Invertebraten in der Trinkwasserverteilung – neue Erkenntnisse aus Forschung und Praxis Veranstaltung der DVGW/DELIWA-Bezirksgruppe Potsdam 18.2.2014 Ort: Dahme-Nuthe Wasser, Abwasserbetriebsgesellschaft mbH Köpenicker Straße 25, 15711 Königs Wusterhausen http://url9.de/Hvx 400.000 km Rohrleitung und kein Leben? http://url9.de/Hvx Gliederung Invertebraten im Trinkwasser: Probenahme, Analytik und Bewertung (Steckbrief des interdisziplinären Forschungsprojektes) Entwicklung eines mobilen Probenahmeund Messsystems Dipl.-Ing. Michael Scheideler Die Wasserassel als besonderer Forschungsgegenstand Dr. Günter Gunkel Analyse und Bewertung wirbelloser Tiere in Trinkwasserverteilungssystemen Dipl.-Biol. Ute Michels http://url9.de/Hvx Ausgangspunkt der Forschung Tiere im Trinkwasser: Arten, Morphologie, Nahrungsgrundlagen, Vermehrungsstrategien Hydraulik in Rohrleitungssystemen Transport und Sedimentationsprozesse Filtertechnik und Filtrationsverfahren Standardisierbares Verfahren zur Analyse und Bewertung wirbelloser Tiere in Trinkwasserverteilung ssystemen Mikroskopische Verfahren Vergleichbarkeit, Reproduzierbarkeit ZIM-Kooperationsprojekt Beginn/Laufzeit 2010-2012 Projektinhalte • Entwicklung eines mobilen Probenahme- und Messsystems • Partikuläre organische Stoffe als Nahrungsquelle für Invertebraten – Modellierung der Ablagerungen in einem Trinkwasserverteilungssystem • Repräsentative Beprobung von Trinkwasserverteilungssystemen • Kotpellets der Wasserassel als Indikator für die Besiedelung von Trinkwasser-Versorgungssystemen • Multimetrischer Bewertungsindex für Invertebraten in Trinkwasserverteilugnssystemen ZIM-Kooperationsprojekt Beginn/Laufzeit 2010-2012 Projektpartner Scheideler Verfahrenstechnik GmbH, Haltern AquaLytis, Wildau TU Berlin, Inst. F. Technischen Umweltschutz, FG Wasserreinhaltung TU Dresden, Inst. F. Siedlungs- und Industriewasserwirtschaft, Professur Wasserversorgung Ergebnisdokumentation Als ebook erschienen im Universitätsverlag der TU Berlin, 2013; http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2013/3958 Kompetenzteam Biologische Trinkwasserqualität Symbiose von: Wissenschaft und Unternehmertum, Technik und Naturwissenschaft Partner Dr. Günter Gunkel http://www.wrh.tuberlin.de/menue/ueber_uns/mitarbeiter/gunkel Dipl-Biol. Ute Michels www.aqualytis.com Dipl.-Ing. Michael Scheideler www.scheideler.com www.invertebraten.de Entwicklung eines mobilen Probenahme- und Messsytems für Invertebraten in Trinkwasserverteilungssystemen Im Ergebnis dieses Teilprojektes wurde eine Gesamtapparatur entwickelt, der NDHD-S2-Filter (Nieder-Druck-Hoch-Durchsatz, Baureihe S2) (Abb: NDHD-S2-Anhänger, aus Scheideler et al., 2013)(Abb: Innenansicht, aus Scheideler et al., 2013) DVGW Fachveranstaltung Bezirksgruppe Potsdam - 18.02.2014 8 Schematische Darstellung des NDHD-S2 Filter 9/10 Strömungsteiler 1:10 Zu- / Ablauf Filter 1/10 5 6 7 18 17 15 90% 12 10 13 4 MID MID Fi l ter 25 µ m 16 14 19 Fi lt er 10 0 µm 8 3 20 10% 11 9 2 100% 1 Ablauf (Abb.: Fließschema, aus Scheideler et al., 2013) DVGW Fachveranstaltung Bezirksgruppe Potsdam - 18.02.2014 Zulauf 9 NDHD-S2: Filterauslegung - Anforderungen • Anforderung 1: 1m³ Spülwasser filtrieren, ohne zu verstopfen • Anforderung 2: min. 50m³/h Durchflussmenge, ohne Organismenbeschädigung • Anforderung 3: drucklose Filtration, während der Gesamtspüldauer • Anforderung 4: Rückstandsfreie Probenahme (Verschleppung) • Anforderung 5: Gute Reinigungseigenschaften, ohne Organismenbeschädigung • Anforderung 6: Reduzierung der Probemenge auf max. (Abb:500ml Probenahme, aus Scheideler et al., 