Hämophilie - CSL Behring Österreich

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Hämophilie
Helixate NexGen® – Faktor Zukunft
Produktmonografie
Rekombinanter Blutgerinnungsfaktor-VIII (octocog alfa)
Helixate NexGen
®
2
Inhalt
Helixate® NexGen – Fakten in Kürze . . . . . . . . 4
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Hämophilie A: Ätiologie und Epidemiologie . . . . . . . . . . . 6
Warum ist Helixate® NexGen die nächste Generation der
rF-VIII-Formulierungen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
..7
Zusätzliche Maßnahmen zur Virussicherheit . . . . . . . . . 7
Nachgewiesene klinische Wirksamkeit und Sicherheit . . . 7
Erhöhte Anwenderfreundlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Bewährt hoher Qualitätsstandard . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Herstellungsprozess und Formulierung . . . . . . 9
Etablierung der Masterzellbank und der Arbeitszellbank . . 10
Fermentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Ernte von rekombinantem Faktor-VIII:
Kontinuierliches versus Batch-Feed-Verfahren
. . . . . . . 11
Reinigung und Virusinaktivierung. . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Erste Anionenaustausch-Chromatographie . . . . . . . . . 11
Solvens/Detergens-Virusinaktivierung . . . . . . . . . . . . . 12
Immunaffinitäts-Chromatographie . . . . . . . . . . . . . . 12
Metall-Chelat-Chromatographie . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Gelfiltration/Kationenaustausch-Chromatographie . . . . 12
Zweite Anionenaustausch-Chromatographie . . . . . . . . 12
Ultrafiltration/Diafiltration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Formulierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Helixate® NexGen: Struktur und Funktion . . . 14
Molekulare Struktur des F-VIII-Moleküls . . . . . . . . . . . . . 14
Funktion von F-VIII . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Protein- und Kohlenhydratstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Gesamtproteingehalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Virussicherheit und Reinheit . . . . . . . . . . . . . . 17
Reduktion der Virusbelastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Zellbank-Charakterisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Kontrolle der Ausgangsmaterialien . . . . . . . . . . . . . . 17
Virusinaktivierung und -eliminierung . . . . . . . . . . . . . . . 17
Solvens/Detergens-Virusinaktivierung . . . . . . . . . . . . . 17
„High-Tech“-Chromatographie-Verfahren . . . . . . . . . . 18
. . . . . . . 18
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Umfangreiche Qualitätskontrollen . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Reinheit von Helixate® NexGen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Validierung der Maßnahmen zur Virussicherheit
Präklinische Untersuchungen und
Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Studien am Tiermodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Immunogenität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Klinische Studien zur Pharmakokinetik . . . . . . . . . . . . . 23
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit . . . . . . 25
Überblick über die klinischen Studien . . . . . . . . . . . . . . 25
Klinische Wirksamkeit bei PUPs und MTPs . . . . . . . . . . . 25
Unerwünschte Nebenwirkungen bei PUPs und MTPs. . . . . 26
Hemmkörperbildung bei PUPs und MTPs . . . . . . . . . . 26
Klinische Wirksamkeit bei PTPs . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Heimselbstbehandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Chirurgische Eingriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Unerwünschte Nebenwirkungen bei PTPs . . . . . . . . . . . 30
Sicherheit bei der Behandlung von PTPs . . . . . . . . . . . 30
Schlussfolgerungen zur klinischen Wirksamkeit . . . . . . . . 32
Dosierung und Darreichungsform . . . . . . . . . 33
Erhöhte Anwenderfreundlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Richtlinien für die Dosierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Dosierung von Helixate® NexGen . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Verlaufskontrolle der Therapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Vergleich einstufiger aPTT- versus chromogener Test . . . . . 35
Packungsgrößen und Zubehör . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Lagerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Fachinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3
Helixate® NexGen – Fakten in Kürze
• Helixate® NexGen ist ein rekombinanter Faktor-VIII (rF-VIII) der neuen Generation, der ohne Albumin stabilisiert
wird. Bei Helixate® NexGen wird an
Stelle von Humanalbumin Saccharose
zur Stabilisierung des rF-VIII-Proteins
verwendet.
• Als weitere Maßnahme zur Erhöhung
der Sicherheit wird Helixate® NexGen
in einem optimierten chromatographischen Prozess ohne Zusatz von Humanalbumin gereinigt. Im Fermentationsprozess allerdings wird eine hochgereinigte Plasmaproteinlösung eingesetzt.
• Das Zellkulturmedium von Helixate®
NexGen enthält keinerlei Proteine tierischen Ursprungs. An Stelle von Rinderinsulin wird rekombinantes Humaninsulin verwendet.
• Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme
ist ein Solvens/Detergens-Virusinaktivierungsschritt in den Herstellungsprozess
integriert worden, um das potenzielle
Risiko einer Virusübertragung weiter
zu reduzieren.
4
• Helixate® NexGen hat eine ähnliche
biologische Aktivität wie das vorherige
rF-VIII-Produkt Helixate®, ein Produkt
mit zehn Jahren nachgewiesener
Sicherheit und klinischer Wirksamkeit.
• Helixate® NexGen ist ein rF-VIII-Protein
von voller Länge, strukturell ähnlich
dem nativen Faktor-VIII, der aus den A-,
B- und C-Domänen besteht.
• Helixate® NexGen hat sich in der
Behandlung von Hämophilie-A-Patienten in multizentrischen, multinationalen klinischen Studien als sicher und
hochwirksam erwiesen. Diese Studien,
die in Nordamerika und Europa durchgeführt wurden, belegen eine mit anderen F-VIII-Produkten gleichwertige
klinische Wirksamkeit bei der Behandlung von PUPs (previously untreated patients), MTPs (minimally treated patients), PTPs (previously treated patients) und Patienten, die sich einem
chirurgischen Eingriff unterziehen
mussten.
• Helixate® NexGen ist zur Prophylaxe
von Blutungsereignissen geeignet.
• Helixate® NexGen hat ein Sicherheitsprofil, das mit anderen rF-VIII-Produkten vergleichbar ist. Bei Patienten, die
zu Überempfindlichkeit oder allergischen Reaktionen gegen Bestandteile
von F-VIII-Präparaten neigen, sollte
Helixate® NexGen mit entsprechender
Vorsicht verabreicht werden. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen
Hamster- oder Mäuseprotein kann die
Gabe von Helixate® NexGen kontraindiziert sein. Die unerwünschten Nebenwirkungen sind im Allgemeinen milder
Natur. Meist handelt es sich dabei um
lokale Reaktionen an der Injektionsstelle, Benommenheit und Hautausschlag.
• Helixate® NexGen ermöglicht wegen
des geringen Rekonstitutionsvolumens
von 2,5 ml bei allen Abfassungen eine
schnellere Infusion.
• Helixate® NexGen kann für einen einmaligen Zeitraum von bis zu zwei Monaten bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden (nicht über 25 °C). In
diesem Fall verfällt das Produkt am Ende der Zweimonatsfrist; das neue Verfallsdatum muss oben auf dem Umkarton vermerkt sein.
Einleitung
Die Hämophilie A, oder auch klassische
Hämophilie genannt, ist eine Blutgerinnungsstörung, die durch einen Mangel
an Gerinnungsfaktor-VIII verursacht wird.
Diese Form von Hämophilie ist seit
Jahrhunderten bekannt, aber erst Mitte
der 60er-Jahre konnten wirksame Therapien mit aus Plasma gewonnenen Produkten entwickelt werden (1, 2). Seit
Mitte der 80er-Jahre stehen rekombinante Faktor-VIII-Präparate zur Verfügung,
bei denen aber immer noch Komponenten aus Plasma, wie z. B. Humanalbumin, bei Aufreinigung und Formulierung
Verwendung fanden.
Heute bietet CSL Behring den rekombinanten antihämophilen Faktor Helixate®
NexGen an. Dieser rekombinante FaktorVIII der neuen Generation wird ohne Zusatz von Plasmaprodukten oder Albumin
gereinigt und formuliert und bietet damit
ein neues Niveau an Virussicherheit, das
albuminstabilisierte, rekombinante Produkte nicht bieten können. Allerdings ist
während des Fermentationsprozesses
nach wie vor eine hochgereinigte Plasmaproteinlösung erforderlich.
Darüber hinaus ist Helixate® NexGen sehr
anwenderfreundlich. Das geringe Volumen von 2,5 ml ermöglicht eine schnelle
Infusion.
Helixate® NexGen ist zur Behandlung der
Hämophilie A indiziert, bei der eine Erniedrigung der Aktivität des Gerinnungsfaktors-VIII im Plasma besteht.
Helixate® NexGen sorgt für einen
vorübergehenden Ersatz des fehlenden
Gerinnungsfaktors, um Blutungsepisoden behandeln oder vorbeugen oder um
elektive oder Notfalloperationen bei
Patienten mit Hämophilie A durchführen
zu können.
Die Einführung von Helixate® NexGen
setzt die lange Historie von CSL Behring
fort, sich der Versorgung mit fortschrittlichen Produkten höchster Qualität zu widmen. Wir fühlen uns verpflichtet, die
Hämophiliebehandlung auch weiterhin
zu verbessern und wie bisher den Behandlern und Patienten einen umfangreichen Service zu bieten.
Strengste Standards werden während der
Produktion und Formulierung eingehalten, die mehrere sich überlappende
Sicherheitsmaßnahmen beinhalten. Die
in dieser Monografie beschriebenen
präklinischen und klinischen Studien zeigen, dass Helixate® NexGen bei der ondemand oder prophylaktischen Behandlung der Hämophilie sehr wirksam ist und
über ein ausgezeichnetes Sicherheitsprofil verfügt.
Diese Monografie wird Ihnen Antworten
auf einige Fragen zu Helixate® NexGen
geben. Bei weitergehenden Fragen zu
Helixate® NexGen wenden Sie sich bitte
an Ihren zuständigen Außendienstmitarbeiter von CSL Behring.
5
Hämophilie A:
Ätiologie und Epidemiologie
Hämophilie A, eine X-chromosomal, rezessiv vererbte Erkrankung, tritt in der männlichen Bevölkerung mit einer Häufigkeit
von ungefähr 1 zu 10.000 auf. Diese Blutgerinnungsstörung beruht auf dem Fehlen
oder einer Funktionsstörung des Gerinnungsfaktors-VIII und kann in ihrer
schwersten Form eine lebensbedrohliche
Krankheit sein (1). Der Faktor-VIII ist an
entscheidender Stelle an der Gerinnungskaskade beteiligt, und zwar bei der Aktivierung von Faktor-X zu Faktor-Xa. Ein
Mangel an Faktor-VIII verhindert daher
eine angemessene Gerinnung.
Obwohl das Wissen über die Hämophilie
Jahrhunderte zurückreicht, ist eine wirksame Therapie erst seit den letzten 35 Jahren
möglich. Eine der prominentesten Überträgerinnen der Hämophilie A war Königin
Victoria, die einen Sohn mit Hämophilie
hatte. Durch die Heiraten ihrer Töchter, die
ebenfalls Konduktorinnen waren, gelangte die genetische Störung in die
königlichen Familien von Deutschland,
Russland und Spanien (2).
Patienten mit Hämophilie können je nach
Schweregrad der Erkrankung in drei Kategorien eingeteilt werden: leicht, mittelschwer und schwer (s. Tabelle 1).
Abhängig vom Schweregrad der Erkrankung treten die ersten Blutungen bald
nach der Geburt auf oder erst später,
wenn das Kind aktiver wird. Diese Blutungen verursachen Hämatome (Blutungen
unter der Haut) und/oder Hämarthrosen
(Einblutungen in die Gelenke). Blutungen
können bei Patienten mit schwerer Hämophilie spontan auftreten, nach einer
Verletzung sind Blutungen bei Patienten
mit Erkrankungen aller Schweregrade
möglich. Einblutungen in die Gelenke verursachen Schmerzen, Schwellungen dieser
Gelenke und schränken die Bewegungsmöglichkeiten ein. Wenn die Blutungen
nicht beherrscht werden können, kann
dies über die allmähliche Zerstörung von
Knorpel und Knochen zur Deformation
von Gelenken, Kontrakturen und Muskelatrophie führen (5).
Neben der Beherrschung von spontanen
und durch Verletzungen verursachten
Schweregrad
Blutungen ist die Verhinderung von Blutungen während Operationen von großer
Bedeutung.
Eine erfolgreiche Substitutionstherapie für
Hämophilie-A-Patienten wurde erst in den
60er-Jahren möglich. Die aus Plasma hergestellten Produkte ermöglichten Hämophilen eine Lebensqualität, die ihnen vorher unmöglich gewesen wäre (5, 6). Die
Einführung von rekombinanten FaktorVIII-Konzentraten brachte ein neues Maß
an Sicherheit in die Hämophiliebehandlung. Jedoch wurden den ersten rekombinanten Konzentraten zur Stabilisierung
Plasmaproteine wie Albumin zugesetzt (7).
Um eine sichere und wirksame Kontrolle
der Blutung zu gewährleisten, muss die
Faktor-VIII-Dosierung individuell entsprechend den Bedürfnissen des Patienten, der
Schwere des Faktormangels, der Schwere
der akuten Blutung, dem Vorhandensein
von Inhibitoren und dem gewünschten
Faktor-VIII-Spiegel angepasst werden. Es ist
oft von entscheidender Bedeutung, im Verlauf der Therapie die F-VIII-Aktivität durch
entsprechende Testung zu verfolgen (8).
Anteil der Patienten
Restaktivität Faktor-VIII
Blutungsneigung
Leicht
25 %
> 5 % der Norm
Nach Trauma oder
chirurgischen Eingriffen
Mittelschwer
15 %
2–5% der Norm
Nach Trauma oder chirurgischen
Eingriffen, selten auch spontan
Schwer
60 %
< 2 % der Norm
Nach Trauma, dentalen oder
chirurgischen Eingriffen,
spontane Blutungen möglich
Tabelle 1: Einteilung der Hämophilie A nach Schweregraden [nach National Hemophilia Foundation (3) und Lusher et al. (4)]
6
Warum ist Helixate® NexGen die
nächste Generation der rF-VIIIFormulierungen?
Zusätzliche Maßnahmen zur
Virussicherheit
Nachgewiesene klinische
Wirksamkeit und Sicherheit
Alle rekombinanten Faktor-VIII-Konzentrate der ersten Generation setzen Proteine wie Humanalbumin zur Stabilisierung
des rF-VIII-Moleküls ein (9, 10). Nun bietet CSL Behring den Hämophilie-A-Patienten mit Helixate® NexGen ein Präparat einer neuen Generation von rekombinantem Faktor-VIII an. Helixate® NexGen
wird ohne Albuminzusatz gereinigt und
stabilisiert, auch wenn während des Fermentationsprozesses nach wie vor hochgereinigtes Plasmaprotein verwendet
wird. An Stelle von Albumin wird Saccharose als Stabilisator eingesetzt (8).
