In-vitro-Methoden in der Allergie-Diagnostik

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Allergien
In-vitro-Methoden in der
Allergie-Diagnostik
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Zusammenfassung
Rudolf Gruber
Humanwissenschaftliches Zentrum
der Ludwig-Maximilians-Universität München und
synlab Medizinisches Versorgungszentrum Nürnberg
6
Allergien, einschließlich Nahrungsmittelallergien, und in der
Differentialdiagnose damit auch
Nahrungsmittelunverträglichkeiten, kann man zu den Volkskrankheiten zählen. Über 20 % der Bevölkerung in bestimmten Altersgruppen haben Symptome einer
Allergie oder gehen zur Abklärung einer Allergie zum Arzt. Viele unklare Krankheitsbilder werden primär häufig in den Formenkreis „Allergie“ mit eingeordnet.
Dabei ist es oft schwierig, eine Allergie mit einer spezifischen Immunantwort gegen ein bestimmtes Allergen eindeutig zu diagnostizieren und damit die Möglichkeit einer spezifischen Therapie, der systemischen Immuntherapie (SIT), zu haben. Neben Anamnese und klinischer Untersuchung spielen v. a. Allergietests
eine wichtige Rolle in der Diagnostik. In-vivo-Tests wie der
Patch-, Prick- oder Scratch-Test
oder auch die Allergenexposition
bergen die Gefahr einer lokalen
bis hin zur systemischen, anaphylaktischen Reaktion und sind damit ein Risiko für den Patienten.
In-vitro-Allergietests bieten hier
eine bewährte, verlässliche und
reproduzierbare Methode, bei
der keine potentiell gefährlichen
Nebenwirkungen wie bei den invivo-Tests auftreten können. Die
zur Verfügung stehenden in-vitro-Tests lassen sich in allgemeine
Marker zur Abschätzung des Risikos für eine Allergie oder der aktuellen Aktivität und in spezifische Tests einteilen. Unspezifische Marker mit hinreichender
klinischer Evidenz für einen sinnvollen Einsatz in der Routinediagnostik sind Gesamt-IgE, ECP, Tryptase im Serum und Methylhistamin im Urin. Gut etablierte und
mit Studien untermauerte Tests
zum Nachweis einer spezifischen
humoralen allergischen Immunantwort sind IgE-Immunoassays,
basierend auf Allergenextrakten,
aufgereinigten oder rekombinant hergestellten Allergenen
oder Basophilenstimulationstests.
Zum Nachweis einer zellulären
spezifischen allergischen Reaktion kann der Lymphozytentransformationstest (LTT) oder der ELISPOT-Test eingesetzt werden.
Schlüsselwörter: Basophilenaktivierungstest, spezifisches IgE, molekulare Allergiediagnostik, rekombinante Allergene, Lymphozytentransformationstest (LTT)
Einleitung
Das Immunsystem hat die Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen
„Selbst“ und „Nicht-Selbst“. Dies
wurde lange Zeit als wichtigste
und einzige Basisfunktion des Immunsystems betrachtet. Mittlerweile geht man davon aus, dass
eine zweite Unterscheidungsebene zwischen „Gefahr“ und
„Nicht-Gefahr“ wesentlich den
Weg einer Immunantwort mitbestimmt. Diese Funktionen und
mögliche Fehlregulationen sind
in Tabelle 1 dargestellt. Die
Hauptaufgabe des Immunsystems ist die Abwehr von „gefährlichem Fremd“ wie pathogene
Bakterien, Viren und Parasiten.
Kommt es zu einer überschießenDBI DER BAYERISCHE INTERNIST 6-2013
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den Reaktion gegen Selbst, so entstehen Autoimmunerkrankungen.
Eine wichtige und für die Art
überlebenswichtige Funktion ist
die Toleranz gegenüber „ungefährlichem Fremd“. Hierunter
fällt z. B. der Embryo, der immunologisch betrachtet fremd ist, da
er zu 50 % den „immunologischen Fingerabdruck“ des Vaters,
also die MHC-Moleküle bzw.
Transplantationsantigene des Vaters besitzt und damit eigentlich
abgestoßen werden müsste. In
diese Kategorie ist auch die Toleranz des Immunsystems gegen
Allergene einzuordnen: Allergene sind zwar fremd, stellen aber
keine Gefahr dar. Werden sie jedoch nicht toleriert, so entstehen
die Allergien.
Die Komponenten des Immunsystems werden grundsätzlich in
zelluläre und humorale Elemente
eingeteilt, die Aufgaben der angeborenen (unspezifisch) und erworbenen (spezifisch) Immunität
übernehmen (schematisch dargestellt in Tab. 2). Die Pathogenese
der Allergien ist sehr komplex und
weit überwiegend multifaktoriell. Es wird diskutiert, dass das Zusammenspiel von 3 Hauptmechanismen zur Entwicklung von Allergien, aber auch von Autoimmunerkrankungen führen: 1. genetische Prädisposition, 2. Triggermechanismen aus der Umwelt
und 3. der Zusammenbruch der
Immuntoleranz und die Entstehung einer Entzündungsreaktion. Der Verlauf von Allergien
kann sich bei verschiedenen Patienten interindividuell sehr unterschiedlich gestalten. Auch kann
die individuelle Krankheitsaktivität stark variieren, mit Phasen der
akuten Exazerbation bei verstärkter Allergenexposition und partieller oder kompletter Remission
bei Allergenkarenz. Interessanterweise gibt es gerade bei den im
Kleinkindesalter sehr häufigen
DBI DER BAYERISCHE INTERNIST 6-2013
Allergien gegen Kuhmilch-Eiweiße eine spontane Toleranzentwicklung, so dass im Alter von 4
Jahren ca. 85 % der kleinen Patienten beschwerdefrei sind.
