Aktiv bewegliche Polymere Andreas Lendlein, Prof. Dr. Institut für Polymerforschung GKSS Forschungszentrum Geesthacht GmbH 14513 Teltow, Kantstr. 55, Deutschland Tel. 03328 352 450 Fax. 03328 352 452 [email protected] Die Fähigkeit von Polymeren, sich aktiv aufgrund externer Stimuli wie Wärme, Licht oder magnetischem Feld zu bewegen, ist von großer wissenschaftlicher und technologischer Bedeutung. Diese stimuli-sensitiven Formgedächtniskunststoffe sind Werkstoffe, die unter Einwirkung eines externen Anreizes ihre äußere Form gerichtet ändern können. Ein Kunststoff weist nur dann Formgedächtnisfunktionalität auf, wenn er entsprechend synthetisiert, verarbeitet und programmiert wurde. Im Gegensatz zu den intrinsischen Materialeigenschaften ergeben sich Funktionalitäten aus der Kombination von Materialien und Prozessen. Erfolgt die Verformung aus der jeweiligen temporären in die permanente Form aufgrund einer Temperaturänderung, handelt es sich um einen thermisch-induzierten Formgedächtniseffekt. Verlangen aber bestimmte Anwendungen, wie beispielsweise in der Medizin einen Formwechsel ohne eine (unerwünschte) Erwärmung des umgebenden Gewebes, gelingt dies mit magnetisch steuerbaren Nanokompositen, deren eingebaute Nanoteilchen in der Lage sind, die Energie eines magnetischen Feldes in Wärme umzuwandeln. So entsteht eine magnetisch-induzierte Formgedächtnisfunktionalität, die berührungslos ausgelöst werden kann. Auch photosensitive Formgedächtnispolymere, die auf UV-Licht mit Formveränderungen antworten, können ohne Umgebungserwärmung gesteuert werden. Darüber hinaus werden Drei-Formenkunststoffe vorgestellt, die zwei Formänderungen über die Temperatur gesteuert, durchführen können. Eine denkbare Anwendung hierzu findet sich in der „Knopfloch“-Chirurgie, damit medizinische Hilfsmittel, wie z. B. ein Röhrchen komprimiert in den Körper eingebracht werden können und sich dort mit der ersten Formänderung zu einem größeren Ring formen, der geeignet ist, um beispielsweise Gefäße zu öffnen. Nach Behandlungsablauf kann dann die zweite Formänderung die Größe des Röhrchens erneut so verändern, dass eine problemlose Entfernung möglich wird. Alle diese Polymerwerkstoffe wurden insbesondere für den Einsatz in der minimalinvasiven Chirurgie und anderen Anwendungen in der Medizin entwickelt. A. Lendlein, Polymere als Implantatwerkstoffe, Chemie in unserer Zeit 5, 279 (1999) A. Lendlein, S. Kelch, Shape-Memory Polymers, Angew. Chem. Int. Ed. 41, 2034 (2002) A. Lendlein, R. Langer, Biodegradable, Elastic Shape-Memory Polymers for Potential Biomedical Applications, Science, 296, 1673 (2002) A. Lendlein, H. Jiang, O. Jünger, R. Langer: Light-induced shape-memory polymers, Nature 434, 879 (2005) R. Mohr, K. Kratz, T Weigel, M. Lucka-Gabor, M. Moneke, A. Lendlein; Initiation of shape-memory effect by inductive heating of magnetic nanoparticles in thermoplastic polymers, PNAS, 103, 3540 (2006) I. Bellin, S. Kelch, R. Langer, A. Lendlein, Polymeric triple shape materials, PNAS, 103 (28), 18043-18047 (2006) M. Behl, A. Lendlein: Actively moving polymers, Soft Matter, 3 (1), 58-67 (2007) Formgedächtniskunststoffe entwickelt für medizinische Anwendungen, die durch unterschiedliche äußere Stimuli ihre Form ändern a) temperatur-induziert b) lichtinduziert c) magnetisch-induziert