Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz z.Hd. Frau Angelika März; Director Policy and Communications; Merck Sharp & Dohme AG; Werftestrasse 4, Postfach, 6005 Luzern Schlussbericht Version 1.0 Sascha Hess, Michael Früh, Klaus Eichler Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Winterthur, 30. April 2013 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Kontaktadresse: Sascha Hess, RN, MNS Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Gertrudstrasse 15 CH-8401 Winterthur Tel.: 058 934 66 51 E-Mail: [email protected] 2 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Abstract Hintergrund Die Versorgungssituation von Patienten mit RA ist bisher in der Schweiz über die ganze Versorgungskette wenig erforscht. Empirische Daten zu allfälligen Stärken oder Schwächen der Versorgung existieren für die Schweiz kaum. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist deshalb die Analyse der Stärken und Schwächen der aktuellen Versorgungssituation von Patienten mit RA in der Schweiz entlang der gesamten Versorgungskette. Methodik In dieser Querschnittsstudie führten wir einerseits Interviews mit Fachpersonen durch, welche im Versorgungsprozess von RA Patienten mitwirken. Andererseits wurden parallel dazu gezielte Recherchen in bibliografischen Datenbanken, bei Fachgesellschaften, in nationalen Datenbanken und bei Patientenorganisationen durchgeführt. Die daraus gewonnen Informationen trugen wir in Textform zusammen und erstellten eine zusammenfassende Tabelle. In dieser Tabelle werden die einzelnen Elemente der Versorgungskette beurteilt. Die gefundenen Daten erlauben einen systematischen Überblick über die Stärken und Schwächen der Versorgung von RA Patienten in der Schweiz. Resultate Wir haben 11 Interviews mit Fachpersonen aus der Versorgung von RA Patienten durchgeführt. Die berufsgruppenübergreifenden Aussagen der Fachpersonen erwiesen sich als überwiegend homogen. Die Recherchen in verschiedenen Quellen waren unterschiedlich ergiebig. Internationale Guidelines sowie Literatur aus bibliografischen Datenbanken konnten Einiges zur Beantwortung der Fragestellung beitragen. Hingegen konnten Angaben von Patientenorganisationen und Schweizer Datenbanken wenig zusätzliche Informationen generieren. Zusammenfassend konnten wir folgende Stärken und Schwächen für die Schweizer Versorgung von RA Patienten in der Schweiz ausmachen: Die Stärken in der Versorgung von RA Patienten in der Schweiz liegen primär im breiten Angebot diverser Leistungserbringer und unterstützender Organisationen (z.B. Patientenorganisationen). Ebenfalls wird die Versorgungsqualität als hochstehend wahrgenommen. 3 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Besonders die medikamentöse Therapie wird nach Guidelines angewendet und ist für die Patienten gut zugänglich. Die Schwächen scheinen einerseits die teilweise verzögerte Überweisung an den Facharzt und dementsprechend aufgeschobene Diagnosestellung zu sein. Auch die ganzheitliche Behandlung mit psychosozialer Betreuung und Patientenschulungen sowie entsprechender Koordination der Angebote kann momentan ebenfalls noch optimiert werden. Schlussfolgerung Die Erkenntnisse aus dieser Untersuchung bestätigen Ergebnisse aus nationalen und internationalen Studien zur Versorgungsituation von Menschen mit einer chronischen Krankheit: Das grösste Optimierungspotenzial liegt in den Bereichen „Koordination der Versorgung“, „Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung“ und „Förderung des Patienten als Experte seiner Erkrankung“. 4 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Inhaltsverzeichnis Abstract................................................................................................................................ 3 Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................ 5 Abbildungsverzeichnis .........................................................................................................6 Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. 6 1 Hintergrund ................................................................................................................... 7 2 Studienziel und Fragestellung ...................................................................................... 8 3 Methodik ....................................................................................................................... 9 3.1 Design der Studie .................................................................................................. 9 3.2 Recherche in Guidelines internationaler und Schweizer Fachgesellschaften ....... 9 3.3 Recherche bei Schweizer Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen aus dem Bereich Rheumatologie ......................................................................... 10 3.4 Literatursuche in bibliografischen Datenbanken .................................................. 10 3.5 Recherche in Datenbanken aus dem Schweizer Gesundheitssystem und Internetrecherche ................................................................................................. 11 3.6 Interviews mit Fachpersonen aus dem Versorgungskontext ............................... 11 3.7 Datenanalyse ....................................................................................................... 12 4 Resultate..................................................................................................................... 13 4.1 Überblick über die Datenlage .............................................................................. 13 4.2 Versorgungssituation von RA Patienten in der Schweiz ...................................... 15 5 4.2.1 Demografische Daten .................................................................................... 15 4.2.2 Versorgung und Patientenbedürfnisse ........................................................... 15 Diskussion ..................................................................................................................29 5.1 Stärken und Schwächen dieser Untersuchung .................................................... 29 5.2 Vergleich der Ergebnisse mit anderen Studien ................................................... 30 5.3 Implikationen für die Versorgung von RA Patienten in der Schweiz .................... 32 5.4 Schlussfolgerung ................................................................................................. 33 6 Anhang ....................................................................................................................... 34 7 Literaturverzeichnis..................................................................................................... 37 5 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Algorithmus für die Diagnosestellung (DGRh) .............................................. 20 Abbildung 2: Medikamentenschema nach EULAR Guidelines .......................................... 22 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Gegenüberstellung der optimalen Versorgung gemäss Guidelines (SOLL) und der aktuellen Versorgungslage inkl. Erfüllung der Patientenbedürfnisse (IST) von RA Patienten in der Schweiz ..................... 16 6 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 1 Hintergrund Die Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen stellt eine besondere Herausforderung dar, die in Zukunft noch grösser wird. Die Patienten werden an den unterschiedlichsten Stellen im Versorgungssystem behandelt (ambulant beim Hausarzt (HA); ambulant beim Facharzt; ambulant oder stationär im Spital; ambulant oder stationär in der Rehabilitation; ambulant durch die Spitex). Die Verknüpfung der Nahtstellen zwischen den Versorgungsebenen ist eine grosse Schwierigkeit, da unser Versorgungssystem sehr fragmentiert organisiert ist und in der Regel auch fragmentiert vergütet wird. Eine gewisse Lotsenfunktion können hier Hausärzte oder Case-Manager spielen. Für verschiedene chronische Erkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz, chronisch obstruktive Lungenerkrankung; Depression, Diabetes mellitus) wurden sogenannte DiseaseManagement-Programme, die auf eine bessere Koordination der Behandlung abzielen (Ziel: “integrierte Versorgung“), umgesetzt und in Studien evaluiert.1-3 Auch die Behandlung von Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) ist herausfordernd, da es sich um eine chronisch progressive Erkrankung, teilweise bei multimorbiden Patienten, handelt und verschiedene Therapieoptionen nebeneinander bestehen. Typische Elemente der Betreuung und Behandlung von Patienten mit RA sind die medikamentöse Behandlung (traditional disease-modifying antirheumatic drugs [tDMARD] und biological diseasemodifying antirheumatic drugs [bDMARD]),4-6 das Monitoring der Krankheitsaktivität, Physiotherapie, Ergotherapie, operative Eingriffe, psychologische Betreuung sowie Patientenschulungen (z.B. bezüglich Selbstmanagement). 