Ws-Syndrom (Lumbago, Hexenschuss, Blockierung,...) Unter dem WS-Syndrom versteht man mechanische Störungen von Wirbelgelenken (Blockie-rungen), welche zu plötzlich auftretenden, stechenden Schmerzen mit Bewegungseinschränkungen, sowie zu einem "Spasmus" der anliegenden Muskulatur führen. Es handelt sich dabei um funktionelle Störungen, welche in bildgebenden Verfahren nicht darzustellen sind. Das Ws-Syndrom kann gleichermaßen in allen Bereichen der Wirbelsäule auftreten. Ursachen: "Unkoordinierte" Bewegungen oder das längere Verharren in endgradigen Bewegungen sind meist Auslöser für mechanische Störungen. Interessant in osteopathischer Hinsicht ist hierbei, dass genau auf der Höhe - und auf der Seite dieser mechanischen Störung zu >90% der Fälle ebenso "funktionelle Störungen", Adhäsionen oder abgelaufene Entzündungen von anliegenden Organen und deren Hüllen gefunden werden. Meist sind diese vorerst "klinisch stumm", sorgen aber im Laufe der Zeit zu Gewebeveränderungen in diesem Bereich mit folgender Irritation der Wirbelgelenke und der Bandscheibe. Symptome: Die typischen Symptome sind starke Schmerzen beim Aufrichten aus einer gebeugten Haltung. Die Schmerzen sind oft positionsabhängig. Folgende Symptome weisen jedoch auf möglicherweise schwerwiegendere Ursachen hin: • Taubheitsgefühle der Haut • Schwäche der Muskulatur • Schwierigkeiten beim Wasserlassen beziehungsweise Stuhl- gang Bemerken Sie derartige Symptome, nehmen Sie bitte Kontakt auf mit ihrem Osteopathen oder mit ihrem Arzt. Therapie Krankengymnastik zur Dehnung der Muskulatur, Stabilisierung der Muskulatur. Bei starken Beschwerden können Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkun (z.B. Diclofenac oder Ibuprofen) die Beschwerden lindern. Wärmekompressen, Wärmflasche und Wärmesalben entspannen und lockern die Muskulatur. Osteopathie: Osteopathie zielt auf die Beseitigung der mechanischen Störungen - und ebenso auf die Behandlung der eigentlichen Ursache, welche die höhere Beanspruchung der Wirbelgelenke verantwortet - dies sind Adhäsionen und Funktionsstörungen anliegender Organe und Mus- keln. Blockierung des ISG (Ilio-sacralgelenk, Beckengelenk, Kreuzbeingelenk) Die Blockierung des ISG entspricht den Merkmalen des WsSyndroms. Die Symptomatik kann auch auf den Bereich des hinteren Oberschenkels ausstrahlen und wird gerne als "Ischialgie" gedeutet. Noch häufiger ist eine Ausstrahlung in den vorderen Oberschenkel oder in den äußeren Unterschenkel. Häufig finden sich auch arthrotische Veränderungen mit der Folge einer "rauhen" Gelenkfläche, sowie "Instabilitäten" der stabilisierenden Bänder nach Schwangerschaften. Verspannungen 2 Als Verspannung wird ein schmerzhafter Zustand der Nackenoder Schultermuskulatur bezeichnet, bei dem sich der Muskeltonus dauerhaft verstärkt hat. Verspannungen an anderen Körperstellen treten zwar ebenfalls auf, sind aber wesentlich seltener. Ursachen Eine häufige Ursache von verspannten Schultern oder Nacken ist langes Sitzen in unbewegter Haltung, beispielsweise bei stundenlanger Arbeit am Computer oder an Spielkonsolen oder langem Schreiben oder Lesen von Büchern. Deshalb wird allgemein empfohlen, mindestens jede Stunde eine Pause einzulegen. Auch eine ungünstige Schlafposition kann zu Verspannungen führen, ferner einseitige oder Fehlhaltungen am Arbeitsplatz und bei der Sportausübung mit längeren Spannungsphasen. Auch psychosomatische Ursachen sind häufig, vor allem lange seelische Belastung, Überforderung, angeeignete "Schutzreflexe" oder ein "Festhalten" an Dingen, Verhaltens-weisen. Eine Studie deutscher Versicherungsanstalten mit über 1200 Personen belegte signi-fikante Zusammenhänge zwischen subjektivem Befinden und stressauslösenden Vorgängen. Im Berufsalltag nehmen die Stress- und Verspannungsbeschwerden mit steigendem Alter zu und erreichen ihre Höchstwerte bei 44- bis 50-Jährigen. Mit dem "Verspannungsgefühl" entsteht zeitgleich eine Blockierung von Wirbelgelenken. Verspannungen gehen immer mit solchen Blockierungen einher, sind häufig sogar Folge von diesen. Diese kann in der Folge Nerven irritieren und zu Kopfschmerzen oder Ausstrahlungen in den Arm führen, woran etwa 40 Prozent der Erwachsenen zumindest zeitweilig leiden. 3 Mögliche Therapien Die Auflockerung von Verspannungen kann auf mehrfache Art erfolgen, erfordert aber bei chronisch gewordenen Schmerzen z.T. erheblichen Zeitaufwand: 1. Lösen von Blockierungen und Beseitigen derer Ursachen. Sehr häufig finden sich hier vorherige traumatische Geschehen (Stürze), Schilddrüsen- , Lungen - oder Oberbaucherkrankungen in der Anamnese. Diese stehen anatomisch über die Hüllen der Organe in Verbindung zum SchulterNackenbereich. 2. Massage der betroffenen Körperstellen und ihrer Umgebung 3. regelmäßige Gymnastik, insbesondere der Schulter- und Rückenpartien Schleudertrauma Traumatisch erworbene Verletzungen der Weichteile mit folgender Instabilität einerseits und Blockierungen, Fixationen andererseits. Häufig betroffen sind die Halswirbelsäule und die obere Brustwirbelsäule. Symptome: Die Symptome können vielfältig sein, von Verspannungen über Kopfschmerzen bis hin zu Schwindel, Übelkeit. Osteopathie Für Osteopathen steht hier die Normalisierung von Spannungen und mechanische Korrektur der Blockierungen im Vordergrund. Der Bereich bleibt häufig weniger belastbar. Anschließen- de Gymnastik wird damit meist nötig. Bandscheibenvorfall (Prolaps), Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) 4 Der Bandscheibenvorfall ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal – den Raum, in dem das Rückenmark liegt – vortreten. Im Gegensatz zur Bandscheibenprotrusion (Vorwölbung) wird beim Prolaps der Faserknorpelring der Bandscheibe (Anulus fibrosus) ganz oder teilweise durchgerissen, während das hintere Längsband (Ligamentum longitudinale posterius) intakt bleiben kann (sogenannter subligamentärer Bandscheibenvorfall). Die Ursache ist oft eine Überlastung bei Vorschädigung der Bandscheiben, ein Bandschei-benvorfall kann aber auch ohne äußeren Anlass auftreten. Symptome des Bandscheibenvorfalls sind starke, häufig in die Extremitäten ausstrahlende Schmerzen, oft mit einem Taubheitsgefühl im Versorgungsgebiet der eingeklemmten Nervenwurzel, gelegentlich auch Lähmungserscheinungen. Eine Behandlung ist meistens konservativ möglich, schwere Vorfälle müssen operativ behandelt werden. Dass ein Bandscheibenvorfall die Ursache für eine Nervenwurzelkompression ist, wurde erstmals 1934 vom Neurochirurgen William Jason Mixter (1880–1958) und vom Orthopäden Joseph Seaton Barr (1901–1963) beschrieben, die auch erstmals eine Laminektomie als chirurgische Behandlung vorschlugen. Bandscheiben sind bradytrophe Gewebe, das heißt, sie werden nicht direkt aus dem Blutkreislauf heraus mit Nährstoffen versorgt, sondern durch Diffusion. Hierbei spielen semipermeable (halbdurchlässige) Membranen, welche die Knorpelringe voneinander tren- nen, die entscheidende Rolle. Durch Scher5 kräfte können diese Membranen einreißen, wo- durch sie ihre Funktion verlieren und die Bandscheibe nebst Gallertkern der Bandscheibe (Nucleus pulposus) austrocknet (black disc lesion). Wenn es zu einem Bandscheibenvorfall kommt, ist der Gallertkern praktisch nicht mehr in seiner ursprünglichen Form vorhanden. Der Bandscheibenvorfall entsteht also zumeist auf dem Boden einer langjährigen Vorschä-digung der Bandscheibe. Der Gallertkern (ca. 80 % Wasser) besteht bei der gesunden Band- scheibe aus einem gallertigen, zellarmen Gewebe und übernimmt bei Belastung zusammen mit den Knorpelringen und den Membranen die Funktion einer hydraulischen Kugel („Wasserkissen“). Die Wirbelkörper und Bandscheiben vorne ermöglichen zusammen mit den kleinen Wirbelgelenken hinten („Facettengelenke“) die hohe Beweglichkeit der gesamten Wirbelsäule - bei gleichzeitiger Stabilität. Es gibt verschiedene Ursachen für einen Bandscheibenvorfall: genetische Schwächen, einseitige Belastungen oder eine Schwäche der paravertebralen, das heißt neben den Wirbeln gelegenen, Muskulatur. Die ausschließlich unfall- oder verletzungsbedingte Schädigung der Bandscheibe ist bislang nicht als Ursache nachgewiesen – dem widersprechende Argumentationen werden von Berufsgenossenschaften und Sozialgerichten höchst selten anerkannt. Gesundes Bandscheibengewebe soll nach gängiger Meinung, wenn überhaupt, mit einem Stück Knochen zusammen aus dem Wirbelkörper ausreißen. Osteopathie Aus osteopathischer Sicht ist ein BSV vermeidbar. Die Ursache liegt 6 a) in einer gestörten mechanischen Situation durch blockierte Wirbelgelenke, die zu hohen Scherkräften innerhalb der Bandscheibe führen - die wichtigen semipermeablen Membranen reißen ein und die Bandscheibe vertrocknet. b) einer gestörten Versorgungssituation des Bandscheibensegments durch lokale Gewebeveränderungen. Diese resultieren häufig aus abgelaufenen Entzündungen, Adhä- sionen oder Einengungen anliegender Organe - dem Darm oder Organen im kleinen Becken. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 40 Jahren, die am häufigsten betroffenen Wirbel liegen im Lendenwirbelbereich. Weniger häufig betroffen sind Halswirbel und nur sehr selten die Brustwirbel. Das Verhältnis ist etwa 100 zu 10 zu 1. Neuere Berichte bestätigen, dass die heftigen Schmerzen nicht auf zusammengedrückte Nerven zurückgehen, sondern auf Entzündung. Symptome Die Schmerzen strahlen typischerweise entlang der Dermatome aus und deuten so auf die betroffenen Nervenwurzeln hin. Viele Bandscheibenvorfälle sind symptomlos und bedürfen dann keiner Behandlung. Bei alten gesunden Patienten werden z. B. in über 60 % der Fälle Bandscheibenvorfälle als Zufallsbefund festgestellt. Typischerweise verursachen Bandscheibenvorfälle Rückenschmerzen (Lumbalgie) mit oder ohne Ausstrahlung in die Beine (Ischialgie) oder in die Arme (Brachialgie). Je nach 7 Schwere der Symptomatik kann es dann auch zu einem Taubheitsgefühl oder zu einem Muskelausfall im Versorgungsgebiet der eingeklemmten Nervenwurzel kommen. Differentialdiagnose Periphere arterielle Verschlusskrankheit (Typischerweise Raucher. Beschwerdezunahme beim Gehen) Spinalkanalstenose (Typischerweise zunehmende Beschwerden beim Gehen) Hüftverschleiß (Typischerweise Schmerzverstärkung bei Rotation in der Hüfte) Iliosakralgelenksarthrose (Typischerweise Druckempfindlich) Facettengelenksarthrose (Typischerweise nur lokaler Rückenschmerz ohne Ausstrahlung in die Arme oder Beine) neuroforaminale Stenose (z. B. bei Facettengelengsarthrose) Postoperatives Narbengewebe Behandlung Bei erhaltener Beweglichkeit wird empfohlen, so schnell wie möglich zu normalen Aktivitäten zurückzukehren. Bei fehlender Beweglichkeit sollte frühzeitig eine effektive medikamentöse Schmerztherapie durchgeführt werden. Wärmetherapie, Massagen mit Bewegungstherapie, Elektrotherapie, Bindegewebsmassagen können im Einzelfall die Beschwerden lindern. Krankengymnastik (Physiotherapie) ist bei chronischen und subakuten Schmerzen hilfreich. Im akuten Stadium konnte bisher kein Nutzen nachgewiesen werden. 