Themenbereich 5 1 Etrusker und frühes Rom (Themenbereich 5) VERÄNDERUNGEN AUF DER APENNINHALBINSEL 1) Landschaft und Klima Italien als geographischer Begriff umfasste bei den Römern in der Zeit der Republik nur den Schaft der Apenninen – Halbinsel Oberitalienische Tiefebene wurde erst seit der frühen Kaiserzeit, die beiden Inseln Sizilien und Sardinien in römischer Zeit Italien überhaupt nicht zugerechnet Der Name geht auf einen süditalischen Stamm zurück, der sich „Jungstierleute“ (Itali, von virtulus, das Rind) nannte. Es waren Griechen, die das süditalienische Gebiet nach ihnen als den ersten Landesbewohnern, mit denen sie gekannt wurden, benannt haben Vor allem Süditalien, auch Sizilien, heute weitgehend waldlos, waren in der Antike (republikanische Zeit) dichter bewaldet, fruchtbar Ursachen für das Verschwinden des Waldes: Urbanmachung von Boden Verwendung des Holzes als Heizmaterial, zur Verhüttung von Metallen, Brennen von Keramik Ziegenwirtschaft (ernähren sich von jungen Bäumen, und von der Rinde alter Bäume). Ziegenmilch und Ziegenkäse waren Volksnahrungsmittel Küstenlinie verlief anders 2) Die Völker Italiens Italien ist dreigeteilt: Oberitalien bzw. die Poebene, die bis auf Caesar nicht als Italia galt Die Halbinsel im eigentlichen Sinne Sizilien (eng verbunden mit Halbinsel) Sprachgruppe der Indogermanen Italiker (Untergruppen: Sikuler Ostsiziliens, Umbro-Osker, Latiner, Falisker) unsicher ist, ob die Italiker als geschlossene Volksgruppe oder bereits als voneinander unterschiedene Stämme einwanderten; wegen der starken sprachlichen Differenzen ist allerdings letzteres wahrscheinlicher Messapier Themenbereich 5 2 Japyger Peuketier in Apulien Viell. Veneter im venetischen Raum (nicht sicher ob sie als eigene Gruppe zu sehen sind, oder der Gruppe der Italiker zuzuordnen sind) Griechen Stadtstaaten Kelten Nichtindogermanische Völker Sikaner Elymer Picener Ligurer Etrusker (Archäologisch greifbar sind immer nur Kulturen, keine Ethnika!!) Im Vergleich mit anderen Gegenden des Mittelmeerraumes ergab sich eine ethnisch außerordentlich vielfältige Gliederung Italiens im Altertum (Paläolithikum: um 100.000; Spätpaläolithikum: 30.000 – 10.000; Mesolithikum: 10.000 – 6000; Neolithikum: 6000 – 1800; Spätneolithikum 2000 – 1800) Älteste Spuren menschlichen Lebens auf der italischen Halbinsel reichen bis zurück ins Altpaläolithikum Die noch auf Steinzeitniveau geübte Wirtschaftsweise (Neolithium) dauerte hier bis etwa ins 16. Jhd. v.C. Verbindungen zum Balkan, nach Nordafrika und in der beginnenden Bronzezeit zu Spanien Lagozza-Kultur; etwas jünger: Remedello-Polada-Kultur (3tes Jt, Spätneolithikum) mit Beziehungen zur Glockenbecher-Kultur Südfrankreichs, Spaniens und Böhmens Unteritalien: Molfetta-Kultur mit Beziehungen zu Korkyra und zur SesloKeramik in Griechenland Gleichzeitig mit oben: Stentinello-Kultur Siziliens weißt Beziehungen zur Kreta auf Träger dieser Kulturen ist eine vorindogermanische, altmediterrane Bevölkerung (Liguer, Sikaner) Mit der Bronzezeit (1700 – 1200) begann in Italiendeutlich eine neue geschichtliche Periode Dabei unterscheidet man den sogenannten padanischen (Padus = Po) Kreis im Norden und den apenninischen Kulturkreis in Halbinselitalien Der beginn der Bronzezeit dürfte wohl kam durch neue Volksgruppen verursacht worden sein Die Technologie (etwa Bronzebearbeitung) dürfte dennoch von außen her, möglicher Weise aus dem griechischen Raum, übernommen worden sein Themenbereich 5 3 Apennin-Kultur (Mittel und Unteritalien) hat sich wohl ohne Bruch aus älteren