statistik.info 2009/06 - Statistisches Amt

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statistik.info 06/09
STATISTISCHES AMT
DES KANTONS ZÜRICH
www.statistik.zh.ch
Hans-Peter Bucher
Steigende Geburtenzahlen – ein neuer
Babyboom?
Zusammenfassung
Die Geburtenzahlen nehmen im Kanton Zürich seit 2001 kontinuierlich zu. 2008 kamen
14'400 Babys zur Welt, 2'000 mehr als noch 2001. Auch die durchschnittliche Kinderzahl je Frau (Geburtenziffer) ist angestiegen, wenn auch nur leicht, nämlich von 1,36
(2001) auf 1,47 (2007). Die Frauen gebären immer später, bei der Erstgeburt sind sie
im Schnitt 30 Jahre alt. Entsprechend bringen die 30–35-jährigen Frauen heute am
meisten Kinder zur Welt. Immer häufiger sind Mütter bereits über 35 Jahre alt, und
immer seltener sind sie jünger als 30 Jahre.
Der Grund für die zunehmende Geburtenzahl liegt nicht darin, dass die Zahl der Frauen
im gebärfähigen Alter in den letzten Jahren zugenommen hat. So ist etwa die Zahl der
30–39-jährigen Frauen, die mittlerweile 60 Prozent zum Kindersegen beitragen, seit
2001 rückläufig. Der Anstieg der Geburtenzahlen ist vielmehr das Ergebnis eines veränderten generativen Verhaltens und hängt mit Verschiebungen im durchschnittlichen
Gebäralter der Mütter zusammen: Die heute 30–39-jährigen Frauen haben ihren Kinderwunsch zugunsten von Ausbildung und Berufstätigkeit hinausgeschoben und bekommen nun ihre Kinder später. Während noch bis Mitte der 1990er-Jahre die 25–29jährigen Frauen die höchsten Geburtenziffern verzeichnet haben, sind es seither die
30–34-jährigen. Am stärksten sind in den letzten Jahren die Geburtenziffern der 35–
39-jährigen Frauen angewachsen, jene der unter-30-Jährigen sind hingegen rückläufig.
Bei der Interpretation der Zusammengefassten Geburtenziffern muss beachtet werden,
dass diese durch das Ansteigen des durchschnittlichen Alters bei der Erstgeburt in den
vergangenen Jahren unterschätzt worden sind («Tempo-Effekt»).
Die aktuellen Geburtenzahlen sind die höchsten seit 36 Jahren – sie sind aber, wie
auch die Geburtenziffern, deutlich niedriger als während des Babybooms der 1960erJahre. Es kann deshalb nicht von einem Babyboom gesprochen werden. In den nächsten Jahren wird die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter abnehmen, da als Folge des
Geburtenrückgangs seit Mitte der 1970er-Jahre weniger stark besetzte Frauenjahrgänge nachrücken. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass die Geburtenzahlen
mittelfristig wieder rückläufig sein werden.
Einleitung
Während die Geburtenzahlen im Kanton Zürich in den 1990er-Jahren auf niedrigem
Niveau verharrten, ist seit 2001 ein klar steigender Trend hin zu mehr Geburten erkennbar. 2008 kamen rund 14'400 Babys zur Welt, 2’000 mehr als 2001. Auch die Geburtenziffern zeigen seit 2001 nach oben. 2007 lag die durchschnittliche Kinderzahl je
Frau bei 1,47, nachdem es 2001 noch 1,36 gewesen waren. Bemerkenswert an diesem
Befund ist nicht so sehr das Ausmass, als vielmehr der kontinuierliche Geburtenanstieg
in den letzten sieben Jahren.
Nicht nur die Statistik zeigt, dass die Frauen wieder mehr Kinder bekommen: auch die
Geburtsabteilungen der Zürcher Spitäler vermeldeten in letzter Zeit Hochbetrieb. Überall im Kanton wurden 2007 und 2008 Spitzenwerte bei der Zahl der Entbindungen verzeichnet. Die Klinik für Geburtshilfe des Universitätsspitals Zürich registrierte 2008 –
um ein Beispiel zu nennen – mit 2'351 neu geborenen Kindern einen neuen Rekord.
Die Presse nahm das Thema auf und schrieb von einem neuen Babyboom im Kanton
Zürich.
Das Phänomen der steigenden Geburtenzahlen und -raten ist nicht auf den Kanton
Zürich beschränkt. Auch in Grossbritannien (Office for National Statistics 2008) und in
den USA (U.S. Department of Health and Human Services 2009) ist dieser Trend festzustellen. In der Gesamtschweiz sind die Geburtenzahlen ebenfalls angestiegen, wenn
auch nur leicht (Bundesamt für Statistik 2008). Deutschland verzeichnete 2007 eine
hohe Zahl von Neugeborenen. Die Presse vermeldete hier einen Babyboom, wenn auch
etwas voreilig, da die Geburtenzahlen 2008 bereits wieder rückläufig waren. England
und Wales verzeichneten 2007 die höchsten Geburtenraten seit 34 Jahren. In den USA
sind 2007 mehr Babys geboren worden als je zuvor in der Geschichte. Sogar der Babyboom der 1960er-Jahre wurde übertroffen. Der Geburtenrekord wird von den USMedien zwar nicht als Boom bezeichnet, aber doch als Boomlet (The New York Times
2009).