2013) DVGW Fachveranstaltung Bezirksgruppe Potsdam - 18.02.2014 10 NDHD-S2: Filterauslegung - Materialauswahl Elektronenmikroskopische Aufnahmen im Rückstreuelektronenkontrast bei einer Anregungsspannung von 20 KeV eines Tressengewebes 25 µm Elektronenmikroskopische Aufnahmen im Rückstreuelektronenkontrast bei einer Anregungsspannung von 20 KeV eines 3-lagigen Drahtgeflechts 100 µm (Abbildungen aus Scheideler et al., 2013) DVGW Fachveranstaltung Bezirksgruppe Potsdam - 18.02.2014 11 NDHD-S2: Filterauslegung - Materialauswahl Übersichts- und Detailaufnahmen der untersuchten Filtermaterialien; (A) und (B) zeigen das “Fabrikat D” 25 µm Drahtgewebefäden, (C) und (D) zeigen das Quadratmaschengewe be mit einer Maschenweite von 100 µm (Abbildungen aus Scheideler et al., 2013) DVGW Fachveranstaltung Bezirksgruppe Potsdam - 18.02.2014 12 NDHD-S2: Leistungsdaten • Durchflussmenge in der Spitze ca. 50-70 m³/h • Stromteiler in 9/10 und 1/10 des Gesamtstroms inkl. MID´s zur Messung • 2 Edelstahldrahtfilter, tangential angeströmt – mit 100 µm für den 9/10 Teilstrom – mit 25 µm für den 1/10 Teilstrom • Filtergrößen zur Filtrierung von ca. 1m³ Rohrinhalt, ohne zu verstopfen Abb. A: 100 μm Filter, geringe Beladung; (Aus Scheideler et al., 2013) Abb.B: 25 μm Filter, hohe Beladung. (Aus Scheideler et al., 2013) DVGW Fachveranstaltung Bezirksgruppe Potsdam - 18.02.2014 13 Fazit der neuen Untersuchungsmethode Die biologische Wasserqualität im Verteilungsnetz ist erfassbar und für die Betrachtung des Gesamtsystems sowie für die Planung von Pflegemaßnahmen unverzichtbar. DVGW Fachveranstaltung Bezirksgruppe Potsdam - 18.02.2014 14 Wasserasseln in der Trinkwasserverteilung – Vorkommen Vermehrung, Hygienische Bewertung von Priv. Doz. Dr. Günter Gunkel Technische Universität Berlin Fachgebiet Wasserreinhaltung Wasserassel (Asellus aquaticus), 15 mm (♀) - 20 mm (♂) DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Wasserasseln als Bewohner der Trinkwasser-Versorgungssysteme Wasserasseln gehören zur Gruppe der Crustacea (Isopoda, Asellus aquaticus) Natürlicher Lebensraum: stehende & langsam fließende Gewässer Vorkommen: Paläartisch (Europa, Nordasien, Mittelmeerraum) und Amerika, = Ubiquist Ernährung: Wasserpflanzen, Laub (Bakterien, Pilze, Detritus) Freiland: hohe Besiedlungsdichten von > 1000 Tieren m-2 Neben den Wasserasseln kommen ca. 60 andere Arten von Invertebraten im TWVS vor. DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Wasserasseln als Bewohner der Trinkwasser-Versorgungssysteme Lebensbedingungen im Rohrnetz: = ein Ersatzlebensraum, kein Licht, geringe Temperaturen, geringes Nahrungsangebot (überwiegend Bakterien und Pilze aus dem Biofilm, Mulmablagerungen), variable Strömung, z. T. mit Strömungsspitzen, geringes Nahrungsangebot aber die Wasserasseln fühlen sich wohl und vermehren sich stark; d.h. sie haben sich an den Ersatzlebensraum erfolgreich angepasst. Wasserasseln krallen sich an der Rohrwandung fest, insbesondere bei steigenden Strömungen. Wasserasseln haben in TWVS keine natürlichen Fressfeinde (in TWVS wurde aber Kannibalismus beobachtet). . DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Wasserasseln als Bewohner der Trinkwasserversorgungssysteme Wasserasseln im Trinkwasser: Sind Wasserassel Indikatororganismus für den Zustand der Trinkwasserversorgungssysteme? = Indikator für die Besiedlung durch Invertebraten, = Indikator für eine unzureichende Wasserqualität, = Indikator für übermäßige Entwicklung des Biofilms / des Mulms? Ergebnis einer CO2-Spülung: innerstädtisches Versorgungsnetz, Spülstrecke 0,8 km DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Gesetze und Vorschriften DVGW-W271 (1997): “… im Allgemeinen bedeutet das Auftreten von tierischen Organismen keine konkrete Gesundheitsgefahr …“ aber “Tierische Organismen sind … in dem Trinkwasserversorgungsnetz als Fremdorganismen zu betrachten.