INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE- UND REGIONALPOLITIK INTEREG Endbericht NATURNUTZUNGSABGABE FÜR KIES UND SCHOTTER IN DER STEIERMARK EINE WIRKUNGSANALYSE Clemens Habsburg-Lothringen, Eric Kirschner, Raimund Kurzmann, Iris Oberauner, Franz Prettenthaler 8.November 2006 JOANNEUM RESEARCH Büro Graz: Elisabethstraße 20 A-8010 Graz, Austria Tel.: +43-316-876 1488 E-Mail: [email protected] Forschungsgesellschaft mbH – Institut Büro Wien: Haus der Forschung, Sensengasse 1 A-1090 WIen, Austria Tel.: +43-1-581 75 20 E-Mail: [email protected] für Technologie- und Regionalpolitik (InTeReg) Impressum Im Auftrag von: Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 4A – Finanzen und Landeshaushalt Hofgasse 15 8010 Graz Ausgearbeitet von: JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH Institut für Technologie- und Regionalpolitik (InTeReg) Elisabethstraße 20 8010 Graz Telefon: +43 (0)316 876 1488 Fax: +43 (0)316 876 1480 e-Mail: [email protected] http://www.joanneum.at/rtg Mitarbeiter: MMag. Eric Kirschner Mag. Raimund Kurzmann MMag. Iris Oberauner Mag. Dr. Franz Prettenthaler, M.Litt (Projektleitung) Graz, November 2006 Kurzzusammenfassung Im Rahmen dieser Studie werden die Effekte bzw. die Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf Kies und Schotter sowie andere mineralische Rohstoffe in Höhe von € 0,40/Tonne analysiert. Eine Naturnutzungsabgabe ist eine Form der Ökosteuer, die den Zweck verfolgt, die Nachfrage nach umweltintensiven Gütern aus Nachhaltigkeitsgründen zu dämpfen bzw. durch die Internalisierung externer Effekte zu einer Effizienzverbesserung der gesamtwirtschaftlichen Allokation beizutragen. Das Ziel einer angestrebten Lenkungswirkung kann dann erreicht werden, wenn für das betroffene Gut eine Nachfrageelastizität von größer als 1 (im Absolutbetrag) festgestellt wird. Steht hingegen der Finanzierungsaspekt der Steuer im Vordergrund, so sind Steuern auf Güter mit unelastischer Nachfrage (im Absolutbetrag kleiner als 1) eher in Erwägung zu ziehen, um Verzerrungen in der Wirtschaftsstruktur klein zu halten. Eine derartige Steuer wurde bereits in den Bundesländern Burgenland, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Niederösterreich implementiert. Die diesbezüglichen Untersuchungen für die Steiermark haben ergeben, dass eine Einführung unter dem Aspekt des erwünschten Landschaftsschutzes erfolgen müsste, unter dem Finanzierungsaspekt erscheint die Abgabe weniger geeignet, da die Elastizität der Nachfrage relativ groß ist. Um die Effekte für den Schotter- und Kiesmarkt zu bestimmen, wurde zunächst eine Marktanalyse mittels telefonischer Befragung der heimischen Kies- und Schotterproduzenten durchgeführt. Aus den daraus gewonnen Daten konnte für die Branche eine aggregierte Angebots- und Nachfragekurve abgeleitet werden. Die Nachfrage nach Kies und Schotter verhält sich mit einer Preiselastizität von ca. -1,5 relativ elastisch, d.h. eine Erhöhung des Preises von Kies und Schotter wirkt auf die nachgefragte Menge in Form eines überproportionalen Rückgangs. Für die gesamte Branche ist bei Einführung einer Abgabe im Ausmaß von € 0,40 je Tonne mit einem Nachfragerückgang von etwa 670.000 Tonnen zu rechnen. Dieser Nachfragerückgang bewirkt, dass einzelne Betriebe bestehende Fixkosten auf geringere Erlöse aufteilen müssen. Das Ausmaß dieser Nachfrageveränderung bewegt sich allerdings im Bereich der konjunkturbedingten Schwankungen. Die Steuereinnahmen für das Land Steiermark werden mit etwa 3,1 Millionen € prognostiziert. Aufgrund der Marktsituation bei Schotter und Kies in der Steiermark kann davon ausgegangen werden, dass die Steuerlast zur Gänze auf die Nachfrager überwälzt wird. Betroffen sind davon vor allem die nachfragenden Branchen „Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden“ mit 1,05 Mio € und das Bauwesen mit 0,7 Mio €. Untersuchungen, inwieweit diese Branchen die Mehrkosten wiederum an die Verbraucher überwälzen können, erbrachte folgendes Ergebnis: Es kann davon ausgegangen werden, dass die an diesen Sektor überwälzte Steuerlast nur zu rund 35 % an deren Nachfrager weitergegeben werden kann. Somit müsste der Sektor rund 800.000 € der eingenommenen 3,1 Mio € pro Jahr tragen, das ist rund I ein Viertel der Abgabenlast, während der Beschäftigtenanteil dieses Sektors nur rund 1% der Beschäftigten in der Steiermark ausmacht. Die Abschätzung der makroökonomischen Effekte mittels angewandten allgemeinen Gleichgewichtsmodell (Styrian Economic Policy Model - SEPM) zeigte unter Verwendung dieser Beobachtungen ein diesen Untersuchungen entsprechendes Bild: Insbesondere zwei Sektoren zählen deutliche Verluste an Beschäftigten auf: Der Sektor Kohle- Erdöl-, Erz- und Steinbergbau und –verarbeitung (ÖNACE 10, 11, 13, 14, 26) würde rund 170 Beschäftigte verlieren, das Bauwesen (ÖNACE 45) würde rund 6o Beschäftigte verlieren. Diese Jobverluste in den betroffenen Sektoren könnten durch Beschäftigungszuwächse in anderen Sektoren überkompensiert werden, was sich durch die, im Vergleich zu den begünstigten Sektoren relativ höhere Kapitalintensität der belasteten Sektoren erklären lässt. In anderen Worten: Da die annahmegemäße Verwendung der Steuermittel entsprechend dem bisherigen Ausgabevektor der öffentlichen Hand stärker arbeitsintensive Dienstleistungen nachfragen würde, könnten insgesamt mehr Jobs geschaffen als zerstört werden. Dass eine einfache Gegenrechnung dieser Jobs aus dem Modellergebnis nicht zulässig ist, zeigt jedoch auch die Tatsache, dass das Bruttoinlandsprodukt nach Einführung der Steuer sinken würde (um 0,036 %, das wären 2004 rund 10,8 Mio € gewesen). Zusammenfassend ergibt sich somit folgendes Bild: Schotterabgabe als Ökosteuer: Wenn die politischen Verantwortlichen der Ansicht sind, dass mit dem Schotterabbau starke negative Effekte verbunden sind, so ist aufgrund der relativ hohen Preiselastizität eine Schotterabgabe ein geeignetes Lenkungsinstrument. Ob die erwünschte Lenkungswirkung als Ökosteuer die doch erhebliche Benachteiligung einer einzelnen Branche rechtfertigt, zumal die externen Effekte des Schotterabbaus nicht von der hauptbetroffenen Branche (ÖNACE 26) verursacht werden, sondern von der Branche ÖNACE 14, die keine Steuern zu tragen und nur den Nachfragerückgang zu bewältigen hätte, muss Gegenstand einer politischen Abwägung sein. Aus ökonomischer Sicht könnte die Frage nur mittels monetärer Bewertung der externen Effekte gelöst werden, wozu allerdings kein Auftrag erteilt wurde. Schotterabgabe als Finanzierungsinstrument: Zum Zweck der Finanzierung des Landeshaushaltes ist diese Abgabe aufgrund der relativ hohen Elastizität und der tendenziell sich auch ohne Steuer verkleinernden Steuerbasis (Reduktion der abgebauten Mineralien seit 1997 von 14,6 Mio t auf 8,5 Mio t) weniger gut geeignet. Nach Betrachtung der makroökonomischen Auswirkungen ist noch hinzuzufügen, dass die für Finanzierungsinstrumente grundsätzlich anzustrebende einigermaßen gleichmäßige Belastung der Steuersubjekte durch die gegenständliche Abgabe nicht erreicht werden kann. Auch die Inzidenzanalyse zeigt, dass der Sektor ÖNACE 26 mit 1 % der Beschäftigten 25 % der Steuerlast zu tragen hätte. Aber vor allem im Hinblick auf die Beschäftigung wären fast ausschließlich zwei Branchen (Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden ÖNACE 26 und der Bausektor ÖNACE II 45) negativ betroffen, - im Falle von Sektor 26 auch im Zusammenhang mit der starken Exponiertheit auf dem Markt durch die Nähe zu Slowenien und Kroatien. Eine diesbezügliche politische Abwägung der verlorenen Beschäftigungsverhältnisse mit mehr gewonnenen Beschäftigungsverhältnissen in anderen Branchen sowie den maximal zu lukrierenden 3,1 Mio. Landeseinnahmen muss sich auch mit der ökonomischen Tatsache auseinandersetzen, dass ein Nettowohlfahrtsverlust in (partialanalytisch ermittelter) Höhe von 134.000.-€ (nur auf dem Schottermarkt) zu verbuchen wäre und das (totalanalytisch ermittelte) Bruttoregionalprodukt der Steiermark um rund 10,8 Mio. € zurückgehen wird. III Inhalt 1 Finanzwissenschaftliche Vorüberlegungen.................................................................................. 7 2 Datenerhebung ............................................................................................................................ 10 3 Partialanalyse: Ableitung der Nachfrage und des Angebots für Kies und Schotter ................. 11 3.1 Aggregation der Nachfragekurve .................................................................................. 11 3.2 Aggregation der Angebotskurve ................................................................................... 12 4 Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf den Markt von Schotter und Kies und Inzidenzanlyse I........................................................................................................... 14 4.1 Effekte bei den befragten Unternehmen ....................................................................... 14 4.2 Effekte auf den Gesamtmarkt für Schotter.................................................................... 15 5 Makroökonomische Auswirkungen ........................................................................................... 18 5.1 Die wirtschaftliche Lage der Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14 ) .................................................................................................. 18 5.2 Steuervolumen und Inzidenzanalyse II ......................................................................... 20 5.3 Räumliche Dimensionen................................................................................................ 22 5.4 Die wirtschaftliche Lage der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26 ...................................... 25 5.5 Makroökonomische Modellierung mittels Styrian Economic Policy Model (SEPM) – Angewandtes Allgemeines Gleichgewichtsmodell für die Steiermark........................ 28 5.5.1 Modellbeschreibung............................................................................................ 30 5.5.2 Implementierung und Algorithmus .................................................................... 36 5.6 Ergebnisse ...................................................................................................................... 36 5.7 Schlussfolgerungen........................................................................................................ 38 6 Bibliographie............................................................................................................................... 39 Anhang 1 – Glossar........................................................................................................................... 41 Anhang 2 – Fragebogen.................................................................................................................... 45 IV Abbildungen Abbildung 1: Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung 4: Volkswirtschaftliche Auswirkungen von Externalitäten ....................................... 7 Ableitung der Nachfragekurve ............................................................................. 11 Ableitung der Angebotskurve............................................................................... 