DMP-DM2 Anl. 7

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Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den KV Bereich Thüringen
Anlage 7
Qualitätssicherung
zu dem Vertrag zur Durchführung des Strukturierten Behandlungsprogramms nach § 137f SGB V
Diabetes mellitus Typ 2 zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen und den
Krankenkassen
QUALITÄTSSICHERUNG DIABETES MELLITUS TYP 2
auf Grundlage der Datensätze nach den Anlage 2 und 8 RSAV
Teil 1
Bestandteil des arztbezogenen Feedbacks sowie der die Vertragsregion betreffenden [kassenunabhängigen] Qualitätsberichterstattung
Teil 2
Bestandteil der durch die Krankenkasse durchzuführenden versichertenbezogenen Maßnahmen sowie der diesbezüglichen regelmäßigen
Qualitätsberichterstattung
Anm.:
In den angegebenen Algorithmen beziehen sich alle Feldnennungen (AD) auf den allgemeinen bzw. indikationsübergreifenden Datensatz und
Feldnennungen (ISD) auf den indikationsspezifischen Datensatz. Der jeweilige Nenner formuliert entsprechend allgemeingültiger mathematischer Regeln die
Grundgesamtheit, auf der der Zähler aufsetzt.
1
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den KV Bereich Thüringen
Teil 1 (arzt- und regionsbezogene Qualitätssicherung)
QS-Ziele
QS-Indikatoren
Auswertungs-Algorithmus
AuslöseAlgorithmus
QS-Maßnahme
1. Anforderungen an die Behandlung nach evidenz-basierten Leitlinien
I. Niedriger Anteil
Anteil von Patienten mit einem
von Patienten mit
HbA1c-Wert ≥ 8,5% an allen
hohen HbA1c-Werten Patienten
Zielwert:
≤ 10%
Zähler:
1
Anzahl von Patienten mit Nr. 1 (ISD)
(HbA1c)
a)
≥ 8,5%
b)
≥ 7,5% < 8,5%
c)
≥ 6,5% < 7,5%
d)
< 6,5%
Entsprechend des
Zeitintervalls, das der
Feedbackbericht
erfasst
LE: Information durch das
Feedback
Nenner:
Alle Patienten
Gleichzeitig Angabe von jeweiligem
Mittelwert und Median des HbA1cWerts
optional zusätzlich:
Anteil von Patienten mit einem HbA1c Wie oben, jedoch Darstellung jeweils
von ≥ 8,5% an allen Patienten mit
aller Dokumentationen gleicher
jeweils gleicher DMP Teilnahmedauer Teilnahmedauer vergleichend nach
Teilnahmedauer im zeitlichen Verlauf
Zielwert:
des DMP.
Bei Patienten, die ≥ 3 < 6 Jahre am
DMP teilgenommen haben, ≤ 10%,
bei ≥ 6 Jahren Teilnahmedauer ≤8%.
1
Vgl. Erläuterungen
2
LE: Information durch das
Feedback
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den KV Bereich Thüringen
QS-Ziele
II. Hoher Anteil von
Patienten, die ihren
individuell
vereinbarten HbA1cWert erreicht haben
QS-Indikatoren
Anteil von Patienten mit einem
HbA1c-Wert, der gehalten werden
soll, die also den individuell
vereinbarten Zielwert erreicht haben,
unter allen Patienten
Zielwert:
≥ 55 %
III. Vermeidung
schwerer
Hypoglykämien
optional zusätzlich:
Anteil von Patienten die den
individuell vereinbarten Zielwert
erreicht haben an allen Patienten mit
jeweils gleicher DMP Teilnahmedauer
Zielwerte:
Bei Patienten, ≥ 3 < 6 Jahre DMP
Teilnahmedauer am DMP ≥ 55%, bei
≥ 6 Jahren Teilnahmedauer ≥ 60%
Anteil der Patienten mit zwei oder
mehr dokumentierten notfallmäßigen
Behandlungen von Hypoglykämien
bei Betrachtung der letzten sechs
Monate des DMP
Zielwert:
<1%
2
Auswertungs-Algorithmus
Zähler:
Anzahl von Patienten mit Feld 20 (ISD)
(Zielvereinbarung HbA1c) = „aktuellen
HbA1c-Wert halten“
AuslöseAlgorithmus
Entsprechend des
Zeitintervalls, das der
Feedbackbericht
erfasst
QS-Maßnahme
LE: Information durch das
Feedback
Nenner:
Alle Patienten
Wie oben, jedoch Darstellung jeweils
aller Dokumentationen gleicher
Teilnahmedauer vergleichend nach
Teilnahmedauer im zeitlichen Verlauf
des DMP.
Zähler:
Anzahl von Patienten mit Summe der
Einträge in Feld 6 (ISD) ≥ 2 während
der letzten 6 Monate
Nenner:
Alle eingeschriebenen Patienten mit
mindestens 6 Monaten Teilnahmedauer
am DMP
praxisbezogene Angaben zur Häufigkeit sind aufgrund der geringen Inzidenz nicht sinnvoll
3
LE: Information durch das
Feedback
Entsprechend des
Zeitintervalls, das der
Feedbackbericht
erfasst
LE: Information über das
Feedback mit Nennung der
Patienten mit zwei oder mehr
notfallmäßigen Behandlungen
wegen Hypoglykämie
und Angabe der Häufigkeit im
Erfassungsbereich des
2
Berichts
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den KV Bereich Thüringen
QS-Ziele
IV. Hoher Anteil von
Hypertonikern mit
normotensiven
Blutdruckwerten
QS-Indikatoren
Anteil normotoner Patienten
(Blutdruckwerte < 140mmHg syst.
Und < 90mmHg diast.) unter den
Patienten mit bekannter oder neu
aufgetretener Hypertonie
Zielwert:
≥ 40%
optional zusätzlich:
Anteil normotoner Patienten
(Blutdruckwerte ≤ 140mmHg syst.
und ≤ 90mmHg diast.) unter den
Patienten mit bekannter Hypertonie
mit jeweils gleicher DMP
Teilnahmedauer
Auswertungs-Algorithmus
Zähler:
Anzahl von Patienten mit Feld 15 (AD)
(Blutdruck) < 140/90mmHg
AuslöseAlgorithmus
Entsprechend des
Zeitintervalls, das der
Feedbackbericht
erfasst
QS-Maßnahme
LE: Information über das
Feedback
Nenner:
Alle Patienten mit einer Angabe
„Hypertonus“ in Feld 17 (AD)
(Begleiterkrankungen)
Wie oben, jedoch Darstellung jeweils
aller Dokumentationen gleicher
Teilnahmedauer vergleichend nach
Teilnahmedauer im zeitlichen Verlauf
des DMP.
Zielwert:
≥ 40%
4
LE: Information durch das
Feedback
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den KV Bereich Thüringen
QS-Ziele
QS-Indikatoren
Auswertungs-Algorithmus
AuslöseAlgorithmus
QS-Maßnahme
2. Einhaltung einer qualitätsgesicherten und wirtschaftlichen Arzneimitteltherapie
V. Hoher Anteil von
Patienten mit
vorrangig
empfohlener
blutglukosesenkender
Medikation bei
antihyperglykämischer
Monotherapie
Anteil von Patienten unter vorrangig
empfohlenen blutglukosesenkenden
Medikamenten (Insulin/InsulinAnaloga, Glibenclamid, Metformin) an
den Patienten, die nur ein
Medikament zur Kontrolle des
Glukosestoffwechsels einnehmen
Zielwerte:
Nach ≥ 3 ≤ 6 Jahren DMP-Dauer
≥50%, nach ≥ 6 Jahren ≥ 60%
VI. Hoher Anteil von Anteil der Patienten, die mit
Metformin bei
Metformin behandelt werden, unter
Übergewichtigen
allen übergewichtigen mit einem
unter Monotherapie
oralen Antidiabetikum
mit einem oralen
monotherapierten Patienten
Antidiabetikum
Zielwerte:
Nach ≥ 3 ≤ 6 Jahren DMP-Dauer
≥50%, nach ≥ 6 Jahren ≥ 60%
Zähler:
Anzahl der Patienten mit genau einer
Angabe = „ja“ in den Feldern 9, 10 oder
11 (ISD)
Entsprechend des
Zeitintervalls, das der
Feedbackbericht
erfasst
LE: Information über das
Feedback
Entsprechend des
Zeitintervalls, das der
Feedbackbericht
erfasst
LE: Information über das
Feedback
Nenner:
Alle Patienten mit genau einer Angabe
= „ja“ in den Feldern 9-12 (ISD)
Zähler:
Anzahl der Patienten mit Feld 11 (ISD)
(Metformin) = „ja“
Nenner:
Alle Patienten mit Übergewicht aus BMI
= (Feld 14 (AD) / Feld 13² (AD)) ≥ 25
und
genau einer Angabe = „ja“ in den
Feldern 10-12 (ISD)
und
keiner Angabe = „ja“ in Feld 9 (ISD)
5
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den KV Bereich Thüringen
QS-Ziele
QS-Indikatoren
Auswertungs-Algorithmus
AuslöseAlgorithmus
QS-Maßnahme
3. Einhaltung der Kooperationsregeln der Versorgungsebenen gemäß Abschnitt 1.8
VII. Hoher Anteil an
jährlichen
augenärztlichen
Untersuchungen
Anteil der in den letzten 12 Monaten
vom Augenarzt untersuchten
Patienten unter allen
eingeschriebenen Patienten
Zielwerte:
Nach ≥ 3 ≤ 6 Jahren DMP-Dauer
≥80%, nach ≥ 6 Jahren ≥ 90%
VIII.
