DGKFO 2001 - Abstraktband innen

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DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
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P3
P2
P4
Scherfestigkeit von Brackets bei Verwendung selbstkonditionierender Primer
P.-G. Jost-Brinkmann, E. Kim
Humboldt-Universität zu Berlin, Abteilung für Kieferorthopädie und Orthodontie, Berlin
Fragestellung
Sind selbstkonditionierende Primer geeignet zum Kleben von Brackets?
Materialien und Methode
6 selbstkonditionierende Primer: Prompt L-Pop (ESPE), Etch&Prime
3.0 (Degussa Hüls), NovaBond (Bonadent), Clearfil SE Bond (Kuraray), zwei experimentelle Bracketprimer (Coltène Whaledent und Merz
Dental [modifiziertes AquaPrime+MonoBond]); 3 Adhäsive: Fuji Ortho LC (GC), Transbond XT (3M Unitek), Enlight LV (Ormco); 2 Polymerisationslampen: Plasma Arc Curing System (PAC, ADT), Optilux
401 (Demetron/Kerr); 1 Metallbracket (3M Unitek)
460 Rinderschneidezähne wurden in 46 Gruppen mit n=10 eingeteilt. Zunächst wurde jeweils ein selbstkonditionierender Primer aufgetragen, und anschließend ein mit Adhäsiv beschicktes Bracket
aufgesetzt. Die Polymerisationsdauer betrug 10 s mit der PAC-Lampe und 40 s mit der Halogenlampe (Optilux). Zusätzlich wurden mit
Phosphorsäure geätzte oder mit Polyacrylsäure konditionierte Kontrollgruppen hergestellt. Nach 2000 Temperaturwechselbelastungen
(5 °C, 55 °C) wurden die Scherfestigkeiten bestimmt.
Ergebnisse
1. Prompt L-Pop führte zu Scherfestigkeiten, die ebenso groß waren
wie in den Kontrollgruppen. 2. Mit Prompt L-Pop wurden höhere Scherfestigkeiten gemessen als mit allen anderen selbstkonditionierenden Primern. 3. Die verwendete Lampe hatte keinen signifikanten
Einfluss auf die gemessene Scherfestigkeit.
Schlussfolgerungen
1. Einige selbstkonditionierende Primer stellen im Hinblick auf die
erreichbaren Verbundfestigkeiten eine Alternative zur konventionellen
Schmelzätztechnik dar. 2. Trotz sehr viel kürzerer Polymerisationsdauer führte die PAC-Lampe zu ebenso hohen Scherfestigkeiten wie
die Halogenlampe Optilux.
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DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
P5
P6
Finite-Elemente-Modellierung (FEM) zur Belastung praxisgerechter
Orthodontischer Mini-Implantate (OMI)
C. BOURAUEL, S. BILLEN, A. JÄGER,
* A. BUMANN, * J. MAH
Poliklinik für Kieferorthopädie der Universität Bonn
* Department of Orthodontics, USC Los Angeles
Fragestellung: In den letzten Jahren wurden verschiedene Implantate zum
Einsatz als orthodontische Verankerung vorgestellt. Die biomechanischen
Auswirkungen auf den Knochen durch orthodontische Kraftsysteme oder
durch Kaukräfte wurden aber bislang nur wenig untersucht. Ziel dieser Studie war, in numerischen Modellen orthodontischer Mini-Implantate unterschiedliche Verankerungssituationen bei der Molarenbewegung im Unterkiefer zu simulieren.
Material und Methode: Eigens entwickelte orthodontische Mini-Implantate
(OMI) mit den Längen 6, 8, 10 und 12 mm wurden mit einer speziellen
Software in Finite-Elemente-Modelle umgesetzt. Bei bikortikaler Verankerung
wurden die Dicken der vestibulären und der lingualen Kortikalis mit jeweils 1
mm modelliert, die Elastizitätsmoduln von Kortikalis und Spongiosa wurden
mit 15 bzw. 1 GPa eingesetzt. Der Elastizitätsmodul des Implantatwerkstoffs
Tikrutan LT31 wurde mit 100 GPa angenommen. Es wurden eine direkte
Verankerung mit Molarenbewegung über T-Feder und zwei Arten der indirekten Verankerung bei bogengeführter Bewegung mit Zugfeder oder
Powerchain simuliert. Die Berechnungen erfolgten mit dem Programm COSMOS/M 2.6.
Ergebnisse: Bei Kräften von maximal 5 N und Drehmomenten bis 25 Nmm
wurden Verzerrungen in der vestibulären Kortikalis bis 650 µstrain ermittelt.
In der Spongiosa und der lingualen Kortikalis fielen die Verzerrungen bis auf
etwa 25 µstrain ab. Spannungsspitzen in den Gewindegängen des Implantats waren nicht festzustellen.
Schlussfolgerungen: Die Knochenbelastungen sind in allen berechneten
Lastfällen für die vestibuläre Kortikalis hoch genug, um den Erhalt der Knochenstruktur sicherzustellen. In der Spongiosa und lingualen Kortikalis sind
die Verzerrungen dagegen unterschwellig, es muss eine Stimulierung der
Knochenaktivität durch Kaukräfte angenommen werden.
P7
Dental gestützte Distraktionsosteogenese
B. BRAUMANN, 2B. NIEDERHAGEN, 2R. REICH 1,
A. JÄGER,
1
Poliklinik für Kieferorthopädie, Universität Bonn
2
Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
P8
Zahnbeweglichkeit am Rattenpräparat – Vergleich experimenteller
und numerischer Ergebnisse
1
Fragestellung: Die dental gestützt Distraktionsosteogenese hat sich
bisher vorwiegend durch die Methode der chirurgisch unterstützten
forcierten Gaumennahterweiterung bei der Korrektur ausgeprägter
skelettaler Diskrepanzen etabliert. Um die Indikationsstellung der
dentalen Verankerung bei der Kallusdistraktion zu erweitern, werden zwei Patienten vorgestellt.
Patienten: 1. 33jähriger Patient, traumatisch bedingte Laterognathie mit unilateralem Scherenbiss, Zwangsführung, tiefer Biss, mandibulär bedingte transversale Diskrepanz von 11 mm, multipler Zahnverlust. 2. 18jähriger Patient mit teilweise versorgter, einseitig totaler
LKG-Spalte, 12 mm Distanz der alveolären Spaltpole bei Aplasie
12.
Methode: 1. transversale dental gestützte Distraktions-osteogenese nach Osteotomie regio 32 mit gelöteter Bandapparatur. 2. sagittale, dental gestützte Distraktionsosteogenese nach Segmentosteotomie 13 bis 15 mit Modellgussapparatur.
Ergebnisse: 1. transversale Erweiterung des Unterkiefers um 9 mm
in 9 Tagen, ein Jahr post operationem Knochenstruktur im Distraktionsgebiet unauffällig, keine Wurzelresorptionen nachweisbar.
2. Oberkiefersegment wurde in 14 Tagen 7 mm nach mesial und
3 mm nach lateral bewegt. Patient befindet sich in Konsolidierungsphase.
Schlussfolgerungen: Die Patientenbeispiele belegen:
1. die vorgestellten Apparaturen bieten eine ausreichende Stabilität
und Führung der Distraktionssegmente,
2. die Behandlungskontrolle ist direkt möglich,
3. schwerwiegende prodontale und dentale Nebenwirkungen waren
nicht erkennbar.
A. KAWARIZADEH, C. BOURAUEL, A. JÄGER
Poliklinik für Kieferorthopädie der Universität Bonn
Fragestellung: Experimentelle und numerische Studien zur Zahnbeweglichkeit an Rattenmolaren werden in der kieferorthopädischen Biomechanik durchgeführt, um die Zusammenhänge zwischen Kraft und Knochenremodellierungsvorgängen zu untersuchen. Im Gegensatz zu Messungen
an Human- oder Schweinepräparaten ergab sich, dass Messungen an zwischenzeitlich gefrorenen Präparaten abweichendes Materialverhalten lieferten. Im Verlauf dieser Untersuchungen war die zusätzliche Frage zu klären, wie groß der Einfluss einer Aufbewahrung durch Einfrieren ist.
Material und Methode: Es wurden Unterkieferpräparate von acht WistarRatten in frischem Zustand, vier nach Einfrierung in physiologischer Kochsalzlösung sowie vier weitere nach Einfrierung in Peristonâ (0,9%-ige NaClLösung mit 6% Polyvidon) untersucht. Zur Messung der Zahnbeweglichkeit wurde ein laseroptischer Messaufbau (Mobilitäts-Mess-System) eingesetzt, die Rekonstruktion der Geometrie wurde anhand histologischer Schnitte
der Präparate mit einer speziellen Software durchgeführt. Die entstandenen
Finite-Elemente-Modelle wurden mit dem Programm COSMOS/M 2.6 berechnet. Durch Rückrechnung wurden die Materialparameter für alle Präparate individuell bestimmt. Aufgrund der geringen Größe des Rattenmolaren
waren die Messungen der Zahnauslenkungen sowie die Geometrierekonstruktionen besonders schwierig. An einem ausgewählten Modell wurden
daher zusätzlich gezielte Geometrie-Variationen durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die frischen Rattenpräparate zeigten für das PDL ähnlich wie beim Menschen ein bilineares Verhalten
(E1=0,18 MPa, E2=0,68 MPa, Grenzdehnung 6,8%). Die in Periston eingefrorenen Präparate zeigen ein ähnliches Verhalten, während die in Kochsalzlösung eingefrorenen deutliche Abweichungen aufwiesen. Idealisierungen in der Geometrie führten zu Fehlern in den Rechenergebnissen um bis
zu 40 %.
