08.12.2011 1 PRODUKTENTWICKLUNG Funktionalität der Rohstoffe 11.2011 2 Zusatzstoffe Gelier- und Verdickungsmittel Hydrokolloide 1 08.12.2011 Hydrokolloide 3 Alginsäure, Alginate E 400 - 405 alginate is the only hydrocolloid that can give heat stable gels made without heating Vorkommen Rohmaterial 4 Aus Braunalgen Mittels alkalischer Lauge gewonnen 2 08.12.2011 Braunalgen 5 Laminaria Hyperborea Laminaria digitata Macrocystis pyrifera Alginsäure, Alginate 6 Eigenschaften: Verzweigtkettiges saures Polysaccharid Bestandteil der Zellwände Pflanzlicher Quellstoff 3 Hauptcharakteristika Wasserunlöslich • Rapid gelling Fettlöslich • Cold gelling hitzestabil • Heat stable gels 3 08.12.2011 Alginsäure, Alginate 7 Anwendung: In Lebensmitteln Konfitüren, Gelees, Desserts, Speiseeis, Konserven, Suppen, LightProdukten, Aspik, Schaumweinen Aber auch in Kosmetika, Waschmitteln, Zahnmedizin, Chirurgie Kein ADI Wert In Säuglingsnahrung verboten Wirkung: Wird vom Körper nicht verwertet – unverändert ausgeschieden In hohen Dosierungen Hemmung der Mineralstoffaufnahme Natriumalginat, Kaliumalginat, Ammoniumalginat, Calciumalginat 8 E 401, 402, 403, 404 Künstlich hergestellt = Geliermittel, Überzugsmittel, Verdickungsmittel Abkömmling der Alginsäure Wasserlöslich Hitze- und Lichtempfindlich Verleiht gelartige Konsistenz durch Bindung von Calcium Stabil gegen Einfrieren und Auftauen Breite Verwendung (Alginsäure) In Säuglingsnahrung verboten 4 08.12.2011 Hydrokolloide 9 Agar E 406 =“chinesische Gelatine“, Algenhydrokolloid Agar 10 Vorkommen: Aus Rotalgen (Rhodophyta) gewonnen Bestandteil der Zellwände gereinigte, getrocknete, in Fäden geschnittene Gel aus Schleimstoffen 5 08.12.2011 Agar 11 Eigenschaften: Unbedenklich geschmacksneutral in heißen Wasser löslich geliert beim Abkühlen auf Raumtemperatur unnachahmliche Hysteräse (schmilzt bei 85°C +/- 5; geliert wieder bei 35°C +/-5) Lösungen sind viskos und fließfähig Gele bei bereits 0 ,04% ohne weitere Chemikalien Ballaststoff – wird nicht verstoffwechselt Agar 12 Festere und stärkere Gele als mit Carrageen o. Gelatine Gele sind klar mit kurzer, brüchiger Struktur Keine Beeinflussung durch Kationen, pH oder Trockenmasse einfachere Handhabung QSA (quick soluble agar) = neue Handelsform Geht schon bei 80°C in Lösung, dadurch auch in Milchprodukten einsetzbar QSA wird in kalte milch dispergiert, Dispersion wird pasteurisiert Enthält wertvolle Mineralien wie Magnesium, Natrium, Eisen, Calcium 6 08.12.2011 Agar 13 Anwendung: Häufig in Kombination mit anderen Geliermitteln Marmeladen, Süßwaren, Eiscremes, tiefgefrorenes Kleingebäck mit Himbeeren Joghurt In der Naturheilkunde als Laxans verwendet Hilfsstoff in Pharmazie und Kosmetik in fettfreien Produkten Zugelassen bei Demeter für Obst und Gemüse Agar 14 7 08.12.2011 Hydrokolloide 15 Carrageen E 407 = Galaktansulfat Carrageen 16 Vorkommen: Ursprünglich aus Rotalgen (Chondrus crispus, giartina) gewonnen Heute in Meeresfarmen kostengünstiger aus anderen Rotalgen (Euchema) 8 08.12.2011 Carrageen 17 Carrageen 18 Eigenschaften: Geliert Gut wasserlöslich zählt zu den Ballaststoffen erhöht das Sättigungsgefühl, verringert die Resorbtion von Cholesterin und Zucker positive Wirkung auf die Darmflora 9 08.12.2011 Carrageen 19 OSO3- OH X=OH (30%) X=OSO3- (70%) O O O O O OH OH Kappa OSO3- OH O O O O