Konzept Spielsucht - AHG Allgemeine Hospitalgesellschaft

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AHG Klinik Römhild
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Therapiekonzept
Drogenabhängigkeit
in Verbindung mit Pathologischem Spielen
AHG Klinik Römhild
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
Inhalt
1
2
3
Einleitung
Nosologie
5
6
8
9
2
2
Prävalenz
3
Komorbidität
Krankheitsmodelle
3
Voraussetzungen der Rehabilitationsleistung
3
Indikationen und Kontraindikationen
6.1
6.2
7
2
Epidemiologie
3.1
3.2
4
2
3
3
Indikationen
5
Kontraindikationen
Diagnostik
5
Verhaltensmedizinisches Konzept
5
Behandlungsziele
5
10 Behandlungsdauer
6
11 Behandlungsmaßnahmen
11.1
11.2
6
6
Allgemeine Aspekte
Störungsspezifische Gruppentherapie
11.2.1 Baustein 1: Indikative Gruppe „Pathologisches Glücksspiel“
11.2.2 Baustein 2: Achtsamkeitsschulung und Selbsterkennen
11.3
Spezielle Einzelpsychotherapie
11.5
Maßnahmen zur beruflichen Reintegration
11.4
11.6
11.7
11.8
11.9
6
6
8
8
9
Geld- und Schuldenmanagement
9
9
Angehörigenarbeit
9
Entspannungstraining
9
Freizeittherapie
10
Rückfallmanagement
10
11.10 Weitere Indikative Gruppen
10
11.11 Nachsorge
12 Behandlungsteam
10
13 Dokumentation und Evaluation
10
14 Konzeptverantwortung
11
15 Literatur
12
1
AHG Klinik Römhild
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
1 Einleitung
Das pathologische Spielen ist in den zurückliegenden Jahren zunehmend in den Fokus der sozialmedizinischen Aufmerksamkeit
gerückt. Ein kontinuierlicher Anstieg von Patienten, die aufgrund der Problematik pathologischen Spielens eine ambulante oder
stationäre Behandlung aufgesucht haben, war zu verzeichnen. In der AHG Klinik Römhild ist bei den Patienten, die sich aufgrund
der primären Indikation einer stoffgebundenen Abhängigkeit bereits in der stationären Rehabilitation befinden, teilweise auch ein
auffälliges Spielverhalten mit Abhängigkeitscharakter zu erkennen – insbesondere in der Gruppe der Konsumenten illegaler Drogen.
Im Rahmen eines Konzeptes zur Therapie komorbider Erkrankungen ist die gezielte Erkennung, differentialdiagnostische Einordnung und begleitende Therapie von pathologischem Spielverhalten für Therapie und auch Rückfallprävention sowohl der primären
Substanzabhängigkeit wie auch des pathologischen Spielens von großer Bedeutung. Das nachfolgende vorgelegte Konzept inte-
griert die im ausführlichen Gesamtkonzept der AHG Klinik Römhild (2013) niedergelegten Therapieprinzipien für Patienten mit
Drogenabhängigkeit und die neuesten Erkenntnisse zur Ätiologie, Diagnostik und strukturierten Therapie pathologischen Spielens.
2 Nosologie
Das operationalisierte Diagnosesystem ICD 10 beschreibt das pathologische Spielen im Bereich der „Persönlichkeits- und Ver-
haltensstörungen“ als Teil der Kategorie „Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle“. Das kürzlich überarbeitete
Klassifikationssystem „Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen“ DSM 5 (APA, 2013) ordnet das pathologische Spielen jetzt erstmals klinisch und sozialmedizinisch richtungsweisend als „Gambling Disorder“ der Gruppe „Substance
Related and Addictive Disorders" zu. Hiermit wird das pathologische Spielen eindeutig in den Zuständigkeitsbereich der Suchtmedizin gelegt.
Des Weiteren wurde im DSM 5 das Kriterium illegaler Aktivitäten für die Definition der Spielsucht nicht mehr aufgenommen, so
dass die bislang geforderte dissoziale Komponente keinen Bestandteil der Diagnosekriterien mehr darstellt. Pathologisches Spielen
und Substanzabhängigkeit, insbesondere Drogenabhängigkeit, weisen eine Reihe von übereinstimmenden medizinisch-klinischen,
psychologischen und neurobiologischen Merkmalen auf, so dass die nosologische Zuordnung in den Bereich der Abhängigkeitserkrankungen konsequent erscheint (van Holst, Ruth J et al., 2010).
3 Epidemiologie
3.1 Prävalenz
Aktuelle epidemiologische Zahlen zum Glücksspielverhalten und zum pathologischen Spielen werden durch die Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung für das Jahr 2013 vorgelegt (BZgA, 2014) und mit den Daten aus dem Jahr 2011 verglichen.
Es wird eine 12-Monatsprävalenz des pathologischen Glücksspiels von 0,82 % (männliche Befragte: 1,31 %, weibliche: 0,31 %)
und des problematischen Glücksspiels von 0,68 % (männliche Befragte: 1,16 %, weibliche: 0,19 %) beschrieben (BZgA, 2014).
