DE-08_07-gig-Y-mh 29.03.2007 9:27 Uhr Seite 93 Gelernt ist gelernt Die grünen Seiten für die Aus- und Weiterbildung iG G Inhalt Grundlagen von Licht und Beleuchtung [ 5 ] Roland Heinz Dieser letzte Teil des Beitrags beschäftigt sich mit Beleuchtungssystemen und Leuchten und geht auch auf den besonders aktuellen Aspekt »Beleuchtung und Umwelt« ein. Eine Beleuchtungsanlage erfüllt mehr Aufgaben, als unsere Umgebung sichtbar zu machen oder effizientes und sicheres Arbeiten zu ermöglichen. Immer mehr dient die Beleuchtung auch dazu, eine angenehme Atmosphäre in Innenräumen zu schaffen und als Mittel zum Realisieren komfortabler Lebensund Arbeitsbedingungen. Die Beleuchtung betont die funktionalen und dekorativen Qualitäten des Raums und seine Proportionen. Sie verbessert nicht nur die visuelle Wahrnehmung, sondern bestimmt auch die emotionale Atmosphäre – kühl oder warm, sachlich oder beschwingt, heiter oder erhaben. Beleuchtungssysteme Bei den Beleuchtungssystemen unterscheidet man zwischen Allgemein-, Architektur-, Arbeitsplatz-, Akzent- und Umgebungsbeleuchtung: • Allgemeinbeleuchtung: Sie erzeugt ein einheitliches Beleuchtungsniveau in einem großen Bereich (Bild 25). In bestimm- 8/2007 93 Elektroinstallation Grundlagen von Licht und Beleuchtung [5] 97 Grundlagen Spannungsteiler und Gleichstromnetzwerke ten Räumen, wie Lager-, 99 Grundlagen Betriebsräumen und GaraKleines Einmaleins gen reicht eine einzige Leuchder Messtechnik te oder Leuchtengruppe für die gesamte erforderliche Beleuchtung. Diese Innenbereiche befinden sich normalerweise dort, wo die Gestaltung und das Erscheinungsbild des Raumes gegenüber den auszuleuchtenden Gegenständen zweitrangig ist und die Kosten das entscheidende Kriterium darstellen. Gefordert sind hier vor allem eine gute Lichtverteilung und eine horizontale Beleuchtung ohne Schattenzonen. • Architekturbeleuchtung: Sie betont die Merkmale und die kennzeichnenden Elemente des Raums, wie Wände, Decken, Fußböden – zielt also nicht auf die im Raum befindlichen Gegenstände ab (Bild 26). Leuchten für Architekturbeleuchtung erzeugen im Allgemeinen nur geringe Beleuchtungsstärken im Raum, weshalb meist zusätzliche Leuchten für die Allgemeinbeleuchtung des Raums oder des Arbeitsplatzes einzusetzen sind. [3] Dr. habil. Roland Heinz, Philips Lighting Academy und TU Graz www.philips.de/akademie Quelle: Pixelquelle Fortsetzung aus »de« 7/2007, S. 99 Bild 26: Die Architekturbeleuchtung betont Wände, Decken oder Fußböden Bild 25: Die Allgemeinbeleuchtung erzeugt ein einheitliches Beleuchtungsstärkeniveau de 8/2007 • Arbeitsplatzbeleuchtung: Sie dient zum Beleuchten spezifisch ausgewiesener Arbeitsbereiche, z.B. Schreibtische und Theken (Bild 27). Die direkt auf die Arbeitsfläche ausgerichtete Arbeitsplatzbeleuchtung verringert die Abhängigkeit von der allgemeinen Deckenbeleuchtung und bietet eine bessere Beleuchtungsqualität bei bestimmten Aufgaben. Die meisten Arbeitsplatzleuchten erzeugen gebündeltes Licht und sind lokal angeordnet. 