EINFÜHRUNG IN DIE PERMAKULTUR Bill Mollison unter Mitwirkung von Reny Mia Slay bebildert von Andrew Jeeves VORWORT Ich wuchs in einem kleinen Dorf in Tasmanien auf. Alles, was wir benötigten, stellten wir selbst her. Wir machten uns selbst Stiefel und Eisenwaren; wir fingen Fische, bauten unsere Nahrung an, machten Brot. Von denen, die dort lebten, kannte ich niemanden, der nur einen Beruf gehabt hätte oder auch nur etwas, was man als Beruf hätte bezeichnen können. Jeder arbeitete an vielen verschiedenen Dingen. Bis ich ungefähr 28 war, lebte ich in einer Art Traum. Die meiste Zeit verbrachte ich im Busch oder auf dem Meer; ich lebte vom Fischen und Jagen. Erst in den 1950er Jahren wurde ich darauf aufmerksam, daß große Teile des Gefüges, in dem ich lebte, zugrunde gingen. Fischbestände begannen zusammenzubrechen. Entlang der Küste lichtete sich der Seetang. Große Waldflächen begannen abzusterben. Bis dahin war mir nie bewußt geworden, daß mir all das sehr ans Herz gewachsen war, daß ich dieses mein Land liebte. Nach vielen Jahren als Wissenschaftler bei der CSIRO Wildbeobachtungsbehörde und der Tasmanischen Binnenfischereibehörde begann ich, gegen die politischen und wirtschaftlichen Systeme zu protestieren, die, wie ich sah, im Begriff waren, uns und unsere Welt zu zerstören. Aber mir wurde bald klar, daß es nichts nützte, auf einer Opposition zu beharren, die am Ende doch nichts erreichte. Zwei Jahre lang zog ich mich aus der Gesellschaft zurück; ich wollte mich nie mehr irgend etwas widersetzen und keine Zeit mehr vertun. Ich wollte nur mit etwas sehr Positivem zurückkehren, mit etwas, das es uns allen ermöglichen würde, zu existieren, ohne den totalen Zusammenbruch biologischer Systeme herbeizuführen. 1968 begann ich, an der Universität von Tasmanien zu lehren, und 1974 entwickelten David Holmgren und ich gemeinsam ein Konzept für ein nachhaltiges Landwirtschaftsmodell, das auf einer vielfältigen Kultur von Nutzpflanzen, mehrjährigen Bäumen, Sträuchern, Kräutern (Gemüse und Wildkräuter), Pilzen und Wurzelsystemen aufbaute, wofür ich das Wort "Permakultur" prägte. Wir wendeten viel Zeit dafür auf, die Prinzipien dieser Permakultur herauszuarbeiten und einen artenreichen Garten anzulegen. Dies führte schließlich 1978 zur Veröffentlichung von "Permaculture One", dem ein Jahr später "Permaculture Two" folgen sollte. Permakultur wurde in der Öffentlichkeit unterschiedlich aufgenommen. Die Fachwelt war empört, weil wir Architektur mit Biologie, Landwirtschaft mit Forstwirtschaft und Forstwirtschaft mit Tierhaltung verbanden, so daß sich beinahe alle, die sich als Spezialisten betrachteten, ein bißchen beleidigt fühlten. Aber die Reaktion des einfachen Volkes war ganz anders. Viele Leute hatten bereits ähnlich gedacht. Sie waren unzufrieden mit der Art von Landwirtschaft, wie sie heute ausgeübt wird, und hatten natürlichere, ökologische Systeme im Sinn. In den 70er Jahren verstand ich Permakultur als nützliche Vergesellschaftung von Pflanzen und Tieren in bezug auf menschliche Siedlungen, vornehmlich auf die Eigenständigkeit von Haushalten und Gemeinschaften ausgerichtet, und eventuell als allein aus den Überschüssen dieses Systems gespeistes ”kommerzielles Unternehmen”. Permakultur hat nun jedoch eine Bedeutung angenommen, die über die bloße Selbstversorgung des Haushalts mit Nahrung hinausgeht. Eigenständigkeit in der Nahrungsversorgung ist sinnlos, wenn die Leute keinen Zugang zu Land, Informationen und Geldern haben. Daher befaßt sich das Permakultur-Konzept in den letzten Jahren auch mit geeigneten Rechts- und Finanzierungsstrategien – einschließlich Vorgangsweisen zum Erwerb von Grund und Boden –, Gewerbestrukturen und regionaler Eigenfinanzierung. Damit wird sie zu einem ganzheitlichen Lebenskonzept. 1 1976 hielt ich Vorlesungen über Permakultur, und 1979 legte ich meinen Lehrauftrag zurück und stellte mich – in fortgeschrittenem Alter – einer unsicheren Zukunft. Ich beschloß, nichts anderes zu tun als zu versuchen, Menschen zu überzeugen, gute biologische Systeme aufzubauen. Ich gestaltete eine ganze Menge Grundstücke und lebte eine Zeitlang vom Fischfang und vom Erdäpfelernten. 1981 begannen die ersten Absolventen eines Standard-Permakulturkurses in Australien ebenfalls, Permakultur-Systeme zu gestalten. Heute (1991) gibt es über 4000 solcher Absolventen auf der ganzen Welt, die alle auf die eine oder andere Weise mit Umwelt- und Sozialarbeit befaßt sind. Bill Mollison. EINLEITUNG Permakultur ist ein Planungssystem für die Schaffung nachhaltiger menschlicher Lebensräume. Die Bezeichnung selbst ist nicht nur eine Verkürzung von "Permanenter Agrikultur", sondern auch von "Permanenter Kultur", da Kulturen ohne nachhaltige landwirtschaftliche Basis und Ethik der Landnutzung nicht lange überleben können. In gewissem Sinn befaßt sich Permakultur mit Pflanzen, Tieren, Gebäuden und Versorgungseinrichtungen (Wasser, Energie, Verbindungswege). Jedoch befaßt sie sich nicht mit diesen Elementen an und für sich, sondern vielmehr mit den Beziehungen, die wir durch die Art und Weise, wie wir sie in die Landschaft einfügen, zwischen ihnen herstellen können. Ziel ist es, Gefüge zu schaffen, die ökologisch intakt und wirtschaftlich tragfähig sind, die ihren eigenen Bedarf decken, die nicht ausbeuten oder verschmutzen und die daher auf lange Sicht nachhaltig sind. Permakultur nutzt die den Pflanzen und Tieren innewohnenden Eigenschaften in Kombination mit den natürlichen Gegebenheiten von Landschaften und Bauwerken, um ein Versorgungssystem für Stadt und Land aufzubauen. Dazu verwendet sie auch die kleinste praktisch nutzbare Fläche. Permakultur beruht auf der Beobachtung natürlicher Systeme, auf der Erfahrung traditioneller bäuerlicher Wirtschaftsweisen und auf modernem wissenschaftlichem und technologischem Wissen. Obwohl sie auf ökologischen Modellen beruht, schafft die Permakultur bewirtschaftete Ökosysteme, die darauf ausgelegt sind, mehr Nahrung für Mensch und Tier zu produzieren, als üblicherweise in der Natur zu finden ist. Am besten hat vielleicht Fukuoka in seinem Buch "The One Straw Revolution" die grundlegende Idee der Permakultur erklärt. Kurz gesagt ist sie eine Philosophie des Arbeitens mit der und nicht gegen die Natur; des langwierigen und durchdachten Beobachtens anstelle langwierigen und undurchdachten Arbeitens; und der Wahrnehmung von Pflanzen und Tieren in allen ihren Funktionen, anstatt sie als Ein-Produkt-Systeme zu behandeln. Etwas profaner ausgedrückt, habe ich davon gesprochen, Aikido auf die Landschaft anzuwenden, davon, Schläge abzufangen, Widrigkeiten in Stärke zu verwandeln und alles positiv zu verwerten. Die andere Methode ist die, Karate auf die Landschaft anzuwenden, zu versuchen, gewaltsam Erträge herauszuholen und manchen harten Schlag gegen sie zu führen. Aber wenn wir die Natur bekämpfen, bekämpfen (und zerstören) wir uns letztlich selbst. Ich glaube, daß Harmonie mit der Natur nur möglich ist, wenn wir von der Idee der Herrschaft über die natürliche Welt ablassen. Levi-Strauss sagte, daß unser fundamentaler Irrtum darin besteht, uns selbst immer als die "Herren der Schöpfung", im Sinne von Abgehobenheit, betrachtet zu haben. Wir stehen nicht über anderen Lebensformen; alles Lebendige ist Ausdruck des Lebens. Wenn wir diese Wahrheit erkennen könnten, dann würden wir sehen, daß alles, was wir anderen Lebensformen antun, wir auch uns selbst zufügen. Eine Kultur, die dies versteht, zerstört kein Leben ohne unbedingte Notwendigkeit. Permakultur ist ein System, mit dem wir auf der Erde existieren können, indem wir Energie verwenden, die natürlicherweise in Fluß und vergleichsweise unschädlich ist, und indem wir Nahrung und natürliche Ressourcen nutzen, die derart reichlich vorhanden sind, daß wir nicht fortwährend Leben auf Erden vernichten. Es sind bereits alle Methoden, schonend mit der Erde umzugehen und sie zu regenerieren, bekannt; jedoch ist nicht absehbar, daß irgendein Land oder eine große Zahl von Menschen bereit ist, die Wende zu vollziehen. Dennoch sind Millionen gewöhnlicher Leute dabei, dies ohne Unterstützung staatlicher Institutionen selbst in die Hand zu nehmen. 2 Wo immer wir leben, sollten wir damit beginnen, etwas zu tun. Wir können damit anfangen, unseren Energieverbrauch zu senken - wir können tatsächlich von 40% der Energie leben, die wir jetzt verbrauchen, ohne irgend etwas von Wert zu opfern. Wir können unsere Häuser energiesparend ausstatten. Wir können den Autoverkehr verringern, indem wir Autos mit Freunden teilen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Wir können Wasser von unseren Dächern in Fässern sammeln oder Grauwasser zum Spülen von Toiletten oder zum Gießen des Gartens wiederverwenden. Wir können auch damit beginnen, zur Herstellung von Nahrungsmitteln beizutragen. Das heißt nicht, daß wir alle unsere eigenen Erdäpfel anzubauen brauchen, aber es könnte bedeuten, daß wir sie direkt von jemandem kaufen, der die Erdäpfel bereits verantwortungsbewußt anbaut. In der Tat wäre es wahrscheinlich sinnvoller, eine Direktvermarktungsgruppe in der Nachbarschaft auf die Beine zu stellen, als selber Erdäpfel anzubauen. In allen dauerhaften Landwirtschaften, oder allgemein in nachhaltigen menschlichen Kulturen, wird der Energiebedarf eines Systems von diesem System selbst gedeckt. Der moderne ertragsorientierte Landbau ist vollkommen von fremder, von außen kommender Energie abhängig. Die Verschiebung von produktiven dauerhaften Systemen (bei denen das Land Gemeinbesitz ist) zu einjährigen, kommerziellen Landwirtschaften (bei denen Grund und Boden als Ware aufgefaßt werden) bedingt einen Wechsel von einer Niedrigenergie- zu einer Hochenergiegesellschaft, die Nutzung von Land auf eine ausbeuterische und zerstörerische Weise und einen Bedarf an fremden Energiequellen, der hauptsächlich von der Dritten Welt gedeckt wird – in Form von Brenn- und Treibstoffen, Düngern, Eiweiß, Arbeit und Fertigkeiten. Die herkömmliche Landwirtschaft berücksichtigt und bezahlt ihre wahren Kosten nicht: Das Land wird seiner Fruchtbarkeit beraubt, um einjährige Getreide und Gemüse zu produzieren; nicht erneuerbare Rohstoffe werden verbraucht, um die Erträge zu steigern; das Land wird durch Überweidung und ausgedehntes Pflügen erodiert; Boden und Wasser werden mit Chemikalien verseucht. Wenn der Bedarf eines Systems nicht aus dem System heraus gedeckt wird, dann zahlen wir den Preis in Form von Energieverbrauch und Verschmutzung. Wir können uns die wahren Kosten unserer Landwirtschaft nicht mehr leisten. Sie vernichtet unsere Welt, und sie wird uns vernichten. Wenn wir auf der Schwelle unserer Hintertür sitzen, dann ist alles, was wir brauchen, um ein gutes Leben zu führen, um uns herum. Sonne, Wind, Menschen, Häuser, Steine, Meer, Vögel und Pflanzen umgeben uns. Mit all diesen Dingen zusammenzuwirken, bringt Harmonie, ihnen zuwider zu handeln bringt Unheil und Chaos. ELEMENTE EINER VOLLSTÄNDIGEN PERMAKULTUR-GESTALTUNG GELÄNDEFAKTOREN: Wasser, Boden, Landschaft, Klima, Pflanzen ENERGIEFAKTOREN: Technologien, Gebäude, Quellen, Verbindungen ABSTRAKTE FAKTOREN: Zeitabläufe, Daten, Ethik GESELLSCHAFTLICHE FAKTOREN: Rechtliche Hilfsmittel, Menschen, Kultur, Handel und Finanzen DIE GESTALTUNG: "Ein produktives Zusammenwirken von Bestandteilen in ihren besonderen Beziehungen" DIE ETHIK DER PERMAKULTUR Ethik meint moralische Überzeugungen und Taten in in bezug auf das Überleben auf unserem Planeten. In der Permakultur hegen wir eine dreifache Ethik: Sorge für die Erde, Sorge für die Menschen und die Bereitstellung von mehr Zeit, Geld und Material hierfür. Sorge für die Erde bedeutet Sorge für alle belebten und unbelebten Dinge: Böden, Arten und Unterarten, Atmosphäre, Wälder, Kleinlebensräume, Tiere und Gewässer. Sie umfaßt unschädliche und wiederherstellende Tätigkeiten, aktiven Naturschutz, verantwortungsvolle und sparsame Nutzung von Ressourcen und "rechtschaffene Arbeit" (Arbeit für nützliche und produktive Systeme). Sorge für die Erde bringt auch Sorge für die Menschen mit sich, damit für unsere Grundbedürfnisse nach Nahrung, Unterkunft, Bildung, sinnvoller Beschäftigung und geselligem menschlichem Kontakt gesorgt wird. Sorge für die Menschen ist wichtig, denn obgleich die Menschheit nur einen kleinen Teil des gesamten Lebensgefüges der Welt ausmacht, haben wir doch 3 entscheidenden Einfluß darauf. Wenn wir unseren Grundbedarf decken können, dann brauchen wir uns auf keine großflächig zerstörerischen Methoden gegen die Erde einzulassen. Der dritte Teil der grundlegenden Ethik der "Sorge für die Erde" ist der Beitrag von überschüssiger Zeit, Geld und Energie, um die Ziele der Sorge für Erde und Menschen zu erreichen. Das bedeutet, daß, nachdem wir uns um unsere Grundbedürfnisse gekümmert und unsere Systeme nach unserem besten Vermögen gestaltet haben, wir unseren Einfluß und unsere Energien ausdehnen können, um anderen zu helfen, dieses Ziel zu erreichen. Das Permakultur-System hat auch eine grundlegende Lebensethik, die den Eigenwert jedes lebenden Wesens anerkennt. Ein Baum hat einen Wert an sich, selbst wenn er für uns keinen kommerziellen Wert hat. Daß er lebendig ist und funktioniert, darauf kommt es an. Er erfüllt seine Rolle in der Natur: Er führt Biomasse in den Kreislauf zurück, liefert Sauerstoff für die Region und nimmt Kohlendioxid auf, bietet kleinen Tieren Unterschlupf, baut Böden auf und so weiter. Wir sehen also, daß die Ethik der Permakultur alle Aspekte umweltorientierter, gemeinschaftlicher und wirtschaftlicher Systeme durchdringt. Kooperation statt Konkurrenz, darum geht es. Es gibt folgende Möglichkeiten, die Ethik der "Sorge für die Erde" in unserem Leben umzusetzen: - Denk an die Langzeitfolgen deiner Handlungen. Plane auf Nachhaltigkeit hin. - Wo immer möglich, verwende im Gebiet heimische Arten oder jene eingebürgerten Arten, die als verträglich bekannt sind. Die unbedachte Einführung potentiell invasiver Arten könnte das natürliche Gleichgewicht deines Heimatgebietes kippen. - Kultiviere möglichst kleine Flächen. Plane energieeffiziente, intensive Systeme in kleinem Maßstab anstelle energieverschlingender extensiver Systeme in großem Maßstab. - Strebe nach Vielfalt und Polykultur (in Gegensatz zu Monokultur). Das schafft Stabilität und hilft uns, für soziale und ökologische Veränderungen gewappnet zu sein. - Erhöhe die Summe der Erträge: Schau auf den Gesamtertrag des Systems, den ein- und mehrjährige Pflanzen, Feldfrüchte, Bäume und Tiere abwerfen. Betrachte auch gesparte Energie als Gewinn. - Verwende physikalische (Sonne, Wind und Wasser) und biologische (Pflanze und Tier) Niedrigenergiesysteme, um Energie zu erhalten und zu gewinnen. - Bring den Nahrungsanbau zurück in die Städte, wo er in nachhaltigen Kulturen traditionellerweise immer gewesen ist. - Unterstütze Leute dabei, eigenständig zu werden, und setze dich für Gemeinschaftsverantwortung ein. - Forste die Erde wieder auf und stelle die Fruchtbarkeit des Bodens wieder her. - Nutze alles auf bestmögliche Art und verwerte alle Abfälle. - Sieh Lösungen, nicht Probleme. - Arbeite, wo es einen Sinn hat (pflanze einen Baum, wo er überleben wird; unterstütze Leute, die lernen wollen). DER PERMAKULTUR-BAUM Wissen wird in Produktivität umgesetzt. Permakultur ist, wie ein Baum, ein ganzheitliches System, eine Synthese von Disziplinen, übersetzt in Erträge und Produkte. Wer kann sagen, ob die Idee oder das Potential der Medien dieses Muster auslöst? Spielt das eine Rolle? Es gibt unzählige Wege und Möglichkeiten, von den Wurzeln bis zur Frucht. Alles ist mit allem verbunden. K apit el 1 GRUNDLAGEN DER PERMAKULTUR 1.1 EINLEITUNG 4 Es gibt zwei wichtige Schritte zu guter Permakultur-Gestaltung. Der erste befaßt sich mit Gesetzmäßigkeiten und Prinzipien, die auf alle klimatischen und kulturellen Bedingungen anwendbar sind, während der zweite mehr mit praktischen Methoden zu tun hat, die je nach Klima und Kultur verschieden sind. Die auf den folgenden Seiten dargelegten Prinzipien gehören zu jedem Permakultur-Entwurf, in jedem Klima und für jede Größenordnung. Sie sind den Grundlagen verschiedener Wissenschaften entnommen: Ökologie, Energiesparen, Landschaftsgestaltung und Umweltwissenschaften. Es sind, in Kürze, die folgenden: Lage zueinander: Jedes Element (wie Haus, Teich, Straße, usw.) ist zu den anderen so in Beziehung gesetzt, daß sie einander unterstützen. Jedes Element erfüllt viele Funktionen. Jede wichtige Funktion wird von vielen Elementen getragen. Effiziente Energieplanung für Haus und Siedlung (Zonen und Sektoren). Bevorzugung biologischer Ressourcen gegenüber fossilen Brennstoffen. Wiederverwertung von Energie vor Ort (sowohl Brennstoffe als auch menschliche Energie). Nutzung und Beschleunigung natürlicher Pflanzensukzession zur Schaffung günstiger Lagen und Böden. Polykultur und Vielfalt nützlicher Arten für ein produktives, wechselwirkendes System. Verwendung von Randzonen und natürlicher Muster zur Erzielung höchsten Nutzens. 1.2 LAGE ZUEINANDER Der Kern der Permakultur ist die Gestaltung. Gestaltung ist Verbindung von Dingen. Sie ist nicht das Wasser oder ein Huhn oder der Baum. Sie ist die Art, wie das Wasser, das Huhn und der Baum zusammenhängen. Es ist das genaue Gegenteil von dem, was uns in der Schule beigebracht wird. Die Schule nimmt alles und zupft es auseinander und stellt überhaupt keine Verbindungen her. Permakultur stellt die Verbindung her, denn sobald man sie hat, kann man die Hühner mithilfe des Baumes füttern. Um einem Teil des Ganzen (Teich, Haus, Waldstück, Garten, Windschutz, usw.) effizientes Funktionieren zu ermöglichen, müssen wir ihn an den richtigen Platz setzen. Zum Beispiel werden Dämme und Wasserbehälter über dem Haus und dem Garten angelegt, so daß anstelle einer Pumpe die Schwerkraft benutzt wird, um die Fließrichtung zu bestimmen. Windschutz beim Haus wird so plaziert, daß er den Wind abwehrt, aber das Haus nicht vor der Wintersonne abschirmt. Der Garten liegt zwischen Haus und Hühnerverschlag, so daß Gartenabfälle auf dem Weg zu den Hühnern gesammelt und Hühnermist leicht in den Garten geschaufelt werden kann, und so weiter. Wir stellen funktionelle Beziehungen zwischen allen Elementen auf eine Art her, die den Bedarf eines Elements durch die Produkte eines anderen deckt. Um dies zu erreichen, müssen wir die Grundmerkmale eines jeden Elements, seine Bedürfnisse und seine Produkte herausfinden (siehe Kasten). Die Bestandteile einer typischen Kleinlandwirtschaft können umfassen: Haus, Glashaus, Garten, Hühnerställe, Wasserbehälter, Komposthaufen, Bienenstöcke, Anzuchtfläche und Pflänzchenschuppen, Waldstück, Damm, Wirtschaftsteich, Windschutz, Scheune, Geräteschuppen, Holzstoß, Gästehaus, Weide, Hecken, Wurmbeete und so weiter. Diese können - auf dem Papier herumbewegt werden, bis sie am vorteilhaftesten arbeiten. Bei jedem einzelnen Element können wir unsere Verbindungsstrategie auf diese Fragen gründen: "Welchen Nutzen haben die Produkte dieses speziellen Bestandteils für den Bedarf anderer Teile?" "Welche Ansprüche dieses Teils können von anderen Teilen erfüllt werden?" "Inwiefern ist dieser Teil mit anderen Teilen unverträglich?" "Wo fördert dieser Teil andere Teile des Systems?" Am besten beginnt man mit dem Mittelpunkt des Geschehens (z. B. dem Haus oder auch einem wirtschaftlichen Zentrum wie der Baumschule, dem Freilaufhühnerhof, dem Teich usw.). Damit alles richtig funktioniert, müssen wir uns vor Augen halten, daß: 5 die Zufuhr, die ein Element braucht, von anderen Elementen des Systems bereitgestellt wird und daß die Erträge, die ein Element liefert, von anderen Elementen (einschließlich uns selbst) genutzt werden. 1.3 JEDES ELEMENT ERFÜLLT VIELE FUNKTIONEN Jedes Element im System sollte so gewählt und angelegt werden, daß es möglichst viele Leistungen erbringt. Ein Teich kann zur Bewässerung, als Viehtränke, zur Bewirtschaftung und zum Feuerlöschen verwendet werden. Er ist auch Lebensraum für Wassergeflügel, dient der Fischzucht und als Lichtreflektor (s. Abb. 2.8). Die Mauer eines Dammes dient als Straße, als Feuerschutz und als Produktionsfläche für Bambus. Dasselbe können wir mit Pflanzen tun. Einfach dadurch, daß wir eine nützliche Art auswählen und sie an einen speziellen Platz setzen, können wir sie für einen oder mehrere der folgenden Zwecke einsetzen: Windschutz Rückzugsraum Spalier Feuerschutz Mulch Nahrung Tierfutter Brennstoff Erosionsschutz Lebensraum für Wildtiere Klimapuffer Bodenverbesserung Ein Windschutz kann mit Bäumen angelegt werden, die Futter oder Zuckerschoten für Kühe (Weiden, honey locust, tagasaste, taupata, Johannisbrotbaum) liefern; Unterholz für Zunder und Brennholz (Leucaena); Nektar und Pollen für Bienen (Acacia fimbriata) geben; und die ihren eigenen Stickstoffbedarf decken können (Leguminosen). Akazien erfüllen viele Funktionen: sie geben Samen für Geflügelnahrung und Laub für größeres Vieh und binden Stickstoff im Boden, während die Blüten Pollen für Bienen liefern. Sie sind auch Pioniergewächse, die den Boden für langsamer wachsende und empfindlichere Pflanzen vorbereiten und schützen. Passende Arten auszuwählen, bedarf eines fundierten Wissens über die in Frage kommende tierische oder pflanzliche Kultursorte, ihre Verträglichkeiten, Ansprüche und Produkte. Wenn wir z. B. Pflanzen hernehmen, dann wollen wir wissen: Ist sie laubabwerfend oder immergrün? Sind ihre Wurzeln wuchernd? Welche Wuchshöhe wird sie erreichen? Ist sie schnellwüchsig und kurzlebig oder langsamwüchsig und langlebig? Hat sie ein dichtes oder lichtes Blätterdach? Ist sie widerstandsfähig oder anfällig für Krankheiten? Kann sie beweidet oder geschnitten werden, oder wird sie durch Überbeweidung oder Schneiteln zugrunde gehen? Beginnen Sie damit, ein Artenverzeichnis anzulegen; oder machen Sie sich Notizen zu jeder Pflanze (ihre Merkmale, Verträglichkeiten und Verwendungsmöglichkeiten) auf Karten in einem Karteisystem (siehe die kommentierte Artenliste im Anhang). Was Sie sich notieren sollten, sind folgende Dinge: 1. Form: Lebensrhythmus (einjährig, mehrjährig, laubwerfend, immergrün) und Gestalt (Strauch, Kletterpflanze, Baum) sowie Wuchshöhe. 2. Verträglichkeiten: Klimazone (trocken, gemäßigt, tropisch, subtropisch); Schatten- oder Sonnenverträglichkeit (bevorzugt Schatten, Halbschatten, Vollsonne); Lebensraum (feucht, trocken, 6 naß, geringe oder große Seehöhe); Bodenverträglichkeit (sandig, lehmig, felsig); pH-Toleranz (saure oder alkalische Böden). 3. Nutzung: Nahrung (menschliche Nahrung oder Gewürz); Heilmittel; Viehfutter (für bestimmte Tiere, z. B. Hühner, Schweine, Rotwild); Bodenverbesserung (Stickstoffbindung, Deckfrucht und Gründüngung); Geländeschutz (Erosionsschutz, lebender Zaun, Windschutz); Holzschnitt (Brennholz, Stangenholz, Pfähle); Baumaterial (Stangen, Bauholz, Möbel) und andere Verwendungen (Fasern, Brennstoff, Insektenabwehr, Verzierung, Nektar und Pollen für Bienen, Wurzelstock, Färben). Verschiedene Faktoren können die Artenwahl begrenzen: Ungeeignet für Klima oder Boden Örtlich überhandnehmend oder giftig Nicht erhältlich oder selten (meist nicht außerhalb des Herkunftslandes gehandelt) Vorliebe (Vegetarier werden keine Futterpflanzen oder Fleischvieh wählen) Verfügbares Gebiet (kleinere Arten für kleine Grundstücke) Nützlichkeit im Verhältnis zur Schwierigkeit des Anbaus, zu geringem Ertrag oder zur Reifezeit ABBILDUNG 1 Analyse der Merkmale, Ansprüche und Produkte jedes Elements im System, um es in bezug auf andere Elemente des Systems an die richtige Stelle zu setzen (silbergetupfte Hamburgerhenne) ANSPRÜCHE: Andere Hühner - Nahrung - Luft - Wasser - Staub - Kies - Unterschlupf PRODUKTE & VERHALTEN: Eier - Fleisch - Federn - Dung - Methan - CO2 - Scharren Futtersuche - Fliegen - Kämpfen TYPISCHE MERKMALE: Rasse - Farbe - Klimaverträglichkeit - Rassenspezifisches Verhalten FUNKTIONSANALYSE DES HUHNS Ich greife gern das Huhn heraus, um den Vorgang der beziehungsvollen Plazierung zu zeigen(Abbildung 1.1). Zuerst listen wir die dem Huhn eigenen Merkmale auf: seine Farbe, Größe und sein Gewicht, seine Hitze- und Kälteverträglichkeit, seine Fähigkeit, eigene Junge aufzuziehen usw. Hühner haben unterschiedliche Zuchtmerkmale: Hellfärbige Hühner vertragen mehr Hitze als dunkelfärbige; schwerere Rassen können nicht so hoch fliegen wie leichtere (was bedeutet, daß es unterschiedlicher Zaunhöhen bedarf); einige Rassen sind bessere Mütter, andere bessere Leger. Wir ziehen auch das Verhalten des Huhns in Betracht: Wie ist seine "Persönlichkeit"? Wir sehen, daß alle Hühner nach Futter scharren, gehen, fliegen, in der Nacht in Bäumen oder auf Sitzstangen schlafen, Scharen bilden und Eier legen. Dann listen wir Grundbedürfnisse auf: Hühner brauchen Unterschlupf, Wasser, ein Staubbad, um Läuse fernzuhalten, einen geschützten Schlafbereich und Nester. Sie brauchen eine Quelle für Muschelkies, um die Nahrung in ihren Kröpfen zu zermahlen. Und sie sind gerne mit anderen Hühnern zusammen. Ein einzelnes Huhn ist eine ziemlich traurige Angelegenheit - am besten gibt man ihm ein paar Gefährtinnen. Das alles ist leicht zu beschaffen und kann in wenigen Tagen eingerichtet werden. Hühner brauchen auch Nahrung, und da beginnen wir, Verbindungen zu anderen Teilen unseres Systems herzustellen, denn wir wollen die Hühner auf einen Platz geben und in eine Lage versetzen, wo sie sich ihren Lebensbedarf selbst erscharren können. Immer, wenn wir das Huhn daran hindern, sich natürlich zu verhalten - z. B. bei der Futtersuche - müssen wir für sie die Arbeit tun. Sowohl Arbeit als auch Umweltverschmutzung sind Ergebnisse falsch gestalteter oder unnatürlicher Systeme. Zuletzt führen wir die Produkte oder Erträge des Huhns an. Es liefert Fleisch, Eier, Federn, Federstaub, Mist, Kohlendioxid (vom Atmen), Geräusche, Wärme und Methan. Wir wollen das Huhn an einer Stelle so plazieren, daß seine Produkte von anderen Elementen des Systems genutzt werden. Wenn wir diese Erträge nicht verwenden, um andere Teile unseres Systems zu unterstützen, sind wir mit mehr Arbeit und Verschmutzung konfrontiert. Jetzt haben wir alle Informationen, die wir brauchen, um einen Plan für den Hühnerauslauf zu skizzieren, um festzulegen, wo Zäune, Unterschlupf, Nester, Bäume, Samen und Grünfutter, Teiche, Glashäuser und Verarbeitungseinrichtungen in Bezug zum Huhn hinkommen sollen. Also: 7 DAS HAUS benötigt Nahrung, Brennstoff zum Kochen und Heizen in der kalten Jahreszeit, Warmwasser, Beleuchtung usw. Es gibt den Menschen Unterkunft und Wärme. Das Huhn kann einige dieser Bedürfnisse befriedigen (Nahrung, Federn, Methan). Es konsumiert auch die meisten Nahrungsabfälle, die im Haus anfallen. DER GARTEN braucht Dünger, Mulch, Wasser. Er gibt Blätter, Samen, Gemüse. Das Huhn gibt Dünger ab und frißt überschüssige Gartenprodukte. Nahe beim Garten angelegte Hühnerverschläge ermöglichen einfache Mistsammlung und ein "Wirf´s-über-den-Zaun"Fütterungssystem. Hühner können in den Garten gelassen werden, allerdings nur unter kontrollierten Bedingungen. DAS GLASHAUS benötigt Kohlendioxid für die Pflanzen, Methan zum Keimen, Dünger, Wärme und Wasser. Tagsüber gibt es Wärme ab, und es liefert Nahrung für die Menschen, mit etwas Ernteabfall für die Hühner. Das Huhn kann offensichtlich viel von diesem Bedarf decken und die meisten Abfälle verwenden. Es kann in der Nacht das Glashaus auch mit Wärme in Form von Körperwärme versorgen, wenn wir das Hühnerhaus daran anschließend errichten (Abbildung 6.8). DER OBSTGARTEN erfordert Unkrautjäten, Schädlingsbekämpfung, Düngung und etwas Beschneidung. Er gibt Nahrung (Obst und Nüsse) und liefert Insekten für die Nahrungssuche der Hühner. So können Obstgarten und Hühner nutzbringend zusammenwirken, wenn die Hühner von Zeit zu Zeit hineingelassen werden. DAS WALDSTÜCK braucht Bewirtschaftung, Feuerschutz, eventuell Schädlingsbekämpfung, etwas Düngung. Es bietet festen Brennstoff, Beeren, Samen, Insekten, Unterschlupf und etwas Wärme. Hühner können auf den Bäumen schlafen, sich von Insektenlarven ernähren und durch Scharren und Weiden von Brennstoffen wie Gräsern zum Feuerschutz beitragen. DAS ACKERLAND bedarf des Pflügens, Düngens, Säens, Erntens und der Lagerung der Ernte. Es liefert Futter für Hühner und Menschen. Die Hühner tragen als Düngerlieferanten und Bodenbearbeiter ihren Teil bei (eine große Zahl von Hühnern auf einer kleinen Fläche putzt die ganze Vegetation wirksam weg und gräbt den Boden durch Scharren um). DIE WEIDE benötigt Beweidung, Düngung und Lagerung von Heu oder Silage. Sie gibt den Tieren Futter (Würmer und Insekten eingeschlossen). DER TEICH benötigt ein wenig Düngung. Er liefert Fische und Wasserpflanzen als Nahrung, kann Licht spiegeln und Wärme speichern. Indem wir die Hühner einfach sich natürlich verhalten und dort frei laufen lassen, wo sie von Nutzen sind, holen wir aus ihnen eine Menge "Arbeit" heraus. Bei Anwendung der obigen Information weisen wir den Hühnern einen Platz nahe am (umzäunten) Gemüsegarten zu, wahrscheinlich zum Glashaus hin. Die Tore zum Obstgarten, zur Weide und zum Waldstück werden zu den richtigen Zeiten geöffnet, damit die Hühner Fallobst, Samen und Insekten fressen, Unkräuter herauskratzen und Dünger zurücklassen können. 1.4 JEDE WICHTIGE FUNKTION WIRD VON VIELEN ELEMENTEN ERFÜLLT Wichtige Grundbedürfnisse wie Wasser, Nahrung, Energie und Feuerschutz sollten auf zwei oder mehr Arten abgedeckt werden werden. Eine umsichtige Gestaltung der Landwirtschaft wird zum Beispiel sowohl einjähriges als auch Dauergrünland sowie auch Futterbäume (Pappeln, Weiden, honey locust und tagasaste) umfassen, die entweder geschneitelt und dem Stallviehverfüttert werden, oder das Vieh wird für kurze Zeiträume hineingelassen, um die Blätter, Schoten oder abgeschnittenen Äste zu fressen. Auf gleiche Weise kann ein Haus mit einem sonnenbetriebenen Warmwassersystem als Ersatz zusätzlich einen Holzofen mit Wasserkühlmantel haben, der heißes Wasser liefert, wenn die Sonne nicht scheint. Und zur Feuerbekämpfung werden viele Elemente (Teich, Einfahrt, langsam brennende Windschutzbäume und Swales) in die Grundstücks- oder Dorfgestaltung einbezogen, um dann, wenn es zu einem Brand kommt, den Schaden gering zu halten. In anderen Beispielen wird Wasser auf viele verschiedene Arten gesammelt, von Dämmen und Wasserspeichern zu Swales und Grubbern (um das Wasser wieder zu ergänzen), und an Meeresküsten 8 werden Winde zuerst durch eine starke erste Windschutzreihe von Bäumen und Büschen, weiter innen durch halbdurchlässige Zäune oder Spalieranlagen gebremst. 1.5 EFFIZIENTE ENERGIEPLANUNG Der Schlüssel zu effizienter Energieplanung (die eigentlich effiziente wirtschaftliche Planung ist) ist die Plazierung in Zonen und Abschnitten von Pflanzen, von Bereichen für Tiere und Gebäuden. Die einzigen Einflüsse sind lokale Marktverhältnisse, Zugänglichkeit, Hanglage, lokale klimatische Eigenarten, Gegenden von besonderem Interesse (Schwemmflächen oder felsige Hänge) sowie besondere Bodenverhältnisse wie harte Laterite oder Sumpfböden. Die folgenden Abschnitte behandeln Zonen-, Sektoren- und Hangpläne für ein "ideales" Grundstück, sagen wir, ein sanfter, sonnenseitiger Hang, wo wenige Variablen anzutreffen sind. "Wirkliche" Landschaft hingegen ist anders, so daß deine Entwürfe komplexer sein werden als die hier beschriebenen. ZONENPLANUNG Zonenplanung heißt, Elemente je nach der Häufigkeit, mit der wir sie benutzen oder pflegen müssen, zu plazieren. Bereiche, die jeden Tag aufgesucht werden müssen (z. B. Glashaus, Hühnerstall, Gemüsegarten), werden nah angelegt, während Bereiche, die weniger oft besucht werden (Obstgarten, Weideland, Waldstück), entfernter angelegt werden (Abbildung 1.2). Um Bereiche in Zonen anzuordnen, geh von einem Mittelpunkt aus, üblicherweise dem Haus, obwohl es auch ein Stall, eine Baumschule oder, in größerem Maßstab, ein ganzes Dorf sein kann. Die Zonierung wird eingeteilt nach (1) der Häufigkeit, mit der man das Element (Pflanze, Tier oder Gebäude) aufsuchen muß, um etwas zu ernten oder zu pflücken; und (2) wie oft das Element besucht werden muß. Beispielsweise würden wir übers Jahr den Geflügelstall wegen der Eier 350mal, wegen des Dungs 20mal, zur Auslese 5mal und, 20mal aus anderen Gründen, also insgesamt 395mal aufsuchen; wohingegen man eine Eiche nur zweimal im Jahr besucht, um Eicheln zu sammeln. Je mehr Besuche nötig sind, um so näher müssen die Objekte liegen. Jene Bestandteile, die sehr häufiger Beobachtung, regelmäßiger Besuche und Arbeitsleistung oder komplexer Bewirtschaftungsmethoden bedürfen, müssen in unmittelbarer Nähe angelegt werden; andernfalls verschwenden wir viel Zeit, Aufwand und Energie, um sie aufzusuchen. Die goldene Regel ist, die nächstgelegenen Bereiche zuerst zu erschließen, unter Kontrolle zu kriegen, und dann über die Ränder hinaus zu erweitern. Allzu oft wählt der Anfänger den Garten weit vom Haus und erntet die Pflanzen dann weder effizient noch kümmert er sich ausreichend um sie. Mit der Zeit kann jeder Boden für einen Garten nutzbar gemacht werden; bleib also nahe beim Haus, wenn du Garten und Obstgarten anlegst. Zone 0 ist der Mittelpunkt des Geschehens (Haus, Stall oder Dorf bei Entwürfen in großem Maßstab). Sie ist so angelegt, daß sie Energie bewahrt und den Bedürfnissen der Bewohner entspricht. Zone I ist der Nahbereich des Hauses. Sie ist der am meisten bearbeitete und am intensivsten genutzte Bereich und kann Garten, Arbeitsschuppen, Glashaus und Anzuchtkästen, Kleinvieh (Kaninchen, Meerschweinchen), Brennstoffe fürs Haus (Gas, Holz), Kompost, Mulchmaterial, Wäscheleine und Getreide-Trockenplatz einschließen. Hier gibt es keine großen frei weidenden Tiere und vielleicht gerade ein paar größere Bäume (abhängig vom Schattenbedarf). Häufig aufgesuchte oder wichtige Kleinbäume können in diese Zone gestellt werden, z. B. ein verläßlich tragender Zitronenbaum. Zone II ist auch noch intensiv betreut und enthält dichte Pflanzungen (größere Sträucher, ein kleiner gemischter Obstgarten, Windschutz). An Elementen gehören Terrassen, Hecken, Spaliere und Teiche hierher. Es gibt einige große Bäume mit einer vielfältigen Krautschicht und Unterwuchs, insbesondere Beerenobst. Pflanzen- und Tierarten, die Pflege und Beobachtung brauchen, finden sich in dieser Zone, und Wasser wird netzförmig verteilt (Tropfbewässerung für Bäume). Geflügel wird 9 zum Weiden in ausgewählte Bereiche (Obstgarten, Waldstück) gelassen, und als Verbindung zur nächsten Zone kann ein Bereich für eine Milchkuh eingezäunt werden. Zone III umfaßt unbeschnittene und ungemulchte Obstgärten, größere Weiden oder Flächen für Fleischvieh oder Zuchtherden sowie Hauptfeldfrüchte. Wasser ist nur für einige Pflanzen vorhanden, aber es gibt Tränken für die Tiere. Dies sind Kühe, Schafe und halbwilde Vögel. An Pflanzungen gibt es Windschutzhecken, Dickichte, Waldstücke und große Bäume (wie Nuß und Eiche) als Tierfutter. Zone IV ist halb bewirtschaftet, halb wild, und dient dem Sammeln und der Wild- und Forstwirtschaft, trägt winterfeste Futterpflanzen und unbeschnittene Bäume. Zu den erwirtschafteten Materialien gehört Holz, auch andere Erträge (Pflanzen und Wild) sind möglich. Zone V besteht aus kaum oder gänzlich unbewirtschafteter natürlicher Wildnis. Bis zu diesem Punkt gestalten wir. In Zone V beobachten und lernen wir; sie ist unser wichtiger Ort zum Nachdenken, wo wir Besucher, nicht Bewirtschafter sind. Lesezeichen 22. 2. Tabelle 1.1 Einige Faktoren, die sich beim Planen der Zonen mit zunehmender Entfernung verändern. Die Zonen stellen eine handliche und allgemein anwendbare Methode dar, mit Entfernungen umzugehen; in der Praxis jedoch werden die Zonengrenzen verschwimmen, oder Geländeform und Grundstückszugang können manchmal bewirken, daß der am wenigsten genutzte Bereich (Zone V) neben den am intensivsten genutzten Bereich (Zone I) liegt (zum Beispiel ein steiler, bewaldeter Hang direkt hinterm Haus). Tatsächlich können wir Keile der Zone V bis vor unsere Haustür bringen, als Durchgang für Wild, Vögel und Natur. Auch können wir Zone I einem vielbenutzten Pfad entlang ausdehnen (ein geschlungener Weg, der uns vom Haus zum Stall, am Hühnerstall vorbei, in den Garten, an den Holzstoß und wieder zurück zum Haus führt). Die Abbildungen 1.3 und 1.4 zeigen MusterZonierungspläne für einen kleinen Bauernhof. Die Zoneneinteilung kann sich ändern, wenn wir mit zwei oder mehr Mittelpunkten arbeiten, nehmen wir an mit dem Haus und einem Gästehaus oder mit Haus und Stall oder, in größerem Maßstab, mit den Häusern in einem Dorf. In diesem Fall müssen wir die Verkettungen zwischen diesen Zentren sorgfältig herausarbeiten, die vornehmlich in Zugang, Wasser- und Energieversorgung, Abwasserentsorgung und Umzäunungen bestehen. David Holmgren nennt dies "Netzwerk-Analyse", die bei komplexeren Grundstücken Verbindungen zwischen Straßen, Rohrleitungen, Windschutzanlagen und so weiter plant, um mehr als ein Zentrum zu versorgen. SEKTORENPLANUNG Sektoren haben zu tun mit den Naturkräften, den Elementen Sonne, Licht, Wind, Regen, Feuer und Wasserfluß (einschließlich Überflutung). All diese kommen von außerhalb und gehen durch unser System hindurch. Für sie erstellen wir ein Sektorendiagramm, das auf dem gegebenen Grundstück beruht, üblicherweise in keilförmige Bereiche aufgeteilt, die von einem Mittelpunkt des Geschehens ausgehen (im allgemeinen das Haus, aber es können auch andere Bauten sein). Abbildung 1.5. Einige der Faktoren, die man auf so einem Grundrißplan skizziert, sind: feuergefährdeter Bereich kalte oder schädliche Winde heiße, salzige oder staubige Winde Sichtschutz Einstrahlwinkel der Winter- und Sommersonne Spiegelung auf Teichen Überflutungsbereiche Wir plazieren passende Pflanzenarten und bauliche Strukturen in jeden Sektor, um (1) die einfallenden Energien oder Blicke zu hemmen oder abzuschirmen, (2) sie für besondere Zwecke zu kanalisieren oder (3) den Sektor beispielsweise maximalem Sonnenlicht zu öffnen. Wir legen Gestaltungselemente also derart an, daß wir einfallende Energie zu unserem Vorteil nutzen können. Für den feuergefährdeten Sektor wählen wir Elemente, die nicht brennen oder einen Feuerschutz darstellen, wie Teiche, Steinmauern, Straßen, offenes Gelände, feuerhemmenden Bewuchs oder Weidevieh, das die Vegetation kurz hält. 10 HANG Schließlich schauen wir uns das Grundstück im Profil an, wobei wir relative Erhebungen berücksichtigen, um die Lage von Dämmen, Wasserspeichern oder Brunnen (oberhalb des Hauses; Wasser fließt abwärts) zu bestimmen; um Zufahrtsstraßen, Drainagen, Überflutungs- oder Strömungsableitungen zu planen und um Abwasseraufbereitungs- oder Biogasanlagen anzuordnen und so weiter. Die Abbildungen 1.6 und 1.7 veranschaulichen einige ideale Beziehungen von Bauten und Funktionen unter der Annahme, daß ein brauchbarer Hang vorliegt. Beginnend vom Plateau oder Kamm: Oberhalb des Hauses gelegene Dämme nehmen den Überschuß höher gelegener Wasserbehälter auf, die das Dachwasser von Heuschobern, Werkstätten oder Versammlungshäusern sammeln, die alle wenig Wasser benötigen, aber große Dachflächen haben. Verteilungskanäle um Hügel- oder Bergkämme herum, die zu Dämmen führen, erfüllen denselben Zweck. Alle überdachten Wasserspeicher auf Erhebungen sind sehr nützlich und können als Unterkellerung oder Fundament der Gebäude errichtet werden, wodurch sie einen Hitze-/Kältepuffer im Unterboden von Werkstätten bilden. Wasser von solchen überdachten Tanks ist mit Sicherheit frei von biologischer Verschmutzung und sollte strikt der Trinkwassernutzung in niedrigeren Lagen, dem Siedlungsbereich, vorbehalten sein. Der Großteil häuslichen Wasserbedarfs (zum Duschen, fürs Klo, für Gärten) wird von den Hochdämmen gespeist. Oberhalb des Hauses, besonders bei rauhem, felsigem und trockenem Gelände, sollte eine sorgfältige Auswahl trockenheitsliebender Pflanzen getroffen werden, die nur bei der Pflanzung Bewässerung "vor Ort" brauchen. Diese Wälder oder Obstgärten tragen zum Erosionsschutz und zur Wasserspeicherung bei. In niedrigeren Lagen wähle man Pflanzen mit höherem Wasserbedarf. Beim Haus werden kleine Tanks für die Wasserversorgung im Notfall benötigt, und das Haus sollte aus Feuerschutzgründen hinter den unteren Dämmen oder Teichen liegen. Grauwasser vom Haushalt (Abwasser von Spülbecken und Duschen, nicht von Toiletten) wird von dichter Vegetation entweder im Gemüsegarten oder im Obstgarten aufgenommen. Von unten wird Wasser vom Talsee oder von tiefer gelegenen großvolumigen Speichern in Notfällen wie Feuer oder Dürre zu den hochgelegenen Speichern und Dämmen gepumpt. Ein Punkt, der bei der Planung oft unberücksichtigt bleibt, ist der Zugang zum Oberhang als Weg oder Straße. Dieser Zugang ermöglicht Wasserdrainage oder -verteilung zu Dämmen am Mittelhang, Feuerschutz an Hängen und zur Erntezeit Zugang zum Wald, zu Schuppen oder Ställen. Oft kann - auf kleinen Grundstücken - das Mulchmaterial aus den Wäldern und Dung von Ställen am Oberhang einfach hangabwärts geschafft werden, um einen Stall-zu-Haus-Garten anzulegen. Gerippte Böden in den Scherschuppen, Ziegen- und anderen Ställen auf dem Oberhang ermöglichen leichten Zugang zum Mist. Um die grundlegenden Energiespar-Regeln zu wiederholen: Ordne jeden Teil (Pflanze, Tier oder Gebäude) so an, daß er zumindest zwei oder mehr Aufgaben erfüllt. Jede wichtige Funktion (Wassersammlung, Feuerschutz) wird auf zwei oder mehr Arten erfüllt. Die Elemente werden gemäß der Intensität der Nutzung (Zonen), der Handhabung äußerer Energien (Sektoren) und des wirksamen Energieflusses (Hang oder Konvektion) plaziert. Wenn diese Hausverstands-Überlegung einmal erfolgt ist, wissen wir, daß sich jeder Bestandteil aus drei Gründen an einem passenden Platz befindet (in bezug auf die Gegebenheiten des Grundstücks, die von außen einwirkenden Kräfte sowie den Hang oder die Erhebung). Um es zusammenzufassen: Keinen Baum, kein Gebäude, keine Pflanze oder Tätigkeit sollte es geben, der/die nicht entsprechend diesen Kriterien angeordnet werden. Wenn wir zum Beispiel eine Kiefer pflanzen, dann in Zone IV (selten aufgesucht), weg vom feuergefährdeten Sektor (sie speichert Brennstoff und brennt wie ein Teerfaß), zum Kaltwind-Sektor hin (Kiefern sind ein robuster Windschutz), und sie sollte eßbare Nüsse für Tierfutter tragen. Wenn wir ein kleines Gebäude wie etwa einen Geflügelstall plazieren wollen, dann sollte er an Zone I angrenzen (für häufige Besuche), abseits des Feuersektors liegen, an den einjährigen Garten anschließen (zwecks einfacher Dungsammlung), mit der Rückseite zum Futterbereich liegen, in gemäßigtem Klima an ein Glashaus angebaut werden und Teil eines Windschutzsystems sein. 11 1.6 VERWENDUNG LEBENDER RESSOURCEN In einem Permakultur-System verwenden wir lebende Ressourcen (Pflanzen und Tiere) wo immer möglich, um Energie zu sparen und um die Farmarbeit zu besorgen. Pflanzen und Tiere werden herangezogen, um Brennstoff, Dünger, Bodenbearbeitung, Insektenbekämpfung, Unkrautbekämpfung, Nährstoffverwertung, Standortverbesserung, Bodenbelüftung, Feuerschutz, Erosionsschutz zu gewähren und so weiter. Lebende Ressourcen auf dem Grundstück aufzubauen, ist eine Langzeitinvestition, die in den Planungsstadien des Nachdenkens und der Lenkung bedarf, da sie eine Schlüsselstrategie ist, um Energiekreisläufe zu schließen und nachhaltige Systeme zu entwickeln. Wir verwenden pflanzliche Dünger und Leguminosen-Bäume anstelle von Stickstoffdünger; lieber Weidegänse und kurze Kräuter als Rasenmäher; lieber biologische Insektenbekämpfung als Pestizide; und Tiere wie Hühner oder Schweine anstelle von Rotivatoren, Herbiziden und Kunstdüngern. Dennoch ist sorgsamer und angemessener Gebrauch nicht lebender Ressourcen (Maschinen mit fossilen Treibstoffen, Kunstdünger, technische Geräte) in den Anfangsstadien einer Permakultur akzeptabel, wenn sie dazu verwendet werden, langfristige, nachhaltige lebende Systeme und dauerhafte, feste Einrichtungen zu schaffen. Zum Beispiel wurden zur Herstellung technischer Geräte wie photovoltaischer Zellen, SolarThermen und Plastikrohren nicht erneuerbare Rohstoffe eingesetzt, aber wir können diese wirksam einsetzen, um vor Ort unsere eigene Energie zu erzeugen. Auch können wir Baumaschinen mieten, um Straßen, Dämme, Senken und Verteilungskanäle zu bauen; Traktoren, um harten, unergiebigen Boden zu grubbern oder in trockenen Gegenden kleine Vertiefungen zu machen, um Schlick und Samen für späteres Pflanzenwachstum aufzufangen; Lastwägen, um Mist und Mulch von nahegelegenen Quellen herbeizuschaffen, um unsere eigenen Systeme starten zu können. Ebenso schafft die Einbringung von Kunstdüngern in ausgezehrte Böden Pflanzen für die Gründüngung, mit denen biologische Fruchtbarkeit aufgebaut wird. Die Probleme beginnen, wenn wir in einer jährlichen Düngungs- oder Maschinentretmühle gefangen sind, anstatt diese Ressourcen klug einzusetzen, um unsere eigenen biologischen Systeme vor Ort oder in der Gemeinde aufzubauen. Verwende auf jeden Fall vorsichtig, was dir zur Verfügung steht, verwende es für bestmögliche Zwecke und entwickle so schnell wie möglich Alternativen. Es folgen nun einige Beispiele, wie man Pflanzen und Tiere einsetzen kann, um Ertrag und Vitalität zu steigern und um den Bedarf an Düngern und Pestiziden zu vermindern. Anstatt auf Maschinen oder rohe Kraft zu setzen, können wir die Bewirtschaftung und Pflege unserer Grundstücke mit Denken bewerkstelligen. Tier-Traktoren: Hühner und Schweine sind dafür bekannt, daß sie den Boden auf der Suche nach Würmern, Insekten und Wurzeln aufscharren und aufgraben. Tier-Traktor-Systeme werden in Kapitel 6 beschrieben; dennoch in aller Kürze: Hühner, Schweine oder Ziegen zerstören jede Vegetation, wenn man sie auf einer überwucherten oder mit Dornengestrüpp bewachsenen Fläche einschließt, arbeiten teilweise den Boden um und düngen ihn. Dann werden sie in ein anderes Gehege gegeben, bevor sie durch Überdüngung oder Durchwühlen des Bodens tatsächlich Schaden anrichten. Schädlingsbekämpfung: Pflanzen aus den Familien der Umbelliferae (Schirmblütler) und der Compositae (Korbblütler) wie Dill, Fenchel bzw. Gänseblümchen oder Ringelblume locken, um die Gartenbeete gepflanzt, Raubinsekten an (Insekten, die Schädlinge fressen oder als Parasiten befallen). Teiche im Garten ziehen insektenfressende Frösche an. Passende Nistkästen oder Dornensträucher bieten Lebensraum für insektenfressende Vögel. Pilze und nützliche Bakterien oder Fadenwürmer werden ebenfalls benutzt, um Insekten kurz zu halten, und viele Pflanzen wirken bremsend auf Insekten oder Fadenwürmer. Dünger: Alle Tiere wirken an Nährstoffkreisläufen mit, indem sie Pflanzen oder andere Tiere fressen und stickstoffhaltigen Kot auf Feldern, in Obstgärten und Gärten ausscheiden. Enten- und Schweinemist in einem großen Teich oder See erhöht das Nährstoffangebot für viele Fischarten. Regenwürmer pumpen Luft in Böden und liefern Humus und Nährstoffe für Pflanzen oder werden als Geflügel- oder Fischfutter gesammelt. Garten- und Obstgartenabfälle werden von Würmern wieder in den Kreislauf zurückgebracht, die dabei etwaige Schädlinge und Krankheiten beseitigen. 12 Beinwell kann zusammen mit Mist zu einer flüssigen Mixtur kompostiert oder fermentiert werden, die wichtige Nährstoffe für Gartenpflanzen liefert. Viele kräftige und tiefwurzelnde Baumarten dringen in die tieferen Bodenschichten vor und erschließen Nährstoffe, die für flachwurzelnde Pflanzen nicht erreichbar sind. Das Laub kann dann zum Mulchen und somit zum Aufbau von Bodenhumus verwendet werden. Kräuter und Bäume aus der Familie der Leguminosen (Luzerne, Bohnen, leucaena, Akazien), die ebenfalls Nährstoffe in den Boden abgeben, indem sie Stickstoff aus der Luft aufnehmen und in Wurzelknöllchen verarbeiten, haben angepaßte Bakterien (Rhizobium), die in ihren Wurzelknöllchen arbeiten. Indem das richtige Rhizobium der Topfpflanzenerde beigefügt wird, kann das Pflanzenwachstum um bis zu 80% über das nicht behandelter Exemplare gesteigert werden. (Anmerkung: Nicht alle Leguminosen binden Stickstoff; wichtige Ausnahmen sind honey locust und carob). Von über 150 nicht leguminosen Pflanzen wie der Erle (Alnus), der Ölweide (Eleagnus) und dem Känguruhbaum (Casuarina) weiß man ebenfalls, daß sie Stickstoff binden. Weidekräuter, Sträucher und Bäume der Leguminosen-Familie werden zwischen Obst- und Waldbäume gepflanzt, und leguminose Feldfrüchte wie Saubohnen und Erbsen werden in Gärten und als Unterwuchs in Obstgärten gepflanzt. Wenn sie vor der Blüte zurückgeschnitten werden, wird Stickstoff von den Wurzelknöllchen in den Boden abgegeben, wo er von umstehenden Pflanzen aufgenommen wird. Viele dieser Pflanzen, besonders Leguminosen, haben auch anderweitigen Nutzen; der Sibirische Erbsenstrauch (Caragana) und tagasaste (Chaemocytisus palmensis) beispielsweise verbessern nicht nur den Boden, sondern sind auch in Windschutzhecken und als Lieferanten von Hühnerfutter (Samen) und Futter für größeres Vieh (Blätter) von Nutzen. Andere biologische Ressourcen sind Bienen (befruchten Blüten und sammeln Nektar), stachelige Pflanzen (zum Einzäunen), allelopathische Pflanzen (Pflanzen, die Unkrautwuchs hemmen) und Hunde (als Hirtenhunde, besonders für Schafe) dar. Der Schlüssel zur wirksamen Verwendung biologischer Ressourcen ist die Handhabung. Wenn sie nicht gesteuert werden, können solche Ressourcen außer Kontrolle geraten, zerstörerisch und schließlich zu Umweltverschmutzern werden. Dies sieht man bei uneingezäuntem Vieh, das Jungbäume frißt, bei Ziegen, die in den Obstgarten entwischen, bei Hühnern, die ihren Stall verschmutzen; und an ungepflegten leguminosen Bäumen, die den Garten verschatten. Die meisten Strategien zur Handhabung beruhen auf dem richtigen Zeitpunkt. Zum Beispiel können Gänse in einem Garten mit Erdbeeren, Stachelbeeren, Wurzelgemüse wie Zwiebel und Erdäpfel sowie Paradeiser usw. das Gras jäten. Der Clou dabei ist, die Gänse erst in den Garten zu lassen, nachdem die Pflanzen groß genug sind (um nicht von den Füßen der Gänse zertreten zu werden), und bevor die Früchte reif sind (die Gänse würden die reifen Erdbeeren und Paradeiser fressen). Hühner sollten, bei all ihren Vorzügen im Düngen und in der Vertilgung von Insekten und Unkrautsamen, nicht in einen gemulchten Garten oder Obstgarten gelassen werden, da sie beim Scharren nach Insekten die Mulchschicht zerfleddern würden. Falls der Obstgarten nicht gemulcht, sondern mit einem Unterwuchs von stickstoffbindenden Leguminosen bewirtschaftet wird, kann man die Hühner hineinlassen, um sie zwischen Fallobst, Insekten und Grünzeug nach Futter suchen zu lassen. Die Mulchschicht in Hühnergehegen kann mit Steinen oder Maschendraht bedeckt werden. 1.7 ENERGIEKREISLÄUFE In der modernen Lebensmittelversorgung wird vollständige und abwechslungsreiche Kost durch ein weltweites Netzwerk von Transport, Lagerung und Vermarktung geboten. Dieser Vertrieb von Lebensmitteln ist natürlich energieaufwendiger als lokale landwirtschaftliche Vielfalt und nur über den Einsatz fossiler Treibstoffe möglich. Die Kosten des Nahrungsvertriebs sind bereits außer Kontrolle geraten und haben ihre Rückwirkungen auf den Bauernhof. "Effiziente" Methoden wurden dem Produzenten aufgezwungen, obgleich das langfristig zum Schaden des Landes und des Erzeugnisses ist. Pestizide, große Mengen an Dünger sowie unkluge Fruchtfolgen und Bearbeitungsmethoden sind im Streben nach Kostensenkung und Ertragssteigerung im hoffnungslosen Rennen um wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit Allgemeingut geworden. 13 Eine Gemeinschaft, die von einer vielfältigen Permakultur versorgt wird, ist unabhängig vom Handel und einer abwechslungsreichen Kost sicher, die allen Ernährungsansprüchen Rechnung trägt, ohne Abstriche an Qualität und ohne das Land zu zerstören, das sie ernährt. Die größten Einsparungen an Energie liegen in der Ausschaltung des kostspieligen Transports, der Verpackung und der Vermarktung. In Permakultur-Systemen versucht man, den Abfluß von Nährstoffen und Energie vom Standort weg zu stoppen und stattdessen in Kreisläufe umzuleiten, so daß beispielsweise Küchenabfälle in Kompost rückgeführt werden; Tierausscheidungen werden der Biogasproduktion oder dem Boden zugeführt; Haushalts-Grauwasser fließt in den Garten; Gründüngung wird in den Boden eingearbeitet; Laub wird als Mulch um die Bäume zusammengerecht. Oder – auf regionaler Ebene – man klärt Abwässer, um Dünger zu gewinnen, der auf den Feldern des Bezirks verwendet wird. Gute Gestaltung verwendet zufließende natürliche Energien zusammen mit denen, die an Ort und Stelle gewonnen werden, um einen vollständigen Energiekreislauf zu sichern. Das zweite Gesetz der Thermodynamik besagt, daß Energie ständig abgebaut oder für das System weniger nutzbar wird. Dennoch kommt durch beständigen Kreislauf das Gedeihen des Lebens auf Erden zustande. Das Zusammenwirken zwischen Pflanzen und Tieren vermehrt sogar die auf dem Grundstück verfügbare Energie. Das Ziel der Permakultur ist nicht bloß, Energie in den Kreislauf zurückzuführen und so zu vermehren, sondern auch alles aufzufangen, zu speichern und zu verwenden, bevor es zu seinem niedrigsten Energienutzen verkommen und uns so für immer verlorengegangen ist. Unsere Aufgabe ist es, einfließende Energien (Sonne, Wasser, Wind, Mist) zum höchstmöglichen Nutzen einzusetzen, dann zum nächsthöchsten und so weiter. Wir können Nutzungsorte "von der Quelle bis zum Abfluß" schaffen, ehe sie unser Grundstück wieder verlassen. Vorrichtungen zum Auffangen und Speichern von Wasser legt man zum Beispiel oben an, um eine Nutzung in einem vielfältigen Netz von Teichen, kleineren Speichern, Energiegewinnung und so weiter zu ermöglichen, bis wir das Wasser schließlich vom Grundstück fließen lassen(Abbildung 1.8). Wenn wir die Hügel ignorieren und einen Damm im Tal anlegen, dann haben wir den Vorteil der Schwerkraft verschenkt und brauchen Energie, um das Wasser wieder hinauf zu pumpen. Was zählt, ist nicht die Niederschlagsmenge, es ist die Zahl an Kreisläufen, die wir einrichten können, um das Wasser zu unserem größten Vorteil zu nutzen. Je mehr brauchbare Speicher, zu denen wir die Energie zwischen ihrem Einströmen oder ihrer Gewinnung vor Ort und ihrem Ausströmen leiten können, desto besser sind wir als Gestalter. 