In anderen Untersuchungen wurden für Deutschland 12-Monatsprävalenzen von etwa 0,2 bis 0,6 % für pathologisches Spielen
und problematisches Spielverhalten beschrieben. Es wird geschätzt, dass ca. 2,6 % der Betroffenen sich in eine entsprechende
Suchtbehandlung begeben (Orth B, Töppich J, and Lang P, 2010; Erbas and Buchner, 2012).
Bei der Erhebung des BZgA zeichnet sich ein Rückgang der Glücksspielteilnahme im Jahr 2013 ab. Gegenüber der Befragung
aus dem Jahr 2011 war jedoch eine Zunahme des Spielens an Geldspielautomaten, insbesondere bei 18- bis 20-jährigen Männern
(2007: 5,8 %, 2013: 23,5 %), zu erkennen (BZgA, 2014). Wie auch in den vorangegangenen Befragungen, gaben männliche
Befragte in allen Altersgruppen deutlich häufiger eine Glücksspielteilnahme, eine höhere Anzahl der Glücksspiele, höhere Spielhäufigkeiten und höhere Geldeinsätze an als weibliche Befragte.
2
AHG Klinik Römhild
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
3.2 Komorbidität
Pathologisches Spielen ist im Sinne von Komorbiditäten mit einer Reihe von anderen psychischen Erkrankungen assoziiert. Hierbei
sind vorrangig: Affektive Störungen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Aufmerksamkeitsdefizite, ADHS, posttraumatische
Belastungsstörungen und insbesondere auch substanzbezogene Störungen (Cowlishaw et al., 2014).
Bei pathologischen Spielern in stationärer Behandlung wird von einer Lebenszeitprävalenz von 60,4 % für substanzbezogene Störungen
(ohne Tabak) ausgegangen. Bei 23,8 % bzw. 31,7 % der Patienten wird von Alkoholmissbrauch bzw. -abhängigkeit ausgegangen
(Erbas and Buchner, 2012).
Umgekehrt fand sich pathologisches bzw. problematisches Spielen im Vergleich zur Normalbevölkerung gehäuft bei Patienten mit
einer Alkoholerkrankung (6,5 bzw. 12 %). Ferner ergab sich eine Assoziation mit Nikotinabhängigkeit. Bei den Methadon-substituierten
Patienten ergab sich eine Prävalenz von 17,7 % für pathologisches Spielen sowie 11,3 % für problematisches Spielverhalten. Des
Weiteren wurden Assoziationen für Cannabis- und Kokainmissbrauch beschrieben (Erbas and Buchner, 2012). Diese letztgenannten Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit integrierter Therapiekonzepte für Drogenabhängigkeit in Verbindung mit
pathologischem Spielen.
4 Krankheitsmodelle
Multifaktorielle Modelle gehen von einem Zusammenwirken mehrerer ätiologischer Faktoren des pathologischen Spielens aus.
In einem dreifaktoriellen Modell der Suchtentwicklung wird Abhängigkeit als ein Resultat der Wechselwirkungen von Merkmalen
der Droge selbst, Eigenschaften des betroffenen Individuums sowie der kontextuellen Umweltbedingungen betrachtet (Meyer and
Bachmann, 2011). Im Sinne dieses Modells sind neben der direkten psychotropen Eigenschaft des Glücksspiels auch die
individuelle Lerngeschichte, eine genetisch basierte Vulnerabilität sowie der soziale Raum (peer group) für die Entstehung der
manifesten Spielsucht in Betracht zu ziehen (Meyer and Bachmann, 2011).
Studien zur Neurobiologie legen eine Reihe von ätiologischen Gemeinsamkeiten für die stoffgebundenen Abhängigkeitserkran-
kungen und das pathologische Spielen nahe (Kiefer et al., 2013; Fauth-Bühler and Romanczuk-Seiferth, 2014). Wie neuere bild-
gebende Studien demonstrierten, zeigen sich Aktivitätsveränderungen des dopaminergen Belohnungssystems bei der Präsentation
glücksspielassoziierter Reize (Fauth-Bühler and Romanczuk-Seiferth, 2014). Auch bei der Substanzabhängigkeit ist die Aktivierung
des Reward-Systems durch suchtassoziierte Reize in spezifischer Weise verändert.
Genetische Ursachen der Spielsucht werden diskutiert, wie z. B. Veränderungen in den Dopamin-Rezeptorgenen. Erste genom-
weite Assoziationsdaten (GWAS) weisen auf mögliche Überlappungen der genetischen Basis von pathologischem Spielen und
substanzgebundener Abhängigkeit hin (Lind et al., 2013).