93 DE-08_07-gig-Y-mh 29.03.2007 9:27 Uhr Seite 94 Gelernt ist gelernt iG G ELEKTROINSTALLATION Bild 29: Bei der Umgebungsbeleuchtung handelt es sich üblicherweise um eine Kombination von Allgemein-, Architektur-, Arbeitsplatz- und Akzentbeleuchtung Leuchten Eine Leuchte dient dazu, mittels Reflektoren und Lamellen das Licht der Lichtquelle zu verteilen und an die gewünschte Stelle zu lenken (Bild 30). Sie kann außerdem die Blendwirkung Bild 27: Die Arbeitsplatzbeleuchtung hellt spezifisch ausgewiesene Arbeitsbereiche auf Vorschaltgerät • Akzentbeleuchtung: Sie betont bestimmte Merkmale in einem Raum, z. B. Gemälde, Kunstgegenstände in Museen und Sonderangebote in Geschäften (Bild 28). Diese Art von Beleuchtung sollte keine allzu starken Helligkeitskontraste erzeugen. • Umgebungsbeleuchtung: Die auch »Ambient Lighting« genannte Umgebungsbeleuchtung schafft Stimmung oder Atmosphäre in Wohn- oder Arbeitsräumen. Es handelt sich üblicherweise um eine Kombination von Allgemein-, Architektur-, Arbeitsplatz- und Akzentbeleuchtung, mit der eine eigenständige Atmosphäre in einem Raum geschaffen wird (Bild 29). Lampenfassung und Brennstellung Gehäuse Reflektor Lichtquelle Lamellenraster Bild 30: Grundelemente einer Leuchte Bild 28: Die Akzentbeleuchtung betont Bilder, Kunstgegenstände in Museen und Sonderangebote in Geschäften 94 begrenzen und die Lampe schützen. Sie enthält Elemente zur Verteilung, Filterung und Umwandlung des von der Lampe ausgestrahlten Lichts und umfasst alle zur Befestigung und zum Schutz der Lampe(n) sowie zum Anschluss an die Stromversorgung benötigten Bauteile. Für Gasentladungslampen entwickelte Leuchten enthalten außerdem ein elektrisches Vorschaltgerät bzw. ein Zündgerät und eine Spule zur Strombegrenzung. Elektronische Vorschaltgeräte sind kompakter und leichter und haben entscheidende Vorteile in Bezug auf Regelung, Energieeinsparung, Lichtqualität und Zündverhalten. Der weite Bereich der Leuchten lässt sich in verschiedene Kategorien aufteilen (Bild 31): • Einbauleuchten • Anbauleuchten • Pendelleuchten • Uplights • Downlights • Strahler/Scheinwerfer • Dekorative Leuchten • Freistehende Leuchten • Schienenleuchtensysteme de 8/2007 DE-08_07-gig-Y-mh 29.03.2007 9:27 Uhr Seite 95 Gelernt ist gelernt iG G ELEKTROINSTALLATION Bild 31: Beispiele einer Einbau- (li.) und einer Pendelleuchte (re.) Das Styling und die Konstruktion des Leuchtengehäuses spiegeln die Aufgabe wider, für die man die Leuchte entworfen hat. Das Spektrum reicht von zweckmäßig für industrielle Beleuchtung bis hin zu stilvoll für exklusive Geschäfte und Architekturbeleuchtung. Leuchten müssen (wie auch Lampen, Vorschaltgeräte und Regeleinheiten) internationalen und europäischen Sicherheitsrichtlinien entsprechen. Dazu gehören Normen und Standards für die jeweiligen Leuchtenklassen in Bezug auf elektrische Sicherheit, elektromagnetisches Störverhalten, Schlagfestigkeit und Eindringschutz, Brennbarkeit, UV-Strahlung usw. Ein befugter Mitarbeiter des Herstellers oder ein bevollmächtigter Vertreter muss eine so genannte Konformitätserklärung vorlegen, die neben anderen erforderlichen Angaben die Spezifikationen enthalten, denen das Produkt entspricht. Wenn der Hersteller über Einrichtungen verfügt, so dass er selbst eine vollständige Prüfung gemäß den entsprechenden Richtlinien durchführen kann, steht ihm dieses Recht zu. Eine von einem Drittlabor durchgeführte Prüfung ist nicht erforderlich, dürfte jedoch sicherer sein, wenn es darum geht, die Einhaltung der Normen zu bestätigen. Beleuchtung und Umwelt Nicht erst seit gestern unternehmen die Hersteller von Beleuchtungsprodukten bezüglich Umweltverträglichkeit große