Bildgebung vor Lebermetastasenresektion bei KRK-RECIST?, PET-CT? Prof. Dr. Ernst J. Rummeny Institut für Radiologie, Klinikum rechts der Isar, TU München Die Standards der Bildgebung beim kolorektalen Karzinom sind in der 2004 erschienenen S3-Richtlinie festgelegt (1). Sie stellen die derzeit gültigen Standards dar, die jedoch bei der rasanten Entwicklung der bildgebenden Verfahren in den letzten Jahren dringend überarbeitet werden müssen. Während die Ultraschalldiagnostik in der Hand des Geübten, insbesondere nach i.v.-Gabe von Ultraschallkontrastmitteln, eine sehr gute Erkennbarkeit und Differenzierung von Leberläsionen erlaubt, hat sich die kontrastverstärkte Mehrschicht-CT als das Standard-Schnittbildverfahren sowohl zur Diagnostik als auch zur Therapiekontrolle durchgesetzt. Bei fraglichen Leberläsionen und zur Abklärung der lokalen Verhältnisse vor einer Leberteilresektion kann die MRT wichtige zusätzliche Befunde liefern. So erlaubt dieses Verfahren bei Einsatz spezieller Pulssequenzen, wie der diffusionsgewichteten Bildgebung (DWI), oder bei Verwendung von leberspezifischen Kontrastmitteln (Primovist®, Endorem®) eine optimale Detektion auch kleinster Läsionen. Hierbei ist sie allen anderen nichtinvasiven bildgebenden Verfahren, einschl. der CT und PET-CT, deutlich überlegen (2, 3, 4, 5). Auch der lokale Befund lässt sich beim Kolon- oder Rektumkarzinom mit der CT und der MRT sehr gut darstellen. Die Leitlinie führt hierzu aus: „Ist aus technischen Gründen eine komplette Koloskopie nicht möglich, sollte als alternatives Verfahren z.B. die CT- oder MRT-Koloskopie eingesetzt werden“. Bei Betrachtung der MetaAnalysen aus dem Jahr 2005 an insgesamt 6393 Patienten zeigt sich, dass die CTKoloskopie für Polypen und Tumoren >10 mm eine Sensitivität von 85-93% und eine Spezifität von 97% aufweist (6). Polypen mit einer Größe zwischen 6 und 9 mm werden mit einer Sensitivität von 70-86% bei einer Spezifität von 86-93% erkannt. Diese Daten wurden auf dem diesjährigen ASCO-Kongress bestätigt (7, 8). Die Indikation zur PET-CT ergibt sich bei V. a. extrahepatische Befunde dann, wenn eine Ganzkörper-Diagnostik vor Lebermetastasen gewünscht wird. So konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden, dass mit der PET-CT okkulte distante Lymphknotenmetastasen und andere, relevante extrahepatische Befunde sehr gut erkannt werden können. Hierzu erscheint sie der Ganzkörperbildgebung mit der CT oder MRT noch überlegen (9). Zur Beurteilung eines Therapieerfolgs spielt die PET-CT im Bereich der Leber bisher keine Rolle. Hier werden als Schnittbildverfahren vorzugsweise die CT und MRT eingesetzt. Zur Abschätzung eines Therapieerfolgs werden Größenmessungen in einer Ebene durchgeführt, wobei die Auswertung dann im Weiteren nach RECISTKriterien erfolgt. Hierzu werden heute vorwiegend 2D-Messungen durchgeführt. Bei einer Auswertung nach RECIST sind Parameter für die Bildgebung vorgeschrieben. So muss die Schichtdicke bei der heute üblichen Spiral-CT 5 mm und bei der MRT 10 mm betragen. Zur Abschätzung eines Therapieerfolgs werden Größenmessungen bei einer Zielläsion (Targetläsion) in einer Ebene vorgenommen, wobei diese Läsionen gut abmessbar und mindestens 10 mm groß sein müssen. Findet sich nur eine einzige Läsion, so muss die Malignität dieses Herdes histologisch gesichert werden. Gemessen werden maximal 5 Läsionen pro Organ oder max. 10 Läsionen insgesamt. Die Summe der so gemessenen Durchmesser (SDM) wird gebidet und dokumentiert. Sogenannte Nicht-Zielläsionen (Non-Target-Läsionen) werden ebenfalls dokumentiert. Eine Größenmessung erfolgt hierbei jedoch nicht, allerdings wird eine Änderung dieser Läsionen im Verlauf mit berücksichtigt. Bei vollständigem Verschwinden aller Läsionen spricht man von einer „kompletten Remission (CR)“, bei einer Reduktion des Gesamtdurchmessers der Zielläsionen unter Therapie um mindestens 30% liegt eine „partielle Remission (PR)“ vor, während bei Zunahmen des Durchmessers um 20% von einer „Progression der Erkrankung (PD)“ ausgegangen wird. Eine „stabile Erkrankung (SD)“ liegt vor, wenn weder eine PR noch eine PD zu verzeichnen sind (10). Die überarbeiteten RECIST-Kriterien, die im Januar 2009 als Version 1.1 in einer Sonderausgabe des European Journal of Cancer beschrieben wurden, beschränken sich auf maximal 2 Läsionen pro Organ und maximal 5 Läsionen insgesamt. Gemessen werden die größten Herde. Zusätzlich wurden auch Kriterien für das Lymphknotenstaging und die Ergebnisse von PET-CT-Untersuchungen mit berücksichtigt. Erste Studien belegen auch, dass 