Entwicklung des deutschen Eiermarktes

Werbung
Marktanalyse
Veränderte Verzehrsgewohnheiten bremsten den Eierverbrauch
(MMB) In den Anfängen der Bundesrepublik Deutschland lag das Potenzial der Geflügelwirtschaft noch brach. Lediglich eine kleinstrukturierte Eierproduktion nebst Vermarktung
ihres Endproduktes Suppenhennen spielte eine Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung
mit Geflügelprodukten.
Prinzipiell lässt sich die Geschichte der deutschen Eierproduktion nach dem zweiten Weltkrieg in verschiedene Abschnitte gliedern. In den 1950er Jahren war die Situation durch einen deutlichen Nachholbedarf beim Eierkonsum gekennzeichnet. Entsprechend dem steigenden Nahrungsbedarf bis hin zur „Fresswelle“ schnellte auch die Produktion nach oben.
Diese Entwicklung setzte sich nahezu kontinuierlich bis 1970 fort. In diese Zeit fiel auch eine deutliche Intensivierung der Produktion durch die Einführung von Käfighaltungssystemen
in Deutschland.
Entwicklung des deutschen Eiermarktes
Konsumeiererzeugung
in Mio. Stück
16.000
14.000
Konsumeiererzeugung
Pro-Kopf-Verbrauch
Eierverbrauch
in Stück
350
© ZMP 2008
300
bis 1990 nur alte BRD
12.000
250
10.000
200
8.000
150
6.000
100
4.000
50
2.000
0
0
1950
1955
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
Stand: Dezember 2008
Marktanalyse
In den 1970er und 1980er Jahren änderten sich dann die Verzehrsgewohnheiten der Deutschen. Immer mehr Alternativen rückten auf den Speiseplan. Pizza machte den Spiegeleiern
Konkurrenz und immer weniger Menschen nahmen sich – zumindest in der Woche - Zeit
für ein Frühstücksei. Zudem belastete zu dieser Zeit bereits die Cholesterinhysterie den Verbrauch. Inzwischen ist wissenschaftlich gesichert, dass Cholesterin in der Nahrung nur einen
untergeordneten Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut hat. Leider setzt sich diese Erkenntnis erst allmählich in der Ärzteschaft und Bevölkerung durch.
In der DDR war die Bedeutung der Eierwirtschaft sehr hoch. Die Wiedervereinigung führte
aber nur kurzzeitig zu einer Trendumkehr. Schon bald sank die Produktion wieder, seit der
Jahrtausendwende sogar recht deutlich. Hier spiegelt sich auch schon die Verunsicherung
der Branche vor dem Hintergrund unklarer rechtlicher Rahmenbedingungen wider.
Während die Produktion nachgab, konnte sich der Verbrauch in den vergangenen Jahren
auf stark ermäßigtem Niveau stabilisieren und zuletzt sogar wieder wachsen. 2008 werden
wohl 211 Eier pro Einwohner verbraucht worden sein. 2005 lag der Verbrauch mit 205
Eiern auf dem niedrigsten Stand. Ein Pro-Kopf-Verbrauch von fast 300 Eiern wie in den
1970er-Jahren liegt aber nach wie vor in weiter Ferne.
Die deutsche Produktion konnte in den vergangenen Jahren einen kleineren Anteil des deutschen Bedarfes decken. Aktuell erreicht der Selbstversorgungsgrad nur noch 68,5 %. Bis
1970 stieg die Produktion wegen Einführung der Käfighaltung noch rascher als Verbrauch.
Vor diesem Hintergrund stieg der Selbstversorgungrad im Lauf der 1960er Jahre von knapp
60 auf 87 % an.
Versorgung wurde günstiger
In den Anfangsjahren der Bundesrepublik Deutschland mussten die Arbeitnehmer noch sehr
hart für ihr Frühstücksei arbeiten. Der durchschnittliche Bruttoarbeitslohn eines Industriearbeiters entsprach 1950 gerade einmal dem Gegenwert von 6 Eiern. 1970 waren es bereits
32 Eier. Aufgrund der dynamischen Lohnentwicklung in den darauf folgenden Jahren und
der Tatsache, dass Eier sich im Gegenzug nicht verteuerten, schnellte die Relation hoch auf
216 Eier im Jahr 2005. Stärker schwankende Eierpreise und eher gedeckelte Löhne sorgten
dafür, dass der Gegenwert bis 2007 auf 174 Eier zurückging.
Stand: Dezember 2008
Marktanalyse
Die Aussagekraft des langjährigen Vergleichs ist wegen zwischenzeitlicher Systemwechsel
zwar eingeschränkt, tendenziell wurde die Versorgung mit dem wertvollen Nahrungsmittel
Ei aber deutlich günstiger.
Stück
Wieviel Eier (Standardware) pro Arbeitsstunde?
Cent je Ei
250
16
© ZMP 2008
Verbraucherpreise, in Cent/Ei
14
200
12
150
100
10
Eier je Stunde
8
Jahresvergleich wegen
zwischenzeitlicher
Systemwechsel nur
bedingt aussagefähig
6
4
50
2
0
0
1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
Unsichere Zukunft
Die erforderliche Umrüstungen nach dem Aus der klassischen Käfighaltung in Deutschland
wird sich allein schon aus technischen Gründen noch bis ins Jahr 2009 hinziehen. In der
Mehrzahl der EU-Länder müssen diese Maßnahmen nach derzeitigem Stand erst bis Ende
2011 abgeschlossen sein, der Tierschutzstandard ist zudem niedriger. In Deutschland wird
die Zahl der Betriebe weiter sinken. Eine derzeit noch nicht zu beziffernde Anzahl kleinerer
Betriebe, die eine Umrüstung ihrer Anlagen nicht verkraften, werden Ende 2008 aus der
Produktion ausscheiden. Ob und in welchem Umfang größere Unternehmen die entstehende Lücke mit Neuinvestitionen auffangen können, bleibt ungewiss. Prognosen über den
Marktverlauf im Jahr 2009 sind angesichts der momentanen Unwägbarkeiten auf seriöser
Basis nicht möglich.
Stand: Dezember 2008
Herunterladen