1.8 INTENSIVE SYSTEME AUF KLEINEM RAUM Ein Permakultur-System braucht eher Handwerkzeuge (Sense, Handmäher, Baumscheren, Axt, Schubkarren) auf einem kleinen Grundstück als große Mähdrescher und Lastwägen und gemäßigte Treibstoffverbraucher (Traktor, Motormäher, Motorsense, Kettensäge) auf größeren Grundstücken. Obwohl Permakultur am Anfang arbeitsintensiv zu sein scheint, ist es keine Rückkehr zu bäuerlichen Systemen mit einjährigen Feldfrüchten, endloser Schufterei und vollständiger Abhängigkeit von menschlicher Arbeit. Vielmehr konzentriert sie sich auf die Gestaltung der Landwirtschaft (oder des Gartens oder der Stadt) zum höchsten Nutzen, wozu ein bestimmter Anteil menschlicher Arbeit gehört (was Freunde und Nachbarn einschließen kann), ein allmählicher Aufbau ertragreicher mehrjähriger Pflanzen, Mulchen zur Unkrautbekämpfung, die Verwendung lebender Ressourcen, alternative Technologien, die Energie erzeugen und sparen, sowie – sofern zweckmäßig – ein maßvoller Gebrauch von Maschinen. Mit kleinräumigen, intensiven Systemen ist gemeint, daß (1) ein großer Teil des Landes effizient und gründlich genutzt werden kann und daß (2) das Grundstück unter Kontrolle ist. Auf einem kleinen Grundstück ist das kein Problem; auf größeren hingegen passiert es leicht, daß man den Fehler macht, sich mit weitläufigen Gärten, Obstgärten, Waldstücken und Freilaufgehegen für Hühner zu schnell auszubreiten. Dies ist eine Verschwendung von Zeit, Energie und Wasser. Wenn du wissen willst, wie du deine Landwirtschaft handhaben sollst, beginn an der Schwelle deiner Tür. Wenn du einen Bauernhof siehst, wo die Unkräuter gleich bei der Tür beginnen, dann werden die Unkräuter bis zur Grundstücksgrenze gehen; die Landfläche ist zu groß im Verhältnis zu verfügbarer Zeit, Arbeit, Geld oder Interesse. 14 Wenn wir ein System nicht erhalten oder verbessern können, dann sollten wir es bleiben lassen, um so den Schaden gering und die natürliche Komplexität groß zu halten. Wenn wir unsere eigene Anzahl, unsere Ansprüche und die Fläche, die wir besiedeln, nicht selbst regulieren, wird die Natur das für uns tun; durch Hunger, Erosion, Armut und Krankheit. Was wir politische und ökonomische Systeme nennen, steht und fällt mit unserer Fähigkeit, die natürliche Umwelt zu erhalten. Striktere Regelung des verfügbaren Landes plus sehr vorsichtige Verwendung natürlicher Ressourcen sind unsere einzige nachhaltige Zukunftsstrategie. Vielleicht sollten wir nur diejenigen Flächen bewirtschaften, die wir mit Klein-Technologie aufbauen, erhalten und abernten können, als eine Art Bremse unserer Ansprüche. Das bedeutet, daß Siedlungen immer vollständige Nahrungsversorgung einschließen sollten, da wir sonst die tödliche Verbindung von steriler Stadt und verwahrloster Landschaft riskieren, bei der Stadt, Wald und Bauernhof gleichermaßen vernachlässigt werden und selbst die einfachsten Ressourcen für Selbstversorgung fehlen. Was wir in der westlichen Welt häufig beobachten, ist verdorbene Landschaft - die vorstädtischen Gärtchen unter Rasen und Zierblumen sowie Flächen urbaner Verkommenheit um die Großstädte herum, mehr gerodetes Land am Rand der Wildnis und schrecklicher Mißbrauch des dazwischen liegenden Landes. Dieses System ist nicht nachhaltig. Ab hier scheint klar, daß die Planung für hochintensive, biologisch ausgerichtete Nahrungsproduktion vor der eigenen Haustür der einzige Ausweg aus zukünftigen Krisen ist. Vergleiche die weiten, leergefegten Flächen Australiens und Nordamerikas mit den kleinen, intensiv bewirtschafteten Flächen auf den Philippinen, wo üblicherweise nur zwölf Quadratmeter Wirtschaftsfläche ums Haus vorhanden sind: von daher kommt die meiste Nahrung für die Familie. Das Haus steht oft auf Stelzen, mit Ställen für Tiere darunter. Der Garten umgibt das Haus. Speisereste und Abfälle werden an die Tiere verfüttert; Kot wird für den Garten verwendet. Rankgerüste mit Passionsfrucht, Flaschenkürbis, Bohnen und anderen kletternden Gemüsen schützen das Haus vor extremer Hitze und liefern Nahrung für die Familie. Schnellwachsende Bäume (Leucaena) werden als Brennholz geschnitten. Bleib also nahe am Haus und arbeite darauf hin, kleine, intensive Systeme zu entwickeln. Wir können zehn wichtige Bäume setzen und uns um sie kümmern, während wir, wenn wir hundert pflanzen, bis zu 60% durch ungenügende Vorbereitung der Pflanzstelle und zu wenig Pflege verlieren können. Zehn Bäume und vielleicht vier Quadratmeter Garten, gut geschützt, gedüngt und bewässert, bilden den Anfang des Zone I-II-Systems. Die kleineren Kernpläne stehen immer in Bezug zu einem größeren Plan. Sie beziehen sich auf die Gestaltungen, die das Haus umgeben, den Obstgarten ausmachen oder im Hühnergehege relevant werden. Wichtig dabei ist, im Kopf zu behalten, vor weiterführenden Schritten den Kern vollständig zu entwickeln. Dieser Kern kann ganz einfach aus einer großen Gruppe von Pioniergehölzen bestehen, selten gepflegt, aber mit guter Bodenvorbereitung gepflanzt und, wenn nötig, mit Wasser versorgt. Oder es kann ein voll bepflanzter, umzäunter, gemulchter und bewässerter Garten sein, ein Tierfütterungssystem, Obstgarten oder Teichrand. Um Energie und Wasser zu sparen und das Eindringen von Unkräutern zu hintanzuhalten, sollte das entwickelte System vollständig mit Pflanzen besetzt sein, selbst wenn manche später ausgedünnt werden müssen. Auch wenn dies zunächst mehr Zeit und Energie in Anspruch zu nehmen scheint, zahlt es sich durch verminderten Ausfall von Pflanzen und einfache Betreuung des Systems letztendlich aus. PFLANZENSCHICHTUNG In jedem Ökosystem gibt es verschiedene Pflanzenarten in unterschiedlichen Höhen über dem Erdboden sowie Wurzelstrukturen in verschiedenen Tiefen. Die Pflanzen wachsen je nach vorhandenem Licht, so daß in einem Wald die ausgewachsenen Bäume die oberste Lage (Schirmdach) bilden, unter der eine niedrigere Baumschicht liegt, die einen Teil des verbleibenden Lichts nutzt. Die an niedrige Lichtstärke angepaßte Strauchschicht wächst darunter, und wenn es dann überhaupt noch Licht gibt, bildet sich eine Krautschicht als niedrigste Schicht (Abbildung 1.9). Wir können eine eigene Variante von Wald schaffen, indem wir eine gemischte Pflanzung von größeren und kleineren Arten, Kletterpflanzen und Kräutern aufbauen, angeordnet entsprechend ihrer Wuchshöhe, ihrer Schattenverträglichkeit und ihrem Wasserbedarf. Auf Land mit entsprechender Fruchtbarkeit und einer Wasserquelle legen wir unser System beispielsweise sofort als Ganzes an, mit Klimax-Arten (langlebige Obstbäume wie Walnuß oder Pecannuß); kurzlebigeren kleineren Obstbäumen (Zwetschken, Pfirsiche); raschwüchsigen leguminosen Pioniergehölzen (Akazie, 15 Ölweide, tagasaste) wegen des Mulchs, Schattens und Stickstoffs; kurzlebigen mehrjährigen Gewächsen (Beinwell, Schafgarbe) zwecks Unkrautbekämpfung und Mulch; mehrjährigen Sträuchern (Stachelbeere, Heidelbeere) und auch Einjährigen wie Dill, Bohnen und Kürbis. Die Abstände zwischen den Pflanzen hängen im wesentlichen von der Verfügbarkeit des Wassers und den Lichtansprüchen ab; Pflanzungen in trockenen Gebieten bedürfen größerer Abstände, während in warmen, feuchten Regionen die Pflanzen sehr nah aneinander gesetzt werden können. Die Gestaltung in kühlem Klima erfordert ziemlich offene Systeme, um Licht zu den tieferen Schichten durchzulassen und mangelnde Wärme zur Reifung auszugleichen. Außerdem benötigen viele Obstbäume der gemäßigten Klimata und selbst Pflanzen in warm-feuchter Umwelt Luftbewegung zwischen ihnen, um die Gefahr von Pilzbefall bei außerordentlichen Regenfällen zu mindern. ZEITLICHE SCHICHTUNG Die Engländer haben sich ein landwirtschaftliches System ausgedacht, in dem Weiden umgebrochen wurden, nachdem das Vieh einige Jahre auf ihnen gewesen war. Ein regulärer Wechsel fand alle sieben Jahre statt. Das Weideland wurde umgepflügt und mit einer starkzehrenden Frucht, sagen wir, mit Luzernen besät, auf die zunächst ein Getreide und schließlich ein Wurzelgemüse folgten. Ein Jahr ließ man es dann brach liegen, um den Boden ausruhen zu lassen. Das war nachhaltig, der Kreislauf bedurfte aber einer langen Zeit. Masanobu Fukuoka, der Meisterstratege, arbeitet mit zeitlicher Schichtung. Er braucht die Brachephase nicht, weil er den Hauptteil der Feldfrucht nie aus dem Boden entfernt. Er schichtet seine Leguminosen mit Getreide, mit seinen Enten und mit seinen Fröschen. Er läßt sein Vieh zu bestimmten Zeiten auf die Felder, anstatt Land fürs Vieh und Land für die Feldfrüchte zu haben. Und er kombiniert verschiedene Früchte miteinander. Er geht noch einen Schritt weiter; er schichtet auch Abläufe ineinander. Er beginnt mit der nächsten Frucht, bevor die letzte fertig ist. Wir könne dasselbe machen, indem wir Pioniere, junge Obstbäume, Palmen (oder Stangenfrüchte), Sträucher, Windschutzhecken, Bodendecker und selbst Beete mit Einjährigen miteinander und zur selben Zeit anlegen. Zuletzt werden die einjährigen Früchte von den ausdauernden Sträuchern und kleinen Bäumen überschattet werden, und in 20 Jahren werden Bäume einen Großteil des Geländes beherrschen. In der Zwischenzeit haben wir dann viele Jahre lang Gemüse geerntet und den Boden durch Einbringung von Gemüseabfällen und Gründüngung aufgebaut. Anstatt 6-20 Jahre lang auf Erträge von Baum- und Nußfrüchten zu warten, erhalten wir von 5-6 Monaten an Ernten. 1.9 BESCHLEUNIGUNG VON SUKZESSION UND EVOLUTION Natürliche Ökosysteme entwickeln und verändern sich mit der Zeit, wodurch eine Aufeinanderfolge von verschiedenen Planzen- und Tierarten entsteht. Aufgelassene Weiden beispielsweise werden nacheinander von einer Gras- und Krautschicht, von Pionierpflanzen und schließlich von einer Klimax-Art kolonisiert, die an Böden, Landform und Klima angepaßt sind. Jede Stufe schafft die passenden Voraussetzungen für die nächste. Pionierpflanzen können Stickstoff binden, schwere Böden auflockern, Salz im Boden abbauen, steile Hänge festigen, überschüssige Feuchtigkeit aufnehmen oder Unterschlupf bieten. Sie erobern neue Lebensräume und erleichtern es anderen Arten, nachzufolgen, indem sie die Umwelt in einen günstigeren Zustand bringen. Abbildung 1.10 zeigt den Vorgang der Sukzession auf einem Weidesystem. In der herkömmlichen Landwirtschaft wird die Vegetation auf dem Gras- oder Krautniveau gehalten (z. B. Gemüse, Getreide, Leguminosen, Weide), wobei Energie dafür aufgewendet wird, um sie geschnitten, gejätet, umgegraben, gedüngt und sogar abgebrannt zu halten; das heißt, wir setzen das System kontinuierlich zurück und handeln uns Arbeit und Energiekosten ein, wenn wir das Aufkommen der natürlichen Sukzession verhindern. Anstatt diesen Vorgang zu bekämpfen, können wir ihn steuern und beschleunigen, um unsere eigenen Klimax-Arten in kürzerer Zeit zu etablieren. Das können wir erreichen, indem wir: verwenden, was bereits wächst, üblicherweise eine "Unkraut"-Schicht, um Bodenfruchtbarkeit aufzubauen. Weiche Kräuter können mit Karton und alten Teppichen als Flächenmulch bedeckt oder geschnitten als Mulch um andere Pflanzen herum verwendet werden, bevor die Samenköpfchen sich entwickeln. Holzige, mehrjährige Sträucher wie Wandelröschen (lantana) oder Ginster machen 16 ausgezeichnete Böden, wenn sie nach dem Zurückschneiden eingehen, und werden allmählich von Waldbäumen verschattet. Die Wurzeln müßten wir ausgraben, wenn wir einen schnelleren Wechsel wünschen, aber für einjährige Unkräuter gilt, daß einfaches Aus- oder Umgraben nur mehr Unkraut produziert, da die Samen aufgrund des Lichts und des Wassers sprossen. passende Pflanzen einbringen, die in der betreffenden Umgebung leicht überleben und dazu beitragen, Bodenfruchtbarkeit aufzubauen. Je nach Bodentyp, mit dem wir arbeiten (der erodiert, versalzen, sumpfig, ausgezehrt, sauer, alkalisch, lehmig oder sandig sein kann), können wir sowohl ein- als auch mehrjährige Sorten einer dem Ort angepaßten Leguminose (für Gründüngung und Mulch) setzen sowie strauchartige, nützliche Mehrjährige, bei denen man weiß, daß sie überleben und gedeihen. Eventuell müssen wir mit dem Pflanzen unserer "Klimax"-Früchte warten, bis günstigere Böden aufgebaut sind. das Lebensniveau künstlich erhöhen, indem wir Mulch, Gründüngungspflanzen, Kompost und andere Dünger verwenden, um die Bodenumwelt zu verändern. Das versetzt uns in die Lage, eher zu pflanzen oder, falls in Kombination mit der vorgenannten Methode verwendet, einen Kern von Klimax-Fruchtbäumen in Grenzertragsboden zu setzen, wenn wir bereit sind, Pflegearbeit für diese Bäume aufzuwenden. Einbringung unserer eigenen Kraut-, Pionier- und Klimax-Arten, die für uns nützlicher sind als der bestehende natürliche oder beeinträchtigte Bewuchs. Beinwell zum Beispiel kommt zwischen Unkrautwuchs auf, hilft, das Gelände in den Griff zu kriegen, wenn er dicht genug gepflanzt wird, und bringt im ersten Jahr Erträge. 1.10 VIELFALT In seinem Buch Plants, Man, and Life beschreibt Edgar Andersen die um die Häuser herum gruppierten Gemüse-/Obstgarten-Pflanzungen in Mittelamerika. Nahe am Haus und dieses mehr oder weniger umschließend liegt ein kompakter Gemüse-/Obstgarten im Ausmaß von ungefähr 20 Quadratmetern. Keine zwei von diesen gleichen einander genau. Es gibt säuberliche Plantagen, die mehr oder weniger in Gruppen angelegt sind. Es gibt verschiedene Obstbäume (Zitrone, Zimtapfel, Sapote, Mango und Avocado) sowie ein Dickicht von Kaffeesträuchern im Schatten der größeren Bäume. Es gibt ein oder zwei Arten von Tapiokapflanzen (Maniok), die am Rand der Bäume mehr oder weniger in Reihen gezogen werden. Häufig gibt es Stellen mit Bananen; Mais und Bohnen stehen hier und da in Reihen oder Haufen. Über alles hinweg klettern und winden sich die Ranken verschiedener Kürbisse und derer Verwandten: die Chayote (choko), kultiviert wegen ihrer Kürbisfrucht und ihrer großen stärkehaltigen Wurzel; und die Luffagurke, deren Skelett man für Waschlappen und Schwämme verwendet. Die Kürbisgewächse klettern über die Dachkanten des Hauses und wachsen den First entlang, klettern die Bäume hoch oder ringeln sich an Zäunen. Der ganze Garten wird durch Blumen und zahlreiche nützliche Kräuter (Dahlien, Rosmarin, Gladiolen, Kletterrosen, Spargelfarn, Blumenrohr und Amaranth) geschmückt. Andersen stellt das strikte, geordnete, geradlinige, einteilende Denken von Europäern der produktiven, natürlicheren Polykultur der trockenen Tropen gegenüber. Die Ordnung, die er beschreibt, ist eine halbnatürliche Ordnung von Pflanzen in ihrer richtigen Beziehung zueinander (Gilden), aber nicht in verschiedene künstliche Gruppierungen eingeteilt. Es ist nicht mehr klar, wo Obstgarten, Feld, Haus und Gemüsegarten ihre Grenzen haben, wo Einjährige und Mehrjährige hingehören oder, in der Tat, wo kultivierte Systeme natürlich entwickelten Platz machen. Dem Betrachter mag das als ein sehr ungeordnetes und unsauberes System erscheinen; wir sollten jedoch Ordnung nicht mit Ordentlichkeit verwechseln. Ordentlichkeit trennt Arten und schafft Arbeit (und kann auch Schädlinge anziehen), während Ordnung integriert, Arbeit vermindert und Insektenbefall hintanhält. Europäische Gärten, häufig außergewöhnlich ordentlich, führen zu funktioneller Unordnung und geringem Ertrag. Kreativität ist selten ordentlich. Vielleicht könnte man sagen, daß Ordentlichkeit etwas ist, das entsteht, wenn zwanghafte Aktivität ideenreiche Kreativität verdrängt. Obwohl die Erträge eines Monokultursystems in bezug auf eine bestimmte Frucht wahrscheinlich größer sein werden als der Ertrag irgendeiner einzelnen Art in einem Permakultursystem, wird die Summe der Erträge in einem gemischten System größer sein. Im ersteren wird ein Hektar mit Gemüse das ganze Jahr nur Gemüse liefern. Im letzteren ist das Gemüse nur ein 17 kleiner Teil des Gesamtertrags an Nüssen, Obst, Ölsaaten, Bauholz, Geflügel, Brennholz, Fisch, Saatgetreide und tierischem Eiweiß. Für die Selbstversorgung bedeutet das, daß eine Familie ihren ganzen Ernährungsbedarf mit dem verfügbaren Obst, dem Gemüse, dem Eiweiß und den Mineralien decken kann. Ökonomisch bedeutet der Umstand, mehrere verkäufliche Produkte zu verschiedenen Zeiten des Jahres zu haben, Schutz der Familie vor Markteinbrüchen und schweren Verlusten bei einer Frucht durch Schädlingsbefall oder Schlechtwetter. Wenn der Markt für Rindfleisch in einem Jahr schlecht steht, werden zum Beispiel nur Brennholz, Nüsse, Obst, Saatgetreide und Kräuter verkauft und das Vieh für bessere Zeiten aufgespart. Wenn Fröste die Obsternte vernichten, sind andere Nahrungsmittel zum Essen oder Verkaufen vorhanden. Unser Ziel sollte es sein, die Ernten zeitlich so zu verteilen, daß zu jeder Jahreszeit Produkte verfügbar sind. Dieses Ziel wird auf verschiedene Weisen erreicht: durch Auswahl früher, mittlerer und später Sorten; durch Setzen derselben Sorte in früh- oder spätreifende Lagen; durch Auswahl lange tragender Arten; durch eine allgemeine Steigerung der Vielfalt oder der vielfach verwendbaren Arten im System, so daß Blätter, Früchte, Samen und Wurzeln allesamt Erträge liefern; durch Verwendung selbstlagernder Arten wie z. B. Knollen, harte Samen, Nüsse oder Wurzeln, die bei Bedarf ausgegraben werden können; durch Methoden wie Einmachen, Trocknen, Einmieten, Einfrieren und kühles Lagern und durch regionalen Handel innerhalb von oder zwischen Gemeinschaften oder durch Erwerb von Land in verschiedenen Höhen oder Breiten. Vielfalt wird oft mit der Stabilität in einem Permakultursystem in Verbindung gebracht. Jedoch gibt es Stabilität nur unter kooperativen Arten oder Arten, die sich gegenseitig keine Schäden zufügen. Es reicht nicht, einfach so viele Pflanzen und Tiere, wie du nur kannst, in ein System zu bringen, da sie möglicherweise miteinander um Licht, Nährstoffe und Wasser konkurrieren werden. Einige Pflanzen, wie Walnuß und Eukalyptus, hindern das Wachstum anderer, indem sie aus ihren Wurzeln Chemikalien in den Boden abgeben (Allelopathie). Andere Pflanzen bieten Lebensraum zur Überwinterung von Schädlingen und Krankheiten, die benachbarte Pflanzen beeinträchtigen. Kühe und Pferde, die auf derselben Weide grasen, werden diese allmählich verschlechtern. Große Bäume konkurrieren mit Getreide um Licht. Ziegen im Obstgarten oder Waldstück entrinden die Bäume. Daher müssen wir, wenn wir alle diese Elemente in unserem System verwenden wollen, daran denken, eine trennende Pflanze oder ein trennendes Gebäude zwischen potentiell unverträgliche Elementen zu plazieren. Die Bedeutung der Vielfalt liegt also nicht so sehr in der Zahl der Elemente in einem System; vielmehr ist es die Zahl an funktionellen Beziehungen zwischen diesen Elementen. Es ist nicht die Zahl der Dinge, sondern die Zahl der Möglichkeiten, wie die Dinge funktionieren. Wonach wir suchen, ist eine Gilde von Elementen (Pflanzen, Tiere oder Bauten), die harmonisch zusammenwirken. GILDEN Gilden bestehen aus einer engen Verbindung von Arten, die sich um einen Mittelpunkt (Pflanze oder Tier) herum zusammenballen. Diese Ansammlung wirkt in bezug auf dieses Element, um seine Gesundheit zu fördern, bei der Bewirtschaftung zu helfen oder unbekömmliche Umwelteinflüsse zu mildern. Schon seit langem kennen wir die Bedeutung von Partnerpflanzen in Gärten und von Mischkulturen mehrerer gut zusammenpassender Arten in der Landwirtschaft. Daher kommt das Konzept der Gilden, das auf der Zusammenstellung und Plazierung von Arten beruht, die einander fördern (oder zumindest nicht nachteilig beeinflussen). Zu den vorteilhaften Effekten können gehören: Verminderung der Wurzelkonkurrenz von eindringenden Gräsern. Beinahe alle kultivierten Obstbäume gedeihen bei krautiger Bodenbedeckung gut, nicht bei Gräsern. Beinwell zum Beispiel ermöglicht den Baumwurzeln Nährstoffaufnahme an der Oberfläche und produziert Mulch und Wurmnahrung, wenn er im Winter abstirbt, Frühlingsknollengewächse dagegen (Narzissen, AlliumArten) sterben im Sommer ab und konkurrieren in der sommertrockenen Zeit nicht mit den Bäumen um Wasser. 18 Schutz gegen Frost, Sonnenstrahlung oder die austrocknende Wirkung des Windes. Beispiele hierfür sind Hecken und Zäune aus winterharten Bäumen und Sträuchern, die starke Winde ablenken sowie einzelne Bäume, die Nutzpflanzen wie Kaffee und Kakao Halbschatten spenden. Abgabe von Nährstoffen durch leguminose Einjährige, Sträucher oder Bäume. Unterstützung der Schädlingsabwehr durch Absonderung abschreckender Chemikalien (Tagetes und Ringelblumen räuchern bestimmte Nematodenarten aus dem Boden aus), durch Beherbergung von Insektenfressern (Schirmblütler wie Dill, Karotte und Fenchel) und durch Einsatz weidender Tiere wie Hühner, um Fallobst wegzuräumen. Dieser letzte Punkt interessiert mich in Hinblick auf Schädlinge in Gemüse- und Obstgarten und Ackerland. Die Pflanzen kann man nach positiven oder negativen Wechselwirkungen einteilen. Von großer Bedeutung in Mischkulturen sind die Wechselwirkungen und Funktionen der beteiligten Pflanzenarten hinsichtlich der Schädlinge: Insektenpflanze: Die Pflanze fungiert als Wirt (Futterpflanze) für Raubinsekten, die Kulturschädlinge auffressen. Opferpflanze: Schädlinge attackieren vorzugsweise diese Pflanze, was diese jedoch nicht am Aussäen hindert. Andere, nahestehende Pflanzen bleiben von schwerem Befall verschont. Ganzjährige Wirtspflanze: Schädlinge überwintern oder leben in dieser Pflanze, was ihnen ermöglicht, größere Populationen aufzubauen (z. B. werden Zitronenschädlinge außer Saison von Oleandern beherbergt). Räuber oder Befruchter anziehende Pflanze: Die Frucht- oder Heckenart bietet den ausgewachsenen Räubern Blüten als Nahrung (z. B. Buchweizen in oder neben einem Erdbeerfeld). Fallenpflanze: Einige Kulturpflanzen können Schädlinge anlocken und töten, oder die Schädlinge können auf diesen Pflanzen gefangen oder vernichtet werden. Diese wichtigen Funktionen werden von Bäumen, Sträuchern, Blumen und Kletterpflanzen erfüllt, so daß jeder Landwirt, der bei der Auswahl der Heckenarten darauf achtet, daß sie in eine oder mehrere der obigen Kategorien paßt, beträchtliche Schädlingsbekämpfungsmittel hat. Wenn wir ein Gefüge mit verschiedenartigen Pflanzen- und Tierarten, Lebensräumen und Mikroklimaten haben, ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer schweren Bedrohung durch Schädlinge gering. Pflanzen, die zwischen anderen verstreut stehen, machen es den Schädlingen schwer, schnell von einer Futterpflanze zur anderen zu gelangen. Sobald sich jedoch Schädlinge auf irgendeinem Baum vermehren, nehmen Insektenfresser dies als üppige Nahrungsquelle wahr und kommen in Scharen, um sie auszubeuten. Bei Monokulturen ist die Nahrung für die Schädlinge konzentriert; in einer Polykultur ist der Schädling selbst eine konzentrierte Nahrung für die Räuber. 1.11 RANDZONENEFFEKTE Eine Randzone ist ein Übergang zwischen zwei Medien: es ist die Oberfläche zwischen Wasser und Luft; die Zone um ein Bodenpartikel herum, an der es mit Wasser in Berührung kommt; die Küstenlinie zwischen Land und Wasser; der Bereich zwischen Wald und Grünland. Es ist das Gebüsch, das sich vom Grasland abhebt. Es ist der Bereich zwischen Frost- und frostfreier Lage auf einer Bergflanke. Es ist der Rand der Wüste. Wo immer Arten, Klimata, Böden, Hänge oder irgendwelche natürlichen Bedingungen oder künstlichen Grenzen aufeinander stoßen, haben wir Randzonen. Randzonen sind Orte abwechslungsreicher Ökologie. Die Produktivität steigt an der Grenze zwischen zwei ökologischen Systemen (Land/Wasser; Wald/Weide; Flußmündung/Ozean; Acker/Obstgarten), weil die Ressourcen beider Systeme genutzt werden können. Zusätzlich hat der Randbereich oft ihm eigene Arten. In der Natur gehören Riff-Ökosysteme (die Randzone zwischen Korallen und Ozean) zu den produktivsten Systemen der Welt, ebenso Mangroven-Ökosysteme (Schnittstelle Land/Meer). Es gibt kaum eine nachhaltige traditionelle menschliche Siedlung, die nicht an diesen entscheidenden Übergängen zweier natürlicher Ökonomien liegt, hier das Gebiet zwischen Vorgebirge und Wald und Ebene, anderswo im Bereich zwischen Ebene und Marschland, Land und Flußmündung, oder irgendeiner Kombination von all diesen. Eine Landschaft mit einer komplexen 19 Randzone ist interessant und schön; sie kann als die Grundlage der Kunst der Landschaftsgestaltung betrachtet werden. Und mit ziemlicher Sicherheit macht eine Ausweitung des Randbereichs die Landschaft produktiver. Planer, die eine Siedlung in eine Ebene setzen, mögen den "Vorteil" ebener Planung haben, geben aber ihre Bewohner dem Untergang preis, wenn Treibstoffe knapp werden und sie mit ihren verschiedenartigen Bedürfnissen von einer begrenzten natürlichen Umwelt leben werden müssen. Erfolgreiche und dauerhafte Siedlungen konnten immer von den Ressourcen von zumindest zwei Umwelten zehren. Umgekehrt ist jede Ansiedlung, die es versäumt, natürliche Gaben zu bewahren, die zum Beispiel alle Wälder rodet und Flußmündungen, Flüsse oder Böden verseucht, letztlich zum Untergang verurteilt. Wir können unsere Häuser und Siedlungen entweder so anlegen, daß sie die Ressourcen von zwei oder mehr Ökosystemen nutzen, oder wir können die Komplexität unserer Grundstücke durch Gestaltung und Aufbau eigener abwechslungsreicher Ökosysteme erhöhen. Wenn wir uns nicht am Wasser niedergelassen haben, können wir Dämme und Teiche bauen; wenn wir auf flachem Land sind, können wir Maschinen verwenden, um Erdhügel oder Böschungen um uns herum aufzuschütten; wenn wir keinen Wald haben, können wir einen wachsen lassen, egal wie klein. Auch innerhalb eines größeren Grundstücks können wir "Randzonen" für kleinere Elemente konzipieren. Zum Beispiel kann ein Teich entweder eine Form und Tiefe haben (und eine einfache Ökologie beherbergen), oder wir können ihn mit wechselnden Tiefen, Formen und Inseln anlegen. Dann können wir am Ufer Binsen pflanzen, Wasserlilien und Wassernuß im Flachwasserbereich und Karpfen an den Fransen des Bewuchses an der Oberfläche des Teiches weiden lassen, während Welse den Teichboden durchstreifen und Wasservögel auf einer geschützten Insel leben (Abbildung 1.11). Die Randzone (Grenze) wirkt als Netz oder Sieb: Energie und Material sammelt sich in den Randzonen an, z. B. werden Erde und Schutt vom Wind gegen einen Zaun geblasen; an den Gezeitenrändern eines Strandes bilden Muschelschalen eine Linie; an den Gehsteigkanten in den Städten sammelt sich Laub. Durch die Beobachtung, wie Randzonen in der Natur Material einfangen, können wir so gestalten, daß wir in unserem System die natürliche Bewegung von Material und Energie ausnützen. Wer in einer schneereichen Gegend Straßen baut, kennt den Wert der Errichtung spezieller Gitterzäune, die Schnee abfangen, so daß er sich nicht auf der Straße anhäuft. In Wüstengebieten, wo Mulchmaterial knapp ist, können wir in Flußbetten "Mulchfallen" konstruieren, einfach indem wir einen großen Holzklotz oder Zaun in einem Winkel in den Fluß setzen. Bei Flutungen lagert sich das vom Wasser mitgeführte Treibgut (Schlick und Pflanzen) gerade vor oder hinter diesen Klötzen oder Zäunen ab. Randzonen bestimmen Bereiche und teilen sie in bearbeitbare Abschnitte auf. Randzonen können durch Zäune gegeben sein, entlang von Zufahrtsstraßen, Teichufern, durch den Bereich zwischen Haus und Zufahrt, den Weg um den Gemüsegarten herum, durch Terrassen und eigentlich an jedem Bereich, der durch ein Bauwerk (Zaun, Spalier, Haus oder Hühnerstall), einen Zugang (Gehweg, Pfad oder Straße) oder einen linienförmigen Bewuchs (Windschutz- oder Grenzhecke). Randzonen sind in einer Permakultur also auch hinsichtlich der Einrichtung und Erhaltung eines Teilbereichs des gestalteten Systems wichtig. Nur mit der Festlegung der Randzonen um einen Bereich herum können wir beginnen, ihn zu steuern. Wenn wir die Randzone um unseren Garten herum nicht durch die Setzung von Grenzpflanzen und Unkrautunterdrückern in den Griff bekommen, werden Elemente von außerhalb (Tiere, Unkräuter) in den Garten eindringen. Außerdem gehen wir am Rand und bleiben da auch stehen; unsere Kraft wendet sich eher Arten zu, die wir erreichen können, weniger denen, die inmitten eines weitläufigen und nicht eingefaßten Areals stehen. Nun nähern wir uns dem Konzept der Randzonen auf einem anderen Weg: über ihre Geometrie bzw. ihre Muster. Denken wir an die Strukturen unseres Gehirns, unserer Eingeweide. Da gibt es meterweise Material, zusammengepackt auf kleinem Raum, wodurch viel Randzone und Funktion möglich ist. Vielleicht können auch wir den Ertrag unseres Systems steigern, indem wir die Gestalt der Randzone beeinflussen. Eine gekrümmte Randzone kann nützlicher sein als eine gerade, insbesondere dann, wenn die Kurve auch spiralig ausläuft. Eine gewellte (gezahnte) Randzone ist noch nutzbringender, da sie Zugang zu mehr Fläche ermöglicht. Hügel und Böschungen weisen ebenfalls viel Randbereich auf; auf einer spiralförmigen Rampe um einen Hügel herum können mehr Pflanzen 20 untergebracht werden, besonders in einem kleinen Garten. Schauen wir also, was erreicht werden kann, wenn wir Konstellationen von Randzonen durchspielen. Spirale: Wenn wir unsere Gartenbeete anlegen, greifen wir üblicherweise zur Schnur, rechen alles hinaus und machen es eben. Wenn der Gemüsegarten von vornherein nicht eben war, dann ebnen wir ihn bald ein. Was aber, wenn unsere Gärten in die Luft hinauf reichen würden oder sogar in den Boden hinein? Die Gestalt einer Art von Meeresmuscheln, die sich aufwärts schraubt, ist eine sehr effiziente Art, eine Menge Verdauung auf kleinem Raum zu verstauen. Eine Kräuterspirale ist genau dasselbe (Abbildung 4.1). Die Basis ist 1,6 Meter breit, wobei sich eine Rampe um die Mitte hinauf windet. Die Kräuter werden ihren Ansprüchen entsprechend in die Spirale gesetzt, die sonnenliebenden Kräuter auf der Sonnenseite, die schattenverträglichen auf der anderen. Auf einen Streich haben wir den Raum verdichtet, eine Vielfalt von Mikroklimaten geschaffen, die Randzone zwecks höheren Ertrags verlängert und die Monotonie einer flachen Landschaft gemindert. Wellig oder verzahnt: Als ich am Meer lebte, wurden meine Bäume immer vom Wind umgeblasen. Auf der anderen Straßenseite hatte ich jedoch einen großen Flecken stachligen Bocksdorns (Lycium ferrocissimum), und eines Tages nahm ich die Hippe und schlug eine vielfältige Abfolge von Buchten heraus (Abbildung 1.12), wobei ich den Umfang als Schutz gegen Wind und Kühe beließ. Nun hatte ich eine Vielfalt an Mikroklimaten: warme Stellen, Bereiche mit kaltem Wind, schattige Flächen sowie trockene und feuchte Bereiche. Und ich hatte viel Randbereich, in den ich pflanzen konnte: Nun setzte ich meine Obstbäume, umgeben von einer kleineren Krautschicht aus Ringelblumen und Beinwell. Ein Tropfschlauch bewässerte die Fläche, und als Mulch um die Bäume herum schnitt ich noch ein bißchen mehr vom wachsenden Bocksdorn. Eine gezackte Form (große oder kleine Zacken) ergibt weitaus mehr Rand als eine gerade Linie (Abbildung 1.13) und daher auch mehr Ertrag. Der runde Teich auf der linken Seite hat genau die gleiche Fläche wie der auf der rechten, aber der Ertrag hat sich wegen des größeren Wasser/LandRandes verdoppelt. Chinampa: Das Chinampa-System Mexikos und Thailands besteht beinahe vollständig aus Randzone (Abbildung 1.14) Diese Teich-Ufer-Kombinationen sind hochproduktive Systeme; Pflanzen, die am Ufer wachsen, gelangen ans Wasser, und die Fische im Teich verwerten den ausfransenden Bewuchs. Mist vom Boden des Teiches wird in Kübeln heraufgeholt und dazu verwendet, die Gartenbeete am Ufer fruchtbar zu erhalten. Randzonenbewirtschaftung: Die Kultivierung von Randzonen wurde in vielen Teilen der Welt weiträumig praktiziert, wobei zwei Kulturpflanzen (z. B. Weizen und Luzerne, Obstbäume und Feldfrucht) in Streifen gepflanzt werden. Wir können komplexere Systeme (Abbildung 1.15) entwickeln, indem wir Streifen von Obstbäumen, Beinwell (eine dauerhafte Mulch- und Nährstoffpflanze), Leguminosen (entweder zum Ernten oder als Gründüngung), Sonnenblumen (als Nahrung für Mensch und Tier) und Gemüse anlegen. Die Ernterückstände (Sonnenblumen- und Maisstengel) dienen als Mulch und Nährstoff für die Bäume. Ernte und Pflege werden durch waagrecht geführte Wege oder Bepflanzung in Streifen sehr erleichtert. In tropischen Gebieten setzt ein Alleekultur-System einen leguminosen Baum (leucaena, sesbania, Cajanus spp., Acacia spp., gliricidia) ein, der zusammen mit Gemüse (Mais, Ananas, Süßkartoffeln) in Streifen gepflanzt wird. Der Baum, geschneitelt oder als Schattenspender für Einjähriges verwendet, liefert den Feldfrüchten Stickstoff und Mulch. Er bringt auch Brennholz (Abbildung 5.10). Die Randzonen können Zickzack-förmig verlaufen (Zickzack-Zäune halten dem Wind besser stand als geradlinige); überlappend (Schlüssellochbeete schaffen verschiedene Mikroklimate); erhöht (Hügel und Böschungen bieten Windschutz, größere Wuchsfläche und gute Drainagierung); mit Vertiefungen versehen oder gerippt (für Gartenbeete in trockenem Klima und um Mulch und Schutt aufzufangen, der übers Land geweht wird); leicht gekrümmt (Wege, die waagrecht in die Hänge gelegt werden, ermöglichen Zugang zum Pflanzen, Mulchen und Gießen); und stark gekrümmt (Sonnenfallen-Gestaltung, um Wärme zu steigern und vor kalten Winden zu schützen). Abbildung 1.16 zeigt einige Typen von Randzonenmustern. Wir müssen dem Klima, der Landschaft, der Größe und der Lage angepaßte Randzonenmuster auswählen, da unterschiedliche Systeme und Pflanzen unterschiedlicher Lösungen bedürfen. Kleinräumige Systeme ermöglichen komplexere Muster; großräumige Systeme müssen vereinfacht werden, um den Arbeitsaufwand gering zu halten. 21 1.12 GRUNDSÄTZLICHE EINSTELLUNG Die obgenannten Überlegungen sind Grundsätze der Ökologie und der Permakultur. Sie befassen sich mit dem Standort oder der Umwelt oder der konkreten Gestaltung. Die folgenden Grundsätze beziehen sich auf den Menschen und befassen sich mit Prinzipien der Einstellung. JEDE MEDAILLE HAT ZWEI SEITEN Jedes Mittel ist entweder von Nutzen oder von Schaden, je nachdem, wie man es verwendet. Ständiger Wind vom Meer her ist ein Nachteil für die Kultivierung von Nutzpflanzen, aber wir können ihn in einen Vorteil verwandeln, indem wir einen Windgenerator bauen und unseren Garten zwischen Windschutzgürteln oder in einem Glashaus anlegen. Nachteile können als "Probleme" angesehen werden, und man kann eine energieaufwendige Methode wählen, um das "Problem loszuwerden"; man kann aber auch alles als positive Ressource auffassen. Es liegt an uns, herauszufinden, wie wir davon Gebrauch machen können. "Probleme" können widerspenstige Unkräuter sein (z. B. das Wandelröschen in den Tropen), riesige Felsen, die genau auf dem richtigen Standort für das Haus liegen, und Tiere, die Früchte des Obst- und Gemüsegartens fressen. Wie können wir aus diesen nützliche Bestandteile unseres Gefüges machen? Das Wandelröschen ist ein vortrefflicher Bodenbilder; es kann von einer kräftigen Kletterpflanze wie Chayote verschattet werden oder geschnitten und als grober Mulch um Pioniergehölze verwendet werden (die, sofern dicht gepflanzt, allmählich das Wandelröschen verschatten werden). Felsen auf der genau richtigen Hausstelle können in das Haus einbezogen werden, als Verschönerung oder als Wärmespeicher. Tiere können mit Fallen gefangen und gegessen werden; Amselpastete war in England aus gutem Grund ein beliebtes Volksgericht; Opossumfelle sind warm; und Wildbret ist zweifellos besseres Eiweiß als Rindfleisch. PERMAKULTUR IST INFORMATIONS- UND PHANTASIE-INTENSIV Permakultur ist nicht energie- oder kapitalintensiv, sondern informationsintensiv. Es ist die Art des Denkens und der gebrauchten Information, die über die Ernte entscheidet, nicht die Größe oder Qualität des Standorts. Wir benutzen nicht bloß materielle Mittel, sondern auch unsere Fähigkeit, Information zu beschaffen und umzusetzen. Information ist die beweglichste und flexibelste Investition, die wir in unserem Leben tätigen können; sie verkörpert Wissen, Erfahrung, Gedanken und Versuche Tausender Leute vor uns. Wenn wir uns Zeit nehmen zum Lesen, zur Beobachtung, zum Diskutieren und Nachdenken, beginnen wir, multidisziplinär zu denken und Systeme zu gestalten, die Energie sparen und uns Erträge liefern. Die Erträge oder Einnahmen zum Beispiel, die man auf einem bestimmten Standort erzielen kann, sind nicht durch die Größe begrenzt, sondern dadurch, wie wirksam wir eine bestimmte Nische nutzen können. Die Zahl der Nischen in einem System ermöglicht es, eine größere Zahl von Arten in unseren Entwurf einzufügen; unsere Aufgabe besteht darin, herauszufinden, wie wir sie schaffen können. Zum Beispiel hängt die Zahl von Taubenpaaren, die auf einer Klippe brüten können, von der Zahl an Vorsprüngen ab. Wenn wir auf unserem Grund Tauben haben wollen (wegen ihres Mists oder um sie zu essen), können wir in Form von Taubenverschlägen um den Garten herum mehr solcher Vorsprünge anbieten. Wir sehen, was in der Natur abläuft und lassen uns davon anregen. Selbst wenn wir ein energieeffizientes Grundstück haben (wo die Abfallprodukte eines Elements für die Bedürfnisse eines anderen Elements verwendet werden), voll bepflanzt und im Griff, gibt es immer irgendeine bessere Art, wie es funktionieren kann, immer eine neue Lücke zu schließen. Die einzige Grenze für die Zahl an Anwendungen eines Mittels innerhalb eines Gefüges liegt in der Beschränktheit der Information und der Phantasie des Gestalters. 1.13 QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR 22 Anderson, Edgar, Plants, Man and Life, University of California Press, Berkeley, 1952. Kern, Ken, and Kern, Barbara, The Owner-Built Homestead, Charles Scribners´s Sons, 1977. Odum, Eugene, Fundamentals of Ecology, W.B. Sauders, Toronto, 1971. Phillbrick, N., and R.B. Gregg, Companion Plants, Robinson and Watkins, London, 1967. Whitbxy, Coralie, Eco-Gardening: The Six Priorities, Rigby Pub. Ltd., 1981. Kapitel 2 Gestaltung großer Flächen 2.1 Einleitung Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Gestaltung von Grundstücken in einem weiten Sinn: auf die Untersuchung von Ressourcen; den Umgang mit den Bedingungen des Standorts hinsichtlich Geländeform, Mikroklima, Böden und Wasser; und mit der Plazierung des Hauses, der Erschließung und Umzäunung zu bestem Nutzen und zur Vermeidung von Katastrophen wie Brand und Überschwemmung. Den Entwurf zu planen, ist die alleinig wichtige Sache, die wir tun können, ehe wir alles umsetzen. Der Gesamtplan spart, wenn er gründlich gemacht wird, Zeit, Geld und unnötige Arbeit. Es gibt verschiedene Arten, den Planungsprozeß anzugehen, je nach Ihrem Naturell und Ihren Bedürfnissen. Sie können damit anfangen, Ihre Ziele so genau wie möglich zu definieren, und dann, mit diesen Zielen im Bewußtsein, das Grundstück betrachten. Oder Sie können das Grundstück mit all seinen Eigenheiten (guten wie schlechten) nehmen und überlegen, welche Zielsetzungen sich von selbst anbieten. Von den zwei Fragen – “Wozu kann ich dieses Land bringen?” oder “Was kann dieses Land mir geben?” – kann die erste zur Ausbeutung des Landes ohne Rücksicht auf die Langzeitfolgen führen, die zweite hingegen zu einem nachhaltigen, mit unserer Einsicht gelenkten ökologischen System. Die Bestimmung der Ziele und die Untersuchung der Möglichkeiten und Grenzen des Standorts gehen Hand in Hand. Es ist immer einfacher, den Grund in Hinblick auf Ziele anzuschauen, selbst wenn diese Ziele sich später als unrealistisch herausstellen. In der Praxis kann es vorkommen, daß manche Zielsetzung anbetrachts der Einschränkungen des Standorts neu definiert werden muß. Das Gestalten ist ein andauernder Vorgang, der in seiner Entwicklung von Erkenntnissen und Fertigkeiten geleitet wird, die aus früheren Erfahrungen und Beobachtungen stammen. Jede Gestaltung, die Lebensformen einschließt, unterliegt einem langfristigen Veränderungsprozeß; selbst das “Klimax”-Stadium eines Waldes ist eine Phantasievorstellung. 2.2 Untersuchung der Ressourcen Beobachtung und genaue Untersuchung dienen dazu, die Möglichkeiten und Grenzen eines bestimmten Standorts zu erfassen. Wir besorgen uns Karten des Grundstücks und schauen uns Aufzeichnungen über Wind, Regen, Überschwemmungen und Feuer sowie Artenlisten des Gebiets an. Wir fragen Einheimische nach Schädlingen, Problemen und nach Methoden, die sie anwenden. Diese Informationen geben uns einen guten Eindruck von der Gegend. Sie bestimmen das Bühnenbild; jedoch sagen sie uns nichts über das Grundstück selbst. Nur indem wir das Grundstück abgehen und es zu jeder Jahreszeit beobachten, können wir seine Grenzen und Möglichkeiten erkennen. Viele davon 23 können wir mit der Zeit durch gute Gestaltung, passende Pflanzen- und Tierarten, Wasserspeicherung, Windschutz und so weiter ändern. Karten Bei der Gestaltung eines Grundstücks ist eine detailreiche Karte sehr hilfreich. Sie zeigt Wasserläufe, Bewuchs, Böden, Geologie und Wege (alle wichtigen oder nützlichen Informationen). Wir können eine Karte anfertigen oder eine kaufen und mehrere Spezialkarten oder Luftbilder kombinieren, um das Grundstück bildlich darzustellen. Wenn die Karten gute Höhenschichtlinien zeigen, können diese uns helfen, Wassersysteme zu planen und Teile zu plazieren, die bestimmte Lagen, Neigungen oder Höhenlagen brauchen. Was man kartieren sollte, sind die natürlichen Gegebenheiten; dazu gehören die Geländeform (Größe, Gestalt, geologische Merkmale, Hang und Lage), vorhandene Pflanzendecke, Wasserläufe und Böden; und die gebaute Umwelt (“Verbesserungen”) wie Zäune, Straßen, Gebäude, Dämme und Erdwälle, Strom- und Wasserleitungen etc. Wenn wir das Grundstück abgehen und alle diese Faktoren auf der Karte färbig eintragen, beginnt das Grundstück beinahe, sich selbst zu gestalten. Gepflanzte Bäume, Weiden oder Windschutzhecken können entweder als Teil der natürlichen oder der gebauten Umwelt betrachtet werden, je nachdem, ob sie eindeutig neue Verbesserungsmaßnahmen oder seit langem bestehende, entwickelte Teile der Landschaft sind. Karten sind nur dann von Nutzen, wenn man sie mit Beobachtung kombiniert. Versuchen Sie nie, ein Grundstück zu gestalten, indem Sie nur auf eine Karte schauen, selbst wenn diese gründlich mit Höhenschichtlinien, Bewuchs, Hohlwegen und so weiter versehen ist. Karten können die vielschichtige Wirklichkeit der Natur niemals darstellen. Besorgen Sie sich, so Sie können, gute Karten, aber schenken Sie dem Boden, dem Verhalten der Organismen, den Pionierpflanzen, dem Wasser und dem Wind sowie den jahreszeitlichen Veränderungen mehr Aufmerksamkeit. Bedenken Sie: “Die Karte ist nicht das Gebiet.” (Korzybiski, Allgemeine Semantik). BEOBACHTUNG Wenn wir über ein Gelände gehen oder mit Leuten reden, können wir unsere Beobachtungen niederschreiben. In diesem Stadium versuchen wir, die Information, die wir erhalten, sorgfältig festzuhalten, indem wir ein Notizheft oder eine Kamera und ein Diktiergerät bei uns tragen und kleine Skizzen machen. Die Notizen, die uns dann übrigbleiben, können wir später für die Gestaltung unserer Entwürfe gebrauchen. Wir sehen und hören, riechen und tasten nicht nur, sondern spüren auch Hitze und Kälte, Druck, die Anstrengung beim Bergsteigen oder stachlige Pflanzen, und wir finden geeignete und ungeeignete Stellen in der Landschaft. Wir notieren uns gute Aussichten und Ansichten, Bodenfarben und -beschaffenheiten. In der Tat verwenden wir (bewußt) alle unsere Sinne und werden uns unseres Körpers und unserer Reaktionen bewußt. Darüber hinaus können wir uns eine Weile hinsetzen und Muster und Prozesse wahrnehmen: wie einige Bäume es vorziehen, zwischen Felsen zu wachsen, einige in Tälern, andere in Wiesen oder in Gruppen. Wir sehen, wie das Wasser auf dem Gelände fließt, wo Brände Narben hinterlassen haben, Winde Äste verbogen oder die Gestalt von Bäumen verformt haben, wie Sonne und Schatten sich bewegen, und wo wir Spuren ruhender, umherziehender oder fressender Tiere finden. Das Gegend ist voller Informationen über jeden Teil der Natur, und wir müssen lernen, sie gut zu lesen. Die Landschaft zu lesen heißt, nach Landschaftsindikatoren zu suchen. Vor allem die Vegetation gibt Auskunft über Bodenfruchtbarkeit, Vorhandensein von Feuchtigkeit und Mikroklima. Binsen zum Beispiel zeigen sumpfige Böden oder Wasseraustritt an; Löwenzahn und Heidelbeere saure Böden, und Ampfer verdichtete und lehmige Böden. Große Bäume, die in trockenen Gegenden wachsen, zeigen eine tiefliegende Wasserquelle an. Gehäuftes Vorkommen von dornigen oder nicht schmackhaften Unkrautarten (Distel, Sauerklee, Nachtschatten) zeigt Überweidung oder falsche 24 Bewirtschaftung an; Erosionsrinnen und verdichtete Pfade werden dies bestätigen. Eine Pflanze, die früher als andere derselben Art blüht und reift, zeigt ein günstiges Mikroklima an, und Bäume, die mit den meisten ihrer Äste in eine Richtung wachsen, zeigen die Hauptrichtung starker Winde an. Diese Beispiele sind auf unterschiedliche Klimata und sogar auf unterschiedliche Landschaften bezogen. Vor Ort entstandene Daumenregeln stammen aus Erfahrungen der Gegend. Feuerhäufigkeit und -richtung können ebenfalls an Veränderungen des Bewuchses erkannt werden. Feuer produziert trockene, knorrige, im Sommer laubwerfende, großsämige Arten; ohne Feuer entwickeln sich breitblättrige, immergrüne oder im Winter laubwerfende, kleinsämige Pflanzen und eine tiefe Laubschicht. Häufig zeigen Bäume und andere Pflanzen durch einen Wechsel in den Vegetationstypen Frostgrenzen an Hanggrundstücken an. Während wir beobachten, können wir potentielle “Probleme” feststellen, wie schädliche Vegetation, Erosionsrinnen, sumpfigen Boden, felsige Bereiche oder verdichtete, ausgelaugte Böden. Dies sind Gebiete für spezielle Zwecke, die zu spezieller Nutzung herangezogen werden oder als Wildnisbereiche unberührt bleiben könnten. Einige Probleme werden, mit ein bißchen Nachdenken, zu Vorteilen verwandelt. Sumpfiger Grund ist ein Indikator für die natürlichen Entwässerungsmuster des Gebiets und läßt auf wasserundurchlässige Unterböden schließen; diese können zu Feuchtgebieten gemacht oder ausgegraben werden, um offenes Wasser zu erhalten. Manchmal ist unter Sümpfen und Marschen eine Schicht Torf oder wertvoller Töpferlehm. Wenn in der Marsch Teiche angelegt werden, kann der Torf für Topfpflanzenerde oder zur Verbesserung sandiger Bereiche gewonnen werden. Man muß nach vielen Ressourcen Ausschau halten. Gibt es hochgelegene Flüsse oder Quellen (zur Wasserversorgung und eventuellen Energieversorgung)? Gibt es Wälder, die wertvolles Bauholz bieten oder auch nur abgestorbene Stämme, die für Wildtiere oder als Brennholz nützlich sind? Gibt es einen guten Standort zur Nutzung von Windkraft? Es gibt viele Kategorien von Ressourcen: Erdressourcen; biologische Ressourcen (Pflanzen und Tiere); die Energieressourcen von Wind, Wasser, Holz, Ölfrüchten und Gas; und die sozialen Ressourcen. Die sozialen Ressourcen umfassen die Möglichkeiten des Standorts für Kurse und Seminare oder zur Freizeitgestaltung, was vor allem von der Lage, verfügbaren oder zu bauenden Einrichtungen und von lokalen Bauordnungen abhängt. Indem wir die Landschaft beobachten, lassen wir uns von den Überlebensstrategien natürlicher Systeme inspirieren und ahmen sie nach, wobei wir Arten einsetzen, die für uns von direkterem Nutzen sind. Wir beobachten zum Beispiel, daß große Bäume auf der Schattenseite tiefer Canyons in den Trockengebieten wachsen; dort können wir auch unsere eigenen Bäume mit sicherem Erfolg setzen. Oder wir sehen, daß Pionierpflanzen an Zäunen und um Pfosten herum aus Vogelmist herauswachsen; wir können Dutzende von Vogelhäuschen in der Gegend aufstellen, um solche Pflanzen zu fördern, oder wir postieren Vogelhäuschen in der Nähe kleiner Obstbäume, um Phosphat für unsere Bäume zu erhalten. Ressourcen außerhalb des Grundstücks Wir können uns über die Gelegenheiten in der Umgebung erkundigen. Sägewerke, Mülldeponien, Märkte, Pferdeställe, Restaurants und Hühnerhöfe sind allesamt potentielle Ressourcen; deren Abfallprodukte können verwendet werden, um den Boden zu verbessern, während unsere eigenen Ressourcen aufgebaut werden. Einer der am häufigsten übersehenen Faktoren ist der Zugang zu Ressourcen, die nicht am Grundstück selbst liegen, z. B. Läden, Schulen, Märkte und andere Dienstleistungen. Grundstücksmakler berücksichtigen den Wert stadtnaher Lagen, wobei die Bodenpreise um so höher steigen, je näher man sich bei notwendigen Einrichtungen befindet. Während Permakultur mehr Nachdruck auf die Ressourcen des Grundstücks legt, sind externe Ressourcen oft nicht nur beim Aufbau eines Systems 25 entscheidend, sondern auch was Zeit und Geld betrifft, die es braucht, um in die Stadt (zur Arbeit oder in die Schule) zu gelangen. Eltern, die abseits einer guten Verkehrsverbindung leben, müssen oft zweimal täglich fahren, um ihre Kinder in die Schule zu bringen und wieder abzuholen. Es ist auch wichtig, eigene Ressourcen in Betracht zu ziehen. Entsprechen Ihre Fähigkeiten und finanziellen Möglichkeiten der Gestaltung, die Sie aufbauen wollen? Können Sie Ihre Fertigkeiten und Produkte in der Region nutzbringend verwenden? Gibt es einen Markt für Edelkräuter, Setzlinge, freilaufendes Geflügel, Obst und Gemüse aus organischem Anbau, Saaten, Wasserlilien, Süßwasserfische oder was immer unser Permakultursystem bieten kann? Können wir öffentliche Mittel zur Unterstützung von Umstellungen in Anspruch nehmen, wenn wir ein realistisches Unternehmenskonzept haben? 2.3 Geländeform (Topographie) Die Topographie oder Geländeform ist ein unveränderliches Merkmal eines Grundstücks; und obwohl kleinere Erdarbeiten einiges an der Natur des Standorts verändern können, sind umfangreiche Erdarbeiten teuer und für gewöhnlich nicht nötig. Die Topographie wirkt auf Mikroklima, Wasserfluß, Bodentiefe und -beschaffenheit, Wege und Aussehen des Standorts. Um ihren Einfluß auf das Land zu verstehen, sollten wir folgende topographische Merkmale notieren und kartieren: sonnige und schattige Hänge; Klippen oder Felsen; Abflußlinien (Wasserläufe); unebenes Gelände; gute und schlechte Ausblicke; Hügelhöhen, Steigungen und Zugangswege; sumpfige Bereiche, erosionsanfällige Bereiche, und so weiter. Klarerweise wird ein kleines Grundstück einfacher zu kartieren sein, während eine größere Fläche einige Tage oder Wochen brauchen wird. Ein abwechslungsreicher Standort mit vielen der oben genannten Aspekte ist am nützlichsten, besonders hinsichtlich der Hänge. Bei Hängen notiert man Ausrichtung (ob sie nach Norden, Süden, Osten oder Westen liegen) und Steigung (sanft, mittel oder steil), wobei letztere einen guten Hinweis auf potentielle Erosionsprobleme gibt, vor allem wenn ein steiler Hang kahlgeschlagen wurde. Der Zusammenhang von Hanglage und Mikroklima wird im folgenden Abschnitt diskutiert. Es ist wichtig, festzuhalten, daß Permakultur in jedem Landschaftstyp entwickelt werden kann: Auf felsigen Hügeln, in Sumpfgebieten, im Gebirge, auf Schwemmland von Flußniederungen oder in Wüsten. Es ist nicht nötig, zu versuchen, eine stabile Landschaft zu verändern, um bestimmte Verhältnisse zu schaffen, da jede Landschaft und jedes natürliche Ökosystem die allgemeine Beschaffenheit einer möglichen Permakultur bestimmen wird; dies muß sein, wenn das System eine lange Lebensdauer haben soll. 2.4 Klima und Mikroklima Das Klima ist die grundlegende Begrenzung für die Pflanzen- und Tiervielfalt in einem Gebiet. Obwohl jede Standortgestaltung das Gesamtklima der Region (feucht-warm, trocken-warm, arktisch, gemäßigt, etc.) berücksichtigen muß, müssen wir besonderes Augenmerk auf die aufgrund von Topographie, Böden, Bewuchs und anderer Faktoren verschiedenen Mikroklimata legen. Zwei Grundstücke, die nur wenige Kilometer auseinander liegen, können sich in Regenmenge, 26 Windgeschwindigkeit, Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit unterscheiden; es ist daher wichtig, eher das Standortklima detailliert zu analysieren und sich nicht auf die allgemeinen Klimastatistiken für die Gegend zu verlassen. Dieser wichtige grundlegende Schritt kann darüber entscheiden, ob wir in angenehmer Umgebung leben werden oder unter miserablen Bedingungen – auf einem Grundstück, das wahrscheinlich alle paar Jahre den Besitzer wechseln wird. Wenn wir die Mikroklimata auf unserem Standort untersuchen, wird uns das in die Lage versetzen: Bauten, Pflanzen und Tiere an die günstigsten Stellen zu setzen (z. B. in gemäßigtem Klima das Haus zur Sonne hin, in heißem Klima an die Schattenseite eines Hügels); hereinkommende nützliche Energien zu bündeln und schädliche Energien zu streuen (z. B. Windschutz um Haus und Feld pflanzen, oder umgekehrt Bäume trichterartig zu setzen, so daß Brisen zum Haus verstärkt werden); günstige Mikroklimata auszudehnen. Die folgenden Abschnitte behandeln Faktoren, die das Mikroklima an einem Standort am stärksten beeinflussen und daher in bezug auf Standort des Hauses und Anbauflächen überdacht werden sollten. Topographie Topographie bezieht sich auf die Landschaftsmerkmale eines Standorts, üblicherweise darauf, wie hügelig oder flach er ist. Flache Gebiete weisen wenig Unterschied in der Topographie auf (was wenig oder keinen Unterschied im Mikroklima bedeutet), wohingegen Hügelland in punkto Mikroklima große Vielfalt aufweist. Lage Mit Lage ist gemeint, wie Hänge zur Sonne hin ausgerichtet sind; sie wirkt sich auf die Gegebenheiten des Standorts aus gemäß der Menge an direkter Sonne, die diese empfangen. Hänge, die zur Sonne hin liegen (nach Norden auf der Südhalbkugel und nach Süden auf der Nordhalbkugel), kriegen die meiste Sonne ab; wenn sie auch nach Osten liegen, wird die höchste Temperatur am Vormittag erreicht, während, wenn sie nach Westen liegen, die Höchstwerte am Nachmittag erreicht werden. Ein Hang, der auf der Schattenseite liegt (nach Norden auf der Nordhalbkugel und nach Süden auf der Südhalbkugel), erhält sehr wenig direkte Sonnenstrahlung. Der Einfluß der Lage auf Pflanzen in natürlichen Pflanzengesellschaften wird dort sichtbar, wo sonnseitige Hänge mit Trocken-Hartlaubwald bedeckt sind, während die kühleren, feuchteren, schattseitigen Hänge mit Feucht-Hartlaubwald bewachsen sind (Abbildung 2.1c). Die Bedachtnahme auf Lage bedeutet in der Permakultur üblicherweise, sonnseitige Hänge auszunutzen, da diese sich gut dafür eignen, Früchte reifen zu lassen, das Haus auf den im Winter wärmsten Platz zu stellen und Gewächse zu pflanzen, die sich im jeweiligen Klima im Grenzbereich befinden, wie zum Beispiel ein tropischer Baum in einer subtropischen Region. Umgekehrt werden Pflanzen oder Gebäude, die Schatten oder zusätzliche Kühle brauchen, auf schattseitigen Hängen plaziert, z. B. ein kühler Keller, wo man Wein lagert, oder Beerensträucher kühlerer Klimazonen in subtropischen Klimaten. Insbesondere für energiesparendes Bauen, aber auch für die Anlage von Obst- und Gemüsegarten ist es von Bedeutung, die jahreszeitlichen Abweichungen der Sonnenbahn zu beachten, vor allem ihre Höchststände am Himmel zwischen Sommer und Winter (Abbildung 2.1a) und die Entfernung, die sie auf ihrer Bahn von Ost nach West zurücklegt (Abbildung 2.1b). 