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DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
P9
Werkstoffwissenschaftlicher und biomechanischer Vergleich aktueller
pseudoelastischer Nickel-Titan-Drähte
P10
Reaktionsmuster bei Säuglingen mit einseitigen LKG-Spalten 3D-Visualisierung und metrische Analyse
1
D. KAYSER, C. BOURAUEL, B. BRAUMANN, A. JÄGER
Poliklinik für Kieferorthopädie der Universität Bonn
K. MIKSA, 1 L. KEILIG, 1B. BRAUMANN,
C. BOURAUEL, 2A. STELLZIG-EISENHAUER,
2
G. KOMPOSCH, 1A. JÄGER
1
Poliklinik für Kieferorthopädie, Universität Bonn
2
Poliklinik für Kieferorthopädie, Universität Heidelberg
Fragestellung: Innerhalb des ersten Lebensjahrs kann bei Patienten mit einseitigen LKG-Spalten die Einstellung der Spaltsegmente
erreicht werden. Mit 2D-Modellanlysen wurde nachgewiesen, dass
die morphologischen Veränderungen in transversaler und sagittaler
Richtung in Abhängigkeit von der Spaltform bestimmten Mustern folgen. Um vertikale Veränderungen simultan mit zu erfassen, kam ein
standardisiertes 3D-Verfahren zur Anwendung.
Material und Methode: Oberkiefermodellserien von je 15 Patienten
(1. Lebenswoche, 3., 6. und 12. Lebensmonat) mit einseitig totalen
(c) bzw. partiellen (p) LKG-Spalten wurden mit dem Laser-Scanner
Micromeasure 70® dreidimensional vermessen. Die prächirugische
Therapie wurde bei jedem Patienten ausschließlich mit passiven
Gaumenplatten durchgeführt. Der Lippenverschluss erfolgte im 6.
Lebensmonat. Die digitalisierten Abbilder der Schleimhautoberflächen wurden rechnergestüzt rekonstruiert, ausgerichtet und überlagert. Die Abstände zwischen den Oberflächen wurden ermittelt. Zusätzlich wurden die rekonstruierten Alveolarfortsätze segmentiert,
die Volumina der entstandenen Segmente bestimmt und miteinander verglichen.
Ergebnisse: Die Volumenzunahmen im Molarensegment sowohl auf
der Spaltseite als auch auf der Nicht-Spaltseite waren bei Patienten
mit einseitig totalen Spaltbildungen signifikant ausgeprägter. Die vertikale Einstellung der Spaltsegmente ist bei der Gruppe mit cLKG
deutlicher.
Schlussfolgerungen: Das 3D-Analyseverfahren bestätigt die Annahme, dass das Wachstumspotential bei Patienten mit cLKG-Spalten trotz offensichtlich stärkerer Fehlbildung gegenüber denen mit
pLKG innerhalb des ersten Lebensjahrs erhöht ist.
1
Fragestellung: Die Entwicklung orthodontischer Nickel-Titan-Drähte zeichnet sich dadurch aus, dass fortwährend neue Produkte mit geänderten Materialeigenschaften auf den Markt gebracht werden. Als Resultat hat der
Anwender kaum Möglichkeiten zu einer Einschätzung der applizierten Kraftsysteme. Ziel war es daher, einen standardisierten Test zu implementieren,
der den Kieferorthopäden eine direkte Vergleichsmöglichkeit der Drähte bietet.
Material und Methode: Von insgesamt 25 verschiedenen pseudoelastischen
Nickel-Titan-Drähten wurden je zwei Packungen unterschiedlicher Chargen
mit jeweils 10 Drähten untersucht. Folgende Messungen wurden bei 37°C
durchgeführt: Dreipunktbiegeversuch mit 10 mm Abstand der Stützpunkte,
biomechanische Simulationsmessung mit dem Orthodontischen Mess- und
Simulations-System sowie Biegewinkel-Biegemoment-Kurven in reiner Biegung mit dem Messplatz FLEX. Aus den Kraft-Auslenkungs-Kurven wurden
die mittlere Kraft, die Steigung und der Plateauendpunkt bestimmt, aus den
Biegewinkel-Biegemoment-Kurven das mittlere Moment, der Plateauendpunkt
sowie die Elastizitätsparameter. Die biomechanische Simulationsmessung diente der Überprüfung, inwiefern Biegeversuche geeignet sind, die Kraftsysteme
korrekt zu beschreiben.
Ergebnisse: Höhe (0,8–4,5 N), Endpunkt (0,2–0,9 mm) und Steigung (0,2–
2,1 N/mm) der Entlastungsplateaus der untersuchten Drähte zeigten ebenso
wie die Elastizitätsparameter deutliche Unterschiede. Wegen zu großer Kraftabgabe von bis zu 6 N konnte das Entlastungsplateau teilweise nicht genutzt
werden. Der Plateaubereich war oft nur bei deutlicher Auslenkung über 1,5
mm nutzbar. Die Chargen zeigten geringe Unterschiede in den elastischen
Eigenschaften.
Schlussfolgerung: Der Vergleich mit den biomechanischen Messungen zeigte, dass der standardisierte Dreipunktbiegeversuch verlässliche Daten zur
Charakterisierung der klinisch auftretenden Kraftsysteme liefert.
P11
P12
Klinischer Vergleich der Eckzahndistalisierung mit
Gjessing-Retraktoren und Nickel-Titan-T-Federn
Dauerbruchverhalten klinisch eingesetzter orthodontischer NickelTitan-Drähte
J. STRASSER, C. BOURAUEL, L. KEILIG,
D. DRESCHER*, A. JÄGER
Poliklinik für Kieferorthopädie der Universität Bonn
* Poliklinik für Kieferorthopädie, Universität Düsseldorf
W. SCHAROLD, C. BOURAUEL, A. JÄGER,
*A. ATHANASIOU, **T. ELIADES
Poliklinik für Kieferorthopädie der Universität Bonn
*Department of Orthodontics, University of Thessaloniki
**Biomaterials School of Dentistry, University of Athens
Fragestellung: Die Retraktion der Eckzähne im Rahmen einer Extraktionstherapie ist eine entscheidende Behandlungsphase. Die Distalisation kann
mittels Vollbogen- oder Segmentbogentechniken erfolgen, wobei eine Vielzahl unterschiedlicher Federn für die Segmentbogentechnik zur Auswahl stehen. Gegenstand dieser Studie war ein Vergleich der durch zwei ausgewählte Federtypen erzielten klinischen Eckzahnretraktionen.
Material und Methode: Der Eckzahnretraktor nach Gjessing und die NickelTitan-T-Feder zeigten in einer vorangegangenen experimentellen Studie das
für eine Distalisierung am besten geeignete Kraftsystem und geringe Nebenwirkungen. Es wurden daher bei 12 Patienten nach Prämolarenextraktion in einem rechts-links-Vergleich jeweils eine T-Feder und ein PG Retraktor
eingesetzt. Die Federn wurden initial nach Vorschrift aktiviert. Zur Verankerungsverstärkung wurden Palatinalbögen nach Goshgarian und Headgear
eingesetzt. Im Verlauf der Behandlung wurden im Abstand von vier Wochen
Abdrücke und entsprechende Modelle angefertigt. Die Oberflächen der Modelle wurden mit dem Laserscanner Micromeasure 70 vermessen und anschließend mit dem Programm Surfacer 6.0 rekonstruiert. Nach Überlagerung der Eckzähne wurden die Translationen und Rotationen mit Hilfe eines
Surface-Surface-Matching-Algorithmus ermittelt und für die beiden Federn
verglichen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Sowohl die pseudoelastische NiTi-TFeder als auch der PG Retraktor zeigten ein deutlich anderes Bewegungsmuster als das der experimentellen Studie. Insbesondere Kippungen und
Rotationen von bis zu 40° bei Distalisationsstrecken von maximal 9 mm für
beide Federn verdeutlichen eine extrem schwierige intraorale Justage. Eine
Empfehlung für die Verwendung einer speziellen Feder kann nicht gegeben
werden.
26
Fragestellung: Der Bruch eines einligierten Drahtes stellt durch den erforderlichen Bogenwechsel, den Verlust an Behandlungszeit und die Verletzungsgefahr für den Patienten eine Komplikation dar. Daher war es von Interesse, ob die früher festgestellte erhöhte Dauerbruchempfindlichkeit von
NiTi-Drähten durch den klinischen Einsatz beeinflusst wird.
