Herzstillstand, was nun? - KISS

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ERCGUIDELINE
S
VON 2015
Basic Life
r Laien
Support fü
Herzstillstand,
was nun?
Informationsbroschüre für die
Reanimationskurse des KISS
INHALT
Einleitung3
1.
Basic Life Support beim Erwachsenen
5
1.1 Hintergrund
5
1.2 Der Hilferuf
6
1.2.1 Die Notrufnummern
6
1.3 Maßnahmen
8
1.4 Verwendung eines Automatischen Externen
Defibrillators (AED)
16
1.5 Atemwegsverlegung beim Erwachsenen
20
2. 2.1 2.1.1 2.1.2 Basic Life Support bei Kindern
Maßnahmen
Beatmung
Herzdruckmassage
24
24
24
26
Schlusswort31
Impressum32
2
INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
EINLEITUNG
In Ihren Händen halten Sie einen kleinen Leitfaden, der sie auf Notfallsituationen mit dem Schwerpunkt des Herzkreislaufstillstandes
vorbereiten soll.
Dieses Heft lehnt sich streng an die Reanimationsrichtlinien der
ERC (European Resuciation Council) an und stellt alle theoretischen
Kenntnisse des BASIC LIFE SUPPORT (Laienreanimation) dar.
Dazu gehören auch die Besonderheiten bei der Versorgung von Kindern.
Bedenken Sie bitte auch, dass dieses Heft kein regelmäßiges Training
ersetzen kann. Besuchen sie daher unseren Reanimationskurs, den
Sie einfach und schnell über http://kiss.uk-koeln.de buchen können.Denn: Nur wer sein theoretisches Wissen trainiert,kann
3
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der Uniklinik Köln.
1. Basic Life Support beim Erwachsenen
1.1 Hintergrund
Zu den häufigsten Todesursachen in Europa zählt der plötzliche HerzKreislauf-Stillstand. Je nach Studienlage zählen dazu bis zu 700.000
Menschen pro Jahr. Viele Menschen könnten gerettet werden, wenn
die Bevölkerung besser geschult wäre. Aber genau hier liegt das Problem, dass meist nur beim Fahrschulbesuch ein Reanimationskurs besucht wurde. Wahrscheinlich haben Sie gerade unseren Kurs besucht
und dieses Heft erhalten. Der Mensch vergisst schnell, daher laden
wir Sie ein, regelmässig einmal im Jahr unseren Kurs zu besuchen.
Die empfohlene Behandlung des Kreislaufstillstandes ist die sofortige Wiederbelebung mittels Herzdruckmassage wenn möglich, der
Mund-zu-Mund-Beatmung (dazu mehr im Kapitel 1.3.9.) sowie einer
frühzeitigen Defibrillation, sofern ein sogenannter Defibrillator verfügbar ist. Um dies gewährleisten zu können, ist es wichtig, dass Anwesende in den lebensrettenden Maßnahmen regelmäßig geschult
werden. Lernen Sie regelmäßig die Reanimation hier bei uns im KISS
oder bei einer anderen Institution (ASB, Johanniter uvm.)
Folgende 3 Punkte sind für eine erfolgreiche Reanimation ausschlaggebend:
1. Frühe Erkennung eines Kreislaufstillstandes
2. Frühe Wiederbelebung durch die Passanten
3. Frühe Defibrillation
1.2 Der Hilferuf
Wenn beim Notruf diese im Gedächtnis sind, ist ein koordinierter
Notruf möglich. Versuchen Sie folgende Angaben zu machen:
1. Wer ruft?
2. Wo ist der Notfall?
3. Was ist passiert?
4. Wie viele Personen/Verletzte sind betroffen?
5. Warten auf Rückfragen
5
Die wichtigste Regel aber lautet:
Legen sie erst auf, wenn sie dazu aufgefordert werden.