Anstrengungen. Man denke nur an die Einführung der kompakten SL-Energiesparlampe 1980, die weltweit erste praktische Alternative zur Glühlampe (Bild 32). Sie verbrauchte nur ein Viertel der Energie und hatte im Vergleich zur Glühlampe, VORSCHALTGERÄTE Gasentladungslampen und Leuchtstofflampen lassen sich nicht wie Glühlampen direkt an das 230-V-Netz anschließen, sondern dies muss immer über ein Vorschaltgerät geschehen. Vorschaltgeräte haben manchmal mehrere Funktionen. Am bekanntesten sind diese drei: • Im Entladungsprozess setzt jedes Elektron des zugeführten elektrischen Stroms mehrere neue Elektronen aus dem Gas frei, womit das Entladungsrohr gefüllt ist. Bei ungeregelter Stromstärke würde ein immer größer werdender »Fluss« von neuen Elektronen entstehen. Die Stromstärke würde sich bald erhöhen und die Lampe zum Schluss zum Erlischen oder Platzen bringen. Die Funktion des Vorschaltgerätes ist, die Stromstärke zu limitieren. • Beim Einschalten einer Gasentladungslampe ist der elektrische Widerstand im Gas zwischen den Elektroden oftmals zu groß, um genügend Elektronen freizusetzen und damit den Entladungsprozess in Gang zu bringen. Das Vorschaltgerät verursacht nun kurzfristig eine höhere elektrische Spannung, wodurch die Entladung startet und die Lampe leuchtet. In dieser Funktion versteht man das Vorschaltgerät als »Starter«. • Damit eine Gasentladungslampe mal mehr und auch mal weniger Licht liefern kann, sollte sich die zugeführte elektrische Energie regeln lassen. Diese Änderung der Energiezufuhr ist auch eine Funktion des Vorschaltgerätes, welche man als »dimmen« bezeichnet. de 8/2007 Bild 32: Moderne, energiesparende Kompaktleuchtstofflampen sind genauso groß und bieten die gleiche Beleuchtungsqualität wie herkömmliche Glühlampen, jedoch mit einem Bruchteil des erforderlichen Energieverbrauchs. Links die erste SL-Lampe, die Anfang der 80er Jahre auf den Markt gebracht wurde; rechts ein neueres Modell, die Softone 6yrs 95 DE-08_07-gig-Y-mh 29.03.2007 9:27 Uhr Seite 96 Gelernt ist gelernt iG G die sie ersetzte, eine zehnmal längere Lebensdauer. Trotz der hohen Anschaffungskosten ließen sich mit der SL die Gesamtbetriebskosten für die Beleuchtung auf die Hälfte reduzieren. Ein weltweiter Trend ist die Miniaturisierung dieser Lampen. Durch die Reduzierung des Materialaufwands und der verwendeten Bauelemente lassen sich der Rohmaterial- und Energieverbrauch bereits an der Quelle verringern. 1995 wurde die Leuchtstofftechnologie der so genannten 3-Bandenlampen eingeführt, was folgende Vorteile bietet: • der Lichtverlust durch Alterung sinkt erheblich, • die Nutzlebensdauer von Leuchtstofflampen steigt und • notwendige Lampenwechsel reduzieren sich. Eine bedeutende Entwicklung auf dem Gebiet der Miniaturisierung war 1995 die Einführung der TL5-Slimline-Leuchtstofflampe. Einerseits hat diese 16-mm-Lampe einen hohen Leuchtenwirkungsgrad und andererseits reduziert sich durch die schlanke Bauform der Glasverbrauch bei der Fertigung um mehr als die Hälfte. Einhergehend mit der Miniaturisierung und inspiriert durch das wachsende Umweltbewusstsein in unserer Gesellschaft wurde ein neues Ziel festgelegt und auch erreicht, die Reduzierung schädlicher Stoffe bei der Herstellung und im Endprodukt. Blei (in Glas und Lötzinn) und Quecksilber spielen eine wichtige Rolle in der