Ein Babyboom liegt dann vor, wenn die durchschnittliche Kinderzahl je Frau und damit
auch die Gesamtzahl der Geburten im Vergleich zu den Vorjahren deutlich höher liegt.
Kann im Kanton Zürich auch von einem Babyboom gesprochen werden? Der vorliegende Artikel geht den Ursachen der steigenden Geburtenzahlen im Kanton Zürich auf den
Grund. Er stellt die Frage, ob der beobachtete Trend der letzten Jahre das Ergebnis
des starken Bevölkerungswachstums oder eines veränderten generativen Verhaltens
der Zürcherinnen und Zürcher darstellt.
Die jährliche Zahl der Geburten wird im Wesentlichen durch zwei Faktoren bestimmt.
Einerseits ist die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter relevant. Damit ist die Gruppe
der potenziellen Mütter gemeint, die Frauen in der Altersphase von 15 bis 49 Jahren.
Andererseits wird die Geburtenzahl durch das generative Verhalten der Frauen und
Männer bestimmt, das seinerseits von vielfältigen individuellen und gesellschaftlichen
Faktoren beeinflusst wird. Um die Geburtenentwicklung der vergangenen Jahre zu analysieren, werden ausgewählte Fertilitätsindikatoren beschrieben. Auf mögliche sozioökonomische Ursachen wird hingegen nicht eingegangen.
Als Datenquellen dienen die Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung (BEVNAT)
sowie die Statistik des Bevölkerungsstandes (ESPOP) des Bundesamts für Statistik
(BFS). In der vorliegenden Studie analysieren wir die Entwicklung der Geburten im
Kanton Zürich über die vergangenen zwei Jahrzehnte, mit Fokus auf die letzten acht
Jahre1.
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Trend zu mehr Geburten seit 2001
2008 wurden im Kanton Zürich 14’390 Kinder geboren2. Das sind über 500 mehr als im
Vorjahr und rund 2'000 mehr als 2001. Die Geburtenzahl ist zum siebten aufeinanderfolgenden Mal angestiegen. Mehr noch, seit 36 Jahren sind nicht mehr so viele Babys
geboren worden wie 2008 (Grafik 1).
Grafik 1: Geburtenzahl 1950–2008
Kanton Zürich
20
Lebendgeborene in 1000
15
*
10
5
0
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
* Seit 2001 sind nur noch die Geburten der ständigen Bevölkerung in der Statistik enthalten. Die Abnahme
der Geburtenzahl zwischen 2000 und 2001 ist denn auch auf die veränderte Erhebungsmethode zurückzuführen.
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich; Quelle: BEVNAT, Bundesamt für Statistik (BFS)
Der Babyrekord 2008 ist aber zu relativieren. Die Geburtenzahl ist zwar höher als in
den vergangenen Jahren, aber doch deutlich niedriger als im Höhepunkt des Babybooms 1963 bis 1965, als jeweils über 18'000 Babys pro Jahr geboren wurden. Zudem
ist zu berücksichtigen, dass heute viel mehr Menschen im Kanton Zürich leben als in
den 1960er-Jahren (1964: 1,031 Mio.; 2008: 1,327 Mio.).
Immerhin: Die Zahl der Geburten ist seit 2001 stärker gewachsen als die Bevölkerung.
Dementsprechend hat die rohe Geburtenziffer, welche die Anzahl Geburten pro 1000
Einwohner misst, von 10,2 (2001) auf 10,8 (2008) zugenommen3. Dieser Indikator
bezieht die Geburten auf die Gesamtbevölkerung. Die Geburtenhäufigkeit der Bevölkerung hängt im Wesentlichen aber von der weiblichen Bevölkerung im gebärfähigen
Alter ab. Aussagekräftiger sind deshalb Indikatoren, welche die Zahl der Lebendgeborenen und die Zahl der Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren miteinander verknüpfen.
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Mehr Frauen im gebärfähigen Alter insgesamt, aber weniger 30-39-jährige
Die Geburtenzahl könnte angestiegen sein, weil mehr potenzielle Mütter im Kanton
Zürich leben als früher. Die Zahl der Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren hat in
den 2000er-Jahren tatsächlich laufend zugenommen. 2007 waren es insgesamt rund
325’000, nachdem es in den 1980er- und 1990er-Jahren stets etwa 300'000 gewesen
waren (Grafik 2 links).