7-9 Die Versorgungssituation von Patienten mit RA ist in der Schweiz über die ganze Versorgungskette bisher wenig erforscht. Empirische Daten zu allfälligen Stärken (z.B. Orientierung an Patientenpräferenzen; gute Integration der Versorgungsebenen) oder allfälligen Schwächen der Versorgung (z.B. zu später Einbezug von Fachärzten; suboptimale medikamentöse Therapie) existieren für die Schweiz kaum. Diese Lücke soll mit der vorliegenden Studie geschlossen werden. 7 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 2 Studienziel und Fragestellung Die Firma Merck Sharp & Dohme AG (MSD) ist ein Anbieter von Medikamenten im Bereich RA (z.B. Infliximab [Remicade®]; Golimumab [Simponi®]). Neben dem Vertrieb dieser Medikamente engagiert sich die Firma für die Förderung der Gesundheitskompetenz der betroffenen Menschen und möchte nun die Versorgungssituation von Patienten mit RA in der Schweiz untersuchen lassen. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Analyse der Stärken und Schwächen der aktuellen Versorgungssituation von Patienten mit RA in der Schweiz entlang der gesamten Versorgungskette. Die konkrete Fragestellung lautet: Wo liegen die Stärken und Schwächen der aktuellen Versorgungssituation von Patienten mit RA in der Schweiz? Der Inhalt der Studie betrifft die klinische Versorgung von Patienten mit der Diagnose RA (Diagnosestellung, Behandlung/Betreuung, Sekundärprävention und Rehabilitation). Die Themen Gesundheitsförderung/primäre Krankheitsprävention sind nicht eingeschlossen. Zur Beantwortung der Fragestellung waren Informationen zu folgenden Themen relevant: Epidemiologie (z.B. Anzahl Patienten mit RA in der Schweiz, Alter; Geschlecht) Ist-Behandlungsmuster (Struktur- und Prozessmerkmale z.B. Anzahl Behandlungen; beteiligte Berufsgruppen und Kompetenzen; Art und Qualität der Kommunikation zwischen Hausarzt und Facharzt für Rheumatologie) Gegenüberstellung: Empfohlenes Behandlungsmuster nach verwendeten Guidelines versus Ist-Behandlungsmuster in der Schweiz (Stärken; Defizite; Zugangsprobleme; mögliche Unterschiede zwischen Untergruppen wie z.B. „altere/jünger Betroffene“) Erfüllung von Patientenbedürfnissen (z.B. verständliche Kommunikation; Mitbestimmung bei der Therapie; verständliche Aufklärung über Risiken der Behandlung; Einbezug von Angehörigen) Wo geeignete Daten vorhanden waren, wurden auch folgende Themen untersucht: Qualität der Behandlung (Indikatoren zur Ergebnisqualität wie z. B. Lebensqualität) Allfällige regionale Unterschiede in der Schweiz hinsichtlich Behandlungsmuster 8 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 3 Methodik 3.1 Design der Studie Die Studie ist eine Querschnitt-Untersuchung. Wir wählten dabei ein mehrstufiges Vorgehen: Recherche in Guidelines internationaler- und Schweizer Fachgesellschaften Recherche bei Schweizer Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen aus dem Bereich Rheumatologie Literatursuche in bibliografischen Datenbanken Recherche in Datenbanken aus dem Schweizer Gesundheitssystem und Internetrecherche Interviews mit Fachpersonen aus dem Versorgungskontext 3.2 Recherche in Guidelines internationaler und Schweizer Fachgesellschaften Die gezielte Suche bei nationalen und internationalen rheumatologischen Fachgesellschaften nach Praxis-Guidelines, sollte die empfohlene Therapie abbilden, sowie bei der Erstellung des Interviewleitfadens behilflich sein. Dies insbesondere durch die Klärung des Stellenwerts einzelner Elemente in der Versorgungskette bei RA Patienten. Bei folgenden Fachgesellschaften wurde nach Guidelines und zielführender Literatur recherchiert: Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie (www.rheuma-schweiz.ch) Health professionals in Rheumatology Switzerland (www.hpr-switzerland.ch) Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (www.dgrh.de) British Society for Rheumatology (www.rheumatology.org.uk) European League against Rheumatism (EULAR) (www.eular.org) American College of Rheumatology (www.rheumatology.org) 9 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 3.3 Recherche bei Schweizer Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen aus dem Bereich Rheumatologie Das Ziel der Recherche bei Schweizer Patientenorganisation und Selbsthilfegruppen war, Informationen zu den Patientenbedürfnissen und –Erfahrungen im Kontext der Versorgungssituation von Menschen mit RA zu ermitteln. Folgende Internetseiten wurden entsprechend durchsucht: Schweizerische Patientenorganisation (www.spo.ch) Schweizerische Patientenstelle Dachverband (www.patientenstelle.ch) Rheumaliga Schweiz (www.rheumaliga.ch) Rheuma Schweiz (www.rheuma-schweiz.ch) Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie (www.rheuma-net.ch) Schweizer Polyarthritiker Vereinigung (www.arthritis.ch) Gruppe Junge Menschen mit Rheuma (www.jungemitrheuma.ch) 3.4 Literatursuche in bibliografischen Datenbanken Der Zweck der Literatursuche in bibliografischen Datenbanken war primär das Auffinden von Schweizer Publikationen, welche die Versorgung von Patienten mit RA thematisieren. Zusätzlich haben wir gezielt auch thematisch nach internationalen Publikationen gesucht, mit dem Ziel, die ermittelten Daten aus der Schweiz international zu vergleichen. Die elektronische Literatursuche wurde in den bibliografischen Datenbanken Cochrane Library und Medline durchgeführt. Eingesetzte Suchbegriffe waren unter anderem „rheumatoid arthritis“ [Mesh], „Rheumatology“ [Mesh], „Switzerland“ [Mesh], „Swiss clinical quality management“. Bei der gezielten thematischen Recherche benutzten wir zusätzliche Suchwörter wie „needs“, „Quality of Life“ [Mesh], „EQ-5D“, „mortality“, welche wir mit den oben genannten Suchbegriffen kombinierten. Bezüglich Publikationsjahr und Sprache wurden keine Einschränkungen vorgenommen (Suche erfolgte bis einschliesslich Februar 2013). Die Literatursuche hat nicht den Charakter eines Systematic Reviews, sondern setzt Schwerpunkte und wird als Bestandteil der gesamten Datenbeschaffung gesehen. 10 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 3.5 Recherche in Datenbanken aus dem Schweizer Gesundheitssystem und Internetrecherche Für die Beantwortung der Fragestellung wurden zusätzliche Datenbanken aus der Schweiz gesichtet. Diese sollen die Erkenntnisse aus der Literaturrecherche und den Interviews je nach Datenqualität und Datenlage ergänzen und gegebenenfalls einen Vergleich mit Daten aus anderen internationalen Versorgungssystemen ermöglichen. Folgende Datenquellen wurden hinsichtlich Informationen zu RA untersucht: Bundesamt für Statistik (BfS), inklusive Medizinische Statistik der Krankenhäuser (www.bfs.admin.ch) Jahresberichte ausgewählter Spitäler und Fachkliniken (Universitätsspital Zürich, Universitätsspital Basel, Inselspital Bern, Schulthess Klinik) Schweizerisches Gesundheitsobservatorium (www.obsan.ch) Swiss Clinical Quality Management in Rheumatic Diseases (www.scqm.ch) 3.6 Interviews mit Fachpersonen aus dem Versorgungskontext Wir führten halb-strukturierte, leitfadengestützte telefonische und face-to-face Interviews mit Personen durch, welche im Versorgungsprozess von RA-Patienten mitwirken. Aufgrund der erwarteten lückenhaften Dokumentation der Versorgungssituation von RA Patienten in der Schweiz in der Literatur, wurde in den Interviews die gesamte Versorgungskette von Schweizer RA Betroffenen thematisiert. Im Bewusstsein, dass Interviews Aussagen und Meinungen von Einzelpersonen entsprechen, versuchten wir eine gewisse Sättigung der Informationen zu erreichen, indem wir so viele Interviews durchführten, bis keine relevanten „neuen“ zielführenden Erkenntnisse mehr auftauchten. Aus folgenden Gruppen wurden Fachpersonen angefragt: Fachärzte für Rheumatologie Hausärzte, Allgemeinmediziner Vertreter von Selbsthilfegruppen Vertreter von Patientenorganisationen Fachpersonen aus der ambulanten nichtärztlichen Betreuung (z.B. Therapie) Vertreter von Versicherungen 11 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Der Interviewleitfaden wurde anhand der identifizierten Literatur der Fachgesellschaften und internationalen Guidelines erstellt.4-7 9-15 Der Aufbau des Leitfadens richtete sich entlang der Elemente der Versorgungskette und beinhaltete den Erstkontakt, die Diagnostik, die medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapie, die Patientenschulung sowie die Behandlungsqualität (Anhang A). 