Exzellenzcluster Entzündungsforschung

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Exzellenzcluster Entzündungsforschung
Jahresbericht 2009
Exzellenzcluster
Entzündungsforschung
Der Austausch mit
Ärzten verschiedener
Inhalt
Fachrichtungen ist ein
3
Vorwort
Entzündungsklinik, die
4
Auf den Weg gebracht
8
Preise, Projekte, Projektionen
12 Werkzeuge des Fortschritts
16 Das Proteom. Eine Momentaufnahme
18 Atemanalyse im Labor
22 Histologie am lebenden Tier
25 Prozesse in lebenden Zellen
29 Mikroben, Mäuse und Menschen
30 Mit Darmbakterien in Wechselwirkung
32 Neues Mausmodell für die chronische Darmentzündung
34 Genetische Ursachen für Autoimmunerkrankungen
37 Ernährung, Stoffwechsel und Entzündung
40 Potenzial im Brokkoli. Inhaltsstoffe mit Zusatznutzen
43 Erleben statt Begreifen
46 Entzündungsforschung. Zahlen, Daten, Fakten
Merkmal der Kieler
enge Anbindung an die
Forschung ein anderes.
Vorwort
von Prof. Stefan Schreiber
M
eilenstein interdisziplinärer Kooperati-
viele Leute zusammengebracht werden, jeder ein
on, Ort für zukunftsweisende Medizin,
Spezialist in seinem Gebiet. Dieser Austausch bringt
Maßstäbe bei der Behandlung von Ent-
mit sich, dass die Experten Teile ihrer Autonomie auf-
zündungspatienten. Zur Einweihung des Exzellenz-
geben müssen, auch wenn es manchmal schwer fällt.
bedachten uns Medien und Kollegen mit wohlwol-
interdisziplinären Ansatz überzeugt, wie die Menge
zentrum Entzündungsmedizin in Kiel im Mai 2009
Die niedergelassenen Kollegen haben wir mit diesem
lenden Worten und Vorschusslorbeeren. Entspre-
an Zuweisungen zeigt. Sie vertrauen darauf, dass die
uns nicht, es spornt uns höchstens an, den einge-
Gute kommt.
chend hoch sind die Erwartungen. Doch das schreckt
hier gebündelte Fachkompetenz den Patienten zu
schlagenen Weg konsequent weiterzuverfolgen.
Die Ärzte stehen aber nicht nur untereinander in
Unser Ziel ist, Barrieren zu überwinden und Entzün-
einem ständigen fachlichen Austausch, sie halten
dungen nicht mehr organfixiert, sondern ganzheitlich
auch regelmäßigen Kontakt zu den Wissenschaftlern
zu betrachten und zu behandeln. Denn Krank-
des Exzellenzclusters. Dabei geht es unter anderem
Darmentzündung (Morbus Crohn) oder koronare
finden, die auf einen besonders schweren Verlauf der
heiten wie Schuppenflechte (Psoriasis), chronische
auch darum, Kennzeichen im Blut oder im Genom zu
Herzkrankheit sind nicht so unterschiedlich, wie es
jeweiligen Erkrankung oder das Auftreten weiterer
auf den ersten Blick scheint. Die zu Grunde liegenden
Entzündungen hinweisen. Neue Wirkstoffe aus der
Mechanismen sind bei allen ähnlich. Nicht selten
Forschung können dem Patienten im Rahmen von
haben Patienten an mehreren Stellen im Körper Ent-
klinischen Studien zur Verfügung gestellt werden.
zündungen. So leiden Patienten mit Schuppenflechte
überdurchschnittlich oft auch an einer chronischen
Wir haben die Voraussetzungen dafür geschaffen,
Gelenkentzündung; Rheumapatienten entwickeln
dass Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung
doppelt so oft wie die Durchschnittsbevölkerung
schneller in die klinische Praxis gelangen – zum
Arteriosklerose, die durch entzündliche Prozesse
Vorteil für den Patienten. Und darauf sind wir stolz.
beschleunigt wird.
Während es sonst ungefähr eine Ärzte-Generation
dauert, bis sich der wissenschaftliche Fortschritt
Es ist also nur konsequent, die Betroffenen fachü-
in der Praxis durchsetzt, haben wir schon jetzt, im
bergreifend zu behandeln, so wie wir es uns im Ex-
zweiten Geschäftsjahr des Exzellenzcluster, eine
zellenzzentrum Entzündungsmedizin vorgenommen
Wissensanwendung.
haben. Erfahrene Ärzte verschiedener Fachrichtungen
betreuen die Patienten und tauschen sich regelmäßig
aus. Dafür haben wir feste Strukturen geschaffen. Die
Realisierung ist nicht immer ganz einfach. Es müssen
3
Auf den
Weg
gebracht
D
Betreuung der Doktorandinnen und Doktoranden
ie Entwicklung des Clusters schreitet
sollen die neu berufenen Cluster-Professoren über-
voran. Die neuen Mitglieder haben sich
nehmen. Ziel ist, den wissenschaftlichen Nachwuchs
gut integriert und geben wertvolle
durch die gemeinsame Arbeit im Kolleg, durch Prak-
Impulse. Es kristallisieren sich neue
tika, Kolloquien und Arbeitstreffen in einer Vielzahl
Arbeitsgebiete heraus – auf zukunftsträchtigen, aber
molekular- und zellbiologischer, tierexperimenteller
bisher wenig erforschten Feldern. Auch der wissen-
und genetisch-bioinformatischer Methoden weit
schaftliche Nachwuchs kommt nicht zu kurz.
über das übliche Maß hinaus auszubilden. „Ein
Graduiertenkolleg zieht in der Regel die allerbesten
Kolleg für Nachwuchsforscher
Doktoranden an und ist daher mit Sicherheit ein Ge-
Wissenschaftler, die im Rahmen des Exzellenzcluster
winn“, erklärt Professor Jürgen Scheller, der Sprecher
Entzündungsforschung ihre Promotion anfertigen,
dieser Initiative.
sollen dafür ein exzellentes, kooperierendes Umfeld
vorfinden. Der Cluster plant daher ein Graduierten-
Epidemiologische Forschung mit popgen
kolleg aufzubauen, das von Wissenschaftlern aus
Einen „dicken Fisch“ hat Professor Ute Nöthlings an
allen drei Forschungsstandorten gemeinschaftlich
Land gezogen. Ganz so dick möchte die Epidemiologin
getragen wird. Ein Entwurf zur inhaltlichen und
am Institut für Experimentelle Medizin der Universi-
organisatorischen Gestaltung des Graduiertenkol-
tät Kiel aber nicht auftragen. Sie ist lieber vorsichtig,
legs liegt zurzeit bei der DFG zur Vorbegutachtung.
denn die Planungen und Absprachen sind noch nicht
Geplant ist, unter dem Dach eines gemeinsamen
abgeschlossen. Nur so viel: „Wenn es kommt, wird es
Forschungsschwerpunktes die einzelnen Projekte im
eine große Ressource werden für uns lokal und für die
Kolleg thematisch und methodisch zu vernetzen. Die
ganze Wissenschaftsgemeinschaft.“ Und darum geht
Organisation des Kollegs und die wissenschaftliche
4
krankungen. Aber im Grunde ist mit den erhobenen
es: Die Biobank popgen wird sich unter Federfüh-
Daten noch viel mehr möglich. „Eine Kohorte ist eine
rung von Ute Nöthlings in einer deutschlandweiten
Ressource, mit der man alles machen kann“, so die
Kooperation an dem Aufbau einer großen Kohorte
Epidemiologin. „Sie wird groß genug sein, um damit
beteiligen. Für diese nationale Kohorte – nach den
auch seltenere Erkrankungen erfassen und verschie-
Initiatoren auch ursprünglich Helmholtz-Kohorte
dene inhaltliche Fragen beforschen zu können.“ Bis es
genannt – sollen deutschlandweit 200.000 Personen
soweit ist, brauchen jedoch alle Beteiligten Geduld.
rekrutiert, untersucht und über viele Jahre nachbeo-
Das ist eine Ressource für die Zukunft. „Es dauert
bachtet werden. Aus Schleswig-Holstein soll popgen
mindestens drei Jahre bis überhaupt erst mal alle
10.000 Personen in die Studie einschleusen. 2012
Personen in die Studie eingeschlossen sind. Und dann
soll die Rekrutierung starten, Pilotstudien beginnen
muss man auch noch fünf bis zehn Jahre beobachten
vermutlich schon 2010.
bis überhaupt genug Daten gesammelt sind, um
Ressource für die Zukunft
damit zu arbeiten.“
umfassend medizinisch untersucht. Zusätzlich geben
Umwelteinflüsse und Genpolymorphismen
Die in der Studie aufgenommen Personen werden
Mit Berufung von Ute Nöthlings in den Cluster
sie Auskunft zu Lebensstilvariablen wie Ernährungs-
gewohnheiten, körperlicher Aktivität und Rauchver-
erweiterte sich auch das Arbeitsfeld von popgen,
werden erfasst, Blut- und DNA-Proben analysiert
Forschungsprojekt des nationalen Genomfor-
und Einflussfaktoren für fünf Erkrankungsfelder:
popgen insbesondere im genetischen Bereich aktiv.
der Biobank, die 2003 als populationsgenetisches
halten. Risikofaktoren für verschiedene Erkrankungen
schungsnetz (NGFN) gegründet wurde. „Bisher war
und aufbewahrt. Vorrangig geht es um Ursachen
„Zunehmend interessieren wir uns nun auch für
kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs, Diabetes,
die Umweltvariablen, wie z.B. die Ernährung, die
neurodegenerative Erkrankungen und Infektionser-
Meilensteine der Entzündungsforschung
2000
2001
2003
2004
Entwicklung des
anti-entzündlichen
Moleküls sgp130Fc
Identifizierung der
ersten Krankheitsgene
für Morbus Crohn.
Entdeckung eines
der Schlüsselenzyme
des SARS-Virus
Erfolgreiche Verhinderung
von Darmkrebs bei
Mäusen mit sgp130Fc
2005
2006
Entwicklung einer
Entdeckung des körpereigenen Antibiotikums
Psoriasin in der Haut
Exklusive Beschreibung
des Infektionsweges
der Leishmaniose
Entdeckung bakterieller
Ursachen für koronare
Herzerkrankungen
Identifizierung des
natürlichen Rezeptors
für das Wegenersche
Autoantigen
5
wir vernetzt über die Cluster-Standorte eine Fülle
körperliche Aktivität“, berichtet die Ernährungse-
von Methoden und Techniken haben, die von allen im
pidemiologin. In Beobachtungsstudien sollen jetzt
Verbund genutzt werden können“, erklärt May-Britt
vermehrt auch Umweltfaktoren erfasst und in
Burdorf, die das Intranet pflegt. Das funktioniert
statistischen Modellen mit der Genetik in Beziehung
natürlich nur, wenn sich viele beteiligen. Damit die
gesetzt werden. Nöthlings: „Dabei wollen wir he-
Mitglieder möglichst wenig Arbeit haben, hat sie Vor-
rausfinden, bei welcher genetischen Voraussetzung
lagen zur Datenübermittlung ins Netz gestellt. Hier
welcher Umweltfaktor welche Auswirkung hat. In
können die Wissenschaftler ohne großen Aufwand
einem Projekt untersuchen wir zum Beispiel wie sich
zum Beispiel Name und Verwendungszweck ihrer
genetische Polymorphismen und Rauchen auf das
Methode eintragen und abschicken. Die Mitarbeiterin
Risiko für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
der Cluster-Geschäftsstelle stellt die Inhalte ein, ak-
auswirken.“
tualisiert den Terminkalender des Clusters und pflegt
die Nachrichtenseite. Diese umfasst nicht nur Neu-
Internetplattform für Interna
igkeiten aus dem Cluster wie aktuelle Forschungs-
Das Intranet zur internen Kommunikation ist aufge-
ergebnisse und dergleichen, sondern zum Beispiel
baut. Alle Cluster-Mitglieder sind eingeladen, dieses
Forum rege zu nutzen, zum Beispiel um sich in einem
auch Ausschreibungen für Preise oder Stipendien
formieren, Techniken, Methoden, Verfahren, Modelle
Formulare für Ausschreibungen und Miniproposals,
und die Bewerbungsfristen dafür. Daneben sind auch
kurzen Profil vorzustellen, über ihre Arbeiten zu in-
Vorlagen für Powerpoint-Präsentationen, Word-Do-
und Geräte vorzustellen oder auch nach Kooperati-
kumente und Cluster-Logos sowie pdf-Versionen von
onspartnern für Projekte zu suchen. So können die
Broschüren, Cluster-Newsletter oder Darstellungen
Entwicklungen innerhalb der Forschergemeinschaft
des Clusters in der Presse über das Intranet abrufbar.
schnell verbreitet werden. „Unsere Stärke ist, dass
Meilensteine der Entzündungsforschung
2006
2007
2008
Entwicklung einer
transgenen Hydra
für Gen- und
Zelluntersuchungen
Entdeckung der
antibakteriellen Eigenschaften
von Mastzellen
Entdeckung der
genetischen Ursachen
des Herzinfarkts
Darstellung eines
Endotoxins in Wasser
mittels Kernresonanzspektrometer
Generierung von Mausstämmen mit definierten
Gen-Mutationen in
Mitochondrien
Identifizierung eines
Risikogens für
aggressive Parodontitis
und Herzinfarkt
Nachweis des Zusammenhangs zwischen einer Gen-Variation und Langlebigkeit von Europäernn
2009
Identifizierung weiterer Risikogene für Schuppenflechte
6
Jürgen Scheller
ist seit Juli 2008 Cluster-Professor für Signaltransduktion von
Zytokinen an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Der
Biochemiker erforscht am Mausmodell, wie sich die Botenstoffe
des Immunsystems gegenseitig beeinflussen und über Interleukin 6 gesteuert werden.
Ute Nöthlings
ist seit Januar 2009 Cluster-Professorin für Epidemiologie
an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Zuvor war sie
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für
Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke. Die Ernäh-
rungsepidemiologin erforscht die Gen-Umwelt-Interaktionen
bei chronischen und entzündungsbasierten Erkrankungen.
