenkstätte Sachsenhausen zu
bewähren. Analoges gilt auch für andere offene Fragen.
BAUBESTAND
Im Kern des heutigen Erscheinungsbildes von Gedenkstätte und Museum Mauthausen stehen
zweifelsohne einerseits die sogenannte “Lagerburg“ mit den Mauern, Stacheldrahtzäunen und
Wachtürmen, den Baracken, der Hinrichtungsstätte und der Gaskammer und andererseits der
Steinbruch mit der Todesstiege. Alle Überlegungen zu einer allfälligen Umgestaltung des IstZustands müssen daher von diesem unwiederbringlichen Bestand, der eines der wertvollsten
“archäologischen Archive“68 zur NS-Periode auch für zukünftige Generationen darstellt, ihren
Ausgang nehmen. Jede Empfehlung zur Neugestaltung muß einen pfleglichen Umgang mit
diesem “Archiv“ garantieren und ihn ins Zentrum der Überlegungen stellen. Nur so behält
Mauthausen unter “museologischem“ wie geschichtskulturellem Gesichtspunkt größte nationale wie internationale Bedeutung.
Aus diesem Grund fordern sowohl Fliedl/Freund/Fuchs/Perz wie auch die Sachverständigenkommission und der Vorstand der österreichischen Lagergemeinschaft eine umfassende Erhebung des Bauzustandes, der Rekonstruktionen und der Museumsbestände.69
68
Im Sinne Jan Assmanns sollte hier die „Sicherung der Spuren“ unterschieden werden von der „Erinnerung der
Taten“ und der „Geschichte des Sinns“ (der Sinndeutungen): „Der erste, archäologische Zugang untersucht die
archäologischen Formationen: ihre zeitliche Abfolge, ihre räumliche Erstreckung und ihre Überlagerung. [...] Die
Untersuchung der Spuren ist sinnabstrakt und prozeßorientiert. Sie richtet sich auf eine alltägliche und von den
Zeitgenossen gerade aufgrund ihrer Alltäglichkeit nicht weiter sinninvestierte Vergangenheit.“ (Assmann, Ägypten, S. 21)
69
"Was Original oder Nachbau ist bzw. was fehlt, ist an keiner Stelle gekennzeichnet. Auf diesen Defiziten konnten und können Rechtsextremisten ihre Behauptungen aufbauen, daß eine Gaskammer, wie sie heute in Mauthausen vorhanden ist, nie hätte funktionstüchtig gewesen sein können, ebenso wie ein noch vorhandener
Krematoriumsofen, von dem heute kein Anschluß zu einem Kamin vorhanden ist." (Fliedl / Freund / Fuchs /
Perz, S. 29f)
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47
Im großen und ganzen wurde trotz mancher berechtigter Kritik an der Erhaltung der baulichen
und “sachgegenständlichen Überreste“ im Gelände und im Museum bisher dieses “Kulturerbe“ verantwortungsvoll gewahrt, wenn man von den unter einer anderen Erinnerungs- bzwVergessenskultur geprägten Anfangsjahren der Gedenkstätte (in den späten 40er Jahren) absieht.
Dennoch kann immer noch (mit einiger Zuspitzung) gesagt werden: Weder Umbauten, Zubauten und Renovierungen noch der “ursprüngliche Zustand” nach der Befreiung werden bisher
in der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen in wirklich ausreichendem Maße öffentlich dokumentiert. Dabei gab (und gibt) gerade das Defizit an Originalquellen bzw. die
schlampige oder nicht nachvollziehbare Unterscheidung zwischen Nachbauten und “Originalzustand” Revisionisten und Neonazis willkommenen Anlaß, den Wahrheitsgehalt der baulichen Darstellung und der Dokumentation der im Konzentrationslager Mauthausen verübten
Verbrechen des NS-Regimes öffentlich anzuzweifeln.
Zur Entwirrung der auf dem Gelände ineinander verschränkten chronologischen Schichten
erscheinen die grundlegende Erforschung der Baugeschichte des Lagers und eine seriöse Dokumentation der Veränderungen nach der Befreiung 1945 sowie die Kennzeichnung aller vorgenommenen Rekonstruktionen und Umbauten besonders dringlich.
Die „Vorschläge der Schverständigenkommission“ verweisen besonders auf das höchst sensible Thema Gaskammer, und auf die Problematik des Verschwindens und Wiederauftauchens diverser Überreste. Ein besonderes
Problem wird auch in Zukunft der Diebstahl von Überresten durch Besucher darstellen. (Vorschläge der Sachverständigenkommission, S. 14)
Auch die „Vorschläge des Vorstandes der Lagergemeinschaft“ nennen als "Voraussetzung für einen sorgfältigen
Umgang mit den historischen Überresten [...] die systematische und vollständige Erfassung des Ist-Zustandes des
historischen Ortes Mauthausen, die Rekonstruktion der Baugeschichte des Konzentrationslagers Mauthausen
sowie eine Analyse und Dokumentation der baulichen Veränderungen seit 1945." Und weiter: "Die Wichtigkeit
einer genauen Inventarisierung ergibt sich aus der Diskussion um die Echtheit, weswegen nach Fertigstellung der
Inventarverzeichnisse interessierten Besuchern Gelegenheit gegeben werden müßte, in sie Einsicht zu nehmen."
(Vorschläge des Vorstandes, S. 5) Von dieser Inventarisierung sollen aber (unverständlicherweise) "die zur Erinnerung an Einzelpersonen an Denkmälern oder in den Krematoriumsräumen [angebrachten] Tafeln" ausgenommen sein.
Alle drei vorliegenden Gutachten konzentrieren sich in ihrer Argumentation auf die natürlich berechtigte Befürchtung der Stärkung revisionistischer Argumente durch fehlende Dokumentation, und auf wissenschaftliche
Kriterien. Vergessen wird dabei, daß fehlende Kennzeichnungen von Veränderungen auch dem Besucher der
Gedenkstätte ein irreführendes Bild vermitteln. Eine listenmäßige Erfassung von Um-, Zu- und Neubauten kann
nicht genügen. Es muß auch ein Weg gefunden werden, der es den Besuchern ermöglicht, die Gedenkstätte
Mauthausen als das wahrzunehmen, was sie ist: ein der Zeit und verschiedensten Bedeutungszuschreibungen
unterworfener Ort.
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SUCHE NACH „ÜBERRESTEN“ UND ERWEITERUNG DES BESTANDS AN ARTEFAKTEN
Mittelfristig und auf weitere Sicht muß der Bestand an sogenannten “historischen Überresten”
(“Realien“) systematisch durch gezielte Recherchen, durch Aufrufe in der Öffentlichkeit,
durch Einschaltung der Überlebenden-Organisationen, durch archäologische Maßnahmen
(z.B. Grabungen auf dem Lagergelände, besonders im Steinbruch) erweitert werden. Auch die
Frage der Leihbestände aus anderen Lagern muß unter dem Gesichtspunkt der Offenlegung
des Bestandes neu überdacht werden.
ORAL HISTORY - VIDEO HISTORY
Im Zeichen der weltweiten und umfassenden Dokumentation von Holocaust-Überlebenden
durch Video-Interviews und nach den Erfahrungen mit eher dilettantischen Versuchen in Österreich im letzten Jahr kann es keine Frage sein, daß auch in Österreich ein wissenschaftlich
vertretbares und videogestalterisch professionelles Dokumentationsprojekt mit den Überlebenden des KZs Mauthausen begonnen werden soll.70
Auch das Problem der nicht mehr länger aufschiebbaren “Quellensicherung“ und “Quellenproduktion“ sprechen für eine unverzügliche Inangriffnahme eines solchen Projekts, denn der
Großteil der Überlebenden des KZ Mauthausen ist mittlerweile über 80 Jahre alt, viele davon
sind schwer krank. Individuelles Gedächtnis zu sicher fordert schon allein die Pietät gegenüber den Opfern der NS-Verfolgungspolitik. Von dieser "Sicherungsarbeit" und den so gewonnenen Quellen wird aber auch die Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen eine
Bereicherung erfahren.
70
Es ist dabei besonders zu beachten, daß ein überwiegender Teil der Mauthausener Häftlinge Nicht-Österreicher
waren, bisher Interviews aber hauptsächlich mit österreichischen Überlebenden durchgeführt wurden. Dabei
sollten mehrstündige Gespräche konzipiert werden, die nicht nur von der technischen Qualität und durch digitale
Speicherung, sondern auch von den angesprochenen geschichtswissenschaftlichen Themen und der Dauerhaftigkeit der Informationsträger her angemessen sind. Deshalb sollten nicht nur die “faktenbezogenen“ Erzählungen
der ehemaligen Häftlinge abgefilmt werden, sondern es sollten auch Fragen und Reflexionen nach Kriterien der
individuellen und kollektiven “Erinnerungsarbeit“ und der Biographiekonstitution ermöglicht werden. Natürlich
muß dabei ein gewisses Maß an Standardisierung, die einen Vergleich der Interviews erlaubt, angestrebt werden.
Der enge zeitliche Rahmen, den z.B. das sogenannte „Spielberg-Project“ (Survivors of the Shoah) vorgibt, könnte aufgrund der weitaus kleineren Anzahl von Zeitzeugen erweitert werden. Ein kooperativer Austausch mit dem
Spielberg-Team wäre anzustreben.
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2. LIMITIERTE ENTFLECHTUNG
Grundsätzlich sollte die Neugestaltung der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen in
bezug auf die Abgrenzung von Denkmalsbezirk und “archäologischer Stätte” vom Ist-Zustand
ausgehen, beide Funktionsbereiche nicht durch massive Eingriffe zu trennen versuchen, jedoch weiterhin relativ getrennt halten bzw. nicht weiter verschmelzen lassen.