Wenn sich im Gespräch schon abzeichnet, das es sich um eine leblose Person handelt, die wiederbelebt werden muss, wird ihnen mittels
der Telefon-Laien-Reanimation genauestens erklärt, was sie machen
müssen.
1.2.1 Die Notrufnummern
Die Notrufnummern, die sie kennen müssen:
112 für die Feuerwehr
110 für die Polizei
Wenn Sie Erste Hilfe auf dem Campus der Uniklinik Köln benötigen,
rufen Sie 5555 von jedem Hausapparat (Mobiltelefon: 0221-4785555). Wenn sie mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen beginnen, rekrutieren Sie Helfer und verteilen Sie konsequent Aufgaben. Vermeiden
sie allgemeine Aussagen wie zum Beispiel: „Kann mir jemand helfen
oder kann jemand mal Hilfe rufen...?“
Schauen Sie den Helfenden in die Augen und geben sie konkrete Anweisungen. Denn nur wer konkret eine Aufgabe zugeteilt bekommt,
kann gewissenhaft helfen, statt unverbindliche, schlecht kommunizierte Aussagen zu treffen.
Gute und verständliche Kommunikation
ist ausschlaggebend für qualifizierte Hilfe
Folgende Anweisungen gibt es zu verteilen:
•
•
•
6
eine Person holt Hilfe
eine Person holt einen Automatisierter Externer Defibrillator (AED)
(siehe Kapitel 1.4)
(wenn dieser innerhalb von 5 Minuten vor Ort sein kann)
eine Person sorgt für die Erreichbarkeit bzw. einen Zugangsweg des
Rettungsteams
INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
Basismaßnahmen zur Wiederbelebung
Keine Reaktion?
Um Hilfe rufen
Atemwege freimachen
Keine normale Atmung?
Notruf 112
AED holen (lassen)
Herzdruckmassage
Abb. 1 Algorithmus Laienreanimation
7
1.3 Maßnahmen
Die Basismaßnahmen sind die Grundlagen jeder erfolgreichen Reanimation. Alle weiterführenden Maßnahmen bauen darauf auf und
sind ohne diese nur zweitrangig.
Ablaufschema der Laienreanimation
1.Eigenschutz beachten
Beim Auffinden einer augenscheinlich leblosen Person ist primär an
den Eigenschutz zu denken.
Das heißt im Einzelnen:
• Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Situation, um even tuelle Gefahrenquellen zu erkennen:
- insbesondere offene Stromquellen
- scharfe oder spitze Gegenstände (Spritzen, Scherben etc.)
- Brände
- austretende Gase (Geruch, sichtbare Dämpfe)
• Unfallgefahr durch nicht abgesicherte Unfallstelle
Ein verletzter Helfer ist kein Helfer mehr,
sondern Patient!!
2.Bewusstsein prüfen
Der nächste Schritt ist die Überprüfung des Bewusstseins. Hierbei
sollte der Patient laut angesprochen, aber nicht angeschrien werden.
Gleichzeitig rütteln Sie kräftig an den Schultern, um einen äußeren
Reiz zu setzen.
3.Patient spricht
Wenn der Patient auf Ansprache oder den körperlichen Reiz antwortet, sollte man durch gezielte Fragen erfahren, ob und in welcher
Form ein Notfall vorliegt. Durch die Antworten können schnell und
gezielt weitere Maßnahmen (zum Beispiel zusätzliche Hilfe) erfolgen.
Der Patient darf sich in die Lage begeben, die für ihn die meiste
Schmerzfreiheit und Schonung ermöglicht.
8
INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
Abb. 2: Bewusstsein prüfen
Eine Ausnahme besteht bei etwaigen äußeren Verletzungen (zum
Beispiel Pfählungsverletzung).
Bitte versuchen Sie, professionelle Ruhe auszustrahlen. Bleiben sie
unentwegt mit dem Patienten im Dialog. So stellen Sie sicher, dass
sie jede Veränderung schnell erkennen und beruhigend auf den Patienten eingehen können.