steinzeitlichen Kulturen herausentwickelt; es muss allerdingde eine langanhaltende, vielfältige Beeinflussung von außen gegeben haben. Die Träger der Apennin-Kultur wohnen in Hölen Sonderentwicklung dieser Apennin-Kultur in Süditalien und Ostsizilien geht auf das Konto von mykenischen Kolonisten, deren Siedlungen anhand ihrer spezifischen Keramik und Linear-B-Inschriften identifiziert werden können Eine Besonderheit Norditaliens im Rahmen der gleichzeitigen Kulturerscheinungen stellen die Terramare – Dörfer (Mitte der Bronzezeit) dar: benutzen das Pferd, verbrannten ihre Toten, die unbemalte schwarzgraue Keramit zeigt Verbindungen zum mitteleuropäischen Raum; geht um 1200 unter Für Sizilien ist während der Bronzezeit, in der sog. 2ten sikulischen Periode, das Bestehen von Beziehungen besonders zum Bereich der mykenischen Kultur nachzuweisen In Sardinien erlebte die Bronzezeit den Höhepunkt der Nuraghen-Kultur mit Bronzelagern und –Werkstätten. Der Handel mit diesem Metall war offenbar die Basis der sardinischen Kulturentwicklung dieser Zeit Mit der frühen Eisenzeit (1200 – 800) beginnt für Italien ebenfalls eine neue Ära. Indogermanen (Italiker und Illyrer) wandern ein Ca 1200 lässt dich die Auflösung der Terramare-Kultur und die Zurückdrängung der Apennin-Kultur feststellen Die Zeit von 1200 – 900/800 stellt sich als eine Übergangszeit dar In Venetien: die Kulturen Este I – III, von Bologna bis nach Kalabrien die Villanova-Kultur Villanova-Kultur Entwickelte sich im Norden über eine Übergangsphase, Protovillanova (Aufkommen der Branbestattung, Verbreitung gewisser bikonischer (sanduhrförmiger) Gefäßtypen, gleichförmiger Schmuckmotive, best. Formen von Bronzegegenständen) Die Feststellung, dass in den später von Umbro-Oskern besiedelten Gebieten wenigstens ab dem 9ten Jhd. die Leichenbestattung vorherrschte, führte zu folgender Auffassung: nur ein Teil der Italiker, nämlich die Latino-Falisker, seien als Vertreter der Brandbestattung Träger der Protovillanovakultur gewesen Zu oft allerdings kommen in einem Gebiet beide Bestattungsformen zugleich vor, was ein Indiz dafür ist, dass in diesem Bereich menschlicher Tätigkeit Kulturgestaltungen unabhängig von ethnischen Zugehörigkeiten Platz griffen oder dass sich ethnische Überschichtungen vollzogen haben, die wir aus den sprachliche Quellen nicht ablesen können die ethnische Zuordnung nur aufgrund der Bestattungsformen ist nicht immer eindeutig Themenbereich 5 4 Es lassen sich Verbindungen zur Hallstatt-Kultur Mitteleuropas nachweisen Beisetzung der verbrannten Toten in glänzend braun-schwarzen Tongefäßen, die in Erdlöchern bestattet wurden Dies war besonders in der Toskana und in Latium verbreitet Daneben gab es allerdings durchaus die Körperbestattung, ohne dass man von daher auf einen Wechsel in der Bevölkerung schließen darf Ein weiteres Kennzeichen: Metallreichtum Wahrscheinlich eine gewisse Schichtung der Gesellschaft (unterschiedliche Ausstattung von Gräbern), aber nicht sehr ausgeprägt (keine Beweise) Auch Sizilien wurde von illyrischen Bevölkerungsteilen, den Elymern, erreicht. Sie gründeten Segesta DER WESTEN DES MITTELMEERRAUMES BIS IN DIE ERSTE HÄLFTE DES 5. JHD. A) Italien 1) Etrusker Rein nach archäologischen Kriterien deckt sich das Gebiet der VillanovaKultur mit dem einer primär nach sprachlichen Kriterien bestimmten Ethnie, nämlich der der Etrusker, welche ab dem 7.Jhd. v.C. durch ihre schriftlichen Zeugnisse identifizierbar sind Das etruskische hat sich durch die Verbindung von Villanova-Substrat, Kultur der Zuwanderer und