Fernstudium Guide Einführung in die VWL Teil 1 Grundlagen der VWL und Mikroökonomie Version vom 21.02.2017 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Fernstudium Guide 2008-2017 1 FERNSTUDIUM GUIDE Einführung in die VWL Teil 1 Kapitel 1 - Wozu Volkswirtschaftslehre Kapitel 3 - Mikroökonomik - Unternehmenstheorie 1.1 Güter und Bedürfnisse Seite 8 3.1 Produktionstheorie 1.2 Teilgebiete der VWL Seite 13 3.1.1 Grundlagen Seite 1.3 Methoden der VWL Seite 19 3.1.2 Grenz- und Durchschnittsproduktivität Seite 102 3.1.3 Cobb-Douglas-Produktionsfunktion Seite 105 3.1.4 Produktionselastizitäten Seite 108 Kapitel 2 - Mikroökonomik - Haushaltstheorie 3.2 Gewinnanalyse 2.1 Konsumentscheidungen 98 Seite 111 2.1.1 Rationales Verhalten Seite 25 2.1.2 Indifferenzkurven Seite 30 Kapitel 4 - Mikroökonomik - Preisbildung auf Gütermärkten 2.1.3 Grenzrate der Substitution Seite 35 4.1 Preisbildung unter vollkommener Konkurrenz 2.1.4 Budgetgerade Seite 38 4.1.1 Aufgaben Seite 134 2.1.5 Nutzenfunktionen Seite 43 4.1.2 Organisierte Märkte Seite 152 2.1.5.1 Grenznutzen Seite 46 2.1.5.2 GRS und Grenznutzen Seite 50 2.1.5.3 Nutzenmaximierung Seite 55 4.2.1 Vergleich Monopol - Polypol Seite 155 Seite 84 4.2.2 Oligopole Seite 158 2.2.1 Der Haushalt als Sparer Seite 88 4.2.3 Marktversagen Seite 160 2.2.2 Güterarten Seite 95 2.2 Das Arbeitsangebot FERNSTUDIUM GUIDE Seite 127 4.2 Preisbildung unter unvollkommener Konkurrenz 2 Einführung in die VWL Teil 2 Kapitel 5 - Makroökonomie 5.6 Arbeitsmarkt 5.1 Grundlegendes 5.6.1 Angebotsseite Seite 108 5.1.1 Aggregation Seite 5 5.6.2 Nachfrageseite Seite 111 5.1.2 Sektoren Seite 8 5.6.3 Neoklassischer Arbeitsmarkt Seite 115 5.1.3 Märkte Seite 14 5.1.4 Fundamentale Begriffe Seite 22 5.7.1 Angebotsseite Seite 122 5.2 Kreislaufanalyse Seite 26 5.7.2 Nachfrageseite Seite 128 5.3 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Seite 33 5.7.3 Geldmarktgleichgewicht Seite 140 5.4 Preisindex der Lebenshaltung Seite 44 Seite 146 Seite 153 5.5 Gütermarkt 5.8 Geldmarkt und Gütermarkt 5.8.1 Simultanes Gleichgewicht 5.5.1 Angebotsseite Seite 50 5.5.2 Nachfrageseite Seite 79 5.5.3 Gütermarktgleichgewicht Seite 94 FERNSTUDIUM GUIDE 5.7 Geldmarkt Anhang Formelsammlung 3 Einführung in die VWL Teil 3 Kapitel 6 - Wirtschaftspolitik 6.1 Grundlegendes Seite 4 6.2 Aufgaben der Wirtschaftspolitik Seite 8 6.3 Ziele der Wirtschaftspolitik Seite 10 7.1 Ordnungs- und Strukturpolitik Seite 31 7.2 Prozesspolitik Seite 35 Kapitel 7 - Strategie der Wirtschaftspolitik FERNSTUDIUM GUIDE 4 Kapitel 1 - Wozu Volkswirtschaftslehre Lernziele: Nach der Bearbeitung dieses Kapitels werden Sie gelernt haben, - dass Volkswirtschaftslehre einen gewichtigen Stellenwert in der gesellschaftlichen Diskussion einnimmt. - dass gesamtwirtschaftliche Fragestellungen meist von hoher Komplexität sind. FERNSTUDIUM GUIDE 5 1. Wozu Volkswirtschaftslehre -> Grundlegendes Die Volkswirtschaftslehre (VWL) bestimmt unsere Nachrichten: FERNSTUDIUM GUIDE 6 1. Wozu Volkswirtschaftslehre -> Grundlegendes Volkswirtschaftslehre (VWL) ist aufgrund der Komplexität und der Wechselwirkungen der