Institut für Theoretische Physik der Universität zu Köln, Sommersemester 2016 Prof. Dr. Joachim Krug Dr. Stefan Nowak Theoretische Physik in 2 Semestern II 9. Übung http://www.thp.uni-koeln.de/~sn/ss16/ Abgabe: Dienstag, 21. Juni 2016 bis 12:00 Uhr im Kasten vor der Theoretischen Physik 30. Kinetische Gastheorie 4+7+5+3=19 Punkte In einer Hohlkugel mit Radius r befinden sich N punktförmige Teilchen der Masse m. Wechselwirkungen zwischen den Teilchen können vernachlässigt werden. Stöße mit der Wand erfolgen elastisch, d.h. die Beträge der Geschwindigkeiten bleiben gleich. a) Betrachten Sie zunächst ein einzelnes Teilchen mit Geschwindigkeit vi , das mit dem Winkel α zur Normalen an die Kugelwand stößt (siehe Skizze). x α α 2r vi vi Welche Zeit ∆t vergeht bis zum nächsten Stoß des Teilchens? Hinweis: Berechnen Sie zunächst die Strecke x, die das Teilchen bis zum nächsten Stoß zurücklegt. b) Die Impulse des Teilchens aus a) vor und nach dem Stoß seien p~vor bzw. p~nach . Welche Impulsänderung ∆p = |~ pvor − p~nach | erfährt das Teilchen bei diesem Stoß? Welche Kraft F = ∆p/∆t übt das Teilchen demnach im Mittel auf die Kugelwand aus? Hinweis: Die Kraft F sollte nicht vom Winkel α abhängen. c) Zeigen Sie, dass der Druck P , den die N Teilchen insgesamt auf die Kugelwand ausüben, durch 2N P = E kin 3V P gegeben ist, wobei E kin = N1 i 21 mvi2 die mittlere kinetische Energie der Teilchen ist. Hinweis: Druck = Kraft pro Fläche. d) Welcher Zusammenhang ergibt sich zwischen mittlerer kinetischer Energie und Temperatur eines idealen Gases? Vergleichen Sie dazu die Gleichung aus c) mit der bekannten idealen Gasgleichung. 31. Wärmekapazität 8+8=16 Punkte Die Wärmekapazität C gibt an, welche Wärmemenge δQ nötig ist, um eine Temperaturänderung dT zu bewirken. Es gilt C dT = δQ, wobei man zwischen der Wärmekapazität CV bei konstantem Volumen und CP bei konstantem Druck unterscheidet. Bei konstantem Volumen ergibt sich z.B. mit dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik ∂E CV dT = δQ = P |{z} dV + dE = dE ⇒ CV = . ∂T V =0 Die thermodynamische Notation ∂E ∂T V bezeichnet dabei die “Ableitung von E nach T bei konstantem V ”. Mathematisch ausgedrückt gibt der Index (oder die Indizes) bei der partiellen Ableitung einer Funktion f an, von welchen Variablen diese abhängt, also z.B. ∂f ∂ := f (x, y, z) . ∂x y,z ∂x a) Zeigen Sie, dass für die Wärmekapazität CP bei konstantem Druck die Gleichung ∂V ∂E CP = CV + P + ∂V T ∂T P gilt. Hinweis: Gehen Sie wie im obigen Beispiel von der Gleichung CP dT = δQ = P dV + dE aus, wobei diesmal dV 6= 0 ist. Betrachten Sie dabei die Energie E als Funktion von Volumen V und Temperatur T , um das Differential dE zu bestimmen. b) Welchen Wert haben CV und CP für das einatomige ideale Gas? Erklären Sie anschaulich, warum CV < CP gilt. Hinweis: Verwenden Sie sowohl die thermische als auch die kalorische Zustandsgleichung des idealen Gases. 32. Adiabatengleichung 6+9=15 Punkte In dieser Aufgabe soll gezeigt werden, dass ein ideales Gas bei einer adiabatischen Zustandsänderung (δQ = 0) eine Kurve der Gestalt P V γ = const. (1) beschreibt, wobei γ = CP /CV der Isentropenexponent ist. a) Leiten Sie, ausgehend vom 1. Hauptsatz der Thermodynamik und der Definition von CV (siehe Aufgabe 31), die Differentialgleichung dT N kB T =− dV CV V für adiabatische Prozesse her. b) Zeigen Sie dass die Lösung von Gleichung (2) die Adiabatengleichung (1) erfüllt. Hinweis: Wie in Aufgabe 31b) gezeigt werden sollte, gilt CP = CV + N kB . (2)