Seminarplan - Friedrich-Schiller

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Friedrich-Schiller-Universität Jena
Institut für Soziologie
Dr. Hartmut Rosa
Markus Stelle
Einführung in die neuere soziologische Theorie:
Rational Choice – Kritische Theorie – Praxistheorie – Systemtheorie
1. Einführungssitzung [09.04.]
Erster Block: Rational-Choice-Theorie
2. Rationalerklärungen von Handlungen [16.04.]
Bezugstext: Daniel C. Dennett, „Intentionale Systeme“, in: Peter Bieri (Hg.), Analytische Philosophie des Geistes, Bodenheim 21993, 162-183
3. Spiele mit rationalen Akteuren [23.04.]
Bezugstext: Martin Hollis, Soziales Handeln, Berlin 1995, Kap. VI, 156-189
Ergänzungstext: Jon Elster, Nuts and Bolts for the Social Sciences, Cambridge et al. 31991, 13-29
4. Moralische Normen im individualistischen Ansatz [30.04.]
Bezugstext: Michael Baurmann/Hartmut Kliemt, Zur Ökonomie der Tugend, in: Ökonomie und
Gesellschaft, Jahrbuch Band 11: Markt Macht und Moral, Frankfurt a. M./New York 1995, S. 1344
Ergänzungstext: Michael Baurmann, „Universalisierung und Partikularisierung der Moral. Ein individualistisches Erklärungsmodell“, in: Hans-Joachim Giegel (Hg.), Konflikt in modernen Gesellschaften, Frankfurt a. M. 1998
Zweiter Block: Kritische Theorie
5. Ältere Kritische Theorie: Das Tauschprinzip [07.05.]
Bezugstext: Bezugstext: Theodor W. Adorno, Einleitung in die Soziologie (1968), in: Nachgelassene Schriften. Abteilung IV: Band 15, Frankfurt a. M. 1993, 3.- 5. Vorlesung, 37-78
Ergänzungstext: Theodor W. Adorno, „Gesellschaft“, in: Gesammelte Schriften 8: Soziologische
Schriften 1, Frankfurt a. M. 31990, 9-19
Sekundärtext: Jürgen Ritsert, Gesellschaft. Ein unergründlicher Grundbegriff der Soziologie,
Frankfurt a. M./New York 2000, Kap 6.1: „Der Tausch“ als Organisationsprinzip der Gesellschaft,
97-107
6. Kommunikativen Rationalität und kommunikatives Handeln [14.05.]
Bezugstext: Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, Band 1, Frankfurt a. M.
1985, 384-416
3
Sekundärtext: 1. John S. Dryzek, „Critical theory as a research program“, in: White, Stephen K.
(Ed.), The Cambridge Companion to Habermas, Cambridge et al. 1995, 97-119
7. Deliberative Demokratie [21.05.]
Bezugstext: 1. Jürgen Habermas, „Drei normative Modelle der Demokratie“, in: ders., Die Einbeziehung des Anderen. Studien zur politischen Theorie, Frankfurt a. M. 1996, 277-292 2. Jürgen Habermas, „Über den internen Zusammenhang von Rechtsstaat und Demokratie“, in: ders., Die Einbeziehung des Anderen. Studien zur politischen Theorie, Frankfurt a. M. 1996, 293-305
Sekundärtext: 1. Simone Chambers, „Discourse and democratic practices“, in: White, Stephen K.
(Ed.), The Cambridge Companion to Habermas, Cambridge et al. 1995, 233-259
8. Anerkennungstheorie als Neubegründung Kritischer Theorie [28.05.]
Bezugsstext: Axel Honneth, „Die soziale Dynamik der Mißachtung“, in: ders., Das Andere der Gerechtigkeit, Frankfurt a. M. 2000, ???-???