Eine Beseitigung der Gedenktafeln etwa in der Gaskammer bzw. eine rigorose
Umpositionierung der Monumente im Denkmalbezirk erschiene schon aus Gründen der Pietät
und wegen der Rolle Mauthausens in den verschiedenen nationalen Erinnerungskulturen nicht
zulässig.71 Im Gegenteil, solche (puristisch-historistischem Denken natürlich widersprechenden) Inschriften und Kontextualisierungen, die dem Vieldeutigen und Unvorstellbaren erst
eine Bedeutung und emotionelle Nachvollziehbarkeit verleihen können, sollen an den bestehenden Orten beibehalten und in begrenztem Umfang noch erweitert werden.72 Dies gilt etwa
auch für eine Art Museum im Museum, nämlich die Glasvitrine73 im Krematorium 3, die von
Überlebenden eingerichtet wurde und in der Portraitphotos, Abzeichen und Votivtafeln einen
direkten Bezug zu in Mauthausen ermordeten Häftlingen herstellen.
71
Die Monumente stehen damit auch in einem engen Zusammenhang mit den nationalen Kundgebungen bei den
jeweiligen Denkmälern anläßlich der Befreiungsfeier: „Yet, as I intend to show, the form of a monument is only
one of the factors determining ist meaning. Another and no less important factor is the symbolic usage of the
monument expecially during a ceremony. The ceremony has its own meaning, which is conveyed through speech,
music, movement, decoration and the manipulation of objetcts, and it can be destinct from that of the monument.
[...] The ceremony, therefore, at least while it lasts, has the power to charge the monument with a special
meaning.“ (Amos, Monuments and Memory, S. 51).
72
Young spricht in diesem Zusammenhang davon, daß "diese Stätten allmählich ein Eigenleben entwickeln, das
sich der offiziellen Erinnerung oft in gleichem Maße widersetzt, wie es für sie emblematisch ist." (Young, Zeitgeschichte, S. 23) Laut Assmann/Assmann haben Monumente eine gleich große Bedeutung für die Überführung
des kommunikativen Gedächtnisses in das kollektive Gedächtnis wie Dokumente (z. B. Videointerviews von
ehemaligen Häftlingen): „Der Übergang aus dem kommunikativen Gedächtnis ins kulturelle Gedächtnis wird
durch Medien gewährleistet. [...] Die Medien ersten Grades nennen wir Dokumente, die Medien zweiten Grades
Monumente. Dokumente beruhen auf Kodifikation und Speicherung von Information, Monumente beruhen auf
Kodifikation und Speicherung plus sozial bestimmtem und praktizierten Erinnerungswert.“ (Assmann / Assmann,
Medien, S. 120f)
73
Gerade angesichts solcher Schaukästen und Vitrinen zeigt sich, wie sehr sich Elemente der Gedenkstätte und
des Museeums ähneln. Die moderne Museumsdidaktik (etwa die neue Ausstellung in Buchenwald) verzichtet
z.B. prinzipiell auf Vergrößerungen photographischer Elemente. Das das Prinzip des Schaukastens (in dem mehrere Objekte in Beziehung zueinander stehen und dadurch eine mehrdimensionale Inszenierung ermöglichen)
kennen sowohl Gedenkstätte (auch natürlich religiöser Art) als auch Museum.
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III. LEITLINIEN DER PROBLEMLÖSUNG
Dieses Rahmenkonzept gibt gegenüber dem derzeit in Deutschland dominierenden, stark geschichtspositivistisch geprägten Gedenkstättentypus Aspekten der Gestaltung in der Ausstellung und an den authentischen Orten Vorrang:
Auch für die ästhetische Gestaltung und Umsetzung ist daher ein Gesamtkonzept zu entwerfen, für das ein Künstler oder ein Künstlerkollektiv zeichnet. Dieses kann dann schrittweise, je
nach verfügbarem Budget realisiert werden. Das Modulsystem des vorliegenden Rahmenkonzepts ist daraufhin angelegt.
1. MODULE
Verschiedene Themenbereiche sollten eher in separate Ausstellungen verlegt werden. Im Sinne der Multivalenz ist den Besuchern dabei die Freiheit zu lassen, bestimmte Aspekte auszuwählen (statt ihnen einen bestimmten Besuchsgang vorzuschreiben). Inhalte können dabei
durchaus überlappen. Selbst innerhalb eines Moduls können verschiedene, auch gegensätzliche Perspektiven eines Themas präsentiert werden.
Dabei sollten die Ausstellungen sich in ihrer Gestaltung sowohl nach dem Inhalt als auch nach
dem Ort der Ausstellung (des Moduls) richten. Eine Ausstellung im Bunker wird sich ästhetisch, konzeptionell und natürlich inhaltlich von einem Ausstellungsmodul in der ehemaligen
Kommandantur unterscheiden.
Jedes Modul würde gestalterisch einen abgeschlossenen, eigenen Bereich bilden und Gegenstand einer eigenen Inszenierung sein. In Hinkunft werden Inszenierung und Konstruktion von
Geschichte, (die in der Gestaltung und im Inhalt in einem vertretbaren Ausmaß offengelegt
werden können), zunehmend die ältere Schicht der Unmittelbarkeit von Zeugenaussagen und
die direkte, emotionale Anklage, die mit historischer Erinnerung oft einherging, ersetzen.
Die modulartige Gestaltung erlaubt es auch, bisher vernachlässigte Bereiche wie den Steinbruch oder das Zeltlager besser in die Gesamtkonzeption einzubeziehen. Allerdings wird es
auch zweckmäßig sein, die Einrichtung der neuen Ausstellungsteile (etwa im „Kohlenbunker“
anschließend an den Gaskammernbereich, im Brausekeller, im Steinbruch, in den Bracken, im
SS-Verwaltungsgebäude und im Küchengebäude) erst vorzunehmen, wenn die erforderlichen
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51
Forschungs- und Sammlungsarbeiten weit genug fortgeschritten sind, um nicht binnen kurzer
Zeit wieder Ergänzungen und Korrekturen anbringen zu müssen.
Ebenso sollten wechselnde aktuelle Ausstellungen (im Austausch mit anderen Einrichtungen)
gezeigt werden können. Dazu sollten Depoträume im Obergeschoß des Museumsgebäudes
(“Krankenrevier“) eingerichtet werden.
2. VIELFÄLTIGKEIT
Die Ausstellung hat jedoch nicht nur auf die Rezeptionsweisen und Erwartungshaltungen der
Jüngeren einzugehen. Gleichzeitig wird sie auch den Erwartungen der älteren und mittleren
Generationen entgegenkommen müssen, also den Vorstellungen der jener verschiedenen
Gruppierungen, die ihr Gegenwartsverständnis noch als Gegenbild zum Nationalsozialismus
konstruiert haben. Die Ausstellung wird auch den verschiedenen nationalen und kulturellen
Sinnzuschreibungen, die mit dem Gedächtnisort Mauthausen und den dort stattfindenden
Erinnerungsritualen verbunden sind, entgegenkommen müssen. Ein ängstlicher Kompromiß,
der es (vergeblich) allen recht machen will, wäre eine schlechte Lösung. Dieses im Grunde
kaum lösbare Problem der Vielschichtigkeit der historischen Erinnerungen, die an Mauthausen anknüpfen, erfordert die stärksten Anstrengungen bei der Ausstellungs- und Museumsgestaltung und den integrativen Einsatz (nicht aufdringlicher) ästhetischer Mittel. Eine Neuauflage alter (oder erneuerter) Antifa-Ästhetik wäre vollkommen unpassend.
3. „LAND ART“
Wichtiger Aspekt einer Neugestaltung der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen muß
die Verortung und Dimensionierung des Lagers in der umgebenden Landschaft sein.
Besonderes Augenmerk ist auf die Kenntlichmachung der ehemaligen Ausdehnung des Lagers
(gegen Kriegsende) zu legen, etwa indem die Umrisse der nicht mehr existenten Gebäude
bzw. Lagerteile im Gelände markiert werden (z.B. durch niedrige Mauern, Markierungspflöcke). Ehemalige Lagerteile, die sich heute im Privatbesitz befinden, sollten von der Republik
zurückgekauft bzw. langfristig gepachtet werden. Es sollte auch diskutiert werden, ob in ähnlicher Weise bereits bestehende Rekonstruktionen zum Beispiel an den Krematorien durch
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deutlich kontrastierendes Material (etwa Plexiglas-Nachbildungen) gekennzeichnet werden
können.
Auf diese Weise würde auch das gegenwärtige, durch die Eindrücklichkeit der gemauerten
„Lagerburg“ entstehende Bild (auch „Geschichtsbild“) von der Separierung von Lager und
Umwelt gebrochen werden.
4. ELEKTRONISCHE MEDIEN
Eingedenk der zunehmenden historischen Distanziertheit könnten mit dem Einsetzen der kulturell verfestigten Erinnerung auch die unterschiedlichen “Wirklichkeitsebenen“ in Ausstellung und Museum getrennt werden: einerseits die im Zentrum stehenden “historischen Überreste“74 und andererseits Interpretationen und Kontextualisierungen, die formal und medial
damit kontrastieren.75 Als Gestaltungsprinzip bietet sich die Kontextualisierung der symbolischen Eindrücklichkeit der sogenannten “Ikonen der Vergangenheit“ (etwa Häftlingsschuhe,
Kleider, Erzeugnisse künstlerischer Tätigkeit) durch Kommentare mittels ganz anderer, “kalter“ Medien (Bildprojektionen, Audiokassetten, Videos etc.) an. So sollte geprüft werden, ob
nicht etwa Bild- und Videoprojektionen an den Wänden und in Kojen, interaktive Multimedia-Elemente oder Chip-gesteuerte, auf Sprache, Vorkenntnisse und Interessen der Besucher
eingehende Präsentationen an den verschiedenen Ausstellungsorten kognitive Ergänzungen76
zu den eher emotional wirkenden “Ikonen der Vergangenheit“ sein könnten.
74
Die Bedeutung „historischer Überreste“, v. a. Kleidung, Schuhe und andere persönliche Gegenstände von
Häftlingen, in einer Ausstellung sollte noch weiter untersucht werden, um diese Gegenstände nicht rein dekorativ
einzusetzen. Golliher unterscheidet zwei Dimensionen: „On the one hand, the ‘impersonal’ use of any bodily
artifact vis-à-vis ist intrinsic properties; and on the other hand, the ‘personal’ use of specified artifacts with regard
either to their special origin or to interactional settings in which they are worn.“ (Golliher, Meaning of Bodily
Artifacts, S. 123)
75
Beide Ebenen sind notwendig, um einem Gegenstand die „Aura des Authentischen“ zu verleihen: „Mit ‘Aura
des Authentischen’ ist somit eine Beziehung zwischen betrachtendem Individuum und betrachtetem historischen
Überrest gemeint. Sie haftet nicht, wie es der verdinglichte Begriff ‘Aura’ suggeriert, an den Gegenständen allein, sondern bezeichnet ein für die Gegenwart produktives Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt, in dem
Erinnerungen des kollektiven wie auch des individuellen ‘unbewußten’ Gedächtnisses auftauchen.“ (Schober,
Montierte Geschichten, S. 76f. Siehe auch Schwark, Dinge als Quellen des Lebens.)
