P R I V A T K L I N I K E N ATOSnews :: Schulterendoprothetik Omarthrose und Sport :: Instabilität der Kniescheibe Die Rekonstruktion des medialen patellofemoralen Ligaments :: Chronische Tendinose der Patellarsehne Das Jumper’s Knee und seine operative Behandlung ATOSnews | Ausgabe 14 | Dezember 2009 (Y[OYVZL LYMVSNYLPJOLU[NLNLU^PYRLU (*7(\[VSVNV\Z*VUKP[PVULK7SHZTH 5\[a\UNKLYRYWLYLPNLULU :PJOLYLZ=LYMHOYLU 9LNLULYH[PVUZRYpM[L 2VUaLU[YH[PVU]VU>HJOZ ,TWMVOSLUILPSLPJO[LUIPZ [\TZMHR[VYLUPT)S\[ TP[[SLYLU(Y[OYVZLUZV^PL :LOULUYLPa\UNLU 2LPUL5LILU^PYR\UNLU )S\[HIUHOTL H\ZKLY(YT]LUL 0UQLR[PVUKLYRYWLYLPNLULU >PYRZ[VMMLPUKHZIL[YVMMLUL .LSLUR ;YLUU]LYMHOYLUa\Y .L^PUU\UN]VURYWLYLPNLULY HY[OYVZLOLTTLUKLY3Z\UN :WYLJOLU:PLTP[0OYLT(Ya[VKLYY\MLU:PL\UZHU (\N\Z[PU\ZZ[YJ -YLJOLU ;LS! -H_! :: Editorial ATOSnews Ein Blick in die Zukunft: High Tech für Sport und Medizin Liebe Leserinnen und Leser, Wäre es nicht ein Traum, alle wichtigen Parameter im Sport in real time und drahtlos mittels auf der Haut getragener Mikrosonden registrieren zu können? Einem Schweizer Unternehmen scheint die Realisierung dieses Traums nun weitgehend gelungen zu sein, wovon sich der Editor vor kurzem bei einem Besuch des Unternehmens in Neuchâtel/ Schweiz überzeugen konnte. Vor mehr als 10 Jahren beauftragte die Europäische Weltraumbehörde das Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique CSEM SA, das grösste Schweizer Innovationszentrum, mit der Entwicklung von tragbaren Sensoren, die -- physiologische Daten von klinischer Qualität messen -- rund um die Uhr (bei allen Tagesaktivitäten, Ruhezeit, Schlaf) eingesetzt werden können undmehrere physiologische Daten messen können, um eine aussagekräftige Beurteilung des Gesundheits- und Fitnesszustandes vorzunehmen In der Zwischenzeit wurde die SenseCore AG (Sense), eine Tochtergesellschaft der CSEM mit Sitz in Zürich, mit der Kommerzialisierung unterschiedlicher Produkte beauftragt. Dieses multifunktionale System basiert auf sogenannten „dry electrodes“ Sensoren, die mit Hilfe eines Clips am T-Shirt oder Sporthemd befestigt werden können und folgende Daten messen: EKG inklusive Herzfrequenz sowie Herzfrequenzvariabilität, Atemvolumen, Sauerstoffsättigung, Körpertemperatur, Art der Aktivität (Schlafeffizienz, Leis­ tungslevel), ferner kinetische Messgrössen (z. B. Geschwindigkeit, Distanz, Beschleunigung, Effizienz des Bewegungsablaufes). SenseCore führt ein ganzheitliches „human high performance” Konzept im Sportbereich ein. Das Messsystem sowie die dazugehörende Softwarelösung ermöglichen es, die Daten detailliert zu analysieren und dem Benutzer gezielte Anleitungen bezüglich Training, benötigter Ruhephasen, Ernährung und mentalem Zustand zu geben. „Der Entwicklungsschritt von nichttragbaren Geräten zum Brustgurt (vor 30 Jahren erfunden) ist relativ klein im Vergleich mit dem Entwicklungssprung vom Brustgurt zum System von Sense“, erklärte mir Dr. Aki Hintsa, McLaren ­Formel 1 Team-Arzt und Verantwortlicher für die Entwicklung der Softwarelösung von Sense. „Mit der Software erhalten die Benutzer ein Instrument, das die Planung, Kontrolle oder einen Vergleich der (sportlichen) Leistung in Echtzeit ermöglicht“, sagt Alexandros Giannakis, CEO Sense. „Kurz- oder langfristige Anleitungen bezüglich Training, Regenerations- oder Schlafphasen