wirtschaftspolitischen Maßnahmen und der ökonomischen Größen ein „streitbares“ Fach, da sich viele Behauptungen (noch) nicht wissenschaftlich beweisen lassen. Beispiel Mindestlohn: Die Gegner des Mindestlohns argumentieren Mindestlöhne erhöhen die Lohnkosten für die Unternehmen Es bleibt weniger Spielraum für Investitionen und in wirtschaftlich schwachen Phasen steigt die Arbeitslosigkeit Eine höhere Arbeitslosigkeit lässt den Konsum zurückgehen, das Wirtschaftswachstum sinkt Das schwache Wirtschaftswachstum sorgt auch in mindestlohnfreien Sektoren für höhere Arbeitslosigkeit. Der stärker gewordene Konsum lässt das Wirtschaftswachstum steigen Das starke Wirtschaftswachstum sorgt auch in mindestlohnfreien Sektoren für geringere Arbeitslosigkeit. Die Befürworter des Mindestlohns argumentieren Mindestlöhne erhöhen die Einkommen schwach verdienender Haushalte Die Konsummöglichkeiten steigen an. Gerade finanziell schwache Haushalte konsumieren überdurchschnittlich viel. Um nun zu einer gehaltvollen Aussage zu gelangen, muss zwingend eine quantitative Betrachtung der Wirkungszusammenhänge erfolgen - mit anderen Worten, es muss viel gerechnet werden. Doch nicht selten bleibt selbst dann aufgrund der Komplexität der ökonomischen Wechselbeziehungen unklar, welche Folgen mit einer Politikmaßnahme verbunden sind. FERNSTUDIUM GUIDE 7 Kapitel 2 - Mikroökonomik - Haushaltstheorie 2.1 Konsumentscheidungen 2.1.1 Rationales Verhalten Lernziele: Nach der Bearbeitung dieses Kapitels werden Sie gelernt haben, - dass zu den Eigenschaften der Präferenzordnung die Vollständigkeit, Transitivität und Reflexivität zu zählen ist. - dass ein Güterbündel die Zusammenstellung von Mengen gewisser Güter repräsentiert. - dass die Annahme der Nichtsättigung besagt: Wenn ein Güterbündel A von einem Gut mehr enthält als ein Güterbündel B, so wird A gegenüber B bevorzugt, falls das Güterbündel A vom anderen Gut mindestens genausoviel enthält wie das Güterbündel B. FERNSTUDIUM GUIDE 25 2. Haushaltstheorie -> 2.1 Konsumentscheidungen -> 2.1.1 Rationales Verhalten Ein Mensch kann seine Vorlieben (Präferenzen) unter gewissen Annahmen ausdrücken. Wir nennen diese Annahmen auch Präferenzordnungen. Präferenzordnungen werden uns in den kommenden Ausführungen noch ausführlicher beschäftigen. Wir beginnen jedoch nur mit einigen Definitionen. Ein Haushalt habe Güter, also Produkte oder Dienstleistungen (bzw. Alternativen) nach seiner Vorteilhaftigkeit zu ordnen. Dann gibt es generell drei Optionen der Ordnung, die wir wiefolgt formal beschreiben: „Erdbeeren (E) sind mir lieber als Bananen (B)“: E≻B „Erdbeeren (E) hab ich mindestens so gerne wie Bananen (B)“: E≻B ∼ „Erdbeeren (E) hab ich genau so gerne wie Bananen (B)“: E∼B Unter einem Güterbündel versteht man die Kombination von Mengen gewisser Güter. Hat man eine Banane und 3 Erdbeeren sowie eine Arbeitsstunde eine Handwerkers (Dienstleistung), ergibt sich folgendes Güterbündel: (1 Banane, 3 Erdbeeren, 1 Arbeitsstunde) oder kürzer (x1 ,x2, x3) = (1, 3, 1). Der Konsumraum umfasst alle möglichen Güterbündel, die für einen Haushalt denkbar sind. In