76
Elektronische Medien könnten z.B. zu einem gewissen Grad die immer wieder kritisierte Konzentration der
Gedenkstättenkonzeption auf das Stammlager Mauthausen aufheben. "An die Stelle des zentralen Memorials tritt
im Zeitalter der elektronischen Medien die immateriale Sensibilität für die topographische Vernetzung der Gedächtnisorte." (Ernst, Historisches Museum, S. 31) Datenvernetzung würde dem Besucher gestatten, Beziehungen zwischen den verschiedensten Nebenlagern und dem Stammlager, aber auch zwischen der "Außenwelt" und
der "KZ-Binnenwelt" nachzuvollziehen.
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53
Den Einsatz elektronischer Medien schlägt bereits (in allerdings nur exemplarischem Umfang)
der Vorstand der Lagergemeinschaft als Mittel zur Kommentierung von Realien bz. aktuellen
Ereignissen vor.
Überlegt werden sollte in diesem Rahmen auch, wie in der ästhetischen Konzeption der Gedenkstätte bereits auf die Rezeptionsgewohnheiten der nächsten Generation Rücksicht genommen werden könnte.77 In diesem Zusammenhang wird sich die Ausstellung kommunikationstheoretisch positionieren müssen; das heißt, sie wird gefordert sein, auf die konkreten
Wahrnehmungsgewohnheiten und Informations- bzw Identifikationsbedürfnisse der Jugendlichen besonders Rücksicht zu nehmen.
Zur Kontrastierung der oben beschriebenen Überbetonung der visuellen Dimension bieten
sich z.B. akustische Installationen etwa auf dem Appellplatz oder im Steinbruch an. Vordringlich wäre es, elektronisch gesteuerte Ton-Zuspielungen an bestimmten markanten Punkten zu
installieren, die mittels von den Besuchern ausgeborgter Kopfhörer empfangen werden können. Diese Zuspielungen können sowohl akkustische Dokumente (also Oral-HistoryInterviews, alte Tonaufnahmen, gelesene Texte etc.) reproduzieren, oder einfach gesprochene
Kommentare sein.
Für die gewünschte Internationalisierung wäre dies auf zweierlei Weise ein gegebener Ansatzpunkt: Einerseits könnten relativ einfach in den wichtigsten Sprachen parallele Audioführungen angeboten werden. Andererseits könnte in diesen Führungen jeweils auf die unterschiedlichen Interessenslagen, Geschichtskulturen und nationalen Rezeptionsgewohnheiten
eingegangen werden.
77
„Am Beginn oder Ende der Ausstellung könnte eine große Projektionsfläche mittels Videogerät gewisse aktuelle Ereignisse (Ausschreitungen rechtsradikaler Kräfte und andere Vorfälle wie etwa Briefbombenattentate, aber
auch negative und positive Äußerungen - Mauthausenbetrug und Erwiderungen darauf, schließlich auch Erklärungen zum Fremdenhaß) erläutern.“ (Vorschläge des Vorstandes, S. 7)
Allerdings darf der Einsatz elektronischer Medien nicht auf das reine Dokumentieren (im Sinne der
Assmannschen "harten Medien") beschränkt bleiben. Der Vorschlag der Lagergemeinschaft hofft, nicht mehr
vorhandene Zeitzeugen durch elektronische Speicherung des Zeitzeugen-Gedächtnisses ersetzen zu können. Genauso wichtig wie für die Datenspeicherung werden sich elektronische Medien in Zukunft aber auch für die
Kommentierung von Artefakten und Orten erweisen. Sie ermöglichen eine grundlegend veränderte Ästhetisierung
der Ausstellung und des gesamten Geländes. Projektionen von Kommentartexten würden z.B. den Kontrast zwischen Artefakt und Text deutlicher machen.
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IV. BEGLEITMASSNAHMEN
Die vorgeschlagenen Begleitmaßnahmen verstehen sich nicht als nebensächlich, sondern sind
als gleichrangig, in manchem sogar als vorrangig anzusehen. Dies ist auch bei der Zuteilung
von Budgetmitteln für ihre Einrichtung wie auch für ihren weiteren Betrieb zu berücksichtigen.
GEDENKSTÄTTENDIDAKTIK
Eine Neugestaltung der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen kann sich nicht nur auf
die “toten“ Gegenstände beziehen, sondern muß auch kontinuierliches geschichtswissenschaftliches und didaktisches Arbeiten einplanen und ermöglichen.
Bei den meisten Besuchern der Gedenkstätte bildet sich historische Erinnerung nur noch
durch Vermittlungsprozesse, da sie die fragliche Zeit nicht miterlebt haben. Dabei geht es
zunächst darum, daß die Gestaltung des Museums und der Ausstellung, aber auch die laufend
anfallenden baulichen Konservierungsarbeiten permanent Fragen aufwerfen werden, die eine
ständige enge Kooperation des Gedenkstättenpersonals mit Historikern und Didaktikern erforderlich machen.
Viel wichtiger ist aber, wie museumsdidaktischen Erfahrungen (auch an den deutschen Gedenkstätten) zeigen, die gruppenspezifische Vorbereitung der Besuchergruppen und ihrer Betreuer (Lehrer, Vereinsfunktionäre, Ausbildungsoffiziere etc.) schon vor dem Besuch der Gedenkstätte., Sachkundiges und differenziertes, spezifisch auf die Voraussetzungen der zu betreuenden Gruppe eingehendes Personal muß bereitgestellt werden können. Nach der Führung
durch die Gedenkstätte soll eine Nachbereitung möglich sein. (Dies ist gegenwärtig schon aus
der beengten Raumsituation nicht möglich.)
Bisher wurde eine derartige “didaktische“ Gedenkstättenbetreuung vor allem durch die persönliche Einsatzbereitschaft von Überlebenden und deren Organisationen sowie einer kleinen
Anzahl von engagierten Mitarbeitern (in unterschiedlichsten Entlohnungsverhältnissen) gewährleistet. Mit der voraussehbaren Ablöse der Generation der überlebenden KZ-Häftlinge
wird sich das bisher im großen und ganzen und in Anbetracht der widrigen Umstände gut gelöste Problem der Vermittlung in aller Schärfe stellen. Wenn die Erzählungen und persönlichen Berichte, die tief beeindruckenden Führungen von Überlebenden, die für eine Heranbil-
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dung jüngerer Kräfte in der Gedenkstättenarbeit prägend wurden, nicht mehr möglich sind,
kann nur eine Professionalisierung der didaktischen Arbeit die Gedenkstätte als lebendigen
Ort der historischen Erinnerung funktionsfähig erhalten. Darauf verweisen auch alle vorliegenden Gutachten und Vorschläge.
Ohne Gedenkstätten-Didaktik wird keine wirkliche Neugestaltung (und Verbesserung) der
Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen möglich sein. Das didaktische Konzept und die
davon abgeleitete didaktische Praxis sollen allerdings in einer engen wechselseitigen Kooperation mit den Historikern und architektonischen Gestaltern der Gedenkstätte stehen. Ohne
Kooperation mit dem Unterrichtsressort, den Länder-Schulverwaltungen und den außerschulischen Bildungseinrichtungen erscheint gerade eine Zielerreichung in diesem “Teil“ des Gesamtprojekts nicht möglich.
NEUE MEDIEN (CD-ROM)
Ohne in eine modische Internet- und Mutimedia-Euphorie zu fallen, kann man doch sagen,
daß das Buch und der traditionelle audiovisuelle Medienbereich einen immer mehr vordringenden und zweifelsohne große Öffentlichkeitsaufmerksamkeit erzielenden Konkurrenten
erhalten haben, und zwar in Form der Mutimedia-CD-ROM. CD-ROMs ermöglichen als interaktives Medium verschiedenen Nutzern unterschiedliche Zugänge zu den gespeicherten
Wissensbeständen und gleichzeitig auch die Vernetzung verschiedenster Datenbestände und
Darstellungsarten:
Etwa einen Vergleich des Lagergrundrisses von 1941 mit dem von 1945, der dessen Veränderungen analog zum Wachstum der Häftlingszahlen zeigt;
per „Mausclick“ eine Aufstellung der Häftlingszahlen oder eine graphische Darstellung nach
Herkunftsländern;
Photographien, Interviewpassagen mit Häftlingen und Biographien;
Fachartikel und Publikationslisten zum relevanten Thema;
Statistiken, Bildquellen, Interviewpassagen und Filmausschnitte zu Karten, Grundrißen, Zeitschnitten, schematischen Darstellungen oder Organigrammen in Beziehung gesetzt.
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Durch die Möglichkeit, Begriffe mit einem Schlagwortverzeichnis zu verknüpfen, wird die
CD-ROM Benutzern mit unterschiedlichem Vorwissen und - durch Übersetzungen - mit unterschiedlicher Sprache zugänglich.
Eine solche „Mauthausen-CD-ROM“ wäre ein transportables und daher weit verbreitbares (in
die Gedenkstättenpädagogik eingebundenes) Medium, das heute schon bei relativ niedrigen
Produktionskosten Zugriff auf große Datenmengen ermöglicht. Sie könnte nicht nur im “Museums-Shop“ verkauft werden, sondern auch unter bestimmten Umständen an Schulen und
andere interessierte Gruppen weitergegeben werden; sie sollte in die Gedenkstättenpädagogik
eingebunden sein.
Darüber hinaus könnte sie in der Ausstellung selbst interaktiv eingesetzt werden.
WECHSELNDE AUSSTELLUNGEN ZU KUNST, GESCHICHTE UND GEGENWARTSPROBLEMEN
“Kunst kann im Gegensatz zur narrativ strukturierten Geschichte einen Neuanfang wagen.”
