EINFÜHRUNG IN DIE PERMAKULTUR

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EINFÜHRUNG IN DIE PERMAKULTUR
Bill Mollison
unter Mitwirkung von
Reny Mia Slay
bebildert von Andrew Jeeves
VORWORT
Ich wuchs in einem kleinen Dorf in Tasmanien auf. Alles, was wir benötigten, stellten wir selbst
her. Wir machten uns selbst Stiefel und Eisenwaren; wir fingen Fische, bauten unsere Nahrung an,
machten Brot. Von denen, die dort lebten, kannte ich niemanden, der nur einen Beruf gehabt hätte
oder auch nur etwas, was man als Beruf hätte bezeichnen können. Jeder arbeitete an vielen
verschiedenen Dingen.
Bis ich ungefähr 28 war, lebte ich in einer Art Traum. Die meiste Zeit verbrachte ich im Busch
oder auf dem Meer; ich lebte vom Fischen und Jagen. Erst in den 1950er Jahren wurde ich darauf
aufmerksam, daß große Teile des Gefüges, in dem ich lebte, zugrunde gingen. Fischbestände
begannen zusammenzubrechen. Entlang der Küste lichtete sich der Seetang. Große Waldflächen
begannen abzusterben. Bis dahin war mir nie bewußt geworden, daß mir all das sehr ans Herz
gewachsen war, daß ich dieses mein Land liebte.
Nach vielen Jahren als Wissenschaftler bei der CSIRO Wildbeobachtungsbehörde und der
Tasmanischen Binnenfischereibehörde begann ich, gegen die politischen und wirtschaftlichen Systeme
zu protestieren, die, wie ich sah, im Begriff waren, uns und unsere Welt zu zerstören. Aber mir wurde
bald klar, daß es nichts nützte, auf einer Opposition zu beharren, die am Ende doch nichts erreichte.
Zwei Jahre lang zog ich mich aus der Gesellschaft zurück; ich wollte mich nie mehr irgend etwas
widersetzen und keine Zeit mehr vertun. Ich wollte nur mit etwas sehr Positivem zurückkehren, mit
etwas, das es uns allen ermöglichen würde, zu existieren, ohne den totalen Zusammenbruch
biologischer Systeme herbeizuführen.
1968 begann ich, an der Universität von Tasmanien zu lehren, und 1974 entwickelten David
Holmgren und ich gemeinsam ein Konzept für ein nachhaltiges Landwirtschaftsmodell, das auf einer
vielfältigen Kultur von Nutzpflanzen, mehrjährigen Bäumen, Sträuchern, Kräutern (Gemüse und
Wildkräuter), Pilzen und Wurzelsystemen aufbaute, wofür ich das Wort "Permakultur" prägte. Wir
wendeten viel Zeit dafür auf, die Prinzipien dieser Permakultur herauszuarbeiten und einen
artenreichen Garten anzulegen. Dies führte schließlich 1978 zur Veröffentlichung von "Permaculture
One", dem ein Jahr später "Permaculture Two" folgen sollte.
Permakultur wurde in der Öffentlichkeit unterschiedlich aufgenommen. Die Fachwelt war
empört, weil wir Architektur mit Biologie, Landwirtschaft mit Forstwirtschaft und Forstwirtschaft mit
Tierhaltung verbanden, so daß sich beinahe alle, die sich als Spezialisten betrachteten, ein bißchen
beleidigt fühlten. Aber die Reaktion des einfachen Volkes war ganz anders. Viele Leute hatten bereits
ähnlich gedacht. Sie waren unzufrieden mit der Art von Landwirtschaft, wie sie heute ausgeübt wird,
und hatten natürlichere, ökologische Systeme im Sinn.
In den 70er Jahren verstand ich Permakultur als nützliche Vergesellschaftung von Pflanzen und
Tieren in bezug auf menschliche Siedlungen, vornehmlich auf die Eigenständigkeit von Haushalten
und Gemeinschaften ausgerichtet, und eventuell als allein aus den Überschüssen dieses Systems
gespeistes ”kommerzielles Unternehmen”.
Permakultur hat nun jedoch eine Bedeutung angenommen, die über die bloße Selbstversorgung
des Haushalts mit Nahrung hinausgeht. Eigenständigkeit in der Nahrungsversorgung ist sinnlos, wenn
die Leute keinen Zugang zu Land, Informationen und Geldern haben. Daher befaßt sich das
Permakultur-Konzept in den letzten Jahren auch mit geeigneten Rechts- und Finanzierungsstrategien –
einschließlich Vorgangsweisen zum Erwerb von Grund und Boden –, Gewerbestrukturen und
regionaler Eigenfinanzierung. Damit wird sie zu einem ganzheitlichen Lebenskonzept.
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1976 hielt ich Vorlesungen über Permakultur, und 1979 legte ich meinen Lehrauftrag zurück
und stellte mich – in fortgeschrittenem Alter – einer unsicheren Zukunft. Ich beschloß, nichts anderes
zu tun als zu versuchen, Menschen zu überzeugen, gute biologische Systeme aufzubauen. Ich
gestaltete eine ganze Menge Grundstücke und lebte eine Zeitlang vom Fischfang und vom
Erdäpfelernten. 1981 begannen die ersten Absolventen eines Standard-Permakulturkurses in
Australien ebenfalls, Permakultur-Systeme zu gestalten. Heute (1991) gibt es über 4000 solcher
Absolventen auf der ganzen Welt, die alle auf die eine oder andere Weise mit Umwelt- und
Sozialarbeit befaßt sind.
Bill Mollison.
EINLEITUNG
Permakultur ist ein Planungssystem für die Schaffung nachhaltiger menschlicher Lebensräume.
Die Bezeichnung selbst ist nicht nur eine Verkürzung von "Permanenter Agrikultur", sondern auch
von "Permanenter Kultur", da Kulturen ohne nachhaltige landwirtschaftliche Basis und Ethik der
Landnutzung nicht lange überleben können. In gewissem Sinn befaßt sich Permakultur mit Pflanzen,
Tieren, Gebäuden und Versorgungseinrichtungen (Wasser, Energie, Verbindungswege). Jedoch befaßt
sie sich nicht mit diesen Elementen an und für sich, sondern vielmehr mit den Beziehungen, die wir
durch die Art und Weise, wie wir sie in die Landschaft einfügen, zwischen ihnen herstellen können.
Ziel ist es, Gefüge zu schaffen, die ökologisch intakt und wirtschaftlich tragfähig sind, die ihren
eigenen Bedarf decken, die nicht ausbeuten oder verschmutzen und die daher auf lange Sicht
nachhaltig sind. Permakultur nutzt die den Pflanzen und Tieren innewohnenden Eigenschaften in
Kombination mit den natürlichen Gegebenheiten von Landschaften und Bauwerken, um ein
Versorgungssystem für Stadt und Land aufzubauen. Dazu verwendet sie auch die kleinste praktisch
nutzbare Fläche.
Permakultur beruht auf der Beobachtung natürlicher Systeme, auf der Erfahrung traditioneller
bäuerlicher Wirtschaftsweisen und auf modernem wissenschaftlichem und technologischem Wissen.
Obwohl sie auf ökologischen Modellen beruht, schafft die Permakultur bewirtschaftete Ökosysteme,
die darauf ausgelegt sind, mehr Nahrung für Mensch und Tier zu produzieren, als üblicherweise in der
Natur zu finden ist.
Am besten hat vielleicht Fukuoka in seinem Buch "The One Straw Revolution" die
grundlegende Idee der Permakultur erklärt. Kurz gesagt ist sie eine Philosophie des Arbeitens mit der
und nicht gegen die Natur; des langwierigen und durchdachten Beobachtens anstelle langwierigen und
undurchdachten Arbeitens; und der Wahrnehmung von Pflanzen und Tieren in allen ihren Funktionen,
anstatt sie als Ein-Produkt-Systeme zu behandeln. Etwas profaner ausgedrückt, habe ich davon
gesprochen, Aikido auf die Landschaft anzuwenden, davon, Schläge abzufangen, Widrigkeiten in
Stärke zu verwandeln und alles positiv zu verwerten. Die andere Methode ist die, Karate auf die
Landschaft anzuwenden, zu versuchen, gewaltsam Erträge herauszuholen und manchen harten Schlag
gegen sie zu führen. Aber wenn wir die Natur bekämpfen, bekämpfen (und zerstören) wir uns letztlich
selbst.
Ich glaube, daß Harmonie mit der Natur nur möglich ist, wenn wir von der Idee der Herrschaft
über die natürliche Welt ablassen. Levi-Strauss sagte, daß unser fundamentaler Irrtum darin besteht,
uns selbst immer als die "Herren der Schöpfung", im Sinne von Abgehobenheit, betrachtet zu haben.
Wir stehen nicht über anderen Lebensformen; alles Lebendige ist Ausdruck des Lebens. Wenn wir
diese Wahrheit erkennen könnten, dann würden wir sehen, daß alles, was wir anderen Lebensformen
antun, wir auch uns selbst zufügen. Eine Kultur, die dies versteht, zerstört kein Leben ohne unbedingte
Notwendigkeit.
Permakultur ist ein System, mit dem wir auf der Erde existieren können, indem wir Energie
verwenden, die natürlicherweise in Fluß und vergleichsweise unschädlich ist, und indem wir Nahrung
und natürliche Ressourcen nutzen, die derart reichlich vorhanden sind, daß wir nicht fortwährend
Leben auf Erden vernichten. Es sind bereits alle Methoden, schonend mit der Erde umzugehen und sie
zu regenerieren, bekannt; jedoch ist nicht absehbar, daß irgendein Land oder eine große Zahl von
Menschen bereit ist, die Wende zu vollziehen. Dennoch sind Millionen gewöhnlicher Leute dabei, dies
ohne Unterstützung staatlicher Institutionen selbst in die Hand zu nehmen.
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Wo immer wir leben, sollten wir damit beginnen, etwas zu tun. Wir können damit anfangen,
unseren Energieverbrauch zu senken - wir können tatsächlich von 40% der Energie leben, die wir jetzt
verbrauchen, ohne irgend etwas von Wert zu opfern. Wir können unsere Häuser energiesparend
ausstatten. Wir können den Autoverkehr verringern, indem wir Autos mit Freunden teilen und
öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Wir können Wasser von unseren Dächern in Fässern sammeln
oder Grauwasser zum Spülen von Toiletten oder zum Gießen des Gartens wiederverwenden. Wir
können auch damit beginnen, zur Herstellung von Nahrungsmitteln beizutragen. Das heißt nicht, daß
wir alle unsere eigenen Erdäpfel anzubauen brauchen, aber es könnte bedeuten, daß wir sie direkt von
jemandem kaufen, der die Erdäpfel bereits verantwortungsbewußt anbaut. In der Tat wäre es
wahrscheinlich sinnvoller, eine Direktvermarktungsgruppe in der Nachbarschaft auf die Beine zu
stellen, als selber Erdäpfel anzubauen.
In allen dauerhaften Landwirtschaften, oder allgemein in nachhaltigen menschlichen Kulturen,
wird der Energiebedarf eines Systems von diesem System selbst gedeckt. Der moderne
ertragsorientierte Landbau ist vollkommen von fremder, von außen kommender Energie abhängig. Die
Verschiebung von produktiven dauerhaften Systemen (bei denen das Land Gemeinbesitz ist) zu
einjährigen, kommerziellen Landwirtschaften (bei denen Grund und Boden als Ware aufgefaßt
werden) bedingt einen Wechsel von einer Niedrigenergie- zu einer Hochenergiegesellschaft, die
Nutzung von Land auf eine ausbeuterische und zerstörerische Weise und einen Bedarf an fremden
Energiequellen, der hauptsächlich von der Dritten Welt gedeckt wird – in Form von Brenn- und
Treibstoffen, Düngern, Eiweiß, Arbeit und Fertigkeiten.
Die herkömmliche Landwirtschaft berücksichtigt und bezahlt ihre wahren Kosten nicht: Das
Land wird seiner Fruchtbarkeit beraubt, um einjährige Getreide und Gemüse zu produzieren; nicht
erneuerbare Rohstoffe werden verbraucht, um die Erträge zu steigern; das Land wird durch
Überweidung und ausgedehntes Pflügen erodiert; Boden und Wasser werden mit Chemikalien
verseucht.
Wenn der Bedarf eines Systems nicht aus dem System heraus gedeckt wird, dann zahlen wir den
Preis in Form von Energieverbrauch und Verschmutzung. Wir können uns die wahren Kosten unserer
Landwirtschaft nicht mehr leisten. Sie vernichtet unsere Welt, und sie wird uns vernichten.
Wenn wir auf der Schwelle unserer Hintertür sitzen, dann ist alles, was wir brauchen, um ein
gutes Leben zu führen, um uns herum. Sonne, Wind, Menschen, Häuser, Steine, Meer, Vögel und
Pflanzen umgeben uns. Mit all diesen Dingen zusammenzuwirken, bringt Harmonie, ihnen zuwider zu
handeln bringt Unheil und Chaos.
ELEMENTE EINER VOLLSTÄNDIGEN PERMAKULTUR-GESTALTUNG
GELÄNDEFAKTOREN: Wasser, Boden, Landschaft, Klima, Pflanzen
ENERGIEFAKTOREN: Technologien, Gebäude, Quellen, Verbindungen
ABSTRAKTE FAKTOREN: Zeitabläufe, Daten, Ethik
GESELLSCHAFTLICHE FAKTOREN: Rechtliche Hilfsmittel, Menschen, Kultur, Handel und
Finanzen
DIE GESTALTUNG: "Ein produktives Zusammenwirken von Bestandteilen in ihren besonderen
Beziehungen"
DIE ETHIK DER PERMAKULTUR
Ethik meint moralische Überzeugungen und Taten in in bezug auf das Überleben auf unserem
Planeten. In der Permakultur hegen wir eine dreifache Ethik: Sorge für die Erde, Sorge für die
Menschen und die Bereitstellung von mehr Zeit, Geld und Material hierfür.
Sorge für die Erde bedeutet Sorge für alle belebten und unbelebten Dinge: Böden, Arten und
Unterarten, Atmosphäre, Wälder, Kleinlebensräume, Tiere und Gewässer. Sie umfaßt unschädliche
und wiederherstellende Tätigkeiten, aktiven Naturschutz, verantwortungsvolle und sparsame Nutzung
von Ressourcen und "rechtschaffene Arbeit" (Arbeit für nützliche und produktive Systeme).
Sorge für die Erde bringt auch Sorge für die Menschen mit sich, damit für unsere
Grundbedürfnisse nach Nahrung, Unterkunft, Bildung, sinnvoller Beschäftigung und geselligem
menschlichem Kontakt gesorgt wird. Sorge für die Menschen ist wichtig, denn obgleich die
Menschheit nur einen kleinen Teil des gesamten Lebensgefüges der Welt ausmacht, haben wir doch
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entscheidenden Einfluß darauf. Wenn wir unseren Grundbedarf decken können, dann brauchen wir
uns auf keine großflächig zerstörerischen Methoden gegen die Erde einzulassen.
Der dritte Teil der grundlegenden Ethik der "Sorge für die Erde" ist der Beitrag von
überschüssiger Zeit, Geld und Energie, um die Ziele der Sorge für Erde und Menschen zu erreichen.
Das bedeutet, daß, nachdem wir uns um unsere Grundbedürfnisse gekümmert und unsere Systeme
nach unserem besten Vermögen gestaltet haben, wir unseren Einfluß und unsere Energien ausdehnen
können, um anderen zu helfen, dieses Ziel zu erreichen.
Das Permakultur-System hat auch eine grundlegende Lebensethik, die den Eigenwert jedes
lebenden Wesens anerkennt. Ein Baum hat einen Wert an sich, selbst wenn er für uns keinen
kommerziellen Wert hat. Daß er lebendig ist und funktioniert, darauf kommt es an. Er erfüllt seine
Rolle in der Natur: Er führt Biomasse in den Kreislauf zurück, liefert Sauerstoff für die Region und
nimmt Kohlendioxid auf, bietet kleinen Tieren Unterschlupf, baut Böden auf und so weiter.
Wir sehen also, daß die Ethik der Permakultur alle Aspekte umweltorientierter,
gemeinschaftlicher und wirtschaftlicher Systeme durchdringt. Kooperation statt Konkurrenz, darum
geht es.
Es gibt folgende Möglichkeiten, die Ethik der "Sorge für die Erde" in unserem Leben umzusetzen:
- Denk an die Langzeitfolgen deiner Handlungen. Plane auf Nachhaltigkeit hin.
- Wo immer möglich, verwende im Gebiet heimische Arten oder jene eingebürgerten Arten, die als
verträglich bekannt sind. Die unbedachte Einführung potentiell invasiver Arten könnte das natürliche
Gleichgewicht deines Heimatgebietes kippen.
- Kultiviere möglichst kleine Flächen. Plane energieeffiziente, intensive Systeme in kleinem Maßstab
anstelle energieverschlingender extensiver Systeme in großem Maßstab.
- Strebe nach Vielfalt und Polykultur (in Gegensatz zu Monokultur). Das schafft Stabilität und hilft
uns, für soziale und ökologische Veränderungen gewappnet zu sein.
- Erhöhe die Summe der Erträge: Schau auf den Gesamtertrag des Systems, den ein- und mehrjährige
Pflanzen, Feldfrüchte, Bäume und Tiere abwerfen. Betrachte auch gesparte Energie als Gewinn.
- Verwende physikalische (Sonne, Wind und Wasser) und biologische (Pflanze und Tier)
Niedrigenergiesysteme, um Energie zu erhalten und zu gewinnen.
- Bring den Nahrungsanbau zurück in die Städte, wo er in nachhaltigen Kulturen traditionellerweise
immer gewesen ist.
- Unterstütze Leute dabei, eigenständig zu werden, und setze dich für Gemeinschaftsverantwortung
ein.
- Forste die Erde wieder auf und stelle die Fruchtbarkeit des Bodens wieder her.
- Nutze alles auf bestmögliche Art und verwerte alle Abfälle.
- Sieh Lösungen, nicht Probleme.
- Arbeite, wo es einen Sinn hat (pflanze einen Baum, wo er überleben wird; unterstütze Leute, die
lernen wollen).
DER PERMAKULTUR-BAUM
Wissen wird in Produktivität umgesetzt. Permakultur ist, wie ein Baum, ein ganzheitliches System,
eine Synthese von Disziplinen, übersetzt in Erträge und Produkte. Wer kann sagen, ob die Idee oder
das Potential der Medien dieses Muster auslöst? Spielt das eine Rolle? Es gibt unzählige Wege und
Möglichkeiten, von den Wurzeln bis zur Frucht. Alles ist mit allem verbunden.
K apit el 1
GRUNDLAGEN DER PERMAKULTUR
1.1
EINLEITUNG
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Es gibt zwei wichtige Schritte zu guter Permakultur-Gestaltung. Der erste befaßt sich mit
Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien, die auf alle klimatischen und kulturellen Bedingungen anwendbar
sind, während der zweite mehr mit praktischen Methoden zu tun hat, die je nach Klima und Kultur
verschieden sind.
Die auf den folgenden Seiten dargelegten Prinzipien gehören zu jedem Permakultur-Entwurf, in
jedem Klima und für jede Größenordnung. Sie sind den Grundlagen verschiedener Wissenschaften
entnommen: Ökologie, Energiesparen, Landschaftsgestaltung und Umweltwissenschaften. Es sind, in
Kürze, die folgenden:
 Lage zueinander: Jedes Element (wie Haus, Teich, Straße, usw.) ist zu den anderen so in
Beziehung gesetzt, daß sie einander unterstützen.
 Jedes Element erfüllt viele Funktionen.
 Jede wichtige Funktion wird von vielen Elementen getragen.
 Effiziente Energieplanung für Haus und Siedlung (Zonen und Sektoren).
 Bevorzugung biologischer Ressourcen gegenüber fossilen Brennstoffen.
 Wiederverwertung von Energie vor Ort (sowohl Brennstoffe als auch menschliche Energie).
 Nutzung und Beschleunigung natürlicher Pflanzensukzession zur Schaffung günstiger Lagen
und Böden.
 Polykultur und Vielfalt nützlicher Arten für ein produktives, wechselwirkendes System.
 Verwendung von Randzonen und natürlicher Muster zur Erzielung höchsten Nutzens.
1.2
LAGE ZUEINANDER
Der Kern der Permakultur ist die Gestaltung. Gestaltung ist Verbindung von Dingen. Sie ist
nicht das Wasser oder ein Huhn oder der Baum. Sie ist die Art, wie das Wasser, das Huhn und der
Baum zusammenhängen. Es ist das genaue Gegenteil von dem, was uns in der Schule beigebracht
wird. Die Schule nimmt alles und zupft es auseinander und stellt überhaupt keine Verbindungen her.
Permakultur stellt die Verbindung her, denn sobald man sie hat, kann man die Hühner mithilfe des
Baumes füttern. Um einem Teil des Ganzen (Teich, Haus, Waldstück, Garten, Windschutz, usw.)
effizientes Funktionieren zu ermöglichen, müssen wir ihn an den richtigen Platz setzen.
Zum Beispiel werden Dämme und Wasserbehälter über dem Haus und dem Garten angelegt, so
daß anstelle einer Pumpe die Schwerkraft benutzt wird, um die Fließrichtung zu bestimmen.
Windschutz beim Haus wird so plaziert, daß er den Wind abwehrt, aber das Haus nicht vor der
Wintersonne abschirmt. Der Garten liegt zwischen Haus und Hühnerverschlag, so daß Gartenabfälle
auf dem Weg zu den Hühnern gesammelt und Hühnermist leicht in den Garten geschaufelt werden
kann, und so weiter.
Wir stellen funktionelle Beziehungen zwischen allen Elementen auf eine Art her, die den Bedarf
eines Elements durch die Produkte eines anderen deckt. Um dies zu erreichen, müssen wir die
Grundmerkmale eines jeden Elements, seine Bedürfnisse und seine Produkte herausfinden (siehe
Kasten).
Die Bestandteile einer typischen Kleinlandwirtschaft können umfassen: Haus, Glashaus, Garten,
Hühnerställe, Wasserbehälter, Komposthaufen, Bienenstöcke, Anzuchtfläche und
Pflänzchenschuppen, Waldstück, Damm, Wirtschaftsteich, Windschutz, Scheune, Geräteschuppen,
Holzstoß, Gästehaus, Weide, Hecken, Wurmbeete und so weiter. Diese können - auf dem Papier herumbewegt werden, bis sie am vorteilhaftesten arbeiten.
Bei jedem einzelnen Element können wir unsere Verbindungsstrategie auf diese Fragen
gründen:
"Welchen Nutzen haben die Produkte dieses speziellen Bestandteils für den Bedarf anderer
Teile?"
"Welche Ansprüche dieses Teils können von anderen Teilen erfüllt werden?"
"Inwiefern ist dieser Teil mit anderen Teilen unverträglich?"
"Wo fördert dieser Teil andere Teile des Systems?"
Am besten beginnt man mit dem Mittelpunkt des Geschehens (z. B. dem Haus oder auch einem
wirtschaftlichen Zentrum wie der Baumschule, dem Freilaufhühnerhof, dem Teich usw.). Damit alles
richtig funktioniert, müssen wir uns vor Augen halten, daß:
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 die Zufuhr, die ein Element braucht, von anderen Elementen des Systems bereitgestellt wird
und daß
 die Erträge, die ein Element liefert, von anderen Elementen (einschließlich uns selbst) genutzt
werden.
1.3
JEDES ELEMENT ERFÜLLT VIELE FUNKTIONEN
Jedes Element im System sollte so gewählt und angelegt werden, daß es möglichst viele
Leistungen erbringt. Ein Teich kann zur Bewässerung, als Viehtränke, zur Bewirtschaftung und zum
Feuerlöschen verwendet werden. Er ist auch Lebensraum für Wassergeflügel, dient der Fischzucht und
als Lichtreflektor (s. Abb. 2.8). Die Mauer eines Dammes dient als Straße, als Feuerschutz und als
Produktionsfläche für Bambus.
Dasselbe können wir mit Pflanzen tun. Einfach dadurch, daß wir eine nützliche Art auswählen
und sie an einen speziellen Platz setzen, können wir sie für einen oder mehrere der folgenden Zwecke
einsetzen:
Windschutz
Rückzugsraum
Spalier
Feuerschutz
Mulch
Nahrung
Tierfutter
Brennstoff
Erosionsschutz
Lebensraum für Wildtiere
Klimapuffer
Bodenverbesserung
Ein Windschutz kann mit Bäumen angelegt werden, die Futter oder Zuckerschoten für Kühe
(Weiden, honey locust, tagasaste, taupata, Johannisbrotbaum) liefern; Unterholz für Zunder und
Brennholz (Leucaena); Nektar und Pollen für Bienen (Acacia fimbriata) geben; und die ihren eigenen
Stickstoffbedarf decken können (Leguminosen). Akazien erfüllen viele Funktionen: sie geben Samen
für Geflügelnahrung und Laub für größeres Vieh und binden Stickstoff im Boden, während die Blüten
Pollen für Bienen liefern. Sie sind auch Pioniergewächse, die den Boden für langsamer wachsende und
empfindlichere Pflanzen vorbereiten und schützen.
Passende Arten auszuwählen, bedarf eines fundierten Wissens über die in Frage kommende
tierische oder pflanzliche Kultursorte, ihre Verträglichkeiten, Ansprüche und Produkte. Wenn wir z.
B. Pflanzen hernehmen, dann wollen wir wissen: Ist sie laubabwerfend oder immergrün? Sind ihre
Wurzeln wuchernd? Welche Wuchshöhe wird sie erreichen? Ist sie schnellwüchsig und kurzlebig oder
langsamwüchsig und langlebig? Hat sie ein dichtes oder lichtes Blätterdach? Ist sie widerstandsfähig
oder anfällig für Krankheiten? Kann sie beweidet oder geschnitten werden, oder wird sie durch
Überbeweidung oder Schneiteln zugrunde gehen?
Beginnen Sie damit, ein Artenverzeichnis anzulegen; oder machen Sie sich Notizen zu jeder
Pflanze (ihre Merkmale, Verträglichkeiten und Verwendungsmöglichkeiten) auf Karten in einem
Karteisystem (siehe die kommentierte Artenliste im Anhang). Was Sie sich notieren sollten, sind
folgende Dinge:
1. Form: Lebensrhythmus (einjährig, mehrjährig, laubwerfend, immergrün) und Gestalt
(Strauch, Kletterpflanze, Baum) sowie Wuchshöhe.
2. Verträglichkeiten: Klimazone (trocken, gemäßigt, tropisch, subtropisch); Schatten- oder
Sonnenverträglichkeit (bevorzugt Schatten, Halbschatten, Vollsonne); Lebensraum (feucht, trocken,
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naß, geringe oder große Seehöhe); Bodenverträglichkeit (sandig, lehmig, felsig); pH-Toleranz (saure
oder alkalische Böden).
3. Nutzung: Nahrung (menschliche Nahrung oder Gewürz); Heilmittel; Viehfutter (für
bestimmte Tiere, z. B. Hühner, Schweine, Rotwild); Bodenverbesserung (Stickstoffbindung,
Deckfrucht und Gründüngung); Geländeschutz (Erosionsschutz, lebender Zaun, Windschutz);
Holzschnitt (Brennholz, Stangenholz, Pfähle); Baumaterial (Stangen, Bauholz, Möbel) und andere
Verwendungen (Fasern, Brennstoff, Insektenabwehr, Verzierung, Nektar und Pollen für Bienen,
Wurzelstock, Färben).
Verschiedene Faktoren können die Artenwahl begrenzen:
Ungeeignet für Klima oder Boden
Örtlich überhandnehmend oder giftig
Nicht erhältlich oder selten (meist nicht außerhalb des Herkunftslandes gehandelt)
Vorliebe (Vegetarier werden keine Futterpflanzen oder Fleischvieh wählen)
Verfügbares Gebiet (kleinere Arten für kleine Grundstücke)
Nützlichkeit im Verhältnis zur Schwierigkeit des Anbaus, zu geringem Ertrag oder zur
Reifezeit
ABBILDUNG 1 Analyse der Merkmale, Ansprüche und Produkte jedes Elements im System, um es
in bezug auf andere Elemente des Systems an die richtige Stelle zu setzen
(silbergetupfte Hamburgerhenne)
ANSPRÜCHE: Andere Hühner - Nahrung - Luft - Wasser - Staub - Kies - Unterschlupf
PRODUKTE & VERHALTEN: Eier - Fleisch - Federn - Dung - Methan - CO2 - Scharren Futtersuche - Fliegen - Kämpfen
TYPISCHE MERKMALE: Rasse - Farbe - Klimaverträglichkeit - Rassenspezifisches Verhalten
FUNKTIONSANALYSE DES HUHNS
Ich greife gern das Huhn heraus, um den Vorgang der beziehungsvollen Plazierung zu
zeigen(Abbildung 1.1).
Zuerst listen wir die dem Huhn eigenen Merkmale auf: seine Farbe, Größe und sein Gewicht,
seine Hitze- und Kälteverträglichkeit, seine Fähigkeit, eigene Junge aufzuziehen usw. Hühner haben
unterschiedliche Zuchtmerkmale: Hellfärbige Hühner vertragen mehr Hitze als dunkelfärbige;
schwerere Rassen können nicht so hoch fliegen wie leichtere (was bedeutet, daß es unterschiedlicher
Zaunhöhen bedarf); einige Rassen sind bessere Mütter, andere bessere Leger. Wir ziehen auch das
Verhalten des Huhns in Betracht: Wie ist seine "Persönlichkeit"? Wir sehen, daß alle Hühner nach
Futter scharren, gehen, fliegen, in der Nacht in Bäumen oder auf Sitzstangen schlafen, Scharen bilden
und Eier legen.
Dann listen wir Grundbedürfnisse auf:
Hühner brauchen Unterschlupf, Wasser, ein Staubbad, um Läuse fernzuhalten, einen
geschützten Schlafbereich und Nester. Sie brauchen eine Quelle für Muschelkies, um die Nahrung in
ihren Kröpfen zu zermahlen. Und sie sind gerne mit anderen Hühnern zusammen. Ein einzelnes Huhn
ist eine ziemlich traurige Angelegenheit - am besten gibt man ihm ein paar Gefährtinnen. Das alles ist
leicht zu beschaffen und kann in wenigen Tagen eingerichtet werden. Hühner brauchen auch Nahrung,
und da beginnen wir, Verbindungen zu anderen Teilen unseres Systems herzustellen, denn wir wollen
die Hühner auf einen Platz geben und in eine Lage versetzen, wo sie sich ihren Lebensbedarf selbst
erscharren können. Immer, wenn wir das Huhn daran hindern, sich natürlich zu verhalten - z. B. bei
der Futtersuche - müssen wir für sie die Arbeit tun. Sowohl Arbeit als auch Umweltverschmutzung
sind Ergebnisse falsch gestalteter oder unnatürlicher Systeme.
Zuletzt führen wir die Produkte oder Erträge des Huhns an. Es liefert Fleisch, Eier, Federn,
Federstaub, Mist, Kohlendioxid (vom Atmen), Geräusche, Wärme und Methan. Wir wollen das Huhn
an einer Stelle so plazieren, daß seine Produkte von anderen Elementen des Systems genutzt werden.
Wenn wir diese Erträge nicht verwenden, um andere Teile unseres Systems zu unterstützen, sind wir
mit mehr Arbeit und Verschmutzung konfrontiert.
Jetzt haben wir alle Informationen, die wir brauchen, um einen Plan für den Hühnerauslauf zu
skizzieren, um festzulegen, wo Zäune, Unterschlupf, Nester, Bäume, Samen und Grünfutter, Teiche,
Glashäuser und Verarbeitungseinrichtungen in Bezug zum Huhn hinkommen sollen. Also:
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DAS HAUS benötigt Nahrung, Brennstoff zum Kochen und Heizen in der kalten Jahreszeit,
Warmwasser, Beleuchtung usw. Es gibt den Menschen Unterkunft und Wärme. Das Huhn kann einige
dieser Bedürfnisse befriedigen (Nahrung, Federn, Methan). Es konsumiert auch die meisten
Nahrungsabfälle, die im Haus anfallen.
DER GARTEN braucht Dünger, Mulch, Wasser. Er gibt Blätter, Samen, Gemüse. Das Huhn
gibt Dünger ab und frißt überschüssige Gartenprodukte. Nahe beim Garten angelegte
Hühnerverschläge ermöglichen einfache Mistsammlung und ein "Wirf´s-über-den-Zaun"Fütterungssystem. Hühner können in den Garten gelassen werden, allerdings nur unter kontrollierten
Bedingungen.
DAS GLASHAUS benötigt Kohlendioxid für die Pflanzen, Methan zum Keimen, Dünger,
Wärme und Wasser. Tagsüber gibt es Wärme ab, und es liefert Nahrung für die Menschen, mit etwas
Ernteabfall für die Hühner. Das Huhn kann offensichtlich viel von diesem Bedarf decken und die
meisten Abfälle verwenden. Es kann in der Nacht das Glashaus auch mit Wärme in Form von
Körperwärme versorgen, wenn wir das Hühnerhaus daran anschließend errichten (Abbildung 6.8).
DER OBSTGARTEN erfordert Unkrautjäten, Schädlingsbekämpfung, Düngung und etwas
Beschneidung. Er gibt Nahrung (Obst und Nüsse) und liefert Insekten für die Nahrungssuche der
Hühner. So können Obstgarten und Hühner nutzbringend zusammenwirken, wenn die Hühner von Zeit
zu Zeit hineingelassen werden.
DAS WALDSTÜCK braucht Bewirtschaftung, Feuerschutz, eventuell Schädlingsbekämpfung,
etwas Düngung. Es bietet festen Brennstoff, Beeren, Samen, Insekten, Unterschlupf und etwas
Wärme. Hühner können auf den Bäumen schlafen, sich von Insektenlarven ernähren und durch
Scharren und Weiden von Brennstoffen wie Gräsern zum Feuerschutz beitragen.
DAS ACKERLAND bedarf des Pflügens, Düngens, Säens, Erntens und der Lagerung der Ernte.
Es liefert Futter für Hühner und Menschen. Die Hühner tragen als Düngerlieferanten und
Bodenbearbeiter ihren Teil bei (eine große Zahl von Hühnern auf einer kleinen Fläche putzt die ganze
Vegetation wirksam weg und gräbt den Boden durch Scharren um).
DIE WEIDE benötigt Beweidung, Düngung und Lagerung von Heu oder Silage. Sie gibt den
Tieren Futter (Würmer und Insekten eingeschlossen).
DER TEICH benötigt ein wenig Düngung. Er liefert Fische und Wasserpflanzen als Nahrung,
kann Licht spiegeln und Wärme speichern.
Indem wir die Hühner einfach sich natürlich verhalten und dort frei laufen lassen, wo sie von
Nutzen sind, holen wir aus ihnen eine Menge "Arbeit" heraus. Bei Anwendung der obigen Information
weisen wir den Hühnern einen Platz nahe am (umzäunten) Gemüsegarten zu, wahrscheinlich zum
Glashaus hin. Die Tore zum Obstgarten, zur Weide und zum Waldstück werden zu den richtigen
Zeiten geöffnet, damit die Hühner Fallobst, Samen und Insekten fressen, Unkräuter herauskratzen und
Dünger zurücklassen können.
1.4
JEDE WICHTIGE FUNKTION
WIRD VON VIELEN ELEMENTEN ERFÜLLT
Wichtige Grundbedürfnisse wie Wasser, Nahrung, Energie und Feuerschutz sollten auf zwei
oder mehr Arten abgedeckt werden werden. Eine umsichtige Gestaltung der Landwirtschaft wird zum
Beispiel sowohl einjähriges als auch Dauergrünland sowie auch Futterbäume (Pappeln, Weiden, honey
locust und tagasaste) umfassen, die entweder geschneitelt und dem Stallviehverfüttert werden, oder
das Vieh wird für kurze Zeiträume hineingelassen, um die Blätter, Schoten oder abgeschnittenen Äste
zu fressen.
Auf gleiche Weise kann ein Haus mit einem sonnenbetriebenen Warmwassersystem als Ersatz
zusätzlich einen Holzofen mit Wasserkühlmantel haben, der heißes Wasser liefert, wenn die Sonne
nicht scheint. Und zur Feuerbekämpfung werden viele Elemente (Teich, Einfahrt, langsam brennende
Windschutzbäume und Swales) in die Grundstücks- oder Dorfgestaltung einbezogen, um dann, wenn
es zu einem Brand kommt, den Schaden gering zu halten.
In anderen Beispielen wird Wasser auf viele verschiedene Arten gesammelt, von Dämmen und
Wasserspeichern zu Swales und Grubbern (um das Wasser wieder zu ergänzen), und an Meeresküsten
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werden Winde zuerst durch eine starke erste Windschutzreihe von Bäumen und Büschen, weiter innen
durch halbdurchlässige Zäune oder Spalieranlagen gebremst.
1.5
EFFIZIENTE ENERGIEPLANUNG
Der Schlüssel zu effizienter Energieplanung (die eigentlich effiziente wirtschaftliche Planung
ist) ist die Plazierung in Zonen und Abschnitten von Pflanzen, von Bereichen für Tiere und Gebäuden.
Die einzigen Einflüsse sind lokale Marktverhältnisse, Zugänglichkeit, Hanglage, lokale klimatische
Eigenarten, Gegenden von besonderem Interesse (Schwemmflächen oder felsige Hänge) sowie
besondere Bodenverhältnisse wie harte Laterite oder Sumpfböden. Die folgenden Abschnitte
behandeln Zonen-, Sektoren- und Hangpläne für ein "ideales" Grundstück, sagen wir, ein sanfter,
sonnenseitiger Hang, wo wenige Variablen anzutreffen sind. "Wirkliche" Landschaft hingegen ist
anders, so daß deine Entwürfe komplexer sein werden als die hier beschriebenen.
ZONENPLANUNG
Zonenplanung heißt, Elemente je nach der Häufigkeit, mit der wir sie benutzen oder pflegen
müssen, zu plazieren. Bereiche, die jeden Tag aufgesucht werden müssen (z. B. Glashaus, Hühnerstall,
Gemüsegarten), werden nah angelegt, während Bereiche, die weniger oft besucht werden (Obstgarten,
Weideland, Waldstück), entfernter angelegt werden (Abbildung 1.2). Um Bereiche in Zonen
anzuordnen, geh von einem Mittelpunkt aus, üblicherweise dem Haus, obwohl es auch ein Stall, eine
Baumschule oder, in größerem Maßstab, ein ganzes Dorf sein kann.
Die Zonierung wird eingeteilt nach (1) der Häufigkeit, mit der man das Element (Pflanze, Tier
oder Gebäude) aufsuchen muß, um etwas zu ernten oder zu pflücken; und (2) wie oft das Element
besucht werden muß.
Beispielsweise würden wir übers Jahr den Geflügelstall
 wegen der Eier 350mal,
 wegen des Dungs 20mal,
 zur Auslese 5mal und,
 20mal aus anderen Gründen,
also insgesamt 395mal aufsuchen; wohingegen man eine Eiche nur zweimal im Jahr besucht,
um Eicheln zu sammeln. Je mehr Besuche nötig sind, um so näher müssen die Objekte liegen. Jene
Bestandteile, die sehr häufiger Beobachtung, regelmäßiger Besuche und Arbeitsleistung oder
komplexer Bewirtschaftungsmethoden bedürfen, müssen in unmittelbarer Nähe angelegt werden;
andernfalls verschwenden wir viel Zeit, Aufwand und Energie, um sie aufzusuchen.
Die goldene Regel ist, die nächstgelegenen Bereiche zuerst zu erschließen, unter Kontrolle zu
kriegen, und dann über die Ränder hinaus zu erweitern. Allzu oft wählt der Anfänger den Garten weit
vom Haus und erntet die Pflanzen dann weder effizient noch kümmert er sich ausreichend um sie. Mit
der Zeit kann jeder Boden für einen Garten nutzbar gemacht werden; bleib also nahe beim Haus, wenn
du Garten und Obstgarten anlegst.
Zone 0 ist der Mittelpunkt des Geschehens (Haus, Stall oder Dorf bei Entwürfen in großem
Maßstab). Sie ist so angelegt, daß sie Energie bewahrt und den Bedürfnissen der Bewohner entspricht.
Zone I ist der Nahbereich des Hauses. Sie ist der am meisten bearbeitete und am intensivsten
genutzte Bereich und kann Garten, Arbeitsschuppen, Glashaus und Anzuchtkästen, Kleinvieh
(Kaninchen, Meerschweinchen), Brennstoffe fürs Haus (Gas, Holz), Kompost, Mulchmaterial,
Wäscheleine und Getreide-Trockenplatz einschließen. Hier gibt es keine großen frei weidenden Tiere
und vielleicht gerade ein paar größere Bäume (abhängig vom Schattenbedarf). Häufig aufgesuchte
oder wichtige Kleinbäume können in diese Zone gestellt werden, z. B. ein verläßlich tragender
Zitronenbaum.
Zone II ist auch noch intensiv betreut und enthält dichte Pflanzungen (größere Sträucher, ein
kleiner gemischter Obstgarten, Windschutz). An Elementen gehören Terrassen, Hecken, Spaliere und
Teiche hierher. Es gibt einige große Bäume mit einer vielfältigen Krautschicht und Unterwuchs,
insbesondere Beerenobst. Pflanzen- und Tierarten, die Pflege und Beobachtung brauchen, finden sich
in dieser Zone, und Wasser wird netzförmig verteilt (Tropfbewässerung für Bäume). Geflügel wird
9
zum Weiden in ausgewählte Bereiche (Obstgarten, Waldstück) gelassen, und als Verbindung zur
nächsten Zone kann ein Bereich für eine Milchkuh eingezäunt werden.
Zone III umfaßt unbeschnittene und ungemulchte Obstgärten, größere Weiden oder Flächen für
Fleischvieh oder Zuchtherden sowie Hauptfeldfrüchte. Wasser ist nur für einige Pflanzen vorhanden,
aber es gibt Tränken für die Tiere. Dies sind Kühe, Schafe und halbwilde Vögel. An Pflanzungen gibt
es Windschutzhecken, Dickichte, Waldstücke und große Bäume (wie Nuß und Eiche) als Tierfutter.
Zone IV ist halb bewirtschaftet, halb wild, und dient dem Sammeln und der Wild- und
Forstwirtschaft, trägt winterfeste Futterpflanzen und unbeschnittene Bäume. Zu den erwirtschafteten
Materialien gehört Holz, auch andere Erträge (Pflanzen und Wild) sind möglich.
Zone V besteht aus kaum oder gänzlich unbewirtschafteter natürlicher Wildnis. Bis zu diesem
Punkt gestalten wir. In Zone V beobachten und lernen wir; sie ist unser wichtiger Ort zum
Nachdenken, wo wir Besucher, nicht Bewirtschafter sind.
Lesezeichen 22. 2.
Tabelle 1.1 Einige Faktoren, die sich beim Planen der Zonen mit zunehmender Entfernung
verändern.
Die Zonen stellen eine handliche und allgemein anwendbare Methode dar, mit Entfernungen
umzugehen; in der Praxis jedoch werden die Zonengrenzen verschwimmen, oder Geländeform und
Grundstückszugang können manchmal bewirken, daß der am wenigsten genutzte Bereich (Zone V)
neben den am intensivsten genutzten Bereich (Zone I) liegt (zum Beispiel ein steiler, bewaldeter Hang
direkt hinterm Haus).
Tatsächlich können wir Keile der Zone V bis vor unsere Haustür bringen, als Durchgang für
Wild, Vögel und Natur. Auch können wir Zone I einem vielbenutzten Pfad entlang ausdehnen (ein
geschlungener Weg, der uns vom Haus zum Stall, am Hühnerstall vorbei, in den Garten, an den
Holzstoß und wieder zurück zum Haus führt). Die Abbildungen 1.3 und 1.4 zeigen MusterZonierungspläne für einen kleinen Bauernhof.
Die Zoneneinteilung kann sich ändern, wenn wir mit zwei oder mehr Mittelpunkten arbeiten,
nehmen wir an mit dem Haus und einem Gästehaus oder mit Haus und Stall oder, in größerem
Maßstab, mit den Häusern in einem Dorf. In diesem Fall müssen wir die Verkettungen zwischen
diesen Zentren sorgfältig herausarbeiten, die vornehmlich in Zugang, Wasser- und Energieversorgung,
Abwasserentsorgung und Umzäunungen bestehen. David Holmgren nennt dies "Netzwerk-Analyse",
die bei komplexeren Grundstücken Verbindungen zwischen Straßen, Rohrleitungen,
Windschutzanlagen und so weiter plant, um mehr als ein Zentrum zu versorgen.
SEKTORENPLANUNG
Sektoren haben zu tun mit den Naturkräften, den Elementen Sonne, Licht, Wind, Regen, Feuer
und Wasserfluß (einschließlich Überflutung). All diese kommen von außerhalb und gehen durch unser
System hindurch. Für sie erstellen wir ein Sektorendiagramm, das auf dem gegebenen Grundstück
beruht, üblicherweise in keilförmige Bereiche aufgeteilt, die von einem Mittelpunkt des Geschehens
ausgehen (im allgemeinen das Haus, aber es können auch andere Bauten sein). Abbildung 1.5.
Einige der Faktoren, die man auf so einem Grundrißplan skizziert, sind:
feuergefährdeter Bereich
kalte oder schädliche Winde
heiße, salzige oder staubige Winde
Sichtschutz
Einstrahlwinkel der Winter- und Sommersonne
Spiegelung auf Teichen
Überflutungsbereiche
Wir plazieren passende Pflanzenarten und bauliche Strukturen in jeden Sektor, um (1) die
einfallenden Energien oder Blicke zu hemmen oder abzuschirmen, (2) sie für besondere Zwecke zu
kanalisieren oder (3) den Sektor beispielsweise maximalem Sonnenlicht zu öffnen. Wir legen
Gestaltungselemente also derart an, daß wir einfallende Energie zu unserem Vorteil nutzen können.
Für den feuergefährdeten Sektor wählen wir Elemente, die nicht brennen oder einen
Feuerschutz darstellen, wie Teiche, Steinmauern, Straßen, offenes Gelände, feuerhemmenden
Bewuchs oder Weidevieh, das die Vegetation kurz hält.
10
HANG
Schließlich schauen wir uns das Grundstück im Profil an, wobei wir relative Erhebungen
berücksichtigen, um die Lage von Dämmen, Wasserspeichern oder Brunnen (oberhalb des Hauses;
Wasser fließt abwärts) zu bestimmen; um Zufahrtsstraßen, Drainagen, Überflutungs- oder
Strömungsableitungen zu planen und um Abwasseraufbereitungs- oder Biogasanlagen anzuordnen und
so weiter. Die Abbildungen 1.6 und 1.7 veranschaulichen einige ideale Beziehungen von Bauten und
Funktionen unter der Annahme, daß ein brauchbarer Hang vorliegt. Beginnend vom Plateau oder
Kamm:
 Oberhalb des Hauses gelegene Dämme nehmen den Überschuß höher gelegener
Wasserbehälter auf, die das Dachwasser von Heuschobern, Werkstätten oder Versammlungshäusern
sammeln, die alle wenig Wasser benötigen, aber große Dachflächen haben. Verteilungskanäle um
Hügel- oder Bergkämme herum, die zu Dämmen führen, erfüllen denselben Zweck.
 Alle überdachten Wasserspeicher auf Erhebungen sind sehr nützlich und können als
Unterkellerung oder Fundament der Gebäude errichtet werden, wodurch sie einen Hitze-/Kältepuffer
im Unterboden von Werkstätten bilden. Wasser von solchen überdachten Tanks ist mit Sicherheit frei
von biologischer Verschmutzung und sollte strikt der Trinkwassernutzung in niedrigeren Lagen, dem
Siedlungsbereich, vorbehalten sein. Der Großteil häuslichen Wasserbedarfs (zum Duschen, fürs Klo,
für Gärten) wird von den Hochdämmen gespeist.
Oberhalb des Hauses, besonders bei rauhem, felsigem und trockenem Gelände, sollte eine
sorgfältige Auswahl trockenheitsliebender Pflanzen getroffen werden, die nur bei der Pflanzung
Bewässerung "vor Ort" brauchen. Diese Wälder oder Obstgärten tragen zum Erosionsschutz und zur
Wasserspeicherung bei. In niedrigeren Lagen wähle man Pflanzen mit höherem Wasserbedarf.
Beim Haus werden kleine Tanks für die Wasserversorgung im Notfall benötigt, und das Haus
sollte aus Feuerschutzgründen hinter den unteren Dämmen oder Teichen liegen. Grauwasser vom
Haushalt (Abwasser von Spülbecken und Duschen, nicht von Toiletten) wird von dichter Vegetation
entweder im Gemüsegarten oder im Obstgarten aufgenommen.
 Von unten wird Wasser vom Talsee oder von tiefer gelegenen großvolumigen Speichern in
Notfällen wie Feuer oder Dürre zu den hochgelegenen Speichern und Dämmen gepumpt.
Ein Punkt, der bei der Planung oft unberücksichtigt bleibt, ist der Zugang zum Oberhang als
Weg oder Straße. Dieser Zugang ermöglicht Wasserdrainage oder -verteilung zu Dämmen am
Mittelhang, Feuerschutz an Hängen und zur Erntezeit Zugang zum Wald, zu Schuppen oder Ställen.
Oft kann - auf kleinen Grundstücken - das Mulchmaterial aus den Wäldern und Dung von Ställen am
Oberhang einfach hangabwärts geschafft werden, um einen Stall-zu-Haus-Garten anzulegen. Gerippte
Böden in den Scherschuppen, Ziegen- und anderen Ställen auf dem Oberhang ermöglichen leichten
Zugang zum Mist.
Um die grundlegenden Energiespar-Regeln zu wiederholen:
Ordne jeden Teil (Pflanze, Tier oder Gebäude) so an, daß er zumindest zwei oder mehr
Aufgaben erfüllt.
 Jede wichtige Funktion (Wassersammlung, Feuerschutz) wird auf zwei oder mehr Arten
erfüllt.
 Die Elemente werden gemäß der Intensität der Nutzung (Zonen), der Handhabung äußerer
Energien (Sektoren) und des wirksamen Energieflusses (Hang oder Konvektion) plaziert.
Wenn diese Hausverstands-Überlegung einmal erfolgt ist, wissen wir, daß sich jeder Bestandteil
aus drei Gründen an einem passenden Platz befindet (in bezug auf die Gegebenheiten des
Grundstücks, die von außen einwirkenden Kräfte sowie den Hang oder die Erhebung). Um es
zusammenzufassen: Keinen Baum, kein Gebäude, keine Pflanze oder Tätigkeit sollte es geben, der/die
nicht entsprechend diesen Kriterien angeordnet werden. Wenn wir zum Beispiel eine Kiefer pflanzen,
dann in Zone IV (selten aufgesucht), weg vom feuergefährdeten Sektor (sie speichert Brennstoff und
brennt wie ein Teerfaß), zum Kaltwind-Sektor hin (Kiefern sind ein robuster Windschutz), und sie
sollte eßbare Nüsse für Tierfutter tragen.
Wenn wir ein kleines Gebäude wie etwa einen Geflügelstall plazieren wollen, dann sollte er an
Zone I angrenzen (für häufige Besuche), abseits des Feuersektors liegen, an den einjährigen Garten
anschließen (zwecks einfacher Dungsammlung), mit der Rückseite zum Futterbereich liegen, in
gemäßigtem Klima an ein Glashaus angebaut werden und Teil eines Windschutzsystems sein.
11
1.6
VERWENDUNG LEBENDER RESSOURCEN
In einem Permakultur-System verwenden wir lebende Ressourcen (Pflanzen und Tiere) wo
immer möglich, um Energie zu sparen und um die Farmarbeit zu besorgen. Pflanzen und Tiere werden
herangezogen, um Brennstoff, Dünger, Bodenbearbeitung, Insektenbekämpfung, Unkrautbekämpfung,
Nährstoffverwertung, Standortverbesserung, Bodenbelüftung, Feuerschutz, Erosionsschutz zu
gewähren und so weiter.
Lebende Ressourcen auf dem Grundstück aufzubauen, ist eine Langzeitinvestition, die in den
Planungsstadien des Nachdenkens und der Lenkung bedarf, da sie eine Schlüsselstrategie ist, um
Energiekreisläufe zu schließen und nachhaltige Systeme zu entwickeln. Wir verwenden pflanzliche
Dünger und Leguminosen-Bäume anstelle von Stickstoffdünger; lieber Weidegänse und kurze Kräuter
als Rasenmäher; lieber biologische Insektenbekämpfung als Pestizide; und Tiere wie Hühner oder
Schweine anstelle von Rotivatoren, Herbiziden und Kunstdüngern.
Dennoch ist sorgsamer und angemessener Gebrauch nicht lebender Ressourcen (Maschinen mit
fossilen Treibstoffen, Kunstdünger, technische Geräte) in den Anfangsstadien einer Permakultur
akzeptabel, wenn sie dazu verwendet werden, langfristige, nachhaltige lebende Systeme und
dauerhafte, feste Einrichtungen zu schaffen.
Zum Beispiel wurden zur Herstellung technischer Geräte wie photovoltaischer Zellen, SolarThermen und Plastikrohren nicht erneuerbare Rohstoffe eingesetzt, aber wir können diese wirksam
einsetzen, um vor Ort unsere eigene Energie zu erzeugen. Auch können wir Baumaschinen mieten, um
Straßen, Dämme, Senken und Verteilungskanäle zu bauen; Traktoren, um harten, unergiebigen Boden
zu grubbern oder in trockenen Gegenden kleine Vertiefungen zu machen, um Schlick und Samen für
späteres Pflanzenwachstum aufzufangen; Lastwägen, um Mist und Mulch von nahegelegenen Quellen
herbeizuschaffen, um unsere eigenen Systeme starten zu können.
Ebenso schafft die Einbringung von Kunstdüngern in ausgezehrte Böden Pflanzen für die
Gründüngung, mit denen biologische Fruchtbarkeit aufgebaut wird. Die Probleme beginnen, wenn wir
in einer jährlichen Düngungs- oder Maschinentretmühle gefangen sind, anstatt diese Ressourcen klug
einzusetzen, um unsere eigenen biologischen Systeme vor Ort oder in der Gemeinde aufzubauen.
Verwende auf jeden Fall vorsichtig, was dir zur Verfügung steht, verwende es für bestmögliche
Zwecke und entwickle so schnell wie möglich Alternativen.
Es folgen nun einige Beispiele, wie man Pflanzen und Tiere einsetzen kann, um Ertrag und
Vitalität zu steigern und um den Bedarf an Düngern und Pestiziden zu vermindern. Anstatt auf
Maschinen oder rohe Kraft zu setzen, können wir die Bewirtschaftung und Pflege unserer Grundstücke
mit Denken bewerkstelligen.
Tier-Traktoren: Hühner und Schweine sind dafür bekannt, daß sie den Boden auf der Suche
nach Würmern, Insekten und Wurzeln aufscharren und aufgraben. Tier-Traktor-Systeme werden in
Kapitel 6 beschrieben; dennoch in aller Kürze: Hühner, Schweine oder Ziegen zerstören jede
Vegetation, wenn man sie auf einer überwucherten oder mit Dornengestrüpp bewachsenen Fläche
einschließt, arbeiten teilweise den Boden um und düngen ihn. Dann werden sie in ein anderes Gehege
gegeben, bevor sie durch Überdüngung oder Durchwühlen des Bodens tatsächlich Schaden anrichten.
Schädlingsbekämpfung: Pflanzen aus den Familien der Umbelliferae (Schirmblütler) und der
Compositae (Korbblütler) wie Dill, Fenchel bzw. Gänseblümchen oder Ringelblume locken, um die
Gartenbeete gepflanzt, Raubinsekten an (Insekten, die Schädlinge fressen oder als Parasiten befallen).
Teiche im Garten ziehen insektenfressende Frösche an. Passende Nistkästen oder Dornensträucher
bieten Lebensraum für insektenfressende Vögel. Pilze und nützliche Bakterien oder Fadenwürmer
werden ebenfalls benutzt, um Insekten kurz zu halten, und viele Pflanzen wirken bremsend auf
Insekten oder Fadenwürmer.
Dünger: Alle Tiere wirken an Nährstoffkreisläufen mit, indem sie Pflanzen oder andere Tiere
fressen und stickstoffhaltigen Kot auf Feldern, in Obstgärten und Gärten ausscheiden. Enten- und
Schweinemist in einem großen Teich oder See erhöht das Nährstoffangebot für viele Fischarten.
Regenwürmer pumpen Luft in Böden und liefern Humus und Nährstoffe für Pflanzen oder werden als
Geflügel- oder Fischfutter gesammelt. Garten- und Obstgartenabfälle werden von Würmern wieder in
den Kreislauf zurückgebracht, die dabei etwaige Schädlinge und Krankheiten beseitigen.
12
Beinwell kann zusammen mit Mist zu einer flüssigen Mixtur kompostiert oder fermentiert
werden, die wichtige Nährstoffe für Gartenpflanzen liefert. Viele kräftige und tiefwurzelnde
Baumarten dringen in die tieferen Bodenschichten vor und erschließen Nährstoffe, die für
flachwurzelnde Pflanzen nicht erreichbar sind. Das Laub kann dann zum Mulchen und somit zum
Aufbau von Bodenhumus verwendet werden.
Kräuter und Bäume aus der Familie der Leguminosen (Luzerne, Bohnen, leucaena, Akazien),
die ebenfalls Nährstoffe in den Boden abgeben, indem sie Stickstoff aus der Luft aufnehmen und in
Wurzelknöllchen verarbeiten, haben angepaßte Bakterien (Rhizobium), die in ihren Wurzelknöllchen
arbeiten. Indem das richtige Rhizobium der Topfpflanzenerde beigefügt wird, kann das
Pflanzenwachstum um bis zu 80% über das nicht behandelter Exemplare gesteigert werden.
(Anmerkung: Nicht alle Leguminosen binden Stickstoff; wichtige Ausnahmen sind honey locust und
carob). Von über 150 nicht leguminosen Pflanzen wie der Erle (Alnus), der Ölweide (Eleagnus) und
dem Känguruhbaum (Casuarina) weiß man ebenfalls, daß sie Stickstoff binden.
Weidekräuter, Sträucher und Bäume der Leguminosen-Familie werden zwischen Obst- und
Waldbäume gepflanzt, und leguminose Feldfrüchte wie Saubohnen und Erbsen werden in Gärten und
als Unterwuchs in Obstgärten gepflanzt. Wenn sie vor der Blüte zurückgeschnitten werden, wird
Stickstoff von den Wurzelknöllchen in den Boden abgegeben, wo er von umstehenden Pflanzen
aufgenommen wird.
Viele dieser Pflanzen, besonders Leguminosen, haben auch anderweitigen Nutzen; der
Sibirische Erbsenstrauch (Caragana) und tagasaste (Chaemocytisus palmensis) beispielsweise
verbessern nicht nur den Boden, sondern sind auch in Windschutzhecken und als Lieferanten von
Hühnerfutter (Samen) und Futter für größeres Vieh (Blätter) von Nutzen.
Andere biologische Ressourcen sind Bienen (befruchten Blüten und sammeln Nektar),
stachelige Pflanzen (zum Einzäunen), allelopathische Pflanzen (Pflanzen, die Unkrautwuchs hemmen)
und Hunde (als Hirtenhunde, besonders für Schafe) dar.
Der Schlüssel zur wirksamen Verwendung biologischer Ressourcen ist die Handhabung. Wenn
sie nicht gesteuert werden, können solche Ressourcen außer Kontrolle geraten, zerstörerisch und
schließlich zu Umweltverschmutzern werden. Dies sieht man bei uneingezäuntem Vieh, das
Jungbäume frißt, bei Ziegen, die in den Obstgarten entwischen, bei Hühnern, die ihren Stall
verschmutzen; und an ungepflegten leguminosen Bäumen, die den Garten verschatten.
Die meisten Strategien zur Handhabung beruhen auf dem richtigen Zeitpunkt. Zum Beispiel
können Gänse in einem Garten mit Erdbeeren, Stachelbeeren, Wurzelgemüse wie Zwiebel und
Erdäpfel sowie Paradeiser usw. das Gras jäten. Der Clou dabei ist, die Gänse erst in den Garten zu
lassen, nachdem die Pflanzen groß genug sind (um nicht von den Füßen der Gänse zertreten zu
werden), und bevor die Früchte reif sind (die Gänse würden die reifen Erdbeeren und Paradeiser
fressen).
Hühner sollten, bei all ihren Vorzügen im Düngen und in der Vertilgung von Insekten und
Unkrautsamen, nicht in einen gemulchten Garten oder Obstgarten gelassen werden, da sie beim
Scharren nach Insekten die Mulchschicht zerfleddern würden. Falls der Obstgarten nicht gemulcht,
sondern mit einem Unterwuchs von stickstoffbindenden Leguminosen bewirtschaftet wird, kann man
die Hühner hineinlassen, um sie zwischen Fallobst, Insekten und Grünzeug nach Futter suchen zu
lassen. Die Mulchschicht in Hühnergehegen kann mit Steinen oder Maschendraht bedeckt werden.
1.7
ENERGIEKREISLÄUFE
In der modernen Lebensmittelversorgung wird vollständige und abwechslungsreiche Kost durch
ein weltweites Netzwerk von Transport, Lagerung und Vermarktung geboten. Dieser Vertrieb von
Lebensmitteln ist natürlich energieaufwendiger als lokale landwirtschaftliche Vielfalt und nur über
den Einsatz fossiler Treibstoffe möglich. Die Kosten des Nahrungsvertriebs sind bereits außer
Kontrolle geraten und haben ihre Rückwirkungen auf den Bauernhof. "Effiziente" Methoden wurden
dem Produzenten aufgezwungen, obgleich das langfristig zum Schaden des Landes und des
Erzeugnisses ist. Pestizide, große Mengen an Dünger sowie unkluge Fruchtfolgen und
Bearbeitungsmethoden sind im Streben nach Kostensenkung und Ertragssteigerung im hoffnungslosen
Rennen um wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit Allgemeingut geworden.
13
Eine Gemeinschaft, die von einer vielfältigen Permakultur versorgt wird, ist unabhängig vom
Handel und einer abwechslungsreichen Kost sicher, die allen Ernährungsansprüchen Rechnung trägt,
ohne Abstriche an Qualität und ohne das Land zu zerstören, das sie ernährt. Die größten Einsparungen
an Energie liegen in der Ausschaltung des kostspieligen Transports, der Verpackung und der
Vermarktung.
In Permakultur-Systemen versucht man, den Abfluß von Nährstoffen und Energie vom Standort
weg zu stoppen und stattdessen in Kreisläufe umzuleiten, so daß beispielsweise Küchenabfälle in
Kompost rückgeführt werden; Tierausscheidungen werden der Biogasproduktion oder dem Boden
zugeführt; Haushalts-Grauwasser fließt in den Garten; Gründüngung wird in den Boden eingearbeitet;
Laub wird als Mulch um die Bäume zusammengerecht. Oder – auf regionaler Ebene – man klärt
Abwässer, um Dünger zu gewinnen, der auf den Feldern des Bezirks verwendet wird.
Gute Gestaltung verwendet zufließende natürliche Energien zusammen mit denen, die an Ort
und Stelle gewonnen werden, um einen vollständigen Energiekreislauf zu sichern.
Das zweite Gesetz der Thermodynamik besagt, daß Energie ständig abgebaut oder für das
System weniger nutzbar wird. Dennoch kommt durch beständigen Kreislauf das Gedeihen des Lebens
auf Erden zustande. Das Zusammenwirken zwischen Pflanzen und Tieren vermehrt sogar die auf dem
Grundstück verfügbare Energie. Das Ziel der Permakultur ist nicht bloß, Energie in den Kreislauf
zurückzuführen und so zu vermehren, sondern auch alles aufzufangen, zu speichern und zu
verwenden, bevor es zu seinem niedrigsten Energienutzen verkommen und uns so für immer
verlorengegangen ist. Unsere Aufgabe ist es, einfließende Energien (Sonne, Wasser, Wind, Mist) zum
höchstmöglichen Nutzen einzusetzen, dann zum nächsthöchsten und so weiter. Wir können
Nutzungsorte "von der Quelle bis zum Abfluß" schaffen, ehe sie unser Grundstück wieder verlassen.
Vorrichtungen zum Auffangen und Speichern von Wasser legt man zum Beispiel oben an, um
eine Nutzung in einem vielfältigen Netz von Teichen, kleineren Speichern, Energiegewinnung und so
weiter zu ermöglichen, bis wir das Wasser schließlich vom Grundstück fließen lassen(Abbildung 1.8).
Wenn wir die Hügel ignorieren und einen Damm im Tal anlegen, dann haben wir den Vorteil der
Schwerkraft verschenkt und brauchen Energie, um das Wasser wieder hinauf zu pumpen. Was zählt,
ist nicht die Niederschlagsmenge, es ist die Zahl an Kreisläufen, die wir einrichten können, um das
Wasser zu unserem größten Vorteil zu nutzen. Je mehr brauchbare Speicher, zu denen wir die Energie
zwischen ihrem Einströmen oder ihrer Gewinnung vor Ort und ihrem Ausströmen leiten können, desto
besser sind wir als Gestalter.
1.8
INTENSIVE SYSTEME AUF KLEINEM RAUM
Ein Permakultur-System braucht eher Handwerkzeuge (Sense, Handmäher, Baumscheren, Axt,
Schubkarren) auf einem kleinen Grundstück als große Mähdrescher und Lastwägen und gemäßigte
Treibstoffverbraucher (Traktor, Motormäher, Motorsense, Kettensäge) auf größeren Grundstücken.