der Regel bedeutet dies, dass wir entweder alle reellen Zahlen einsetzen können oder alle natürlichen Zahlen. Letztere sind bei nicht-teilbaren Gütern wie Autos zwingend zu verwenden. Eine Präferenzordnung gibt eine Rangfolge wieder, in welcher zwei oder mehr Güter danach geordnet sind, wie ein Haushalt sie individuell als vorteilhaft empfindet. FERNSTUDIUM GUIDE 26 2. Haushaltstheorie -> 2.1 Konsumentscheidungen -> 2.1.1 Rationales Verhalten Eigenschaften der Präferenzordnung - Die Axiome des Rationalverhaltens Wir definieren drei wichtige Eigenschaften, die eine Präferenz zum Ausdruck bringen. Sind sie allesamt vorliegend, spricht man vom rationalen Verhalten. • Vollständigkeit: „Ich kann eindeutig sagen, ob mir Erdbeeren lieber, mindestens gleichwertig oder genau gleichwertig zu Bananen sind.“ E ≻ B oder E ≺ B oder E ∼ B • Transitivität (sogenannte Konsistenz oder Widerspruchsfreiheit): „Wenn ich Bananen lieber als Erdbeeren habe, und Erdbeeren mir lieber sind als Pflaumen, dann habe ich Bananen lieber als Pflaumen“ B ≻ E und • E ≻ P dann gilt B≻P Reflexivität: „Bananen sind mir mindestens gleichwertig zu Bananen“. Eine Besonderheit ist der Framing-Effekt: „Eine lauwarme Tasse Kaffee ist mir lieber als eine halbwegs kalte Tasse Kaffee“. Wir fordern also, dass beliebige Güter miteinander vergleichbar sind (Vollständigkeit) und dass es in der Anordnung keine Widersprüche gibt. Zugleich bemerken wir aber, dass das in der Praxis gar nicht so einfach ist, wie es scheint. Tests haben gezeigt, dass es eben doch zu Widersprüchen kommen kann, gibt man den Probanden nur ausreichend unterschiedliche Güter, die sie gegeneinander auf ihre Vorteilhaftigkeit hin einstufen sollen. Beispiel: Bananen sind mit lieber als Schrauben…Schrauben sind mir lieber als Stromsteckdosen….Stromsteckdosen sind mir lieber als Kartoffelchips….Kartoffelchips sind mir lieber als Bananen….dann wären mir Bananen lieber als Bananen. FERNSTUDIUM GUIDE 27 2. Haushaltstheorie -> 2.1 Konsumentscheidungen -> 2.1.1 Rationales Verhalten Eine weitere Annahme sei eingeführt, die jedoch nicht zur Präferenzordnung zählt, die Annahme der Nichtsättigung. Erdbeeren Annahme der Nichtsättigung: Ein Güterbündel mit 4 Erdbeeren und 5 Bananen wird einem Güterbündel mit 4 Erdbeeren und nur 4 Bananen vorgezogen, weil annahmegemäß „mehr besser ist“. 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 Bananen Allgemein: Wenn ein Güterbündel A von einem Gut mehr enthält als ein Güterbündel B, so wird A gegenüber B bevorzugt, falls das Güterbündel A vom anderen Gut mindestens genausoviel enthält wie das Güterbündel B. Annahme der Nichtsättigung - Wie plausibel ist diese Annahme? Sind wir nicht alle irgendwann von etwas gesättigt? - Wollen wir jeden Tag unser Lieblingsgericht essen? - Wollen wir wirklich jeden Tag nur Urlaub haben? - Hätten wir Interesse an noch mehr Geld, wenn wir schon zig Milliarden hätten? Gegen wir also davon aus, dass wir es mit Gütern zu tun haben, die für uns noch „knapp“ sind. Wir sind also „noch nicht gesättigt“. Dann macht die Annahme der Nichtsättigung Sinn. FERNSTUDIUM GUIDE 28