Die wachsende Zahl von potenziellen Müttern ist einerseits ein Effekt der starken Zuwanderung, andererseits aber eine Spätfolge des Babybooms der 1960er-Jahre. In den
2000er-Jahren ist die Bevölkerungszahl im Kanton Zürich bekanntlich stark gewachsen,
besonders durch die Zuwanderung von ausländischen Staatsangehörigen. Etwa zwei
Drittel der zuwandernden ausländischen Migrantinnen sind zwischen 20 und 39 Jahre
alt. Dies hat die Zahl der ausländischen potenziellen Mütter anwachsen lassen. Die
Bevölkerungsstruktur hat sich aber auch als Spätfolge des letzten Babybooms verändert. Die Frauen der letzten geburtenstarken Jahrgänge (1959 bis 1974) sind heute
zwischen 35 und 50 Jahre alt.
Eine Betrachtung der Zahl der Frauen in derjenigen Altersphase, in der üblicherweise
Kinder geboren werden, greift aber zu kurz. Entscheidend ist vielmehr, wie viele Frauen resp. potenzielle Mütter es in den einzelnen Altersgruppen gibt4. Um 1990 waren die
Altersgruppen der 25–29- und der 30–34-jährigen Frauen am stärksten besetzt, um
2000 waren es jene der 35–39- sowie der 30–34-jährigen (Grafik 2 rechts). Seit 2001
hat vor allem die Altersgruppe der 40–49-jährigen Frauen sowie jene der unter 30jährigen zugenommen, jene der 30–39-jährigen hat hingegen abgenommen. Interessant ist daher die Frage, welche Altersgruppe in den letzten Jahren die vielen Kinder
geboren hat.
Grafik 2: Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter 1981–2007
Kanton Zürich, Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren, ständige Wohnbevölkerung
Total 15-49-Jährige
nach Altersklassen
350
60
300
50
250
Anzahl in 1000
Anzahl in 1000
40
200
150
30
20
45-49
40-45
35-39
30-34
25-29
20-24
15-19
100
10
50
alle Frauen
Schweizerinnen
Ausländerinnen
0
1981
1985
1989
1993
1997
2001
0
2005
1981
1985
1989
1993
1997
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich; Quelle: ESPOP, Bundesamt für Statistik (BFS)
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2001
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
2005
Anteil der 35–39-jährigen Mütter stark angewachsen
Verantwortlich für den seit 2001 anhaltenden Geburtenanstieg sind im Wesentlichen
die Mütter über 30 Jahre. Während 1990 erst 44 Prozent aller gebärenden Frauen 30
Jahre oder älter waren, waren es 2007 bereits 65 Prozent. In den letzten Jahren nahm
die Geburtenzahl vor allem bei den Frauen im Alter zwischen 35 und 39 Jahren deutlich
zu, während sie bei jüngeren Frauen unter 30 Jahren zurückging (Grafik 3). 2007 haben erstmals mehr Frauen der Altersklasse 35–39 Jahre Kinder geboren als in der Altersklasse der 25–29-Jährigen. Ebenfalls angestiegen ist die Zahl der Mütter der Altersgruppe 40–44 Jahre. Nach wie vor am meisten Kinder werden durch die 30–34Jährigen geboren, ihre Zahl ist aber seit 2001 auf hohem Niveau stabil.
Grafik 3: Zahl der Geburten nach Alter der Mütter 1987–2007
Kanton Zürich
7000
45-49
40-45
35-39
30-34
25-29
20-24
15-19
6000
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
5000
Anzahl
4000
3000
2000
1000
0
1987
1989
1991
1993
1995
1997
1999
2001
2003
2005
2007
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich; Quelle: BEVNAT, Bundesamt für Statistik (BFS)
Frauen bekommen immer später Kinder
Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt ist den letzten Jahren deutlich
angestiegen5. Lag das Durchschnittsalter im Jahr 1990 noch bei 29 und 2001 bei 30
Jahren, so waren die Mütter im Jahr 2007 bei einer Geburt im Schnitt über 31 Jahre alt
(Grafik 4 links). Das Durchschnittsalter bei der Geburt hat sich erhöht, weil immer weniger Frauen die Kinder vor dem Alter 30 bekommen und immer mehr Frauen bei der
Geburt bereits über 35 Jahre alt sind. Die Frauen verschieben die Babyphase im Lebenslauf immer weiter nach hinten. Als Erklärung dafür gelten längere Ausbildungszeiten, der spätere Eintritt ins Berufsleben sowie Veränderungen der Lebens- und Verhaltensweise.
Schweizer Mütter bekommen ihre Kinder später als Mütter mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Schweizerinnen waren bei der Geburt der Kinder 2007 im Schnitt 32 Jahre
alt, Ausländerinnen 30 Jahre.
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Das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt des ersten Kindes5 ist ebenfalls angestiegen, von etwa 28 Jahre (1990) auf 29 (2001) und weiter auf 30 Jahre (2007). Bei
den Schweizer Müttern hat sich das entsprechende Durchschnittsalter in letzter Zeit bei
31 Jahren eingependelt. Bei den ausländischen Müttern liegt das Durchschnittsalter
zwar tiefer, ist aber in den 2000er-Jahren kräftig angestiegen auf 29 Jahre (2007).