3.7 Datenanalyse Als erstes wird ein Überblick zur Datenlage, bezogen auf die untersuchten Quellen in den einzelnen Methodenteilen, gegeben. Die analysierten Daten zur IST-Situation werden anschliessend kompakt in Tabellenform (vgl. Tabelle 1), mit farblichen Markierungen im Ampelsystem, dargestellt. Dies erlaubt einen systematischen Überblick über die Stärken und Schwächen der Versorgung von RA Patienten in der Schweiz anhand unserer Beurteilung der verfügbaren Daten. Die einzelnen Elemente der Versorgungskette von RA Patienten werden abschliessend in Textform ausgeführt. 12 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 4 Resultate 4.1 Überblick über die Datenlage Recherche in Guidelines internationaler und Schweizer Fachgesellschaften Schweizer Guidelines, welche die Versorgungskette von Patienten mit RA integral abbilden, existieren nicht. Die Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie gibt lediglich Empfehlungen zur Verwendung von einzelnen Biologicals als Basistherapie ab (bDMARD). 4-6 Deshalb wird in der Praxis auf internationale Empfehlungen zurückgegrif- fen, wie zum Beispiel die EULAR (European League against Rheumatism) Guidelines. Die EULAR Guidelines geben neben Medikamentenschemen auch Empfehlungen für andere Versorgungsbereiche, wie zum Beispiel die Patientenschulung und die Versorgungsorganisation, ab.9 13 14 Zudem gibt es aus Deutschland und England Leitlinien, welche Empfehlungen für mehrere Elemente der Versorgungskette aussprechen.10-12 Recherche bei Schweizer Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen aus dem Bereich Rheumatologie Die Recherche bei Schweizer Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen ergab wenig Aufschluss über die Patientenbedürfnisse. Lediglich die Rubrik „Fragen und Antworten“ bei der Schweizer Polyarthritiker Vereinigung wies auf Themen hin, welche die Betroffenen von rheumatischen Erkrankungen beschäftigen. So wurden häufig Fragen zur Therapie (z.B. Medikamente, Nebenwirkungen von Medikamenten, Komplementäre Therapien) oder Diagnostik (z.B. Zweitmeinung einholen, Unterschiede von einzelnen rheumatischen Erkrankungen) gestellt. Literatursuche in bibliografischen Datenbanken Die Literatursuche in der Pubmed-Datenbank ergab 181 Treffer, wovon wir 10 Referenzen für die Darstellung der Schweizer Versorgungsituation nutzen konnten. Die Kombination der Suchbegriffe „Switzerland“ und „rheumatoid arthritis“ [Mesh] oder „Rheumatology“ [Mesh] ergab lediglich 50 Treffer (ohne Duplikate), was zeigt, dass bisher noch wenige wissenschaftliche Studien aus der Schweiz zu diesem Thema publiziert wurden, die in Pubmed gelistet sind. Vier weitere Publikationen zur Versorgungssituation von RA Patienten aus dem Ausland dienten dem Quervergleich mit der Situation in der Schweiz oder lieferten gewisse zusätzliche Daten. In der Cochrane Library haben wir keine relevanten Studien gefunden. 13 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Recherche in Datenbanken aus dem Schweizer Gesundheitssystem und Internetrecherche In der medizinischen Statistik der Krankenhäuser konnten diejenigen stationären Aufenthalte identifiziert werden, welche RA als Hauptdiagnose enthielten. Die Ergebnisse werden im Resultate-Abschnitt dieser Studie unter dem Abschnitt „Stationäre Behandlung“ dargestellt. In den untersuchten Jahresberichten und Webseiten von verschiedenen Kliniken, die Patienten mit RA behandeln (Universitätsspital Zürich, Universitätsspital Basel, Inselspital Bern, Schulthess Klinik), konnten einige Hinweise auf die Versorgungssituation resp. die Entwicklung der Behandlung von RA Patienten gewonnen werden. Diese Erkenntnisse flossen in die Ableitung der Resultate mit ein. Bezüglich RA konnten in den Datenbanken des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) keine relevanten Informationen oder Daten gefunden werden. Eine spezifische Untersuchung der Daten der SCQM wurde nicht vorgenommen. Die öffentlich zugänglichen Publikationen der SCQM wurden in der Literatursuche eingeschlossen und ausgewertet. Interviews mit Fachpersonen aus dem Versorgungskontext Insgesamt haben von 21 angefragten Fachpersonen, welche in den Versorgungsprozess von RA Patienten involviert sind, 11 an einem Interview teilgenommen. Davon haben wir 4 Personen persönlich für ein Gespräch getroffen und 7 telefonisch interviewt. Die Interviews dauerten jeweils ca. eine Stunde. Die detaillierte Liste der befragten Personen ist im Anhang B zu finden. Ursprünglich planten wir ebenfalls Hausärzte miteinzubeziehen. Allerdings war es mehreren angefragten Hausärzten aus Kapazitätsgründen nicht möglich für ein Interview zur Verfügung zu stehen. 2012 wurde eine breite Befragung von Hausärzten und Rheumatologen im Auftrag von MSD mittels Computer Assisted Telephone Interviews (CATI) durchgeführt,16 welche die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Rheumatologen untersuchte. Aus dieser Studie konnten Daten zu Hausärzten in der Betreuung von RA Patienten entnommen werden. Aus diesen Gründen wurde in Absprache mit dem Auftraggeber auf Interviews mit Hausärzten verzichtet. Die berufsgruppenübergreifenden Aussagen der Fachpersonen erwiesen sich als recht homogen. Bei zunehmender Anzahl Interviews nahm die Anzahl relevanter neuer Erkenntnisse ab. Wir gehen davon aus, dass durch zusätzliche Interviews keine weiteren 14 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz wesentlichen Stärken oder Schwächen der RA Versorgung in der Schweiz hätten identifiziert werden können („saturation“). 4.2 Versorgungssituation von RA Patienten in der Schweiz 4.2.1 Demografische Daten Im Bereich RA existiert kein zentrales Patientenregister. Exakte Angaben zu Inzidenz und Prävalenz für die Schweiz liegen nicht vor. Da RA eine überwiegend ambulant behandelte Krankheit ist, kann aufgrund von stationären Spitalaufenthalten nicht auf die Anzahl betroffener Personen geschlossen werden. Daten aus der ambulanten Versorgung sind für RA sowie für die meisten Krankheitsbilder nicht aggregiert für die Schweiz verfügbar. Verschiedene Fachquellen geben an, dass in der Schweiz ca. 1% der Bevölkerung von Rheumatoider Arthritis betroffen ist (www.rheuma-schweiz.ch, www.rheumaliga.ch, www.arthritis.ch). Dies würde in der Schweiz ca. 80‘000 Personen entsprechen (Stand Dezember 2012). Es wird davon ausgegangen, dass Frauen ca. 2-3-mal häufiger von RA betroffen sind als Männer. Die 2010 und 2011 neu in der SCQM eingeschlossenen Patienten waren zu 73% Frauen, was diese Annahme stützt.17 4.2.2 Versorgung und Patientenbedürfnisse Um die Stärken und Schwächen der aktuellen Versorgungssituation von Patienten mit RA in der Schweiz darzustellen, haben wir als Überblick eine Tabelle erstellt ( Tabelle 1). Sie stellt die identifizierten Guidelines (SOLL-Situation) der aktuellen Versorgungssituation in der Schweiz und den Patientenbedürfnissen (IST-Situation) gegenüber. Die farbliche Kodierung (Ampel System) verdeutlicht die Stärken (grün), Schwächen mit Verbesserungspotential (gelb) und deutlichen Schwächen, welche verbesserungsbedürftig sind (rot) der Versorgung von RA Patienten nach Beurteilung der vorliegenden Daten. 15 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Elemente in der RA Versorgungskette Hauptgruppe ärtzlicher Erstkontakt/ Überweisung SOLL IST Einschätzung der Versorgungslage Untergruppe Optimale Versorgung gemäss Guideline Hausarzt Aufgaben des HA bei Erstkontakt gemäss DGRh: a Früherkennung und danach zeitnahe Überweisung an Rheumatologen Rheumatologe Definitive Diagnosestellung und Einleitung der medikamentösen Therapiea Rheumatologe soll für spezielle Diagnostik (z.B. Punktion), Therapie (z.B. Biologicals) und bei Verdacht auf frühe Arthritis beigezogen werden. a Falls durch den Rheumatologen die Diagnose RA gestellt und eine Therapie begonnen oder vorgeschlagen wurde, sollte der Rheumatologe den Patienten zum HA zurück Überweisung zum überweisen, soweit sich dieser in der Lage sieht, die begonnene Therapie fortzuführen, Rheumatologen / Rücküberweisung an Hausarzt zu überwachen und den Verlauf der Erkrankung zu kontrollieren. a Prozess der Diagnosestellung Empfehlungen zur Diagnosestellung (z.B. Beurteilung des klinischen Bildes; Wertigkeit von Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren). Überweisung an Rheumatologen erst nach Anamnese und ersten Untersuchungen.a Medikamentöse Therapie Verschiedene GL geben Empfehlungen zum Medikamentenschema ab, aber meist auf EULAR-GL oder adaptieren den EULAR Algorithmus.d Nicht medikamentöse Therapien und Komplementärmedizin Physiotherapie Empfehlungen zum Einsatz von Physiotherapie und körperlicher Aktivität (Sport) in den DGR-GL. a Es ist generell gut sich sportlich zu betätigen. Nachweis von Wirksamkeit aber grösstenteils unsicher. Die EULAR-GLc definieren die Zusammensetzung multiprofessioneller Teams (Rheumatologe; Physiotherapeut; Nursing Care; Ergotherapie und andere) für Rheumazentren. Ergotherapie Empfehlungen zum Einsatz von Ergotherapie in den DGR-GL. a