4.Patient spricht nicht
Wenn keine Reaktion auf Ansprache oder körperlichen Reiz erfolgt,
ist umgehend weitere Hilfe anzufordern (Notruf/weitere Passanten).
Der Patient wird auf den Rücken gedreht, und es erfolgt die Kontrolle
der Atmung.
Überprüfen sie ob im Mundraum Flüssigkeiten, Sekrete oder andere
Fremdkörper erkennen können. Ist dies der Fall, versuchen sie diese
zu entfernen. Überstrecken sie dann vorsichtig den Kopf (siehe Abb.
3). Dadurch wird der Zungengrund angehoben und gibt die Atemwege frei.
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Die Atemkontrolle erfolgt mit geneigtem Kopf, Blickrichtung zum
Brustkorb, Wange und Ohr über dem Gesicht des Patienten.
Sehen, Fühlen, Hören.
• Sehen: Hebt sich der Brustkorb?
• Fühlen: Ist das Heben des Brustkorbes zu spüren?
• Hören: Ist ein Atemzug zu hören?
Die Kontrolle der Atmung sollte nicht länger als
10 Sekunden in Anspruch nehmen!
Abb. 3: Kontrolle der Atmung
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INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
5.Der Patient atmet normal
Bei Feststellung einer normalen Atmung wird der Patient in eine stabile Seitenlage gebracht. Dabei achten sie unbedingt darauf, dass
weiterhin die Atemwege nicht verlegt werden und eventuelles Erbrochenes frei ablaufen kann.
Abb. 4: Stabile Seitenlage 1. Teil
11
Abb. 4.1: Stabile Seitenlage 2. Teil
Spätestens jetzt muss ein Notruf getätigt werden. Dabei muss der
Patient weiter beobachtet werden, um mögliche Veränderungen
rechtzeitig zu bemerken.
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INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
6.Der Patient atmet nicht oder nicht normal
Bei einigen Patienten kann es noch zu vereinzelten, unregelmäßigen
oder sehr geräuschvollen Atemzügen kommen. Diese dürfen nicht
mit einer normalen Atmung verwechselt werden.
Dieses Atemmuster wird auch als Schnappatmung oder agonale Atmung bezeichnet. Sie tritt bei fast der Hälfte der Patienten auf, die
einen Kreislaufstillstand erleiden. Bei diesen Patienten, zeigt sich eine
Einziehung des Oberbauches und Zwerchfells. Eine Brustkorbbewegung ist nicht sichtbar. Dies sind unumstößliche Zeichen des HerzKreislaufstillstandes.
7. Eine Pulskontrolle wird ausdrücklich nicht mehr empfohlen.
Es reicht, die Atmung zu checken, denn:
Ein Mensch der nicht atmet, hat keinen Puls oder
Ein Mensch der keinen Puls hat, atmet nicht.
Das Wichtigste ist die Herzdruckmassage! Verschwenden sie
also keine Zeit in Pulskontrolle, wenn sie den oberen Punkt verinnerlicht haben. Sie verlieren unnötig Zeit.
8.Durchführung der Herzdruckmassage
Mit der Herzdruckmassage wird das Herz komprimiert, sodass ein
minimaler Blutfluss erreicht wird, der das Gehirn weiter mit Sauerstoff versorgt. Durch die Entlastung des Brustkorbes kommt es zu
einer intrathorakalen Sogwirkung, die zu einer passiven Füllung des
Herzens führt.
Für eine optimale Herzdruckmassage knien sie seitlich so nah wie
möglich am Patienten und legen einen Handballen auf die untere
Hälfte des Brustbeines. Dies wäre ungefähr die Mitte des Brustkorbes. Beide Hände werden ineinander verschränkt und der Oberkörper wird senkrecht über den Brustkorb in Stellung gebracht. Die
Druckbewegung erfolgt dann aus dem Kreuz und nicht aus den
Armen. Dies ist nicht nur deutlich effektiver, sondern auch nicht so
schnell ermüdend.