Einflüssen in Italien herausgebildet Die Einwanderer, wohl aus Kleinasien kommend, hatten sich vermutlich zur herrschenden Schicht der italischen Bevölkerung in der Toskana aufgeworfen Herkunft Einwanderungstheorie: Auswanderer aus Lydien Kommen aus dem Osten Sind autochthon Etrusker als Träger der villanova Kultur Name Griechen: Tyrsener, Tyrrhener Römer: Tusci Sie selbst nennen sich Rasenna Ende des 7. Jhd. war die bevölkerungsmäßige und kulturelle Neuprägung Etruriens abgeschlossen Themenbereich 5 5 Seit dieser Zeit waren die Etrusker dann bis ins 5. Jhd. expansiv der Apennin wurde überquert, ein großer Teil der Poebene geriet seit dem 6. Jhd. unter etruskische Herrschaft Auf der anderen Seite drangen Bewohner der Toscana bis nach Latium und Campanien vor (6. Jhd) Rom, Tusculum, Praeneste und Capua waren wichtige etruskische Gründungen Seit der zweiten Hälfte des 6. Jhd. Vorstoß nach Norden gründen z.B. Mantua, Adria, Spina; ist aber nur teilweise erfolgreich, Venetien kann nicht einbezogen werden Sprache Die etruskische Sprache ist bislang nur zum Teil gedeutet und vornehmlich aus Inschriften bekannt (Grabinschriften); die Etrusker adaptierten das griechische Alphabet für ihre Sprache Allerdings weist die etruskische Sprache mit keiner der uns bekannten Sprachen eine engere Berührung auf wir haben es wohl mit der Weiterentwicklung einer altmediterranen Sprache des 2. Jt. Zu tun. (Auch die Ligurger können womöglich mit Restgruppen der Urbevölkerung des 2. Jt. Identifiziert werden Mittelpunkt der politischen Macht und der Kultur der Etrusker waren ihre Städte, die sie auch von allen anderen Bewohnern Italiens unterschieden Diese Städte bildeten sich zwischen dem 9. und 7. Jhd. und dürften ihre Entstehung der auf den Handel ausgerichteten Wirtschaftsstruktur verdanken. Eben diese trug aber auch zu einer starken sozialen Differenzierung bei Ein einheitliches Etruskisches Reich existierte nicht Es gab allerdings den berühmten 12-Städtebund (Volsinii, Clusium, Arretium, Volci, Tarquinii, Caere u.a.; die Zahl 12 sagt nichts über die Anzahl der Mitglieder aus), der allerdings eher eine religiöse Funktion hatte Innere Organisation der etruskischen Städte Wir wissen nicht sehr viel darüber Starke soziale Schichtung An ihrer Spitze standen Priesterkönige Der Adel besaß eine starke Stellung Der Kern des Heeres bestand aus schwerbewaffneten Hopliten, die dem Adel hörig waren Die Stellung des Adels und seine Lebensform gründeten sich auf Handel, Seeraub, Grundbesitz und auf den Profit, den er aus den Bodenschätzen und Metallwerkstätten zog Seit dem Ende des 6ten Jhd. scheint der Adel in vielen Städten allmählich die Macht ganz vom König übernommen zu haben, sodass dieser nur noch repräsentative oder sakrale Funktionen wahrnahm Themenbereich 5 6 Frauen besaßen im Vergleich etwa mit denen der Stadt Athen im 6. Jhd. ein relativ großes Maß an öffentlicher Präsenz Die Sittenlosigkeit, die etwa der griechische Autor Theopomp (4. Jhd.v.C.) den etruskischen Frauen zuschrieb ist wahrscheinlich nichts anderes als ein anachronistisches und von ethnozentrischen Einstellungen bestimmtes Werturteil über ein bei den Etruskern gegebenes verhältnismäßig freizügiges Verhalten der Geschlechter zueinander Besonders stark war der griechische Einfluss, der sich über Handelsverbindungen sowohl zum griechischen Mutterland als auch zu den Griechenstädten Unteritaliens ergab Ab dem 8. bis zum frühen 6. Jhd. öffnete sich das Volk der Etrusker in starkem Maße orientalischen Einflüssen Als die Griechen die (ihnen zunächst