8 Eine Verhaltenstherapie ist hilfreich in Bezug auf die Schmerzbewältigung bei chronischen Rückenschmerzen. Sowohl konservative Behandlung (Physiotherapie – Chiropraktik – Streckgeräte) als auch die seltenere Beseitigung des auf die Nervenwurzel drückenden Bandscheibenteils mittels einer Operation können zum Erfolg im Sinne der Entlastung der Nervenwurzel führen. Auch sogenannte minimal-invasive Eingriffe und mikrochirurgische Verfahren, wie die Perkutane Laser-Diskus-Dekompression (PLDD), gehören in diesem Zusammenhang genannt. Noch seltener erfolgt eine Versteifung benachbarter Wirbel----------körper durch eingebrachtes Metallmaterial (Spondylodese). Die Periradikuläre Therapie (PRT) ist ein Verfahren, bei der unter CT- oder Röntgen-Kontrolle Kortison an die betroffene Nervenwurzel gespritzt wird, die mindestens 2x durchgeführt werden sollte. In 67 % der Fälle kann damit bei einem Bandscheibenvorfall Schmerzfreiheit erreicht werden. In Deutschland wird die Untersuchung bei Kassenpatienten in der Regel nicht von der Kassenärztlichen Vereinigung bezahlt. Ggf. werde die Kosten übernommen, wenn ein Schmerztherapeut den Patienten zum Radiologen überweist. Operative Therapie Wegen der hohen Komplikationsrate gilt eine strenge Indikationsstellung zur Operation. Komplikationen sind u. a.: Häufig postoperative Narbenbildung, die z. B. die Nervenwurzel oder den Duralsack einklemmen kann. 9 Häufig Reprolaps/Rezidiv Z. T. schwere Infektion ggf. mit Abszedierung Liquorleckage bei Verletzung der Dura, z. B. mit schweren Kopfschmerzen Die Rezidivrate bei der mikrochirurgischen OP liegt bei > 10 %. Im Jahr 2013 hat der AOK-Krankenhausreport belegt, dass sich die Zahl der Bandscheibenoperationen zwischen 2005 und 2010 verdoppelt hat. Ischialgie Ischialgie beschreibt Schmerzen im Verlauf des Ischiasnerven durch Entzündung seiner Hülle. Meist liegt hier eine Kompression durch einen BSV, ein degeneratives Geschehen oder einen muskulären Spasmus vor. Osteopathie: Osteopathie zielt auf die Beseitigung sämtlicher mechanischen Störungen - und ebenso auf die Behandlung der eigentlichen Ursache, welche die höhere Beanspruchung der Wirbelgelenke verantwortet - dies sind Adhäsionen und Funktionsstörungen anliegender Organe - häufig des Darms oder der kleinen Beckenorgane. Des Weiteren muskuläre Kanäle des Ischiasnervs. Arthrosen Der Begriff Arthrose (Syn. Arthrosis deformans – altgriech. ἄρθρον arthron, ‚Gelenk‘ und lat. deformare ‚verstümmeln‘) 10 bezeichnet in Deutschland einen „Gelenkverschleiß“, der das altersübliche Maß übersteigt. Ursächlich werden ein Übermaß an Belastung (etwa erhöhtes Körpergewicht), angeborene oder traumatisch bedingte Ursachen, wie Fehlstellungen der Gelenke, oder auch knöcherner Deformierung durch Knochenerkrankungen wie Osteoporose gesehen. Die Arthrose kann ebenfalls als Folge einer anderen Erkrankung, beispielsweise einer Gelenkentzündung (Arthritis) entstehen (sekundäre Arthrose) oder mit überlastungsbedingter Ergussbildung (sekundä- re Entzündungsreaktion) einhergehen (aktivierte Arthrose). Grundsätzlich können alle Gelenke von arthrotischen Veränderungen betroffen werden. In Deutschland ist die Erkrankung am häufigsten im Kniegelenk lokalisiert. Arthrose ist einer der häufigsten Beratungsanlässe in einer allgemeinmedizinischen Praxis. In Deutschland lei- den etwa 5 Millionen Menschen an einer Arthrose. Es ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung (Arthropathie). Grundsätzlich unterscheidet man die primäre und die sekundäre Arthrose: Bei der primären Arthrose wird eine biologische Minderwertigkeit des Knorpelgewebes unkla- rer Ursache angenommen. Sekundäre Arthrosen entstehen durch mechanische Überlastung (etwa bei Hüftgelenksdysplasie), entzündliche Veränderungen (etwa bei Arthritiden) oder metabolische Störungen (etwa bei Chondrokalzinose) Bei der Arthrose führt eine anfängliche Knorpelschädigung im weiteren Verlauf zu Verände-rungen am Knochen: Im Stadium 1 kommt es zu Rauigkeiten und Ausdünnung der Knorpelschicht, tangentiale Fissuren treten auf. Im Stadium 2 wird hyaliner Knorpel durch Granulationsgewe11 be und minderwertigeren Faser-knorpel ersetzt. Es bilden sich Pseudozysten aus nekrotischem Knorpel- und Knochengewebe (Geröllzyste). Im Stadium 3 treten bereits Ulcerationen auf, das Bindegewebe und die Chondrozyten proliferieren. Im Stadium 4 flacht die Knochenplatte eines Gelenkes ab. Um den Druck auf dem Gelenk dennoch abzufangen, bilden sich Randwülste am Knochen (Osteophyten). Ursachen Klassische Ursache einer Arthrose stellt die Dysplasie von Gelenken dar. Am Beispiel der Hüfte wird deutlich, dass die mechanisch am meisten belastete Zone bei einer physiologischen Hüftstellung eine deutlich größere Fläche darstellt, als bei einer dysplastischen Hüfte. Die Belastungen durch die auf das Gelenk einwirkenden Kräfte sind von der Gelenkform jedoch weitgehend unabhängig. Sie verteilen sich im Wesentlichen auf die Hauptbela-stungszone(n). Dadurch wird bei einer kleineren Zone eine höhere Druckbelastung als bei einer größeren auftreten. Die biomechanische Druckbelastung des Gelenkknorpels ist somit bei einer dysplastischen Hüfte größer als bei physiologischer Hüftstellung. Diese Gesetz-mäßigkeit wird allgemein ursächlich für das gehäufte Auftreten arthrotischer Veränderungen an von der anatomischen Idealform abweichenden tragenden Gelenken gesehen. Osteopathie: Die Schulmedizin erklärt nicht, wieso gerade ein bestimmter Bereich/eine Seite des Patien- ten von Arthrose betroffen ist. In der Osteopathie geht man davon aus, dass zum einen mechanische "Ketten" Fehlbelastungen übertragen, zum anderen 12 sogar die eigentliche Grundlage in einer schlechteren Gewebequalität und damit in einer geringeren Belastbarkeit liegt des Knorpels liegt. Diese schlechtere Gewebequalität - nur eines begrenzten Bereiches - kann nicht genetisch bedingt, sondern muss erworben worden sein. Die Osteopathie bietet hier mehrere logische und anatomisch nachvollziehbare Erklärungen, die zu neurovasculären Störungen der Gewebeversorgung führen. Symptome Eine Arthrose kann symptomlos verlaufen. Typisch sind Anlauf- und belastungsabhängiger Schmerz. Das Ausmaß der Schmerzen korreliert jedoch nicht zwangsläufig mit dem objektiv beurteilbaren Ausprägungsgrad der Arthrose. Als weitere typische Symptome gelten ein Gelenkerguss (aktivierte Arthrose), zunehmende Deformation (Verformung) des Gelenks und Gelenkgeräusche durch zunehmende Unebenheiten der Knorpeloberfläche bei Bewegung. Diagnostik Der Patient berichtet bei der Anamnese über Gelenkschmerzen, anschließend muss noch ge- klärt werden, bei welchen Gelegenheiten dieser Schmerz auftritt. Es folgt die klinische Un- tersuchung der Gelenkkontur, der Funktion, der Bandstabilität, der umgebenden Muskulatur und dann schließt sich, je nach Erfordernis, eine bildgebende Diagnostik an, wie beispiels- weise Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Zeichen einer bestehenden Arthrose sind dabei eine Verschmälerung des Gelenkspaltes, Sklerose (eine reaktive Knochenverdichtung zu beiden Seiten des Gelenkspaltes), Osteophytenbildung an den Gelenkrän13 dern und subchondrale Zystenbildungen des gelenk-bildenden Knochens, die durch feine Rissbildungen des Knorpels und Durchtritt von Gelenk-flüssigkeit in die darunter liegende Knochenschicht entstehen. Behandlung Grundsätzlich verfolgt die Therapie der Arthrose zwei Ziele, nämlich Schmerzfreiheit unter üblicher Belastung und die Verhinderung mechanischer Einschränkungen oder Veränderungen eines Gelenkes. Verhinderung des Fortschreitens von Gelenkveränderungen durch Beseitigung mechanischer Risikofaktoren wie Gelenkdysplasien oder anderer Ursachen, die zu vermehrter Druckbelastung des Gelenkknorpels führen, Regeneration des Gelenkknorpels oder endo- prothe-tischer Ersatz der Gelenkfläche. Vorbeugung im Anfangsstadium Zur Vorbeugung gegen Arthrose werden nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand eine ausreichende Bewegung ohne Überlastung, muskuläre Dehnungen, der Schutz vor Gelenkverletzungen (Unfall, Trauma, mit Folge einer Trümmerzyste) und die Verhinderung von Übergewicht als empfehlenswert angesehen. Operative Verfahren Die Möglichkeiten der Therapie hängen vom betroffenen Gelenk ab. So werden bei der Hüftgelenksarthrose (Coxarthrose) als gelenkerhaltende Operationen die Korrektur-osteotomien (operative Gelenkumstellung) an Oberschenkel und Becken und als Gelenk- ersatzoperation eine Endoprothese empfohlen. 