2008
Beschreibung der
genetischen Ursachen
der Sarkoidose
Entdeckung einer
Erkennungsstruktur für
Toxoplasmose-Erreger
Entwicklung eines
Moleküls zur
Sepsis-Behandlung
Identifizierung der
Krankheitsgene
für Colitis ulcerosa
Eröffnung des Exzellenzzentrum Entzündungsmedizin
in Kiel und Lübeck
Aufklärung der Bildung von reaktiven Sauerstoffverbindungen (oxidativer Stress) auf molekularer Ebene
Entdeckung eines neuen Risikogens für Herzinfarkt
2009
Entdeckung eines
Risikogens
für Neurodermitis
7
Preise,
Projekte,
Projektionen
S
ie werben erfolgreich Drittmittel ein,
Professor Heimo Reinitzer, Akademiepräsident und
entwickeln innovative Methoden und te-
Grundlagenforscher auf dem Gebiet der Biomedizin,
Vorsitzender der Jury würdigt Ehlers als exzellenten
bringen neue Großprojekte auf den Weg,
„der immer auch die diagnostische und therapeu-
sten neue Therapien. Wissenschaftler des
tische Relevanz seiner Forschungen im Blick hat.“ Exzellenzcluster Entzündungsforschung gehen neue
Wege, leisten Herausragendes und mitunter auch
Die Arbeit von Ehlers entspreche den Zielen des
Auszeichnung für Tuberkuloseforschung
dem Wohl der Menschen diene. Ehlers will mit dem
Preises in „idealer Weise“, da sie eine herausragende
Preiswürdiges.
wissenschaftliche Leistung sei und gleichzeitig
Preisgeld am Forschungszentrum Borstel eine neue
Professor Stefan Ehlers, Leiter des Bereichs „Mikro-
Teststation einrichten, um neue Antibiotikatherapien
bielle Entzündungsforschung“ am Forschungszen-
gegen resistente Tuberkulose-Erreger in Tiermodellen
trum Borstel und Professor für Molekulare Entzün-
zu prüfen.
dungsmedizin an der Universität Kiel, erhält den
ersten „Hamburger Wissenschaftspreis“ der Akade-
mie der Wissenschaften in Hamburg. Ausgezeichnet
Leibniz-Preis an Cluster-Wissenschaftler
systeme zur Erforschung der Krankheitsausprägung
sor Jan Born erhielt für seine richtungsweisenden
Der Lübecker Hormon- und Gehirnforscher Profes-
wird Ehlers für die Entwicklung kliniknaher Modell-
Arbeiten auf dem Gebiet der Schlafforschung
und Behandlung der Tuberkulose. Der Preis ist von
der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften,
den Leibniz-Preis, die renommierteste deutsche
Greve mit einem Preisgeld von 100.000 Euro dotiert.
Forschungsgemeinschaft (DFG) vergebene Preis
Auszeichnung für Forscher. Der von der Deutschen
Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore
8
folgt Schröder der Spur, dass die (Schleim-)Haut auf
ist mit 2,5 Millionen Euro dotiert. Der Direktor des
ihrer Oberfläche in Sekreten, Schleim und Schweiß
Instituts für Neuroendokrinologie der Universität Lü-
besondere Antibiotika bereitzustellen scheint, die in
beck untersucht vor allem, wie im Schlaf Gedächtnis
den Bakterien eine Schwachstelle treffen und damit
gefestigt wird. Dabei konnte er zeigen, dass im Schlaf
auch kognitive Prozesse wie Problemlösungsstrate-
eine Resistenzbildung unmöglich machen. Schröder
DFG-Förderung für innovative Antibiotikaforschung
sitätshautklinik Kiel.
der ist auf der Suche nach neuartigen Antibiotika,
Neuer SFB untersucht
ist Leiter der Klinischen Forschergruppe „Mechanis-
gien stattfinden.
men Kutaner Entzündungsreaktionen“ an der Univer-
Der Kieler Biochemiker Professor Jens-Michael Schrö-
Folgen der Proteinspaltung in Zellen
gegen die Krankheitserreger keine Resistenz entwi-
Professor Stefan Rose-John, Direktor des Bioche-
ckeln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
mischen Instituts an der Universität Kiel, hat einen
bewilligte ihm dafür ein Reinhart Koselleck-Projekt
und unterstützt seine Arbeit in den kommenden fünf
neuen Sonderforschungsbereich auf den Weg
solche Forschungsvorhaben, die besonders innovativ
als regulatorisches Element der Pathophysiolo-
gebracht: den SFB 877 mit dem Titel „Proteolyse
Jahren mit 1,25 Millionen Euro. Gefördert werden nur
gie“. Proteine sind essenzielle zelluläre Bausteine
oder – im positiven Sinne – risikoreich sind, indem sie
mit vielfältigen strukturellen und regulatorischen
gewagte Ideen verfolgen oder neue bzw. neu ange-
wendete Methoden einsetzen.
Funktionen. Proteinmodifikationen sind wichtige
spannend an, dass schon die Überprüfung der Idee
auch ursächlich an der Entstehung von Krankheiten,
physiologische Steuerungselemente, können aber
Die Gutachter sahen Schröders Vorhaben als so
wie Entzündung, Krebs und dem Absterben von Ner-
an sich als lohnenswert eingestuft wurde. „Der
venzellen, beteiligt sein. Der SFB 877 beschäftigt sich
Antrag enthält drei originelle Hypothesen“, erläutert
mit Signalwegen im Zellinneren und zwischen Zellen,
Schröder, „die ‚Nano-Nadeln‘, ‚Trojanische Pferde‘
die durch eine besondere Form der Proteinmodifika-
und neue Antibiotika.“ Bakterien haben eine Reihe
tion, der Spaltung von Proteinen, ausgelöst werden.
von Strategien entwickelt, die sie resistent gegen
„Während die meisten Veränderungen an Proteinen
herkömmliche Antibiotika machen. Um diese Metho-
in Sekundenbruchteilen umkehrbar sind, ist ihre Spal-
den zu unterlaufen, hat sich Schröder verschiedene
tung – die Proteolyse – irreversibel und nimmt daher
Ansätze überlegt. So könnten sich Haut-Eiweiße
eine bislang wenig untersuchte Sonderstellung ein“,
durch Kontakt mit gefährlichen Bakterien in neuen,
größeren Einheiten zusammenlagern, die mikrosko-
erklärt Rose-John, der im Cluster den Forschungsbe-
würden die Krankheitserreger dann im Prinzip erste-
Er vermutet, „dass es sich hier um Hauptschalter der
reich F „Zytokin-Signalwege über gp130“ koordiniert.
pisch kleinen Nadeln gleichen. Diese ‚Nano-Nadeln‘
Zellkommunikation handelt, die bei der Entstehung
chen. Neben diesem mechanischen Ansatz verfolgt
vieler Krankheiten gestört sind.“ Erste Ergebnisse aus
der Biochemiker auch eine an das Modell ‚Troja-
nisches Pferd‘ angelehnte Methode. Bei dieser Art
dem Konsortium unterstützen diese Hypothese. Im
Bakterien von der Haut abgesonderte Stoffe nichts
und das integrierte Graduiertenkolleg aufklären, wie
Förderverlauf wollen die beteiligten Arbeitsgruppen
der Bekämpfung von Krankheitserregern würden die
zelluläre Proteinspaltungsprozesse reguliert und ko-
ahnend aufnehmen, die sich erst dann in Antibiotika
ordiniert werden. „Wir wollen herausfinden, welche
umwandeln und sie so von innen töten. Als Drittes
9
Veränderungen dieser Prozesse an der Entstehung
Gemeinsamer Workshop
natürliche Variabilität von menschlichen Genen,
Bei einem Workshop im Kieler Zoologischen Museum
beschrieben und Assoziationen mit Erkrankungen sol-
ler die Rolle von Wirt-Bakterien-Beziehungen im
von Ozean- und Entzündungscluster
von Krankheiten beteiligt sind“, so Rose-John. Die
vom 6. bis 8. Juli 2009 diskutierten 80 Wissenschaft-
die die Spaltung von Proteinen beeinflussen, soll
Verlauf der Evolution. Die Veranstaltung wurde finan-
len aufgeklärt werden. Fernziel ist, diese Erkenntnisse
ziell unterstützt vom Cluster Entzündungsforschung
zu neuartigen therapeutischen Konzepten für die
und dem Kieler Exzellenzcluster Ozean der Zukunft.
Behandlung von Menschen mit Entzündungskrank-
„Wir haben herausgefunden, dass es in Kiel und
heiten, neurodegenerativen Erkrankungen und Krebs
Umgebung das Potenzial für einen neuen Sonder-
weiterzuentwickeln.
forschungsbereich gibt“, erklärte Professor Thomas
Bosch, Organisator des Workshops. Das bestätigte
Cluster-Symposium
Die zweite Cluster-Konferenz vom 9. bis 11. Juli 2009
auch Professor Margaret McFall-Ngai, eine renom-
Kieler Schloss. Die amerikanische Mikrobiologin moderierte. Sie stellte fest: „Die Wissenschaftler
consin, hielt den 500 Gästen einen informativen und
Forschungsgebiet. Dazu kommen eine überragende
mierte Mikrobiologin aus den USA, die den Workshop
begann mit einem besonderen Eröffnungsabend im
hier gehören weltweit zu den Pionieren auf diesem
Professor Margaret McFall-Ngai, Universität Wis-
Infrastruktur und eine sehr ausgefeilte Vision: Was
humorvollen Vortrag über die lebenswichtige Rolle
will man mehr?“ Sie bot an, weiterhin als Beraterin
der Bakterien im menschlichen Körper. Hoch konzen-
triert, virtuos und sinnlich präsentierte der Welt-
zur Verfügung zu stehen.
nisten. Über die Konferenz im Kieler Audimax mit fast
Therapie gegen Hauterkrankungen
klassepianist Boris Bloch Werke klassischer Kompo-
Eine Forschungsgruppe des Clusters um Dr. Enno
300 Teilnehmern berichteten Hörfunk und Fernsehen
Schmidt und Professor Detlef Zillikens von der Uni-
des NDR. Organisator Professor Thomas Bosch vom
versitätshautklinik Lübeck entwickelt gemeinsam mit
Zoologischen Institut der Universität Kiel hob die Teil-
zwei Partnern aus der Industrie eine neue Behand-
nahme internationaler Spitzenforscher hervor und
lobte die Nachwuchswissenschaftler: „In einzelnen
lungsmethode gegen blasenbildende Hautkrank-
ster verändere traditionelle Strukturen, konstatierte
krankungen greifen körpereigene Antikörper die Haut
heiten. Bei diesen bisher unheilbaren Autoimmuner-
Gruppen wurde Bahnbrechendes geleistet.“ Der Clu-
an – sie wirft Blasen und löst sich ab.
der Kieler Molekularbiologe und Cluster-Sprecher
Professor Stefan Schreiber: „Unsere interdisziplinären,
Die neue Therapie soll zielgenau nur die krankma-
Fakultäten. Vor allem junge Wissenschaftler nutzen
gibt allein in Deutschland rund 2.000 Menschen
chenden Antikörper entfernen. „Unsere Forschung
standort-übergreifenden Projekte transformieren die
Hoffnung, ihre Leiden zu lindern. Womöglich können
die sich bietenden Brücken. Der Cluster verändert die
Patienten sogar geheilt werden“, erklärt Detlef Zil-
Forschung und wird zur Keimzelle einer modernen in-
likens, der den Forschungsbereich H „Autoimmunität
terdisziplinären Medizin.“ Professor Per Brandzæg, Pa-
gegen Typ VII Kollagen“ im Cluster koordiniert. Der
thologe aus Oslo und Mitglied im Supervisory Board,
war beeindruckt: „Interaktion über vier Standorte
Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
der Cluster leisten kann, wenn die Forscher ihr Wissen
Projekt in den nächsten drei Jahren mit mehr als einer
und das Land Schleswig-Holstein unterstützen das
hinweg ist nicht leicht. Aber die Konferenz zeigt, was
Million Euro.
zusammentragen und miteinander kommunizieren.“
10
Oben links: Prof. Jan Born, Direktor des Instituts
für Neuroendokrinologie der Universität zu Lübeck
(links im Bild) erhält von DFG-Präsident Prof.
Matthias Kleiner den Leibniz-Preis. Oben rechts:
Prof. Stefan Ehlers, Leiter der Abteilung Molekulare
Infektiologie am Forschungszentrum Borstel und
Professor für Mikrobielle Entzündungsforschung
an der Universität Kiel wurde mit dem Hamburger
Wissenschaftspreis 2009 ausgezeichnet. Links:
Prof. Jens-Michael Schröder, Biochemiker an der
Universitätshautklinik Kiel, untersucht neue Ansätze im Kampf gegen Krankheitserreger und erhält
dafür DFG- Fördergelder.