13 Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf die befragten Unternehmen......................................................................................................... 14 Abbildung 5: Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf die gesamte Branche.................................................................................................................. 16 Abbildung 6: Abgesetzte Produktion in Mio. € der steirischen Betriebe in der Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14) nach Gruppen................................................................................................................. 18 Abbildung 7: Veränderungen der abgesetzten Produktion der Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14) in % zum Vorjahr ......................... 19 Abbildung 8: Veränderungen der unselbstständigen Beschäftigung der Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14) in % zum Vorjahr..... 19 Abbildung 9: 20 km- und 30 km-Lieferradien steirischer Kies- und Schotterunternehmen..... 24 Abbildung 10: 20 km- und 30 km-Lieferradien von Kies- und Schotterunternehmen aus angrenzenden Bundesländern ............................................................................... 24 Abbildung 11: Potentielle Standortnachteile steirischer Kies- und Schotterunternehmen ......... 25 Abbildung 12: Abgesetzte Produktion in Mio. € der steirischen Betriebe in der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) nach Gruppen ...................................................................... 26 Abbildung 13: Veränderungen der abgesetzten Produktion der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) in % zum Vorjahr ........................................................................................... 26 Abbildung 14: Veränderungen der unselbstständigen Beschäftigung der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) in % zum Vorjahr........................................................................... 27 Abbildung 15: Aggregate je Güterkategorie j............................................................................... 35 V Tabellen Tabelle 1: Tabelle 2: Übersicht ................................................................................................................. 9 Menge an Sand und Kies sowie an Steinen und Erden in Österreich und der Steiermark sowie eine Abschätzung hypothetischen Steueraufkommens .......... 20 Tabelle 3: Ergebnisse der Gütereinsatzstatistik des Jahres 2004 für Österreich in Mio. Tonnen................................................................................................................... 21 Tabelle 4: Steuerlast pro Beschäftigten ................................................................................. 22 Tabelle 5: Auswirkungen auf Transportradien...................................................................... 23 Tabelle 6: Effektive Steuerlast ÖNACE 26 bei einem Umwälzungsgrad von 35 % .................. 28 Tabelle 7: Variablenliste ........................................................................................................ 32 Tabelle 8: Sektorale Klassifikation ........................................................................................ 33 Tabelle 9: Sektorale Auswirkungen der Einführung der Naturnutzungsabgabe .................. 37 VI 1 Finanzwissenschaftliche Vorüberlegungen Eine Naturnutzungsabgabe für den Abbau von Kies und Schotter ist definitorisch der Kategorie der Ökosteuern zuzuordnen (eine Klassifikation öko-relevanter Steuern und Abgaben in Österreich findet sich in: Statistik Austria, 2006). Generell sind Steuern dieser Art ein Instrument zur Schaffung oder Gewährleistung von Nachhaltigkeit1 bzw. nachhaltiger Entwicklung, "die den gegenwärtigen Bedarf zu decken vermag, ohne gleichzeitig späteren Generationen die Möglichkeit zur Deckung des ihren zu verbauen"2. Abbildung 1: Volkswirtschaftliche Auswirkungen von Externalitäten Preis (P) Soziale Grenzkosten Private Grenzkosten P* P (E) Nachfrage Nachfrage Q* Q (E) Menge (Q) Quelle: eigene Darstellung Zur Umsetzung umweltpolitischer Ziele steht mit der Steuer- oder Abgabenpolitik ein Instrument zur Verfügung, Kostenwahrheit in der Nutzung natürlicher Ressourcen zu schaffen. Ökosteuern verfolgen somit den Zweck, negative externe Effekte (soziale Kosten), die zum Beispiel beim Abbau von natürlichen Rohstoffen wie Schotter und Kies durch den Eingriff in die Natur entstehen und über den Preis nicht abgegolten werden, zu internalisieren. Lenkungseffekte sollen zu einem „sorgsameren und bewussteren Umgang mit der Umwelt“3 führen. Externe Effekte bzw. Externalitäten bewirken, dass sich die privaten Kosten mit den sozialen Kosten nicht decken. Die Kosten, die dem einzelnen (dem privaten Nutzer) durch die Nutzung dieser Ressourcen entstehen, sind niedriger als die Kosten der Gesellschaft. Die privaten Grenzkosten liegen daher unter den sozialen Grenzkosten. Da die Nachfragekurve (siehe Abb. 1) die Zahlungsbe1 Es bleibt anzumerken, dass das Konzept der Nachhaltigkeit – in Österreich wie auch in der Europäischen Union – hohe Priorität hat. Gerade im letzten Jahrzehnt erfuhr dieses Konzept auf europäischer Ebene mit der Strategie von Lissabon (2000) und den Zielen von Göteborg (2001), aber auch mit der österreichischen Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung (2002) eine bedeutende Aufwertung. 2 Europäische Kommission, 2000, S. 19 3 Statistik Austria (2006), S. 5 7 reitschaft darstellt und eine gesellschaftlich effiziente Allokation erfordert, dass nur jene Menge erzeugt werden soll, deren Grenzkosten durch Zahlungsbereitschaft gedeckt ist kommt es zu Ineffizienz: Im Vergleich zum sozialen Optimum (Punkte P*/Q*) verursachen Externalitäten – wie Abbildung 1 zeigt – eine zu hohe Abbaumenge eines Gutes bei gleichzeitig zu niedrigem Preis (P(E)/Q(E)). Ein wesentlicher Teil der steirischen Kies- und Schotterproduktion findet im sedimentreichen und bevölkerungsdichten Dauersiedlungsraum entlang der Flusstäler, insbesondere entlang der Mur statt. Zudem verlangen die Transportintensivität, der hohe Verbrauch dieser Rohstoffe, aber auch der im Vergleich zu den Transportkosten relativ geringe Preis von Kies und Schotter eine Gewinnung im Nahbereich der Verbraucherschwerpunkte und damit in Siedlungsnähe. Externe Effekte entstehen insbesondere in folgenden Bereichen: • Landschaftsschutz: Negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild, vor allem in landschaftlich bereits stark genutzten Regionen • Biodiversität: Beeinträchtigung bis zur Zerstörung von Tier- und Pflanzengesellschaften • Lärmschutz: Die Schotter- und Kiesgewinnung verursacht Lärmbelästigungen, darüber hinaus verursachen Lkws beim Abtransport wie auch beim Verladen bedeutende Lärmemissionen. • Grundwasserschutz: Der Abbau der Flusssedimente kann negative Folgen auf die Grundwasserqualität im Siedlungsraum haben. • Beeinträchtigungen durch Staub und Abgase: Der Transport und die Produktion von Schotter und Kies sind mit beträchtlichen Emissionen von Staub (Produktion, Verladetätigkeit, Abtransport) und Abgasen (Lastkraftwagen, Maschinenabgase) verbunden. Ein Großteil der oben erwähnten Folgen wird nicht über den Preis von Schotter und Kies abgegolten, dieser wird von der Allgemeinheit getragen. Ökosteuern oder Abgaben erzielen ihre Lenkungswirkung aufgrund der zu entrichtenden Steuer bzw. Gebühr auf die Menge der abgebauten Ressourcen: „Kernstück dabei ist die neue Definition der Ökosteuern, wonach nicht mehr auf die Zweckwidmung der Steuereingänge und auch nicht auf den Namen einer Steuer abgestellt wird, sondern lediglich auf die Umweltschädlichkeit des als Steuerbemessungsgrundlage dienenden physischen Vorgangs“4. Die Einhebung einer Naturnutzungsabgabe kann in Österreich auf Ebene der Länder geregelt werden. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht, in welchen Bundesländern und in welcher Form eine Naturnutzungsabgabe bereits implementiert wurde. 4 Statistik Austria (2006), S.5 8 Tabelle 1: Übersicht Gesetzestext in Kraft seit Höhe auf Rohstoffe Zweckbindung Burgenland – Landschaftsschutzabgabe Burgenländisches Naturschutz- und Land- 01.07.1996 schaftspflegegesetz € 0,22/t x x x x x Kies Sand Schotter Stein Lehm zweckgewidmet für Angelegenheiten des Naturund Landschaftsschutzes sowie der Landschaftsund Ortsbildpflege, zur Verbesserung der ökologischen Infrastruktur, die Umweltbildung und Umwelterziehung sowie sonstige Maßnahmen im Bereich des Umweltschutzes Kärnten – Naturschutzabgabe Kärntner Naturschutzgesetz 01.01.2006 € 0,146/t Schotter Kies Sand Lehm Steine mineralische Erden Erze sonstige in festem Zustand vorkommende mineralische Rohstoffe x Abbaumaterial aus fossilen Lagerstätten x x x x x x x x € 0,291/t x Torf € 0,146/t x Lockergesteine x Festgesteine € 0,291/m³ x Torf zweckgewidmet für Maßnahmen zum Schutz und zur Pflege der Natur Salzburg – Naturschutzabgabe Salzburger Naturschutzgesetz 01.01.1992 zweckgebunden zur Förderung des Naturschutzes und der Naturpflege einschließlich der wissenschaftlichen Forschung (→ Salzburger Naturschutzfonds) Tirol – Naturschutzabgabe Tiroler Naturschutzgesetz 01.01.1990 € 0,25/m³ x mineralische Rohstoffe zweckgebunden zur Förderung von Maßnahmen zur Erhaltung und zur Pflege der Natur und zur Deckung der Kosten für Maßnahmen zum Ausgleich der Eingriffe in die Natur und zur Förderung von Forschungsvorhaben und der Öffentlichkeitsarbeit auf dem Gebiet des Naturschutzes (→ Tiroler Naturschutzfonds) Vorarlberg – Naturschutzabgabe € 0,207/t durch den Gesetz über Naturschutz Landtag und Landschaftsentbeschlossen € 0,414/t wicklung am 19.09.1973 x Steine x Sand x Kies x Schuttmaterial zweckgebunden zur Förderung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftsentwicklung Niederösterreich – Landschaftsabgabe NÖ Landschaftsabgabe01.01.1994 gesetz x Kies € 0,18/t (angehox Schotter ben mit x Sand 01.01.2006) x Steine zweckgebunden für Fördermaßnahmen des NÖ Landschaftsfonds Quelle: BKA Rechtsinformationssystem, 2006 Im Rahmen dieser Studie wurde eine Abschätzung der Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf Kies und Schotter in der Steiermark auf die Nachfrage und das Angebot durchgeführt. Die Ableitung der Nachfrage und des Angebots wurde dabei auf Basis einer telefonischen Befragung schotter- und kieserzeugender Unternehmen und Betriebe vorgenommen. Weiters wurden eine Prognose über die Einnahmen aus der Abgabe für das Land Steiermark mit einer Steuerinzidenzanalyse (d.h. wer trägt die Steuerlast?) erstellt und die makroökonomischen Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe untersucht. 