Helixate® NexGen baut auf die nachgewiesene Sicherheit und Wirksamkeit des Vorgängerproduktes Helixate® auf. Helixate®
NexGen und Helixate® haben eine ähnliche biologische Aktivität und zeigen eine
vergleichbare Recovery- und Halbwertszeit (8). In multizentrischen Studien in Europa und Nordamerika mit ca. 150 Patienten und mehr als 14.000 Infusionen
hat sich Helixate® NexGen bei der Behandlung der Patienten mit Hämophilie A
als sicher und wirksam erwiesen.
Jeder einzelne Schritt des Herstellungsprozesses von Helixate® NexGen wurde
so optimiert, dass die Sicherheit des Produktes weiter gesteigert wurde. Zusätzlich zur Vermeidung des Zusatzes von
Albumin während der Reinigung und der
Formulierung wurde ein Solvens/Detergens-Inaktivierungsschritt eingeführt, um
das potenzielle Risiko einer Virusübertragung zu reduzieren (8). Helixate® NexGen
wird unter strengen Standards hergestellt. Mehr als 400 Teste werden im
Rahmen der Qualitätskontrolle durchgeführt (10).
Helixate® NexGen hat ein Sicherheitsprofil
ähnlich dem anderer F-VIII-Produkte. Produktbezogene unerwünschte Nebenwirkungen wurden in den Studien mit PTPs
und PUPs/MTPs bei 0,2 % bzw. 0,8 % der
Anwendungen beobachtet (10–12).
Die Inzidenz der Hemmkörperbildung bei
PUPs war bei Helixate® NexGen mit 15 %
vergleichbar mit der Inzidenz, die bei Studien mit aus Plasma gewonnenen und
anderen rekombinanten F-VIII-Konzentraten beobachtet wurde (12).
In diesen internationalen Studien zeigte
sich die klinische Wirksamkeit von
Helixate® NexGen als vergleichbar mit der
anderer Faktor-VIII-Produkte bei der
Behandlung und Prophylaxe von Blutungen bei PUPs, PTPs und MTPs und bei
Patienten, die sich operativen Eingriffen
unterziehen mussten. 93,5 % der Blutungen bei PTPs konnten mit ein bis zwei
Substitutionen beherrscht werden (11).
Bei PUPs und MTPs wurden 89,3 % der
Blutungen mit ein bis zwei Behandlungen
beherrscht (12).
Bei operativen Eingriffen wurde in allen
Fällen die Blutstillung als sehr gut oder
gut beurteilt, ohne dass zusätzliche Behandlungen notwendig waren (13).
7
Erhöhte Anwenderfreundlichkeit
Bei ähnlicher Wirksamkeit und ähnlichem
Sicherheitsprofil wie beim Vorgängerprodukt Helixate® bietet Helixate® NexGen
zusätzlich noch den Vorteil, dass es höher
konzentriert ist. Zur Auflösung höherer
Dosen ist weniger Lösungsmittel notwendig, was eine geringere i.v.-Infusionszeit
ermöglicht.
Das gleiche geringe Lösungsmittelvolumen von 2,5 ml wird für alle drei Standardabfüllungen (250, 500 und 1.000
I.E.) verwendet und vereinfacht damit die
Verabreichung.
8
Weitere Neuheiten zur erleichterten Anwendung sind abziehbare Klebevignetten
zur vereinfachten Chargendokumentation. Außerdem sind die Produktverpackungen farbkodiert, wodurch sie für
Patienten und das medizinische Personal
leichter zu erkennen sind.
Bewährt hoher Qualitätsstandard
ZLB Behring ist dafür bekannt, sichere und
hochwirksame Produkte anzubieten, wie
z.B. das frühere rekombinante Faktor-VIIIProdukt Helixate®, dessen Sicherheit und
Wirksamkeit sich über einen langen
Zeitraum bewährt hat.
Seit 1993 sind eine Milliarde Einheiten
Helixate® infundiert worden, ohne dass
von einem einzigen Fall einer bestätigten
Virusübertragung berichtet worden wäre
(10). In zwei Langzeitstudien wurde der
therapeutische Einsatz von mehr als zehn
bis 25 Millionen Einheiten Helixate® ausgewertet. Dabei konnte gezeigt werden,
dass ein Großteil der Blutungen (82–
84 %) durch eine einmalige Gabe von
Helixate® beherrscht werden konnte. Die
gesamte Nebenwirkungsrate lag bei 0,1–
0,2 %, wobei alle Nebenwirkungen leichter Art waren. Diese Langzeitstudien bestätigen, dass Helixate® über einen langen Zeitraum gut vertragen wird, nicht in
höherem Maße immunogen wirkt als
andere F-VIII-Produkte und in der Behandlung der Hämophilie A sicher und wirksam ist (4, 14). Das Faktor-VIII-Molekül in
Helixate® und Helixate® NexGen hat ähnliche Struktur und Eigenschaften und zeigte in klinischen Studien vergleichbare Ergebnisse. Insgesamt kann festgestellt
werden, dass Helixate® NexGen zusätzlich
Sicherheitsvorteile bietet, die Anwenderfreundlichkeit erhöht und gleichzeitig
die bewährte klinische Sicherheit und
Wirksamkeit bei der Behandlung von
Patienten mit Hämophilie A fortführt.
Herstellungsprozess und Formulierung
Helixate® NexGen, antihämophiler Faktor
(rekombinant), wurde mit dem Ziel entwickelt:
• auf die Verwendung von Albumin in
bestimmten Produktionsschritten verzichten zu können,
• ein Produkt zu produzieren, das eine
ebenso gute klinische Wirkung zeigt
wie Helixate®, dessen hervorragende
Wirksamkeit und Sicherheit über einen
langen Zeitraum nachgewiesen ist,
• die Anwenderfreundlichkeit für die
Patienten zu erhöhen.
Die Herstellung von Helixate® NexGen
beginnt mit der Fermentation, in der der
rekombinante Faktor-VIII durch die veränderten Zellen hergestellt wird. Hierauf
folgen vielfältige Reinigungsschritte einschließlich einer Virusinaktivierung, die so
gewählt sind, dass unerwünschte Proteine und andere Verbindungen entfernt
werden.
Bei früheren rekombinanten Faktor-VIIIProdukten wurde bei diesen Produktionsschritten Albumin zugesetzt, um den
rF-VIII zu stabilisieren. Im Gegensatz dazu
wird bei Helixate® NexGen während der
Reinigung kein Albumin zugesetzt, und
das Produkt wird in der Endformulierung
mit Saccharose statt mit Albumin stabilisiert (10).
In der letzten Herstellungsphase folgen die
Endformulierung, die Abfüllung und die
Gefriertrocknung (Lyophilisation), bei dem
der rekombinante Faktor-VIII stabilisiert
und das gereinigte rF-VIII-Produkt in Glasfläschchen abgefüllt wird (s. Tabelle 2) (10).
Produktionsabschnitt
Produktionsschritt
Präfermentation
Etablierung einer Masterzellbank
und einer Arbeitszellbank
Fermentation
Fermentation der Zellen
Ernte des rekombinanten Faktor-VIII
Abtrennung der Zellen
Reinigung
Erste Anionenaustausch-Chromatographie
Solvens/Detergens-Virusinaktivierung
Immunaffinitäts-Chromatographie
Metall-Chelat-Chromatographie
Gelfiltration/Kationenaustausch-Chromatographie
Zweite Anionenaustausch-Chromatographie
Ultrafiltration/Diafiltration
Formulierung
Stabilisierung mit Saccharose
Sterilfiltration
Lyophilisation
Tabelle 2: Herstellungsprozess von Helixate® NexGen (10)
9
Etablierung einer
Masterzellbank
und einer
Arbeitszellbank
Fermentation
Die Zellbank und der Fermentationsprozess für die Herstellung von Helixate®
NexGen sind die gleichen wie die für die
Herstellung von Helixate® verwendeten
(10). Baby-Hamster-Nierenzellen (BHK=
Baby Hamster Kidney) (BHK-21) wurden
für die Expression des F-VIII-Gens gewählt,
weil sie gut charakterisiert sind und seit
den frühen 60er-Jahren für Zellkulturen
verwendet werden (10).
Die aus der Arbeitszellbank stammenden
BHK-Zellen werden in das Fermentierungsmedium gegeben, das die notwendigen Nährstoffe, Vitamine und Salze
enthält, damit die Zellen wachsen, sich
teilen und kontinuierlich rF-VIII abgeben.
Das Medium enthält eine pasteurisierte
humane Plasmaproteinlösung (Human
Plasma Protein Solution= HPPS), die auch
Albumin zur Stabilisierung und zum
Schutz des rF-VIII-Proteins in dieser Mischung enthält.
Der Prozess der Etablierung einer Zellbank
wird sehr gut beherrscht. Es wird eine
BHK-Zelllinie ausgewählt, die über die
Fähigkeit verfügt, ausreichende Mengen
an rF-VIII zu produzieren. Diese wird gereinigt und konzentriert und bildet so die
Masterzellbank (MCB=Master Cell Bank),
die dann eingefroren wird. Diese Zelllinie
(31A3BS-R3) enthält ungefähr 150 F-VIIIGenkopien pro Zelle. Eine umfassende
biochemische Charakterisierung des von
den BHK-Zellen exprimierten rF-VIII zeigt
ähnliche Eigenschaften wie humaner aus
Plasma gewonnener F-VIII (pdF-VIII). Die
strukturelle Untersuchung der Glykosilierung ergab eine ähnliche qualitative
Verteilung von N- und O-gebundenen
Oligosaccharidketten in rFV-III und pdF-VIII
(10, 15).
Für den Herstellungsprozess werden Zellen
aus der Masterzellbank aufgetaut, vermehrt und als Arbeitszellbank (Working
Cell Bank=WCB) für die spätere Produktion von Faktor-VIII gelagert. Die Zellen der
Arbeitszellbank werden nicht länger als
sechs Monate genutzt und danach durch
neue Zellen aus der Arbeitszellbank ersetzt
(9, 10).
10
Bei Helixate® NexGen wird der größte Teil
der HPPS in den folgenden Reinigungsschritten entfernt, so dass im Endprodukt
nur noch Spuren von Albumin verbleiben
(10). Als eine weitere Sicherheitsmaßnahme wird in der Fermentationslösung statt
des bovinen Insulins rekombinantes Humaninsulin als Wachstumsfaktor verwendet. Somit werden, anders als in manchen anderen rF-VIII-Produkten, zur
Herstellung von Helixate® NexGen keinerlei Proteine tierischen Ursprungs im Fermentationsprozess verwendet.
Parameter
Überwachte Faktoren
Biologisch
• rF-VIII-Konzentration
• Zelldichte
• Zelllebensfähigkeit
Physikalisch
• Temperatur
• Rührgeschwindigkeit
• Durchlaufgeschwindigkeit des Mediums
Chemisch
• Sauerstoffkonzentration
• pH-Wert
• Glukosekonzentration
Sterilität
• Bakterien
• Viren
• Mycoplasmen
Tabelle 3: Zellkultur-Kontrollparameter (10)
Reinigung und Virusinaktivierung
Ernte von rekombinantem
Faktor-VIII: kontinuierliches
versus Batch-Feed-Verfahren
Zur Ernte von rF-VIII wurde ein kontinuierlicher Entnahmeprozess gewählt. Gegenüber dem diskontinuierlichen BatchFeed-Verfahren, das bei der Herstellung
anderer rekombinanter F-VIII-Produkte
verwendet wird, bietet das kontinuierliche Verfahren einen großen Vorteil:
Bei der kontinuierlichen Ernte sind die
Wachstumsbedingungen für die Zellen
optimiert und können ohne das Risiko
der Kumulierung von Metaboliten aufrechterhalten werden. Während dieses
Prozesses wird kontinuierlich rF-VIII enthaltende Kulturflüssigkeit aus dem Fermenter entnommen und gleichzeitig
durch frisches Medium ersetzt (10). Wie
in Tabelle 3 zu sehen ist, wird eine große
Zahl von Parametern des Zellkulturmediums, einschließlich der Konzentration
von rF-VIII, gemessen und kontrolliert,
um die Produktionsbedingungen im optimalen Bereich zu halten (10).
drei verschiedenen Stellen Albumin zugesetzt werden musste (10).
Der neue Reinigungsprozess für Helixate®
NexGen wurde entwickelt, um mehrere
Ziele zu verwirklichen. Das erste und
wichtigste Ziel war, die Zugabe von
Albumin zu vermeiden. Des Weiteren
sollte Folgendes erreicht werden: eine
Verringerung der Anzahl der Reinigungsschritte, um die Intaktheit des rF-VIIIMoleküls zu bewahren, eine gesteigerte
Effektivität des Reinigungsprozesses, um
eine angemessene und kontinuierliche
Versorgung garantieren zu können, und
die Minimierung des Risikos durch theoretisch vorhandene Viren (10).
Durch den Reinigungsprozess von
Helixate® NexGen wird eine gründliche
Abtrennung zellulärer Partikel und von
DNA erreicht, wobei gleichzeitig potenzielle virale Verunreinigungen entfernt
und umhüllte Viren inaktiviert werden.
Alle Schritte zielen darauf ab, Verunreinigungen spezifisch zu entfernen.
In sieben Schritten wird Helixate® NexGen
gereinigt, und während dieses Prozesses
wird keinerlei Albumin zugesetzt (Abbildung 1). Diese sind vergleichbar mit den
neun chromatographischen Schritten, die
bisher zur Herstellung von Helixate® notwendig waren, wobei zusätzlich noch an
In diesem ersten Reinigungsschritt werden die meisten Proteine des Kulturmediums und ein Teil der Wirtszellen-DNA
entfernt. Das negativ geladene rF-VIIIMolekül wird bei einem bestimmten pHWert an das Harz der Säule gebunden
und konzentriert (10).
Erste AnionenaustauschChromatographie
Erste Anionenaustausch-Chromatographie
Solvens/Detergens-Virusinaktivierung
Immunaffinitäts-Chromatographie (mit monoklonalen Antikörpern)
Metall-Chelat-Chromatographie
Gelfiltration/Kationenaustausch-Chromatographie
Zweite Anionenaustausch-Chromatographie
Ultrafiltration/Diafiltration, dann Saccharose-Formulierung
Abbildung 1: Albuminfreier Reinigungsprozess von Helixate® NexGen (10)
11
Solvens/DetergensVirusinaktivierung
Die Solvens/Detergens-Behandlung ist ein
effektives und gut bekanntes Virusinaktivierungsverfahren, das die Struktur und
Funktion des Faktor-VIII-Proteins nicht beeinflusst. Die Kombination aus einem Lösungsmittel [TNBP=Tri(n-butyl)phosphat]
mit einem Detergens (Polysorbat 80) zerstört die äußere Lipidhülle von umhüllten
Viren (z.B. HIV, HBV, HCV, CMV, EBV, HSV),
was zu deren Zerstörung führt (16).