3D-Messungen der Herdbefunde aussagekräftiger zur Beurteilung eines Therapieerfolges sein können. Neue Therapieverfahren mit Antikörper/Chemotherapie-Kombinationen zeigen aufgrund ihres Wirkmechanismus teilweise andere, oft schneller einsetzende schnittbildmorphologische Veränderungen. Hierzu gehören zystische Umwandlungen von Metastasen, z.B aufgrund einer antiangiogenetischen Therapie bei unveränderter Größe oder eine pathohistologisch gesicherte Komplettremission, obwohl eine signifikante Größenänderung noch nicht stattgefunden hat. In diesen Fällen ist eine reine Beurteilung des Therapieerfolgs nach RECIST-Kriterien nicht möglich. Hier sollten in Zukunft auch funktionelle Informationen mit einbezogen werden. Als funktionelle Informationen können bei der CT z.B. Perfusionsstudien herangezogen werden. So konnte bei GIST-Metastasen unter Therapie mit Imatinib gezeigt werden, dass auch bei einer geringen Größenreduktion von nur 10% von einer Therapieresponse ausgegangen werden kann, wenn die Dichte der Läsion bei der kontrastverstärkten CT um mindestens 15% abnimmt. Diese Dichteänderungen werden bei der Anwendung der sog. Choi-Kriterien mitbeachtet (11). Für die MRT scheint sich mit Hilfe der Diffusionsbildgebung ein neuer messbarer Parameter, der Diffussionskoeffizient (ADC), als möglicher neuer Parameter zur ResponseBeurteilung abzuzeichnen. Erste Studien zeigen, dass dieser Wert bei erfolgreicher Therapie schon nach kurzer Zeit deutlich ansteigt. So wurde nachgewiesen, dass Lebermetastasen von kolorektalen Tumoren unter Chemotherapie bei Ansprechen einen signifikanten Anstieg des ADC-Wertes zeigen, der bei Nicht-Ansprechen ausbleibt. Darüber hinaus wird vermutet, dass ein initial sehr hoher ADC-Wert ein schlechtes Ansprechen auf eine Chemotherpie voraussagt (12, 13). Auch die PETCT könnte hier als funktionelles Verfahren wichtige Beiträge leisten, allerdings sind zum jetzigen Zeitpunkt entsprechende Daten noch sehr spärlich. Lediglich bei der lokalen Therapieerfolgskontrolle des Rektumkarzinoms liegt eine Arbeit von Rosenberg vor, der eine deutliche Abnahme der Traceraufnahme bei Respondern bereits 14 Tage nach Therapiebeginn zeigen konnte (14). Literatur: 1. Schmiegel W. et al.: S3-Guidelines Conference „Colorectal carcinoma“ 2004. Z. Gastrenterol. 2004; 42:1129-1177. 2. Ward J. et al.: Colorectal hepatic metastases: detection with SPIO-enhanced breath-hold MR imaging—comprison of optimized sequences. Radiology 2003; 228:709-718 3. Hammerstingl R., et al.: Diagnostic efficacy of gadoxid acid (Primovist ®)enhanced MRI and spiral CT for therapeutic strategy: coparison with intraoperative and histopathologic findings in focal liver lesions. Eur. Radiol. 2008; 18:457-467. 4. Rummeny E.J., et al.: Detection and characterization of focal liver lesions in patients with colorectal cancer using diffusion-weighted MR-Imaging. Abstract ASCO 2008. 5. Bruegel M.,et al.: Diagnosis of hepatic metastases: Comarison of respirationtriggered diffusion-weighted echo-planar MRI and five T2-weighted turbo-spinecho sequences. AJR 2008, 191: 1421-1429 6. Halligan S. et al.: CT colonography in the detection of colorectal polyps and cancer: systemic review, meta-analysis, and proposed minimum data set for study level reporting. Radiology 2005; 237:893-904. 7. Cash B.D.: CT colonography: who should get it, who should do it. Abstract ASCO 2009. 8. Shah J.: Patient and physician references for management of small polyps on screening CT colonography. Abstract ASCO 2009. 9. Squillaci E., et al.: Staging of colon cancer: whole-body MRI vs. Whole-body PET-CT; initial clinical experience. Abdo. Imaging 2008, 33: 676-688. 10. New guidelines to evaluate the response to treatment in solid tumors. Journal of the National Cancer Insitute, 2000, 92,3: 205-216. 11. Benjamin R.S. et al. Response of gastrointestinal stromal tumors (GIST) to imatinib by Choi criteria and response evaluation criteria in solid tumors (RECIST) as surrogates for survival and time to progression. Abstract ASCO 2006. 12. Koh D.M., et al.: Predicting response of colorectal hepatic metastasis: Value of pretreatment Apperent Diffusion Coefficient. AJR 2007; 188:1001-1008. 13. Cui Y., et al.: Apperent diffusion coefficient: Potential biomarker for prediction and early detection of response to chemotherapy in hepatic metastases. Radiology 2008, 248: 894-900. 14. Rosenberg R et al.: The predictive value of metabolic response to preoperative chemotherpy in locally advanced rectal cancer measured by PET/CT. Int. J. colorect. Dis. 2009, 24:191-200.