Grundlagen der Physikalischen Chemie für Studierende der

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Grundlagen der Physikalischen Chemie
für Studierende der Mikrosystemtechnik
WS 2013/14
Prof. Dr. P. Gräber
e-mail: peter. [email protected]
Lehrbuch:
•
P.W. Atkins, L. Jones: Chemie, einfach alles, Wiley – VCH
Textverarbeitung: C. Wacker
Zeichnungen: C. Wacker
Inhaltsverzeichnis
1.
2.
Einleitung
Grundbegriffe
3
6
2.1.
2.2.
2.3.
2.4.
2.5.
2.6.
Systeme
SI Einheiten
Stoffmenge
Konzentrationsangaben
Temperaurmessung
Energieaustausch System-Umgebung
6
6
8
9
11
12
3.
Ideale Gase
21
3.1.
3.2.
3.3.
3.4.
3.5.
Experimentelle Befunde über Gase
Kinetische Gastheorie
Mischung idealer Gase
Stoßzahlen und mittlere freie Weglänge
Die Geschwindigkeitsverteilung der Teilchen im Gas
21
23
28
28
33
4.
5.
6.
7.
8.
Aggregatzustände
Reale Gase
Energie
Extensive und intensive Zustandsgrößen
Zusammenhang von U und H mit den Wärmekapazitäten
39
41
44
47
49
8.1.
8.2.
8.3.
8.4.
Allgemein
Die innere Energie und Wärmekapazität von Gasen
Adiabatische Expansion eines idealen Gases
Verflüssigung und Expansion eines realen Gases (Joule-Thomson-Effekt)
49
50
55
57
9.
Enthalpieänderung
60
9.1.
9.2.
Phasenumwandlungen
Chemische Reaktionen
60
62
10.
Die Richtung natürlicher Prozesse. Der 2. Hauptsatz
71
10.1.
10.2.
10.3.
10.4.
10.5.
10.6.
10.7.
10.8.
Reversible und irreversible Prozesse
Die Richtung natürlicher Prozesse
Die Entropie
Anschauliche Bedeutung der Entropie
Druck- und Temperaturabhängigkeit der Entropie
Die Mischungsentropie
Der Absolutwert der Entropie. Der 3. Hauptsatz
Wärmekraftmaschinen und Wärmepumpen
71
72
73
75
78
79
81
81
11.
Die Freie Enthalpie
90
11.1.
11.2.
11.3.
11.4.
11.5.
11.6.
Die Richtung natürlicher Prozesse bei konstantem ๐’‘ und ๐‘ป
Die Temperatur- und Druckabhängigkeit von ๐‘ฎ
Das Chemische Potential
Die Temperaturabhängigkeit des chemischen Potentials
Das chemische Gleichgewicht
Berechnung der Freien Standardreaktionsenthalpie
90
91
92
95
97
100
1
11.7.
11.8.
12.
Die Temperaturabhängigkeit von ๐‘ฒ๐œฝ
Das chemische Gleichgewicht und โˆ†๐’“ ๐‘ฎ
100
102
Reaktionskinetik
105
Definition der Reaktionsgeschwindigkeit
Die Reaktionsgeschwindigkeitsgleichung
Experimentelle Bestimmung der Reaktionsordnung, Geschwindigkeitskonstanten
Temperaturabhängigkeit der Geschwindigkeitskonstanten
Hin- und Rückreaktion
Parallelreaktionen
Folgereaktionen
Katalyse
Enzymkatalyse
Aktivierungsenergie bei komplexen Reaktionen
105
107
110
112
114
115
116
118
119
123
13.
Adsorption und heterogene Katalyse
126
13.1.
13.2.
Die Langmuir’sche Adsorptionsisotherme
Heterogene Katalyse
126
129
14.
Grundlagen der Spektroskopie
132
14.1.
14.2.
14.3.
14.4.
14.5.
14.6.
Arten der Spektroskopie
Häufig verwendete Anregungsenergien
Mikroskopische Interpretation
Konzentrationsabhängigkeit der Absorption
Optische Spektroskopie
Optische Absorption von Biomolekülen
135
138
140
142
145
146
15.
Elektrochemie
149
15.1.
15.2.
15.3.
15.4.
Elektrische Größen und Definitionen
Elektrolyte und Faraday`sche Gesetze
Leitfähigkeit von Elektrolyten
Elektroden
149
154
157
159
16.
Phasengleichgewichte
191
17.
Anhang
Standardreaktion
Biochemischer Standardzustand
Formelsammlung PC I
Elektrochemische Standardpotentiale
208
208
209
210
217
12.1.
12.2.
12.3.
12.4.
12.5.
12.6.
12.7.
12.8.
12.9.
12.10
16.1.
16.2.
16.3.
16.4.
16.5.
16.6.
16.7.
16.8.
Dampfdruck von Flüssigkeiten
Gibbs’sches Phasengesetz
Zweikomponenten Systeme
Siedepunkterhöhung
Gefrierpunktserniedrigung
Osmotischer Druck
Verteilungsgleichgewicht
Der Dampfdruck über Mischungen
191
192
193
197
199
200
202
204
2
1.
Einleitung
Die Physikalische Chemie beschäftigt sich mit der Erfassung und dem Verständnis chemischer
Eigenschaften und Vorgänge mit Hilfe physikalischer und chemischer Methoden und der
Beschreibung an Hand von Modellen.
Typische Vorgehensweise:
Chemische(r) Eigenschaft oder Vorgang
Messung
Modellexperiment
Modell
Daten
Mathematische
Beschreibung
Mathematische
Beschreibung
Mathematische
Beschreibung
Vergleich
Verständnis
3
Einteilung der Stoffe
Alle Stoffe
heterogene Mischungen
homogene Mischungen
reine Stoffe
Verbindungen
chemische
๏ฃง๏ฃง ๏ฃง ๏ฃง ๏ฃง
๏ฃง→
←๏ฃง ๏ฃง ๏ฃง ๏ฃง๏ฃง๏ฃง
Re aktionen
Elemente
4
Erfahrung:
a)
Alle Materie besteht aus einzelnen Teilchen, die makroskopischen
Eigenschaften ergeben sich aus der Summe der Eigenschaften der
einzelnen Teilchen.
Die kleinsten Teilchen der Elemente sind Atome. Atome bestehen aus einem positiv
geladenen Kern und einer negativ geladenen Elektronenhülle.
Einfachstes Atom = H (Wasserstoff)
Kernradius ๐‘Ÿ = 1,3 ⋅10−15 m
Faktor 40 000
Atomradius ๐‘Ÿ = 53 ⋅10−12 m
Bsp.: Kreide 1 cm (= Kern) → Abstand zum Elektron ist
Kreide 1 cm ∗ 40000 = 400m
Die Atome unterscheiden sich in der Zahl der positiven Ladungen im Kern → Anordnung im
Periodensystem. Zurzeit kennt man etwa 110 verschiedene Elemente, oberhalb der
Kernladungszahl 83 sind alle Atome instabil, d.h. radioaktiv.
A
Nomenklatur:
X = Elementsymbol
ZX
209
83
Bi
Z = Zahl der Protonen im Kern = Ordnungszahl
A = Zahl der Protonen und Neutronen =Massenzahl
b) Die kleinsten Teilchen aller anderen Stoffe sind Moleküle. Moleküle sind Verbindungen
aus Atomen.
Einfachstes Molekül:
H2
Kern – Kernabstand: ๐‘‘ = 75 ⋅10−12 m
Erfahrung:
Bindungslänge zwischen C–Atomen ๐‘‘ = 150 ⋅10−12 m
(alte Einheit: Angström, 1 Å = 10−10 m)
Alle Teilchen (Atome und Moleküle) befinden sich dauernd in Bewegung
(„thermische Bewegung“). Je höher die Temperatur desto stärker die
Bewegung.
Alle Stoffe können in drei verschiedenen Aggregatzuständen vorkommen.
Bei tiefen Temperaturen sind alle Stoffe Festkörper, bei hohen
Temperaturen sind alle Stoffe Gase, bei mittleren Temperaturen sind sie
Flüssigkeiten.
5
2.
Grundbegriffe
2.1. Systeme
Definition:
Der Teil des Universums, der uns interessiert, nennen wir System,
der Rest ist die Umgebung.
Einteilung der Systeme nach der Wechselwirkung mit der Umgebung:
abgeschlossen
kein Energieaustausch
kein Materieaustausch
geschlossen
Energieaustausch
kein Materieaustausch
System
E
offen
Energieaustausch
Materieaustausch
System
M
E
Beispiel: geschlossene
Thermoskanne
System
M
E
Beispiel: Kochtopf auf
Herd
M
Beispiel: Lebewesen
2.2. S I Einheiten
Standard International
Einheit:
m
s
kg
mol
A
K
Cd
Länge
Zeit
Masse
Stoffmenge
Elektr. Stromstärke
Temperatur
Lichtstärke
Präfixe:
109
Giga
106
Mega
103
Kilo
Name:
Meter
Sekunde
Kilogramm
Mol
Ampere
Kelvin
Candela
10-3
milli
Übliches Symbol:
๏ฌ
t
m
n
I
T
Iν
10-6
µ mikro
10-9
nano
6
Definitionen der SI-Basiseinheiten
Das Meter: Das Meter ist die Weglänge, die Licht im Vakuum innerhalb eines Zeitintervalls von
1/299 792 458 einer Sekunde zurücklegt (17. CGPM, 1983).
Das Kilogramm: Das Kilogramm ist die Einheit der Masse; es ist gleich der Masse des
internationalen Prototyps des Kilogramms (3. CGPM, 1901).
Die Sekunde: Die Sekunde ist die Dauer von 9 192 631 770 Perioden der Strahlung, die dem
Übergang zwischen den zwei Hyperfein-Niveaus des Grundzustandes des Cäsium-133-Atoms
entspricht (13. CGPM, 1967).
Das Ampere: Das Ampere ist der konstante elektrische Strom, der, wenn er in zwei parallelen
geraden
elektrischen
Leitern
unendlicher
Länge
und
vernachlässigbarer
Kreisquerschnittsfläche im Abstand von einem Meter im Vakuum aufrechterhalten wird, eine
Kraft von 2 x 10−7 Newton pro Meter Länge zwischen diesen Leitern produziert würde (9.
CGPM, 1948).
Das Kelvin: Das Kelvin, Einheit der thermodynamischen Temperatur, ist der Bruchteil 1/273.16
der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes des Wassers
(13. CGPM, 1967).
Das Mol: Das Mol ist die Stoffmenge eines Systems, die ebenso viele Elementareinheiten
enthält wie Atome in 0,012 Kilogramm von Kohlenstoff-12 sind. Wenn das Mol benutzt wird,
müssen die Elementareinheiten spezifiziert werden. Es können Atome, Moleküle, Ionen,
Elektronen, und andere Teilchen oder spezifizierte Gruppen solcher Teilchen sein (14. GCPM,
1971).
Beispiele für den Gebrauch des Mols
1 mol H2 enthält etwa 6.022 x 1023 H2 −Moleküle oder 12.044 x 1023 H −Atome.
1 mol HgCl hat eine Masse von 236.04 g.
1mol Hg 2 Cl2 hat eine Masse von 472.08 g.
1 mol Hg 2+
2 hat eine Masse von 401.18 g und eine Ladung von 192.97 kC.
1 mol Fe0.91 S hat eine Masse von 82.88 g.
1 mol e− hat eine Masse von 548.60 μg und eine Ladung von -96.49 kC.
1 mol Photonen, deren Frequenz 5 x 1014 Hz ist, hat etwa 199.5 kJ Energie.
Die Candela: Die Candela ist die Lichtstärke in einer gegebenen Richtung, die eine Lichtquelle
mit monochromatischer Strahlung der Frequenz 540 x 1012 Hertz emittiert und die eine
Strahlungsintensität in dieser Richtung von (1/683) Watt pro Steradian hat (16.CGPM, 1979).
7
2.3
Stoffmenge
Bei der Aufstellung chemischer Reaktionsgleichungen arbeitet man mit den Teilchenzahlen
der beteiligten Stoffe. Die üblichen Stoffmengen, mit denen man umgeht, enthalten eine sehr
große Zahl von Molekülen oder Atomen. Man führt daher eine Abkürzung für eine große
Teilchenzahl ein.
Def.: 1 Mol ist die Zahl von Teilchen in 12 g des Kohlenstoffisotops ๐Ÿ๐Ÿ๐‘ช
Die Teilchenzahl wird experimentell bestimmt. Man findet: 1๐‘€๐‘œ๐‘™ = 6 × 1023 Teilchen. Diese
Größe nennt man die Avogadrokonstante, ๐‘๐ด , (früher Loschmidtzahl ๐‘๐ฟ ).
๐‘๐ด = 6 โˆ™ 1023 mol−1
Eigentlich hat ๐‘๐ด die Einheit „Teilchen pro mol“, das Wort „Teilchen“ wird aber weggelassen.
Aus der Definition und dem experimentellen Wert von ๐‘๐ด ergibt sich sofort die Masse eines
Kohlenstoff-Atoms.
๐‘š ( 12๐ถ − ๐ด๐‘ก๐‘œ๐‘š) โˆ™ ๐‘๐ด = ๐‘€๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’ ๐‘ฃ๐‘œ๐‘› 1 ๐‘š๐‘œ๐‘™ 12๐ถ − ๐ด๐‘ก๐‘œ๐‘š๐‘’๐‘› = ๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘š๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’
๐‘š ( 12๐ถ ) โˆ™ ๐‘๐ด = ๐‘€(๐ถ)
Man nennt ๐‘€(๐ถ) die molare Masse oder Molmasse des Kohlenstoffs (der Ausdruck
Molekulargewicht ist veraltet und wird nicht mehr verwendet). Auf Grund unserer Definition
oben gilt:
๐‘ด(๐‘ช) = ๐Ÿ๐Ÿ ๐  โˆ™ ๐ฆ๐จ๐ฅ−๐Ÿ
Definition:
Damit können wir jetzt die Masse eines 12๐ถ -Atoms ausrechnen:
๐‘š( 12๐ถ) =
๐‘€(๐ถ)
12 g โˆ™ mol−1
=
= 2 โˆ™ 10−23 g
๐‘๐ด
6 × 1023 mol−1
Häufig verwendet man die sog. atomare Masseneinheit (๐‘š๐‘ข )
1
1 ๐‘š๐‘ข = 12 ๐‘€๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’ ๐‘’๐‘–๐‘›๐‘’๐‘  12๐ถ − ๐ด๐‘ก๐‘œ๐‘š๐‘ 
Definition:
1
= 12 ๐‘š( 12๐ถ )
Gleichung für ๐‘š( 12๐ถ) einsetzen:
1 ๐‘€(๐ถ)
1 ๐‘š๐‘ข = 12
๐‘๐ด
=
12 gโˆ™mol−1
12 โˆ™๐‘๐ด
1 gโˆ™mol−1
= 6โˆ™1023 mol−1
1 ๐‘š๐‘ข = 1,66 โˆ™ 10−24 g = 1Da
In der Biochemie nennt man diese Größe ‘Dalton’ 1 mu = 1Da
8
Im Periodensystem werden die sog. relativen Molmassen angegeben
๐‘€๐‘Ÿ =
=
๐‘š(๐ด๐‘ก๐‘œ๐‘š)
๐‘š๐‘ข
๐‘€๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’ ๐‘‘๐‘’๐‘  ๐ด๐‘ก๐‘œ๐‘š๐‘ 
= ๐‘€๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’ ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐‘€๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’๐‘›๐‘’๐‘–๐‘›โ„Ž๐‘’๐‘–๐‘ก
๐‘š(๐ด๐‘ก๐‘œ๐‘š) ๐‘๐ด
๐‘š๐‘ข
๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘š๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’ ๐‘‘๐‘’๐‘  ๐ด๐‘ก๐‘œ๐‘š๐‘ 
๐‘€(๐ด๐‘ก๐‘œ๐‘š)
โˆ™ ๐‘ = ๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘š๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’ ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐‘€๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’๐‘›๐‘’๐‘–๐‘›โ„Ž๐‘’๐‘–๐‘ก = ๐‘€(๐‘€๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’๐‘›๐‘’๐‘–๐‘›โ„Ž๐‘’๐‘–๐‘ก)=
๐ด
→ gleicher Zahlenwert wie die Molmasse aber ohne Einheit.
Üblicherweise rechnet man in der Chemie nicht mit Teilchenzahlen, sondern mit
Stoffmengen (Molzahlen).
Definition:
๐™๐š๐ก๐ฅ ๐๐ž๐ซ ๐“๐ž๐ข๐ฅ๐œ๐ก๐ž๐ง
๐’๐ญ๐จ๐Ÿ๐Ÿ๐ฆ๐ž๐ง๐ ๐ž = ๐™๐š๐ก๐ฅ ๐๐ž๐ซ ๐“๐ž๐ข๐ฅ๐œ๐ก๐ž๐ง ๐ฉ๐ซ๐จ ๐Œ๐จ๐ฅ
๐‘
i = Stoffindex
๐‘›๐‘– = ๐‘ ๐‘–
๐ด
Die Masse einer Substanz, ๐‘š๐‘– ist proportional der Zahl der Teilchen, ๐‘๐‘– , d.h.
๐‘š๐‘– = ๐‘š๐‘– โˆ™ (1 ๐‘‡๐‘’๐‘–๐‘™๐‘โ„Ž๐‘’๐‘›) โˆ™ ๐‘๐‘–
Entsprechend gilt für die Molmasse
Dividieren
๐‘€๐‘– = ๐‘š๐‘– โˆ™ (1 ๐‘‡๐‘’๐‘–๐‘™๐‘โ„Ž๐‘’๐‘›) โˆ™ ๐‘๐ด
๐’Ž๐’Š
๐‘ด๐’Š
๐‘ต
= ๐‘ต ๐’Š = ๐’๐’Š
๐’‚
Berechnung der Stoffmenge (Molzahl)
2.4. Konzentrationsangaben
Wenn man Stoffgemische hat, kann man deren Zusammensetzung auf unterschiedliche Art
und Weise angeben:
Massenanteil
Massenbruch
Volumenanteil
Volumenbruch
๐‘Š๐‘– =
๐œ™๐‘– =
๐‘š๐‘–
๐‘š๐‘–
=
∑ ๐‘š๐‘– ๐‘š(๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก)
๐‘‰๐‘–
๐‘‰๐‘–
=
∑ ๐‘‰๐‘– ๐‘‰(๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก)
๐‘š
๐‘–
Massenkonzentration: ๐‘Œ๐‘– = ๐‘‰(๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก)
9
Anteile werden häufig auch angegeben in
In Zehnerpotenzen ausgedrückt bedeutet dies:
๐‘›
wird häufig bei Mischungen benutzt.
๐‘๐‘– =
๐‘›๐‘–
๐‘‰
Einheit:
mol m−3 oder mol dm−3
Abkürzung:
„Molar“
Molalität:
Abkürzung:
๐’
๐’Ž = ๐’Ž๐’Š ,
,
๐‘–
๐‘›๐‘– = ๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘ง๐‘Žโ„Ž๐‘™
๐‘‰ = Volumen der Lösung
= ∑ ๐‘‰๐‘š,๐‘– โˆ™ ๐‘›๐‘– = wobei ๐‘‰๐‘š,๐‘– das
Molvolumen des Stoffes i ist.
mol
๐‘€ = dm3
๐’๐’Š = Molzahl
๐‘ณ
„Molal“
‰,
ppm, ppb, ppt.
−3
10
10−6 10−9 10−12
๐‘ฅ๐‘– = ∑ ๐‘›๐‘– ; ∑ ๐‘›๐‘– = 1, ๐‘›๐‘– = ๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘ง๐‘Žโ„Ž๐‘™
Stoffmengenanteil (Molenbruch):
Stoffmengenkonzentration
(kurz: Konzentration)
%,
10−2
๐’Ž๐‘ณ = Masse Lösungsmittel
๐‘€∗ =
Einheit: mol kg −1
mol
kg
Dichte:
๐’Ž
๐‘ด๐’๐’๐’Ž๐’‚๐’”๐’”๐’†
๐‘ด
๐‘ด๐’‚๐’”๐’”๐’†
= =
=
๐†=
๐‘ฝ๐’๐’๐’–๐’Ž๐’†๐’ ๐‘ฝ ๐‘ด๐’๐’๐’—๐’๐’๐’–๐’Ž๐’†๐’ ๐‘ฝ๐’Ž
Das Molvolumen, ๐‘‰๐‘š , ist das Volumen von einem Mol Teilchen
Bsp. :
Molvolumen von Fe
๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘ฃ๐‘œ๐‘™๐‘ข๐‘š๐‘’๐‘› =
Bsp.:
๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘š๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’
๐ท๐‘–๐‘โ„Ž๐‘ก๐‘’
, ๐‘‰๐‘š =
๐‘€
๐œŒ
=
55,85 g mol−1
7,87 g cm−1
= 7,1 cm3 mol−1
Volumen eines Atoms (Fe)
๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘ฃ๐‘œ๐‘™๐‘ข๐‘š๐‘’๐‘› = ๐‘‰๐‘œ๐‘™๐‘ข๐‘š๐‘’๐‘› ๐‘’๐‘–๐‘›๐‘’๐‘  ๐‘‡๐‘’๐‘–๐‘™๐‘โ„Ž๐‘’๐‘›๐‘  โˆ™ ๐ด๐‘ฃ๐‘œ๐‘”๐‘Ž๐‘‘๐‘Ÿ๐‘œ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก๐‘Ž๐‘›๐‘ก๐‘’
๐‘‰๐‘š = ๐‘‰(1 ๐‘‡๐‘’๐‘–๐‘™๐‘โ„Ž๐‘’๐‘›) โˆ™ ๐‘๐ด
๐‘‰๐‘š
7,1 cm3 mol−1
๐‘‰(1 ๐‘‡๐‘’๐‘–๐‘™๐‘โ„Ž๐‘’๐‘›) =
=
= โˆ™ 1,18 โˆ™ 10−23 cm3
๐‘๐ด 6 โˆ™ 1023 mol−1
10
4
Bei kugelförmigen Teilchen ist das Volumen ๐‘‰ = 3 ๐œ‹๐‘Ÿ 3
3
3
๐‘‰โˆ™3
1,18 โˆ™10−23 cm3 โˆ™3
๐‘Ÿ = ๏ฟฝ4โˆ™๐œ‹ = ๏ฟฝ
2.5. Temperaturmessung
a) Messverfahren:
4โˆ™๐œ‹
= 1,4 โˆ™ 10−8 cm
(Radius eines Eisenatoms)
Erfahrung ๐‘‰ = ๐‘“(๐œ—) mit ๐œ— = Temperatur
wenn ๐‘ = ๐‘๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก
b) Kalibrierung = Definition von Fixpunkten:
1) Siedepunkt
H2O bei ๐‘ = 1.013 . 105 ๐‘ƒ๐‘Ž = 100°C
2) Schmelzpunkt H2O bei ๐‘ = 1.013 . 105 ๐‘ƒ๐‘Ž = 0°C
๐œ— = ๐‘‰ − ๐‘‰0
100 = ๐‘‰100 − ๐‘‰0
Dividieren
๐œ—
๐‘‰ − ๐‘‰0
=
100 ๐‘‰100 − ๐‘‰0
๐‘‰100
๐‘‰
๐‘‰0
V= A ⋅ ๏ฌ ๏ฟฝ
๐ฟä๐‘›๐‘”๐‘’ =
Fläche = A
Temperaturskala:
๐œ— = 100
๐‘‰ − ๐‘‰0
๐‘‰100 − ๐‘‰0
Die Größe ๐‘‰100 − ๐‘‰0 ist für jeden Stoff, den man im Thermometer
einsetzt, verschieden. Umgeformt ergibt sich:
๐œ—=
100๐‘‰
100๐‘‰0
−
(๐‘‰100 − ๐‘‰0 ) (๐‘‰100 − ๐‘‰0 )
Man findet experimentell, dass für alle idealen Gase gilt:
100๐‘‰0
= 273,15
(๐‘‰100 − ๐‘‰0 )
Setzen wir dies in Gleichung ein, ergibt sich
๐œ— + 273,15 = ๐‘‡ = (๐‘‰
100๐‘‰
100
oder ๐‘‰ =
−๐‘‰ )
0
๐‘‰100 − ๐‘‰0
100
Man nennt T die absolute Temperatur, gemessen in Kelvin, K. Die Einteilung der Kelvinskala ist
die Gleiche wie bei der Celsiusskala, der Zahlenwert des Schmelzpunktes des Eises ist jetzt
aber 273,15 K, Vorteil: die absolute Skala ist unabhängig vom Stoff.
11
๏ฌ
2.6. Energieaustausch System - Umgebung
Geschlossene und offene Systeme können mit der Umgebung Energie austauschen in Form
von Arbeit W und Wärme Q.
2.6.1. Arbeit
Definition der Arbeit:
๐ด๐‘Ÿ๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก = ๐พ๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘“๐‘ก โˆ™ ๐‘Š๐‘’๐‘”
Wir betrachten im Folgenden nur den Fall, dass Kraft und Weg, s, die gleiche Richtung haben.
Dann gilt:
oder integriert
d๐‘Š = ๐น โˆ™ d๐‘ 
๐‘Š =๐นโˆ™๐‘ 
Die Kraft ist gleich
(F, force; a, acceleration)
๐น =๐‘šโˆ™๐‘Ž
=
d(๐‘š๐‘ฃ)
d๐‘ก
(mv = Implus)
Mit der Definition der Beschleunigung ๐‘Ž =
d๐‘ 
d๐‘ฃ
d๐‘ก
und der Definition
d๐‘ฃ
d2 ๐‘ 
der Geschwindigkeit ๐‘ฃ = d๐‘ก ergibt sich ๐น = ๐‘š d๐‘ก = ๐‘š d๐‘ก 2
Setzt man in diese Gleichung die SI–Einheiten ein,
ergibt sich für die Einheit der Kraft 1 kg m s −2 = 1 N = 1 ๐‘๐‘’๐‘ค๐‘ก๐‘œ๐‘›
Anschaulich: Ein Newton ist die Kraft, mit der eine Tafel
Schokolade (100 g) von der Erde angezogen wird
(g = Erdbeschleunigung = 9,81 ms-2).
๐น = ๐‘š โˆ™ g = 0,1kg โˆ™ 9,81 m⁄s2 = 0,981 kg โˆ™ m⁄s 2 ≈ 1N
Mit der Einheit der Kraft ergibt sich für die Einheit der Arbeit
๐‘Š =๐นโˆ™๐‘ 
def.
[1 Nm = 1 kg m s-2 m = 1 kg m2 s-2 ≡ 1 J]
Einheiten:
m: Masse, [kg]
s:
t:
Weg,
[m]
Zeit,
[s]
v: Geschwindigkeit
๐‘ฃ =
d๐‘ 
d๐‘ก
,
๏ฃฎm๏ฃน
๏ฃฏ๏ฃฐ s ๏ฃบ๏ฃป
a: Beschleunigung
๐‘Ž =
d๐‘ฃ
d๐‘ก
=
d2 ๐‘ฃ
d๐‘ก 2
m
, ๏ฃฎ๏ฃฏ 2 ๏ฃน๏ฃบ
๏ฃฐs ๏ฃป
F: Kraft, F = a . m
๏ฃฎm
๏ฃน
1 N๏ฃบ
๏ฃฏ๏ฃฐ s 2 ⋅ kg =
๏ฃป
N = Newton
J = Joule
Anschaulich: Ein Joule ist die Arbeit, die man braucht, um eine Tafel Schokolade vom
Boden auf den Tisch (1 m Höhe) zu heben.
W = 0,1 kg 9,81 m s-2 1 m = 0,981 kg m2 s-2 ≈1 N m ≈ 1 J
Definition:
Arbeit, die dem System zugeführt wird, ist positiv.
Arbeit, die vom System geleistet wird, ist negativ.
12
2.6.2 Volumenarbeit:
Ein Körper mit dem Volumen V1 wird durch eine Kraft, F, auf das Volumen V2 komprimiert
(Luftpumpe).
Stempel ๐น = ๐‘ โˆ™ ๐ด
A = Fläche
s1
V1
s2
V2
๐‘ 
๐‘Š๐‘ฃ๐‘œ๐‘™ = ∫๐‘  2 ๐นโƒ— d๐‘ โƒ—
1
Der Druck ist definiert als:
๐ท๐‘Ÿ๐‘ข๐‘๐‘˜ =
๐พ๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘“๐‘ก
, ๐‘ =
๐น๐‘™ä๐‘โ„Ž๐‘’
๐น
๐ด
→ ๐น =๐‘โˆ™๐ด
Das Volumen des Körpers ist gegeben durch ๐‘‰ = ๐ด โˆ™ ๐‘  ๐‘๐‘ง๐‘ค. d๐‘‰ = ๐ด โˆ™ d๐‘  (wenn A = konstant).
1
Wir ersetzen also in der Gleichung für die Arbeit d๐‘  = ๐ด d๐‘‰ und ๐น = ๐‘๐ด
und erhalten:
๐‘ 
1
๐‘Š๐‘ฃ๐‘œ๐‘™ = ∫๐‘  2 ๐‘ โˆ™ ๐ด โˆ™ ๐ด d๐‘‰
1
Transformation der Integrationsgrenzen: bei s1 haben wir das
Volumen V1 , bei s2 haben wir das Volumen V2
๐‘‰
๐‘Š๐‘ฃ๐‘œ๐‘™ = − ∫๐‘‰ 2 ๐‘d๐‘‰
1
Vorzeichen: Wenn man dem System Arbeit zuführt
(zusammendrückt) wird dV negativ → Wvol negativ. Zugeführte
Arbeit soll aber immer positiv gerechnet werden, daher wird in
die Gleichung ein negatives Vorzeichen eingefügt.
Integration:
a) ๐‘ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก๐‘Ž๐‘›๐‘ก
๐‘‰2
๐‘Š๐‘ฃ๐‘œ๐‘™ = − ๏ฟฝ ๐‘d๐‘‰, → ๐‘Š๐‘ฃ๐‘œ๐‘™
๐‘‰1
b) ๐‘ = ๐‘ฃ๐‘Ž๐‘Ÿ๐‘–๐‘Ž๐‘๐‘’๐‘™ ๏ฟฝ๐‘ =
๐‘Š๐‘ฃ๐‘œ๐‘™
๐‘› ๐‘…๐‘‡
๐‘‰2
= −๐‘๐‘‰ | = −๐‘(๐‘‰2 − ๐‘‰1 )
๐‘‰1
Einheiten
๐พ๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘“๐‘ก ๐‘
๐‘=
๏ฟฝ
= ๐‘ƒ๐‘Ž๏ฟฝ
๐น๐‘™ä๐‘โ„Ž๐‘’ ๐‘š2
Pa = Pascal
Luftdruck auf Meereshöhe ist
p0= 101325 Pa
Dieser Druck hieß früher
1 atm = 101325 Pa
Da die Druckeinheit Pa sehr
klein ist, verwendet man
häufig
105Pa = 1 bar
und
102Pa = 1mbar
= 1 hPa = 1 hekto Pascal
(bei der Wettervorhersage)
๏ฟฝ , ๐‘› = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก๐‘Ž๐‘›๐‘ก, ๐‘‡ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก๐‘Ž๐‘›๐‘ก
๐‘‰2
๐‘‰2
๐‘‰2
d๐‘‰
๐‘‰2
= − ๏ฟฝ ๐‘d๐‘‰ = −๐‘›๐‘…๐‘‡ ๏ฟฝ
= −๐‘›๐‘…๐‘‡ln๐‘‰ | = −๐‘›๐‘…๐‘‡(ln ๐‘‰2 − ln ๐‘‰1 ) = −๐‘›๐‘…๐‘‡ ln
๐‘‰1
๐‘‰1
๐‘‰1 ๐‘‰
๐‘‰1
๐‘‰
N
Einheiten:๏ฟฝ1 Pa m3 = 1 m2 m3 = 1 Nm = 1 J๏ฟฝ
13
2.6.3 Elektrische Arbeit
Die elektrische Arbeit ist
๐‘Š๐‘’๐‘™ = ๐‘„ ๐‘ˆ = ๐ฟ๐‘Ž๐‘‘๐‘ข๐‘›๐‘” โˆ™ ๐‘†๐‘๐‘Ž๐‘›๐‘›๐‘ข๐‘›๐‘”
Diese Gleichung kann man auch mit Hilfe der elektrischen Stromstärke I ausdrücken:
Einheiten:
๐‘„ ๐ฟ๐‘Ž๐‘‘๐‘ข๐‘›๐‘”
U = φ2 − φ1 = Spannung, Volt, V
๐ผ= =
,
๐‘„=๐ผ๐‘ก
๐‘ก
๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก
φ = elektrisches Potential, Volt, V
I
=
Stromstärke, Ampere, A
t
=
Zeit, Sekunde, s
Damit ergibt sich für die Arbeit
Q
=
Ladung, Coulomb, C
๐‘Š๐‘’๐‘™ = ๐‘ˆ ๐ผ ๐‘ก = ๐‘†๐‘๐‘Ž๐‘›๐‘›๐‘ข๐‘›๐‘” โˆ™ ๐‘†๐‘ก๐‘Ÿ๐‘œ๐‘š๐‘ ๐‘กä๐‘Ÿ๐‘˜๐‘’ โˆ™ ๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก
[1๐‘‰ โˆ™ 1๐ด โˆ™ 1๐‘  = 1๐‘‰๐ด๐‘  = 1๐‘Š๐‘  = 1๐ฝ]
1 ๐‘Š = 1 ๐‘‰ โˆ™ 1๐ด, W = Watt
1 C = 1 As = 1 Coulomb
Beispiel:
Eine Glühbirne leuchtet bei einer Spannung von 220
V und einer Stromstärke von 0,45 A eine Zeit von 5 Stunden. Wie groß ist die elektrische
Arbeit?
(U = 220V, I = 0,45 A, t = 5h)
[1 h = 60 min = 3600 s]
๐‘Š๐‘’๐‘™ = 220 ๐‘‰ โˆ™ 0,45 ๐ด โˆ™ 5 โ„Ž = 495 ๐‘Šโ„Ž = 220 ๐‘‰ โˆ™ 0,45 ๐ด โˆ™ 5 โˆ™ 3600 ๐‘  = 1,78 โˆ™ 106 ๐‘‰๐ด๐‘ 
= 1,78 โˆ™ 106 ๐‘Š๐‘ 
Vom Elektrizitätswerk wird eine Spannung von 220 V geliefert, der Stromzähler im Haus misst
die geflossene Ladung ๐‘„ = ๐‘™ ๐‘ก. Daraus wird die gelieferte elektrische Arbeit berechnet. Da die
Einheit 1 J = 1 ๐‘Š๐‘  sehr klein ist, verwendet man die Einheit Wh oder üblicherweise kWh.
Die elektrische Arbeit, die geleistet wird, wird vom Elektrizitätswerk in Rechnung gestellt
1 k Wh = 103 Wh = 103 โˆ™ 3600 Ws = 3,6 โˆ™ 106 J.
Der Preis für 1 kWh elektrische Arbeit ist etwa 0,20 Euro.
Häufig wird auch der Begriff Leistung verwendet:
๐ธ๐‘›๐‘’๐‘Ÿ๐‘”๐‘–๐‘’
d๐ธ
๐‘ƒ=
๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก
d๐‘ก
Die Energie kann hier als Arbeit (W) oder als Wärme (Q)
auftauchen und man erhält:
๐ฟ๐‘’๐‘–๐‘ ๐‘ก๐‘ข๐‘›๐‘” =
๐ด๐‘Ÿ๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก๐‘ ๐‘™๐‘’๐‘–๐‘ ๐‘ก๐‘ข๐‘›๐‘”: ๐‘ƒ =
Einheit:
J s-1
=1W
W
= Watt
d๐‘Š
d๐‘ก
d๐‘„
๐‘Šä๐‘Ÿ๐‘š๐‘’๐‘™๐‘’๐‘–๐‘ ๐‘ก๐‘ข๐‘›๐‘”: ๐‘ƒ =
d๐‘ก
14
Beispiel: Wir betrachten die Leistung eines Menschen:
Grundumsatzleistung, d.h. der Energieverbrauch pro Zeit im Ruhezustand ist etwa 70 W.
Bei Arbeitsleistung wird der Energieverbrauch pro Zeit etwa verdoppelt, d.h. er liegt bei etwa
140 W. Die nach außen abgegebene Dauerleistung eines Menschen ist also etwa 70 W.
Arbeitet ein Mensch 8 h, so erhält man für die Arbeit an einem Tag:
๐‘Š = ๐‘ƒ โˆ™ ๐‘ก = 70 ๐‘Š โˆ™ 8 โ„Ž = 560 ๐‘Šโ„Ž = 0,56๐‘˜ ๐‘Šโ„Ž
Die Kosten elektrischer Arbeit betragen: 1 kWh =๏€ค € 0,20.
Daraus folgt, dass der Energiewert der Arbeit eines Menschen pro Tag ca. 10 Cent beträgt.
2.6.3 Arbeit, kinetische Energie, potentielle Energie und innere Energie
Durch Zufuhr von Arbeit können wir die Energie eines Systems erhöhen. Dabei ergeben sich
unterschiedliche Effekte:
Energie =๏€ค im System gespeicherte Arbeit (/Wärme)
1. Arbeiten, die eine Beschleunigung des Systems hervorrufen
d๐‘Š = ๐‘š๐‘ฃd๐‘ฃ
1
๐‘Š = 2 ๐‘š๐‘ฃ 2 = ๐ธ๐‘˜๐‘–๐‘›
erhöhen die Bewegungsenergie (= kinetische Energie) des Systems.
2. Arbeiten gegen Kräfte, die nur eine Funktion des Ortes sind (konservative Kräfte, z.B.
Schwerkraft) und eine Änderung der Lage des Systems hervorrufen
2
๐‘Š = ∫1 ๐นโƒ— d๐‘ โƒ—
2
๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก = − ∫1 ๐นโƒ— d๐‘ โƒ—
erhöhen die potentielle Energie des Systems. (Minuszeichen drückt aus, dass Arbeit gegen
die Kraft ๐นโƒ— verrichtet wird.
Beispiel: Anheben gegen Erdanziehung: ๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก = ๐‘š๐‘”โ„Ž
3. Arbeiten, die eine Erwärmung und/oder Verformung des Systems hervorrufen
d๐‘Š = d๐‘ˆ
๐‘Š = โˆ†๐‘ˆ
U = Innere Energie
(ohne dass die Lage und/oder Geschwindigkeit des Systems verändert wird), erhöhen die
Innere Energie des Systems.
15
2.6.4 Wärme und Wärmekapazität
Bringt man einen heißen Körper mit einem kälteren in Kontakt, so erwärmt sich der eine und
der andere kühlt sich ab. Es fließt Energie (Wärme) vom heißeren zum kälteren Körper. Man
beobachtet eine Temperaturerniedrigung des heißen Körpers, eine Temperaturerhöhung des
kalten Körpers. Die Temperaturerhöhung dT ist proportional zur zugeführten Wärme.
๐ถ= Proportionalitätsfaktor
= ‘Wärmekapazität’ Einheit [JK-1]
d๐‘„ = ๐ถd๐‘‡
๐ถ=
d๐‘„
d๐‘‡
Ist die Wärmekapazität konstant, lässt sich die Gleichung einfach integrieren:
๐‘„
๐‘‡
2
∫0 d๐‘„ = ๐ถ ∫๐‘‡ d๐‘‡ daraus folgt
๐‘„ = ๐ถ(๐‘‡2 − ๐‘‡1 ) = ๐ถโˆ†๐‘‡
1
Die Wärmekapazität ist proportional zur Stoffmenge (wird gemessen als Masse m oder als
Molzahl n). Man erhält:
๐ถ
๐‘=๐‘š
๐ถ
Man definiert:
๐‘=๐‘›
′
′
๐‘ ๐‘๐‘’๐‘ง๐‘–๐‘“๐‘–๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘’′ ๐‘Šä๐‘Ÿ๐‘š๐‘’๐‘˜๐‘Ž๐‘๐‘Ž๐‘ง๐‘–๐‘กä๐‘ก [JK −1 kg −1 ]
๐‘š๐‘œ๐‘™๐‘Ž๐‘Ÿ๐‘’ ′ ๐‘Šä๐‘Ÿ๐‘š๐‘’๐‘˜๐‘Ž๐‘๐‘Ž๐‘ง๐‘–๐‘กä๐‘ก [JK −1 mol−1 ]
Die dem System zugeführte Wärmemenge ist positiv
Die vom System abgeführte Wärmemenge ist negativ.
Wärmeaustausch (Wärmebilanz)
Ein Körper A mit Temperatur T1 wird mit einem Körper B der Temperatur T2 in Kontakt
gebracht. Wie groß ist die Endtemperatur T3? Wie groß ist die geflossene Wärme?
Abgeschlossenes
System: kein
Wärmeaustausch mit
der Umgebung
A
B
T1
CA
T1 > T2
T2
CB
↓
A
T3
CA
Anfangszustand
B
T3
CB
Endzustand
16
Wärme fließt von A nach B bis sich eine gemeinsame Endtemperatur eingestellt hat
(‘thermisches Gleichgewicht’). Da nach außen keine Wärme abgegeben wird, muss die von A
abgegebene Wärme gleich der von B aufgenommenen sein, d.h.
๐‘„๐ด + ๐‘„๐ต = 0
also ist
๐‘„๐ด = −๐‘„๐ต
mit ๐‘„๐ด = ๐ถ๐ด (๐‘‡3 − ๐‘‡1 ) und ๐‘„๐ต = ๐ถ๐ต (๐‘‡3 − ๐‘‡2 )
Eingesetzt und aufgelöst nach der Endtemperatur T3 ergibt sich:
๐‘‡3 =
๐ถ๐ด ๐‘‡1 +๐ถ๐ต ๐‘‡2
๐ถ๐ด +๐ถ๐ต
=
๐‘š๐ด ๐‘๐ด ๐‘‡1 +๐‘š๐ต ๐‘๐ต ๐‘‡2
๐‘š๐ด ๐‘๐ด +๐‘š๐ต ๐‘๐ต
2.6.5 Chemische Reaktionsgleichungen
Chemische Reaktionsgleichungen geben an, welche Stoffe bei der Reaktion reagieren.
Produkte
Allgemein:
Edukte →
Beispiel: Reaktion von Na mit Wasser
Na + H2 0 → NaOH + H2
Bei allen chemischen Reaktionen gilt die Erhaltung der Zahl der Atome und der
Gesamtmasse, d.h. die obige Gleichung ist erst dann richtig, wenn auf beiden Seiten gleich
viele Na, H und O Atome stehen, d.h.
2 Na + 2 H2 O → 2 NaOH + H2
Zusätzlich gibt man noch an, in welchem Zustand sich die reagierenden Substanzen
befinden:
f = fest (solid), fl = flüssig (liquid), g = gas (gaseous), aq = aqueous (wässrige Lösung).
Also lautet die korrekte Gleichung:
2 Na(๐‘“) + 2 H2 O(๐‘“๐‘™) → 2 NaOH(๐‘Ž๐‘ž) + H2 (๐‘”)
Dies bedeutet, dass 2 Atome Na im festen Zustand mit 2 Molekülen Wasser (flüssiger
Zustand) zu 2 Molekülen Natriumhydroxid (gelöster Zustand) und einem Molekül
Wasserstoff (gasförmiger Zustand) reagieren. Man kann die Reaktionsgleichung mit einem
beliebigen Faktor multiplizieren, sie ist dann immer noch korrekt. Multipliziert man mit der
Avogadro–Konstante ๐‘๐ด , so ändert sich an der Schreibweise nichts, die Interpretation ist
jetzt: 2 mol Na reagieren mit 2 mol H2 O zu 2 mol NaOH und 1 mol H2 Mit Hilfe der
Zusammenhänge in Kap. 2.3 können wir mit Hilfe der chemischen Reaktionsgleichungen
und den bekannten Molmassen der beteiligten Stoffe die Massen jedes beliebigen
Reaktionsteilnehmers berechnen
17
Bei Ablauf einer chemischen Reaktion verändern sich die Mengen der Edukte und Produkte.
Diese Änderungen der einzelnen Stoffe (nicht deren Absolutwerte!) sind über die chemische
Reaktionsgleichung miteinander gekoppelt, d.h. man muss eigentlich nur die Änderung
eines Stoffes kennen, dann kam man die Änderung aller anderen berechnen. Für solche
Berechnungen kann man die „Reaktionsvariable“ verwenden.
Wir betrachten ein System, das aus einer Phase besteht, in dem ein Gemisch verschiedener
Stoffe vorhanden ist, zwischen denen eine chemische Reaktion abläuft.
Reaktion:
๐œˆ๐‘–
i
๐œˆ๐ด ๐ด + ๐œˆ๐ต ๐ต โ‡† ๐œˆ๐ถ ๐ถ + ๐œˆ๐ท ๐ท
=
stöchiometrische Koeffizienten
=
Index für Stoff
positiv für Produkte
(ν (griech.) gesprochen: nü)
negativ für Edukte
Berechnung der Zusammensetzung eines Gemisch bei Ablauf einer chemischen
Reaktion mit der Reaktionsvariablen (๐œ‰ = griechischer Buchstabe, gesprochen: ksi).
Definition der Reaktionsvariablen: d๐œ‰ =
d๐‘›๐‘–
(= Reaktionslaufzahl)
๐œ‰ = 0 Reaktionsvariable am Anfang
(i = Index für Stoff, νi stöchiometrischer Koeffizient)
der Reaktion
๐œ‰ hängt nicht vom Stoff i ab
n i ( Anfang ) Molzahl von Stoff i am
Integrierte Form:
Anfang der Reaktion
๐œ‰
๐‘›๐‘–
(๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”)
d๐‘›๐‘–
๐‘›๐‘– − ๐‘›๐‘–
n i ( E ) Molzahl am Ende der Reaktion
๏ฟฝ d๐œ‰ = ๏ฟฝ
,๐œ‰ =
๐œˆ๐‘–
๐‘›1 (๐ด) ๐œˆ๐‘–
0
๐œ‰
Reaktionsvariable am Ende der
Reaktion
oder
๐‘›๐‘– = ๐‘›๐‘– (๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”) + ๐œˆ๐‘– ๐œ‰
ni
Molzahl zu einer
Integrieren wir bis zum Ende der Reaktion, erhalten wir
beliebigen Zeit der Reaktion
๐œ‰=
๐œˆ๐‘–
๐‘›๐‘– (๐ธ๐‘›๐‘‘๐‘’) − ๐‘›๐‘– (๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”)
๐œˆ๐‘–
Die Reaktionsvariable wird zu Beginn der Reaktion willkürlich auf Null gesetzt. Für einen Stoff
der Reaktion muss ๐‘›๐‘– (๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”) und ๐‘›๐‘– oder ๐‘›๐‘– (๐ธ๐‘›๐‘‘๐‘’) bei der Reaktion bekannt sein, für die
anderen genügt die Angabe der ๐‘›๐‘– (๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”).
Beispiel: Verbrennung von Propan mit Luft.
0,02 mol Propan werden mit Luft vollständig verbrannt. Die Luft enthält zu Beginn der
Reaktion 0,6 mol O2 (Luft: ๐‘ฅ๐‘‚2 = 0,2, ๐‘ฅ๐‘2 = 0,8). Berechnung der Zusammensetzung des
Gemisches nach der vollständigen Verbrennung des Propans:
18
1. Schritt:
Reaktionsgleichung mit korrekten stöchiometrischen Koeffizienten
C3 H8 + 5O2 → 3CO2 + 4H2 O
2. Schritt:
Berechnung der Reaktionslaufzahl aus einer gegebenen Molzahländerung: Propan ist
gegeben
(๐‘›(๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”) = 0,02 mol, ๐‘›(๐ธ๐‘›๐‘‘๐‘’) = 0 weil vollständig verbrannt):
d๐œ‰ =
d ๐‘›(๐‘ƒ๐‘Ÿ๐‘œ๐‘๐‘Ž๐‘›) −0,02 mol
=
= 0,02 mol
−1
๐œˆ(๐‘ƒ๐‘Ÿ๐‘œ๐‘๐‘Ž๐‘›)
oder integrierte Gleichung:
๐œ‰=
๐‘›๐‘ƒ๐‘Ÿ๐‘œ๐‘๐‘Ž๐‘› (๐ธ๐‘›๐‘‘๐‘’) − ๐‘›๐‘ƒ๐‘Ÿ๐‘œ๐‘๐‘Ž๐‘› (๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”) (0 − 0,02)mol
=
= 0,02 mol
๐œˆ๐‘ƒ๐‘Ÿ๐‘œ๐‘๐‘Ž๐‘›
−1
3. Schritt:
Berechnung der Zusammensetzung des Reaktionsgemisches nach Ablauf der Reaktion.
Die Reaktionsvariable ist d๐œ‰ = 0,02 mol, d๐‘›๐‘– = ๐œˆ๐‘– d๐œ‰
1)
2)
3)
4)
5)
d๐‘›๐‘ƒ๐‘Ÿ๐‘œ๐‘๐‘Ž๐‘› = −0,02 mol
d๐‘›๐‘‚2 = ๐œˆ๐‘‚2 d๐œ‰ = −5 โˆ™ 0,02 mol = −0,1 mol
d๐‘›๐ถ๐‘‚2 = ๐œˆ๐ถ๐‘‚2 ๐‘‘๐œ‰ = +3 โˆ™ 0,02 mol = 0,06 mol
d๐‘›๐ป2 ๐‘‚ = ๐œˆ๐ป2 ๐‘‚ ๐‘‘๐œ‰ = +4 โˆ™ 0,02 mol = 0,08 mol
d๐‘›๐‘2 = 0 (nimmt nicht an Reaktion teil)
19
Stoff
Anfang
C3H8
ni (A)/mol
0,02
O2
0,6
CO2
H2O
0
N2
0
2,4
Zusammensetzung des
Gemisches zu Beginn der
Reaktion. Diese Werte sind alle
gegeben.
Änderung
d ni /mol
− 0,02
− 0,1
0,06
0,08
0
Änderung bei der
Reaktion, berechnet aus
๐œ‰ und Stöchiometrie
2,4
Zusammensetzung des
Gemisches am Ende der
Reaktion
Ende
ni (E)/ mol
0
0,5
0,06
0,08
4. Schritt:
Berechnung der Massen
๐‘€(C3 H8 ) = 44 g mol−1 , ๐‘€(O2 ) = 32 g mol−1 , ๐‘€(H2 O) = 18 g mol−1 , ๐‘€(N2 ) = 28 g mol−1
Allgemein:
๐‘›๐‘– =
๐‘š๐‘–
๐‘€๐‘–
→ ๐‘š๐‘– = ๐‘›๐‘– ๐‘€๐‘–
Anfang:
๐‘š(C3 H8 ) = 0,02 mol โˆ™ 44 g mol−1 = 0,88 g
๐‘š(O2 ) = 0,6 mol โˆ™ 32 g mol−1 = 19,2 g
๐‘š(CO2 ) = 0,
๐‘š(H2 O) = 0; ๐‘š(N2 ) = 2,4 mol โˆ™ 28 g mol−1 = 67,2 g
Analog wird die Berechnung der Massen am Ende der Reaktion durchgeführt.
5. Schritt
Eventuell Umrechnung in Konzentrationsangaben
z.B. Stoffmengenanteile:
๐‘ฅ(๐‘‚2 ) =
๐‘›(O2 )
0,5 mol
0,5
=
=
= 0,164
∑๐‘– ๐‘›๐‘–
(0,5 + 0,06 + 0,08 + 2,4)mol 3,04
Die Größe ∑๐‘– ๐‘›๐‘– kann zu Reaktionsbeginn und am Ende verschieden sein.
20
3.
Ideale Gase
3.1 Experimentelle Befunde über Gase
Allgemein beobachtet man, dass das Volumen ๐‘‰, eines Stoffes abhängt von der Stoffmenge ๐‘›
, dem Druck ๐‘, und der Temperatur ๐‘‡, d.h.. es gibt einen Zusammenhang
๐‘‰ = ๐‘“(๐‘›, ๐‘, ๐‘‡)
wobei ๐‘“ eine Funktion ist, die wir im folgenden experimentell bestimmen wollen.
Zur Messung benutzen wir einen
Zylinder,
der
mit
einem
reibungsfrei beweglichen, aber
dicht
schließenden
Stempel
versehen ist. Im Zylinder befindet
sich das Gas, der Stempel kann
mit verschiedenen Gewichten
belastet werden und übt dann
einen genau bekannten Druck
๐น
๐‘๐‘Ž = ๐ด
aus.
(Index ๐‘Ž: Druck von außen)
Das Volumen kann an der Graduierung des Zylinders abgelesen werden. Die Temperatur wird
mit einem Thermostaten konstant gehalten und mit einem Thermometer gemessen (wenn
man dem Gas Arbeit zuführt ๐‘Š = ๐น โˆ™ ๐‘ ), erwärmt es sich. Diese Wärme wird an den
Thermostaten abgeführt und dieser ist so groß, dass er sich praktisch nicht erwärmt.)
21
1. Experiment:
๐‘‰
๐ฟ
Wir halten ๐‘ und ๐‘‡ konstant und
ändern die Stoffmenge n.
Beobachtung: Erhöhen wir ๐‘›, so
erhöht sich ๐‘‰ (๐‘‰ ist proportional zu ๐‘›).
Mathematische Formulierung:
๐‘›
๐‘š๐‘œ๐‘™
๐‘‰ = ๐‘› ๐‘“(๐‘, ๐‘‡)
2. Experiment:
Wir halten ๐‘› und ๐‘ konstant und
ändern die Temperatur ๐‘‡.
๐‘‰
๐ฟ
Beobachtung: Erhöhen wir ๐‘‡, so
erhöht sich ๐‘‰ (๐‘‰ ist proportional zu ๐‘‡).
Mathematische Formulierung:
๐‘‡
๐พ
๐‘‰ = ๐‘› ๐‘“(๐‘, ๐‘‡)
3. Experiment:
Wir halten ๐‘› und ๐‘‡ konstant und
ändern den Druck ๐‘.
Beobachtung: Erhöhen wir ๐‘, so
verringert sich ๐‘‰ (๐‘‰ ist umgekehrt
proportional zu ๐‘).
๐‘‰
๐ฟ
Mathematische Formulierung:
๐‘
๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ
๐‘‰ =๐‘›๐‘‡
๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก
๐‘
22
Die Konstante kann aus einem Satz (๐‘‰, ๐‘›, ๐‘‡, ๐‘) zusammengehörenden Daten bestimmt
werden.
๐‘๐‘‰
๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก = ๐‘›๐‘‡
Normalbedingungen:
=
−2
๏ฟฝ10−1 m๏ฟฝ 3
101325 ๐‘m โˆ™22,4
๐‘ƒ๐‘Ž
dm3
=
273,15 Kโˆ™1 mol
= 8,314 ๐‘ m mol−1 K −1 =
= 8,314 ๐ฝ mol−1 ๐พ −1 = ๐‘… = ‘allgemeine Gaskonstante’
๐‘0 = 101325 Pa
๐‘› = 1 mol
๐‘‡ = 273,15 K
๐‘‰ = 22,4 dm3
(1 L = 1 dm3 )
Da man für jedes Gas die gleiche Konstante erhält, nennt man sie die allgemeine
Gaskonstante, ๐‘…. Damit ergibt sich schließlich als Endgleichung
๐‘๐‘‰ = ๐‘›๐‘…๐‘‡
Man nennt Gase, deren Verhalten sich mit dieser Gleichung exakt beschreiben lässt, ‘ideale
Gase’, entsprechend ist dies die ‘ideale Gasgleichung’.
(Gase, deren Verhalten sich nur angenähert damit beschreiben lässt, heißen ‘reale Gase’).
Manchmal benutzt man auch das Molvolumen in der idealen Gasgleichung. Mit
๐‘‰
๐‘‰๐‘š = ๐‘›
erhält man dann
๐‘๐‘‰๐‘š = ๐‘…๐‘‡
3.2 Kinetische Gastheorie (Modell)
Annahmen:
1) Gas besteht aus einzelnen Teilchen (Atome oder Moleküle)
2) Eigenvolumen der Teilchen << gegen Gefäßdimension
3) Teilchen in ungeordneter Bewegung
4) Teilchen verhalten sich wie starre Kugeln, d.h. sie üben keine anziehenden
oder abstoßenden Wechselwirkungen aufeinander aus.
5) Energie- und Impulserhaltungssatz gilt für Stöße der Teilchen untereinander
und mit der Wand (elastische Stöße).
6) Druck ist sehr klein (๐‘ → 0)
7) Alle Teilchen haben die gleiche mittlere Geschwindigkeit ๐‘ฃฬ… .
23
Berechnung des Druckes durch die Stöße der Teilchen auf die Wand nach diesem
Modell
๐น
1) Aus der Mechanik:
๐‘=๐ด =
๐พ๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘“๐‘ก
๐น๐‘™ä๐‘โ„Ž๐‘’
d๐‘ฃ
๐น = ๐‘š โˆ™ ๐‘Ž = ๐‘š d๐‘ก =
d(๐‘š๐‘ฃ)
d๐‘ก
๐‘š๐‘ฃ ist der Impuls eines Teilchens.
2) Die Kraft auf die Wand lässt sich also errechnen nach
๐พ๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘“๐‘ก =
๐ผ๐‘š๐‘๐‘ข๐‘™๐‘ ä๐‘›๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ๐‘ข๐‘›๐‘”
๐น=
๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก
d(๐‘š๐‘ฃ)
d๐‘ก
โˆ™๐‘
โˆ™ ๐‘๐‘Žโ„Ž๐‘™ ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐‘Ž๐‘ข๐‘“๐‘ก๐‘Ÿ๐‘’๐‘“๐‘“๐‘’๐‘›๐‘‘๐‘’๐‘› ๐‘‡๐‘’๐‘–๐‘™๐‘โ„Ž๐‘’๐‘›
3) Berechnung Impulsänderung:
Fläche A
Ein Teilchen fliegt mit dem Impuls ๐‘š๐‘ฃ๐‘ฅ auf die Wand zu, wird reflektiert (dabei dreht sich
das Vorzeichen der Geschwindigkeit um) und fliegt mit dem Impuls −๐‘š๐‘ฃ๐‘ฅ davon.
Impulsänderung des Teilchens ist:
๐ผ๐‘š๐‘๐‘ข๐‘™๐‘ (๐‘›๐‘Ž๐‘โ„Žโ„Ž๐‘’๐‘Ÿ) − ๐ผ๐‘š๐‘๐‘ข๐‘™๐‘ (๐‘ฃ๐‘œ๐‘Ÿโ„Ž๐‘’๐‘Ÿ) = −๐‘š๐‘ฃฬ…๐‘ฅ − ๐‘š๐‘ฃฬ…๐‘ฅ = −2๐‘š๐‘ฃฬ…๐‘ฅ
Der auf die Wand übertragene Impuls ist wegen der Impulserhaltung genau so groß, aber
hat das umgekehrte Vorzeichen, d.h. ๐‘‘(๐‘š๐‘ฃ) = 2 ๐‘š๐‘ฃ๐‘ฅ .
4) Berechnung der Zahl der auftreffenden Teilchen.
Im Behälter sind
๐‘
๐‘‰
Teilchen pro Volumen enthalten. Zu jedem Zeitpunkt bewegt sich die
Hälfte in positiver, die andere Hälfte in negativer x-Richtung, d.h.
sich auf die Fläche A zu.
1 ๐‘
2 ๐‘‰
Teilchen bewegen
24
Wie viele treffen in der Zeit d๐‘ก auf?
d๐‘ฅ
Die Teilchen haben die mittlere Geschwindigkeit ๐‘ฃฬ…๐‘ฅ = d๐‘ก . Daraus folgt: Alle Teilchen, die
näher als d๐‘ฅ = ๐‘ฃฬ…๐‘ฅ ๐‘‘๐‘ก entfernt sind, treffen in ๐‘‘๐‘ก auf, alle Teilchen, die weiter als d๐‘ฅ = ๐‘ฃฬ…๐‘ฅ d๐‘ก
entfernt sind, treffen nicht auf.
→ Zahl der auftreffenden Teilchen:
5) Gesamtgleichung:
๐พ๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘“๐‘ก = ๐น =
1 ๐‘
๐‘=2
๐‘‰
๐‘ฃฬ…๐‘ฅ d๐‘ก๐ด
d(๐‘š๐‘ฃ)
2๐‘š๐‘ฃฬ…๐‘ฅ 1 ๐‘
๐‘=
๐‘ฃฬ… d๐‘ก๐ด
d๐‘ก
d๐‘ก 2 ๐‘‰ ๐‘ฅ
und für den Druck erhalten wir:
๐‘
๐น
= ๐‘ = ๐‘š๐‘ฃฬ…๐‘ฅ2
๐ด
๐‘‰
Wie hängt die Geschwindigkeit in x-Richtung (๐’—๐’™ ) mit der Gesamtgeschwindigkeit ๐’—
zusammen?
Alle Geschwindigkeitskomponenten sind gleich groß, d.h. ๐‘ฃ๐‘ฅ2 = ๐‘ฃ๐‘ฆ2 = ๐‘ฃ๐‘ง2
๐‘ฃ 2 = ๐‘ฃ๐‘ฅ2 + ๐‘ฃ๐‘ฆ2 + ๐‘ฃ๐‘ง2
1
= 3๐‘ฃ๐‘ฅ2 → ๐‘ฃ๐‘ฅ2 = 3 ๐‘ฃ 2
Im folgenden betrachten wir die sog. „mittlere quadratische Geschwindigkeit“, ๐‘ฃ 2 , d.h. erst
quadrieren, dann mitteln. Es ergibt sich dann
1
๐‘๐‘‰ = 3 ๐‘๐‘š๐‘ฃ 2
Umrechnung von Teilchenzahlen auf Molzahlen: Setzen wir die Definition der Molzahl
๐‘
๐‘› = ๐‘ ein, erhalten wir als Ergebnis der Modellbetrachtung:
๐ด
1
→ ๐‘๐‘‰ = 3 ๐‘›๐‘๐ด ๐‘š๐‘ฃ 2
1
Für die kinetische Energie eines Teilchens hatten wir ๐œ€๐‘˜๐‘–๐‘› = 2 ๐‘š๐‘ฃ 2 (siehe Kap. 2.6.1) erhalten.
Betrachten wir die Mittelwerte und berücksichtigen wir, dass es sich um eine linear
fortschreitende (translatorische) Bewegung handelt, so erhalten wir
1
๐œ€ฬ…๐‘˜๐‘–๐‘› = ๐œ€ฬ…๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  = 2 ๐‘š๐‘ฃ 2
oder
2 ๐œ€ฬ…๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  = ๐‘š๐‘ฃ 2
๐œ€ฬ…๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  = mittlere kinetische Energie der Translation eines Teilchens.