5 Voraussetzungen der Rehabilitationsleistung
Das Behandlungsmodul orientiert sich an den Empfehlungen der Spitzenverbände der Krankenkassen und Rentenversicherungsträger für die medizinische Rehabilitation bei pathologischem Glückspiel (DRV, 2001). Allgemeine Voraussetzung für die Durch-
führung einer Rehabilitationsleistung ist die erhebliche Gefährdung oder bereits vorliegende Minderung der Leistungsfähigkeit
der Patienten im Erwerbsleben. Neben der Rehabilitationsfähigkeit (u. a. Fehlen von Kontraindikationen) müssen eine positive
Erfolgs- und Rehabilitationsprognose vorliegen.
6 Indikationen und Kontraindikationen
6.1 Indikationen
In das spezifische Behandlungskonzept für pathologisches Glücksspiel werden Patienten einbezogen, die 1) mit der Zusatz-
diagnose des pathologischen Spielens in die Klinik eingewiesen werden oder 2) aufgrund der Anamnese und der spezifischen
Eingangsscreenings Merkmale des pathologischen Spielens aufweisen.
3
AHG Klinik Römhild
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
ICD 10: Pathologisches Spielen (F63.0)
Die Indikationsstellung für das pathologische Spielen orientiert sich an den Kriterien des ICD 10 (Dilling, 2012). Die Störung besteht
in häufigem und wiederholtem episodenhaften Glücksspiel, das die Lebensführung der betroffenen Person beherrscht und zum
Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte und Verpflichtungen führt.
Diagnostische Kriterien:
A.
Wiederholte (zwei oder mehr) Episoden von Glücksspiel über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr.
B.
Diese Episoden bringen den Betroffenen keinen Gewinn, sondern werden trotz subjektivem Leidensdruck und Störung
C.
Die Betroffenen beschreiben einen intensiven Drang zu spielen, der nur schwer kontrolliert werden kann. Sie schildern,
D.
Die Betroffenen sind ständig mit Gedanken oder Vorstellungen vom Glücksspiel oder mit dem Umfeld des Glücks-
der Funktionsfähigkeit im täglichen Leben fortgesetzt.
dass sie nicht in der Lage sind, das Glücksspiel durch Willensanstrengung zu unterbrechen.
spiels beschäftigt.
DSM 5: Gambling Disorder (312.31)
Zur diagnostischen Operationalisierung werden zusätzlich die Vorgaben des DSM 5 (APA, 2013) herangezogen.
Nach DSM 5 müssen für die Diagnose „Gambling Disorder“ mindestens vier der folgenden Kriterien erfüllt sein:
1.
Ist stark eingenommen vom Glücksspiel (z. B. starkes beschäftigt sein mit gedanklichem Nacherleben vergangener
Spielerfahrungen, mit Verhindern oder Planen der nächsten Spielunternehmungen, Nachdenken über Wege, Geld
zum Spielen zu beschaffen).
2.
Muss mit immer höheren Einsätzen spielen, um die gewünschte Erregung zu erreichen.
3.
Hat wiederholt erfolglose Versuche unternommen, das Spielen zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben.
4.
Ist unruhig und gereizt beim Versuch, das Spielen einzuschränken oder aufzugeben.
5.
Spielt, um Problemen zu entkommen oder um eine dysphorische Stimmung (z. B. Gefühle von Hilflosigkeit, Schuld,
6.
Kehrt, nachdem er/sie beim Glücksspiel Geld verloren hat, oft am nächsten Tag zurück, um den Verlust
7.
Belügt Familienmitglieder, den Therapeuten oder andere, um das Ausmaß seiner/ihrer Verstrickung in das Spielen zu vertuschen.
Angst, Depression) zu erleichtern.
auszugleichen (dem Verlust "hinterherjagen").
[Hat illegale Handlungen wie Fälschung, Diebstahl, Betrug oder Unterschlagung begangen, um das Spielen zu finanzieren.
Dieses im DSM-IV enthaltene Kriterium entfällt im DSM-5.]
8.
Hat eine wichtige Beziehung, seinen/ihren Arbeitsplatz, Ausbildungs- oder Aufstiegschancen wegen des Spielens
9.
Verlässt sich darauf, dass andere ihm/ihr Geld bereitstellen, um die durch das Spielen verursachte hoffnungslose
gefährdet oder verloren.
finanzielle Situation zu überwinden.
In der AHG Klinik Römhild können komorbide Erkrankungen bei pathologischen Spielern mitbehandelt werden. Hierzu zählen
insbesondere depressive Störungen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen.
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Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
6.2 Kontraindikationen
Nicht behandelt werden Patienten, bei denen die folgenden Bedingungen vorliegen:
▪ Gewohnheitsmäßiges Glücksspielen als Problem mit Bezug auf die Lebensführung (ohne Krankheitswert)
▪ Symptomatisches Glücksspielverhalten im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen ohne vorrangige Abhängigkeitsproblematik,
bei denen eine Behandlung in der AHG Klinik Römhild nicht indiziert ist
▪ Akute Suizidalität
▪ Schwere hirnorganische Beeinträchtigung
7 Diagnostik
Die Diagnostik erfolgt unter Berücksichtigung des Leitfadens zu Diagnostik, Indikation und Therapieplanung bei pathologischen
Glücksspielern.