O OH Iota OSO3- OH OSO3- OH O O O OH O X Molekularmodel OSO3- Lambda Carrageen 20 Molekularstruktur Kappa and iota hybrids and individual lambda molecules in carrageenan from Gigartina seaweed mixture of Eucheuma cottonii (kappa type) and Eucheuma spinosum (iota type) 10 08.12.2011 Carrageen 21 Gelierungsmechanismus Solution Cool Cool Heat Heat Intermediate state Gel 22 umstritten Verdacht auf Unverträglichkeiten bes. bei empfindlichen Personen, krebsverursachende Eigenschaften Kann die Aufnahme von Mineralstoffen beeinträchtigen Beeinflusste im Tierversuch das Immunsystem Schädigte im Tierversuch die Darmschleimhaut In höherer Dosierung abführend 11 08.12.2011 Carrageen 23 Anwendung: Alk. Getränke, Babynahrung, Biskuits, Desserts, Eiscreme, Instantgeliermischungen, Milchshakes, Sahnespray, Salatdressing, tiefgefrorenes Kleingebäck, Trocken-, Dickmilcherzeugnisse Häufig in Kombination mit anderen Verdickungsm. ADI: 75 mg/kg Pet foods Toothpaste Air freshener gels E 407a verarbeitete Euchemaalgen 24 Künstlich hergestellt Aus Polysacchariden getrockneter Algen Mittels GVO Chemisch verwandt mit E 407 Bildet trübe Gele Auslöser pseudoallergischer Reaktionen ADI Wert: 20 mg/kg 12 08.12.2011 Hydrokolloide 25 Johannisbrotkernmehl E 410 Carob in der Antike Wägeeinheit für Diamenten = daher die Bezeichnung Karat (griech. Hörnchen = keration = arab. Qi ra t = ital. Carato = franz. Le carat) Johannisbrotkernmehl 26 Vorkommen: Johannisbrotbaum (cerationia siliqua) / Karubenbaum / Karobbaum Gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler Polysaccharid aus 80% Mannose und 20% Galactose 13 08.12.2011 27 Johannisbrotkernmehl 28 Eigenschaften: Kakaopulverähnlich Ähnliche Eigenschaften wie Guar Weiß, geschmacksneutal Natürlicher Zuckergehalt Spezielles fruchtig-karamelliges Aroma Fettarm Frei von anregenden Substanzen Ballaststoffreich Enthält Vit. A, B, Ca und Eisen, sek. Pflanzenstoffe Kann 80-100-faches des Eigengewicht an Wasser binden 14 08.12.2011 Eigenschaften – ernährungsphysiologisch + Ballaststoff + vergrößert durch Quellvermögen den Darminhalt + glutenfrei + neben Zucker: + 6% Eiweiß + wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe (Flavonoide) + Spuren von Mineralstoffen Johannisbrotkernmehl Weizenmehl (Type 650 – 1800) ▬ kann Eiweißverdauung behindern 60 100g 330 kcal/ 100g ▬ kcal/ Verdacht: Allergienauslöser ▬ Guarkernmehl 26 kcal/ 100g bei Überdosierung leicht abführend 29 Einsatz und Wirkung Stabilisator stabilisiert Emulsionen unterbricht Kristallbildung Beispiele: Trübstoffe in Limonaden werden in Schwebe gehalten Verdickungsmittel verstärkt Gelierwirkung anderer Hydrokolloide geringste Mengen führen zu sehr stabilen gelartigen Substanzen Beispiele: Zusatz zu Xanthan: Viskositätszunahme Zusatz zu Agar und Carragen: Verbesserung der Festigkeit und der Elastizität der Gele Backhilfsmittel 30 15 08.12.2011 Verwendung als funktionaler Rohstoff Süßwaren Soßen Suppen Puddings Backwaren Konfitüren, Marmeladen, Gelees Obst- und Gemüsekonserven Speiseeis und Milchmischgetränke Feinkostsalate Traditionell frisch oder getrocknet verzehrt, zu Saft gepresst (Kaftan), als Sirup oder zu alk. Getränken vergoren Diabetikerlebensmittel Diätprodukte Glutenfreie Lebensmittel 31 Tierfutter Kosmetik und Pharmaindustrie Verwendung als funktionaler Rohstoff: Beispiel