25
Setzen wir dies ein, erhalten wir
2
Ergebnis Modellbetrachtung
Ergebnis Experiment
๐‘๐‘‰ = ๐‘› 3 ๐‘๐ด ๐œ€ฬ…๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘ 
๐‘๐‘‰ = ๐‘› ๐‘…๐‘‡
Vergleichen wir Modellbetrachtung und Experiment, ergibt sich
3 ๐‘…
๐œ€ฬ…๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  = 2 ๐‘ ๐‘‡
Man nennt
๐ด
๐‘…
๐‘๐ด
‘Boltzmann-Konstante’
= ๐‘˜๐ต
1.3806488 โˆ™ 10−23 J K −1
Und hat einen Wert von
Wir erhalten also für die mittlere kinetische Energie pro Teilchen
3
๐œ€ฬ…๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  = ๐œ€ฬ…๐‘˜๐‘–๐‘› = 2 ๐‘˜๐ต ๐‘‡
Rechnen wir auf 1 Mol Teilchen um (Multiplikation mit ๐‘๐ด ), ergibt sich
๐œ€ฬ…๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  ๐‘๐ด = ๐ธ๏ฟฝ๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘ 
Setzen wir dies ein, ergibt sich
2
๐‘๐‘‰ = ๐‘› 3 ๐ธ๏ฟฝ๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  → Ergebnis der Modellbetrachtung
๐‘๐‘‰ = ๐‘›๐‘…๐‘‡
→ Ergebnis der Experimente
Vergleich
Daraus erhalten wir schließlich
2
๐‘…๐‘‡ = ๐ธ๏ฟฝ๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  →
3
๐ธ๏ฟฝ๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  =
3
๐‘…๐‘‡
2
Diese Betrachtung zeigt, dass die mittlere kinetische Energie der Translation der einzelnen
Teilchen mit der Temperatur verknüpft ist. Der Vergleich zwischen Experiment und Modell
ergibt die quantitative Verknüpfung thermodynamischer Größen (z.B. Temperatur) mit
mechanischen Größen (z.B. Geschwindigkeit).
Bislang hatten wir die Temperatur empirisch über das Volumen unseres Thermometers
gemessen. Unsere Herleitung zeigt, dass die Temperatur mit der mittleren kinetischen
Energie von Teilchen verknüpft ist. Der Umrechnungsfaktor von Temperatur in mittlere
Energie ist die ‘Boltzmann-Konstante’ (für ein Teilchen) oder die ‘Gaskonstante’ (für ein Mol
Teilchen). (Wenn man heute die Temperatur neu einführen würde, würde man vermutlich die
26
Größe ‘RT’ als ‘Temperatur’ definieren. In der Thermodynamik taucht T immer verknüpft mit R
als die Größe RT auf).
Die Geschwindigkeit eines Teilchens lässt sich wie folgt errechnen:
๐œ€ฬ…๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  =
1
3
m ๐‘ฃ 2 = ๐‘˜๐ต ๐‘‡
2
2
3๐‘˜ ๐‘‡
3๐‘˜ ๐‘‡๐‘
3 ๐‘…๐‘‡
→ ๏ฟฝ๐‘ฃ 2 = ๏ฟฝ m๐ต = ๏ฟฝ m๐ต๐‘ ๐ด = ๏ฟฝ ๐‘€
๐ด
๏ฟฝ
๐‘˜๐ต ๐‘๐ด = ๐‘…
m ๐‘๐ด = ๐‘€
Diesen Ausdruck nennt man die „Wurzel aus dem mittleren Geschwindigkeitsquadrat“
Beispiel: Geschwindigkeit von
O 2 − Molekülen bei Raumtemperatur
−1 −1
2
2
−1 −1
๏ฟฝ๐‘ฃ 2 = ๏ฟฝ3 โˆ™ 8,314 ๐ฝ mol ๐พ 300 ๐พ ๏ฟฝ๐ฝ mol ๐พ ๐พ = ๐‘m = kg m = m ๏ฟฝ
32 g mol−1
g mol−1
10−3 kg 10−3 ๐‘  2 kg 10−3 ๐‘  2
= 484 ms−1 ๏ฟฝ
m
10−3 km
=
= 3,6 kmh−1 ๏ฟฝ
๐‘  (1/3600)โ„Ž
= 1741 kmh−1
Für die mittlere Geschwindigkeit in einer Richtung, z.B. x-Richtung gilt:
๐œ€ฬ…๐‘ฅ =
1
1
๐‘š๐‘ฃ๐‘ฅ2 =
2
2
๐‘˜๐ต ๐‘‡ → ๏ฟฝ๐‘ฃ๐‘ฅ2 = ๏ฟฝ
๐‘˜๐ต ๐‘‡
m
27
3.3
Mischungen idealer Gase
Mischt man verschiedene, ideale Gase, so verhält sich jedes Gas so, als ob es alleine
vorhanden wäre. Dies muss so sein, da bei einem idealen Gas keine Wechselwirkungen
zwischen den Teilchen auftreten. Entsprechend definiert man einen Partialdruck, ๐‘๐‘– .
Def.:
Der Partialdruck des Gases ๐’Š ist der Druck, den man messen würde, wenn dieses
Gas im betrachteten Volumen alleine vorhanden wäre.
Der Partialdruck hängt mit dem Molenbruch zusammen. Dies ergibt sich aus folgender
Überlegung:
๐‘ ๐‘‰ = ๐‘› ๐‘…๐‘‡
(1)
๐‘1 ๐‘‰ = ๐‘›1 ๐‘…๐‘‡
(2)
๐‘2 ๐‘‰ = ๐‘›2 ๐‘…๐‘‡
(3)
(๐‘1 + ๐‘2 ) ๐‘‰ = (๐‘›1 + ๐‘›2 ) ๐‘…๐‘‡
(4)
Das Gas 2 wird jetzt vollständig entfernt, dabei nimmt der Druck ab von ๐‘ auf ๐‘1 (da nur noch
Gas 1 vorhanden ist.
Umgekehrt gilt, wenn Gas 1 vollständig entfernt wird
Addieren wir beide Gleichungen ergibt sich:
Dividieren wir Gleichung (2) durch (4) ergibt sich
๐‘1 ๐‘‰
(๐‘1 +๐‘2 )๐‘‰
๐‘›1 ๐‘…๐‘‡
1 +๐‘›2 )๐‘…๐‘‡
= (๐‘›
= ๐‘ฅ1 , mit ๐‘ฅ1 = ๐‘›
mit ๐‘1 + ๐‘2 = ๐‘ und ๐‘›1 + ๐‘›2 = ๐‘›
๐‘›1
1 +๐‘›2
(= ๐‘†๐‘ก๐‘œ๐‘“๐‘“๐‘š๐‘’๐‘›๐‘”๐‘’๐‘›๐‘Ž๐‘›๐‘ก๐‘’๐‘–๐‘™ ๐‘œ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘’๐‘›๐‘๐‘Ÿ๐‘ข๐‘โ„Ž)
Allgemein gilt also: ∑๐‘– ๐‘๐‘– = ๐‘ (= ๐บ๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก๐‘‘๐‘Ÿ๐‘ข๐‘๐‘˜) und
3.4 Stoßzahlen und mittlere freie Weglänge
๐‘๐‘–
∑ ๐‘๐‘–
๐‘›
= ∑ ๐‘›๐‘– = ๐‘ฅ๐‘–
๐‘–
Da sich die Teilchen mit großer Geschwindigkeit bewegen, werden sie auch häufig
zusammenstoßen.
Wir schätzen zunächst den mittleren Abstand der Teilchen ab. Hierzu betrachten wir die Zahl
der Teilchen pro Volumen in einem Gas (Teilchenzahldichte).
๐‘
Wir erhalten aus
๐‘๐‘‰ = ๐‘› ๐‘… ๐‘‡ = ๐‘ ๐‘… ๐‘‡
๐‘
๐‘‰
=
๐‘๐‘๐ด
๐‘…๐‘‡
๐ด
Normalbedingungen: ๐‘0 = 101325 ๐‘ƒ๐‘Ž, ๐‘‡0 = 273 ๐พ
28
101523 ๐‘ƒ๐‘Ž 6โˆ™1023 mol−1
= 8,314 ๐‘ƒ๐‘Ž m3 mol−1 ๐พ−1 273 ๐พ = 2,65 โˆ™ 1025 m−3 = 2,65 1019 cm−3
Im Molvolumen ๐‘‰m sind ๐‘๐ด Moleküle vorhanden. Daraus können wir das Volumen
๐‘‰1berechnen, das einem Molekül zur Verfügung steht.
๐‘‰m = ๐‘‰1 ๐‘๐ด →
๐‘‰
๐‘‰1 = ๐‘m =
๐ด
22415 cm3 mol−1
6โˆ™1023 mol−1
−20
3
= 3,7 โˆ™ 10
cm
Wir nehmen an, dass sich die Moleküle gleichmäßig in alle Richtungen bewegen können und
stellen uns das Volumen ๐‘‰1 als einen kugelförmigen Raum vor. Wir erhalten dann für den
4
Radius dieses Raumes ๏ฟฝ๐‘‰ = 3 π ๐‘Ÿ 3 ๏ฟฝ
3๐‘‰1 3 3 โˆ™ 3,7 10−20 cm3
๏ฟฝ
๐‘Ÿ=
=๏ฟฝ
= 2,1 โˆ™ 10−7 cm
4π
4π
3
Der mittlere Abstand zweier Teilchen, die wir uns jeweils im Mittelpunkt der beiden Kugeln
denken, ist dann
d = 2 ๐‘Ÿ = 4,2 โˆ™ 10−7 cm
(Stellen wir uns den Raum ๐‘‰1 als einen würfelförmigen Raum vor, so erhalten wir als mittleren
Abstand der beiden Moleküle ๐‘‘ = 6,6 โˆ™ 10−7 ๐‘๐‘š .)
Den Durchmesser der Teilchen kann man, wie in Kap. 2.5 beschrieben, abschätzen.
Für ๐‘2 erhält man d(๐‘2 ) ≈ 3,8 โˆ™ 10−8 cm
Die Teilchen fliegen mit großer Geschwindigkeit (๐‘ฃฬ… ≈ 500 ms −1 ) umher und können
zusammen stoßen.
โˆ†s2
โˆ†s1
Def.:
Def.:
โˆ†s3
โˆ†s4
Die Abbildung zeigt die Flugbahn eines
Teilchens.
Der Mittelwert über alle Strecken โˆ†๐‘ ๐‘–
zwischen den Stößen nennen wir
โˆ†๐‘ ๐‘– = ๐œ† = mittlere freie Weglänge
Man nennt die Zahl der Zusammenstöße, die ein Teilchen pro ๐’” erfährt die
‘Stoßzahl’ (๐’).
Der Weg, den das Teilchen zwischen zwei Stößen zurücklegt, ist die ‘mittlere
freie Weglänge’ (๐€).
29
Berechnung der Stoßzahl
Wir stellen uns vor, dass das Molekül ๐ด sich bewegt, die anderen Moleküle (๐ต, ๐ถ, ๐ท usw.) sind
fixiert. Das Molekül A fliegt mit der Geschwindigkeit ๐‘ฃ und legt dabei in der Zeit d๐‘ก den Weg
d๐‘ฅ
๏ฟฝ๐‘ฃ = d๐‘ก ๏ฟฝ → d๐‘ฅ = ๐‘ฃd๐‘ก zurück.
⇒
⇒
⇒
Alle Moleküle, deren Mittelpunkte sich innerhalb des Zylinders befinden, werden
gestoßen
C und D nicht, B wird gestoßen.
Die Zahl der Zusammenstöße = Zahl der Moleküle im Zylindervolumen
Der Zylinder hat einen Radius von ๐‘Ÿ๐ด + ๐‘Ÿ๐ต
๐‘Ÿ๐ด
๐‘Ÿ๐ต
=
=
Radius von Molekül ๐ด
Radius von Molekül ๐ต
Falls ๐ด und ๐ต gleichartige Moleküle,
dann ist Zylinderradius = 2 ๐‘Ÿ๐ด
Die Grundfläche des Zylinders ist dann: π (๐‘Ÿ๐ด + ๐‘Ÿ๐ต )2. Diese Größe nennt man auch den
Stoßquerschnitt, ๐œŽ.
๐œŽ = π(๐‘Ÿ๐ด + ๐‘Ÿ๐ต )2
Das Volumen des Zylinders ist dann ๐‘‰๐‘ง๐‘ฆ๐‘™ = ๐œŽ โˆ™ d๐‘ฅ = ๐œŽ โˆ™ ๐‘ฃd๐‘ก
๐‘(๐ด)
Die Zahl der Teilchen (๐ด) pro Volumeneinheit ist
. Wir erhalten damit für die Zahl der
๐‘‰
Teilchen im Zylinder ( = Zahl der Zusammenstöße, d ๐‘๐‘†) :
d ๐‘๐‘† =
๐‘(๐ด)
๐‘‰
๐‘‰๐‘ง๐‘ฆ๐‘™ =
๐‘(๐ด)
๐‘‰
๐œŽ ๐‘ฃd๐‘ก
30
Wir nennen
d ๐‘๐‘†
๐‘(๐ด)
= ๐‘ =′ ๐‘†๐‘ก๐‘œßโ„Žä๐‘ข๐‘“๐‘–๐‘”๐‘˜๐‘’๐‘–๐‘ก ′ =
๐œŽ๐‘ฃ
d๐‘ก
๐‘‰
In manchen Büchern wird ๐‘ als Stoßzahl bezeichnet. Für ๐‘ฃ müssen wir eine mittlere
Geschwindigkeit ๐‘ฃ๐ด einsetzen und wir erhalten schließlich
๐‘1 =
๐‘(๐ด)
๐‘1๐ด =
๐‘‰
๐œŽ ๐‘ฃ๐ด = Zahl der Zusammenstöße, die ein ๐ด-Teilchen erfährt, wenn alle anderen
Teilchen sich nicht bewegen. Für ๐‘2 findet man
๐œŽ = π (3,8 โˆ™ 10−8 )2 = 0,45 โˆ™ 10−14 cm2
๐‘(๐ด)
๐‘‰
๐‘ฃฬ…๐ด๐ด = ๐‘ฃฬ…๐ด √2 = 454 ms −1 = 642 ms −1
๐œŽ๐ด ๐‘ฃฬ…๐ด๐ด
= 2,65 โˆ™ 1019 cm−3 โˆ™ 0,45 โˆ™ 10−14 cm2 โˆ™ 642 ms−1
= 7,6 โˆ™ 109 s −1 = Zahl der Zusammenstöße, die ein ๐ด-Teilchen erfährt, wenn alle anderen
sich auch bewegen
Die Gesamtzahl der Zusammenstöße aller ๐ด-Teilchen mit allen anderen ๐ด-Teilchen, wenn alle
sich bewegen, ist dann ๐‘๐ด๐ด :
๐‘(๐ด)
๐‘(๐ด) 1
๐œŽ๐ด ๐‘ฃฬ…๐ด๐ด
โˆ™
๐‘‰
2
๐‘‰
1
9 −1
= 7,6 โˆ™ 10 s โˆ™ 2,65 โˆ™ 1019 cm−3 โˆ™ 2 = 10 โˆ™ 1028 cm−3 ๐‘  −1
๐‘๐ด๐ด =
Der Faktor
1
2
taucht hier auf um die Stöße zwischen Teilchen gleicher Nummerierung nicht
doppelt zu zählen, d.h. Stoß 1→ 2 ist identisch mit Stoß 2 → 1.
Die Gesamtzahl der Zusammenstöße aller Moleküle ๐ด mit allen Molekülen ๐ต ist schließlich
๐‘๐ด๐ต =
๐‘(๐ด)
๐‘‰
๐œŽ๐ด๐ต ๐‘ฃฬ…๐ด๐ต
๐‘(๐ต)
๐‘‰
(wichtige Größe für chemische Reaktionen)
Mittlere Freie Weglänge
Die mittlere freie Weglänge ๐œ† ist der Weg, den 1 Teilchen zwischen 2 Zusammenstößen
zurücklegt. Wenn es mit der Geschwindigkeit ๐‘ฃ๐ด fliegt, so ist der zurückgelegte Weg:
d๐‘ฅ = ๐‘ฃ๐ด d๐‘ก
Mit der mittleren Geschwindigkeit ergibt sich entsprechend für den mittleren Weg:
๐œ† = ๐‘ฃฬ…๐ด d๐‘ก
31
Für die Zahl der Zusammenstöße eines Teilchens hatten wir erhalten
d๐‘1๐ด =
๐‘(๐ด)
๐‘(๐ด)
๐œŽ๐‘ฃฬ…๐ด๐ด d๐‘ก =
๐œŽ๐‘ฃฬ…๐ด √2d๐‘ก
๐‘‰
๐‘‰
Wir lösen nach ๐‘ฃฬ…๐ด d๐‘ก auf und setzen in die Gleichung für ๐œ† ein:
d๐‘
๐œ† = ๐‘(๐ด)1๐ด
๐‘‰
๐œŽ√2
Da nach einem Zusammenstoß die freie Weglänge beendet ist (d๐‘1๐ด = 1), ergibt sich:
Bsp. ๐‘2 :
1
๐œ† = ๐‘(๐ด)
๐‘‰
๐œŽ√2
1
๐œ† = 2,65โˆ™1019 cm−3 โˆ™0,45โˆ™10−14 cm2
Vergleich
Durchmesser
3,8 . 10-8cm
√2
= 5,9 โˆ™ 10−6 cm
mittlerer Teilchenabstand
42 . 10-8 cm
Faktor ≈ 10
mittlere freie Weglänge
590 . 10-8 cm
Faktor ≈ 10
Beispiel:
Fußballspiel, Größe des Feldes: 105 m โˆ™ 70 m, 23 Personen. Wir nehmen eine ideale,
kugelförmige Person an, die einen Durchmesser von ca. 2 m (mit ausgestreckten Armen)
haben soll. Wenn wir die 23 Personen gleichmäßig auf dem Feld verteilen, so wird ihr
mittlerer Abstand (gleiche Überlegung wie der mittlere Abstand der Teilchen, Kap. 3.4)
105 mโˆ™70 m
๐‘Ž≈๏ฟฝ
23
≈ 18m.
Wenn diese Personen mit verbundenen Augen (ohne Wechselwirkungen aufeinander) auf
dem Feld herumlaufen, dann verhalten sie sich wie Teilchen in einem idealen Gas. Wir
nehmen für die Fußballspieler die gleichen Faktoren an wie beim idealen Gas zwischen
Durchmesser der Spieler, ihrem mittleren Abstand und ihrer mittleren freien Weglänge. Wir
erhalten dann für die mittlere freie Weglänge eines Spielers 18 m โˆ™ 20 = 360 m
Spieler (Durchmesser):
Abstand der Spieler:
2m
18 m
mittlere freie Weglänge
der Spieler:
360 m
Faktor
ca. 10
Faktor
ca. 20
Der Stoß mit der Spielfeldbegrenzung
wird nicht gerechnet. Nach ca. 360 m
stößt in diesem Fall Spieler Nr. 19
auf Nr. 16.
32
3.5 Die Geschwindigkeitsverteilung der Teilchen im Gas
Die Teilchen im Gas haben nicht alle die gleiche (mittlere) Geschwindigkeit. Durch die Stöße
untereinander erhalten die Moleküle unterschiedliche Geschwindigkeiten. Die Verteilung
wurde zuerst von Maxwell hergeleitet und später von Boltzmann verallgemeinert und heißt
daher Maxwell-Boltzmann Verteilung.
Einschub: Mittelwerte und Verteilungen
1) Mittelwertbildung bei einer geringen Zahl von Messungen.
Wir führen die gleiche Messung mehrere Male (insgesamt ๐‘๐‘”๐‘’๐‘  ) durch und erhalten als
Ergebnis die Messwerte ๐‘ฅ1 , ๐‘ฅ2 , ๐‘ฅ3 …. Daraus kann der Mittelwert der Messungen
∑ ๐‘ฅ
folgendermaßen berechnet werden: ๐‘ฅฬ… = ๐‘๐‘˜ ๐‘˜
(1)
๐‘”๐‘’๐‘ 
Zahl aller Messwerte = Anzahl der Summanden: ๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
2) Mittelwertbildung bei einer großen Zahl von Messungen
Wir haben sehr viele Messwerte gemessen, von denen einige gleich sind:
๐‘ฅ1 wurde ๐‘1 mal gemessen
๐‘ฅ2 wurde ๐‘2 mal gemessen
usw.
Wir bilden den Mittelwert nach der folgenden Gleichung:
๐‘1 ๐‘ฅ1 + ๐‘2 ๐‘ฅ2 … … … . ∑ ๐‘๐‘– ๐‘ฅ๐‘–
๐‘ฅฬ… =
=
∑ ๐‘๐‘–
๐‘1 + ๐‘2 … … … .
(2)
Wir erhalten durch die Bildung der Gruppen ๐‘– eine drastische Verringerung der Zahl der
Summanden. Der Index ๐‘– zählt die Zahl der Gruppen, d.h. der Summanden.
Mit ∑๐‘– ๐‘๐‘– = ๐‘๐‘”๐‘’๐‘  = Gesamtzahl der Messungen ergibt sich dann
(3)
๐‘ฅฬ… =
∑๐‘– ๐‘๐‘– ๐‘ฅ๐‘–
๐‘๐‘–
๐‘๐‘–
=๏ฟฝ
๐‘ฅ๐‘– = ๏ฟฝ โ„Ž๐‘– ๐‘ฅ๐‘– ๐‘š๐‘–๐‘ก โ„Ž๐‘– =
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
๐‘๐‘–
Wir nennen ๐‘
๐‘”๐‘’๐‘ 
๐‘–
= โ„Ž๐‘– die Häufigkeit für das Auftreten des Messwertes ๐‘ฅ๐‘– , und es gilt
∑๐‘– ๐‘๐‘–
๏ฟฝ โ„Ž๐‘– =
=1
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
๐‘–
Wenn ๐‘๐‘”๐‘’๐‘  sehr groß wird, so wird die Häufigkeit unabhängig von der Zahl der Messwerte
๐‘๐‘– und man nennt dann diese Größe die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des
Messwertes ๐‘ฅ๐‘–
(4)
๐‘๐‘–
= ๐‘๐‘–
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ →∞ ๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
Dabei ist ∑๐‘– ๐‘๐‘– = 1 und ๐‘ฅฬ… = ∑ ๐‘๐‘– ๐‘ฅ๐‘–
lim
(5)
33
Beispiele:
a) Die Ergebnisse sind diskrete Zahlen wie z.B. beim Würfeln
Wir berechnen die mittlere Punktzahl beim Würfeln nach Gleichung (5). Die
Wahrscheinlichkeit für das Würfeln einer bestimmten Zahl ist gleich, d.h.
1
๐‘1 = ๐‘2 = ๐‘3 = ๐‘4 = ๐‘5 = ๐‘6 =
6
Damit erhalten wir für den Mittelwert der Punktzahl bei einer großen Zahl von Würfen.
1
1
1
1
1
1
๐‘ฅฬ… = โˆ™ 1 + โˆ™ 2 + โˆ™ 3 + โˆ™ 4 + โˆ™ 5 + โˆ™ 6 = 3,5
6
6
6
6
6
6
Zusammenhang zwischen Häufigkeit ๐’‰๐’Š und Wahrscheinlichkeit ๐’‘๐’Š :
Wir würfeln mit einem Würfel insgesamt ๐‘๐‘”๐‘’๐‘  mal, notieren die Ergebnisse und berechnen die
Häufigkeit des Auftretens z.B. einer 6
1. Messreihe
Ergebnis des Würfelns:
๐‘6
Häufigkeit: โ„Ž6 = ๐‘
2. Messreihe
๐‘”๐‘’๐‘ 
:
Ergebnis des Würfelns:
๐‘6
Häufigkeit: โ„Ž6 = ๐‘
๐‘”๐‘’๐‘ 
:
2, 3, 5, 1, 6, 6, 4, 3, 1, 2, … … … … … … … ๐‘ข๐‘ ๐‘ค.
0 0 0 0 1 2 2 2 2
, , , , , , , , ,
2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
, … … … … … … ๐‘ข๐‘ ๐‘ค.
6, 1, 2, 4, 5, 3, 3, 2, 1, 5, … … … … … … … ๐‘ข๐‘ ๐‘ค.
1 1 1 1 1 1 1 1 1
, , , , , , , , ,
1
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
, … … … … … … ๐‘ข๐‘ ๐‘ค.
34
b) Die Ergebnisse bilden eine kontinuierliche Reihe von Zahlen.
In diesem Fall fasst man die Ergebnisse in Gruppen zusammen, deren Größe willkürlich
gewählt werden kann wie z.B. bei einer Einkommensverteilung (๐‘๐‘”๐‘’๐‘  = 100)
Person
k
1
2
3
4
5
6
7
๏
๏
35
๏
๏
75
๏
๏
90
๏
95
๏
100
Einkommen
x /€
103
515
823
400
980
1010
1080
๏
๏
1990
๏
๏
๏
2990
๏
๏
3999
๏
๏
5800
Gruppeneinteilung
โˆ†x/€
Gruppen-Nr. Zahl der Personen in der
๐‘–
Gruppe ๐‘–
๐‘๐‘–
Häufigkeit der
๐‘
Gruppe โ„Ž๐‘– = ๐‘–
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
0–999
1
5
0,05
1000–1999
2
30
0,3
2000–2999
3
40
0,4
3000–3999
4
15
0,15
4000–4999
5
5
0,05
5000–6000
6
5
0,05
Berechnung des mittleren Einkommens:
๏ฟฝ โ„Ž๐‘– = 1
๐‘ฅฬ… = ๏ฟฝ ๐‘ฅ๐‘– โ„Ž๐‘– = 0,05 โˆ™ 500€ + 0,3 โˆ™ 1500€
Ma + 0,15 โˆ™ 3500€
+ 0,4 โˆ™ 2500€
+ 0,05 โˆ™ 4500€ + 0,05 โˆ™ 5500€
= 2.525€
35
Wir hätten die Gruppenbildung auch anders vornehmen können. Statt โˆ†๐‘ฅ = 1000, hätten wir
z.B. โˆ†๐‘ฅ = 500 oder โˆ†๐‘ฅ = 100 wählen können. Dabei ändert sich natürlich die Zahl der Personen
in der Gruppe und damit auch die Häufigkeit, d.h. dass die Häufigkeit von der Größe des
Intervalls โˆ†x abhängt.
Wenn die Messgröße keine diskreten Werte (wie beim Würfeln) besitzt, so ist die
Wahrscheinlichkeit, dass die Messgröße einen ganz bestimmten Wert hat, praktisch null d.h.
๐‘(๐‘ฅ)
๐‘(๐‘ฅ) =
=0
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
Bsp: Wie groß ist die Häufigkeit (Wahrscheinlichkeit) eines Einkommens von exakt 2527,13 €.
Es macht dann nur Sinn, nach der Wahrscheinlichkeit ๐‘(๐‘ฅ) zu fragen, dass die Messgröße in
einem bestimmten Intervall โˆ†๐‘ฅ liegt.
Dies bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Messwertes, ๐‘ฅ, sowohl von
der Größe von ๐‘ฅ (z.B. Höhe des Einkommens) als auch von der Größe von โˆ†๐‘ฅ (z.B. Breite der
Gruppeneinteilung) abhängt. In erster Näherung wird ๐‘(๐‘ฅ) proportional โˆ†๐‘ฅ sein, d.h.
๐‘๐‘–
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
= โ„Ž๐‘– →
d๐‘๐‘ฅ
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
(6)
= ๐‘“(๐‘ฅ)d๐‘ฅ
In unserem Fall ist die Größe ๐‘ฅ die Geschwindigkeit ๐‘ฃ und die „Maxwell-BoltzmannVerteilung“ lautet:
d๐‘๐‘ฃ
= ๐‘“(๐‘ฃ)d๐‘ฃ
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
3
2
d๐‘๐‘ฃ
๐‘€
๐‘€๐‘ฃ 2
๐‘๐‘Žโ„Ž๐‘™ ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘’๐‘˜ü๐‘™๐‘’ ๐‘š๐‘–๐‘ก ๐บ๐‘’๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘ค๐‘–๐‘›๐‘‘๐‘–๐‘”๐‘˜๐‘’๐‘–๐‘ก ๐‘ฃ
= 4 ๐œ‹ ๐‘ฃ2 ๏ฟฝ
๏ฟฝ exp ๏ฟฝ−
๏ฟฝ d๐‘ฃ =
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
2๐‘…๐‘‡
2π๐‘…๐‘‡
๐บ๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก๐‘ง๐‘Žโ„Ž๐‘™ ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐‘€๐‘œ๐‘™๐‘’๐‘˜ü๐‘™๐‘’
Statistisches
Gewicht
NormierungsFaktor
BoltzmannFaktor
Bsp:
Wie groß ist der Anteil von ๐‘2 -Molekülen, deren Geschwindigkeit bei 273 K zwischen
500ms −1 und 501ms−1 liegt? ๐‘ฃ = 500ms −1 , ๐‘ฃ + d๐‘ฃ = 501ms−1 , d๐‘ฃ = 1ms −1
๐‘€ = 28 gmol−1 , ๐‘‡ = 273 K, ๐‘ฃ = 500ms −1
d๐‘
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
= 4π(500 ms
−1 )2
d๐‘
= 1,85 โˆ™ 10−3
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
28โˆ™10−3 kg mol−1
3
2
28โˆ™g mol−1 ๏ฟฝ500 ms−1 ๏ฟฝ
2
๏ฟฝ2πโˆ™8,314 kg m2 s−2 mol−1 K−1 โˆ™273K๏ฟฝ exp ๏ฟฝ− 2โˆ™8,314 ๐ฝ mol−1 K−1 โˆ™273K๏ฟฝ โˆ™ 1 ms −1
36
๐‘ฃ๐‘ค
๐‘ฃฬ…
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ2
๏ฟฝ๐‘ฃ
Ablesen der Daten aus Kurve bei 500 ms −1 (273 ๐พ):
d๐‘
๐‘๐‘”๐‘’๐‘  d๐‘ฃ
= 1,8
−3
10 (ms −1 )−1
d๐‘
= 1,8 โˆ™ 10−3 (ms −1 )−1
๐‘๐‘”๐‘’๐‘  d๐‘ฃ
d๐‘
= 1,8 โˆ™ 10−3 (ms −1 )−1 d๐‘ฃ
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
d๐‘ฃ = 1 ms−1
d๐‘
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
= 1,8 โˆ™ 10−3 (ms−1 )−1 (ms −1 )
1) Bestimmung der mittleren Geschwindigkeit aus der Verteilung:
∞
3 ∞
m 2
m๐‘ฃ 2
๐‘ฃฬ… = ๏ฟฝ ๐‘ฃ๐‘“(๐‘ฃ) d๐‘ฃ = 4π ๏ฟฝ
๏ฟฝ ๏ฟฝ ๐‘ฃ 3 exp ๏ฟฝ−
๏ฟฝ d๐‘ฃ,
2π๐‘˜๐‘‡
2๐‘˜๐‘‡
0
0
8๐‘…๐‘‡
๐‘ฃฬ… = ๏ฟฝ
π๐‘€
2) Bestimmung der mittleren quadratischen Geschwindigkeit aus der Verteilung:
∞
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐‘ฃ 2 = ๏ฟฝ ๐‘ฃ 2 ๐‘“(๐‘ฃ)d๐‘ฃ,
0
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ2 = ๏ฟฝ
๏ฟฝ๐‘ฃ
3๐‘…๐‘‡
๐‘€
3) Bestimmung der häufigsten (wahrscheinlichsten) Geschwindigkeit:
๐‘ฃ๐‘Š =
d๐‘๐‘ฃ
=0
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
2๐‘…๐‘‡
๐‘ฃ๐‘Š = ๏ฟฝ
๐‘€
37
In der verallgemeinerten Form (Energieverteilung) lautet die Maxwell-Boltzmann
Gleichung
๐œ€
exp ๏ฟฝ− ๐‘– ๏ฟฝ
๐‘๐‘–
๐‘˜๐ต ๐‘‡
=
๐‘๐‘”๐‘’๐‘  ∑ exp ๏ฟฝ− ๐œ€๐‘– ๏ฟฝ
๐‘–
๐‘˜๐ต ๐‘‡
๐‘˜๐ต
๐œ€๐‘–
๐‘๐‘–
๐‘๐‘”๐‘’๐‘ 
=
=
=
=
∑๐‘– exp ๏ฟฝ−
๐œ€๐‘–
๐‘˜๐ต ๐‘‡
Boltzmann Konstante
๐œ€๐‘– (pot) + ๐œ€๐‘– (kin), Energie der Teilchen
Zahl der Teilchen mit Energie ๐œ€๐‘–
Gesamtzahl der Teilchen
๏ฟฝ = Zustandssumme
Bildet man das Verhältnis der Häufigkeiten in den Zuständen ๐‘– = 2 und ๐‘– = 1 erhält man:
๐œ€2
๐‘2 exp ๏ฟฝ− ๐‘˜๐ต ๐‘‡๏ฟฝ
๐œ€2 − ๐œ€1
โˆ†๐œ€
โˆ†๐ธ
=
= exp ๏ฟฝ−
๏ฟฝ = exp ๏ฟฝ−
๏ฟฝ = exp ๏ฟฝ− ๏ฟฝ
๐œ€
๐‘1 exp ๏ฟฝ− 1 ๏ฟฝ
๐‘˜๐ต ๐‘‡
๐‘˜๐ต ๐‘‡
๐‘…๐‘‡
๐‘˜๐ต ๐‘‡
38
4.
Aggregatzustände
Bringt man 2 Teilchen (Atome oder Moleküle) aus großer Entfernung immer näher und
betrachtet ihre potentielle Energie, so sieht das folgendermaßen aus:
- üblicherweise setzt man die Energie bei
r → ∞, εpot = 0
- Nähert man Teilchen an, so ziehen sie
sich gegenseitig an, εpot nimmt ab
- Bei einem Abstand r0 erreicht εpot einen
Minimalwert → Gleichgewichtsabstand
- Bei kleinen Abständen stoßen die
Teilchen sich ab, εpot nimmt stark zu.
Es gibt dementsprechend zwei Kräfte, die die potentielle Energie von zwei wechselwirkenden
Teilchen beeinflussen:
1) Zwischenmolekulare Abstoßungskraft
Kraft mit relativ kurzer Reichweite im Vergleich zum Moleküldurchmesser. Die
Abstoßungskraft tritt erst dann signifikant in Erscheinung, wenn sich die Moleküle fast
berühren.
2) Zwischenmolekulare Anziehungskraft
Kraft mit relativ großer Reichweite im Vergleich zum Moleküldurchmesser. Die
Anziehungskraft tritt bei Abständen mittlerer Länge (einige Moleküldurchmesser) signifikant
in Erscheinung; bei großer zwischenmolekularer Entfernung spielt sie allerdings keine Rolle
mehr.
Diesen Typ von Kurve beobachtet man eigentlich immer, sowohl wenn die Teilchen eine
Bindung eingehen (z.B. HCl, H2) als auch bei ganz schwacher WW (z.B. He⋅⋅⋅He). Es
unterscheiden sich jeweils die Abstandsabhängigkeiten von εpot (hängt von der jeweiligen
Kraft ab) und die Größe der Bindungsenergie. Wenn die Bindungsenergie nach außen
abgegeben werden kann, kommt es zur chemischen Bindung oder Aggregation (d.h. Bildung
der flüssigen oder festen Phase). Umgekehrt kann jeder Stoff durch Zufuhr von thermischer
Energie in den flüssigen bzw. gasförmigen Zustand überführt werden. Dann ist εtherm >> ε
(Wechselwirkung).
Die Materie kann in drei verschiedenen Aggregatzuständen vorkommen: Fest, flüssig,
gasförmig. Die Unterschiede sind auf die verschiedenen Wechselwirkungsenergien zurück
zuführen.
39
Temperatur
T = 1 K,
T = 300 K
−23
=
ε 1,38 ⋅10 J
−21
T = 103 K
T > 104
=
ε 4,16 ⋅10 J
=
ε 1,38 ⋅10−20 J
ε > 1,38 ⋅10−19 J
Festkörper
Atome und
Molekül berühren
sich, sitzen auf
festen Plätzen
Flüssigkeit
Atome und Molekül
berühren sich,
bewegen sich von
Ort zu Ort
Gas
Atome und
Molekül sind weit
voneinander
entfernt
Plasma
Alle Moleküle sind in Atome
dissoziiert, Atome sind in Ionen
und Elektronen dissoziiert. Die
einzelnen Teilchen haben große
Abstände voneinander. Sonne hat
die Dichte eines Gases.
Starke
Wechselwirkung
der Teilchen
Mittlere
Wechselwirkung der
Teilchen
Geringe (keine)
Wechselwirkung
der Teilchen
Ob sich Teilchen im festen, flüssigen oder gasförmigen Zustand befinden, hängt nicht nur
von der Größe der Wechselwirkungsenergie, sondern auch von der thermischen Energie der
Teilchen ab. Die thermische Energie eines Teilchens kann man abschätzen nach εtherm ≈ k BT.
Dies gilt sowohl für isolierte Atome (z.B. in Gas) als auch für Atome in Molekülen und in
Festkörpern.
40
5. Reale Gase
Reale Gase erfüllen aufgrund zwischenmolekularer Wechselwirkungen (Anziehungs- und
Abstoßungskräfte) die Zustandsgleichung idealer Gase (๐‘๐‘‰๐‘š = ๐‘…๐‘‡) nicht exakt; die
Abweichungen realer Gase vom idealen Verhalten steigen folglich mit zunehmender
๐‘ ๐‘
Teilchendichte (๐‘‰ = ๐‘‰ ๐ด), das heißt…
-
๐‘š
bei gegebener Stoffmenge und konstanter Temperatur mit zunehmendem Druck.
bei gegebener Stoffmenge und konstantem Druck mit abnehmender Temperatur.
Die signifikantesten Abweichungen lassen sich hierbei am Kondensationspunkt realer Gase
beobachten (Gas → Flüssigkeit). Ein reales Gas zeigt folglich umso eher ideales Verhalten, je
geringer der Einfluss von zwischenmolekularen Anziehungs- und Abstoßungskräften ausfällt,
was mit einer abnehmenden Teilchendichte korreliert (s.o.).
Werden Gase bei verschiedenen Drücken untersucht, so findet man für die Größe ๐‘๐‘‰๐‘š das
folgende Verhalten:
Ideales Gas: ๐‘๐‘‰๐‘š = ๐‘…๐‘‡ = 8,134 ๐‘ƒ๐‘Ž m3 mol−1 ๐พ −1 โˆ™ 273 ๐พ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก = 2269 ๐‘ƒ๐‘Ž m3 mol−1
Reale Gase zeigen je nach Druck und Temperatur Abweichungen davon.
Dies kann mittels des Kompressionsfaktor Z bestimmt werden und beschreibt die
Abweichung eines realen Gases vom idealen Verhalten und ist wie folgt definiert: ๐‘ =
๐‘๐‘‰๐‘š
๐‘…๐‘‡
Die Abbildung verdeutlicht, dass das Verhalten
der Gase nur näherungsweise durch das ideale
Gasgesetz beschrieben wird. Es ist vielmehr eine
gute Näherung bei niedrigen Drucken und
hohen Temperaturen.
Durch Auftragen von Z gegen p, lässt sich die
Abhängigkeit der zwischenmolekularen Kräfte
(Anziehung - Abstoßung) vom Druck
visualisieren:
- Kleine Drücke: Nahezu keine
zwischenmolekularen Kräfte; Z=1
- Mäßige Drücke: Anziehungs-kräfte dominieren
(Z < 1)
- Große Drücke: Abstoßungskräfte dominieren
(Z > 1 )
Man nennt die Gase, die sich nicht nach der
idealen Gasgleichung verhalten, die realen
Gase. Die wesentliche Änderung gegenüber
dem idealen Verhalten ist, dass die realen Gase
verflüssigt werden können.
41
Beispiel: p-V-Isothermen von CO2
1. Bei 353 K etwa ideales Verhalten
2. Bei 293 K: zunächst ideales
Verhalten, bei 60 bar erfolgt ein
Abknicken der Isothermen
= Beginn der Kondensation.
Man hat hier flüssige und
gasförmige Phase im
Gleichgewicht. Man nennt den
Druck, bei dem Flüssigkeit und Gas
im Gleichgewicht sind, den
Dampfdruck.
Wenn alles kondensiert ist
(๐‘‰๐‘š = 0,05 dm3 mol−1 ) steigt der
Druck sehr steil an bei weiterer
Kompression: hier haben wir nur
noch flüssige Phase.
Gas
Flüssigkeit
K = kritischer Punkt
=31 °C
Konstanter Druck im
2-Phasengebiet
=Dampfdruck
Gas+ Flüssigkeit
=2-Phasengebiet
p, v-Diagramm für Kohlendioxid nach der van der
Waalsschen Gleichung.
Eine der Isothermen besitzt einen Wendepunkt. Bei CO2 ist das die Isotherme bei 313 K (31°
C). Diese Temperatur nennt man die kritische Temperatur ๐‘‡๐‘˜ , die Werte von ๐‘ und ๐‘‰๐‘š am
Wendepunkt nennt man den kritischen Druck, ๐‘๐‘˜ und das kritische Volumen, ๐‘‰๐‘š,๐‘˜ . Oberhalb
der kritischen Temperatur kann man keinen Phasenübergang zwischen Flüssigkeit und Gas
mehr beobachten, d.h. es erfolgt dann eine kontinuierliche Änderung der Eigenschaften
(‘fluide Phase’). Umgekehrt: Verflüssigung von Gasen nur unterhalb von ๐‘‡๐‘˜ möglich. Die
Ursache hierfür ist, dass bei höheren Temperaturen als der kritischen Temperatur die
thermische Energie der Teilchen größer ist als deren Wechselwirkungsenergie und sie daher
bei Bindung sofort wieder dissoziieren.
Beschreibung der realen Gase durch verschiedene Gleichungen z.B. Potenzreihenansatz:
๐‘ ๐‘‰๐‘š = ๐‘… ๐‘‡ (ideales Gas)
๐‘ ๐‘‰๐‘š = ๐‘… ๐‘‡ + ๐ต ๐‘ + ๐ถ ๐‘2 ............
‘Virialgleichung’
Die van der Waals’sche Gleichung ist die erste Gleichung gewesen, mit der versucht
wurde, das reale Verhalten zu beschreiben. Bei der van der Waals’schen Gleichung
werden zwei Effekte berücksichtigt, die bei der idealen Gasgleichung vernachlässigt
wurden.
42
1. Eigenvolumen der Teilchen: Das Volumen, in dem sich die Teilchen frei bewegen können,
ist um das Eigenvolumen (genau das 4-fache Eigenvolumen) vermindert.
Das Molekül 2 kann nicht näher als 2 ๐‘Ÿ๐ด an das Molekül 1
heran, d.h. das schraffierte Volumen steht für die
Bewegung von 2 nicht mehr zur Verfügung.
rA
rA
1
2
๐‘‰(๐‘๐‘ข๐‘›๐‘˜๐‘ก๐‘–๐‘’๐‘Ÿ๐‘ก) =
4
4
π(2 ๐‘Ÿ๐ด )3 = 8 π ๐‘Ÿ๐ด3 = 8 ๐‘‰๐‘š๐‘œ๐‘™๐‘’๐‘˜ü๐‘™
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
3
3
๐‘‰๐‘š๐‘œ๐‘™๐‘’๐‘˜ü๐‘™
Das gleiche gilt umgekehrt für das Molekül 1, so dass für 1 und 2 zusammen dieses Volumen
nicht mehr zur Verfügung steht.
→ V (ausgeschlossen, 1 Teilchen)
→ V (ausgeschlossen, ๐‘๐ด Teilchen)
=
=
4 ๐‘‰๐‘š๐‘œ๐‘™๐‘’๐‘˜ü๐‘™
4 ๐‘‰๐‘š = ๐‘
In Wirklichkeit wird b nicht aus ๐‘‰๐‘š bestimmt, sondern b ist ein experimenteller Parameter,
der sich aus p, V, T-Werten des jeweiligen Gases ergibt.
2. Anziehungskräfte zwischen den Teilchen: Die Anziehung zwischen den Teilchen wirkt so,
als würde das Gas unter einem höheren äußeren Druck stehen, d.h. ๐‘(๐‘ค๐‘–๐‘Ÿ๐‘˜๐‘ ๐‘Ž๐‘š) = ๐‘ + π.
Dabei ist ๐‘ der Außendruck und π der Binnendruck, der auf die Anziehungskräfte ( = van
der Waals’sche Kräfte) zurückzuführen ist. Der Binnendruck ist proportional zur
(Molekülzahldichte)2, d.h.
๐‘Ž
๐‘ 2
π~ ๏ฟฝ ๏ฟฝ = 2
๐‘‰
๐‘‰๐‘š
Der Druck u. das Volumen wird folgendermaßen korrigiert:
๐‘
๏ฟฝ๐‘ +
โˆ™
๐‘Ž
๏ฟฝ
๐‘‰๐‘š2
๐‘‰๐‘š
= ๐‘…๐‘‡ (๐‘–๐‘‘. ๐บ๐‘Ž๐‘ )
(๐‘‰๐‘š − ๐‘) = ๐‘…๐‘‡ (๐‘ฃ๐‘Ž๐‘› ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐‘Š๐‘Ž๐‘Ž๐‘™๐‘  − ๐บ๐‘Ž๐‘ )
๐‘‰
Ersetzt man ๐‘‰๐‘š = ๐‘› ergibt sich:
๐‘›2 ๐‘Ž
๏ฟฝ๐‘ + 2 ๏ฟฝ (๐‘‰ − ๐‘› ๐‘) = ๐‘›๐‘…๐‘‡
๐‘‰
Stoff
He
N2
H2O
C2H6
๐‘Ž
๐ฟ2 bar mol−2
0,03457
1,408
5,545
5,562
๐‘
๐ฟ mol−1
0,02370
0,03913
0,03053
0,0638
43
6.
Energie
Unter Energie eines Systems versteht man die darin gespeicherte Arbeit und Wärme. Man
kann nicht den Absolutwert der Energie bestimmen, sondern nur die Veränderung des
Energieinhalts durch Zufuhr oder Abgabe von Arbeit und Wärme.
d๐‘Š = d๐ธ๐‘˜๐‘–๐‘› + d๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก
Wenn sich die äußere Bewegung und die äußere Lage eines Systems nicht ändert, kann
trotzdem Arbeit W und Wärme Q im System gespeichert werden. Man nennt diese im System
gespeicherte Energie die Innere Energie U des Systems. In diesem Fall gilt für ein
geschlossenes System:
d๐‘ˆ = ๐‘‘๐‘Š + ๐‘‘๐‘„
(6.1)
Die Zufuhr von Arbeit oder Wärme führt dazu, dass sich die Atome und Moleküle im System
schneller bewegen, d.h. ihre kinetische Energie und ihre potentielle Energie nimmt zu. Die
potentielle Energie der Teilchen hängt von der Anordnung (Abstand) der Teilchen und der
Art ihrer Wechselwirkung ab, z.B. elektrische Anziehung/Abstoßung.
In einem abgeschlossenen System kann keine Arbeit und Wärme zugeführt werden. Dann gilt
immer:
d๐‘ˆ = 0
(6.2)
In einem offenen System gilt:
d๐‘ˆ = d๐‘„ + d๐‘Š + ∑๐‘– ๐‘ˆ๐‘– d๐‘Ž ๐‘›๐‘–
Darin ist:
=
๐‘ผ
๐๐‘พ
=
๐๐‘ธ
=
๏ฟฝ ๐‘ˆ๐‘– d๐‘Ž ๐‘›๐‘–
=
๐‘–
(6.3)
Innere Energie = Summe der kinetischen und potentiellen
Energie aller Moleküle im System
Arbeitsaustausch mit der Umgebung = Austausch
geordneter Bewegungsenergie, d.h. alle Teilchen, die
beteiligt sind, bewegen sich in gleicher Richtung.
Wärmeaustausch mit der Umgebung = Austausch
ungeordneter Bewegungsenergie, d.h. die Teilchen
bewegen sich in beliebigen Richtungen.
Term, der den Energieaustausch mit der Umgebung
beschreibt, der mit einem Materieaustausch verknüpft ist
(z.B. Trinken von heißem Wasser: Dann ist ๐‘ผ๐’Š die Innere
Energie pro Mol Wasser, ๐๐’‚ ๐’ ist die von außen zugeführte
Stoffmenge von Wasser)
Die Gleichungen 6.1, 6.2 und 6.3 sagen aus, dass die Innere Energie eines Systems konstant ist
(๐‘ˆ = konst, d๐‘ˆ = 0) und nur durch Arbeits- und Wärmeaustausch mit der Umgebung
geändert werden kann.
44
Dieses Gesetz der Energieerhaltung nennt man den ersten Hauptsatz der
Thermodynamik.
Ob man einem System Arbeit oder Wärme zuführt, wird in der Umgebung definiert. Die
Auswirkungen im System können in beiden Fällen gleich sein.
(adiabatisch = Wärmeaustausch nicht möglich)
Dem System wird Arbeit zugeführt (alle
Elektronen bewegen sich in der
gleichen Richtung). Ein Teil ihrer
Bewegungsenergie wird auf die Atome
des Drahts übertragen. Diese bewegen
sich dann schneller aber ihre Bewegung
ist ungeordnet. Diese
Bewegungsenergie der Atome im Draht
wird auf die Moleküle in der Flüssigkeit
übertragen.
Folge: Die Flüssigkeit wird erwärmt.
System
d๐‘„ = 0
Flüssigkeit
d๐‘Š = ๐‘ˆ โˆ™ ๐ผ โˆ™ d๐‘ก
Der Heizplatte wird Arbeit zugeführt und
diese erwärmt sich
(๐ถ๐‘ƒ๐‘™๐‘Ž๐‘ก๐‘ก๐‘’ =Wärmekapazität der Platte;
โˆ†๐‘‡๐‘ƒ๐‘™๐‘Ž๐‘ก๐‘ก๐‘’ = Temperaturerhöhung der
Platte).
Über die wärmeleitfähige Wand wird
Wärme aus der Platte der Flüssigkeit
zugeführt (in der Wand und in der
Heizplatte befinden sich die Teilchen in
ungeordneter Bewegung). Folge: Die
Flüssigkeit wird erwärmt (๐ถ๐น๐‘™ü๐‘ ๐‘  =
Wärmekapazität der Flüssigkeit, โˆ†๐‘‡๐น๐‘™ü๐‘ ๐‘ 
=Temperaturerhöhung der Flüssigkeit).
(diatherman = Wärmeaustausch möglich)
d๐‘Š = ๐‘ˆ โˆ™ ๐ผ โˆ™ d๐‘ก = ๐ถ๐‘ƒ๐‘™๐‘Ž๐‘ก๐‘ก๐‘’ โˆ™ โˆ†๐‘‡๐‘ƒ๐‘™๐‘Ž๐‘ก๐‘ก๐‘’ = ๐ถ๐น๐‘™ü๐‘ ๐‘  โˆ™ โˆ†๐‘‡๐น๐‘™ü๐‘ ๐‘ 
Wir betrachten im Folgenden geschlossene Systeme. Die wichtigste Arbeit, die bei
chemischen Reaktionen immer auftritt, ist die Druck-Volumen - Arbeit.
→ d๐‘ˆ
= d๐‘„ + d๐‘Š
= d๐‘„ − ๐‘d๐‘‰
1. Im System sei das Volumen konstant:
๐ผ๐ผ
๐‘„
(nur Druck-Volumen-Arbeit)
๐‘‰ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก. → d๐‘‰ = 0
→ (d๐‘ˆ)๐‘ฃ = d๐‘„ → ∫๐ผ d๐‘ˆ = ∫0 d๐‘„ → ๐‘ˆ๐ผ๐ผ − ๐‘ˆ๐ผ = ๐‘„
45
d.h. die Änderung der Inneren Energie ist gleich der zugeführten Wärme, wenn ๐‘‰ = konstant.
2. Im System sei der Druck konstant: ๐‘ = konstant
๐ผ๐ผ
→ (d๐‘ˆ)๐‘ = d๐‘„ − ๐‘d๐‘‰ →
๐‘„
๐ผ๐ผ
๏ฟฝ d๐‘ˆ = ๏ฟฝ d๐‘„ − ๐‘ ๏ฟฝ d๐‘‰
๐ผ
0
๐ผ
๐‘ˆ๐ผ๐ผ − ๐‘ˆ๐ผ = ๐‘„ − ๐‘(๐‘‰๐ผ๐ผ − ๐‘‰๐ผ ) = ๐‘„ − ๐‘๐‘‰๐ผ๐ผ + ๐‘๐‘‰๐ผ
(๐‘ˆ๐ผ๐ผ
Umordnen: ๏ฟฝ๏ฟฝ
+ ๐‘๐‘‰
+ ๐‘๐‘‰
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๐ผ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๐ผ๐ผ ) − (๐‘ˆ
๐ผ) = ๐‘„
๐ป๐ผ๐ผ
๐ป๐ผ
๐ป๐ผ๐ผ − ๐ป๐ผ = ๐‘„
Wir nennen zur Abkürzung ๐‘ˆ + ๐‘๐‘‰ = ๐ป die ‘Enthalpie’ oder ‘Wärmeinhalt’ des Systems, d.h.
die Änderung der Enthalpie ist gleich der zugeführten Wärme, wenn ๐‘ = konst.
๐‘ฏ=
Enthalpie =
Summe der kinetischen und potentiellen Energie aller
Moleküle im System und der Energie ๐’‘๐‘ฝ
Wenn ๐‘ = 0 (Vakuum), dann ist ๐ป = ๐‘ˆ
Für Änderungen bei konstantem Druck (das sind z.B. alle Vorgänge, die bei Atmosphärendruck
ablaufen), muss nur die Änderung des Volumens beachtet werden: ๐‘ โˆ† ๐‘‰.
46
7.
Extensive und intensive Zustandsgrößen
Zustandsvariable und Zustandsfunktionen beschreiben den Zustand eines Systems.
Man unterscheidet zwei Typen von Zustandsgrößen.
a) intensive: Unabhängig von der Masse des Systems.
Beispiel: Druck ๐‘, Dichte ๐œŒ, Temperatur ๐‘‡
Symbole: kleine Buchstaben, Ausnahme: ๐‘‡
b) extensive: 1. setzen sich additiv aus den Zustandsgrößen der einzelnen
Teilsysteme zusammen: ๐‘‰(๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก) = ๐‘‰1 + ๐‘‰2
2. vergrößert man alle Massen des Systems um den Faktor a, so vergrößern sich
auch die Extensivgrößen um diesen Faktor: ๐‘Ž๐‘‰(๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก) = ๐‘Ž๐‘‰1 + ๐‘Ž๐‘‰2
Symbole: große Buchstaben, Ausnahme: ๐‘š
Bezieht man eine extensive Größe auf eine Mengeneinheit (mol) oder Massenheit (kg) so
erhält man intensive Größen, d.h. alle molaren Größen und spezifische Größen sind
Intensivgrößen.
๐‘‰
๐‘ˆ
Symbole: ๐‘‰๐‘š = ๐‘› , ๐‘ˆ๐‘š = ๐‘› usw. (manchmal werden diese Größen auch durch Fettdruck oder
durch Überstreichen kenntlich gemacht (๐‘ฝ oder ๐‘‰๏ฟฝ ). Dies ist nicht einheitlich in der Literatur.
Für Größen, die auf die Masseneinheit oder Stoffmengeneinheit bezogen sind, werden im
๐ถ
Allgemeinen kleine Buchstaben verwendet: ๐‘๐‘‰ = ๐‘š๐‘‰ (Wärmekapazität pro g oder spezifische
Wärmekapazität), ๐‘๐‘‰ =
๐ถ๐‘‰
Zustandsfunktionen:
๐‘›
(molare Wärmekapazität).
Man findet, dass ๐‘‰ = ๐‘“(๐‘›, ๐‘, ๐‘‡)
Eine solche Gleichung nennt man eine Zustandsfunktion, da ihr Zahlenwert nur von den
jeweiligen Werten der Größen ๐‘›, ๐‘, ๐‘‡ abhängt und nicht vom Weg, auf welchem dieser
Zustand erreicht wird. Das Volumen kann also geändert werden durch Änderung von ๐‘›, ๐‘
und ๐‘‡.
Einschub:
Mathematisch beschreibt man das so:
d๐‘‰
=
totales
Differential
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ๐œ•๐‘›๏ฟฝ
๐‘,๐‘‡
d๐‘›
+
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ๐œ•๐‘๏ฟฝ
๐‘›,๐‘‡
d๐‘
+
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ๐œ•๐‘‡ ๏ฟฝ
๐‘›,๐‘
d๐‘‡
Größen, die jeweils
beim Differenzieren
konstant gehalten
werden
partielle
Differentialquotienten
47
Das Symbol
๐œ•๐‘‰
๐œ•๐‘›
bedeutet das Volumen nach der Stoffmenge differenziert wird. Wir können
d๐‘‰
dies auch als d๐‘› schreiben. Die Verwendung des Buchstabens (Operators) ๐œ• soll darauf
aufmerksam machen, dass bestimmte Größen in der Gleichung konstant gehalten werden.
Mathematisch bedeutet ๐œ• das gleiche wie d.
Die Aussage, dass ๐‘‰ eine Zustandsfunktion ist, lässt sich mathematisch verschieden
ausdrücken:
1) d๐‘‰ = totales Differential
2) d๐‘‰ = unabhängig vom Weg
3) ∫ d๐‘‰ = 0 Führt man Änderungen durch, die über verschiedene Zwischenzustände zum
gleichen Anfangszustand zurücklaufen, so ist das Kreisintegral = 0.
4) ๏ฟฝ
๐œ•๏ฟฝ
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ
๐œ•๐‘ ๐‘‡
๐œ•๐‘‡
๏ฟฝ =๏ฟฝ
๐‘
๐œ•๏ฟฝ
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ
๐œ•๐‘‡ ๐‘
๐œ•๐‘
๏ฟฝ
Die Reihenfolge der Differentiationen ist
vertauschbar (Schwartz’scher Satz).
๐‘‡
Beispiel:
๐‘‰(๐‘๐‘ฆ๐‘™๐‘–๐‘›๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ) = π๐‘Ÿ 2 โˆ™ โ„Ž
d๐‘‰ = ๏ฟฝ
๐œ•๐‘‰
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ d๐‘Ÿ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ dโ„Ž
๐œ•๐‘Ÿ โ„Ž
๐œ•โ„Ž ๐‘Ÿ
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ ๏ฟฝ = π โ„Ž2 ๐‘Ÿ
๐œ•๐‘Ÿ โ„Ž
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ ๏ฟฝ = π๐‘Ÿ 2
๐œ•โ„Ž ๐‘Ÿ
Eingesetzt: ๐‘‘๐‘‰ = 2πโ„Ž๐‘Ÿ๐‘‘๐‘Ÿ + π๐‘Ÿ 2 dโ„Ž
Ist d๐‘‰ ein totales Differential? Noch mal differenzieren:
๐œ•๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ
๐œ•๐‘Ÿ โ„Ž
๐œ•โ„Ž
๐œ•๏ฟฝ
๏ฟฝ = 2 π ๐‘Ÿ, ๏ฟฝ
๐‘Ÿ
vertauschbar.
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ
๐œ•โ„Ž ๐‘Ÿ
๐œ•๐‘Ÿ
๏ฟฝ =2π๐‘Ÿ
⇒ ja, Reihenfolge der Differentiationen ist
โ„Ž
48
8.
8.1
Zusammenhang von ๐‘ผ und ๐‘ฏ mit den Wärmekapazitäten
Allgemein
Die Enthalpie ist folgendermaßen definiert
Wir differenzieren und erhalten
๐ป =๐‘ˆ+๐‘๐‘‰
d๐ป = d๐‘ˆ + d(๐‘ ๐‘‰) = d๐‘ˆ + ๐‘ d๐‘‰ + ๐‘‰ d๐‘
Wir setzen d๐‘ˆ = d๐‘„ − ๐‘ d๐‘‰ ein und erhalten für d๐ป
d๐ป = d๐‘„ + ๐‘‰ d๐‘
Für Vorgänge bei konstantem Volumen verwenden wir den 1.Hauptsatz in der Form
d๐‘ˆ = d๐‘„ − ๐‘ d๐‘‰
Für Vorgänge bei konstantem Druck verwenden wir den 1.Hauptsatz in der Form
d๐ป = d๐‘„ + ๐‘‰ d๐‘
Wir differenzieren diese Gleichungen nach der Temperatur und erhalten unter
Berücksichtigung der Definition der Wärmekapazität (Kap.2.6.4.)
๐œ•๐‘ˆ
d๐‘„
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๏ฟฝ ๏ฟฝ ≡ ๐ถ๐‘‰ = ๐‘›๐‘๐‘‰
๐œ•๐‘‡ ๐‘‰
d๐‘‡ ๐‘‰
Die Änderung der Inneren Energie mit der Temperatur ist die Wärmekapazität bei
konstantem Volumen.
๐œ•๐ป
d๐‘„
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๏ฟฝ ๏ฟฝ ≡ ๐ถ๐‘ = ๐‘›๐‘๐‘
๐œ•๐‘‡ ๐‘
d๐‘‡ ๐‘
Die Änderung der Enthalpie mit der Temperatur ist die Wärmekapazität bei konstantem
Druck.
Die Temperaturabhängigkeit ๐‘ˆ erhalten wir durch Integration:
d๐‘ˆ = ๐ถ๐‘‰ d๐‘‡ →
a) ๐ถ๐‘‰ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก.
๐‘ˆ2
๏ฟฝ ๐‘‘๐‘ˆ = ๏ฟฝ ๐ถ๐‘‰ d๐‘‡
๐‘ˆ1
→ ๐‘ˆ2 − ๐‘ˆ1 = ๐ถ๐‘‰ (๐‘‡2 − ๐‘‡1 )
๐‘‡
b) ๐ถ๐‘‰ = ๐‘Ž + ๐‘ ๐‘‡+. . . … → ๐‘ˆ2 − ๐‘ˆ1 = ∫๐‘‡ 2(๐‘Ž + ๐‘ ๐‘‡) d๐‘‡
1
๐‘‡2
๐‘‡1
49
1
= ๐‘Ž (๐‘‡2 − ๐‘‡1 ) + 2 ๐‘ (๐‘‡22 − ๐‘‡12 )
Die Temperaturabhängigkeit ๐ป erhalten wir durch Integration:
a) ๐ถ๐‘ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก.
๐ป
๐‘‡
→ ∫๐ป 2 d๐ป = ∫๐‘‡ ๐ถ๐‘ d๐‘‡
d๐ป = ๐ถ๐‘ d๐‘‡
1
→ ๐ป2 − ๐ป1 = ๐ถ๐‘ (๐‘‡2 − ๐‘‡1 )
1
๐‘‡
b) ๐ถ๐‘ = ๐‘Ž′ + ๐‘ ′ ๐‘‡+. . . → ๐ป2 − ๐ป1 = ∫๐‘‡ 2(๐‘Ž′ + ๐‘ ′ ๐‘‡) d๐‘‡
1
1
= ๐‘Ž′ (๐‘‡2 − ๐‘‡1 ) + 2 ๐‘′(๐‘‡22 − ๐‘‡12 )
8.2
Die innere Energie und Wärmekapazität von Gasen
8.2.1 Die Bewegung eines Moleküls
Ein Molekül hat verschiedene Bewegungsmöglichkeiten (Freiheitsgrade, ๐น)
• Es kann eine fortschreitende Bewegung (Translation) durchführen. Eine beliebige
Translation kann man in die Bewegung in drei Raumrichtungen (x, y, z) zerlegen, die
unabhängig voneinander sind. Die Translation hat also immer 3 Freiheitsgrade.
๐น๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  = 3
• Es kann eine Drehbewegung durchführen (Rotation). Eine beliebige Rotation kann man
(analog wie bei der Translation) in die Rotation um drei Hauptachsen zerlegen, die durch
den Schwerpunkt des Moleküls gehen und die unabhängig voneinander sind. Die Rotation
eines beliebigen mehratomigen Moleküls hat 3 Freiheitsgrade.