Die Reaktionen des Immunsystems gegen im Grunde harmlose
Substanzen werden nach einem
Lehrbuch von Philip Gell und Robin Coombs als Überempfindlichkeitsreaktionen (hypersensitivity
reactions) bezeichnet. Danach
laufen in der Pathogenese alle
Fehlreaktionen des Immunsystems in zwei Stufen ab, einer Sensibilisierungs- und einer Effektorphase. Die Effektormechanismen
lassen sich in vier Gruppen einteilen (Tab. 3).
Diese verschiedenen Immunreaktionen lassen sich z. T. durch invivo-Tests als auch durch in-vitroTests beim Patienten nachweisen.
In der Allergiediagnostik eingesetzte in-vivo-Tests sind der Patch, Scratch- oder Prick-Test zur Abklärung einer IgE-vermittelten
Typ-1 Sofort-Reaktion. Der Nachweis einer T-Zell-vermittelten
Typ-IV Reaktion erfolgt z. B. mit
Hilfe des Mendel-Mantou-Tests,
um spezifische T-Zellen gegen M.
tuberculosis nachzuweisen. Sowohl für die IgE-vermittelte Typ-1
Sofort-Reaktion als auch einer TZell-vermittelten Typ-IV Reaktion
gibt es mittlerweile sehr sensitive
und spezifische in-vitro-Tests.
In der Regel ist der Allgemeinarzt oder der Pädiater der erste
Arzt, der eine mögliche Allergie
abklären muss. In-vitro-Tests bieten hier eine bewährte, verlässliche und reproduzierbare Methode, bei der keine potentiell gefährlichen Nebenwirkungen wie
bei den in-vivo-Tests auftreten
können. Insbesondere die immer
genauer werdende Testung mit
den Möglichkeiten der molekularen Allergiediagnostik zeigt eine
hohe Sensitivität und Spezifität
und kann häufig schon eine Aus-
Nicht-Selbst
Selbst
Gefahr
Bakterien
Viren
Pilze
Parasiten
Tumorzellen
NichtGefahr
Fötus
Darmflora
Nahrung
Allergene
Autoantigene
(Autoimmunität)
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Tab. 1: Schematische Darstellung der
Herausforderungen des Immunsystems
sage über die Erfolgschancen einer spezifischen Immuntherapie
(SIT) treffen. Der Allgemeinarzt
kann daher meist schon sehr gut
das weitere Vorgehen mit dem
Patienten besprechen und in die
Wege leiten, z. B. die Überweisung zum Allergologen für weitere Testungen, wie z. B. einer kontrollierten Allergenexposition und
dann Einleitung einer SIT.
Allergene
Das Immunsystem des Menschen
ist unzähligen Fremdsubstanzen
ausgesetzt, die toleriert werden
müssen, da sie keine Gefahr darstellen (s. Einleitung). Interessanterweise reagiert das Immunsystem einiger Individuen mit einigen Fremdsubstanzen mit der
Produktion von IgE und damit
verbundenen allergischen Reaktionen. „Allergene“ definieren
sich also erst als solche durch die
Fähigkeit, beim Menschen – oder
auch Tieren – eine spezifische IgEoder T-Zell-Reaktion auszulösen.
Dabei spielt sowohl die Struktur
der Fremdsubstanz, die Exposition, als auch der genetische Hintergrund des Individuums eine
Rolle. Des Weiteren spielen wahrscheinlich auch der Zeitpunkt
(Prägungsphase) als auch der
Weg (oral, nasal) der Exposition,
die Menge des Allergens und die
Begleitumstände (Co-Exposition,
Adjuvantien) eine Rolle. So führt
z. B. nach der Hygiene-/Schmutz7
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zellulär
humoral
angeboren / unspezifisch
erworben / spezifisch
Elemente
Tests
Elemente
Tests
Eosinophile
Granulozyten
Zählung
(bei Allergie meist
erhöht)
T-Zellen
LTT (LymphozytenTransformationsTest)
Basophile
Granulozyten
Mastzellen
BasophilenDegranulationstest
Entzündungsmediatoren:
Quantitiativer
Antikörper
Nachweis (z.B.
Abbauprodukt von
Histamin: MethylHistamin im Urin)
ECP (Eosinophiles Cationisches
Peptid) im Plasma;
Tryptase im Serum
Histamin
Leukotriene
ECP
Tryptase
B-Zellen
produzieren alle
Immunglobuline
(IgE, IgG, IgG4 etc.)
IgE gesamt
spezifisches IgE
Tab. 2: Übersicht der Elemente des Immunsystems als Allergiemediatoren und Testsysteme dazu
Hypothese die ausreichende orale
Zufuhr von Allergenen und gehäufte Infektionen während der
Kindheit zu einer Toleranzentwicklung. Kinder, die mit Geschwistern auf dem Bauernhof
aufwachsen, vielen Allergenen
ausgesetzt sind und viele Infektionen durchmachen, haben ein
sehr geringes Allergierisiko.