ImmunaffinitätsChromatographie
Die Immunaffinitäts-Chromatographie
oder auch monoklonale Antikörper
(MAb)-Chromatographie ist der wirkungsvollste Schritt des gesamten Reinigungsprozesses. Dabei werden signifikante Mengen der Wirtszellproteine und
-DNA sowie eventuell vorhandene Pathogene entfernt. In diesem Reinigungsschritt
binden die rF-VIII-Moleküle an rF-VIII-spezifische murine monoklonale Antikörper
(C7F7), die auf der chromatographischen
Matrix immobilisiert wurden (10).
Metall-Chelat-Chromatographie
Ultrafiltration/Diafiltration
Dieser Schritt entfernt sehr effektiv
Spurenkontaminationen, einschließlich
der geringen Mengen noch verbliebener
Wirtszellproteine und monoklonaler Antikörper, die aus dem vorherigen Reinigungsschritt noch vorhanden sein können. Das Harz der chromatographischen
Säule enthält immobilisierte Kupferionen,
an die die Histidin-, Cystein- und Tryptophanreste des F-VIII-Moleküls binden.
Imidazol und ein kompetitiver Chelatbildner werden verwendet, um den rF-VIII
von der Säule zu eluieren (10).
Die nun vorliegende gereinigte und den
rF-VIII enthaltende Lösung wird durch
Ultrafiltration weiter konzentriert und
danach gegen den Formulierungspuffer
diafiltriert. Das Diafiltrat wird dann durch
Filtration sterilisiert, in die Glasfläschchen
portioniert und lyophilisiert, bevor es verpackt wird (10).
Gelfiltration/KationenaustauschChromatographie
Dieser Reinigungsschritt entfernt Wirtszellproteine und ist mit der nächsten
Chromatographiesäule verbunden. Die
Kationenaustausch-Chromatographie
ergänzt die erste AnionenaustauschChromatographie. In diesem Schritt bindet das rF-VIII-Molekül an eine Kationenaustauschsäule, so dass Verunreinigungen durchlaufen und abgetrennt
werden (10).
Zweite AnionenaustauschChromatographie
Diese zweite Anionenaustausch-Chromatographie eliminiert alle verbliebene
Wirtszell-DNA. In diesem Anionenaustauschschritt werden die Verunreinigungen an das Harz der Säule gebunden,
während der rF-VIII die Säule noch weiter
gereinigt durchläuft (10).
12
Formulierung
Bei der Endformulierung wird dem gereinigten, virusinaktivierten rF-VIII-Protein
eine Lösung aus Saccharose und anderen
Hilfsstoffen zur Aufrechterhaltung der
Produktstabilität zugesetzt. Die Menge
an Saccharose (28 mg) in jedem Fläschchen ist so niedrig, dass keine messbare
Änderung des Blutglukosewertes verursacht wird.
Bei der Entwicklung der Formulierung
von Helixate® NexGen standen verschiedene Aspekte im Vordergrund. Das wichStoffgruppe
Salze
Puffer
tigste Ziel war, die Zugabe von Albumin
oder anderen Zusatzstoffen humaner
oder tierischer Herkunft unnötig zu
machen. Der zweite wichtige Aspekt war
eine Verbesserung der Anwenderfreundlichkeit, indem die gleiche Lösungsmittelmenge (2,5 ml) bei allen Verpackungsgrößen verwendet wurde.
dung für die endgültige Formulierung
fiel. Die Auswahl wurde nach mehreren
Kriterien getroffen, unter anderem nach
der Wiederfindungsrate der F-VIII:C-Aktivität nach der Lyophilisation und nach
der Stabilität unter Stressbedingungen
(40 °C) (10). Die Eigenschaften der endgültigen Formulierung sind in Tabelle 4
zusammengefasst.
Intensive Forschungsarbeit war notwendig, um diese Ziele umsetzen zu können –
allein 130 verschiedene Formulierungen
wurden analysiert, bevor die Entschei-
Hilfsstoff
Funktion
NaCI
Stabilisator während der Ultrafiltration/Diafiltration und der
Lagerung im getrockneten Zustand
CaCI2
Struktureller Stabilisator des rF-VIII-Moleküls in der
Saccharose- Formulierung
Histidin
Aufrechterhaltung des pH-Wertes im gewünschten
Bereich (6,6–7,0)
Amorphe Komponente
Saccharose
Kristalline Komponente
Glycin
Stabilisator des Proteins im getrockneten Zustand
Stabilisator zur Bereitstellung der kristallinen Matrix des
lyophilisierten Produktes
Tabelle 4: Eigenschaften der endgültigen Formulierung (10)
13
Helixate® NexGen: Struktur und Funktion
Die Struktur des rekombinanten FaktorVIII-Produktes Helixate® NexGen ist ähnlich
der des Vorgängerproduktes Helixate®,
dessen strukturelle und funktionelle Vergleichbarkeit mit nativem, aus Plasma
gewonnenem Faktor-VIII bekannt ist (10).
Molekulare
Struktur des
Faktor-VIIIMoleküls
Funktion von
Faktor-VIII
Das sezernierte Faktor-VIII-Molekül besteht aus 2.332 Aminosäuren und hat ein
Molekulargewicht von ungefähr 265.000
Dalton (Da). Die A-Domäne ist ein Abschnitt, der im Molekül dreimal enthalten
ist und der aus ungefähr 330 Aminosäuren besteht. Die B-Domäne erscheint nur
einmal und umfasst ungefähr 980 Aminosäuren. Die C-Domäne kommt zweimal im Molekül vor und besteht aus ungefähr 150 Aminosäuren (s. Abbildung 2)
(10, 17). Die Proteinsequenz von Helixate®
NexGen umfasst das komplette FaktorVIII-Molekül mit allen drei Domänen: A, B
und C (10).
Die Aktivierung von Faktor-VIII ist verbunden mit einer Reihe von proteolytischen
Spaltungen (s. Abbildung 3). Im ersten
Schritt wird durch Thrombinaktivierung
die B-Domäne herausgespalten (T1).
Die anderen Abschnitte verbleiben nichtkovalent gebunden. Darauf folgende
Spaltungen (T2, T3) erzeugen Polypeptide von ungefähr 50.000 Da (A1),
43.000 Da (A2) und 70.000 Da (A3, C1,
C2), die über Metallionen miteinander
gebunden bleiben (17, 18).
Die maximale Aktivität des Faktor-VIIIMoleküls scheint mit der Erzeugung dieser drei Polypeptidketten zu korrelieren.
Faktor-VIII wird durch das weitere Einwirken von Thrombin oder aktiviertem
Protein C durch weitere Abspaltung
inaktiviert (10, 18).
Schwere Kette
A1
A2
B
C2
C1
A3
Leichte Kette
Abbildung 2: Das komplette (full-length) Faktor-VIII-Molekül von Helixate® NexGen: Domänenstruktur (10)
14
Jede dieser Domänen hat bestimmte
Bindungseigenschaften, was darauf hinweist, dass für die volle Funktionsfähigkeit des Faktor-VIII-Moleküls ein vollständiges Molekül vorhanden sein muss (10).
Man nimmt an, dass die A-Domäne bei
der Bindung von Metallionen und anderen Faktoren der Gerinnungskaskade beteiligt ist. Die C-Domäne ist wahrscheinlich an der Bindung von Phospholipiden beteiligt, was entscheidend für die
Auflösung bestimmter Gerinnungskomplexe ist. Außerdem besitzt die B-Domäne eine Anzahl von Glykosylierungsstellen, die für die Struktur und die Funktion des Faktor-VIII bedeutsam sein könnten (19).
In Untersuchungen zur Funktionsfähigkeit konnte nachgewiesen werden, dass
Helixate® die gleichen Bindungseigenschaften an den von Willebrand-Faktor
(vWF) besitzt wie der aus Plasma gewonnene F-VIII, was deren funktionelle Ähnlichkeit betont (10).
Auch zu Helixate® NexGen sind Funktionsuntersuchungen zur Bindung an den
von Willebrand-Faktor und Phospholipide
durchgeführt worden. Die Funktionalität
konnte gezeigt werden. Es wurden keine
direkten Vergleichsuntersuchungen zu
Helixate® durchgeführt. Jedoch war das
Bindungsverhältnis von vWF und Phospholipiden für Helixate® NexGen und
Helixate® bezogen auf die F-VIII-Konzentration vergleichbar (10).
T1
43.000 Da
A2
T2
A3
50.000 Da
Calcium
B
A1
C2
C1
70.000 Da
T3
Abbildung 3: Aktivierung des Faktor-VIII-Moleküls [nach Hoyer (18)]
15
Protein- und
Kohlenhydratstruktur
Gesamtproteingehalt
Das Helixate® NexGen-Molekül besteht
aus einem Proteingrundgerüst, an das
eine bestimmte Anzahl von Oligosacchariden in spezifischen Positionen angehängt ist. Die Abbildungen 4 und 5 zeigen, dass die Moleküle von Helixate®
NexGen und Helixate® in der Struktur
ihrer Proteine und der Kohlenhydrate vergleichbar sind (10).
Helixate® NexGen hat im Endprodukt
einen wesentlich geringeren Gesamtproteingehalt als das frühere Helixate®
(s. Abbildung 6). Der hohe Proteingehalt
in Helixate® ging auf den Zusatz von
Albumin in der Endformulierung zurück.
Da weder im Reinigungsprozess noch bei
der Formulierung Albumin zugesetzt
wird, entspricht der in Helixate® NexGen
gemessene Proteingehalt vor allem dem
rF-VIII-Protein.
Durch den Einsatz der Biotechnologie
konnten im Bereich der Virussicherheit
neue Standards gesetzt werden. Die Herstellungsschritte von Helixate® NexGen
werden sorgfältig kontrolliert, um die
Sicherheit der Zelllinie, des Ausgangsma-
Abbildung 5:
Oligosaccharidmuster von Helixate® NexGen versus Helixate®:
vergleichbare Kohlenhydratstruktur (10)
Abbildung 4:
Peptidmuster von Helixate® NexGen versus Helixate®:
Vergleichbares Proteingerüst (10)
40
30
Helixate® NexGen
Helixate® Referenz-Standard
20
mAU
10
0
-10
Helixate® NexGen Charge 1
-20
-30
Helixate® Referenz Standard
-40
20
40
60
80
10
Helixate® NexGen Charge 4
120
Zeit (min.)
(mAU = Milliabsorbens-Unit (Absorption der Peptide bei 280 nm))
Auf der x-Achse ist die Zeit, die typischerweise von 6–72 min. reicht,
aufgetragen. Auf der y-Achse sind Nanoampere (nA), typischerweise von
0 (unteres Ende) bis 300–600 nA (oberes Ende), aufgetragen.
Helixate® NexGen
Helixate®
0
1
2
3
4
5
6
7
Protein gesamt, mg/ml
Abbildung 6: Proteingehalt (Albumin) von Helixate® NexGen versus Helixate® (10): Verringerung des Albumingehaltes um den Faktor 1.000
16
Virussicherheit und Reinheit
terials und der im Rahmen der Produktion
zugeführten Substanzen zu erhöhen.
Weder vor noch während der Produktionszyklen wurden jemals endogene
oder humanpathogene Viren gefunden
und es gibt keine bestätigten Berichte
von Virusübertragungen (10).
Verschiedene Kontrollschritte minimieren
die theoretisch mögliche Virusbelastung
während der Fermentation der Zellkultur.
Zusätzlich hierzu werden Viren, die möglicherweise in der Erntelösung der Zellkultur vorhanden sein könnten, durch die
Virusinaktivierungs- und -abreicherungsschritte während der Reinigung reduziert
(s. Tabelle 5) (10).
Reduktion der
Virusbelastung
Virusinaktivierung
und -eliminierung
Zellbank-Charakterisierung
Auch wenn das Risiko der Virusübertragung durch rekombinanten Faktor-VIII nur
theoretisch sein mag, wurden viele sich
überlappende Sicherheitsschritte in den
Herstellungsprozess von Helixate® NexGen
aufgenommen, um ein besonderes Maß
an Virussicherheit bieten zu können.
Helixate® NexGen wird von der gleichen
BHK-Zellbank produziert, die auch zur
Herstellung von Helixate® verwendet wurde. Diese Zellbank wird seit den späten 80er-Jahren genutzt und hat sich in dieser
Zeit als stabil erwiesen. In diesem Zeitraum
wurden ausgiebige Tests durchgeführt, die
keine Hinweise auf infektiöse, onkogene
oder andere Verunreinigungen ergaben.
In-vitro- und in-vivo-Tests haben keine
endogenen oder von außen zugekommenen Viren feststellen können (10).
Kontrolle der Ausgangsmaterialien
Während der Fermentation wird ein Kulturmedium genau definierter Zusammensetzung verwendet, um die Zellen
darin zu vermehren. Neben rekombinantem Humaninsulin, Nährstoffen, Vitaminen und Salzen enthält das Medium auch
eine gereinigte Humanplasmaproteinlösung (HPPS). Produkte wie HPPS werden aus Plasma hergestellt, das zuvor auf
Abwesenheit von Viren getestet wurde.
Während seiner Herstellung wird HPPS
unter virusreduzierenden Bedingungen
fraktioniert und zur Virusinaktivierung
pasteurisiert (10, 20).
Reduktion der Virusmenge
Virusinaktivierung und -entfernung
Charakterisierung der Zellbank
Solvens/Detergens-Verfahren
Kontrolle des Ausgangsmaterials
„High Tech“-Chromatographie-Verfahren
Solvens/DetergensVirusinaktivierung
Um das theoretische Risiko einer Übertragung von Viren oder Pathogenen zu minimieren, wurde ein Solvens/DetergensVerfahren in den Reinigungsprozess integriert. Diese Behandlung inaktiviert Viren
mit Lipidhüllen auf chemischem Wege
(10, 16).
„High Tech“Chromatographie-Verfahren
Der Helixate® NexGen-Reinigungsprozess
schließt eine Reihe von chromatographischen Schritten ein, die unerwünschte Proteine und andere Verunreinigungen entfernen sollen. Immunaffinitäts- bzw. monoklonale Antikörper-Chromatographie
ist eine hoch wirksame Methode, um sowohl behüllte als auch unbehüllte Viren
abzureichern. Ein Inkubationsschritt mit
einer hochkonzentrierten Salzlösung unterstützt die Gesamtvirusreduktion (10).
Tabelle 5: Virussicherheitsmaßnahmen (10)
17
Validierung der Maßnahmen
zur Virussicherheit
Validierungsstudien mit Modellviren, die
während des Produktionsprozesses durchgeführt wurden, konnten zeigen, dass die
Virusinaktivierungs- und Virusreduktionsverfahren erfolgreich und effektiv Viren
wie HIV-1, HIV-2, HBV und HCV eliminieren (10).
Die Virussicherheitsschritte, die in der Produktion von Helixate® NexGen verwendet
werden, enthalten Maßnahmen zur
Virusentfernung, die mit den relevanten
Richtlinien zur Virussicherheit und Validierung der Virusinaktivierung in Übereinstimmung stehen.