Mehratomig gewinkelt, Beispiel H 2 O :
Mehratomig gestreckt und zweiatomig Bsp. 0= C= 0, N ≡ N :
Einatomig:
๐น๐‘Ÿ๐‘œ๐‘ก = 3
๐น๐‘Ÿ๐‘œ๐‘ก = 2
๐น๐‘Ÿ๐‘œ๐‘ก = 0
• Es kann Schwingungen durchführen, d.h. die Atome des Moleküls bewegen sich
gegeneinander, wobei der Schwerpunkt sich nicht bewegt. In zweiatomigen Molekülen
bewegen sich beide Atome in Richtung der Bindung aufeinander zu und voneinander weg
(eindimensionale Oszillation). Bei mehratomigen Molekülen bewegen sich bei einer
Schwingung immer alle Atome, so dass es schwierig ist, sich diese Bewegung zu
veranschaulichen. Es gibt jedoch eine einfache Möglichkeit, die Zahl der
Schwingungsfreiheitsgrade abzuschätzen: Beim Aufbau eines Moleküls aus den Atomen
bleibt die Zahl der Freiheitsgrade insgesamt erhalten. Ein Atom hat immer 3 Freiheitsgrade
50
(die der Translation), d.h. ein Molekül mit N Atomen hat dann insgesamt ๐น(๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก) = 3๐‘
Freiheitsgrade. Die Zahl der Schwingungsfreiheitsgrade (Oszillationen) ist daher
๐น๐‘œ๐‘ ๐‘ง = 3๐‘ − ๐น๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  − ๐น๐‘Ÿ๐‘œ๐‘ก
Beispiel:
zweiatomiges Molekül ๐‘ = 2 ๐น๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  = 3, ๐น๐‘Ÿ๐‘œ๐‘ก = 2
๐น๐‘œ๐‘ ๐‘ง = 3 โˆ™ 2 − 3 − 2 = 1
mehratomiges, gewinkeltes Molekül (Beispiel: C2 H5 OH, N = 9, ๐น๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  = 3, ๐น๐‘Ÿ๐‘œ๐‘ก = 3)
๐น๐‘œ๐‘ ๐‘ง = 3 โˆ™ 9 − 3 − 3 = 21
Anschauliche Beschreibung:
Rotation von zweiatomigen Molekülen ( N 2 , O 2 usw.)
Die Rotation um die Bindungsachse geht nicht,
weil sie nicht angeregt werden kann
(Trägheitsmoment zu klein)
Trägheitmoment ๐ฝ = ∑ ๐‘š๐‘– ๐‘Ÿ๐‘–2
Schwingungen
Wir betrachten eine Schwingung
Beispiel zweiatomiges Molekül, O 2
Schwingungen und Rotationen in einem
3-atomigen gewinkelten Molekül, Bsp. H 2 O
51
8.2.2 Die Energie eines Moleküls
Bei der Behandlung des idealen Gas hatten wir gefunden, dass die Atome nur kinetische
Energie besitzen und dass für die Energie pro Freiheitsgrad gilt
1
1
๐œ€ = 2 ๐‘˜๐ต ๐‘‡ oder für 1 mol Teilchen ๐ธ = 2 ๐‘…๐‘‡
Auf Grund der vielen Stöße zwischen den Teilchen verteilt sich die Energie im Mittel
gleichmäßig auf alle Freiheitsgrade („Gleichverteilungssatz“). Damit können wir für die
Translation und die Rotation die Energie leicht berechnen. Für die Schwingung muss man
sich noch überlegen, dass in einer Schwingung sowohl kinetische als auch potentielle Energie
gespeichert ist. Dies ist hier gezeigt:
๐น๐‘ฅ = −๐ท๐‘ฅ
d๐œ€๐‘๐‘œ๐‘ก
๐น๐‘ฅ = −
= −๐ท๐‘ฅ
d๐‘ฅ
1
๐œ€๐‘๐‘œ๐‘ก = ๐ท(๐‘ฅ − ๐‘ฅ0 )2
2
1
๐œ€ฬ…๐‘๐‘œ๐‘ก = ๐‘˜๐ต ๐‘‡
2
1
๐œ€๐‘˜๐‘–๐‘› = ๐‘š๐‘ฃ 2
2
1
๐œ€ฬ…๐‘˜๐‘–๐‘› = ๐‘˜๐ต ๐‘‡
2
๐œ€ฬ…๐‘˜๐‘–๐‘› + ๐œ€ฬ…๐‘๐‘œ๐‘ก = ๐œ€ฬ…
= ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก
= ๐‘˜๐ต ๐‘‡
Eine Schwingung kann also Energie in Form potentieller und kinetischer Energie aufnehmen,
d.h. für die Berechnung der Energie müssen die Freiheitsgrade der Schwingung doppelt
gezählt werden. Wir erhalten also für den Faktor ๐น zur Berechnung der Energie ๐น = ๐น๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  +
๐น๐‘Ÿ๐‘œ๐‘ก + 2๐น๐‘œ๐‘ ๐‘ง .
Die Energie eines Moleküls ist also:
1
๐œ€ฬ… = ๐น ๐‘˜๐ต ๐‘‡
2
Für 1 mol Teilchen gilt entsprechend
1
๐ธ = ๐น ๐‘…๐‘‡
2
52
Die thermische Energie ๐ธ๏ฟฝ ist die Innere Energie des Gases, d.h. ๐ธ๏ฟฝ = ๐‘ˆ − ๐‘ˆ0 , wobei ๐‘ˆ0 die
Innere Energie am absoluten Nullpunkt ist,
Beispiel:
1
๐ธ = ๐‘ˆ − ๐‘ˆ0 = ๐น ๐‘…๐‘‡
2
einatomiges Gas, z.B. He (F = 3)
3
๐‘ˆ − ๐‘ˆ0 = ๐ธ๏ฟฝ = ๐‘…๐‘‡
2
zweiatomiges Gas, z.B. N 2 ( F = 7 )
7
๐‘ˆ − ๐‘ˆ0 = ๐ธ๏ฟฝ = ๐‘…๐‘‡
2
8.2.3 Die Enthalpie und Wärmekapazität des Gases
Die Enthalpie ist wie folgt definiert: ๐ป = ๐‘ˆ + ๐‘๐‘‰
Wir subtrahieren ๐‘ˆ0 auf beiden Seiten und betrachten 1 mol eines idealen Gases
๐ป − ๐‘ˆ0 = ๐‘ˆ − ๐‘ˆ0 + ๐‘๐‘‰๐‘š
Mit ๐‘๐‘‰๐‘š = ๐‘…๐‘‡ erhalten wir
๐ป − ๐‘ˆ0 = ๐‘ˆ − ๐‘ˆ0 + ๐‘…๐‘‡ = ๐ธ๏ฟฝ + ๐‘…๐‘‡
Für ein einatomiges Gas, z.B. He (F = 3) ergibt sich:
1
๐ป − ๐‘ˆ0 = ๐ธ๏ฟฝ + ๐‘…๐‘‡ = 2 ๐น ๐‘…๐‘‡ + ๐‘…๐‘‡
Setzen wir das Ergebnis für F für die verschiedenen Moleküle ein, ergibt sich
5
einatomig: ๐ป − ๐‘ˆ0 = 2 ๐‘…๐‘‡
9
zweiatomig: ๐ป − ๐‘ˆ0 = 2 ๐‘…๐‘‡
usw.
Für die molaren Wärmekapazitäten erhalten wir:
d๐‘ˆ
1
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐‘๐‘ฃ , ๐‘ˆ = ๐‘ˆ0 + ๐น ๐‘…๐‘‡
d๐‘‡ ๐‘ฃ
2
d๐‘ˆ
d๐‘ˆ0
1 d๐‘‡
๏ฟฝ +๐น ๐‘…
๏ฟฝ ๏ฟฝ =๏ฟฝ
d๐‘‡ ๐‘ฃ
d๐‘‡ ๐‘ฃ
2 d๐‘‡
3
1
๐‘๐‘ฃ = 0 + ๐น ๐‘…
2
5
einatomig: ๐‘๐‘ฃ = 2 ๐‘…, zweiatomig: ๐‘๐‘ฃ = 2 ๐‘…
53
d๐ป
1
๏ฟฝ = ๐‘๐‘ , ๐ป = ๐‘ˆ0 + ๐น ๐‘…๐‘‡ + ๐‘…๐‘‡
d๐‘‡ ๐‘
2
d๐ป
d๐‘ˆ0
1 d๐‘‡
d๐‘‡
๏ฟฝ ๏ฟฝ =๏ฟฝ
๏ฟฝ +๐น ๐‘…
+๐‘…
d๐‘‡ ๐‘
d๐‘‡ ๐‘
2 d๐‘‡
d๐‘‡
1
= 0+๐น ๐‘…+๐‘…
2
= ๐‘๐‘ฃ + ๐‘…
๏ฟฝ
5
7
einatomig: ๐‘๐‘ = 2 ๐‘…, zweiatomig: ๐‘๐‘ = 2 ๐‘… usw.
Es gilt für alle idealen Gase:
๐๐‘ผ
๐๐‘ป
cp - c v = R
๐Ÿ‘
= ๐’„๐’— = ๐‘น
๐Ÿ
๐๐‘ฏ
๐๐‘ป
๐Ÿ“
= ๐’„๐’‘ = ๐‘น
๐Ÿ
54
8.2.4 Energie, Enthalpie und Wärmekapazitäten von Festkörpern
In Festkörpern führen Atome keine Translation- und Rotationsbewegungen durch, d.h. es gibt
nur Schwingungen in die drei Raumrichtungen (๐น๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘  = 0, ๐น๐‘Ÿ๐‘œ๐‘ก = 0, ๐น๐‘œ๐‘ ๐‘ง = 3).
Wir erhalten dann für die Energie eines Festkörpers mit 1 mol Atomen:
1
1
1
๐‘ˆ − ๐‘ˆ0 = ๐น ๐‘…๐‘‡ = 2๐น๐‘œ๐‘ ๐‘ง โˆ™ ๐‘…๐‘‡ = 2 โˆ™ 3 ๐‘…๐‘‡ = 3๐‘…๐‘‡
2
2
2
Für die Wärmekapazität ergibt sich:
d๐‘ˆ
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐‘๐‘ฃ = 3๐‘…
d๐‘‡ ๐‘ฃ
Für Festkörper (und Flüssigkeiten) gilt:
๐‘ˆ ≈ ๐ป, da das Produkt ๐‘๐‘‰๐‘š sehr klein ist.
๐‘‰๐‘š (๐บ๐‘Ž๐‘ ) ≈ 22,4 L mol−1 , ๐‘‰๐‘š (๐น๐‘’๐‘ ๐‘ก๐‘˜ö๐‘Ÿ๐‘๐‘’๐‘Ÿ) ≈ 20 cm3 mol−1
Daher gilt:
๐‘๐‘ ≈ ๐‘๐‘ฃ = 3๐‘… = 3 โˆ™ 8,314 Jmol−1 K −1 = 25 Jmol−1 K −1
Dieser Wert wurde zuerst experimentell für viele Festkörper gefunden. Diese
Beobachtung heißt in der Literatur „Dulong-Petit’sche Regel.
8.3
Adiabatische Expansion eines idealen Gases
e
beweglicher
Stempel
(adiabatisch)
adiabatische Wand
Das Gas expandiert und leistet Arbeit. Dabei
ist das Gas gegen die Umgebung
wärmeisoliert, d.h. es gibt keinen
Wärmeaustausch mit der Umgebung.
a) Wie groß ist die Arbeit?
b) Wie lautet die Zustandsgleichung?
Gas (p0, V0)
๐‘0 , ๐‘‰0
sind Druck und Temperatur vor Beginn der Expansion
55
Thermodynamische Beschreibung:
๐œ•๐‘ˆ
๐œ•๐‘ˆ
d๐‘ˆ = ๏ฟฝ๏ฟฝ
d ๐‘„๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
+ d๏ฟฝ๏ฟฝ
๐‘Š = ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐‘‰ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐‘‡
๐œ•๐‘‰ ๐‘‡
๐œ•๐‘‡ ๐‘‰
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐‘Š๐‘Š (๐‘ˆ๐‘š๐‘”๐‘’๐‘๐‘ข๐‘›๐‘”)
da adiabatisch
1 d ๐‘„ = 0,
2 d ๐‘Š = −๐‘ d ๐‘‰
๐œ•๐‘ˆ
3 ๏ฟฝ๐œ•๐‘‰ ๏ฟฝ = 0
๐œ•๐‘ˆ
๐‘†๐‘ฆ๐‘ ๐‘ก๐‘’๐‘š (=๐บ๐‘Ž๐‘ )
๐‘‡
nur Druck - Volumen - Arbeit.
da ideales Gas
4 ๏ฟฝ ๐œ•๐‘‡ ๏ฟฝ = ๐‘›๐‘๐‘‰
๐‘‰
Man erhält damit:
d ๐‘ˆ = d ๐‘Š = − ๐‘ d ๐‘‰ = ๐‘› ๐‘๐‘‰ d ๐‘‡
a) Volumenarbeit:
๐‘‡2
๐‘Š
๏ฟฝ d๐‘Š = ๏ฟฝ ๐‘› ๐‘๐‘‰ d๐‘‡
0
๐‘‡1
๐‘Š = ๐‘› ๐‘๐‘‰ (๐‘‡2 − ๐‘‡1 )
b) Zustandsgleichung:
wenn ๐‘๐‘‰ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก.
ideales Gasgesetz einsetzen
๐‘›๐‘…๐‘‡
๐‘= ๐‘‰
d ๐‘Š = − ๐‘ d ๐‘‰ = ๐‘› ๐‘๐‘‰ d ๐‘‡
−๐‘›๐‘…๐‘‡
๐‘‰
−๐‘… ๏ฟฝ
๐‘‰0
d๐‘‰
๐‘‰
= ๐‘›๐‘๐‘‰ d๐‘‡ ,
Variablentrennung
๐‘‡
d๐‘‰
d๐‘‡
= ๐‘๐‘‰ ๏ฟฝ
๐‘‰
๐‘‡
๐‘‡0
๐‘‰
๐‘‡
๐‘… ๐‘‰0
๐‘‡
−๐‘… ln = ๐‘๐‘‰ ln
→
ln = ln
๐‘‰0
๐‘‡0
๐‘๐‘‰ ๐‘‰
๐‘‡0
๐‘…
๐‘‰0 ๐‘๐‘‰
๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐‘‰
=
๐‘‡
๐‘‡0
๐‘‰0 ๐œ…−1 ๐‘‡
๏ฟฝ ๏ฟฝ
=
๐‘‰
๐‘‡0
๐‘‡๐‘‰ ๐œ…−1 = ๐‘‡0 ๐‘‰0๐œ…−1 = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก.
Wir setzen ein:
→
๐‘๐‘
mit ๐œ… = ๐‘
๐‘‰
๐‘… = ๐‘๐‘ − ๐‘๐‘‰
๐‘…
๐‘๐‘‰
๐‘…
๐‘๐‘‰
=
๐‘๐‘ −๐‘๐‘‰
๐‘๐‘‰
๐‘๐‘
=๐‘ −1
๐‘‰
=๐œ…−1
56
Wir setzen die ideale Gasgleichung ein ๐‘‡ =
๐‘ ๐‘‰ ๐œ…−1
๐‘‰
= ๐‘‡0 ๐‘‰0๐œ…−1
๐‘›๐‘…
๐‘๐‘‰
๐‘›๐‘…
und erhalten
oder
๐‘ ๐‘‰ ๐œ… = ๐‘‡0 ๐‘‰0๐œ…−1 ๐‘› ๐‘… = ๐‘0 ๐‘‰0๐œ… = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก.
Diesen beiden Gleichungen nennt man ‘Poisson’-Gleichung oder Adiabaten-Gleichung.
8.4 Verflüssigung und Expansion eines realen Gases (Joule-ThomsonEffekt)
Bei Druck auf den Kolben links wird das Gas bei konstantem Druck ๐‘2 durch die Fritte
hindurchgedrückt, der gesamte Druckabfall erfolgt in der Fritte. Auf der rechten Seite
expandiert das Gas bei konstantem Druck ๐‘1 und schiebt dabei den Kolben rechts zurück.
57
Thermodynamische Beschreibung:
Wechselwirkung mit Umgebung
links
rechts
d ๐‘ˆ2 = d ๐‘„2 − ๐‘2 d ๐‘‰2
d ๐‘ˆ1 = d ๐‘„ − ๐‘1 d ๐‘‰1
๐ธ๐‘›๐‘‘๐‘’
๐ธ๐‘›๐‘‘๐‘’
๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”
๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”
๏ฟฝ d ๐‘ˆ2 + ๐‘2
๐‘„2
๏ฟฝ d ๐‘‰2 = ๏ฟฝ d ๐‘„2
0
(๐ด) + ๐‘2 (๐‘‰
(๐ธ)
(๐ด))
๐‘ˆ2 (๐ธ)
− ๐‘ˆ๏ฟฝ2๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
− ๐‘‰2๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ = ๐‘„2
2๏ฟฝ๏ฟฝ
+ ๐‘2
Δ๐‘‰2
= ๐‘„2
Δ๐‘ˆ2
๐ธ๐‘›๐‘‘๐‘’
๐ธ๐‘›๐‘‘๐‘’
๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”
๐ด๐‘›๐‘“๐‘Ž๐‘›๐‘”
๏ฟฝ d ๐‘ˆ1 + ๐‘1
๐‘„1
๏ฟฝ d ๐‘‰1 = ๏ฟฝ d ๐‘„1
0
(๐ด) + ๐‘1 (๐‘‰
(๐ธ)
(๐ด))
๐‘ˆ1 (๐ธ)
− ๐‘ˆ๏ฟฝ1๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
− ๐‘‰๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ = ๐‘„1
1๏ฟฝ
1๏ฟฝ
+ ๐‘1
Δ๐‘‰1
= ๐‘„1
Δ๐‘ˆ1
Wenn das System adiabatisch ist, gilt ๐‘„2 = ๐‘„1 = 0
oder
Δ๐‘ˆ2 + ๐‘2 Δ๐‘‰2 = Δ๐‘ˆ1 + ๐‘1 Δ๐‘‰1
Δ๐ป2 = Δ๐ป1 → die Enthalpie des Gases ändert sich bei der Expansion nicht
Was passiert im Gas?
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
d๐ป = ๏ฟฝ ๐œ•๐‘‡ ๏ฟฝ d๐‘‡ + ๏ฟฝ ๐œ•๐‘ ๏ฟฝ d๐‘
๐‘
๐‘‡
→ aus der Betrachtung der WW mit Umgebung ergab sich:
Auflösen der Gleichung:
d๐ป = 0
Umrechnung auf molare Größen
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป โˆ™ ๐‘›
๏ฟฝ ๏ฟฝ
๏ฟฝ ๏ฟฝ
๏ฟฝ ๐‘š๏ฟฝ
๏ฟฝ ๐‘š ๏ฟฝ
๐œ•๐‘ ๐‘‡
๐œ•๐‘ ๐‘‡
๐œ•๐‘ ๐‘‡
๐œ•๐‘‡
๐œ•๐‘
๏ฟฝ ๏ฟฝ =−
=−
=−
=−
๐œ•๐ป
๐œ•๐‘ ๐ป
๐‘๐‘
๐‘› โˆ™ ๐‘๐‘
๐‘๐‘
๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐œ•๐‘‡ ๐‘
๐œ•๐‘‡
๏ฟฝ ๏ฟฝ =
๐œ•๐‘ ๐ป
๐‘‡๏ฟฝ
Wir benutzen die folgende
Beziehung:
๏ฟฝ
๐œ•๐ป
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ = ๐‘‰ −๐‘‡๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐œ•๐‘ ๐‘‡
๐œ•๐‘‡ ๐‘
๐œ•๐‘‰
๏ฟฝ −๐‘‰
๐œ•๐‘‡ ๐‘
= ′๐ฝ๐‘œ๐‘ข๐‘™๐‘’ − ๐‘‡โ„Ž๐‘œ๐‘š๐‘ ๐‘œ๐‘› − ๐พ๐‘œ๐‘’๐‘“๐‘“๐‘–๐‘ง๐‘–๐‘’๐‘›๐‘ก′
๐‘๐‘
58
Man erhält für ๐‘2
๐œ•๐‘‡
๏ฟฝ๐œ•๐‘๏ฟฝ = 0.142 ๐พ bar −1 wobei
๐ป
dieser Wert natürlich von ๐‘ und ๐‘‡
abhängt.
In der Abbildung sind Isenthalpen aufgetragen. Die Punkte geben das jeweilige Maximum
dieser Kurven, d.h. die Inversionstemperatur an. Im schraffierten Bereich nimmt mit
abnehmendem Druck (Entspannung) die Temperatur ab (Abkühlung). Nur in diesem Bereich
lässt sich das Gas mit dem Joule-Thomson Effekt verflüssigen.
Der Koeffizient ist temperaturabhängig und druckabhängig.
๐œ•๐‘‡
Die Temperatur, bei der ๏ฟฝ๐œ•๐‘๏ฟฝ = 0 nennt man die Inversionstemperatur. Will man ein Gas
๐ป
durch diesen Effekt abkühlen (und schließlich verflüssigen) muss Druck und Temperatur des
Gases unter der Inversionstemperatur ๐‘‡๐‘– liegen, oberhalb dieser Temperatur erwärmt sich das
Gas bei der Expansion.
59
9.
Enthalpieänderung
9.1
Phasenumwandlungen
Wir betrachten folgendes System. Es besteht aus einer flüssigen Phase und ihrer Dampf-(Gas)phase. Die Flüssigkeit ist im Gleichgewicht mit ihrer Gasphase. Dabei stellt sich ein konstanter
Druck über der Flüssigkeit ein, den man den Dampfdruck nennt. Dieser ist unabhängig von
den Volumina der beiden Phasen und hängt nur von der Temperatur ab, d.h. der Dampfdruck
über 1 mL Wasser im Reagenzglas ist gleich groß wie über einer Wasserpfütze und über dem
Bodensee. Hat man über der Flüssigkeit ein zweites Gas (wie z.B. Luft), so ist der Partialdruck
des Wassers im Gas gleich seinem Dampfdruck. (Hinweis: Wenn man das genauer berechnet,
findet man, dass der Dampfdruck leicht erhöht ist. Dies spielt bei Drucken bis 1 bar aber keine
signifikante Rolle.) Ist der Partialdruck in der Luft kleiner als der Dampfdruck, so verdampft die
Flüssigkeit vollständig, ist er größer so kondensiert das Gas vollständig.
d๐ป = ๏ฟฝ
๐œ•๐ป
๏ฟฝ
๐œ•๐‘ ๐‘‡,๐‘›
๐‘” ,๐‘›๐‘“๐‘™
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
d๐‘ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐‘‡ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐œ•๐‘‡ ๐‘,๐‘›๐‘”,๐‘›๐‘“๐‘™
๐œ•๐‘›๐‘”
๐‘,๐‘‡,๐‘›๐‘“๐‘™
d๐‘›๐‘” + ๏ฟฝ
๐œ•๐ป
๏ฟฝ
๐œ•๐‘›๐‘“๐‘™
Voraussetzungen:
1.
d๐‘‡ = 0
2.
d๐‘ = 0
3.
kein Stoffaustausch mit Umgebung: ๐‘›๐‘” + ๐‘›๐‘“๐‘™ = ๐‘›(๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก) = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก.
( ∧ Massenerhaltung)
→ d๐‘›๐‘” + d๐‘›๐‘“๐‘™ = 0 → d๐‘›๐‘” = −d๐‘›๐‘“๐‘™
๐‘,๐‘‡,๐‘›๐‘”
d๐‘›๐‘“๐‘™
Zur Abkürzung nennt man
60
๐œ•๐ป
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐ป๐‘– =′ ๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ๐‘ก๐‘–๐‘’๐‘™๐‘™๐‘’ ๐‘š๐‘œ๐‘™๐‘Ž๐‘Ÿ๐‘’ ๐ธ๐‘›๐‘กโ„Ž๐‘Ž๐‘™๐‘๐‘–๐‘’′
๐œ•๐‘›๐‘– ๐‘,๐‘‡
Für reine Stoffe (wie bei dem hier betrachteten System) gilt:
๐œ•๐ป
๐ป
๏ฟฝ ๏ฟฝ = = ๐ป๐‘– =′ ๐‘š๐‘œ๐‘™๐‘Ž๐‘Ÿ๐‘’ ๐ธ๐‘›๐‘กโ„Ž๐‘Ž๐‘™๐‘๐‘–๐‘’′
๐œ•๐‘›๐‘– ๐‘,๐‘‡ ๐‘›๐‘–
๐ป๐‘” = molare Enthalpie des Gases
๐ป๐‘“๐‘™ = molare Enthalpie der Flüssigkeit
๐ป๐‘“ = molare Enthalpie des festen Stoffes
Werde die Größen eingesetzt, so erhält man
d๐ป = ๏ฟฝ๐ป๐‘” − ๐ป๐‘“๐‘™ ๏ฟฝd๐‘›๐‘”,
๐ป๐‘” − ๐ป๐‘“๐‘™ = Änderung der Enthalpie, wenn bei ๐‘, ๐‘‡ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก. 1 mol Flüssigkeit in
den gasförmigen Zustand übergeht.
Soll nun berechnet werden, wie viel Energie zugeführt werden muss, wenn z.B. 1 kg Wasser
verdampft, wird die Gleichung um die Wechselwirkung mit der Umgebung ergänzt, d.h.
d๐ป = โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ปd๐‘›๐‘” = d๐‘„ + d๐‘Š
Es kann nun entweder Wärme (Herdplatte) oder Arbeit zugeführt werden (Tauchsieder). Wir
betrachten ein adiabatisches (d๐‘„ = 0) und isobares System (d๐‘ = 0).
๐‘š
Mit der elektrischen Arbeit d๐‘Š = ๐‘ˆ๐ผd๐‘ก und ๐‘› = ๐‘€ ergibt sich dann
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ปd๐‘›๐‘” = โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป
Definitionen (Vorzeichen ist immer positiv):
d๐‘š(๐ป2 ๐‘‚)
= ๐‘ˆ๐ผd๐‘ก
๐‘€(๐ป2 ๐‘‚)
๐ป๐‘” − ๐ป๐‘“๐‘™ ≡ โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป ‘Verdampfungsenthalpie’
๐ป๐‘” − ๐ป๐‘“ ≡ โˆ†๐‘ ๐‘ข๐‘ ๐ป ‘Sublimationsenthalpie’
๐ป๐‘“๐‘™ − ๐ป๐‘“ ≡ โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป ‘Schmelzenthalpie’
Beispiel: Schematischer Verlauf der Enthalpie von Wasser bei ๐‘ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก. = 1๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ
61
Allgemein:
d๐ป
d๐‘ก
= ๐‘๐‘
โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป = 6 kJmol−1
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป = 40,7 kJmol−1
โˆ†๐‘ ๐‘ข๐‘ ๐ป = 46,7 kJmol−1
๐‘๐‘ (๐‘“) = 37,8 Jmol−1 K −1
๐‘๐‘ (๐‘“๐‘™) = 75,3 Jmol−1 K −1
๐‘๐‘ (๐‘”) = 33,6 Jmol−1 K −1
9.2
Chemische Reaktionen
Wir betrachten eine chemische Reaktion, die in einer Phase abläuft.
Reaktion:
๐œ๐‘–
๐‘–
๐œ๐ด ๐ด + ๐œ๐ต ๐ต โ‡„ ๐œ๐ถ ๐ถ + ๐œ๐ท ๐ทνA
=
=
stöchiometrische Koeffizienten
positiv für Produkte
negativ für Edukte
Index für Stoff
Die Enthalpie hängt jetzt von den Molzahlen aller vorhandenen Stoffe ab:
๐ป = ๐‘“(๐‘, ๐‘‡, ๐‘›๐‘– )
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
๐‘‘๐ป = ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐‘‘๐‘ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐‘‘๐‘‡
๐œ•๐‘ ๐‘‡,๐‘›
๐œ•๐‘‡ ๐‘,๐‘›๐‘–
๐‘–
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
๏ฟฝ
๐‘‘๐‘›๐ด + ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐‘‘๐‘›๐ต + ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐‘‘๐‘›๐ถ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐‘‘๐‘›
+๏ฟฝ
๐œ•๐‘›๐ต ๐‘,๐‘‡,๐‘› ≠๐ต
๐œ•๐‘›๐ถ ๐‘,๐‘‡,๐‘› ≠๐ถ
๐œ•๐‘›๐ท ๐‘,๐‘‡,๐‘› ≠๐ท ๐ท
๐œ•๐‘›๐ด ๐‘,๐‘‡,๐‘› ≠๐ด
๐‘—
๐‘—
๐‘—
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐‘—
๐พ๐‘ข๐‘Ÿ๐‘ง๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘Ÿ๐‘’๐‘–๐‘๐‘ค๐‘’๐‘–๐‘ ๐‘’:
๏ฟฝ๏ฟฝ
๐‘–
๐œ•๐ป
๏ฟฝ
๐œ•๐‘›๐‘– ๐‘,๐‘‡,๐‘›
๐‘— ≠๐‘–
๐‘‘๐‘›๐‘–
Die Änderungen der Stoffmengen beim Ablauf einer chemischen Reaktion sind nicht
unabhängig voneinander, sondern durch die stöchiometrische Gleichung miteinander
verknüpft.
Beispiel:
CH4 + 2O2 → CO2 + 2H2 O
62
Werden nun 0,01 mol CH4 (d.h. d๐‘›CH4 = −0,01 ๐‘š๐‘œ๐‘™) verbrannt, so gilt notwendigerweise
d๐‘›O2 = −2 โˆ™ 0,01 mol, d๐‘›CO2 = 1 โˆ™ 0,01 mol, d๐‘›H2 O = 2 โˆ™ 0,01 mol
Wir beschreiben dies durch die Verwendung der "Reaktionsvariable" (siehe Kap. 2.6.5)
Man erhält dann für die Summe:
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
๏ฟฝ๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐‘›๐‘– = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐œ•๐‘›๐‘– ๐‘,๐‘‡,๐‘› ≠๐‘–
๐œ•๐‘›๐‘– ๐‘,๐‘‡,๐‘›
๐‘–
๐œ•๐ป
๐‘—
๏ฟฝ๐œ•๐‘› ๏ฟฝ
๐‘–
๐‘— ≠๐‘–
๐‘,๐‘‡,๐‘›๐‘— ≠๐‘–
d๐œ‰ = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐ป๐‘– d๐œ‰
๐‘–
≡ ๐ป๐‘– = die molare Enthalpie bzw. die partielle molare Enthalpie des Stoffes ๐‘–
๐››๐‡
∑๐’Š ๐Š๐’Š ๐‘ฏ๐’Š = ๐šซ๐ซ ๐‡ = ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐››๐›
๐ฉ,๐“
Die Größe wird die ‘Reaktionsenthalpie’(Einheit: Jmol−1 ) genannt.
Statt die Stoffe als Indizes zu schreiben, setzen wir sie in Klammern hinter das Symbol H und
wir erhalten für die Reaktionsenthalpie:
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐ป๐‘– = ๏ฟฝ๏ฟฝ
2H(H
O)
+ 1H(CO
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
2๏ฟฝ
2 ) − 2H(O
2 ) − 1H(CH4 )
๐‘ƒ๐‘Ÿ๐‘œ๐‘‘๐‘ข๐‘˜๐‘ก๐‘’
๐‘–
๐ธ๐‘‘๐‘ข๐‘˜๐‘ก๐‘’
Zur Interpretation der Größe โˆ†๐‘Ÿ ๐ป betrachten wir die Wechselwirkung des Systems mit der
Umgebung. Da der Druck konstant ist, verwenden wir den 1. Hauptsatz in der Form d๐ป =
d๐‘„ + ๐‘‰ d๐‘ und erhalten:
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
๐œ•๐ป
d๐ป = ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐‘ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐‘‡ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ d๐œ‰ =
d๐‘„๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
+ ๐‘‰d๐‘
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๐œ•๐‘ ๐‘‡,๐œ‰
๐œ•๐‘‡ ๐‘,๐œ‰
๐œ•๐œ‰ ๐‘,๐‘‡
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐‘Š๐‘Š ๐‘š๐‘–๐‘ก ๐‘ˆ๐‘š๐‘”๐‘’๐‘๐‘ข๐‘›๐‘”
๐‘†๐‘ฆ๐‘ ๐‘ก๐‘’๐‘š๐‘’๐‘–๐‘”๐‘’๐‘›๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘Ž๐‘“๐‘ก๐‘’๐‘›
Wir halten Druck und Temperatur konstant, d.h. d๐‘ = 0 und d๐‘‡ = 0.
๐œ•๐ป
Daraus folgt d๐‘„ = ๏ฟฝ ๐œ•๐œ‰ ๏ฟฝ
Daraus ergibt sich:
๐‘,๐‘‡
d๐œ‰ = โˆ†๐‘Ÿ ๐ปd๐œ‰
Die Reaktionsenthalpie โˆ†๐’“ ๐‘ฏ ist die Wärmemenge, die beim Ablauf der chemischen
Reaktion frei wird (genauer formuliert: wenn 1 mol chemische Umsetzungen der Art, wie
sie in der stöchiometrischen Gleichung beschrieben sind, stattgefunden haben). Um die
63
Temperatur konstant zu halten, muss die Reaktionsenthalpie abgeführt werden (oder
zugeführt werden, wenn die Wärme verbraucht wird).
Def.: Wenn Wärme abgegeben wird bei der chemischen Reaktion (โˆ†๐’“ ๐‘ฏ < 0), wird
die
Reaktion exotherm genannt, wenn Wärme aufgenommen wird (โˆ†๐’“ ๐‘ฏ > 0),
endotherm.
9.2.1 Die Reaktionsenthalpie als Zustandsfunktion: Der Heß’sche Satz
๐‘ˆ und ๐ป sind Zustandsfunktionen, ebenso โˆ†๐‘Ÿ ๐‘ˆ und โˆ†๐‘Ÿ ๐ป. Das bedeutet, dass ihr Wert nur vom
Anfangs- und Endzustand abhängt, (d.h. Angabe von ๐‘, ๐‘‡ und den Stoffmengen ๐‘›๐‘– ) nicht vom
Weg. Für chemische Reaktionen, die über Zwischenstufen verlaufen, setzt sich die
Reaktionsenthalpie dann additiv aus den โˆ†๐‘Ÿ ๐ป′๐‘  der einzelnen Schritte zusammen.
Beispiel: Wir betrachten folgende Reaktionen:
C + O2
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป1
1
CO + O2
2
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป3
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป2
CO2
Die Enthalpieänderung auf dem Weg I → II→ III muss gleich sein der Enthalpieänderung auf
dem Weg I → III
I → III
I → II
II → III
C๐‘“๐‘’๐‘ ๐‘ก + O2 ๐‘”๐‘Ž๐‘  → CO2 ๐‘”๐‘Ž๐‘ 
1
C๐‘“๐‘’๐‘ ๐‘ก + 2 O2 ๐‘”๐‘Ž๐‘  → CO๐‘”๐‘Ž๐‘ 
1
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป3 = −393,7 kJ/mol
CO๐‘”๐‘Ž๐‘  + 2 O2 ๐‘”๐‘Ž๐‘  → CO2 ๐‘”๐‘Ž๐‘ 
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป2 = −283,1 kJ/mol
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป1 ist nicht messbar, da CO sofort weiter reagiert. Es kann aber berechnet werden:
64
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป1 = โˆ†๐‘Ÿ ๐ป3 − โˆ†๐‘Ÿ ๐ป3 − โˆ†๐‘Ÿ ๐ป2 = −110,6 kJ/mol
Man bezeichnet diesen Befund als den “Heß’schen Satz”. Er beschreibt die Anwendung des
1. Hauptsatzes auf die Energieumsätze bei chemischen Reaktionen und er wurde vor der
Formulierung des 1. Hauptsatzes gefunden.
Die Innere Energie (und die Enthalpie) eines Stoffes kann nicht absolut bestimmt werden,
sondern man misst immer nur Änderungen. Daher kann (willkürlich) nur ein Nullpunkt
gewählt und alle Enthalpien relativ zu diesem Nullpunkt angegeben werden (analog werden
Höhen auf der Erdoberfläche relativ zur Meereshöhe angegeben ( = NN)).
9.2.2 Bildungsenthalpien (โˆ†๐‘ฉ ๐‘ฏ)
Es ist nicht notwendig, für alle möglichen chemischen Reaktionen โˆ†๐‘Ÿ ๐ป zu messen. Auf Grund
des 1. Hauptsatzes (bzw. des Heß’schen Satzes) kann โˆ†๐‘Ÿ ๐ป einer Reaktion berechnet werden,
wenn die jeweilige Reaktion durch eine Folge anderer Reaktionen ersetzen werden kann.
Bei einer chemischen Reaktion sind alle Elemente, die in den Edukten enthalten sind, auch in
den Produkten enthalten. Wir betrachten eine Reaktion, die von den Elementen zu den
Edukten führt (Bildungsenthalpie der Edukte) und dann eine Reaktion, die von den Elementen
zu den Produkten (Bildungsenthalpie der Produkte) führt. Nach dem 1.Hauptsatz muss dann
die Differenz der Energieumsätze auf beiden Wegen die Reaktionsenthalpie der Reaktionen
sein.
Beispiele:
1)
6 C + 6 H 2 + 9 O2
→
C6 H12 O6 + 6 O 2
2)
C6 H12 O6 + 6 O 2
→
6 CO 2 + 6 H 2 O
3)
C + O2
→
CO 2
4)
1
H 2 + O2
2
→
H 2O
โˆ†๐ต ๐ป (๐บ๐‘™๐‘ข๐‘˜๐‘œ๐‘ ๐‘’)
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป
โˆ†๐ต ๐ป (CO2 )
โˆ†๐ต ๐ป (H2 O)
Werden die Reaktionen 1) und 2) nacheinander durchgeführt und werden dann sechsmal die
Reaktionen 3) und 4) durchgeführt, entstehen beide Male aus den gleichen Edukten die
gleichen Produkte. Nach dem 1. Hauptsatz bzw. dem Heß’schen Satz sind die Energieumsätze
auf beiden Wegen gleich.
Daraus ergibt sich sofort:
โˆ†๐ต ๐ป (Glu) + 6 โˆ†๐ต ๐ป (O2) + โˆ†๐‘Ÿ ๐ป = 6 โˆ†๐ต ๐ป (CO2) + 6 โˆ†๐ต ๐ป (H2O)
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป = 6 โˆ†๐ต ๐ป (CO2) + 6 โˆ†๐ต ๐ป(H2O) - โˆ†๐ต ๐ป (Glu) - 6 โˆ†๐ต ๐ป (O2)
๏€ฑ๏€ด๏€ด๏€ด๏€ด๏€ด๏€ฒ๏€ด๏€ด๏€ด๏€ด๏€ณ
๏€ฑ๏€ด๏€ด๏€ด๏€ฒ๏€ด๏€ด๏€ด๏€ด๏€ณ
H (Produkte)
H (Edukte)
65
Anschaulich ist dies in dem Enthalpieschema gezeigt:
Def.: Die Bildung einer Verbindung aus den Elementen wird die ‘Bildungsreaktion’ genannt.
Die dazugehörende Reaktionsenthalpie ist die ‘Bildungsenthalpie’ (‘enthalpy of
formation’). Index: B oder f (engl.).
Die Reaktionsenthalpie einer beliebigen chemischen Reaktion lässt sich aus der
Differenz der Bildungsenthalpien von Produkten und Edukten berechnen.
Es werden nun die Bildungsenthalpien aller chemischen Verbindungen tabelliert. Dabei muss
beachtet werden, dass die Zahlenwerte von den Zuständen der Stoffe, die beteiligt sind,
abhängen (z.B. ob flüssiges oder gasförmiges Wasser, oder ob eine Verbindung in reiner oder
gelöster Form entsteht). Man verwendet daher „Standardzustände“, die folgendermaßen
festgelegt sind:
Standardzustände
1.
2.
3.
4.
Der Standardzustand einer gasförmigen Substanz bei beliebiger Temperatur ist der eines
reinen idealen Gases bei ๐‘ = 1๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ (Index: g (gasförmig).
Der Standardzustand einer flüssigen Substanz bei beliebiger Temperatur ist der einer reinen
Flüssigkeit bei ๐‘ = 1๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ (Index: l (liquid) oder fl (flüssig)).
Der Standardzustand einer festen Substanz bei beliebiger Temperatur ist der einer reinen
festen Substanz bei ๐‘ = 1๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ (Index: s (solid) oder f (fest)).
Der Standardzustand einer Substanz in einer Lösung bei beliebiger Temperatur ist der einer
idealen Lösung mit der Standardkonzentration (๐‘š = 1 mol kg −1 ) bei
๐‘ = 1๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ (Index: aq)).
66
Anmerkungen:
Bei der Festlegung des Druckes hat man früher (vor 1982) die Festlegung ๐‘ = 1 ๐‘Ž๐‘ก๐‘š =
1,01325 ๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ getroffen. Heute wird ๐‘ = 1๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ verwendet. Zahlenmäßig kann man diesen
Unterschied vernachlässigen.
Größen, die sich auf die Standardzustände beziehen, werden durch den ๐ผ๐‘›๐‘‘๐‘’๐‘ฅ ๐œƒ
gekennzeichnet, z.B. โˆ†๐ป ๐œƒ . Da โˆ†๐ป ๐œƒ auch von der Temperatur abhängt, wählt man als
Temperatur für die Tabellierung der Daten T = 298 K. Nomenklatur:
๐œƒ
โˆ†๐ป298
oder โˆ†๐ป ๐œƒ (298)
In der statistischen Thermodynamik wird als Standardzustand der der isolierten Atome in
unendlicher Entfernung verwendet.
Def.:
Die Bildungsenthalpie aller Elemente in ihrem stabilsten Zustand
(= Standardzustand) ist Null.
Die Wahl des Standardzustandes der Elemente spielt keine Rolle bei der Berechnung der
Reaktionsenthalpien, da für die Bildung der Edukte und die der Produkte der gleiche
Standardzustand verwendet wird und dieser bei der Differenzbildung heraus fällt.
Def.:
Unter der Enthalpie einer Verbindung versteht man die Bildungsenthalpie
dieser Verbindung, wobei die Enthalpien der Elemente im Standardzustand
und unter Standardbedingungen willkürlich auf Null gesetzt sind.
Beispiel:
1
H2 (๐‘”) + 2 O2 (๐‘”) → H2 O(๐‘“๐‘™)
Enthalpie des Wassers ≡ Bildungsenthalpie des Wassers = Reaktionsenthalpie der
Bildung von Wasser aus Wasserstoff und Sauerstoff:
1
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ (H2O) = โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (H2O) – โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (H2) – 2 โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (O2) = โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (H2O)
Allgemein: โˆ†๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ = ∑๐‘– ๐œ๐‘– ๐ป๐‘–๐œƒ = ∑๐‘– ๐œ๐‘– Δ๐ต ๐ป๐‘–๐œƒ
67
Beispiel:
C6H12O6 (f)+ 6 O2 (g) → 6 CO2 (g) + 6 H2O (fl)
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ = 6 โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (CO2 ) + 6 โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (H2 O) − 6โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (O2 ) − โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (๐บ๐‘™๐‘ข)
= 6(−393,51) kJmol−1 + 6 โˆ™ (−285,83) kJmol−1 − 6(0) − (−1274)kJmol−1
= −2802,04 kJ mol−1
Verwendet man die Tabellenwerte der Bildungsenthalpien, die bei 298 K aufgelistet sind,
erhält man die Reaktionsenthalpie natürlich auch bei 298 K.
Diese Reaktionsenthalpien können dann auf beliebige andere Temperaturen und Drücke
umgerechnet werden.
9.2.3 Häufig benutzte Enthalpien:
1.
2.
3.
4.
Bildungsenthalpien
Verbrennungsenthalpien
Phasenumwandlungsenthalpien
Dissoziationsenthalpien von Bindungen: (A–B (g) → A (g) + B (g))
Bindungsdissoziationsenthalpie โˆ†๐ต๐ท ๐ป (๐ด − ๐ต)/kJmol−1 bei 298 K
H–H
436
H–Cl
431
H–O
428
H–OH
492
H–CH3
435
H3C–CH3
368
5. Mittlere Dissoziationsenthalpie von Bindungen aus verschiedenen Verbindungen (Mittelwert):
Mittlere Bindungdissoziationsenthalpien โˆ†๐ต๐ท ๐ป (๐ด − ๐ต)/kJmol−1
H
C
N
O
โˆ†๐ป = 428 kJmol−1
Bsp.: H–O → H + O,
โˆ†๐ป = 492 kJmol−1
H–OH → H + OH,
H
436
C
413
348
N
388
305 163
1
Mittelwert: โˆ†๐ต๐ท ๐ป = 2 (428 − 492) = 460 kJmol−1
O
460
360 157 146
6. Atomisierungsenthalpie:
โˆ†๐ด ๐ป Zerlegung eines Moleküls in Atome. Dies ist im Fall ๐ป − ๐ป → gleich der
Bindungsdissoziationsenthalpie, im Fall von Na (fest) ist das gleich der
Sublimationsenthalpie: Na (f) → Na (gas).
68
Standard–Atomisierungsenthalpien โˆ†๐ด ๐ป ๐œƒ /kJmol−1
C (s)
716.68
Na (s)
108.4
K (s)
89.8
Cu (s)
339.3
Diese Größen sind sehr nützlich bei der Berechnung (Abschätzung) von Bildungsenthalpien
von Stoffen, deren Struktur bekannt ist, aber keine Daten über die Bildungsenthalpie
vorliegen.
Beispiel: Abschätzung der Bildungsenthalpie von Methanol. Die Pfeilrichtungen im
Diagramm zeigen, in welcher Richtung die jeweiligen Enthalpienänderungen definiert sind.
Δ๐ต ๐ป ๐œƒ + Δ๐‘ฃ๐‘Ž๐‘ ๐ป ๐œƒ + ๏ฟฝ Δ๐ต๐ท ๐ป ๐œƒ − ๏ฟฝ Δ๐ด ๐ป ๐œƒ = 0
Δ๐ต ๐ป ๐œƒ = −Δ๐‘ฃ๐‘Ž๐‘ ๐ป ๐œƒ − ๏ฟฝ3Δ๐ต๐ท ๐ป๐œƒ (C − H) + Δ๐ต๐ท ๐ป ๐œƒ (C − O) + Δ๐ต๐ท ๐ป ๐œƒ (O − H)๏ฟฝ +
1
๏ฟฝΔ๐ด ๐ป ๐œƒ (C) + 2Δ๐ด ๐ป ๐œƒ (H − H) + Δ๐ด ๐ป ๐œƒ (O − O)๏ฟฝ
2
= [−38 − {3 โˆ™ 413 + 1 โˆ™ 360 + 1 โˆ™ 463} + {717 + 2 โˆ™ 436 + 497}]kJmol−1
= [−38 − 2062 + 1838]kJmol−1 = −262 kJmol−1
↑
Δ๐ต ๐ป ๐œƒ (experimentell) = −239 kJmol−1 → Unterschied durch Verwendung mittlerer
Bindungsdissoziationsenthalpien
7. Lösungsenthalpie
Löst man eine Substanz in Wasser, so ist dies mit einer Enthalpieänderung verbunden.
Wenn man wenig Substanz in viel Wasser löst, nennt man diese Größe ‘Lösungsenthalpie
bei unendlicher Verdünnung’ โˆ†๐ฟ ๐ป. Anschaulich bedeutet dies, dass keine
Wechselwirkungen zwischen den gelösten Molekülen stattfinden sondern nur
69
Wechselwirkungen zwischen dem gelösten Stoff und dem Wasser (= ideale Lösung).
Index = ๐‘Ž๐‘ž.
โˆ†๐ป ๐œƒ = −74,85 kJmol−1
Beispiel: H๐ถ๐‘™(๐‘”) → ๐ป๐ถ๐‘™ (๐‘Ž๐‘ž)
Bestimmung der Bildungsenthalpie in Lösung:
1) Bildungsreaktion:
1
2) Lösungsreaktion:
HCl(๐‘”) → ๐ปCl(๐‘Ž๐‘ž),
3) Bildungsreaktion in Lsg:
2
1
2
1
H2 (๐‘”) + 2 Cl2 (๐‘”) → HCl(๐‘”),
1
H2 (๐‘”) + 2 Cl2 (๐‘”) → HCl(๐‘Ž๐‘ž),
โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (๐‘”) = −92,3 kJmol−1
โˆ†๐ฟ ๐ป ๐œƒ = −74,9 kJmol−1
โˆ†๐ต ๐ป ๐œƒ (๐‘Ž๐‘ž) = −167,2 kJmol−1
Die Bildungsenthalpie in Lösung kann als Summe der Bildungsenthalpien von H + (๐‘Ž๐‘ž) und
Cl− (๐‘Ž๐‘ž) aufgefasst werden. Man kann diese beiden Größen aber nicht getrennt messen.
1
Daher wird willkürlich 2 H2 (๐‘”) → H + (๐‘Ž๐‘ž), โˆ†๐ต ๐ป θ (H + (๐‘Ž๐‘ž)) = 0 gesetzt.
→ Daraus ergibt sich dann sofort โˆ†๐ต ๐ป θ für Cl− und durch Messung der
Bildungsenthalpie von NaCl (๐‘Ž๐‘ž) die für Na+ (๐‘Ž๐‘ž) usw.
Standardbildungsenthalpien
โˆ†๐ต ๐ป θ /kJmol−1 .
Kationen
H+
Na+
Cu2+
Al3+
โˆ†๐ต ๐ป θ
0
– 240.1
+ 64.8
– 524.7
von
gelösten
Anionen
OH–
Cl–
SO 2−
4
PO 3−
4
Ionen
in
unendlicher
Verdünnung
โˆ†๐ต ๐ป θ
– 230.0
– 167.2
– 909.3
– 1277.4
70
10. Die Richtung natürlicher Prozesse. Der 2. Hauptsatz
10.1 Reversible und irreversible Prozesse
Der erste Hauptsatz besagt, dass bei allen Vorgängen die Gesamtenergie erhalten bleibt. Das
bedeutet, dass Vorgänge, bei denen Energie erzeugt oder vernichtet wird, nicht stattfinden
können. Die Erfahrung zeigt nun, dass nicht alle Prozesse, die von der Energieerhaltung her
erlaubt sind, auch tatsächlich in der Natur stattfinden. Man beobachtet, dass natürliche
Prozesse in einer bestimmten Richtung ablaufen.
Beispiel: Wir heben einen Stein hoch und lassen ihn zu Boden fallen. Beschreibung der
Energetik: In der (โ„Ž) Höhe hat der Stein die potentielle Energie (๐‘š โˆ™ ๐‘” โˆ™ โ„Ž), die während des
Herunterfallens in kinetische Energie (12๐‘š๐‘ฃ2 ) verwandelt wird. Beim Auftreffen auf dem Boden
wird sie in Wärme (๐‘„) umgewandelt, d.h. man misst eine geringe Temperaturerhöhung von
Stein und Boden. Der umgekehrte Prozess, Abkühlung und Emporsteigen des Steins ist
energetisch auch erlaubt, aber diese Richtung des Vorgangs wurde bislang nicht beobachtet.
Solche Prozesse nennt man „irreversibel“.
Es gibt auch Prozesse, die in beiden Richtungen ablaufen können.
Beispiel: Wir binden den Stein an einen Faden und halten ihn fest, so dass er in einer
bestimmten Höhe über dem Boden schwebt. Dann ist die Kraft, die wir ausüben, gleich der
Erdanziehungskraft (F(Hand) = F (Schwerkraft)) und wir haben ein Gleichgewicht der Kräfte.
Üben wir eine etwas größere Kraft als die Schwerkraft aus, steigt der Stein höher, üben wir
eine etwas geringere Kraft aus, sinkt der Stein. Die Geschwindigkeit des Steigens oder Sinkens
hängt von Größe der Abweichung vom Gleichgewichtszustand ab: Je größer die Abweichung,
desto größer die Geschwindigkeit. Beschreibung der Energetik: Wenn wir den Stein anheben,
leisten wir die Arbeit (F(Heben) = Kraft beim Heben):
d๐‘Š = −๏ฟฝ๐น(๐ป๐‘’๐‘๐‘’๐‘›) − ๐น(๐บ๐‘™๐‘”๐‘’๐‘ค)๏ฟฝdโ„Ž
Wenn wir den Stein sinken lassen, gewinnen wir die Arbeit (F(Sinken) = Kraft beim Sinken):
d๐‘Š = −๏ฟฝ๐น(๐‘†๐‘–๐‘›๐‘˜๐‘’๐‘›) − ๐น(๐บ๐‘™๐‘”๐‘’๐‘ค)๏ฟฝdโ„Ž
Wir können nun die Abweichung vom Gleichgewicht (F (Sinken) – F(Glgew) beliebig klein
machen, d.h. โˆ†F → dF → 0. Dann wird der Prozess unendlich langsam, aber wir verwenden
beim Heben und Senken fast die gleiche Kraft, nämlich F(Glgew). Wir erhalten dann für die
Arbeit
d๐‘Š(๐ป๐‘’๐‘๐‘’๐‘›) = −d๐‘Š(๐‘†๐‘’๐‘›๐‘˜๐‘’๐‘›) = ๐น(๐บ๐‘™๐‘”๐‘’๐‘ค)dโ„Ž
d.h. die Arbeit ist in beiden Richtungen gleich groß, nur das Vorzeichen ist geändert. Solche
Prozesse nennt man „reversibel“.
71
Verallgemeinerung:
Alle von allein ablaufenden Vorgänge (Prozesse), d.h. alle „natürlichen Prozesse“ oder
„spontanen Prozesse“ sind irreversibel.
Läuft ein Prozess so ab, dass zu jedem Zeitpunkt der entsprechende Kraftparameter des
Systems mit der äußeren Kraft im Gleichgewicht ist, ist der Prozess „reversibel“.
Für reversible Prozesse gilt:
• Eine sehr kleine Änderung der antreibenden Kraft kann die Richtung des Prozesses
umkehren.
• Für Hin- und Rückrichtung wird gleich viel Arbeit aufgewendet bzw. gewonnen.
• Ein reversibler Prozess kann nur näherungsweise realisiert werden, da eine
Geschwindigkeit des Prozesses >0 immer eine Abweichung vom Gleichgewicht erfordert.
• In der Thermodynamik werden häufig reversible Prozesse betrachtet, da diese sich einfach
berechnen lassen. Der berechnete Energiewert ist jedoch ein Grenzfall. Er ist die Arbeit, die
man maximal bei dem Prozess gewinnen kann und gleichzeitig die Arbeit, die man
minimal aufwenden muss, um den Prozess durchführen zu können.
10.2 Die Richtung natürlicher Prozesse
Diese Analyse kann man für alle Prozesse in der Natur durchführen. Dabei ergibt sich:
Alle natürlichen Prozesse laufen in einer bestimmten Richtung ab; sie sind ‘irreversibel’. Bei
allen natürlichen Prozessen wird Arbeit oder Arbeitsfähigkeit ‘dissipiert’.
Dissipation:
Umwandlung gerichteter Bewegungsenergie ( = Arbeit)
in ungerichtete Bewegungsenergie ( = Wärme).
Dissipierte Arbeit oder Arbeitsfähigkeit führt zu einer Erhöhung der inneren Energie des
Systems ๏ฟฝd๐‘Š(๐‘–๐‘Ÿ๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ) > 0๏ฟฝ. Der umgekehrte Prozess, die Erniedrigung der inneren Energie und
Erzeugung von Arbeit ist nicht ohne weiteres möglich. Wir betrachten den 1. Hauptsatz und
unterscheiden zwischen reversibler und irreversibler Arbeit:
d๐‘ˆ = d๐‘„ + d๐‘Š = d๐‘„ + d๐‘Š(๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ) + d๐‘Š(๐‘–๐‘Ÿ๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ)
Zur Vereinfachung betrachten wir ein adiabatisches System, d.h.
und wir betrachten nur p-V-Arbeit, d.h. d๐‘Š(๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ) = −๐‘ d๐‘‰
Damit ergibt sich:
d๐‘ˆ + ๐‘ d๐‘‰ = d๐‘Š(๐‘–๐‘Ÿ๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ) > 0
d๐‘„ = 0,
Die Vorzeichenaussage folgt aus unserem Befund, dass dissipierte Arbeit immer zu einer
Erhöhung der inneren Energie, d.h. zu einer Temperaturerhöhung führt.
72
10.3 Die Entropie
Diese Ungleichung gibt uns die Richtung eines natürlichen Prozesses an: Jeder natürliche
Prozess (d.h. jeder Vorgang, der ohne Eingriff von außen von alleine abläuft), läuft in der
Richtung ab, die diese Ungleichung angibt.
Division dieser Gleichung durch ๐‘‡ ändert nichts an der Vorzeichenaussage, da ๐‘‡ > 0 ist und
wir erhalten:
d๐‘ˆ + ๐‘d๐‘‰ d๐‘Š(๐‘–๐‘Ÿ๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ)
=
>0
๐‘‡
๐‘‡
Historisch wurde die Richtung natürlicher Prozesse von Clausius auf andere Art hergeleitet.
Clausius hat eine neue Zustandsfunktion, die Entropie, ๐‘บ, eingeführt.
Die Entropie hat folgende Eigenschaften:
Abgeschlossene Systeme:
๐‘† nimmt immer zu für alle natürlichen (irreversiblen) Prozesse → d๐‘† > 0(irreversibel)
๐‘† bleibt konstant für alle reversiblen Prozesse
→ d๐‘† = 0(reversibel)
Geschlossene Systeme:
Die Entropie des Systems ändert sich durch Wärmeaustausch mit der Umgebung. Wenn der
Wärmeaustausch reversibel erfolgt, lässt sich die Entropieänderung berechnen nach
d๐‘† =
d๐‘„๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ
๐‘‡
Je nach Vorzeichen von ๐‘„๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ ist d๐‘† positiv (Wärmezufuhr) oder negativ (Wärmeabgabe), da ๐‘‡
immer größer als 0 ist.
Wir verwenden den 1. Hauptsatz und betrachten nur Druck-Volumenarbeit
d๐‘ˆ = d๐‘„ + d๐‘Š = d๐‘„ − ๐‘d๐‘‰
Auflösen nach ๐‘‘๐‘„ ergibt:
d๐‘„ = d๐‘ˆ + ๐‘d๐‘‰
Dies setzen wir in die Definitionsgleichung ein und erhalten
d๐‘† =
d๐‘„๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ d๐‘ˆ + ๐‘d๐‘‰
=
๐‘‡
๐‘‡
in Übereinstimmung mit unserer vorherigen Betrachtung.
Betrachtet man ein System und die Umgebung (d.h. ein insgesamt abgeschlossenes System),
so kann man die Entropieänderung aufteilen:
d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘  = d๐‘†๐‘†๐‘ฆ๐‘ ๐‘ก + d๐‘†๐‘ˆ๐‘š๐‘”
Es gilt für:
reversible Prozesse:
irreversible Prozesse:
d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘  = 0 → d๐‘†๐‘†๐‘ฆ๐‘ ๐‘ก = −d๐‘†๐‘ˆ๐‘š๐‘”
d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘  > 0
73
Die Entropie ist eine Zustandsfunktion, d.h. ihr Wert hängt nur vom Anfangs- und Endzustand
ab. Man kann daher die Entropieänderung auf einem (gedachten) reversiblen Weg berechnen.
Der Zahlenwert, der sich für die Entropieänderung des Systems ergibt, muss aber unabhängig
vom Weg sein. Benutzt man einen irreversiblen Weg, um das System in den gleichen
Endzustand zu bringen, so macht das für das System keinen Unterschied. Es ergibt sich immer
der gleiche Wert der Entropieänderung, für die Umgebung ist die Änderung aber
unterschiedlich und umso größer je irreversibler der Vorgang ist. Es gilt immer d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘  > 0.
Der 2. Hauptsatz kann folgendermaßen formuliert werden:
d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘  =
d๐‘„๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ
๐‘‡
d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘  = d๐‘†๐‘†๐‘ฆ๐‘ ๐‘ก + d๐‘†๐‘ˆ๐‘š๐‘”๐‘’๐‘๐‘ข๐‘›๐‘”
= 0 ๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ๐‘ ๐‘–๐‘๐‘’๐‘™
> 0 ๐‘–๐‘Ÿ๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ๐‘ ๐‘–๐‘๐‘’๐‘™
Beispiel: Schematischer Verlauf der Entropie von Wasser bei ๐‘ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก. = 1bar
Die Entropie hat die Einheit ๐ฝ๐พ −1
๐‘†
๐‘†
= ๐‘† = molare Entropie [J mol−1 K −1 ] oder ๐‘š = ๐‘† = spezifische Entropie [J g −1 K −1 ]
Die Abbildung zeigt schematisch den Verlauf der Entropie mit der Temperatur.
θ
In den Tabellen werden die Absolutentropien unter Standardbedingungen angegeben ๐‘†298
(siehe Abbildung).
๐‘›
74
10.4 Anschauliche Bedeutung der Entropie
1.
Aus der Definition der Entropie ist klar, dass eine bestimmte Energiezufuhr d๐‘„ im System
ganz verschiedene Änderungen hervorrufen kann, je nachdem, wie hoch die Temperatur
ist:
d๐‘† =
d๐‘„๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ d๐‘ˆ + ๐‘d๐‘‰
=
๐‘‡
๐‘‡
Zur Vereinfachung betrachten wir ein System, bei dem ๐‘‰ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก. und erhalten:
d๐‘† =
d๐‘†
๐‘˜๐ต
d๐‘ˆ
๐‘‡
d๐‘ˆ
=๐‘˜
๐ต๐‘‡
d.h.
Division durch ๐‘˜๐ต ergibt
๐ธ๐‘›๐‘ก๐‘Ÿ๐‘œ๐‘๐‘–๐‘’ä๐‘›๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ๐‘ข๐‘›๐‘”
๐‘–๐‘› ๐ธ๐‘–๐‘›โ„Ž๐‘’๐‘–๐‘ก๐‘’๐‘› ๐‘ฃ๐‘œ๐‘› ๐‘˜๐ต
๐ธ๐‘›๐‘’๐‘Ÿ๐‘”๐‘–๐‘’ä๐‘›๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ๐‘ข๐‘›๐‘”
= ๐‘š๐‘–๐‘ก๐‘ก๐‘™๐‘’๐‘Ÿ๐‘’ ๐‘กโ„Ž๐‘’๐‘Ÿ๐‘š๐‘–๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘’ ๐ธ๐‘›๐‘’๐‘Ÿ๐‘”๐‘–๐‘’
Die Entropie wird in dieser Gleichung in den Einheiten von ๐‘˜๐ต gemessen (JK −1 ), die
Größe ๐‘˜๐ต ๐‘‡ ist die mittlere thermische Energie des Systems. Wir betrachten zwei Systeme,
eines bei einer niedrigen Temperatur und eines bei einer hohen Temperatur und führen
beiden jeweils die gleiche Energiemenge d๐‘ˆ = 1 J zu. Bei dem System mit der niedrigen
mittleren Energie bewirkt dies eine große Änderung, bei dem mit der hohen Energie ist
die Änderung sehr viel kleiner.
Analogbeispiel: Wir betrachten die Änderung der Lebensumstände (d๐ฟ๐‘ˆ) von zwei
Personen, denen wir jeweils 10 € geben (dGeld). Die eine Person besitzt ๐บฬ… = 100 €, die
andere ๐บฬ… = 1000 €. Wir erhalten analog zur Entropieänderung für die Änderung der
Lebensumstände
10 €
d๐บ
1 Person :
= 0,1
d๐ฟ๐‘ˆ = ๐บฬ…
100 €
10 €
2 Person :
= 0, 01
1000 €
Obwohl also das gleiche gemacht wurde, sind die Auswirkungen für beide Personen
ganz verschieden.