Für alle Patienten mit der Zusatzdiagnose des pathologischen Glücksspiels werden folgende diagnostische Verfahren eingesetzt:
▪ Spezielle Anamnese zum pathologischen Spielen
▪ ICD 10 und DSM 5 Checklisten
▪ KFG: Kurzfragebogen zum Glücksspielverhalten (Petry, 1996)
▪ SFG: Schweringer Fragebogen zum Glücksspielen (Premper et al., 2013)
▪ SOGS: South Oaks Gambling Screen (Lesieur and Blume, 1987)
In der AHG Römhild werden im Rahmen einer EDV-gestützten Eingangs- und Abschlussdiagnostik routinemäßige umfassende
psychologische Testverfahren und Fragebögen eingesetzt.
8 Verhaltensmedizinisches Konzept
Das Behandlungskonzept richtet sich an einem bio-psycho-sozialen Modell aus. Aufbauend auf einer biologischen Vulnerabilitätsmatrix treten weitere psychologische und soziale Faktoren hinzu.
Durch die nosologische Zuordnung des pathologischen Spielens zu den Abhängigkeitserkrankungen und der neurobiologischen
und psychologischen Verwandtschaft zu substanzbezogenen Störungen ergibt sich die Möglichkeit, bei der Therapie des pathologischen Glücksspiels etablierte Konzepte der manualisierten Entwöhnungsbehandlung um störungsspezifischer Anteile des
pathologischen Spielens zu erweitern.
Verschiedene Merkmale wie Craving oder Kontrollverlust lassen sich sowohl bei pathologischem Spielen wie auch substanz-
gebundenen Abhängigkeiten beschreiben, so dass eine Integration in die laufende Therapieeinheit für die primäre Behandlungsindikation (Drogenabhängigkeit) möglich ist.
Die Einbindung in ein substanzspezifisches Therapiekonzept, insbesondere wie auch im aktuellen Konzept vorgeschlagen, im
Kontext von Drogenabhängigkeit, ermöglicht dabei eine Vielzahl von Synergieeffekten, die zu einer Verdichtung und Optimierung
und letztlich auch Nachhaltigkeit der therapeutischen Interventionen führen können.
9 Behandlungsziele
Ziele der medizinischen Rehabilitation bei pathologischen Glücksspielern sind:
▪ Glücksspielabstinenz zu erreichen und zu erhalten
▪ Körperliche und seelische Störungen auszugleichen
▪ Die möglichst dauerhafte (Wieder-) Eingliederung in das Erwerbsleben
5
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Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
▪ Rückfallprophylaxe
▪ Schuldenregulierung und Aufbau eines angemessenen „Geldmanagements“
▪ Erreichen eines realistischen Selbstbildes (Selbstwertproblematik)
▪ Erreichen einer angemessenen Affektkontrolle (Gefühlsdysregulation)
▪ Erreichen tragfähiger und befriedigender persönlicher Beziehungen bzw. Beziehungskompetenz
Bei der Behandlung pathologischen Spielens hat sich das Prinzip der Glücksspielabstinenz während der Behandlung bewährt.
Bei allen Patienten mit pathologischem Glücksspiel wird in der AHG Klinik Römhild in einer Ergänzung zur allgemeinen Behandlungsvereinbarung bereits bei Behandlungsbeginn festgelegt, welche Glücksspiele nicht erlaubt sind.
10 Behandlungsdauer
Die Behandlungsdauer der Patienten mit pathologischem Spielen in der AHG Klinik Römhild richtet sich an der Behandlungsdauer
der primären Suchterkrankung aus. Für die Drogenabhängigkeit wird ein Regelbehandlungszeitraum von 24 Wochen vorgegeben.
Daher bestehen vielfältige Möglichkeiten, die störungsspezifische Therapie des pathologischen Spielens einschließlich der da-
zugehörigen indikativen Angebote in das Therapiekonzept der Drogenabhängigkeit zu integrieren. Das Hauptaugenmerk liegt
weiterhin auf der primären Suchterkrankung. Die Therapieeinheiten des pathologischen Spielens werden in der nach Ablauf des
ersten Behandlungsmonats einsetzenden Kompetenzerweiterungsphase stattfinden. Die Therapie des pathologischen Spielens
wird parallel zur Therapie der Abhängigkeitserkrankung mit einer sozialen und beruflichen Reintegrationsphase mit dem Schwerpunkt auf berufliche Reintegration abschließen.
11 Behandlungsmaßnahmen
11.1 Allgemeine Aspekte
Alle Patienten mit pathologischem Glücksspiel nehmen in der AHG Klinik Römhild am allgemeinen Therapieprogramm teil. Parallel
zur Behandlung der primären Suchterkrankungen werden glücksspielspezifische Behandlungsmodule angeboten, die sich u. a.
an den „Empfehlungen der Spitzenverbände der Krankenkassen und Rentenversicherungsträger für die medizinische Rehabilitation
bei pathologischem Glücksspielen“ (DRV, 2001) orientieren.