Dagegen neigen Personen mit
entsprechendem genetischem Hintergrund (Atopie) vermehrt zu Allergien und bestimmte Substanzen
(Milcheiweiß, Birkenpollen) können vermehrt Allergien auslösen.
Die Einteilung der Allergene erfolgt v. a. anhand der natürlichen
Quellen, die für den Menschen von
Bedeutung sind, wie Milch, Hühnereiweiß, Gräser-Pollen, BaumPollen, Insektengifte oder Tierepithelien („Tierhaarallergie“). Mit
der Einführung der rekombinanten Allergene ist es aber immer besser möglich, die relevanten Allergene als Proteine bzw. Glyko- oder
Lipo-Proteine auf molekularer Ebene zu definieren. Die wichtigsten
Allergengruppen sind in Tabelle 4
zusammengestellt. Verschiedene
Datenbanken bieten eine kontinu8
ierlich aktualisierte Übersicht über
definierte Allergene im Internet an
(www.allergome.org, www.allergen.org, www.meduniwien.ac.at/
allergens/allfam)[1, 2].
Allergietests
Die zur Verfügung stehenden invitro-Allergietests lassen sich in
allgemeine Marker zur Abschätzung der aktuellen Aktivität, vergleichbar mit Entzündungsmarkern, und in spezifische Tests einteilen. Unspezifische Marker mit
hinreichender Evidenz aus klinischen Studien für einen sinnvollen Einsatz sind Gesamt-IgE, ECP,
Tryptase im Serum und Methylhistamin im Urin. Problematisch auf
Grund der schnellen Kinetik und
schwierigen Präanalytik ist die Bestimmung Histamin im Serum
oder Plasma. Eine Quantifizierung der eosinophilen Granulozyten im Blut ist bei jedem Verdacht
auf eine Allergie sinnvoll und
kann auch zum Monitoring des
Krankheitsverlaufs
verwendet
werden. Eine Eosinophilie über
10 % sollte auch an andere Differentialdiagnosen neben der Aller-
gie denken lassen wie z. B. Parasiteninfektionen, Infektionskrankheiten (Scharlach), Hauterkrankungen (Pemphigus vulgaris),
Malignome (CML), medikamenteninduzierte Hypereosinophilie
oder das Hypereosinophile-Syndrom. Gut etablierte und mit Studien untermauerte Tests zum
Nachweis einer spezifischen humoralen allergischen Immunantwort sind IgE-Immunoassays, basierend auf Allergenextrakten,
aufgereinigten oder rekombinant hergestellten Allergenen
oder Basophilenstimulationstests.
Zum Nachweis einer zellulären
spezifischen allergischen Reaktion kann der Lymphozytentransformationstest (LTT) oder der ELISPOT-Test eingesetzt werden.
ECP
Eosinophiles kationisches Protein
(ECP) wird als Mediator bei IgE-vermittelten Typ I- Reaktionen insbesondere aus Eosinophilen freigesetzt und reflektiert die allergische
Entzündungskomponente. Für die
exakte Bestimmung ist die Präanalytik hier entscheidend. Es muss beachtet werden, dass je nach Hersteller nur bestimmte Blutabnahmeröhrchen empfohlen werden,
da verschiedenen Plastikröhrchen
zu falsch hohen ECP-Werten führen können. Die Probe muss bei
konstanter Temperatur (empfohlen meist 20–24 Grad) eine konstante Zeit (i.d.R. 60–120 Minuten)
gerinnen und direkt anschließend
zentrifugiert werden. Das Serum
wird dann in ein neues Röhrchen
dekantiert, da aus Blutzellen freigesetztes ECP zu erhöhten Werten
führen kann. Um reproduzierbare
Ergebnisse zu erhalten, muss bei
wiederholten Abnahmen die Gerinnungszeit und die Temperatur
immer gleich sein. Eine ECP-Bestimmung aus Plasma und hämolysierten Seren ist nicht möglich [3].
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Tryptase
In den Mastzellen ist das Protein
mit der höchsten Konzentration
die Tryptase. Auch die Basophilen
Granulozyten enthalten Tryptase, allerdings in viel geringeren
Mengen. Immunoassays messen
meist die Gesamttryptase-Konzentration, die sich aus den inaktiven Vorstufen von alpha-Tryptase
und beta-Tryptase sowie aus den
enzymatisch aktiven Formen zusammensetzt. Mastzellen sezernieren ständig eine geringe Menge von Tryptasevorstufen in die
Blutbahn. Bei gesunden Menschen lässt sich daher immer eine
basale
Tryptasekonzentration
messen, die die Anzahl der Mastzellen widerspiegelt. Je höher die
basalen
Tryptasekonzentrationen, umso höher das Risiko von
schweren anaphylaktischen Reaktionen, z. B. bei parenteraler
Exposition von Allergenen, wie
Insektengifte oder Arzneimittel.
Pathologisch erhöhte Konzentrationen von Tryptase sind ein Hinweis auf Mastzellenvermehrung.
Dies kommt bei bestimmten hämatologischen Erkrankungen und
Neoplasien vor. Extrem hohe
Werte finden sich bei systemischer Mastozytose und korrelieren mit dem Schweregrad der Erkrankung. In den Granula von ruhenden Mastzellen wird aktive
Tryptase gespeichert. Sie kann
nach einer Mastzellaktivierung
durch IgE-vermittelte oder andere Mechanismen in die Blutbahn
abgegeben werden. Vorübergehend erhöhte Konzentrationen
von Tryptase dienen als klinische
Marker für allergische Reaktionen bis hin zur Anaphylaxie [4].