“ “ … aus allgemeinhygienischer Sicht unerwünscht.“ “ … ein solches Wasser entspricht nicht der DIN 2000 …“ “In jedem Fall … Klärung ihrer Herkunft.“ “… zur Zehrung von Desinfektionsmitteln beiträgt.“ “… zur unerwünschten Bakterienvermehrung beiträgt“ DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Gesetze und Vorschriften DIN 2000: “Trinkwasser sollte appetitlich und zum Genuss anregen“ TVO (2003) “…frei von Krankheitserregern, genusstauglich und rein sein.“ “Diese Forderung gilt als erfüllt, wenn bei der Wassergewinnung, der Wasseraufbereitung und der Verteilung die allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden …“ UBA (2004): “… gehäuftes Auftreten ist somit als Hinweis auf ein verstärktes Wiederverkeimungspotenzial zu bewerten.“ … “… ästhetische Beeinträchtigung“ WHO Guidelines for drinking water quality (2004): “The presence of animals of the drinking-water supply, especially if visible, raises consumer concern about the quality of the drinking-water supply and should be controlled. “ WHO Safe Piped Water (2004): “… that their (animals) presence may affect the microbiological quality of water.“ DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Gesetze und Vorschriften Zielvorgabe für das Trinkwasser: 1. Trinkwasser soll rein sein, d. h. f r e i von Kleintieren/Invertebraten (?) oder die Anzahl der Kleintiere kleiner als die kritische Menge der Organismen (?). 2. Die kritische Menge der Organismen bedeutet ► keine hygienischen und ästhetischen Beeinträchtigungen der Konsumenten und Verbraucher, ► Anzahl der Wasserasseln sollte kleiner sein als der reproduktionsfähige Bestand, ► TWVS sollten frei von lokalen (und kurzfristigen) Massenentfaltungen von Wasserasseln. DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Vorkommen von Wasserasseln – Entwicklungszyklus in TWVS Häufigkeit (%) Wasserasseln sind sehr fertil, größere Tiere tragen bis zu 50 Embryonen, und je nach Temperatur bilden sie 1 bis 3 Generationen pro Jahr. 8 7 6 5 4 3 2 1 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 Embryonenzahl pro Tier Wasserassel mit Eiern und Embryonen Daten aus Norddeutschland, April – Juni (Michels) Die Embryonenanzahl pro Tier und populationsdynamische Untersuchungen deutet auf 2 Generationen (Winterform und Sommerform) hin. DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Vorkommen von Wasserasseln – Entwicklungszyklus in TWVS Lebenszyklus der Wasserasseln: Anzahl Winterform (= große Tiere): Befruchtung im Februar/März bei > 7 °C (= F0) ca. 40 Embryonen Entwicklung der Eier/Embryonen: 300 d°, = ca. 50 d 2 1: Generation: Juvenile mit 2 mm im April, Wachstum bis 3 mm im Mai/Juni (= Adulte, = F1) ca. 40 – 60 d 40 Wachstum der Adulten bis ca. 4 – 5 mm im Juli (geschlechtsreif, Sommerform) ca. 30 – 60 d, Befruchtung der F1 Generation ca. 15 Embryonen Entwicklung der Eier/Embryonen: 300 d°, = ca. 20 d 2. Generation: Juvenile (2 mm) im Juli/August (= F2) Wachstum bis 10 – 15 mm als Winterform, Fortpflanzung im Februar/März des Folgejahres 3. Generation: tritt in Zentraleuropa auf (u.a. Holland) bei höheren Temperaturen, (= F3) DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam 300 > 1000 Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Vorkommen von Wasserasseln – Entwicklungszyklus in TWVS Hypothese: Das Vorkommen von Wasserasseln in TrinkwasserVersorgungssystemen ist zunehmend. 