Zur Untersuchung der Reinigungs- und
Inaktivierungsschritte wurden in einem
validierten, verkleinerten Modell des
Reinigungsprozesses den Proben aus der
jeweiligen Prozessstufe infektiöse Modellviren in sehr hohen Konzentrationen zugegeben.
Diese Versuche wurden mit Modellviren
durchgeführt, die das breite Spektrum
der möglichen physikochemischen Viruseigenschaften abdecken und durch die
das theoretische Risiko einer Virusübertragung durch das Ausgangsmaterial erfasst werden kann (10).
Tabelle 6 zeigt die Modellviren, die zur
Validierung der Virusabreicherung eingesetzt wurden. Die für diese Untersuchungen ausgewählten Viren sind: HIV-1 als
Modell für HIV-1 und HIV-2, das Bovine
Virale Diarrhoe-Virus (BVDV) als Modell
Virus
Modell für
Nukleinsäure
HIV-1
HIV-1, HIV-2
BVDV
für das Hepatitis-C-Virus, das Pseudorabies-Virus (PRV) als Modell für Herpesund für Hepatitis-B-Viren und das
Xenotrophe Murine Leukämie-Virus (XMuLV) als Modellvirus für Hamsterviren
und andere theoretisch mögliche Verunreinigungen der Zellkultur.
Zur Validierung der Virusreduktion im
Reinigungsprozess wurde die Virusmenge
vor und nach jedem Schritt gemessen.
Tabelle 7 zeigt das Virusabreicherungsvermögen der einzelnen Verfahrensschritte (10). Zwei Reduktionsschritte –
das Solvens/Detergens-Verfahren und die
Immunaffinitäts- bzw. monoklonale Antikörper (MAb)-Chromatographie – erreichten die größte Reduktion der Virus-
Widerstandsfäh. gegen physikochemische Agenzien
Familie
RNA
gering
Retroviren
HCV
RNA
mittelmäßig
Flaviviren
PRV
Herpes Simplex
Virus, HBV
DNA
mittelmäßig
Herpesviren
X-MuLV
murine und
Hamsterviren
RNA
gering
Retroviren
Tabelle 6: Modellviren der Validierungsstudien (10)
HIV = Humanes Immundefizienz-Virus, BVDV = Bovines Virales Diarrhoe-Virus, PRV = Pseudorabies-Virus, X-MuLV= Xenotrophes Murines
Leukämie-Virus
18
last. Die Validierung mit Modellviren zeigte, dass durch den Herstellungsprozess
von Helixate® NexGen eine Vielzahl von
behüllten und unbehüllten Viren wirkungsvoll abgereichert wird (10).
Der letztendlich entscheidende Test auf
die Virussicherheit eines Produktes ist immer die Dokumentation der klinischen Erfahrungen und Ergebnisse. Im Fall des ursprünglichen Helixate® wurden seit der
Produkteinführung über eine Milliarde
Einheiten eingesetzt, ohne dass eine einzige Virusübertragung bestätigt werden
konnte (10). Zusätzlich wurden mehr als
23 Millionen Einheiten Helixate® NexGen
während klinischer Studien ohne einen
einzigen Fall einer dokumentierten Virusübertragung infundiert (11, 12).
Herstellungsschritt
Behüllte Viren
PRV
BVDV
HIV
3,5
< 1,0
1,1
NT
Solvens/Detergens-Virusinaktivierung
≥ 3,8
≥ 4,5
≥ 4,9
≥ 4,8
Immunaffinitäts-Chromatographie
≥ 4,9
4,3
2,1
NT
Inkubation bei hoher Salzkonzentration
≥ 4,2
1,9
< 1,0
1,0
Metall-Chelat-Chromatographie
NT
< 1,0
2,8
NT
Kationenaustausch-Chromatographie
NT
< 1,0
2,6
NT
Zweite Anionenaustausch-Chromatographie
NT
< 1,0
< 1,0
NT
≥ 16,4
≥ 10,7
≥ 13,5
≥ 4,8
X-MuLV
Erste Anionenaustausch-Chromatographie
Gesamtreduktion
Tabelle 7: Virusabreicherung (log10 ) durch die einzelnen Herstellungsschritte (10)
NT = Not tested (nicht getestet), Gesamtreduktion = Summe aller Zahlen größer als 1.
19
Creutzfeldt-JakobKrankheit
Obwohl alle prospektiven und retrospektiven Studien, die bisher durchgeführt
wurden, keine Hinweise für eine Übertragung gebracht haben, kamen Bedenken
auf, dass durch Plasmaprodukte möglicherweise die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) übertragen werden könnte (10,
21). CJK ist eine degenerative Erkrankung
des Gehirns und gehört zu den Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die
„transmissible spongioform encephalopathy“ (TSE) genannt werden. Ein pathogenes Protein, PrPSC, scheint der Erreger
von CJK zu sein.
CJK ist mit einigen Krankheiten bei Tieren
verwandt. Die bovine spongioforme Enzephalopathie, auch „Rinderwahnsinn“
genannt, ist z. B. die Form der TSE, die
Rinder befällt. Experimente haben gezeigt, dass TSE-Erkrankungen sowohl innerhalb einer als auch zwischen verschiedenen Säugetierspezies übertragen werden können (10).
Der Kontakt zu Material mit einem theoretischen, aber nicht nachgewiesenen
Risiko, TSE zu übertragen, wurde bei
Helixate® NexGen durch zwei Maßnahmen reduziert: den Ausschluss von Proteinen boviner Herkunft in der Fermentation und die Eliminierung von humanem
Albumin sowohl im Reinigungsprozess
als auch in der Endformulierung (10).
Für den Fall, dass das pathogene PrPSC
möglicherweise doch durch Plasmaprodukte übertragen werden kann, wurden
Untersuchungen durchgeführt, um abschätzen zu können, inwieweit durch den
20
Umfangreiche
Qualitätskontrollen
Plasmafraktionierungsprozess potenziell
vorhandene PrPSC-Prionen entfernt werden. Das Abreicherungsvermögen wurde
geprüft, indem PrPSC zu Testproben gegeben wurde und nach Durchlaufen des
Fraktionierungsprozesses die resultierenden Proben auf Anwesenheit von PrPSC
untersucht wurden. Diese Methode ist
der Methode zur Untersuchung der
Virusabreicherung ähnlich.
Für die Untersuchungen zu Helixate®
NexGen wurde eine nageradaptierte
PrPSC-Präparation, die dem Erreger der
menschlichen CJK sehr ähnlich ist, der
Plasmafraktion vor dem Fraktionierungsschritt zugegeben. Nach der Fraktionierung wurden Proben mittels Western Blot
(22) und einem Infektiösitätsbioassay auf
PrPSC untersucht.
Die Ergebnisse zeigten, dass der Herstellungsprozess der albuminhaltigen
humanen Plasmaproteinlösung (HPPS),
die in der Fermentation von Helixate®
NexGen verwendet wird, mindestens vier
Schritte beinhaltet, die eine Abreicherung
der Prionen bewirken, wobei zwei dieser
Schritte eine Reduktion von mehr als vier
log-Stufen erreichen. Zusätzlich dazu enthält auch der Herstellungsprozess von
Helixate® NexGen zwei Schritte mit einem
Reduktionsvermögen von 2,0 bzw. 3,6
log-Stufen (10).
Mehr als 400 Tests werden routinemäßig
durchgeführt, bevor Helixate® NexGen
für den klinischen Gebrauch freigegeben
wird. Diese Untersuchungen, die vor,
während und nach der Produktion durchgeführt werden, haben den Zweck, die
Chargenkonstanz, die Reinheit und die
Sicherheit des Produktes zu sichern. Sie
umfassen Parameter von der mikrobiellen
Verunreinigung während der Fermentation bis hin zu strukturellen und funktionellen Analysen des rF-VIII-Moleküls und
Analysen auf DNA- und Wirtszellkontaminationen (s. Tabelle 8). Während der
endgültigen Formulierung werden Tests
auf spezifische Aktivität, Sicherheit und
Reinheit durchgeführt, um zu gewährleisten, dass Helixate® NexGen in der klinischen Anwendung sicher und wirksam ist
(10).
Reinheit von
Helixate® NexGen
Während der
Fermentation
Während der
Reinigung
Kontrollparameter
Untersuchung
Mikrobielle
Kontamination
• Bakterien, Pilze, Mycoplasmen
Zellwachstum/
Zellvitalität
• Glukosemetabolismus
• rF-VIII-Syntheserate
Struktur/Intaktheit
•
•
•
•
•
Funktion
• Gerinnung
• Spezifische Aktivität
• Kinetik der Faktor-Xa-Bildung
Reinheit
• BHK-Zellen: DNA und Proteine
• Proteine des Kulturmediums
• Murine F-VIII-Antikörper
Während der endgültigen Identität
Formulierung
„Peptide Mapping“
Kohlenhydratanalyse
SDS-Gelelektrophorese
„Western Blot“
Molekulargewichtsverteilung
Für die Testung auf kontaminierende Proteinreste sind Qualitätsstandards eingeführt worden, um die Wahrscheinlichkeit
für unerwünschte Nebenwirkungen zu
verringern und die Wirksamkeit der Produkte sicherzustellen.
Bei Helixate® NexGen wurden die verbliebenen Reste von Wirtszellprotein (s. Tabelle 9) und Insulin gemessen und nur
extrem niedrig vorgefunden. Diese Ergebnisse unterstreichen die hohe Reinheit von Helixate® NexGen und ermöglichen den Patienten, dieses Produkt mit
großem Vertrauen anzuwenden (10).
• F-VIII:C-Aktivität
Aktivität
• F-VIII:C I.E./Flasche
Sicherheit
• Sterilität, Pyrogene, Toxizität
Reinheit
• Spezifische Aktivität
(F-VIII/mg Protein)
• SDS-Gelelektrophorese
Protein
Durchschnittlicher Gehalt in Helixate® NexGen
Wirtszellproteine
4 ng/1.000 I.E.
Wirtszell-DNA
3 pg/1.000 I.E.
Murines IgG (C7F7)
1,6 ng/1.000 I.E.
Tabelle 8:
Programm zur Qualitätskontrolle
während der Produktion (10)
SDS = Natrium-Dodecyl-Sulfat,
BHK = Baby Hamster Kidney
Tabelle 9:
Verbleibende Proteinreste
in Helixate® NexGen (10)
21
Präklinische Untersuchungen
und Pharmakokinetik
Studien am Tiermodell
Helixate® NexGen wurde umfangreichen
vorklinischen Tests unterworfen, um festzustellen, ob die geänderte Formulierung
das Sicherheits- und Wirkungsprofil in
irgendeiner Form beeinträchtigt. Tierversuche zeigten keine klinisch relevanten
Veränderungen bei den Laborwerten
oder den physiologischen Parametern.
Toxizitätsstudien mit Mäusen, Ratten,
Kaninchen und Hunden ergaben nur einen sehr geringen Grad an Toxizität und
ein ausreichend hohes Maß an Sicherheit
(10).
Sicherheit
Eine Studie zur Beurteilung der pharmakodynamischen Sicherheit mit Ratten und
Kaninchen ergab, dass auch auf die Gabe
von 300 I.E./kg KG mit einer Geschwindigkeit von 8 ml/min keine signifikanten
unerwünschten Reaktionen in Bezug auf
hämodynamische, hämatologische und
respiratorische Parameter folgten (10).
Immunogenität
Die Einführung von rekombinantem
Faktor-VIII ist ein großer Fortschritt für die
Therapie der Hämophilie A. Es besteht
allerdings eine geringe Möglichkeit, dass
durch die Produktion von rF-VIII mit
Zellkulturtechniken neue Epitope im
Molekül entstehen können, die unter Umständen zu Immunantworten mit Hemmkörperbildung führen, durch die rekombinanter und plasmatischer Faktor-VIII neutralisiert werden könnte (10).
22
Um die Unterschiede zwischen der ersten
Generation eines rF-VIII-Produktes und seinem plasmatischen Homolog zu untersuchen, wurde ein Immunogenitätsmodell
mit Kaninchen entwickelt (23). Es wurde
untersucht, ob es bei in Kaninchen erzeugten Antikörpern gegen F-VIII solche gibt,
die zwar an den rekombinanten F-VIII,
nicht jedoch an den pdF-VIII binden. Der
Nachweis solcher Antikörper wäre ein
Hinweis auf neue Epitope im rF-VIIIMolekül. Es wurden aber keine Antikörper
nur gegen rF-VIII nachgewiesen, was darauf schließen lässt, dass keine neuen
Epitope im rF-VIII-Molekül entstanden sind.
Im Gegensatz dazu wurden bei einer
Mutante eines rF-VIII mit einer Deletion
der B-Domäne in diesem Kaninchenmodell spezifische Antikörper nur gegen den
rF-VIII gefunden. Diese Antikörper banden im Bereich der Deletionsstelle.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Kaninchenmodell sehr sensitiv Änderungen im
F-VIII-Molekül anzeigt und dass ein vollständiges rekombinantes rF-VIII-Molekül
nicht immunogener ist als plasmatischer
F-VIII (10, 23).
Pharmakokinetik
Bei hämophilen Hunden zeigte Helixate®
NexGen eine im Vergleich zum ursprünglichen Helixate® gleichwertige Wirksamkeit sowohl bei der Korrektur der Blutungszeit als auch bei der Normalisierung
der Faktor-VIII-Aktivität, der F-VIII AntigenSpiegel und der Werte für die aktivierte
partielle Thromboplastinzeit (aPTTs).
Pharmakokinetische Untersuchungen bei
Kaninchen ergaben keine signifikanten
Unterschiede zwischen Helixate® und
Helixate® NexGen bezüglich der Plasmaclearance, der terminalen Halbwertszeit,
der maximalen Plasmakonzentration, der
„area under the curve“ (AUC) und dem
Verteilungsvolumen im „steady state“
(10).
Untersuchungen der Produkteigenschaften von Helixate® NexGen u. a., der Pharmakodynamik, der Pharmakokinetik, der
Toxikologie und biologischer und chemischer Befunde, zeigen, dass durch das Herstellungsverfahren von Helixate® NexGen
ein rF-VIII-Produkt entsteht, das sich ähnlich wie das native Molekül durch hervorragende Verträglichkeit, Sicherheit und
Wirksamkeit auszeichnet (10).
Klinische Studien zur
Pharmakokinetik
Die Patienten wurden randomisiert und
erhielten innerhalb von zehn Minuten
entweder eine Infusion mit Helixate® oder
Helixate® NexGen in einer Dosierung von
50 I.E./kg KG. Blutproben wurden vor der
Infusion und dann jeweils zehn Minuten,
eine halbe, eine, drei, sechs, neun, zwölf,
24, 30 (EU), 36 (NA) und 48 Stunden
nach der Infusion abgenommen. Nach
einer „washout period“ von wenigstens
fünf Tagen wurde eine zweite Infusion
mit dem jeweils anderen Präparat gegeben. Die Daten wurden bezüglich der
maximalen Plasmakonzentration (Cmax),
3,5
50
3
CMAX NORM (% kg*hr/I.E.)