Lampentechnik. Die Verringerung des Quecksilbergehalts auf weniger als 1,5 mg je Lampe bei der TL-D Super 80 stellte einen entscheidenden Durchbruch dar (Bild 33). Quecksilber wird nicht nur in TL-Lampen verwendet, sondern auch in den meisten Hochdruck-Gasentladungslampen. Mit der Markteinführung der quecksilberfreien SON-Lampe 1999 war es gelungen, eine zu 100 % quecksilberfreie Hochdruck-Gasentladungslampe herzustellen. Gleichzeitig verzichtete man auf den Einsatz von Blei beim Löten von Sockeln für Gasentladungslampen. In den letzten Jahren eröffneten die Fortschritte bei der Festkörper- oder LED-Technik neue Perspektiven für die Beleuchtungsindustrie. Die Festkörper-Beleuchtungstechnik verspricht eine völlig neue miniaturisierte, hochwertige und im ELEKTROINSTALLATION Bild 34: Im Vergleich zu früheren elektromagnetischen Schaltkreisen (unten) bieten elektronische HF-Vorschaltgeräte (oben) u. a. Energieeinsparungen von mindestens 25% nation mit den so genannten OLC-Optiken2) für Büroräume gilt als wichtiger Schritt, damit jedes Lumen an Lampenlicht auch tatsächlich wirkungsvoll genutzt werden kann. Höhere Lichtausbeuten und effizientere Leuchten reichen allein jedoch nicht aus. Sie müssen Teil eines Gesamtkonzeptes zum Schutz der natürlichen Ressourcen der Welt sein. Lichtregelsysteme ermöglichen massive Energieeinsparungen, manchmal bis zu 50 %. Beleuchtungsmanagementsysteme, bei Bild 33: TL-D/80 Lampen mit »grünem Sockel« haben einen sehr niedrigen Quecksilberanteil und sind vollständig recyclingfähig Strahlengang energiesparende weiße Lichtquelle, die UV- und wärmefrei arbeitet und eine sehr lange Systemlebensdauer hat (> 50 000h). Neben den Fortschritten bei der Lampenherstellung – hin zu niedrigerem Energieverbrauch, längerer Nutzlebensdauer, größerer Lichtausbeute der Lampen und verbessertem Beleuchtungskomfort – entwickelten sich auch die Leuchten weiter. Neue elektronische HF-Vorschaltgeräte und Regeleinheiten ermöglichen eine Energieeinsparung von mindestens 25 % gegenüber den herkömmlichen elektromagnetischen Schaltkreisen (Bild 34). Jedes dieser Vorschaltgeräte, die für einen störungsfreien Betrieb mit einer breiten Auswahl an Leuchtstoff-, Kompaktleuchtstoff- und Hochintensitätsentladungslampen entwickelt wurden, hat seinen eigenen Anwendungsbereich. Das Erscheinen der speziellen TL5-Leuchten in Kombi- 96 denen die Innenbeleuchtung mit allen anderen Anlagen verbunden wird, kommen der heutigen Nachfrage nach einem äußerst flexiblen, energieeffizienten Gebäudemanagement entgegen. Und mit neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der Telemanagementsysteme werden wir bald in der Lage sein, das Beleuchtungsschema einer ganzen Stadt zu verwalten und zu steuern, von einer einzelnen Leuchte oder Ampel bis hin zum gesamten Ballungsgebiet. (Ende des Beitrags) 2) OLC: Omnidirectional Luminance Control de 8/2007 DE-08_07-gig-Y-mh 29.03.2007 9:27 Uhr Seite 97 Gelernt ist gelernt iG G GRUNDLAGEN Spannungsteiler und Gleichstromnetzwerke Durch Umstellen folgt: Helmuth Biechl Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Spannungsteiler (2) und zeigt, wie man auf die mathematischen, als Spannungsteilerregeln bezeichneten Beziehungen kommt. Weiterhin wird erklärt, wie sich mit Hilfe des ohmschen Gesetzes sowie der beiden kirchhoffschen Gesetze ein