Eiscreme Qualitativ sensorische Funktionen: cremiger Geschmack leichter Geschmack geringer Brennwert Technologische Funktionen: Stabilisierung der OW- Emulsion Stabilisierung des thermolabilen Schaums Tropffestigkeit nach dem Schmelzen hohe Lagerfähigkeit 32 16 08.12.2011 Hydrokolloide Guar 33 E 412 Auch Guarkernmehl, Guargummi, Guargum (engl.) Guar 34 Vorkommen: Guar wird aus dem Endosperm des Samens des Guarstrauches (Cyamopsistetrgonolobus) gewonnen Hauptanbaugebiete sind Indien, Pakistan, Texas Gewinnung durch müllereitechnisches Verfahren Charakteristisch aus Mannose + Galaktose zusammengesetzt OH OH OH OH OH OH O OH O OH O OH O O O OH OH OH OH OH OH O O O O OH OH OH 17 08.12.2011 Guar 35 Eigenschaften: Handelsübliche Präparate enthalten durchschnittlich: _ 14% Wasser _ 1,5% Asche _ 7% Protein _ 75% Galaktomannan _ Rohfaser Guar 36 Aufgrund des hohen Verzweigungsgrades sehr gut in kaltem Wasser löslich Schon bei geringen Konzentrationen bilden sich hochviskose Lösungen Bereits ab 0,5% pseudoplastisches Verhalten Mechanische Beanspruchung verringern kurzfristig die Zähflüssigkeit Als neutrales Polysaccharid sehr pH stabil Kaum Einfluss bei Elektrolytzusätzen Synergistische Steigerung der Viskosität bei Zusatz von Xanthan und/oder Stärke Zusatz von Guar zu gelbildenden Polysaccariden (Agar) erhöht deren Gelfestigkeit 18 08.12.2011 Guar 37 Anwendung: Uneingeschränkt zugelassen, kein ADI Breiter Einsatz als Gelier- und Dickungsmittel Unverdauliches Polysaccharid- Verwendung in diätetischen Produkten Oft in energiereduzierten LM für sahnige, cremige Konsistenz trotz weniger Kalorien Verhindert in Speiseeisherstellung Kristallbildung und verbessert so Schmelzeigenschaften Hinweise auf Kreuzreaktionen bei Sojaallergikern, in großen Mengen Bauchkrämpfe Hydrokolloide 38 Gummi arabicum E 414 19 08.12.2011 Gummi arabicum 39 Ist ein neutrales bis schwach saures Polysaccharid Bausteine: D-Galactose, L-Arabinose, LRhamnose und D-Glucoronsäure (molars Verhältnis: 3:3:1:1) Kette ist stark verzweigt mit einer hauptkette aus ß(1-6) verknüpfte Galactoseeinheiten Säuregruppen sind durch Ca-, Mg-, Na- und KIonen Neutralisiert Gummi arabicum 40 Vorkommen: ist das getrocknete Exudat, das aus Pflanzensaft von Stamm und Zweigen verschiedener Akazien und Mimosenarten (Acacia senegal und Acacia seyal) Ausbeute je Baum: 0,4 – 7kg wichtigste Exportländer: Sudan, Tschad, Niger Auch Akaziengummi (selten), arabic gum (engl.) Für Lebensmittelindustrie speziell gereinigt Angeboten als Pulver, Flocken, Körner 20 08.12.2011 Gummi arabicum 41 Eigenschaften: Gut in kaltem Wasser löslich Hochkonzentrierte Lösungen mit verhältnismäßig niedriger Viskosität Keine Änderung der Viskosität bei Änderung der Scherrate hochkonzentrierte Lösungen bis 50% trotzdem noch fließfähig durch Wasserentzug Herstellung von Xero- oder Trockengelen möglich pH-stabil zwischen pH 4-9 Rascher Abbau bei höherem oder niedrigerem pH Wert Elektrolyte reduzieren die Viskosität Coacervat-Bildung mit Gelatine (Ausflockung) Gummi arabicum 42 Anwendung: In Aromenemulsionen, Öl-in-Wasser und Wasser-in-Öl Systemen als Emulgator, Suspensionsmittel und Stabilisator In sprühgetrockneten Pulveraromen als Emulgator in der Sprüh-Emulsion und als Schutzkolloid, Filmbildner u/o Einkapsulierungsmittel um Öltropfen gegen Oxidation im