1) Der Wasserverbrauch sinkt durch das Verhalten der Konsumenten und durch regionale demographische Entwicklungen, d. h. bessere Lebensbedingungen für die Wasserasseln. 2) Die Trinkwassertemperaturen steigen aufgrund der klimatischen Änderungen, d. h. die Fortpflanzungsrate der Wasserasseln steigt. Wassertemperatur (°C) 22,5 20,0 Fortpflanzung der Wasserasseln > 7 - 8 °C mit 2 – 3 Generationen 17,5 15,0 12,5 10,0 7,5 5,0 2,5 Trinkwasser Zeesen 0,0 Jan. 02 Jan. 03 DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Jan. 04 Jan. 05 Jan. 06 Jan. 07 Jan. 08 Jan. 09 Jan. 10 Jan. 11 Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Ästhetische und hygienische Bewertung Wie sind Wasserasseln im Trinkwasser zu bewerten? A) Es besteht keine direkte Gesundheitsgefährdung, aber Verfrachtung der Biomasse mit lokalen Akkumulationen → negative Auswirkung auf Geschmack, Geruch und Wiederverkeimungsrisiko, Massenvermehrung → sprunghafter Anstieg der abbaubaren Biomasse, Invertebraten können als Vektoren für pathogene Keime dienen, da nach Ingestion von Bakterien für sie ein Schutz vor Desinfektion besteht, → deshalb Kontrolle der Invertebraten (Levy 1990). DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Ästhetische und hygienische Bewertung B) Wasserasseln tragen zur Bildung des Mulm bei Ca Die Rohrnetzablagerungen bestehen zum überwiegenden Teil aus organischem Material. Wenn Asseln vorkommen, sammelt sich Asselkot an, da er sehr stabil ist, Haltbarkeit im Trinkwasser > 3 Wochen, Asselkot besteht zu 40 % aus org. C. C Fe Mn SiO2 S O P Zusammensetzung des Asselkots (M 10) DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Ästhetische und hygienische Bewertung C) Asselkot im Rohrnetz: 1) Asselkot führt zu einer (geringen) Erhöhung der Verkeimung bei Stagnation. 2) Die Wirksamkeit der Nachchlorung / Ozonung wird stark reduzieren, da der Kot weitgehend aus organischem Material besteht. 600 500 CFU [ml-1] 400 300 1 Tag 200 3 Tage 7 Tage 10 Tage 100 0 Spülrückstände, 29.6.2010, Spülmenge ca. 10 m3 200 µm, 100 µm, 25 µm und 10 µm Filter DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Frischwasser Referenz Asselkot Kontrolle Referenz = Asselkot mit Durchströmung, Kontrolle = kein Asselkot bei Stagnation Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Ästhetische und hygienische Bewertung D) Sekundärverkeimung des Hausfilters 1. Problembereich Hausfilter: Sichtbare Akkumulation von Wasserasseln und Asselkot auf den Hausfiltern, Wasserasseln sind aber nur erschwert sichtbar, da sie bei Licht flüchten. 1. Verkeimung der Hausfilter durch tote Wasserasseln. 2. Alternativ: Verwendung von Hausfiltern mit Silberbeschichtung (Nanosilber). DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Ästhetische und hygienische Bewertung Verkeimung von Hausfiltern: Tote Asseln sammeln sich u. a. auf Hausfiltern und führen dort bei Stagnation des Wassers (z. B. Urlaubszeiten) bereits nach 3 Tagen zur übermäßigen Verkeimung. KBE (mL-1, 20 °C), 95 % Perzentil Trinkwassergrenzwert: 100 KBE mL-1 4000 3576 Stagnation bei Asselbefall Stagnation mit 5 toten Asseln Durchfluss 3500 3000 2500 3000 2000 1389 1500 1000 388 500 288 287 176 44 0 1 3 7 10 Zeit (d) Auf Hausfiltern sind sichtbare Akkumulationen von Wasserasseln und Asselkot zu beobachten. DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Ästhetische und hygienische Bewertung E) Wasser als Infektionsquelle auf Intensivstationen Tote Wasserasseln und Asselkot fördern die Sekundärverkeimung des Trinkwassers, erhöhte Keimzahlen können auch in