Material und Methode: Insgesamt 47 Führungsbögen des Fabrikats German Orthodontics aus der Legierung Nickel-Titan (NiTi, Drahtquerschnitte
.012", .014", .016", .016"x .016" und .016"x.022") wurden klinisch beim Patienten eingesetzt. Nach Tragezeiten zwischen 20 und 180 Tagen wurden die
Drähte entnommen und in einem anwendungsorientierten Dauerbruch-Prüfstand unter Simulation physiologischer Bedingungen bis zum Bruch belastet. Parallel hierzu wurden für jeden Bogenquerschnitt mit fabrikneuen Drähten Dauerschwingversuche mit unterschiedlichen Auslenkungen durchgeführt
und Referenzdiagramme nach Wöhler erstellt. Die Bruchflächen der klinisch
eingsetzten und die der Referenzdrähte wurden makroskopisch, stereomikroskopisch und rasterelektronenmikroskopisch untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bereits bei den fabrikneuen Drähten zeigten die Dauerbruchereignisse eine extreme Schwankungsbreite. Für den
0.016"-Runddraht wurden z.B. bei einer Auslenkung von 2,5 mm Lastspielzahlen bis zum Dauerbruch zwischen 5200 und 20100 bei einem Mittelwert
von 8600 festgestellt. Bei einer Auslenkung von 2,0 mm konnte bei fabrikneuen Drähten kein Dauerbruch mehr provoziert werden, die entsprechenden klinisch eingesetzten Drähte brachen hier dagegen bei durchschnittlich
4300 (3400 bis 10800) Lastzyklen. Die intraorale Belastung beeinflusst somit offensichtlich das Dauerbruchverhalten orthodontischer NiTi-Drähte in
ganz entscheidendem Maße.
DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
P13
P14
Histologische Veränderungen von Weichgewebe über retinierten bleibenden ersten und zweiten Molaren
Schmerzentwicklung bei der Behandlung mit festsitzenden
Apparaturen im Halbseitenvergleich
D. Verma1,2, A. Jäger2, H. U. Luder1
1
Abteilung für Orale Strukturbiologie der Universität
Zürich
2
Poliklinik für Kieferorthopädie der Universität Bonn
DRESCHER D und VORRINK N
Poliklinik für Kieferorthopädie, Universität Düsseldorf
Fragestellung
Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, inwieweit Strukturveränderungen
im Weichgewebe über retinierten bleibenden ersten und zweiten Molaren
ein mechanisches Hindernis für den Zahndurchbruch darstellen könnten.
Material und Methode
Weichgewebsdeckel (Opercula) über retinierten Molaren wie auch über Molaren, bei denen keine Anzeichen einer Retention vorlagen, wurden excidiert
und in Epon eingebettet. Anschlie(end wurden von den Eponblöcken Semidünnschnitte hergestellt, die nach der Färbung histologisch untersucht und
miteinander verglichen wurden.
Ergebnisse
Opercula, die über retinierten Molaren lagen, bestanden aus einem derbfaserigen Bindegewebe mit eingelagertem odontogenem Epithel, zahlreichen
kleinen Verkalkungsherden sowie vereinzelt grö(eren Verkalkungen mit
Schmelz-, Dentin- oder Zementstruktur. Opercula normal durchbrechender
Molaren zeigten au(er den grö(eren Verkalkungen ebenfalls alle zuvor genannten Merkmale.
Schlussfolgerungen
Es konnte keine spezifische Struktur gefunden werden, die für eine Molarenretention verantwortlich zu sein scheint. Die histologischen Veränderungen
könnten vielmehr Ausdruck eines gestörten Verhaltens des odontogenen
Epithels sein, das einerseits die Bildung von mineralisierter Substanz wie
bei der Zahnbildung induziert, andererseits mit dem normalen Durchbruchsmechanismus interferiert.
Fragestellung: Wie groß sind die Schmerzen zu Beginn der
kieferorthopädischen Behandlung mit festsitzenden Apparaturen?
Erzeugt ein aktiver Nivellierungsbogen höhere Schmerzintensitäten
als ein passiver Bogen?
Material und Methode: 50 Patienten im Alter von 11-17 Jahren
wurden zufällig ausgewählt. Bei der Eingliederung der Multibracketapparatur wurden den Patienten jeweils rechts ein passiver Bogen
(bleitoter 15er Twistflex) und links ein aktiver Nivellierungsbogen (unbehandelter 15er Twistflex) eingesetzt. Mittels eines Fragebogens
wurde bei jedem Patienten an fünf Tagen jeweils um 18.00 Uhr die
Lokalisation und die Intensität des Schmerzes erfasst.
Ergebnisse: Bei 76,5% der Patienten traten in den ersten drei Tagen Schmerzen auf. Die Patienten beschrieben die Schmerzen als
ziehend, drückend und schwankend. Die Frontzähne waren schmerzempfindlicher als die Seitenzähne. Im Halbseitenvergleich konnte am
ersten und zweiten Tag ein hoch signifikanter Unterschied in der
Schmerzintensität zwischen der rechten und der linken Seite festgestellt werden (Wilcoxon-Test: p<=0,001). In den nächsten Tagen sank
die Schmerzintensität und ebenso der Rechts/Links-Unterschied
kontinuierlich ab.
Schlussfolgerungen: Die erfassten Schmerzintensitäten waren auf
der aktiven Seite im Mittel doppelt so hoch wie auf der inaktiven
Seite. Von einem ursächlichen Zusammenhang zwischen empfundener Schmerzintensität und einwirkenden orthodontischen Kräften
kann damit ausgegangen werden.
P15
Vergleichende retrospektive Bewertung des Therapieerfolgs kieferorthopädischer Behandlungen
Hetz T1, Reck K2, Drescher D3
1
Klinik für Kieferorthopädie, RWTH Aachen, 2 Praxis, 3 Poliklinik für
Kieferorthopädie, Universität Düsseldorf
Ziel: Eine vergleichende retrospektive Bewertung des kieferorthopädischen
Therapieerfolgs einer Universitätsklinik und einer Fachpraxis.
Material und Methode: Untersucht wurden 101 zufällig ausgewählte jugendliche Patienten aus der Universitätsklinik und 105 einer Fachpraxis. Bedingung waren intakte Modelle, OPG und FRS bei Behandlungsbeginn und abschluss. Die Bewertung der Behandlungsergebnisse aller 206 Patientenunterlagen erfolgte anhand des Peer Assessment Rating (PAR- Index) und
des Index of Complexity, Outcome and Need (ICON- Index).
Ergebnisse: Der durchschnittliche Verbesserung des PAR- Wertes der Universitätsklinik lag bei 62,3% (52,8% nach der amerikanischen Gewichtung).
Für die Praxis betrug die Verbesserung 73,3% (65,8%). Dieser Unterschied
war statistisch signifikant (p=0,0003). Das schlechtere Abschneiden der Universitätsklinik hatte seine Ursache in einem hohen Anteil von Patienten
(22,9%), bei denen sich der PAR-Index nicht verbesserte bzw. erhöhte. Im
Gegensatz dazu kommt die Fachpraxis auf lediglich 1,9% Patienten, die in
diese Kategorie fallen. Die durchschnittlichen Behandlungsdauer unterschied
sich ebenfalls signifikant (p<0,0001): 55,4 Monate (Universität) und 36,8
Monate (Praxis). Es konnte keine Korrelation zwischen okklusalen und skelettalen Veränderungen ermittelt werden.
P16
Oberflächenrauheit des Zahnschmelzes nach Entfernung
orthodontischer Bracketadhäsive mit Hartmetallfinierer,
Diamantfinierer und Ultraschallinstrumenten
JULIUS E und DRESCHER D
Poliklinik für Kieferorthopädie, Universität Düsseldorf
Fragestellung: Wie ist die Oberflächenrauheit des Zahnschmelzes
nach Entfernung von Bracketadhäsiv mit Hartmetallfinierer, Diamantfinierer und Ultraschallinstrumenten (Sonicsys) zu bewerten?
Material und Methode: 84 faziale Schmelzoberflächen von Rinderzähnen wurden mit Frontzahnbrackets beklebt und einer Thermozyklierung unterzogen. Nach der Bracketentfernung wurden die Oberflächen mit Hilfe eines Roboters bei definierter Andruckkraft, Bewegungsform und Zykluszahl mit den drei Instrumenten bearbeitet und
poliert. Anschließend wurden die Schmelzoberflächen im Rasterelektronenmikroskop bei 200-facher Vergrößerung mit Hilfe des SurfaceRoughness-Index (SRI) analysiert.
Ergebnisse: Gemessen an den jeweiligen SRI-Werten erzielte der
Hartmetallfinierer mittel raue Oberfläche, der Diamantfinierer eine
raue und das Ultraschallinstrument eine sehr raue Oberfläche.