27 Die Lage ist nicht so wichtig in wolkenreichen Klimaten, oder wenn die Sonne von größeren topographischen Elementen, wie einem Berg oder Gebirgszug, die dem Standort gegenüber liegen, verdeckt wird. Die Wirkung der Lage plus der tatsächlichen Steilheit des Hanges zeigt sich ziemlich deutlich. Wie man in Abbildung 2.2 sehen kann, ist ein flacher Hang im Sommer wärmer, weil er Sonnenlicht erhält, das in einem günstigen Winkel einfällt. Im Winter jedoch ist ein steiler Hang besser, weil er die Sonne in einem spitzeren Winkel empfängt als ein flacher. Fluß kalter Luft Die Steilheit eines Hanges beeinflußt sowohl den Abfluß des Wassers als auch die Bodenstabilität, aber in Hinblick auf die Planung in bezug auf Mikroklima ist vor allem deren Einfluß auf den Abfluß kalter Luft wichtig. Kalte Luft ist schwerer als warme und fließt von konvexen Hügeln in konkave Täler. Sie bildet in den Tälern Kaltluftseen und erhöht damit die Frostgefahr. Berghöhen sind ebenfalls anfällig für Frost, da Kaltluftseen auf flacheren Bergrücken und Plateaus liegen bleiben. Die am ehesten frostfreien Standorte sind für gewöhnlich auf den oberen oder mittleren Hängen von Tälern oberhalb von 20 Metern. Da sie tags und nachts wärmer sind als Talboden oder Bergkamm, sind diese Bereiche als Thermikgürtel bekannt (Abbildung 2.3). In diesen Bereichen werden seit alters her Dörfer und Häuser situiert, und auch als Anbauflächen werden sie bevorzugt, wie z. B. die Weinberge in Frankreich und Deutschland. Diese einfache Ermittlung von Frost funktioniert jedoch nur in einfachen Landschaften. Wirkliche Landschaft mit ihren komplexen Bewuchs- und topographischen Merkmalen bedarf intensiverer Beobachtung und Planung. Da kalte Luft eher wie Sirup fließt als wie Wasser, bewegt sie sich nur langsam um, über und unter massive Objekte und wird von Hindernissen (Gebäuden, Bäumen, Erhebungen) gebremst. Zum Beispiel kann kalte Luft, die den Hang hinab zum Talboden hin fließt, von einem höher gelegenen Wald aufgehalten werden; in diesem Fall ist die kalte Luft tatsächlich aufgestaut und sammelt sich oberhalb des Waldes, nicht am Boden des Tales. Damit die kalte Luft sich talwärts bewegen kann, müssen große Breschen für den Luftabfluß herausgeschlagen werden (Abbildung 2.4); außer, wenn der Wald tatsächlich ein unmittelbar darunter befindliches Haus oder die Vegetation schützt. Häufig läßt eine Verengung am Hang oder nahe am Talboden kalte Luft zusammenfließen, und es kann in jedem Monat zu Frösten kommen (in gemäßigtem bis kühlem Klima). Häuser, die über solchen Verengungen stehen, werden immer kalt sein, während es gut möglich ist, daß in 20 Metern Entfernung die genau richtige Stelle für das Haus ist. Sogar in den Subtropen kann man in unterhalb von weiten, kahlen Plateaus gelegenen Tälern nach klaren Nächten mit regelmäßigen oder gelegentlichen Frösten rechnen. Winde Obwohl jeder Standort allgemeinen Luftbewegungen oder sogar Windkatastrophen (Wirbelstürmen und Orkanen) ausgesetzt ist, spielen beim Planen von Mikroklimata nur die am Ort vorherrschenden Winde eine Rolle. Die Topographie kann eine beträchtliche Wirkung auf lokale und regionale Dauerwinde haben; in manchen Gebirgsregionen können die ortsüblichen Winde aufgrund einer besonderen Talform sogar aus der falschen Richtung kommen. In Tälern entstehen Hangwinde durch die rasche Erwärmung und Abkühlung des Bodens an klaren Tagen und Nächten. Kühlere Luft fließt, da schwerer, hangabwärts. In einem weitläufigen Talsystem bewegen sich die schwachen lokalen Winde in einem täglichen Kreislauf (bergauf bei Tag, bergab bei Nacht). Die Windgeschwindigkeit nimmt auf der dem Wind zugewandten Seite einer Bergkette zu; auf der windabgewandten Seite nimmt sie ab (für einen sinnvollen Schutz der windabgewandten Seite müssen die Windgeschwindigkeiten jedoch mindestens 5 Meter pro Sekunde und das Hanggefälle 5° oder 28 mehr betragen). Die Windgeschwindigkeit nimmt bergauf zu; bergab verringert sie sich (Abbildungen 2.5a und 2.5b). Außerdem nimmt die Windgeschwindigkeit beim Umströmen einer Verengung (egal ob Gelände oder Vegetation) zu; dies nennt man den “Venturi”-Effekt (Abbildung 2.5c). An Seen oder am Meer spielen Brisen eine bedeutende Rolle im Mikroklima. Aufgrund des markanten Temperaturunterschiedes zwischen großen Wasserkörpern und der Landoberfläche bilden die Luftströmungen einen Kreislauf von Küstenwinden. Bei Tag steigt die warme Luft über dem Land auf und läßt dadurch kühle, schwerere Luft vom Meer her einströmen. In der Nacht, während das Land abkühlt, dreht sich der Vorgang um (Abbildung 2.6). In den Tropen und Subtropen bringen diese Brisen beinahe das ganze Jahr über willkommene Linderung, wohingegen sie in gemäßigten Regionen eher saisonal sind, üblicherweise im Sommer auftreten. Vor allem in den Tropen baut man Häuser so, daß sie die natürliche Ventilation, die diese Seebrisen bieten, ausnutzen. Andererseits pflanzt man in kühlen Klimaten Hecken, um diese Winde von Haus und Garten weg zu lenken. Aus welcher Richtung der Wind üblicherweise kommt, können wir feststellen, indem wir die Bäume und Büsche des Geländes untersuchen. Wenn sie in eine bestimmte Richtung gekrümmt sind, dann bedeutet das , daß sie auf häufige Winde reagieren. An der Meeresküste sind die Bäume wegen starker Brisen und Salzgischt vom Meer her beinahe flachgedrückt. Wenn es auf dem Gelände gar keinen Bewuchs gibt, kann man Stangen (1,5 – 1,8 Meter lang), an deren oberen Enden man Tuch- oder Kunststoffstreifen befestigt, an verschiedenen Stellen in den Boden stecken. Wenn wir beobachten, wie oft und in welche Richtung die Streifen geblasen werden, erfahren wir die Hauptwindrichtung. Diese Methode impliziert natürlich eine Beobachtung des Geländes übers ganze Jahr, so daß es viel besser ist, nach Möglichkeit die umgebende Vegetation zu untersuchen. Information darüber, wie Winde mittels Vegetation gesteuert werden können, wird in einem der folgenden Abschnitte gegeben. Auch die Höhe ist ein wichtiger Faktor des Mikroklimas. Die Temperatur nimmt mit zunehmender Höhe ab; 100 Meter Höhendifferenz entsprechen 1° geographischer Breite, so daß die Temperatur in 1000 Metern Höhe am Äquator ungefähr einem Klima in 10° Entfernung vom Äquator entspricht. Das bedeutet, daß in einer subtropischen oder tropischen Bergregion verschiedene Vegetation angebaut werden kann. Eine typische Aufeinanderfolge von Pflanzungen, von der Küste bis hinauf in die Berge, auf die man in den Tropen häufig stößt, ist Kokosnuß, Zuckerrohr, Banane, Tee und Kiefern (Abbildung 2.7), wobei die jeweils folgende Frucht kühlere Umgebung braucht. Gewässer Große Wassermassen wie das Meer und große Seen erwärmen sich langsam und kühlen langsam ab, wobei sie die Temperatur der Umgebung ausgleichen. In gemäßigten Klimaten wird nahe am Meer der Frost kaum je zu einem Problem, während nur 20 Kilometer landeinwärts praktisch den ganzen Winter über Fröste auftreten können. Wasser gleicht auch durch Verdunstung Temperaturen aus. Bei der Verdunstung wird der umgebenden Luft Energie entzogen; wenn die Temperatur wieder fällt, steigt die Luftfeuchtigkeit. So können selbst kleine Seen, Tümpel und Teiche wirksame Klimaregulatoren sein, besonders in trockenen Gegenden. In vielen Mittelmeerländern findet man zum Beispiel Springbrunnen, die Innenhöfen Feuchtigkeit und Kühle spenden. Auch von Wasser reflektiertes Licht sollte bei der Gestaltung eines Standorts bedacht werden. Obwohl die diffuse Reflexion an Wasseroberflächen gering ist, ist die Spiegelreflexion im Winter (wenn die Sonne tief am Himmel steht) hoch. Im Maintal in Deutschland dient das vom Fluß reflektierte Sonnenlicht dazu, auf den steilen Hängen Weintrauben reifen zu lassen. Daher können die sonnseitigen Böschungen oder Hügel hinter Teichen, Dämmen, Seen und Flüssen als günstige Bereiche für Pflanzen am Rande ihres natürlichen Verbreitungsgebiets betrachtet werden, die 29 zusätzliches Licht und Wärme benötigen. Häuser, die auf solchen Böschungen oder Wällen liegen, bekommen zusätzliche Wärme ab (Abbildung 2.8). Bausubstanz Vorrichtungen wie Rankgerüste, Erdwälle, Treibhäuser, Zäune, Mauern und Aussichtsterrassen können das Mikroklima im kleinen ändern, indem sie Windgeschwindigkeit oder Temperatur beeinflussen. Das Treibhaus ist in gemäßigten Regionen das brauchbarste Bauwerk für die Regulierung eines Mikroklimas und ermöglicht es, beinahe jede Pflanze wachsen zu lassen. Ans Haus angebaute Treibhäuser eignen sich bestens als Winterheizung, weil sie helfen, tagsüber Brennstoff zu sparen. Erdwälle oder -hügel wirken sich auf vielerlei Art auf das Mikroklima aus (Abbildung 2.9). Sie können: die niedrigstehende Sonne an der Westseite abschirmen und so gegen Abend Haus und Garten Kühlung verschaffen Winde abhalten oder umlenken Isolieren (Erdreich speichert Wärme und kühlt nur langsam ab). Privatsphäre wahren und Sichtschutz bieten. Verkehrslärm abschirmen (manchmal bis zu 80%); große Erdwälle zwischen Autobahnen und Grundstücken sind heute selbstverständlich. den Pflanzen mehr Platz bieten, indem sie den Raum in die Vertikale erweitern. Sonnseitige Mauern sind für die Regulierung des Mikroklimas auch wichtig. Wie ein sonnseitiger Waldrand bieten Mauern Schutz vor Winden und können Wintersonne zu reflektieren. Dunkle Steinmauern absorbieren Hitze und strahlen sie in der Nacht wieder ab, sie mindern damit das Frostrisiko. Pflanzen, die man davor setzt, wachsen bestens. Weiß gestrichene Mauern reflektieren Strahlung (und verringern so die Wärmeaufnahme); Pflanzen vor diesen reifen am besten. In Deutschland zeigten Experimente mit Tomaten und Pfirsichen vor schwarzen und weißen Mauern rascheres Pflanzenwachstum vor der schwarzen Mauer; die Erträge jedoch waren wegen der besseren Reifung vor der weißen Mauer höher. Rankgerüste sind praktisch als Windschutz, um Raum um Haus und Garten einzuteilen, um ein Mikroklima zu schaffen (durch Beschattung und Erwärmung) und als provisorischer Schutz gegen Überbesonnung für kleine Bäume. Kleine Konstruktionen um einzelne Bäume oder Pflanzen schaffen ein Mikroklima mit mehr Feuchtigkeit, weniger Wind und gelegentlich mehr Wärme. Für Bäume ist in verschiedenen Teilen der Welt eine Vielfalt von Windschutzbehelfen in Verwendung: Autoreifen, Strohballen, alte Düngersäcke, 44-Gallonen-Fässer aus Metall etc. (Abbildung 2.10). Im Garten können Frühbeete, Pflanzglocken und übergestülpte Plastikflaschen verwendet werden, um Pflanzen zu Frühjahrsbeginn anbauen zu können. Böden Der Boden hat geringen Einfluß auf das Mikroklima aufgrund der Wärmemenge, die er leitet, und des Lichts, das er reflektiert, und auch aufgrund seines schwankenden Wasser- und Luftgehalts. Da Mulch sehr wenig Wärme zum Boden weiterleitet, ist es am besten, den Mulch im Frühjahr von den Anbauflächen zu entfernen, damit der Boden sich erwärmen kann. 30 Mulch absorbiert Wasser leicht und gibt es langsam an den Boden ab, ist also eine wichtige Hilfe bei der Speicherung von Bodenfeuchtigkeit bei warmem oder windigem Wetter. Vegetation Der Bewuchs hat eine tiefgreifende Wirkung auf das Mikroklima. Anpflanzen und Verwendung der Vegetation (Forst, Wald, Windschutzhecken, Sträucher und Kletterpflanzen) formen das Mikroklima eines Grundstücks am stärksten. Die Vegetation kann die Temperatur jedes Standorts regulieren durch: Verdunstung Konvektionswärme Schatten Windschutz Isolation Verdunstung Pflanzen verwandeln in ihren Blättern Wasser in Wasserdampf, der dann aus dem Blatt in die umgebende Luft austritt. Dieser Prozeß verbraucht Energie, was die Luft um die Pflanzen kühler werden läßt (genau wie das Schwitzen bei Tieren). Wenn die Temperatur fällt, steigt die Luftfeuchtigkeit. Um Verdunstung zu ermöglichen, muß Wasser vorhanden sein. Viele Kulturen in trockenen Ländern haben Methoden, um kleine Bereiche, meist ums Haus herum, kühler zu machen. Die Bewohner der Kanarischen Inseln verwenden große Tontöpfe, die sie mit Wasser füllen und mit Leinen bedecken, in kleinen, mit Pflanzen angeräumten Höfen, um die Temperatur der umliegenden Zimmer zu senken (Abbildung 2.11). Konvektionswärme Pflanzen absorbieren tagsüber Sonnenenergie; im Wald wird viel Sonnenenergie vom Laubdach absorbiert, während die umgebende Luft sich erwärmt und aufsteigt. Kühlere Luft wird in den Wald gezogen, der tagsüber kühl bleibt. In der Nacht kehrt sich dieser Vorgang um, wobei Luft, die wärmer als die Umgebungstemperatur ist, aus dem Wald strömt. Der Wald ist durch sein dichtes Blätterdach isoliert, so daß die Strömung an den Rändern stattfindet. Jeder, der sich nachts einem Wald nähert, wird den Unterschied in der Lufttemperatur merken (Abbildung 2.12). Schatten Die Abschirmung von Sonnenlicht hat eine starke Auswirkung auf das Mikroklima. Ein Flecken offenen Bodens kann auf einen Bruchteil seiner ursprünglichen Temperatur abkühlen, nachdem er in den Schatten des darüberliegenden Blätterdachs geraten ist. Blätter haben 3-6mal soviel Oberfläche zum Abfangen der Energie wie ein Leinwandbaldachin, je nach Laubdichte. Bäume mit dichtem Laub können 75-90% der Sonnenenergie filtern, während Bäume mit lichter Belaubung gefiltertes Sonnenlicht durchtlassen. Außerdem absorbieren Bäume mit derben oder haarigen Blättern und solche mit dunklen Blättern Sonnenlicht und damit Wärme. Glänzende, hellfärbige Pflanzen reflektieren Sonnenlicht. Als Gestalter können wir dieses Wissen verwenden, um passende Pflanzen an ausgewählte Standorte zu setzen. Zum Beispiel bietet in Klimaten, wo die späte Nachmittagssonne ein Problem ist, eine dichte, an der Westseite eines Hauses gepflanzte Hecke nicht nur Schatten, sondern schirmt im Winter auch Westwinde ab. Im Gegensatz dazu bietet ein schwach belaubter Baum, der an der Ost- oder Sonnensseite des Hauses gesetzt wurde, ein wenig Schutz vor der Sommersonne, läßt aber Wintersonne durch. Laubwerfende Bäume erfüllen denselben Zweck, da sie im Winter ihr Laub fallenlassen. Die Form des ausgewachsenen Baumes muß ebenfalls in Betracht gezogen werden, sei 31 sie rund, oval, pyramiden- oder säulenförmig, da der Schatten, den er werfen wird, dieselbe Form haben wird (Abbildung 2.13). Um die Sonnenreflexion an glänzenden Blättern auszunützen, können Bäume wie beispielsweise Pappeln in einem parabolischen Bogen um den Obstgarten oder das Haus gesetzt werden. Wenn dieser Bogen gegen die Sonne hin liegt, konzentriert die Reflexion von den glänzenden Blättern die Hitze auf einen Punkt innerhalb des Bogens, wobei sie diesen Bereich trockener und wärmer macht (Abbildung 2.14). Solche Sonnenfallen funktionieren auch auf einem Hang, da der Bewuchs die warme, den Hügel hinaufsteigende Luft auffängt. Diese Form läßt kalte, den Hügel herabströmende Luft um sicn herum fließen, minimiert die Frostgefahr und hilft, je nach Windrichtung, dabei, kalte Winde um Gebäude und Felder herum abzulenken. Wind Windschutz wird seit langem verwendet, um Häuser, Tiere und Feldfrüchte gegen Wind zu schützen, und er ist äußerst wirksam in der Regulierung des Mikroklimas. Die Vorteile von Windschutzpflanzungen sind wie folgt: Sie vermindern die Windgeschwindigkeit und die Bodenerosion, schützen windempfindliche Pflanzen wie zum Beispiel Kiwis, verringern Ernteverluste, die durch das Herausschütteln von Samen oder Körnern entstehen, gleichen Luft- und Bodentemperaturen aus (der Boden kann an einer geschützten Stelle bis zu 4 °C wärmer sein), erhöhen wegen der Taubildung an den Blättern der Bäume die vorhandene Feuchtigkeit, verringern die Zahl der in kalten Stürmen verendenden Tiere, vermindern im Sommer den Hitzestreß für Tiere, reduzieren den Futterbedarf, wenn die Tiere an den Windschutzbäumen (Gleditschie, Johannisbrotbaum) weiden können, liefern der Landwirtschaft Bauholz und Zaunmaterial (von ausgedünntem oder überaltetem Windschutz), erweitern den Lebensraum insektenfressender Vögel, verbessern die Lebens- und Arbeitsbedingungen um Haus und Garten, bieten Nektarquellen für Bienen und verbessern die Bedingungen für die Befruchtung der Kulturpflanzen (weniger Wind, der Bienen vertreibt). Die Form des Windschutzes hängt im wesentlichen von Bebauungs-, Standort- und Klimaverhältnissen ab. Abbildung 2.15 zeigt eine Palette von Windschutzgruppierungen. Dichte und durchlässige Windschutzpflanzungen werden für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Dichter Windschutz bietet im windabgewandten Bereich in 2-5mal der Höhe der Bäume den größten Schutz (Abbildung 2.15c). Allerdings läßt die Schutzwirkung rasch nach, da sich unter dem Wind ein Unterdruck bildet, der den Wind herunterzieht. Die Druckdifferenz trocknet außerdem den Boden aus. Andererseits läßt ein durchlässiger Windschutz (Abbildung 2.15d) Luft durch, und obgleich die anfängliche Schutzwirkung nicht so groß ist wie bei einem dichten Windschutz, hält sie bis in weitere Entfernung an (25-30mal die Höhe). Abbildung 2.16,7-9 zeigt andere wirksame Windschutzanlagen für intensiven Anbau, während Abbildung 2.16,1-6 einige untaugliche Anlagen darstellt. Da die Schutzgürtel noch anderen nützlichen Zwecken dienen können, sollten wir die typischen Eigenschaften einzelner Bäume berücksichtigen. Beinahe jeder Baum bietet Windschutz (solange er nicht selbst windempfindlich ist), Rückzugsraum und Unterschlupf für Tiere. Was kann er noch? Einige Arten (Leguminosenbäume, Erlen) binden Stickstoff im Boden, können zur Brennholzgewinnung auf Stock gesetzt werden (Weide, Eukalyptus), liefern Laub als Tierfutter (Coprosma repens, Leucaena, Weide), geben Honig (Eukalyptus, Eucryphia), bieten Nüsse als Tieroder Menschennahrung (Eiche, Kastanie), wirken als Feuerbremse (Coprosma repens, Schwarzholzakazie), und sind ein wirksamer Erosionsschutz (stark wurzelnde Bäume wie Weide und Pappel). 32 Auch die negativen Wirkungen von Bäumen müssen bedacht werden. Einige haben kräftige Wurzeln, die mit den benachbarten Feldfrüchten oder Weidepflanzen um Wasser und Nährstoffe konkurrieren. Wir können das entweder als Gegenleistung für den Nutzen, den sie bringen, akzeptieren oder das jährliche tiefe Aufschlitzen beibehalten und so das Wurzelsystem teilweise zurückstutzen, um die Konkurrenz zu vermindern. Windschutz läßt sich rasch aufbauen, wenn man schnellwüchsige Sträucher und Bäume abwechselnd mit langsamer wachsenden (aber längerlebigen) Bäume setzt. Während diese Bäume (normalerweise Harthölzer) langsam wachsen, liefern die schnellwüchsigen Bäume Nektar für Bienen, Futter für Tiere und Mulch für den Garten und können später als Brenn- oder Bauholz genutzt werden. Bedenken Sie aber, daß Windschutzbäume nicht viel Obstertrag bringen werden (weil der Wind es abschüttelt) und man sich bei wirtschaftlicher Nutzung nicht auf sie verlassen sollte. Küsten bieten besondere Schwierigkeiten. Über die große unbändige Wasserfläche brausen Stürme daher, die Salz und schleifende Sandkörner mit sich tragen. Um uns vor diesen Winden zu schützen, wählen wir Pflanzen mit: derber Rinde, wie Palmen sie haben (kann dem Sandstrahlen widerstehen); harten, nadeligen Blättern, wie bei ausdauernden Küstentannenkiefern (Araucaria), Tamarisken, Känguruhbäumen (schützen vor starker Austrocknung); oder fleischigen Blättern, wie bei Mittagsblume, Koprosma, Agave und Euphorbia (speichern Feuchtigkeit). Die beste Richtschnur bei der Auswahl der Arten bietet die Beobachtung erfolgreicher Arten, die bereits in der Umgebung wachsen. Abbildung 2.17 zeigt eine mögliche Anordnung von Pflanzen an einer Meeresküste. Isolation Gebüsch und Kletterpflanzen, die nahe an einem Haus gepflanzt werden, schützen dieses vor Wind und bilden zwischen dem Gebäude und der Vegetation eine isolierende Lufttasche, wodurch sie es gegen Wärmeverlust schützen. Schnee ist auch eine gute Isolation für Häuser, wenn man ihn auf dem Dach oder an der schattenseitigen Mauer anhäuft und damit die Heizkosten senkt. Sträucher und Bäume helfen dabei, Schnee in gewünschten Bereichen zu sammeln. Schnee unter Windschutz isoliert den Boden und sorgt so für eine gleichmäßige Temperatur (wie eine dicke Laubschicht oder Mulch). An sonnigen Tagen taut der Schnee langsam auf, wodurch er eine langsame Erwärmung des Bodens bewirkt. Je nachdem, was in der Nähe des Schutzgürtels gepflanzt wurde, kann dies eine gute oder eine schlechte Wirkung haben. Frühlingszwiebelgewächse werden hier später blühen als in rasch tauender Umgebung. Besondere Vegetationsstrategien Kletterpflanzen, Bodendecker und Sträucher sind bei der Regelung des Mikroklimas sehr hilfreich. Kletterpflanzen und Rankgerüste In sehr windigen Bereichen leiden die Pflanzen am stärksten unter fehlendem Windschutz. Die schnellstmögliche Abhilfe schaffen in diesen Fällen Rankgerüste, die man in annähernd rechtem Winkel an die Hauswände baut. Solche Spaliere haben vielfachen Nutzen: Sie teilen Wohnraum in Erholungs-, Garten- oder Arbeitsbereich; sie unterbinden Kaltluftströme entlang der Mauern (und fungieren als Sonnenfalle); und selbst stellen sie ein Grundgerüst für kletternde Nutzpflanzen dar. Spaliergerüste können aus den Hausecken herausschwingen oder einfach die Fassaden öffentlicher Gebäude (Schulen, Gefängnisse) gliedern und dadurch Plätze für Bänke, Rasen und Gärten schaffen. 33 Häufig laufen große Gebäude und Straßen so zusammen, daß sie Windkanäle bilden. Große Felsblöcke, Bäume und Sträucher sowie Rankgerüste verwandeln sie in geschützte und kurvige Zugänge; und daneben halten sie noch Staub, Kälte und Lärm ab. Das trifft auf alle Einfahrten, Nebenstraßen, Sackgassen und Nebenwege zu. Abgesehen von ihrem Windschutzpotential sind Kletterpflanzen schnellwüchsig (4,5-6 Meter pro Jahr in warmen und feuchten Klimaten) und können als rasche Schattenspender eingesetzt werden, solange die Bäume noch wachsen. Achten Sie darauf, die für Klima und Situation richtigen Arten auszuwählen, da Kletterpflanzen wuchern und schwer auszurotten sein können, wenn sie sich erst einmal eingenistet haben. Zurückschneiden wäre in solchen Fällen eine Lösung. Einige Kletterpflanzen wachsen in Mörtel, Holzschindeln, Fensterrahmen und Abflußrohre und Dachrinnen hinein; es ist daher am besten, die Eigenschaften einer speziellen Kletterpflanze herauszufinden, ehe man sie in die Gestaltung einbezieht. Kletterpflanzen haben gute Isolationswirkung, wenn man sie über Dächer und an Mauern wachsen läßt. Dichte Kletterer können Erwärmung um 70% und Wärmeverlust um 30% vermindern. Efeu wurde in gemäßigten Gebieten seit Jahrhunderten verwendet, um Ziegelbauten sowohl im Sommer als auch im Winter zu isolieren. Laubwerfende Kletterpflanzen wie Wein, Wisteria und Wilder Wein können in gemäßigten oder warmen, trockenen Regionen als Schattenspender an der Sonnenseite des Hauses oder Gartens plaziert werden. Bodendecker und Mulch Offener Boden ist je nach Jahreszeit viel heißer oder kälter als bedeckter Boden. Der Boden wird am besten im Frühjahr aufgedeckt, wenn neue Pflanzungen vorgenommen werden, und die Erde sich erwärmen soll; ansonsten bedeckt man den Boden am besten mit Mulch und lebenden Bodendeckern. Natürliche Bodendecker (Gras, kriechende Pflanzen) und Mulch haben die folgenden Eigenschaften: Sie reduzieren den Hitzestauvermindern das Aufheizen, indem sie Wasser verdunsten und den Boden beschatten strahlen Hitze nicht wieder ab (wie Plastik und Pflaster es tun). schützen den Boden gegen Erosion. reflektieren Licht nicht, können also grelles Licht dämpfen. halten den Boden warm oder kühl, je nach Wetter. fungieren als Unkrautschild (obwohl gelegentliches Jäten notwendig sein kann). Unter Bäumen werden krautige Bodendecker als “Lebendmulch” gesetzt (junge Obstbäume wachsen in Gras schlecht). Je nach Klima können das Dichondra, Dolichos, Lupinen und Massenpflanzungen von Ringelblumen sein. Wenn der Bodendecker außerdem eine Kletterpflanze ist, muß man ihn eventuell hin und wieder zurückstutzen. Eine lokal auftretende oder einheimische Leguminose ist als Stickstoffbinder sehr nützlich. Sträucher Sträucher schaffen eine Feuchtigkeitshülle um einen Baum und können in Grenzlagen Frostschutz bieten. Miriam und Jim Tyler haben in Neuseeland in einer Grenzlage Tagasaste 0,6-0,9 Meter von Avocados entfernt gesetzt, um die jungen Bäume vor Frost zu schützen. Die Tagasaste wurde während des Sommers 2-3mal zwecks Beschaffung von Brennholz und Mulchmaterial für die Baumscheiben geschnitten und schließlich ganz entfernt. 34 Sträucher sind gute Garteneinteiler und werden als Windschutz eingesetzt, vor allem in küstennahen Gärten. Man muß geeignete Arten ausgewählen, um Zeitaufwand für das Stutzen und die Bekämpfung der Wurzeln zu vermeiden. Sträucher und selbst “schädliche Unkräuter” bieten, wenn man sie als Aufzuchtbewuchs verwendet, Mulch, Schatten, Stickstoffbindung und Schutz gegen Frost, Wind und Tiere. An der Nordküste von Neuseeland pflanzte Ian Robertson Tamarillo als Nutzpflanze direkt in umgeschnittenen Stechginster, während Dick Nicholls eine Pflanzungsabfolge zum Aufbau einheimischen Waldes auf von Stechginster erobertem Land entwickelt hat. Beide verwenden dieses bereits vorhandene Unkraut wegen seiner günstigen Eigenschaften (Mulch, Bodenverbesserung, Frostschutz), indem sie es 4 Jahre hindurch um eine Kernpflanzung von Bäumen herum schneiden. Allmählich verschatten die Bäume dann den Ginster. Dasselbe kann bei großflächigem Brombeerbewuchs gemacht werden. 2.5 Böden In der Permakultur werden Böden nicht als ernstlicher Grenzfaktor gesehen. Die Bodenökologie kann im Verlauf einiger Jahre und mit der rechten Aufmerksamkeit verändert und verbessert werden. Hausstandort und Zone I wählt man nicht ausschließlich aufgrund der Bodenbeschaffenheit, obwohl man, wenn es gute Böden an einer bestimmten Stelle gibt und die meisten anderen Faktoren diese zu einem guten Standort machen, Haus und Garten unbedingt dorthin setzen sollten, um ein oder zwei Jahre zu sparen. Sehr wenige Böden sind vollständig wertlos; es gibt immer Erstbesiedler oder Pionierarten, mit denen man anfangen kann. Mandel- und Olivenbäume gedeihen gut auf felsigen Flächen mit nur wenig Boden; Schwarze Johannisbeere und Butternuß wachsen auf schlecht entwässerten Standorten; Heidelbeeren gedeihen auf sehr sauren Böden, und Gleditschien können auf stark alkalischen Böden wachsen. An jedem Standort ist eine einfache Bodenuntersuchung notwendig, um den pH-Wert (für Obst- und Gemüsegarten), die Entwässerungskapazität und den bereits vorhandenen Bewuchs zu bestimmen. Von da an können wir entscheiden, welche Arten wir pflanzen sollen und welche Art von Bodenverbesserung, je nach Ausmaß der Landnutzung, notwendig ist. Natürlich steckt man die meiste Kraft in den Haus- und Obstgarten, wogegen entlegenere Bereiche weniger intensiv betreut werden. Kahler Boden ist geschädigter Boden und tritt nur dort auf, wo Menschen oder eingeführte Tiere das natürliche ökologische Gleichgewicht gestört haben. Wenn der Boden einmal entblößt ist, wird er leicht von Sonne, Wind und Wasser zerstört. Den Boden dann zu bebauen, schädigt nicht nur Abläufe im Bodenleben, sondern kann sogar noch ausgedehntere Bodenverluste verursachen. Die drei wichtigsten Vorgehensweisen in der Permakultur zur Hintanhaltung von Bodenverlust, die den Boden durchlüften und mit Nährstoffen versorgen, sind: Wälder und Gebüsche anzulegen, um den Boden zu schützen (Aufforstung). Pflüge zu benutzen, die den Boden nicht wenden (Bodenaufbereitung). Lebewesen, vor allem Würmer, anzuregen, verdichtete Böden zu durchlüften (mulchen oder kompostieren). Die ersten beiden beziehen sich auf große Gebiete, die letzte auf kleine. Forstwirtschaft und Bodenverbesserung erzeugen ihren eigenen Mulch, während kleinen Gärten Mulch zugeführt werden kann. Häufig sind die Unkräuter, über die wir uns beklagen (Wandelröschen, capeweed, Brombeere, Königskerze, Distel und so weiter), ein Zeichen dafür, daß der Boden geschädigt wurde. Einige dieser 35 Pflanzen sind Pioniere und werden den Boden allmählich verändern, sodaß andere Arten wachsen können. Das Kennzeichen eines guten Bodens ist das rechte Maß an Feuchtigkeit, Sauerstoff, Nährstoffen und organischem Material im Boden. Böden werden durch einen Kreislaufprozeß gebildet und genährt, in dem Pflanzenwurzeln dem Unterboden Wasser und mineralische Nährstoffe entnehmen und Blätter, Früchte und anderer Abfall zu Boden fallen. Die Schritte zum Wiederaufbau des Bodens umfassen: Erosionsvorbeugung, indem man allen offenen Boden bedeckt, potentielle Erosionsgebiete (wie Steilhänge, Gräben, Bachufer und Straßenböschungen) aufforstet und den Wasserfluß an der Oberfläche reguliert (mittels Swales, Entwässerungsgräben und Grubbern). Verwenden Sie einheimische, schnellwüchsige Pflanzenarten. An Hängen kann man auch Holzblöcke quer anbringen, um Schlick und Wasser aufzufangen; die Pflanzen können Sie dahinter setzen. Organisches Material in den Boden bringen. Großflächig: Bodendecker, Gründüngungspflanzen. Kleinflächig: Küchenabfälle, pflanzliche Abfälle. Verdichteten Boden lockern und belüften. Großflächig: Grubber und Maschinen zur Bodenbearbeitung. Kleinflächig: Lockerung mit einer Grabgabel. Einstellen des pH-Werts oder Einsatz von Pflanzen, die für bestimmte pH-Bereiche geeignet sind (kommt billiger als den pH-Wert zu ändern). Auf sauren Böden kann man Kreide und Kalk, Gips, Magnesit und Dolomit verwenden, um den pH langsam anzuheben. Auf alkalischen Böden kann man saures Phosphat und Urin für Pottasche [N1]nehmen[Z2]. Auf allen Böden helfen Blut und Knochen, Düngung und Kompost, den pH in den neutralen Bereich zu bringen.Ausgleich von Nährstoffmängeln mit organischen Mineralien[N3] (Mangan, Phosphor, Kalium) und tierischem und pflanzlichem Dünger. Pelletiertes Saatgut und Blattdüngung sind wirtschaftliche Methoden, Nährstoffe an die Pflanzen zu bringen. Förderung biologischer Aktivität zu fördern; Regenwürmer und andere Bodenlebewesen zeigen einen gesunden Boden an. Im allgemeinen können Böden mit folgenden Methoden aufgebaut oder wiederhergestellt werden: Einsatz von Pflanzen und Tieren Mechanische Bodenbearbeitung (großflächig) Aufbau eines Bodens (im Garten) EINSATZ VON PFLANZEN UND TIEREN Mit Vieh so umgehen zu können, daß man Verdichtung und Überbeweidung hintanhält, gehört zur Kunst des Aufbaus und der Erhaltung von Böden. Von schwer erodiertem Land muß man Vieh möglicherweise gänzlich fernhalten. Manche Bauern bringen Regenwürmer in ihre Weiden ein und säen tiefwurzelnde Pflanzen (Rettich, Zichorie), um den Boden aufzubrechen und zu belüften. Rettich, Baum- oder Strauchleguminosen, Regenwürmer und Wurzelsymbionten (Rhizobien) belüften alle den Boden, versorgen ihn mit Nährstoffen oder bilden Boden durch Laubfall und Wurzeltätigkeit. Mulch, Deckfrüchte und Gründüngungspflanzen schützen vor Erosion, führen dem Boden organisches Material und Nährstoffe zu, puffern den Boden gegen extreme Hitze und Kälte und schützen die Bodenfeuchtigkeit gegen Verdunstung. 36 Es gibt zwei Kategorien von Mulch: “Toten” Mulch, der ausgetrocknet, verrottet oder abgestorben ist (Stroh, trockene Blätter, Schnittabfall); und “lebenden” Mulch, der unter Bäumen und Sträuchern wächst. Toter Mulch muß gesammelt werden (manchmal von Stellen, die weit verstreut liegen), während lebender Mulch der Bewirtschaftung bedarf (Säen, Zurückschneiden, manchmal Nachsäen). Deckfrüchte sind Pflanzen, die gesetzt werden, um den Boden zu schützen, nachdem eine Hauptfrucht geerntet wurde. In gemäßigten Klimaten werden diese üblicherweise im Winter gepflanzt und umfassen Roggen, Wicke, Klee, Buchweizen, Lupine, Gerste, Hafer, etc., die entweder geerntet oder in den Boden eingearbeitet werden können, um das organische Material zu vermehren. Gründüngungspflanzen werden speziell zur Bodenverbesserung angebaut und sind üblicherweise Leguminosen, die den Boden sowohl mit Kohlenstoff als auch mit Stickstoff versorgen (Futtererbse, Klee, Feldbohnen, Lupinen, Wicke, Dolichos). Die Leguminosen werden als Mulch verwendet oder in den Boden eingearbeitet, bevor die Pflanzen reifen, um den Stickstoff aus den Wurzeln auszunützen, der beim Absterben der Pflanze abgegeben wird (wenn man sie blühen und Samen ansetzen läßt, verbraucht sie den Großteil des Stickstoffs selbst). BODENVERBESSERUNG IM GROSSEN STIL Australien, Europa und die Vereinigten Staaten stellen heute Grubber her, die große Flächen Bodens belüften und auflockern. Ein Scheibensech schlitzt den Boden (der weder zu feucht noch zu trocken sein darf) auf, und dem Schlitz folgen ein Schaft und ein unterirdischer Schuh aus Stahl, der den Boden unter der Oberfläche öffnet, indem er eine Lufttasche bildet, ohne den Boden zu wenden (Abbildung 2.18). Stattdessen wird er sanft gehoben. Regen dringt ein und wird aufgesaugt; die Bodentemperatur steigt, Wurzeln wachsen und sterben ab, um Humus zu bilden, und das Land erwacht wieder zum Leben. Es hat keinen Sinn, bei der ersten Bearbeitung tiefer als 10 cm und bei folgenden Bearbeitungen tiefer als 15-22 cm zu gehen. Die Pflanzenwurzeln, gewärmt und belüftet, können dann im Weideland bis zu 30 cm vordringen, im Wald noch tiefer. In die dünnen Furchen können Samen eingebracht werden; wenn man Leguminosen so sät, erhält man eine Gründüngungsfrucht oder eine Rekordernte. Weder Boden- noch Kopfdüngung ist nötig, nur die wohltuende Wirkung von unter der Erde eingeschlossener Luft und die Folgearbeiten des Bodenlebens und der Pflanzenwurzeln im wieder geöffneten Boden. Auf stark geschädigten Böden könnte jedoch eine anfängliche Kopfdüngung mit Phosphat oder stark mangelnden Spurenelementen verwendet werden. Wenn der Boden einmal begonnen hat, sich zu erholen, können Bäume und Feldfrüchte gepflanzt werden. Eine Saison, die zur Wiederbelebung des Bodens verwendet wird, ist keine verlorene Saison, denn Bäume reagieren auf die neuen Bodenbedingungen mit mehr Vitalität und machen die verlorene Zeit wieder wett: Ein Oliven- oder Johannisbrotbaum, der unter der ursprünglichen Bedingung eines verdichteten Bodens ums Überleben kämpfen mußte, wird in verbessertem Boden 90 cm bis 1,2 m wachsen und kann nach 3 oder 4 Jahren tragen anstatt nach 10-15. Es gibt nur eine Regel in dieser Art des “Pflügens”, und die besteht darin, Traktor und Grubber leicht hügelabwärts, von den Kämmen quer über den Hang Richtung Tal zu führen, das Land also nach dem Fischgrätenmuster zu gestalten. Die vielen Hunderte von Schlitzkanälen werden so zum leichtesten Abflußweg für das Wasser. Da die Oberfläche wenig beeinträchtigt wird, halten die Wurzeln selbst nach frischem Grubbern der Erosion stand; Wasser sickert ein, und die Lebensvorgänge werden angekurbelt. 37 Die Ergebnisse der Bodenwiederbelebung, kurz zusammengefaßt: lebende Böden: Regenwürmer geben alkalische Exkremente ab und wirken als lebende Pumpen, indem sie Luft und damit Stickstoff ansaugen. krümeliger und offener Boden, in den Wasser leicht eindringt und als schwache Kohlen- und Humussäure Bodenmineralien für die Pflanzen freisetzt sowie pH-Schwankungen abpuffert. belüfteter Boden, der im Winter wärmer und im Sommer kühler bleibt. aufnahmefähiger Boden, der Abfluß und rasche Verdunstung von Wasser verhindert. Pflanzliches Material nimmt für späteren Konsum nächtliche Feuchtigkeit auf. abgestorbene Wurzeln als Pflanzen- und Tiernahrung, die mehr Lufttaschen und Gänge im Boden hinterlassen und bei ihrem Zerfall Stickstoff abgeben. erleichtertes Eindringen der Wurzeln neuer Pflanzungen, sowohl bei ein- als auch bei mehrjährigen Feldfrüchten. permanente Veränderung im Boden, wenn er nicht wieder zertrampelt, gewalzt, niedergestampft, gepflügt oder durch Chemikalien zu Leblosigkeit degradiert wird. Was Bodenbearbeitung bewirken kann, macht Fukuoka mit tiefwurzelnden Pflanzen wie Rettich und Luzernen; allerdings ist sein Boden nicht von schweren Maschinen oder Großvieh verdichtet worden. Selbst starke Wurzeln können harte Verdichtungen oft nicht aufbrechen. AUFBAU EINES GARTENBODENS Gärtner bauen ihren Boden meist durch eine Kombination von drei Vorgängen auf: Erhöhung oder Absenkung der Beete (Erdarbeiten), um Wasserrückhalt oder -abfluß zu unterstützen, sowie manchmal vorsichtige Einebnung der Beetoberfläche zur wirksamen Überflutungsbewässerung; Einbringung von Kompost oder humosem Material in den Boden, auch von Lehm, Sand oder Nährstoff, um ihn ins Gleichgewicht zu bringen; sowie Mulchen, um Wasserverlust und Sonneneinwirkung oder auch Erosion zu vermindern. Mit diesen Methoden können Gärtner überall Böden aufbauen. Unterstützende Methoden umfassen den Anbau von Kompost- oder Düngungsjauchematerialien wie Hecken, Kräuter oder weichblättrige Pflanzen (wie z. B. Beinwell) in Flecken oder Reihen im oder um den Garten, und die Verwendung von Rankgerüsten, Schattenleinen (oder Palmwedeln), Treibhaus und Tropfbewässerung, um die Wirkung von Wind, Licht oder Wärme zu regulieren. Das Mulchen sollte als einer der größten Kostenpunkte in der Entwicklung eines Permakultursystems erkannt werden. Obwohl Materialien wie Seetang, Bohnen- und Kornschalen, verdorbenes Heu und Tiermist sehr billig (oder kostenlos) sind, können Transport und Aufbringung hohen Aufwand, vor allem an Arbeit, bedeuten. Das kommt davon, daß von diesen Materialien große Mengen benötigt werden. Beim Flächenmulchen beispielsweise kommt man mit 15 Kubikmetern Sägespäne nicht weit. Häcksler – wie Stadtgärtner sie verwenden, um Baumschnitt zu entsorgen – wären sehr nützlich für direktes Mulchen, wenn man Gestrüpp, Baumwipfel und Rinde verwendet, die bei Rodungen und Fällungen übrigbleiben. 38 KONZEPTE FÜR BESONDERE KLIMATE Tropische Böden In den Tropen, wie auch anderswo, ist die Bebauung nackter Erde nicht nachhaltig. Feuchte Terrassen und Teiche können die Produktion aufrechterhalten, wenn sie so um die 15% der gesamten Landschaft ausmachen, aber bei Gebieten über 1 Hektar muß man Ränder, Hecken und Waldstücke anlegen und mit holzigen Leguminosen mischen. In den Tropen sind an die 80-85% aller pflanzlichen Nährstoffe in den Pflanzen selbst gespeichert, daher kann der Feldbau ohne die Nährstoffe von Laubfall und Wurzelmasse nicht nachhaltig sein. Bodenleben entsteht erst, nachdem Sträucher und Bäume gesetzt worden sind. Böden, deren Bewuchs entfernt wurde, brauchen höchstwahrscheinlich Kalzium, Silizium und leicht auswaschbare Nährstoffe wie Schwefel, Pottasche und Stickstoff. Zu Beginn muß man wahrscheinlich auch Phosphate (als Vogelmist oder Steinmehl) zugeben. Um Kalzium und Silizium zuzuführen, können Sie es mit Zementstaub versuchen, oder Sie mulchen die Gärten mit Bambus oder Kornschalen. Um Stickstoff und Pottasche zu gewinnen, pflanzen Sie Leguminosenbäume und bringen Sie deren Blätter in den Boden, wenn nötig über das Vieh als Futter und Mist. Die landwirtschaftlichen Nutzpflanzen sollte man auf 20% des Gesamtbewuchses beschränken, am besten als Streifen in Waldsystemen; dadurch sollten sich Böden bilden und Nährstoffverlust unterbunden werden. Selbst Grünland benötigt große Leguminosenbäume in 20-30 Metern Abstand (oder 20-40 pro Hektar), um die Produktion aufrechtzuerhalten. Vor allem aber müssen wir Hänge von 15° Steigung oder mehr terrassieren oder bewaldet halten, um Bodenverlust vorzubeugen und starke Erosion zu vermeiden. Böden in trockenen Regionen Das Hauptcharakteristikum trockener Böden ist ihr stark alkalischer pH-Wert (8.0-10.5) wegen des Kalziums, Magnesiums oder alkalischer Salze (Karbonate), die aufgrund der Verdunstung im Oberflächenboden zurückbleiben. Daher werden wir wahrscheinlich entdecken, daß Spurenelemente (Zink, Kupfer, Eisen) kaum vorhanden sind, sodaß sowohl bei Pflanzen als auch bei Menschen Mangelerscheinungen auftreten. Wenn wir aber den Boden auf solche Mängel hin analysieren, können wir diese den Pflanzen als Blattdüngung und der Erde in Form von Kompost und Mulch zuführen. In Trockengebieten kann sich der Bodenhumus unter Hitze und Wasser rasch in Nitrate zersetzen (in trockenen, rissigen Böden) und so neuen Sämlingen einen bisweilen tödlichen Schwall von Nitraten versetzen. Mulch oder Streu auf Böden und Baumwurzeln verhindert sowohl das Aufbrechen des Bodens als auch rasche Temperaturanstiege, die oberflächlichennahe Nährwurzeln verbrennen. In Hausgärten können Böden auf kleinem Raum bearbeitet werden. Wo Sand, der Wasser weder hält noch aufnimmt, ein Problem ist, ist Bentonit (ein feinkörniger vulkanischer Ton, der anschwillt und Wasser zurückhält) in Beeten mit Überflutungsbewässerung sehr hilfreich. Wo umgekehrt Ton Probleme mit der Wasseraufnahme verursacht, läßt die Beigabe von Gips Wasser weiter in die Tonpartikel eindringen. Wo man mit salzigen Böden oder salzigem Wasser zu tun hat, müssen die Gartenbeete aufgeschüttet oder erhöht werden. sodaß das Salz vom Wuchsbeet auf die Wege herunter ausgewaschen werden kann. 2.6 WASSER Das verfügbare Wasser beeinflußt den geeigneten Permakulturtyp für einen Standort und ist von folgendem abhängig: Verteilung und Zuverlässigkeit des örtlichen Niederschlags; Entwässerung und Wasserhaltefähigkeit des Bodens; 39 Bodenbedeckung (Vegetation, Mulch); Tiere (Bestandesdichte, Arten) und Pflanzen (Arten, Ansprüche). Während der erste Faktor vorgegeben ist, können die anderen drei beeinflußt werden. Auf jedem Grundstück ist es von vorrangiger Wichtigkeit, die Wasserquellen ausfindig zu machen und Standorte für Wasserspeicher (Staudämme, Tanks) vorzusehen. Wo immer möglich, sollten wir uns die Vorteile von Hängen zunutze machen (oder Tanks erhöht anlegen), um das Fließen gemäß der Schwerkraft auszunutzen. Die Auswahl passender Arten für bestimmte Standorte vermindert den Bewässerungsbedarf. Zum Beispiel brauchen Oliven und Mandelbäume, wenn sie einmal eingewurzelt sind, an trockenen Hängen (außer dem Regen) kein Wasser. Wasserspeicher für Fisch- und Pflanzenzucht sind gewöhnlich ganz anders gestaltete Anlagen als jene, die als bloße Viehtränken oder nur zur Bewässerung gedacht sind. Beispielsweise sind viele kleine Teiche besser zur Fischzucht geeignet als sehr große Speicher. Abgestufte Teichböden von 75 cm bis zu 2 m Tiefe passen für viele Fische, wohingegen Speicherteiche 3-6 Meter tief sein müssen, um für große Flächen nützlich zu sein. SAMMLUNG UND VERTEILUNG DES WASSERS Wasser kann man vom Regenabfluß gewinnen (an der Oberfläche oder unterirdisch), von Quellen (Grundwasserabfluß) und von dauerhaften oder zeitweiligen Wasserläufen. Um dieses Wasser zu den Speicherstellen zu bringen, kann man Verteilungskanäle verwenden (versiegelt oder sonstwie undurchlässig), Rohre von den Quellen sowie Dächer oder jede andere versiegelte Oberfläche, die Regen direkt sammelt. Verteilungskanäle sind Gräben mit sanftem Gefälle, die man verwendet, um Wasser aus Senken und Wasserläufen weg- und zu Speicher- und Bewässerungsanlagen hinzuleiten oder in Sandbeeten oder Swales versickern zu lassen (Abbildungen 2.19 und 2.20). Sie sind so angelegt, daß sie nach nach Regenfall geflutet werden und eventuell den Überfluß eines Dammes in den Zuleitungskanal des nächsten führen. Direkter Regenfall kann auf großen Dachflächen, versiegelten Straßenbelägen oder in trockenen Gebieten auch auf versiegelten Hängen aufgefangen und zu Wassertanks geführt werden. SWALES Die Wasseraufnahme in den Boden wird üblicherweise mittels Bodenbearbeitung erreicht und durch Swales. Swales sind lange, waagrechte Gräben, die in Größe und Bearbeitung beträchtlich variieren können, von kleinen Erdwällen in Gärten über Steinhaufen quer zu Hängen bis zu planmäßig ausgehobenen Mulden in Flachland und in Landschaften mit flachen Hängen (Abbildung 2.21). Wie Bodenbearbeitungs- und -lockerungssysteme haben auch Swales den Zweck, Wasser in den tieferliegenden Boden- beziehungsweise Sedimentschichten zu speichern. Sie funktionieren so, daß sie den gesamten Oberflächenabfluß unterbrechen, das Wasser einige Stunden oder Tage lang zurückhalten und es dabei langsam als Grundwassernachschub in die Böden und Baumwurzelsysteme einsickern lassen. Bäume sind wesentliche Bestandteile des Swale-Pflanzsystems und müssen bei den Swales dabeisein, vor allem in trockenen Gegenden (um die Salzbildung zu vermindern). Swales werden entlang der Höhenlinien oder ganz ebener Vermessungslinien angelegt, da sie das Wasser nicht fließen lassen sollen. Ihr Zweck ist bloß, Wasser aufzufangen; daher reißt man ihren Boden auf, schottert, sandet ihn oder versieht ihn mit Gips, um das Einsickern von Wasser zu 40 ermöglichen. Der Aushub wird normalerweise talseitig aufgeschüttet oder (in ebenem Gelände) verteilt. Das Wasser kommt von Straßen, Dachflächen, Überlauf von Becken, Grauwassersystemen oder Verteilungskanälen. Der Abstand zwischen den Swales kann 3 bis 20mal die durchschnittliche Breite des Swales betragen (je nach Regenmenge). Bei einer Grundfläche von 1-2 Metern sollte der Abstand zwischen den Swales 3-18 Meter betragen. Der erste Fall (3 m) entspräche einer Niederschlagsmenge von über 1270 mm, der letztere entspräche 250 mm oder weniger. In feuchten Gegenden bepflanzt man den SwaleZwischenraum vollständig mit immergrünen oder Mulch produzierenden Arten. In sehr trockenen Gebieten kann er ziemlich kahl sein und nur dazu dienen, Wasser in die Swales laufen zu lassen, wobei der meiste Bewuchs auf die Böschungen gesetzt wird (Abbildung 2.22). Nach den ersten Regenfällen, die einen Meter oder tiefer eingesickert sind, werden auf beiden Ufern oder Seitenhängen der Swales Bäume gesät oder gesetzt. Dies kann zwei Regenperioden lang dauern. Es kann an die 3-10 Jahre dauern, bis die Baumgürtel den Grund der Swales beschatten, und die Humusbildung durch den Laubfall beginnt. In der Anfangsphase eines unbepflanzten Swales kann die Wasseraufsaugung langsam sein, aber die Stärke der Aufnahme nimmt mit der Zeit wegen der Wurzel- und Humuswirkungen zu. In trockenen Ländern werden Swales verwendet, um Schlick zu sammeln, Grundwasser nachzufüllen und rasche Erosion zu verhindern; in feuchten Gebieten vor allem dazu, Erosion hintanzuhalten. Sie dienen auf jeden Fall als zusätzliche Anbauflächen. BECKEN UND DÄMME Das meiste Nutzwasser wird in Becken und Staudämmen gespeichert. Becken kann man aus gewalztem, galvanisiertem Eisen machen, oder aus Beton, aus Eisenzement, Holz oder (verputztem) Lehm; sie können Wasser vom Dachabfluß aufnehmen, den Abfluß von einer versiegelten Oberfläche über eine Schlickfalle (wenn nötig) oder Wasser, das aus einem Damm gepumpt wird. Die kleineren Probleme in Zusammenhang mit Becken sind leicht zu lösen. Gegen Stechmücken kann man Gambusia oder andere Arten kleiner, Larven fressender Fische einsetzen, oder man schirmt das Becken vollkommen ab und deckt es zu. Der Zufluß bedeckt man mit einem Sieb, um Blätter etc. vom Dach beziehungsweise der versiegelten Fläche abzuhalten (Abbildung 2.23). Manche Leute ekeln sich vor Algen an Wänden und Boden des Beckens; jedoch besteht dieser samtige Film aus Lebewesen, die das Wasser filtern und säubern. Das Abflußrohr sollte zumindest 6 cm über dem Tankboden liegen, damit die Algenschicht nicht beeinträchtigt wird. Kleine Staudämme und Becken haben zwei Hauptzwecke. Der weniger bedeutende Nutzen liegt darin, Tränken für Weidevieh, Wild- und Haustiere bereitzustellen. Der zweite und Hauptnutzen ist es, überschüssiges Abflußwasser für die Verwendung im Haus oder zur Bewässerung während der Trockenperioden aufzubewahren. Sie müssen sorgfältig geplant werden in bezug auf Faktoren wie Sicherheit, Wassersammlung, Gestaltung der ganzen Landschaft, Abflußsysteme und Anordnung hinsichtlich der Nutzungsbereiche (am besten so, daß die Schwerkraft ausgenutzt wird). Offene Wasserspeicher sind am besten für feuchte Gebiete geeignet. Bei der Anlage solcher Speicher in trockenen bis mäßig feuchten Gebieten besteht die Gefahr negativer Auswirkungen, da die Verdunstung von offenen Wasserspeichern unvermeidlich gelöste Salze konzentriert. Im folgenden werden häufige Dammtypen und ihre Verwendung in feuchten Landschaften beschrieben: Satteldämme sind üblicherweise die höchsten verfügbaren Speicher in Sätteln oder Mulden im Profil der Berge. Satteldämme können vollständig aus dem Gelände (unter Niveau) gegraben oder an einer oder beiden Seiten des Sattels mit Wällen versehen werden (Abbildung 2.24). Man nutzt sie für Wildtiere, Vieh und als Hochspeicher. 41 Kammliniendämme oder “Hufeisen”dämme werden auf den Unterplateaus flacher Hügelkämme errichtet, gewöhnlich in einer abfallenden Kammlinie und unterhalb von Satteldämmen. Die Form ist typischerweise die eines Pferdehufs. Sie können entweder unter Niveau gegraben oder mit Erdaufschüttungen ummauert werden (Abbildung 2.25). Verwendet werden sie wie Satteldämme. Schlüsselpunktdämme werden in den Tälern zweitrangiger oder kleinerer Flüsse angelegt. Man baut sie am höchstmöglichen Standort im Hügelprofil; diese Stelle kann mit freiem Auge festgestellt werden, und die von dort wegführende Fallinie enthält alle anderen Schlüsselpunkte im Haupttal (Abbildung 2.26). Ihr Hauptzweck ist es, Gießwasser zu speichern. Man beachte, daß eine zweite oder dritte Serie von Dämmen unterhalb dieser ersten Serie zu größeren Barrieredämmen verlaufen und die Überlaufrinne des letzten Dammes einer Serie entlang der Fallinie angelegt werden kann, sodaß diese ins Haupttal führt und den Überfluß letztlich dem Fluß zuleitet (Abbildung 2.27). Barrieredämme baut man quer durch ein dauernd oder zeitweise wasserführendes Flußbett; sie benötigen daher breite Überlaufrinnen und sehr sorgfältige Bauweise. Konturdämme können auf Höhenschichtlinien gesetzt werden, wo die Hangneigung 8% oder weniger beträgt, also ausreichend flach ist. Höhenschicht- und Dammlinien können den Hang konkav oder konvex zur Fallinie queren. Sie dienen der Bewässerung, als Wirtschaftsteiche oder als Überflutungsbecken in halbtrockenen Gebieten (Abbildung 2.28). WASSERVERTEILUNG UND -SPEICHERUNG IN TROCKENEN GEBIETEN In den meisten Trockengebieten der Welt werden Grundwasser und wasserleitende Bodenschichten überbeansprucht, und die Landwirtschaften und Städte, die von solchen Vergänglichkeiten abhängig sind, sind dem Untergang geweiht. Es ist wirklich traurig, daß diese wertvollen wasserleitenden Schichten und Grundwässer, anstatt der Anlage nachhaltiger Obstbaum- und Waldsysteme zu dienen, mehrheitlich für die Exportproduktion einjähriger Feldfrüchte, Getreide oder Hülsenfrüchte, draufgehen. Dünne Schichten von abfließendem Wasser, die normalerweise nach 1-2 cm Regenfall auftreten, können quer über die Hänge zu Speichern geleitet werden. Diese Verteilungskanäle macht man aus Erde, Steinen, Beton; man leitet das Wasser durch Rohre zu Wasserspeichern oder führt es zu künstlichen Mulden und Becken, die zum Auffangen des Wassers gegraben wurden. Um eine Faustregel zu nennen: Solche Anbaubecken, -terrassen oder -gruben baut man, um einen Abflußbereich von ungefähr dem 20fachen ihrer eigenen Größe zu entsorgen (8-10 Hektar Abflußgebiet werden zu 0,4 Hektar Anbaubereich von Bäumen oder Saisonfrüchten geleitet). Heimische oder angepaßte Bäume stellen die beste Nutzung dieser Standorte dar, aber zu guten Regenzeiten können auf einer günstigen Basis auch Getreide, Melonen oder Gemüse angebaut werden. Wenn wir den oberflächlichen Wasserabfluß bündeln, müssen wir, vor allem in der empfindlichen Wüstenumwelt, auch einen sicheren Überlauf oder Ablauf für extrem starke Regenfälle schaffen; ansonsten riskieren wir die Bildung von Erosionsrinnen. Wo wir Gräser anbauen können, wird ein grasbewachsener, eingezäunter abfallender Überlaufkanal der Erosion widerstehen; an steilen Hängen oder Stufenterrassen kann man auch einen sorgsam gebauten Ablauf aus Steinen bauen. Jede Stelle in einem Trockengebiet kann, nach ein wenig Untersuchung der Wasserflüsse und Sandbewegungen, mit einigen Daten betreffend Einsickerung und Abfluß, zu einer Anbaufläche gestaltet werden. Wenn wiederhergestellte Bereiche vor Beweidung und Ausbeutung geschützt sind, werden Nutzbäume wie Feigen, Maulbeeren, Pistazien und Akazien überleben und sich sogar ausbreiten. 42 2.7 ANLAGE WICHTIGER EINRICHTUNGEN Die Grenzen des Grundstücks wurden in der Beobachtungs- und Erforschungsphase abgegangen, und dabei wurden viele vorteilhafte Nischen und Ressourcen entdeckt. Wir können nun andere Faktoren betrachten, die zur Plazierung so wichtiger Einrichtungen wie Zugang, Haus und Zäune gehören. ERSCHLIESSUNG Der Zugang zum Standort des Hauses und rundherum ist wichtig für Aufbau und Erhaltung des Grundstücks. Während der ersten Jahre werden kontinuierlich Materialien eingebracht, um Infrastruktur aufzubauen. Je nach Transportart (Auto, Allradler, Traktor, Schubkarren) müssen Straßen, Wege und Pfade plaziert, gebaut und erhalten werden. Die Erschließung sollte derart angelegt werden, daß sie wenig Erhaltungsaufwand benötigt, da eine fehlplazierte Straße mehr an Zeit und Geld kostet als irgendetwas. Obwohl der Gestaltungsentwurf je nach Klima, Geländeform und verfügbaren Ressourcen unterschiedlich ausfallen wird, gelten einige Prinzipien: 1. Straßen sollten entlang der Konturlinien verlaufen, ohne steile Böschungen und mit guter Drainage, um die Erosion zu vermindern. In Hügelland werden sie möglichst in der Mitte der Kammlinie angelegt, sodaß das Wasser leicht abfließen kann. Talstraßen sind leichter zu bauen, brauchen aber mehr Erhaltungsaufwand, vor allem in niederschlagsreichen Gebieten. 2. Straßen sollten, wo immer möglich, auch andere Zwecke erfüllen, wie zum Beispiel als Dammauer oder Feuerschutz. Die Straße kann auch als Wassersammler herangezogen werden, wobei der Abfluß zu Swales und Dämmen geleitet oder gesammelt und als Schlickfalle zur Gewinnung von Topfpflanzenerde oder Baummulch dient (Abbildung 2.29). 3. Auf hügeligem Gelände sollte eine hochgelegene Straße oder Traktorzufahrt angelegt werden, um zu allen Bereichen Zugang von oben zu schaffen (Material ist leichter bergab zu bewegen als bergauf). 4. Kleinere Straßen und Fußwege, die die Zufahrten ergänzen, plant man in einem Gesamtgestaltungsentwurf, der in einer frühen Phase des Entwurfsprozesses erarbeitet wird, gleich mit ein. Die Entwässerung ist der wichtigste Gesichtspunkt beim Bau einer Straße. Die Straße sollte so geformt sein, daß sie Abzugsgräben und deren Abflüsse aufnehmen kann. Wenn das Wasser nicht auf der Seite des offenen oder überdeckten Grabens an der Innenseite der Straße abgeleitet werden kann, muß es durch ein Rohr unter der Straße geführt werden (Abbildung 2.30), zu einem Graben, der entweder zu einem Bach oder anderswo hinführt, wo keine Erosion auftritt (Staudamm, Verteilungskanal, Swale). Schließen Sie die Zufahrt zum Haus immer ansteigend ab, selbst wenn man Sie sie dazu insgesamt ein wenig absenken müssen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die meisten Zufahrten, die zum Haus hin abfallen, führen Wasser herunter in den Bereich rund ums Haus, wodurch es schwer zu entwässern ist. Außerdem können Sie, wenn Ihre Autobatterie leer ist, das Auto per Schwerkraft anrollen lassen. In schneereichem Klima ist es klug, die Straße zwecks schnellerer Schneeschmelze in der Sonne zu haben; das gleiche gilt für besonders feuchtes Klima, wenn die Straßen schlammig und rutschig sind. ANLAGE DES HAUSES Wenn die Anlage des Hauses sich auch mit dem Klima ändert, gibt es doch bestimmte Regeln zu befolgen und Fehler zu vermeiden. 