Obwohl Permakultur am Anfang arbeitsintensiv zu sein scheint, ist es keine Rückkehr zu
bäuerlichen Systemen mit einjährigen Feldfrüchten, endloser Schufterei und vollständiger
Abhängigkeit von menschlicher Arbeit. Vielmehr konzentriert sie sich auf die Gestaltung der
Landwirtschaft (oder des Gartens oder der Stadt) zum höchsten Nutzen, wozu ein bestimmter Anteil
menschlicher Arbeit gehört (was Freunde und Nachbarn einschließen kann), ein allmählicher Aufbau
ertragreicher mehrjähriger Pflanzen, Mulchen zur Unkrautbekämpfung, die Verwendung lebender
Ressourcen, alternative Technologien, die Energie erzeugen und sparen, sowie – sofern zweckmäßig –
ein maßvoller Gebrauch von Maschinen.
Mit kleinräumigen, intensiven Systemen ist gemeint, daß (1) ein großer Teil des Landes
effizient und gründlich genutzt werden kann und daß (2) das Grundstück unter Kontrolle ist. Auf
einem kleinen Grundstück ist das kein Problem; auf größeren hingegen passiert es leicht, daß man den
Fehler macht, sich mit weitläufigen Gärten, Obstgärten, Waldstücken und Freilaufgehegen für Hühner
zu schnell auszubreiten. Dies ist eine Verschwendung von Zeit, Energie und Wasser. Wenn du wissen
willst, wie du deine Landwirtschaft handhaben sollst, beginn an der Schwelle deiner Tür. Wenn du
einen Bauernhof siehst, wo die Unkräuter gleich bei der Tür beginnen, dann werden die Unkräuter bis
zur Grundstücksgrenze gehen; die Landfläche ist zu groß im Verhältnis zu verfügbarer Zeit, Arbeit,
Geld oder Interesse.
14
Wenn wir ein System nicht erhalten oder verbessern können, dann sollten wir es bleiben lassen,
um so den Schaden gering und die natürliche Komplexität groß zu halten. Wenn wir unsere eigene
Anzahl, unsere Ansprüche und die Fläche, die wir besiedeln, nicht selbst regulieren, wird die Natur
das für uns tun; durch Hunger, Erosion, Armut und Krankheit. Was wir politische und ökonomische
Systeme nennen, steht und fällt mit unserer Fähigkeit, die natürliche Umwelt zu erhalten. Striktere
Regelung des verfügbaren Landes plus sehr vorsichtige Verwendung natürlicher Ressourcen sind
unsere einzige nachhaltige Zukunftsstrategie. Vielleicht sollten wir nur diejenigen Flächen
bewirtschaften, die wir mit Klein-Technologie aufbauen, erhalten und abernten können, als eine Art
Bremse unserer Ansprüche. Das bedeutet, daß Siedlungen immer vollständige Nahrungsversorgung
einschließen sollten, da wir sonst die tödliche Verbindung von steriler Stadt und verwahrloster
Landschaft riskieren, bei der Stadt, Wald und Bauernhof gleichermaßen vernachlässigt werden und
selbst die einfachsten Ressourcen für Selbstversorgung fehlen.
Was wir in der westlichen Welt häufig beobachten, ist verdorbene Landschaft - die
vorstädtischen Gärtchen unter Rasen und Zierblumen sowie Flächen urbaner Verkommenheit um die
Großstädte herum, mehr gerodetes Land am Rand der Wildnis und schrecklicher Mißbrauch des
dazwischen liegenden Landes. Dieses System ist nicht nachhaltig. Ab hier scheint klar, daß die
Planung für hochintensive, biologisch ausgerichtete Nahrungsproduktion vor der eigenen Haustür der
einzige Ausweg aus zukünftigen Krisen ist.
Vergleiche die weiten, leergefegten Flächen Australiens und Nordamerikas mit den kleinen,
intensiv bewirtschafteten Flächen auf den Philippinen, wo üblicherweise nur zwölf Quadratmeter
Wirtschaftsfläche ums Haus vorhanden sind: von daher kommt die meiste Nahrung für die Familie.
Das Haus steht oft auf Stelzen, mit Ställen für Tiere darunter. Der Garten umgibt das Haus.
Speisereste und Abfälle werden an die Tiere verfüttert; Kot wird für den Garten verwendet.
Rankgerüste mit Passionsfrucht, Flaschenkürbis, Bohnen und anderen kletternden Gemüsen schützen
das Haus vor extremer Hitze und liefern Nahrung für die Familie. Schnellwachsende Bäume
(Leucaena) werden als Brennholz geschnitten.
Bleib also nahe am Haus und arbeite darauf hin, kleine, intensive Systeme zu entwickeln. Wir
können zehn wichtige Bäume setzen und uns um sie kümmern, während wir, wenn wir hundert
pflanzen, bis zu 60% durch ungenügende Vorbereitung der Pflanzstelle und zu wenig Pflege verlieren
können. Zehn Bäume und vielleicht vier Quadratmeter Garten, gut geschützt, gedüngt und bewässert,
bilden den Anfang des Zone I-II-Systems.
Die kleineren Kernpläne stehen immer in Bezug zu einem größeren Plan. Sie beziehen sich auf
die Gestaltungen, die das Haus umgeben, den Obstgarten ausmachen oder im Hühnergehege relevant
werden. Wichtig dabei ist, im Kopf zu behalten, vor weiterführenden Schritten den Kern vollständig
zu entwickeln. Dieser Kern kann ganz einfach aus einer großen Gruppe von Pioniergehölzen bestehen,
selten gepflegt, aber mit guter Bodenvorbereitung gepflanzt und, wenn nötig, mit Wasser versorgt.
Oder es kann ein voll bepflanzter, umzäunter, gemulchter und bewässerter Garten sein, ein
Tierfütterungssystem, Obstgarten oder Teichrand. Um Energie und Wasser zu sparen und das
Eindringen von Unkräutern zu hintanzuhalten, sollte das entwickelte System vollständig mit Pflanzen
besetzt sein, selbst wenn manche später ausgedünnt werden müssen. Auch wenn dies zunächst mehr
Zeit und Energie in Anspruch zu nehmen scheint, zahlt es sich durch verminderten Ausfall von
Pflanzen und einfache Betreuung des Systems letztendlich aus.
PFLANZENSCHICHTUNG
In jedem Ökosystem gibt es verschiedene Pflanzenarten in unterschiedlichen Höhen über dem
Erdboden sowie Wurzelstrukturen in verschiedenen Tiefen. Die Pflanzen wachsen je nach
vorhandenem Licht, so daß in einem Wald die ausgewachsenen Bäume die oberste Lage (Schirmdach)
bilden, unter der eine niedrigere Baumschicht liegt, die einen Teil des verbleibenden Lichts nutzt. Die
an niedrige Lichtstärke angepaßte Strauchschicht wächst darunter, und wenn es dann überhaupt noch
Licht gibt, bildet sich eine Krautschicht als niedrigste Schicht (Abbildung 1.9).
Wir können eine eigene Variante von Wald schaffen, indem wir eine gemischte Pflanzung von
größeren und kleineren Arten, Kletterpflanzen und Kräutern aufbauen, angeordnet entsprechend ihrer
Wuchshöhe, ihrer Schattenverträglichkeit und ihrem Wasserbedarf. Auf Land mit entsprechender
Fruchtbarkeit und einer Wasserquelle legen wir unser System beispielsweise sofort als Ganzes an, mit
Klimax-Arten (langlebige Obstbäume wie Walnuß oder Pecannuß); kurzlebigeren kleineren
Obstbäumen (Zwetschken, Pfirsiche); raschwüchsigen leguminosen Pioniergehölzen (Akazie,
15
Ölweide, tagasaste) wegen des Mulchs, Schattens und Stickstoffs; kurzlebigen mehrjährigen
Gewächsen (Beinwell, Schafgarbe) zwecks Unkrautbekämpfung und Mulch; mehrjährigen Sträuchern
(Stachelbeere, Heidelbeere) und auch Einjährigen wie Dill, Bohnen und Kürbis.
Die Abstände zwischen den Pflanzen hängen im wesentlichen von der Verfügbarkeit des
Wassers und den Lichtansprüchen ab; Pflanzungen in trockenen Gebieten bedürfen größerer Abstände,
während in warmen, feuchten Regionen die Pflanzen sehr nah aneinander gesetzt werden können. Die
Gestaltung in kühlem Klima erfordert ziemlich offene Systeme, um Licht zu den tieferen Schichten
durchzulassen und mangelnde Wärme zur Reifung auszugleichen. Außerdem benötigen viele
Obstbäume der gemäßigten Klimata und selbst Pflanzen in warm-feuchter Umwelt Luftbewegung
zwischen ihnen, um die Gefahr von Pilzbefall bei außerordentlichen Regenfällen zu mindern.
ZEITLICHE SCHICHTUNG
Die Engländer haben sich ein landwirtschaftliches System ausgedacht, in dem Weiden
umgebrochen wurden, nachdem das Vieh einige Jahre auf ihnen gewesen war. Ein regulärer Wechsel
fand alle sieben Jahre statt. Das Weideland wurde umgepflügt und mit einer starkzehrenden Frucht,
sagen wir, mit Luzernen besät, auf die zunächst ein Getreide und schließlich ein Wurzelgemüse
folgten. Ein Jahr ließ man es dann brach liegen, um den Boden ausruhen zu lassen. Das war
nachhaltig, der Kreislauf bedurfte aber einer langen Zeit. Masanobu Fukuoka, der Meisterstratege,
arbeitet mit zeitlicher Schichtung. Er braucht die Brachephase nicht, weil er den Hauptteil der
Feldfrucht nie aus dem Boden entfernt. Er schichtet seine Leguminosen mit Getreide, mit seinen Enten
und mit seinen Fröschen. Er läßt sein Vieh zu bestimmten Zeiten auf die Felder, anstatt Land fürs Vieh
und Land für die Feldfrüchte zu haben. Und er kombiniert verschiedene Früchte miteinander. Er geht
noch einen Schritt weiter; er schichtet auch Abläufe ineinander. Er beginnt mit der nächsten Frucht,
bevor die letzte fertig ist.
Wir könne dasselbe machen, indem wir Pioniere, junge Obstbäume, Palmen (oder
Stangenfrüchte), Sträucher, Windschutzhecken, Bodendecker und selbst Beete mit Einjährigen
miteinander und zur selben Zeit anlegen. Zuletzt werden die einjährigen Früchte von den
ausdauernden Sträuchern und kleinen Bäumen überschattet werden, und in 20 Jahren werden Bäume
einen Großteil des Geländes beherrschen. In der Zwischenzeit haben wir dann viele Jahre lang
Gemüse geerntet und den Boden durch Einbringung von Gemüseabfällen und Gründüngung
aufgebaut. Anstatt 6-20 Jahre lang auf Erträge von Baum- und Nußfrüchten zu warten, erhalten wir
von 5-6 Monaten an Ernten.
1.9
BESCHLEUNIGUNG VON SUKZESSION UND EVOLUTION
Natürliche Ökosysteme entwickeln und verändern sich mit der Zeit, wodurch eine
Aufeinanderfolge von verschiedenen Planzen- und Tierarten entsteht. Aufgelassene Weiden
beispielsweise werden nacheinander von einer Gras- und Krautschicht, von Pionierpflanzen und
schließlich von einer Klimax-Art kolonisiert, die an Böden, Landform und Klima angepaßt sind. Jede
Stufe schafft die passenden Voraussetzungen für die nächste. Pionierpflanzen können Stickstoff
binden, schwere Böden auflockern, Salz im Boden abbauen, steile Hänge festigen, überschüssige
Feuchtigkeit aufnehmen oder Unterschlupf bieten. Sie erobern neue Lebensräume und erleichtern es
anderen Arten, nachzufolgen, indem sie die Umwelt in einen günstigeren Zustand bringen.
Abbildung 1.10 zeigt den Vorgang der Sukzession auf einem Weidesystem.
In der herkömmlichen Landwirtschaft wird die Vegetation auf dem Gras- oder Krautniveau
gehalten (z. B. Gemüse, Getreide, Leguminosen, Weide), wobei Energie dafür aufgewendet wird, um
sie geschnitten, gejätet, umgegraben, gedüngt und sogar abgebrannt zu halten; das heißt, wir setzen
das System kontinuierlich zurück und handeln uns Arbeit und Energiekosten ein, wenn wir das
Aufkommen der natürlichen Sukzession verhindern.
Anstatt diesen Vorgang zu bekämpfen, können wir ihn steuern und beschleunigen, um unsere
eigenen Klimax-Arten in kürzerer Zeit zu etablieren. Das können wir erreichen, indem wir:
 verwenden, was bereits wächst, üblicherweise eine "Unkraut"-Schicht, um Bodenfruchtbarkeit
aufzubauen. Weiche Kräuter können mit Karton und alten Teppichen als Flächenmulch bedeckt oder
geschnitten als Mulch um andere Pflanzen herum verwendet werden, bevor die Samenköpfchen sich
entwickeln. Holzige, mehrjährige Sträucher wie Wandelröschen (lantana) oder Ginster machen
16
ausgezeichnete Böden, wenn sie nach dem Zurückschneiden eingehen, und werden allmählich von
Waldbäumen verschattet. Die Wurzeln müßten wir ausgraben, wenn wir einen schnelleren Wechsel
wünschen, aber für einjährige Unkräuter gilt, daß einfaches Aus- oder Umgraben nur mehr Unkraut
produziert, da die Samen aufgrund des Lichts und des Wassers sprossen.
passende Pflanzen einbringen, die in der betreffenden Umgebung leicht überleben und dazu
beitragen, Bodenfruchtbarkeit aufzubauen. Je nach Bodentyp, mit dem wir arbeiten (der erodiert,
versalzen, sumpfig, ausgezehrt, sauer, alkalisch, lehmig oder sandig sein kann), können wir sowohl
ein- als auch mehrjährige Sorten einer dem Ort angepaßten Leguminose (für Gründüngung und
Mulch) setzen sowie strauchartige, nützliche Mehrjährige, bei denen man weiß, daß sie überleben und
gedeihen. Eventuell müssen wir mit dem Pflanzen unserer "Klimax"-Früchte warten, bis günstigere
Böden aufgebaut sind.
 das Lebensniveau künstlich erhöhen, indem wir Mulch, Gründüngungspflanzen, Kompost und
andere Dünger verwenden, um die Bodenumwelt zu verändern. Das versetzt uns in die Lage, eher zu
pflanzen oder, falls in Kombination mit der vorgenannten Methode verwendet, einen Kern von
Klimax-Fruchtbäumen in Grenzertragsboden zu setzen, wenn wir bereit sind, Pflegearbeit für diese
Bäume aufzuwenden.
 Einbringung unserer eigenen Kraut-, Pionier- und Klimax-Arten, die für uns nützlicher sind
als der bestehende natürliche oder beeinträchtigte Bewuchs. Beinwell zum Beispiel kommt zwischen
Unkrautwuchs auf, hilft, das Gelände in den Griff zu kriegen, wenn er dicht genug gepflanzt wird, und
bringt im ersten Jahr Erträge.
1.10
VIELFALT
In seinem Buch Plants, Man, and Life beschreibt Edgar Andersen die um die Häuser herum
gruppierten Gemüse-/Obstgarten-Pflanzungen in Mittelamerika. Nahe am Haus und dieses mehr oder
weniger umschließend liegt ein kompakter Gemüse-/Obstgarten im Ausmaß von ungefähr 20
Quadratmetern. Keine zwei von diesen gleichen einander genau. Es gibt säuberliche Plantagen, die
mehr oder weniger in Gruppen angelegt sind. Es gibt verschiedene Obstbäume (Zitrone, Zimtapfel,
Sapote, Mango und Avocado) sowie ein Dickicht von Kaffeesträuchern im Schatten der größeren
Bäume. Es gibt ein oder zwei Arten von Tapiokapflanzen (Maniok), die am Rand der Bäume mehr
oder weniger in Reihen gezogen werden. Häufig gibt es Stellen mit Bananen; Mais und Bohnen stehen
hier und da in Reihen oder Haufen. Über alles hinweg klettern und winden sich die Ranken
verschiedener Kürbisse und derer Verwandten: die Chayote (choko), kultiviert wegen ihrer
Kürbisfrucht und ihrer großen stärkehaltigen Wurzel; und die Luffagurke, deren Skelett man für
Waschlappen und Schwämme verwendet. Die Kürbisgewächse klettern über die Dachkanten des
Hauses und wachsen den First entlang, klettern die Bäume hoch oder ringeln sich an Zäunen. Der
ganze Garten wird durch Blumen und zahlreiche nützliche Kräuter (Dahlien, Rosmarin, Gladiolen,
Kletterrosen, Spargelfarn, Blumenrohr und Amaranth) geschmückt.
Andersen stellt das strikte, geordnete, geradlinige, einteilende Denken von Europäern der
produktiven, natürlicheren Polykultur der trockenen Tropen gegenüber. Die Ordnung, die er
beschreibt, ist eine halbnatürliche Ordnung von Pflanzen in ihrer richtigen Beziehung zueinander
(Gilden), aber nicht in verschiedene künstliche Gruppierungen eingeteilt. Es ist nicht mehr klar, wo
Obstgarten, Feld, Haus und Gemüsegarten ihre Grenzen haben, wo Einjährige und Mehrjährige
hingehören oder, in der Tat, wo kultivierte Systeme natürlich entwickelten Platz machen.
Dem Betrachter mag das als ein sehr ungeordnetes und unsauberes System erscheinen; wir
sollten jedoch Ordnung nicht mit Ordentlichkeit verwechseln. Ordentlichkeit trennt Arten und schafft
Arbeit (und kann auch Schädlinge anziehen), während Ordnung integriert, Arbeit vermindert und
Insektenbefall hintanhält. Europäische Gärten, häufig außergewöhnlich ordentlich, führen zu
funktioneller Unordnung und geringem Ertrag. Kreativität ist selten ordentlich. Vielleicht könnte man
sagen, daß Ordentlichkeit etwas ist, das entsteht, wenn zwanghafte Aktivität ideenreiche Kreativität
verdrängt.
Obwohl die Erträge eines Monokultursystems in bezug auf eine bestimmte Frucht
wahrscheinlich größer sein werden als der Ertrag irgendeiner einzelnen Art in einem
Permakultursystem, wird die Summe der Erträge in einem gemischten System größer sein. Im ersteren
wird ein Hektar mit Gemüse das ganze Jahr nur Gemüse liefern. Im letzteren ist das Gemüse nur ein
17
kleiner Teil des Gesamtertrags an Nüssen, Obst, Ölsaaten, Bauholz, Geflügel, Brennholz, Fisch,
Saatgetreide und tierischem Eiweiß.
Für die Selbstversorgung bedeutet das, daß eine Familie ihren ganzen Ernährungsbedarf mit
dem verfügbaren Obst, dem Gemüse, dem Eiweiß und den Mineralien decken kann. Ökonomisch
bedeutet der Umstand, mehrere verkäufliche Produkte zu verschiedenen Zeiten des Jahres zu haben,
Schutz der Familie vor Markteinbrüchen und schweren Verlusten bei einer Frucht durch
Schädlingsbefall oder Schlechtwetter. Wenn der Markt für Rindfleisch in einem Jahr schlecht steht,
werden zum Beispiel nur Brennholz, Nüsse, Obst, Saatgetreide und Kräuter verkauft und das Vieh für
bessere Zeiten aufgespart. Wenn Fröste die Obsternte vernichten, sind andere Nahrungsmittel zum
Essen oder Verkaufen vorhanden.
Unser Ziel sollte es sein, die Ernten zeitlich so zu verteilen, daß zu jeder Jahreszeit Produkte
verfügbar sind. Dieses Ziel wird auf verschiedene Weisen erreicht:
 durch Auswahl früher, mittlerer und später Sorten;
 durch Setzen derselben Sorte in früh- oder spätreifende Lagen;
 durch Auswahl lange tragender Arten;
 durch eine allgemeine Steigerung der Vielfalt oder der vielfach verwendbaren Arten im
System, so daß Blätter, Früchte, Samen und Wurzeln allesamt Erträge liefern;
 durch Verwendung selbstlagernder Arten wie z. B. Knollen, harte Samen, Nüsse oder
Wurzeln, die bei Bedarf ausgegraben werden können;
 durch Methoden wie Einmachen, Trocknen, Einmieten, Einfrieren und kühles Lagern und
 durch regionalen Handel innerhalb von oder zwischen Gemeinschaften oder durch Erwerb von
Land in verschiedenen Höhen oder Breiten.
Vielfalt wird oft mit der Stabilität in einem Permakultursystem in Verbindung gebracht. Jedoch
gibt es Stabilität nur unter kooperativen Arten oder Arten, die sich gegenseitig keine Schäden zufügen.
Es reicht nicht, einfach so viele Pflanzen und Tiere, wie du nur kannst, in ein System zu bringen, da
sie möglicherweise miteinander um Licht, Nährstoffe und Wasser konkurrieren werden. Einige
Pflanzen, wie Walnuß und Eukalyptus, hindern das Wachstum anderer, indem sie aus ihren Wurzeln
Chemikalien in den Boden abgeben (Allelopathie). Andere Pflanzen bieten Lebensraum zur
Überwinterung von Schädlingen und Krankheiten, die benachbarte Pflanzen beeinträchtigen. Kühe
und Pferde, die auf derselben Weide grasen, werden diese allmählich verschlechtern. Große Bäume
konkurrieren mit Getreide um Licht. Ziegen im Obstgarten oder Waldstück entrinden die Bäume.
Daher müssen wir, wenn wir alle diese Elemente in unserem System verwenden wollen, daran denken,
eine trennende Pflanze oder ein trennendes Gebäude zwischen potentiell unverträgliche Elementen zu
plazieren.
Die Bedeutung der Vielfalt liegt also nicht so sehr in der Zahl der Elemente in einem System;
vielmehr ist es die Zahl an funktionellen Beziehungen zwischen diesen Elementen. Es ist nicht die Zahl
der Dinge, sondern die Zahl der Möglichkeiten, wie die Dinge funktionieren. Wonach wir suchen, ist
eine Gilde von Elementen (Pflanzen, Tiere oder Bauten), die harmonisch zusammenwirken.
GILDEN
Gilden bestehen aus einer engen Verbindung von Arten, die sich um einen Mittelpunkt (Pflanze
oder Tier) herum zusammenballen. Diese Ansammlung wirkt in bezug auf dieses Element, um seine
Gesundheit zu fördern, bei der Bewirtschaftung zu helfen oder unbekömmliche Umwelteinflüsse zu
mildern.
Schon seit langem kennen wir die Bedeutung von Partnerpflanzen in Gärten und von
Mischkulturen mehrerer gut zusammenpassender Arten in der Landwirtschaft. Daher kommt das
Konzept der Gilden, das auf der Zusammenstellung und Plazierung von Arten beruht, die einander
fördern (oder zumindest nicht nachteilig beeinflussen). Zu den vorteilhaften Effekten können gehören:
 Verminderung der Wurzelkonkurrenz von eindringenden Gräsern. Beinahe alle kultivierten
Obstbäume gedeihen bei krautiger Bodenbedeckung gut, nicht bei Gräsern. Beinwell zum Beispiel
ermöglicht den Baumwurzeln Nährstoffaufnahme an der Oberfläche und produziert Mulch und
Wurmnahrung, wenn er im Winter abstirbt, Frühlingsknollengewächse dagegen (Narzissen, AlliumArten) sterben im Sommer ab und konkurrieren in der sommertrockenen Zeit nicht mit den Bäumen
um Wasser.
18
 Schutz gegen Frost, Sonnenstrahlung oder die austrocknende Wirkung des Windes. Beispiele
hierfür sind Hecken und Zäune aus winterharten Bäumen und Sträuchern, die starke Winde ablenken
sowie einzelne Bäume, die Nutzpflanzen wie Kaffee und Kakao Halbschatten spenden.
 Abgabe von Nährstoffen durch leguminose Einjährige, Sträucher oder Bäume.
 Unterstützung der Schädlingsabwehr durch Absonderung abschreckender Chemikalien
(Tagetes und Ringelblumen räuchern bestimmte Nematodenarten aus dem Boden aus), durch
Beherbergung von Insektenfressern (Schirmblütler wie Dill, Karotte und Fenchel) und durch Einsatz
weidender Tiere wie Hühner, um Fallobst wegzuräumen.
Dieser letzte Punkt interessiert mich in Hinblick auf Schädlinge in Gemüse- und Obstgarten und
Ackerland. Die Pflanzen kann man nach positiven oder negativen Wechselwirkungen einteilen. Von
großer Bedeutung in Mischkulturen sind die Wechselwirkungen und Funktionen der beteiligten
Pflanzenarten hinsichtlich der Schädlinge:
 Insektenpflanze: Die Pflanze fungiert als Wirt (Futterpflanze) für Raubinsekten, die
Kulturschädlinge auffressen.
 Opferpflanze: Schädlinge attackieren vorzugsweise diese Pflanze, was diese jedoch nicht am
Aussäen hindert. Andere, nahestehende Pflanzen bleiben von schwerem Befall verschont.
 Ganzjährige Wirtspflanze: Schädlinge überwintern oder leben in dieser Pflanze, was ihnen
ermöglicht, größere Populationen aufzubauen (z. B. werden Zitronenschädlinge außer Saison von
Oleandern beherbergt).
 Räuber oder Befruchter anziehende Pflanze: Die Frucht- oder Heckenart bietet den
ausgewachsenen Räubern Blüten als Nahrung (z. B. Buchweizen in oder neben einem Erdbeerfeld).
 Fallenpflanze: Einige Kulturpflanzen können Schädlinge anlocken und töten, oder die
Schädlinge können auf diesen Pflanzen gefangen oder vernichtet werden.
Diese wichtigen Funktionen werden von Bäumen, Sträuchern, Blumen und Kletterpflanzen
erfüllt, so daß jeder Landwirt, der bei der Auswahl der Heckenarten darauf achtet, daß sie in eine oder
mehrere der obigen Kategorien paßt, beträchtliche Schädlingsbekämpfungsmittel hat.
Wenn wir ein Gefüge mit verschiedenartigen Pflanzen- und Tierarten, Lebensräumen und
Mikroklimaten haben, ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer schweren Bedrohung durch
Schädlinge gering. Pflanzen, die zwischen anderen verstreut stehen, machen es den Schädlingen
schwer, schnell von einer Futterpflanze zur anderen zu gelangen. Sobald sich jedoch Schädlinge auf
irgendeinem Baum vermehren, nehmen Insektenfresser dies als üppige Nahrungsquelle wahr und
kommen in Scharen, um sie auszubeuten. Bei Monokulturen ist die Nahrung für die Schädlinge
konzentriert; in einer Polykultur ist der Schädling selbst eine konzentrierte Nahrung für die Räuber.
1.11
RANDZONENEFFEKTE
Eine Randzone ist ein Übergang zwischen zwei Medien: es ist die Oberfläche zwischen Wasser
und Luft; die Zone um ein Bodenpartikel herum, an der es mit Wasser in Berührung kommt; die
Küstenlinie zwischen Land und Wasser; der Bereich zwischen Wald und Grünland. Es ist das
Gebüsch, das sich vom Grasland abhebt. Es ist der Bereich zwischen Frost- und frostfreier Lage auf
einer Bergflanke. Es ist der Rand der Wüste. Wo immer Arten, Klimata, Böden, Hänge oder
irgendwelche natürlichen Bedingungen oder künstlichen Grenzen aufeinander stoßen, haben wir
Randzonen.
Randzonen sind Orte abwechslungsreicher Ökologie. Die Produktivität steigt an der Grenze
zwischen zwei ökologischen Systemen (Land/Wasser; Wald/Weide; Flußmündung/Ozean;
Acker/Obstgarten), weil die Ressourcen beider Systeme genutzt werden können. Zusätzlich hat der
Randbereich oft ihm eigene Arten. In der Natur gehören Riff-Ökosysteme (die Randzone zwischen
Korallen und Ozean) zu den produktivsten Systemen der Welt, ebenso Mangroven-Ökosysteme
(Schnittstelle Land/Meer).
Es gibt kaum eine nachhaltige traditionelle menschliche Siedlung, die nicht an diesen
entscheidenden Übergängen zweier natürlicher Ökonomien liegt, hier das Gebiet zwischen Vorgebirge
und Wald und Ebene, anderswo im Bereich zwischen Ebene und Marschland, Land und
Flußmündung, oder irgendeiner Kombination von all diesen. Eine Landschaft mit einer komplexen
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Randzone ist interessant und schön; sie kann als die Grundlage der Kunst der Landschaftsgestaltung
betrachtet werden. Und mit ziemlicher Sicherheit macht eine Ausweitung des Randbereichs die
Landschaft produktiver.
Planer, die eine Siedlung in eine Ebene setzen, mögen den "Vorteil" ebener Planung haben,
geben aber ihre Bewohner dem Untergang preis, wenn Treibstoffe knapp werden und sie mit ihren
verschiedenartigen Bedürfnissen von einer begrenzten natürlichen Umwelt leben werden müssen.
Erfolgreiche und dauerhafte Siedlungen konnten immer von den Ressourcen von zumindest zwei
Umwelten zehren. Umgekehrt ist jede Ansiedlung, die es versäumt, natürliche Gaben zu bewahren,
die zum Beispiel alle Wälder rodet und Flußmündungen, Flüsse oder Böden verseucht, letztlich zum
Untergang verurteilt.
Wir können unsere Häuser und Siedlungen entweder so anlegen, daß sie die Ressourcen von
zwei oder mehr Ökosystemen nutzen, oder wir können die Komplexität unserer Grundstücke durch
Gestaltung und Aufbau eigener abwechslungsreicher Ökosysteme erhöhen. Wenn wir uns nicht am
Wasser niedergelassen haben, können wir Dämme und Teiche bauen; wenn wir auf flachem Land
sind, können wir Maschinen verwenden, um Erdhügel oder Böschungen um uns herum aufzuschütten;
wenn wir keinen Wald haben, können wir einen wachsen lassen, egal wie klein. Auch innerhalb eines
größeren Grundstücks können wir "Randzonen" für kleinere Elemente konzipieren. Zum Beispiel kann
ein Teich entweder eine Form und Tiefe haben (und eine einfache Ökologie beherbergen), oder wir
können ihn mit wechselnden Tiefen, Formen und Inseln anlegen. Dann können wir am Ufer Binsen
pflanzen, Wasserlilien und Wassernuß im Flachwasserbereich und Karpfen an den Fransen des
Bewuchses an der Oberfläche des Teiches weiden lassen, während Welse den Teichboden
durchstreifen und Wasservögel auf einer geschützten Insel leben (Abbildung 1.11).
Die Randzone (Grenze) wirkt als Netz oder Sieb: Energie und Material sammelt sich in den
Randzonen an, z. B. werden Erde und Schutt vom Wind gegen einen Zaun geblasen; an den
Gezeitenrändern eines Strandes bilden Muschelschalen eine Linie; an den Gehsteigkanten in den
Städten sammelt sich Laub. Durch die Beobachtung, wie Randzonen in der Natur Material einfangen,
können wir so gestalten, daß wir in unserem System die natürliche Bewegung von Material und
Energie ausnützen. Wer in einer schneereichen Gegend Straßen baut, kennt den Wert der Errichtung
spezieller Gitterzäune, die Schnee abfangen, so daß er sich nicht auf der Straße anhäuft. In
Wüstengebieten, wo Mulchmaterial knapp ist, können wir in Flußbetten "Mulchfallen" konstruieren,
einfach indem wir einen großen Holzklotz oder Zaun in einem Winkel in den Fluß setzen. Bei
Flutungen lagert sich das vom Wasser mitgeführte Treibgut (Schlick und Pflanzen) gerade vor oder
hinter diesen Klötzen oder Zäunen ab.
Randzonen bestimmen Bereiche und teilen sie in bearbeitbare Abschnitte auf. Randzonen
können durch Zäune gegeben sein, entlang von Zufahrtsstraßen, Teichufern, durch den Bereich
zwischen Haus und Zufahrt, den Weg um den Gemüsegarten herum, durch Terrassen und eigentlich an
jedem Bereich, der durch ein Bauwerk (Zaun, Spalier, Haus oder Hühnerstall), einen Zugang
(Gehweg, Pfad oder Straße) oder einen linienförmigen Bewuchs (Windschutz- oder Grenzhecke).
Randzonen sind in einer Permakultur also auch hinsichtlich der Einrichtung und Erhaltung eines
Teilbereichs des gestalteten Systems wichtig.
Nur mit der Festlegung der Randzonen um einen Bereich herum können wir beginnen, ihn zu
steuern. Wenn wir die Randzone um unseren Garten herum nicht durch die Setzung von
Grenzpflanzen und Unkrautunterdrückern in den Griff bekommen, werden Elemente von außerhalb
(Tiere, Unkräuter) in den Garten eindringen. Außerdem gehen wir am Rand und bleiben da auch
stehen; unsere Kraft wendet sich eher Arten zu, die wir erreichen können, weniger denen, die inmitten
eines weitläufigen und nicht eingefaßten Areals stehen.
Nun nähern wir uns dem Konzept der Randzonen auf einem anderen Weg: über ihre Geometrie
bzw. ihre Muster. Denken wir an die Strukturen unseres Gehirns, unserer Eingeweide. Da gibt es
meterweise Material, zusammengepackt auf kleinem Raum, wodurch viel Randzone und Funktion
möglich ist. Vielleicht können auch wir den Ertrag unseres Systems steigern, indem wir die Gestalt
der Randzone beeinflussen. Eine gekrümmte Randzone kann nützlicher sein als eine gerade,
insbesondere dann, wenn die Kurve auch spiralig ausläuft. Eine gewellte (gezahnte) Randzone ist noch
nutzbringender, da sie Zugang zu mehr Fläche ermöglicht. Hügel und Böschungen weisen ebenfalls
viel Randbereich auf; auf einer spiralförmigen Rampe um einen Hügel herum können mehr Pflanzen
20
untergebracht werden, besonders in einem kleinen Garten. Schauen wir also, was erreicht werden
kann, wenn wir Konstellationen von Randzonen durchspielen.
Spirale: Wenn wir unsere Gartenbeete anlegen, greifen wir üblicherweise zur Schnur, rechen
alles hinaus und machen es eben. Wenn der Gemüsegarten von vornherein nicht eben war, dann ebnen
wir ihn bald ein. Was aber, wenn unsere Gärten in die Luft hinauf reichen würden oder sogar in den
Boden hinein? Die Gestalt einer Art von Meeresmuscheln, die sich aufwärts schraubt, ist eine sehr
effiziente Art, eine Menge Verdauung auf kleinem Raum zu verstauen. Eine Kräuterspirale ist genau
dasselbe (Abbildung 4.1). Die Basis ist 1,6 Meter breit, wobei sich eine Rampe um die Mitte hinauf
windet. Die Kräuter werden ihren Ansprüchen entsprechend in die Spirale gesetzt, die
sonnenliebenden Kräuter auf der Sonnenseite, die schattenverträglichen auf der anderen. Auf einen
Streich haben wir den Raum verdichtet, eine Vielfalt von Mikroklimaten geschaffen, die Randzone
zwecks höheren Ertrags verlängert und die Monotonie einer flachen Landschaft gemindert.
Wellig oder verzahnt: Als ich am Meer lebte, wurden meine Bäume immer vom Wind
umgeblasen. Auf der anderen Straßenseite hatte ich jedoch einen großen Flecken stachligen
Bocksdorns (Lycium ferrocissimum), und eines Tages nahm ich die Hippe und schlug eine vielfältige
Abfolge von Buchten heraus (Abbildung 1.12), wobei ich den Umfang als Schutz gegen Wind und
Kühe beließ. Nun hatte ich eine Vielfalt an Mikroklimaten: warme Stellen, Bereiche mit kaltem Wind,
schattige Flächen sowie trockene und feuchte Bereiche. Und ich hatte viel Randbereich, in den ich
pflanzen konnte: Nun setzte ich meine Obstbäume, umgeben von einer kleineren Krautschicht aus
Ringelblumen und Beinwell. Ein Tropfschlauch bewässerte die Fläche, und als Mulch um die Bäume
herum schnitt ich noch ein bißchen mehr vom wachsenden Bocksdorn.
Eine gezackte Form (große oder kleine Zacken) ergibt weitaus mehr Rand als eine gerade Linie
(Abbildung 1.13) und daher auch mehr Ertrag. Der runde Teich auf der linken Seite hat genau die
gleiche Fläche wie der auf der rechten, aber der Ertrag hat sich wegen des größeren Wasser/LandRandes verdoppelt.
Chinampa: Das Chinampa-System Mexikos und Thailands besteht beinahe vollständig aus
Randzone (Abbildung 1.14) Diese Teich-Ufer-Kombinationen sind hochproduktive Systeme;
Pflanzen, die am Ufer wachsen, gelangen ans Wasser, und die Fische im Teich verwerten den
ausfransenden Bewuchs. Mist vom Boden des Teiches wird in Kübeln heraufgeholt und dazu
verwendet, die Gartenbeete am Ufer fruchtbar zu erhalten.
Randzonenbewirtschaftung: Die Kultivierung von Randzonen wurde in vielen Teilen der Welt
weiträumig praktiziert, wobei zwei Kulturpflanzen (z. B. Weizen und Luzerne, Obstbäume und
Feldfrucht) in Streifen gepflanzt werden. Wir können komplexere Systeme (Abbildung 1.15)
entwickeln, indem wir Streifen von Obstbäumen, Beinwell (eine dauerhafte Mulch- und
Nährstoffpflanze), Leguminosen (entweder zum Ernten oder als Gründüngung), Sonnenblumen (als
Nahrung für Mensch und Tier) und Gemüse anlegen. Die Ernterückstände (Sonnenblumen- und
Maisstengel) dienen als Mulch und Nährstoff für die Bäume. Ernte und Pflege werden durch
waagrecht geführte Wege oder Bepflanzung in Streifen sehr erleichtert.
In tropischen Gebieten setzt ein Alleekultur-System einen leguminosen Baum (leucaena,
sesbania, Cajanus spp., Acacia spp., gliricidia) ein, der zusammen mit Gemüse (Mais, Ananas,
Süßkartoffeln) in Streifen gepflanzt wird. Der Baum, geschneitelt oder als Schattenspender für
Einjähriges verwendet, liefert den Feldfrüchten Stickstoff und Mulch. Er bringt auch Brennholz
(Abbildung 5.10).
Die Randzonen können Zickzack-förmig verlaufen (Zickzack-Zäune halten dem Wind besser
stand als geradlinige); überlappend (Schlüssellochbeete schaffen verschiedene Mikroklimate); erhöht
(Hügel und Böschungen bieten Windschutz, größere Wuchsfläche und gute Drainagierung); mit
Vertiefungen versehen oder gerippt (für Gartenbeete in trockenem Klima und um Mulch und Schutt
aufzufangen, der übers Land geweht wird); leicht gekrümmt (Wege, die waagrecht in die Hänge gelegt
werden, ermöglichen Zugang zum Pflanzen, Mulchen und Gießen); und stark gekrümmt
(Sonnenfallen-Gestaltung, um Wärme zu steigern und vor kalten Winden zu schützen). Abbildung
1.16 zeigt einige Typen von Randzonenmustern.
Wir müssen dem Klima, der Landschaft, der Größe und der Lage angepaßte Randzonenmuster
auswählen, da unterschiedliche Systeme und Pflanzen unterschiedlicher Lösungen bedürfen.
Kleinräumige Systeme ermöglichen komplexere Muster; großräumige Systeme müssen vereinfacht
werden, um den Arbeitsaufwand gering zu halten.
21
1.12
GRUNDSÄTZLICHE EINSTELLUNG
Die obgenannten Überlegungen sind Grundsätze der Ökologie und der Permakultur. Sie
befassen sich mit dem Standort oder der Umwelt oder der konkreten Gestaltung. Die folgenden
Grundsätze beziehen sich auf den Menschen und befassen sich mit Prinzipien der Einstellung.
JEDE MEDAILLE HAT ZWEI SEITEN
Jedes Mittel ist entweder von Nutzen oder von Schaden, je nachdem, wie man es verwendet.
Ständiger Wind vom Meer her ist ein Nachteil für die Kultivierung von Nutzpflanzen, aber wir können
ihn in einen Vorteil verwandeln, indem wir einen Windgenerator bauen und unseren Garten zwischen
Windschutzgürteln oder in einem Glashaus anlegen.
Nachteile können als "Probleme" angesehen werden, und man kann eine energieaufwendige
Methode wählen, um das "Problem loszuwerden"; man kann aber auch alles als positive Ressource
auffassen. Es liegt an uns, herauszufinden, wie wir davon Gebrauch machen können. "Probleme"
können widerspenstige Unkräuter sein (z. B. das Wandelröschen in den Tropen), riesige Felsen, die
genau auf dem richtigen Standort für das Haus liegen, und Tiere, die Früchte des Obst- und
Gemüsegartens fressen. Wie können wir aus diesen nützliche Bestandteile unseres Gefüges machen?
Das Wandelröschen ist ein vortrefflicher Bodenbilder; es kann von einer kräftigen Kletterpflanze wie
Chayote verschattet werden oder geschnitten und als grober Mulch um Pioniergehölze verwendet
werden (die, sofern dicht gepflanzt, allmählich das Wandelröschen verschatten werden). Felsen auf
der genau richtigen Hausstelle können in das Haus einbezogen werden, als Verschönerung oder als
Wärmespeicher. Tiere können mit Fallen gefangen und gegessen werden; Amselpastete war in
England aus gutem Grund ein beliebtes Volksgericht; Opossumfelle sind warm; und Wildbret ist
zweifellos besseres Eiweiß als Rindfleisch.
PERMAKULTUR IST INFORMATIONS- UND PHANTASIE-INTENSIV
Permakultur ist nicht energie- oder kapitalintensiv, sondern informationsintensiv. Es ist die Art
des Denkens und der gebrauchten Information, die über die Ernte entscheidet, nicht die Größe oder
Qualität des Standorts. Wir benutzen nicht bloß materielle Mittel, sondern auch unsere Fähigkeit,
Information zu beschaffen und umzusetzen.
Information ist die beweglichste und flexibelste Investition, die wir in unserem Leben tätigen
können; sie verkörpert Wissen, Erfahrung, Gedanken und Versuche Tausender Leute vor uns. Wenn
wir uns Zeit nehmen zum Lesen, zur Beobachtung, zum Diskutieren und Nachdenken, beginnen wir,
multidisziplinär zu denken und Systeme zu gestalten, die Energie sparen und uns Erträge liefern.
Die Erträge oder Einnahmen zum Beispiel, die man auf einem bestimmten Standort erzielen
kann, sind nicht durch die Größe begrenzt, sondern dadurch, wie wirksam wir eine bestimmte Nische
nutzen können. Die Zahl der Nischen in einem System ermöglicht es, eine größere Zahl von Arten in
unseren Entwurf einzufügen; unsere Aufgabe besteht darin, herauszufinden, wie wir sie schaffen
können. Zum Beispiel hängt die Zahl von Taubenpaaren, die auf einer Klippe brüten können, von der
Zahl an Vorsprüngen ab. Wenn wir auf unserem Grund Tauben haben wollen (wegen ihres Mists oder
um sie zu essen), können wir in Form von Taubenverschlägen um den Garten herum mehr solcher
Vorsprünge anbieten. Wir sehen, was in der Natur abläuft und lassen uns davon anregen.
Selbst wenn wir ein energieeffizientes Grundstück haben (wo die Abfallprodukte eines
Elements für die Bedürfnisse eines anderen Elements verwendet werden), voll bepflanzt und im Griff,
gibt es immer irgendeine bessere Art, wie es funktionieren kann, immer eine neue Lücke zu schließen.
Die einzige Grenze für die Zahl an Anwendungen eines Mittels innerhalb eines Gefüges liegt in der
Beschränktheit der Information und der Phantasie des Gestalters.
1.13
QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR
22
Anderson, Edgar, Plants, Man and Life, University of California Press, Berkeley, 1952.
Kern, Ken, and Kern, Barbara, The Owner-Built Homestead, Charles Scribners´s Sons, 1977.
Odum, Eugene, Fundamentals of Ecology, W.B. Sauders, Toronto, 1971.
Phillbrick, N., and R.B. Gregg, Companion Plants, Robinson and Watkins, London, 1967.
Whitbxy, Coralie, Eco-Gardening: The Six Priorities, Rigby Pub. Ltd., 1981.
Kapitel 2
Gestaltung großer Flächen
2.1
Einleitung
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Gestaltung von Grundstücken in einem weiten Sinn: auf die
Untersuchung von Ressourcen; den Umgang mit den Bedingungen des Standorts hinsichtlich
Geländeform, Mikroklima, Böden und Wasser; und mit der Plazierung des Hauses, der Erschließung
und Umzäunung zu bestem Nutzen und zur Vermeidung von Katastrophen wie Brand und
Überschwemmung.
Den Entwurf zu planen, ist die alleinig wichtige Sache, die wir tun können, ehe wir alles umsetzen.
Der Gesamtplan spart, wenn er gründlich gemacht wird, Zeit, Geld und unnötige Arbeit.
Es gibt verschiedene Arten, den Planungsprozeß anzugehen, je nach Ihrem Naturell und Ihren
Bedürfnissen. Sie können damit anfangen, Ihre Ziele so genau wie möglich zu definieren, und dann,
mit diesen Zielen im Bewußtsein, das Grundstück betrachten. Oder Sie können das Grundstück mit all
seinen Eigenheiten (guten wie schlechten) nehmen und überlegen, welche Zielsetzungen sich von
selbst anbieten. Von den zwei Fragen – “Wozu kann ich dieses Land bringen?” oder “Was kann dieses
Land mir geben?” – kann die erste zur Ausbeutung des Landes ohne Rücksicht auf die Langzeitfolgen
führen, die zweite hingegen zu einem nachhaltigen, mit unserer Einsicht gelenkten ökologischen
System.
Die Bestimmung der Ziele und die Untersuchung der Möglichkeiten und Grenzen des Standorts gehen
Hand in Hand. Es ist immer einfacher, den Grund in Hinblick auf Ziele anzuschauen, selbst wenn
diese Ziele sich später als unrealistisch herausstellen. In der Praxis kann es vorkommen, daß manche
Zielsetzung anbetrachts der Einschränkungen des Standorts neu definiert werden muß. Das Gestalten
ist ein andauernder Vorgang, der in seiner Entwicklung von Erkenntnissen und Fertigkeiten geleitet
wird, die aus früheren Erfahrungen und Beobachtungen stammen. Jede Gestaltung, die Lebensformen
einschließt, unterliegt einem langfristigen Veränderungsprozeß; selbst das “Klimax”-Stadium eines
Waldes ist eine Phantasievorstellung.
2.2
Untersuchung der Ressourcen
Beobachtung und genaue Untersuchung dienen dazu, die Möglichkeiten und Grenzen eines
bestimmten Standorts zu erfassen. Wir besorgen uns Karten des Grundstücks und schauen uns
Aufzeichnungen über Wind, Regen, Überschwemmungen und Feuer sowie Artenlisten des Gebiets an.
Wir fragen Einheimische nach Schädlingen, Problemen und nach Methoden, die sie anwenden. Diese
Informationen geben uns einen guten Eindruck von der Gegend. Sie bestimmen das Bühnenbild;
jedoch sagen sie uns nichts über das Grundstück selbst. Nur indem wir das Grundstück abgehen und es
zu jeder Jahreszeit beobachten, können wir seine Grenzen und Möglichkeiten erkennen. Viele davon
23
können wir mit der Zeit durch gute Gestaltung, passende Pflanzen- und Tierarten, Wasserspeicherung,
Windschutz und so weiter ändern.
Karten
Bei der Gestaltung eines Grundstücks ist eine detailreiche Karte sehr hilfreich. Sie zeigt Wasserläufe,
Bewuchs, Böden, Geologie und Wege (alle wichtigen oder nützlichen Informationen). Wir können
eine Karte anfertigen oder eine kaufen und mehrere Spezialkarten oder Luftbilder kombinieren, um
das Grundstück bildlich darzustellen. Wenn die Karten gute Höhenschichtlinien zeigen, können diese
uns helfen, Wassersysteme zu planen und Teile zu plazieren, die bestimmte Lagen, Neigungen oder
Höhenlagen brauchen.
Was man kartieren sollte, sind die natürlichen Gegebenheiten; dazu gehören die Geländeform (Größe,
Gestalt, geologische Merkmale, Hang und Lage), vorhandene Pflanzendecke, Wasserläufe und Böden;
und die gebaute Umwelt (“Verbesserungen”) wie Zäune, Straßen, Gebäude, Dämme und Erdwälle,
Strom- und Wasserleitungen etc. Wenn wir das Grundstück abgehen und alle diese Faktoren auf der
Karte färbig eintragen, beginnt das Grundstück beinahe, sich selbst zu gestalten. Gepflanzte Bäume,
Weiden oder Windschutzhecken können entweder als Teil der natürlichen oder der gebauten Umwelt
betrachtet werden, je nachdem, ob sie eindeutig neue Verbesserungsmaßnahmen oder seit langem
bestehende, entwickelte Teile der Landschaft sind.
Karten sind nur dann von Nutzen, wenn man sie mit Beobachtung kombiniert. Versuchen Sie nie, ein
Grundstück zu gestalten, indem Sie nur auf eine Karte schauen, selbst wenn diese gründlich mit
Höhenschichtlinien, Bewuchs, Hohlwegen und so weiter versehen ist. Karten können die
vielschichtige Wirklichkeit der Natur niemals darstellen. Besorgen Sie sich, so Sie können, gute
Karten, aber schenken Sie dem Boden, dem Verhalten der Organismen, den Pionierpflanzen, dem
Wasser und dem Wind sowie den jahreszeitlichen Veränderungen mehr Aufmerksamkeit. Bedenken
Sie: “Die Karte ist nicht das Gebiet.” (Korzybiski, Allgemeine Semantik).
BEOBACHTUNG
Wenn wir über ein Gelände gehen oder mit Leuten reden, können wir unsere Beobachtungen
niederschreiben. In diesem Stadium versuchen wir, die Information, die wir erhalten, sorgfältig
festzuhalten, indem wir ein Notizheft oder eine Kamera und ein Diktiergerät bei uns tragen und kleine
Skizzen machen. Die Notizen, die uns dann übrigbleiben, können wir später für die Gestaltung unserer
Entwürfe gebrauchen.
Wir sehen und hören, riechen und tasten nicht nur, sondern spüren auch Hitze und Kälte, Druck, die
Anstrengung beim Bergsteigen oder stachlige Pflanzen, und wir finden geeignete und ungeeignete
Stellen in der Landschaft. Wir notieren uns gute Aussichten und Ansichten, Bodenfarben und
-beschaffenheiten. In der Tat verwenden wir (bewußt) alle unsere Sinne und werden uns unseres
Körpers und unserer Reaktionen bewußt.
Darüber hinaus können wir uns eine Weile hinsetzen und Muster und Prozesse wahrnehmen: wie
einige Bäume es vorziehen, zwischen Felsen zu wachsen, einige in Tälern, andere in Wiesen oder in
Gruppen. Wir sehen, wie das Wasser auf dem Gelände fließt, wo Brände Narben hinterlassen haben,
Winde Äste verbogen oder die Gestalt von Bäumen verformt haben, wie Sonne und Schatten sich
bewegen, und wo wir Spuren ruhender, umherziehender oder fressender Tiere finden. Das Gegend ist
voller Informationen über jeden Teil der Natur, und wir müssen lernen, sie gut zu lesen.
Die Landschaft zu lesen heißt, nach Landschaftsindikatoren zu suchen. Vor allem die Vegetation gibt
Auskunft über Bodenfruchtbarkeit, Vorhandensein von Feuchtigkeit und Mikroklima. Binsen zum
Beispiel zeigen sumpfige Böden oder Wasseraustritt an; Löwenzahn und Heidelbeere saure Böden,
und Ampfer verdichtete und lehmige Böden. Große Bäume, die in trockenen Gegenden wachsen,
zeigen eine tiefliegende Wasserquelle an. Gehäuftes Vorkommen von dornigen oder nicht
schmackhaften Unkrautarten (Distel, Sauerklee, Nachtschatten) zeigt Überweidung oder falsche
24
Bewirtschaftung an; Erosionsrinnen und verdichtete Pfade werden dies bestätigen. Eine Pflanze, die
früher als andere derselben Art blüht und reift, zeigt ein günstiges Mikroklima an, und Bäume, die mit
den meisten ihrer Äste in eine Richtung wachsen, zeigen die Hauptrichtung starker Winde an.
Diese Beispiele sind auf unterschiedliche Klimata und sogar auf unterschiedliche Landschaften
bezogen. Vor Ort entstandene Daumenregeln stammen aus Erfahrungen der Gegend.
Feuerhäufigkeit und -richtung können ebenfalls an Veränderungen des Bewuchses erkannt werden.
Feuer produziert trockene, knorrige, im Sommer laubwerfende, großsämige Arten; ohne Feuer
entwickeln sich breitblättrige, immergrüne oder im Winter laubwerfende, kleinsämige Pflanzen und
eine tiefe Laubschicht. Häufig zeigen Bäume und andere Pflanzen durch einen Wechsel in den
Vegetationstypen Frostgrenzen an Hanggrundstücken an.
Während wir beobachten, können wir potentielle “Probleme” feststellen, wie schädliche Vegetation,
Erosionsrinnen, sumpfigen Boden, felsige Bereiche oder verdichtete, ausgelaugte Böden. Dies sind
Gebiete für spezielle Zwecke, die zu spezieller Nutzung herangezogen werden oder als
Wildnisbereiche unberührt bleiben könnten. Einige Probleme werden, mit ein bißchen Nachdenken, zu
Vorteilen verwandelt. Sumpfiger Grund ist ein Indikator für die natürlichen Entwässerungsmuster des
Gebiets und läßt auf wasserundurchlässige Unterböden schließen; diese können zu Feuchtgebieten
gemacht oder ausgegraben werden, um offenes Wasser zu erhalten. Manchmal ist unter Sümpfen und
Marschen eine Schicht Torf oder wertvoller Töpferlehm. Wenn in der Marsch Teiche angelegt
werden, kann der Torf für Topfpflanzenerde oder zur Verbesserung sandiger Bereiche gewonnen
werden.
Man muß nach vielen Ressourcen Ausschau halten. Gibt es hochgelegene Flüsse oder Quellen (zur
Wasserversorgung und eventuellen Energieversorgung)? Gibt es Wälder, die wertvolles Bauholz
bieten oder auch nur abgestorbene Stämme, die für Wildtiere oder als Brennholz nützlich sind? Gibt es
einen guten Standort zur Nutzung von Windkraft?
Es gibt viele Kategorien von Ressourcen: Erdressourcen; biologische Ressourcen (Pflanzen und
Tiere); die Energieressourcen von Wind, Wasser, Holz, Ölfrüchten und Gas; und die sozialen
Ressourcen. Die sozialen Ressourcen umfassen die Möglichkeiten des Standorts für Kurse und
Seminare oder zur Freizeitgestaltung, was vor allem von der Lage, verfügbaren oder zu bauenden
Einrichtungen und von lokalen Bauordnungen abhängt.
Indem wir die Landschaft beobachten, lassen wir uns von den Überlebensstrategien natürlicher
Systeme inspirieren und ahmen sie nach, wobei wir Arten einsetzen, die für uns von direkterem
Nutzen sind. Wir beobachten zum Beispiel, daß große Bäume auf der Schattenseite tiefer Canyons in
den Trockengebieten wachsen; dort können wir auch unsere eigenen Bäume mit sicherem Erfolg
setzen. Oder wir sehen, daß Pionierpflanzen an Zäunen und um Pfosten herum aus Vogelmist
herauswachsen; wir können Dutzende von Vogelhäuschen in der Gegend aufstellen, um solche
Pflanzen zu fördern, oder wir postieren Vogelhäuschen in der Nähe kleiner Obstbäume, um Phosphat
für unsere Bäume zu erhalten.
Ressourcen außerhalb des Grundstücks
Wir können uns über die Gelegenheiten in der Umgebung erkundigen. Sägewerke, Mülldeponien,
Märkte, Pferdeställe, Restaurants und Hühnerhöfe sind allesamt potentielle Ressourcen; deren
Abfallprodukte können verwendet werden, um den Boden zu verbessern, während unsere eigenen
Ressourcen aufgebaut werden.
Einer der am häufigsten übersehenen Faktoren ist der Zugang zu Ressourcen, die nicht am Grundstück
selbst liegen, z. B. Läden, Schulen, Märkte und andere Dienstleistungen. Grundstücksmakler
berücksichtigen den Wert stadtnaher Lagen, wobei die Bodenpreise um so höher steigen, je näher man
sich bei notwendigen Einrichtungen befindet. Während Permakultur mehr Nachdruck auf die
Ressourcen des Grundstücks legt, sind externe Ressourcen oft nicht nur beim Aufbau eines Systems
25
entscheidend, sondern auch was Zeit und Geld betrifft, die es braucht, um in die Stadt (zur Arbeit oder
in die Schule) zu gelangen. Eltern, die abseits einer guten Verkehrsverbindung leben, müssen oft
zweimal täglich fahren, um ihre Kinder in die Schule zu bringen und wieder abzuholen.
Es ist auch wichtig, eigene Ressourcen in Betracht zu ziehen. Entsprechen Ihre Fähigkeiten und
finanziellen Möglichkeiten der Gestaltung, die Sie aufbauen wollen? Können Sie Ihre Fertigkeiten und
Produkte in der Region nutzbringend verwenden? Gibt es einen Markt für Edelkräuter, Setzlinge,
freilaufendes Geflügel, Obst und Gemüse aus organischem Anbau, Saaten, Wasserlilien,
Süßwasserfische oder was immer unser Permakultursystem bieten kann? Können wir öffentliche
Mittel zur Unterstützung von Umstellungen in Anspruch nehmen, wenn wir ein realistisches
Unternehmenskonzept haben?
2.3
Geländeform (Topographie)
Die Topographie oder Geländeform ist ein unveränderliches Merkmal eines Grundstücks; und obwohl
kleinere Erdarbeiten einiges an der Natur des Standorts verändern können, sind umfangreiche
Erdarbeiten teuer und für gewöhnlich nicht nötig.
Die Topographie wirkt auf Mikroklima, Wasserfluß, Bodentiefe und -beschaffenheit, Wege und
Aussehen des Standorts. Um ihren Einfluß auf das Land zu verstehen, sollten wir folgende
topographische Merkmale notieren und kartieren:
sonnige und schattige Hänge;
Klippen oder Felsen;
Abflußlinien (Wasserläufe);
unebenes Gelände;
gute und schlechte Ausblicke;
Hügelhöhen, Steigungen und Zugangswege;
sumpfige Bereiche, erosionsanfällige Bereiche,
und so weiter.
Klarerweise wird ein kleines Grundstück einfacher zu kartieren sein, während eine größere Fläche
einige Tage oder Wochen brauchen wird.
Ein abwechslungsreicher Standort mit vielen der oben genannten Aspekte ist am nützlichsten,
besonders hinsichtlich der Hänge. Bei Hängen notiert man Ausrichtung (ob sie nach Norden, Süden,
Osten oder Westen liegen) und Steigung (sanft, mittel oder steil), wobei letztere einen guten Hinweis
auf potentielle Erosionsprobleme gibt, vor allem wenn ein steiler Hang kahlgeschlagen wurde. Der
Zusammenhang von Hanglage und Mikroklima wird im folgenden Abschnitt diskutiert.
Es ist wichtig, festzuhalten, daß Permakultur in jedem Landschaftstyp entwickelt werden kann: Auf
felsigen Hügeln, in Sumpfgebieten, im Gebirge, auf Schwemmland von Flußniederungen oder in
Wüsten. Es ist nicht nötig, zu versuchen, eine stabile Landschaft zu verändern, um bestimmte
Verhältnisse zu schaffen, da jede Landschaft und jedes natürliche Ökosystem die allgemeine
Beschaffenheit einer möglichen Permakultur bestimmen wird; dies muß sein, wenn das System eine
lange Lebensdauer haben soll.
2.4
Klima und Mikroklima
Das Klima ist die grundlegende Begrenzung für die Pflanzen- und Tiervielfalt in einem Gebiet.
Obwohl jede Standortgestaltung das Gesamtklima der Region (feucht-warm, trocken-warm, arktisch,
gemäßigt, etc.) berücksichtigen muß, müssen wir besonderes Augenmerk auf die aufgrund von
Topographie, Böden, Bewuchs und anderer Faktoren verschiedenen Mikroklimata legen. Zwei
Grundstücke, die nur wenige Kilometer auseinander liegen, können sich in Regenmenge,
26
Windgeschwindigkeit, Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit unterscheiden; es ist daher wichtig,
eher das Standortklima detailliert zu analysieren und sich nicht auf die allgemeinen Klimastatistiken
für die Gegend zu verlassen. Dieser wichtige grundlegende Schritt kann darüber entscheiden, ob wir in
angenehmer Umgebung leben werden oder unter miserablen Bedingungen – auf einem Grundstück,
das wahrscheinlich alle paar Jahre den Besitzer wechseln wird.
Wenn wir die Mikroklimata auf unserem Standort untersuchen, wird uns das in die Lage versetzen:
Bauten, Pflanzen und Tiere an die günstigsten Stellen zu setzen (z. B. in gemäßigtem Klima das Haus
zur Sonne hin, in heißem Klima an die Schattenseite eines Hügels);
hereinkommende nützliche Energien zu bündeln und schädliche Energien zu streuen (z. B.
Windschutz um Haus und Feld pflanzen, oder umgekehrt Bäume trichterartig zu setzen, so daß Brisen
zum Haus verstärkt werden);
günstige Mikroklimata auszudehnen.
Die folgenden Abschnitte behandeln Faktoren, die das Mikroklima an einem Standort am stärksten
beeinflussen und daher in bezug auf Standort des Hauses und Anbauflächen überdacht werden sollten.
Topographie
Topographie bezieht sich auf die Landschaftsmerkmale eines Standorts, üblicherweise darauf, wie
hügelig oder flach er ist. Flache Gebiete weisen wenig Unterschied in der Topographie auf (was wenig
oder keinen Unterschied im Mikroklima bedeutet), wohingegen Hügelland in punkto Mikroklima
große Vielfalt aufweist.
Lage
Mit Lage ist gemeint, wie Hänge zur Sonne hin ausgerichtet sind; sie wirkt sich auf die Gegebenheiten
des Standorts aus gemäß der Menge an direkter Sonne, die diese empfangen. Hänge, die zur Sonne hin
liegen (nach Norden auf der Südhalbkugel und nach Süden auf der Nordhalbkugel), kriegen die meiste
Sonne ab; wenn sie auch nach Osten liegen, wird die höchste Temperatur am Vormittag erreicht,
während, wenn sie nach Westen liegen, die Höchstwerte am Nachmittag erreicht werden. Ein Hang,
der auf der Schattenseite liegt (nach Norden auf der Nordhalbkugel und nach Süden auf der
Südhalbkugel), erhält sehr wenig direkte Sonnenstrahlung.
Der Einfluß der Lage auf Pflanzen in natürlichen Pflanzengesellschaften wird dort sichtbar, wo
sonnseitige Hänge mit Trocken-Hartlaubwald bedeckt sind, während die kühleren, feuchteren,
schattseitigen Hänge mit Feucht-Hartlaubwald bewachsen sind (Abbildung 2.1c). Die Bedachtnahme
auf Lage bedeutet in der Permakultur üblicherweise, sonnseitige Hänge auszunutzen, da diese sich gut
dafür eignen, Früchte reifen zu lassen, das Haus auf den im Winter wärmsten Platz zu stellen und
Gewächse zu pflanzen, die sich im jeweiligen Klima im Grenzbereich befinden, wie zum Beispiel ein
tropischer Baum in einer subtropischen Region.
Umgekehrt werden Pflanzen oder Gebäude, die Schatten oder zusätzliche Kühle brauchen, auf
schattseitigen Hängen plaziert, z. B. ein kühler Keller, wo man Wein lagert, oder Beerensträucher
kühlerer Klimazonen in subtropischen Klimaten.
Insbesondere für energiesparendes Bauen, aber auch für die Anlage von Obst- und Gemüsegarten ist
es von Bedeutung, die jahreszeitlichen Abweichungen der Sonnenbahn zu beachten, vor allem ihre
Höchststände am Himmel zwischen Sommer und Winter (Abbildung 2.1a) und die Entfernung, die
sie auf ihrer Bahn von Ost nach West zurücklegt (Abbildung 2.1b).
27
Die Lage ist nicht so wichtig in wolkenreichen Klimaten, oder wenn die Sonne von größeren
topographischen Elementen, wie einem Berg oder Gebirgszug, die dem Standort gegenüber liegen,
verdeckt wird.
Die Wirkung der Lage plus der tatsächlichen Steilheit des Hanges zeigt sich ziemlich deutlich. Wie
man in Abbildung 2.2 sehen kann, ist ein flacher Hang im Sommer wärmer, weil er Sonnenlicht
erhält, das in einem günstigen Winkel einfällt. Im Winter jedoch ist ein steiler Hang besser, weil er die
Sonne in einem spitzeren Winkel empfängt als ein flacher.
Fluß kalter Luft
Die Steilheit eines Hanges beeinflußt sowohl den Abfluß des Wassers als auch die Bodenstabilität,
aber in Hinblick auf die Planung in bezug auf Mikroklima ist vor allem deren Einfluß auf den Abfluß
kalter Luft wichtig. Kalte Luft ist schwerer als warme und fließt von konvexen Hügeln in konkave
Täler. Sie bildet in den Tälern Kaltluftseen und erhöht damit die Frostgefahr. Berghöhen sind ebenfalls
anfällig für Frost, da Kaltluftseen auf flacheren Bergrücken und Plateaus liegen bleiben. Die am
ehesten frostfreien Standorte sind für gewöhnlich auf den oberen oder mittleren Hängen von Tälern
oberhalb von 20 Metern. Da sie tags und nachts wärmer sind als Talboden oder Bergkamm, sind diese
Bereiche als Thermikgürtel bekannt (Abbildung 2.3). In diesen Bereichen werden seit alters her
Dörfer und Häuser situiert, und auch als Anbauflächen werden sie bevorzugt, wie z. B. die Weinberge
in Frankreich und Deutschland.