Schlussfolgerung: Mit Hilfe der untersuchten Hartmetall- und Diamantfinierer lassen sich hinreichend glatte Oberflächen erzielen. Die
sehr raue Oberfläche, die nach Gebrauch des Sonicsys-Ansatzes
zurückbleibt, lässt sich durch die gegenüber dem Diamantfinierer
gröbere Diamantierung und die höhere Andruckkraft erklären.
Schlussfolgerungen: Die ungünstigeren Ergebnisse der Universitätsklinik
entsprechen denen anderer Kliniken im europäischen Raum und lassen sich
eindeutig auf ihre Funktion als Ausbildungsstätte (häufige Behandlerwechsel sowie die eingeschränkte klinische Erfahrung der Behandler) zurückführen.
27
DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
P17
P18
Lückenschluss im Frontzahnbereich unter Anwendung der Lingualtechnik – ein Fallbericht
Kieferorthopädische Diagnostik und Behandlungsplanung bei
Erwachsenen mit Kiefergelenksdysfunktion – ein Fallbericht
T. GEDRANGE, W. HARZER
T. Siegmund, W. Harzer
Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum der
TU Dresden
Poliklinik für Kieferorthopädie der TU Dresden
Ziele: Besonders bei erwachsenen Patienten sind die ästhetischen Ansprüche hoch. Platzmangel im Unterkieferschneidezahnbereich, bedingt durch
Unterschiede in der Tonn-Relation, führt zu ästhetischen und funktionellen
Problemen.
Falldarstellung: Es wird der Behandlungsverlauf eines erwachsenen Patienten mit Lingualtechnik dargestellt und analysiert (18jähriger Patient mit
saniertem bleibenden Gebiss, alle Weisheitszähne sind angelegt). Zu Behandlungsbeginn bestand ein Platzmangel von 3 mm im Unterkiefer bei 8
Grad protrudierten Schneidezähnen. Der Tonn-Index betrug 81% und es lag
ein knapper vertikaler Überbiss vor.
Methode: Um die Platzverhältnisse auszugleichen und die Frontzähne zu
retrudieren, wurde der Zahn 31 im UK extrahiert und vorübergehend eine
Kunststoffkrone am Nachbarzahn angeklebt. Während der Behandlung wurde die Breite des Kunststoffzahnes schrittweise reduziert. Um eine erhöhte
Präzision bei der Platzierung der Lingualbrackets zu erreichen, wurde die
indirekte Klebemethode verwendet.
Behandlungsverlauf und Folgerungen: Nach Einsetzen der Apparatur klagte der Patient in den ersten 2 Wochen über beeinträchtigte Phonetik. Im
Laufe der Behandlung wurden leichte Irritationen der Zunge festgestellt.
Während der Behandlung wurde das Ausrotieren der Frontzähne und Restlückenschluss durchgeführt. In jeder Behandlungsphase wurde die Zahnbogenform kontrolliert. Aufgrund der optimalen Positionierung der Brackets
konnte im Finishing auf Korrekturbiegungen verzichtet werden.
Lingualbrackets mit Extraktion des unteren Schneidezahnes stellen eine Alternative zu konventionellen Behandlungsmethoden dar.
P19
Der SCAN, die ästhetische Komponente des IOTN - ein einfaches Hilfsmittel, um die kieferorthopädische Behandlungsnotwendigkeit einzuschätzen.
E. Tausche, W. Harzer
Poliklinik für Kieferorthopädie der TU Dresden
Fragestellung: Ziel der Studie war es, den Behandlungsbedarf
Dresdner Schulkinder in verschiedenen Dentitionsphasen mittels des
Standard Component of Aestethic Need (SCAN), zu bestimmen.
Diesem ermittelten Bedarf sollten die Kinder, die sich in einer kieferorthopädischen Behandlung befinden, gegenüber gestellt werden.
Methode: Bei 7226 Dresdner Schulkindern wurde die ästhetische
Komponente des Index of Orthodontic Treatment Need (IOTN) durch
einen kalibrierten Untersucher, anhand von intraoralen Farbfotografien eingeschätzt. Die Ergebnisse wurden mit der Einstufung nach
dem z. Z. gültigen vertragszahnärztlichen Bewertungssystem (Indikationssystem) verglichen. Dem ermittelten Behandlungsbedarf wurden die Kinder gegenübergestellt, die sich in Dresden tatsächlich in
einer kieferorthopädischen Behandlung befinden.
Ergebnisse: Die Einstufung der Behandlungsnotwendigkeit nach
dem SCAN und dem vertragszahnärztlichen Bewertungssystem
weisen in der 1. WG-Phase und in der WG-Ruhephase starke Übereinstimmungen auf. In den frühen Gebißentwicklungsphasen besteht
gegenüber der aktuellen Behandlungsfrequenz eine weitaus größere Behandlungsnotwendigkeit, d.h. viele Kinder werden zu spät behandelt.
Schlussfolgerungen: Die ästhetische Komponente stellt für den
überweisenden Zahnarzt ein einfaches Hilfsmittel dar, den kieferorthopädischen Behandlungsbedarf frühzeitig festzustellen und einer
Diagnostik dem Kieferorthopäden zuzuführen. Somit könnte die Anzahl der Kinder, die einen Behandlungsbedarf aufweisen, aber nicht
in kieferorthopädischer Behandlung sind, reduziert werden.
28
Problem: Obwohl Knackgeräusche im Kiefergelenk keine Behandlungsindikation darstellen, sollte eine anstehende kieferorthopädische Therapie genutzt werden, um einer Dekompensation und Progression von
Dysfunktionen vorzubeugen.
Falldarstellung: Eine 25jährige Patientin stellte sich mit bialveolärer
Protrusion, frontalem Engstand im Unterkiefer und beidseitiger Neutralokklusion vor; weiterhin fehlte der Zahn 26, 27 war nach mesial gekippt. Die Routineuntersuchung der Kiefergelenke offenbarte ein nicht
schmerzhaftes, reziprokes Knacken rechts.
Methode: Zur Behandlungsplanung wurden Befunde aus Anamnese, klinischer Untersuchung, Funktionsdiagnostik (manuell sowie instrumentell mittels Gesichtsbogenübertragung und String Condylocomp LR 3),
Modell- und FRS-Analyse herangezogen.
Ergebnisse / Behandlungsplanung: Aus den Befunden der manuellen
Funktionsanalyse und der Axiographie konnte eine anteriore Diskusverlagerung mit Reposition diagnostiziert werden, die sich als Folge einer
okklusal bedingten dorsalen Zwangsführung des Unterkiefers einstellte. Aus diesem Grunde muß eine weitere Dorsalverlagerung des Unterkiefers im Behandlungverlauf unbedingt vermieden werden. Erreicht wird
dieses Ziel mittels Extraktion eines einzelnen unteren Schneidezahnes
zur Verkleinerung des unteren Zahnbogens, sowie gezielter okklusaler
Einschleifmaßnahmen zur minimalen Unterkiefervorverlagerung.
Schlussfolgerungen: Um der Entwicklung einer dekompensierten Kiefergelenksdysfunktion nach Abschluß einer kieferorthopädischen Behandlung vorzubeugen, ist bei Erwachsenen eine Funktionsdiagnostik
unverzichtbar. Insbesondere manuelle und instrumentelle Untersuchungsmethoden liefern wichtige Hinweise für die Behandlungsplanung.
P20
Progressive Protrusion der oberen Inzisivi bei Patienten mit LippenKiefer-Gaumen-Spalten (Falldemonstration)
N. ISERHARDT UND U. HIRSCHFELDER
Institution: Poliklinik für Kieferorthopädie der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Fragestellung: Wegen der starken Retrusion der oberen Inzisivi bei LKGSpaltpatienten und der damit verbundenen langen Behandlungsdauer, sollte
der Vorgang der aktiven Protrusion beschleunigt werden.
Material und Methode: Bei einem 12,10 jährigen Patienten mit vollständiger, operierter linksseitiger LKG-Spalte wurde eine kombinierte Apparatur
aus einem modifizierten „Bimetric Distalizing Arch“ nach W.L.Wilson und
einer Unterkieferplatte mit Distalschrauben eingegliedert. Vor und nach der
Therapie wurden Fernröntgenseitbilder, Orthopantomogramme extra- und
intraorale Fotographien, sowie Kiefermodelle ausgewertet. Bei Behandlungsbeginn stellte sich die Situation als anteriorer Kopfbiß dar. Die „Wilson-Apparatur“ wurde zuerst nur passiv eingegliedert und der Patient verwendete
Kl.III Elastics 24h/Tag (24 Tage: 3,5oz ~1N.). Beim Folgetermin wurde der
„Bimetric Distalizing Arch“ mit je einer Sentalloy-Druckfeder (1,5mm ~ 2N)
nach aktiviert und es wurden für weitere 32 Tage schwächere Elastics (2,0oz
= 0,5N) ebenfalls 24h/Tag verwendet. Anschließend wurde die erreichte Situation passiv stabilisiert und die zuletzt verwendeten Elastics für weitere
sechs Wochen 12h/Nacht eingesetzt.