den Hausinstallationen auftreten (Hausfilter, Wasserhähne, Duschköpfe). = relevant für Nutzer mit speziellen Anforderungen: Krankenhäuser, Seniorenheime und Lebensmittelindustrie. Problem: Wasser als Infektionsquelle auf Intensivstationen! Erreger: Pseudomonas aeruginosa zahlreiche Infektionen auf Intensivstationen sind bekannt geworden (Trautmann et al. 2009) Übertragung erfolgt über Leitungswasser (Wasserhahn) Maßnahmen: Endständige Sterilfiltration des Wassers DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Wasserasseln als Bewohner der Trinkwasserversorgungssysteme Kann der Asselkot als Indikator für die Besiedlung mit Wasserasseln dienen: Der Austrag von Wasserasseln ist schwierig und etwas aufwendiger (ausreichende Spülgeschwindigkeit, Abschieberung von Spülstrecken, Austrag mit dem CO2-Spülverfahren) Asselkot kann als Indikator für die Anzahl der Wasserasseln im Rohrnetz genutzt werden, wenn der Asselkot -ausreichend stabil ist, der Asselkot nicht weiträumig verfrachtet wird, eine Korrelation von Asseldichte zu Kotmenge besteht, wenn er leicht abtrennbar ist, wenn er leicht zu identifizieren ist. Wasserwerknachbarschaft Potsdam 2014 Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Danke für die Aufmerksamkeit. DVGW / DELIWA Bezirksgruppe Potsdam Technische Universität Berlin FG Wasserreinhaltung Wirbellose Tiere in der Wasserverteilung Tiergruppe Taxon Schalenamöben Arcella Centropyxis Difflugia Lecane Lepadella Nematoda n. det. Oligochaeten n. det. Hydracarina n.det. Alona Ostracoda n.det. Cyclopoida Harpacticoida Asellus aquaticus Rädertiere Fadenwürmer Gliederwürmer Wassermilben Blattfußkrebse Muschelkrebse Ruderfußkrebse Asseln ges. Probe Individuenzahlen [Ind./m³] Biomasse [mg/m³] Mittelwert Min Max Mittelwert Min Max 21285 6962 15261 527 458 416 56 144 262 16291 139 353 7 80 150366 25 74955 40 80818 32 5800 40 2966 15 7850 1 748 20 1050 15 1433 48 96097 2 1040 1 3200 1 32 1200 230000 0,0428 0,2704 0,3794 0,0058 0,0067 0,0343 0,1548 0,0999 0,0869 12,0406 0,4489 0,2939 3,0798 0,0002 0,0009 0,0009 0,0003 0,0006 0,0001 0,0026 0,0031 0,0029 0,0090 0,0076 0,0009 0,0484 0,05 0,2798 2,8296 2,1259 0,0575 0,0419 0,7250 1,1563 0,4353 0,5395 72,0229 3,4033 4,0308 12,3057 72 Das Verfahren Auswahl der Messstellen 2300 km Versorgungsleitungen Anzahl Asellus [Ind./m³] 600 y = 53,404x - 22,767 R² = 0,801 500 400 300 200 100 0 0 2 4 6 8 10 POC [mg/l] http://url9.de/Hvx Das Verfahren Auswahl der Messstellen Erfolgt in Abhängigkeit von der erwarteten Ablagerungsbildung im Trinkwassernetz • Geringe tägliche Strömungsbedingungen bedeuten eine dicke laminare Grenzschicht und damit einen großen Speicherraum für partikuläres Material • Partikelhaltiges Wasser erreicht die Rohrleitung. 2300 km Versorgungsleitungen http://url9.de/Hvx Was bedeutet repräsentative Beprobung? Gegebenheiten Randbedingungen der Probenahme Die Tiere besiedeln die Wände des während der Probeentnahme muss der Rohrleitungssystems und halten sich Festhaltereflex überwunden werden dort fest Wirbellose Tiere sind empfindlich gegenüber mechanischer Beschädigung Keine Beschädigung der Tiere während der Probenahme, Minimierung der Scherkräfte während der Filtration Größenspektrum der Tiere: 10 Mikrometer bis 10 Millimeter Filtergeometrie Individuendichten: 1 bis 1Mio Ind./m³ Spül- bzw. Filtrationsvolumen Das Verfahren Das Verfahren Randbedingung / Parameter Einschiebern des zu untersuchenden Rohrleitungsabschnittes Einfluss auf Spülgeschwindigkeit, Skalierbarkeit und statistische Sicherheit der Ergebnisse Einstellung bzw. Berücksichtigung Der Wasserzufluss muss zwingend