Diese einfache Ermittlung von Frost funktioniert jedoch nur in einfachen Landschaften. Wirkliche
Landschaft mit ihren komplexen Bewuchs- und topographischen Merkmalen bedarf intensiverer
Beobachtung und Planung. Da kalte Luft eher wie Sirup fließt als wie Wasser, bewegt sie sich nur
langsam um, über und unter massive Objekte und wird von Hindernissen (Gebäuden, Bäumen,
Erhebungen) gebremst. Zum Beispiel kann kalte Luft, die den Hang hinab zum Talboden hin fließt,
von einem höher gelegenen Wald aufgehalten werden; in diesem Fall ist die kalte Luft tatsächlich
aufgestaut und sammelt sich oberhalb des Waldes, nicht am Boden des Tales. Damit die kalte Luft
sich talwärts bewegen kann, müssen große Breschen für den Luftabfluß herausgeschlagen werden
(Abbildung 2.4); außer, wenn der Wald tatsächlich ein unmittelbar darunter befindliches Haus oder
die Vegetation schützt.
Häufig läßt eine Verengung am Hang oder nahe am Talboden kalte Luft zusammenfließen, und es
kann in jedem Monat zu Frösten kommen (in gemäßigtem bis kühlem Klima). Häuser, die über
solchen Verengungen stehen, werden immer kalt sein, während es gut möglich ist, daß in 20 Metern
Entfernung die genau richtige Stelle für das Haus ist. Sogar in den Subtropen kann man in unterhalb
von weiten, kahlen Plateaus gelegenen Tälern nach klaren Nächten mit regelmäßigen oder
gelegentlichen Frösten rechnen.
Winde
Obwohl jeder Standort allgemeinen Luftbewegungen oder sogar Windkatastrophen (Wirbelstürmen
und Orkanen) ausgesetzt ist, spielen beim Planen von Mikroklimata nur die am Ort vorherrschenden
Winde eine Rolle. Die Topographie kann eine beträchtliche Wirkung auf lokale und regionale
Dauerwinde haben; in manchen Gebirgsregionen können die ortsüblichen Winde aufgrund einer
besonderen Talform sogar aus der falschen Richtung kommen.
In Tälern entstehen Hangwinde durch die rasche Erwärmung und Abkühlung des Bodens an klaren
Tagen und Nächten. Kühlere Luft fließt, da schwerer, hangabwärts. In einem weitläufigen Talsystem
bewegen sich die schwachen lokalen Winde in einem täglichen Kreislauf (bergauf bei Tag, bergab bei
Nacht).
Die Windgeschwindigkeit nimmt auf der dem Wind zugewandten Seite einer Bergkette zu; auf der
windabgewandten Seite nimmt sie ab (für einen sinnvollen Schutz der windabgewandten Seite müssen
die Windgeschwindigkeiten jedoch mindestens 5 Meter pro Sekunde und das Hanggefälle 5° oder
28
mehr betragen). Die Windgeschwindigkeit nimmt bergauf zu; bergab verringert sie sich
(Abbildungen 2.5a und 2.5b). Außerdem nimmt die Windgeschwindigkeit beim Umströmen einer
Verengung (egal ob Gelände oder Vegetation) zu; dies nennt man den “Venturi”-Effekt (Abbildung
2.5c).
An Seen oder am Meer spielen Brisen eine bedeutende Rolle im Mikroklima. Aufgrund des markanten
Temperaturunterschiedes zwischen großen Wasserkörpern und der Landoberfläche bilden die
Luftströmungen einen Kreislauf von Küstenwinden. Bei Tag steigt die warme Luft über dem Land auf
und läßt dadurch kühle, schwerere Luft vom Meer her einströmen. In der Nacht, während das Land
abkühlt, dreht sich der Vorgang um (Abbildung 2.6). In den Tropen und Subtropen bringen diese
Brisen beinahe das ganze Jahr über willkommene Linderung, wohingegen sie in gemäßigten Regionen
eher saisonal sind, üblicherweise im Sommer auftreten. Vor allem in den Tropen baut man Häuser so,
daß sie die natürliche Ventilation, die diese Seebrisen bieten, ausnutzen. Andererseits pflanzt man in
kühlen Klimaten Hecken, um diese Winde von Haus und Garten weg zu lenken.
Aus welcher Richtung der Wind üblicherweise kommt, können wir feststellen, indem wir die Bäume
und Büsche des Geländes untersuchen. Wenn sie in eine bestimmte Richtung gekrümmt sind, dann
bedeutet das , daß sie auf häufige Winde reagieren. An der Meeresküste sind die Bäume wegen starker
Brisen und Salzgischt vom Meer her beinahe flachgedrückt. Wenn es auf dem Gelände gar keinen
Bewuchs gibt, kann man Stangen (1,5 – 1,8 Meter lang), an deren oberen Enden man Tuch- oder
Kunststoffstreifen befestigt, an verschiedenen Stellen in den Boden stecken. Wenn wir beobachten,
wie oft und in welche Richtung die Streifen geblasen werden, erfahren wir die Hauptwindrichtung.
Diese Methode impliziert natürlich eine Beobachtung des Geländes übers ganze Jahr, so daß es viel
besser ist, nach Möglichkeit die umgebende Vegetation zu untersuchen.
Information darüber, wie Winde mittels Vegetation gesteuert werden können, wird in einem der
folgenden Abschnitte gegeben.
Auch die Höhe ist ein wichtiger Faktor des Mikroklimas. Die Temperatur nimmt mit zunehmender
Höhe ab; 100 Meter Höhendifferenz entsprechen 1° geographischer Breite, so daß die Temperatur in
1000 Metern Höhe am Äquator ungefähr einem Klima in 10° Entfernung vom Äquator entspricht. Das
bedeutet, daß in einer subtropischen oder tropischen Bergregion verschiedene Vegetation angebaut
werden kann. Eine typische Aufeinanderfolge von Pflanzungen, von der Küste bis hinauf in die Berge,
auf die man in den Tropen häufig stößt, ist Kokosnuß, Zuckerrohr, Banane, Tee und Kiefern
(Abbildung 2.7), wobei die jeweils folgende Frucht kühlere Umgebung braucht.
Gewässer
Große Wassermassen wie das Meer und große Seen erwärmen sich langsam und kühlen langsam ab,
wobei sie die Temperatur der Umgebung ausgleichen. In gemäßigten Klimaten wird nahe am Meer der
Frost kaum je zu einem Problem, während nur 20 Kilometer landeinwärts praktisch den ganzen Winter
über Fröste auftreten können.
Wasser gleicht auch durch Verdunstung Temperaturen aus. Bei der Verdunstung wird der
umgebenden Luft Energie entzogen; wenn die Temperatur wieder fällt, steigt die Luftfeuchtigkeit. So
können selbst kleine Seen, Tümpel und Teiche wirksame Klimaregulatoren sein, besonders in
trockenen Gegenden. In vielen Mittelmeerländern findet man zum Beispiel Springbrunnen, die
Innenhöfen Feuchtigkeit und Kühle spenden.
Auch von Wasser reflektiertes Licht sollte bei der Gestaltung eines Standorts bedacht werden. Obwohl
die diffuse Reflexion an Wasseroberflächen gering ist, ist die Spiegelreflexion im Winter (wenn die
Sonne tief am Himmel steht) hoch. Im Maintal in Deutschland dient das vom Fluß reflektierte
Sonnenlicht dazu, auf den steilen Hängen Weintrauben reifen zu lassen. Daher können die
sonnseitigen Böschungen oder Hügel hinter Teichen, Dämmen, Seen und Flüssen als günstige
Bereiche für Pflanzen am Rande ihres natürlichen Verbreitungsgebiets betrachtet werden, die
29
zusätzliches Licht und Wärme benötigen. Häuser, die auf solchen Böschungen oder Wällen liegen,
bekommen zusätzliche Wärme ab (Abbildung 2.8).
Bausubstanz
Vorrichtungen wie Rankgerüste, Erdwälle, Treibhäuser, Zäune, Mauern und Aussichtsterrassen
können das Mikroklima im kleinen ändern, indem sie Windgeschwindigkeit oder Temperatur
beeinflussen.
Das Treibhaus ist in gemäßigten Regionen das brauchbarste Bauwerk für die Regulierung eines
Mikroklimas und ermöglicht es, beinahe jede Pflanze wachsen zu lassen. Ans Haus angebaute
Treibhäuser eignen sich bestens als Winterheizung, weil sie helfen, tagsüber Brennstoff zu sparen.
Erdwälle oder -hügel wirken sich auf vielerlei Art auf das Mikroklima aus (Abbildung 2.9). Sie
können:
die niedrigstehende Sonne an der Westseite abschirmen und so gegen Abend Haus und Garten
Kühlung verschaffen
Winde abhalten oder umlenken
Isolieren (Erdreich speichert Wärme und kühlt nur langsam ab).
Privatsphäre wahren und Sichtschutz bieten.
Verkehrslärm abschirmen (manchmal bis zu 80%); große Erdwälle zwischen Autobahnen und
Grundstücken sind heute selbstverständlich.
den Pflanzen mehr Platz bieten, indem sie den Raum in die Vertikale erweitern.
Sonnseitige Mauern sind für die Regulierung des Mikroklimas auch wichtig. Wie ein sonnseitiger
Waldrand bieten Mauern Schutz vor Winden und können Wintersonne zu reflektieren. Dunkle
Steinmauern absorbieren Hitze und strahlen sie in der Nacht wieder ab, sie mindern damit das
Frostrisiko. Pflanzen, die man davor setzt, wachsen bestens. Weiß gestrichene Mauern reflektieren
Strahlung (und verringern so die Wärmeaufnahme); Pflanzen vor diesen reifen am besten. In
Deutschland zeigten Experimente mit Tomaten und Pfirsichen vor schwarzen und weißen Mauern
rascheres Pflanzenwachstum vor der schwarzen Mauer; die Erträge jedoch waren wegen der besseren
Reifung vor der weißen Mauer höher.
Rankgerüste sind praktisch als Windschutz, um Raum um Haus und Garten einzuteilen, um ein
Mikroklima zu schaffen (durch Beschattung und Erwärmung) und als provisorischer Schutz gegen
Überbesonnung für kleine Bäume.
Kleine Konstruktionen um einzelne Bäume oder Pflanzen schaffen ein Mikroklima mit mehr
Feuchtigkeit, weniger Wind und gelegentlich mehr Wärme. Für Bäume ist in verschiedenen Teilen der
Welt eine Vielfalt von Windschutzbehelfen in Verwendung: Autoreifen, Strohballen, alte
Düngersäcke, 44-Gallonen-Fässer aus Metall etc. (Abbildung 2.10). Im Garten können Frühbeete,
Pflanzglocken und übergestülpte Plastikflaschen verwendet werden, um Pflanzen zu Frühjahrsbeginn
anbauen zu können.
Böden
Der Boden hat geringen Einfluß auf das Mikroklima aufgrund der Wärmemenge, die er leitet, und des
Lichts, das er reflektiert, und auch aufgrund seines schwankenden Wasser- und Luftgehalts.
Da Mulch sehr wenig Wärme zum Boden weiterleitet, ist es am besten, den Mulch im Frühjahr von
den Anbauflächen zu entfernen, damit der Boden sich erwärmen kann.
30
Mulch absorbiert Wasser leicht und gibt es langsam an den Boden ab, ist also eine wichtige Hilfe bei
der Speicherung von Bodenfeuchtigkeit bei warmem oder windigem Wetter.
Vegetation
Der Bewuchs hat eine tiefgreifende Wirkung auf das Mikroklima. Anpflanzen und Verwendung der
Vegetation (Forst, Wald, Windschutzhecken, Sträucher und Kletterpflanzen) formen das Mikroklima
eines Grundstücks am stärksten. Die Vegetation kann die Temperatur jedes Standorts regulieren
durch:
Verdunstung
Konvektionswärme
Schatten
Windschutz
Isolation
Verdunstung
Pflanzen verwandeln in ihren Blättern Wasser in Wasserdampf, der dann aus dem Blatt in die
umgebende Luft austritt. Dieser Prozeß verbraucht Energie, was die Luft um die Pflanzen kühler
werden läßt (genau wie das Schwitzen bei Tieren). Wenn die Temperatur fällt, steigt die
Luftfeuchtigkeit. Um Verdunstung zu ermöglichen, muß Wasser vorhanden sein. Viele Kulturen in
trockenen Ländern haben Methoden, um kleine Bereiche, meist ums Haus herum, kühler zu machen.
Die Bewohner der Kanarischen Inseln verwenden große Tontöpfe, die sie mit Wasser füllen und mit
Leinen bedecken, in kleinen, mit Pflanzen angeräumten Höfen, um die Temperatur der umliegenden
Zimmer zu senken (Abbildung 2.11).
Konvektionswärme
Pflanzen absorbieren tagsüber Sonnenenergie; im Wald wird viel Sonnenenergie vom Laubdach
absorbiert, während die umgebende Luft sich erwärmt und aufsteigt. Kühlere Luft wird in den Wald
gezogen, der tagsüber kühl bleibt. In der Nacht kehrt sich dieser Vorgang um, wobei Luft, die wärmer
als die Umgebungstemperatur ist, aus dem Wald strömt. Der Wald ist durch sein dichtes Blätterdach
isoliert, so daß die Strömung an den Rändern stattfindet. Jeder, der sich nachts einem Wald nähert,
wird den Unterschied in der Lufttemperatur merken (Abbildung 2.12).
Schatten
Die Abschirmung von Sonnenlicht hat eine starke Auswirkung auf das Mikroklima. Ein Flecken
offenen Bodens kann auf einen Bruchteil seiner ursprünglichen Temperatur abkühlen, nachdem er in
den Schatten des darüberliegenden Blätterdachs geraten ist. Blätter haben 3-6mal soviel Oberfläche
zum Abfangen der Energie wie ein Leinwandbaldachin, je nach Laubdichte. Bäume mit dichtem Laub
können 75-90% der Sonnenenergie filtern, während Bäume mit lichter Belaubung gefiltertes
Sonnenlicht durchtlassen. Außerdem absorbieren Bäume mit derben oder haarigen Blättern und solche
mit dunklen Blättern Sonnenlicht und damit Wärme. Glänzende, hellfärbige Pflanzen reflektieren
Sonnenlicht.
Als Gestalter können wir dieses Wissen verwenden, um passende Pflanzen an ausgewählte Standorte
zu setzen. Zum Beispiel bietet in Klimaten, wo die späte Nachmittagssonne ein Problem ist, eine
dichte, an der Westseite eines Hauses gepflanzte Hecke nicht nur Schatten, sondern schirmt im Winter
auch Westwinde ab. Im Gegensatz dazu bietet ein schwach belaubter Baum, der an der Ost- oder
Sonnensseite des Hauses gesetzt wurde, ein wenig Schutz vor der Sommersonne, läßt aber
Wintersonne durch. Laubwerfende Bäume erfüllen denselben Zweck, da sie im Winter ihr Laub
fallenlassen. Die Form des ausgewachsenen Baumes muß ebenfalls in Betracht gezogen werden, sei
31
sie rund, oval, pyramiden- oder säulenförmig, da der Schatten, den er werfen wird, dieselbe Form
haben wird (Abbildung 2.13).
Um die Sonnenreflexion an glänzenden Blättern auszunützen, können Bäume wie beispielsweise
Pappeln in einem parabolischen Bogen um den Obstgarten oder das Haus gesetzt werden. Wenn dieser
Bogen gegen die Sonne hin liegt, konzentriert die Reflexion von den glänzenden Blättern die Hitze auf
einen Punkt innerhalb des Bogens, wobei sie diesen Bereich trockener und wärmer macht (Abbildung
2.14). Solche Sonnenfallen funktionieren auch auf einem Hang, da der Bewuchs die warme, den Hügel
hinaufsteigende Luft auffängt. Diese Form läßt kalte, den Hügel herabströmende Luft um sicn herum
fließen, minimiert die Frostgefahr und hilft, je nach Windrichtung, dabei, kalte Winde um Gebäude
und Felder herum abzulenken.
Wind
Windschutz wird seit langem verwendet, um Häuser, Tiere und Feldfrüchte gegen Wind zu schützen,
und er ist äußerst wirksam in der Regulierung des Mikroklimas. Die Vorteile von
Windschutzpflanzungen sind wie folgt: Sie
vermindern die Windgeschwindigkeit und die Bodenerosion,
schützen windempfindliche Pflanzen wie zum Beispiel Kiwis,
verringern Ernteverluste, die durch das Herausschütteln von Samen oder Körnern entstehen,
gleichen Luft- und Bodentemperaturen aus (der Boden kann an einer geschützten Stelle bis zu 4 °C
wärmer sein),
erhöhen wegen der Taubildung an den Blättern der Bäume die vorhandene Feuchtigkeit,
verringern die Zahl der in kalten Stürmen verendenden Tiere,
vermindern im Sommer den Hitzestreß für Tiere,
reduzieren den Futterbedarf, wenn die Tiere an den Windschutzbäumen (Gleditschie,
Johannisbrotbaum) weiden können,
liefern der Landwirtschaft Bauholz und Zaunmaterial (von ausgedünntem oder überaltetem
Windschutz),
erweitern den Lebensraum insektenfressender Vögel,
verbessern die Lebens- und Arbeitsbedingungen um Haus und Garten,
bieten Nektarquellen für Bienen und verbessern die Bedingungen für die Befruchtung der
Kulturpflanzen (weniger Wind, der Bienen vertreibt).
Die Form des Windschutzes hängt im wesentlichen von Bebauungs-, Standort- und
Klimaverhältnissen ab. Abbildung 2.15 zeigt eine Palette von Windschutzgruppierungen.
Dichte und durchlässige Windschutzpflanzungen werden für unterschiedliche Zwecke eingesetzt.
Dichter Windschutz bietet im windabgewandten Bereich in 2-5mal der Höhe der Bäume den größten
Schutz (Abbildung 2.15c). Allerdings läßt die Schutzwirkung rasch nach, da sich unter dem Wind ein
Unterdruck bildet, der den Wind herunterzieht. Die Druckdifferenz trocknet außerdem den Boden aus.
Andererseits läßt ein durchlässiger Windschutz (Abbildung 2.15d) Luft durch, und obgleich die
anfängliche Schutzwirkung nicht so groß ist wie bei einem dichten Windschutz, hält sie bis in weitere
Entfernung an (25-30mal die Höhe). Abbildung 2.16,7-9 zeigt andere wirksame Windschutzanlagen
für intensiven Anbau, während Abbildung 2.16,1-6 einige untaugliche Anlagen darstellt.
Da die Schutzgürtel noch anderen nützlichen Zwecken dienen können, sollten wir die typischen
Eigenschaften einzelner Bäume berücksichtigen. Beinahe jeder Baum bietet Windschutz (solange er
nicht selbst windempfindlich ist), Rückzugsraum und Unterschlupf für Tiere. Was kann er noch?
Einige Arten (Leguminosenbäume, Erlen) binden Stickstoff im Boden, können zur
Brennholzgewinnung auf Stock gesetzt werden (Weide, Eukalyptus), liefern Laub als Tierfutter
(Coprosma repens, Leucaena, Weide), geben Honig (Eukalyptus, Eucryphia), bieten Nüsse als Tieroder Menschennahrung (Eiche, Kastanie), wirken als Feuerbremse (Coprosma repens,
Schwarzholzakazie), und sind ein wirksamer Erosionsschutz (stark wurzelnde Bäume wie Weide und
Pappel).
32
Auch die negativen Wirkungen von Bäumen müssen bedacht werden. Einige haben kräftige Wurzeln,
die mit den benachbarten Feldfrüchten oder Weidepflanzen um Wasser und Nährstoffe konkurrieren.
Wir können das entweder als Gegenleistung für den Nutzen, den sie bringen, akzeptieren oder das
jährliche tiefe Aufschlitzen beibehalten und so das Wurzelsystem teilweise zurückstutzen, um die
Konkurrenz zu vermindern.
Windschutz läßt sich rasch aufbauen, wenn man schnellwüchsige Sträucher und Bäume abwechselnd
mit langsamer wachsenden (aber längerlebigen) Bäume setzt. Während diese Bäume (normalerweise
Harthölzer) langsam wachsen, liefern die schnellwüchsigen Bäume Nektar für Bienen, Futter für Tiere
und Mulch für den Garten und können später als Brenn- oder Bauholz genutzt werden. Bedenken Sie
aber, daß Windschutzbäume nicht viel Obstertrag bringen werden (weil der Wind es abschüttelt) und
man sich bei wirtschaftlicher Nutzung nicht auf sie verlassen sollte.
Küsten bieten besondere Schwierigkeiten. Über die große unbändige Wasserfläche brausen Stürme
daher, die Salz und schleifende Sandkörner mit sich tragen. Um uns vor diesen Winden zu schützen,
wählen wir Pflanzen mit:
derber Rinde, wie Palmen sie haben (kann dem Sandstrahlen widerstehen);
harten, nadeligen Blättern, wie bei ausdauernden Küstentannenkiefern (Araucaria), Tamarisken,
Känguruhbäumen (schützen vor starker Austrocknung);
oder fleischigen Blättern, wie bei Mittagsblume, Koprosma, Agave und Euphorbia (speichern
Feuchtigkeit).
Die beste Richtschnur bei der Auswahl der Arten bietet die Beobachtung erfolgreicher Arten, die
bereits in der Umgebung wachsen. Abbildung 2.17 zeigt eine mögliche Anordnung von Pflanzen an
einer Meeresküste.
Isolation
Gebüsch und Kletterpflanzen, die nahe an einem Haus gepflanzt werden, schützen dieses vor Wind
und bilden zwischen dem Gebäude und der Vegetation eine isolierende Lufttasche, wodurch sie es
gegen Wärmeverlust schützen.
Schnee ist auch eine gute Isolation für Häuser, wenn man ihn auf dem Dach oder an der
schattenseitigen Mauer anhäuft und damit die Heizkosten senkt. Sträucher und Bäume helfen dabei,
Schnee in gewünschten Bereichen zu sammeln. Schnee unter Windschutz isoliert den Boden und sorgt
so für eine gleichmäßige Temperatur (wie eine dicke Laubschicht oder Mulch). An sonnigen Tagen
taut der Schnee langsam auf, wodurch er eine langsame Erwärmung des Bodens bewirkt. Je nachdem,
was in der Nähe des Schutzgürtels gepflanzt wurde, kann dies eine gute oder eine schlechte Wirkung
haben. Frühlingszwiebelgewächse werden hier später blühen als in rasch tauender Umgebung.
Besondere Vegetationsstrategien
Kletterpflanzen, Bodendecker und Sträucher sind bei der Regelung des Mikroklimas sehr hilfreich.
Kletterpflanzen und Rankgerüste
In sehr windigen Bereichen leiden die Pflanzen am stärksten unter fehlendem Windschutz. Die
schnellstmögliche Abhilfe schaffen in diesen Fällen Rankgerüste, die man in annähernd rechtem
Winkel an die Hauswände baut. Solche Spaliere haben vielfachen Nutzen: Sie teilen Wohnraum in
Erholungs-, Garten- oder Arbeitsbereich; sie unterbinden Kaltluftströme entlang der Mauern (und
fungieren als Sonnenfalle); und selbst stellen sie ein Grundgerüst für kletternde Nutzpflanzen dar.
Spaliergerüste können aus den Hausecken herausschwingen oder einfach die Fassaden öffentlicher
Gebäude (Schulen, Gefängnisse) gliedern und dadurch Plätze für Bänke, Rasen und Gärten schaffen.
33
Häufig laufen große Gebäude und Straßen so zusammen, daß sie Windkanäle bilden. Große
Felsblöcke, Bäume und Sträucher sowie Rankgerüste verwandeln sie in geschützte und kurvige
Zugänge; und daneben halten sie noch Staub, Kälte und Lärm ab. Das trifft auf alle Einfahrten,
Nebenstraßen, Sackgassen und Nebenwege zu.
Abgesehen von ihrem Windschutzpotential sind Kletterpflanzen schnellwüchsig (4,5-6 Meter pro Jahr
in warmen und feuchten Klimaten) und können als rasche Schattenspender eingesetzt werden, solange
die Bäume noch wachsen. Achten Sie darauf, die für Klima und Situation richtigen Arten
auszuwählen, da Kletterpflanzen wuchern und schwer auszurotten sein können, wenn sie sich erst
einmal eingenistet haben. Zurückschneiden wäre in solchen Fällen eine Lösung. Einige
Kletterpflanzen wachsen in Mörtel, Holzschindeln, Fensterrahmen und Abflußrohre und Dachrinnen
hinein; es ist daher am besten, die Eigenschaften einer speziellen Kletterpflanze herauszufinden, ehe
man sie in die Gestaltung einbezieht.
Kletterpflanzen haben gute Isolationswirkung, wenn man sie über Dächer und an Mauern wachsen
läßt. Dichte Kletterer können Erwärmung um 70% und Wärmeverlust um 30% vermindern. Efeu
wurde in gemäßigten Gebieten seit Jahrhunderten verwendet, um Ziegelbauten sowohl im Sommer als
auch im Winter zu isolieren. Laubwerfende Kletterpflanzen wie Wein, Wisteria und Wilder Wein
können in gemäßigten oder warmen, trockenen Regionen als Schattenspender an der Sonnenseite des
Hauses oder Gartens plaziert werden.
Bodendecker und Mulch
Offener Boden ist je nach Jahreszeit viel heißer oder kälter als bedeckter Boden. Der Boden wird am
besten im Frühjahr aufgedeckt, wenn neue Pflanzungen vorgenommen werden, und die Erde sich
erwärmen soll; ansonsten bedeckt man den Boden am besten mit Mulch und lebenden Bodendeckern.
Natürliche Bodendecker (Gras, kriechende Pflanzen) und Mulch haben die folgenden Eigenschaften:
Sie
reduzieren den Hitzestauvermindern das Aufheizen, indem sie Wasser verdunsten und den Boden
beschatten
strahlen Hitze nicht wieder ab (wie Plastik und Pflaster es tun).
schützen den Boden gegen Erosion.
reflektieren Licht nicht, können also grelles Licht dämpfen.
halten den Boden warm oder kühl, je nach Wetter.
fungieren als Unkrautschild (obwohl gelegentliches Jäten notwendig sein kann).
Unter Bäumen werden krautige Bodendecker als “Lebendmulch” gesetzt (junge Obstbäume wachsen
in Gras schlecht). Je nach Klima können das Dichondra, Dolichos, Lupinen und Massenpflanzungen
von Ringelblumen sein. Wenn der Bodendecker außerdem eine Kletterpflanze ist, muß man ihn
eventuell hin und wieder zurückstutzen. Eine lokal auftretende oder einheimische Leguminose ist als
Stickstoffbinder sehr nützlich.
Sträucher
Sträucher schaffen eine Feuchtigkeitshülle um einen Baum und können in Grenzlagen Frostschutz
bieten. Miriam und Jim Tyler haben in Neuseeland in einer Grenzlage Tagasaste 0,6-0,9 Meter von
Avocados entfernt gesetzt, um die jungen Bäume vor Frost zu schützen. Die Tagasaste wurde während
des Sommers 2-3mal zwecks Beschaffung von Brennholz und Mulchmaterial für die Baumscheiben
geschnitten und schließlich ganz entfernt.
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Sträucher sind gute Garteneinteiler und werden als Windschutz eingesetzt, vor allem in küstennahen
Gärten. Man muß geeignete Arten ausgewählen, um Zeitaufwand für das Stutzen und die Bekämpfung
der Wurzeln zu vermeiden.
Sträucher und selbst “schädliche Unkräuter” bieten, wenn man sie als Aufzuchtbewuchs verwendet,
Mulch, Schatten, Stickstoffbindung und Schutz gegen Frost, Wind und Tiere. An der Nordküste von
Neuseeland pflanzte Ian Robertson Tamarillo als Nutzpflanze direkt in umgeschnittenen Stechginster,
während Dick Nicholls eine Pflanzungsabfolge zum Aufbau einheimischen Waldes auf von
Stechginster erobertem Land entwickelt hat. Beide verwenden dieses bereits vorhandene Unkraut
wegen seiner günstigen Eigenschaften (Mulch, Bodenverbesserung, Frostschutz), indem sie es 4 Jahre
hindurch um eine Kernpflanzung von Bäumen herum schneiden. Allmählich verschatten die Bäume
dann den Ginster. Dasselbe kann bei großflächigem Brombeerbewuchs gemacht werden.
2.5
Böden
In der Permakultur werden Böden nicht als ernstlicher Grenzfaktor gesehen. Die Bodenökologie kann
im Verlauf einiger Jahre und mit der rechten Aufmerksamkeit verändert und verbessert werden.
Hausstandort und Zone I wählt man nicht ausschließlich aufgrund der Bodenbeschaffenheit, obwohl
man, wenn es gute Böden an einer bestimmten Stelle gibt und die meisten anderen Faktoren diese zu
einem guten Standort machen, Haus und Garten unbedingt dorthin setzen sollten, um ein oder zwei
Jahre zu sparen.
Sehr wenige Böden sind vollständig wertlos; es gibt immer Erstbesiedler oder Pionierarten, mit denen
man anfangen kann. Mandel- und Olivenbäume gedeihen gut auf felsigen Flächen mit nur wenig
Boden; Schwarze Johannisbeere und Butternuß wachsen auf schlecht entwässerten Standorten;
Heidelbeeren gedeihen auf sehr sauren Böden, und Gleditschien können auf stark alkalischen Böden
wachsen.
An jedem Standort ist eine einfache Bodenuntersuchung notwendig, um den pH-Wert (für Obst- und
Gemüsegarten), die Entwässerungskapazität und den bereits vorhandenen Bewuchs zu bestimmen.
Von da an können wir entscheiden, welche Arten wir pflanzen sollen und welche Art von
Bodenverbesserung, je nach Ausmaß der Landnutzung, notwendig ist. Natürlich steckt man die meiste
Kraft in den Haus- und Obstgarten, wogegen entlegenere Bereiche weniger intensiv betreut werden.
Kahler Boden ist geschädigter Boden und tritt nur dort auf, wo Menschen oder eingeführte Tiere das
natürliche ökologische Gleichgewicht gestört haben. Wenn der Boden einmal entblößt ist, wird er
leicht von Sonne, Wind und Wasser zerstört. Den Boden dann zu bebauen, schädigt nicht nur Abläufe
im Bodenleben, sondern kann sogar noch ausgedehntere Bodenverluste verursachen.
Die drei wichtigsten Vorgehensweisen in der Permakultur zur Hintanhaltung von Bodenverlust, die
den Boden durchlüften und mit Nährstoffen versorgen, sind:
Wälder und Gebüsche anzulegen, um den Boden zu schützen (Aufforstung).
Pflüge zu benutzen, die den Boden nicht wenden (Bodenaufbereitung).
Lebewesen, vor allem Würmer, anzuregen, verdichtete Böden zu durchlüften (mulchen oder
kompostieren).
Die ersten beiden beziehen sich auf große Gebiete, die letzte auf kleine. Forstwirtschaft und
Bodenverbesserung erzeugen ihren eigenen Mulch, während kleinen Gärten Mulch zugeführt werden
kann.
Häufig sind die Unkräuter, über die wir uns beklagen (Wandelröschen, capeweed, Brombeere,
Königskerze, Distel und so weiter), ein Zeichen dafür, daß der Boden geschädigt wurde. Einige dieser
35
Pflanzen sind Pioniere und werden den Boden allmählich verändern, sodaß andere Arten wachsen
können.
Das Kennzeichen eines guten Bodens ist das rechte Maß an Feuchtigkeit, Sauerstoff, Nährstoffen und
organischem Material im Boden. Böden werden durch einen Kreislaufprozeß gebildet und genährt, in
dem Pflanzenwurzeln dem Unterboden Wasser und mineralische Nährstoffe entnehmen und Blätter,
Früchte und anderer Abfall zu Boden fallen.
Die Schritte zum Wiederaufbau des Bodens umfassen:
Erosionsvorbeugung, indem man allen offenen Boden bedeckt, potentielle Erosionsgebiete (wie
Steilhänge, Gräben, Bachufer und Straßenböschungen) aufforstet und den Wasserfluß an der
Oberfläche reguliert (mittels Swales, Entwässerungsgräben und Grubbern). Verwenden Sie
einheimische, schnellwüchsige Pflanzenarten. An Hängen kann man auch Holzblöcke quer anbringen,
um Schlick und Wasser aufzufangen; die Pflanzen können Sie dahinter setzen.
Organisches Material in den Boden bringen. Großflächig: Bodendecker, Gründüngungspflanzen.
Kleinflächig: Küchenabfälle, pflanzliche Abfälle.
Verdichteten Boden lockern und belüften. Großflächig: Grubber und Maschinen zur
Bodenbearbeitung. Kleinflächig: Lockerung mit einer Grabgabel.
Einstellen des pH-Werts oder Einsatz von Pflanzen, die für bestimmte pH-Bereiche geeignet sind
(kommt billiger als den pH-Wert zu ändern). Auf sauren Böden kann man Kreide und Kalk, Gips,
Magnesit und Dolomit verwenden, um den pH langsam anzuheben. Auf alkalischen Böden kann man
saures Phosphat und Urin für Pottasche [N1]nehmen[Z2]. Auf allen Böden helfen Blut und Knochen,
Düngung und Kompost, den pH in den neutralen Bereich zu bringen.Ausgleich von Nährstoffmängeln
mit organischen Mineralien[N3] (Mangan, Phosphor, Kalium) und tierischem und pflanzlichem
Dünger. Pelletiertes Saatgut und Blattdüngung sind wirtschaftliche Methoden, Nährstoffe an die
Pflanzen zu bringen.
Förderung biologischer Aktivität zu fördern; Regenwürmer und andere Bodenlebewesen zeigen einen
gesunden Boden an.
Im allgemeinen können Böden mit folgenden Methoden aufgebaut oder wiederhergestellt werden:
Einsatz von Pflanzen und Tieren
Mechanische Bodenbearbeitung (großflächig)
Aufbau eines Bodens (im Garten)
EINSATZ VON PFLANZEN UND TIEREN
Mit Vieh so umgehen zu können, daß man Verdichtung und Überbeweidung hintanhält, gehört zur
Kunst des Aufbaus und der Erhaltung von Böden. Von schwer erodiertem Land muß man Vieh
möglicherweise gänzlich fernhalten. Manche Bauern bringen Regenwürmer in ihre Weiden ein und
säen tiefwurzelnde Pflanzen (Rettich, Zichorie), um den Boden aufzubrechen und zu belüften. Rettich,
Baum- oder Strauchleguminosen, Regenwürmer und Wurzelsymbionten (Rhizobien) belüften alle den
Boden, versorgen ihn mit Nährstoffen oder bilden Boden durch Laubfall und Wurzeltätigkeit.
Mulch, Deckfrüchte und Gründüngungspflanzen schützen vor Erosion, führen dem Boden organisches
Material und Nährstoffe zu, puffern den Boden gegen extreme Hitze und Kälte und schützen die
Bodenfeuchtigkeit gegen Verdunstung.
36
Es gibt zwei Kategorien von Mulch: “Toten” Mulch, der ausgetrocknet, verrottet oder abgestorben ist
(Stroh, trockene Blätter, Schnittabfall); und “lebenden” Mulch, der unter Bäumen und Sträuchern
wächst. Toter Mulch muß gesammelt werden (manchmal von Stellen, die weit verstreut liegen),
während lebender Mulch der Bewirtschaftung bedarf (Säen, Zurückschneiden, manchmal Nachsäen).
Deckfrüchte sind Pflanzen, die gesetzt werden, um den Boden zu schützen, nachdem eine Hauptfrucht
geerntet wurde. In gemäßigten Klimaten werden diese üblicherweise im Winter gepflanzt und
umfassen Roggen, Wicke, Klee, Buchweizen, Lupine, Gerste, Hafer, etc., die entweder geerntet oder
in den Boden eingearbeitet werden können, um das organische Material zu vermehren.
Gründüngungspflanzen werden speziell zur Bodenverbesserung angebaut und sind üblicherweise
Leguminosen, die den Boden sowohl mit Kohlenstoff als auch mit Stickstoff versorgen (Futtererbse,
Klee, Feldbohnen, Lupinen, Wicke, Dolichos). Die Leguminosen werden als Mulch verwendet oder in
den Boden eingearbeitet, bevor die Pflanzen reifen, um den Stickstoff aus den Wurzeln auszunützen,
der beim Absterben der Pflanze abgegeben wird (wenn man sie blühen und Samen ansetzen läßt,
verbraucht sie den Großteil des Stickstoffs selbst).
BODENVERBESSERUNG IM GROSSEN STIL
Australien, Europa und die Vereinigten Staaten stellen heute Grubber her, die große Flächen Bodens
belüften und auflockern. Ein Scheibensech schlitzt den Boden (der weder zu feucht noch zu trocken
sein darf) auf, und dem Schlitz folgen ein Schaft und ein unterirdischer Schuh aus Stahl, der den
Boden unter der Oberfläche öffnet, indem er eine Lufttasche bildet, ohne den Boden zu wenden
(Abbildung 2.18). Stattdessen wird er sanft gehoben. Regen dringt ein und wird aufgesaugt; die
Bodentemperatur steigt, Wurzeln wachsen und sterben ab, um Humus zu bilden, und das Land
erwacht wieder zum Leben.
Es hat keinen Sinn, bei der ersten Bearbeitung tiefer als 10 cm und bei folgenden Bearbeitungen tiefer
als 15-22 cm zu gehen. Die Pflanzenwurzeln, gewärmt und belüftet, können dann im Weideland bis zu
30 cm vordringen, im Wald noch tiefer.
In die dünnen Furchen können Samen eingebracht werden; wenn man Leguminosen so sät, erhält man
eine Gründüngungsfrucht oder eine Rekordernte. Weder Boden- noch Kopfdüngung ist nötig, nur die
wohltuende Wirkung von unter der Erde eingeschlossener Luft und die Folgearbeiten des Bodenlebens
und der Pflanzenwurzeln im wieder geöffneten Boden. Auf stark geschädigten Böden könnte jedoch
eine anfängliche Kopfdüngung mit Phosphat oder stark mangelnden Spurenelementen verwendet
werden.
Wenn der Boden einmal begonnen hat, sich zu erholen, können Bäume und Feldfrüchte gepflanzt
werden. Eine Saison, die zur Wiederbelebung des Bodens verwendet wird, ist keine verlorene Saison,
denn Bäume reagieren auf die neuen Bodenbedingungen mit mehr Vitalität und machen die verlorene
Zeit wieder wett: Ein Oliven- oder Johannisbrotbaum, der unter der ursprünglichen Bedingung eines
verdichteten Bodens ums Überleben kämpfen mußte, wird in verbessertem Boden 90 cm bis 1,2 m
wachsen und kann nach 3 oder 4 Jahren tragen anstatt nach 10-15.
Es gibt nur eine Regel in dieser Art des “Pflügens”, und die besteht darin, Traktor und Grubber leicht
hügelabwärts, von den Kämmen quer über den Hang Richtung Tal zu führen, das Land also nach dem
Fischgrätenmuster zu gestalten. Die vielen Hunderte von Schlitzkanälen werden so zum leichtesten
Abflußweg für das Wasser. Da die Oberfläche wenig beeinträchtigt wird, halten die Wurzeln selbst
nach frischem Grubbern der Erosion stand; Wasser sickert ein, und die Lebensvorgänge werden
angekurbelt.
37
Die Ergebnisse der Bodenwiederbelebung, kurz zusammengefaßt:
lebende Böden: Regenwürmer geben alkalische Exkremente ab und wirken als lebende Pumpen,
indem sie Luft und damit Stickstoff ansaugen.
krümeliger und offener Boden, in den Wasser leicht eindringt und als schwache Kohlen- und
Humussäure Bodenmineralien für die Pflanzen freisetzt sowie pH-Schwankungen abpuffert.
belüfteter Boden, der im Winter wärmer und im Sommer kühler bleibt.
aufnahmefähiger Boden, der Abfluß und rasche Verdunstung von Wasser verhindert. Pflanzliches
Material nimmt für späteren Konsum nächtliche Feuchtigkeit auf.
abgestorbene Wurzeln als Pflanzen- und Tiernahrung, die mehr Lufttaschen und Gänge im Boden
hinterlassen und bei ihrem Zerfall Stickstoff abgeben.
erleichtertes Eindringen der Wurzeln neuer Pflanzungen, sowohl bei ein- als auch bei mehrjährigen
Feldfrüchten.
permanente Veränderung im Boden, wenn er nicht wieder zertrampelt, gewalzt, niedergestampft,
gepflügt oder durch Chemikalien zu Leblosigkeit degradiert wird.
Was Bodenbearbeitung bewirken kann, macht Fukuoka mit tiefwurzelnden Pflanzen wie Rettich und
Luzernen; allerdings ist sein Boden nicht von schweren Maschinen oder Großvieh verdichtet worden.
Selbst starke Wurzeln können
harte Verdichtungen oft nicht aufbrechen.
AUFBAU EINES GARTENBODENS
Gärtner bauen ihren Boden meist durch eine Kombination von drei Vorgängen auf:
Erhöhung oder Absenkung der Beete (Erdarbeiten), um Wasserrückhalt oder -abfluß zu unterstützen,
sowie manchmal vorsichtige Einebnung der Beetoberfläche zur wirksamen Überflutungsbewässerung;
Einbringung von Kompost oder humosem Material in den Boden, auch von Lehm, Sand oder
Nährstoff, um ihn ins Gleichgewicht zu bringen; sowie
Mulchen, um Wasserverlust und Sonneneinwirkung oder auch Erosion zu vermindern.
Mit diesen Methoden können Gärtner überall Böden aufbauen. Unterstützende Methoden umfassen
den Anbau von Kompost- oder Düngungsjauchematerialien wie Hecken, Kräuter oder weichblättrige
Pflanzen (wie z. B. Beinwell) in Flecken oder Reihen im oder um den Garten, und die Verwendung
von Rankgerüsten, Schattenleinen (oder Palmwedeln), Treibhaus und Tropfbewässerung, um die
Wirkung von Wind, Licht oder Wärme zu regulieren.
Das Mulchen sollte als einer der größten Kostenpunkte in der Entwicklung eines Permakultursystems
erkannt werden. Obwohl Materialien wie Seetang, Bohnen- und Kornschalen, verdorbenes Heu und
Tiermist sehr billig (oder kostenlos) sind, können Transport und Aufbringung hohen Aufwand, vor
allem an Arbeit, bedeuten. Das kommt davon, daß von diesen Materialien große Mengen benötigt
werden. Beim Flächenmulchen beispielsweise kommt man mit 15 Kubikmetern Sägespäne nicht weit.
Häcksler – wie Stadtgärtner sie verwenden, um Baumschnitt zu entsorgen – wären sehr nützlich für
direktes Mulchen, wenn man Gestrüpp, Baumwipfel und Rinde verwendet, die bei Rodungen und
Fällungen übrigbleiben.
38
KONZEPTE FÜR BESONDERE KLIMATE
Tropische Böden
In den Tropen, wie auch anderswo, ist die Bebauung nackter Erde nicht nachhaltig. Feuchte Terrassen
und Teiche können die Produktion aufrechterhalten, wenn sie so um die 15% der gesamten Landschaft
ausmachen, aber bei Gebieten über 1 Hektar muß man Ränder, Hecken und Waldstücke anlegen und
mit holzigen Leguminosen mischen. In den Tropen sind an die 80-85% aller pflanzlichen Nährstoffe
in den Pflanzen selbst gespeichert, daher kann der Feldbau ohne die Nährstoffe von Laubfall und
Wurzelmasse nicht nachhaltig sein. Bodenleben entsteht erst, nachdem Sträucher und Bäume gesetzt
worden sind.
Böden, deren Bewuchs entfernt wurde, brauchen höchstwahrscheinlich Kalzium, Silizium und leicht
auswaschbare Nährstoffe wie Schwefel, Pottasche und Stickstoff. Zu Beginn muß man wahrscheinlich
auch Phosphate (als Vogelmist oder Steinmehl) zugeben. Um Kalzium und Silizium zuzuführen,
können Sie es mit Zementstaub versuchen, oder Sie mulchen die Gärten mit Bambus oder
Kornschalen. Um Stickstoff und Pottasche zu gewinnen, pflanzen Sie Leguminosenbäume und
bringen Sie deren Blätter in den Boden, wenn nötig über das Vieh als Futter und Mist. Die
landwirtschaftlichen Nutzpflanzen sollte man auf 20% des Gesamtbewuchses beschränken, am besten
als Streifen in Waldsystemen; dadurch sollten sich Böden bilden und Nährstoffverlust unterbunden
werden. Selbst Grünland benötigt große Leguminosenbäume in 20-30 Metern Abstand (oder 20-40 pro
Hektar), um die Produktion aufrechtzuerhalten. Vor allem aber müssen wir Hänge von 15° Steigung
oder mehr terrassieren oder bewaldet halten, um Bodenverlust vorzubeugen und starke Erosion zu
vermeiden.
Böden in trockenen Regionen
Das Hauptcharakteristikum trockener Böden ist ihr stark alkalischer pH-Wert (8.0-10.5) wegen des
Kalziums, Magnesiums oder alkalischer Salze (Karbonate), die aufgrund der Verdunstung im
Oberflächenboden zurückbleiben. Daher werden wir wahrscheinlich entdecken, daß Spurenelemente
(Zink, Kupfer, Eisen) kaum vorhanden sind, sodaß sowohl bei Pflanzen als auch bei Menschen
Mangelerscheinungen auftreten. Wenn wir aber den Boden auf solche Mängel hin analysieren, können
wir diese den Pflanzen als Blattdüngung und der Erde in Form von Kompost und Mulch zuführen.
In Trockengebieten kann sich der Bodenhumus unter Hitze und Wasser rasch in Nitrate zersetzen (in
trockenen, rissigen Böden) und so neuen Sämlingen einen bisweilen tödlichen Schwall von Nitraten
versetzen. Mulch oder Streu auf Böden und Baumwurzeln verhindert sowohl das Aufbrechen des
Bodens als auch rasche Temperaturanstiege, die oberflächlichennahe Nährwurzeln verbrennen.
In Hausgärten können Böden auf kleinem Raum bearbeitet werden. Wo Sand, der Wasser weder hält
noch aufnimmt, ein Problem ist, ist Bentonit (ein feinkörniger vulkanischer Ton, der anschwillt und
Wasser zurückhält) in Beeten mit Überflutungsbewässerung sehr hilfreich. Wo umgekehrt Ton
Probleme mit der Wasseraufnahme verursacht, läßt die Beigabe von Gips Wasser weiter in die
Tonpartikel eindringen. Wo man mit salzigen Böden oder salzigem Wasser zu tun hat, müssen die
Gartenbeete aufgeschüttet oder erhöht werden. sodaß das Salz vom Wuchsbeet auf die Wege herunter
ausgewaschen werden kann.
2.6
WASSER
Das verfügbare Wasser beeinflußt den geeigneten Permakulturtyp für einen Standort und ist von
folgendem abhängig:
Verteilung und Zuverlässigkeit des örtlichen Niederschlags;
Entwässerung und Wasserhaltefähigkeit des Bodens;
39
Bodenbedeckung (Vegetation, Mulch); Tiere (Bestandesdichte, Arten) und
Pflanzen (Arten, Ansprüche).
Während der erste Faktor vorgegeben ist, können die anderen drei beeinflußt werden.
Auf jedem Grundstück ist es von vorrangiger Wichtigkeit, die Wasserquellen ausfindig zu machen und
Standorte für Wasserspeicher (Staudämme, Tanks) vorzusehen. Wo immer möglich, sollten wir uns
die Vorteile von Hängen zunutze machen (oder Tanks erhöht anlegen), um das Fließen gemäß der
Schwerkraft auszunutzen.
Die Auswahl passender Arten für bestimmte Standorte vermindert den Bewässerungsbedarf. Zum
Beispiel brauchen Oliven und Mandelbäume, wenn sie einmal eingewurzelt sind, an trockenen Hängen
(außer dem Regen) kein Wasser.
Wasserspeicher für Fisch- und Pflanzenzucht sind gewöhnlich ganz anders gestaltete Anlagen als jene,
die als bloße Viehtränken oder nur zur Bewässerung gedacht sind. Beispielsweise sind viele kleine
Teiche besser zur Fischzucht geeignet als sehr große Speicher. Abgestufte Teichböden von 75 cm bis
zu 2 m Tiefe passen für viele Fische, wohingegen Speicherteiche 3-6 Meter tief sein müssen, um für
große Flächen nützlich zu sein.
SAMMLUNG UND VERTEILUNG DES WASSERS
Wasser kann man vom Regenabfluß gewinnen (an der Oberfläche oder unterirdisch), von Quellen
(Grundwasserabfluß) und von dauerhaften oder zeitweiligen Wasserläufen. Um dieses Wasser zu den
Speicherstellen zu bringen, kann man Verteilungskanäle verwenden (versiegelt oder sonstwie
undurchlässig), Rohre von den Quellen sowie Dächer oder jede andere versiegelte Oberfläche, die
Regen direkt sammelt.
Verteilungskanäle sind Gräben mit sanftem Gefälle, die man verwendet, um Wasser aus Senken und
Wasserläufen weg- und zu Speicher- und Bewässerungsanlagen hinzuleiten oder in Sandbeeten oder
Swales versickern zu lassen (Abbildungen 2.19 und 2.20). Sie sind so angelegt, daß sie nach nach
Regenfall geflutet werden und eventuell den Überfluß eines Dammes in den Zuleitungskanal des
nächsten führen.
Direkter Regenfall kann auf großen Dachflächen, versiegelten Straßenbelägen oder in trockenen
Gebieten auch auf versiegelten Hängen aufgefangen und zu Wassertanks geführt werden.
SWALES
Die Wasseraufnahme in den Boden wird üblicherweise mittels Bodenbearbeitung erreicht und durch
Swales. Swales sind lange, waagrechte Gräben, die in Größe und Bearbeitung beträchtlich variieren
können, von kleinen Erdwällen in Gärten über Steinhaufen quer zu Hängen bis zu planmäßig
ausgehobenen Mulden in Flachland und in Landschaften mit flachen Hängen (Abbildung 2.21).
Wie Bodenbearbeitungs- und -lockerungssysteme haben auch Swales den Zweck, Wasser in den
tieferliegenden Boden- beziehungsweise Sedimentschichten zu speichern. Sie funktionieren so, daß sie
den gesamten Oberflächenabfluß unterbrechen, das Wasser einige Stunden oder Tage lang
zurückhalten und es dabei langsam als Grundwassernachschub in die Böden und Baumwurzelsysteme
einsickern lassen. Bäume sind wesentliche Bestandteile des Swale-Pflanzsystems und müssen bei den
Swales dabeisein, vor allem in trockenen Gegenden (um die Salzbildung zu vermindern).
Swales werden entlang der Höhenlinien oder ganz ebener Vermessungslinien angelegt, da sie das
Wasser nicht fließen lassen sollen. Ihr Zweck ist bloß, Wasser aufzufangen; daher reißt man ihren
Boden auf, schottert, sandet ihn oder versieht ihn mit Gips, um das Einsickern von Wasser zu
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ermöglichen. Der Aushub wird normalerweise talseitig aufgeschüttet oder (in ebenem Gelände)
verteilt. Das Wasser kommt von Straßen, Dachflächen, Überlauf von Becken, Grauwassersystemen
oder Verteilungskanälen.
Der Abstand zwischen den Swales kann 3 bis 20mal die durchschnittliche Breite des Swales betragen
(je nach Regenmenge). Bei einer Grundfläche von 1-2 Metern sollte der Abstand zwischen den Swales
3-18 Meter betragen. Der erste Fall (3 m) entspräche einer Niederschlagsmenge von über 1270 mm,
der letztere entspräche 250 mm oder weniger. In feuchten Gegenden bepflanzt man den SwaleZwischenraum vollständig mit immergrünen oder Mulch produzierenden Arten. In sehr trockenen
Gebieten kann er ziemlich kahl sein und nur dazu dienen, Wasser in die Swales laufen zu lassen,
wobei der meiste Bewuchs auf die Böschungen gesetzt wird (Abbildung 2.22).
Nach den ersten Regenfällen, die einen Meter oder tiefer eingesickert sind, werden auf beiden Ufern
oder Seitenhängen der Swales Bäume gesät oder gesetzt. Dies kann zwei Regenperioden lang dauern.
Es kann an die 3-10 Jahre dauern, bis die Baumgürtel den Grund der Swales beschatten, und die
Humusbildung durch den Laubfall beginnt. In der Anfangsphase eines unbepflanzten Swales kann die
Wasseraufsaugung langsam sein, aber die Stärke der Aufnahme nimmt mit der Zeit wegen der
Wurzel- und Humuswirkungen zu.
In trockenen Ländern werden Swales verwendet, um Schlick zu sammeln, Grundwasser nachzufüllen
und rasche Erosion zu verhindern; in feuchten Gebieten vor allem dazu, Erosion hintanzuhalten. Sie
dienen auf jeden Fall als zusätzliche Anbauflächen.
BECKEN UND DÄMME
Das meiste Nutzwasser wird in Becken und Staudämmen gespeichert. Becken kann man aus
gewalztem, galvanisiertem Eisen machen, oder aus Beton, aus Eisenzement, Holz oder (verputztem)
Lehm; sie können Wasser vom Dachabfluß aufnehmen, den Abfluß von einer versiegelten Oberfläche
über eine Schlickfalle (wenn nötig) oder Wasser, das aus einem Damm gepumpt wird.
Die kleineren Probleme in Zusammenhang mit Becken sind leicht zu lösen. Gegen Stechmücken kann
man Gambusia oder andere Arten kleiner, Larven fressender Fische einsetzen, oder man schirmt das
Becken vollkommen ab und deckt es zu. Der Zufluß bedeckt man mit einem Sieb, um Blätter etc. vom
Dach beziehungsweise der versiegelten Fläche abzuhalten (Abbildung 2.23). Manche Leute ekeln
sich vor Algen an Wänden und Boden des Beckens; jedoch besteht dieser samtige Film aus
Lebewesen, die das Wasser filtern und säubern. Das Abflußrohr sollte zumindest 6 cm über dem
Tankboden liegen, damit die Algenschicht nicht beeinträchtigt wird.
Kleine Staudämme und Becken haben zwei Hauptzwecke. Der weniger bedeutende Nutzen liegt darin,
Tränken für Weidevieh, Wild- und Haustiere bereitzustellen. Der zweite und Hauptnutzen ist es,
überschüssiges Abflußwasser für die Verwendung im Haus oder zur Bewässerung während der
Trockenperioden aufzubewahren. Sie müssen sorgfältig geplant werden in bezug auf Faktoren wie
Sicherheit, Wassersammlung, Gestaltung der ganzen Landschaft, Abflußsysteme und Anordnung
hinsichtlich der Nutzungsbereiche (am besten so, daß die Schwerkraft ausgenutzt wird).
Offene Wasserspeicher sind am besten für feuchte Gebiete geeignet. Bei der Anlage solcher Speicher
in trockenen bis mäßig feuchten Gebieten besteht die Gefahr negativer Auswirkungen, da die
Verdunstung von offenen Wasserspeichern unvermeidlich gelöste Salze konzentriert.
Im folgenden werden häufige Dammtypen und ihre Verwendung in feuchten Landschaften
beschrieben:
Satteldämme sind üblicherweise die höchsten verfügbaren Speicher in Sätteln oder Mulden im Profil
der Berge. Satteldämme können vollständig aus dem Gelände (unter Niveau) gegraben oder an einer
oder beiden Seiten des Sattels mit Wällen versehen werden (Abbildung 2.24). Man nutzt sie für
Wildtiere, Vieh und als Hochspeicher.
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Kammliniendämme oder “Hufeisen”dämme werden auf den Unterplateaus flacher Hügelkämme
errichtet, gewöhnlich in einer abfallenden Kammlinie und unterhalb von Satteldämmen. Die Form ist
typischerweise die eines Pferdehufs. Sie können entweder unter Niveau gegraben oder mit
Erdaufschüttungen ummauert werden (Abbildung 2.25). Verwendet werden sie wie Satteldämme.
Schlüsselpunktdämme werden in den Tälern zweitrangiger oder kleinerer Flüsse angelegt. Man baut
sie am höchstmöglichen Standort im Hügelprofil; diese Stelle kann mit freiem Auge festgestellt
werden, und die von dort wegführende Fallinie enthält alle anderen Schlüsselpunkte im Haupttal
(Abbildung 2.26). Ihr Hauptzweck ist es, Gießwasser zu speichern. Man beachte, daß eine zweite
oder dritte Serie von Dämmen unterhalb dieser ersten Serie zu größeren Barrieredämmen verlaufen
und die Überlaufrinne des letzten Dammes einer Serie entlang der Fallinie angelegt werden kann,
sodaß diese ins Haupttal führt und den Überfluß letztlich dem Fluß zuleitet (Abbildung 2.27).
Barrieredämme baut man quer durch ein dauernd oder zeitweise wasserführendes Flußbett; sie
benötigen daher breite Überlaufrinnen und sehr sorgfältige Bauweise.
Konturdämme können auf Höhenschichtlinien gesetzt werden, wo die Hangneigung 8% oder weniger
beträgt, also ausreichend flach ist. Höhenschicht- und Dammlinien können den Hang konkav oder
konvex zur Fallinie queren. Sie dienen der Bewässerung, als Wirtschaftsteiche oder als
Überflutungsbecken in halbtrockenen Gebieten (Abbildung 2.28).
WASSERVERTEILUNG UND -SPEICHERUNG IN TROCKENEN GEBIETEN
In den meisten Trockengebieten der Welt werden Grundwasser und wasserleitende Bodenschichten
überbeansprucht, und die Landwirtschaften und Städte, die von solchen Vergänglichkeiten abhängig
sind, sind dem Untergang geweiht. Es ist wirklich traurig, daß diese wertvollen wasserleitenden
Schichten und Grundwässer, anstatt der Anlage nachhaltiger Obstbaum- und Waldsysteme zu dienen,
mehrheitlich für die Exportproduktion einjähriger Feldfrüchte, Getreide oder Hülsenfrüchte,
draufgehen.
Dünne Schichten von abfließendem Wasser, die normalerweise nach 1-2 cm Regenfall auftreten,
können quer über die Hänge zu Speichern geleitet werden. Diese Verteilungskanäle macht man aus
Erde, Steinen, Beton; man leitet das Wasser durch Rohre zu Wasserspeichern oder führt es zu
künstlichen Mulden und Becken, die zum Auffangen des Wassers gegraben wurden. Um eine
Faustregel zu nennen: Solche Anbaubecken, -terrassen oder -gruben baut man, um einen
Abflußbereich von ungefähr dem 20fachen ihrer eigenen Größe zu entsorgen (8-10 Hektar
Abflußgebiet werden zu 0,4 Hektar Anbaubereich von Bäumen oder Saisonfrüchten geleitet).
Heimische oder angepaßte Bäume stellen die beste Nutzung dieser Standorte dar, aber zu guten
Regenzeiten können auf einer günstigen Basis auch Getreide, Melonen oder Gemüse angebaut werden.
Wenn wir den oberflächlichen Wasserabfluß bündeln, müssen wir, vor allem in der empfindlichen
Wüstenumwelt, auch einen sicheren Überlauf oder Ablauf für extrem starke Regenfälle schaffen;
ansonsten riskieren wir die Bildung von Erosionsrinnen. Wo wir Gräser anbauen können, wird ein
grasbewachsener, eingezäunter abfallender Überlaufkanal der Erosion widerstehen; an steilen Hängen
oder Stufenterrassen kann man auch einen sorgsam gebauten Ablauf aus Steinen bauen.
Jede Stelle in einem Trockengebiet kann, nach ein wenig Untersuchung der Wasserflüsse und
Sandbewegungen, mit einigen Daten betreffend Einsickerung und Abfluß, zu einer Anbaufläche
gestaltet werden. Wenn wiederhergestellte Bereiche vor Beweidung und Ausbeutung geschützt sind,
werden Nutzbäume wie Feigen, Maulbeeren, Pistazien und Akazien überleben und sich sogar
ausbreiten.
42
2.7
ANLAGE WICHTIGER EINRICHTUNGEN
Die Grenzen des Grundstücks wurden in der Beobachtungs- und Erforschungsphase abgegangen, und
dabei wurden viele vorteilhafte Nischen und Ressourcen entdeckt. Wir können nun andere Faktoren
betrachten, die zur Plazierung so wichtiger Einrichtungen wie Zugang, Haus und Zäune gehören.
ERSCHLIESSUNG
Der Zugang zum Standort des Hauses und rundherum ist wichtig für Aufbau und Erhaltung des
Grundstücks. Während der ersten Jahre werden kontinuierlich Materialien eingebracht, um
Infrastruktur aufzubauen.
Je nach Transportart (Auto, Allradler, Traktor, Schubkarren) müssen Straßen, Wege und Pfade
plaziert, gebaut und erhalten werden. Die Erschließung sollte derart angelegt werden, daß sie wenig
Erhaltungsaufwand benötigt, da eine fehlplazierte Straße mehr an Zeit und Geld kostet als
irgendetwas. Obwohl der Gestaltungsentwurf je nach Klima, Geländeform und verfügbaren
Ressourcen unterschiedlich ausfallen wird, gelten einige Prinzipien:
1. Straßen sollten entlang der Konturlinien verlaufen, ohne steile Böschungen und mit guter Drainage,
um die Erosion zu vermindern. In Hügelland werden sie möglichst in der Mitte der Kammlinie
angelegt, sodaß das Wasser leicht abfließen kann. Talstraßen sind leichter zu bauen, brauchen aber
mehr Erhaltungsaufwand, vor allem in niederschlagsreichen Gebieten.
2. Straßen sollten, wo immer möglich, auch andere Zwecke erfüllen, wie zum Beispiel als Dammauer
oder Feuerschutz. Die Straße kann auch als Wassersammler herangezogen werden, wobei der Abfluß
zu Swales und Dämmen geleitet oder gesammelt und als Schlickfalle zur Gewinnung von
Topfpflanzenerde oder Baummulch dient (Abbildung 2.29).
3. Auf hügeligem Gelände sollte eine hochgelegene Straße oder Traktorzufahrt angelegt werden, um
zu allen Bereichen Zugang von oben zu schaffen (Material ist leichter bergab zu bewegen als bergauf).
4. Kleinere Straßen und Fußwege, die die Zufahrten ergänzen, plant man in einem
Gesamtgestaltungsentwurf, der in einer frühen Phase des Entwurfsprozesses erarbeitet wird, gleich mit
ein.
Die Entwässerung ist der wichtigste Gesichtspunkt beim Bau einer Straße. Die Straße sollte so
geformt sein, daß sie Abzugsgräben und deren Abflüsse aufnehmen kann. Wenn das Wasser nicht auf
der Seite des offenen oder überdeckten Grabens an der Innenseite der Straße abgeleitet werden kann,
muß es durch ein Rohr unter der Straße geführt werden (Abbildung 2.30), zu einem Graben, der
entweder zu einem Bach oder anderswo hinführt, wo keine Erosion auftritt (Staudamm,
Verteilungskanal, Swale).
Schließen Sie die Zufahrt zum Haus immer ansteigend ab, selbst wenn man Sie sie dazu insgesamt ein
wenig absenken müssen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die meisten Zufahrten, die zum Haus hin
abfallen, führen Wasser herunter in den Bereich rund ums Haus, wodurch es schwer zu entwässern ist.
Außerdem können Sie, wenn Ihre Autobatterie leer ist, das Auto per Schwerkraft anrollen lassen. In
schneereichem Klima ist es klug, die Straße zwecks schnellerer Schneeschmelze in der Sonne zu
haben; das gleiche gilt für besonders feuchtes Klima, wenn die Straßen schlammig und rutschig sind.
ANLAGE DES HAUSES
Wenn die Anlage des Hauses sich auch mit dem Klima ändert, gibt es doch bestimmte Regeln zu
befolgen und Fehler zu vermeiden.
43
Je näher an einer Hauptstraße, desto besser. Lange Straßen zum Haus hin sind teuer, schwer zu
erhalten und lassen ein Gefühl der Isoliertheit aufkommen.
In Klimaten, wo man heizen muß, wähle man eine sonnseitige Lage, vor allem für den Winter. In
tropischen oder äquatorialen Gebieten ist jede Lage geeignet, aber man richtet das Haus so aus, daß es
eher kühlende Brisen empfängt als direkte Sonne.
Bauen Sie nicht auf Hängen mit mehr als 14° oder weniger als 2-3° Neigung (zwecks vernünftiger
Drainage). Die halbe Höhe eines flachen Hanges ist am besten, um Frost zu vermeiden und kühlende
Brisen zu empfangen.
Legen Sie das Haus so an, daß seine Wasserquelle hangoben liegt, wegen der Schwerkraftnutzung.
Achten Sie auch darauf, Abfallprodukte (Abwasser, Grauwasser) nicht dort entsorgt werden, wo sie
Flüsse oder Grundwasser verschmutzen. Setzen Sie Bäume oder Vegetationspuffer als Aufsauger von
Nährstoffen ein.
Bauen Sie in der Nähe von Energieversorgungsanlagen, ob es sich nun um öffentliche Einrichtungen
oder Wasser-, Solar- oder Windkraft handelt. Es ist sehr teuer, Energie von der Quelle zum Haus zu
leiten, da es beim Transport zu Verlusten kommt (bei Alternativenergien) beziehungsweise teure
Masten und Kabel zu legen sind (bei öffentlicher Versorgung). Für Dörfer verwende man
gemeinschaftliche Anlagen, um Geld zu sparen.
Nutzen Sie die Geländeformen des Standorts oder bestehende Vegetation als Schutz vor schädlichen
Winden oder stellen Sie das Haus so hin, daß kühlende Brisen ausgenutzt werden. Standorte mit
starkem Wind ermöglichen die Nutzung von Windkraft.
Errichten Sie das Haus nicht auf den besten Böden. Untersuchen Sie auch den Unterboden auf seine
Entwässerung (Test: Graben Sie ein einen Meter tiefes Loch und füllen Sie es mit Wasser; innerhalb
einer Minute sollte der Wasserspiegel sichtbar gesunken sein).