Ergebnisse: Nach den ersten 24 Tagen wurde ein Overjet und Overbite von
je 1,0mm erreicht, nach der zweiten Phase von 32 Tagen war insgesamt ein
Overjet von 4,0mm und ein bestehender Overbite von 1,0mm zu verzeichnen. Die durchgeführte Diagnostik des erzielten Erfolges ergab bei Überprüfung keine Anzeichen für Wurzelresorptionen, die Inklination der OberkieferFront konnte um 10° verbessert werden, die buccale Kortikalis erscheint
stabil.
Schlussfolgerung: Unter Verwendung der oben genannten Mechanik konnten wir in kurzer Zeit eine sehr effektive Protrusion der Oberkiefer-Front erreichen. In wieweit sich dies auf die weitere Entwicklung günstig auswirkt,
wird derzeit in weiteren Fallstudien überprüft und verfolgt.
DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
P21
Distraktionsosteogenese des Mittelgesichts bei Apert-Syndrom
(Falldemonstration)
C. KALLMEYER1, U. HIRSCHFELDER1, J.WILTFANG2,
F.W. NEUKAM2
1
Poliklinik für Kieferorthopädie und 2Klinik und Poliklinik für Mund-,
Kiefer- und Gesichtschirurgie der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
Fragestellung: Möglichkeiten der Therapie bei Patienten mit prämaturen
Synostosen und deren Relevanz für die Kieferorthopädie
Material und Methode: Die 11-jährige Patientin zeigt die typischen Merkmale des Apert-Syndroms. Zur prä- und postoperativen Befunddokumentation und Behandlungsplanung standen extraorale und intraorale Fotos, FRS
sowie CT- Aufnahmen zur Verfügung. Zur Zeit wird eine kombiniert kieferorthopädisch- kieferchirurgische Therapie durchgeführt. In Intubationsnarkose wurde eine enorale LeFort-II Osteotomie durchgeführt und der extraorale
RED- Distraktor durch einen Neurochirurgen angebracht, wodurch das Mittelgesicht nach anterior-caudal entwickelt wurde. Die Patientin trug eine Oberkieferplatte zur Stabilisierung der Transversalen, da bei der Mobilisierung
des Oberkiefers die Sutura mediana frakturierte. Am 5. Postoperativen Tag
begann die extraorale Distraktion. Die Stabilisierungsphase erfolgte zunächst
mit dem extraoralen Distraktor für acht Wochen und anschließend mit einer
Delaire- Maske. Multiple Verlagerungen und Retentionen, die Einstellung einer
korrekten sagittalen und vertikalen Frontzahnstufe und harmonischer Zahnbögen mit einem funktionellen und ästhetischen Maximum sind die Ziele
der kieferorthopädischen Therapie.
Ergebnisse: Die Distraktionsosteogenese vergrößerte den ANB- und den
SNA-Winkel. Es konnten ein positiver Overbite und Overjet eingestellt werden. Eine ästhetische und funktionelle Verbesserung wurden erreicht und
schaffen eine gute Ausgangsbasis für die kieferorthopädischen Aufgabenstellungen.
Schlussfolgerungen: Der bisherige Verlauf der Behandlung ist hervorragend
und bietet optimale Voraussetzungen für die weiteren kieferorthopädischen
Therapiemaßnahmen.
P22
Zur Häufigkeit von Zahnstellungs- und Kieferanomalien im Milch- und
frühen Wechselgebiß Ergebnisse einer Literaturrecherche
Barkhaus, A.*, Brandstetter, M.*, Braun, L.*,
Frankenberger, A.*
Poliklinik für Kieferorthopädie, ZZMK „Carolinum“
Universität Frankfurt am Main
Untersuchungen über das Vorkommen von Zahnstellungs- und Kieferanomalien im Milchgebiß und im frühen Wechselgebiß sind in der internationalen Fachliteratur nur spärlich zu finden.
Für die Beantwortung der zur Zeit berufspolitisch heftig diskutierten Frage,
mit welchem personellen und finanziellen Aufwand eine kieferorthopädische
Therapie im Vorschulalter bzw. in der 1. Phase des Zahnwechsels verbunden ist, sind aber verläßliche Informationen über die Häufigkeit behandlungsbedürftiger Anomalien in dieser Altersgruppe von großer Bedeutung.
Eine Recherche im internationalen Schrifttum umfasste insgesamt 36 Publikationen aus den Jahren 1913 - 2001.
Als kieferorthopädisch relevante Befunde bei Patienten im Alter zwischen
dem 3. und 7. Lebensjahr wurden von den Autoren in erster Linie genannt:
der frontale Kreuzbiß (<1 – 16%)
der laterale Kreuzbiß (4,9 – 16%)
die vergrößerte Frontzahnstufe (2,7 – 29%)
der tiefe Biß (8,6 – 36,3%)
der frontal offene Biß (1,2 – 37%)
die Retrogenie (3,5 – 48,6%)
der Schmalkiefer (15 – 38%)
Die Aussagen im internationalen Schrifttum werden durch die breite Streuung der Daten erheblich beeinträchtigt. Umfassendere epidemiologische
Untersuchungen erscheinen daher sinnvoll.
[* Teilnehmer am Weiterbildungsprogramm der Poliklinik für Kieferorthopädie und der Landeszahnärztekammer Hessen]
P23
Zahnstellungs- und Kieferanomalien bei Schülern der
1. Klasse in Frankfurt am Main und dem Landkreis Offenbach
Glockengießer, J.*, Görlitz, P.*, Haase, A.*, Kreiser, F.**
Poliklinik für Kieferorthopädie, ZZMK „Carolinum“
Universität Frankfurt am Main
In Zusammenarbeit mit dem Schulzahnärztlichen Dienst der Stadt
Frankfurt am Main sowie dem Zahnärztlichen Dienst und dem Arbeitskreis Jugendzahnpflege des Kreises Offenbach wurden 2326
Schüler (1138 Mädchen und 1188 Jungen) der 1. Klassen im Alter
zwischen 6 und 7 Jahren untersucht. Neben der allgemeinzahnärztlichen Untersuchung durch die Schulzahnärzte wurden von jeweils
zwei Teilnehmern des Weiterbildungsprogramms der Universität
Frankfurt am Main die kieferorthopädisch relevanten Befunde registriert und die kieferorthopädische Behandlungsbedürftigkeit in dieser Altersgruppe festgestellt.
Ziel dieser epidemiologischen Untersuchung war es, die Kenntnisse
über das Vorkommen von Zahnstellungs- und Kieferanomalien in der
1. Phase des Zahnwechsels zu erweitern und Informationen über
die Notwendigkeit einer kieferorthopädischen Früh- bzw. Interzeptivbehandlung zu erhalten.
Insgesamt wurde bei 187 Kindern (102 Mädchen und 85 Jungen),
d.h. bei 8,04% der Schüler, Befunde registriert, bei denen die rasche
Einleitung kieferorthopädisch-therapeutischer Maßnahmen indiziert
erschien.
Unter den registrierten Zahnstellungs- und Kieferanomalien waren
der laterale Kreuzbiß (8,3%) und der frontale Kreuzbiß (7,9%) am
häufigsten vertreten. Eine Frontzahnstufe =10mm wurde bei 1,4 %
der Kinder registriert. Bei 19,6% der 6-7-jährigen Schüler lag in mindestens einem Quadranten bereits ein Einbruch der Stützzone vor.
[* Teilnehmer am Weiterbildungsprogramm der Poliklinik für Kieferorthopädie und der Landeszahnärztekammer Hessen
** Praxis Dres. Geis, Offenbach]
P24
Zur Indikation einer kieferorthopädischen Frühbehandlung bzw. interzeptiver Maßnahmen Ergebnisse einer Literaturrecherche
Offermann, A.*, Misselwitz, W.*, Poturak, R.*,
Schwärzel, R.*
Poliklinik für Kieferorthopädie, ZZMK „Carolinum“
Universität Frankfurt am Main
In der gesundheitspolitischen Diskussion wird zur Zeit häufig die Frage nach
der Effizienz einer kieferorthopädischen Frühbehandlung gestellt.
Im internationalen Schrifttum wird die Frage der Indikation kieferorthopädischer Therapiemaßnahmen im Milch- und frühen Wechselgebiß nicht einheitlich beurteilt.
Das vorliegende Ergebnis einer Literaturrecherche umfasst insgesamt 49
Publikationen aus den Jahren 1968 - 2001.
Trotz zum Teil kontroverser Meinungen ist die überwiegende Mehrzahl der
Autoren der Auffassung, daß eine kieferorthopädische Korrektur
der Progenie (skelettale Klasse III)
der Retrogenie mit Frontzahnstufe (> 10 mm)
des lateralen Kreuzbisses mit
Wachstumsbeeinträchtigung im Oberkiefer
des progenen und lateralen Zwangsbisses
eines offenen Bisses (> 6 mm) sowie
von LGK-Spalten und Syndromen
bereits im Milch- bzw. im frühen Wechselgebiß indiziert sein kann.