(Jürgen Habermas zur Reichstagsverhüllung durch Christo/Jeanne-Claude).
Deshalb sollte die Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen, wie schon seit langem praktiziert und durch die jüngsten Ausstellungen von Hrdlicka-Schülern und George Taboris
“Steinbruch“-Lesung bestätigt wurde, immer wieder seriösen künstlerischen Ereignissen
Raum und Gelegenheit einräumen.
Etwa im Bereich der gegenwärtigen Ausstellung über Österreicher in deutschen KZs wäre der
gegebene Platz für eine notwendige Ausstellung zur Geschichte der Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen nach 1945. Besucher sollten dort die Gelegenheit haben, die Denkmäler, ihre unterschiedlichen Bedeutungen und die damit verbundenen Erinnerungsrituale, das
kollektive Vergessen und Verdrängen vieler Aspekte des KZs Mauthausen im Wandel der
Zeit und im näheren und weiteren gesellschaftlichen Umfeld der Gedenkstätte kritisch zu beobachten.
DIDAKTISCHES ZENTRUM
Im Hinblick einerseits auf die räumliche Abgeschiedenheit, die personelle und infrastrukturelle Mangelsituation einer Forschungsstätte in Mauthausen und andererseits auf die demnächst
zu erwartende Vernetzung und Digitalisierung der Archiv- und Bibliotheksbestände, sowie im
Hinblick auf das Raumangebot und die Schließzeiten in der Gedenkstätte erscheint eine Ver-
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legung dieser wissenschaftlichen Einrichtungen nach Mauthausen nicht zweckmäßig. Dies
bedeutet gleichzeitig jedoch, daß entsprechende kommunikative Einrichtungen (Handbibliothek, Internet-Anschlüsse, PCs, CD-ROM-Player etc.) qualifizierten Benutzern in einem geeigneten Raum in Mauthausen zur Verfügung gestellt werden müssen, damit zum Beispiel das
MM-Archiv in Wien mit der Gedenkstätte vernetzt ist. Es sollte geprüft werden, ob zur Unterbringung die Räume im Erdgeschoß des Osttrakts des Museumsgebäudes oder die Garagen
im Garagenhof in Frage kommen.
WISSENSCHAFTLICHES UMFELD UND ARCHIV
Die bereits bestehenden Bestände des Mauthausen-Archivs in der Herrengasse sollen weiterhin gepflegt und ausgebaut werden, wobei auch noch stärker elektronische Organisations- und
Aufschließungsmittel eingesetzt werden sollten. Unabdingbar für die wissenschaftliche
Grundlagenforschung, die in einem gewissen Ausmaß innerhalb der Trägerorganisation der
Gedenkstätte durchgeführt werden muß, ist zunächst die systematische Sammlung aller verfügbaren in- und ausländischen Publikationen über das KZ-System Mauthausen und dessen
Umfeld. Unmittelbar daran soll auch eine auch die Sprachbarrieren überwindende Erschließung der Inhalte und deren Speicherung in einer umfassenden Datenbank in Angriff genommen werden.
In der weiteren Folge sollte dieses Verfahren auch auf alle verfügbaren Schrift-, Ton- und
Bilddokumente ausgedehnt werden. Eine Digitalisierung dieser Quellen und Einspeisung in
das Internet wäre ein erstrebenswertes Fernziel.
Für die wissenschaftlichen Benutzer wäre ein Lese- und Arbeitsraum mit einer umfassenden
Präsenzbibliothek wünschenswert. Geprüft werden sollte allenfalls auch eine Erleichterung
des Zugangs für Benutzer, indem etwa andere Räume in der Herrengasse oder deren näheren
Umfeld bereitgestellt werden.
Kooperation und wissenschaftlicher Austausch mit in- und ausländischen Zeitgeschichtlern
und andern Experten (nicht zu vergessen Didaktiker, Kunstheoretiker und Künstler) sollten
systematisch angestrebt und (auch finanziell) ausgebaut werden. Dadurch könnten Forschungsprojekte, studentische Arbeiten und universitäre Lehrveranstaltungen, aber auch wissenschaftliche Tagungen und öffentlich Stellungnahmen zu kontroversen Fragen für die gestalterische, laufende Gedenkstättenarbeit fruchtbar gemacht werden.
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ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Die Direktion der Gedenkstättenverwaltung sollte in Zusammenarbeit etwa mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, österreichischen Geschichts- und Sozialwissenschaftlern, anderen Experten und den Mitgliedern der Leitungsgremien einen regelmäßigen Newsletter herausgeben. Auf diese Weise könnten nicht nur Kontakte zu den Schulen, zu anderen Interessenten, allenfalls Mitgliedern eines Förderungsvereins, zur museumsdidaktisch und wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit hergestellt und aufrechterhalten
werden. Auch könnten so jederzeit Gegendarstellungen bzw. Richtigstellungen auf politische
oder geschichtsrevisionistische Angriffe publiziert werden.
ORGANISATION
Mag vom Gesichtspunkt des kollektiven Bewußtseins Mauthausen verschiedenen Gruppen
„gehören“, so ist die Frage unter rechtlichen und finanziellen Gesichtspunkten nur eine sichere Antwort: Die Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen gehört der Republik Österreich, vertreten durch das Innenministerium. Das bedeutet vor allem, daß die Republik eine
finanzielle und symbolische Verantwortung zu tragen hat, worunter unter anderem die Gestaltung der Gedenkstätte fällt.
Über kurz oder lang wird es sich als unumgänglich erweisen, eine selbständige Institutionalisierung der Verwaltungs- und Leitungsfunktionen durchzuführen. Erfahrungen im Ausland
beweisen in dieser Hinsicht, daß am ehesten auf diese Weise eine rasche, effiziente Umsetzung der (permanenten) Neugestaltungs- und Gestaltungsarbeit an der Gedenkstätte, aber auch
eine professionelle didaktische und wissenschaftliche Hintergrundarbeit möglich wird.
Durch eine Vergleich der Organisationsstruktur deutscher und anderer ausländischer KZGedenkstätten-Museen sollte kurzfristig ein auf Österreich anwendbares Modell erarbeitet
werden. International scheint sich folgende Struktur bewährt zu haben: Einrichtung eines vorstandsartigen Leitungsgremiums, dem sowohl die finanziellen Träger als auch Vertreter der
anderen Gremien und der verantwortliche Leiter der Gedenkstätte und dessen Stellvertreter
angehören. Die anderen Gremien sind einerseits ein wissenschaftlicher Beirat und ein soge-
[email protected]
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nannter gesellschaftlicher Beirat, dem Vertreter der Überlebendenorganisationen, engagierter
Verbände, regionaler Vereine und anderer öffentlicher Einrichtungen (Schulen und Erwachsenenbildung).
V. UMSETZUNG
Es sei hier nochmals betont, daß die oben genannten Teilschritte einer Neugestaltung der Museums- und Gedenkstättenarbeit nur gesichert und verbessert werden können, wenn sie auf
einem längerfristig geplanten und Schritt für Schritt realisierten didaktischen Konzept basieren und von einer umfassenden Forschungs- und Sammlungsarbeit begleitet werden. (Bereits
vorgezogen bzw. fortgeführt werden sollten die Forschungen zu den Nebenlagern und zu den
Gedenkritualen.)
AUSSCHREIBUNG
Zur Vorbereitung einer professionellen Gestaltung wäre von einer Arbeitsgruppe (in der bestehenden Form, in erweitertem Umfang oder in einer neuen Zusammensetzung) ein Aufgaben- und Zielkatalog für die erst einzuholenden gestalterischen Vorschläge auszuarbeiten.
Nach Erstellung dieses Katalogs würde es sich empfehlen, bereits in einem größeren Kreis
von Vertretern politischer, verbandlicher und konfessioneller, auch ausländischer Interessen
eine intensive Diskussion zu initiieren. Diese zunächst halböffentlichen Erörterungen sollte
später in einen Prozeß der öffentlichen Diskussion der Gestaltungsvorstellungen einmünden,
der selbst auch einen Teil der erneuerten Gedenkstättenarbeit darstellen wird. Eine öffentliche
Ausschreibung, die Einsetzung einer Jury (unter Teilnahme von Vertretern der staatlichen
Verwaltung, von Vertretern der oben genannten Interessengruppen, von Wissenschaftlern und
Künstlern), die Prämierung und die Entscheidung über den zu realisierenden Entwurf sollten
folgen.
AUSBAUSTUFEN
Ein solcher stufenweiser Ausbauplan stellt sich folgendermaßen dar:
Kurzfristig (etwa innerhalb von zwei Jahren):
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
60
Festlegung einer organisatorischen Struktur und Sicherung der längerfristigen Finanzierung,

Entwicklung eines didaktischen Rahmenplans (bereits in Arbeit),

breite Diskussion und Abstimmung der Rahmenpläne, Verstärkung und Professionalisierung der öffentlichen Präsenz des Gedenkstätten-Museums Mauthausen,

Ausrichtung der anfallenden Sicherungs- und Erneuerungsarbeiten und der laufenden Gedenkstättenbetriebs an den Rahmenplänen,

Beginn der historisch-kritischen Sichtung, Sicherung und Sammlung von Artefakten und Elementen des „authentischen Orts“,

Vorbereitung und Durchführung einer (begrenzten) Ausschreibung zur Neugestaltung;
Mittelfristig (etwa innerhalb von fünf Jahren):

Fortsetzung der historisch-kritischen Sichtung, Sicherung und Sammlung von Artefakten und Elementen des „authentischen Orts“, begleitende geschichtswissenschaftliche Forschungen,

Erstellung der audiovisuellen Begleitmaterialien für die zunächst zu realisierenden
Teile von Museum und Gedenkstätte,

teilweise räumliche Verlegung der Verwaltung der Gedenkstätte vor Ort,

Beginn der modulweisen Umsetzung der inhaltlichen und ästhetischen Neugestaltung parallel mit dem Fortschreiten der Begleitmaßnahmen und den unterstützenden
Forschungen78,

Beginn bzw. Realisierung von Projekten zur Videodokumentation von „Opfern“,
„Tätern“ und „Zusehern“, zur Erstellung einer CD-ROM, eines Video-Films und
eines Museumsführers,

Umsetzung des didaktischen Konzepts in Zusammenarbeit mit staatlichen und verbandlichen Bildungseinrichtungen;

Neugestaltung bzw. Einrichtung von Bereichen begleitender historischer und künstlerischer Ausstellungen;
Langfristig (etwa innerhalb von zehn Jahren):

Weiterführung und Fertigstellung der oben genannten Projekte und Umgestaltungsschritte,
78
Schon aus personellen und fianziellen Gründen wird es nicht möglich sein, eine Umgestaltung des Gedenkstätten-Museums in einem einzigen großen Schritt vorzunehmen.