Wirksamkeit von umfassender Ergotherapie begrenzt. Die Anleitung zum gelenkschonenden Verhalten konnte Wirksamkeit belegen (verbesserte Funktionalität) Die EULAR-GLc definieren die Zusammensetzung multiprofessioneller Teams (Rheumatologe; Physiotherapeut; Nursing Care; Ergotherapie und andere) für Rheumazentren. Komplementärmedizin Empfehlungen zum Einsatz von komplementären Verfahren bei RA (z.B. Akupunktur; Tai Chi) in den DGR-GL. a Nutzen bezüglich Krankheitsverlauf wenig belegt. Home Care EULAR Empfehlungen, was Aufgaben von Pflegefachpersonen im Bereich Home Care sein sollten ( z.B.Patientenedukation, Kontinuität der Versorgung auftrecht erhalten, telefonischen Support bieten, Krankheitsmanagement , psychosoziale Unterstützung anbieten, Selbstmanagement unterstützen). e Psychosoziale Betreuung Empfehlungen zum Einsatz psychologischer Unterstützung in den DGR-GL. a Umfassende Behandlung inkl. psychosozialer Unterstützung sollte von interdisziplinärem Team angeboten werden. Krankheits- und Stressbewältigungsprogramme sowie Psychotherapie haben ihre Effektivität in zahlreichen Studien nachgewiesen. a-c verweisen Stationäre Behandlung Ausgewählte Patienten profitieren möglicherweise von einer intensiveren Betreuung durch ein multidisziplinäres Team im Rahmen eines akutstationären Aufenthaltes. a Patientenschulung, Information "Patient als Experte" und Selbstmanagement Health Professionals in Rheumatology Switzerland empfehlen Patientenschulung und Empowerment zum Selbstmanangement. f Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie hat in Kooperation mit der Deutschen Rheuma-Liga für die RA ein Patientenschulungsprogramm entwickelt und evaluiert. a Information durch Health Professionals Health Professionals in Rheumatology Switzerland empfehlen umfassende Patienteninformation. f Die EULAR-GLc betonen die Wichtigkeit der gezielten Patienteninformation, wo Patienten welche Versorgungsleistungen erhalten können. Arbeitssituation, Sozialmedizinische Fragen im Berufsumfeld Sozialversicherung Für besondere Situationen (Begutachtung) findet sich eine GL nach Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie. g Organisation der Versorgung und Behandlungsqualität Health Professionals in Rheumatology Switzerland empfehlen Stärkung von mulitdisziplinären Teams und den Einsatz verschiedener "allied health professionals". f Definition eines Behandlungspfads in den DGR-GLa (Teile daraus siehe andere Elemente). Argumente für "Integrierte Versorgung" mit Beschreibung der abgeschlossenen Verträge in Deutschland. a Organisation der Versorgung Weiterbildung Professionals: Hausarzt ? Die EULAR-GLc+e betonen die Wichtigkeit der Weiterbildung aller health professionals,welche Patienten mit RA betreuen. Weiterbildung Professionals: Rheumatologe Die EULAR-GLc+e betonen die Wichtigkeit der Weiterbildung aller health professionals,welche Patienten mit RA betreuen. Behandlungsqualität Health Professionals in Rheumatology Switzerland empfehlen systematische Weiterbildung von "allied health professionals" und Therapie nach evidenzbasierter Best Practice. f Die EULAR-GLc betonen Wichtigkeit des kontinuierlichen Monitorings des Aktivitätszustandes der Erkrankung. Die EULAR-GLc definieren Qualitätsstandards (z.B. zu Wartezeiten bis zur Überweisung für den Kontext im Vereinigten Königreich; Skills der betreuenden Berufsgruppen; Outcome-Messungen). Die Aufgabe des HA in der laufenden Behandlung ist das Monitoring der Therapie und Erkennen von Komplikationen.a Tabelle 1: Gegenüberstellung der optimalen Versorgung gemäss Guidelines (SOLL) und der aktuellen Versorgungslage inkl. Erfüllung der Patientenbedürfnisse (IST) von RA Patienten in der Schweiz Legende: Grün= Stärke, Gelb= Schwäche mit Verbesserungspotential, Rot= deutliche Schwäche, welche verbesserungsbedürftig ist, ?= Die Datenlage ermöglicht keine aktuelle Einschätzung (Erklärungen zu unserer Einschätzung siehe nachfolgender Text) 16 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Literaturverzeichnis für Tabelle 1 a Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (2013). DGRh-Leitlinie: Management der frühen rheumatoiden Arthritis. b The British Society of Rheumatology (2013) Training, service provision and RCP guidelines. c Woolf, A. D. (2007). "Healthcare services for those with musculoskeletal conditions: a rheumatology service. Recommendations of the European Union of Medical Specialists Section of Rheumatology/European Board of Rheumatology 2006." Ann Rheum Dis 66(3): 293-301. d Smolen, J. S., R. Landewe, et al. (2010). "EULAR recommendations for the management of rheumatoid arthritis with synthetic and biological disease-modifying antirheumatic drugs." Ann Rheum Dis 69(6): 964-975. e van Eijk-Hustings, Y., A. van Tubergen, et al. (2012). "EULAR recommendations for the role of the nurse in the management of chronic inflammatory arthritis." Ann Rheum Dis 71(1): 13-19. F Health Professionals in Rheumatology Switzerland (2012). Newsletter Nummer 17. g Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie (2007). "Leitlinien für die Begutachtung rheumatologischer Krankheiten und Unfallfolgen." Schweizerische Ärztezeitung 88(17): 736-742. 17 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Ärztlicher Erstkontakt/ Überweisung Hausarzt Gemäss den Aussagen der Fachpersonen konsultieren RA Betroffene in der Schweiz bei ersten Symptomen mehrheitlich zuerst ihren HA. Niedergelassene Rheumatologen werden seltener auch direkt als erste ärztliche Anlaufstelle kontaktiert, wogegen Rheumatologen in Spitälern berichten, dass eigentlich 100% ihrer Patienten vom HA überwiesen wurden. Optimierungspotenzial gibt es hier nach Angaben mehrerer interviewter Personen bezüglich der Heterogenität des Fachwissens der HA: Es gibt gut weitergebildete und weniger gut weitergebildete Hausärzte. Nicht nur die Rheumatologen spüren diesen Unterschied, sondern auch die Patienten merken, wenn der HA Unsicherheiten im Umgang mit RA aufweist. Rheumatologe Wenige Patienten gehen bei Symptomen direkt zum Rheumatologen. In der Mehrheit werden die Patienten vom HA überwiesen. Die Patienten schätzen die kompetente Unterstützung und rasche Einleitung einer geeigneten Therapie. Für die Patienten ist auch ein gutes Vertrauensverhältnis zum Rheumatologen sehr wichtig, was sich auch positiv auf die Therapiecompliance auswirkt. In der Schweiz gab es gemäss FMH im Jahre 2012 insgesamt 424 praktizierende Rheumatologen.18 Bei einer RA Prävalenz von 1% der Schweizer Bevölkerung ergibt dies 1 Rheumatologen auf 188 RA Patienten. Im Vergleich dazu praktizieren in Deutschland ca. 1‘000 Rheumatologen, was bei angenommener identischer Prävalenz 1 Rheumatologen pro 810 RA Patienten entspricht. Diese Zahlen bestätigen die Aussage von Fachpersonen, dass es in der Schweiz genügend Rheumatologen gibt, welche die Versorgung der Patienten sicherstellen können. Überweisung zum Rheumatologen/ Rücküberweisung an Hausarzt Da RA keine häufig auftretende Diagnose in den Hausarztpraxen ist, scheint das frühzeitige Erkennen von Symptomen für die HA häufig schwierig zu sein. Solange die Symptome nicht oder nicht richtig gedeutet werden, findet auch keine Überweisung an den Rheumatologen statt. Am Universitätsspital Zürich fand man in einer Studie heraus, dass es durchschnittlich 20 Wochen dauerte, bis der nach ärztlicher Hilfe suchende RA Patient einen Spezialisten sah.19 18 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Die Betroffenen berichten, dass es oftmals lange dauerte, bis sie zum Rheumatologen überwiesen wurden. Das waren dann lange Wartezeiten, welche mit viel Unsicherheit verbunden waren. Deshalb ist eine zügige Überweisung an den Spezialisten zur genauen Diagnostik und Therapie wichtig für die Betroffenen. Die Rollen der Rheumatologen und HA im weiteren Behandlungsverlauf beim RA Patienten sind nicht immer klar verteilt. Manchmal ist der Rheumatologe auch gleich „HA“ und manchmal ist der HA auch gleichzeitig der „Rheumatologe“ (z.B. bei mild verlaufender RA). Prozess der Diagnosestellung Der Prozess der Diagnosestellung wird vor allem bei den seronegativen RA Patienten komplexer (etwa 40% aller RA Patienten). Ebenfalls erweist sich die Diagnostik bei Kindern (RA bei den betreuenden Ärzten weniger „im Visier“) und bei älteren Menschen (Multimorbidität) als schwieriger. Menschen mit Migrationshintergrund gehen oft erst spät zum Arzt, da sie die Beschwerden als „zum Alter gehörende“ Erscheinung sehen oder der Zugang generell zum Gesundheitssystem erschwert ist. Zusätzlich mit den oben unter „Überweisung“ geschilderten Faktoren kann dies zur verzögerten Diagnosestellung führen. Dies bestätigen die Daten der Swiss Clinical Quality Management Stiftung (SCQM), welche bei 1223 Schweizer RA Patienten eine durchschnittliches