Als Begründung wird angeführt, daß es durch eine kieferorthopädische Frühbehandlung vielfach gelingt, die Entstehung ausgeprägter Anomalien im
späten Wechselgebiß bzw. im permanenten Gebiß zu verhindern bzw. die
Schwierigkeit und den Umfang einer späteren kieferorthopädischen Behandlung zu reduzieren.
[* Teilnehmer am Weiterbildungsprogramm der Poliklinik für Kieferorthopädie und der Landeszahnärztekammer Hessen]
29
DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
P25
Weichteilveränderungen nach systematischer Extraktionstherapie
HÜBLER M., JONAS I. E.
Poliklinik für Kieferorthopädie, Zahn-, Mund- und Kiefer-klinik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.
Fragestellung: Inwiefern hängt das Weichteilprofil des Gesichts von den
darunterliegenden skelettalen und dentalen Strukturen ab, und sind etwaige Veränderungen durch eine kieferorthopädische Behandlung prognostizierbar.
Material und Methode: In einer retrospektiven Studie an einer jugendlichen Patientengruppe wurden die fazialen Weichteilveränderungen bei systematischer Extraktionstherapie ( Ex. der vier ersten Prämolaren ) denjenigen einer altersentsprechenden Kontrollgruppe ( Nichtextraktionsbehandlung ) vergleichend gegenübergestellt. Von 170 Ex- und 50 Nichtex-Probanden wurde Ausgangs- und Abschluss-FRS kephalometrisch analysiert
( 31 Parameter ). Die erhobenen Daten wurden statistisch ausgewertet
und Gruppenunterschiede mit dem Wilcoxon- und dem t-Test auf Signifikanz geprüft.
Ergebnisse: OK- und UK-1er standen in der Ex-gruppe um 1,8 mm weiter
posterior als in der Nichtextraktionsgruppe. Der Frontzahnwinkel war im
OK um 4,6°, im UK um 5,5° im Vergleich zur Nichtextraktionsgruppe verkleinert. In Bezug zur Ästhetik-Linie lagen Ober- und Unterlippenrot der
Expatienten um 1,3 bzw. 1,7 mm weiter dorsal als in der Nichtextraktionsgruppe. Die Korrelationsanalyse zeigte einen engen Zusammenhang zwischen Weichteilprofil und darunterliegenden skelettalen bzw. dentalen Punkten. Die lineare Regressionsanalyse ergab ein Verhältnis von 1,3 : 1 für
Is : Ls in der Ex- und von 1,5 : 1 bei der Nichtex-Gruppe.
Schlussfolgerungen: Aufgrund der großen Variabilität des Weichteilgewebes lässt sich keine Prognose bezüglich einer zu erwartenden Profilveränderung bei Ex-Therapie stellen.
P27
Klinische Untersuchung von faserverstärkten, adhäsiv
geklebten Retainern
ROSE E., FRUCHT S., JONAS I.E.
Poliklinik für Kieferorthopädie, Klinik für ZMK,
Universitätsklinikum Freiburg i. Br.
Fragestellung: Adhäsiv geklebte faserverstärkte Retainer werden als eine
ästhetische Möglichkeit zur dauerhaften Retention im Frontzahnbereich
angeboten. Die Studie untersucht die Retention des Unterkiefer-FrontzahnBereiches mit einem lingual befestigten Ribbond®-Verstärkungsband bezüglich der klinischen Beständigkeit.
Patienten und Methode: Bei 20 Patienten wurde nach Abschluß der festsitzenden Behandlung im Unterkiefer lingual ein Retainer von Zahn 33–43
geklebt. Die Befestigung erfolgt standardisiert durch den selben Behandler nach der Säure-Ätz-Technik unter absoluter Trockenlegung mit dem
Kunststoff Heliosit-Orthodontic®(Ivoclar Vivadent GmbH, Ellwangen).
Bei 10 Patienten wurde ein 2 mm breites, Plasma beschichtetes, gewebtes Polyäthylenband (Ribbond®; Seattle, WA, U.S.A) verwendet; 10 weiteren Patienten wurde ein Respond 0.0175„ (Ormco Int., Glendora, USA) als
lingualen Retainer inseriert. Die Verweildauer wurde klinisch bestimmt;
der Endpunkt der Studie wurde nach eine Tragedauer von 24 Monaten
festgelegt.
Ergebnisse: Der faserverstärkte Retainer verblieb bis zum ersten klinisch
sichtbaren Loslösen vom Zahn durchschnittliche 11,5 ( 8,3 Monate (Max.
24,0 Mon.; Min: 0,62 Mon.) in situ. Nach einem Untersuchungszeitraum
von 2 Jahren waren noch 50% der Retainer in Funktion. Der geklebte Respond-Retainer hatte eine durchschnittlich Tragedauer von 23,5 ( 0,1 Monaten. 90% der Retainer waren am Endpunkt der Untersuchung funktionstüchtig. Der Unterschied war statistisch hoch signifikant (p < 0,001).
Schlußfolgerung: Aufgrund der vorliegenden klinischen Untersuchung kann
das Ribbond-Verstärkungsband mit der angewandten Klebetechnik derzeit nicht als Maßnahme zur Dauerretention eingesetzt werden. Der geklebte Draht-Retainer zeigte ein signifikant höhere Beständigkeit.
30
P26
Auftreten dentaler Anomalien als Mikrosymptom der Eckzahnverlagerung
Leifert S., Jonas I.E.
Poliklinik für Kieferorthopädie, Klinik für ZMK,
Universitätsklinikum Freiburg i. Br.
Fragestellung: Zu untersuchen war, ob die palatinale Eckzahnverlagerung
mit anderen dentalen Anomalien assoziiert ist, die klinisch frühzeitig auf eine
Keimdystopie hindeuten.
Material und Methode: Die Panoramaschichtaufnahmen und Modelle von
235/8556 kieferorthopädischen Patienten der Universitätsklinik Freiburg i.
Br. (w=130; m=105; x=14,11J), die wenigstens einen palatinal verlagerten
Eckzahn aufwiesen, wurden u.a. auf Verlagerung und Nichtanlage weiterer
Zähne, Hypoplasie, Zapfenform, Rotation und Nichtanlage oberer seitlicher
Schneidezähne, Deckbiß und Angle Klassifikation hin untersucht und die
Ergebnisse mit einer gleich großen Kontrollgruppe (w=121; m=114; x=10J)
verglichen.
Ergebnisse: Die statistische Auswertung ergab, daß das Risiko zur Eckzahnverlagerung für Patienten mit Verlagerung und Nichtanlage weiterer Zähne,
Deckbiß und Veränderungen lateraler Incisivi signifikant erhöht war. Dabei
zeigte sich bei unilateraler Aplasie oberer seitlicher Schneidezähne ein statistisch relevantes Risiko zur Keimdystopie auf der Seite des hypoplastischen
lateralen Incisivus. Die Rotation oberer 2er und die Angle Klassifikation waren statistisch nicht auffällig.
Schlussfolgerungen: Für die Klinik zeichnet sich ab, daß das Auftreten palatinal verlagerter Canini häufig mit anderen dentalen Anomalien verbunden
ist. Eine verzögerte Entwicklung des oberen seitlichen Schneidezahnes scheint
dabei den normalen Eckzahndurchbruch mehr zu stören als seine Nichtanlage. Bei Vorliegen der genannten Mikrosymptome ist daher klinisch eine
intensive Kontrolle des Eckzahndurchbruches im Oberkiefer anzuraten.
P28
Frühe oder späte Behandlung der Klasse II – Non-Ex oder
7er-Ex?
STEIN S., BENNECKE I., JONAS I.E.
Poliklinik für Kieferorthopädie, Klinik für ZMK,
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.
Fragestellung: Worin unterscheidet sich die Korrektur bei Non-ExBehandlung der Klasse II mit Beginn im späten Wechselgebiß von
der Behandlung im bleibenden Gebiß mit Extraktion der oberen 7er?
Material und Methode: 40 Patienten mit einer Angle-Klasse II/1 bzw.
reinen Klasse II (bilaterale Distalbißstellung von mindestens ½ PB)
wurden im späten Wechselgebiß ohne Extraktion bleibender Zähne
behandelt (Alter 10,2-15,3 Jahre), 40 weitere Patienten im bleibenden Gebiß nach beidseitiger Extraktion der oberen 7er (Alter 13,217,4 Jahre). Eine retrospektive FRS-Analyse wurde nach der Freiburger Methode zu Beginn und nach Abschluß der aktiven Behandlung durchgeführt, Overjet und Overbite wurden am FRS ermittelt
sowie Stellungsänderungen der 6er und der oberen Front bezüglich
der Schädelbasis und innerhalb der Kieferbasen mittels einer Überlagerungsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse: Die Gruppen unterschieden sich im sagittalen Gesichtsschädelaufbau weder im Ausgangs- noch im Schlußbefund trotz signifikant stärkerer Reduktion des ANB in der Non-Ex-Gruppe (Median –2° bzw. –1,25°) aufgrund dort größerer Zunahme des SNB. Overjet und Overbite unterschieden sich bei Behandlungsabschluß nicht
bei anfangs geringfügig tieferem Biß in der 7er-Ex-Gruppe. Die Zahnbewegungen im Oberkiefer relativ zur Knochenbasis waren in der
7er-Ex-Gruppe nach distal gerichtet im Gegensatz zu einer Ventralbewegung in der Non-Ex-Gruppe. Die Mesialverlagerung des unteren 6ers war in der Non-Ex-Gruppe sowohl insgesamt als auch relativ zur UK-Basis hochsignifikant ausgeprägter.