Methylhistamin im Urin
Histamin ist einer der wichtigsten
Mediatoren allergischer und anaphylaktischer Reaktionen. Histamin ist in großer Menge in den
Granula der eosinophilen und v. a.
der basophilen Granulozyten und
in den Mastzellen gespeichert. Die
Zellen degranulieren bei Stimulation, z. B. bei der Bindung von Allergen an den mit spezifischem IgE
besetzten hochaffinen IgE-Rezeptoren auf der Zelloberfläche. Die
Menge des sezernierten Histamins
wird z. B. in einem bestimmten
Testformat des Basophilendegranulationstests bestimmt. Im Blut
ist die Bestimmung von Histamin
möglich, aber kritisch. Zum einen
kann Histamin sehr schnell in größeren Mengen aus den Blutzellen
nach der Blutabnahme ausgeschüttet werden und so artifiziell,
z. B. bei längerer Transportzeit, erhöht sein. Zum anderen hat Histamin in vivo eine sehr kurze Halbwertszeit und ist wenige Stunden
nach dem aktuellen Ereignis nicht
mehr erhöht in der Blutzirkulation
vorhanden. Methylhistamin ist ein
deutlich stabileres Abbauprodukt
des Histamins. Durch die Messung
von Methylhistamin im Urin kann
so ein Anhalt auf eine allergische
Reaktion gefunden werden. Im
funktionellen Test, bei V. a. eine
manifeste Nahrungsmittelallergie, sammelt der Patient unter der
Kost, die Beschwerden verursacht
(normale Misch- und Vollkost mit
potentiellen Allergenen) sowie
Formen der Überempfindlichkeitsreaktion nach Gell und Coombs
I
II
III
IV
andere Namen
Sofortreaktion, Allergie,
IgE-vermittelte Atopie
zytotoxische Antikörperreaktion
Immunkomplexreaktion
Überempfindlichkeitsreaktion des verzögerten
Typs (delayed type hypersensitivity, DTH)
Symptomatik
< 1–30 Minuten
5–8 Stunden
4–6 Stunden
24–72 Stunden
Antigen
löslich
zellgebunden
zunächst löslich
löslich
Effektormechanismus
IgE
IgM, IgG
IgM, IgG
CD4+ TH1-Zellen
Pathogenese
Antigen kreuzvernetzt
IgE-Moleküle, die an
Mastzellen und Basophile
gebunden sind, und löst
deren Degranulation aus
Antikörper binden an
Zellen, die durch Komplement, ADCC oder Phagozytose zerstört werden
Immunkomplex-Ablagerungen in Geweben aktivieren
Komplement und die Ausschüttung entzündungsfördernder Substanzen durch
Phagozyten
TH1-Zellen aktivieren
durch IFNJ und andere
Zytokine Makrophagen,
die entzündungsfördernde
Substanzen ausschütten
Beispiele
Heuschnupfen, Asthma, Ekzeme, Urtikaria,
Nahrungsmittelallergien,
anaphylaktischer Schock
Hämolytische Anämie,
Goodpasture-Syndrom,
Morbus haemolyticum
neonatorum durch RhImmunisierung
Arthus-Reaktion, Serumkrankheit, Aspekte von
rheumatoider Arthritis
und systemischem Lupus
erythematosus (SLE)
Kontaktdermatitis
Tab. 3: Einteilung der Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems nach Gell und Coombs
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unter einer hypoallergenen/allergenarmen Eliminationskost (z. B.
Kartoffel-Reisdiät) Urin. Zur Standardisierung der Messergebnisse
wird die Methylhistaminkonzentration auf die Kreatininausscheidung und die Körperoberfläche
bezogen. Die hohe Sensitivität
dieser Diagnostik ist auf die große
Schleimhautoberfläche des Gastrointestinaltrakts
zurückzuführen, wobei der Großteil des im Intestinaltrakt gebildeten Histamins
über die Leber zum stabilen Methylhistamin abgebaut wird. Patienten mit manifester gastrointestinaler Allergie zeigen unter Voll-
kost eine Methylhistamin-Ausscheidung in einer erhöhten Konzentration. Unter der Eliminationsdiät kommt es zu einem typischen Abfall der Mediatorproduktion, also des Methylhistamins im
Urin und auch des ECP im Serum.
Bezüglich der Befundinterpretation ist zu beachten, dass keine histaminreichen Lebensmittel (Fisch,
Käse, Rotwein, Bier), Antibiotika
oder Antiallergika eingenommen
werden. Weiterhin sollten Histamin-produzierende
Erkrankungen (z. B. myeloische Leukämien)
sowie chronisch entzündliche
Darmerkrankungen (Zöliakie, M.
Crohn) ausgeschlossen werden.
Erhöhtes Methylhistamin unter
Vollkost sowie die typische Abnahme der Mediatorproduktion unter
der Eliminationsdiät rechtfertigt
eine weiterführende Allergiediagnostik, wie z. B. eine orale Provokationstestung. Die Methylhistaminbestimmung mit Vollkost -/Eliminationsdiät gilt als geeignetes
Screeningverfahren für Nahrungsmittelallergien [5].