[email protected]

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Ausbau bzw. Aufbau einer eigenen Informations- und Forschungseinrichtung (Archiv, Bibliothek, Mediathek etc.).
[email protected]
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LITERATURAUSWAHL
1. MAUTHAUSEN
1.1 GESCHICHTE DES KONZENTRATIONSLAGERS MAUTHAUSEN
Andreas Baumgartner: Die vergessenen Frauen von Mauthausen. Die weiblichen Häftlinge
des Konzentrationslagers Mauthausen und ihre Geschichte, Wien 1997.
Pierre Serge Choumoff: Les assassinats par gaz à Mauthausen et Gusen, Paris 1987.
Werner Eichbauer / Florian Freund / Bertrand Perz: Die Außenlager des KZ Mauthausen in
Niederösterreich, in: Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934 - 1945. Eine Dokumentation, hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Bd. 3, Wien
1987, S. 602-603.
Michel Fabreguet: Mauthausen, camp de concentration national-socialiste en Autriche
rattachée, Paris 1994.
Helmut Fiereder: Nebenlager des Konzentrationslagers Mauthausen in der Hütte Linz der
Reichswerke „Hermann Göring“, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz, Linz 1986, S. 95113.
Florian Freund: Arbeitslager Zement. Das Konzentrationslager Ebensee und die Raketenrüstung, Wien 1989 (Industrie, Zwangsarbeit und Konzentrationslager in Österreich, 2).
Florian Freund: Tötungen durch Giftgas in Mauthausen und Gusen, in: Brigitte BailerGalanda / Wolfgang Benz / Wolfgang Neugebauer (Hg.), Wahrheit und „Auschwitzlüge“. Zur
Bekämpfung „revisionistischer“ Propaganda, Wien 1995, S. 119-136.
Florian Freund / Bertrand Perz: Das KZ in der Serbenhalle. Zur Kriegsindustrie in Wiener
Neustadt, Wien 1987 (Industrie, Zwangsarbeit und Konzentrationslager in Österreich, 1).
Florian Freund / Bertrand Perz / Karl Stuhlpfarrer: Der Bericht des US-Geheimagenten Jack
H. Taylor über das Konzentrationslager Mauthausen, in: Zeitgeschichte 22.9/10 (1995), S.
318-341.
Florian Freund / Betrand Perz / Karl Stuhlpfarrer: Historische Überreste von Tötungseinrichtungen im KZ-Mauthausen, in: Zeitgeschichte 22.9/10 (1995), S. 297-317.
Brigitte Galanda: Das Konzentrationslager Mauthausen, in: Widerstand und Verfolgung in
Oberösterrich 1934-45. Eine Dokumentation, hg vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Bd. 2, Wien 1982.
Gordon J. Horwitz: In the Shadow of Death. Living Outside the Gates of Mauthausen, New
York 1990.
Jakowos Kambanellis: Mauthausen, in: Dachauer Hefte 12 (1996), S. 81-103.
[email protected]
63
Peter Kammerstätter: Der Todesmarsch ungarischer Juden von Mauthausen nach
Gunskirchen. Eine Materialsammlung nach 25 Jahren, Unveröffentlichtes Manuskript, Linz
o.J. [1970].
Peter Kammerstätter: Die Mühlviertler Hasenjagd. Eine Materialsammlung, Unveröffentlichtes Manuskript, Linz o.J.
Thomas Karny: Die Hatz. Bilder zur Mühlviertler „Hasenjagd“, Grünbach 1992.
Eugen Kogon / Hermann Langbein / Adalbert Rückerl (Hg.): Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas. Eine Dokumentation, Frankfurt a. M. 1983.
Milan Kuna: Musik an der Grenze des Lebens. Musikerinnen und Musiker aus böhmischen
Ländern in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und Gefängnissen, Frankfurt a. M.
1993.
Etienne und Paul Le Caër: K.L. Mauthausen. Les cicatrices de la mémoire, Paris 1996.
Evelyn Le Chêne: Mauthausen. The History of a Death Camp, London 1971.
Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, Wien 31995.
Bertrand Perz: Das Konzentrationslager Mauthausen in der historischen Forschung, in: Revue
d’Allemagne et des pays de langue allemande 27.2 (1995), S. 265-274.
Bertrand Perz: Projekt Quarz. Steyr-Daimler-Puch und das Konzentrationslager Melk, Wien
1991 (Industrie, Zwangsarbeit und Konzentrationslager in Österreich, 3).
Bertrand Perz: „Auf Wunsch des Führers...“. Der Bau von Luftschutzkellern in Linz durch
Häftlinge des Konzentrationslagers Linz II, in: Zeitgeschichte 22.9/10 (1995), S. 342-356.
Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938 bis 1945. Überblick und Geschehen,
Phil. Diss., Wien 1967.
Gisela Rabitsch: Das KL Mauthausen, in: Studien zur Geschichte der Konzentrationslager,
Stuttgart 1970 (Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 21), S. 50-92.
Der harte Weg. Die Geschichte der Arbeiterbewegung von Mauthausen, hg v. SPÖ Mauthausen, Grünbach 1989.
Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934 - 1945. Eine Dokumentation, hg. vom
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Bd. 2, Wien 1982.
Josef Zausnig: Der Loibl-Tunnel. Das vergessene KZ an der Südgrenze Österreichs. Mit einem Vorwort von Peter Gstettner, Klagenfurt / Celovec 1995.
[email protected]
64
1.2 GEDENKSTÄTTE MAUTHAUSEN UND DER NEBENLAGER
Brigitte Bailer-Galanda: Das sogenannte Lachout-„Dokument“, in: Brigitte Bailer-Galanda /
Wolfgang Benz / Wolfgang Neugebauer (Hg.), Wahrheit und „Auschwitzlüge“. Zur Bekämpfung „revisionistischer“ Propaganda, Wien 1995, S. 137-146.
Gerhard Botz: Wie 1995 den 50. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus begehen?
Überlegungen zu Gedenkveranstaltungen im ehemaligen KZ Mauthausen und zum HitlerGeburtshaus, in: Jahrbuch 1995, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes,
Wien 1995, S. 67-88.
Gerhard Botz: Beobachtungsprojekt - Formen des Gedenkens am Beispiel von fünf nationalen
Gruppen, in: Gerhard Botz u.a., KZ Mauthausen 1945-1995. 50 Jahre Befreiung. Dokumentation eines öffentlichen Erinnerungsrituals, Salzburg 1996 (LBIHS-Arbeitspapiere, 16), S. 2732.
Gerhard Botz / Alexander Prenninger: Rituale des Erinnerns. Traditionsbildungen um die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, (Tagungspapier zu Panel 10, 27.5.1997), erscheint in: Gerhard Jagschitz / Oliver Rathkolb (Hg.), 3. Österreichische Zeitgeschichtetage
1997.
Zita Eder / Helmut Fiereder: Mauthausen. Ein Projekt mit Behinderten, in: Erziehung und
Unterricht 5 (1996), S. 333-339
Erich Fein: Die Steine reden. Gedenkstätten des österreichischen Freiheitskampfes. Mahnmale
für die Opfer des Faschismus. Eine Dokumentation, Wien 1975.
Gottfried Fliedl /Florian Freund /Eduard Fuchs / Bertrand Perz: Gutachten über die zukünftige
Entwicklung der Gedenkstätte Mauthausen, Manuskript, Wien 1991.
Florian Freund / Bertrand Perz / Karl Stuhlpfarrer: Vorschläge der Sachverständigenkommission zur Gedenkstätte Konzentrationslager Mauthausen, Manuskript, o. O. 1995.
Eva Grabherr: Mauthausen. Die schwierige Sicherung der Erinnerung, in: Darstellung des
Undarstellbaren (= Eikon, Heft 14/15 (1995)), S. 29-31.
Peter Gstettner: Zum Umgang mit Faschismus und Widerstand in Österreich nach 1945 am
Beispiel Kärntens, in: Klaus Himmelstein / Wolfgang Keim (Hg.): Die Schärfung des Blicks.
Pädagogik nach dem Holocaust, Frankfurt a. M. / New York 1996, S. 237-257.
Kurt Hacker: Gedenkstättenarbeit in Österreich - Mahnstätte Mauthausen, in: Wulff E.
Brebeck / Angela Genger / Dietfried Krause-Vilmar u. a. (Hg.), Zur Arbeit in Gedenkstätten
für die Opfer des Nationalsozialismus. Ein internationaler Überblick, Berlin 1988 (Schriften
zur Arbeit in den Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, 1), S. 59-70.
Das Lachout-„Dokument“. Anatomie einer Fälschung, hg. vom Dokumentationsarchiv des
Österreichischen Widerstandes, Wien o. J.
[email protected]
65
Mauthausen 8. 8. 1938 - 5. 5. 1945, hg. v. Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen,
Wien o. J.
Wolfgang Quatember: Die Geschichte der KZ-Gedenkstätte Ebensee, in: Betrifft Widerstand
33 (1996), S. 4-10.
Karl Stuhlpfarrer: Das Mauthausen Dilemma, in: Profil 18 (1995), S. 93.
Texte und Dokumente aus dem Konzentrationslager Mauthausen. George Tabori: Der Steinbruch. Gerhard Botz / Daniela Ellmauer / Oliver Wurzer: „Die Zeit unseres Lebens zählten
wir nach Wochen.“ Salzburg 1995 (LBIHS-Projektberichte, 9).
Vorschläge des Vorstandes der Lagergemeinschaft Mauthausen zu einer Umgestaltung der
Gedenkstätte, Manuskript mit Eingangsstempel des Bundesministerium für Inneres, Abt. IV/7,
Wien, 21.11.1994.