Endprodukt zu schützen Für den Einsatz in trüben Getränken als Stabilisator Als Aromenstabilisator für Milchgetränke und Instantprodukte Wird in einigen Ländern bestrahlt 21 08.12.2011 Anwendungsbeispiele (I) Süßwaren: Perfekte Konsistenz der Kaumasse bei harten Gummipastillen und weichen Gummibonbons Langanhaltende Formstabilität auch bei erschwerten Bedingungen (höhere Temperaturen, lange Transportwege) Hohe Transparenz von Gummipastillen Angenehmes Mundgefühl und perfekte Kaueigenschaft Kein Kleben (Adhäsion) an Zähnen und Zahnfleisch Gute Aromafreigabe durch eigene Geschmacksneutralität www.bdsi.de/.../zuckerwaren/zw_gummibonbons / Anwendungsbeispiele (II) Snackherstellung: Ausnutzen der Adhäsionswirkung von Gummi arabicum Gewürze und Kräuter an die Oberfläche von Brezeln, Kartoffelchips und -sticks, Corn Chips, Erdnüssen, Müsliriegeln sowie anderen salzigen und süßen Knabberartikeln "kleben“ Durch die haftende Eigenschaft von Gummi arabicum kann man auf die traditionelle Anwendung von Öl verzichten www.saurabhflexipack.com/ListOfIndustries.aspx 22 08.12.2011 Anwendungsbeispiele (III) Rotwein Verhindert die Ausfällung von Farbbestandteilen Verstärkt die Wirkung von Metaweinsäure gegen Kristallbildung Stabilisiert Metallkomplexe verhindert Schwermetalltrübung Rundet den Wein ab, verleiht mehr Körper und Dichte Umhüllung der Gerbstoffe erscheinen weicher Vermindert eventuelle Brandigkeit Erhöht das Mouthfeeling www.bella-cucina.de/rotwein.php Hydrokolloide 46 Xanthan E 415 Langkettiges, weit verzweigtes Kohlenhydrat Aus verschiedenen charakteristisch verbundenen Einfachzuckern aufgebaut 23 08.12.2011 Xanthan 47 Vorkommen: Industriell durch Bakterien gebildet Xanthomonas camestris Einsatz gentechnisch veränderter MO möglich Xanthan 48 Eigenschaften: Gut in Wasser, Säuren, Basen löslich Enorme Quell- und Wasserbindungsfähigkeit Unter Rühren und Schütteln verlieren die Massen vorübergehend ihre viskose Konsistenz Entstandene Zähflüssigkeit bleibt auch bei Hitze erhalten Bei Kombination mit Johannisbrotkernmehl entstehen gummiartige Gele 24 08.12.2011 Xanthan 49 Erhöht Wasserbindungsfähigkeit von Teigen – verzögern von Altbackenwerden Verringerung der Bildung von Eiskristallen bei Speiseeisherstellung Hält in Fruchtsäften Schwebstoffe fein verteilt Kann feste Filme bilden, die an Glas, Metall haften Wird als wasserlöslicher Ballaststoff nicht verwertet Gilt als unbedenklich, kein ADI Wert Xanthan 50 Herstellung Sterilisation Selection Cultivation Fermentation by Xanthomonas Campestris 30°C/72h aerob Milling Drying Precipitation within Isopropylalcohol Centrifugation (alcohol) 25 08.12.2011 Xanthan 51 Anwendung: Backwaren Mayonnaisen, Konserven, Fertigsalate, Dessertaufgüsse, Salatsaucen, Senf Kosmetik Kann gentechnisch hergestellt sein Hydrokolloide 52 Karayagummi E 416 26 08.12.2011 Karayagummi 53 Langkettiges, weitverzweigtes Kohlenhydrat Besteht aus D-Galactose, L-Rhamnose und D-Galacturonsäure; OH-Gruppen teilweise mit Essigsäure verestert Karayagummi 54 Vorkommen: aus Indien Exudat stammt aus der Pflanze Sterculia urens (Stinkbäume) Stämme werden eingeritzt damit der harzige Pflanzensaft Karays austritt Harztropfen werden gesammelt, gemahlen, mit heißem Wasser filtriert und getrocknet 27 08.12.2011 Karayagummi 55 Eigenschaften: Gute Quelleigenschaften Wenig