Dies verdeutlicht, dass sich die hier ansässigen Ausländerinnen zunehmend ähnlich
verhalten wie die Schweizerinnen. Dieser Trend wird dadurch verstärkt, dass die zuwandernden Ausländerinnen und Ausländer wegen der neuen Ausländergesetzgebung
und den Auswirkungen der Personenfreizügigkeit mit den EU/EFTA-Staaten zunehmend
aus den Ländern der Europäischen Union stammen und weniger aus Drittstaaten.
Grafik 4: Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt 1987–2007
Kanton Zürich
bei der Geburt eines Kindes
bei der Erstgeburt (*)
34
34
Schweizerinnen
alle Frauen
Ausländerinnen
Alter der Mutter (Jahre)
33
32
32
31
31
30
30
29
29
28
28
27
27
26
26
25
25
24
24
1987
1990
1993
Schweizerinnen
alle Frauen
Ausländerinnen
33
1996
1999
2002
2005
1987
1990
1993
1996
1999
2002
2005
(*) nur verheiratete Frauen bei der Geburt des ersten Kindes der bestehenden Ehe
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich; Quelle: BEVNAT, Bundesamt für Statistik (BFS)
Durchschnittliche Kinderzahl je Frau ist angestiegen
Die bisherigen Ausführungen machen deutlich, dass der Geburtenanstieg der letzten
Jahre nur zum Teil mit Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur erklärt werden
kann. Vielmehr muss eine Änderung des generativen Verhaltens dafür verantwortlich
sein. Die Zusammengefassten Geburtenziffern zeigen seit 2001 einen steigenden
Trend6. 2007 betrug die durchschnittliche Kinderzahl je Frau 1,47, 2001 waren es nur
1,36 Kinder gewesen. Auch der Wert dieses Indikators ist in den letzten sieben Jahr
kontinuierlich angestiegen.
Hinter der durchschnittlichen Kinderzahl der Frauen verbergen sich grosse Unterschiede zwischen Schweizerinnen und Ausländerinnen. Die ausländischen Frauen hatten
2007 im Schnitt 2,0 Kinder, die schweizerischen hingegen nur 1,3 (Grafik 5). Seit 2001
zeigen die Geburtenziffern der Schweizerinnen aber eine steigende Tendenz, jene der
Ausländerinnen verharren hingegen auf konstantem Niveau.
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Grafik 5: Durchschnittliche Kinderzahl je Frau 1981–2007
Kanton Zürich, Zusammengefasste Geburtenziffer (ZGZ) nach Heimat der Mutter
2.4
*
Durchschnittliche Kinderzahl je Frau
2.2
2
1.8
1.6
1.4
1.2
1
0.8
0.6
Ausländerinnen
alle Frauen
Schweizerinnen
0.4
0.2
0
1981
1984
1987
1990
1993
1996
1999
2002
2005
* Seit 2001 sind nur noch die Geburten der ständigen Bevölkerung in der Statistik enthalten. Die Abnahme
der Geburtenziffer zwischen 2000 und 2001 ist denn auch auf die veränderte Erhebungsmethode zurückzuführen.
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich; Quelle: BEVNAT/ESPOP, Bundesamt für Statistik (BFS)
Geburtenziffern der über-30-jährigen Frauen sind angestiegen
Die Zusammengefassten Geburtenziffern haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten kaum verändert, dahinter versteckt sich aber eine radikale Umschichtung. Das
Muster der altersspezifischen Fruchtbarkeit hat sich nämlich deutlich verändert. Noch
um 1990 hatten die 25–29-jährigen Frauen die höchsten altersspezifischen Geburtenziffern7. Mitte der 1990er-Jahre wurden sie durch die 30–34-jährigen abgelöst (Grafik
6). Seit 2001 sind aber die Geburtenziffern dieser Altersgruppe nur gering gestiegen,
viel stärker angestiegen sind jene der 35–39-jährigen. Auch die Geburtenziffern der
40–44-jährigen Frauen zeigen einen steigenden Trend, wenn auch auf niedrigem Niveau. Die Geburtenziffern der unter-30-jährigen sind hingegen in den vergangenen
Jahren deutlich gesunken. Dies entspricht dem gesamtschweizerischen Trend (Bundesamt für Statistik 2007).
Daraus wird deutlich, dass für die steigenden Geburtenzahlen hauptsächlich die Frauen
über 30 Jahre, insbesondere jene zwischen 30 und 39 Jahren, verantwortlich sind. Sie
haben in den vergangenen Jahren mehr Kinder zur Welt gebracht als in den Jahren
zuvor. Demgegenüber haben die jüngeren Frauen weniger Geburten pro Kopf verzeichnet.
Die Geburtenziffern der 30–39-jährigen Frauen sind seit 2001 stark angestiegen, weil
diese Altersgruppe mehr Kinder geboren hat, obwohl sie gleichzeitig zahlenmässig ab-
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genommen hat. Umgekehrt verhält es sich bei den jüngeren Frauen: Ihre Zahl hat seit
2001 zugenommen, sie haben aber weniger Kinder geboren.