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Folgende Punkte sind dabei zu beachten:
• Starten sie mit der Herzdruckmassage. Dabei gilt der Zyklus 30:2.
• Üben sie möglichst keinen Druck auf Rippen, Oberbauch oder das
untere Ende des Brustbeines aus.
• Erreichen Sie mindestens eine Drucktiefe von fünf maximal sechs
Zentimetern. Das entspricht etwa einem Drittel des Brustkorbes.
• Die Druckfrequenz sollte zwischen 100/min und 120/min liegen.
• Der Brustkorb muss völlig entlastet werden – ohne Hautkontaktverlust
• Nach zwei Minuten (entspricht ungefähr 200 Herzdruckmassagen)
sollten Sie sich nach Möglichkeit mit einem Zweit-Helfer bei der
Herzdruckmassage abwechseln, um eine gleichbleibend intensive
Herzdruckmassage gewährleisten zu können.
Abb. 5: Position der Herzdruckmassage
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INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
Drücken steht über dem Defi.
Drücken steht über der Beatmung.
Drücken steht über allem!
Sollten Sie unsicher sein, ob ein Kreislaufstillstand vorliegt, beginnen
Sie trotzdem mit der Herzdruckmassage. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass eine irrtümlich durchgeführte Herzdruckmassage schwerwiegende Schädigungen hervorruft. Unterbrechen sie die
Herzdruckmassage nur zur Anlage eines Automatisierten Externen
Defibrillators (AED) (siehe Kapitel 1.4) und zur Schockabgabe über
diesen. dabei sollte die Unterbrechung so kurz wie möglich gehalten
werden
9.Beatmung des Patienten
Die Beatmung über Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase wird in
der Laienreanimation nicht mehr empfohlen. Statistisch gesehen
wird der Patient mit einem Herzkreislaufstillstand von einer ihm/ihr
vertrauten Person entdeckt. Hier ist die Mund-zu-Mund Beatmung
unter der Familie oft kein Problem - daher wird diese Form der Beatmung auch unterrichtet. Aber vergessen Sie nicht: Wenn die Beatmung technisch erschwert oder gar nicht möglich ist, konzentrieren
Sie Sich keinesfalls auf die Beatmung, sondern auf die Herzdruckmassage. Eine Ausnahme stellt die Kinderreanimation dar (siehe
dazu das Kapitel 2).
Die Überwindung eine Mund-zu-Mund-Beatmung/Mund-zu-NaseBeatmung durchzuführen kann die Zeit einer effektiven Herzdruckmassage verringern und schlimmstenfalls zur Verweigerung der Hilfe
führen.
Die Herzdruckmassage hat absoluten Vorrang!
Der Rhythmus von Kompressionen wird solange durchgeführt bis
• der Patient wieder reagiert (Äußerungen, normale Atmung, Husten)
• professionelle Hilfe vor Ort ist oder
• die Helfer erschöpft sind
15
1.4 Verwendung eines Automatischen Externen Defibrillators
(AED)
In den letzten Jahren hat die Verbreitung von AEDs im öffentlichen
Raum deutlich zugenommen. AEDs
sind in Köln in den Filialen der
Sparkasse KölnBonn zu finden. Es
handelt sich dabei um ein Gemeinschaftsprojekt einiger Sponsoren
unter dem Namen
www.defi-koeln.de.
Ferner befinden sich AEDs in allen
Foyers der Kölner Krankenhäuser,
sowie an Bahnhöfen, Flughäfen und anderen öffentlichen Gebäuden.
Als AED bezeichnet man Geräte, welche mittels eines Programms
akustisch sowie visuell eine Reanimation moderieren. Hauptaufgabe
ist die Analyse des vorhandenen Herzrhythmus sowie die automatisierte Schockabgabe.
Die Geräte, welche öffentlich zugänglich aufgestellt werden, sind so
konzipiert, dass sie selbsterklärend dem Laienhelfer in jedem Bedienungsschritt helfen.