9 2 Datenerhebung Im Zuge der Datenerhebung wurden in der Steiermark und in Kärnten insgesamt 70 schottererzeugende Unternehmen bzw. Betriebe telefonisch befragt. Davon gaben acht Unternehmen detaillierte Auskünfte über ihre wirtschaftliche Entwicklung, den Umsatz und die Preisentwicklung. Das Hauptaugenmerk lag auf Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von über einer Mio. €. Der Fragekatalog5 umfasste nachstehende Themenbereiche: • • • • • 5 Angaben zum Unternehmen: Umsatz- und Mitarbeiterentwicklung der Jahre 2002 bis 2005 Marktanalyse: Erhoben wurden Preise und abgebaute Mengen (in Tonnen) der für das Unternehmen wichtigsten Produktgruppen (nach Umsatzanteil und nach abgebauten Tonnen) der Jahre 2002 bis 2005. Konjunktur: Einschätzung der konjunkturellen Lage der Bauwirtschaft in den letzten vier Jahren Auswirkung etwaiger Belastungen der kilometerabhängigen LKW-Maut beziehungsweise (für Kärnten) der Naturnutzungsabgabe Kontrollfrage zur Preiselastizität der Nachfrage siehe Anhang - Fragebogen 10 3 Partialanalyse: Ableitung der Nachfrage und des Angebots für Kies und Schotter 3.1 Aggregation der Nachfragekurve Die aggregierte Nachfragekurve zeigt die entsprechende Menge an Gütern an, die bei einem bestimmten Preisniveau nachgefragt wird – sie zeigt die Reaktion der Nachfrage auf einen Preisanstieg beziehungsweise eine Preissenkung. In einem ersten Schritt wurde die gesamte von den befragten Unternehmen innerhalb eines Jahres abgebaute Menge der Produkte nachstehender Kategorien aggregiert: • • Bruch unterschiedlichster Körnung: z.B. Grädermaterial (0/16), Frostschutz (0/70), Bruchschotter (16/32) Betonschotter unterschiedlichster Körnung: z.B. Wandschotter in Rundabmessungen (z.B. Körnung 0-16), ungewaschene Gemische der Körnungen 0/8 – 32/70 Splitt und Kies: z.B. Kies gewaschen (4/16), Rollschotter (32/70) • Sand • Für die Jahre 2002 bis 2005 wurde – anhand der abgebauten Mengen an Bruch, Betonschotter, Sand, Splitt und Kies sowie ihrer Preise – der gewichtete Durchschnittspreis der aggregierten Gesamtmenge für jedes Jahr errechnet. Die Punkte in der folgenden Graphik zeigen die aggregierte Produktionsmenge der Güter Bruch, Betonschotter, Sand, Splitt und Kies und ihren gewichteten Durchschnittspreis für die Jahre 2002 bis 2005, sowie die Daraus abgeleitete lineare Nachfragekurve. Abbildung 2: Ableitung der Nachfragekurve P [€] 8,20 8,00 7,80 7,60 7,40 Nachfrage 7,20 7,00 2.900 Q [Tsd. t] 3.400 3.900 4.400 4.900 Quelle: eigene Darstellung 11 Durch lineare Regression ergibt sich die folgende Steigung der Nachfragekurve: y = -0,0000012x + 12,753 Um die Reagibilität der Nachfrage nach Kies und Schotter zu identifizieren, wird das Konzept der Elastizitäten angewandt. „Die Elastizität misst die Empfindlichkeit einer Variablen im Hinblick auf eine andere. Insbesondere handelt es sich dabei um eine Zahl, die die prozentuale Änderung angibt, die an einer Variablen als Reaktion auf eine Veränderung einer anderen Variablen um ein Prozent auftritt.“6 Die Preiselastizität der Nachfrage gibt im Zusammenhang mit dieser Studie nach dieser Definition an, um wie viel Prozent sich die nachgefragte Menge von Kies und Schotter bei einer Änderung des Preises um ein Prozent ändert. Die entsprechende Formel zur Berechnung der Preiselastizität der Nachfrage lautet: ε= %ΔQ ΔQ P = %ΔP ΔP Q Aus der Auswertung der Daten der Unternehmensbefragung geht hervor, dass die Preiselastizität der Nachfrage für Kies und Schotter -1,5 beträgt, d.h. eine einprozentige Erhöhung des Preises für Kies und Schotter führt zu einer 1,5-prozentigen Verringerung der nachgefragten Menge. Ein annähernd gleicher Wert zur Elastizität wurde durch die Kontrollfrage im Zuge der telefonischen Unternehmensbefragung ermittelt. 3.2 Aggregation der Angebotskurve Abbildung 3 setzt die abgesetzte Menge eines Produktes (Bruch, Betonschotter, Sand, Splitt und Kies) in Relation zum jeweiligen Preis: Jeder Punkt beschreibt den Verkaufspreis und die abgesetzte Menge, die ein Unternehmen in den einzelnen Jahren der Periode 2002 bis 2005 für ein Produkt erzielen konnte. Diese Kurve stellt eine gewichtete Angebotskurve (nach verschiedenen Anteilen der einzelnen Produkte) dar, um die Analyse des Gesamtmarktes, der von der Steuer betroffen wäre, zu vereinfachen. Es zeigt sich, dass für den Gesamtmarkt von einer weitgehend flachen Angebotskurve ausgegangen werden kann. Die aggregierte langfristige Güterangebotskurve stellt sich flach dar. Das heißt, die Gesamtbranche ist bereit, jegliche Menge im relevanten Nachfragebereich zu einem bestimmten gegebenen Preis zu produzieren. Begründen lässt sich dieser Verlauf der Kurve durch die empirische Beobachtung, die aber durch theoretische Überlegungen zu Kapazitäts- und Skaleneffekten, aber auch durch plausible Annahmen zur Wettbewerbssituation gestützt wird: 6 Pindyck et al. (2003), S. 62 12 • So ist der Anteil der variablen Kosten an der Schotterproduktion im Vergleich zu den Fixkosten verschwindend gering – eine Reduktion der Produktionsmenge hat somit kaum reduzierende Effekte auf die Produktionskosten je Produktionseinheit. • Wird die Produktion über den gegeben Stand ausgeweitet (bei Vorhandensein der notwendigen Kapazitäten), kann jede weitere produzierte Einheit im Vergleich zur vorherigen relativ kostengünstiger produziert werden. • Der flache Verlauf der langfristigen Güterangebotskurve reflektiert auch die gegebene Wettbewerbssituation auf dem Markt für Kies und Schotter, die zwar durch die Existenz lokaler Monopole gekennzeichnet ist, die aber durch potentiellen Markteintritt und möglichen Transport keine nachhaltigen Monopole darstellen. Abbildung 3: Ableitung der Angebotskurve 15 P [€] 12 9 Angebot 6 3 Q [t] 0 0 200000 400000 600000 800000 1000000 1200000 1400000 1600000 1800000 2000000 Quelle: eigene Darstellung 13 4 Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf den Markt von Schotter und Kies und Inzidenzanlyse I 4.1 Effekte bei den befragten Unternehmen Im nächsten Schritt werden die Nachfrage- und Angebotskurve in ein Diagramm zusammengeführt. Die y-Achse gibt den Preis P für Kies und Schotter – gemessen in € – an. Dies ist der Preis, den die Produzenten von Kies und Schotter für eine bestimmte angebotene Menge erhalten sowie der Preis, den die Nachfrager bzw. Konsumenten für eine bestimmte, nachgefragte Menge zahlen. Die x-Achse gibt die angebotene und nachfragte Menge Q von Schotter und Kies gemessen in Tausend Tonnen an. Im Schnittpunkt der beiden Kurven stellt sich ein Gleichgewicht ein und es kommt zur Markträumung. Werden ausschließlich jene Unternehmen betrachtet, die an der Befragung teilgenommen haben, so kann folgende Nachfragefunktion bzw. Angebotsfunktion bestimmt werden: Nachfragefunktion: P = 12,753 – 0,0000012 Q Angebotsfunktion: P = 7,6091 Abbildung 4: Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf die befragten Unternehmen P [€] Gleichgewichtspreis neu: € 8,01 Gleichgewichtsmenge neu: 3926 Tsd. Q.......... Menge von Kies und Schotter P .......... Preis von Kies und Schotter N.......... Nachfrage nach Kies und Schotter A.......... Angebot von Kies und Schotter t ........... Naturnutzungsabgabe Gleichgewichtspreis: € 7,61 Gleichgewichtsmenge: 4238 Tsd. 8,2 A+t 8,0 Konsumentenrente vor Abgabe Konsumentenrente neu t = 0,4 7,8 A 7,6 Verlust an Konsumentenrente = Steuerlast für Konsumenten = Landeseinnahmen aus der Abgabe Wohlfahrtsverlust 7,4 Nachfragefunktion: P = 12,753 – 0,0000012 Q Angebotsfunktion: P = 7,6091 Angebotsfunktion neu: P = 8,0091 7,2 N 7,0 3600 3800 4000 4200 4400 4600 Preiselastizität der Nachfrage: ε = -1,5 Q [Tsd. t] Quelle: eigene Darstellung Im Ausgangsgleichgewicht können somit ein Preis von € 7,61 und eine nachgefragte bzw. angebotene Menge von ca. 4.238.000 Tonnen Kies und Schotter identifiziert werden. Wird eine Naturnutzungsabgabe t in Form einer Mengensteuer pro Tonne Schotter und Kies eingehoben, so erhöht sich für jede angebotene Menge der Preis im Ausmaß der Abgabe bzw. Steuer und die 14 Angebotskurve verschiebt sich nach oben. Die nachgefragten Mengen reduziert sich entlang der Nachfragekurve nach links oben, bis der neue Schnittpunkt erreicht ist, und es stellt sich ein neues Gleichgewicht ein. Wird von einer Naturnutzungsabgabe im Ausmaß von 40 Cent ausgegangen, resultieren ein neuer Gleichgewichtspreis von € 8,01 und eine neue Gleichgewichtsmenge von ca. 3.926.000 Tonnen Kies und Schotter. In diesem Partialmarktmodell für Schotter wird die Wohlfahrt durch die Konsumentenrente definiert. „Die Konsumentenrente ist die Differenz zwischen dem maximalen Betrag, den ein Konsument für ein Gut zu zahlen bereit ist, und dem Betrag, den der Konsument tatsächlich zahlt.“7 D.h. die Rente berechnet sich als die Fläche zwischen dem Preis und der Nachfragekurve wie in Abbildung 4 dargestellt. Die Einführung einer Naturnutzungsabgabe würde bewirken, dass sich durch die Verschiebung der Angebotskurve nach oben die Fläche der Konsumentenrente im Ausmaß der Einnahmen aus der Abgabe bzw. der Steuer für das Land Steiermark und um den so genannten Dead weight loss dezimiert. Die Steuereinnahmen berechnen sich als die nach Einführung der Steuer nachgefragte Menge an Schotter und Kies multipliziert mit dem Abgabensatz pro Tonne. Während dieser Betrag ebenfalls den Konsumenten als Wohlfahrtsverlust verloren geht, bleibt er der Gesellschaft als Einnahme des Landes Steiermark erhalten. Der so genannte Dead weight loss ist Hingegen ein Nettowohlfahrtverlust, da niemand davon profitiert. Lediglich jene, in Kapitel 1 erwähnten sozial getragenen externen Kosten, welche durch die sinkende nachgefragte Menge reduziert wird, kann hier gegen gerechnet werden. Eine quantitative konstante Abschätzung dieser externen Effekte würde allerdings den Rahmen der vorliegenden Untersuchung sprengen. Die Last der Abgabe im Ausmaß von etwa € 1,6 Millionen fällt dabei aufgrund der horizontalen Lage der Angebotskurve zur Gänze den Konsumenten (d.h. den nachfragenden Branchen) zu. Ein Nettowohlfahrtsverlust entsteht, da die Abgabe am Markt zu Verzerrungen führt, indem ein Teil der Konsumenten auf Schotter und Kies verzichtet und Rente verloren geht. Der Wohlfahrtsverlust für die befragten Unternehmen schlägt sich mit einem Betrag von etwa € 62.000 nieder. Die Konsumenten verlieren daher in zweierlei Hinsicht, einerseits tragen sie die Last der Abgabe, andererseits tragen sie den Wohlfahrtsverlust. 4.2 Effekte auf den Gesamtmarkt für Schotter Bei der Prognose der Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf Kies und Schotter auf die gesamten kies- und schotterproduzierenden Unternehmen in der Steiermark wird davon ausgegangen, dass sich die Steigung der Nachfrage- und Angebotskurve gleich verhält wie bei den befragten Unternehmen. 