aus einer Richtung erfolgen (Verzweigungen führen zu einer unkontrollierten Absenkung der Spülgeschwindigkeit); Das Volumen der zu untersuchenden Rohrleitung sollte bekannt sein und mindestens 1m³ betragen Menge (und Art) des in der Rohrleitung abgelagerten Materials bei geringen Ablagerungsmengen sind hohe Austragsraten möglich und umgekehrt Berücksichtigung von 2 Zuständen: Kaum Ablagerungen vorhanden (gespülte oder neu verlegte Rohrleitungen Ablagerungen vorhanden Fließ- bzw. Spülgeschwindigkeit kein Einfluss im Bereich zwischen 0,5 und 1,5m/s Material der Rohrleitung kein Einfluss Spülgeschwindigkeit muss zwischen 0,5 und 1,5 m/s liegen; empfohlene Spülgeschwindigkeit: 1m/s keine Berücksichtigung erforderlich Das Verfahren Analyse und Datenauswertung • Mikroskopische Analyse • der Makroinvertebraten • der Mikroinvertebraten • der Kotpellets • Fotodokumentation Bewertung und Einordnung der Daten Aspekte einer Ergebnisbetrachtung Einordnung der Daten (Wie hoch ist die Besiedelung im Vergleich zu anderen Rohrleitungen, Versorgern etc. Risiko einer Wieder(verkeimung) Ästhetische Beurteilung des Trinkwassers Dringlichkeit von Maßnahmen Herkunft des Rohwassers Art von ggf. erforderlichen Maßnahmen Art und Menge vorhandener Nahrungsbestandteile Bewertungsmodule Modul 1 – Quantität / Diversität Das Modul Quantität / Diversität beschreibt die Höhe der Besiedelung eines Rohrleitungsabschnittes mit wirbellosen Tieren im Vergleich zu 450 in gleicher Weise erhobenen Daten. Anzahl vorkommender Tiergruppen; Anzahl vorkommender Taxa; Individuendichte; Biomassekonzentration Modul 2 – Ästhetische Bewertung Das Modul beschreibt das Vorkommen von Makroorganismen (für das menschliche Auge ohne optische Hilfsmittel sichtbare wirbellose Tiere) sowie das Vorhandensein von Kotpartikeln dieser Tiere Biomasse Makroorganismen; Anteil Makroorganismen; Körpergröße der Makroorganismen; Anzahl sichtbarer Tiere Modul 3 – Wiederverkeimung Das Modul beschreibt das Risiko einer Wiederverkeimung des Trinkwassers Biomasse; Anzahl vorhandener Kotpellets; Biomasse der Kotpellets Bewertung und Einordnung der Daten Skalierung der Bewertungskriterien Bewertung und Einordnung der Daten Skalierung der Bewertungskriterien Index-ID Einordnung Index-Wert verbale Bewertung 1 Wert < 20% Percentil 1 wenig, gering, niedrig 2 Wert >= 20% und < 40% Percentil 2 wenig bis durchschnittlich 3 Wert >= 40% und < 60% Percentil 3 mäßig, durchschnittlich 4 Wert >= 60% und < 80% Percentil 4 durchschnittlich bis hoch 5 Wert > 80% Perzentil 5 viel, hoch Bewertung und Einordnung der Daten Multimetrischer Index Modulwert Gewichtung Quantität/Diversität MW(Q) 0,8 Ästhetische Bewertung MW(AE) 1,2 Risiko einer Wiederverkeimung MW (V) 1,0 MMI = MW Q ∗0,8 +(MW AE ∗1,2)+(MW V ∗1,0) 3 Modul / Index Wert Beispiel Quantität/Diversität Anzahl der 8 Tiergruppen Einheit Indexwert Modulwert numerisch verbal numerisch verbal - 4 mäßig bis viel viel viel Anzahl der Taxa 17 5 4,8 viel Individuendichte 2.654.779 Ind./m³ 5 Invertebraten ges. Biomasse 36,2 mg/m³ 5 viel Invertebraten ges. Ästhetische Bewertung (Risiko einer geringen ästhetischen Bewertung) Biomasse der 0,07 mg/m³ 2 gering Makroorganismen bis mäßig Biomasseanteil 0,21 % 3 mäßig Makroorganismen 2 gering bis mäßig durchschnittliche 4,0 mm 1 gering Körpergröße der Makroorganismen Anzahl sichtbarer 1 Ind./m³ 2 gering Tiere bis mäßig Risiko einer Verkeimung Biomasse 36,2 mg/m³ 5 hoch Anzahl 809.104 Anzahl./m³ 5 hoch vorhandener 5 hoch Kotpellets Masse 134 mg/m³ 5 hoch vorhandener Kotpellets Multimetrischer 3,8 mäßige biologische Trinkwasserqualität Index