Gleichstromnetzwerk berechnen lässt. Wir haben im Beitrag »Stromkreis und Zählpfeile« (»de« 7/2007, S. 97) die kirchhoffschen Gesetze kennen gelernt und auch gesehen, wie man mit Zählpfeilen umgeht. Wir wollen im Folgenden zeigen, wie wir mit diesen Regeln und dem ohmschen Gesetz einfache Gleichstromnetzwerke untersuchen können. Bei Gl. (2) handelt es sich um die so genannte Spannungsteilerregel. Sie besagt: An einem Spannungsteiler verhält sich die Teilspannung zur Gesamtspannung wie der Teilwiderstand zum Gesamtwiderstand. Für U1 (Spannung am Widerstand R1) lässt sich mit Gl. (1) ansetzen: (3) Durch Umstellen folgt für Gl. (3): Die Spannungsteilerregel Der Spannungsteiler in Bild 1 besteht aus den beiden in Reihe geschalteten Widerständen R1 und R2 und der idealen Spannungsquelle Q mit der Quellenspannung Uq. Die Spannung U2 Somit verhalten sich die Teilspannungen U1 und U2 wie folgt zueinander: I1 U1 Betrachten wir dazu ein Beispiel: Gegeben: Uq = 12 V, R1 = 8 Ω, R2 = 4 Ω Gesucht: I, U1, U2 Lösung: Mit Gl. (1): R1 IL = 0 Q Uq U R2 U2 Mit Gl. (3): Bild 1: Spannungsteiler Mit Gl. (2): wird am Widerstand R2 abgegriffen. Zu beachten ist der nicht belastete Ausgang des Spannungsteilers, d. h., der Laststrom beträgt IL = 0 A. Nun kann man sich fragen, wie die Ausgangsspannung U2 von der Eingangsspannung U sowie den Widerständen R1 und R2 abhängt. Als Erstes bestimmen wir mit Hilfe des ohmschen R1 I1Gesetzes den R3 Strom I3 I: I2 Die Summe der Teilspannungen U1 und U2 ergibt wieder die Gesamtspannung, d. h. die Spannung Uq der Quelle. Das ist letztlich die Konsequenz der kirchhoffschen Maschenregel, die lautet: (1) AlsUq zweiten Schritt bestimmenR2 wir den Spannungsfall Q UL RL am Widerstand R2, und zwar ebenfalls mit dem ohmschen Gesetz. Es ergibt sich mit Gl. (1): Somit ließe sich U2 auch folgendermaßen berechnen: U2 = Uq – U1 = 12 V – 8V = 4 V Spannung am Spannungsteiler einstellen Prof. Dr.-Ing. Helmuth Biechl, Werner-von-Siemens-Labor für elektrische Antriebe und Mechatronik, Fachhochschule Kempten de 8/2007 Angenommen, sowohl die Teilspannung U2 als auch der Strom I sollen einen bestimmten Wert annehmen. Dann gilt es, die beiden Widerstände R1 und R2 einzustellen. Betrachten wir auch dazu ein Beispiel: 97 DE-08_07-gig-Y-mh 29.03.2007 9:27 Uhr R2 Seite 98 U2 Gelernt ist gelernt iG G GRUNDLAGEN Gegeben: Uq = 18 V, I = 10 mA, U2 = 12 V Gesucht: R1, R2 Lösung: Wieder formen dazu Gl. (1) etwas um: R1 I1 R3 I3 I2 Uq Q R2 UL RL (4) Gl. (4) ist die erste Gleichung, die erfüllt sein muss (Wir benötigen zwei Gleichungen, denn es gibt zwei Unbekannte, nämlich R1 und R2). Dazu nehmen wir Gl. (2); sie lautet: Bild 2: Einfaches Gleichstromnetzwerk mit zwei Maschen zum Aufstellen der Maschengleichungen (5) und erhalten für Gl. (8): Wir können nun Gl. (4) in Gl. (5) einsetzen und erhalten: (10) Wenn wir jetzt Gl. (7) und (10) betrachten, so liegen nur noch zwei Unbekannte vor, nämlich I1 und I2 – damit sind wir schon ein erhebliches Stück weiter. Aus Gl. (10) folgt: (11) (6) Nun setzen wir Gl. (11) in (7) ein und eliminieren dadurch auch noch I2: Es ergibt sich mit Gl. (6) und den gegebenen Werten: Durch Umstellen von Gl. (4) folgt für R1: (12) Probe: Gl. (11) liefert dann I2: (13) und mit Gl. (9) lässt sich I3 berechnen: Berechnungen bei einem Gleichstromnetzwerk I3 = I1 – I2 Bild 2 zeigt