Werk
zeuge
des Fortschritts
12
A
n allen Standorten des Exzellenzclusters
drei SOLiD-Geräte von Applied Biosystems sowie
ckende Geräteparks zur Verfügung.
stehen dem Cluster zur Verfügung.
ein 454 (Roche FLX-Sequenzierer) angeschafft und
stehen den Wissenschaftlern beeindruDie Ausstattungen entsprechen dem
Genom der Darmflora
aktuellen Stand der Technik und ermöglichen For-
„Mit diesen neuen Sequenziertechnologien kann
schungen auf allen Ebenen – von der Analyse der
man ganze Genome angehen“, erklärt Plattformleiter
genetischen Varianz bis zur Funktionsuntersuchung
Markus Schilhabel. Vor allem die SOLiD-Technologie
beim Tier. Einige besondere Methoden und Techniken
(Bild links) komme hierfür zum Einsatz. „Wir haben
sind hier beispielhaft vorgestellt.
hier mehrere DNA Proben von Patienten, deren
Genome wir komplett durchsequenzieren. Dafür
DNA-Sequenzierer der neuen Generation
brauchen Sie aber derzeit noch mehrere Runs (Durch-
Sanger-Methode, 454-Technologie und SOLID-System
gänge)“, berichtet Professor Andre Franke, der die
– das Innenleben der Sequenziergeräte, die diese
bioinformatischen Analysen koordiniert Und auch
Namen tragen, kennen vermutlich nur ihre Entwick-
für Transkriptomanalysen eigne sich das Gerät. Das
ler im Detail. Für Genforscher sind sie einfach nur
Werkzeuge – hochentwickelte Werkzeuge wohlge-
heißt es lassen sich gezielt die Bereiche des Genoms
DNA zu entziffern. Es gibt heute mehrere Verfahren
darauf können Aussagen über die Genaktivität und
erfassen, die funktionell wichtig sind. Aufbauend
merkt – die sie brauchen, um die Buchstabenfolge der
deren Regulation in verschiedenen Entwicklungs-
zum Ablesen der Sequenzinformation von einem
stadien und Geweben eines Organismus gemacht
DNA-Molekül. Auch künftig kommen Weiterent-
werden. Damit können sämtliche exprimierten
wicklungen der Methode nach Frederick Sanger zum
Transkripte identifiziert werden und so wurden auch
Einsatz. Vier solcher optimierten Sanger-Sequenzierer
schon zahlreiche bis dato unbekannte Isoformen von
namens AB 3730xl gehören zur Sequenzierungsplatt-
form am Institut für Klinische Molekularbiologie der
Wissenschaftlern des Entzündungsclusters annotiert.
die Sequenzierer der neueren Generation. Sie sind aus
gesetzt, um Proben mit unbekannter DNA-Sequenz
Die 454-Technologie hingegen werde vor allem ein-
Universität Kiel. Sehr viel mehr Möglichkeiten bieten
aufzuschlüsseln (also keine Resequenzierung wie
der Genomforschung heute nicht mehr wegzuden-
oben erwähnt), etwa die mikrobiologische Gemein-
ken, da sie die Ultra-Hochdurchsatz-Sequenzierung
schaft des menschlichen Darms oder in Proben aus
schneller und kostengünstiger erledigen. Von diesen
der Ostsee. „Auch im Meer tummeln sich viele Bakte-
Sequenzierern der „nächsten Generation“ wurden
13
Andre Franke
ist seit August 2008 Juniorprofessor für Epitheliale Barrierefunktion
im Exzellenzcluster Entzündungsforschung und wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Klinische Molukularbiologie. Sein Forschungsschwerpunkt ist die genetische Ätiologie chronisch-
entzündlicher Erkrankungen des Darms und der Gallengänge.
Markus Schilhabel
ist Leiter der Sequenzierplattform am Institut für Klinische Mo-
lekularbiologie. Der Biologe leitet Schulungen zur Einführung in
die Technologie und unterstützt und berät die Anwender bei den
möglichen Anwendungen und Problemen.
rien und auch Viren. Das war lange nicht bekannt und
aus den einzelnen Genfragmenten zusammen und
ben heraus.“ Die Analysetechnik hat auch ihren Preis.
Gensequenzen von Gesunden und Kranken. Professor
vergleichen zum Beispiel die Buchstabenfolgen der
kam erst durch Sequenzierung von Meerwasserpro-
Abgesehen von den Anschaffungskosten in Höhe von
Andre Franke arbeitet gerade an der Fertigstellung
rund 8000 Euro an. Kosten, die vor allem durch die
Crohn. Ziel dieser Arbeit ist, so Franke, Signaturen im
des ersten Genoms einer Patientin mit Morbus
etwa 500.000 Euro, fallen bei jedem Probendurchlauf
individuellen Genom zu finden, die es ermöglichen,
benötigten Sequenzier-Chemikalien entstehen. Beim
SOLiD erhält man dafür mehrere hundert Millionen.
eine speziell für diese Person geeignete Therapie
sind es circa 1 Million Sequenzen mit einer Durch-
aus dem Exzellenzcluster Entzündungsforschung der
Hauptarbeit kommt nach der Sequenzierung
in Patienten mit Morbus Crohn vor und welche bei
auszuwählen. In anderen Projekten gehen Kollegen
Sequenzen mit einer Länge von 50 Basen, beim FLX
Darmflora auf den Grund. Dabei geht es um folgende
schnittslänge von etwa 400 Basen.
Fragen: Welche Bakterienarten kommen wie häufig
gesunden Kontrollpersonen? Wie variiert die Zusam-
Mit dem Auslesen der DNA-Sequenz ist es aber nicht
mensetzung innerhalb der Bakteriengemeinschaft
getan. Die neuen Technologien liefern zunächst nur
des Darms? Und inwieweit hängt die Zusammenset-
eine Menge an Rohdaten. Um eine Antwort auf die
zung der Darmflora von einer bestimmten gene-
wissenschaftliche Fragestellung zu bekommen, müs-
tischen Veranlagung ab? Neben Franke und seinen
sen die Daten aber erst ausgewertet und interpre-
Kollegen vom Institut für Klinische Molekularbiologie
tiert werden. Da ist dann die Bioinformatik gefragt.
nutzen noch viele weitere Arbeitsgruppen die hoch-
Eigens dafür entwickelte Computerprogramme
modern ausgestattete Sequenzierplattform.
fügen das für die Sequenzierung zerstückelte Genom
14
Die für die Sequenzierung speziell aufbereitete DNA wird bei der 454-Tech-
nologie in circa 2 Millionen winzig
kleinen Vertiefungen (Wells) der Piko-
titerplatten hineinzentrifugiert (Bild
unten). Jedes dieser Löcher enthält
unzählige Kopien ein und desselben
DNA-Fragments gebunden an einen
Träger (Bead). In diesen Löchern findet
die Sequenzierreaktion statt. Die vie-
len Kopien sind notwendig, damit das
Signal, dass von einer Kamera erfasst
wird, stark genug ist.
Beim SOLiD-System (Bilder links)
erfolgt die Sequenzierung nicht auf
Platten, sondern auf Objektträgern.
Da sind erheblich mehr drauf (750
Millionen).
15
Das Proteom
Eine Momentaufnahme
N
eben der Analyse des Genoms, der DNA-
le sind fein austariert. Dadurch kann die Zelle sehr effi-
analytische Schritte notwendig, um die
und Umweltfaktoren reagieren. Die Feinregulation
Sequenzierung und -Typisierung sind weitere
zient auf unterschiedliche biologische Anforderungen
molekularen Grundlagen natürlicher und krankhafter
kann aber gestört sein – als Folge oder gar als Ursache
mationen liefert die Proteomics.
krank sein, und in den beiden Zuständen können sich
von Krankheiten. Tholey: „Eine Zelle kann gesund oder
Lebensvorgänge zu verstehen. Weiterführende Infor-
die Proteine, die in der Zelle vorhanden sind, die Art
der Proteine oder der Aufbau der Proteine verändern.
In menschlichen Zellen liegen Tausende verschiedener
Und genau das untersuchen wir. Wir suchen nach
Proteine nebeneinander vor. Sie sind dafür zustän-
Besonderheiten in einer Mischung von Proteinen der
dig, die genetische Information umzusetzen. Fast
Zelle.“ Diese Besonderheiten zu kennen, könne ent-
alle Prozesse, die in den Zellen lebender Organismen
scheidend dazu beitragen, die molekularen Ursachen
ablaufen, beruhen auf der Wirkung von Proteinen.
viele Krankheiten aufzuklären und darauf aufbauend
Welche Proteine gebildet werden, regulieren die Gene,
neue, ursächlich wirkende Medikamente
da sie den Bauplan für die Proteine verschlüsseln.
zu entwickeln.
Im Gegensatz zum statischen Bauplan einer Zelle,
dem Genom, ist das Proteom, also das Gemisch von
Neue Methoden für die Proteomanalyse
Proteinen innerhalb einer Zelle in einem bestimmten
Die Arbeit von Tholeys Arbeitsgruppe gliedert sich
Zustand, hoch dynamisch. Ein Beispiel: Die genetische
in zwei Teile. „Zum einen versuchen wir Methoden
Information, der Bauplan für die Proteine eines Men-
und Technologien weiterzuentwickeln, die für diese
schen, ist mehr oder wenig gleich – vom Baby bis zum
Greis. Trotzdem sehen Baby und Greis nicht gleich aus.
Analyse notwendig sind. Zum anderen wenden wir
sich die Zusammensetzung des Proteoms.
biomedizinische Fragen an. Hierfür kooperieren wir
die Methoden auf biologische, biotechnologische und
Denn je nach Alter oder Umgebungseinflüssen ändert
mit anderen Arbeitsgruppen des Exzellenzclusters.“
Proteinausstattung der Zelle passt „Molekülwaagen“ identifzieren die Proteine
sich den Umständen an
Als Hauptarbeitstechniken entwickelt Tholey Metho-
„Proteine werden synthetisiert und wieder abgebaut
den der mehrdimensionalen Chromatographie, die
und nicht alle im Genom kodierten Proteine sind auch
es erlauben die sehr komplexen Proteinmischungen
immer exprimiert“, erklärt Professor Andreas Tholey,
in Proteomen zu trennen. In den dabei gewonnenen
der die Arbeitsgruppe Proteomforschung im Institut
Protein- oder Peptidfraktionen sind immer noch sehr
für Experimentelle Medizin an der Universität Kiel
leitet. Die Zusammensetzung des Proteoms und die
Wechselwirkung der Proteine miteinander in einer Zel-
16
viele Proteine enthalten. Diese werden mit zwei ver-
schiedenen Methoden der Massenspektrometrie auf-
Andreas Tholey
ist seit Dezember 2008 Cluster-Professor für Systematische
Proteomforschung und Bioanalytik an der Christian-Albrechts-
Universität zu Kiel. Der Chemiker war zuvor Hochschulassistent an
der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und beschäftigt sich
bereits seit über 15 Jahren mit der funktionellen Proteinanalytik.
die Zusammensetzung von Gesteinsproben anderer
getrennt: die Elektrospray (ESI)-Massenspektrometrie
Planeten zu analysieren.
und die matrixunterstützte Laser-Desorptions-Ioni-
sations (MALDI)-Massenspektrometrie. Sie sortieren
Mit Markern Mengen erfassen
die einzelnen Fraktionen anhand ihrer Molekularge-
Um herauszufinden, in welchen Mengen die einzelnen
wichte, stellen also gewissermaßen „Molekülwaa-
Proteine in einer Probe vorliegen, zum Beispiel beim
gen“ dar. Mit dieser Information können mit Hilfe bi-
Vergleich von gesundem und krankem Gewebe, setzt
oinformatischer Methoden letztendlich die einzelnen
der Experte für funktionelle Proteinanalytik spezielle
Peptide oder Proteine identifiziert werden. Die Suche
labeling-Techniken ein. Als Marker dienen stabile, nicht-
nach einem ganz bestimmten Protein innerhalb des
radioaktive Isotope. Diese können entweder mittels
Gemischs von bis zu Hunderttausend Proteinen im
chemischer Methoden oder auch – nach Zuführung mit
Proteom der Zellen vergleicht Tholey mit der sprich-
den Nährstoffen – durch die Proteinsynthesemaschi-
wörtlichen Suche nach der Stecknadel im Heuhafen.
nen der Zelle selbst in die Proteine eingebaut werden.
„Es handelt sich dabei um eine sehr anspruchvolle
Die Isotope können dann mit Hilfe der Massenspektro-
aber auch sehr wichtige Analysentechnik.“ Eine Me-
metrie quantifiziert werden. Durch Kombination dieser
thodik, die übrigens auch in vielen anderen Bereichen
Verfahren lässt sich die qualitative und quantitative
gefragt ist, etwa in der Lebensmittel- und Umwelta-
Zusammensetzung des Proteoms erfassen.
nalytik, der Dopinganalytik oder wenn es darum geht
Zur weiteren Analyse kommt die Massenspektrome-
Komplexe Peptid- und Proteingemische werden zunächst
trie zum Einsatz. Damit lassen sich die enthaltenen
mittels mehrdimensionaler Flüssigchromatographie in kleinere
Proteine identifzieren und „zählen“.
Peptid- und Proteinfraktionen getrennt.
17
Atemanalyse
im Labor
S
truktur und Funktion der Atemwege hän-
Maßgeschneidert für Mäuse
Forschungszentrum Borstel untersuchen
verfügt die Gruppe über ein Gerät, das speziell
gen eng zusammen. Wissenschaftler im
Zur Messung der Lungenfunktion bei Mäusen
das mit ausgefeilter Technik im Tiermodell.
für diesen Zweck gefertigt wurde und so ähnlich
nur noch an drei anderen Standorten in Deutsch-
land steht – die Head-out-Body-Plethysmogra-
„Jetzt einmal bitte tief einatmen und komplett
phie. „Wir können damit verschiedene Parameter
ausatmen ...“ Um die Lungenfunktion exakt
der Lungenfunktion beim lebenden Tier nicht-
messen zu können, müssen die Patienten gut
invasiv messen und zwar bei vier Tieren gleichzei-
mitarbeiten. In der Arztpraxis ist das meist
tig“, erklärt Fehrenbach. Die Maus kommt dazu
kein Problem. Anders ist die Situation in der
Forschung. Um wichtige Parameter der Lungen-
in eine zylinderförmige Glaskammer. Der Kopf
braucht es schon besonderes Knowhow und spe-
Latexkrause luftdicht abgeschlossen wird. Nach
ist außerhalb der Kammer, die am Hals mit einer
funktion bei Versuchstieren präzise zu erfassen,
hinten schließt ein Stöpsel ab. Über ein Röhrchen
zielle Geräte. Beides ist im Forschungszentrum
Borstel vorhanden – im Bereich „Experimentelle
Pneumologie“. Dieser Arbeitsbereich wurde mit
der Berufung von Professor Heinz Fehrenbach
in den Exzellenzcluster Entzündungsforschung
neu etabliert. Fehrenbach kam im Juli 2008 von
der Universität Marburg nach Borstel. Seine
steht die Kammer mit der Außenluft in Verbin-
dung. Atmet die Maus ein, wird der Brustkorb
größer, die Luft in der Kammer wird verdrängt,
beim Ausatmen passiert das Gegenteil. „Durch
die Bewegung des Brustkorbs entsteht am Ablei-
tungsrohr der Kammer ein Luftstrom, der dem an
Arbeitsgruppe – Entzündung und Regeneration
den Nasenlöchern der Maus entspricht. Und den
Zusammenhang von Struktur und Funktion der
mann, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Fehrenbachs
– erforscht im Tiermodell unter anderem den
können wir aufnehmen“, erklärt Dr. Michael Weg-
Atemwege, die Interaktion inflammatorischer
Arbeitsgruppe. „Wir messen die Druckänderung.
und strukturbildender Zellen sowie die Regene-
Dadurch kann der expiratorische bzw. inspiratorische
rationsfähigkeit der Lunge bei Asthma und chro-
Atemfluss abgeleitet werden.“ Für den Messvorgang
nisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).
werden vier solcher „Head-out-Body-Plethysmo-
18
Heinz Fehrenbach
ist Professor für Experimentelle Pneumologie an der Universität zu Lübeck und Leiter der gleichnamigen Abteilung am Forschungszentrum Borstel. Sein Forschungsschwerpunkt gilt der Aufklärung der Zusammenhänge zwischen chronischer
Entzündung, Störung der Lungenstruktur (Remodelling) und den damit einhergehenden Funktionseinschränkungen. Dabei interessiert er sich besonders für
Reparatur- und Regenerationsvorgänge, auf deren Grundlage neue therapeutische
Ansätze entwickelt werden könnten.
graphen“ über Verbindungsstücke an eine Expositi-
onskammer angedockt. Die Nasen der Mäuse sind
nach innen gerichtet, so dass sie das dort eingeleitete
Aerosol einatmen können. Die Messdaten werden auf
einen Computer übertragen, mit spezieller Software
aufbereitet und auf einen Bildschirm übertragen.