14 Bei der Kniegelenksarthrose (Gonarthrose) werden als gelenkerhaltende Operationen die Arthroskopie (gegebenenfalls auch eine Arthrotomie) zu Gelenkspülung, Beseitigung mechanischer Irritationen, Synovektomie, Weichteileingriff zur Verbesserung der Patellaführung und gelenknahe Osteotomien zur Korrektur in Frontal- und/oder Sagittalebene bzw. einer Tuberositasversetzung empfohlen. Als Gelenkersatz kommen eine unikompartimentelle Schlittenprothese, eine ungekoppelte bikompartimentelle Prothese oder eine gekoppelte bikompartimentelle Prothese mit und ohne Retropatellarersatz (gegebenenfalls mit Patellamodellierung) in Frage. Osteopathie Osteopathie behandelt die Ursachen der Arthrose. "Ketten" mechanischer Fehlbelastungen müssen korrigiert werden, Ursachen für eine gestörte Versorgung des Knorpels können muskuläre Spannungen, Engstellen von Gefäßen oder auch mechanische Störungen der Wirbelsäule sein. Verkürzte Gelenkkapseln müssen mobilisiert werden. Knorpelgewebe kann durch bestimmte Formen von Aktivität (Ausdauerbelastung mit einem Wechsel von Kompression und Dekompression) verbessert werden. Der Patient muss bestimmte Muskelgruppen dehnen. Arthrosen von Wirbelgelenken (Facettenarthrose, Uncarthrose...) Wirbelgelenke zeigen schon im mittleren Alter Zeichen von Arthrose. Prädestinierte Bereiche sind die untere Halswirbelsäule und die untere Lendenwirbelsäule aufgrund hoher Kompres-sionsmomente bei Überstreckung. Verdickungen von Bändern, sowie knöcherne Anbauten führen zu Einengungen 15 des Spinal-kanals und der nervalen Austrittskanäle. Symptome Symptome sind einschießende Schmerzen mit Lumbago, ausstrahlende Schmerzen insbesondere beim Stehen und morgendliche Anlaufschmerzen. Engen die strukturellen Veränderungen nervale Strukturen ein, kann es zur Ischialgie oder zu einer Spinalkanal-stenose führen. Spinalkanalstenosen Enge des Spinalkanals, meistens schon genetisch erworben und dann zusätzlich durch dege- nerative Veränderungen eingeengt. Die Durchblutung des Rückenmarks wird eingeschränkt, es kommt zu Schmerzen mit Ausstrahlungen und muskulärer Schwäche bei Belastung - ins- besondere in aufrechter, gestreckter Position. Sitzen verbessert, Fahrrad fahren ist zu empfehlen. Die osteopathische Strategie entspricht dem der Arthrose. Osteochondrosis Eine Osteochondrose oder Osteochondrosis ist eine Störung der chondralen Ossifikation, also der Umwandlung von Knorpel zu Knochen als Teil des normalen Wachstumsprozesses. Sie kann daher grundsätzlich an zwei Lokalisationen auftreten: im Gelenk und in den Wachs-tumsfugen. In beiden Fällen wird der Knorpel nicht genügend rasch zu Knochen umgebaut, so dass sich eine abnorm dicke Knorpelschicht bilden kann. Da Knorpel keine eigenen Blutgefäße besitzt, sondern durch 16 Diffusion ernährt wird, werden die tiefer gelegenen Knorpelschichten immer schlechter ernährt und degenerieren. Dabei kann sich bei der gelenksansässigen Osteochondrose auch ein Knorpelstück lösen und frei im Gelenk schwimmen („Gelenkmaus“) – man spricht dann von einer Osteochondrosis (oder Osteo-chondritis) dissecans. Die Osteochondrose der Wirbelsäule beschreibt eine Verschmälerung und Austrocknung der Bandscheibe mit strukturellen Veränderungen. Diese tritt dann zusammen mit der Wirbelge- lenksarthrose auf und sorgt für massive mechanische Störungen, teilweise mit einer Spinalkanalstenose und neurologischen Kompressionen. Die osteopathische Strategie entspricht dem der Arthrose. Frozen shoulder (Schleimbeutelentzündung, PHS, Tendinitis,...) Als Frozen Shoulder (Syn: Periarthritis humeroscapularis, schmerzhafte Schultersteife) bezeichnet man eine weitgehende, schmerzbedingte Aufhebung der Beweglichkeit des Schultergelenks. Einer „schmerzhaften Schultersteife“ können die unterschiedlichsten Ursa- chen zugrunde liegen, der Begriff beschreibt lediglich die klinische Tatsache der schmerzbedingten Aufhebung der Beweglichkeit. Im Gegensatz zur 17 Blockierung besteht diese in allen drei möglichen Bewegungsebenen.[ Primäre Form: Sie verläuft chakteristischerweise in 3 Stufen. Zu Beginn ist arthroskopisch eine Synovitis erkennbar, die im weiteren Verlauf zunimmt (ergänzend in diesem Stadium Auftreten einer Gelenkkapselreizung – „Capsulitis“), bis im Endstadium dann eine Atrophie der Gelenkkapsel (Schrumpfung und Verklebung führen zu einer Verkleinerung des Gelenkbinnenraumes) auftritt. Der Krankheitsverlauf kann über 1 bis 4 Jahre gehen, die Prognose ist gut, geringe Einschränkungen können jedoch zurückbleiben. • Stadium 1 (Initialphase): Im Vordergrund steht ein zunehmender Bewegungsschmerz, der heftig bis unerträglich sein kann und sich insbesondere nachts noch verschlechtert. Eine Bewegungseinschränkung wird häufig von den Betroffenen zunächst nicht bemerkt. Dieses Stadium dauert in der Regel drei bis neun Monate. • Stadium 2 (Einsteifungsphase): In diesem Stadium lässt der Schmerz langsam nach – es kommt zu einer deutlichen Zunahme der Bewegungseinschränkung, vor allem dann, wenn der Arm nach außen bzw. innen gedreht oder abgespreizt wird. Gegen Ende dieser Phase kann die Schulter vollständig in ihrer Bewegung eingeschränkt sein. Dieses Stadium kann bis zu 15 Monate dauern. • Stadium 3 (Lösungsphase): Die jetzt versteifte und nicht mehr schmerzende Schulter wird nun langsam wieder beweglicher, weil sich die entzündlichen Veränderungen an der Gelenk-kapsel zurückbilden. Das betroffene Schultergelenk ist letztlich in seiner Beweglichkeit nur noch unwesentlich eingeschränkt oder sogar wieder frei beweglich. Dieses Stadium 18 dauert durchschnittlich neun Monate. Sekundäre Form Nach Operationen und Verletzungen, Erkrankungen des Subakromialraumes, langdauernde Immobilisation und besonders auch Veränderungen der Rotatorenmanschette. Verkalkende Schleimbeutelentzündung (Syn.: Bursitis calcarea, calcificans) Der Innenraum eines Schleimbeutels steht nicht in direkter Verbindung mit dem Blutkreislauf. Kommt es – bei irgendwelchen Verletzungen – zu Einblutungen, so kann der Körper das Blut nicht, wie an anderen Stellen des Körpers, resorbieren. Im Lauf der Zeit wird dieses Blut zu einem kalkigen, wenig flüssigen Material, das in dem Schleimbeutel liegen bleibt. Eine ungünstige Bewegung reicht dann oft aus, diesen Kalkpfropfen einzuklemmen. Das umgebende Gewebe schwillt an, der Raum im Schultergelenk wird funktionell verkleinert (die anatomischen Strukturen finden keinen Platz), jede Bewegung schmerzt. Eine weitere Erklärung für eine Entzündung des Schleimbeutels ist die Kombination von Überlastung durch zu viel Druck durch den beim Abspreizen krankhaft nach oben steigenden Oberarmknochen (Humeruskopfhochstand bzw. gestörter Bewegungsablauf s. u. – wofür der Schleimbeutel als Verschiebeschicht nicht so gut geeignet ist) mit einer auch durch den Druck gestörten Trophik (Versorgungssitutation des Gewebes). Kalk lagert sich gerne da ab, wo der Gewebs-pH-Wert zu gering (sauer) ist (Sauerstoffmangel). Verletzungen der Rotatorenmanschette, Rotatorenmanschettenruptur 19 Verletzungen und Risse der Rotatorenmanschette treten als akute Unfallfolge im jüngeren Lebensalter wie auch als multifaktorielles, im Wesentlichen degeneratives Krankheitsbild in fortschreitendem Lebensalter auf. Vor allem letztere können bei Instabilität des Schulter-gelenkes und zunehmender Arthrose zum klinischen Bild der Frozen Shoulder führen. Impingement-Syndrom Beim Impingement (Einklemmung) handelt es sich wahrscheinlich um die häufigste Ursache einer schmerzhaften Schultersteife. Die Meinung über die Ursachen des Impingements ist noch nicht einheitlich, meist werden mehrere Ursachen genannt. Zwischen dem Oberarmkopf und dem „Schulterdach“ zieht die Rotatorenmanschette hindurch. Hier liegt auch die Bursa subacromialis. Es ist dort, je nach Form der Knochen, relativ wenig Platz. Als „Schulterdach“ bezeichnet man das Acromion einschließlich des Gelenkes zum Schlüsselbein (SchulterEckgelenk) und des zum Rabenschnabelfortsatz des Schulterblattes laufenden Bandes (Ligamentum coracoacromiale). Wenn eine Sehne dazwischen irritiert wird, schwillt diese an, und der sowieso schon geringe Platz wird dann noch mehr eingeengt mit Schmerzen und einer Störung der Struktur der Sehne/ Rotatorenmanschette. Dies geschieht vor allem bei gestörtem Bewegungsablauf bei Abspreizbewegungen des Armes (s. u. Verletzungen der Rotatorenmanschette und gestörtes Caudalgleiten). Aber auch chronische Überbelastungen mit kleinen Abrissen von Sehnen oder Gelenklippe (Bankart-Läsion), forcierte Wurfsportausübung und altersbedingte Atrophien der Rotatoren-manschette an der Schulter kommen infrage. 20 Osteopathie Aus Sicht der Osteopathie gibt es hier 2 Ursachen: Zum einen führt eine gestörte mechanische Situation des Schulterblattes und der oberen Rippen zu vermehrten Druck und Zugkomponenten an den Weichteilen der Schulter. Vermehrte Züge führen zu Verkalkungen, vermehrter Druck zerreibt und entzündet Schleimbeutel und Sehnen. Zum anderen sind chronische Einengungen durch vermehrte Spannungen von Schulterfaszien bekannt. Diese engen zuführende Gefäße ein und führen zu einer chronischen Verschlechterung der Gewebeversorgung und damit zu einer chronischen Degeneration. Degenerierte Sehnen sind meist schon bei Patienten mittleren Alters in bildgebenden Verfahren zu sehen. Kopfschmerz Reizung von schmerzempfindlichen Kopforganen (Schädel, Hirnhäute, Blutgefäße im Gehirn, Hirnnerven, oberste Spinalnerven). Die eigentliche Gehirnsubstanz (ein Teil des Zentralnervensystems (ZNS)) ist nicht schmerzempfindlich. Kopfschmerzen gehören neben Rückenschmerzen zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen: Etwa vier bis fünf Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter täglichen und ca. 70 Prozent leiden unter anfallsweisen oder chronischen (immer wiederkehrenden) Kopfschmerzen. In einer großen Deutschen Studie über 14 Jahre gaben etwa 60% der Befragten an, Kopfschmerzen gehabt zu haben. Dabei zeigte sich, dass gehäuft Frauen und Bewohner von Städten über 50.000 Einwohner an Kopfschmerzen leiden. Dabei entfallen über 90 Prozent der Kopfschmerzerkrankun21 gen auf die beiden primären Kopfschmerzformen Migräne und Spannungskopfschmerzen, die auch kombiniert auftreten können. Zu den primären Kopfschmerzen gehört auch der ClusterKopfschmerz und der medikamentenassoziierte Kopfschmerz. Gemeinsam haben sie, dass bei bildgebender Diagnostik kein sichtbares Korrelat gefunden werden kann. Eine Ursache für sekundären Kopfschmerz kann zum Beispiel eine sogenannte craniomandibuläre Dysfunktion sein, bei der durch Zahnfehlstellung und Fehlstellung der Kiefer Verspannungen entstehen, die zu Kopfschmerzen und auch zu Rückenschmerzen führen können. Therapie Durch die vielen verschiedenen Formen von Kopfschmerzen ist auch die Therapie sehr vielfältig. In der Selbstmedikation stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung, man hat hier ein großes Angebot aus dem Bereich der pflanzlichen, homöopathischen wie auch chemischen Medikation. • Pflanzlich: Der Klassiker ist hier das Pfefferminzöl, es wird äußerlich angewendet, kann ab dem 6. Lebensjahr sowie auch in der Schwangerschaft genutzt werden. • Chemisch: Bei der medikamentösen Therapie sind die vier gebräuchlichsten Wirkstoffe gegen Kopfschmerzen Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen sowie Propyphenazon. Auf Grund der Nebenwirkungen und auch der Interaktionen mit anderen Arzneimitteln sollte eine Absprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker erfolgen. • Migräne: In der Migränetherapie sollte vorerst immer eine Absprache mit dem Arzt erfolgen, ob es sich wirklich um eine Migräne handelt. Auch hier gibt es mehrere Wirkstoffe zur Auswahl, eine spezifische Wirkstoffgruppe sind die Triptane. Bei anfallsartigem Kopfschmerz, Cluster- Kopfschmerz, Kopf22 schmerz der länger als 3 Tage andauert, Kopfschmerz in Zusammenhang mit Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerz bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion, Kopfschmerz