Gesamt-IgE
Die Bestimmung des Gesamt-IgE
sollte bei jeder Allergiediagnostik
Allergenfamilien
Beispiele
Bemerkungen
PR-10 Protein,
Bet v 1- Homolog
Bet v 1 (Birkenpollen)
rAra h 8 – Erdnuss
rCor a 1 – Haselnuss
rGly m 4 – Soja
t )JU[FMBCJMFT1SPUFJOEBNJUHFLPDIUF/BISVOHTNJUUFMPGUPIOF4ZNQUPNFWFSUSÊHMJDI
t MPLBMFO4ZNQUPNFOXJFEFN0"4BNIÊVåHTUFO
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-JQJE5SBOTGFS1SPUFJO
nsLTP)
rAra h 9 – Erdnuss
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rCor a 8 – Haselnuss
t 1 SPUFJOFTJOEIJU[FTUBCJMVOEHFHFO7FSEBVVOHSFTJTUFOU3FBLUJPOFOBVGHFLPDIUF
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rBet v 2 – Birke
rPhl p 12 – Gras
t 1BOBMMFSHFONJUBVTHFQSÊHUFS)PNPMPHJFVOE,SFV[SFBLUJWJUÊUTFMCTUVOUFSFOUGFSOU
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/BISVOHTNJUUFMNÚHMJDI
Tropomyosin
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HFHFOv.69o)PNPMPHFi
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Tab. 4: Klassifikation der Allergene auf molekularer Ebene
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durchgeführt werden und die
Konzentration sollte in die Bewertung der CAP- bzw. RASTKlasse der spezifischen IgE-Ergebnisse einfließen. Bezüglich der
Höhe des Gesamt-IgE besteht eine breite Überlappung zwischen
Gesunden und Kranken. Die Festlegung eines allgemein gültigen
Grenzwertes ist daher schwierig
und die Referenzwertangaben
schwanken von Labor zu Labor,
obwohl Messungen auf Systemen
verschiedener Hersteller gut vergleichbare Ergebnisse zeigen. Als
Einheit für die IgE-Konzentration
werden meist IU/ml ( = internationale Units) oder kU/l ( = Kilounit)
angegeben. Bei der Beurteilung
der Ergebnisse der IgE-Konzentration ist zu berücksichtigen,
dass ein normaler IgE-Spiegel eine Allergie niemals ausschließt.
Bei erhöhten IgE-Werten sind verschiedene Differentialdiagnosen
neben der Allergie abzuklären.
Dazu zählen allen voran parasitäre Erkrankungen, aber auch bakterielle Infektionen wie die bronchopulmonale Aspergillose sowie
transiente Erhöhungen z. B. bei
Mycoplasmeninfektion oder Bordetella pertussis aber auch virale
Infektionen wie Masern. Verschieden angeborene Immundefekte gehen mit einer IgE-Erhöhung einher. Das seltene HyperIgE-Syndrom
(HIOB-Syndrom,
vergesellschaftet mit Staphylokokkeninfekten der Haut ohne
Entzündungszeichen und Pneumonien) weist i.d.R. Werte über
20.000 IU/ml auf. Ebenso sehr selten und extrem hohe Werte findet man beim IgE-Plasmozytom.
Als Anhaltspunkt für Adoleszente
und Erwachsene gilt, dass bei
Werten von weniger als 20 IU/ml
eine Allergie unwahrscheinlich
ist. Bei Werten zwischen 20 und
100 IU/ml ist eine Allergie möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Werte von über 100 IU/ml geDBI DER BAYERISCHE INTERNIST 6-2013
ben bei unklarer Anamnese einen
Hinweis darauf, dass die Beschwerden des Patienten auf eine
Allergie zurückzuführen sind. Im
Nabelschnurblut können Werte
> 1 IU/ml bereits als Hinweis auf eine Atopieneigung interpretiert
werden. Eine Kontamination mit
mütterlichem Blut – z. B. durch einen negativen IgA-Nachweis –
muss ausgeschlossen werden. Bei
der Interpretation von IgE-Werten bei Kindern sollten altersabhängige Entscheidungsgrenzen
beachtet werden. Aufgrund der
erwähnten Einschränkungen der
Gesamt-IgE-Konzentration ergibt
sich eine eher orientierende Bedeutung dieses Testes [6].
Spezifisches IgE
In der konventionellen In-vitroAllergiediagnostik wird die Bestimmung von spezifischen IgEAntikörpern mit Hilfe von Allergenextrakten durchgeführt. Diese gewinnt man aus natürlichen
Allergenquellen wie zum Beispiel
Schimmelpilzen, Tierepithelien
oder Pflanzen durch Extraktionsund Proteinaufreinigungsverfahren. Die Allergenextrakte werden
für in-vivo-Tests verwendet, wie
z. B. dem Pricktest, bei dem Allergenlösungen auf die Haut aufgetragen werden oder für eine in-vitro-IgE-Antikörper-Bestimmung
im Blut. Allergenextrakte sind
komplexe Gemische aus einer
Vielzahl an unterschiedlichen
Proteinen, Glycoproteinen, Lipoproteinen oder Lipiden. Nicht all
diese Moleküle wirken allergen,
sondern nur wenige davon sind
wirklich Auslöser für eine Allergie. Des weiteren besitzen viele
Allergene kreuzreagierende Determinanten, die klinisch keine
oder kaum Bedeutung haben,
aber in den Allergietesten zu positiven Ergebnissen gegen eine
Vielzahl von Allergenen führen.
Allem voran sind hier Zuckerseitenketten zu nennen wie das CCD
(cross-reactive carbohydrat determinant).