Sekundärtext: Christopher Zurn, „Anthropology and normativity: a critique of Axel Honneth’s
‚formal conception of ethical life‘“, in: Philosophy and Social Criticism, Vol. 26, 115-124
Dritter Block: Praxistheorie
9. Der Habitus und der Raum der Lebensstile [04.06.]
Bezugstext: Pierre Bourdieu, Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft,
Frankfurt a. M. 1982, 277-332
Ergänzungstext: Pierre Bourdieu, „Die feinen Unterschiede. Interview mit Hans Dieter Zimmermann für den Hessischen Rundfunk“, in: ders., Die verborgenen Mechanismen der Macht. Schriften
zu Politik & Kultur , Hamburg 1997, 31-47
Sekundärtext: Axel Honneth, „Die zerrissene Welt der symbolischen Formen. Zum kultursoziologischen Werk Pierre Bourdieus“, in: ders., Die zerrissene Welt des Sozialen. Sozialphilosophische
Aufsätze, Frankfurt a. M. 1990, 156-181
10. Die Logik der Praxis [11.06.]
Bezugstext: Pierre Bourdieu, Sozialer Sinn, Frankfurt a. M. 1987, 49-56 und 147-179
Sekundärtext: Joseph Margolis, „Pierrre Bourdieu: Habitus and the logic of practice“, in: Richard
Shusterman (Ed.), Bourdieu. A Critical Reader, Oxford 1999, 64-83
11. Spielarten des Kapitals [18.06.]
Bezugstext: Pierre Bourdieu, „Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital“, in:
Reinhard Kreckel (Hg.), Soziale Ungleichheiten. Soziale Welt, Sonderband 2, Göttingen 1983, 183198
Sekundärtext: Gerhard Fröhlich, „Kapital, Habitus, Feld, Symbol. Grundbegriffe der Kulturtheorie
bei Pierre Bourdieu“, in: Ingo Mörth/ders. (Hg.), Das symbolische Kapital der Lebensstile. Zur Kultursoziologie der Moderne nach Pierre Bourdieu, Frankfurt a. M./New York 1994, 31-54
Vierter Block: Systemtheorie
12. Das Konzept der Funktion [25.06.]
Bezugstext: Niklas Luhmann, „Funktion und Kausalität“, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie, Jg. 1962, 617-644. Wiederabgedruckt in: J. Friedrichs/K. U. Mayer/W. Schluchter (Hg.), Soziologische Theorie und Empirie, Opladen 1997, 23-50
13. Gesellschaftliche Differenzierung [02.07.]
Bezugstext: Niklas Luhmann, Ökologische Kommunikation, Opladen 1986, 32-50, 75, 87-123, 167183, 211-226
Sekundärtext: Jürgen Habermas, „Exkurs zu Luhmanns systemtheoretischer Aneignung der subjektphilosophischen Erbmasse“, in: ders., Der philosophische Diskurs der Moderne. Zwölf Vorlesungen, Frankfurt a. M. 31986
14. Abschlussdiskussion [09.07.]
Scheinerwerb
Für den Erwerb eines Scheines sind folgende Leistungen zu erbringen:
(1) Regelmäßige Seminarteilnahme und aktive Beteiligung an den Seminardiskussionen.
(2) Das regelmäßige Bearbeiten der ausgegebenen Übungsblätter.
(3) Die besonders intensive Vorbereitung auf eine Seminarsitzung, für die der Studierende eine
Expertenrolle übernimmt, indem er gemeinsam mit den anderen Experten die Beantwortung der
Fragen des Lektüre-Fragerasters vorstellt.
(4) Das Verfassen von vier Essays. Bei einen Essay handelt es sich um einen kurzen (ca. vier bis
fünf Seiten umfassenden) Text, der argumentativ angelegt ist. Er bezieht sich auf die Bezugstexte zu einer Sitzung und behandelt einen Aspekt aus ihnen. Selbstverständlich ist auch eine
kritische Auseinandersetzung mit dem Bezugstexten erwünscht. Nähere Bestimmungen:
(a) Es sind Essays zu Themen aus mindestens zwei der Blöcke zu verfassen.
(b) Um Ihnen den Zugang zu den Bezugstexten zu erleichtern, werden in der vorangehenden
Sitzung ein oder mehrere Leitfragen ausgeteilt, von denen Sie eine behandeln sollen. Referieren sollen Sie den Bezugstext nur, insofern dies der Beantwortung Ihrer Fragestellung
dient! Halten Sie sich auch mit Zitaten zurück.