Im Skills Lab der Uniklinik Köln werden sie auf die AEDs der Firma Zoll
geschult. Die Funktionsweise der AEDs sind, unabhängig vom Gerätetyp und Hersteller, in ihrer Bedienung identisch. Folgende Punkte
sind unbedingt bei der Benutzung zu beachten:
- Bei Feststellung eines Kreislaufstillstandes ist unverzüglich ein AED
hinzuzuholen.
- Es darf dabei nicht zur Verzögerung der allgemeinen Wiederbele bungsmaßnahmen kommen.
-Die Herzdruckmassage wird solange durchgeführt, bis die AED Pads angeschlossen sind und das Gerät angeschaltet ist.
- Den Anweisungen des Gerätes ist umgehend Folge zu leisten.
- Bei der Analyse sollten Patientenkontakte vermieden werden, um
Fehlinterpretationen zu vermeiden.
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INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
- Bei Schockabgabe darf aus Eigenschutz kein Patientenkontakt bestehen.
- Je nach Gerät kommt es zu einer Aufforderung einen Schock ab zugeben (halbautomatisch).
Die Pausen der Thorax-Kompressionen müssen dabei so
kurz wie möglich gehalten werden!
Abb. 6: Anlegen eines AED
Abb. 7: Rhythmusanalyse
Bei Geräten der neueren Generation sind durch eingebaute Sensoren auch Rückschlüsse auf die Effektivität der Reanimation möglich.
Diese werden dem Helfer akustisch mitgeteilt, der so die Möglichkeit
hat, seine Wiederbelebungsmaßnahmen zu optimieren.
17
Keine Angst vor Defibrillatoren! Sie können nichts
falsch mache! Bei der
Schockabgabe nur nicht
anfassen, dann passiert
Ihnen NICHTS!
Abb.8: Schockabgabe
Abb. 9: Fortführung der
Herzdruckmassage
Die Standard AEDs können
bei Kindern bis 8 Jahren eingesetzt werden. Für jüngere
Kinder ab 1 Jahr gibt es spezielle Pads, die die abgebende Energie dämpfen.
Im Zweifelsfalle ist aber
auch der Standard AED einsetzbar.
Für Kinder unter einem
Jahr wird der Einsatz
eines AED nicht
empfohlen.
Abb. 10: Beispielgerät
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AED-Algorithmus
Keine Reaktion?
Um Hilfe rufen
Atemwege freimachen
Keine normale Atmung?
AED holen (lassen)
Notruf 112
Herzdruckmassagen
bis AED angeschlossen
Beurteilung
des Rhythmus
durch AED
Schock empfohlen
kein Schock
empfohlen
1. Schock
Konstante
Herzdruckmassage
Konstante
Herzdruckmassage
Fortfahren, bis der Patient
beginnt aufzuwachen, sich
bewegt und normal atmet
oder bis Sie erschöpft sind
Abb. 11: AED Algorithmus
19
1.5 Atemwegsverlegung beim Erwachsenen
Eine seltene, aber wichtige, nicht kardiale Todesursache ist der Erstickungstod nach einer Fremdkörperaspiration.
Ein Großteil der Betroffenen ist während des Essens davon betroffen.
Teilweise wird zuweilen auch vom „Currywurst-Syndrom“ gesprochen. Dies bezieht sich auf die mittelgroßen Wurststücke, welche bei
hastigem Essen und unvollständigem Kauen schnell die Atemwege
verlegen kann.
Meistens sind im Erwachsenenbereich eher ältere Personen betroffen, die unvollständig und in Zeitnot kauen oder einen verminderten
Speichelfluss haben.
Um eine nachfolgende Reanimation zu vermeiden, ist dabei eine
schnelle Erfassung der Situation nötig und eine entsprechende Reaktion.
Folgende Maßnahmen können dem Patienten helfen:
Patient ist bei Bewusstsein:
•Auffordern zum effektiven Husten, mit Kontrolle der Effektivität
•Zur Unterstützung dem Patienten fünfmal kräftig auf den Rücken
schlagen. Zielbereich ist mittig der beiden Schulterblätter.