60
40
30
20
10
32,3
27,8
41,9
der „area under the curve“ (AUCNORM)
und der biologischen Halbwertszeit (t1/2)
analysiert.
Abbildung 7 zeigt die Ergebnisse der
pharmakokinetischen Studie mit nordamerikanischen und europäischen Patienten. Es konnte eine weitgehende Bioäquivalenz für Helixate® und Helixate®
NexGen gezeigt werden (10, 11).
Abbildung 7: Pharmakokinetik von Helixate®
versus Helixate® NexGen (nur NA*)
Zeigt vergleichbare biologische Aktivität (10)
2,5
2
1,5
1
0,5
31,6
0
2,4
2,1
2,9
2,1
0
Helixate®
(NA)
Helixate® NexGen Helixate®
(NA)
(EU)
Helixate® NexGen
(EU)
Helixate®
(NA)
Helixate® NexGen Helixate®
(NA)
(EU)
25
20
T 1/2 (Stunde)
AUCNORM (kg*hr/dl)
Nach den erfolgreichen präklinischen
Untersuchungen wurde in ersten klinischen Studien bei 35 PTPs (previously
treated patients) mit Hämophilie A die
Sicherheit und Wirksamkeit von Helixate®
NexGen untersucht. Hierzu wurde in
Nordamerika (NA, 20 Patienten) und in
Europa (EU, 15 Patienten) eine multizentrische, randomisierte pharmakokinetische Crossover-Studie bei PTPs mit
schwerer Hämophilie A (F-VIII-Plasmaspiegel < 1 %) durchgeführt. In dieser Studie
wurde die Bioäquivalenz von Helixate®
und Helixate® NexGen untersucht (11).
15
10
5
13,9
13,3
16,8
17,2
0
Helixate®
(NA)
Helixate® NexGen Helixate®
(NA)
(EU)
Helixate® NexGen
(EU)
Helixate® NexGen
(EU)
* Die pharmakokinetischen Parameter
für Helixate® und Helixate® NexGen
nach Infusion von 50 I.E./kg KG
(Gabe von der Menge, die durch ganze
Konzentratfläschchen dem errechneten
Wert am nächsten kommt) wurden für
ein 0–48 Stunden-Intervall berechnet.
Die Balken zeigen die mittlere Standardabweichung (+/-), und die in den
Säulen stehenden Zahlen geben die
Mittelwerte der 20 nordamerikanischen Patienten wieder.
23
Nach sechs Monaten wurde die pharmakokinetische Studie mit 19 der 20 nordamerikanischen Patienten der ersten
Studie wiederholt. Die pharmakokinetischen Parameter blieben auch nach sechs
Monaten Therapie mit Helixate® NexGen
konstant, woraus geschlossen werden
kann, dass über die Zeit kein Wirkungsverlust eingetreten ist. In Europa nahmen
fünf Patienten der ersten Studie in der
24. Woche an einer erneuten pharmakokinetischen Untersuchung teil. Diese ge-
ringe Patientenzahl erlaubt jedoch keine
abschließende statistische Analyse (10,11).
Abbildung 8 zeigt den Verlauf der F-VIIIAktivität über 48 Stunden nach Gabe von
Helixate® und Helixate® NexGen. Wie erwartet stieg die F-VIII-Aktivität nach der
Infusion von 50 I.E. F-VIII/kg KG schnell
auf >100 % an, um dann in zwei Phasen,
wie es für den F-VIII-Aktivitätsabfall nach
einer Infusion typisch ist, wieder abzusinken (10, 11).
Die einzelne Charge Helixate®, die in Europa verwendet wurde, zeigte im Gegensatz zu den drei in Nordamerika verwendeten Chargen eine besonders hohe invivo-F-VIII-Aktivität. Die pharmakokinetischen Parameter für Helixate® NexGen
waren für Europa und Nordamerika ähnlich, was wahrscheinlich auf die Verwendung der gleichen Helixate® NexGenChargen in beiden Regionen zurückzuführen ist.
Abbildung 8:
Verlauf der F-VIII-Aktivität über 48 h nach Gabe von Helixate® versus Helixate® NexGen
(Daten aus Nordamerika und Europa)*: Zeigt vergleichbare biologische Aktivität (11)
160
Helixate® (NA)
Helixate® NexGen (NA)
Helixate® (EU)
Helixate® NexGen (EU)
140
Mittlerer FCIII-Spiegel (%)
120
100
80
60
40
* Zeitlicher Verlauf der Pharmakokinetik
nach Infusion von 50 I.E./kg KG Helixate®
und Helixate® NexGen (Gabe von der
Menge, die durch ganze Konzentratfläschchen
dem errechneten Wert am nächsten kommt).
Es ist der Mittelwert der F-VIII-Spiegel (%)
von 20 nordamerikanischen Patienten (NA)
und 15 europäischen Patienten (EU)
angegeben (11).
24
20
0
0
0,2
0,5
1
3
6
Zeit (Std.)
9
12
24
36
48
Klinische Wirksamkeit und Sicherheit
Überblick über die
klinischen Studien
Klinische Wirksamkeit bei
PUPs und MTPs
Die Sicherheit und Wirksamkeit von
Helixate® NexGen wurde an PUPs/MTPs,
PTPs und chirurgischen Patienten gezeigt.
Multinationale, multizentrische klinische
Studien der Heimselbsttherapie bei PUPs/
MTPs und PTPs zeigten, dass Helixate®
NexGen effektiv und sicher bei der
Behandlung von Patienten mit Hämophilie A ist. Bei PUPs/MTPs waren die Inzidenz und der Zeitpunkt des Auftretens
von Hemmkörpern ähnlich wie bei plasmatischen und anderen rekombinanten
F-VIII-Produkten.
Die klinischen Studien mit PUPs und
MTPs dauern immer noch an. Nach 18
Monaten wurde die Wirksamkeit und
Sicherheit von Helixate® NexGen bei 62
Säuglingen und Kleinkindern mit schwerer Hämophilie A (F-VIII-Spiegel < 2 %)
untersucht (12). Die Untersuchungen
wurden in 13 Zentren in Nordamerika
(alle in den USA) und 19 Zentren in
Europa durchgeführt (10). In diese multinationale Studie waren 38 PUPs sowie 24
MTPs mit maximal vier rF-VIII-Expositionstagen (Exposure Day = ED) eingeschlossen. Ein MTP erhielt eine Gabe pdF-VIII.
Die vorliegenden Ergebnisse aus nordamerikanischen (NA, 31 Patienten) und
europäischen (EU, 31 Patienten) Zentren
umfassen:
In beiden Studienpopulationen konnte
keine Verringerung der Effektivität bei
wiederholten Behandlungen festgestellt
werden. Dies weist darauf hin, dass keine
Neoantigenität vorliegt.
• 1.628 Expositionstage (12)
• 1.707 Infusionen (12)
• über eine Million Einheiten (12)
Alle Patienten hatten zu Beginn der
Studie negative Hemmkörpertests (Bethesda-Test in Nijmegen-Modifikation).
Im Verlauf der Studie erhielten die Patienten ausschließlich Helixate® NexGen
zur Behandlung von Blutungsepisoden
oder zur Prophylaxe.
Tabelle 10: Blutungsereignisse und deren Behandlung: PUPs und MTPs (12)
Bei allen Patienten mit großen oder kleinen chirurgischen Eingriffen konnte eine
exzellente oder gute Blutstillung erreicht
werden. Der Blutverlust wurde für die
jeweilige Art der Operation als normal
eingeschätzt.
In allen diesen Studien, die über 14.000
Infusionen und mehr als 23 Millionen verabreichte Einheiten umfassten, war
Helixate® NexGen wirksam und erwies
sich als ebenso gut verträglich wie das
ursprüngliche Helixate® (11, 12).
Nordamerika
Europa
140
178
Durchschnittliche Anzahl der Blutungen/Patient
(Streubreite)
4,7 (1–16)
5,7 (1–38)
Blutungen, deren Behandlung ≤ 2 Infusionen
erforderten (%)
125 (89,3)
159 (89,3)
Blutungen mit sehr guter/guter Ansprache
auf die Behandlung (%)
128 (91,4)
147 (90,2)*
Operative Eingriffe** mit sehr guter/guter
Blutstillung (%)
11 (100)
4 (100)
Anzahl der Blutungen
* 15 von 178 Blutungsereignissen sind nicht spezifiziert; 147/163 = 90,2%
** einschließlich Port-Implantationen, Operationen eines Leistenbruches,
Augenoperation und Circumcision (12)
25
Unerwünschte Nebenwirkungen
bei PUPs und MTPs
Untersuchungen auf Hemmkörper wurden während der ersten 20 Expositionstage entweder alle drei bis vier Expositionstage oder alle drei Monate durchgeführt – je nachdem, was früher eintrat –
danach zwischen Expositionstag 21 bis
50 alle zehn Expositionstage oder wenigstens alle drei Monate und schließlich
im weiteren Verlauf alle drei Monate.
Insgesamt wurden 318 Blutungsepisoden
dokumentiert. Ca. 90 % der Blutungen
wurden mit ≤ 2 Infusionen beherrscht,
wobei die Response bei mehr als 90 % der
Blutungsepisoden exzellent oder gut war.
Die Therapie mit Helixate® NexGen bewirkte auch bei allen 15 chirurgischen
Eingriffen, die bei elf der eingeschlossenen
Patienten durchgeführt wurden, eine gute
bis exzellente Hämostase (Tabelle 10).
Die Therapie mit Helixate® NexGen wurde
von PUPs und MTPs gut vertragen. Es
wurden weder schwere unerwartete oder
relevante Nebenwirkungen noch Virusübertragungen beobachtet. Die Gesamtinzidenz von produktbezogenen Nebenwirkungen betrug 0,8 % (13/1.707 Infusionen). Tabelle 11 zeigt die unerwünschten Nebenwirkungen, deren Auftreten
zumindest als entfernt möglich im Zusammenhang mit der Gabe von Helixate®
NexGen eingestuft wurde (10, 12).
Hemmkörperbildung bei PUPs
und MTPs
Während der noch andauernden Studie
wurden die Patienten über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht. Fünf
Patienten aus Nordamerika und vier aus
Europa entwickelten nach durchschnittlich drei bis 15 Expositionstagen (Median
= 7) einen Hemmkörper. Zu diesem Zeitpunkt lag die Hemmkörperinzidenz bei
15 % (neun von 61 auswertbaren Patienten). Allerdings hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Patienten 20 Expositionstage erreicht, so dass einige noch
im Risiko stehen, einen Hemmkörper zu
entwickeln.
Alle fünf Patienten aus Nordamerika entwickelten hochtitrige Inhibitoren, wohingegen die Patienten aus Europa niedrigtitrige Inhibitoren entwickelten, von denen
drei transient waren (Tabelle 12) (10, 12).
Da alle europäischen und nordamerikanischen Patienten das gleiche Produkt
erhielten, lassen die Unterschiede in der
Inzidenz der Hemmkörperbildung darauf
schließen, dass auch andere Faktoren als
die Produkteigenschaften – wie z. B. genetische Faktoren und Rassenunterschiede – die Bildung von Hemmkörpern beeinflussen können. Alle europäischen
Patienten waren Kaukasier, wohingegen
in der nordamerikanische Patientengruppe drei Lateinamerikaner und fünf Afroamerikaner waren (Tabelle 12) (12).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
die Inzidenz und der Zeitpunkt der
Hemmkörperbildung in den ersten zwei
Anwendungsjahren den Ergebnissen von
PUP-Studien anderer rF-VIII- und pdF-VIIIProdukte sehr ähnlich sind. Die Therapie
mit Helixate® NexGen wurde gut vertragen und führte bei Blutungen zu einer
guten Hämostase.
Nordamerika
Europa
1 x Unterarm-Blutung in
Zusammenhang mit Venenpunktion
3 x Obstipation (davon 1 Patient 2 x)
5 x Hemmkörperbildung
4 x Hemmkörperbildung
Tabelle 11: Unerwünschte Nebenwirkungen bei PUPs und MTPs (10,12)
26
Klinische Wirksamkeit
bei PTPs
Heimselbstbehandlung
Um die Wirksamkeit und Sicherheit von
Helixate® NexGen bei bereits behandelten
Patienten (PTPs) zu untersuchen, wurde
Helixate® NexGen von 71 Patienten mit
schwerer Hämophilie A (F-VIII-Spiegel
< 2 %) in Heimselbstbehandlung bei Blutungsepisoden eingesetzt.
Die Studien wurden in fünf europäischen
und zehn nordamerikanischen Zentren
durchgeführt. Nach einer Studiendauer
von 18 Monaten in Nordamerika (NA, 38
Patienten) und 24 Monaten in Europa
(EU, 33 Patienten) resultierten folgende
Ergebnisse:
• 11.867 Expositionstage (11)
• 12.546 Infusionen (11)
• mehr als 22 Millionen I.E. (11)
Während der Anfangsphase (NA, 4 Wochen; EU, 2 Wochen) wurde Helixate®
NexGen als prophylaktische Therapie
dreimal wöchentlich in einer Dosierung
von 20 I.E./kg KG verabreicht. Nach dieser Anfangsphase kehrten die Patienten
entweder zur früheren „on demand“Behandlung bei Blutungen zurück oder
wurden für die Dauer der Studie prophylaktisch weiterbehandelt (11). 75 % der
Infusionen wurden als prophylaktische
Therapie gegeben (10).
Tabelle 12: Hemmkörperentwicklung bei PUPs und MTPs (10, 12)
Patient Typ
+(FG)a
Rasse
Genetische
Analyse
frühere Helixate®
EDs
NexGen ED
Titer(BU)
Start
Max.
ITT
Titerhöhe
zuletzt
NA1
MTP
nein
Afroamerik.
z. Zt. laufend
2
2
23
23
23
nein
hoch
NA2
PUP
nein
Kaukasier
z. Zt. laufend
0
7
175
271
271
ja
hoch
NA3
MTP
ja
andere
Typ 1
Inversion
1
2
18
109
109
nein
hoch
NA4
PUP
ja
Kaukasier
Intron 22
Inversion
0
16
16
16
1,1
nein
hoch
NA5
PUP
ja
Afroamerik.
z. Zt. laufend
0
10
84
249
110
ohne
Erfolg
hoch
EU1
MTP
nein
Kaukasier
Intron 22
Inversion
4
8
1,4
1,9
< 0,6
nein
niedrig
EU2
PUP
nein
Kaukasier
Exon 14,
DELC 1671
0
3
2,8
4,0
0,59
ja
niedrig
EU3
MTP
nein
Kaukasier
Exon 26
1
7
1,18
1,25
< 0,6
nein
niedrig
EU4
PUP
nein
Kaukasier
z. Zt. laufend
0
9
1,2
1,3
< 0,6
nein
niedrig
FG = Familiengeschichte, EDs = Expositionstage, BU = Bethesda-Einheiten,
Start = erster positiver Hemmkörpernachweis, ITT = Immun-Toleranz-Therapie (100 oder 200 I.E. Helixate® NexGen/kg KG täglich)
NA = Nordamerika, EU = Europa, MTP = Minimal vorbehandelte Patienten, PUP = Vorher unbehandelte Patienten
27
Die Patienten hatten ein Tagebuch zu führen, in dem alle Behandlungen, Informationen zu den Infusionen, unerwünschte
Nebenwirkungen und eine Einschätzung
der Wirksamkeit der Behandlung („keine“, „mäßige“, „gute“ oder „sehr gute
Wirkung“) protokolliert wurden. F-VIII-
Recovery und Hemmkörperbildung (Bethesda-Test) wurden in den Wochen null,
vier, zwölf und 24 und in den Monaten
zwölf, 18 und 24 oder alle drei Monate,
wenn es zu weniger als 50 Expositionstagen mit Helixate® NexGen kam, bestimmt
(11).