(c) Die Abgabe des Essays erfolgt spätestens in der Sitzung, in der der Bezugstext behandelt
wird. Später eingereichte Essays können, aus Fairness gegenüber den anderen Seminarteilnehmer, nicht mehr angenommen werden.
(d) Handschriftliche Essays werden nicht angenommen!
Allgemeines Frageraster für die Textlektüre
1) Was ist der genaue Gegenstandsbereich des Textes?
2) Was ist der unmittelbare Problemkontext des Textes?
3) Was ist die Frage des Autors? Warum schreibt er den Text?
4) Was für Methoden/Antworten wären dazu grundsätzlich (unabhängig vom Text) denkbar?
6) Was ist – ganz knapp – seine Antwort?
7) Wie sind die einzelnen Argumentationsschritte des Textes?
8) Ist die These/Antwort des Autors plausibel? Gibt es eigene Beispiele?
9) Was für Konsequenzen ergeben sich, wenn der Autor recht hat? Was folgt aus seiner These?
10) Was ist am Text zu kritisieren? (Methode, Argumentation, Antwort, Schlußfolgerungen)
11) Hat Sie der Text zu eigenen Fragen/Anmerkungen/Überlegungen angeregt?
12) Welche Schlussfolgerungen ergeben sich im Seminarkontext: Welche Fragen werden beantwortet, welche neuen kommen hinzu; welche der bisher formulierten Überlegungen werden
bestätigt/in Frage gestellt?
13) Machen Sie einen (gegliederten) Diskussionsvorschlag!
Sekundärliteratur
Allgemeine Literatur
1. Giddens, Anthony/ Turner, Jonathan H.
(Eds.): Social Theory Today. Stanford
3
1993
2. Morel, Jürgen u. a.: Soziologische Theorie. 4., überarbeitete Auflage, München/Wien 1995
3. Ritsert, Jürgen: Gesellschaft. Einführung
in den Grundbegriff der Soziologie.
Frankfurt a. M./New York 1988
4. Turner, Bryan S. (Ed.): The Blackwell
Companion to Social Theory. Oxford
2
1996
Zur Rational-Choice-Theorie
1. Boudon, Raymond: Widersprüche sozialen Handelns. Darmstadt/Neuwied 1979
2. Coleman, James S.: Grundlagen der
Sozialtheorie. [3 Bde.] München 1995
3. Davis, Morton D.: Spieltheorie für Nichtmathematiker. Mit einem Vorwort von
Oskar Morgenstern. 2., überarbeitete Auflage. München 1993 [Game theory - A
nontechnical introduction <dt.>]
4. Elster, Jon (Ed.): Rational Choice. Oxford
University Press 1986.
5. Elster, Jon: Nuts and Bolts for the Social
Sciences. Cambridge et al. 31991
6. Hardin, Russell: Collective Action. Baltimore/ London 31993
7. Hardin, Russell: One for All. The Logic of
Group Conflict. Princeton 21997
8. Schelling, Thomas C.: Micromotives and
Macrobehavior. New York/ London o. J.
Zur kritischen Theorie
1. Dubiel, Helmut: Kritische Theorie der
Gesellschaft. Weinheim/München 1988
2. Geuss, Raymond: The Idea of a Critical
Theory. Cambridge/New York 81993
3. Honneth, Axel/Joas, Hans (Hg.): Kommunikatives Handeln. Frankfurt a. M.
2
1988
4. Honneth, Axel: Kritik der Macht. Frankfurt 1985
5. McCarthy, Thomas: Kritik der Verständigungsverhältnisse. Frankfurt 1989
6. Müller-Doohm, Stefan (Hg.): Das Interesse der Vernunft. Rückblick auf das Werk
von Jürgen Habermas seit „Erkenntnis
und Interesse“. Frankfurt a. M. 2000
7. Reese-Schäfer, Wlter: Jürgen Habermas.
Frankfurt/New York 1991
8. White, Stephen K. (Ed.): The Cambridge
Companion to Habermas. Cambridge u.a.
