Energieversorgung von Feldgeräten in Ex-Bereichen: Brisante Power In explosionsgefährdeten Bereichen setzt die Prozessindustrie Achema: auf eigensichere Anschlusstechnik Halle 9.1, – die Begrenzung der übertrageStand J 13-18 nen Energie auf den Signalleitungen. Genau daran kränkeln jedoch die Feldbusse für Ex-Bereiche. Abhilfe schaffen eigensichere Remote-I/Os - zumindest in Bereichen mit hoher Feldgeräte-Konzentration. Aber auch hier wird nicht wenig Energie benötigt. Turck geht bei der Spanungsversorgung ihres excom neue Wege und verwendet ein Netzteil mit hochfrequenter (250kHz), nichteigensicherer AC-Spannung. ede Produktion braucht Energie, egal ob endotherme oder exotherme Vorgänge – für die Automatisierungstechnik wird auf jeden Fall Energie benötigt. Signale von Messfühlern und Gebern müssen aus und in den Ex-Bereich übertragen werden, um einen kontrollierten Ablauf zu gewährleisten. Als Standard J gelten heute neben genormten Signalen nach NAMUR natürlich die üblichen 0/4...20 mA-Schnittstellen. Im Allgemeinen werden die Feldgeräte über Einzelverdrahtung an eine im sicheren Bereich installierte Ex-Barriere angeschlossen, die für die erforderliche Trennung sorgt. Diese Trennstellen sind überwiegend ei- 66 gensicher ausgeführt, d.h. thermische Effekte oder Funken, die im normalen Betrieb oder im Fehlerfall zur Entzündung einer explosionsfähigen Atmosphäre führen könnten, werden sicher unterdrückt. Dies führt zu gravierenden Einschränkungen bei der Energiezuführung. In Abhängigkeit der Ex-Zone bzw. der eventuell vorhandenen explosionsfähigen Materialien dürfen Strom und Spannung auf der Signalleitung nur einige Milliampere und Volt betragen. Bei größeren Leistungen müssen Schutzarten wie die druckfeste Kapselung (Ex d) oder der sichere Verguss (Ex m) eingesetzt werden. Leider haben diese Schutzarten den Nachteil, dass ein Arbeiten an einem aktiven Stromkreis (unter Spannung) verboten ist. Der jeweilige Stromkreis muss dann vor Wartungsarbeiten abgeschaltet werden. Bei kontinuierlichen Prozessen ist das jedoch nahezu unmöglich. Die Alternative, mittels Erlaubnisschein der Werksfeuerwehr (Feuerschein) unter Spannung zu arbeiten, bedeutet bei Störungen meist inakzeptable Totzeiten bis mit der Reparatur begonnen werden darf. Eigensichere Installationen – Hemmschuh für die Feldbusse in Ex-Zonen? So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Eigensicherheit in der Chemie, Petrochemie und Pharmazie durchgesetzt hat. Gerade dies scheint sich aber als ein Hemmschuh bei der Einführung von Feldbussen im Bereich der Prozessautomation zu erweisen. Der Vorteil von Bussystemen wird neben den umfassenden Diagnose- und Parametriermöglichkeiten, vor allem in der kostengünstigen Installation gesehen. Dies ist aber der Installationsart ‘Eigensicherheit’ diametral entgegengesetzt, denn die Leistungsbegrenzung eigensicherer Feldbussysteme wie Foundation Fieldbus oder Profibus-PA erlaubt nur den Anschluss von 4...10 Teilnehmern. Im sicheren Bereich sind dagegen bis zu einige hundert Teilnehmer ermöglich. Damit ist eine durch- iee 45. Jahrgang 2000, Nr. 5 D A T EN TEC H N IK gehende Installation mit den o.g. Feldbussen nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Seit einiger Zeit werden daher Alternativen diskutiert. Unter anderem gibt es Überlegungen, die Ex-Zonen neu zu definieren. Ziel ist eine Minimierung der Bereiche mit eventuell bzw. dauernd zündfähigen Atmosphären. Doch diese normative Lösung wird erst in einigen Jahren greifen. Eine Alternative, die Vorteile der Busstechnologien auch im EXBereich zu nutzen, ist von einigen Herstellern teils in Kooperationen untereinander entwickelt worden: Remote-I/Os für die direkte Installation im Ex-Bereich (Zone 1 oder 2). Sinnvoll ist ihr Einsatz allerdings nur bei einer Konzentration der Feldsignale in einem relativ kleinen Volumen von einigen m3. Aber auch hier brauchen die Feldgeräte Energie – 60 Ventile à 0,5 W ergeben allein schon 30 W. Hinzu kommen noch die interne Elektronik, Feldbusankopplung