Denken Sie sowohl an Ihre gegenwärtigen als auch an Ihre zukünftigen Bedürfnisse nach Rückzug;
um Lärm und Abgasverschmutzung zu entkommen, sollte man Häuser straßenabgewandt bauen.
Abschirmung der Privatsphäre läßt sich mit der Vegetation bewerkstelligen; um Verkehrslärm zu
mindern, muß man jedoch große Erdwälle zwischen Straße und Haus aufschütten.
Obwohl für die meisten von uns eine “schöne Aussicht” Vorrang hat, kann dies zu ungünstiger
Plazierung des Hauses führen, meist auf einer Hügelkuppe, wo der Zugang schwierig ist und Winde
häufig sind. Man muß also beim Haus möglicherweise auf die schöne Aussicht verzichten; stattdessen
kann man auf dem Hügel eine kleine Laube mit bequemen Sitzgelegenheiten einrichten. Um das
Panorama zu genießen, können Sie Ihre Gäste dann durch Zone II und III führen und zuhause die
Nahansichten haben. Setzen Sie sich Sträucher, die Vögel anlocken, direkt vor das Fenster, oder legen
Sie in der Nähe einen großen Fisch- und Ententeich an mit ein oder zwei Inseln, wo sich immer etwas
tut, wo es immer etwas zu schauen gibt.
Manchmal kann man hoch bauen und die Aussicht von einer Dachkuppel genießen. Ein pensionierter
Kapitän könnte sich ein Haus mit einer Kommandobrücke oben drauf bauen, sodaß der Blick zur See
immer klar ist. Er kann ein Teleskop auf seiner Kommandobrücke haben. Wenn ein Sturm aufkommt,
dann geht er hinauf in sein Steuerhaus und tritt hinaus aufs offene Deck. Er bleibt oben, um
sicherzustellen, daß nicht mitten in der Nacht Klippen auftauchen!
Die häufigsten Fehler bei der Plazierung des Hauses sind:
Auf dem höchsten Punkt eines Kammes oder Hügels zu bauen. Winde können aus jeder Richtung
kommen, und das Haus ist in Feuergefahr (die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Feuer nimmt
44
hügelaufwärts zu). Wasser muß hinaufgepumpt werden, was die Energiekosten erhöht (wobei die
Energiekosten fürs Heizen und Kühlen des Hauses am höchsten sein werden).
Das Haus im Wald zu bauen und damit zwischen dem Wald (und seinen Bewohnern) und Ihnen selbst
einen Kampf um Licht, Nährstoffe und Raum anzuzetteln. Für Haus, Obst- und Gemüsegarten muß
gerodet werden.
In Flußniederungen oder an tiefen Hohlwegen zu bauen (anfällig für Überflutung bzw. aufsteigende
Feuchtigkeit); auf steilem, instabilem Land (Erdrutsche, Muren, Lawinen); auf aufgeschüttetem Land
(Absenkung); in der Nähe aktiver Vulkane; nahe an steigenden Meeresspiegeln (wegen der globalen
Erwärmung); beziehungsweise eben überall dort, wo eine unausweichliche Katastrophe droht.
ZÄUNE
Zäune und Einfriedungen sind wichtig, und deren Dringlichkeit sollte in einem frühen Stadium der
Planung festgelegt werden. Zuerst kann man eine allgemeine Grenzlinie ziehen, um Vieh und
Wildtiere draußen zu halten. Auf großer Fläche sind Tiere (vor allem kleine Wildtiere wie Beutelratten
und Kaninchen) nicht vollständig in den Griff zu kriegen; diese sollte man daher auf Zone I
beschränken. Von einem robusten, kleinmaschigen inneren Zaun aus können nach Bedarf andere
Zäune aufgezogen werden, die vielleicht einmal Zone II einschließen (mit weitmaschigem Draht oder
sogar Stacheldraht, dornigen Bäumen/Sträuchern oder elektrischem Zaun). Vorrangig einzuzäunende
Bereiche könnten auch Hühnergehege und Obstgarten sein.
Anstelle von Drahtzäunen kann man mit der Zeit nicht eßbare Straucharten zu einer Hecke wachsen
lassen. Eine dichte, stachelige Hecke zusammen mit einer niedrigen Steinmauer ist für die meisten
Tiere praktisch undurchdringlich und wird überall dort auf der Welt eingesetzt, wo Draht teuer oder
schwer zu kriegen ist. Zäune, Gräben, Steinmauern und Hecken sollten nicht nur als Einfriedungen
oder Schutz vor Vieh fungieren, sondern auch noch anderen Nutzen haben. Zäune dienen als
Rankgerüste, und Steinmauern als besondere Reifungsflächen. Hecken liefern Obst, Nüsse, Tierfutter,
Bienennahrung, Holz (Bambus) und bieten Vögeln Lebensraum. In gemäßigten Klimaten ist eine
gemischte Hecke aus Tagasaste (raschwüchsig, liefert Samen für Hühner und Bienennahrung, bietet
Unterschlupf), Weißdorn (langsamwüchsig, hart und stachelig, bietet Beeren, Bienennahrung und
Nistplätze für kleine Vögel) und Haselnuß (bildet ein undurchdringliches Dickicht, liefert Nüsse) viel
nützlicher als eine Hecke aus nur einer Art. In tropischen und Wüstengebieten erfüllen andere
Pflanzen, wie Prosopis, Euphorbias und stachelige Akazien, die gleichen Zwecke.
SETZUNG VON PRIORITÄTEN
Wenn Erschließung und Standort des Hauses einmal festgelegt sind, kann der Entwurf komplexer
werden und sich auf die bebauten Bereiche und deren Umgebung konzentrieren. Jetzt können Zonen,
Sektoren und Hänge allgemein untersucht werden (Einzelheiten folgen später), und der Hausstandort
kann sich aufgrund dieser Untersuchungen noch in diesem Stadium ändern.
Dann werden die Sektoren als Bereiche eingezeichnet, die Windrichtung, Lage, schöne und weniger
schöne Aussichten, Überflutungs- oder Feuergefahr und Fließrichtung des Wassers angeben. Die
Zonen skizziert man in einem Grundrißplan, wobei Zone 0 das Haus und die Zonen I-V zunehmend
entfernte oder schwer zugängliche Bereiche markieren.
Wenn wir unsere Elemente einmal nach Zonen, Sektoren, Höhe und Funktion geordnet haben,
vertiefen wir unseren Gestaltungsprozeß, indem wir bestimmte Pflanzen- und Tierarten in Erwägung
ziehen.
Der Plan sollte so angelegt werden, daß man ihn etappenweise ausführen kann, um die Arbeit in leicht
zu bewältigende Portionen aufzuteilen. Wichtige Teile nimmt man in jenen Etappen in Angriff, die
man früh in der Entwicklung braucht. Dazu gehören Zufahrtsstraßen, Wasserversorgung, Zäune oder
45
Hecken, Energiesysteme, Windschutzanlagen, Haus und Garten sowie eine Pflanzschule. An zweiter
Stelle in der Bedeutung können Feuer- und Erosionsschutz sowie Bodenverbesserung drankommen.
In den ersten 2-6 Jahren werden so viele Pflanzenarten und Exemplare von jeder Art benötigt, daß
man eine kleine Pflanzschule einrichten sollte, um die 4.000-10.000 Pflanzen zu ziehen, die man auf
einen Hektar ausbringen kann. Während diese in ihren Töpfen und Röhren wachsen, kann man den
Grund einzäunen und vorbereiten, das Bewässerungssystem anlegen und sie schließlich nach einem
sorgfältig gestalteten langfristigen Plan auspflanzen.
Man sorge auch für zukünftige Energiegewinnung vor, sodaß das gesamte Gelände für Wind-,
Gezeiten-, Wasser- oder Sonnenenergiesysteme offen bleibt. Selbst wenn diese nicht in den ersten
paar Jahren eingerichtet werden können, hält man deren Platz frei unter einjährigen Feldfrüchten durch
kurzfristige Nutzung.
Wenn es dann an die Installation geht, sollten zuerst diejenigen Bauten und Einrichtungen
drankommen, die Energie erzeugen; an zweiter Stelle jene, die Energie sparen, und erst zum Schluß
diejenigen, die Energie verbrauchen.
Bei der Anwendung solcher Maximen beantworten sich viele Fragen von selbst, wie zum Beispiel:
Wo soll ich mein Treibhaus bauen?
Wenn man nur an die Energie denkt:
Erstens an bewohnte Gebäude als Wärmequellen und -speicher, und um Nahrung zu ziehen.
Zweitens an nicht bewohnte Gebäude als Wärmequellen.
Drittens als Teil von Ställen wegen der Wärme, des Mistes und des Gasaustausches.
Und nur zuletzt – oder gar nicht – als freistehende, vollständig verglaste Bauten.
Wie soll ich mit dem Wind fertig werden, der den Anbau auf meinem Grundstück vereitelt?
Erstens durch Pflanzen irgendwelcher Bäume oder Sträucher, egal ob nützlich oder nicht (Wermut,
Pampas[Z1]gras, Kiefer, Koprosma), die in der Gegend billig oder umsonst zu bekommen sind, sehr
rasch wachsen, aus großen Wurzelstecklingen oder Ablegern vermehrt werden können und überleben
werden.
Zweitens durch Konstrukte, vor allem Rankgerüste, Legstein- oder Trockenmauern, Gräben,
Böschungen und niedrige Hecken im ganzen Garten.
Drittens durch großflächige Pflanzung von Stecklingen oder Sämlingen ausdauernder Arten.
Und zuletzt durch eine nützliche dauerhafte Hecke, die man unter dem Schutz der oben genannten
Vorgangsweisen anpflanzt.
Was ist es wert, als Hauptfrucht angebaut zu werden?
Nur bei wenigen Arten lohnt sich der Anbau als Hauptfrucht in großem Stil. Vom Handelswert einmal
abgesehen gibt es drei wesentliche Erwägungen:
1. Hauptfrüchte, die nach dem Aufgehen wenig Pflege brauchen (Kartoffeln, Mais, Kürbis,
ausdauernde Obstsorten und Kletterpflanzen); die
2. leicht zu ernten, zu lagern und zu verarbeiten sind und die
46
3. Grundnahrungsmittel sind (Kartoffeln, Taro, Maniok, Mais, Kürbisse, Nüsse und Obst mit hohem
Energiegehalt).
Wirtschaftlich interessant sind auch Früchte, die:
4. hohen Handelswert haben, selbst wenn sie schwierig zu ernten sind (Beeren, Kirschen, Krokus zur
Safrangewinnung)
5. oder schwierig zu lagern sind (Melonen, Pfirsiche, Papayas) oder
6. selten, aber begehrt sind (Ginseng, Gewürze, Tee, Naturfarben, Öle) oder
7. dem Standort besonders gut angepaßt sind (Zuckerahorn, Eucalyptus gunnii, Pistazie,
Wasserkastanie, Preiselbeere, Kaktus).
Ein Gestalter sollte sich der lokalen Gegebenheiten, Mikroklimate und Erfordernisse immer bewußt
sein und bestrebt sein, das bereits Vorhandene sinnvoll zu verwenden anstatt neue Elemente und damit
neue Energie hineinzustecken.
2.8
KATASTROPHENABWEHR
Jeder Landstrich auf der Welt ist von Unglücken wie Feuersbrünsten, Überschwemmungen, Dürren,
Erdbeben, Vulkanausbrüchen oder Orkanen bedroht. Das beste, was wir tun können, ist, das Anwesen
bewußt auf solche Ereignisse vorzubereiten und dadurch Schäden an Eigentum und Blutzoll zu
verringern.
BRÄNDE
Feuersbrünste sind die häufigste Katastrophe und treten in trockenen, windigen Zeiten auf, nachdem
sich im Wald Laub angesammelt hat. Die Stärke des Feuers hängt von Menge, Art und Verteilung des
Brennmaterials ab, von Geschwindigkeit und Richtung des Windes und von der allgemeinen
Topographie (hügelaufwärts breitet es sich rasch aus, sodaß die Kämme und Kuppen meist schwer
verbrannt werden). Die größte Gefahr ist die von der Feuerfront abgegebene Hitzestrahlung, die
Pflanzen und Tiere schnell tötet.
Ein Brand kommt meist aus einer bestimmten Richtung (je nach Ort und Gelände verschieden), sodaß
es nur einen feuergefährdeten Sektor gibt, um den man sich besonders kümmern muß. Aber er kann
aus jeder Richtung kommen, sodaß es am besten ist, die wertvollsten Teile des Anwesens (Gebäude,
Ställe, Maschinen und Obstgärten) zuerst zu schützen.
Zu den Brandbekämpfungsmaßnahmen gehören:
Verminderung von Brennmaterial im feuergefährdeten Bereich durch (a) Bewirtschaftung des
Waldbodens (Laub wegräumen, Bruchholz zu Brennholz schneiden), (b) Mahd oder Einsatz von
Weidetieren, die das Gras kurz halten (Gänse, Wallaby) und (c) Anlage von nicht brennbaren
Oberflächen wie Straßen, Teichen und Dämmen sowie Verwendung von Flächenmulch und
Grünpflanzen zwischen dem brandgefährdeten Bereich und dem Haus.
Schaffung von Feuerschatten zur Minderung der Wirkung der abgestrahlten Hitze durch (a) nicht
brennbare Elemente (Teiche, Erdwälle, Steinmauern) und (b) Pflanzung feuerhemmender Arten wie
Lilien, Koprosma, Weiden (die möglicherweise draufgehen, aber das Feuer bremsen). Abbildung 2.31.
47
Anlage einer Windschutzhecke aus feuerhemmenden Arten, um den Wind während eines Brandes
abzuschwächen (Abbildung 2.32).
Da das Haus für gewöhnlich der am schwierigsten zu ersetzende und teuerste Teil des Anwesens ist,
ist es wichtig, an die Sicherheit des Hauses zu denken durch Errichtung:
einer Ziegel- oder Betonschürze (bis 1 Meter hoch ) ums Haus, wobei die Fußabstreifer zu entfernen
sind;
metallener Drahtgitter an den Fenstern;
eines Wellblech- oder feuerfesten Daches;
großer Wassersprenkler am Dach und rund ums Haus und
einen Wasservorrat für mindestens eine Stunde an einer Stelle, von der es einfach zum Haus gebracht
werden kann (offene Leitungen aus Kunststoff brennen durch, elektrische Pumpen können ausfallen);
sowie durch
Bereitlegung von Tennisbällen, um die Fallrohre der Regenrinnen zu verstopfen (die dann mit Wasser
gefüllt werden können).
Unter feuerbeständigen Pflanzen für den Brandsektor sind solche zu verstehen, die folgende
Eigenschaften verbinden: (a) einen hohen Wassergehalt, (b) einen hohen Aschenanteil, (c) wenig
Mulch oder Laubfall oder Laub, das sich schnell zersetzt; die (d) immergrün, (e) fleischig oder saftig
sind.
Einige feuerbeständige Bäume sind: Feigen, Weiden, Maulbeeren, Koprosma, Monstera sowie einige
Akazienarten (unter anderen Acacia dealbata, A. decurrens, A. saligna, A. sophorae, A. baileyana).
Zu den feuerbeständige Bodendeckern gehören Passionsfrucht, Efeu, Beinwell, Taro, verschiedene
Sukkulenten, Wermut, Dichondra repens, Aloe- und Agavenarten, Mittagsblume, Süßkartoffel,
Dreimasterblume, onion weed, Sonnenblumen und Kürbisse.
ERDBEBEN, ÜBERSCHWEMMUNGEN UND ORKANE
Häuser in erdbebengefährdeten Gebieten sollen aus Materialien errichtet werden, die biegsam sind
oder atmen (Bambus, Stahlbeton, Holz). Flüchten Sie während eines Erdbebens in ein Bambusgehölz;
es hat einen festen Wurzelfilz, der nur schwer zu zerreißen ist.
Was Überschwemmungen angeht: Erkundigen Sie sich über Auftreten von Überschwemmungen und
Höchstpegel, planen Sie einen großen Sicherheitsbereich ein, und plazieren sie keine Häuser auf
Überschwemmungsland. Steile, kahlgeschlagene Hänge werden bei schwerem Regen zu Todesfallen,
da Muren talwärts stark beschleunigt werden.
In orkan- oder wirbelsturmgefährdeten Gebieten baut man Häuser aus elatischen Materialien und neigt
das Hausdach in einem spitzen Winkel von 45°, sodaß die Windkraft das Haus hinunterdrückt.
Pflanzen Sie eine Windschutzhecke aus Bambus (er biegt sich mit dem Wind) und denken Sie an
einen Notfallsgarten in einem geschützten Bereich. Viele Bewohner der pazifischen Inseln haben
solche Gärten mit wichtigem Pflanzenbestand in einem geschützten Teil der Insel, sodaß die
Hausgärten nachgepflanzt werden können, wenn alles andere weggefegt wurde.
2.9
QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR
Geiger, Rudolf, The Climate Near the Ground, Harvard University Press, New York, 1950.
48
Chang, Jen-Hu, Climate and Agriculture, Aldine Pub. Co., Chicago, 1968.
Cox, George W. and Michael D. Atkins, Agricultural Ecology, W. H. Freeman & Co., San Francisco,
1979.
Daubenmire, Rexford F., Plants and Environment, Wiley International, 1974.
Fukuoka, Masanobu, The One-Straw Revolution, Rodale Press, Emmaus, PA, 1978.
Howard, Sir Albert, An Agricultural Testament, Oxford University Press, 1943.
Moffat, Anne Simon & Marc Schiler, Landscape Design That Saves Energy, William Morrow & Co.,
New York, 1981.
Nelson, Kenneth D., Design and Construction of Small Earth Dams, Inkata Press, Melb., Australia,
1985.
Yeomans, P.A., Water for Every Farm/Using the Keyline Plan, Second Back Row Press, PO Box 43,
Leura, NSW, Australia, 1981.
K apit el 3
ARCHITEKTUR
3.1
EINLEITUNG
Effizienter Hausbau beruht auf den natürlichen Energien, die in das System einströmen (Sonne,
Wind, Regen), auf der umgebenden Vegetation und auf gesundem Hausverstand. Viele Häuser sind
oder werden ohne jede Bedachtnahme auf künftige Ölknappheit und das gegenwärtige Steigen der
Energiepreise gebaut. Durch die rechte Plazierung und die klimagerechte Gestaltung des Hauses,
einfache technische Hilfen wie solare Warmwasserbereitung und eventuell einigen Umstellungen in
unserem Verhalten (indem wir wärmere Kleidung anziehen oder zu einem angebauten Glashaus hin
lüften) läßt sich aber unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen für Heizung oder Kühlung des
Hauses verringern oder auch ganz davon loskommen.
Allgemeine Regeln zur Anlage des Hauses und zur Planung des umgebenden Bewuchses zur
Beeinflussung des Mikroklimas wurden in Kapitel 2 erörtert und sollten in Verbindung mit diesem
Kapitel gelesen werden.
DAS HAUS ALS ARBEITSPLATZ
Häuser sind stärker frequentierte Orte geworden, besonders durch den modernen Trend zur
Nutzung des Hauses als Arbeitsplatz. Es kommt billiger, sich im Haus einen kleinen Handwerks- oder
Bürobereich einzurichten als diese Einrichtungen extra zu kaufen oder zu mieten (vor allem die
Transportkosten sind niedriger). Einige dieser Heimarbeiten sind: Tischlern; Töpfern; Saatguthandel;
Imkerei; Kleinverlag (Zeitschriften, Rundschreiben, Bücher); Einmachen und Konservieren;
Buchhaltungs-, Computer- und Bürodienste; Psycho- und andere Therapien; Werbung, Photostudio
und Immobilienbüro.
Die Lebens- und Arbeitsbereiche müssen sorgfältig überdacht und eventuell neu gestaltet
werden. Schlafzimmer beispielsweise können in Büro-, Computer- oder Atelierräume umgewandelt
werden, indem man über Büroschränke Hochbetten baut oder indem man die Zimmerdecke anhebt
und das Bett in einen kleinen, warmen Winkel über dem Büro verlegt. Platzsparende Gestaltung
vollzieht das gleiche "Übereinanderstapeln", das wir auch in der Natur finden, wobei Regale,
49
Hochbetten und Decken- oder Dachkonstruktionen der Krautschicht, dem Unterwuchs und dem
Schirmdach nachempfunden sind.
VERBINDUNG VON HAUS UND GARTEN
So wie es keinen Grund gibt, den Garten streng vom Bauernhaus zu trennen, werden auch
Wohnhaus und Garten stark ineinander verwoben. Grasdächer und Kletterpflanzen bieten
Außenisolierung, Treib- und Schattenhäuser liefern Nahrung und regulieren die Temperatur. Eine der
schönsten Sommer-Aussichten, die ich kenne, ist jene von Elizabeth Souters Küche in Ballarat, von
wo aus man auf einen kühlen, eingefriedeten Hofgarten hinaussieht. Innenhöfe sind wichtige Spender
kühler Luft, die im Sommer durch Fliegengitter hindurch zur Kühlung ins Haus gesogen werden kann.
Ob wir nun neue Häuser bauen oder vorhandene verändern, wir können sie so anlegen, daß wir
von der Küche ins Schatten- oder Gewächshaus gelangen oder mit direktem Blick vom Arbeitsbereich
dorthin (Abbildung 3.1). Bringen Sie ein wenig Leben in diese Bereiche, vielleicht mit einer Schar
kleiner Wachteln. Die Wachteln laufen umher, um Insekten zu fangen; Frösche klettern aus dem
Teich, zwischen die Blätter und heften sich sogar ans Küchenfenster. Wenn Sie irgendwo stehen und
langweilige Arbeit verrichten müssen, gestalten sie sich diese wenigstens abwechslungsreich. Geben
sie ein paar kleine Schildkröten - keine bissigen - in den Teich. Oft verschwinden sie in den Mulch
hinein, um Nacktschnecken oder Würmer zu fressen. Und in wärmeren Gegenden ist ein Gecko
unschlagbar. Der durchschnittliche Gecko ist geradezu für Glashäuser geschaffen und kommt überall
hin: kopfüber, kopfunter und rundherum.
Die Dusche kann Teil eines angebauten Glashauses sein und Dampf, Wärme und Wasser in die
Anbauflächen abgeben (Abbildung 3.2). Brauchwasser von Bad und Dusche, das in einem
versiegelten Erdtank oder in Röhren unter dem Glashaus aufgefangen wird, hält die Erde warm.
Der Weg vom Garten zum Eingang sollte so angelegt werden, daß Hausarbeit gespart wird. Für
gewöhnlich besteht das Problem darin, daß Schlamm oder Schmutz ins Haus geschleppt werden,
sodaß jeder Aufwand, um den Weg vom Garten zum Haus zu erhöhen, aufzuwölben, zu entwässern
und zu befestigen (mit Fliesen, Kieselsteinen, Beton oder gestampfter Erde) sich lohnt. Direkt vor dem
Eingang kann ein eigener Fußabstreifer eingebaut werden, um Schmutz von den Schuhen kratzen zu
können (Abbildung 3.3).
Von besonderem Interesse für den Koch/Gärtner ist die Einbeziehung und Gestaltung eines an
die Küche anschließenden Vorbereitungs- und Lagerraums, eines sogenannten "Schmutzraums"
(Abbildung 3.4). Dieser Raum dient als Brücke zwischen Garten und Küche und könnte enthalten:
 Lagerbereiche für Lebensmittel wie Vorratsregale, Gefriertruhe und Kühlschrank für selbst
Eingemachtes; Essiggurken- und Oliventöpfe; Gerät zur Herstellung von Wein oder Bier; Lager für
getrocknete Kräuter, Obst und Wurzelgemüse sowie eingelegtes Fleisch oder Fisch
 Wasch- und Vorbereitungsbereiche für die sofortige Verwendung oder zum Einmachen von
Obst und Gemüse; ein Kompostkübel neben der Abwasch nimmt große Blätter, Wurzeln und
Gemüseabfälle auf, um sie wieder der Gartenerde zuzuführen
einen Dunkelbereich zum Pilzezüchten
einen Platz zum Aufhängen nassen Regenschutzes, für Gartenschuhe oder -stiefel und für
kleine, wichtige Gartengeräte (Baumscheren, Messer, Körbe)
eine kleine Tischler- und Werkbank und Werkzeugschränke
einen kühlen, trockenen Bereich für Samenvorräte und einen Schreibtisch für Gartenkalender,
Pläne und Jahreskalender
Brennholzstoß mit einer Durchreiche zur Befeuerung des Küchenherdes.
3.2
DAS HAUS IM GEMÄßIGTEN KLIMA
Außer an den Meeresküsten (wo die Temperaturen ausgeglichener sind) sind gemäßigte Gebiete
im Winter kalt und im Sommer warm. Daher muß die Anlage des Hauses zwei verschiedene Ziele in
Einklang bringen. Im Winter muß die Kälte draußen und die Wärme drinnen gehalten werden. Im
Sommer muß Wärme abgehalten und das Haus für die kühlenden abendlichen Brisen geöffnet werden.
Energiesparende Häuser können durch sorgfältige Gestaltung beide Ziele vereinen. Die Grundlagen
für gute Planung von Häusern in gemäßigtem Klima folgen.
50
DIMENSIONIERUNG DES HAUSES UND ANORDNUNG DER FENSTER
Häuser sollten nicht mehr als zwei Zimmer (10 Meter) tief sein, wobei die Ost/West-Achse
anderthalbmal so lang sein sollte wie ihre Nord/Süd-Achse. Die Ost/West-Achse sollte zur Sonne hin
liegen (nach Norden auf der südlichen Hemisphäre, nach Süden auf der nördlichen). Man legt das
Haus so an, daß Schlafzimmer oder andere wenig benutzte Zimmer an die Schattenseite des Gebäudes
kommen, während man Aufenthaltsräume wegen der Wärme im Winter sonnseitig plaziert
(Abbildung 3.5).
Dachvorsprung sowie Fensterhöhe und -tiefe werden so gewählt, daß die Wintersonne durch die
Fenster direkt ins Haus scheint (auf einen Steinboden oder auf eine Innenwand aus Ziegeln oder
anderem wärmespeicherndem Material), die Sommersonne aber nicht eindringen kann (Abbildung
3.6).
Wegen der Morgensonne werden an der Ostseite kleinere Fenster plaziert. An die West- und die
Schattenseite des Gebäudes gibt man wenige Fenster, da die Westlage im Sommer Hitze staut und im
Winter vom Schnee gleißt. Die Fenster werden mit schweren, vom Boden zur Decke reichenden
Vorhängen versehen, die an Winterabenden geschlossen werden. Im Sommer werden die Fenster
nachts offen gelassen, damit das Haus auskühlen kann, und in der Früh geschlossen. Bambusrollos, die
man außen an den östlichen und westlichen Fenstern anbringt, verhindern Sonneneinstrahlung ins
Haus an besonders heißen Tagen.
An die Schattenseite (im Süden in der südlichen Hemisphäre, im Norden in der nördlichen)
stellt man ein Schattenhaus mit einer gut isolierten Fensteröffnung zum Haus hin, um in heißen
Sommern kühle Luft ins Haus zu bringen.
WÄRMEDÄMMUNG
Das Haus ist gut zu isolieren (Fußböden, Decke und zumindest 1 Meter tief in den Boden
entlang der Umrißlinie des Hauses, wenn man einen Betonestrich verwendet). Die Bodenisolierung
macht man aus festem Schaum, der nur 4-5 cm dick ist. Eine schwerere oder dickere Wärmedämmung
verwendet man normalerweise für die Decke, um in den Wintermonaten die Wärme drinnen zu halten.
Luftabzüge bringt man in Dachböden und Zwischenräumen an, um Feuchtigkeitsschäden
vorzubeugen und im Sommer überschüssige Hitze entweichen zu lassen. Zugluft an Fenstern und
Türen wird mit Isolierklebestreifen abgedichtet.
Sonnenlicht, das im Winter durch die Fenster einfällt, scheint auf thermische Massen wie
Betonböden, Ziegel- oder Steinmauern oder Wassertanks. Diese wirken als Wärmespeicher, die nachts
die Wärme ins Haus zurückstrahlen. Im Sommer bleiben sie tagsüber kühl, wenn sie der kühlen
Nachtluft ausgesetzt waren (offene Fenster bei Nacht).
Zubauten an der Schatten- oder Windseite des Hauses isolieren das Haus gegen kalte
Winterwinde.
NATÜRLICHE WÄRMEDÄMMSTOFFE
In der Natur finden sich viele hervorragende Dämmstoffe, von denen einige sich bereits in der
Kühltechnik, beim Hausbau oder in der Schalldämmung bewährt haben. Einige wenige sind brennbar,
können aber mit Kalziumchlorid so behandelt werden, daß sie eher schwelen als brennen. Einige sind
schädlingsresistent (z. B. Sägespäne von als schädlingsresistent bekannten Bäumen), aber alle können
mit Naturstoffen wie dem Pulver oder Öl von Zedern, Derrisstaub und ähnlichen Substanzen gegen
Schädlinge behandelt werden. Hier eine Auflistung natürlicher Dämmstoffe:
Sägespäne: wurden früher in Kühlräumen und Kühlhäusern verwendet; eine Dampfsperre ist
vonnöten, oder man gibt die Sägespäne in Plastiksäcke, die man dann versiegelt.
Wolle: ausgezeichnet für Brandverzögerung und Wärme, ebenso Filz- und Wollprodukte sowie
Felle.
Federn: jahrhundertelang für Bettzeug verwendet; nützlich auch in Mauern und Decken; sie
müssen in Netztaschen gefüllt werden, damit sie nicht von der Zugluft herumgeblasen werden.
Kapok: weithin im Bettzeug verwendet, auch in Mauern und Zimmerdecken.
Seegras (Zostera, Posidonia, Ruppia): getrocknet und halbverdichtet; eine traditionelle Mauerund Dachisolierung mit geringer Brandneigung.
51
Stroh: ein guter Dämmstoff, wo keine Feuergefahr besteht; heute in Form brandsicherer
Preßplatten für Zimmerdecken im Handel erhältlich (drahtgebunden oder genäht).
Kork: als Granulat, Platten, Fliesen, Preßblöcke.
Faserabfall: z. B. von der Bearbeitung der Süßholzwurzel und von den Fasern der
Kokosnußschale (Kokosfaser), die sich außerdem für Läufer eignen; Kokosfaser ist überwiegend
schädlingsresistent.
 Papier: geschredderter Papierabfall, getränkt mit Borax und Wasser im Verhältnis 1:10, ergibt
einen guten Dämmstoff.
 Balsa: sowohl das Holz selbst als auch die Wolle der Samenhülsen wurden schon lange zur
Wärmedämmung eingesetzt. Da der Baum in den feuchten Tropen rasch wächst, ist es eine sinnvolle
Landnutzung, Isolierungsblöcke herzustellen.
Wärmedämmung ist in gemäßigten und kalten Klimata wichtig; jedoch muß auf entsprechende
Belüftung geachtet werden, besonders in Fällen, wo Häuser in der Nähe von Stellen stehen, an denen
Radon ausströmt (ein Gas, das von Granit, Dolorit und den meisten Eruptivgesteinen abgegeben wird).
PFLANZEN RUND UMS HAUS
Laubwerfende Bäume, die an der Sonnen- und Ostseite des Hauses gepflanzt werden, lassen im
Herbst und Winter die Sonne durchdringen. Im Sommer beschatten sie mit ihrer vollen Belaubung das
Haus und verhindern, daß die Sonne alle Teile des Daches aufheizt. Rankgerüste mit laubwerfenden
Kletterpflanzen (Wisteria, Wein) an den strategischen richtigen Stellen ums Haus herum bieten
Schatten, während große Bäume wachsen (Abbildung 3.7).
Die westlichen und schattenseitigen Mauern bieten sich für immergrüne Kletterpflanzen und
Sträucher an, um diese Bereiche zu schützen (im Sommer gegen die Hitze, im Winter gegen kalte
Winde).
Ziel der Hausgestaltung ist es, den Bedarf an Strom oder Gas für das Heizen und Kühlen des
Inneren zu senken oder ganz zu beseitigen. Wenn die Sonnenwärme durch die Wärmemasse von
Boden, Mauern und Wassertanks reguliert und gespeichert und Zugluft unterbunden wird, dann ist die
geringe Heizleistung von Körperwärme, vom Kochen und von einem kleinen Holzofen alles, was es
braucht, um die Innenluft warm zu halten.
In Gebieten mit strengen, kalten Wintern sind Heizkosten, Schneelast, Kondensation, kalte
Winde und Feuchtigkeit besondere Probleme für den Hausbau. Die Haustypen für solche Gegenden
sind aneinandergebaut, mehrstöckig, steildachig, strahlungsbeheizt und wärmegedämmt. In ländlichen
Gebieten baut man die Häuser an die Wirtschaftsgebäude an und schüttet, wo möglich, eine
Erddämmung bis zu 1,2 Meter Höhe auf. Unter- oder Kellergeschosse werden meist als Kohle- oder
Holzlager, für Wurmbeete, große Mistgruben (unterm Stall) und zur Lagerung von Wurzelgemüse
verwendet.
ANGEBAUTES GLASHAUS UND SCHATTENHAUS
Ein ans Haus angebautes Treibhaus muß nicht sehr groß sein, um Wärme zu liefern (Abbildung
3.8). Entscheidend sind eine starke Isolierung des Bodens, insbesondere an den Grundmauern, und
aller freistehenden Mauern sowie gut abgedichtete, isolierte Lüftungsklappen an Boden und Dach,
damit die Luft richtig durchs Haus zirkulieren kann.
Wasser in 45-180-Liter-Behältern ist der beste Wärmespeicher; diese können unter Bänken oder
an der Hinterwand des Glashauses über den Anbauflächen angebracht werden. Schwarz gestrichene
Fässer absorbieren die Sonnenwärme rasch, aber weiß gestrichene Fässer reflektieren das Licht, was
gleichmäßigeren Pflanzenwuchs fördert. Vielleicht ist eine Mischung beider am günstigsten.
Doppelglasscheiben sind am haltbarsten und wirksamsten, da sie die Wärme länger im Inneren
halten als einfache Glasscheiben. Holzrahmen eignen sich besser, Wärmeverlust zu verhindern
(Metallrahmen geben die Wärme zu schnell ab).
Ein an der Schattenseite angebautes Schattenhaus ist ein wichtiger Teil des Glashaussystems,
um im Sommer (üblicherweise am Abend) einen kühle Brise durchs Haus ziehen lassen zu können.
Abbildung 3.9 zeigt, wie dieses System funktioniert. Wenn es im Sommer im Haus zu heiß wird,
öffnet man Klappe 1 am Dach des Gewächshauses; es entweicht erwärmte Luft, während gleichzeitig
kühle Luft durch Klappe 4 einströmt, über den feuchten Mulch und durch das mit Kletterpflanzen
52
bedeckte und mit Farnen bewachsene Schattenhaus, wo fein versprühtes oder tröpfelndes Wasser auf
dem Mulch die Luft kühl hält. Im Winter schließt man die Klappen 1 und 4 und öffnet die Klappen 2
und 3, so daß tagsüber warme Luft aus dem Gewächshaus in die wärmegedämmten Räume einströmt.
Wasserbehälter im Schattenhaus können mit Kletterpflanzen bewachsen sein und als Kaltluft/Kaltwasserblock wirken. Sowohl Schattenhaus als auch Gewächshaus liefern Nahrung für die Familie
und senken gleichzeitig die Energiekosten.
UMBAU VON HÄUSERN
Viele bereits stehende Häuser muß man umbauen, um sie so energiesparend wie möglich zu
machen. Das Hauptproblem liegt in der oft grundverkehrten Anlage älterer Häuser, die anstatt zur
Sonne zur Straße hin ausgerichtet sind und in der Verrücktheit, in alle Außenwände Fenster
einzubauen. Die Methoden, alte Häuser energiesparender zu machen, lassen sich ihrer Bedeutung nach
geordnet aufführen:
 sorgfältige Abdichtung aller Türen und Fenster. Es ist wichtig, alle Risse abzudichten, um das
Ausströmen von warmer Luft aus dem Haus und das Einströmen von kalter Luft zu verhindern.
 Wärmedämmung von Mauern und Zimmerdecken; allein diese Maßnahme kann die Heiz- und
Kühlungskosten um 50% senken.
 Wo möglich, Anbau eines Glashauses auf der Sonnenseite; selbst ein Fensterkasten-Glashaus
und ein Dachfenster sind Verbesserungen, da sie Sonnenlicht hereinbringen und Pflanzenwachstum
ermöglichen (Abbildung 3.10). In gemäßigten Gebieten ist Doppelverglasung wichtig, und in kalten
Gebieten muß das Glashaus vom Rest des Hauses abgeschlossen werden.
 Einbau von Wärmemasse in Form von Betonplatten, Tanks sowie Ziegel- oder Steinmauern in
das Glashaus oder in isolierte, warme Räume.
 In sommerheißen Klimata Anbau eines Schattenhauses auf der Schattenseite, um kühle Luft
ins Haus zu bringen und die Klimaanlage zu ersetzen.
 Anbringung eines sonnengeheizten Warmwassersystems auf dem Dach, um
brennstoffbetriebene Warmwassergewinnung einzusparen oder ganz zu ersetzen.
 Verwendung von Vegetation zur Regelung des Mikroklimas, z. B. durch die Anordnung von
Bäumen als Sonnenfalle, Anbringung von Kletterpflanzen oder Sträuchern an der West- und
Schattenseite, Pflanzung von laubwerfenden Bäumen oder Kletterpflanzen an der Sonnenseite und
durch Plazierung von Windschutzbäumen an der Windseite.
Gut gestaltete Häuser kommen in der Erhaltung billiger als solche, die teure, energiefressende
Heizungen und Klimaanlagen benötigen, und sie ermöglichen es den Menschen, ohne Rückgriff auf
Brennstoffe auf Erdölbasis in Wärme und angenehm zu leben. Es ist nicht mehr notwendig und noch
weniger sinnvoll, Häuser zu bauen, die nicht Energie sparen oder gewinnen.
Für die Gestaltung von Häusern für subtropische und kalt-trockene Klimata gilt ähnliches wie
für gemäßigte Gebiete, da in beinahe allen Bereichen - abgesehen von Mittelhängen und darüber - die
Temperaturen unter Null sinken können. Doch kann das subtropische Haus auch einige Merkmale des
tropischen Hauses aufweisen.
3.3
DAS HAUS IM TROPISCHEN KLIMA
Die feuchten Tropen unterliegen normalerweise eher als gemäßigte Regionen regelmäßig
Katastrophen (mit der Ausnahme des Feuers); daher sind die einzigen langfristig sicheren Hausstellen:
 Außerhalb der Reichweite der Tsunami (Flutwelle)
 geschützt vor Wirbelstürmen und Orkanen
 oberhalb von Talsohlen, die Muren oder vulkanischer Asche ausgesetzt sind
 auf Hügelkämmen oder Plateaus außer Reichweite von Steinschlag oder Muren, die durch
Kahlschlag, starke Regengüsse oder Erdbeben ausgelöst werden
 landeinwärts erosionsanfälliger Sandstrände
Das Hauptziel in warm-feuchten Gebieten ist, die Sonne nicht aufs Haus fallen zu lassen und
aufgestaute Wärme (von Menschen, Maschinen und vom Kochen) vom Haus abzuleiten. Daher sind
die Beschattung des Hauses und die Ausrichtung auf das Einfangen kühler Brisen vorrangige
Erwägungen (Abbildung 3.11). Suchen Sie Standorte, an denen ein mäßiger Wind weht, wo Wälder
oder tiefe Täler die Beschattung und Kühlung des Hauses erleichtern oder - in Gebieten mit starken
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Winden - wo das Gebäude durch Wald, Erdwälle oder in quer zum Wind liegenden Tälern von Natur
aus vor strengen Winden geschützt ist.
Die Hausform ist länglich oder unregelmäßig, um die Oberfläche zu vergrößern. Es gibt keine
massiven, abgedämmten Wände zur Wärmespeicherung, und die Häuser sind sehr häufig offen
angelegt, damit die Luft zirkulieren kann. Wenn Innenmauern verwendet werden, dann aus leichten
Materialien (Matten- und Netzstoffe, Gitter) und enden knapp unter der Decke, um freie
Luftbewegung zu ermöglichen.
Wesentlich ist die Durchlüftung durch die Plazierung von Fenstern (mit vertikal ausgerichteten
Läden als Luftschaufeln) und Dachklappen. Es kann auch ein Schattenhaus an die Schattenseite
angebaut und über ein gut belüftbares Dach oder einen Sonnenkamin querentlüftet werden
(Abbildung 3.12).
Es gibt auf allen Seiten des Hauses weite Veranden, die oft kletternde Nahrungspflanzen tragen.
In den Subtropen läßt man die Veranda auf der Sonnenseite des Hauses manchmal weg, um die
Wintersonne ins Haus scheinen zu lassen.
Die Vegetation beschattet das Haus; besonders nützlich sind große Bäume mit glatten Stämmen
(ohne dichtes Geäst) wie zum Beispiel Palmen, die an der Veranda vorbei wachsen und das Dach
beschatten. Allerdings muß darauf geachtet werden, das Haus nicht vollständig mit Pflanzen zu
umgeben, da dichter Bewuchs kühlende Brisen abhält und die Feuchtigkeit ums Haus erhöht.
Grasflächen anstelle von gepflasterten Flächen verhindern die Abstrahlung von Wärme an die Mauern
oder Dachvorsprünge.
Wärmequellen wie Herde und Warmwassersysteme liegen außerhalb des Hauptgebäudes; viele
traditionelle Häuser in den Tropen haben Freiluftküchen zum Kochen im Sommer.
In Gegenden mit hoher Moskitodichte und anderen lästigen Insekten gibt man Fliegengitter an
alle Türen und Fenster.
Das Dach streicht man weiß oder sonstwie reflektierend, so daß es Wärme zurückstrahlt. Die
Dachneigungswinkel sind steil, sowohl um schweren Regen abzuleiten als auch um starken Winden zu
trotzen. In Orkangebieten sind starke Querverspannungen, tiefe Bodenverankerung und
Holzvergurtung notwendig. Große, an der Windseite gepflanzte Bambushaine biegen sich mit dem
Wind, ohne zu brechen, und schützen so das Haus (Abbildung 3.13).
Für Notfälle kann drinnen oder draußen ein Sturmschutzkeller oder ein Kernbereich aus Stein
und Beton (z. B. der Badezimmerbereich) errichtet werden, der ein betoniertes Dach haben sollte. Als
Alternative kann im Freien eine Erdhöhle oder ein Graben angelegt werden, am besten mit einem
festen Dach. Alle Fenster und Türen werden mit Läden und massiven Holzverriegelungen (Fallriegel)
versehen.
3.4
DAS HAUS IM TROCKENEN KLIMA
Für das Haus der Trockengebiete gibt es verschiedene Entwürfe, je nach jahreszeitlichen
Temperaturen. Manche Trockengebiete haben kalte Winter und heiße Sommer, während andere (näher
am Äquator) sich milder Winter erfreuen.
In Form und Ausrichtung ist der grundlegende Hausentwurf für gemäßigte Gebiete auch für die
heißen, trockenen Regionen mit kalten Wintern geeignet. Allerdings liegt mehr Gewicht auf der
Bereitstellung von Quellen kühler Luft:
 Innenhöfe: am besten mit Rankgittern überdeckt oder von Bäumen beschattet (Abbildung
3.14). Ihre Kühlwirkung ist noch größer, wenn sie zwei oder mehr Stockwerke hoch sind und vom
Gebäude selbst beschattet werden, obwohl auch eingeschoßigen Häusern kleine Innenhöfe mit
Schattensegeln angefügt werden können.
 weitläufige, vollständig umbaute, berankte Lauben mit gemulchten Böden und
Tropfbewässerung (Abbildung 3.7). Diese eignen sich für eingeschoßige Wohnhäuser. Die Lauben
müssen um die 30% der Gesamtfläche ausmachen, um kühle Luft zu liefern; im Haus unterstützen
Hängepflanzen die Kühlung, ebenso Wassertanks.
 Erdtunnel: eine 20 Meter lange, 1 Meter tief gelegene Röhre, die hangabwärts zum Haus führt.
Im Tunnel können große, unglasierte Wasserkrüge, Gefäße voll nasser Kohle oder Tücher aus grobem
Glasfasergewebe mit einem Tropfschlauch bewässert werden, um Verdunstungskühlung zu bewirken.
Durch diese Tunnel fließt ständig kühle, feuchte Luft ins Haus (Abbildung 3.15).
54
 Indirekt ausgelöste Durchlüftung: Diese wird am leichtesten durch Anbringung eines schwarz
gestrichenen Sonnenkamins aus Blech am Flachdach oder am Dachfirst erreicht. Wenn dieser sich
aufheizt, zieht er stark Luft von jeder der obgenannten Quellen in die Räume und schafft einen kühlen
Luftstrom durch den Wohnbereich (Abbildung 3.12).
Zur Mäßigung von Hitze und Kälte sind dicke Mauern, am Rand isolierte Böden, Abdichtung
von Türen und Fenstern, wärmegedämmte Dächer und ordentliche Durchlüftung allesamt wichtige
Methoden zum Ausgleich der täglichen und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen, die für viele
Wüstengegenden typisch sind. Weiß gestrichene Außenmauern helfen durch Reflexion übermäßiger
Hitze, und gut plazierte Schattenbäume, Palmen, berankte Gerüste und Teiche oder Brunnen in
Innenhöfen helfen bei der Linderung großer Hitze.
Wie in tropischen Klimata stellt die Anlage einer von Fliegengitter umspannten und von einer
dicht berankten Laube teilüberdachten Sommerküche, in der die Bewohner den größten Teil des Tages
im Freien verbringen können, einen Beitrag zum Energiesparen dar.
In vielen Trockengebieten sind die Dächer flach und tragen viele der Elemente, die man in
gemäßigten oder tropischen Gebieten üblicherweise ums Haus herum findet. Dazu gehören Behälter
zur Wasserversorgung für 1-2 Wochen; Waschküche und Wäscheleine; Taubenschläge wegen der
Eier, der Küken und des Mistes; Trockenplätze für Getreide und Gemüse; Sitzbereiche für den Abend
und Topfpflanzen (Abbildung 3.16).
Von besonderer Bedeutung in Wüstengebieten ist die Aufbewahrung von Haushaltswasser.
Maßvoller Wasserverbrauch läßt sich mit Spar-Duschaufsätzen zum Waschen leicht erreichen, und
sowohl das Wasser der Dusche als auch vom Waschbecken oder der Waschküche werden zunächst in
die Spülkästen der Toiletten (wenn Grauwasserleitungen zur Verfügung stehen) oder in den Garten
geleitet. Um Duschwasser in den Spülkasten eines Klos zu bekommen, kann man Dusche und
Waschbecken einige Stufen über Bodenniveau anheben und einen tiefliegenden Spülkasten verwenden
(Abbildung 3.17).
Alle Dachflächen sollten Wasser für Speicherbehälter liefern, die man an der Schattenseite des
Hauses unter Rankgerüsten aufstellt, um kühles Trinkwasser bereitzustellen.
UNTERIRDISCHE BEHAUSUNGEN
Früher und auch noch in jüngerer Zeit waren Höhlen und unterirdische Behausungen in Wüsten
(vor allem in denen mit milden Wintern) bevorzugte Wohnstätten. Deren Machbarkeit hängt davon ab,
ob der Standort relativ weichen Fels oder eine weichere Schicht unterhalb einer mit Karbonat oder
Eisenoxiden zementierten "Decke" aufweist. Höhlenwohnungen können vollständig unter Grund
liegen und Dachfenster haben, aber häufiger baut man sie so, daß an einer offenen (schattigen) Seite
eines Hügels eine Mauer herausschaut. Sonnige Zimmer können draußen vor den unterirdischen
Räumen errichtet oder Vorderzimmer als Fassade angebaut werden.
Dekorative Fassaden können am Eingang gebaut und von weinberankten Gerüsten beschattet
werden. Wo mit gelegentlichem Regen gerechnet werden kann, kann man Teile des Hangs über der
Höhle als Dach oder Abflußfläche für einen Regenwasserspeicher mit Beton versiegeln; das stärkt
auch die Deckschicht über den Räumen und verhindert Wassereinsickerung in die Höhle.
Ein kühles Haus für die Wüste ahmt Höhlenbedingungen nach, indem Erdwälle bis zur
Dachtraufe (oder wenn nötig bis übers Dach) gebaut werden, wie es in Abbildung 3.18 zu sehen ist.
Die Kühle von Höhlen, Ziegelspeichern, Brandschutz- und Rübenkellern bietet große Vorteile
für das Lagern und Konservieren vieler Güter. Kühle Höhlen verlängern die Haltbarkeit von
eingelagerten Zitrusfrüchten, Wurzel- und Blattgemüsen ganz wesentlich und sind im Sommer
Quellen kühler Luft.
Außerdem hat eine Höhle nahe am Haus einen Wert als Zufluchtsort für die Familie bei
Katastrophen wie Wind, Feuer, Krieg oder Hitzewellen. Solche Bauten können in Böschungen
gegraben werden. Ebenso sind unterirdische Keller möglich, die über Falltüren oder äußere
Kellertüren zugänglich sind, oder überirdische Bauwerke aus Profileisen oder Rohren, die zum Schutz
mit Erde bedeckt werden. Die Hitzestrahlung von Feuer wird durch eine T-Form oder ein "Hundebein"
am Eingang des Schutzraums abgehalten.
55
3.5
PFLANZENHÄUSER
Es gibt unterschiedliche Grade der Verbindung von Haus und Pflanzen: vom vollständig
gewachsenen Haus bis zu bewachsenen oder mit Grasdach bedeckten herkömmlichen Gebäuden.
In Deutschland hat Rudolf Doernach ein Haus mit einem leichten Stahl- und Holzrahmen
entworfen. Dieser Rahmen ist mit immergrünen, wachsblättrigen Kletterpflanzen überwachsen (auf
mehrere Efeu- und Geranienarten sowie Küstenschlingpflanzen paßt diese Beschreibung). Nur Türen
und Fenster müssen freigehalten werden, und da das Gebäude auf Bewuchs angelegt ist, braucht nichts
zurückgestutzt zu werden. Das Gebäude ist igluförmig, was bei kalten Wintern notwendig ist.
Zu Beginn des Jahrhunderts errichteten Siedler in den trockenen Gebieten Westaustraliens ein
Übergerüst über ihren Blechhütten. Auf diesen zogen sie Kletterpflanzen, um die Hitze- und
Kälteextreme zu mildern, so daß schließlich das ganze Gebäude bedeckt war (Abbildung 3.19).
Diese Technik kann mit den passenden Kletterern auch in jeder anderen Klimazone angewendet
werden. In milden bis warm-gemäßigten Gebieten wären folgende Kletterpflanzen geeignet:
rasch wachsende laubwerfende Kletterer: Kiwi, Jasmintrompete, Geißblatt, , Wilder Wein,
Weinrebe, Wisteria.
Kletterer mit eßbaren Früchten: Kiwi, Passionsblume (die Bananenpassionsblume hält leichte
Fröste aus), Weinrebe.
selbsthaftende Kletterer für Ziegel- und Steinmauern: Kletterfeige, Efeu, .
GRASDÄCHER
Grasdächer sind ein weiteres Pflanzenhaus-System und können neu aufgebaut oder über
bestehende stabile Gebäude gerollt werden, wenn man als Feuchtigkeitssperre eine Plastikfolie
darunter befestigt. Das Metallrohr leitet das Wasser zum Abfluß, während Blätter hinabfallen
(Abbildung 3.21). Ein geschlitztes Winkeleisen oder ein Balken (auf steilen Dächern unverzichtbar)
verhindert das Abrutschen der Grasnarbe.
Versuche auf kleineren Dächern von Schuppen und Ställen sind wahrscheinlich der beste Weg,
um die richtige Methode und Artenmischung hinzukriegen. Da das Gewicht des Grasdachs im Winter
groß sein kann, muß die Traglast sorgfältig berechnet werden.
Ich löse jedesmal verlegenes Kichern beim australischen Publikum aus, wenn ich vorschlage,
daß sie ihren Rasen auf ihr Dach verlegen sollen. Aber es ist mir durchaus ernst damit, da Grasdächer
großartige Wärmedämmer sind und jedes starke (oder verstärkte) Dach die Grasnarbe tragen könnte,
entweder als fertig ausgerollter Rasen in feuchten Gebieten, mit Sukkulenten wie Mittagsblume oder
in trockenen Gebieten, anderswo mit Gänseblümchen, Zwiebelgewächsen und Kräutern.
Verdunstung und angemessene Bewässerung halten die Sommerhitze draußen. Im Winter halten
Luft und Laub die Winterkälte fern. Im Prinzip wirken Grasdächer so wie Efeu an Mauern. Keines von
beiden erhöht das Brandrisiko für das Haus.
Bei bestehenden schwachen Dächern, besonders bei mit Zink- oder Aluminiumblech gedeckten,
wirkt ein Dachbewuchs mit Efeu oder leichten Kletterpflanzen als leichte Dämmung, vorausgesetzt,
die Dachrinne wurde so angepaßt, wie es für Grasdächer gezeigt wurde.
3.6
VERWERTBARE HAUSABFÄLLE
Die "Abfälle" eines Haushalts werden allzu oft als Entsorgungsprobleme statt als Rohstoffe
betrachtet. Zu diesen Ressourcen gehören das Brauchwasser von Duschen, Spülbecken und
Waschküchen; Abwässer; Essensreste; weiters Papier, Glas, Metall und Kunststoffabfall.
Glas und Metall können wiederverwertet werden, während Kunststoffe auf ein Minimum
beschränkt werden können, wenn man seine eigenen Taschen zum Einkaufen verwendet. Zeitungen
und Büropapier werden als Mulch in Obst- und Gemüsegärten verwendet oder wassergetränkt (in
begrenzten Mengen) an Würmer verfüttert.
Am wichtigsten sind Grau- und Abwässer, und diese werden auf verschiedene Weise behandelt,
je nach Klima und Prioritäten. In trockenen Gebieten oder zu Jahreszeiten, wo Wasser höchst wertvoll
ist, leitet man das Dusch- und Waschwasser zu einem Fettabscheider und verwendet sie dann zur
Bewässerung von Gartenbeeten. Das Wasser von Waschbecken kann außerdem zur Befüllung der
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Spülkästen von Wassertoiletten verwendet werden und so einen doppelten Zweck erfüllen. Beim
Dachwasser wird darauf geachtet, es zur Gänze zu Speicherbehältern zu leiten.
In den Tropen, wo sommerliche Regengüsse häufig vorkommen und Speichertanks schnell voll
sind, sollte das Dachwasser von Haus und Garten weg zu schottergefüllten Kanälen und bepflanzten
Swales geleitet werden, um Auswaschungen von Zufahrt, Garten und ums Haus herum zu vermeiden.
Während der Trockenzeit, wenn selten Regen fällt, leitet man die Dachabflüsse zu TrinkwasserSpeichertanks.
Abwässer von Toiletten können über einen septischen Tank oder eine Methananlage zu
Pflanzanlagen (Obstgarten) gelenkt werden, wie Abbildung 3.22 zeigt. Den Kompost von
Trockenklos vergräbt man unter Bäumen; oder es wird, bei mobilen Plumpsklos zum Beispiel, über
der verschlossenen Grube ein Baum gesetzt.
Essensreste werden an Tiere (einschließlich Würmer) verfüttert, deren Mist man dann im Garten
verwendet. Oder man kompostiert die Essensreste oder bringt sie direkt in die Gartenbeete ein; doch
muß man, da diese beim Verrotten unter der Erde Wärme freisetzen, darauf achtgeben, daß man nicht
unmittelbar in diesem Bereich pflanzt. Derart werden Abfallprodukte des Haushalts also im System
verwendet, um Nahrung und Nährstoffe für Pflanzen und Tiere zu produzieren.
3.7
EINSATZ VON TECHNIK
Moderne westliche Haushalte brauchen an die 5 Kilowatt Leistung; dieser Wert kann aber durch
eine Kombination von Maßnahmen, vor allem durch gute Hausgestaltung, solare
Warmwasserbereitung, Wärmedämmung und vernünftiges, verantwortungsvolles Verhalten auf ein
Kilowatt oder weniger gesenkt werden, wodurch für die Höchstlasten wesentlich kleinere
Energiesysteme genügen. Die allgemeinen Katagorien für technisches Energiesparen im Haus können
wie folgt zusammengefaßt werden:
Klimatisierung: Heizung und Kühlung
 Holzöfen: rasch verbrennende, massive Abstrahlungsheizung oder langsam verbrennende,
sparsame Gußeisenöfen
 Anbau eines Gewächshauses als Heizung im Winter
 Anbau eines Schattenhauses zur Kühlung im Sommer
 ein System von Rankgerüsten zur Abschirmung der Sonne; Kühlung
 Heizleitungen: üblicherweise große Anlagen unterm Fußboden, die mit Fernwärmequellen
verbundene Wasserrohre oder elektrische Leitungen verwenden.
Kochen und Küchenherde
 Holzbefeuerte Küchenherde (das beste für kalt-gemäßigte Klimata) liefern beim Kochen
Wärme.
 Gasherde passen in warme und warm-feuchte Klimata; ein Gassystem läßt die Möglichkeit
offen, Methan von Biogasanlagen zu verwenden, welche Abwässer und andere Abfälle verwerten.
 Solar-Kochanlagen kann man in zwei Typen einteilen: reflektierende Parabolbögen, die auf
einen Punkt fokussieren und (selbstgebaute) Solaröfen, wärmegedämmte, mit reflektierender
Aluminiumfolie ausgekleidete Schachteln mit einer Glas-Vorderseite. Beide Typen müssen per Hand
zur Sonne ausgerichtet werden, sofern sie nicht mit einer automatischen Ausrichtungsmechanik
versehen sind.
 Isolierte Kochkisten sind eine wirkungsvolle Methode für Gerichte, die eine lange Kochzeit
brauchen. Im Prinzip kocht man einen Topf (mit Eintopf, Getreide, Bohnen, Suppe) 1-3 Minuten lang.
Der heiße Topf wird dann samt Inhalt sofort in eine wärmegedämmte Kiste gestellt, wo er
weiterköchelt (Abbildung 3.23).
Warmwasserversorgung
 Holzherde oder -öfen mit einer 18 cm langen Rohrschleife aus Kupfer oder rostfreiem Stahl in
der Feuerkammer (an der Rückwand oder an einer Seite) liefern Warmwasser für einen isolierten
Speichertank.
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 Solarkollektoren fürs Dach können im Handel erworben oder selbst gebaut werden; es gibt
flache Paneele, Schachtel- und zylindrische Kollektoren.
Strom und Beleuchtung
 Photovoltaische Solarzellen und Batterien werden eingesetzt, um Beleuchtung und Geräte im
Haus zu speisen.
 Wind- oder kleine Wasserkraftanlagen an geeigneten Standorten versorgen allen Licht- und
Gerätebedarf.
 Energiesparende und langlebige Lichtquellen wie Niedrigdruck-Natriumlampen empfehlen
sich für Räume, die beinahe ständig frequentiert werden (Küchen).
 Gas- und Kerosinbeleuchtung (Glühstrumpf- und Dochtlampen) sind für Landbewohner
geeignet, die nicht viel Licht benötigen oder nicht über die Mittel verfügen, teurere Systeme
anzuschaffen.
Kleider waschen und trocknen
 In Australien und Europa gibt es kleine, manuell zu steuernde Druckwaschgeräte (Jordashe,
Bamix, Presawash), die vom Wasserdruck aus einem Schlauch angetrieben werden; sie haben kleines
Fassungsvermögen und sind für Einzelpersonen und Paare geeignet.
 Bei größeren Familien und Gemeinschaften spart eine gemeinsam genutzte
Münzwaschmaschine Geld.
 Kleider können an einer Wäscheleine getrocknet werden, in einem Glashaus oder in einem
ähnlich luftigen und überdachten Bereich oder, bei kleineren Stücken, in einem wärmegedämmten
Kasten um einen nicht isolierten Warmwasserbehälter herum. In feucht-gemäßigten Regionen wird
traditionellerweise ein Gestell über dem Holzofen verwendet, um Kleider oder im Herbst Kräuter,
Blumen oder Samenträger zu trocknen (Abbildung 3.24).
Kühlen, Einfrieren und Trocknen von Nahrungsmitteln
 Es gibt gas- und kerosinbetriebene Kühlschränke, die recht klein und sparsam sind. Eine große
Sonnen-, Wind- oder Wasserkraftanlage kann leicht einen Kühlschrank antreiben.
 In gemäßigtem Klima kann ein luftiger, mit Fliegengitter bespannter Kasten, der an einer Seite
zum Schattenhaus hin offen ist, verwendet werden, um Obst und Gemüse, Eier und alles andere, das
nicht stark gekühlt werden muß, zu lagern.
 Zum Trocknen von Obst und Gemüse eignen sich ein solarer Dörrapparat oder ein halbleeres
Glashaus im Sommer.
Wassersparen
 Ein Wasserspeicher für den Dachabfluß von Stall oder Garage wird wegen der
Schwerkraftnutzung idealerweise oberhalb des Hauses angebracht.
 Spülbeckenwasser wird zum Spülen von Toiletten verwendet; oder man leitet das Grauwasser
von Waschbecken und Dusche zum Garten oder Gewächshaus.
 Brauseaufsätze zum Wassersparen sind im Handel erhältlich.
 Toiletten mit zwei Spülarten (11 Liter für feste, 5,5 Liter für flüssige Exkremente) werden
heute in die meisten neuen australischen Häuser eingebaut.
 Kompost- oder Plumpsklos verbrauchen kein Wasser und liefern kompostierten Dünger für
Bäume und Sträucher.
Auf nationaler und internationaler Ebene sind enorme Einsparungen an Erdöl, Erdgas und
Kohle erzielbar, wenn Häuser und Gemeinschaften energiesparend angelegt und ausgestattet werden.
Die meisten der obgenannten Hausenergiesysteme sind nutzbringend und unschädlich. Bedenkt man
den radioaktiven Niederschlag und den sauren Regen von Reaktoren, Kraftwerken und
Kraftfahrzeugen, so liegt unsere einzig mögliche Zukunft darin, saubere Energie zu entwickeln und
den Energieverbrauch zu drosseln; anders ausgedrückt: Am meisten ersparen wir uns selbst und den
Wäldern und Seen des Planeten.
58
3.8
QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR
Corbett, Michael and Judy, A Better Place to Live, Rodale Press, 1981.
Farallones Institute, The Integral Urban House, Sierra Club Books, San Francisco, 1979.
Leckie, Jim, et.al., More Other Homes and Garbage: Designs for Self-Sufficient Living, Sierra Club
Books, 1981.
Technical Assistance Group, Low Cost Country Home Building, Dept. of Architecture, Univ. of
Sydney, Hale & Iremonger, 1983.
Vale, Brenda and Robert, The Autonomous House: Design and Planning for Self-Sufficiency, Thames
and Hudson, 1975.
K apit el 4
Gestaltung des Hausgartens
4.1
EINLEITUNG
Zone 1 ist der dem Haus nächstgelegene Bereich. Er beginnt direkt vor der Küchentür und
umfaßt den einjährigen Garten, kleine, wichtige mehrjährige Pflanzen, Spalier- oder Zwergobstbäume,
Anzucht- und Pflanzbeete sowie kleine, ruhige Tiere wie Kaninchen und Tauben. Es ist die Zone, die
man täglich aufsucht und intensiv bepflanzt und beobachtet.
Größe und Form von Zone 1 hängen hauptsächlich ab von der Größe des Grundstücks, von Zugang,
Arbeitseinteilung und verfügbarer Zeit, so daß sich die Zone 1, wenn man die Scheune oder den
Hühnerstall zum Einsammeln der Eier täglich aufsucht, vom Haus bis zur Scheune erstreckt. Wer die
Zeit, sich dem Land zu widmen, und eine große Familie hat, könnte eine große Zone 1 haben, während
jene, die auswärts arbeiten, ihre Zone 1 auf einen 4-8 Quadratmeter großen Flecken unmittelbar vor
der Haustür beschränken könnten.
Die zu Zone 1 gehörigen Bauten und Einrichtungen sind Treib- und Schattenhaus (in Kapitel 3
besprochen), Gewächshaus, Anzuchtbeete, Kompostierbereich, Wäscheleine, Grillplatz und
Ablagefläche im Garten. Weiters könnte es geben: einen Taubenschlag auf dem Dach oder neben dem
Haus zum Sammeln von Mist und zur Aufzucht von Jungtauben, kleine Ställe für Kaninchen oder
Meerschweinchen und eine Werkstatt.
Bei der Planung von Zone 1 muß man folgendes beachten:
Klima und Lage: Aus welcher Richtung weht der Wind? Wo ist die Sonnenseite? Schattige
Bereiche? Wo besteht Frostgefahr?
Gebäude: Wo kann man Bauten so plazieren, daß sie zwei oder drei Zwecke erfüllen? Können
sie genutzt werden als: Wassersammler, Stützen für Rankgerüste, Windschutz, Anbauflächen?
Zugang: Wie sollen Zugänge angelegt sein: zu Straßen, Eingängen, Wäscheleine, Spielplatz,
Holzstapel, Grillplatz, Wege, Mulchhäufen?
Wasserversorgung: Welche Quellen gibt es für den Garten: Tanks, Schläuche, Grauwasser
vom Haus, und wie kann das Wasser verteilt werden (Regner, Tropfbewässerung)?
Tiere: Welche kleinen, nützlichen Tiere sollen in Zone 1 sein, und was muß für sie
bereitgestellt werden (Futter, Unterschlupf, Wasser)? Wie können große Tiere durch Hecken oder
Zäune ferngehalten werden? Alles sollte in wechselseitigem Bezug zueinander gesehen werden, so
daß die Produkte eines Elements den Bedarf eines anderen decken.
59
Wenn Sie nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, beginnen Sie immer vor der Haustür, denn
das Haus ist Mittelpunkt und Randzone in einem, von wo aus man sich nach außen arbeiten kann.