Grafik 6: Geburtenziffern der Frauen nach Alter 1987–2007
Kanton Zürich, Anzahl Geburten je 1000 Frauen einer Altersklasse
160
45-49
40-45
35-39
30-34
25-29
20-24
15-19
150
140
130
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Anzahl Kinder je 1000 Frauen
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1987
1989
1991
1993
1995
1997
1999
2001
2003
2005
2007
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich; Quelle: BEVNAT/ESPOP, Bundesamt für Statistik (BFS)
Ähnliche Trends bei über-30-jährigen Schweizerinnen und Ausländerinnen
Bleibt die Frage, ob sich das generative Verhalten sowohl der schweizerischen wie auch
der ausländischen Frauen verändert hat. Auffallend ist, dass sowohl bei den schweizerischen wie auch bei den ausländischen Müttern ähnliche Trends festzustellen sind: Die
Geburtenziffern der Frauen über 30 Jahre haben laufend zugenommen, jene der Frauen unter 30 Jahre sind rückläufig (Grafik 7). Die altersspezifischen Geburtenziffern der
jungen Ausländerinnen sind aber deutlich zurückgegangen, es ist ein regelrechter
Trendbruch festzustellen. Die Geburtenziffern der 20–29-Jährigen waren bei den Ausländerinnen schon immer höher als bei den Schweizerinnen. Nachdem sie in den
1990er-Jahren kontinuierlich angestiegen sind, haben sie aber seit 2001 abgenommen8.
Die Zahlen zeigen, dass sich das Geburtsverhalten der Ausländerinnen und dasjenige
der Schweizerinnen zunehmend angleichen. Es muss aber auch in Betracht gezogen
werden, dass sich die sozio-demografische Struktur der Ausländerinnen in den 2000erJahren verändert hat. Durch die neuen gesetzlichen Bestimmungen und die Auswirkungen der Personenfreizügigkeit mit den Staaten der EU/EFTA kommen nun die Frauen überwiegend aus EU-Ländern und immer weniger aus Drittstaaten. Die Frauen aus
den EU-Ländern zeigen mehrheitlich ein den Schweizerinnen ähnliches generatives
Verhalten.
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Grafik 7: Geburtenziffern nach Heimat und Alter der Mutter 1987–2007
Kanton Zürich, Anzahl Geburten je 1000 Frauen einer Altersklasse
Schweizerinnen
160
45-49
40-45
35-39
30-34
25-29
20-24
15-19
150
140
130
Anzahl Kinder je 1000 Frauen
Ausländerinnen
120
110
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
Jahre
160
150
140
130
120
110
100
90
80
100
90
80
70
60
50
70
60
50
40
30
40
30
20
10
0
20
10
0
1987
1990
1993
1996
1999
2002
2005
1987
1990
1993
1996
1999
2002
2005
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich; Quelle: BEVNAT/ESPOP, Bundesamt für Statistik (BFS)
Fazit: Geburten wurden auf später verschoben
Das generative Verhalten der Frauen hat sich in den letzten Jahren verändert: Die altersspezifischen Geburtenziffern der Frauen über 30 haben sich erhöht, während sie
bei den Frauen unter 30 gesunken sind. Die 30–39-jährigen Frauen haben mehr Kinder
zur Welt gebracht als in früheren Jahren, weil – je Frau gerechnet – mehr Kinderwünsche realisiert wurden. Umgekehrt verhält es sich bei den jungen Frauen. Sie haben die
Babyphase auf später verschoben und deutlich weniger Kinder geboren. Zu ähnlichen
Befunden für das generative Verhalten kommen Pötzsch (2005) für die Frauen in
Deutschland und Cornelius (2009) für die Frauen im deutschen Bundesland BadenWürttemberg.
Die jungen Frauen investieren heute mehr Zeit in ihre Ausbildung als frühere Generationen. Zudem streben sie vermehrt eine eigene Berufskarriere an und verschieben die
Kinderphase nach hinten. Immer mehr Frauen werden deshalb mit über 30 erstmals
Mutter. Zunehmend wird auch die späte Mutterschaft ein Thema, der Anteil der über40-jährigen Mütter ist allerdings nach wie vor klein.
Grafik 8 verdeutlicht die Veränderung in den altersspezifischen Geburtenziffern in den
vergangenen 20 Jahren. Die Geburtenziffern der 31-jährigen sowie der unter 20- und
über 45-jährigen Frauen sind 2007 immer noch gleich hoch wie 1987. Die Geburtenziffern der 20–30-jährigen hingegen sind niedriger als damals, jene der 32–45-jährigen
hingegen höher. Am stärksten zurückgegangen sind die Geburtenziffern bei den 26–
28-jährigen, am stärksten zugelegt haben jene der 34–37-jährigen Frauen. Bei den
unter-30-jährigen Frauen sind die Geburtenziffern der Schweizerinnen stärker gesunken als jene der Ausländerinnen, bei den über-30-jährigen Frauen ist die Entwicklung
bei Schweizerinnen und Ausländerinnen gleichförmig verlaufen.