können so in einer neuen Qualität angeboten werden“. Das berüchtigte Overtraining kann durch dieses System rechtzeitig erkannt und vermieden werden. Neue Herz-Kreislaufmittel werden wesentlich effizienter und kostengünstiger mit 24-stündiger Überwachung erprobt. Selbst die Schlaftiefe und damit die Re- generatonsfähigkeit können bestimmt werden. Derzeit wird das System von der Europäischen Weltraumbehörde beim Training am Südpol und im Weltraum getestet. Im kommenden Jahr werden ­Pilotprojekte in der Formel 1, mit einem Spitzenteam im Radsport sowie im Fußball mit drei europäischen Topvereinen durchgeführt. Die ATOS-Klinik wurde als eines der europäischen Zentren ausgewählt, in denen die wissenschaftliche Auswertung der gewonnen Daten erfolgen wird. Erst nach dieser etwa einjährigen Testphase soll das System zunächst im Hochleistungssport, später aber auch im Breitensport und in Industriebereichen wie eHealth, Pharma und Wellness eingesetzt werden, z. B. zur Fernüberwachung von Patienten oder zur Reduktion der Entwicklungszeit neuer Arzneimittel. ATOS-News, schon jetzt mit einer Auflage von 10.000 eine der beliebtesten deutschsprachigen Zeitschriften auf dem Gebiet der Orthopädie und Sporttraumatologie, wird in Zukunft regelmäßig über diese bahnbrechende und bisher einmalige Technologie und ihre wissenschaftlichen Ergebnisse, aber auch über ihren praktischen Nutzen in der Forschung und im Sport berichten. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser Ausgabe! Ihr Hans H. Pässler 3| Mit Effizienz in die Zukunft: MRT Fordern Sie ausführliche Informationen an: ESAOTE Biomedica Deutschland GmbH Max-Planck-Straße 27a � 50858 Köln T. 0221 92 6800 10 � F. 0223 49 6796 28 E-Mail: [email protected] � Internet: www.esaote.de � Hoher Patientenkomfort � Spezialisierte Ausstattung � Geringe Installationsbedingungen � Leichte Bedienbarkeit � Niedrige Betriebskosten � Hohe Wirtschaftlichkeit � Dediziert auf MSK MRT � Permanent-Magnet � DICOM-fähig :: Inhalt ATOSnews ::Editorial ::Kongress-Highlights Internationaler Heidelberger Live-Operationskongress: Live Summit 2009 ::Fachbeiträge Endoskopische Behandlung der Achillessehnentendinopathie – eine neue Technik 3 6 8 Von Hajo Thermann und Nawid Hariri Omarthrose und Sport Von Sven Lichtenberg, Petra Magosch, Peter Habermeyer 10 Die Rekonstruktion des medialen patellofemoralen Ligaments: 19 Eine elegante Operationstechnik bei Instabilität der Kniescheibe Von Rainer Siebold und Hans H. Pässler Die operative Behandlung der chronischen Tendinose der Patellarsehne (Jumper’s Knee) Von Olaf Lorbach und Hans H. Pässler Knieprothese und Sport Von Gerhard Scheller Neuentwicklung eines Distraktors zur präzisen Reposition und Distraktion intraartikulärer Basis-Frakturen der Finger-Mittelglieder mit und ohne Luxation 26 28 Von Hans-Werner Bouman, Felix Capanni, Sigmund Polzer, Steffen Berlet Operationstechniken an der Halswirbelsäule Von Peter-Michael Zink Therapeutische Möglichkeiten mit autologen Thrombozyten­- konzentraten in Orthopädie und Sporttraumatologie 23 36 44 Von Hans H. Pässler Hallux valgus – eine Volkserkrankung: Wann und wie behandeln? 