Wenn nötig, machen Sie zunächst einen Lageplan vom Haus, den Bäumen, Zäunen, Wegen und allen
anderen bestehenden Bauten und Einrichtungen. Entscheiden Sie dann, was Sie gern nahe beim Haus
hätten (Gartengebäude, Beete, Kleintiere, Teiche, usw.) und ordnen Sie sie gemäß den grundlegenden
Energiespar-Regeln an.
4.2
ANLAGE DES GARTENS
Der Garten wird vollständig gemulcht, wobei der Boden durchlüftet und humos wird. Die
Pflanzen werden unablässig wiederverwertet; Köpfe werden gegessen, Blätter weggeworfen;
Gründünger wird in den Boden eingarbeitet, um Nährstoffe für eine Sommerernte zu liefern; einige
Dill-, Karotten- und Fenchelpflanzen läßt man blühen, um Raubwespen anzulocken; und
wildwachsende Paradeiser und Gurken vom Komposthaufen pflanzt man am Zaun entlang aus.
Versuchen Sie nicht, den Garten in geraden, sauberen Reihen anzulegen; er ist ein wilder
Haufen von Sträuchern, Kletterpflanzen, Gartenbeeten, Blumen, Kräutern, einigen kleinen Bäumen
(Zitrone, Mandarine), und sogar einem kleinen Teich. Die Wege sind geschlungen, und Gartenbeete
können rund, schlüssellochförmig, erhöht, spiralig oder vertieft sein.
Egal, welche Methoden Sie in Ihrem Garten anwenden; ob Sie sich dafür entscheiden, Ihre
Beete zwei Spatenstiche tief umzugraben oder einfach eine Mulchdecke aus Zeitungspapier und Stroh
aufzubringen. Das liegt in Ihrem Ermessen. Ich bin faul - Vollmulch genügt mir. Sie sind energisch Ihnen gefällt das Umgraben. Das Umgraben gefällt Ihnen jetzt; vielleicht, weil Sie noch jung sind. Ins
Mulchen werden Sie schon noch hineinwachsen! Die Methoden sind nichts Starres (genausowenig wie
die Permakultur im allgemeinen); sie richten sich nach Gelegenheit, Alter, Neigung und Überzeugung.
Es kommt also darauf an, den Garten gemäß der Häufigkeit der Besuche und der Größe der
Kulturen anzulegen und eine Reihe von Pflanzen zwecks besserer Insektenabwehr wachsen zu lassen.
Auch bei der Gestaltung einer kleinen Fläche - wie bei einem Garten - können wir dem allgemeinen
Permakultur-Prinzip folgen, bepflanzte Beete je nach Besuchshäufigkeit anzuordnen.
ABBILDUNG 4.1 Gartenkräuterspirale mit kleinem Brunnenkresse-Teich am Fuß. Ein Regner
bewässert alles.
Rosmarin
Oregano
Salbei
Estragon
Thymian
Koriander (Cilantro)
Petersilie
Schnittlauch
Veilchen
Kamille
Petersilie
Ringelblumen
Minze
Teich mit Brunnenkresse
KÜCHENKRÄUTER VOR DER TÜR
60
Stellen Sie sich ein Büschel Petersilie vor, 6 Meter weit weg im Hauptgarten. Sie haben gerade eine
Suppe gekocht und wollen sie vor dem Anrichten würzen. Draußen regnet es gerade, und Sie haben
Ihre Pelzpantoffeln an. Sie denken gar nicht daran, hinauszueilen und diese Petersilie zu holen! Diese
und viele andere Kräuter im Garten bleiben ungeerntet, weil sie zu weit weg sind. Wenn wir aber ein
Kräuterbeet direkt vor der Küchentür haben, dann ist das Ernten von frischen Kräutern kein Problem.
Eine Kräuterspirale (Abbildung 4.1) bietet Platz für alle wichtigen Küchenkräuter, und zwar auf
einem Erdhügel mit einer Grundfläche von 1,6 Metern und einer Höhe von 1 bis 1,3 Metern. Diese
Spirale bietet verschiedene Lagen und Feuchtigkeitsgrade; sonnige, trockene Stellen für ölhaltige
Kräuter wie Thymian, Salbei und Rosmarin, feuchte oder schattige Stellen für grünlaubige Kräuter
wie Minze, Petersilie, Schnittlauch und Koriander. Unten befindet sich ein kleiner Teich mit
Plastikboden, in dem Brunnenkresse und Wassernuß gepflanzt werden können. Die Kräuterspirale
kann mit einem Regner auf der Spitze des Hügels bequem bewässert werden.
BEETE MIT SCHNITTSALATEN
Diese Beete, nicht weit entfernt von der Kräuterspirale, sind schmal und liegen nahe beim Haus. In
ihnen finden weitere Kräuter Platz (diejenigen, die auf der Kräuterspirale nicht mehr unterzubringen
sind oder die Sie in größeren Mengen kultivieren wollen) und kleine Salatkräuter wie Gartenkresse,
Schnittknoblauch, Schalotten und Schnittsenf, die alle mit einer Schere geschnitten werden können.
Diese wachsen den ganzen Frühling und Sommer hindurch sehr schnell und liefern große Mengen an
Grünzeug. Sie werden oft aufgesucht, gegossen, geerntet und gemulcht, um den Humus an der
Oberfläche wieder aufzubauen. (Abbidung 4.2a).
ABBILDUNG 4.2 GARTENBEETE
(A): Schmale Beete für Schnittkräuter (B): Gemüse am Wegrand (füllen Sie jede Lücke mit
Knoblauch, Schnittlauch, Petersilie usw.) (C): Jahreszeitliche oder jährliche Fruchtfolge
Sämling
Grünzeug
Schnittkräuter
A. Plan
Heben Sie sich Samen von den Ecken des Beetes auf
Weg
B.
Kohl
Löwenzahn
Schnittmangold
Bok Choy
Winterzwiebeln
Sellerie
Brokkoli
Kohlsprossen
C.
Karotten im ersten Jahr
Erbsen im nächsten Jahr
Stickstoffknöllchen an den Wurzeln
GEMÜSE AM WEGRAND
Das sind die nützlichen, lange tragenden Gemüsearten für Salate oder zum Kochen, die man entweder
schneidet oder von denen man monatelang Blätter pflückt. Die meisten werden von einem
61
Anzuchtbeet umgepflanzt; es gehören dazu Gemüse wie Kohlsprossen, Schnittmangold, Sellerie,
Winterzwiebeln, Brokkoli, Kohl, Senf, Spinat und Gewürzfenchel. Auch Paprika und Zucchini sind
Gemüse, die oft gepflückt werden können.
Diese Gewächse befinden sich entlang des Weges und werden fortwährend entfernt, umgepflanzt und
neu gepflanzt. Meistens nimmt man ein Blatt oder einen Stiel für Salate oder Röstgemüse; selten wird
die ganze Pflanze geerntet. Einige beläßt man im Garten, damit sie sich selbst aussäen. (Abbildung
4.2b).
PFLANZEN IN SCHMALEN BEETEN
Nun kommen wir zu den Gartenbeeten selbst, die man in schmale und breite Beete einteilen kann.
Beide enthalten Pflanzen, die eine lange Reifezeit haben (normalerweise den ganzen Sommer und
Herbst hindurch). Die schmalen Beete enthalten Pflanzen, die guten Zugang brauchen und ziemlich
häufig gepflückt werden müssen; sie können Bohnen, Paradeiser, Zucchini, Karotten, Erbsen,
Eierfrüchte, Haferwurzeln, Puffbohnen und Kräuter wie Kümmel, Gartenkerbel, Kreuzkümmel und
Kamille enthalten. (Abbildung 4.2c).
Für Paradeiser braucht man ein schmales Beet, damit sie leicht erreichbar sind und leicht gepflückt
werden können, wenn die Früchte reifen. Da sie Wind nicht mögen, pflanzt man sie in ein
„Schlüsselloch“-Beet mit einer Umrandung aus Topinambur (Abbildung 4.3).
BREITE BEETE
In solchen pflanzt man Kulturen an, die eine lange Reifezeit haben oder gleichzeitig geerntet werden,
um eingelagert oder verarbeitet zu werden. Zu diesen gehören: Mais (sowohl Zuckermais als auch
andere Maissorten), Melonen, Kürbisse, Zwiebeln, Erdäpfel, Lauch, Zuckerrüben, Stoppelrüben und
Kohlrüben. Man setzt sie eng zusammen, läßt sie sich selbst mulchen, läßt keine Wege dazwischen
und pflanzt sie in Blocks. Einige dieser Beete können zwecks Großkultur auch in die Zone 2 verlegt
werden.
GRENZHECKEN
Um den Garten herum, eventuell ihn in handliche Abschnitte teilend, befinden sich Heckenkulturen.
Hecken setzt man oft als Schutz vor Wind, Unkraut und Tieren ein, und wenn man die Arten sorgfältig
auswählt, können sie auch als Quellen von Mulch, als Tierfutter, Stickstoffbinder und als
Nahrungsproduzenten dienen.
Ob von den ungepflegten Zäunen eines Nachbarn oder von der nicht bearbeiteten Randzone Ihrer
eigenen Kultur, die gemulchte Fläche der Zone 1 wird ständig von invasiven Bodenpflanzen
heimgesucht. Kikuyugras oder Quecken breiten sich aus und ersticken die umhegten einjährigen
Pflanzen. Wenn Sie sich tiefe Zementschwellen unter dem Zaun nicht leisten können, müssen Sie sich
in der Natur um Lösungen umsehen.
Sobald Sie im Garten eine Mulchdecke aufgebracht haben (weiter unten in diesem Kapitel
beschrieben), pflanzen Sie einen lebenden Grenzwall um Ihre geschützte Fläche herum und mulchen
Sie sie gut mit Karton und Sägemehl oder Stroh. (Abbildung 4.4). Verwenden Sie kräftige,
schattenspendende oder Wurzelfilz bildende nützliche Pflanzen, die wieder eindringenden Gräsern
widerstehen können (Bambus, der keine Ausläufer bildet, Beinwell); eine Untersuchung Ihrer näheren
Umgebung wird noch mehr Arten ans Licht bringen, die kein Vorrücken von Eindringlingen zulassen
werden.
ABBILDUNG 4.3: Erhöhtes Schlüssellochbeet, dicht bepflanzt, mit robustem SonnenblumenWindschutz. Solche Beete sind für Paradeiser geeignet, wenn diese mit Rankgerüsten oder Stäben
gestützt werden.
62
Pflanzen Sie Puffbohnen als Winterkultur oder Gründünger nach Paradeiser.
Zwischenpflanzung: ein paar Ringelblumen, Basilikum (zum Kochen mit Paradeiser), und ZwergBrunnenkresse.
Schnittlauch
Basilikum
Windschutz aus Topinambur
ABBILDUNG 4.4 Grenzhecke zur Ablenkung von Winden, Fernhaltung von Tieren und
Überschattung wuchernder Gräser wie Kikuyu und Quecke. Niedrige Hecken innerhalb des Gartens
verleihen einem Garten „Randzonen"-Eigenschaften.
Starke oder salzige Winde
Gräser: Quecke
Kikuyu
ausgesperrt
Hohe äußere Hecke:
Koprosma
Federborstengras
Wermut
Pampasgras
(je nach örtlichen Gegebenheiten und Wucherneigung).
Unkrautbarriere:
Beinwell
Zitronengras
Blumenrohr
Pelargonie
Niedrige Hecken innerhalb des Gartens:
Rosmarin
Catawissazwiebel
Topinambur
Topinambur (Helianthus tuberosus), den man in Streifen von ungefähr 1,2 Metern Breite pflanzt,
wirkt fast sofort als Windschutz und ergänzt dadurch langsamer wachsende Hecken. Der Sibirische
Erbsenstrauch (Caragana arborescens) bindet Stickstoff, bildet eine dichte Hecke, kann in kalten
Klimaten gezogen werden, und seine Samen kann man an Geflügel verfüttern. Koprosma (Coprosma
repens), dicht zusammen gepflanzt und gelegentlich geschnitten, bildet eine Grenze zwischen den
Zonen 1 und 2. Seine Beeren werden von Hühnern hochgeschätzt, und die Blätter sind eine reiche
Quelle von Kaliumkarbonat; daher kann die Pflanze in beiden Zonen als Futterpflanze und als roher
Mulch für Gartenpflanzen sinnvoll genutzt werden. Blumenrohr (Canna edulis), zusammen mit
Zitronengras (Cymbopogon citratus) und Beinwell (Symphytum officinale) gepflanzt, bildet in
subtropischen Gebieten eine undurchdringliche Barriere für Kikuyugras. Andere erfolgreiche
Grenzpflanzen sind Wermut und die Doldige Ölweide. Hecken innerhalb des Gartens sind kleiner und
bestehen oft aus Rosmarin und anderen mehrjährigen Kräutern und Sträuchern. Es gibt für jedes
Klima und jede Lage ausgezeichnete Pflanzen für Grenzhecken.
In sehr windigen Gegenden wie an Meeresküsten können Sie sofort Gartenmauern errichten, indem
Sie Garnituren von jeweils 3 bis 5 Autoreifen in einem Bogen gegen die Windrichtung aufstapeln
63
(Abbildung 4.5). Geben Sie zuerst Zeitungspapier und Mulch gegen Unkräuter unter die Reifen,
füllen Sie diese dann mit Erde, Kompost, Abfällen, Heu, usw. und setzen Sie Arten hinein, die Wind
aushalten. Der Reifenbogen hält nicht nur starke Winde ab, sondern wirkt auch als Wärmepuffer; er
schützt vor Frost und gleicht Temperaturschwankungen aus.
ABBILDUNG 4.5 Hecken-Windschutz aus alten Autoreifen für einen geschützten Garten in sehr
windigen Gegenden, z. B. an Meeresküsten.
Bamus
Topinambur
Wermut
Plan
Geschützter Garten
Winde
Hang
ABBILDUNG 4.6 Kletterpflanzenlaube als Pergola über Gartenweg.
Dach: Kletterkürbis; die Kürbisse werden in Säcken gehalten.
Stangenbohnen wachsen an den Seiten der Laube hoch.
Gemüse unter der Laube wird beschattet.
ABBILDUNG 4.7 Rankgerüstsysteme im Feld oder Garten vergrößern die Anbauflächen beträchtlich.
Wind
„Heckenzaun“
gegen Winde.
Starke Zick-zack-Form,
denn gerade ist schwach.
Verwenden Sie z. B. Tetragonia implexicana.
Mulchkorb
Kreisrunde Beete mit Kompostgrube. Z. B. Kletterpflanzen, Paradeiser
Brombeer-Rankgerüst
Scheibenförmiger oberer Teil
Zylinder aus Maschendraht oder festem Material
Tonne als Basis
Zerlegbares Rankgerüst
Kann zum Schneiden und Ernten zusammengefaltet werden
Tipi-Rankgerüst 1
Innen gemulcht, z. B. für Stangenbohnen
Tipi-Rankgerüst 2
Rankgerüst mit Mittelstange für Bohnen, oder mit Drahtgeflecht für Hopfen.
Hopfen-Rankgerüst
Draht mit senkrechten Schnüren.
KLETTERPFLANZEN UND PFLANZEN FÜR RANKGERÜSTE
64
Die Verwendung von Rankgerüsten zur Stützung von ein- und mehrjährigen Pflanzen ist die Methode,
um Platz zu sparen, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gärten. Rankgerüste kann man an
Wänden, Zäunen, Garagen, Schuppen, Schattenhäusern, Veranden und Vorplätzen anbringen; man
kann sie aber auch eigens als frei stehende Lauben bauen (Abbildung 4.6) oder in heißen Klimazonen
sogar über Kanälen errichten, um den Fischen Schatten zu spenden. Rankgerüste haben vielfachen
Nutzen, unter anderem:
Dauerhafte Grenzhecken um den Garten herum (mehrjährige Pflanzen wie Passionsblume, Hopfen
und Vanille)
Laubwerfende Pflanzen zur Beschattung des Hauses vor der Sommersonne (Wein, Wistarie).
Ständige Beschattung an Westwänden (Efeu, Kletterrosen).
Sommer-Spielhäuser (Bohnen-Tipis) und Wohnbereiche.
Abbildung 4.7 zeigt einige Rankgerüstsysteme.
Für alle Kletterpflanzen sollte man stabile Rankgerüste bauen, und man muß darauf achten, daß
wuchernde Kletterpflanzen nicht überhand nehmen, besonders in tropischen und subtropischen
Gegenden. Zu den eßbaren mehrjährige Kletterpflanzen gehören Kiwi, Passionsblume, Weinrebe und
Hopfen. Es gibt viele andere mehrjährige, nützliche Kletterer (Blumen, Pflanzen mit viel Blattwerk),
die Schatten und Mulchmaterial liefern.
Zu den einjährige Kletterpflanzen gehören die Familien der Gurken, der Melonen und Kürbisse und
auch die kletternden Leguminosen (Bohnen, Erbsen). Paradeiser (insbesondere die Kirschtomaten)
müssen als Kletterpflanzen behandelt und können mit Stangen gestützt oder um Gitter und Schnüre
herum gewunden werden. Innerhalb des Gartens stellt man Rankgerüste für kleinere Kletterer auf,
während man Melonen und Kürbisse an äußeren Zäunen, an Lauben hinauf oder - in Stadtgebieten auf das Dach hinauf zieht. Verwenden Sie ein Rankgerüst, das dem Kletterverhalten der Pflanze
entspricht. Abbildung 4.8 zeigt die verschiedenen Typen von Rankgerüsten, die für verschiedene
Arten von Kletterverhalten verwendet werden. Kletterpflanzen sollten wegen des senkrechten
Wachstums dicht nebeneinander gepflanzt werden.
ABBILDUNG 4.8 Stützgerüste für verschiedene Typen von Kletterpflanzen.
Gitter für Rankenpflanzen, z. B. Weinrebe, Passionsblume
Stangen für Windepflanzen, z. B. Bohnen.
Wände für Haftkletterer, z. B. Wilder Wein.
Feste Stützvorrichtung für Spreizklimmer, z. B. Bougainvillea.
GARTENTEICH
Ein kleiner Tümpel zur Kultivation von Seerosen oder Wassernuß ist ein Dorado für insektenfressende
Frösche. Obwohl solche Teiche in Gartengeschäften erhältlich sind, können sie auch aus alten
Wannen, Plastik oder jedwedem wasserdichtem Material selbst verfertigt werden.
Reifenteich: Ein alter Lastwagen- oder Traktorreifen (kein Stahlgürtelreifen!) kann leicht in einen
Teich verwandelt werden, indem man eine Schulter mit einem scharfen Messer wegschneidet. Graben
Sie ein etwa 60 cm tiefes Loch in den Boden, breit genug, um den ganzen Umfang des Reifens
unterzubringen, und nach unten zu verjüngend. (Abbildung 4.9) Kleiden Sie die Grube mit dickem
Plastik aus, legen Sie den Reifen oben auf die Folie und schaufeln Sie Erde in die Grube. Legen Sie
Steine zur Abdeckung um den Reifen herum und pflanzen Sie eine kleine, mehrjährige Blütenpflanze
wie Steinkraut zur Verzierung an. Setzen Sie Seerosenzwiebeln oder Wassernuß in die Erde auf dem
Teichgrund.
ABBILDUNG 4.9 Reifenteich mit Seerosen, Randpflanzen, Fröschen, Insekten und Fischen.
Seerose
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Steine zum Bedecken des Reifens und der Auskleidung
Plastikauskleidung
Erde/Oberboden
Reifen mit herausgeschnittener Schulter (scharfes Messer und viel Wasser zum Schmieren des
Schnitts)
SÄMLINGSBEETE UND BAUMSCHULE
Sämlingsbeete sollten im Garten nahe liegen und gut erreichbar sein. Von den Sämlingsbeeten wird
immer wieder Erde entnommen, wenn Gemüse ausgepflanzt wird; von Zeit zu Zeit muß diese ersetzt
werden. Oder ziehen Sie Setzlinge in Töpfen oder flachen Schalen, die eine Anzuchtmischung
enthalten, um sie bei günstigem Wetter leichter vom Treibhaus zum Frühbeet und in den Garten
hinaus bringen zu können.
Die Baumschule, ein wichtiger Teil jedes aufzubauenden Permakultur-Systems, gibt man dorthin, wo
sie reichlich Wasser und Betreuung bekommt. Ein Treibhaus und ein Schattenhaus sind vielleicht in
großangelegten Betrieben vonnöten, aber normalerweise genügen Frühbeete und ein Sonnensegel. Je
nach Größe des Systems legt man die Baumschule in Zone 1 oder 2 an, wobei man an die Zufahrt für
Fahrzeuge (für Anzuchtmaterial und eventuell wegen Verkaufs), an Wasser, Lage, Windschutz,
Verladeplatz usw. denken sollte.
Abbildung 4.10 zeigt einen theoretischen Plan von Zone 1 für einen Garten in gemäßigtem Klima.
ABBILDUNG 4.10 Ein Phantasieplan eines Küchengartens für gemäßigte Klimazonen, der volle
Versorgung mit Nahrung, angenehmes Hausklima, Kompostbereich mit wenig Arbeitsaufwand (bei
einem Zitronenbaum), Rankgerüstkulturen und eine Kräuterspirale bietet.
Zum Hühnerstall, Obstgarten
breite Beete für Getreide, Hülsenfrüchte.
breite Beete für Grundnahrungsmittel (Erdäpfel, Mais, Getreide)
Hecke aus verschiedenen Leguminosen als Windschutz
Schlüssellochbeete für Gemüse und Nebenkräuter.
Erhöhte Beete für Karotten, Erbsen, Bohnen usw.
Schmale, erhöhte Beete für Schnittgemüse.
Sämlingsbeete
Teich
Küchenkräuter (Schlüssellochbeete)
Grenzpflanzen
Zu den Feldern
Rankgerüst für Stangenbohnen
Kräuterspirale
Zitronenbaum
Rankgerüst mit laubwerfenden Kletterpflanzen
Haus
66
WIE MAN EINJÄHRIGE PFLANZEN DAUERHAFT MACHT
In mild-gemäßigten Klimaten sind einige Methoden von Gärtnern entwickelt worden, wie man
einjährige Gartenpflanzen zum "Durchhalten" bringt. Wenn man ein paar Lauchpflanzen bis zur
Selbstaussaat reifen läßt und dann ausgräbt, findet man unten am Stengel viele kleine
Zwiebelknospen. Diese pflanzt man so wie Zwiebelsetzlinge aus. Reife Lauchpflanzen, die man auf
Bodenhöhe abschneidet (die Wurzel bleibt im Boden), treiben wieder aus und geben eine weitere,
kleinere Ernte.
Von den Pflanzen aus der Zwiebel- und Lauchfamilie sind ohnehin viele mehrjährig. Vor der
Küchentür kann man zwei Sorten von Schnittlauch (grob- oder feinblättrig), asiatischem
Schnittknoblauch und Schalotten verschiedenen Typs pflanzen. Weiter weg, sozusagen als Grenze,
kann man Steckzwiebeln (die für jede gepflanzte ungefähr 6 bis 10 neue Zwiebeln hervorbringen),
Winterzwiebeln, immergrüne Winterzwiebeln, die oberirdischen Brutzwiebeln von
Catawissazwiebeln, und im Herbst pflanzt man Knoblauchzehen in ein Erdbeerbeet oder irgendeinen
freien Platz in erhöhten Beeten. Knoblauch bringt beständigen Ertrag, wenn er sich zwei Jahre lang
vermehren kann.
Wenn man die großen Hülsen an der Basis von Puffbohnenpflanzen zum Trocknen am Boden läßt und
im Spätsommer mit Stroh mulcht, treiben sie im Herbst wieder aus. Oder man schneidet die Pflanze
nach der Ernte stark zurück und bringt sie so zu nochmaligem Austreiben. Pflanzerdäpfel treiben im
Frühjahr an, wenn man sie unter Mulch liegen läßt, und Salat, den man bis zur Selbstaussaat reifen
läßt, verstreut um sich herum Setzlinge für Neupflanzungen. Petersilie und viele flachsamige Arten
säen sich in Mulch selbst aus. Ihre Sämlinge können dann ausgepflanzt werden. In der Tat kann man
einen kleinen Prozentsatz (etwa 4-6%) aller kultivierten Pflanzen bis zur Selbstaussaat reifen oder
unter Mulch wachsen lassen, bis sie Ableger bilden, anstatt jedes Jahr neue Einjahrspflanzen bzw.
neues Saatgut zu kaufen.
Verschiedene Obst- und Gemüsearten (Paradeiser, Kürbisse, Melonen), die zur Erntereife völlig mit
Mulch bedeckt werden, gären und verrotten, wobei sie Sämlinge für Neupflanzungen ausbilden. Die
Oberteile von Karotten treiben aus, wenn man sie in einem dunklen oder kühlen Raum aufbewahrt und
können in weicher Erde ausgepflanzt werden. (Abbildung 4.11a). Kohlköpfe schneidet man unten ab
und spaltet den Stengel mit einem Messer kreuzweise auf. Es bilden sich kleinere Kohlköpfe, die man
wiederum erntet oder nochmals teilt und neu pflanzt. (Abbildung 4.11b).
In warmen Gegenden können die Achselsprosse von Paradeiser und verwandten Arten ausgegeizt und
den ganzen Sommer über als kleine Pflanzen ausgepflanzt werden (Abbildung 4.11c), wobei man die
letzten in Töpfe setzt und ins Haus bringt, damit sie den Winter über Früchte tragen können. Auf diese
Art behandelte Paprika und Pfefferoni kann man im Winter schneiden und dann im Frühling im
Freiland pflanzen.
Alle diese Methoden vermindern das Wiederaussäen bzw. das Anlegen von Saatbeeten und bewirken,
daß der Garten beständig Ertrag abwirft.
ABBILDUNG 4.11 Einjährige mehrjährig machen
A Karottenkäppchen auf feuchtem Papier auf einer Untertasse. Einzupflanzen, wenn die Triebe 4 cm
hoch sind.
B Stengel kreuzweise tief geschnitten. Es bilden sich 4 Köpfe, einer pro Viertel
C Nicht fruchttragender Achselsproß eines Paradeisers faßt Wurzeln und wird zu fruchttragender
Pflanze.
67
4.3
DER SOFORTGARTEN
Flächenmulch für Gärten ist eine Methode, die von vielen Leuten beschrieben worden ist, mit ebenso
vielen Abwandlungen. Es ist meine Lieblingsmethode, weil sie sofort Erfolge bringt - ohne die
mühsame Schufterei des Umgrabens der Beete.
Sie können auf fast jedem Boden beginnen, außer auf jenen ausgelaugten, steinharten Böden, die ganz
ähnlich wie Beton aussehen und sich auch so anfühlen. Bei solchen bauen Sie Kisten auf dem Boden
und schaffen Erde und Kompostmaterial heran, um diese aufzufüllen.
Flächenmulch unterdrückt sämtliche Unkräuter: Efeu, Quecken, Kikuyu- und St. Augustine-Gras,
Ampfer, Löwenzahn, Sauerklee, Allium triquetrum und sogar Brombeeren. Worauf es ankommt, ist:
Die Fläche gemäß dem Pflanzplan, den Sie vorher auf Papier ausgearbeitet haben, mit Pflanzen
auszufüllen und die Fläche vollständig mit Mulch zu bedecken. Beginnen Sie deshalb mit einer Fläche
von ungefähr 4 Quadratmetern und breiten Sie sich nach und nach aus, soweit Zeit und Material
reichen. Versuchen Sie es zuerst sehr nahe am Haus, am besten von einem unkrautfreien Grund oder
Weg ausgehend. Damit sind Sie vor einem Eindringen des Unkrautes von hinten geschützt.
Abbildung 4.12 zeigt die Abfolge für Flächenmulch.
Pflanzen Sie zuerst alle großen Bäume oder Sträucher. Es ist leichter, diese gleich zu pflanzen, als
später durch die Mulchschicht zu graben. Danach verstreuen Sie einen Kübel Dolomit (und Gips,
wenn der Boden besonders lehmig ist) über die Fläche sowie Hühnermist oder Blut und Knochenmehl
(um durch die Zugabe von Stickstoff die Reduktion des Kohlenstoffs in den folgenden Schichten
anzuregen). Auch einen oder zwei Kübel voll Kompostabfall kann man verstreuen (für die Würmer).
Wenn Sie mit Unkrautsamen durchsetztes Heu oder ähnliches Material haben, bringen Sie dieses
ebenfalls auf.
Plagen Sie sich nicht mit Umgraben, Ebnen und Unkrautjäten ab. Machen Sie einfach weiter und
bedecken Sie die Fläche mit Mulchmaterial. Dieses kann aus Karton, Baupappe, Zeitungspapier, alten
Teppichen (ohne Kunststoffe), Filzstoffen und jedem beliebigen Stoff bestehen, der letztendlich
abgebaut wird und Nährstoffe für Pflanzen liefert. Decken Sie die Fläche komplett zu und lassen Sie
keine Löcher übrig, durch die Unkraut hervorsprießen könnte. Falls Sie einen wertvollen Baum oder
Strauch dort haben, reißen Sie Papier in der Mitte halb durch und ziehen Sie es um den Stamm. Geben
Sie im rechten Winkel zum ersten ein anderes dazu; fahren Sie so fort und lassen Sie nur wertvolle
Pflanzen mit ihren Stämmen und Blättern hervorstehen.
Gießen Sie diese Schicht gut; das setzt die Prozesse in Gang. Dann geben Sie eine weitere, 7-8 cm
dicke Schicht aus Stroh vom Pferdestall, Geflügelmist in Sägemehl, Lauberde oder
zusammengerechtem Laub, Seegras oder Seetang darauf (auch vermischt).
In all diesen befinden sich wichtige Substanzen, und sie halten das Wasser gut. Als oberste Schicht
folgt trockenes, unkrautsamenfreies Material, und zwar mindestens 15 cm Kiefern- oder
Känguruhbaumnadeln, Reisspelzen, Nußschalen, Kakaofruchtschalen, Lauberde oder
zusammengerechtes Laub, Seegras, trockenes Stroh (nicht Heu), Rinde, Holzflocken oder Sägemehl
oder eine beliebige Mischung davon.
Gießen Sie, bis alles ziemlich gut vollgesaugt ist. Nehmen Sie dann große Samen (Bohnen, Erbsen),
Knollen (Erdäpfel, Topinambur), kleine Pflanzen (Kräuter, Paradeiser, Sellerie, Salat, Kohl) und
kleine Topfpflanzen. Pflanzen Sie diese folgerndermaßen aus:
Graben Sie mit der Hand ein kleines Loch bis zum Grund der losen oberen Mulchschicht hinab.
Stechen oder schlitzen Sie mit einer alten Axt oder einem alten Messer ein Loch in das Papier bzw.
den Teppich. Geben Sie zwei Hände voll Erde in dieses Loch und drücken Sie den Samen oder die
Knolle oder pflanzen Sie den kleinen Sämling hinein. Bei Samen und Knollen schieben Sie den Mulch
wieder darüber. Bei Sämlingen halten Sie die Blätter mit einer Hand behutsam fest und schichten den
Mulch bis an den Stengel des Pflänzchens auf.
68
Wenn Sie kleine Samen verwenden müssen, gehen Sie so vor: Furchen Sie den Mulch in Reihen;
ziehen Sie einen Streifen Sand oder feine Erde dazwischen und säen Sie kleine Samen - von
Radieschen, Karotten usw. Gießen Sie und decken Sie einige Tage lang, oder bis die Samen gekeimt
haben, mit einem schmalen Brett ab (oder lassen Sie diese zuerst auf feuchtem Papier keimen).
Entfernen Sie dann das Brett und schichten Sie je nach Wachstum der oberirdischen Teile der Pflanze
Mulch auf.
Wurzelfrüchte gedeihen im ersten Jahr nicht gut, da der Boden darunter noch verdichtet ist und zuviel
Dünger vorhanden sein kann. Pflanzen Sie Rettich, dessen 30-60 cm lange Wurzeln beginnen werden,
den verdichteten Boden aufzuschließen. Pflanzen Sie die meisten Wurzelfrüchte im zweiten Jahr (oder
graben Sie ein eigenes Beet für sie), wenn man nur noch die lose obere Mulchschicht
zurückzuschieben braucht, um wertvolle dunkle Erde freizulegen.
Gegen Ende des ersten Sommers hat die Erde sich grundlegend verändert und enthält Hunderte von
Würmern und Bodenbakterien. Geben Sie oben nur noch ein bißchen Mulch dazu, um den Zustand zu
halten, normalerweise eine Mischung aus Flocken, Rinde, Kiefernnadeln und Heu. Streuen Sie etwas
Kalk oder Blut und Knochen darüber. Einjährige Pflanzen brauchen gelegentlich frischen Mulch nach
der Ernte; ihre äußeren Blätter graben Sie unter die Mulchschicht, so wie alle Ihre Küchenabfälle. Die
Würmer sind so emsig am Werk, daß die Blätter und Schalen über Nacht verschwinden. Lederstiefel
brauchen etwas länger, alte Jeans ungefähr eine Woche und tote Enten ein paar Tage.
Im ersten Jahr müssen Sie ziemlich oft gießen, da die Schicht von Pilzfäden und die Pflanzen an der
Unterseite des Mulches sich nur langsam entwickeln. Wie beim herkömmlichen Gärtnern brauchen
alle neu gepflanzten Setzlinge am Anfang Wasser.
Bei diesem System braucht es keinen Fruchtwechsel, und man braucht den Boden auch nicht brach
liegen zu lassen. Erdäpfel gibt man einfach auf den alten Mulch und mulcht neu. Man braucht auch
keinen Platz zum Hacken oder Umgraben zu lassen; daher können die Pflanzen viel dichter
nebeneinander stehen, und lieber in gemischten Beeten als in streng geraden Reihen. Durch häufiges
und unregelmäßiges Neupflanzen fängt der Garten an, das gesunde Erscheinungsbild einer bunt
gemischten Kräuterwiese anzunehmen. Diese pflanzliche Vielfalt beherbergt eine Reihe von Insekten,
Fröschen und Vögeln und spielt eine wichtige Rolle bei der Schädlingsbekämpfung.
Möglicherweise brechen ein paar starke Unkräuter durch. Drücken Sie das Unkraut in den Mulch
zurück, geben Sie feuchtes Papier darauf und bedecken Sie dieses mit Sägemehl. Wenn 10% des
Kikuyugrases oder der Quecke aufkommen, schichten Sie Papier darüber und decken Sie mit Mulch
ab. Bei dieser Behandlung sterben schließlich alle ab und hinterlassen eine unkrautfreie Fläche; nur
Ihre Pflanzen recken die Köpfchen in die Luft. Eine andere Strategie wäre die, Ampferwurzeln
auszugraben, Küchenabfälle dort zu vergraben und neu zu mulchen.
Vergraben Sie nie Sägemehl oder Holzschnitzel; bringen Sie Holz immer nur oberflächlich auf, wo es
vom Luftstickstoff abgebaut wird. Würmer liefern genügend Dünger, um den Mulchboden
ausreichend zu versorgen. Halten Sie den Mulch locker, lassen Sie ihn nicht verfilzen und mischen Sie
deshalb Rasenschnitt oder Sägemehl mit festem, trockenem Material wie Holzflocken oder
Kiefernnadeln, Rinde usw.
ABBILDUNG 4.12 Aufbau von Flächenmulch
1. Ursprünglich bucklige Oberfläche mit Wildkräutern, Sträuchern und Gräsern. Verholzte Pflanzen
schneidet man zusammen bzw. fällt man.
2. Verteilen Sie Blut und Knochenmehl, verrottete Blätter oder eine dünn verstreute Schicht von
Küchenabfällen zusammen mit etwas Rasenschnitt über die Fläche. Decken Sie diese dann mit
Karton, Zeitungspapier, Filz, alten Teppichen, Linoleum, Lumpen, Faserplatten usw. (alles
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organisches Material) ab. Zerdrückte und verdunkelte Unkräuter werden gelb und gehen ein, die
Bodenfauna beginnt zu arbeiten.
A zerschnittene Unkräuter
B Blut und Knochenmehl
C Deckschicht
D
E
F
G
Schichten wie in 2. (oben)
75 mm Seetang, Stallmist oder Dung (E, F, G: unkrautfrei)
„Harte“ Schicht aus Kiefernnadeln, Seetang und Stroh.
"Kosmetische" Schicht mit Holzschnitzeln, Rinde, Sägemehl, Nußschalen, Reisspelzen usw.
Erscheinungsbild der bepflanzten Fläche im ersten Jahr. (H) Knollen, (I) große Samen, (J) Bäume und
Sträucher. Es wird alles neu gepflanzt, sobald der Mulch fertig ist.
4.4
DER PERMAKULTUR-GARTEN IN STADT UND VORSTADT
Die Gestaltung in Stadt/Vorstadt greift die gleichen Prinzipien der Permakultur auf und
wendet sie in einem kleineren Maßstab an. Meist gibt es nur Platz für Tiere, Pflanzen und
Einrichtungen der Zone 1 und einige der Zone 2. Wichtig zu bedenken ist dabei, daß man sich, je
weniger Platz vorhanden ist, um so mehr bemühen muß, sowohl die Nahrungsproduktion zu
konzentrieren als auch die Platzverschwendung zu minimieren, und zwar durch Verwendung von
Spiralen, Schlüssellöchern, Rankgerüsten und kürzestmöglichen Wegen sowie durch gestapelte und
Gruppenpflanzungen.
KLEINE STÄDTISCHE FLÄCHEN
Städtische Enge verlangt viel Überlegung; doch ist es erstaunlich, wieviel Nahrung auf
Fensterbänken, Dächern, Veranden, schmalen Gehwegen und kleinen Plätzen angebaut werden kann.
Man kann Pflanzen sogar im Haus in Töpfen ziehen, solange man sie an sonnige Stellen hinaus bringt.
Während der Wachstums- und Reifezeit brauchen die meisten Pflanzen pro Tag mindestens 6 Stunden
Sonne.
Behälter können aus fast allem bestehen: Gartentöpfe aus Plastik, Papierkörbe, alte Körbe,
halb gefüllte Säcke, Spielzeugdosen. Bohren Sie Löcher hinein, damit das Wasser abfließen kann, und
passen Sie auf, daß das Gesamtgewicht den Balkon nicht zum Absturz auf die Leute darunter bringt.
Es gibt eine leichte Erdmischung, die speziell für Topfpflanzen auf Balkonen und Dächern hergestellt
wird. Diese braucht möglicherweise häufigeres Gießen.
Für Wurzelgemüse braucht man tiefere Behälter. Erdäpfel pflanzt man auf kleiner Fläche mit
Hilfe eines Erdäpfelbehälters an, der eine 200-Liter-Tonne sein kann, eine Holzkiste oder den man (für
draußen) aus alten Eisenbahnschwellen oder Autoreifen baut. Im Behälter drinnen legt man die
Erdäpfel auf ein Mulchbett und gibt weiteren Mulch darüber. Während die Pflanzen nun austreiben
und wachsen, wird noch mehr Mulch aufgeschichtet, bis die grün belaubten oberen Teile aus dem
Behälter herausragen. Auf diese Weise werden vom bedeckten Stengel Knollen gebildet und können
leichter herausgezogen werden, als wenn sie auf hartem Boden angebaut werden. (Abbildung 4.13)
Wählen Sie Pflanzen, die sie sicher essen werden, die besonders nahrhaft sind und die mindestens
zweimal pro Woche geerntet werden können, wie Paprika, Paradeiser, Petersilie, Schnittlauch,
Schnittmangold und Salat. Wenn Sie wenig Platz haben, beschränken Sie sich auf Kräuter, die oft
gebraucht werden (Thymian, Majoran, Basilikum).
70
Auf Fensterbänken kann man den Platz besser ausnützen, wenn man Hängekörbe oder 2-3
Regale hinzufügt (Abbildung 4.14). Noch besser ist ein sonnseitiges, aus der Wand vorstehendes
Fenster-Treibhaus, wie in Kapitel 3 illustriert (Abbildung 3.10).
Auf Veranden und kleinen Vorplätzen sollten die Pflanzen der Größe nach gestaffelt werden,
die höheren Pflanzen hinten, um die kleineren Arten nicht zu überschatten. Zwei oder drei Regale mit
Töpfen oder lange Pflanzenbehälter können der Höhe nach gestaffelt werden (Abbildung 4.15a).
Weitere altbekannte Methoden, Nahrung auf kleinem Raum anzubauen, sind das Keimen von
Luzernen-, Sonnenblumen- und Mungbohnensamen und die Kultivierung von Pilzen an einem kühlen,
dunklen Ort.
Küchenabfälle kompostiert man mit einem Zwei-Kübel-System unter der Abwasch, wobei
man den Nahrungsmitteln Gartenschnitt hinzufügt. Einige Abfälle, wie Orangenschalen und
unzerdrückte Eierschalen, brauchen lange, um abgebaut zu werden; man kann dies aber leicht
erreichen, wenn man sich die Zeit nimmt, sie zu zerschneiden und zu zerdrücken.
Leute, die in Wohnungen leben, ziehen Kletterpflanzen am besten um die Veranda bzw. den
Balkon herum oder an Rankgerüsten hoch, die man neben dem Fenster an Außenwänden anbringt.
ABBILDUNG 4.13 Erdäpfelkisten. Links: 200-Liter-Tonne. Mulchschicht wird in dem Maß erhöht,
in dem Erdäpfelpflanze wächst. Rechts: Kistenzargen daraufgestellt, wenn Erdäpfelpflanze wächst.
Mulch
Erdäpfel
ABBILDUNG 4.14 Salatgemüse in hängenden Körben und auf Fensterbänken für Leute, die in
Wohnungen leben.
VORSTADTSIEDLUNGEN
Die meisten Australier wohnen in einem eigenen oder gemieteten Haus mit einem kleinen bis
mittelgroßen Vor- und Hauptgarten. Viele dieser Grundstücke böten Platz für kleine Treib- oder
Schattenhäuser, für Rankgerüste, Obstbäume, eine Mischkultur von ein- und mehrjährigen Pflanzen
und einige kleine, ruhige Haustiere wie Enten, Wachteln, Bienen und Zwerghühner. Abbildung 4.16
zeigt eine modellhafte Ansicht eines typischen Vorstadthauses „vorher“ und „nachher“.
Rankgerüste ersetzen schattenspendende Bäume, die für städtische Siedlungen oft zu groß sind.
Achten Sie immer darauf, die Rankgerüste so zu bauen, daß sie am Boden keine Beete mit kleineren
Pflanzen verschatten - es sei denn, diesen Pflanzen tut der Schatten gut.
Obstbäume
Zwerg-Obstbäume, die man entweder in den Boden oder in große Töpfe setzt, sind klein (reif
üblicherweise nur 2 Meter hoch), tragen aber binnen weniger Jahre Früchte von normaler Größe. Ihre
Nachteile sind Investitionskosten, mehr Pflege und eine kürzere Lebenserwartung.
Auch veredelte Bäume sind in einem kleinen Garten sehr wertvoll. Mit den Reisern einer Apfelsorte
kann man zum Beispiel eine andere veredeln, um Fremdbestäubung zu erreichen oder zu
verschiedenen Zeiten reifende Früchte zu bekommen. Oder, noch besser, man kann einen Baum mit
drei oder mehr Obstarten veredeln. Ein Pfirsichbaum beispielsweise kann Mandeln, Nektarinen,
Marillen und japanische und europäische Pflaumen tragen. Äpfel, Kirschen und Birnen wachsen nicht
auf Pfirsichbäumen, aber jede dieser Arten kann so veredelt werden, daß sie verschiedene Sorten ihrer
Art trägt.
71
Berücksichtigen Sie immer Höhe und Kronenspanne der Bäume, da sie den Garten sonst irgendwann
verschatten könnten. Fast alle Obstbäume kann man schneiden und an einer Wand oder einem Zaun
ziehen (Spalier). Obwohl dies sorgfältiges Schneiden und Anbinden erfordert, bietet es Vorteile:
leichteres Pflücken, Netze gegen Vögel und Platzersparnis.
Gartenbeete
Man kann jede Art von Gartenbeeten verwenden, von hügeligen, vertieften, schlüssellochförmigen
oder kreisrunden Beeten bis zu erd- und kompostgefüllten Kisten. Auf harten Böden oder Schotter legt
man kompostgefüllte Rundbeete an. Die Hauptvorteile dieser runden Beete sind:
Wasserersparnis: Eine kreisförmige Fläche kann mit einem Regner gezielter bewässert werden als eine
lange Reihe von Pflanzen.
Nährstoffkonzentration: Das Kreisbeet ist eine „Mülldeponie“ für alle Küchenabfälle, für
Gartenabfälle, Dünger und anderes organische Material und bildet eine kompost- und humusreiche
Fläche.
Kreisbeete können in schwierigen Klimaten angelegt werden (vor allem in Trockengebieten) und an
Stellen, wo der Boden nicht zum Anbau geeignet ist, z. B. auf Schotter, verdichteten Böden, Sand und
Ton, da sie ganz aus Erde bestehen, die aus der Umgebung herbeigebracht oder an Ort und Stelle
kompostiert worden ist.
Wenn Sie ein erhöhtes Kreisbeet bauen wollen (Abbildung 4.17a), gehen Sie folgendermaßen vor:
1. Wenn möglich, graben Sie eine kreisrunde Vertiefung in den Boden, die etwas größer als
der Kreisumfang ist. Der Durchmesser sollte so groß sein, daß Sie von jedem Punkt aus gerade noch
bis zur Mitte greifen können, sagen wir 1,2 Meter insgesamt. Die Grube macht man eine Schaufel tief,
wobei man die Erde zur Seite schaufelt (auf ein Tuch oder eine Plastikfolie). Der Boden der
Vertiefung wird gewendet oder gelockert.
2. Geben Sie einen 60 cm hohen Maschendraht kreisförmig um die Grube herum. Befestigen
Sie den Maschendraht an den Rändern mit angehäufter Erde. Um zu verhindern, daß Erde und anderes
feines Material durch den Zaun entweicht, geben Sie Stroh als Abdichtung an die Innenseite des
Zaunes. Dieser wird sich ausbauchen, wenn Material in die Grube gegeben wird, aber trotzdem straff
bleiben.
3. Beginnen Sie, die Grube mit Küchenabfällen, Kompost, Blättern, Zweigen usw.
aufzufüllen, schichtenweise abwechselnd mit der Erde, die Sie zuvor herausgenommen haben. Streuen
Sie von Zeit zu Zeit Nährstoffe hinein: Kuhdung, alten Hühnermist, Phosphat in irgendeiner Form, ein
wenig Asche, Kalk, Blut und Knochenmehl, Seetang usw.
4. Bauen Sie so das Beet bis zum oberen Rand des Drahtgeflechts auf und überstreuen Sie es
mit einer Schicht hochwertiger Erde.
Das eigentliche Wachstum vollzieht sich auf diesem kleinen Raum, jedoch benutzen die Pflanzen eine
größere Fläche, weil sie über den Kreis hinaus wachsen können. Gurken und Zucchini hängen aus dem
Beet heraus und wachsen bis zum Boden weiter, während man Paradeiser mit Stangen außerhalb des
Kreises stützt.
Innerhalb des Kreisbeets kann jede vernünftige Pflanzenkombination angewendet werden,
insbesondere die Pflanzung einer rasch wachsenden zusammen mit einer langsam wachsenden Frucht
(Karotten, Schalotten und Rettich; Brokkoli und Salat), von denen eine entfernt wird, während die
andere noch wächst. Im Wintergarten muß man darauf achten, keine kleinen Pflanzen durch größere
Arten zu verschatten; im Sommergarten, wenn die Sonne hoch steht, ist das kein so großes Problem.
Sowie man Pflanzen erntet, setzt man andere an deren Stelle, sofern es genug Licht gibt (bei
ausreichend Wasser und Nährstoffen ist Licht die einzige Beschränkung). Drei Beete versorgen drei
Leute das ganze Jahr über mit Salat und anderen Gemüsen; und sie brauchen, einmal angelegt, wenig
Pflege.
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Das Gießen ist einfach, wenn man einen Regner auf eine Stange in der Mitte des Kreises gibt oder
einen Schlauch mit Sprühköpfen von einem Bewässerungssystem an Pfosten befestigt. Um
Frühlingsgemüse früh ziehen zu können, hängen Sie eine Plastikfolie über die Stange und um den
Kreis und lassen nur wegen der Luftbewegung eine schmale Öffnung unten frei (Abbildung 4.17b).
Zusätzlich zu den Kreisbeeten und Rankgerüsten kann man auch noch ein flaches Dach zum Anbau
von Kürbissen und Wassermelonen benutzen. Falls Sie einen Holzzaun neben dem Haus haben, bauen
Sie in die Ecke eine Säule aus schwarzer Plastikfolie (kein durchsichtiges Plastik - die Wurzeln
würden von der Sonne verbrannt werden) und Maschendraht, indem Sie den Maschendraht am Zaun
festnageln. Füllen Sie den Zylinder mit nährstoffreicher Erde und Pflanzensamen. Während die
Setzlinge wachsen, schneiden Sie pro Pflanze alle Stengel bis auf zwei starke ab und lenken Sie sie
zum Dach hin, wo sie sich frei ausbreiten können. Vergessen sie nicht, oft zu gießen, weil der Zylinder
ziemlich schnell austrocknet. Am besten ist eine Tropfbewässerung, möglichst eine automatische.
ABBILDUNG 4.15
(A) Schnitt-Ansicht einer Veranda für Kräuter, Gemüse und kleine Obstsorten in Beeten und Töpfen.
(B) Blumenkiste und Rankgerüst.
(C) Rankgerüst an der Veranda wegen Obst und Schatten.
ABBILDUNG 4.16
Vorher-Nachher-Modell einer Vorstadtsiedlung. VORHER: Viel Arbeit, wenig Ertrag. NACHHER:
Wenig Arbeit, viel Ertrag (nach einer Zeichnung von Robyn Francis: Chickens in a Permaculure
Garden)
A. Vorher:
Gemüsegärtchen, Hühnerstall
Wäschespinne
Schattenhaus
Grillplatz
Haus
Garage
Zypresse
Blumen
Hecke
kegelförmige Nadelbäume
B. Nachher:
Strohgarten, Maulbeerbaum, Japanische Mispel, Chayote, Baumluzerne, Futterwald, Kiwi,
Kirschbaum, Birnbaum, Apfelbaum, Weißer Maulbeerbaum, Beeren, Johannisbrotbaum, Baumtomate.
Samen- und fruchttragende Hecke.
Komposttonnen, Kompostkräuter.
Hühnertraktor, Hühnerstall, Treibhaus, Frühbeete.
Gemüsegarten mit Mulchdecke, Kräuter und Salatgemüse.
Zitronenbaum, Garten-Wohnbereich unter Weintrauben, Schattenhaus, Teich, Blumen und
Küchenkräuter, Pfirsichbaum, Pflaumenbaum, Orangen, Mandarinen, Grapefruits.
Geräte- und Lagerraum, Zwischenlager für Wiederverwertbares.
Zäune für Kletterpflanzen mit (Beeren)obst.
Garage.
Mais, Bohnen, Zucchini, Kürbisse, Gurken usw.
Laube mit Wintersonne, darüber laubwerfende Kletterpflanze.
Walnußbaum, Mandelbaum, Kübel.
Bambushecke.
ABBILDUNG 4.17a Kreisbeet für die Stadt (Grundriß)
73
Entwurf: Babbo Slay
Zucchini, Kürbis, Schnittmangold, Stangenparadeiser, Brokkoli, Lauchzwiebeln, Gurken, Karotten,
Rettich, Rote Rüben, Kohlrabi, Salat, Spinat.
Beispiel für ein Kreisbeet mit Bewässerung auf einer Stange in der Mitte und rankenden (oder
kletternden) Gemüsepflanzen, die man außerhalb des Kreises mit Stangen stützt, wobei die Wurzeln
im Kreis bleiben.
Versuchen Sie verschiedene Gemüsekombinationen: Begleitpflanzen
Nach Blumenfarbe (N: weiß, O: rosa, W: gelb, S: grün [blau/lila/gelb])
Wechseln Sie mit Leguminosen-Deckfrucht ab.
ABBILDUNG 4.17 b Zylinder aus Maschendraht für Gemüse auf dem Dach.
B. Kletternde Kürbispflanze breitet sich über das Dach aus und kühlt es im Sommer.
Kletternde Gurkenpflanze auf dem Zaun
Schwarze Plastikfoliefolie mit Maschendraht in Form eines Zylinders drumherum
Tropfschlauch.
ABBILDUNG 4.17c Rundbeet mit Plastikzelt
C. Plastik-„Zelt“, Tropfschlauch mit vier Tropflöchern.
Folie kann je nach Hitze oder Kälte auf und ab gerollt werden.
Entwurf: Babbo Slay.
Der Vorstadtrasen
Der amerikanische Rasen verbraucht mehr Ressourcen als jede andere Agrarindustrie der Welt. Er
verbraucht mehr Phosphate als Indien und setzt mehr Gift frei als jede andere Form von
Landwirtschaft. Der amerikanische Rasen könnte Kontinente ernähren, wenn die Menschen mehr
soziales Verantwortungsbewußtsein hätten. Wenn man dieselbe Menge an menschlicher Arbeit,
Treibstoff und Energie in die Wiederaufforstung stecken würden, könnten wir den ganzen Kontinent
wieder aufforsten. Ein Haus mit zwei Autos, einem Hund und einem Rasen benötigt mehr Ressourcen
und Energie als ein afrikanisches Dorf mit 2000 Einwohnern.
Oft sieht man ein kleines Haus in einer Wohngegend, mit Blumen und Rasen und vielleicht ein wenig
Gebüsch umgeben. Hinter dem Haus, ganz im Hintergrund und vielleicht durch ein Rankgerüst diskret
versteckt, gibt es einen kleinen Gemüsegarten. Sie erkennen das Muster. Es ist so allgemein verbreitet,
daß schon das Anpflanzen eines Kohlkopfs auf einem solchen Rasen die Nachbarn total vor den Kopf
stoßen kann. Meine Lieblingsgeschichte ist die von einem Tasmanier, der es wagte, auf seinem
„Naturstreifen“ - dieser heiligen, zum guten Ton gehörenden Grasfläche zwischen Gehsteig und
Straße - Kohl anzupflanzen. Nachdem er auf diese Weise seinen totalen Mangel an Gefühl für das,
was sich gehört, gezeigt hatte, wurde er auf seinen Irrtum brüsk aufmerksam gemacht, als die örtliche
Gemeindeverwaltung Lastwagen und Männer schickte, um das Gemüse auszureißen (diese waren nur
nützlich und hatten daher keinen ästhetischen Wert). Ich muß fairerweise dazu sagen, daß sich dies im
Jahr 1977 ereignete und daß die Gemeinde bereits 1979 zögernd begann, in öffentlichen Parks Obstund Nußbäume zu pflanzen.
Aber warum soll es unschicklich sein, etwas Nützliches auf der Vorderseite eines Grundstücks und
ums Haus herum zu haben, wo man es sehen kann? Warum zeugt es von niedrigem Sozialstatus, wenn
man diesen Bereich produktiv macht? Diese Einstellung kommt von der britischen Tradition der
Landschaftsgestaltung. Was wir hier sehen, ist in der Tat ein verkleinertes britisches Landgut, das für
Leute eingerichtet war, die Diener hatten. Diese Tradition wurde von den Städten geradewegs
übernommen, bis hinunter zu 1000-m²-Flecken. Es ist zum Statussymbol geworden, eine unproduktive
74
Fassade zu präsentieren. Der Rasen und das Gebüsch sind eine Vergewaltigung der Natur und der
Landschaft zur Unterwerfung unter Macht und Reichtum; sie haben keinen anderen Sinn und Zweck.
Das einzige, was solcherart gestaltete Gärten zeigen, ist, daß Machtstreben Männer und Frauen dazu
bringen kann, ihre Kräfte mit gezwungener, sklavenhafter und sinnloser Schufterei zu vergeuden. Der
schizoide Rasengärtner ist ebenso Leibeigener wie Feudalherr, der seinem Rasenmäher folgt und seine
Heckenschere schwingt und Rosen und Liguster mit bizarren und sinnlosen Formschnitten entstellt.
Wenn Sie einen großen Rasen geerbt haben, haben Sie keine Angst: es gibt Hilfe! Er kann leicht in
einigen Stunden in eine produktive Fläche verwandelt werden, indem Sie eine Mulchdecke aus
Zeitungspapier und Stroh aufbringen (je nach den Bedürfnissen der Familie kann ein kleiner Bereich
als Kinderspielplatz belassen werden), und er kann so gestaltet werden, daß er sowohl schön als auch
nützlich ist, indem Sie pflanzen:
Sträucher: Stachelbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Rhabarber.
Blumen als Salatgemüse: Boretsch, Brunnenkresse, Gartenringelblume, Taglilie (eine Liste eßbarer
Blütenpflanzen ist in Anhang B zu finden)
Kräuter: Thymian, Lavendel, Rosmarin, Oregano, Majoran
Bunte Gemüse: gescheckter Kohl, Pfefferoni, Paprika (rot, grün, gelb), Eierfrucht (länglich, schwarz,
gelb), meterlange Gurken, Wassermelonen, Kletterkürbis, Feuerbohnen (schöne Blüten),
Kirschtomaten, Spargel, Kürbis
Bodendeckende Pflanzen: Kamille, Walderdbeeren
Bäume: Zitrusfrüchte, Khaki (im Herbst hängen die orangen Früchte von den kahlen Bäumen),
Mandeln und Marillen (rosa und weiße Blüten im Frühling)
Auf solche Weise macht man aus einem energieverschlingenden, nutzlosen Rasen eine große Nahrung
hervorbringende Fläche, die in weniger als sechs Monaten 100-200 Pflanzenarten enthalten kann.
Wenn alle Vorstadtrasen so umgewandelt würden, könnte der Nahrungsbedarf der Städte zu
mindestens 20% gedeckt werden.
4.5
GARTENGESTALTUNG IN KALTEN REGIONEN
Die wichtigsten Bestrebungen bei Gestaltungen in kalten Gebieten sind die Verlängerung der
Wachstumszeit mit Hilfe von Plastik oder Glas, möglichst langer Schutz der Pflanzen vor Frost,
Verwendung ortsangepaßter Sträucher und Bäume als Windschutz und auch für Mulch und Futter,
Pflanzung von Gemüsesorten, die speziell für kurze Vegetationsperioden gezüchtet wurden, und die
herbstliche Einlagerung von Obst und Gemüse für den Winter.
Die wichtigste Garten-Haus-Einrichtung ist ein gut wärmegedämmtes Treibhaus, wobei der innerhalb
der Mauern gelegene Fußboden vom kalten Erdreich draußen isoliert ist. Als wärmespeichernde
Masse wirken eine Reihe wassergefüllter 200-Liter-Tonnen oder auch große Plastiktanks, die auch als
Fischteiche dienen; eine erfolgreiche Strategie, die im großen Biohaus des New Alchemy Institute in
Massachusetts angewendet wird (Abbildung 4.18).
Wenn man die Bereiche unter den Pflanzenbänken als Unterschlupf für Kaninchen, Meerschweinchen,
Geflügel oder sonstige kleine Haustiere verwendet, spenden diese im Winter beträchtliche Wärme
(siehe auch Kapitel 6; Gestaltung eines hühnerbeheizten Treibhauses). Abgedämmte Kisten mit aktiv
„heizendem„ Kompost innerhalb oder außerhalb des Treibhauses geben Wärme ab, ebenso
Warmwasserleitungen und Speicher, die von Solarkollektoren befüllt werden. Sogar Wasserleitungen,
75
die von der Dusche her kommen, können unter Pflanzbeeten verwendet werden, wenn sie zuerst einen
Filter passieren.
Andere „Mini-Treibhäuser“, die von Gärtnern in kalten Gebieten benutzt werden, sind Glocken,
übergestülpte Glaskrüge und bewegliche Plastik-Frühbeete in verschiedenen Formen (Abbildung
4.19).
Steinmauern mit reflektierenden Bäumen wie Birke im Hintergrund bieten einen warmen Platz zum
zeitigen Anpflanzen von Gemüse. Sanft gebogene Steinmauern bilden warme Früh-Anbauflächen,
ebenso Halbkreise aus Autoreifen, die man zur auf- oder untergehenden Sonne hin ausrichtet. Buchten
dieser Art kann man mit Plastik oder Glas bedecken, um Wärme zu speichern, oder man versieht
Stapel von Autoreifen mit einer Glasabdeckung und baut so kleine Pflanzgruben, die, besonders wenn
man die Reifen mit Erde füllt, Tageswärme speichern. Die Chinesen verwenden schiefe Pulte aus
Bambus und Stroh, um dieses frühe Wachstum von Gemüse zu erreichen und um dessen Wachstumsund Reifezeit zu verlängern. An den Schattenseiten solcher Schutzbauten sammelt sich Schnee an, der
isoliert.
Zu den Gemüsen, die die meisten Fröste aushalten, gehören einige Wurzelgemüse (Karotten, Lauch,
Stoppelrüben). Diese müssen mit Heu bedeckt werden, um das Einfrieren des Bodens zu verhindern.
Solche Pflanzen setzt man am besten dicht zusammen, obwohl dem ganzen Garten eine dicke
Heuschicht im Winter guttut. Auch Kohl hält Winterfröste aus. Viele Gemüsearten können im Herbst
geerntet und im Keller sauber und trocken gelagert werden; oft legt man sie in Sand (Karotten) oder
wickelt sie einzeln in Zeitungspapier (Paradeiser). Paradeiserpflanzen können auch als Ganzes aus
dem Boden gezogen und im Keller verkehrt herum aufgehängt werden; die Paradeiser reifen dann
langsam heran.
Wer sich in der Umgebung ein wenig umsieht, wird nützliche, klimatisch angepaßte Hecken-,
Windschutz-, Mulch- und Futterpflanzen entdecken. Es gibt viele Sorten von Äpfeln, Quitten,
Heidelbeeren, Hagebutten, Weintrauben und Khakis für kalte Gebiete und sogar eine winterharte
Kiwisorte (Actinidia arguta). Von den Nußbäumen kommen Walnuß und die Amerikanische
Edelkastanie in Frage, und als Viehfutter Gleditschie, Eiche (Eicheln) und Doldige Ölweide.
ABBILDUNG 4.18 Treibhaus für Fischzucht und Nahrungsanbau in kalten Klimaten. Entwurf des
Bio-Hauses: New Alchemy Institute
Schwenkbare Fächer, die man so einstellen kann, daß sie im Frühling, im Winter und im Herbst Sonne
hindurch lassen, Sommersonne jedoch abschirmen.
Oben an der Verglasung müssen Lüftungsklappen sein, damit sich das Treibhaus im Sommer nicht
überhitzt. Thermostatregelung möglich.
Schnittbild zeigt Details
Fischtanks wirken auch als Wärmespeicher. Oben drauf kann man Hydrokultur-Gemüse ziehen.
Therme in Brotschachtelform.
Starke Wärmedämmung gegen die Stützwand und das Fundament schafft einen Bodenwärme-Speicher
unter dem Treibhaus (verhindert Wärmeverlust durch die Erde). Sehr wichtig in Klimazonen mit
kalten Wintern.
ABBILDUNG 4.19 Verschiedene Typen von Mini-Treibhäusern zum Antreiben von Pflanzen im
Frühling
Warmwasser
Glocken-Heizer
76
4.6
TROPISCHE GÄRTEN
So wie die Gärten der gemäßigten Klimazonen braucht auch der tropische Garten eine Vielfalt von
ein- und mehrjährigen Pflanzen, von Kletterpflanzen und Grenzhecken. Dazu kann er Papayapflanzen
und stickstoffbindende, schwach belaubte Bäume als schattenspendendes Kronendach enthalten.
Tropische Böden sind dünn und von schweren Regenfällen ausgelaugt; es ist deshalb wichtig,
innerhalb des Gartens Grünmasse aus (ein- und mehrjährigen) Leguminosen als Schnitt-und-MulchSystem zwischenzupflanzen. Mulch kann das ganze Jahr über von verschiedenen nichtleguminosen
Hecken und Büschen geschnitten werden. Arten wie Nicotiana, wilder Ingwer, Zitronengras, Bambus
(Blätter), Vetivergras und Ernteabfälle von Mais, Sesbania und krautige Bodenleguminosen oder
Beinwell liefern ständig Mulch, weshalb man das Zurückschneiden empfindlicher Leguminosenbäume
vermindern kann. Alle Gartenabfälle werden den Beeten wieder zugeführt, und die Beete werden neu
bepflanzt, sobald sie abgeerntet sind. Eine obere Mulchschicht aus Stroh, Rinde, trockenem Mist oder
Holzschnitzeln wird jährlich aufgebracht bzw. je nach Bedarf.
GARTENBEETE
Die Gartenbeete sollte man zwecks Entwässerung erhaben anlegen, besonders in der Regenzeit; sie
werden sonst zu feucht, und die Pflanzen verfaulen. Verschiedene Beetformen sind möglich
(Abbildung 4.20), je nach Klima. Kurz gesagt sind Hügelbeete für die feuchten Tropen optimal,
während für die trockenen Tropen Grubenbeete am besten geeignet sind.
Erdwälle
Erdwälle von 0,5m x 1m Größe erhöhen den Ertrag bei Maniok, Süßerdäpfeln, Erdäpfeln und
Yamswurzeln. Zwischen den Wällen kann man Mulch- und Grünfutterpflanzen anbauen. Ananas und
Ingwer gedeihen in feuchten Gegenden auch besser auf Wällen. Zwischenpflanzungen von Wilder
Tamarinde für Mulch setzt man auf die Wälle, während man Mais und Grünmulch (Bohnen) in die
Vertiefungen pflanzt. Wälle ermöglichen tiefes Mulchen für niedrige Früchte wie Ananas, indem man
den Mulch zwischen den Wällen aufbringt.
Gruben,
auch seichte Gruben, sind in Trockengebieten günstig für Taro und Banane oder Flecken von
Chinesischer Wasserkastanie. Der Boden saugt sich leichter mit Wasser voll, und tiefer Mulch
bewahrt ihn vor dem Austrocknen.