1995
9. Wiggershaus, Rolf: Die Frankfurter Schule. Geschichte, theoretische Entwicklung,
politische Bedeutung. München 31991
Zur Praxistheorie
1. Bittlingmayer, Uwe H. (Hg.) Theorie als
Kampf? : Zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus. Opladen 2002
2. Eder, Klaus (Hg.): Klassenlage, Lebensstil
und kulturelle Praxis. Beitraege zur Auseinandersetzung mit Pierre Bourdieus
Klassentheorie. Frankfurt am Main 1989
3. Krais, Beate/Gebauer, Gunter Habitus.
Bielefeld 2002
4. Mörth, Ingo/Fröhlich, Gerhard (Hg.), Das
symbolische Kapital der Lebensstile. Zur
Kultursoziologie der Moderne nach Pierre
Bourdieu, Frankfurt a. M./New York 1994
5. Mueller, Hans-Peter (Hg.): Sozialstruktur
und Lebensstile : der neuere theoretische
Diskurs über soziale Ungleichheit. Frankfurt am Main 1997
6. Shusterman, Richard (Ed.), Bourdieu. A
Critical Reader, Oxford 1999
Zur Systemtheorie
Proseminar Neuere soziologische Theorie
1. Baraldi, Claudio/Corsi, Giancarlo/Esposito, Elena, GLU – Glossar zu Niklas
Luhmann, Frankfurt a. M. 31999$
2. Fuchs, Peter: Niklas Luhmann – beobachtet. Opladen 1992
3. Habermas, Jürgen/Luhmann, Niklas: Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. Frankfurt a. M. 1971
4. Krause, Detlef: Luhmann-Lexikon, Stuttgart 32001
5. Rapoport, Anatol: Allgemeine Systemtheorie. Darmstadt 1988
6. Reese-Schäfer, Walter: Niklas Luhman
zur Einführung, Hamburg 31999
7. Schimank, Uwe: Theorien gesellschaftlicher Differenzierung, Opladen 22000
8. Willke, Helmut: Systemtheorie. Eine Einführung in die Grundprobleme. Stuttgart
4
1999
Allgemeines Frageraster für Referate und
Textlektüre
1) Was ist der Gegenstandsbereich des Textes
? (Ökonomie, Politikwiss., Medienwiss. etc.)
2) Was ist der unmittelbare Problemkontext
des Textes? (z.B. Veränderung der Finanzmärkte, Möglichkeiten nationaler Wirtschaftspolitik, lokale Aneignung globaler Kulturgüter etc.)
3) Was ist die Frage / das Anliegen des Autors?
4) Was für Methoden/Antworten wären dazu
grundsätzlich (unabhängig vom Text) denkbar?
5) Was ist die Methode des Autors / wie geht
er bei seiner Untersuchung vor?
6) Was ist - in knappen Sätzen - seine Antwort / seine These? Was hat er uns zu sagen?
7) Wie sind die einzelnen Argumentationsschritte des Textes?
8) Ist die These / Antwort des Autors plausibel? Gibt es eigene (Erfahrungs/Anwendungs-) Beispiele?
5
9) Was für Konsequenzen ergeben sich, wenn
der Autor recht hat? Was folgt aus seiner These?
10) Was wäre am Text zu kritisieren? (Methode, Argumentation, Antwort, Schlußfolgerungen)
11) Hat Sie der Text zu eigenen Fragen / Anmerkungen / Überlegungen angeregt?
12) Machen Sie einen (gegliederten) Diskussionsvorschlag!
Overalltabelle:
Was ist das Anliegen des Autors?
Wie konzeptualisiert er das Soziale?
Nach welchem paradigmatischen Beispiel
wird der Ansatz entfaltet?
Welche Verbindungen ergeben sich zwischen
Theorie und Empirie?
Welche normativen Implikationen birgt der
Ansatz?
Was wäre das Modell einer guten/funktionalen Gesellschaft?
Welchem Theorietyp folgt der Ansatz? (Holismus, Individualismus, Art der Erklärung)
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