49 Von Hajo Thermann und Nico Sartory ::Notes & News 13 25 30 Umlagerter Stand der ATOS Kliniken auf dem DKOU in Berlin PD Dr. Siebold neues Mitglied der ACL Study Group Endokrine Chirurgie und Abdominalchirurgie als neues Angebot an der ATOS Klinik Heidelberg: PD Dr. Michael Imhof eröffnet seine Praxis Neu im Zentrum für Schulter- und Ellbogenchirurgie: Prof. Dr. Markus Loew Die ATOS Privatklinik München stellt sich vor: Prof. Dr. Hamel und Dr. Kinast leiten das Zentrum für Fuß und Sprunggelenk Die ATOS Privatklinik München stellt sich vor: Dr. Raimund Völker leitet das Zentrum für Hüftchirurgie Untersuchungskurse Schulter und Knie: Termine 2010 Tag der offenen Tür in der ATOS Klinik Heidelberg ATOS Privatklinik München offiziell eröffnet Publikations- und Forschungsverzeichnis 2008/2009 Der interessante Fall Unsere Frage an Sie Die Auflösung 35 54 Impressum 57 34 43 48 56 58 60 61 5| ::Kongress-Highlights Internationaler ATOS Live-Operations-Kongress Von anatomischer Rekonstruktion des Kniegelenkes bis Knieendoprothetik Von Nawid Hariri und Rainer Siebold Der aktuelle Stand und die Zukunft der Kniegelenkschirurgie ­waren die Themen des Kongresses, der unter der Leitung von Privatdozent Dr. ­Siebold, Prof. Dr. Thermann und Prof. Dr. Pässler vom Zentrum für Knie- und Fußchirurgie/ Sporttraumatologie im September 2009 in der Heidelberger Stadthalle stattfand. Weltweit renommierte Kniespezialisten diskutierten gemeinsam über ihr Vorgehen bei Meniskus-, Knorpel- und Kreuzbandverletzungen sowie bei Arthrose des Kniegelenkes. Insgesamt waren 330 Sportmediziner, Orthopäden und Unfallchirurgen aus 26 Ländern aller fünf Kontinente der Einladung nach ­Heidelberg gefolgt, um ihr Fachwissen aufzufrischen und um neue Ideen und Operationstechniken zu erlernen. Höhepunkte der Veranstaltung waren neben Vorträgen von Spitzenreferenten die Übertragung von 12 Live-Operationen direkt aus den OP-Sälen der ATOS Klinik in den Konzertsaal der Heidelberger Stadthalle. Die routinierten Operateure aus dem In- und Ausland schilderten Besonderheiten ihrer Operationstechnik. Bei exzellenter Bild- und Tonqualität konnten das Auditorium und die Operateure direkt kommunizieren und aktuelle Details klären. Der Meniskus Es steht heute zweifelsfrei fest, dass der Meniskus als wichtiger Druckverteiler im Kniegelenk den entscheidenden Beitrag zur Vermeidung einer Kniegelenksarthrose leistet. Brennende Themen waren der Erhalt des Meniskus durch Naht bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und der Meniskusersatz. |6 Leider kommt es durch zunehmende sportliche Aktivität mit steigender Häufigkeit zu Meniskusverletzungen. Oftmals wird der Meniskus bei der Operation immer noch – auch bei jungen Menschen – teilweise oder sogar vollständig entfernt. Dabei spricht man von Meniskusteil- oder -totalresektion. Durch den Verlust dieses wichtigen Stoßdämpfers entwickeln sich vor allem nach Totalentfernung im Verlauf von 10 bis 20 Jahren häufig ein massiver Knorpelschaden und eine Kniegelenksarthrose. Falls möglich, sollte deshalb immer der Erhalt des Meniskus angestrebt werden. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ist der Erhalt des Meniskus absolut notwendig. Aber auch bei Erwachsenen sollte der Operateur versuchen, unter entsprechenden Voraussetzungen den Meniskus zu erhalten. Die wichtigsten Voraussetzungen für eine Meniskusnaht und aktuelle Nahttechniken wurden von den Spezialisten dargestellt. Das zweite zentrale Thema war der Meniskus Ersatz. Hier stehen zwei Alternativen zur Verfügung: Bei symptomatischem Teilverlust des Meniskus kann eine künstliche Meniskusmatrix implantiert werden. Dieser sog. „Kunstmeniskus“ besteht z. B. aus einer Kollagenmatrix oder Polyurethan, in welches Körperzellen einwandern und meniskusähnliches Ersatzgewebe bilden. Liegt ein kompletter Verlust des Meniskus vor, so ist ein künstlicher Meniskusersatz biomechanisch überfordert. Hier kann nur ein menschlicher Spendermeniskus aus einer Gewebebank den Funktionsverlust des entfernten Meniskus weitgehend ausgleichen. Beide Operationen können heute arthroskopisch, d.h. minimalinvasiv durchgeführt werden. Die neuesten klinischen Ergebnisse und auch Techniken wurden präsentiert sowie mögliche Risiken und Komplikationen dargestellt. Das Kreuzband Ein wichtiges Hauptthema des Kongresses waren außerdem Verletzungen der Kreuzbänder bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. In diesem Zusammenhang zeigen neueste anatomische Studien, dass das vordere sowie das hintere Kreuzband aus zwei Hauptbündeln mit unterschiedlichen Verläufen und verschiedenem Anspannungsverhalten bestehen. Von daher ist neben der „klassischen“ Einbündeltechnik heute die Rekonstruktion beider Bündel in der sogenannten „anatomischen“ Zweibündeltechnik zur Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes zentrales Thema. Dabei wird die Indikation zur jeweiligen Technik im Idealfall vom erfahrenen Operateur auf der Grundlage individueller anatomischer Gegebenheiten und funktioneller Erfordernisse gestellt. Mit Prof. Freddie Fu aus Pittsburgh war der weltweit anerkannteste Experte auf dem Gebiet der Kreuzbandchirurgie angereist, und viele weitere führende Kreuzbandchirurgen komplettierten das hochkarätige Referentenfeld. In 7 Live-Operationen wurden die klassische Einbündel- sowie die anatomische Zweibündeltechnik und die Teilrekonstruktion eines der beiden Bündel dargestellt. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist die Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes zur Stabilisierung des Kniegelenkes notwendig, um frühzeitige Folgeverletzungen des Meniskus und des Knorpels in jungen Jahren sowie die Entwicklung einer Früharthrose zu vermeiden. Die Arthrose des Kniegelenkes Wenn keine biologische Rekonstruktion des Kniegelenkes mehr möglich ist, d.h. wenn eine Gonarthrose vorliegt, ist heute bei Be- ATOSnews Live aus dem Operationssaal der ATOS Klinik Heidelberg: Jürgen Eichhorn mit anatomischer Kreuzbandplastik Die drei Kongresspräsidenten und Organisatoren auf der Bühne (von li. nach re.): Rainer Siebold, Hajo Thermann, Hans Pässler Bis auf den letzten Platz gefüllt: der wunderschöne ­Konzertsaal der Heidelberger Stadthalle schwerden der selektive partielle oder vollständige Oberflächenersatz der Gelenkflächen sinnvoll. Für die meisten Patienten ist die „Kniegelenksprothese“ eine Horrorvorstellung, da sie davon ausgehen, dass das gesamte Kniegelenk mit all seinen Bändern und knöchernen Anteilen des Ober- und Unterschenkels entfernt wird, um durch riesige Metallimplantate ersetzt zu werden. Dem ist zum Glück nicht so. Der Knieoberflächenersatz ist mittlerweile sehr individuell und sehr sparsam bezüglich der Resektion von Knochenanteilen. Dabei folgt das moderne Prothesendesign der Anatomie