Ein deutlicher Fortschritt der
Allergiediagnostik, mit einer Verbesserung der therapeutischen
Strategie von Typ l-Allergien,
konnte durch die Einführung rekombinanter Allergene in in-vitro-Tests, aber zunehmend auch
für die Therapie erzielt werden.
Jeder Allergiker besitzt ein sehr individuelles IgE-Reaktivitätsmuster
gegen einzelne molekulare Bausteine des Auslösers. Handelt es
sich um eine Sensibilisierung gegen kreuzreaktive Strukturen, so
kann das Bild einer Polysensibilisierung vorgetäuscht werden.
Der Einsatz rekombinanter Allergene ermöglicht die Erstellung eines individuellen Allergieprofils.
Gegenüber natürlichen Allergenextrakten zum Nachweis von
spezifischem IgE weisen rekombinant hergestellte Allergenkomponenten eine Reihe von Vorteilen auf. Dazu zählen das Erkennen von speziesspezifischen Sensibilisierungen, die Differenzierung von Doppelsensibilisierungen und Kreuzreaktionen und
das Erkennen von Reaktivitäten,
die mit einer erhöhten Anaphylaxiebereitschaft einhergehen. Auch
in der Abklärung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten kann
mit Hilfe von rekombinanten Allergenen der spezifische Auslöser
einer Nahrungsmittelallergie häufig eindeutig bestimmt werden,
wenn beim Screening mit Extrakten ein Verdacht auf eine bestimmte Gruppe von Nahrungsmitteln gefunden wird. Auch für
die Identifizierung von in Extrakten unterrepräsentierter Nahrungsmittelallergene, wie dem
Omega-5-Gliadin bei der Weizenallergie, bieten rekombinante
Allergene deutliche Vorteile.
Schließlich können durch die
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erweiterte Diagnostik, basierend
auf rekombinanten Allergenen,
individuelle Sensibilisierungsmuster eines Patienten gegen einzelne definierte Komponenten der
Allergenquelle, aber auch vorhandene Ko- und/oder Kreuzsensibilisierungen aufgedeckt werden und eine gezielte Immuntherapie mit Allergenextrakten eingeleitet werden. Auch in der Verlaufskontrolle der spezifischen
Immuntherapie bietet die molekulare Allergiediagnostik entscheidende Hilfestellung. Die regelmäßige Messung der spezifischen IgE- und IgG-Antikörperspiegel im Serum gegen einzelne
rekombinante Allergene kann
dazu verwendet werden, die Entwicklung der Erkrankung in ihrem natürlichen Verlauf oder unter Immuntherapie zu objektivieren. So kann z. B. bei einer Verschlechterung der Symptomatik
oder einem schlechten Ansprechen auf die Immuntherapie häufig erkannt werden, ob eine unzureichende Produktion von blockierenden IgG-Antikörpern als
Ursache dahinter stecken könnte.
Als die quasi natürliche Weiterentwicklung der molekularen Allergiediagnostik kann die Einführung von Multiplex-Testsystemen
bezeichnet werden. Durch die
Möglichkeit, die rekombinanten
Allergene standardisiert in guter
Qualität und hoher Antigendichte reproduzierbar herzustellen,
ist es möglich geworden, eine spezifische IgE-Antwort gegen multiple Allergene auf kleinstem Raum
mit geringer Serummenge parallel zu testen. Schon lange vorhandene Verfahren zum gleichzeitigen Test von vielen Antigenen
konnten aufgrund der geringen
Sensitivität nur zum Nachweis klinisch meist irrelevanter IgG-Antikörper angewendet werden.
Kommerziell erhältlich sind Blotstreifen- und ELISA-Platten-Tests
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zum Nachweis von bis zu 300 IgGReaktivitäten v. a. gegen Nahrungsmittel. Einige Blotstreifentests zum Nachweis von IgE-Reaktivitäten sind durchaus valide einzusetzen, auch wenn die Sensitivität möglicherweise etwas geringer ist als bei den klassischen Immunoassays. Der ImmunoCAP ISAC®
Allergie-CHIP ist der erste in-vitroTest, der ausschließlich mit hochaufgereinigten nativen und rekombinanten
Allergenkomponenten arbeitet, also das Prinzip
der Komponenten-basierten invitro-Allergiediagnostik (Component-resolved diagnostics - CRD)
mit dem Prinzip der MultiplexAnalytik verbindet. Damit ergibt
sich die Möglichkeit der Erstellung eines umfangreichen Allergenprofil von über 100 Allergenkomponenten mit nur einer Analyse aus minimalem Probenvolumen (ca. 20µl Serum- bzw. Plasma). Insbesondere für Kleinkinder
und Säuglinge ergibt sich durch
die Möglichkeit, Kapillarblut zu
verwenden eine genaue Bestimmung des Allergieauslösers und
Identifizierung von Kreuzreaktivitäten mit minimaler Belastung für
den Patienten [1, 7, 8].