43 Je näher an einer Hauptstraße, desto besser. Lange Straßen zum Haus hin sind teuer, schwer zu erhalten und lassen ein Gefühl der Isoliertheit aufkommen. In Klimaten, wo man heizen muß, wähle man eine sonnseitige Lage, vor allem für den Winter. In tropischen oder äquatorialen Gebieten ist jede Lage geeignet, aber man richtet das Haus so aus, daß es eher kühlende Brisen empfängt als direkte Sonne. Bauen Sie nicht auf Hängen mit mehr als 14° oder weniger als 2-3° Neigung (zwecks vernünftiger Drainage). Die halbe Höhe eines flachen Hanges ist am besten, um Frost zu vermeiden und kühlende Brisen zu empfangen. Legen Sie das Haus so an, daß seine Wasserquelle hangoben liegt, wegen der Schwerkraftnutzung. Achten Sie auch darauf, Abfallprodukte (Abwasser, Grauwasser) nicht dort entsorgt werden, wo sie Flüsse oder Grundwasser verschmutzen. Setzen Sie Bäume oder Vegetationspuffer als Aufsauger von Nährstoffen ein. Bauen Sie in der Nähe von Energieversorgungsanlagen, ob es sich nun um öffentliche Einrichtungen oder Wasser-, Solar- oder Windkraft handelt. Es ist sehr teuer, Energie von der Quelle zum Haus zu leiten, da es beim Transport zu Verlusten kommt (bei Alternativenergien) beziehungsweise teure Masten und Kabel zu legen sind (bei öffentlicher Versorgung). Für Dörfer verwende man gemeinschaftliche Anlagen, um Geld zu sparen. Nutzen Sie die Geländeformen des Standorts oder bestehende Vegetation als Schutz vor schädlichen Winden oder stellen Sie das Haus so hin, daß kühlende Brisen ausgenutzt werden. Standorte mit starkem Wind ermöglichen die Nutzung von Windkraft. Errichten Sie das Haus nicht auf den besten Böden. Untersuchen Sie auch den Unterboden auf seine Entwässerung (Test: Graben Sie ein einen Meter tiefes Loch und füllen Sie es mit Wasser; innerhalb einer Minute sollte der Wasserspiegel sichtbar gesunken sein). Denken Sie sowohl an Ihre gegenwärtigen als auch an Ihre zukünftigen Bedürfnisse nach Rückzug; um Lärm und Abgasverschmutzung zu entkommen, sollte man Häuser straßenabgewandt bauen. Abschirmung der Privatsphäre läßt sich mit der Vegetation bewerkstelligen; um Verkehrslärm zu mindern, muß man jedoch große Erdwälle zwischen Straße und Haus aufschütten. Obwohl für die meisten von uns eine “schöne Aussicht” Vorrang hat, kann dies zu ungünstiger Plazierung des Hauses führen, meist auf einer Hügelkuppe, wo der Zugang schwierig ist und Winde häufig sind. Man muß also beim Haus möglicherweise auf die schöne Aussicht verzichten; stattdessen kann man auf dem Hügel eine kleine Laube mit bequemen Sitzgelegenheiten einrichten. Um das Panorama zu genießen, können Sie Ihre Gäste dann durch Zone II und III führen und zuhause die Nahansichten haben. Setzen Sie sich Sträucher, die Vögel anlocken, direkt vor das Fenster, oder legen Sie in der Nähe einen großen Fisch- und Ententeich an mit ein oder zwei Inseln, wo sich immer etwas tut, wo es immer etwas zu schauen gibt. Manchmal kann man hoch bauen und die Aussicht von einer Dachkuppel genießen. Ein pensionierter Kapitän könnte sich ein Haus mit einer Kommandobrücke oben drauf bauen, sodaß der Blick zur See immer klar ist. Er kann ein Teleskop auf seiner Kommandobrücke haben. Wenn ein Sturm aufkommt, dann geht er hinauf in sein Steuerhaus und tritt hinaus aufs offene Deck. Er bleibt oben, um sicherzustellen, daß nicht mitten in der Nacht Klippen auftauchen! Die häufigsten Fehler bei der Plazierung des Hauses sind: Auf dem höchsten Punkt eines Kammes oder Hügels zu bauen. Winde können aus jeder Richtung kommen, und das Haus ist in Feuergefahr (die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Feuer nimmt 44 hügelaufwärts zu). Wasser muß hinaufgepumpt werden, was die Energiekosten erhöht (wobei die Energiekosten fürs Heizen und Kühlen des Hauses am höchsten sein werden). Das Haus im Wald zu bauen und damit zwischen dem Wald (und seinen Bewohnern) und Ihnen selbst einen Kampf um Licht, Nährstoffe und Raum anzuzetteln. Für Haus, Obst- und Gemüsegarten muß gerodet werden. In Flußniederungen oder an tiefen Hohlwegen zu bauen (anfällig für Überflutung bzw. aufsteigende Feuchtigkeit); auf steilem, instabilem Land (Erdrutsche, Muren, Lawinen); auf aufgeschüttetem Land (Absenkung); in der Nähe aktiver Vulkane; nahe an steigenden Meeresspiegeln (wegen der globalen Erwärmung); beziehungsweise eben überall dort, wo eine unausweichliche Katastrophe droht. ZÄUNE Zäune und Einfriedungen sind wichtig, und deren Dringlichkeit sollte in einem frühen Stadium der Planung festgelegt werden. Zuerst kann man eine allgemeine Grenzlinie ziehen, um Vieh und Wildtiere draußen zu halten. Auf großer Fläche sind Tiere (vor allem kleine Wildtiere wie Beutelratten und Kaninchen) nicht vollständig in den Griff zu kriegen; diese sollte man daher auf Zone I beschränken. Von einem robusten, kleinmaschigen inneren Zaun aus können nach Bedarf andere Zäune aufgezogen werden, die vielleicht einmal Zone II einschließen (mit weitmaschigem Draht oder sogar Stacheldraht, dornigen Bäumen/Sträuchern oder elektrischem Zaun). Vorrangig einzuzäunende Bereiche könnten auch Hühnergehege und Obstgarten sein. Anstelle von Drahtzäunen kann man mit der Zeit nicht eßbare Straucharten zu einer Hecke wachsen lassen. Eine dichte, stachelige Hecke zusammen mit einer niedrigen Steinmauer ist für die meisten Tiere praktisch undurchdringlich und wird überall dort auf der Welt eingesetzt, wo Draht teuer oder schwer zu kriegen ist. Zäune, Gräben, Steinmauern und Hecken sollten nicht nur als Einfriedungen oder Schutz vor Vieh fungieren, sondern auch noch anderen Nutzen haben. Zäune dienen als Rankgerüste, und Steinmauern als besondere Reifungsflächen. Hecken liefern Obst, Nüsse, Tierfutter, Bienennahrung, Holz (Bambus) und bieten Vögeln Lebensraum. In gemäßigten Klimaten ist eine gemischte Hecke aus Tagasaste (raschwüchsig, liefert Samen für Hühner und Bienennahrung, bietet Unterschlupf), Weißdorn (langsamwüchsig, hart und stachelig, bietet Beeren, Bienennahrung und Nistplätze für kleine Vögel) und Haselnuß (bildet ein undurchdringliches Dickicht, liefert Nüsse) viel nützlicher als eine Hecke aus nur einer Art. In tropischen und Wüstengebieten erfüllen andere Pflanzen, wie Prosopis, Euphorbias und stachelige Akazien, die gleichen Zwecke. SETZUNG VON PRIORITÄTEN Wenn Erschließung und Standort des Hauses einmal festgelegt sind, kann der Entwurf komplexer werden und sich auf die bebauten Bereiche und deren Umgebung konzentrieren. Jetzt können Zonen, Sektoren und Hänge allgemein untersucht werden (Einzelheiten folgen später), und der Hausstandort kann sich aufgrund dieser Untersuchungen noch in diesem Stadium ändern. Dann werden die Sektoren als Bereiche eingezeichnet, die Windrichtung, Lage, schöne und weniger schöne Aussichten, Überflutungs- oder Feuergefahr und Fließrichtung des Wassers angeben. Die Zonen skizziert man in einem Grundrißplan, wobei Zone 0 das Haus und die Zonen I-V zunehmend entfernte oder schwer zugängliche Bereiche markieren. Wenn wir unsere Elemente einmal nach Zonen, Sektoren, Höhe und Funktion geordnet haben, vertiefen wir unseren Gestaltungsprozeß, indem wir bestimmte Pflanzen- und Tierarten in Erwägung ziehen. Der Plan sollte so angelegt werden, daß man ihn etappenweise ausführen kann, um die Arbeit in leicht zu bewältigende Portionen aufzuteilen. Wichtige Teile nimmt man in jenen Etappen in Angriff, die man früh in der Entwicklung braucht. Dazu gehören Zufahrtsstraßen, Wasserversorgung, Zäune oder 45 Hecken, Energiesysteme, Windschutzanlagen, Haus und Garten sowie eine Pflanzschule. An zweiter Stelle in der Bedeutung können Feuer- und Erosionsschutz sowie Bodenverbesserung drankommen. In den ersten 2-6 Jahren werden so viele Pflanzenarten und Exemplare von jeder Art benötigt, daß man eine kleine Pflanzschule einrichten sollte, um die 4.000-10.000 Pflanzen zu ziehen, die man auf einen Hektar ausbringen kann. Während diese in ihren Töpfen und Röhren wachsen, kann man den Grund einzäunen und vorbereiten, das Bewässerungssystem anlegen und sie schließlich nach einem sorgfältig gestalteten langfristigen Plan auspflanzen. Man sorge auch für zukünftige Energiegewinnung vor, sodaß das gesamte Gelände für Wind-, Gezeiten-, Wasser- oder Sonnenenergiesysteme offen bleibt. Selbst wenn diese nicht in den ersten paar Jahren eingerichtet werden können, hält man deren Platz frei unter einjährigen Feldfrüchten durch kurzfristige Nutzung. Wenn es dann an die Installation geht, sollten zuerst diejenigen Bauten und Einrichtungen drankommen, die Energie erzeugen; an zweiter Stelle jene, die Energie sparen, und erst zum Schluß diejenigen, die Energie verbrauchen. Bei der Anwendung solcher Maximen beantworten sich viele Fragen von selbst, wie zum Beispiel: Wo soll ich mein Treibhaus bauen? Wenn man nur an die Energie denkt: Erstens an bewohnte Gebäude als Wärmequellen und -speicher, und um Nahrung zu ziehen. Zweitens an nicht bewohnte Gebäude als Wärmequellen. Drittens als Teil von Ställen wegen der Wärme, des Mistes und des Gasaustausches. Und nur zuletzt – oder gar nicht – als freistehende, vollständig verglaste Bauten. Wie soll ich mit dem Wind fertig werden, der den Anbau auf meinem Grundstück vereitelt? Erstens durch Pflanzen irgendwelcher Bäume oder Sträucher, egal ob nützlich oder nicht (Wermut, Pampas[Z1]gras, Kiefer, Koprosma), die in der Gegend billig oder umsonst zu bekommen sind, sehr rasch wachsen, aus großen Wurzelstecklingen oder Ablegern vermehrt werden können und überleben werden. Zweitens durch Konstrukte, vor allem Rankgerüste, Legstein- oder Trockenmauern, Gräben, Böschungen und niedrige Hecken im ganzen Garten. Drittens durch großflächige Pflanzung von Stecklingen oder Sämlingen ausdauernder Arten. Und zuletzt durch eine nützliche dauerhafte Hecke, die man unter dem Schutz der oben genannten Vorgangsweisen anpflanzt. Was ist es wert, als Hauptfrucht angebaut zu werden? Nur bei wenigen Arten lohnt sich der Anbau als Hauptfrucht in großem Stil. Vom Handelswert einmal abgesehen gibt es drei wesentliche Erwägungen: 1. Hauptfrüchte, die nach dem Aufgehen wenig Pflege brauchen (Kartoffeln, Mais, Kürbis, ausdauernde Obstsorten und Kletterpflanzen); die 2. leicht zu ernten, zu lagern und zu verarbeiten sind und die 46 3. Grundnahrungsmittel sind (Kartoffeln, Taro, Maniok, Mais, Kürbisse, Nüsse und Obst mit hohem Energiegehalt). Wirtschaftlich interessant sind auch Früchte, die: 4. hohen Handelswert haben, selbst wenn sie schwierig zu ernten sind (Beeren, Kirschen, Krokus zur Safrangewinnung) 5. oder schwierig zu lagern sind (Melonen, Pfirsiche, Papayas) oder 6. selten, aber begehrt sind (Ginseng, Gewürze, Tee, Naturfarben, Öle) oder 7. dem Standort besonders gut angepaßt sind (Zuckerahorn, Eucalyptus gunnii, Pistazie, Wasserkastanie, Preiselbeere, Kaktus). Ein Gestalter sollte sich der lokalen Gegebenheiten, Mikroklimate und Erfordernisse immer bewußt sein und bestrebt sein, das bereits Vorhandene sinnvoll zu verwenden anstatt neue Elemente und damit neue Energie hineinzustecken. 2.8 KATASTROPHENABWEHR Jeder Landstrich auf der Welt ist von Unglücken wie Feuersbrünsten, Überschwemmungen, Dürren, Erdbeben, Vulkanausbrüchen oder Orkanen bedroht. Das beste, was wir tun können, ist, das Anwesen bewußt auf solche Ereignisse vorzubereiten und dadurch Schäden an Eigentum und Blutzoll zu verringern. BRÄNDE Feuersbrünste sind die häufigste Katastrophe und treten in trockenen, windigen Zeiten auf, nachdem sich im Wald Laub angesammelt hat. Die Stärke des Feuers hängt von Menge, Art und Verteilung des Brennmaterials ab, von Geschwindigkeit und Richtung des Windes und von der allgemeinen Topographie (hügelaufwärts breitet es sich rasch aus, sodaß die Kämme und Kuppen meist schwer verbrannt werden). Die größte Gefahr ist die von der Feuerfront abgegebene Hitzestrahlung, die Pflanzen und Tiere schnell tötet. Ein Brand kommt meist aus einer bestimmten Richtung (je nach Ort und Gelände verschieden), sodaß es nur einen feuergefährdeten Sektor gibt, um den man sich besonders kümmern muß. Aber er kann aus jeder Richtung kommen, sodaß es am besten ist, die wertvollsten Teile des Anwesens (Gebäude, Ställe, Maschinen und Obstgärten) zuerst zu schützen. Zu den Brandbekämpfungsmaßnahmen gehören: Verminderung von Brennmaterial im feuergefährdeten Bereich durch (a) Bewirtschaftung des Waldbodens (Laub wegräumen, Bruchholz zu Brennholz schneiden), (b) Mahd oder Einsatz von Weidetieren, die das Gras kurz halten (Gänse, Wallaby) und (c) Anlage von nicht brennbaren Oberflächen wie Straßen, Teichen und Dämmen sowie Verwendung von Flächenmulch und Grünpflanzen zwischen dem brandgefährdeten Bereich und dem Haus. Schaffung von Feuerschatten zur Minderung der Wirkung der abgestrahlten Hitze durch (a) nicht brennbare Elemente (Teiche, Erdwälle, Steinmauern) und (b) Pflanzung feuerhemmender Arten wie Lilien, Koprosma, Weiden (die möglicherweise draufgehen, aber das Feuer bremsen). Abbildung 2.31. 47 Anlage einer Windschutzhecke aus feuerhemmenden Arten, um den Wind während eines Brandes abzuschwächen (Abbildung 2.32). Da das Haus für gewöhnlich der am schwierigsten zu ersetzende und teuerste Teil des Anwesens ist, ist es wichtig, an die Sicherheit des Hauses zu denken durch Errichtung: einer Ziegel- oder Betonschürze (bis 1 Meter hoch ) ums Haus, wobei die Fußabstreifer zu entfernen sind; metallener Drahtgitter an den Fenstern; eines Wellblech- oder feuerfesten Daches; großer Wassersprenkler am Dach und rund ums Haus und einen Wasservorrat für mindestens eine Stunde an einer Stelle, von der es einfach zum Haus gebracht werden kann (offene Leitungen aus Kunststoff brennen durch, elektrische Pumpen können ausfallen); sowie durch Bereitlegung von Tennisbällen, um die Fallrohre der Regenrinnen zu verstopfen (die dann mit Wasser gefüllt werden können). Unter feuerbeständigen Pflanzen für den Brandsektor sind solche zu verstehen, die folgende Eigenschaften verbinden: (a) einen hohen Wassergehalt, (b) einen hohen Aschenanteil, (c) wenig Mulch oder Laubfall oder Laub, das sich schnell zersetzt; die (d) immergrün, (e) fleischig oder saftig sind. Einige feuerbeständige Bäume sind: Feigen, Weiden, Maulbeeren, Koprosma, Monstera sowie einige Akazienarten (unter anderen Acacia dealbata, A. decurrens, A. saligna, A. sophorae, A. baileyana). Zu den feuerbeständige Bodendeckern gehören Passionsfrucht, Efeu, Beinwell, Taro, verschiedene Sukkulenten, Wermut, Dichondra repens, Aloe- und Agavenarten, Mittagsblume, Süßkartoffel, Dreimasterblume, onion weed, Sonnenblumen und Kürbisse. ERDBEBEN, ÜBERSCHWEMMUNGEN UND ORKANE Häuser in erdbebengefährdeten Gebieten sollen aus Materialien errichtet werden, die biegsam sind oder atmen (Bambus, Stahlbeton, Holz). Flüchten Sie während eines Erdbebens in ein Bambusgehölz; es hat einen festen Wurzelfilz, der nur schwer zu zerreißen ist. Was Überschwemmungen angeht: Erkundigen Sie sich über Auftreten von Überschwemmungen und Höchstpegel, planen Sie einen großen Sicherheitsbereich ein, und plazieren sie keine Häuser auf Überschwemmungsland. Steile, kahlgeschlagene Hänge werden bei schwerem Regen zu Todesfallen, da Muren talwärts stark beschleunigt werden. In orkan- oder wirbelsturmgefährdeten Gebieten baut man Häuser aus elatischen Materialien und neigt das Hausdach in einem spitzen Winkel von 45°, sodaß die Windkraft das Haus hinunterdrückt. Pflanzen Sie eine Windschutzhecke aus Bambus (er biegt sich mit dem Wind) und denken Sie an einen Notfallsgarten in einem geschützten Bereich. Viele Bewohner der pazifischen Inseln haben solche Gärten mit wichtigem Pflanzenbestand in einem geschützten Teil der Insel, sodaß die Hausgärten nachgepflanzt werden können, wenn alles andere weggefegt wurde. 2.9 QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR Geiger, Rudolf, The Climate Near the Ground, Harvard University Press, New York, 1950. 48 Chang, Jen-Hu, Climate and Agriculture, Aldine Pub. Co., Chicago, 1968. Cox, George W. and Michael D. Atkins, Agricultural Ecology, W. H. Freeman & Co., San Francisco, 1979. Daubenmire, Rexford F., Plants and Environment, Wiley International, 1974. Fukuoka, Masanobu, The One-Straw Revolution, Rodale Press, Emmaus, PA, 1978. Howard, Sir Albert, An Agricultural Testament, Oxford University Press, 1943. Moffat, Anne Simon & Marc Schiler, Landscape Design That Saves Energy, William Morrow & Co., New York, 1981. Nelson, Kenneth D., Design and Construction of Small Earth Dams, Inkata Press, Melb., Australia, 1985. Yeomans, P.A., Water for Every Farm/Using the Keyline Plan, Second Back Row Press, PO Box 43, Leura, NSW, Australia, 1981. K apit el 3 ARCHITEKTUR 3.1 EINLEITUNG Effizienter Hausbau beruht auf den natürlichen Energien, die in das System einströmen (Sonne, Wind, Regen), auf der umgebenden Vegetation und auf gesundem Hausverstand. Viele Häuser sind oder werden ohne jede Bedachtnahme auf künftige Ölknappheit und das gegenwärtige Steigen der Energiepreise gebaut. Durch die rechte Plazierung und die klimagerechte Gestaltung des Hauses, einfache technische Hilfen wie solare Warmwasserbereitung und eventuell einigen Umstellungen in unserem Verhalten (indem wir wärmere Kleidung anziehen oder zu einem angebauten Glashaus hin lüften) läßt sich aber unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen für Heizung oder Kühlung des Hauses verringern oder auch ganz davon loskommen. Allgemeine Regeln zur Anlage des Hauses und zur Planung des umgebenden Bewuchses zur Beeinflussung des Mikroklimas wurden in Kapitel 2 erörtert und sollten in Verbindung mit diesem Kapitel gelesen werden. DAS HAUS ALS ARBEITSPLATZ Häuser sind stärker frequentierte Orte geworden, besonders durch den modernen Trend zur Nutzung des Hauses als Arbeitsplatz. Es kommt billiger, sich im Haus einen kleinen Handwerks- oder Bürobereich einzurichten als diese Einrichtungen extra zu kaufen oder zu mieten (vor allem die Transportkosten sind niedriger). Einige dieser Heimarbeiten sind: Tischlern; Töpfern; Saatguthandel; Imkerei; Kleinverlag (Zeitschriften, Rundschreiben, Bücher); Einmachen und Konservieren; Buchhaltungs-, Computer- und Bürodienste; Psycho- und andere Therapien; Werbung, Photostudio und Immobilienbüro. Die Lebens- und Arbeitsbereiche müssen sorgfältig überdacht und eventuell neu gestaltet werden. Schlafzimmer beispielsweise können in Büro-, Computer- oder Atelierräume umgewandelt werden, indem man über Büroschränke Hochbetten baut oder indem man die Zimmerdecke anhebt und das Bett in einen kleinen, warmen Winkel über dem Büro verlegt. Platzsparende Gestaltung vollzieht das gleiche "Übereinanderstapeln", das wir auch in der Natur finden, wobei Regale, 49 Hochbetten und Decken- oder Dachkonstruktionen der Krautschicht, dem Unterwuchs und dem Schirmdach nachempfunden sind. VERBINDUNG VON HAUS UND GARTEN So wie es keinen Grund gibt, den Garten streng vom Bauernhaus zu trennen, werden auch Wohnhaus und Garten stark ineinander verwoben. Grasdächer und Kletterpflanzen bieten Außenisolierung, Treib- und Schattenhäuser liefern Nahrung und regulieren die Temperatur. Eine der schönsten Sommer-Aussichten, die ich kenne, ist jene von Elizabeth Souters Küche in Ballarat, von wo aus man auf einen kühlen, eingefriedeten Hofgarten hinaussieht. Innenhöfe sind wichtige Spender kühler Luft, die im Sommer durch Fliegengitter hindurch zur Kühlung ins Haus gesogen werden kann. Ob wir nun neue Häuser bauen oder vorhandene verändern, wir können sie so anlegen, daß wir von der Küche ins Schatten- oder Gewächshaus gelangen oder mit direktem Blick vom Arbeitsbereich dorthin (Abbildung 3.1). Bringen Sie ein wenig Leben in diese Bereiche, vielleicht mit einer Schar kleiner Wachteln. Die Wachteln laufen umher, um Insekten zu fangen; Frösche klettern aus dem Teich, zwischen die Blätter und heften sich sogar ans Küchenfenster. Wenn Sie irgendwo stehen und langweilige Arbeit verrichten müssen, gestalten sie sich diese wenigstens abwechslungsreich. Geben sie ein paar kleine Schildkröten - keine bissigen - in den Teich. Oft verschwinden sie in den Mulch hinein, um Nacktschnecken oder Würmer zu fressen. Und in wärmeren Gegenden ist ein Gecko unschlagbar. Der durchschnittliche Gecko ist geradezu für Glashäuser geschaffen und kommt überall hin: kopfüber, kopfunter und rundherum. Die Dusche kann Teil eines angebauten Glashauses sein und Dampf, Wärme und Wasser in die Anbauflächen abgeben (Abbildung 3.2). Brauchwasser von Bad und Dusche, das in einem versiegelten Erdtank oder in Röhren unter dem Glashaus aufgefangen wird, hält die Erde warm. Der Weg vom Garten zum Eingang sollte so angelegt werden, daß Hausarbeit gespart wird. Für gewöhnlich besteht das Problem darin, daß Schlamm oder Schmutz ins Haus geschleppt werden, sodaß jeder Aufwand, um den Weg vom Garten zum Haus zu erhöhen, aufzuwölben, zu entwässern und zu befestigen (mit Fliesen, Kieselsteinen, Beton oder gestampfter Erde) sich lohnt. Direkt vor dem Eingang kann ein eigener Fußabstreifer eingebaut werden, um Schmutz von den Schuhen kratzen zu können (Abbildung 3.3). Von besonderem Interesse für den Koch/Gärtner ist die Einbeziehung und Gestaltung eines an die Küche anschließenden Vorbereitungs- und Lagerraums, eines sogenannten "Schmutzraums" (Abbildung 3.4). Dieser Raum dient als Brücke zwischen Garten und Küche und könnte enthalten: Lagerbereiche für Lebensmittel wie Vorratsregale, Gefriertruhe und Kühlschrank für selbst Eingemachtes; Essiggurken- und Oliventöpfe; Gerät zur Herstellung von Wein oder Bier; Lager für getrocknete Kräuter, Obst und Wurzelgemüse sowie eingelegtes Fleisch oder Fisch Wasch- und Vorbereitungsbereiche für die sofortige Verwendung oder zum Einmachen von Obst und Gemüse; ein Kompostkübel neben der Abwasch nimmt große Blätter, Wurzeln und Gemüseabfälle auf, um sie wieder der Gartenerde zuzuführen einen Dunkelbereich zum Pilzezüchten einen Platz zum Aufhängen nassen Regenschutzes, für Gartenschuhe oder -stiefel und für kleine, wichtige Gartengeräte (Baumscheren, Messer, Körbe) eine kleine Tischler- und Werkbank und Werkzeugschränke einen kühlen, trockenen Bereich für Samenvorräte und einen Schreibtisch für Gartenkalender, Pläne und Jahreskalender Brennholzstoß mit einer Durchreiche zur Befeuerung des Küchenherdes. 3.2 DAS HAUS IM GEMÄßIGTEN KLIMA Außer an den Meeresküsten (wo die Temperaturen ausgeglichener sind) sind gemäßigte Gebiete im Winter kalt und im Sommer warm. Daher muß die Anlage des Hauses zwei verschiedene Ziele in Einklang bringen. Im Winter muß die Kälte draußen und die Wärme drinnen gehalten werden. Im Sommer muß Wärme abgehalten und das Haus für die kühlenden abendlichen Brisen geöffnet werden. Energiesparende Häuser können durch sorgfältige Gestaltung beide Ziele vereinen. Die Grundlagen für gute Planung von Häusern in gemäßigtem Klima folgen. 50 DIMENSIONIERUNG DES HAUSES UND ANORDNUNG DER FENSTER Häuser sollten nicht mehr als zwei Zimmer (10 Meter) tief sein, wobei die Ost/West-Achse anderthalbmal so lang sein sollte wie ihre Nord/Süd-Achse. Die Ost/West-Achse sollte zur Sonne hin liegen (nach Norden auf der südlichen Hemisphäre, nach Süden auf der nördlichen). Man legt das Haus so an, daß Schlafzimmer oder andere wenig benutzte Zimmer an die Schattenseite des Gebäudes kommen, während man Aufenthaltsräume wegen der Wärme im Winter sonnseitig plaziert (Abbildung 3.5). Dachvorsprung sowie Fensterhöhe und -tiefe werden so gewählt, daß die Wintersonne durch die Fenster direkt ins Haus scheint (auf einen Steinboden oder auf eine Innenwand aus Ziegeln oder anderem wärmespeicherndem Material), die Sommersonne aber nicht eindringen kann (Abbildung 3.6). Wegen der Morgensonne werden an der Ostseite kleinere Fenster plaziert. An die West- und die Schattenseite des Gebäudes gibt man wenige Fenster, da die Westlage im Sommer Hitze staut und im Winter vom Schnee gleißt. Die Fenster werden mit schweren, vom Boden zur Decke reichenden Vorhängen versehen, die an Winterabenden geschlossen werden. Im Sommer werden die Fenster nachts offen gelassen, damit das Haus auskühlen kann, und in der Früh geschlossen. Bambusrollos, die man außen an den östlichen und westlichen Fenstern anbringt, verhindern Sonneneinstrahlung ins Haus an besonders heißen Tagen. An die Schattenseite (im Süden in der südlichen Hemisphäre, im Norden in der nördlichen) stellt man ein Schattenhaus mit einer gut isolierten Fensteröffnung zum Haus hin, um in heißen Sommern kühle Luft ins Haus zu bringen. WÄRMEDÄMMUNG Das Haus ist gut zu isolieren (Fußböden, Decke und zumindest 1 Meter tief in den Boden entlang der Umrißlinie des Hauses, wenn man einen Betonestrich verwendet). Die Bodenisolierung macht man aus festem Schaum, der nur 4-5 cm dick ist. Eine schwerere oder dickere Wärmedämmung verwendet man normalerweise für die Decke, um in den Wintermonaten die Wärme drinnen zu halten. Luftabzüge bringt man in Dachböden und Zwischenräumen an, um Feuchtigkeitsschäden vorzubeugen und im Sommer überschüssige Hitze entweichen zu lassen. Zugluft an Fenstern und Türen wird mit Isolierklebestreifen abgedichtet. Sonnenlicht, das im Winter durch die Fenster einfällt, scheint auf thermische Massen wie Betonböden, Ziegel- oder Steinmauern oder Wassertanks. Diese wirken als Wärmespeicher, die nachts die Wärme ins Haus zurückstrahlen. Im Sommer bleiben sie tagsüber kühl, wenn sie der kühlen Nachtluft ausgesetzt waren (offene Fenster bei Nacht). Zubauten an der Schatten- oder Windseite des Hauses isolieren das Haus gegen kalte Winterwinde. NATÜRLICHE WÄRMEDÄMMSTOFFE In der Natur finden sich viele hervorragende Dämmstoffe, von denen einige sich bereits in der Kühltechnik, beim Hausbau oder in der Schalldämmung bewährt haben. Einige wenige sind brennbar, können aber mit Kalziumchlorid so behandelt werden, daß sie eher schwelen als brennen. Einige sind schädlingsresistent (z. B. Sägespäne von als schädlingsresistent bekannten Bäumen), aber alle können mit Naturstoffen wie dem Pulver oder Öl von Zedern, Derrisstaub und ähnlichen Substanzen gegen Schädlinge behandelt werden. Hier eine Auflistung natürlicher Dämmstoffe: Sägespäne: wurden früher in Kühlräumen und Kühlhäusern verwendet; eine Dampfsperre ist vonnöten, oder man gibt die Sägespäne in Plastiksäcke, die man dann versiegelt. Wolle: ausgezeichnet für Brandverzögerung und Wärme, ebenso Filz- und Wollprodukte sowie Felle. Federn: jahrhundertelang für Bettzeug verwendet; nützlich auch in Mauern und Decken; sie müssen in Netztaschen gefüllt werden, damit sie nicht von der Zugluft herumgeblasen werden. Kapok: weithin im Bettzeug verwendet, auch in Mauern und Zimmerdecken. Seegras (Zostera, Posidonia, Ruppia): getrocknet und halbverdichtet; eine traditionelle Mauerund Dachisolierung mit geringer Brandneigung. 51 Stroh: ein guter Dämmstoff, wo keine Feuergefahr besteht; heute in Form brandsicherer Preßplatten für Zimmerdecken im Handel erhältlich (drahtgebunden oder genäht). Kork: als Granulat, Platten, Fliesen, Preßblöcke. Faserabfall: z. B. von der Bearbeitung der Süßholzwurzel und von den Fasern der Kokosnußschale (Kokosfaser), die sich außerdem für Läufer eignen; Kokosfaser ist überwiegend schädlingsresistent. Papier: geschredderter Papierabfall, getränkt mit Borax und Wasser im Verhältnis 1:10, ergibt einen guten Dämmstoff. Balsa: sowohl das Holz selbst als auch die Wolle der Samenhülsen wurden schon lange zur Wärmedämmung eingesetzt. Da der Baum in den feuchten Tropen rasch wächst, ist es eine sinnvolle Landnutzung, Isolierungsblöcke herzustellen. Wärmedämmung ist in gemäßigten und kalten Klimata wichtig; jedoch muß auf entsprechende Belüftung geachtet werden, besonders in Fällen, wo Häuser in der Nähe von Stellen stehen, an denen Radon ausströmt (ein Gas, das von Granit, Dolorit und den meisten Eruptivgesteinen abgegeben wird). PFLANZEN RUND UMS HAUS Laubwerfende Bäume, die an der Sonnen- und Ostseite des Hauses gepflanzt werden, lassen im Herbst und Winter die Sonne durchdringen. Im Sommer beschatten sie mit ihrer vollen Belaubung das Haus und verhindern, daß die Sonne alle Teile des Daches aufheizt. Rankgerüste mit laubwerfenden Kletterpflanzen (Wisteria, Wein) an den strategischen richtigen Stellen ums Haus herum bieten Schatten, während große Bäume wachsen (Abbildung 3.7). Die westlichen und schattenseitigen Mauern bieten sich für immergrüne Kletterpflanzen und Sträucher an, um diese Bereiche zu schützen (im Sommer gegen die Hitze, im Winter gegen kalte Winde). Ziel der Hausgestaltung ist es, den Bedarf an Strom oder Gas für das Heizen und Kühlen des Inneren zu senken oder ganz zu beseitigen. Wenn die Sonnenwärme durch die Wärmemasse von Boden, Mauern und Wassertanks reguliert und gespeichert und Zugluft unterbunden wird, dann ist die geringe Heizleistung von Körperwärme, vom Kochen und von einem kleinen Holzofen alles, was es braucht, um die Innenluft warm zu halten. In Gebieten mit strengen, kalten Wintern sind Heizkosten, Schneelast, Kondensation, kalte Winde und Feuchtigkeit besondere Probleme für den Hausbau. Die Haustypen für solche Gegenden sind aneinandergebaut, mehrstöckig, steildachig, strahlungsbeheizt und wärmegedämmt. In ländlichen Gebieten baut man die Häuser an die Wirtschaftsgebäude an und schüttet, wo möglich, eine Erddämmung bis zu 1,2 Meter Höhe auf. Unter- oder Kellergeschosse werden meist als Kohle- oder Holzlager, für Wurmbeete, große Mistgruben (unterm Stall) und zur Lagerung von Wurzelgemüse verwendet. ANGEBAUTES GLASHAUS UND SCHATTENHAUS Ein ans Haus angebautes Treibhaus muß nicht sehr groß sein, um Wärme zu liefern (Abbildung 3.8). Entscheidend sind eine starke Isolierung des Bodens, insbesondere an den Grundmauern, und aller freistehenden Mauern sowie gut abgedichtete, isolierte Lüftungsklappen an Boden und Dach, damit die Luft richtig durchs Haus zirkulieren kann. Wasser in 45-180-Liter-Behältern ist der beste Wärmespeicher; diese können unter Bänken oder an der Hinterwand des Glashauses über den Anbauflächen angebracht werden. Schwarz gestrichene Fässer absorbieren die Sonnenwärme rasch, aber weiß gestrichene Fässer reflektieren das Licht, was gleichmäßigeren Pflanzenwuchs fördert. Vielleicht ist eine Mischung beider am günstigsten. Doppelglasscheiben sind am haltbarsten und wirksamsten, da sie die Wärme länger im Inneren halten als einfache Glasscheiben. Holzrahmen eignen sich besser, Wärmeverlust zu verhindern (Metallrahmen geben die Wärme zu schnell ab). Ein an der Schattenseite angebautes Schattenhaus ist ein wichtiger Teil des Glashaussystems, um im Sommer (üblicherweise am Abend) einen kühle Brise durchs Haus ziehen lassen zu können. Abbildung 3.9 zeigt, wie dieses System funktioniert. Wenn es im Sommer im Haus zu heiß wird, öffnet man Klappe 1 am Dach des Gewächshauses; es entweicht erwärmte Luft, während gleichzeitig kühle Luft durch Klappe 4 einströmt, über den feuchten Mulch und durch das mit Kletterpflanzen 52 bedeckte und mit Farnen bewachsene Schattenhaus, wo fein versprühtes oder tröpfelndes Wasser auf dem Mulch die Luft kühl hält. Im Winter schließt man die Klappen 1 und 4 und öffnet die Klappen 2 und 3, so daß tagsüber warme Luft aus dem Gewächshaus in die wärmegedämmten Räume einströmt. Wasserbehälter im Schattenhaus können mit Kletterpflanzen bewachsen sein und als Kaltluft/Kaltwasserblock wirken. Sowohl Schattenhaus als auch Gewächshaus liefern Nahrung für die Familie und senken gleichzeitig die Energiekosten. UMBAU VON HÄUSERN Viele bereits stehende Häuser muß man umbauen, um sie so energiesparend wie möglich zu machen. Das Hauptproblem liegt in der oft grundverkehrten Anlage älterer Häuser, die anstatt zur Sonne zur Straße hin ausgerichtet sind und in der Verrücktheit, in alle Außenwände Fenster einzubauen. Die Methoden, alte Häuser energiesparender zu machen, lassen sich ihrer Bedeutung nach geordnet aufführen: sorgfältige Abdichtung aller Türen und Fenster. Es ist wichtig, alle Risse abzudichten, um das Ausströmen von warmer Luft aus dem Haus und das Einströmen von kalter Luft zu verhindern. Wärmedämmung von Mauern und Zimmerdecken; allein diese Maßnahme kann die Heiz- und Kühlungskosten um 50% senken. Wo möglich, Anbau eines Glashauses auf der Sonnenseite; selbst ein Fensterkasten-Glashaus und ein Dachfenster sind Verbesserungen, da sie Sonnenlicht hereinbringen und Pflanzenwachstum ermöglichen (Abbildung 3.10). In gemäßigten Gebieten ist Doppelverglasung wichtig, und in kalten Gebieten muß das Glashaus vom Rest des Hauses abgeschlossen werden. Einbau von Wärmemasse in Form von Betonplatten, Tanks sowie Ziegel- oder Steinmauern in das Glashaus oder in isolierte, warme Räume. In sommerheißen Klimata Anbau eines Schattenhauses auf der Schattenseite, um kühle Luft ins Haus zu bringen und die Klimaanlage zu ersetzen. Anbringung eines sonnengeheizten Warmwassersystems auf dem Dach, um brennstoffbetriebene Warmwassergewinnung einzusparen oder ganz zu ersetzen. Verwendung von Vegetation zur Regelung des Mikroklimas, z. B. durch die Anordnung von Bäumen als Sonnenfalle, Anbringung von Kletterpflanzen oder Sträuchern an der West- und Schattenseite, Pflanzung von laubwerfenden Bäumen oder Kletterpflanzen an der Sonnenseite und durch Plazierung von Windschutzbäumen an der Windseite. Gut gestaltete Häuser kommen in der Erhaltung billiger als solche, die teure, energiefressende Heizungen und Klimaanlagen benötigen, und sie ermöglichen es den Menschen, ohne Rückgriff auf Brennstoffe auf Erdölbasis in Wärme und angenehm zu leben. Es ist nicht mehr notwendig und noch weniger sinnvoll, Häuser zu bauen, die nicht Energie sparen oder gewinnen. Für die Gestaltung von Häusern für subtropische und kalt-trockene Klimata gilt ähnliches wie für gemäßigte Gebiete, da in beinahe allen Bereichen - abgesehen von Mittelhängen und darüber - die Temperaturen unter Null sinken können. Doch kann das subtropische Haus auch einige Merkmale des tropischen Hauses aufweisen. 3.3 DAS HAUS IM TROPISCHEN KLIMA Die feuchten Tropen unterliegen normalerweise eher als gemäßigte Regionen regelmäßig Katastrophen (mit der Ausnahme des Feuers); daher sind die einzigen langfristig sicheren Hausstellen: Außerhalb der Reichweite der Tsunami (Flutwelle) geschützt vor Wirbelstürmen und Orkanen oberhalb von Talsohlen, die Muren oder vulkanischer Asche ausgesetzt sind auf Hügelkämmen oder Plateaus außer Reichweite von Steinschlag oder Muren, die durch Kahlschlag, starke Regengüsse oder Erdbeben ausgelöst werden landeinwärts erosionsanfälliger Sandstrände Das Hauptziel in warm-feuchten Gebieten ist, die Sonne nicht aufs Haus fallen zu lassen und aufgestaute Wärme (von Menschen, Maschinen und vom Kochen) vom Haus abzuleiten. Daher sind die Beschattung des Hauses und die Ausrichtung auf das Einfangen kühler Brisen vorrangige Erwägungen (Abbildung 3.11). Suchen Sie Standorte, an denen ein mäßiger Wind weht, wo Wälder oder tiefe Täler die Beschattung und Kühlung des Hauses erleichtern oder - in Gebieten mit starken 53 Winden - wo das Gebäude durch Wald, Erdwälle oder in quer zum Wind liegenden Tälern von Natur aus vor strengen Winden geschützt ist. Die Hausform ist länglich oder unregelmäßig, um die Oberfläche zu vergrößern. Es gibt keine massiven, abgedämmten Wände zur Wärmespeicherung, und die Häuser sind sehr häufig offen angelegt, damit die Luft zirkulieren kann. Wenn Innenmauern verwendet werden, dann aus leichten Materialien (Matten- und Netzstoffe, Gitter) und enden knapp unter der Decke, um freie Luftbewegung zu ermöglichen. Wesentlich ist die Durchlüftung durch die Plazierung von Fenstern (mit vertikal ausgerichteten Läden als Luftschaufeln) und Dachklappen. Es kann auch ein Schattenhaus an die Schattenseite angebaut und über ein gut belüftbares Dach oder einen Sonnenkamin querentlüftet werden (Abbildung 3.12). Es gibt auf allen Seiten des Hauses weite Veranden, die oft kletternde Nahrungspflanzen tragen. In den Subtropen läßt man die Veranda auf der Sonnenseite des Hauses manchmal weg, um die Wintersonne ins Haus scheinen zu lassen. Die Vegetation beschattet das Haus; besonders nützlich sind große Bäume mit glatten Stämmen (ohne dichtes Geäst) wie zum Beispiel Palmen, die an der Veranda vorbei wachsen und das Dach beschatten. Allerdings muß darauf geachtet werden, das Haus nicht vollständig mit Pflanzen zu umgeben, da dichter Bewuchs kühlende Brisen abhält und die Feuchtigkeit ums Haus erhöht. Grasflächen anstelle von gepflasterten Flächen verhindern die Abstrahlung von Wärme an die Mauern oder Dachvorsprünge. Wärmequellen wie Herde und Warmwassersysteme liegen außerhalb des Hauptgebäudes; viele traditionelle Häuser in den Tropen haben Freiluftküchen zum Kochen im Sommer. In Gegenden mit hoher Moskitodichte und anderen lästigen Insekten gibt man Fliegengitter an alle Türen und Fenster. Das Dach streicht man weiß oder sonstwie reflektierend, so daß es Wärme zurückstrahlt. Die Dachneigungswinkel sind steil, sowohl um schweren Regen abzuleiten als auch um starken Winden zu trotzen. In Orkangebieten sind starke Querverspannungen, tiefe Bodenverankerung und Holzvergurtung notwendig. Große, an der Windseite gepflanzte Bambushaine biegen sich mit dem Wind, ohne zu brechen, und schützen so das Haus (Abbildung 3.13). Für Notfälle kann drinnen oder draußen ein Sturmschutzkeller oder ein Kernbereich aus Stein und Beton (z. B. der Badezimmerbereich) errichtet werden, der ein betoniertes Dach haben sollte. Als Alternative kann im Freien eine Erdhöhle oder ein Graben angelegt werden, am besten mit einem festen Dach. Alle Fenster und Türen werden mit Läden und massiven Holzverriegelungen (Fallriegel) versehen. 3.4 DAS HAUS IM TROCKENEN KLIMA Für das Haus der Trockengebiete gibt es verschiedene Entwürfe, je nach jahreszeitlichen Temperaturen. Manche Trockengebiete haben kalte Winter und heiße Sommer, während andere (näher am Äquator) sich milder Winter erfreuen. In Form und Ausrichtung ist der grundlegende Hausentwurf für gemäßigte Gebiete auch für die heißen, trockenen Regionen mit kalten Wintern geeignet. Allerdings liegt mehr Gewicht auf der Bereitstellung von Quellen kühler Luft: Innenhöfe: am besten mit Rankgittern überdeckt oder von Bäumen beschattet (Abbildung 3.14). Ihre Kühlwirkung ist noch größer, wenn sie zwei oder mehr Stockwerke hoch sind und vom Gebäude selbst beschattet werden, obwohl auch eingeschoßigen Häusern kleine Innenhöfe mit Schattensegeln angefügt werden können. weitläufige, vollständig umbaute, berankte Lauben mit gemulchten Böden und Tropfbewässerung (Abbildung 3.7). Diese eignen sich für eingeschoßige Wohnhäuser. Die Lauben müssen um die 30% der Gesamtfläche ausmachen, um kühle Luft zu liefern; im Haus unterstützen Hängepflanzen die Kühlung, ebenso Wassertanks. Erdtunnel: eine 20 Meter lange, 1 Meter tief gelegene Röhre, die hangabwärts zum Haus führt. Im Tunnel können große, unglasierte Wasserkrüge, Gefäße voll nasser Kohle oder Tücher aus grobem Glasfasergewebe mit einem Tropfschlauch bewässert werden, um Verdunstungskühlung zu bewirken. Durch diese Tunnel fließt ständig kühle, feuchte Luft ins Haus (Abbildung 3.15). 54 Indirekt ausgelöste Durchlüftung: Diese wird am leichtesten durch Anbringung eines schwarz gestrichenen Sonnenkamins aus Blech am Flachdach oder am Dachfirst erreicht. Wenn dieser sich aufheizt, zieht er stark Luft von jeder der obgenannten Quellen in die Räume und schafft einen kühlen Luftstrom durch den Wohnbereich (Abbildung 3.12). Zur Mäßigung von Hitze und Kälte sind dicke Mauern, am Rand isolierte Böden, Abdichtung von Türen und Fenstern, wärmegedämmte Dächer und ordentliche Durchlüftung allesamt wichtige Methoden zum Ausgleich der täglichen und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen, die für viele Wüstengegenden typisch sind. Weiß gestrichene Außenmauern helfen durch Reflexion übermäßiger Hitze, und gut plazierte Schattenbäume, Palmen, berankte Gerüste und Teiche oder Brunnen in Innenhöfen helfen bei der Linderung großer Hitze. Wie in tropischen Klimata stellt die Anlage einer von Fliegengitter umspannten und von einer dicht berankten Laube teilüberdachten Sommerküche, in der die Bewohner den größten Teil des Tages im Freien verbringen können, einen Beitrag zum Energiesparen dar. In vielen Trockengebieten sind die Dächer flach und tragen viele der Elemente, die man in gemäßigten oder tropischen Gebieten üblicherweise ums Haus herum findet. Dazu gehören Behälter zur Wasserversorgung für 1-2 Wochen; Waschküche und Wäscheleine; Taubenschläge wegen der Eier, der Küken und des Mistes; Trockenplätze für Getreide und Gemüse; Sitzbereiche für den Abend und Topfpflanzen (Abbildung 3.16). Von besonderer Bedeutung in Wüstengebieten ist die Aufbewahrung von Haushaltswasser. Maßvoller Wasserverbrauch läßt sich mit Spar-Duschaufsätzen zum Waschen leicht erreichen, und sowohl das Wasser der Dusche als auch vom Waschbecken oder der Waschküche werden zunächst in die Spülkästen der Toiletten (wenn Grauwasserleitungen zur Verfügung stehen) oder in den Garten geleitet. Um Duschwasser in den Spülkasten eines Klos zu bekommen, kann man Dusche und Waschbecken einige Stufen über Bodenniveau anheben und einen tiefliegenden Spülkasten verwenden (Abbildung 3.17). Alle Dachflächen sollten Wasser für Speicherbehälter liefern, die man an der Schattenseite des Hauses unter Rankgerüsten aufstellt, um kühles Trinkwasser bereitzustellen. UNTERIRDISCHE BEHAUSUNGEN Früher und auch noch in jüngerer Zeit waren Höhlen und unterirdische Behausungen in Wüsten (vor allem in denen mit milden Wintern) bevorzugte Wohnstätten. Deren Machbarkeit hängt davon ab, ob der Standort relativ weichen Fels oder eine weichere Schicht unterhalb einer mit Karbonat oder Eisenoxiden zementierten "Decke" aufweist. Höhlenwohnungen können vollständig unter Grund liegen und Dachfenster haben, aber häufiger baut man sie so, daß an einer offenen (schattigen) Seite eines Hügels eine Mauer herausschaut. Sonnige Zimmer können draußen vor den unterirdischen Räumen errichtet oder Vorderzimmer als Fassade angebaut werden. Dekorative Fassaden können am Eingang gebaut und von weinberankten Gerüsten beschattet werden. Wo mit gelegentlichem Regen gerechnet werden kann, kann man Teile des Hangs über der Höhle als Dach oder Abflußfläche für einen Regenwasserspeicher mit Beton versiegeln; das stärkt auch die Deckschicht über den Räumen und verhindert Wassereinsickerung in die Höhle. Ein kühles Haus für die Wüste ahmt Höhlenbedingungen nach, indem Erdwälle bis zur Dachtraufe (oder wenn nötig bis übers Dach) gebaut werden, wie es in Abbildung 3.18 zu sehen ist. Die Kühle von Höhlen, Ziegelspeichern, Brandschutz- und Rübenkellern bietet große Vorteile für das Lagern und Konservieren vieler Güter. Kühle Höhlen verlängern die Haltbarkeit von eingelagerten Zitrusfrüchten, Wurzel- und Blattgemüsen ganz wesentlich und sind im Sommer Quellen kühler Luft. Außerdem hat eine Höhle nahe am Haus einen Wert als Zufluchtsort für die Familie bei Katastrophen wie Wind, Feuer, Krieg oder Hitzewellen. Solche Bauten können in Böschungen gegraben werden. Ebenso sind unterirdische Keller möglich, die über Falltüren oder äußere Kellertüren zugänglich sind, oder überirdische Bauwerke aus Profileisen oder Rohren, die zum Schutz mit Erde bedeckt werden. Die Hitzestrahlung von Feuer wird durch eine T-Form oder ein "Hundebein" am Eingang des Schutzraums abgehalten. 55 3.5 PFLANZENHÄUSER Es gibt unterschiedliche Grade der Verbindung von Haus und Pflanzen: vom vollständig gewachsenen Haus bis zu bewachsenen oder mit Grasdach bedeckten herkömmlichen Gebäuden. In Deutschland hat Rudolf Doernach ein Haus mit einem leichten Stahl- und Holzrahmen entworfen. Dieser Rahmen ist mit immergrünen, wachsblättrigen Kletterpflanzen überwachsen (auf mehrere Efeu- und Geranienarten sowie Küstenschlingpflanzen paßt diese Beschreibung). Nur Türen und Fenster müssen freigehalten werden, und da das Gebäude auf Bewuchs angelegt ist, braucht nichts zurückgestutzt zu werden. Das Gebäude ist igluförmig, was bei kalten Wintern notwendig ist. Zu Beginn des Jahrhunderts errichteten Siedler in den trockenen Gebieten Westaustraliens ein Übergerüst über ihren Blechhütten. Auf diesen zogen sie Kletterpflanzen, um die Hitze- und Kälteextreme zu mildern, so daß schließlich das ganze Gebäude bedeckt war (Abbildung 3.19). Diese Technik kann mit den passenden Kletterern auch in jeder anderen Klimazone angewendet werden. In milden bis warm-gemäßigten Gebieten wären folgende Kletterpflanzen geeignet: rasch wachsende laubwerfende Kletterer: Kiwi, Jasmintrompete, Geißblatt, , Wilder Wein, Weinrebe, Wisteria. Kletterer mit eßbaren Früchten: Kiwi, Passionsblume (die Bananenpassionsblume hält leichte Fröste aus), Weinrebe. selbsthaftende Kletterer für Ziegel- und Steinmauern: Kletterfeige, Efeu, . GRASDÄCHER Grasdächer sind ein weiteres Pflanzenhaus-System und können neu aufgebaut oder über bestehende stabile Gebäude gerollt werden, wenn man als Feuchtigkeitssperre eine Plastikfolie darunter befestigt. Das Metallrohr leitet das Wasser zum Abfluß, während Blätter hinabfallen (Abbildung 3.21). Ein geschlitztes Winkeleisen oder ein Balken (auf steilen Dächern unverzichtbar) verhindert das Abrutschen der Grasnarbe. Versuche auf kleineren Dächern von Schuppen und Ställen sind wahrscheinlich der beste Weg, um die richtige Methode und Artenmischung hinzukriegen. Da das Gewicht des Grasdachs im Winter groß sein kann, muß die Traglast sorgfältig berechnet werden. Ich löse jedesmal verlegenes Kichern beim australischen Publikum aus, wenn ich vorschlage, daß sie ihren Rasen auf ihr Dach verlegen sollen. Aber es ist mir durchaus ernst damit, da Grasdächer großartige Wärmedämmer sind und jedes starke (oder verstärkte) Dach die Grasnarbe tragen könnte, entweder als fertig ausgerollter Rasen in feuchten Gebieten, mit Sukkulenten wie Mittagsblume oder in trockenen Gebieten, anderswo mit Gänseblümchen, Zwiebelgewächsen und Kräutern. Verdunstung und angemessene Bewässerung halten die Sommerhitze draußen. Im Winter halten Luft und Laub die Winterkälte fern. Im Prinzip wirken Grasdächer so wie Efeu an Mauern. Keines von beiden erhöht das Brandrisiko für das Haus. Bei bestehenden schwachen Dächern, besonders bei mit Zink- oder Aluminiumblech gedeckten, wirkt ein Dachbewuchs mit Efeu oder leichten Kletterpflanzen als leichte Dämmung, vorausgesetzt, die Dachrinne wurde so angepaßt, wie es für Grasdächer gezeigt wurde. 3.6 VERWERTBARE HAUSABFÄLLE Die "Abfälle" eines Haushalts werden allzu oft als Entsorgungsprobleme statt als Rohstoffe betrachtet. Zu diesen Ressourcen gehören das Brauchwasser von Duschen, Spülbecken und Waschküchen; Abwässer; Essensreste; weiters Papier, Glas, Metall und Kunststoffabfall. Glas und Metall können wiederverwertet werden, während Kunststoffe auf ein Minimum beschränkt werden können, wenn man seine eigenen Taschen zum Einkaufen verwendet. Zeitungen und Büropapier werden als Mulch in Obst- und Gemüsegärten verwendet oder wassergetränkt (in begrenzten Mengen) an Würmer verfüttert. Am wichtigsten sind Grau- und Abwässer, und diese werden auf verschiedene Weise behandelt, je nach Klima und Prioritäten. In trockenen Gebieten oder zu Jahreszeiten, wo Wasser höchst wertvoll ist, leitet man das Dusch- und Waschwasser zu einem Fettabscheider und verwendet sie dann zur Bewässerung von Gartenbeeten. Das Wasser von Waschbecken kann außerdem zur Befüllung der 56 Spülkästen von Wassertoiletten verwendet werden und so einen doppelten Zweck erfüllen. Beim Dachwasser wird darauf geachtet, es zur Gänze zu Speicherbehältern zu leiten. In den Tropen, wo sommerliche Regengüsse häufig vorkommen und Speichertanks schnell voll sind, sollte das Dachwasser von Haus und Garten weg zu schottergefüllten Kanälen und bepflanzten Swales geleitet werden, um Auswaschungen von Zufahrt, Garten und ums Haus herum zu vermeiden. Während der Trockenzeit, wenn selten Regen fällt, leitet man die Dachabflüsse zu TrinkwasserSpeichertanks. Abwässer von Toiletten können über einen septischen Tank oder eine Methananlage zu Pflanzanlagen (Obstgarten) gelenkt werden, wie Abbildung 3.22 zeigt. Den Kompost von Trockenklos vergräbt man unter Bäumen; oder es wird, bei mobilen Plumpsklos zum Beispiel, über der verschlossenen Grube ein Baum gesetzt. Essensreste werden an Tiere (einschließlich Würmer) verfüttert, deren Mist man dann im Garten verwendet. Oder man kompostiert die Essensreste oder bringt sie direkt in die Gartenbeete ein; doch muß man, da diese beim Verrotten unter der Erde Wärme freisetzen, darauf achtgeben, daß man nicht unmittelbar in diesem Bereich pflanzt. Derart werden Abfallprodukte des Haushalts also im System verwendet, um Nahrung und Nährstoffe für Pflanzen und Tiere zu produzieren. 3.7 EINSATZ VON TECHNIK Moderne westliche Haushalte brauchen an die 5 Kilowatt Leistung; dieser Wert kann aber durch eine Kombination von Maßnahmen, vor allem durch gute Hausgestaltung, solare Warmwasserbereitung, Wärmedämmung und vernünftiges, verantwortungsvolles Verhalten auf ein Kilowatt oder weniger gesenkt werden, wodurch für die Höchstlasten wesentlich kleinere Energiesysteme genügen. Die allgemeinen Katagorien für technisches Energiesparen im Haus können wie folgt zusammengefaßt werden: Klimatisierung: Heizung und Kühlung Holzöfen: rasch verbrennende, massive Abstrahlungsheizung oder langsam verbrennende, sparsame Gußeisenöfen Anbau eines Gewächshauses als Heizung im Winter Anbau eines Schattenhauses zur Kühlung im Sommer ein System von Rankgerüsten zur Abschirmung der Sonne; Kühlung Heizleitungen: üblicherweise große Anlagen unterm Fußboden, die mit Fernwärmequellen verbundene Wasserrohre oder elektrische Leitungen verwenden. Kochen und Küchenherde Holzbefeuerte Küchenherde (das beste für kalt-gemäßigte Klimata) liefern beim Kochen Wärme. Gasherde passen in warme und warm-feuchte Klimata; ein Gassystem läßt die Möglichkeit offen, Methan von Biogasanlagen zu verwenden, welche Abwässer und andere Abfälle verwerten. Solar-Kochanlagen kann man in zwei Typen einteilen: reflektierende Parabolbögen, die auf einen Punkt fokussieren und (selbstgebaute) Solaröfen, wärmegedämmte, mit reflektierender Aluminiumfolie ausgekleidete Schachteln mit einer Glas-Vorderseite. Beide Typen müssen per Hand zur Sonne ausgerichtet werden, sofern sie nicht mit einer automatischen Ausrichtungsmechanik versehen sind. Isolierte Kochkisten sind eine wirkungsvolle Methode für Gerichte, die eine lange Kochzeit brauchen. Im Prinzip kocht man einen Topf (mit Eintopf, Getreide, Bohnen, Suppe) 1-3 Minuten lang. Der heiße Topf wird dann samt Inhalt sofort in eine wärmegedämmte Kiste gestellt, wo er weiterköchelt (Abbildung 3.23). Warmwasserversorgung Holzherde oder -öfen mit einer 18 cm langen Rohrschleife aus Kupfer oder rostfreiem Stahl in der Feuerkammer (an der Rückwand oder an einer Seite) liefern Warmwasser für einen isolierten Speichertank. 57 Solarkollektoren fürs Dach können im Handel erworben oder selbst gebaut werden; es gibt flache Paneele, Schachtel- und zylindrische Kollektoren. Strom und Beleuchtung Photovoltaische Solarzellen und Batterien werden eingesetzt, um Beleuchtung und Geräte im Haus zu speisen. Wind- oder kleine Wasserkraftanlagen an geeigneten Standorten versorgen allen Licht- und Gerätebedarf. Energiesparende und langlebige Lichtquellen wie Niedrigdruck-Natriumlampen empfehlen sich für Räume, die beinahe ständig frequentiert werden (Küchen). Gas- und Kerosinbeleuchtung (Glühstrumpf- und Dochtlampen) sind für Landbewohner geeignet, die nicht viel Licht benötigen oder nicht über die Mittel verfügen, teurere Systeme anzuschaffen. Kleider waschen und trocknen In Australien und Europa gibt es kleine, manuell zu steuernde Druckwaschgeräte (Jordashe, Bamix, Presawash), die vom Wasserdruck aus einem Schlauch angetrieben werden; sie haben kleines Fassungsvermögen und sind für Einzelpersonen und Paare geeignet. Bei größeren Familien und Gemeinschaften spart eine gemeinsam genutzte Münzwaschmaschine Geld. Kleider können an einer Wäscheleine getrocknet werden, in einem Glashaus oder in einem ähnlich luftigen und überdachten Bereich oder, bei kleineren Stücken, in einem wärmegedämmten Kasten um einen nicht isolierten Warmwasserbehälter herum. In feucht-gemäßigten Regionen wird traditionellerweise ein Gestell über dem Holzofen verwendet, um Kleider oder im Herbst Kräuter, Blumen oder Samenträger zu trocknen (Abbildung 3.24). Kühlen, Einfrieren und Trocknen von Nahrungsmitteln Es gibt gas- und kerosinbetriebene Kühlschränke, die recht klein und sparsam sind. Eine große Sonnen-, Wind- oder Wasserkraftanlage kann leicht einen Kühlschrank antreiben. In gemäßigtem Klima kann ein luftiger, mit Fliegengitter bespannter Kasten, der an einer Seite zum Schattenhaus hin offen ist, verwendet werden, um Obst und Gemüse, Eier und alles andere, das nicht stark gekühlt werden muß, zu lagern. Zum Trocknen von Obst und Gemüse eignen sich ein solarer Dörrapparat oder ein halbleeres Glashaus im Sommer. Wassersparen Ein Wasserspeicher für den Dachabfluß von Stall oder Garage wird wegen der Schwerkraftnutzung idealerweise oberhalb des Hauses angebracht. Spülbeckenwasser wird zum Spülen von Toiletten verwendet; oder man leitet das Grauwasser von Waschbecken und Dusche zum Garten oder Gewächshaus. Brauseaufsätze zum Wassersparen sind im Handel erhältlich. Toiletten mit zwei Spülarten (11 Liter für feste, 5,5 Liter für flüssige Exkremente) werden heute in die meisten neuen australischen Häuser eingebaut. Kompost- oder Plumpsklos verbrauchen kein Wasser und liefern kompostierten Dünger für Bäume und Sträucher. Auf nationaler und internationaler Ebene sind enorme Einsparungen an Erdöl, Erdgas und Kohle erzielbar, wenn Häuser und Gemeinschaften energiesparend angelegt und ausgestattet werden. Die meisten der obgenannten Hausenergiesysteme sind nutzbringend und unschädlich. Bedenkt man den radioaktiven Niederschlag und den sauren Regen von Reaktoren, Kraftwerken und Kraftfahrzeugen, so liegt unsere einzig mögliche Zukunft darin, saubere Energie zu entwickeln und den Energieverbrauch zu drosseln; anders ausgedrückt: Am meisten ersparen wir uns selbst und den Wäldern und Seen des Planeten. 