7 Pindyck et al. (2003), S. 187 15 Der Anteil der produzierten Menge der Branche in der Steiermark wird gemäß Tabelle 2 mit 8,52 Millionen Tonnen geschätzt. Auf Basis dieses Wertes charakterisiert sich der gesamte Markt für Kies und Schotter in der Steiermark durch folgende Funktionen: Nachfragefunktion: P = 12,695 – 0,0000006 Q Angebotsfunktion: P = 7,6091 Abbildung 5: Auswirkungen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf die gesamte Branche P [€] Q.......... Menge von Kies und Schotter P .......... Preis von Kies und Schotter N.......... Nachfrage nach Kies und Schotter A.......... Angebot von Kies und Schotter t ........... Naturnutzungsabgabe 8,01 A+t Konsumentenrente vor Abgabe Konsumentenrente neu t = 0,4 7,61 A Verlust an Konsumentenrente = Steuerlast für Konsumenten = Landeseinnahmen aus der Abgabe Wohlfahrtsverlust Nachfragefunktion: P = 12,695 – 0,0000006 Q Angebotsfunktion: P = 7,6091 Angebotsfunktion neu: P = 8,0091 N 7,00 7160 7850 8520 Preiselastizität der Nachfrage: ε = -1,5 Q [Tsd. t] Quelle: eigene Darstellung Durch die Einführung einer Naturnutzungsabgabe resultiert gemäß Abbildung 5 eine Verringerung der nachgefragten Menge an Kies und Schotter im Ausmaß von etwa 670.000 Tonnen. Mit dieser Reduktion sind Steuereinnahmen von € 3,1 Millionen und ein Nettowohlfahrtsverlust von ca. € 134.000 verbunden, der so wie die Abgabenlast zur Gänze von den Nachfragenden Sektoren bzw. der Privatnachfrage getragen werden muss. Dieser partialanalytisch ermittelte Nettowohlfahrtsverlust stellt jedoch nur jenen, direkt auf dem Schottermarkt verlorenen Anteil an Wohlfahrt dar. Für die Naturnutzungsabgabe als Ökosteuer könnte dieser Wert zunächst einmal als Referenzwert für die Höhe der externen Effekte angesetzt werden, welche erreicht werden müssten, damit die Einführung der Steuer gerechtfertigt erscheint. Wenn die Abgabe als Finanzierungsinstrument eingesetzt werden soll, so ist festzuhalten, dass dieser Nettowohlfahrtsverlust gemessen am Steueraufkommen relativ hoch ist. Dies kann auf die relativ hohe Elastizität der Nachfrage zurückgeführt werden, wenn auch die Tatsache einer flachen Angebotskurve hier als dämpfendes Moment auf den Wohlfahrtsverlust wirkt. Letztlich bräuchte es hier aber eine alternative Steuer, um die beiden Werte zu vergleichen. Eine Wasserentnahmesteuer beispielsweise käme auf einen wesentlich geringeren Wert des Netto16 wohlfahrtsverlustes je eingenommenen Steuereuro, da hier die Elastizität der Nachfrage bei etwa -0,25 liegt. Die weitere Analyse wird jedoch zeigen, dass wesentlich höhere Wohlfahrtsverluste in den nachgelagerten Wirtschaftsbranchen entstehen, die Analysemethoden des Partialmarktes sind somit erschöpft und wir wenden uns den Effekten für die Gesamtwirtschaft, d.h. den makroökonomischen Effekten der Einführung einer derartigen Abgabe zu. Diese wird jedoch wiederum mit einer detaillierten Beschreibung der allgemeinen wirtschaftlichen Ausgangssituation der hauptsächlich betroffenen Branchen beginnen. 17 5 Makroökonomische Auswirkungen 5.1 Die wirtschaftliche Lage der Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14 8 ) Die wirtschaftliche Bedeutung kann statistisch mittels der Konjunkturerhebung (KE)9, die auf einer Vollerhebung mit Abschneidegrenzen (Konzentrationsstichprobe) beruht, gut abgeschätzt werden. Einen Überblick über die wirtschaftliche Lage der Steiermark gibt die folgende Grafik, die die abgesetzte Produktion der Branche Gewinnung von Steinen und Erden seit 1996 darstellt. Die größten Anteile im Jahr 2005 haben hier die Gewinnung von Kies, Sand, Ton und Kaolin (41 %) sowie die Gewinnung von Steinen und Erden a. n. g. mit 51,8 % (Magnesit, Talk, Glimmer sowie Graphit). Die Gewinnung von Natursteinen sowie die Salzproduktion (7,2 %) spielen eine untergeordnete Rolle. Generell kann festgestellt werden, dass das absolute Niveau 2005 (€ 144 Mio.) um 18 % tiefer liegt als noch 1996. In Österreich kam es im selben Zeitraum zu einer Produktionsausweitung von 20 % auf € 800 Millionen. Betrachtet man die Anteile der steirischen Produktion an der österreichischen, zeigt sich, dass knapp 89 % des Magnesit-, Talk-, Glimmer- sowie Graphitabbaus in der Steiermark erfolgen. Die Steiermark weist hingegen bei Kies-, Sand-, Ton- und Kaolinabbau nur 10 % auf. Bezogen auf die gesamte Branche stellt die Steiermark einen Anteil von 18 % an der österreichischen Produktion. Abbildung 6: Abgesetzte Produktion in Mio. € der steirischen Betriebe in der Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14) nach Gruppen 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Gewinnung von Kies, Sand, Ton u. Kaolin 2002 2003 2004 2005 Gewinnung von Steinen und Erden a.n.g. Gewinnung von Natursteinen und Salz Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Konjunkturerhebung 8 9 Für eine Definition bzw. Erläuterung zur ÖNACE 2003 sei auf den Anhang verwiesen. Für eine Definition bzw. Erläuterung zur Kunjunkturstatistik sei auf den Anhang verwiesen. 18 Die nachfolgende Grafik zeigt deutlich die meist stärker negative Entwicklung der steirischen Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14) im Vergleich zu Österreich. Besonders die Jahre 2001 und 2002 brachten konjunkturbedingt jeweils Produktionsrückgänge um 10 %. Abbildung 7: Veränderungen der abgesetzten Produktion der Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14) in % zum Vorjahr 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 -5,0 -10,0 -15,0 -20,0 Steiermark Österreich Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Konjunkturerhebung Die Konjunkturerhebung gibt auch Aufschluss über die Beschäftigung. Auch hier wird deutlich, dass die Steiermark massiv an unselbstständig Beschäftigten verliert. Im Jahresdurchschnitt 2005 wurden in der Steiermark 1.124 Beschäftigte gezählt, was einem Rückgang gegenüber 1996 um 18 % entspricht. In Österreich wurden hingegen 4.270 Beschäftigte gezählt, ein Plus von zwei Prozent gegenüber 1996. Abbildung 8: Veränderungen der unselbstständigen Beschäftigung der Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14) in % zum Vorjahr 6,0 4,0 2,0 0,0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 -2,0 -4,0 -6,0 -8,0 -10,0 Steiermark Österreich Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Konjunkturerhebung 19 5.2 Steuervolumen und Inzidenzanalyse II Um ein hypothetisches Steuervolumen zu errechnen, müssen einige Annahmen getroffen werden: Regionale mengenmäßige Daten auf Bundesebene sind für die Produktion von Sand, Schotter, Kies etc. nicht verfügbar. Über die Gütereinsatzerhebung wird österreichweit aber die Menge der Güter, die im Produktionsprozess eingesetzt werden, in Tonnen und in € 1.000 erfasst. Anhand dieser Daten kann auf eine hypothetische Menge an Sand und Kies in der Steiermark über die Ergebnisse der Konjunkturerhebung geschlossen werden. Die so erhaltenen Ergebnisse fasst die folgende Tabelle zusammen. Da die Ergebnisse auf Österreichebene für das Jahr 2005 noch nicht vorliegen, wird der Wert interpoliert. Laut Gütereinsatzstatistik10 wird nach Interpolation von einem Aufkommen von 36,3 Mio. Tonnen Sand und Kies sowie Steinen und Erden in Österreich ausgegangen. Der Anteil der Steiermark ergibt sich aus dem Anteil der abgesetzten Produktion an Österreich (19,6 %). Somit sind geschätzte 7,1 Mio. Tonnen Sand und Kies sowie Steine und Erden in der Steiermark abgebaut worden. Daraus ergibt sich ein hypothetisches Steueraufkommen bei Berücksichtigung des Nachfragerückgangs von € 2,6 Mio. für das Jahr 2005, wenn diese Steuer in der Höhe von € 0,4 pro Tonne eingeführt worden wäre. Nicht berücksichtigt in dieser Kalkulation sind der private Konsum und Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten. Aus den Daten aus der Leistungs- und Konjunkturerhebung ergibt sich eine diesbezügliche Untererfassung von rund 20 Prozent. Die Schätzungen für das Steueraufkommen inklusive privatem Konsum und Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten werden in Tabelle 2 dargestellt. Tabelle 2: Menge an Sand und Kies sowie an Steinen und Erden in Österreich und der Steiermark sowie eine Abschätzung hypothetischen Steueraufkommens 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Menge an Sand und Kies sowie Steinen und Erden in Österreich [Mio. t] 32,9 35,4 34,9 32,6 29,7 36,4 35,1 35,6 36,3 Geschätzter Anteil der Steiermark [Mio. t] 12,2 11,7 11,2 10,8 9,6 9,8 10,0 7,4 7,1 Geschätzter Anteil der Steiermark inkl. privater Konsum und Unternehmen <20 Beschäftigte [Mio. t] 14,6 14,0 13,4 13,0 11,5 11,8 12,0 8,9 8,5 Naturnutzungsabgabe [€ pro t] 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 Hypothetische Steuereinahmen [Mio. €] 4,5 4,3 4,1 4,0 3,5 3,6 3,7 2,7 2,6 Hypothetische Steuereinahmen inkl. privater Konsum und Unternehmen <20 Beschäftigte [Mio. €] 5,4 5,2 5,0 4,8 4,2 4,3 4,4 3,3 3,1 Quelle: STATISTIK AUSTRIA Gütereinsatzerhebung, eigene Berechnungen JR-InTeReg 10 Für eine Definition bzw. Erläuterung zur Gütereinsatzstatistik wird auf den Anhang verwiesen. 20 Wie Tabelle 3 zeigt, betrifft die Einführung einer Naturnutzungsabgabe auf der Nachfrageseite vor allem die Branchen Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden und Bauwesen. Da nach Inzidenzanalyse I von einer vollkommenen Überwälzung der Abgabe auf die Nachfrager ausgegangen werden kann, haben besonders diese zwei Branchen mit 40,2 bzw. 25,2 % die Hauptlast der Steuer zu tragen. Tabelle 3: Ergebnisse der Gütereinsatzstatistik des Jahres 2004 für Österreich in Mio. Tonnen in Mio. Euro Anteile in % 689,0 100,0 davon in der Branche Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau 47,0 6,8 davon in der Branche Papierindustrie 98,8 14,3 davon in der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden 277,0 40,2 davon in der Branche Bauwesen 173,3 25,2 davon in den restlichen Branchen des Produktionsbereiches 92,9 13,5 Gütereinsatz der Güter Steine und Erden insgesamt Quelle: STATISTIK AUSTRIA Gütereinsatzerhebung, eigene Berechnungen JR-InTeReg Für die Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden wurde mittels telefonischer Befragung am Beispiel der kilometerabhängigen Autobahnmaut ermittelt, in welchem Ausmaß sich Mehrkosten der Inputs auf den Preis des Endprodukts aufschlagen lassen. Vor allem im Bereich der Betonfertiger kann gestützt auf Unternehmensbefragungen zur Einführung der km-abhängigen LKW-Maut auf Autobahnen davon ausgegangen werden, dass nicht mehr als 20 bis 30 % der Mehrkosten, die durch die Einführung der Naturnutzungsabgabe entstehen, an die Kunden überwälzt werden kann. Die Ursache dafür liegt vor allem in der Nähe zu den äußerst kompetitiven Mitbewerbern auf dem Markt aus Slowenien und Kroatien. Bei höherwertigen (höherpreisigen) Produkten ist eine Umwälzung von bis zu 50 % möglich. Die Verteilung der Steuerlast pro Beschäftigten in den betroffen Branchen wird in Tabelle 4 dargestellt. Die Steuerlast pro Beschäftigten ist mit € 209 bzw. € 158 am höchsten in den Branchen „Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden“ und „Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau“. 21 Tabelle 4: Steuerlast pro Beschäftigten Branche Steuerlast der Branche[€] Beschäftigte Steuerlast pro Beschäftigten [€] Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14) 177.931 1124 158 Papierindustrie 374.178 5250 71 1.051.884 5028 209 Bauwesen 659.390 22626 29 davon in den restlichen Branchen des Produktionsbereiches 353.245 85942 4 2.616.627 119970 22 Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) Summe Quelle: STATISTIK AUSTRIA Konjunkturerhebung, eigene Berechnung 5.3 Räumliche Dimensionen Gemessen am Warenwert sind Kies und Schotter ein äußerst transportkostenintensives Gut. Dies gilt insbesondere für niedrigpreisige Schotter, die für Frostschutzkoffer etc. (Preisklasse: € 3 bis 4 pro Tonne) verwendet werden und für welche bereits eine Transportstrecke von 20 bis 30 km genügt, um den Preis um 100 % vom Warenwert ansteigen zu lassen. Diese Produktgruppe macht rund 60 bis 70 % des mengenmäßigen Volumens der heimischen Schotterproduktion aus. Dieses Argument gilt weniger für höherpreisige Splitte und Ähnliches, welche zu den derzeitig absolut gesehen niedrigen Transportkosten auch bis zu 150 km weit noch rentabel transportiert werden können. Die hohe Transportkostenintensität impliziert, dass heimische Verbraucher nur beschränkt auf Preiserhöhungen bei steirischem Schotter mit dem Kauf von Produkten aus den benachbarten Bundesländern und Staaten reagieren können. Durch die Einführung der Naturnutzungsabgabe verringern sich die rentablen Transportkosten deutlich (vergleiche Tabelle 5). Anbieter in anderen Bundesländern werden aufgrund eines potentiell höheren Lieferradius besser gestellt werden. Tabelle 5 zeigt die Berechnung der Auswirkungen auf die rentablen Transportradien. Der Lkw der Kategorie 3-Achser eines beispielsweise Kärntner Anbieters mit 12 t Schotter weist bei steirischer Einführung der Schotterabgabe in Höhe von € 0,4 je Tonne einen Preisvorteil von € 4,80 oder einen längeren Lieferradius für diese Ladung von 26 km auf der Autobahn auf. 11 11 In dieser Berechnung werden für Kärntner und steirische Kies- und Schottererzeuger gleich hohe Produktionskosten und sonstige Transportkosten unterstellt. 