Heft 2/2010 - Tumorzentrum Erfurt

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ISSN 1868-291X
JOURNAL
TUMORZENTRUM ERFURT
Aktuelle Aspekte in Diagnostik und Therapie
des Nierenzellkarzinoms
02/2010
INHALT
Seite 3
■ PET/CT am HELIOS Klinkum Erfurt
Nierentumor rechts mit
Cavathrombus
Cavathrombus in der
Rekonstruktion
Bei keiner anderen urologischen
Tumorentität haben sich in den
vergangenen 5 Jahren so grundlegende Veränderungen im Therapiemanagement sowohl des lokal
begrenzten als auch des metastasierten Tumorleidens ergeben.
Beim lokal begrenzten Nierentumor steht der Organerhalt im Fo-
Op-Präparat rechte Niere
mit Cavathrombus
kus, bei kompletter Entfernung des
Organs bildet die laparoskopische
Tumornephrektomie einen Therapiestandard. Die Einführung der
sogenannten Targettherapie hat
das Nierenzellkarzinom in der metastasierten Situation vom therapeutischen Nihilismus zu einem
Modelltumor gewandelt.
Seite 4
■ Neue Diagnose- und Therapieverfahren bei neuroendokrinen
Tumoren
Seite 13
■ Mammographie-Screening
Thüringen Nord/West – eine
erste Zwischenbilanz
Seite 16
■ Erfolgreiche Zertifizierung des
HELIOS Prostatakarzinomzentrum Erfurt
Seite 18
■ Rezidivtherapie metastasierender
Hodentumoren
Seite 21
■ Aktuelle Aspekte in Diagnostik
und Therapie des Nierenzellkarzinoms
Seite 27
■ Aktuelle Diagnostik-, Therapieund Nachsorgeleitlinien
Seite 31
■ Die Schädelbasis – eine interdisziplinäre Herausforderung
Seite 32
■ Gemeinsames
Veranstaltungsverzeichnis
Intraoperativer Situs bei laparoskopischer Tumornephrektomie (im Vordergrund die Nierenvene,
rechts im Hintergrund die Nierenarterie)
Lesen Sie hierzu den Übersichtsartikel auf Seite 21
Seite 34
■ Angebote des
Tumorzentrum Erfurt e.V.
Wir wünschen allen Mitgliedern,
Partnern, Freunden und Förderern
des Tumorzentrum Erfurt e.V.
ein frohes Weihnachtsfest
und ein gesundes neues Jahr.
Wir danken Ihnen herzlich
für Ihr Engagement
und hoffen auf eine
weitere gute Zusammenarbeit.
Prof. Dr. Hartwig Kosmehl
Vorsitzender
des Wissenschaftlichen Beirates
Dr. Hubert Göbel
Geschäftsführer
Prof. Dr. Albrecht Stier
Vorsitzender
des Vorstandes
■ PET/CT am HELIOS Klinikum Erfurt
Elke Conrad
Klinik für Nuklearmedizin, HELIOS Klinikum Erfurt
Im Dezember 2010 wurde am HELIOS Klinikum Erfurt ein
PET/CT-Scanner der neuesten Generation in der Klinik für
Nuklearmedizin in Betrieb genommen. Damit stehen verbesserte Möglichkeiten zur onkologischen Diagnostik und
Therapieplanung zur Verfügung. Die Untersuchungen erfolgen in enger Kooperation mit dem Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie und in Zusammenarbeit mit den Kollegen der klinischen Fächer.
Die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) ist ein nuklearmedizinisches bildgebendes Diagnoseverfahren, das international seit über fünfzehn Jahren erfolgreich eingesetzt wird. Die molekulare Bildgebung mittels PET bedient
sich spezifischer, mit Positronenstrahlern markierter Moleküle zur Erzielung des Bildkontrastes. Sie ermöglicht die
Darstellung und Quantifizierung des Stoffwechsels von
Zellen und unterscheidet sich damit von anderen diagnostischen Verfahren, die im Wesentlichen auf Gewebseigenschaften wie Reflexion, Streuung, Absorption, Relaxationszeiten oder Durchblutung basieren.
Ihr derzeitiges Haupteinsatzgebiet ist die Tumordiagnostik. Durch die Verabreichung eines mit radioaktivem Fluor markierten Zuckermoleküls (F18-Fluordesoxyglucose)
kann der erhöhte Glucoseverbrauch von Tumorzellen bildlich dargestellt werden. Die verstärkte Aufnahme des Radiopharmakons im stoffwechselaktiven Tumor ermöglicht
die Abgrenzung von gesundem Gewebe.
Durch die Kombination des PET-Scanners mit einem 16Zeilen-Computertomograph lassen sich die Bereiche mit
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erhöhtem Glukosemetabolismus anatomischen Strukturen genau zuordnen. Die moderne Gerätegeneration bietet die Vorteile einer kürzeren Untersuchungszeit für das
PET und die sofort nach der Untersuchung verfügbare Fusion der PET- und CT-Bilder.
PET/CT-Untersuchungen mit 18F-FDG sind z.B. zur Dignitätsbeurteilung von Raumforderungen, zur Stadiendiagnostik, Therapiekontrolle, Verlaufsbeurteilung und
Nachsorge verschiedener Tumorentitäten geeignet. Beispielhaft seien hier die Tumorsuche bei unbekanntem Primum im Kopf-Hals-Bereich, die Beurteilung der Dignität
unklarer Lungenrundherde, die Stadiendiagnostik bei
Lungentumoren und malignen Lymphomen, die metabolische Therapiekontrolle bei Lymphomen und die Nachsorge und Rezidivdiagnostik bei Melanomen und kolorektalen Karzinomen genannt. Die Festlegung des Zielvolumens zur Planung einer Strahlentherapie kann durch Einbeziehung des PET/CT nach metabolischen Gesichtspunkten erfolgen.
Auch bei benignen Erkrankungen, wie zur Entzündungsdiagnostik, Focussuche bei Fieber unbekannter Ursache
sowie zur kardialen Vitalitätsdiagnostik und Beantwortung neurologischer Fragestellungen kann die PET/CT eingesetzt
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Elke Conrad
Klinik für Nuklearmedizin
HELIOS Klinikum Erfurt GmbH
Nordhäuser Str. 74
99089 Erfurt
Telefon: 0361-781 2440
e-Mail: [email protected]
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■ Neue Diagnose- und Therapieverfahren bei neuroendokrinen Tumoren
Patricia Grabowski
Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und
Endokrinologie, Zentrum für Neuroendokrine
Tumoren Bad Berka, Zentralklinik Bad Berka GmbH
Merten Hommann
Klinik für Allgemeine Chirurgie/Viszeralchirurgie,
Zentrum für Neuroendokrine Tumoren Bad Berka,
Zentralklinik Bad Berka GmbH
Alexander Petrovitch
Institut für interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Zentrum für diagnostische
und interventionelle Radiologie, Zentrum für
Neuroendokrine Tumoren Bad Berka, Zentralklinik
Bad Berka GmbH
Richard P. Baum
Klinik für Nuklearmedizin/PET-Zentrum, Zentrum für
Neuroendokrine Tumoren Bad Berka, Zentralklinik
Bad Berka GmbH
Dieter Hörsch
Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und
Endokrinologie, Zentrum für Neuroendokrine
Tumoren Bad Berka, Zentralklinik Bad Berka GmbH
Einleitung: Epidemiologie, Einteilung, molekulare
Grundlagen und Prognose
Neuroendokrine Tumore entstammen den endokrinen
Zellen des diffusen neuroendokrinen Systems und gelten
als selten, da ihre Inzidenz bei 2-3 Neuerkrankungen/100.000 Einwohner liegt. Damit ist die Inzidenz von
neuroendokrinen Tumoren allerdings häufiger als z. B. die
der chronisch myeloischen Leukämie oder der Keimzelltumoren. Durch die oft langjährige Überlebenszeit der Patienten mit neuroendokrinen Tumoren summiert sich die
geringe Inzidenz zu einer beträchtlichen Prävalenz der Erkrankung, die bei ungefähr 35/100.000 Einwohner liegt.
Dabei gilt, dass 40 % aller Patienten durch chirurgische
oder endoskopische Resektionsverfahren geheilt werden
können. Am häufigsten sind die neuroendokrinen Tumoren des Dünndarms, gefolgt von den neuroendokrinen Tumoren der Lunge. Beachtlich ist, dass die Inzidenz der
neuroendokrinen Tumoren in den letzten Jahren stark angestiegen ist, was letztlich auf verbesserte Diagnoseverfahren zurückzuführen ist [Modlin et al. 2008].
Seit der Erstbeschreibung durch Oberhofer 1907 als „Karzinom-ähnliche Tumore“, sogenannte „Karzinoide“, haben mehrere Klassifikationen versucht, der Heterogenität
dieser Tumore mit ihrem sehr unterschiedlichen biologischen Verhalten gerecht zu werden. Letztlich hat sich die
WHO-Klassifikation von 2000/2004 durchgesetzt, die eine grundsätzliche Grobeinteilung der Tumore und Karzinome in drei Gruppen vornimmt [Solcia et al. 2000] (siehe Tabelle 1).
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Tabelle 1
WHO-Klassifikation der neuroendokrinen Tumoren des
Verdauungstraktes
1
2
Hoch differenzierter neuroendokriner Tumor
Hoch differenziertes neuroendokrines Karzinom
3
Niedrig differenziertes neuroendokrines Karzinom
Entsprechend dieser Klassifikation werden neuroendokrine Tumore in gut differenzierte endokrine Tumore (früher
als „Karzinoide“ bezeichnet), gut differenzierte endokrine Karzinome („maligne Karzinoide“) und schlecht differenzierte endokrine Karzinome („undifferenzierte, kleinoder großzellige Karzinome“) eingeteilt. Die zur Einordnung entscheidenden Kriterien sind laut WHO-Klassifikation neben Tumorgröße, Morphologie der Tumorzellen,
Angioinvasion, Anzahl der Mitosen und Erfassung des
Proliferationsindexes (ki-67-Expression) auch die Lokalisation der Primärtumors, wie sie bereits 1963 von Williams
und Sandler [Williams & Sandler 1963] vorgeschlagen
wurde: „foregut“ Tumore finden sich im Bereich der embryonalen Vorderdarmanlage (Thymus, Lunge, Bronchien,
Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse, Zwölffingerdarm, oberes Jejunum); „midgut“ Tumore (Mitteldarm)
betreffen den restlichen Dünndarm und Dickdarm bis zum
mittleren Kolon transversum und „hindgut“ Tumore (Hinterdarm) sind im restlichen Kolon und Rektum lokalisiert.
Diese Einteilung nur nach embryogenetischen Gesichtspunkten wird der biologischen Vielfalt der Tumoren aber
nicht gerecht. 2006 wurde von der European Neuroendocrine Tumor Society (ENETS) ein Vorschlag für eine „tumor-node-metastasis“-(TNM)-Klassifikation und ein Gradeinteilung („grading“) zunächst für die Vorderdarm-Tumore entwickelt [Rindi et al. 2006]. Diese Einteilung orientiert sich zum einen an dem TNM-System solider
Tumore der Organe des Vorderdarms und zum anderen an
der WHO-Klassifikation, bzgl. des „grading“. Ein TNM-System für Tumore des Mitteldarms und Hinterdarms wurde 2007 entsprechend veröffentlicht [Rindi et al. 2007].
Mit dieser Klassifikation wird eine Stadieneinteilung der
neuroendokrinen Tumore möglich [Rindi et al 2007]. In retrospektiven Analysen konnte diese Klassifikation bereits
für einzelne Tumorsubgruppen validiert werden [Pape et
al. 2008], es fehlen zur Zeit aber noch prospektive Studien. Seit dem 1.1.2010 ist diese TNM-Klassifikation in der
7. Auflage bindend [Sobin et al. 2009]. Erstmals wird nun
auch ein einheitliches „grading“ vorgeschlagen, so dass
der ki-67-Bestimmung als Maß des Proliferationsindexes
weiterhin eine entscheidende Bedeutung zukommt
(Tabelle 2). Eine Synopse des TNM-System kann über
http://www.ipsen-pharma.de/pages/Fachkreise/Acromegalie/Arzt/php (mit doccheck-Passwort) angesehen werden.
Zwischen der nun gültigen TNM-Klassifikation, wie sie im
Rahmen der AJCC/UICC-TNM-Klassifikation von 2009 erschien, und derjenigen, die ursprünglich von der ENETSGesellschaft vorgeschlagen wurde, gibt es einige kleine
Unterschiede, die sich zum Beispiel in der T-Kategorie des
pankreatischen neuroendokrinen Tumors niederschlagen.
Legt man die AJCC/UICC-Klassifikation zugrunde, so erfordert eine T3-Klassifikation die peripankreatische Weichteilgewebeinvasion, bei der ENET-TNM-Klassifikation wird
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5
für die selbe T-Kategorie eine Tumorgröße von 4 cm gefordert oder eine Invasion des Duodenums oder der Gallenwege (siehe Tabelle 3).
Tabelle 2
Grading für neuroendokrine Tumoren des
Verdauungstraktes
Grad
Mitrosen (10 HPF)a
Ki-67 Index (%)b
G1
<2
≤2
G2
2 – 20
3 – 20
G3
> 20
>20
2
a
10 HPF: high power field = 2cm , mind. 40 Felder
(40 x Vergrößerung, Gebiete mit höchster mitotischer Dichte)
b
MIB1 Antikörper; in % von 2000 Tumorzellen in Gegenden mit
höchster nukleärer Färbung
Tabelle 3
Klassifikation von Pankreas-NETs: Unterschiede in der
ENETS- zur AJCC/UICC-Klassifikation
ENETS TNM
AJCC/UICC TNM
T1
auf das Pankreas beschränkt;
< 2 cm
auf das Pankreas beschränkt;
< 2 cm
T2
auf das Pankreas beschränkt;
2 – 4 cm
auf das Pankreas beschränkt;
> 2 cm
T3
auf das Pankreas beschränkt;
> 4 cm oder Invasion des
Duodenums oder des
Gallenganges
peripankreatische Aussaat,
ohne größere Gefäßinvasion
(Truncus coeliacus;
A. mes. sup.)
T4
Invasion der anliegenden
Größere Gefäßinvasion
Organe oder größerer Gefäße
In einer bisher noch unveröffentlichten Studie, die anlässlich des letzten „ENETS Advisory Council“ im November
2009 präsentiert worden ist, unterscheiden sich die NET
des Pankreas aber in ihrer Prognose genau dann, wenn die
ENETS-TNM-Klassifikation zugrunde gelegt wird, nicht die
AJCC/UICC-TNM-Klassfikation [Klöppel et al. 2010]. Ein
weiterer Streitpunkt stellt die T-Klassifikation des NET des
Appendix dar (siehe Tabelle 4).
Tabelle 4
Klassifikation von Appendix-NETs: Unterschiede in der
ENETS- zur AJCC/UICC-Klassifikatioin
ENETS TNM
AJCC/UICC TNM
T1
≤ 1 cm; Invasion der M. Propria T1a: ≤ 1 cm
T1b: > 1 – 2 cm
T2
≤ 2 cm und < 3 mm Invasion
der Subserosa/Mesoappendix
> 2 – 4 cm oder Invasion des
Coecums
T3
> 2 cm oder > 3 mm Invasion
der Subserosa/Mesoappendix
> 4 cm oder Invasion des
Ileum
T4
Invasion des Peritoneums/
anderer Organe
Invasion des Peritoneums/
anderer Organe
Welche dieser Klassifikationen sich letztlich durchsetzen
wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.
J OU R NAL
Die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen dieser
besonderen Tumorentität sind Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung, da diese sich offensichtlich von
den pathogenetischen Mechanismen anderer Tumore unterscheiden.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Reihe von
Genen an der Molekularpathogenese von GEP-NETs beteiligt sind. Die Deletion des Menin-Gens bei vererbbaren
Formen der multiplen endokrinen Neoplasie wird noch zu
erwähnen sein, ist aber auch bei den viel häufigeren sporadischen neuroendokrinen Tumoren von Bedeutung, z. B.
durch Verlust der Heterozygotie oder durch eine somatische Deletion [D’Adda et al. 2002]. Der Verlust des 11qAllels ist z. T. auch bei Tumoren gefunden worden, die
nicht dem Vorderdarm entstammen [Leotlela et al. 2003].
Bei neuroendokrinen Tumoren der Lunge treten andere
Allelverluste (insbesondere 3p, 5q, 9p, 10q und 13q) auf
[Koutsami et al. 2002, Lantuejoul et al. 2009] als bei den
restlichen GEP-NETs (Verlust insbesondere von 18q, 16q
und 4p) [Kytola et al. 2001]. Dieser Befund unterstreicht
die vermutete unterschiedliche Molekularpathogenese
dieser beiden Subgruppen von neuroendokrinen Tumoren. Zusätzlich lässt sich innerhalb der Gruppe der neuroendokrinen Tumoren der Lunge aus den gefundenen molekularen Veränderungen bei „typischen“ Karzinoiden,
„atypischen Karzinoiden“, großzelligen Karzinomen mit
neuroendokriner Differenzierung und kleinzelligen Lungenkarzinomen recht gut ableiten, dass hier ebenfalls unterschiedliche pathogenetische Veränderungen vorliegen
[Koutsami et al. 2002]. Welche Gene von den beobachteten Allelverlusten betroffen sind, ist bei weitem nicht geklärt. In einer Studie von Löllgen [Löllgen et al. 2001]
zeigte sich zum Beispiel, dass das Smad4/DPC4-Gen auf
Chromosom 18q21, das eine Rolle bei anderen Tumorentitäten spielt, bei neuroendokrinen Tumoren des „midgut“
nicht mutiert war.
Andere, bei anderen Tumorarten bekannt veränderte Gene wie z. B. der k-ras-Signalweg, der bei über 90 % der
pankreatischen, nicht-endokrinen Karzinome eine Rolle
spielt, ist bei GEP-NETs nur von untergeordneter Bedeutung: k-ras-Mutationen werden nur sporadisch gefunden
[Ebert et al. 1998], auch bei undifferenzierten neuroendokrinen Karzinomen [Dacic et al. 2002], während sie bei
den kolorektalen Adenokarzinomen in bis zu 60 % nachweisbar sind. Dies gilt auch für andere Onkogene, wie
z.B. c-myc, n-myc, n-ras, fos, c-jun, src, c-erbB2 oder
HER2/NEU, die im Gegensatz zu ihrer Bedeutung bei der
Karzinogenese nicht-neuroendokriner Tumore für die Molekularpathogenese von GEP-NETs vermutlich von geringerer Bedeutung sind (Übersicht bei Calender [Calender
2000]). Auch das p53-Gen, das in den meisten menschlichen Tumoren mutiert ist, spielt für die Karzinogenese von
pulmonalen NETs wie von GEP-NETs keine Rolle [Lohmann
et al. 1993; Vortmeyer et al. 1997, Grabowski et al. 2008].
Eine Zusammenschau der bekannten molekularen Veränderungen während der Karzinogenese von GEP-NET bietet Abb.1. Eine ähnliche Karzinogenese-Sequenz lässt sich
auch für die Pathogenese von bronchialen neuroendokrinen Tumoren und Karzinomen herleiten, allerdings mit
anderen Allelverlusten und Allelgewinnen [Lantuejoul et
al. 2009].
Grundsätzlich geht man davon aus, dass Tumorwachstum
eine Dysbalance aus unkontrollierter Zellproliferation und
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einem defekten Zelltod-Programm ist [Evan & Vousden
2001]. Offensichtlich spielen -wie bei anderen Tumorentitäten auch- für das weitere Tumorwachstum neuroendokriner Tumoren Proliferationsfaktoren eine Rolle, wie am
Beispiel des IGF-1-Rezeptors nachgewiesen [Wichert et al.
2000], die von den neuroendokrinen Tumorzellen autokrin und parakrin sezerniert werden.
Abb. 1 Molekulare Veränderungen während der Karzinogenese von
GEP-NETs
Zusätzlich zu den Wachstumsfaktoren exprimieren neuroendokrine Tumore eine Vielzahl von Peptidhormonen. Diese Fähigkeit unterscheidet sie maßgeblich von anderen Tumorentitäten und trägt zu den teilweise bizarren Syndromen bei, die die sogenannten „funktionellen Tumore“
auszeichnen. Zu den ca. 30 verschiedenen Peptiden und
Aminen, die von neuroendokrinen Tumorzellen sezerniert
werden, gehören Kinine, Substanz P, Somatostatin, Glukagon, Sekretin, Gastrin, Bombesin, Cholecystokinin
(CCK) und vasoaktives intestinales Peptid (VIP) [Übersicht
bei Reubi 2003]. Man nimmt an, dass sie autokrin und parakrin das Sekretions- und Wachstumsverhalten von GEPNETs modulieren. Regulatorische Peptide entfalten ihre
Wirkung über spezifische membrangebundene Rezeptoren, die fast ausnahmslos zur Gruppe der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren gehören. Diese können, zumeist
nach Aktivierung durch Heterodimerisierung intrazelluläre Effektorsysteme beeinflussen. In diesem Zusammenhang scheint der MAP-Kinase-pathway, der bei der Zellproliferation und Apoptose eine Rolle spielt, wichtig zu
sein. Die Tatsache, dass viele neuroendokrine Tumoren sowohl das jeweilige regulatorische Peptid als auch dessen
Rezeptor in großen Mengen exprimieren, eröffnet neue
Ansätze sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie. Es wird angenommen, dass Neuropeptide das GEPNET Tumorwachstum über einen autokrinen feedbackMechanismus steuern [Moody et al. 2003]. Eingehend
beschrieben wurden derartige Regulationsschleifen bereits bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen (GRP/GRP-Rezeptor) [Cuttitta et al. 1985], Phäochromozytomen (Somatostatin/Somatostatinrezeptor) [Reubi et al. 2000],
Ewing-Sarkomen (Neurotensin/-Neurotensin-Rezeptor)
[Reubi et al. 1999] und Neuroblastomen (VIP/VIP-Rezeptor) [O’Dorisio et al. 1992].