58 3.8 QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR Corbett, Michael and Judy, A Better Place to Live, Rodale Press, 1981. Farallones Institute, The Integral Urban House, Sierra Club Books, San Francisco, 1979. Leckie, Jim, et.al., More Other Homes and Garbage: Designs for Self-Sufficient Living, Sierra Club Books, 1981. Technical Assistance Group, Low Cost Country Home Building, Dept. of Architecture, Univ. of Sydney, Hale & Iremonger, 1983. Vale, Brenda and Robert, The Autonomous House: Design and Planning for Self-Sufficiency, Thames and Hudson, 1975. K apit el 4 Gestaltung des Hausgartens 4.1 EINLEITUNG Zone 1 ist der dem Haus nächstgelegene Bereich. Er beginnt direkt vor der Küchentür und umfaßt den einjährigen Garten, kleine, wichtige mehrjährige Pflanzen, Spalier- oder Zwergobstbäume, Anzucht- und Pflanzbeete sowie kleine, ruhige Tiere wie Kaninchen und Tauben. Es ist die Zone, die man täglich aufsucht und intensiv bepflanzt und beobachtet. Größe und Form von Zone 1 hängen hauptsächlich ab von der Größe des Grundstücks, von Zugang, Arbeitseinteilung und verfügbarer Zeit, so daß sich die Zone 1, wenn man die Scheune oder den Hühnerstall zum Einsammeln der Eier täglich aufsucht, vom Haus bis zur Scheune erstreckt. Wer die Zeit, sich dem Land zu widmen, und eine große Familie hat, könnte eine große Zone 1 haben, während jene, die auswärts arbeiten, ihre Zone 1 auf einen 4-8 Quadratmeter großen Flecken unmittelbar vor der Haustür beschränken könnten. Die zu Zone 1 gehörigen Bauten und Einrichtungen sind Treib- und Schattenhaus (in Kapitel 3 besprochen), Gewächshaus, Anzuchtbeete, Kompostierbereich, Wäscheleine, Grillplatz und Ablagefläche im Garten. Weiters könnte es geben: einen Taubenschlag auf dem Dach oder neben dem Haus zum Sammeln von Mist und zur Aufzucht von Jungtauben, kleine Ställe für Kaninchen oder Meerschweinchen und eine Werkstatt. Bei der Planung von Zone 1 muß man folgendes beachten: Klima und Lage: Aus welcher Richtung weht der Wind? Wo ist die Sonnenseite? Schattige Bereiche? Wo besteht Frostgefahr? Gebäude: Wo kann man Bauten so plazieren, daß sie zwei oder drei Zwecke erfüllen? Können sie genutzt werden als: Wassersammler, Stützen für Rankgerüste, Windschutz, Anbauflächen? Zugang: Wie sollen Zugänge angelegt sein: zu Straßen, Eingängen, Wäscheleine, Spielplatz, Holzstapel, Grillplatz, Wege, Mulchhäufen? Wasserversorgung: Welche Quellen gibt es für den Garten: Tanks, Schläuche, Grauwasser vom Haus, und wie kann das Wasser verteilt werden (Regner, Tropfbewässerung)? Tiere: Welche kleinen, nützlichen Tiere sollen in Zone 1 sein, und was muß für sie bereitgestellt werden (Futter, Unterschlupf, Wasser)? Wie können große Tiere durch Hecken oder Zäune ferngehalten werden? Alles sollte in wechselseitigem Bezug zueinander gesehen werden, so daß die Produkte eines Elements den Bedarf eines anderen decken. 59 Wenn Sie nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, beginnen Sie immer vor der Haustür, denn das Haus ist Mittelpunkt und Randzone in einem, von wo aus man sich nach außen arbeiten kann. Wenn nötig, machen Sie zunächst einen Lageplan vom Haus, den Bäumen, Zäunen, Wegen und allen anderen bestehenden Bauten und Einrichtungen. Entscheiden Sie dann, was Sie gern nahe beim Haus hätten (Gartengebäude, Beete, Kleintiere, Teiche, usw.) und ordnen Sie sie gemäß den grundlegenden Energiespar-Regeln an. 4.2 ANLAGE DES GARTENS Der Garten wird vollständig gemulcht, wobei der Boden durchlüftet und humos wird. Die Pflanzen werden unablässig wiederverwertet; Köpfe werden gegessen, Blätter weggeworfen; Gründünger wird in den Boden eingarbeitet, um Nährstoffe für eine Sommerernte zu liefern; einige Dill-, Karotten- und Fenchelpflanzen läßt man blühen, um Raubwespen anzulocken; und wildwachsende Paradeiser und Gurken vom Komposthaufen pflanzt man am Zaun entlang aus. Versuchen Sie nicht, den Garten in geraden, sauberen Reihen anzulegen; er ist ein wilder Haufen von Sträuchern, Kletterpflanzen, Gartenbeeten, Blumen, Kräutern, einigen kleinen Bäumen (Zitrone, Mandarine), und sogar einem kleinen Teich. Die Wege sind geschlungen, und Gartenbeete können rund, schlüssellochförmig, erhöht, spiralig oder vertieft sein. Egal, welche Methoden Sie in Ihrem Garten anwenden; ob Sie sich dafür entscheiden, Ihre Beete zwei Spatenstiche tief umzugraben oder einfach eine Mulchdecke aus Zeitungspapier und Stroh aufzubringen. Das liegt in Ihrem Ermessen. Ich bin faul - Vollmulch genügt mir. Sie sind energisch Ihnen gefällt das Umgraben. Das Umgraben gefällt Ihnen jetzt; vielleicht, weil Sie noch jung sind. Ins Mulchen werden Sie schon noch hineinwachsen! Die Methoden sind nichts Starres (genausowenig wie die Permakultur im allgemeinen); sie richten sich nach Gelegenheit, Alter, Neigung und Überzeugung. Es kommt also darauf an, den Garten gemäß der Häufigkeit der Besuche und der Größe der Kulturen anzulegen und eine Reihe von Pflanzen zwecks besserer Insektenabwehr wachsen zu lassen. Auch bei der Gestaltung einer kleinen Fläche - wie bei einem Garten - können wir dem allgemeinen Permakultur-Prinzip folgen, bepflanzte Beete je nach Besuchshäufigkeit anzuordnen. ABBILDUNG 4.1 Gartenkräuterspirale mit kleinem Brunnenkresse-Teich am Fuß. Ein Regner bewässert alles. Rosmarin Oregano Salbei Estragon Thymian Koriander (Cilantro) Petersilie Schnittlauch Veilchen Kamille Petersilie Ringelblumen Minze Teich mit Brunnenkresse KÜCHENKRÄUTER VOR DER TÜR 60 Stellen Sie sich ein Büschel Petersilie vor, 6 Meter weit weg im Hauptgarten. Sie haben gerade eine Suppe gekocht und wollen sie vor dem Anrichten würzen. Draußen regnet es gerade, und Sie haben Ihre Pelzpantoffeln an. Sie denken gar nicht daran, hinauszueilen und diese Petersilie zu holen! Diese und viele andere Kräuter im Garten bleiben ungeerntet, weil sie zu weit weg sind. Wenn wir aber ein Kräuterbeet direkt vor der Küchentür haben, dann ist das Ernten von frischen Kräutern kein Problem. Eine Kräuterspirale (Abbildung 4.1) bietet Platz für alle wichtigen Küchenkräuter, und zwar auf einem Erdhügel mit einer Grundfläche von 1,6 Metern und einer Höhe von 1 bis 1,3 Metern. Diese Spirale bietet verschiedene Lagen und Feuchtigkeitsgrade; sonnige, trockene Stellen für ölhaltige Kräuter wie Thymian, Salbei und Rosmarin, feuchte oder schattige Stellen für grünlaubige Kräuter wie Minze, Petersilie, Schnittlauch und Koriander. Unten befindet sich ein kleiner Teich mit Plastikboden, in dem Brunnenkresse und Wassernuß gepflanzt werden können. Die Kräuterspirale kann mit einem Regner auf der Spitze des Hügels bequem bewässert werden. BEETE MIT SCHNITTSALATEN Diese Beete, nicht weit entfernt von der Kräuterspirale, sind schmal und liegen nahe beim Haus. In ihnen finden weitere Kräuter Platz (diejenigen, die auf der Kräuterspirale nicht mehr unterzubringen sind oder die Sie in größeren Mengen kultivieren wollen) und kleine Salatkräuter wie Gartenkresse, Schnittknoblauch, Schalotten und Schnittsenf, die alle mit einer Schere geschnitten werden können. Diese wachsen den ganzen Frühling und Sommer hindurch sehr schnell und liefern große Mengen an Grünzeug. Sie werden oft aufgesucht, gegossen, geerntet und gemulcht, um den Humus an der Oberfläche wieder aufzubauen. (Abbidung 4.2a). ABBILDUNG 4.2 GARTENBEETE (A): Schmale Beete für Schnittkräuter (B): Gemüse am Wegrand (füllen Sie jede Lücke mit Knoblauch, Schnittlauch, Petersilie usw.) (C): Jahreszeitliche oder jährliche Fruchtfolge Sämling Grünzeug Schnittkräuter A. Plan Heben Sie sich Samen von den Ecken des Beetes auf Weg B. Kohl Löwenzahn Schnittmangold Bok Choy Winterzwiebeln Sellerie Brokkoli Kohlsprossen C. Karotten im ersten Jahr Erbsen im nächsten Jahr Stickstoffknöllchen an den Wurzeln GEMÜSE AM WEGRAND Das sind die nützlichen, lange tragenden Gemüsearten für Salate oder zum Kochen, die man entweder schneidet oder von denen man monatelang Blätter pflückt. Die meisten werden von einem 61 Anzuchtbeet umgepflanzt; es gehören dazu Gemüse wie Kohlsprossen, Schnittmangold, Sellerie, Winterzwiebeln, Brokkoli, Kohl, Senf, Spinat und Gewürzfenchel. Auch Paprika und Zucchini sind Gemüse, die oft gepflückt werden können. Diese Gewächse befinden sich entlang des Weges und werden fortwährend entfernt, umgepflanzt und neu gepflanzt. Meistens nimmt man ein Blatt oder einen Stiel für Salate oder Röstgemüse; selten wird die ganze Pflanze geerntet. Einige beläßt man im Garten, damit sie sich selbst aussäen. (Abbildung 4.2b). PFLANZEN IN SCHMALEN BEETEN Nun kommen wir zu den Gartenbeeten selbst, die man in schmale und breite Beete einteilen kann. Beide enthalten Pflanzen, die eine lange Reifezeit haben (normalerweise den ganzen Sommer und Herbst hindurch). Die schmalen Beete enthalten Pflanzen, die guten Zugang brauchen und ziemlich häufig gepflückt werden müssen; sie können Bohnen, Paradeiser, Zucchini, Karotten, Erbsen, Eierfrüchte, Haferwurzeln, Puffbohnen und Kräuter wie Kümmel, Gartenkerbel, Kreuzkümmel und Kamille enthalten. (Abbildung 4.2c). Für Paradeiser braucht man ein schmales Beet, damit sie leicht erreichbar sind und leicht gepflückt werden können, wenn die Früchte reifen. Da sie Wind nicht mögen, pflanzt man sie in ein „Schlüsselloch“-Beet mit einer Umrandung aus Topinambur (Abbildung 4.3). BREITE BEETE In solchen pflanzt man Kulturen an, die eine lange Reifezeit haben oder gleichzeitig geerntet werden, um eingelagert oder verarbeitet zu werden. Zu diesen gehören: Mais (sowohl Zuckermais als auch andere Maissorten), Melonen, Kürbisse, Zwiebeln, Erdäpfel, Lauch, Zuckerrüben, Stoppelrüben und Kohlrüben. Man setzt sie eng zusammen, läßt sie sich selbst mulchen, läßt keine Wege dazwischen und pflanzt sie in Blocks. Einige dieser Beete können zwecks Großkultur auch in die Zone 2 verlegt werden. GRENZHECKEN Um den Garten herum, eventuell ihn in handliche Abschnitte teilend, befinden sich Heckenkulturen. Hecken setzt man oft als Schutz vor Wind, Unkraut und Tieren ein, und wenn man die Arten sorgfältig auswählt, können sie auch als Quellen von Mulch, als Tierfutter, Stickstoffbinder und als Nahrungsproduzenten dienen. Ob von den ungepflegten Zäunen eines Nachbarn oder von der nicht bearbeiteten Randzone Ihrer eigenen Kultur, die gemulchte Fläche der Zone 1 wird ständig von invasiven Bodenpflanzen heimgesucht. Kikuyugras oder Quecken breiten sich aus und ersticken die umhegten einjährigen Pflanzen. Wenn Sie sich tiefe Zementschwellen unter dem Zaun nicht leisten können, müssen Sie sich in der Natur um Lösungen umsehen. Sobald Sie im Garten eine Mulchdecke aufgebracht haben (weiter unten in diesem Kapitel beschrieben), pflanzen Sie einen lebenden Grenzwall um Ihre geschützte Fläche herum und mulchen Sie sie gut mit Karton und Sägemehl oder Stroh. (Abbildung 4.4). Verwenden Sie kräftige, schattenspendende oder Wurzelfilz bildende nützliche Pflanzen, die wieder eindringenden Gräsern widerstehen können (Bambus, der keine Ausläufer bildet, Beinwell); eine Untersuchung Ihrer näheren Umgebung wird noch mehr Arten ans Licht bringen, die kein Vorrücken von Eindringlingen zulassen werden. ABBILDUNG 4.3: Erhöhtes Schlüssellochbeet, dicht bepflanzt, mit robustem SonnenblumenWindschutz. Solche Beete sind für Paradeiser geeignet, wenn diese mit Rankgerüsten oder Stäben gestützt werden. 62 Pflanzen Sie Puffbohnen als Winterkultur oder Gründünger nach Paradeiser. Zwischenpflanzung: ein paar Ringelblumen, Basilikum (zum Kochen mit Paradeiser), und ZwergBrunnenkresse. Schnittlauch Basilikum Windschutz aus Topinambur ABBILDUNG 4.4 Grenzhecke zur Ablenkung von Winden, Fernhaltung von Tieren und Überschattung wuchernder Gräser wie Kikuyu und Quecke. Niedrige Hecken innerhalb des Gartens verleihen einem Garten „Randzonen"-Eigenschaften. Starke oder salzige Winde Gräser: Quecke Kikuyu ausgesperrt Hohe äußere Hecke: Koprosma Federborstengras Wermut Pampasgras (je nach örtlichen Gegebenheiten und Wucherneigung). Unkrautbarriere: Beinwell Zitronengras Blumenrohr Pelargonie Niedrige Hecken innerhalb des Gartens: Rosmarin Catawissazwiebel Topinambur Topinambur (Helianthus tuberosus), den man in Streifen von ungefähr 1,2 Metern Breite pflanzt, wirkt fast sofort als Windschutz und ergänzt dadurch langsamer wachsende Hecken. Der Sibirische Erbsenstrauch (Caragana arborescens) bindet Stickstoff, bildet eine dichte Hecke, kann in kalten Klimaten gezogen werden, und seine Samen kann man an Geflügel verfüttern. Koprosma (Coprosma repens), dicht zusammen gepflanzt und gelegentlich geschnitten, bildet eine Grenze zwischen den Zonen 1 und 2. Seine Beeren werden von Hühnern hochgeschätzt, und die Blätter sind eine reiche Quelle von Kaliumkarbonat; daher kann die Pflanze in beiden Zonen als Futterpflanze und als roher Mulch für Gartenpflanzen sinnvoll genutzt werden. Blumenrohr (Canna edulis), zusammen mit Zitronengras (Cymbopogon citratus) und Beinwell (Symphytum officinale) gepflanzt, bildet in subtropischen Gebieten eine undurchdringliche Barriere für Kikuyugras. Andere erfolgreiche Grenzpflanzen sind Wermut und die Doldige Ölweide. Hecken innerhalb des Gartens sind kleiner und bestehen oft aus Rosmarin und anderen mehrjährigen Kräutern und Sträuchern. Es gibt für jedes Klima und jede Lage ausgezeichnete Pflanzen für Grenzhecken. In sehr windigen Gegenden wie an Meeresküsten können Sie sofort Gartenmauern errichten, indem Sie Garnituren von jeweils 3 bis 5 Autoreifen in einem Bogen gegen die Windrichtung aufstapeln 63 (Abbildung 4.5). Geben Sie zuerst Zeitungspapier und Mulch gegen Unkräuter unter die Reifen, füllen Sie diese dann mit Erde, Kompost, Abfällen, Heu, usw. und setzen Sie Arten hinein, die Wind aushalten. Der Reifenbogen hält nicht nur starke Winde ab, sondern wirkt auch als Wärmepuffer; er schützt vor Frost und gleicht Temperaturschwankungen aus. ABBILDUNG 4.5 Hecken-Windschutz aus alten Autoreifen für einen geschützten Garten in sehr windigen Gegenden, z. B. an Meeresküsten. Bamus Topinambur Wermut Plan Geschützter Garten Winde Hang ABBILDUNG 4.6 Kletterpflanzenlaube als Pergola über Gartenweg. Dach: Kletterkürbis; die Kürbisse werden in Säcken gehalten. Stangenbohnen wachsen an den Seiten der Laube hoch. Gemüse unter der Laube wird beschattet. ABBILDUNG 4.7 Rankgerüstsysteme im Feld oder Garten vergrößern die Anbauflächen beträchtlich. Wind „Heckenzaun“ gegen Winde. Starke Zick-zack-Form, denn gerade ist schwach. Verwenden Sie z. B. Tetragonia implexicana. Mulchkorb Kreisrunde Beete mit Kompostgrube. Z. B. Kletterpflanzen, Paradeiser Brombeer-Rankgerüst Scheibenförmiger oberer Teil Zylinder aus Maschendraht oder festem Material Tonne als Basis Zerlegbares Rankgerüst Kann zum Schneiden und Ernten zusammengefaltet werden Tipi-Rankgerüst 1 Innen gemulcht, z. B. für Stangenbohnen Tipi-Rankgerüst 2 Rankgerüst mit Mittelstange für Bohnen, oder mit Drahtgeflecht für Hopfen. Hopfen-Rankgerüst Draht mit senkrechten Schnüren. KLETTERPFLANZEN UND PFLANZEN FÜR RANKGERÜSTE 64 Die Verwendung von Rankgerüsten zur Stützung von ein- und mehrjährigen Pflanzen ist die Methode, um Platz zu sparen, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gärten. Rankgerüste kann man an Wänden, Zäunen, Garagen, Schuppen, Schattenhäusern, Veranden und Vorplätzen anbringen; man kann sie aber auch eigens als frei stehende Lauben bauen (Abbildung 4.6) oder in heißen Klimazonen sogar über Kanälen errichten, um den Fischen Schatten zu spenden. Rankgerüste haben vielfachen Nutzen, unter anderem: Dauerhafte Grenzhecken um den Garten herum (mehrjährige Pflanzen wie Passionsblume, Hopfen und Vanille) Laubwerfende Pflanzen zur Beschattung des Hauses vor der Sommersonne (Wein, Wistarie). Ständige Beschattung an Westwänden (Efeu, Kletterrosen). Sommer-Spielhäuser (Bohnen-Tipis) und Wohnbereiche. Abbildung 4.7 zeigt einige Rankgerüstsysteme. Für alle Kletterpflanzen sollte man stabile Rankgerüste bauen, und man muß darauf achten, daß wuchernde Kletterpflanzen nicht überhand nehmen, besonders in tropischen und subtropischen Gegenden. Zu den eßbaren mehrjährige Kletterpflanzen gehören Kiwi, Passionsblume, Weinrebe und Hopfen. Es gibt viele andere mehrjährige, nützliche Kletterer (Blumen, Pflanzen mit viel Blattwerk), die Schatten und Mulchmaterial liefern. Zu den einjährige Kletterpflanzen gehören die Familien der Gurken, der Melonen und Kürbisse und auch die kletternden Leguminosen (Bohnen, Erbsen). Paradeiser (insbesondere die Kirschtomaten) müssen als Kletterpflanzen behandelt und können mit Stangen gestützt oder um Gitter und Schnüre herum gewunden werden. Innerhalb des Gartens stellt man Rankgerüste für kleinere Kletterer auf, während man Melonen und Kürbisse an äußeren Zäunen, an Lauben hinauf oder - in Stadtgebieten auf das Dach hinauf zieht. Verwenden Sie ein Rankgerüst, das dem Kletterverhalten der Pflanze entspricht. Abbildung 4.8 zeigt die verschiedenen Typen von Rankgerüsten, die für verschiedene Arten von Kletterverhalten verwendet werden. Kletterpflanzen sollten wegen des senkrechten Wachstums dicht nebeneinander gepflanzt werden. ABBILDUNG 4.8 Stützgerüste für verschiedene Typen von Kletterpflanzen. Gitter für Rankenpflanzen, z. B. Weinrebe, Passionsblume Stangen für Windepflanzen, z. B. Bohnen. Wände für Haftkletterer, z. B. Wilder Wein. Feste Stützvorrichtung für Spreizklimmer, z. B. Bougainvillea. GARTENTEICH Ein kleiner Tümpel zur Kultivation von Seerosen oder Wassernuß ist ein Dorado für insektenfressende Frösche. Obwohl solche Teiche in Gartengeschäften erhältlich sind, können sie auch aus alten Wannen, Plastik oder jedwedem wasserdichtem Material selbst verfertigt werden. Reifenteich: Ein alter Lastwagen- oder Traktorreifen (kein Stahlgürtelreifen!) kann leicht in einen Teich verwandelt werden, indem man eine Schulter mit einem scharfen Messer wegschneidet. Graben Sie ein etwa 60 cm tiefes Loch in den Boden, breit genug, um den ganzen Umfang des Reifens unterzubringen, und nach unten zu verjüngend. (Abbildung 4.9) Kleiden Sie die Grube mit dickem Plastik aus, legen Sie den Reifen oben auf die Folie und schaufeln Sie Erde in die Grube. Legen Sie Steine zur Abdeckung um den Reifen herum und pflanzen Sie eine kleine, mehrjährige Blütenpflanze wie Steinkraut zur Verzierung an. Setzen Sie Seerosenzwiebeln oder Wassernuß in die Erde auf dem Teichgrund. ABBILDUNG 4.9 Reifenteich mit Seerosen, Randpflanzen, Fröschen, Insekten und Fischen. Seerose 65 Steine zum Bedecken des Reifens und der Auskleidung Plastikauskleidung Erde/Oberboden Reifen mit herausgeschnittener Schulter (scharfes Messer und viel Wasser zum Schmieren des Schnitts) SÄMLINGSBEETE UND BAUMSCHULE Sämlingsbeete sollten im Garten nahe liegen und gut erreichbar sein. Von den Sämlingsbeeten wird immer wieder Erde entnommen, wenn Gemüse ausgepflanzt wird; von Zeit zu Zeit muß diese ersetzt werden. Oder ziehen Sie Setzlinge in Töpfen oder flachen Schalen, die eine Anzuchtmischung enthalten, um sie bei günstigem Wetter leichter vom Treibhaus zum Frühbeet und in den Garten hinaus bringen zu können. Die Baumschule, ein wichtiger Teil jedes aufzubauenden Permakultur-Systems, gibt man dorthin, wo sie reichlich Wasser und Betreuung bekommt. Ein Treibhaus und ein Schattenhaus sind vielleicht in großangelegten Betrieben vonnöten, aber normalerweise genügen Frühbeete und ein Sonnensegel. Je nach Größe des Systems legt man die Baumschule in Zone 1 oder 2 an, wobei man an die Zufahrt für Fahrzeuge (für Anzuchtmaterial und eventuell wegen Verkaufs), an Wasser, Lage, Windschutz, Verladeplatz usw. denken sollte. Abbildung 4.10 zeigt einen theoretischen Plan von Zone 1 für einen Garten in gemäßigtem Klima. ABBILDUNG 4.10 Ein Phantasieplan eines Küchengartens für gemäßigte Klimazonen, der volle Versorgung mit Nahrung, angenehmes Hausklima, Kompostbereich mit wenig Arbeitsaufwand (bei einem Zitronenbaum), Rankgerüstkulturen und eine Kräuterspirale bietet. Zum Hühnerstall, Obstgarten breite Beete für Getreide, Hülsenfrüchte. breite Beete für Grundnahrungsmittel (Erdäpfel, Mais, Getreide) Hecke aus verschiedenen Leguminosen als Windschutz Schlüssellochbeete für Gemüse und Nebenkräuter. Erhöhte Beete für Karotten, Erbsen, Bohnen usw. Schmale, erhöhte Beete für Schnittgemüse. Sämlingsbeete Teich Küchenkräuter (Schlüssellochbeete) Grenzpflanzen Zu den Feldern Rankgerüst für Stangenbohnen Kräuterspirale Zitronenbaum Rankgerüst mit laubwerfenden Kletterpflanzen Haus 66 WIE MAN EINJÄHRIGE PFLANZEN DAUERHAFT MACHT In mild-gemäßigten Klimaten sind einige Methoden von Gärtnern entwickelt worden, wie man einjährige Gartenpflanzen zum "Durchhalten" bringt. Wenn man ein paar Lauchpflanzen bis zur Selbstaussaat reifen läßt und dann ausgräbt, findet man unten am Stengel viele kleine Zwiebelknospen. Diese pflanzt man so wie Zwiebelsetzlinge aus. Reife Lauchpflanzen, die man auf Bodenhöhe abschneidet (die Wurzel bleibt im Boden), treiben wieder aus und geben eine weitere, kleinere Ernte. Von den Pflanzen aus der Zwiebel- und Lauchfamilie sind ohnehin viele mehrjährig. Vor der Küchentür kann man zwei Sorten von Schnittlauch (grob- oder feinblättrig), asiatischem Schnittknoblauch und Schalotten verschiedenen Typs pflanzen. Weiter weg, sozusagen als Grenze, kann man Steckzwiebeln (die für jede gepflanzte ungefähr 6 bis 10 neue Zwiebeln hervorbringen), Winterzwiebeln, immergrüne Winterzwiebeln, die oberirdischen Brutzwiebeln von Catawissazwiebeln, und im Herbst pflanzt man Knoblauchzehen in ein Erdbeerbeet oder irgendeinen freien Platz in erhöhten Beeten. Knoblauch bringt beständigen Ertrag, wenn er sich zwei Jahre lang vermehren kann. Wenn man die großen Hülsen an der Basis von Puffbohnenpflanzen zum Trocknen am Boden läßt und im Spätsommer mit Stroh mulcht, treiben sie im Herbst wieder aus. Oder man schneidet die Pflanze nach der Ernte stark zurück und bringt sie so zu nochmaligem Austreiben. Pflanzerdäpfel treiben im Frühjahr an, wenn man sie unter Mulch liegen läßt, und Salat, den man bis zur Selbstaussaat reifen läßt, verstreut um sich herum Setzlinge für Neupflanzungen. Petersilie und viele flachsamige Arten säen sich in Mulch selbst aus. Ihre Sämlinge können dann ausgepflanzt werden. In der Tat kann man einen kleinen Prozentsatz (etwa 4-6%) aller kultivierten Pflanzen bis zur Selbstaussaat reifen oder unter Mulch wachsen lassen, bis sie Ableger bilden, anstatt jedes Jahr neue Einjahrspflanzen bzw. neues Saatgut zu kaufen. Verschiedene Obst- und Gemüsearten (Paradeiser, Kürbisse, Melonen), die zur Erntereife völlig mit Mulch bedeckt werden, gären und verrotten, wobei sie Sämlinge für Neupflanzungen ausbilden. Die Oberteile von Karotten treiben aus, wenn man sie in einem dunklen oder kühlen Raum aufbewahrt und können in weicher Erde ausgepflanzt werden. (Abbildung 4.11a). Kohlköpfe schneidet man unten ab und spaltet den Stengel mit einem Messer kreuzweise auf. Es bilden sich kleinere Kohlköpfe, die man wiederum erntet oder nochmals teilt und neu pflanzt. (Abbildung 4.11b). In warmen Gegenden können die Achselsprosse von Paradeiser und verwandten Arten ausgegeizt und den ganzen Sommer über als kleine Pflanzen ausgepflanzt werden (Abbildung 4.11c), wobei man die letzten in Töpfe setzt und ins Haus bringt, damit sie den Winter über Früchte tragen können. Auf diese Art behandelte Paprika und Pfefferoni kann man im Winter schneiden und dann im Frühling im Freiland pflanzen. Alle diese Methoden vermindern das Wiederaussäen bzw. das Anlegen von Saatbeeten und bewirken, daß der Garten beständig Ertrag abwirft. ABBILDUNG 4.11 Einjährige mehrjährig machen A Karottenkäppchen auf feuchtem Papier auf einer Untertasse. Einzupflanzen, wenn die Triebe 4 cm hoch sind. B Stengel kreuzweise tief geschnitten. Es bilden sich 4 Köpfe, einer pro Viertel C Nicht fruchttragender Achselsproß eines Paradeisers faßt Wurzeln und wird zu fruchttragender Pflanze. 67 4.3 DER SOFORTGARTEN Flächenmulch für Gärten ist eine Methode, die von vielen Leuten beschrieben worden ist, mit ebenso vielen Abwandlungen. Es ist meine Lieblingsmethode, weil sie sofort Erfolge bringt - ohne die mühsame Schufterei des Umgrabens der Beete. Sie können auf fast jedem Boden beginnen, außer auf jenen ausgelaugten, steinharten Böden, die ganz ähnlich wie Beton aussehen und sich auch so anfühlen. Bei solchen bauen Sie Kisten auf dem Boden und schaffen Erde und Kompostmaterial heran, um diese aufzufüllen. Flächenmulch unterdrückt sämtliche Unkräuter: Efeu, Quecken, Kikuyu- und St. Augustine-Gras, Ampfer, Löwenzahn, Sauerklee, Allium triquetrum und sogar Brombeeren. Worauf es ankommt, ist: Die Fläche gemäß dem Pflanzplan, den Sie vorher auf Papier ausgearbeitet haben, mit Pflanzen auszufüllen und die Fläche vollständig mit Mulch zu bedecken. Beginnen Sie deshalb mit einer Fläche von ungefähr 4 Quadratmetern und breiten Sie sich nach und nach aus, soweit Zeit und Material reichen. Versuchen Sie es zuerst sehr nahe am Haus, am besten von einem unkrautfreien Grund oder Weg ausgehend. Damit sind Sie vor einem Eindringen des Unkrautes von hinten geschützt. Abbildung 4.12 zeigt die Abfolge für Flächenmulch. Pflanzen Sie zuerst alle großen Bäume oder Sträucher. Es ist leichter, diese gleich zu pflanzen, als später durch die Mulchschicht zu graben. Danach verstreuen Sie einen Kübel Dolomit (und Gips, wenn der Boden besonders lehmig ist) über die Fläche sowie Hühnermist oder Blut und Knochenmehl (um durch die Zugabe von Stickstoff die Reduktion des Kohlenstoffs in den folgenden Schichten anzuregen). Auch einen oder zwei Kübel voll Kompostabfall kann man verstreuen (für die Würmer). Wenn Sie mit Unkrautsamen durchsetztes Heu oder ähnliches Material haben, bringen Sie dieses ebenfalls auf. Plagen Sie sich nicht mit Umgraben, Ebnen und Unkrautjäten ab. Machen Sie einfach weiter und bedecken Sie die Fläche mit Mulchmaterial. Dieses kann aus Karton, Baupappe, Zeitungspapier, alten Teppichen (ohne Kunststoffe), Filzstoffen und jedem beliebigen Stoff bestehen, der letztendlich abgebaut wird und Nährstoffe für Pflanzen liefert. Decken Sie die Fläche komplett zu und lassen Sie keine Löcher übrig, durch die Unkraut hervorsprießen könnte. Falls Sie einen wertvollen Baum oder Strauch dort haben, reißen Sie Papier in der Mitte halb durch und ziehen Sie es um den Stamm. Geben Sie im rechten Winkel zum ersten ein anderes dazu; fahren Sie so fort und lassen Sie nur wertvolle Pflanzen mit ihren Stämmen und Blättern hervorstehen. Gießen Sie diese Schicht gut; das setzt die Prozesse in Gang. Dann geben Sie eine weitere, 7-8 cm dicke Schicht aus Stroh vom Pferdestall, Geflügelmist in Sägemehl, Lauberde oder zusammengerechtem Laub, Seegras oder Seetang darauf (auch vermischt). In all diesen befinden sich wichtige Substanzen, und sie halten das Wasser gut. Als oberste Schicht folgt trockenes, unkrautsamenfreies Material, und zwar mindestens 15 cm Kiefern- oder Känguruhbaumnadeln, Reisspelzen, Nußschalen, Kakaofruchtschalen, Lauberde oder zusammengerechtes Laub, Seegras, trockenes Stroh (nicht Heu), Rinde, Holzflocken oder Sägemehl oder eine beliebige Mischung davon. Gießen Sie, bis alles ziemlich gut vollgesaugt ist. Nehmen Sie dann große Samen (Bohnen, Erbsen), Knollen (Erdäpfel, Topinambur), kleine Pflanzen (Kräuter, Paradeiser, Sellerie, Salat, Kohl) und kleine Topfpflanzen. Pflanzen Sie diese folgerndermaßen aus: Graben Sie mit der Hand ein kleines Loch bis zum Grund der losen oberen Mulchschicht hinab. Stechen oder schlitzen Sie mit einer alten Axt oder einem alten Messer ein Loch in das Papier bzw. den Teppich. Geben Sie zwei Hände voll Erde in dieses Loch und drücken Sie den Samen oder die Knolle oder pflanzen Sie den kleinen Sämling hinein. Bei Samen und Knollen schieben Sie den Mulch wieder darüber. Bei Sämlingen halten Sie die Blätter mit einer Hand behutsam fest und schichten den Mulch bis an den Stengel des Pflänzchens auf. 68 Wenn Sie kleine Samen verwenden müssen, gehen Sie so vor: Furchen Sie den Mulch in Reihen; ziehen Sie einen Streifen Sand oder feine Erde dazwischen und säen Sie kleine Samen - von Radieschen, Karotten usw. Gießen Sie und decken Sie einige Tage lang, oder bis die Samen gekeimt haben, mit einem schmalen Brett ab (oder lassen Sie diese zuerst auf feuchtem Papier keimen). Entfernen Sie dann das Brett und schichten Sie je nach Wachstum der oberirdischen Teile der Pflanze Mulch auf. Wurzelfrüchte gedeihen im ersten Jahr nicht gut, da der Boden darunter noch verdichtet ist und zuviel Dünger vorhanden sein kann. Pflanzen Sie Rettich, dessen 30-60 cm lange Wurzeln beginnen werden, den verdichteten Boden aufzuschließen. Pflanzen Sie die meisten Wurzelfrüchte im zweiten Jahr (oder graben Sie ein eigenes Beet für sie), wenn man nur noch die lose obere Mulchschicht zurückzuschieben braucht, um wertvolle dunkle Erde freizulegen. Gegen Ende des ersten Sommers hat die Erde sich grundlegend verändert und enthält Hunderte von Würmern und Bodenbakterien. Geben Sie oben nur noch ein bißchen Mulch dazu, um den Zustand zu halten, normalerweise eine Mischung aus Flocken, Rinde, Kiefernnadeln und Heu. Streuen Sie etwas Kalk oder Blut und Knochen darüber. Einjährige Pflanzen brauchen gelegentlich frischen Mulch nach der Ernte; ihre äußeren Blätter graben Sie unter die Mulchschicht, so wie alle Ihre Küchenabfälle. Die Würmer sind so emsig am Werk, daß die Blätter und Schalen über Nacht verschwinden. Lederstiefel brauchen etwas länger, alte Jeans ungefähr eine Woche und tote Enten ein paar Tage. Im ersten Jahr müssen Sie ziemlich oft gießen, da die Schicht von Pilzfäden und die Pflanzen an der Unterseite des Mulches sich nur langsam entwickeln. Wie beim herkömmlichen Gärtnern brauchen alle neu gepflanzten Setzlinge am Anfang Wasser. Bei diesem System braucht es keinen Fruchtwechsel, und man braucht den Boden auch nicht brach liegen zu lassen. Erdäpfel gibt man einfach auf den alten Mulch und mulcht neu. Man braucht auch keinen Platz zum Hacken oder Umgraben zu lassen; daher können die Pflanzen viel dichter nebeneinander stehen, und lieber in gemischten Beeten als in streng geraden Reihen. Durch häufiges und unregelmäßiges Neupflanzen fängt der Garten an, das gesunde Erscheinungsbild einer bunt gemischten Kräuterwiese anzunehmen. Diese pflanzliche Vielfalt beherbergt eine Reihe von Insekten, Fröschen und Vögeln und spielt eine wichtige Rolle bei der Schädlingsbekämpfung. Möglicherweise brechen ein paar starke Unkräuter durch. Drücken Sie das Unkraut in den Mulch zurück, geben Sie feuchtes Papier darauf und bedecken Sie dieses mit Sägemehl. Wenn 10% des Kikuyugrases oder der Quecke aufkommen, schichten Sie Papier darüber und decken Sie mit Mulch ab. Bei dieser Behandlung sterben schließlich alle ab und hinterlassen eine unkrautfreie Fläche; nur Ihre Pflanzen recken die Köpfchen in die Luft. Eine andere Strategie wäre die, Ampferwurzeln auszugraben, Küchenabfälle dort zu vergraben und neu zu mulchen. Vergraben Sie nie Sägemehl oder Holzschnitzel; bringen Sie Holz immer nur oberflächlich auf, wo es vom Luftstickstoff abgebaut wird. Würmer liefern genügend Dünger, um den Mulchboden ausreichend zu versorgen. Halten Sie den Mulch locker, lassen Sie ihn nicht verfilzen und mischen Sie deshalb Rasenschnitt oder Sägemehl mit festem, trockenem Material wie Holzflocken oder Kiefernnadeln, Rinde usw. ABBILDUNG 4.12 Aufbau von Flächenmulch 1. Ursprünglich bucklige Oberfläche mit Wildkräutern, Sträuchern und Gräsern. Verholzte Pflanzen schneidet man zusammen bzw. fällt man. 2. Verteilen Sie Blut und Knochenmehl, verrottete Blätter oder eine dünn verstreute Schicht von Küchenabfällen zusammen mit etwas Rasenschnitt über die Fläche. Decken Sie diese dann mit Karton, Zeitungspapier, Filz, alten Teppichen, Linoleum, Lumpen, Faserplatten usw. (alles 69 organisches Material) ab. Zerdrückte und verdunkelte Unkräuter werden gelb und gehen ein, die Bodenfauna beginnt zu arbeiten. A zerschnittene Unkräuter B Blut und Knochenmehl C Deckschicht D E F G Schichten wie in 2. (oben) 75 mm Seetang, Stallmist oder Dung (E, F, G: unkrautfrei) „Harte“ Schicht aus Kiefernnadeln, Seetang und Stroh. "Kosmetische" Schicht mit Holzschnitzeln, Rinde, Sägemehl, Nußschalen, Reisspelzen usw. Erscheinungsbild der bepflanzten Fläche im ersten Jahr. (H) Knollen, (I) große Samen, (J) Bäume und Sträucher. Es wird alles neu gepflanzt, sobald der Mulch fertig ist. 4.4 DER PERMAKULTUR-GARTEN IN STADT UND VORSTADT Die Gestaltung in Stadt/Vorstadt greift die gleichen Prinzipien der Permakultur auf und wendet sie in einem kleineren Maßstab an. Meist gibt es nur Platz für Tiere, Pflanzen und Einrichtungen der Zone 1 und einige der Zone 2. Wichtig zu bedenken ist dabei, daß man sich, je weniger Platz vorhanden ist, um so mehr bemühen muß, sowohl die Nahrungsproduktion zu konzentrieren als auch die Platzverschwendung zu minimieren, und zwar durch Verwendung von Spiralen, Schlüssellöchern, Rankgerüsten und kürzestmöglichen Wegen sowie durch gestapelte und Gruppenpflanzungen. KLEINE STÄDTISCHE FLÄCHEN Städtische Enge verlangt viel Überlegung; doch ist es erstaunlich, wieviel Nahrung auf Fensterbänken, Dächern, Veranden, schmalen Gehwegen und kleinen Plätzen angebaut werden kann. Man kann Pflanzen sogar im Haus in Töpfen ziehen, solange man sie an sonnige Stellen hinaus bringt. Während der Wachstums- und Reifezeit brauchen die meisten Pflanzen pro Tag mindestens 6 Stunden Sonne. Behälter können aus fast allem bestehen: Gartentöpfe aus Plastik, Papierkörbe, alte Körbe, halb gefüllte Säcke, Spielzeugdosen. Bohren Sie Löcher hinein, damit das Wasser abfließen kann, und passen Sie auf, daß das Gesamtgewicht den Balkon nicht zum Absturz auf die Leute darunter bringt. Es gibt eine leichte Erdmischung, die speziell für Topfpflanzen auf Balkonen und Dächern hergestellt wird. Diese braucht möglicherweise häufigeres Gießen. Für Wurzelgemüse braucht man tiefere Behälter. Erdäpfel pflanzt man auf kleiner Fläche mit Hilfe eines Erdäpfelbehälters an, der eine 200-Liter-Tonne sein kann, eine Holzkiste oder den man (für draußen) aus alten Eisenbahnschwellen oder Autoreifen baut. Im Behälter drinnen legt man die Erdäpfel auf ein Mulchbett und gibt weiteren Mulch darüber. Während die Pflanzen nun austreiben und wachsen, wird noch mehr Mulch aufgeschichtet, bis die grün belaubten oberen Teile aus dem Behälter herausragen. Auf diese Weise werden vom bedeckten Stengel Knollen gebildet und können leichter herausgezogen werden, als wenn sie auf hartem Boden angebaut werden. (Abbildung 4.13) Wählen Sie Pflanzen, die sie sicher essen werden, die besonders nahrhaft sind und die mindestens zweimal pro Woche geerntet werden können, wie Paprika, Paradeiser, Petersilie, Schnittlauch, Schnittmangold und Salat. Wenn Sie wenig Platz haben, beschränken Sie sich auf Kräuter, die oft gebraucht werden (Thymian, Majoran, Basilikum). 70 Auf Fensterbänken kann man den Platz besser ausnützen, wenn man Hängekörbe oder 2-3 Regale hinzufügt (Abbildung 4.14). Noch besser ist ein sonnseitiges, aus der Wand vorstehendes Fenster-Treibhaus, wie in Kapitel 3 illustriert (Abbildung 3.10). Auf Veranden und kleinen Vorplätzen sollten die Pflanzen der Größe nach gestaffelt werden, die höheren Pflanzen hinten, um die kleineren Arten nicht zu überschatten. Zwei oder drei Regale mit Töpfen oder lange Pflanzenbehälter können der Höhe nach gestaffelt werden (Abbildung 4.15a). Weitere altbekannte Methoden, Nahrung auf kleinem Raum anzubauen, sind das Keimen von Luzernen-, Sonnenblumen- und Mungbohnensamen und die Kultivierung von Pilzen an einem kühlen, dunklen Ort. Küchenabfälle kompostiert man mit einem Zwei-Kübel-System unter der Abwasch, wobei man den Nahrungsmitteln Gartenschnitt hinzufügt. Einige Abfälle, wie Orangenschalen und unzerdrückte Eierschalen, brauchen lange, um abgebaut zu werden; man kann dies aber leicht erreichen, wenn man sich die Zeit nimmt, sie zu zerschneiden und zu zerdrücken. Leute, die in Wohnungen leben, ziehen Kletterpflanzen am besten um die Veranda bzw. den Balkon herum oder an Rankgerüsten hoch, die man neben dem Fenster an Außenwänden anbringt. ABBILDUNG 4.13 Erdäpfelkisten. Links: 200-Liter-Tonne. Mulchschicht wird in dem Maß erhöht, in dem Erdäpfelpflanze wächst. Rechts: Kistenzargen daraufgestellt, wenn Erdäpfelpflanze wächst. Mulch Erdäpfel ABBILDUNG 4.14 Salatgemüse in hängenden Körben und auf Fensterbänken für Leute, die in Wohnungen leben. VORSTADTSIEDLUNGEN Die meisten Australier wohnen in einem eigenen oder gemieteten Haus mit einem kleinen bis mittelgroßen Vor- und Hauptgarten. Viele dieser Grundstücke böten Platz für kleine Treib- oder Schattenhäuser, für Rankgerüste, Obstbäume, eine Mischkultur von ein- und mehrjährigen Pflanzen und einige kleine, ruhige Haustiere wie Enten, Wachteln, Bienen und Zwerghühner. Abbildung 4.16 zeigt eine modellhafte Ansicht eines typischen Vorstadthauses „vorher“ und „nachher“. Rankgerüste ersetzen schattenspendende Bäume, die für städtische Siedlungen oft zu groß sind. Achten Sie immer darauf, die Rankgerüste so zu bauen, daß sie am Boden keine Beete mit kleineren Pflanzen verschatten - es sei denn, diesen Pflanzen tut der Schatten gut. Obstbäume Zwerg-Obstbäume, die man entweder in den Boden oder in große Töpfe setzt, sind klein (reif üblicherweise nur 2 Meter hoch), tragen aber binnen weniger Jahre Früchte von normaler Größe. Ihre Nachteile sind Investitionskosten, mehr Pflege und eine kürzere Lebenserwartung. Auch veredelte Bäume sind in einem kleinen Garten sehr wertvoll. Mit den Reisern einer Apfelsorte kann man zum Beispiel eine andere veredeln, um Fremdbestäubung zu erreichen oder zu verschiedenen Zeiten reifende Früchte zu bekommen. Oder, noch besser, man kann einen Baum mit drei oder mehr Obstarten veredeln. Ein Pfirsichbaum beispielsweise kann Mandeln, Nektarinen, Marillen und japanische und europäische Pflaumen tragen. Äpfel, Kirschen und Birnen wachsen nicht auf Pfirsichbäumen, aber jede dieser Arten kann so veredelt werden, daß sie verschiedene Sorten ihrer Art trägt. 71 Berücksichtigen Sie immer Höhe und Kronenspanne der Bäume, da sie den Garten sonst irgendwann verschatten könnten. Fast alle Obstbäume kann man schneiden und an einer Wand oder einem Zaun ziehen (Spalier). Obwohl dies sorgfältiges Schneiden und Anbinden erfordert, bietet es Vorteile: leichteres Pflücken, Netze gegen Vögel und Platzersparnis. Gartenbeete Man kann jede Art von Gartenbeeten verwenden, von hügeligen, vertieften, schlüssellochförmigen oder kreisrunden Beeten bis zu erd- und kompostgefüllten Kisten. Auf harten Böden oder Schotter legt man kompostgefüllte Rundbeete an. Die Hauptvorteile dieser runden Beete sind: Wasserersparnis: Eine kreisförmige Fläche kann mit einem Regner gezielter bewässert werden als eine lange Reihe von Pflanzen. Nährstoffkonzentration: Das Kreisbeet ist eine „Mülldeponie“ für alle Küchenabfälle, für Gartenabfälle, Dünger und anderes organische Material und bildet eine kompost- und humusreiche Fläche. Kreisbeete können in schwierigen Klimaten angelegt werden (vor allem in Trockengebieten) und an Stellen, wo der Boden nicht zum Anbau geeignet ist, z. B. auf Schotter, verdichteten Böden, Sand und Ton, da sie ganz aus Erde bestehen, die aus der Umgebung herbeigebracht oder an Ort und Stelle kompostiert worden ist. Wenn Sie ein erhöhtes Kreisbeet bauen wollen (Abbildung 4.17a), gehen Sie folgendermaßen vor: 1. Wenn möglich, graben Sie eine kreisrunde Vertiefung in den Boden, die etwas größer als der Kreisumfang ist. Der Durchmesser sollte so groß sein, daß Sie von jedem Punkt aus gerade noch bis zur Mitte greifen können, sagen wir 1,2 Meter insgesamt. Die Grube macht man eine Schaufel tief, wobei man die Erde zur Seite schaufelt (auf ein Tuch oder eine Plastikfolie). Der Boden der Vertiefung wird gewendet oder gelockert. 2. Geben Sie einen 60 cm hohen Maschendraht kreisförmig um die Grube herum. Befestigen Sie den Maschendraht an den Rändern mit angehäufter Erde. Um zu verhindern, daß Erde und anderes feines Material durch den Zaun entweicht, geben Sie Stroh als Abdichtung an die Innenseite des Zaunes. Dieser wird sich ausbauchen, wenn Material in die Grube gegeben wird, aber trotzdem straff bleiben. 3. Beginnen Sie, die Grube mit Küchenabfällen, Kompost, Blättern, Zweigen usw. aufzufüllen, schichtenweise abwechselnd mit der Erde, die Sie zuvor herausgenommen haben. Streuen Sie von Zeit zu Zeit Nährstoffe hinein: Kuhdung, alten Hühnermist, Phosphat in irgendeiner Form, ein wenig Asche, Kalk, Blut und Knochenmehl, Seetang usw. 4. Bauen Sie so das Beet bis zum oberen Rand des Drahtgeflechts auf und überstreuen Sie es mit einer Schicht hochwertiger Erde. Das eigentliche Wachstum vollzieht sich auf diesem kleinen Raum, jedoch benutzen die Pflanzen eine größere Fläche, weil sie über den Kreis hinaus wachsen können. Gurken und Zucchini hängen aus dem Beet heraus und wachsen bis zum Boden weiter, während man Paradeiser mit Stangen außerhalb des Kreises stützt. Innerhalb des Kreisbeets kann jede vernünftige Pflanzenkombination angewendet werden, insbesondere die Pflanzung einer rasch wachsenden zusammen mit einer langsam wachsenden Frucht (Karotten, Schalotten und Rettich; Brokkoli und Salat), von denen eine entfernt wird, während die andere noch wächst. Im Wintergarten muß man darauf achten, keine kleinen Pflanzen durch größere Arten zu verschatten; im Sommergarten, wenn die Sonne hoch steht, ist das kein so großes Problem. Sowie man Pflanzen erntet, setzt man andere an deren Stelle, sofern es genug Licht gibt (bei ausreichend Wasser und Nährstoffen ist Licht die einzige Beschränkung). Drei Beete versorgen drei Leute das ganze Jahr über mit Salat und anderen Gemüsen; und sie brauchen, einmal angelegt, wenig Pflege. 72 Das Gießen ist einfach, wenn man einen Regner auf eine Stange in der Mitte des Kreises gibt oder einen Schlauch mit Sprühköpfen von einem Bewässerungssystem an Pfosten befestigt. Um Frühlingsgemüse früh ziehen zu können, hängen Sie eine Plastikfolie über die Stange und um den Kreis und lassen nur wegen der Luftbewegung eine schmale Öffnung unten frei (Abbildung 4.17b). Zusätzlich zu den Kreisbeeten und Rankgerüsten kann man auch noch ein flaches Dach zum Anbau von Kürbissen und Wassermelonen benutzen. Falls Sie einen Holzzaun neben dem Haus haben, bauen Sie in die Ecke eine Säule aus schwarzer Plastikfolie (kein durchsichtiges Plastik - die Wurzeln würden von der Sonne verbrannt werden) und Maschendraht, indem Sie den Maschendraht am Zaun festnageln. Füllen Sie den Zylinder mit nährstoffreicher Erde und Pflanzensamen. Während die Setzlinge wachsen, schneiden Sie pro Pflanze alle Stengel bis auf zwei starke ab und lenken Sie sie zum Dach hin, wo sie sich frei ausbreiten können. Vergessen sie nicht, oft zu gießen, weil der Zylinder ziemlich schnell austrocknet. Am besten ist eine Tropfbewässerung, möglichst eine automatische. ABBILDUNG 4.15 (A) Schnitt-Ansicht einer Veranda für Kräuter, Gemüse und kleine Obstsorten in Beeten und Töpfen. (B) Blumenkiste und Rankgerüst. (C) Rankgerüst an der Veranda wegen Obst und Schatten. ABBILDUNG 4.16 Vorher-Nachher-Modell einer Vorstadtsiedlung. VORHER: Viel Arbeit, wenig Ertrag. NACHHER: Wenig Arbeit, viel Ertrag (nach einer Zeichnung von Robyn Francis: Chickens in a Permaculure Garden) A. Vorher: Gemüsegärtchen, Hühnerstall Wäschespinne Schattenhaus Grillplatz Haus Garage Zypresse Blumen Hecke kegelförmige Nadelbäume B. Nachher: Strohgarten, Maulbeerbaum, Japanische Mispel, Chayote, Baumluzerne, Futterwald, Kiwi, Kirschbaum, Birnbaum, Apfelbaum, Weißer Maulbeerbaum, Beeren, Johannisbrotbaum, Baumtomate. Samen- und fruchttragende Hecke. Komposttonnen, Kompostkräuter. Hühnertraktor, Hühnerstall, Treibhaus, Frühbeete. Gemüsegarten mit Mulchdecke, Kräuter und Salatgemüse. Zitronenbaum, Garten-Wohnbereich unter Weintrauben, Schattenhaus, Teich, Blumen und Küchenkräuter, Pfirsichbaum, Pflaumenbaum, Orangen, Mandarinen, Grapefruits. Geräte- und Lagerraum, Zwischenlager für Wiederverwertbares. Zäune für Kletterpflanzen mit (Beeren)obst. Garage. Mais, Bohnen, Zucchini, Kürbisse, Gurken usw. Laube mit Wintersonne, darüber laubwerfende Kletterpflanze. Walnußbaum, Mandelbaum, Kübel. Bambushecke. ABBILDUNG 4.17a Kreisbeet für die Stadt (Grundriß) 73 Entwurf: Babbo Slay Zucchini, Kürbis, Schnittmangold, Stangenparadeiser, Brokkoli, Lauchzwiebeln, Gurken, Karotten, Rettich, Rote Rüben, Kohlrabi, Salat, Spinat. Beispiel für ein Kreisbeet mit Bewässerung auf einer Stange in der Mitte und rankenden (oder kletternden) Gemüsepflanzen, die man außerhalb des Kreises mit Stangen stützt, wobei die Wurzeln im Kreis bleiben. Versuchen Sie verschiedene Gemüsekombinationen: Begleitpflanzen Nach Blumenfarbe (N: weiß, O: rosa, W: gelb, S: grün [blau/lila/gelb]) Wechseln Sie mit Leguminosen-Deckfrucht ab. ABBILDUNG 4.17 b Zylinder aus Maschendraht für Gemüse auf dem Dach. B. Kletternde Kürbispflanze breitet sich über das Dach aus und kühlt es im Sommer. Kletternde Gurkenpflanze auf dem Zaun Schwarze Plastikfoliefolie mit Maschendraht in Form eines Zylinders drumherum Tropfschlauch. ABBILDUNG 4.17c Rundbeet mit Plastikzelt C. Plastik-„Zelt“, Tropfschlauch mit vier Tropflöchern. Folie kann je nach Hitze oder Kälte auf und ab gerollt werden. Entwurf: Babbo Slay. Der Vorstadtrasen Der amerikanische Rasen verbraucht mehr Ressourcen als jede andere Agrarindustrie der Welt. Er verbraucht mehr Phosphate als Indien und setzt mehr Gift frei als jede andere Form von Landwirtschaft. Der amerikanische Rasen könnte Kontinente ernähren, wenn die Menschen mehr soziales Verantwortungsbewußtsein hätten. Wenn man dieselbe Menge an menschlicher Arbeit, Treibstoff und Energie in die Wiederaufforstung stecken würden, könnten wir den ganzen Kontinent wieder aufforsten. Ein Haus mit zwei Autos, einem Hund und einem Rasen benötigt mehr Ressourcen und Energie als ein afrikanisches Dorf mit 2000 Einwohnern. Oft sieht man ein kleines Haus in einer Wohngegend, mit Blumen und Rasen und vielleicht ein wenig Gebüsch umgeben. Hinter dem Haus, ganz im Hintergrund und vielleicht durch ein Rankgerüst diskret versteckt, gibt es einen kleinen Gemüsegarten. Sie erkennen das Muster. Es ist so allgemein verbreitet, daß schon das Anpflanzen eines Kohlkopfs auf einem solchen Rasen die Nachbarn total vor den Kopf stoßen kann. Meine Lieblingsgeschichte ist die von einem Tasmanier, der es wagte, auf seinem „Naturstreifen“ - dieser heiligen, zum guten Ton gehörenden Grasfläche zwischen Gehsteig und Straße - Kohl anzupflanzen. Nachdem er auf diese Weise seinen totalen Mangel an Gefühl für das, was sich gehört, gezeigt hatte, wurde er auf seinen Irrtum brüsk aufmerksam gemacht, als die örtliche Gemeindeverwaltung Lastwagen und Männer schickte, um das Gemüse auszureißen (diese waren nur nützlich und hatten daher keinen ästhetischen Wert). Ich muß fairerweise dazu sagen, daß sich dies im Jahr 1977 ereignete und daß die Gemeinde bereits 1979 zögernd begann, in öffentlichen Parks Obstund Nußbäume zu pflanzen. Aber warum soll es unschicklich sein, etwas Nützliches auf der Vorderseite eines Grundstücks und ums Haus herum zu haben, wo man es sehen kann? Warum zeugt es von niedrigem Sozialstatus, wenn man diesen Bereich produktiv macht? Diese Einstellung kommt von der britischen Tradition der Landschaftsgestaltung. Was wir hier sehen, ist in der Tat ein verkleinertes britisches Landgut, das für Leute eingerichtet war, die Diener hatten. Diese Tradition wurde von den Städten geradewegs übernommen, bis hinunter zu 1000-m²-Flecken. Es ist zum Statussymbol geworden, eine unproduktive 74 Fassade zu präsentieren. Der Rasen und das Gebüsch sind eine Vergewaltigung der Natur und der Landschaft zur Unterwerfung unter Macht und Reichtum; sie haben keinen anderen Sinn und Zweck. Das einzige, was solcherart gestaltete Gärten zeigen, ist, daß Machtstreben Männer und Frauen dazu bringen kann, ihre Kräfte mit gezwungener, sklavenhafter und sinnloser Schufterei zu vergeuden. Der schizoide Rasengärtner ist ebenso Leibeigener wie Feudalherr, der seinem Rasenmäher folgt und seine Heckenschere schwingt und Rosen und Liguster mit bizarren und sinnlosen Formschnitten entstellt. Wenn Sie einen großen Rasen geerbt haben, haben Sie keine Angst: es gibt Hilfe! Er kann leicht in einigen Stunden in eine produktive Fläche verwandelt werden, indem Sie eine Mulchdecke aus Zeitungspapier und Stroh aufbringen (je nach den Bedürfnissen der Familie kann ein kleiner Bereich als Kinderspielplatz belassen werden), und er kann so gestaltet werden, daß er sowohl schön als auch nützlich ist, indem Sie pflanzen: Sträucher: Stachelbeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Rhabarber. Blumen als Salatgemüse: Boretsch, Brunnenkresse, Gartenringelblume, Taglilie (eine Liste eßbarer Blütenpflanzen ist in Anhang B zu finden) Kräuter: Thymian, Lavendel, Rosmarin, Oregano, Majoran Bunte Gemüse: gescheckter Kohl, Pfefferoni, Paprika (rot, grün, gelb), Eierfrucht (länglich, schwarz, gelb), meterlange Gurken, Wassermelonen, Kletterkürbis, Feuerbohnen (schöne Blüten), Kirschtomaten, Spargel, Kürbis Bodendeckende Pflanzen: Kamille, Walderdbeeren Bäume: Zitrusfrüchte, Khaki (im Herbst hängen die orangen Früchte von den kahlen Bäumen), Mandeln und Marillen (rosa und weiße Blüten im Frühling) Auf solche Weise macht man aus einem energieverschlingenden, nutzlosen Rasen eine große Nahrung hervorbringende Fläche, die in weniger als sechs Monaten 100-200 Pflanzenarten enthalten kann. Wenn alle Vorstadtrasen so umgewandelt würden, könnte der Nahrungsbedarf der Städte zu mindestens 20% gedeckt werden. 4.5 GARTENGESTALTUNG IN KALTEN REGIONEN Die wichtigsten Bestrebungen bei Gestaltungen in kalten Gebieten sind die Verlängerung der Wachstumszeit mit Hilfe von Plastik oder Glas, möglichst langer Schutz der Pflanzen vor Frost, Verwendung ortsangepaßter Sträucher und Bäume als Windschutz und auch für Mulch und Futter, Pflanzung von Gemüsesorten, die speziell für kurze Vegetationsperioden gezüchtet wurden, und die herbstliche Einlagerung von Obst und Gemüse für den Winter. Die wichtigste Garten-Haus-Einrichtung ist ein gut wärmegedämmtes Treibhaus, wobei der innerhalb der Mauern gelegene Fußboden vom kalten Erdreich draußen isoliert ist. Als wärmespeichernde Masse wirken eine Reihe wassergefüllter 200-Liter-Tonnen oder auch große Plastiktanks, die auch als Fischteiche dienen; eine erfolgreiche Strategie, die im großen Biohaus des New Alchemy Institute in Massachusetts angewendet wird (Abbildung 4.18). Wenn man die Bereiche unter den Pflanzenbänken als Unterschlupf für Kaninchen, Meerschweinchen, Geflügel oder sonstige kleine Haustiere verwendet, spenden diese im Winter beträchtliche Wärme (siehe auch Kapitel 6; Gestaltung eines hühnerbeheizten Treibhauses). Abgedämmte Kisten mit aktiv „heizendem„ Kompost innerhalb oder außerhalb des Treibhauses geben Wärme ab, ebenso Warmwasserleitungen und Speicher, die von Solarkollektoren befüllt werden. Sogar Wasserleitungen, 75 die von der Dusche her kommen, können unter Pflanzbeeten verwendet werden, wenn sie zuerst einen Filter passieren. Andere „Mini-Treibhäuser“, die von Gärtnern in kalten Gebieten benutzt werden, sind Glocken, übergestülpte Glaskrüge und bewegliche Plastik-Frühbeete in verschiedenen Formen (Abbildung 4.19). Steinmauern mit reflektierenden Bäumen wie Birke im Hintergrund bieten einen warmen Platz zum zeitigen Anpflanzen von Gemüse. Sanft gebogene Steinmauern bilden warme Früh-Anbauflächen, ebenso Halbkreise aus Autoreifen, die man zur auf- oder untergehenden Sonne hin ausrichtet. Buchten dieser Art kann man mit Plastik oder Glas bedecken, um Wärme zu speichern, oder man versieht Stapel von Autoreifen mit einer Glasabdeckung und baut so kleine Pflanzgruben, die, besonders wenn man die Reifen mit Erde füllt, Tageswärme speichern. Die Chinesen verwenden schiefe Pulte aus Bambus und Stroh, um dieses frühe Wachstum von Gemüse zu erreichen und um dessen Wachstumsund Reifezeit zu verlängern. An den Schattenseiten solcher Schutzbauten sammelt sich Schnee an, der isoliert. Zu den Gemüsen, die die meisten Fröste aushalten, gehören einige Wurzelgemüse (Karotten, Lauch, Stoppelrüben). Diese müssen mit Heu bedeckt werden, um das Einfrieren des Bodens zu verhindern. Solche Pflanzen setzt man am besten dicht zusammen, obwohl dem ganzen Garten eine dicke Heuschicht im Winter guttut. Auch Kohl hält Winterfröste aus. Viele Gemüsearten können im Herbst geerntet und im Keller sauber und trocken gelagert werden; oft legt man sie in Sand (Karotten) oder wickelt sie einzeln in Zeitungspapier (Paradeiser). Paradeiserpflanzen können auch als Ganzes aus dem Boden gezogen und im Keller verkehrt herum aufgehängt werden; die Paradeiser reifen dann langsam heran. Wer sich in der Umgebung ein wenig umsieht, wird nützliche, klimatisch angepaßte Hecken-, Windschutz-, Mulch- und Futterpflanzen entdecken. Es gibt viele Sorten von Äpfeln, Quitten, Heidelbeeren, Hagebutten, Weintrauben und Khakis für kalte Gebiete und sogar eine winterharte Kiwisorte (Actinidia arguta). Von den Nußbäumen kommen Walnuß und die Amerikanische Edelkastanie in Frage, und als Viehfutter Gleditschie, Eiche (Eicheln) und Doldige Ölweide. ABBILDUNG 4.18 Treibhaus für Fischzucht und Nahrungsanbau in kalten Klimaten. Entwurf des Bio-Hauses: New Alchemy Institute Schwenkbare Fächer, die man so einstellen kann, daß sie im Frühling, im Winter und im Herbst Sonne hindurch lassen, Sommersonne jedoch abschirmen. Oben an der Verglasung müssen Lüftungsklappen sein, damit sich das Treibhaus im Sommer nicht überhitzt. Thermostatregelung möglich. Schnittbild zeigt Details Fischtanks wirken auch als Wärmespeicher. Oben drauf kann man Hydrokultur-Gemüse ziehen. Therme in Brotschachtelform. Starke Wärmedämmung gegen die Stützwand und das Fundament schafft einen Bodenwärme-Speicher unter dem Treibhaus (verhindert Wärmeverlust durch die Erde). Sehr wichtig in Klimazonen mit kalten Wintern. ABBILDUNG 4.19 Verschiedene Typen von Mini-Treibhäusern zum Antreiben von Pflanzen im Frühling Warmwasser Glocken-Heizer 76 4.6 TROPISCHE GÄRTEN So wie die Gärten der gemäßigten Klimazonen braucht auch der tropische Garten eine Vielfalt von ein- und mehrjährigen Pflanzen, von Kletterpflanzen und Grenzhecken. Dazu kann er Papayapflanzen und stickstoffbindende, schwach belaubte Bäume als schattenspendendes Kronendach enthalten. Tropische Böden sind dünn und von schweren Regenfällen ausgelaugt; es ist deshalb wichtig, innerhalb des Gartens Grünmasse aus (ein- und mehrjährigen) Leguminosen als Schnitt-und-MulchSystem zwischenzupflanzen. Mulch kann das ganze Jahr über von verschiedenen nichtleguminosen Hecken und Büschen geschnitten werden. Arten wie Nicotiana, wilder Ingwer, Zitronengras, Bambus (Blätter), Vetivergras und Ernteabfälle von Mais, Sesbania und krautige Bodenleguminosen oder Beinwell liefern ständig Mulch, weshalb man das Zurückschneiden empfindlicher Leguminosenbäume vermindern kann. Alle Gartenabfälle werden den Beeten wieder zugeführt, und die Beete werden neu bepflanzt, sobald sie abgeerntet sind. Eine obere Mulchschicht aus Stroh, Rinde, trockenem Mist oder Holzschnitzeln wird jährlich aufgebracht bzw. je nach Bedarf. GARTENBEETE Die Gartenbeete sollte man zwecks Entwässerung erhaben anlegen, besonders in der Regenzeit; sie werden sonst zu feucht, und die Pflanzen verfaulen. Verschiedene Beetformen sind möglich (Abbildung 4.20), je nach Klima. Kurz gesagt sind Hügelbeete für die feuchten Tropen optimal, während für die trockenen Tropen Grubenbeete am besten geeignet sind. Erdwälle Erdwälle von 0,5m x 1m Größe erhöhen den Ertrag bei Maniok, Süßerdäpfeln, Erdäpfeln und Yamswurzeln. Zwischen den Wällen kann man Mulch- und Grünfutterpflanzen anbauen. Ananas und Ingwer gedeihen in feuchten Gegenden auch besser auf Wällen. Zwischenpflanzungen von Wilder Tamarinde für Mulch setzt man auf die Wälle, während man Mais und Grünmulch (Bohnen) in die Vertiefungen pflanzt. Wälle ermöglichen tiefes Mulchen für niedrige Früchte wie Ananas, indem man den Mulch zwischen den Wällen aufbringt. Gruben, auch seichte Gruben, sind in Trockengebieten günstig für Taro und Banane oder Flecken von Chinesischer Wasserkastanie. Der Boden saugt sich leichter mit Wasser voll, und tiefer Mulch bewahrt ihn vor dem Austrocknen. Kisten aus Palmstämmen sind ideale Mulchbehälter für Yamswurzeln, Bananen, Vanille-Orchideen und Kletterpflanzen im allgemeinen und Beet-Einfriedungen im Hausgarten. Bearbeitete Palmstämme sind auch für die Befestigung von Erdreich bei Terrassenbeeten quer zu mittleren Hängen nützlich. ABBILDUNG 4.20 Hügel, Einfriedungen, Wälle und Gruben sind einige dem tropischen Klima angepaßte Formen von Gartenbeeten. BANANEN-PAPAYA-KREISLAUF Ein feuchter, gemulchter, von Bananen, Papayas und Süßerdäpfeln umgebener Kreis ist ein nützlicher Platz zur Kompostierung von Abfällen, zur Verwertung überschüssiger Abwässer oder für eine Freiluftdusche. (Abbildung 4.21). Man baut ihn wie folgt: 1. Ziehen Sie einen Kreis von 2 Metern Durchmesser und graben Sie in den Oberboden (oder Unterboden) eine Schüsselform, mit einem Wall außen herum und etwa 0,6 bis 1 Metern Tiefe vom 77 Boden der Grube bis zum oberen Rand des Walles. Am Boden kann eine kleine Öffnung gegraben werden, um Regenwasser abfließen zu lassen. 