Schlussfolgerungen: Die unterschiedlichen Behandlungsansätze führen zu ähnlichen Ergebnissen. Die Korrektur der Anomalie ist bei
früherem Behandlungsbeginn mit einer stärkeren Stellungsänderung
des unteren 6ers verbunden.
DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
P29
P30
Zur Auswirkung von anabolen Steroiden auf das Unterkieferwachstum
A GEBHARDT*, J C BLECHER**, H PANCHERZ*, W F BLUM***
Abteilung Kieferorthopädie* und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie**, IGF-Labor Kinderkrankenhaus, der Justus-Liebig
Universität Giessen***
Fragestellung
Nachweis der Auswirkung anaboler Steroide auf das Unterkieferwachstum bei wachsenden und erwachsenen Ratten.
Material und Methode
16 wachsende und 16 erwachsene weibliche Wistar-Kyoto-Ratten
aus einem Inzuchtstamm wurden aufgeteilt in zwei Untergruppen zu
je 8 Experiment- und 8 Kontrolltiere.
Implantate wurden als feste Referenzpunkte in die Mandibula gesetzt. Für die röntgenologisch-metrische Vermessung wurden Anfangs- und Endröntgenbilder der Experiment- und Kontrolltiere ausgewertet. Des weiteren wurden wöchentlich Gewicht, IGF-I- und
Leptin-Blutserumspiegel gemessen. Der Untersuchungszeitraum
betrug 70 Tage.
Ergebnisse
Sowohl wachsenden und erwachsenen Experimenttieren zeigten
röntgenologisch-metrisch, klinisch sowie radio- immunologisch deutliche Veränderungen im Vergleich zu den Kontrollgruppen.
Schlußfolgerungen
Die Untersuchung zeigte, daß anabole Steroide einen Einfluß bei
wachsenden sowie erwachsenen Tieren auf das Unterkieferwachstum sowie auf die klinischen Parameter: Gewicht, IGF-I- und LeptinBlutserumspiegel haben.
Vor Mißbrauch von anabolen Steroiden sollte gewarnt werden.
P31
P32
Wachstumsrichtung der Fossa und des Kondylus bei Herbst-Patienten
unterschiedlichen Gesichtstyps.
C.MICHAILIDOU UND H.PANCHERZ
Poliklinik für Kieferorthopädie, Zentrum für ZMK, Justus-Liebig-Universität Giessen
Fragestellung: Ermittlung der Richtung der Fossaverlagerung und des Kondyluswachstums während und nach der Herbst-Behandlung von Distalbisspatienten mit unterschiedlichem Mandibularbasiswinkel (ML/NSL).
Material und Methode: Untersuchung von 13 hyperdiver- genten (ML/NSL
> 37º), 17 hypodivergenten (ML/NSL < 26º) und 38 normodivergenten (ML/
NSL: 26,5º - 36,5º) jugendlichen Probanden. Fernröntgenseitenbilder von
vor, nach und 5 Jahre nach der Herbst-Behandlung wurden analysiert und
die Fossaverlagerung und das Kondyluswachstum nach der Methode von
Buschang und Santos-Pinto* ermittelt.
Ergebnisse: Fossaverlagerung: Während der Behandlung verlagerte sich die
Fossa nach anterior und inferior, nach der Behandlung aber nach posterior.
Es gab keine Unterschiede zwischen den Gesichtstypgruppen.
Kondyluswachstum: Während der Behandlung war das Wachstum des Kondylus bei allen Gesichtstypgruppen gleichermassen nach superior und posterior gerichtet. Nach der Behandlung änderte sich die Richtung mehr nach
superior. Bei den hyperdivergenten Probanden war die Wachstumsrichtung
nach posterior ausgeprägter als bei den hypodivergenten Probanden
(p<0,01).
Schlussfolgerungen: Bei allen Gesichtstypgruppen wurde die Richtung der
Fossaverlagerung und des Kondyluswachstums nur vorübergehend von der
Herbst-Behandlung beeinflusst.
Die Wachstumsrichtung des Kondylus nach posterior während der ganzen
Untersuchungszeit war bei den hyperdivergenten Probanden ausgeprägter
als bei den hypodivergenten Probanden.
* Buschang P., Santos-Pinto A. Condylar growth and glenoid fossa displacement during childhood and adolescence. Am J Orthod Dentofacial Orthop
1998;113(4):437-442
31
DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
P33
P34
Alternative Möglichkeiten des kieferorthopädischen Lückenmanagement bei traumatischem Zahnverlust im Frontbereich
aus ästhetischer Sicht
U. GROHMANN1, C. HANSEN1, K. PEHRSSON2
1
Abt. Kieferorthopädie, 2Abt. Zahnärztliche Chirurgie, GeorgAugust-Universität Göttingen
Fragestellung: Gibt es eine kieferorthopädische Alternative zum
implantat-prothetischen Lückenschluß nach traumatischem Verlust
beider permanenter mittlerer Frontzähne?
Material und Methode: In dieser Untersuchung sollen die Vor- und
Nachteile des kieferorthopädischen und implantat-prothetischen Lükkenschlusses unter ästhetischen und funktionellen Gesichtspunkten exemplarisch an zwei Patienten gegenübergestellt werden.
Patient 1: 7 ½-jährige Patientin bei der durch einen Unfall beide mittleren Schneidezähne traumatisiert wurden und nicht erhalten werden konnten. Es wurde ein kieferorthopädischer Lückenschluss über
einen Zeitraum von 2 Jahren mit Mesialisierung der Oberkieferzähne und Ausgleichsextraktion der Zähne 34 und 44 im Unterkiefer
wegen eines Platzmangels durchgeführt.
Patient 2: 10 ½-jähriger Patient bei dem ebenfalls beide oberen mittleren Schneidezähne durch Trauma verloren gingen. Hier wurden
die Lücken offengehalten, die Zahnachse der seitlichen Schneidezähne aufgerichtet und die Lücke später implantologisch-prothetisch
versorgt.
Ergebnisse: Sowohl der Lückenschluß als auch die Lückenöffnung
und die damit verbundene implantologisch-prothetische Versorgung
können befriedigende ästhetische und funktionelle Lösungen im
Frontzahnbereich bei traumatischem Zahnverlust darstellen.
Schlussfolgerungen: Der Lückenschluss oder die Lückenöffnung
stellen im Einzelfall alternative Behandlungsmöglichkeiten dar und
müssen individuell abgewogen werden im Hinblick auf die Länge der
Behandlung, die Funktion und die Ästhetik.
P35
Besondere Aspekte der postoperativen kieferorthopädischen
Nachbehandlung nach einseitiger Distraktions-osteogenese
des Unterkiefers
U. GROHMANN 1, L. GRIPP 1, H.-A. MERTEN 2,
J. F. HÖNIG 2
1
Abt. Kieferorthopädie, 2Abt. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Georg-August-Universität Göttingen
Fragestellung: Welche Gesichtspunkte sollten bei der postoperativen kieferorthopädischen Behandlung nach einseitiger Distraktionsosteogenese besonders berücksichtigt werden ?
Material und Methode: Exemplarisch soll anhand eines Fallberichtes auf spezielle Probleme der postoperativen kieferorthopädischen
Nachbehandlung eingegangen werden.
Ergebnisse: Bei der Behandlung von hemifazialer Mikrosomia durch
kombinierte kieferorthopädisch -chirurgische Distraktionsosteogenese kommt es nicht selten zu kieferorthopädischen Problemen in der
postoperativen Nachbehandlungsphase. In erster Linie ergaben sich
Schwierigkeiten direkt nach der Osteogenese durch die extrem limitierte Mundöffnung, was eine Therapiekontrolle wegen der nicht
durchführbaren Abdrucknahme erschwert. Zusätzlich macht die reduzierte Zahnzahl Probleme in der Nachbehandlung, da kieferorthopädische Geräte nur schwierig verankert werden und kaufunktionelle Störungen auftreten können, weil die Patientin sich in der Phase des Zahnwechsels befindet. Des weiteren ist nicht abzusehen,
inwieweit ein späterer operativer Zweiteingriff nach Abschluß des
Wachstums erforderlich sein kann.
Schlussfolgerungen: Diese angesprochenen Punkte sollten vor der
Entscheidung zur Distraktionsosteogenese in die Überlegung und
Planung während und nach der Behandlung miteinbezogen werden.