Somatostatin wurde im Jahre 1973 erstmals beschrieben
[Brazeau 1973]. Seitdem hat das Wissen um seine Bedeu-
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JOU R NAL
tung für die Neurotransmission, als ein Inhibitor von endo- und exokrinen Sekretionsprozessen, und seine vasokonstriktorischen und immunmodulatorischen Eigenschaften deutlich zugenommen. Die verschiedenen biologischen Effekte von Somatostatin werden durch eine Familie von G-Protein-gekoppelten Rezeptoren, die
Somatostatin-Rezeptoren (SSTR), vermittelt. Gegenwärtig
sind fünf verschiedene SSTR-Subtypen des Menschen kloniert und charakterisiert (SSTR1–SSTR5). Obwohl die verschiedenen SSTR-Subtypen zu 40-60 % strukturell homolog sind, vermittelt jeder von ihnen verschiedene biologische Effekte von Somatostatin. Beispielsweise regulieren
SSTR2 und SSTR5 die Freisetzung von Wachstumshormonen, und SSTR5 scheint wichtig zu sein für die Steuerung
der Insulin- und möglicherweise auch der Glukagonfreisetzung. Weiterhin sind SSTR-aktivierte Signalwege auch
an der Hemmung von Proliferation und der Induktion von
Apoptose beteiligt: SSTR3 und auch SSTR2 können Apoptose induzieren und SSTR1, SSTR4 und SSTR5 inhibieren
den Zellzyklus. Je nach Zelltyp sind die fünf SSTR an eine
Vielzahl von Signaltransduktionswegen gekoppelt, wie
z.B. Adenylat- und Guanylatzyklase, Phospholipase A2
und C, K+- und Ca2+-Kanäle, Na+-H+-Austauscher, Src,
ERK1/2, p38-MAPKinase und Tyrosinphosphatasen [Patel
1999]. Eine Übersicht über die verschiedenen Wirkmechanismen von Somatostatin bietet Abb. 2.
Abb. 2 Übersicht über die Wirkungsweise von Somatostatin
Die Abgrenzung zwischen schlecht differenzierten, hochmalignen neuroendokrinen Karzinomen (definiert als
WHO Klasse III), schlecht differenzierten kolorektalen Adenokarzinomen (ohne neuroendokrine Differenzierung)
und „normalen“ kolorektalen Adenokarzinomen, die in
20-40 % der Fälle eine neuroendokrine Differenzierung
aufweisen können, ist schwierig und bisher die Domäne
der immunhistochemischen Pathologie. Etablierte neuroendokrine Marker sind Synaptophysin und Chromogranin. Diese scheinen im Zuge der malignen Transformation
unterschiedlich lange erhalten zu bleiben. Chromogranin
A scheint hierbei der am wenigsten verlässliche Marker zu
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5
sein [Grabowski et al. 2002]. Dies mag unter anderem damit zu erklären sein, dass während des Fortschreitens des
Tumors die Dichte der neurosekretorischen Vesikel abnimmt, die Chromogranin sezernieren [Frazier et al.
2007]. In der Arbeit von Grabowski et al. konnte – an kleinen Fallzahlen – ein Trend zur schlechteren Prognose von
Patienten mit schlecht differenzierten kolorektalen neuroendokrinen Karzinomen im Vergleich zu den schlecht differenzierten Adenokarzinomen des Kolorektums ohne
neuroendokrine Marker-Expression gezeigt werden. In einer weiteren Arbeit an einer größeren Patientengruppe
von 38 neuroendokrinen Tumoren/Karzinomen, 34
schlecht differenzierten kolorektalen neuroendokrinen
Karzinomen und 150 sporadischen kolorektalen Karzinomen [Arnold et al. 2008] konnte Arnold zeigen, dass diese Tumorentitäten trotz einiger moleklarer Ähnlichkeiten
wie dem CpG island Methylator- Phänotyp (CIMP), der regelhaft bei sporadischen kolorektalen Karzinomen, aber
auch bei einer Reihe neuroendokriner Tumore zu finden
ist, auch deutliche molekulare Unterschiede aufweisen,
wie z.B. die p16-Promoter-Methylierung. Diese war in der
genannten Studie sogar mit einer schlechteren Prognose
korreliert. Derzeit ist aber unklar, welche Rolle diese Onkogene in der Karzinogenese bzw. Tumorprogression spielen. Der insbesondere bei kolorektalen Karzinomen gut
untersuchte Wnt/β-catenin-Signalweg ist möglicherweise
bei GEP-NETs von Bedeutung. Fujimori [Fujimori et al.
2001] konnte an einem Kollektiv von 72 GEP-NETs eine Akkumulation des β-catenin-Proteins in 79 %, Mutationen
im β-catenin-Gen in 37,5 % sowie eine Mutation im APCGen (1,4 %) nachweisen. Weiterhin wird der Hochregulation von Apoptose-Genen wie bcl-2 oder der Deregulation von Adhäsionsmolekülen wie CD44 eine Bedeutung als
prognostischer Marker bei pankreatischen und bronchialen neuroendokrinen Tumoren zugeschrieben [Granberg
et al. 2000]. Möglicherweise sind diese Adhäsionsmoleküle, wie auch NCAM (neural cell adhesion molecules) [Möller et al. 1992) oder E-cadherin [Dahl et al. 1996], eher in
einem späteren Stadium der Metastasierung von Bedeutung. Für die initiale Transformation und Proliferation
neuroendokriner Tumorzellen scheinen andere Faktoren
eine Rolle zu spielen. In diesem Zusammenhang sind die
Zykline und zyklinabhängigen Kinasen, die verschiedene
Phasen des Zellzyklus regulieren, und die Rolle ihrer Inhibitoren, wie zum Beispiel p15, p16, p27 und p21 als Tumorsuppressorgene kürzlich auch in GEP-NETs untersucht
worden. So beobachtete Canavese [Canavese et al. 2001]
eine hohe Expression von p27 und eine niedrige p21-Expression bei gut differenzierten neuroendokrinen Tumoren. p27 ist möglicherweise ein wichtiger Inhibitor der
Zellproliferation von GEP-NETs; dementsprechend fand
sich bei undifferenzierten neuroendokrinen Karzinomen
nur eine sehr niedrige p27-Expression [Grabowski et al.
2008]. In der zuletzt genannten Studie konnte p27 bei
WHO Klasse II-Tumoren sicher zwischen Patienten mit guter Prognose (p27 positiv) und schlechter Prognose (p27
negativ) unterscheiden. Da es sich aber um retrospektiv
gewonnene Daten handelt, sind noch weitere prospektive Studien zur Evaluation notwendig.
Ein weiteres für die Anti-Apoptose und Zellproliferation
wichtiges Protein ist das Survivin-Protein, ein Mitglied der
Inhibitor-of-apoptosis-Familie, das 1997 von Ambrosini
erstbeschrieben wurde. Dieses wird in fetalem und rege-
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nerierenden Geweben hochreguliert, ist allerdings in ausgereiften Geweben und Organen supprimiert. Während
der Karzinogenese scheint es zu einer Re-Expression zu
kommen, die auch in GEP-NETs nachvollzogen werden
konnte. In einer Studie von 89 Patienten mit neuroendokrinen Tumoren aller drei WHO-Gruppen konnte ein Überlegenheit des Survivin-Proteins in seiner prognostischen
Aussagefähigkeit bei WHO Klasse II-Tumoren gegenüber
dem etablierten Marker ki67 dargestellt werden [Grabowski et al. 2005]. Auch hier sind weitere Studien notwendig, um die Wertigkeit dieses potentiellen neuen Biomarkers einzuordnen.
Aufgrund von multiplen Untersuchungen zu diesem Thema kann man inzwischen allerdings zusammenfassend
mit einiger Sicherheit sagen, dass die gut differenzierten
neuroendokrinen Tumore und Karzinome (WHO Klasse I
und II) völlig – auch molekulargenetisch – abzugrenzen
sind von den Karzinomen der WHO Klasse III, wie es auch
schon Vortmeyer [Vortmeyer et al. 1997] postuliert hatte.
GEP-NETs treten in der Mehrzahl der Fälle (>90 %) sporadisch auf. Bei Vorderdarmtumoren, v.a. des Zwölffingerdarms und der Bauchspeicheldrüse, kommt allerdings in
4 bis 25 % der Fälle eine familiäre Häufung im Rahmen der
multiplen endokrinen Neoplasie Typ I (MEN1) vor. Neben
den gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren treten bei der familiären autosomal dominanten
MEN1 Tumore/Adenome der Adenohypophyse, der Nebenschilddrüsen und der Nebennierenrinde auf. Molekulargenetische Grundlage dieser autosomal dominanten
Erbkrankheit ist eine Keimbahnmutation des Menin-Gens
auf dem Chromosom 11q13 [Scherübl et al. 2004a und
2004b].
Bei Patienten mit multiplen endokrinen Neoplasie-Syndromen konnte für die neuroendokrinen Tumore eine
Adenom-Karzinom-Sequenz dargestellt werden. Diese Erkenntnisse haben vor allem für die Überwachung von Patienten mit genetischen Syndromen Bedeutung [Anlauf et
al. 2007]. Die Mehrzahl der neuroendokrine Tumore entsteht jedoch sporadisch und wird dann meist in einem
vorgerückten Tumorstadium erkannt.
Obwohl die neuroendokrinen Tumore aus endokrinen Zellen entstehen, sind die meisten der neuroendokrine Tumore nicht endokrin aktiv, so besteht das typische Karzinoidsyndrom bei den neuroendokrinen Tumoren des Dünndarms nur bei 18 % der Patienten. Der immunhistochemische Nachweis von Peptidhormonen oder Botenstoffen in
den neuroendokrinen Tumoren ist nicht gleichbedeutend
mit einer endokrinen Aktivität der neuroendokrinen Tumore. Die so genannten funktionellen Tumoren sind
durch den Nachweis von erhöhten Hormonen und Botenstoffen im Blut gekennzeichnet und führen zu typischen
klinischen Syndromen, dabei sind das Karzinoidsyndrom
und das Zollinger-Ellison-Syndrom am häufigsten. Hier
spielt auch wieder die Primärlokalisation eine Rolle: Während Hinter- und Vorderdarmtumore nur sehr selten ein
Karzinoidsyndrom aufweisen, ist das Karzinoidsyndrom
mit Flush, anfallsartigen Diarrhöen und Gewichtsverlust
für Mitteldarmtumore pathognomonisch. Dieses ist praktisch immer mit dem Vorhandensein von Lebermetastasen
vergesellschaftet (Umgehung der hepatischen Metabolisierung der Sekretionsprodukte). Hinterdarmtumore sind
fast durchweg hormoninaktiv/nicht-funktionell.
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■ Se i te 7 ■
Eine neu entdeckte Entität ist die Insulinomatose und die
Glukagonomatose, die durch diffuse Hyperplasie endokriner Zellen des Pankreas gekennzeichnet ist, ohne das eindeutige Tumoren abgegrenzt werden können [Anlauf et
al. 2009, Henopp et al. 2009].
Die Prognose der Patienten mit neuroendokrinen Tumoren ist in erster Linie vom Tumorstadium und dem biologischen Verhalten der Karzinome gekennzeichnet. Die beste Prognose weisen Patienten mit einer regionalen Erkrankung auf, die eine komplette chirurgische oder endoskopische Resektion erlaubt. Dies betrifft vor allem die
neuroendokrinen Tumoren der Appendix, des Magens
oder des Rektums. Die Mehrzahl der neuroendokrinen Tumoren wird jedoch in einem ausgebreiteten Stadium diagnostiziert [Modlin et al. 2008]. Bei diesen Patienten sind
Tumorlast und Wachstumsgeschwindigkeit entscheidend
für die Prognose.
Diagnose
Die Kombination eines Übersichtsverfahrens mit einer genauen Schnittbildgebung ist sinnvoll und wird von allen
Leitlinien empfohlen. Die nuklearmedizinischen Übersichtsverfahren basieren auf der Bindung oder Aufnahme
von Radiopharmaka durch die neuroendokrinen Tumorzellen. Das älteste Verfahren ist die 123Jod-Methajodbenzylguanidin-Szintigraphie, die jedoch weniger sensitiv ist
als der nuklearmedizinische Nachweis von Somatostatinrezeptoren auf den neuroendokrinen Tumoren durch markierte Peptide. Hierzu werden Somatostatinanaloga wie
Octreotidacetat oder andere Somatostatinrezeptorantagonisten verwendet, die mit 111Indium (Octreoscan) oder
99m
Technetium markiert werden. Der Octreoscan gilt als
Goldstandard in der nuklearmedizinischen Diagnostik der
NETs. Eine wesentliche Neuerung ist das auf 68Gallium-basierende Somatostatinrezeptor-Positronen-Emissionsverfahren (PET), das eine wesentlich höhere Sensitivität und
Spezifität als der Octreoscan aufweist [Modlin et al. 2008;
Baum et al. 2009]. Zum Einsatz kommen verschiedene Tracer wie 68Gallium-DOTA-TOC, 68Gallium-DOTA-TATE und
68
Gallium-DOTA-NOC. Mit dem auf 68Gallium basierenden
Rezeptor-PETs können die meisten der gut differenzierten
neuroendokrinen Tumore (WHO Klasse I-II; G1-G2) sensitiv und spezifisch dargestellt werden [Baum et al. 2008].
Das 18F-DOPA-PET ist eine weitere Entwicklung, die an spezialisierten Zentren angewandt wird, aber nicht so sensitiv ist wie das auf 68Gallium basierende Somatostatinrezeptor-PET. Die schlecht differenzierten NETs (WHO Klasse III), die sich durch eine hohe Proliferationsrate und Glukoseumsatz auszeichnen, können durch das 18F-2-Deoxy2-Fluor-D-Glukose-(FDG)-PET nachgewiesen werden, das
bei den gut differenzierten neuroendokrinen Tumoren in
der Regel negativ ist. Die Kombination eines PET-Verfahrens mit einer Computertomographie erlaubt die gleichzeitige anatomische Lokalisation von neuroendokrinen
Tumoren. Sofern kein PET/CT zur Verfügung steht, sollten
nach dem Übersichtsverfahren die befallenen Regionen
morphologisch am besten durch Bildfusion dargestellt
werden [Baum et al. 2008]. Die Sensitivität der 68Gallium
basierenden Somatostatinrezeptor-PET zeigt sich in der
hohen Detektionsrate durch dieses Verfahren von bisher
unbekannten Primärtumoren [Prasad et al. 2009].
Aktuell wiederentdeckt wird das Verfahren der „Radioguided Surgery“ (RGS, siehe Abb. 3). Hierbei erfolgt die in-
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traoperative Tumordetektion anhand der radioaktiv-markierten Gewebe. Hauptsächlich wird dieses Verfahren erfolgreich und standardisiert in der Sentinel-Lymphknoten-
Abb. 3 Primärtumorsuche mittels „Radioguided Surgery“
lokalisierung verwendet. In vereinzelten Fallstudien wurden über hohe intraoperative Tumordetektionsraten berichtet [Van Haren & Fitzgerald 2008]. Zum Einsatz kamen
hierbei am häufigsten 111In-Pentetreoide und 99mTc-Octreotide [Hodolic et al. 2009, Hodolic et al. 2010]. 68Gallium
stellt ein weiteres interessantes Nuklid dar, welches innerhalb der RGS Verwendung finden könnte, bindet es doch
hoch tumorspezifisch. Lediglich die Halbwertszeit von 68
Minuten stellt für die prä- und perioperative Logistik eine
Herausforderung dar. Die RGS sollte ergänzend zu einem
SMS-R-PET/CT dann zum Einsatz kommen, wenn der Primärtumor bildgebend nicht detektiert werden konnte.
Beide Verfahren (SMS-Rezeptor-PET/CT) und die Radioguided Surgery stellen additiv aktuell das beste diagnostische Verfahren dar, um die wirkliche Anzahl an R0-Resektionen bei Patienten mit neuroendokrinen Tumoren zu erhöhen.
Die Sensitivität und Spezifität der radiologischen Schnittbilddiagnostik hängt weitgehend von technischen Faktoren wir Gerätetypus und Einsatz von Kontrastmitteln ab.
Generell wird die Computertomographie als das grundlegende Verfahren empfohlen und die Kernspintomographie für Problemfälle. In den Leitlinien werden beide Verfahren als gleichwertig betrachtet. Für den radiologischen Nachweis von NETs gelten die gleichen Grundsätze
wie für andere Tumoren, so dass die Wahl der Methode
von Sensitivität, Spezifität, Verfügbarkeit, Erfahrung und
Strahlenbelastung abhängig gemacht werden sollte.
Unverzichtbar beim Staging von Patienten mit neuroendokrinen Tumoren sind die kontrastmittelverstärkte Sonographie und die Endosonographie geworden. Die kontrastmittelverstärkte Sonographie besitzt ein sehr gutes
Auflösungsvermögen und ist bei erfahrenen Untersuchern die sensitivste Untersuchungsmethode zur Darstellung von fokalen Leberläsionen. Die Endosonographie
kann Organe des Gastrointestinaltraktes exzellent darstellen und ein genaues Staging bei neuroendokrinen Tumoren liefern. Auch ist sie äußerst hilfreich bei der Suche
nach einem Primärtumor, z.B. im Pankreas. Die Detekti-
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onsgrenze liegt bei 1-2 mm großen Tumoren, die der
Computertomographie, der Kernspintomographie und
auch der SMS-Szintigraphie entgehen. Vor allem hat die
Endosonographie einen großen Stellenwert für die Verlaufskontrolle bei Patienten mit multipler endokriner Neoplasie (MEN-1-Syndrom). Ein Charakteristikum dieser Tumore ist das multiple Auftreten, insbesondere im Pankreas, und das langsame jährliche Wachstum. Da die aktuellen Empfehlungen zumeist auf nicht-prospektiven
Studien beruhen, hat die Gruppe um Herrn Prof. Kann aus
Marburg prospektiv 42 Patienten mit genetisch gesicherten MEN-1-Syndrom mit einem umfangreichen Screening-Programm in den Jahren von 1981 bis 2004 untersucht [Bartsch et al. 2005]. Hier zeigte sich, dass die meisten der Läsionen endosonographisch bereits beim initialen Screening zu detektieren waren. 26 von 36 MEN-1Patienten mit nachgewiesenen pankreatischen neuroendokrinen Tumoren wurden operiert, die verbleibenden 10
Patienten mit kleinen, asymptomatischen Tumoren engmaschig kontrolliert. Hier erwiesen sich endosonographische Screening-Intervalle in jährlichem Abstand in der Regel als ausreichend, wobei einzelne Tumore ein aggressiveres Verhalten zeigten [Waldmann et al. 2008], so dass
die aktuelle Empfehlung dahin geht, initial viertel- bis
halbjährlich zu kontrollieren, und bei Größenkonstanz der
Tumore auf jährliche Abstände auszudehnen [Kann, persönliche Kommunikation]. Eine Tumorgröße von <15 mm
kann beobachtet werden und erst eine Änderung im Tumordiameter von 20 % gilt als relevant [Kann et al. 2006].
Für das biochemische Screening von MEN-1-Patienten ist
der Nachweis von Calcium, Gastrin und Prolactin ausreichend. Nicht zu vergessen sind die anderen möglichen
Manifestationen bei MEN-1-Patienten, insbesondere die
Tumoren der Nebenniere, die sich in den bildgebenden
Verfahren ebenfalls gerne der Detektion entziehen. Auch
hier ist die Endosonographie in den geübten Händen der
Goldstandard und die Nebennieren sollten regelmäßig
mit untersucht werden.
Therapie
Vor Therapieentscheidungen müssen die Ausbreitung der
neuroendokrinen Tumore und ihr biologisches Verhalten
bestimmt werden. Lokalisierte neuroendokrine Tumore
können durch chirurgische oder endoskopische Resektionen komplett entfernt werden. Für die Risikoeinschätzung der Invasivität und Metastasierungshäufigkeit liegen
für die neuroendokrinen Tumore der Appendix, des Magens und des Rektums Daten vor.
Auch bei lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Stadien sollte geprüft werden, ob der Primärtumor und ggf.
auch Metastasen reseziert werden können. Hinsichtlich
der Lebermetastasenchirurgie sind primär nur 20 % der
Patienten initial operabel. Jedoch kann man heute mit den
Techniken der interventionellen Radiologie (Pfortaderembolisierung, Radiofrequenzthermoablation) diesen Prozentsatz entschieden erhöhen, um mehr Patienten einer
kurativen Resektion zuzuführen. Die Entfernung des Primärtumors verbessert die Prognose der Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren im Vergleich zu den Patienten,
die für eine Operation vorgeschlagen wurden, diese aber
nicht durchgeführt wurde [Hill et al. 2009]. Bei den metastasierten neuroendokrinen Tumoren des Dünndarms
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dient die Resektion des oft kleinen Primärtumors der Prophylaxe einer desmoplastischen Reaktion, von Resorptionsstörungen und des Subileus, da gerade diese sekundären Komplikationen zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität führen können. Die chirurgischen
Resektionsmöglichkeiten einschließlich lokal ablativer Verfahren wie z.B. der RFTA sollten immer wieder im Verlauf
der Erkrankung geprüft werden. Dies gilt allerdings nur
für die gut differenzierten neuroendokrinen Tumore oder
neuroendokrinen Karzinome. Bei den schnell wachsenden
schlecht differenzierten neuroendokrinen Karzinomen ist
eine frühzeitige systemische (Chemo-)Therapie vorrangig.
Ein Teil der neuroendokrinen Tumore weist funktionelle
Syndrome auf, die durch ungeregelte Sekretion von Botenstoffen und Hormonen hervorgerufen werden. Am
häufigsten ist das Karzinoidsyndrom, das durch Flush, Diarrhoe und eine rechtsventrikuläre Herzerkrankung (Hedinger Syndrom) gekennzeichnet ist. Funktionelle Syndrome sprechen gut auf eine Therapie mit Somatostatinanaloga an, die antisekretorische Eigenschaften besitzen.
Die derzeit zugelassenen Somatostatinanaloga Octreotid
(Sandostatin®) und Lanreotid (Somatuline®) binden vor allem an den Somatostatinrezeptor 2. Eine Weiterentwicklung ist das SOM230 (Pasireotide®), das auf 4 der 5 Somatostatinrezeptoren (außer Typ 4) bindet und möglicherweise verbesserte antisekretorische Eigenschaften besitzt.
Eine Kombination mit Interferon alpha kann in Einzelfällen zu einer zusätzlichen Wirkung der Somatostatinanaloga führen.
Eine Neuentwicklung ist ein Wirkstoff mit dem Namen
BIM23A760 der Firma Ipsen Pharma. Diese Substanz bindet sowohl an den Somatostatinrezeptor 2, als auch an
den Dopaminrezeptor 2, die beide von den gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Tumoren exprimiert
werden, zum Teil sogar in hohem Ausmaß. In experimentellen Untersuchungen an bronchialen und gastrointestinalen NET-Zellinien konnte gezeigt werden, dass die Blokkade des D2-Rezeptors nicht nur die funktionelle Aktivität
dieser Tumore hemmt, sondern auch deren Wachstum.