des Kniegelenkes. Auch werden inzwischen minimalinvasive Zugänge und Schnitte benutzt, um das Kniegelenk zu öffnen. Danach wird eine sparsame Knochenresektion durchgeführt (d.h. nur wenige Millimeter) und der Knieoberflächenersatz aufgesetzt. Bei der modernen Prothesenimplantation wird nur der geschädigte Anteil des Kniegelenkes ersetzt. Für diesen Fall wurden spezielle Prothesen entwickelt, die z. B. nur die Knieinnenseite, die Knieaussenseite oder das Kniescheibengelenk ersetzen. Gesunde Strukturen, vor allem auch die Kreuzbänder, welche für die Kinematik des Kniegelenkes wichtig sind, können dabei häufig erhalten werden. Aber auch die neuen Vollprothesen gestatten durch ihr anatomisches Design weitgehend physiologische Bewegungsabläufe und durch verbesserte Materialien und Implantationstechniken eine lange Haltbarkeit. Botschaften für die Patienten Internationale Kooperation unter Freunden (von re. nach links): Willem DeMerwe (Südafrika), Peter Myers (Australien), Phillipe Colomet mit Ehefrau (Frankreich), Freddie Fu (USA), Alfred Tria (USA) und Rainer Siebold Aus dem Kongress lassen sich einige wichtige Kernbotschaften ableiten: 1. Der Erhalt von Meniskus und Knorpel ist notwendig. Liegt ein Schaden vor, ist eine anatomische Rekonstruktion des Meniskus und des Knorpels bei jungen Patienten anzustreben, um frühzeitge arthrotische Veränderungen des Gelenkes zu vermeiden. 2. Die anatomische Rekonstruktion der Kreuzbänder in Ein- und Zweibündeltechnik wurde in den letzten Jahren deutlich verfeinert; das anatomische Zweibündelkon- zept des vorderen Kreuzbandes hat sehr zum anatomischen und biomechanischen Verständnis beigetragen. Im Idealfall wird nur der beschädigte Anteil des Kreuzbandes ersetzt. Ein individueller Kreuzbandersatz richtet sich heute nach der Anatomie und der funktionellen Ansprüchen des Patienten und ist auf Freizeit- und Profisportler individuell zugeschnitten. 3. Die Knieendoprothetik ist vom Design her in neue anatomische Dimensionen gestoßen. Im Idealfall wird der Erhalt nicht verschlissener Gelenkanteile angestrebt. Die Implantate sind mittlerweile soweit verbessert worden, dass moderate sportliche Aktivität, z. B. Walking, Radfahren, Golfen, Tennis und Skifahren für viele Patienten wieder möglich wird. Unterschiedlichste Prothesendesigns berücksichtigen individuelle Unterschiede der Kniegelenksarthrose und ermöglichen den Teil- und Komplettersatz der Gelenk­ oberflächen. Als Kongressveranstalter lag es uns natürlich sehr am Herzen, den zum Teil weit angereisten Teilnehmern neben hochkarätigen wissenschaftlichen Vorträgen auch kulturelle und gesellschaftliche Höhepunkte zu bieten. Unser Programm wurde daher durch zwei schöne Abendveranstaltungen im Restaurant „Havanna“ der Stadthalle sowie durch ein historisches Abendessen auf dem Heidelberger Schloss mit mittelalterlicher Musik und Nachtwächterführung abgerundet. Auch 2010 wird es in der zweiten Jahreshälfte wieder ein Update zu aktuellen Themen rund ums Kniegelenk geben. Aktuelle Informationen zum Kongress 2010 entnehmen Sie bitte unserer Homepage unter www.kreuzband.de <http://www.kreuzband.de> oder unter atos-live.de <http://atos-live.de> sowie der nächsten Ausgabe der ATOSnews. :: Nawid Hariri Priv.