kulturell überlegenen) orientalischen Völker zu überflügeln beginnen, fangen die Etrusker an, dem griechischen Vorbild zu folgen In der archaischen Epoche kann man sogar von Etrurien als griechischer Kulturprovinz sprechen Das Handelsinteresse der Etrusker bringt sie – ähnlich wie die Karthager – in Gegensatz zu den Griechen Nach Auseinandersetzungen um die Insel Korsika besiegen die Etrusker und Karthager die Griechen in der Seeschlacht von Alalia um 540 Weitere Versuche der Etrusker, die Griechen aus Kampanien zu vertreiben, scheitern 474 vor Kyme durch einen Seesieg der Griechen Ende des 5. Jhd. machten eindringende keltische Stämme die Ergebnisse der etruskischen Expansion in Norditalien zunichte Neben den Griechen und Phönikern waren die Etrusker wenigstens bis hinein ins 4. Jhd. die führende Handelsnation des Mittelmeerraumes Bildung einzelner, voneinander unabhängiger Stadtstaaten, die selbstständig blieben, eine eigene Außen- und Handelspolitik betrieben, eigene Münzen prägten, und gelegentlich gegeneinaner Krieg führten; allerdings verfügten sie über ein gemeinsames religiöses Zentrum (Volsinii) Von eigenartigem Charakter war die Religion. Es galt die Überzeugung, dass der Mensch in Übereinstimmung mit dem Willen der Götter zu leben und zu handeln habe Naturkräfte wurden als göttliche Erscheinungen angesehen Zu dessen Erforschung entwickelten sie die „disciplina etrusca“ Manche religiösen Formen sind von den Griechen übernommen Ausgeprägter Jenseitsglaube, hoher Stellenwert der Vorzeichenlehre (Mantik) Von einer Dichtung, Philosophie oder Geschichtsschreibung, die der griechischen gleichzusetzen wäre, wissen wir nichts Samnitenkriege (299/98 – 291) Zeitweise kämpft ganz Italien gegen Rom Themenbereich 5 7 Alle etruskischen Städte, falls sie noch unabhängig waren, wurden in das römische Bundesgenossensystem eingegliedert 2) Die Griechen in Italien Machte sich der Einfluss der Etrusker besonders in Latium und Campanien bemerkbar, so der der Griechen vor allem bei den italischen Völkern Apuliens, bei den Lukanern und den Bruttiern in Südost- und Süditalien und bei den Oskern im campanischen Hinterland Seit der Mitte des 8. Jhd.: Eine größere Anzahl von Städten wurden an den Küsten Siziliens und Unteritalien gegründet, von denen besonders Syrakus, Gela, Akragas und Selinus herausragen Eine der frühesten Stadtgründungen: Kyme Grundlage der neuen Existenz ist die Bauernwirtschaft: Ackerbaukolonien Im Westen kaum Widerstand: politisches Vakuum, d.h.: idealer Siedlungsraum für ein seefahrendes Volk Phönikischen Handelsniederlassungen schließen sich unter der Führung Karthagos zu einem Großreich zusammen Durch Strom von Auswanderern aus Mutterland: Kampf der Griechen untereinander Die Rivalitäten verhindern die Bildung festgefügter Bündnissysteme der Griechen untereinander Von einigen Ausnahmen abgesehen hatten weder die altmediterrane Urbevölkerung noch die zugewanderten Italiker die Zentren ihrer Existenz an der Küste gehabt keine Konflikte mit den Italikern, sondern mit den am Handel interessierten Etruskern und Karthagern (in Sizilien) Das Entstehen des karthagischen Reiches setzte der Ausbreitung der Griechen in Italien und Sizilien grenzen Als die Etrusker 474 v.C. erneut den Versuch machten, Kyme zu erobern, wurden sie mit Hilfe des Tyrannen Hieron von Syrakus und seiner Flotte geschlagen Folgen: Abbröckeln der etruskischen Macht in Campanien und das Vordringen italischer Völker zur Küste 3) Kelten Im 5ten Jhd. ist das Zentrum der Kelten in einem Gebiet, das sich von der Donau über