2.
In der Mechanik können alle Prozesse vorwärts und rückwärts ablaufen. In der
Thermodynamik (Natur) gibt es für natürliche Prozesse nur eine Richtung, nämlich die, bei
der sich die Entropie vergrößert.
Man kann daher sagen, dass die positive Zeitrichtung mit einer Zunahme der
Entropie verknüpft ist.
Beispiel: Planetenbewegung und Diffusion.
75
3.
Wir berechnen als Beispiel die Entropieänderung beim Wärmeübergang:
1
System
T1
d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘  = d๐‘†๐‘†๐‘ฆ๐‘  + d๐‘†๐‘ˆ๐‘š๐‘”
Q
Umgebung T2
Annahme: Das System gibt 1000 J ab ( → die Umgebung nimmt 1000 J auf), die
Wärmekapazitäten von System und Umgebung sind so groß, dass sich bei dieser
Wärmeübertragung die jeweiligen Temperaturen von System und Umgebung nicht
ändern (T1 = 293 K, T2 = 277 K).
d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘  =
d๐‘„๐‘†๐‘ฆ๐‘  d๐‘„๐‘ˆ๐‘š๐‘” −1000 ๐ฝ 1000 ๐ฝ
+
=
+
๐‘‡1
๐‘‡2
๐‘‡1
๐‘‡2
1000 J
= − 293 K +
= 0,2 JK −1
1000 J
277 K
= −3,41 JK −1 + 3,61 JK −1
Wenn man die Richtung des Wärmetransports umkehrt, d.h. die Umgebung gibt Wärme an
das System ab, ändern sich die Vorzeichen der beiden ๐‘„ und wir erhalten eine
Entropieabnahme. Dieser Prozess findet nicht statt.
Annahme: Beim Wärmeübergang stellt sich eine gemeinsame Endtemperatur ein. Dann
muss man zuerst die Endtemperatur ๐‘‡๐ธ berechnen.
d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘ 
๐‘†๐ธ
๐‘‡๐ธ
๐‘‡๐ธ
d๐‘„๐‘†๐‘ฆ๐‘  d๐‘„๐‘ˆ๐‘š๐‘”
๐ถ๐‘ (๐‘†๐‘ฆ๐‘ )d๐‘‡
๐ถ๐‘ (๐‘ˆ๐‘š๐‘”)d๐‘‡
=
+
→ ๏ฟฝ d๐‘†๐‘”๐‘’๐‘  = ๏ฟฝ
+๏ฟฝ
๐‘‡
๐‘‡
๐‘‡
๐‘‡
๐‘†๐ด
๐‘‡1
๐‘‡2
๐‘‡๐ธ
๐‘‡๐ธ
๐‘†๐ธ − ๐‘†๐ด = ๐ถ๐‘ (๐‘†๐‘ฆ๐‘ )ln + ๐ถ๐‘ (๐‘ˆ๐‘š๐‘”)ln
๐‘‡1
๐‘‡2
Man kann diese Betrachtungen verallgemeinern und kommt zu dem Schluss, dass
positive Entropieänderungen mit dem Ausgleich von Differenzen zusammenhängen (Druckdifferenzen, Konzentrationsdifferenzen, Temperaturdifferenzen
usw.).
4.
Die molekulare Interpretation der Bedeutung der Entropie wurde von L. Boltzmann (18441906) gegeben. Er analysierte die Stoßprozesse in einem idealen Gas. Unabhängig davon,
welche Anfangsbedingungen er wählte, fand er, dass ein molekular geordneter Zustand
immer in einen ungeordneten Zustand übergeht. Wenn der Zustand größter Unordnung
erreicht ist, ändert sich dieser nicht mehr. Dieser Zustand wird durch die MaxwellBoltzmann-Gleichung „Verteilung der Geschwindigkeiten im Gas“ (siehe Kapitel 3.5)
76
beschrieben. Da auch ein Zustand geringer Entropie immer in einen Zustand großer
Entropie übergeht und sich danach nicht mehr verändert, schloss er daraus, dass beides
miteinander verknüpft ist.
Betrachtet man ein System während und nach Ablauf eines Prozesses, so findet man es
natürlich häufiger in dem Zustand nach Ablauf (da es sich von da an nicht mehr ändert),
d.h. die Wahrscheinlichkeit das System im Zustand größter Unordnung (und größter
Entropie) zu finden, ist am größten.
Boltzmann machte also folgende Zuordnung für die Richtung natürlicher Prozesse:
geringe Entropie
molekular geordnet
geringe Wahrscheinlichkeit
→
→
→
große Entropie
molekular ungeordnet
große Wahrscheinlichkeit
Da die Entropie zweier unabhängiger Systeme additiv ist und die Wahrscheinlichkeit, zwei
unabhängige Systeme in einem bestimmten Zustand zu finden multiplikativ ist, ergibt
sich die berühmte Boltzmanngleichung für die Entropie (siehe PC IV):
Darin ist:
๐‘˜๐ต =
Ω=
๐‘† = ๐‘˜๐ต ln Ω
๐‘…
= ๐ต๐‘œ๐‘™๐‘ก๐‘ง๐‘š๐‘Ž๐‘›๐‘›๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก๐‘Ž๐‘›๐‘ก๐‘’
๐‘๐ด
๐‘!
= ๐‘‡โ„Ž๐‘’๐‘Ÿ๐‘š๐‘œ๐‘‘๐‘ฆ๐‘›๐‘Ž๐‘š๐‘–๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘’ ๐‘Š๐‘Žโ„Ž๐‘Ÿ๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘’๐‘–๐‘›๐‘™๐‘–๐‘โ„Ž๐‘˜๐‘’๐‘–๐‘ก
∏๐‘– ๐‘๐‘– !
(= Zahl der unterschiedlichen Anordnungsmöglichkeiten).
Beispiel Lotto: Zahl der unterschiedlichen Möglichkeiten, 6 richtige Zahlen aus 49 Zahlen
auszuwählen:
=
โ„ฆ
49! 49 ⋅ 48 ⋅ 47 ⋅ 46 ⋅ 45 ⋅ 44 ⋅ 43!
=
= 13983816
6!43!
6!
43!
d.h. wenn man 1 mal 6 Zahlen ankreuzt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies die 6
Richtigen sind:
1
1
๐‘Š= =
Ω 13983816
77
10.5 Druck- und Temperaturabhängigkeit der Entropie
Die Entropie eines Systems hängt bei konstanter Stoffmenge von Druck und Temperatur ab.
Zustandsfunktion ๐‘† = ๐‘“(๐‘, ๐‘‡)
d๐‘„
d๐ป−๐‘‰d๐‘
Aus der Gleichung d๐‘† = ๐‘‡ = ๐‘‡
können wir die Druckabhängigkeit und die
Temperaturunabhängigkeit von S berechnen.
Wir erhalten für die Druckabhängigkeit der Entropie von Gasen:
๐‘
๐‘†2 − ๐‘†1 = −๐‘› ๐‘… ln ๏ฟฝ๐‘2 ๏ฟฝ
1
Für feste und flüssige Stoffe kann die Druckabhängigkeit im Allgemeinen vernachlässigt
werden.
Für die Temperaturabhängigkeit der Entropie erhalten wir:
๐‘‡
๐‘†2 − ๐‘†1 = ๐ถ๐‘ ln ๏ฟฝ๐‘‡2 ๏ฟฝ
1
Umwandlungsentropie
Bei Phasenumwandlungen (Sublimation, Verdampfung, Schmelzen) ändert sich auch die
Entropie. Dies geschieht im Allgemeinen isobar (d๐‘ = 0) und isotherm (d๐‘‡ = 0).
Durch eine analoge Betrachtung wie bei der Verdampfungsenthalpie erhalten wir die
molare Verdampfungsentropie
Δ๐‘ฃ๐‘Ž๐‘ ๐ป
Δ๐‘ฃ๐‘Ž๐‘ ๐‘† =
๐‘‡๐‘ฃ๐‘Ž๐‘
Allgemein ist die Beziehung zwischen der Phasenumwandlungsenthalpie und
Phasenumwandlungsentropie
Δ๐‘ˆ ๐ป
Δ๐‘ˆ ๐‘† =
๐‘‡๐‘ˆ
๐‘ˆ = Phasenumwandlung (Verdampfung, Sublimation, Schmelzen)
Die Reaktionsentropie
Liegt eine chemische Reaktion vor
๐œ๐ด ๐ด + ๐œ๐ต ๐ต → ๐œ๐ถ ๐ถ + ๐œ๐ท ๐ท
so ergibt sich für die Reaktionsentropie in Analogie zur Reaktionsenthalpie
โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† = ∑๐‘– ๐œ๐‘– ๐‘†๐‘–
๐œ๐‘– = stöchiometrische Koeffizienten
78
10.6 Die Mischungsentropie
Bringen wir zwei reine Stoffe in Kontakt (Gas, Flüssigkeiten oder Festkörper), so vermischen
sich diese von alleine, wobei p und T konstant bleiben. Dies ist ein irreversibler Vorgang und
wir wollen die Mischungsentropie berechnen.
Wir mischen n1 Mole des idealen Gases 1, V1, (He) mit n2 Molen des idealen Gases 2, V2, (H2) bei
konstanter Temperatur. Die Drucke in beiden Gase p sind gleich.
p
V1
n1
Wand weg,
๐‘ bleibt gleich
p
V2
n2
p
V = V1 + V2
n = n1 + n2
Anfangszustand A, ungemischt
Endzustand B, gemischt
Um diesen Vorgang berechnen zu können, wählen wir einen reversiblen Ersatzprozess, der
vom gleichen Anfangszustand zum Endzustand führt.
Beim Mischen expandiert das Gas 1 von V1 auf V, das Gas 2 von V2 auf V. Wir berechnen die
Entropieänderung zunächst für Gas 1:
Allgemein gilt:
๐œ•๐‘ˆ
๐œ•๐‘ˆ
d๐‘„ d๐‘ˆ + ๐‘d๐‘‰ ๏ฟฝ ๐œ•๐‘‡ ๏ฟฝ๐‘‰ d๐‘‡ + ๏ฟฝ๐œ•๐‘‰ ๏ฟฝ ๐‘‡ d๐‘‰ + ๐‘d๐‘‰
d๐‘† = d๐‘† =
=
=
๐‘‡
๐‘‡
๐‘‡
๐œ•๐‘ˆ
Als Nebenbedingung haben wir d๐‘‡ = 0 und ๏ฟฝ๐œ•๐‘‰ ๏ฟฝ = 0, da wir ein ideales Gas betrachten.
Damit erhalten wir:
๐‘‡
๐‘d๐‘‰
๐‘‡
๐‘›๐‘…๐‘‡
Wir integrieren vom Anfangs(A)- bis zum Endzustand (E) und setzen ๐‘ = ๐‘‰ ein:
d๐‘† =
๐‘†1๐ธ
๐‘‰1๐ธ
๐‘‰1๐ธ
๐‘…d๐‘‰
d๐‘‰
๏ฟฝ d๐‘†1 = ๏ฟฝ ๐‘›1
= ๐‘›1 ๐‘… ๏ฟฝ
๐‘‰
๐‘‰
๐‘†1๐ด
๐‘‰1๐ด
Wir erhalten
Wir setzen ein:
Und
๐‘‰1๐ด
๐‘‰
๐‘†1๐ธ − ๐‘†1๐ด = ๐‘›1 ๐‘… ln ๏ฟฝ๐‘‰1๐ธ ๏ฟฝ = โˆ†๐‘†1
๐‘‰1๐ธ = ๐‘‰1 + ๐‘‰2
๐‘‰1๐ด = ๐‘‰1
1๐ด
79
Für die Entropieänderung von Gas 1 ergibt sich:
๐‘‰1 +๐‘‰2
๐‘›1 ๐‘… ln ๏ฟฝ
Eine entsprechende Rechnung können wir auch für das Gas 2 durchführen
๐‘‰1
๏ฟฝ = โˆ†๐‘†1
โˆ†๐‘†2 = ๐‘›2 ๐‘… ln
Für die gesamte Mischungsentropie (Gas 1 und Gas 2 zusammen) ergibt sich:
๐‘‰1 + ๐‘‰2
๐‘‰2
โˆ†๐‘† = โˆ†๐‘†1 + โˆ†๐‘†2
Man kann die beiden Gleichungen durch folgende Überlegung noch etwas vereinfachen:
p und T sind am Anfang und Ende des Versuchs gleich. Also gilt nach der idealen
Gasgleichung:
๐‘…๐‘‡
๐‘
๐‘‰
๐‘‰ +๐‘‰
= ๐‘›1 = ๐‘›1 +๐‘›2
1
1
2
oder
analog
๐‘‰1 = ๐‘›
๐‘›1
1 +๐‘›2
๐‘‰2 = ๐‘›
๐‘›1
Der Stoffmengenanteil ist definiert als ๐‘ฅ1 = ∑
๐‘– ๐‘›๐‘–
๐‘›2
1 +๐‘›2
(๐‘‰1 + ๐‘‰2 ) =
(๐‘‰1 + ๐‘‰2 ) =
๐‘›1
๐‘‰
๐‘›1 +๐‘›2
๐‘›2
๐‘›1 +๐‘›2
๐‘‰
. Damit ergibt sich ๐‘‰1 = ๐‘ฅ1 ๐‘‰ und ๐‘‰2 = ๐‘ฅ2 ๐‘‰.
Setzen wir dies in die Gleichungen für โˆ†๐‘†1 und โˆ†๐‘†2 ein, so erhalten wir:
๐‘‰
โˆ†๐‘†1 = ๐‘›1 ๐‘… ln ๏ฟฝ
๏ฟฝ = −๐‘›1 ๐‘… ln๐‘ฅ1
๐‘ฅ1 ๐‘‰
๐‘‰
โˆ†๐‘†2 = ๐‘›2 ๐‘… ln ๏ฟฝ
๏ฟฝ = −๐‘›2 ๐‘… ln๐‘ฅ2
๐‘ฅ2 ๐‘‰
Die gesamte Mischungsentropie ist schließlich โˆ†๐‘† = −๐‘›1 ๐‘… ln๐‘ฅ1 − ๐‘›2 ๐‘… ln๐‘ฅ2
Dividiert man diese Gleichung durch (๐‘›1 + ๐‘›2 ) ergibt sich:
โˆ†๐‘†
๐‘›1
๐‘›2
=−
๐‘… ln๐‘ฅ1 −
๐‘… ln๐‘ฅ2
๐‘›1 + ๐‘›2
๐‘›1 + ๐‘›2
๐‘›1 + ๐‘›2
= −๐‘ฅ1 ๐‘… ln๐‘ฅ1 − ๐‘ฅ2 ๐‘… ln๐‘ฅ2
Diese Größe nennt man die mittlere molare Mischungsentropie โˆ†๐‘† = ๐‘›
Allgemein gilt für ๐‘– verschiedene Gase:
โˆ†๐‘†
1 +๐‘›2
.
Mittlere molare Mischungsentropie:
Mischungsentropie:
โˆ†๐‘† = −๐‘… ๏ฟฝ ๐‘ฅ๐‘– โˆ™ ln๐‘ฅ๐‘–
๐‘–
โˆ†๐‘† = −๐‘… ๏ฟฝ ๐‘›๐‘– โˆ™ ln๐‘ฅ๐‘–
๐‘–
80
Diese Gleichungen gelten nicht nur für ideale Gase, sondern auch für alle idealen festen und
flüssigen Mischungen. Da ๐‘ฅ๐‘– immer kleiner als 1 sind, sind โˆ†๐‘† und โˆ†๐‘† immer positiv.
10.7 Der Absolutwert der Entropie. Der 3. Hauptsatz
Der Absolutwert der Entropie wird durch den 3. Hauptsatz festgelegt.
‘Die Entropie jedes reinen, idealen Kristalls im inneren Gleichgewicht ist am absoluten
Nullpunkt Null’.
๐‘บ๐’ (๐‘ฒ๐’“๐’Š๐’”๐’•๐’‚๐’๐’, ๐’Š๐’๐’๐’†๐’“๐’†๐’” ๐‘ฎ๐’๐’†๐’Š๐’„๐’‰๐’ˆ๐’†๐’˜๐’Š๐’„๐’‰๐’•, ๐‘ป = ๐ŸŽ) = ๐ŸŽ
Im Gegensatz zu der willkürlichen Festlegung des Nullpunktes von H ist diese Festlegung
experimentell und theoretisch begründet. Aufgrund dieser Festlegung kann man die Entropie
für beliebige andere Zustände berechnen. Für die Absolutentropie eines Gases bei der
Temperatur T erhält man mit
๐‘๐‘
โˆ† ๐ป
d๐‘† = ๐‘‡ d๐‘‡ und โˆ†๐‘ˆ ๐‘† = ๐‘‡๐‘ˆ
(๐‘ˆ = Umwandlung):
๐‘†
๐‘‡๐‘ ๐‘โ„Ž
๐‘ˆ
๐‘‡๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ
๐‘‡
๐‘๐‘ (๐‘“๐‘’๐‘ ๐‘ก)
๐‘๐‘ (๐‘“๐‘™)
๐‘๐‘ (๐‘”๐‘Ž๐‘ )
โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป
๏ฟฝ d๐‘† = ๏ฟฝ
d๐‘‡ +
+ ๏ฟฝ
d๐‘‡ +
+ ๏ฟฝ
d๐‘‡ = ๐‘†๐‘”๐‘Ž๐‘ 
๐‘‡
๐‘‡๐‘ ๐‘โ„Ž
๐‘‡
๐‘‡๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ
๐‘‡
0
๐‘‡=0
๐‘‡๐‘ ๐‘โ„Ž
๐‘‡๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ
In den Tabellen thermodynamischer Größen wird daher der Absolutwert der Entropie unter
๐œƒ
Standardbedingungen bei 298 K angegeben: ๐‘†298
.
10.8 Wärmekraftmaschinen und Wärmepumpen
Historisch wurde der 2. Hauptsatz – vor dem 1. Hauptsatz – im Zusammenhang mit dem
Wirkungsgrad von Dampfmaschinen entwickelt. S. Carnot hat hierzu als erster den
Wirkungsgrad einer idealen Maschine (d.h. einer Maschine, die ohne Reibungsverluste
arbeitet) berechnet. Diese nimmt Energie aus einem Speicher mit hoher Temperatur (๐‘‡๐‘ค ) auf,
wandelt einen Teil der Energie in Arbeit (๐‘Š) um und gibt den Rest dieser Energie an einen
Speicher mit geringeren Temperaturen (๐‘‡๐‘˜ ) ab (meist ist dies die Umgebung). Er hat hierzu
den folgenden Kreisprozess („Carnot’scher Kreisprozess“) betrachtet, der in der Abbildung
anschaulich dargestellt ist.
81
Beschreibung dieses Prozesses in einem pV-Diagramm:
Berechnung der einzelnen Schritte:
82
Schritt 1:
isotherme Expansion:
d๐‘Š = −๐‘d๐‘‰
d๐‘‰
= −๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค
๐‘‰
๐‘Š
๐‘‰2
๏ฟฝ d๐‘Š = −๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ๏ฟฝ
0
๐‘‰1
๐‘‰2
๐‘‰1
๐‘Š = −๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ln
d๐‘‰
๐‘‰
๐‘‰2 > ๐‘‰1 → ๐‘Š < 0 → Arbeitsabgabe des Gases
→ Der Wärmespeicher (๐‘‡๐‘ค ) gibt die Wärme ๐‘„๐‘‡๐‘ค ab
→ Der Arbeitsspeicher nimmt die Arbeit ๐‘Š auf
Schritt 2:
adiabatische Expansion:
๐‘Š
d๐‘Š = ๐‘›๐‘๐‘ฃ d๐‘‡
๐‘‡๐‘˜
๏ฟฝ d๐‘Š = ๐‘›๐‘๐‘ฃ ๏ฟฝ d๐‘‡
0
๐‘‡๐‘ค
๐‘Š = ๐‘›๐‘๐‘ฃ (๐‘‡๐‘˜ − ๐‘‡๐‘ค )
๐‘‡๐‘˜ > ๐‘‡๐‘ค → d๐‘Š < 0 → Arbeitsabgabe des Gases
→ Arbeitszunahme im Arbeitsspeicher
Schritt 3:
isotherme Kompression:
d๐‘Š = −๐‘d๐‘‰
๐‘‰4
๏ฟฝ d๐‘Š = −๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ๏ฟฝ
๐‘‰3
d๐‘‰
๐‘‰
๐‘‰4
๐‘‰3
๐‘‰4 < ๐‘‰3 → d๐‘Š > 0 → Der Wärmespeicher (๐‘‡๐‘˜ ) nimmt die Wärme ๐‘„๐‘‡๐‘˜ auf
→ Der Arbeitsspeicher gibt die Arbeit ๐‘Š ab, das Gas nimmt diese auf
๐‘Š = −๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ln
Schritt 4:
adiabatische Kompression:
d๐‘Š = ๐‘›๐‘๐‘ฃ d๐‘‡
๐‘‡๐‘ค > ๐‘‡๐‘˜ → ๐‘Š > 0 → Arbeitszufuhr beim Gas
→ Arbeitsabgabe aus dem Arbeitsspeicher
83
Wir fassen die Ergebnisse in einer Tabelle zusammen, wobei wir die Energieänderungen im
Gas, im Wärmespeicher ๐‘‡๐‘ค , Wärmespeicher ๐‘‡๐‘˜ und dem Arbeitsspeicher aufschreiben
(Arbeitsspeicher = Vorrichtung, in der Arbeit gespeichert werden kann, z.B. Heben einer
Masse).
Tabelle I:
Schritt
๏ช
Isotherme
Expansion
๏ซ
adiabatische
Expansion
๏ฌ
isotherme
Kompression
๏ญ
adiabatische
Kompression
∑ Kreisprozess
Gas
๐‘Š1 + ๐‘„๐‘‡๐‘ค = 0
๐‘Š1 = −๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 )
๐‘›๐‘๐‘ฃ (๐‘‡๐‘˜ − ๐‘‡๐‘ค )
๐‘Š3 + ๐‘„๐‘‡๐‘˜ = 0
๐‘Š3 = −๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ln(๐‘‰4 /๐‘‰3 )
+๐‘›๐‘๐‘ฃ (๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜ )
0
Wärmebad
Tw
Wärmebad
Tk
๐‘„๐‘‡๐‘ค
Abgabe
---
+๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 )
---
---
---
๐‘„๐‘‡๐‘˜
Aufnahme
−๐‘›๐‘๐‘ฃ (๐‘‡๐‘˜ − ๐‘‡๐‘ค )
---
---
−๐‘„๐‘‡๐‘ค
Arbeitsspeicher
+๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ln(๐‘‰4 /๐‘‰3 )
oder
−๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ln(๐‘‰3 /๐‘‰4 )
−๐‘›๐‘๐‘ฃ (๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜ )
+๐‘„๐‘‡๐‘˜
+๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 )
−๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ln(๐‘‰3 /๐‘‰4 )
Die Bilanz für den Kreisprozess ergibt sich durch Aufsummierung der jeweiligen
Energieumsätze: Im Gas ändert sich nichts, da es wieder in seinen Ausgangszustand
zurückgekehrt ist. Dem Thermostaten ๐‘‡๐‘ค wird die Wärme ๐‘„๐‘‡๐‘ค entnommen, dem
Thermostaten ๐‘‡๐‘˜ die Wärme ๐‘„๐‘‡๐‘˜ zugeführt und im Arbeitspeicher ist die Arbeit
๐‘…๐‘‡๐‘ค ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 ) − ๐‘…๐‘‡๐‘˜ ln(๐‘‰3 /๐‘‰4 ) gespeichert. Um diesen Ausdruck noch etwas zu vereinfachen,
überlegen wir uns folgendes:
Für den Schritt ๏ซ gilt die Adiabaten-Gleichung
๐‘‡๐‘ค ๐‘‰2๐œ…−1 = ๐‘‡๐‘˜ ๐‘‰3๐œ…−1 → ๐‘‡๐‘˜ /๐‘‡๐‘ค = ๐‘‰2๐œ…−1 /(๐‘‰3๐œ…−1 )
ebenso gilt für den Schritt ๏ญ:
๐‘‡๐‘ค ๐‘‰1๐œ…−1 = ๐‘‡๐‘˜ ๐‘‰4๐œ…−1 → ๐‘‡๐‘˜ /๐‘‡๐‘ค = ๐‘‰1๐œ…−1 /(๐‘‰4๐œ…−1 )
84
Daraus folgt:
๐‘‰2๐œ…−1 /(๐‘‰3๐œ…−1 ) = ๐‘‰1๐œ…−1 /(๐‘‰4๐œ…−1 ) man zieht die (๐œ… − 1)te Wurzel aus der Gleichung
V2 / V3 = V1 / V4 → V2 / V1 = V3 / V4
Für die Arbeit im Arbeitsspeicher erhalten wir also:
๐‘Š = ๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ln(๐‘‰2 /๐‘‰1) − ๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ln(๐‘‰3 /๐‘‰4 )
= ๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 ) − ๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 ) = ๐‘›๐‘…(๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜ )ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 )
Wir können jetzt den Wirkungsgrad des Carnot-Prozesses berechnen:
Der Wirkungsgrad ist definiert:
๐œผ=
๐‘ต๐’–๐’•๐’›๐’†๐’
๐‘ต๐’–๐’•๐’›๐’†๐’๐’†๐’“๐’ˆ๐’Š๐’†
๐‘ต๐’–๐’•๐’›๐’๐’†๐’Š๐’”๐’•๐’–๐’๐’ˆ
=
๐’๐’…๐’†๐’“
๐‘จ๐’–๐’‡๐’˜๐’‚๐’๐’… ๐’‚๐’–๐’‡๐’ˆ๐’†๐’˜๐’‚๐’๐’…๐’•๐’† ๐‘ฌ๐’๐’†๐’“๐’ˆ๐’Š๐’†
๐’‚๐’–๐’‡๐’ˆ๐’†๐’˜๐’‚๐’๐’…๐’•๐’† ๐‘ณ๐’†๐’Š๐’”๐’•๐’–๐’๐’ˆ
Bei der Wärmekraftmaschine ist der Nutzen die im Arbeitsspeicher gespeicherte Arbeit ๐‘Š.
Der Aufwand ist die dem Wärmebad ๐‘‡๐‘ค entnommene Wärme ๐‘„๐‘‡๐‘ค . Die Abbildung zeigt
schematisch die einzelnen Prozesse. Aus der Definition und den Gleichungen für ๐‘Š und ๐‘„๐‘‡๐‘ค
aus der Tabelle erhalten wir:
๐‘ธ๐‘ป๐’˜
๐‘ธ๐‘ป๐’Œ
๐œ‚(Wärmekraftmaschine) ≡
=
|๐‘Š| ๐‘›๐‘…(๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜ )ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 )
=
๐‘„๐‘‡๐‘ค
๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 )
๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜
๐‘‡๐‘˜ โˆ†๐‘‡
= 1−
=
๐‘‡๐‘ค
๐‘‡๐‘ค ๐‘‡๐‘ค
Der Carnot’sche Wirkungsgrad ist für alle technisch realisierten Wärmekraftmaschinen
relevant (Dampfmaschine, Otto-, Diesel- und Wankelmotor, Öl-, Gas- Kohle- und
Kernkraftwerk). Er wurde berechnet unter der Annahme, dass alle Prozesse reversibel sind
(und dass kein Reibungsverluste auftreten). Da alle irreversiblen Prozesse mit mehr
Arbeitsaufwand und weniger Arbeitabgabe als die reversiblen Prozesse verbunden sind, ist
85
der Carnot’sche Wirkungsgrad der höchste erreichbare Wirkungsgrad überhaupt. Auf Grund
seiner Definition gilt auch ๐œ‚(๐ถ๐‘Ž๐‘Ÿ๐‘›๐‘œ๐‘ก) < 1 .
Wir betrachten als Beispiel die Wirkungsgrade von Kohle- und Kernkraftwerken:
๐œ‚=
Kohlekraftwerk (modern):
๐‘‡๐‘ค = 600°C = 873 K
๐‘‡๐‘˜ = 100°C =373 K
๐‘๐‘ข๐‘ก๐‘ง๐‘’๐‘›๐‘’๐‘Ÿ๐‘”๐‘–๐‘’
๐‘๐‘ข๐‘ก๐‘ง๐‘™๐‘’๐‘–๐‘ ๐‘ก๐‘ข๐‘›๐‘”
=
๐‘Ž๐‘ข๐‘“๐‘”๐‘’๐‘›๐‘œ๐‘š๐‘š๐‘’๐‘›๐‘’ ๐‘Šä๐‘Ÿ๐‘š๐‘’ ๐‘Šä๐‘Ÿ๐‘š๐‘’๐‘™๐‘’๐‘–๐‘ ๐‘ก๐‘ข๐‘›๐‘”
d๐‘Š
๐‘Š
๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜
=
= d๐‘ก =
๐‘„๐‘‡๐‘ค d๐‘„๐‘‡๐‘ค
๐‘‡๐‘ค
d๐‘ก
(873 − 373)K
= 0,57 (๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ๐‘–๐‘š๐‘Ž๐‘™)
873 K
≈ 0,45 (๐‘Ÿ๐‘’๐‘Ž๐‘™)
Kernkraftwerk:
๐‘‡๐‘ค = 350°C = 623 K
๐‘‡๐‘˜ = 100°C = 373 K
๐œ‚=
๐œ‚=
(623 − 373)K
= 0,40(๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ๐‘–๐‘š๐‘Ž๐‘™)
623 K
≈ 0,34 (๐‘Ÿ๐‘’๐‘Ž๐‘™)
Das gleiche Schema wie bei der Wärmekraftmaschine können wir auch für die Beschreibung
der Wärmepumpe verwenden. Bei einer Wärmepumpe wird Arbeit verwendet, um eine
Wärmemenge ๐‘„๐‘‡๐‘ค von einer niedrigen Temperatur ๐‘‡๐‘˜ auf eine höhere Temperatur ๐‘‡๐‘ค zu
pumpen. Bei der Wärmepumpe ist der Nutzen, die bei der hohen Temperatur abgegebene
Wärmemenge ๐ถ, der Aufwand die Arbeit ๐‘Š. Man erhält für den Wirkungsgrad:
86
๐‘ธ๐‘ป๐’˜
๐‘ธ๐‘ป๐’Œ
๐œ‚(๐‘Šä๐‘Ÿ๐‘š๐‘’๐‘๐‘ข๐‘š๐‘๐‘’) =
๐‘„๐‘‡๐‘ค
๐‘‡๐‘ค
=
|๐‘Š| ๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜
๐œ‚(๐‘Šä๐‘Ÿ๐‘š๐‘’๐‘๐‘ข๐‘š๐‘๐‘’) =
1
๐œ‚(๐ถ๐‘Ž๐‘Ÿ๐‘›๐‘œ๐‘ก)
Wärmepumpe:
Heizungsvorlauf ๐‘‡๐‘ค = 60°C = 333 K
Außentemperatur (Luft, See, Boden) ๐‘‡๐‘˜ = 0°C = 273 K
๐œ‚(๐‘Šä๐‘Ÿ๐‘š๐‘’๐‘๐‘ข๐‘š๐‘๐‘’) =
333 K
= 5,55 (๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ๐‘–๐‘š๐‘Ž๐‘™)
(333 − 273)K
Wirkungsgrade von technisch realisierten Wärmepumpen liegen bei ๐œ‚(๐‘Š๐‘ƒ, ๐‘Ÿ๐‘’๐‘Ž๐‘™) ≈ 1,5 − 3.
Bei der Betrachtung einer Gesamtenergiebilanz beim Einsatz von Wärmepumpen muss man
berücksichtigen, dass die für die Wärmepumpe eingesetzte elektrische Energie zunächst in
einem Kraftwerk erzeugt werden muss. Der Gesamtwirkungsgrad ergibt sich aus dem Produkt
der Wirkungsgrade der einzelnen Prozesse. Wir erhalten für die Heizung mit Wärmepumpe:
๐œ‚(๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก) = ๐œ‚(๐พ๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘“๐‘ก๐‘ค๐‘’๐‘Ÿ๐‘˜, ๐‘Ÿ๐‘’๐‘Ž๐‘™) ๐œ‚(๐‘Šä๐‘Ÿ๐‘š๐‘’๐‘๐‘ข๐‘š๐‘๐‘’, ๐‘Ÿ๐‘’๐‘Ž๐‘™)
≈ 0,34 โˆ™ 2,5 ≈ 0,85
Diesen Wirkungsgrad kann man vergleichen durch den Wirkungsgrad einer Heizung bei der
direkten Verbrennung von Öl, Gas oder Kohle (die fehlende Energie wird hier durch die heißen
Abgase an die Umgebung abgegeben).
๐œ‚(๐‘‘๐‘–๐‘Ÿ๐‘’๐‘˜๐‘ก) ≈ 0,7 − 0,92
Heute versucht man durch die Kraft-Wärmekopplung die Effizienz der Energieausnutzung von
Brennstoffen zu steigern. Bei der Kraft-Wärmekopplung erzeugt die Maschine elektrische
Arbeit (๐‘Š), die Abwärme (๐‘„๐‘‡๐‘˜ ) wird zur Heizung genutzt.
87
Auch ein Kühlschrank (Klimagerät) ist eine Wärmepumpe, nur ist hier der Nutzen die bei der
tieferen Temperatur abtransportierte Wärme ๐‘„๐‘‡๐‘˜ , der Aufwand die zugeführte Arbeit. Wir
erhalten für den Wirkungsgrad:
๐‘ธ๐‘ป๐’˜
๐œ‚(๐พüโ„Ž๐‘™๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘˜) =
๐‘ธ๐‘ป๐’Œ
๐‘„๐‘‡๐‘˜
๐‘‡๐‘˜
๐‘‡๐‘˜
=
=
|๐‘Š| ๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜ Δ๐‘‡
Beispiel: Die Temperatur im Kühlschrank ist ๐‘‡๐‘˜ = 277 K, die Temperatur bei der
Wärmeabgabe außen ist ๐‘‡๐‘ค = 323 K.
๐œ‚(๐พüโ„Ž๐‘™๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘˜) =
277 K
≈6
(323 − 277)K
Zusammenfassung:
Man erhält bei der Berechnung des Wirkungsgrades (Carnot) die folgenden Beziehungen:
๐œ‚(Wärmekraftmaschine)
|๐‘Š|
=
๐‘„๐‘‡๐‘ค
๐‘›๐‘…(๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜ )ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 )
=
๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ln(๐‘‰2 /๐‘‰1 )
=
๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜ โˆ†๐‘‡
=
๐‘‡๐‘ค
๐‘‡๐‘ค
๐œ‚(Wärmepumpe) =
๐‘„๐‘‡๐‘ค
=
|๐‘Š|
๐‘‡๐‘ค
๐‘‡๐‘ค
1
=
=
=
๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜ โˆ†๐‘‡ ๐œ‚(Carnot)
๐œ‚(Kühlschrank) =
=
=
๐‘„๐‘‡๐‘˜
|๐‘Š|
๐‘‡๐‘˜
๐‘‡๐‘˜
=
๐‘‡๐‘ค − ๐‘‡๐‘˜ Δ๐‘‡
Bei der Wärmekraftmaschine ist der Nutzen die abgegebene Arbeit ๐‘Š.
Der Aufwand ist die dem Wärmebad ๐‘‡๐‘ค entnommene Wärme ๐‘„๐‘‡๐‘ค .
Bei einer Wärmepumpe wird die Arbeit ๐‘Š verwendet, um eine Wärmemenge ๐‘„๐‘‡๐‘˜ von einer
niedrigen Temperatur ๐‘‡๐‘˜ auf eine höhere Temperatur ๐‘‡๐‘ค zu pumpen. Bei der Wärmepumpe
88
ist der Nutzen, die bei der hohen Temperatur abgegebene Wärmemenge ๐‘„๐‘‡๐‘ค , der Aufwand
die Arbeit ๐‘Š.
Kühlschränke und Klimageräte sind Wärmepumpen, nur ist hier der Nutzen die bei der
tieferen Temperatur abtransportierte Wärme ๐‘„๐‘‡๐‘˜ , der Aufwand die zugeführte Arbeit.
Um den Zusammenhang dieses reversiblen Kreisprozesses mit der Entropie herzuleiten,
betrachten wir die beim Carnot-Prozess ausgetauschten Wärmen. Es gilt für das Gas:
Schritt 1: ๐‘Š1 + ๐‘„๐‘‡๐‘ค = 0,
Schritt 3: ๐‘Š3 + ๐‘„๐‘‡๐‘˜ = 0,
Schritt 1:
Schritt 2:
๐‘„๐‘‡๐‘ค
๐‘‡๐‘ค
๐‘„๐‘‡๐‘˜
๐‘‡๐‘˜
๐‘‰
๐‘„๐‘‡๐‘ค = −๐‘Š1 = ๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘ค ln ๐‘‰2
1
๐‘‰
๐‘‰
dividieren durch ๐‘‡๐‘ค
๐‘„๐‘‡๐‘˜ = −๐‘Š3 = −๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ๐‘™๐‘› ๐‘‰3 = −๐‘›๐‘…๐‘‡๐‘˜ ln ๐‘‰2 dividieren durch ๐‘‡๐‘˜
4
๐‘‰
= ๐‘›๐‘…ln ๐‘‰2
1
1
Addition der Gleichung führt zu:
๐‘„๐‘‡๐‘ค ๐‘„๐‘‡๐‘˜
+
=0
๐‘‡๐‘ค
๐‘‡๐‘˜
๐‘‰
= −๐‘›๐‘…ln ๐‘‰2
1
๐‘„
Offenbar ändert sich die Größe ∑ ๐‘‡๐‘‡ bei einem reversiblen Kreisprozess nicht. Wir können dies
für Kreisprozesse mit vielen Schritten verallgemeinern und erhalten
∑
๐‘„๐‘‡๐‘– (๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ)
๐‘‡1
=0
kleine ๐‘„๐‘‡๐‘–
∫
d๐‘„(๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ)
๐‘‡
=0
๐‘„(๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ)
Die Größe ๐‘‡ ändert sich bei einem Kreisprozess nicht, d.h. sie ist eine Zustandsfunktion
und man führt zur Abkürzung für diesen Ausdruck die Größe ๐‘† ein:
d๐‘† =
d๐‘„๐‘Ÿ๐‘’๐‘ฃ
๐‘‡
Auf diese Art und Weise wurde die Entropie von Clausius 1864 eingeführt.
89
11. Die Freie Enthalpie
11.1 Die Richtung natürlicher Prozesse bei konstantem ๐’‘ und ๐‘ป
Wir hatten gefunden, dass für alle natürlichen Prozesse in abgeschlossenen Systemen gilt:
d๐‘† > 0. Im Labor arbeiten wir mit geschlossenen Systemen (d.h. wir haben Wechselwirkung
mit der Umgebung), häufig bei ๐‘ป = konst. und ๐’‘ = konst.
Wir betrachten System und Umgebung:
d๐‘† = d๐‘†๐‘†๐‘ฆ๐‘  + d๐‘†๐‘ˆ๐‘š๐‘” ≥ 0
Beispiel: Im System findet eine chemische Reaktion statt und eine bestimmte
Wärmemenge wird an die Umgebung abgegeben. Die Wärmekapazität der Umgebung ist
so groß, dass sich die Temperatur der Umgebung nicht ändert, wenn d๐‘„ aufgenommen
oder abgegeben wird.
Es gilt:
d๐‘„
d๐‘†๐‘ˆ๐‘š๐‘” =
๐‘‡
Wir setzen dies ein und erhalten
d๐‘† = d๐‘†๐‘†๐‘ฆ๐‘  +
d๐‘„๐‘ˆ๐‘š๐‘”
≥0
๐‘‡
d๐‘† = d๐‘†๐‘†๐‘ฆ๐‘  −
d๐‘„๐‘†๐‘ฆ๐‘ 
≥0
๐‘‡
Die von der Umgebung aufgenommene Wärme ist gleich der vom System abgegebenen.
d๐‘„๐‘ˆ๐‘š๐‘” = −d๐‘„๐‘†๐‘ฆ๐‘ 
Zusätzlich hat System und Umgebung die gleiche Temperatur, da ๐‘‡ =konstant ist
๐‘‡๐‘ˆ๐‘š๐‘” = ๐‘‡๐‘†๐‘ฆ๐‘ 
Wir setzen dies ein und erhalten
Mit dieser Beziehung rechnen wir jetzt d๐‘†(gesamt) aus, obwohl auf der rechten Seite nur
noch Größen des Systems auftauchen, und das System Wärme mit der Umgebung
austauscht. Wir können die Wärme nach dem ersten Hauptsatz entweder durch die Innere
Energie oder die Enthalpie ersetzen.
d๐‘ˆ = d๐‘„ + d๐‘Š = d๐‘„ − ๐‘d๐‘‰
d๐ป = d๐‘„ + d๐‘Š = d๐‘„ + ๐‘‰d๐‘
Wir erhalten (den Index Sys lassen wir weg, da wir jetzt nur noch vom System reden):
d๐‘ = 0, d๐‘‡ = 0
d๐‘† −
d๐ป
≥0
๐‘‡
multiplizieren mit ๐‘‡
๐‘‡d๐‘† − d๐ป ≥ 0
multiplizieren mit (-1)
d๐ป − ๐‘‡d๐‘† ≤ 0
90
Wir führen eine neue Funktion ein:
Die Freie Enthalpie (Gibbs)
๐บ ≡ ๐ป − ๐‘‡๐‘† = ๐‘ˆ + ๐‘๐‘‰ − ๐‘‡๐‘†
Das totale Differential ist:
d๐บ = d๐ป − ๐‘‡d๐‘† − ๐‘†d๐‘‡
Für d๐‘‡ = 0 fällt das letzte Glied der Gleichung weg und man erhält:
d๐บ = d๐ป − ๐‘‡d๐‘† ≤ 0
Für alle natürlichen Prozesse in Systemen, die im Wärmeaustausch mit der Umgebung
stehen, so dass die Temperatur konstant ist und für die d๐‘ = 0 ist, gilt
d๐บ ≤ 0
Dabei gilt < für irreversible Prozesse, und = für reversible Prozesse.
Prozesse in isothermen, isobaren Systemen laufen so ab, dass das System in einen Zustand
möglichst geringer Enthalpie und möglichst großer Entropie übergehen will. Aus der
Definition ๐บ ≡ ๐ป − ๐‘‡๐‘† folgt dann sofort, dass ๐บ beim Ablauf eines Prozesses immer kleiner
werden muss (d.h. d๐บ ist negativ). Der Prozess ist dann zu Ende, wenn d๐บ = 0, oder wenn
๐บ ein Minimum erreicht hat.
Für alle chemischen/biologischen Prozesse ist die Freie Enthalpie von besonderer
Bedeutung, da sie:
a) die Richtung des Ablaufs natürlicher (irreversibler) Prozesse unter den üblichen
Umweltbedingungen (๐‘ = konst, ๐‘‡ = konst) beschreibt und
b) den erreichbaren Endzustand (Gleichgewichtszustand) beschreibt.
11.2 Die Temperatur- und Druckabhängigkeit von ๐‘ฎ
Wir verwenden die Definition von ๐บ = ๐ป − ๐‘‡๐‘† → d๐บ = d๐ป − ๐‘‡d๐‘† − ๐‘†d๐‘‡
Mit dem ersten und zweiten Hauptsatz erhalten wir
d๐‘„ d๐ป − ๐‘‰d๐‘
d๐‘† =
=
→ ๐‘‡d๐‘† = d๐ป − ๐‘‰d๐‘
๐‘‡
๐‘‡
Wir setzen dies ein und erhalten:
d๐บ = d๐ป − d๐ป + ๐‘‰d๐‘ − ๐‘†d๐‘‡ = ๐‘‰d๐‘ − ๐‘†d๐‘‡
Da ๐‘ฎ = ๐’‡(๐’‘, ๐‘ป) ist, erhalten wir für das totale Differential:
๐œ•๐บ
๐œ•๐บ
d๐บ = ๏ฟฝ๐œ•๐‘๏ฟฝ d๐‘ + ๏ฟฝ๐œ•๐‘‡ ๏ฟฝ d๐‘‡ und vergleichen beide Gleichungen
๐‘‡
d๐บ = ๐‘‰ d๐‘ − ๐‘† d๐‘‡
Wir erhalten:
๐œ•๐บ
๐‘
๏ฟฝ๐œ•๐‘๏ฟฝ = ๐‘‰
๐‘‡
und
๐œ•๐บ
๏ฟฝ๐œ•๐‘‡ ๏ฟฝ = −๐‘†
๐‘
91
11.3 Das Chemische Potential
Die Freie Enthalpie hängt (wie auch ๐‘ˆ, ๐ป, ๐‘† usw.) von der Molzahl der Stoffe ab, d.h. für ein
System, das aus mehreren Stoffen besteht, gilt: ๐บ = ๐‘“(๐‘, ๐‘‡, ๐‘›๐‘– )
d๐บ = ๏ฟฝ
๐œ•๐บ
๐œ•๐บ
๐œ•๐บ
๏ฟฝ
d๐‘ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐‘‡ + ๏ฟฝ ๏ฟฝ ๏ฟฝ
๐œ•๐‘ ๐‘‡,๐‘›
๐œ•๐‘‡ ๐‘,๐‘›๐‘–
๐œ•๐‘›๐‘– ๐‘,๐‘‡,๐‘›
๐‘–
๐‘–
๐œ•๐บ
๐‘—≠๐‘–
d๐‘›๐‘–
Man führt als Abkürzung ein: ๐œ‡๐‘– = ๏ฟฝ๐œ•๐‘› ๏ฟฝ
๐‘–
๐‘,๐‘‡,๐‘›๐‘—≠๐‘–
und nennt diese Größe ‘partielle molare Freie Enthalpie’ oder ‘chemisches Potential’.
๐บ
Für reine Stoffe gilt:
๐‘›๐‘–
= ๐œ‡๐‘–
Das chemische Potential ist die molare Freie Enthalpie eines Stoffes
d๐บ = ๐‘‰d๐‘ − ๐‘†d๐‘‡ + ๏ฟฝ ๐œ‡๐‘– d๐‘›๐‘–
๐‘–
Für einen Stoff gilt also
๐บ
d ๏ฟฝ ๏ฟฝ = d๐œ‡ = ๐‘‰๐‘š d๐‘ − ๐‘†๐‘š d๐‘‡
๐‘›
wobei der Index ๐‘š anzeigt, dass es sich um molare Größen (intensive Größen) handelt.
Das chemische Potential ist eine sehr wichtige Größe in der Thermodynamik.
•
Die Richtung natürlicher Prozesse ist so, dass sie zu einem Ausgleich vorhandener
Differenzen des chemischen Potentials führt.
•
Im Gleichgewicht ändern sich die chemischen Potentiale nicht mehr.
•
Durch Differentation können aus µ die anderen thermodynamischen Funktionen
erzeugt werden.
Die Konzentrationsabhängigkeit des chemischen Potentials:
Wir betrachten zunächst die Druckabhängigkeit des chemischen Potentials:
11.3.1.
Reines, ideales Gas
Es gilt bei ๐‘‡ = konst.
d๐œ‡ = ๐‘‰๐‘š d๐‘
Einsetzen der idealen Gasgleichung ๐‘๐‘‰๐‘š = ๐‘…๐‘‡ ergibt d๐œ‡ = ๐‘…๐‘‡
d๐‘
๐‘
Integration vom Druck ๐‘๐œƒ (Standarddruck ๐‘๐œƒ =1bar) bis zum Druck ๐‘ und entsprechend
vom Standardpotential ๐œ‡ ๐œƒ bis ๐œ‡ ergibt:
92
๐œ‡
๐‘
๐œ‡๐œƒ
๐‘๐œƒ
๏ฟฝ d๐œ‡ = ๐‘…๐‘‡ ๏ฟฝ
d๐‘
๐‘
๐œ‡ = ๐œ‡ ๐œƒ (๐‘‡) + ๐‘…๐‘‡ ln
๐‘
๐‘๐œƒ
wobei ๐œ‡ ๐œƒ (๐‘‡) von der Temperatur, aber nicht vom Druck (der ist ja ๐‘๐œƒ =1bar) abhängt.
11.3.2. Mischung idealer Gase
Im idealen Gas gibt es keine Wechselwirkungen zwischen den Teilchen, d.h. die
Teilchensorte ๐‘– verhält sich so, als wären die anderen nicht vorhanden. Den Druck der
Teilchensorte ๐‘– beschreibt man durch den Partialdruck ๐‘๐‘– und man erhält damit für das
chemische Potential ๐œ‡๐‘– in der Mischung:
๐‘๐‘–
๐œ‡๐‘– = ๐œ‡๐‘–๐œƒ (๐‘‡) + ๐‘…๐‘‡ ln ๐œƒ
๐‘
๐œ‡๐‘–๐œƒ (๐‘‡) ist das Standardpotential des Stoffes ๐‘–, wenn ๐‘๐‘– = ๐‘๐œƒ = 1 bar ist.
Der Partialdruck ist mit dem Stoffmengenanteil verknüpft
๐‘๐‘– = ๐‘ฅ๐‘– ๐‘
p=Gesamtdruck
Setzen wir dies ein, ergibt sich
๐œ‡๐‘– = ๐œ‡๐‘–๐œƒ (๐‘‡) + ๐‘…๐‘‡ ln
๐‘ฅ๐‘– ๐‘
๐‘
๐œƒ
(๐‘‡)
=
๐œ‡
+
๐‘…๐‘‡
ln
+ ๐‘…๐‘‡ ln๐‘ฅ๐‘–
๐‘–
๐‘๐œƒ
๐‘๐œƒ
Man verwendet jetzt einen neuen Standardzustand, den wir mit dem Index 0 bezeichnen
๐‘
๐œ‡๐‘–0 (๐‘, ๐‘‡) = ๐œ‡๐‘–๐œƒ (๐‘‡) + ๐‘…๐‘‡ ln ๐œƒ
๐‘
der jetzt sowohl von ๐‘ und ๐‘‡ abhängt.
Wir erhalten
๐œ‡๐‘– = ๐œ‡๐‘–0 (๐‘, ๐‘‡) + ๐‘…๐‘‡ ln๐‘ฅ๐‘–
In dieser Gleichung wird die Zusammensetzung der Mischung durch den
Stoffmengenanteil ๐‘ฅ๐‘– beschrieben. Die Gleichung gilt in dieser Form für alle idealen
Mischungen auch für flüssige (Benzol/Toluol) und für feste (Ag/Au) Mischungen.
11.3.3. Ideale Lösungen
In Lösungen verwendet man als Konzentrationsvariable häufig die
Stoffmengenkonzentration. In Analogie zur vorigen Gleichung erhält man dann
๐‘š๐‘–
๐œ‡๐‘– = ๐œ‡๐‘–0 (๐‘, ๐‘‡) + ๐‘…๐‘‡ ln 0
๐‘š
93
darin ist ๐œ‡๐‘–0 das chemische Standardpotential, das man erhält, wenn ๐‘š๐‘– = ๐‘š๐‘–0 = 1 molkg −1
ist. ๐œ‡๐‘–0 hängt von ๐‘ und ๐‘‡ ab und ist verschieden von ๐œ‡๐‘–0 , das in der Gleichung mit ๐‘ฅ๐‘–
definiert wurde. In manchen Büchern werden die verschiedenen ๐œ‡ 0 durch unterschiedliche
Symbole gekennzeichnet.
Zusammenfassung:
Für ideale Systeme verwendet man die folgenden Gleichungen, um die
Konzentrationsabhängigkeit des chemischen Potentials zu beschreiben.
๐‘
๐œ‡๐‘– = ๐œ‡๐‘–๐œƒ + ๐‘…๐‘‡ ln ๐‘๐œƒ๐‘–
oder
๐œ‡๐‘– =
๐œ‡๐‘– =
๐œ‡๐‘–0
๐œ‡๐‘–0
+ ๐‘…๐‘‡ ln๐‘ฅ๐‘–
๐‘š
+ ๐‘…๐‘‡ ln ๐‘š0๐‘–
๐‘
๐‘–
๐œ‡๐‘– = ๐œ‡๐‘–0 + ๐‘…๐‘‡ ln ๐‘ 0๐‘–
๐‘–
ideale Gase
ideale Mischungen
ideale Lösungen
ideale Lösungen
Standardzustände:
Wir verwenden im Folgenden den Index ๐œƒ, wenn der Druck festgelegt ist ๐‘๐œƒ = 1 bar wie in
den Tabellen der thermodynamischen Funktionen. Wir verwenden den Index 0, wenn der
Druck nicht festgelegt ist.
Das Wort „ideal“ hat unterschiedliche Bedeutungen:
Ideales Gas: Keine Wechselwirkungen zwischen den Teilchen ๐ด, d.h. die
Wechselwirkungsenergie ๐œ€(๐ด๐ด) = 0.
Ideale Mischung (gasförmig, flüssig, fest):
Die Energie der Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Teilchen ๐ด und ๐ต ist gleich
groß, d.h. ๐œ€(๐ด๐ด) ≈ ๐œ€(๐ต๐ต) ≈ ๐œ€(๐ด๐ต). Dies gilt z.B. für eine Mischung aus Benzol und Toluol
(flüssig) oder Silber und Gold (fest). Ideale Gase bilden immer ideale Mischungen, da in
diesem Fall ๐œ€(๐ด๐ด) = ๐œ€(๐ต๐ต) = ๐œ€(๐ด๐ต) = 0 ist.
Ideale Lösung:
Die Energie der Wechselwirkung zwischen gelösten Teilchen A und dem Lösungsmittel B
ist groß. Beispiel: Beim Auflösen von Zucker in Wasser gibt es starke Wechselwirkungen
zwischen Zucker und Wassermolekülen, die zur Solvatation führen. Zwischen den gelösten
Teilchen gibt es keine Wechselwirkungen. Dies kann man dadurch realisieren, dass man
den mittleren Abstand zwischen den gelösten Molekülen sehr groß macht, d.h. sehr
verdünnte Lösungen betrachtet.
Für die Wechselwirkungsenergie gilt ๐œ€(๐ด๐ด) = 0, ๐œ€(๐ต๐ต) ≠ 0, ๐œ€(๐ด๐ต) ≠ 0.
94
11.3.4. Reale Systeme
Bei realen Systemen wird die Form der Gleichung für das Chemische Potential beibehalten,
aber die Konzentration wird durch die Aktivität ersetzt. Unter der Aktivität versteht man
eine korrigierte Konzentration, wobei der Korrekturfaktor („Aktivitätskoeffizient“)
experimentell so bestimmt wird, dass das Ergebnis der Gleichung mit dem Experiment
übereinstimmt.
๐œ‡ = ๐œ‡๐‘–0 + ๐‘…๐‘‡ ๐‘™๐‘›๐‘Ž๐‘– ,
๐‘Ž๐‘– = Aktivität
Wir betrachten im Folgenden nur ideale Systeme und verwenden für die auf die
Standardwerte bezogene Größe die folgende Schreibweise:
๐‘๐‘–
๐‘๐‘–
๐‘š๐‘–
= {๐‘๐‘– }, 0 = {๐‘๐‘– }, 0 = {๐‘š๐‘– }
๐œƒ
๐‘
๐‘š
๐‘
Die Wahl der Standardzustände für das chemische Potential ist weitgehend identisch mit
den Standardzuständen, die wir bei den Enthalpien verwendet haben. Man muss
beachten, dass für die Standardzustände mit dem Index ๐‘ 0 die Drücke noch nicht
festgelegt sind. Wenn die Größen tabelliert sind, wird zusätzlich ๐‘ = 1 bar gewählt.
11.4 Die Temperaturabhängigkeit des chemischen Potentials
Die Temperaturabhängigkeit der Freien Enthalpie ist durch die Gleichung d๐บ = −๐‘†d๐‘‡
beschrieben. Wir erhalten daraus durch Division durch die Stoffmengen
d๐œ‡
๏ฟฝ ๏ฟฝ = −๐‘†๐‘š
d๐‘‡ ๐‘
wobei der Index ๐‘š andeutet, dass ๐‘† die molare (exakt: die partielle molare) Entropie ist.
Integration ergibt:
๐œ‡
๐‘‡
2
2
∫๐œ‡ d๐œ‡ = − ∫๐‘‡ ๐‘†๐‘š d๐‘‡, falls ๐‘†๐‘š = konstant ist, ergibt sich ๐œ‡2 = −๐œ‡1 − ๐‘†๐‘š (๐‘‡2 − ๐‘‡1 )
1
1
๐œ‡
Wir benötigen häufig die Temperaturabhängigkeit der Größe ๐‘‡ . Mit der Quotientenregel
für die Differentiation erhalten wir:
๐œ‡
d๐œ‡
d ๏ฟฝ๐‘‡ ๏ฟฝ
๐‘‡ ๏ฟฝ ๏ฟฝ − ๐œ‡ ๐‘‡(−๐‘†๐‘š ) − ๐œ‡
d๐‘‡
๏ฟฝ
๏ฟฝ =
=
d๐‘‡
๐‘‡2
๐‘‡2
๐‘
Aus ๐บ = ๐ป − ๐‘‡๐‘† bzw. aus ๐œ‡ = ๐ป๐‘š − ๐‘‡๐‘†๐‘š erhalten wir – ๐œ‡ − ๐‘‡๐‘†๐‘š = −๐ป๐‘š (๐ป๐‘š ist die
molare Enthalpie). Setzen wir dies ein, ergibt sich:
๐œ‡
d ๏ฟฝ๐‘‡๏ฟฝ
๐ป๐‘š
๏ฟฝ
๏ฟฝ =− 2
d๐‘‡
๐‘‡
๐‘
95
Druck-, Temperatur- und Konzentrationsabhängigkeit des chemischen Potentials
d๐œ‡
d๐œ‡
๏ฟฝd๐‘๏ฟฝ = ๐‘‰๐‘š = Molvolumen
๏ฟฝd๐‘‡ ๏ฟฝ = −๐‘†๐‘š = molare Entropie
p=konst
T=konst
gasförmig
fest
๐œ‡ 0 = ๐‘“(๐‘‡, ๐‘)
๐œ‡ ๐œƒ = ๐‘“(๐‘‡)
๐œ‡0
๐œ‡๐œƒ
๐œ‡ = ๐œ‡ ๐œƒ + ๐‘…๐‘‡ ln
๐œ‡0
flüssig
๐‘
๐‘๐œƒ
๐œ‡ 0 = ๐‘“(๐‘‡, ๐‘)
๐‘ 0 = 1๐‘€
๐œ‡ = ๐œ‡ 0 + ๐‘…๐‘‡ ln
๐œ‡ = ๐œ‡ 0 + ๐‘…๐‘‡ ln๐‘ฅ
Lineare Darstellung:
๐‘
๐œ‡ = ๐œ‡ 0 + ๐‘…๐‘‡ ln ๐œƒ
๐‘
๐‘ฆ= ๐‘ + ๐‘Ž ๐‘ฅ
๐‘
๐‘0
๏ฟฝ
d๐œ‡
๐‘
dln 0
๐‘
๐œ‡0
ln
๏ฟฝ = ๐‘…๐‘‡
๐‘
๐‘0
96
11.5 Das chemische Gleichgewicht
Wir betrachten die folgende chemische Reaktion
๐‘Ž๐ด + ๐‘๐ต → ๐‘๐ถ + ๐‘‘๐ท
Für die Änderung der Freien Enthalpie gilt:
d๐บ = ๐‘‰d๐‘ − ๐‘†d๐‘‡ + ๏ฟฝ ๐œ‡๐‘– d๐‘›๐‘–
๐‘–
Die Stoffmengenänderungen d๐‘›๐‘– sind nicht unabhängig voneinander und wir führen die
Reaktionsvariable ein:
๐‘›๐‘– = ๐‘›๐‘–๐ด + ๐œ๐‘– ๐œ‰ oder d๐‘›๐‘– = ๐œ๐‘– d๐œ‰
Wir erhalten:
d๐บ = ๐‘‰d๐‘ − ๐‘†d๐‘‡ + ๏ฟฝ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘– ๏ฟฝ d๐œ‰
Bei konstantem Druck und konstanter Temperatur (d๐‘ = 0, d๐‘‡ = 0) ergibt sich:
d๐บ = ๏ฟฝ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘– ๏ฟฝ d๐œ‰
d๐บ
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘– = โˆ†๐‘Ÿ ๐บ
d๐œ‰ ๐‘,๐‘‡
๐‘–
Darin ist โˆ†๐‘Ÿ ๐บ die Freie Reaktionsenthalpie. Alle Prozesse laufen so ab, dass ๐บ immer kleiner
wird und wenn ๐บ sein Minimum erreicht hat (d๐บ = 0) ist der Prozess zu Ende, d.h. der
Gleichgewichtszustand ist erreicht.
Im chemischen Gleichgewicht gilt also:
d๐บ
๏ฟฝ ๏ฟฝ
= ๏ฟฝ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘– ๏ฟฝ
d๐œ‰ ๐‘,๐‘‡,(๐บ1)
๐‘–
๐บ1
= โˆ†๐‘Ÿ ๐บ๐บ1 = 0
Wir betrachten eine Reaktion zwischen idealen Gasen und setzen deren chemisches
Potential in die Gleichung ein:
๐‘๐‘–
๐œ‡๐‘– = ๐œ‡๐‘–๐œƒ + ๐‘…๐‘‡ ln ๐œƒ = ๐œ‡๐‘–๐œƒ + ๐‘…๐‘‡ ln{๐‘๐‘– }
๐‘
Es ergibt sich:
Δ๐‘Ÿ ๐บ = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘–๐œƒ + ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐‘…๐‘‡ ln{๐‘๐‘– }
๐‘–
๐‘–
= โˆ†๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ + ๏ฟฝ ๐‘…๐‘‡ ln{๐‘๐‘– }๐œ๐‘– = โˆ†๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ + ๐‘…๐‘‡ ln ๏ฟฝ{๐‘๐‘– }๐œ๐‘–
๐‘–
๐‘–
Wir nennen:
โˆ†๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ = ∑๐‘– ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘–๐œƒ = Freie Standardreaktionsenthalpie
๐‘„ = ∏๐‘–{๐‘๐‘– }๐œ = stöchiometrisches Produkt
97
Im Gleichgewicht ist Δ๐‘Ÿ ๐บ = 0 und wir erhalten:
๐œ
0 = โˆ†๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ + ๐‘…๐‘‡ ln ๏ฟฝ{๐‘๐‘– }๐บ1๐‘–
๐‘–
Dabei zeigt der Index ๐บ1 an, dass es sich in dieser Gleichung um die Gleichgewichtspartialdrucke handelt, während es sich im Allgemeinen um beliebige (durch die Einwage
vorgegebene) Partialdrucke handelt.
Das stöchiometrische Produkt im Gleichgewicht nennen wir Gleichgewichtskonstante.
๐œ
๐พ ๐œƒ = ∏๐‘– {๐‘๐‘– }๐บ1๐‘–
Die Gleichgewichtskonstante ๐พ ist dimensionslos. Sie ist nur eine Funktion der
Temperatur, aber keine Funktion des Druckes (da ๐œ‡๐‘–๐œƒ bei 1 bar definiert ist).
Aus den letzten beiden Gleichungen erhalten wir
Δ๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ = −๐‘…๐‘‡ ln๐พ ๐œƒ
Diese Gleichung erlaubt die Berechnung der Gleichgewichtskonstanten aus der Freien
Standardreaktionsenthalpie. Betrachten wir Reaktion in flüssigen und festen Phasen oder
in Lösung, müssen wir bei der Herleitung nur die entsprechenden Gleichungen für die
chemischen Potentiale verwenden.