32
P36
Herstellung und Anwendung von Vario-Platten als Retentionsgerät nach Kallusdistraktion des Unterkiefers
R. SCHWESTKA-POLLY, R. ATTIN, J. PLANERT,
D. RÖSE
Abt. Kieferorthopädie, Univ. Göttingen
Fragestellung: Eine neue kieferorthopädische Apparatur, die VarioPlatten, für die Retention nach Kallusdistraktion des Unterkiefers wird
vorgestellt. Ihre Herstellung wird beschrieben, und ihre Anwendung
wird am Beispiel einer Patientin mit Goldenhar-Sequenz nach Behandlung einer mandibulären Retro- und Laterognathie durch einseitige Kallusdistraktion dargestellt.
Material und Methode: Zunächst wurde die prä- und postchirurgische kieferorthopädische Behandlung mit fest-sitzenden Apparaturen und die einseitige Kallusdistraktion des Unterkiefers mit einem
multiplanaren extraoralen Distraktor durchgeführt. Nach Entbänderung wurden die Vario-Platten im Artikulator hergestellt: Es wurden
zwei kieferorthopädische Platten mit typischen Drahtelementen im
Ober- und Unterkiefer angefertigt. Als Neuerung wurden sie mit Hilfe
von Herner Führungteleskopen® nach Hinz und Adamik verbunden,
die in ihrer Ausgangslänge stufenlos zu verstellen sind. Dazu wurden Befestigungsteile für die Teleskope an Adamsklammern bei 16,
26, 34 und 44 gelötet. Im Mund der Patientin wurden die Vario-Platten zur kontrollierten therapeutischen Einstellung des Unterkiefers
in der Sagittalen und auch Transversalen stufenlos fein-justiert. Die
Apparatur wurde die ersten 6 Monate dauernd, danach nachts getragen.
Ergebnisse: Durch Anwendung der Vario-Platten konnte der Unterkiefer nach Kallusdistraktion in einer stabilen anterioren Position
gehalten werden.
Schlussfolgerungen: Die neue Vorrichtung ist leicht herzustellen,
wird vom Patienten gut akzeptiert und ist Grundlage für eine effektive Retention.
DGKFO 2000-Vorträge
Posterdemonstration
P37
Prävalenzen definierter Dysgnathiesymptome bei Studienteilnehmern
der Study of Health in Pomerania (SHIP) in der Altersgruppe (AG) 20
bis 49 Jahre
Autoren: T. Altvater1), V. Körber1), G. Born2), D. Gesch1), E. Hensel1)
Institution: 1)Zentrum für ZMK, 2)Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, EMA-Universität Greifswald
Fragestellung: SHIP ist eine epidemiologische Studie* an bisher 4141 Erwachsenen Vorpommerns im Alter von 20 bis 79 Jahren. Zahnverlustraten bedingten eine Eingrenzung der Prävalenzschätzungen und Querschnittsanalysen auf
die Altersgruppe 20 – 49 Jahre. Ziel der Untersuchung sind Prävalenzangaben
zu allen häufigeren Dysgnathiesymptomen (Engstand, vergrößerter Overbite
u. Overjet, offener Biß, laterale Okklusionsstörungen, frontaler Kreuzbiß, mandib. Prognathie, Okklusion der Canini und 6-Jahrmoalren), zur Häufigkeit nahezu regelrechter Gebisse und zur Häufigkeit durchgeführter kieferorthop. Therapie (Probandenangaben).
Material und Methode: In die Untersuchung einbezogen 944 Frauen (53,1 %),
833 Männer (46,9 %), AG 20-49 Jahre. Graduierte Erhebung der genannten
Dysgnathiesymptome u. der nahezu regelrechten Gebisse. Berechnung aller
Prävalenzen insgesamt, bei Männern u. Frauen, bei unterschiedl. sozialen
Schichtmerkmalen, in Stadt und Land, in der Gruppe ehemals kieferorthop.
Behandelter. Querschnittsvergleiche noch in Arbeit.
Vorläufige Ergebnisse: 7,9 % der Probanden haben nahezu regelrechte Gebisse. Mit abnehmender Häufigkeit kommen in der Gesamtpopulation folgende Symptome vor: Engstand (OK 41,9 %, UK 62,9 %/ alle Grade), vergr. Overjet (36,9 %), vergr. Overbite (33,8 %), steilstehende Incisivi OK (28,6 %), lateraler Kreuzbiß (15 %), Außenstand Canini (~9 %), Kopfbiß (5,9 %), front. Kreuzbiß (4,2 %), front. offener Biß (3,6 %), bukkale Nonokkl. (~2 %). Neutrale
Okklusion hatten 60 % der Probanden.
Vorläufige Schlußfolgerungen: Dysgnathiesymptome kommen bei 92,1 % der
Probanden in unterschiedl. Zahl u. Ausprägung vor, das drückt eine kieferorthop. Unterversorgung im Kindes- u. Jugendalter aus. Beziehungen fortbestehender Dysgnathiesymptome zu Mundgesundheitsparametern sind zu prüfen.
* Förderkennzeichen ZZ 9603, Förderung durch BMBF u. Land MecklenburgVorpommern
P38
Beziehungen zwischen definierten Dysgnathiesymptomen und parodontalem Attachmentverlust bei Studienteilnehmern der Study of Health in
Pomerania (SHIP)* in der Altersgruppe (AG) 20 - 49 Jahre
Autoren: V. Körber1), G. Born2), D. Gesch1), T. Kocher1),
E. Hensel1)
Institution: 1)Zentrum für ZMK, 2)Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, EMA-Universität Greifswald
Fragestellung: Prüfung der Beziehung nahezu regelrechter und dysgnather
Zahnstellung und Okklusion zum mittleren Attachmentverlust des gesamten
Gebisses und des Frontzahnbereiches. Ziel: Hypothesenbildung zu Risikomarkern für parodontalen Attachmentverlust.
Material und Methode: Berechnung des mittl. Attachmentverlustes für das
Gebiß insgesamt u. für den Frontzahnbereich bei 1777 Probanden (AG 2049 J.; 53,1 % weiblich; 46,9 % männlich) in den Fallgruppen (definierte
Dysgnathiesymptomatik) und der Kontrollgruppe (nahezu regelrechtes Gebiß). Prüfung auf Gruppenunterschiede. Prüfung auf Verteilungsunterschiede bekannter Risikomarker für parodont. Attachmentverlust (Alter, Geschlecht, Rauchen, soziale Schichtmerkmale). Die Auswertungen sind noch
nicht abgeschlossen.
Vorläufige Ergebnisse: Bei mittel- und hochgradigem frontalem Engstand,
vergrößerter sagittaler Frontzahnstufe, tiefem Biß mit Gingivakontakt und in
Gruppen mit kombinierter Dysgnathiesymptomatik erhöht sich der mittlere
Attachmentverlust im Querschnittsvergleich gegenüber den Werten der Kontrollgruppe signifikant.
Schlußfolgerungen: Bestimmte Dysgnathiesymptome sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Risikomarker für parodontalen Attachmentverlust insbesondere im Frontzahnbereich, deren Gewicht in mehrdimensionalen statistischen
Auswertungen geprüft wird.
* Förderkennzeichen ZZ 9603, Förderung durch BMBF u. Land Mecklenburg-Vorpommern
P39
P40
Erfolgsbewertung von kieferorthopädisch-kieferchirurgischen
Kombinationsbehandlungen anhand einer Patientenbefragung
J. Bock1, P. Maurer2,B. Böhm1, C. Otto2, G. Sterzik1, J. Schubert2
Universitätspoliklinik f. Kieferorthopädie
2
Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie MLU HalleWittenberg
1
Fragestellung
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, zu prüfen, welche Faktoren die Zufriedenheit des Patienten nach einer Dysgnathieoperation beeinflussen.
Material und Methode
121 Patienten wurden im Durchschnitt 47 Monate nach erfolgter
Operation untersucht. Es wurden durchgeführt: 67 sagittale Unterkieferspaltungen, 11 LeFort-I-Osteotomien, 26 bimaxilläre Eingriffe
und 17 Segmentosteotomien. Anhand eines Fragebogens und der
klinischen Untersuchung (2-Punkt-Diskrimination) konnten verschiedene Faktoren, wie Dauer der Behandlung, Art der Vorbehandlung,
Sensibilitätsstörungen usw. erhoben werden. Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Chi-Quadrat-Test.
Ergebnisse
Mehr als 95% der Patienten waren mit dem Ergebnis der Behandlung zufrieden. Eine deutliche Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes gaben 75% der Patienten an. Bei der überwiegenden
Mehrheit der Patienten (72,4%) fanden sich keine nervalen Funktionsstörungen. Es ergab sich ein schwacher statistischer Zusammenhang zwischen Patientenzufriedenheit und nervalem Funktionsstatus.
Schlussfolgerungen
Die Zufriedenheit ist neben den ästhetischen Verbesserungen auch
durch funktionelle Veränderungen wie Kaufunktion und sensible Innervation beeinflusst.
33
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