in Zusammenhang mit der Einnahme anderer Medikamente sowie bei Kindern unter 7 Jahren sollte ein Arzt aufgesucht werden. Osteopathie In der Untersuchung zeigen sich bei 90% aller Patienten deutliche Funktionsstörungen der Halswirbelsäule und der oberen Brustwirbelsäule. Es ist anatomisch bekannt und auch klinisch sehr häufig festzustellen, dass diese Wirbelsäulenbereiche sehr hohen Einfluss haben auf die Aktivität der Blutgefäße und der Muskulatur im Kopfbereich und des weiteren eng assoziiert und neurologisch verbunden sind mit den Hirnnerven. So ist zu erwarten, dass mechanische, funktionelle Störungen dieser Ws-Bereiche Irritationen dieser verbundenen Bereiche nach sich ziehen. Folgende Symptome können auftreten: Kopfschmerz, Schwindel, Sehstörungen, Konzentrationsstörungen, Schluckstörungen, Ohrge-räusche, Übelkeit, Migräne bis hin zu Verdauungsstörungen. Migräne Die Migräne (von altgriechisch ἡµικρανία hēmikrānía ‚halber Schädel‘) ist eine neurologische Erkrankung, unter der rund 10 % der Bevölkerung leiden. Sie tritt bei Frauen etwa dreimal so häufig auf wie bei Männern und hat ein vielgestaltiges Krankheitsbild. Dieses ist bei Erwachsenen typischerweise gekennzeichnet durch einen periodisch wiederkehrenden, an23 fallartigen, pulsierenden und halbseitigen Kopfschmerz, der von zusätzlichen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit (Photophobie) oder Geräuschempfindlichkeit (Phonophobie) begleitet sein kann. Bei manchen Patienten geht einem Migräneanfall eine Migräneaura voraus, während der insbesondere optische oder sensible Wahrnehmungsstörungen auftreten. Es sind aber auch motorische Störungen möglich. Die Diagnose wird nach Ausschluss anderer Erkrankungen als Ursachen üblicherweise mit Hilfe einer Anamnese gestellt. Diagnose Eine Migräne wird vor allem bei Personen im Alter zwischen 25 und 45 Jahren festgestellt. Die Krankheit kann schon im Kindesalter beginnen, erst mit der Pubertät und synchron zur Entwicklung der Sexualfunktion steigt die Prävalenz beim weiblichen Geschlecht an, es ist also anzunehmen, dass Hormone eine relevante Rolle spielen. Symptome Während eines Migräneanfalls können verschiedene Phasen mit unterschiedlichen charakteristischen Symptomen durchlaufen werden. Oft kündigt sich ein Anfall durch eine Vorboten- oder Prodromalphase mit Vorbotensymptomen an. Dieser kann eine Phase mit Wahrnehmungsstörungen, die sogenannte Migräneaura, folgen, die insbesondere das Sehen betreffen. In der Kopfschmerzphase bestehen neben den Kopfschmerzen unterschiedliche weitere Symptome, wie Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit. Bei manchen Patienten überdauert der Migräneanfall das Abklingen der Kopfschmerzen. Diese Phase wird als Rückbildungsphase bezeich24 net. Der Kopfschmerz tritt in der Kopfschmerzphase meistens halbseitig (etwa 70 % der Fälle), insbesondere im Bereich von Stirn, Schläfe und Auge, auf. Er ist meist pulsierend und nimmt bei körperlicher Betätigung an Intensität zu, während Ruhe und Dunkelheit zur Linderung der Kopfschmerzen beitragen. Die Kopfschmerzen des Migräneanfalls werden oft von zusätzlichen Symptomen wie Appetitlosigkeit (> 80 %), Übelkeit (80 %), Erbrechen (40–50 %) sowie Photophobie (60 %), Phonophobie (50 %) und seltener Osmophobie (Geruchsempfindlichkeit, < 10–30 %) begleitet. Der Kranke ist blass und erträgt äußere Einflüsse wie Licht und Lärm schlecht, da diese seine Beschwerden noch verstärken. Die Dauer der Kopfschmerzphase variiert zwischen 60 Minuten und bis zu drei Tagen in Abhängigkeit von Patient und Migräneform. Kinder haben kürzere Migräneattacken mit eher beidseitiger Lokalisation in der Stirn-Schläfenregion. Als Begleitsymptom treten bei Kindern und Jugendlichen häufiger Geruchsempfindlichkeit, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auf. Einige Sonderformen der Migräne können ohne Kopfschmerz auftreten. Rückbildungsphase In der Rückbildungsphase nehmen der Migränekopfschmerz und die Begleitsymptome bis zur vollständigen Erholung langsam ab. Der Patient fühlt sich müde und angespannt. Diese Phase kann bis zu 24 Stunden dauern. Auslösende Faktoren Zu den häufigsten Auslösern einer Migräne zählen Stress, unregelmäßiger Biorhythmus mit Schlafmangel oder zu viel Schlaf und Umweltfaktoren. Bei einigen Migränepatienten 25 folgt ein Migräneanfall erst in der PoststressEntspannungsphase („Wochenendmigräne“). Neben Geruchsreizen werden oft Wetterschwankungen als äußere Faktoren genannt, die eine Migräneattacke auslösen können. Einer der wichtigsten Triggerfaktoren bei Frauen sind hormonelle Schwankungen. Über die Hälfte aller weiblichen Migränepatienten gibt den Menstruationszyklus als Auslöser einer Migräne an. Ein Migräneanfall kann insbesondere während der späten lutealen Phase des Zyklus oder während der einnahmefreien Zeit bei der Empfängnisverhütung mit oralen Kontrazeptiva auftreten. Häufig angewendete Medikamente sind Triptane, gefäßbeeinflussende und sedierende Medikamente. Hohe Dosen an Koffein mit Zitrone. Osteopathie Die Osteopathische Therapie ähnelt der Therapie von Kopfschmerzen (s.o.), allerdings können hormonelle Faktoren so kaum beeinflusst werden. Vorsicht ist hier geboten, denn leicht kann ein Migräneanfall ausgelöst werden. Schwindel Unter Schwindel im medizinischen Sinne versteht man das Empfinden eines Drehgefühls oder Schwankens oder das Gefühl der drohenden Bewusstlosigkeit. Definiert wird Schwindel im medizinischen Sinn als wahrgenommene Scheinbewegung zwischen sich und der Umwelt. Man unterscheidet u. a. Dreh-, 26 Schwank-, Lift-, Bewegungs- und unsystematischen Schwindel. Ursachen Schwindel entsteht häufig aus widersprüchlichen Informationen von am Gleichgewichts-empfinden beteiligten Sinnesorganen wie Augen, Gleichgewichtsorganen der Innenohren sowie Muskel- und Gelenkrezeptoren. Schwindel ist einer der häufigsten Beratungsanlässe in einer allgemeinmedizinischen Praxis. Drehschwindel: Der Patient fühlt sich wie in einem Karussell, es treten Scheinbewegungen auf. Die Ursachen liegen hier meist vestibulär - ein benigner Lagerungsschwindel, Erkrankungen des Innenohres oder die Menièresche Erkrankung werden hier genannt. Sekundenschwindel: Der Patient hat das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Geschieht dies ganz plötzlich, muss man bradykarde Rhythmusstörungen einen sensiblen Karotissinus und Gefäß-veränderungen in Betracht ziehen. Raum-Unsicherheit: Die Patienten geben ein komisches Gefühl im Kopf an. Dieses ist ent- weder nachschwankend und kann nur durch Kopfbewegungen ausgelöst werden (ZNS, Augen, vestibulär, benigner Lagerungsschwindel), oder dauernd vorhanden (Psyche, ZNS, Medikamente, Hyperventilation). Gang-Unsicherheit: Diese ist nicht abhängig von Kopflage oder Kopfbewegungen, der Kopf ist frei. Ausgelöst werden kann diese Art des Schwindels, wenn überhaupt, nur durch Bewegungen des Körpers. Ursachen liegen meist im ZNS. Ist die Ursache eine Kreislaufschwäche, sackt das Blut bei Lagewechsel zum Stand mit der Schwerkraft nach unten, da weder die Blutgefäßwände, noch die Muskulatur ausreichend 27 "stützen" können. Zu wenig Blut verbleibt im Kopf, - was zu einem Sicherheitsreflex führt: Der Patient fällt zu Boden - es kommt so wieder genügend Blut in den Kopf. => Behandlung: Stärken des Kreislaufs durch kalte Güsse, Bewegung, Aktivität, blutdruck- steigernde Medikamente Untersuchungen bei Schwindel Zur Abklärung von Schwindel müssen Patienten oft von mehreren Fachärzten untersucht werden. Folgende Untersuchungsverfahren werden angewandt: körperliche Untersuchung Blutdruck, Puls (dann ggf. EKG schreiben) Untersuchung der Augenbewegungen (Nystagmus) Gleichgewichtsprüfung + Gehörprüfung Koordinationsprüfung Je nach Untersuchungsbefund technische Zusatzuntersuchungen: Gehörprüfung (Audiometrie), - Gleichgewichtsprüfung (Vestibularistest), - Elektronystagmographie (zur objektiven Beurteilung des okulomotorischen und vestibulären Systems), gelegentlich Bildgebung (CT, MRT), - selten auch Doppler/Duplex-Sonographie, EEG oder EPs. Osteopathie Nach Erfahrungen in der Osteopathie tritt nur selten eine dieser Ursachen isoliert auf. Ein Lagerungsschwindel geht meistens einher mit Blockierungen oder Hals -und Brustwirbelsäule. Stress ist ebenso häufig zumindest ein Cofaktor, der verstärkend und auslösend wirkt. Es ist anatomisch bekannt, dass sehr enge Beziehungen bestehen zwischen den Gelenkrezeptoren bestimmter WS-Abschnitte und der Aktivität von Blutgefäßen und der Muskulatur des Kopfes. Des Weiteren ist ebenso 28 bekannt, dass auch die Hirnnerven eng assoziiert, also neurologisch verbunden sind mit diesen Abschnitten der Wirbelsäule. Mechanische Störungen von zugehörigen Wirbelgelenken, Einengungen der zuführenden Gefäße und muskuläre Spannungen werden diese äußerst sensiblen Strukturen irritieren und provozieren. Dies führt typischerweise zu Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrgeräuschen, Sehstörungen, Schluckbeschwerden, Konzentrationsstörungen bis hin zu Verdauungsstörungen und Übelkeit. Bildgebende Verfahren zeigen diese "funktionellen" Störungen nicht. Somit bleiben diese Störfaktoren schulmedizinisch oft unentdeckt und unterschätzt. Nur eine präzise und sichere manuelle Diagnostik kann diese offenbaren. Behandlung des benignen Lagerungsschwindels: Kleine Teilchen in einer Flüssigkeit der Innenohrgänge verlagern sich. Es kommt zur Irritation des Gleichgewichtszentrums im Innenohr. => Behandlung: durch sehr schnelle wiederholende Lagewechsel vom Sitz in die Seitenlage werden die verlagerten Teilchen wieder repositioniert. Dabei muss die Hws manuell vom Patienten umfasst und fixiert werden. Der Osteopath wird Ihnen das Manäver zeigen, Sie können es selbst zu Hause anwenden. Tinnitus (Ohrgeräusche,......) Der Tinnitus ist eine auditive Wahrnehmung, die zusätzlich zu dem auf das Ohr einwirkenden Schall ein- oder beidseitig 29 wahrgenommen wird. Diese Wahrnehmung beruht auf einer Störung der Hörfunktion. Der Höreindruck des Tinnitus hat keinen Bezug zum Schall in der Umgebung des Patienten. Die Art der scheinbaren Geräusche ist sehr vielfältig: Die auditiven Eindrücke werden als Brummton oder Pfeifton, Zischen, Rauschen, Knacken oder Klopfen beschrieben. Das Geräusch kann in seiner Intensität gleichbleibend sein, es kann jedoch auch einen rhythmisch-pulsierenden Charakter haben. Es gibt nicht immer ein reales Geräusch, das denselben Höreindruck wie der Tinnitus verursacht. Auch sollte man den Tinnitus deutlich von