den Rhein/Mosel/Saar-Raum bis weit hinein in das heutige Staatsgebiet Frankreichs erstreckte (späte Hallstatt-Kultur/frühe LatèneKultur Im späten 5. und frühen 6. Jhd. drangen einzlene dieser keltischen Völker möglicherweise als Folge einer Überbevölkerung in den Stammesgebieten in den italischen Raum ein Schließlich wurde das italische Keltengebiet zur römischen Region „Gallia Cisalpina“ (1. Jhd. v.C.) Themenbereich 5 8 4) Die Anfänge Roms Sage über die Gründung Roms Auf Mitte des 8. Jhd. Datiert Varro errechnet das Jahr 753, wird in augusteischer Zeit kanonisch Urvater der Römer = Held Aeneas: Flieht aus dem brennenden Troja und erreicht das ihm von den Göttern bestimmte Latium Heiratet die Tochter des einheimischen Königs Gründet Lavinium Sohn Julus gründet als neue Hauptstadt Alba Longa in Latium und wird der Stammvater einer langen Reihe von Königen Mit den beiden letzten Königen von Alba, Numitor und Amulius beginnt die unmittelbare Vorgeschichte der Gründung Roms: Der böse Amulius verdrängt seinen Bruder aus der Herrschaft Bestimmt, um dessen Linie zum Aussterben zu verurteilen, seine einzige Tochter Rea Silvia zum Dienst bei der Göttin Vesta (Keuschheit) Rea Siliva bekommt 2 Söhne vom Kriegsgott Mars: Romulus und Remus Amulius befiehlt, die beiden auf dem Wasser auszusetzen; sie werden von einer Wölfin genährt und schließlich vom Hirten Faustulus aufgezogen Als Erwachsene erfahren sie von ihrer Herkunft Sie töten Amulius und setzen Großvater wieder in die Regierung ein Sie gründen eine neue Stadt: Rom; Befragung der Götter, wer die Stadt regieren soll: Romulus Remus macht sich über Stadt lustig: von Romulus getötet. Am Entstehen dieser Sage wahrscheinlich vor allem Griechen beteiligt Studienbuch Geschichte Die Bevölkerung Roms und des umliegenden Ladgebietes gehörte zu den Latinern, die unter den italischen Stämmen ein Minderheit darstellten Auf dem Gebiet des späteren Rom gab es für die dortigen Siedlungen das Band einer religiösen Zusammenfassung: Sie knüpfte seit dem 6. Jhd. an die gemeinsame Verehrung des Jupiter Capitolinus an; der sakrale Mittelpunkt war der Kapiolshügel Entwicklung einer Stadt ist ohne Einfluss der Etrusker nicht vorstellbar Der historische Gründer der Stadt stammt möglicher Weise aus der Familie der Romulier. Daher könnte sich der Name ableiten 6/7. Jhd.: Expansion der Etrusker: sie fassten die verschiedenen Wohnplätze zu einer einheitlichen Gemeinde zusammen Themenbereich 5 es ist allerdings nicht geklärt, wann sich dieser Vorgang abgespielt hat (entweder 2. Hälfte des 7. Jhd. oder um 600) politische und soziale Organisation dürfte große Ähnlichkeit mit der der etruskischen Städte dieser Zeit im Norden besessen haben an der Spitze stand wohl ein König, der in der Regel (va. Im 6ten Jhd) der etruskischen Oberschicht entstammte Adel hatte ebenfalls eine starke Stellung Die Oberhäupter der adeligen Familien bildeten einen Adelsrat (Senat), der gemeinsam mit dem König wichtige, die Stadt betreffende Angelegenheiten beriet Das latinische Element dürfte innerhalb der Adelsgesellschaft überwogen haben Die übrige Bevölkerung war von den adeligen Familien und ihren Exponenten abhängig, für einige bestand eine Art Hörigkeitsverhältnis Wesentliche Funktionen wie die Rechtssprechung wurden von unter adeliger Führung stehenden Sippenverbänden (curiae) wahrgenommen Es ist allerdings zu bezweifeln, dass die Sippe je ein in sich autonomer sozialer Verband gewesen ist Versammlungen der Bürger Traten nach curiae geordnet 2 mal im Jahr zusammen, um über Kriegserklärungen