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Grafik 8: Veränderung der altersspezifischen Geburtenziffern nach Alter der
Mutter im Zeitraum 1987–2007
Kanton Zürich, Differenz der altersspezifischen Geburtenziffern 2007 und 1987
60
Differenz absolut (Kinder je 1000 Frauen)
50
40
30
20
10
0
-10
-20
-30
-40
alle Frauen
Schweizerinnen
-50
-60
15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49
Alter (Jahre)
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich; Quelle: Bundesamt für Statistik (BFS)
«Tempo-Effekt» verzerrt Geburtenziffer
Für die niedrigen Geburtenziffern in den vergangenen drei Jahrzehnten waren hauptsächlich zwei Faktoren ausschlaggebend. Der erste ist die Tatsache, dass Frauen im
Schnitt weniger als zwei Kinder haben. Der zweite Faktor ist der Anstieg des durchschnittlichen Alters der Mütter bei der Erstgeburt. Verschieben die Frauen ihre Geburten auf später, so errechnet man eine Geburtenziffer, die tendenziell zu niedrig ausfällt. Dieser Effekt wird in der Demografie als «Tempo-Effekt» bezeichnet (Bongaarts
und Feeney 1998, Kreyenfeld und Konietzka 2004)9.
Die Geburtenzahlen waren in den 1990er-Jahren deshalb auf niedrigem Niveau, weil
die Frauen zunehmend mit der Familiengründung zugewartet haben. In den 2000erJahren haben sie diese nun, in einem höheren Alter, nachgeholt. Dies hat die Geburtenziffern der über-30-jährigen Frauen ansteigen lassen (Grafik 8). Die in den 1990erJahren errechneten Geburtenziffern haben die effektiven Kinderzahlen je Frau unterschätzt, während sie nun, in den 2000er-Jahren, weniger verzerrt sind. Nimmt das
Durchschnittsalter bei der Geburt nicht mehr zu, werden die Geburtenziffern wieder
ansteigen.
Die Zusammengefasste Geburtenziffer stellt schliesslich nur einen Schätzwert für die
tatsächliche Kinderzahl je Frau dar6, 10. Der Wert von 1,47 Kindern je Frau unterschätzt
wegen des Tempo-Effekts den effektiven Wert. Wie viele Kinder eine Frau im Lauf ihres Lebens bekommt, lässt sich erst feststellen, wenn ihre reproduktive Phase zu Ende
ist, d.h. wenn sie keine Kinder mehr bekommen kann. Erst dann kann die tatsächliche
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Kinderzahl empirisch festgestellt werden. Die tatsächliche Kinderzahl der Jahrgänge
1955 bis 1959 dürfte im Kanton Zürich bei etwa 1,7 je Frau liegen (Schweiz: 1,75).
Dass das Verschieben der Familienphase auf später auch durch exogene Ereignisse
ausgelöst werden kann, zeigt die Geburtenentwicklung in Deutschland nach der Wende
1989. In den 1990er-Jahren sind die Geburtenzahlen in den neuen Bundesländern regelrecht eingebrochen – bis zu einem Tief der Zusammengefassten Geburtenziffer von
0,8 Kindern je Frau in den Jahren 1993 und 1994. Hauptursache dafür dürfte die Zunahme sozialer und ökonomischer Unsicherheit in den Jahren des Wandels sein. Die
Frauen in den alten Bundesländern hatten hingegen weiterhin rund 1,4 Kinder im
Schnitt. Die auseinander laufenden Geburtenziffern in den ersten Jahren nach der
Wende waren dabei nicht auf unterschiedliche Entwicklungen des Geburtsverhaltens in
Ost und West zurückzuführen. Es war vielmehr die Verschiebung des Alters bei der
Familiengründung in Richtung des relativ hohen westdeutschen Erstgeburtsalters, die
den Einbruch der Geburtenziffer nach der Wende im Osten bewirkt hat (Kreyenfeld und
Konietzka 2004). Die Frauen in den neuen Bundesländern haben ihren Kinderwunsch
damals nur aufgeschoben und später noch realisiert. Analysen zur Familiengründung
haben gezeigt, dass in den 2000er-Jahren die tatsächliche Kinderzahl und der Anteil
der Frauen mit zwei Kindern in den neuen Bundesländern stets höher und gleichzeitig
die Kinderlosigkeit niedriger war als in den alten Bundesländern (Kreyenfeld und Konietzka 2004).