Wir erhalten:
Δ๐‘Ÿ ๐บ 0 = −๐‘…๐‘‡ ln๐พ 0
๐œ
๐‘–
๐พ๐‘ฅ0 = ∏๐‘– ๐‘ฅ๐‘–๐บ1
๐œ
0
๐พ๐‘š
= ∏๐‘–{๐‘š๐‘– }๐บ1๐‘–
๐œ
๐พ๐‘0 = ∏๐‘– {๐‘๐‘– }๐บ1๐‘–
๐œ
๐พ 0 = ∏๐‘– {๐‘Ž๐‘– }๐บ1๐‘–
(feste und flüssige Phasen)
(Lösungen)
(Lösungen)
(reale Systeme)
Es gilt: Der Index ๐ŸŽ in diesen Gleichungen bedeutet, dass ๐šซ๐’“ ๐‘ฎ๐ŸŽ = ๐’‡(๐’‘, ๐‘ป) ist, während
in der Gleichung für ideale Gase der Index ๐œฝ verwendet wird, d.h. ๐šซ๐’“ ๐‘ฎ๐œฝ = ๐’‡(๐‘ป) und
hängt nicht vom Druck ab.
Beispiele:
1.
Homogene Reaktion in der Gasphase:
N2 (gas) + 3 H2 (gas) → 2NH3 (gas)
2
๐‘(NH3 )
๏ฟฝ
๏ฟฝ
๐œƒ
๐‘2 (NH3 )
2
๐‘
๐œƒ
๐œ
๐พ = ๏ฟฝ{๐‘๐‘– } ๐‘– =
=
๏ฟฝ๐‘๐œƒ ๏ฟฝ
3
3
๐‘ (H2 )๐‘(N2 )
๐‘(H )
๐‘(N )
๐‘–
๏ฟฝ ๐œƒ2 ๏ฟฝ ๏ฟฝ ๐œƒ2 ๏ฟฝ
๐‘
๐‘
98
2.
Homogene Reaktion in Lösung: (๐ด๐‘ง = CH3 COO)
HAz(๐‘Ž๐‘ž) + NaOH(๐‘Ž๐‘ž) → NaAz(๐‘Ž๐‘ž) + H2 O(๐‘“๐‘™)
๐‘(NaAz) โˆ™ ๐‘(H2 O)
[NaA][H2 O]
๐‘0 โˆ™ ๐‘0
๐พ 0 = ๏ฟฝ{๐‘๐‘– }๐œ๐‘– =
=
๐‘(HAz) ๐‘(NaOH) [HAz][NaOH]
โˆ™
๐‘–
๐‘0
๐‘0
Für H2 O wählt man als Konzentrationsvariable nicht die Stoffmengenkonzentration
๐‘›
๐‘›
๏ฟฝ๐‘๐‘– = ๐‘‰๐‘– ๏ฟฝ, sondern den Stoffmengenanteil ๏ฟฝ๐‘ฅ๐‘– = ∑ ๐‘›๐‘– ๏ฟฝ. Da Wasser in sehr großem
๐‘–
Überschuss vorhanden ist, gilt ๐‘ฅH2 O ≈ 1 und wir erhalten in dieser Näherung den Ausdruck
๐พ0 =
3.
[NaAz]c 0
[HAz][NaOH]
Heterogene Reaktionen:
Bei heterogenen Reaktionen befinden sich die Reaktanten in verschiedenen Phasen. Die
chemische Reaktion findet dann an der Phasengrenze statt. Die Herleitung der
Gleichgewichts-konstanten ist aber völlig analog zur Herleitung für Reaktionen. Man muss
nur die entsprechenden Gleichungen für ๐œ‡ einsetzen.
CaCO3 (๐‘“) → CaO(๐‘“) + CO2 (๐‘”๐‘Ž๐‘ )
๐พ0 =
๐‘ฅ(CaO){๐‘(CO2 )}
๐‘ฅ(CaCO3 )
Da CaO und CaCO3 reine Phasen sind, gilt ๐‘ฅ(CaO) = 1, ๐‘ฅ(CaCO3 ) = 1 und wir erhalten
๐พ0 =
๐‘(CO2 )
๐‘0
In der Chemie werden manchmal dimensionsbehaftete Gleichgewichtskonstante
verwendet. Die in der Thermodynamik verwendeten Gleichgewichtskonstanten sind
dimensionslos. Als Konzentrationsvariable wird immer die für den jeweiligen
Standardzustand verwendete Variable eingesetzt.
Aus dem Zusammenhang zwischen โˆ†๐‘Ÿ ๐บ und dem stöchiometrischen Produkt kann man
auch berechnen, in welcher Richtung eine chemische Reaktion abläuft. Damit sie abläuft,
muss โˆ†๐‘Ÿ ๐บ < 0 sein. Kennt man also โˆ†๐‘Ÿ ๐บ 0 , so kann man beliebige Konzentrationen
vorgeben und ausrechnen, unter welchen Bedingungen โˆ†๐‘Ÿ ๐บ < 0 ist.
99
11.6 Berechnung der Freien Standardreaktionsenthalpie
Wie bei den Reaktionsenthalpien muss man nicht โˆ†๐‘Ÿ ๐บ 0 für jede beliebige Reaktion
messen. Wir definieren die Freie Bildungsenthalpie analog wie die Bildungsenthalpie einer
Verbindung und können dann aus der Differenz zwischen Produkten und Edukten die
Freie Reaktionsenthalpie errechnen. Auch die Standardzustände für gasförmige, flüssige
und feste Stoffe und Lösungen definiert man in gleicher Weise. Wir haben diese
Standardzustände auch schon bei den chemischen Potentialen verwendet. Auch hier
definiert man als Nullpunkt der Skala, dass die Freie Standardbildungsenthalpie der
Elemente in ihrem stabilsten Zustand gleich Null ist. Man macht also folgende
Festlegungen:
1. Die Freie Enthalpie einer Verbindung ist gleich ihrer Freien Bildungsenthalpie aus den
Elementen.
2. Bei der Bildungsreaktion befinden sich Produkte (= Verbindung) und Edukte
(=Elemente)
in ihren Standardzuständen.
3. Die Freie Bildungsenthalpie der Elemente in ihren Standardzuständen wird Null gesetzt
โˆ†๐ต ๐บ ๐œƒ (๐ธ๐‘™๐‘’๐‘š๐‘’๐‘›๐‘ก๐‘’) = 0
Für die Freie Standardreaktionsenthalpie ergibt sich damit
โˆ†๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– Δ๐ต ๐บ๐‘–๐œƒ = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘–๐œƒ
๐‘–
๐‘–
4. In den Tabellen sind die Werte der Standardbildungsenthalpien โˆ†๐ต ๐บ ๐œƒ bei ๐‘‡ = 298 K
und ๐‘ = 1 bar aufgeführt.
Beispiel:
1
H2 (๐‘”) + O2 (๐‘”) → H2 O(๐‘“๐‘™)
2
Üblicherweise setzt man die molare freie Standardbildungsenthalpie einer Verbindung
gleich ihrem chemischen Potential.
๐บ ๐œƒ (H2 O)
1
= ๐œ‡ ๐œƒ (H2 O) = Δ๐ต ๐บ ๐œƒ (H2 O) − Δ๐ต ๐บ ๐œƒ (H2 ) − Δ๐ต ๐บ ๐œƒ (O2 )
๐‘›
2
11.7 Die Temperaturabhängigkeit von ๐‘ฒ๐œฝ
Wir berechnen jetzt für den einfachsten Fall die Temperaturabhängigkeit von ๐พ.
Wir hatten bei ๐‘ = konst und ๐‘‡ = konst gefunden:
ln๐พ ๐œƒ = −
1 Δ๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ
๐‘… ๐‘‡
Ändern wir die Temperatur, so gilt (๐‘ = konst)
100
Δ๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ
d
๏ฟฝ
dln๐พ
1
๐‘‡ ๏ฟฝ
๏ฟฝ
๏ฟฝ =− ๏ฟฝ
๏ฟฝ
d๐‘‡ ๐‘
๐‘…
d๐‘‡
๐œƒ
๐‘
๐บ
Die Temperaturabhängigkeit von ๐‘‡ bzw.
damit für die Reaktionsenthalpie:
๐œ‡
๐‘‡
hatten wir bereits berechnet und wir erhalten
Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ
dln๐พ ๐œƒ
๏ฟฝ =
๏ฟฝ
d๐‘‡ ๐‘
๐‘…๐‘‡ 2
Diese Gleichung nennt man die van’t Hoff’sche Gleichung. Wir integrieren unbestimmt,
unter der Annahme, dass Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ konstant ist.
๏ฟฝ dln๐พ ๐œƒ = ๏ฟฝ
ln๐พ ๐œƒ = −
Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ
d๐‘‡
๐‘…๐‘‡ 2
Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ 1
๐‘…
๐‘ฆ =๐‘Ž๐‘ฅ+๐‘
๐‘‡
+๐ถ
๐ถ = Integrationskonstante
1
Dies ist eine Geradengleichung, d.h. die Auftragung von ln๐พ ๐œƒ gegen ๐‘‡ sollte eine Gerade
liefern.
ln๐พ ๐œƒ
โˆ†๐ป ๐œƒ
๐‘Ž=−
๐‘…
โˆ†๐ป ๐œƒ > 0
ln๐พ ๐œƒ
1
T
Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ > 0 Wärme wird aufgenommen vom
System: endotherm. ๐พ wird größer mit
steigendem ๐‘‡
โˆ†๐ป ๐œƒ
๐‘Ž=−
๐‘…
โˆ†๐ป ๐œƒ < 0
1
T
Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ < 0 Wärme wird abgegeben vom
System: exotherm. ๐พ fällt mit steigendem ๐‘‡
Im Allgemeinen hängt Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ von der Temperatur ab, so dass wir dies bei der Integration
berücksichtigen müssen.
101
11.8. Das chemische Gleichgewicht und โˆ†๐’“ ๐‘ฎ
Die Freie Reaktionsenthalpie setzt sich aus der Reaktionsenthalpie und der
Reaktionsentropie zusammen.
โˆ†๐‘Ÿ ๐บ = โˆ†๐‘Ÿ ๐ป − ๐‘‡โˆ†๐‘Ÿ ๐‘†
Setzen wir für โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† die Temperaturabhängigkeit von โˆ†๐‘Ÿ ๐บ ein, ergibt sich
dโˆ†๐‘Ÿ ๐บ
โˆ†๐‘Ÿ ๐บ = โˆ†๐‘Ÿ ๐ป + ๐‘‡ ๏ฟฝ
d๐‘‡
๏ฟฝ
๐‘
Man nennt diese beiden Gleichungen auch die Gibbs-Helmholtz-Gleichung.
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป und โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† können unterschiedliche Vorzeichen haben und beeinflussen daher das
Gleichgewicht und seine Temperaturabhängigkeit, wie dies mit den folgenden Beispielen
gezeigt wird.
exotherm
โˆ†๐ป
๏‚
โˆ†๐บ
−๐‘‡โˆ†๐‘†
Reaktion:
H2(g) + Cl2(g) → 2 HCl(g)
๐œƒ
Δ๐ต ๐ป298
/(kJmol−1)
0
0
2 (-92,4)
130,6
223,0
2 (186,7)
0
2(-95,4)
๐œƒ
๐‘†298
/(kJmol−1)
๐œƒ
Δ๐ต ๐บ298
/(kJmol−1 )
0
๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐‘‹๐‘–
๐‘–
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ = − 184,8
โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† ๐œƒ = + 19,8
โˆ†๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ = − 190,8
Δ๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ = Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ − ๐‘‡Δ๐‘Ÿ ๐‘† ๐œƒ = −184,8 kJmol−1 − 298 K โˆ™ 19,8 kJmol−1 K −1
= −๐Ÿ๐Ÿ—๐ŸŽ, ๐Ÿ– kJmol−1
102
exotherm
โˆ†G
๏‚‚
โˆ†H
- Tโˆ†S
Reaktion:
C2H5OH(fl) + 3 O2(g) → 2 CO2(g) +3 H2O(fl)
๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐‘‹๐‘–
๐‘–
๐œƒ
โˆ†๐ต ๐ป298
/(kJmol−1 )
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ = −1366,1
๐œƒ
๐‘†298
/(kJmol−1 )
โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† ๐œƒ = −138,8
๐œƒ
โˆ†๐ต ๐บ298
/(kJmol−1 )
โˆ†๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ = −1325,6
Δ๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ = Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ − ๐‘‡Δ๐‘Ÿ ๐‘† ๐œƒ = −1366,1 kJmol−1 − 298 K (−138,8) kJmol−1 K −1 = −๐Ÿ๐Ÿ‘๐Ÿ๐Ÿ’, ๐Ÿ• kJmol−1
endotherm
โˆ†๐ป
๏‚ƒ
−๐‘‡โˆ†๐‘†
Reaktion:
๐œƒ
โˆ†๐ต ๐ป298
/(kJmol−1 )
โˆ†๐บ
1
N2 O5 (๐‘“) → 2 NO2 (๐‘”) + O2 (๐‘”)
2
๐œƒ
๐‘†298
/(Jmol−1 ๐พ −1 )
๐œƒ
โˆ†๐ต ๐บ298
/(kJmol−1 )
๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐‘‹๐‘–
๐‘–
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ = 109,4
โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† ๐œƒ = 470,1
โˆ†๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ = −30,3
Δ๐‘Ÿ ๐บ ๐œƒ = Δ๐‘Ÿ ๐ป ๐œƒ − ๐‘‡Δ๐‘Ÿ ๐‘† ๐œƒ = 109,4 kJmol−1 − 298 K โˆ™ 470,1 Jmol−1 K −1 = −๐Ÿ‘๐ŸŽ, ๐Ÿ‘ kJmol−1
Damit eine chemische Reaktion in einer bestimmten Richtung ablaufen kann, muss
โˆ†๐‘Ÿ ๐บ < 0 sein. Da sich โˆ†๐‘Ÿ ๐บ aus โˆ†๐‘Ÿ ๐ป und ๐‘‡โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† zusammensetzt, können die folgenden Fälle
auftreten, damit โˆ†๐‘Ÿ ๐บ < 0 wird:
103
1.
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป < 0 (exotherm) und โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† > 0 (d.h. −๐‘‡โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† < 0)
2.
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป < 0 (exotherm) und โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† < 0 (d.h. −๐‘‡โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† > 0)
dann muss gelten, dass |โˆ†๐‘Ÿ ๐ป| > |๐‘‡โˆ†๐‘Ÿ ๐‘†| ist.
3.
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป > 0 (endotherm) und โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† > 0 (d.h. −๐‘‡โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† < 0)
dann muss gelten, dass |โˆ†๐‘Ÿ ๐ป| < |๐‘‡โˆ†๐‘Ÿ ๐‘†| ist.
4.
Der vierte Fall โˆ†๐‘Ÿ ๐ป > 0 und โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† < 0 kann nicht auftreten, da โˆ†๐‘Ÿ ๐บ dabei nie negativ
werden kann.
Beispiele für die ersten 3 Fälle sind in den Abbildungen ๏‚ - ๏‚ƒ dargestellt.
Wir können auch den Einfluss der Temperatur auf das Gleichgewicht (โˆ†๐‘Ÿ ๐บ) an Hand der
Gibbs-Helmholtz-Gleichung qualitativ diskutieren. Annahme: โˆ†๐‘Ÿ ๐ป und โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† seien konstant.
Wir erhöhen die Temperatur. Dann ergibt sich:
Fall 1: Erhöhung der Temperatur ändert die Gleichgewichtslage nicht, d.h. โˆ†๐‘Ÿ ๐บ bleibt
immer negativ.
Fall 2: Erhöhung der Temperatur ändert die Gleichgewichtslage, da mit Vergrößern von
(−๐‘‡โˆ†๐‘Ÿ ๐‘†) โˆ†๐‘Ÿ ๐บ positiv wird, d.h. die Reaktionsrichtung umgekehrt wird.
Fall 3: Erhöhung der Temperatur ändert die Gleichgewichtslage nicht, โˆ†๐‘Ÿ ๐บ bleibt immer
negativ.
Grundsätzlich gilt also, dass je höher die Temperatur ist, desto stärker bestimmt das
Vorzeichen der Entropieänderung die Reaktionsrichtung. Typische Beispiele sind
Dissoziationreaktionen. Dabei entstehen aus einem Teilchen mindestens zwei Teilchen.
Mehrere Einzelteilchen haben immer eine größere Entropie als das Teilchen, aus dem sie
entstehen. Daraus folgt, dass je höher die Temperatur, desto stärker die Dissoziation.
Beispiel:
H2 O → H + + OH −
๐พ 0 = {H + }{OH − }
0 (298
−14
๐พ
K) = 10
๐พ 0 (398 K) = 10−12
Diese Überlegungen sind sehr allgemein. Sie zeigen, dass bei hinreichend hohen
Temperaturen alle Moleküle in die einzelnen Atome zerlegt werden. Bei noch höherer
Temperatur erfolgt als weitere Dissoziation die Ionisierung aller Elemente, z.B.
Na → Na+ + ๐‘’,
Na+ → Na2+ + ๐‘’ usw.
104
12. Reaktionskinetik
Die Reaktionskinetik beschäftigt sich mit der zeitlichen Veränderung der Konzentrationen
in chemisch reagierenden Systemen.
Die Thermodynamik beschreibt Gleichgewichtszustände. Die Kinetik beschreibt wie
schnell die Gleichgewichtszustände erreicht werden, d.h. zusätzlich zu den üblichen
Parametern der Thermodynamik tritt hier noch die Zeit, ๐‘ก, auf.
12.1. Definition der Reaktionsgeschwindigkeit
Wir betrachten eine Reaktion
Am Anfang sei
d๐ด
๐ด →๐ต
→
→
[๐ด] = [๐ด]0
[๐ต] = 0
− ๏ฟฝ d๐‘ก ๏ฟฝ
๐‘ก=0
Anfangskonzentration
kein ๐ต vorhanden
=Anfangsgeschwindigkeiten
d๐ด
− ๏ฟฝ ๏ฟฝ= Geschwindigkeit
d๐‘ก
zur Zeit t
Man definiert als Reaktionsgeschwindigkeit:
−
d[๐ด]
d๐‘ก
=
Ä๐‘›๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ๐‘ข๐‘›๐‘” ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐พ๐‘œ๐‘›๐‘ง๐‘’๐‘›๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘ก๐‘–๐‘œ๐‘› ๐‘ฃ๐‘œ๐‘› ๐ด
๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก
Da man die Reaktionsgeschwindigkeit als positive Zahl angibt, multipliziert man bei
verschwindenden Stoffen mit −1.
Bestimmt man die Geschwindigkeit bei ๐‘ก = 0, so erhält man die
“Anfangsgeschwindigkeit“, die zur Konzentration [๐ด]0 gehört.
Untersucht man die Geschwindigkeit bei verschiedenen Anfangskonzentrationen, findet
man, dass die Geschwindigkeit von der Konzentration abhängt.
−
d[๐ด]
= ๐‘“[๐ด]
d๐‘ก
105
Aus der chemischen Reaktionsgleichung (1) ergibt sich, dass aus 1 ๐ด jeweils 1 ๐ต gebildet
wird, d.h. die Konzentration von ๐ด nimmt ab, die von ๐ต nimmt zu.
−
d[๐ด]
d[๐ต]
=+
d๐‘ก
d๐‘ก
Die Reaktionsgeschwindigkeit einer chemischen Reaktion kann also sowohl durch
Messung von ๐ด als auch durch Messung von ๐ต ermittelt werden.
Verallgemeinerung:
๐œ๐ด ๐ด + ๐œ๐ต ๐ต → ๐œ๐ถ ๐ถ + ๐œ๐ท ๐ท
Wir hatten die Größe ๐œ‰ als Reaktionsvariable eingeführt:
d๐‘›๐‘– = ๐œ๐‘– d๐œ‰
Differenzieren wir nach ๐‘ก, so erhalten wir:
d๐œ‰
d๐‘›๐‘–
= ๐œ๐‘–
d๐‘ก
d๐‘ก
Dividiert man durch das Volumen in dem die Reaktion abläuft (๐‘‰ soll konstant bleiben bei
der Reaktion), so erhält man:
d๐‘›๐‘–
๐‘‰d๐‘ก
d๐œ‰
= ๐œ๐‘– ๐‘‰d๐‘ก =
−1 −1
−1
Einheit: [ mol L s = M s ]
d๐‘๐‘–
d๐‘ก
Allgemeine Definition der Reaktionsgeschwindigkeit:
1 d๐‘๐‘–
๐œ๐‘– d๐‘ก
d๐œ‰
= ๐‘‰d๐‘ก Abkürzung =
d๐‘ฅ
d๐‘ก
oder Abkürzung = ๐œ
Beispiel: 5 A + 2 B → C + 3D
−
1 d[๐ด]
1 d[๐ต] d[๐ถ] 1 d[๐ท]
=−
=
=
5 d๐‘ก
2 d๐‘ก
d๐‘ก
3 d๐‘ก
Entsprechend dieser Definition kann die Reaktionsgeschwindigkeit durch einen beliebigen
Stoff ๐‘– gemessen werden. Division durch ๐œ๐‘– (Vorzeichen beachten) ergibt immer den
gleichen Zahlenwert.
106
12.2. Die Reaktionsgeschwindigkeitsgleichung
−
d[๐ด]
= ๐‘“[๐ด]
d๐‘ก
Man findet, dass die
Reaktionsgeschwindigkeit von der Zeit
bzw. von der Konzentration abhängt. Trägt
man z.B.
d๐ด
− d๐‘ก gegen die Konzentration von ๐ด auf,
findet man je nach der betrachteten
Reaktion verschiedene Zusammenhänge:
−
−
d[๐ด]
d๐‘ก
d[๐ด]
d๐‘ก
= ๐‘˜[๐ด]
−
d[๐ด]
d๐‘ก
= ๐‘˜[๐ด]2
= ๐‘˜ ≠ ๐‘“[๐ด]
−
d[๐ด]
d๐‘ก
= ๐‘˜[๐ด]3
d๐ด
Diese verschiedene Abhängigkeiten von d๐‘ก von ๐ด benutzt man zur Klassifikation der
Reaktionsgeschwindigkeitsgleichungen. Man nennt
d๐ด
Reaktion 0. Ordnung
d๐ด
Reaktion 2. Ordnung
− d๐‘ก = ๐‘˜
d๐ด
Reaktion 1. Ordnung
d๐ด
Reaktion 3. Ordnung
− d๐‘ก = ๐‘˜๐ด
− d๐‘ก = ๐‘˜๐ด2
− d๐‘ก = ๐‘˜๐ด3
Definition:
Reaktionsordnungen
Die Reaktionsordnung ist die Summe der Exponenten der
Konzentrationen in der Geschwindigkeitsgleichung.
Beispiele:
d๐ด
Reaktion 0. Ordnung: − d๐‘ก = ๐‘˜๐ด0 = ๐‘˜
Reaktion (๐‘Ž + ๐‘)ter Ordnung:
Hat man verschiedene Reaktionspartner ๐ด und ๐ต, so findet man allgemein:
d๐ด
− d๐‘ก = ๐‘˜๐ด๐‘Ž ๐ต ๐‘
Die Ordnung der Reaktion ist dann (๐‘Ž + ๐‘)
Reaktion mit gebrochener Ordnung:
d๐ด
1
− d๐‘ก = ๐‘˜๐ด2 ๐ต
Die Ordnung der Reaktion ist 1,5
107
0. Ordnung
d๐ด
−
=๐‘˜
d๐‘ก
๐ด
๐‘ก
− ๏ฟฝ d๐ด = ๐‘˜ ๏ฟฝ d๐‘ก
๐ด0
0
๐ด
−๐ด ๏ฟฝ = ๐‘˜๐‘ก = −๐ด + ๐ด0
๐ด0
๐ด = ๐ด0 − ๐‘˜๐‘ก
1. Ordnung (Elementarreaktion)
d๐ด
−
= ๐‘˜๐ด
d๐‘ก
๐ด
๐‘ก
d๐ด
−๏ฟฝ
= ๐‘˜ ๏ฟฝ d๐‘ก
A
๐ด0
0
๐ด
−ln๐ด ๏ฟฝ = ๐‘˜๐‘ก
๐ด0
ln
๐ด
= −๐‘˜๐‘ก
๐ด0
๐ด = ๐ด0 exp(−๐‘˜๐‘ก)
2. Ordnung (Elementarreaktion)
d๐ด
−
= ๐‘˜๐ด2
d๐‘ก
๐ด
๐‘ก
d๐ด
− ๏ฟฝ 2 = ๐‘˜ ๏ฟฝ d๐‘ก
A
๐ด0
3.Ordnung
d๐ด
= ๐‘˜๐ด3
d๐‘ก
๐ด
๐‘ก
d๐ด
− ๏ฟฝ 3 = ๐‘˜ ๏ฟฝ d๐‘ก
A
−
0
๐ด0
1 ๐ด
− ๏ฟฝ− ๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐‘˜๐‘ก
๐ด ๐ด0
0
1
๐ด
− ๏ฟฝ− 2 ๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐‘˜๐‘ก
2๐ด ๐ด0
1 1
−
= ๐‘˜๐‘ก
๐ด ๐ด0
1
1
=
+ ๐‘˜๐‘ก
๐ด ๐ด0
1
1
−
= ๐‘˜๐‘ก
2๐ด2 2๐ด20
1
1
=
+ 2๐‘˜๐‘ก
๐ด2 ๐ด20
1
Zusammenhang zwischen Halbwertzeit und Geschwindigkeitskonstante: Integration wird durchgeführt von ๐ด0 bis ๐ด0 und entsprechend von ๐‘ก = 0 bis ๐œ (Halbwertzeit)
1
๐ด = ๐ด0 − ๐‘˜๐œ1/2
2 0
๐‘˜=
๐ด0
2๐œ1/2
Beispiele: Heterogene Katalyse
Enzymkinetik → keine
Elementarreaktion
ln
1
๐ด
2 0
๐ด0
= −๐‘˜๐œ1/2
−ln2 = −๐‘˜๐œ1/2
๐‘˜=
ln2
๐œ1/2
Beispiele:
radioaktiver Zerfall
32
P → 32S + e
N2O4 → 2 NO2
1
1
=
+ ๐‘˜๐œ1/2
๐ด0 ๐ด0
2
2
1
−
= ๐‘˜๐œ1/2
๐ด0 ๐ด0
1
๐‘˜=
๐ด0 ๐œ1/2
Beispiele: Esterverseifung
J2 + H2 →2 H J
2
1
1
=
+ 2๐‘˜๐œ1/2
๐ด0 2 ๐ด20
๏ฟฝ ๏ฟฝ
2
4
1
−
= 2๐‘˜๐œ1/2
๐ด20 ๐ด20
3
= 2๐‘˜๐œ1/2
๐ด30
3
๐‘˜= 2
2๐ด0 ๐œ1/2
Beispiel:
2 NO + O2 → 2 NO2
108
Die Reaktionsordnung erlaubt die Einordnung in einen mathematischen Formalismus, d.h.
alle Reaktionen, die die gleiche Reaktionsordnung haben, gehorchen den gleichen
Gleichungen (siehe Tabelle S. 3). Die Kenntnis der Reaktionsordnung erlaubt im Allgemeinen
keine Aussage über den Mechanismus.
Bsp.
N 2 O5
๐‘˜1
2 NO2 +
N 2 O4 +
N 2 O4
๐‘˜2
→
2 NO2
P
→
32
32
(
)
1
2
1
2
O2
O2
alles Reaktionen 1.
Ordnung
S+e
3−
2 ๏ฃฎ Mn C2 O 42− ๏ฃน → 2 Mn 2+ + 5C2 O 42− + 2 CO 2
3๏ฃป
๏ฃฐ
Komplizierte Reaktionen laufen immer über eine Zahl von einfachen Teilschritten (z.B.
Verbrennung von Benzin)
C7 H16 + 10 O2 → 6 CO2 + 7 H2O + CO + H2
Bei ‘einfachen Teilschritten’ ist die stöchiometrische Gleichung identisch mit dem
molekularen Mechanismus. Man nennt dies ‘Elementarreaktion’. Elementarreaktionen
sind immer 1. oder 2. Ordnung in seltenen Fällen 3. Ordnung. Der Grund hierfür ist, dass
der gleichzeitige Zusammenstoß von 3 Molekülen sehr unwahrscheinlich ist.
Def.: Der Reaktionsmechanismus ist die Gesamtheit aller Elementarreaktionen einer
Reaktion.
Bsp:
Gesamtreaktion:
H2O2
→
H2O +
1
2
O2
Mechanismus des Zerfalls von H 2 O 2 in der Gasphase
H2O2 + M
→
2 OH + M
OH + H2O2
→
H2O + HO2
HO2 + OH
→
H2O + O2
2 HO2
→
H2O2 + O2
(M ist ein beliebiger Stoßpartner)
Bsp.
Aufstellen der Differentialgleichungen für Mechanismus einer Enzymreaktion:
(๐‘† = Substrat, ๐‘ƒ = Produkt, ๐ธ = Enzym)
Gesamtreaktion ๐‘† → ๐‘ƒ
Mechanismus (Michaelis-Menten-Kinetik)
109
1) Alle Teilschritte sind entweder 1. oder 2. Ordnung.
2) Alle Wege, die zu einer Substanz führen, müssen berücksichtigt werden; Zunahme
positiv, Abnahme negativ.
3) Lösung des Differentialgleichungssystems
a) analytisch mit Hilfe von Vereinfachungen
b) numerische Integration (Rechner)
๐ธ+๐‘†
๏ฃง๏ฃง1 →
←๏ฃง
k − 1๏ฃง
k
๐ธ+๐‘†
๐ธ๐‘†
๐ธ๐‘†
๏ฃง๏ฃง1 →
k −1
๏ฃง๏ฃง
→
k2
๏ฃง๏ฃง→
d[๐ธ๐‘†]
d๐‘ก
d[๐ธ]
d๐‘ก
=
k
๏ฃง๏ฃง2 →
k
๐ธ๐‘†
๐ธ๐‘†
๐ธ+๐‘†
๐ธ+๐‘ƒ
๐ธ+๐‘ƒ
Einzelschritte
d[๐‘ƒ]
d๐‘ก
=
=
๐‘˜1 [๐ธ][๐‘†] − ๐‘˜−1 [๐ธ๐‘†] − ๐‘˜2 [๐ธ๐‘†]
d[๐‘†]
d๐‘ก
=
−๐‘˜1 [๐ธ][๐‘†] + ๐‘˜−1 [๐ธ๐‘†]
๐‘˜2 [๐ธ๐‘†]
Geschwindigkeitsgleichungen
−๐‘˜1 [๐ธ][๐‘†] + ๐‘˜−1 [๐ธ๐‘†] + ๐‘˜2 [๐ธ๐‘†]
12.3. Experimentelle Bestimmung der Reaktionsordnung und der
Geschwindigkeitskonstanten
a)
b)
Grafisch: Auftragung, so dass Gerade entsteht (siehe Grafik S. 99).
Die Auftragung, die zu einer Geraden führt, ergibt die Reaktionsordnung. Aus der
Steigung dieser Geraden entnimmt man die Geschwindigkeitskonstante.
0. Ordnung ๐ด gegen ๐‘ก
1. Ordnung ln๐ด gegen ๐‘ก
1
2. Ordnung ๐ด gegen ๐‘ก
Halbwertszeiten = ๐‘“(๐ด0 ) ?
Ausprobieren
siehe Tabelle Seite 99
110
c)
−
Methode der Anfangsgeschwindigkeiten
d๐ด
= ๐‘˜[๐ด]๐‘Ž [๐ต]๐‘ = ๐‘ฃ
d๐‘ก
−๏ฟฝ
d๐ด
๏ฟฝ = ๐‘ฃ1
d๐‘ก 1
d๐ด
− ๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐‘ฃ2
d๐‘ก 2
Für die Anfangsbedingungen 1:
Für die Anfangsbedingungen 2:
Division beider Gleichungen:
๐‘ฃ1 = ๐‘˜[๐ด1 ]๐‘Ž [๐ต1 ]๐‘
๐‘ฃ2 = ๐‘˜[๐ด2 ]๐‘Ž [๐ต2 ]๐‘
๐‘ฃ1 ๐‘˜[๐ด1 ]๐‘Ž [๐ต1]๐‘
=
๐‘ฃ2 ๐‘˜[๐ด2 ]๐‘Ž [๐ต2 ]๐‘
Die experimentellen Bedingungen werden so gewählt, dass in Versuch 1 und 2 sich nur ๐ด
unterscheidet, dass aber ๐ต gleich ist [๐ต1] = [๐ต2]. Man erhält dann
๐‘ฃ
๐‘Ž
lg ๐‘ฃ1
[๐ด1 ]
[๐ด1 ]
๐‘ฃ1 [๐ด1 ]๐‘Ž
๐‘ฃ1
2
=
=๏ฟฝ
๏ฟฝ → lg = ๐‘Ž lg
→๐‘Ž=
๐‘Ž
[๐ด ]
[๐ด2 ]
[๐ด2 ]
๐‘ฃ2 [๐ด2 ]
๐‘ฃ2
lg 1
[๐ด2 ]
In zwei anderen Experimenten werden die Bedingungen so gewählt, dass ๐ต verschieden ist,
aber ๐ด jeweils gleich ist [๐ด3 ] = [๐ด4 ].
Man erhält
๐‘ฃ
๐‘
lg ๐‘ฃ3
[๐ต3 ]
[๐ต3 ]
๐‘ฃ3 ๐‘˜[๐ด3 ]๐‘Ž [๐ต3 ]๐‘
๐‘ฃ3
4
=
=๏ฟฝ
๏ฟฝ → lg = ๐‘ lg
→๐‘=
๐‘Ž
๐‘
[๐ต ]
[๐ต4 ]
[๐ต4 ]
๐‘ฃ4 ๐‘˜[๐ด4 ] [๐ต4 ]
๐‘ฃ4
lg 3
[๐ต4 ]
Wenn ๐‘Ž und ๐‘ bekannt sind, kann ๐‘˜ aus jeder dieser Gleichungen bestimmt werden z.B.:
111
๐‘˜=
๐‘ฃ2
๐‘ฃ3
=
= ๐‘ข๐‘ ๐‘ค.
[๐ด2 ]๐‘Ž [๐ต2 ]๐‘ [๐ด3 ]๐‘Ž [๐ต3 ]๐‘
d) Wenn einer der reagierenden Stoffe im großen Überschuss vorhanden ist, kann man
folgende Vereinfachungen machen:
๐ด+๐ต
→
Produkte
d๐ต
=
๐‘˜[๐ด0 ]
=
๐‘˜[๐ด][๐ต]
− d๐‘ก
−
Bsp.:
d[๐ต]
d๐‘ก
= ๐‘˜ ∗ [๐ต]
=
๐‘˜∗
z.B. [๐ด0 ] > 100 [๐ต0], d.h. ๐ด ändert sich bei
der Reaktion praktisch nicht ( = konstant)
Reaktion ‘pseudoerster Ordnung’
Bestimmung von ๐‘˜ ∗ wie üblich (nach Methode a, b oder
c),dann Berechnung von ๐‘˜ nach Gl. 4.8 mit der bekannten
Konzentration [๐ด0 ]
d๐ต
= ๐‘˜[๐ต][๐ด]
d๐‘Ÿ
= ๐‘˜[๐ด][๐ต] = ๐‘˜ ∗ [๐ต]
Hydrolyse eines Esters
R
−C O
− O๏€ณ
R' + H 2 O
๏€ฑ๏€ด๏€ด
๏€ฒ๏€ด๏€ด
๏ป
B
A
→ R − C O O H + R'O H
Die Konzentration des Esters (B) liegt üblicherweise zwischen (10−3 − 10−1) M, die des Wassers
ist 55,5 M, d.h. die Wasserkonzentration ändert sich auch bei vollständigem Umsatz praktisch
nicht. Betrachten wir eine Lösung von 10−1 M Ester in Wasser, so ist die Wasserkonzentration
darin etwa 55 M (nachrechnen und vergleichen mit der Wasserkonzentration in reinem
Wasser).
12.4. Temperaturabhängigkeit der Geschwindigkeitskonstanten
Empirisch wurde von Arrhenius gefunden:
๐ธ
๐‘˜ = ๐‘˜0 exp ๏ฟฝ− ๐‘…๐‘‡๐‘Ž ๏ฟฝ
๐‘˜
๐‘˜0
๐ธ๐‘Ž
=
=
=
=
Geschwindigkeitskonstante
Geschwindigkeitskonstante bei ๐‘‡ → ∞
maximale Geschwindigkeitskonstante
Aktivierungsenergie
Für eine Reaktion müssen zunächst zwei Moleküle zusammenstoßen, d.h. die maximale
Reaktionsgeschwindigkeit, die man messen kann ist gleich der Stoßzahl ( = Zahl der
Zusammenstöße zwischen allen ๐ด- und ๐ต-Molekülen). Diese Zahl ist sehr groß (PC I,
Thermodynamik Kap. 3.4); die gemessenen Reaktionsgeschwindigkeiten sind viel kleiner.
112
Daraus folgt, dass nicht alle Zusammenstöße zur Reaktion führen. Der Grund liegt in der
unterschiedlichen Geschwindigkeit der Moleküle, wodurch die Zusammenstöße
unterschiedlich heftig (mit verschiedenen Energien) erfolgen. Um jedoch reagieren zu
können, müssen die Elektronenwolken der Moleküle soweit deformiert werden, dass sie sich
neu ordnen können, d.h. man benötigt dazu beim Stoß eine gewisse Mindestenergie. Diese
Energie nennt man die Aktivierungsenergie (da sie das Molekül für die Reaktion ‘aktiviert’).
Interpretation:
๐‘˜0
^
Stoßzahl zwischen ๐ด und ๐ต
๐‘˜
๐ธ
=
exp ๏ฟฝ− ๐‘…๐‘‡๐‘Ž ๏ฟฝ ^ Bruchteil der Zusammenstöße, die eine
๐‘˜
0
Energie ๐ธ ≥ ๐ธ๐‘Ž besitzen
In einem Energiediagramm sieht der Reaktionsverlauf wie folgt aus:
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป 0 = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐ป๐‘–0
= Reaktionsenthalpie
โˆ†๐‘Ÿ ๐‘ˆ 0 = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐‘ˆ๐‘–0
= Reaktionsenergie
Aus dem Diagramm liest man direkt ab:
Δ๐ป 0 (bzw. Δ๐‘ˆ 0 )
=
๐ธ๐‘Ž (hin) − ๐ธ๐‘Ž (rück)
Verschiedene Temperaturabhängigkeiten von ๐‘˜
113
Bestimmung von ๐‘ฌ๐’‚ :
1) Bestimmung der Reaktionsordnung und ๐‘˜
2) Durchführung dieser Messungen bei verschiedenen
Temperaturen
1
3) Auftragung ln๐‘˜ gegen ๐‘‡
4) Steigung im Diagramm ist ๏ฟฝ−
๐‘Ž=
ln๐‘˜2 − ln๐‘˜1
1
1
๐‘‡2 − ๐‘‡1
=
๐‘˜
=
=
ln๐‘˜
๐‘ฆ
๐ธ๐‘Ž
๐‘…
๏ฟฝ
๐ธ
๐‘˜0 exp ๏ฟฝ− ๐‘…๐‘‡๐‘Ž ๏ฟฝ
๐ธ
1
ln๐‘˜0 − ๐‘…๐ด ๐‘‡
๐‘
+ ๐‘Ž ๐‘ฅ
Differenziert man die Gleichung, erhält man:
๐ธ๐‘Ž
dln๐‘˜
=
๐‘…๐‘‡ 2
d๐‘‡
(analog zur van’t Hoff’schen Gleichung).
12.5. Hin- und Rückreaktion
Chemische Reaktionen können sowohl in Hin- als auch in Rückrichtung ablaufen (bis jeweils
zum Gleichgewichtszustand).
๐ด+๐ต
d๐ด
d๐‘ก
d๐ด
d๐‘ก
๏ฃง๏ฃง
๏ฃง1 ๏ฃง
→
←
k2
k
= −๐‘˜1 [๐ด][๐ต]
= ๐‘˜2 [๐ถ][๐ท]
๐ถ+๐ท
Hin
Rück
d๐ด
Gesamt: d๐‘ก = −๐‘˜1 [๐ด][๐ต] + ๐‘˜2 [๐ถ][๐ท]
Wenn sich die Konzentration von A nicht mehr ändert (Gleichgewicht) gilt:
d๐ด
= 0 = −๐‘˜1 [๐ด]๐บ๐‘™ [๐ต]๐บ๐‘™ + ๐‘˜2 [๐ถ]๐บ๐‘™ [๐ท]๐บ๐‘™
d๐‘ก
Oder
[๐ถ]๐บ๐‘™ [๐ท]๐บ๐‘™ ๐‘˜1
=
=๐พ
[๐ด]๐บ๐‘™ [๐ต]๐บ๐‘™ ๐‘˜2
Die Geschwindigkeitskonstanten ๐‘˜1 und ๐‘˜2 hängen nicht von den Konzentrationen ab, ihr
Verhältnis ist die Gleichgewichtskonstante.
114
ab hier ist
A und C
konstant
d.h.
d๐ด
=0
d๐‘ก
C
Bsp.:
๐ป2 + ๐ฝ2
2๐ป๐ฝ
1 d[๐ป๐ฝ]
2 d๐‘ก
1 d[๐ป๐ฝ]
2 d๐‘ก
๏ฃง๏ฃง1 →
k
๏ฃง๏ฃง2 →
k
=
=
2๐ป๐ฝ
๐ป2 + ๐ฝ2
๐‘˜1 [๐ป2 ][๐ฝ2 ]
−๐‘˜2 [๐ป๐ฝ]2
bei ๐‘‡ = 500 K wurde gefunden (Bodenstein):
๐‘˜1
๐‘˜2
=
4,3 . 10−1 M−1 s−1
=
6,4 . 10−3 M−1 s−1
๐‘˜1 4,3 โˆ™ 10−1 M −1 s−1
๐พ=
=
= 67
๐‘˜2 6,4 โˆ™ 10−3 M −1 s−1
12.6. Parallelreaktionen
Manchmal können 2 oder mehrere parallele Reaktionen auftreten z.B.
kB
๐ด
kC
๐ต weiße Kristalle (erwünscht)
๐ถ schwarzer Teer (unerwünscht)
d[๐ด]
= ๐‘˜๐ต [๐ด] + ๐‘˜๐ถ [๐ด] = (๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ )[๐ด]
d๐‘ก
d๐ด
− [๐ด] = (๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ )d๐‘ก Integration: ๐ด = ๐ด0 exp{−(๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ )๐‘ก}
−
Für ๐ต ergibt sich
d๐ต
d๐‘ก
๐ต
= ๐‘˜๐ต [๐ด] = ๐‘˜๐ต ๐ด0 exp{−(๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ )๐‘ก}
๐‘ก
๏ฟฝ d๐ต = ๐‘˜๐ต ๐ด0 ๏ฟฝ exp{−(๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ )๐‘ก}d๐‘ก
0
0
115
๐ต
=
๐‘ก
๐‘˜๐ต ๐ด0
๐‘˜๐ต ๐ด0
[1 − exp{−(๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ )๐‘ก}]
exp{−(๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ )๐‘ก} ๏ฟฝ =
๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ
๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ
0
Für ๐ถ ergibt sich entsprechend:
๐ถ=
๐‘˜๐ถ ๐ด0
[1 − exp{−(๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ )๐‘ก}]
๐‘˜๐ต + ๐‘˜๐ถ
Die schnellere Reaktion bestimmt die Geschwindigkeit und das bevorzugte Produkt.
In der Abbildung ist ein Fall dargestellt, bei dem zum Produkt ๐ถ ein geringerer
Aktivierungsberg führt (^ schnellere Reaktion), zu B führt ein höherer Aktivierungsberg (^
langsamer) aber die Endprodukte B sind sehr viel stabiler, d.h. sie reagieren praktisch nicht
mehr zu den Edukten zurück.
Führt man in diesem Fall die Reaktion kurze Zeit durch, bildet sich praktisch nur ๐ถ (^
kinetisch kontrollierte Reaktion), führt man sie längere Zeit durch, verschwindet ๐ถ wieder
(durch Rückreaktion) und es bildet sich dann nur ๐ต (^ thermodynamisch kontrollierte
Reaktion).
12.7. Folgereaktionen
๐ด
๏ฃง๏ฃง1 →
k
bei ๐‘ก = 0 soll gelten
๐ต
๏ฃง๏ฃง2 →
k
๐ถ
๐ด = ๐ด0 , ๐ต = 0, ๐ถ = 0
Für die verschiedenen Stoffe gilt:
d[๐ด]
= −๐‘˜1 [๐ด]
d๐‘ก
d[๐ต]
= ๐‘˜1 [๐ด] − ๐‘˜2 [๐ต]
d๐‘ก
116
d[๐ถ]
= ๐‘˜2 [๐ต]
d๐‘ก
Die Integration der ersten Gleichung ergibt:
๐ด = ๐ด0 exp(−๐‘˜1 ๐‘ก)
Dieser Ausdruck wird in die Differentialgleichung für ๐ต eingesetzt
d[๐ต]
= ๐‘˜1 ๐ด0 exp(−๐‘˜1 ๐‘ก) − ๐‘˜2 ๐ต
d๐‘ก
Die Lösung dieser Differentialgleichung ergibt (siehe Nebenrechnung)
[๐ต] =
๐‘˜1 [๐ด0 ]
{exp(−๐‘˜1 ๐‘ก) − exp(−๐‘˜2 ๐‘ก)}
๐‘˜2 − ๐‘˜1
Eingesetzt in Differentialgleichung für ๐ถ erhält man dann:
[๐ถ] = ๐ด0 ๏ฟฝ1 −
๐‘˜2
๐‘˜1
exp(−๐‘˜1 ๐‘ก) +
exp(−๐‘˜2 ๐‘ก)๏ฟฝ
๐‘˜2 − ๐‘˜1
๐‘˜2 − ๐‘˜1
Je nach der Größe von ๐‘˜1 und ๐‘˜2 sieht der Konzentrations-Zeitverlauf verschieden aus (siehe
Abbildung)
[Abbildungen: Samuel R. Logan: Grundlagen der Chemischen Kinetik. Wiley-VCH 1997, S. 47]
Wenn ๐‘˜2 โ‰ซ ๐‘˜1 dann ist [๐ต] sehr klein, dann ist auch
d[๐ต]
(
d๐‘ก
= ๐‘˜1 [๐ด] − ๐‘˜2 [๐ต]) gilt:
Daraus ergibt sich:
[๐ต] =
d[๐ต]
d๐‘ก
d[๐ต]
๐‘˜1
๐‘˜2
[๐ด]
d๐‘ก
sehr klein, so dass für Gleichung
= ๐‘˜1 [๐ด] − ๐‘˜2 [๐ต] ≈ 0
Setzt man obige Gleichung in die Geschwindigkeitsgleichungen ein, so erhält man:
117
d[๐ถ]
= ๐‘˜2 [๐ต] = ๐‘˜1 [๐ด]
d๐‘ก
Diese Gleichung kann man direkt integrieren und erhält:
๐ถ = ๐ด0 {1 − exp(−๐‘˜1 ๐‘ก)}
Diese Gleichung ist die vereinfachte Form der Differentialgleichung, wenn [๐ต] sehr klein ist.
Bei dieser Näherung wird also angenommen, dass sich die Konzentration des
Zwischenprodukts
B
praktisch
nicht
ändert.
Man
nennt
diese
Näherung
die
‘Quasistationarität’ (d.h. eigentlich ist B nicht wirklich konstant, aber diese Annahme ist für
viele Reaktionen eine gute Näherung). Diese Annahme erleichtert die mathematische
Behandlung sehr und wurde von Bodenstein für die Behandlung komplizierter
Reaktionsmechanismen eingeführt.
12.8. Katalyse
Katalysatoren beeinflussen die Geschwindigkeit der Reaktionen. Sie haben die folgenden
Eigenschaften:
1. Sie beschleunigen die Geschwindigkeit der Hin- und der Rückreaktion, d.h. sie beeinflussen
nicht die Gleichgewichtskonstante einer chemischen Reaktion (wenn das nicht so wäre
könnte man ein Perpetuum mobile konstruieren).
2. Sie gehen aus der Reaktion unverändert hervor. Dies bedeutet, dass man nur sehr geringe
Mengen eines Katalysators benötigt.
3. Katalysatoren sind zum Teil hochspezifisch. Sie beschleunigen nur bestimmte Reaktionen.
Sind verschiedene Reaktionswege möglich (Parallelreaktionen), so können Katalysatoren
einen bestimmten Reaktionsweg bevorzugen, so dass praktisch nur eine Reaktion abläuft.
4. Proteine (Enzyme) sind natürliche Katalysatoren. Zusätzlich zu den Eigenschaften 1-3 ist
bei ihnen zu berücksichtigen, dass ihre Eigenschaften vom pH-Wert, Salzkonzentration und
von der Temperatur (Denaturierung der Proteine) abhängen.
5. Katalysatoren wirken durch Herabsetzung der Aktivierungsenergie und durch günstigere
gegenseitige Orientierung der Reaktanten.
118
Bsp.
H2O2
→
H2O +
๐ธ๐‘Ž
๐ธ๐‘Ž
=
=
71 kJ mol−1 (nicht katalysiert)
8 kJ mol−1 (katalysiert durch das Enzym Katalase)
1
2
O2
12.9. Enzymkatalyse
Die einfachste Vorstellung davon, wie ein Enzym arbeitet, wurde 1913 von Michaelis und
Menten entwickelt. Das Enzym ๐ธ bindet das Substrat ๐‘† zum Enzymsubstratkomplex ๐ธ๐‘†. ๐ธ๐‘†
kann entweder in die Edukte ๐ธ und S oder in die Produkte ๐ธ und ๐‘ƒ zerfallen. Die
Reaktionsgleichungen lauten:
๐ธ + ๐‘†
1
๏ฃง๏ฃง
→
←
๏ฃง
k −1๏ฃง
k
๐ธ๐‘†
๏ฃง๏ฃง2 →
k
Die Reaktion erfolgt also in zwei Schritten:
๐ธ + ๐‘ƒ
(10.1)
1. Bindung des Substrats an das Enzym
2. Bildung und Freisetzung des Produkts
Die Bindung des Substrats erfolgt an einer bestimmten Stelle des Enzyms; diese nennt man
das aktive Zentrum. Anschaulich sieht das so aus:
119
Die Geschwindigkeit ๐‘ฃ einer chemischen Reaktion kann man durch die Zunahme der
Produktkonzentration messen, d.h.
(10.2)
→
๐‘ฃ
≡
d[๐‘ƒ]
d๐‘ก
Für ๐ธ๐‘† gilt folgende Gleichung:
→
d[๐ธ๐‘†]
=
d๐‘ก
=
๐‘˜2 [๐ธ๐‘†]
(10.3)
๐‘˜1 [๐ธ] [๐‘†] − ๐‘˜−1 [๐ธ๐‘†] − ๐‘˜−2 [๐ธ๐‘†]
Gibt man nun zum freien Enzym das Substrat hinzu, so wird sich ๐ธ๐‘† bilden. Danach wird das
Produkt freigesetzt, und dabei auch freies Enzym gebildet, das erneut in die Reaktion
eingehen kann. Nach einer kurzen Anlaufphase wird die Geschwindigkeit der Bildung von ๐ธ๐‘†
genau so groß sein wie die des Zerfalls: das bedeutet, dass sich die Konzentration von ๐ธ๐‘†
nicht ändert. Mathematisch bedeutet das:
(10.4)
d[๐ธ๐‘†]
= 0
d๐‘ก
Mit dieser Vereinfachung (‘Stationaritätsbedingung’) erhält man aus den Gleichungen (10.3)
und (10.4):
(10.5)
๐‘˜1 [๐ธ][๐‘†]
[๐ธ๐‘†] =
๐‘˜−1 + ๐‘˜2
Darin bedeuten [๐ธ] und [๐‘†] die freie Enzym- bzw. Substratkonzentration. Man kann nun die
Gesamtenzym- [๐ธ]0 bzw. Gesamtsubstratkonzentration [๐‘†]0 einführen, die sich aus der
jeweils eingesetzten Menge ergibt. Aus der Massenbilanz ergibt sich dann:
[๐ธ]0
[๐‘†]0
=
=
[๐ธ] + [๐ธ๐‘†]
[๐‘†] + [๐ธ๐‘†]
(10.6)
(10.7)
Da man üblicherweise nur sehr geringe Enzym- aber hohe Substratkonzentrationen einsetzt,
kann man die ๐ธ๐‘†-Konzentration neben der freien Substratkonzentration vernachlässigen, d.h.
es gilt:
(10.8)
[๐‘†]
[๐‘†]0
=
Setzt man die Gleichungen (10.6), (10.7) und (10.8) in Gleichung (10.5) ein, so erhält man:
120
[๐ธ๐‘†]
=
[๐ธ๐‘†] ๐‘˜−1 + [๐ธ๐‘†]๐‘˜2 + k1 [๐ธ๐‘†][๐‘†]
[๐ธ๐‘†] (๐‘˜−1 + ๐‘˜2 + ๐‘˜1 [๐‘†])
=
=
[๐ธ๐‘†] (๐‘˜−1 + ๐‘˜2 )
[๐ธ๐‘†]
[๐ธ๐‘†]
Man führt folgende Abkürzung ein:
=
=
๐‘˜1 ([๐ธ]0 − [๐ธ๐‘†])[๐‘†]
๐‘˜−1 + ๐‘˜2
๐‘˜1 ([๐ธ]0 − [๐ธ๐‘†])[๐‘†] = ๐‘˜1 [E]0 [๐‘†] − k1 [๐ธ๐‘†][๐‘†]
๐‘˜1 [E]0 [๐‘†]
๐‘˜1 [E]0 [๐‘†]
๐‘˜1 [E]0 [๐‘†]
๐‘˜−1 + ๐‘˜2 + ๐‘˜1 [๐‘†]
[๐ธ]0 [๐‘†]
=
๐‘˜−1 + ๐‘˜2
+ [๐‘†]
๐‘˜1
(10.9)
(10.10)
๐‘˜−1 + ๐‘˜2
= ๐พ๐‘š
๐‘˜1
und nennt diese Größe Michaelis-Menten-Konstante. Setzt man Gleichung (10.10) in
Gleichung (10.9) ein, und diese dann in Gleichung (10.2), so ergibt sich:
๐‘ฃ=
๐‘˜2 [๐ธ]0 [๐‘†]
๐พ๐‘š + [๐‘†]
Man führt noch folgende Abkürzung ein:
๐‘˜2 [๐ธ]0 ≡ ๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ
(10.11)
(10.12)
Die Größe ๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ /[๐ธ]0 nennt man auch die Wechselzahl oder den „turnover“ des Enzyms.
Diese Größe ist die maximale Geschwindigkeit der Reaktion. Aus den Gleichungen (10.11) und
(10.12) ergibt sich dann die Michaelis-Menten-Gleichung:
(10.13)
๐‘ฃ=
๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ [๐‘†]
๐พ๐‘š + [๐‘†]
Die Abbildung 1 zeigt schematisch die Abhängigkeit der Geschwindigkeit, ๐‘ฃ, von der
Substrat-konzentration ๐‘† nach Gleichung (10.13) (‘Michaelis-Menten-Kinetik’):
121
Anhand der Gleichung (10.13) kann man verschiedene Grenzfälle diskutieren:
1.
Kleine Substratkonzentrationen
[๐‘†] โ‰ช ๐พ๐‘š
Dann kann man den Summanden [๐‘†] neben ๐พ๐‘š im Nenner von Gleichung
vernachlässigen und erhält:
(10.14)
(10.13)
(10.15)
๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ
[๐‘†]
๐‘ฃ=
๐พ๐‘š
d.h. die Geschwindigkeit der Reaktion ist proportional zur Substratkonzentration
(linearer Bereich in der Abbildung)
2.
Hohe Substratkonzentration
(10.16)
[๐‘†] โ‰ซ ๐พ๐‘š
Dann kann man den Summanden ๐พ๐‘š neben [๐‘†] im Nenner von Gleichung (10.1)
vernachlässigen und erhält:
(10.17)
๐‘ฃ = ๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ
d.h. die Geschwindigkeit der Reaktion hängt nicht mehr von der
Substratkonzentration ab. Die Reaktion hat ihre Maximalgeschwindigkeit erreicht
(siehe Abbildung).
3.
Die Substratkonzentration sei so groß wie ๐พ๐‘š :
[๐‘†] = ๐พ๐‘š
Dann erhält man aus Gleichung (10.13)
๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ [๐‘†]
๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ [๐‘†]
๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ
๐‘ฃ =
=
=
[๐‘†] + [๐‘†]
2[๐‘†]
2
(10.18)
(10.19)
122
d.h. die halbmaximale Geschwindigkeit wird gerade dann erreicht, wenn die Substratkonzentration so groß ist wie der Wert von ๐พ๐‘š . Umgekehrt hat man eine einfache
Möglichkeit den ๐พ๐‘š -Wert abzuschätzen: Er entspricht gerade der Konzentration, bei
der die halbmaximale Geschwindigkeit erreicht wird (siehe Abbildung).
Bildet man der Reziprokwert der Gleichung (10.13), so ergibt sich:
1 ๐พ๐‘š + [๐‘†]
1
๐พ๐‘š 1
=
=
+
๐‘ฃ
๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ [๐‘†]
๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ ๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ [๐‘†]
๐‘ฆ =๐‘+๐‘Ž๐‘ฅ
1
1
Auftragung ๐‘ฃ gegen ๐‘† ergibt eine Gerade (Lineweaver-Burk-Auftragung)
1
1
๐‘ฃ
๐‘†๐‘ก๐‘’๐‘–๐‘”๐‘ข๐‘›๐‘” =
๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ
−
๐พ๐‘š
๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ
1
๐พ๐‘š
Aus dieser Auftragung kann
man ๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ und ๐พ๐‘š ermitteln.
1
[๐‘†]
12.10. Aktivierungsenergie bei komplexen Reaktionen
1. Bei Elementarreaktionen gilt:
๐ธ๐‘Ž > 0
2. Bei Reaktionen zwischen Radikalen (Atomen) kann auch der Fall ๐ธ๐‘Ž ≈ 0 auftreten.
3. Übliche chemische Reaktionen haben Aktivierungsenergien zwischen 50 - 100 kJ mol−1.
4. Bei Reaktionen 2. Ordnung in wässriger Lösung ist die kleinste Aktivierungsenergie etwa
20 kJ mol−1. Diese resultiert aus der Diffusion der Reaktionspartner zueinander.
Bei Reaktionen, die aus mehreren Teilschritten zusammengesetzt sind, können zusätzliche
Effekte auftreten.
Wir betrachten:
(13.1)
๐ธ + ๐‘†
→
←
๐พ1
๐ธ๐‘†
→
←
๐พ2
๐ธ๐‘ƒ
vorgelagerte Gleichgewichte
Die Reaktionsgeschwindigkeit ist:
๏ฃง๏ฃง3 →
k
๐ธ + ๐‘ƒ
(13.2)
123
d[๐‘ƒ]
= ๐‘˜3 [๐ธ๐‘ƒ]
d๐‘ก
Für ๐ธ๐‘ƒ ergibt sich (angenähert)
Für ๐ธ๐‘† ergibt sich (angenähert)
Aus (13.3) und (13.4) erhält man dann:
๐พ2 =
[๐ธ๐‘ƒ]
[๐ธ๐‘†]
[๐ธ๐‘†]
→ [๐ธ๐‘ƒ] = ๐พ2 [๐ธ๐‘†]
๐พ1 = [๐ธ][๐‘†] → [๐ธ๐‘†] = ๐พ1 [๐ธ][๐‘†]
(13.3)
(13.4)
(13.5)
[๐ธ๐‘ƒ] = ๐พ2 [๐ธ๐‘†] = ๐พ2 โˆ™ ๐พ1 โˆ™ [๐ธ] โˆ™ [๐‘†]
Setzen wir (13.5) in Gleichung (13.2) ein, ergibt sich:
d[๐‘ƒ]
= ๐‘˜3 [๐ธ๐‘ƒ] = ๐‘˜3 ๐พ2 ๐พ1 [๐ธ][๐‘†]
d๐‘ก
= ๐‘˜๐‘”๐‘’๐‘š [๐ธ][๐‘†]
(13.6)
d[๐‘ƒ]
wobei ๐‘˜๐‘”๐‘’๐‘š die beobachtete Geschwindigkeitskonstante ist, wenn
gemessen wird.
d๐‘ก
Misst man die Geschwindigkeitskonstante bei verschiedenen Temperaturen, so ergibt sich
nach Arrhenius:
(13.7)
๐ธ๐‘Ž (๐‘”๐‘’๐‘š)
ln ๐‘˜๐‘”๐‘’๐‘š = ln ๐‘˜0,๐‘”๐‘’๐‘š −
๐‘…๐‘‡
Wenn wir nur den Schritt 3 messen, erhält man
ln ๐‘˜3 = ln ๐‘˜0,3 −
๐ธ๐‘Ž (3)
๐‘…๐‘‡
Für die Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten ๐พ2 und ๐พ1 gilt die
van’t Hoff’sche Gleichung:
โˆ†๐ป 0 (2)
ln ๐พ2 = −
+ ln ๐พ0,2
๐‘…๐‘‡
โˆ†๐ป 0 (1)
ln ๐พ1 = −
+ ln ๐พ0,1
๐‘…๐‘‡
Es gilt nach Gleichung (13.6):
ln ๐‘˜๐‘”๐‘’๐‘š = ln ๐‘˜3 + ln ๐พ1 + ln ๐พ2
Wir setzen ๐‘˜3 , ๐พ1 , ๐พ2 in die Gleichungen (13.8), (13.9) und (13.10) ein und erhalten:
(13.8)
(13.9)
(13.10)
(13.11)
(13.12)
124
ln ๐‘˜๐‘”๐‘’๐‘š = ln ๐‘˜0,3 −
๐ธ๐‘Ž (3)
๐‘…๐‘‡
+ ln ๐พ0,2 −
โˆ†๐ป 0 (2)
๐‘…๐‘‡
+ ln๐พ0,1 −
โˆ†๐ป 0 (1)
๐‘…๐‘‡
Zusammenfassen zu einer Konstanten = ln ๐ถ
1
= ln๐ถ − ๐‘…๐‘‡ [๐ธ๐‘Ž (3) + โˆ†๐ป 0 (2) + โˆ†๐ป 0 (1)]
Vergleich mit experimentellem Ergebnis:
ln๐‘˜๐‘”๐‘’๐‘š = ln๐‘˜0,๐‘”๐‘’๐‘š −
(13.13)
1
[๐ธ (๐‘”๐‘’๐‘š)]
๐‘…๐‘‡ ๐‘Ž
d.h. die gemessene Aktivierungsenergie setzt sich zusammen aus ๐ธ๐ด des Schrittes 3 und den
Reaktionsenthalpien von Schritt 1 und Schritt 2. Reaktionsenthalpien können >0 oder < 0
sein. Daher kann die gemessene Aktivierungsenergie auch < 0 sein, z.B.:
๐ธ๐‘Ž๐‘”๐‘’๐‘š = ๐ธ๐‘Ž (3) + โˆ†๐ป 0 (1) + โˆ†๐ป 0 (2)
−5 kJmol−1
= 40 kJmol−1 − 25 kJmol−1 − 20 kJmol−1 =
125
13. Adsorption und heterogene Katalyse
13.1 Die Langmuir’sche Adsorptionsisotherme
Wir betrachten die Adsorption eines Stoffes aus der Gasphase auf der Oberfläche eines
Festkörpers. Dieses Modell wurde von Langmuir 1916 beschrieben.