Durchgeführte Maßnahmen
▪ Störungsspezifische Gruppenpsychotherapie im Umfang von 4 Sitzungen (je 90 Minuten) pro Woche
▪ Regelmäßige wöchentliche Einzelgespräche (je 50 Minuten)
▪ Regelmäßige Einzel- und Gruppenberatung sowie -training zum angemessenen Umgang mit Geld und der Schuldenproblematik
(im Rahmen der Leistungen des Sozialdienstes)
▪ Sicherstellung der Glücksspiel- und Suchtmittelabstinenz für alle Patienten der Klinik durch Hausordnung und Vereinbarung mit
den Patienten (einschließlich entsprechender Kontrollen).
11.2 Störungsspezifische Gruppentherapie
Die Patienten nehmen wöchentlich an 4 indikativen Gruppentherapien teil, in denen die spezifische Problematik des pathologischen
Glücksspiels bearbeitet wird.
11.2.1 Baustein 1: Indikative Gruppe „Pathologisches Glücksspiel“
Zwei der Gruppensitzungen pro Woche fokussieren sich auf glücksspielspezifische Themen und den assoziierten psychosozialen
Kontext. Die Therapieeinheiten erfolgen manualisiert nach einem zeitlich und inhaltlich strukturierten Ablaufprogramm. Das konkrete
Therapiemanual und die verwendeten Materialien orientieren sich an dem Therapieprogramm zum pathologischen Spielen von
Bachmann und El-Akhras (Bachmann and Akhras, 2014).
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AHG Klinik Römhild
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
Das Programm umfasst die folgenden Therapiemodule:
Diagnostik und Therapiezieldefinition
In dieser Phase wird insbesondere die erste Zeit des Entzugs und der Entwöhnung thematisiert. Mit den verfügbaren Therapie-
materialien werden hilfreiche Aktivitäten im Entzug und Strategien, die Nähe zum Suchtverhalten zu vermeiden, thematisiert.
Gleichzeitig erfolgt im Rahmen der Psychoedukation die Vermittlung von Informationen über Veränderungen auf neuronaler Basis,
die durch das Suchtverhalten hervorgerufen werden sowie die neurobiologischen und psychosozialen Ursachen der Abhängigkeit.
Fragen von Motivation und Abbruchrisiken werden besprochen. Schließlich mündet diese Therapiephase in eine eingehende
Therapieplanung und Definition eigener Ziele für die anstehende Psychotherapie ein.
Übersicht zu Therapieprozess und Veränderungsmöglichkeiten
In dieser Phase wird perspektivisch der Therapieprozess unter dem besonderen Aspekt von Veränderungsmöglichkeiten und
Veränderungsmotivation in das thematische Zentrum gestellt. Hierzu erfolgen zunächst umfangreiche diagnostische Schritte ein-
schließlich der Selbsteinschätzungsskalen. Bereiche wie Therapiemotivation, Krankheitseinsicht und Veränderungsbereitschaft
werden eingehend bearbeitet.
Finanzieller Themenschwerpunkt
Dieses Therapiemodul umfasst die Erörterung von Bewertungen und Einstellungen zum Thema Geld. Verbesserungsmöglichkeiten
im Umgang mit Geld sowie konkrete Schritte zur Schuldenbilanzierung und -regulierung sind vorgesehen. Diese Thematik wird in
enger Absprache und Kooperation mit dem Bereich des Sozialdienstes behandelt. Schließlich werden verhaltenstherapeutische
Strategien, den finanziellen Überblick zu behalten, erarbeitet. Hierzu gehören z. B. ein Protokoll der Tagesausgaben und ein
Monatshaushaltsplan.
Irrationale Vorstellungen zum Mechanismus und den Gewinnchancen des Glücksspiels
Mit dem für Geldspielautomaten charakterisierten Zufallsmechanismus und den vorgeblich vorhandenen Eingriffsmöglichkeiten
über die Spieltasten gehen besonders ausgeprägte Formen des irrationalen Denkens in Form von Kontrollillusionen beim Glücksspieler einher.
In diesem Therapiemodul wird die Auseinandersetzung mit bestehenden irrationalen Vorstellungen zum Glücksspielen, wie z. B.
Bedingungen von Gewinnmöglichkeiten durchgeführt. Auch Bezüge zum pathologischen Internetspielen werden hergestellt.
Beziehungsgestaltung und soziale Kompetenz
Die Gestaltung von sozialen Beziehungen und die Erarbeitung von Voraussetzungen für gute Beziehungen und Konfliktbewältigung
werden in diesem Therapiemodul zum Gegenstand gemacht. Dabei werden auch Partnerbeziehungen zum zentralen Thema.
Emotionales Erleben und Ausdrucksverhalten
Die emotionalen Folgen des Suchtverhaltens und die Möglichkeiten der Verbesserung des Umgangs mit Gefühlen sind Gegenstand
dieses Therapiemoduls.