Mitbehandlun
g durch eine auf die
Behandlung des
diabetisches Fußes
spezialisierte
Einrichtung bei
auffälligem
3
Fußstatus
Anteil der Patienten, die an eine auf
die Behandlung des diabetischen
Fußes spezialisierte Einrichtung
überwiesen werden, unter den
Patienten mit auffälligem Fußstatus
Zielwerte:
Nach ≥ 3 ≤ 6 Jahren DMP-Dauer
≥65%, nach ≥ 6 Jahren ≥ 75%
Zähler:
Anzahl der Patienten mit mindestens
einer Angabe in Feld 21 (ISD)
(ophthalmologische
Netzhautuntersuchung) =
„durchgeführt“ in den letzten 12
Monaten
Nenner:
Alle Patienten mit Teilnahmedauer ≥ 12
Monate
Zähler:
Anzahl der Patienten mit Feld 22 (ISD)
(Diabetesbezogene Über- bzw.
Einweisung veranlasst) = „Zur
qualifizierten Einrichtung für das diabet.
Fußsyndrom“)
Entsprechend des
Zeitintervalls, das der
Feedbackbericht
erfasst
LE: Information über das
Feedback
Entsprechend des
Zeitintervalls, das der
Feedbackbericht
erfasst
LE: Information über das
Feedback
Nenner:
Alle Patienten mit folgenden Angaben
in Feld 3 (ISD) (Fußstatus):
-Fußstatus = „auffällig“
und
-Wagner-Stadium = „2-5“
oder
-Fußstatus = „auffällig“
und
-Armstrong-Klassifikation = „C“ oder „D“
im Berichtszeitraum
3
Indikator, Auswertung und QS-Maßnahme betreffen nur diejenigen koordinierenden Leistungserbringer, die nicht in Personalunion eine für die Behandlung des diabetischen
Fußsyndroms qualifizierte Einrichtung repräsentieren.
6
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den KV Bereich Thüringen
QS-Ziele
QS-Indikatoren
Auswertungs-Algorithmus
AuslöseAlgorithmus
QS-Maßnahme
5. Vollständigkeit, Qualität und Verfügbarkeit der Dokumentation
IX. Sicherstellung von
Vollständigkeit und
Qualität der
Dokumentation
Anteil der beim ersten Eingang
vollständig und korrekt ausgefüllten
Dokumentationen unter allen
eingegangenen Dokumentationen
Zähler:
Anzahl der bei Ersteingang
vollständigen und plausiblen
Dokumentationen
Wenn nicht alle
erforderlichen DatenFelder der
Dokumentation korrekt
ausgefüllt sind
Zielwert:
≥95%
Nenner:
Anzahl aller eingegangenen
Dokumentationen im Berichtszeitraum
7
LE: Nachforderung der
fehlenden oder inkorrekten
Dokumentationsparameter
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Erläuterungen und Begründung zur Qualitätssicherung auf Grundlage der
Datensätze nach den Anlagen 2 und 8 RSAV
Abkürzungen
LE
=
Leistungserbringer
V
=
Versichertenkontakt
QS
=
Qualitätssicherung
Erläuterungen zu den Algorithmen
In den angegebenen Algorithmen beziehen sich alle Feldnennungen (AD) auf den allgemeinen bzw.
indikationsübergreifenden Datensatz und Feldnennungen (ISD) auf den indikationsspezifischen
Datensatz. Der jeweilige Nenner formuliert entsprechend allgemeingültiger mathematischer Regeln
die Grundgesamtheit, auf der der Zähler aufsetzt.
Zu beachten sind jeweils die Zeiträume, auf die sich eine indikatorgestützte Auswertung oder
Maßnahme bezieht. Da Feedbackberichte an den Arzt halbjährlich erfolgen, beziehen sich die
Auswertungen auf einen Berichtszeitraum von jeweils einem halben Jahr. Liegen in diesem Zeitraum
mehrere Dokumentationen vor, bezieht sich eine Auswertung auf die jeweils jüngste (= aktuelle),
sofern dies nicht durch den Algorithmus implizit anders vorgegeben ist (z. B. augenärztliche
Untersuchung, Hypoglykämien). Unter dem Begriff „DMP-Dauer“, der unterschiedlich interpretiert
werden kann, ist im Kontext der Anlage zur Qualitätssicherung die Laufzeit des Programms zu
verstehen und nicht die Teilnahmedauer einzelner Versicherter am Programm.
Im Falle verlaufsbezogener Auswertungen nach Teilnahmedauer (s.u.) ergibt sich die Notwendigkeit,
Zeiträume eindeutig zu definieren: Bezugsgrößen sind hier immer das Datum der Einschreibung
sowie die im DMP durchlaufene Mindest-Teilnahmezeit, die durch den Beginn des darauf folgenden
Berichtszeitraums beendet wird. So entspricht z. B. bei halbjährlichen Berichtszeiträumen eine
Teilnahmedauer von 1 Jahr einer Folgedokumentation ≥ 1 Jahr und < 1,5 Jahre nach Datum der
Einschreibung des zugehörigen Patienten. Auch hier gilt bei Vorliegen mehrerer Dokumentationen im
selben Zeitraum, dass die jüngere Dokumentation maßgeblich ist. Nach längerer Laufzeit des DMPs
können verlaufsbezogene Darstellungen aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit auch auf
Jahresräume abzielen.
8
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
ALLGEMEIN
Die Qualitätssicherung soll gewährleisten, dass die zentralen Intentionen, die mit dem strukturierten
Behandlungsprogramm für Diabetes mellitus Typ 2 verbunden sind, auch tatsächlich umgesetzt
werden. Gemäß der RSAV muss die Qualitätssicherung folgende Bereiche abdecken:
-
Anforderungen
an
die
Behandlung
nach
evidenz-basierten
Leitlinien
(einschließlich
Therapieempfehlung)
-
Einhaltung einer qualitätsgesicherten und wirtschaftlichen Arzneimitteltherapie
-
Einhaltung der Kooperationsregeln der Versorgungsebenen gemäß Abschnitt 1.8
-
Einhaltung der in Verträgen zu vereinbarenden Anforderungen an die Strukturqualität
-
Vollständigkeit, Qualität und Verfügbarkeit der Dokumentation
-
Aktive Teilnahme der Versicherten
Die Auswahl der Qualitätssicherungsziele und –maßnahmen wurde so getroffen, dass für alle
relevanten Bereiche der Qualitätssicherung jeweils relevante und nachvollziehbare QS-Ziele überprüft
werden. Die Interpretation der Ergebnisse einzelner Qualitätssicherungsmaßnahmen erfolgt dabei
unter Berücksichtigung unterschiedlicher Risikostrukturen.
Die an den Arzt gerichtete Qualitätssicherung wird vorrangig über den Feedback-Bericht geleistet.
Dieser Bericht wird halbjährlich erstellt und den teilnehmenden Ärzten zugesandt. Darin werden alle
relevanten Daten ausgewertet und jeweils die Daten der eigenen Praxis mit dem Durchschnitt aller
teilnehmenden Praxen gegenübergestellt. Dadurch ist ein aussagekräftiger Vergleich der jeweiligen
Praxis mit dem Praxisdurchschnitt möglich. Zudem werden dem DMP-Arzt allgemeine Hinweise und
Fragen zur möglichen Verbesserung der Patienten-Versorgung zur Verfügung gestellt. Dadurch wird
der Feedback-Bericht zu einem praktischen Instrument zur Erreichung der QS-Ziele.
Eve A. Kerr et al. haben in einer jüngeren Untersuchung auf die Unzulänglichkeiten vieler
Qualitätssicherungsmaßnahmen hingewiesen, die eine zu ungenaue Verknüpfung von QS-Zielen und
den klinischen Parametern aufweisen. Daher war die Absicht bei der Auswahl unserer
Qualitätssicherungsziele und –maßnahmen, eine möglichst enge Verbindung von QS-Zielen und klar
definierten Ergebnisparametern herzustellen.