Moleküle im Gas
unbesetzte Plätze (7)
Adsorbierte Moleküle (3)
Oberfläche mit Bindungsplätzen (10)
Die Zahl der Bindungsplätze auf der Festkörperoberfläche ist: ๐‘๐ต
Die Zahl der adsorbierten Moleküle ist:
๐‘๐‘Ž๐‘‘
Den Anteil der bedeckten Plätze nennen wir den Bedeckungsgrad
und erhalten:
๐‘๐‘Ž๐‘‘
๐œƒ=
๐‘๐ต
(13.1)
Wenn alle Bindungsplätze belegt sind, so ist
๐‘๐‘Ž๐‘‘ = ๐‘๐ต d.h. es ergibt sich ๐œƒ = 1
Man nennt dies eine „monomolekulare“ Bedeckung, weil eine Schicht von Molekülen auf der
Oberfläche angelagert ist.
Die Zahl der freien Bindungsplätze ist:
๐‘๐น๐‘Ÿ๐‘’๐‘– = ๐‘๐ต − ๐‘๐‘Ž๐‘‘
Wir dividieren durch ๐‘๐ต und erhalten für den Anteil der freien Plätze:
๐‘๐น๐‘Ÿ๐‘’๐‘–
๐‘๐‘Ž๐‘‘
= 1−
= 1−๐œƒ
๐‘๐ต
๐‘๐ต
(13.2)
Um dieses Modell quantitativ zu beschreiben, machen wir folgende Annahmen:
126
1. Die Oberfläche des Festkörpers hat eine bestimmte Zahl von Bindungsplätzen, an jeden
kann sich nur ein Molekül anlagern.
2. Wenn ein Molekül aus der Gasphase auf einen freien Bindungsplatz stößt, kann es haften
bleiben; stößt es auf einen besetzten Platz, wird es reflektiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass es
haften bleibt, hängt nicht vom Bedeckungsgrad ๐œƒ ab, d.h. es gibt keine Wechselwirkung
zwischen den adsorbierten Teilchen. Um die Geschwindigkeit der Adsorption zu beschreiben,
verwenden wir eine Geschwindigkeitsgleichung zweiter Ordnung, d.h. die
Adsorptionsgeschwindigkeit ist proportional zur Konzentration der Teilchen in der Gasphase
(๐‘) und der Zahl der freien Bindungsplätze auf der Oberfläche (๐‘๐น๐‘Ÿ๐‘’๐‘– ).
(13.3)
d๐‘๐‘Ž๐‘‘
= ๐‘˜๐‘๐‘๐น๐‘Ÿ๐‘’๐‘–
d๐‘ก
Wir ersetzen ๐‘๐น๐‘Ÿ๐‘’๐‘– nach Gleichung (14.2), nennen ๐‘˜๐‘๐ต = ๐‘˜๐‘Ž๐‘‘ und erhalten:
d๐‘๐‘Ž๐‘‘
= ๐‘˜๐‘(1 − ๐œƒ)๐‘๐ต = ๐‘˜๐‘Ž๐‘‘ ๐‘(1 − ๐œƒ)
d๐‘ก
๐‘˜๐‘Ž๐‘‘
๐‘
1−๐œƒ
(13.4)
= Geschwindigkeitskonstante der Adsorption
= Druck (bzw. Partialdruck) in der Gasphase
= Anteil freier Plätze
3. Ein adsorbiertes Molekül kann wieder desorbieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass es
desorbiert wird, hängt nicht vom Bedeckungsgrad ab.
Für die Geschwindigkeit der Desorption verwenden wir daher eine
Geschwindigkeitsgleichung erster Ordnung und erhalten mit Gleichung 13.1:
d๐‘๐‘‘๐‘’๐‘ 
= ๐‘˜๐‘๐‘Ž๐‘‘ = ๐‘˜๐‘๐ต ๐œƒ = ๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘  ๐œƒ
d๐‘ก
(13.5)
๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘  = ๐‘˜๐‘๐ต =Geschwindigkeitskonstante der Desorption
4. Im Gleichgewicht ist die Geschwindigkeit der Adsorption und Desorption gleich. Es gilt:
(13.6)
d๐‘๐‘Ž๐‘‘ d๐‘๐‘‘๐‘’๐‘ 
=
d๐‘ก
d๐‘ก
Mit Gleichung 13.4 und 13.5 erhalten wir
127
๐‘˜๐‘Ž๐‘‘ ๐‘(1 − ๐œƒ) = ๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘  ๐œƒ
๐œƒ(๐‘˜๐‘Ž๐‘‘ ๐‘ + ๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘  ) = ๐‘˜๐‘Ž๐‘‘ ๐‘
๐œƒ=
=
๐‘˜๐‘Ž๐‘‘ ๐‘
๐‘˜๐‘Ž๐‘‘ ๐‘ + ๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘ 
๐‘˜๐‘Ž๐‘‘
๐‘
๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘ 
๐‘˜๐‘Ž๐‘‘
๐‘+1
๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘ 
๏ฟฝโˆ™
๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘ 
๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘ 
๐‘˜๐‘Ž๐‘‘
=๐‘Ž
๐‘˜๐‘‘๐‘’๐‘ 
,
๐‘Ž๐‘
๐‘
๐œƒ=
=
๐‘Ž๐‘ + 1 1 + ๐‘
๐‘Ž
(13.7)
๐‘Ž ist das Verhältnis der Geschwindigkeitskonstanten und daher eine
Gleichgewichtskonstante.
Man nennt sie hier Adsorptionskoeffizient.
Grafische Darstellung:
Wir haben zwei Bereiche:
Bei kleinen Drucken gilt:
๐‘Ž๐‘ โ‰ช 1 → ๐œƒ = ๐‘Ž๐‘
d.h. der Bedeckungsgrad ist proportional zu p.
Bei hohem Druck gilt:
๐‘Ž๐‘ โ‰ซ 1 → ๐œƒ = 1
d.h. die Oberfläche ist vollständig bedeckt
(Monomolekulare Bedeckung).
Um eine lineare Darstellung zu erhalten, bilden wir den Reziprokwert von Gleichung 13.7:
1 ๐‘Ž๐‘ + 1
11
=
=1+
๐œƒ
๐‘Ž๐‘
๐‘Ž๐‘
๐‘ฆ
= ๐‘ + ๐‘š๐‘ฅ
1
Wir tragen ๐œƒ gegen
1
๏ฟฝ๐‘š = ๐‘Ž๏ฟฝ
1
๐‘
(13.8)
auf. Aus der Steigung erhalten wir den Adsorptionskoeffizienten
128
Weiterführende Betrachtungen:
1
Adsorption von 2 Stoffen:
Dann gilt:
๐‘˜1 ๐œƒ๐ด = ๐‘˜2 ๐‘๐ด (1 − ๐œƒ๐ด − ๐œƒ๐ต )
๐‘˜3 ๐œƒ๐ต = ๐‘˜4 ๐‘๐ต (1 − ๐œƒ๐ด − ๐œƒ๐ต )
Aus diesen Gleichungen können wir wie bei Gleichung 14.7 ๐œƒ๐ด und ๐œƒ๐ต berechnen.
2
Dissoziation des Stoffes:
Zum Beispiel dissoziiert Wasserstoff H 2 → 2 H , wenn es an Platin adsorbiert. Dann
müssen immer 2 benachbarte Plätze frei sein (für Adsorption) bzw. besetzt sein (für
Desorption) und man erhält
๐‘˜1 ๐œƒ๐ด2 = ๐‘˜2 ๐‘๐ด (1 − ๐œƒ๐ด )2
3
Mehrschichtenadsorption
Über die monomolekulare Bedeckung hinaus können auch mehrere
Molekülschichten adsorbiert werden. Man kann die adsorbierte Stoffmenge mit der
Adsorptionisothermen von Freundlich beschreiben. Heute verwendet man
meistens die Adsorptionsisotherme von Brunauer, Emmett und Teller (BETIsotherme). Man bestimmt damit die Oberfläche von porösen Stoffen (siehe
Wedler). Bei einer Mehrschichtenadsorption berühren sich die adsorbierten
Teilchen (d.h. sie haben Wechselwirkungen), so dass sie ähnlich wie in einer
Flüssigkeit vorliegen. Mehrschichtenadsorption ist daher eine Vorstufe zur
Kondensation.
13.2 Heterogene Katalyse
Bei der heterogenen Katalyse befinden sich der Katalysator und Edukt/Produkt in
verschiedenen Phasen. Häufig ist der Katalysator ein Feststoff, auf seiner Oberfläche wird das
Edukt, das in der Gasphase oder der flüssigen Phase vorliegt, adsorbiert, dann läuft die
katalysierte chemische Umsetzung ab, und schließlich wird das Produkt desorbiert. Viele
129
chemische Prozesse, die großtechnisch eingesetzt werden, laufen auf diese Art ab (siehe
Beispiele im Heft Katalyse des FCI):
Beispiel: N2 + 3H2 โ‡„ 2NH3
NH3 + O2 โŸถ NO + H2 O
(Haber-Bosch) → Düngemittel
(Ostwald)
→ Salpetersäure
Langkettige Kohlenwasserstoffe → kurzkettige KW + Isomerisierungen
(„Cracken“ bei Benzinherstellung)
2NO โŸถ N2 + O2
C๐‘› H2๐‘›+2 + (1,5๐‘› + 1)O2 โŸถ ๐‘›CO2 + (๐‘› + 1)H2 O
KfZ-Katalysator
Anschaulich lässt sich der Prozess der heterogenen Katalyse folgendermaßen darstellen:
Katalysatoroberfläche
Diffusion der Produkte zur Oberfläche
Adsorption
Chemische Reaktion
Desorption
Diffusion der Produkte weg von Oberfläche
Die chemischen Reaktionsgleichungen lauten:
๐ด → ๐ด(๐‘Ž๐‘‘)
๐ด โ‡„ ๐ด(๐‘Ž๐‘‘)
๐ด๐‘Ž๐‘‘ โ‡„ ๐ต๐‘Ž๐‘‘
๐ต๐‘Ž๐‘‘ โ‡„ ๐ต
130
d๐ต
Die Geschwindigkeit der chemischen Reaktion ๏ฟฝ d๐‘ก ๏ฟฝ ist proportional zur Zahl der adsorbierten
Moleküle des Edukts, d.h. das Edukt kann in der Gasphase nicht direkt zu B reagieren. Wir
erhalten also
(13.9)
๐‘ฃ=
d[๐ต]
~๐‘(๐ด๐‘Ž๐‘‘ )
d๐‘ก
Die Zahl der adsorbierten A-Moleküle hängt natürlich von der Menge des
Feststoffkatalysators, genauer von seiner Oberfläche ab. Es ist daher sinnvoll, den
Bedeckungsgrad ๐œƒ einzuführen, der den Anteil der bedeckten Oberfläche angibt. Mit
Gleichung 14.1, 14.7 erhalten wir aus 14.9:
(13.10)
๐‘Ž๐‘
๐‘
d[๐ต]
= ๐‘˜๐‘Ÿ ๐œƒ๐ด = ๐‘˜๐‘Ÿ
= ๐‘˜๐‘Ÿ
๐‘ฃ=
1
1 + ๐‘Ž๐‘
d๐‘ก
๐‘Ž+๐‘
Dabei enthält die Geschwindigkeitskonstante ๐‘˜๐‘Ÿ auch die Größe der Oberfläche des
Katalysators (über ๐œƒ๐ด ).
Tragen wir die Geschwindigkeit gegen ๐‘ auf, erhalten wir die folgende Grafik:
Die maximale Geschwindigkeit erhalten wir
1
aus 13.10 für ๐‘ƒ โ‰ซ ๐‘Ž
๐‘ฃ(๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ) = ๐‘˜๐‘Ÿ
(13.11)
Dies bedeutet, dass wir die Geschwindigkeit der Reaktion durch Erhöhung des Partialdrucks
(oder der Konzentration) von ๐ด nicht weiter erhöhen können. Eine Vergrößerung der
Katalysatormenge erhöht die Geschwindigkeit. Eigentlich muss man natürlich die Oberfläche
des Katalysators erhöhen. Da Katalysatoren meist sehr teuer sind, ist es daher sinnvoll, bei
konstanter Menge des Katalysators seine Oberfläche zu vergrößern. Dies erreicht man durch
eine möglichst feine Verteilung des Katalysators oder durch eine sehr dünne Schicht auf
einem Trägermaterial.
131
Wir setzen Gleichung 13.11 in 13.10 ein:
๐‘ฃ = ๐‘ฃ(๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ)
๐‘
1
+๐‘
๐‘Ž
bilden den Reziprokwert und erhalten:
1
1
1 1
=
+
๐‘ฃ ๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ ๐‘ฃ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ ๐‘Ž ๐‘
1
(13.12)
(13.13)
1
Wir tragen ๐‘ฃ gegen ๐‘ auf und erhalten eine Gerade:
Dieses Ergebnis ist völlig analog zu den Ergebnissen, die wir bei der Enzymkatalyse erhalten
hatten. Auch dort gibt es eine Maximalgeschwindigkeit, die man beobachtet, wenn die
katalytischen Bindungsplätze vollständig belegt sind.
Beispiel: Der „Katalysator“ im Abgaskatalysator von Kfz ist feinverteiltes Platin/Rhodium, das
auf der Oberfläche einer porösen Oxidkeramik verteilt ist.
Das Abgas aus dem Motor strömt durch die auf ca. 560°C erwärmte Keramik und die
umzusetzender Edukte (Kohlenwasserstoffe, NO) adsorbieren auf dem Katalysator. Wenn
dessen Oberfläche vollständig bedeckt ist, ist die maximale Geschwindigkeit erreicht.
Üblicherweise wird die Menge des Abgaskatalysators so dimensioniert, dass aus der
Abgasmenge, die bei einer Kfz-Geschwindigkeit von 100 km h-1 entsteht, die Schadstoffe
praktisch vollständig aus dem vorbeiströmenden Gas adsorbiert und umgesetzt werden
können. Da der Kraftstoffverbrauch und die Abgasmenge mit steigender Geschwindigkeit
stark ansteigen, wird oberhalb von 100 km h-1 der Anteil der umgesetzten Schadstoffe immer
geringer (Hinweis: Auch beim Starten eines Kfzs funktioniert der Abgaskatalysator nicht, da er
noch nicht die Betriebstemperatur von ca. 500°C erreicht hat).
132
Die Abbildung zeigt schematisch ein Energiediagramm bei der Katalyse: Zunächst wird der
Stoff adsorbiert. Dabei wird die Adsorptionsenthalpie (โˆ†๐‘Ž๐‘‘ ๐ป(๐ด)) frei, dann findet die
chemische Reaktion statt (Aktivierungsenergie, ๐ธ๐‘Ž ) und schließlich wird ๐ต desorbiert
(−โˆ†๐‘Ž๐‘‘ ๐ป(๐ต))
133
14. Grundlagen der Spektroskopie
Definition Spektroskopie: Überführung von Molekülen von einem energiearmen Zustand in
einen energiereicheren Zustand, wobei die notwendige Energie in Form von
elektromagnetischer Strahlung zugeführt wird. Die absorbierte Frequenz entspricht den
unterschiedlichen Energieniveaus des Moleküls, die wiederum Rückschlüsse auf die Struktur
zulassen.
Definition optischer Spektroskopie: Unter der optischen Spektroskopie werden Verfahren
verstanden, bei denen Wechselwirkungen von Licht mit Materie untersucht werden. Diese
Wechselwirkungen sind für jede Molekülsorte charakteristisch, so dass man damit die
verschiedenen Stoffe identifizieren kann (qualitative Analyse). Zudem hängen die
Wechselwirkungen von der Stoffmenge ab, so dass deren Menge bestimmt werden kann
(quantitative Analyse).
Elektromagnetische Strahlung (Photon): Das Photon (von griechisch „Licht“) ist die
elementare Anregung des quantisierten elektromagnetischen Feldes (Lichtwelle).
Anschaulich gesprochen sind Photonen das, woraus elektromagnetische Strahlung besteht,
daher wird gelegentlich auch die Bezeichnung Lichtteilchen verwendet.
Tatsächlich ist Licht beides – Welle und Teilchen, denn
Photonen sind quantenmechanische Objekte (= WelleTeilchen-Dualismus). Das bedeutet, dass Photonen
beides gleichzeitig sind. Je nachdem, welche seiner
Eigenschaften man misst, zeigt es sich mehr als Teilchen
oder mehr als Welle.
→Eine elektromagnetische Welle besteht aus
gekoppelten elektrischen und magnetischen Feldern,
die senkrecht-aufeinander stehen.
134
Elektromagnetisches Spektrum: Die Abbildung zeigt das elektromagnetische Spektrum mit
den verschiedenen Einheiten (Energie, Frequenz, Wellenzahl und Wellenlänge), die mit den
Gleichungen (siehe unten) errechnet werden.
Sichtbares Licht
Wellenlänge, ๐œ† /nm
Frequenz, ๐œˆ in s−1
Energie, E in eV
Wellenzahl, ๐œˆ๏ฟฝ in cm−1
Sichtbares Licht: Licht ist eine elektromagnetische Welle, die Wellenlänge des sichtbaren
Lichtes zwischen 400 nm (blau) und 700 nm (rot) liegt. Licht kleinerer Wellenlänge als 400 nm
wird als Ultraviolett (UV-Licht) bezeichnet, Licht mit größerer Wellenlänge als 700 nm wird als
Infrarot (IR-Licht) bezeichnet.
Newton (1675) hat als erster beschrieben, dass (weißes) Sonnenlicht mit Hilfe eines
Glasprismas in Licht verschiedener Farben zerlegt werden kann und er bezeichnete diese
Auffächerung des weißen Lichtes als ''Spektrum'' (lat. Erscheinung). Man versteht heute unter
dem Spektrum die Größe der Absorption oder Emission einer Substanz in Abhängigkeit von
der Wellenlänge.
Infrarot
Rot
Gelb
Grün
Blau
Newton 1675
Ultraviolett
Ritter 1801
135
Die Wellenlängen der heute bekannten elektromagnetischen Wellen reichen von km bis fm.
Die Wellenlängen, Frequenz und Energie der Strahlung hängen wie folgt zusammen:
๐ธ =โ„Žโˆ™๐œˆ
und
erhält man
๐‘ =๐œˆโˆ™๐œ†
1
๐ธ = โ„Žโˆ™๐‘โˆ™๐œ†
d.h. die Energie eines Lichtquants ist proportional zur Frequenz und umgekehrt proportional
zur Wellenlänge.
Die Größe ๐œˆ๏ฟฝ = 1/๐œ† wird Wellenzahl genannt, anschaulich gibt sie die Zahl der Wellenlängen
pro Längeneinheit (z.B. cm−1) an.
Beispiel.
Gelbes Licht (Na):
๐œ† = 589 nm
Energie des Lichtquants:
โ„Ž๐‘ 6,6 โˆ™ 10−34 Js 3 โˆ™ 108 ms −1
=
๐ธ=
589 โˆ™ 10−9 m
๐œ†
= 3,4 โˆ™ 10−19 J = 2,1eV
(1eV = 1,6 โˆ™ 10−19 J)
๐ธ
3,4 โˆ™ 10−19 J
=๐œˆ=
= 5,2 โˆ™ 1014 s−1
โ„Ž
6,6 โˆ™ 10−34 Js
Impuls des Lichtquants:
๐ธ = ๐‘š๐‘ 2
๐ธ = โ„Ž๐œˆ
Zusammenfassung:
๐‘š=
โ„Ž๐œˆ
;
๐‘2
Energie:
Frequenz:
Wellenzahl
๐‘ = ๐‘š๐‘ =
โ„Ž๐œˆ โ„Ž
=
๐‘
๐œ†
๐ธ = โ„Ž๐œˆ
๐œˆ = ๐‘/๐œ† Einheit s−1
๐œˆ๏ฟฝ = 1/๐œ† Einheit cm−1
Mit ๐‘0 = 3 โˆ™ 108 ms −1 = Lichtgeschwindigkeit
โ„Ž = 6,6 โˆ™ 10−34 Js = Plancksche Wirkungsquantum
๐œˆ= Frequenz,
λ = Wellenlänge
Umrechnung der Energieeinheiten:
1 eV
ist die Energie, die ein Elektron aufnimmt wenn es durch
eine elektrische Potentialdifferenz von 1 Volt beschleunigt
136
wird. Die Ladung eines Elektrons ist
๐‘„(๐ธ๐‘™๐‘’๐‘˜๐‘ก๐‘Ÿ๐‘œ๐‘›) = 1,6 โˆ™ 10−19 As
1eV = 1,6 โˆ™ 10−19 As โˆ™ 1 V = 1,6 โˆ™ 10−19 VAs = 1,6 โˆ™ 10−19 J
1 eV
Oder: 1 J = 1,6โˆ™10−19 = 6,2 โˆ™ 1018 eV
14.1. Arten der Spektroskopie
I)
Absorptions- und Emissionsspektroskopie
Für die Absorption und Emission von Strahlung ( ≡ Photonen), gilt die Energiebilanz:
Emission:
Absorption:
๐ธ2 − ๐ธ1 = โ„Ž๐œˆ
๐ธ1 + โ„Ž๐œˆ = ๐ธ2
Wobei E1 jeweils der Grundzustand, E2 der angeregte Zustand ist. Kirchhoff entdeckte 1859,
dass bei Atomen die Absorptions- und Emissionswellenlängen gleich sind (Dies gilt im
Allgemeinen nicht bei Molekülen) (Erste Entdeckung von Elementen mit Hilfe der
Spektralanalyse von Kirchhoff und Bunsen 1860: Cs und Rb).
Zur Beobachtung von Emissionsspektren führt man den Atomen Energie zu, z.B. thermische
Energie (Na-Atome in der Flamme eines Bunsenbrenners) oder durch elektrische Entladung
(Hg-Dampflampen). Messung der Intensität der emittierten Strahlung in Abhängigkeit der
Wellenlängen ergibt das Emissionsspektrum.
137
Messung der Intensität der absorbierten Strahlung in Abhängigkeit der Wellenlänge ergibt
das Absorptionsspektrum.
Bei Atomen ist das Absorptions- und Emissionsspektrum gleich. Bei Molekülen erfolgt die
Emission der Strahlung bei einer niedrigeren Energie (größerer Wellenlänge). Diesen Prozess
nennt man Fluoreszenz. Bei größeren Molekülen, insbesondere wenn sie in einem
Lösungsmittel vorliegen, gibt es im Vergleich zu den Verhältnissen bei Atomen sehr viele
erlaubte Energiezustände, so dass an Stelle von einzelnen Linien im Spektrum eine (oder
mehrere) Absorptionsbanden beobachtet werden.
II)
Polarisiert (linear, zirkular)
Erweiterung eines Absorptionsspektrometers: Erzeugung des polarisierten Lichts durch einen
Polarisator; Analyse des polarisierten Lichts durch einen Analysator.
Messung von z.B. chiralen Molekülen; Meßprinzip: bei gleicher Anordnung der
Durchlassrichtungen von Polarisator und Probenmolekülen kann das polarisierte Licht die
Probe ungehindert passieren; bei gekreuzter Anordnung wird das Lichts vollständig
ausgelöscht.
138
-> Einbeziehung von orientierungsabhängigen Komponenten
III)
Zeitaufgelöste Spektroskopie
Nach Absorption von Licht durch ein Molekül kann eine Abfolge von chemischen Reaktionen
in Gang gesetzt werden („Photochemie“). Die zeitaufgelöste Spektroskopie erlaubt es, diese
Reaktionen zu identifizieren und ihren Ablauf zu verfolgen (= Information über die Kinetik
einer Reaktion). Dabei wird ausgenutzt, dass sich bei lichtinduzierten Änderungen in der
Struktur des Moleküls sowohl die Absorption des Moleküls „seine Farbe“ wie auch die
Eigenschwingungen in charakteristischer Weise ändern.
Prinzip: Nach Anregung der zu untersuchenden Probe mit einem möglichst-kurzem Lichtpuls
wird die Änderung der Absorption/Emission/Transmission gemessen und gegen die Zeit
aufgetragen (Nobelpreise 1968 und 1999).
14.2 Häufig verwendete Anregungsenergien
Mößbauerspektroskopie: (entwickelt von R. Mößbauer, Nobelpreis 1961). Bei der
Mößbauerspektroskopie (oder auch Gammastrahlen-Resonanzspektroskopie) werden zur
Anregung Gammaquanten mit verschiedenen Energien benutzt. Damit kann bei
verschiedenen Materialien, deren Atome in der Lage sind, solche Gammaquanten zu
absorbieren, ein hochauflösendes Transmissionsspektrum aufgenommen werden. Wird eine
Probe mit einer entsprechend modulierten äußerst durchdringenden Gammastrahlung
durchleuchtet, so lässt sich ein materialtypisches Spektrum erzeugen.
Obwohl eine ganze Reihe von Elementen Isotope besitzen, die den Mößbauereffekt zeigen,
kommen für praktische Anwendungen nur wenige in Betracht. Die für die Festkörperchemie
139
wichtigsten Isotope sind: 57Fe, 119Sn, 121Sb und 151Eu. Hauptanwendung in der Biochemie ist
die Bestimmung des Oxidationszustandes von Eisen-Kofaktoren in Proteinen.
Röntgenabsorptionsspektroskopie (XAS): Dies ist ein Überbegriff über eine Vielzahl von
Methoden, die eine Absorption der Röntgenstrahlung im Bereich einer Absorptionskante
messen. Hat ein Röntgen-Quant ausreichend viel Energie, kann es ein Elektron aus einem
kernnahen Orbital herausschlagen; bei dieser Energie steigt daher die Absorption der
Röntgenstrahlung stark an.
Im speziellen ist es möglich ist, die Nahordnung um ein Atom elementspezifisch zu
untersuchen. Dabei können z.B. interatomare Abstände, Art, Anordnung und Anzahl der
Nachbaratome bestimmt werden. Weiterhin lassen sich Informationen über die
elektronischen Zustände gewinnen. Hier spielen vor allem die Oxidationsstufe, die Art der
Bindung und die Besetzung von Energiezuständen eine wesentliche Rolle.
Photoelektronenspektroskopie (PES/XPS) beruht auf dem äußeren Photoeffekt, bei dem
Photoelektronen durch elektromagnetische Strahlung aus einem Festkörper gelöst werden.
Sie wird zur Oberflächenanalyse, bei der die quantitative Zusammensetzung der obersten
Atomlagen einer Oberfläche für alle Elemente (mit Ausnahme von Wasserstoff und Helium)
bestimmt werden kann. Außerdem können Informationen über die chemische Struktur aus
den Bindungszuständen der Atome erhalten werden (Nobelpreis für K. Siegbahn 1981)
Infrarotspektroskopie (IR): Die Infrarotspektroskopie (heute werden fast ausschließlich
Fourier-Transform-IR Geräte benutzt (FT-IR)) ist eine weit verbreitete Analysetechnik zur
Identifikation und Analyse von Atomen und Molekülen. Die Methode stützt sich auf die
mikroskopische Interaktion von Infrarotlicht mit einer chemischen Substanz während eines
Absorptionsprozesses und resultiert in einem Bandenmuster, welches für jede Probe
einzigartig ist und sich daher wie ein „molekularer Fingerabdruck“ verhält. Grundlage dafür
sind die Anregung von Molekülschwingungen und Molekülrotationen (siehe Kapitel 3.5) und
die Tatsache, dass jede Molekülschwingung/rotation spezifisch für die jeweilige Bindung ist.
Paramagnetische Elektronenresonanz- (ESR) bzw. Kernresonanzspektroskopie (NMR):
(Nobelpreise: Physik 1952, Chemie 1991 und 2003) Beide Methoden beruhen auf der
magnetischen Resonanz, einer resonanten Wechselwirkung zwischen dem magnetischen
Moment von Atomkernen (bzw. ungepaarter Elektronen im Falle der EPR) der Probe, die sich
in einem starken statischen Magnetfeld befindet, mit einem hochfrequenten magnetischen
Wechselfeld.
Grundlage hierfür ist der sogenannte Zeeman-Effekt (Nobelpreis 1902), der die Aufspaltung
von Spektrallinien in einem äußeren Magnetfeld beobachtete. Die Aufspaltungen haben
ihren Ursprung in der Wechselwirkung des Magnetfeldes mit den magnetischen Momenten
innerhalb des Atoms, die vom Bahndrehimpuls und vom Spin des Elektrons erzeugt werden:
Elektronen oder Kerne treten in schwache Wechselwirkung mit dem äußeren Magnetfeld,
Übergänge zwischen den Energieniveaus (= Spinumkehr) werden durch elektromagnetische
Strahlung mit sehr kleiner Frequenz induziert, d.h. bei großen Wellenlängen im Mikrowellen
(ESR) bis hin zum Radiowellenbereich (NMR).
140
Es sind daher in der NMR nur solche Isotope zugänglich, die im Grundzustand einen von Null
verschiedenen Kernspin und damit ein magnetisches Moment besitzen. Zum Beispiel: 1H; 2D;
13
C; 15N; 17O; usw. Achtung: Die natürliche Häufigkeit von z.B. 13C ist 1,1%, daher sind auch alle
natürlichen Kohlenstoff-haltigen Moleküle mit der NMR zugänglich.
Auf der anderen Seite sind nur solche Proben ESR-aktiv, bei denen der Elektronenspin nicht
null ist. Zum Beispiel: Radikale, Übergangsmetalle, usw.
Anwendungen NMR: - zerstörungsfreier Nachweis der chemischen Inhaltsstoffen einer Probe
(qualitativ und quantitativ)
- Bestimmung von Molekülstrukturen (bis hin zu Proteinen und anderen
Biomolekülen)
- Dynamik von Molekülen
- Wechselwirkungen zwischen Molekülen
Spezialanwendung: Kernspintomographie (MRS) wird häufig in der Medizin verwendet und
bezeichnet ein NMR-Verfahren, mit dem NMR-aktive Atome (besonders Wasser) ortsaufgelöst
in einem Volumenelement durchgeführt werden können (Nobelpreis Medizin 2003). Damit
können verschiedene chemische Substanzen im lebenden Gewebe aufgrund ihrer
chemischen Verschiebung identifiziert und quantifiziert werden.
14.3. Mikroskopische Interpretation
Was passiert mit einem Molekül nach der Lichtabsorption? Bei der Absorption wird ein Elektron
des Moleküls in einen energetisch höheren Zustand angehoben. Das Molekül befindet sich in
einem angeregten Zustand, der mit einem * gekennzeichnet wird. Die Anregungsenergie
verliert das angeregte Molekül nach einiger Zeit wieder und kehrt dabei in seinen Grundzustand
zurück. Diese Rückkehr kann nach verschiedenen Mechanismen erfolgen:
1. Thermische Desaktivierung (Anregungsenergie wird
in Bewegungsenergie (Wärme) umgewandelt.
hν
M ๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→M *
Anregung
( Absorption)
2. Emission von Strahlung (Fluoreszenz)
(Anregungsenergie wird als Licht ausgesendet).
3. Photochemische Reaktion (Anregungsenergie wird
für chemische Reaktion benutzt) z.B. Photosynthese.
4. Energietransfer (Anregungsenergie wird auf ein
anderes Molekül übertragen).
141
Genauere quantenmechanische Betrachtung:
- Molekülorbitale (MO): Bei Ausbilden einer kovalenter Bindung zwischen Atomen wandeln
sich die beteiligen Atomorbitale (AO) in MO um. Eine wichtige Grundregel der
Molekülorbital-Theorie besagt, dass die Anzahl der resultierenden Molekülorbitale gleich
der Anzahl der wechselwirkenden Atomorbitale sein muss.
-> 2 AO ergeben 2 MO, eins davon ist bindend; eins anti-bindend. Diese werden nach ihrer
Energie nach mit den zur Verfügung stehenden Elektronen gefüllt (Pauli-Prinzip).
- HOMO, LUMO:
HOMO und LUMO sind Abkürzungen
für “highest occupied molecular orbital” und “lowest
unoccupied molecular orbital” nach dem MO-Schema.
Nur diese beiden Orbitale sind für Photochemie bzw. für
optische Spektroskopie interessant, da optische
Anregung nur Änderungen in diesen Orbitalen
hervorrufen können.
- Wechselwirkung Licht <-> Materie:
Übergänge
zwischen definierten Energieniveaus (Herleitung aus der
Quantenmechanik), siehe auch Kapitel 3.5.
- Rotations- und Schwingungsniveaus: Energiedifferenz zwischen zwei Rotationsübergängen ist viel geringer als zwischen zwei Schwingungsübergängen. Es ist zu
beachten, dass alle Rotations- und Schwingungsniveaus nach der Boltzmann-Verteilung
besetzt werden.
- Elektronische Übergänge: Auch hier ist zu beachten, dass alle elektronischen Niveaus nach
der Boltzmann-Verteilung besetzt werden. Bei Raumtemperatur sind jedoch fast alle
Moleküle im elektronischen Grundzustand.
142
- Optische Absorption und Fluoreszenz: Wird ein Molekül optisch angeregt, und deaktiviert
anschließend unter Aussenden von Licht, so spricht man von Photolumineszenz.
Bedingung für die Absorption von elektromagnetischer Strahlung ist die Parallelität des
Übergangsdipolmoments des Moleküls mit der Schwingungsebene der elektrischen
Feldkomponente des Photons. Das angeregte Molekül verweilt nach der Absorption eine
bestimmte Zeit im angeregten Zustand. Diese Zeit wird im Allgemeinen als Lebensdauer
bezeichnet. Da bei diesem Prozess keine Spinänderung erfolgt, ist diese Lebensdauer in
der Regel recht kurz (einige Pikosekunden). Nach dem Verweilen im angeregten Zustand
kann die Anregungsenergie sowohl strahlend (Fluoreszenz) als auch in einem
nichtstrahlend (z. B. Schwingungsrelaxation) abgegeben werden, woraufhin anschließend
der Fluorophor in seinen Grundzustand zurückkehrt.
Bei beiden Kanälen ist zu beachten, dass die Gesamtenergie, die vom System abgegeben
wird, aufgrund der Energieerhaltung immer gleich der Anregungsenergie ist. Daraus ergibt
sich unmittelbar, dass die Wellenlänge des emittierten Photons in der Regel nie kleiner sein
kann, also immer gleich groß oder größer ist als die des absorbierten Photons. Die
Wahrscheinlichkeit, mit der die Anregung eines Fluorophors tatsächlich zur Emission eines
Fluoreszenzphotons führt, nennt man seine Quantenausbeute.
143
14.4. Konzentrationsabhängigkeit der Absorption
Wird monochromatisches Licht durch eine absorbierende Lösung geschickt, so wird dessen
Intensität geschwächt. Die Intensität ist hier die spektrale Intensität ๐ผ๐œ† bei der Wellenlänge
๐œ† nach der spektralen Zerlegung des Lichts im Spektrometer.
๐ธ๐‘›๐‘’๐‘Ÿ๐‘”๐‘–๐‘’
๐ผ๐‘›๐‘ก๐‘’๐‘›๐‘ ๐‘–๐‘กä๐‘ก =
๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก โˆ™ ๐น๐‘™ä๐‘โ„Ž๐‘’
Einheit: W m–2
Von links fällt das Licht der Intensität ๐ผ0 auf die
Küvette, innerhalb der Küvette nimmt die
Intensität kontinuierlich ab und nach rechts
tritt Licht der Intensität ๐ผ๐‘ก aus. Für die
Abnahme der Lichtintensität d ๐ผ gilt:
d๐ผ = − α ๐‘ ๐ผ d๐‘ฅ
Dabei ist α eine Proportionalitätskonstante, ๐‘ die Konzentration des absorbierenden Stoffes, ๐ผ
die Intensität beim Eintritt in die Schicht der Dicke d๐‘ฅ.
Wird die Gleichung von der Eintrittsintensität ๐ผ0 bis zur transmittierten Intensität ๐ผ๐‘ก
(entsprechend von ๐‘ฅ = 0 bis ๐‘ฅ = โ„“) integriert
๐ผ๐‘ก
โ„“
d๐ผ
๏ฟฝ = −๐›ผ๐‘ ๏ฟฝ d๐‘ฅ
๐ผ
๐ผ0
ergibt sich
0
144
ln
๐ผ๐‘ก
= −๐›ผ๐‘โ„“ ๐‘œ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐ผ๐‘ก = ๐ผ0 exp(−๐›ผ๐‘โ„“)
๐ผ0
Wir verwandeln den natürlichen in den dekadischen Logarithmus ln ๐‘ฅ = 2,303 lg ๐‘ฅ und
erhalten:
๐›ผ
๐ผ0
๐‘โ„“
lg =
๐ผ๐‘ก 2,303
Man nennt die Größe
๐ผ
lg ๐ผ0 ≡ ๐ด (๐ด๐‘๐‘ ๐‘œ๐‘Ÿ๐‘๐‘Ž๐‘›๐‘ง)
๐‘ก
(früher: Extinktion)
und wir erhalten mit dieser Definition aus der obigen Gleichung
๐›ผ
๐ผ0
๐‘โ„“
lg = ๐ด =
๐ผ๐‘ก
2,303
Man nennt ε ≡ α/2,303 den dekadischen Absorptionskoeffizienten (früher Extinktionskoeffizienten) der Substanz und erhält damit:
lg
๐ผ0
≡ ๐ด = ๐œ€๐‘โ„“
๐ผ๐‘ก
Diese Gleichung nennt man das Lambert-Beer'sche Gesetz. Die Absorbanz ist dimensionslos,
der Absorptionskoeffizient hat die Einheit M−1cm−1. Sein Zahlenwert hängt von der
Wellenlänge ab.
Von Bouguer (1729) und von Lambert (1760) wurde gefunden, dass die Abnahme der
Intensität proportional zur Intensität und zur Schichtdicke ist: d โˆ™ ๐ผ = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก. ๐ผ d ๐‘ฅ.
Beer (1852) zeigte, dass der Proportionalitätsfaktor proportional zur Konzentration des
absorbierenden Stoffes ist: ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก. = ๐›ผ โˆ™ ๐‘.
Bei diesen Betrachtungen haben wir vernachlässigt, dass die Lichtintensität auch an den
Glaswänden der Küvette abnimmt (durch Reflexion), und dass das Lösungsmittel auch
absorbieren kann. Da man nur die Eigenschaften der gelösten Substanz messen will, geht
man folgendermaßen vor: Man misst zunächst die Extinktion des Lösungsmittels und dann
die der Lösung.
๐ด (๐ฟ)
๐ด (๐ฟ)
๐ด (๐‘†)
๐ด (๐ฟ๐‘€)
= ๐ด (๐‘†) + ๐ด (๐ฟ๐‘€)
= Absorbanz Lösung
= Absorbanz Substanz
= Absorbanz Lösungsmittel
145
Für die Extinktion der Substanz ergibt sich:
๐ด(๐‘†) = ๐ด(๐ฟ) − ๐ด(๐ฟ๐‘€) = lg
Transmission: ๐‘‡ =
๐ผ0
๐ผ๐‘ก (๐ฟ๐‘€)
๐ผ0
− lg
= lg
๐ผ๐‘ก (๐ฟ)
๐ผ๐‘ก (๐ฟ๐‘€)
๐ผ๐‘ก (๐ฟ)
๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘ ๐‘š๐‘–๐‘ก๐‘ก๐‘–๐‘’๐‘Ÿ๐‘ก๐‘’ ๐ผ๐‘›๐‘ก๐‘’๐‘›๐‘ ๐‘–๐‘กä๐‘ก ๐ผ๐‘ก
=
๐ธ๐‘–๐‘›๐‘ก๐‘Ÿ๐‘–๐‘ก๐‘ก๐‘ ๐‘–๐‘›๐‘ก๐‘’๐‘›๐‘ ๐‘–๐‘กä๐‘ก
๐ผ0
(wird manchmal auch an Stelle der
Absorption benutzt)
In der Praxis geht man so vor, dass man zuerst eine Küvette mit dem Lösungsmittel misst
(Referenz) und dann eine zweite gleichartige Küvette mit der Lösung. Das Photometer zeigt
dann automatisch die Absorbanz der gelösten Substanz (๐ธ(๐‘†)) an:
Für die Gültigkeit des Lambert-Beer-Gesetzes ist es wichtig, dass sich die Konzentration von ๐‘€
bei der Lichteinstrahlung nicht ändert, d.h. dass die Desaktivierungsgeschwindigkeit von ๐‘€∗
sehr groß ist gegenüber der Zahl der pro Zeit eintreffenden Quanten (siehe Kapitel 14.3). Falls
dies nicht so ist, wird der Grundzustand ๐‘€ entvölkert, d.h. die Konzentration ๐‘ nimmt ab. Dies
tritt bei Anregung mit hohen Lichtintensitäten auf (z.B. Laser) und wird bei der
zeitaufgelösten Spektroskopie ausgenutzt.
Der Absorptionskoeffizient hat die anschauliche Bedeutung eines Stoßquerschnitts pro Mol,
d.h. er beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Photon absorbiert wird. Dies erkennt man
auch an den Einheiten von α bzw. ε.
Einheit:
โ„“
cm3
−1
−1
3
๐‘€ cm =
= 10
= 103 cm2 mol−1
mol cm
mol cm
Häufig wird ε auch in dieser Einheit angegeben. Hier erkennt man auch direkt, dass es sich um
eine Querschnittsfläche pro mol handelt.
Umrechnung der Lichtintensität in Zahl der Photonen pro Zeit (๐‘ก) und Fläche (๐น):
๐ฟ๐‘–๐‘โ„Ž๐‘ก๐‘–๐‘›๐‘ก๐‘’๐‘›๐‘ ๐‘–๐‘กä๐‘ก =
=
๐ธ๐‘›๐‘’๐‘Ÿ๐‘”๐‘–๐‘’
๐‘๐‘Žโ„Ž๐‘™ ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐‘„๐‘ข๐‘Ž๐‘›๐‘ก๐‘’๐‘› โˆ™ ๐ธ๐‘›๐‘’๐‘Ÿ๐‘”๐‘–๐‘’ ๐‘๐‘Ÿ๐‘œ ๐‘„๐‘ข๐‘Ž๐‘›๐‘ก
=
๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก ๐น๐‘™ä๐‘โ„Ž๐‘’
๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก โˆ™ ๐น๐‘™ä๐‘โ„Ž๐‘’
๐ธ
๐‘ก๐น
=
∑ ๐œ€๐‘– ๐‘๐‘–
๐‘ก๐น
Bei monochromatischem Licht (Laser) haben alle Photonen die gleiche Energie und wir erhalten:
๐ผ=
๐œ€๐‘
๐‘ก๐น
14.5. Optische Spektroskopie
146
Aufbau eines Photometers
Ein Photometer besteht aus Lichtquelle, Monochromator (Prisma oder Gitter), Blende,
Küvettenhalter, Lichtintensitätsmessgerät (Photozelle, Sekundär-elektronenvervielfacher) und
der zugehörigen Steuer- und Auswertungselektronik.
Beim Einstrahlphotometer werden die Referenzküvette und die Messküvette nacheinander in
den Strahlengang geschoben. Beim Zweistrahlphotometer wird der Strahl durch einen
rotierenden Spiegel entweder auf die Referenz- oder die Messküvette gelenkt und fällt
danach auf den Photodetektor. Das Differenzsignal wird dann verstärkt und angezeigt.
Die absorbierte Lichtintensität ist gegeben durch
(14.1)
๐ผ (๐‘Ž๐‘๐‘ ๐‘œ๐‘Ÿ๐‘๐‘–๐‘’๐‘Ÿ๐‘ก) = ๐ผ0 − ๐ผ๐‘ก
Setzen wir Gl. 14.1 in das Lambert-Beersche Gesetz ein, erhalten wir
(14.2)
๐ผ(๐‘Ž๐‘๐‘ ๐‘œ๐‘Ÿ๐‘๐‘–๐‘’๐‘Ÿ๐‘ก) = ๐ผ0 − ๐ผ0 exp(−๐›ผ๐‘โ„“) = ๐ผ0 [1 − exp(−๐›ผ๐‘โ„“)]
(14.3)
Für die Extinktion der Substanz ergibt sich:
๐ด(๐‘†) = ๐ด(๐ฟ) − ๐ด(๐ฟ๐‘€) = lg
๐‘‡๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘ ๐‘š๐‘–๐‘ ๐‘ ๐‘–๐‘œ๐‘›: ๐‘‡ =
๐ผ0
๐ผ0
๐ผ๐‘ก (๐ฟ๐‘€)
− lg
= lg
๐ผ๐‘ก (๐ฟ)
๐ผ๐‘ก (๐ฟ๐‘€)
๐ผ๐‘ก (๐ฟ)
๐‘ก๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘›๐‘ ๐‘š๐‘–๐‘ก๐‘ก๐‘–๐‘’๐‘Ÿ๐‘ก๐‘’ ๐ผ๐‘›๐‘ก๐‘’๐‘›๐‘ ๐‘–๐‘กä๐‘ก ๐ผ๐‘ก
=
๐ธ๐‘–๐‘›๐‘ก๐‘Ÿ๐‘–๐‘ก๐‘ก๐‘ ๐‘–๐‘›๐‘ก๐‘’๐‘›๐‘ ๐‘–๐‘กä๐‘ก
๐ผ0
wird manchmal auch an Stelle der
Absorbanz benutzt.
In der Praxis geht man so vor, dass man zuerst eine Küvette mit dem Lösungsmittel misst
(Referenz) und dann eine zweite gleichartige Küvette mit der Lösung. Das Photometer zeigt
dann automatisch die Absorbanz der gelösten Substanz (E(S) an.
147
14.6. Optische Absorption von Biomolekülen
-
Aminosäuren: Nur die aromatischen AS absorbieren über 200 nm.
Absorptionsmaxima Trp ca. 280 nm; Tyr ca. 270 nm; Phe ca. 260 nm.
-
DNA: Alle vier Basen absorbieren über 200 nm mit einem Maxima bei ca. 260 nm.
-
organische Kofaktoren:
NAD+ 250 nm / NADH 250/330 nm
Riboflavin ca. 450 nm
Porphyrine (z.B. Häm) ca. 530 nm
Chlorophyll ca. 440nm / 690 nm
Carotenoide ca. 500 nm
148
15. Elektrochemie
15.1 Elektrische Größen und Definitionen
Elektrische Erscheinungen wurden schon sehr früh beobachtet, z.B. Reiben von Bernstein mit
Katzenfell, Blitze usw. Es wurde gefunden, dass es zwei Arten von elektrischen Ladungen gibt,
die willkürlich als positive bzw. negative Ladungen bezeichnet wurden. Es wurde beobachtet,
dass gleichartige Ladungen sich abstoßen, ungleichartige Ladungen sich anziehen.
Quantitativ wurde dies von Coulomb untersucht, der dabei das folgende Gesetz gefunden
hat:
Die Kraft zwischen zwei punktförmigen geladenen Teilchen im Vakuum ist:
๐‘„1
⊕
๐‘„2
๐‘Ÿ
โŠ–
1
๏ฟฝ๐นโƒ— ๏ฟฝ = 4 ๐œ‹๐œ€
0
๐‘„1 ๐‘„2
(15.1)
๐‘Ÿ2
Darin ist: ๏ฟฝ๐นโƒ— ๏ฟฝ der Betrag der Kraft zwischen den Teilchen, anziehend (positiv) wenn ๐‘„1und ๐‘„2
verschiedene Vorzeichen haben, abstoßend (negativ) wenn sie gleiche
Vorzeichen haben.
Einheit: 1 C = 1 Coulomb = 1 As = 1 Ampere โˆ™ 1 Sekunde
๐‘Ÿ Abstand der Ladungen.
Einheit von ε0 aus Gl.
๐‘„1 , ๐‘„2 Ladung von Teilchen 1 bzw. 2, Einheit Coulomb
15.1:
ε0 = 8,854 โˆ™ 1012 C 2 N−1 m−2 „elektrische Feldkonstante“
C2N−1m−2 = C2J−1m−1 =
oder ‘Permittivität des Vakuums’
CV−1m−1 = A2s4kg−1m−3
Befindet sich zwischen den Ladungen Materie (z.B. Luft, Wasser) so wird die Kraft
abgeschwächt. Man findet
๏ฟฝ๐นโƒ— ๏ฟฝ =
(15.2)
1 ๐‘„1 ๐‘„2
4 ๐œ‹๐œ€0 ๐œ€ ๐‘Ÿ 2
๐œ€ =‘relative Permittivität’ (dimensionslos) = 78 (für H 2 O )
Früher wurde ε die "Dielektrizitätskonstante" genannt.
Beispiel: Kraft, die ein Na+ - und Cl− -ion im Vakuum im Abstand von 10 nm auf einander
ausüben (Elementarladung ๐‘’ = 1,6 โˆ™ 10−19 ๐ถ)
:
1
1,6 โˆ™ 10−19 ๐ถ โˆ™ 1,6 โˆ™ 10−19 ๐ถ
๏ฟฝ๐นโƒ— ๏ฟฝ =
(10−8 )2 m2
4 ๐œ‹ 8,8 โˆ™ 10−12 ๐ถ 2 J −1 m−1
149
= 2,3 โˆ™ 10−12 J m−1
[J m−1 = N m m−1 = N]
Die Anziehungskraft der beiden Ionen in Wasser ist um den Faktor 78 geringer
Potentielle Energie, Arbeit, Elektrisches Potential, elektrische Feldstärke
Führen wir diesem System Arbeit zu, d.h. ziehen wir die positive und negative Ladung
auseinander, so erhöht sich dessen potentielle Energie. Umgekehrt, falls durch die Wirkung
der Anziehungskraft, die Ladungen näher zusammenkommen, erniedrigt sich die potentielle
Energie.
Def.: Die potentielle Energie ist gleich der negativen Arbeit, die von der
Wechselwirkungskraft verrichtet wird.
(Arbeit: d๐‘Š = ๐นd๐‘Ÿ, ๐น = ๐‘Š๐‘’๐‘โ„Ž๐‘ ๐‘’๐‘™๐‘ค๐‘–๐‘Ÿ๐‘˜๐‘™๐‘ข๐‘›๐‘”๐‘ ๐‘˜๐‘Ÿ๐‘Ž๐‘“๐‘ก, ๐น ist positiv, wenn anziehend).
(15.3)
1 ๐‘„1 ๐‘„2
d๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก = −d๐‘Š = −๐นd๐‘Ÿ = −
d๐‘Ÿ
4๐œ‹๐œ€0 ๐‘Ÿ 2
Wir bringen die Ladung ๐‘„1 aus Entfernung ∞ bis zur Entfernung ๐‘Ÿ:
๐ธ(๐‘Ÿ)
๏ฟฝ d๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก = −
๐ธ(∞)
(15.4)
๐‘Ÿ
๐‘„1 ๐‘„2 1
๏ฟฝ d๐‘Ÿ
4๐œ‹๐œ€0 ๐‘Ÿ 2
∞
๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก (๐‘Ÿ) − ๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก (∞) = −
1 ๐‘Ÿ
1 ๐‘„1 ๐‘„2
๐‘„1 ๐‘„2
๏ฟฝ− ๏ฟฝ๏ฟฝ =
4๐œ‹๐œ€0
๐‘Ÿ ∞ 4๐œ‹๐œ€0 ๐‘Ÿ
๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก (∞) = 0 (Definition)
1 ๐‘„1 ๐‘„2
๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก (๐‘Ÿ) =
= potentielle Energie des Systems
4๐œ‹๐œ€0 ๐‘Ÿ
(15.5)
Wir definieren nun als elektrisches Potential, φ, die potentielle Energie pro Ladung. Zur
Anschauung führen wir in Gedanken folgendes Experiment durch: Wir nehmen eine positive
elektrische Ladung z.B. ein Na+ −Ion. Dieses befindet sich im Abstand ∞ von dem Ort, dessen
150
Potential wir bestimmen wollen. ๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก (∞) ist per Definition Null. Die Ladung wird dann von ∞
zum Ort ๐‘Ÿ gebracht, und wir berechnen oder messen nach Gleichung (15.5) die potentielle
Energie. Division durch die Größe der verwendeten Ladung ergibt das elektrische Potential.
Def.: Elektrisches Potential:
๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก ๐‘๐‘œ๐‘ก๐‘’๐‘›๐‘ก๐‘–๐‘’๐‘™๐‘™๐‘’ ๐ธ๐‘›๐‘’๐‘Ÿ๐‘”๐‘–๐‘’
φ=
=
๐‘„1
๐ฟ๐‘Ž๐‘‘๐‘ข๐‘›๐‘”
(15.6)
Entsprechend der Definition ist die Einheit des elektrischen Potentials JC−1 oder Volt, V. Das
elektrische Potential der Punktladung ๐‘„2 ist nach den Gleichungen 15.5 und 15.6:
(15.7)
1 ๐‘„2
φ=
4๐œ‹๐œ€0 ๐‘Ÿ
Beispiel.: Das elektrische Potential im Abstand 10 nm von einem Na+ −Ion ist also:
1 J = 1 V As
1 ๐ถ = 1 As
1,6 โˆ™ 10−19 ๐ถ
φ=
= 0,14 J๐ถ −1
−12
2
−1
−1
−8
4๐œ‹ 8,8 โˆ™ 10 ๐ถ J m
10 m
= 0,14 V
1
Mit dem elektrischen Potential kann man für die potentielle Energie nach Gl. 15.6 auch
schreiben
(15.8)
๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก = ๐‘„1 φ
Physikalisch wichtig sind die Änderungen der potentiellen Energie. Die Wahl des Nullpunktes
ist (wie beim chemischen Potential) willkürlich und spielt bei der Berechnung von
Änderungen keine Rolle.
(15.9)
๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก (2)
๏ฟฝ
๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก (1)
φ2
d๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก = ๐‘„1 ๏ฟฝ dφ → ๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก (2) − ๐ธ๐‘๐‘œ๐‘ก (1) = ๐‘„1 (φ2 − φ1 ) = ๐‘Š = ๐ด๐‘Ÿ๐‘๐‘’๐‘–๐‘ก
φ1
φ2 − φ1 ist die elektrische Potentialdifferenz, die man üblicherweise Spannung, ๐‘ˆ, nennt.
(15.10)
φ2 − φ1 = ๐‘ˆ
Damit erhalten wir für die elektrische Arbeit:
๐‘Š = ๐‘„1 ๐‘ˆ
(15.11)
und mit ๐‘„1 = ๐ผ ๐‘ก erhalten wir für die Arbeit:
(15.12)
๐‘Š =๐‘ˆ๐ผ๐‘ก
Häufig benutzt man auch den Begriff elektrische Feldstärke, ๐ธ, die folgendermaßen definiert
ist:
(15.13)
๏ฟฝโƒ—
๐‘ฒ๐’“๐’‚๐’‡๐’•
๐‘ญ
๏ฟฝ๐‘ฌโƒ— =
=
151
๐‘ณ๐’‚๐’…๐’–๐’๐’ˆ ๐‘ธ๐Ÿ
Einheiten:
1 ๐‘๐‘’๐‘ค๐‘ก๐‘œ๐‘›
= NC−1 = Jm−1 C−1 = V A s m−1 A−1 s −1 = Vm−1
1 ๐ถ๐‘œ๐‘ข๐‘™๐‘œ๐‘š๐‘
๐ธ๏ฟฝโƒ— ist ein Vektor mit der gleichen Richtung wie die Kraft, ๐นโƒ— . Nach dem Coulomb´schen Gesetz
ergibt sich nach Gl. 15.2 und 15.13 für das von der Ladung ๐‘„2 erzeugte elektrische Feld:
(15.14)
1 ๐‘„2
๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโƒ— ๏ฟฝ =
4๐œ‹๐œ€0 ๐‘Ÿ 2
Man kann somit die Kraft auf die Ladung ๐‘„1auch folgendermaßen beschreiben: (15.15)
๐นโƒ— = ๐‘„1 ๐ธ๏ฟฝโƒ—
Beispiele für elektrische Felder
Richtung von ๐‘ฌ von + nach -
Berechnung des Betrags von ๐ธ an der Oberfläche eines Ions:
๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโƒ— ๏ฟฝ =
๐‘„
1,6 โˆ™ 10−19 ๐ถ
๐ถ
J
๐ด๐‘ V
V
=
=
=
=
๏ฟฝ
๏ฟฝ
4๐œ‹๐œ€0 ๐‘Ÿ 2 4๐œ‹ โˆ™ 8,8 โˆ™ 10−12 ๐ถ 2 J−1 m−1 โˆ™ (59 โˆ™ 10−12 m)2 ๐ถ 2 J−1 m−1 m2 ๐ถm ๐ด๐‘ m m
für Li + ( r 59
=
=
pm ) , K + ( r 138 pm ) und Cl− ( r = 181pm ) : Mit ๐‘„ = ๐‘’ ergibt sich:
๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโƒ— (Li+ )๏ฟฝ = 4,2 โˆ™ 1011 Vm−1
Daraus folgt, dass die Kraft auf ein anderes Ion
+
10
−1
๏ฟฝโƒ—
๏ฟฝ๐ธ (K )๏ฟฝ = 7,6 โˆ™ 10 Vm
nach Gl. 15.14 bei Li+ um den Faktor 10 größer ist
als bei Cl− .
๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโƒ— (Cl− )๏ฟฝ = 4,3 โˆ™ 1010 Vm−1
Dipole
152
๏ฟฝโƒ—.
Das Dipolmoment ist definiert als ๐œ‡โƒ— = ๐‘„d
(15.16)
Die Richtung des Dipolmoments zeigt definitionsgemäß von – nach +, ๏ฟฝโƒ—
d ist der
Verbindungsvektor zwischen negativer und positiver Ladung. Die Größe der positiven und
negativen Ladung ist gleich d.h. ๐‘„+ = ๐‘„− = ๐‘„.
In der Organischen Chemie verwendet man die umgekehrte Richtung. Das Dipolment
zeigt hier in Richtung größerer Elektronendichte.
Plattenkondensator
Inhomogenes elektrisches Feld
Homogenes elektrisches Feld
Homogenes Feld: Die elektrischen
Feldlinien haben im betrachteten
Volumenelement die gleiche Richtung
und gleiche Dichte
Dipole im homogenen elektrischen Feld
Die Richtung des Dipolmoments bildet
den Winkel b mit dem elektrischen Feld.
Auf die + Ladung wirkt die Kraft
๐นโƒ—+ = ๐‘„+ ๐ธ๏ฟฝโƒ— , auf die - Ladung wirkt die Kraft
๐นโƒ—− = ๐‘„− ๐ธ๏ฟฝโƒ— . Der Betrag beider Kräfte ist
gleich groß, ihre Richtung
entgegengesetzt. Dies bewirkt ein
Drehmoment auf den Dipol der Größe:
๏ฟฝ๏ฟฝโƒ— = ๐œ‡โƒ— × ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝโƒ—
๐‘€
๐ธ = |๐œ‡โƒ—| โˆ™ ๏ฟฝ๐ธ๏ฟฝโƒ— ๏ฟฝ โˆ™ sin ๐›ฝ
Wenn ๐›ฝ = 0, dann sin ๐›ฝ = 0, dann wirkt keine Kraft mehr auf den Dipol.
Bringt man einen elektrischen Dipol in ein homogenes elektrisches Feld, dreht sich der
Dipol bis er in Feldrichtung ausgerichtet ist (minimale Energie des Dipols im Feld). Der
Dipol wandert nicht in Feldrichtung.
153
Dipole im inhomogenen, elektrischen Feld
Wir betrachten die Lage von drei Dipolen.
A:
Der Abstand beider Ladungen des Dipols
von der positiven Ladung ist gleich groß.
Damit ist ๐นโƒ—+ = −๐นโƒ—− . Die resultierende Kraft
๏ฟฝ๏ฟฝโƒ— ≠ 0. Der Dipol
ist Null ๐นโƒ—๐‘Ÿ๐‘’๐‘  = 0 und ๐‘€
dreht sich in die Feldrichtung.
B:
Der Abstand beider Ladungen des Dipols
von der positiven Ladung ist verschieden
๏ฟฝ๐นโƒ—+ ๏ฟฝ > ๏ฟฝ๐นโƒ—− ๏ฟฝ. Der Dipol dreht sich und richtet
sich in Feldrichtung aus und wandert
gleichzeitig in Richtung der positiven
Ladung (höhere elektrische Feldstärke).
๏ฟฝ๏ฟฝโƒ— ≠ 0.
๐นโƒ—๐‘Ÿ๐‘’๐‘  ≠ 0 und ๐‘€
C:
Der Abstand beider Ladungen des Dipols
von der positiven Ladung ist verschieden
Damit sind auch die Kräfte verschieden.
๏ฟฝ๐นโƒ—− ๏ฟฝ > ๏ฟฝ๐นโƒ—+ ๏ฟฝ. Der Dipol ist bereits in
Feldrichtung ausgerichtet. Er wandert in
Richtung der positiven Ladung aber dreht
๏ฟฝ๏ฟฝโƒ— = 0.
sich nicht. ๐นโƒ—๐‘Ÿ๐‘’๐‘  ≠ 0 und ๐‘€
Bringt man einen elektrischen Dipol in ein inhomogenes, elektrisches Feld, so dreht sich
der Dipol bis er genau in Feldrichtung ausgerichtet ist und wandert in Richtung der
höheren Feldstärke.
154
Die Struktur von Wasser und der Einfluss gelöster Ionen
Struktur von Eis: Jedes H2 O ist über 4 H-Brücken mit
den anderen H2 O verknüpft. Der kleinste O–OAbstand ist 0,24 nm.
Beim Schmelzen wird er größer 0,29 nm (bei 1,5°C),
0,3 nm (bei 83°C). Im Eis gibt es 4 nächste Nachbarn,
im flüssigen H2 O 4,4 (bei 1,5°C) 4,9 (bei 83°C), d.h. es
erfolgt ein Zusammenbruch der Fernordnung beim
Schmelzen, teilweise auch ein Zusammenbruch der
Nahordnung.
Diese beiden Effekte erlauben eine dichtere
Packung der H2 O-Moleküle im flüssigen Zustand. In
Kombination mit der Zunahme des mittleren
Abstandes ist dies die Erklärung für das
Dichtemaximum bei 4°C.
Struktur von Wasser: Im flüssigen Wasser befinden
sich größere Netzwerke von Wassermolekülen, die
über Wasserstoff-Brückenbindungen assoziiert sind.
Daneben liegen auch unassoziierte Moleküle vor, die
sich in einem Gleichgewicht mit den Netzwerken
befinden. Diese ungewöhnliche Struktur ist Ursache
für eine Reihe ungewöhnlicher Eigenschaften des
flüssigen Wassers.
Löst man Ionen im Wasser, so lagern sich die Wasserdipole an die Ionen an. Die Wassermoleküle direkt
am Ion bilden die sogenannte erste Hydrathülle, die sehr fest gebunden und stark orientiert sind.
Daran schließt sich eine weitere ("sekundäre") Hydrathülle an, deren Dipole nur partiell orientiert sind.
Diese geht ohne scharfe Grenze in die Struktur der ungestörten Wasserstruktur über. Die erste
Hydrathülle enthält bei den meisten Ionen 4 Wassermoleküle in tetraedrischen Anordnung, da
dadurch die tetraedrische Anordnung der ungestörten Wasserstruktur (engl. ("bulk water") am
wenigsten gestört wird. Die Abbildung zeigt eine anschauliche (links) und schematische (rechts)
Darstellung der Umgebung eines hydratisierten Ions.
155
Will man einen NaCl-Kristall in Wasser auflösen, so muss eine Energie von der Größenordnung
der Gitterenergie (750 kJmol−1 ) aufbringen. Die geschieht durch Anlagerung der
Wasserdipole an die Ionen auf der Kristalloberfläche, die dadurch in Lösung gehen können.