Asthma im Experiment
Vier Mäuse sind in ihrem Body-Plethysmo-
Die verschiedenen Messgrößen der Body-Plethys-
graphen an die Expositionskammer an-
mographie erlauben eine genaue Beurteilung der
geschlossen. Die Apparatur ist mit einem
Lungenfunktion. So lässt sich zum Beispiel ablesen,
Computer verbunden, der die Messwerte
ob das Versuchstier gegen einen erhöhten Wider-
empfängt und weiterverarbeitet.
19
Rechts: Schnittbild der Atemwegswand mit zwei sekretorischen Zellen gefüllt mit runden Sekretgranula, pyrami-
denförmiger Basalzelle und darunter liegender Muskulatur. Transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme.
Mitte Links: Schnittbild der Atemwegswand und angrenzender Lungenbläschen mit braun gefärbter Atemwegswandmuskulatur. Lichtmikroskopische Aufnahme.
Mitte rechts: Schnittbild der Atemwegswand. Zwischen
den Zellen des einschichtigen Bronchialepithels ist ein
intraepithelialer eosinophiler Granulozyt (rot) zu sehen.
Lichtmikroskopische Aufnahme.
Rechts: Schnittbild mehrerer Lungenbläschen (Alveolen).
Die schwarzen Flächen sind Anschnitte der Lufträume,
die von den nur wenige tausendstel Millimeter dicken,
dem Gasaustausch dienenden Alveolarwänden umge-
ben sind. Mithilfe von spezifischen Antikörpern sind die
Alveolarepithelzellen Typ 1 (rot) und Typ 2 (grün) angefärbt. Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme.
stand in den Atemwegen (Resistance) atmen muss.
Das wäre zum Beispiel beim Asthma-Anfall der Fall
und hängt davon ab, wie stark die Atemwege verengt
sind. Um dies zu testen, wenden Lungenfachärzte
den so genannten Metacholin-Provokationstest
an. Metacholin ist eine Substanz, die eine Kontrak-
Michael
Wegmann
tion der Atemwegsmuskulatur auslöst. Daraufhin
verengen sich die Atemwege, der Atemwegswider-
stand steigt, der expiratorische Atemfluss – also die
Geschwindigkeit, mit der ausgeatmet wird – sinkt.
Die Versuchstiere reagieren genauso. Für den Test
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in
gender Konzentration, die Mäuse in der Expositions-
Regeneration im Bereich Experimen-
messen, kann man sehen, wie sehr eine bestimmte
zentrum Borstel. Er beschäftigt sich
vernebeln die Wissenschaftler Metacholin in stei-
der Laborgruppe Entzündung und
kammer atmen das ein. „Über den Atemfluss, den wir
telle Pneumologie am Forschungs-
Konzentration des Metacholins die Atemwege ver-
hauptsächlich mit der Immunpatho-
engt. Typisch für Asthmatiker ist, dass sie auf sehr viel
genese des allergischen Asthmas
geringere Konzentrationen dieses Stimulus‘ mit einer
und dessen Auswirkungen auf die
Verengung reagieren als Gesunde“, erklärt Fehren-
Lungenfunktion.
bach. „Wir haben das Gerät zum Beispiel genutzt, um
ein Asthmamodell zu entwickeln, das genau dieses
Hauptkennzeichen des Asthmas darstellt.“ Auch
therapeutische Interventionen lassen sich mit dem
Gerät an Mäusen testen. Der Vorteil dieser nicht-in-
vasiven Lungenfunktionsdiagnostik ist, dass die Tiere
überleben und zu unterschiedlichen Zeitpunkten im
Krankheitsverlauf untersucht werden können.
Funktion und Struktur der Lunge
an. „Durch Spülung der Lunge mit Puffersubstanzen,
Noch genauer lassen sich die Tiere mit einer invasiven
die so genannte bronchoalveoläre Lavage, werden die
Lungenfunktionseinheit untersuchen – dem Flexi-
in den Luftwegen befindlichen Zellen herausgespült.
tensivstation“. Das anästhesierte Tier liegt auf einem
Mikroskop auszählen. Auch Zytokine lassen sich hier
Vent System. Wegmann beschreibt es als „kleine In-
Die angefärbten Zellen kann man und unter dem
Wärmebett, Puls und Körpertemperatur werden
nachweisen“, ergänzt Fehrenbach.
überwacht. Luft bekommt es über eine computer-
Neben der Lungenfunktion erfassen die Wissen-
Lunge. „Indem man die Luft mit einem bestimmten
rungen, die damit einhergehen. Gewebeschnitte der
gesteuerter Pumpe via Trachealkanüle direkt in die
schaftler aber auch die morphologischen Verände-
Druck über eine bestimmte Zeit rein gibt, kann man
Lungen werden histologisch aufbereitet und unter
verschiedene Parameter bestimmen“, erklärt der
dem Mikroskop analysiert. „Die Struktur der Lunge
tötet, und es schließen sich weitere Untersuchungen
beide Untersuchungen zu kombinieren.“
Human-Biologe. Nach dem Versuch wird das Tier ge-
hat Einfluss auf die Funktion. Daher ist es wichtig,
21
Histologie
am lebenden Tier
D
Lebende Darmschschleimhaut unterm Objektiv
as Zwei-Photonen-Mikroskop ermöglicht
Geberts Forschungsgruppe untersucht im Mausmo-
es, dynamische Vorgänge im Inneren von
dell, wie Epithelzellen mit Zellen des Immunsystems
Geweben und Zellen im Detail zu studieren
während Immunreaktionen miteinander intera-
– direkt am lebenden Objekt .
gieren. Untersuchungsgegenstand ist die Dünn-
darmschleimhaut. Für die Untersuchung wird eine
Die oberste Zellschicht der Dünndarmschleimhaut
Maus narkotisiert und beatmet. Durch einen kleinen
– das Epithel – wird engmaschig von Lymphozyten
Bauchschnitt zieht der Untersucher eine Dünndarm-
überwacht. „Alle zwei Minuten tastet ein Lymphozyt
schlinge heraus, schneidet sie ein paar Millimeter
jede Epithelzelle ab.“ Professor Andreas Gebert vom
auf und drückt vorsichtig ein Deckglas an. Darauf
Institut für Anatomie der Universität Lübeck weiß das
richtet er das Mikroskop. Gebert: „Man kann so auf
ganz genau. Er hat es mit eigenen Augen gesehen.
die innere Oberfläche des Darms schauen und hat die
Ermöglicht wurde das mit einem ganz besonderen
Darmschleimhaut vor sich. Wir sehen alle Gewebe-
Mikroskop: dem Zwei-Photonen-Mikroskop. Damit
komponenten, sämtliche Zellen und auch nicht-zel-
kann man in ein Gewebevolumen hineinschauen,
luläre Komponenten, wie Kollagenfasern, elastische
ohne es zerschneiden zu müssen. „Wir können am
Fasern und Blutgefäße. Auch auf subzellulärer Ebene
Versuchstier und theoretisch auch am Menschen
direkt mikroskopische Bildgebung machen, ohne dass
können wir Details auflösen, zum Beispiel intrazellu-
so Gebert. „Wir benutzen dafür auf der einen Seite
Gewebe, wie es nötig ist, und liefert mikroskopische
läre Transportvesikel. Das Objektiv fährt so dicht ans
wir irgendwelche Farbstoffe oder Marker brauchen“,
Bilder, eine Art Histologie am lebenden Tier.“
spezielles Laserlicht und auf der anderen Seite
endogene Fluoreszenzfarbstoffe, also Farbstoffe,
Darmzellen in Aktion beobachten
die sowieso im Gewebe vorhanden sind. Das ist der
Und das ist noch längst nicht alles. Der Untersucher
besondere Ansatz, den wir hier entwickelt haben.“
kann eine bestimmte Ebene einstellen und eine Zeit
Bis zu 100 Mikrometer tief ins Gewebe kann man mit
lang verfolgen. Dadurch lassen sich Bewegungsvor-
dem besonderen Mikroskop schauen, die Auflösung
gänge darstellen. Auch Volumen können untersucht,
liegt nah am physikalisch Möglichen, also bei etwa
dreidimensional abgebildet und von allen Seiten
0,5 Mikrometer.
22
Andreas Gebert
ist Professor für Anatomie an der Universität zu Lübeck. Mit seiner Ar-
beitsgruppe beschäftigt er sich mit Strukturen und Funktionen, die an der
Immunabwehr an Schleimhäuten, insbesondere am Darm, beteiligt sind.
Peter König
leitet die Arbeitsgruppe „Lungenbiologie“ am Institut für Anatomie der
Universität zu Lübeck. Mit seiner Arbeitsgruppe beschäftigt er sich damit,
wie Entzündungsreaktionen in den Atemwegen ablaufen, und wie sich die
Atemwege gegen Fremdstoffe und Krankheitserreger schützen.
betrachtet werden. „Darüber hinaus können wir fluoreszenzmarkierte Zellen ins Gewebe einbringen und
deren Verhalten, Bewegung und Kontakte, sozusagen
als molecular imaging, verfolgen.“ Das sind allerdings
Daten, die nicht direkt bei der Aufzeichnung zu sehen
sind. Dafür müssen die gewonnen Bilderstapel nach-
träglich analysiert werden. „Für einen Versuchstag an
dem wir Daten gewinnen, schätzen wir mindestens
Atemwege interessiert. „Wir kennen Entzündungen
noch mal das Doppelte an Zeit, um die Bilder am
bisher nur aus histologischen Schnitten. Da wissen
Rechner aufzuarbeiten“, so Gebert.
wir, wer daran beteiligt ist. Aber wir haben bisher
nicht wirklich verstanden, welche Rolle die jeweiligen
Dynamik von Entzündungsprozessen
Zelltypen einnehmen, eosinophile Granulozyten zum
Auf diese Weise haben Gebert und seine Mitar-
Beispiel. Diese Immunzellen findet man in großer
beiter zum Beispiel die ständige Bewegung von
Zahl in den Atemwegen vieler Asthmatiker. Es ist aber
Lymphozyten im Darmepithel beobachtet und
bis heute nicht so recht klar, was sie da tun. Wenn
Überraschendes zutage gebracht: „Man wusste, die
wir verstehen würden, was die verschiedenen Zellen
sitzen dort. Dass sie sich aber wie Amöben zwischen
wirklich während einer Entzündung machen, dann
den Zellen durch die Deckzellschicht arbeiten und
könnten wir auch sehr viel gezielter eingreifen.“
ständig zu allen Epithelzellen Kontakt aufnehmen,
war nicht bekannt. Das ist ein völlig neuer Befund.“
Schädigung und Reparatur
Ausgehend von den Beobachtungen im gesunden
Ingenieure und Physiker vom Institut für Biomedi-
Gewebe wollen die Wissenschaftler die Situation an
zinische Optik der Lübecker Universität haben die
der entzündlich veränderten Schleimhaut mit Hilfe
Gerätefunktionen in Kooperation mit den Anatomie-
interessiert, ist zu verstehen, wie ein Entzündungs-
möglich, Zellen gezielt zu schädigen, ein Vorgang, der
des Mikroskops genauer charakterisieren. „Was uns
Ärzten noch weiter entwickelt. Dadurch wurde es
prozess in seiner Dynamik abläuft“, ergänzt Geberts
unter physiologischen Umständen vermutlich stän-
Kollege Dr. Peter König, der sich besonders für die
dig passiert. König: „Wir richten einen zweiten Laser-
23
Oben: Mikroskopischer Blick auf die lebende
strahl gezielt auf eine einzelne Zelle oder eine Gruppe
von Zellen und beobachten, welche Reparaturmecha-
Dünndarmschleimhaut mittels intravitaler
riert.“ Hört sich einfach an, ist aber alles andere als das.
Mosaik aus Zellen der Deckzellschicht wird drei-
nismen die Zelle einsetzt, wie sich das Epithel regene-
Um verwertbare Ergebnisse zu bekommen, ist eine
Autofluoreszenz-2-Photonen-Mikroskopie. Das
dimensional abgebildet. Lebensvorgänge, wie
die Bewegung von Zellen und Zell­organellen,
gründliche Vorbereitung nötig. „Da sorgt man dafür,
werden so über mehrere Stunden „live“ ver-
dass physiologische Versuchsbedingungen herrschen,
folgt. Das Bild zeigt eine computergenerierte
dass das Gewebe durchblutet ist und dass kein Ödem
3D-Rekonstruktion bei 500facher Vergröße-
entsteht“, so Gebert. Ein gewisses feinmotorisches
rung aus drei verschiedenen Ansichten. Unten:
Talent und Fingerspitzengefühl sind auch vonnöten
Zwischen den Zellen der Dünndarm-Deckzell-
„Meine Mitarbeiter brauchen etwa ein halbes Jahr,
schicht (blau) schlängelt sich ein Lymphozyt
um sich einzuarbeiten. Dazu gehört auch, sich diese
(gelb) hindurch. Aus einem 3D-Movie von 11
feine OP-Technik und die Narkoseführung anzueignen
sowie den Umgang mit dem Gerät zu lernen. Erst
dann können sie selbstständig damit arbeiten und den
jeweiligen Fragestellungen nachgehen.“
24
Minuten Länge wurden sieben Momentaufnah-
men mit verschiedenen Positionen desselben,
wandernden Lymphozyten überlagert.