2. Bedecken Sie den Kreis mit nassem Papier oder Karton, Bananenblättern oder irgendeinem Mulchmaterial wie groben Zweigen, Heu, Reisspelzen usw. Geben Sie Mist, Asche, Kalk, Dolomit oder andere Düngemittel dazu. Nachdem Sie dieses Material in Schichten von 15-20 cm Höhe aufgebaut haben, überfüllen Sie den Kreis, so daß das Material oben überquillt (es wird bald einsinken). Wenn es Steine gibt, legen Sie sie am äußeren Rand auf. 3. Bepflanzen Sie den Rand mit 4-5 Papayas (mit einer hochwüchsigen Sorte), 4 Bananenstauden (zwergwüchsige Sorten) und 8-10 Süßerdäpfelpflanzen. Yamswurzel oder Taro können innerhalb des Kreises angepflanzt werden, oder man legt für eine Freiluftdusche ein Gitter aus Holzlatten hinein. ABBILDUNG 4.21 Mulchgefüllter Bananen-Papaya-Kreis (oben) und Freiluftdusche (links). Mulch, Gemüseabfälle, Papier. UNKRAUTBREMSEN UND MULCHVERSORGUNG Wegen des üppigen Wachstums in den Tropen sind Unkräuter oft ein Problem. Um die einjährigen, gemulchten Gärten herum verhindert ein Streifen von grasabwehrenden Pflanzen das Wiedereindringen von Unkraut. Eine Kombination der folgenden Pflanzen erfüllt für gewöhnlich diesen Zweck: ein tiefwurzelnder Breitblättler (Beinwell); ein Horstgras, das nicht aussamt oder nicht abgeweidet wird (Zitronengras, Vetivergras); eine bodendeckende Pflanze wie Süßerdäpfel; und eine Zwiebelpflanze wie Canna edulis. An den Grenzen eines Gartens liefern verholzende Leguminosen wie Pferderettich, Sesbania, Wilde Tamarinde, Calliandra und Bengalischer Hanf (Crotalaria) Mulch für die Gartenbeete und Grünfutter für Nutztiere. Dahinter bildet eine höhere Reihe von Maniok, Banane, Papaya, Straucherbse und Wilder Tamarinde eine Hecke oder einen Windschutz. Um Tiere abzuhalten, pflanzt man dornige oder nicht genießbare Hecken um den Garten herum. Pflanzen, die als lebende Zäune taugen, sind: Maniok, Kaktus, Eibisch, Bambus und eine Doppelreihe stacheliger Ananas. TROPISCHE MISCHKULTUR Wie zu erwarten, funktioniert eine Vielfalt von Gartenpflanzen am besten. Im folgenden einige gängige Zusammenstellungen, die man in südostasiatischen Hausgärten vorfindet (aus The UNICEF Home Gardens Handbook, P. Somers): Mehrstöckige Baumkulturen: Obere Etage mit Kokosnuß, mittlere Schicht mit Jackfrucht und Avokado. Die nächste Schicht besteht aus Bananen, Papayas und Kaffee, worunter man Goabohnen und andere eßbare Kletterpflanzen anbaut, die auf die Baumstämme hinaufwachsen. Unterste Schicht: Ananas und Taro. Kletternde Leguminosen: meterlange Bohnen, Goa- und Limabohne, die man zu einer Wilden Tamarinde oder einer ungeschnittenen Bambusstange pflanzt. Kreispflanzungen: Banane in der Mitte, drumherum Maniok und Paradeiser; Goabohne, die auf die Banane hinauf wächst; Süßkartoffeln als Bodendecker. Pilze wachsen innerhalb des Bananenwalles. 78 Abwässer von Küche und Dusche versorgen Bananen, Zuckerrohr, Prunkwinde und Taro. Rankgerüst über einem Bewässerungskanal: Balsambirne, Kürbis, kletternde Leguminosen. Wenn Sie Bäume im Garten oder dicht zusammen anpflanzen, ist es wichtig, ihre Eigenschaften zu kennen, z. B. die Höhe der reifen Bäume, den Fruchtstand (pflanzen Sie einen Baum, der seine Früchte auf den äußeren Zweigen trägt, neben einen, der innen trägt, um die Lichtkonkurrenz möglichst gering zu halten), ferner die Trockenfestigkeit und die Gestalt. Nahe dem einjährigen Garten pflanzt man am besten kleine Bäume mit lichtem Laub; gegen den Rand und den Kernbereich der Zone 2 hin werden die Bäume dann nach und nach größer. Eine vielfältige Mischkultur mit vielen hundert Arten erfreut sowohl den Naturfreund als auch den Wirtschafter. Bei einer großflächigen reichhaltigen Mischkultur jedoch wird die Bewirtschaftung und Ernte ihrer Erzeugnisse schwierig. Sehr komplexe Mischkulturen bewähren sich am besten in kleinem Rahmen und mit intensiver Betreuung. PROBLEME DES TROPISCHEN GARTENS In tropischen Gärten treten zahlreiche Probleme auf, insbesondere schädliche Insekten und Nagetiere, Wildschweine, Schnecken und manchmal auch Affen und größere Tiere. Deshalb braucht man stachelige oder geflochtene Zäune aus Euphorbia, Yataypalmen und Bambus. Durch den Aufbau eines gemischten, vielstöckigen Systems können Sie Probleme mit Schadinsekten minimieren. Frösche, Spinnen, kleine insektenfressende Vögel, Geckos und Fledermäuse tragen das ihre dazu bei, Schädlingsplagen gar nicht erst entstehen zu lassen, ebenso Enten, Bantamhühner und ein Schwein, die Abfälle und Fallobst fressen. Wenn Nematoden Ihnen zu schaffen machen, pflanzen Sie Bengalischen Hanf (Crotalaria juncea) und Studentenblumen auf alle Gartenbeete, ein oder zwei Pflanzen alle paar Meter. Die Begleitorganismen an den Wurzeln des Bengalischen Hanfes fangen Nematoden ein, wogegen die Wurzelabsonderungen von Studentenblumen Unkraut und Bodenpilze, Nematoden und Gräser vertreiben. 4.7 GÄRTEN IN TROCKENGEBIETEN Der Wüstengarten leidet meist an einem Übermaß an Licht und extremer Verdunstung. Ersteres vermindert die Photosynthese, damit auch die Blattmasse; letzteres läßt die Pflanzen welken und langsamer wachsen. Um die Probleme des zu hohen pH-Wertes, den Hitze- und Lichtstreß, das Risiko der Bodenversalzung, trockene Winde und schlechte Wasserversorgung, zu bewältigen, muß man um Wüstenhaus und -garten herum eine besondere Umgebung schaffen. Es folgen einige Lösungen für gärtnerische Probleme in Trockengebieten: NÄHRSTOFFMANGEL UND BASISCHE BÖDEN Pflanzen brauchen drei Hauptnährstoffe, um gut zu wachsen: 1. Stickstoff (N): von Natur aus im Harn, in den Wurzeln und Blättern von Acacia spp., Känguruhbaum, Leguminosen, in Haaren, Wolle, alten Wollkleidern oder -decken 2. Phosphor (P): enthalten in Vogel- und Tiermist. Leicht einzusammeln unter Vogelsitzstangen und auf Hühnerhöfen 3. Kalium (K): in den Blättern von Beinwell, in Holzasche und vulkanischer Asche zu finden Pflanzen brauchen auch Spurenelemente, und obwohl diese in den Böden von Trockengebieten enthalten sein können, sind sie für die Pflanzen wegen der hohen Bodenalkalinität chemisch meist nicht nutzbar. Mulch und Kompost sind wesentlich für die Bildung von Humus, der Bodenverhältnisse schafft, unter denen Spurenelemente aufgeschlossen werden können. Zusätzlich sollten Gartenbeete leicht mit Schwefel bestreut werden, um den pH-Wert auf 6,0-7,5 herunter zu bringen. Wenn die 79 Pflanzen Mangelerscheinungen an Spurenelementen zeigen, können diese in Form von Blattdüngung chemisch verabreicht oder besser in kleinen Mengen dem Kompost beigemengt werden, als sie direkt in die Erde zu geben. SCHUTZ GEGEN WIND, SCHATTEN UND SONNE Bei Wüstengärten muß man besonders darauf achten, daß sie keiner direkten Windeinwirkung ausgesetzt werden, und rund um Haus und Garten herum sollte man weitläufigen größeren und kleineren Windschutz anlegen. Holzzäune, Reifen, die man zu 3-6 aufeinander stapelt, dicht mit Kletterpflanzen bewachsene Rankgerüste und Hecken tragen alle dazu bei, trockene Winde abzulenken. Leguminosenbäume wie Akazien, Mesquitebäume, Seidenbäume usw. kann man an den Rändern des Gartens als Windschutz anpflanzen. Um junge Pflanzen vor der Wüstensonne zu schützen, bauen Sie ein tragbares Schattenhaus aus Stangen und Tüchern oder pflanzen Sie neben bereits existierenden schattenspendenden Sträuchern. Werfen Sie in heißen Trockengebieten mit weiträumig gesetzten Kletterpflanzen auf überdachenden Rankgerüsten leichten Schatten auf ihre Pflanzen, oder pflanzen Sie offenkronige Palmen und lichte oder ausgeschnittene Akazien und Mesquitebäume. Das Rankgerüstsystem sollte fester Bestandteil des Hauses sein. WASSER Wasser ist in den Gärten der Trockengebiete die bestimmende Größe; aber bei sorgfältiger Planung kann man viel verfügbar machen. Sparen und Wiederverwertung von Wasser bzw. Abwasser sind für Gartenkulturen wesentlich. Dazu leitet man das Abwasser von Waschbecken und Dusche durch geschlitzte Rohre einen seichten, mit Plastik ausgekleideten Pflanzgraben entlang. (Abbildungen 4.22 und 4.23). Die Beete gießt man mit Tröpfchenbewässerung, am besten unter einer Mulchschicht von 18 cm oder 18 cm tief unter der Oberfläche des Bodens. Wo das Wasser viel Salz enthält (in den meisten Trockengebieten), muß man das Wasser auf die Oberfläche abgeflachter Hügel oder Wälle gießen, anstatt es die Furchen zwischen den Pflanzreihen entlang zu spülen. In ersterem Fall sammelt sich das Salz unschädlich in den Furchen oder Wegen an, im zweiteren Fall jedoch (wenn die Furchen bewässert werden) konzentriert es sich bei den Wurzeln der Pflanzen. Abbildung 4.24 zeigt einige Gartenbeetformen. Tröpfchenbewässerung mit handelsüblichen Rohrsystemen, hausgemachte Systeme mit vergrabenen irdenen Töpfen, durchlässigen umgekehrten Flaschen oder schottergefüllten Rohren werden weltweit verwendet. Für die schattige Fläche unter Baumkronen (Zitrus zum Beispiel) verwendet man kleine Regner, um 70% oder mehr des Wurzelbereichs zu bewässern. In großem Maßstab angewendet sind Regner jedoch nicht nur verschwenderisch, sondern schädigen auch die Blätter der Kulturpflanzen, weil sich durch Verdunstung Salz auf ihnen ansammelt, und sie bewirken eine Verkrustung des Bodens. Wegen der Verdunstung bei Tag ist der Bewässerung am Abend, über Nacht oder in der Dämmerung der Vorzug zu geben. Man kann den Gärtenböden Boden-Gele im Verhältnis 1:100 zuführen, ebenso Illit- und Bentonittone zu Sand, um das Wasserspeichervermögen zu verbessern. MULCH Das Mulchen ist für die Feuchtigkeitsspeicherung und den Humusaufbau von entscheidender Bedeutung. Als Mulchmaterialien kann man Karton, Zeitungspapier, Seegras, Laub, gut verrotteten Mist, alte Baumwoll- oder Wollkleider, Plastikfolien, Holzflocken und alte Teppiche oder Filzstoffe nehmen. Trockene Gegenden mögen manchmal arm an Mulchquellen scheinen, aber es gibt tatsächlich eine Menge Material, das man entweder im Garten anbauen (Beinwell, Leguminosen), 80 nach der Ernte einsammeln (verbrauchte Kletterpflanzen und anderes Grünzeug) oder aus der freien Natur holen kann. Bäume wie Känguruhbaum, Kiefern und einige Akazien liefern reichlich Laub. Rindermist gibt es in Höfen und Ställen in Hülle und Fülle. Und in der Nähe von Abflußkanälen hinterlassen Erosionsrinnen dicke Haufen von Blättern und Zweigen. Solchen Mulch kann man nach Regenfällen von Bächen und anderen Wasserläufen einsammeln, besonders wenn man Baumstämme quer in den Bach hineinlegt, um Treibgut aufzufangen. Steine findet man in Trockengebieten häufig; sie sind besonders um Bäume herum nützlich. Fast jede Pflanze gedeiht im Wüstengarten - vorausgesetzt, man bewässert sie richtig, was meist nur durch Tropfbewässerung in Zone 1 und vielleicht in Zone 2 möglich ist. Kürbisgewächse, Bohnen, einige Getreidearten und sowohl Paradeiser als auch Paprika sind sehr gute Wüstenpflanzen-Gemüse für einen Hausgarten, ebenso trockenresistente Bäume wie Dattel- und Dumpalme, Jujube, Maulbeere, Feige, Granatapfel, Olive, Pfirsich und Marille. Bei guter Standortwahl mit einem Becken oder einem Swale und sorgfältiger Betreuung werden solche Bäume lange Zeit über in den meisten Jahreszeiten Früchte tragen. Daher gehört es zu den langfristig wichtigsten Maßnahmen, angepaßte Pflanzen mit geringem Wasserbedarf, tiefen Wurzeln und ausreichender Hitzefestigkeit auszuwählen. ABBILDUNG 4.22 Geschlitztes Rohr leitet Abwaschwasser zu den Pflanzen. Kulturen mit höherem Wasserbedarf sollten man näher beim Haus anlegen. Abwasch Hausmauer 25-mm-Rohr Breite des Schlitzes, der in das 25 mm breite Rohr gesägt wird Methode 1: Schneiden Sie im Abstand von 1 Meter unten Schlitze hinein Methode 2: Schneiden Sie oben Schlitze hinein und ziehen Sie einen Strumpf oder ähnliches darüber. Achtung: Für sehr lehmige Böden nicht geeignet ABBILDUNG 4.23 Rohr (mit Strumpffilter), das sich direkt in einen mit Plastik ausgekleideten Pflanzgraben entleert Mit gedüngter Erde gefüllter Pflanzgraben Mulch Plastikauskleidung Querschnitt durch Pflanzgraben celery lettuce swiss chard broccoli onions ABBILDUNG 4.24 (A) gemulchte Gruben für Bäume (B) Kreisbeete um Mulchgrube (C) Wälle (D) Mulch“körbe“ um Horstpflanzungen herum (E) Mit Baumstämmen eingefaßte Mulchkisten auf basischen Sandböden (F) Breite Naßfelder für größere Kulturen (G) Mit salzigem Wasser (bis 1200 ppm) hoch bewässerte erhöhte Beete Haushaltsabfälle, Wolle, Asche, Metallreste 81 Auskleidung mit dickem Papier Tropfschlauch Mulch wird auf Beete zurückgebracht Rohr 4.8 QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR Conacher, J., Pests, Predators & Pesticides (einige Alternativen zu Chemie-Pestiziden), Organic Growers Association W. A., 1980 Dean, Ester, Ester Dean Gardening Book (Kultivieren ohne Umgraben), Harper & Row, 1977 Francis, Robyn, Mandala Gardens Booklet (mit Video), 1990, Mandala Gardens, PO Box 185, Lismore Heights, NSW 2480 French, Jackie, Organic Control of Common Weeds, Aird Books, 1989 French, Jackie, The Organic Garden Doctor, Angus & Robertson, 1988 Johns, Leslie & Violet Stevenson, Fruit for the Home and Garden, Angus & Robertson, 1979 (vergriffen; versuchen Sie es in der Bibliothek) Kourik, Robert, Designing and Maintaining Your Edible Landscape Naturally, Metamorphic Press, 1986 (PO Box 1841, Santa Rosa, CA 95402, USA) Hang Swale Rankgerüstkultur Regentank Schattenhaus mit Freiluftküche Abzugskanal kühle Luft Solarkamin keine Fenster an den Westwänden Fensterläden Gepflasterter Platz mit Rankgerüst darüber Palmen und laubwerfende Bäume Grauwasser vom Haus Leichtes Rankgerüst über dem Garten, laubwerfende Kletterpflanze dichte immergrüne Kletterpflanze nach Westen hin K apit el 5 OBSTGÄRTEN, WALDWIRTSCHAFT UND GETREIDEANBAU 82 Zone 2 erstreckt sich ab Zone 1 und wird intensiv geplant und mit fleckengemulchten oder eng bepflanzten Obstgärten bewirtschaftet, mit Hauptfruchtbeeten und freilaufenden Haustieren, deren Ställe oder Unterstände an Zone 1 anschließen können. Hier kann man Haus-Obstgärten anlegen sowie Getreide oder Hauptfruchtgemüse anbauen. Erwerbsobst- und -landbau werden wohl hierher kommen oder in Zone 3 hinein, wobei Zone 2 hauptsächlich für den Eigenbedarf genutzt wird. Hier ist daran zu erinnern, daß die Zonen nicht starr und in der Praxis nicht klar abzugrenzen sind. Man kann die wichtigen Teile eines Gefüges überall hingeben, wo es zwecks leichten Zugangs zweckmäßig ist. 5.1 OBSTGÄRTEN Einen Obstgarten baut man am besten mit der Pflanzung von (stickstoffbindenden) Leguminosen auf kleinen Arten wie, größeren Arten wie ... und lose verstreuten Sträuchern ... Bereiten Sie, falls erforderlich, den Grund des Obstgartens durch Bodenverbesserung vor und setzen Sie Leguminosen aus. Setzen Sie ausgesuchte Obstbäume dazwischen. In Hausgärten brauchen die Bäume nicht in Reihen zu stehen; wenn Sie einen kleinen gewerblichen Obstgarten planen, sind Reihen jedoch wegen der Mäh- und Erntemaschinen am einfachsten. Wenn Sie auf einem Hang pflanzen, pflanzen Sie immer entlang der Höhenlinien oder an Konturböschungen (Abbildung 5.1). PLANUNG DER ZWISCHENFRÜCHTE Um die Gestaltung zu vervollkommnen, müssen für jedes Element Arten und Sorten ausgewählt werden. Obstgärten stellt man aus resistenten Hauptfrüchten (Obst- und Nußbäumen) zusammen, eventuell aus Windschutz (aus Arten, die nicht um Licht, Wasser und Nährstoffe konkurrieren) und aus vereinzelten anderen Bäumen (Schädlingsabwehr, Bienenanlockung). Darüber hinaus werden Sie sich Unterwuchs für Ihren Obstgarten überlegen müssen. Dieser könnte zum Anbau von Gründüngern oder stickstoffbindenden Kleearten herangezogen werden, Futter für Tiere liefern (Gänse, Hühner, Schafe), eine Vielfalt insekten- und unkrautabwehrender Arten bieten oder für den Anbau von Gemüse genutzt werden (bis es schließlich überschattet wird). Versuchspflanzungen von Schwarzen und Roten Johannisbeeren, Stachelbeeren, ... und dergleichen werden über erfolgsträchtige Unterwuchsarten für den Standort Aufschluß geben. Jeder laubwerfende Baum, der wegen Krankheitsbefall entfernt wird, kann durch immergrüne Arten (...) ersetzt werden, und die Artenmischung kann durch eine langfristige Abwechslung von Kastanie, Walnuß, Mandeln und Pflaumen variiert werden. Sollten Sie das Unglück haben, einen Monokultur-Obstgarten zu erben, nehmen Sie 3-4 Hennen, ein Schwein und 4-6 große Leguminosenbäume pro 1.000 m² und viele kleinere Leguminosen. Zwecks Verschönerung und Abwechslung pflanzen Sie ... und ... für die insektenfressenden Vögel; ... für die Bienen und pflanzen Sie mehr Arten, je mehr das System sich entwickelt. Versuchen Sie, möglichst viele Blütenpflanzen unter Obstbäumen als Refugien für Wespenfresser zu kultivieren. Bei gewerblichen Obstgärten kann die gleiche Anzahl Obstbäume gepflanzt werden, wobei die Fläche vergrößert wird, um die Zwischenfrüchte unterbringen zu können. Nebenerträge wie Honig, Nüsse, Belaubung und Beeren dieser Zusatzfrüchte tragen zum Gesamteinkommen bei. Geplante Vielfalt macht einen guten Eindruck auf Parkplätzen am Wegrand und ermöglicht die Direktvermarktung verschiedener Erzeugnisse, von Blumen über Obst bis hin zu Saaten, Nüssen und Kräutern. Bei der Entscheidung darüber, bei welchen Obstbäumen sich eine gewerbliche Nutzung lohnt, wählen Sie Obst oder Nüsse, die: in dem (Mikro-) Klima leicht tragen gleichzeitig reifen, um das Pflücken zu erleichtern gleichmäßig reifen lagerfähig sind und hohen Marktwert haben 83 Bei der Entscheidung darüber, welche Bäume nebeneinander wachsen sollen, ist es wichtig zu wissen: die Gestalt des reifen Baums: Ist sie schirmartig, wie Mango und Walnuß, oder offen wie Guava und Mandel? Im allgemeinen werfen schirmartige Baumkronen dichten Schatten, was viele Nutzpflanzen daran hindert, unter ihnen zu wachsen. Bäume mit offenen Kronen oder solche mit federigen Blättern lassen genug Licht für andere Nutzpflanzen zum Boden durch. schattentolerante Bäume: Kaffee, Papaya, ... wachsen unter größeren Bäumen und brauchen nicht unbedingt volle Sonne, um Frucht zu bringen. Baumhöhe im Reifestadium: Dies ist gut zu wissen, wenn es darum geht, über die Plazierung und den Flächenbedarf eines Baumes zu entscheiden. Kleinere Bäume, die man unter größere setzt, werden irgendwann überschattet, außer man schneidet stark zurück, wie es in Süditalien in den kleinen Hausgärten gemacht wird, wo ausgewachsene Feigen-, Oliven-, ... und sogar Nadelbäume gestutzt werden, um Sonnenlicht zu den Weinspalieren und sogar zu den Gemüsebeeten (die zwischen den Weintrauben wachsen) durchzulassen. Wasserbedarf: Plazieren Sie trockenfeste Bäume (Carob, ) und feuchtigkeitsbedürftige Pflanzen in getrennten Gruppierungen, um das Bewässern einfacher zu machen. Verträglichkeit: Überprüfen Sie, ob die ausgewählten Bäume miteinander harmonieren. Walnüsse zum Beispiel scheiden über ihre Wurzeln eine Substanz aus, die viele fruchtbringende Bäume zum Verkümmern bringt. Auch das Erfordernis der Fremdbestäubung sollte bedacht werden; die männlichen und weiblichen Exemplare des gleichen Baums gehören nahe zusammen gesetzt. TIERE IM OBSTGARTEN Wenn junge Obstbäume und deren Pflanzengilde einmal Fuß gefaßt haben, kann Kleinvieh hineingelassen werden. Anfangs kann man Zwerghühner und kleine Geflügelrassen herumlaufen lassen. Geflügel putzt die meisten weichen Früchte (und alle Larven und Puppen von Schädlingen) weg, helfen, Unkraut kurz zu halten, liefern Dünger für die Obstbäume und stillen ihren Hunger an Saaten und Grünzeug. 120-240 Hühner pro Hektar beeinträchtigen die Dichte buschiger Bodendecker nicht besonders. Wenn die Obstbäume 3-7 Jahre alt sind, kann man in der Reifephase des Obstes futtersuchende Schweine hineinlassen, die vom Wind herabgeschüttelte Früchte entsorgen, welche ansonsten Schädlinge ausbrüten. In normal geschnittenen Obstgärten im Alter von 7-20 Jahren kann man zuerst Schafe, später auch begrenzt Rinder grasen lassen. Passen Sie aber auf, daß die Schafe und Kühe die Rinden der Bäume nicht beschädigen; wenn sie das tun, gehören sie raus oder die Bäume geschützt. PFLANZENGILDE FÜR DEN OBSTGARTEN IM GEMÄSSIGTEN KLIMA Gras ist der Feind laubwerfender Obstbäume; daher empfiehlt sich eine nicht grasartige Frucht unter den Baumkronen (Abbildung 5.2). Eine Mischung folgender Pflanzengruppen ist möglich: Frühlings-Zwiebelgewächse (Narzissen, Hyazinthen): Diese blühen und vergehen im Frühsommer wie die meisten Zwiebelpflanzen (Allium),schaffen eine grasfreie Fläche unter Obstbäumen und liefern zusätzlich noch einen Ertrag an Zwiebeln, Blumen und Honig. Iris und knollenwurzelige Blumen helfen ebenfalls bei der Hintanhaltung von Gras. Pfeilwurzler (Beinwell, Löwenzahn, ) bedecken den Boden und fördern Würmer, liefern Mulch und Ertrag. Der Boden unter ihren Blättern ist weich, durchlässig, offen für Wurzeln, die nahe der Oberfläche Nährstoffe aufsaugen, und kühl. Insekten-Pflanzen und kleinblütige Pflanzen: Fenchel, Dill, . Raubwespen, Raubfliegen, und bestäubende Bienen werden zu den Zwischenpflanzen im Obstgarten gelockt. In der Krautschicht locken und blühende Bodendecker im allgemeinen Wespen, Bienen und insektenfressende Vögel an. Stickstoff und Nährstoffe liefernde Nutzpflanzen: Kleesorten und Zwischenpflanzungen von Tagasaste und Akazien geben Stickstoff wurzelnah ab. Ringelblumen (nur die Tagetes-Arten), die man 84 rund um die Bäume herum setzt, "desinfizieren" den Boden, wie auch der grün geerntete Sunn Hanf gegen Nematoden wirkt. Derartige Pflanzengilden braucht man vor allem in den ersten paar Aufbaujahren eines Obstgartens. Bäumen, die 10 Jahre oder älter sind, macht die Konkurrenz des Grases weit weniger aus, daher werden bodendeckende Gildenpflanzen weniger benötigt. Im allgemeinen versucht man, Gräser zu dezimieren oder ganz wegzukriegen, so viele blühende Pflanzen als möglich zu pflanzen, um eine Vielfalt von Befruchtern, Raubinsekten und insektenfressenden Vögeln anzulocken (mit ) und für Bodendeckung zu sorgen und Steinhaufen, Holzstücke, Gruben und Dickichte für Frösche und insektenfressende Eidechsen anzulegen. Kleine Tümpel im gesamten Obstgarten bieten Fröschen Lebensraum, die Blattinsekten kurzhalten. Weiche Bodendecker wie verhindern das Austrocknen des Bodens und liefern Mulch, ebenso die Zwischenpflanzen und Windschutzbäume und die Krautschicht ganz allgemein. Zusammenfassend können wir festhalten, daß Schädlinge im Obstgarten mittels einer Kombination folgender Methoden bekämpft werden können: Auswahl krankheitsresistenter Unterlagen für die Hauptfrucht Pflanzung blühender Nutzpflanzen und Rückzugsräume für Räuber wie Vögel, Frösche, Eidechsen, Wespen und Raubinsekten Zwischenpflanzung von Leguminosenbäumen und anderen kleinen Bäumen Verminderung von Belastungen durch Entfernung der Grasdecke und Schutz mit Windschutz und Mulch Bodenabweidung durch Hühner, Schweine und Gänse, um Fallobst wegzuputzen und Dünger zu hinterlassen oder sorgfältige Einsammlung des Fallobstes zur Safterzeugung oder zur Entsorgung TROPISCHE OBSTGÄRTEN Eine Mischung von Leguminosenbäumen, Früchten, Bananen, Papayas, Pfeilwurzel, .... Süßkartoffel und Beinwell können auf gelockerten Böden und in gemulchten Swales nebeneinander gesetzt werden. Große Arten sollte man alle 8-10 Meter setzen (Mango, Avokado, , kleinere Arten (Zitrone, ) in der Aufbauphase durchsetzt mit Kokos. Kleinere Sträucher und andere Pflanzen setzt man in die Lücken hinein (Abb. 5.3). Der Pflanzbereich rund um kleine Bäume herum kann auch mit oder irgendwelchen vorhandenen anderen Nichtgras-Mischungen besät werden, die zum Klima, der Landschaft und zur verfügbaren Wassermenge passen. Das Ziel ist die vollständige Bedeckung und Überschattung des Bodens in den ersten 18-20 Monaten des Wachstums. Idealerweise bedeckt man dichte Pflanzungen dieses Typs mit Flächenmulch aus Zeitungen und Karton, die man mit geschnittenem Gras und später mit den Blättern von Pfeilwurzel, Beinwell, Banane, Akazie und Grünzeug bedeckt. Noch später kann man schattenliebende Arten wie Kaffee und auf alle leeren Stellen setzen. kultiviert man unter Bäumen. Es ist weit besser, einen Viertelhektar dicht zu bepflanzen, als Bäume und Kräuter über eine große Fläche zu verstreuen. Viel von dem niedrigen Bewuchs wird als Mulch oder Nährstoff verwendet und sollte dick aufgebracht werden, um Gräser zu unterdrücken. Wer auf Hängen pflanzt, sollte die Bäume entlang der Höhenlinien setzen, mit Streifen von dazwischen. Diese werden so angelegt, daß sie eine durchgehende, quer zum Hang verlaufende Hecke bilden oder bei Spülrinnen Erdwälle oder Dammböschungen queren. Sie verteilen Wasser und wirken als Schlickfallen; hinter solchen sich selbst erhaltenden Mauern ist der Boden tiefer, es können Bäume gepflanzt werden. Wer eine Pionierpflanzung in Grasland anlegt oder nach draußen expandiert, nutze feuchte Gruben, kleine Dämme und quer zum Hang liegende Swales, um das Wasser der feuchten Jahreszeit zu 85 speichern (Abbildung 5.4). Pflanzen Sie um diese herum frostbeständige Leguminosen wie . All diese Arten widerstehen Gräsern ab dem zweiten Jahr. Kräuter wie ergeben eine ausgezeichnete frühe Bedeckung und werden später dazu benutzt, im Umkreis von 3-6 Metern grobe Mulchhaufen zu errichten, in denen Kletterpflanzen, Palmen und nützliche Hülsenfrüchte viel leichter aufgebaut werden können. Verwenden Sie auch Ausläufer bildende und üppig wachsende weiche Kletterer (, Passionsfrucht), die strauchartige Kläuter überwuchern und überschatten, die man später zusammenschneidet und als Baummulch verwendet. Nach 2-3 Jahren Leguminosenbaum-Kultivierung werden die Böden deutlich besser sein; nach 3-7 Jahren wird eine hohe, dünne Krone von Palmen, fedrigen Leguminosen oder Leguminosen, die in der Regenzeit Laub werfen (z. B. ), eine vielfältige Anordnung von Bodenschicht-Kletterern, Büschen, Bäumen und Streifenkulturen gedeihen lassen. ... Rettich, Klee und Luzerne können gesät und in Bereiche aufgelockerten Bodens um die Setzlinge herum eingerecht werden. Sie alle lockern auf und schaffen humose (belebte) Böden. Arten, die aus großen Ablegern gezogen werden (einige Maulbeer-Arten, , lokal vorkommende Arten) können am Rand kleiner Flecken von Waldpflanzungen plaziert werden, da diese nach einigen Jahren durch Auslichtung rasch vermehrt werden können. OBSTGÄRTEN IN TROCKENEN GEBIETEN Jedes trockene Gebiet trägt Obst- und Nußbäume, sofern ein ausreichendes Wasserangebot vorhanden ist. Zu den Bäumen, die man in Trockengebieten aussetzt, gehören die Dattelpalme, .... zusammen mit reichlich Ablegern von Weintraube, Feige und Maulbeere. Zu den Pflanzen, die Trockenheit gut vertragen, gehören weiters die Marille (Aprikose), die Mandel, , die Olive und der Kaktus (. Diese stehen stellvertretend für eine Reihe von Früchten, Nüssen, stickstoffbindenden Leguminosen und andere Arten (Abbildung 5.5). Wegen des Wassermangels in den Trockengebieten schart man die Pflanzen nicht so eng zusammen wie in den Tropen; in der Praxis sind die Obstgärten oft dem Bewuchs natürlicher Trockengebiete nachempfunden, wo die Pflanzen so über die Fläche verteilt sind, daß sie nicht um Wasser und Nährstoffe konkurrieren. Alle wichtigen Bäume sollten gemulcht und tropfbewässert werden. In steinigen Wüsten oder auf trockenen Hangflächen, wo Stein an der Oberfläche reichlich vorhanden ist, ergeben die Steine allein eine ständige Mulchung um Bäume herum. Auf den Kanarischen Inseln verstreut man in den Obstgärten vulkanischen Bimsstein locker als Steinmulch. Die Steine sind für die Pflanzen nützlich wegen: Schutz und Beschattung von Wurzeln vor der Hitze des Tages Abstrahlung gespeicherter Wärme in den Boden bei Nacht Verhinderung von Wurzelbeschädigung durch Geflügel und Kleintiere Verhinderung des Wegblasens von Wurzeln Angebot von Rückzugsraum für Würmer und kleine Bodenlebewesen Bildung von Kondenswasser auf der Oberfläche in sehr kühlen Nächten Die erfolgreichste Baumpflanzungs-Methode in Trockengebieten ist die Pflanzung an den Rändern von Swales. Wasser vom Hausdach und von Gewittern wird über Gräben zu den Swales geleitet, wo es dann langsam in die Erde einsickert. Abfluß von Straßen und Bächen kann mit großem Nutzen in baumgesäumte Swales gelenkt werden. Es folgt eine Übersicht für die Pflanzung wertvoller Bäume in Trockengebieten: Wählen Sie für das Gebiet geeignete Arten; wenn es sich um einheimische Arten handelt, nehmen Sie vorzugsweise vom Ort stammendes Saatgut Pflanzen Sie gutgewachsene Bäume, um eine hohe Überlebensrate zu erhalten 86 Pflanzen Sie in der Regenzeit, um sicherzugehen, daß der Baum genug Wasser bekommt Setzen Sie Bäume und Sträucher in einer Gruppenpflanzung zusammen, aber nicht so eng, daß sie konkurrieren, wenn sie größer werden Richten Sie ein Tropfbewässerungssystem zu jedem Baum hin ein. Gießen Sie tief und langsam, um die Wurzeln anzuregen, tief in die Erde hinein zu wachsen und ihr eigenes Wasser zu suchen Halten Sie das Wasser rund um den Baum herum, indem Sie ein flaches Becken anlegen, es mit Zeitungspapier auskleiden, Stroh darauf streuen und Steine darauf legen, damit die Feuchtigkeit langsam abgegeben wird Halten Sie mittels Mulchen jegliches Gras vom Baum fern; andere geeignete kleine Pflanzen können im Mulch wachsen Schützen Sie den Baum vor Sonnenbrand, Winschäden und Tieren durch Beschattung, Anlage von Windschutz bzw. durch Umwickeln mit Säcken oder Abzäunung Pflanzen auf Hügeln Das "Netz-und-Pfanne"-Pflanzmuster in Abbildung 5.7 stellt eine wirksame Erosionsbremse für überweidete, erodierte, durch Bergbau oder Bagger beschädigte Standorte dar. Wenn Reifen zur Verfügung stehen, können die "Pfannen" aus solchen gemacht, mit Mulch gefüllt und die Verteilerkanäle über der Höhe der Lauffläche eingeleitet werden. Wenn Holzklötze vorhanden sind, so legt man diese quer über den Hang auf, aber leicht abwärts weisend, so daß das Wasser zu einem Zickzack-Kurs über die erodierte Fläche gezwungen und in Folge von der Erde aufgesaugt wird. Sogar kleinere Stämme und Äste bauen, wenn man sie ineinander verhakt, eine Schicht aus Schlick und Laub auf, neben der Tagasaste, Akazie oder andere faserwurzelige und ausdauernde Arten gepflanzt werden können, die dann als ständige Schlickfalle wirken. Auf sehr steilen Hängen gibt es oft keine andere Möglichkeit, als Bambus und zu pflanzen und oben am Hang Kastanien, Akazien, Johannisbrotbäume, Olivenbäume oder andere große Arten zu pflanzen, die mit der Zeit ihren Samen hangabwärts verstreuen werden. Korridor-Pflanzung Obwohl private Obstgärten nahe beim Haus und nahe an einer Wasserquelle stehen sollten, gibt es in Trockengebieten noch eine andere Methode, Baumanlagen aufzubauen; man kann vom strengen Zonen- und Sektoren-Schema abweichen und die flexiblere Methode der Korridor-Entwicklung wählen. Korridore folgen Tälern und Flußbetten und stoßweiser Wasserführung, um Schatten, Wasser und Mulchansammlung auszunutzen. Von Zone 2 ab nach draußen pflanzen wir unsere Bäume also entlang der Korridore von Flüssen, pflanzen ausdauernde Bäume entlang der Ränder von Flußbetten und in den schattigen Tal-Flußbetten von Wadis. Vor allem Palmen und Datteln mögen die sandigen Ränder von Flußbetten. Durch die Beobachtung der Art, wie Pflanzen von Natur aus wachsen, kann man neue Pflanzen mit weit mehr Erfolg pflanzen als wenn man versucht, Wasser zu trockenem Land zu leiten und es dort anzuwenden. Nackte Felsoberflächen wirken als Abflußfläche und sammeln Wasser in Böden; wenn man solche natürlich feuchten oder nährstoffreichen Plätze findet, kann man dort Mandeln, Oliven, Zitrusfrüchte, Kastanien, Bambus, Maulbeeren, Feigen und Datteln kultivieren. Dies erfordert weit weniger Arbeit als die Anlage eines "Waldes" auf einem flachen Standort, da die Bäume dort wachsen, wo sie hinpassen. Es gibt verschiedene großflächige Methoden, Bäume in Trockengebieten aufzuziehen. Man pflanzt Setzlinge von Baumschulen in der Regenzeit aus, mit minimaler Vorbereitung und Betreuung (außer Steinmulch), um festzustellen, welche Arten ohne Pflege wachsen. Diese Methode funktioniert am besten, wenn man das Gebiet umzäunt, um Huf- und andere Weidetiere fernzuhalten. Eine andere Methode ist die Ummantelung von Saatkörnern mit Schlamm. Man nimmt dazu einen alten Fleischwolf ohne Messer und einen feuchten Schlammbrei, Steinmehl und Urea sowie 87 Saatkörner. Diese Zutaten dreht man durch den Fleischwolf und rollt oder schüttelt sie in trockenem Staub, um Pellets zu formen, die dann an geeigneten Baumstandorten sorgfältig vergraben werden, um auf Regen zu warten. Der Schlamm hält Vögel und Ameisen davon ab, das Saatkügelchen aufzufressen. Es gibt viele Möglichkeiten, Bäume in trockenen Gegenden so zu pflanzen, daß sie eine Chance auf Gedeihen haben. In felsigen Bachbetten, um Felsspitzen herum, in kleinen sandigen Bachbetten zwischen Felsen, auf trockenen, steinigen Hängen, an den Ufern von Flußbetten und auf Überschwemmungsflächen können Bäume mit hohen Erfolgsaussichten gepflanzt werden. Das Bestreben nachhaltiger Gestaltung in halbtrockenem Klima ist die Erreichung folgender Ziele: 1. Große Weidetiere von den Nutzpflanzen, der Nutzpflanzen-Savanne bzw. dem Obstgarten fernzuhalten, indem man dornige und ungenießbare Hecken pflanzt 2. Hecken mit großem, nützlichem Bauholz , mit Futterbäumen und niedrigen blühenden Büschen aufzulockern, um Vögel und Raubinsekten beherbergen zu können und Kürbissen und anderen NutzKletterpflanzen, Bohnen und Früchten Platz zu bieten 3. Trockene Winde durch Hauptwindschutz, 5-8 Bäume breit, alle 50-100 Meter, abzuschirmen; dann folgt im Bereich der Nutzpflanzen ein Windschutz aus Leguminosenbäumen etwa alle 30 Meter, ein hoher Streifen einer Zwischenfrucht als kleinerer Binnen-Windschutz alle 2-10 Meter oder eine breite Streifenkultur alle 5-10 Meter. 4. Gestaltung der Bodenoberfläche in der Weise, daß der gesamte oberflächlich abfließende Regen gesammelt und von der Erde aufgesaugt wird; derartige Systeme müssen 10-30 cm Regen in einem Guß aufnehmen und binnen 2-40 Stunden aufsaugen können. Dies kann man erreichen durch Swales, Graben von Löchern in die Erde, von Wällen umschlossene Felder im Bereich der Flutwege und durch Terrassen auf niedrigen bewirtschafteten Hängen. 5.2 ANGELEGTE WÄLDER Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben manche Bauern begonnen, Baumsysteme auf Bauernhöfen zu entwickeln und haben von einjähriger Wirtschaft auf eine Mischwirtschaft mit jährlichen Gräsern (oder anderen Nutzpflanzen) und Bäumen gewechselt. Für einen solchen Umstieg gibt es viele Gründe; zu diesen gehören: die Erkenntnis, daß Bäume in Krisenzeiten sowohl für Wild- als auch Nutztiere Futter liefern, und daß sie extreme Hitze und Kälte lindern können Sorge wegen der Bodenauswaschung auf steilen Hängen und entlang von Wasserläufen. Bäume senken auch den Grundwasserspiegel und verhindern so eine Versalzung von Böden das Erfordernis, eine größere Vielfalt in der Produktion zu verwirklichen, um Preisschwankungen bei Nutzpflanzen und -tieren ausgleichen zu können. Anfangs kann diese Erweiterung sich auf Honig- und Pollenproduktion erstrecken, später kann auf eine breite Palette von tierischen und pflanzlichen Produkten (Obst, Nüsse, Produkte von Kletterpflanzen) erweitert werden. der Wunsch, Brennholz und Baumaterial selber verfügbar zu haben die Sorge um Rückzugsräume für Wildtiere, besonders für Vögel, die wichtige Schädlingsbekämpfer sind Die Anlage von Wirtschaftswäldern kann je nach verfügbarem Maschinenpark und vorhandener Arbeitskraft, je nach landschaftlichen Gegebenheiten und je nach Zielen und Zwecken des Betriebs variieren. Im folgenden einige Beispiele von Systemen: BAUHOLZGEWINNUNG VON DER WEIDE 88 Ausgesuchte, wertvolle Bäume setzt man in großzügigem Abstand in Reihen, um zwischen den Bäumen die Entwicklung einer Weide zu ermöglichen. Am besten legt man die Baumreihen entlang von Höhenlinien an. Sofern die Bäume robust genug sind, läßt man Tiere hinein, um die Weide abzugrasen (die Zeiteinteilung hängt für gewöhnlich von den gepflanzten Arten ab), bevor die Gräser gemäht oder zur Silage geerntet werden. Man kann sogar Nutzpflanzen anbauen oder den Bereich oberflächlich bewirtschaften, um beständig Fruchtbarkeit aufzubauen. Zu den bewährten Holz-Weide Zwischenfrüchten gehören die Schwarze Walnuß, einige Nadelhölzer (, ... Einige davon brauchen ein wenig Pflegearbeit (Ausschneiden der unteren Äste usw.), um brauchbares Bauholz zu ergeben. BRENNHOLZERZEUGUNG Brennholz kommt in Form von Zapfen von Nadelbäumen, als Klaubholz, Schnittreste, Ausdünnungsholz, oder von Pionierpflanzen, die am Ende ihrer Nutzperiode gefällt werden. Mit zunehmender Reife des Waldes werden diese Arten von Holz jedoch immer knapper; das System sollte daher zwecks ständigen Ertrags des öfteren durch Neupflanzungen erweitert werden. Oft werden Waldstücke auf Bauernhöfen angelegt, um einen schnellen Umsatz an Brennholz zu liefern. Diese werden dann meist in einem Zyklus von 2-7 Jahren bewirtschaftet (wobei pro Jahr ein Siebtel bis zur Hälfte der Bäume gefällt wird). Je nach Baum kann Brennholz als Schnittrest oder Rutenholz geschnitten werden oder bis auf 4-10 cm dicke Klötze gezogen werden. Meist werden Brennholz liefernde Arten auf ständige Schnittholzfähigkeit (Nachwachsen vom Stamm) und hohen Brennwert getrimmt. Einige Eukalyptus- und Akazienarten haben diese Eigenschaften. STANGENHOLZ Stangenholz ist wichtig für Zäune, beim Hausbau und bei der Möbelherstellung. Robuste Hölzer für die Verwendung im Freien sind Kastanie, , Zedern ganz allgemein und Eukalyptus, der als verrottungsfest gilt (). Stangenholz von geringerer Haltbarkeit verwendet man im Inneren des Hauses, für Möbel und für Gerüste und Gußformen auf dem Bau. EDELHÖLZER MIT LANGER WUCHSZEIT Einen Teil des Anwesens kann man für die Kultivierung langsam wachsender Nutzhölzer wie Schwarze Walnuß, und einheimische Edelhölzer. Diese können auf Flächen gepflanzt werden, die keinen unmittelbaren Wert für den Bauern haben, doch muß man sich darum kümmern, daß sie gerade Stämme bekommen. Abbildung 5.8 zeigt verschiedene Waldbestände, die durch unterschiedliche Pflanzabstände, Arten und Pflege entstehen. Einige sehr edle Hölzer wie z. B. Schwarze Walnuß bringen nicht nur Jungbäume als Stangen hervor, sondern können auch als Unterlage fürs Veredeln verkauft werden, und im Reifestadium ermöglichen sie es dem Bauern, am Verkaufserlös zu verdienen. Bauholz-Bäume können mit schnellwüchsigen, vielfach verwendbaren Arten gemischt werden. zum Beispiel ist ein Pionierbaum und guter Bodenbildner. Er hat robustes Holz und wächst binnen 6-10 Jahren auf Pfostenhöhe; man kann ihn auch zwecks Brennholzgewinnung auslichten. Schließlich liefert er auch noch Hühnerfutter. Bambus ist eine weitere Holzart mit zahlreichen Nutzanwendungen im Haus. Obwohl er langsam wächst, kann man große Gruppen zerteilen und zwecks rascher Produktion auspflanzen. Bambusarten gedeihen von gemäßigten Gebieten bis in die Tropen, wobei tropische und subtropische Arten groß genug sind, um für Baugerüste, Möbel, Dachrinnen und Betonstützen verwendet werden zu können. Bambussprossen kann man auch essen, und die kleinen Blätter können als Mulch im Garten verwendet werden. Acht gegeben muß jedoch dort, wo Bambus sich ausbreiten und wichtige einheimische Vegetation verdrängen könnte, insbesondere entlang von Wasserläufen. Es ist besser, einen gruppenbildenden Bambus zu nehmen als einen sich ausbreitenden. 89 HECKEN Schutzgürtel, Hecken und Tierschutz-Waldsysteme haben eine besondere Form als Windschutz ums Haus und ums Anwesen herum und als Zufluchtsort, den Tiere bei Hitze und Kälte aufsuchen können. Hecken- und Windschutz-Arten wählt man aus in Hinblick auf: ihre Obst- und Nußerträge, ihren Futterwert, Honig, spezielle Nahrung für Wildtiere, Weide, Mulch- und Stangenholzproduktion. Im Unterschied zu anderen Waldtypen können Hecken und Windschutzwälder zahlreiche Arten umfassen, da die Bäume nicht gefällt werden, um einen Ertrag zu bekommen, sondern eher ihre Früchte und Nüsse ausgewählt und gesammelt werden. Grenzhecken aus dornigen, ungenießbaren oder undurchdringlichen Pflanzen halten die meisten Nutztiere davon ab, in Gärten oder Felder hinein zu streunen. Siehe auch Kapitel 2 (ausführliche Bezugnahme auf Windschutz und Hecken). Die wichtigste Grundlage für den Aufbau eines Mischwalds sind die Pionierarten. Dies sind die schnellwüchsigen Leguminosenbäume, die den Boden aufbauen und Mulch und Schutz für langsamer wachsende Bäume bieten. Je nachdem, welche Arten man auswählt, liefern sie auch noch Honig für die Bienen und Samen als Hühnerfutter, und ihre Äste werden als Brennholz geschnitten. Man baut einen Baumbestand fleckenweise auf (falls nötig, über verschiedene Tropf-Systeme versorgt), da dies den Bäumen ermöglicht, sich gegenseitig zu schützen und sich durch Aussaat zu vermehren. Einzelpflanzungen werden leicht vernachlässigt, trocknen häufig aus, leiden unter Windbruch und werden von konkurrierendem Gras erstickt. Sträucher in der unteren Etage sind ein wichtiger Teil des Waldgefüges, da sie beim Aufbau eines Mikroklimas und bei der Bekämpfung des Grases helfen. Leguminosen-Sträucher reichern den Boden an und werden für jedes Schneid-und-nimm-System gebraucht. Jeder Nutzwald sollte als vielschichtiges Kronendach angelegt werden, und die Pflanzen sollten so gewählt werden, daß sie viele Erzeugnisse liefern. Neben Holz gibt es an Waldprodukten noch Mulch, Pilze (Shiitake), Honig, Kräutermedizin und Öle. NATURWALD In jedem Wald sollten wir einen Teil unbewirtschaftet belassen; er wird als Lebensraum und Futterspender für Wildtiere in seinem natürlichen Zustand belassen, und um empfindliche Oberhänge gegen Erosion zu schützen. Diese unberührten Bereiche sind sehr schöne, ruhige Plätze, die ihren eigenen besonderen Wert haben. Hier können wir über die Natur nachsinnen und etwas über uns selbst in der Natur lernen. Diejenigen unter den Lesern, die längere Zeit - über fünf Wochen - allein in einem Wald gewesen sind, wissen, daß man seine Identität als Mensch völlig verlieren kann. Man kann sich selbst nicht mehr von den Bäumen, den Tieren oder jeglichen anderen Lebewesen dort unterscheiden. Alle Ureinwohner und Stammesvölker müssen eine solche Phase allein in der Umwelt durchmachen. Danach nehmen sie sich nie wieder als getrennt wahr: Ich hier und Baum dort. Man wird ganz einfach zu einem Teil allen Lebens. Tropische Wälder sind von großer Vielfalt und haben große Bedeutung für die Gesundheit und das Gleichgewicht der ganzen Atmosphäre. Ein schwerer Fehler ist es, sich in solchen Wäldern auf Dauer niederzulassen und einen Teil davon zu roden (wie es zur Zeit in Brasilien und Sumatra geschieht). Es ist weit besser, die bereits besiedelten Gebiete produktiver zu machen und das Bevölkerungswachstum zu bremsen. Der Schutz und die Erweiterung der verbliebenen Wälder sind nicht nur ein globales, sondern auch ein Anliegen jedes Einzelnen. Der Wald ist der größte Reichtum der Erde; schätzen wir ihn wegen seiner vielen heilkräftigen Gaben, wegen des klaren Wassers, der atembaren Luft und wegen der Rohstoffe 90 für unsere Zukunft, wegen des Honigs, der Artenvielfalt, des Gummis und der Nüsse, die nur von lebenden Bäumen geerntet werden können. 5.3 KULTIVIERUNG VON GETREIDE UND HÜLSENFRÜCHTEN Die folgenden Abschnitte führen Beispiele für Getreideanbau in gemäßigtem und tropischem Klima auf. Dieser kann in beliebig kleinem oder großem Maßstab praktiziert und je nach Größe und Erschließung in Zone 2 oder 3 angelegt werden. GETREIDEANBAU IN GEMÄSSIGTEM KLIMA NACH FUKUOKA Bevor ich Masanobu Fukuokas "The one straw revolution" gelesen hatte, hatte ich das Gefühl gehabt, daß es keine befriedigende Grundlage für die Einbeziehung von Getreide und Hülsenfrüchten als Hauptfrüchte in die Permakultur gibt. Aber dieses System hat die Probleme des nicht pflügenden Getreideanbaus gelöst. Kurz, das System verbindet die herkömmliche Wechselwirtschaft: Hülsenfrucht - Getreide - Wurzel Weide - Brache zu einer einzigen Getreide-Hülsenfrucht-Mischkultur. Der Clou daran ist, die nächste Frucht in die reifende Frucht hinein zu säen. Das System wendet das Prinzip des ständigen Mulchens an (mit Klee), dazu noch das des Doppelertrags von Winter- und Frühjahrsaussaat. Derart wird es möglich, den Getreidebedarf einer Familie mit geringem Flächenbedarf zu decken (400 m² oder weniger). Wenn Paddy-Reis angebaut werden soll, muß die Fläche zunächst begradigt oder geebnet werden, und ein niedriger Bund (kleiner Damm) muß rund um das Feld herum gebaut werden, so daß im Sommer etwa 5 cm Wasser den Boden bedecken können. Nach der Einebnung und Vorbereitung wird Kalk oder Dolomit verstreut, gewässert und für die Herbstpflanzung vorbereitet (Abbildung 5.9). Ich möchte hier auf mehr als ein Feld eingehen, um zu zeigen, wie verschiedene Pflanzen behandelt werden können. Im Herbst wird die Saat wie folgt ausgesät: Feld 1: Reis, weißer Klee, Roggen Feld 2: Reis, weißer Klee, Gerste Feld 3: Reis, weißer Klee, Hirse Feld 4: Reis, weißer Klee, Winterweizen Feld 5: Reis, weißer Klee, Hafer Der Reis liegt bis zum Frühjahr, und die anderen Früchte keimen bald nach der Aussaat. Frühherbst: Eine dünne Schicht Hühnerdung wird über das Feld verstreut. Nehmen Sie 1 kg Klee pro Hektar, vom Roggen und anderen Getreidesorten 7-16 kg/ha, vom Reis 6-11 kg/ha. Nehmen Sie behandelten Klee, falls es sich um die erste Ernte handelt. Die Saat kann man zuerst verstreuen und dann mit Stroh bedecken, um sie vor Vögeln zu schützen. Oder man vermischt das Saatgetreide mit Schlamm, drückt es durch ein Gitter und rollt es zu kleinen Kügelchen, oder befeuchtet es und schüttelt es auf Lehmstaub, um schlammüberzogene Pellets zu formen. Im zweiten Jahr werden dann Reis und Klee in den reifen Reis hinein gesät. Mittlerer Herbst: Der Reis des Vorjahres ist reif, die Ernte wird 2-3 Wochen lang auf Gestellen getrocknet und dann gedroschen. Das Stroh und die Spelzen des Reises werden auf das Feld zurückgebracht. Binnen eines Monats nach der Ernte wird entspelzter Reis neu ausgesät, knapp bevor das Stroh zurückgebracht wird. Winter: Leichte Beweidung der Winterfrucht durch Enten unterstützt den Austrieb der Pflanzen und bringt zusätzlichen Dünger. Überprüfen Sie etwaige "dünne" Flecken und säen Sie diese so bald als möglich. Wenn die Frucht eine Höhe von etwa 15 cm erreicht hat, können ungefähr 100 Enten pro 91 Hektar Schädlinge dezimieren und Dünger hinterlassen. Felder (oder Paddies) hält man zu dieser Zeit gut unter Wasser. Frühjahr: Sehen Sie nach, ob der Reis wächst und säen sie, falls nötig, dünne Flecken nach. Spätes Frühjahr: Roggen, Gerste usw. werden geerntet und 7-10 Tage zum Trocknen aufgehäuft. Der Reis liegt darnieder, erfängt sich aber wieder. Wenn andere Getreidearten gedroschen werden, bringt man das gesamte Stroh und die Spelzen auf die Felder zurück, wobei jede Strohart auf ein anderes Feld gebracht wird, also: Feld 1: Hafer Feld 2: Roggen Feld 3: Gerste Feld 4: Hirse Feld 5: Weizen Frühsommer: Es bleibt nur noch der Reis übrig. Es kann vorkommen, daß Sommerunkräuter hervorsprießen; diese kann man durch 7-10tägiges Fluten schwächen, bis der Klee gelb, aber nicht tot ist. Der Reis wächst bis zur Ernte weiter. Sommer: Das Feld bleibt zu 50-80% mit Reis bestanden, während die Samen anderer Getreide für die Aussaat im Frühherbst vorbereitet werden. Der Kreislauf geht dann weiter wie oben, nur wird nun das Stroh der neuen Ernte zum Mulchen verwendet. Jeder muß seine eigenen Techniken und Artenmischungen entwickeln; aber sobald ein Kreislauf einmal vollkommen ist, gibt es keine weitere Bearbeitung mehr, und Strohmulch ist das einzige Unkrautbekämpfungsmittel. Es ist hilfreich, wenn die Fläche um die Naßfelder herum mit oder einer anderen Unkraut unterdrückenden Schutzpflanze bestanden ist. Mulch mit Sägespänen im Grenzbereich verhindert ein neuerliches Eindringen von Unkraut von den Naßfeldern oder der Umgebung. Wo Paddy nicht kultiviert werden kann, können Trockenreis oder andere Getreide verwendet werden und Sprühberegnung das sommerliche Fluten ersetzen. In Monsun-Gebieten sollte der Sommerregen ausreichen. Wo kein Reis angebaut werden kann (z. B. in sehr kühlen Gegenden), können andere Getreide als Ersatz verwendet werden, und es könnten kurze Zyklen entwickelt werden (Frühlingsweizen oder Mais z. B. werden im zeitigen Frühjahr gesät, wobei Hafer, Gerste oder Weizen Winterfrüchte sind). Es können auch andere Leguminosen ausprobiert werden. Weitere nützliche Systeme und Daten sind nachzulesen in No-Tillage Farming von Philips und Young, Reiman Associates, Wisconsin, 1973 (ein Buch, das unglücklicherweise auf Großmaschinen und Chemie ausgerichtet ist). Roggen und Weizen werden in Soja-Kulturen hineingesät, sobald die Blätter von letzteren zu fallen beginnen; die fallenden Blätter verbergen die Saat vor den Vögeln. Sojabohnen (oder andere Leguminosen) werden in die Stoppeln von Hafer, Gerste, Weizen oder Reis hineingesät, ebenso Lespedeza, das im Herbst geerntet wird. Erbsen pflanzt man nach Mais, und auf grüne Erbsen folgt wieder Mais. Weitere Nutzpflanzen, die keine Bodenbearbeitung brauchen, sind die Gurke, die Wassermelone, die Tomate, die Baumwolle, der Tabak, die Zuckerrübe, der Pfeffer, die Wicke und die Sonnenblume. Fukuokas Buch liefert noch weit mehr Information über Gärtnern ohne Umgraben für Obst und Gemüse. Bei der Baumbewirtschaftung verwendet er anstelle von Klee 12 Akazienbäume pro Hektar. Er hält diesen Kreislauf ohne Umgraben seit 35 Jahren aufrecht, und sein Boden hat sich ohne jeden anderen Dünger als Hühner- und Gänsemist verbessert, ohne Spritzmittel und ohne Pflanzengifte. ALLEEKULTUR-METHODEN FÜR DIE MONSUN-TROPEN Alleekultur ist der Anbau von Nutzpflanzen zwischen Reihen von häufig geschnittenen Leguminosenbäumen wie , wobei deren Zweige und Blätter als Dünger und Mulch für die 92 Nutzpflanzen dienen. Da die Mulchschichten sich zersetzen, geben sie wertvolle Nährstoffe in den Boden ab und ernähren Würmer. Ein Hauptfruchtbereich von Reis, Senfsaat, Taro, Weizen, Mais, Erdäpfeln usw. kann in 2-4 Meter breiten Streifen zwischen den Leguminosenhecken angelegt werden, welche wiederholt auf 0,3 Meter zurückgeschnitten werden, um erneut auszutreiben. Im Winter (kühl, trocken) erntet man Senf, Weizen, Kleemulch und Hirse; in der Regenzeit Mais, Reis, Taro und Bohnen. Zu den teilweise kommerziell verwertbaren Nutzpflanzen gehören Ingwer, , Ananas, Melonen und Kürbisse. Um die Gefahr von Bodenkrankheiten hintanzuhalten, planen Sie einen Beete-Kreislauf, so daß zum Beispiel die Erdäpfel über einen Zeitraum von 5 Jahren hinweg jährlich verlegt werden. Der Boden wird durch Umgraben vorbereitet, und entlang der Höhenlinien legt man lange Wälle an. Etwaige Mängel des Bodens gleicht man am besten zu diesem Zeitpunkt aus, wobei man Blut und Knochen zugibt und mit Stroh mulcht. Sowohl die Nutzpflanzen als auch die Leguminosenbäume pflanzt man wie in Abbildung 5.10 gezeigt. Studien am Internationalen Institut für Tropische Landwirtschaft in Nigeria zeigen, daß sieben Jahre hindurch fünfmal jährlich geschnitten werden können, bevor man sie ersetzen muß. Je nach bedarf kann man diese Hecken weiterwachsen lassen (wobei man die Anbaufläche brach liegen läßt oder schattenverträgliche Arten wie Ananas pflanzt), um während der Trockenzeit Viehfutter zu haben. Zusammen mit Gräsern wie vervollständigen sie das Futter von Schafen und Ziegen auf "Schneidenund-Verfüttern"-Basis. Einige Reihen kann man wegen des Brennholzes bis auf Jungbaum-Größe wachsen lassen, was in Ländern, wo Brennholz zum Kochen gebraucht wird, nützlich ist. Das Prinzip der Alleekultur braucht nicht auf die Tropen beschränkt zu bleiben (obwohl es wegen der extremeren Ausmaße von Feuchtigkeit und Wärme für dieses Klima am besten geeignet ist). "Schneiden-und-Mulchen"- und "Schneiden-und-Verfüttern"-Systeme sind auch für gemäßigtes Klima entwickelt worden und schließen Tagasaste, Pappel und Weide ein. TRADITIONELLE MISCHKULTURSYSTEME EINES TROCKENEN MONSUN-GEBIETS Dekka ist eine trockene Gegend in Südindien, wo viele Kleinbauern Feldfrüchte auf traditionelle Art mit nichthybridem Saatgut anpflanzen. Die traditionellen kleinen Felder Dekkas bilden eine Fruchtgilde mit dazugehörigen Wirtschaftsbäumen und Hecken, die Honig, Stickstoff (Leguminosen), Obst und Nüsse liefern und ungefähr aus den folgenden nebeneinander wachsenden Gruppen bestehen: Hauptfrucht: Normalerweise eine Getreideart, eine Getreideleguminose oder eine Knollen/Wurzelfrucht, wie zum Beispiel Sorghum, Hirse, Mais, Reis, Weizen, Hafer, Gerste, Roggen, Erdäpfel, Cassava, Süßkartoffel, turmeric, Ingwer, Kichererbse, Taubenerbse, black gram, Mungobohne. Leguminosen: Bäume, Sträucher oder Kletterpflanzen, die Stickstoff und Humus in den Boden abgeben und Kleinnährstoffe von Blättern, Honig und Rückzugsraum für Raubtiere bieten. Zu diesen Bäumen gehören ; zu den kleineren Leguminosen gehören . Dauerhafte Bäume pflanzt man zu 35-50 Stück pro Hektar; diese stehen das ganze Jahr über in den Feldern. Blumen: Häufig Kräuter aus der Familie der (Dill, Fenchel, Koriander usw.) und (Sonnenblume, Ringelblume, Safran). Ebenso sind viele der blühenden Ölsaaten nützlich, wie Sesam und Senf zum Beispiel. 