Basophilen-Aktivierungs-Tests (z. B. CAST)
Bei den Basophilen-AktivierungsTests handelt es sich um zelluläre
Tests zum indirekten allergenspezifischen IgE-Nachweis. Hier ist
das IgE auf den Basophilen über
hochaffine IgE-Rezeptoren gebunden und das zugegebene Allergen löst durch die Bindung am
IgE und damit die Quervernetzung der IgE-Rezeptoren, die Aktivierung der Zellen mit folgender
Degranulation aus. Die Basophilen werden dazu aus der Blutprobe isoliert oder einige 100µl der
Probe werden direkt mit dem
fraglichen Allergen inkubiert. An-
schließend können entweder die
freigesetzten Mediatoren (Histamin, Leukotriene) bestimmt oder
wie beim Zellulären-Antigen–Stimulationstest (CAST) die heraufregulierten Aktivierungsmarker
(CD63, CD203c) gefärbt und
durchflusszytometrisch gemessen
werden. Als Probenmaterial für
den CAST wird EDTA-Vollblut benötigt. Die Blutprobe kann gekühlt mindestens 24 Stunden problemlos transportiert werden. Da
pro Allergen nur eine geringe
Blutmenge (ca. 50µl) verbraucht
wird, können auch bei Kindern
mit kleiner Probenmenge (z. B.
EDTA-Röhrchen mit 2 ml) relativ
viele Allergene getestet werden.
Bei ca. 30 % der gesunden Bevölkerung und auch bei 5–10 % der
Allergiker können die Basophilen
nicht mit Anti-IgE-Antikörpern,
die meist als Positivkontrolle eingesetzt werden, stimuliert werden. Dann ist eine Auswertung
von negativen Ergebnissen nicht
möglich. Als alternative Positivkontrollen kommen Anti-IgE-Rezeptor-Antikörper oder das chemotaktische Peptid FMLP (N-formyl-Met-Leu-Phe) in Frage. Letzteres stimuliert allerdings nicht
spezifisch nur die Basophilen,
sondern auch andere Zellen. In einigen Fällen kann ein zellulärer
Test, insbesondere der Basophilen-Allergenstimulationstest, besser als ein IgE-Immunoassay geeignet sein spezifische IgE-Antikörper nachzuweisen. Dieser Test
hat sich in den letzten Jahren als
sinnvolle Labormethode zur weiteren Abklärung unklarer Befunde, vor allem bei Patienten, bei
denen der spezifische IgE-Befund
nicht mit der Klinik korreliert, bei
Verdacht einer Soforttypallergie
mit unklarem Hauttest und bei
negativem IgE-Resultat, beispielsweise aufgrund extrem niedriger
Gesamt-IgE-Konzentration im Serum, bewährt. Auch bei Allergien,
DBI DER BAYERISCHE INTERNIST 6-2013
Allergien
cme.medlea
für die keine gereinigten oder rekombinanten Allergene für den
Immunoassay zur Verfügung stehen, kann der Test eingesetzt
werden. Bei dieser in vitro-Reaktion kann auf beliebige Allergene
getestet werden. Der Test besitzt
gerade bei schwierigen Allergenen, wie z. B. Insektengiften, Medikamenten, Nahrungsmittelzusatzstoffen und Latex eine hohe
Sensitivität und Spezifität, u. a.
durch den Einsatz einer unspezifischen Stimulationskontrolle und
einer Negativkontrolle. Für den
CAST sind über 100 standardisierte Allergene ohne Zusatzstoffe
erhältlich. Da eine IgE-vermittelte
Allergie meist bei Atopikern mit
erhöhten Gesamt-IgE-Konzentrationen auftritt bei denen ein direkter Nachweis allergenspezifischer IgE-Antikörper häufig möglich ist, ist ein zellulärer Test mit
basophilen Leukozyten oft entbehrlich [9, 10].
LTT (Lymphozyten
TransformationsTest),
ELISPOT-Assay
Mit dem LTT wird die T-Lymphozyten-induzierte Zelluläre Immunabwehr getestet. Er stellt eine Alternative zu den sonst üblichen Hauttests dar. Der LTT ist
mittlerweile gut standardisiert
und validiert und wird vom Robert-Koch-Institut bei der Frage
nach Metall- oder Arzneimittelallergien empfohlen. In dieser Fragestellung und zur Abklärung der
lymphozytären
Immunkompetenz bei immunsupprimierten Patienten, wird der Test auch von
den gesetzlichen Krankenkassen
bezahlt. Metalle wie Nickel, Gold,
Palladium, Quecksilber u. a. können bei häufigem Kontakt mit der
Mundschleimhaut den Ausbruch
einer Allergie vom verzögerten
Typ – die so genannte Typ IV-Allergie – auslösen. Nach 48 bis 72
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Stunden zeigt sich dann ein Kontaktekzem. Die T-Lymphozyten
müssen dabei durch einen früheren Metallkontakt sensibilisiert
worden sein. Die sensibilisierten
Lymphozyten reagieren mit einer
Transformation zu aktivierten
Lymphozyten mit Zytokinsekretion und Proliferation. Es entstehen Effektorzellen, die Zytokine
sezernieren und damit die Allergie vom Typ IV auslösen.
Das Prinzip des in-vitro-Tests
beruht auf der Inkubation des Patientenbluts und der darin enthaltenen Lymphozyten mit einzelnen Antigenen bzw. Allergenen (Medikamente, Metalle,
Zahnersatzstoffen). Die Reaktion
der T-Lymphozyten kann über die
Quantifizierung der sezernierten
Zytokine oder der Proliferation
gemessen werden. Die zytokinproduzierenden
Lymphozyten
können z. B. im ELISPOT-Test dargestellt und quantifiziert werden.