auditiven Halluzinationen abgrenzen. Ursachen Fremdkörper im Gehörgang (z. B. Pfropfen aus Ohrenschmalz) Knalltrauma Entzündungen des Ohrs Otitis media Otitis externa Mittelohrerkrankungen mit Störung der Schallübertragung (z. B. Otosklerose) Virale und bakterielle Infekte (z. B. Borreliose) Schalltrauma (akut oder chronisch) Hörsturz Tauchunfälle Dekompressionskrankheit Therapien Zur Linderung des Tinnitus werden verschiedene Behandlungen angewandt. Dazu gehören verschiedene Formen der akustischen Stimulation, verhaltenstherapeutische Ansätze, kombinierte Therapieansätze, die akustische Stimulation und verhaltenstherapeutische Elemente beinhalten (zum Beispiel die Tin30 nitus-Retraining-Therapie), medikamentöse Therapieverfahren, Physiotherapie, magnetische und elektrische Gehirnstimulationsver-fahren. Für die meisten der angebotenen Therapien liegt kein Wirknachweis durch ausreichend große placebokontrollierte Studien vor. Zu Beginn erfolgt im deutschsprachigen Raum meist eine medikamentöse Behandlung mit Vitamin-E-Präparaten, Magnesium, Glukokortikoiden (z. B. Kortison), intravenös gegebenen Lokalanästhetika wie Procain sowie durchblutungsfördernden Wirkstoffen (zum Beispiel Pentoxifyllin, HES oder ein pflanzliches Ginkgo-Präparat). Die Medikamente werden je nach Ausprägung und vermuteter Ursache des Tinnitus entweder als Tablette oder intravenös (als Infusionen) verabreicht. Qualitativ hochwertige Vergleichsstudien, die eine Überlegenheit eines bestimmten Medikaments gegenüber einem anderen zweifelsfrei belegen konnten, gibt es bislang nicht. Ebenso konnte bis heute kein Nachweis dafür erbracht werden, dass eines der Medikamente eine höhere Wirkung als die Verabreichung eines Placebos erzielt. Der Einsatz erfolgt vielmehr aus Erfahrungswerten und theoretischen Überlegungen heraus. Angesichts der unbewiesenen Wirkung, hoher Kosten und möglicher Nebenwirkungen ist dieses Vorgehen jedoch umstritten. In Ländern wie den USA und Großbritannien sowie im skandinavischen Raum ist die so genannte Infusionstherapie des akuten Tinnitus unüblich. Medikamentöse Behandlungen von chronischem Tinnitus sind umstritten. So bemängeln Mediziner insbesondere den langfristigen Einsatz durchblutungsfördernder Medikamente. Mit 31 Kosten von jährlich mindestens 100 Millionen DM (= ca. 51 Millionen Euro), so eine Hochrechnung aus dem Jahr 1999, sei hierbei zu rechnen, „obwohl die Wirksamkeit derartiger Substanzen wissenschaftlich nicht erwiesen ist und die Symptome in aller Regel trotz Medikamenteneinnahme bestehen bleiben“. Darüber hinaus wird die Gefahr möglicher Nebenwirkungen betont. Während die Verhaltenstherapie auf eine Gewöhnung des Patienten an den Tinnitus, ein „Weghören“ abzielt, versucht die tiefenpsychologische Psychotherapie den Betroffenen beim genauen Hinhören zu begleiten. Hintergrund ist die Annahme, dass jede psychosomatische Erkrankung, so auch der Tinnitus, eine biographische Verankerung im Patienten hat. Hierdurch kann unter Umständen eine Entschlüsselung des Ohrgeräuschs erfolgen. Entspannungsübungen wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können die Chance auf Linderung ebenfalls eventuell verbessern. Osteopathie Die Wahrnehmung des Ohrgeräusches ist eine "Fehlinterpretation", dieses Geräusch existiert nicht und wird nur vom ZNS generiert. Diese Art von Sinneswahrnehmungen und Ausstrahlungen sind typisch für assoziierte Impulse, wie sie auch sonst von Störungen Wirbelsäule her beschrieben sind sind. Es ist anatomisch bekannt, dass sehr enge Beziehungen bestehen zwischen den Gelenkrezeptoren bestimmter WS-Abschnitte und der Aktivität von Hirnnerven und Blutgefäßen des Kopfes. In ähnlicher Form ist dies auch durch Entzündungen oder me32 chanische Störungen des Kiefergelenks (CMD) möglich. Eine präzise Untersuchung der Wirbel- säule durch einen Osteopathen ist somit obligat. Die Behandlung ist der Behandlung von Kopfschmerzen ähnlich. Bildgebende Verfahren zeigen diese "funktionellen" Störungen nicht. Somit bleiben diese Störfaktoren schulmedizinisch oft unentdeckt und unterschätzt. Nur eine präzise und sichere manuelle Diagnostik kann diese offenbaren. Craniomandibuläre Dysfunktion Kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist ein Überbegriff für strukturelle, funktionelle, biochemische und psychische Fehlregulationen der Muskel- oder Gelenkfunktion der Kiefergelenke. Diese Fehlregulationen können schmerzhaft sein. Die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und Therapie definiert CMD als Sammelbegriff für eine Reihe klini- scher Symptome der Kaumuskulatur und/oder des Kiefergelenks sowie der dazugehörenden Strukturen im Mund- und Kopfbereich. Entsprechend hat die Bezeichnung mehr den Charakter eines Befundes und sollte in die Diagnosen Okklusopathie, Myopathie und Arthopathie spezifiziert werden. Im engeren Sinne handelt es sich dabei um Schmerzen der Kaumuskulatur („myofaszialer Schmerz“), Verlagerungen der Knorpelscheibe im Kiefergelenk („Diskusverlagerung“) und entzündliche oder degenerative Veränderungen des Kiefergelenks („Arthralgie, Arthritis und Arthrose“). Epidemiologie 33 Die Häufigkeit der CMD liegt bei etwa 8 % der gesamten Bevölkerung, wobei nur rund 3 % wegen dieser Beschwerden behandlungsbedürftig sind. Im Kleinkindalter sind CMDSymptome selten anzutreffen, die Häufigkeit steigt aber bis zur Pubertät an. Frauen im gebärfähigen Alter sind wie bei anderen Schmerzerkrankungen deutlich häufiger betroffen als Männer. Symptomatik Eine Vielzahl von Symptomen kann die Diagnose schwierig machen. Häufig schmerzen die Kiefermuskulatur oder die Kiefergelenke beim Kauen. Andere Symptome können sein: Eingeschränkte Kieferöffnung, Knacken oder Reiben der Kiefergelenke beim Öffnen oder Schließen. Ausstrahlende Schmerzen in Zähne, Mund, Gesicht, Kopf-, Nacken, Schulter oder Rücken, Hals-Wirbelsäulen-Schulterprobleme, eingeschränkte Kopfdrehung, Kopf-schmerzen. Plötzlich auftretende Probleme mit der Passung der Zähne aufeinander. Bekannt sind Symp- tome wie Tinnitus, Augen/Seheinschränkung, Kopfschmerzen. Pathogenese Man geht bei der Pathogenese der kraniomandibulären Dysfunktion von einer aufsteigenden und absteigenden Symptomatik aus. Bei der aufsteigenden Kette werden z.B. Seitabweichungen der Wirbelsäule auf die Halswirbelsäule und dann auf das Kiefergelenk über- tragen. Bei der absteigenden Symptomatik werden Zahnprobleme, wie z.B. eine zu hohe Krone, ein falscher Biss oder eine Zahnfehlstellung auf das Kiefergelenk, von dort dann auf den Nacken, die Schulter und die Wirbelsäule übertragen. 34 Da in den meisten Fällen die Ursachen unklar sind, wird eine multifaktorielle Genese vermu- tet. Prädisponierende, auslösende und unterhaltende Faktoren umfassen biologische, psychi- sche und soziale Elemente:Emotionaler Stress, Zähneknirschen, Konflikte, Depression, Zahn- ersatz, Gene, Entwicklungsstörungen der Kiefergelenke, Haltungsstörungen. Therapie Aufbissschiene für den Oberkiefer zur Behandlung der CMD (Craniomandibulären Dysfunktion). Eine Okklusionsschiene (Aufbissbehelf) wird vom Zahnarzt häufig eingesetzt und kann zu einer Entspannung der Kau- und Kopfmuskulatur sowie zu einer Entlastung der Kiefergelenke führen. Allerdings ist der Nutzen der Okklusionsschiene bei einer CMD-Behandlung wissenschaftlich nicht belegt. Je nach Studie wird die Wirksamkeit belegt oder widerlegt.[6] Physiotherapie (manuelle Therapie) kann muskuläre Verspannungen reduzieren und Gelenkfehlstellungen bzw. – funktionsstörungen behandeln. Manchmal sind schmerzlindernde, entzündungshemmende, muskelrelaxierende oder schlaffördernde Medikamente notwendig um einer Chronifizierung des Schmerzgeschehens Einhalt zu gebieten und die Lebensqualität zu verbessern. Umfangreiche Zahnsanierungen, kieferorthopädische oder chirurgische Maßnahmen sollten nur unter strengster Indikationsstellung Anwendung finden. Osteopathie Die ursächlichen Ketten, welche Fehlspannungen und Fehlstellungen übertragen, müssen kontrolliert und abgebaut werden. Sehr häufig vergesellschaftet mit dem Kiefergelenk sind 35 mechanische Störungen der oberen Hws und der oberen Bws. Das Kiefergelenk selbst wird muskulär entspannt und kapsulär mobilisiert. Menstruationsschmerzen (Unterbauchschmerzen, Dysmenorrhoe....) Menstruationsbeschwerden bezeichnen das Auftreten verschiedener Symptome, die während der Menstruation auftreten können, wobei der krampfartige Unterbauchschmerz als Leitsymptom gilt. Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Dysmenorrhoe. Menstruationsbeschwerden sind wichtige Hinweise in der gynäkologischen Diagnostik. In Untersuchungen zeigt sich, dass die Menstruationsbeschwerden zum einen bei jungen Frauen die häufigste Abweichung von der Norm darstellen, zum anderen im klinischen Patientengut der Gynäkologie in etwa 25 % vertreten sind. Primäre Regelschmerzen Primäre Regelschmerzen setzen im Normalfall kurz nach der Menarche ein und dauern bei betroffenen Frauen meist bis zur Menopause. Als Auslöser für die Regelschmerzen gelten Prostaglandine, körpereigene Schmerzboten-stoffe, die ein Zusammenziehen der Muskulatur der Gebärmutter bei der Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut hervorrufen. Durch diese Muskelkontraktion kommt es zu einer schwächeren Durchblutung der Gebärmutter, was den Schmerz auslöst. Ursache der "verstärkten" Regelschmerzen ist weitestgehend unklar. 