Prozesse
in lebenden Zellen
D
urch Beobachten lebender Zellen lassen
sich dynamische Prozesse wie Transport-
vorgänge, Zellteilung und pathologische
Veränderungen studieren. Dazu braucht es jedoch
besonderer Instrumente. Ein solches – genauer ge-
sagt ein Laser Spinning-Disk-Confocal-Microscope –
Licht zu arbeiten, um die Zellen zu schonen. „Wenn
man zuviel Licht auf die Zellen scheint, bleicht man
die Farbstoffe aus und erzeugt zudem Sauerstoffra-
dikale, die Zellen schädigen“, so Duden. „Leicht löst
man dadurch Mechanismen aus, die zum Zellab-
sterben führen.“ Das heißt, die Probe muss mit sehr
steht im Institut für Biologie der Universität Lübeck.
geringer Lichtintensität ausgeleuchtet werden. Der
Dr. Irina Majoul haben es aufgebaut.
die „spinning disk“. Diese teilt den verwendeten La-
Cluster-Professor Rainer Duden und seine Kollegin Leuchtende Sonden
„Wir schauen uns lebende Zellen unter dem Mikro-
skop über längere Zeiträume an, also Stunden bis
Tage“, erklärt Professor Rainer Duden. Das klingt zu-
nächst recht simpel. Doch schnell wird klar: Einfach
ist hier gar nichts. Denn die Zellen sollen unterm Mi-
kroskop genau das tun, was sie auch im Brutschrank
oder im lebenden Organismus tun: sich teilen und
weiter entwickeln. Das heißt, sie brauchen auch auf
dem Mikroskoptisch besondere Bedingungen – eine
Temperatur von 37 Grad Celsius, feuchte Luft und
einen genau eingestellten pH-Wert. Doch damit ist
es nicht getan. Um Vorgänge innerhalb der Zelle
beobachten zu können, müssen sie sichtbar gemacht
werden. Dazu markiert der Lübecker Zellbiologe
die zu untersuchenden Proteine mit Fluoreszenz-
Proteinen, also leuchtenden Sonden verschiedener
Farben. Gleichzeitig ist es nötig, mit möglichst wenig
besondere Trick hierbei ist eine rotierende Scheibe,
serstrahl in viele Teilstrahlen und vermindert die auf
die Zelle einstrahlende Energie. Um die schwachen
Lichtsignale zu detektieren, braucht das Mikroskop
allerdings eine besonders lichtempfindliche Optik
und CCD Kamera.
Wohlfühlathmospäre für Zellen
All das ist mit moderner Mikroskoptechnik machbar
– kostet aber seinen Preis. Um diesen möglichst
gering zu halten, haben Duden und seine Mitarbei-
terin Dr. Irina Majoul, die bereits seit mehr als zehn
Jahren mit dieser Technik arbeiten, das Mikroskop
aus Komponenten zusammengebaut. „Es ist ein
hochkomplexes Mikroskop, weil viele elektronische
und feinmechanische Teile kontrollierbar zusam-
menarbeiten müssen. Zum Wohle der Zellen ist das
ganze Mikroskop mit einer Kammer umgeben, wo
wir Temperatur, Gasatmosphäre und Luftfeuchtig-
keit konstant halten können, über Beobachtungs-
25
zeiträume bis zu 100 Stunden“, erklärt Duden, der
zuvor in Cambridge und London geforscht hat. „Das
Gerät ist ziemlich einzigartig im norddeutschen
Raum. Wir haben eine sehr schöne optische Auflö-
sung kombiniert mit hoher Empfindlichkeit. Und
wir haben wirklich die Möglichkeit, Zellen lange am
Rainer Duden
Leben zu halten und konstant zu beobachten.“ Das
Mikroskopsystem bietet eine Fülle von Analyse-
ist seit Oktober 2008 Cluster-Professor für
möglichkeiten. So können in der Probe interessante
„Intrazellulären Transport von pathogenen
Zellen oder Abschnitte markiert werden. „Diese vor-
Mikroorganismen“ an der Universität zu Lübeck
programmierten Punkte fährt das Gerät dann au-
und leitet am Institut für Biologie die Arbeits-
tomatisch ab, immer wieder in vorher festgelegten
gruppe „Membrane Traffic and Cell junctions“.
Zeitabständen“, so Duden. Mit diesem „time lapse“
Er beschäftigt sich vor allem mit intrazellulären
können langsam ablaufende Zellvorgänge an vielen
Transportvorgängen im sekretorischen Weg
verschiedenen Stellen der Probe im selben Experi-
zwischen Golgi-Apparat und Endoplasmatischem
ment verfolgt werden. Das ermöglicht Lebendzell-
Retikulum.
Analyse von Phänomen, zum Beispiel Zellteilung,
die nur in fünf bis zehn Prozent der Zellen in einer
Population auftreten. Man kann mit dem Mikroskop
optische Schnitte legen, das heißt gewünschte
Beobachtungsebenen in den Fokus legen und stabil
halten. Ebenfalls können dreidimensionale Gebilde
Ebene für Ebene gescannt und dann am Computer
zusammengelegt werden. Der Computer stellt dann
hinterher ein komplettes, durchgehend fokussiertes
dreidimensionales Bild des Präparates dar.
Kommunikation und Transport
Lebendzell-Imaging eignet sich für eine Vielzahl
von Fragestellungen in der Zellbiologie. Duden:
„Alles, was man mit Fluoreszenzsonden sichtbar
machen kann, lässt sich prinzipiell mit diesem Typ
Irina Majoul
Lübecker Arbeitsgruppe interessiert sich speziell für
beiterin am Institut für Biologie der Universität
den intrazellulären Protein- und Membrantransport.
Biophysik. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist die Kommu-
sor Rolf Hilgenfeld vom Institut für Biochemie der
von Mikroskop in Lebendzellen untersuchen.“ Die
ist seit Oktober 2008 wissenschaftliche Mitar-
Kommunikationsvorgänge zwischen Zellen und für
zu Lübeck und seit 2009 Privatdozentin für
In Kooperationen mit der Arbeitsgruppe von Profes-
nikation zwischen Zellen über so genannte „Gap
Universität Lübeck wollen sie in neuen Projekten die
Junctions“ sowie die FRET Analyse von Protein-
Induktion von Membranstrukturen durch Proteine
Protein-Interaktionen in Lebendzellen.
human-pathogener RNA Viren untersuchen.
26
Oben links: Transportvesikel bewegen sich entlang
von Zytoskelettelementen.
Oben rechts: Mikroskopsystem mit „spinning disk“-
Einheit und EM-CCD Kamera.
Mitte links: Hemmung des intrazellulären Transports verur-
sacht Zellteilungsanomalien. Chromatin und Golgi Komplex
markiert in lebenden Nierenzellen. Mitte rechts: Kerntei-
lungen (Kernlamina angefärbt) über zwei Tage beobachtet.
Unten links: Protein-Protein-Interaktionen im Nanometer-
Distanzbereich sind per Fluorescence Resonance Energy
Transfer (FRET) in Lebendzellen mikroskopisch messbar.
28
Mikroben,
Mäuse
Menschen
und
A
n Ideen für neue Forschungsprojekte
mangelt es den neu berufenen Profes-
soren im Cluster nicht. Bereits innerhalb
des ersten Jahres haben sie Kooperati-
onspartner gefunden, um ihre Ideen rasch umsetzen
zu können. Drei Beispiele für eine gelungene Vernet-
zung über Standort- und Fächergrenzen.
Evolutionärer Hintergrund
„Nothing in biology makes sense except in the light
Forschungsmöglichkeiten bieten. „Ich habe wirklich
viele interessante Möglichkeiten im Rahmen des
Exzellenzcluster gefunden. Denn eigentlich hat alles
einen evolutionären Hintergrund.“ Der Evolutionsbi-
ologe und Populationsgenetiker konzentriert sich in
der Forschung zurzeit auf die Bakteriengesellschaft,
das Mikrobiom, im Darm und welche Funktionen
sie erfüllt. Dabei interessiert ihn vor allem die
Koevolution zwischen Wirt und Bakterien, und wie
sich das auf Gesundheit und Krankheit des Einzelnen
of evolution“, zu deutsch: „Nichts in der Biologie
auswirkt.
tet“. Professor John Baines zieht dieses Zitat des
schen Individuen identifizieren können, die einerseits
ist sinnvoll außer im Lichte der Evolution betrach-
Baines: „Wenn wir genetische Unterschiede zwi-
russisch-amerikanischen Genetikers und Evolutions-
die bakterielle Besiedlung beeinflussen und gleich-
um zu erklären, warum sich für ihn so vielfältige
erhöhen, dann bringt uns das wirklich weiter.“
biologen Theodosius Dobzhansky (1900-1975) heran,
zeitig die Anfälligkeit für chronische Erkrankungen
29
Mit Darmbakterien
in Wechselwirkung
B
bei bekannten Risikogenen für Morbus Crohn ein
aines hat zum Beispiel ein Gen analysiert,
ähnlicher Effekt auf die Darmflora beobachtet wurde.
das im Darm aktiv ist. Es kodiert für ein
Dies hat die Arbeitsgruppe von Professor Philipp
Enzym, das den Proteinen oder Peptiden im
Rosenstiel herausgefunden. Die von Rosenstiel unter-
Darmsekret (Mukus) Zuckermoleküle hinzufügt.
suchten genetischen Webfehler betreffen die NOD-
like-Rezeptoren (NLR), entwicklungsgeschichtlich sehr
Solche Zuckermoleküle sind Bindungsstellen für
alte Strukturen, die zu einer Störung der angeborenen
Bakterien. Sie binden daran und fressen die Zucker-
moleküle. „Fehlt im Darm pflanzliches Material, etwa
Immunität führen.
die Bakterien ein Signal und der Wirt produziert mehr
der Anfälligkeit für Entzündung zusammenhängt, ist
Wie die Veränderung der Bakteriengesellschaft mit
weil der Wirt nicht genug gegessen hat, dann geben
noch unklar. Wahrscheinlich beeinflusst das Gen die
Zuckermoleküle für die Bakterien“, so Baines. „Das ist
Pathogenresistenz, also die Fähigkeit Krankheitserre-
so eine Art Symbiose. Wir helfen den Bakterien und
bekommen auch etwas von ihnen zurück. Denn die
ger abzuwehren. Diesem Verdacht will Baines in einem
Fettsäuren, die die Heilung und Regeneration des
Grassl vom Forschungszentrum Borstel nachgehen.
neuen Projekt zusammen mit Professor Guntram
Darmbakterien produzieren zum Beispiel kurzkettige
Darmgewebes fördern.“
Evolution ist nicht gleich Perfektion
Der Evolutionsbiologe möchte außerdem verstehen,
Unterschiede in der Darmflora
warum sich die Anfälligkeit für chronische Entzün-
Wie sich die Darmflora verändert, wenn das Gen im
dungskrankheiten überhaupt durchgesetzt hat, ob-
Darm nicht aktiv ist, hat Baines an einem Knock-out-
wohl sie doch offensichtlich Nachteile für die Betrof-
Maus-Modell untersucht. „Bei den Knock-out-Mäusen
fenen hat. „Diese Mutationen mussten irgendwann
haben wir doppelt so viele von einer Art gesehen,
einen Vorteil gehabt haben, sonst wären sie nicht so
als beim Wildtyp. Gleichzeitig war eine andere Art
weniger stark vertreten. Dass der Einfluss so groß ist,
häufig“, erklärt Baines. „Sehr oft sind es kurzfristige
aus, als ob eine Art von Bakterium besser damit klar
sondern nur die ersten, die durch natürliche Selektion
Lösungen, so würde ich das nennen, nicht die besten,
haben wir nicht gedacht“, bekennt Baines. „Es sieht
entstanden sind. Man könnte auch sagen, es ist eine
kommt, wenn die Zuckermoleküle im Mukus fehlen.“
schlampige Lösung der Natur. Aber solange der Selek-
Interessant sei dieser Befund vor allem deshalb, weil
30
„
Der Cluster ermöglicht mir mit Experten aus verschiedenen Fachbereichen zu
arbeiten. Damit kann ich ein Thema in sehr viel größerer Breite untersuchen, als wenn
ich das alleine oder nur mit meinen evolutionsbiologischen Kollegen machen würde.
Kooperationspartner zum Beispiel aus der Mikrobiologie, Immunologie, Genetik oder
den Kliniken finden sich an allen Standorten. Eigentlich habe ich viel zu viele Ideen
“
und mögliche Kooperationen, als ich tatsächlich umsetzen kann.
John Baines
ist Professor für Evolutionäre Genomik, tätig am Max-Planck-Institut für Evoluti-
onsbiologie in Plön und an der Christians-Albrechts-Universität zu Kiel. Nach dem
Studium der Biochemie und der Biologie in Maryland und Rochester promovierte der
gebürtige US-Amerikaner an der Universität München, wo er vier Jahre Wissenschaftlicher Mitarbeiter war.
Dahinter steckt die Erkenntnis, dass sich komplexe
tionsdruck da ist, werden sie auch beibehalten.“
Verhaltensweisen oder molekulare Prozesse nur im
Den Grund für die Genveränderungen zu kennen,
Ganzen verstehen lassen, wenn ihr evolutiver Ur-
könne dazu beitragen, neue Therapieansätze zu fin-
den. Davon ist der Evolutionsbiologe überzeugt und
sprung bekannt ist. Daher wird die Evolutionsmedizin
Fragen gestellt werden, erlebt derzeit einen besonde-
eigener Foschungsbereich, koordiniert von Philipp
auch im Exzellenzcluster Entzündungsforschung als
nicht nur er. Die Evolutionsmedizin, in dem diese Art
Rosenstiel und John Baines, weiter gestärkt.
ren Schub in der naturwissenschaftlichen Forschung.
Genom der Mikroben -WG
D
Mikroorganismen, so schätzt man, sind nicht kulti-
ie Entwicklung der Metagenomik ermöglicht
vierbar. Metagenomische Methoden ermöglichen
die Genom-Analyse einer ganzen Mikroorga-
erstmals die komplexe Physiologie und Ökologie
nismen-Population zum Beispiel im menschlichen
von Mikroorganismen zu erfassen. „Wir nutzen die
Darm auf einmal, ohne sie im Labor zu kultivieren.