Kisten
aus Palmstämmen sind ideale Mulchbehälter für Yamswurzeln, Bananen, Vanille-Orchideen und
Kletterpflanzen im allgemeinen und Beet-Einfriedungen im Hausgarten. Bearbeitete Palmstämme sind
auch für die Befestigung von Erdreich bei Terrassenbeeten quer zu mittleren Hängen nützlich.
ABBILDUNG 4.20 Hügel, Einfriedungen, Wälle und Gruben sind einige dem tropischen Klima
angepaßte Formen von Gartenbeeten.
BANANEN-PAPAYA-KREISLAUF
Ein feuchter, gemulchter, von Bananen, Papayas und Süßerdäpfeln umgebener Kreis ist ein nützlicher
Platz zur Kompostierung von Abfällen, zur Verwertung überschüssiger Abwässer oder für eine
Freiluftdusche. (Abbildung 4.21). Man baut ihn wie folgt:
1. Ziehen Sie einen Kreis von 2 Metern Durchmesser und graben Sie in den Oberboden (oder
Unterboden) eine Schüsselform, mit einem Wall außen herum und etwa 0,6 bis 1 Metern Tiefe vom
77
Boden der Grube bis zum oberen Rand des Walles. Am Boden kann eine kleine Öffnung gegraben
werden, um Regenwasser abfließen zu lassen.
2. Bedecken Sie den Kreis mit nassem Papier oder Karton, Bananenblättern oder irgendeinem
Mulchmaterial wie groben Zweigen, Heu, Reisspelzen usw. Geben Sie Mist, Asche, Kalk, Dolomit
oder andere Düngemittel dazu. Nachdem Sie dieses Material in Schichten von 15-20 cm Höhe
aufgebaut haben, überfüllen Sie den Kreis, so daß das Material oben überquillt (es wird bald
einsinken). Wenn es Steine gibt, legen Sie sie am äußeren Rand auf.
3. Bepflanzen Sie den Rand mit 4-5 Papayas (mit einer hochwüchsigen Sorte), 4 Bananenstauden
(zwergwüchsige Sorten) und 8-10 Süßerdäpfelpflanzen. Yamswurzel oder Taro können innerhalb
des Kreises angepflanzt werden, oder man legt für eine Freiluftdusche ein Gitter aus Holzlatten
hinein.
ABBILDUNG 4.21 Mulchgefüllter Bananen-Papaya-Kreis (oben) und Freiluftdusche (links).
Mulch, Gemüseabfälle, Papier.
UNKRAUTBREMSEN UND MULCHVERSORGUNG
Wegen des üppigen Wachstums in den Tropen sind Unkräuter oft ein Problem. Um die einjährigen,
gemulchten Gärten herum verhindert ein Streifen von grasabwehrenden Pflanzen das
Wiedereindringen von Unkraut. Eine Kombination der folgenden Pflanzen erfüllt für gewöhnlich
diesen Zweck:
ein tiefwurzelnder Breitblättler (Beinwell);
ein Horstgras, das nicht aussamt oder nicht abgeweidet wird (Zitronengras, Vetivergras);
eine bodendeckende Pflanze wie Süßerdäpfel;
und eine Zwiebelpflanze wie Canna edulis.
An den Grenzen eines Gartens liefern verholzende Leguminosen wie Pferderettich, Sesbania, Wilde
Tamarinde, Calliandra und Bengalischer Hanf (Crotalaria) Mulch für die Gartenbeete und Grünfutter
für Nutztiere. Dahinter bildet eine höhere Reihe von Maniok, Banane, Papaya, Straucherbse und
Wilder Tamarinde eine Hecke oder einen Windschutz.
Um Tiere abzuhalten, pflanzt man dornige oder nicht genießbare Hecken um den Garten herum.
Pflanzen, die als lebende Zäune taugen, sind: Maniok, Kaktus, Eibisch, Bambus und eine Doppelreihe
stacheliger Ananas.
TROPISCHE MISCHKULTUR
Wie zu erwarten, funktioniert eine Vielfalt von Gartenpflanzen am besten. Im folgenden einige
gängige Zusammenstellungen, die man in südostasiatischen Hausgärten vorfindet (aus The UNICEF
Home Gardens Handbook, P. Somers):
Mehrstöckige Baumkulturen: Obere Etage mit Kokosnuß, mittlere Schicht mit Jackfrucht und
Avokado. Die nächste Schicht besteht aus Bananen, Papayas und Kaffee, worunter man Goabohnen
und andere eßbare Kletterpflanzen anbaut, die auf die Baumstämme hinaufwachsen. Unterste Schicht:
Ananas und Taro.
Kletternde Leguminosen: meterlange Bohnen, Goa- und Limabohne, die man zu einer Wilden
Tamarinde oder einer ungeschnittenen Bambusstange pflanzt.
Kreispflanzungen: Banane in der Mitte, drumherum Maniok und Paradeiser; Goabohne, die auf die
Banane hinauf wächst; Süßkartoffeln als Bodendecker. Pilze wachsen innerhalb des Bananenwalles.
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Abwässer von Küche und Dusche versorgen Bananen, Zuckerrohr, Prunkwinde und Taro.
Rankgerüst über einem Bewässerungskanal: Balsambirne, Kürbis, kletternde Leguminosen.
Wenn Sie Bäume im Garten oder dicht zusammen anpflanzen, ist es wichtig, ihre Eigenschaften zu
kennen, z. B. die Höhe der reifen Bäume, den Fruchtstand (pflanzen Sie einen Baum, der seine
Früchte auf den äußeren Zweigen trägt, neben einen, der innen trägt, um die Lichtkonkurrenz
möglichst gering zu halten), ferner die Trockenfestigkeit und die Gestalt. Nahe dem einjährigen
Garten pflanzt man am besten kleine Bäume mit lichtem Laub; gegen den Rand und den Kernbereich
der Zone 2 hin werden die Bäume dann nach und nach größer.
Eine vielfältige Mischkultur mit vielen hundert Arten erfreut sowohl den Naturfreund als auch den
Wirtschafter. Bei einer großflächigen reichhaltigen Mischkultur jedoch wird die Bewirtschaftung und
Ernte ihrer Erzeugnisse schwierig. Sehr komplexe Mischkulturen bewähren sich am besten in kleinem
Rahmen und mit intensiver Betreuung.
PROBLEME DES TROPISCHEN GARTENS
In tropischen Gärten treten zahlreiche Probleme auf, insbesondere schädliche Insekten und Nagetiere,
Wildschweine, Schnecken und manchmal auch Affen und größere Tiere. Deshalb braucht man
stachelige oder geflochtene Zäune aus Euphorbia, Yataypalmen und Bambus.
Durch den Aufbau eines gemischten, vielstöckigen Systems können Sie Probleme mit Schadinsekten
minimieren. Frösche, Spinnen, kleine insektenfressende Vögel, Geckos und Fledermäuse tragen das
ihre dazu bei, Schädlingsplagen gar nicht erst entstehen zu lassen, ebenso Enten, Bantamhühner und
ein Schwein, die Abfälle und Fallobst fressen. Wenn Nematoden Ihnen zu schaffen machen, pflanzen
Sie Bengalischen Hanf (Crotalaria juncea) und Studentenblumen auf alle Gartenbeete, ein oder zwei
Pflanzen alle paar Meter. Die Begleitorganismen an den Wurzeln des Bengalischen Hanfes fangen
Nematoden ein, wogegen die Wurzelabsonderungen von Studentenblumen Unkraut und Bodenpilze,
Nematoden und Gräser vertreiben.
4.7
GÄRTEN IN TROCKENGEBIETEN
Der Wüstengarten leidet meist an einem Übermaß an Licht und extremer Verdunstung. Ersteres
vermindert die Photosynthese, damit auch die Blattmasse; letzteres läßt die Pflanzen welken und
langsamer wachsen. Um die Probleme des zu hohen pH-Wertes, den Hitze- und Lichtstreß, das Risiko
der Bodenversalzung, trockene Winde und schlechte Wasserversorgung, zu bewältigen, muß man um
Wüstenhaus und -garten herum eine besondere Umgebung schaffen.
Es folgen einige Lösungen für gärtnerische Probleme in Trockengebieten:
NÄHRSTOFFMANGEL UND BASISCHE BÖDEN
Pflanzen brauchen drei Hauptnährstoffe, um gut zu wachsen:
1. Stickstoff (N): von Natur aus im Harn, in den Wurzeln und Blättern von Acacia spp.,
Känguruhbaum, Leguminosen, in Haaren, Wolle, alten Wollkleidern oder -decken
2. Phosphor (P): enthalten in Vogel- und Tiermist. Leicht einzusammeln unter
Vogelsitzstangen und auf Hühnerhöfen
3. Kalium (K): in den Blättern von Beinwell, in Holzasche und vulkanischer Asche zu finden
Pflanzen brauchen auch Spurenelemente, und obwohl diese in den Böden von Trockengebieten
enthalten sein können, sind sie für die Pflanzen wegen der hohen Bodenalkalinität chemisch meist
nicht nutzbar. Mulch und Kompost sind wesentlich für die Bildung von Humus, der Bodenverhältnisse
schafft, unter denen Spurenelemente aufgeschlossen werden können. Zusätzlich sollten Gartenbeete
leicht mit Schwefel bestreut werden, um den pH-Wert auf 6,0-7,5 herunter zu bringen. Wenn die
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Pflanzen Mangelerscheinungen an Spurenelementen zeigen, können diese in Form von Blattdüngung
chemisch verabreicht oder besser in kleinen Mengen dem Kompost beigemengt werden, als sie direkt
in die Erde zu geben.
SCHUTZ GEGEN WIND, SCHATTEN UND SONNE
Bei Wüstengärten muß man besonders darauf achten, daß sie keiner direkten Windeinwirkung
ausgesetzt werden, und rund um Haus und Garten herum sollte man weitläufigen größeren und
kleineren Windschutz anlegen. Holzzäune, Reifen, die man zu 3-6 aufeinander stapelt, dicht mit
Kletterpflanzen bewachsene Rankgerüste und Hecken tragen alle dazu bei, trockene Winde
abzulenken. Leguminosenbäume wie Akazien, Mesquitebäume, Seidenbäume usw. kann man an den
Rändern des Gartens als Windschutz anpflanzen.
Um junge Pflanzen vor der Wüstensonne zu schützen, bauen Sie ein tragbares Schattenhaus aus
Stangen und Tüchern oder pflanzen Sie neben bereits existierenden schattenspendenden Sträuchern.
Werfen Sie in heißen Trockengebieten mit weiträumig gesetzten Kletterpflanzen auf überdachenden
Rankgerüsten leichten Schatten auf ihre Pflanzen, oder pflanzen Sie offenkronige Palmen und lichte
oder ausgeschnittene Akazien und Mesquitebäume. Das Rankgerüstsystem sollte fester Bestandteil des
Hauses sein.
WASSER
Wasser ist in den Gärten der Trockengebiete die bestimmende Größe; aber bei sorgfältiger Planung
kann man viel verfügbar machen. Sparen und Wiederverwertung von Wasser bzw. Abwasser sind für
Gartenkulturen wesentlich. Dazu leitet man das Abwasser von Waschbecken und Dusche durch
geschlitzte Rohre einen seichten, mit Plastik ausgekleideten Pflanzgraben entlang. (Abbildungen 4.22
und 4.23).
Die Beete gießt man mit Tröpfchenbewässerung, am besten unter einer Mulchschicht von 18 cm oder
18 cm tief unter der Oberfläche des Bodens. Wo das Wasser viel Salz enthält (in den meisten
Trockengebieten), muß man das Wasser auf die Oberfläche abgeflachter Hügel oder Wälle gießen,
anstatt es die Furchen zwischen den Pflanzreihen entlang zu spülen. In ersterem Fall sammelt sich das
Salz unschädlich in den Furchen oder Wegen an, im zweiteren Fall jedoch (wenn die Furchen
bewässert werden) konzentriert es sich bei den Wurzeln der Pflanzen. Abbildung 4.24 zeigt einige
Gartenbeetformen.
Tröpfchenbewässerung mit handelsüblichen Rohrsystemen, hausgemachte Systeme mit vergrabenen
irdenen Töpfen, durchlässigen umgekehrten Flaschen oder schottergefüllten Rohren werden weltweit
verwendet. Für die schattige Fläche unter Baumkronen (Zitrus zum Beispiel) verwendet man kleine
Regner, um 70% oder mehr des Wurzelbereichs zu bewässern. In großem Maßstab angewendet sind
Regner jedoch nicht nur verschwenderisch, sondern schädigen auch die Blätter der Kulturpflanzen,
weil sich durch Verdunstung Salz auf ihnen ansammelt, und sie bewirken eine Verkrustung des
Bodens. Wegen der Verdunstung bei Tag ist der Bewässerung am Abend, über Nacht oder in der
Dämmerung der Vorzug zu geben.
Man kann den Gärtenböden Boden-Gele im Verhältnis 1:100 zuführen, ebenso Illit- und Bentonittone
zu Sand, um das Wasserspeichervermögen zu verbessern.
MULCH
Das Mulchen ist für die Feuchtigkeitsspeicherung und den Humusaufbau von entscheidender
Bedeutung. Als Mulchmaterialien kann man Karton, Zeitungspapier, Seegras, Laub, gut verrotteten
Mist, alte Baumwoll- oder Wollkleider, Plastikfolien, Holzflocken und alte Teppiche oder Filzstoffe
nehmen. Trockene Gegenden mögen manchmal arm an Mulchquellen scheinen, aber es gibt
tatsächlich eine Menge Material, das man entweder im Garten anbauen (Beinwell, Leguminosen),
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nach der Ernte einsammeln (verbrauchte Kletterpflanzen und anderes Grünzeug) oder aus der freien
Natur holen kann. Bäume wie Känguruhbaum, Kiefern und einige Akazien liefern reichlich Laub.
Rindermist gibt es in Höfen und Ställen in Hülle und Fülle. Und in der Nähe von Abflußkanälen
hinterlassen Erosionsrinnen dicke Haufen von Blättern und Zweigen. Solchen Mulch kann man nach
Regenfällen von Bächen und anderen Wasserläufen einsammeln, besonders wenn man Baumstämme
quer in den Bach hineinlegt, um Treibgut aufzufangen. Steine findet man in Trockengebieten häufig;
sie sind besonders um Bäume herum nützlich.
Fast jede Pflanze gedeiht im Wüstengarten - vorausgesetzt, man bewässert sie richtig, was meist nur
durch Tropfbewässerung in Zone 1 und vielleicht in Zone 2 möglich ist. Kürbisgewächse, Bohnen,
einige Getreidearten und sowohl Paradeiser als auch Paprika sind sehr gute Wüstenpflanzen-Gemüse
für einen Hausgarten, ebenso trockenresistente Bäume wie Dattel- und Dumpalme, Jujube, Maulbeere,
Feige, Granatapfel, Olive, Pfirsich und Marille. Bei guter Standortwahl mit einem Becken oder einem
Swale und sorgfältiger Betreuung werden solche Bäume lange Zeit über in den meisten Jahreszeiten
Früchte tragen. Daher gehört es zu den langfristig wichtigsten Maßnahmen, angepaßte Pflanzen mit
geringem Wasserbedarf, tiefen Wurzeln und ausreichender Hitzefestigkeit auszuwählen.
ABBILDUNG 4.22 Geschlitztes Rohr leitet Abwaschwasser zu den Pflanzen. Kulturen mit höherem
Wasserbedarf sollten man näher beim Haus anlegen.
Abwasch
Hausmauer
25-mm-Rohr
Breite des Schlitzes, der in das 25 mm breite Rohr gesägt wird
Methode 1: Schneiden Sie im Abstand von 1 Meter unten Schlitze hinein
Methode 2: Schneiden Sie oben Schlitze hinein und ziehen Sie einen Strumpf oder ähnliches darüber.
Achtung: Für sehr lehmige Böden nicht geeignet
ABBILDUNG 4.23 Rohr (mit Strumpffilter), das sich direkt in einen mit Plastik ausgekleideten
Pflanzgraben entleert
Mit gedüngter Erde gefüllter Pflanzgraben
Mulch
Plastikauskleidung
Querschnitt durch Pflanzgraben
celery
lettuce
swiss chard
broccoli
onions
ABBILDUNG 4.24
(A) gemulchte Gruben für Bäume
(B) Kreisbeete um Mulchgrube
(C) Wälle
(D) Mulch“körbe“ um Horstpflanzungen herum
(E) Mit Baumstämmen eingefaßte Mulchkisten auf basischen Sandböden
(F) Breite Naßfelder für größere Kulturen
(G) Mit salzigem Wasser (bis 1200 ppm) hoch bewässerte erhöhte Beete
Haushaltsabfälle, Wolle, Asche, Metallreste
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Auskleidung mit dickem Papier
Tropfschlauch
Mulch wird auf Beete zurückgebracht
Rohr
4.8
QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR
Conacher, J., Pests, Predators & Pesticides (einige Alternativen zu Chemie-Pestiziden), Organic
Growers Association W. A., 1980
Dean, Ester, Ester Dean Gardening Book (Kultivieren ohne Umgraben), Harper & Row, 1977
Francis, Robyn, Mandala Gardens Booklet (mit Video), 1990, Mandala Gardens, PO Box 185,
Lismore Heights, NSW 2480
French, Jackie, Organic Control of Common Weeds, Aird Books, 1989
French, Jackie, The Organic Garden Doctor, Angus & Robertson, 1988
Johns, Leslie & Violet Stevenson, Fruit for the Home and Garden, Angus & Robertson, 1979
(vergriffen; versuchen Sie es in der Bibliothek)
Kourik, Robert, Designing and Maintaining Your Edible Landscape Naturally, Metamorphic Press,
1986 (PO Box 1841, Santa Rosa, CA 95402, USA)
Hang
Swale
Rankgerüstkultur
Regentank
Schattenhaus mit Freiluftküche
Abzugskanal
kühle Luft
Solarkamin
keine Fenster an den Westwänden
Fensterläden
Gepflasterter Platz mit Rankgerüst darüber
Palmen und laubwerfende Bäume
Grauwasser vom Haus
Leichtes Rankgerüst über dem Garten, laubwerfende Kletterpflanze
dichte immergrüne Kletterpflanze nach Westen hin
K apit el 5
OBSTGÄRTEN,
WALDWIRTSCHAFT UND GETREIDEANBAU
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Zone 2 erstreckt sich ab Zone 1 und wird intensiv geplant und mit fleckengemulchten oder eng
bepflanzten Obstgärten bewirtschaftet, mit Hauptfruchtbeeten und freilaufenden Haustieren, deren
Ställe oder Unterstände an Zone 1 anschließen können. Hier kann man Haus-Obstgärten anlegen sowie
Getreide oder Hauptfruchtgemüse anbauen. Erwerbsobst- und -landbau werden wohl hierher kommen
oder in Zone 3 hinein, wobei Zone 2 hauptsächlich für den Eigenbedarf genutzt wird. Hier ist daran zu
erinnern, daß die Zonen nicht starr und in der Praxis nicht klar abzugrenzen sind. Man kann die
wichtigen Teile eines Gefüges überall hingeben, wo es zwecks leichten Zugangs zweckmäßig ist.
5.1
OBSTGÄRTEN
Einen Obstgarten baut man am besten mit der Pflanzung von (stickstoffbindenden) Leguminosen auf kleinen Arten wie, größeren Arten wie ... und lose verstreuten Sträuchern ...
Bereiten Sie, falls erforderlich, den Grund des Obstgartens durch Bodenverbesserung vor und setzen
Sie Leguminosen aus. Setzen Sie ausgesuchte Obstbäume dazwischen. In Hausgärten brauchen die
Bäume nicht in Reihen zu stehen; wenn Sie einen kleinen gewerblichen Obstgarten planen, sind
Reihen jedoch wegen der Mäh- und Erntemaschinen am einfachsten. Wenn Sie auf einem Hang
pflanzen, pflanzen Sie immer entlang der Höhenlinien oder an Konturböschungen (Abbildung 5.1).
PLANUNG DER ZWISCHENFRÜCHTE
Um die Gestaltung zu vervollkommnen, müssen für jedes Element Arten und Sorten ausgewählt
werden. Obstgärten stellt man aus resistenten Hauptfrüchten (Obst- und Nußbäumen) zusammen,
eventuell aus Windschutz (aus Arten, die nicht um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren) und
aus vereinzelten anderen Bäumen (Schädlingsabwehr, Bienenanlockung). Darüber hinaus werden Sie
sich Unterwuchs für Ihren Obstgarten überlegen müssen. Dieser könnte zum Anbau von Gründüngern
oder stickstoffbindenden Kleearten herangezogen werden, Futter für Tiere liefern (Gänse, Hühner,
Schafe), eine Vielfalt insekten- und unkrautabwehrender Arten bieten oder für den Anbau von Gemüse
genutzt werden (bis es schließlich überschattet wird).
Versuchspflanzungen von Schwarzen und Roten Johannisbeeren, Stachelbeeren, ... und dergleichen
werden über erfolgsträchtige Unterwuchsarten für den Standort Aufschluß geben. Jeder laubwerfende
Baum, der wegen Krankheitsbefall entfernt wird, kann durch immergrüne Arten (...) ersetzt werden,
und die Artenmischung kann durch eine langfristige Abwechslung von Kastanie, Walnuß, Mandeln
und Pflaumen variiert werden.
Sollten Sie das Unglück haben, einen Monokultur-Obstgarten zu erben, nehmen Sie 3-4 Hennen, ein
Schwein und 4-6 große Leguminosenbäume pro 1.000 m² und viele kleinere Leguminosen. Zwecks
Verschönerung und Abwechslung pflanzen Sie ... und ... für die insektenfressenden Vögel; ... für die
Bienen und pflanzen Sie mehr Arten, je mehr das System sich entwickelt. Versuchen Sie, möglichst
viele Blütenpflanzen unter Obstbäumen als Refugien für Wespenfresser zu kultivieren.
Bei gewerblichen Obstgärten kann die gleiche Anzahl Obstbäume gepflanzt werden, wobei die Fläche
vergrößert wird, um die Zwischenfrüchte unterbringen zu können. Nebenerträge wie Honig, Nüsse,
Belaubung und Beeren dieser Zusatzfrüchte tragen zum Gesamteinkommen bei. Geplante Vielfalt
macht einen guten Eindruck auf Parkplätzen am Wegrand und ermöglicht die Direktvermarktung
verschiedener Erzeugnisse, von Blumen über Obst bis hin zu Saaten, Nüssen und Kräutern. Bei der
Entscheidung darüber, bei welchen Obstbäumen sich eine gewerbliche Nutzung lohnt, wählen Sie
Obst oder Nüsse, die:
in dem (Mikro-) Klima leicht tragen
gleichzeitig reifen, um das Pflücken zu erleichtern
gleichmäßig reifen
lagerfähig sind und hohen Marktwert haben
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Bei der Entscheidung darüber, welche Bäume nebeneinander wachsen sollen, ist es wichtig zu wissen:
die Gestalt des reifen Baums: Ist sie schirmartig, wie Mango und Walnuß, oder offen wie Guava und
Mandel? Im allgemeinen werfen schirmartige Baumkronen dichten Schatten, was viele Nutzpflanzen
daran hindert, unter ihnen zu wachsen. Bäume mit offenen Kronen oder solche mit federigen Blättern
lassen genug Licht für andere Nutzpflanzen zum Boden durch.
schattentolerante Bäume: Kaffee, Papaya, ... wachsen unter größeren Bäumen und brauchen nicht
unbedingt volle Sonne, um Frucht zu bringen.
Baumhöhe im Reifestadium: Dies ist gut zu wissen, wenn es darum geht, über die Plazierung und den
Flächenbedarf eines Baumes zu entscheiden. Kleinere Bäume, die man unter größere setzt, werden
irgendwann überschattet, außer man schneidet stark zurück, wie es in Süditalien in den kleinen
Hausgärten gemacht wird, wo ausgewachsene Feigen-, Oliven-, ... und sogar Nadelbäume gestutzt
werden, um Sonnenlicht zu den Weinspalieren und sogar zu den Gemüsebeeten (die zwischen den
Weintrauben wachsen) durchzulassen.
Wasserbedarf: Plazieren Sie trockenfeste Bäume (Carob, ) und feuchtigkeitsbedürftige Pflanzen in
getrennten Gruppierungen, um das Bewässern einfacher zu machen.
Verträglichkeit: Überprüfen Sie, ob die ausgewählten Bäume miteinander harmonieren. Walnüsse zum
Beispiel scheiden über ihre Wurzeln eine Substanz aus, die viele fruchtbringende Bäume zum
Verkümmern bringt.
Auch das Erfordernis der Fremdbestäubung sollte bedacht werden; die männlichen und weiblichen
Exemplare des gleichen Baums gehören nahe zusammen gesetzt.
TIERE IM OBSTGARTEN
Wenn junge Obstbäume und deren Pflanzengilde einmal Fuß gefaßt haben, kann Kleinvieh
hineingelassen werden. Anfangs kann man Zwerghühner und kleine Geflügelrassen herumlaufen
lassen. Geflügel putzt die meisten weichen Früchte (und alle Larven und Puppen von Schädlingen)
weg, helfen, Unkraut kurz zu halten, liefern Dünger für die Obstbäume und stillen ihren Hunger an
Saaten und Grünzeug. 120-240 Hühner pro Hektar beeinträchtigen die Dichte buschiger Bodendecker
nicht besonders. Wenn die Obstbäume 3-7 Jahre alt sind, kann man in der Reifephase des Obstes
futtersuchende Schweine hineinlassen, die vom Wind herabgeschüttelte Früchte entsorgen, welche
ansonsten Schädlinge ausbrüten. In normal geschnittenen Obstgärten im Alter von 7-20 Jahren kann
man zuerst Schafe, später auch begrenzt Rinder grasen lassen. Passen Sie aber auf, daß die Schafe und
Kühe die Rinden der Bäume nicht beschädigen; wenn sie das tun, gehören sie raus oder die Bäume
geschützt.
PFLANZENGILDE FÜR DEN OBSTGARTEN IM GEMÄSSIGTEN KLIMA
Gras ist der Feind laubwerfender Obstbäume; daher empfiehlt sich eine nicht grasartige Frucht unter
den Baumkronen (Abbildung 5.2). Eine Mischung folgender Pflanzengruppen ist möglich:
Frühlings-Zwiebelgewächse (Narzissen, Hyazinthen): Diese blühen und vergehen im Frühsommer wie
die meisten Zwiebelpflanzen (Allium),schaffen eine grasfreie Fläche unter Obstbäumen und liefern
zusätzlich noch einen Ertrag an Zwiebeln, Blumen und Honig. Iris und knollenwurzelige Blumen
helfen ebenfalls bei der Hintanhaltung von Gras.
Pfeilwurzler (Beinwell, Löwenzahn, ) bedecken den Boden und fördern Würmer, liefern Mulch und
Ertrag. Der Boden unter ihren Blättern ist weich, durchlässig, offen für Wurzeln, die nahe der
Oberfläche Nährstoffe aufsaugen, und kühl.
Insekten-Pflanzen und kleinblütige Pflanzen: Fenchel, Dill, . Raubwespen, Raubfliegen, und
bestäubende Bienen werden zu den Zwischenpflanzen im Obstgarten gelockt. In der Krautschicht
locken und blühende Bodendecker im allgemeinen Wespen, Bienen und insektenfressende Vögel an.
Stickstoff und Nährstoffe liefernde Nutzpflanzen: Kleesorten und Zwischenpflanzungen von
Tagasaste und Akazien geben Stickstoff wurzelnah ab. Ringelblumen (nur die Tagetes-Arten), die man
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rund um die Bäume herum setzt, "desinfizieren" den Boden, wie auch der grün geerntete Sunn Hanf
gegen Nematoden wirkt.
Derartige Pflanzengilden braucht man vor allem in den ersten paar Aufbaujahren eines Obstgartens.
Bäumen, die 10 Jahre oder älter sind, macht die Konkurrenz des Grases weit weniger aus, daher
werden bodendeckende Gildenpflanzen weniger benötigt.
Im allgemeinen versucht man, Gräser zu dezimieren oder ganz wegzukriegen, so viele blühende
Pflanzen als möglich zu pflanzen, um eine Vielfalt von Befruchtern, Raubinsekten und
insektenfressenden Vögeln anzulocken (mit ) und für Bodendeckung zu sorgen und Steinhaufen,
Holzstücke, Gruben und Dickichte für Frösche und insektenfressende Eidechsen anzulegen. Kleine
Tümpel im gesamten Obstgarten bieten Fröschen Lebensraum, die Blattinsekten kurzhalten.
Weiche Bodendecker wie verhindern das Austrocknen des Bodens und liefern Mulch, ebenso die
Zwischenpflanzen und Windschutzbäume und die Krautschicht ganz allgemein.
Zusammenfassend können wir festhalten, daß Schädlinge im Obstgarten mittels einer Kombination
folgender Methoden bekämpft werden können:
Auswahl krankheitsresistenter Unterlagen für die Hauptfrucht
Pflanzung blühender Nutzpflanzen und Rückzugsräume für Räuber wie Vögel, Frösche, Eidechsen,
Wespen und Raubinsekten
Zwischenpflanzung von Leguminosenbäumen und anderen kleinen Bäumen
Verminderung von Belastungen durch Entfernung der Grasdecke und Schutz mit Windschutz und
Mulch
Bodenabweidung durch Hühner, Schweine und Gänse, um Fallobst wegzuputzen und Dünger zu
hinterlassen oder sorgfältige Einsammlung des Fallobstes zur Safterzeugung oder zur Entsorgung
TROPISCHE OBSTGÄRTEN
Eine Mischung von Leguminosenbäumen, Früchten, Bananen, Papayas, Pfeilwurzel, .... Süßkartoffel
und Beinwell können auf gelockerten Böden und in gemulchten Swales nebeneinander gesetzt werden.
Große Arten sollte man alle 8-10 Meter setzen (Mango, Avokado, , kleinere Arten (Zitrone, ) in der
Aufbauphase durchsetzt mit Kokos. Kleinere Sträucher und andere Pflanzen setzt man in die Lücken
hinein (Abb. 5.3).
Der Pflanzbereich rund um kleine Bäume herum kann auch mit oder irgendwelchen vorhandenen
anderen Nichtgras-Mischungen besät werden, die zum Klima, der Landschaft und zur verfügbaren
Wassermenge passen. Das Ziel ist die vollständige Bedeckung und Überschattung des Bodens in den
ersten 18-20 Monaten des Wachstums.
Idealerweise bedeckt man dichte Pflanzungen dieses Typs mit Flächenmulch aus Zeitungen und
Karton, die man mit geschnittenem Gras und später mit den Blättern von Pfeilwurzel, Beinwell,
Banane, Akazie und Grünzeug bedeckt. Noch später kann man schattenliebende Arten wie Kaffee und
auf alle leeren Stellen setzen. kultiviert man unter Bäumen.
Es ist weit besser, einen Viertelhektar dicht zu bepflanzen, als Bäume und Kräuter über eine große
Fläche zu verstreuen. Viel von dem niedrigen Bewuchs wird als Mulch oder Nährstoff verwendet und
sollte dick aufgebracht werden, um Gräser zu unterdrücken.
Wer auf Hängen pflanzt, sollte die Bäume entlang der Höhenlinien setzen, mit Streifen von
dazwischen. Diese werden so angelegt, daß sie eine durchgehende, quer zum Hang verlaufende Hecke
bilden oder bei Spülrinnen Erdwälle oder Dammböschungen queren. Sie verteilen Wasser und wirken
als Schlickfallen; hinter solchen sich selbst erhaltenden Mauern ist der Boden tiefer, es können Bäume
gepflanzt werden.
Wer eine Pionierpflanzung in Grasland anlegt oder nach draußen expandiert, nutze feuchte Gruben,
kleine Dämme und quer zum Hang liegende Swales, um das Wasser der feuchten Jahreszeit zu
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speichern (Abbildung 5.4). Pflanzen Sie um diese herum frostbeständige Leguminosen wie . All diese
Arten widerstehen Gräsern ab dem zweiten Jahr.
Kräuter wie ergeben eine ausgezeichnete frühe Bedeckung und werden später dazu benutzt, im
Umkreis von 3-6 Metern grobe Mulchhaufen zu errichten, in denen Kletterpflanzen, Palmen und
nützliche Hülsenfrüchte viel leichter aufgebaut werden können. Verwenden Sie auch Ausläufer
bildende und üppig wachsende weiche Kletterer (, Passionsfrucht), die strauchartige Kläuter
überwuchern und überschatten, die man später zusammenschneidet und als Baummulch verwendet.
Nach 2-3 Jahren Leguminosenbaum-Kultivierung werden die Böden deutlich besser sein; nach 3-7
Jahren wird eine hohe, dünne Krone von Palmen, fedrigen Leguminosen oder Leguminosen, die in der
Regenzeit Laub werfen (z. B. ), eine vielfältige Anordnung von Bodenschicht-Kletterern, Büschen,
Bäumen und Streifenkulturen gedeihen lassen.
... Rettich, Klee und Luzerne können gesät und in Bereiche aufgelockerten Bodens um die Setzlinge
herum eingerecht werden. Sie alle lockern auf und schaffen humose (belebte) Böden.
Arten, die aus großen Ablegern gezogen werden (einige Maulbeer-Arten, , lokal vorkommende Arten)
können am Rand kleiner Flecken von Waldpflanzungen plaziert werden, da diese nach einigen Jahren
durch Auslichtung rasch vermehrt werden können.
OBSTGÄRTEN IN TROCKENEN GEBIETEN
Jedes trockene Gebiet trägt Obst- und Nußbäume, sofern ein ausreichendes Wasserangebot vorhanden
ist. Zu den Bäumen, die man in Trockengebieten aussetzt, gehören die Dattelpalme, .... zusammen mit
reichlich Ablegern von Weintraube, Feige und Maulbeere. Zu den Pflanzen, die Trockenheit gut
vertragen, gehören weiters die Marille (Aprikose), die Mandel, , die Olive und der Kaktus (. Diese
stehen stellvertretend für eine Reihe von Früchten, Nüssen, stickstoffbindenden Leguminosen und
andere Arten (Abbildung 5.5).
Wegen des Wassermangels in den Trockengebieten schart man die Pflanzen nicht so eng zusammen
wie in den Tropen; in der Praxis sind die Obstgärten oft dem Bewuchs natürlicher Trockengebiete
nachempfunden, wo die Pflanzen so über die Fläche verteilt sind, daß sie nicht um Wasser und
Nährstoffe konkurrieren. Alle wichtigen Bäume sollten gemulcht und tropfbewässert werden.
In steinigen Wüsten oder auf trockenen Hangflächen, wo Stein an der Oberfläche reichlich vorhanden
ist, ergeben die Steine allein eine ständige Mulchung um Bäume herum. Auf den Kanarischen Inseln
verstreut man in den Obstgärten vulkanischen Bimsstein locker als Steinmulch. Die Steine sind für die
Pflanzen nützlich wegen:
Schutz und Beschattung von Wurzeln vor der Hitze des Tages
Abstrahlung gespeicherter Wärme in den Boden bei Nacht
Verhinderung von Wurzelbeschädigung durch Geflügel und Kleintiere
Verhinderung des Wegblasens von Wurzeln
Angebot von Rückzugsraum für Würmer und kleine Bodenlebewesen
Bildung von Kondenswasser auf der Oberfläche in sehr kühlen Nächten
Die erfolgreichste Baumpflanzungs-Methode in Trockengebieten ist die Pflanzung an den Rändern
von Swales. Wasser vom Hausdach und von Gewittern wird über Gräben zu den Swales geleitet, wo
es dann langsam in die Erde einsickert. Abfluß von Straßen und Bächen kann mit großem Nutzen in
baumgesäumte Swales gelenkt werden.
Es folgt eine Übersicht für die Pflanzung wertvoller Bäume in Trockengebieten:
Wählen Sie für das Gebiet geeignete Arten; wenn es sich um einheimische Arten handelt, nehmen Sie
vorzugsweise vom Ort stammendes Saatgut
Pflanzen Sie gutgewachsene Bäume, um eine hohe Überlebensrate zu erhalten
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Pflanzen Sie in der Regenzeit, um sicherzugehen, daß der Baum genug Wasser bekommt
Setzen Sie Bäume und Sträucher in einer Gruppenpflanzung zusammen, aber nicht so eng, daß sie
konkurrieren, wenn sie größer werden
Richten Sie ein Tropfbewässerungssystem zu jedem Baum hin ein. Gießen Sie tief und langsam, um
die Wurzeln anzuregen, tief in die Erde hinein zu wachsen und ihr eigenes Wasser zu suchen
Halten Sie das Wasser rund um den Baum herum, indem Sie ein flaches Becken anlegen, es mit
Zeitungspapier auskleiden, Stroh darauf streuen und Steine darauf legen, damit die Feuchtigkeit
langsam abgegeben wird
Halten Sie mittels Mulchen jegliches Gras vom Baum fern; andere geeignete kleine Pflanzen können
im Mulch wachsen
Schützen Sie den Baum vor Sonnenbrand, Winschäden und Tieren durch Beschattung, Anlage von
Windschutz bzw. durch Umwickeln mit Säcken oder Abzäunung
Pflanzen auf Hügeln
Das "Netz-und-Pfanne"-Pflanzmuster in Abbildung 5.7 stellt eine wirksame Erosionsbremse für
überweidete, erodierte, durch Bergbau oder Bagger beschädigte Standorte dar. Wenn Reifen zur
Verfügung stehen, können die "Pfannen" aus solchen gemacht, mit Mulch gefüllt und die
Verteilerkanäle über der Höhe der Lauffläche eingeleitet werden. Wenn Holzklötze vorhanden sind, so
legt man diese quer über den Hang auf, aber leicht abwärts weisend, so daß das Wasser zu einem
Zickzack-Kurs über die erodierte Fläche gezwungen und in Folge von der Erde aufgesaugt wird. Sogar
kleinere Stämme und Äste bauen, wenn man sie ineinander verhakt, eine Schicht aus Schlick und
Laub auf, neben der Tagasaste, Akazie oder andere faserwurzelige und ausdauernde Arten gepflanzt
werden können, die dann als ständige Schlickfalle wirken.
Auf sehr steilen Hängen gibt es oft keine andere Möglichkeit, als Bambus und zu pflanzen und oben
am Hang Kastanien, Akazien, Johannisbrotbäume, Olivenbäume oder andere große Arten zu pflanzen,
die mit der Zeit ihren Samen hangabwärts verstreuen werden.
Korridor-Pflanzung
Obwohl private Obstgärten nahe beim Haus und nahe an einer Wasserquelle stehen sollten, gibt es in
Trockengebieten noch eine andere Methode, Baumanlagen aufzubauen; man kann vom strengen
Zonen- und Sektoren-Schema abweichen und die flexiblere Methode der Korridor-Entwicklung
wählen. Korridore folgen Tälern und Flußbetten und stoßweiser Wasserführung, um Schatten, Wasser
und Mulchansammlung auszunutzen. Von Zone 2 ab nach draußen pflanzen wir unsere Bäume also
entlang der Korridore von Flüssen, pflanzen ausdauernde Bäume entlang der Ränder von Flußbetten
und in den schattigen Tal-Flußbetten von Wadis. Vor allem Palmen und Datteln mögen die sandigen
Ränder von Flußbetten.
Durch die Beobachtung der Art, wie Pflanzen von Natur aus wachsen, kann man neue Pflanzen mit
weit mehr Erfolg pflanzen als wenn man versucht, Wasser zu trockenem Land zu leiten und es dort
anzuwenden. Nackte Felsoberflächen wirken als Abflußfläche und sammeln Wasser in Böden; wenn
man solche natürlich feuchten oder nährstoffreichen Plätze findet, kann man dort Mandeln, Oliven,
Zitrusfrüchte, Kastanien, Bambus, Maulbeeren, Feigen und Datteln kultivieren. Dies erfordert weit
weniger Arbeit als die Anlage eines "Waldes" auf einem flachen Standort, da die Bäume dort wachsen,
wo sie hinpassen.
Es gibt verschiedene großflächige Methoden, Bäume in Trockengebieten aufzuziehen. Man pflanzt
Setzlinge von Baumschulen in der Regenzeit aus, mit minimaler Vorbereitung und Betreuung (außer
Steinmulch), um festzustellen, welche Arten ohne Pflege wachsen. Diese Methode funktioniert am
besten, wenn man das Gebiet umzäunt, um Huf- und andere Weidetiere fernzuhalten.
Eine andere Methode ist die Ummantelung von Saatkörnern mit Schlamm. Man nimmt dazu einen
alten Fleischwolf ohne Messer und einen feuchten Schlammbrei, Steinmehl und Urea sowie
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Saatkörner. Diese Zutaten dreht man durch den Fleischwolf und rollt oder schüttelt sie in trockenem
Staub, um Pellets zu formen, die dann an geeigneten Baumstandorten sorgfältig vergraben werden, um
auf Regen zu warten. Der Schlamm hält Vögel und Ameisen davon ab, das Saatkügelchen
aufzufressen.
Es gibt viele Möglichkeiten, Bäume in trockenen Gegenden so zu pflanzen, daß sie eine Chance auf
Gedeihen haben. In felsigen Bachbetten, um Felsspitzen herum, in kleinen sandigen Bachbetten
zwischen Felsen, auf trockenen, steinigen Hängen, an den Ufern von Flußbetten und auf
Überschwemmungsflächen können Bäume mit hohen Erfolgsaussichten gepflanzt werden.
Das Bestreben nachhaltiger Gestaltung in halbtrockenem Klima ist die Erreichung folgender Ziele:
1. Große Weidetiere von den Nutzpflanzen, der Nutzpflanzen-Savanne bzw. dem Obstgarten
fernzuhalten, indem man dornige und ungenießbare Hecken pflanzt
2. Hecken mit großem, nützlichem Bauholz , mit Futterbäumen und niedrigen blühenden Büschen
aufzulockern, um Vögel und Raubinsekten beherbergen zu können und Kürbissen und anderen NutzKletterpflanzen, Bohnen und Früchten Platz zu bieten
3. Trockene Winde durch Hauptwindschutz, 5-8 Bäume breit, alle 50-100 Meter, abzuschirmen; dann
folgt im Bereich der Nutzpflanzen ein Windschutz aus Leguminosenbäumen etwa alle 30 Meter, ein
hoher Streifen einer Zwischenfrucht als kleinerer Binnen-Windschutz alle 2-10 Meter oder eine breite
Streifenkultur alle 5-10 Meter.
4. Gestaltung der Bodenoberfläche in der Weise, daß der gesamte oberflächlich abfließende Regen
gesammelt und von der Erde aufgesaugt wird; derartige Systeme müssen 10-30 cm Regen in einem
Guß aufnehmen und binnen 2-40 Stunden aufsaugen können. Dies kann man erreichen durch Swales,
Graben von Löchern in die Erde, von Wällen umschlossene Felder im Bereich der Flutwege und durch
Terrassen auf niedrigen bewirtschafteten Hängen.
5.2
ANGELEGTE WÄLDER
Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben manche Bauern begonnen, Baumsysteme auf Bauernhöfen zu
entwickeln und haben von einjähriger Wirtschaft auf eine Mischwirtschaft mit jährlichen Gräsern
(oder anderen Nutzpflanzen) und Bäumen gewechselt. Für einen solchen Umstieg gibt es viele
Gründe; zu diesen gehören:
die Erkenntnis, daß Bäume in Krisenzeiten sowohl für Wild- als auch Nutztiere Futter liefern, und daß
sie extreme Hitze und Kälte lindern können
Sorge wegen der Bodenauswaschung auf steilen Hängen und entlang von Wasserläufen. Bäume
senken auch den Grundwasserspiegel und verhindern so eine Versalzung von Böden
das Erfordernis, eine größere Vielfalt in der Produktion zu verwirklichen, um Preisschwankungen bei
Nutzpflanzen und -tieren ausgleichen zu können. Anfangs kann diese Erweiterung sich auf Honig- und
Pollenproduktion erstrecken, später kann auf eine breite Palette von tierischen und pflanzlichen
Produkten (Obst, Nüsse, Produkte von Kletterpflanzen) erweitert werden.
der Wunsch, Brennholz und Baumaterial selber verfügbar zu haben
die Sorge um Rückzugsräume für Wildtiere, besonders für Vögel, die wichtige Schädlingsbekämpfer
sind
Die Anlage von Wirtschaftswäldern kann je nach verfügbarem Maschinenpark und vorhandener
Arbeitskraft, je nach landschaftlichen Gegebenheiten und je nach Zielen und Zwecken des Betriebs
variieren. Im folgenden einige Beispiele von Systemen:
BAUHOLZGEWINNUNG VON DER WEIDE
88
Ausgesuchte, wertvolle Bäume setzt man in großzügigem Abstand in Reihen, um zwischen den
Bäumen die Entwicklung einer Weide zu ermöglichen. Am besten legt man die Baumreihen entlang
von Höhenlinien an. Sofern die Bäume robust genug sind, läßt man Tiere hinein, um die Weide
abzugrasen (die Zeiteinteilung hängt für gewöhnlich von den gepflanzten Arten ab), bevor die Gräser
gemäht oder zur Silage geerntet werden. Man kann sogar Nutzpflanzen anbauen oder den Bereich
oberflächlich bewirtschaften, um beständig Fruchtbarkeit aufzubauen.
Zu den bewährten Holz-Weide Zwischenfrüchten gehören die Schwarze Walnuß, einige Nadelhölzer (,
... Einige davon brauchen ein wenig Pflegearbeit (Ausschneiden der unteren Äste usw.), um
brauchbares Bauholz zu ergeben.
BRENNHOLZERZEUGUNG
Brennholz kommt in Form von Zapfen von Nadelbäumen, als Klaubholz, Schnittreste,
Ausdünnungsholz, oder von Pionierpflanzen, die am Ende ihrer Nutzperiode gefällt werden. Mit
zunehmender Reife des Waldes werden diese Arten von Holz jedoch immer knapper; das System
sollte daher zwecks ständigen Ertrags des öfteren durch Neupflanzungen erweitert werden.
Oft werden Waldstücke auf Bauernhöfen angelegt, um einen schnellen Umsatz an Brennholz zu
liefern. Diese werden dann meist in einem Zyklus von 2-7 Jahren bewirtschaftet (wobei pro Jahr ein
Siebtel bis zur Hälfte der Bäume gefällt wird). Je nach Baum kann Brennholz als Schnittrest oder
Rutenholz geschnitten werden oder bis auf 4-10 cm dicke Klötze gezogen werden. Meist werden
Brennholz liefernde Arten auf ständige Schnittholzfähigkeit (Nachwachsen vom Stamm) und hohen
Brennwert getrimmt. Einige Eukalyptus- und Akazienarten haben diese Eigenschaften.
STANGENHOLZ
Stangenholz ist wichtig für Zäune, beim Hausbau und bei der Möbelherstellung. Robuste Hölzer für
die Verwendung im Freien sind Kastanie, , Zedern ganz allgemein und Eukalyptus, der als
verrottungsfest gilt (). Stangenholz von geringerer Haltbarkeit verwendet man im Inneren des Hauses,
für Möbel und für Gerüste und Gußformen auf dem Bau.
EDELHÖLZER MIT LANGER WUCHSZEIT
Einen Teil des Anwesens kann man für die Kultivierung langsam wachsender Nutzhölzer wie
Schwarze Walnuß, und einheimische Edelhölzer. Diese können auf Flächen gepflanzt werden, die
keinen unmittelbaren Wert für den Bauern haben, doch muß man sich darum kümmern, daß sie gerade
Stämme bekommen. Abbildung 5.8 zeigt verschiedene Waldbestände, die durch unterschiedliche
Pflanzabstände, Arten und Pflege entstehen.
Einige sehr edle Hölzer wie z. B. Schwarze Walnuß bringen nicht nur Jungbäume als Stangen hervor,
sondern können auch als Unterlage fürs Veredeln verkauft werden, und im Reifestadium ermöglichen
sie es dem Bauern, am Verkaufserlös zu verdienen. Bauholz-Bäume können mit schnellwüchsigen,
vielfach verwendbaren Arten gemischt werden. zum Beispiel ist ein Pionierbaum und guter
Bodenbildner. Er hat robustes Holz und wächst binnen 6-10 Jahren auf Pfostenhöhe; man kann ihn
auch zwecks Brennholzgewinnung auslichten. Schließlich liefert er auch noch Hühnerfutter.
Bambus ist eine weitere Holzart mit zahlreichen Nutzanwendungen im Haus. Obwohl er langsam
wächst, kann man große Gruppen zerteilen und zwecks rascher Produktion auspflanzen. Bambusarten
gedeihen von gemäßigten Gebieten bis in die Tropen, wobei tropische und subtropische Arten groß
genug sind, um für Baugerüste, Möbel, Dachrinnen und Betonstützen verwendet werden zu können.
Bambussprossen kann man auch essen, und die kleinen Blätter können als Mulch im Garten verwendet
werden. Acht gegeben muß jedoch dort, wo Bambus sich ausbreiten und wichtige einheimische
Vegetation verdrängen könnte, insbesondere entlang von Wasserläufen. Es ist besser, einen
gruppenbildenden Bambus zu nehmen als einen sich ausbreitenden.
89
HECKEN
Schutzgürtel, Hecken und Tierschutz-Waldsysteme haben eine besondere Form als Windschutz ums
Haus und ums Anwesen herum und als Zufluchtsort, den Tiere bei Hitze und Kälte aufsuchen können.
Hecken- und Windschutz-Arten wählt man aus in Hinblick auf: ihre Obst- und Nußerträge, ihren
Futterwert, Honig, spezielle Nahrung für Wildtiere, Weide, Mulch- und Stangenholzproduktion. Im
Unterschied zu anderen Waldtypen können Hecken und Windschutzwälder zahlreiche Arten
umfassen, da die Bäume nicht gefällt werden, um einen Ertrag zu bekommen, sondern eher ihre
Früchte und Nüsse ausgewählt und gesammelt werden. Grenzhecken aus dornigen, ungenießbaren
oder undurchdringlichen Pflanzen halten die meisten Nutztiere davon ab, in Gärten oder Felder hinein
zu streunen. Siehe auch Kapitel 2 (ausführliche Bezugnahme auf Windschutz und Hecken).
Die wichtigste Grundlage für den Aufbau eines Mischwalds sind die Pionierarten. Dies sind die
schnellwüchsigen Leguminosenbäume, die den Boden aufbauen und Mulch und Schutz für langsamer
wachsende Bäume bieten. Je nachdem, welche Arten man auswählt, liefern sie auch noch Honig für
die Bienen und Samen als Hühnerfutter, und ihre Äste werden als Brennholz geschnitten.
Man baut einen Baumbestand fleckenweise auf (falls nötig, über verschiedene Tropf-Systeme
versorgt), da dies den Bäumen ermöglicht, sich gegenseitig zu schützen und sich durch Aussaat zu
vermehren. Einzelpflanzungen werden leicht vernachlässigt, trocknen häufig aus, leiden unter
Windbruch und werden von konkurrierendem Gras erstickt.
Sträucher in der unteren Etage sind ein wichtiger Teil des Waldgefüges, da sie beim Aufbau eines
Mikroklimas und bei der Bekämpfung des Grases helfen. Leguminosen-Sträucher reichern den Boden
an und werden für jedes Schneid-und-nimm-System gebraucht. Jeder Nutzwald sollte als
vielschichtiges Kronendach angelegt werden, und die Pflanzen sollten so gewählt werden, daß sie
viele Erzeugnisse liefern. Neben Holz gibt es an Waldprodukten noch Mulch, Pilze (Shiitake), Honig,
Kräutermedizin und Öle.
NATURWALD
In jedem Wald sollten wir einen Teil unbewirtschaftet belassen; er wird als Lebensraum und
Futterspender für Wildtiere in seinem natürlichen Zustand belassen, und um empfindliche Oberhänge
gegen Erosion zu schützen. Diese unberührten Bereiche sind sehr schöne, ruhige Plätze, die ihren
eigenen besonderen Wert haben. Hier können wir über die Natur nachsinnen und etwas über uns selbst
in der Natur lernen. Diejenigen unter den Lesern, die längere Zeit - über fünf Wochen - allein in einem
Wald gewesen sind, wissen, daß man seine Identität als Mensch völlig verlieren kann. Man kann sich
selbst nicht mehr von den Bäumen, den Tieren oder jeglichen anderen Lebewesen dort unterscheiden.
Alle Ureinwohner und Stammesvölker müssen eine solche Phase allein in der Umwelt durchmachen.
Danach nehmen sie sich nie wieder als getrennt wahr: Ich hier und Baum dort. Man wird ganz einfach
zu einem Teil allen Lebens.
Tropische Wälder sind von großer Vielfalt und haben große Bedeutung für die Gesundheit und das
Gleichgewicht der ganzen Atmosphäre. Ein schwerer Fehler ist es, sich in solchen Wäldern auf Dauer
niederzulassen und einen Teil davon zu roden (wie es zur Zeit in Brasilien und Sumatra geschieht). Es
ist weit besser, die bereits besiedelten Gebiete produktiver zu machen und das Bevölkerungswachstum
zu bremsen.
Der Schutz und die Erweiterung der verbliebenen Wälder sind nicht nur ein globales, sondern auch ein
Anliegen jedes Einzelnen. Der Wald ist der größte Reichtum der Erde; schätzen wir ihn wegen seiner
vielen heilkräftigen Gaben, wegen des klaren Wassers, der atembaren Luft und wegen der Rohstoffe
90
für unsere Zukunft, wegen des Honigs, der Artenvielfalt, des Gummis und der Nüsse, die nur von
lebenden Bäumen geerntet werden können.
5.3
KULTIVIERUNG VON GETREIDE UND HÜLSENFRÜCHTEN
Die folgenden Abschnitte führen Beispiele für Getreideanbau in gemäßigtem und tropischem Klima
auf. Dieser kann in beliebig kleinem oder großem Maßstab praktiziert und je nach Größe und
Erschließung in Zone 2 oder 3 angelegt werden.
GETREIDEANBAU IN GEMÄSSIGTEM KLIMA NACH FUKUOKA
Bevor ich Masanobu Fukuokas "The one straw revolution" gelesen hatte, hatte ich das Gefühl gehabt,
daß es keine befriedigende Grundlage für die Einbeziehung von Getreide und Hülsenfrüchten als
Hauptfrüchte in die Permakultur gibt. Aber dieses System hat die Probleme des nicht pflügenden
Getreideanbaus gelöst.
Kurz, das System verbindet die herkömmliche Wechselwirtschaft: Hülsenfrucht - Getreide - Wurzel Weide - Brache zu einer einzigen Getreide-Hülsenfrucht-Mischkultur. Der Clou daran ist, die nächste
Frucht in die reifende Frucht hinein zu säen. Das System wendet das Prinzip des ständigen Mulchens
an (mit Klee), dazu noch das des Doppelertrags von Winter- und Frühjahrsaussaat. Derart wird es
möglich, den Getreidebedarf einer Familie mit geringem Flächenbedarf zu decken (400 m² oder
weniger).
Wenn Paddy-Reis angebaut werden soll, muß die Fläche zunächst begradigt oder geebnet werden, und
ein niedriger Bund (kleiner Damm) muß rund um das Feld herum gebaut werden, so daß im Sommer
etwa 5 cm Wasser den Boden bedecken können.
Nach der Einebnung und Vorbereitung wird Kalk oder Dolomit verstreut, gewässert und für die
Herbstpflanzung vorbereitet (Abbildung 5.9). Ich möchte hier auf mehr als ein Feld eingehen, um zu
zeigen, wie verschiedene Pflanzen behandelt werden können.
Im Herbst wird die Saat wie folgt ausgesät:
Feld 1: Reis, weißer Klee, Roggen
Feld 2: Reis, weißer Klee, Gerste
Feld 3: Reis, weißer Klee, Hirse
Feld 4: Reis, weißer Klee, Winterweizen
Feld 5: Reis, weißer Klee, Hafer
Der Reis liegt bis zum Frühjahr, und die anderen Früchte keimen bald nach der Aussaat.
Frühherbst: Eine dünne Schicht Hühnerdung wird über das Feld verstreut. Nehmen Sie 1 kg Klee pro
Hektar, vom Roggen und anderen Getreidesorten 7-16 kg/ha, vom Reis 6-11 kg/ha. Nehmen Sie
behandelten Klee, falls es sich um die erste Ernte handelt. Die Saat kann man zuerst verstreuen und
dann mit Stroh bedecken, um sie vor Vögeln zu schützen. Oder man vermischt das Saatgetreide mit
Schlamm, drückt es durch ein Gitter und rollt es zu kleinen Kügelchen, oder befeuchtet es und
schüttelt es auf Lehmstaub, um schlammüberzogene Pellets zu formen. Im zweiten Jahr werden dann
Reis und Klee in den reifen Reis hinein gesät.
Mittlerer Herbst: Der Reis des Vorjahres ist reif, die Ernte wird 2-3 Wochen lang auf Gestellen
getrocknet und dann gedroschen. Das Stroh und die Spelzen des Reises werden auf das Feld
zurückgebracht. Binnen eines Monats nach der Ernte wird entspelzter Reis neu ausgesät, knapp bevor
das Stroh zurückgebracht wird.
Winter: Leichte Beweidung der Winterfrucht durch Enten unterstützt den Austrieb der Pflanzen und
bringt zusätzlichen Dünger. Überprüfen Sie etwaige "dünne" Flecken und säen Sie diese so bald als
möglich. Wenn die Frucht eine Höhe von etwa 15 cm erreicht hat, können ungefähr 100 Enten pro
91
Hektar Schädlinge dezimieren und Dünger hinterlassen. Felder (oder Paddies) hält man zu dieser Zeit
gut unter Wasser.
Frühjahr: Sehen Sie nach, ob der Reis wächst und säen sie, falls nötig, dünne Flecken nach.
Spätes Frühjahr: Roggen, Gerste usw. werden geerntet und 7-10 Tage zum Trocknen aufgehäuft. Der
Reis liegt darnieder, erfängt sich aber wieder. Wenn andere Getreidearten gedroschen werden, bringt
man das gesamte Stroh und die Spelzen auf die Felder zurück, wobei jede Strohart auf ein anderes
Feld gebracht wird, also:
Feld 1: Hafer
Feld 2: Roggen
Feld 3: Gerste
Feld 4: Hirse
Feld 5: Weizen
Frühsommer: Es bleibt nur noch der Reis übrig. Es kann vorkommen, daß Sommerunkräuter
hervorsprießen; diese kann man durch 7-10tägiges Fluten schwächen, bis der Klee gelb, aber nicht tot
ist. Der Reis wächst bis zur Ernte weiter.
Sommer: Das Feld bleibt zu 50-80% mit Reis bestanden, während die Samen anderer Getreide für die
Aussaat im Frühherbst vorbereitet werden. Der Kreislauf geht dann weiter wie oben, nur wird nun das
Stroh der neuen Ernte zum Mulchen verwendet.
Jeder muß seine eigenen Techniken und Artenmischungen entwickeln; aber sobald ein Kreislauf
einmal vollkommen ist, gibt es keine weitere Bearbeitung mehr, und Strohmulch ist das einzige
Unkrautbekämpfungsmittel. Es ist hilfreich, wenn die Fläche um die Naßfelder herum mit oder einer
anderen Unkraut unterdrückenden Schutzpflanze bestanden ist. Mulch mit Sägespänen im
Grenzbereich verhindert ein neuerliches Eindringen von Unkraut von den Naßfeldern oder der
Umgebung.
Wo Paddy nicht kultiviert werden kann, können Trockenreis oder andere Getreide verwendet werden
und Sprühberegnung das sommerliche Fluten ersetzen. In Monsun-Gebieten sollte der Sommerregen
ausreichen. Wo kein Reis angebaut werden kann (z. B. in sehr kühlen Gegenden), können andere
Getreide als Ersatz verwendet werden, und es könnten kurze Zyklen entwickelt werden
(Frühlingsweizen oder Mais z. B. werden im zeitigen Frühjahr gesät, wobei Hafer, Gerste oder Weizen
Winterfrüchte sind). Es können auch andere Leguminosen ausprobiert werden.
Weitere nützliche Systeme und Daten sind nachzulesen in No-Tillage Farming von Philips und
Young, Reiman Associates, Wisconsin, 1973 (ein Buch, das unglücklicherweise auf Großmaschinen
und Chemie ausgerichtet ist). Roggen und Weizen werden in Soja-Kulturen hineingesät, sobald die
Blätter von letzteren zu fallen beginnen; die fallenden Blätter verbergen die Saat vor den Vögeln.
Sojabohnen (oder andere Leguminosen) werden in die Stoppeln von Hafer, Gerste, Weizen oder Reis
hineingesät, ebenso Lespedeza, das im Herbst geerntet wird. Erbsen pflanzt man nach Mais, und auf
grüne Erbsen folgt wieder Mais. Weitere Nutzpflanzen, die keine Bodenbearbeitung brauchen, sind
die Gurke, die Wassermelone, die Tomate, die Baumwolle, der Tabak, die Zuckerrübe, der Pfeffer, die
Wicke und die Sonnenblume.
Fukuokas Buch liefert noch weit mehr Information über Gärtnern ohne Umgraben für Obst und
Gemüse. Bei der Baumbewirtschaftung verwendet er anstelle von Klee 12 Akazienbäume pro Hektar.
Er hält diesen Kreislauf ohne Umgraben seit 35 Jahren aufrecht, und sein Boden hat sich ohne jeden
anderen Dünger als Hühner- und Gänsemist verbessert, ohne Spritzmittel und ohne Pflanzengifte.
ALLEEKULTUR-METHODEN FÜR DIE MONSUN-TROPEN
Alleekultur ist der Anbau von Nutzpflanzen zwischen Reihen von häufig geschnittenen
Leguminosenbäumen wie , wobei deren Zweige und Blätter als Dünger und Mulch für die
92
Nutzpflanzen dienen. Da die Mulchschichten sich zersetzen, geben sie wertvolle Nährstoffe in den
Boden ab und ernähren Würmer.
Ein Hauptfruchtbereich von Reis, Senfsaat, Taro, Weizen, Mais, Erdäpfeln usw. kann in 2-4 Meter
breiten Streifen zwischen den Leguminosenhecken angelegt werden, welche wiederholt auf 0,3 Meter
zurückgeschnitten werden, um erneut auszutreiben. Im Winter (kühl, trocken) erntet man Senf,
Weizen, Kleemulch und Hirse; in der Regenzeit Mais, Reis, Taro und Bohnen. Zu den teilweise
kommerziell verwertbaren Nutzpflanzen gehören Ingwer, , Ananas, Melonen und Kürbisse. Um die
Gefahr von Bodenkrankheiten hintanzuhalten, planen Sie einen Beete-Kreislauf, so daß zum Beispiel
die Erdäpfel über einen Zeitraum von 5 Jahren hinweg jährlich verlegt werden.
Der Boden wird durch Umgraben vorbereitet, und entlang der Höhenlinien legt man lange Wälle an.
Etwaige Mängel des Bodens gleicht man am besten zu diesem Zeitpunkt aus, wobei man Blut und
Knochen zugibt und mit Stroh mulcht. Sowohl die Nutzpflanzen als auch die Leguminosenbäume
pflanzt man wie in Abbildung 5.10 gezeigt.
Studien am Internationalen Institut für Tropische Landwirtschaft in Nigeria zeigen, daß sieben Jahre
hindurch fünfmal jährlich geschnitten werden können, bevor man sie ersetzen muß. Je nach bedarf
kann man diese Hecken weiterwachsen lassen (wobei man die Anbaufläche brach liegen läßt oder
schattenverträgliche Arten wie Ananas pflanzt), um während der Trockenzeit Viehfutter zu haben.
Zusammen mit Gräsern wie vervollständigen sie das Futter von Schafen und Ziegen auf "Schneidenund-Verfüttern"-Basis.
Einige Reihen kann man wegen des Brennholzes bis auf Jungbaum-Größe wachsen lassen, was in
Ländern, wo Brennholz zum Kochen gebraucht wird, nützlich ist.
Das Prinzip der Alleekultur braucht nicht auf die Tropen beschränkt zu bleiben (obwohl es wegen der
extremeren Ausmaße von Feuchtigkeit und Wärme für dieses Klima am besten geeignet ist).
"Schneiden-und-Mulchen"- und "Schneiden-und-Verfüttern"-Systeme sind auch für gemäßigtes Klima
entwickelt worden und schließen Tagasaste, Pappel und Weide ein.
TRADITIONELLE MISCHKULTURSYSTEME EINES TROCKENEN MONSUN-GEBIETS
Dekka ist eine trockene Gegend in Südindien, wo viele Kleinbauern Feldfrüchte auf traditionelle Art
mit nichthybridem Saatgut anpflanzen. Die traditionellen kleinen Felder Dekkas bilden eine
Fruchtgilde mit dazugehörigen Wirtschaftsbäumen und Hecken, die Honig, Stickstoff (Leguminosen),
Obst und Nüsse liefern und ungefähr aus den folgenden nebeneinander wachsenden Gruppen
bestehen:
Hauptfrucht: Normalerweise eine Getreideart, eine Getreideleguminose oder eine Knollen/Wurzelfrucht, wie zum Beispiel Sorghum, Hirse, Mais, Reis, Weizen, Hafer, Gerste, Roggen,
Erdäpfel, Cassava, Süßkartoffel, turmeric, Ingwer, Kichererbse, Taubenerbse, black gram,
Mungobohne.
Leguminosen: Bäume, Sträucher oder Kletterpflanzen, die Stickstoff und Humus in den Boden
abgeben und Kleinnährstoffe von Blättern, Honig und Rückzugsraum für Raubtiere bieten. Zu diesen
Bäumen gehören ; zu den kleineren Leguminosen gehören . Dauerhafte Bäume pflanzt man zu 35-50
Stück pro Hektar; diese stehen das ganze Jahr über in den Feldern.