36 Im Falle der primären Dysmenorrhoe ist die Menstruation selbst der Schmerzauslöser, es sind keine anderen Erkrankungen der Geschlechtsorgane damit verbunden. Vor allem junge oder sehr schlanke Frauen leiden von ihrer ersten Regelblutung an unter krampfartigen Unter-leibsschmerzen, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Letzteres kann von Völlegefühl und Übelkeit bis zu Erbrechen und Durchfall gehen. Einige Frauen sind davon so stark betroffen, dass sie von den behandelnden Ärzten arbeitsunfähig geschrieben werden müssen. Sekundäre Regelschmerzen Der sekundäre Regelschmerz wird ausgelöst durch organische Erkrankungen. Diese können die Folge mechanischer Verhütungsmittel (etwa Spirale) sein, aber auch die Folge gynäkologischer Erkrankungen (Endometriose, Myome, Zysten, etc.). Seelische Belastungen und Stress verstärken die Symptome z.T. deutlich. Behandlung Frauen verwenden unterschiedliche Methoden zur Schmerzund Symptombekämpfung bei Menstruationsbeschwerden. Neben medizinischen Produkten werden auch Hausmittel einge-setzt. Bei starken Regelschmerzen sollten organische Erkrankungen wie Endometriose durch einen Gynäkologen ausgeschlossen werden. Schmerzmittel: Bei starken Schmerzen empfiehlt sich die Einnahme von NSAR, die die Bildung von Prostaglandinen (Schmerzbotenstoffen) hemmen. Kontrazeptiva: Auch die Antibabypille wird gegen Regelschmerzen eingesetzt, da sie den Progesteronanteil im Körper 37 hoch hält. Die unterschiedlichen Pillenpräparate, die sich auf dem Markt befinden, zeigen in Bezug auf Regelschmerzen unterschiedliche Wirkungen. Wärme: Ein Aufenthalt in der Sauna, ein warmes Bad, eine Wärmflasche, intravaginale Wärmetherapie, ein Körnerkissen oder eine Fangopackung auf dem Bauch helfen, die Krämpfe in der Gebärmutter zu lösen. Entspannung: Yoga, Autogenes Training, Meditation und spezifische Gymnastik sollen Menstruationsbeschwerden lindern können. Pflanzliche Präparate: Verschiedene Pflanzen wie Mönchspfeffer, Johanniskraut, Frauenmantel, Melisse, Gänsefingerkraut, Kamillenblüten, Schafgarbenkraut und Traubensilberkerze, Nachtkerzenöl, Brennnessel sollen in Form von Tees, Tropfen oder Kapseln bei Menstruationsbeschwerden hilfreich sein. Akupunktur: Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Akupunktur zur Anwendung bei Schmerzzuständen verschiedenster Art, auch gegen Menstruationsbeschwerden. Osteopathie Histologisch gesehen haben alle - auch schon jüngere - Frauen mehrere Entzündungsreaktio- nen im kleinen Becken. Allein der monatliche Eisprung bedeutet schon eine Verletzung mit Einblutung, woraus sich häufig Zysten, manchmal sogar Eierstockentzündungen entwickeln. Diese Entzündungen - und natürlich jeder chirurgische Eingriff (Curettage, Myomentfernung, sectio...) - hinterlassen Fixierungen von Gewebeschichten (Adhäsionen), welche Ihrerseits stark unter Zug gesetzt werden während der Menstruation. Hier liegt eine wichtige Ursache für verstärkte Regelschmerzen. 38 Diese Adhäsionen können häufig mit manuellen Techniken über den Bauch verbessert werden. Bauchschmerzen Der Bauchschmerz (Abdominalschmerz oder abdomineller Schmerz) ist eines der häufigsten Symptome, die zur Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe führen. Bauchschmerz kann durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden. Zu diesen Ursachen gehören konkrete Erkrankungen von Organen des Bauchraumes, Krankheiten, die sich außerhalb des Bauchraumes abspielen, aber auch Missempfindungen, die durch psychische Erkrankungen ausgelöst werden. Organische Ursachen Alle im Bauchraum (intraabdominell) vorhandenen oder an ihn angrenzenden Organe können im Fall einer Erkrankung Bauchschmerzen verursachen. Oberbauchschmerzen (häufig mit Völlegefühl) beruhen auf Störungen im Magendarmtrakt („Gastrointestinaltrakt“) mit Speiseröhre, Magen, Zwölffingerdarm, Dünndarm (Jejunum und Ileum), Leber mit den Gallenwegen und der Gallenblase, die Bauchspeicheldrüse (Pankreas), Milz. Unterbauchschmerzen beziehen sich dagegen auf Dickdarm (Blinddarm mit Wurmfortsatz, Colon ascendens, Colon transversum, Colon descendens, Colon sigmoideum und Rektum), der Urogenitaltrakt, also die Nieren und Nebennieren, die Harnleiter und die Harnblase, das Gefäßsystem, also Aorta, Vena cava inferior, Mesenterialarterien und -venen, Pfortader, die Bauchwand (Nabel- und Narbenhernien, Leistenbruch), die Ovarien, Eileiter. 39 Verstopfung (Obstipation) Erschwerte oder zu seltene Darmentleerung, meist mit Völlegefühl im Unterbauchgefühl, Blähungen. Symptome Eine Obstipation kann sich je nach Ausprägung in unterschiedlichen Symptomen zeigen. Die Patienten leiden zu Beginn unter Völlegefühl und allgemeinem Unwohlsein, der Bauch kann gebläht sein. Häufig ist der Stuhlgang schwierig, oft schmerzhaft, und meist werden viele kleine und harte Kotportionen ausgeschieden. Mit der Verstopfung sind eine Reihe von Symptomen oder Missempfindungen gekoppelt, die sich unterschiedlich stark zeigen können: Seltener Stuhlgang mit Entleerung nur kleiner Stuhlmengen („Kaninchenknödel“, „Schafköttelstuhl“), harter Stuhl, starkes Pressen bei der Darmentleerung, Gefühl der unvollständigen Darmentleerung, schmerzhafter Stuhlgang, Blähungen, Unterbauchkrämpfe. Gesundheitliche Folgen Eine chronische Verstopfung kann verschiedene gesundheitliche Folgen haben, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. Zu den häufigsten Komplikationen einer chronischen Verstopfung zählen: Hämorrhoiden, Analfissuren (durch harten Stuhl), Entstehung eines Rektumprolaps, Diverti-kulitis, Entstehung vermeintlicher Stuhlinkontinenz oder Enkopresis bei Kindern. 40 Häufig: Kologene Obstipation Die kologene Obstipation ist eine Form der chronischen Verstopfung, die auch unter dem Begriff Slow-transit-Obstipation bekannt ist. Durch mangelnde Beweglichkeit des Darms wird der Darminhalt nur langsam vorwärts bewegt. Da dem Darminhalt ständig Wasser entzogen wird, entsteht harter Stuhl. Die Ausscheidung kann dadurch um bis zu zwei Wochen verzögert sein. Folgende Ursachen können dafür verantwortlich sein: ballaststoffarme Ernährung, Vitaminmangel zu wenig Flüssigkeit zu wenig Bewegung psychische Faktoren Angst, introvertiert regelmäßige Einnahme von Medikamenten zur Darmaktivierung Nervenstörungen z. B. im Nervengeflecht des Darms, in der zentralen Nervensteuerung oder durch neurologische Erkrankungen, Diabetes mellitus hormonelle Einflüsse, z. B. bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) Dolichokolon (angeborenes überlanges Colon > 1,5 m) Nebenwirkungen von Medikamenten: Mittel gegen psychische Erkrankungen (Psychopharmaka), Schlafmittel, Beruhigungsmittel, aluminiumhaltige Magensäurebinder (Aluminiumsulfat), Opiate (z. B. Morphin), Eisenpräparate, entwässernde Medikamente (Diuretika), Antihypertensiva, Antiparkinsonmedikamente, Antiepileptika, Anticholinergika (bei Harninkontinenz) Anorektale Obstipation Die anorektale Obstipation ist eine Form der chronischen Verstopfung, die auf Veränderungen oder Störungen im Be41 reich des Enddarms und des Afters zurückgeführt wird. Zu den Ursachen zählen: Verengung des Darmausgangs (Analstenose) Herausrutschen eines Teils des Mastdarmgewebes aus dem After (Rektumprolaps, Analprolaps) Aussackung des Enddarms (Rektozele) angeborene Verdickung des inneren Schließmuskels (Sphincter internus) gestörte Motorik von Enddarm (Rektum) und After verminderte Rektumsensibilität gestörte Koordination der inneren und äußeren SchließmuskelnKologene Obstipation Behandlung Die Behandlung erfolgt nach einem Stufenschema: Ist die Obstipation durch Ernährungsfehler oder ungünstigen Lebensstil bedingt, ist der Hauptaspekt der Behandlung eine Umstellung der Ernährung auf ballaststoffreiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ggf. die Änderung der Lebensgewohnheiten. Die Darmtätigkeit wird in einem zweiten Schritt mit Hilfe von Füll- und Quellstoffen angeregt. Normalkost Vollkornbrot (Braunbrot hat nur unwesentlich mehr Ballaststoffe als Weißbrot) Kleiebrot (ein spezielles Brot, das eine weichere Rinde als manches Vollkornbrot hat) Vollkornteigwaren, Vollreis, Hirse, Hafer, Vollkornmüsli Knollengemüse, Kartoffeln, Hülsenfrüchte Birnen, Pfirsiche, Kirschen, Dörrobst, Feigen usw. 42 Weiche Kost gekochte Früchte, pürierte Feigen, Dörrpflaumen und Dörrbirnen gekochtes Gemüse, Kartoffeln Salat aus gekochtem Knollengemüse Erdbeerkonfitüre, Sofortkaffee, Schokoladengetränke, Milchschokolade Abführende Eingelegte Pflaumen, Kleie (mit Leinsamen (mit Rhabarber Sauerkraut Rote Bete (auch Indischer Feigen viel viel als und Saft Ernährung Aprikosen Flüssigkeit) Flüssigkeit) erhältlich) Flohsamen Stopfende Ernährung verboten Weißbrot Teigwaren Bananen Karotten Schokolade Rotwein Schwarzer Tee faserreiche Lebensmittel (z. B. Spargel, Sellerie, Lauch) geriebene Äpfel Osteopathie Mit Ausdauersport (3x/w 40 min) und etwas Verzicht (Weizenmehl, Zucker, Schweinefleisch) wird sich die Obstipation 43 verbessern. Häufige Lokalisationen von Adhäsionen (Verklebung von Gewebsschichten nach Entzündung) sind sehr häufig im Darmbereich und im kleinen Becken, - bei Patienten mit Obstipation zu ca. 80%. Diese früher abgelaufenen und längst verheilten kleinen Entzündungen können durchaus stumm verlaufen sein, - engen aber gerne Darmpassagen und Gefäße ein. Diese Adhäsionen wären schulmedizinisch nur mittels Laparoskopie zu diagnostizieren und zu lösen, so wird davon abgeraten. Das Lösen von Adhäsionen mittels osteopathischen Techniken kann Verbesserung bringen und ist frei von Nebenwirkungen. Divertikel Divertikel sind Ausstülpungen der Darmwand (Muskellücken im Bereich der durchtretenden Darmgefäße) treten am häufigsten im Dickdarm auf, können aber auch in allen anderen Bereichen des Verdauungstrakts zwischen Schlund und Enddarm vorkommen. Die häufigste Lokalisation ist im letzten Bereich des Dickdarm (Sigmoid) anzutreffen. Sie entstehen durch einen Prolaps der Schleimhaut durch die Muskellücken der Darmwand. Häufig ist dies der Fall im höheren Lebensalter (>60 Jahre). Der eigentliche Grund in der Schleimhautausstülpung ist dem erhöhten Darminnendruck (= intraluminaler Druck) geschuldet, der wiederum durch einen zu geringen Ballaststoffgehalt der Nahrung entsteht Die Beschwerden kommen krampfartig nach einer Phase von Obstipation - meist gefolgt von Durchfall, welcher den Stuhl flüssig und damit passagefähig macht. Diese Entzündung heilt 44 normalerweise ohne Medikamente ab. Sollte die Entzündung fortschreiten und auf das Bauchfell übergehen, bekommt der Patient Fieber. Er muss sofort mit Antibiotika behandelt werden. Osteopathie Divertikel gehen durch ihre rezidivierenden kleinen Entzündungen immer mit Adhäsionen einher, eventuell sind sie sogar die Folge dieser Adhäsionen. Diese können osteopathisch behandelt und leicht mobilisiert werden. Ausdauersport (3x7w für 40 min) und eine Ernährungsumstellung (abführende Nahrungsmittel, viel Flüssigkeit, Flohsamen) führen immer zu einer Besserung. Reizdarmsyndrom In der Medizin (Gastroenterologie) bezeichnet der Begriff Reizdarmsyndrom (RDS) eine Gruppe funktioneller Darmerkrankungen, die eine hohe Prävalenz (Krankheitshäufigkeit in der Bevölkerung) haben und bis zu 50 % der Besuche beim Spezialisten ausmachen. Das Reizdarmsyndrom kann Symptome aller möglichen Darmerkrankungen nachahmen, ist jedoch, wenn diese Erkrankungen ausgeschlossen sind, ungefährlich. Synonyme Begriffe sind Irritables Darmsyndrom (IDS) bzw. englisch irritable bowel syndrome (IBS), Reizkolon, Colon irritabile und „nervöser Darm“. Symptomatik Symptome des Reizdarmsyndroms sind Schmerzen oder Unwohlsein im Bauchraum zusammen mit einer Veränderung in den Stuhlgewohnheiten unter Ausschluss einer strukturellen 45 oder biochemischen Ursache. Eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Darmes gegenüber mechanischen Reizen ist ein sehr sensitives, weniger spezifisches Zeichen des Reizdarmsyndroms. Je nach Charakter der Schmerzen und der Stuhlgewohnheiten spricht man auch vom spastischen Kolon. Das Reizdarmsyndrom kann in verschiedene Untergruppen klassifiziert werden, dazu gehören diarrhoe-prädominantes (Durchfall), obstipations-prädominantes (Verstopfung) Reizdarmsyndrom und Reizdarmsyndrom mit wechselnden Stuhlgewohnheiten. Typisch ist die Überlappung mit chronischen Beckenschmerzen, mit Fibromyalgie (chronische Schmerzen, geistige und körperliche Erschöpfung) und psychischen Erkrankungen. Diagnose innerhalb der letzten 12 Monate mindestens 12 Wochen, die nicht in Folge sein müssen, abdominelle Schmerzen oder Unwohlsein mit zwei der drei Eigenschaften: 1.Linderung durch Stuhlgang 2.Beginn der Schmerzen verbunden mit einer Veränderung der Stuhlhäufigkeit 3.Beginn der Schmerzen verbunden mit einer Veränderung der Stuhlkonsistenz Pathophysiologie Die Ätiologie (Ursache) des Reizdarmsyndromes ist teilweise unklar. Ein ausschlaggebender Faktor bei einer bestimmten Form (IBS-D) scheint Glutensensitivität zu sein. Veränderungen der Motilität, Immunreaktionen und psychische Faktoren sind außerdem vorgeschlagen worden. Ein weiterer konsistenter Befund bei vielen Patienten sind erniedrigte Schmerzschwellen (Hyperalgesie) im Kolon. 