und die Sensorik. So ergeben sich für manche I/O-Station leicht über 50 W Leistungsaufnahme, die über Netzteile in den unterschiedlichsten Variationen zur Verfügung gestellt wird. Eingangsseitig wird die Versorgungsspannung (24VDC oder 115/230VAC) in Ex e (erhöhte Sicherheit) zugeführt, die einzige Möglichkeit, die benötigte Energie sicher einzuspeisen. Den Nachteil, dass man dann unter Spannung keine Arbeiten an der Zuführung durchführen kann, wird billigend in Kauf genommen. Manche Lösungen erlauben die Verwendung redundanter Netzteile. Andere wiederum bieten die Möglichkeit, das Netzteil auch unter Spannung auszuwechseln, sei es durch einen internen Abschaltmechanismus oder einen Steckverbinder. Beides entspricht der Schutzart Ex d, die ein Stecken oder Ziehen im laufenden Betrieb erlaubt. Bei beiden Lösungen ist der Anschluss der Versorgungsspannung vom eigentlichen Netzteil getrennt. Ausgangsseitig gibt es bei den Netzteilen Unterschiede. Die gängigste Variante liefert eine eigensichere Ausgangsspannung, d.h. die einzelnen I/O-Module werden mit einer Versorgung nach Schutzart Ex i gespeist. Damit ist der Modultausch auch im laufenden Betrieb sichergestellt. Allerdings benötigt man bei dieser Lösung entweder mehrere kleine Netzteile oder ein großes mit mehreren Ausgängen. Eine weitere Möglichkeit ist die Versorgung der I/O-Module in Schutzart Ex e. Die Maßnahmen zur Herstellung der Eigensicherheit erfolgen dann in den I/OBaugruppen. Um den notwendigen Schutz nach außen zu gewährleisten, werden sie üblicherweise vergossen (Schutzart Ex m). Der Anschluss der Module an die Versorgung ist mit Ex d Steckverbindern ausgeführt. HF-Netzteil bringt die 4-fache Leistung in den Ex-Bereich Turck beschreitet für die Spannungsversorgung bei ihrem Remote-I/O Excom neue Wege: Im Gegensatz zu den üblichen DC-Ausgängen erzeugt das Netzteil eine hochfrequente (250 kHz), nichteigensichere AC-Spannung. Sie wird über eine Backplane in Schutzart Ex m verteilt. Die Leistungsbegrenzung gemäß sich kompakte Abmessungen realisieren lassen (bis zu 128 I/O-Anschlüsse in einem Feldgehäuse der Größe 500 x 400 x 165 mm). Bei der Installation in Zone 1 können bis zu 128 binäre bzw. 64 analoge Feldgeräte aus Zone 0 angeschlossen und mit einem Netzteil versorgt werden. Ebenso lässt sich ein zweites Netzteil parallel schalten, das einen stoßfreien Austausch unter Spannung auch in Zone 1 ermöglicht (Redundanz). Eine trickreiche Mechanik schaltet dabei die Spannungsversorgung des zu wechselnden Netzteils ab. Auch bei den Abmessungen schneiden die Netzteile gut ab (45 x 155 x 106 mm bei 60 W). Daher eignet sich Excom nicht nur als reines Remote-I/O-System, sondern auch als ‘Versorgungsinsel’ für Feldbusse wie PA oder FF. Diese Syste- Aufgrund der AC-Spannung können mit nur einem Netzteil bis zu 128 binäre bzw. 64 analoge Feldgeräte aus Zone 0 angeschlossen und versorgt werden der Zündschutzart Eigensicherheit erfolgt über Induktivitäten für jedes I/OModul getrennt auf der Backplane. Da bei Wechselstrom die bis zu 4-fache Leistung gegenüber der DC-Lösung möglich ist, stehen den I/O-Modulen wesentlich größere Energiemengen als bisher zur Verfügung. Die benötigte Leistung holt sich das jeweilige I/O-Modul über die AC/AC-Kopplung in das Modul und wandelt sie dort erst auf das benötigte Niveau. Funkenbildung bei Modulwechseln im laufenden Betrieb ist aufgrund der magnetischen Kopplung ausgeschlossen. Zudem erzeugen die Spulen keine Verlustwärme, so dass 68 me kränkeln bei Installationen in Zone 1 bisher an Energieknappheit. Mit den HFNetzteilen wäre ausreichend Energie vorhanden, um bis zu 8 Bussegmente an einer Excom-Station anzuschließen und zu versorgen, d.h. der Anschluss von bis zu 64 Feldgeräten wäre denkbar. Mit einigen Modifikationen könnte die bisherige excom-Busanschaltung als digitale Ex-iTrennstufe den kommenden eigensicheren Profibus-DP vom normalen DP-Netzwerk trennen und damit die bisherigen Segmentkoppler ersetzen. excom Remote-I/O für Ex-Zonen iee 45. Jahrgang 2000, Nr. 5 765