Kein Babyboom, kein nachhaltiger Trend
Die seit 2001 steigenden Geburtenzahlen und -ziffern im Kanton Zürich können nicht
als eigentlicher Babyboom bezeichnet werden. Dafür ist das Ausmass doch zu bescheiden. Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau ist mit 1,47 noch immer auf niedrigem
Niveau. Der Wert war in früheren Jahren deutlich höher, etwa 1964 mit durchschnittlich 2,68 Kindern je Frau11. Von einem Babyboom kann man auch deshalb nicht sprechen, weil die Geburtenziffern nicht in allen Altersgruppen angestiegen sind, sondern
nur bei den über-30-jährigen Frauen.
Interessant ist die Frage, ob die Geburtenzahlen auch künftig weiter ansteigen werden.
Bereits jetzt steht fest, dass der Aufwärtstrend der jährlichen Geburtenzahlen künftig
nicht von der Zahl der potenziellen Mütter (und Väter) getragen werden kann. Denn
nun kommen die schwächer besetzten Jahrgänge der Nach-Babyboom-Generationen
ins Alter, in dem die Familiengründung ansteht. Es wird künftig weniger Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren haben als heute. Auch wenn die Frauen künftig mehr
Kinder je Frau gebären sollten, ist aufgrund der Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur davon auszugehen, dass die Geburtenzahlen schon bald wieder sinken werden.
Es wird vor allem vom sozialen und wirtschaftlichen Umfeld abhängen, wie sich die
Geburtenzahlen künftig entwickeln werden. Entscheidend dafür dürfte unter anderem
sein, ob sich Familie und Berufstätigkeit – besonders für die Frauen – gut miteinander
vereinbaren lassen und wie sich die finanzielle Situation der Familien darstellt. Wichtige
sozialpolitische Themen bleiben denn auch die Familienförderung, die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie sowie der Ausbau der Kinderbetreuung. Nur wenn die Bedingungen zur Familiengründung günstig sind, entscheiden sich wieder mehr Paare für
Kinder – und dies zu einem früheren Zeitpunkt.
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Literatur
Bucher H.P., 2008: Babyboomer kommen ins Rentenalter. Der Lebenszyklus der geburtenstarken Jahrgänge im Kanton Zürich 1970–2050. Statistisches Amt des Kantons
Zürich. statistik.info 06/2008, 20 S.
Bundesamt für Statistik, 2007: Demografisches Porträt der Schweiz. Ausgabe 2007.
Bundesamt für Statistik, Neuchâtel, 78 S.
Bundesamt für Statistik, 2008: Familien in der Schweiz. Statistischer Bericht 2008.
Bundesamt für Statistik, Neuchâtel, 80 S.
Cornelius I., 2009: Perspektiven der Geburtenentwicklung. Statistisches Monatsheft
Baden-Württemberg 3/2009, S. 3–7.
Kreyenfeld M. und Konietzka D., 2004: Angleichung oder Verfestigung von Differenzen?
Geburtenentwicklung und Familienformen in Ost- und Westdeutschland. Max-PlanckInstitut für demografische Forschung. Working Paper WP 2004-025. 36 S.
Boongarts J. und Feeney G., 1998: On the Quantum and Tempo of Fertility. Population
and Development Review 24(2), pp. 271-291.
Office for National Statistics, 2008: Fertility Rate is Highest for 34 Years. National Statistics: United Kingdom. News Release, 5 p.
Pötzsch O., 2005: Unterschiedliche Facetten der Geburtenentwicklung in Deutschland.
Differenzierte Betrachtung der Geburtenstatistik als Grundlage für die Annahmen zu
Bevölkerungsvorausberechnungen. Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik
6/2005, S. 569–581.
The New York Times, 2009: ’07 U.S. Births Break Baby Boom Record. The New York
Times, March 19, 2009.
U.S. Department of Health and Human Services, 2009: Births: Preliminary Data for
2007. National Vital Statistics Reports 57(12), 23 p.
Anmerkungen
1
Seit Anfang 2001 werden nur noch jene Geburten gezählt, bei denen die Mutter einen ständigen Wohnsitz in der Schweiz hat. In der Statistik vor 2001 ist die Aufenthaltsbewilligung der ausländischen Mutter
nicht verfügbar. Geburten von Asylsuchenden können deshalb bei diesen Zahlen nicht von Geburten von
Ausländerinnen mit ständigem Wohnsitz unterschieden werden. Die Statistik der Jahre 2001–2008 umfasst
im vorliegenden Artikel die Lebendgeburten, bei denen die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes
ihren ständigen Wohnsitz im Kanton Zürich hatte.
2
Provisorischer Wert für 2008 (Stand März 2009).
3
Rohe Geburtenziffer (Geburtenrate): Zahl der Lebendgeburten in einem bestimmten Kalenderjahr je
1000 Personen der Wohnbevölkerung in der Jahresmitte.
4
Wegen der besseren Übersichtlichkeit wird auf die Darstellung von Einjahresaltersklassen verzichtet.
Stattdessen werden die Frauen und Mütter aggregiert nach Fünfjahresaltersklassen dargestellt und analysiert.