Literatur
E. Kerr et al: Avoiding Pitfalls in Chronic Disease Quality Management: A Case for the Next Generation of
Technical Quality Measures, Am J Manag Care 2001; 7: 11, 1033-1043
9
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Qualitätsindikatoren
Qualitätsindikatoren sollen Qualität messbar machen und darüber hinaus einen Anreiz darstellen,
unbefriedigende Werte zu verbessern; weiterhin sollten sie es durch die Schaffung eines
gemeinsamen Koordinatensystems ermöglichen, Ergebnisse auf nationaler sowie internationaler
Ebene miteinander zu vergleichen und zu diskutieren. Die bereits auf internationaler und nationaler
Ebene (z.B. RAND, NCQA, FACCT, NHS; AQUA)4 entwickelten und in Leitlinien5 beschriebenen
Qualitätsindikatoren wurden bei der Auswahl der Qualitätsziele, sofern dies die Datenvorgabe erlaubt,
entsprechend berücksichtigt.
Weitgehende Übereinstimmung besteht in den Prozessparametern, wie Durchführung von
regelmäßigen
Untersuchungen,
jährliche
ophthalmologische
Untersuchung,
Fußinspektion,
Sensibilitätsprüfung sowie der Bestimmung der Albuminausscheidung im Urin.
Andere Empfehlungen, z. B. die zur Häufigkeit oder dem Referenzbereich einer HbA1c-Bestimmung,
fallen hingegen in den gebräuchlichen Systemen sehr unterschiedlich aus.
Bezüglich der Blutdruckeinstellung beziehen sich die existierenden Qualitätsindikatoren auf
regelmäßige Messungen und auch spezieller auf die Auswahl der antihypertensiven Medikation.
Einigkeit besteht auch darin, dass gerade beim Diabetes Typ 2 die Mitarbeit der Patienten eine
entscheidende Rolle spielt. Insofern gilt die Teilnahme an Schulungen ebenfalls als wichtiges
abprüfbares Qualitätsziel.
Für viele der Qualitätsziele bzw. –indikatoren, die sich an den in der RSAV festgelegten Inhalten zu
Dokumentation und Qualitätssicherung orientieren müssen, steht eine nur sehr eingeschränkte
wissenschaftliche Evidenz zur Verfügung, aus der sich quantitative Zielformulierungen ableiten
ließen. Hier können jedoch oftmals die aus dem bisherigen DMP-Verlauf gewonnenen Daten und
Erfahrungen genutzt werden und Ziele entsprechend formuliert werden. Da das DMP Diabetes
mellitus Typ-2 (Stand Ende 2007) in vielen Berichts- bzw. Vertragsregionen mittlerweile über vier
Jahre andauert und zahlreiche Feedback- und Qualitätsberichte zur Verfügung stehen, lassen sich
nunmehr zumindest auf dieser Basis besser und realistischer fundierte Ziele / Indikatoren definieren
als dies in den bisherigen QS-Anlagen der Fall war. Folgende Zeiträume liegen den aus
Qualitätsberichten
der
jeweiligen
Regionen
beispielhaft
für
Begründung
und
Erläuterung
entnommenen Daten zugrunde:
Bayern:
01.07.2004 bis 31.12.2006
Bremen:
01.07.2004 bis 30.06.2006
Niedersachsen
01.01.2004 bis 31.12.2005
4
RAND: Research and Development- Collaboration (www.rand.org), NCQA: National Committee for Quality Assurance
(www.ncqa.org), FACCT: FACCT (foundation for accountability; (www.facct.org) , NHS: NHS (National Health Service) Performance
Indicators. (www.doh.gov.uk), AQUA: Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (www.aquainstitut.de)
5
S. Abschnitt Behandlung nach evidenzbasierten Leitlinien, Literatur
10
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Nordrhein
01.07.2003 bis 31.12.2006
Saarland
01.07.2004 bis 31.12.2006
Sachsen-Anhalt
01.01.2004 bis 31.12.2005
Schleswig-Holstein 01.01.2004 bis 30.06.2005
Thüringen
01.04.2003 bis 31.03.2005
Westfalen-Lippe
02.06.2003 bis 31.12.2005
Des weiteren lassen sich auch in Unkenntnis der tatsächlichen Versorgungsgegebenheiten aus der
Beobachtung von Verläufen Trends ableiten („time-trend-analysis“), die zumindest eine Aussage
darüber erlauben, ob sich einzelne Parameter im Lauf des DMP gebessert (oder verschlechtert)
haben. Diesen Trends läge die Hypothese zugrunde, dass durch eine Teilnahme am DMP prozessund ergebnisorientierte Parameter gebessert werden. Maßgeblich dafür wären die Charakteristika der
DMP, die u.a. durch klar strukturierte Behandlungsabläufe, evidenzbasierte Grundlagen und den
aktiven Einbezug der Patienten (Schulungen, verstärkte Informationen etc.) gekennzeichnet sind.
Bei den hier vorliegenden Indikatoren und Algorithmen wurde grundsätzlich darauf verzichtet,
Auswertungen nur auf Patienten mit Abweichungen von Zielen des DMP aufzusetzen. Beispiele
hierfür wären die Gruppen derer, die bei einer Konsultation Symptome oder einen hohen Blutdruck
aufgewiesen hatten und bei der darauffolgenden Gelegenheit auf die Persistenz oder NichtPersistenz des Problems hin überprüft wurden. Hierbei tritt immer ein von der Intervention (dem DMP)
unabhängiger Effekt zurück zum Durchschnitt oder dem Normalen ein („Regression-to-the-Mean“),
der empirisch kaum quantifizierbar ist.
Analyse von Zeitverläufen bei Ergebnisparametern
Bei verlaufsbezogenen Analysen sind im Kontext des DMP grundsätzlich mehrere Methoden
denkbar:
A. Auswertung nach Teilnahmedauer
Auswertung aller Dokumentationen, die ein gleiches DMP-Alter bzw. eine gleiche DMPTeilnahmedauer aufweisen, also alle Dokumentationen, die im 1., 2., 3. etc. Quartal der Teilnahme
aller Patienten erstellt wurden. Sie sind damit unabhängig vom Datum der Einschreibung eines
Patienten oder dem kalendarischen Alter des DMP an sich.
Hat ein Patient bereits 2 Jahre teilgenommen, fließen alle ihm zuzuordnenden vorherigen Daten
entsprechend der jeweiligen Teilnahmedauer der Dokumentationen in die Verlaufsbeobachtung ein.
So werden z. B. seine nach einem Jahr Teilnahme erhobenen Daten mit all denjenigen Daten anderer
11
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Patienten, für die das Kriterium „ein Jahr Teilnahme am DMP“ gilt, gepoolt. Mit zunehmender
Teilnahmedauer nimmt dementsprechend die Anzahl der ausgewerteten Dokumentationen in der
Zeitreihe ab. Des weiteren ändert sich mit jedem Bericht die Anzahl der in die Auswertung
eingeschlossenen Dokumentationsbögen (und damit auch die Ausprägung der Parameter) für alle
Zeiträume. Diese Analyseart ist für Prozess- und Ergebnisparameter anwendbar .
Vorteile dieser Methode:
Keine Regression-to-the-Mean” als systematischer Fehler.
Ausgleich von Verzerrungen durch einen Selektions-Bias, der durch mögliche Unterschiede
zwischen Patienten, die sich früh in das DMP eingeschrieben haben (die Interessierteren,
Aktiveren) gegenüber denen, die später kamen, resultieren könnte.
Abbildung der Hypothese, dass sich eine positive Wirkung des DMP auf Patientenseite
durch Lern- und Informationsprozesse eher langsam und schrittweise einstellt. Zugleich
werden damit Effekte auf Seiten der LE erfasst.
Für viele Indikatoren besteht im Feedback an den Leistungserbringer das Problem kleiner
Fallzahlen. Gepoolte Daten nach Teilnahmedauer minimieren dieses Problem, indem die
Fallbasis erweitert wird.
Betrachtung des Gesamtverlaufs des DMP.
Hauptnachteil ist die sich ändernde Datengrundlage für jeden Berichtszeitraum.
B. Auswertung von Kohorten
Sie basieren darauf, dass Patientengruppen mit gleichem Einschreibezeitpunkt oder -quartal über die
Zeit analysiert werden. Für die Auswertung werden also nur die Daten dieser speziellen Gruppe in
ihrem Verlauf betrachtet. Bei halbjährlichen Berichtszeiträumen ließen sich nach 1,5 Jahren Existenz
des DMP drei separate Kohorten (eine mit 1, eine mit 2 und eine mit 3 Halbjahren Teilnahme am
DMP) bilden und getrennt voneinander bzgl. ihres Verlaufs analysieren. Ein gutes Beispiel hierfür liegt
bei der Methodik für die gesetzliche Evaluation vor.