22 Tabelle 5: Auswirkungen auf Transportradien LkwKategorie durchschnittliche Zuladung km-abhängige LkwMaut/Kategorie Radius 2-Achser 9t € 0,130 20 km € 2,60 3,60 1,00 27,7 km Autobahn 3-Achser 12 t € 0,182 20 km € 3,64 4,80 1,16 26,4 km Autobahn 4-Achser 20 t € 0,273 20 km € 5,46 8,00 2,54 29,3 km Autobahn 2-Achser 9t € 0,130 30 km € 3,90 3,60 -0,30 27,7 km Autobahn 3-Achser 12 t € 0,182 30 km € 5,46 4,80 -0,66 26,4 km Autobahn 4-Achser 20 t € 0,273 30 km € 8,19 8,00 -0,19 29,3 km Autobahn Mautkosten NaturnutzungsDifferenz gesamt abgabe Rentabilitätsgrenze Quelle: eigene Berechnungen Wie die telefonische Befragung der kies- und schottererzeugenden Unternehmen ergeben hat, entsprechen die umgerechneten Mehrkosten, die durch die Einführung einer Naturnutzungsabgabe für die steirischen Kies- und Schotterunternehmen entstehen würden, eben diesem 20 bis 30 km-Radius. Abbildung 9 stellt diese 20 km- und 30 km-Radien für steirische Kies- und Schotterunternehmen dar, Abbildung 10 die für kies- und schotterproduzierende Unternehmen in angrenzenden Bundesländern. Überlappungen der Radien, die als Standortnachteil der betroffenen steirischen Unternehmen interpretierbar sind, werden in Abbildung 11 dargestellt. Diese Darstellungen belegen sehr gut, dass vor allem Schotterunternehmen in der Oststeiermark bzw. im Bezirk Liezen von der Einführung der Abgabe in ihrer Wettbewerbsfähigkeit betroffen wären. Für Unternehmen im Zentralraum des Grazer Beckens sowie des Mur- und Mürztales käme es kaum zu Wettbewerbsnachteilen. Für eine vertiefende Analyse der Wettbewerbssituation mit Slowenischen Schotteranbietern wurde kein Auftrag erteilt, jedoch kann davon ausgegangen werden, dass hier auch die slowenische Bemautung einen gewissen Schutz darstellt. Als wesentlich drängender muss jedoch die Wettbewerbssituation mit Slowenien bei den verarbeiteten Produktion des Sektors 26 eingeschätzt werden, für welche die relative Transportintensität aufgrund des höheren Verarbeitungsgrades ja abnimmt. Umso schwerer wiegt hier eine Erhöhung der Inputkosten, wie sie die gegenständliche Abgabe für diesen Sektor darstellt, der im nächsten Abschnitt näher untersucht werden soll. 23 Abbildung 9: 20 km- und 30 km-Lieferradien steirischer Kies- und Schotterunternehmen Quelle: eigene Berechnungen Abbildung 10: 20 km- und 30 km-Lieferradien von Kies- und Schotterunternehmen aus angrenzenden Bundesländern Quelle: eigene Berechnungen 24 Abbildung 11: Potentielle Standortnachteile steirischer Kies- und Schotterunternehmen Quelle: eigene Berechnungen 5.4 Die wirtschaftliche Lage der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26 12) Auch hier stellt die Konjunkturerhebung (KE)13, die auf einer Vollerhebung mit Abschneidegrenzen (Konzentrationsstichprobe) beruht, die Quelle der folgenden analytischen Betrachtungen dar. Einen Überblick über die wirtschaftliche Lage der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden in der Steiermark gibt Abbildung 12, die die abgesetzte Produktion seit 1996 darstellt. Im Jahr 2005 wurde in der Steiermark eine abgesetzte Produktion von € 900 Mio. realisiert. Dies entspricht einer Produktionsausweitung um +10,6 % gegenüber 1996. Die größten Anteile im Jahr 2005 haben hier die Herstellung von Erzeugnissen aus Beton, Zement und Gips (38,8 %) sowie die sonstigen Erzeugnisse mit 28,1 % (z. B. Ziegeleien, Herstellung von Baukeramik, Herstellung von Zement und Kalk). Die Branche Keramik (ohne Ziegelei 12 13 Für eine Definition bzw. Erläuterung zur ÖNACE sei auf den Anhang verwiesen. Für eine Definition bzw. Erläuterung zur Konjunkturstatistik sei auf den Anhang verwiesen. 25 und Baukeramik) stellt 18 %, die Herstellung und Bearbeitung von Glas 15,1 % der abgesetzten Produktion. Abbildung 12: Abgesetzte Produktion in Mio. € der steirischen Betriebe in der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) nach Gruppen 1.000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 H.u.Bearbeitung von Glas Keramik (ohne Ziegelei und Baukeramik) H.v.Erzeugnissen a.Beton, Zement u.Gips sonstige Erzeugnisse Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Konjunkturerhebung Das absolute Niveau der Steiermark im Jahr 2005 von € 900 Mio. entspricht einem Anteil von 16,5 % an der österreichischen Produktion der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden, die € 5,45 Mrd. beträgt. In Österreich kam es im Zeitraum 1996 bis 2005 zu einer Produktionsausweitung von +25 %, hingegen in der Steiermark nur um +10,6 %. Damit verbunden ist auch die Entwicklung des Österreichanteils der Steiermark. Lag dieser im Jahr 1996 noch bei 18,7 %, liegt er 2005 um 2,2 Prozentpunkte niedriger (16,5 %). Abbildung 13 zeigt deutlich die meist unterdurchschnittliche Entwicklung der steirischen Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) im Vergleich zu Österreich. Es konnte beinahe jährlich, mit Ausnahme der Jahre 1999 und 2003, eine Produktionsausweitung ausgewiesen werden, aber diese war teilweise deutlich geringer als in Österreich. Abbildung 13: Veränderungen der abgesetzten Produktion der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) in % zum Vorjahr 26 6,0 4,0 2,0 0,0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 -2,0 -4,0 -6,0 Steiermark Österreich Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Konjunkturerhebung Die durch die Konjunkturerhebung attestierten leichten Produktionszuwächse werden durch teils hohe Beschäftigungsrückgänge getrübt. Im Jahresdurchschnitt 2005 wurden in der Steiermark 5.028 Beschäftigte gezählt, was einem Rückgang gegenüber 1996 um 4,8 % entspricht. In Österreich wurden im selben Zeitraum 5,9 % der Beschäftigten abgebaut, sodass im Jahresdurchschnitt 2005 nur mehr 31.511 unselbstständig Beschäftigte gezählt wurden. Abbildung 14: Veränderungen der unselbstständigen Beschäftigung der Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas, Herstellung von Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) in % zum Vorjahr 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 -2,0 -3,0 -4,0 -5,0 -6,0 Steiermark Österreich Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Konjunkturerhebung 27 Wie bereits erwähnt, ist es dem Bereich Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) im Durchschnitt gelungen, 35 % aber maximal 50 % der durch die Einführung der km-abhängigen Autobahnmaut für LKW verursachten Verteuerung der Inputs an die nachfragenden Sektoren bzw. die Endnachfrager umzuwälzen. Dies kann nur mit einer stark elastischen Nachfrage durch intensiven Wettbewerb mit anderen Anbietern erklärt werden. Auf der einen Seite sind dies österreichische Anbieter, wie der, in den letzten Abbildungen dargestellte Verlust an Produktionsanteilen der steirischen Anbieter belegt. Andererseits sind dies aber auch ausländische Anbieter aus dem nahen slowenisch-kroatischen Raum, die mit geringeren Lohnstückkosten einen Wettbewerbsvorteile haben. Stellt man sich nun die Frage, wie viel von der, an diesen Sektor überwälzten Steuerlast von diesem wiederum an die nachgelagerten Betriebe und Kunden überwälzt werden kann, so kann die Erfahrung mit der km-abhängigen Autobahnmaut für LKW als erster Richtsatz genommen werden. Allerdings ist zu bedenken, dass die Überwälzungsmöglichkeit vermutlich noch geringer sein wird, da die gesamten Nichtsteirischen Produzenten diese Abgabe nicht oder nicht in dieser Höhe zu tragen haben, während bei der Überwälzung der Autobahnmaut zumindest was die Bedienung des österreichischen Marktes gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen. Dieser Sektor hat somit die Hauptlast der Kosten, die Unternehmen oder Betrieben im Falle einer Einführung einer Naturnutzungsabgabe entstehen, zu tragen und vorsichtig geschätzt sind es zumindest 65% der anfallenden Mehrkosten, die auch tatsächlich vom Sektor zu tragen sind. Tabelle 6: Effektive Steuerlast ÖNACE 26 bei einem Umwälzungsgrad von 35 % Branche Steuerlast der Branche[€] Steuerlast pro Beschäftigten [€] Umwälzungsgrad Effektive Steuerlast der Branche[€] Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau (ÖNACE 14) 177.931 158 100 % -- Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) 1.051.884 209 35 % 788.913 Effektive Steuerlast pro Beschäftigten [€] -- 156,75 Quelle: STATISTIK AUSTRIA Konjunkturerhebung, eigene Erhebung JR-InTeReg, eigene Berechnung 5.5 Makroökonomische Modellierung mittels Styrian Economic Policy Model (SEPM) – Angewandtes Allgemeines Gleichgewichtsmodell für die Steiermark Für die regionale Wirtschaft liegt in Form von STYR-I-O eine vom Antragsteller entwickelte Input-Output-Tabelle der Steiermark als ökonomische Datenbasis vor, die im Rahmen des gegenständlichen Projekts zu einem Angewandten Allgemeinen Gleichgewichtsmodell zur Analyse der Wasserwirtschaft ausgebaut wird. Dieses Angewandte Allgemeine Gleichgewichtsmodell 28 „Styrian Economic Policy Model (SEPM)“ dient der quantitativen Abbildung makroökonomischer Wirkungen von sektoral klar zuordenbaren Politikmaßnahmen und anderen externen Schocks. Ein Beispiel sind öffentlich finanzierte Infrastrukturinvestitionen oder, wie im gegenständlichen Fall, sektoral ebenfalls klar zuordenbare Steuern auf bestimmte betriebliche Aktivitäten bzw. Outputs. Zur quantitativen Abbildung und modellgestützten Analyse makroökonomischer Wirkungen bieten sich grundsätzlich mehrere Methoden an: ökonometrische Analyse, Input-OutputAnalyse und Angewandte Allgemeine Gleichgewichtsanalyse (Computable General Equilibrium, CGE). Die ökonometrische Herangehensweise hat ihre Stärke in der Einbeziehung statistisch erfasster Beziehungen und Reaktionsmuster aus vergangenen Erfahrungen. Ein möglicher Nachteil liegt in nur rudimentär modellierbaren Rückwirkungen und möglichen offenen Flanken in der Darstellung von Budgetrestriktionen – beides resultierend aus der nicht strikten Geschlossenheit und nicht gegebenen Forderung zur vollständigen Aktivitätsabbildung dieses Modellierungsansatzes. Die Input-Output-Analyse hat ihre Stärke in der Abbildung detaillierter struktureller und sektoraler Verflechtungen, ihren Nachteil in vorgegebenen fixen Input-Koeffizienten, die relevante Adaptionen der Wirtschaftssubjekte (beispielsweise an eine Veränderung von Politikparametern und relativen Preisen) nur exogen einbeziehbar machen. Die Computable General Equilibrium Analyse ist