stabil gegen Säuren Nicht geschmacksneutral Leicht säuerlicher Geruch Gelierkraft nimmt in Gegenwart von Milcheiweiß zu Verdauungsfördernd, abführend Karayagummi 56 Anwendung: Unbedenklich ADI Wert 12,5mg/kg Körpergewicht Nur für best. LM zugelassen Knabberartikel aus Kartoffeln oder Getreide max. 5g/kg Füllungen und Überzüge von Kuchen max. 5g/kg Desserts max. 6g/kg Eierlikör max. 10g/kg NEM 28 08.12.2011 Karayagummi 57 Sehr selten in der Lebensmittelindustrie, häufiger Kosmetik Bspw. als Magenfüllmittel zur Gewichtsreduzierung Abführmittel Ersatz für teureren Traganth Kaugummi Hydrokolloide 58 Pektine und Pektinsalze E 440 29 08.12.2011 Pektine und Pektinsalze 59 Komplexe Polysaccharide Grundbaustein ist Galkturonsäure = lange Molekülkette Rhamnosen unterbrechen dieses Hauptgerüst mit Seitenketten aus neutalzuckern (Arabinose, Galaktose) Carboxylgruppen (Säuregruppen) der Galakturonsäure können verestert oder amidiert sein In Abhängigkeit der Anzahl Estergruppen verschiedene Pektintypen Mit dem Veresterungsgrad korrelieren Geliergeschwindigkeit und Textur der Gele Pektine und Pektinsalze 60 Nomenklatur Pectin High ester pectin (HE pectin), i.e. %DE > 50 Low ester pectin (LE pectin), i.e.%DE < 50 Low ester Conventional pectin (LC pectin), %DE < 50 Degree of esterification Degree of amidation Degree of free acids (% DE) (% DA) (% DFA) Low ester amidated pectin (LA pectin), %DA < 25 60 30 08.12.2011 Pektine und Pektinsalze 61 Hochveresterte Pektine (>50% Estergruppen) Gelieren schneller Gelieren durch „Zucker-Säure-Geliermechanismus“, d.h. best. Menge Säure nötig um Dissoziation der freien Carboxylgruppen zurückzudrängen, so werden neg. Aufladung und gegenseitige Abstoßung reduziert Hohe Zuckerkonzentration setzt Wasseraktivität herab, Pektinmoleküle werden dehydratisiert, können leichter zusammenhaften Kaum Reaktion mit Ca Pektine und Pektinsalze 62 Niederveresterte Pektine (<50% Estergruppen) Gelieren auch mit Zucker und Säure Gelieren hauptsächlich durch Reaktion mit mehrwertigen Kationen z.B. Calcium Gelstärke hängt von Pektinmenge, Pektintype, pH Wert im Produkt, TS Gehalt, Gehalt an Puffersalzen und Ca Ionen ab Bei Calciumüberdosierung fällt Calciumpektinat aus = Vorgelierung, das Gelgefüge wird weniger elastisch, mehr pastös, geringe Bruchfestigkeit Ausfällen ist nur begrenzt reversibel durch wiederholtes erhitzen und abkühlen 31 08.12.2011 Pektine und Pektinsalze 63 Amidierte Pektine (niederverestert+ 25% Amidgruppen) Werden statt mit Säure mit Hilfe von Ammoniak entestert Ca Ionen benötigt Geliertemperatur von Ca-Dosierung weniger stark beeinflusst Pektine und Pektinsalze 64 Vorkommen: Zellwände höherer Pflanzen, aus Mittellamelle (Kittsubstanz) oder primärer Zellwand (aktiv am Wasserhaushalt beteiligt) aus Äpfeln und Zitrusfrüchten Unterscheiden sich in chemischer Struktur, was die Funktionalität beeinflusst 32 08.12.2011 Pektin und Pektinsalze 65 Pektine und Pektinsalze 66 Pektingehalte Trauben Süßkirschen Birnen Pflaumen Äpfel Schwarze Johannisbeeren Apfeltrester Rübenschnitzel Sonnenblumen-15-fruchtstände Citrusschalen 0,20-0,35% 0,28-0,45% 0,46-0,60% 0,57-0,90% 0,55-0,92% 0,79-1,52% 10-15% 10-20% 25% 20-35% 33 08.12.2011 Pektine und Pektinsalze 67 Durch ihren hohen Pektingehalt sind Johannisbeeren unbehandelt ungeeignet zur Saftherstellung (Pektin bindet Wasser an Feststoffe) wirtschaftlich entsaftet man solche Früchte nur mit Antigeliermittel (enthalten Pektinasen) Fa. Obipektin hat mehr als 50 kundenspezifische Pektintypen Reines Pektin kaum im Handel Herstellungsprozess 68 WATER CITRUS PEEL EXTRACTION ACID PEEL WASTE FILTRATION SUGAR PRECIPITATION ALCOHOL DRYING MILLING STANDARDIZATION PECTIN 34 08.12.2011 Pektine und Pektinsalze 69 Konventionelle Gewinnung: Saure Solubilisierung des Pektins mit konzentrierter Salpetersäure, anschließend Fällung mit Hilfe von Alkoholen oder Metallkationen Zitrusschalen mit heißem Wasser und 50%iger Salpetersäure vermengen Maische in Extrakionstanks befördern, 8 Stunden Verweildauer Pektinbeschaffenheit wird über Standzeit, Temperatur und Säuregrad gesteuert Pektine und Pektinsalze 70 Maische waschen und filtieren Abgefilterte Feststoff ist Futtermittel für Rinder (enthält noch 50% des Pektins) Pektinsaft wird eingedampft Fällung mit Isopropanol Rohpektin erhalten Trocknen, mahlen, homogenisieren 35 08.12.2011 Pektine und Pektinsalze 71 Kaltsprütechnik 100% reines Produkt frei von Trägerstoffen und Antiklumpmitteln Vakuumtrocknung Niedertemperatur-Sprühtrocknung Walzentrocknung Enzymatische Gewinnung: Noch in der Entwicklung Gefördertes Projekt vom BMBF an der FH Lübeck Pektine und Pektinsalze 72 Eigenschaften: Rein pflanzlich Hohe Akzeptanz Unverdauliche Ballaststoffe Lösen sich in kaltem Wasser nur langsam Schnell quellend Gelstärke wird beeinflusst durch: Pektinkonzentration Calciumkonzentration Trockensubstanz pH Wert 36 08.12.2011 Pektine und Pektinsalze 73 Gelbildung durch Assoziation von Pektinketten und somit Ausbildung eines 3D-Netzwerkes Pektine und Pektinsalze 74 Anwendung: Herstellung von Konfitüren, Gelees Joghurtproduktion, Pasteurisierung von Sauermilchprodukten (HV Pektine) Koagulation des Caseins in Hitze wird durch Anwesenheit von Pektin vermieden Stabilisierung von Getränken Verbessertes Mundgefühl bei Diätgetränken und Eiscreme Pektinzusatz hält Kräuter in Dressings in Schwebe Magensäureresistente Überzug von Tabletten Pektin innerhalb der Tablette wirkt als „Sprengmittel“ 37 08.12.2011 Hydrokolloide 75 Cellulose E 460 Cellulose Die Cellulose ist der Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden (Massenanteil 50 %) und damit die häufigste organische Verbindung der Erde. …ist deshalb auch das häufigste Polysaccharid …ist die in der Natur am häufigsten verbreitete organische Verbindung . 38 08.12.2011 Chemische Eigenschaften Zellulose besteht aus Glucosan- oder GlucanMakromolekülen. Die Ketten der Makromoleküle von Zellulose sind unverzweigt. Zellulose besteht aus stäbchenförmigen Mikrokristallen, die längs zur Faserachse angeordnet sind. Die Faserlänge ist im Lichtmikroskop sichtbar Chemische Eigenschaften 39 08.12.2011 Cellulose 79 E 460 Mikrokristalline Cellulose E 461 Methylcellulose Gemüse mit Rindfleisch, Kartoffelwaren E 463 Hydroxypropylcellulose, E 464 Hydroxymethylpropylcellulose HPMC Zugelassen in LM qs Synthetisches Cellulosederivat HPMC ist ein Stoffgemisch aus verschiedenen teilweise alkylsubstituierten Zellulosen in verschiedenen Polymerisationsgraden und unterschiedlichen Substitutionsgraden Cellulose 80 E 466 Carboxymethylcellulose, CMC Zugelassen in LM qs Bezeichnung auch cellulose gum Synthetisches Cellulosederivat