Metagenomik, um den Einfluss von genetischen
Hierfür nutzt man moderne molekularbiologische
Methoden, zum Beispiel die 454-Technologie zur
Varianten des Wirts auf die Zusammensetzung der
aus Stuhlproben isolierte DNA charakterisieren
Baines, Professor für Evolutionäre Genomik der
Bakterienpopulation zu beobachten “, erklärt John
Gensequenzierung. Damit lässt sich beispielsweise
intestinalen Mikroflora. „Das Interesse an dieser
und die gesamte bakteriologische Gesellschaft auf
einmal beobachten. Mit den herkömmlichen, klas-
Forschung ist groß Denn die Mikrobiota spielt
möglich. Denn ein großer Teil aller existierenden
eine Rolle.
wahrscheinlich bei allen chronischen Krankheiten
sisch mikrobiologischen Methoden wäre das nicht
31
Neues Mausmodell
für die chronische Darmentzündung
W
ie Baines hat Professor Guntram Grassl
seine Clusterprofessur im April 2009
übernommen. Obwohl beide aus unter-
Problematische Engstellen im Darm
Ziel der Arbeiten ist, neue Wege zur Behandlung aufzuzeigen. Denn während die Entzündung im Darm
schiedlichen Richtungen kommen – Evolutionsbiolo-
mit Medikamenten ganz gut zu beherrschen ist,
– arbeiten sie viel zusammen.
medikamentös zu behandeln. Einzige Option ist die
ge der eine, medizinischer Mikrobiologe der andere
Modell für Morbus Crohn
Grassl ist Experte für Entzündungsmodelle. Um die
krankhaften Vorgänge bei chronisch-entzündlichen
Darmkrankheiten im Detail untersuchen zu können,
hat er ein Mausmodell entwickelt. „Durch Infektion
mit dem Darmbakterium Salmonella enterica serovar
gibt es bisher keine Möglichkeit intestinale Fibrosen
operative Entfernung der verengten Stelle, wenn
gar nichts mehr durchgeht. Grassl: „Man weiß nicht
genau, warum manche Patienten Fibrose entwickeln
und andere nicht. Aber es gibt Gene, die dafür prä-
destinieren. Eins davon ist das nod2-Krankheitsgen.“
Um die Auswirkung dieser Mutation zu analysieren,
untersucht er auch die entsprechenden Knock-out-
Typhimurium können wir bei Mäusen eine Entzün-
Mäuse.
Morbus Crohn sehr ähnlich ist“, erklärt Grassl. Vor
Typische Krankheitszeichen
sen, eine häufige Komplikation bei diesem Krank-
den Tierstall im Forschungszentrum Borstel mit
dung im Darm auslösen, die der von Patienten mit
allem eigne sich das Modell dazu, intestinale Fibro-
heitsbild zu untersuchen. Viele Patienten entwickeln
infolge der chronischen Entzündung Fibrosen im
Darm. Das bedeutet, die Darmwand verdickt sich.
Es entstehen Engstellen, die ein häufiger Grund für
Operationen sind. „Das Modell bildet die Situation
beim Crohn-Patienten sehr gut nach, so dass wir
die krankhaften Mechanismen analysieren können“,
so Grassl, der zuvor an der Universität Vancouver
gearbeitet hat. „Wir suchen zum einen die bakteriel-
len Faktoren, die zur Entzündung und Fibrose führen.
Zum anderen interessiert uns, welche Zelltypen und
welche Botenstoffe beim Wirt beteiligt sind.“
Für die Versuche mit den Mäusen nutzt Grassl
S2-Sicherheitsstufe, die man für den Umgang mit
Salmonellen braucht. Die Tiere werden zunächst mit
dem Antibiotikum Streptomycin vorbehandelt und
dann mit den Salmonellen infiziert. Das Antibiotikum
tötet etwa 90 Prozent der normalen Darmflora ab.
Der Krankheitserreger kann sich dadurch besser an-
siedeln und mehr Entzündung auslösen. Die Mäuse
entwickeln – wie gewünscht – eine chronische Infek-
tion, die sich über 10 bis 15 Wochen verfolgen lässt.
„Äußerlich sehen die Mäuse gesund aus und es geht
ihnen auch recht gut. Aber sie haben Durchfall und
einen entzündeten Darm“, so Grassl. Also genau das,
32
„
Ich profitiere sehr von dem guten Zugang zu Knock-out-Mäusen. In der Arbeitsgrup-
pe von Professor Philip Rosenstiel gibt es sehr viele Knock-out-Mäuse gerade in Bezug
auf NOD-like-Rezeptoren. Diese Mutationen beeinflussen die Immunantwort auf
“
eindringende Bakterien.
Guntram Grassl
ist Juniorprofessor für die Erforschung infektiöser und entzündlicher Barriereer-
krankungen im Tiermodell an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und im
Forschungszentrum Borstel. Nach dem Biologiestudium in Bayreuth promovierte
der gebürtige Berchtesgadener in München und Tübingen. Zuletzt forschte er an der
Universität Vancouver.
worunter auch Patienten mit Morbus Crohn leiden.
antworten anders auf Bakterien oder auf andere
Durch Vergleiche mit Mäusen ohne Mutation bzw.
Stimuli. Deshalb entwickeln wir in Kooperation mit
denden Unterschiede aufklären, so die Hoffnung.
Immunologie ein humanisiertes Mausmodell.“ Hier-
Unterschiede im Immunsystem
haben, mit menschlichen Stammzellen behandelt,
nicht infizierten Kontrollen, lassen sich die entschei-
Rückschlüsse auf die Situation beim Menschen
lassen sich daraus aber nur bedingt ziehen. Denn
das Immunsystem von Maus und Mensch sind nicht
gleich. Grassl: „Einige Rezeptoren sind anders, sie
Professor Dietrich Kabelitz vom Kieler Institut für
für werden Mäuse, die kein eigenes Immunsystem
so dass sie ein vollständiges humanes Immunsystem
entwickeln. Eine weitere Kooperation läuft mit Pro-
fessor Ehrhardt Proksch und Dr. Jürger Hader von der
Kieler Hautklinik.
Oben sieht man den
gesunden Blinddarm im
Gewebeschnitt. Bei der
infizierten Maus ist das
Darmlumen voll mit toten
Zellen und Bakterien, die
Darmwand ist verdickt.
Die Kryptenarchitektur
der Darmschleimhaut ist
total zerstört, sehr viele
inflammatorische Zellen
sind eingewandert – Makrophagen, Neutrophile
sowie Fibroblasten, die
das Kollagen produzieren.
Die Überproduktion von
Kollagen ist ein Charakteristikum der Fibrose.
33
Genetische Ursachen
für Autoimmunerkrankungen
P
hat man dann Mäuse mit einem gemischten Genom.
rofessor Saleh Ibrahim ist seit Dezember
Anhand dieser Nachkommen untersucht er, welcher
2008 Mitglied im Exzellenzcluster Entzün-
Teil des Genoms mit der Resistenz gegenüber der Er-
dungsforschung. Der Immungenetiker kam
krankung korreliert und welcher mit der Anfälligkeit.
von der Universität Rostock an die Universitätshaut-
Anschließend sucht man nach den entscheidenden
klinik Lübeck. Hier leitet der gebürtige Ägypter die
Einzelgenen. „Das dauert zwei bis fünf Jahre und ist
Arbeitsgruppe Genetik entzündlicher Hauterkran-
abhängig von den Ressourcen und natürlich auch ein
kungen.
wenig Glück“, so Ibrahim.
„Wir versuchen herauszufinden, welche Gene die
Kooperation mit Popgen
Hautentzündung auslösen. Dafür untersuchen wir
Parallel dazu will der Lübecker Mausgenetiker aber
sowohl Mäuse als auch Menschen.“ Konkret geht es
auch bei Menschen nach den Genen suchen, die
um die relativ seltenen Autoimmunerkrankungen der
sie anfällig für Autoimmunerkrankungen der Haut
Haut: Pemphigus vulgaris und bullöses Pemphigoid.
machen. Hierfür arbeitet er mit der Biobank Popgen
Bei den Betroffenen bilden sich in der Haut Blasen,
sowie Professor Andre Franke und Professor Stefan
die am ganzen Körper und auch an Schleimhäuten
Schreiber vom Institut für klinische Molekularbiologie
auftreten können. Die Blasen verkrusten und die Haut
in Kiel zusammen. Bis Ende 2010 sollen Menschen mit
löst sich ab. Ursache der Blasenbildung sind Antikör-
derartigen Hauterkrankungen gefunden und für eine
per gegen körpereigene Strukturproteine. Warum es
Studie gewonnen werden. Bundesweit und zusätzlich
zum Verlust der Toleranz gegenüber körpereigenen
Proteinen kommt und welche Mechanismen dabei
in verschiedenen anderen Ländern rekrutieren die
schung soll zum Verständnis der zugrunde liegenden
„Wir kooperieren mit Ägypten, der Türkei, Kuwait und
liefern.
Studie auf“, erklärt Ibrahim. Der Grund: In Ländern
Wissenschaftler Patienten und Kontrollpersonen.
eine Rolle spielen, ist noch nicht bekannt. Die Genfor-
Griechenland und nehmen von dort Patienten in die
Prozesse beitragen und neue Ansätze für Therapien
des Nahen Ostens und im Süden Europas komme
Pemphigus vulgaris häufiger vor als in Deutschland.
Suche nach Krankheitsgenen
Hierzulande seien häufig Migranten zum Beispiel
Mit den klassischen Methoden der Mausgenetik will
aus der Türkei betroffen. Das bullöse Pemphigoid
Ibrahim einzelne Gene identifizieren, die mit den
betrifft vor allem Menschen über 70 Jahren und wird,
Erkrankungen assoziiert sind. Hierfür kreuzt er eine
da der Anteil alter Menschen in der Bevölkerung
Maus, die komplett resistent gegenüber dieser Er-
zunimmt, auch immer häufiger. Aus den Blutproben
krankung ist, mit einer anderen Maus, die empfindlich
der Studienteilnehmer wird dann die DNA isoliert und
für die Erkrankung ist. Nach ein paar Generationen
34
„
Die Zusammenarbeit mit der Biobank Popgen, mit den Kollegen vom Institut für
Klinische Molekularbiologie in Kiel ist einzigartig. Sie ermöglicht erst solche genom-
weiten Assoziationsstudien zu blasenbildenden Autoimmundermatosen, wie wir sie
vorhaben. Die Infrastruktur, die uns innerhalb des Clusters zur Verfügung steht, ist
“
Weltklasse.
Saleh Ibrahim
ist Professor für Genetik entzündlicher Hauterkrankungen an der Klinik für Der-
matologie, Allergologie und Venerologie der Universität zu Lübeck. Der gebürtige
Ägypter studierte Medizin in Ägypten und promovierte an der Universität Helsinki
(Finnland). Als Postdoc ging er an die Universität Princeton (USA) und später an
die Universität Rostock
in genomweiten Assoziationsstudien analysiert. Das
Ziel besteht darin, die genetischen Varianten zu entdecken, die mit der Hauterkrankung assoziiert sind.
„So wie das die Kollegen in Kiel für Morbus Crohn
und Colitis ulcerosa gemacht haben“, so Ibrahim.
Einzigartig: Mäuse mit zweierlei DNA
Neben diesen klassischen Wegen der Genomfor-
schung hat Ibrahims Arbeitsgruppe noch eine
weitere Variante entwickelt – und diese ist weltweit
einzigartig. „Wir haben eine Serie neuer Mausstäm-
me gezüchtet, mit denen wir die Rolle von Mito-
chondrien bei der Entstehung von chronisch-ent-
zündlichen und neurodegenerativen Erkrankungen
sowie Prozessen der Alterung untersuchen können.“
Mitochondrien sind kleine zelluläre Organellen, die
im Wesentlichen für die Energieversorgung der Zelle
mit definierten genetischen Mutationen gezielt
in Mausstämme transferiert. Ibrahim: „Wir haben
eine Gruppe von Stämmen generiert, die das gleiche
Genom im Zellkern haben aber ein anderes in den
Mitochondrien – insgesamt sind es 20 verschiedene
genetisch definierte Stämme. Für diese Ressource
interessieren sich Forschergruppen aus der ganzen
Welt. Erste Kooperationen laufen mit Kollegen aus
den USA, Schweden und Deutschland.“
Darmflora in Kiel, Lübeck und Plön
Ein weiteres Projekt verbindet Ibrahim mit dem
Evolutionsbiologen Baines. „Wir erfassen die mi-
krobielle Besiedlung im Darm und auf der Haut von
verschiedenen Mausstämmen an den Standorten
Plön, Lübeck und Kiel und untersuchen, wie sich das
Mikrobiom verändert, wenn die Tiere eine Entzün-
verantwortlich sind. Interessanterweise verfügen
dung oder eine Autoimmunkrankheit bekommen.“
Genom). Mutationen des mitochondrialen Genoms
werden, die die mikrobielle Besiedlung beeinflussen.
sie über ein eigenes Erbmaterial (mitochondriales
werden mit einer Vielzahl von Erkrankungen zum Bei-
Im nächsten Schritt sollen die Gene identifiziert
„Die Umwelt hat Einfluss darauf wie empfindlich
spiel entzündlichem Rheuma, Diabetes und Multiple
oder resistent unsere Tiermodelle für verschiedene
jedoch geeignete Tiermodelle, um die zugrunde
normalen Besiedlung von Haut oder Darm zu tun.“
Forscher um Professor Saleh Ibrahim haben zusam-
von Autoimmunerkrankungen führt Ibrahim unter
Sklerose in Verbindung gebracht. Bisher fehlten
liegenden Mechanismen zu analysieren. Die Lübecker
men mit Kollegen am Forschungszentrum Borstel
und der Universitätsklinik Rostock Mitochondrien
Erkrankungen sind und das hat etwas mit der ganz
Auch die regionalen Unterschiede in der Häufigkeit
anderem auf die regional unterschiedliche Darm-
oder Hautflora zurück.