Zur Messung der Proliferation
werden die Zellen mit radioaktiven Nukleotiden (3H-Thymidin)
oder immunologisch nachweisbaren markierten Nukleotiden
(BRDU) in der Wachstumsphase
inkubiert. Am Ende der Proliferationsphase wird das Verhältnis
der Wachstumsrate der Lymphozyten mit oder ohne Kontakt zum
getesteten Allergen ausgewertet
und als sogenannter Stimulationsindex (SI) quantitativ dargestellt. Die Reaktionsstärke korreliert mit der Reaktion der Gedächtnis-T-Lymphozyten. In der
Regel zeigt sich bei einer starken
Sensibilisierung ein SI von größer
3, der dann als positiv bewertet
wird. Der positive Ausfall eines
LTT ist der Hinweis auf eine Sensibilisierung der T-Lymphozyten,
beweist jedoch nicht das Vorliegen einer Allergie. Umgekehrt ist
der negative Befund kein sicherer
Ausschluss einer möglichen Allergie. Der LTT für Medikamente,
Metalle und auch Kunststoffe
und sonstige, v. a. in der Zahnmedizin oder Gelenksprothetik verwandte Materialien, hat auf
Grund brauchbarer klinischer Daten, aber auch wegen fehlender
besserer in-vitro-Tests in der Diagnostik, eine gewisse Bedeutung
erlangt [10, 11]. IgE-Nachweise in
Immunoassays oder Basophilenaktivierungstests haben für die
T-Zell-vermittelten Allergien keine Bedeutung.
Weitere, wissenschaftlich nicht untermauerte
Tests
ALCAT (Citox)
Es gibt keine ausreichenden Studien, die belegen, dass der als zytotoxischer Lebensmitteltest bezeichnete ALCAT-Test (Antigen
Leukocyte Cellular Antibody
Test), auch Leukozytenaktivierungstest genannt, zur Diagnostik einer Allergie geeignet ist. Die
Beurteilung zellulärer Veränderungen nach dem Zusatz von Immunstimulantien, Nahrungsmitteln oder Zusatzstoffen entbehrt
einer rationalen wissenschaftlichen Basis, ist abhängig von der
subjektiven Interpretation und
nicht reproduzierbar und zeigt
keine Übereinstimmung mit der
klinischen Diagnose [12].
Spezifisches IgG, IgG4
Diverse Tests zur Bestimmung von
Serum-IgG oder IgG4 gegen Nahrungsmittel werden angeboten.
Dabei werden bis zu 300 Nahrungsmittel getestet und meist
semiquantitativ ausgewertet. Die
Ergebnisse werden oft zusammen
mit umfangreichen Diätempfehlungen interpretiert. Diese Tests
werden von nationalen und europäischen allergologischen Fachverbänden einhellig abgelehnt.
Dabei wird weniger die analytische Methodik angezweifelt, son13
rning.de
MkteE
CPun
sammeln
Allergien
rning.de
cme.medlea
MkteE
CPun
sammeln
dern vor allem die unzulässige Interpretation und Diätempfehlungen. IgG-Antikörper gegen Nahrungsmittel entsprechen einer intakten Immunantwort und sind
keinesfalls als krankmachend im
Sinne einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Allergie einzustufen [12].
Summary
Allergies including food allergies
and as differential diagnosis therefore also food intolerance are
with an incidence of more than 20
% a major public health problem.
A lot of unclear diseases are classified as „probably allergy“. Often
it is very difficult to clearly show
specific immune reaction against
a certain allergen and than to
open the possibility for a specific
immuno therapy (SIT). Beside
anamnestic and clinical evaluation of the patient, tests for allergies are a main part of the diagnosis. In-vivo-tests like patch-,
scratch- or prick-test or allergen
exposition have the potential risk
for the patient of local or even systemic or anaphylactic reactions.
In-vitro allergy-tests provide a
standardized, validated and reproducible method with no risk
for the patient. The available invitro tests can be classified in unspecific markers for predisposition or activity of allergies. Unspecific markers with good evidence
for clinical use are whole IgE-concentration, ECP and tryptase in serum and methylhistamine in urine. Well established and by scientific studies supported tests for
the specific immune response to
allergens are IgE immuno assays
based on allergen extracts or recombinant allergens or the basophile activation test. For the detection of a specific cellular allergic reaction, the lymphocyte
transformation test (LTT) or the
14
ELISPOT assay can be used.
Keywords: Basophile aktivation
test, specific IgE, molecular allergy diagnosis, recombinant allergens, lymphocyte transformation
test (LTT)
occupational sensitization and disease. Current opinion in allergy and clinical immunology
2012; 12(2): 102–10.
[12] Kleine-Tebbe J, Fuchs T, Lepp U, et al.
Positionspapier der Deutschen Gesellschaft
fu r Allergologie und klinische Immunologie
(DGAI) und des Ärzteverbandes deutscher Allergologen (ÄDA). Allergo Journal 2001; 10:
333–9.
Prof. Dr. med. Rudolf Gruber
synlab Medizinisches Versorgungszentrum Nürnberg
Fürther Str. 212
90429 Nürnberg
[email protected]
Interessante Internetadressen:
www.allergome.org
www.allergen.org
www.meduniwien.ac.at/allergens/allfam
Literatur
[1] Sastre J. Molecular diagnosis in allergy. Clinical and experimental allergy : journal
of the British Society for Allergy and Clinical Immunology 2010; 40(10): 1442–60.
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DBI DER BAYERISCHE INTERNIST 6-2013
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