Hydroxylgruppen sind in unterschiedlicher Sättigung durch Carboxymethyl substituiert pH-Stabilität von pH 4-10 Klare (hochtransparente) Gelstruktur Cell-ONa + ClCH2COONa Cell-CH2COONa + NaCl 40 08.12.2011 Cellulose 81 Vorteile: der relative geringe Preis im Verhältnis zur Funktionalität des Produktes breites Sortiment mit unterschiedlichen Viskositäten geschmacks- und geruchsneutral kein Energiewert Kaltwasserlöslich konstante hohe Reinheit Cellulose 82 gefrier-/taustabil pseudoplastische Rheologie deklarationsfreundliche (GVO-frei, BSE-frei, Allergenfrei, Kosher, Halal, Pestizid-frei) keine ernteabhängigen Preisschwankung Schaummittel (Verkleinerung und bessere Verteilung der Luftbläschen = voluminöser Schaum) 41 08.12.2011 Cellulose 83 Anwendungen Kein ADI Eiscreme Bildung kleiner Eiskristalle Verbesserte Stabilität und Haltbarkeit, gute Wasserrückhaltung Unterdrücken eines sandigen Mundgefühls, zarter cremiger Schmelz Glatte Textur, verlangsamtes Abschmelzen Cellulose 84 Milchprodukte, Milchmischgetränke Verringerung von Sedimentationserscheinungen (Kakaomilch) Verhinderung von Synärese (z.B. Desserts, Schmelzkäse) Wasserbindung in vor allem kaltlöslichen Produkten (Dessertpulver, Kaltkreme) 42 08.12.2011 Cellulose 85 Backwaren Verlängerte Frischhaltung, verzögerte Austrocknung Hohe Funktionalität durch gute Kaltwasserlöslichkeit Barrierefunktion (verringerte Ölaufnahme bei fettgebackenen Produkten, Trennschicht fürFüllungen) Potential zum Ersatz von Zuckern und Fett Erhöhte Plastizität und Elastizität (verbesserte Teigstabilität und Maschinengängigkeit) Exzellente Gefrier-Tau-Stabilität (Kristallisationskontrolle) Verzögerte Retrogradation von Amylose Verbesserung von Textur, Glanz und Mundgefühl Frei von Kalorien und Gluten Cellulose 86 Brühwurst verbesserte Wasseraufnahme / -rückhaltung Reduzierte Synärese, verzögerter Verlust von Feuchtigkeit / verminderte Austrocknung Saftige Textur, verlängerte Frischhaltung Kein Herauslaufen von Wasser aus dem Produkt in die Verpackung (MHD) 43 08.12.2011 Cellulose 87 Verbesserte Schneidbarkeit und Schälbarkeit Erhöhte ProzessStabilität und Stabilität bei der Zubereitung im Haushalt Exzellente Gefrier-Tau-Stabilität (Kristallisationskontrolle) Potential zum partiellen Austausch von verschiedenen Rezepturkomponenten (Emulgatoren, Salze, Fett, Proteine) Cellulose als Grundstoff in der Papierindustrie . In der Bekleidungsindustrie wird Cellulose als Regeneratcellulosefaser (Viskose), Baumwollfaser und Leinen eingesetzt. Baustoffindustrie, wo Cellulosederivate wie Methylcellulose als Fließverbesserer etc. eingesetzt werden. Im Labor kann es als Füllmaterial für die Säulenchromatographie verwendet werden. 44 08.12.2011 Hydrokolloide 89 Gelatine Gemisch aus Polypeptiden Hat regenerierende, stärkende Wirkung auf Knochen, Knorpel, Fingernägel und Haare Gelatine Amino acid Residues per 1000 90 Hoher Gehalt an AS Glycin (27%), Prolin/Hydroxyprolin (35%) Molekulargewicht der Gelatinemoleküle hat großen Einfluss auf physikalische Eigenschaften wie Gelfestigkeit und Viskosität Alanine 105 - 117 Glycine 325 - 335 Valine 20 - 26 Leucine 22 - 25 Isoleucine 11 - 13 Proline 124 - 132 Phenylanalin 12 - 14 Tyrosine 1-4 Serine 32 - 37 Threonine 17 - 20 Methionine 3-6 Arginine 30 - 50 Histidine 4-6 Lysine 26 - 29 Aspartic acid 44 - 48 