etc. zu beraten Volksversammlungen charakterisieren den Gesamtstaat: Das Schwergewicht lag bei den sozialen Verbänden (d.h. bei den Familien). Bis auf politische Straftaten und Mord ruhte die Entscheidung in Straf- und Privatrechtlichen Fragen bei den Vorstehern dieser Verbände Zum Zuständigkeitsbereich des Königs gehörten vor allem der Staatskult und die militärische Führung Durch die Eingliederung Roms in den etruskischen Machtbereich erlange die Stadt eine Vormachtsstellung in Latium Die „disciplina etrusca“ wurde ein Bestandteil des späteren republikanuischen Staatslebens Als äußeres Zeichen ihrer Macht trug man den etruskischen Königen die „fasces“ voran, das Rutenbündel mit dem in ihm steckenden Bei. Es wurde später Ausdruck der Amtsgewalt der römischen Konsuln und der Macht Roms überhaupt. Buch Innsbruck 9 Quellen Themenbereich 5 10 Das archäologische Material ist sehr dürftig Die älteste frühzeitliche Hüttensiedlung fand man auf dem Palatin, die Datierung ist allerdings sehr schwierig. (viell. 10, bzw. 9. Jhd) Die Zuweisung der Palatin-Siedlung an Lateinisch sprechende Italiker und Sabiner beruht in erster Linie auf der Sage von der Doppelherrschaft des Romulus und des Sabiners Titus Tatius über Rom Meistens Bezug genommen auf die Sagen, die absolut nicht beweisbar sind Die „Stadt“ Rom Für die in jüngerer Zeit häufig vertretene Auffassung, dass die Stadtwerdung Roms das Werk eines Etruskers gewesen sei, fehlt jegliche Begründung Rom wurde vielmehr durch sein ständiges Wachsen, die Konstruktion steinerner Tempel, die Anlage eines gepflasterten Marktplatzes, den Bau fester Straßen und schließlich die Errichtung einer die Sieldung schützenden Mauer allmählich zu einer Siedlung Die interne Organisation Roms in der Frühzeit Sicher ist, dass Rom einmal einen König (rex) oder – was wahrscheinlicher ist – jeweils mehrere Könige nebeneinander hatte Der rex oder die regis hatten primär sogar eher Funktionen inne wie etwa die Basilees der griechischen Frühgeschichte (Träger eines hohen gesellschaftlichen Prestiges) Gerade der Terminus rex sacrorum signalisiert doch recht deutlich, dass es neben einem rituelle Aufgaben wahrnehmenden rex auch andere reges gegeben haben muss.# Ebenso das Vorhandensein des praetors und praetor maximus All das zeigt an, dass hier anscheinend eine ganze Reihe von männlichen Würdenträgern, die sehr wichtige teils unterschiedliche, teils parallel gelagerte Aufgaben innerhalb der Gesellschaft wahrnehmen, ohne dass diese in einer kalt erkennbaren Weise hierarchisch strukturiert wären Rat der Älteren (senatus) hatte wohl eine wichtige Funktion inne. Seine Mitglieder waren wohl die Oberhäupter der einflussreichvermögenden, wenn nicht dar aller dreien Familien Diese Familien scheinen wiederum ein Teil von größeren gesellschaftlich-familiären Einheiten, nämlich der gentes (Sippen) gewesen zu sein Noch größere gentilizische Verbände waren offenbar die curiae Wir wissen, dass je 10 dieser curiae eine der drei nach regionalen Gesichtspunkten zusammengesetzten tribus bildeten, in welche der gesamte populus Romanus unterteilt war (diese tribus waren in erster Linie militärische Organisationen) Themenbereich 5 11 Die eigentliche Zelle des wirtschafltichen und rechtlichen Lebens war die patriarchalisch organisierte Familie, deren Oberhaupt, der pater familias, mit einem Höchstmaß an auch religiös und rechtlich sanktionierter Macht über die Mitglieder der Gruppe ausgestattet war Die patres familias und ihre Söhne haben wohl das Patriziat, den Adel, gebildet. Es scheint, als ob