2. GEDENKSTÄTTEN
2.1. ALLGEMEINE PROBLEMATIK
Amoklauf gegen die Wirklichkeit. NS-Verbrechen und „revisionistische“ Geschichtsschreibung, hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes / Bundesministerium für Unterricht und Kunst, Wien 1991.
Sarah Farmer: Arrêt sur mémoire, Paris 1994
Detlef Garbe: Gedenkstätten. Orte der Erinnerung und die zunehmende Distanz zum Nationalsozialismus, in: Hanno Loewy (Hg.), Holocaust. Die Grenzen des Verstehens. Eine Debatte
über die Besetzung der Geschichte, Reinbek 1992, S. 260-284.
Claudia Koonz: Between Memory and Oblivion. Concentration Camps in German Memory,
in: John R. Gillis (Hg.), Commemorations. The Politics of National Identity, Princeton (NJ)
1994, S. 258-280.
Anette Leo (Hg.): Die wiedergefundene Erinnerung. Verdrängte Geschichte in Osteuropa,
Berlin 1992.
Thomas Lutz: Übersicht über die inhaltlichen Schwerpunkte und organisatorischen Entwicklungen in der Arbeit der Gedenkstätten für die Opfer des NS-Regimes im Jahr 1996, in: Topographie des Terrors, Gedenkstätten-Rundbrief 73 (1996), S.
Günther Morsch: Von Denkmälern und Denkmalen. Von Gedenkstätten und Zeithistorischen
Museen, in: Jürgen Danyel (Hg.), Die geteilte Vergangenheit. Zum Umgang mit Nationalsozialismus und Widerstand in beiden deutschen Staaten, Berlin 1995, S. 181-186.
Peter Reichel: Politik mit der Erinnerung. Gedächtnisorte im Streit um die nationalsozialistische Vergangenheit, München / Wien 1995.
[email protected]
66
James E. Young: Die Zeitgeschichte der Gedenkstätten und Denkmäler des Holocausts, in:
James E. Young (Hg.), Mahnmale des Holocaust. Motive, Rituale und Stätten des Gedenkens,
München 1994, S. 19-40.
2.2 GEDENKSTÄTTEN AUSSERHALB ÖSTERREICHS
Didaktische Arbeit in KZ-Gedenkstätten. Erfahrungen und Perspektiven, hg v. Bayerischen
Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München 1993 (Zeitfragen. Informationen, Meinungen, Dokumente).
Auschwitz. Geschichte, Rezeption und Wirkung, hg. vom Fritz Bauer Institut, Frankfurt a. M.
/ New York 1996 (Jahrbuch 1996 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust).
Ausstellung Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Begleitmaterialien. Text: Peter
Steinbach, hg. v. der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1993.
Dieter Bach (Hg.): Erinnerung an die Vergangenheit bestimmt die Zukunft. Arbeit der NSGedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland, Mühlheim 1987.
Vojtech Blodig: Die Gedenkstätte Theresienstadt gestern und heute, in: Jürgen Danyel (Hg.),
Die geteilte Vergangenheit. Zum Umgang mit Nationalsozialismus und Widerstand in beiden
deutschen Staaten, Berlin 1995, S. 235-246.
Wulff E. Brebeck / Angela Genger / Dietfried Krause-Vilmar u. a. (Hg.): Zur Arbeit in Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Ein internationaler Überblick, Berlin 1988
(Schriften zur Arbeit in den Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, 1).
R. Dafni: Yad Vashem. Gedenkstätte für Holocaust und Heldentum, Jerusalem 1987.
Uwe Dankert / Irene Dittrich: Verscharrt - verdrängt - vergessen. NS-Opfer auf dem Friedhof
Eichhof / Kiel, Kiel 1992 (Veröffentlichungen des Beirats für Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein / Gesellschaft für Politik und Bildung SchleswigHolstein e.V., 13).
Kirsten Dietrich: Erinnerungsarbeit. Ein pädagogisches Konzept für die historisch-politische
Bildungsarbeit in den Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Wiss. Hausarbeit
am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg, Hamburg 1996.
Jürgen Dittberner / Antje von Meer (Hg.): Gedenkstätten im vereinten Deutschland. 50 Jahre
nach der Befreiung der Konzentrationslager, Berlin 1994 (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Schriftenreihe, 2).
Annegret Ehmann / Wolf Kaiser / Thomas Lutz u.a. (Hg.): Praxis der Gedenkstättenpädagogik. Erfahrungen und Perspektiven, Opladen 1995.
Bernd Eichmann: Versteinert - Verharmlost - Vergessen. KZ-Gedenkstätten in der BRD,
Frankfurt a. M. 1985.
Empfehlungen zur Neukonzeption der brandenburgischen Gedenkstätten, Manuskript, o.O.
1992.
[email protected]
67
Stefanie Endlich: Gelenkte Erinnerung? Mahnmale im Land Brandenburg, in: Dachauer Hefte
11 (1995), S. 32-49.
Erinnerung und Begegnung. Gedenken im Land Brandenburg zum 50. Jahrestag der Befreiung, hg. vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg,
Potsdam 1996.
Bernd Faulenbach / Franz-Josef Jelich (Hg.): Reaktionäre Modernität undVölkermord. Probleme des Umgangs mit der NS-Zeit in Museen, Ausstellungen und Gedenkstätten. Dokumentation einer Tagung des Forschungsinstituts für Arbeiterbildung und der Hans-BöcklerStiftung im September 1993 in Recklinghausen, Essen 1994 (Geschichte und Erwachsenenbildung, 2).
Andrea Freimüller: Holocaust Education in den USA. Seminararbeit am Institut für Geschichte der Universität Salzburg, Salzburg 1991.
Detlef Garbe (Hg.): Die vergessenen KZs? Gedenkstätten für die Opfer des NS-Terrors in der
Bundesrepublik, Bornheim / Merten 1983.
Nadja Gargulla: Orte des NS-Terrors. Zur Geschichte der Gestaltung ihrer Gedenkstätten in
der ehemaligen DDR, Berlin 1993.
Brandenburgische Gedenkstätten für die Verfolgten des NS-Regimes. Perspektiven, Kontroversen und internationale Vergleiche. Beiträge des Internationalen GedenkstättenColloquiums in Potsdam am 8. u. 9. März 1992 und Empfehlungen der Expertenkommission
zur Neukonzeption der brandenburgischen Gedenkstätten vom Januar 1992, hg. vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur der Landesregierung Brandenburg in Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, Berlin 1992
(Reihe Deutsche Vergangenheit, 81).
Klaus Hartung: Wer behält recht in Buchenwald? Von der Schwierigkeit, an einem Ort zweier
deutscher Diktaturen zu gedenken, in: Die Zeit 44 (1996), S. 4.
Karl Hüser: Wewelsburg 1933 bis 1945. Kult- und Terrorstätte der SS. Eine Dokumentation,
Paderborn ²1987 (Schriftenreihe des Kreismuseums Wewelsburg, 1).
50. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora, hg. v.
der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Weimar-Buchenwald 1995.
KZ-Gedenkstätte Dachau. Empfehlungen für eine Neukonzeption vorgelegt vom wissenschaftlichen Fachbeirat, Manuskript, München 1996.
Thomas Lutz: Historische Orte sichtbar machen. Gedenkstätten für NS-Opfer in Deutschland,
in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitschrift Das Parlament 1-2 (1995),
S. 18-26.
Harold Marcuse: Das ehemalige Konzentrationslager Dachau. Der mühevolle Weg zur Gedenkstätte, 1945-1968, in: Dachauer Hefte 6 (1990), S. 182-205.
[email protected]
68
Reinhard Matz: Die unsichtbaren Lager. Das Verschwinden der Vergangenheit im Gedenken,
Reinbek 1993.
Günter Morsch (Hg.): Von der Erinnerung zum Monument. Die Entstehungsgeschichte der
Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen, Berlin 1996 (Schriftenreihe der Stiftung
Brandenburgische Gedenkstätten, 8).
Edmund Nowak: Aktuelle Gedenkstättenarbeit in Polen. Am Beispiel der Gedenkstätte für
ehemalige sowjetische Kriegsgefangene in Lambinowice (Lamsdorf), in: Topographie des
Terrors, Gedenkstätten-Rundbrief 73 (1996), S. 3-6.
Ulrike Puvogel / Martin Stankowski: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus.
Eine Dokumentation. Bd. I: Baden-Würtemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinlad-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein, Bonn 1987
(Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, 245).
Reinhard Rürup (Hg.): Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt
auf dem „Prinz-Albrecht-Gelände“. Eine Dokumentation, Berlin 91989.
Gretchen E. Schafft / Gerhard Zeidler: Die KZ-Mahn- und Gedenkstätten in Deutschland,
Berlin 1996.
Jochen Spielmann: In Oswieciem wird um Auschwitz gestritten, in: James E. Young (Hg.),
Mahnmale des Holocaust. Motive, Rituale und Stätten des Gedenkens, München 1994, S.
147-151.
Jürgen Zarusky: Die KZ-Gedenkstätte Dachau. Anmerkungen zur Geschichte eines umstrittenen historischen Ortes, in: Jürgen Danyel (Hg.), Die geteilte Vergangenheit. Zum Umgang mit
Nationalsozialismus und Widerstand in beiden deutschen Staaten, Berlin 1995, S. 187-196.
3. FORMEN DER ERINNERUNG
3.1 KOLLEKTIVES GEDÄCHTNIS
Theodor W. Adorno: „Ob nach Auschwitz noch sich leben lasse“. Ein philosophisches Lesebuch, hg. v. Rolf Tiedemann, Frankfurt a. M. 1997.
Ingo Arend: Götterdämmerung der Erinnerung? Mnemosyne. Ein Symposium zu Kunst und
Gedächtnis in der Bonner Bundeskunsthalle, in: Kunstforum 133 (1996), S. 465-467.
Aleida Assmann: Erinnerungsorte und Gedächtnislandschaften, in: Hanno Loewy / Bernhard
Moltmann (Hg.), Erlebnis - Gedächtnis - Sinn. Authentische und konstruierte Erinnerung,
Frankfurt a. M. / New York 1996 (Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts, 3), S. 1330.