Durchschlagsfeldstärke in Luft:
Erreicht die Luft eine Feldstärke von 106 Vm−1, so tritt ein elektrischer Überschlag auf
(Funken, Blitz).
Beispiel: Steckdose ๐‘ˆ = 220 ๐‘‰, Abstand der Pole ๐‘Ÿ = 1 ๐‘๐‘š ergibt für die Feldstärke zwischen
den Polen:
220V
๐ธ = −2 = 2,2 โˆ™ 104 Vm−1
10 m
Nähert man die Pole an z.B. 1mm →= 2,2 โˆ™ 105 Vm−1
Beim Abstand von 0,2 mm Funkenüberschlag, daher ๐ธ > 106 Vm−1 .
15.2. Elektrolyte und Faraday`sche Gesetze
Werden Salze in Wasser gelöst, leiten die entstehenden Lösungen den elektrischen Strom. Bei
der Auflösung dissoziieren die Stoffe in Ionen und die Ionen werden durch Anlagerung einer
Hydrathülle stabilisiert.
Na Cl(fest) + Wasser →
156
Gegenüber der Bindung im Kristall, ist die Coulomb’sche Wechselwirkung durch das Wasser
stark geschwächt.
1
๐‘„1 ๐‘„2
๏ฟฝ๐นโƒ— ๏ฟฝ = 4๐œ‹๐œ€ ๐œ€
,
mit ๐œ€๐ป2 ๐‘‚ = 78
๐‘Ÿ2
0 ๐ป2 ๐‘‚
Legt man an eine solche Lösung eine elektrische Spannung an, so wandern die Ionen im
elektrischen Feld und reagieren an den Elektroden mit den Elektronen.
Strommessgerät
Bsp.: CuCl2 -Lösung, Pt-Elektroden.
Wir legen eine Spannung an: dann
werden die Cu2+ zum –Pol
wandern, die Cl− zum +Pol.
I
Definition:
–Pol die Kathode. Bei der
Elektrolyse wandern die
positiven Ionen (Kationen) zur
Kathode.
+Pol die Anode. Bei der
Elektrolyse wandern die
negativen Ionen (Anionen) zur
Anode.
Im Zuleitungsdraht und in den Elektroden fließen Elektronen, in der Lösung nur Cu2+ und Cl− ,
d.h. an der Phasengrenze Elektrode/Elektrolyt findet ein Wechsel der Ladungsträger statt und
dies ist mit einer chemischen Reaktion gekoppelt.
Kathode:
Anode:
Gesamtreaktion:
Cu2+ (Lösung) + 2 ๐‘’ − (Elektrode)
2 Cl− (Lösung)
Cu2+ + 2 Cl−
→
→
→
Cu (Elektrode)
Cl2 (Gas) + 2 ๐‘’ −
Cu + Cl2
Diese Reaktion ist eine Zersetzung des gelösten Stoffes. Man nennt diesen Vorgang Elektrolyse.
Die Faraday'schen Gesetze
Die Elektrolyse wurde von Faraday für viele Stoffe genauer untersucht, und dabei das 1. und
2. Faraday'sche Gesetz gefunden. Diese sind eine Konsequenz der Erhaltung der elektrischen
Ladung:
157
- Fließt im äußeren Stromkreis die Ladung ๐‘„ (๐‘Ž๐‘ขß๐‘’๐‘›) = ๐‘„๐‘Ž = ๐ผ ๐‘ก, so muss die gleiche Ladung
auch durch die Zelle fließen.
- An der Kathode wird die Ladung aber nur durch Cu2+ -Ionen in die Lösung gebracht. Also
muss hier gelten:
(15.17)
๐‘„๐‘๐‘’๐‘™๐‘™๐‘’ (๐พ๐‘Ž๐‘กโ„Ž๐‘œ๐‘‘๐‘’) = ๐‘Cu2+ โˆ™ ๐‘งCu2+ โˆ™ ๐‘’
๐‘Cu2+ =
๐‘งCu2+ =
๐‘’
=
mit
๐‘Cu2+ = ๐‘›Cu2+ โˆ™ ๐‘๐ด
๐‘›
๐‘๐ด
= Stoffmenge (mol)
= Avogadrokonstante
erhält man aus Gl. 15.17:
๐‘„๐‘๐‘’๐‘™๐‘™๐‘’ (๐พ๐‘Ž๐‘กโ„Ž๐‘œ๐‘‘๐‘’) =
Zahl der abgeschiedenen Cu2+ -Ionen
Zahl der Ladungen der Cu2+ -Ionen
Elementarladung = 1,6 . 10−19C
und
๐‘š
๐‘› = ๐‘€๐ถ๐‘ข
๐ถ๐‘ข
๐‘šCu2+ = Masse der abgeschiedenen Cu2+
๐‘€Cu2+ = Molmasse
(15.18)
๐‘š๐ถ๐‘ข2+
โˆ™ ๐‘ง 2+โˆ™ ๐‘๐ด โˆ™ ๐‘’
๐‘€๐ถ๐‘ข2+ ๐ถ๐‘ข
Entsprechend ergibt sich für die Anode:
๐‘š๐ถ๐‘™−
๐‘„๐‘๐‘’๐‘™๐‘™๐‘’ (๐ด๐‘›๐‘œ๐‘‘๐‘’) =
โˆ™ ๐‘ง − โˆ™ ๐‘๐ด โˆ™ ๐‘’
๐‘€๐ถ๐‘™− ๐ถ๐‘™
(15.19)
und wir erhalten allgemein für beliebige Ionensorten ๐‘–:
(15.20)
Da die elektrische Ladung erhalten bleibt, gilt (a=außen):
๐‘„๐‘Ž = ๐ผ ๐‘ก = ๐‘„๐‘๐‘’๐‘™๐‘™๐‘’
๐‘„๐‘Ž = ๐ผ ๐‘ก =
๐‘š๐‘–
๐‘ง ๐‘ ๐‘’ = ๐‘›๐‘– ๐‘ง๐‘– ๐น
๐‘€๐‘– ๐‘– ๐ด
Man schreibt für die Größe ๐‘๐ด ๐‘’ = ๐น = 6 โˆ™ 1023 mol−1 โˆ™ 1,6 โˆ™ 10−19 ๐ถ = 96500 ๐ถmol−1
๐น =Faradaykonstante = Ladung von 1 mol Elektronen
Mit dieser Gleichung (15.20) berechnet man den Zusammenhang zwischen Strom und
Stoffmenge bei der Elektrolyse. Gl. 15.20 ist die Zusammenfassung des 1. und des 2.
Faraday'sche Gesetzes.
Abhängigkeit Strom – Spannung bei der Elektrolyse:
158
Bei kleinen Spannungen: kein Strom.
I
Bei hoher Spannung: linearer Zusammenhang
Strom – Spannung (Ohm‘sches Gesetz)
โˆ†๐ผ
1
=๐ฟ=
โˆ†๐‘ˆ
๐‘…
Extrapolation des linearen Bereiches auf den
Strom ๐ผ = 0 ergibt die Zersetzungsspannung,
๐ธ๐‘ง für die jeweilige Verbindung
Beispiel: Berechnung der Masse von Aluminium, wenn bei der Elektrolyse von AlCl3 ein Strom
von 5 A für eine halbe Stunde fließt.
(15.20)
๐‘š๐‘–
๐ผ๐‘ก=
๐‘ง๐น
๐‘€๐‘– ๐‘–
๐ผ ๐‘ก ๐‘€(Al) 5A โˆ™ 0,5h โˆ™ 27g โˆ™ mol−1
=
๐‘งAl ๐น
3 โˆ™ 96500Cmol−1
5A โˆ™ 0,5 โˆ™ 3600s โˆ™ 27gmol−1
=
3 โˆ™ 96500 Asmol−1
= 0,84g
๐‘š(Al) =
๐‘ง(Al) =
3
๐‘€(Al) =
1h
=
3600 s
1C
=
1As
27 g mol−1
15.3 Leitfähigkeit von Elektrolyten
๐‘ˆ
๐ผ
1
Der elektrische Widerstand ist definiert als ๐‘… = ๐ผ , die elektrische Leitfähigkeit ist ๐ฟ = ๐‘ˆ = ๐‘….
Der Widerstand hängt von der Geometrie der Anordnung ab. Man findet:
โ„“
๐‘… = ๐œŽ ๐ด,
๐œŽ = spezifischer Widerstand, โ„“ = Länge des Leiters,
๐ด = Querschnittsfläche des Leiters
Entsprechend findet man
für die Leitfähigkeit
๐ผ
๐ด
= ๐ฟ = ๐œ… โ„“ , ๐œ… = spezifische Leitfähigkeit
๐‘ˆ
๐‘ˆ
๐ผ = ๐œ…๐ด โ„“
(15.21)
Die spezifische Leitfähigkeit setzt sich aus den Anteilen der Kationen und der Anionen
zusammen und ist proportional zur Konzentration des Salzes. Dividiert man durch ๐‘ so erhält
man:
(15.22)
159
๐œ…
๐‘
=Λ=
molare Leitfähigkeit des Elektrolyte
v+
|E|
v− ๏ฟฝ
u− =
|E|
u+ =
Λ + = ๐‘ง+ ๐‘ข+ ๐น
Λ − = ๐‘ง− ๐‘ข− ๐น
Man bezeichnet entsprechend
(15.23)
als die molare Leitfähigkeit des Kations bzw. des Anions (๐‘ง+ , ๐‘ง− Ladungszahl Kation, Anion,
๐‘ข+ , ๐‘ข− Beweglichkeit Kation, Anion, v+ , v− Geschwindigkeiten Kation und Anion).
Damit ergibt sich
(15.24)
Λ = ๐œ+ Λ + + ๐œ− Λ − (stöchiometrische Koeffizienten)
Man nennt Gl. 15.24 das 1. Kohlrausch’sche Gesetz oder das Gesetz von der unabhängigen
Wanderung der Ionen.
Bsp.:
Λ 0 (Na+ ) = 50 Ω−1 cm2 mol−1
Λ 0 (Cl− ) = 76 Ω−1 cm2 mol−1
Λ
+
50 cm2 mol ๐ด
๐‘ข0Na+ = ๐‘ง 0Na ๐น = 96500 Ω mol ๐ด s ๐‘‰
Na+
= 5,2 โˆ™ 10−4
cm2
s๐‘‰
๐‘ฃ0Na+ = ๐‘ข0Na ๐ธ = 5,2 โˆ™ 10−4
cm2
s๐‘‰
๐‘‰
โˆ™ 1 cm ≈ 5 โˆ™ 10−4
cm
s
Legt man eine Spannung von 1 V an zwei Elektroden, deren Abstand 1 cm ist, so wandern die
in der Lösung befindlichen Na+ -Ionen in 1 s etwa 5 โˆ™ 10−4 cm weit.
Der Abstand zweier Wassermoleküle ist etwa
3 โˆ™ 10−8 cm, d.h. auf einem Weg von 1 cm
liegen
1 cm
๐‘ = 3โˆ™10−8 cm = 3 โˆ™ 107 Wassermoleküle.
In 1 s legt das Na+ einen Weg von 5 โˆ™ 10−4 cm
zurück.
5โˆ™10−4 cm
Dabei wandert das Na+ -Ion an ๐‘ = 3โˆ™10−8 cm ≈
2 โˆ™ 104 Molekülen H2 O vorbei.
160
Das Proton wandert nicht als H3 O+ durch die Lösung. Es hat einen anderen Transportmechanismus.
„Wanderung“ von H + im elektrischen Feld. ⇒ Erklärt die hohe Beweglichkeit (und
Leitfähigkeit) von H + -Ionen ("Grotthus-Mechanismus").
161
15.4 Elektroden
15.4.1 Vorgänge an der Elektrode
Taucht man einen Metallstab in eine Lösung, so kann entweder das Metall in Lösung gehen,
oder es können sich Metallionen abscheiden:
Vorgänge an der Elektrode (Halbzelle):
d.h. an den
Elektroden laufen chemische Reaktionen ab. Parallel zu dem
chemischen Vorgang werden die Phasen (Metall und Lösung) gegeneinander aufgeladen: Ist
das Silbermetall negativ geladen, so wird die weitere Abgabe von Ag + in die Lösung
verlangsamt bis sich schließlich ein Gleichgewicht eingestellt hat (chemisch + elektrisch =
elektrochemisches Gleichgewicht).
Anstelle des chemischen Potentials, das man bei den Gleichgewichten in einer Phase
(d.h. φ = konst) benutzt, muss man hier für die Berechnung das elektrochemische Potential
benutzen, das folgendermaßen definiert ist:
162
๐œ‡๏ฟฝ๐‘– = ๐œ‡๐‘– + ๐‘ง๐‘– ๐น φ
(15.25)
=
elektrochemisches Potential
๐œ‡๐‘–
=
chemisches Potential
๐‘ง๐‘–
=
๐น
=
Ladung des Ions ๐‘–
(→๐‘ง๐‘– ๐น =
Ladung von 1 mol Teilchen ๐‘–)
๐œ‡๏ฟฝ๐‘–
φ
=
Faradaykonstante
elektrisches Potential der Phase
Für ungeladene Stoffe ist ๐‘ง๐‘– = 0, und das elektrochemische Potential geht in das chemische
Potential über. Das elektrochemische Potential enthält zusätzlich die Arbeit, die notwendig
ist, um 1 Mol Ionen vom elektrischen Potential 0 auf ๐œ‘ zu bringen. Je nach Vorzeichen von ๐‘ง๐‘–
und φ, ist diese Arbeit positiv oder negativ.
• Die chemische Reaktion findet nur an der Phasengrenze ๐‘€๐‘’|๐ฟö statt.
• Durch die chemische Reaktion findet eine elektrische Aufladung der beiden
Phasen gegeneinander statt, dies verhindert den weiteren Ablauf der Reaktion: wir
haben elektrochemisches Gleichgewicht.
Für ein elektrochemisches Gleichgewicht gilt allgemein:
๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๏ฟฝ๐‘– = 0
15.4.2
Elektrochemische Zelle
Man baut zwei Halbzellen (Metall und Lösung) zusammen:
Schematische Darstellungen:
163
Die Salzbrücke erlaubt den
Ladungstransport
zwischen den Halbzellen
und verhindert die
Vermischung der Lösung.
Sie besteht aus einem
Keramikdiaphragma oder
aus einer KNO3 −Lösung,
die mit Agar verfestigt ist.
๐šซ๐‹๐™๐ง = ๐‹๐™๐ง − ๐‹๐™๐ง๐’๐Ž๐Ÿ’
๐šซ๐‹๐‚๐ฎ = ๐‹๐‚๐ฎ − ๐‹๐‚๐ฎ๐’๐Ž๐Ÿ’
๐šซ๐‹๐‚๐ฎ = ๐‹๐‚๐ฎ − ๐‹๐‚๐ฎ๐’๐Ž๐Ÿ’
๐‘ฌ = ๐šซ๐‹๐‚๐ฎ − ๐šซ๐‹๐™๐ง
๐šซ๐‹๐ƒ๐ข๐Ÿ๐Ÿ ≈ ๐ŸŽ
164
Wichtige Befunde:
•
•
Innerhalb einer Phase ist φ konstant (wenn kein Strom fließt)
•
Chemische Reaktion nur an den Phasengrenzen
•
Potentialsprünge an den Grenzen zwischen Salzbrücke und Lösungen sind klein und
werden vernachlässigt.
•
Die Messung elektrischer Potentialdifferenzen erfolgt immer zwischen zwei Phasen
gleicher chemischer Zusammensetzung, d.h. Voltmeter ist an zwei Cu-Drähte
angeschlossen.
Potentialsprünge nur an den Phasengrenzen
Eine Kombination aus zwei verschiedenen Elektroden nennt man eine elektrochemische
Zelle. Eine Elektrode im Kontakt mit der Lösung heißt entsprechend 'Halbzelle'. An der Stelle,
an der die beiden verschiedenen Lösungen aneinander grenzen, treten Diffusionspotentiale
auf. Diese kann man aber durch geeignete Maßnahmen verringern bzw. ganz unterdrücken
(Salzbrücken mit Salzen, bei denen Anion und Kation gleiche Beweglichkeit haben. Die
Zellspannung einer elektrochemischen Zelle ist
φ๐‘Ÿ๐‘’๐‘โ„Ž๐‘ก๐‘  − φ๐‘™๐‘–๐‘›๐‘˜๐‘  = ΔφCu − ΔφZn = ๐ธ
Wenn kein Strom fließt, nennt man diese Spannung die Elektromotorische Kraft, EMK, der Zelle.
Das Diffusionspotential an der Grenzfläche zweier Lösungen wird vernachlässigt: ΔφDiff ≈ 0
Symbolische Schreibweise:
senkrechter Strich
Zn Zn 2+ Cu 2+ Cu ๏ฃผ Phasengrenzen:
๏ฃด
๏ฃฝ
๏ฃด Salzbrücke mit Fritte: poröse Wand, verhindert Durchmischung,
+
Pt, H 2 H
๏ฃพ
erlaubt elektrischen Kontakt, zwei senkrechte Striche
15.4.3 Wasserstoff – Elektrode und Spannungsreihe
Das Potential einer Halbzelle kann nicht direkt gemessen werden. Man kombiniert daher eine
Halbzelle mit einer zweiten Halbzelle, z.B. einer H2 -elektrode.
Linke Seite: H2 -Elektrode;
rechte Seite: beliebige Halbzelle
Pt, H 2 H + Zn 2+ Zn
Pt, H 2 H + Cu 2+ Cu
165
Man
setzt
willkürlich
das
elektrische
Potential
der
H2 -Elektrode
unter
Standardbedingungen = Null und definiert als Elektrodenpotential einer beliebigen Halbzelle
die EMK, die in Kombination mit der H2 -Elektrode gemessen wurde.
Standardelektrodenpotential: Reaktion, die in Tabelle
angegeben wird
๐ธ0/ ๐‘‰
Zn2+ + 2 ๐‘’ − → Zn
Cu2+ + 2 ๐‘’ − → Cu
– 0,763
+ 0,34
eigentlich ablaufende
Reaktion
Zn2+ + H2 → 2 H+ + Zn
Cu2+ + H2 → 2 H+ + Cu
Das Minus-Zeichen von ๐ธ 0 deutet an, dass bei Zn die Reaktion in umgekehrter Richtung läuft
wie geschrieben, bei Cu (+Zeichen) läuft Reaktion in der angegebenen Richtung.
Die gemessene EMK der Zelle ergibt sich formal dann so:
๐ธ = โˆ†φCu|CuSO4 − โˆ†φZn|ZnSO4
= ๏ฟฝโˆ†φ
Cu|CuSO4 − โˆ†φH2 ๏ฟฝH+ ๏ฟฝ − ๏ฟฝโˆ†φ
Zn|ZnSO4 − โˆ†φH2 ๏ฟฝH+ ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐ธCu|CuSO4
(15.26)
๐ธZn|ZnSO4
Man nennt ๐ธ das Elektrodenpotential der entsprechenden Reaktion. Unter Standardbedingungen wird es ๐ธ 0 „Standardelektrodenpotential“ genannt. Man erkennt, dass bei der
Kombination von zwei Halbzellen (Elektroden) zu einer Zelle das Elektrodenpotential der H2 Elektrode ('Referenzelektrode') wieder heraus fällt.
โˆ†φCu|CuSO4
ECu|CuSO4
ist also die elektrische Potentialdifferenz an der Grenzfläche Cu|CuSO4 .
ist das Elektrodenpotential, d.h. die Differenz der elektrischen
Potentialdifferenzen Cu|CuSO4 und Pt H2 |H + .
Anordnung der Halbzellen im Zellschema:
1.
2.
Ist eine Halbzelle die H2 -Elektrode, so steht diese immer auf der linken Seite.
3.
Standardpotential ๐ธ 0 auf der rechten Seite.
Bei allen anderen Kombinationen von Halbzellen steht die Halbzelle mit positiverem
Die Standard EMK der Zelle errechnet sich wie folgt:
๐ธ 0 = ๐ธ 0 (๐‘Ÿ๐‘’๐‘โ„Ž๐‘ก๐‘ ) − ๐ธ 0 (๐‘™๐‘–๐‘›๐‘˜๐‘ ) = ๐ธ๐‘0 − ๐ธ๐‘›0
166
Die Standardelektrodenpotentiale liegen geordnet nach ihrer Größe tabelliert vor. Man nennt
dies die 'Elektrochemische Spannungsreihe'
Halbzelle
Elektrodenreaktion
Metallionenelektroden
Standardelektrodenpotential
Chemisch
Biochemisch
๐ธ0
๐‘‰
Li+ |Li
Rb+ |Rb
K + |K
Cs + |Cs
Ca2+ |Ca
Na+ |Na
Mg 2+ Mg
Al3+ |Al
Zn2+ |Zn
Fe2+ |Fe
Cd2+ |Cd
Ni2+ |Ni
Pb2+ |Pb
Cu2+ |Cu
Ag + |Ag
Au+ |Au
Li+ + e− โ‡„ Li
Rb+ + e− โ‡„ Rb
K + + e− โ‡„ K
Cs + + e− โ‡„ Cs
Ca2+ + 2e− โ‡„ Ca
Na+ + e− โ‡„ Na
Mg 2+ + 2e− โ‡„ Mg
Al3+ + 3e− โ‡„ Al
Zn2+ + 2e− โ‡„ Zn
Fe2+ + 2e− โ‡„ Fe
Cd2+ + 2e− โ‡„ Cd
Ni2+ + 2e− โ‡„ Ni
Pb2+ + 2e− โ‡„ Pb
Cu2+ + 2e− โ‡„ Cu
Ag + + e− โ‡„ Ag
Au+ + e− โ‡„ Au
-3,05
-2,93
-2,92
-2,92
-2,87
-2,71
-2,36
-1,66
-0,76
-0,44
-0,40
-0,23
-0,13
+0,34
+0,80
+1,42
H + |H2 , Pt
OH − |O2 , Pt
I − |I2 , Pt
Cl− |Cl2 , Pt
F − |F2 , Pt
H2 O|Pt
2H + + 2e− โ‡„ H2
O2 + 2 H2 O + 4e− โ‡„ 4 OH −
I2 + 2e− โ‡„ 2 I −
Cl2 + 2e− โ‡„ 2 Cl−
F2 + 2e− โ‡„ 2 F −
O2 + 4 H + + 4e− โ‡„ 2 H2 O
0,00
+0,40
+0,54
+1,36
+2,85
+1,229
SO2−
4 |PbSO4 |Pb
I − |Ag I|Ag
Cl− |AgCl|Ag
Cl− |Hg 2 Cl2 |Hg
PbSO4 + 2e− โ‡„ Pb + SO2−
4
Ag I + e− โ‡„ Ag + I −
AgCl + e− โ‡„ Ag + Cl−
Hg 2 Cl2 + 2e− โ‡„ 2 Hg + 2Cl−
-0,28
-0,15
+0,22
+0,27
Cr 3+ , Cr 2+ |Pt
Fe3+ , Fe2+ |Pt
Ce4+ , Ce3+ |Pt
NADPH, NADP + |Pt
Chinhydron|Pt
Cr 3+ + e− โ‡„ Cr 2+
Fe3+ + e− โ‡„ Fe2+
Ce4+ + e− โ‡„ Ce3+
NADP + + H + + 2e โ‡„ NADPH
-0,41
+0,77
+1,61
-0,105
+0,90
๐ธ 0′
๐‘‰
Gaselektroden
-0,421
+0,816
Elektroden 2. Art
Redoxelektroden
-0,324
167
Vergleich:
Thermodynamik
Elektrochemie
chem. Pot. ๐œ‡๐‘– = ๐œ‡๐‘–0 + ๐‘…๐‘‡ ln๐‘Ž๐‘–
elektrochem. Pot. ๐œ‡๏ฟฝ๐‘– = ๐œ‡๐‘– + ๐‘ง๐‘– ๐น๐œ‘
Δ๐‘Ÿ ๐บ = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘–
โˆ†๐บ = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๏ฟฝ๐‘– = ๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘– + ๐‘ง๐น๐ธ
๐‘– = Stoffindex, ๐‘Ž = Aktivität, ๐‘ง๐‘– = Ladungszahl des Ions ๐‘–, ๐น = Faradaykonstante,
φ =elektrisches Potential
=
=
๐‘–
๐œ
๏ฟฝ ๐œ๐‘– ๐œ‡๐‘–0 + ๐‘…๐‘‡ln ๏ฟฝ ๐‘Ž๐‘– ๐‘–
๐‘–
๐œ
โˆ†๐‘Ÿ ๐บ 0 + ๐‘…๐‘‡ln ๏ฟฝ ๐‘Ž๐‘– ๐‘–
๐‘–
chem. Gleichgewicht: Δ๐‘… ๐บ = 0
๐œ
Δ๐‘Ÿ ๐บ 0 = −๐‘…๐‘‡ln ๏ฟฝ(๐‘Ž๐‘– )๐บ๐‘™๐‘–
๐‘–
= −๐‘…๐‘‡ln๐พ 0
๐‘–
0
๐‘–
๐œ
= โˆ†๐‘Ÿ ๐บ + ๐‘…๐‘‡ln ๏ฟฝ ๐‘Ž๐‘– ๐‘– + ๐‘ง๐น๐ธ
๐‘–
= Δ๐‘Ÿ ๐บ + ๐‘ง๐น๐ธ
elektrochemisches Gleichgewicht: โˆ†๐บ = 0
Δ๐‘Ÿ ๐บ = −๐‘ง๐น๐ธ
Δ๐‘Ÿ ๐บ
Δ๐‘Ÿ ๐บ 0 ๐‘…๐‘‡
๐œ
๐ธ=−
=−
−
ln ๏ฟฝ ๐‘Ž๐‘– 1
๐‘ง๐น
๐‘ง๐น
๐‘ง๐น
๐‘…๐‘‡
๐œ
= ๐ธ0 −
ln ๏ฟฝ ๐‘Ž๐‘– 1
๐‘ง๐น
Δ๐‘Ÿ ๐บ 0 = −๐‘ง๐น๐ธ 0
๐‘–
Δ๐‘Ÿ ๐บ = Freie Reaktionsenthalpie, Δ๐บ = Freie Reaktionsenthalpie + elektrische Arbeit im
Gleichgewicht
๐œ๐‘– = stöchiometrischer Koeffizient des Stoffes ๐‘–, ๐ธ = EMK der elektrochemischen Zelle,
๐‘ง = Betrag des stöchiometrischen Faktors der Elektronen,
∏๐‘– ๐‘Ž๐‘–๐œ๐‘– = ๐‘„ = stöchiometrisches Produkt, ∏๐‘– ๏ฟฝ๐‘Ž๐‘–๐œ1 ๏ฟฝ = ๐พ 0 = Gleichgewichtskonstante
๐บ๐‘™
1. โˆ†๐‘Ÿ ๐บ 0 = −๐‘ง๐น๐ธ 0 = −๐‘…๐‘‡ln๐พ 0
2. ๐ธ 0 =
๐‘…๐‘‡
๐‘ง๐น
ln๐พ 0
3. Δ๐‘Ÿ ๐บ = −๐‘ง๐น๐ธ
„Berechnung der Gleichgewichtskonstanten
aus der Standard EMK“
Zusammenhang der Freien
Reaktionsenthalpie EMK
Weitere Zusammenhänge zwischen ๐‘ฌ๐ŸŽ und thermodynamischen Größen:
dโˆ†๐‘Ÿ ๐บ 0
๏ฟฝ
๏ฟฝ = −โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† 0
d๐‘‡ ๐‘
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป 0 = โˆ†๐‘Ÿ ๐บ 0 + ๐‘‡โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† 0
dโˆ†๐‘Ÿ ๐บ 0
dโˆ†๐ธ 0
๏ฟฝ
๏ฟฝ = −๐‘ง๐น ๏ฟฝ
๏ฟฝ = −โˆ†๐‘Ÿ ๐‘† 0
d๐‘‡ ๐‘
d๐‘‡ ๐‘
dโˆ†๐ธ 0
โˆ†๐‘Ÿ ๐ป 0 = ๐‘ง๐นโˆ†๐ธ 0 + ๐‘‡๐‘ง๐น ๏ฟฝ
๏ฟฝ
d๐‘‡ ๐‘
168
15.4.3 Verschiedene Elektroden
Wasserstoffstandardelektrode
Messbar sind nur die Potentialdifferenzen zwischen zwei Halbzellen. Verschiedene Halbzellen
können beliebig miteinander kombiniert werden. Zur Tabellierung wählt man eine Halbzelle
Referenz. Dies ist die Normal Wasserstoff Elektrode oder Standard Wasserstoffelektrode.
Pt H 2 ( gas,1bar ) H + ( aq ) , a = 1
Schema:
H2 löst sich in Platin. An der Grenzfläche Pt|Lösung läuft die
Reaktion ab:
2H + (aq) + 2e(Metall) → H2 (Pt) → H2 (aq) → H2 (gas)
Man kombiniert beliebige Halbzellen mit der Standardwasserstoffelektrode und tabelliert
diese Werte. Ordnet man diese Werte nach steigender EMK, so erhält man die sog.
Spannungsreihe. Diese gibt die Standardredoxpotentiale der verschiedenen Halbzellen
(Edukte und Produkte jeweils in den Standardzuständen)
๏ฟฝ๐‘๐œƒ = 1 bar, ๐‘ ๐œƒ = 1 M, ๐‘ฅ = 1๏ฟฝ gegenüber der Standardwasserstoffelektrode an, der man das
Standardpotential ๐ธH2 = 0 zuordnet.
n
Beispiel:
p
Pt H 2 ( gas,1bar ) H + ( aq ) , a = 1 Ag + ( aq ) Ag ( s )
Reaktion:
Faktor
2
+
p: 2 Ag + 2 e → 2 Ag
0
n: 2 H + + 2 e → H 2
p −n: 2 Ag + + 2 e − 2 H + − 2 e → 2 Ag − H 2
umordnen 2 Ag + + H 2
Standardpotential
0,8 V
→ 2 Ag + 2 H +
(p − n)
0,8 V
Nernst’sche Gleichung:
169
๐ธ = ๐ธ๐‘ − ๐ธ๐‘› = ๐ธAg − ๐ธH2 = ๐ธAg =
Silber/Silberchloridelektrode
0
๐ธAg
2
๐‘ฅAg
๐‘…๐‘‡
๐‘…๐‘‡
0
−
ln
= ๐ธAg
+
ln{Ag + }
+
2
2๐น {Ag }
๐น
Pt|H2 |H+ (๐‘Ž๐‘ž)โ€–KCl, AgCl|AgCl|Ag
Auch hier findet an der Ag-Elektrode die folgende Reaktion statt
Ag + + ๐‘’ → Ag
Nernst’sche Gleichung:
0
๐ธAg = ๐ธAg
−
๐‘ฅAg
๐‘…๐‘‡
๐‘…๐‘‡
0
ln
= ๐ธAg
+
ln{Ag + }
+
{Ag }
๐น
๐น
In Gegenwart von Cl− Ionen fällt jedoch das Ag + als Silberchlorid aus und wir haben das
Gleichgewicht
{Ag + }{Cl− }
+
−
AgCl → Ag + Cl , ๐พ =
๐‘ฅAgCl
๐‘ฅAgCl = 1 (reiner Stoff) und wir erhalten: ๐พ๐ฟ = {Ag + }{Cl− } das Löslichkeitsprodukt des AgCl.
Daraus ergibt sich für {Ag + }
๐พ
{Ag + } = {Cl๐ฟ−}
Dies setzen wir in die Nernst’sche Gleichung ein und erhalten
๐‘…๐‘‡
๐พ๐ฟ
๐‘…๐‘‡
๐‘…๐‘‡
0
0
๐ธAg = ๐ธAg
+
ln − = ๐ธAg
+
ln๐พ๐ฟ −
ln{Cl− }
{Cl }
๐น
๐น
๐น
Wir fassen zusammen
๐‘…๐‘‡
0
0
+
ln๐พ๐ฟ = ๐ธAg/AgCl
๐ธAg
๐น
๐‘…๐‘‡
0
๐ธAg/AgCl = ๐ธAg/AgCl
−
ln{Cl− }
๐น
Da diese Elektrode sehr einfach zu handhaben ist, wird sie sehr häufig als Referenzelektrode
bei Messungen eingesetzt. Man nennt sie eine Elektrode zweiter Art, weil das Potential nicht
von der Konzentration des an der Elektrode reagierenden Ions (das Ag + ), sondern von der
eines zweiten Ions (des Cl− )kontrolliert wird. Elektroden zweiter Art haben ein sehr
reproduzierbares Potential.
Verschiedene Zellen:
Daniell-Zelle
Cu 2+ ( aq ) + Zn ( f ) → Cu ( f ) + Zn 2+ ( aq )
170
0
0
)−
๐ธ = ๐ธCu − ๐ธZn = (๐ธCu
− ๐ธZn
•
•
๐‘…๐‘‡
๐œ
ln ๏ฟฝ ๐‘Ž๐‘– ๐‘–
2๐น
๐‘–
๐‘ง = 2 (2 Elektronen werden von Zn zu Cu transportiert)
∏๐‘– ๐‘Ž๐‘–๐œ๐‘– =
๐‘Ž๏ฟฝZn2+ ๏ฟฝ๐‘ฅ(Cu)
๐œ๐‘– = stöchiometrischer Faktor
๐‘Ž(Cu2+ )๐‘ฅ(Zn)
Allgemein setzt man die Aktivitäten ein. Hat man reinen Stoff (wie z.B. Cu und Zn) vorliegen,
gilt ๐‘Ž๐‘– = ๐‘ฅ๐‘– = 1. Der Stoffmengenanteil ist für reine Stoffe immer ๐‘ฅ๐‘– = 1.
Damit folgt:
0
0
− ๐ธZn
−
๐ธ = ๐ธCu
๐‘…๐‘‡ ๐‘Ž(Zn2+ )
ln
2๐น ๐‘Ž(Cu2+ )
Für die Aktivitäten kann man näherungsweise die Konzentrationen der Stoffe einsetzen (bei
verdünnten Lösungen):
๐‘…๐‘‡
๐น
=
8,314 V As mol−1 K−1 300K
96500 As mol−1
= 0,0258 V
Manchmal verwendet man den lg an Stelle des ln. Dabei gilt: ln๐‘ฅ = 2,303 lg๐‘ฅ.
Man erhält dann:
2,303 ๐‘…๐‘‡ ๐‘Ž(Zn2+ )
0,059 V ๐‘Ž(Zn2+ )
0
lg
=๐ธ −
lg
๐ธ=๐ธ −
2๐น
๐‘Ž(Cu2+ )
2
๐‘Ž(Cu2+ )
0
Hinweis: In der Allgemeinen Chemie verwendet man die Nernst’Gleichung in der
Form:
๐‘…๐‘‡
๐ธ = ๐ธ 0 + ๐‘ง๐น ln
๐‘Ž(๐‘‚๐‘ฅ)
๐‘Ž(๐‘‚๐‘ฅ) = Aktivität der oxidierten Spezies
๐‘Ž(๐‘…๐‘’๐‘‘)
๐‘Ž(๐‘…๐‘’๐‘‘) = Aktivität der reduzierten Spezies
Beispiel:
Cu2+ + 2๐‘’ → ๐ถ๐‘ข
0
๐ธCu = ๐ธCu
+
0,059 V ๐‘Ž(Cu2+ )
lg
2
๐‘ฅCu
0
+
๐ธZn = ๐ธZn
0,059 V ๐‘Ž(Zn2+ )
lg
2
๐‘ฅZn
Zn2+ + 2๐‘’ → ๐‘๐‘›
0
0
๐ธ = ๐ธCu − ๐ธZn = ๐ธCu
− ๐ธZn
+
=
0
๐ธCu
−
0
๐ธZn
0,059 V ๐‘Ž(Cu2+ ) 0,059 V ๐‘Ž(Zn2+ )
lg
−
lg
2
๐‘ฅCu
2
๐‘ฅZn
0,059 V ๐‘Ž(Cu2+ )๐‘ฅZn
+
lg
2
๐‘ฅCu ๐‘Ž(Zn2+ )
0
0
= ๐ธCu
− ๐ธZn
−
0,059 V ๐‘Ž(Zn2+ )
lg
2
๐‘Ž(Cu2+ )
171
Gegeben ist die folgende elektrochemische Zelle.
n
p
Cu Cu Cl2 ( aq ) Mn Cl2 ( aq ) , HCl ( aq ) MnO 2 Pt
Wie lauten die Halbzellreaktionen, die Gesamtreaktion, die Nernst’sche Gleichung?
Man stellt zumindest die Halbzelle mit dem positiven Potential aus der Tabelle mit den
Standardpotentialen fest und nennt diese p, die negative wird mit n bezeichnet.
Reaktionen
๐‘
๐‘›
MnO2 + 4H
Cu2+ (๐‘Ž๐‘ž)
+ (๐‘Ž๐‘ž)
2+ (๐‘Ž๐‘ž)
+ 2๐‘’ → Mn
+ 2๐‘’ → Cu(๐‘“)
Faktor
1
1
+ 2H2 O
๐‘ − ๐‘›: MnO2 (๐‘“) + 4H + (๐‘Ž๐‘ž) + 2๐‘’ − Cu2+ (๐‘Ž๐‘ž) − 2๐‘’ → Mn2+ (๐‘Ž๐‘ž) + 2H2 O − Cu(๐‘“)
๐‘ˆ๐‘š๐‘”๐‘’๐‘œ๐‘Ÿ๐‘‘๐‘›๐‘’๐‘ก: MnO2 (๐‘“) + 4H + (๐‘Ž๐‘ž) + Cu(๐‘“) → Mn2+ (๐‘Ž๐‘ž) + 2H2 O + Cu2+ (๐‘Ž๐‘ž)
๐ธ0
1,23 V
0,34 V
0,89 V
Der stöchiometrische Faktor der Elektronen muss in beiden Halbzellen immer gleich sein.
Es ergibt sich: ๐‘ง = 2
Das stöchiometrische Produkt aus der Reaktionsgleichung ergibt für die Gesamtreaktion:
๐‘„ = ๏ฟฝ(๐‘Ž๐‘– )๐œ๐‘– =
๐‘–
{Mn2+ }๐‘ฅH2 2 O {Cu2+ }
๏ฟฝ๐‘ฅMnO2 ๏ฟฝ{H + }4 ๐‘ฅCu
๐‘„ ist nicht die Gleichgewichtskonstante! Die Konzentrationen in den Halbzellen können
beliebig gewählt werden.
Nernst’sche Gleichung:
๐‘…๐‘‡
๐ธ๐‘ − ๐ธ๐‘› = ๐ธ๐‘0 − ๐ธ๐‘›0 − 2๐น ln
2
๏ฟฝMn2+ ๏ฟฝ๐‘ฅH
๏ฟฝCu2+ ๏ฟฝ
2O
๐‘ฅMnO2 {H+ }4 ๐‘ฅCu
oder
0,059 V {Mn2+ }๐‘ฅH2 2 O {Cu2+ }
๐ธ=๐ธ −
lg
2
๐‘ฅMnO2 {H + }4 ๐‘ฅCu
0
In einer elektrochemischen Zelle läuft immer die gleiche Reaktion ab wie in einer
Lösung. Sie ist nur zwei Teilreaktionen separiert.
172
Konzentrationszelle
Man kann Halbzellen miteinander kombinieren, die sich nur in der Konzentration eines
Reaktanten unterscheiden.
n
p
Beispiel:
Ag Ag NO3 ( c1 ) Ag NO3 ( c 2 ) Ag
Reaktion:
Faktor
Standardpotential
p Ag ( c 2 ) + e → Ag
1
0,8 V
n Ag + ( c1 ) + e → Ag
1
0,8 V
+
p – n Ag + ( c 2 ) + e − Ag + ( c1 ) − e → Ag − Ag
Ag + ( c 2 )
→ Ag + ( c1 )
0
Nernst’sche Gleichung:
๐ธ = ๐ธ๐‘ − ๐ธ๐‘› = −
{๐‘2 }
๐‘…๐‘‡ ๐‘ฅAg
๐‘…๐‘‡ ๐‘ฅAg
๐‘…๐‘‡ {๐‘2 }๐‘ฅAg ๐‘…๐‘‡ {๐‘2 }
ln
− ๏ฟฝ−
ln
๏ฟฝ=
ln
=
ln
= 0,059 V โˆ™ lg
{๐‘1 }
{๐‘1 }
{๐‘1 }
๐‘ฅAg {๐‘1 }
๐น {๐‘2 }
๐น
๐น
๐น
Wenn ๐‘2 > ๐‘1 dann ist ๐ธ > 0, d.h. Ag + wird von Lösung 2 nach Lösung 1 transportiert.
Wenn ๐‘2 = 10−3 ๐‘€ und ๐‘1 = 10−4 ๐‘€, ergibt sich aus der Nernst Gleichung
10−3
๐ธ = 0,059 V lg −4 = 0,059 V lg10 = 0,059 V = 59 mV
10
d.h. ein Konzentrationsverhältnis von 10 gibt eine Potentialdifferenz von 59 mV.
15.4.4 Rezept zur Aufstellung der Nernst'schen Gleichung
Bei der Standardmethode zur Aufstellung der Nernst'schen Gleichung setzt man voraus, dass
man die an den beiden Elektroden ablaufenden Reaktionen ('Halbreaktionen') kennt, und
man geht dann so vor:
a)
b)
c)
Die Halbreaktionen aufschreiben, die an den Elektroden stattfinden, beide in
Reduktionsrichtung (wie in Tabelle), zuerst die mit höherem ๐ธ 0 , dann die mit
niedrigerem ๐ธ 0 .
Multiplikation der stöchiometrischen Gleichungen mit einem Faktor, der so errechnet
wird, dass die Zahl der Elektronen in beiden Halbreaktionen gleich ist (Gesetz der
Ladungserhaltung).
Subtraktion der stöchiometrischen Gleichungen der beiden Reaktionen ๏‚ − ๏‚‚ (die mit
höherem ๐ธ๐‘0 – die mit niedrigerem ๐ธ๐‘›0 ) = Gesamtreaktion
173
d)
e)
f)
Subtraktion der Standard EMK der Halbzellen ergibt die Standard EMK der Zelle
Einsetzen der Gesamtreaktion in die Nernst'sche Gleichung
Berechnung der EMK mit den gegebenen Werten der Konzentrationen
Beispiel:
Reaktion
Faktor
p
2 Ag+ + 2 e → 2 Ag
n
Cu2+ + 2 e → Cu
p − n:
2 Ag+ +2 e − Cu2+ − 2 e → 2 Ag −
Cu
Umordnen: 2 Ag+ + Cu
→ 2 Ag +
Cu2+
2
1
๐ธ 0 /V
+ 0,80 ๐ธ๐‘0
+ 0,34 ๐ธ๐‘›0
๐‘ − ๐‘› = 0,80 − (+ 0,34),
๐ธ๐‘0 − ๐ธ๐‘›0 = ๐ธ 0 = 0,46
Der Faktor wird so bestimmt, dass die Elektronen bei der Differenzbildung p − n wegfallen.
๐ธ๐‘0 ist das höhere, ๐ธ๐‘›0 das geringere Standardpotential.
Damit ist die Gesamtreaktionsgleichung, der stöchiometrische Faktor der Elektronen ๐‘ง in der
Gesamtreaktion, und die Standard EMK bestimmt.
Die Nernst'sche Gleichung lautet:
๐ธ๐‘ − ๐ธ๐‘› = ๐ธ = ๐ธ 0 −
๐‘…๐‘‡
ln ๏ฟฝ{๐‘Ž๐‘– }๐œ๐‘–
๐‘ง๐น
๐‘–
Darin ist ∏๐‘–{๐‘Ž๐‘– }๐œ๐‘– das stöchiometrische Produkt der Gesamtreaktion.
Für das Beispiel ergibt sich:
2 {Cu2+ }
๐‘…๐‘‡ ๐‘ฅAg
๐ธ=๐ธ −
ln
๐‘ง๐น {Ag + }2 ๐‘ฅCu
mit
0
(๐‘ง = 2)
๐‘ฅAg = 1, ๐‘ฅCu = 1, ๐‘(Cu(NO3 )2 ) = 0,2๐‘€, ๐‘(AgNO3 ) = 0,1๐‘€ und
๐ธ 0 = ๐ธ๐‘0 − ๐ธ๐‘›0
0
0
= ๐ธAg
− ๐ธCu
= 0,46 V
ergibt sich schließlich:
174
๐ธ=
0
๐ธAg
−
0
๐ธCu
๐‘…๐‘‡ {Cu2+ }
59 mV
0,2
0
−
ln
=
๐ธ
−
lg
= 0,46V − 0,038 V = 0,422 V
(0,1)2
2๐น {Ag + }2
2
15.4.5 Anwendungen
pH Messung mit Glaselektrode
Zur Messung der H + -Konzentration werden heute praktisch immer Glaselektroden benutzt.
Das sind elektrochemische Ketten, die folgendermaßen aufgebaut sind:
Symbolische Schreibweise der Kette:
Diaphragma
Glasmembran
+
Hg | Hg2Cl2 | KCl ||
H (unbekannt) ||
H+(bekannt)
Technische Ausführung
KCl | Hg2Cl2 | Hg
Prinzip
๐‘ฏ๐’™+
๐‘ฏ๐’™+
๐‘ฏ๐’‘+
๐‘ฏ+ bekannt
๐‘ฏ๐’‘+
Diaphragma
175
๐‘ฏ๐’™+
Glasmembran
In zwei Lösungen mit den H + -Konzentrationen H๐‘ฅ+ (unbekannte Konzentration) und
H๐‘+ (gepufferte Lösung mit bekanntem pH-Wert, üblicherweise pH 7) tauchen je eine Kalomelelektrode (Hg|Hg 2 Cl2 ) ein. Dabei sind die Elektroden mit 3 M KCl −Lösung gefüllt. Über ein
Diaphragma (eine Fritte aus Keramik oder durch ein Platinröhrchen) sind die Elektroden
elektrisch leitend miteinander verbunden. Zwischen den beiden Lösungen befindet sich eine
sehr dünne Glasmembran. Für die Herleitung des Zusammenhangs zwischen gemessener
Spannung (EMK) und pH kann man annehmen, dass die Glasmembran semipermeabel für
H + -Ionen ist, d.h. sie lässt nur H + -Ionen hindurch.
Ist z.B. H๐‘+ größer als H๐‘ฅ+ , so werden H + -Ionen durch die Membran nach außen wandern und
dabei die Lösung mit der unbekannten H + -Konzentration positiv aufladen. Dieser Vorgang
kommt zum Stillstand, wenn die Potentialdifferenz so groß geworden ist, dass sie einen
weiteren Einstrom von H + verhindert. Wir haben dann ein elektrochemisches Gleichgewicht
zwischen beiden Lösungen erreicht. Es gilt dann:
(15.27)
๐œ‡๏ฟฝ๐‘ฅ = ๐œ‡๏ฟฝ๐‘
(15.28)
๐œ‡๐‘ฅ + ๐‘ง๐นφ๐‘ฅ = ๐œ‡๐‘ + ๐‘ง๐นφ๐‘
๐‘ง = +1
๐œ‡๐‘ฅ0 + ๐‘…๐‘‡ln[๐ป + ]๐‘ฅ + ๐นφx = ๐œ‡๐‘0 + ๐‘…๐‘‡ln[๐ป+ ]๐‘ + ๐นφ๐‘
Wir ordnen und erhalten, da ๐œ‡๐‘ฅ0 = ๐œ‡๐‘0
(15.29)
(15.30)
๐‘…๐‘‡ [H + ]๐‘
ln +
φ๐‘ฅ − φ๐‘ = Δφ =
[H ]๐‘ฅ
๐น
Diese Potentialdifferenz wird über die beiden Kalomel-Elektroden abgeleitet und mit einem
Voltmeter gemessen.
Potentialdiagramm der Kette
176
φ
Δφ
≈0
H๐‘ฅ+
H๐‘+
Δφ
Die Potentialdifferenzen an den Kalomelelektroden hängen nur von der KCl − Konzentration
ab, sie sind daher gleich groß und fallen bei der Differenzbildung heraus. Das
Diffusionspotential am Diaphragma (Fritte) wird vernachlässigt, d.h. die gemessene
EMK hängt nur von der Potentialdifferenz an der Glasmembran ab.
(15.31)
+
๐‘…๐‘‡ [H ]๐‘
ln +
๐ธ=
[H ]๐‘ฅ
๐น
2,3 ๐‘…๐‘‡
๏ฟฝlg[๐ป + ]๐‘ − lg[๐ป + ]๐‘ฅ ๏ฟฝ
๐น
2,3 ๐‘…๐‘‡
=
๏ฟฝpH๐‘ฅ − pH๐‘ ๏ฟฝ
๐น
=
pH๐‘ฅ =
๐‘ฆ
=
(15.32)
๐น
๐ธ + pH๐‘
2,3๐‘…๐‘‡
๐‘Ž
๐‘ฅ + ๐‘
Durch Messung von ๐ธ lässt sich der unbekannte pH-Wert ermitteln, sofern man den pH-Wert
der Pufferlösung pH๐‘ kennt, da die Steigung der Geraden bekannt ist (a = 16,95 V–1).
In Wirklichkeit ist die Glasmembran nicht für H+-Ionen durchlässig, sondern der
Ladungstransport im Inneren des Glases erfolgt durch Na + - Ionen. An der Oberfläche
werden Na + - ionen durch H+-Ionen ausgetauscht. Dadurch entstehen an beiden Seiten
der
Glasmembran
(in
den
so
genannten
Quellschichten)
elektrische
Potentialdifferenzen. Eine Berechnung führt zu einer Gleichung, die in erster Näherung
so aussieht wie unsere Gleichung 15.32 für ๐‘ฌ.
Da die Gleichung also nicht ganz exakt ist, verwendet man für die Auswertung von Messdaten
die Form der Gleichung, legt aber durch zwei Eichmessungen die beiden Konstanten a und b
fest. Ein so umkalibriertes Voltmeter nennt man pH-Meter. Vorgehensweise: Messung von ๐ธ
mit einem Eichpuffer pH 7. Dann sollte ๐ธ nach Gl 15.31 gleich Null sein und man verstellt an
177
einem Potentiometer den Nullpunkt des Voltmeters bis Null angezeigt wird. Dann erfolgt
Messung bei pH 6 oder pH 8. Nach Gleichung 15.31 sollte dann ± 59 mV gemessen werden.
Man variiert die Spreizung der Skala an einem zweiten Potentiometer so, dass der
Eichmesswert erhalten wird.
Potentialerzeugung an der Glasmembran
An der Glasoberfläche befindet sich eine hydratisierte Silikatschicht ("Quellschicht"). Die
Kationen in dieser Schicht (meist Na+ ) können sich mit den Protonen austauschen bis das
elektrochemische Potential der Protonen in der wässrigen Lösung gleich dem in der
Quellschicht geworden ist. Dies führt zum Aufbau einer elektrischen Potentialdifferenz, deren
Größe von der Konzentration der H + in der Lösung abhängt. Dieser Austausch geschieht auf
beiden Seiten der Glasmembran und die Differenz dieser beiden Potentialsprünge ist die
nach Gl. 15.32 gemessene EMK.
Glas
Lösung
Elektroden-Reaktionen und Ladungsträger bei der pH–Messung mit der Einstab-Messkette
178
Ladungsträger (von links nach rechts durch die Kette):
Im Zuleitungsdraht zur Hg-Elektrode
:๐‘’
Im Hg
:๐‘’
An der Grenzfläche Hg/Hg 2 Cl2
: Hg 2+
2
−
An der Grenzfläche Hg 2 Cl2 /KCl
: Cl
In der KCl −Lösung und Fritte
In der Messlösung
An der Grenzfläche
Messlösung/Glasmembran
Im Glas
An der Grenzfläche Glas/Puffer
In der KCl − Lösung
An der Grenzfläche KCl −/Hg 2 Cl2
An der Grenzfläche Hg 2 Cl2 /Hg
Im Hg
Im Zuleitungsdraht
: K + und Cl−
: alle vorhandenen Ionen
: H+
: Na+
: H+
: K + und Cl−
: Cl−
: Hg 2+
2
:๐‘’
:๐‘’
Ob ein Austausch der Kationen des Glases mit den Protonen der Lösung stattfindet, hängt
von der Art des Glases ab. Es gibt heute Spezialgläser, die entweder H + oder sehr selektiv
andere Ionen wie z.B. Na+ oder K + usw. austauschen können. Es steht eine ganze Reihe
solcher ionenselektiver Glaselektroden zur Verfügung, mit denen man nach der gleichen
Methode, die Konzentration der verschiedensten Ionen bestimmen kann z.B.
Na+ , K + , Ca2+ , Cu2 NH4+ , Cl− , Br − , usw. Das Problem bei der Entwicklung von solchen
ionenselektiven Sensoren ist immer eine möglichst hohe Selektivität für das untersuchte Ion
zu erhalten, da im Prinzip natürlich andere Ionen auch ausgetauscht werden können und
dadurch die Messung stören.
15.4.6 Das Diffusionpotential (richtig: Diffusionspotentialdifferenz)
179
Grenzen zwei Lösungen unterschiedlicher Konzentration aneinander, so gleichen sich die
Konzentrationen auf Grund der Diffusion der Moleküle aus, wobei die Diffusionsgeschwindigkeit von der Größe der diffundierenden Teilchen abhängt (siehe Kapitel 13).
Grenzen zwei Elektrolytlösungen unterschiedlicher Konzentration aneinander, findet auch
eine Vermischung durch Diffusion statt (Bsp. NaCl-Lösungen unterschiedlicher
Konzentration).
180
๐’„๐Ÿ > ๐’„๐Ÿ
๐†
๐›—
Da die Na+ − Ionen schneller wandern als die
Cl− − Ionen,
wandern
die
positiven
Ladungen voraus. Dadurch wird ein
Unterschied
in
der
elektrischen
Ladungsdichte senkrecht zu der Grenzfläche
hervorgerufen (positiv in der Lösung mit der
geringeren Konzentration Na+ eilen voraus),
negativ in der mit der höheren
Konzentration.
Die
unterschiedlichen
Ladungsdichten
führen
zu
einer
elektrischen
Potentialdifferenz zwischen den Lösungen.
Damit verknüpft ist ein elektrisches Feld.
Dieses führt zu einer Verlangsamung der
Geschwindigkeit der Na+ und zu einer
Vergrößerung der Geschwindigkeit der
Cl− − Ionen. Nach einer kurzen Anlaufzeit
sind beide Geschwindigkeiten gleich
geworden, so dass beide Ionen dann gleich
schnell diffundieren. Die hierbei entstandene
elektrische Potentialdifferenz nennt man das
Diffusionspotential.
(eigentlich Diffusionspotentialdifferenz oder
Diffusions-spannung).
Diffusionspotentiale entstehen an der
Grenzfläche zwischen zwei Lösungen, die
Ionen
unterschiedlicher
Beweglichkeit
enthalten:
• Gleiche Elektrolyte in unterschiedlicher
Konzentrationen
• Lösungen, die verschiedene Salze
enthalten
• Halbleiter (feste Lösungen)
unterschiedlicher Zusammensetzung
Ein einfaches Ergebnis für das Diffusionspotential erhält man, wenn nur ein Ion wandert, z.B.
wenn die beiden Lösungen durch eine semipermeable Membran getrennt sind. Man erhält
dann
๐‘…๐‘‡ ๐‘2
๐‘2
โˆ†φ๐ท๐‘–๐‘“๐‘“ =
ln = 0,059 V lg
๐น
๐‘1
๐‘1
d.h. das gleiche Ergebnis wie bei einer Konzentrationszelle.
181
15.4.7 Erzeugung Nervenimpuls
Zellmembranen bestehen aus Lipiden und Proteinen und diese Membranen lassen Ionen
unterschiedlich schnell passieren, d.h. sie sind nicht streng semipermeabel, sondern haben
unterschiedliche Permeabilitätskoeffizienten für die verschiedenen Ionen. Man muss dann die
Nernst Gleichung für Δφ erweitern und erhält die sog. „Goldman Gleichung“
๐‘…๐‘‡ ๐‘ƒ๐‘– [๐พ + ]๐‘–2 + ๐‘ƒ๐‘– [๐ด− ]๐‘–1
Δφ =
ln
๐น
๐‘ƒ๐‘– [๐พ + ]๐‘–1 + ๐‘ƒ๐‘– [๐ด− ]๐‘–2
๐‘ƒ๐‘– =
[๐พ + ]๐‘–2 =
[๐พ + ]๐‘–1 =
[๐ด− ]๐‘–1 =
[๐ด− ]๐‘–2 =
Permeabilitätskoeffizient des Ions ๐‘–
Konzentrationen der Kationen
Konzentrationen der Kationen
Konzentrationen der Anionen
Konzentrationen der Anionen
auf Seite 2
auf Seite 1
auf Seite 1
auf Seite 2
Wir betrachten ein vereinfachtes Beispiel, bei dem wir die Anionen völlig vernachlässigen und
nur zwei Kationen Na+ und K + berücksichtigen. Wir erhalten dann
๐‘…๐‘‡ ๐‘ƒK [K + ]2 + ๐‘ƒNa [Na+ ]2
Δφ =
ln
๐น
๐‘ƒK [K + ]1 + ๐‘ƒNa [Na+ ]1
๐‘ƒK =
๐‘ƒNa =
[K + ]2 =
[K + ]1 =
[Na+ ]2 =
[Na+ ]1 =
Permeabilitätskoeffizient des K +
Permeabilitätskoeffizient des Na+
K + −Konzentration
K + −Konzentration
Na+ −Konzentration
Na+ −Konzentration
auf Seite 2
auf Seite 1
auf Seite 2
auf Seite 1
Die Ionenkonzentration in Zellen (Beispiel Muskelzellen) sind:
Na+
K+
Cl−
usw.
intrazellulär (๐‘–)
extra zellulär (๐‘Ž)
12 mM
155 mM
4 mM
145 mM
4 mM
120 mM
Im Ruhezustand sind die Zellmembranen praktisch nur für K + durchlässig, d.h. ๐‘ƒK โ‰ซ ๐‘ƒNa .
Dann wird aus der Goldman Gleichung:
Δφ ≈
๐‘…๐‘‡ ๐‘ƒK [K + ]๐‘Ž ๐‘…๐‘‡ [K + ]๐‘Ž
4mM
ln
=
ln + = 0,059 V lg
+
[K ]๐‘–
๐น
๐‘ƒK [K ]๐‘–
๐น
155mM
182
= −93 mV
Für verschiedene Zellen liegt das Potential zwischen (80–90) mV innen negativ gegenüber
außen.
Bei erregbaren Zellen (Nerven, Muskeln) kann durch die Erregung (sensorischer Reiz) ein
Na+ −Ionenkanal geöffnet werden. Damit verändern sich die Permeabilitätskoeffizienten und
es gilt: ๐‘ƒNa+ โ‰ซ ๐‘ƒK+
Wir erhalten dann bei gleichen Ionenkonzentrationen in der Zelle:
๐‘…๐‘‡ ๐‘ƒNa [Na+ ]๐‘Ž ๐‘…๐‘‡ [Na+ ]๐‘Ž
145 mM
ln
=
ln
=
0,059
V
lg
[Na+ ]๐‘–
๐น
12 mM
๐น
๐‘ƒNa [Na+ ]๐‘–
= 63 mV
Δφ ≈
Durch die Öffnung der Na+ −Kanäle ergibt sich ein Na+ −Ausstrom, der zu einer Umladung
der Membran („Depolarisation“) auf 63 mV führt. Nach kurzer Zeit (ms–Bereich) werden die
Na+ −Kanäle wieder geschlossen und es stellt sich wieder das ursprüngliche K + −Potential
ein. Man nennt eine solche Änderung ein Aktionspotential. Es dient zur Steuerung von
Zellaktivitäten (Muskeln), Informationsübertragung und Informationsverarbeitung.
Δφ
aus: Grundriß der Neurophysiologie
R.F. Schmidt (1974)S.39
183
15.4.8. Photosynthese
Energieumsatz bei Lichtabsorption
Energieumsatz bei chemischen Reaktionen
184
Chemische Reaktion läuft ab
Bsp. CH 4 + 2O 2 → CO 2 + 2H 2 O
Chemische Reaktion läuft nicht ab
Bsp. 6 CO 2 + 6 H 2 O → C6 H12 O6 + 6 O 2
Lichtabsorption und chemische Reaktion („Photochemie“)
Photosynthese
Bei der Photosynthese sind zwei photochemische Reaktionen hintereinander geschaltet, da
die Energie eines Lichtquants für die gewünschte Reaktion nicht ausreicht.
8 hυ
Gesamtreaktion: 2 H 2 O + 2 NADP + ๏ฃง๏ฃง๏ฃง→ 2 NADPH + O 2 + 2 H +
185
Redoxpotentiale
Bei der Photosynthese (wie auch bei allen andere photochemischen Reaktionen) wird nur ein
Teil der absorbierten Lichtenergie in chemisch gespeicherte Energie umgewandelt. Ein Teil
wird in Wärme umgewandelt, ein weiterer Teil als Fluoreszenzlicht abgestrahlt. Die Energetik
einer chemischen Reaktion kann man auch mit Hilfe der Redoxpotentiale der beteiligten
Stoffe beschreiben.
Es gilt:
โˆ†๐’“ ๐‘ฎ๐ŸŽ′ = −๐’›๐‘ญ๐‘ฌ๐ŸŽ′
Die wichtigsten Energie umwandelnden Prozesse in der Biologie sind die Photosynthese und
die Atmung.
Bei der Photosynthese werden mit Hilfe der Energie absorbierter Photonen Elektronen vom
Wasser zum NADP+ transportiert.
โ„Ž๐œ
โ„Ž๐œ
Das Redoxpotential ๐ธ 0′ ist das biochemische Standardpotential, das sich von chemischen
Standardpotential ๐ธ 0′ dadurch unterscheidet, dass der Standard pH-Wert pH = 7 und nicht
pH = 0 ist. Die Lichtenergie wird verwendet, um das Elektron vom Redoxpotential des Wassers
(๐ธ 0′ = 0,8 V) in mehreren Schritten durch Absorption von zwei Lichtquanten auf das
Redoxpotential des NADP+ anzuheben (๐ธ 0′ = −0,3 V). Das gebildete NADPH wird bei den
Dunkelprozessen („Calvin-Zyklus“) zur Reduktion des CO2 in Zucker eingesetzt.
Bei der Atmung wird zunächst NADH gebildet und dieses wird in einer Reihe von
Redoxschritten durch Sauerstoff oxidiert, wobei Wasser gebildet wird.
Mechanismus der Photosynthese:
186
http://www.chemie-interaktiv.net/ff.htm (auf der Seite die letzte Animation)
15.4.9 Batterien
Am häufigsten werden elektrochemische Systeme zur Stromerzeugung verwendet. Unter
einer Batterie verstand man früher eine Anordnung, die mehrere elektrochemische Zellen in
Parallelschaltung (Erhöhung der Stromstärke bei konstanter Spannung) oder
Reihenschaltung (Erhöhung der Spannung bei konstanter Stromstärke) enthält. Beispiel:
Autobatterie (12 V) enthält 6 in Reihe geschaltete elektrochemische Zellen des Typs
Pb|H2 SO4 |PbO2 , die jeweils 2 V erzeugen. Heute verwendet man den Ausdruck Batterie auch
für eine einzelne elektrochemische Zelle. Man unterscheidet nicht wiederaufladbare und
wieder aufladbare Batterien (Akkumulatoren). Bei den letzteren lässt sich durch Anlegen einer
Spannung von außen die Stromrichtung und die Richtung der chemischen Reaktion
umkehren. Dadurch werden die Edukte wieder zurückgebildet und die Batterie kann wieder
verwendet werden.