Zeitintervall von den ersten Symptommanifestationen bis hin zur Diagnosestellung von 1.3 Jahren ermittelte.20 Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hat in ihrer Leitlinie einen Algorithmus zur Diagnosestellung erstellt (Abbildung 1).10 19 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Abbildung 1: Algorithmus für die Diagnosestellung (DGRh)10 Medikamentöse Therapie Die medikamentöse Therapie richtet sich in der Schweiz hauptsächlich nach den EULAR Guidelines (EULAR: The European League aganist Rheumatism). Diese Guidelines enthalten einen übersichtlichen Algorithmus (vgl. Abbildung 1). Die medikamentöse Therapie erfolgt in den meisten Fällen beim Rheumatologen, insbesondere wenn der Patient mit Biologicals behandelt wird. Die Patienten gehen dann periodisch zum Rheumatologen zur Kontrolle der Therapie. In der Schweiz werden RA Patienten früher mit Biologicals behan20 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz delt als in anderen Ländern, was auch einen positiven Effekt auf die Krankheitsaktivität und den Gesundheitszustand der Betroffenen hat. 21 Wenn der Rheumatologe ein Biologi- cal verschreibt (nach EULAR GL), werden die Kostengutsprachen gewährt. Der Zugang zu Biologicals für Patienten mit der notwendigen Indikation ist in der Schweiz sichergestellt. Eine grosse Herausforderung stellt die regelmässige Einnahme der Medikamente dar. Die lebenslange Einnahme, die Nebenwirkungen und wechselnde Medikationen erschweren es Betroffenen, sich an die medikamentöse Therapie zu halten. Für die Betroffenen steht eine qualitativ hochwertige Behandlung im Vordergrund, welche von kompetenten Fachpersonen erbracht wird. Ein grosses Bedürfnis ist die Aufklärung über die Medikamente und deren Nebenwirkungen. Die Betreuung durch den Facharzt, und die damit verbundene medikamentöse Therapie, wurde in sämtlichen Interviews als qualitativ hochstehend beschrieben. 21 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Abbildung 2: Medikamentenschema nach EULAR Guidelines14 22 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Nicht medikamentöse Therapien und Komplementärmedizin (KM) Physiotherapie Die Physiotherapie ist eine häufige und gut akzeptierte Therapieoption, insbesondere zur Schmerzbehandlung. Die Häufigkeit der Verordnung ist vom jeweiligen Arzt abhängig. Mit der Einführung von Biologicals hat die Verordnung von Physiotherapie etwas abgenommen, da die Ärzte vermutlich davon ausgehen, dass die Patienten weniger Symptome haben. Auch ist die Häufigkeit der Verordnung abhängig von der Verfügbarkeit von Physiotherapeuten mit RA Fachwissen, was in der Stadt im Gegensatz zu ländlichen Regionen besser gewährleistet ist. Die Patienten haben einen recht guten Zugang zur Physiotherapie, obwohl sie sich teilweise von ärztlicher Seite her ein aktiveres Angebot an Physiotherapie wünschten, so dass sie nicht erst „darum bitten müssen“ und geeignete Physiotherapeuten vorgeschlagen werden. Ergotherapie Ergotherapie wird vor allem zu Beginn der Krankheit und Therapie als sinnvoll und hilfreich erachtet, da es primär darum geht die Krankheit RA in den Alltag der Betroffenen zu integrieren und Techniken zu erlernen, welche die Gelenke langfristig schonen. Hier zeigt sich das Problem der abnehmenden ärztlichen Verordnung von Ergotherapie noch stärker als bei der Physiotherapie. Gründe dafür könnten, wie oben genannt, die Annahme sein, dass die Patienten mit Biologicals weniger Beschwerden haben (was vor allem in Bezug auf Deformitäten sicher stimmt). Eine andere Annahme könnte sein, dass mit Physiotherapie keine Ergotherapie mehr nötig sei, weil die Aufgaben und Ziele der Ergotherapie sehr unterschiedlich wahrgenommen werden und nicht allen klar sind. Alltagshilfen werden bei den Patienten als sehr nützlich erlebt. Die Rheumaliga hat ein grosses Angebot an Alltagshilfen, welches rege genutzt wird. Man stellt aber eine Tendenz fest, dass immer mehr Patienten, vor allem jüngere, die Alltagshilfen in normalen Warenhäusern einkaufen. Die Warenhäuser bieten mittlerweile einige Basisalltagshilfen an und die Betroffenen fühlen sich weniger krank, wenn sie die Hilfsmittel gleich mit den alltäglichen Besorgungen einkaufen können. Komplementärmedizin (KM) RA Patienten nehmen häufig KM in Anspruch. Im Vordergrund steht die Optimierung der Symptomlinderung und damit verbunden das Ziel weniger Schmerzmittel einnehmen zu 23 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz müssen. Aufgrund des häufig fehlenden Wirksamkeitsnachweises ist es ganz wichtig, dass KM nur ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt wird. Das erfordert einen verantwortungsvollen Umgang und ausführliche Information von Seiten der Komplementärmediziner. Die Rheumatologen und HA sind in der Empfehlung von KM eher zurückhaltend und thematisieren dies selten aktiv in ihrer Sprechstunde. Die Betroffenen informieren und organisieren sich zum Beispiel über die Rheumaliga oder Selbsthilfegruppen selber. Home Care Die Firma Mediservice bietet unter anderem schweizweit eine Therapiebegleitung für RA Patienten an. Diese „Homecare“ Therapiebegleitungen (dipl. Pflegefachpersonen mit Weiterbildung RA) haben zum Ziel, die RA Betroffenen ganzheitlich zu begleiten und zu beraten. Es geht nicht darum, die Biological-Injektionen zu verabreichen (wie es z. B. eine Aufgabe der Spitex ist), sondern die Patienten zu schulen, zu beraten und zum Selbstmanagement anzuleiten. Der Kontakt findet face-to-face und telefonisch statt, ohne zeitliche Einschränkung. Obwohl das Angebot in der ganzen Schweiz verfügbar ist, stösst es bisher fast nur in der Romandie auf Anklang. Das Problem ist, dass die Ärzte das Angebot zwar schätzen, aber oftmals nicht mehr daran denken und so die notwenige Verschreibung nicht durchführen oder die Patienten nicht auf das Angebot hinweisen. Die Patienten schätzen vor allem die Beratung und das Wiederholen der beim Rheumatologen erhaltenen Informationen. Ebenfalls wird geschätzt, dass sie jederzeit eine kompetente Fachperson kontaktieren können, wenn sie Probleme oder Fragen haben. Im Bereich home care bestünde auch Potential für weitere Berufsgruppen wie z.B. die Ergotherapeuten. Dadurch könnte die individuelle Situation der Patienten vor Ort analysiert und optimiert werden. Psychosoziale Betreuung Bei der psychosozialen Betreuung besteht die grösste Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Viele Patienten wünschen sich Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung und dem Umgang im Alltag. Die Rheumatologen denken oft nicht an diese Art von Unterstützung, vielleicht auch wegen den mittlerweile verbesserten medizinischen Ergebnissen, vor allem unter Biologicals. Erschwerend kommt hinzu, dass es wenig ambulante Angebote für psychosoziale Beratung für Menschen mit einer chronischen Krankheit gibt, wie es 24 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz zum Beispiel von cg-empowerment angeboten wird. Ausserdem stellt die Abrechnung dieser Leistungen eine Herausforderung dar. Die Patienten bezahlen solche Leistungen meistens aus der eigenen Tasche. Stationäre Behandlung Der Fokus dieser Untersuchung liegt in der Versorgung von RA Patienten im ambulanten Bereich, da hier der überwiegende Teil der Versorgung stattfindet, wie die folgenden Daten zeigen. Für einen Einblick in die stationäre Versorgungssituation wurde die Medizinische Statistik der Krankenhäuser vom Bundesamt für Gesundheit herangezogen. Für das Jahr 2010 sind 844 Krankenhausaufenthalte mit einer RA Hauptdiagnose nach ICD-10 (M05 oder M06) registriert worden. Die 3 häufigsten Diagnosegruppen waren dabei „Chronische Polyarthritis, nicht näher bezeichnet“ (M069), „Seropositive chronische Polyarthritis, nicht näher bezeichnet“ (M059) und „Seronegative chronische Polyarthritis“ (M060). Eine Umfrage im Wallis aus dem Jahre 2000 bei RA Patienten zeigte durchschnittlich 1.53 Spitalaufenthalte pro Patient in den vergangenen 6 Jahren. Auch hier war eine seropositive RA ein Risikofaktor für die Hospitalisation.22 Patientenschulung, Information Patient als Experte und Selbstmanagement Alle befragten Fachpersonen betonten die Wichtigkeit des Selbstmanagements der Patienten im Umgang mit RA und sehen dort ein grosses Verbesserungspotenzial. Die Patienten erhalten in der Regel über verschiedene Kanäle Informationen und Angebote (z.B. via Arzt, Rheumaliga, Selbsthilfegruppen, Internet), jedoch fehlt eine entsprechende Koordination dieser Informationen und Angebote. Das Potenzial strukturierter Selbstmanagement- und Schulungsprogramme wäre jedoch gross. Eine Schweizer Studie von Physiotherapeuten mit 27 RA Patienten zeigte, dass sich durch die Patientenschulung die Befolgung von gelenkschonenden Bewegungen und Verrichtungen signifikant verbesserte und die Griffstärke der Betroffenen im Gegensatz zur Kontrollgruppe ohne Schulung ebenfalls zunahm. 