Blumen: Häufig Kräuter aus der Familie der (Dill, Fenchel, Koriander usw.) und (Sonnenblume,
Ringelblume, Safran). Ebenso sind viele der blühenden Ölsaaten nützlich, wie Sesam und Senf zum
Beispiel.
93
Bodendesinfikatoren oder Wurmtöter: Ringelblume, Sesammulch und Wurzeln, nasturtium, Der
Mulch dient als Wirt für räuberische Pilze und unterdrückt auch Unkräuter.
Solche Gilden von Nutzpflanzen werden kaum von Insekten befallen. Die wenigen Nutzpflanzen, die
tatsächlich schwer befallen werden, können belassen werden, um die Räuber zu fördern; denn der
Ausfall einer Nutzpflanze macht in der Gesamtsumme aller Erträge sehr wenig aus. Jeder Gärtner
weiß um gelegentliche Ausfälle aufgrund von Witterungsschwankungen, aber auch um besonders gute
Jahre mit fetten Ernten.
Hecken und üppig bewachsene Ackerränder, ungemähte Straßenränder, Teiche, steingefüllte Löcher,
Haufen von altem Holz, mulchgefüllte Löcher im Boden und umgefallene Pfosten an Grenzen
beherbergen viele Arten von Raubtieren wie Frösche, Vögel, Eidechsen, Libellen usw., die helfen,
Schädlinge kurz zu halten.
In Dekka gebräuchliche Zwischenpflanzen
Eine häufige Drei-Frucht-Kombination besteht aus Sorghum, Kuhbohne und Taubenbohne, die in
Alleekulturen in Reihen von 2 Metern Abstand gezogen werden. Als erstes wird Sorghum geerntet;
die gedörrten Stengel werden als Viehfutter eingelagert. Die Taubenbohne wird im Oktober und
November geerntet und kann, falls mehrjährig, ausgelichtet werden; die Blätter werden in Reihen mit
Sorghumstroh und Kuhbohnen-Kletterpflanzen gegeben. Am Rand des Feldes werden oft
Sonnenblumen gepflanzt. Zwischen die Reihen der Taubenbohnen kann man Hafer oder Weizen als
Winterfrucht säen und damit eine vierfache Erntefolge erhalten, die machbar wäre, wenn man den
Sorghum durch Mais ersetzt.
Eine gängige Gelegenheitsaussaat blühender Nutzpflanzen umfaßt Koriander, . Flachsreihen können
durch diese Felder gezogen werden, zusammen mit Schwarzem Sesam; gelegentlich werden auch
Fenchel oder Dill dazugegeben. Ein solcher Bestand lebt mit Blüten und Insekten von Mitte bis Ende
November. ist ein verbreitetes Kraut, das bisweilen als Rindfutter geerntet wird und zu dieser Zeit auf
verlassenen Feldern vorherrscht. Ende Oktober, Anfang November kann auch die Mung-Bohne
geerntet werden.
Eine weitere Drei-Frucht-Kombination ist Zuckerrohr mit und einem Unterwuchs von . In diesem Fall
ist Zuckerrohr die Hauptfrucht und wird bewässert. Im Oktober wird das Rohr in Bündel geschnürt,
um mehr Licht zum durchzulassen, oder man schneidet es alle 3 Jahre und läßt auf dem Feld oder
schneidet es als Stangenholz oder Futter. Eine Variante dazu ist, turmeric zur Hauptfrucht zu machen
und sesbania und Kastor Ölpflanze quer durchs Feld zu verstreuen, so daß es wie eine Niedersavanne
aussieht.
Randzonen-Mosaike mit größeren Sonnenblumen, Kastorbohnen oder Mais-Streifen oder können
kleinere oder windempfindlichere Nutzpflanzen schützen. Hecken alle 30-50 Meter bringen viele
Erträge und haben vielfache Wirkungen für die Nutzpflanzen. Die Abbildungen 5.11 und 5.13 zeigen
Felder mit Hecken, Windschutz, Alleekultur und Swales.
Feldgeometrie in Monsungebieten
Die Art, wie Böden gefurcht und geformt werden, um den Abfluß des Wassers und damit verbundene
Erosion zu verhindern, ist in subtropischen bis tropischen Landwirtschaften wichtig. Viele
Hügelbauern nutzen Terrassen, Swales, Deiche und Dämme, während die Bauern im Flachland
(weniger als 3% Gefälle) einfache Streumuster für Mischsaat anwenden können. Einige der
wichtigsten geometrischen Pflanztechniken für Mischkulturfelder sind Abbildung 5.12 zu entnehmen.
Die Böden werden oft rechteckig gefurcht (bis zu 20 cm Höhe an den Grenzwällen); man nennt sie
"Kuchenform"-Felder, in denen jedes kleine Rechteck nur 2 x 3 oder 3 x 4 Meter groß ist, so daß in
der Regenzeit nichts abfließen kann. Mit dieser Technik der Feldeinteilung kann man sogar außerhalb
der Saison oder bei Winterregen Gemüse und Perlhirse anbauen. Alle diese Methoden können
94
natürlich auch kombiniert werden. Flachs- und Sonnenblumen-Streifen können zwischen 2-3 Meter
auseinanderliegenden Taubenerbsen-Alleen liegen, und in diese hinein kann man ein paar große
Leguminsosen- oder Feldbäume pflanzen, insgesamt etwa 40 pro Hektar. Einige Streifen werden mit
einer Mischung von 5 oder mehr Arten von blühenden Nutzpflanzen und "willkommenen Unkräutern"
wie besät, und Reihen von Getreide liegen zwischen Alleen von Taubenerbsen.
5.4
BRENNSTOFFE
Brennstoffe wie Methan lassen sich nicht nur aus tierischen Exkrementen gewinnen, sondern auch aus
verrottendem Laub und aus Zweigen unter einem reifen Wald. Zerkleinerte Blätter und Äste kann man
in einer Biogasanlage zu Methan verarbeiten, das sich zum Kochen, zum Heizen und als Treibstoff für
Fahrzeuge verwenden läßt. Jedoch sollte man sämtliche Reste und Abfälle in den Wald zurückbringen,
wo sie zu Nährstoffen für weiteres Wachstum werden. Eine ausführliche Erklärung solcher BioEnergiesysteme ist nachzulesen in "Eine andere Art von Garten" von Ida and Jean Pain (siehe die
Literaturhinweise am Ende dieses Kapitels).
Zur Gewinnung flüssiger Brennstoffe pflanzt man Arten, die Zucker liefern, welchen man in Alkohol
umwandeln kann (. Den Baum selbst fällt man nicht, sondern sammelt den Saft (bei Palmen) oder die
Früchte. Getreidearten ohne oder mit wenig Bodenbearbeitung und stärkehaltige Wurzelfrüchte,
zuckerreiche Carob-Bohnen, Pflaumen, Zuckerrohr und Zuckerrüben können allesamt zu AlkoholBrennstoffen umgewandelt werden. Die Rückstände des Fermentationsprozesses können dem
Bauernhof als Mulch, Viehfutter und Dünger zurückgegeben werden. Keine wichtigen Substanzen
gehen verloren; es ist eher so, daß alle Produkte, die nicht direkt als Brennstoff genutzt werden, als
Tierfutter (Schweine, Würmer, Fische) wiederverwertet werden, um wieder Nahrung zu erzeugen und
die Nährstoffe daher einen Kreislauf vollziehen.
Ungefähr 5-10% der Wirtschaftsfläche für die Brennstofferzeugung würden genügen, um
Selbstversorgung mit Brennstoffen zu gewährleisten, mit einiger Reserve. Der Flächenbedarf könnte
sinken, wenn Zuckerschoten erzeugende Baumkulturen entwickelt werden.
Die Technologie ist wohlbekannt, aber der Vorwand ist, daß wir mehr "Forschung" bräuchten, um dies
in Australien zu entwickeln. Dummes Gewäsch! 60% aller brasilianischen Autos fahren mit Alkohol,
und Tausende US-Farmer verwenden bereits ihre eigenen Destillationsanlagen. Diese sind besonders
wichtig, da die Energiepreise immer weiter steigen. Das möglicherweise beste Argument für AlkoholTreibstoff ist, daß er mit der schleichenden Bleivergiftung aus Autoabgasen Schluß macht und damit
die gesundheitliche Belastung in den Städten vermindert. Der langfristige Vorteil ist der, daß die
Gefahr einer Klimaverschiebung aufgrund der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Rodung von
Wäldern vermindert oder vermieden werden kann.
Die Bauernhöfe und die städtischen Mülldeponien sind die potentiellen zukünftigen Lieferanten
wichtiger Brenn- und Treibstoffe. Mit mehr Fahrrad-"Autobahnen", mehr und leistungsfähigerer Bahn
und mehr Schiffstransport kann jedes Land in wichtigen Transportbelangen eigenständig werden.
Das Problem besteht in der Zentralisierung der Macht in großen Versorgungseinrichtungen. Es werden
Unsummen ausgegeben, um die Leute über das "Benzinsparen" aufzuklären, während der gleiche
Betrag für billige Destillationsanlagen, die ein Dorf oder eine kleine Stadt eigenständig machen
könnten, "nicht vorhanden" ist. Die Absicht dahinter ist offensichtlich; man will uns dazu bringen, bei
Öl- oder Gasprodukten, bei Blei und Verschmutzung, zu bleiben, bis die Öl-Multis sich auch die
Alkohol-Treibstoffe einverleibt haben. Man muß Leuten, die uns alle für verrückt oder vertrottelt
halten, oder daß es eine riesige Verschwörung gibt, die Menschen unten und draußen zu halten,
vergeben. Ich neige zur Ansicht, daß beides irgendwie zutrifft.
95
5.5
ERWERBSPRODUKTION
Für den gewerblichen Obstgarten, Getreide- und Saatgutanbau, Erwerbsgärten und kleine Tierzuchten
(Geflügel, Schweine) sind kleine Flächen von 5 Morgen (ca. 2 ha) besser geeignet als große Flächen
mit Monokulturen oder auch Doppelnutzung. Es ist unmöglich, eine große Fläche vollständig zu
mulchen, zu bewässern, zu pflegen und dazu noch eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren für
verschiedenste Funktionen und Erträge aufzubauen, wie es in der Größenordnung von Zone 1 und 2
erreichbar ist. Großflächiges Wirtschaften neigt deshalb zur Vereinfachung.
Dieses Problem kann jedoch durch ein Modell gemeinschaftlichen Arbeitens gelöst werden, in dem
Familien oder Gruppen sich darauf einigen, Arbeit und Erzeugnisse aufzuteilen, so daß einer für den
Obstgarten verantwortlich ist, während ein anderer daneben Gemüse anbaut oder Geflügel züchtet.
Noch ein anderer könnte zur Blütezeit zwecks Bestäubung (und Honigerzeugung) Bienen bringen und
sich um die Brennholzplantage kümmern, die mit Obst- und Nußbäumen durchsetzt ist.
Kleinere Wirtschaften können meist leicht von einer Bauernfamilie, zu bestimmten Jahreszeiten mit
Hilfskräften, geführt werden und dank Mischkulturen und intensiver Betreuung hohe Erträge liefern.
Im folgenden einige Regeln für die Vermarktung von Erträgen:
Wählen Sie Nutzpflanzen mit niedrigem Gewicht (Nüsse, Beeren, Öl, Honig), das hält die
Transportkosten gering
Wählen Sie eine Frucht, die mit einfachen Mitteln so verarbeitet werden kann, daß die Größe des
Erzeugnisses verringert, die Lagerfähigkeit verlängert und/oder die Wertschöpfung erhöht wird (z. B.
Verkauf von Brombeermarmelade statt der Brombeeren selbst)
Vertreiben Sie ihre Haupterzeugnisse (1) über Bioläden oder (2) über spezielle Abnehmer wie
Feinkostläden oder Gaststätten (z. B. Trüffeln, Kräuter, Shiitake-Pilze)
Kultivieren Sie haltbare Erzeugnisse (Getreide, Nüsse, Honig, Brennholz), die das ganze Jahr über
verkauft werden können
Senken Sie Ihre Kosten durch die Verwendung von Abfällen und indem Sie sämtliche herrenlosen
Bäume in der Umgebung abernten
Erzeugen Sie Ihre Produkte in wirtschaftlich vernünftigen Mengen; probieren Sie auch ein paar wenig
bekannte Erzeugnisse () aus, um die Aufgeschlossenheit Ihrer örtlichen Klientel zu erkunden.
Zu den Verkaufsmethoden gehören:
Direktes Verkaufen auf Märkten in der Umgebung oder am Straßenrand; Selbsternte-Felder;
Vertriebsgemeinschaften; Versand oder Vertrieb mit fixen Abonnenten (über Erzeuger-VerbraucherGenossenschaften, wobei der Bauer für Abnehmer in der Stadt auf Vertrag anbaut). Diese Idee stammt
aus Japan und wird nun auch in den U.S.A. immer beliebter, wo eine Familie für Obst und Gemüse der
Saison im voraus 20 $ pro Woche bezahlt; die Bauern liefern jede Woche eine Palette von bis zu 50
Produkten bis vor ihre Tür.
An Tätigkeiten und Erzeugnissen sind empfehlenswert:
Zucht von Wasser- und Gewässerrandpflanzen einschließlich Fischfutter, insektenanlockenden
Pflanzen, mehrjährigen Sumpfpflanzen als Bienenfutter, Entenfutter und Rückzugsraum für Wildtiere.
Auch Verkauf eßbarer oder schöner Wasserpflanzen, z. B. Lilie, Lotus, Wasserkastanie
Zucht von Beeren und Kletterpflanzen besonders in gemäßigten Gegenden, mit Verkauf von Pflanzen,
Selbsternte-Feldern, Planung und Gestaltung von Lauben
Spezialzuchten mit schwer erhältlichen eßbaren und anderen Permakultur-Pflanzen (Tagasaste, ), auch
Bienenfutterpflanzen und solchen, die Vögel, Schmetterlinge und Raubinsekten anlocken
Saatguthandel: Sammlung, Anbau und Verkauf nützlicher und ungewöhnlicher Saaten; kann mit
obigen Spezialzuchten kombiniert werden
Ungewöhnliche oder nützliche Tiere, z. B. Seidenzwerghühner für Gärten, unkrautfressende Gänse,
Seiden- und Regenwürmer, Zugpferde, Milchziegen oder -kühe, spezielle Ziegen oder Schafe (wegen
guter Wolle) und Wachteln für Treibhäuser. Tierverleih (Hühner- oder Schweinetraktor oder
-düngung, Schafe und Gänse als Rasenmäher, brombeerfressende Ziegen)
96
Hecken- und Baumschule speziell für die nähere Umgebung; umfaßt Waldbäume für die
Neubepflanzung von Wirtschaftswäldern, Windschutzbäume, Futterpflanzen für Tiere,
Pionierpflanzen, Bambus und ausgewählte hochwertige Baumkultur-Arten
Allgemeine landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Bioobst, -nüsse und -gemüse, Eier, Milch, Schaffelle,
Brennholz, Frischfleisch, Produkte aus der Teichbewirtschaftung, Schnittblumen
Weiterverarbeitete Erzeugnisse zwecks höherer Wertschöpfung (aber mehr Arbeit) wie Räucherfisch
und -fleisch, Dörrobst, Marmeladen, milchsauer vergorenes Gemüse, Federn (Gänsedaunen und
Pfauenfedern), Trockenblumen (Buketts und Kränze)
Handwerksmaterial aus dem Schnittabfall von Weide, Birke, und Bambus. Auch natürliche Farben
von Rinden, Blüten und Früchten
Insektentötende Mixturen wie Grundfarbe aus Blättern und Beeren des Zedernbaums; Verkauf
insektentötender Pflanzen (z. B. Knoblauch, ,
Pflanzenpräparate wie natürliche Shampoos und Seifen, Hautpflege, Beinwell und andere
medizinische Salben, auch Kräutertees (Kamille, Himbeerblätter, Zitronenverbene, Hagebutte, Minze)
Tourismus: Gesundheitsfarm, Urlaub am Bauernhof, Sommerlager, Veranstaltungsort für Kurse und
Seminare
Lehre und Beratung über Permakultur-Systeme; eine Karriere, die daheim beginnt und Sie in die
ganze Welt führen kann!
Es gibt noch viel, viel mehr Verdienstmöglichkeiten, die allein durch intensive und effiziente Nutzung
eines Stückes Land, auch eines kleinen, geschaffen werden können. Was es dazu braucht, ist nur
anfängliche Planung, ein wenig Geld und Phantasie.
5.6
QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR
Breckwoldt, Roland, Wildlife in the Home Paddock: Nature Conservation for Australian Farmers,
Angus & Robertson, 1983
Dept. of National Development, The Use of Trees and Shrubs in the Dry Country of Australia, Forest
& Timber Bureau, 1972. (Nutzung von Bäumen als Bodenschutz, in der Forstwirtschaft, als Tierfutter
und für die Honigerzeugung)
Douglas, J. S. und Robert A. de Hart, Forest Farming, Watkins, London, 1976
Fukuoka, Masanobu, The One-Straw-Revolution, Rodale Press, Emmaus, 1978
Fukuoka, Masanobu, The Natural Way of Farming, Japan Publications, Inc., Tokio & New York, 1985
King, F. H., Farmers of Forty Centuries: Permanent Agriculture in China, Korea, and Japan, 1911,
Rodale Press, Emmaus
Logsden, Gene, Small-scale Grain Growing, Rodale Press, Emmaus, 1977
NSW Forestry Commission, Trees and Shrubs for Eastern Australia, NSW University Press, 1980
Pain, Ida und Jean, Another Kind of Garden, im Eigenverlag veröffentlicht in Frankreich, 1982. Zu
beziehen von Biothermal Energy Center, PO Box 3112, Portland, ME 04101, U.S.A.
Reid, Rowan, und Geoff, Wilson, Agroforestry in Australia and New Zealand, Goddard & Dobson,
Box Hill, Victoria 3128, 1985
Smith, J. Russell, Tree crops: A Permanent Agriculture, Devine-Adair, Old Greenwich, 1950
97
Snook, Laurence C., Tagasaste (Tree Lucerne) High Production Fodder Crop, Night Owl Publishers,
Shepparton, VIC 3630, 1986
Turner, Newman, Fertility Pastures and Cover Crops, 1974. Zu beziehen von Rateaver, Pauma
Valley, California 92061 (ein wertvoller Führer für Kräuterwiesen in gemäßigten Zonen und
biologische Landwirtschaft)
K apit el 6
TIERFÜTTERUNG UND AQUAKULTUR
"Du hast kein Schneckenproblem; Du hast einen Gänsemangel!"
Bill Mollison
6.1
EINFÜHRUNG
Wenn man eine Permakultur als vollständiges Ökosystem betrachtet, sind Tiere wichtig, um den
Pflanzenbewuchs und Schädlinge im Griff zu behalten und um den grundlegenden Nährstoffkreislauf
eines Bauernhofs zu schließen. Trotz ihrer Schwäche bei der Eiweißumwandlung sind sie aufgrund der
Vielfalt ihrer Produkte von unschätzbarem Wert. Abbildung 6.1 zeigt Bedürfnisse, Produkte und
Funktionen von Tieren im Gefüge.
Im Prinzip kann man Tiere nutzen als:
Lieferanten hochwertiger Dünger
Befruchter und Weidetiere, die in einer Permakultur verstreute Stoffe einsammeln
Wärmequellen; die abgestrahlte Körperwärme kann man in geschlossenen Systemen wie Treibhäusern
und Scheunen verwenden
Gaslieferanten (Kohlendioxid und Methan), wiederum für geschlossene Systeme wie Treibhäuser und
Biogas-Anlagen
"Traktoren", die Böden umgraben. Geflügel und Schweine sind leistungsfähige bodenwendende,
unkrautjätende und düngende "Maschinen" für eingezäunte Flächen
Zugtiere für den Betrieb von Pumpen und Fahrzeugen
Pioniere zur Rodung und Düngung schwieriger Flächen vor der Bepflanzung, z. B. Ziegen in
Brombeerfeldern
Schädlingsbekämpfung durch das Auffressen der Puppen und Eier von Schädlingen in Fallobst, auf
Bäumen oder Sträuchern
Sammler und Verdichter bestimmter Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphate von Fliegen und
Wespen
Reinigungsfilter für Wasser (z. B. Muscheln)
98
Kurzweider, die beim Feuerschutz helfen
Vegetarier können auch Tiere nutzen (eingeschlechtliche oder sterilisierte Bestände), und zwar als
Lieferanten von Fasern, Eiern und Milch; als Weidetiere wegen des Feuerschutzes und als
Düngerproduzenten für Obst- und Gemüsegärten.
In einem Permakultursystem pflanzt man eine Menge Tiernahrung (Früchte, Laub, Schoten, Nüsse,
Samen und Knollen) so an, daß die Tiere sich ihr Futter selber suchen und das meiste, was sie
brauchen, aus der Natur nehmen; gleichzeitig düngen sie, halten Bewuchs und Schädlinge kurz und
wandeln Pflanzen in Eiweiß um. Frei laufende Tiere setzen langsamer Gewicht an als solche, die mit
Konzentratnahrung gefüttert werden, aber der Fettanteil ist geringer, und die Fette sind weich und
ungesättigt. Die Vielfalt und Gleichmäßigkeit der Ernährung von Freiläufern ist für die Gesundheit der
Tiere von elementarer Bedeutung.
Um wichtiges Futter bereitzustellen, müssen wir die Bedürfnisse und Eigenheiten jedes Tieres
studieren und unsere Bepflanzung entsprechend planen (Hühner z. B. scharren, Gänse weiden,
Schweine wühlen). Die folgenden Abschnitte geben einen kurzen Überblick über einige wichtige
Tiere einschließlich ihrer Bedürfnisse, Eigenheiten und Produkte.
6.2
TIERE IN ZONE 1
Folgende Kleintiere kann man in jede passende Zone geben, je nach Bestandsgröße. Kaninchen,
Tauben und Wachteln sind im allgemeinen in der Nähe, während andere Vögel sich in den Zonen 2-4
aufhalten.
KANINCHEN
Kaninchen liefern sowohl Dünger für den Garten als auch eßbares Fleisch. Sie weiden und grasen und
fressen Gras, weiche Kräuter und Zweige und einige Haushaltsabfälle. Sie wühlen im Boden und
richten Schaden an Böden und Pflanzen an, wenn man sie nicht ordentlich einsperrt. Sie liefern Felle
(Angorahasen liefern wertvolles Haar, das man von Zeit zu Zeit auskämmt und verkauft oder selber
verwendet), Fleisch und Dünger.
Wenn man ihre Ställe über Wurmkisten plaziert, wird ihr Kot in wertvollen Kompost umgewandelt
(Abbildung 6.2). Oder man verbindet die Hasenställe mit einem Auslauf, der mit Futterpflanzen wie
Luzernen (Alfalfa), Tagasaste oder Klee bepflanzt ist. Man kann Kaninchen auch in einem
beweglichen Käfig zwischen den Reihen des Gartens grasen lassen.
TAUBEN UND WACHTELN
Tauben werden überall auf der Welt gehalten; man schätzt sie wegen ihres phosphatreichen Düngers.
Man hält sie in Käfigen oberhalb des Erdbodens und kehrt ihren Kot von unten weg oder baut
Taubenschläge und sammelt Dünger und Jungvögel regelmäßig ein (Abbildung 6.3). Tauben fressen
Samen und Getreide, die man im Garten anbauen kann (Mais, Sonnenblumensamen, Erbsen, Weizen).
Sie liefern Eier und Jungvögel.
Wachteln sind in Japan fester Bestandteil kleiner Bauernhöfe; sie liefern Eier und Fleisch und
brauchen wenig Pflege. Da sie Insektenfresser sind, rühren sie die Gartenpflanzen nicht an und können
in Treibhäusern sehr nützlich sein (solange sie in heißen Sommermonaten nach draußen können).
99
MEERSCHWEINCHEN
Meerschweinchen sind in einigen südamerikanischen Ländern eine wichtige Eiweißquelle; sie werden
dort nahe beim (oder auch buchstäblich im) Haus gehalten und mit Gartenabfällen und Samen
gefüttert. Sie sind nützlich beim Abweiden von Unkraut rund um kleine Bäume herum, entweder in
einem Käfig durch weiten Maschendraht hindurch oder sogar freilaufend (man muß ihnen aber einen
kleinen Stall geben, um sie vor Falken zu schützen).
ENTEN
Enten sind hervorragende Permakultur-Tiere und haben viele Vorteile. Man kann sie ohne
komplizierte Unterbringung züchten, und sie gedeihen bestens mit natürlichem Futter. Sie säubern
Gewässer von Grünalgen, Wasserunkräutern und Knollen und düngen sie gleichzeitig, was die Fischund Aalproduktion fördert. In den Gärten fressen Sie Insekten, Nackt- und Gehäuseschnecken, und da
sie nicht scharren und kein reifes Gemüse fressen, kann man sie bei Bedarf in den Garten lassen, damit
sie die Insekten dezimieren. Achtung: Kleine Pflanzen zertreten sie; es gibt auch einige Entenarten
(Muscovies), die Grünpflanzen fressen, obwohl sie sich dabei meistens auf Gras beschränken.
Da Enten nicht im Mulch scharren, kann man sie in gemulchten Obst- und Gemüsegarten frei laufen
lassen. Enten legen 98% ihrer Eier vor 10 Uhr vormittags und können daher schon zeitig ins Freie
gelassen werden; sie sind auch dressierbar und kommen abends zurück zum Stall (dazu muß man sie
allerdings mit Händen voll Getreide erziehen).
Sie haben ein paar Nachteile; sie fressen beispielsweise viele der Abfälle, die von Hühnern verzehrt
werden, nicht, und sie verwandeln ein kleines Gehege in ein Schlammbad, außer der Boden ist sandig
oder gut entwässert, oder man bedeckt ihn mit 10-15 cm grobem pea gravel und legt das Gehege auf
einem Hang an.
Enten ernähren sich von:
Fleisch: Krustentiere, Nackt- und Gehäuseschnecken, Maden und Larven
Grünzeug: verwelkter Beinwell, Klee, Luzerne, Löwenzahn, sukkulente Gräser
Wasserpflanzen: Azolla, ...
Baumfutter: ...
Getreide: Mais, Hafer, Weizen (am besten geschrotet oder gemahlen, oder ein paar Tage lang
eingeweicht, bis es weich ist und teilweise anzukeimen beginnt)
Abbildung 6.4 zeigt Möglichkeiten, wie Enten Eier legen können, ohne von Füchsen, Goannas oder
Schlangen belästigt zu werden.
GÄNSE
Gänse sind in der Fütterung billig; sie leben von Gräsern (bermuda ...), Klee, Luzerne und
verschiedenen Unkräutern wie .... Viele breitblättrige Pflanzen sind für sie ungenießbar; daher
verwendet man sie zur Kurzhaltung von Gras im Erwerbslandbau, bei Gewässern und Rasen. Sie
befreien Erdbeeren, Tabak, Baumwolle, Minze, Spargel, Mais, Zuckerrohr, Zuckerrübe, Blumen,
Weintrauben, Obstgärten, Nußhaine und Baumschulen von Unkraut. Sie düngen Felder und
Obstgärten, ohne Mulch wegzuscharren. Sie arbeiten sieben Tage pro Woche ohne Bezahlung, Urlaub
oder Streiks. Wer könnte noch mehr verlangen?
100
Man kann Gänse auch als "Wachhunde" einsetzen, da sie bei Annäherung Fremder laut Alarm
schlagen. Man hat ihnen sogar beigebracht, Schafe zu hüten. Weiters sind sie nützlich aufgrund ihrer
Eier, ihres Fleisches und ihrer Federn.
Bei der Verwendung als Unkrautjäter in Kulturen oder Obstgärten ist Vorsicht geboten, da sie mit
ihren Füßen kleine Pflanzen zertreten können und reifende Früchte fressen. Und obwohl sie
ausgezeichnete Rasenmäher sind, bevorzugen sie kurze, sukkulente Weiden; es kann also sein, daß
man manche Flächen im Frühjahr, während des üppigsten Wachstums, ein- oder zweimal mähen muß.
BIENEN
Bienen sind für Obst- und Gemüsegarten als Befruchter nützlich. Sie liefern Honig, Pollen,
Bienenwachs und brauchen Wasser und nie versiegende Nektarquellen (Blüten). Wenn man am
gleichen Ort das ganze Jahr über Bienen halten will, muß man für jeden Monat ein vollständiges
Weidesystem planen. Dennoch schwanken Blüten und Nektarerträge von Jahr zu Jahr stark, je nach
Wetterverhältnissen; zeitweilig muß man die Bienen also mit Zuckerwasser füttern oder die Stöcke
einige Kilometer weit zu anderen Nektarquellen verfrachten.
Als Bienenweide kommen einheimische Gewächse und Weidepflanzen wie Klee und Luzerne in
Betracht; Obstbäume (Apfel, Kirsche, Mandel, Pfirsich, Pflaume); Beerensträucher und Kräuter
(Lavendel, , Beinwell). Eine Kombination aus diesen stellt eine nahezu beständige Versorgung mit
Nektar sicher, außer in Gegenden mit strengen Wintern (Schnee).
6.3
GEFLÜGELWEIDEN
Wo immer möglich sollte Zone 2 einen Auslauf für stark düngende Tiere, wie Hühner zum Beispiel,
enthalten, die man am Übergang zu Zone 1 oder dort ganz in der Nähe unterbringt. So kann man einen
größeren Bereich (Zone 2) ausnutzen, um einen kleineren (Zone 1) durch einen tierischen Umwandler
zu bereichern.
Abgesehen von ihren unmittelbaren Produkten wie Eier, Fleisch, Federn und Dung fressen Hühner
auch Insekten, Unkraut und Fallobst. Sie scharren eine Fläche sauber, wenn man sie in einem kleinen
Gehege einsperrt, und man kann sie in einem abgezäunten Grenzbereich (z. B. zwischen Gemüse- und
Obstgarten) patrouillieren lassen, um Unkrautarten am Eindringen in den Gemüsegarten zu hindern.
Dieses Scharrverhalten ist besonders als vorbeugender Brandschutz im Feuersektor nützlich.
Obwohl Geflügel keine Pflege und Betreuung braucht, gestaltet man ein Permakultursystem so, daß
die Vögel sich ihr Futter selbst suchen können und ihre Bedürfnisse selbständig decken. Man muß ein
Hühnerweidesystem, das die Bedürfnisse der Hühner befriedigt und ihre Produkte nutzt, also
sorgfältig planen.
Strohplatz
Der Strohplatz ist ein kleiner Bereich, der an den Hühnerstall anschließt und Nutzbäume, Sträucher,
Futterpflanzen und stachligen Unterschlupf für die Aufzucht von Küken enthält. Diese pflanzt man
entweder vor dem Einlassen der Hühner oder schützt sie in den ersten Jahren vor diesen. Zum Schutz
der Bäume kann man groben Mulch aus Zweigen und Steinen verwenden, wobei man den Mulch mit
einem Gitter mittlerer Maschengröße davor bewahrt, von den Hühnern weggescharrt zu werden. Den
Strohplatz selbst mulcht man ständig stark mit Stroh, Sägespänen, Maisstoppeln, Heckenverschnitt,
Holzflocken, kleinen Ästen, Nadeln von Nadelbäumen, Blättern, Unkraut und Rinde. Wenn der
Strohplatz an den Garten grenzt, kann man den Hühnern Grünzeug und Schnittreste über den Zaun
werfen.
101
In den Strohplatz münden verschiedene Ställe oder Gehege, die in Abfolge mit Grünzeug, Getreide,
Wurzeln und Obst angelegt werden. Die Hühner versetzt man entweder gemäß den Jahreszeiten oder
nach Reife des Bewuchses (Abbildung 6.5). Darüber hinaus kann der Strohplatz auch mit den
Weidesystemen von Zone 2 und 3 verbunden sein.
Pflanzenarten
Nützliche Pflanzenarten sollte man dem Klima entsprechend entwickeln, ebenso nach Maßgabe des
Wassers. Eine solche Liste sollte Pflanzen enthalten, die folgendes bieten:
Stachelbewehrte Sträucher zum Schutz der Hühner gegen Raubvögel (meist Falken), z. B. Prosopis
juliflora oder irgendeine ortsangepaßte dornige Pflanze
Obst, das gefressen werden kann, sowie es reift und von den Bäumen und Sträuchern fällt, z. B.
Maulbeere, Bocksdorn, Taupata, Holunder, Passionsfrucht.
Körnerfutter wie z. B. Mais, Hirse, Weizen, Buchweizen, Hafer, Bohnen und Erbsen, Taubenbohnen,
taupata. Viele Körner- und Samenarten kann man sammeln und für die Wintermonate, wo das Futter
am Boden knapp wird, lagern. Dazu gehören Eicheln, Sonnenblumensamen, Mais und Johannisbrot.
Samenfutter wie Tagasaste, Sonnenblume, Amaranth, Akazien, black locust ...
Grünfutter. Hühner fressen jegliches frische Grün einschließlich Gartenkräuter, Beinwell, lespedeza
Anderes: Küchenabfälle außer Schalen von Zitrusfrüchten, Kaffee- und Teesud und Zwiebelschalen.
Mineralien: Sand, Eierschalen, Knochenmehl, Asche, zerriebene Muschelschalen. Heilkräuter:
Knoblauch, wormwood, geschnittene Brennesseln
Darüber hinaus brauchen Hühner Eiweiß in Form von Insektennahrung. Man kann durch die
Aufstellung alter Holzklötze auf dem Strohplatz eine Termiten- und falle errichten und den Hühnern
durch gelegentliches Umdrehen ein Festessen bieten. Eingerollte Zeitungen, die man abends auf
Bäumen und Sträuchern anbringt, kann man am nächsten Morgen auf dem Strohplatz ausschütteln und
den Hühnern damit Leckerbissen liefern.
KOMMENTIERTE ARTENLISTE FÜR GEFLÜGELWEIDEN IN WARM-GEMÄSSIGTEN
KLIMATEN
Die folgende Liste ist bestimmt nicht erschöpfend; in Ihrem Heimatgebiet gibt es wohl viele weitere
einheimische Arten, die Sie hinzufügen können.
Arten mit Samen und Schoten im Sommer
Tagasaste: Selbstaussaat im Früh- und Hochsommer. Eßbares Laub, auch für Schafe, Rinder und
Ziegen. Leguminoser Stickstoffbinder.
Sibirischer : Futter für Geflügel und Schutz vor Räubern; hat auch eßbare Samen. Verwendbar als
Windschutz, Bodendecker, Bienenweide und Bodenbildner (Leguminose).
Honey locust: Samen und Schoten lagert man zum Mahlen. Dient auch als Windschutz und Futter für
größere Tiere. Black locust liefert auch Samen (seine Blätter sind für größere Tiere giftig).
Akazien wie ... für hartsamige Arten. Akazien eignen sich gut als Windschutz, binden Stickstoff, und
ihr Laub kann an Vieh verfüttert werden.
Bäume und Sträucher, die lagerfähige (Herbst - Frühling) Nüsse liefern
102
Schwarze und Persische Walnuß: Die Nüsse können 12 Monate lang gelagert werden. Auch als
Bauholz und Windschutz wertvoll.
Kastanie: Nur 6 Monate lagerfähig, sofern man sie nicht kühlt oder an der Sonne trocknet.
Eichen: Nahezu alle Eicheln sind für Geflügel eßbar. Sie sind leicht zu ernten; man lagert sie entweder
in feuchter Erde, getrocknet oder für kurze Zeiträume auch frisch.
Beeren und Früchte, die Fruchtfleisch oder Samen liefern (Spätsommer - Winter)
Weiße und Schwarze Maulbeeren: Wichtiges Geflügelfutter mit hohem Eiweißgehalt. Desgleichen
Holunder.
Bocksdorn: Dornige Hecken mit Beeren und Samen, die von Geflügel gern aufgesucht werden.
Windfest.
Taupata: Eine nützliche und ausdauernde Pflanzengruppe aus Neuseeland für Küsten, Sümpfe, als
Unterwuchs und Schutzpflanzen. Die meisten sind zweigeschlechtlich und brauchen ungefähr 5%
männliche Pflanzen. Fast alle können aus Ablegern gezogen werden. Das Vieh mag die Blätter, die
auch einen hohen Düngewert haben. Hühnerzüchtende Ziergärtner können die Bäume gut zu Hecken
stutzen.
Amelanchier: Liefert ein Sortiment an Beerenfutter (z. B. serviceberry); auch ... Diese Pflanzen bilden
ein dornige Schutzhecke für Hühner.
Tamarillo: Kurzlebiger Baum-Strauch, reift in 2 Jahren, liefert Unmengen von wohlschmeckenden
Früchten. Weitere Solanum...
Kletterpflanzen für Zäune und Rankgerüste
Passionsfrucht: Die meisten Passionsfrüchte sind tropisch oder subtropisch; die
Bananenpassionsfrucht (Passiflora mollissima) hält aber leichten Frost aus.
Choko (chayote): Rankende, immergrüne Kletterpflanze, die großes, grünes Gemüse liefert. Starkes
Wachstum in den Tropen, kann verwendet werden, um Flächen mit schädlichem Bewuchs (z. B.
Lantana) zu bedecken.
Dolichos: Ein- und mehrjährige Bohnen; es gibt davon Arten für gemäßigtes bis tropisches Klima,
immergrüne mehrjährige bis einjährige.
Grünzeug und Samen als Krautschicht
Bei großflächiger Freilaufhaltung kann man eine Krautschicht aus Kleearten, medics, Luzernen,
Zichorie und Fenchel zusammen mit verschiedenen Gräsern säen. Enten und Gänse mögen auch die
Ähren von Roggengräsern und Klee. Pokeweed wird von Vögeln gefressen, vor allem von Tauben.
Auch Hirse, Lupinenarten und mehrjährigen Buchweizen kann man anbauen.
Arten für die Aussaat in versetzten Strohgehegen
Sonnenblume: grüne Teile werden gefressen; die Köpfe lagert man im Herbst für den Winter ein.
Hirse, Mais, Buchweizen und die gebräuchlichen Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer usw.:
man sät sie in einer Fruchtfolge, so daß das Geflügel kleines Grünzeug bekommt und ein wenig für
Wintersaat übrig bleibt. Auch Leguminosen wie Felderbsen.
103
Amaranth: Hält sehr viel aus; Samenkörner für Geflügel geeignet. Auch Quinoa.
Kräuter, Unkräuter und Schnittfutter
Shepherds purse: Dieses Kraut ist ein hervorragendes Geflügelfutter und hat eine fördernde Wirkung
aufs Eierlegen. Da es auf Flächen, auf denen es nicht erwünscht ist, normalerweise lästig ist, ist
Geflügel eine wertvolle Gegenmaßnahme. Auch chickweed (Geflügel frißt die Samen).
Cleavers: Ein weiteres "Unkraut", das für Geflügel eine nützliche Samen- und Grünfrucht ist; es ist
eine wichtige Quelle von Eisen und Jod. Bei freilaufendem Geflügel muß man Cleaver-Pflanzungen
eventuell mit brush oder mit Netzen versehenen Umzäunungen schützen.
Chard oder silver beet: Eine pflegeleichte Gartenpflanze, die man eigens für Geflügel drauf säen und
vom Garten aus über den Zaun ins Strohgehege werfen kann.
Wenn man Hühner unter bestimmten Bedingungen im Garten hält, "pflügen" sie eine Fläche um und
hinterlassen sie vollständig gedüngt. Man entwirft feste oder bewegliche (mit Hühnerzaun versehene)
Vorrichtungen, die zu Gartenbeeten oder -bereichen passen, in welche man nach der Ernte und vor der
Neubepflanzung Hühner läßt. Dies geht normalerweise nur bei großen Beeten, wo man eine Kultur in
einem Zug aberntet; bei kleinen Beeten am Wegrand, nahe beim Haus, eher weniger. Zwerghühner
sind klein und fressen hauptsächlich Insekten, Raupen und Nacktschnecken; die Pflanzen lassen sie in
Ruhe.
Die Abbildungen 6.6 und 6.7 geben eine Vorstellung von Hühnerweide-Wäldern sowohl auf einem
ländlichen Anwesen als auch in einem Vorstadtgarten.
Abbildung 6.8 zeigt ein hühnerbeheiztes Treibhaus, das ein selbstregulierendes Gebäude ist. Im
Winter heizt das Treibhaus über Lüftungsklappen den Hühnerstall (und die Körperwärme der Hühner
hält das Treibhaus warm), während man im Sommer die Lüftungsklappen schließt und die Hühner die
meiste Zeit draußen nach Futter suchen. Die beiden Teile sind voneinander abgeschirmt; es gibt aber
eine Tür oder einen anderen Zugang, um die Eier von den Hühnernestern einsammeln und den
Hühnern etwaiges Grünzeug vom Treibhaus verfüttern zu können. Die Hühner geben dem Treibhaus
Kohlendioxid und Federstaub, daneben auch Dünger und Streu, die letztlich kompostiert wird.
TROPISCHER HÜHNERTRAKTOR
Das folgende ist ein Mustersystem, das von Dano Gorsich aus Molokai, Hawai, entwickelt wurde. Das
System selbst ist nicht auf die Tropen beschränkt und kann in veränderter Form für gemäßigte
Gegenden und sogar für Trockengebiete angepaßt werden, sofern es dort eine ergiebige Wasserquelle
gibt. Die Pflanzen wachsen in solchen Klimaten nicht so schnell wie in den Tropen; es müssen also
Anpassungen erfolgen.
Um eine Fläche von 0,2 Hektar vorzubereiten, teilt man die Fläche auf fünf Gehege von ungefähr 10 x
6 Metern auf. Man belegt ein Gehege mit ca. 50 Hühnern (Legehennen), bis alle Gräser und Unkräuter
abgeweidet und vertilgt sind. Die Gehege kann man so anlegen wie in Abbildung 6.5, so daß nur ein
Hühnerstall mit Legenestern benötigt wird. Streuen Sie ein wenig Kalk und verlegen Sie die Hühner
ins nächste Gehege; eggen oder rechen Sie den Boden des ersten Geheges und pflanzen Sie eine
Kultur (Melonen, Chinakohl, Paradeiser usw.) Pflanzen Sie dazu noch Leucaena oder andere
Leguminosen knapp außerhalb des Geheges zusammen mit ca. 15 Papaya- oder Bananensetzlingen.
Jedes Gehege hat eine kleine Sitzstange und Legenester, die zu allen Gehegen verlegt werden können;
Wasser und Nahrung werden eingebracht.
104
Nachdem die Hühner das zweite Gehege leergeputzt haben (nach 6-10 Wochen), erntet man das erste
ab und pflanzt dort Wurzelgemüse. Das zweite Gehege bepflanzt man so wie zuvor das erste. In
einigen der Gehege pflanzt man wichtige tropische Obst- und Nußbäume.
Sobald die Hühner das dritte Gehege ausgeräumt haben, erntet man das zweite Gehege ab (10
Wochen). Im ersten Gehege gräbt man die Wurzeln aus, das dritte bepflanzt man mit grünen
Nutzpflanzen (Erbsen, Bohnen, brassica) ... usw. usf.
Die Hühner gibt man wieder ins erste Gehege, nachdem die Wurzeln heraußen und Früchte und
Bäume gut gewachsen oder ausreichend geschützt sind. Dieses Gehege besät man, 10 Wochen bevor
man die Hühner wieder einläßt, mit Buchweizen, Sonnenblumen, Taubenerbsen, Reis oder Gerste.
Getreide und Ähren lagert man in Büscheln, die man unter einem Dach aufhängt und verfüttert sie
nach Bedarf zusammen mit Papayas und Bananen an die Hühner. Die Samen von Leucaena fallen ins
Gehege. Abbildung 6.9 zeigt die Abfolge für ein Gehege.
Nach einem Jahr können sich die Hühner selbständig von Getreide, Ernteabfällen und Papayas
ernähren. Man kann sie auch täglich aus einem Gehege herauslassen, um sie Grünzeug fressen zu
lassen. Wenn die Obstbäume dicht gepflanzt sind und die Gemüsegehege verschatten, kann man das
System auf frische Wiesen ausdehnen (nahe bei den vorherigen Gehegen), die man dann für Blatt- und
Wurzelgemüse, Getreide und gemischte Obstkulturen nutzt. Nach zwei Jahren ist eine Fläche von
einem Joch (knapp ein halber Hektar) sehr ertragreich. Wir haben es hier mit einem kombinierten
System zu tun, in dem Hühner sowohl als Arbeitskräfte als auch als Produzenten benutzt werden.
Genauso einfach könnte man auch Schweine einsetzen.
6.4
SCHWEINEWEIDEN
Schweine suchen ihr Futter von Natur aus in Wäldern und Sümpfen und grasen, suchen und wühlen
(sie graben Wurzeln und Knollen aus). Sie grasen alle Gräser, Kräuter und liegenden Schlingpflanzen
ab, suchen nach Fallobst und Nüssen (Maulbeeren, persimmons, Feigen, Mango, Johannisbrot,
Eicheln, Avokados usw.) und graben Yams, Erdäpfel, Bambus, Pfeilwurzel, bracken ... aus.
Freilaufende Schweine sind gesünder, in der Fütterung billiger und haben weniger gesättigtes Fett als
in Ställen gehaltene. Sie eignen sich jedoch nicht immer für Schinken und brauchen unter Umständen
2-4 Wochen Getreidefutter um die Fette zu härten (sättigen). Winterliche Stallhaltung kann in
Gegenden mit kalten Wintern nötig sein, und für eine Sau und deren Wurf braucht man ein
Ferkelgehege.
Schweine hält man am billigsten, wo Molkerei-, Obstgarten-, Wurzel- oder Fleischabfälle anfallen,
und sie kommen auch mit Überbleibseln von Gaststätten und Haushalten gut zurecht. Eine gute Weide
bietet Leguminosen (Klee, Luzerne), Beinwell, Zichorie und junge Gräser. Schweine fressen davon 11
kg Grüngewicht pro Tag, sie haben größeren Appetit als eingesperrte Artgenossen. Sie brauchen auch
Samen, Obst, Körner und Nüsse.
Um ein bepflanztes Freilaufgehege anzulegen, sollte man den Boden eggen (nicht pflügen) und
kalken, dann mit einem guten Gras-Leguminosen-Gemisch besäen, wobei man Beinwell, sunroot in
die Eggfurchen drückt. Bäume kann man knapp außerhalb der Zäune und in mit Stromzäunen
geschützte Ecken setzen. Jeder Obstbaum ist nützlich, und auf reife Obstgärten wirken Schweine
vorteilhaft.
In einem großen Betrieb "pflügen" 20 Schweine auf 4000 m² (1 Joch) die Fläche durch Scharren und
Wühlen für die Pflanzung von Beinwell, sunroot, Luzerne, Zichorie und Klee. Dann läßt man sie
brach liegen. Die Schweine beseitigen gorse, Brombeeren und kleine Sträucher. Nach ihnen kann man
eine Wiese ansäen, dann eine Weide für Rinder, danach wieder für Schweine.
105
Die Entwicklung eines vollständigen Weideangebots braucht 3-5 Jahre, und auch dann muß den
Schweinen noch manches davon über den Zaun geworfen werden, wie z. B. Bananen und Papayas, da
die Schweine Jungbäume ruinieren können.
Die Abbildungen 6.10 bis 6.12 zeigen Modelle für Schweinesysteme.
6.5
ZIEGEN
Abgesehen von ihrem Wert als Milch- und Fleischlieferanten sind Ziegen bei der Rodung von
Neuland nützlich. Auf verwilderten Weiden mit gorse oder Brombeeren kann man die Ziegen für die
Vorbereitung auf zukünftige Pflanzungen einsetzen, wobei man sie entweder vorübergehend
gruppenweise in Gehege sperrt oder einzeln anpflockt und alle paar Tage verlegt. Wenn man hierfür
Milchziegen einsetzt, muß man ihnen auch feste Nahrung geben, um eine gute Milchleistung zu
erreichen.
Für eine geringe Anzahl von Ziegen (1-3) kann man ein Gehege mit Maschenzaun anlegen, das von
Bäumen und Sträuchern bis zu zwei Meter breit gesäumt wird. Um mehr Randzone zu erhalten, kann
man im Gehege selbst zwei Reihen Tagasaste pflanzen wie in Abbildung 6.13 dargestellt. Es gibt ein
paar Bäume, die weidende Ziegen aushalten; zu diesen gehören Trauerweide, Maulbeere, tree medic,
einige Akazienarten, leucaena, Tagasaste und Holunder. Ziegen mögen Eicheln und die Schoten von
Johannisbrot, Honey locust ...
Für Kulturpflanzen sind Ziegen sehr schädlich, weil sie, vom Grasen abgesehen, Baumrinden
abknabbern. Anpflocken und die Verwendung von Baumschutz ermöglichen vorübergehendes
Einlassen von Ziegen in die heikleren Teile des Anwesens, aber Ziegenhaltung in großem Stil ist mit
Permakultur nicht vereinbar.
6.6
WIESENPFLANZEN UND GROSSE TIERWEIDEN
Wiesen und Weiden für Kühe und Schafe sind meist ziemlich weitläufig (8 Hektar oder mehr, bei
geeigneter Landschaft und passendem Klima, ernähren genug Vieh für einen bescheidenen
Lebensunterhalt). Obwohl man einen Großteil der Fläche mit Gräsern und Leguminosen wie Klee
besät, sind die Bäume in diesem Gefüge besonders wichtig, um folgende Funktionen zu erfüllen:
In Dürrezeiten oder Zeiten, wenn Gräser spärlich wachsen, Futter zu geben
Vieh gegen scharfen Wind, vor Schnee, Regen und Sonne zu schützen (Windschutz und
Schattenspender)
Bei ausgemergelten Böden Wiederaufbau der Bodenfruchtbarkeit durch Laubfall und
stickstoffbindende Leguminosen
Schutz von Wasserbecken oberhalb von Dämmen und an steileren Hängen (Rinder müssen von diesen
Bereichen ferngehalten werden)
Erosionsschutz auf Hängen und in Gräben
PLANUNG EINER AUSGEWOGENEN FUTTERVERSORGUNG
Weidetiere brauchen eine Wasserquelle, bei Schlechtwetter einen Unterschlupf, einen Salzlecker und
Nahrung, die man einteilen kann in (a) ein- und mehrjährige Gräser und Leguminosen, (b)
106
Zuckerschoten wie Johannisbrot und honey locust (Sommer), (c) Kohlenhydrate wie gekeimtes
Getreide und Silage (Winter) sowie (d) Blätter, um übers Jahr ständig Futter zu haben.
Das uralte Problem einer jahreszeitlichen Futterknappheit wird in Abbildung 6.14 dargestellt. In
gemäßigtem Klima, wo Winterregen vorherrscht, erreichen sowohl ein- als auch mehrjährige
Wiesenpflanzen ihr stärkstes Wachstum im Frühling; im Herbst gibt es einen schwächeren
Wachstumsschub, wenn früh Regen fällt.
Obwohl der Verkauf von Jungvieh oder das Auslichten der Herden nach dem Werfen den
sommerlichen Futterbedarf senkt, ist nicht zu übersehen, daß es im Hochsommer und im Winter einen
Futtermangel gibt, ersteres wegen der Dürre im Sommer, letzteres wegen der Kälte und des langsamen
Wachstums der Pflanzen.
Ergänzungen durch Baumfrüchte sollte man einplanen, um die Lücken zu füllen, die die Wiese allein
offen läßt. Hochsommerliches Futter liefern zum Beispiel die Schoten von Johannisbrot und honey
locust, die Blätter von taupata, pampas grass und Tagasaste, Winterfutter die gleichen Blattpflanzen
und die große Vielfalt von Eichen (Eicheln), Kastanie und Schwarze Walnuß (Nüsse). Beide
Nahrungsarten sind festes, hochwertiges Kraftfutter, das eine effizientere Nutzung trockener Weiden
ermöglicht.
Früher hat man Laub von kurrajong, Weide und Pappel geschnitten, um Herden über die Dürre zu
bringen. Für Weidesysteme unter einem Futterwald pflanzt man Streifen niedrigen Futterlaubs, wo
man Herden für kürzere Zeiträume hintreiben kann. In Neuseeland hat man umzäunte TagasasteHecken mit großem Erfolg eingesetzt; die Kühe und Schafe können die Pflanzen nicht umbringen,
aber die nachwachsenden sukkulenten Blätter durch die Maschen des Zauns hindurch abknabbern,
wenn man sie während der Wachstumszeit der Pflanzen etwa einmal im Monat in den Bereich hinein
läßt (Abbildung 6.15).
Ein allmählicher (4-10 Jahre) Übergang zum rechten Maß an Baumfruchtarten würde den Bedarf an
teuren Futtererntemaschinen, an Lagerung und Verarbeitung von Futtergetreide und Heumahd reiner
Wiesenbewirtschaftung, wie wir sie heute kennen, beseitigen. Dies ist auch für die Tiere, die sich bei
arger Hitze in den Wald zurückziehen und die Wiesen in den milderen Zeiten des Frühlings und
Herbstes bevölkern können, angenehm und wohltuend.
Als weitere Vorteile ergeben sich sodann, daß die Herden weit weniger Hitze- und Kältestreß
ausgesetzt sind und sowohl der Bauer als auch die Herden übers ganze Jahr weniger Kraft
verbrauchen. Schätzungsweise 15% des Rindfleischertrags gehen nur durch fehlenden Unterschlupf
verloren. Richard St. Barbe-Baker behauptet, daß, wenn man 22% der Fläche mit Nutzbäumen
bepflanzt, sich auf den verbleibenden 78% der Fläche die Erträge verdoppeln, so daß in Wirklichkeit
durch Waldbau keine Erträge verloren gehen.
Um rundherum Hecken aufzubauen, säen oder pflanzen Sie darunter Luzerne, Beinwell, Zichorie,
Löwenzahn und eine mittelhohe Pflanzung mit Tagasaste, siberian pea tree, ... und eine hohe
Obergeschoß-Pflanzung mit Weide, Pappel (ausgesuchte hochwertige Futtersorten), white oak und
bekanntermaßen beliebte holzige Futterpflanzen (). Derartige Hecken könnte man so gestalten, daß sie
pro Jahr 10% der Fläche bedecken, bis zum vierten Jahr; dann wären 40% der Fläche mit einer breiten,
vielfältigen, umlaufenden Hecke aus tiefverwurzelten Sträuchern bestanden, und es gäbe hohe
Futterbäume und sogar hochwertige Nutzhölzer (Abbildung 6.16). Nach vier bis fünf Jahren kann
man, befristet und unter Aufsicht, Vieh wie Schafe und ein paar junge Kühe hineinlassen, um die
Fläche abzugrasen. Von den Jahren 6-8 an kann man längere Weidezeiten zulassen, und in Notfällen
kann man Arten wie Weide und Pappel schneiden und als Notnahrung an die Tiere verfüttern.
Ein Doppelzaunsystem ist beim Aufbau einer Permakultur-Hecke oder eines -Windschutzes auf einer
bestehenden Weide in freiem Land mit Rindern oder anderen großen Tieren von Nutzen (Abbildung
6.17). Zaunstrecken bieten sich für Windschutz an, und in den inneren Bereichen können den Zäunen
entlang aufgehäufte Steine und die Pflanzung von Hecken nach und nach einige Zäune ersetzen. Eine
107
dichte, gemischte Hecke aus stachligen Sträuchern mit einer niedrigen Steinmauer ist für die meisten
Tiere so gut wie undurchdringlich.
Hecken steigern die Ertragskraft des Gefüges beträchtlich und liefern Obst, Nüsse, Holz (z. B.
Bambus), Tierfutter, Bienennahrung, Lebensraum für Vögel und Nahrung für den Menschen. Darüber
hinaus wirken sie als Windschutz und Sonnenfallen.
Kraftfutter hat in diesem System Platz, und zwar als Futter in Zeiten knappen Weideangebots, zum
Mästen und zur Aufrechterhaltung der Milch- und Eierproduktion. Der Neigung, zwecks rascher
Gewichtszunahme ausschließlich Konzentrate zu verfüttern, sollten sie aber nicht nachgeben.
Natürliches Kraftfutter (honey locust, Johannisbrot, Eicheln, Kastanien, Getreide) sollte aus dem
System selbst kommen.
Obwohl man diese Kraftnahrung an manche Tiere roh verfüttern kann, kann ein Schroten, Einweichen
und Keimenlassen nötig sein; dies um so mehr, als das Keimen die Qualität mancher Vitamine um ein
Vielfaches steigert. Am besten eignen sich Getreide, die bei mäßigen Temperaturen keimen: Weizen,
Buchweizen, Luzerne, Hafer, Gerste, Reis, Sojabohnen, Mungbohnen, Linsen, Erbsen, Kichererbsen,
Kürbis, Kresse, Sonnenblumensamen, fenugreek, Sesam und Roggen (all diese können natürlich auch
für menschliche Nahrung gekeimt werden). Heu und Silage von wertvolleren Futterpflanzen des
Anwesens, wie Luzerne, können für den Winter aufgehoben werden.
Zweck solcher Weide-Futterbaum-Systeme ist es, über Dung und stickstoffbindende Leguminosen
ständig Nährstoffe im Kreislauf von Pflanzen zu Tieren und zurück in den Boden zu bewegen und die
Vielfalt der Erzeugnisse des Bauernhofs zu vergrößern. Baumprodukte wie Johannisbrot und Kastanie
können auch noch direkter in Zucker, Brennstoffe, Nahrungszusätze, Mehle usw. umgewandelt
werden. Dies ist von großem Wert, wenn der Absatz von Wolle, Häuten und Fleisch nachläßt und
verschafft dem Waldbauern einen großen Vorteil gegenüber dem reinen Wiesenbauern, der an einen
einzigen Markt oder ein einziges Erzeugnis gebunden ist.
In einer Welt, deren Wirtschaft von den Energiekosten bestimmt wird, müssen sich die Bauern der
Möglichkeiten der Polykultur voll bewußt werden. Ein einseitiges System kann durch einen Faktor
ruiniert werden. So wie ein kleinräumiges Permakultur-System in Zonen gegliedert ist, so sind auch
die Bauern vom Markt und auch von Versorgungszentren Zonen weit entfernt. Größere Entfernung
bedeutet höhere Kosten und größere Bedeutung von Eigenerzeugung wichtiger Dinge, insbesondere
Dünger und Brennstoffe. Man sollte also in Hinblick auf örtliche Erfordernisse und Entfernung vom
Markt auf die Auswahl der Baum- und Tierarten achten.
6.7
ROLLENDE PERMAKULTUR FÜR GROSSE ANWESEN
Rollende Permakultur ist eine Methode, langsam von einer Wiese zu einem ertragreicheren und
vielfältigeren System zu wechseln. Nahezu alle größeren Anwesen, 20 Hektar oder mehr, haben
Flächen, die ohne großen Ertragsverlust ausgezäunt werden können. Dies trifft insbesondere auf steile,
steinige, erodierte oder schwierige Böden zu, auf unzugängliche Winkel und auf kalte oder windige
Täler. Man kann Bäume pflanzen, die zuerst als Hecke Schutz bieten und später zu einer vielfältigen
Weide und Baumfrucht-Quelle werden (Abbildung 6.18). Die ersten schmalen oder Kernpflanzungen
enthalten möglichst viele nützliche Arten in nahezu zufälliger Zusammenstellung, ziemlich dicht
gepflanzt, so daß man Stangenholz auslichten kann.
Bei einer rollenden Permakultur unternimmt man folgende Schritte:
1. Tiere schließt man durch Zäune aus, für gewöhnlich durch solar gespeiste Elektrozäune. Man
bereitet die Fläche erforderlichenfalls durch Bodenregeneration (chisel ploughing) und Kalken vor.
108
2. Pflanzen Sie einen Kern von Bäumen, die sich als Windschutz und Weide eignen. Mulchen und
düngen Sie die Bäume mit einer Lösung aus Meeresalgen, Blut und Knochenmehl oder Stall- und
Geflügeldung. Ein ausgezeichneter Trick ist es, rund um die Bäume herum in leeren Reifen zu
mulchen. Das schützt diese am Anfang vor Wind, Kaninchen und Dürre. Dorniger oder Distelmulch in
den Reifen schreckt kleine Weidetiere ab.
3. Treiben Sie nach und nach Geflügel oder Kleinvieh in den Bereich hinein und achten Sie auf
etwaige Schäden.
4. Verlegen Sie die Zäune oder errichten Sie weitere, sowie das System sich bewährt, und fahren Sie
damit fort, über die Landschaft zu rollen.
5. Merzen Sie schwächere Pflanzen als Stangenholz aus und lassen Sie ausgesuchte ertragreiche oder
starke Bäume und Büsche weiter wachsen.
6.8
VERGESELLSCHAFTUNG UND WECHSELSEITIGE
BEEINFLUSSUNG BEI TIEREN
Wie das ganze Gefüge überhaupt sind auch Tiere zu nutzbringendem und symbiotischem
Zusammenwirken in der Lage, aber auch zu Konkurrenz und Verfeindung. Eine Gestaltung, die solche
Beziehungen positiv nutzt, beruht auf Erfahrung und Beobachtung; jedoch kann man, wie im
folgenden, ein paar Beispiele studieren.
Geflügel putzt alles weg und verwertet Nahrung, die von anderen Tieren verschlampt wird.
Andererseits können Hühner Tuberkulose auf Rinder übertragen und damit auch auf den Menschen.
Auch Schweine können leicht von Hühnern angesteckt werden; die beiden sollte man also nicht
mischen.
Rinderdung liefert Nährstoffe für Schweine, die den Rindern auf der Wiese folgen können. Bei
stehendem Getreide können schon die Überbleibsel von vier einjährigen Stieren ein Schwein ernähren.
Enten, die ebenfalls Allesfresser sind, folgen Schweinen und ergattern oft Leckerbissen, wo Schweine
gewühlt haben.
Katzen sind für das Kleintierleben (Vögel, Eidechsen, Frösche usw.) höchst zerstörerisch und sind
daher eindeutig Schädlinge. Die Schadinsekten in den Vorstädten könnten von Fröschen und
Eidechsen stark dezimiert werden, wenn man die Katzen beseitigen würde.
Die Aufeinanderfolge grasender Arten und deren Durchmischung muß man gemäß den Überlegungen
über Krankheitsübertragung zwischen Arten und ebenso aufgrund bestimmter Zustände der Wiesen
regeln.
K apit el 7
WASSERBEWIRTSCHAFTUNG UND SÜMPFE
Ein Teich oder See kann als Spiegel, Wärmespeicher, Abfluß, Schadstoffilter, Transportmedium,
Feuerabschirmung, Badegelegenheit, Energiespeicher oder zur Bewässerung dienen. Darüber hinaus
bringt er auch von Natur aus Erträge.
109
Teichsysteme und Wasserkulturen sind aufgrund der ständigen Versorgung mit Wasser und
Nährstoffen in leicht aufzunehmender Form und einer Vielfalt von eßbaren und verkäuflichen
Pflanzen und Tieren weit ertragreicher und wirksamer als Land-Systeme. Eine Mischung von Fischen,
Krebsen, Weichtieren, Wasservögeln, Wasserpflanzen, Uferpflanzen und ufernah untergebrachten
Landtieren nützt verschiedene Nischen und Arten von Nahrung im System.
In den meisten Büchern wird Wasserkultur als Fischkultur abgehandelt, aber es gibt ebenso viele
nützliche Pflanzen wie Fische, die man im Wasser pflanzen kann und eine große Vielfalt an Algen,
Weichtieren und sogar eßbaren Insekten und Fröschen, mit der man sich ebenfalls befassen sollte.
Man kann ein System so gestalten, daß man alles zum Hauptertrag machen kann: Fisch,
Wasserkastanie ... Schwämme, die man auf verrottenden Stämmen zieht und so weiter. All dies sind
"Wasserkulturen". Es ist besser, einen kleinen, verläßlichen Spezialmarkt zu beliefern - Rotalgen für
Karotin zu züchten, zum Beispiel - als sich auf einen Massenmarkt zu begeben wie mit
konzentratgefütterten Forellen oder anderen kapitalintensiven Geschäften.
Dieses Kapitel kann nur ein paar Anregungen für die Bewirtschaftung kleiner Bauernteiche oder
privater Hausteiche geben. Es ist wichtig, zu bedenken, daß ein System, je intensiver man es nutzt, um
so mehr Forschung, sorgfältige Planung und ordentliches Wirtschaften braucht.
ANLAGE EINES TEICHES
Bei der Planung und beim Bau von Wirtschaftsteichen sollte man darauf achten, folgendes
einzuplanen: Für brütende Wasservögel Inselbereiche, für Futterpflanzen der Wasservögel seichte
Uferbänke an den Innenrändern des Teiches und eine tiefe Grube für Fische in Bereichen, wo das
Wasser weniger als 3 Meter tief und die Sommertemperaturen hoch sind. Darüber hinaus schützen
Unterwasser-Verstecke wie alte Reifen, irdene Röhren und hohle Baumstämme kleinere Arten vor
Raubfischen und Kormoranen.
Die Ufer des Teiches befestigt man mit Holzstufen oder händisch zugeschnittenen Vorsprüngen; dazu
verwendet man Bambus, Pampasgras oder andere flachwurzelnde Arten. Sträucher kann man
pflanzen, aber das Wurzelwerk großer Bäume könnte das Ufer irgendwann beschädigen und sollte
vermieden werden.
Setzen Sie in einem neu angelegten Wirtschaftsteich oder Stausee nicht sofort Fische aus. Neue
Gewässer bieten im Unterschied zu gut ausgereiften Seen noch nicht genug natürliche Futterquellen.
Nachdem sich der Teich zum ersten Mal gefüllt hat, legen Sie entlang der Ufer 5-10 cm Stroh auf und
treten Sie es in den feuchten Boden. Das hält nicht nur die Bodenerosion gering, sondern bildet auch
eine Bedeckung und liefert Nahrung für kleine Wasserinsekten. Wasserpflanzen wie ... und sogar
einige wenige Wasserkräuter helfen auch dabei, den Vorgang in Schwung zu bringen.