Insgesamt wurden 2.585 Blutungsereignisse berichtet, die exzellent zu beherrschen waren. Etwa 80 % der Blutungsepisoden wurden mit nur einer Infusion
beherrscht und 93,5 % bedurften maximal zwei Infusionen (s. Tabelle 13) (11).
Tabelle 13: Anzahl der erforderlichen Infusionen pro Blutungsereignis: PTPs (11)
Anzahl der Infusionen
Blutungsereignisse
Nordamerika
Europa
1
1.413
82,6 %
656
75,0 %
2
210
12,3 %
137
15,7 %
3
47
2,7 %
24
2,7 %
4
21
1,2 %
16
1,8 %
>5
19
1,1 %
42
4,8 %
1.710
100 %
875
100 %
Gesamt
Tabelle 14: Subjektive Einschätzung der Wirksamkeit der Behandlung durch die Patienten: PTPs* (11)
Wirksamkeit
sehr gut
Nordamerika
Europa
408
24,0 %
153
18,7 %
1.011
59,4 %
511
62,5 %
mäßig
270
15,9 %
146
17,9 %
keine
14
0,8 %
8
1,0 %
gut
* Es wurde die Einschätzung der Wirksamkeit jeweils der ersten Infusion nach einer Blutung festgehalten. Bei sieben Blutungen in Nordamerika bzw.
57 Blutungen in Europa wurde die Bewertung nicht genauer spezifiziert (NA: n = 1.710, EU: n = 875)
28
Patient
Chirurgischer Eingriff
Anzahl der
Infusionen
Einschätzung der hämostatischen Wirksamkeit
1
Zahnextraktion
11
sehr gut
2
Osteotomie und Resektion eines Weisheitszahns
21
gut
3
Extraktion und Reimplantation eines Backenzahns
16
sehr gut
4
Zahnextraktionen
beidseitige Tonsillektomie
Nadelbiopsie der Leber
20
14
17
sehr gut
sehr gut
sehr gut
5
Synovektomie/Gelenkdebridement
Zirkumzision und Kniemobilisierung
23
55
gut
gut
6
Kraniotomie und Exstirpation eines Gehirntumors
42
sehr gut
7
Leistenbruch-Operation, links
23
sehr gut
8
Lipom-Entfernung am Augenlid
12
sehr gut
9
Zirkumzision
Blasenspiegelung mit Blasenbiopsie
Teilresektion von Blase und Sigmoid
17
13
49
gut
gut
sehr gut
10
Endoprothese des linken Knies
53
sehr gut
11
transjugulare Leberbiopsie
3
sehr gut
12
Zahnextraktion
totaler Knieersatz
Osteosynthese einer Femur-Fraktur
1
57
75
sehr gut
sehr gut
sehr gut
13
arthroskopisches Debridement des rechten Knöchels
und Verlängerung der Achillessehne
37
sehr gut
14
Zahnextraktion
10
sehr gut
15
Leistenbruchoperation
45
gut
Tabelle 15: Anzahl der erforderlichen Infusionen pro Blutungsereignis: PTPs (11)
29
Unerwünschte Nebenwirkungen
bei PTPs
Die Patienten sprachen ausgesprochen
gut bis sehr gut auf die Therapie an.
Wenn die Patienten einschätzen sollten,
wie gut sie nach Beginn einer Blutung auf
die jeweils erste Infusion von Helixate®
NexGen ansprachen, gaben sie für
80,5 % der Blutungsereignisse die Wertungen „sehr gut“ bis „gut“ an, was auf
eine äußerst wirksame Blutungskontrolle
hinweist (s. Tabelle 14) (11).
Außerdem zeigte sich bei den Patienten
(PTPs), die über einen Zeitraum von sechs
Monaten eine Heimselbsttherapie durchführten, auch bei wiederholten Infusionen kein Wirkungsverlust (11). Die durchschnittlichen inkrementellen RecoveryWerte nach der Gabe von 50 I.E. rF-VIII/kg
KG lagen innerhalb des erwarteten Bereichs und blieben während der gesamten Studie konstant, was ein deutlicher
Hinweis darauf ist, dass Helixate® NexGen
keine Neoantigenität besitzt (11).
Chirurgische Eingriffe
Blutstillung während und nach chirurgischen Eingriffen ist ein wichtiges Kriterium zur Einschätzung der Wirksamkeit
von F-VIII-Produkten. Um zu zeigen, dass
Helixate® NexGen eine angemessene Hämostase bei Operationen bewirkt, wurde
bei 15 PTPs mit insgesamt 22 chirurgischen Eingriffen die Wirksamkeit untersucht. Bei den Operationen handelte es
sich unter anderem um Zahnextraktionen, Einsatz von Knieendoprothesen,
Synovektomie, eine Leistenbruchoperation und die Exstirpation eines Gehirntumors (s. Tabelle 15). Es traten keine
30
Komplikationen auf und die Blutstillung
wurde in allen Fällen erreicht. Bei allen
chirurgischen Eingriffen wurde die Hämostase von den Prüfärzten als „exzellent“
oder „gut“ bewertet (13).
Alle bei der Heimselbsttherapie-Studie
beobachteten Nebenwirkungen waren
mild bis mäßig schwer und verursachten
keine Therapieunterbrechung. Der Anteil
der Nebenwirkungen lag bei 1,98 %
(249/12.546), wobei 0,2 % (24/12.546)
von ihnen wahrscheinlich in einem Zusammenhang mit dem Produkteinsatz
stehen. Dies zeigt das äußerst gute Sicherheitsprofil von Helixate® NexGen (11).
Insgesamt wurden 24 unerwünschte Nebenwirkungen in Nordamerika und Europa in einem wahrscheinlichen oder
nicht einschätzbaren Zusammenhang mit
Helixate® NexGen gesehen.
Bis auf eine Ausnahme wurden diese
unerwünschten Nebenwirkungen alle als
mild bis mäßig schwer eingestuft und
erforderten keine Unterbrechung der
Therapie (s. Tabelle 16).
Bei der einen als schwer eingestuften
unerwünschten Nebenwirkung handelte
es sich um Herzrasen, das aber durch
Behandlung mit Analgetika nachließ.
Dieses Ereignis wurde als möglicherweise
im Zusammenhang mit der Gabe des
Studienmedikamentes stehend eingestuft, obwohl der Patient berichtete,
diese Symptome bereits zwei Jahre vor
Studienbeginn gehabt zu haben (11).
Sicherheit bei der Behandlung
von PTPs
In den PTP-Studien gab es keine Hinweise
auf de-novo-Hemmkörperbildung. Die
Bethesda-Tests waren bei allen bis auf
einen europäischen Patienten negativ,
der jedoch bereits bei Einschluss in die
Studie einen niedrigtitrigen Hemmkörperspiegel hatte.
Bei den Bestimmungen der F-VIII-Recovery in den Wochen vier, zwölf und 24
wurden keine nennenswerten Abweichungen vom Ausgangswert beobachtet.
Des Weiteren zeigte eine Wiederholung
der pharmakokinetischen Untersuchungen
in Woche 24, dass die Recovery- und
Halbwertszeit ähnlich den Werten bei
Beginn der Studie waren. Diese Studien
weisen deutlich darauf hin, dass Helixate®
NexGen keine Hemmkörper bei PTPs
induziert (11).
Schließlich lieferte die 18-monatige Anwendung von Helixate® NexGen folgende
weitere Ergebnisse:
• Keine Veränderungen der Vitalfunktionen, Blutzusammensetzung oder
des Blutbildes (10)
• Keine virusbedingten Serokonversionen von HIV, HAV, HBV oder HCV
(außer durch Impfungen hervorgerufene) (11)
• Keine Hinweise auf persistierende
Antikörperbildung gegen murine-,
BHK- oder rF-VIII-Proteine (11)
Nebenwirkung
Anzahl der Episoden
Reaktion an der Injektionsstelle
3
Exanthem
3
Exanthem mit Juckreiz
2
Schweißausbrüche
2
Geschmacksveränderung
2
Brustschmerzen
1
Diarrhoe
1
Hyperästhesie
1
Hypertonie
1
Anstieg des Hemmkörpertiters (> 0,6 BU)*
1
Ohnmacht
1
Unwohlsein
1
Juckreiz
1
Rhinitis
1
Verschlechterte seborrhoische Dermatitis
1
Brennen im Gesicht
1
Palpitation**
1
BU entspricht Bethesda-Einheiten
* Bereits vorher vorhandener
Hemmkörper erschien nach intensiver
postoperativer Gabe von Helixate®
NexGen erneut
** Patient hatte bereits vor Studienbeginn
seit zwei Jahren Palpitationen
Tabelle 16: Unerwünschte Nebenwirkungen: PTPs (11)
31
Schlussfolgerungen zur
klinischen Wirksamkeit
In pharmakokinetischen Studien konnte
gezeigt werden, dass Helixate® NexGen
eine ähnliche biologische Wirksamkeit
wie das Vorgängerprodukt Helixate® hat,
ein Produkt, das sich in Langzeitstudien
sowohl mit PUPs als auch mit PTPs als
sicher und wirksam erwiesen hat (4, 14).
In den klinischen Studien wurden tausende von Infusionen Helixate® NexGen
erfolgreich an PUPs/MTPs und PTPs mit
schwerer Hämophilie verabreicht, wobei
sich zeigte, dass Helixate® NexGen effektiv und sicher bei der Heimselbstbehandlung (bei Bedarf oder prophylaktisch) und bei chirurgischen Eingriffen
angewendet werden kann.
In der Heimselbstbehandlung hat sich
Helixate® NexGen als sicher und effektiv
in der Verhinderung und Behandlung von
Blutungen bei PUPs/MTPs erwiesen. In
den klinischen Studien konnten 90% der
Blutungen mit ≤ 2 Infusionen gestoppt
werden und die Inzidenz der Hemmkörperbildung war vergleichbar mit der, die
in den ersten zwei Jahren bei PUPStudien anderer Faktor-VIII-Konzentrate
beobachtet wurde.
32
Helixate® NexGen hat sich ebenfalls als
sicher und wirksam bei der Verhinderung
und Behandlung von Blutungen bei PTPs
erwiesen.
Die Blutstillung wurde mit „sehr gut“ bis
„gut“ bewertet und 93,5 % der Blutungsereignisse konnten mit ein bis zwei
Infusionen beherrscht werden. Insgesamt
ermöglichte Helixate® NexGen eine exzellente Blutungskontrolle, wurde sehr gut
vertragen und löste keine de-novoHemmkörperbildung bei PTPs aus.
Die Kontrolle und Verhinderung von
Blutungen war auch bei Operationen
von PUPs/MTPs und PTPs sehr gut und
war damit ähnlich wie bei Helixate®.
Helixate® NexGen wurde gut vertragen
und die Blutstillung wurde bei allen chirurgischen Eingriffen als „exzellent“ bis
„gut“ bewertet.
Dosierung und Darreichungsform
Erhöhte
Anwenderfreundlichkeit
Richtlinien für
die Dosierung
Dosierung von
Helixate® NexGen
Zusätzlich zur erhöhten Sicherheit führen
Änderungen bei der Verpackung zu weiteren Vorteilen und höherem Komfort bei
der Applikation:
Die für eine Blutstillung erforderliche
Dosierung von Helixate® NexGen muss
individuell angepasst werden und richtet
sich nach den Bedürfnissen des Patienten, dem Schweregrad des F-VIII-Mangels,
der Schwere der Blutung, dem Vorhandensein von Inhibitoren und dem angestrebten F-VIII-Plasmaspiegel. Es ist oft
dringend erforderlich, das Ansprechen
der Therapie durch Messung der F-VIII-Aktivität zu kontrollieren (8). Die gebrauchsfertige Lösung ist umgehend nach Herstellung zu verwenden. Es wird empfohlen, das beiliegende Applikationsset zu
verwenden (8).
Das Faktor-VIII-Molekül hat sich durch die
neue Formulierung nicht verändert, so
dass die Berechnung der Dosierung und
die Anwendungsempfehlungen von
Helixate® NexGen identisch mit denen
von Helixate® sind (8, 24).
• 2,5 ml Lösungsmittel für die Rekonstitution aller drei Abpackungen –
250 I.E., 500 I.E. und 1.000 I.E.
• das kleinere Lösungsvolumen ermöglicht schnellere Infusionen
• farbkodierte Verpackungen erleichtern
die Identifikation
• Abziehvignetten erleichtern die
Chargendokumentation
Insgesamt wird durch diese Verbesserungen die Anwendung von Helixate®
NexGen sowohl für die Patienten als auch
für das medizinische Personal schneller
und einfacher.
Die prozentuale Erhöhung des F-VIIISpiegels in vivo entspricht ungefähr der
Dosis an appliziertem Helixate® NexGen
in I.E./kg KG multipliziert mit 2 % pro
I.E./kg KG. Diese Berechnungsmethode
beruht auf klinischen Erfahrungen bei der
Verwendung von plasmatischen und rekombinanten Faktor-VIII-Konzentraten
unter der Verwendung der Berechnungsformel in Abbildung 9.
Erwarteter F-VIII-Anstieg (% der Norm) = 2 x verabreichte I.E.
Körpergewicht (kg)
oder
Erforderliche Dosis (I.E.) =
Körpergewicht (kg) x gewünschter F-VIII-Anstieg (% der Norm) x 0,5
Abbildung 9: Formel zur Berechnung der Dosierung
33
Verlaufskontrolle der Therapie
Die für die Blutstillung notwendige Dosis
hängt von der Art und der Schwere der
Blutung ab und lässt sich anhand der
Richtlinien abschätzen, die in Tabelle 17
dargestellt sind.
Da Helixate® NexGen ebenso wie das
ursprüngliche Helixate® das vollständige
Schwere der Blutung/
Art des chirurgischen Eingriffs
Blutungen
Gelenkblutungen im Frühstadium,
Muskelblutungen, Blutungen im
Mundbereich
Faktor-VIII-Molekül enthält, können zur
Messung der Recovery die Standardtests
angewendet werden. Zur Bestimmung
der Wirksamkeit von Helixate® NexGen
wurde der einstufige aPTT-Test eingesetzt. Im Gegensatz dazu wird bei einem
anderen rF-VIII-Produkt ein chromogener
Test zur Dosisberechnung verwendet (9).