35
Ernährung
und
Entzündung
Ü
Entzündungsprozesse zu. Das heißt, ein Zuviel an
bergewicht und vor allem der typische
Nahrungsenergie und ein Zuwenig an Bewegung
Wohlstandsbauch fördern Entzün-
führen, sofern sie mit erhöhtem BMI (Body Mass
dungsprozesse im Körper. Vor allem
Index) einhergehen, zu mehr Entzündung. So wurde
dieser Zusammenhang macht den
zum Beispiel gezeigt, dass das Fettgewebe proin-
Krankheitswert der überflüssigen Pfunde aus, erklärt
Professor Frank Döring im Interview. Der Ernäh-
flammatorische also entzündungsfördernde Zytokine
dafür in Kooperation mit Medizinern, Epidemiolo-
Fettmasse. Einen Hinweis auf den Zusammenhang
Schutzfaktoren in der Ernährung untersuchen andere
auch die Beobachtung, dass Schuppenflechte – eine
ausschüttet. Das ist sozusagen eine Funktion der
rungsexperte erforscht die molekularen Grundlagen
zwischen Körpergewicht und Entzündung liefert
gen und Humangenetikern des Clusters. Mögliche
entzündliche Hauterkrankung – bei Übergewichtigen
Arbeitsgruppen.
vermehrt auftritt. Umgekehrt kann man sagen,
Übergewicht ist per se unproblematisch, abgesehen
Herr Professor Döring, Sie vertreten die Ernährungs-
vielleicht von ästhetischen Gesichtspunkten oder
wissenschaft im Exzellenzcluster Entzündungsfor-
der Mehrbelastung von Gelenken und Bandscheiben.
schung. Inwiefern hat das, was wir essen mit Entzün-
Der Krankheitswert von erhöhtem Körpergewicht
dungsprozessen im Körper zu tun?
ergibt sich hauptsächlich aus der Veränderung des
Stoffwechsels und aus dem Effekt auf Entzündung.
Frank Döring: Eine wichtige Beziehung zwischen
Die unter dem Begriff Arteriosklerose bekannten
Ernährung und Entzündung betrifft das Körperge-
krankhaften Veränderungen der Blutgefäße etwa,
wicht. Mit steigendem Körpergewicht nehmen auch
36
Frank Döring
hat seit November 2008 eine Professur für Molekulare Prävention innerhalb des Exzellenzcluster inne. Außerdem ist er Direktor am Institut für Humanernährung und
Lebensmittelkunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Forschungsschwer-
punkte seiner Arbeitsgruppe sind Ernährung-Genom-Wechselwirkungen. Inhaltlich
steht die Nahrungsenergie, das Nahrungsfett und Coenzym Q10 im Vordergrund.
profitieren von einer gesunden Ernährung besonders.
die mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und
Diese Wechselwirkung zwischen der individuellen ge-
Schlaganfall einhergehen, beruhen auf Entzündungs-
netischen Ausstattung und den Ernährungsfaktoren,
prozessen, wie man heute weiß.
liegt im Fokus unserer Forschung. Langfristiges Ziel
ist es, ausgehend von der individuellen genetischen
Aber es gibt doch auch Ernährungsfaktoren, die Ent-
Ausstattung eine maßgeschneiderte Ernährungsstra-
zündungen vermindern können.
tegien und Lebensmittel anbieten zu können.
Das ist richtig. Einzelne Stoffe mit antientzündlicher
Die Ernährungsberatung basiert also in Zukunft auf
Wirkung sind bekannt und zum Teil auch schon ganz
einem Gentest?
gut untersucht. Hierzu gehören bestimmte sekun-
däre Pflanzeninhaltsstoffe oder auch Omega-3-Fett-
Das ist das Ziel. Solche Dinge werden übrigens auch
säuren aus Fischöl. Man kann aber nicht erwarten,
heute schon kommerziell angeboten. Sie können
dass sich chronisch-entzündliche Erkrankungen wie
ein Wattestäbchen mit Mundschleimhautzellen zur
Morbus Crohn allein mit Ernährungsmaßnahmen
ausreichend behandeln lassen.
Genotypisierung einschicken. Aufbauend darauf
Sie konzentrieren sich in der Forschung vor allem auf
Zwar kennen wir schon einige Polymorphismen, die
wird die wünschenswerte Ernährung abgeleitet.
Auswirkungen auf den vorbeugenden Effekt von
die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Ernäh-
Ernährungsmaßnahmen haben. Das heute schon
rung und Genom. Warum ist das interessant?
in praktische Empfehlungen zu übertragen, halte
ich für verfrüht. So weit sind die Forschungen noch
Weil die Menschen, je nach genetischer Ausstattung
nicht fortgeschritten. Ich bin daher eher vorsichtig
unterschiedlich auf Ernährungsmaßnahmen reagie-
und würde mich höchstens zu der Aussage hinreißen
ren. Wenn ich die Zufuhr von gesättigten Fettsäu-
lassen, dass nicht alle Menschen von ungesättigten
ren drossle und vermehrt mehrfach ungesättigte
Fettsäuren gleichermaßen profitieren.
Fettsäuren aufnehme, wirkt sich das nicht bei jedem
auf das Entzündungsgeschehen aus. Der Grund sind
Polymorphismen in den entsprechenden Genen, die
Welche Forschungsfragen bearbeiten Sie konkret?
Reaktion des Stoffwechsels auf mehrfach ungesät-
Uns interessieren vor allem die Prozesse im Zu-
den Stoffwechsel regulieren. Sie bewirken, dass die
sammenhang mit der Fettassimilation, also solche
tigte Fettsäuren einmal vorhanden ist und einmal
Prozesse, bei denen Nahrungsfett in Körperfett
nicht vorhanden ist. Das heißt, bestimmte Menschen
37
zurückgehalten werden. Dadurch kommt es zu
umgewandelt wird. Dabei haben wir Gene im Auge,
einem langsamen und dosiertem Einstrom der den
die für Fettsäurebindungsproteine (FABP) kodieren.
Stoffwechsel belastenden Fettsäuren in das Blut.
Diese Eiweiße sind für die Bindung von Fettsäuren in
Diese Schutzfunktion scheint bei Diabetespatienten
Zellen verantwortlich. Uns interessieren speziell die
FABP-Gene in Darmzellen, die bei der Aufnahme von
mit der Variante des FABP2-Gens nicht richtig zu
wir das FABP2-Gen des Dünndarms. Veränderungen
Nach der Mahlzeit gehen die Fettspiegel im Blut hoch
funktionieren. Sie resorbieren das Fett schneller.
Fett eine Rolle spielen. Sehr genau untersucht haben
und das wiederum geht mit Entzündungsprozessen
dieses Gens treten bei Menschen mit Alterszucker
einher. Und nicht nur das. Die Insulinresistenz, ein
(Typ 2 Diabetes) häufiger auf. Sie betreffen die Ge-
wesentliches Merkmal von Typ 2 Diabetes, ist auch
schwindigkeit mit der Fette nach einer Mahlzeit vom
Folge einer Störung des Fettstoffwechsels. Wenn
Darm ins Blut gelangen. Bei der Variante, die bei Typ
viele Fettsäuren in der Zelle verbleiben, können sie
2 Diabetikern häufig ist, geht das Fett schneller ins
den Insulinrezeptor angreifen und schädigen. Entzün-
Blut über.
dungsprozesse provozieren also auf der einen Seite
Diabetes Typ 2, in dem sie die Empfindlichkeit der
Und das ist ungünstig?
Zellen für Insulin herabsetzen, auf der anderen Seite
geht Diabetes Typ 2 mit erhöhten Entzündungspro-
Das Fettsäurebindungsprotein 2 sorgt dafür, dass
zessen einher – durch die schnellere Fettresorption.
Fettsäuren aus der Nahrung zunächst im Dünndarm
BMBF- Projek t untersucht Diäten - Effek te
D
Energiezufuhr und alternativen Diätstrategien. Es
as Bundesministerium für Bildung und
soll zudem geprüft werden, ob die Kalorienrestrik-
Forschung (BMBF) investiert über vier Jahre
tion nachhaltige Gesundheitswirkungen hat und
insgesamt 2,9 Millionen Euro in ein großes For-
inwiefern sie die Expression und Funktion zentraler
schungsvorhaben an der Universität Kiel, welches
Gene des Fettstoffwechsels und der Entzündung
das Innovationsgebiet „Ernährungsepigenomik“
beeinflusst.
betrifft. Verschiedene Wissenschaftler des Exzel-
lenzclusters Entzündungsforschung sind daran be-
Am Ende des Projekts steht mit der „Vision Epifood“
ring geleiteten Projektes stehen die langfristigen
funktionellen Lebensmitteln, die eine Kalorien-
Biologen, Mediziner und Bioinformatiker unter-
sam agieren können. Projektpartner sind neben
Maus, Schwein) und beim Menschen, was eine
Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) Dum-
die Entwicklung einer zweiten Generation von
teiligt. Im Mittelpunkt des von Professor Frank Dö-
restriktion imitieren und so gesundheitswirk-
Effekte von Diäten. Ernährungswissenschaftler,
der Kieler Universität das Leibnizinstitut für die
suchen in verschiedenen Modellen (Fruchtfliege,
merstorf sowie kleinere und mittelständischen
Kalorienrestriktion bewirkt. Betrachtet werden
Unternehmen der Biotechnologie, Biomedizin und
hierbei sowohl negative (Jojo-Effekt) als auch posi-
Meeresforschung.
tive (anti-entzündliche) Aspekte einer reduzierten
38
Besser Essen bei Rheum a
D
Ernährungsmedizin gegründet. Dieser hat Ernäh-
ie Ernährungstherapie wurde in der Rheuma-
rungs-Empfehlungen herausgegeben. Günstig ist
tologie lange Zeit als Außenseitermethode
demnach eine überwiegend vegetarisch orien-
belächelt. Das hat sich geändert. Mittlerweile
tierte Kost, ergänzt mit fettreichem Seefisch. Der
gehört die Ernährungsberatung zum Therapieprogramm von Rheumapatienten. Ergänzend zur
Konsum von Fleisch- und Wurstwaren sollte stark
Patienten durch Umstellung der Ernährung ihre
enthaltene Arachidonsäure Ausgangssubstanz von
eingeschränkt werden, da die in tierischen Fetten
spezifischen medikamentösen Therapie können
entzündungsfördernden Botenstoffen ist. Vorteil-
Beschwerden verringern und zum Teil sogar
haft hingegen sind Omega-3-Fettsäuren, vor allem
Schmerzmittel einsparen, indem sie zum Beispiel
weniger Grundbausteine für Entzündungsboten-
Eicosapentaensäure (EPA) im Fischöl. Sie liefert das
die mehr als 400 verschiedenen rheumatischen
stoffe. Mindestens zweimal in der Woche sollte
für jede die Notwendigkeit einer Ernährungsbera-
Thunfisch oder Hering auf den Tisch. Den Nutzen
Rheumatologie erkannt und einen Arbeitskreis für
dene Studien nachgewiesen.
Grundgerüst für entzündungshemmende Boten-
stoffe mit der Nahrung aufnehmen. Es gibt für
daher fettreicher Meeresfisch wie Makrele, Lachs,
Erkrankungen keine einheitliche Diät, aber fast
einer Fischöl-reichen Ernährung haben verschie-
tung. Das hat auch die deutsche Gesellschaft für
39
Potenzial im Brokkoli
Inhaltsstoffe mit Zusatznutzen
U
geschwüren und Magenkrebs schützen, die sich auf
nter den Lebensmitteln, denen eine anti-
Grundlage einer H. pylori-Besiedlung entwickeln.
kanzerogene Wirkung zugeschrieben wird,
rangiert Brokkoli weit vorn. Dieses gute
Wirkmechanismen in der Zelle
Image verdankt das grüne Gemüse vor allem dem In-
Wie die Inhaltstoffe im Detail wirken, ist bisher noch
haltsstoff Sulforaphan. Über welche Wege dieser und
weitgehend unbekannt. Zur Aufklärung will Anika
andere Kohlinhaltsstoffe vor Krebs oder Entzündung
schützen können, untersucht Anika Wagner.
Wagner beitragen. In Zellkulturstudien untersucht
Nützliche Kohlinhaltstoffe
Effekt von Isothiocyanaten (zum Beispiel Sulforaphan)
die Juniorprofessorin für Molekulare Ernährung den
und Indolen (zum Beispiel Indol-3-Carbinol) auf mole-
Kohlgemüse und andere Pflanzen aus der Familie
kularer Ebene. Sie nutzt dafür Immunzellen der Maus
der Kreuzblütler wie Senf, Kresse oder Meerrettich
und zwar murine Makrophagen der permanenten
zeichnen sich durch ihren Gehalt an verschiedenen
Zelllinie RAW264.7, bringt sie mittels LPS (Lipopolysac-
Glucosinolaten aus. Die Abbauprodukte dieser sekun-
charid) in einen entzündlichen Zustand und behandelt
dären Pflanzenstoffe (Isothiocyanate, Thiocyanate
und Indole) sorgen für den typischen Geschmack der
die Zellen anschließend mit den verschiedenen
und hemmen möglicherweise die Krebsentstehung,
Ernährungswissenschaftlerin unter anderem auf der
ders gut untersucht ist die Substanz Sulforaphan aus
rischer miRNA. Darüber hinaus werden epigenetische
Testsubstanzen. Die Effekte untersucht die Kieler
Produkte. Vor allem aber beugen sie Infektionen vor
Ebene der mRNA sowie pro- und antiinflammato-
wie tierexperimentelle Studien gezeigt haben. Beson-
Regulationsmechanismen systematisch studiert. „Wir
Brokkoli.
messen verschiedene Zielgene von NF-kappaB und
In einer aktuellen Studie fanden Wissenschaftler der
auch Zielgene von Nrf2“, so Wagner. NF-kappaB ist ein
Johns Hopkins University in Baltimore, dass der regel-
mäßige Genuss von Brokkolisprossen, die Vermehrung
des schädlichen Magenbakteriums Helicobacter pylori
unterdrückte. Dadurch könnten die Sprossen, die Sul-
zentraler Akteur im Entzündungsgeschehen, während
Nrf2 für die Produktion von Phase-II-Enzymen zur
Entgiftung von Fremdstoffen sowie von antioxida-
tiven Enzymen sorgt. Nrf2 ist ein Gegenspieler von
foraphan in sehr viel höherer Konzentration enthalten
NF-kappaB.
als das ausgewachsene Gemüse, auch vor Magen-
40
Anika Wagner
wurde im Dezember 2009 auf eine Juniorprofessur innerhalb des Exzellenzcluster
Entzündungsforschung berufen. Die Ernährungswissenschaftlerin leitet die Arbeits-
gruppe Molekulare Ernährung am Institut für Humanernährung und Lebensmittel-
kunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sie erforscht die Wirkmechanis-
men sekundärer Pflanzenstoffe.