Derzeit läuft ein Genehmigungsverfahren für eine Phase
II-Studie, an der Patienten mit funktionellen NET-Tumoren
(mit „Karzinoid-Syndrom“) teilnehmen können. Endpunkte werden die Wirksamkeit der Symptomkontrolle, die Sicherheit sowie das pharmakokinetische und pharmakodynamische Profil der Substanz sein.
Schwere funktionelle Syndrome, die durch eine hohe Tumorlast in der Leber hervorgerufen werden, sprechen gut
auf eine Transkatheter-arterielle Chemoembolisation (TACE) an und können auch mit einer Radioligandentherapie
kombiniert werden. Diese Kombinationstherapie ist sicher
und kann bei dieser schwer erkrankten Patientengruppe
zu langdauernden Remissionen führen, wenn auch die
Prognose der meisten Patienten schlecht bleibt.
Für die nicht-funktionellen Mitteldarmtumore, die typischerweise nicht auf eine „klassische“ Chemotherapie ansprechen, war die Datenlage bisher widersprüchlich, weil
die antiproliferative Wirkung von Somatostatin-Analoga
nur durch nicht-kontrollierte Studien vermutet wurde.
Erst in diesem Jahr konnte mit einer Verdoppelung des
progressionsfreien Überlebens im Vergleich zum Plazebo-
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Arm aufgrund der Ergebnisse der prospektiven, randomisierten plazebo-kontrollierten Multizenterstudie „PROMID“ eine antiproliferative Wirkung von SomatostatinAnaloga belegt werden [Rinke et al. 2009]. Hier wurde
30 mg Octreotid-LAR (Sandostatin-LAR®) bei neuroendokrinen Tumoren des Dünndarms eingesetzt und eine Überlegenheit des progressionsfreien Überlebens von 14,3
Monaten im Octreotid-LAR-Arm gegenüber 6 Monaten im
Placebo-Arm gezeigt (Abb. 4). Dieser Effekt war besonders bei einer niedrigen Tumorlast der Leber ausgeprägt.
Die Therapie war gut verträglich. Octreotid-LAR (Sandostatin-LAR®) wird daher als primäre Therapieoption bei
den metastasierten neuroendokrinen Tumoren des Dünndarms empfohlen. Ein wichtiges Ergebnis der Studie war
die mediane Progression von 6 Monaten im Placeboarm
in einer Patientenpopulation ohne vorher dokumentierten
Progress. Letztlich waren alle Patienten progredient [Rinke et al. 2009]. Dies sollte bei einer abwartenden Haltung
berücksichtigt werden. Allerdings gibt es auch kritische
Anmerkungen zur PROMID-Studie, insbesondere aus chirurgischer Sicht. Evaluiert wurden Patienten mit einer hepatischen Tumorlast von ca. 10 %. Hier ergibt sich die Frage, ob diese Patienten wirklich alle nicht-resektabel waren. Dennoch bleibt als wichtigstes Ergebnis der Studie
festzuhalten, dass dabei zum ersten Mal die anti-proliferative Wirkung von Somatostatin-Analoga nachweisbar
wurde. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Somatostatinanaloga bei neuroendokrinen Tumoren anderen Ursprungs das Tumorwachstum verlangsamen können. Erfreulicherweise rekrutiert zur Zeit eine weitere prospektive Placebo-kontrollierte Studie international Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren verschiedenen Ursprungs, bei
denen zur Erstlinientherapie das Somatostatinanalogon
Lanreotid (Somatuline®) eingesetzt wird. Mit dem Abschluss der Studie wird 2011-12 gerechnet.
Abb. 4 Octreotid-LAR verlängert signifikant die Zeit bis zum Progress bei
Midgut-NET
Die neuroendokrinen Tumore des Dünndarms metastasieren vorzugsweise in die Leber, die nach der Operation des
Primärtumors oft die einzige Tumorlokalisation darstellt.
Auch hier sollten in erster Linie operative Möglichkeiten
geprüft werden, synchron mit der Operation des Primärtumors oder metachron. Auch die Radiofrequenzthermoablation (RFTA) kann bei niedriger Tumorlast eine Remission bewirken [Vogl et al. 2009]. Grundsätzlich ist diese
perkutan, laparoskopisch oder offen-chirurgisch möglich.
Für den Patienten am wenigsten belastend ist die perku-
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tane RFTA, wobei anzumerken gilt, dass die perkutane
RFTA, verglichen zur offen-chirurgischen RFTA, mit einer
höheren Rezidivrate einhergeht. Das rezidivfreie Überleben war innerhalb der offen-chirurgisch behandelten
Gruppe in einer Studie signifikant verlängert [Eisele et al.
2009]. Interventionell-radiologische Maßnahmen können ebenfalls die Tumorkontrolle entscheidend verbessern. Durch die Transkatheter-arterielle Chemoembolisation (TACE) mit wirkstoffbeladenen “Beads“ kann eine
hohe Rate an Remissionen erreicht werden, allerdings
sind diese oft nicht lange anhaltend. Die TACE oder alleinige Embolisation (TAE) wird vor allem bei funktionell aktiven Tumoren und einer hohen Tumorlast empfohlen. Die
selektive interne Radiotherapie (SIRT) mit Yttrium-90 beladenen Mikrosphären ist eine Weiterentwicklung und
konnte in retrospektiven Studien bei der Mehrzahl der Patienten mit neuroendokrinen Tumoren eine Remission
oder eine Stabilisierung bewirken (Kennedy et al. 2008).
Auch in einer kleineren prospektiven Studie konnte eine
progressionsfreie Zeit von 11,1 Monaten erreicht werden
[Kalinowski et al. 2009]. Ob sich diese vielversprechenden
Ergebnisse in kontrollierten prospektiven Studien bestätigen, muss abgewartet werden. Zur Zeit wird eine Observationsstudie in Bad Berka durchgeführt (BESTE-THERAPIE-NET; NCT00815620; http://clinicaltrials.gov/), die dreiarmig angelegt ist und chirurgische Tumorresektion/Radiofrequenzablation, TACE/SIRT und peptidrezeptor-vermittelte Radiotherapie vergleicht und ab 2010
für weitere Zentren geöffnet sein wird.
Von den gut differenzierten neuroendokrinen Karzinomen gelten nur die neuroendokrinen Tumore des Vorderdarms (Pankreas, Lunge, und abgestuft Magen und Duodenum) als sensitiv für eine Chemotherapie. Für die neuroendokrinen Tumore des Pankreas gilt die Chemotherapie mit Streptozotozin (Zanosar®) mit 5-FU oder
Doxorubicin als Standard [Kouvaraki et al. 2004, Eriksson
et al. 2009], obwohl Streptozotozin in Deutschland nicht
zugelassen ist und über internationale Apotheken besorgt
werden muss. Das Ansprechen auf eine Chemotherapie
bei diesen Tumoren liegt bei max. 50 Prozent. Die Kombination von Temozolomid (Temodal®) und Capecitabin (Xeloda®) wurde in einer retrospektiven Studie bei 17 Patienten untersucht und zeigte bei guter Verträglichkeit eine
Tumorkontrolle bei allen Patienten über 12 Monate [Strosberg et al. 2008]. Leider ist keine anschließende Studie geplant, um die berichteten Ansprechraten zu überprüfen.
In einigen Ländern ist diese Kombination durch die Verfügbarkeit von Generika preiswert und hat sich als neuer
Standard etabliert. In Deutschland ist in der Regel ein Antrag beim MDK zu stellen. Wünschenswert wäre zumindest eine Registererfassung der mit Temozolomid (Temodal®) und Capecitabin (Xeloda®) behandelten Patienten
mit pankreatischen neuroendokrinen Tumoren.
Rektumkarzinome sind ebenfalls eingeschränkt empfindlich für eine Chemotherapie, während die häufigen Dünndarm-NETs nur ein Ansprechen von weniger als 20 Prozent
zeigen, weshalb eine Chemotherapie für diese Tumorentität nicht empfohlen wird.
Neue vielversprechende Wirkstoffe, die als sogenannte
„molekulare Therapien“ verschiedene Signal-Übertragungsstoffe zum Ziel haben und bei anderen Tumorarten
erfolgreich eingesetzt werden, haben auch Eingang in die
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Therapie gut differenzierter neuroendokriner Tumore gefunden.
Der molekulare Wirkstoff Sunitinib (Sutent®) ein MultiRezeptortyrosinkinase-Inhibitor u.a. für VEGF, PDGF und
c-kit, wurde bei 171 von 340 geplanten Patienten mit progredienten pankreatischen neuroendokrinen Tumoren in
einer Dosierung von 37,5 mg täglich als kontinuierliche
Gabe placebo-kontrolliert eingesetzt. Die Mehrheit der Patienten war einfach oder multipel systemisch vortherapiert. Die Studie wurde vorzeitig beendet bei höherer Rate schwerwiegender unerwünschter Ereignisse/Todesfälle
im Placeboarm und Überlegenheit der Studiensubstanz
im Vergleich zum Placebo. Der primäre Endpunkt war das
progressionsfreie Überleben, hier verlängerte Sunitinib
die progressionsfreie Zeit mit 11,4 Monaten im Vergleich
zu Placebo mit 5,5 Monaten (HR 0,418, p=0,0001) [Niccoli et al. 2010], vgl. Abb. 5. Die objektive Remissionsrate
lag bei 9,3 % (versus 0 % im Placeboarm, p=0,0066). Bei
dieser Studie war die Progression innerhalb der letzten 12
Monate als Einschlusskriterium gefordert. Interessanterweise war die progressionsfreie Zeit in der Placebogruppe bei pankreatischen neuroendokrinen Tumoren mit 5,5
Monaten ähnlich wie in der PROMID-Studie, bei der kein
Progress zum Studieneinschluss gefordert wurde. Die Therapie mit Sunitinib (Sutent®) ist gut verträglich. Es traten
nur wenige Grad 3-4 Nebenwirkungen auf: Neutropenie
(12 % versus 0 % im Placeboarm), Hypertension (10 % versus 1 %), Hand-Fuß-Syndrom und Leukopenie (je 6 % versus 0 %) [Raymond et al. 2009]. Sunitinib (Sutent®) kann
als ein neuer Standard bei der Therapie von pankreatischen neuroendokrinen Tumoren betrachtet werden.
Abb. 5 Sunitinib verlängert die Zeit bis zur Progression signifikant
Auch RAD001 (Everolimus, Afinitor®) wurde in einer Phase II-Studie bei progredienten, mit einer Chemotherapie
vorbehandelten pankreatischen neuroendokrinen Tumoren untersucht. Die zweiarmige Studie verglich Monotherapie mit RAD001 (Everolimus, Afinitor®) mit einer Kombination von RAD001 (Everolimus, Afinitor®) und Octreotid (Sandostatin LAR ®). Dabei war die Kombination der
Monotherapie überlegen mit einem progressionsfreien
Überleben von 9,7 Monaten gegenüber 16,7 Monaten
[Yao et al. 2010]. Inzwischen liegen auch präliminäre Ergebnisse aus der sog. RADIANT-3 Studie vor, in der
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RAD001 gegenüber „best supportive care“ (placebo-kontrolliert) bei progredienten pankreatischen NETs (n=410)
geprüft wurde. Diese Daten wurden von J. Yao erstmals
beim World Congress of GI Cancer im Juli 2010 präsentiert: Das primäre Studienziel wurde erreicht, das progressionsfreie Überleben mehr als verdoppelt (11 Monate im
Everolimus-Arm versus 4,6 Monate im Placebo-Arm,
p<0,001, HR 0,35 im Verum-Arm). Interessant ist hier eine Gruppe von ca. 40 % der Patienten, in denen RAD001
ohne eine in der Studie erlaubte Vortherapie eingesetzt
wurde. Dieses bedeutet unter Umständen einen Stellenwert der Substanz auch in der Erstlinientherapie bei progredienten pankreatischen NET, allerdings müssen hier
die vollständigen Studienergebnisse noch abgewartet
werden. Ein Überlebensvorteil konnte in dieser Studie aufgrund des Cross-over-Designs der Studie nicht festgestellt
werden (75 % der Patienten des Placebo-Arms wurden
nach Feststellung eines Krankheitsprogresses auf RAD001
umgestellt). Everolimus wurde in dieser Studie gut toleriert, das Sicherheitsprofil entsprach dem anderer Studien (z.B. beim Nierenzellkarzinom). Bei Patienten mit funktionellen Midgut-Tumoren wird der antiproliferative Effekt von RAD001 placebo-kontrolliert in der sog. RADIANT-2-Studie untersucht. Die Studie ist bereits
abgeschlossen, die Ergebnisse werden im Oktober 2010
erwartet. Die RAMSETE-Studie untersucht bei nicht-funktionellen neuroendokrinen Karzinomen aller Lokalisationen (außer Pankreas) den antiproliferativen Stellenwert
von Everolimus. Das Rekrutierungsziel mit 60 Patienten
wurde im Mai 2010 erreicht [Wiedenmann ASCO 2010].
Eine interessante Kombination ist der Einsatz des mTORInhibitors mit weiteren anti-angiogenetisch wirkenden
Substanzen wie z.B. Bevacizumab, einem VEGF-Inhibitor.
In einer Studie mit 39 Patienten wurde der Einfluss dieser
Kombination gegen die Substanzen allein untersucht.
Blutfluss, Blutvolumen und mittlere Transitzeit wurden
mit funktionellem CT untersucht. Dabei erwiesen sich diese Parameter richtungsweisend für ein therapeutisches
Ansprechen. Partielle Remissionen als Maß für die Tumorwirksamkeit wurde in 26 % der Fälle bei der Kombinationsbehandlung gefunden, es bedarf aber weiterer Untersuchungen. Die Nebenwirkungsrate entsprach dem bekannten Muster und lag (Grad 3/4) mit Neutropenie
(15 %), Proteinurie (10 %), Hyperglykämie (10 %), Anämie
(8 %), Pneumonitis (5 %) und Infektionen (5 %) im erwarteten Bereich [Yao et al. ASCO 2010].
Eine neue experimentelle Substanz ist LX 1032, ein Inhibitor der Tryptophan-Hydroxylase, der die Serotinin-Synthese unterbricht. Erhöhte Serumspiegel von Serotonin
sind für das Karzinoidsyndrom verantwortlich, das mit
Durchfällen, Flush und Rechtsherzinsuffizienz (Hedinger
Syndrom) einhergeht. Die Substanz wird zur Zeit in einer
Phase II-Studie an 3 Studienzentren in den USA untersucht.
Ein weiterer interessanter Angriffspunkt bei neuroendokrinen Tumoren ist die Inhibition des IGF-1 Rezeptors. Ca.
30 % aller neuroendokriner Tumore exprimieren diesen
Wachstumsfaktor auf ihrer Oberfläche. In einer Dosierung
von 10 mg/kg i.v. einmal wöchentlich ist der experimentelle MK-0646-Inhibitor bereits als Monotherapie bei 25
Patienten mit progredienten neuroendokrinen Karzino-
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men unterschiedlicher Lokalisation (pankreatische NET
n=10, midgut-NET n=15) eingesetzt worden [Reidy et al.
ASCO 2010]. Hier wurde bisher keine Effektivität gemessen bei der Hauptnebenwirkung „Hyperglykämie“. Möglicherweise ist das mangelnde Ansprechen auf eine fehlende Stratifizierung nach positivem Rezeptorbesatz auf
den Tumorzellen zu erklären. Weitere Studien wären hier
wünschenswert.
Die Expression von Somatostatinrezeptoren durch NETs ist
auch Grundlage der Peptidrezeptor-vermittelten Radionuklidtherapie (PRRT). Bei diesem Verfahren wird über einen
Chelator (=DOTA) ein Betastrahlen emittierendes Therapienuklid an ein Somatostatin-Analogon gebunden (Octreotate=DOTA-TATE oder Tyrosin-Octreotid =DOTATOC). Je nach Tumor/Metastasengröße werden 90Yttrium
(Betastrahler mit einer Reichweite von ca. 12 mm im Gewebe, präferentiell für größere Tumore) oder 177Lutetium
(Betastrahler mit niedriger Reichweite von ca. 2 mm, häufig für kleinere Tumore) als Therapienuklide eingesetzt.
Die klinische Wirksamkeit der Radio-Rezeptortherapie
konnte in großen retrospektiven Studien belegt werden
[Kwekkeboom et al. 2008]. Die Ansprechrate als Kombination aus CR, PR, MR und SD liegt für 90Yttrium-DOTATOC bei 71 % und für 177Lutetium-DOTA-TATE bei 80 %
von insgesamt 310 behandelten Patienten [Kwekkeboom
et al. 2009]. Am besten sprechen Gastrinome und nicht
funktionelle pankreatische neuroendokrine Tumore an gefolgt von neuroendokrinen Tumoren des Dünndarms,
während neuroendokrine Tumore mit unbekanntem Primum schlechter abschneiden. Die Prognose von Patienten, die auf die PRRT ansprechen, ist sehr gut, die mediane Zeit bis zur Progression liegt für 90Yttrium-DOTA-TOC
bei 36 Monaten und für 177Lutetium-DOTA-TATE bei 46
Monaten. Wenn allerdings ein primärer Progress unter
PRRT auftritt (nur bei weniger als 15 % der Patienten),
dann ist dieser mit einer sehr schlechten Prognose verbunden. Hier beträgt das mediane Überleben von Patienten
nur 11 Monate [Kwekkeboom et al. 2010]. Eine sequentielle Kombination der 90Yttrium-DOTA-TATE und 177Lutetium-DOTA-TATE Therapie kann das Ansprechen mit einer
Ansprechrate von 91 % sogar noch steigern und das mediane Überleben nach Diagnosestellung auf 189 Monate
erhöhen [Baum et al. W. J. Nucl. Medicine Abstract October 2009]. Dadurch gewinnt die PRRT im Vergleich mit
anderen Therapien und historischen Kollektiven, auch
wenn keine vergleichenden Studien vorliegen. Eine Zulassungsstudie für 90Yttrium-DOTA-TOC im Vergleich zu Octreotid (Sandostatin-LAR®) ist jedoch geplant. Vor allem
für die neuroendokrinen Tumoren des Dünndarmes
scheint sich die PRRT als allgemeiner Therapiestandard zu
etablieren, da für diese Tumorentität nur wenige Therapiealternativen zur Verfügung stehen. Interessanterweise
steht mit der wirksamen PRRT nun auch ein neoadjuvanter Therapieansatz für ausgewählte Patienten mit neuroendokrinen Tumoren zur Verfügung [Kämmerer et al.
2009]. Limitierend ist die Verfügbarkeit der Therapie an
wenigen Zentren in Deutschland.
Generell ist die Auswahl der Patienten wichtig für die
Wirksamkeit der PRRT. Die Bindung von Somatostatinanaloga kann am besten im PET/CT durch mit 68Gallium markierte Somatostatinanaloga überprüft werden [Baum et
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al. 2008; Kwekkeboom et al. 2010]. Für die PRRT sind wegen der potentiellen Nephro- und Hämatotoxizität eine
ausreichende Nierenfunktion und Knochenmarksreserve
notwendig. Durch spezielle Protokolle kann die Nephrotoxizität herabgesetzt werden, und die Behandlung mit
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Lutetium weist eine niedrige Nebenwirkungsrate auf.
Die Behandlung in Zentren mit einer ausreichenden Erfahrung ist für die Beherrschung der Nebenwirkungen entscheidend. Die Standardisierung der PRRT im Rahmen einer Leitlinie wird zur Zeit von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vorangebracht, mit einer Publikation ist im Herbst 2010 zu rechnen. Die Herstellung der für
die PRRT notwendigen Radiopharmaka ist zur Zeit durch
die Novelle des Arzneimittelgesetzes nicht geregelt. Nach
den derzeitigen Interpretationen gilt für die diagnostischen und therapeutischen Substanzen eine Übergangsfrist von 2 Jahren, danach muss die Herstellung der experimentellen Radiopharmakas im Rahmen von Good Medical Practice Richtlinien hergestellt und durch die Landesbehörden genehmigt werden, was in praxi wahrscheinlich
zu deutlich unterschiedlichen Anforderungen in den einzelnen Bundesländern führen wird.
Die schlecht differenzierten und schnell wachsenden neuroendokrine Karzinome, die nach der jetzt verbindlichen
TNM-Klassifikation wie die entsprechenden Adenokarzinome eingeteilt werden und sich biologisch am ehesten
wie die kleinzelligen Lungenkarzinome verhalten, sollten
mittels einer systemischen Chemotherapie behandelt werden. Als Standard hat sich eine Kombination aus einem
Platinpräparat (Cisplatin oder neuerdings vermehrt Carboplatin) mit Etoposid bewährt [Mitry und Rougier 2001,
Eriksson et al. 2009]. Diese Tumoren sprechen in der Regel gut auf die initiale Chemotherapie an, rezidivieren
aber schnell und häufig. Die Zweitlinientherapie ist nicht
standardisiert, hier ist Capecitabine/5-FU, Irinotecan oder,
in Anlehnung an die kleinzelligen Lungenkarzinome, eine
Kombination aus Antrazyklin, Vincristin und Cyclophosphamid möglich. Allerdings ist die Grenze der G3-Tumoren mit einer Proliferationsrate von mehr als 20 % relativ
niedrig angelegt, hier kann alternativ eine PRRT bei guter
Speicherung bis zu einer Proliferationsrate von circa 30 %
durchgeführt werden, ggf. in Kombination mit einer systemischen Therapie.
Insgesamt gibt es für die Therapie der neuroendokrine Tumore erfreuliche Neuentwicklungen, die derzeit vor allem
durch von der Pharmaindustrie gesponserte Studien vorangebracht wird. Unter anderem wissen wir durch die placebo-kontrollierten Studien endlich über den natürlichen
Verlauf der Erkrankung Bescheid, der ein abwartendes
Verhalten nur in ausgewählten Fällen rechtfertigt. Demgegenüber ist ein eklatanter Mangel an investigator initiated Studien zu beklagen, was bedeutet, dass fast alle
nicht pharmakologischen Verfahren wie Tumormassenreduktion oder lokal-ablative Therapieverfahren nicht in vergleichenden Studien überprüft werden und dadurch die
Einordnung in Therapiealgorithmen erschwert wird.