Benötigter Faktor-VIIIPlasmaspiegel (%) (I.E./dl)
20–40
Injektion alle 12 bis 24 Stunden min.
1 Tag lang wiederholen bis die (durch
Schmerzen erkennbare) Blutungen sistiert
bzw. Wundheilung erreicht ist.
Ausgeprägtere Gelenkblutungen,
Muskelblutungen oder Hämatome
30–60
Injektion alle 12 bis 24 Stunden für 3
bis 4 Tage oder länger, wiederholen bis
die Schmerzen und Beeinträchtigungen
beseitigt sind.
Lebensbedrohliche Blutungen wie
Gehirnblutungen, Blutungen im
Rachenbereich, schwere Blutungen
im Bauchbereich
60–100
Injektion alle 8 bis 24 Stunden
wiederholen, bis die Gefahr
für den Patienten vorüber ist.
30 –60
Injektion alle 24 Stunden; mindestens
1 Tag lang, bis die Wundheilung
erreicht ist.
Chirurgische Eingriffe
Kleinere Eingriffe einschließlich
Zahnextraktionen
Größere Eingriffe
80–100
(prä- und postoperativ)
Tabelle 17: Dosierungsempfehlungen für die Behandlung der Hämophilie A
34
Häufigkeit der Dosierung (Stunden)/
Behandlungsdauer (Tage)
Injektion alle 8 bis 24 Stunden wiederholen, bis ausreichende Wundheilung
erreicht ist; dann für mindestens weitere
sieben Tage einen Faktor-VIII-Spiegel von
30 %–60 % aufrechterhalten.
Vergleich: Einstufiger aPTT- versus
chromogener Test
In einer neueren Studie zeigten Lusher et
al. die Probleme auf, die durch die Verwendung verschiedener Tests entstehen
können (25). Sie untersuchten Patientenproben mit vier verschiedenen Testmethoden, einem chromogenen und drei Einstufen-aPTT-Tests, wobei verschiedene
Arten von Aktivatoren verwendet wurden: Kieselgel, Ellagsäure und Kaolin. Die
Ergebnisse zeigen einen gleich bleibenden
Unterschied in den F-VIII-Werten: die mit
der chromogenen Methode bestimmten
Werte waren doppelt so hoch wie diejenigen mit der aPTT-Methode mit KaolinAktivator gewonnenen (Abbildung 10).
Die Werte aus den mit Kieselgel oder
Ellagsäure aktivierten Tests waren miteinander vergleichbar und lagen deutlich
über den mit Kaolin als Aktivator gemessenen (26).
Wird die F-VIII-Aktivität des Patienten dagegen mit der chromogenen Methode
und damit zu hoch gemessen, könnte die
Dosis für den Patienten auf ein nicht optimales und möglicherweise gefährliches
Maß reduziert werden (25).
Diese Ergebnisse zeigen die Probleme
auf, auf die man trifft, wenn man den
„korrekten“ F-VIII-Plasmaspiegel eines
Patienten zu bestimmen versucht. Wenn
der F-VIII-Wert fälschlicherweise zu niedrig gemessen wird, bekommt der Patient
eine zu hohe Dosierung, was Folgen für
die Kosten hat.
Abbildung 10: Plasmaspiegel nach der Infusion von rF-VIII: ein Vergleich von vier Messmethoden.*
Gleich bleibende Differenz bei den F-VIII-Werten
FVIII-Aktivität (%)
FVIII-Aktivität (%)
200
150
100
50
0
10 Min
30 Min
1 Std
2 Std
4 Std
8 Std
12 Std
24 Std
36 Std
48 Std
* Die folgenden Tests wurden verwendet: chromogener Test (Coatest, F-VIII, Kabi); Einstufen-aPTT-Tests mit drei verschiedenen Aktivatoren –
Kieselgel (Organon Teknika), Ellagsäure (Dade) und Kaolin (Diagnostika Stago). Alle Proben wurden sofort zentrifugiert, schockgefroren und bei
-70 °C bis zur Untersuchung gelagert (Doppelbestimmung). Bei allen Untersuchungen wurde derselbe Plasma-Referenz-Standard verwendet.
(Verändert mit der Erlaubnis von Lusher et al. (26))
35
Packungsgrößen
und Zubehör
Lagerung
Helixate® NexGen ist in Durchstechflaschen mit 250 I.E., 500 I.E. und 1.000
I.E. erhältlich, denen zum Auflösen steriles Wasser zur Injektion (2,5 ml für alle
Abfassungen), ein Transferset, eine Filternadel, ein Applikationsset, eine Plastikspritze und zwei sterile Alkoholtupfer für
den einmaligen Gebrauch beiliegen.
• Helixate® NexGen ist bei 2–8 °C zu
lagern.
• Nicht einfrieren.
• Das Behältnis ist im Umkarton zu
lagern.
• Helixate® NexGen kann im Umkarton
für einen einmaligen Zeitraum von bis
zu zwei Monaten bei
Zimmertemperatur (nicht über 25 °C)
aufbewahrt werden. In diesem Fall
Jede Flasche Helixate® NexGen enthält
28 mg Saccharose. Die Infusion der enthaltenen Saccharose beeinflusst nicht die
Höhe des Blutglukosespiegels des Patienten (8).
verfällt das Produkt am Ende der
Zweimonatsfrist; das neue
Verfallsdatum muss oben auf dem
Umkarton vermerkt werden.
• Die gebrauchsfertige Lösung nicht
wieder kühl stellen.
• Dieses Produkt ist nur zum einmaligen
Gebrauch bestimmt. Jegliche Reste
müssen verworfen werden.
F-VIII-Aktivität (I.E.)
Lösungsmittelvolumen (ml)
250 I.E.
2,5
500 I.E.
2,5
1.000 I.E.
2,5
Helixate® NexGen ist mit folgenden Stabilisatoren formuliert (8):
Saccharose
0,9–1,3 %
Glycin
21–25 mg/ml
Histidin
18–23 mM
Das Endprodukt enthält außerdem:
36
CaCl2
2–3 mM
Na+
29–33 mEq/l
Cl-
32–40 mEq/l
Polysorbat 80 NMT
80 μg/ml
Literaturverzeichnis
Allgemein
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37
Fachinformationen
1. BEZEICHNUNG DES
ARZNEIMITTELS
das menschliche BlutgerinnungsfaktorVIII-Gen enthalten.
Helixate® NexGen 250/500/1000 I.E.
Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung.
Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke.
Die mit den beigepackten 2,5 ml Wasser
für Injektionszwecke hergestellte gebrauchsfertige Lösung enthält etwa 200
I.E. Octocog alfa/ml.
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Zur Bestimmung der Stärke (I.E.) wird der
Faktor-VIII-Einstufen-Gerinnungstest gegen den FDA-Mega-Standard verwendet,
der gegen den WHO-Standard in I.E. kalibriert wurde. Die spezifische Aktivität beträgt etwa 4000 I.E./mg Protein.
Hilfsstoffe siehe unter 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Rekombinanter Blutgerinnungsfaktor-VIII,
250 I.E./Durchstechflasche.
INN: Octocog alfa.
Der rekombinante BlutgerinnungsfaktorVIII wird hergestellt aus gentechnisch veränderten Baby-Hamster-Nierenzellen, die
das menschliche BlutgerinnungsfaktorVIII-Gen enthalten.
Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke.
Die mit den beigepackten 2,5 ml Wasser
für Injektionszwecke hergestellte gebrauchsfertige Lösung enthält etwa 100
I.E. Octocog alfa/ml.
Zur Bestimmung der Stärke (I.E.) wird der
Faktor-VIII-Einstufen-Gerinnungstest gegen den FDA-Mega-Standard verwendet,
der gegen den WHO-Standard in I.E. kalibriert wurde. Die spezifische Aktivität
beträgt etwa 4000 I.E./mg Protein.
Rekombinanter Blutgerinnungsfaktor-VIII,
500 I.E./Durchstechflasche.
INN: Octocog alfa.
Der rekombinante BlutgerinnungsfaktorVIII wird hergestellt aus gentechnisch veränderten Baby-Hamster-Nierenzellen, die
38
Zur Bestimmung der Stärke (I.E.) wird der
Faktor-VIII-Einstufen-Gerinnungstest gegen den FDA-Mega-Standard verwendet,
der gegen den WHO-Standard in I.E. kalibriert wurde. Die spezifische Aktivität beträgt etwa 4000 I.E./mg Protein.
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung
einer Injektionslösung.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Bestimmung der Stärke (I.E.) wird der
Faktor-VIII-Einstufen-Gerinnungstest gegen den FDA-Mega-Standard verwendet,
der gegen den WHO-Standard in I.E. kalibriert wurde. Die spezifische Aktivität beträgt etwa 4000 I.E./mg Protein.
Rekombinanter Blutgerinnungsfaktor-VIII,
1000 I.E./Durchstechflasche.
INN: Octocog alfa.
Der rekombinante BlutgerinnungsfaktorVIII wird hergestellt aus gentechnisch veränderten Baby-Hamster-Nierenzellen, die
das menschliche BlutgerinnungsfaktorVIII-Gen enthalten.
Behandlung und Prophylaxe von Blutungen bei Patienten mit Hämophilie A
(angeborener Faktor-VIII-Mangel).
Dieses Arzneimittel enthält keinen von
Willebrand-Faktor und ist deshalb bei von
Willebrand-Jürgens-Syndrom nicht angezeigt.
4.2 Dosierung, Art und Dauer
der Anwendung
Die Behandlung muss unter Überwachung eines Arztes erfolgen, der mit der
Therapie von Hämophilie A vertraut ist.
Dosierung
Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke.
Die mit den beigepackten 2,5 ml Wasser
für Injektionszwecke hergestellte gebrauchsfertige Lösung enthält etwa 400
I.E. Octocog alfa/ml.
Die verabreichten Faktor-VIII-Einheiten
werden in Internationalen Einheiten (I.E.)
angegeben, abgeleitet vom aktuellen
WHO-Standard für Faktor-VIII-Produkte.
Die Faktor-VIII-Aktivität im Plasma wird
entweder als Prozentsatz (relativ zum
Schwere der Blutung/
Art des chirurgischen Eingriffs
Blutungen
Gelenkblutungen im Frühstadium,
Muskelblutungen, Blutungen im
Mundbereich
Benötigter Faktor-VIIIPlasmaspiegel (%) (i.E./dl)
Häufigkeit der Dosierung (Stunden)/
Behandlungsdauer (Tage)
20–40
Injektion alle 12 bis 24 Stunden min.
1 Tag lang wiederholen bis die (durch
Schmerzen erkennbare) Blutungen sistiert
bzw. Wundheilung erreicht ist.
Ausgeprägtere Gelenkblutungen,
Muskelblutungen oder Hämatome
30–60
Injektion alle 12 bis 24 Stunden für 3
bis 4 Tage oder länger, wiederholen bis
die Schmerzen und Beeinträchtigungen
beseitigt sind.
Lebensbedrohliche Blutungen wie
Gehirnblutungen, Blutungen im
Rachenbereich, schwere Blutungen
im Bauchbereich
60–100
Injektion alle 8 bis 24 Stunden
wiederholen, bis die Gefahr
für den Patienten vorüber ist.
30–60
Injektion alle 24 Stunden; mindestens
1 Tag lang, bis die Wundheilung
erreicht ist.
Chirurgische Eingriffe
Kleinere Eingriffe einschließlich
Zahnextraktionen
Größere Eingriffe
normalen menschlichen Plasma) oder in
Internationalen Einheiten (relativ zum
Internationalen Standard für Faktor-VIII in
Plasma) angegeben. Eine Internationale
Einheit (I.E.) Faktor-VIII entspricht der
Faktor-VIII-Aktivität in einem Milliliter
normalen menschlichen Plasmas. Die Berechnung der erforderlichen Faktor-VIIIDosierung basiert auf dem empirischen
Befund, dass die Gabe von 1 I.E. Faktor-
80–100
(prä- und postoperativ)
Injektion alle 8 bis 24 Stunden wiederholen, bis ausreichende Wundheilung
erreicht ist; dann für mindestens weitere
7 Tage einen Faktor-VIII-Spiegel von
30 %–60 % aufrecht erhalten.
VIII pro kg Körpergewicht die Faktor-VIIIAktivität im Plasma um 1,5 % bis 2,5 %
– bezogen auf den Normalwert – anhebt.
I. Benötigte I.E. = Körpergewicht (kg) x
gewünschter Faktor-VIII-Anstieg
(% d. Norm) x 0,5
Die benötigte Dosierung wird mit folgender Formel berechnet:
II. Erwarteter Faktor-VIII-Anstieg
(% d. Norm) =
2 x verabreichte I.E.
Körpergewicht (kg)
39
Die Dosierung und die Dauer der Substitutionstherapie richten sich nach dem
individuellen Bedarf des Patienten (abhängig von Gewicht, Schweregrad der
Gerinnungsstörung, Ort und Ausmaß der
Blutung, Hemmkörpertiter und gewünschtem Faktor-VIII-Plasmaspiegel).
Die obige Tabelle enthält Richtwerte für
minimale Faktor-VIII-Blutspiegel. Bei den
aufgeführten Blutungsereignissen sollte
die Faktor-VIII-Aktivität im entsprechenden Zeitraum nicht unter die angegebenen Werte (in % der Norm) fallen.
Die Dosis und die Häufigkeit der Gabe
sollte im Einzelfall entsprechend der klinischen Wirksamkeit festgesetzt werden.
Unter bestimmten Umständen können
höhere Dosierungen als berechnet
notwendig sein, insbesondere bei der
Initialdosis.
Während des Behandlungsverlaufs wird,
zur Steuerung der zu verabreichenden
Dosis und der Häufigkeit der Injektionen,
eine angemessene Bestimmung der
Faktor-VIII-Plasmaspiegel angeraten. Besonders bei größeren chirurgischen Eingriffen ist eine genaue Überwachung der
Substitutionstherapie durch Bestimmung
des Blutgerinnungsstatus (Faktor-VIIIAktivität) unerlässlich. Einzelne Patienten
können sich in ihrer Reaktion auf FaktorVIII unterscheiden, verschiedene in-vivoWiederfindungsraten erreichen und unterschiedliche Halbwertzeiten aufweisen.
Zur regulären Prophylaxe von Blutungen
bei Patienten mit schwerer Hämophilie A
40
sollten 20 bis 60 I.E. Helixate® NexGen
pro kg Körpergewicht im Abstand von 2–
3 Tagen gegeben werden. In manchen
Fällen, besonders bei jüngeren Patienten,
können kürzere Dosierungsabstände
oder höhere Dosen erforderlich sein.
Erfahrungen über die Behandlung von 61
Kindern unter 6 Jahren liegen vor.