die für makroökonomische Fragestellungen im Bereich der Ressourcen- und Umweltökonomik sowie der Finanzwissenschaft international am häufigsten eingesetzte Modellierungsmethode und bietet sich somit grundsätzlich auch für die Verschränkung zwischen diesen Gebieten an. Die Stärke der Methode liegt in der sektoralen detailgetreuen Abbildung (Input-Output-Tabelle als eine Datengrundlage) bei gleichzeitig endogen modellierbaren Inputkoeffizienten. Der mögliche Nachteil der Methode liegt in der Abhängigkeit der Ergebnisse von der Wahl der so genannten Substitutionselastizitäten, die die Stärke der Reaktion des Faktoreinsatzverhältnisses auf Preisänderungen der Faktoren abbilden. Mittels dieses Modellierungsansatzes sind Effekte in den folgenden Bereichen quantifizierbar: • Wertschöpfung aggregiert sowie auf sektoraler Ebene • Beschäftigung aggregiert sowie auf sektoraler Ebene • Außenwirtschaftsströme aggregiert sowie auf sektoraler Ebene • Bruttoproduktionswerte der einzelnen Sektoren • Budgetstruktur der öffentlichen Hand gegliedert nach Einkommenskategorie (indirekte und direkte Steuern) und Ausgabenkategorie (insbesondere arbeitsmarktbezogene Ausgaben, öffentliche Nachfrage) 29 Im Hinblick auf die Ermittlung der Auswirkungen auf die Budgetstruktur der öffentlichen Hand kommt eine Stärke der Einbeziehung der Angewandten Allgemeinen Gleichgewichtsanalyse in die Modellierung besonders zum Tragen: die in diesem Modellierungsansatz notwendig gegebene Schließung des Modells, d.h. die bereits vom Modellansatz her vorgegebene Verpflichtung, alle in der Simulation erhöhten Ausgaben eindeutig spezifiziert zu finanzieren bzw. alle verringerten Ausgaben eindeutig einer (oder anteilig mehreren) nunmehrigen Verwendung zukommen zu lassen. Es werden dadurch jeweils weitere makroökonomische Wirkungen ausgelöst. Werden beispielsweise Steuern von bestimmten Sektoren eingehoben, so müssen diese auch im selben Ausmaß ausgegeben werden und führen neben einem Produktionsrückgang auch zu einem Anstieg der Produktion zunächst in einigen vom öffentlichen Sektor typischerweise stark nachgefragten Wirtschaftssektoren (insbesondere der Dienstleistungen). Werden die Steuern in tendenziell weniger stark arbeitsintensiven Branchen, die auch einen hohen Kapitaleinsatz haben (etwa der Industrie an) während die Ausgaben in arbeitsintensiveren Branchen getätigt werden, so fallen für die öffentliche Hand zusätzliche Steuereinnahmen an (etwa führt die erhöhte Beschäftigung zu erhöhten Lohnsteuereinnahmen), und es verringern sich öffentliche Ausgaben (etwa durch die aufgrund gesunkener Arbeitslosigkeit niedrigeren Zuschüsse an die Arbeitsmarktverwaltung). Im gegenständlichen Modell wird übrigens nicht zwischen öffentlichen Ausgaben des Landes bzw. des Bundes in der Steiermark unterschieden. Während bereits reine Input-Output-Modelle die Produktionsveränderungen auch der Vorleistungssektoren abbilden, so bildet der in dieser Studie verwendete CGE-Ansatz zudem die makroökonomischen Folgewirkungen des veränderten öffentlichen Haushalts endogen ab. Werden die genannten öffentlichen Steuereinnahmen zur Rückzahlung von Schulden im Ausland verwendet, so führt dies zu einer Verringerung des öffentlichen Konsums. Da dieser überwiegend in überdurchschnittlich arbeitsintensive Sektoren fällt, bewirkt der Rückgang des öffentlichen Konsums eine Freisetzung von Arbeitskräften und damit einen Nachfrageausfall sowie eine Reduktion der Wertschöpfung (Bruttoinlandsprodukt), und somit einen in die Gegenseite wirkenden Effekt. Neben den Primäreffekten werden durch die im Modell endogen errechneten Rückwirkungen somit auch Sekundär-, Tertiär- und Multiplikatoreffekte berücksichtigt, und können diese im Folgenden jeweils separat ausgewiesen werden. 5.5.1 Modellbeschreibung Grundidee des Ansatzes ist die Darstellung der komplexen interdependenten Beziehungen einer „regionalen Volkswirtschaft“ in Form eines allgemeinen Gleichgewichts. Auf jedem der Märkte – für Produktionsfaktoren, Güter und Dienstleistungen sowie Vorleistungen – erreicht ein Preis30 Anpassungsmechanismus die Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage, wie sie sich nach Berücksichtigung aller Feedback-Effekte in der mittleren oder langen Frist einstellt. Jeder Wirtschaftsakteur – die Unternehmen, die Haushalte, der Staatssektor – unterliegt einer explizit modellierten Budgetrestriktion und ist durch Verhaltensbedingungen (wie z.B. die Kostenminimierung in der Produktion) charakterisiert. Für die Bestimmung der Modellcharakterisierung der steirischen Wirtschaft werden die Daten des Jahres 1995 als Basisjahr herangezogen. Wird nun die Simulation im Modell eingeführt (Einhebung einer Outputsteuer in Höhe von 3,1 Mio €), so kann mit dem Modell jener Preisvektor für alle Güter, Faktoren und Vorleistungen gefunden werden, zu dem die Wirtschaft mittel- und langfristig tendieren würde, ebenso wie die damit verbundenen Mengen in der Produktion, im Konsum, in der Staatsnachfrage, im Außenhandel, am Arbeitsmarkt etc. Die Abweichungen dieser Mengen von den tatsächlichen Werten des Basisjahres zeigen den Einfluss der Besteuerung sowohl im Hinblick auf die Richtung als auch auf das Ausmaß. Produktion Die wirtschaftliche Produktion wird im Styrian Economic Policy Model (SEPM) in 36 Sektoren disaggregiert. (1) ( X j = min H j / A j , X ij / a ij ) In jedem der Sektoren erfolgt die Produktion gemäß einer Nested Constant Elasticity of Substitution-Produktionsfunktion14 (CES-Produktionsfunktion) aus den Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital (siehe Gleichung 1). Die Substitutionselastizität zwischen Arbeit und Kapital wird in der Literatur üblicherweise im Bereich zwischen 0 und 1,2 angenommen15. Da bei geringstmöglicher Substitutionselastizität die größten Effekte auftreten, wird zur Abschätzung der größtmöglichen Effekte in der Regel eine Substitutionselastizität von Null unterlegt. Auf der obersten Ebene wird eine Leontieff-Produktionsfunktion zur Modellierung der Inputs aus Vorleistungen herangezogen (siehe Gleichung 2), wobei auch diese nur einen Spezialfall einer CES-Produktionsfunktion darstellt.16 (2) ( ) σ-1 / σ σ-1 / σ H j = ⎛⎜ δ j L j j j + 1 − δ j K j j j ⎞⎟ ⎝ ⎠ σ j / σ-1 j 14 Hierarchisch strukturierte („nested“) Produktionsfunktion, in der auf jeder Hierarchieebene eigenständige Elastizitäten der Faktorsubstitution unterschieden werden. Diese Elastizitäten sind innerhalb jeder Ebene konstant. 15 Bergmann (1991) 16 Paltsev (2000), S. 25 31 Tabelle 7: Variablenliste Faktornachfrage L gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach dem Faktor Arbeit K gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach dem Faktor Kapital Produktionsfunktion Xj Bruttoproduktion des Sektors j Kj Kapitaleinsatz im Sektor j Lj Arbeitseinsatz im Sektor j Hj Faktoraggregat aus Kapital und Arbeit im Sektor j Aj,aij Leontieff-Input-Output-Koeffizienten im Sektor j δHj CES-Verteilungsparameter für das Aggregat H im Sektor j σHj Substitutionselastizität zwischen den beiden Faktoren in der Produktionsfunktion H im Sektor j Außenhandel EXj Exporte des Sektors j Mj Importe des Sektors j Pj Produktionspreis des Güteraggregats X im Sektor j PjW Weltmarktpreis des Güteraggregats M im Sektor j EX0, M0 Export- und Importmengen im Sektor j im Basisszenario εj Außenhandelspreiselastizität der Nachfrage im Sektor j Öffentlicher Sektor LTAXR Lohnsteuer- und Sozialversicherungsanteil an der Faktorentlohnung für Arbeit KTAXR Anteil der direkten Steuern der Kapitalgesellschaften am Faktoreinkommen Kapital ITAXRj Anteil am Bruttoproduktionswert des Sektors j, der als Nettoergebnis aus indirekten Steuern (z.B. Umsatzsteuer) und Subventionen vom Sektor j an die öffentliche Hand abgeführt wird. UbpW Unemployment benefit per worker – Zuschuss der öffentlichen Hand zur Arbeitsmarktverwaltung, statistisch pro gemeldeter/m Arbeitsloser/m 32 Tabelle 8: Sektorale Klassifikation 36 Sektoren des SEPM ÖNACE-Entsprechung 1 LAWI Land- und Forstwirtschaft 1, 2, 5 2 KOHLE Kohle- Erdöl-, Erz- und Steinbergbau und -verarbeitung 10, 11, 13, 14, 26 3 NAHR Nahrungs- und Genussmittel, Tabak 15, 16 4 TEXTIL Textilien, Bekleidung 17, 18 5 LEDER Ledererzeugung und –verarbeitung 19 6 HOLZ Holzverarbeitung 20 7 PAPIER Papier und Pappe 21 8 VERLAG Verlagswesen, Druckerei 22 9 OELVCH Mineralölverarbeitung, Chemie 23, 24 10 GUMMI Gummi- und Kunststoffwaren 25 11 EISEN Eisen und Nicht-Eisen-Metalle 27 12 METALL Metallerzeugnisse 28 13 MASCH Maschinenbau 29 14 ELEINR Büromaschinen, Elektrotechnische Einrichtungen 30, 31, 32 15 MESSTECH Messtechnik 16 FAHRZ Fahrzeugbau 34, 35 17 MOEB Möbel, Recycling 36, 37 18 ELVERS Elektrizitäts- , Wärme- und Wasserversorgung 40, 41 19 BAU Bauwesen 45 20 HANDELKFZ KFZ-Handel 21 GROSSHA Großhandel 51 22 EINZELH Einzelhandel 52 23 GAST Beherbergungs- und Gaststättenwesen 55 24 VERK Verkehr (Land, Wasser, Luft) 60, 61, 62 25 SVERK Reisebüros 63 26 KOMM Nachrichtenübermittlung 64 27 GELD Geld- und Kreditwesen, Versicherungen 65, 66, 67 28 REAL Realitätenwesen 70, 71 29 DATEN Datenverarbeitung, Datenbanken 72 30 FUE F&E, unternehmensbezogene DL 73, 74 31 OEFFVW Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung, Sozialversicherung 75 32 UNTERR Unterrichtswesen 80 33 GESUND Gesundheitswesen 85 34 SODIEN Sonstige Dienstleistungen 90, 93, 95 35 INTERR Interessensvertretungen 91 36 KULT Kultur, Sport u. Unterhaltung 92 33 50 33 Arbeitsmarkt Der Faktormarkt für Arbeit wird nicht geräumt. Die im jeweiligen Jahr herrschende Arbeitslosigkeit wird durch einen nach unten rigiden Mindestlohn bedingt (klassische Arbeitslosigkeit). Die Outputsteuer ändert die Nachfrage nach Arbeit direkt, indem die aufgrund eines gestiegenen Preises geringere Nachfrage zu einer Reduktion der Arbeitsnachfrage führt und indirekt (z.B. durch den Arbeitseinsatz, der für die Zulieferung zur betroffenen Industrie benötigt wird). Aber im Fall der Steuer werden auch die positiven direkten und indirekten Effekte auf die Arbeitsnachfrage (z.B. durch den Arbeitseinsatz in von der öffentlichen Hand im Gegenzug mit Ausgaben bedachten Sektoren, aber auch in deren Vorleistungsektoren). Dadurch verschiebt sich die Arbeitsnachfragefunktion. Eine Erhöhung (Verringerung) der Arbeitsnachfrage wirkt dabei zunächst nicht auf den Preis der Arbeit (Lohnsatz), sondern auf die Erhöhung (Verringerung) der eingesetzten Menge an Arbeit, weil die Arbeitslosigkeit den Lohnsatz zunächst nicht steigen lässt. Eine Verringerung der Arbeitslosigkeit lässt einen Teil des Produktionsfaktors Arbeit Wertschöpfung generieren, der zuvor brach gelegen ist, und erhöht damit sowohl die Nachfrage als auch das Bruttoinlandsprodukt. Außenhandel Hier wird, wie es in empirischen Modellen kleiner offener Volkswirtschaften üblich ist, die Armington-Annahme verwendet17. In jeder Güterkategorie werden heimisch produzierte Güter als verschieden von importierten Gütern betrachtet, die relativen Nachfragemengen beider werden aus ihrem Preisverhältnis bestimmt (siehe Gleichung 4). Ähnlich wird im Export durch das Verhältnis der im Export erzielbaren Preise zu den heimischen Nachfragepreisen der Anteil bestimmt, der aus der heimischen Produktion einer Güterkategorie exportiert wird (siehe Gleichung 3). ( (3) EX j = EX 0j PjW / Pj (4) M j = M 0j Pj / PjW ( ) ) εj εj Diese Außenhandelsmodellierung besagt, dass je Güterkategorie explizit fünf verschiedene Aggregate unterschieden werden (vgl. Abbildung 15): Die heimische Produktion X spaltet sich auf in jene heimische Produktion, die auch heimisch verkauft wird (Y), und in die Exporte (EX); 17 Armington (1969) 34 zum heimischen Güterangebot G hingegen kommen neben Y noch die importierten Güter M hinzu. Jedem dieser Aggregate ist ein spezifischer Preisindex zugeordnet. Abbildung 15: Aggregate je Güterkategorie j Heimische Endnachfrage In der heimischen Endnachfrage Gj werden (für die einzelnen Sektoren) zwei Nachfragekategorien unterschieden: Investitions- und private Konsumnachfrage auf der einen Seite und öffentliche Konsumnachfrage auf der anderen. Für die Ermittlung der Verteilung der Ausgaben auf die einzelnen Sektoren wird in beiden Fällen ein Linear Expenditure System angewandt. Dies besagt, dass relative Preiserhöhungen einzelner Güter zu einer Einschränkung der nachgefragten Menge dieser Güter in genau jenem Ausmaß führen, in dem Ausgabenanteile am Haushaltsbudget (privat bzw. öffentlich) je Güterkategorie konstant bleiben. Öffentlicher Sektor Die öffentlichen Einnahmen setzen sich aus den Lohn- und Einkommenssteuereinnahmen LTAXR*L, den Kapitalsteuereinnahmen KTAXR*K, den indirekten Steuereinnahmen ITAXRj*Xj sowie der Nettogröße aus Transfers an die Haushalte und Gebühren und weiteren Steuereinnahmen (Grundsteuer, Erbschaftssteuer etc.), für welche die Haushalte aufkommen, zusammen. Die öffentlichen Ausgaben bestehen zum einen im öffentlichen Konsum. Dieser verteilt sich – wie unter 0 bereits spezifiziert gemäß einer Linear Expenditure Funktion – auf die Sektoren „Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung, Sozialversicherung“, „Unterrichtswesen“, „Gesundheitswesen“, „Sonstige Dienstleistungen“, „Interessensvertretungen“. Zum anderen werden innerhalb der Transfers an die Haushalte die arbeitsmarktbezogenen Transfers (Zuschüsse an die Arbeitsmarktverwaltung) separat modelliert und sind damit modell-endogen. 35 5.5.2 Implementierung und Algorithmus Das Styrian Economic Policy Model (SEPM) ist implementiert im General Algebraic Modeling System (GAMS)18 und seinem Subsystem MPS/GE19. Als Lösungsalgorithmus wurde der Solver PATH eingesetzt20 in dessen – gemeinsam mit Todd Munson – erweiterter Version 4.6.04 (vom 2. Juni 2003). 5.6 Ergebnisse Tabelle 9 stellt die Ergebnisse des Modelllaufs für drei ausgewählte Variable dar, und zwar für die relativen Outputveränderungen, die relativen Wertschöpfungsveränderungen sowie die absoluten Beschäftigungsveränderungen in Beschäftigungsverhältnissen. Zwei Sektoren zählen zu den Hauptbetroffenen der Einführung einer Naturnutzungsabgabe: Der Modellsektor 2 KohleErdöl-, Erz- und Steinbergbau und –verarbeitung (ÖNACE 10, 11, 13, 14, 26) würde rund 170 Beschäftigte verlieren, das Bauwesen (Modellsektor 19, ÖNACE 45) würde rund 6o Beschäftigte verlieren. Diese Jobverluste in den betroffenen Sektoren könnten durch Beschäftigungszuwächse in anderen Sektoren überkompensiert werden, was sich durch die im Vergleich zu den begünstigten Sektoren relativ höhere Kapitalintensität der belasteten Sektoren erklären lässt. In anderen Worten: Da die annahmegemäße Verwendung der Steuermittel entsprechend dem bisherigen Ausgabevektor der öffentlichen Hand stärker arbeitsintensive Dienstleistungen nachfragen würde, könnten insgesamt mehr Jobs geschaffen als zerstört werden. Dies bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass damit das Arbeitsvolumen in der Steiermark steigt. Gerade der öffentliche Sektor hat in den Jahren 1995-2003 den stärksten Rückgang an Vollbeschäftigten gehabt, während der Anteil an Teilzeitbeschäftigten gestiegen ist. Die neu entstehenden Beschäftigungsverhältnisse sind also jeweils mit dem branchenüblichen Beschäftigungsausmaß, aber auch den Löhnen zu gewichten. Dass eine einfache Gegenrechnung der verlorenen und gewonnenen Jobs aus dem Modellergebnis nicht zulässig ist, zeigt zum Beispiel die Tatsache, dass das Bruttoinlandsprodukt nach Einführung der Steuer sinken würde (um 0,036 %, das wären 2004 rund 10,8 Mio € gewesen). 18 Brooke et al. (1998) Rutherford (1997) 20 Dirkse und Ferris (1995) 19 36 Tabelle 9: Sektorale Auswirkungen der Einführung der Naturnutzungsabgabe 36 Sektoren des SEPM Veränderung des Output (in %) Veränderung der Wertschöpfung (in %) Veränderung der Beschäftigung 1 LAWI 0.31 0.16 7 2 KOHLE -3.57 -2.31 -175 3 NAHR 0.25 0.11 16 4 TEXTIL 0.90 0.88 23 5 LEDER 1.23 1.20 10 6 HOLZ 0.22 0.05 10 7 PAPIER 0.10 0.13 3 8 VERLAG 0.09 0.07 1 9 OELVCH 0.11 0.11 1 10 GUMMI 0.32 0.32 3 11 EISEN 0.32 0.34 16 12 METALL 0.55 0.52 36 13 MASCH 0.31 0.30 19 14 ELEINR 0.50 0.50 28 15 MESSTECH 0.12 0.12 1 16 FAHRZ 0.62 0.60 21 17 MOEB 0.15 0.10 5 18 ELVERS -0.17 -0.09 -5 19 BAU -0.33 -0.08 -63 20 HANDELKFZ -0.09 -0.12 -5 21 GROSSHA 0.10 0.04 14 22 EINZELH -0.06 -0.11 -9 23 GAST -0.06 -0.13 -6 24 VERK -0.14 -0.22 -12 25 SVERK -0.01 -0.08 0 26 KOMM 0.13 -0.02 7 27 GELD -0.04 -0.13 -2 28 REAL -0.02 -0.13 0 29 DATEN 0.19 0.11 1 30 FUE 0.03 -0.05 2 31 OEFFVW 0.40 0.39 75 32 UNTERR 0.39 0.30 78 33 GESUND 0.22 0.27 44 34 SODIEN 0.02 -0.09 1 35 INTERR 0.13 0.11 5 36 KULT -0.04 0.02 -1 37 5.7 Schlussfolgerungen Eine Gefährdung des Sektors der schottererzeugenden Industrie (ÖNACE 14) als Gesamtes kann nicht gesehen werden, weil die Steuerlast überwälzt werden kann und der zu erwartende Nachfragerückgang nicht existenzbedrohend wäre. Für einzelne Unternehmen des Sektors, insbesondere in der Oststeiermark und im Bezirk Liezen, würde es aufgrund der relativ preiselastischen Nachfrage (ε ≈ -1,5) zu Problemen aufgrund von Mengen- und Kapazitätseffekten kommen, d.h. aufgrund des zu erwartenden Nachfragerückgangs müssten einzelne Unternehmen ihre Fixkosten auf eine geringere verkaufte Menge überwälzen. Dies führt zu Gewinnrückgängen. Für die gesamte Branche werden solche Kapazitätsanpassungsprobleme aber nicht als problematisch angesehen, da der zu erwartende Schwankungsbereich der Nachfrage im Bereich der konjunkturell bedingten Schwankungen und auch im Bereich der Nachfrageveränderung21 durch Einführung der Lkw-Maut liegt. Anders sieht dies für die Branche Herstellung und Bearbeitung von Glas und Waren aus Steinen und Erden (ÖNACE 26) sowie teilweise auch für das Bauwesen (ÖNACE 45) aus: Der größte Teil der auch mittels makroökonomischer Modellierung deutlich zu beobachtenden Effekte in Form von Outputrückgang und Beschäftigungsverlusten wäre in diesen Sektoren zu erwarten. Während das Bauwesen durch die Steuer in seiner Wettbewerbsfähigkeit nicht so stark eingeschränkt wäre, weil auch nichtsteirische Bauunternehmen in der Steiermark mit teureren Inputs zu rechnen hätten bzw. andererseits steirische Unternehmen mineralische Rohstoffe in der Regel dort zukaufen, wo gebaut wird, verarbeitet der Sektor 26 heimischen (weil transportintensiven) Input, muss mit den eigenen Produkten aber auch auf anderen Märkten bestehen bzw. Wettbewerb aus diesen Regionen (etwa aus Slowenien und Kroatien) widerstehen. Dazu kommt, dass dieser Sektor bereits in der Vergangenheit auch innerösterreichisch Produktionsanteile verloren hat, was die berechtigte Frage aufkommen lässt, inwieweit dieser Sektor bereits jetzt an die Grenze der Rentabilität am Standort Steiermark angelangt ist. 21 Diese haben für Schotterwerke mit einem größerem Einzugsgebiet tendenziell Nachfragerückgänge gebracht, während kleinere Schotterwerke tendenziell von der Einführung dieser Maut profitiert haben. 38 6 Bibliographie Armington, P. S. (1969): A Theory of Demand for Products Distinguished by Place of Production, International Monetary Fund Staff Papers, Washington D.C., 1969(16) S. 159-178. Bergmann, L. (1991): General Equlibrium Effects of Environmental Policy, A CGE-Modelling Approach, Environmental and Resource Economics, 1/1991, S. 43-61. BMLFUW Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (2002): Die österreichische Strategie zur Nachhaltigen Entwicklung, Eine Initiative der Bundesregierung, Wien. Brooke, A., D. Kendrick et al. (1998): GAMS A User's Guide, Washington D.C., GAMS Development Corporation. Dirkse, S. P., M. C. Ferris (1995): The PATH Solver, A Non-Monotone Stabilization Scheme for Mixed Complementarity Problems, Optimization Methods and Software, 5/1995, S. 123-156. Europäischer Rat (2000): Schlussfolgerungen des Vorsitzes, Lissabon, 23. und 24. März 2000, SN 100/00, Brüssel. Europäischer Rat (2001): Schlussfolgerungen des Vorsitzes, Göteborg, 15. und 16. Juni 2001, SN 100/1/01, Bulletin 18.06.2001, PE 305.844, Brüssel. Europäischer Rat (2002): Schlussfolgerungen des Vorsitzes, Göteborg, 15. und 16. März 2002, SN 100/1/02, Brüssel. Kommission der europäischen Gemeinschaften (2000): Mitteilungen der Kommission an den Rat und an das europäische Parlament, Unsere Bedürfnisse mit unserer Verantwortung in Einklang bringen, Einbeziehung des Umweltschutzes in die Wirtschaftspolitik, KOM(2000) 576 endgültig, Brüssel. Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (2005): Nachhaltigkeit des österreichischen Finanzausgleichs – Status quo und Optionen, Wien. Paltsev, S. V. (2000): Moving from Static to Dynamic General Equilibrium Economic Models (Notes for a beginner in MPSGE), Mimeo, University of Colorado. Pindyck, R. S. und D. L. Rubinfeld (2003): Mikroökonomik, 5. Auflage, Pearson Education, München. 39 Rutherford, Th. F. (1997): Applied General Equilibrium Modeling with MPSGE as a GAMS Subsystem, An Overview of the Modeling Framework and Syntax, Mimeo, University of Colorado. Statistik Austria (2003): Systematik der Wirtschaftstätigkeiten ÖNACE 2003, Wien. Statistik Austria (2005a): Konjunkturstatistik im Produzierenden Bereich 2004, Band 1 - Ergebnisse auf Unternehmens- und Betriebsebene sowie Indizes, Wien (ftp:// www.statistik.at/pub/neuerscheinungen/2005/konjunkturstatistik2004_1_www.pdf). Statistik Austria (2005b): Gütereinsatzstatistik, Grundsätzliche http://www.statistik.at/fachbereich_produzierender/gueter/info.shtml 23.10.2006) Informationen, (Abfragedatum: Statistik Austria (2005c): Statistische Nachrichten 12/2005; Gütereinsatz im Produzierenden Bereich 2004, Wien. Statistik Austria (2006): Standard-Dokumentation Metainformationen (Definitionen, Erläuterungen, Methoden, Qualität) zu Öko-Steuern, https://www.statistik.at. 40 Anhang 1 – Glossar Konjunkturstatistik im Produzierenden Bereich 2004 (KE) Folgende Definitionen und Erläuterungen zur Konjunkturstatistik im Produzierenden Bereich 2004 sind Statistik Austria (2005a) entnommen. Allgemeines: Die im Jahr 1996 eingeführte EU-harmonisierte, monatliche Konjunkturstatistik im Produzierenden Bereich stellt eine der zentralen Informationsquellen für die Beurteilung der konjunkturellen Entwicklung Österreichs und – aufgrund der Meldeverpflichtung an die Europäische Gemeinschaft als Bestandteil des europäischen Informationssystems – des gesamten europäischen Wirtschafts- und Währungsraumes dar. Die Konjunkturstatistik ist eine EU-weit durchgeführte Erhebung, welche, wie in den Jahren zuvor, entsprechend der nationalen Konjunkturstatistik-Verordnung (BGBl. II Nr. 210/2003) in Form einer so genannten Konzentrationsstichprobe (Vollerhebung mit variablen Abschneidegrenzen unter Berücksichtigung eines so genannten Repräsentanzkriteriums) primärstatistisch durchgeführt wurde. Erhebungsbereich und Periodizität: Die Konjunkturstatistik 2004 im Produzierenden Bereich erstreckte sich auf alle Unternehmen, Betriebe (fachliche Einheiten auf örtlicher Ebene), Arbeitsgemeinschaften (ARGEN) und Betriebe gewerblicher Art von Körperschaften des öffentlichen Rechts, die gemäß dem Anhang zur Verordnung (EWG) Nr. 3037/90 des Rates der Europäischen Gemeinschaft betreffend die statistische Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft, in der Fassung der Verordnung (EG) Nr. 29/2002, den Abschnitten 1. Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (Abschnitt C der ÖNACE 2003), 2. Sachgütererzeugung (Abschnitt D der ÖNACE 2003), 3. Energie- und Wasserversorgung (Abschnitt E der ÖNACE 2003) und 4. Bauwesen (Abschnitt F der ÖNACE 2003) zuzuordnen waren und die Tätigkeit selbständig, regelmäßig und in der Absicht zur Erzielung eines Ertrages oder sonstigen wirtschaftlichen Vorteils ausübten. Erhebungskonzept: Basierend auf der national geltenden Konjunkturstatistik-Verordnung (BGBl. II Nr. 210/2003) sind in die Erhebung mit einzubeziehen: 41 • Ein- und Mehrbetriebsunternehmen sowie Betriebe gewerblicher Art von Körperschaften öffentlichen Rechts mit 20 und mehr Beschäftigten, • alle Betriebe von Mehrbetriebsunternehmen (fachliche Einheiten auf örtlicher Ebene) sowie alle Arbeitsgemeinschaften unabhängig von ihrer Beschäftigtenzahl. Beträgt der gesamte Umsatz aller durch die Auskunftspflicht erfassten Unternehmen und Arbeitsgemeinschaften in einem der Wirtschaftszweige nicht mindestens 90 % des Gesamtumsatzes aller in diesem Zweig tätigen Unternehmen, so besteht Auskunftspflicht auch über statistische Einheiten mit zehn bis 19 Beschäftigten, beginnend mit den Unternehmen mit 19 Beschäftigten und in der Folge jeweils um einen weniger, bis 90 % des Gesamtumsatzes des betreffenden Wirtschaftszweiges erreicht sind. Diese Erhebungsform entspricht dem Anliegen der Wirtschaft, Klein- und Kleinstunternehmen von statistischen Verpflichtungen weitestgehend zu befreien, gleichzeitig aber auch den normierten EU-Qualitätserfordernissen, insbesondere jenen der Repräsentanz von Statistiken. Verwendete Merkmale: Die in dieser Untersuchung verwendeten Merkmale sind die abgesetzte Produktion auf Betriebsebene sowie die unselbstständig Beschäftigten auf Betriebsebene. Die Gesamtheit der abgesetzten Produktion (AP) berechnet sich somit aus: Eigenproduktion für den Absatz bestimmt und veräußert + in fremden Unternehmen für die Berichtseinheit in Lohnarbeit (vergebene Lohnarbeit) bearbeitete und von der Berichtseinheit abgesetzte Güter im Berichtszeitraum + vom Lager abverkaufte Fertigerzeugnisse im Berichtszeitraum = abgesetzte Produktion (AP) Die abgesetzte Produktion kann mit dem Begriff Umsatz gleichgesetzt bzw. verständlicher beschrieben werden. Die abgesetzte Produktion umfasst alle bis zum Ende der Berichtsperiode realisierten Verkäufe an Dritte (nicht unternehmensinterne Lieferungen und Leistungen). Unselbständig Beschäftigte: Zu den unselbständig Beschäftigten zählen alle Personen (Angestellte, Arbeiter, Lehrlinge und Heimarbeiter), welche am Ende des Berichtsmonats auf Grundlage eines Arbeitsvertrages in einem aufrechten Arbeitsverhältnis oder Ausbildungsverhältnis zum Unternehmen gestanden sind und von diesem ein Entgelt in Form von Lohn oder Gehalt, Provision, Stücklohn oder Sachbezügen (auch Lohn- oder Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall, Lehrlingsentschädigung bzw. Heimarbeiterentgelt) bezogen haben. In den unselbständig Beschäftigten sind geringfügig 42 Beschäftigte enthalten, aber keine Präsenzdiener und Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeldbezieherinnen. Der Jahresdurchschnitt ergibt sich als arithmetisches Mittel der zwölf Monatsendwerte. Gütereinsatzstatistik „Ziel der jährlichen Erhebung des Gütereinsatzes im Produzierenden Bereich ist die Erfassung und Darstellung der Grund- und Rohstoffe, sonstiger fertig bezogener Vorprodukte (Halbfabrikate und für den Einbau bestimmte Fertigerzeugnisse), Hilfsstoffe sowie ausgewählter Betriebsstoffe, die innerhalb eines Erhebungsjahres zur Erfüllung des wirtschaftlichen Zweckes (der Produktion von Gütern oder der Erbringung von industriellen Dienstleistungen) benötigt wurden.“22 „In die Statistik über den Gütereinsatz im Produzierenden Bereich (Abschnitte C – F der ÖNACE 2003) wurden im Referenzjahr 2004 etwa 2.500 Großbetriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten und einer Wirtschaftsleistung von mehr als € 7,49 Mio. mit einbezogen. Die Erhebung erfasst neben dem im Produktionsprozess verwendeten Materialinput auch den Energieeinsatz nach Energieträgern. Bezogen auf die Erhebungspopulation der Konjunkturstatistik im Produzierenden Bereich deckten die erhebungsrelevanten Betriebe fast 90 % der Wirtschaftsleistung ab. Die Gütereinsatzstatistik bietet somit eine repräsentative Darstellung des Werts und der Verteilung des Energie- und Wareneinsatzes auf Güterebene, wobei die einzelnen Güter entsprechenden CPA-Positionen zugeordnet sind. Damit können diese mit den von anderen Erhebungen verwendeten Klassifikationssystemen verglichen werden. Diese Erhebung ist insbesondere für Zwecke der Input-Output-Berechnungen, für Materialflussrechnungen sowie für jene Unternehmen von Bedeutung, die ihren Materialeinsatz mit dem anderer Branchen vergleichen wollen.“23 ÖNACE 2003 "NACE" steht für nomenclature générale des activités économiques dans les communautés européennes und ist ein System zur Klassifizierung von Wirtschaftszweigen in der Europäischen Union. Folgende Definitionen und Erläuterungen zur ÖNACE 2003 sind Statistik Austria (2003) entnommen. Eine Systematik der Wirtschaftstätigkeiten dient der Klassifizierung von Unternehmen, Betrieben, Arbeitsstätten und ähnlichen wirtschaftlichen Einheiten und ist damit eine wesentliche 22 23 Statistik Austria (2005b) Statistik Austria (2005c) 43 Grundlage für die Erstellung von Statistiken. Da die Struktur der Wirtschaft einem permanenten Veränderungsprozess unterworfen ist, ist es unabdingbar, die entsprechenden Systematiken in gewissen zeitlichen Abständen den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Die Systematik der Wirtschaftstätigkeiten ÖNACE 2003 enthält die nationale Fassung der auf europäischer Ebene geltenden und aktualisierten Systematik der Wirtschaftszweige NACE Rev. 1.1. Diese trat per Verordnung (EG) Nr. 29/2002 der Kommission vom 19. Dezember 2001 (ABl. Nr. L 6 vom 10.01.2002, S. 3) am 1. Januar 2003 in Kraft. Bei der NACE Rev. 1.1 bzw. handelt es sich jedoch um keine revidierte, sondern bloß um eine Fassung der NACE Rev. 1 bzw. der ÖNACE 1995. Strukturelle Änderungen – beispielsweise die Einführung neuer Klassen – bilden daher die Ausnahme. Die Zielsetzung der Aktualisierung bestand in erster Linie in einer Verbesserung der Anwendbarkeit. Zu diesem Zweck wurden u.a. die Erläuterungen zahlreicher neuer Wirtschaftstätigkeiten berücksichtigt. 44 Anhang 2 – Fragebogen FRAGEBOGEN ZU VERSCHIEDENEN BELASTUNGEN DER HEIMISCHEN BAUWIRTSCHAFT BZW. SCHOTTERERZEUGER Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung: MMag. Eric Kirschner Tel: (0316) 876 – 1448 Fax: +43(316)8769-1480 [email protected] 45 Datum:___________________________ Firmenname Adresse Ansprechpartner Telefon Die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft wurde beauftragt, eine Studie zu verschiedenen Belastungen der heimischen Bauwirtschaft, z.B. durch die km-abhängige LKWMaut auf Autobahnen bzw. Naturnutzungsabgaben in einigen Bundesländern bei ausgesuchten Unternehmen durch das Institut für Technologie- und Regionalpolitik durchzuführen. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Auswirkungen dieser Belastungen auf den Wirtschaftsstandort besser abschätzen zu können. Darf ich Ihnen zu diesem Thema einige Fragen stellen, das Interview wird keinesfalls länger als zehn Minuten dauern. Ihre Angaben werden streng vertraulich behandelt und ohne Ihr Einverständnis keinesfalls an Dritte weitergegeben. Die Ergebnisse lassen keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Befragungsteilnehmer zu. 1. Angaben zum Unternehmen 1.1. Branche/Nace: ___________________________________________________________ 1.2. Könnten Sie uns den ungefähren Umsatz, die Anzahl der im Betrieb Beschäftigten für die Jahre 2002 – 2005 nennen? 2002 2003 2004 2005 Beschäftigte Umsatz [Mio. €] 2. Marktanalyse 2.1. Was sind Ihre wichtigsten Produkte? Wie hoch schätzen Sie deren Marktanteil in etwa ein? Produkte Körnung Marktanteil (%) Umsatzanteil (%) Bruch 70er Körnung Betonschotter Split Sand 46 Jahr 2.2. Können Sie uns Auskunft über gelieferte Mengen [= q (t)] und Preise [= p (€/t)] für die folgenden Produkte und Jahre geben? Bruch 70er p (€/t) q (t) Betonschotter p (€/t) q (t) Split p (€/t) Sand p (t) p (€/t) ______________ q (t) p (€/t) q(t) 02 03 04 05 3. Konjunktur 3.1. Wie beurteilen Sie die Konjunkturlage der letzten vier Jahre in der Bauwirtschaft? ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 4. Auswirkungen etwaiger Belastungen 4.1. Hat sich die km-abhängige LKW-Maut auf Autobahnen per 1.1.2004 Ihrer Meinung nach negativ auf Ihre Geschäftstätigkeit ausgewirkt? (stark negativ) (mäßig) (kaum) (gar nicht) (sogar positiv) 4.1.1. Wodurch hat sich die Einführung dieser Abgabe bemerkbar gemacht? Geringere Absatzmengen? Höherer Preis? Verringerung des Lieferradius? Wegfall ganzer Märkte? … 4.1.2. Hat sich die Naturnutzungsabgabe in Kärnten ihrer Meinung nach negativ auf Ihre Geschäftstätigkeit ausgewirkt? (stark negativ) (mäßig) (kaum) (gar nicht) (sogar positiv) 47 4.1.3. Wodurch hat sich die Einführung dieser Abgabe bemerkbar gemacht? Geringere Absatzmengen? Höherer Preis? Verringerung des Lieferradius? Wegfall ganzer Märkte (Steiermark)? … 4.2. Entwicklung „Export“ in die Steiermark 4.2.1. Wie hat sich Ihr Umsatz mit benachbarten Bundesländern, z.B. der Steiermark seit Einführung dieser beiden Abgaben entwickelt? ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 4.2.2. Können Sie uns Auskunft über in die Steiermark gelieferte Mengen und Preise für die folgenden Produkte und Jahre geben? Jahr Bruch 70er p (€/T) q (T) Betonschotter p (€/T) q (T) Split p (€/T) Sand q (T) p (€/T) ______________ q (T) p (€/T) q(T) 02 03 04 05 5. Können Sie ungefähr abschätzen, um wie viel % sich Ihre verkaufte Menge ändert, wenn Sie eine Preissenkung von 10 % generell anbieten könnten? ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ Bitte nennen Sie uns noch eine Kontaktperson für etwaige Rückfragen: Name: __________________ Tel: _________________ Email: _____________________ Vielen Dank für Ihre Bemühungen! 48 Beiblatt (Facts): • 1.1.2004 km-abhängige LKW-Maut auf Autobahnen: • Naturnutzungsabgabe für Kies und Schotter ¾ Niederösterreich € 0,16/t; Landschaftsabgabegesetz NÖ Landschaftsabgabegesetz 1994 (€ 0,145) 3630-0 Stammgesetz 114/94 1994-09-21 ¾ Kärnten € 0,146/t 29. September 2005 vom Landtag beschlossen, in Kraft getreten am 1. Jänner 2006 (http://oesterreich.orf.at/kaernten/stories/59105/) ¾ Steiermark € 0,40/t • Andere Belastungen ¾ Doppelbelastung Autobahnvignette – Maut (Pyhrn) 49