Trotzdem sollte noch einmal betont werden, dass zumindest im Fall der gut differenzierten neuroendokrinen Karzinome, im Gegensatz zu den üblichen „standardisierten“ Vorgehensweisen wie etwa in der onkologischen
Therapie häufiger solider Tumore, ein anderes Procedere
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erforderlich ist, da der Krankheitsverlauf sich über Jahre
oft mit wenig Einschränkungen in der Belastbarkeit hinziehen kann und häufig multiple verschiedene Therapiemodalitäten abgestuft erforderlich sind, um die Tumorlast
zu begrenzen. Dieses Vorgehen erfordert eine hohe Individualisierung der Therapie einerseits und umfangreiche
Erfahrung von Seiten der behandelnden Ärzte andererseits (Abstimmung des Procedere im interdisziplinären Tumorkonsil). Andererseits ist der Zeitpunkt, zu dem der Tumor anfängt, schneller zu wachsen oder sich „aggressiver“ zu verhalten, mit den heutigen Methoden nicht vorhersehbar und die molekularen Grundlagen noch
unverstanden. Hier wären prognostische und/oder prädiktive Marker von großem Interesse.
Literatur beim Verfasser
■ Mammographie-Screening
Thüringen Nord/West – eine erste
Zwischenbilanz
Jörg Buse
Mammographie-Screening-Region
Thüringen Nord/West
Bei Brustkrebs handelt es sich mit einer Erkrankungsrate
von über 10 % aller Frauen insgesamt und ca. 57.000 Neuerkrankungsfällen jährlich um eine Krebserkrankung von
großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Brustkrebs ist bei
Frauen die Krebserkrankung mit den meisten Todesfällen,
jährlich sterben ca. 18.000 Frauen allein in Deutschland an
den Folgen. Die Neuerkrankungsrate des Mammakarzinoms weist zudem eine deutliche Alterssteigerung auf
(Abb.1).
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Patricia Grabowski
Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Endokrinologie,
Zentrum für Neuroendokrine Tumoren Bad Berka
Zentralklinik Bad Berka GmbH
Robert-Koch-Allee 9
99437 Bad Berka
Telefon: 036458-52601
e-mail: [email protected]
Abb. 1 Inzidenz des Mammakarzinoms in Deutschland
All diese epidemiologischen Faktoren und die Erfahrungen aus bereits seit den 90-iger Jahren in Skandinavien
und Holland existierenden Mammographie-ScreeningProgrammen führten zur Einführung des gesetzlichen
Deutschen Mammographie-Screening-Programms. Es ist
in insgesamt 94 Screening-Einheiten bundesweit organisiert und erreichte im Jahr 2010 Flächendeckung. Als einziges Krebs-Screening-Programm in Deutschland wurde
es mit einem geordneten Einladungswesen flankiert. Teilnahmeberechtigt am Programm sind alle GKV- und PKVversicherten Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. Die finanziellen Mittel speisen sich extrabudgetär zusätzlich zum
Hausarzt- oder Facharztbudget.
Während anfangs noch einige Screening-Einheiten analoge Mammographie-Technik einsetzten, verdrängt mittlerweile sogar die volldigitale Technik die SpeicherfolienTechnik. Jede dieser Screening-Einheiten besteht aus mehreren festen und oft mobilen Mammographie-Einheiten
und mindestens einer Abklärungseinheit (Abb. 2).
Neben der Mammographie als Massen-Such-Verfahren
werden im Verdachtsfall innerhalb des MammographieScreening-Programms neben der Palpation weitere Techniken wie die Sonographie, Gewebsprobeentnahmen und
seltener auch die MR-Mammographie eingesetzt.
J OU R NAL
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■ Sei t e 13 ■
Abb. 2 Struktur und Organisation des Mammographie-Screenings
Abb. 4 Ablauf des Mammographie-Screenings
Eine der Grundvoraussetzungen bei der Einführung des
Programms war die Notwendigkeit einer Implementierung von Evaluationsmethoden, um den Erfolg des Programms hinsichtlich erwarteter Mortalitätsreduktion und
Therapieschonung beweisen zu können. Dies setzt eine
strenge software-gestützte Dokumentationspflicht voraus, aus denen mehr als 40 Qualitätsparameter gewonnen werden. Hierdurch lässt sich die diagnostische und organisatorische Leistung jeder einzelnen Screening-Einheit
bewerten und ständig verbessern, was bei anderen vorbestehenden „grauen Mammographie-Screenings“ kaum
möglich war. Zudem unterliegt das Programm einer Qualitätssicherung streng nach europäischen Leitlinien [1],
was unter anderem ein obligatorisches, umfangreiches
Fortbildungs-Curriculum für alle am Programm beteiligten Fachgruppen (MTRA und Ärzte) impliziert.
Die Qualitätssicherung umfasst die Einladung der anspruchsberechtigten Frau, die Mammographie-Erstellung
(Einstellungstechnik der MTRA), die Befundmitteilungen,
die Abklärungsdiagnostik und die Evaluation (insb. Erfassung der Tumorstadien) [2].
Wenngleich die Mortalitätsreduktion in retrospektiven
Studien grundsätzlich erwartet wird, ist aus epidemiologischer Sicht erst nach Auswertung der Ergebnisse innerhalb eines zehnjährigen Programmablaufs mit validen Daten zu rechnen. Im Gegensatz hierzu konnte aber bereits
frühzeitig durch das Mammographie-Screening eine
deutliche Verschiebung zu kleineren Tumorstadien und
axillärer Lymphknoten-Negativität zum Zeitpunkt der Diagnosestellung dokumentiert werden [3].
Abb. 3 Fortbildungscurriculum im Mammographie-Screening-Programm
Abb. 5 Prognoseverbesserung durch Früherkennung
In der innerhalb des Mammographie-Screening-Programms vorgeschriebenen fachlichen Vernetzung wird
auch von den Beteiligten dieses Teamkonzepts als großer
Vorteil wahrgenommen. Die Programmverantwortlichen
Ärzte arbeiten mit den die Mammographien befundenden gynäkologischen oder radiologischen Kollegen, mit
Pathologen, mit stanzbiopsierenden Krankenhaus-Kollegen und nicht zuletzt in den prä- und postoperativen Fallkonferenzen des Mammographie-Screening-Programms
mit den Kollegen der zertifizierten Brustzentren eng zusammen.
■ S eite 1 4 ■
JOU R NAL
Dies ermöglicht signifikant häufiger die Durchführung
brusterhaltender Eingriffe und den Verzicht auf adjuvante Chemotherapien.
In Thüringen existieren innerhalb des Thüringer Mammographie-Screening-Programms (TMS) zwei Screening-Einheiten, die geographisch in die Regionen „Süd-Ost“ (Drs.
Wurdinger/Heiner) und „Nord-West“ (Drs. Buse/Reinosch)
unterteilt wurden [4] (Abb. 6).
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5
Abb. 6 Sreening-Regionen in Thüringen
Abb. 8 Anspruchsberechtigte in der Screening-Region Thüringen Nord/West
Die „Screening-Region Thüringen Nord/West“ umfasst die
in Abb. 7 aufgeführten Kreise und zeigt die bereits etablierten festen Mammographie-Einheiten in Erfurt, Bad
Langensalza und Eisenach sowie eine mobile Mammographie-Einheit (Mammobil) in der Fläche. Abklärungseinheiten wurden in den Einheiten Erfurt und Bad Langensalza
(geographisch zentrale Lage der Region) implementiert
(5). Dabei war die Randlage der Landeshauptstadt Erfurt
in dieser Screening-Region zu berücksichtigen und erforderte dieses multifokale Konzept:
Insbesondere der letzte Parameter der Nodalnegativität
weist darauf hin, dass das Mammographie-Screening-Programm die gestellten Ziele einer deutlichen Mortalitätsreduktion und nicht zuletzt der Therapieschonung erreichen wird.
Die fixierten Altersgrenzen sind in der Diskussion, durch
verbesserte Techniken (DR-volldigitale Mammographie,
CAD-Analyse-Systeme und 3D-Tomosynthese) ist durch
zunehmende mammographische Detektierbarkeit des
Mammakarzinoms auch in dichteren jüngeren Mammae
(ACR>II) mit einer Absenkung der unteren Altersgrenze
von derzeit 50 Jahren für das Mammographie-ScreeningProgramm zu rechnen. Zudem könnte bei weiterem Anstieg der Lebenserwartung der weiblichen Bevölkerung in
Deutschland durchaus auch die obere Altersgrenze von 69
Jahren zur Disposition stehen, auch wenn hier eine bereits
prinzipiell geringere Wachstumsgeschwindigkeit des
Mammakarzinoms zu beachten ist.
Abb. 7 Screening-Region Thüringen Nord/West
Mammographie-Einheiten (ME) in Erfurt, Bad Langensalza, Eisenach
und Mobile Abklärungseinheiten (AE) in Erfurt und Bad Langensalza
Es galt, für die fast 140.000 teilnahmeberechtigten Frauen (sog. Klientinnen) der gesamten Region zweijährliche
Mammographien (2 Aufnahmen beidseits CC/MLO) zu erstellen (Abb. 8).
Für ca. 5 % hiervon ist zudem eine wöchentliche ärztliche
Abklärungsdiagnostik zu organisieren.
Die für den ersten Jahreszeitraum 2009 erreichten medizinischen Leistungsparameter der „Screening-Region Thüringen Nord/West“ liegen inzwischen vor. In Abb. 9 sind
sie den Referenzbereichen der EU-Leitlinien gegenüber
gestellt [6].
J OU R NAL
Abb. 9 Ergebnisse der Screening-Region Thüringen Nord/West im Vergleich
zur EU-Leitlinie
Die Vorgabe eines entscheidenden Evaluationsparameters, eine Teilnahmequote >70 %, konnte in Thüringen
mit momentan ca. 55 % noch nicht erreicht werden und
liegt lediglich im Bundesdurchschnitt. Zum Erreichen dieses Ziels ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Pro-
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■ Sei t e 15 ■
grammverantwortlichen Ärzten mit den Hausärzten und
insbesondere Frauenärzten als Partner der teilnahmeberechtigten Frauen von entscheidender Bedeutung. Dies
umfasst die gegenseitige Berichtspflicht ebenso wie die
Erkenntnis der Ergänzung der verschiedenen Säulen einer
suffizienten möglichst frühen Brustkrebsdiagnostik:
Das Mammographie-Screening kann den insbesondere
Gynäkologen das Mammakarzinom bereits vor der Tastbarkeit in der besonders häufigen Altersgruppe > 50 Jahre aufzeigen, andererseits ist die jährliche gynäkologische
Krebsvorsorge-Untersuchung weiterhin unerlässlich.
■ Erfolgreiche Zertifizierung des
HELIOS Prostatakarzinomzentrum
Erfurt
Thomas Steiner
Klinik für Urologie, HELIOS Klinikum Erfurt
Michael Glatzel
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie,
HELIOS Klinikum Erfurt
Besonders wichtig ist eine transparente Information der
an diesem Programm teilnahmeberechtigten Frauen. Die
im Juni 2010 überarbeitete Informationsbroschüre des
Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) wird diesem
Anspruch gerecht und liegt jedem persönlichen Einladungsschreiben bei [6, 7].
Literatur
1. European guidelines for quality assurance in breast cancer screening and
diagnosis, 4th Edition, 2006,
http://screening.iarc.fr/doc/ND7306954ENC_002.pdf
2. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Früherkennung
von Krebserkrankungen (Krebsfrüherkennungs-Richtlinie / KFE-RL) in der
Fassung vom 18. Juni 2009 , veröffentlicht im Bundesanzeiger 2009,
Nr. 148a, in Kraft getreten am 3. Oktober 2009, http://www.
g-ba.de/downloads/39-261-841/2009-06-18-KFU-Neufassung_BAnz.pdf
3. Evaluationsbericht – Ergebnisse des Mammographie-Screening-Programms Deutschland (S. 69), http://www.g-ba.de/downloads/17-982731/2009-09-21-Evaluationsbericht.pdf
4. Mammographie-Screening-Programm Thüringen,
www.Mammo-Programm.de
5. Mammographie-Screening Thüringen Nord/West,
www.Screening-Thueringen-NordWest.de
6. Informationen zum Mammographie-Screening: http://www.mammo-programm.de/cms_upload/fck-userfies/file/Broschuere_MammoScreening_2009.pdf
7. Kooperationsgemeinschaft Mammographie,
www.Kooperationsgemeinschaft-Mammographie.de
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Jörg Buse
Programmverantwortlicher Arzt
Mammographie-Screening Thüringen Nord/West
Zentrale Verwaltung:
Rudolph-Weiss-Str. 1a
99947 Bad Langensalza
Telefon: 03603-89577-0
e-Mail: [email protected]
■ S eite 1 6 ■
JOU R NAL
Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Steiner (im Bild rechts), Chefarzt der Klinik
für Urologie, und Dr. med. Michael Glatzel, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, leiten das HELIOS Prostatakarzinomzentrum
Erfurt
Nach einem aufwändigen Prüfverfahren wurde am
26. Mai 2010 das Prostatakarzinomzentrum am HELIOS
Klinikum Erfurt von der Deutschen Krebsgesellschaft
(Onkozert) als zertifiziertes Zentrum anerkannt. Gleichzeitig wurde bestätigt, dass am Prostatakarzinomzentrum
die Anforderungen der DIN ISO 9001 gewährleistet sind.
An einem Prostatakarzinom erkranken jährlich in Deutschland ca. 65.000 Patienten; es bildet damit den häufigsten
malignen Tumor des Mannes. Mit ca. 10 % aller Krebstodesfälle liegt die Sterblichkeit am Prostatakarzinom nach
Lungen- und Darmkrebs unter den drei häufigsten tumorbedingten Todesursachen. Hervorragende Heilungschancen mit tumorspezifischen 10-Jahres-Überlebensraten
von >90 % können im lokal begrenzten Stadium erreicht
werden. Das metastasierte Prostatakarzinom weist hingegen auch heute noch eine deutlich schlechtere Prognose
auf. Nach aktuellen Daten des Robert-Koch-Institutes versterben in den ersten fünf Jahren nach Diagnosestellung
über alle Krankheitsstadien etwa 13 % der Patienten am
Prostatakarzinom.
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Entscheidenden Anteil an der positiven Entwicklung der
Überlebensraten in den vergangenen Jahren hat die Früherkennung des Prostatakarzinoms. Die Einführung der
PSA-Wert-Bestimmung in die klinische Praxis vor nunmehr
über 25 Jahren hat die Möglichkeiten einer frühzeitigen
Diagnosestellung entscheidend verbessert. Doch ist die
vom Urologen propagierte Vorsorgeuntersuchung mit Bestimmung des PSA-Wertes ab dem 45. Lebensjahr nicht
unumstritten. Ursächlich hierfür sind zwei Aspekte:
Nur bei ca. 25 % aller Patienten mit auffälligen PSA-Werten bestätigt sich die Verdachtsdiagnose eines Prostatakarzinoms. Somit wird etwa 75 % der Männer mit auffälligem PSA-Wert eine invasive Diagnostik mittels Prostatabiopsie ohne Vorliegen eines Karzinoms zugemutet.
Nicht jedes Prostatakarzinom bedarf einer Therapie. Insbesondere kleine Tumoren (Volumen <0,5 ccm) mit hohem Differenzierungsgrad zeigen in der Regel eine sehr
niedrige Progressionstendenz und werden nur im Ausnahmefall Lebenserwartung und Lebensqualität des Betroffenen beeinträchtigen.
Hinsichtlich der genannten Aspekte aber auch der differenzialtherapeutischen Entscheidung sowohl im lokal begrenzten als auch fortgeschrittenen Stadium stellt die
Entwicklung der 2009 fertiggestellten S3-Leitlinie Prostatakarzinom einen Meilenstein dar. Erstmals wurden wissenschaftlich basiert klare Therapieempfehlungen an
Hand des diagnostizierten Tumorstadiums des einzelnen
Patienten definiert. Dies setzt jedoch klar strukturierte
Handlungsabläufe und hohe Qualitätsstandards voraus,
um dem Patienten wirklich die individuell optimale Therapie anbieten zu können. Unabhängig von der persönlichen Qualifikation des Behandlers ist dies heute nur noch
interdisziplinär zu gewährleisten. So setzt die Gleichwertigkeit operativer und strahlentherapeutischer Optionen
für Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom sowohl eine interdisziplinäre Therapieempfehlung als auch
eine fachübergreifende Beratung des Patienten voraus. Eine wirklich optimale Versorgung der Patienten mit lokal
begrenztem Prostatakarzinom ist somit nur in einem Zentrum möglich, welches alle therapeutischen Möglichkeiten anbietet und zugleich gewährleistet, dass diese dem
Patienten nach ausführlicher Aufklärung auch zugänglich
sind.
Im Gegensatz zu Patienten mit lokalisiertem Tumor werden diejenigen mit einem lokal fortgeschrittenen bzw.
metastasierten Prostatakarzinom heute grundsätzlich
multimodal behandelt. Ein optimal koordiniertes Konzept
mit medikamentöser antitumoraler und supportiver Therapie flankiert von symptomorientierten Maßnahmen sowie psychoonkologischer Betreuung garantiert dem Patienten bestmögliche Lebensqualität und Lebenserwartung trotz unheilbarer Tumorerkrankung. Regelmäßige
interdisziplinäre Abstimmung unter Einbeziehung urologischer, internistisch-onkologischer sowie strahlentherapeutischer Expertise unterstützt durch das gesamte Spektrum moderner diagnostischer Möglichkeiten bietet hierfür die entscheidende Grundlage.
Warum bietet das HELIOS Prostatakarzinomzentrum Erfurt optimale Bedingungen zur Betreuung von Patienten
mit Prostatakarzinom?
J OU R NAL
Alle im Zentrum zur Therapie eines lokal begrenzten oder
lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms vorgestellten
Patienten werden an Hand vorliegender und ggf. zu komplettierender Diagnostik interdisziplinär urologisch und
strahlentherapeutisch besprochen. Basierend auf den abgeleiteten Therapieempfehlungen sind den Patienten alle
modernen Verfahren der Lokaltherapie frei verfügbar. Ein
modernes Qualitätsmanagement mit regelmäßiger interner und externer Evaluierung der Ergebnisqualität (sowohl onkologische als auch funktionelle Resultate) garantiert dem Patienten eine optimale Behandlung entsprechend der Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft.
In einer interdisziplinären Tumorkonferenz (Tumorboard)
werden wöchentlich alle Patienten mit lokal fortgeschrittenem, metastasiertem oder progredientem Prostatakarzinom besprochen. Hierbei sind alle Spezialisten für Diagnostik und Therapie anwesend: Urologen, Strahlentherapeuten, internistische Onkologen, Palliativmediziner,
Radiologen, Pathologen und Nuklearmediziner. Je nach
spezifischer Befundkonstellation des einzelnen Patienten
werden zusätzlich Kollegen anderer Fachgebiete (Orthopäden, Chirurgen …) in die gemeinsame Entwicklung des
Therapiekonzeptes einbezogen. Die Klinik kooperiert dabei auch mit niedergelassenen Haus- und Fachärzten zur
Gewährleistung der optimalen ambulanten und heimatnahen Betreuung des Patienten. Für jeden Patienten wird
im Anschluss an das Tumorboard ein Therapieplan erstellt, der allen Behandlern zugänglich ist. Somit werden
sowohl im stationären wie auch im ambulanten Bereich
Doppeluntersuchungen und Informationsverluste vermieden.
Patienten mit Prostatakrebs werden am HELIOS Prostatakarzinomzentrum nicht nur interdisziplinär medizinisch
betreut. Sie können jederzeit psychoonkologische oder
seelsorgerische Betreuung wahrnehmen sowie sich durch
den Sozialdienst des Klinikums zu sozialrechtlichen Fragen
beraten lassen. Über das Zentrum kann daneben Kontakt
zu Selbsthilfegruppen aufgenommen werden.
Korrespondenzadressen:
PD Dr. med. Thomas Steiner
Klinik für Urologie
HELIOS Klinikum Erfurt
Nordhäuser Str. 74
99089 Erfurt
Telefon: 0361-7812201
e-Mail: [email protected]
Dr. med. Michael Glatzel
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
HELIOS Klinikum Erfurt
Nordhäuser Str. 74
99089 Erfurt
Telefon: 0361-7812400
e-Mail: [email protected]
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■ Sei t e 17 ■
■ Rezidivtherapie metastasierter
Hodentumoren
Anja Lorch
Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie,
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH,
Standort Marburg
Zusammenfassung
Patienten, die nach Surveillance, primärer Chirurgie oder
alleiniger Strahlentherapie rezidivieren, erhalten eine Therapie mit drei bis vier Zyklen Cisplatin, Etoposid und Bleomycin (PEB) analog den Behandlungsalgorithmen von Patienten mit primär metastasierter Erkrankung.
Die Therapie von Patienten, die nach vorangegangener
Chemotherapie rezidivieren ist deutlich komplexer und erfordert erhebliche Erfahrung im Umgang mit Rezidiven.
Zwei prinzipielle Strategien kommen in Betracht: Erstens
eine konventionell dosierte Behandlung mit vier Zyklen
Cisplatin, Ifosfamid und entweder Etoposid, Paclitaxel
oder Vinblastin. Zweitens der frühzeitige Einsatz einer sequentiellen Hochdosischemotherapie. ZNS-Metastasen
müssen simultan zur Rezidivchemotherapie bestrahlt werden, radiologische Residuen nach abgeschlossener Rezidivchemotherapie müssen komplett reseziert werden. Bei
Spätrezidiven mehr als zwei Jahre nach Primärtherapie
wird eine sofortige radikale Resektion aller Manifestationen angestrebt. Der Kontakt mit einem Zweitmeinungszentrum vor Beginn der Rezidivtherapie ist hier zwingend
erforderlich.
Einleitung
Maligne Keimzelltumoren stellen bei Männern im Alter
von 15 bis 45 Jahren die häufigste Tumorentität dar. Jedoch nur etwa 5-10 % aller Patienten mit Keimzelltumoren und nur etwa 20-30 % der Patienten mit initial metastasierter Erkrankung bedürfen im Verlauf ihrer Erkrankung zu irgendeinem Zeitpunkt einer Rezidiv- oder Salvagetherapie.
Die Behandlung von Patienten mit Rezidiv nach alleiniger
Surveillance, nach primärer Chirurgie oder nach Strahlentherapie erfolgt analog den Therapiealgorithmen für Patienten mit primär metastasierter Erkrankung. In der Regel werden je nach Tumorstadium drei bis vier Zyklen Cisplatin, Etoposid und Bleomycin (PEB) eingesetzt. Die
Mehrzahl dieser Patienten wird hierdurch dauerhaft
krankheitsfrei. Die deutlich intensivere Rezidivchemotherapie ("Salvagechemotherapie") kann daher auf metastasierte Patienten beschränkt bleiben, die auf eine primäre
Chemotherapie schlecht ansprechen und keine komplette Remission ihrer Erkrankung erreichen oder die nach Erreichen einer kompletten Remission rezidivieren [1, 2].