ein Gleichstromnetzwerk mit der Spannungsquelle Q, den drei Widerständen R1, R2 und R3 sowie einem an den Klemmen angeschlossenen Lastwiderstand RL. Gesucht seien die Ströme I1, I2 und I3 sowie die Spannung UL, die sich an den Klemmen einstellt. Wir setzen zunächst zwei Maschengleichungen an: M1: –Uq + R1 · I1 + R2 · I2 = 0 M2: –R2 · I2 + R3 · I3 + RL · I3 = 0 (7) (8) In Gl. (7) und (8) treten insgesamt drei Unbekannte auf, nämlich I1, I2 und I3. Aus der Mathematik weiß man, dass immer so viele Gleichungen benötigt werden, wie Unbekannte vorliegen. Mit anderen Worten, es fehlt noch eine Gleichung. Hierzu setzen wir die kirchhoffsche Knotengleichung an: I1 – I2 – I3 = 0 Für UL können wir ansetzen: UL = I3 · RL (15) Wir betrachten hierzu ein Zahlenbeispiel: Gegeben: Uq = 12 V, R1 = 4 Ω, R2 = 6 Ω, R3 = 2 Ω, RL = 5 Ω Gesucht: I1, I2, I3, UL Lösung: Mit Gl. (12): Mit Gl. (13): (9) Jetzt müssen wir die drei Unbekannten durch geschicktes Einsetzen bestimmen. Hierzu ersetzen wir in Gl. (8) den Strom I3 durch I3 = I1 – I2 98 (14) Mit Gl. (14): I3 = 1,66 A – 0,89A = 0,77 A Mit Gl. (15): UL = 0,77 A · 5 Ω = 3,85 V ■ de 8/2007 DE-08_07-gig-Y-mh 29.03.2007 9:27 Uhr Seite 99 Gelernt ist gelernt iG G GRUNDLAGEN Kleines Einmaleins der Messtechnik [ 3 ] Thomas Buchner Befassten sich die ersten beiden Teile des Beitrags mit analogen und digitalen Multimetern, mit deren Genauigkeit und den auf ihnen angegebenen Messkreiskategorien, geht es in diesem letzten Teil des Beitrags um die Tücken beim Messen an elektronischen Geräten. Beispielhaft werden Messungen am Niedervolt-Halogen-Transformator, Dimmer und Frequenzumrichter vorgestellt. Bild 9: Verschiedene Multimeter an einem elektronischen Vorschaltgerät mit 11,8 V Sekundärspannung laut Typenschild – das digitale Multimeter Fluke 189 misst richtig (nämlich 11,767 V), das links daneben nicht In diesem Beitrag wollen wir folgendes Phänomen untersuchen: Misst man die Spannung an einem elektronischen Niedervolt-Halogen-Transformator mit zwei unterschiedlichen Thomas Buchner, Technical Customer Support, Seminarleiter, Fluke Deutschland GmbH, Bereich Electrical Fortsetzung aus »de« 7/2007, S. 95 Bild 11: Total unterschiedliche Messwerte bei zwei Multimetern, wobei der Dimmer (mit Thyristor) auf das kleinstmögliche Helligkeitsniveau eingestellt wurde; das Scopemeter 196C von Fluke zeigt den Phasenanschnitt Multimetern, kann es passieren, dass die beiden Messwerte völlig voneinander abweichen (Bild 9). Um die Frage zu klären, wie das sein kann, sollte man bedenken: • Elektronische Vorschaltgeräte takten die Spannung im kHzBereich (Bild 10), • dementsprechend muss das eingesetzte Multimeter die Spannung in dieser Bandbreite verlässlich messen können. Kommen wir nochmals auf Bild 9 zurück: Das dort dargestellte Multimeter Fluke 189 misst die Spannung als Echt- Bild 10: Nicht sinusförmige Ausgangsspannung eines elektronischen Vorschaltgerätes für eine Niedervolt-Halogenbeleuchtungsanlage (li.) und Ausschnittvergrößerung (re.); im Ausschnitt erkennt man die mit 41,2 kHz gepulsten Spannungspakete de 8/2007 99 DE-08_07-gig-Y-mh 29.03.2007 9:27 Uhr Seite 100 Gelernt ist gelernt iG G GRUNDLAGEN BERICHTIGUNG Im Beitrag »Von der Verknüpfungs- zur Ablaufsteuerung« in »de« 1-2/2007 wurden auf S. 100 im Text und in der Bildunterschrift von Bild 10 aus Versehen