DGTI-Sektion „Stammzelltransplantation und Zelltherapie“ Protokoll

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DGTI-Sektion Stammzelltransplantation und Zelltherapie
Deutsche Gesellschaft
für Transfusionsmedizin
und Immunhämatologie e. V Sektionsleiter: Prof. Dr. med. P. Schlenke
Institut für Transfusionsmedizin und Transplantationsimmunologie
Universitätsklinikum Münster, Domagkstrasse 11, D48149 Münster
Email: [email protected], Telefon 0251/83-57311
DGTI-Sektion „Stammzelltransplantation und Zelltherapie“
Protokoll der Sektionssitzung am 12. Januar 2012 in Münster
Beginn: 11.15 Uhr
Allgemeines
Die am 12. Januar 2012 in Münster stattgefundene Sektionssitzung war weniger durch „allgemeine Sektionsarbeit“ sondern vielmehr durch vier wissenschaftliche Vorträge zum Thema „Neuartige Zelltherapeutika“ geprägt. Leider eignen sich Vorträge nicht so gut zur Mitschrift und Protokollierung, so dass
zur Vertiefung Literaturstellen angegeben sind.
Top 1: Begrüßung und Sektionsbericht
Nach der Begrüßung durch den Institutsdirektor Herrn Prof. Dr. Dr. W. Sibrowski führt Herr Schlenke
in das Tagesprogramm ein und benennt in seinem Sektionsbericht für die zukünftige Sektionsarbeit drei
Themenkomplexe:
- Überarbeitung des PEI-Gutachtens zusammen mit der DGHO (Bethge) und GPOH (Bader)
- 16. AMG Novelle (Stichwort: „Donor-Lymphozytentransfusion“)
- Jahreskongress Graz 2012
Top 3: Vortrag Prof. Bornhäuser (vorgezogen)
Herr Prof. Bornhäuser trägt zum Thema „Klinische Anwendung von mesenchymalen Stammzellen in
der Hämatologie“ vor. Im Zentrum seiner Ausführungen stehen 2 potentielle Anwendungsgebiete:
- Unterstützung der Hämatopoese (Erleichterung des Engraftment)
- Steroidrefraktäre GVHD
Die TU Dresden verfügt nach einem langjährigen Entwicklungsprozess und intensiven Behördendialog
(u.a. > 70 neue SAA) über eine Herstellungserlaubnis für MSC (Zelldichtegradient und Plättchenlysat
anstatt FCS) nach 13§ AMG. Die publizierten Daten zur Aneuploidie und Tumorigenität von in-vitro
passagierten MSCs konnten nicht bestätigt werden. Die Daten beruhten auf einer Kontamination mit
Tumorzelllinien. Abschließend geht Herr Bornhäuser auch auf neue Therapieansätze bei Autoimmunerkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ein.
Le Blanc K et al. Lancet 2008;371:1579 PMID 18468541 // Tarte K et al. Blood 2010;115:1549 PMID
20032501 // Rubio D et al. Cancer Res 2005;65:3035 (retracted); PMID 15833829 // Garcia S et al.
Exp Cell Res 2010; 316:1648; PMID 20171963
Top 2: Vortrag Dr. Reinhardt
Herr Dr. Reinhardt vom Paul-Ehrlich-Institut hält einen didaktisch und wissenschaftlich gelungenen
Vortrag zum Thema „Neuartige Zelltherapeutika“ (Advanced Therapy Medicinal Products, kurz
ATMPs). Für interessierte Kollegen und potentielle Antragsteller verweist Herr Dr. Reinhardt auf das
kürzlich eingerichtete „Innovation Office“ beim PEI (www.pei.de/innovation-office) zur informellen
Beratung hin und zur Genehmigung von nicht routinemäßig hergestellten ATMP nach §4b AMG Abs.
3, auf die sogenannte „Hospital Exception“.
Herr Dr. Reinhardt hat seine PPT-Präsentation der DGTI-Sektion überlassen; diese wird auf der DGTIHomepage unter unserer Sektion (siehe „Dokumente“) hinterlegt. Darüber hinaus sei an dieser Stelle
auf das Leitthema „AM für neuartige Therapien“ im Bundesgesundheitsblatt Juli 2011 verwiesen.