23 25 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Information durch Health Professionals Generell ist der Informationsbedarf bei den Betroffenen gross und kann vom Rheumatologen alleine nicht abgedeckt werden. Die Betroffenen informieren sich unterschiedlich aktiv über ihre Erkrankung (z.B. im Internet, mittels Broschüren oder mittels Fachliteratur). Die Rheumatologen informieren in der Sprechstunde und geben zusätzlich Informationsmaterial ab, welches sie in der nächsten Konsultation wieder mit dem Patienten besprechen. Die Patienten schätzen die ärztliche Information sehr, wünschten sich oft einfach mehr Zeit für Gespräche mit dem Arzt. Sozialmedizinische Fragen im Berufsumfeld Durch die modernen Therapieformen sind immer weniger berufliche Umschulungen nötig. Die Betroffenen möchten so normal wie möglich im Arbeitsprozess integriert sein. Falls jemand trotzdem (teilweise) arbeitsunfähig wird, ist der Weg der IV-Abklärung von Fall zu Fall sehr unterschiedlich und kann teilweise sehr lange dauern. Aktuelle Schweizer Daten über alle medizinischen Fachbereiche bestätigen teilweise lange Bearbeitungszeiten von Gutachten.24 25 Die Koordination ist diesbezüglich aus Patientensicht eher mangelhaft. Die Betroffenen schätzen deshalb Sozialberatungen und Informationsanlässe zu diesem Thema sehr. Eine Umfrage im Wallis bei 200 RA Patienten ergab, dass ca. 55% der Frauen und ca. 25% der Männer Vollzeit arbeiteten, und dies bei fast gleichem Durchschnittsalter. 22% der Frauen und 52% der Männer arbeiteten nicht. Etwa 10% der Frauen und 40% der Männer erhielten 100% IV Rente. 22 Versorgungsorganisation und Behandlungsqualität Organisation der Versorgung Die Versorgung von RA Patienten in der Schweiz könnte besser koordiniert werden. Der Prozess der Zusammenarbeit in der Versorgungskette ist oft wenig organisiert und es bestehen institutionelle Barrieren. Verschiedene Vorstösse zur Verbesserung wurden schon gemacht. So besteht zum Beispiel die Idee eines Primary Care Teams oder von regionalen Beratungszentren mit interdisziplinären Teams, analog zur interdisziplinären Rheumasprechstunde am Universitätsspital Zürich (USZ). Weiter wurde auch schon ein mobiles Care Team angedacht, welches vor Ort von den Betroffenen besucht werden könnte. 26 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Eine schriftliche Befragung des USZ von 69 Patienten mit komplexen muskuloskelettalen rheumatischen Erkrankungen zeigte, dass 14% unzufrieden mit der rheumatologischen Interdisziplinären Schmerzsprechstunde (RISS) des USZ waren. Der Mittelwert war 6.1 Punkte (SD 3.3) bei einer Skala von 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden). Die Autoren räumten ein, dass die Ergebnisse womöglich auch mit den Erwartungen der Patienten zusammenhingen (z.B. die Erwartung schmerzfrei zu sein).26 Das Hindernis für solche Innovationen in der Versorgungslandschaft war bisher vor allem das Schweizer föderalistische System, eine fehlende Finanzierung und die fehlenden oder unterschiedlichen Anreize der einzelnen Versorgungsstufen. Was teilweise schon umgesetzt wurde oder in Planung ist, sind Bestrebungen, nichtärztliche Berufsgruppen wie zum Beispiel Medizinische Praxisassistentinnen oder Pflegefachpersonen stärker in die Betreuung von RA Patienten miteinzubeziehen (z.B. für Applikation von Medikamenten, Patientenschulung). Eine solche Möglichkeit wird unter „Home Care“ beschrieben. Die Patienten wünschten sich eine besser koordinierte und gesteuerte Versorgung. Weiterbildung Professionals Hausärzte Die Rheumaliga Schweiz bietet eine jährliche multizentrische Fortbildungsreihe für HA an („Rheuma 2000“). Andere regionale Weiterbildungen gibt es in Form von Vorträgen von Rheumatologen zum Beispiel in HA-Zirkeln. Das Problem daran ist, dass in der Regel immer wieder dieselben interessierten HA teilnehmen. Alle HA werden damit nicht erreicht. Weiter existiert das Projekt „Patient Partners“, ein weltweit stattfindendes Programm der Arthritis Action Group. In der Schweiz wird es von der Rheumaliga und MSD organisiert und unterstützt. In diesem Projekt arbeiten ausgebildete Patienten mit rheumatischen Erkrankungen (Patient-Partners) mit Hausärzten zusammen. In einem Weiterbildungsprogramm schildern die Patienten ihre eigene Erkrankung und zeigen somit auf, worauf es zum Beispiel bei der Diagnose ankommt. In der Schweiz gibt es 8 solche Patient-Partners, welche bisher wenig ausgelastet sind. In Deutschland sind 120 Patient-Partners aktiv. In Deutschland findet die Schulung der Patient-Partners im Anschluss an einen Vortrages eines Rheumatologen statt. In der Schweiz wird dies zurzeit noch mehrheitlich unabhängig von Vorträgen eines Rheumatologen angeboten. 27 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Weiterbildung Professionals Rheumatologe Viele Weiterbildungsmöglichkeiten für Rheumatologen werden von Seiten der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie angeboten. Eine Multiple Choice Befragung, verteilt an einem schweizerischen Rheumatologie Kongress, zeigte, dass die Mehrheit der 223 Teilnehmer 1-2 Stunden pro Woche Fachzeitschriften lesen und sich einmal alle 7 oder mehr Jahre weiterbilden. Dabei finden 87% der Befragten, dass professionelle Weiterbildungen Wissen vermitteln und Lücken füllen. Selbsteinschätzungsinstrumente für Wissen werden begrüsst und man fände ein persönliches Feedback auf die Selbsteinschätzung hilfreich. Die Möglichkeit einer Rezertifizierung von Rheumatologen wurde mehrheitlich abgelehnt. 27 Behandlungsqualität Die Behandlungsqualität bei Patienten mit RA in der Schweiz wird von den befragten Fachpersonen insgesamt als gut beurteilt. Einzelne Indikatoren wurden schon in der vorhergehenden Texten beschrieben. Wirklich überprüft wird die Qualität der Behandlung von RA Patienten in der Schweiz aber noch wenig. Ein sehr wichtiges Instrument der Qualitätssicherung ist das Register Swiss Clinical Quality Management in Rheumatic Diseases (SCQM), eine Stiftung der Schweizerischen Gesellschaft für Rheumatologie. Etwa 10% der RA Patienten in der Schweiz werden in diesem Register erfasst, wobei dies überwiegend Patienten mit Biologicals sind. Der Anreiz für Rheumatologen, Patienten mit Biologicals in der SCQM zu erfassen, wird durch die Nichtberücksichtigung der entsprechenden RA Patienten in der Kostenkontrolle von santésuisse erhöht. Das Erfassen von RA Patienten ohne Biologicals wird relativ selten wahrgenommen, da die Erfassung auch ressourcenaufwendig ist. Erfasst werden unter anderem die gesundheitliche Verfassung und Aktivitäten der RA Patienten (Instrumente HAQ und RADAI), und sozioökonomische Faktoren wie Arbeits- und Erwerbsfähigkeit. Von uns befragte Kliniker schätzten die SCQM-Daten ihrer Patienten als gutes Monitoring-Instrument. Ein solches Monitoring ist Teil der in den Guidelines aufgeführten Massnahmen zur Verbesserung der Behandlungsqualität. 28 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 5 Diskussion In einem multimodalen Ansatz haben wir aktuelle Daten generiert, welche die Versorgungssituation von RA Patienten in der Schweiz abbilden. Die verschiedenen Datenquellen liessen Rückschlüsse auf die Stärken und Schwächen des überwiegenden Teiles der Versorgungskette von RA Patienten zu. Die Stärken in der Versorgung von RA Patienten in der CH liegen im breiten Angebot diverser Leistungserbringer und unterstützender Organisationen (z.B. Patientenorganisationen). Ebenfalls wird die Versorgung als qualitativ hochstehend wahrgenommen, besonders die medikamentöse Therapie wird nach Guidelines angewendet und ist für die Patienten gut zugänglich. Die Schwächen scheinen die häufig verzögerte Überweisung an den Facharzt und dementsprechend aufgeschobene Diagnosestellung zu sein. Ebenfalls besteht im Bereich der ganzheitlichen Versorgung inklusive psychosozialer Betreuung und Patientenschulungen sowie der entsprechenden Koordination der Angebote noch Optimierungspotiential. 5.1 Stärken und Schwächen dieser Untersuchung Eine Stärke dieser Untersuchung ist das mehrstufige Vorgehen, also die Kombination aus Recherchen in verschiedenen Datenbanken, bei Fachgesellschaften, bei Patientenorganisationen etc. und Interviews mit Fachpersonen aus dem Versorgungsprozess. Durch die Verwendung verschiedener methodischer Ansätze bei der Datenbeschaffung und die damit verbundene bessere Übersicht über die Datenlage, konnte die Beurteilung der Versorgungssituation hinsichtlich Stärken und Schwächen durch das Projektteam breiter abgestützt werden. Eine Schwäche der Untersuchung ist, dass nicht alle Versorgungsgruppen (z.B. einzelne regionale Selbsthilfegruppen) im Sinne einer Vollerhebung in die Untersuchung eingeschlossen werden konnten. Somit besteht die Möglichkeit, dass die Meinung der befragten Experten nicht repräsentativ ist. Zusätzlich haben wir uns bei der Auswahl der Fachpersonen mehrheitlich auf die Deutschschweiz beschränkt. 