Bei Ineffektivität der Rückenschläge, Durchführung des HeimlichManövers:
•Hinter den Patient stellen
•Patient vorn überbeugen lassen
•Die geballte Faust zwischen Bauchnabel und Brustkorb platzieren
und mit der anderen Hand umgreifen
•Ruckartige Druckausübung nach innen und außen, bis zu fünfmal
Falls danach der Fremdkörper immer noch verblieben ist, Wechsel
zwischen fünf Rückenschlägen und fünf Druckmassagen des Oberbauchs. Gleichzeitig sollte jetzt der Notruf gewählt werden, da in
dieser Situation eine akute Lebensgefahr besteht.
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Kein Heimlich-Manöver bei
bewusstseinsgetrübten Personen!
Patient ist bewusstlos:
•Patient auf den Boden und in Rückenlage bringen
•Weitere Hilfe holen (Notruf absetzen)
•Durchführung der Wiederbelebungsmaßnahmen
• Wichtig ist hierbei, trotz eventueller sichtbarer Zyanose (Blauverfär bung der Haut), mit der Herzdruckmassage zu beginnen, dabei
kann der Fremdkörper weiter mobilisiert werden
•Eine schnelle Mundinspektion sollte zwischen den Herzdruckmas sagen durchgeführt werden, um Fremdkörperreste aus der Mund höhle zu entfernen
Länger andauernde Mundrauminspektionen oder Versuche den
Fremdkörper mittels der Finger zu entfernen, ohne mit der Wiederbelebung zu beginnen, sollten unterlassen werden, da die Herzdruckmassage stets Vorrang hat. Ferner kann es auch zu einer reflektorischen Reizung kommen, die einen Herzstillstand provozieren
kann, falls dies nicht schon durch den Fremdkörper geschehen ist.
Patienten, denen mit diesen Maßnahmen geholfen wurde, sollten
trotzdem einen Arzt aufsuchen, insbesondere wenn das HeimlichManöver angewandt wurde.
Durch dieses Manöver kann es zu nicht unerheblichen innerorganischen Verletzungen kommen, wie zum Beispiel Rippenfrakturen,
Leber-, Milzrupturen oder Magenverletzungen.
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Abb. 12: Durchführung des Heimlich-Manövers beim Erwachsenen
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2. Basic Life Support bei Kindern
Säuglinge und Kleinkinder haben, aufgrund ihrer Entwicklung und
Anatomie, ein erhöhtes Risiko für Atemwegsinfekten und der Aspiration (Einatmung von flüssigen oder festen Material in die Atemwege). Dadurch ist die Ursache für eine Reanimation im Kindesalter
am ehesten in einer Behinderung oder Verlegung der Atemwege zu
finden.
2.1 Maßnahmen
Bei einem Notfall mit Kindern ist eine möglichst schnelle professionelle Unterstützung von größter Wichtigkeit.
Sollte man zu zweit sein, holt eine Person Hilfe, während die andere
Person mit den Wiederbelebungsversuchen beginnt.
Bei nur einem Ersthelfer wird vor Notrufabgabe zunächst eine Minute lang reanimiert. Bei Notrufabsetzung kann das Kind getragen
werden, dies reduziert die „No-Flow“-Zeit.
Die Abläufe zur Erkennung eines Atem- und Kreislaufstillstandes ähneln den des Erwachsenen (siehe Kap. 1.2).
Reanimation bei Kindern
Neugeborene
Laie
Säugling
Kleinkind
3:1
30:2
30:2
Verhältnis Herzdruckmassage zu Beatmung
2.1.1 Beatmung
Im Unterschied zur Erwachsenen-Reanimation erfolgt bei Kindern
eine initiale Beatmung mit fünf Atemzügen. Der Grund ist die veränderte Anatomie und Physiologie von Säuglingen und Kindern.