die zurückgezogenen Normen DIN 40700 bzw. DIN 40719 zitiert. Das Zitat bezieht sich auf den Ablaufplan der Schrittkette und die Programmiersprache bei speicherprogrammierbaren Steuerungen, die im Beitrag angewendet sind. Grundlagen für Ablaufpläne beschreiben die aktuellen Normen DIN EN 60848 sowie DIN EN 61131-3. Die DIN EN 61131-3 behandelt auch die Programmiersprache FBS (FUP) als Funktionsbausteinsprache. Der Beitrag hält sich mit der Darstellung des Ablaufplanes (Bild 15) und der Befehlsstrukturen (Aktionen) in den Bildern 11 bis 14 an die DIN EN 61131-3. Bild 12: Immer noch unterschiedliche Messwerte bei zwei Multimetern, wobei der Dimmer (mit Thyristor) auf das größtmögliche Helligkeitsniveau eingestellt wurde; das Scopemeter 196C von Fluke zeigt den Spannungsverlauf dabei Effektivwert (TRMS) bis 100 kHz zuverlässig (Crestfaktor = 3 bei Vollausschlag und 6 bei Halbausschlag). Das andere Multimeter ohne TRMS-Messverfahren misst die Spannung lediglich bis 400 Hz (Crestfaktor = √2) – dieses digitale Multimeter ist also nur in der Lage, rein sinusförmige Verläufe richtig messen. Praxis: Messprobleme bei Frequenzumrichtern Frequenzumrichter werden in der Industrie seit ca. 20 Jahren zum stufenlosen Regeln der Drehzahl von Maschinen und Motoren eingesetzt. Sie produzieren nur einen scheinbar sinusförmigen Frequenzgang (z. B. 10Hz bis 1kHz, Bild 13). Auch der an einem Frequenzumrichter gemessene Ableitstrom verläuft nicht sinusförmig (Bild 14), sondern ist je nach Bauart des Frequenzumrichters durch gepulste Strompakete gekennzeichnet, dessen Frequenz einige kHz beträgt. Bild 13: Messung in einem Verteiler mit Frequenzumrichter (li.) und verschiedene Ausschnittvergrößerungen Praxis: Messprobleme bei Dimmerschaltungen Fazit Immer, wenn nicht sinusförmigen Spannungen im Spiel sind, lassen sich keine einfachen Messgeräte verwenden. Zu ähnlichen Messverfälschungen wie bei elektronischen Vorschaltgeräten kann es auch durch Thyristoren kommen, die in fast jeder per Dimmer regelbaren Beleuchtungsschaltung eingebaut sind. Selbst wenn der Dimmer auf das geringste Helligkeitsniveau eingestellt wird, verursacht der Thyristor immer noch einen messbaren, wenn auch kleinen Phasenanschnitt (Bild 11), der das Multimeter ohne TRMS total falsche Werte produzieren lässt. Die Werte der beiden Multimeter nähern sich übrigens umso mehr, je Bild 14: Auch der Ableitstrom bei mehr der Dimmer aufgeeinem Frequenzumrichter verläuft dreht wird (Bild 12). nicht sinusförmig Wie in »de« 6/2007 auf S. 99 beschrieben, unterliegt das richtige Messergebnis einer Reihe von unterschiedlichen Einflussfaktoren, die das Messergebnis zum Teil erheblich beeinflussen und dementsprechend auch verfälschen können. Hier sind folgende messtechnische Gegebenheiten zu berücksichtigen, die das Messgerät erfüllen muss: • Echt-Effektivwert (TRMS), • Scheitel- bzw. Crestfaktor, • Frequenzbereich und • Genauigkeit Ob Spannungsmessungen an elektronischen Vorschaltgeräten, an Dimmern oder an Frequenzumrichtern, all das kann mitunter Tücken haben, genauso wie eine Strommessung bei einem Frequenzumrichter. Es gilt also, im Vorfeld das richtige Messgerät auszuwählen, eines mit den passenden Spezifikationen. Denn einfache Messgeräte eignen sich nicht zum Messen von nicht sinusförmigen Spannungen. (Ende des Beitrags) 100 de 8/2007