Die Salvagechemotherapie ist im Vergleich zu der Primärtherapie metastasierter Patienten komplexer und durch
Studiendaten in Art und Umfang schlechter abgesichert.
Erstens ist die klinische Situation deutlich seltener. Zweitens ist Vorbehandlung der Patienten uneinheitlich. Drittens besteht eine grosse Variabilität im Verhalten der Tumoren unter Primärtherapie. Daher liegen für rezidiverte
Patienten meist nur Daten aus heterogenen Patientenkollektiven, retrospektiven Analysen oder relativ kleinen Phase II-Studien vor.
■ S eite 1 8 ■
JOU R NAL
In den vergangenen Jahren wurde zudem die Bedeutung
von Prognosefaktoren für den Erfolg einer Salvagetherapie deutlich [1]. Da das Patientenkollektiv rezidivierter Patienten sehr uneinheitlich ist, spielen Prognosefaktoren
für den Erfolg einer Salvagetherapie eine noch größere
Rolle als für die Primärtherapie metastasierter Patienten.
Konventionell dosierte Chemotherapie
Bereits Mitte der 80er Jahre wurde gezeigt, dass sowohl
Etoposid als auch Ifosfamid Remissionen bei Patienten bewirken können, die auf eine herkömmliche cisplatinhaltige Therapie nicht oder nur ungenügend ansprechen. Paclitaxel, Gemcitabin und Oxaliplatin sind als weitere Medikamente seither hinzugekommen[1]. Es lag nahe, diese
Substanzen in der Rezidivsituation zusammen mit Cisplatin einzusetzen. Die erfolgreichsten Schemata kombinieren Cisplatin und Ifosfamid entweder mit Etoposid (PEI),
Vinblastin (VeIP) oder in jüngster Zeit auch mit Paclitaxel
(TIP) ohne klare Überlegenheit einer bestimmten Therapiekombination (Tabelle 1).
Der Prozentsatz von Patienten mit günstigem Therapieansprechen auf Rezidivchemotherapie ist mit etwa 50-70 %
deutlich geringer als nach Primärtherapie. Lang anhaltende Remissionen werden nur noch bei etwa 30-60 % der
Patienten beobachtet. Die großen Unterschiede zwischen
den Studien in Bezug auf Remissionsraten und Überlebenszeiten legen nahe, dass Prognosefaktoren und Patientenselektion einen erheblichen Einfluss auf die Studienergebnisse haben.
Tabelle 1
Konventionell dosierte Salvagechemotherapie-Schemata
Therapieschema
Anwendung
Frequenz Zyklenzahl
(Tage)
(n)
Cisplatin PEI
Etoposid
Ifosfamid
20 mg/m2 (Tag 1-5)
75-100 mg/m2 (Tag 1-5)
1,2 g/m2 (Tag 1-5)
21
4
Cisplatin VEIP
Vinblastin
Ifofamid
20 mg/m2 (Tag 1-5)
0,11 mg/kg (Tag 1+2)
1,2 g/m2 (Tag 1-5)
21
4
Paclitaxel TIP
Ifosfamid
Cisplatin
175-250 mg/m2 (Tag 1)
1,2 g/m2 (Tag 2-6)
20 mg/m2 (Tag 2-6)
21
4
Hochdosischemotherapie (HDCT)
Die schlechten Ergebnisse der konventionell dosierten Salvagechemotherapie besonders bei Patienten mit ungünstigem Risikoprofil im Rezidiv und/oder multiplen Rezidiven führte Ende der 80-iger Jahre zur Einführung der
HDCT. Bis heute bleibt die Kombination von Carboplatin
und Etoposid das Grundgerüst jeder Hochdosiskombination [1]. Vielfach wurden jedoch die Dosierungen der initial von Nichols et al. publizierten Therapie weiter gesteigert und als drittes Medikament Ifosfamid, Cyclophosphamid oder auch Thiotepa hinzugefügt. Zumeist waren
diese Therapiemodifikationen mit Ifosfamid, Cyclophosphamid oder auch Thiotepa mit deutlich mehr Nebenwirkungen verbunden. Zwischen 1999 und 2004 führte die
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Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Hodentumoren in
Deutschland eine große prospektive, randomisierte multizentrische Studie durch, welche die Frage nach dem optimalen Schema einer HDCT untersuchte [1]. Insgesamt
wurden 216 Patienten mit rezidivierten und/oder refraktären Hodentumoren randomisiert und erhielten entweder einen konventionell dosierten Zyklus Cisplatin, Etoposid und Ifosfamid (PEI) gefolgt von drei Zyklen hoch dosiertem Carboplatin und Etoposid im Arm A oder drei Zyklen konventionell dosiertes PEI gefolgt von einem Zyklus
hoch dosiertem Carboplatin, Etoposid und Cyclophosphamid (CEC) im Arm B. Die Effektivität beider Schemata
war annähernd gleich gut. In den Studienarmen konnte
ein progressionfreies Überleben nach drei Jahren von
45 % bzw. 47 % erzielt werden, welches nahezu identisch
war mit dem Gesamtüberleben nach drei Jahren (48 %
bzw. 46 %). Die Studie musste jedoch aufgrund einer therapiebedingten Exzessmortalität im Arm B mit einem Zyklus hoch dosiertem CEC vorzeitig abgebrochen werden.
In jüngster Zeit wird auf Grund dieser Studie an nahezu
allen Zentren weltweit die HDCT in Form einer sequentiellen Therapie mit den Medikamenten Carboplatin und Etoposid durchgeführt [1]. Durch verbesserte supportive Therapie und insbesondere durch den Einsatz von peripheren
Blutstammzellen konnten in allen modernen Schemata
die hämatopoetischen Rekonstitutionszeiten signifikant
verkürzt und die initial hohe behandlungsbedingte Letalität nach HDCT von mehr als 10 % auf maximal 3 % der
behandelten Patienten gesenkt werden (Tabelle 2).
Tabelle 2
Hochdosierte Salvagechemotherapie-Schemata
Therapiestrategie
Hochdosischemotherapie
Dosierung
Gabe
2-mal Paclitaxel/Ifosfamida
Paclitaxel 200 mg/m2
über 24 h
Ifosfamid 2 g/m2
über 24 h
Tag 1
Carboplatin AUC 21c
Etoposid 400 mg/m2
Tag 1-3c
Tag 1-3
Cisplatin 20 mg/m2
Tag 1-5
Ifosfamid
gefolgt von
Etoposid 75 mg/m2
Ifosfamid 1,2 g/m2
Tag 1-5
Tag 1-5
3-mal Carboplatin/Etoposida
Carboplatin 500 mg/m2
Etoposid 500 mg/m2
Tag 1-3
Tag 1-3
1-mal Cisplatin, Vinblastin,
Cisplatin 20 mg/m2
Tag 1-5
Ifosfamid
gefolgt von
Vinblastin 0,11 mg/kg
Ifosfamid 1,2 g/m2
Tag 1+2
Tag 1-5
2-mal Carboplatin/Etoposida
Carboplatin 700 mg/m2
Etoposid 750 mg/m2
Tag 1-3
Tag 1-3
gefolgt von
3-mal Carboplatin/Etoposida
1-mal Cisplatin, Etoposid,
b
a
Tag 2-4
Prognosefaktoren für das Therapieansprechen
In den vergangenen Jahren ist die Bedeutung von Prognosefaktoren im Rezidiv zunehmend in den Vordergrund
gerückt. Da das Patientenkollektiv rezidivierter Patienten
sehr uneinheitlich ist, scheinen Prognosefaktoren für den
Erfolg einer Salvagetherapie eine noch größere Rolle zu
spielen als für die Primärtherapie metastasierter Patienten. Erst die detaillierte Kenntnis von Prognosefaktoren
erlaubt es auch, Ergebnisse unterschiedlicher Therapiestudien zu vergleichen und zudem die Intensität einer Rezidivchemotherapie individuell an das Risikoprofil eines Patienten anzupassen. Durch eine Art „maßgeschneiderte
Therapie“ kann Patienten mit günstigen Prognosemerkmalen beispielsweise die Toxizität einer Hochdosischemotherapie (HDCT) erspart werden, während diese bei Patienten mit ungünstigem Risikoprofil frühzeitig eingesetzt
werden kann [1]. In einer großen, retrospektiven Auswertung von insgesamt 1584 Daten von Patienten im ersten
Rezidiv, die an insgesamt 38 Zentren weltweit gesammelt
wurden, konnten aktuell sieben voneinander unabhängige Variablen, die einen signifikantem Einfluss sowohl auf
das progressionsfreie Überleben als auch auf das Gesamtüberleben haben, identifiziert und ein neuer Prognosescore etabliert werden [9]. In der Tabelle 3 sind nochmals
die wichtigsten bekannten Prognosefaktoren zusammengefasst.
Tabelle 3
Bekannte Prognosefaktoren im Rezidiv
Prognosefaktoren Günstig
Ungünstig
Histologie
Seminome
Nichtseminome
Lokalisation des
Primärtumors
Alle außer primär
mediastinale
Nichtseminome
primär mediastinale
Nichtseminome
Ansprechen auf
Primärtherapie
CR oder PR mit
negativen Tumormarkern
Markerpositive PR
oder noch schlechteres Ansprechen
Progressionsfreies
Intervall
>6 Monate nach Ende
der Primärtherapie
<6 Monate nach
Ende der Primärtherapie
Metastasen im
Rezidiv
Ausschließlich lymphatische oder pulmonale
Metastasen
Extrapulmonale
Organmetastasen
(v. a. ZNS)
Tumormarker im
Rezidiv
AFP niedrig
(<=1.000 ng/ml)
HCG niedrig
AFP stark erhöht
(<1.000 ng/ml)
HCG stark erhöht
(≤1.000 U/l)
(>1.000 U/l)
a
Hoch dosierte Chemotherapie mit obligater Reinfusion peripherer
hämatopoetischer Progenitorzellen.
b
Konventionell dosierte Therapie zur Mobilisation peripherer
hämatopoetischer Progenitorzellen.
c
AUC area under the curve (Gesamtdosis verteilt über 3 Tage als
Infusionen zu je 1 h).
J OU R NAL
Vergleiche konventionell dosierter mit hoch dosierter
Rezidivchemotherapie
Der Stellenwert einer HDCT als erste Salvagetherapie bei
Patienten mit günstigen Prognosemerkmalen ist Gegenstand vielfacher Diskussionen. In einer sorgfältig durchge-
0 2 /2 01 0
■ Sei t e 19 ■
führten „matched-pair“ Analyse, welche alle damals klinisch bekannten Prognosefaktoren berücksichtigte, konnten Beyer et al. einen signifikanten Vorteil von ca. 10 %
hinsichtlich des ereignisfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens durch den frühzeitigen Einsatz einer
HDCT im Rahmen der Salvagetherapie zeigen [10]. In der
von Pico et al. veröffentlichten multizentrischen, prospektiven, randomisierten „IT 94“-Studie erhielten 263 Patienten mit Progress oder Rezidiv nach cisplatinhaltiger Primärtherapie und günstigen Prognosemerkmalen entweder vier Zyklen einer konventionell-dosierte Rezidivchemotherapie mit Cisplatin, Etoposid und Vinblastin oder
Ifosfamid oder drei Zyklen dieser Therapie plus einem Zyklus einer HDCT [11]. Die IT94-Studie konnte hingegen
keinen eindeutigen Nutzen einer frühzeitigen HDCT als erste Rezidivtherapie für die Gesamtgruppe der Patienten
mit günstigen Prognosemerkmalen nachweisen. Ebenso
konnte Motzer et al. in einer Phase II-Studie zeigen, dass
eine konventionell-dosierte Therapie bei Patienten mit
günstigen Prognosefaktoren im Rahmen der ersten Rezidivtherapie sicher und mit exzellenten Ergebnissen durchgeführt werden kann [11]. Um eine Übertherapie der Gesamtgruppe rezidiverter Patienten zu vermeiden, war daher bislang eine HDCT den Patienten mit ungünstigen
Prognosemerkmalen vorbehalten, die mit konventionell
dosierter Salvagetherapie keine oder nur eine sehr geringe Heilungsaussichten haben, sowie für Patienten mit
zweitem oder nachfolgendem Rezidiv (Abb.).
Abb.
Bislang empfohlene Behandlungsstrategie rezidivierter Keimzelltumoren
Ob diese bislang durchgeführte Behandlungsstrategie in
Zukunft weiter Bestand hat, wird die Auswertung einer
Subgruppenanalyse im Rahmen der Prognosefaktorstudie
zeigen, die die Effektivität einer HDCT gegenüber der
CDCT in den einzelnen Prognosekategorien untersucht.
Stellenwert der Strahlentherapie
Sofern nicht bereits in der Primärtherapie erfolgt, sollte
bei allen Patienten mit progredienten oder neu aufgetretenen Hirnmetastasen spätestens im Rahmen der Rezidivtherapie eine Radiatio des ZNS durchgeführt werden [11].
Diese sollte möglichst rasch nach Diagnosestellung des
Rezidives und in kurativer Intention mit einer Gesamtherddosis von 40 Gy als Ganzhirnbestrahlung begleitend
zur Chemotherapie eingesetzt werden. Der Nutzen einer
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JOU R NAL
Operation isolierter Hirnmetastasen im Rahmen der Rezidivtherapie ist nicht belegt. Ebenso ist der Nutzen einer
zusätzlichen Bestrahlung isolierter Skelettmetastasen
nicht belegt, wenngleich dies bei einzelnen Patienten
sinnvoll sein kann und ein derzeit häufig praktiziertes Vorgehen darstellt.
Stellenwert der Chirurgie
Nach dem derzeitigen Kenntnisstand trägt eine konsequente Resektion aller verbliebener radiologischer Tumorresiduen entscheidend zum Erfolg einer Rezidivbehandlung bei. Der Anteil von Patienten mit vitalen, undifferenzierten Histologien im Resektat ist nach Rezidivchemotherapie höher, und die weiteren therapeutischen Optionen
beim erneuten Progress in jedem Fall geringer als bei vergleichbaren Patienten nach Primärtherapie. Daher sollten
nach dem derzeitigen Kenntnisstand alle technisch resektablen Residuen außerhalb des ZNS nach Abschluß der
Salvagetherapie im Rahmen einer so genannten Residualtumorresektion komplett reseziert werden [1]. Bei einzelnen Patienten ohne Markernormalisierung oder mit multiplen, therapierefraktären Rezidiven kann in Ausnahmefällen eine chirurgische Resektion im Sinne einer so genannten „desperation surgery“ noch zu einer Heilung
führen, sofern die Konstellation von singulären und gut
resektablen Tumormanifestationen und alleiniger AFP Erhöhung vorliegt [1]. "Debulking"-Operationen oder Eingriffe bei progredienter Erkrankung mit rasch ansteigenden Tumormarkern sind dagegen nicht indiziert, weshalb
vor jedem dieser meist ausgedehnten Eingriffe zuerst ein
sorgfältiges Staging inclusive einer Bestimmung der Tumormarker HCG und AFP durchgeführt werden muss. Residualtumorresektionen sind technisch schwierige Eingriffe, die mehr als andere Verfahren eine große Expertise seitens des Operateurs voraussetzt. In Deutschland existieren nur wenige Zentren mit ausgewiesenen Kennntnissen
für die erfolgreiche Durchführung von Residualtumorresektionen. Diese Eingriffe sollten daher möglichst nur an
einem dieser Zentren durchgeführt werden.
Therapie von Patienten mit Spätrezidiven
Patienten mit Spätrezidiven mehr als zwei Jahre nach letzter cisplatinhaltiger Therapie stellen eine gesonderte
Gruppe von Patienten dar, die im lokalisierten Stadium einer frühzeitigen chirurgischen Intervention bedürfen [1].
Ob bei Patienten mit Spätrezidiven und hohen Tumormarkern und/oder schwieriger Resektabilität eine Chemotherapie vor der erforderlichen Resektion sinnvoll ist, bleibt
umstritten und muss unter Berücksichtigung von Vorbehandlung und Krankheitsdynamik im Rezidiv individuell
entschieden werden. In der Regel wird eine Chemotherapie vor allem bei Patienten mit multiplen, schwer resektablen Manifestationen oder rasch ansteigenden Tumormarkern eingesetzt, und kann dann in Einzelfällen sogar
kurativ durchgeführt werden. Häufiger als bei anderen Patientengruppen finden sich bei Patienten mit Spätrezidiven auch ungünstige Tumorhistologien wie Sarkome,
Adenokarzinome und andere histologische Entitäten, die
nicht dieselbe günstige Prognose aufweisen wie Rezidive
reiner Keimzelltumoren. Patienten mit Spätrezidiven sollten in jedem Fall an einem Zentrum mit entsprechender
Expertise vorgestellt werden.
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Korrespondenzadresse:
Dr. med. Anja Lorch
Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie,
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH
Standort Marburg
Baldingerstrasse
35033 Marburg
Telefon: 06421 – 5862866
e-Mail: [email protected]
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■ Aktuelle Aspekte in Diagnostik und
Therapie des Nierenzellkarzinoms
Thomas Steiner
Klinik für Urologie, HELIOS Klinikum Erfurt
Das Nierenzellkarzinom bildet nach aktuellen Daten des
Robert-Koch-Institutes mit einer 5-Jahres-Überlebensrate
von 66 % aller neu diagnostizierten Fälle den urologischen
Tumor mit der über alle Tumorstadien gesehen ungünstigsten Prognose. Über viele Jahre galten die radikale Tumornephrektomie sowie metastasenchirurgische Ansätze als
alleinig erfolgversprechende Therapieoptionen. Die Behandlung von Patienten mit Nierentumoren hat sich jedoch radikal geändert. Ursächlich hierfür sind einerseits
neue klinische Daten zum Stellenwert des organerhaltenden operativen Vorgehens bei der Primärtumoroperation
und andererseits die Charakterisierung molekularbiologischer Mechanismen, welche wichtig erscheinen für Progression und Metastasierung dieser Tumorentität.
Resultierend aus den genannten Aspekten stehen aktuell
insbesondere die folgenden Themenschwerpunkte im
Mittelpunkt des Interesses:
1) Indikation zum nierenerhaltenden Vorgehen im
Rahmen der Primärtumoroperation,
2) Stellenwert neoadjuvanter und adjuvanter Therapiekonzepte im Umfeld tumorchirurgischer Eingriffe,
3) Tumornachsorge nach kurativer Primärtumoroperation,
4) Medikamentöse Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms,
5) Stellenwert und Timing der zytoreduktiven Nephrektomie im multimodalen Therapiekonzept des primär metastasierten Nierenzellkarzinoms.
Indikation zum nierenerhaltenden Vorgehen im Rahmen der Primärtumoroperation
Die Nierenteilresektion gilt seit Jahren als etabliertes Konzept bei Operation von kleinen Nierentumoren bis maximal 4 cm Größe bzw. unabhängig von der Tumorgröße für
Patienten mit imperativer Indikation zum Nierengewebserhalt (Einzelniere bzw. funktionelle Einzelniere mit drohender Dialysepflichtigkeit).
Für kleine renale Raumforderungen bis 4 cm Größe wurden daneben ablative Techniken (Radiofrequenzablation,
Kryoablation) oder auch ein alleinig beobachtendes Vorgehen diskutiert. Problematisch an diesen therapeutischen Optionen ist zunächst, dass sie in sich keine histologische Sicherung des Befundes inkludieren. Retrospektive Analysen haben ergeben, dass bei renalen Tumoren
bis 4 cm Größe in ca. 20 % der Fälle mit benignen Läsionen gerechnet werden muss. Diese führen zu einer falsch
positiven Beurteilung der therapeutischen Effektivität ablativer Verfahren. Andererseits konnte gezeigt werden,
dass die heterogene Gruppe kleiner Nierenparenchymtumoren durchaus auch hochaggressiv wachsende und konsekutiv metastasierende Nierenzellkarzinome beinhaltet,
für die ein ablatives oder auch alleinig beobachtendes
Vorgehen absolut ungeeignet erscheint. Die aktuellen
Leitlinien der Europäischen Urologischen Gesellschaft
(EAU) empfehlen daher vor ablativer Therapie von Nierentumoren die bioptische histologische Sicherung. Eine Ac-
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■ Sei t e 21 ■
tive Surveillance als primär beobachtende Strategie sollte
nur bei Patienten hohen Lebensalters bzw. bei gravierenden Begleiterkrankungen erwogen werden. Die onkologische Sicherheit (Rezidivrate) der ablativen Techniken ist
dem Outcome nach Nierenteilresektion eindeutig unterlegen. Daher sollten auch diese Behandlungsoptionen nur
selektionierten Patienten angeboten werden.
2009 publizierten Huang und Mitarbeiter eine retrospektive Analyse, die aufzeigt, dass Patienten nach partieller
Nephrektomie im Vergleich zu radikal tumornephrektomierten Patienten ein besseres Gesamtüberleben aufweisen. Ursächlich ist die Verminderung kardiovaskulärer Ereignisse durch die erhaltene Nierenfunktion. Die Ergebnisse dieser Arbeit konnten in mehreren analogen Analysen
bestätigt werden. Insgesamt demonstrieren die Arbeiten
für die Nierenteilresektion bei lokal begrenzten Nierenzellkarzinomen der Stadien pT1a (bis 4 cm) und pT1b
(4-7 cm) identische onkologische Sicherheit bei verbessertem Nierenfunktionserhalt und Gesamtüberleben gegenüber der Tumornephrektomie. Ein minimaler Sicherheitsabstand bis zu unter 1 mm erscheint dabei als ausreichend. Lokal fortgeschrittenere Tumoren der Stadien pT2
(>7 cm) sowie pT3a (Infiltration des perirenalen bzw. parapelvinen Fettgewebes) bzw. eine histologisch formale
R1-Resektion erhöhen das Lokalrezidivrisiko bei analogem
Metastasierungsrisiko und Gesamtüberleben. Diese Patienten benötigen eine intensivierte postoperative Tumornachsorge, profitieren aber ebenfalls hinsichtlich Lebensqualität und kardiovaskulärer Morbidität vom Nierengewebserhalt. Eine R1-Resektion rechtfertigt dementsprechend nach aktuellem Kenntnisstand keine sekundäre
Nephrektomie zur „Verbesserung“ der onkologischen Sicherheit.