Bei der Vorgehensweise wird unterschieden zwischen Säuglingen
und Kindern, die älter als ein Jahr sind.
Vorgehensweise bei Säuglingen
- Den Kopf in Neutral-Position bringen, dabei das Kinn leicht anhe ben (siehe Abb. 13).
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INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
- Mit dem Mund Nase und Mund des Säuglings bedecken, bei grö ßeren Säuglingen kann das evtl. nicht möglich sein, dann kann
versucht werden nur über Mund oder Nase die Beatmung durchzuführen.
- Das Einbringen der Luft sollte gleichmäßig über ein bis anderthalb
Sekunden erfolgen, dabei muss der Blick zum Thorax gerichtet sein,
um ein effektives Heben des Brustkorbes feststellen zu können.
- Danach werden Mund und Nase des Säuglings wieder freigegeben
und kontrolliert, ob der Thorax sich wieder senkt.
- Dies wird insgesamt fünfmal durchgeführt.
Vorgehensweise bei Kindern ab dem zweitem Lebensjahr
- Der Kopf wird leicht überstreckt und das Kinn mit angehoben.
- Mit Daumen und Zeigefinger wird die Nase verschlossen und der
Mund des Kindes wird mit dem eigenen Mund bedeckt (siehe
Abb. 14).
- Die Beatmung und Kontrolle der Beatmung erfolgt wie beim Säugling.
- Auch hier erfolgen fünf Beatmungen.
Wenn bei den Beatmungen Probleme auftreten, könnten die Atemwege verlegt sein.
Dann sollte eine erneute Inspektion des Mundes erfolgen.
Zu beachten ist, dass keine grobe Manipulation im Rachenraum,
zum Beispiel mit einem Finger, durchgeführt wird. Dies kann zur Anschwellung der Schleimhäute führen und so weitere Probleme hervorrufen.
Wenn keine Atemwegsverlegung durch Fremdkörper festgestellt
werden kann und auch die Kopfposition korrekt ist, sollte nach fünf
erfolglosen Beatmungsversuchen die Herzdruckmassage durchgeführt werden und nach 30 Kompressionen erst ein erneuter Beatmungsversuch.
Nach den fünf initialen Beatmungen erfolgt eine kurze Kontrolle
(max. 10 Sekunden) auf Lebenszeichen.
-Spontanbewegungen
- Husten oder normale Atembewegungen
-Abwehrbewegungen
25
Abb. 13: Beatmung eines Säuglings
Sind Lebenszeichen erkennbar, wird die Beatmung fortgeführt, wenn
die Eigenatmung nicht suffizient ist.
Ansonsten folgt die stabile Seitenlage unter ständiger Überwachung
der Vitalparameter.
Ohne deutliche Lebenszeichen muss die
Herzdruckmassage durchgeführt werden.
2.1.2 Herzdruckmassage
Als Druckpunkt wird auch hier das untere Brustbeindrittel gewählt.
Die Drucktiefe ist ungefähr ein Drittel des Brustkorbes. Beim Säugling
entspricht dies in etwa drei bis vier Zentimetern. Beim Kleinkind sind
es etwa vier bis fünf Zentimetern.
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INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
Prinzipiell ist die Gefahr von Verletzungen durch eine zu hohe Drucktiefe ähnlich zu vernachlässigen wie im Erwachsenenbereich.
Die Kompressionsfrequenz beträgt wie bei Erwachsenen zwischen
100/min und 120/min.
Die Technik der Herzdruckmassage unterscheidet sich etwas zwischen Säugling, Kleinkindern über einem Jahr und Schulkindern.
Abb. 14: Beatmung von Kindern über einem Jahr
27
Abb. 15: Herzdruckmassage beim Säugling
Herzdruckmassage beim Säugling
Bei der Druckmassage durch einen Helfer wird das Brustbein mit zwei
Fingerspitzen komprimiert.