Top 4: Vortrag PD Dr. Feuchtinger
Herr Privatdozent Tobias Feuchtinger berichtet über den klinischen Einsatz von antigenspezifischen TZellen (CMV, EBV, Adenoviren) insbesondere in der Pädiatrie. Neuinfektionen und Reaktivierungen
können im Rahmen der allogenen Stammzelltransplantation zu lebensbedrohlichen Komplikationen
führen. Dies gilt insbesondere in der Phase der Transplantation und der noch fehlenden Immunrekonstitution. Trotz antiviraler Therapie/Prophylaxe ist die Transfusion von viruspezifischen T-Zellen (CD4+
und CD8+ T-Zellen) des Spenders ein vielversprechender Therapieansatz. Im Gegensatz zur
Spenderlymphozytentransfusion wird die Selektion dieser Immunzellen angestrebt, um das Risiko einer
Graft-versus-Host-Erkrankung zu minimieren. Dies erfolgt in der Universität Tübingen mittels immunmagnetischer Aufreinigung von Interferon gamma produzierenden T-Zellen nach deren ex vivo Stimulation. Die Weiterentwicklung von potentiellen Therapieansätzen im Bereich der Adoptiven Immuntherapie ist laut Herrn PD Dr. Feuchtinger auch in Tübingen sehr anspruchsvoll und langwierig gewesen.
Nun verfügt aber das Universitätsklinikum Tübingen über eine Herstellungserlaubnis nach §13 für Klinische Prüfmuster und sieht eine „Zulassungspflicht“ auf sie zukommen.
Feuchtinger T et al. Blood 2010; 116:4360 PMID 20625005 // Englund et al. Biol BMT 2011;17 S2-5
PMID 21195305
Top 5: Vortrag Dr. Malyar
Herr Dr. Malyar, Münster berichtet über eine neuartige Zelltherapie bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlußkrankheit (pAVK). Die pAVK zeigt eine steigende Prävalenz mit zunehmendem Alter,
so dass gesundheitsökonomisch aufgrund der demografischen Entwicklung mit einer Zunahme in den
nächsten Jahren zu rechnen ist. Bei zirka 20% aller Patienten sind die konservativen und endovaskulärinterventionellen Verfahren erschöpft, so dass eine Minor- uns Majoramputation mit erheblicher Einschränkung an Lebensqualität als Therapie der letzten Wahl erwogen werden muss. Zur Vermeidung
oder Verzögerung solcher Extremitäten-Amputationen soll ein neuer zelltherapeutsicher Ansatz zur
Verbesserung der Gewebeperfusion ZUM Beispiel durch eine parakrine Stimulation der Angiogenese
beitragen. Hierbei werden autolog aus dem Knochenmark gewonnene mononukleäre Zellen (KM-MNZ)
intraarteriell und/oder intra-muskulär appliziert. Hierfür wird bis zu 200ml Knochenmark in Lokalanästhesie entnommen und unter GMP-Bedingungen mittels Zelldichtegradiententechnik (Ficoll)KM-MNZ
isoliert.
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Herr Dr. Malyar strebt mittelfristig eine klinische Studie für Patienten mit pAVK (Stadium III und IV
nach Fontaine) an. Neben der Verträglichkeit soll auch die Effektivität dieser neuartigen Zelltherapie
geprüft werden. Neben der Beurteilung des Ruheschmerzes und der maximalen Gehstecke sollen auch
die arterielle Perfusion (Ankle-Brachial-Index) und die transkutanen arteriellen Sauerstoff-Partialdrücke
(tcP02) als objektivierbare Parameter dienen. In der Diskussion weist Kollege Dr. Bönig auf eine doppeltblind randomisierte Studie der Goethe Universität Frankfurt hin (PROVASA).
Bartsch T et al. Clin Res Cardiol 2007;96:891 PMID 17694378; Wen Y et al. Expert Opin Biol Ther
2011; 12:1581 PMID 21973046
Top 6: Verschiedenes
Andreas Sputtek fragt nach dem Stand der Überarbeitung der „ Stammzell-Richtlinien“ durch die Bundesärztekammer). Herr Schlenke erläutert, diesen Punkt in seinem Sektionsbericht bedauerlicherweise
„unterschlagen“ zu haben. Eine Anfrage der BÄK hat die Sektionsleitung über den DGTI-Vorstand Ende 2011 erhalten, diese war mit sehr kurzer Frist zu beantworten.
Unter der Federführung von Andreas Humpe wurden die einzelnen Kritikpunkte/Wünsche synoptisch
erfasst, kurz Rücksprache mit einzelnen Kollegen (in Kiel/ Münster) gehalten und im Einvernehmen
mit dem DGTI-Vorstand bei der Bundesärztekammer eingereicht.
Eine Antwort auf die Einreichungen ist noch nicht eingegangen.
Nächste Sitzung
Das Institut Hagen (Dr. Deitenbeck) des BSD West erklärt sich bereit, der Sektion das Tagungsort zu
dienen. Nach kurzer Diskussion wird der 10. Mai 2012 als anzustrebender Termin festgehalten.
Ende: gegen 15:30 Uhr
Gez. Peter Schlenke
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