Stichwort Tr anskrip tionsfak toren
T
kappaB reguliert die Aktivität bestimmter Gene,
ranskriptionsfaktoren spielen eine entschei-
so dass Entzündungsfaktoren produziert werden.
dende Rolle bei der Regulation der Genakti-
Damit ist dieses Molekül eine äußerst attraktive
vität. Sie beeinflussen die Transkription – also die
Übersetzung – abhängiger Gene, indem sie sich
Zielstruktur für potenzielle Wirkstoffe.
binden. NF-kappaB (nuclear factor ‚kappa-light-
ein ubiquitär vorkommender Transkriptionsfaktor
wichtigsten Vertreter und kommt in nahezu allen
Fremdstoffmetabolismus sowie von antioxidativen
Nrf2 (nuclear factor (erythroid-derived 2)-like 2) ist
an bestimmte regulatorische Abschnitte der DNA
der in der Regulation von Phase-II-Enzymen des
chain-enhancer‘ of activated B-cells) ist einer der
Enzymen im Organismus eine zentrale Rolle spielt.
Zelltypen vor. Das Molekül hat zahlreiche Zielgene
Chemopräventive und anti-inflammatorische
und vermittelt unterschiedlichste Wirkungen, etwa
Effekte von Nahrungsfaktoren können unter an-
bei der Immunabwehr des Körpers und auch beim
derem über diesen Transkriptionsfaktor vermittelt
gezielten Untergang von Zellen. Bekannt ist er als
werden.
zentraler Akteur der Entzündungsreaktion: NF-
41
42
Erleben statt
begreifen
D
schung: „Wenn jemand nicht aus der Forschungswelt
ie Zusammenarbeit von Wissenschaft
kommt, dann ist sehr schwer begreifbar zu machen,
und Kunst lohnt sich – für beide Seiten.
worum es geht. Die Mehrzahl wird ausgeschlossen
Bester Beweis dafür ist das Projekt
bleiben.“ Mit dieser Feststellung gibt sich der Kieler
„Entzündet“, für das Studierende der
Molekularbiologe aber nicht zufrieden. „Wir haben
Muthesius Kunsthochschule Kiel einen tiefen Blick in
uns der wissenschaftlichen Erforschung von Entzün-
die Forschung des Exzellenzclusters Entzündungsfor-
dungskrankheiten verschrieben, um ihre Entstehung
schung geworfen haben.
besser zu verstehen und sie so zielgerecht behandeln
zu können. Wir möchten auch dazu beitragen, dass
Ihre Eindrücke setzten die Kreativen in Form von
Plakaten, Filmen und vielen weiteren Arbeiten um. Sie
diese Krankheiten besser bekannt werden.“ Den
den Inhalten der Forschung und dem Forschungspro-
ihn zu demokratisieren, ist ihm ein Anliegen. Dafür
Forschungsprozess in die Öffentlichkeit zu tragen,
bieten einen ganz neuen, unmittelbaren Zugang zu
brauche es einen Zugang, der unabhängig von einer
zess selbst.
fachlichen Vorbildung ist, und diesen ermögliche die
Kunst. „Kunst lässt sich erleben, Kunst muss man
Schwierige Materie
nicht begreifen, Kunst nimmt einen auf ganz andere
Tabellen und Grafiken, mikroskopische Aufnahmen
Art und Weise mit“, so der Dekan der Medizinischen
oder Fotos aus der Klinik – die Bilder, mit denen Wis-
senschaftler und Ärzte in Vorträgen oder Aufsätzen
Fakultät an der Kieler Universität.
Zum Verständnis tragen sie selten bei. Doch es fehlt
Zuschauen, zuhören, verarbeiten
die komplexen Inhalte der Forschung allen erklären zu
schungsinhalten fand Schreiber an der Muthesius
der Sprecher des Exzellenzcluster Entzündungsfor-
Präsident Rainer W. Ernst der Herausforderung
aufwarten, sind entweder abstrakt oder abstoßend.
Verbündete für diesen neuen Zugang zu den For-
nicht nur an anschaulichen Bildern. Allein der Versuch
Kunsthochschule Kiel. Dabei war sich Muthesius-
wollen, ist verfehlt, meint Professor Stefan Schreiber,
43
den. Weitere Arbeiten kommen aus dem Bereiche der
bewusst: „Anfangs waren wir unsicher, ob sich junge
digitalen und interaktiven Medien und der Fotografie.
Menschen, die Kunst- und Kommunikationsdesign
In der Medienkunstklasse entstanden zahlreiche
studieren, an chronische Entzündungskrankheiten
filmische Arbeiten. Eine Auswahl von 24 künstlerisch-
heranwagen würden. Dieses Thema berührt ja sehr
kommunikativen Arbeiten dieses Projektes wurde
stark die eigene Betroffenheit, die körperlichen
vom 20. bis 30. April 2010 in der Landesvertretung
Empfindungen jedes Einzelnen.“ Die Zweifel waren
unbegründet. Tatsächlich stürzten sich insgesamt 35
Schleswig-Holstein in Berlin ausgestellt.
terung und persönlichem Einsatz über zwei Semester
Neue Ebene des Verständnises
der chronischen Entzündung des Menschen zu
sieht der Mediziner Schreiber erfüllt. „Die Arbeiten
Studierenden aus verschieden Bereichen mit Begeis-
Seine Erwartungen an das Gemeinschaftsprojekt
in die gestellte Aufgabe: das Zivilisationsphänomen
visualisieren. Sie ließen sich ein auf Fachvorträge und
schaffen eine neue Ebene des Verständnises.“
die Forscher im Labor und sprachen mit Patienten.
Künstler und Designer erhielten auf diesem Weg, „ei-
Lohnend war es für beide Seiten. Die angehenden
Diskussionen, hospitierten in der Klinik, besuchten
nen künstlerischen Zugang zu einem der prägenden
Ihre Eindrücke verarbeiteten sie auf vielfältige Weise.
Themen unserer Zeit“, so Muthesius-Präsident Ernst.
Sie zeichneten, texteten, fotografierten, filmten,
Den Wissenschaftlern verschaffte der Blick von
programmierten, nähten, formten und klebten. Zur
außen einen anderen Blickwinkel auf ihr Forschungs-
Seite standen ihnen Silke Juchter, Professorin für Kon-
gebiet und gab neue Anregungen. Und die Koopera-
zeption und Entwurf, Arnold Dreyblatt, Professor für
Freie Kunst und Tom Duscher, Professor für digitale
tion geht weiter. Bildschirmdesigner der Muthesius-
schulpräsident Ernst mehr als zufrieden: „Unsere Stu-
und Genetikern des Clusters ein neues Projekt. Ziel
Hochschule planen zusammen mit Informatikern
und interaktive Medien. Mit dem Ergebnis ist Hoch-
ist, einen Computer zu entwickeln, der Gendaten
dierenden haben enorm viel Kreativität entwickelt.
sehr viel schneller analysiert als bisherige Rechner
Sie nutzen die gesamte Bandbreite der künstlerischen
und die Ergebnisse in einer neuen, vereinfachten Art
und kommunikativen Möglichkeiten im öffentlichen
von Bildschirm-Visualisierung dem lesenden oder
Raum, im Atelier, mit Formaten des ‚advertising’,
klinischen Wissenschaftler präsentiert.
medialen Installationen bis zum bewegten Bild. Wir
sind überrascht, mit welcher Sinnlichkeit und mit wie
viel Reflektion sich die Studierenden dieser großen
Herausforderung gestellt haben.“
Tim Eckhorst hat einen überlebensgroßen Comic
auf eine Wand in Kiel gemalt, um möglichst viele
Bildsprache für Entzündung
Menschen über die Krankheit Morbus Crohn
Speziell für das Medium Plakat sind 20 Motive ent-
und die Arbeit des Clusters zu informieren. Mehr
standen, die im öffentlichen Raum geschaltet wur-
unter: www.kriegimkoerper.de. Unten links:
den. Darunter fiktive Filmplakate zu Morbus Crohn
Paris Küchler visualisiert in einem dramatischen
und Psoriasis. Ein überlebensgroßer Comic, gepinselt
Plakatmotiv, wie sich Asthma anfühlt. Unten
auf Hauswände am Sophienblatt in Kiel, erzählt an-
rechts: Der vom Verzicht geprägte Alltag Morbus
schaulich über das Leben mit der Darmkrankheit Morbus Crohn und liefert Fakten zum „Krieg im Körper“.
Crohn erkrankter Jugendlicher steht im Fokus der
nahmen des Mundraumes zusammengenäht wur-
Plakathintergründe zeigen Toilettenpapier.
Poster-Kampagne von Anna-Franziska Wolf. Alle
Mehrdeutig ist die Skulptur „Pulpa“, für die Detailauf-
44
7.0
Entzündungsforschung
Zahlen, Daten, Fakten
I
Rheumatologen. In der neuen Entzündungsklinik wird
m Exzellenzcluster Entzündungsforschung sind
die Entzündung als eine systemische Erkrankung be-
die Kompetenzen von rund 200 spezialisierten
trachtet, unabhängig wo am Körper sich die Beschwer-
Forschern und Medizinern gebündelt.
den zeigen. Diagnostik und Therapie erfolgt hier im
Austausch mit den Kollegen der anderen Fachgebiete.
Die Wissenschaftler nutzen eine im internationalen
Zudem kooperieren die Ärzte mit den Grundlagenfor-
Vergleich herausragende Infrastruktur, bereitgestellt
schern im Exzellenzcluster.
von den Universitäten Kiel und Lübeck, dem Leibniz-
Bei der Erforschung von Entzündungsprozessen setzen
Forschungszentrum für Medizin und Biowissen-
die Clusterforscher auf einen ganzheitlichen Ansatz:
schaften Borstel und dem Max-Planck-Institut für
Sie wollen Entzündungen an Grenzflächen von Anfang
Evolutionsbiologie Plön.
bis Ende umfassend verstehen, von der genetischen
Varianz bis zur unterschiedlichen Ausprägung beim
Ganzheitlicher Ansatz
Die Wissenschaftler in über 80 Forschergruppen
Menschen. Dabei nutzen sie das ganze Spektrum an
lichen Erkrankungen und entwickeln präventive sowie
bieten. Molekularbiologen erforschen genetische Prä-
Expertise, das die beteiligten Forschungsinstitutionen
ergründen in diesem Rahmen Ursachen von entzünd-
dispositionen, Strukturbiologen klären die Beziehung
therapeutische Ansätze. An beiden Standorten des
Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Kiel und
Lübeck, wurde im Frühjahr 2009 eine Spezialambulanz
für Patienten mit chronischen Entzündungskrank-
zwischen Struktur und Funktion von Molekülen auf.
Biologen und Immunologen untersuchen die mole-
kularen Mechanismen der Entzündung in Zellkultur
und Tiermodellsystemen. Und das alles soll in neue
heiten eröffnet. Üblicherweise werden sie von ver-
Diagnose- und Therapiemöglichkeiten münden sowie
schiedenen Fachärzten versorgt, Psoriasis-Patienten
gezielte Präventionsmaßnahmen zum Beispiel in Form
vom Dermatologen, Patienten mit Morbus Crohn
von Ernährungsinterventionen hervorbringen.
vom Gastroenterologen und Rheumakranke vom
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Forschungsgebiete
Netzwerk-Management
Plattform E
„Patientenversorgung“
Integrative Forschungsprojekte
Forschungsgebiete F, G, H
Plattform D
„Komplexe Modelle“
Plattform C
„Mol. Zellfunktion“
Nachwuchs-Forschergruppen
Forschungsgebiet I
Plattform B
„Strukturelle Biologie“
Darm
Plattform A
„Genetische Prädisposition“
Lunge
Haut
Mund
Gefäße
Die Clusterforscher sind in acht Forschungsschwerpunkten organisiert und arbeiten in unterschiedlichen,
methodischen Plattformen. Die fünf Plattformen decken die gesamte Forschungsbreite vom Gen bis
zum Menschen ab und symbolisieren die vorhandene Expertise. Der Exzellenzcluster will das Phänomen
Entzündung ganzheitlich erforschen und verstehen: Bei welchen Erkrankungen gibt es Gemeinsamkeiten,
bei welchen Unterschiede? Auf welcher Ebene manifestieren sie sich auf welche Weise?
Verteilung Fördermittel 2009
Im Jahr 2009 wurden Fördermittel in Höhe von 6.577.000 Euro umgesetzt. Die Grafik zeigt die Mittelverteilung.
Zentrale Ausgaben
368 T €
Verbrauchsmaterial/
Laborbedarf
2.135 T €
Investitionen
813 T €
Personalkosten
2.576 T €
Zentrale Ausgaben beinhalten:
Symposium, Cluster Lecture,
Beteiligung Petra III
sowie Cluster und Schule
und Videokonferenzsystem
Investitionen beinhalten:
Erweiterung Massenspektrometer sowie Copas Biosort
Instrument Personalkosten beinhalten:
Gehälter Professuren
sowie wissenschaftliches
und technisches Personal
Geschäftsstelle/
Medienrepräsentanz
685 T €
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Forschungszentrum Borstel
Impressum
Jahresbericht 2009
Exzellenzcluster Inflammation at Interfaces
c/o Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Christian-Albrechts-Platz 4
24118 Kiel
Telefon: 0431/880-4850
V.I.S.d.P: Prof. Dr. Stefan Schreiber
Redaktion: Kerstin Nees,
Dr. Jens Urny
Gestaltung: Dirk Holtkötter
Druck: Druckerei Pockrandt
Fotos: istockphoto.com, Fotolia, medicalpicture,
purpur, 5amTag, Tina Eckhorst, Kerstin Nees,
www.entzuendungsforschung.de
Universitäten Kiel und Lübeck, Forschungszentrum
Borstel, Muthesius Kunsthochschule
August 2010
Zugehörige Unterlagen
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