Bei mehreren Helfern kann die Druckmassage mit der Brustkorbumfassenden Zweidaumentechnik durchgeführt werden.
Beide Daumen werden dabei flach auf die untere Brustbeinhälfte
aufgelegt. Die Daumenspitzen deuten dabei zum Kopf des Kindes.
28
INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR DIE REANIMATIONSKURSE DES KISS
Abb. 16: Herzdruckmassage beim Kleinkind
Herzdruckmassage beim Kleinkind über einem Jahr
Hier wird mit einer Hand, die auf dem unteren Drittel des Brustbeins
positioniert ist, der Brustkorb um mindestens ein Drittel komprimiert.
Die Finger werden abgespreizt um Verletzungen zu vermeiden (siehe
Abb. 16)
29
Abb. 17 Herzdruckmassage beim Schulkind
Herzdruckmassage bei Schulkindern
Hier erfolgt die Kompression mit zwei Händen wie bei der Erwachsenenreanimation. Nach 15 Kompressionen erfolgen wieder zwei Beatmungen. Danach wird die Herzdruckmassage weiter fortgesetzt.
Dies wird solange durchgeführt, bis ein Notfallteam/Rettungsdienst
vor Ort ist oder aufgrund einer Erschöpfung keine Herzdruckmassage mehr möglich ist.
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Schlusswort
Wie in der Einleitung bereits beschrieben, werden alle fünf Jahre
neue Guidelines im Bezug auf die Reanimation vom European Resucitation Council (ERC) veröffentlicht.
Darum wird auch dieses Heft fortwährend aktualisiert, damit ihnen
jederzeit die aktuellsten Richtlinien und Informationen im Bereich der
Reanimation zur Verfügung stehen. Da dieses Heft aber auch von
ihren Erfahrungen und Tipps lebt, haben sie die Möglichkeit, dies an
die untenstehende E-Mail-Adresse zu senden.
Abschließend möchte ich sie nochmals auf die wichtigste Maßnahme
im Rahmen der Reanimation hinweisen, welche auch ohne technische Hilfsmittel durchzuführen ist: Die Herzdruckmassage!
Oder um es mit den Worten meines Kollegen und Co-Autors
Alexander Tittel zu sagen:
DRÜCKEN!!
DRÜCKEN!!
DRÜCKEN!!
Vielen Dank
Gregor Schulz
Fragen, Erfahrungen und Tipps & Tricks an:
[email protected]
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Literaturnachweis
European Resucitation Council (2010), Notfall Rettungsmedizin
2010, ERC Guidelines 2010: Springer
Leuwer, Marx, Trappe, Zuzan (2010), Checkliste Intensivmedizin:
Thieme
Böhmer, Schneider, Wolcke (2008), Taschenatlas Rettungsdienst:
Naseweis Verlag
Michels G., Kochanek M. Repetitorium Internistische
Intensivmedizin (2011). 2. Auflage. Springer-Verlag
IMPRESSUM
Herausgeber:
Kölner Interprofessioonelles Skills Lab und Simulationszentrum KISS
V.i.S.d.P:
Dr. h.c. (RUS) Ch. Stosch, MME, Leiter des KISS, Referent für Lehre
Studium und Studienreform, Studiendekanat der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln
Redaktion:
Gregor Schulz (Fachpfleger Anästhesie und Intensivpflege, Pflegerischer Koordinator anästhesiologisches Notfallteam)
Alexander Tittel (Fachpfleger Anästhesie und Intensivpflege, Mitarbeiter KISS,Praxisanleiter)
Mitarbeit:
Priv.-Doz. Dr. Guido Michels, Dr. Matthias Kochanek, Stefan Reimers, M. A. Dipl.-Pflegewirt (FH)
Intensivpflegemanager, Priv.-Doz. Dr. Frank Eifinger, Priv.-Doz. Dr.
Jochen Hinkelbein, Stefanie Börgener, PACU
Gestaltung/Grafiken/Fotos:
MedizinFotoKöln (MFK)
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