auch das Institut der Klientel (clientela) schon in diese frühe Zeit zurückreicht. Die Klientel waren Schutzabhängige mächtiger Familien Ob es im frühen Rom neben dem Patriziat und seinen Clienten noch ein frühes Kleinbürgertum (vielleicht die später als Plebejer bekannte Bevölklerungsgruppe) gegeben hat, ist ebenso umstritten wie die Frage nach den Wurzeln der Klientel Das „römische Volk“ wäre dann als Clientel auf die Patrizier verteilt gewesen, d.h.: es gab keine persönlich unabhängigen Bauern Rom und die Außenwelt Fast generell wird in der modernen Literatur die Meinung vertreten, dass etwa in der 2. Hälfte des 6. Jhd. der etruskische Einlfuss auf Rom außerordentlich gewesen sei. Nach Ausweis des archäologischen Befundes wird man hier aber eher Zurückhaltung zu üben haben Sollten die Etrusker wirklich eine autochthone mediterrane Bevölkerung mit leicht indogermanischen Einschlägen gewesen sein, dann können vermeintlich etruskische Merkmale der römischen Kultur auch als Relikte jener alten mediterranen Bevölkerungsschicht gedeutet werden, welche die Latiner bei ihrer Einwanderung überlagert haben Die Römer haben sich trotzdem wohl mancherlei von den ihnen damals noch kulturell überlegenen Etruskern abschauen können Sella Curulis, fasces können eine Art Importgut in Rom gewesen sein Religiös- kultische Parallelismen wie das pomerium (Furche zur Übelabwehr) oder das augurium sind hier noch weniger aussagefähig Die Schrift übernahmen die Römer offenbar nicht von den Etruskern, obwohl diese längst vor den Römern ein ausgefeiltes Schriftsystem entwickelt hatten, sondern direkt von den Westgriechen Das für Rom typische dreigliedrige Namenssystem (Vorname, Familienname, Beiname) scheint auf der italischen Halbinsel so weit verbreitet, dass es methodisch verfehlt wäre, hier spezifisch etruskisches Erbe anzunehmen Themenbereich 5 12 Reihe: Geschichte Roms Stadtwerdung Roms Was ist eine Stadt? Voraussetzungen (wenn wir die damals praktizierte Stadtform der Etrusker und der Griechen als Vorbild nehmen): • Siedlung muss ein begrenztes Wohnund Wirtschaftszentrumsein • Und ein religiöser und politischer Mittelpunkt Von Archäologen heute der Vorgang um 600 angesetzt, oder sie vertreten das Prinzip der stufenweisen Ausbildung eines städtischen Gemeinwesens Von Etruskern übernommen: • Der Name Roma • Die Insignien des Herrschers • Gehilfen der Amtsführung • Staatliche Vorzeichenschau • Alphabet Befestigt sind nur der Palatin und das Kapitol Annahme, dass die eigentliche Stadtgründung das Werk eines Etruskers war Zeitpunkt: irgendwann im 7. Jhd. B) Karthago – die Anfänge Punier = Karthager Phönikische Seefahrer aus Tyros gründeten, der Überlieferung nach 814, tatsächlich wohl etwas später, eine Siedlung, deren latinischer Name Karthago (=Neustadt) lautete. Die Bedeutung des Ortes lag darin, dass er phönikischen Handlungsschiffen einen günstigen Versorgungsplatz bot Rund 200 Jahre blieb Karthago von Tyros politisch abhängig Aber aufgrund seiner Lage hatte es bald von den Phönikern im Westmittelmeerraum gegründete Siedlungen überrundet und wurde zur Vormacht unter den dortigen Faktoreien der Phöniker Anfang des 6. Jhd.: Auseinandersetzungen zwischen den Phönikern im Westen und den inzwischen erstarkten griechischen Kolonien Gegen diese verbündete sich Karthago mit den Etruskern 540: Schlacht bei Alalia auf Korsika: beiden Mächten gelingt es, phokaiische Siedler zu besiegen Karthago war nun nicht mehr nur Handelszentrum, sondern betrieb in seinem libyschen Hinterland eine umfangreiche agrarische Produktion