Glutamic acid 67 - 73 Hydroxyproline 90 105 Hydroxylysine 4 -7 45 08.12.2011 Gelatine 91 Vorkommen: Kollagen aus tierischem Bindegewebe Davon Knochen von Schweinen, Kälbern, Rindern sowie Schweineschwarten, Kalbs-, Rinderhaut Wichtigster Rohstoff für LM heute Schweineschwarte 2 unterschiedliche Herstellungsprozesse Sauer (Schweineschwarte)= Gelatine Typ A 1-tägige Säurebehandlung zum Lösen Danach neutralisieren und entstandene Salze durch mehrmaligen Wasserwechsel auswaschen Gelatine 92 Alkalisch (Rinderhaut/Spalt, Knochen) = Gelatine Typ B Mehrwöchiges Verfahren Behandlung mit Laugen oder gesättigter Kalkmilch = „Äscherung“ Neutralisieren durch Säurezugabe Salze durch intensives Waschen entfernen Danach bei beide Extraktion, Reinigung, Eindickung, Trocknung, Vermahlung 46 08.12.2011 Gelatine 93 Europäische Gelatineproduktion = 120000 Tonnen davon 65% aus Schweineschwarten, 20% aus Knochen, 15% Rinderspalt Gelatine 94 Bei alkalisch aufgeschlossener im Bereich pH 4,7-5,2 Bei sauer aufgeschlossener im Bereich pH 7,5-9,3 Entscheidend bei Einsatz mit anderen Hydrokolloiden gemeinsam Bildung thermoreversibler Gele Feuchtigkeitsbindung Synäreseverhinderung Synärese ist die Aufteilung in Wasser und Festsubstanz, z. Bsp. bei festen Joghurt sichtbar 47 08.12.2011 Eigenschaften (1) Geruchlos, farblos thermoreversibles Hydrokolloid schmilzt bei Körpertemperatur (ca. 37°C) Lebensmittel mit Gelatine schmelzen im Mund und erzeugen einzigartiges Mundgefühl und intensives Aroma wird beim Erkalten wieder fest hochwertiges Protein, kalorienarm, cholesterin- und zuckerfrei und praktisch keine Fettanteile leicht verdaulich wird vom menschlichen Organismus vollständig abgebaut Eigenschaften (2) wichtiges Kriterium zur Qualitätsbestimmung von Gelatine ist Bloomwert Bloomwert zwischen 50 und 300 Bloomwert zur Bestimmung von Gallertfestigkeit und die Gelierkraft je höher Bloomwert, desto höher Gelierkraft Gelatine ist multifunktional gelierend, ein- bzw. verdickend stabilisierend wasserbindend emulgierend schaumbildend filmbildend und ohne chemische Zusatzstoffe 48 08.12.2011 Eigenschaften (3) Viskosität zwischen 20 und 75 mPa.s einfach im Gebrauch geliert innerhalb des normalen pH - Bereichs der meisten Lebensmittel pH-Wert zwischen pH 4,5 und pH 6,5 (abhängig vom Aufschlussverfahren) erfordert keinen Zusatz von Salz oder Zucker Eigenschaften (4) enthält 84 – 90% Eiweiß 1 – 2% Mineralsalze der Rest ist Wasser (8 – 15%) eignet sich zum Gelieren, Verdicken, Wasser binden, Schaumbilden und Stabilisieren und ist hochelastisch 49 08.12.2011 Gelatine 99 Anwendung: Sehr breit 58% der produzierten Gelatine wird im Lebensmittelbereich eingesetzt 21% Pharmazie in Weich- und Hartkapseln, biolog. Kleber bei OPs 12% Fotografische Industrie zum Beschichten von Fotopapier Speisegelatine in Sülzen, Aspikwaren, Geleespeisen, Süßwaren, Backwaren, Brotaufstrichen, Speiseeis Als positiv geladenes Kolloid zur Klärung von Weinen, Fruchtsäften (Ausfällung negativ geladener Trübteilchen, Gerbstoffen) Vorkommen im Lebensmittel Süßwaren Backwaren Weingummi, Kaubonbons, Negerküsse Creme- und Sahnefüllungen Milchprodukte und Desserts Joghurt, Quark, Schaumdessert 50 08.12.2011 Vorkommen im Lebensmittel Fleisch-, Fisch- und Wurstwaren Sülze, Salami, Fisch Getränke Wein, Saft, Bier Light-Produkte Functional Food 51