Patienten mit Faktor-VIII-Hemmkörpern
Patienten sollten regelmäßig auf die Bildung von Hemmkörpern gegen FaktorVIII überwacht werden. Falls die erwarteten Faktor-VIII-Aktivitäten nicht erreicht
werden oder die Blutung mit einer angemessenen Dosis nicht beherrscht wird,
muss ein Hemmkörpertest durchgeführt
werden. Beträgt der Hemmkörpertiter
weniger als 10 Bethesda-Einheiten (B.E.)
pro ml, kann die Gabe von zusätzlichem
rekombinanten Faktor-VIII die Hemmkörper neutralisieren und die Fortsetzung
einer klinisch effektiven Therapie mit
Helixate® NexGen ermöglichen. Die notwendige Dosis ist jedoch bei Vorhandensein von Hemmkörpern variabel und
muss entsprechend der klinischen Wirksamkeit und den Ergebnissen der FaktorVIII-Aktivitätsbestimmung im Plasma angepasst werden. Bei Patienten mit einem
Hemmkörpertiter von mehr als 10 B.E.
oder einem großen Faktor-VIII-Bedarf in
der Anamnese muss die Gabe von (aktiviertem) Prothrombin-Komplex-Konzentrat (PPSB) oder von rekombinantem aktivierten Faktor-VII (rF-VIIa) erwogen werden. Diese Therapien sollten nur von Ärzten durchgeführt werden, die über Erfahrung in der Behandlung von Patienten
mit Hämophilie verfügen.
Anwendung
Das Auflösen der Zubereitung erfolgt wie
in Abschnitt 6.6 beschrieben.
Helixate® NexGen sollte über einen
Zeitraum von einigen Minuten intravenös
injiziert werden; die Injektionsgeschwindigkeit sollte sich nach dem Befinden des
Patienten richten (maximale Infusionsrate: 2 ml/Minute).
4.3 Gegenanzeigen
Bekannte Überempfindlichkeit gegen
den Wirkstoff, Maus- oder Hamsterproteine oder einen der Hilfsstoffe.
4.4 Warnhinweise und
Vorsichtsmaßnahmen für die
Anwendung
Den Patienten sollte bewusst gemacht
werden, dass das mögliche Auftreten von
Brustenge, Benommenheit, leichter Hypotonie und Übelkeit während der
Infusion frühe Warnzeichen einer Überempfindlichkeit oder einer anaphylaktischen Reaktion darstellen kann. Eine
symptomatische Therapie und eine Behandlung der Überempfindlichkeit sollten
in angemessener Form eingeleitet werden. Allergische oder anaphylaktische
Reaktionen erfordern einen sofortigen
Abbruch der Injektion/Infusion. Beim
Auftreten von Schocksymptomen ist eine
Schocktherapie entsprechend dem aktuellen medizinischen Standard durchzuführen.
Die Bildung von neutralisierenden Antikörpern (Hemmkörpern) gegen Faktor-VIII
ist eine bekannte Komplikation bei der Behandlung von Patienten mit Hämophilie A.
Diese Hemmkörper sind stets gegen die
prokoagulatorische Aktivität von FaktorVIII gerichtete IgG-Immunglobuline, die in
modifizierten Bethesda-Einheiten (B.E.)
quantifiziert werden. Das Risiko, Hemmkörper zu entwickeln, ist mit der Exposition gegenüber Blutgerinnungsfaktor-VIII
korreliert, wobei dieses Risiko innerhalb
der ersten 20 Expositionstage am größten
ist. Selten können sich Hemmkörper nach
mehr als 100 Expositionstagen entwickeln.
Patienten, die mit rekombinantem FaktorVIII behandelt wurden, sollten sorgfältig
klinisch überwacht und mittels geeigneter
Labortests auf die Entwicklung von
Hemmkörpern untersucht werden. Siehe
auch Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen.
4.5 Wechselwirkungen mit
anderen Arzneimitteln und
sonstige Wechselwirkungen
Wechselwirkungen von Helixate NexGen
mit anderen Arzneimitteln sind nicht bekannt.
®
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Reproduktionsstudien bei Tieren wurden
mit Helixate® NexGen nicht durchgeführt.
Auf Grund des seltenen Auftretens von
Hämophilie A bei Frauen liegen über die
Anwendung von Helixate® NexGen während der Schwangerschaft und Stillzeit
keine Erfahrungen vor. Helixate® NexGen
sollte daher in Schwangerschaft und
Stillzeit nur bei eindeutiger Indikationsstellung angewandt werden.
4.7 Auswirkungen auf die
Verkehrstüchtigkeit und das
Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Auswirkungen auf die
Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am
Straßenverkehr oder zum Bedienen von
Maschinen beobachtet.
4.8 Nebenwirkungen
Nach Gabe von Helixate NexGen wurden selten leichte bis mäßig schwere Nebenwirkungen beobachtet. Dazu gehören: Hautausschlag/Juckreiz, lokale Reaktionen an der Injektionsstelle (z. B. Brennen oder vorübergehende Hautrötung),
Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Benommenheit, Übelkeit, Schmerzen in der
Brust/Unwohlsein, leichter Blutdruckabfall), Geschmacksveränderungen und
Fieber. Weiterhin kann die Möglichkeit
eines anaphylaktischen Schocks nicht
vollständig ausgeschlossen werden.
®
Die Bildung von neutralisierenden Antikörpern gegen Faktor-VIII (Hemmkörpern)
ist eine bekannte Komplikation bei der
Behandlung von Patienten mit Hämophilie A. In Studien mit rekombinanten Faktor-VIII-Präparaten wird die Entwicklung
neutralisierender Antikörper vorrangig
bei nicht vorbehandelten Hämophilie-Patienten beobachtet (PUPs). Die Patienten
sollten sorgfältig klinisch beobachtet und
geeigneten Labortests auf Hemmkörperbildung unterzogen werden.
In klinischen Studien mit Helixate®
NexGen entwickelten 9 von 60 (15%)
nicht vorbehandelten und minimal vorbehandelten Hämophiliepatienten neutrali-
sierende Antikörper, davon entwickelten
6 von 60 (10%) einen Hemmkörpertiter
von mehr als 10 B.E. und 3 von 60 (5 %)
einen Hemmkörpertiter von weniger als
10 B.E. Die Zahl der Expositionstage bis
zum Nachweis der Hemmkörper betrug
im Median 9 Tage (Bereich: 3–18 Tage).
Während der Studien hat kein Patient klinisch relevante Antikörper-Titer gegen
die in Spuren im Präparat vorhandenen
Maus- oder Hamsterproteine gebildet. Es
besteht jedoch bei bestimmten prädisponierten Patienten die Möglichkeit einer
allergischen Reaktion auf Bestandteile
dieses Präparates z. B. auf die in Spuren
vorhandenen Maus- oder Hamsterproteine (s. 4.3 und 4.4).
4.9 Überdosierung
Symptome einer Überdosierung von
Blutgerinnungsfaktor-VIII wurden bisher
nicht beschrieben.
5. PHARMAKOLOGISCHE
EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische
Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Blutgerinnungsfaktor-VIII, ATC-Code: B02B D02
Der Faktor-VIII-/von Willebrand-Faktor
(vWF)-Komplex besteht aus zwei Proteinen (Faktor-VIII und vWF) mit unterschiedlichen physiologischen Funktionen.
Wird einem Hämophilie-A-Patienten
Faktor-VIII injiziert, so bindet dieser im
Blutkreislauf an den von WillebrandFaktor (vWF). Der aktivierte Faktor-VIII
41
wirkt als Cofaktor für den aktivierten
Faktor-IX und beschleunigt die Bildung
von aktiviertem Faktor-X aus Faktor-X.
Faktor-Xa aktiviert Prothrombin zu
Thrombin. Dieses setzt dann aus Fibrinogen Fibrin frei und die Gerinnselbildung
kann erfolgen. Hämophilie A ist eine
geschlechtsgebundene erbliche Störung
der Blutgerinnung auf Grund erniedrigter
Faktor-VIII:C-Plasmaspiegel. Dies führt
entweder spontan oder in Folge unfallbedingter oder chirurgischer Traumata zu
starken Blutungen in Gelenken, Muskeln
oder inneren Organen. Durch die Substitutionstherapie werden die Faktor-VIIIPlasmaspiegel erhöht, wodurch eine temporäre Korrektur des Faktor-VIII-Mangels
ermöglicht und die Blutungstendenz korrigiert wird.
Die Messung der aktivierten partiellen
Thromboplastinzeit (aPTT) ist eine gebräuchliche in-vitro Bestimmungsmethode
für die biologische Faktor-VIII-Aktivität. Die
aPTT ist bei allen Blutern verlängert.
Ausmaß und Dauer der aPTT-Normalisierung nach Anwendung von Helixate®
NexGen sind ähnlich wie nach Gabe eines
aus Plasma isolierten Faktor-VIII.
5.2 Pharmakokinetische
Eigenschaften
Die Analyse aller aufgezeichneten in-vivoWiederfindungsraten bei zuvor behandelten Patienten zeigte für Helixate®
NexGen einen durchschnittlichen Anstieg
von 2 % pro I.E./kg Körpergewicht.
Dieses Ergebnis ist vergleichbar mit den
Werten für Faktor-VIII, der aus menschlichem Plasma gewonnen wurde.
42
Nach Gabe von Helixate® NexGen nahm
die Faktor-VIII-Aktivität biphasisch exponentiell ab mit einer mittleren terminalen
Halbwertzeit von etwa 15 Stunden. Diese
ist vergleichbar der mittleren terminalen
Halbwertzeit für Faktor-VIII aus menschlichem Plasma von annähernd 13 Stunden. Weitere pharmakokinetische Parameter für Helixate® NexGen sind: Mittlere
Verweildauer [MRT (0–48)]: ca. 22 Stunden, Clearance: ca. 160 ml/Stunde.
6. PHARMAZEUTISCHE
ANGABEN
5.3 Präklinische Daten zur
Sicherheit
Lösungsmittel
Wasser für Injektionszwecke
Auch das Mehrfache der empfohlenen
therapeutischen Dosis (bezogen auf das
Körpergewicht) zeigte bei verschiedenen
Tierspezies (Maus, Ratte, Kaninchen und
Hund) keine akuten oder subakuten toxischen Effekte von Helixate® NexGen.
Spezifische Untersuchungen mit mehrfacher Gabe von Octocog alfa z. B. zu Reproduktionstoxizität, chronischer Toxizität
und Kanzerogenität wurden wegen der
zu erwartenden Immunreaktion auf
Fremdproteine bei allen nichtmenschlichen Säugern nicht durchgeführt.
6.1 Hilfsstoffe
Pulver
Glycin
Natriumchlorid
Calciumchlorid
Histidin
Polysorbat 80
Saccharose
6.2 Inkompatibilitäten
Dieses Arzneimittel darf nicht mit anderen Arzneimitteln oder Lösungsmitteln
gemischt werden.
Es dürfen ausschließlich die mitgelieferten Behandlungssets benutzt werden, da
die Therapie als Folge einer Adsorption
von humanem Gerinnungsfaktor-VIII an
inneren Oberflächen mancher Infusionssets versagen kann.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
23 Monate.
Mit Helixate® NexGen wurden keine
Mutagenitätsstudien durchgeführt, da
für das Vorgängerprodukt von Helixate®
NexGen in vitro und in vivo kein mutagenes Potenzial festgestellt werden konnte.
Die chemische und physikalische Haltbarkeit der gebrauchsfertigen Lösung
wurde für 4 Stunden bei einer Temperatur
von 25 °C nachgewiesen.
Aus mikrobiologischer Sicht ist die gebrauchsfertige Lösung umgehend nach
Herstellung zu verwenden, es sei denn,
dass die Methode der Herstellung eine mikrobiologische Verunreinigung ausschließt.
Sollte die gebrauchsfertige Lösung nicht
unmittelbar verwendet werden, ist der
Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung der gebrauchsfertigen Lösung verantwortlich.
6.4 Besondere Lagerungshinweise
Im Kühlschrank lagern (2 °C–8 °C). Nicht
einfrieren. Die Durchstechflaschen im
Umkarton aufbewahren, um den Inhalt
vor Licht zu schützen.
Das Produkt kann im Umkarton für einen
einmaligen Zeitraum von bis zu 2
Monaten bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden (nicht über 25 °C). In diesem Fall verfällt das Produkt am Ende der
2-Monatsfrist; das neue Verfallsdatum
muss oben auf dem Umkarton vermerkt
werden.
Die gebrauchsfertige Lösung nicht wieder
kühl stellen! Dieses Produkt ist nur zum
einmaligen Gebrauch bestimmt. Jegliche
Reste müssen verworfen werden.
6.5 Art und Inhalt des
Behältnisses
Jede Packungseinheit Helixate® NexGen
enthält:
– eine Durchstechflasche mit Pulver
(10 ml Typ 1 Klarglas-Durchstechflasche mit latexfreiem grauem Brombutyl-Stopfen und Bördelkappe aus
Aluminium)
– eine Durchstechflasche mit Lösungsmittel (10 ml Typ 2 Klarglas-Durchstechflasche mit latexfreiem grauem
Chlorbutyl-Stopfen und Bördelkappe
aus Aluminium)
–
–
–
–
–
–
eine zusätzliche Packung mit:
1 Überleitungsgerät
1 Filterkanüle
1 Venenpunktionsbesteck
1 Einmalspritze (5 ml)
2 sterile Alkoholtupfer zum einmaligen Gebrauch
6.6 Hinweise für die Handhabung
und Entsorgung
Eine detaillierte Anleitung zur Herstellung
der gebrauchsfertigen Lösung und zur
Anwendung ist in der Packungsbeilage
enthalten, die mit Helixate® NexGen geliefert wird. Die Rekonstitution des
Helixate® NexGen-Pulvers sollte ausschließlich mit dem mitgelieferten Lösungsmittel (2,5 ml Wasser für Injektionszwecke) und dem sterilen Überleitungsgerät erfolgen. Die Durchstechflasche ist sanft kreisend zu bewegen, bis
das Pulver vollständig aufgelöst ist. Sie
dürfen Helixate® NexGen nicht verwenden, wenn Sie sichtbare Partikel oder eine
Trübung bemerken.
Nach dem Auflösen wird die Lösung
durch die sterile Filterkanüle in die sterile
Einmalspritze aufgezogen (beides wird
mitgeliefert).
Nicht verwendete Arzneimittel oder
Abfallmaterial sind entsprechend den
nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. PHARMAZEUTISCHER
UNTERNEHMER
Bayer AG
D-51368 Leverkusen
Deutschland
8. NUMMER IM ARZNEIMITTELREGISTER DER EUROPÄISCHEN
GEMEINSCHAFT
Helixate® NexGen 250 I.E.
EU/1/00/144/001
Helixate® NexGen 500 I.E.
EU/1/00/144/002
Helixate® NexGen 1.000 I.E.
EU/1/00/144/003
9. DATUM DER ZULASSUNG/
VERLÄNGERUNG DER
ZULASSUNG
04.08.2000
10. STAND DER INFORMATION
Juni 2004
Lokaler Ansprechpartner für
Deutschland:
CSL Behring GmbH
Philipp-Reis-Straße 2
Postfach 1230
D-65795 Hattersheim
43
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