29 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 5.2 Vergleich der Ergebnisse mit anderen Studien Vergleich mit RAISE Studie und MSD Umfrage bei HA und Rheumatologen Im Jahr 2010 führte die Medical Market Research GmbH in der Schweiz die RAISE (rheumatoid arthritis insights, strategies and expectations) Studie durch. Dabei wurden 68 RA Patienten (unter Therapie mit Biologicals oder geeignet für Therapie mit Biologicals) zum Versorgungsprozess interviewt.28 Zusätzlich wurde im Jahr 2012 von der Firma Polyquest im Auftrag von MSD eine breite telefonische Befragung (CATI) von 76 Hausärzten und Rheumatologen, welche mindestens 2 Patienten mit RA betreuten durchgeführt. Diese Befragung untersuchte die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Rheumatologen. 16 Die Aussagen der von uns interviewten Fachpersonen bestätigen die Ergebnisse der beiden Studien und deuten darauf hin, dass wesentliche Erkenntnisse aus dieser Studie weiterhin Gültigkeit haben. So zeigte auch die RAISE Studie, dass die meisten RA Patienten zuerst den HA aufsuchten, als die ersten Symptome auftraten. Das Problem des langen Zeitintervalls zwischen dem Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnose bei einem Rheumatologen wird in der RAISE Studie ebenfalls bestätigt, wo knapp die Hälfte der Befragten RA Patienten ≥8 Wochen warteten. Die „ärztliche Behandlung“ von RA Patienten ist gemäss CATI-Umfrage bei HA und Rheumatologen gleichmässig verteilt entweder hauptsächlich beim „HA“, beim „Spezialisten“ oder „gemeinsam beim HA und Spezialisten“. Fast alle befragten HA und Rheumatologen sind der Meinung, dass nach der Diagnosestellung und Therapieeinleitung der HA für die Schmerzmitteltherapie, wie NSAR und andere Schmerzmittel, zuständig sein sollte. Ebenfalls sollte das Monitoring von Labor, Therapieerfolg, Management der Risikofaktoren etc. beim HA geschehen. Die RAISE Studie zeigt ausserdem, dass nach Angaben der Patienten etwa ein Drittel der Rheumatologen auch andere Gesundheitsprobleme der RA Patienten behandeln. Knapp die Hälfte der RA Betroffenen wendeten gemäss RAISE Studie nicht medikamentöse Therapien oder Komplementärmedizin an. Am häufigsten wurde die Ergotherapie genannt. Physiotherapie und KM werden etwa gleichermassen in Anspruch genommen. Phytotherapie, Osteopathie und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) sind bei der KM die Favoriten. Da in der RAISE Studie mehrheitlich Patienten eingeschlossen wurden, welche mit Biologicals therapiert wurden oder für eine Therapie mit Biologicals in Frage kamen, kann die Rate von knapp 50% an Patienten mit nicht medikamentösen Therapien 30 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz auch nur auf diese Population bezogen werden. Interessant wäre es zu wissen, welcher Anteil an Patienten mit milder verlaufender RA oder ohne Therapie mit Biologicals eine Therapieoption aus dem Bereich der KM anwendet. Die Nutzung der KM in unseren Interviews wurde nämlich nach unserer Wahrnehmung, auch ohne genaue quantitative Angaben, als eher noch höher eingestuft. In der RAISE Studie geben die RA Betroffenen an, dass neben dem ärztlichen Gespräch, Fernsehsendungen, Internet und Zeitschriften die häufigsten Informationsquellen sind. Die Patienten gaben dort an, dass ihnen die ärztlichen Informationen immer verständlich vermittelt werden. Etwas mehr als die Hälfte der befragten Patienten der RAISE Studie wurden vom Arzt nicht in die therapeutischen Entscheidungen einbezogen. Vergleich mit internationalen Daten Auch die internationale Literatur bekräftigt die Aussagen der von uns interviewten Fachexperten. Eine Studie des Kings Fund aus England (2009) untersuchte die Wahrnehmung der Behandlung aus Sicht von RA Patienten und betreuenden Fachpersonen (HA, Rheumatologen, Pflegende und andere involvierte Gesundheitsberufe). 29 In dieser Studie kristallisierten sich ähnliche Schwachpunkte in der Versorgung von RA Patienten heraus, nämlich das mangelnde Fachwissen der HA, die verzögerte Überweisung an den Facharzt und damit verbunden eine verzögerte Diagnosestellung. Ebenfalls wurde die fehlende ganzheitliche Betreuung der RA Patienten und die mangelnde Koordination des Therapieangebots festgestellt. Ein konsequentes Monitoring von RA Patienten scheint auch dort ein Ziel zu sein, um die gesamte Versorgungsqualität überhaupt überprüfen und beurteilen zu können. Das Selbstmanagement wird von den Fachpersonen in der Erhebung des Kings Fund als wichtig erachtet und die RA Patienten haben ebenfalls das Bedürfnis, die Behandlung und den Verlauf ihrer Krankheit mitgestalten zu können. Eine Metaanalyse zum Thema „Selbstmanagementprogramme“ kommt dagegen zum Schluss, dass ein positiver klinischer und ökonomischer Effekt von Selbstmanagementprogrammen bei Diabetes mellitus oder arterieller Hypertonie nicht klar gegeben ist.1 Eine weitere Metaanalyse untersuchte, ob Chronic Care Modelle (CCM) einen positiven Einfluss auf klinische Ergebnisse haben. Interventionen mit 1 oder mehreren Elementen des CCM verbesserten laut dieser Studie bei chronisch kranken Menschen (Asthma bronchiale, Herzinsuffizienz, Depression, Diabetes mellitus) die klinischen Ergebnisse und die Versorgungsprozesse. Die Lebensqualität wurde auch etwas verbessert. 3 Die Lebensqualität von Patienten mit RA wurde international schon mehrfach dokumentiert. In einer neueren Querschnitt-Studie aus Ungarn wurde die Lebensqualität gemessen 31 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz mit dem EQ-5D Index-Instrument und als Nutzwert (engl.: utility) zwischen 1 und 0 ausgedrückt.30 Dabei bedeutet ein Nutzwert von 1 „beste Gesundheit, die Sie sich vorstellen können“ und ein Nutzwert von 0 „schlechteste Gesundheit, die Sie sich vorstellen können“. Für die befragten RA-Patienten als Gesamtgruppe (Altersdurchschnitt 56 Jahre) errechnete sich ein Nutzwert von 0.53. Zusätzlich wurde noch unterschieden wird zwischen Patienten mit Biologicals (Nutzwert 0.61) und ohne Biologicals in den letzten 6 Monaten (Nutzwert 0.48). In der Studie wird der Nutzwert der Gesamtgruppe auch mit anderen Internationalen Ergebnissen verglichen (Grossbritannien, Spanien, Niederlande und Kanada). Die Nutzwerte rangierte dort zwischen 0.45 (Grossbritannien) und 0.66 (Kanada). In der gleichen Publikation wurde die Lebensqualität von RA-Patienten aus Ungarn, Spanien und Kanada auch mit einer anderen Methode verglichen. Die Nutzwerte wurden dabei mit einer Visual Analog Skala ermittelt (VAS: 0= „schlechteste Gesundheit, die Sie sich vorstellen können, 100= „beste Gesundheit, die Sie sich vorstellen können“). Die Spannbreite der verglichenen Lebensqualität (Nutzwerte) lag dabei zwischen 55.95 (Spanien) und 65.02 (Kanada). Die durchschnittlichen Nutzwerte in der Allgemeinbevölkerung dieser Länder liegen in der gleichen Altersgruppe zwischen 66 Punkten (Ungarn) und 81 Punkten (Kanada).31 Diese Daten zeigen, dass Patienten mit RA eine deutliche Einschränkung ihrer Lebensqualität erleben. 5.3 Implikationen für die Versorgung von RA Patienten in der Schweiz Die vorliegende Untersuchung der Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz benennt derzeitige Stärken und Schwächen der Versorgung. Um die Versorgung weiter zu optimieren, müssen die Stärken beibehalten und die Schwächen ausgebessert werden. Chronische Krankheiten und Multimorbidität werden in der Schweiz in den kommenden Jahren zunehmen.32 Das Schweizer Gesundheitswesen ist allerdings noch nicht optimal auf die Bedürfnisse chronisch kranker und multimorbider Patienten ausgerichtet.32 Die für die Versorgung von RA Patienten identifizierten Schwächen, wie etwa die späte Überweisung und Diagnosestellung sowie die zu geringe Koordination der Angebote, sind dafür typische Beispiele. Auch der Bereich Selbstmanagement der Patienten, welcher bei RA noch verbessert werden kann, müsste laut etablierter Literatur ein zentraler Bestandteil bei der Versorgung von chronischen Krankheiten sein.33 Die Versorgung von chronischen Krankheiten sollte entlang des gesamten Behandlungszyklus und nicht fragmentiert orga- 32 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz nisiert werden. Dadurch kann das Gesundheitssystem wirksamer, zweckmässiger und wirtschaftlicher gestaltet werden. 