93 Bodendesinfikatoren oder Wurmtöter: Ringelblume, Sesammulch und Wurzeln, nasturtium, Der Mulch dient als Wirt für räuberische Pilze und unterdrückt auch Unkräuter. Solche Gilden von Nutzpflanzen werden kaum von Insekten befallen. Die wenigen Nutzpflanzen, die tatsächlich schwer befallen werden, können belassen werden, um die Räuber zu fördern; denn der Ausfall einer Nutzpflanze macht in der Gesamtsumme aller Erträge sehr wenig aus. Jeder Gärtner weiß um gelegentliche Ausfälle aufgrund von Witterungsschwankungen, aber auch um besonders gute Jahre mit fetten Ernten. Hecken und üppig bewachsene Ackerränder, ungemähte Straßenränder, Teiche, steingefüllte Löcher, Haufen von altem Holz, mulchgefüllte Löcher im Boden und umgefallene Pfosten an Grenzen beherbergen viele Arten von Raubtieren wie Frösche, Vögel, Eidechsen, Libellen usw., die helfen, Schädlinge kurz zu halten. In Dekka gebräuchliche Zwischenpflanzen Eine häufige Drei-Frucht-Kombination besteht aus Sorghum, Kuhbohne und Taubenbohne, die in Alleekulturen in Reihen von 2 Metern Abstand gezogen werden. Als erstes wird Sorghum geerntet; die gedörrten Stengel werden als Viehfutter eingelagert. Die Taubenbohne wird im Oktober und November geerntet und kann, falls mehrjährig, ausgelichtet werden; die Blätter werden in Reihen mit Sorghumstroh und Kuhbohnen-Kletterpflanzen gegeben. Am Rand des Feldes werden oft Sonnenblumen gepflanzt. Zwischen die Reihen der Taubenbohnen kann man Hafer oder Weizen als Winterfrucht säen und damit eine vierfache Erntefolge erhalten, die machbar wäre, wenn man den Sorghum durch Mais ersetzt. Eine gängige Gelegenheitsaussaat blühender Nutzpflanzen umfaßt Koriander, . Flachsreihen können durch diese Felder gezogen werden, zusammen mit Schwarzem Sesam; gelegentlich werden auch Fenchel oder Dill dazugegeben. Ein solcher Bestand lebt mit Blüten und Insekten von Mitte bis Ende November. ist ein verbreitetes Kraut, das bisweilen als Rindfutter geerntet wird und zu dieser Zeit auf verlassenen Feldern vorherrscht. Ende Oktober, Anfang November kann auch die Mung-Bohne geerntet werden. Eine weitere Drei-Frucht-Kombination ist Zuckerrohr mit und einem Unterwuchs von . In diesem Fall ist Zuckerrohr die Hauptfrucht und wird bewässert. Im Oktober wird das Rohr in Bündel geschnürt, um mehr Licht zum durchzulassen, oder man schneidet es alle 3 Jahre und läßt auf dem Feld oder schneidet es als Stangenholz oder Futter. Eine Variante dazu ist, turmeric zur Hauptfrucht zu machen und sesbania und Kastor Ölpflanze quer durchs Feld zu verstreuen, so daß es wie eine Niedersavanne aussieht. Randzonen-Mosaike mit größeren Sonnenblumen, Kastorbohnen oder Mais-Streifen oder können kleinere oder windempfindlichere Nutzpflanzen schützen. Hecken alle 30-50 Meter bringen viele Erträge und haben vielfache Wirkungen für die Nutzpflanzen. Die Abbildungen 5.11 und 5.13 zeigen Felder mit Hecken, Windschutz, Alleekultur und Swales. Feldgeometrie in Monsungebieten Die Art, wie Böden gefurcht und geformt werden, um den Abfluß des Wassers und damit verbundene Erosion zu verhindern, ist in subtropischen bis tropischen Landwirtschaften wichtig. Viele Hügelbauern nutzen Terrassen, Swales, Deiche und Dämme, während die Bauern im Flachland (weniger als 3% Gefälle) einfache Streumuster für Mischsaat anwenden können. Einige der wichtigsten geometrischen Pflanztechniken für Mischkulturfelder sind Abbildung 5.12 zu entnehmen. Die Böden werden oft rechteckig gefurcht (bis zu 20 cm Höhe an den Grenzwällen); man nennt sie "Kuchenform"-Felder, in denen jedes kleine Rechteck nur 2 x 3 oder 3 x 4 Meter groß ist, so daß in der Regenzeit nichts abfließen kann. Mit dieser Technik der Feldeinteilung kann man sogar außerhalb der Saison oder bei Winterregen Gemüse und Perlhirse anbauen. Alle diese Methoden können 94 natürlich auch kombiniert werden. Flachs- und Sonnenblumen-Streifen können zwischen 2-3 Meter auseinanderliegenden Taubenerbsen-Alleen liegen, und in diese hinein kann man ein paar große Leguminsosen- oder Feldbäume pflanzen, insgesamt etwa 40 pro Hektar. Einige Streifen werden mit einer Mischung von 5 oder mehr Arten von blühenden Nutzpflanzen und "willkommenen Unkräutern" wie besät, und Reihen von Getreide liegen zwischen Alleen von Taubenerbsen. 5.4 BRENNSTOFFE Brennstoffe wie Methan lassen sich nicht nur aus tierischen Exkrementen gewinnen, sondern auch aus verrottendem Laub und aus Zweigen unter einem reifen Wald. Zerkleinerte Blätter und Äste kann man in einer Biogasanlage zu Methan verarbeiten, das sich zum Kochen, zum Heizen und als Treibstoff für Fahrzeuge verwenden läßt. Jedoch sollte man sämtliche Reste und Abfälle in den Wald zurückbringen, wo sie zu Nährstoffen für weiteres Wachstum werden. Eine ausführliche Erklärung solcher BioEnergiesysteme ist nachzulesen in "Eine andere Art von Garten" von Ida and Jean Pain (siehe die Literaturhinweise am Ende dieses Kapitels). Zur Gewinnung flüssiger Brennstoffe pflanzt man Arten, die Zucker liefern, welchen man in Alkohol umwandeln kann (. Den Baum selbst fällt man nicht, sondern sammelt den Saft (bei Palmen) oder die Früchte. Getreidearten ohne oder mit wenig Bodenbearbeitung und stärkehaltige Wurzelfrüchte, zuckerreiche Carob-Bohnen, Pflaumen, Zuckerrohr und Zuckerrüben können allesamt zu AlkoholBrennstoffen umgewandelt werden. Die Rückstände des Fermentationsprozesses können dem Bauernhof als Mulch, Viehfutter und Dünger zurückgegeben werden. Keine wichtigen Substanzen gehen verloren; es ist eher so, daß alle Produkte, die nicht direkt als Brennstoff genutzt werden, als Tierfutter (Schweine, Würmer, Fische) wiederverwertet werden, um wieder Nahrung zu erzeugen und die Nährstoffe daher einen Kreislauf vollziehen. Ungefähr 5-10% der Wirtschaftsfläche für die Brennstofferzeugung würden genügen, um Selbstversorgung mit Brennstoffen zu gewährleisten, mit einiger Reserve. Der Flächenbedarf könnte sinken, wenn Zuckerschoten erzeugende Baumkulturen entwickelt werden. Die Technologie ist wohlbekannt, aber der Vorwand ist, daß wir mehr "Forschung" bräuchten, um dies in Australien zu entwickeln. Dummes Gewäsch! 60% aller brasilianischen Autos fahren mit Alkohol, und Tausende US-Farmer verwenden bereits ihre eigenen Destillationsanlagen. Diese sind besonders wichtig, da die Energiepreise immer weiter steigen. Das möglicherweise beste Argument für AlkoholTreibstoff ist, daß er mit der schleichenden Bleivergiftung aus Autoabgasen Schluß macht und damit die gesundheitliche Belastung in den Städten vermindert. Der langfristige Vorteil ist der, daß die Gefahr einer Klimaverschiebung aufgrund der Verbrennung fossiler Brennstoffe und der Rodung von Wäldern vermindert oder vermieden werden kann. Die Bauernhöfe und die städtischen Mülldeponien sind die potentiellen zukünftigen Lieferanten wichtiger Brenn- und Treibstoffe. Mit mehr Fahrrad-"Autobahnen", mehr und leistungsfähigerer Bahn und mehr Schiffstransport kann jedes Land in wichtigen Transportbelangen eigenständig werden. Das Problem besteht in der Zentralisierung der Macht in großen Versorgungseinrichtungen. Es werden Unsummen ausgegeben, um die Leute über das "Benzinsparen" aufzuklären, während der gleiche Betrag für billige Destillationsanlagen, die ein Dorf oder eine kleine Stadt eigenständig machen könnten, "nicht vorhanden" ist. Die Absicht dahinter ist offensichtlich; man will uns dazu bringen, bei Öl- oder Gasprodukten, bei Blei und Verschmutzung, zu bleiben, bis die Öl-Multis sich auch die Alkohol-Treibstoffe einverleibt haben. Man muß Leuten, die uns alle für verrückt oder vertrottelt halten, oder daß es eine riesige Verschwörung gibt, die Menschen unten und draußen zu halten, vergeben. Ich neige zur Ansicht, daß beides irgendwie zutrifft. 95 5.5 ERWERBSPRODUKTION Für den gewerblichen Obstgarten, Getreide- und Saatgutanbau, Erwerbsgärten und kleine Tierzuchten (Geflügel, Schweine) sind kleine Flächen von 5 Morgen (ca. 2 ha) besser geeignet als große Flächen mit Monokulturen oder auch Doppelnutzung. Es ist unmöglich, eine große Fläche vollständig zu mulchen, zu bewässern, zu pflegen und dazu noch eine Vielfalt von Pflanzen und Tieren für verschiedenste Funktionen und Erträge aufzubauen, wie es in der Größenordnung von Zone 1 und 2 erreichbar ist. Großflächiges Wirtschaften neigt deshalb zur Vereinfachung. Dieses Problem kann jedoch durch ein Modell gemeinschaftlichen Arbeitens gelöst werden, in dem Familien oder Gruppen sich darauf einigen, Arbeit und Erzeugnisse aufzuteilen, so daß einer für den Obstgarten verantwortlich ist, während ein anderer daneben Gemüse anbaut oder Geflügel züchtet. Noch ein anderer könnte zur Blütezeit zwecks Bestäubung (und Honigerzeugung) Bienen bringen und sich um die Brennholzplantage kümmern, die mit Obst- und Nußbäumen durchsetzt ist. Kleinere Wirtschaften können meist leicht von einer Bauernfamilie, zu bestimmten Jahreszeiten mit Hilfskräften, geführt werden und dank Mischkulturen und intensiver Betreuung hohe Erträge liefern. Im folgenden einige Regeln für die Vermarktung von Erträgen: Wählen Sie Nutzpflanzen mit niedrigem Gewicht (Nüsse, Beeren, Öl, Honig), das hält die Transportkosten gering Wählen Sie eine Frucht, die mit einfachen Mitteln so verarbeitet werden kann, daß die Größe des Erzeugnisses verringert, die Lagerfähigkeit verlängert und/oder die Wertschöpfung erhöht wird (z. B. Verkauf von Brombeermarmelade statt der Brombeeren selbst) Vertreiben Sie ihre Haupterzeugnisse (1) über Bioläden oder (2) über spezielle Abnehmer wie Feinkostläden oder Gaststätten (z. B. Trüffeln, Kräuter, Shiitake-Pilze) Kultivieren Sie haltbare Erzeugnisse (Getreide, Nüsse, Honig, Brennholz), die das ganze Jahr über verkauft werden können Senken Sie Ihre Kosten durch die Verwendung von Abfällen und indem Sie sämtliche herrenlosen Bäume in der Umgebung abernten Erzeugen Sie Ihre Produkte in wirtschaftlich vernünftigen Mengen; probieren Sie auch ein paar wenig bekannte Erzeugnisse () aus, um die Aufgeschlossenheit Ihrer örtlichen Klientel zu erkunden. Zu den Verkaufsmethoden gehören: Direktes Verkaufen auf Märkten in der Umgebung oder am Straßenrand; Selbsternte-Felder; Vertriebsgemeinschaften; Versand oder Vertrieb mit fixen Abonnenten (über Erzeuger-VerbraucherGenossenschaften, wobei der Bauer für Abnehmer in der Stadt auf Vertrag anbaut). Diese Idee stammt aus Japan und wird nun auch in den U.S.A. immer beliebter, wo eine Familie für Obst und Gemüse der Saison im voraus 20 $ pro Woche bezahlt; die Bauern liefern jede Woche eine Palette von bis zu 50 Produkten bis vor ihre Tür. An Tätigkeiten und Erzeugnissen sind empfehlenswert: Zucht von Wasser- und Gewässerrandpflanzen einschließlich Fischfutter, insektenanlockenden Pflanzen, mehrjährigen Sumpfpflanzen als Bienenfutter, Entenfutter und Rückzugsraum für Wildtiere. Auch Verkauf eßbarer oder schöner Wasserpflanzen, z. B. Lilie, Lotus, Wasserkastanie Zucht von Beeren und Kletterpflanzen besonders in gemäßigten Gegenden, mit Verkauf von Pflanzen, Selbsternte-Feldern, Planung und Gestaltung von Lauben Spezialzuchten mit schwer erhältlichen eßbaren und anderen Permakultur-Pflanzen (Tagasaste, ), auch Bienenfutterpflanzen und solchen, die Vögel, Schmetterlinge und Raubinsekten anlocken Saatguthandel: Sammlung, Anbau und Verkauf nützlicher und ungewöhnlicher Saaten; kann mit obigen Spezialzuchten kombiniert werden Ungewöhnliche oder nützliche Tiere, z. B. Seidenzwerghühner für Gärten, unkrautfressende Gänse, Seiden- und Regenwürmer, Zugpferde, Milchziegen oder -kühe, spezielle Ziegen oder Schafe (wegen guter Wolle) und Wachteln für Treibhäuser. Tierverleih (Hühner- oder Schweinetraktor oder -düngung, Schafe und Gänse als Rasenmäher, brombeerfressende Ziegen) 96 Hecken- und Baumschule speziell für die nähere Umgebung; umfaßt Waldbäume für die Neubepflanzung von Wirtschaftswäldern, Windschutzbäume, Futterpflanzen für Tiere, Pionierpflanzen, Bambus und ausgewählte hochwertige Baumkultur-Arten Allgemeine landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Bioobst, -nüsse und -gemüse, Eier, Milch, Schaffelle, Brennholz, Frischfleisch, Produkte aus der Teichbewirtschaftung, Schnittblumen Weiterverarbeitete Erzeugnisse zwecks höherer Wertschöpfung (aber mehr Arbeit) wie Räucherfisch und -fleisch, Dörrobst, Marmeladen, milchsauer vergorenes Gemüse, Federn (Gänsedaunen und Pfauenfedern), Trockenblumen (Buketts und Kränze) Handwerksmaterial aus dem Schnittabfall von Weide, Birke, und Bambus. Auch natürliche Farben von Rinden, Blüten und Früchten Insektentötende Mixturen wie Grundfarbe aus Blättern und Beeren des Zedernbaums; Verkauf insektentötender Pflanzen (z. B. Knoblauch, , Pflanzenpräparate wie natürliche Shampoos und Seifen, Hautpflege, Beinwell und andere medizinische Salben, auch Kräutertees (Kamille, Himbeerblätter, Zitronenverbene, Hagebutte, Minze) Tourismus: Gesundheitsfarm, Urlaub am Bauernhof, Sommerlager, Veranstaltungsort für Kurse und Seminare Lehre und Beratung über Permakultur-Systeme; eine Karriere, die daheim beginnt und Sie in die ganze Welt führen kann! Es gibt noch viel, viel mehr Verdienstmöglichkeiten, die allein durch intensive und effiziente Nutzung eines Stückes Land, auch eines kleinen, geschaffen werden können. Was es dazu braucht, ist nur anfängliche Planung, ein wenig Geld und Phantasie. 5.6 QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR Breckwoldt, Roland, Wildlife in the Home Paddock: Nature Conservation for Australian Farmers, Angus & Robertson, 1983 Dept. of National Development, The Use of Trees and Shrubs in the Dry Country of Australia, Forest & Timber Bureau, 1972. (Nutzung von Bäumen als Bodenschutz, in der Forstwirtschaft, als Tierfutter und für die Honigerzeugung) Douglas, J. S. und Robert A. de Hart, Forest Farming, Watkins, London, 1976 Fukuoka, Masanobu, The One-Straw-Revolution, Rodale Press, Emmaus, 1978 Fukuoka, Masanobu, The Natural Way of Farming, Japan Publications, Inc., Tokio & New York, 1985 King, F. H., Farmers of Forty Centuries: Permanent Agriculture in China, Korea, and Japan, 1911, Rodale Press, Emmaus Logsden, Gene, Small-scale Grain Growing, Rodale Press, Emmaus, 1977 NSW Forestry Commission, Trees and Shrubs for Eastern Australia, NSW University Press, 1980 Pain, Ida und Jean, Another Kind of Garden, im Eigenverlag veröffentlicht in Frankreich, 1982. Zu beziehen von Biothermal Energy Center, PO Box 3112, Portland, ME 04101, U.S.A. Reid, Rowan, und Geoff, Wilson, Agroforestry in Australia and New Zealand, Goddard & Dobson, Box Hill, Victoria 3128, 1985 Smith, J. Russell, Tree crops: A Permanent Agriculture, Devine-Adair, Old Greenwich, 1950 97 Snook, Laurence C., Tagasaste (Tree Lucerne) High Production Fodder Crop, Night Owl Publishers, Shepparton, VIC 3630, 1986 Turner, Newman, Fertility Pastures and Cover Crops, 1974. Zu beziehen von Rateaver, Pauma Valley, California 92061 (ein wertvoller Führer für Kräuterwiesen in gemäßigten Zonen und biologische Landwirtschaft) K apit el 6 TIERFÜTTERUNG UND AQUAKULTUR "Du hast kein Schneckenproblem; Du hast einen Gänsemangel!" Bill Mollison 6.1 EINFÜHRUNG Wenn man eine Permakultur als vollständiges Ökosystem betrachtet, sind Tiere wichtig, um den Pflanzenbewuchs und Schädlinge im Griff zu behalten und um den grundlegenden Nährstoffkreislauf eines Bauernhofs zu schließen. Trotz ihrer Schwäche bei der Eiweißumwandlung sind sie aufgrund der Vielfalt ihrer Produkte von unschätzbarem Wert. Abbildung 6.1 zeigt Bedürfnisse, Produkte und Funktionen von Tieren im Gefüge. Im Prinzip kann man Tiere nutzen als: Lieferanten hochwertiger Dünger Befruchter und Weidetiere, die in einer Permakultur verstreute Stoffe einsammeln Wärmequellen; die abgestrahlte Körperwärme kann man in geschlossenen Systemen wie Treibhäusern und Scheunen verwenden Gaslieferanten (Kohlendioxid und Methan), wiederum für geschlossene Systeme wie Treibhäuser und Biogas-Anlagen "Traktoren", die Böden umgraben. Geflügel und Schweine sind leistungsfähige bodenwendende, unkrautjätende und düngende "Maschinen" für eingezäunte Flächen Zugtiere für den Betrieb von Pumpen und Fahrzeugen Pioniere zur Rodung und Düngung schwieriger Flächen vor der Bepflanzung, z. B. Ziegen in Brombeerfeldern Schädlingsbekämpfung durch das Auffressen der Puppen und Eier von Schädlingen in Fallobst, auf Bäumen oder Sträuchern Sammler und Verdichter bestimmter Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphate von Fliegen und Wespen Reinigungsfilter für Wasser (z. B. Muscheln) 98 Kurzweider, die beim Feuerschutz helfen Vegetarier können auch Tiere nutzen (eingeschlechtliche oder sterilisierte Bestände), und zwar als Lieferanten von Fasern, Eiern und Milch; als Weidetiere wegen des Feuerschutzes und als Düngerproduzenten für Obst- und Gemüsegärten. In einem Permakultursystem pflanzt man eine Menge Tiernahrung (Früchte, Laub, Schoten, Nüsse, Samen und Knollen) so an, daß die Tiere sich ihr Futter selber suchen und das meiste, was sie brauchen, aus der Natur nehmen; gleichzeitig düngen sie, halten Bewuchs und Schädlinge kurz und wandeln Pflanzen in Eiweiß um. Frei laufende Tiere setzen langsamer Gewicht an als solche, die mit Konzentratnahrung gefüttert werden, aber der Fettanteil ist geringer, und die Fette sind weich und ungesättigt. Die Vielfalt und Gleichmäßigkeit der Ernährung von Freiläufern ist für die Gesundheit der Tiere von elementarer Bedeutung. Um wichtiges Futter bereitzustellen, müssen wir die Bedürfnisse und Eigenheiten jedes Tieres studieren und unsere Bepflanzung entsprechend planen (Hühner z. B. scharren, Gänse weiden, Schweine wühlen). Die folgenden Abschnitte geben einen kurzen Überblick über einige wichtige Tiere einschließlich ihrer Bedürfnisse, Eigenheiten und Produkte. 6.2 TIERE IN ZONE 1 Folgende Kleintiere kann man in jede passende Zone geben, je nach Bestandsgröße. Kaninchen, Tauben und Wachteln sind im allgemeinen in der Nähe, während andere Vögel sich in den Zonen 2-4 aufhalten. KANINCHEN Kaninchen liefern sowohl Dünger für den Garten als auch eßbares Fleisch. Sie weiden und grasen und fressen Gras, weiche Kräuter und Zweige und einige Haushaltsabfälle. Sie wühlen im Boden und richten Schaden an Böden und Pflanzen an, wenn man sie nicht ordentlich einsperrt. Sie liefern Felle (Angorahasen liefern wertvolles Haar, das man von Zeit zu Zeit auskämmt und verkauft oder selber verwendet), Fleisch und Dünger. Wenn man ihre Ställe über Wurmkisten plaziert, wird ihr Kot in wertvollen Kompost umgewandelt (Abbildung 6.2). Oder man verbindet die Hasenställe mit einem Auslauf, der mit Futterpflanzen wie Luzernen (Alfalfa), Tagasaste oder Klee bepflanzt ist. Man kann Kaninchen auch in einem beweglichen Käfig zwischen den Reihen des Gartens grasen lassen. TAUBEN UND WACHTELN Tauben werden überall auf der Welt gehalten; man schätzt sie wegen ihres phosphatreichen Düngers. Man hält sie in Käfigen oberhalb des Erdbodens und kehrt ihren Kot von unten weg oder baut Taubenschläge und sammelt Dünger und Jungvögel regelmäßig ein (Abbildung 6.3). Tauben fressen Samen und Getreide, die man im Garten anbauen kann (Mais, Sonnenblumensamen, Erbsen, Weizen). Sie liefern Eier und Jungvögel. Wachteln sind in Japan fester Bestandteil kleiner Bauernhöfe; sie liefern Eier und Fleisch und brauchen wenig Pflege. Da sie Insektenfresser sind, rühren sie die Gartenpflanzen nicht an und können in Treibhäusern sehr nützlich sein (solange sie in heißen Sommermonaten nach draußen können). 99 MEERSCHWEINCHEN Meerschweinchen sind in einigen südamerikanischen Ländern eine wichtige Eiweißquelle; sie werden dort nahe beim (oder auch buchstäblich im) Haus gehalten und mit Gartenabfällen und Samen gefüttert. Sie sind nützlich beim Abweiden von Unkraut rund um kleine Bäume herum, entweder in einem Käfig durch weiten Maschendraht hindurch oder sogar freilaufend (man muß ihnen aber einen kleinen Stall geben, um sie vor Falken zu schützen). ENTEN Enten sind hervorragende Permakultur-Tiere und haben viele Vorteile. Man kann sie ohne komplizierte Unterbringung züchten, und sie gedeihen bestens mit natürlichem Futter. Sie säubern Gewässer von Grünalgen, Wasserunkräutern und Knollen und düngen sie gleichzeitig, was die Fischund Aalproduktion fördert. In den Gärten fressen Sie Insekten, Nackt- und Gehäuseschnecken, und da sie nicht scharren und kein reifes Gemüse fressen, kann man sie bei Bedarf in den Garten lassen, damit sie die Insekten dezimieren. Achtung: Kleine Pflanzen zertreten sie; es gibt auch einige Entenarten (Muscovies), die Grünpflanzen fressen, obwohl sie sich dabei meistens auf Gras beschränken. Da Enten nicht im Mulch scharren, kann man sie in gemulchten Obst- und Gemüsegarten frei laufen lassen. Enten legen 98% ihrer Eier vor 10 Uhr vormittags und können daher schon zeitig ins Freie gelassen werden; sie sind auch dressierbar und kommen abends zurück zum Stall (dazu muß man sie allerdings mit Händen voll Getreide erziehen). Sie haben ein paar Nachteile; sie fressen beispielsweise viele der Abfälle, die von Hühnern verzehrt werden, nicht, und sie verwandeln ein kleines Gehege in ein Schlammbad, außer der Boden ist sandig oder gut entwässert, oder man bedeckt ihn mit 10-15 cm grobem pea gravel und legt das Gehege auf einem Hang an. Enten ernähren sich von: Fleisch: Krustentiere, Nackt- und Gehäuseschnecken, Maden und Larven Grünzeug: verwelkter Beinwell, Klee, Luzerne, Löwenzahn, sukkulente Gräser Wasserpflanzen: Azolla, ... Baumfutter: ... Getreide: Mais, Hafer, Weizen (am besten geschrotet oder gemahlen, oder ein paar Tage lang eingeweicht, bis es weich ist und teilweise anzukeimen beginnt) Abbildung 6.4 zeigt Möglichkeiten, wie Enten Eier legen können, ohne von Füchsen, Goannas oder Schlangen belästigt zu werden. GÄNSE Gänse sind in der Fütterung billig; sie leben von Gräsern (bermuda ...), Klee, Luzerne und verschiedenen Unkräutern wie .... Viele breitblättrige Pflanzen sind für sie ungenießbar; daher verwendet man sie zur Kurzhaltung von Gras im Erwerbslandbau, bei Gewässern und Rasen. Sie befreien Erdbeeren, Tabak, Baumwolle, Minze, Spargel, Mais, Zuckerrohr, Zuckerrübe, Blumen, Weintrauben, Obstgärten, Nußhaine und Baumschulen von Unkraut. Sie düngen Felder und Obstgärten, ohne Mulch wegzuscharren. Sie arbeiten sieben Tage pro Woche ohne Bezahlung, Urlaub oder Streiks. Wer könnte noch mehr verlangen? 100 Man kann Gänse auch als "Wachhunde" einsetzen, da sie bei Annäherung Fremder laut Alarm schlagen. Man hat ihnen sogar beigebracht, Schafe zu hüten. Weiters sind sie nützlich aufgrund ihrer Eier, ihres Fleisches und ihrer Federn. Bei der Verwendung als Unkrautjäter in Kulturen oder Obstgärten ist Vorsicht geboten, da sie mit ihren Füßen kleine Pflanzen zertreten können und reifende Früchte fressen. Und obwohl sie ausgezeichnete Rasenmäher sind, bevorzugen sie kurze, sukkulente Weiden; es kann also sein, daß man manche Flächen im Frühjahr, während des üppigsten Wachstums, ein- oder zweimal mähen muß. BIENEN Bienen sind für Obst- und Gemüsegarten als Befruchter nützlich. Sie liefern Honig, Pollen, Bienenwachs und brauchen Wasser und nie versiegende Nektarquellen (Blüten). Wenn man am gleichen Ort das ganze Jahr über Bienen halten will, muß man für jeden Monat ein vollständiges Weidesystem planen. Dennoch schwanken Blüten und Nektarerträge von Jahr zu Jahr stark, je nach Wetterverhältnissen; zeitweilig muß man die Bienen also mit Zuckerwasser füttern oder die Stöcke einige Kilometer weit zu anderen Nektarquellen verfrachten. Als Bienenweide kommen einheimische Gewächse und Weidepflanzen wie Klee und Luzerne in Betracht; Obstbäume (Apfel, Kirsche, Mandel, Pfirsich, Pflaume); Beerensträucher und Kräuter (Lavendel, , Beinwell). Eine Kombination aus diesen stellt eine nahezu beständige Versorgung mit Nektar sicher, außer in Gegenden mit strengen Wintern (Schnee). 6.3 GEFLÜGELWEIDEN Wo immer möglich sollte Zone 2 einen Auslauf für stark düngende Tiere, wie Hühner zum Beispiel, enthalten, die man am Übergang zu Zone 1 oder dort ganz in der Nähe unterbringt. So kann man einen größeren Bereich (Zone 2) ausnutzen, um einen kleineren (Zone 1) durch einen tierischen Umwandler zu bereichern. Abgesehen von ihren unmittelbaren Produkten wie Eier, Fleisch, Federn und Dung fressen Hühner auch Insekten, Unkraut und Fallobst. Sie scharren eine Fläche sauber, wenn man sie in einem kleinen Gehege einsperrt, und man kann sie in einem abgezäunten Grenzbereich (z. B. zwischen Gemüse- und Obstgarten) patrouillieren lassen, um Unkrautarten am Eindringen in den Gemüsegarten zu hindern. Dieses Scharrverhalten ist besonders als vorbeugender Brandschutz im Feuersektor nützlich. Obwohl Geflügel keine Pflege und Betreuung braucht, gestaltet man ein Permakultursystem so, daß die Vögel sich ihr Futter selbst suchen können und ihre Bedürfnisse selbständig decken. Man muß ein Hühnerweidesystem, das die Bedürfnisse der Hühner befriedigt und ihre Produkte nutzt, also sorgfältig planen. Strohplatz Der Strohplatz ist ein kleiner Bereich, der an den Hühnerstall anschließt und Nutzbäume, Sträucher, Futterpflanzen und stachligen Unterschlupf für die Aufzucht von Küken enthält. Diese pflanzt man entweder vor dem Einlassen der Hühner oder schützt sie in den ersten Jahren vor diesen. Zum Schutz der Bäume kann man groben Mulch aus Zweigen und Steinen verwenden, wobei man den Mulch mit einem Gitter mittlerer Maschengröße davor bewahrt, von den Hühnern weggescharrt zu werden. Den Strohplatz selbst mulcht man ständig stark mit Stroh, Sägespänen, Maisstoppeln, Heckenverschnitt, Holzflocken, kleinen Ästen, Nadeln von Nadelbäumen, Blättern, Unkraut und Rinde. Wenn der Strohplatz an den Garten grenzt, kann man den Hühnern Grünzeug und Schnittreste über den Zaun werfen. 101 In den Strohplatz münden verschiedene Ställe oder Gehege, die in Abfolge mit Grünzeug, Getreide, Wurzeln und Obst angelegt werden. Die Hühner versetzt man entweder gemäß den Jahreszeiten oder nach Reife des Bewuchses (Abbildung 6.5). Darüber hinaus kann der Strohplatz auch mit den Weidesystemen von Zone 2 und 3 verbunden sein. Pflanzenarten Nützliche Pflanzenarten sollte man dem Klima entsprechend entwickeln, ebenso nach Maßgabe des Wassers. Eine solche Liste sollte Pflanzen enthalten, die folgendes bieten: Stachelbewehrte Sträucher zum Schutz der Hühner gegen Raubvögel (meist Falken), z. B. Prosopis juliflora oder irgendeine ortsangepaßte dornige Pflanze Obst, das gefressen werden kann, sowie es reift und von den Bäumen und Sträuchern fällt, z. B. Maulbeere, Bocksdorn, Taupata, Holunder, Passionsfrucht. Körnerfutter wie z. B. Mais, Hirse, Weizen, Buchweizen, Hafer, Bohnen und Erbsen, Taubenbohnen, taupata. Viele Körner- und Samenarten kann man sammeln und für die Wintermonate, wo das Futter am Boden knapp wird, lagern. Dazu gehören Eicheln, Sonnenblumensamen, Mais und Johannisbrot. Samenfutter wie Tagasaste, Sonnenblume, Amaranth, Akazien, black locust ... Grünfutter. Hühner fressen jegliches frische Grün einschließlich Gartenkräuter, Beinwell, lespedeza Anderes: Küchenabfälle außer Schalen von Zitrusfrüchten, Kaffee- und Teesud und Zwiebelschalen. Mineralien: Sand, Eierschalen, Knochenmehl, Asche, zerriebene Muschelschalen. Heilkräuter: Knoblauch, wormwood, geschnittene Brennesseln Darüber hinaus brauchen Hühner Eiweiß in Form von Insektennahrung. Man kann durch die Aufstellung alter Holzklötze auf dem Strohplatz eine Termiten- und falle errichten und den Hühnern durch gelegentliches Umdrehen ein Festessen bieten. Eingerollte Zeitungen, die man abends auf Bäumen und Sträuchern anbringt, kann man am nächsten Morgen auf dem Strohplatz ausschütteln und den Hühnern damit Leckerbissen liefern. KOMMENTIERTE ARTENLISTE FÜR GEFLÜGELWEIDEN IN WARM-GEMÄSSIGTEN KLIMATEN Die folgende Liste ist bestimmt nicht erschöpfend; in Ihrem Heimatgebiet gibt es wohl viele weitere einheimische Arten, die Sie hinzufügen können. Arten mit Samen und Schoten im Sommer Tagasaste: Selbstaussaat im Früh- und Hochsommer. Eßbares Laub, auch für Schafe, Rinder und Ziegen. Leguminoser Stickstoffbinder. Sibirischer : Futter für Geflügel und Schutz vor Räubern; hat auch eßbare Samen. Verwendbar als Windschutz, Bodendecker, Bienenweide und Bodenbildner (Leguminose). Honey locust: Samen und Schoten lagert man zum Mahlen. Dient auch als Windschutz und Futter für größere Tiere. Black locust liefert auch Samen (seine Blätter sind für größere Tiere giftig). Akazien wie ... für hartsamige Arten. Akazien eignen sich gut als Windschutz, binden Stickstoff, und ihr Laub kann an Vieh verfüttert werden. Bäume und Sträucher, die lagerfähige (Herbst - Frühling) Nüsse liefern 102 Schwarze und Persische Walnuß: Die Nüsse können 12 Monate lang gelagert werden. Auch als Bauholz und Windschutz wertvoll. Kastanie: Nur 6 Monate lagerfähig, sofern man sie nicht kühlt oder an der Sonne trocknet. Eichen: Nahezu alle Eicheln sind für Geflügel eßbar. Sie sind leicht zu ernten; man lagert sie entweder in feuchter Erde, getrocknet oder für kurze Zeiträume auch frisch. Beeren und Früchte, die Fruchtfleisch oder Samen liefern (Spätsommer - Winter) Weiße und Schwarze Maulbeeren: Wichtiges Geflügelfutter mit hohem Eiweißgehalt. Desgleichen Holunder. Bocksdorn: Dornige Hecken mit Beeren und Samen, die von Geflügel gern aufgesucht werden. Windfest. Taupata: Eine nützliche und ausdauernde Pflanzengruppe aus Neuseeland für Küsten, Sümpfe, als Unterwuchs und Schutzpflanzen. Die meisten sind zweigeschlechtlich und brauchen ungefähr 5% männliche Pflanzen. Fast alle können aus Ablegern gezogen werden. Das Vieh mag die Blätter, die auch einen hohen Düngewert haben. Hühnerzüchtende Ziergärtner können die Bäume gut zu Hecken stutzen. Amelanchier: Liefert ein Sortiment an Beerenfutter (z. B. serviceberry); auch ... Diese Pflanzen bilden ein dornige Schutzhecke für Hühner. Tamarillo: Kurzlebiger Baum-Strauch, reift in 2 Jahren, liefert Unmengen von wohlschmeckenden Früchten. Weitere Solanum... Kletterpflanzen für Zäune und Rankgerüste Passionsfrucht: Die meisten Passionsfrüchte sind tropisch oder subtropisch; die Bananenpassionsfrucht (Passiflora mollissima) hält aber leichten Frost aus. Choko (chayote): Rankende, immergrüne Kletterpflanze, die großes, grünes Gemüse liefert. Starkes Wachstum in den Tropen, kann verwendet werden, um Flächen mit schädlichem Bewuchs (z. B. Lantana) zu bedecken. Dolichos: Ein- und mehrjährige Bohnen; es gibt davon Arten für gemäßigtes bis tropisches Klima, immergrüne mehrjährige bis einjährige. Grünzeug und Samen als Krautschicht Bei großflächiger Freilaufhaltung kann man eine Krautschicht aus Kleearten, medics, Luzernen, Zichorie und Fenchel zusammen mit verschiedenen Gräsern säen. Enten und Gänse mögen auch die Ähren von Roggengräsern und Klee. Pokeweed wird von Vögeln gefressen, vor allem von Tauben. Auch Hirse, Lupinenarten und mehrjährigen Buchweizen kann man anbauen. Arten für die Aussaat in versetzten Strohgehegen Sonnenblume: grüne Teile werden gefressen; die Köpfe lagert man im Herbst für den Winter ein. Hirse, Mais, Buchweizen und die gebräuchlichen Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer usw.: man sät sie in einer Fruchtfolge, so daß das Geflügel kleines Grünzeug bekommt und ein wenig für Wintersaat übrig bleibt. Auch Leguminosen wie Felderbsen. 103 Amaranth: Hält sehr viel aus; Samenkörner für Geflügel geeignet. Auch Quinoa. Kräuter, Unkräuter und Schnittfutter Shepherds purse: Dieses Kraut ist ein hervorragendes Geflügelfutter und hat eine fördernde Wirkung aufs Eierlegen. Da es auf Flächen, auf denen es nicht erwünscht ist, normalerweise lästig ist, ist Geflügel eine wertvolle Gegenmaßnahme. Auch chickweed (Geflügel frißt die Samen). Cleavers: Ein weiteres "Unkraut", das für Geflügel eine nützliche Samen- und Grünfrucht ist; es ist eine wichtige Quelle von Eisen und Jod. Bei freilaufendem Geflügel muß man Cleaver-Pflanzungen eventuell mit brush oder mit Netzen versehenen Umzäunungen schützen. Chard oder silver beet: Eine pflegeleichte Gartenpflanze, die man eigens für Geflügel drauf säen und vom Garten aus über den Zaun ins Strohgehege werfen kann. Wenn man Hühner unter bestimmten Bedingungen im Garten hält, "pflügen" sie eine Fläche um und hinterlassen sie vollständig gedüngt. Man entwirft feste oder bewegliche (mit Hühnerzaun versehene) Vorrichtungen, die zu Gartenbeeten oder -bereichen passen, in welche man nach der Ernte und vor der Neubepflanzung Hühner läßt. Dies geht normalerweise nur bei großen Beeten, wo man eine Kultur in einem Zug aberntet; bei kleinen Beeten am Wegrand, nahe beim Haus, eher weniger. Zwerghühner sind klein und fressen hauptsächlich Insekten, Raupen und Nacktschnecken; die Pflanzen lassen sie in Ruhe. Die Abbildungen 6.6 und 6.7 geben eine Vorstellung von Hühnerweide-Wäldern sowohl auf einem ländlichen Anwesen als auch in einem Vorstadtgarten. Abbildung 6.8 zeigt ein hühnerbeheiztes Treibhaus, das ein selbstregulierendes Gebäude ist. Im Winter heizt das Treibhaus über Lüftungsklappen den Hühnerstall (und die Körperwärme der Hühner hält das Treibhaus warm), während man im Sommer die Lüftungsklappen schließt und die Hühner die meiste Zeit draußen nach Futter suchen. Die beiden Teile sind voneinander abgeschirmt; es gibt aber eine Tür oder einen anderen Zugang, um die Eier von den Hühnernestern einsammeln und den Hühnern etwaiges Grünzeug vom Treibhaus verfüttern zu können. Die Hühner geben dem Treibhaus Kohlendioxid und Federstaub, daneben auch Dünger und Streu, die letztlich kompostiert wird. TROPISCHER HÜHNERTRAKTOR Das folgende ist ein Mustersystem, das von Dano Gorsich aus Molokai, Hawai, entwickelt wurde. Das System selbst ist nicht auf die Tropen beschränkt und kann in veränderter Form für gemäßigte Gegenden und sogar für Trockengebiete angepaßt werden, sofern es dort eine ergiebige Wasserquelle gibt. Die Pflanzen wachsen in solchen Klimaten nicht so schnell wie in den Tropen; es müssen also Anpassungen erfolgen. Um eine Fläche von 0,2 Hektar vorzubereiten, teilt man die Fläche auf fünf Gehege von ungefähr 10 x 6 Metern auf. Man belegt ein Gehege mit ca. 50 Hühnern (Legehennen), bis alle Gräser und Unkräuter abgeweidet und vertilgt sind. Die Gehege kann man so anlegen wie in Abbildung 6.5, so daß nur ein Hühnerstall mit Legenestern benötigt wird. Streuen Sie ein wenig Kalk und verlegen Sie die Hühner ins nächste Gehege; eggen oder rechen Sie den Boden des ersten Geheges und pflanzen Sie eine Kultur (Melonen, Chinakohl, Paradeiser usw.) Pflanzen Sie dazu noch Leucaena oder andere Leguminosen knapp außerhalb des Geheges zusammen mit ca. 15 Papaya- oder Bananensetzlingen. Jedes Gehege hat eine kleine Sitzstange und Legenester, die zu allen Gehegen verlegt werden können; Wasser und Nahrung werden eingebracht. 104 Nachdem die Hühner das zweite Gehege leergeputzt haben (nach 6-10 Wochen), erntet man das erste ab und pflanzt dort Wurzelgemüse. Das zweite Gehege bepflanzt man so wie zuvor das erste. In einigen der Gehege pflanzt man wichtige tropische Obst- und Nußbäume. Sobald die Hühner das dritte Gehege ausgeräumt haben, erntet man das zweite Gehege ab (10 Wochen). Im ersten Gehege gräbt man die Wurzeln aus, das dritte bepflanzt man mit grünen Nutzpflanzen (Erbsen, Bohnen, brassica) ... usw. usf. Die Hühner gibt man wieder ins erste Gehege, nachdem die Wurzeln heraußen und Früchte und Bäume gut gewachsen oder ausreichend geschützt sind. Dieses Gehege besät man, 10 Wochen bevor man die Hühner wieder einläßt, mit Buchweizen, Sonnenblumen, Taubenerbsen, Reis oder Gerste. Getreide und Ähren lagert man in Büscheln, die man unter einem Dach aufhängt und verfüttert sie nach Bedarf zusammen mit Papayas und Bananen an die Hühner. Die Samen von Leucaena fallen ins Gehege. Abbildung 6.9 zeigt die Abfolge für ein Gehege. Nach einem Jahr können sich die Hühner selbständig von Getreide, Ernteabfällen und Papayas ernähren. Man kann sie auch täglich aus einem Gehege herauslassen, um sie Grünzeug fressen zu lassen. Wenn die Obstbäume dicht gepflanzt sind und die Gemüsegehege verschatten, kann man das System auf frische Wiesen ausdehnen (nahe bei den vorherigen Gehegen), die man dann für Blatt- und Wurzelgemüse, Getreide und gemischte Obstkulturen nutzt. Nach zwei Jahren ist eine Fläche von einem Joch (knapp ein halber Hektar) sehr ertragreich. Wir haben es hier mit einem kombinierten System zu tun, in dem Hühner sowohl als Arbeitskräfte als auch als Produzenten benutzt werden. Genauso einfach könnte man auch Schweine einsetzen. 6.4 SCHWEINEWEIDEN Schweine suchen ihr Futter von Natur aus in Wäldern und Sümpfen und grasen, suchen und wühlen (sie graben Wurzeln und Knollen aus). Sie grasen alle Gräser, Kräuter und liegenden Schlingpflanzen ab, suchen nach Fallobst und Nüssen (Maulbeeren, persimmons, Feigen, Mango, Johannisbrot, Eicheln, Avokados usw.) und graben Yams, Erdäpfel, Bambus, Pfeilwurzel, bracken ... aus. Freilaufende Schweine sind gesünder, in der Fütterung billiger und haben weniger gesättigtes Fett als in Ställen gehaltene. Sie eignen sich jedoch nicht immer für Schinken und brauchen unter Umständen 2-4 Wochen Getreidefutter um die Fette zu härten (sättigen). Winterliche Stallhaltung kann in Gegenden mit kalten Wintern nötig sein, und für eine Sau und deren Wurf braucht man ein Ferkelgehege. Schweine hält man am billigsten, wo Molkerei-, Obstgarten-, Wurzel- oder Fleischabfälle anfallen, und sie kommen auch mit Überbleibseln von Gaststätten und Haushalten gut zurecht. Eine gute Weide bietet Leguminosen (Klee, Luzerne), Beinwell, Zichorie und junge Gräser. Schweine fressen davon 11 kg Grüngewicht pro Tag, sie haben größeren Appetit als eingesperrte Artgenossen. Sie brauchen auch Samen, Obst, Körner und Nüsse. Um ein bepflanztes Freilaufgehege anzulegen, sollte man den Boden eggen (nicht pflügen) und kalken, dann mit einem guten Gras-Leguminosen-Gemisch besäen, wobei man Beinwell, sunroot in die Eggfurchen drückt. Bäume kann man knapp außerhalb der Zäune und in mit Stromzäunen geschützte Ecken setzen. Jeder Obstbaum ist nützlich, und auf reife Obstgärten wirken Schweine vorteilhaft. In einem großen Betrieb "pflügen" 20 Schweine auf 4000 m² (1 Joch) die Fläche durch Scharren und Wühlen für die Pflanzung von Beinwell, sunroot, Luzerne, Zichorie und Klee. Dann läßt man sie brach liegen. Die Schweine beseitigen gorse, Brombeeren und kleine Sträucher. Nach ihnen kann man eine Wiese ansäen, dann eine Weide für Rinder, danach wieder für Schweine. 105 Die Entwicklung eines vollständigen Weideangebots braucht 3-5 Jahre, und auch dann muß den Schweinen noch manches davon über den Zaun geworfen werden, wie z. B. Bananen und Papayas, da die Schweine Jungbäume ruinieren können. Die Abbildungen 6.10 bis 6.12 zeigen Modelle für Schweinesysteme. 6.5 ZIEGEN Abgesehen von ihrem Wert als Milch- und Fleischlieferanten sind Ziegen bei der Rodung von Neuland nützlich. Auf verwilderten Weiden mit gorse oder Brombeeren kann man die Ziegen für die Vorbereitung auf zukünftige Pflanzungen einsetzen, wobei man sie entweder vorübergehend gruppenweise in Gehege sperrt oder einzeln anpflockt und alle paar Tage verlegt. Wenn man hierfür Milchziegen einsetzt, muß man ihnen auch feste Nahrung geben, um eine gute Milchleistung zu erreichen. Für eine geringe Anzahl von Ziegen (1-3) kann man ein Gehege mit Maschenzaun anlegen, das von Bäumen und Sträuchern bis zu zwei Meter breit gesäumt wird. Um mehr Randzone zu erhalten, kann man im Gehege selbst zwei Reihen Tagasaste pflanzen wie in Abbildung 6.13 dargestellt. Es gibt ein paar Bäume, die weidende Ziegen aushalten; zu diesen gehören Trauerweide, Maulbeere, tree medic, einige Akazienarten, leucaena, Tagasaste und Holunder. Ziegen mögen Eicheln und die Schoten von Johannisbrot, Honey locust ... Für Kulturpflanzen sind Ziegen sehr schädlich, weil sie, vom Grasen abgesehen, Baumrinden abknabbern. Anpflocken und die Verwendung von Baumschutz ermöglichen vorübergehendes Einlassen von Ziegen in die heikleren Teile des Anwesens, aber Ziegenhaltung in großem Stil ist mit Permakultur nicht vereinbar. 6.6 WIESENPFLANZEN UND GROSSE TIERWEIDEN Wiesen und Weiden für Kühe und Schafe sind meist ziemlich weitläufig (8 Hektar oder mehr, bei geeigneter Landschaft und passendem Klima, ernähren genug Vieh für einen bescheidenen Lebensunterhalt). Obwohl man einen Großteil der Fläche mit Gräsern und Leguminosen wie Klee besät, sind die Bäume in diesem Gefüge besonders wichtig, um folgende Funktionen zu erfüllen: In Dürrezeiten oder Zeiten, wenn Gräser spärlich wachsen, Futter zu geben Vieh gegen scharfen Wind, vor Schnee, Regen und Sonne zu schützen (Windschutz und Schattenspender) Bei ausgemergelten Böden Wiederaufbau der Bodenfruchtbarkeit durch Laubfall und stickstoffbindende Leguminosen Schutz von Wasserbecken oberhalb von Dämmen und an steileren Hängen (Rinder müssen von diesen Bereichen ferngehalten werden) Erosionsschutz auf Hängen und in Gräben PLANUNG EINER AUSGEWOGENEN FUTTERVERSORGUNG Weidetiere brauchen eine Wasserquelle, bei Schlechtwetter einen Unterschlupf, einen Salzlecker und Nahrung, die man einteilen kann in (a) ein- und mehrjährige Gräser und Leguminosen, (b) 106 Zuckerschoten wie Johannisbrot und honey locust (Sommer), (c) Kohlenhydrate wie gekeimtes Getreide und Silage (Winter) sowie (d) Blätter, um übers Jahr ständig Futter zu haben. Das uralte Problem einer jahreszeitlichen Futterknappheit wird in Abbildung 6.14 dargestellt. In gemäßigtem Klima, wo Winterregen vorherrscht, erreichen sowohl ein- als auch mehrjährige Wiesenpflanzen ihr stärkstes Wachstum im Frühling; im Herbst gibt es einen schwächeren Wachstumsschub, wenn früh Regen fällt. Obwohl der Verkauf von Jungvieh oder das Auslichten der Herden nach dem Werfen den sommerlichen Futterbedarf senkt, ist nicht zu übersehen, daß es im Hochsommer und im Winter einen Futtermangel gibt, ersteres wegen der Dürre im Sommer, letzteres wegen der Kälte und des langsamen Wachstums der Pflanzen. Ergänzungen durch Baumfrüchte sollte man einplanen, um die Lücken zu füllen, die die Wiese allein offen läßt. Hochsommerliches Futter liefern zum Beispiel die Schoten von Johannisbrot und honey locust, die Blätter von taupata, pampas grass und Tagasaste, Winterfutter die gleichen Blattpflanzen und die große Vielfalt von Eichen (Eicheln), Kastanie und Schwarze Walnuß (Nüsse). Beide Nahrungsarten sind festes, hochwertiges Kraftfutter, das eine effizientere Nutzung trockener Weiden ermöglicht. Früher hat man Laub von kurrajong, Weide und Pappel geschnitten, um Herden über die Dürre zu bringen. Für Weidesysteme unter einem Futterwald pflanzt man Streifen niedrigen Futterlaubs, wo man Herden für kürzere Zeiträume hintreiben kann. In Neuseeland hat man umzäunte TagasasteHecken mit großem Erfolg eingesetzt; die Kühe und Schafe können die Pflanzen nicht umbringen, aber die nachwachsenden sukkulenten Blätter durch die Maschen des Zauns hindurch abknabbern, wenn man sie während der Wachstumszeit der Pflanzen etwa einmal im Monat in den Bereich hinein läßt (Abbildung 6.15). Ein allmählicher (4-10 Jahre) Übergang zum rechten Maß an Baumfruchtarten würde den Bedarf an teuren Futtererntemaschinen, an Lagerung und Verarbeitung von Futtergetreide und Heumahd reiner Wiesenbewirtschaftung, wie wir sie heute kennen, beseitigen. Dies ist auch für die Tiere, die sich bei arger Hitze in den Wald zurückziehen und die Wiesen in den milderen Zeiten des Frühlings und Herbstes bevölkern können, angenehm und wohltuend. Als weitere Vorteile ergeben sich sodann, daß die Herden weit weniger Hitze- und Kältestreß ausgesetzt sind und sowohl der Bauer als auch die Herden übers ganze Jahr weniger Kraft verbrauchen. Schätzungsweise 15% des Rindfleischertrags gehen nur durch fehlenden Unterschlupf verloren. Richard St. Barbe-Baker behauptet, daß, wenn man 22% der Fläche mit Nutzbäumen bepflanzt, sich auf den verbleibenden 78% der Fläche die Erträge verdoppeln, so daß in Wirklichkeit durch Waldbau keine Erträge verloren gehen. Um rundherum Hecken aufzubauen, säen oder pflanzen Sie darunter Luzerne, Beinwell, Zichorie, Löwenzahn und eine mittelhohe Pflanzung mit Tagasaste, siberian pea tree, ... und eine hohe Obergeschoß-Pflanzung mit Weide, Pappel (ausgesuchte hochwertige Futtersorten), white oak und bekanntermaßen beliebte holzige Futterpflanzen (). Derartige Hecken könnte man so gestalten, daß sie pro Jahr 10% der Fläche bedecken, bis zum vierten Jahr; dann wären 40% der Fläche mit einer breiten, vielfältigen, umlaufenden Hecke aus tiefverwurzelten Sträuchern bestanden, und es gäbe hohe Futterbäume und sogar hochwertige Nutzhölzer (Abbildung 6.16). Nach vier bis fünf Jahren kann man, befristet und unter Aufsicht, Vieh wie Schafe und ein paar junge Kühe hineinlassen, um die Fläche abzugrasen. Von den Jahren 6-8 an kann man längere Weidezeiten zulassen, und in Notfällen kann man Arten wie Weide und Pappel schneiden und als Notnahrung an die Tiere verfüttern. Ein Doppelzaunsystem ist beim Aufbau einer Permakultur-Hecke oder eines -Windschutzes auf einer bestehenden Weide in freiem Land mit Rindern oder anderen großen Tieren von Nutzen (Abbildung 6.17). Zaunstrecken bieten sich für Windschutz an, und in den inneren Bereichen können den Zäunen entlang aufgehäufte Steine und die Pflanzung von Hecken nach und nach einige Zäune ersetzen. Eine 107 dichte, gemischte Hecke aus stachligen Sträuchern mit einer niedrigen Steinmauer ist für die meisten Tiere so gut wie undurchdringlich. Hecken steigern die Ertragskraft des Gefüges beträchtlich und liefern Obst, Nüsse, Holz (z. B. Bambus), Tierfutter, Bienennahrung, Lebensraum für Vögel und Nahrung für den Menschen. Darüber hinaus wirken sie als Windschutz und Sonnenfallen. Kraftfutter hat in diesem System Platz, und zwar als Futter in Zeiten knappen Weideangebots, zum Mästen und zur Aufrechterhaltung der Milch- und Eierproduktion. Der Neigung, zwecks rascher Gewichtszunahme ausschließlich Konzentrate zu verfüttern, sollten sie aber nicht nachgeben. Natürliches Kraftfutter (honey locust, Johannisbrot, Eicheln, Kastanien, Getreide) sollte aus dem System selbst kommen. Obwohl man diese Kraftnahrung an manche Tiere roh verfüttern kann, kann ein Schroten, Einweichen und Keimenlassen nötig sein; dies um so mehr, als das Keimen die Qualität mancher Vitamine um ein Vielfaches steigert. Am besten eignen sich Getreide, die bei mäßigen Temperaturen keimen: Weizen, Buchweizen, Luzerne, Hafer, Gerste, Reis, Sojabohnen, Mungbohnen, Linsen, Erbsen, Kichererbsen, Kürbis, Kresse, Sonnenblumensamen, fenugreek, Sesam und Roggen (all diese können natürlich auch für menschliche Nahrung gekeimt werden). Heu und Silage von wertvolleren Futterpflanzen des Anwesens, wie Luzerne, können für den Winter aufgehoben werden. Zweck solcher Weide-Futterbaum-Systeme ist es, über Dung und stickstoffbindende Leguminosen ständig Nährstoffe im Kreislauf von Pflanzen zu Tieren und zurück in den Boden zu bewegen und die Vielfalt der Erzeugnisse des Bauernhofs zu vergrößern. Baumprodukte wie Johannisbrot und Kastanie können auch noch direkter in Zucker, Brennstoffe, Nahrungszusätze, Mehle usw. umgewandelt werden. Dies ist von großem Wert, wenn der Absatz von Wolle, Häuten und Fleisch nachläßt und verschafft dem Waldbauern einen großen Vorteil gegenüber dem reinen Wiesenbauern, der an einen einzigen Markt oder ein einziges Erzeugnis gebunden ist. In einer Welt, deren Wirtschaft von den Energiekosten bestimmt wird, müssen sich die Bauern der Möglichkeiten der Polykultur voll bewußt werden. Ein einseitiges System kann durch einen Faktor ruiniert werden. So wie ein kleinräumiges Permakultur-System in Zonen gegliedert ist, so sind auch die Bauern vom Markt und auch von Versorgungszentren Zonen weit entfernt. Größere Entfernung bedeutet höhere Kosten und größere Bedeutung von Eigenerzeugung wichtiger Dinge, insbesondere Dünger und Brennstoffe. Man sollte also in Hinblick auf örtliche Erfordernisse und Entfernung vom Markt auf die Auswahl der Baum- und Tierarten achten. 6.7 ROLLENDE PERMAKULTUR FÜR GROSSE ANWESEN Rollende Permakultur ist eine Methode, langsam von einer Wiese zu einem ertragreicheren und vielfältigeren System zu wechseln. Nahezu alle größeren Anwesen, 20 Hektar oder mehr, haben Flächen, die ohne großen Ertragsverlust ausgezäunt werden können. Dies trifft insbesondere auf steile, steinige, erodierte oder schwierige Böden zu, auf unzugängliche Winkel und auf kalte oder windige Täler. Man kann Bäume pflanzen, die zuerst als Hecke Schutz bieten und später zu einer vielfältigen Weide und Baumfrucht-Quelle werden (Abbildung 6.18). Die ersten schmalen oder Kernpflanzungen enthalten möglichst viele nützliche Arten in nahezu zufälliger Zusammenstellung, ziemlich dicht gepflanzt, so daß man Stangenholz auslichten kann. Bei einer rollenden Permakultur unternimmt man folgende Schritte: 1. Tiere schließt man durch Zäune aus, für gewöhnlich durch solar gespeiste Elektrozäune. Man bereitet die Fläche erforderlichenfalls durch Bodenregeneration (chisel ploughing) und Kalken vor. 108 2. Pflanzen Sie einen Kern von Bäumen, die sich als Windschutz und Weide eignen. Mulchen und düngen Sie die Bäume mit einer Lösung aus Meeresalgen, Blut und Knochenmehl oder Stall- und Geflügeldung. Ein ausgezeichneter Trick ist es, rund um die Bäume herum in leeren Reifen zu mulchen. Das schützt diese am Anfang vor Wind, Kaninchen und Dürre. Dorniger oder Distelmulch in den Reifen schreckt kleine Weidetiere ab. 3. Treiben Sie nach und nach Geflügel oder Kleinvieh in den Bereich hinein und achten Sie auf etwaige Schäden. 4. Verlegen Sie die Zäune oder errichten Sie weitere, sowie das System sich bewährt, und fahren Sie damit fort, über die Landschaft zu rollen. 5. Merzen Sie schwächere Pflanzen als Stangenholz aus und lassen Sie ausgesuchte ertragreiche oder starke Bäume und Büsche weiter wachsen. 6.8 VERGESELLSCHAFTUNG UND WECHSELSEITIGE BEEINFLUSSUNG BEI TIEREN Wie das ganze Gefüge überhaupt sind auch Tiere zu nutzbringendem und symbiotischem Zusammenwirken in der Lage, aber auch zu Konkurrenz und Verfeindung. Eine Gestaltung, die solche Beziehungen positiv nutzt, beruht auf Erfahrung und Beobachtung; jedoch kann man, wie im folgenden, ein paar Beispiele studieren. Geflügel putzt alles weg und verwertet Nahrung, die von anderen Tieren verschlampt wird. Andererseits können Hühner Tuberkulose auf Rinder übertragen und damit auch auf den Menschen. Auch Schweine können leicht von Hühnern angesteckt werden; die beiden sollte man also nicht mischen. Rinderdung liefert Nährstoffe für Schweine, die den Rindern auf der Wiese folgen können. Bei stehendem Getreide können schon die Überbleibsel von vier einjährigen Stieren ein Schwein ernähren. Enten, die ebenfalls Allesfresser sind, folgen Schweinen und ergattern oft Leckerbissen, wo Schweine gewühlt haben. Katzen sind für das Kleintierleben (Vögel, Eidechsen, Frösche usw.) höchst zerstörerisch und sind daher eindeutig Schädlinge. Die Schadinsekten in den Vorstädten könnten von Fröschen und Eidechsen stark dezimiert werden, wenn man die Katzen beseitigen würde. Die Aufeinanderfolge grasender Arten und deren Durchmischung muß man gemäß den Überlegungen über Krankheitsübertragung zwischen Arten und ebenso aufgrund bestimmter Zustände der Wiesen regeln. K apit el 7 WASSERBEWIRTSCHAFTUNG UND SÜMPFE Ein Teich oder See kann als Spiegel, Wärmespeicher, Abfluß, Schadstoffilter, Transportmedium, Feuerabschirmung, Badegelegenheit, Energiespeicher oder zur Bewässerung dienen. Darüber hinaus bringt er auch von Natur aus Erträge. 