Aleida Assmann: Zur Metaphorik der Erinnerung, in: Aleida Assmann / Dietrich Harth (Hg.),
Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung, Frankfurt a. M. 1991, S. 13-
[email protected]
69
35.
Aleida Assmann / Jan Assmann: Das Gestern im Heute. Medien und soziales Gedächtnis, in:
Klaus Merten / Siegfried J. Schmidt / Siegfried Weischenberg (Hg.), Die Wirklichkeit der
Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft, Bonn 1994, S. 114-140.
Aleida Assmann / Dietrich Harth (Hg.): Kultur als Lebenswelt und Monument, Frankfurt a.
M. 1991.
Aleida Assmann / Dietrich Harth (Hg.): Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen
Erinnerung, Frankfurt a. M. ²1993.
Jan Assmann: Ägypten. Eine Sinngeschichte, München 1996.
Jan Assmann: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen
Hochkulturen, München 1992.
Jan Assmann: Guilt and Remembrance. On the Theologization of History in the Ancient Near
East, in: History and Memory 2.1 (1990), S. 5-33.
Jan Assmann / Tonio Hölscher (Hg.): Kultur und Gedächtnis, Frankfurt a. M. 1988.
Omer Bartov: Intellectuals on Auschwitz. Memory, History and Truth, in: History and Memory 5.1 (1993), S. 87-129.
Michael Berenbaum: On the Politics of Public Commemoration of the Holocaust, in: Shoah
(Herbst/Winter 1982), S. 6-9.
Nicolas Berg / Jess Jochimsen / Bernd Stiegler (Hg.): Shoah - Formen der Erinnerung. Geschichte, Philosophie, Literatur, Kunst, München 1996.
Janet Blatter / Sybil Milton (Hg.): Art of the Holocaust, London 1982.
Pim Den Boer / Willem Frijthoff (Hg.): Lieux de mémoire et identités nationales, Amsterdam
1993.
Brigitte Böhnisch-Brednich u. a. (Hg.): Erinnerung und Vergessen. Vorträge des 27. Deutschen Volkskundekongresses, Göttingen 1991.
Gerhard Botz: Geschichte und kollektives Gedächtnis in der Zweiten Republik. „Opferthese“,
„Lebenslüge“ und „Geschichtstabu“ in der Zeitgeschichtsschreibung, in: Wolfgang Kos /
Georg Rigele (Hg.), Inventur 45/55. Österreich im ersten Jahrzehnt der Zweiten Republik,
Wien 1996, S. 51-85.
Wilfried von Bredow: Tückische Geschichte. Kollektive Erinnerung an den Holocaust, Stuttgart / Berlin / Köln 1996.
Emil Brix (Hg.): Der Kampf um das Gedächtnis. Öffentliche Gedenktage in Mitteleuropa,
Wien 1997 (Grenzenloses Österreich).
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Bazon Brock: Erinnern als Erfahrung von Wirklichkeit, in: Kunstforum 127 (1994), S. 254257.
Martin Broszat / Saul Friedländer: Um die „Historisierung des Nationalsozialismus“. Ein
Briefwechsel, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 36 (1988), S. 339-372.
Micha Brumlik: Trauerrituale und politische Kultur nach der Shoah in der Bundesrepublik, in:
Hanno Loewy (Hg.): Holocaust. Die Grenzen des Verstehens. Eine Debatte über die Besetzung der Geschichte, Hamburg 1992, S.200-224.
Peter Burke: Geschichte als soziales Gedächtnis, in: Aleida Assmann / Dietrich Harth (Hg.),
Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung. Frankfurt a. M. 1991, S.
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Reinbek 1996.
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Jürgen Danyel (Hg.): Die geteilte Vergangenheit. Zum Umgang mit Nationalsozialismus und
Widerstand in beiden deutschen Staaten, Berlin 1995 (Zeithistorische Studien, Bd. 4).
Darstellung des Undarstellbaren. Möglichkeiten und Grenzen künstlerischer Auseinandersetzung mit Shoah, Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in der zeitgenössischen Photographie (= Eikon. Internationale Zeitschrift für Photographie and Medienkunst, 14/15 (1995)).
Jean Davallon / Philippe Dujardin / Gérard Sabatier (Hg.): Politique de la mémoire.
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konstruierte Erinnerung, Frankfurt a. M. / New York 1996 (Wissenschaftliche Reihe des Fritz
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Pierre Nora: La nation-mémoire, in: Pierre Nora (Hg.), Les lieux de mémoire. Bd. 1. La
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Hans Ulrich Reck (Hg.): Transitorische Turbulenzen I und II. Konstruktionen des Erinnerns,
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Peter Reichel: Politik mit der Erinnerung. Gedächtnisorte im Streit um die nationalsozialistische Vergangenheit, München / Wien 1995.
Theodor Reik: Über kollektives Vergessen, in: Daedalus (1968), S.
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Régine Robin: Le roman mémoriel: de l’histoire à l’écriture de hors-lieu, Longueil (Montréal)
1989 (L’Univers des discours).
Raphael Samuel: Theatres of Memory. Bd. 1: Past and Present in Contemporary Culture, New
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Siegfried J. Schmidt: Gedächtnis - Erinnern - Vergessen, in: Kunstforum 127 (1994), S. 245249.
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Siegfried J. Schmidt (Hg.): Gedächtnis. Probleme und Perspektiven der interdisziplinären
Gedächtnisforschung, Frankfurt 21992.
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Peter M. Spangenberg: Beobachtungen zu einer Medientheorie der Gedächtnislosigkeit, in:
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und Vergessen der NS-Vergangenheit, Wien 1993 (Böhlaus zeitgeschichtliche Bibliothek,
25).
3.2 ARCHÄOLOGIE UND ARTEFAKTE
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Ian Bapty / Tim Yates (Hg.): Archaeology after structuralism. Post-structuralism and the practice of archaeology, London 1991.
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Notions, in: The Monist 78.2 (1995), S. 119-131.
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die Verfolgten des NS-Regimes, hg. v. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur
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Robert Layton (Hg.): Who needs the past? Indigenous values and archaeology, London 1994
(One World Archaeology, 5).
Heiner Lichtenstein: Wie restauriert man Gaskammern?, in: Dachauer Hefte 11 (1995), S.
109-113.
Hanno Loewy: Erinnerungen an Sichtbares und Unsichtbares, in: Reinhard Matz, Die unsichtbaren Lager, Reinbek 1993, S. 20-32.
Ernest Jonathan Lowe: On the Identity of Artifacts, in: The Journal of Philosophy 80.4 (1983),
S. 220-232.
Jaroslav Malina / Zdenek Vasicek: Archaeology Yesterday and Today. The Development of
Archaeology in the Science and Humanities, Cambrige 1990.
Ruth E. Mohrmann: Umgang mit Sachen. Zur Kulturgeschichte des Dinggebrauchs. 23. Deutscher Volkskunde-Kongreß in Regensburg (6.-10. Oktober 1981), in: Zeitschrift für Volkskunde 78 (1982), S. 63-67.
Renouveau des méthodes et théorie de l’archéologie. Article collectif, in: Annales ESC 28.1
(1973), S. 35-51.
Alain Schnapp: L’archéologie, in: Jacques Le Goff / Pierre Nora (Hg.), Faire de l’histoire. Bd.
2. Nouvelles approches, Paris 1974, S. 11-36.
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Thomas Schwark: Dinge als Quellen des Lebens. Kulturgeschichtliche Überreste zwischen
Zeugnischarakter und Attrappenfunktion, in: Historische Anthropologie 2 (1994), S. 322-330.
Stephen Shennan (Hg.): Archaeological approaches to cultural identity, London 1994 (One
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Sinn und Unsinn archäologischer Restaurierungen und Rekonstruktionen. Kolloquium im
Rahmen der Jahrestagung 1990, Traunstein, 17. - 20. 9. 1990. Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland e.V. Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in
Würtemberg und Hohenzollern, Stuttgart 1991.
Catherine Delano Smith: The Annales for archaeology?, in: Antiquity 66.251 (1992), S. 539542.
David Summers: On the Histories of Artifacts. Semiotics and Art-History, in: Art Bulletin
76.4 (1994), S. 590-592.
Christopher Tilley (Hg.): Interpretative Archaeology, Providence (RI) / Oxford 1993.
Christopher Tilley (Hg.): Reading Material Culture. Structuralism, Hermeneutics and PostStrucuralism, Oxford 1990.
Christopher Tilley: Material Culture and Text. The Art of Ambiguity, London 1991 (Material
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Peter J. Ucko (Hg.): Theory in Archaeology. A World Perspective, London 1995.
Zdenek Vasicek: L’archéologie, l’histoire, le passé. Chapitres sur la présentation,
l’épistémologie et l’ontologie du temps perdu, Sceau 1994.
Paul Virilio: Bunker ... Archäologie. München / Wien 1992.
Writing archaeology.(= Archaeological Review from Cambridge 8.2 (1989).
3.3 MUSEOLOGIE UND MUSEUMSDIDAKTIK
Fabrice d’Almeida: Musée d’histoire, histoire dans les musées, in: Vingtième siècle. Revue
d’histoire 37 (1993), S. 148-150.
Rainer Alsheimer: Rekonstruktion von Wirklichkeit, in: Bayerische Blätter für Volkskunde.
Mitteilungen und Materialien 18.1 (1991), S. 54-55.
Susanne Brandt: The Memory Makers: Museums and Exhibitions of the First World War, in:
History and Memory 6.1 (1994), S. 95-122.
Douglas Crimp: On the Museum’s Ruins. With photographs by Louise Lawler, Cambridge /
London 1993.
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John Elsner / Roger Cardinal (Hg.): The Cultures of Collecting, London 1994.
Margarete Erber-Groiß / Severin Heinisch / Hubert Ch. Ehalt u.a. (Hg.): Kult und Kultur des
Ausstellens, Beiträge zur Praxis, Theorie und Didaktik des Museums, Wien 1992.
Wolfgang S. Ernst: Das historische Museum. Über die Kunst, die Unausstellbarkeit der Vergangenheit dennoch zu zeigen, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften
2.4 (1991), S. 25-43.
Michael Fehr / Clemens Krümmel / Markus Müller (Hg.): Platons Höhle. Das Museum und
die elektronischen Medien, Köln 1995.