Stellenwert neoadjuvanter und adjuvanter Therapiekonzepte im Umfeld tumorchirurgischer Eingriffe
Erfolge in der medikamentösen Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms in den vergangenen Jahren haben Ideen reifen lassen, Tyrosinkinaseinhibitoren auch im
adjuvanten und neoadjuvanten Setting einzusetzen.
Eine adjuvante Therapie nach Tumornephrektomie auf
Grund eines lokal fortgeschrittenen klarzelligen Nierenzellkarzinoms wird aktuell in mehreren internationalen
prospektiv randomisierten Phase III-Studien überprüft.
Bisher konnte durch Jocham et al. publiziert alleinig für eine Vakzine-basierte adjuvante Immuntherapie eine Verlängerung des rezidivfreien und Gesamtüberlebens nach
Tumornephrektomie gezeigt werden. Diese aktiv-spezifische Immunisierung erhielt aber keine arzneimittelrechtliche Zulassung und ist dementsprechend nicht verfügbar.
In Deutschland aktiv ist die S-TRAC-Studie, welche nach
Tumornephrektomie bei Patienten mit klarzelligem Nierenzellkarzinom der Stadien pT3a/b / 4 pN0/1 eine adjuvante Therapie mit Sunitinib über 1 Jahr gegen 1 Jahr Plazebo evaluiert.
Außerhalb dieser Studie ist Sunitinib, wie auch alle anderen Tyrosinkinaseinhibitoren, nicht für die adjuvante Behandlung zugelassen. Eine derartige Behandlung entspricht demnach klar einem Off-label-Einsatz.
Zu unterscheiden von der momentan geprüften adjuvanten Indikation ist der neoadjuvante Einsatz von Substanzen. Hierbei wird per Definition eine antineoplastische
Therapie zur zeitlich festgelegten Vorbereitung eines ope-
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JOU R NAL
rativen Eingriffs verabreicht. Idealer Weise mittels Downstaging, jedoch auch über ein Downsizing soll die Operabilität eines lokal fortgeschrittenen Tumors verbessert
werden.
Primär stellt sich die Frage nach dem sogenannten „medical need“ für eine neoadjuvante Therapie beim Nierenzellkarzinom.
Lokal fortgeschrittene Primärtumoren bei fehlender Metastasierung stellen im Einzelfall eine operationstechnische Herausforderung dar, sie sind aber nur in ganz seltenen Ausnahmefällen technisch im eigentlichen Sinne inoperabel. Eine Sondersituation bildet hierbei ggf. die Resektion eines Primärtumors mit ausgedehntem Tumorthrombus in der Vena cava. Bei supradiaphragmaler
Ausdehnung des Tumorthrombus ist die Belastung des Patienten durch Mehrhöhleneingriff, Einsatz der Herz-Lungen-Maschine und zum Teil erhebliche Blutverluste gravierend. Ein Downsizing des Tumorthrombus unter das
Zwerchfellniveau würde hier erhebliche Vorteile bieten.
Schon bei lymphknoten-positiven Befunden stellt sich die
Situation kritischer dar. Eine lymphogene Metastasierung
ist mit hoher Wahrscheinlichkeit vergesellschaftet mit hämatogener Fernmetastasierung und bildet hierbei zusätzlich einen gesicherten negativen Prognosefaktor für das
Gesamtüberleben. Somit ist bei ausgedehnter retroperitonealer Lymphknotenmetastasierung (welche ein operationstechnisches Problem darstellen kann) der potenziell
kurative Charakter des Gesamtkonzeptes prinzipiell fraglich.
Im Falle einer fraglich kurativ resektablen uni- oder oligolokulären Metastasierung bzw. bei Lokalrezidiven erscheint eine neoadjuvante Therapie hingegen sinnvoll.
Eine Sondersituation stellt eine mögliche Indikation zur
neoadjuvanten Therapie für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion bzw. Einzelniere dar, bei der über ein
Downsizing des Tumors ein nierenerhaltendes operatives
Vorgehen ermöglicht werden soll.
Die ideale Substanz für eine neoadjuvante Therapie wirkt
zytotoxisch und induziert in hoher Frequenz hochgradige
Remissionen. Eine derartige Idealsubstanz steht für Nierenzellkarzinome nicht zur Verfügung. Die neoadjuvante
Therapie kann andererseits bei Nichtansprechen die operative Therapie verzögern und im Extremfall nach weiterer Progession eines zuvor mit hohem Aufwand potenziell
kurativ operablen Tumors zur Inoperabilität führen.
Publizierte Einzelfallberichte über erfolgreiche neoadjuvante Konzepte bringen ein derartiges Vorgehen jedoch
immer wieder in die Diskussion. So berichteten Karakiewicz et al. über das erfolgreiche Downsizing eines supradiaphragmalen Tumorthrombus mit nachfolgend unkomplizierter abdomineller Tumornephrektomie. Auch die
Jenaer Arbeitsgruppe konnte im vergangenen Jahr einen
analogen Fall publizieren. In Einzelfällen wurden histologische Komplettremissionen - insbesondere bei Lokalrezidiven - beschrieben. Einzelfallberichte finden sich in einer
aktuellen Arbeit von Thomas et al. auch zu nierenerhaltenden Operationen von zuvor als technisch nicht teilresezierbar eingeschätzten Tumoren.
Prinzipiell zeigen diese Fallberichte die Umsetzbarkeit
neoadjuvanter Konzepte unter Einsatz von Tyrosinkinaseinhibitoren bei nicht relevant erhöhtem Operationsrisiko.
Zwingend zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang
aber auch eine Arbeit von Bex et al., welche über eine si-
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5
gnifikante Größenzunahme des Cavathrombus unter neoadjuvanter Therapie in zwei Fällen berichten. Insbesondere derartige Fallberichte verlangen unsere Aufmerksamkeit, da naturgemäß eine Positivselektion gelungener
Konzepte zur Veröffentlichung gelangt. Prospektive Serien einer neoadjuvanten Therapie im engeren Sinne finden
sich bisher in der Literatur nicht.
Aktuell kann der unkritische Einsatz neoadjuvanter Konzepte bei Patienten mit Nierenzellkarzinom im klinischen
Alltag nicht empfohlen werden. Unser Bestreben sollte es
sein, ein nunmehr erstmals in Deutschland verfügbares
Studienprogramm in dieser Fragestellung zu unterstützen. Leider kann dieses nur ein ganz spezifisch definiertes
Krankengut evaluieren. In anderen komplexen Einzelfällen
erscheint es jedoch an Hand der publizierten Fallberichte
auch zu verantworten, sich nach ausführlicher Diskussion
der genannten Aspekte gemeinsam mit dem Patienten für
ein neoadjuvantes Konzept zu entscheiden.
Tumornachsorge nach kurativer Primärtumoroperation
Hinsichtlich der Nachsorge nach Tumornephrektomie
werden in den EAU-Leitlinien leider aktuell keine klaren
Vorgaben gemacht. Die Nachsorgeintensität soll an Hand
des individuellen Progressionsrisikos des Patienten individuell festgelegt werden. Dabei gilt die Nierenteilresektion
bei Tumoren der Stadien pT1a/b N0 als absolut gleichwer-
tig mit der radikalen Tumornephrektomie und erfordert
keine intensivierte Nachsorge. Bei lokal fortgeschrittenen
Tumoren bzw. nach ablativen Therapieverfahren wird eine intensivierte Nachsorge unabhängig von der Operationstechnik empfohlen.
Folgt man der theoretischen Überlegung, dass alleinig die
chirurgische Resektion von Metastasen eine potenzielle
Chance auf Heilung erreicht und jegliche medikamentöse
Tumortherapie auch im Zeitalter der Targettherapie rein
palliativen Charakter trägt, so wäre vielleicht eine extrem
engmaschige Nachsorge empfehlenswert. Leider weisen
nur etwa 5 % aller Patienten mit Metastasierung eines
Nierenzellkarzinoms solitäre bzw. oligolokuläre Befunde
auf, die einer Metastasenchirurgie zugänglich wären. Prognostisch relevant ist dabei ein Zeitintervall von mindestens 1 Jahr zwischen Primärtherapie und Metastasierung. Patienten mit früher Metastasierung profitieren äußerst selten vom metastasenchirurgischen Vorgehen. Verschiedene Autoren propagierten daher bisher,
Nachsorgeuntersuchungen mittels Schnittbilddiagnostik
erst nach einem Zeitintervall von 2 Jahren nach Tumornephrektomie bzw. Teilresektion zu beginnen.
Einen guten Überblick zu in der Literatur diskutierten
Nachsorgekonzepten bietet die in Tabelle 1 enthaltene,
2007 veröffentlichte Übersicht.
Tabelle 1
Nachsorgekonzepte nach pT-Kategorien
[Skolarikos et al., Eur Urol 51 (2007): 1490-1501]
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Tabelle 2
Nachsorgeempfehlung der UCLA [aus Lam et al. J Urol 174 (2005): 466-472]
Bereits 2005 veröffentlichte aber eine Arbeitsgruppe der
University of California Los Angeles (UCLA) basierend auf
dem dort entwickelten Risikoscore (UISS) eine detaillierte
Nachsorgeempfehlung (siehe Abb.1 und Tabelle 2), welche im Folgenden kurz skizziert wird.
Tabelle 3
Einteilung der Risikogruppen nach histologischem Befund
Risikogruppe
Charakteristika
Low Risk (geringes Risiko)
pT1a/b pN0 M0 G1-2
Intermediate Risk
(mittleres Risiko)
pT1a/b pN0 M0 G3
pT2 pN0 M0 G1-2
High Risk (hohes Risiko)
pT2 pN0 M0 G3
pT3-4 u./o. pN+
Für die differenzierte Nachsorge der Patienten wäre das
in Tabelle 4 dargestellte Schema denkbar.
Abb.1 Definition der Risikogruppen nach UISS
Dieses Schema könnte, ergänzt entsprechend der Bedingungen in Deutschland um eine Abdomensonografie aller 6 Monate bei nicht planmäßiger CT Abdomen, eine gute Basis für einen Nachsorgeplan darstellen. Fraglich erscheint, ob die Einbeziehung des ECOG-Performancestatus klinisch sauber umsetzbar ist und die Risikostratifizierung wirklich verbessert. Aus Sicht des Autors würde sich eine Einteilung der Risikogruppen nach histologischem Befund anbieten (Tabelle 3).
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JOU R NAL
Medikamentöse Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms
Zwei Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre haben dazu beigetragen, den teilweise bestehenden therapeutischen Nihilismus in der Behandlung des metastasierten
Nierenzellkarzinoms beginnend zu überwinden.
Einerseits haben molekularbiologische Untersuchungen
geholfen, die Biologie des Nierenzellkarzinoms besser zu
verstehen. Aktuell wird histologisch eine zunehmende Anzahl von Subtypen des Nierenzellkarzinoms unterschieden. Die wichtigsten Entitäten stellen dabei die klarzelligen sowie die papillären Nierenzellkarzinome dar, welche
ca. 95 % aller malignen renoparenchymatösen Tumoren
ausmachen. Die Subtypen sind durch spezifische genetische Veränderungen charakterisiert. Dies lässt erwarten,
dass sie unter systemischer Therapie kein einheitliches
Verhalten demonstrieren. Die in ca. 80 % der Fälle auftretende und somit häufigste Tumorform, das klarzellige Nierenzellkarzinom, ist typischer Weise durch Veränderungen
am Chromosomenarm 3p charakterisiert. Aus dem Funktionsverlust des VHL-Gens resultiert letztlich eine hypoxieunabhängige massive Überexpression von Wachstums-
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Tabelle 4 Nachsorgeschema für Risikogruppen nach histologischem Befund
Niedriges Risiko
Zeitpunkt Untersuchung
Klinische Untersuchung
Laborwertkontrolle
Sonographie Abdomen
CT Thorax
CT Abdomen
Mittleres Risiko
Zeitpunkt Untersuchung
Klinische Untersuchung
Laborwertkontrolle
Sonographie Abdomen
CT Thorax
CT Abdomen
Hohes Risiko
Zeitpunkt Untersuchung
Klinische Untersuchung
Laborwertkontrolle
Sonographie Abdomen
CT Thorax
CT Abdomen
3 Mon.
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3 Mon.
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3 Mon.
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6 Mon.
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12 Mon.
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6 Mon.
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12 Mon.
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6 Mon.
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12 Mon.
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18 Mon.
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x
x
Die Indikation zur Einleitung der medikamentösen Therapie bildet das progrediente und einer potenziell kurativen
chirurgischen Intervention (Metastasenchirurgie) nicht
zugängliche Tumorleiden.
Diskutiert wird aktuell insbesondere die ideale therapeutische Sequenz für betroffene Patienten. Für Sunitinib
wurde mit 26,4 Monaten medianem Gesamtüberleben in
der Zulassungsstudie summarisch das beste Patientenüberleben ermittelt. 56 % der unter Sunitinib progredienten Patienten hatten im Anschluss an die Studienteilnahme eine Folgetherapie erhalten. Spekulativ hinsichtlich
der Möglichkeit einer gezielten Patientenselektion bleiben
Subgruppenanalysen einer anderen Phase III-Studie, die
für den sequenziellen Einsatz des VEGF-Antikörpers Bevacizumab in Kombination mit Interferon alpha gefolgt von
einem Tyrosinkinaseinhibitor noch bessere Überlebenszeiten beschrieben.
An Hand einer Folgetherapiestudie nach Versagen der
VEGF-gerichteten Therapie wurde Everolimus als Stan-
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18 Mon.
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faktoren, welche als therapeutisches Target genutzt werden können.
Andererseits hat die seit Beginn der 80-er Jahre zunehmende Identifikation von Wachstumsfaktoren, ihrer biologischen Bedeutung, Rezeptorwechselwirkungen und intrazellulärer Signalkaskaden im Allgemeinen die Möglichkeit geschaffen, gezielt hier angreifende Substanzen zu
entwickeln.
Erstmals rückte die systemische Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinom 2005 auf der Jahrestagung der
American Society of Oncology (ASCO) in den Mittelpunkt
des Interesses. Seit dieser Zeit wurden in Deutschland insgesamt 6 neue Substanzen für die Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms zugelassen. Eine Übersicht
zum Zulassungsstatus gibt Tabelle 5.
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36 Mon.
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48 Mon.
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60 Mon.
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48 Mon.
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60 Mon.
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84 Mon.
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108 Mon.
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dard in dieser Second line Situation definiert und in
Deutschland zugelassen.
In diesem Jahr wurde das Portfolio der Therapeutika zur
Behandlung des metastasierten Nierenzellkarzinoms ergänzt durch Pazopanib, einen Tyrosinkinaseinhibitor mit
differentem Hemmprofil im Vergleich zu Sunitinib und Sorafenib. Für diese Substanz wird ein verbessertes Nebenwirkungsprofil erhofft. Entsprechend der EAU-Leitlinien
ergeben sich aktuell die in Abb. 2 dargestellten Therapieempfehlungen.
Hinsichtlich der medikamentösen Therapie beim Nierenzellkarzinom ist insgesamt anzumerken, dass diese sich
derzeit extrem im Fluss befindet. International werden
vielfältige prospektiv randomisierte Studien durchgeführt, welche helfen sollen, die optimale Behandlungssequenz zu definieren. Verschiedene dieser Studien sind
auch in Deutschland für die Aufnahme von Patienten geöffnet. Einen Überblick über die Gesamtstudiensituation
kann man auf der Internetseite www.clinical-trials.com erhalten, bezüglich der in Deutschland verfügbaren Studienprotokolle über die Homepage der Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie (AUO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG).
Stellenwert und Timing der zytoreduktiven Nephrektomie im multimodalen Therapiekonzept des metastasierten Nierenzellkarzinoms
Basierend auf den Daten der durch Mickisch et al. und Flanigan et al. publizierten Studien zum Einfluss der Nephrektomie auf das Patientenüberleben in Kombination
mit einer Interferontherapie im Vergleich zur alleinigen
Zytokintherapie wird die Tumornephrektomie als primärer
Behandlungsschritt für Patienten mit bereits zum Diagnosezeitpunkt fassbarer Metastasierung empfohlen. Unklar
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ist, inwieweit diese Empfehlung im Zeitalter der Targettherapie Gültigkeit behält. Aus den nunmehr vorliegenden Studiendaten inklusive Subgruppenanalysen lassen
sich aber einige Hinweise ableiten. So profitieren Patienten des hohen Risikoprofils und Behandlung mit dem
mTOR-Inhibitor Temsirolimus offenbar nicht von einer primären Nephrektomie. Diese Patienten weisen ohnehin eine derart hohe Dynamik der Tumorerkrankung auf, dass
sie regelmäßig, bedingt durch das Operationstrauma sowie die resultierende zeitliche Verzögerung, die medikamentöse Therapie gar nicht mehr erhalten können. Anders wird dies erwartet bei Patienten des mittleren Risikoprofils nach Motzer bzw. geringer Metastasenlast bei
monströsem Primärtumor mit geplanter Sunitinibbehandlung. Hier lassen insbesondere Daten aus den weltweiten extended access Studien der Jahre 2006 bis 2008
Hinweise auf ein verbessertes Therapieansprechen der nephrektomierten Patienten erwarten.
Auch diese Fragestellung soll durch derzeit laufende bzw.
geplante Studien beantwortet werden. So vergleicht eine
europäische Studie aktuell den Einfluss der primären zytoreduktiven Nephrektomie gefolgt von einer Sunitinibtherapie mit der alleinigen Sunitibgabe. Eine weitere Studie soll die Sinnhaftigkeit einer Sunitinibgabe vor Nephrektomie zur Identifizierung von Respondern bzw Nonrespondern evaluieren, um ggf. bei Nichtansprechen den
Patienten die Nephrektomie ersparen zu können.
Tabelle 5
Zulassungsstatus neuer Substanzen für die Therapie des
metastasierten Nierenzellkarzinoms
Substanz
Wirkstoff / Präparatename
Behandlung des fortgeschrittenen
und/oder metastasierten Nierenzellkarzinoms: Therapielinie
Sunitinib / Sutent
Keine Einschränkung auf
Therapielinie
Sorafenib / Nexavar
Zweitlinie nach Versagen einer
zytokinbasierten Therapie bzw.
bei Patienten, die für eine Zytokintherapie nicht geeignet erscheinen
Pazopanib / Votrient
Erstlinientherapie
Zweitlinientherapie nach Versagen
einer zytokinbasierten Therapie
Bevacizumab / Avastin +
Interferon Alpha / Roferon
Erstlinientherapie
Temsirolimus / Torisel
Erstlinientherapie bei Patienten mit
hohem Progressionsrisiko nach
Hudes (mind. 3/6 Risikofaktoren)
Everolimus / Afinitor
Zweitlinientherapie nach Versagen
einer VEGF-gerichteten Therapie
Interferon Alpha / Roferon
Erstlinientherapie, heute klinisch
keine Bedeutung mehr
Interleukin 2 / Proleukin
Erstlinientherapie, heute klinisch
keine Bedeutung mehr
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Abb. 2 Aktuelle Therapieempfehlungen nach EAU-Leitlinien
Zusammenfassung
In den vergangenen Jahren hat sich ein dramatischer
Wandel in der Diagnostik und Therapie von Nierenparenchymtumoren ergeben. Schlaglichtartig lassen sich folgende Kernaussagen ableiten:
1) Ein nierenerhaltendes Vorgehen sollte im Rahmen der
Primärtumoroperation stets angestrebt werden. Kriterium ist hierfür alleinig die technische Umsetzbarkeit,
nicht das Tumorstadium bzw. die Tumorgröße.
2) Ablative Verfahren, wie Radiofrequenz- oder Kryoablation, sind mit deutlich schlechterem onkologischen
Outcome verbunden und sollten daher nur in Einzelfällen eingesetzt werden.
3) Es sind Konzepte zur individualisierten Nachsorge der
Patienten nach Tumornephrektomie zu entwickeln.
Ausschlaggebend für die Risikoklassifikation ist hierbei
Staging und Grading der Tumoren. Eine Nierenteilresektion gilt im Vergleich zur radikalen Tumornephrektomie als onkologisch ebenso sicher. Für die Zukunft ist
zu erwarten, dass neben den histologischen Parametern auch tumorbiologische Prognosefaktoren definiert
werden können.
4) Adjuvante und neoadjuvante Konzepte stellen heute
keine Alternative in der klinischen Routine dar. Während eine adjuvante Therapie alleinig innerhalb klinischer Studien möglich ist, erscheint im Einzelfall eine
neoadjuvante Behandlung nach intensiver Risiko-Nutzen-Abwägung mit dem Patienten zu rechtfertigen.
5) Die Targettherapie unter Einsatz von Tyrosinkinase- und
mTOR-Inhibitoren sowie Anti-VEGF-Antikörpern erfolgt
risikostratifiziert an Hand geltender Leitlinien. Die optimale Therapiesequenz ist bisher ungeklärt. Die
Behandlungsoptionen sind an Hand klinischer Studien
derzeit stark im Fluss.
Literatur beim Verfasser
Korrespondenzadresse:
PD Dr. med. Thomas Steiner
Klinik für Urologie
HELIOS Klinikum Erfurt GmbH
Nordhäuser Str. 74
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■ Aktuelle Diagnose-, Therapie- und
Nachsorgeleitlinien
Die Verbreitung aktueller Leitlinien im Versorgungsgebiet
ist eine Hauptaufgabe der Tumorzentren.
Wir werden an dieser Stelle regelmäßig auf die geltenden
Leitlinien hinweisen.
In dieser Ausgabe finden Sie die Empfehlungen zur Nachsorge ausgewählter Tumorentitäten.
Nachsorge des Lungenkarzinoms
Bei kurativ behandelten Patienten zielt die Nachsorge auf
die möglichst frühzeitige Diagnose von Lokalrezidiven
oder Zweittumoren, um so durch die Option eines weiteren kurativen chirurgischen Eingriffes die Heilungschance
zu erhalten. Bei Patienten mit Fernmetastasen oder nicht
kurativer Behandlung stehen Symptomfreiheit und der Erhalt der bestmöglichen Lebensqualität im Vordergrund.
Tabakrauchen
Das inhalative Tabakrauchen hat einen deutlichen prognostischen Einfluss für die Patienten. Dabei ist bei aktiven
Raucher sowohl die postoperative Komplikationsrate als
auch nach Chemo- oder Strahlentherapie das mediane
Überleben verkürzt. Die Rate der Zweitkarzinome ist bei
aktiven Rauchern erhöht und die pulmonale Funktion verschlechtert sich signifikant. Daher sollten Patienten mit
Lungenkarzinomen nachhaltig motiviert werden, mit dem
Tabakrauchen aufzuhören. Zur Unterstützung sollten die
Patienten wirksame Hilfen zur Raucherentwöhnung erhalten.