Ein wesentlicher Vorteil liegt in der gegenüber Methode A höheren Aussagekraft über die Entwicklung
von Parametern im Verlauf des DMP. Dies trifft allerdings nur unter der Voraussetzung zu, dass
ausreichend große Fallzahlen zur Verfügung stehen. Daraus leitet sich unmittelbar der Hauptnachteil
im Rahmen einer Feedback-Berichterstattung ab: Die Fallzahlen sind für das Feedback an die
Leistungserbringer zu klein. Zudem lassen sich verschiedene Kohorten ohne Kenntnis weiterer
Charakteristika kaum miteinander vergleichen. Im Kontext der QS - Anlage wird daher auf diese Art
der zeitbezogenen Auswertung verzichtet.
C. Berichtszeitraumauswertungen mit/ohne Vergleich zum vorangegangenen Zeitraum
12
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Hier wird unabhängig von der tatsächlichen Teilnahmedauer der Patienten am DMP ein Querschnitt
durch alle in einem definierten Berichtszeitraum vorliegenden Ausprägungen von Parametern
durchgeführt und mit denen anderer, im Falle der Feedback-Funktion mit dem vorangegangenen
Berichtszeitraum verglichen. Damit lassen sich in erster Linie Eigenschaften der LE bzw.
Prozessparameter abbilden, z. B. das Verschreibungsverhalten bei Arzneimitteln oder die Rate
verordneter Schulungen. Für Indikatoren, die stark vom Patienten abhängen oder ergebnisorientiert
sind, ist das Verfahren zwar weniger geeignet. Andererseits bietet diese Art der Darstellung jedoch
den Vorteil, dass sie im Sinne des Feedbacks unmittelbar und leichter nachvollziehbar ist als eher
evaluative Ansätze mit Betrachtung größerer Zeiträume. Im Hinblick auf die Hauptfunktion der
Feedbackberichte wird daher dieser Analyseart meist der Vorzug eingeräumt.
Die in den Anlagen formulierten QS-Ziele sollen für die Feedback- bzw. QS-Berichte jeweils nach
folgender Methode ausgewertet werden:
Nach Methode A:
I, II, V (jeweils optional vereinbar)
Nach Methode C:
alle
Spezielle Indikatoren
1.
Anforderungen an die Behandlung nach evidenz-basierten Leitlinien
Bei der Auswahl der QS-Ziele wurden diejenigen Aspekte berücksichtigt, die im strukturierten
Behandlungsprogramm für Diabetes mellitus Typ 2 von zentraler Bedeutung sind. Medizinischer
Kernpunkt ist dabei die Behandlung nach evidenz-basierten Leitlinien. Die vorliegende QS-Anlage
berücksichtigt in diesem Kontext HbA1c-Wert, Blutdruck und Stoffwechselentgleisungen. Die
Definition von Indikatoren, die sich auf Folgeerkrankungen beziehen, scheint wegen der langen
Latenz dieser wichtigen Endpunkte gegenwärtig noch nicht bzw. unter dem Aspekt einer individuellen
Feedbacksituation nicht sinnvoll.
Zu QS-Ziel I
Als intermediärer oder Surrogatparameter hat der HbA1c-Wert breiten Eingang in bestehende QSSysteme gefunden. Er ist zumindest mit mikrovaskulären Folgeerkrankungen des Diabetes evidenzbasiert assoziiert. Ein exakter Grenzwert (oder mehrere risikobezogene Grenzwerte) als Indikator für
den HbA1c-Wert ist aus der wissenschaftlichen Evidenz jedoch nicht ableitbar, dieser soll vielmehr
individuell auf den Patienten angepasst und mit diesem abgestimmt werden. Daher sind Grenzen bei
der Darstellung als eher willkürlich zu erachten. Auch eine Durchsicht verschiedener Indikatorsysteme
oder -sets (HEDIS/USA, DQIP/USA, AQUA-Indikatorenset) oder von Leitlinien liefert keine eindeutige
Stütze. Während die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) einen Wert < des 1,2-fachen der Norm
13
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
anzielt, werden in anderen Leitlinien z.B. Werte generell unter 7% gefordert , oder es werden
Standardabweichungen der Normalverteilung oder Durchschnittswerte beschrieben. Zudem darf ein
niedriger HbA1C-Wert nicht mit einer Steigerung der Häufigkeit von Hypoglykämien "erkauft" werden.
Durch die Senkung der HbA1C-Werte in die Nähe des Normbereichs lässt sich das Risiko für
mikroangio- und neuropathische Komplikationen mindern. Es existiert jedoch kein Schwellenwert,
unter dem kein Risiko nachweisbar ist. Die HbA1C-Einstellung ist daher immer ein Kompromiss
zwischen der Vermeidung von Hypoglykämien einerseits und der Vermeidung von diabetischen
Spätkomplikationen sowie den individuellen Bedürfnissen eines Patienten andererseits.
Daher erscheint die hier gewählte Aufteilung gerechtfertigt, die sich den in der Nationalen
Versorgungsleitlinie genannten Grenzen von <6,5, 6,5-7,5 und >7,5 anlehnt.
Aus dem 1. indikationsspezifischen Bericht der GE Bremen zum DMP Diabetes mellitus Typ 2 geht
hervor, dass der Anteil von Patienten mit HbA1c-Werten über 8,5% in einem Zeitraum von einem ½
Jahr von 9,7% auf 9% gesenkt wurde. Das entspricht einer relativen Verringerung von etwa 7,2%.
Entsprechend des 2. Qualitätsberichts der Gemeinsamen Einrichtung in Hessen betrug dieser Anteil
nach 7 Quartalen Teilnahmedauer nur noch 8%, während es für den Durchschnitt aller Patienten
nach dem 1. Quartal, also zu Beginn ihrer DMP-Teilnahme, 10% waren. Dabei fallen jedoch deutliche
Schwankungen innerhalb der einzelnen HbA1c-Wert-Strata auf. Eine durchschnittliche Senkung des
Anteils der Patienten mit einem HbA1c von ≥ 8,5% auf unter 10% ist dem gemäß ein realistisches
Ziel. Bei Patienten, die lange am DMP teilgenommen haben, kann ein niedrigerer Zielwert angesetzt
werden.
Allgemein ist davon auszugehen, dass eine normnahe Stoffwechseleinstellung längerfristig hilft,
Folgekomplikationen und Erkrankungen des Diabetes zu vermeiden. Daraus lässt sich ableiten, dass
eine Senkung des durchschnittlichen HbA1c-Werts dazu beiträgt, die Häufigkeit der Diabetesfolgen in
der Population der DMP-Teilnehmer insgesamt zu reduzieren, vorausgesetzt, es bestehen
grundlegende Abweichungen vom Referenzbereich. Wie oben bereits ausgeführt, ist ein solcher
Referenzbereich jedoch nur allgemein zu formulieren. Wichtig ist daher im Hinblick auf die
Wirksamkeit der vereinbarten therapeutischen Bemühungen, wie sich der durchschnittliche HbA1cWert bei längerer Teilnahmedauer am DMP verhält. Median und Mittelwert zusammen geben
Aufschluss darüber, wie die HbA1c-Werte bei den Patienten verteilt sind.
Zu QS-Ziel II
Aus der evidenz-basierten Vorgabe, für jeden Patienten entsprechend seiner Risikokonstellation ein
individuelles Therapieziel festzulegen, resultiert das QS-Ziel, den Anteil von Patienten, die ihren
individuell vereinbarten HbA1c-Wert erreicht haben, zu steigern. Die Angabe eines Referenzbereichs
ist auch hier mangels verfügbarer Studien nicht möglich. Es stehen jedoch aus dem bisherigen DMPVerlauf Daten zur Verfügung, aus denen ersichtlich ist, dass im Lauf der Teilnahme am DMP der
14
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
durchschnittliche Anteil von Patienten, die ihr individuell vereinbartes Therapieziel erreichen
zunimmt.6
In den verschiedenen bislang vorliegenden Qualitätsberichten der DMP zeigen sich erhebliche
Unterschiede in der Zielerreichung. Lässt man diejenigen Berichte außer Acht, die die von Problemen
im Datenmanagement gekennzeichnete Frühphase des DMP betreffen, wird ein Zielerreichungsgrad
von 42%-60% ausgewiesen. Eine Anpassung des Zielwerts von derzeit 55% scheint daher noch nicht
angezeigt.
Zu QS-Ziel III
Schwere Stoffwechselentgleisungen sind seltene Ereignisse. Inzidenzangaben für Deutschland im
Bereich der Primärversorgung reichen von 0,004/Patient/Jahr (Holstein 2003) bis zu 0,04/Patient/Jahr
(nur Patienten mit Insulintherapie) bei den Hypoglykämien. Bei Patienten mit Koma und/oder
schwerer Ketoazidose liegen vergleichbare populationsbezogene Zahlen in der Größenordnung von
0,0024/Patient/Jahr (Müller 1995) vor.