Rückfallprävention
Dieses zentrale Therapiemodul sieht zunächst die Erarbeitung eines Rückfallmodells vor, besonders rückfallgefährdete Situationen
und Bedingungen werden identifiziert. Hier nehmen auch Fragen des Lebensstils wie aber auch die Bereitschaft zur Krankheits-
einsicht und Selbstaufmerksamkeit eine besondere Rolle ein. Verhaltenstherapeutisch werden insbesondere konkrete Entschei-
dungssituationen bei Rückfälligkeit und auch die individuelle Entscheidung zur Abstinenz im Vergleich zu anderen
Belohnungsanreizen erörtert. Schließlich geht es um die Erarbeitung spezifischer Möglichkeiten zur Rückfallprävention im Sinne
des Erkennens von Hochrisikosituationen und Auslösefaktoren. Dabei werden individualisierte Protokolle und persönliche Rück-
fallrisiken benannt. Das Modell schließt mit der Planung und Ausarbeitung einer individuellen Notfallkarte und praktischen Umsetzungsübungen zur Anwendung dieses Notfallplans ab.
Alternativen zum Suchtverhalten – Struktur und Aktivitätsplan
Zentrales Element dieses Therapiemoduls ist der Abstand zum Suchtverhalten und der Aufbau von strukturierten Alternativen.
Diese Aktivitäten umfassen sowohl alltägliche Tätigkeiten des täglichen Lebens wie auch sogenannte „Highlights“. Zielsetzung ist
die Erstellung von Struktur- und Aktivitätsplänen, die sich über Tage bzw. auch Wochenzeiträume erstrecken.
7
AHG Klinik Römhild
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
Therapieabschluss und Vorbereitung der Nachsorge
Am Ende des Therapieprogramms wird der Blick gezielt auf Nachsorgeperspektiven gerichtet. In der Zeit nach der Behandlung
erfolgt die Nachbetreuung durch Suchtberatungsstellen. Auch Selbsthilfekonzepte werden vorgestellt und weiter ausgearbeitet.
Kontakte zu Selbsthilfegruppen werden hergestellt.
Therapeutische Gemeinschaft
Umfassendes therapeutisches Wirkmoment ist die therapeutische Gemeinschaft. Das Leben in der Bezugsgruppe und das Leben
im Klinikgesamtverband ermöglichen vielfältige Lern- und Trainingsmöglichkeiten in Bezug auf die soziale Interaktion. Die
AHG Klinik Römhild besitzt für diese Therapie die Voraussetzungen eines etablierten und bewährten Struktur- und Regelsystems
bei gleichzeitig maximaler Eigenverantwortung und Mitbeteiligung der Patienten.
11.2.2 Baustein 2: Achtsamkeitsschulung und Selbsterkennen
Als zweiter regelmäßig wiederkehrender Baustein sind indikative Gruppen mit besonderem glücksspielspezifischem Fokus
vorgesehen.
Hierzu gehören die IG Achtsamkeit und Meditation sowie die IG Selbsterkennen. Diese werden sukzessive mit jeweils 2 Gruppenterminen pro Woche durchgeführt.
11.2.2.1 IG Achtsamkeit und Meditation
Achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention (MBRP)
Die achtsamkeitsbasierte Rückfallprävention (MBRP) stellt ein in der Suchtbehandlung zunehmend eingesetztes Verfahren dar,
welches achtsamkeitsbasierte Ansätze aus der Meditation mit Stressbewältigungskomponenten verbindet. Für die Rückfallprävention ist dies bei Patienten mit komorbider Drogenabhängigkeit und pathologischem Spielen aufgrund des komplexen
Interaktionsmusters des Verhaltens eine effiziente Methode zur Analyse individuellen Suchtverhaltens.
Die Methoden orientieren sich an vorhandenen Manualen der achtsamkeitsbasierten Rückfallprävention und umfassen verschie-
dene Komponenten: Body-Scan, Körperübungen aus der Yoga-Praxis, Sitzmeditation und Gehmeditation (Bowen, Chawla, and
Marlatt, 2012).
Neben der verbesserten Entspannungsfähigkeit und Bewältigung von Stresssituationen ermöglicht die Methode die Innenschau,
das Erkennen intrapsychischer Prozesse und Reaktionsweisen und gleichzeitig die Möglichkeit, durch Selbstakzeptanz und Selbst-
vertrauen eine gewisse Gelassenheit und auch Distanz gegenüber automatisiertem Verhalten zu entwickeln. Affektive und direkte
verhaltensbezogene, auch impulsive Reaktionen werden besser kontrollierbar.
11.2.2.2 IG Selbsterkennen
Zielsetzung der Gruppe ist es, Selbst- und Fremdwahrnehmungsprozesse zu verbessern sowie eine Verbesserung der Eigenwahrnehmung und der Körperwahrnehmung zu erreichen. Es werden verschiedene Methoden und Medien eingesetzt (Ton, Bildkarten, Malen nach Musik, interaktionelle Übungen, Übungen zur Körpergrenze, Rollenspiele etc.). Hierbei werden bevorzugt
nonverbale Ausdruckswege eingesetzt, um häufig vorliegende Defizite im verbalen Ausdruck emotionaler Prozesse zu kompen-
sieren. Die Gruppe orientiert sich in ihrer Konzeption und theoretischen Ausrichtung an gestalttherapeutischen Modellen und
Manualen (Stevens and Saumwald, 2006; Bernstädt and Hahn, 2010).