Die Häufigkeit von Rezidiven (Lokalrezidive oder Fernmetastasen) ist abhängig vom Stadium der Erstdiagnose und
beträgt im Stadium I 20-30 %, im Stadium II 50 % und im
Stadium III sogar 70-80 % im Verlauf von 5 Jahren. Dabei
treten Rezidive als Lokalrezidive in 10-20 %, als Fernmetastasen in 20-30 % der Fälle auf. Während die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivtumors in den ersten beiden
Jahren nach Resektion am höchsten ist, hält sich der Anteil an Zweittumoren weitgehend konstant über die ersten 5 Jahre. Dabei beträgt die Rate von Zweittumoren in
5 Jahren zwischen 2-15 %.
Mit dem Auftreten von Rezidiven ist die Prognose deutlich eingeschränkt. Als mögliche kurative therapeutische
Maßnahmen kommen die chirurgische Resektion oder
aber die Strahlentherapie in Betracht. In einer solchen Situation beträgt das 2-Jahres-Überleben 27 % im Stadium I, 20 % im Stadium II und 14 % im Stadium III. Die
mediane Überlebenszeit liegt nach chirurgischem Eingriff
bei 12 Monaten, nach Bestrahlung bei 12-14 Monaten. Jedoch muss berücksichtigt werden, dass es nur wenige Serien mit geringen Patientenzahlen gibt.
Die Frequenz, der Umfang und die Dauer der Nachsorgeuntersuchungen sollten sich an der Histologie und dem
Stadium des Primärtumors, der Art der Primärbehandlung
und dem zu erwartenden Muster an Folgekomplikationen
(Progress der Erkrankung, Therapiefolgen) orientieren.
Allgemein verbindliche, studienvalidierte Empfehlungen
J OU R NAL
dazu gibt es nicht. Bei kurativ operierten Patienten mit
Bronchialkarzinomen wird in retrospektiven Analysen, die
den Einfluss der Nachsorgeintensität auf den Zeitpunkt
der Rezidivdiagnose und das Überleben der Patienten untersuchen, kein Überlebensvorteil der Patienten in den intensiveren Nachsorgekonzepten offensichtlich.
Erfassung posttherapeutischer Komplikationen
Zunächst sind posttherapeutische Komplikationen zu erfassen. Nach chirurgischer Resektion stehen Schmerzzustände, Infektionen oder aber der Verlust an Lungenfunktion im Vordergrund, nach Strahlentherapie die Ösophagitis und die Pneumonitis, aber auch Affektionen der
Haut, des Herzens oder des Rückenmarks.
Wesentlich für weitergehende Untersuchungen und von
zentraler Bedeutung bei jedem Nachsorgetermin sind Anamnese (Allgemeinbefinden, Gewichtsverlauf, Schluckbeschwerden, Hustencharakteristik und Intensität, Auswurf
Hämoptysen Atemnot, Schmerzen) und klinische Untersuchung (Herz, Lunge, das Erfassen einer oberen Einflussstauung bzw. von Lymphknotenvergrößerungen, Leber
und Skelett als mögliche Orte einer Metastasierung). Darüber hinaus wird jeweils ein Röntgen-Thorax in zwei Ebenen empfohlen.
Zu den empfohlenen Labor-Parametern gehören die
Transaminasen, alkalische Phosphatase, Calcium und LDH.
Die Durchführung einer Oberbauchsonographie wird für
jeden zweiten Nachsorgetermin als Routine-Diagnostik
empfohlen.
Ist die Strahlentherapie als eine Komponente in das Therapiekonzept einbezogen, werden nach Abschluss der Behandlung lungenfunktionelle Kontrollen (Bodyplethysmographie, Transferfaktor, Blutgase in Ruhe und nach Belastung) empfohlen.
Immer dann, wenn die chirurgische Resektionen nicht radikal waren (R1/2-Resektionen) oder wenn Manschettenresektionen bzw. Pneumonektomien durchgeführt wurden, empfiehlt sich ein Spiral-CT des Thorax sowie eine
Bronchoskopie nach Operation oder Abschluss der Strahlentherapie.
Jede weitere diagnostische Maßnahme sollte sich nach
den Symptomen bzw. der spezifischen Anamnese richten.
Als kurativ können Behandlungskonzepte angesehen werden, die in den Stadien I-III des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms mit einer kompletten Tumorresektion abgeschlossen wurden und bei denen in Abhängigkeit vom
Stadium (Stadium II und inzidentell IIIA) eine adjuvante
Chemotherapie erfolgte. Ebenfalls als kurativ behandelt
gelten Patienten, bei denen nach Chemo-Strahlentherapie
eine Vollremission erreicht wurde.
Nach Abschluss eines kurativen Therapiekonzeptes zielt
die Nachsorge auf
a) die möglichst frühzeitige Diagnose eines Lokalrezidivs
oder von Zweittumoren sowie
b) das möglichst frühzeitige Erfassen von Nebenwirkungen und Komplikationen der Therapie.
Es existiert eine große Heterogenität in den verschiedenen
Strategien zur Nachsorge nach kurativer Behandlung eines NSCLC. In den verfügbaren Leitlinien variieren die
Nachsorgeintervalle von 3 bis 6 Monaten für die ersten
2-3 Jahre. In der Bildgebung wird einheitlich ein Röntgenthorax gefordert, zum Teil zusätzlich ein halbjährli-
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ches/jährliches CT und eine Bronchoskopie. Alle gemeinsam verlängern die Nachsorgeintervalle nach 2 Jahren auf
mindestens 6 Monate. Ob die weitere Nachsorge nach
5 Jahren sinnvoll ist, bleibt strittig. Die optimale Nachsorgestrategie ist noch nicht identifiziert worden.
Empfehlungen gemäß der aktuellen S3-Leitlinie
Nachsorge nach kurativer Therapie
Bei Patienten nach kurativer Therapie sollten die posttherapeutischen Komplikationen, die nach Operation oder
Strahlentherapie auftreten können, erfasst und behandelt werden. Die erste klinische Vorstellung wird 4–6 Wochen nach Abschluss der Therapie unter Einschluss einer
Lungenfunktionsprüfung und der CO-Diffusionskapazität
(DLCO) empfohlen.
Nach kurativer Therapie sollten die Patienten in den ersten
2 Jahren vierteljährlich, ab dem 3. Jahr halbjährlich und
nach 5 Jahren einmal jährlich untersucht werden. Diese Intervalle beginnen mit der Erstvorstellung 4–6 Wochen
nach Abschluss der Therapie. Bei diesen Nachsorgeterminen sind eine dezidierte Anamnese, eine körperliche Untersuchung und geeignete bildgebende Verfahren durchzuführen.
Ein generelles Screening auf Hirnmetastasen kann nicht
empfohlen werden, bei Hochrisikopatienten nach Maßgabe des Therapeuten jedoch sinnvoll sein.
Nachsorge nach palliativer Therapie
Im Gegensatz zur Nachsorge nach kurativer Terapie ist das
Nachsorgekonzept bei Patienten mit Fernmetastasen oder
einer nicht zu kontrollierenden lokalen Progression palliativ. Hier zielt die Nachsorge auf eine möglichst gute Symptomkontrolle und gute Lebensqualität sowie das Erfassen von Nebenwirkungen oder Komplikationen der Therapie.
Nach einer palliativen Therapie sollten Ansprechen, Nebenwirkungen und Beschwerdebild einen Monat nach
Abschluss der Behandlung durch das den Patienten betreuende Team evaluiert werden. Als Basis sind dabei Anamnese, körperliche Untersuchung, eine konventionelle
Röntgenaufnahme des Thorax und je nach Beschwerdebild geeignete bildgebende Verfahren durchzuführen. Danach sollten festgelegte Wiedervorstellungen mindestens
alle 3 Monate erfolgen. Bei Patienten mit der Option auf
weitere Therapien ist eine Verkürzung der Nachsorgeintervalle auf 6 bis 8 Wochen sinnvoll. Hier sollten dann geeignete Untersuchungsverfahren zur rechtzeitigen Erfassung eines Progresses der Erkrankung durchgeführt werden.
Tabelle Nachsorge-Schema Lungenkarzinome
Untersuchungen
Nachsorge-Termine
0-2 Jahre
3-5 Jahre
Anamnese
1/4-jährlich
1/2-jährlich
Körperliche Untersuchung
1/4-jährlich
1/2-jährlich
Röntgen-Thorax
1/4-jährlich
1/2-jährlich
Labor
1/4-jährlich
1/2-jährlich
Oberbauchsonographie
1/2-jährlich
jährlich
CT-Thorax
**
**
Bronchoskopie
**
**
**nach klinischen Hinweisen
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JOU R NAL
Literatur beim Verfasser erhältlich
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Karl-Matthias Deppermann
1. Medizinische Klinik
Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin
HELIOS Klinikum Erfurt
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Nachsorge Malignes Melanom
Im Folgenden sind die derzeit gültigen Nachsorgeempfehlungen nach der aktuellen Leitlinie/Kurzleitlinie der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie in der
Deutschen Dermatologischen Gesellschaft bzw. der Deutschen Krebsgesellschaft wiedergegeben. Da zum einen
die AJCC- und TNM-Klassifizierungen im Jahr 2010 modifiziert wurden und zum anderen neuere Erkenntnisse zur
Pathogenese (Genetik), Diagnostik (Bedeutung der Schildwächterlymphknotenexstirpation, Positronenemissionstomographie) und daraus resultierend auch zur Therapie
vorliegen oder in sehr naher Zukunft erwartet werden, ist
eine grundlegende Überarbeitung der deutschen Melanomleitlinie auf S3-Niveau derzeit in Arbeit. Die Veröffentlichung ist für das Jahr 2012 geplant und wird sehr wahrscheinlich auch neue Nachsorgeleitlinien beinhalten.
Nachsorgeuntersuchungen werden beim malignen Melanom durchgeführt, um die Tumorrezidive frühzeitig zu erkennen und die Entwicklung von Zweitmelanomen zu erfassen. In der strukturierten Nachsorge werden primär
über 80 % der Tumorrezidive diagnostiziert. Die Früherkennung der Rezidive ist für die Patienten prognoserelevant. Die meisten Rezidive beim malignen Melanom werden bei der körperlichen Untersuchung gefunden. Die Rate der Entdeckungen von Metastasen durch bildgebende
Verfahren ist relativ gering.
Der Umfang und die Frequenz der Nachsorgeuntersuchungen orientieren sich ähnlich wie das therapeutische
Vorgehen an den initialen Tumorparametern bzw. dem Tumorstadium. Die Nachsorge ist in den ersten 5 postoperativen Jahren intensiv zu gestalten, da hier 90 % der Metastasen auftreten. Spätmetastasen sind jedoch nicht ungewöhnlich, so dass generell eine Nachsorge über 10 Jahre empfohlen wird.
Folgende Ziele werden mit Nach- sorgeuntersuchungen
verbunden:
1. Feststellung der Tumorfreiheit bzw. Früherkennung einer Progression
2. Überwachung des Pigmentsystems zur Früherkennung
von Melanomvorläufern und Zweitmelanomen oder
Hautkarzinomen
3. Psychosoziale Betreuung
4. Dokumentation der Krankheitsverläufe
5. Durchführung und Überwachung einer adjuvanten
Therapie
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Im Vergleich zu den bisherigen Empfehlungen kann der
Umfang der Untersuchungen in den
Stadien des Primärtumors und besonders bei malignen
Melanomen mit weniger als 1 mm Tumordicke reduziert
werden. Bei besonderen prognostischen Risikofaktoren
kann von diesen Empfehlungen abgewichen werden. Die
neuen Empfehlungen zur strukturierten Nachsorge bei
kutanen malignen Melanomen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
6. Eine Aufklärung des Patienten über die Möglichkeit
selbst frühzeitig Rezidive zu erkennen, sollte Bestandteil der Nachsorge sein.
Literatur
Garbe C et al.: Kurzleitlinie Malignes Melanom. J Dtsch
Dermatol Ges. 6 Suppl 1:S9-S14, 2008
Korrespondenzadresse:
Tabelle Empfehlungen für die Nachsorge kutaner maligner Melanome (Intervalle in Monaten) [Garbe und Schadendorf 2003]
Stadium &
Tumordicke
Körperliche Körperliche LymphknotenUnterUnterSonographie
suchung
suchung
1.-5. Jahr
I, ≤ 1 mm
6
I+II,>1 mm 3
III*
3
IV
*
**
***
****
6.-10. Jahr
12
6-12
6
1.-5. Jahr
keine
6
3-6
Blutuntersuchung**
Protein S
100
1.-5. Jahr
keine
3-6
3-6
Bildgeb.
Untersuchung***
1.-5. Jahr
keine
keine****
6
Prof. Dr. med. Rudolf A. Herbst
Dr. med. Ivonne Kellner
Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie
HELIOS Hauttumorzentrum Erfurt
HELIOS Klinikum Erfurt
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99089 Erfurt
Telefon: 0361-781 43 01
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Individuell
Das Stadium III umfasst alle Formen der lokoregionären Metastasierung. Das neue AJCC-Stadium IIC (> 4 mm Tumordicke +
Ulceration) sollte wie Stadium III behandelt werden, da die
Prognose vergleichbar ist.
Für die Rezidiverkennung ist allein Protein S100 geeignet.
Abdomen-Sonographie und Röntgen-Thorax-Untersuchung oder
CT bzw. MRT oder PET.
Im Rahmen adjuvanter Therapien werden bildgebende Untersuchungen in 6- bis 12-monatigen Abständen empfohlen.
In Deutschland praktizieren die Sozialversicherungsträger
Anschlussheilbehandlungen (AHB), Anschlussrehabilitationsverfahren (AR) und Anschlussgesundheitsmaßnahmen
(AGM) im Anschluss an die Akutbehandlung von bösartigen Geschwulsterkrankungen der Haut. Im Rahmen der
psychosozialen Nachsorge kann bei Patienten auch eine
Rehabilitationsmaßnahme in entsprechenden Fachkliniken durchgeführt werden. Die „Rehabilitationsnachsorge“ hat das Ziel, den richtigen Umgang mit der Tumorerkrankung selbst und den damit verbundenen körperlichen und psychischen Störungen zu vermitteln, um einer
Desintegration im sozialen und beruflichen Umfeld vorzubeugen. Darüber hinaus sollen funktionelle Störungen
durch entsprechende Maßnahmen in der Rehabilitation
verbessert oder beseitigt werden.
Zusammenfassung
1. In der Nachsorge werden primär über 80 % der Tumorrezidive gefunden.
2. Die Früherkennung der Rezidive ist für den Patienten
prognoserelevant.
3. Anamnese und klinische Untersuchung haben den
wichtigsten Stellenwert für die Erkennung von Tumorrezidiven.
4. Eine sensitive Nachsorgeuntersuchung ist die Lymphknotensonographie.
5. Der Einsatz von bildgebenden Verfahren und Blutuntersuchungen soll risikoadaptiert vorgenommen werden.
J OU R NAL
Nachsorge HNO-Tumoren
Die Heilungschance aller Tumoren im HNO-Bereich hängt
vom Stadium bei der Diagnosestellung ab. Die kurative
Therapie ist in der Regel die Chirurgie. In Grenzfällen kann
eine multimodale Therapie mit Operation, Strahlen- und
Chemotherapie zu Langzeitremissionen bzw. zur Heilung
führen. In den vergangenen Jahren haben auch Patienten
mit inoperablen Tumoren von einer primär angewendeten
Radio-Chemo-Therapie profitiert. Die Antikörpertherapie
lässt weitere gute Therapieerfolge in der Tumortherapie
erwarten.
Bei Patienten nach kurativer Erstbehandlung steht neben
der Behandlung therapiebedingter Folgeschäden die Entdeckung des Lokalrezidivs im Vordergrund der Nachsorgeuntersuchung, da Fernmetastasen seltener sind. Sowohl beim Rezidiv als auch bei der Metastasierung bestehen deutlich schlechtere Heilungschancen.
Die meisten Patienten mit HNO-Tumoren haben auch ein
erhöhtes Risiko an einem Bronchialkarzinom, Ösophaguskarzinom oder einem zweiten Tumor im HNO-Bereich zu
erkranken. Insbesondere bei potentiell kurativ behandelten Patienten ist bei der Nachsorge an diese Zweitkarzinome zu denken.
Notwendige Untersuchungen
- Ärztliche Untersuchung, Ganzkörperuntersuchung alle
6 Monate durch Hausarzt
- HNO-Spiegelstatus durch niedergelassenen HNO-Arzt
monatlich
Tumornachsorge: alle 3 Monate für 2 Jahre, dann halbjährlich, später jährlich
- Sonografie des Halses und der Speicheldrüsen bei jeder
Tumornachsorgeuntersuchung
- Kopf-Hals-CT oder -MRT (tumorabhängig) nach Abschluss der Primärtherapie
- Röntgen-Thorax alle 12 Monate für 5 Jahre
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Ergänzende Untersuchungen bei Beschwerden oder
Metastasenverdacht:
- Sonografie des Abdomens
- Kopf-Hals CT oder -MRT
- Röntgen-Thorax oder CT
- PET-CT
- Laboruntersuchungen (Entzündungsparameter, Blutbild, Leberenzyme, harnpflichtige Substanzen)
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. Dirk Eßer
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
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sind für verschiedene Tumorentitäten (z.B. für niedriggradige Gliome, Kraniopharyngeome) auch deutschlandweit
agierende Studienzentren eingebunden.
Bei Tumoren mit hoher Wachstums- oder Rezidivrate muss
die Nachsorge zur Bestimmung des biologischen Verhaltens des Tumors engmaschiger erfolgen. Nach der ersten
Kontrolle 3 Monate nach der Intervention erfolgen weitere Untersuchungen in der Regel alle 3 Monate, wenn kein
Hinweis auf einen Rest- oder Rezidivtumor besteht. Unabhängig davon wird der Verlauf bei Patienten mit neurologischen Ausfällen oder Epilepsie kontinuierlich überwacht, um die symptomatische Therapie zu optimieren
und rechtzeitig rekonstruktive Interventionen bei persistierenden Defiziten oder anderen Folgezuständen einleiten zu können.
Patienten mit Tumoren im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels (z.B. Akustikusneurinome) und der Schädelbasis
(Tumoren im Bereich der Sella) nehmen zusätzlich an Umfragen zur Lebensqualität und Symptomausprägung mittels Fragebogen teil, um die Behandlung auf diesem Gebiet zu optimieren.
Tumoren des zentralen und peripheren Nervensystems
Aufgrund der Vielzahl der Tumorarten des ZNS ist die
Nachsorge und die Verlaufskontrolle unterschiedlich. Bei
allen Patienten erfolgte die rehabilitative Therapie zunächst unabhängig von der Dignität des Tumors und ist
danach ausgerichtet, welche neurologischen Defizite
durch den Tumor oder durch dessen Behandlung (Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie) entstanden sind.
Die Therapie beginnt unmittelbar nach Auftreten des Defizits noch in der Klinik: z.B. durch Logopädie bei Sprachstörungen oder Physiotherapie bei motorischen Ausfällen.
In jedem Fall sind die Ziele die Reintegration des Patienten in sein soziales Umfeld, die Wiedererlangung oder
Verbesserung seiner psychischen und physischen Fähigkeiten und die Wiedereingliederung in seinen Arbeitsbereich. Häufig schließt sich deshalb an die Operation bzw.
die Radio- und/oder Chemotherapie eine Anschlussheilbehandlung an.
Art und Umfang der Nachsorge orientieren sich unter anderem an der Dignität des Tumors, an den eingesetzten
therapeutischen Maßnahmen und an den neurologischen
Defiziten des Patienten. Die Klinik für Neurochirurgie, die
Klinik für Neurologie und die Klinik für Strahlentherapie
haben hierzu eigene Tumorsprechstunden eingerichtet,
interdisziplinäre Fälle werden regelmäßig in speziellen Foren (z.B. Neurozentrumskonferenz, Schädelbasiskonferenz) besprochen. Generell orientiert sich die Nachsorge
an interdisziplinär erstellten Leitlinien (siehe z.B.
http://www.dgn.org/inhalte-kapitel.html).
Bei gutartigen Tumoren wird eine klinische und kernspintomographische (MRT) Befundkontrolle nach Ablauf von
3 Monaten angestrebt, unabhängig davon, ob bereits innerhalb der ersten drei Tage eine bildgebende Kontrolluntersuchung erfolgt ist. Bei unauffälligem Verlauf wird die
nächste Nachuntersuchung meist erst nach weiteren
12 Monaten fällig. Die weiteren Kontrollintervalle (Standard 6-12 Monate) variieren in Abhängigkeit von den erhobenen Befunden und der Dignität des Tumors. Dabei
■ S eite 3 0 ■
JOU R NAL
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. Steffen Rosahl
Klinik für Neurochirurgie
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■ Die Schädelbasis – eine interdisziplinäre Herausforderung
Von der 18. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schädelbasischirurgie in Erfurt
Qualitätssicherung, Zentrenbildung, Interdisziplinarität
und neue Therapieverfahren waren die Schwerpunkte der
18. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schädelbasischirurgie, zu der vom 1.-4. Oktober ca. 200 Teilnehmer und Gäste aus USA, England, Frankreich, Italien, Spanien, Ukraine, Irak, Norwegen und Saudi-Arabien im Pullman Hotel der Thüringer Landeshauptstadt durch Oberbürgermeister Andreas Bausewein begrüßt wurden. Die
Organisation des wissenschaftlichen Programms der Tagung mit anschließendem Hands-on-Workshop lag in diesem Jahr in den Händen der Erfurter Neurochirurgen.
Nach über 30 Jahren Entwicklung ist die Behandlung der
Erkrankungen auf diesem Spezialgebiet den Kinderschuhen entwachsen. Die Schädelbasischirurgie stellt inzwischen ein Rollenmodell für interdisziplinäre Zusammenarbeit dar – die komplexe, Fachgrenzen überschreitende
Anatomie und Pathophysiologie der betroffenen Region
ist anders nicht zu beherrschen. Darüber hinaus ist das
Gebiet ein Entwicklungsfeld für neue Instrumente und
Techniken und damit Ausgangspunkt für beispielhafte Kooperationen mit der Medizintechnik. Auf der Tagung wurde dieser Tatsache mit der Vergabe des eigens für besondere Verdienste um diese Zusammenarbeit gestifteten
Scheunemann-Preises an den Vorstandsvorsitzenden der
Aesculap AG, Hanns-Peter Knaebel, auf dem Gesellschaftsabend im neu eröffneten Palmenhaus in der Erfurter Innenstadt Rechnung getragen.
