i laborinfo für den arzt Calprotectin – ein Marker für organische gastrointestinale Abnormitäten Calprotectin ist ein kostengünstiger, einfach zu messender, nicht invasiver, objektiver und zuverlässiger Parameter für gastrointestinale Erkrankungen entzündlicher und neoplastischer Genese. Die Messung im Stuhl dient der Differenzierung entzündlicher und tumoröser Erkrankungen von einer funktionellen Ursache. Aufgrund seiner Erhöhung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) sowie malignen Erkrankungen (Kolon-Adenom oder -Karzinom) können Patienten frühzeitig und gezielt einer endoskopischen Abklärung zugeführt werden. Er eignet sich zum Therapiemonitoring und zur Früherfassung eines Rezidivs oder eines erneuten Schubes einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Pathophysiologie Das Calprotectin ist ein 36 kDa schweres calziumund zinkbindendes Protein neutrophiler Granulozyten, welches ungefähr 60% der gelösten Proteine im Cytosols ausmacht. In tieferen Konzentrationen wird es in Monozyten und reaktiven Makrophagen gefunden. Erhöhte Spiegel reflektieren eine erhöhte Aktivität der neutrophilen Granulozyten. Über eine lokal reduzierende Wirkung auf die Zinkkonzentration und dadurch induzierter HemIndikation zur Calprotectinbestimmung (Darmerkrankung): • Differenzierung chronisch-entzündlicher und neoplastischer Erkrankungen von funktionellen Beschwerden • Therapiemonitoring und Früherfassung eines Rezidivs oder eines erneuten Schubes einer chronischentzündlichen Darmerkrankung. mung zinkabhängiger Metalloproteasen ist das Calprotectin wahrscheinlich in die Regulation von Entzündungsreaktionen involviert. Zinkabhängie Metalloproteasen werden u.a. für das invasive Tumorwachstum benötigt. Calprotectin spielt eine entscheidende Rolle in der Kontrolle der intestinalen Flora sowie epithelialen Dysplasien in der Entwicklung von Neoplasien. ungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Funktionelle Darmbeschwerden (u.a. Colon irritabile) sind eine der häufigsten Ursachen chronischer Durchfälle bei Erwachsenen. Die Konzentration des Calprotectins im Stuhl korreliert mit der Ausprägung der Infiltration der intestinalen Mucosa durch neutrophile Granulozyten und zeigt bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eine ausgezeichnete Korrelation zur klinischen wie auch zur histopathologischen Krankheitsaktivität. Die Messung des fäcalen Markers kann damit einerseits hilfreich in der Unterscheidung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen von jenen mit funktionellen Darmbeschwerden sein. Andererseits erlaubt die Bestimmung des Calprotectins ein zuverlässiges und frühzeitiges Erkennen eines Rezidivs einer Colitis ulcerosa beziehungsweise eines erneuten Schub eines Morbus Crohn. Vergleichsstudie Calprotectin bei unterschiedlichen Erkrankungen Klinische Bedeutung Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), funktionelle Darmbeschwerden Klinisch besteht in der Praxis oft die schwierige Frage in der Differenzierung funktioneller Darmbeschwerden von organischen gastrointestinalen-, besonders chronisch-entzündlichen Darmerkrank- © labor team w ag Mai 2004 – Calprotectin Aufgrund des hohen negativen prädiktiven Wertes kann eine aktive chronisch-entzündliche Erkrankung bei einem negativen Test praktisch ausge- M5013D i laborinfo für den arzt schlossen und unnötige, für den Patienten belastende invasive Abklärungen vermieden werden. Die Calprotectinbestimmung kann je nach klinischer Situation ohne spezielle Vorbereitung des Patienten beliebig oft wiederholt werden. Von grosser Bedeutung ist dies bei der Abklärung von Kindern mit wiederkehrenden abdominellen Beschwerden, wo belastende und traumatisierende Abklärung möglichst vermieden werden sollten. Auch bei Patienten in der Remission einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung erlaubt dies belastende endoskopische Untersuchungen zu vermeiden oder auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. Therapiekontrolle bei Morbus Crohn mittels Calprotectin der Früherkennung mit systematischen Vorsorgeprogrammen Rechnung getragen. Hierzu werden vor allem die digitale Rektaluntersuchung und die Suche nach okkultem Blut im Stuhl verwendet. Die American Cancer Society hat zusätzlich ab dem 50. Lebensjahr regelmässige Untersuchungen mittels Sigmoidoskopie empfohlen. Das Screening symptomfreier Personen zur Erfassung eines frühen Stadiums eines kolorektalen Karzinoms mittels Bestimmung des Calprotectins zeigt eine doppelt bis dreifach höhere Sensitivität im Vergleich zum okkulten Blutnachweis. Schlussfolgerung Neoplasien Das kolorektale Karzinom ist in den Industrienationen die zweit häufigste maligne Erkrankung. Es befällt überwiegend Personen in der zweiten Lebenshälfte. Da die kolorektalen Karzinome anfangs wenig Symptome verursachen und die Prognose nach einer kurativen Resektion in frühen Stadien (noch keine LymphFecal Calprotectin and colorectal Neoplasia (Limburg et al. Am J Gastroenterol. 2003 Oct;98(10):2299-305) Sens. Spez. PPV NPV Cal 1 37% 63% 23% 76% Cal 2 41% 59% 6% 95% OB 1 3% 97% 27% 77% OB 2 14% 86% 27% 95% Cal: fäkales Calprotectin; OB: okkultes Blut im Stuhl 1 : alle gefundenen kolorektale Neoplasien 2 : bezüglich klinisch relevanter kolorektaler Neoplasien (Durchmesser ≥10mm, villöse Morphologie, hochgradige Dysplasie oder invasiv) Sens. = Sensitivität, Spez.= Spezifität PPV = positver prädikativer Wert knoten- und Fernmetastasen) mit 5-Jahresüberlebensraten bis zu 70% relativ gut ist, wird © labor team w ag Mai 2004 – Calprotectin Das Calprotectin ist ein zuverlässiger Marker für die Anwesenheit von entzündlichen oder malignen Erkrankungen im gesamten Gastrointestinaltrakt. Polypen und gutartige Tumore im Darm zeigen hingegen keine Erhöhung der Calprotectinkonzentration. Das Calprotectin wird während der Darmpassage nicht abgebaut, deshalb können auch entzündliche Prozesse im oberen Darmtrakt erfasst werden. Im Stuhl ist es 7 Tage bei Raumtemperatur stabil. Gastrointestinalen Abnormitäten mit Erhöhung des Calprotectins im Stuhl • • • • Neoplasien (kolorektales Karzinom) Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) Infektionen Gebrauch von nicht-steroidalen Antirheumatica. labor team w ag dr. med. christian rüegg Analytik tel. 071 844 45 04 2190 Calprotectin Stuhl nativ mai 2004 [email protected] 60 TP M5013D