David Fleming / Crispin Paine / John G. Rhodes (Hg.): Social History in Museums: A Handbook for Professionals, London 1993.
Gottfried Fliedl: Das Eigene und das Fremde. Anregungen für Schulklassen zur Arbeit im
Jüdischen Museum in Eisenstadt. Wien 1992.
Gottfried Fliedl (Hg.): Museum als soziales Gedächtnis? Kritische Beiträge zu Museumswissenschaft und Museumspädagogik, Klagenfurt 1988 (Klagenfurter Beiträge zur bildungswissenschaftlichen Forschung, 19).
Gottfried Fliedl u. a. (Hg.): Bewölkt - Heiter. Die Situation der Museumspädagogik in Österreich, Klosterneuburg 1990 (Museum zum Quadrat, 2).
Gottfried Fliedl u. a. (Hg.): Erzählen, Erinnern, Veranschaulichen. Theoretisches zur Museums- und Ausstellungskommunikation. Klosterneuburg / Wien 1992 (Museum zum Quadrat,
3).
Gottfried Fliedl u. a. (Hg.): Wie zu sehen ist. Essays zur Theorie des Ausstellens, Wien 1995
(Museum zum Quadrat, 5).
Gottfried Fliedl / Roswitha Muttenthaler / Herbert Posch (Hg.): Museumsraum - Museumszeit. Zur Geschichte des österreichischen Museums- und Ausstellungswesens, Wien 1992.
Udo Gößwald / Lutz Thamm (Hg.): Erinnerungsstücke. Das Museum als soziales Gedächtnis,
Neukölln 1991.
Hans-Hermann Groppe / Frank Jürgensen (Hg.): Gegenstände der Fremdheit. Museale Grenzgänge. Dokumentation einer Fachtagung veranstaltet vom Museumspädagogischen Dienst der
Kulturbehörde Hamburg und vom Commitee for Education and Cultural Action / International
Council of Museums, Arbeitsgemeinschaft der Mitglieder in der Bundesrepublik Deutschland
und in West-Berlin, Hamburg, 16.-20. November 1988, Marburg 1989.
Francis Haskell: Die Geschichte und ihre Bilder. Die Kunst und die Deutung der Vergangenheit, München 1995.
Regina Haslinger (Hg.): Das Museum als kulturelle Zeitmaschine. Stellenwert und Wirklichkeit des Museums heute. Eine Veranstaltung des Österreichischen Museums für Angewandte
Kunst, Wien, vom 12. - 14. Oktober 1990, in: Kunstforum 111 (1991), S. 203-253.
[email protected]
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Heidi Hense: Das Museum als gesellschaftlicher Lernort. Aspekte einer pädagogischen Neubestimmung. Frankfurt a. M. 1990.
Paul Holdengräber: Between the Profane and the Redemptive: The Collector as Possessor in
Walter Benjamin’s Passagen-Werk, in: History and Memory 48.2 (1992), S. 96-128.
Henri Pierre Jeudy: Die Musealisierung der Welt oder Die Erinnerung des Gegenwärtigen, in:
Ästhetik und Kommunikation 18.67/68 (1987), S. 23-30.
Ivan Karp / Steven D. Lavine (Hg.): Exhibiting Cultures: The Poetics and Politics of Museum
Display, Washington / London 1991.
Gottfried Korff / Martin Roth (Hg.): Das historische Museum. Labor, Schaubühne, Identitätsfabrik, Frankfurt 1990.
Kultobjekte der Erinnerung. Katalog zur Ausstellung in der Hermesvilla, Lainzer Tiergarten,
vom 17. 3. 1994 bis 26. 2. 1995, Wien 1994 (Sonderausstellung des Historischen Museums
der Stadt Wien, 185).
Hermann Lübbe: Der Fortschritt und das Museum. Über den Grund unseres Vergnügens an
historischen Gegenständen, London 1982 (The 1981 Bithell Memorial Lecture).
Robert Lumley (Hg.): The Museum Time-Machine. Putting cultures on display, London 1990.
André Malraux: Das imaginäre Museum. Frankfurt 1987.
Andrew McClellan: Inventing the Louvre: Art, Politics and the Origins of the Modern Museum in Eighteenth-century Paris, Cambridge 1994.
Krzysztof Pomian: Collections et musées. Note critique, in: Annales ESC 48.6 (1993), S.
1381-1401.
Krzysztof Pomian: Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln. Berlin 1988.
Herbert Posch / Gottfried Fliedl (Hg.): Politik der Präsentation. Museum und Ausstellung in
Österreich 1918-1945. Wien 1996.
Achim Preiß / Karl Stamm / Frank Günter Zehnder: Das Museum. Die Entwicklung in den
80er Jahren. Festschrift für Hugo Borger zum 65. Geburtstag, München 1990
(ZeitZeugeKunst).
Bernhard Purin: „Jüdische Altertümer“ - vom Ritualgegenstand zum Museumsobjekt, in: Juden in Hohenems. Katalog des Jüdischen Museums Hohenems, Hohenems 1996, S. 146-152.
Bernhard Purin: Das Heimatmuseum und die Nachtseite der Heimatgeschichte. Vortrag über
das Jüdische Museum Hohenems anläßlich des 4. Österreichischen Museumstages 1992 in
Innsbruck, in: Neues Museum. Die österreichische Museumszeitschrift 3/4 (1992), S. 88-92.
[email protected]
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Bernhard Purin (Hg.): Beschlagnahmt. Die Sammlung des Wiener Jüdischen Museums nach
1938. Eine Ausstellung des Jüdischen Museums der Stadt Wien an fünf Schauplätzen, 12.
Okt. bis 26. Nov. 1995, Wien 1995.
Jörn Rüsen / Wolfgang Ernst / Heinrich Th. Grütter (Hg.): Geschichte sehen. Beiträge zur
Ästhetik des historischen Museums, Pfaffweiler 1988.
August Sarnitz (Hg.): Museums-Positionen. Salzburg / Wien 1992.
Anna Schober: Montierte Geschichten. Programmatisch inszenierte historische Ausstellungen,
Wien 1994 (Veröffentlichungen des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften, 24).
Daniel J. Sherman / Irit Rogoff (Hg.): Museum Culture. Histories, Discourses, Spectacles,
London 1994.
Eva S. Sturm: Dosierung des Schreckens. Das „Museum of Tolerance“ in Los Angeles, in:
Historische Anthropologie 2 (1994), S. 472-484.
Eva S. Sturm: Konservierte Welt. Museum und Musealisierung. Berlin 1991 (Diplomarbeit an
der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien, u. d .T.: Phänomen Musealisierung).
Wolfgang Zacharias (Hg.): Zeitphänomen Musealisierung: Das Verschwinden der Gegenwart
und die Konstruktion der Erinnerung, Essen 1990.
3.4. MONUMENTE UND (KUNST-)DENKMÄLER
Ingo Arend: Der Angriff der Gegenwart auf die Vergangenheit. Denkmale auf den Geländen
ehemaliger Konzentrationslager. Eine Tagung der evangelischen Akademie Loccum, in:
Kunstforum 134 (1996), S. 479-481.
Ingo Arend: Wunden der Erinnerung. „Beate Passow und Andreas von Weizsäcker“. Haus der
Kunst, München, 5. 5. - 28. 5. 1995. Deutsches Historisches Museum Berlin, 18. 5. 17. 7.
1995, in: Kunstforum 131 (1995), S. 366-369.
Maoz Azaryahu: From Remains to Relics. Authentic Monuments in the Israeli Landscape, in:
History and Memory 5.2 (1993), S. 82-103.
Maoz Azaryhu: Von Wilhelmplatz zu Thälmannplatz. Politische Symbole im öffentlichen
Leben der DDR, Gerlingen 1991 (Schriftenreihe des Instituts für Deutsche Geschichte, Universität Tel Aviv, 13).
Marius Babias: Memento. Kunst - Geschichte - Gedenken. „Positionen zeitgenössischer Kunst
aus Berlin“ Haus am Waldsee, Berlin, 6. 5. - 18. 6. 1995. Stadtgalerie am Sophienhof, Kiel,
18. 8. - 8. 10. 1995, in: Kunstforum 131 (1995), S. 369-371.
Annette Becker: From Death to Memory: The National Ossuaries in France after the Great
War, in: History and Memory 5.2(1993), S. 32-49.
[email protected]
79
Jochen Becker: Mahnmale des Holocaust. „Motive, Rituale und Stätten des Gedenkens“.
Deutsches Historisches Museum, Berlin, 13. 9. - 15. 11. 1994. Münchner Stadtmuseum, 5. 12.
1994 - 5. 3. 1995, in: Kunstforum 129 (1995), S. 312-313.
Jochen Becker: Radix - Matrix. Daniel Libeskinds Architekturen. Museum für Gestaltung,
Zürich, 3. 9. - 6. 11. 1994, in: Kunstforum 129 (1995), S. 328-329.
Avner Ben-Amos: Monuments and Memory in French Nationalism, in: History and Memory
5.2 (1993), S. 50-81.
Daphne Berdahl: Voices at the Wall: Discourses of Self, History and National Identity at the
Vietnam Veterans Memorial, in: History and Memory 6.2 (1994), S. 88-124.
Martin Blättner: Karl Prantl. „Steine der Großen Straße“.Kunsthalle Nürnberg, 16. 5. - 9. 6.
1991, in: Kunstforum 115(1991), S. 363.
Martin Blättner: ...moralische Gleich-Gültigkeit? Über den Streit um Karl Prantls Steinplatten
aus der „Großen Straße“, in: Kunstforum 115 (1991), S. 401.
Christian Boltanski: Der Clown als schlechter Prediger. Doris von Drateln sprach mit Christian Boltanski in Paris im Dezember 1990, in: Kunstforum 113 (1991), S. 314-331.
Matti Bunzl: On the Politics and Semantics of Austrian Memory: Vienna’s Monument against
War and Fascism, in: History and Memory 7.2 (1995), S. 7-40.
Denkmal (= kritische berichte 3 (1988)).
Denkmal / Monument (= Daidalos 49 (1993)).
Denkmaldidaktik (= kritische berichte 1(1991)).
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3.5. TOPOGRAPHIE UND „LAND ART“
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