Wachsendes medizinisches Interesse gilt in der Schädelbasischirurgie endoskopischen und endoskopisch-assistierten Behandlungsverfahren. Dabei ist die transnasal gut erreichbare Keilbeinhöhle Dreh- und Angelpunkt der verschiedensten Zugangswege zur Schädelbasis. Ein in 3D illustrierter Vortrag von Juan Fernandez aus Pittsburgh und
ein aus Verona live via Skype übertragener Vortrag von
J OU R NAL
Paolo Cappabianca zur endoskopischen Chirurgie der vorderen Schädelbasis waren Publikumsmagneten. Auch der
im Anschluss an die Tagung (3./4.10.) durchgeführte
Hands-on-Workshop an 11 technisch voll ausgerüsteten
Arbeitsplätzen stand ganz im Zeichen der endoskopischen
Verfahren. Neu für diese traditionell sehr rasch ausgebuchten Workshops war die Demonstration neuroprothetischer Verfahren, wie die Anlage von elektronischen Implantaten in der Cochlea und am Hirnstamm.
Michael Gleeson (HNO) aus London, einer der Gründungsväter der europäischen Gesellschaft für Schädelbasischirurgie Gastgeber des nächsten Weltkongresses auf diesem Gebiet im Jahr 2012 im englischen Brighton und
Chef-Herausgeber der Zeitschrift „Skull Base“ hatte mit einem vergünstigten Subskriptionspreis für die deutschen
Kollegen ein besonderes Geschenk im Gepäck. Mit Rudolf
Fahlbusch (Hannover) zeigte ein weiterer „Altmeister“
und Routinier Wege auf, wie Tradition und Moderne bei
der Bildung von Schädelbasis-Zentren zusammenkommen können.
Andreas Unterberg (Heidelberg), gerade erholt von der
Organisation der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie auf der Neurowoche in Mannheim, nahm das umkämpfte Thema „Mindestmengen“
bei der Behandlung seltener Erkrankungen in seinen Vortrag zur Qualitätssicherung auf und erhielt Zustimmung
sowie lebhafte Diskussion.
Die Vorstellung der neuen „Leitlinie Akustikusneurinom“
durch den Vorsitzenden der DGSB, Thomas Lenarz, Fachvorträge, eine Podiumsdiskussion über Behandlungsoptionen und die sehr wissenschaftliche Darstellung von ergebnisorientierter Patientenberatung von Morten LundJohansen aus Bergen (Norwegen) zeichneten den Weg für
eine Standardisierung der Behandlung von Patienten mit
diesem Tumor in Zukunft vor.
Marcos Tatagiba (Neurochirurgie Tübingen) zeigte anschaulich anhand exakter chirurgischer Ergebnisse, wie es
durch exzellentes Mentoring gelingen kann, den neurochirurgischen Nachwuchs rasch und unter Vermeidung einer flachen Lernkurve an das Arbeiten auf höchstem Qualitätsniveau heranzuführen.
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Jürgen Debus aus Heidelberg referierte eindrucksvoll zu
Ergebnissen der Protonenbestrahlung von chordoiden Tumoren der Schädelbasis. Hier zeigte sich ganz besonders
stark die Notwendigkeit der Einbeziehung nicht-chirurgischer Fächer in die onkologischen Behandlungsstrategien
von Schädelbasistumoren. Vor diesem Hintergrund gibt es
Überlegungen in der Gesellschaft, die Bezeichnung „Chirurgie“ aus deren Namen herauszulösen, um anderen
Fachvertretern den Zugang zur DGSB zu erleichtern und
das erweitert-interdisziplinäre Umfeld zu verdeutlichen.
Mit der Kurt-Schürmann-Medaille für außergewöhnliche
Verdienste auf dem Gebiet der Schädelbasischirurgie wurde in diesem Jahr Rainer Schmelzle, Direktor der MundKiefer-Gesichtschirurgie aus dem Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf geehrt. Den Denecke-Preis für hervorragende wissenschaftliche Nachwuchsarbeiten erhielt
Florian Ebner (Neurochirurgie Tübingen).
Gastgeber der nächsten Jahrestagung der DGSB wird Jörg
Schipper (HNO-Klinik der Universität Düsseldorf) sein. Bis
dahin soll vor allem an der Definition und Zertifizierung
der bestehenden Zentren gearbeitet werden.
Korrespondenzadresse:
von Medizinisch-wissenschaftlicher Gesellschaft Erfurt e.V.
HELIOS Klinikum Erfurt GmbH und Tumorzentrum Erfurt e.V.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir möchten Ihre gezielten und konzentrierten Fortbildungsaktivitäten
mit einem gemeinsamen Veranstaltungsverzeichnis unterstützen und Ihnen ein breites Spektrum zertifizierter und hoffentlich für Sie interessanter Fort- und Weiterbildungen anbieten.
Die nachstehende Kurzfassung kann weder vollständig sein, noch umfassend informieren. Sie soll als Orientierungshilfe dienen und Sie animieren, alle weiteren Informationen und die laufenden Aktualisie-rungen auf der Internetseite www.mwg-erfurt.de nachzulesen und / oder
direkt bei den Organisatoren zu erfragen.
Über eine zahlreiche Teilnahme an den Veranstaltungen, rege Diskussionen sowie die Vertiefung und Ausweitung persönlicher Kontakte freuen
wir uns besonders.
Prof. Dr. med.
R. Erkwoh
Vorsitzender
MWG e.V.
Prof. Dr. med.
A. Stier
Vorsitzender
Tumorzentrum Erfurt e.V.
Prof. Dr. med.
D. Eßer
Ärztlicher Direktor
HELIOS Klinikum Erfurt
Januar 2011
Prof. Dr. med. Steffen Rosahl
Prof. Dr. med. Rüdiger Gerlach
Klinik für Neurochirurgie
HELIOS Klinikum Erfurt
Nordhäuser Str. 74
99089 Erfurt
Telefon: 0361-7812261
e-Mail: [email protected]
e-Mail: [email protected]
13.01.2011, 15.00 bis 17.45 Uhr
HELIOS Klinikum Erfurt, Auditorium
Miteinander Reden – Psychoonkologische Konzepte in der
Krebsbewältigung
Tumorzentrum Erfurt e.V. in Zusammenarbeit mit dem Onkologischen
Zentrum, HELIOS Klinikum Erfurt
14. – 16.01.2011
Leonardo Hotel Weimar (ehem. Hilton), Belvederer Allee 25, Weimar
21. Gemeinsame Arbeitstagung „Angiologie Interdisziplinär“
Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Gefäßzentrum, HELIOS Klinikum Erfurt
19.01.2011, 17.00 bis 20.00 Uhr
Augustinerkloster Erfurt, Neubau der Bibliothek
Bewährte und neue endoskopische Untersuchungverfahren am
HELIOS Klinikum Erfurt
Tumorzentrum Erfurt e.V. in Zusammenarbeit mit dem HELIOS
Darmzentrum Erfurt und dem Onkologischen Zentrum, HELIOS Klinikum Erfurt, LÄK Thüringen: 3 Punkte, Kategorie A
IMPRESSUM
ISSN 1868-291X (Print-Ausgabe)
ISSN 1868-2928 (Internet)
■ Herausgeber:
Tumorzentrum Erfurt e.V.
Februar 2011
■ Redaktion:
Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl · Dr. rer. nat. Hubert Göbel
■ Redaktionsbüro und Versand:
Tumorzentrum Erfurt e.V.
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■ Hinweis:
Das Tumorzentrum Erfurt erstellt die Artikel nach bestem
Wissen und Gewissen. Die Verantwortung für den Inhalt der
medizinischen und wissenschaftlichen Beiträge obliegt den
Autoren. Sie stellen keine Handlungsempfehlungen für den
individuellen Fall dar.
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■ Gemeinsames Veranstaltungsverzeichnis
JOU R NAL
16. – 20.02.2011
Hotel „Weißer Schwan“ Erfurt-Kerspleben
13. Erfurter Seminar „Endokrinologie aktiv“
2. Medizinische Klinik, Bereich Endokrinologie, HELIOS Klinikum Erfurt
26.02.2011, 9.00 bis 14.00 Uhr
3. Gothaer Gynäkologentag
Tumorzentrum Erfurt e.V. in Zusammenarbeit mit der Klinik für
Gynäkologie und Geburtshilfe, HELIOS Brustzentrum Gotha,
HELIOS Kreiskrankenhaus Gotha-Ohrdruf
März 2011
19.03.2011, 10.00 bis 13.00 Uhr
HELIOS Klinikum Erfurt, Auditorium
43. Erfurter Ophthalmologengespräch
Klinik für Augenheilkunde, HELIOS Klinikum Erfurt
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April 2011
13.04.2011, 16.00 bis 20.00 Uhr
HELIOS Klinikum Erfurt, Auditorium
3. Erfurter Dermatologische Frühjahrstagung
„Systemwechsel in der Hauttumortheapie“
Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie, HELIOS Hauttumorzentrum Erfurt, HELIOS Klinikum Erfurt, in Zusammenarbeit mit dem
Tumorzentrum Erfurt e.V.
30.11.2011
HELIOS Klinikum Erfurt, Auditorium
Aktuelles in der HNO-Onkologie
HELIOS Klinikum Erfurt, HELIOS Kopf-Hals-Tumorzentrum in Zusammenarbeit mit dem Tumorzentrum Erfurt e.V.
KONTAKTADRESSEN:
Mai 2011
26.05.2011, 19.00 bis 20.30 Uhr
HELIOS Klinikum Erfurt, Auditorium
37. Erfurter Fortbildung Hämatologie und Onkologie für Krankenschwestern und -pfleger
Tumorzentrum Erfurt e.V. in Zusammenarbeit mit dem Onkologischen
Zentrum, HELIOS Klinikum Erfurt
Medizinisch-wissenschaftliche Gesellschaft Erfurt e.V.
Sekretär Priv.-Doz. Dr. med. Klaus Hamm
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www.mwg-erfurt.de
Juni 2011
18.06.2011
HELIOS Klinikum Erfurt, Auditorium
Symposium Neuromedizin 2011
„Was tun, wenn…?“ – Neuromedizin für die Praxis
Klinik für Neurochirurgie, Klinik für Neurologie und Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, HELIOS
Klinikum Erfurt
22.06.2011, 17.00 bis 20.00 Uhr
Augustinerkloster Erfurt, Neubau der Bibliothek
21. Erfurter Fortbildung Hämatologie und Onkologie
Tumorzentrum Erfurt e.V. in Zusammenarbeit mit dem Onkologischen
Zentrum und der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,
HELIOS Klinikum Erfurt
25.06.2011, 10.00 bis 13.00 Uhr
HELIOS Klinikum Erfurt, Auditorium
44. Erfurter Ophthalmologengespräch
HELIOS Klinikum Erfurt, Klinik für Augenheilkunde
September 2011
28.09.2011, 17.00 bis 20.00 Uhr
Augustinerkloster Erfurt
Symposium „Gynäkologische Onkologie“
Tumorzentrum Erfurt e.V. in Zusammenarbeit mit der Klinik für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe, HELIOS Klinikum Erfurt
Oktober 2011
08.10.2011, 9.00 bis 18.00 Uhr
HELIOS Klinkum Erfurt, Auditorium
3. Erfurter Dermatologische Herbsttagung
Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie, HELIOS Hauttumorzentrum Erfurt, HELIOS Klinikum Erfurt, in Zusammenarbeit mit dem
Tumorzentrum Erfurt e.V.
November 2011
04. – 05.11.2011
Haus Hainstein Eisenach
24. Onkologische Konferenz
Tumorzentrum Erfurt e.V. in Kooperation mit dem Onkologischen
Zentrum, HELIOS Klinikum Erfurt, und der Medizinisch-Wissenschaftlichen Gesellschaft Erfurt e.V.
12.11.2011, 10.00 bis 13.00 Uhr
HELIOS Klinikum Erfurt, Auditorium
45. Erfurter Ophthalmologengespräch
HELIOS Klinikum Erfurt, Klinik für Augenheilkunde
J OU R NAL
HELIOS Klinikum Erfurt
Pressesprecherin Brigitte Kohlberg
Nordhäuser Straße 74 · 99089 Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-10 31
Telefax: 03 61 / 7 81-10 32
e-Mail: [email protected]
www.helios-kliniken/erfurt
Tumorzentrum Erfurt e.V.
Geschäftsführer Dr. Hubert Göbel
Nordhäuser Straße 74 · 99089 Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-48 06
Telefax: 03 61 / 7 81-48 03
e-Mail: [email protected]
www.tumorzentrum-erfurt.de
■ ANGEBOTE DES
TUMORZENTRUM ERFURT e.V.
KONSILARDIENSTE
• Interdisziplinäres onkologisches Konsil
Jeden Mittwoch, 7.30 Uhr, Demo-Raum C 1.400 des Instituts für bildgebende Diagnostik, Hauptgebäude 1. OG,
HELIOS Klinikum Erfurt, Nordhäuser Straße 74
Anmeldungen über Telefon 03 61 / 7 81-48 02
Leitung: Prof. Dr. Herold / Prof. Dr. Scharf
Jeder Arzt kann seine onkologischen Fälle persönlich einem Gremium von Experten aller Fachdisziplinen vorstellen. Am Ende der (kostenfreien) Beratung erhält er eine
konkrete Therapieempfehlung. Zu jeder Fallbesprechung
wird ein Protokoll angefertigt, das dem vorstellenden Arzt
und eventuellen mitbehandelnden Ärzten zugeht.
• Telefonischer Konsilardienst
Unkompliziertes Vermitteln von Kontakten zu den
speziellen onkologischen Ansprechpartnern aller Fachgebiete
f www.tumorzentrum.de
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■ Sei t e 33 ■
ONKOLOGISCHE LEITLINIEN
Hilfestellung bei der Umsetzung der aktuellen Diagnose-, Therapie- und Nachsorgeleitlinien der Deutschen
Krebsgesellschaft und der medizinischen Fachgesellschaften.
In Ergänzung und zur praktischen Durchführung werden
diese bei Bedarf für die speziellen regionalen Bedingungen adaptiert.
KONTAKTE ZU SELBSTHILFEGRUPPEN UND
HOSPIZDIENSTEN IN DER REGION
PSYCHOLOGISCHE BETREUUNG
Betreuungsangebote für stationäre Patienten des HELIOS
Klinikum Erfurt sowie für Ärzte und Pflegepersonal.
HELIOS Klinikum Erfurt GmbH
Haus 8, Nordhäuser Straße 74, 99089 Erfurt
Telefon:
Telefax:
E-Mail:
Homepage:
Geschäftsführer:
03 61 / 7 81-48 02
03 61 / 7 81-48 03
[email protected]
http://www.tumorzentrum-erfurt.de
Dr. rer. nat. Hubert Göbel
■ WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT
Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl (Vorsitzender)
Chefarzt, Institut für Pathologie, HELIOS Klinikum Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-27 50
FORT- UND WEITERBILDUNG
• Ärzte
• Krankenschwestern und -pfleger
• Sozialdienste
DOKUMENTATION
• Klinische Tumordokumentation
In Erfüllung des Qualitätssicherungsauftrages des Sozialgesetzbuches (SGB V) wird für jeden Patienten der gesamte Krankheitsverlauf nach anerkannten Regeln (Tumorbasisdokumentation) dokumentiert. Die Unterlagen stehen
dem Patienten und ihren behandelnden Ärzten zur Verfügung. Im Einzelfall (bei Umzug, Arztwechsel, Verlust von
Originalunterlagen) sind sie für den Arzt eine unschätzbare Hilfe.
• Gemeinsames Krebsregister der neuen
Bundesländer
Epidemiologisch relevante Daten werden entsprechend
geltender Gesetze an das Gemeinsame Krebsregister der
neuen Bundesländer weitergegeben.
Mehr als 95 % der Meldungen des Einzugsgebietes kommen vom Tumorzentrum. Diese Daten werden regelmäßig mit den amtlichen Sterbedaten abgeglichen und stehen dem meldenden Einrichtungen zur Verfügung.
SERVICE
• Unterstützung der Nachbetreuung,
Erinnerungsfunktion
Auf persönlichen Wunsch werden Patienten (und ihre betreuenden Ärzte) an vereinbarte bzw. vergessene Nachsorgetermine erinnert.
• Statistiken für Krankenhäuser und Praxen
Erstellung von Übersichten, Leistungsstatistiken und
Überlebenszeitanalysen für die von der jeweiligen Einrichtung betreuten Patienten.
• Informationen
Kostenlose Bereitstellung von Tumor-Nachsorgepässen
und Informationsmaterialien für Patienten, Ärzte, Pflegepersonal und Sozialdienste
■ S eite 3 4 ■
■ HIER ERREICHEN SIE UNS
JOU R NAL
Adjunct Professor Dr. med. Rainer Bonnet M.D.
Dpt. of Medicine, Loma Linda Univ., California
Chefarzt, Klinik für Pneumologie, Zentralklinik Bad Berka
Telefon: 03 64 58 / 5 15 00
Dr. med. Karl-Matthias Deppermann
Chefarzt, 1. Medizinische Klinik, Thoraxzentrum,
HELIOS Klinikum Erfurt,
Telefon: 03 61 / 7 81-25 80
Michael Domrös
Leiter der Landesvertretung Thüringen
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek)
Lucas-Cranach-Platz 2, 99099 Erfurt
Telefon: 03 61 / 4 42 52 11
Dr. med. Alexander Fichte
Urologe, Geschwister-Scholl-Straße 6, 99085 Erfurt
Telefon: 03 61 / 6 43 73 03
Dr. med. Michael Glatzel
Designierter Chefarzt, Klinik für Strahlentherapie und
Radioonkologie, HELIOS Klinikum Erfurt,
Telefon: 03 61 / 7 81-24 00
Priv.-Doz. Dr. med. Klaus Hamm
Leiter der Abteilung Stereotaktische Neurochirurgie und
Radiochirurgie, HELIOS Klinikum Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-67 18
Prof. Dr. med. Udo B. Hoyme
Direktor, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe,
HELIOS Klinikum Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-40 00
Markus Klaus
Leiter des Fachbereichs Verhandlungsstrategie KH/Reha,
AOK PLUS – Die Gesundheitskasse für Sachsen und Thüringen, Samuel-Beck-Weg 4, 99097 Erfurt,
Telefon: 03 61 / 65 32 38 12 41
02
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00
5
Dipl.-Med. Susanne Köhler
Oberärztin, 1. Medizinische Klinik, Hämatologie und
internistische Onkologie, HELIOS Kreiskrankenhaus
Gotha-Ohrdruf,
Telefon: 0 36 21 / 2 20-1 30
Dr. med. André Nemat
Chefarzt, Klinik für Thoraxchirurgie und Thorakale
Endoskopie, Thoraxzentrum, HELIOS Klinikum Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-25 90
Prof. Dr. med. Steffen Rosahl
Chefarzt, Klinik für Neurochirurgie, HELIOS Klinikum Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-22 60
Prof. Dr. med. Axel Sauerbrey
Chefarzt, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,
HELIOS Klinikum Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-45 00
Priv.-Doz. Dr. med. Lutz-Dieter Schreiber
Chefarzt, Chriurgische Abteilung, Hufeland Klinikum,
Standort Bad Langensalza
Telefon: 0 36 03 / 8 55-0
Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Steiner
Chefarzt, Klinik für Urologie,
HELIOS Klinikum Erfurt,
Telefon: 03 61 / 7 81-22 00
■ VORSTAND
Prof. Dr. med. Albrecht Stier (Vorsitzender)
Chefarzt, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,
HELIOS Klinikum Erfurt,
Telefon: 03 61 / 7 81-23 30
Prof. Dr. med. Michel Herold (Stellvertr. Vorsitzender)
Chefarzt, 4. Medizinische Klinik, HELIOS Klinikum Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-25 66
Prof. Dr. med. Dirk Eßer
Chefarzt, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde,
HELIOS Klinikum Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-21 00
Prof. Dr. med. Rudolf A. Herbst
Chefarzt, Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie,
HELIOS Klinikum Erfurt,
Telefon: 03 61 / 7 81-43 00
Prof. Dr. med. Hartwig Kosmehl
Chefarzt, Institut für Pathologie, HELIOS Klinikum Erfurt,
Telefon: 03 61 / 7 81-27 50
Dr. med. Jörg Pertschy
Chefarzt, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,
Katholisches Krankenhaus St. Nepomuk Erfurt,
Telefon: 03 61 / 6 54-12 00
Dr. med. Jörg Weniger
Hämatologe und internistischer Onkologe,
Geschwister-Scholl-Straße 6, 99085 Erfurt
Telefon: 03 61 / 5 66 78 19
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■ Aus der Praxis – für die Praxis
Diana Schaffer, Silke Brescius, Anke Siebahn,
Regine Dahse, H. Kosmehl
Gemeinschaftspraxis für Pathologie Erfurt
Die LCD-Array-Technik (Chip-Technologie) ermöglicht eine
schnelle und kostengünstige HPV-Analyse mit Erfassung
von 32 verschiedenen HPV-Typen (vgl. Thüringer Ärzteblatt 294, 2010).
Nur ca. 70 % der Infektionen werden von den klassischen
HPV-Hochrisikotypen 16, 18, 31 und 33 verursacht.
Ca. 30 % der HPV-Hochrisikoinfektionen werden von den
üblichen Nachweisverfahren, die auf HPV 16, 18, 31 und
33 ausgerichtet sind, nicht erfasst.
Die neuen technischen Möglichkeiten der HPV-Typisierung
sowie die Analyse von Risikofaktoren und HPV-assoziierten genetischen Veränderungen ermöglichen eine Präzisierung der zytologischen Diagnosen.
J OU R NAL
Spektrum der HPV-Hochrisikotypen
in 310 zytologischen Abstrichpräparaten der Cervix uteri
im Raum Erfurt, Arnstadt, Stadtilm
vom 01.04. bis 30.09.2010
Korrespondenzadresse:
Diana Schaffer, Silke Brescius, Anke Siebahn, Regine Dahse, H. Kosmehl
Gemeinschaftspraxis für Pathologie
Nordhäuser Str. 74
99089 Erfurt
Telefon 0361-7812755 · Telefax 0361-7812760
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Tumorzentrum Erfurt e.V.
Nordhäuser Straße 74
99089 Erfurt
Telefon: 03 61 / 7 81-48 02
Telefax: 03 61 / 7 81-48 03
E-Mail: [email protected]
www.tumorzentrum-erfurt.de
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