109 Teichsysteme und Wasserkulturen sind aufgrund der ständigen Versorgung mit Wasser und Nährstoffen in leicht aufzunehmender Form und einer Vielfalt von eßbaren und verkäuflichen Pflanzen und Tieren weit ertragreicher und wirksamer als Land-Systeme. Eine Mischung von Fischen, Krebsen, Weichtieren, Wasservögeln, Wasserpflanzen, Uferpflanzen und ufernah untergebrachten Landtieren nützt verschiedene Nischen und Arten von Nahrung im System. In den meisten Büchern wird Wasserkultur als Fischkultur abgehandelt, aber es gibt ebenso viele nützliche Pflanzen wie Fische, die man im Wasser pflanzen kann und eine große Vielfalt an Algen, Weichtieren und sogar eßbaren Insekten und Fröschen, mit der man sich ebenfalls befassen sollte. Man kann ein System so gestalten, daß man alles zum Hauptertrag machen kann: Fisch, Wasserkastanie ... Schwämme, die man auf verrottenden Stämmen zieht und so weiter. All dies sind "Wasserkulturen". Es ist besser, einen kleinen, verläßlichen Spezialmarkt zu beliefern - Rotalgen für Karotin zu züchten, zum Beispiel - als sich auf einen Massenmarkt zu begeben wie mit konzentratgefütterten Forellen oder anderen kapitalintensiven Geschäften. Dieses Kapitel kann nur ein paar Anregungen für die Bewirtschaftung kleiner Bauernteiche oder privater Hausteiche geben. Es ist wichtig, zu bedenken, daß ein System, je intensiver man es nutzt, um so mehr Forschung, sorgfältige Planung und ordentliches Wirtschaften braucht. ANLAGE EINES TEICHES Bei der Planung und beim Bau von Wirtschaftsteichen sollte man darauf achten, folgendes einzuplanen: Für brütende Wasservögel Inselbereiche, für Futterpflanzen der Wasservögel seichte Uferbänke an den Innenrändern des Teiches und eine tiefe Grube für Fische in Bereichen, wo das Wasser weniger als 3 Meter tief und die Sommertemperaturen hoch sind. Darüber hinaus schützen Unterwasser-Verstecke wie alte Reifen, irdene Röhren und hohle Baumstämme kleinere Arten vor Raubfischen und Kormoranen. Die Ufer des Teiches befestigt man mit Holzstufen oder händisch zugeschnittenen Vorsprüngen; dazu verwendet man Bambus, Pampasgras oder andere flachwurzelnde Arten. Sträucher kann man pflanzen, aber das Wurzelwerk großer Bäume könnte das Ufer irgendwann beschädigen und sollte vermieden werden. Setzen Sie in einem neu angelegten Wirtschaftsteich oder Stausee nicht sofort Fische aus. Neue Gewässer bieten im Unterschied zu gut ausgereiften Seen noch nicht genug natürliche Futterquellen. Nachdem sich der Teich zum ersten Mal gefüllt hat, legen Sie entlang der Ufer 5-10 cm Stroh auf und treten Sie es in den feuchten Boden. Das hält nicht nur die Bodenerosion gering, sondern bildet auch eine Bedeckung und liefert Nahrung für kleine Wasserinsekten. Wasserpflanzen wie ... und sogar einige wenige Wasserkräuter helfen auch dabei, den Vorgang in Schwung zu bringen. Neue Seen sind manchmal sehr schlammig und brauchen eine Gipszugabe (wird in einer Menge von 560 kg/ha zugegeben). Vermindern Sie die vom Zufluß in den See einströmende Schlickmenge durch Begrasung des Flußbetts oder der Böschung unmittelbar oberhalb des Sees. Eine sorgfältige Bewirtschaftung des Einzugsbereichs (Anpflanzung von Bewuchs, Steuerung des Wasserflusses) ist von entscheidender Bedeutung dafür, daß der Teich nicht mit Schlick gefüllt wird. Eine Insel baut man in einem neuen Teich einfach durch Aufhäufung von Lehm zu einem großen Hügel, den man mit Erde bedeckt; oder man stapelt Reifen zu einem Haufen auf und füllt sie mit Erde (Abbildung 6.19). Vieh sollte man durch Zäune von Wirtschaftsteichen fernhalten; es verschlammt das Wasser, ruiniert den Bewuchs und kann schwere Erosionsprobleme verursachen. TIEFE UND FORM VON TEICHEN 110 Die Anzahl von Fischen, die man in einem Teich halten kann, hängt direkt mit dessen Oberfläche zusammen, nicht mit der Tiefe oder dem Volumen. Die Oberfläche bestimmt das Ausmaß des Nahrungsangebots im und ums Wasser herum. Die Tiefe ist jedoch auch bedeutsam, nämlich insofern, als die Fische zum Grund des Teiches entkommen können müssen, um sich bei heißem Wasser abzukühlen und um Kormoranen und anderen fischfressenden Vögeln zu entwischen. Ein übliches Maß ist eine Tiefe von 2 bis 2,5 Metern. Die folgenden Teichanordnungen sind weltweit gebräuchlich: Teiche hintereinander: Fische verschiedener Altersgruppen können nach Art eines Fließbands stromabwärts gestaffelt werden (Abbildung 6.20 a). Auf diese Weise wird den Fischen über eine "Nahrungsleiter" von nahen flachen Teichen und Tümpeln Futter zugeführt. Diese versorgen die Hauptteiche mit einem Überfluß an lebender Nahrung, sind aber vor Raubtieren sicher abgeschirmt, so daß sich rasch vermehrende Nahrungsorganismen frei ausbreiten können. Da das Futter 70-90% der Kosten ausmacht, ist es weit billiger, es selber zu züchten als es zu kaufen. Eine solche Anordnung hat den Nachteil, daß jeder Parasit, jede Krankheit oder jede Wasserverunreinigung zu jedem Teich fließt; obwohl das in kleineren Anlagen nicht oft vorkommt, muß mit diesem Risiko gerechnet werden. Teiche nebeneinander: Dies hat den Vorteil, daß bei einer Krankheit jeder Teich isoliert ist; auch hier kann wieder ein Nahrungsteich oberhalb des Wirtschaftsteichs liegen (Abbildung 6.20 b). Man beachte bitte, daß "Futterarten" entweder direkt eßbar sein oder als Köder verwendet werden können. Im allgemeinen lassen sich nebeneinander liegende Teiche leichter regulieren, entwässern und warten als hintereinander gestaffelte. Kanalteiche: Diese sind vor allem für Fische geeignet, die sich vom Bewuchs am Teichrand () oder von Landnahrung ernähren (Forellen). Zu den ertragreichsten Fischzuchten, die man kennt, gehören die mit langsam fließenden Kanälen mit reichlichem Nahrungsangebot an den Seiten (einige Schweizer Hügelzuchten für Forellen sind de facto Konturkanäle auf recht steilen Lehmhügeln). In Kanälen sind Fische oft leichter mit Netzen zu fangen als in großen, unstrukturierten Teichen (Abbildung 6.20 c). Die ideale Lage und Gestalt von Teichen ist vielleicht die von Kanälen durch eine Sumpfwiese , in der Futterarten sich vermehren, so daß die Kanäle 20-30% der gesamten Wiesenfläche ausmachen. Die Kanäle bevölkert man mit Raubfischen, die sich durch die Anlage bewegen und Krustentiere und kleinere Fische fressen. Man fängt die Fische mit Netzen, wenn in der angrenzenden Feuchtwiese Niederwasser herrscht, z. B. in trockenen Sommern. TEICHGRÖSSE Es braucht niemand zu glauben, daß Teichkulturen nur in die üblichen Halb-Joch-Teiche passen. Es folgen einige nützliche Kulturen für kleine und große Teiche: 1-2 Quadratmeter: Wasserkresse, Taro, Wasserkastanie und ein paar Frösche zur Schädlingsbekämpfung im Garten. Eine seltene Wasserrose oder eine kleine Brut einer seltenen Fischart oder eine Aquariumspflanze. 5-50 m²: Eine breite Palette pflanzlicher Nahrung; und an der Obergrenze dieser Größenordnung ausreichend sorgsam ausgesuchte Fische für eine Familie. 50-200 m²: Spezialkultur für den Markt, Zuchtbestand, hochwertige Pflanzen und volle Eiweißversorgung für eine Familie. Ernährt einen Entenschwarm. 200-2000 m² und mehr: Kommerzielle Nutzung für hochwertige Fische und Schalentiere. Noch größere Maße ermöglichen Freizeitnutzungen. 111 (Beachten Sie, daß jede größere Einheit alle Nutzungen der kleineren Einheiten einschließt) VORTEILHAFTE POLYKULTUR ODER GILDE Obwohl man einen Wirtschaftsteich auf einen Hauptzweck hin ausrichten sollte (ein spezieller Fisch, Krustentier oder eine Wasserpflanze), ist es wichtig, eine Reihe von harmonierenden Wasserlebewesen zu kombinieren, um alle vorhandenen Nischen des Gewässers zu füllen oder das Haupterzeugnis zu fördern. Die großen Gruppen von Wasserlebewesen sind wie folgt: Pflanzen, von den Ufersträuchern bis zu voll unter Wasser stehendem Bewuchs und Phytoplankton Wirbellose, sowohl Kleinstlebewesen als auch Schalentiere oder Krebse Fische, von Futterfischen bis zu Pflanzenfressern, Weichtierfressern und Räuber-Arten: Bis zu 6 sorgfältig ausgewählte Fischarten könnten einen Teich nutzbringend bevölkern und den Ertrag erhöhen Wasservögel, besonders Enten und Gänse, und sogar über dem Teich untergebrachte Tauben Zu den Teichpflanzen gehören: Eßbare Wurzeln wie Taro, Wasserrose, Lotus und , unter Wasser an den Ufern oder am Boden wachsend, eventuell von einem alten Reifen umgeben, um ihre Standorte zu kennzeichnen Schwimmende Wasserpflanzen wie und die am Boden wachsenden Wasserpflanzen . Diese können ganze Teiche bedecken, können aber auch zusammengerecht und entweder an Tiere verfüttert (Enten leben gut davon) oder als Mulch für Gärten oder Teichpflanzen in der Umgebung verwendet werden Pflanzen der seichten Randzone wie hohes Schilf, ... als Rückzugsräume für Frösche und Vögel Pflanzen der feuchten Randzone wie Bambus, Papaya, Banane, Beinwell, Holunder und kurze Bodendecker wie Gras oder . Diese Bodendecker geben den Ufern Festigkeit, halten sie grün und ernähren Enten und Gänse. Für die Wassertiere ist eine Reihe von bestimmten Futterarten verschiedener Schichten von Nutzen. Die, die am Boden des Teiches fressen, filtern oder fressen Brösel und tierisches Plankton, während die Oberflächenfresser Pflanzenfresser sind und Algen und Gräser abweiden. Die Raubfische der mittleren Schicht ziehen durch den ganzen Teich. Zu den Bröselfressern gehören Süßwassermuscheln und Muscheln, die am Boden des Teiches im Schlamm leben. Sie können mit ihren Organen bis zu 900 Liter schmutziges Wasser pro Tag filtern und scheiden konzentrierte Lösungen (für gewöhnlich Phosphor) in den Schlamm aus, der später im Obstgarten oder auf Feldern als Dünger verwendet werden kann, wenn man den Teich trockenlegt. Weiters gehören auch Krebse, Krabben und zu den Wassertieren, die am Boden des Teiches (Plankton) fressen. Zu den pflanzenfressenden Fischen gehören beispielsweise die Graskarpfen, die den Teich komplett von Kräutern und überwucherndem Bewuchs säubern können. Sie wachsen sehr schnell und erreichen bei entsprechendem Nahrungsangebot binnen drei Monaten Marktgewicht. Auf Hawaii belegt man Teiche mit Süßwasserhummern als Hauptkultur und mit Graskarpfen, die überwucherndes Kikuyugras fressen, als Zweitertrag. Enten geben Nährstoffe in den Teich ab (Enten und Fische sind eine ausgezeichnete Hochertragskombination). 112 Raubfische (z. B. Barsch, Forelle) fressen andere Fische; in einer vielfältigen Polykultur schirmt man sie vom Rest des Teiches ab. Kleine Fische und Krustentiere dringen in den abgezäunten Bereich ein und werden gefressen. Derartige abgeschirmte Bereich kann man nutzen für: Wasserzufuhr und Notdurchlüftung; dies macht man beispielsweise bei Aalen und spart dabei an den wenigen Sommernächten Energie, wenn die Durchlüftung des ganzen Teiches teuer käme In den kleineren Teichen kann man hochwertige Raubfische halten, um zu kleine Fische aus anderen Teichen zu vertilgen, und zwar durch eine Gitternetz-Abtrennung, die verkümmerte oder in Überzahl vermehrte Fische durchläßt Oder man züchtet in den kleineren Teichen Krebse oder für die größeren Fische im Hauptteich. Swingle (s. Verweise am Ende dieses Kapitels) schätzt, daß 30% jedes Teiches mit Gewinn für weidende Fische und Krebse abgeschirmt werden könnten; Nährstoffe gelangen in diesen Teil des Teiches, wo sie von den Krebsen rasch aufgenommen werden. WASSERQUALITÄT UND TEICHDÜNGUNG Beim Aufbau einer Artengemeinschaft für einen Teich muß man sich vorrangig um die Beschaffung von Dung (Dünger) für das Teichsystem kümmern, um Futter für die anderen Lebewesen, um die Regulierung des Teichklimas (Randbewuchs) und um die Verbesserung der Wasserqualität, insbesondere hinsichtlich der Verwertung von Abwässern und der vollen Nutzung der Nahrungsmittel. Sauberes Wasser mit einem pH-Wert von 7-8 ist am besten. Wenn das Wasser zu sauer ist, werden Bodennährstoffe gebunden und nicht ins Wasser abgegeben. Es ist ganz normal, daß Teichböden mit der Zeit versauern, und obwohl man auf der Teichoberfläche Kalk aufbringen kann, kann man den Teich auch alle paar Jahre trockenlegen. In Südostasien ziehen viele Bauern Kulturen auf entengedüngten Teichböden und füllen den Teich nach dem Kalken von neuem für einen weiteren Fischzyklus. Trockenkulturen in Teichen kann man alle 2-4 Jahre anbauen, um die im Bodenschlamm aufgebaute, meist hohe Nährstoffkonzentration für eine hochwertige, schnell reifende Kultur von Melonen oder eines "Luxus"-Getreides wie wilden Reis zu nutzen. Die Düngung des Teiches ist ein Schlüsselfaktor für die Ertragssteigerung und kann durch Landtiere, Laubfall und andere Vegetation erfolgen. Dem Teich zugeführter Dung steigert das Wachstum der Pflanzen und die Blüte des tierischen Planktons, welche wiederum das Nahrungsangebot erhöhen. Wasservögel auf dem Teich, pflanzenfressende Fische in den Randbereichen und Landtiere, die über dem Teich oder entlang eines Kanals, der zu diesem führt, behaust sind, bringen allesamt wertvollen Dünger ins Wasser (Abbildung 6.21). Vor allem Krebse verwerten die Exkremente anderer Arten rasch, und Hummer gedeihen bei Fütterung mit Graskarpfendung ebenso gut wie mit Hühnerkot, da sie die Algen und fressen, die auf der Oberfläche der Exkremente wachsen. Schwimmende Wasserpflanzen (in Schwimmreifen eingefaßt) und ausfransende Schilfgürtel helfen bei der Beseitigung oder Wiederverwertung von Nährstoffen des Teiches für Landkulturen, indem sie als Mulch oder Kompost genutzt werden. Nachdem man die Fische mit Netzen herausgeholt hat, kann man mit dem nährstoffreichen Teichwasser Landkulturen tropfbewässern, was eine Ertragsverdoppelung bei Blättern oder Früchten bringt. Dichtbevölkerte oder nährstoffreiche Teiche muß man bei Hitze durchlüften, sonst sterben die Fische. Bei Wirtschaftsteichen, die während kritischer Zeiten sorgfältig überwacht werden, verwendet man für gewöhnlich Paddelpumpen zur Durchlüftung. Bei Bauernteichen wählt man aber am besten Arten aus oder belegt den Teich mit Beständen, bei denen eine Durchlüftung nicht nötig ist. Nahestehende 113 Bäume können aufgrund ihrer Größe und Gestalt bei Hitze Schatten spenden; eine solche Beschattung durch im Winter laubwerfende Pappeln oder Weiden spart Durchlüftungskosten und liefert Blätter für Wurmbeete. Wasserreinigung und Abfallbeseitigung (Fisch- und andere Exkremente) erreicht man am besten durch die Einbindung einer Reihe von Allesfressern, insbesondere Süßwassermuscheln und Oberflächenalgenfressern (, aber auch und Krebsen. FÜTTERUNG VON FISCHEN Um den Arbeitsaufwand zu minimieren, sollte man Teiche als Weidesysteme anlegen. Futter kann man indirekt bereitstellen, indem man den Teich von Enten düngen läßt, ausfransenden Bewuchs anpflanzt, von dem Insekten sich ernähren, z. B. indem man Seidenraupenlarven, die Maulbeerblätter fressen, ab und zu in den Teich schüttelt, und indem man an der Oberfläche des Teiches Insektenfallen anbringt. Auch die Pflanzung von Blütenpflanzen, die oder Wespen anlocken und grüne Bodendecker wie , Luzerne, Beinwell und andere nahrhafte Pflanzen tragen zur Ernährung der Fische bei. Zu den direkten Fütterungsmethoden gehört die Zucht eiweißreicher Würmer und Insekten (Kulturmaden) in eigenen Beeten oder das Fangen von Insekten im Obst- oder Gemüsegarten, um sie an die Fische zu verfüttern. Man kann in kleineren Teichen Heuschrecken, Fliegenmaden, und Krebse züchten; auf dem Teich selbst kann man für spezielle Kulturen oder zur Fütterung Flöße und Ringnetze anbringen - Würmer und vermehren sich auf Flößen ebenso gut wie am Land. Das eiweißreiche Insektenfutter ergänzt man durch kohlehydratreiche Körner wie z. B. Sorghumsamen, Reisabfälle und -spelzen. Diese zieht man vor Ort mit nährstoffreichem Teichwasser. Der Teich muß von Anfang an mit unverseuchten Tieren belegt werden; kaufen Sie also, wenn möglich, bei einem anerkannten Händler. Natürliche Nahrung wird nur dann voll verwertet, wenn die Fische bis zum Optimalgewicht wachsen; schnell wachsende und Krebse können diese Nahrung nutzen und sie (als Zuwachs) in ihrem Körper speichern, wo sie später von Räubern genutzt werden. Mit der Steigerung der Bestandszahl von Fischen pro Flächeneinheit geht die Ausbeute zurück. Zu wenige große Fische oder zu viele kleine Fische weisen auf Unter- bzw. Überbelegung hin, wobei der häufigste Fehler der Züchter Unterbelegung ist. Das Ziel besteht nicht bloß in der Erreichung höchster Erträge, sondern auch darin, Fische oder Pflanzen von passender Größe zu bekommen. Überreife Fische und Pflanzen verbrauchen, aber wachsen nicht maximal. Vor der Jahrhundertwende gab es noch in jeder Stadt Bauernhöfe und Obstgärten. Obwohl es in den Entwicklungsländern noch solche produktiven Nischen gibt, hat die heutige Nachfrage nach Gewerbebauten, Industrie und Wohnraum den Nahrungsanbau über die Randbezirke hinaus in ferne Landschaften abgedrängt. Die Städte sind völlig unfähig geworden, sich mit Nahrung und Energie selbst zu versorgen und verbrauchen heute weit mehr als sie herstellen können. Die Permakultur bemüht sich darum, den Nahrungsanbau in die Städte zurück zu bringen und die Gebäude so umzugestalten oder anzupassen, daß sie Energie sparen oder selbst Energie gewinnen können, durch Nutzung wohlbekannter Energiesparmethoden und durch entsprechende Sonnenenergie-Gestaltung je nach Klima, durch Wetterschutz, Windkraft, Rankgerüste, Wärmedämmung, billigen Transport und gemeinschaftliche Energiegewinnung. Das einzige, was uns an sinnvollem Handeln hindert, ist unsere Hilflosigkeit gegenüber der Bürokratie. Dieses Kapitel zeigt einige Möglichkeiten auf, wie man Eigenständigkeit für Städte und Siedlungen erreichen kann. K apit el 8 114 NAHRUNGSANBAU IN DER STADT In jeder Stadt gibt es ungenutzte Freiflächen: leere Baugründe, Parks, Industrieflächen, Straßenränder, Winkel, Rasen, Vorgärten und Hinterhöfe, Kisten, Veranden, Betondächer, Balkone, sonnseitige Glaswände und Fenster. Ein großer Teil der heutigen Flora in den Vorstädten ist eher behübschend als nützlich, und die Gemeinden beschäftigen kleine Truppen von Leuten, die städtische Ziergärtchen pflegen. Es ist lediglich eine Frage der Überzeugung der Öffentlichkeit und verantwortungsbewußter Entscheidungen, diese Tätigkeiten auf nützliche Arten umzulenken - im Rahmen einer vielseitigen und vielfältigen Permakultur. Parks, heute meist nackter Rasen, können mit eßbaren und dekorativen Unterwuchs-Arten wie Heidelbeeren, Beinwell, Sultaninen, Lavendel, Erdbeeren usw. bedeckt werden. Nützliche Nadelbäume können sterile Zypressen und andere Nadelbäume ersetzen, Nüsse können an die Stelle von Eukalyptus und öden Hecken treten, und Spalierobst kann Mauern und Zäune erobern. Städtische Waldstücke rund um Industrieflächen herum und in Grüngürteln oder naturbelassene Stadtflächen sind nicht nur schön fürs Auge, sie filtern auch Schadstoffe aus der Luft, geben Sauerstoff ab, liefern einen Beitrag zur Brennstoffversorgung der Stadt und bieten Lebensraum für Vögel und Kleintiere. In Deutschland gibt es schon einige Städte, die inner- und außerhalb des Stadtgebiets Stadtforste haben. Diese liefern (käufliches) Brennholz für die Bürger der Stadt, Holzschnitzel und Astwerk zum Kompostieren sowie schnellwüchsige Bäume für Stangenholz und langsamwüchsige Bäume für hochwertiges Bauholz. Durch Hinzufügung einer Mischung leicht abzuerntender, Nahrung erzeugender Bäume wie Orange, Apfel, Mandel, Olive, pomegranates, Dattel, Walnuß usw. (je nach Klima) könnten die Gemeinden ihren Bedarf an Steuermitteln verringern oder diese Gelder zur Finanzierung von Wiederverwertungsprojekten verwenden. Blätter und Verschnitt aus städtischen Permakulturen geben idealen Kompost und Mulch für einjährige Kulturen, die in intensiv bewirtschafteten Hochbeeten in Hinterhöfen oder sogar auf Betonplätzen oder Dächern angelegt werden können (siehe Kapitel 4 bezüglich städtischer Gärtnereimethoden). Pflanzen schirmen Hitze, Lärm und Wind ab und spenden im Sommer Schatten. Kletterpflanzen, die Sommerhitze lindern, können in wärmeren Gegenden auch Erträge liefern: scarlet runner beans, Weintrauben, Kiwi, choko, Gelbe und Schwarze Passionsfrucht und Hopfen sind nur ein paar von vielen Kletterpflanzen, die sich solcherart verwenden lassen. Fenster und Treibhäuser liefern die Trocknungswärme für lange zu lagernde Erzeugnisse wie Dörrpflaumen, Marillen, Birnen, Apfeln und Bohnen. Alufolie oder Spiegel können Licht in dunkle Ecken lenken. Wände kann man schwarz oder weiß streichen, um sie zu Wärmeabstrahlern oder -reflektoren zu machen. Die Auswirkungen aufs Energiesparen sind offensichtlich. Die Verwendung selbst erzeugter Nahrungsmittel bedeutet eine Verringerung teuren Transports, teurer Verpackung und weniger Schwund durch Verderb. Mehr Abwechslung in der Kost und chemiefreie Nahrung sind ein zusätzlicher Vorteil. Die Ältesten und die Jüngsten können in städtischen Permakultur-Systemen nützliche Arbeit verrichten, und Arbeitslose finden sinnvolle Beschäftigung beim Ausbau des Systems. Viel von dem, was heute als "Abfall" gilt, kann dem Boden wieder zugeführt werden, Nährstoffe aufbauen und die Müllproduktion der Stadt verringern. GEPLANTE VORSTADTSIEDLUNGEN (WOHNDÖRFER) Neue Vorstadtbezirke kann man in Hinblick auf Nahrungserzeugung und Energie-Selbstversorgung planen. Village Homes in Davis, Kalifornien, ist ein solches Projekt und weist folgende Eigenschaften auf: 115 Ausrichtung auf die Sonne: Jedes Haus liegt zur Sonne hin und enthält Vorrichtungen zur aktiven und passiven solaren Raumheizung und Warmwasserbereitung Kanalisierung des Wassers: Der gesamte Wasserabfluß wird zu Swales geleitet, die ein natürliches Abflußsystem zur Wiederauffüllung der Grundwasserreserven bilden. Bäume und Sträucher setzt man neben Swales, um die Bodenfeuchtigkeit auszunutzen. Grüngürtel und öffentliche Flächen: Der Platz, den man durch die Nutzung kleiner Vorgärten (abgezäunte Privatbereiche) und engere Straßen spart, wird für öffentliche Grünbereiche (Obstgärten, kleine Parks, Radwege) und Gemeinschaftsflächen freigegeben. Die Häuser faßt man in Gruppen zu je acht zusammen, die über den Gemeinschaftsbereich verfügen; sie bestimmen die Nutzung und können Gemüsegärten anlegen, einen Kinderspielplatz errichten oder einen Obstgarten daraus machen usw. Gemeinschaftseinrichtungen und Nahrungserzeugung: Die Gründe der Gemeinschaft umfassen nicht nur ein Versammlungszentrum, Spielplätze und Schwimmbecken, sondern auch weite Flächen für Gemeinschaftsgärten, Weingärten und Streifenpflanzungen von Mandeln, Mandarinen, Birnen, Äpfeln, persimmons, Pflaumen und Marillen. 12 Morgen (ca. 5 Hektar) wurden für kleinräumige, nicht gewinnorientierte landwirtschaftliche Produktion bestimmt; 50% der gesamten Fläche des Projekts werden dereinst der Nahrungserzeugung dienen. 1989 wurde in Village Homes bereits 60% des gesamten Nahrungsbedarfs der Bewohner erzeugt. Davis selbst ist eine energie- und wassersparende Stadt, wo alle Häuser Sonnenenergie nutzen und ein bestimmtes Maß an Wärmedämmung in Wänden und Decke haben müssen. An den Straßen pflanzt man laubwerfende Bäume (Schatten im Sommer, Sonne im Winter) anstelle von immergrünen. Auf öffentlichen und gewerblichen Flächen wachsen trockenfeste Pflanzen, die auch für private Gärten wärmstens empfohlen werden. Für Parkplätze sind schattenspendende Bäume gesetzlich vorgeschrieben. Für Radwege und Parkmöglichkeiten wird besonders gesorgt; 25% aller Personenkilometer innerhalb von Davis werden heute per Fahrrad zurückgelegt. ABFALLVERWERTUNG FÜR SIEDLUNGEN Ein praktisches Beispiel für ein städtisches Wiederverwertungssystem für feste Abfälle gibt es im Landkreis Devonport (Auckland, Neuseeland). Dieses neuartige städtische Wiederverwertungssystem ist seit 1977 in Betrieb, als die rapide überquellende Mülldeponie (Kippe) geschlossen werden mußte. Es gibt verschiedene Besonderheiten, die das System praxistauglich machen: 1. Abfalltrennung an der Quelle: Die Bürger sortieren die Abfälle in kompostierbare Materialien, Glas, Papier, Metalle usw., was fürs Depot selbst weniger Zeitaufwand fürs Sortieren bedeutet und daß leicht zugängliches Material an Wiederverwertungsunternehmen verkauft werden kann. Die Gemeinde gibt den Wiederverwertungsplan an die Bürger bekannt und verteilt jeden Monat kostenlose Kalender mit Sammelzeiten und -daten. Für das Wiederverwerten gibt es einen finanziellen Anreiz: Sortiertes Material wird kostenlos eingesammelt, während unsortierter Müll nur dann mitgenommen wird, wenn er in eigene, von der Gemeinde (zu 7 $ pro Stück!) gekaufte Säcke gefüllt wird. Bei der Mülldeponie selbst gibt es noch eigene Tonnen für folgende Materialien: Metallabfälle, Hartplastik, Konservendosen, Flaschen, Altöl, Papier, Papierverpackungen und Alttextilien. Brennholz und noch brauchbare Gegenstände (Möbel zum Beispiel) werden für Bürger der Gemeinde beiseite gestellt. 2. Organische Abfälle: Die Gemeinde empfiehlt für kleine Mengen von Hausabfall privates Kompostieren. Sie erarbeitet Informationsmaterial und Komposttonnen für Privathaushalte und 116 verkauft vier Arten solcher Tonnen an die Bürger. Dies führt dazu, daß die privaten Gärten einen Nutzen haben und der Kompost nicht bei der Mülldeponie angesammelt wird. Für Baumschnitt und anderes kompostierbares Material gibt es bei der Deponie eine groß dimensionierte Kompostanlage. Das Material wird zerhackt und zerkleinert, und zur Aktivierung des Haufens gibt man ein wenig tierischen Dung dazu; dann wird es mit einem kleinen Bagger zum Trocknen ausgebreitet und schließlich an Gemeindebürger verkauft. Es gibt dort auch einen großen Garten, der aus dem Kompost geschaffen wurde und Gemüse für Direktverkauf liefert. Rund um den Deponiestandort herum wurden Bäume und Sträucher gesetzt, um von der Straße her einen gefälligen Eindruck zu machen. Verwertbares Material: Dazu gehören Alteisen, Dosen, Flaschen und Zeitungen; ein Vertragsunternehmen holt dieses Material zusammen mit dem Restmüll ab. Die Gegend um Auckland beherbergt eine Reihe von Wiederverwertungsbetrieben; daher war die Gemeinde von Devonport bisher in der Lage, den Großteil des eingesammelten Materials zu verkaufen. Beispiele wie diese zeigen, daß es für die Gemeinden keine Ausrede gibt, nicht wiederzuverwerten; denn der Müll kostet nicht nur Steuergeld, sondern verursacht auch große Entsorgungsprobleme. Es liegt an den Steuerzahlern, Funktionäre zu wählen, die Abwässer und feste Abfälle wiederverwerten und die Abfallvermehrer abzuwählen, die "die Erde kosten". Abbildung 7.1 zeigt den Unterschied zwischen Wiederverwertung und Nicht-Wiederverwertung. GEMEINSCHAFTLICHE LANDNUTZUNG Stadtbewohner, die keinen Zugang zu Land haben, tun sich oft mit anderen zusammen, um Nahrung anzubauen. Es gibt auf der ganzen Welt viele Beispiele für diese Art von Zusammenarbeit. Einige der bewährtesten sind: GEMEINDEGÄRTEN Gemeinschaftliches Gärtnern ist sowohl in Städten als auch in Vorstädten wohlbekannt. Die Bürger schaffen Schotter weg, installieren Wasserhähne, bauen Pflanzkisten oder was immer geschehen muß, um Gartenflächen zu schaffen. Sie haben eine gemeinsame Wasserversorgung, im allgemeinen aber ihre eigenen Werkzeuge und Parzellen. Um ein solches Projekt zu starten, muß man das Interesse der Menschen wecken und Unterschriften für ein Begehren an den örtlichen Stadtrat sammeln. Den Stadtrat muß man dann dazu bringen, ein leeres Grundstück in der Stadt freizugeben. Ein langfristiges Pachtverhältnis ist wichtig, da dies die Bürger dazu ermutigt, die Gärten zu pflegen und zu nutzen, ohne plötzliche Änderungen fürchten zu müssen. STADT-LAND-VERBINDUNG: ERZEUGER-VERBRAUCHER-GENOSSENSCHAFT Solche Konzepte sind für Hochhäuser oder Mietwohnungen in reinen Stadtgebieten geeignet; sie wurden erstmals in Japan entwickelt. 20-50 Familien schließen sich mit einem Bauernhof in der Nähe zusammen, für gewöhnlich mit einem bereits etablierten Marktgärtner. Man hält vierteljährliche Treffen mit beiden Parteien ab, um eine breite Palette an Erzeugnissen zu erstellen, von Eiern über Frischkost bis zu Fleisch, wobei die Verbraucher sich einverstanden erklären, alles, was erzeugt wird, abzunehmen und unter sich zu verteilen. Dieser Markt ist durch niedrigere Preise gekennzeichnet, und für den Bauern entstehen keine Verpackungskosten. Wenn die Genossenschaft wächst, kann sie auch Urlaub am Bauernhof vermitteln, Ausbildungskurse und städtische Hilfskräfte zu Spitzenzeiten (Auspflanzung und Ernte). FARMKLUB 117 Garten- oder Farmklubs eignen sich für Familien, die ein wenig Kapital in Beteiligungen anlegen wollen, zusammen mit einer Jahresmitgliedschaft. Der Verein kauft einen Bauernhof in der Nähe der Stadt (innerhalb 1-2 Fahrstunden). Das Anwesen wird so gestaltet, daß es die Interessen der Mitglieder erfüllt, sei es für einen Garten, für Grundnahrungsmittel, Brennholz, Fischen, Erholung, Zelten, gewerblichen Anbau oder all dies zusammen. Die Leute pachten entweder kleine Flächen oder bestellen einen Verwalter, je nach Zielsetzungen des Vereins und den Finanzen. Ein leitender Ausschuß plant das gesamte Anwesen (Wege, Wasser, Zäune, Gebühren usw.), obwohl sich die Projekte, Gärten und Hütten einzelner stark vermehren können. STÄDTE ALS BAUERNHÖFE Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Städte zur Nahrungserzeugung zu nutzen. Gruppen oder Einzelne in einer Gemeinde könnten überschüssige Zitrusfrüchte und Nüsse von Bäumen rund um die Stadt herum sammeln und gleichzeitig mehr Bäume an Vertragsgärtner liefern, wofür sie später Früchte von den Bäumen bekommen. Ehrenamtliche Gruppen ernten oft überschüssiges Obst aus Obstgärten und sammeln Reste von Konservenfabriken, um sie an die Armen zu verteilen oder mit geringem Aufschlag zu verkaufen, um die Betriebskosten niedrig zu halten. Dies nennt man in Amerika "gleaning system" (frei übersetzt etwa "Lumpensammler-System", Anm. d. Übers.); viele tausend Tonnen überschüssiger Lebensmittel werden dieserart in den USA verteilt. Die Bauern oder Fabrikanten können Geschenke an solche Sammel-Stiftungen (beliebige religiöse oder öffentliche Stiftung) von der Steuer abschreiben. Einige Stadtverwaltungen (in Deutschland) betreiben entlang von Straßen und auf Forstflächen aktiv städtische Forstwirtschaft. 60-80% der städtischen Einnahmen werden auf solche Art durch die Erzeugnisse des Stadtwaldes erwirtschaftet. STADTBAUERNHÖFE Eine nachbarschaftliche Gruppe von 100 oder mehr Familien bildet einen Stadtbauernhof-Verein und bringt örtliche oder staatliche Behörden dazu, 1-80 Hektar (am besten mit einem Gebäude) für einen Stadtbauernhof freizugeben. Hier ist wiederum ein langfristiger, rechtlich abgesicherter Pachtvertrag von Bedeutung. Jeder Stadtbauernhof hat einen kleinen Verwaltungsausschuß und zahlreiche Freiwillige. Es könnte sogar ein paar bezahlte Angestellte geben (zwecks Beständigkeit). Auf diesem Stück Land werden folgende Tätigkeiten ausgeübt (fast alle schaffen Einkommen): Gemeindeeigene Gartenparzellen (sofern genug Platz ist) und Vorzeige-Gärten Haustiere (Kaninchen, Tauben, Geflügel, Schafe, Ziegen, Kühe, Schweine, Pferde) zum Herzeigen und als Zuchtbestand. Oft kümmern sich Kinder nach der Schule um die Tiere Wiederverwertungsstelle für Material und gebrauchte Baustoffe wie Ziegel, Fliesen, Fenster und Türen, Aluminium und Glas Sammelaktionen für überschüssige Gartenerzeugnisse von Hinterhof, Straße und Markt. Diese werden eingesammelt, sortiert und verteilt. Auch Kräuter und anderer Überschuß aus dem Vorzeige-Garten kann verkauft werden. Zucht vielfach nutzbarer Pflanzen: Gemüse, Bodendecker, Sträucher, Bäume Aktivitäten für Kinder und Erwachsene: Seminare, Messen, Schulungsprogramme, Ausbildung zur Entwicklung politischer Fertigkeiten Verkauf von Saatgut, Büchern, Pflanzen und Werkzeugen Technische Beratung zur Energie-Überprüfung von Häusern und zur Anpassung von Wohnungen durch Abdichten von Fenstern und Türen 118 Beratungsstelle über Nahrungsverarbeitung, Insektenabwehr, Ernährungsfragen, Energiefragen im Haushalt usw. Die wichtigsten Kriterien für den Erfolg eines Stadtbauernhofs sind, daß er in einer wirklich bedürftigen Gegend liegt (arme Stadtviertel), daß er viele Mitglieder vor Ort hat und daß er der Umgebung eine breite Vielfalt an sozialen Diensten bietet. Viele Stadtbauernhöfe tragen sich nach einiger Zeit zur Gänze selbst durch den Verkauf von Gütern und Dienstleistungen plus bescheidener Mitgliedsbeiträge. In den ersten Aufbaujahren werden manchmal staatliche Subventionen benötigt. K apit el 9 WIRTSCHAFT IN DER GEMEINDE Geld ist für das soziale Gewebe, was Wasser für die Landschaft ist. Es ist Transportmittel, Gestalter und Antrieb des Handels. Wie beim Wasser kommt es nicht auf die Gesamtsumme des Geldes an, die in ein Gemeinwesen einfließt; es kommt auf die Vielfalt der Nutzungen und Dienste an, denen das Geld zugeführt werden kann, und es ist die Vielfalt der Kreisläufe, die einer Gemeinde finanzielle Unabhängigkeit bringt. Wir befassen uns mit den Zusammenhängen zwischen der Gemeinde und ihren Finanzen, ihren wichtigsten Gütern und ihrer rechtlichen Organisation. Wer eine Handelsbank in eine Gemeinde hineinsetzt, die nur mit der Ausbeutung elementarer Güter Geschäfte macht, der setzt damit eine Pumpe in Betrieb, die der Gemeinde ihre Lebensgrundlagen wegsaugt und irgendwo anders hinpumpt. Die folgenden Konzepte, die oft von armen, unterdrückten, "machtlosen" Leuten entwickelt und angewendet wurden, sind vielleicht in Ihrer eigenen Gemeinde von Nutzen. REGIONALE TAUSCHGRUPPEN LETS (Local Employment Trading System, deutsch etwa: Lokales Beschäftigungs- und Handelssystem) ist Mittelpunkt einer Gemeinde; jedes neu eintretende Mitglied muß bereit sein, die regionale, "grüne" Währung zu akzeptieren. "Grünes" Geld wird durch den Verkauf von Waren oder Diensten an andere "verdient" und durch die Inanspruchnahme von Waren und Diensten anderer "ausgegeben". Anders als beim einfachen Tauschhandel (bei dem zwei Partner wechselseitig tauschen) kann ein Teilnehmer mit entsprechendem Guthaben mit jedem anderen Teilnehmer tauschen und kann aus dem gesamten Angebot von Diensten bzw. Waren auswählen. Grünes Geld wird normalerweise für Arbeit verlangt, während die Kosten einer Ware oder eines Dienstes, z. B. Material, Treibstoff für die Strecke zum bzw. vom Kunden usw. in offizieller Währung berechnet werden. Den Preis handeln sich die jeweiligen Geschäftspartner untereinander aus; der Käufer meldet das Geschäft dann an die Zentrale. Jeder, der arbeiten will, kann seine Dienste anbieten; niemand braucht auf eine "Arbeit" zu warten. Da nur Mitglieder untereinander tauschen können, ist das Gemeindekonto immer ausgeglichen. Der ideale Teilnehmer tauscht viel und häuft bescheidene Schulden und Guthaben an. Die Währung kann, obwohl sie dem gesetzlichen Zahlungsmittel gleichwertig ist, nicht emittiert und nicht gegen Bargeld getauscht werden; sie existiert nur als Buchgeld in Form von Schulden oder 119 Guthaben. Jeder Teilnehmer hat Einsicht auf die Kontostände jedes andern Teilnehmers, und jeder bekommt regelmäßig Kontoauszüge. Die Abführung von Steuern bleibt den Teilnehmern selbst überlassen. Jedermann kann in seiner Gemeinde eine Tauschgruppe aufbauen. Siehe die Adressenliste am Ende dieses Kapitels bezüglich Adressen im deutschen Sprachraum. FINANZIERUNG Es handelt sich dabei um Anlage- und Kreditgenossenschaften zur Senkung privater und öffentlicher Kosten und zur Bereitstellung von mehr Kapital für die Gemeinschaft. Es ist leicht festzustellen, was in einer Gemeinde fehlt; macht sie ihr eigenes Brot, Joghurt, ihre eigenen Würste, Schuhe, Kleider und Töpfe? Bietet sie ein breites Angebot an Diensten, vom Friseur bis zur Rechtsberatung? Falls nicht, besteht Bedarf danach, und Mittel zum Start entsprechender Geschäfte können bereitgestellt werden. Zwei erfolgreiche Beispiele für Kreditgeber an Gruppen und Unternehmungen in Gemeinschaften sind die Systeme SHARE und CELT. SHARE ist eine Abkürzung für Self Help Association for a Regional Economy (deutsch etwa: Selbsthilfevereinigung für regionale Wirtschaft). Es handelt sich um eine örtliche, nicht auf Gewinnabsicht gegründete Gesellschaft, die zur Unterstützung kleiner Unternehmen gebildet wurde, die notwendige Waren und Dienste für die Region (im konkreten Fall Berkshire in Massachusetts, USA) herstellen; sie arbeitet mit einer ortsansässigen Bank zusammen. Die Mitglieder von SHARE eröffnen bei dieser Bank ein SHARE-Gemeinschaftskonto. Sie erhalten nur niedrige Zinsen (was allerdings bedeutet, daß kleine Darlehen auch niedriger verzinst vergeben werden können). Der Darlehenswerber muß zuerst Empfehlungen von Leuten sammeln, die ihn als verantwortungsbewußt und gewissenhaft kennen. Er muß auch zeigen, daß das zu gründende Unternehmen für Kunden aus der Gemeinde oder sogar von außerhalb attraktiv ist. Im Zuge dieser Vorbereitungsarbeiten lernt der Darlehenswerber viele Leute kennen, und die Gemeinde hat starkes Interesse daran, das Unternehmen florieren zu sehen. CELT bedeutet Community Enterprise Loans Trust (frei übersetzt: Darlehensbank für Gemeinschaftsunternehmen), eine in ganz Neuseeland tätige, karitative Treuhandgesellschaft zur Gründung und Unterstützung von Kleinunternehmen und Kooperativen. CELT bietet Beratung an, veranstaltet Kurse und vergibt Darlehen. CELT finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und spezielle staatliche Förderungsprogramme. Bildungs- und andere Arbeit wird durch die Zinsen für Anlagen und Darlehen finanziert. Bedingung für die Vergabe eines Darlehens ist, daß der Darlehensnehmer bereit ist, während der Laufzeit des Darlehens eng und regelmäßig mit CELT zusammenzuarbeiten, damit das Unternehmen die größten Erfolgsaussichten hat. Nach Informationen von Jill Jordan von der Maleny Credit Union in Queensland (credit union = eine Art Genossenschaftsbank, die ihren Mitgliedern besonders günstige Zinssätze gewährt) gehen 85% aller Kleinunternehmen binnen zwei Jahren nach ihrer Gründung Pleite. In Maleny hingegen haben Betriebe, die von der Genossenschaftsbank finanziert und von der Gemeinde unterstützt werden, eine Konkursrate von unter 20%. ETHISCHE GELDANLAGE In den letzten paar Jahren wurde eine Bewegung in Richtung innovativer und ethisch bewußter Geldanlage erkennbar. Das Auftreten einer großen, populären und effizienten Palette von Diensten zur Umlenkung von Geldern hin zu sinnvoller Verwendung ist eine Reaktion auf den gegenwärtigen Mißbrauch von Mitteln durch Regierungen, große Hilfsorganisationen, Banken und Geldanlagegesellschaften, deren einziges Streben dem Gewinn oder der Macht gilt. Wir dürfen unser Geld und unsere Arbeit nicht für Rüstung, Gifte oder irgend etwas verleihen, was uns oder unserer Umwelt schaden wird. Statt in unsere eigene Zerstörung zu investieren, müssen wir unsere Spargelder in positive und lebensfördernde Projekte stecken. 120 Die große Summe von Anlagekapital, die in den USA und Australien von ethischen Geldanlegern verwaltet wird, ist die Spitze eines Eisbergs, der viele tausend Durchschnittsmenschen umfaßt. Diese sind Mitglieder von Treuhand-Vereinen, ethischen Genossenschaftsbanken, gemeindeeigenen Hypothekenbanken, gemeinschaftlichen Finanzierungsgesellschaften für Bioregionen oder von informellen Arbeitstausch-Gruppen, Tauschringen, Direktvermarktungssystemen oder zinsfreien "Grün-Geld"-Systemen. Mehr noch: Bestehende Banken, Darlehensgenossenschaften, Kooperativen und Betriebe überlegen, ihre Statuten neu zu definieren, um die Werte der Sorge für die Erde, der Sorge für die Menschen und der Herstellung sozial sinnvoller (oder umweltfreundlicher) Produkte aufzunehmen. Früher verlangte eine negative Einstellung ("Konsumverweigerung"), Betrieben, die die Erde verschmutzten und durch die Herstellung von Giften, Waffen oder anderen gefährlichen Dingen tödlich wirkten, Mittel zu entziehen. Da die Bewegung für ethische Geldanlage reifer wird, entwickelt sich dieser negative Ansatz zu einer positiven Suche nach - und zu einer Bereitschaft zur Finanzierung und Unterstützung von - Betrieben, die: Bei der Erhaltung helfen und Abfall oder Energieverbrauch mindern saubere Nahrung produzieren, die frei von Bioziden und gefährlichen Giftkonzentrationen ist bei der Wiederaufforstung in der Gemeinde mittun energiesparende Häuser oder Dörfer bauen saubere Transport- oder Energiesysteme herstellen Kooperativen, Selbstverwaltungsprojekte oder Gewinnbeteiligungssysteme gründen langlebige, vernünftige, nützliche und notwendige Erzeugnisse herstellen Örtliche Fonds können also kleine oder große Betriebe aufbauen, die in der Gegend benötigt werden, indem sie Geld der Gemeindebürger verwenden. Vermittler oder Treuhänder können überschüssiges Anlagekapital sozial und ökologisch verantwortungsbewußten Betrieben zuführen und Entwicklungen wie neuen, gut gestalteten Dörfern. K apit el 10 DIE PERMAKULTUR-GEMEINSCHAFT Die Gemeinschaft des Globalen Dorfes hat sich im Laufe des letzten Jahrzehnts entwickelt. Dies ist die bemerkenswerteste Revolution im Denken, in den Werten und in der Technologie, die sich je ereignet hat. Dieses Buch dient nicht der Absicht, den Pflug zu beschleunigen, sondern die Idee eines neuen und vielfältigen Zugangs zu Land und Broterwerb, und den Pflug zu vergessen. Ich persönlich sehe keine andere (politische, wirtschaftliche) Lösung für die Probleme der Menschheit als die Bildung kleiner, verantwortungsvoller Gemeinschaften, die Permakultur und angepaßte Technologien betreiben. Ich glaube, daß die Tage zentraler Machtausübung gezählt sind und eine neue Stammwerdung der Gesellschaft ein unvermeidlicher, wenn auch manchmal schmerzhafter Prozeß ist. Da manche von uns nicht bereit sind, etwas zu tun, müssen wir Wege finden, selber für unser Überleben zu sorgen. Nicht alle von uns sind Bauern und Gärtner und brauchen es auch nicht zu werden. Es hat aber jeder Kenntnisse und Fähigkeiten zu bieten und könnte Öko-Parteien oder 121 Bürgerinitiativen gründen und die Politik lokaler oder staatlicher Regierungen verändern, im Interesse der Landlosen die Nutzung öffentlicher Flächen verlangen und sich international zusammentun, um Mittel weg von Verschwendung und Zerstörung zu Erhaltung und Aufbau hin zu lenken. Ich glaube, daß wir erst unsere Geisteshaltung ändern müssen, bevor sich irgend etwas anderes ändert. Wechseln wir den Geist der Konkurrenz (der heute unser ganzes Erziehungswesen durchzieht) gegen den der Kooperation in freien Vereinigungen, wechseln wir unsere materielle Unsicherheit gegen eine sichere Menschlichkeit, wechseln wir den Einzelnen gegen den Stamm, Benzin gegen Kalorien, und Geld gegen Erzeugnisse. Die größte Veränderung aber, die wir schaffen müssen, ist die vom Verbrauch zur Herstellung, wenn auch nur in kleinem Maßstab, in unseren eigenen Gärten. Wenn nur 10% von uns dies tun, gibt es genug für alle. Daher rührt die Schwäche der Revoluzzer, die keine Gärten haben, die von genau dem System leben, das sie angreifen, und die statt Nahrung und Obdach nur Wörter und Geschosse zu bieten haben. Manchmal scheint es so, als ob wir alle hier auf der Erde in einer bewußten oder unbewußten Verschwörung, hilflos zu bleiben, gefangen wären. Und doch sind es Menschen, die den Bedarf anderer decken, und zusammen können wir überleben. Wir selbst können all den Hunger stillen, all das Unrecht und all die Dummheit der Welt beseitigen. Durch ein Verständnis für die Wirkungsweise natürlicher Systeme, durch sorgsame Forstwirtschaft und Gärtnerei, durch Nachdenken und Sorge für die Erde können wir das schaffen. Leute, die die Natur vergewaltigen, tun sich selber Gewalt an. Wenn wir nur Weizen anbauen, werden wir selber zu Teig. Wer nur dem Geld nachjagt, wird selber zu Metall; und wenn wir kindischem Fußballspiel verhaftet bleiben, werden wir selber zu einem Lederball. Vorsicht vor dem Monokulturisten in der Religion, im Gesundheitswesen, auf dem Bauernhof und in der Fabrik. Die Langeweile macht ihn verrückt, und er könnte versuchen, Krieg anzuzetteln und die Macht zu erobern, weil er innerlich machtlos ist. Um ein ganzer Mensch zu werden, muß man viele Wege beschreiten; und um etwas wahrhaft zu besitzen, muß man es zuerst verschenken. Das ist kein Orakel. Nur wer bereit ist, seine vielfältigen und reichen Fähigkeiten, wahre Freundschaft, Gemeinschaftsgeist und Wissen über die Erde mit anderen zu teilen, weiß, daß er überall, wo er hinkommt, willkommen sein wird. Es gibt reichlich Kämpfe und Abenteuer zu bestehen: Der Kampf gegen Kälte, Hunger, Armut, Dummheit, Übervölkerung und Neid; Abenteuer der Freundschaft, der Menschlichkeit, der angewandten Ökologie und ausgeklügelter Gestaltung... Das wäre ein viel besseres Leben als das, welches Sie möglicherweise jetzt leben und das für unsere Kinder lebenswichtig wäre. Es gibt keinen anderen Weg als den der gemeinschaftlichen Arbeit und der Verantwortung für die Gemeinde. Schlagen Sie diesen Weg ein; er wird ihr Leben so verändern, wie Sie es sich sich noch gar nicht vorstellen können. A nh ang A LISTE EINIGER NÜTZLICHER PERMAKULTUR-PFLANZEN Die meisten hier angeführten Arten sind mehrjährig, obwohl einige einjährige mit eingeschlossen sind. Die Liste ist keineswegs vollständig; sie ist nur als ein zwangloser Anfang für Ihre eigene lokale Permakultur-Artenliste gedacht. Die angeführten Pflanzen kommen von gemäßigten bis zu tropischen Klimazonen vor; viele Arten der gemäßigten Klimazonen können auch in den Subtropen oder tropischen Hochlandgebieten angebaut werden. In den meisten Fällen werden Höhenlagen angegeben (in Metern - m), aber diese variieren je nach Klima, Pflege, Böden und Sorten. AKAZIEN (Acacia spp.) 122 Baum- und strauchförmige Leguminosen zwischen 3 und 25 m hoch, Arten kommen von Trockengebieten zu den Tropen vor; oft dornig. VERWENDUNG: Einigen Arten sind wichtige Futterpflanzen der Trockengebiete, wobei Blätter, Hülsen und Samen verwendet werden; Brenn- und (einige Arten) Bauholz. Stickstoffixierer; Fukuoka pflanzte Silberakazie (A. dealbata) auf seinen Feldern an, um die Produktion zu fördern. Erosionsbekämpfung. Futter: Mulga (A. anuera) weit verbreitet in Trockengebieten Australiens, schnell wachsend und für Vieh bekömmlich; bis 7 m hoch. Kameldorn (A. albida) dorniger Baum bis 25 m hoch; Laub und Hülsen wichtiges Futter, liefert 135 kg Hülsen/Baum im Sudan. Laubabwerfend in der feuchten Jahreszeit, voll belaubt in der trockenen. #Myall (A. pendula) wächst auf schweren Böden, wo keine anderen Bäume wachsen (schützt den Boden und spendet sowohl Schatten als auch Futter). Andere Futterbäume sind A. salicina (#native willow), A. senegal, A. seyal. Bauholz: Schwarzholzakazie (acacia melanoxylon), schnell wachsende, langlebige Akazie des kühlen Klimas, die für hochwertige Möbel verwendet wird (in warmen Klimazonen ist A. melanoxylon ein zottig wirkender, kurzlebiger Baum). Silberakazie (A. dealbata) und #hickory wattle (A. falciformis) ebenfalls wichtiges Bauholz. SEIDENBAUM (Albizia lopantha, A. julibrissin) Baumförmige, immergrüne, schnell wachsende Leguminosen mit Fiederblättern. Höhe: 9-15m. Warmgemäßigte bis tropische Klimazonen. VERWENDUNG: Schattenspendende Baumart mit dekorativen Blättern und Blüten. Windschutz, wenn geastet, um Buschigkeit zu fördern. Pionierbaumart; in den Topen werden Chillys, Ananas, Bananen und Obstbäume unter weit gepflanzten Seidenbäumen kultiviert, was ein 3-stöckiges, produktives System bietet. Die meisten Arten sind für das Vieh bekömmlich (A. lopantha, A. chinensis). Stickstoffixierer. ERLE (Alnus spp.) Schnell wachsende, kurzlebige Bäume, die hauptsächlich dichte Dickichte bilden. Höhe: 10-25m. Obwohl keine Leguminosen, sind sie stickstoffixierend und bilden einen dicke, schwarze Humusschicht aus. Nützlich,wenn schon vorhanden, für rohen Mulch, Kompostierung. Verwendung als Bestandesschutzholz für andere Baumarten; bietet Schutz, Mulch und Stickstoff. Der Bestand kann letztendlich ganz geschlägert werden, oder man kann ein paar Bäume zur Stickstoffixierung, Mulchgewinnung weiterwachsen lassen. Als Brennholz kann sie zu heiß brennen, aber Stangenholz ist brauchbar. Einige Alnus spp. sind A. tenuifolia (#mountain alder), A. crispa (#downy alder). AMARANTH (Amaranthus spp.) Aufrecht stehende einjährige Pflanzen, bis 1m hoch, von denen #grain amaranth (A. hypochondriacus, tropisches und subtropisches Amerika) und #leaf amaranth (A. gangeticus, tropisches Asien) die hochwertigsten sind. Werden in der vollen Sonne oder sogar teilweise im Schatten angepflanzt; A. hypochondriacus braucht eine Vegetationsperiode von 90 Tagen, um Samen anzusetzen.Von gemäßigten Zonen bis zu trockenen Hochlandgebieten der Tropen. VERWENDUNG: A. hypochondriacus eine Frucht mit hohem Proteingehalt (18%); Samen werden gepufft oder zu Mehl gemahlen gegessen. Blätter werden roh oder gekocht gegessen. A. gangeticus in warmen Klimazonen das ganze Jahr hindurch angebaut; die schmackhaften Blätter sind leuchtend rot und grün. Hochwertige Pflanze, reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Hühnerfutter (Samen); Blätter für Vieh - können siliert werden. Deckfrucht. ARRACACHA (Arracacha xanthorrhiza, A. esculenta) 123 Auch als #peruvian parsnip bekannt. Wird von den Hochlandtropen bis zu subtropischen Klimazonen angebaut.Krautige mehrjährige Pflanze, die große, stärkehältige Wurzeln produziert. Wird durch Sproßknollen vermehrt.VERWENDUNG: Wird wie Kartoffeln oder Cassava gegessen. Derbe Hauptwurzeln und reife Blätter werden Tieren verfüttert. Junge Stengel als Salat. Ausgezeichnete Frucht für den Unterbestand. SPARGEL (Asparagus officincalis) Mehrjähriger Wurzelstock mit neuen, eßbaren Trieben in jedem Jahr, guter Ertrag für mindestens 20 Jahre, wenn gedüngt und gegossen. Ertrag nach 3 Jahren, im Frühjahr. Im Winter durch Zerschneiden des Wurzelhalses leicht zu vermehren. Verbreitet sich von selbst entlang sandiger Wasserläufe, obwohl er keine großen Stengel produziert wie gedüngter Spargel.VERWENDUNG: menschliche Nahrung, Böschungsstabilisator an sandigen Wasserläufen. Gemäßigte bis subtropische Klimazonen. ÖLWEIDE (Eleagnus angustifolia), ELEAGNUS UMBELLATA (Japan, Korea, China) & andere spp. Schnell wachsende, stickstoffixierende Sträucher bis jeweils 4,5m und 20m hoch; Eleagnus umbellata bildet Dickichte oder Hecken aus, wenn beschnitten. Verträgt mageren Boden, Trockenheit. Liebt volle Sonne, obgleich andere Arten Halb- bis Vollschatten tolerieren. Pflanzen der gemäßigten und kalten Gebiete. VERWENDUNG: Gute Pflanze für Windschutz und Erosionsbekämpfung. Eßbare Beeren für Vögel und Hausgeflügel; Hühnerfutterpflanze in kalten Gebieten. Dekorative Abschirmungshecken. Silberölweide (E. commutata) und Vielblütige Ölweide (E. multiflora) auch wichtige Beerenpflanzen für Wildtiere und Hausgeflügel. AZOLLE (Azolla spp.) Frei im Wasser schwimmende, kleine Farne (rot oder grün), die stickstoffixierendes Bakterium (anabaena azollae) enthalten. Alle Klimazonen, obwohl sie bei heißem Wetter absterben. VERWENDUNG: Entenfutter. Stickstoffhaltiger Mulch für Reis- oder Taroanbau zur Stickstoffgewinnung. Kann von der Oberfläche von Teichen abgeschöft werden und als reichhaltiger Mulch auf angrenzenden Kulturen verwendet werden; oder man entwässert Teiche, gräbt Azolla unter, und baut Kulturen an. BAMBUS (1250 Arten) Zwei Haupttypen sind ausläuferbildende und horstbildende Bambusarten. Im allgemeinen sind die tropischen/subtropischen Sorten Ausläuferpflanzen, die im gemäßigten Klima vorkommenden Horstpflanzen. Im Falle der ausläuferbildenden Bambusarten muß man aufpassen, daß sie nicht wuchern; sie überqueren kein Wasser, also können sie auf einer Insel innerhalb eines Dammes gehalten werden. Bambusarten kommen vom Äquator bis ungefähr 40 nach Norden und Süden vor. Vermehrung durch Zerteilung von Horsten, Rhizomableger und Basalstecklinge; Bambus wächst am besten in Böden, die mit organischem Material angereichert sind und viel Wasser enthalten. VERWENDUNG: menschliche Nahrung (Horste werden angehäufelt, damit sie große, zarte Triebe produzieren) und Laub als Tierfutter (einige Arten wie Arundinaria racemosa, Sasa palmata). Für Baukonstruktionen und Geräte: Pfähle, Angelruten, Speere (kleine Stengel), Baugerüste, Bewehrung (große Stengel). Horste: Windschutz, Steiluferstabilisatoren. Andere Verwendungsarten: Utensilien, Mulch, Kunsthandwerk. ROBINIE (Robinia pseudoacacia) 124 Laubabwerfender Baum, 10 bis 20 m hoch, lichtes Laubwerk, kann bis zu 200 Jahre alt werden. Wächst sehr rasch und bildet Dickichte durch Wurzelbrut (sehr aggressiv). Sehr widerstandsfähig und für kühle Regionen geeignet, magere Böden. VERWENDUNGEN: Weidelandverbesserer auf sehr magerem Land (Stickstoffixierer); Erosionsbekämpfung; Windschutzbaum; Bienennahrung; Samen für Geflügel; und als Bauholz geeignet für Balken, Werkzeug und Schäfte. Pfähle überdauern unbehandelt mehr als 20 Jahre im Boden. BROMBEERE, HIMBEERE (Rubus spp.) Zu den Kultursorten gehören Boysenbeere und Loganbeere. Kräftig wachsende stachelige Dickichte (einige stachellose Sorten sind entwickelt worden). Hochwertiges Marktfrucht auf Spalier. Brombeere wuchert leicht, breitet sich durch Samen und Bewurzelung von Triebspitzen aus. Kann auf Inseln ausgesetzt werden. Eine stachellose Sorte der Brombeerart R. Lanciniatus, #Oregon thornless, ist für Gärten am besten geeignet. Loganbeere und Boysenbeere sind beliebte Kultursorten mit sehr großen Beeren. Brauchen möglicherweise (Schutz)netze gegen Vögel. Bienennahrung. HEIDELBEERE, GAYLUSSACIE, CRANBERRY (Vaccinium spp.) Laubabwerfende Sträucher, 2,5 cm bis zu 3,6 m hoch; kühle gemäßigte bis subtropische Klimazonen. Tolerieren Halbschatten oder volle Sonne. VERWENDUNGEN: Beerenobst für den Unterbestand. Meiste Arten gute Bienennahrung. Amerikanische Blueberry (V. corymbosum) wird bis zu 1,2 - 3,6 m hoch und wird als Marktfrucht angepflanzt, muß gegen Vögel mit einem Netz versehen werden. #low bush blueberry (V. angustifolium, Nordamerika) kann als Bodenbedeckung verwendet werden (8-20 cm); vermeiden Sie Frostlöcher. Gaylussacie (V. membrananceum, V. ovatum) wird nicht für den Verkauf von Beeren angebaut, aber diese sind schmackhaft für den menschlichen Verzehr; auch Geflügelnahrung. Immergrüne Gaylussacie am ertragsreichsten im Halbschatten. Arten werden 30 cm bis 3 m hoch. Cranberry (V. oxycoccus) wird ungefähr 25 cm hoch; es ist ein immergrüner, niederliegender Strauch des Unterbestandes und wächst gut in Torfmooren mit einem Boden-pH-Wert von 3,2 bis 4,5. Konstante Wasserversorgung ist notwendig für gute Fruchtentwicklung, aber die Pflanzen sollten nicht in versumpftem Boden wachsen. Humusreicher Boden und dicke Mulchdecken sind ideal. Vermeiden Sie die Pflanzung in bekannten bekannten Frostlöchern; Früchte müssen reifen, bevor harte Fröste einsetzen. Hochwertige Marktfrucht. BORETSCH (Borago officinalis) Eine aufrecht wachsende, selbst aussäende einjährige Pflanze, im Reifestadium bis 0,6 m hoch. Kann in voller Sonne oder im Halbschatten angebaut werden; verträgt magere Böden, muß aber regelmäßig bewässert werden. Leicht in großen Mengen zu vermehren; säen Sie sie im Frühjahr aus. Gemäßigtes Klima. VERWENDUNGEN: gute Bienennahrung, mit langer Blütezeit. Blätter und Blüten in Salaten. Zusammen mit Beinwell für Kompost-und Düngerauszug; reich an Kaliumcarbonat und Calzium; zersetzt sich sehr schnell. Medizinische Eigenschaften: entzündungshemmend. PUFFBOHNE (SAUBOHNE, DICKE BOHNE) (Vicia faba) Einjährige Leguminose, 0,5 m hoch; gemäßigte bis subtropische Klimazonen, liebt volle Sonne, wächst aber gut im Winter in regenreichen maritimen Klimagebieten. VERWENDUNGEN: menschliche Nahrung - junge Blätter, Hülsen, Bohnen (frisch oder getrocknet). Auch als Viehfutter 125 verwendet. Deckfrucht auf Gartenbeeten, Feldern; Gründüngungspflanze und Stickstoffixierer, wobei die Pflanze geschnitten und vor der Blüte als Mulch verwendet wird (Stickstoff bleibt im Boden). KAPSTACHELBEERE (Physalis peruviana) Ein mehrjähriger, zarter, kriechender Strauch, aus derselben Familie wie die Tomate stammend (Solanaceae), mit kleinen grünlich-gelben Früchten, die von einer papierartigen äußeren Blütenhülle umgeben sind. Die Früchte reifen im Spätsommer und werden frisch oder gekocht verwendet. In Mexiko als scharfe Soße verwendet, wenn mit Chillys und Zwiebeln gemischt. Schnell durch Frost geschädigt; in kalten gemäßigen Klimazonen als einjährige Pflanze angebaut. JOHANNISBROTBAUM (Ceratonia siliqua) Ein langlebiger Baum, 5 bis 15 m hoch, angepflanzt wegen seiner süßen Hülsen. Als Baum des Mittelmeergebietes gedeiht er am besten in trockenen gemäßigten Klimazonen und kann magere Bodenverhältnisse tolerieren. Frost schädigt Blüten und unreife Früchte, aber nicht die Bäume; sehr feuchtes Wetter im Herbst kann die reifenden Hülsen zum Verfaulen bringen. Eine baumförmige Leguminose, fixiert allerdings keinen Stickstoff. VERWENDUNGEN: menschliche Nahrung: zu Mehl zerrieben als Schokolade- oder Kaffeersatz, viel verwendet in Gesundheitskostprodukten. Hülsen als #Energie- und Eiweißkraftfutter für das Vieh (zu Mehl zermahlen oder ganz an große Tiere verfüttert). Erträge in mediterranen Klimagebieten #machen 45-225 kg/Baum aus. Die Samen liefern einen Pflanzengummi mit wasserabsorbierenden Eigenschaften, der in der kosmetischen und chemischen Industrie verwendet wird. CASSAVA (Manihot esculenta) Frucht der tropischen Tieflandgebiete, mit stärkehaltigen Knollen.Viel verwendet in Afrika, im südpazifischen Raum, in Lateinamerika. Kultiviert auf Wällen oder Erdhügeln, zwischengepflanzt mit einjährigen Nahrungskulturpflanzen. Hält Vernachlässigung aus, wächst in nährstoffarmen Böden; verträgt Trockenheit (außer nach der #Vermehrung). Kann im Boden behalten werden, bis sie gebraucht wird. VERWENDUNGEN: Gekocht oder gebacken (nach dem Schälen) verzehrt. Getrocknete Scheiben können einige Monate aufbewahrt werden; Cassavamehl wird hergestellt, indem man diese getrockneten Scheibchen mahlt. Das gegorene Fruchtfleisch wird in Westafrika gegessen. Stärke, oder Tapioca, wird für Puddings, Kekse, und in Konditoreien verwendet. KASTANIE (Castanea mollissima, C. sativa) 126 127