Neue Seen sind manchmal sehr schlammig und brauchen eine Gipszugabe (wird in einer Menge von
560 kg/ha zugegeben). Vermindern Sie die vom Zufluß in den See einströmende Schlickmenge durch
Begrasung des Flußbetts oder der Böschung unmittelbar oberhalb des Sees. Eine sorgfältige
Bewirtschaftung des Einzugsbereichs (Anpflanzung von Bewuchs, Steuerung des Wasserflusses) ist
von entscheidender Bedeutung dafür, daß der Teich nicht mit Schlick gefüllt wird.
Eine Insel baut man in einem neuen Teich einfach durch Aufhäufung von Lehm zu einem großen
Hügel, den man mit Erde bedeckt; oder man stapelt Reifen zu einem Haufen auf und füllt sie mit Erde
(Abbildung 6.19).
Vieh sollte man durch Zäune von Wirtschaftsteichen fernhalten; es verschlammt das Wasser, ruiniert
den Bewuchs und kann schwere Erosionsprobleme verursachen.
TIEFE UND FORM VON TEICHEN
110
Die Anzahl von Fischen, die man in einem Teich halten kann, hängt direkt mit dessen Oberfläche
zusammen, nicht mit der Tiefe oder dem Volumen. Die Oberfläche bestimmt das Ausmaß des
Nahrungsangebots im und ums Wasser herum. Die Tiefe ist jedoch auch bedeutsam, nämlich insofern,
als die Fische zum Grund des Teiches entkommen können müssen, um sich bei heißem Wasser
abzukühlen und um Kormoranen und anderen fischfressenden Vögeln zu entwischen. Ein übliches
Maß ist eine Tiefe von 2 bis 2,5 Metern. Die folgenden Teichanordnungen sind weltweit gebräuchlich:
Teiche hintereinander: Fische verschiedener Altersgruppen können nach Art eines Fließbands
stromabwärts gestaffelt werden (Abbildung 6.20 a). Auf diese Weise wird den Fischen über eine
"Nahrungsleiter" von nahen flachen Teichen und Tümpeln Futter zugeführt. Diese versorgen die
Hauptteiche mit einem Überfluß an lebender Nahrung, sind aber vor Raubtieren sicher abgeschirmt, so
daß sich rasch vermehrende Nahrungsorganismen frei ausbreiten können. Da das Futter 70-90% der
Kosten ausmacht, ist es weit billiger, es selber zu züchten als es zu kaufen.
Eine solche Anordnung hat den Nachteil, daß jeder Parasit, jede Krankheit oder jede
Wasserverunreinigung zu jedem Teich fließt; obwohl das in kleineren Anlagen nicht oft vorkommt,
muß mit diesem Risiko gerechnet werden.
Teiche nebeneinander: Dies hat den Vorteil, daß bei einer Krankheit jeder Teich isoliert ist; auch hier
kann wieder ein Nahrungsteich oberhalb des Wirtschaftsteichs liegen (Abbildung 6.20 b). Man
beachte bitte, daß "Futterarten" entweder direkt eßbar sein oder als Köder verwendet werden können.
Im allgemeinen lassen sich nebeneinander liegende Teiche leichter regulieren, entwässern und warten
als hintereinander gestaffelte.
Kanalteiche: Diese sind vor allem für Fische geeignet, die sich vom Bewuchs am Teichrand () oder
von Landnahrung ernähren (Forellen). Zu den ertragreichsten Fischzuchten, die man kennt, gehören
die mit langsam fließenden Kanälen mit reichlichem Nahrungsangebot an den Seiten (einige
Schweizer Hügelzuchten für Forellen sind de facto Konturkanäle auf recht steilen Lehmhügeln). In
Kanälen sind Fische oft leichter mit Netzen zu fangen als in großen, unstrukturierten Teichen
(Abbildung 6.20 c).
Die ideale Lage und Gestalt von Teichen ist vielleicht die von Kanälen durch eine Sumpfwiese , in der
Futterarten sich vermehren, so daß die Kanäle 20-30% der gesamten Wiesenfläche ausmachen. Die
Kanäle bevölkert man mit Raubfischen, die sich durch die Anlage bewegen und Krustentiere und
kleinere Fische fressen. Man fängt die Fische mit Netzen, wenn in der angrenzenden Feuchtwiese
Niederwasser herrscht, z. B. in trockenen Sommern.
TEICHGRÖSSE
Es braucht niemand zu glauben, daß Teichkulturen nur in die üblichen Halb-Joch-Teiche passen. Es
folgen einige nützliche Kulturen für kleine und große Teiche:
1-2 Quadratmeter: Wasserkresse, Taro, Wasserkastanie und ein paar Frösche zur
Schädlingsbekämpfung im Garten. Eine seltene Wasserrose oder eine kleine Brut einer seltenen
Fischart oder eine Aquariumspflanze.
5-50 m²: Eine breite Palette pflanzlicher Nahrung; und an der Obergrenze dieser Größenordnung
ausreichend sorgsam ausgesuchte Fische für eine Familie.
50-200 m²: Spezialkultur für den Markt, Zuchtbestand, hochwertige Pflanzen und volle
Eiweißversorgung für eine Familie. Ernährt einen Entenschwarm.
200-2000 m² und mehr: Kommerzielle Nutzung für hochwertige Fische und Schalentiere. Noch
größere Maße ermöglichen Freizeitnutzungen.
111
(Beachten Sie, daß jede größere Einheit alle Nutzungen der kleineren Einheiten einschließt)
VORTEILHAFTE POLYKULTUR ODER GILDE
Obwohl man einen Wirtschaftsteich auf einen Hauptzweck hin ausrichten sollte (ein spezieller Fisch,
Krustentier oder eine Wasserpflanze), ist es wichtig, eine Reihe von harmonierenden
Wasserlebewesen zu kombinieren, um alle vorhandenen Nischen des Gewässers zu füllen oder das
Haupterzeugnis zu fördern. Die großen Gruppen von Wasserlebewesen sind wie folgt:
Pflanzen, von den Ufersträuchern bis zu voll unter Wasser stehendem Bewuchs und Phytoplankton
Wirbellose, sowohl Kleinstlebewesen als auch Schalentiere oder Krebse
Fische, von Futterfischen bis zu Pflanzenfressern, Weichtierfressern und Räuber-Arten: Bis zu 6
sorgfältig ausgewählte Fischarten könnten einen Teich nutzbringend bevölkern und den Ertrag
erhöhen
Wasservögel, besonders Enten und Gänse, und sogar über dem Teich untergebrachte Tauben
Zu den Teichpflanzen gehören:
Eßbare Wurzeln wie Taro, Wasserrose, Lotus und , unter Wasser an den Ufern oder am Boden
wachsend, eventuell von einem alten Reifen umgeben, um ihre Standorte zu kennzeichnen
Schwimmende Wasserpflanzen wie und die am Boden wachsenden Wasserpflanzen . Diese können
ganze Teiche bedecken, können aber auch zusammengerecht und entweder an Tiere verfüttert (Enten
leben gut davon) oder als Mulch für Gärten oder Teichpflanzen in der Umgebung verwendet werden
Pflanzen der seichten Randzone wie hohes Schilf, ... als Rückzugsräume für Frösche und Vögel
Pflanzen der feuchten Randzone wie Bambus, Papaya, Banane, Beinwell, Holunder und kurze
Bodendecker wie Gras oder . Diese Bodendecker geben den Ufern Festigkeit, halten sie grün und
ernähren Enten und Gänse.
Für die Wassertiere ist eine Reihe von bestimmten Futterarten verschiedener Schichten von Nutzen.
Die, die am Boden des Teiches fressen, filtern oder fressen Brösel und tierisches Plankton, während
die Oberflächenfresser Pflanzenfresser sind und Algen und Gräser abweiden. Die Raubfische der
mittleren Schicht ziehen durch den ganzen Teich.
Zu den Bröselfressern gehören Süßwassermuscheln und Muscheln, die am Boden des Teiches im
Schlamm leben. Sie können mit ihren Organen bis zu 900 Liter schmutziges Wasser pro Tag filtern
und scheiden konzentrierte Lösungen (für gewöhnlich Phosphor) in den Schlamm aus, der später im
Obstgarten oder auf Feldern als Dünger verwendet werden kann, wenn man den Teich trockenlegt.
Weiters gehören auch Krebse, Krabben und zu den Wassertieren, die am Boden des Teiches
(Plankton) fressen.
Zu den pflanzenfressenden Fischen gehören beispielsweise die Graskarpfen, die den Teich komplett
von Kräutern und überwucherndem Bewuchs säubern können. Sie wachsen sehr schnell und erreichen
bei entsprechendem Nahrungsangebot binnen drei Monaten Marktgewicht. Auf Hawaii belegt man
Teiche mit Süßwasserhummern als Hauptkultur und mit Graskarpfen, die überwucherndes Kikuyugras
fressen, als Zweitertrag. Enten geben Nährstoffe in den Teich ab (Enten und Fische sind eine
ausgezeichnete Hochertragskombination).
112
Raubfische (z. B. Barsch, Forelle) fressen andere Fische; in einer vielfältigen Polykultur schirmt man
sie vom Rest des Teiches ab. Kleine Fische und Krustentiere dringen in den abgezäunten Bereich ein
und werden gefressen.
Derartige abgeschirmte Bereich kann man nutzen für:
Wasserzufuhr und Notdurchlüftung; dies macht man beispielsweise bei Aalen und spart dabei an den
wenigen Sommernächten Energie, wenn die Durchlüftung des ganzen Teiches teuer käme
In den kleineren Teichen kann man hochwertige Raubfische halten, um zu kleine Fische aus anderen
Teichen zu vertilgen, und zwar durch eine Gitternetz-Abtrennung, die verkümmerte oder in Überzahl
vermehrte Fische durchläßt
Oder man züchtet in den kleineren Teichen Krebse oder für die größeren Fische im Hauptteich.
Swingle (s. Verweise am Ende dieses Kapitels) schätzt, daß 30% jedes Teiches mit Gewinn für
weidende Fische und Krebse abgeschirmt werden könnten; Nährstoffe gelangen in diesen Teil des
Teiches, wo sie von den Krebsen rasch aufgenommen werden.
WASSERQUALITÄT UND TEICHDÜNGUNG
Beim Aufbau einer Artengemeinschaft für einen Teich muß man sich vorrangig um die Beschaffung
von Dung (Dünger) für das Teichsystem kümmern, um Futter für die anderen Lebewesen, um die
Regulierung des Teichklimas (Randbewuchs) und um die Verbesserung der Wasserqualität,
insbesondere hinsichtlich der Verwertung von Abwässern und der vollen Nutzung der Nahrungsmittel.
Sauberes Wasser mit einem pH-Wert von 7-8 ist am besten. Wenn das Wasser zu sauer ist, werden
Bodennährstoffe gebunden und nicht ins Wasser abgegeben. Es ist ganz normal, daß Teichböden mit
der Zeit versauern, und obwohl man auf der Teichoberfläche Kalk aufbringen kann, kann man den
Teich auch alle paar Jahre trockenlegen. In Südostasien ziehen viele Bauern Kulturen auf
entengedüngten Teichböden und füllen den Teich nach dem Kalken von neuem für einen weiteren
Fischzyklus. Trockenkulturen in Teichen kann man alle 2-4 Jahre anbauen, um die im Bodenschlamm
aufgebaute, meist hohe Nährstoffkonzentration für eine hochwertige, schnell reifende Kultur von
Melonen oder eines "Luxus"-Getreides wie wilden Reis zu nutzen.
Die Düngung des Teiches ist ein Schlüsselfaktor für die Ertragssteigerung und kann durch Landtiere,
Laubfall und andere Vegetation erfolgen. Dem Teich zugeführter Dung steigert das Wachstum der
Pflanzen und die Blüte des tierischen Planktons, welche wiederum das Nahrungsangebot erhöhen.
Wasservögel auf dem Teich, pflanzenfressende Fische in den Randbereichen und Landtiere, die über
dem Teich oder entlang eines Kanals, der zu diesem führt, behaust sind, bringen allesamt wertvollen
Dünger ins Wasser (Abbildung 6.21). Vor allem Krebse verwerten die Exkremente anderer Arten
rasch, und Hummer gedeihen bei Fütterung mit Graskarpfendung ebenso gut wie mit Hühnerkot, da
sie die Algen und fressen, die auf der Oberfläche der Exkremente wachsen.
Schwimmende Wasserpflanzen (in Schwimmreifen eingefaßt) und ausfransende Schilfgürtel helfen
bei der Beseitigung oder Wiederverwertung von Nährstoffen des Teiches für Landkulturen, indem sie
als Mulch oder Kompost genutzt werden. Nachdem man die Fische mit Netzen herausgeholt hat, kann
man mit dem nährstoffreichen Teichwasser Landkulturen tropfbewässern, was eine
Ertragsverdoppelung bei Blättern oder Früchten bringt.
Dichtbevölkerte oder nährstoffreiche Teiche muß man bei Hitze durchlüften, sonst sterben die Fische.
Bei Wirtschaftsteichen, die während kritischer Zeiten sorgfältig überwacht werden, verwendet man für
gewöhnlich Paddelpumpen zur Durchlüftung. Bei Bauernteichen wählt man aber am besten Arten aus
oder belegt den Teich mit Beständen, bei denen eine Durchlüftung nicht nötig ist. Nahestehende
113
Bäume können aufgrund ihrer Größe und Gestalt bei Hitze Schatten spenden; eine solche Beschattung
durch im Winter laubwerfende Pappeln oder Weiden spart Durchlüftungskosten und liefert Blätter für
Wurmbeete.
Wasserreinigung und Abfallbeseitigung (Fisch- und andere Exkremente) erreicht man am besten durch
die Einbindung einer Reihe von Allesfressern, insbesondere Süßwassermuscheln und
Oberflächenalgenfressern (, aber auch und Krebsen.
FÜTTERUNG VON FISCHEN
Um den Arbeitsaufwand zu minimieren, sollte man Teiche als Weidesysteme anlegen. Futter kann
man indirekt bereitstellen, indem man den Teich von Enten düngen läßt, ausfransenden Bewuchs
anpflanzt, von dem Insekten sich ernähren, z. B. indem man Seidenraupenlarven, die Maulbeerblätter
fressen, ab und zu in den Teich schüttelt, und indem man an der Oberfläche des Teiches Insektenfallen
anbringt. Auch die Pflanzung von Blütenpflanzen, die oder Wespen anlocken und grüne Bodendecker
wie , Luzerne, Beinwell und andere nahrhafte Pflanzen tragen zur Ernährung der Fische bei.
Zu den direkten Fütterungsmethoden gehört die Zucht eiweißreicher Würmer und Insekten
(Kulturmaden) in eigenen Beeten oder das Fangen von Insekten im Obst- oder Gemüsegarten, um sie
an die Fische zu verfüttern. Man kann in kleineren Teichen Heuschrecken, Fliegenmaden, und Krebse
züchten; auf dem Teich selbst kann man für spezielle Kulturen oder zur Fütterung Flöße und
Ringnetze anbringen - Würmer und vermehren sich auf Flößen ebenso gut wie am Land.
Das eiweißreiche Insektenfutter ergänzt man durch kohlehydratreiche Körner wie z. B.
Sorghumsamen, Reisabfälle und -spelzen. Diese zieht man vor Ort mit nährstoffreichem Teichwasser.
Der Teich muß von Anfang an mit unverseuchten Tieren belegt werden; kaufen Sie also, wenn
möglich, bei einem anerkannten Händler.
Natürliche Nahrung wird nur dann voll verwertet, wenn die Fische bis zum Optimalgewicht wachsen;
schnell wachsende und Krebse können diese Nahrung nutzen und sie (als Zuwachs) in ihrem Körper
speichern, wo sie später von Räubern genutzt werden.
Mit der Steigerung der Bestandszahl von Fischen pro Flächeneinheit geht die Ausbeute zurück. Zu
wenige große Fische oder zu viele kleine Fische weisen auf Unter- bzw. Überbelegung hin, wobei der
häufigste Fehler der Züchter Unterbelegung ist. Das Ziel besteht nicht bloß in der Erreichung höchster
Erträge, sondern auch darin, Fische oder Pflanzen von passender Größe zu bekommen. Überreife
Fische und Pflanzen verbrauchen, aber wachsen nicht maximal.
Vor der Jahrhundertwende gab es noch in jeder Stadt Bauernhöfe und Obstgärten. Obwohl es in den
Entwicklungsländern noch solche produktiven Nischen gibt, hat die heutige Nachfrage nach
Gewerbebauten, Industrie und Wohnraum den Nahrungsanbau über die Randbezirke hinaus in ferne
Landschaften abgedrängt. Die Städte sind völlig unfähig geworden, sich mit Nahrung und Energie
selbst zu versorgen und verbrauchen heute weit mehr als sie herstellen können.
Die Permakultur bemüht sich darum, den Nahrungsanbau in die Städte zurück zu bringen und die
Gebäude so umzugestalten oder anzupassen, daß sie Energie sparen oder selbst Energie gewinnen
können, durch Nutzung wohlbekannter Energiesparmethoden und durch entsprechende
Sonnenenergie-Gestaltung je nach Klima, durch Wetterschutz, Windkraft, Rankgerüste,
Wärmedämmung, billigen Transport und gemeinschaftliche Energiegewinnung. Das einzige, was uns
an sinnvollem Handeln hindert, ist unsere Hilflosigkeit gegenüber der Bürokratie. Dieses Kapitel zeigt
einige Möglichkeiten auf, wie man Eigenständigkeit für Städte und Siedlungen erreichen kann.
K apit el 8
114
NAHRUNGSANBAU IN DER STADT
In jeder Stadt gibt es ungenutzte Freiflächen: leere Baugründe, Parks, Industrieflächen, Straßenränder,
Winkel, Rasen, Vorgärten und Hinterhöfe, Kisten, Veranden, Betondächer, Balkone, sonnseitige
Glaswände und Fenster. Ein großer Teil der heutigen Flora in den Vorstädten ist eher behübschend als
nützlich, und die Gemeinden beschäftigen kleine Truppen von Leuten, die städtische Ziergärtchen
pflegen. Es ist lediglich eine Frage der Überzeugung der Öffentlichkeit und verantwortungsbewußter
Entscheidungen, diese Tätigkeiten auf nützliche Arten umzulenken - im Rahmen einer vielseitigen und
vielfältigen Permakultur.
Parks, heute meist nackter Rasen, können mit eßbaren und dekorativen Unterwuchs-Arten wie
Heidelbeeren, Beinwell, Sultaninen, Lavendel, Erdbeeren usw. bedeckt werden. Nützliche
Nadelbäume können sterile Zypressen und andere Nadelbäume ersetzen, Nüsse können an die Stelle
von Eukalyptus und öden Hecken treten, und Spalierobst kann Mauern und Zäune erobern.
Städtische Waldstücke rund um Industrieflächen herum und in Grüngürteln oder naturbelassene
Stadtflächen sind nicht nur schön fürs Auge, sie filtern auch Schadstoffe aus der Luft, geben
Sauerstoff ab, liefern einen Beitrag zur Brennstoffversorgung der Stadt und bieten Lebensraum für
Vögel und Kleintiere. In Deutschland gibt es schon einige Städte, die inner- und außerhalb des
Stadtgebiets Stadtforste haben. Diese liefern (käufliches) Brennholz für die Bürger der Stadt,
Holzschnitzel und Astwerk zum Kompostieren sowie schnellwüchsige Bäume für Stangenholz und
langsamwüchsige Bäume für hochwertiges Bauholz. Durch Hinzufügung einer Mischung leicht
abzuerntender, Nahrung erzeugender Bäume wie Orange, Apfel, Mandel, Olive, pomegranates, Dattel,
Walnuß usw. (je nach Klima) könnten die Gemeinden ihren Bedarf an Steuermitteln verringern oder
diese Gelder zur Finanzierung von Wiederverwertungsprojekten verwenden.
Blätter und Verschnitt aus städtischen Permakulturen geben idealen Kompost und Mulch für
einjährige Kulturen, die in intensiv bewirtschafteten Hochbeeten in Hinterhöfen oder sogar auf
Betonplätzen oder Dächern angelegt werden können (siehe Kapitel 4 bezüglich städtischer
Gärtnereimethoden).
Pflanzen schirmen Hitze, Lärm und Wind ab und spenden im Sommer Schatten. Kletterpflanzen, die
Sommerhitze lindern, können in wärmeren Gegenden auch Erträge liefern: scarlet runner beans,
Weintrauben, Kiwi, choko, Gelbe und Schwarze Passionsfrucht und Hopfen sind nur ein paar von
vielen Kletterpflanzen, die sich solcherart verwenden lassen.
Fenster und Treibhäuser liefern die Trocknungswärme für lange zu lagernde Erzeugnisse wie
Dörrpflaumen, Marillen, Birnen, Apfeln und Bohnen. Alufolie oder Spiegel können Licht in dunkle
Ecken lenken. Wände kann man schwarz oder weiß streichen, um sie zu Wärmeabstrahlern oder
-reflektoren zu machen.
Die Auswirkungen aufs Energiesparen sind offensichtlich. Die Verwendung selbst erzeugter
Nahrungsmittel bedeutet eine Verringerung teuren Transports, teurer Verpackung und weniger
Schwund durch Verderb. Mehr Abwechslung in der Kost und chemiefreie Nahrung sind ein
zusätzlicher Vorteil. Die Ältesten und die Jüngsten können in städtischen Permakultur-Systemen
nützliche Arbeit verrichten, und Arbeitslose finden sinnvolle Beschäftigung beim Ausbau des
Systems. Viel von dem, was heute als "Abfall" gilt, kann dem Boden wieder zugeführt werden,
Nährstoffe aufbauen und die Müllproduktion der Stadt verringern.
GEPLANTE VORSTADTSIEDLUNGEN (WOHNDÖRFER)
Neue Vorstadtbezirke kann man in Hinblick auf Nahrungserzeugung und Energie-Selbstversorgung
planen. Village Homes in Davis, Kalifornien, ist ein solches Projekt und weist folgende Eigenschaften
auf:
115
Ausrichtung auf die Sonne: Jedes Haus liegt zur Sonne hin und enthält Vorrichtungen zur aktiven und
passiven solaren Raumheizung und Warmwasserbereitung
Kanalisierung des Wassers: Der gesamte Wasserabfluß wird zu Swales geleitet, die ein natürliches
Abflußsystem zur Wiederauffüllung der Grundwasserreserven bilden. Bäume und Sträucher setzt man
neben Swales, um die Bodenfeuchtigkeit auszunutzen.
Grüngürtel und öffentliche Flächen: Der Platz, den man durch die Nutzung kleiner Vorgärten
(abgezäunte Privatbereiche) und engere Straßen spart, wird für öffentliche Grünbereiche (Obstgärten,
kleine Parks, Radwege) und Gemeinschaftsflächen freigegeben. Die Häuser faßt man in Gruppen zu je
acht zusammen, die über den Gemeinschaftsbereich verfügen; sie bestimmen die Nutzung und können
Gemüsegärten anlegen, einen Kinderspielplatz errichten oder einen Obstgarten daraus machen usw.
Gemeinschaftseinrichtungen und Nahrungserzeugung: Die Gründe der Gemeinschaft umfassen nicht
nur ein Versammlungszentrum, Spielplätze und Schwimmbecken, sondern auch weite Flächen für
Gemeinschaftsgärten, Weingärten und Streifenpflanzungen von Mandeln, Mandarinen, Birnen,
Äpfeln, persimmons, Pflaumen und Marillen. 12 Morgen (ca. 5 Hektar) wurden für kleinräumige,
nicht gewinnorientierte landwirtschaftliche Produktion bestimmt; 50% der gesamten Fläche des
Projekts werden dereinst der Nahrungserzeugung dienen. 1989 wurde in Village Homes bereits 60%
des gesamten Nahrungsbedarfs der Bewohner erzeugt.
Davis selbst ist eine energie- und wassersparende Stadt, wo alle Häuser Sonnenenergie nutzen und ein
bestimmtes Maß an Wärmedämmung in Wänden und Decke haben müssen. An den Straßen pflanzt
man laubwerfende Bäume (Schatten im Sommer, Sonne im Winter) anstelle von immergrünen. Auf
öffentlichen und gewerblichen Flächen wachsen trockenfeste Pflanzen, die auch für private Gärten
wärmstens empfohlen werden. Für Parkplätze sind schattenspendende Bäume gesetzlich
vorgeschrieben. Für Radwege und Parkmöglichkeiten wird besonders gesorgt; 25% aller
Personenkilometer innerhalb von Davis werden heute per Fahrrad zurückgelegt.
ABFALLVERWERTUNG FÜR SIEDLUNGEN
Ein praktisches Beispiel für ein städtisches Wiederverwertungssystem für feste Abfälle gibt es im
Landkreis Devonport (Auckland, Neuseeland). Dieses neuartige städtische Wiederverwertungssystem
ist seit 1977 in Betrieb, als die rapide überquellende Mülldeponie (Kippe) geschlossen werden mußte.
Es gibt verschiedene Besonderheiten, die das System praxistauglich machen:
1. Abfalltrennung an der Quelle: Die Bürger sortieren die Abfälle in kompostierbare Materialien, Glas,
Papier, Metalle usw., was fürs Depot selbst weniger Zeitaufwand fürs Sortieren bedeutet und daß
leicht zugängliches Material an Wiederverwertungsunternehmen verkauft werden kann. Die Gemeinde
gibt den Wiederverwertungsplan an die Bürger bekannt und verteilt jeden Monat kostenlose Kalender
mit Sammelzeiten und -daten.
Für das Wiederverwerten gibt es einen finanziellen Anreiz: Sortiertes Material wird kostenlos
eingesammelt, während unsortierter Müll nur dann mitgenommen wird, wenn er in eigene, von der
Gemeinde (zu 7 $ pro Stück!) gekaufte Säcke gefüllt wird.
Bei der Mülldeponie selbst gibt es noch eigene Tonnen für folgende Materialien: Metallabfälle,
Hartplastik, Konservendosen, Flaschen, Altöl, Papier, Papierverpackungen und Alttextilien. Brennholz
und noch brauchbare Gegenstände (Möbel zum Beispiel) werden für Bürger der Gemeinde beiseite
gestellt.
2. Organische Abfälle: Die Gemeinde empfiehlt für kleine Mengen von Hausabfall privates
Kompostieren. Sie erarbeitet Informationsmaterial und Komposttonnen für Privathaushalte und
116
verkauft vier Arten solcher Tonnen an die Bürger. Dies führt dazu, daß die privaten Gärten einen
Nutzen haben und der Kompost nicht bei der Mülldeponie angesammelt wird.
Für Baumschnitt und anderes kompostierbares Material gibt es bei der Deponie eine groß
dimensionierte Kompostanlage. Das Material wird zerhackt und zerkleinert, und zur Aktivierung des
Haufens gibt man ein wenig tierischen Dung dazu; dann wird es mit einem kleinen Bagger zum
Trocknen ausgebreitet und schließlich an Gemeindebürger verkauft.
Es gibt dort auch einen großen Garten, der aus dem Kompost geschaffen wurde und Gemüse für
Direktverkauf liefert. Rund um den Deponiestandort herum wurden Bäume und Sträucher gesetzt, um
von der Straße her einen gefälligen Eindruck zu machen.
Verwertbares Material: Dazu gehören Alteisen, Dosen, Flaschen und Zeitungen; ein
Vertragsunternehmen holt dieses Material zusammen mit dem Restmüll ab. Die Gegend um Auckland
beherbergt eine Reihe von Wiederverwertungsbetrieben; daher war die Gemeinde von Devonport
bisher in der Lage, den Großteil des eingesammelten Materials zu verkaufen.
Beispiele wie diese zeigen, daß es für die Gemeinden keine Ausrede gibt, nicht wiederzuverwerten;
denn der Müll kostet nicht nur Steuergeld, sondern verursacht auch große Entsorgungsprobleme. Es
liegt an den Steuerzahlern, Funktionäre zu wählen, die Abwässer und feste Abfälle wiederverwerten
und die Abfallvermehrer abzuwählen, die "die Erde kosten".
Abbildung 7.1 zeigt den Unterschied zwischen Wiederverwertung und Nicht-Wiederverwertung.
GEMEINSCHAFTLICHE LANDNUTZUNG
Stadtbewohner, die keinen Zugang zu Land haben, tun sich oft mit anderen zusammen, um Nahrung
anzubauen. Es gibt auf der ganzen Welt viele Beispiele für diese Art von Zusammenarbeit. Einige der
bewährtesten sind:
GEMEINDEGÄRTEN
Gemeinschaftliches Gärtnern ist sowohl in Städten als auch in Vorstädten wohlbekannt. Die Bürger
schaffen Schotter weg, installieren Wasserhähne, bauen Pflanzkisten oder was immer geschehen muß,
um Gartenflächen zu schaffen. Sie haben eine gemeinsame Wasserversorgung, im allgemeinen aber
ihre eigenen Werkzeuge und Parzellen. Um ein solches Projekt zu starten, muß man das Interesse der
Menschen wecken und Unterschriften für ein Begehren an den örtlichen Stadtrat sammeln. Den
Stadtrat muß man dann dazu bringen, ein leeres Grundstück in der Stadt freizugeben. Ein langfristiges
Pachtverhältnis ist wichtig, da dies die Bürger dazu ermutigt, die Gärten zu pflegen und zu nutzen,
ohne plötzliche Änderungen fürchten zu müssen.
STADT-LAND-VERBINDUNG: ERZEUGER-VERBRAUCHER-GENOSSENSCHAFT
Solche Konzepte sind für Hochhäuser oder Mietwohnungen in reinen Stadtgebieten geeignet; sie
wurden erstmals in Japan entwickelt. 20-50 Familien schließen sich mit einem Bauernhof in der Nähe
zusammen, für gewöhnlich mit einem bereits etablierten Marktgärtner. Man hält vierteljährliche
Treffen mit beiden Parteien ab, um eine breite Palette an Erzeugnissen zu erstellen, von Eiern über
Frischkost bis zu Fleisch, wobei die Verbraucher sich einverstanden erklären, alles, was erzeugt wird,
abzunehmen und unter sich zu verteilen. Dieser Markt ist durch niedrigere Preise gekennzeichnet, und
für den Bauern entstehen keine Verpackungskosten.
Wenn die Genossenschaft wächst, kann sie auch Urlaub am Bauernhof vermitteln, Ausbildungskurse
und städtische Hilfskräfte zu Spitzenzeiten (Auspflanzung und Ernte).
FARMKLUB
117
Garten- oder Farmklubs eignen sich für Familien, die ein wenig Kapital in Beteiligungen anlegen
wollen, zusammen mit einer Jahresmitgliedschaft. Der Verein kauft einen Bauernhof in der Nähe der
Stadt (innerhalb 1-2 Fahrstunden). Das Anwesen wird so gestaltet, daß es die Interessen der Mitglieder
erfüllt, sei es für einen Garten, für Grundnahrungsmittel, Brennholz, Fischen, Erholung, Zelten,
gewerblichen Anbau oder all dies zusammen. Die Leute pachten entweder kleine Flächen oder
bestellen einen Verwalter, je nach Zielsetzungen des Vereins und den Finanzen. Ein leitender
Ausschuß plant das gesamte Anwesen (Wege, Wasser, Zäune, Gebühren usw.), obwohl sich die
Projekte, Gärten und Hütten einzelner stark vermehren können.
STÄDTE ALS BAUERNHÖFE
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Städte zur Nahrungserzeugung zu nutzen. Gruppen oder Einzelne
in einer Gemeinde könnten überschüssige Zitrusfrüchte und Nüsse von Bäumen rund um die Stadt
herum sammeln und gleichzeitig mehr Bäume an Vertragsgärtner liefern, wofür sie später Früchte von
den Bäumen bekommen. Ehrenamtliche Gruppen ernten oft überschüssiges Obst aus Obstgärten und
sammeln Reste von Konservenfabriken, um sie an die Armen zu verteilen oder mit geringem
Aufschlag zu verkaufen, um die Betriebskosten niedrig zu halten. Dies nennt man in Amerika
"gleaning system" (frei übersetzt etwa "Lumpensammler-System", Anm. d. Übers.); viele tausend
Tonnen überschüssiger Lebensmittel werden dieserart in den USA verteilt. Die Bauern oder
Fabrikanten können Geschenke an solche Sammel-Stiftungen (beliebige religiöse oder öffentliche
Stiftung) von der Steuer abschreiben.
Einige Stadtverwaltungen (in Deutschland) betreiben entlang von Straßen und auf Forstflächen aktiv
städtische Forstwirtschaft. 60-80% der städtischen Einnahmen werden auf solche Art durch die
Erzeugnisse des Stadtwaldes erwirtschaftet.
STADTBAUERNHÖFE
Eine nachbarschaftliche Gruppe von 100 oder mehr Familien bildet einen Stadtbauernhof-Verein und
bringt örtliche oder staatliche Behörden dazu, 1-80 Hektar (am besten mit einem Gebäude) für einen
Stadtbauernhof freizugeben. Hier ist wiederum ein langfristiger, rechtlich abgesicherter Pachtvertrag
von Bedeutung. Jeder Stadtbauernhof hat einen kleinen Verwaltungsausschuß und zahlreiche
Freiwillige. Es könnte sogar ein paar bezahlte Angestellte geben (zwecks Beständigkeit). Auf diesem
Stück Land werden folgende Tätigkeiten ausgeübt (fast alle schaffen Einkommen):
Gemeindeeigene Gartenparzellen (sofern genug Platz ist) und Vorzeige-Gärten
Haustiere (Kaninchen, Tauben, Geflügel, Schafe, Ziegen, Kühe, Schweine, Pferde) zum Herzeigen
und als Zuchtbestand. Oft kümmern sich Kinder nach der Schule um die Tiere
Wiederverwertungsstelle für Material und gebrauchte Baustoffe wie Ziegel, Fliesen, Fenster und
Türen, Aluminium und Glas
Sammelaktionen für überschüssige Gartenerzeugnisse von Hinterhof, Straße und Markt. Diese werden
eingesammelt, sortiert und verteilt. Auch Kräuter und anderer Überschuß aus dem Vorzeige-Garten
kann verkauft werden.
Zucht vielfach nutzbarer Pflanzen: Gemüse, Bodendecker, Sträucher, Bäume
Aktivitäten für Kinder und Erwachsene: Seminare, Messen, Schulungsprogramme, Ausbildung zur
Entwicklung politischer Fertigkeiten
Verkauf von Saatgut, Büchern, Pflanzen und Werkzeugen
Technische Beratung zur Energie-Überprüfung von Häusern und zur Anpassung von Wohnungen
durch Abdichten von Fenstern und Türen
118
Beratungsstelle über Nahrungsverarbeitung, Insektenabwehr, Ernährungsfragen, Energiefragen im
Haushalt usw.
Die wichtigsten Kriterien für den Erfolg eines Stadtbauernhofs sind, daß er in einer wirklich
bedürftigen Gegend liegt (arme Stadtviertel), daß er viele Mitglieder vor Ort hat und daß er der
Umgebung eine breite Vielfalt an sozialen Diensten bietet. Viele Stadtbauernhöfe tragen sich nach
einiger Zeit zur Gänze selbst durch den Verkauf von Gütern und Dienstleistungen plus bescheidener
Mitgliedsbeiträge. In den ersten Aufbaujahren werden manchmal staatliche Subventionen benötigt.
K apit el 9
WIRTSCHAFT IN DER GEMEINDE
Geld ist für das soziale Gewebe, was Wasser für die Landschaft ist. Es ist Transportmittel, Gestalter
und Antrieb des Handels. Wie beim Wasser kommt es nicht auf die Gesamtsumme des Geldes an, die
in ein Gemeinwesen einfließt; es kommt auf die Vielfalt der Nutzungen und Dienste an, denen das
Geld zugeführt werden kann, und es ist die Vielfalt der Kreisläufe, die einer Gemeinde finanzielle
Unabhängigkeit bringt. Wir befassen uns mit den Zusammenhängen zwischen der Gemeinde und ihren
Finanzen, ihren wichtigsten Gütern und ihrer rechtlichen Organisation. Wer eine Handelsbank in eine
Gemeinde hineinsetzt, die nur mit der Ausbeutung elementarer Güter Geschäfte macht, der setzt damit
eine Pumpe in Betrieb, die der Gemeinde ihre Lebensgrundlagen wegsaugt und irgendwo anders
hinpumpt.
Die folgenden Konzepte, die oft von armen, unterdrückten, "machtlosen" Leuten entwickelt und
angewendet wurden, sind vielleicht in Ihrer eigenen Gemeinde von Nutzen.
REGIONALE TAUSCHGRUPPEN
LETS (Local Employment Trading System, deutsch etwa: Lokales Beschäftigungs- und
Handelssystem) ist Mittelpunkt einer Gemeinde; jedes neu eintretende Mitglied muß bereit sein, die
regionale, "grüne" Währung zu akzeptieren. "Grünes" Geld wird durch den Verkauf von Waren oder
Diensten an andere "verdient" und durch die Inanspruchnahme von Waren und Diensten anderer
"ausgegeben". Anders als beim einfachen Tauschhandel (bei dem zwei Partner wechselseitig tauschen)
kann ein Teilnehmer mit entsprechendem Guthaben mit jedem anderen Teilnehmer tauschen und kann
aus dem gesamten Angebot von Diensten bzw. Waren auswählen.
Grünes Geld wird normalerweise für Arbeit verlangt, während die Kosten einer Ware oder eines
Dienstes, z. B. Material, Treibstoff für die Strecke zum bzw. vom Kunden usw. in offizieller Währung
berechnet werden. Den Preis handeln sich die jeweiligen Geschäftspartner untereinander aus; der
Käufer meldet das Geschäft dann an die Zentrale. Jeder, der arbeiten will, kann seine Dienste anbieten;
niemand braucht auf eine "Arbeit" zu warten. Da nur Mitglieder untereinander tauschen können, ist
das Gemeindekonto immer ausgeglichen. Der ideale Teilnehmer tauscht viel und häuft bescheidene
Schulden und Guthaben an.
Die Währung kann, obwohl sie dem gesetzlichen Zahlungsmittel gleichwertig ist, nicht emittiert und
nicht gegen Bargeld getauscht werden; sie existiert nur als Buchgeld in Form von Schulden oder
119
Guthaben. Jeder Teilnehmer hat Einsicht auf die Kontostände jedes andern Teilnehmers, und jeder
bekommt regelmäßig Kontoauszüge. Die Abführung von Steuern bleibt den Teilnehmern selbst
überlassen.
Jedermann kann in seiner Gemeinde eine Tauschgruppe aufbauen. Siehe die Adressenliste am Ende
dieses Kapitels bezüglich Adressen im deutschen Sprachraum.
FINANZIERUNG
Es handelt sich dabei um Anlage- und Kreditgenossenschaften zur Senkung privater und öffentlicher
Kosten und zur Bereitstellung von mehr Kapital für die Gemeinschaft. Es ist leicht festzustellen, was
in einer Gemeinde fehlt; macht sie ihr eigenes Brot, Joghurt, ihre eigenen Würste, Schuhe, Kleider und
Töpfe? Bietet sie ein breites Angebot an Diensten, vom Friseur bis zur Rechtsberatung? Falls nicht,
besteht Bedarf danach, und Mittel zum Start entsprechender Geschäfte können bereitgestellt werden.
Zwei erfolgreiche Beispiele für Kreditgeber an Gruppen und Unternehmungen in Gemeinschaften sind
die Systeme SHARE und CELT.
SHARE ist eine Abkürzung für Self Help Association for a Regional Economy (deutsch etwa:
Selbsthilfevereinigung für regionale Wirtschaft). Es handelt sich um eine örtliche, nicht auf
Gewinnabsicht gegründete Gesellschaft, die zur Unterstützung kleiner Unternehmen gebildet wurde,
die notwendige Waren und Dienste für die Region (im konkreten Fall Berkshire in Massachusetts,
USA) herstellen; sie arbeitet mit einer ortsansässigen Bank zusammen. Die Mitglieder von SHARE
eröffnen bei dieser Bank ein SHARE-Gemeinschaftskonto. Sie erhalten nur niedrige Zinsen (was
allerdings bedeutet, daß kleine Darlehen auch niedriger verzinst vergeben werden können). Der
Darlehenswerber muß zuerst Empfehlungen von Leuten sammeln, die ihn als verantwortungsbewußt
und gewissenhaft kennen. Er muß auch zeigen, daß das zu gründende Unternehmen für Kunden aus
der Gemeinde oder sogar von außerhalb attraktiv ist. Im Zuge dieser Vorbereitungsarbeiten lernt der
Darlehenswerber viele Leute kennen, und die Gemeinde hat starkes Interesse daran, das Unternehmen
florieren zu sehen.
CELT bedeutet Community Enterprise Loans Trust (frei übersetzt: Darlehensbank für
Gemeinschaftsunternehmen), eine in ganz Neuseeland tätige, karitative Treuhandgesellschaft zur
Gründung und Unterstützung von Kleinunternehmen und Kooperativen. CELT bietet Beratung an,
veranstaltet Kurse und vergibt Darlehen. CELT finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und
spezielle staatliche Förderungsprogramme. Bildungs- und andere Arbeit wird durch die Zinsen für
Anlagen und Darlehen finanziert. Bedingung für die Vergabe eines Darlehens ist, daß der
Darlehensnehmer bereit ist, während der Laufzeit des Darlehens eng und regelmäßig mit CELT
zusammenzuarbeiten, damit das Unternehmen die größten Erfolgsaussichten hat. Nach Informationen
von Jill Jordan von der Maleny Credit Union in Queensland (credit union = eine Art
Genossenschaftsbank, die ihren Mitgliedern besonders günstige Zinssätze gewährt) gehen 85% aller
Kleinunternehmen binnen zwei Jahren nach ihrer Gründung Pleite. In Maleny hingegen haben
Betriebe, die von der Genossenschaftsbank finanziert und von der Gemeinde unterstützt werden, eine
Konkursrate von unter 20%.
ETHISCHE GELDANLAGE
In den letzten paar Jahren wurde eine Bewegung in Richtung innovativer und ethisch bewußter
Geldanlage erkennbar. Das Auftreten einer großen, populären und effizienten Palette von Diensten zur
Umlenkung von Geldern hin zu sinnvoller Verwendung ist eine Reaktion auf den gegenwärtigen
Mißbrauch von Mitteln durch Regierungen, große Hilfsorganisationen, Banken und
Geldanlagegesellschaften, deren einziges Streben dem Gewinn oder der Macht gilt.
Wir dürfen unser Geld und unsere Arbeit nicht für Rüstung, Gifte oder irgend etwas verleihen, was
uns oder unserer Umwelt schaden wird. Statt in unsere eigene Zerstörung zu investieren, müssen wir
unsere Spargelder in positive und lebensfördernde Projekte stecken.
120
Die große Summe von Anlagekapital, die in den USA und Australien von ethischen Geldanlegern
verwaltet wird, ist die Spitze eines Eisbergs, der viele tausend Durchschnittsmenschen umfaßt. Diese
sind Mitglieder von Treuhand-Vereinen, ethischen Genossenschaftsbanken, gemeindeeigenen
Hypothekenbanken, gemeinschaftlichen Finanzierungsgesellschaften für Bioregionen oder von
informellen Arbeitstausch-Gruppen, Tauschringen, Direktvermarktungssystemen oder zinsfreien
"Grün-Geld"-Systemen.
Mehr noch: Bestehende Banken, Darlehensgenossenschaften, Kooperativen und Betriebe überlegen,
ihre Statuten neu zu definieren, um die Werte der Sorge für die Erde, der Sorge für die Menschen und
der Herstellung sozial sinnvoller (oder umweltfreundlicher) Produkte aufzunehmen.
Früher verlangte eine negative Einstellung ("Konsumverweigerung"), Betrieben, die die Erde
verschmutzten und durch die Herstellung von Giften, Waffen oder anderen gefährlichen Dingen
tödlich wirkten, Mittel zu entziehen. Da die Bewegung für ethische Geldanlage reifer wird, entwickelt
sich dieser negative Ansatz zu einer positiven Suche nach - und zu einer Bereitschaft zur Finanzierung
und Unterstützung von - Betrieben, die:
Bei der Erhaltung helfen und Abfall oder Energieverbrauch mindern
saubere Nahrung produzieren, die frei von Bioziden und gefährlichen Giftkonzentrationen ist
bei der Wiederaufforstung in der Gemeinde mittun
energiesparende Häuser oder Dörfer bauen
saubere Transport- oder Energiesysteme herstellen
Kooperativen, Selbstverwaltungsprojekte oder Gewinnbeteiligungssysteme gründen
langlebige, vernünftige, nützliche und notwendige Erzeugnisse herstellen
Örtliche Fonds können also kleine oder große Betriebe aufbauen, die in der Gegend benötigt werden,
indem sie Geld der Gemeindebürger verwenden. Vermittler oder Treuhänder können überschüssiges
Anlagekapital sozial und ökologisch verantwortungsbewußten Betrieben zuführen und Entwicklungen
wie neuen, gut gestalteten Dörfern.
K apit el 10
DIE PERMAKULTUR-GEMEINSCHAFT
Die Gemeinschaft des Globalen Dorfes hat sich im Laufe des letzten Jahrzehnts entwickelt. Dies ist
die bemerkenswerteste Revolution im Denken, in den Werten und in der Technologie, die sich je
ereignet hat. Dieses Buch dient nicht der Absicht, den Pflug zu beschleunigen, sondern die Idee eines
neuen und vielfältigen Zugangs zu Land und Broterwerb, und den Pflug zu vergessen.
Ich persönlich sehe keine andere (politische, wirtschaftliche) Lösung für die Probleme der Menschheit
als die Bildung kleiner, verantwortungsvoller Gemeinschaften, die Permakultur und angepaßte
Technologien betreiben. Ich glaube, daß die Tage zentraler Machtausübung gezählt sind und eine neue
Stammwerdung der Gesellschaft ein unvermeidlicher, wenn auch manchmal schmerzhafter Prozeß ist.
Da manche von uns nicht bereit sind, etwas zu tun, müssen wir Wege finden, selber für unser
Überleben zu sorgen. Nicht alle von uns sind Bauern und Gärtner und brauchen es auch nicht zu
werden. Es hat aber jeder Kenntnisse und Fähigkeiten zu bieten und könnte Öko-Parteien oder
121
Bürgerinitiativen gründen und die Politik lokaler oder staatlicher Regierungen verändern, im Interesse
der Landlosen die Nutzung öffentlicher Flächen verlangen und sich international zusammentun, um
Mittel weg von Verschwendung und Zerstörung zu Erhaltung und Aufbau hin zu lenken.
Ich glaube, daß wir erst unsere Geisteshaltung ändern müssen, bevor sich irgend etwas anderes ändert.
Wechseln wir den Geist der Konkurrenz (der heute unser ganzes Erziehungswesen durchzieht) gegen
den der Kooperation in freien Vereinigungen, wechseln wir unsere materielle Unsicherheit gegen eine
sichere Menschlichkeit, wechseln wir den Einzelnen gegen den Stamm, Benzin gegen Kalorien, und
Geld gegen Erzeugnisse.
Die größte Veränderung aber, die wir schaffen müssen, ist die vom Verbrauch zur Herstellung, wenn
auch nur in kleinem Maßstab, in unseren eigenen Gärten. Wenn nur 10% von uns dies tun, gibt es
genug für alle. Daher rührt die Schwäche der Revoluzzer, die keine Gärten haben, die von genau dem
System leben, das sie angreifen, und die statt Nahrung und Obdach nur Wörter und Geschosse zu
bieten haben. Manchmal scheint es so, als ob wir alle hier auf der Erde in einer bewußten oder
unbewußten Verschwörung, hilflos zu bleiben, gefangen wären. Und doch sind es Menschen, die den
Bedarf anderer decken, und zusammen können wir überleben. Wir selbst können all den Hunger
stillen, all das Unrecht und all die Dummheit der Welt beseitigen. Durch ein Verständnis für die
Wirkungsweise natürlicher Systeme, durch sorgsame Forstwirtschaft und Gärtnerei, durch
Nachdenken und Sorge für die Erde können wir das schaffen.
Leute, die die Natur vergewaltigen, tun sich selber Gewalt an. Wenn wir nur Weizen anbauen, werden
wir selber zu Teig. Wer nur dem Geld nachjagt, wird selber zu Metall; und wenn wir kindischem
Fußballspiel verhaftet bleiben, werden wir selber zu einem Lederball. Vorsicht vor dem
Monokulturisten in der Religion, im Gesundheitswesen, auf dem Bauernhof und in der Fabrik. Die
Langeweile macht ihn verrückt, und er könnte versuchen, Krieg anzuzetteln und die Macht zu erobern,
weil er innerlich machtlos ist.
Um ein ganzer Mensch zu werden, muß man viele Wege beschreiten; und um etwas wahrhaft zu
besitzen, muß man es zuerst verschenken. Das ist kein Orakel. Nur wer bereit ist, seine vielfältigen
und reichen Fähigkeiten, wahre Freundschaft, Gemeinschaftsgeist und Wissen über die Erde mit
anderen zu teilen, weiß, daß er überall, wo er hinkommt, willkommen sein wird. Es gibt reichlich
Kämpfe und Abenteuer zu bestehen: Der Kampf gegen Kälte, Hunger, Armut, Dummheit,
Übervölkerung und Neid; Abenteuer der Freundschaft, der Menschlichkeit, der angewandten Ökologie
und ausgeklügelter Gestaltung... Das wäre ein viel besseres Leben als das, welches Sie
möglicherweise jetzt leben und das für unsere Kinder lebenswichtig wäre. Es gibt keinen anderen Weg
als den der gemeinschaftlichen Arbeit und der Verantwortung für die Gemeinde. Schlagen Sie diesen
Weg ein; er wird ihr Leben so verändern, wie Sie es sich sich noch gar nicht vorstellen können.
A nh ang A
LISTE EINIGER NÜTZLICHER PERMAKULTUR-PFLANZEN
Die meisten hier angeführten Arten sind mehrjährig, obwohl einige einjährige mit eingeschlossen sind.
Die Liste ist keineswegs vollständig; sie ist nur als ein zwangloser Anfang für Ihre eigene lokale
Permakultur-Artenliste gedacht. Die angeführten Pflanzen kommen von gemäßigten bis zu tropischen
Klimazonen vor; viele Arten der gemäßigten Klimazonen können auch in den Subtropen oder
tropischen Hochlandgebieten angebaut werden. In den meisten Fällen werden Höhenlagen angegeben
(in Metern - m), aber diese variieren je nach Klima, Pflege, Böden und Sorten.
AKAZIEN (Acacia spp.)
122
Baum- und strauchförmige Leguminosen zwischen 3 und 25 m hoch, Arten kommen von
Trockengebieten zu den Tropen vor; oft dornig. VERWENDUNG: Einigen Arten sind wichtige
Futterpflanzen der Trockengebiete, wobei Blätter, Hülsen und Samen verwendet werden; Brenn- und
(einige Arten) Bauholz. Stickstoffixierer; Fukuoka pflanzte Silberakazie (A. dealbata) auf seinen
Feldern an, um die Produktion zu fördern. Erosionsbekämpfung.
Futter: Mulga (A. anuera) weit verbreitet in Trockengebieten Australiens, schnell wachsend und für
Vieh bekömmlich; bis 7 m hoch. Kameldorn (A. albida) dorniger Baum bis 25 m hoch; Laub und
Hülsen wichtiges Futter, liefert 135 kg Hülsen/Baum im Sudan. Laubabwerfend in der feuchten
Jahreszeit, voll belaubt in der trockenen. #Myall (A. pendula) wächst auf schweren Böden, wo keine
anderen Bäume wachsen (schützt den Boden und spendet sowohl Schatten als auch Futter). Andere
Futterbäume sind A. salicina (#native willow), A. senegal, A. seyal.
Bauholz: Schwarzholzakazie (acacia melanoxylon), schnell wachsende, langlebige Akazie des kühlen
Klimas, die für hochwertige Möbel verwendet wird (in warmen Klimazonen ist A. melanoxylon ein
zottig wirkender, kurzlebiger Baum). Silberakazie (A. dealbata) und #hickory wattle (A. falciformis)
ebenfalls wichtiges Bauholz.
SEIDENBAUM (Albizia lopantha, A. julibrissin)
Baumförmige, immergrüne, schnell wachsende Leguminosen mit Fiederblättern. Höhe: 9-15m. Warmgemäßigte bis tropische Klimazonen.
VERWENDUNG: Schattenspendende Baumart mit dekorativen Blättern und Blüten. Windschutz,
wenn geastet, um Buschigkeit zu fördern. Pionierbaumart; in den Topen werden Chillys, Ananas,
Bananen und Obstbäume unter weit gepflanzten Seidenbäumen kultiviert, was ein 3-stöckiges,
produktives System bietet. Die meisten Arten sind für das Vieh bekömmlich (A. lopantha, A.
chinensis). Stickstoffixierer.
ERLE (Alnus spp.)
Schnell wachsende, kurzlebige Bäume, die hauptsächlich dichte Dickichte bilden. Höhe: 10-25m.
Obwohl keine Leguminosen, sind sie stickstoffixierend und bilden einen dicke, schwarze
Humusschicht aus. Nützlich,wenn schon vorhanden, für rohen Mulch, Kompostierung. Verwendung
als Bestandesschutzholz für andere Baumarten; bietet Schutz, Mulch und Stickstoff. Der Bestand kann
letztendlich ganz geschlägert werden, oder man kann ein paar Bäume zur Stickstoffixierung,
Mulchgewinnung weiterwachsen lassen. Als Brennholz kann sie zu heiß brennen, aber Stangenholz ist
brauchbar. Einige Alnus spp. sind A. tenuifolia (#mountain alder), A. crispa (#downy alder).
AMARANTH (Amaranthus spp.)
Aufrecht stehende einjährige Pflanzen, bis 1m hoch, von denen #grain amaranth (A. hypochondriacus,
tropisches und subtropisches Amerika) und #leaf amaranth (A. gangeticus, tropisches Asien) die
hochwertigsten sind. Werden in der vollen Sonne oder sogar teilweise im Schatten angepflanzt; A.
hypochondriacus braucht eine Vegetationsperiode von 90 Tagen, um Samen anzusetzen.Von
gemäßigten Zonen bis zu trockenen Hochlandgebieten der Tropen.
VERWENDUNG: A. hypochondriacus eine Frucht mit hohem Proteingehalt (18%); Samen werden
gepufft oder zu Mehl gemahlen gegessen. Blätter werden roh oder gekocht gegessen. A. gangeticus in
warmen Klimazonen das ganze Jahr hindurch angebaut; die schmackhaften Blätter sind leuchtend rot
und grün. Hochwertige Pflanze, reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Hühnerfutter (Samen);
Blätter für Vieh - können siliert werden. Deckfrucht.
ARRACACHA (Arracacha xanthorrhiza, A. esculenta)
123
Auch als #peruvian parsnip bekannt. Wird von den Hochlandtropen bis zu subtropischen Klimazonen
angebaut.Krautige mehrjährige Pflanze, die große, stärkehältige Wurzeln produziert. Wird durch
Sproßknollen vermehrt.VERWENDUNG: Wird wie Kartoffeln oder Cassava gegessen. Derbe
Hauptwurzeln und reife Blätter werden Tieren verfüttert. Junge Stengel als Salat. Ausgezeichnete
Frucht für den Unterbestand.
SPARGEL (Asparagus officincalis)
Mehrjähriger Wurzelstock mit neuen, eßbaren Trieben in jedem Jahr, guter Ertrag für mindestens 20
Jahre, wenn gedüngt und gegossen. Ertrag nach 3 Jahren, im Frühjahr. Im Winter durch Zerschneiden
des Wurzelhalses leicht zu vermehren. Verbreitet sich von selbst entlang sandiger Wasserläufe,
obwohl er keine großen Stengel produziert wie gedüngter Spargel.VERWENDUNG: menschliche
Nahrung, Böschungsstabilisator an sandigen Wasserläufen. Gemäßigte bis subtropische Klimazonen.
ÖLWEIDE (Eleagnus angustifolia), ELEAGNUS UMBELLATA (Japan, Korea, China) &
andere spp.
Schnell wachsende, stickstoffixierende Sträucher bis jeweils 4,5m und 20m hoch; Eleagnus umbellata
bildet Dickichte oder Hecken aus, wenn beschnitten. Verträgt mageren Boden, Trockenheit. Liebt
volle Sonne, obgleich andere Arten Halb- bis Vollschatten tolerieren. Pflanzen der gemäßigten und
kalten Gebiete.
VERWENDUNG: Gute Pflanze für Windschutz und Erosionsbekämpfung. Eßbare Beeren für Vögel
und Hausgeflügel; Hühnerfutterpflanze in kalten Gebieten. Dekorative Abschirmungshecken.
Silberölweide (E. commutata) und Vielblütige Ölweide (E. multiflora) auch wichtige Beerenpflanzen
für Wildtiere und Hausgeflügel.
AZOLLE (Azolla spp.)
Frei im Wasser schwimmende, kleine Farne (rot oder grün), die stickstoffixierendes Bakterium
(anabaena azollae) enthalten. Alle Klimazonen, obwohl sie bei heißem Wetter absterben.
VERWENDUNG: Entenfutter. Stickstoffhaltiger Mulch für Reis- oder Taroanbau zur
Stickstoffgewinnung. Kann von der Oberfläche von Teichen abgeschöft werden und als reichhaltiger
Mulch auf angrenzenden Kulturen verwendet werden; oder man entwässert Teiche, gräbt Azolla unter,
und baut Kulturen an.
BAMBUS (1250 Arten)
Zwei Haupttypen sind ausläuferbildende und horstbildende Bambusarten. Im allgemeinen sind die
tropischen/subtropischen Sorten Ausläuferpflanzen, die im gemäßigten Klima vorkommenden
Horstpflanzen. Im Falle der ausläuferbildenden Bambusarten muß man aufpassen, daß sie nicht
wuchern; sie überqueren kein Wasser, also können sie auf einer Insel innerhalb eines Dammes
gehalten werden.
Bambusarten kommen vom Äquator bis ungefähr 40 nach Norden und Süden vor. Vermehrung durch
Zerteilung von Horsten, Rhizomableger und Basalstecklinge; Bambus wächst am besten in Böden, die
mit organischem Material angereichert sind und viel Wasser enthalten.
VERWENDUNG: menschliche Nahrung (Horste werden angehäufelt, damit sie große, zarte Triebe
produzieren) und Laub als Tierfutter (einige Arten wie Arundinaria racemosa, Sasa palmata). Für
Baukonstruktionen und Geräte: Pfähle, Angelruten, Speere (kleine Stengel), Baugerüste, Bewehrung
(große Stengel). Horste: Windschutz, Steiluferstabilisatoren. Andere Verwendungsarten: Utensilien,
Mulch, Kunsthandwerk.
ROBINIE (Robinia pseudoacacia)
124
Laubabwerfender Baum, 10 bis 20 m hoch, lichtes Laubwerk, kann bis zu 200 Jahre alt werden.
Wächst sehr rasch und bildet Dickichte durch Wurzelbrut (sehr aggressiv). Sehr widerstandsfähig und
für kühle Regionen geeignet, magere Böden.
VERWENDUNGEN: Weidelandverbesserer auf sehr magerem Land (Stickstoffixierer);
Erosionsbekämpfung; Windschutzbaum; Bienennahrung; Samen für Geflügel; und als Bauholz
geeignet für Balken, Werkzeug und Schäfte. Pfähle überdauern unbehandelt mehr als 20 Jahre im
Boden.
BROMBEERE, HIMBEERE (Rubus spp.)
Zu den Kultursorten gehören Boysenbeere und Loganbeere. Kräftig wachsende stachelige Dickichte
(einige stachellose Sorten sind entwickelt worden). Hochwertiges Marktfrucht auf Spalier. Brombeere
wuchert leicht, breitet sich durch Samen und Bewurzelung von Triebspitzen aus. Kann auf Inseln
ausgesetzt werden. Eine stachellose Sorte der Brombeerart R. Lanciniatus, #Oregon thornless, ist für
Gärten am besten geeignet.
Loganbeere und Boysenbeere sind beliebte Kultursorten mit sehr großen Beeren. Brauchen
möglicherweise (Schutz)netze gegen Vögel. Bienennahrung.
HEIDELBEERE, GAYLUSSACIE, CRANBERRY (Vaccinium spp.)
Laubabwerfende Sträucher, 2,5 cm bis zu 3,6 m hoch; kühle gemäßigte bis subtropische Klimazonen.
Tolerieren Halbschatten oder volle Sonne.
VERWENDUNGEN: Beerenobst für den Unterbestand. Meiste Arten gute Bienennahrung.
Amerikanische Blueberry (V. corymbosum) wird bis zu 1,2 - 3,6 m hoch und wird als
Marktfrucht angepflanzt, muß gegen Vögel mit einem Netz versehen werden. #low bush blueberry (V.
angustifolium, Nordamerika) kann als Bodenbedeckung verwendet werden (8-20 cm); vermeiden Sie
Frostlöcher.
Gaylussacie (V. membrananceum, V. ovatum) wird nicht für den Verkauf von Beeren
angebaut, aber diese sind schmackhaft für den menschlichen Verzehr; auch Geflügelnahrung.
Immergrüne Gaylussacie am ertragsreichsten im Halbschatten. Arten werden 30 cm bis 3 m hoch.
Cranberry (V. oxycoccus) wird ungefähr 25 cm hoch; es ist ein immergrüner, niederliegender
Strauch des Unterbestandes und wächst gut in Torfmooren mit einem Boden-pH-Wert von 3,2 bis 4,5.
Konstante Wasserversorgung ist notwendig für gute Fruchtentwicklung, aber die Pflanzen sollten nicht
in versumpftem Boden wachsen. Humusreicher Boden und dicke Mulchdecken sind ideal. Vermeiden
Sie die Pflanzung in bekannten bekannten Frostlöchern; Früchte müssen reifen, bevor harte Fröste
einsetzen. Hochwertige Marktfrucht.
BORETSCH (Borago officinalis)
Eine aufrecht wachsende, selbst aussäende einjährige Pflanze, im Reifestadium bis 0,6 m hoch. Kann
in voller Sonne oder im Halbschatten angebaut werden; verträgt magere Böden, muß aber regelmäßig
bewässert werden. Leicht in großen Mengen zu vermehren; säen Sie sie im Frühjahr aus. Gemäßigtes
Klima. VERWENDUNGEN: gute Bienennahrung, mit langer Blütezeit. Blätter und Blüten in Salaten.
Zusammen mit Beinwell für Kompost-und Düngerauszug; reich an Kaliumcarbonat und Calzium;
zersetzt sich sehr schnell. Medizinische Eigenschaften: entzündungshemmend.
PUFFBOHNE (SAUBOHNE, DICKE BOHNE) (Vicia faba)
Einjährige Leguminose, 0,5 m hoch; gemäßigte bis subtropische Klimazonen, liebt volle Sonne,
wächst aber gut im Winter in regenreichen maritimen Klimagebieten. VERWENDUNGEN:
menschliche Nahrung - junge Blätter, Hülsen, Bohnen (frisch oder getrocknet). Auch als Viehfutter
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verwendet. Deckfrucht auf Gartenbeeten, Feldern; Gründüngungspflanze und Stickstoffixierer, wobei
die Pflanze geschnitten und vor der Blüte als Mulch verwendet wird (Stickstoff bleibt im Boden).
KAPSTACHELBEERE (Physalis peruviana)
Ein mehrjähriger, zarter, kriechender Strauch, aus derselben Familie wie die Tomate stammend
(Solanaceae), mit kleinen grünlich-gelben Früchten, die von einer papierartigen äußeren Blütenhülle
umgeben sind. Die Früchte reifen im Spätsommer und werden frisch oder gekocht verwendet. In
Mexiko als scharfe Soße verwendet, wenn mit Chillys und Zwiebeln gemischt. Schnell durch Frost
geschädigt; in kalten gemäßigen Klimazonen als einjährige Pflanze angebaut.
JOHANNISBROTBAUM (Ceratonia siliqua)
Ein langlebiger Baum, 5 bis 15 m hoch, angepflanzt wegen seiner süßen Hülsen. Als Baum des
Mittelmeergebietes
gedeiht er am besten in trockenen gemäßigten Klimazonen und kann magere Bodenverhältnisse
tolerieren. Frost schädigt Blüten und unreife Früchte, aber nicht die Bäume; sehr feuchtes Wetter im
Herbst kann die reifenden Hülsen zum Verfaulen bringen. Eine baumförmige Leguminose, fixiert
allerdings keinen Stickstoff.
VERWENDUNGEN: menschliche Nahrung: zu Mehl zerrieben als Schokolade- oder
Kaffeersatz, viel verwendet in Gesundheitskostprodukten. Hülsen als #Energie- und Eiweißkraftfutter
für das Vieh (zu Mehl zermahlen oder ganz an große Tiere verfüttert). Erträge in mediterranen
Klimagebieten #machen 45-225 kg/Baum aus. Die Samen liefern einen Pflanzengummi mit
wasserabsorbierenden Eigenschaften, der in der kosmetischen und chemischen Industrie verwendet
wird.
CASSAVA (Manihot esculenta)
Frucht der tropischen Tieflandgebiete, mit stärkehaltigen Knollen.Viel verwendet in Afrika, im
südpazifischen Raum, in Lateinamerika. Kultiviert auf Wällen oder Erdhügeln, zwischengepflanzt mit
einjährigen Nahrungskulturpflanzen. Hält Vernachlässigung aus, wächst in nährstoffarmen Böden;
verträgt Trockenheit (außer nach der #Vermehrung). Kann im Boden behalten werden, bis sie
gebraucht wird.
VERWENDUNGEN: Gekocht oder gebacken (nach dem Schälen) verzehrt. Getrocknete
Scheiben können einige Monate aufbewahrt werden; Cassavamehl wird hergestellt, indem man diese
getrockneten Scheibchen mahlt. Das gegorene Fruchtfleisch wird in Westafrika gegessen. Stärke, oder
Tapioca, wird für Puddings, Kekse, und in Konditoreien verwendet.
KASTANIE (Castanea mollissima, C. sativa)
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