Aus den bisherigen DMP-Erfahrungen geht hervor, dass mehr als zwei Hypoglykämien bei
Beobachtung der letzten 6 Monate bei –mit wenigen Ausnahmen- weniger als 1% der Patienten
auftraten, der Maximalwert betrug 1,6%. Auf die auf einen einzelnen Arzt bezogene Rückmeldung
von Raten wird wegen der zu erwartenden statistischen Schwankungen zugunsten der Übermittlung
der einzelnen Patienten weiterhin verzichtet. Eine Häufigkeitsangabe erfolgt nur in Bezug auf die
gesamte Berichtsregion.
Das bisherige QS-Ziel „Vermeidung stationärer Aufenthalte wegen schwerer hyperglykämischer
Entgleisungen“ entfällt mit Einführung der neuen Dokumentation durch die 17. RSAV-ÄndV. Der
Mehrzahl der vorliegenden Qualitätsberichte zufolge wird das anvisierte Ziel von <0,5% erreicht, viele
Berichte weisen eine Rate von 0,0% aus. Die gefundene Spanne von 0 – 1,0% lässt keine
Rückschlüsse darüber zu, ob die Unterschiede auf tatsächliche Versorgungsunterschiede in den
Regionen oder auf eine eingeschränkte Validität des Indikators infolge definitorischer Unschärfen
zurückzuführen ist. Insofern wäre auch keine Aussage in dem Sinne möglich, dass der Indikator
wegen einer mehrheitlichen Zielerreichung nun entbehrlich sei.
Zu QS-Ziel IV
Als normotoner Blutdruckbereich gelten heute Werte von <140/90mmHg. Je nach Risikokonstellation
kann das Therapieziel auch darunter, kaum hingegen darüber liegen. Deutsche Studien zur
Blutdruckeinstellung im primärärztlichen Bereich zeigen in der Regel eine Zielwerterreichung
(<140/90mmHg) von maximal 40%. International ist je nach Definition des Zielwerts das Ergebnis bei
großer Varianz ähnlich.
6
Bei DMP-Teilnehmern der AOK aus 5 Ländern (n = ca. 200000) stieg der Anteil von Patienten, die ihr Therapieziel erreichten, von
15
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Auswertungen von DMP-Daten weisen auf einen deutlich höheren Anteil von hypertensiven
Teilnehmern mit nach Zieldefinition ausreichend eingestelltem Blutdruck hin.7 Dies kann als deutlicher
Hinweis auf eine Inkongruenz zwischen angestrebtem Zielbereich und dem eigentlichen durch
Evidenz unterlegten numerischen Blutdruckmaximum gewertet werden. Zudem bestehen sowohl bei
den veröffentlichten Studien wie auch bei den im Rahmen der Dokumentation im DMP erhobenen
Daten methodische Einschränkungen, die ihren Wert als Grundlage für die Formulierung von
Indikatoren begrenzen. Daher sollte auch hier ein verstärktes Augenmerk auf den Verlauf des
Parameters gerichtet werden.
Der Zielwert von 40% wird in den meisten Regionen auch nach mehrjähriger Laufzeit des DMP
bislang noch nicht erreicht, die erhobenen Werte schwanken zwischen 29 und 37%. Daher scheint
die bisherige Zielvorgabe von ≥ 50% nach 6 Jahren bis auf weiteres zu optimistisch zu sein.
Literatur
Beeinflussung des HbA1c-Werts
AOK-Bundesverband: Sonderauswertung von b-Daten aus dem DMP Diabetes mellitus Typ 2, Nov 2005 (nicht
veröffentlicht).
Indikationsspezifischer Bericht zum Diabetes mellitus Typ 2 für die Gemeinsame Einrichtung Bremen, Ausgabe für
den Berichtszeitraum 01.07.2004 bis 31.12.2004.
UK Prospective Diabetes Study (UKPDS) Group: Intensive blood-glucose control with sulphonylureas or insulin
compared with conventional treatment and risk of complications in patients with type 2 diabetes (UKPDS 33).
Lancet 1998; 352: 837-53.
Vermeidung schwerer Stoffwechselentgleisungen
M. Berger: Der schlecht eingestellte Diabetiker, in: M. Berger (Hrsg.): Diabetes mellitus, 2. Auflage, München,
Jena, 2000, S. 533f. (mit weiterführenden Literatur-Hinweisen)
Senkung des Blutdruckes auf Werte unter 140/90 mmHg
AOK-Bundesverband: Sonderauswertung von b-Daten aus dem DMP Diabetes mellitus Typ 2, Nov 2005 (nicht
veröffentlicht).
Grossman E, Messerli FH: High Blood Pressure and Diabetes Mellitus. Arch Int Med 2000; 160: 2447-58
Holstein A, Plaschke A, Egberts EH (2003) Clinical characterisation of severe hypoglycaemia--a prospective
population-based study. Exp Clin Endocrinol Diabetes 111:364-9.
Müller UA, Müller R, Meier F: Inzidenz von Ketoazidosen unter zentralisierter und dezentral organisierter
Diabetesbetreuung in Thüringen. Diab Stoffw 1995; 4: 71-76.
Schiel R e.a.: Cognitive function and quality of diabetes care in patients with type-2-diabetes mellitus in general
practitioner practice. Eur J Med Res 2003; 8: 419-427.
UK Prospective Diabetes Study (UKPDS) Group: Intensive blood-glucose control with sulphonylureas or insulin
compared with conventional treatment and risk of complications in patients with type 2 diabetes (UKPDS 33).
Lancet 1998; 352: 837-53
UK Prospective Diabetes Study Group: Tight blood pressure control and risk of macrovascular and microvascular
complications in type 2 diabetes (UKPDS 38). BMJ 1998; 317: 703-13
Wittchen HU, Krause P, et al. Hydra-Studie. Fortschritte der Medizin 2003, Sonderheft I.
52,83% nach 1 Quartal auf 55,25% nach 5 Quartalen (AOK-Bundesverband).
7
In der gleichen Auswertung bestand bei 60% der Patienten bereits bei Einstieg in das DMP keine Notwendigkeit das Therapieziel
anzupassen, nach 1 Jahr lag der Anteil bereits bei über 70% (AOK-Bundesverband).
16
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Leitlinien
American Association of Clinical Endocrinologists, American College of Endocrinology. Medical
guidelines for the management of diabetes mellitus: the AACE system of intensive diabetes
selfmanagement.Endocrine Practice 2002;8:40-82.
http://www.aace.com/clin/guidelines/diabetes_2002.pdf
American Diabetes Association. American Diabetes Association: Clinical practice recommendations
2003. Diabetes Care 2003;26 Suppl 1:S1-S156.
http://care.diabetesjournals.org/content/vol26/issue90001/cover.shtml
Canadian Diabetes Association. 1998 clinical practice guidelines for the management of diabetes in
Canada. CMAJ 1998;159 Suppl 8:S1-S29.
http://www.cmaj.ca/cgi/data/159/8/DC1/1
Deutsche Diabetes Gesellschaft. Therapie der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1. Diabetes und
Stoffwechsel 2003;12 Suppl 2:49-66.
http://www.deutsche-
diabetesgesellschaft.de/?inhalt=/redaktion/mitteilungen/leitlinien/w_schaftl_leitlinien.html
Hierunter weiterhin erschienen:
Kerner W, Fuchs C, Redaelli M,. Boehm B.0, Köbberling J, Scherbaum WA, Tillil H. Definition, Klassifikation
und Diagnostik des Diabetes mellitus. In: Evidenzbasierte Diabetes-Leitlinien DDG. Scherbaum WA, Lauterbach
KW, Joost HG (Hrsg.). 1. Auflage. Deutsche Diabetes-Gesellschaft 2001
Janka HU, Redaelli M, Gandjour A, Giani G, Hauner H, Michaelis D, Standl E. Epidemiologie und Verlauf des
Diabetes mellitus in Deutschland. In : Evidenzbasierte Diabetes-Leitlinien DDG. Scherbaum WA, Lauterbach
KW, Renner R (Hrsg.). 1. Auflage. Deutsche Diabetes-Gesellschaft 2000.
Hammes HP, Bertram B, Bornfeld N, Gandjour A, Parandeh-Shab F, Danne D, Kroll P, Lemmen KD, Look D.
Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle der diabetischen Retinopathie und Makulopathie. In: Evidenzbasierte
Diabetes-Leitlinien DDG. Scherbaum WA, Lauterbach KW, Renner R (Hrsg.). 1. Auflage. Deutsche DiabetesGesellschaft 2000.