46 Etwa 25 % der Reizdärme entstehen nach einer Gastroenteritis (z. T. nach dem Einsatz von Antibiotika). Ein anderer Erklärungsansatz macht eine Dünndarmfehlbesiedlung für die Symptome verantwortlich. Demnach führt eine gestörte Dünndarmperistaltik dazu, dass der Essensbrei nicht mit der normalen Geschwindigkeit weiter befördert wird. Der verlangsamte Transport führt dazu, dass Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm aufsteigen und sich dort vermehren können. Nährstoffe, die etwas langsamer verstoffwechselt werden und somit in die untere Partie des Dünndarms hinabsteigen, stehen somit als Nahrungsquelle für die Bakterien bereit. Die Bakterienanzahl und Zusammensetzung variiert je nach Patient, und so entstehen bei der Gärung durch Bakterien unterschiedliche Gase und Schadstoffe, die zu der breiten Palette an Symptomen führen. So kann es durch allergische Reaktionen auf die Schadstoffe zu nesselsuchtartigen Hautausschlägen kommen. Die Gase verflüssigen den Stuhl, und so kommt zum Paradoxon, dass trotz verlangsamter Darmmotilität der Stuhl nicht eingedickt werden kann, und die Patienten unter Durchfall leiden. Behandlung Bei günstiger Symptomatik kann die Behandlung auf eine Diätberatung beschränkt bleiben. Als empfehlenswert haben sich wasserlösliche Ballaststoffe wie z. B. Flohsamenschalen herausgestellt. Auch pflanzliche Wirkstoffe wie Pfefferminzöl oder hochkonzentrierter Extrakt aus Melissenblättern haben sich bei Reizdarm bewährt. Sind die Bakterien im Dünndarm für die Symptome verantwortlich, so können mehrere Maßnahmen Linderung verschaf47 fen. Diät, die auf Oligosaccharide (Zucker, Früchte, Weizenmehl, Alkohol) und viele Polysaccharide (Ballaststoffe) verzichtet, vermindert die Symptome bedeutend. Allerdings muss diese ärztlich begleitet werden, weil sie die Patienten einer großen Gefahr von Fehlernährung aussetzt. Weil der Darm den Transit von Essen nur dann durchführt, wenn kein Essen sich im Magen befindet, sollten die Mahlzeiten (drei am Tag) mit genügend Abstand eingenommen werden, und alle Knabbereien zwischendurch wirken kontraproduktiv. Des Weiteren wirken sich regelmäßiger Sport und ein gesunder geregelter Schlafrythmus positiv auf die Steuerung der Darmbewegung aus. Osteopathie Aus osteopathischer Sicht verbessern eine gemäßigte Diät (von Weizenmehl/Gluten, Zucker, scharf gebratenem, viel Fleisch ist abzuraten - Flohsamen und viel Flüssigkeit sind ein- zunehmen) und regelmäßiger Ausdauersport (3x/w) die Symptomatik deutlich. Häufig sehen wir auch abgelaufene Entzündungen mit Adhäsionen im Bauchbereich als störende Faktoren. Die angesprochene Fehlbesiedlung von Bakterien im Dünndarm geht häufig einher mit einer muskulären Spannungsstörung des muskulären Sphincters zwischen Dünndarm und Dickdarm. Nicht selten besteht diese als leichte funktionelle Störung schon seit dem Kindesalter. Dort wird sie häufiger als "Invagination" beschrieben. Typischerweise finden sich ebenso - fast immer - osteopathische Befunde in den Entgif-tungsorganen Leber, Niere, Darm. Adhäsionen und funktionelle Störungen sind osteopathisch zu behandeln, die Eigenmaß-nahmen des Patienten werden allerdings den stärksten Einfluss haben. 48 Rezidivierende Blasenentzündungen und Stressinkontinenz Eine akute, unkomplizierte Blasenentzündung tritt hauptsächlich bei Frauen auf. Zu den Symptomen gehören eine schmerzhafte, häufige und erschwerte Harnentleerung und ein starker Harndrang. Verursacht wird die Infektionskrankheit in den meisten Fällen vom Bakterium Escherichia coli. Zur medikamentösen Behandlung gilt die empirische Kurzzeittherapie mit einem Antibiotikum als Mittel der ersten Wahl. Für die Selbstmedikation stehen phyto- und alternativmedizinische Arzneimittel zur Verfügung. Zur Vorbeugung gibt es eine Reihe von Verhaltensempfehlungen. Symptome Akute, unkomplizierte Blasenentzündungen zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten bei Frauen. Als unkompliziert oder einfach wird eine Blasenentzündung bezeichnet, wenn der Harntrakt funktionell und strukturell normal ist und keine Krankheiten vorliegen, welche die Infektion begünstigen, zum Beispiel Diabetes mellitus oder eine Immunsuppression. Zu den Symptomen gehören: Schmerzhafte, häufige und erschwerte Harnentleerung Starker Harndrang Schmerzen oberhalb des Schambeins (Unterbauchschmerzen) Kein vaginaler Juckreiz oder Ausfluss Der Urin ist häufig trüb, verfärbt, übelriechend und kann Blut enthalten. Im Harn sind Bakterien und weisse Blutkörperchen nachweisbar. Der Allgemeinzustand der Patientinnen ist in der Regel gut, es tritt kein Fieber auf und die oberen Harnwe49 ge werden nur selten betroffen. Die Infektion heilt innert Tagen bis Wochen auch spontan ohne Behandlung ab. Etwa 20% der Frauen, die einmal eine Blasenentzündung hatten, erkranken innert einiger Monate wieder an einer. Ursachen Die Ursache der akuten Blasenentzündung ist eine Besiedelung der sonst sterilen Blase mit Bakterien. Die weitaus am häufigsten nachgewiesenen Erreger sind die gramnegativen uropathogenen Escherichia coli. Die Infektion erfolgt in der Regel aufsteigend über die Harnröhre.. Osteopathie Patientinnen mit rezidivierenden Blasenentzündungen zeigen einechronisch- latente Reizung der Blasenschleimhaut. Schon geringste Auslöser führen zu einer - teilweise mechanisch bedingten - Entzündung, bei der z.T. gar keine Bakterien nachweisbar sind. Die Reizung der Blasenschleimhat steht in deutlicher Beziehung zum direkt anliegenden Gewebe: dem Dünndarm und der Gebärmutter. Diese anliegenden Gewebsschichten bleiben nach Blasen-entzündungen gerne haften und üben Zug aus auf die Blasenwand - jedesmal bei Blasen-füllung und Blasenentleerung - wenn die Blase dabei steigt und sich senkt. Diese "Adhäsionen" zur Blasenwand entstehen so gut wie immer nach einem Kaiserschnitt, häufig auch nach Blasenentzündungen oder geplatzten Eierstockzysten. Daraus resultierende, pathologische Züge führen wiederkehrend zu Blasenentzündungen. Im Laufe der Zeit kommt es durch die ständige Irritation der Blasenwand und damit einher-gehender gleichzeitiger Aktivierung der Blasensphincter (dies wird interpretiert als Füllungs50 reiz) zu einer Insuffizienz der Sphincter. Diese kann sich beim Pressen, lachen etc. bemerkbar machen. Es entsteht eine Stressinkontinenz. Systemische Krankheiten, ebenso wie Erkrankungen mit strukturellen Änderungen (Degene-rationen) können osteopathisch nicht geheilt werden. Dennoch lohnt es sich häufig, diese Krankheiten zu behandeln, da diese immer mit weiteren mit Funktionsstörungen einher-gehen. Fibromyalgie Sie ist charakterisiert durch wiederholte Entzündungen wechselnder Lokalisationen insbeson- dere von gelenknahen Sehnenansätzen. Die Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz) gilt als eine chronische und unheilbare Erkrankung. Sie ist durch weit verbreitete Schmerzen mit wechselnder Lokalisation in der Muskulatur, um die Gelenke und Rückenschmerzen und auch Druckschmerzempfindlichkeit (dazu weiteres unter Diagnose) sowie Begleitsymptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen, Morgensteifigkeit, Konzentrations- und Antriebsschwäche, Wetterfühligkeit, Schwellungsgefühl an Händen, Fü- ßen und Gesicht und viele weitere Beschwerden charakterisiert. Fibromyalgie ist nicht mit dem Begriff „Weichteilrheumatismus“ gleichzusetzen. Eine wichtige Differentialdiagnose ist jedoch die Rheumatoide Arthritis. Symptome Hauptsymptome: chronische Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, andauernde Mü- digkeit (allgemeine Schwä51 che, Konzentrationsstörungen) bis hin zur Erschöpfung sowie Schlafstörungen. Von den Schmerzen besonders betroffen sind Rücken, Nacken und Brust- korb sowie die Gelenke in den Armen und Beinen, Kopfschmerzen bis hin zu Migräne. Die Symptome sollten über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten aufgetreten sein. Nebensymptome: Zu den häufig vorzufindenden Begleitsymptomen gehören Schwellungsgefühle in den Händen, Füßen oder dem Gesicht, Morgensteifigkeit, Reizdarm, Reizmagen, Kopfschmerzen, Trockenheit bzw. Überempfindlichkeit der Schleimhäute sowie vermehrte Ängstlichkeit und Depressivität. Organ- und Gewebeschäden sind bisher nicht nachweisbar, obwohl massive Störungen in der Funktion der inneren Organe auftreten können, insbesondere zu Beginn der Erkrankung. Die Fibromyalgie kann plötzlich ausbrechen, z.B. nach einer grippeähnlichen Erkrankung, schleichend einsetzen, z.B. bedingt durch Burnout, durch übermäßige körperliche Anstrengung über Jahre, Überreizung des Nervensystems. Krankheitsverlauf Der Erkrankungsbeginn ist häufig schleichend und unauffällig. Am Anfang stehen meistens unspezifische Befunde wie Abgeschlagenheit, Schlafstörungen oder Magen-DarmBeschwerden. Später kommen Schmerzen im Bereich der Lenden- oder – etwas seltener – der Halswirbelsäule hinzu. Erst danach entwickeln sich die typischen Schmerzen in Armen und Beinen sowie weitere begleitende Symptome und Beschwerden. In der Regel verschlimmert sich die Krankheit nicht kontinuierlich. Heftige Schmerzattacken werden von schmerzfreien Intervallen abgelöst. Kälte, Nässe oder äußere Belastun52 gen, auch starke Sonneneinstrahlung, können zur Verschlimmerung führen. Bis sich das Vollbild der Erkrankung herausgebildet hat, dauert es durchschnittlich sieben bis acht Jahre. Die einzelnen Schübe und akuten Phasen folgen keinem bestimmten Muster und sind deshalb nur schwer vorherzusehen, jedoch treten sie besonders häufig nach akuten Infektionskrankheiten auf (Grippe, Lungenentzündung, Lyme-Borreliose o.