Batterien bestehen aus den folgenden Teilen:
1. Zwei verschiedene Stoffe ("aktive Massen"), zwischen denen eine chemische Reaktion
stattfinden kann. Damit die Reaktion nicht direkt (ohne Stromfluss) ablaufen kann,
müssen die beiden Stoffe räumlich voneinander getrennt sein. Man verwendet hier
einen "Separator"
2. Ein Elektrolyt, der die beiden aktiven Massen elektrisch leitend verbindet.
3. Zwei elektrische Ableitungen (Metall- oder Kohlestifte), die die Elektronen, die bei den
Redoxreaktionen entstehen nach außen zum Verbraucher leiten.
Für alle Batterien sind die folgenden Überlegungen wichtig:
187
-
-
-
Elektrochemische Reaktionen finden an der Grenzfläche zwischen dem
Elektrodenmaterial und dem Elektrolyten statt. Die Zahl der ausgetauschten Elektronen
und damit die verfügbare Stromstärke sind proportional zur Größe der Kontaktfläche.
Daher wird die Fläche der Elektroden möglichst groß gemacht und es werden
mikroporöse Elektrodenmaterialien verwendet. Dadurch wird die Kontaktfläche
nochmals sehr stark vergrößert.
Um den Innenwiderstand der Zelle möglichst klein zu halten, verwendet man
Elektrolyte mit hoher Leitfähigkeit und macht den mit Elektrolyt gefüllten Abstand
zwischen den "aktiven Massen" möglichst gering.
Verwendet man wässrige Elektrolyte muss man beachten, dass Wasser nur ein geringes
"Stabilitätsfenster" hat. Legt man an eine wässrige Lösung eine Spannung von > 1,2 V,
so findet eine Zerlegung in H2 und O2 statt. (Beispiel: Hoffmann'scher
Zersetzungsapparat mit verdünnter H2 SO4 und ๐‘ƒ๐‘ก −Elektroden). Diese Reaktion ist
immer eine Konkurrenzreaktion, wenn man wässrige, elektrochemische Zellen hat, die
eine Zellspannung > 1,2 V haben. Um diese Reaktion zu unterdrücken verwendet man
Elektrodenmaterialien, bei denen die Abscheidung von H2 bzw. O2 kinetisch gehemmt
ist.
Für die praktische Verwendung sind die folgenden Angaben wichtig:
1. ๐‘€๐‘Ž๐‘ฅ๐‘–๐‘š๐‘Ž๐‘™๐‘’ ๐ฟ๐‘Ž๐‘‘๐‘ข๐‘›๐‘”๐‘ ๐‘˜๐‘Ž๐‘๐‘Ž๐‘ง๐‘–๐‘กä๐‘ก =
๐‘€๐ฟ = ∑
๐‘ง๐น
๐‘–๐‘› ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐‘…๐‘’๐‘Ž๐‘˜๐‘ก๐‘–๐‘œ๐‘› ๐‘“๐‘Ÿ๐‘’๐‘–๐‘ ๐‘’๐‘ก๐‘ง๐‘๐‘Ž๐‘Ÿ๐‘’ ๐ฟ๐‘Ž๐‘‘๐‘ข๐‘›๐‘”
๐ธ๐‘‘๐‘ข๐‘˜๐‘ก๐‘’ ๐‘š๐‘–
=∑
๐‘€๐‘Ž๐‘ ๐‘ ๐‘’ ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐ธ๐‘‘๐‘ข๐‘˜๐‘ก๐‘’
๐‘ง๐น
๐ธ๐‘‘๐‘ข๐‘˜๐‘ก๐‘’|๐œ๐‘– |๐‘€๐‘–
๐‘ง = |๐œ๐‘’ | ๐‘ ๐‘กö๐‘โ„Ž๐‘–๐‘œ๐‘š๐‘’๐‘ก๐‘Ÿ๐‘–๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘’๐‘Ÿ ๐น๐‘Ž๐‘˜๐‘ก๐‘œ๐‘Ÿ ๐‘‘๐‘’๐‘Ÿ ๐ธ๐‘™๐‘’๐‘˜๐‘ก๐‘Ÿ๐‘œ๐‘›๐‘’๐‘›
2. Maximale spezifische Energie= maximale Ladungskapazität โˆ™ ๐ธ๐‘€๐พ
๐‘€๐‘†๐ธ = ๐‘€๐ฟ โˆ™ ๐ธ
Beispiel für ๐‘€๐ฟ und ๐‘€๐‘†๐ธ an Hand des Bleiakkus
Edukte: PbO 2 + Pb + 2H 2SO 4 ,
๐‘ง = 2,
๐‘€๐ฟ =
๐ธ = 2V
2 โˆ™ 96500 As mol−1
2 โˆ™ 96500 As mol−1
=
๏ฟฝ๐‘€(PbO2 ) + ๐‘€(Pb) + 2๐‘€(H2 SO4 )๏ฟฝ (39 + 207 + 196)gmol−1
= 300 As g −1 = 83,5 Ah kg −1
๐‘€๐‘†๐ธ = ๐‘€๐ฟ โˆ™ ๐ธ = 83,5 Ah kg −1 โˆ™ 2๐‘‰ = 167 ๐‘Šโ„Žkg −1
2. Zyklenzahl: Zahl der möglichen Lade/Entladevorgänge
___________________________________________________________________________
188
Bleiakku ( Pb H 2SO 4 PbO 2 )
Reaktion
+ Pol:
PbO 2 + H 2SO 4 + 2 H + + 2 e → PbSO 4 + 2 H 2O
– Pol: PbSO 4 + 2 H + + 2 e → Pb + H 2SO 4
Gesamt:
Entladung
๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→ 2 PbSO 4 + 2 H 2 O
PbO 2 + Pb + 2 H 2SO 4 ←๏ฃง๏ฃง๏ฃง
๏ฃง
Ladung
๐‘…๐‘‡
๐ธ = ๐ธ 0 − 2๐น ln
Faktor
Standardpotential ๐ธ 0 /V
1
๐ธ๐‘0 = +1,69
1
๐ธ๐‘›0 = −0,36
๐‘ง = 2 ๐ธ 0 = ๐ธ๐‘0 − ๐ธ๐‘›0 = 1,95 V
๐‘ฅ 2 (PbSO4 )๐‘ฅ 2 (H2 O)
๐‘ฅ(PbO2 )๐‘ฅ(Pb){H2 SO4 }2
PbSO4, PbO2 und Pb sind reine Stoffe, d.h. ๐‘ฅ๐‘– = 1.
Wir setzen (näherungsweise) auch ๐‘ฅH2 O ≈ 1 und erhalten
๐ธ = ๐ธ0 +
๐‘…๐‘‡
๐น
ln{H2 SO4 } ≈ 2,04 V
Bei der Entladung wird H2 SO4 verbraucht, durch Messung der H2 SO4 -Konzentration kann
man den Ladezustand einer Autobatterie feststellen. Man misst hierzu die Dichte der
Batterieflüssigkeit. Es ist kein Separator notwendig, da an beiden Elektroden das gleiche
Produkt nämlich Pb2+ entsteht.
๐‘€๐ฟ = 83,5 Ahkg −1 ,
๐‘€๐‘†๐ธ = 167 Whkg −1
Von der theoretisch möglichen spezifischen Energie (๐‘€๐‘†๐ธ) werden nur ca. 20 % erreicht. Die
Zyklenzahl liegt bei ca. 1000.
Verwendung vor allem als Starterbatterie in Kfz. Erste Beschreibung des Bleiakkus von
G. Planté, 1859
Lithium-Ionen Akku
Lithium hat ein stark negatives Standardpotential und könnte daher Zellen mit einer hohen
Spannung liefern. Man kann jedoch keine wässrigen Elektrolyte verwenden, da sich das
Wasser bei diesen Potentialdifferenzen zersetzt. Zusätzlich ist die Verwendung von
metallischem Lithium anwendungstechnisch schwierig (Sicherheit). Der entscheidende
189
Schritt war metallisches Lithium zu vermeiden und ein Elektrodenmaterial zu verwenden, in
das Li+ und Elektronen eingelagert werden können. Dies ist ein analoges Vorgehen wie bei
der Metallhydridelektrode. Als Material für die negative Elektrode wählt man Graphit, in
dessen Schichtstruktur die kleinen Li+ eingelagert werden. Gleichzeitig können Elektronen im
Graphit aufgenommen werden, so dass formal (aber nicht wirklich) Li-Atome entstehen. Als
Material für die positive Elektrode werden Oxide des Typs LiMeO2 verwendet, wobei Me für
Co, Ni Mn oder auch Mischungen aus diesen Metallen steht.
Reaktion
Faktor
+ Pol: Li ( CoO 2 )2 + e + Li + → 2 LiCoO 2
1
– Pol : C6 + Li + + e → C6 Li
1
Entladung
๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→ 2 LiCoO 2 + C6
Gesamt: C6 Li + Li ( CoO 2 ) ←๏ฃง๏ฃง๏ฃง
๏ฃง
๐‘ง = 1
Ladung
Standardpotential ๐ธ 0 /V
๐ธ๐‘0 ≈ 1,12
๐ธ๐‘›0 ≈ −2,8
๐ธ 0 = ๐ธ๐‘0 − ๐ธ๐‘›0 = 3,92
Allgemein schreibt man den Ladungs-/Entladungsvorgang folgendermaßen:
Entladung
๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→ LiMeO 2 + C n
C n Li x + Li1− x MeO 2 ←๏ฃง๏ฃง๏ฃง
๏ฃง
Ladung
Der Index ๐‘› bei C soll andeuten, dass es sich um eine Einlagerungsverbindung von Li in C
handelt, wobei C in sehr großem Überschuss vorhanden ist, d.h. es ist keine stöchiometrische
Beziehung zwischen Li und C vorhanden. Maximal kann 1 Li auf 6 C-Atome eingelagert
werden. Dies führt dann zur Angabe LiC6 .
Der Index ๐‘ฅ beschreibt die Stöchiometrie der Li+ −Umsatzes. Hierbei kann das Li+ nicht
völlig aus dem MeO2 entfernt werden. Praktisch lässt sich nur etwa die Hälfte entfernen,
d.h.๐‘ฅ = 0,5. Dies führt dann zur Angabe Li(CoO2 )2 oder Li0,5 CoO2 . Die Redoxpotentiale
hängen natürlich von der Menge des eingelagerten Li im Graphit bzw. Li+ im Metalloxid ab.
Die Zellspannung des Lithiumionenakkus liegt daher je nach Ladezustand zwischen 4,2 bis 3
V.
Als Elektrolyt können bei dieser Zelle nicht mehr wässrige Lösungen verwendet werden. Man
setzt als Lösungsmittel Ethylencarbonat (Propylencarbonat) in Mischung mit
Dimethylcarbonat (Diethylcarbonat) ein und löst darin Li-Salze mit großen Anionen (Bsp.
LiPF6 , LiBF4 , LiN(SO2 CF3 )2 .
An den Oberflächen der beiden Elektroden bilden sich durch chemische Reaktionen mit dem
Elektrolyten Deckschichten, die nicht elektronenleitend sind, aber die "nackten" Li-Ionen
hindurch lassen. Die Bildung dieser nicht löslichen Deckschichten ist für die Funktion dieses
Akkus sehr wichtig: Verwendet man an Stelle von Li andere Alkalimetalle (Na, K) bilden die
entsprechenden Reaktionsprodukte keine unlöslichen Deckschichten und die Elektroden
lösen sich im Lösungsmittel auf.
190
Schematische Darstellung der Vorgänge:
O
Co
O
191
16. Phasengleichgewichte Einkomponentensysteme
16.1 Dampfdruck von Flüssigkeiten
Wir betrachten ein Einstoffsystem z.B.
Wasser. Das Wasser kann verdampfen, in
der gasförmigen Phase über dem Wasser
befindet sich nur Wasserdampf (keine Luft!)
Im Gleichgewicht ist die Zahl der pro Zeit verdampfender Wassermoleküle gleich der
kondensierenden Wassermoleküle und der Dampfdruck und die Temperatur ändern sich
nicht.
Für die Freie Enthalpie dieses Systems gilt:
(16.1)
d๐บ = Vd๐‘ − ๐‘†d๐‘‡ + ๐œ‡๐‘“๐‘™ d๐‘›๐น + ๐œ‡๐‘”๐‘Ž๐‘  d๐‘›๐‘”๐‘Ž๐‘ 
chemisches Potential der Flüssigkeit
๐œ‡๐‘“๐‘™
๐œ‡๐‘”๐‘Ž๐‘  chemisches Potential des Gases
Wir halten ๐‘ und ๐‘‡ konstant:
d๐‘ = 0, d๐‘‡ = 0
Die Massenbilanz ergibt: ๐‘›๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘Ž๐‘š๐‘ก = ๐‘›๐‘”๐‘Ž๐‘  + ๐‘›๐‘“๐‘™
Wir differenzieren und erhalten:
0 = d๐‘›๐‘”๐‘Ž๐‘  + d๐‘›๐‘“๐‘™, d๐‘›๐‘“๐‘™ = −d๐‘›๐‘”๐‘Ž๐‘ 
(16.2)
Im Gleichgewicht gilt:
d๐บ
๏ฟฝ
๏ฟฝ = 0, d. h. ๐œ‡๐‘”๐‘Ž๐‘  = ๐œ‡๐‘“๐‘™
d๐‘›๐‘”๐‘Ž๐‘ 
(16.4)
Mit 16.2 erhalten wir aus 16.1:
d๐บ = ๏ฟฝ๐œ‡๐‘”๐‘Ž๐‘  − ๐œ‡๐‘“๐‘™ ๏ฟฝd๐‘›๐‘”๐‘Ž๐‘ 
(16.3)
๐‘
d.h. die chemischen Potentiale in Flüssigkeit und Dampf sind gleich.
Wenn man die Temperatur verändert, so ändert sich der Dampfdruck (und die chemischen
Potentiale). Man kann jetzt fragen, wie die Änderungen von ๐‘‡ und ๐‘ sein müssen, damit ein
Gleichgewicht („Koexistenz“) zwischen beiden Phasen aufrecht erhalten bleibt.
192
Um das Gleichgewicht zu erhalten, muss die Änderung des chemischen Potentials der
Flüssigkeit gleich der des Dampfes sein d.h.:
(16.5)
d๐œ‡๐‘“๐‘™ = d๐œ‡๐‘”๐‘Ž๐‘ 
(16.6)
๐œ•๐œ‡๐‘“๐‘™
๐œ•๐œ‡๐‘“๐‘™
๐œ•๐œ‡๐‘”๐‘Ž๐‘ 
๐œ•๐œ‡๐‘”๐‘Ž๐‘ 
๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐‘ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐‘‡ = ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐‘ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐‘‡
๐œ•๐‘ ๐‘‡
๐œ•๐‘‡ ๐‘
๐œ•๐‘ ๐‘‡
๐œ•๐‘‡ ๐‘
Mit Gleichungen aus Kapitel 11.4 (Druck- bzw. Temperaturabhängigkeit von μ) ergibt sich:
(16.7)
V๐‘š,๐‘“๐‘™ d๐‘ − ๐‘†๐‘š,๐‘“๐‘™ d๐‘‡ = V๐‘š,๐‘”๐‘Ž๐‘  d๐‘ − ๐‘†๐‘š,๐‘”๐‘Ž๐‘  d๐‘‡
V๐‘š,๐‘“๐‘™ , V๐‘š,๐‘”๐‘Ž๐‘  Molvolumen Flüssigkeit, Gas
๐‘†๐‘š,๐‘“๐‘™ , ๐‘†๐‘š,๐‘”๐‘Ž๐‘  molare Entropie Flüssigkeit, Gas
Wir verwenden im Folgenden immer molare Größen und lassen zur Vereinfachung den Index
๐‘š weg.
(16.8)
๏ฟฝ๐‘†๐‘”๐‘Ž๐‘  − ๐‘†๐‘“๐‘™ ๏ฟฝd๐‘‡ = ๏ฟฝV๐‘”๐‘Ž๐‘  − V๐‘“๐‘™ ๏ฟฝd๐‘
d๐‘
๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐‘‡ ๐‘˜๐‘œ๐‘’๐‘ฅ
=
๐‘†๐‘”๐‘Ž๐‘  −๐‘†๐‘“๐‘™
V๐‘”๐‘Ž๐‘  −V๐‘“๐‘™
(16.9)
Die Entropie kann man durch die Enthalpie
ersetzen. Im Gleichgewicht gilt:
๐œ‡๐‘“๐‘™ = ๐œ‡๐‘”๐‘Ž๐‘ 
๐ป๐‘“๐‘™ − ๐‘‡๐‘†๐‘“๐‘™ = ๐ป๐‘”๐‘Ž๐‘  − ๐‘‡๐‘†๐‘”๐‘Ž๐‘ 
๐ป๐‘”๐‘Ž๐‘ 
− ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐ป๐‘“๐‘™ = ๏ฟฝ๏ฟฝ
๐‘‡๏ฟฝ๐‘†๏ฟฝ๐‘”๐‘Ž๐‘ 
−๏ฟฝ๐‘†๏ฟฝ๏ฟฝ
๐‘“๐‘™ ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
Verdampfungs- Verdampfungsenthalpie
entropie
Wir setzen 16.10 in 16.9 ein:
d๐‘
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป
๏ฟฝ ๏ฟฝ
=
d๐‘‡ ๐‘˜๐‘œ๐‘’๐‘ฅ ๐‘‡๏ฟฝV๐‘”๐‘Ž๐‘  − V๐‘“๐‘™ ๏ฟฝ
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป = ๐‘‡โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐‘†
(16.10)
‘Clausius-Clapeyron’sche Gleichung’
(16.11)
Vereinfachung:
Das Molvolumen eines idealen Gases ist
V๐‘”๐‘Ž๐‘  ≈ 22,4 Lmol−1
das Molvolumen einer Flüssigkeit ist
V๐‘“๐‘™ ≈ 20 โˆ™ 10−3 Lmol−1
d.h. V๐‘”๐‘Ž๐‘  − V๐‘“๐‘™ ≈ V๐‘”๐‘Ž๐‘ 
(16.12)
193
und wir erhalten aus 16.11:
(16.13)
d๐‘
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป
๏ฟฝ ๏ฟฝ
≈
d๐‘‡ ๐‘˜๐‘œ๐‘’๐‘ฅ ๐‘‡๏ฟฝV๐‘”๐‘Ž๐‘  ๏ฟฝ
Wenn sich der Dampf wie ein ideales Gas verhält, so gilt V๐‘”๐‘Ž๐‘  =
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป๐‘
d๐‘
≈
๏ฟฝ ๏ฟฝ
d๐‘‡ ๐‘˜๐‘œ๐‘’๐‘ฅ
๐‘…๐‘‡ 2
oder
„vereinfachte Cl.-Cl.-Gleichung“
๐‘…๐‘‡
๐‘
und man erhält aus 16.13:
(16.14)
d๐‘
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป dln๐‘
=
=
๐‘…๐‘‡ 2
๐‘d๐‘‡
d๐‘‡
Man kann diese Gleichung dann integrieren (Voraussetzung: โˆ†๐‘ฃ๐‘Ž๐‘ ๐ป = ๐‘˜๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก. ≠ ๐‘“(๐‘‡)):
๏ฟฝ dln๐‘ =
ln๐‘ = −
๐‘ฆ
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป 1
๏ฟฝ 2 d๐‘‡
๐‘…
๐‘‡
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป 1
+ ๐‘๐‘œ๐‘›๐‘ ๐‘ก
๐‘… ๐‘‡
๐‘Ž
๐‘ฅ+๐‘
(16.15)
1
d.h. man erhält eine Gerade, wenn man ln๐‘ gegen ๐‘‡ aufträgt.
Die Clausius-Clapeyron’sche Gleichung (16.11) gilt für Gleichgewichte zwischen allen Phasen
(fest-flüssig, flüssig-gasförmig, fest-gasförmig). Für das Gleichgewicht fest-gasförmig gelten
die gleichen Vereinfachungen wie für flüssig-gasförmig, so dass man analog zu 16.14 erhält:
(16.16)
dln๐‘ โˆ†๐‘ ๐‘ข๐‘ ๐ป
=
d๐‘‡
๐‘…๐‘‡ 2
Mit โˆ†๐‘ ๐‘ข๐‘ ๐ป =‘Sublimationsenthalpie’
Für das Gleichgewicht fest-flüssig gilt
(16.17)
194
d๐‘
โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป
=
d๐‘‡ ๐‘‡๏ฟฝV๐‘“๐‘™ − V๐‘“ ๏ฟฝ
Mit โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป = ‘Schmelzenthalpie“, V๐‘“ = Molvolumen Festkörper
Die Molvolumina der festen und flüssigen Phase sind sehr ähnlich, daher kann diese
Gleichung nicht weiter vereinfacht werden. Im Allgemeinen ist V๐‘“๐‘™ > V๐‘“๐‘’๐‘ ๐‘ก , Wasser ist hier
eine Ausnahme (Eis schwimmt auf Wasser, d.h. das Molvolumen V๐‘“ ist größer als V๐‘“๐‘™ ). Die
Differenz V๐‘“๐‘™ − V๐‘“ bestimmt die Steigung der Schmelzdruckkurve.
Für den Zusammenhang zwischen den Phasenumwandlungsenthalpien gilt: (16.18)
โˆ†๐‘ ๐‘ข๐‘ ๐ป = โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป + โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป
Zustandsdiagramm des Wassers:
Die Absenkung des Gefrierpunktes gegenüber dem Tripelpunkt um 0.01 K ist auf 2 Effekte
zurückzuführen:
1) Erhöhung des Druckes von 611 Pa (nur Wasserdampf) auf 101325 Pa (Gesamtdruck:
Wasserdampf + Luft):
-0,0074 K
2) Löslichkeit von Luft in Wasser: -0,0024 K
Wasserdampf in Luft (Begriffe):
Absolute Feuchtigkeit:
^ Partialdruck des Wasserdampfes in Luft oder Masse H2O pro m3
Luft
Maximale Feuchtigkeit: ^ Gleichgewichtspartialdruck des Wasserdampfes (aus der ClausiusClapeyron’sche Gleichung) bei der Temperatur der Luft.
195
(=Sättigungspartialdruck) Bei Überschreitung entsteht flüssiges
Wasser.
Relative Feuchtigkeit:
Taupunkt:
๐‘Ž๐‘๐‘ ๐‘œ๐‘™๐‘ข๐‘ก๐‘’ ๐น๐‘’๐‘ข๐‘โ„Ž๐‘ก๐‘–๐‘”๐‘˜๐‘’๐‘–๐‘ก
= ๐‘š๐‘Ž๐‘ฅ๐‘–๐‘š๐‘Ž๐‘™๐‘’ ๐น๐‘’๐‘ข๐‘โ„Ž๐‘ก๐‘–๐‘”๐‘˜๐‘’๐‘–๐‘ก
Temperatur, bei der absolute Feuchtigkeit gleich der maximalen
Feuchtigkeit wird.
16.2 Gibbs’sches Phasengesetz
Hat man ein Gemisch aus mehreren Stoffen (Komponenten), die verschiedene Phasen bilden,
so gibt die Phasenregel an, wie viele Variablen (Freiheiten) man ändern kann, ohne dass eine
der Phasen verschwindet.
(16.19)
๐‘ƒ+๐น =๐พ+2
๐‘ƒ = Phasen
๐น = Freiheiten
= Zahl der Variationsmöglichkeiten, ohne dass eine Phase
verschwindet, z.B. ๐‘ฅ๐‘– in jeder Phase, sowie ๐‘ und ๐‘‡
๐พ = Komponenten = Zahl der Stoffe, aus denen das System mindestens aufgebaut werden
muss.
16.3 Zweikomponenten Systeme
Dampfdruckerniedrigung
Wird ein Stoff in einem Lösungsmittel (z.B. Glukose in H2O)gelöst, so beobachtet man eine
Erniedrigung des Dampfdrucks des Lösungsmittels.
Empirisch:
Die Erniedrigung des Dampfdrucks ist proportional dem Molenbruch des
gelösten Stoffes:
โˆ†๐‘ = ๐‘1 ๐‘ฅ2
(Raoult’sches Gesetz)
(16.20)
Herleitung des Raoult’schen Gesetzes:
Index 1:
Lösungsmittel
Index 2:
gelöster Stoff
Der gelöste Stoff befindet sich nur in der flüssigen Mischphase. Das Lösungsmittel ist in
beiden Phasen vorhanden.
196
Wir betrachten das Gleichgewicht des Lösungsmittels (1) zwischen der flüssigen Phase F und
der Gasphase (Dampf). Im Gleichgewicht muss gelten:
(16.21)
๐œ‡1๐‘“๐‘™ = ๐œ‡1๐‘”๐‘Ž๐‘ 
In den flüssigen Mischphase gilt:
(16.22)
0
๐œ‡1๐‘“๐‘™ = ๐œ‡1๐‘“๐‘™
+ ๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ1
Wir betrachten das System bei ๐‘‡ = konst. Wie verändert sich der Dampfdruck, wenn ๐‘ฅ1
geändert wird (das Gleichgewicht soll aufrechterhalten werden)?
(16.23)
d๐œ‡1๐‘“๐‘™ = d๐œ‡1๐‘”๐‘Ž๐‘ 
(16.24)
๐œ•๐œ‡1๐‘“๐‘™
๐œ•๐œ‡1๐‘“๐‘™
๐œ•๐œ‡1๐‘”๐‘Ž๐‘ 
๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐‘ = ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐‘ + ๏ฟฝ
๏ฟฝ d๐‘ฅ
๐œ•๐‘ ๐‘‡
๐œ•๐‘ ๐‘‡
๐œ•๐‘ฅ ๐‘‡
V1๐‘”๐‘Ž๐‘  d๐‘ = V1๐น d๐‘ + ๐‘…๐‘‡dln๐‘ฅ
V1๐‘”๐‘Ž๐‘  = Molvolumen des Dampfes, V1๐‘“๐‘™ = Molvolumen der reinen Flüssigkeit
๏ฟฝV1๐‘”๐‘Ž๐‘  − V1๐‘“๐‘™ ๏ฟฝd๐‘ = ๐‘…๐‘‡dln๐‘ฅ
d๐‘
๐‘…๐‘‡
=
,
dln๐‘ฅ V1๐‘”๐‘Ž๐‘  − V1๐‘“๐‘™
=
=
๐‘…๐‘‡
,
V1๐‘”๐‘Ž๐‘ 
๐‘…๐‘‡๐‘
=๐‘
๐‘…๐‘‡
๐‘š๐‘–๐‘ก V1๐‘”๐‘Ž๐‘  =
mit V1๐‘”๐‘Ž๐‘  โ‰ซ V1๐‘“๐‘™ erhalten wir:
๐‘…๐‘‡
๐‘’๐‘Ÿโ„Ž๐‘Ž๐‘™๐‘ก๐‘’๐‘› ๐‘ค๐‘–๐‘Ÿ:
๐‘
(16.25)
197
d๐‘
= dln๐‘ฅ = dln๐‘
๐‘
Wir betrachten jetzt die Dampfdruckänderung, wenn wir zum reinen Stoff 1 (d.h. ๐‘ฅ1 = 1) den
Stoff 2 zugeben (d.h. beliebiges ๐‘ฅ1 )
๐‘ฅ1
๐‘1
๏ฟฝ dln๐‘ฅ = ๏ฟฝ dln๐‘
๐‘10
๐‘1
1
ln๐‘ฅ1 = ln ๐‘0
๐‘1 =
๐‘ฅ1 ๐‘10
๐‘10
=
Dampfdruck des reinen
Lösungsmittels
1
(16.26)
Mit ๐‘ฅ1 = 1 − ๐‘ฅ2 , (๐‘ฅ2 = Molenbruch des gelösten Stoffes) erhalten wir
๐‘1 = (1 − ๐‘ฅ2 )๐‘10
= ๐‘10 − ๐‘ฅ2 ๐‘10
๐‘ฅ2 ๐‘10 = ๐‘10 − ๐‘1
(16.27)
Wir nennen ๐‘10 − ๐‘1 = โˆ†๐‘ ‘Dampfdruckerniedrigung’ und erhalten das Raoult’sche Gesetz:
(16.28)
โˆ†๐‘
๐‘ฅ2 = 0
๐‘1
Betrachtet man reale Lösungen muss man in der Ableitung für ๐‘ฅ1 = ๐‘Ž1 (Aktivität) und
๐‘ฅ2 = ๐‘Ž2 setzen.
16.4 Siedepunkterhöhung
Wir betrachten das Gleichgewicht zwischen Gas (Dampf) und Lösung. Jetzt ist aber der Druck
konstant und die Temperatur kann sich ändern.
Gleichgewicht:
0
+ ๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ1
๐œ‡1๐‘”๐‘Ž๐‘  = ๐œ‡1๐‘“๐‘™
0
๐œ‡1๐‘“๐‘™
(16.29)
๐œ‡1๐‘”๐‘Ž๐‘ 
=
+ ๐‘…ln๐‘ฅ1
๐‘‡
๐‘‡
Wir betrachten die Änderung der Temperatur und der Stoffmenge, wobei das Gleichgewicht
erhalten bleiben soll.
(16.30)
198
0
๐œ‡1๐‘“๐‘™
๐œ‡1๐‘”๐‘Ž๐‘ 
d๏ฟฝ
๏ฟฝ = ๐‘‘๏ฟฝ
๏ฟฝ + ๐‘…dln๐‘ฅ
๐‘‡
๐‘‡
0
๐ป1๐‘“๐‘™
๐ป1๐‘”๐‘Ž๐‘ 
dln๐‘ฅ
− 2 =−
+๐‘…
d๐‘‡
๐‘‡
๐‘‡2
0
๐ป1๐‘”๐‘Ž๐‘  − ๐ป1๐‘“๐‘™
dln๐‘ฅ
=−
๐‘…๐‘‡ 2
d๐‘‡
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป
=−
๐‘…๐‘‡ 2
๐‘ฅ
๐‘‡ โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป
ln๐‘ฅ1 =
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป 1
๐‘…
๐‘…๐‘‡ 2
1
๏ฟฝ๐‘‡ − ๐‘‡ 0 ๏ฟฝ
1
๐œ‡
๐‘‡
d๏ฟฝ ๏ฟฝ
(16.31)
Integration von reinem Lösungsmittel
๐‘ฅ = 1, ๐‘‡๐‘†๐‘–๐‘’๐‘‘๐‘’ = ๐‘‡ 0 (reines
Lösungsmittel)
bis zur Lösung ๐‘ฅ = ๐‘ฅ1 , ๐‘‡๐‘†๐‘–๐‘’๐‘‘๐‘’ = ๐‘‡ (Lösung)
1
∫๐‘ฅ=1 dln๐‘ฅ = − ∫๐‘‡ 0
Wir hatten hergeleitet:
๏ฟฝ
d๐‘‡
๐ป
๏ฟฝ = − ๐‘‡2
๐‘
(H = molare Enthalpie)
๐ป1๐‘”๐‘Ž๐‘  =
molare Enthalpie Dampf (Stoff 1)
0
๐ป1๐‘“๐‘™ =
molare Enthalpie Flüss. (Stoff 1)
0
๐ป1๐‘”๐‘Ž๐‘  − ๐ป1๐‘“๐‘™ = โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป = molare
Verdampfungsenthalpie
(16.32)
d๐‘‡
(16.33)
1
Da ๐‘ฅ1 < 1 folgt ๏ฟฝ๐‘‡ − ๐‘‡ 0 ๏ฟฝ < 0 und daraus folgt ๐‘‡ < ๐‘‡ 0 , d.h. wir beobachten eine
Siedepunkterhöhung.
Vereinfachung: ๐‘ฅ1 = 1 − ๐‘ฅ2
Für ๐‘ฅ2 โ‰ช 1 gilt die Näherung: ln๐‘ฅ1 = ln(1 − ๐‘ฅ2 ) ≈ −๐‘ฅ2
(16.34)
(16.35)
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป 1 1
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป ๐‘‡ 0 − ๐‘‡
−๐‘ฅ2 =
๏ฟฝ − 0๏ฟฝ =
๐‘…
๐‘‡ ๐‘‡
๐‘…
๐‘‡๐‘‡ 0
Mit ๐‘‡ ≈ ๐‘‡ 0 ergibt sich
๐‘‡ − ๐‘‡0 =
(16.36)
๐‘…๐‘‡ 02
๐‘ฅ
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป 2
Die Siedepunkterhöhung (๐‘‡ − ๐‘‡ 0 ) ist proportional dem Molenbruch des gelösten Stoffes ๐‘ฅ2 .
Umrechnen von ๐‘ฅ2 in molale Konzentration:
199
๐‘2 =
=๐‘›
๐‘›2
๐‘š1
๐‘š1 = Masse Lösungsmittel = ๐‘›1 ๐‘€1
๐‘€1 = Molmasse Lösungsmittel
๐‘›2
๐‘›2 = ๐‘2 ๐‘›1 ๐‘€1
1 ๐‘€1
(16.37)
Einsetzen von 16.37 in Molenbruch ergibt:
๐‘›2
๐‘2 ๐‘›1 ๐‘€1
๐‘ฅ2 =
=
๐‘›1 + ๐‘›2 ๐‘›1 + ๐‘›2
(16.38)
Einsetzen von 16.39 und 16.38 in 16.36 ergibt:
(16.40)
Wir verwenden die Näherung:
๐‘›2 โ‰ช ๐‘›1 : ๐‘ฅ2 ≈ ๐‘2 ๐‘€1
๐‘‡ − ๐‘‡0 =
(16.39)
๐‘…๐‘‡ 02 ๐‘€1
๐‘
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป 2
Man nennt
๐‘…๐‘‡ 02 ๐‘€1
โˆ†๐‘ฃ๐‘’๐‘Ÿ ๐ป
0
= ๐ธ๐‘’ = ‘ebullioskospische Konstante’ und erhält
๐‘‡ − ๐‘‡ = ๐ธ๐‘’ โˆ™ ๐‘2
(16.41)
16.5 Gefrierpunktserniedrigung
Wir betrachten das Gleichgewicht des Stoffes 1 zwischen der festen, reinen Phase und Stoff 1
in der Lösung. Die Rechnung geht analog wie vorher, jedoch taucht der Enthalpieunterschied
flüssig - fest auf: โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป = ๐ป๐‘“๐‘™ − ๐ป๐‘“
Es ergibt sich für Schmelzpunktserniedrigung:
(16.42)
๐‘…๐‘‡ 02
๐‘…๐‘‡ 02 ๐‘€1
๐‘‡−๐‘‡ =−
๐‘ฅ =−
๐‘
โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป 2
โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป 2
0
Mit
๐‘…๐‘‡ 02 ๐‘€1
โˆ†๐‘ ๐‘โ„Ž ๐ป
= ๐ธ๐‘˜ = ‘kryoskopische Konstante’ ergibt sich
(16.43)
๐‘‡ − ๐‘‡ 0 = ๐ธ๐‘˜ โˆ™ ๐‘2
200
16.6 Osmotischer Druck
Das Volumen auf der rechten Seite bleibt
konstant. Wenn Wasser von links nach
rechts wandert, so erhöht sich rechts der
Druck, der gemessen wird.
Die Temperatur ist konstant. Der Druck ๐‘0 , der auf der Phase mit reinem Wasser ausgeübt
wird, ist konstant. Wir betrachten eine Lösung, die über eine nur für H2 O durchlässige
semipermeable Membran mit reinem Wasser in Kontakt steht. Beobachtung: Wasser fließt
über die Membran in die Lösung und, falls diese sich nicht ausdehnen kann (starre Wand), so
erhöht sich der Druck von ๐‘0 auf ๐‘. Der Wasserfluss findet so lange statt bis die chemischen
Potentiale des Wassers in beiden Phasen gleich sind:
0
๐œ‡๐‘ค
0
0
๐œ‡๐‘ค
= ๐œ‡๐‘ค = ๐œ‡๐‘ค
+ ๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ๐‘ค ๐œ‡
๐‘ค
=
=
chemisches Potential des reinen Wassers bei ๐‘0
chemisches Potential des Wassers in der Lösung
Wenn eine Änderung der chemischen Potentiale auftritt, so muss gelten (falls das Gleichgewicht
erhalten bleibt)
0
d๐œ‡๐‘ค
= d๐œ‡๐‘ค
Wir halten ๐‘ = konst. und ๐‘‡ = konst., dann ändert sich das chemische Potential des reinen
0
Wassers auf der linken Seite unseres experimentellen Aufbaus nicht und es gilt ๐‘‘๐œ‡๐‘ค
= 0.
Auf der rechten Seite ändern sich ๐‘ und ๐‘ฅ.
๐œ‡ = ๐œ‡ 0 + ๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ
dln๐‘ฅ
0 = ๏ฟฝ ๐œ•๐‘ ๏ฟฝ d๐‘ + ๏ฟฝ ๐œ•๐‘ฅ ๏ฟฝ d๐‘ฅ
(16.45) ๐œ•๐œ‡
๐‘‡,๐‘
๏ฟฝ ๏ฟฝ = ๐‘…๐‘‡
๐‘‡,๐‘ฅ
๐œ•๐‘ฅ ๐‘‡,๐‘
d๐‘ฅ
= ๐‘‰๐‘ค d๐‘ + ๐‘…๐‘‡dln๐‘ฅ๐‘ค
(16.46)
๐‘‰๐‘ค = partielles Molvolumen
des Wassers in der Lösung
Integration von Druck ๐‘0 auf der Seite des reinen ≈ ๐‘‰๐‘ค0 = Molvolumen des reinen
Wassers bis zum Druck ๐‘ in der Lösung und
Wassers
entsprechend von ๐‘ฅ = 1 (reines Wasser) bis ๐‘ฅ in
der Lösung ergibt:
๐œ•๐œ‡๐‘ค
๐œ•๐œ‡๐‘ค
201
๐‘
๐‘ฅ
๐‘0
๐‘ฅ=1
๏ฟฝ ๐‘‰๐‘ค d๐‘ = − ๏ฟฝ ๐‘…๐‘‡dln๐‘ฅ๐‘ค
๐‘‰๐‘ค (๐‘ − ๐‘
0)
= −๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ๐‘ค
Man nennt
(๐‘ − ๐‘0 ) = Π
den osmotischen Druck und erhält dann:
Π=−
(16.47)
(16.48)
(16.49)
๐‘…๐‘‡
ln๐‘ฅ๐‘ค
๐‘‰๐‘ค
Meistens gibt man den Molenbruch des gelösten Stoffes an (๐‘ฅ2 ).
Es gilt
๐‘ฅ๐‘ค + ๐‘ฅ2 = 1
ln๐‘ฅ๐‘ค = ln(1 − ๐‘ฅ2 )
Wenn ๐‘ฅ2 โ‰ช 1, so kann man eine Näherung für ln(1 − ๐‘ฅ2 ) benutzen (Reihenentwicklung) und
erhält
(16.50)
ln๐‘ฅ๐‘ค ≈ −๐‘ฅ2
Damit ergibt sich:
(16.51)
Falls man die Konzentration in molL−1 angeben will, kann man umrechnen:
(16.52)
๐‘…๐‘‡
Π=
๐‘ฅ
๐‘‰๐‘ค 2
๐‘ฅ2 =
๐‘2 =
๐‘›2
๐‘›2
, ๐‘›2 โ‰ช ๐‘›๐‘ค → ๐‘ฅ2 ≈
๐‘›๐‘ค + ๐‘›2
๐‘›๐‘ค
๐‘›2
๐‘‰
,
๐‘›2
≈
๐‘›๐‘ค ๐‘‰๐‘ค
๐‘‰ =≈ ๐‘›๐‘ค ๐‘‰๐‘ค Volumen der Lösung
(16.53)
Aus 16.52 und 16.53 folgt ๐‘ฅ2 = ๐‘2 ๐‘‰๐‘ค und wir erhalten aus 16.51:
(16.54)
Sind mehrere Stoffe gelöst mit den Konzentrationen ๐‘๐‘– , so gilt:
(16.55)
Π = ๐‘2 ๐‘…๐‘‡
Π = ๐‘…๐‘‡ ๏ฟฝ ๐‘๐‘–
202
und man nennt ∑ ๐‘๐‘– die ‘Osmolaritat’ der Lösung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass
dissoziierende Stoffe entsprechend ihrer Teilchenzahl eingehen.
1 M NaCl
^
2 M Teilchen
1 M Na2SO4
^
3 M Teilchen usw.
Beispiel: Der osmotische Druck einer 1 molaren Lösung berechnet sich folgendermaßen:
Π = ๐‘2 ๐‘…๐‘‡ = 1
mol
(1๐ฟ = 10−3 ๐‘š3 )
๐ฟ
8,314 Pa m3 mol−1 K −1 298K
= 24,78 โˆ™ 105 Pa ≈ 25 bar
16.7 Verteilungsgleichgewicht
Wir betrachten zwei nicht mischbare Lösungsmittel, ๐ด und ๐ต, in denen sich ein Stoff ๐ถ löst.
Beispiel: H 2 O / CCl4 und J 2 . Im Gleichgewicht muss das chemische Potential des Stoffes ๐ถ in
beiden Phasen gleich sein
๐ด
๐ต
๐œ‡(๐ถ)
= ๐œ‡(๐ถ)
๐ด
๐œ‡(๐ถ)
= chem. Potential von ๐ถ in Lösungsmittel ๐ด
๐ต
๐œ‡(๐ถ) = chem. Potential von ๐ถ in Lösungsmittel ๐ต
Für die Konzentrationsabhängigkeit des chemischen Potentials gilt:
๐œ‡๐‘– = ๐œ‡๐‘–0 + ๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ๐‘–
Setzt man dies ein, ergibt sich:
๐œ‡๐‘–0๐ด = ๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ๐‘–๐ด = ๐œ‡๐‘–0๐ต = ๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ๐‘–๐ต
๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ๐‘–๐ด − ๐‘…๐‘‡ln๐‘ฅ๐‘–๐ต = ๐œ‡๐‘–0๐ต − ๐œ‡๐‘–0๐ด
๐‘ฅ๐‘–๐ด ๐œ‡๐‘–0๐ต − ๐œ‡๐‘–0๐ด
ln ๐ต =
๐‘…๐‘‡
๐‘ฅ๐‘–
๐‘ฅ๐‘–๐ด
๐œ‡๐‘–0๐ต − ๐œ‡๐‘–0๐ด
= exp ๏ฟฝ
๏ฟฝ = ๐‘“(๐‘‡)
๐‘…๐‘‡
๐‘ฅ๐‘–๐ต ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ๏ฟฝ
hängt nicht von Konzentration
ab, d.h. konst
=๐พ
203
d.h. das Verhältnis der Konzentrationen in beiden Phasen ist konstant. Es hängt aber von der
Temperatur ab. Die Konzentrationen kann man statt in Molenbrüchen auch in molaren
Konzentration angeben
๐ถ๐‘–๐ด
=๐พ
๐ถ๐‘–๐ต
"๐‘๐‘’๐‘Ÿ๐‘›๐‘ ๐‘ก′๐‘ ๐‘โ„Ž๐‘’๐‘  ๐‘‰๐‘’๐‘Ÿ๐‘ก๐‘’๐‘–๐‘™๐‘ข๐‘›๐‘”๐‘ ๐‘”๐‘’๐‘ ๐‘’๐‘ก๐‘ง"
Beispiel:
Verteilung Farbstoff (Methylrot) zwischen Wasser und Essigsäuremethylester:
Essigsäuremethylester
C
H 2O
CHMR2O
EM
MR
Wichtig für Trennverfahren:
„Ausschütteln“, „Extrahieren“
Das zweite Lösungsmittel sollte
möglichst wenig löslich im ersten sein.
Beispiel: Anreicherung lipophiler Stoffe
in Membranen.
204
16.8 Der Dampfdruck über Mischungen
Im Kapitel 16.3. hatten wir das Raoult’sche Gesetz hergeleitet. Dabei hatten wir vorausgesetzt,
dass nur ein Stoff einen signifikanten Dampfdruck besitzt. Wenn beide Stoffe, die in der
flüssigen Phase vorhanden sind, auch in der Gasphase vorhanden sind, so gilt das Raoult’sche
Gesetz für beide Stoffe.
Beispiel: Benzol und Toluol bilden eine ideale Mischung.
p
T = konst
p
0
B
pgs
pB
p 0T = Dampfdruck reines Toluol
Partialdrucke
Partialdrucke: ๐‘๐‘‡ = ๐‘ฅ๐‘‡ ๐‘๐‘‡0
(11.30)
๐‘๐ต = ๐‘ฅ๐ต ๐‘๐ต0 = (1 − ๐‘ฅ๐‘‡ )๐‘๐ต0 (11.31)
pT
0
xT
๐‘ฅ๐‘‡
๐‘ฅ๐ต
Molenbruch von
Benzol bzw. Toluol
in der flüssigen
Phase
1
Gesamtdruck: ๐‘๐‘”๐‘  = ๐‘๐‘‡ + ๐‘๐ต
Bei realen Mischungen treten Abweichungen von der Raoult’schen Geraden auf.
Henry’sche Konstante
Abweichungen von Raoult können nach
oben auftreten (d.h. die ๐ด-Teilchen gehen
leichter aus der Flüssigkeit in die Gasphase
als im idealen Fall (sie werden von den
๐ต-Teilchen ‘nicht gemocht’).
Dampfdruck reines A
•
•
hier ist A der gelöste Stoff
A
hier ist A das Lösungsmittel
Abweichungen können auch nach unten
auftreten (๐ด-Teilchen werden von den ๐ตTeilchen in Flüssigkeit ‘festgehalten’). In der Nähe
๐‘ฅ๐ด ≈ 1 ist ๐ด das Lösungsmittel, ๐ต der gelöste
Stoff.
In der Nähe des reinen Stoffes ๐ด (๐‘ฅ๐ด nur wenig
kleiner als 1) gibt es aber immer einen
Konzentrationsbereich, in dem das Raoult'sche
Gesetz gilt (schraffierter Bereich).
205
Ist die Konzentration von ๐ด gering (๐ด = gelöster Stoff im Lösungsmittel ๐ต), so findet man bei
realen Mischungen immer einen Konzentrationsbereich von ๐ด, in dem der Dampfdruck
proportional zur Konzentration ist: Man nennt dies das ‘Henry’sche Gesetz’ (punktierter
Bereich).
๐‘๐ด = ๐พ๐ด ๐‘ฅ๐ด
๐พ๐ด = Proportionalitätskonstante = ‘Henry’sche Konstante’
(11.32)
Partialdampfdruck eines Azeton / CHCl3Mischung und Bestimmung von K CHCl 3
und ๐พ๐ด๐‘ง๐‘’๐‘ก๐‘œ๐‘› durch Extrapolation
→ ๐‘0 (Azeton) = 460 mbar
๐พ๐ด๐‘ง๐‘’๐‘ก๐‘œ๐‘›
= 220 mbar
→ ๐‘0 (CHCl3) = 380 mbar
K CHCl3
= 240 mbar
Das Henry’sche Gesetz gilt auch, wenn eine Komponente bei der betrachteten
Temperatur als Gas, die andere als Flüssigkeit vorliegt. ๐พ beschreibt dann die Löslichkeit
des Gases in der Flüssigkeit. Beispiel:
๐พ=
๐‘(O2 )
๐‘ฅ(O2 )
Henry’sche Konstanten für die Löslichkeit von Gasen in Wasser bei 298 K
H2
N2
O2
CO2
K/mbar
7,12 . 107
8,68 . 107
4,40 . 107
1,67 . 106
Beispiel: Berechnung der Konzentration von O2 in Wasser, das im Gleichgewicht mit Luft
ist (๐‘O2 ≈ 200 mbar).
๐‘O2
๐‘ฅO2 = ๐พ
O2
200 mbar
= 4,4โˆ™107 mbar = 4,5 โˆ™ 10−6 , Umrechnung in mol L−1:
206
๐‘ฅO2 =
๐‘›O2
๐‘›O2
≈
,
๐‘›H2 O + ๐‘›O2 ๐‘›H2 O
๐‘=
๐‘‰H02O = 18cm3 mol−1
๐‘› O2
๐‘› O2
๐‘ฅO2
4,5 โˆ™ 10−6
≈
=
=
= 2,5 โˆ™ 10−4 molL−1
๐‘‰
๐‘›H2 O ๐‘‰H02 O ๐‘‰H02O 18 โˆ™ 10−3 Lmol−1
207
17. Anhang
Bedeutung der Standardreaktion (Beispiel):
Zn ( s ) + 2 HCl ( aq ) → ZnCl2 ( aq ) + H 2 ( gas )
In Worten: Ein mol festes, reines Zn reagiert mit 2 mol reiner HCl (wässrige Lösung, 1 mol kg-1,
ideales Verhalten, vollständig dissozziert) zu 1 mol ZnCl2 (wässrige Lösung 1 mol kg −1 , ideales
Verhalten, vollständig dissoziiert) und 1 mol H2 (reines, ideales Gas) (ai = vollständig dissoziiert, ao
= undissoziiert in Wasser)
โˆ† r H ๏€ค=
∑υ โˆ† H
i
f
๏€ค
๏ฉ
i
= โˆ† f H ๏€ค ( Zn Cl2 (ai) ) + โˆ† f H ๏€ค๏ฉ ( H 2 ( g ) ) − 2 โˆ† f H ๏€ค ( H Cl ( ai ) ) − โˆ† f H ๏€ค ( Zn ( s ) )
โˆ† f H ๏€ค ( Zn,s ) =
0
โˆ† f H๏€ค ( H 2 ( g ) ) =
0
โˆ† f H ๏€ค ( H Cl ( ai ) ) = โˆ† f H ๏€ค ( H + ( ao ) ) + โˆ† f H ๏€ค ( Cl− ( ao ) )
=
0
− 167 kJ mol−1
โˆ† f H ๏€ค ( Zn Cl2 ( ai ) ) =โˆ† f H ๏€ค ( Zn 2+ ( ao ) ) + 2 โˆ† f H ๏€ค ( Cl− ( ao ) )
=− 154 kJ mol−1
+ 2 ⋅ ( −167 kJ mol−1 )
= −488 kJ mol
โˆ† r H ๏€ค =( −488 + 0 − ( −167 ) − 0 ) kJ mol−1 =−321 kJ mol−1
208
Der biochemische Standardzustand
,
0,
Der biochemische Standardzustand ΔG 0 , ΔH ist wie der chemische Standardzustand ΔG ๏€ค ,
ΔH ๏€ค definiert.
Ausnahmen:
1.
[ H + ] = 10−7 M (ideale Lösung) statt [ H + ] = 1 M (ideale Lösung)
2. Statt Spezieskonzentrationen werden Summenkonzentrationen verwendet. Bsp.:
Chemische Reaktionsgleichung mit Molekülspezies:
H ADP 2− + H 2 PO −4 → H ATP3− + H 2 O
Dabei gilt Erhaltung der Ladung, Erhaltung der Zahl der Atome.
Biochemische Reaktionsgleichung:
ADP +
Pi → ATP
Darin bedeutet ADP die Summe aller Molekülspezies, d.h. alle Protonierungsstufen und evtl.
Mg 2+ Komplexe,
Pi bedeutet anorganisches Phosphat alle Protonierungsstufen.
Bsp.:
[ ADP ] =ADP3− + H ADP 2− + H 2 ADP + H ADP Mg
Daraus folgt:
,
ΔG 0 hängt vom pH–Wert und den Ionenkonzentrationen ab.
209
Formelsammlung PC I
1. x=
i
ni
p
= i,
∑ ni p
ni
,
V
c=
i
m M
=
V VM
=
ρ
Ni
mi
=
N A Mi
n
Ni
V
1
ci = i =
→
=
V NA V
N i ci N A
ni
=
2. pV = n RT,
p
V=
4 3
πr → d = 2 r
3
Vm = RT
a ๏ฃถ
๏ฃซ
RT
๏ฃฌ p + V 2 ๏ฃท ( Vm − b ) =
m ๏ฃธ
๏ฃญ
pVκ = p 0 V0κ , κ =
cp
cV
,
T0 ๏ฃซ V ๏ฃถ
=๏ฃฌ ๏ฃท
T ๏ฃญ V0 ๏ฃธ
R
CV
p=
konst → W =
−p ( V2 − V1 )
3. dW = −p dV
V
n RT
p= →W=
−n RT ln 2
V
V1
dW = c v dT
→W
= c V ( T2 − T1 )
4. E =ε N A =U − U 0 =N A ( ε kin + ε pot ) ,
R
kB =
NA
3
1
๏ฃซ Mv 2x ๏ฃถ
๏ฃซ Mv 2 ๏ฃถ
๏ฃซ M ๏ฃถ2 2
๏ฃซ M ๏ฃถ2
,
f
v
=
4
π
⋅
⋅
v
⋅
exp
f (=
vx ) ๏ฃฌ
⋅
exp
−
)
(
๏ฃฌ
๏ฃท
๏ฃฌ−
๏ฃท
๏ฃฌ
๏ฃท
๏ฃท
๏ฃญ 2πRT ๏ฃธ
๏ฃญ 2πRT ๏ฃธ
๏ฃญ 2RT ๏ฃธ
๏ฃญ 2RT ๏ฃธ
1
1
( id. Gas ) ,
=
ε pot 0=
ε kin
mv 2 ,
=
ε ( pro Freiheitsgrad )
k BT
2
2
MAMB
3 RT
8 RT
8 RT
=
v 2A
,=
vA
, =
v relativ =
, μ
MA
π MA
πμ
MA + MB
1
ε=
F ⋅ k BT,
2
F=
F ( Trans ) + F ( Rot ) + 2 F ( Schwingung )
σ AB =
π ( rA + rB ) ,
2
N ( A ) N ( B)
ZAB = σ AB v relativ
V
V
210
5. U − U 0 = E kin + E pot ,
H = U + pV
dU = dQ + dW = dQ − pdV
dH =dQ + dW + d ( pV ) =dQ + Vdp
,
๏ฃซ dQ ๏ฃถ
๏ฃซ dU ๏ฃถ
๏ฃซ dH ๏ฃถ
=
cv , =
๏ฃฌ
๏ฃท ≡ cv →
๏ฃฌ
๏ฃท
๏ฃฌ
๏ฃท cp
๏ฃญ dT ๏ฃธ v
๏ฃญ dT ๏ฃธ V
๏ฃญ dT ๏ฃธ p
Kreisprozesse: Heß’scher Satz, Kirchoff’scher Satz
6.
dQ dU + pdV dH − Vdp
=
=
T
T
T
d=
S
G ≡ H − TS,
dG= Vdp − SdT
โˆ†SMix =
− R ∑ x i ln x i ,
=
S k B ln โ„ฆ ,
i
Tw − Tk
ηCarnot =
Tk
Nutzen
η( allgemein ) =
,
Aufwand
7.
โˆ† r H=
∑ν H= ∑ν โˆ† H
i
i
i
f
โˆ† f H ๏€ค298
i
i
โˆ† rS =
∑ νiSi
Tabellen:
i
โˆ† r G=
∑ν μ = ∑ν โˆ† G
i
i
i
f
S๏€ค298
โˆ† f G ๏€ค298
i
i
โˆ† r cp =
∑ νicpi ,
dξ = ν i dn i
๏ฃซ dµ ๏ฃถ
๏ฃซ dµ ๏ฃถ
−Sm , ๏ฃฌ ๏ฃท =
Vm
๏ฃฌ ๏ฃท =
๏ฃญ dT ๏ฃธp
๏ฃญ dp ๏ฃธT
μ i μ i ๏€ค + RT ln a i ,
=
a i → x i (reineStoffe und Wasser) , a i →
โˆ†rG =
∑ ν iμ i =
∑ νiμ ๏€ค + RT ln
i
i
πa
νi
i
i
ci
p
(Lösungen) , a i → 0i (Gase)
0
c
p
=
โˆ† r G ๏€ค + RT ln Q
↑ keine Glgew.konz. ↑
211
โˆ†rG๏€ค =
−RT ln
π (a )
νi
i
i
↑
Gl
=
−RT ln K ๏€ค
Glgew.konz. ↑
โˆ† r G ๏€ค =โˆ† r H − Tโˆ† rS,
โˆ† r G ๏€ค =โˆ† r H ๏€ค − Tโˆ† rS๏€ค
Berechnung von Gleichgewichtskonstanten:
A + B → 2C
K=
[ C]2
[ A ][ B]
Gegeben Anfangswerte der Konzentrationen: A 0 , B0 , C0
Die Änderung bei Gleichgewichtseinstellung wird über Reaktionsvariable berechnet.
dn i = ν i dξ
Reaktionsvariable wird errechnet aus einer Anfangskonzentration und einer
Gleichgewichtskonzentration. Wir nennen dξ = x
Tabelle:
A
B
C
A0
B0
C0
dn A = ν A dξ
dn B = ν Bdξ
dn C = ν C dξ
Anfang
Änderung
Gleichgewicht
K gegeben
= −x
= −x
= 2x
A0 − x
B0 − x
C0 + 2 x
x wird berechnet
Gleichgewichtskonzentrationen
dξ gegeben (aus Anfang- und Endkonzentration)
=
α
K wird berechnet
[ HA ] diss
α2 [ ]
=
→K
HA 0
[ HA ]0
(1 − α )
8. T–Abhängigkeit von K 0
๏ฃซ d ln K 0 ๏ฃถ โˆ† r H 0
๏ฃฌ
๏ฃท =
๏ฃญ dT ๏ฃธp RT 2
unbestimmte Integration:
ln K 0
m= −
โˆ†r H0
RT
212
1
T
Bestimmte Integration:
K2
โˆ†r H0
0
∫ d ln K = R
K1
ln
T2
1
∫T
2
dT
T1
K 02
โˆ†r H0 ๏ฃฎ 1 1 ๏ฃน
=
−
−
K10
R ๏ฃฏ๏ฃฐ T2 T1 ๏ฃบ๏ฃป
In dieser Gleichung stehen 5 unbekannte Größen, 4 müssen gegeben sein, die 5 wird
ausgerechnet.
9. T-Abhängigkeit von Dampfdruck p D und Sublimationsdruck pS (Clausius-ClapeyronGleichung)
๏€ค
d ln p D โˆ† vap H ๏ฃผ
=
๏ฃด
dT
RT 2 ๏ฃด โˆ† H ๏€ค − โˆ† H ๏€ค = โˆ† H ๏€ค
๏ฃฝ sub
vap
fus
d ln pS โˆ† sub H ๏€ค ๏ฃด
=
dT
RT 2 ๏ฃด๏ฃพ
ln p
−
โˆ† vap H ๏€ค
R
1
T
Integration und Berechnung wie bei K ๏€ค
10. Phasengleichgewichte (Mehrstoffsystem, Index Lösungsmittel:1, Index gelöster Stoff: 2,
T = konstant)
Dampfdruckerniedrigung
μ1 ( fl ) = μ1 ( gas )
.
.
..
.
Raoult:
p1 = x1p10
oder
p0 − p
x2 = 1 0 1
p1
p10 = Dampfdruck
reiner Stoff 1
Siedepunktserhöhung
μ1 ( fl ) = μ1 ( gas )
.
.
.
.
.
โˆ†T =
E ec2
Gefrierpunktserniedrigung
μ1 ( fest ) = μ1 ( fl )
Osmotischer Druck
μ1๏€ค ( p๏€ค , rein ) = μ 2 ( p, x1 )
.
.
.
.
.
โˆ†T =−E k c 2
.
.
.
.
.
π= p − p 0
RT
π=
x2
Vm
π = c 2 RT
analog ideales Gas
Henry:
p1 = K H x1
213
11.
Elektrisches Potential und Feld:
E pot
1 Q1Q 2
=
φ =
,
E pot
,
Q1
4πε 0 r
W
Q1=
U UIt
= Q1 ( φ2 − φ=
1)
mi
Q=
I=
t
zi F
1
Mi
U
1
๏ฌ
=R =σ ,
κ= ,
I
A
σ
12.
κ
c
๏ต๏ฒ
๏ต๏ฒ F
E=
Q1
= Λ = ν+Λ+ + ν−Λ− ,
Λ = Λ0 − k c
โˆ†G =−zFE =โˆ†H − Tโˆ†S
โˆ†G 0 =
−zFE 0 =
−RT ln K 0
E E0 −
=
RT
ln π a iνi
i
zF
ai
ci
x i , Schema für Aufstellung von E
pi
Membranpotential:
13. v
=
โˆ†φ =
RT [ ]1
ln
zF [ ]2
1 d [A]
= Defintion
ν A dt
a
b
v = k [ A ] [ B] .............. Reaktionsordnung: ( a+b )
14.
15.
dA
=
k → A=A 0 − kt
dt
0. Ordnung:
−
1. Ordnung:
dA
ln 2
− = kA → A=A 0 exp ( −kt ) , =
τ
dt
k
2. Ordnung:
dA
1 1
− = kA 2 → =
+ kt,
dt
A A0
=
τ
1
A0k
Mechanismus: Ablauf einer chemischen Reaktion durch eine Folge von
Reaktionsschritten 1. und 2. Ordnung
214
k2
๏ฃง๏ฃง→ ES ๏ฃง๏ฃง
E + S ←๏ฃง๏ฃง
→E + P
k1
M−M:
k −1
]0 , K M
=
ν max k 2 [ E=
d [ ES]
= k1 [ E ] [S] − k −1 [ ES] − k 2 [ ES]
dt
v [S]
d [P]
= v= max
dt
KM + S
[E0 ] =
k −1 + k 2
k1
Gesamtkonzentration
Folgereaktionen, Parallelreaktionen
16.
T-Abhängigkeit der Geschwindigkeitskonstanten
E
d ln k
= a2
dT
RT
Ea
„Arrhenius Gleichung“
1
∫ d ln k =
R ∫T
2
E 1
dt → ln k =
− a + konst
R T
ln k
๏ฃซ E ๏ฃถ
=
k k 0 exp ๏ฃฌ − a ๏ฃท
๏ฃญ RT ๏ฃธ
−
1
T
17. Diffusion
=
J
dn
= Definition des Flusses,
dt A
dc
J=
−D
=
stationäre Diffusion
dx
dc
d 2c
= D=
instationäre Diffusion,
dt
dx 2
k BT k 0T
=
D =
fR
6πrη
18.
Ea
R
=
D
โˆ†x 2
2โˆ†t
Spektroskopie, Wechselwirkung elektromagnetischer Strahlung mit Materie
dI = −αc I0 dx, I = I0 exp ( −α c ๏ฌ )
Absorption: Lambert-Beer:
A = lg
ε = hν,
I0
= ε c ๏ฌ,
I
ε=
α
2,303
ε =Absorptionskoeffizient
c = νλ
Lichtintensität:
=
I
dE
=
dt A
∑ ε dN
i
ε =Energie eines Photons
i
dt A
215
Wenn nur Photonen einer Frequenz(Wellenlänge) vorhanden sind, gilt:
I=
εN
tA
E
E2
Wärme
Fluoreszenz
Photochemie
Energietransfer
hν
M ๏ฃง๏ฃง๏ฃง๏ฃง
→ M*
Absorption
M*
Rückkehr
in Grundzustand
E1
M
Mathe: dy = x n dx,
Für n = −1 gilt:
E2
hν − Anregung
E 2 − E1 = ε = hν
19.
M*
y
=
E1
1
x n +1 + konst
n +1
y ln x + konst
=
=
a ln b ln b a ,
ax 2 + bx + c= 0
=
ln a + ln b ln ab
→
x1/ 2=
−b ± b 2 − 4ac
2a
216
P. W. Atkins, “Physikalische Chemie”, dritte, korrigierte Auflage, Wiley-VCH, Weinheim, 2001
217
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