Standl E, Fuchs Ch, Parandeh-Shab F, Janka HU, Landgraf R, Lengeling HF, Philipp Th, Petzold R, Sawicki P,
Scherbaum WA, Tschöpe D. Management der Hypertonie beim Patienten mit Diabetes mellitus. In :
Evidenzbasierte Diabetes-Leitlinien DDG. Scherbaum WA, Lauterbach KW, Renner R (Hrsg.). 1. Auflage.
Deutsche Diabetes-Gesellschaft 2000.
Hasslacher C, Gandjour A, Redaelli M, Bretzei RG, Danne D, Ritz E, Sawicki P, Walter H. Diagnose, Therapie
und Verlaufskontrolle der Diabetischen Nephropathie. In : Evidenzbasierte Diabetes-Leitlinien DDG. Scherbaum
WA, Lauterbach KW, Renner R (Hrsg.). 1. Auflage. Deutsche Diabetes-Gesellschaft 2000.
Haslbeck M, Redaelli M, Parandeh-Shab F, Luft D, Neundörfer B, Stracke H, Ziegler D. Diagnostik, Therapie
und Verlaufskontrolle der sensomotorischen diabetischen Neuropathien. In: Evidenzbasierte Diabetes-Leitlinien
DDG. Scherbaum WA, Lauterbach KW, Renner R (Hrsg.). 1. Auflage. Deutsche Diabetes-Gesellschaft 2000.
European Diabetes Policy Group, International Diabetes Federation. Guidelines for diabetes care: A
desktop guide to type 1 (insulin-dependent) diabetes mellitus. 1998. Available from:
http://www.staff.newcastle.ac.uk/philip.home/t1dg1998.htm
Fachkommission Diabetes Sachsen. Praxisleitlinien Diabetes mellitus. Diabetes mellitus Typ 1. 4.
überarb. Aufl. 2002.
http://www.imib.med.tu-dresden.de/diabetes/leitlinien/index.htm
New Zealand Guidelines Group. Primary care guidelines for the management of core aspects of
diabetes care. 2000. p. 1-18.
http://www.nzgg.org.nz/library/gl_complete/diabetes/index.cfm
NSW Department of Health. Principles of care and guidelines for the clinical management of diabetes
mellitus. North Sydney: NSW Department of Health; 1996. p.1-35.
http://www.health.nsw.gov.au/public-health/diabetes/diabguid.html
Scottish Intercollegiate Guidelines Network. Management of diabetes: a national clinical guideline.
2001. p.1-50.
http://www.sign.ac.uk/guidelines/fulltext/55/index.html
17
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
State of Florida Agency for Health Care Administration. Diabetes medical practice guidelines. 2001. p.139.
http://www.fdhc.state.fl.us/diabetes/master_files/Diabetes_Guideline.htm
Vermont Program for Quality in Health Care. Recommendations for management of diabetes in Vermont.
2002
http://www.vpqhc.org/ClinicalGuides/diabetes/index.htm
Veterans Health Administration/Department of Veterans Affairs. Clinical practice guideline for the
management of diabetes mellitus in the primary setting. 1999. p.1-147.
http://www.oqp.med.va.gov/cpg/DM/DM_base.htm
Zentralstelle der Deutschen Ärzteschaft zur Qualitätssicherung in der Medizin: LeitlinienClearingbereicht Diabetes mellitus Typ 1:
http://www.leitlinien.de/clearingverfahren/clearingberichte/diabetes1/00diabetes1/21diabetes1/view#volltext
2.
Einhaltung einer qualitätsgesicherten und wirtschaftlichen Arzneimitteltherapie
Zu QS-Ziel V und VI
Gegenstand der Qualitätssicherung sind die Verfolgung des Anteils von gemäß den Empfehlungen
der RSAV vorrangig verordneten Arzneimitteln sowie das Ziel, innerhalb der Gruppe von
übergewichtigen Patienten unter Monotherapie mit einem oralen Antidiabetikum denjenigen Anteil zu
steigern, der Metformin erhält. Eine evidenzbasierte Aussage im Hinblick auf Wirksamkeit und
Sicherheit ist im Rahmen der Empfehlungen des DMP nur für Monotherapien möglich, für die
Kombination von Arzneimitteln liegen keine oder nur wenige entsprechende Studien vor. Daher
erstreckt sich die Aussagekraft von Indikatoren auf diejenigen Patienten, die nur mit einem Wirkstoff
behandelt werden. Darüber hinaus implizieren die beiden Indikatoren deutlich normative Elemente.
Dementsprechend zurückhaltend wurden hier Zielgrößen gewählt. Für die Gabe von Metformin bei
Übergewichtigen ist aus dem 2. Qualitätssicherungsbericht der Gemeinsamen Einrichtung
Brandenburg bekannt, dass der Anteil nach 1 Jahr bei knapp über 40% lag, andere Daten stehen
wegen eines erst 2006 geänderten Indikators noch nicht zur Verfügung.
Im neuen Dokumentationsdatensatz (17.RSAV-ÄndV) wurden die beiden bislang getrennten
Parameter zur Therapie mit Insulin bzw. Insulin-Analoga zu einem gemeinsamen Parameter
zusammengefasst. Insofern beinhaltet der Indikator, der bislang nur Humaninsulin als vorrangig zu
verordnenden Wirkstoff bei Monotherapie erfasst hatte, nun eine zusätzliche Wirkstoffgruppe, die –
unabhängig von den bisherigen Vorgaben des DMP in der Versorgung häufig eingesetzt wurde und
wird. Daher sind alter und neuer Indikator nicht mehr direkt miteinander vergleichbar. Dennoch ist
hieraus keine neue Zielsetzung abzuleiten (s.o.). Auch auf Grundlage der veröffentlichten
Qualitätsberichte kann eine solche nicht postuliert werden, nicht zuletzt da die Zielerreichung
erheblichen und nicht unmittelbar erklärbaren Schwankungen (28-97%!) unterworfen ist, die eine
Referenzierung auf bisherige Ergebnisse nicht gestattet.
18
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Literatur
Biguanide (Metformin) nur bei Übergewicht
UK Prospective Diabetes Study (UKPDS) Group: Effect of intensive blood-glucose control with Metformin
on complications in overweight patients with type 2 diabetes (UKPDS 34). Lancet 1998; 352: 854-65
Qualitätsbericht zum DMP Diabetes mellitus Typ 2 für die Gemeinsame Einrichtung Brandenburg, Ausgabe für den
Berichtszeitraum 01.07.2004 bis 31.12.2004.
3.
Einhaltung der Kooperationsregeln der Versorgungsebenen gemäß Abschnitt 1.8
Der Abschnitt 1.8 der RSAV benennt eindeutige Vorgaben für die Kooperation der Versorgungsebenen. Dementsprechend wurden relevante und nachvollziehbare QS-Ziele für diesen Bereich
definiert. Dazu gehören die Sicherstellung der jährlichen augenärztlichen Untersuchung für alle
Diabetes-Patienten (QS-Ziel VII) sowie die Mitbehandlung durch eine auf Behandlung des
diabetischen Fußes spezialisierte Einrichtung bei auffälligem Fußbefund (QS-Ziel VIII). Diese beiden
QS-Ziele decken wesentliche Aspekte bei der Kooperation der Versorgungsebenen ab, die in der
aktuellen Versorgung Verbesserungspotenziale aufweisen.
Aus den Auswertungen des bisherigen DMP-Verlaufs sind Daten über den Anteil der Patienten, bei
denen in den vorangegangenen 12 Monaten eine Augenuntersuchung durchgeführt wurde, bekannt.
Diese Rate beträgt – je nach Vertragsregion und abgesehen von der Anfangsphase- zwischen 61%
und 100%. Dabei beruhen Werte niedriger Zielerreichung in der Regel auf halbjährlichen
Berichtszeiträumen.
Im Qualitätsziel „Mitbehandlung durch eine auf die Behandlung des diabetisches Fußes spezialisierte
Einrichtung bei auffälligem Fußstatus“ werden im bisherigen Indikator alle auffälligen Füße
ungeachtet
ihres
Wagner/Armstrong-Stadiums
erfasst,
ohne
dass
ihre
tatsächliche
Überweisungsbedürftigkeit entsprechend der unter 1.8.2 in Anlage 1 der RSAV festgelegten Kriterien
zur obligaten Überweisung Berücksichtigung findet. Damit war dieser Indikator nicht dazu geeignet
das zu messen, was er zu messen vorgibt. Es handelt sich um einen Fehler, der sich letztlich aus den
nicht eindeutigen Überweisungskriterien (fehlende Definition des „diabetischen Fußsyndroms) in der
9. bzw. 12. RSAVÄndV herleiten lässt. Das in den Qualitätsberichten aufgezeigte Resultat erlaubt
damit bislang keinen Rückschluss auf ein korrektes oder inkorrektes Überweisungsverhalten der
dokumentierenden Ärzte. Aus diesem Grund werden künftig die Kriterien der Wagner-ArmstrongKlassifikation in den Algorithmus einbezogen.