34 Die Neugestaltung der Versorgung ist allerdings nicht leicht zu realisieren, wirken doch aktuelle Rahmenbedingungen, wie etwa die Vergütungssituation und fachliche Barrieren zwischen den Professionen, einer koordinierten resp. integrierte Versorgung entgegen. Die Verbesserung von identifizieren Schwächen einzelner Versorgungsstufen ist somit mit geringerem Aufwand und mehr Erfolgschancen zu realisieren, hat aus unserer Sicht allerdings nicht dasselbe Potential. Neue integrierte Versorgungsmodelle entsprechen den gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates (Gesundheit2020). Zudem haben die Gesundheitsdirektorenkonferenz und das BAG 2012 einen Bericht zu neuen Versorgungsmodellen ausgearbeitet und sich für deren Etablierung ausgesprochen.33 Im Bereich RA sehen wir in Zukunft diesbezüglich ebenfalls Potential. 5.4 Schlussfolgerung Die Erkenntnisse aus dieser Untersuchung bestätigen Ergebnisse aus nationalen und internationalen Studien zur Versorgungsituation von Menschen mit einer chronischen Krankheit: Das grösste Optimierungspotenzial liegt in den Bereichen „Koordination der Versorgung“, „Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung“ und „Förderung des Patienten als Experte seiner Erkrankung“. 33 6 Anhang Anhang A: Interview-Leitfaden Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz Fortsetzung Anhang A: Interview-Leitfaden 35 Anhang B: Liste der interviewten Fachpersonen Nummer Fachpersonen-Gruppe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Fachärzte für Rheumatologie Fachärzte für Rheumatologie Fachärzte für Rheumatologie Vetreter aus Selbsthilfegruppen Vetreter aus Patientenorganisationen Fachpersonen aus der ambulanten nichtärztliche Betreuung Fachpersonen Rehabilitation und andere Health Professionals neben Ärzten Fachpersonen Rehabilitation und andere Health Professionals neben Ärzten Fachpersonen Rehabilitation und andere Health Professionals neben Ärzten Fachpersonen Rehabilitation und andere Health Professionals neben Ärzten Vertreter von Versicherungen Name Interviewpartner Dr. med. Patric Gross Dr. med. Thomas Langenegger Prof. Dr. med. Diego Kyburz Claudia Casanova Valerie Krafft Greta Pettersen Cristina Galfetti, M.A. Prof. Dr. Karin Niedermann PhD MPH BSsPT Charles Mayor Verena Langlotz Denise Camenisch Funktion/ Organisation Facharzt Rheumatologie (ehemals USZ; jetzt Praxis) Leitender Arzt Rheumatologie KS Zug/ Schreibt med. Texte und beantwortet Fragen bei Selbsthilfegruppe arthritis.ch Leitender Arzt USZ , Rheumatologie, Schwerpunkt Arthritis Ist im Stiftungsrat von SCQM Junge Menschen mit Rheuma: Kontaktperson für Region AG und ZH. Ist selber RA Betroffene. Rheumaliga Schweiz, Geschäftsleiterin Coordinatrice de la région, Conseil thérapeutique, Home Care Mediservice Ist Psychologin und leitet Projekt "Patient Partner". Organisiert Schulungen für HA und macht Beratungen für Betroffene (cgempowerment). Ist selber RA Betroffene. Physiotherapeutin; Präsidentin, Health Professionals in Rheumatology Leiterin Studiengang Physiotherapie ZHAW Ergotherapeut, Dozent ZHAW, Dep. Gesundheit, Ergotherapie Ergotherapeutin, macht ergotherapeutische Beratung bei Rheumaliga.ch und ist prakt. Ergotherapeutin Leiterin Case Management UVG/KTG/KVG, Helsana Versicherungen Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 7 Literaturverzeichnis 1. Chodosh J, Morton SC, Mojica W, Maglione M, Suttorp MJ, Hilton L, et al. Metaanalysis: chronic disease self-management programs for older adults. Ann Intern Med 2005;143(6):427-38. 2. Ofman JJ, Badamgarav E, Henning JM, Knight K, Gano AD, Jr., Levan RK, et al. Does disease management improve clinical and economic outcomes in patients with chronic diseases? A systematic review. Am J Med 2004;117(3):182-92. 3. Tsai AC, Morton SC, Mangione CM, Keeler EB. A meta-analysis of interventions to improve care for chronic illnesses. Am J Manag Care 2005;11(8):478-88. 4. Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie. Empfehlung Basistherapie Tocilizumab (Actemra), 2009. 5. Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie. Empfehlung Basistherapie TNFHemmer: Adalimumab, Etanercept, Infliximab., 2009. 6. Schweizerische Gesellschaft für Rheumatologie. Empfehlung Basistherapie Rituximab, 2010. 7. Singh JA, Furst D, Saag KG. 2012 update of the 2008 ACR recommendations for the use of disease-modifying antirheumatic drugs and biologic agents in the treatment of RA: Reply to letter by Graudal et al. Arthritis Care Res (Hoboken) 2012. 8. National Institute for Health and Clinical Excellence. Rheumatoid arthritis: The management of rheumatoid arthritis in adults: NICE, 2009. 9. European League against Rheumatism. EULAR recommendations for management, 2012. 10. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. DGRh-Leitlinie: Management der frühen rheumatoiden Arthritis, 2013. 11. The British Society of Rheumatology. Training, service provision and RCP guidelines, 2013. 12. Woolf AD. Healthcare services for those with musculoskeletal conditions: a rheumatology service. Recommendations of the European Union of Medical Specialists Section of Rheumatology/European Board of Rheumatology 2006. Ann Rheum Dis 2007;66(3):293-301. 13. van Eijk-Hustings Y, van Tubergen A, Bostrom C, Braychenko E, Buss B, Felix J, et al. EULAR recommendations for the role of the nurse in the management of chronic inflammatory arthritis. Ann Rheum Dis 2012;71(1):13-9. 14. Smolen JS, Landewe R, Breedveld FC, Dougados M, Emery P, Gaujoux-Viala C, et al. EULAR recommendations for the management of rheumatoid arthritis with synthetic and biological disease-modifying antirheumatic drugs. Ann Rheum Dis 2010;69(6):964-75. 15. Health Professionals in Rheumatology Switzerland. Newsletter Nummer 17, 2012. 16. Polyquest. Zusammenarbeit zwischen GPs und Rheumatologen CATI oder Online Interview: MSD, 2012. 17. SCQM Foundation. Annual Report 2011: SCQM Foundation, 2012. 18. Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte. Berufstätige Ärzte nach Hauptfachgebiet und Kanton 2012: FMH, 2012. 19. Raza K, Stack R, Kumar K, Filer A, Detert J, Bastian H, et al. Delays in assessment of patients with rheumatoid arthritis: variations across Europe. Ann Rheum Dis 2011;70(10):1822-5. 20. Langenegger T, Fransen J, Forster A, Seitz M, Michel BA. [Clinical quality management in rheumatoid arthritis]. Z Rheumatol 2001;60(5):333-41. 21. Zufferey P, Dudler J, Scherer A, Finckh A. Disease activity in rheumatoid arthritis patients at initiation of biologic agents and 1 year of treatment: Results from the Swiss SCQM registry. Joint Bone Spine 2012. 22. Fournier PE, Gobelet C. [Rheumatoid arthritis in an Alpine region, incidence, social and occupational consequences]. Schweiz Rundsch Med Prax 1991;80(15):394-7. 37 Versorgungssituation von Patienten mit rheumatoider Arthritis in der Schweiz 23. Niedermann K, Forster A, Ciurea A, Hammond A, Uebelhart D, de Bie R. Development and psychometric properties of a joint protection self-efficacy scale. Scand J Occup Ther 2011;18(2):143-52. 24. Eichler K, Imhof D, Bollag Y, Stohr S, Gyr N, Auerbach H. Satisfaction of staff of Swiss insurance companies with medical appraisals: a cross sectional study. BMC Res Notes 2011;4:83. 25. Stohr S, Bollag Y, Auerbach H, Eichler K, Imhof D, Fabbro T, et al. Quality assessment of a randomly selected sample of Swiss medical expertises--a pilot study. Swiss Med Wkly 2011;141:w13173. 26. Scascighini L, Sprott H. [Referral and patient satisfaction after an rheumatological interdisciplinary pain assessment]. Praxis (Bern 1994) 2007;96(6):183-8. 27. Beyeler C, Westkamper R, Villiger PM, Aeschlimann A. Self assessment in continuous professional development: a valuable tool for individual physicians and scientific societies. Ann Rheum Dis 2004;63(12):1684-6. 28. Medical Market Research GmbH. rheumatoid arthritis insights, strategies and expectations (RAISE). Final Results - Updated, 2010. 29. The King's Fund. Perceptions of patients and professionals on rheumatoid arthritis care. A Consultancy report by the King's Fund for the Rheumatology Futures Group. In: The King's Fund, editor. London, 2009. 30. Inotai A, Rojkovich B, Fulop A, Jaszay E, Agh T, Meszaros A. Health-related quality of life and utility in patients receiving biological and non-biological treatments in rheumatoid arthritis. Rheumatol Int 2012;32(4):963-9. 31. Szende A, Williams A, editors. Measuring self-reported population health: an international perspective based on EQ-5D: SpringMed Publishing Ltd., 2004. 32. OECD/WHO. OECD Reviews of Health Systems: Switzerland 2011: OECD Publishing, 2011. 33. GDK/BAG. Neue Versorgungsmodelle für die medizinische Grundversorgung. Bern: Bericht der Arbeitsgruppe „Neue Versorgungsmodelle für die medizinische Grundversorgung“ von GDK und BAG, 2012. 34. Olmsted Teisberg E. Nutzenorientierter Wettbewerb im schweizerischen Gesundheitswesen: Möglichkeiten und Chancen: economiesuisse, Klinik Hirslanden AG, Interpharma, Schweizerischer Versicherungsverband SVV, Swisscom IT Services AG, 2008. 38