11.3 Spezielle Einzelpsychotherapie
Durch die Bezugstherapeuten wird eine dem Bedarf angepasste, glücksspielerspezifische Einzelpsychotherapie durchgeführt, die
sich definierten Problembereichen widmet. Es finden regelmäßige wöchentliche Einzelgespräche (je 50 Minuten) statt.
11.4 Geld- und Schuldenmanagement
Pathologische Glücksspieler durchlaufen nach einer anfänglichen Gewinnphase eine Verlustphase einschließlich des „Freikaufs
durch Familienmitglieder“ und eine abschließende Verzweiflungsphase mit Abbau moralischer Beschränkungen, zunehmenden
finanziellen Verlusten mit oftmals einhergehender Delinquenz. Das Geld- und Schuldenmanagement findet durch den Sozialdienst
der Klinik in Zusammenarbeit mit den Bezugstherapeuten statt und orientiert sich u. a. am Prinzip des frei verfügbaren Einkommens
und der unmittelbaren Teilrückzahlung entstandener Schulden.
8
AHG Klinik Römhild
11.5 Maßnahmen zur beruflichen Reintegration
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
Die Patienten werden in die bestehenden Maßnahmen der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) der Klinik integriert. Die einzelnen MBOR-Leistungen werden gemäß dem aktuellen Anforderungsprofil der Deutschen Rentenversicherung
Bund zur Durchführung der MBOR (DRV-Bund, 2012) durchgeführt.
Während die Basisangebote allen Rehabilitanden zukommen, sind Kernangebote und spezifische Angebote den Rehabilitanden
mit einer besonderen beruflichen Problemlage (BBPL) vorbehalten. Dabei handelt es sich um Personen, die besonderer Angebote
bedürfen, um den bisherigen oder einen angestrebten Arbeitsplatz wieder einnehmen zu können.
Diagnostik- und Assessmentphase
Die erwerbsbezogene spezifische Diagnostik- und Assessmentphase betrifft alle aufgenommenen Rehabilitanden. Im Anschluss
können sie dann den jeweiligen MBOR-Maßnahmen zugeführt werden.
▪ Einsatz von Screening- und Diagnosefragebögen (AVEM)
▪ Differenzierte Exploration, Abgleich des Anforderungs- und Fähigkeitsprofils der Rehabilitanden
MBOR-Kernangebote
In diesem Schwerpunktbereich werden Maßnahmen für Rehabilitanden mit besonderen beruflichen Problemlagen durchgeführt,
die über die beruflich orientierten Basisangebote hinausgehen. Diese Zielgruppe wird aufgrund von Anamnese und EingangsAssessments identifiziert.
▪ Berufsbezogene (vertiefte) Diagnostik
▪ Soziale Arbeit in der MBOR: Arbeits- und sozialrechtliche Beratung sowie Vorbereitung und Anbahnung weiterführender
Leistungen zur Eingliederung in den Beruf (z. B. stufenweise Wiedereingliederung) und das soziale Umfeld
▪ Berufsbezogene indikative Gruppen
▪ Arbeitsplatztraining im Rahmen der Arbeitstherapie
▪ Belastungserprobung MBOR
▪ Vorbereitung einer Adaptionsbehandlung
11.6 Angehörigenarbeit
Ein wichtiger Aspekt der psychotherapeutischen Arbeit besteht in der Einbeziehung von Angehörigen. Neben therapeutisch vor-
bereiteten Familienheimfahrten werden die Patienten zur Wahrnehmung von therapeutischen Angehörigengesprächen in der Klinik
motiviert, bei denen neben der Erhebung fremdanamnestischer Informationen und einer Klärung der Rolle des jeweiligen
Angehörigen Unterstützungsmöglichkeiten für die angestrebten Veränderungsziele erörtert und vereinbart werden. Die Angehörigenarbeit soll konstruktive Lernerfahrungen in Bezug auf das Verstehen von Familienkonflikten vermitteln und gleichzeitig
problematische Interaktionsmuster verbessern sowie die Kommunikation zwischen den Patienten und den Familienangehörigen fördern.
11.7 Entspannungstraining
Zum Abbau von „Spieldruck“ und der Anwendung alternativer Bewältigungsmöglichkeiten nehmen Patienten mit pathologischem
Glücksspiel an Entspannungstrainings (Muskelentspannung nach Jacobson) teil.