Unabhängig davon ergibt sich bei der Operationalisierung des Indikators weiterhin das Problem, dass
im Falle der Koordination durch eine diabetologische Schwerpunktpraxis diese und die Qualifikation
zur Fußversorgung oftmals in einer Hand bzw. Einrichtung, also in Personalunion, vorliegen. Der
koordinierende Arzt bietet also selbst bereits die erforderliche Qualifikation, und damit ist keine
Überweisung zu erwarten. Auch eine auf den hausärztlichen Sektor beschränkte Auswertung liefert
19
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
hier nur eine Approximation. Eine noch nicht veröffentlichte Auswertung der Daten Nordrheins von
2006 ergaben sich unter den Patienten mit auffälligem Befund und Wagner 2-5 und/oder Armstrong
C/D ein Anteil von 63,9% überwiesener Patienten. Dabei wurden nur die vom Hausarzt koordinierten
Teilnehmer berücksichtigt. Zwar beinhaltet dies alle Überweisungen zu Fußspezialisten und
Diabetologen, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass der Anteil der bei auffälligem Fuß mit
höherem Wagner-Armstrong-Stadien überwiesenen Teilnehmer höher liegt als die zwischen 10% und
30% liegenden in den Qualitätsberichten dargestellten Raten.
Da auch empirisch keine Festlegung über den zu erwartenden Anteil der nach 8.1.2
überweisungsbedürftigen Patienten möglich ist, ist eine Revision der aktuell angestrebten Zielwerte
von 65%-75% nicht angezeigt, wohl hingegen des Indikatoralgorithmus an sich.
Literatur
Jährliche Überweisung zum Augenarzt
Primary Care Guidelines for the Management of Core Aspects of Diabetes Care. Published by the New Zealand
Guidelines Group, June 2000
Feedbackberichte an die Leistungserbringer aus Bremen, Berlin, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Thüringen und
Westfalen-Lippe (1. bzw. 2. Bericht der Gemeinsamen Einrichtung)
Mitbehandlung durch eine auf Behandlung des diabetischen Fußes spezialisierte Einrichtung bei auffälligem
Fußstatus
Primary Care Guidelines for the Management of Core Aspects of Diabetes Care. Published by the New Zealand
Guidelines Group, June 2000
Mason J, O’Keeffe C, McIntosh A, et al.: A systematic review of foot ulcer in patients with type 2 diabetes mellitus.
I: prevention. Diabet Med 1999; 16: 801-12
5.
Vollständigkeit, Qualität und Verfügbarkeit der Dokumentation
Für diesen Bereich soll die Qualitätssicherung gewährleisten, dass in allen Fällen eine korrekte
Einschreibung erfolgt. Das heißt, dass auch tatsächlich nur Versicherte mit einer gesicherten
Diagnose des Diabetes mellitus Typ 2 eingeschrieben werden und die ausgefüllten Dokumentationen
zeitnah zur Verfügung stehen. Allerdings erlaubt eine detaillierte Angabe von Einschreibekriterien in
der Dokumentation noch keine valide Prüfung, ob die Kriterien beim betreffenden Teilnehmer auch
tatsächlich erfüllt sind. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Überarbeitung der Dokumentation mit
der 17. RSAV-ÄndV auf ein weiteres Abfragen der diesbezüglichen Parameter verzichtet. Das
Vorliegen eines Diabetes mellitus Typ2 wird nunmehr vom betreuenden Arzt per Unterschrift
attestiert, was gleichzeitig Voraussetzung für die Programmteilnahme ist. Von daher ist das bisherige
QS-Ziel „Sicherstellung einer korrekten Einschreibung“ nicht mehr über die Dokumentation
abzubilden und entfällt.
Zu QS-Ziel IX
Durch das Wettbewerbsstärkungsgesetz wurde mit dem 1. April 2007 auf die formale Verpflichtung
der Prüfung der Vollständigkeit des kompletten Datensatzes (ehemalige a-Daten der Anlage 2a der
20
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
RSAV), Voraussetzung für eine Weiterleitung der Daten zur weiteren Verarbeitung, verzichtet. Zur
Vereinfachung der administrativen Prüfprozesse sollte nur noch der Datensatz der Anlage 2b auf
Vollständigkeit geprüft werden, mithin auch ein im Sinne der Anlage 2a unvollständiger Datensatz
weitergeleitet werden können. Mit Inkrafttreten der 17. RSAV-ÄndV hat sich die Situation erneut
geändert und es wird wieder ein vollständiger und plausibler Komplettdatensatz gefordert.
Vollständigkeit und Qualität der Dokumentationen sind jedoch wesentliche Voraussetzungen für die
Qualitätssicherung
und
die
Evaluation.
Daher
haben
Änderungen
der
gesetzlichen
Rahmenbedingungen keinen relevanten Einfluss darauf, dass es Ziel der Qualitätssicherung sein
muss zu überprüfen und sicherzustellen, ob und dass ein vollständiger und korrekter Datensatz
vorliegt. Dies beinhaltet auch Maßnahmen, die den die Dokumentation erstellenden Arzt im Falle von
Fehlern um Korrektur bitten.
Die Erfahrungen aus früheren Modellvorhaben zur strukturierten Versorgung von Patienten mit
Diabetes
mellitus
Typ
2
auch
nach
einer
Laufzeit
über
mehrere
Jahre
und
einer
Vergütungsabhängigkeit an die vollständige Dokumentation zeigen, dass zu keiner Zeit alle
eingegangenen Dokumentationsbögen ohne Nacherfassung vollständig waren. So wurden in einem
AOK-Modellvorhaben in Thüringen Vollständigkeitsquoten von maximal 60-70% erreicht. Allerdings
unterscheiden sich die Gegebenheiten in den Modellprojekten deutlich von denen im DMP, umso
mehr als dass im Rahmen der DMP zunehmend auf elektronische Formen der Dokumentation
umgestellt wird. Aus Analysen des ZI für das Nordrhein lässt sich herleiten, dass bei elektronischer
Datenerhebung Fehlerquoten von unter 5% möglich sind. Mit der Umstellung auf eine obligate
elektronische Erstellung und Übermittlung (eDMP) der Dokumentation lässt sich ein deutlich
geringerer Korrekturbedarf erwarten als dies bislang in vielen Vertragsregionen der Fall war. Der
bisher angestrebte Zielwert erscheint daher realistischer denn je.
Literatur
Evaluationsbericht der TU Dresden, Vollständigkeit der Dokumentation
AOK-Modellvorhaben zur Optimierung der Diabetikerversorgung in Thüringen.
Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung
mdl. Mitteilung zur Entwicklung von Fehlerquoten im DMP Diabetes mellitus Typ2
Feedback und Reminder
Gormann CA et al., DEMS – a second generation diabetes electronic management system. Comput Methods
Programs Biomed 2000; 62: 127-140
Shea S et al. A meta-analysis of 16 randomized controll trials to evaluate computer-based clinical reminder systems
for preventive care in the ambulatory setting. J Am Med Inform Assoc 1996; 3: 399-409
Weingarten et al. Practice guidlines am reminders to reduce duration of hospital stay for patients with chest pain.
An interventional trail. Ann Intern Med 1995; 120: 257-263
21
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den KV Bereich Thüringen
Teil 2 (versichertenbezogene Maßnahmen und kassenseitige Qualitätsberichterstattung)
QS-Ziele
AuswertungsAlgorithmus
QS-Indikatoren
Auslöse-Algorithmus
QS-Maßnahme
1. Anforderungen an die Behandlung nach evidenz-basierten Leitlinien
I. Vermeidung schwerer
entfällt
Stoffwechselentgleisungen:
Hypoglykämien
entfällt
Wenn Angabe in Feld 6 (ISD) ≥ 2
V: Basis-Information über
Diabetes und DiabetesSymptome, Hypo- und
Hyperglykämie,
Möglichkeiten der
Einflussnahme durch den
Versicherten; maximal einmal
pro Jahr
II. Vermeidung
hypertensiver
Blutdruckwerte
entfällt
Wenn Feld 17 (AD)
(Begleiterkrankung) erstmalig =
„Hypertonie“
V: Infos über die Problematik
Hypertonie beim Diabetiker
und seine
Einflussmöglichkeiten
(Blutdruckbroschüre),
maximal einmal pro Jahr
entfällt
oder
wenn Feld 15 (AD) (Blutdruck)
≥ 140mmHg syst. oder ≥ 90mmHg
diast.
in zwei aufeinanderfolgenden
Dokumentationen
bei Patienten mit bekannter
Begleiterkrankung „Hypertonie“
3. Einhaltung der Kooperationsregeln der Versorgungsebenen gemäß Abschnitt 1.8
III. Hoher Anteil an
jährlichen augenärztlichen
Untersuchungen
entfällt
entfällt
Wenn in Feld 21 (ISD)
(ophthalmologische
Netzhautuntersuchung) nicht
mindestens einmal in 12
Monaten„durchgeführt“ oder
„veranlasst“ angegeben ist
V: Infos über DiabetesKomplikationen und
Folgeschäden am Auge,
Notwendigkeit einer
jährlichen augenärztlichen
Untersuchung; maximal
einmal pro Jahr
22
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den KV Bereich Thüringen
6. Aktive Teilnahme der Versicherten
IV. Sicherstellung der
regelmäßigen Teilnahme
des Versicherten
V. Information der
Versicherten bei
auffälligem Fußstatus
VI. Wahrnehmung
empfohlener Schulungen
Anteil der Versicherten mit
regelmäßigen Dokumentationen
(entsprechend dem dokumentierten
Dokumentationszeitraum) an allen
eingeschriebenen Versicherten
Zielwert:
Im Mittel 90% über die gesamte
Programmlaufzeit
entfällt
entfällt
Zähler:
Anzahl der in einem Quartal
eingegangenen Dokumentationen
Nenner:
Alle in einem Quartal erwarteten
Dokumentationen
entfällt
entfällt
VII.