ä.). Stress ist jedoch ebenfalls ein ernstzunehmender Faktor. Viele Betroffene klagen über vermehrte Symptome (körperlich sowie psychisch), nachdem sie Stress hatten. Hierbei ist es egal, ob es „positiver Stress“ oder „negativer Stress“ ist. Aus diesem Grund ist auch Stabilität für Betroffene äußerst wichtig. Diagnose Die Diagnose einer Fibromyalgie gestaltet sich recht schwierig, da sowohl Röntgenbilder als auch Laborwerte keinen eindeutigen Aufschluss geben. Eine Diagnose kann somit letztlich nicht immer sicher gestellt werden. Meist werden „tender points“ (engl. etwa: empfindliche Stellen) zur Hilfe genommen (ACR [American College of Rheumatology]- Klassifikationskriterien 1990). Besteht bei 11 oder mehr von 18 „tender points“ eine erhöhte Druckschmerzhaftigkeit, so liegt der Verdacht auf Fibromyalgie nahe. Diese Diagnosepunkte liegen zumeist gelenknah an den Sehnen-Muskel-Ansätzen. Oft wird die Diagnose erst nach acht bis zehn Jahren gestellt, so dass es bereits zu einem Vollbild der Erkrankung gekommen ist, bevor der Patient angemessen therapiert wird. Weil für die meisten Patienten bis zur abschließenden Diagnose eine relativ lange Zeit vergeht, haben fast alle Betroffene eine 53 regelrechte Ärzte-Odyssee hinter sich. Da einige Betroffene in dieser Zeit als Hypochonder abgestempelt werden, verschlimmern sich nicht selten Selbstzweifel und Symptome. Fibromyalgie-Patienten haben aufgrund der problematischen Diagnose oft Schwierigkeiten als arbeitsunfähig anerkannt zu werden, was nicht selten zu großen sozialen bzw. finanziellen Schwierigkeiten führt. Die Krankheit ist nicht tödlich, kann jedoch eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität bewirken. Ursache Sowohl die Ursache (Ätiologie) der Fibromyalgie als auch die Mechanismen der Krankheitsentstehung (Pathogenese) sind ungeklärt. Es besteht eine Vielfalt von Befunden, die genetische, hormonelle, neurophysiologische, psychische und weitere Faktoren betreffen. In der Zusammenschau der Befunde wird derzeit vorwiegend eine Störung schmerzverarbeitender Systeme im zentralen Nervensystem mit der Folge einer erniedrigten Schmerzschwelle diskutiert. Bei Patienten mit Fibromyalgie liegen überdurchschnittlich häufig psychische Störungen wie Depressivität und Ängstlichkeit vor. Es ist ungeklärt und Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion, inwieweit diese psychischen Störungen selber Folge der chronischen Schmerzen sind oder aber die Symptome der Fibromyalgie eine zugrundeliegende psychische Störung reflektieren. In Untersuchungen konnte bei Fibromyalgie-Patienten ein häufigeres Vorkommen von körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbrauch in der Vorgeschichte festgestellt werden, psychische Störungen ließen sich meist 54 schon vor der körperlichen Symptomatik faeststellen. Studien des NIAMS (ein Bestandteil des „National Institutes of Health“ - National Institute of Arthritis and Muscoskeletal and Skin-Deseases) zeigen bei Fibromyalgie-Patienten einen abnorm niedrigen Cortisol-Spiegel im Urin. Menschen, bei denen im Körper zu wenig Cortisol freigesetzt wird, zeigen viele der fibromyalgietypischen Symptome. Es ist naheliegend, dass eine Nebennierenschwäche damit im Zusammenhang steht. Betroffene Betroffen sind - je nach Quelle - zwischen 0,6 und 4 Prozent der Bevölkerung, davon sind 85 bis 90 Prozent Frauen. Die Erkrankung beginnt im Allgemeinen gegen Ende 20, ist mit etwa Mitte 30 voll entwickelt und hat bei Frauen einen Häufigkeitshöhepunkt in und nach den Wechseljahren. Selten sind auch Kinder und Jugendliche von ihr betroffen; bei alten Menschen könnte sie fälschlicherweise unter „Altersbeschwerden“ subsumiert werden. Behandlung Die Fibromyalgie ist durch medizinische Maßnahmen nur begrenzt beeinflussbar. Grundsätzlich besteht die Gefahr des Medikamentenmissbrauchs, der Sucht sowie unabsehbarer Folgeschäden durch Dauermedikation mit diversen Schmerzmitteln. Da es sich um ein lebenslang bestehendes Beschwerdebild handeln kann, werden insbesondere Behandlungsmaßnahmen empfohlen, die von Betroffenen eigenständig durchgeführt werden können (Selbstmanagement), die keine oder nur gerin55 ge Nebenwirkungen haben und deren langfristige Wirksamkeit gesichert sein sollte. So umfasst das heutige Konzept meist eine Patientenschulung, den Einsatz von Medikamenten in Verbindung mit Sport- und Funktionstraining, physikalischen Therapien sowie Psychotherapie und Entspannungsmethoden. Medikamente Die größte Erfahrung besteht mit dem trizyklischen Antidepressivum Amitriptylin, das zeitlich befristet zur Therapie chronischer Schmerzen im Rahmen eines Gesamttherapiekonzeptes eingesetzt werden kann. Weitere einzelne, aber noch nicht vollkommen gesicherte Wirkungsnachweise gibt es aus der Gruppe der Antidepressiva für Sertralin, Moclobemid, Venlafaxin, Mirtazapin und Milnacipran. Letzteres hat in den USA sogar eine Zulassung für die Indikation Fibromyalgie erhalten, allerdings keine in Europa. Für den Einsatz nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) liegen keine Hinweise auf eine Wirksamkeit bei Fibromyalgie vor. Naturheilverfahren und Komplementärmedizin Wärmebehandlungen, wie z. B. die Naturfangoanwendung, aber auch warme Thermalbäder und Saunagänge werden häufig wegen ihrer schmerzlindernden Eigenschaften angewendet. Ein ähnlicher Effekt kann kurzzeitig durch eine Ganzkörperkältetherapie erzielt werden. Empfohlene Ausdauersportarten sind Walking, Radfahren, Schwimmen und Aqua- jogging.Auch ein Funktionstraining, bei dem bewegungstherapeutische Übungen in Trocken- und Wassergymnastik gezielt auf Muskeln und Gelenke wirken, verbessert bei einem Teil der Betroffenen die Situation. Ernährungstherapien Die Umstellung auf vegane Rohkost zeigte innerhalb von sechs 56 Wochen deutliche Verbes-serungen in verschiedenen subjektiven Parametern der Fibromyalgie (Morgensteifigkeit, Schmerzen in Ruhe und Allgemeinzustand). Wenn die Patienten ihre normalen Essge-wohnheiten wieder aufnahmen, kehrten die Symptome zu ihrer ursprünglichen Stärke zurück. Ähnliche Ergebnisse wurden erzielt, wenn die Diät nur zum größten Teil aus veganer Rohkost (einschließlich Leinöl, Karotten- und Gerstengrassaft) bestand. So verbesserte sich der Symptomindex des FIQ bereits nach zwei Monaten signifikant. Nach sieben Monaten hatte sich jedes einzelne untersuchte Symptom (z. B. körperliche Einschränkungen, Depres- sion, Müdigkeit) gebessert. Osteopathie Aus osteopathischer Sicht verbessern eine gemäßigte Diät und regelmäßiger Ausdauersport (3x/w) die Symptomatik. Typischerweise finden sich ebenso - fast immer - osteopathische Befunde in den Entgiftungsorganen Leber, Niere, Darm. Gelenkblockierungen der Wirbelsäule sind häufig und müssen behandelt werden, da diese zu vermehrter muskulärer Spannung führen und die Sensibilität der Tendepoints deutlich erhöhen. Adhäsionen und funktionelle Störungen sind osteopathisch zu behandeln, die Eigenmaß-nahmen des Patienten werden allerdings den stärksten Einfluss haben. M.Scheuermann M.Scheuermann, Adoleszenzkyphose, juvenile Kyphose, juvenile Osteochondrose) ist eine Wachsstumsstörung der Bandscheiben. Die Krankheit entwickelt sich in der Pubertät und kommt im jungen Erwachsenenalter zum Stillstand. Schätzungen zufolge ist bei etwa jedem Hundertsten ein Morbus 57 Scheuermann feststellbar. Jungen sind vermutlich etwas häufiger betroffen als Mädchen. Symptome Meist verläuft Morbus Scheuermann mit jugendlichen Rückenschmerzen beim Sitzen, z.T. bleiben diese bei Bewegungsmangel. Auffälliges Zeichen der Krankheit ist ein Rundrücken: Die Brustwirbelsäule krümmt sich stärker als im Normalfall (verstärkte Kyphose). Die Scheuermann-Krankheit wird manchmal lange nicht erkannt. Oft wird sie auch rein zufällig bei einer Untersuchung aus anderen Gründen entdeckt. Ursachen Die veränderte Wirbelsäulenform entsteht durch ein ungleichmäßiges Längenwachstum der Wirbel. So haben einige Wirbelkörper nicht mehr die typische Zylinderform, sondern erhalten allmählich die Form eines Keils. Erbliche Faktoren spielen hier eine Rolle. Therapie bei Morbus Scheuermann Wie die optimale Behandlung aussieht, muss im Einzelfall entschieden werden. Krankengymnastik und regelmäßige gezielte Übungen helfen, die Wirbelsäule aufzurichten, bestimmte Muskelgruppen zu stärken und verkürzte Muskulatur zu dehnen. Osteopathie Die Bandscheiben stehen unter verstärkter Kompression und ihr Versorgungszustand ist gestört. Letztendlich ist dies auch die Ursache für die Veränderung der Bandscheiben. Die Mobilität zu erhalten und die Bandscheiben zu dekomprimieren mit gezielten Techniken steht im Vordergrund. Scheuermann58 Patienten sind nicht nur kyphosiert, sondern auch in einer "Ausatemstellung". Die Einatmung muss forciert werden (joggen, schwimmen) - unausweichlich ist dabei eine folgende Oberbauchschwäche mit einem schwachen Zwerchfell. M.Bechterew Ähnlich wie beim M.Scheuermann kommt es zu strukturellen Veränderungen der Wirbelsäule. Diese betreffen jedoch hauptsächlich die Weichteile der Ws (Bänder), welche insbesondere direkt nach schmerzhaften Schüben - versteifen. Bteroffen sind häufiger junge Männer. Symptome Schmerzen im Rücken, anfangs häufig im Iliosacralgelenk. Schmerzhafte Schübe, die Wirbelsäule kyphosiert in diesen Phasen zunehmend. Therapie Während der Schübe NSAR. Osteopathie Entscheidend ist die Zeit nach den Schüben. Hier wollen die Bänder versteifen. Der Patient muss gerade in diesen Zeiträumen seinen Rücken in eine weit gestreckte Position bringen - ohne jeglichen Kraftaufwand und unter nur geringen "Schmerzen". Über Nacht ist gerade in diesen Phasen eine kleine Rolle unter der Ws zu empfehlen, tagsüber stündlich entspannende, aufrichtende Übungen im angelehnten Sitz oder liegend auf dem Rücken. Tägliches schwimmen. 59 Osteopathische Techniken können ander WS nur begrenzt helfen. Entscheidend ist auch hier das Erhalten von Beweglichkeit. 60