11.8 Freizeittherapie
Bei den Patienten mit substanz- und nichtsubstanzgebundener Abhängigkeit kommt es oftmals zu einem Verlust von Interessen
und sozialen Kontakten. Oft sind die Beziehungen zu Freunden, Kollegen oder zur Familie abgebrochen und die Fähigkeit zur
Teilnahme am kulturellen Leben verloren gegangen. Ziel der Freizeittherapie ist die Teilnahme am sozialen Leben, das Erkennen
eigener Bedürfnisse und individueller Grenzen sowie die zeitliche Strukturierung von Aktivität und Erholung. Durch die Präsenz
des Freizeittherapeuten sowie den engen Kontakt zu den Patienten in den Basisgruppen ist die Planung und Umsetzung
vieler Freizeitaktivitäten möglich. Den Patienten wird eine Vielzahl von verschiedenen Sportmöglichkeiten im Hinblick auf die Ver-
besserung der Freizeitstrukturierung, des Körpererlebens und der Lebensqualität angeboten. Dabei werden Eigenverantwortung
und -initiative gefördert. Eine individuelle Freizeitförderung des Einzelnen knüpft an dessen Interessen an.
9
AHG Klinik Römhild
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
11.9 Rückfallmanagement
Die Therapie des pathologischen Spielens ist aufgrund des hohen Rückfallrisikos und des erheblichen Kontrollverlustes abstinenz-
orientiert. Daher muss die erneute Aufnahme von Spielverhalten als Rückfall gewertet werden. Dieser wird entsprechend dem
systematischen Konzept der AHG Klinik Römhild in einem definierten Vorgehen aufgearbeitet. Diese Aufarbeitung umfasst
Einzel- und Gruppengespräche, schriftliche Ausarbeitungen des Patienten sowie die Einberufung einer Teamkonferenz einschließlich Teamgespräch mit dem Patienten. Im Anschluss an diese individuelle Analyse werden Entscheidungen zur weiteren
Durchführung der Therapie sowie einer Re-Fokussierung der therapeutischen Schwerpunkte im Rahmen erweiterter Therapievereinbarungen getroffen.
11.10 Weitere Indikative Gruppen
Darüber hinaus sind alle anderen Indikativen Gruppentherapien der AHG Klinik Römhild auch für diese Patienten nach Indikation
zugänglich.
Indikative Gruppen
▪ Depressionsbewältigung
▪ Angstbewältigung
▪ Soziales Kompetenztraining
▪ Persönlichkeitsstile
▪ Entspannungstherapie
11.11 Nachsorge
Die Nachsorge von Patienten mit pathologischem Glücksspiel wird während der stationären Rehabilitation vorbereitet. Sie kann
z. B. als Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe (z. B. Anonyme Spieler), aber auch als strukturierte Nachsorge durch eine
Beratungs- und Behandlungsstelle, die über Erfahrungen mit der Beratung oder ambulanten Rehabilitation bei pathologischem
Glücksspiel verfügt, stattfinden.
12 Behandlungsteam
Alle medizinischen und therapeutischen Behandlungen erfolgen durch ein multiprofessionell zusammengesetztes Team.
Die Berufsgruppen arbeiten eng unter der Gesamtverantwortung des Chefarztes zusammen. Dies sind: Ärzte, Psychologen,
Sozialpädagogen, Ergo-, Arbeits-, und Gestalttherapeuten, Pflegedienst, Physio-, Sport- und Freizeittherapeuten, Diätassistenten,
Erzieherinnen und wissenschaftliche Mitarbeiter.
13 Dokumentation und Evaluation
Für alle Patienten mit pathologischem Glücksspiel kommt die entsprechende Fassung der Basisdokumentation zum Einsatz.
Weiterhin wird eine routinemäßige 1-Jahres-Katamnese durchgeführt, wobei ein speziell für Patienten mit problematischem Glücks-
spielverhalten entwickelter Katamnesefragebogen (Fachgruppe Pathologisches Glücksspielen und PC/Internet-Spielen der AHG,
2008) verwendet wird.
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AHG Klinik Römhild
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
14 Konzeptverantwortung
Martin Nikolaus Ziegler
Chefarzt
Dipl.-Soz.-Päd. Jana Heinrich
Therapeutische Leiterin
AHG Klinik Römhild
Am Großen Gleichberg 2
98630 Römhild
Tel. +49 36948 87-0
Fax +49 36948 87-2067
Email: [email protected]
Internet: www.ahg.de/roemhild
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AHG Klinik Römhild
Therapiekonzept:
Drogenabhängigkeit in Verbindung
mit Pathologischem Spielen
15 Literatur
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87–107 (1).
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AHG Klinik Römhild
Hier gehts lang
Sie erreichen uns am besten per Bahn:
bis Meiningen – dann mit dem Bus bis Römhild (25 km)
bis Hildburghausen – dann mit dem Bus (15 km)
oder über die Autobahn A71: Abf. Rentwertshausen, Römhild.
MEININGEN
BHF
19
89
RENTWERTSHAUSEN
RÖMHILD
71
Töpferstadt
GLEICHBERGE
HILDBURGHAUSEN
von EISFELD
AHG Klinik
Römhild
von BAD
KÖNIGSHOFEN
von SCHWEINFURT
A7 und A70
von COBURG
AHG Klinik Römhild Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen
Am Großen Gleichberg 2 · 98630 Römhild · [email protected] · www.ahg.de/roemhild
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