Erhöhung der Rate Anteil der verordneten Schulungen, Zähler: Anzahl der Patienten, für die
verordneter und
die abgerechnet worden sind.
innerhalb von 4 Quartalen nach
durchgeführter Schulungen
Empfehlung eine Schulung
abgerechnet wird.
Zielwert:
85%
Nenner: Anzahl der Patienten mit
Feld 18 (ISD) (Schulung empfohlen)
"Diabetes-Schulung“ und/oder
„Hypertonie-Schulung“
Wenn keine gültige
Dokumentation
innerhalb der
vorgesehenen Frist
vorliegt
V: Reminder an Versicherten,
Infos über DMP, Bedeutung
aktiver Teilnahme und
regelmäßiger Arzt-Besuche
Wenn erstmalig Feld 3
(ISD) (Fußstatus) =
“auffällig“ bei einem
Versicherten
V: Infos über DiabetesKomplikationen und
Folgeschäden am Fuß,
Möglichkeiten der
Mitbehandlung in
diabetischen Fußambulanzen
o.ä. (evtl. regionale Infos,
Adressen);
Wenn Feld 19 (ISD)
V. Aufklärung / Information
(empfohlene Diabetes- über die Wichtigkeit von
Schulung und/oder
Schulungen; maximal einmal
Hypertonie-Schulung
pro Jahr
wahrgenommen) =
„nein“ oder zweimal
„war aktuell nicht
möglich“
entfällt
Auswertung im
Qualitätsbericht
23
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Begründung zur Qualitätssicherung auf Grundlage der Datensätze nach
den Anlagen 2 und 8 RSAV
Allgemein
Die Qualitätssicherung soll gewährleisten, dass die zentralen Intentionen, die mit dem strukturierten
Behandlungsprogramm für Diabetes mellitus Typ 2 verbunden sind, auch tatsächlich umgesetzt
werden. Gemäß der RSAV muss die Qualitätssicherung folgende Bereiche abdecken:
-
Anforderungen
an
die
Behandlung
nach
evidenz-basierten
Leitlinien
(einschließlich
Therapieempfehlung)
-
Einhaltung einer qualitätsgesicherten und wirtschaftlichen Arzneimitteltherapie
-
Einhaltung der Kooperationsregeln der Versorgungsebenen gemäß Abschnitt 1.8
-
Einhaltung der in Verträgen zu vereinbarenden Anforderungen an die Strukturqualität
-
Vollständigkeit, Qualität und Verfügbarkeit der Dokumentation
-
Aktive Teilnahme der Versicherten
Die Auswahl der Qualitätssicherungsziele und –maßnahmen wurde so getroffen, dass für alle
relevanten Bereiche der Qualitätssicherung, die über die Parameter der beiden QS-Anlagen und/oder
die Leistungsdaten der Krankenkassen überprüfbar sind, jeweils relevante und nachvollziehbare QSZiele überprüft werden.
Die versichertenbezogene Qualitätssicherung, über die von der jeweiligen Kasse regelmäßig zu
berichten ist, wird vorrangig über eine individuelle, anlassbezogene Versichertenkommunikation
geleistet.
Diese
Aufklärung
erfolgt
primär
durch
die
Zusendung
von
Broschüren
oder
Informationsschriften, ggf. kann ein persönliches Telefonat oder ein Gespräch mit dem dafür
einschlägig geschulten Krankenkassen-Mitarbeiter stattfinden.
Die Begründungen für die Qualitätsziele I-III entsprechen den in „Erläuterungen und Begründung zur
arztbezogenen Qualitätssicherung zu den Bereichen Anforderungen an die Behandlung nach
evidenz-basierten Leitlinien und Einhaltung der Kooperationsregeln der Versorgungsebenen gemäß
Abschnitt 1.8 erfolgten Angaben und sind in diesem Dokument nachzulesen. Die in der vorliegenden
Anlage erfolgte redundante Nennung der Indikatoren zu diesen Zielen unterstreicht nochmals den
Kontext, in dem die versichertenbezogene Maßnahme ihre Wirkung ausüben soll.
24
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Einhaltung der in Verträgen zu vereinbarenden Anforderungen an die Strukturqualität
Entgegen der Vorgaben in §28c und der Ziffer 2 der Anlage 1 der RSAV wird in den
Qualitätssicherungsanlagen auf eine explizite Nennung des Bereichs „einzuhaltende Strukturqualität“
verzichtet.
Leistungserbringer
bzw.
Versorgungseinrichtungen
müssen
festgelegte
Mindestkriterien
zu
beruflicher Qualifikation sowie personeller und apparativer Ausstattung erfüllen, um am DMP
teilnehmen zu können. Diese Anforderungen sind in den DMP-vertraglichen Anlagen zur
Strukturqualität festgelegt und werden zu Beginn einer Teilnahme geprüft. Ein Nicht-Vorliegen der
geforderten Qualifikation schließt die Teilnahme aus. Die vertragliche Vereinbarung stellt damit
indirekt sicher, dass alle teilnehmenden Leistungserbringer die geforderten Voraussetzungen erfüllen,
wodurch ein mit einem Indikator unterlegtes Qualitätsziel im Kontext dieser Anlage entbehrlich wird.
Dementsprechend wird im Rahmen der Dokumentation auch kein Parameter erhoben, der die
Messung oder Überprüfung eines Ziels zur Einhaltung der Strukturqualität gestatten würde.
Aktive Teilnahme der Versicherten
Die aktive Teilnahme der Versicherten ist ein essentieller Bestandteil, den die RSAV für strukturierte
Behandlungsprogramme für Diabetes mellitus Typ 2 fordert. Dementsprechend wurden die QS-Ziele
IV-VII für diesen Bereich definiert: Die Sicherstellung der regelmäßigen Teilnahme des Versicherten,
die Information bei auffälligem Fußstatus und die Wahrnehmung empfohlener bzw. die Erhöhung der
Rate verordneter und durchgeführter Schulungen.
Aus Erfahrungen mit anderen Projekten ist abzulesen, dass eine direkte Versichertenkommunikation
die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme steigert.
Die einzige Ausnahme von den anlassbezogenen sich direkt an den Versicherten richtenden
Maßnahmen liegt bei dem Qualitätsziel „Erhöhung der Rate verordneter und durchgeführter
Schulungen“ vor. Hier wird durch die Berücksichtigung von Abrechnungsdaten die Rate tatsächlich
durchgeführter Schulungen unter den empfohlenen Schulungen ermittelt. Über diese Rate gibt der
jährliche Qualitätsbericht der Krankenkassen Aufschluss. Die Berücksichtigung eines Parameters zur
Abrechnung für versichertenorientierte Maßnahmen ist wegen der großen Latenzzeit, mit der solche
Daten vorliegen, nicht sinnvoll im Rahmen einer anlassbezogenen Versichertenkommunikation zu
operationalisieren.
Diese
Latenz
beträgt
unter
Berücksichtigung
der
Möglichkeit,
einen
Schulungstermin aus guten und unverschuldeten Gründen nicht wahrnehmen zu können, über ein
Jahr.
25
Anlage 7 zum Änderungsvertrag vom 30.09.2013 zum DMP-Vertrag Diabetes mellitus Typ 2 für den
KV Bereich Thüringen
Ein Bezug zur Empfehlung des Arztes an einer Schulung teilzunehmen wäre damit für den Patienten
in der Regel nicht mehr nachvollziehbar.
Literatur
Sicherstellung der regelmäßigen Teilnahme des Versicherten
Evaluation
des
Gesundheitsmanagementprojektes
der
AOK
Schleswig-Holstein
im
Rahmen
Sekundär-/Tertiärprävention, Abschlussbericht, WIDO
26
der
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