5
Mittleres Alter bei der Geburt des Kindes: Durchschnittliches Alter zum Zeitpunkt der Geburt der in einem
bestimmten Kalenderjahr ein Kind gebärenden Frauen. Für die Berechnung werden sämtliche Geburten
herangezogen, unabhängig davon, ob es sich um eine erste, zweite oder weitere Geburt handelt. Weil
sämtliche Geburten einer Frau herangezogen werden, spielt die Geburtenfolge und der Geburtenabstand
eine wichtige Rolle. Liegen die Geburten einer Frau zeitlich weit auseinander, erhöht sich entsprechend
auch das durchschnittliche Gebäralter. Für Gesellschaften mit grossen Familien resultiert deshalb ein höheres Durchschnittsalter. Im Kanton Zürich ist aber kein Trend zu grösseren Familien auszumachen.
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Mittleres Alter bei der Geburt des ersten Kindes: Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt des ersten
Kindes. Bei der Berechnung wird nur das erste Kind einer Frau berücksichtigt. In der schweizerischen
Geburtenstatistik lässt sich dieser Wert jedoch noch nicht für alle Frauen ausweisen, da derzeit nur das
Durchschnittsalter der verheirateten Frauen bei der Geburt des ersten Kindes der bestehenden Ehe (es
kann sich also auch um eine zweite oder weitere Ehe handeln) ermittelt werden kann.
6
Die Zusammengefasste Geburtenziffer (ZGZ, Englisch: Total Fertility Rate TFT) ist ein zentraler Indikator
zur Messung der Fertilität. Sie ist eine theoretische Grösse und gibt die hypothetische Zahl der Kinder an,
die eine Frau im Verlaufe ihres Lebens bekommen würde, wenn ihr Geburtsverhalten demjenigen aller
Frauen zwischen 15 und 49 Jahren im jeweils betrachteten Jahr entspräche. Die ZGZ ist ein Periodenmass
und errechnet sich aus der Summe der altersspezifischen Geburtenziffern.
Altersspezifische Geburtenziffer: Zahl der in einem bestimmten Kalenderjahr von Frauen eines bestimmten
Alters (per Definition von 15 bis 49 Jahren) lebend geborenen Kinder je 1000 Frauen des gleichen Alters
der Wohnbevölkerung in der Jahresmitte.
7
Für unsere Analysen wurden Geburtenziffern nach Fünfjahresaltersklassen berechnet. Bezugsbasis war
jeweils die ständige weibliche Wohnbevölkerung in der Mitte eines Beobachtungsjahres (Mittelwert von
Anfangs- und Endjahresbestand). Für die Frauen in der Fünfjahresaltersklasse 25–29 Jahre ergibt sich
beispielsweise im Jahr 2007 ein Wert von 74. Dies bedeutet, dass jeweils 1000 Frauen dieser Altersklasse
74 Kinder geboren haben.
8
Da eine Unterscheidung nach Heimat in der Geburtenstatistik etwas problematisch ist, wird an dieser
Stelle nicht näher darauf eingegangen. Je nach Gesetzgebung können im Laufe der Zeit unterschiedliche
Zählweisen die Statistik beeinflussen. Unterschieden wird nach der Heimat der Mutter und nach der Heimat des Kindes (Schweiz oder Ausland). Neugeborene von gemischtnationalen Paaren Schweiz/Ausland
erhalten bei der Geburt den Schweizer Pass und werden in der Geburtenstatistik als Schweizer Kinder
gezählt.
9
Der Tempo-Effekt wird üblicherweise mit der Zusammengefassten Geburtenziffer (Periodenfertilität,
Total Fertility Rate TFR) in Verbindung gebracht. Allgemein bezeichnet der Tempo-Effekt eine Verzerrung
in Periodenmassen, die durch ein verändertes «Timing» von demografischen Ereignissen (Geburten, Sterbefälle usw.) hervorgerufen wird. Im Fall der Fertilität gilt, dass ein Anstieg im durchschnittlichen Gebäralter zu einer Verschiebung von Geburten auf einen späteren Zeitpunkt führt, was automatisch eine Unterschätzung des z.B. mit der TFR gemessenen Fertilitätsniveaus zur Folge hat. In der demografischen Fachliteratur werden verschiedene Formeln zur Korrektur von Tempo-Effekten vorgeschlagen.
10
Endgültige Kinderzahl: Gibt die durchschnittliche Anzahl Kinder je Frau an, die von Frauen eines bestimmten Geburtsjahrgangs bis zum Ende ihres Gebärfähigkeitsalters geboren wurden. Diese Kennziffer ist
ein Kohortenmass. Die Kohortenfertilität misst im Gegensatz zur Periodenfertilität die Zahl der tatsächlich
geborenen Kinder pro Frau eines Geburtsjahrgangs (= Kohorte). Dieses Mass ist weniger grossen Schwankungen unterworfen als die Periodenfertilität, kann jedoch erst rückwirkend bestimmt werden, wenn die
reproduktive Phase eines Jahrgangs abgeschlossen ist.
11
Schweizer Zahlen.
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Juni 2009
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