-Doz. Dr. Rainer Siebold Zentrum für Knie- und Fußchirurgie, Sporttraumatologie [email protected] 7| ::Fachbeiträge Endoskopische Behandlung der Achillessehnentendinopathie – eine neue Technik Von Hajo Thermann und Nawid Hariri Die chronische schmerzhafte Achillessehnentendopathie stellt sich klinisch durch Schmerzen, eine diffuse oder lokale Schwellung sowie eine eingeschränkte Belastbarkeit dar. Wird ein operativer Eingriff notwendig, so lassen sich mit dem neu entwickelten Verfahren des endoskopischen Débridements der Achillessehne gute Ergebnisse erzielen. Im Vergleich zur offenen Tenotomie und Exzision des degenerierten Gewebes sinkt zudem die postoperative Komplikationsrate, und die Rehabilitationszeit verkürzt sich deutlich. In den letzten Jahrzehnten stieg das Auftreten von Achillessehnentendopathien aufgrund der zunehmenden Intensität, Dauer und Häufigkeit der sportlichen Belastung dramatisch an. Sie ist jedoch nicht nur auf Athleten beschränkt, sondern betrifft auch Nichtsportler, besonders Übergewichtige mittleren Alters. Die meisten Patienten mit chronischer Achillessehnentendopathie können mit einer guten Prognose konservativ behandelt werden. Bei 25 – 45 Prozent der Betroffenen hilft ein konservatives Vorgehen jedoch nicht und ein operativer Eingriff ist notwendig. Bei der seit vielen Jahren durchgeführten traditionellen offenen chirurgischen Operation erfolgte, über einen dorsalen Zugang, eine Tenotomie (Einschneiden in die Achillessehne) und die Exzision des degenerierten Sehnengewebes. Die Ergebnisse der offenen chirurgischen Behandlung der Achillessehnenpathologien, v. a. bezüglich der Schmerzlinderung und des Wiedererlangens der vollen Belastbarkeit, sind zufriedenstellend, jedoch werden leider auch hohe postoperative Komplikationsraten von 4,7–11,6 % beobachtet. Der minimalinvasive endoskopische chirurgische Eingriff ermöglicht eine Minimierung dieser postoperativen Komplikationen und verkürzt die Rehabilitationszeit. Das Hauptsymptom der chronischen Achillessehnentendopathie ist der Schmerz. Allerdings sind die Ursachen des Schmerzes und seine zugrundeliegenden Mechanismen |8 noch nicht vollständig aufgedeckt worden. Neuere Publikationen deuten jedoch an, dass das Auftreten von Neovaskularisationen im Bereich der Achillessehne, die man mit dem Ultraschall und dem Farbdoppler sehr genau darstellen kann, stark mit den Schmerzen des Patienten korrelieren. Außerdem wird postuliert, dass das Einsprossen eines Gefäßes von einem neuronalen Einwachsen begleitet wird, welches dann Schmerzen auslöst. Insgesamt ist der pathologische Vorgang als Sehnenheilungsstörung anzusehen. H. Alfredson hat unter Farbdopplersonographie mit Polidocanol eine Sklerosetherapie der Neogefäße erfolgreich durchgeführt. Andere Autoren konnten (aufgrund technischer Schwierigkeiten?) diese Erfolge nicht wiederholen. Akzeptiert man diese Theorie zur Pathologie der Achillesehnentendopathie, so erklärt sich die Wirkung des endoskopischen Debridements wie folgt: Durch die endoskopische Entfernung der Gefäßneubildung werden die zugehörigen Nervenenden zerstört und zusätzlich ein Heilvorgang ausgelöst. Materialien und Methoden/Studiendesign Seit Dezember 2007 wurden im Zentrum für Knie- und Fußchirurgie der ATOS Klinik Heidelberg international erstmalig 34 Patienten mit dieser Methode in einer prospektiven Studie behandelt. 14 Patienten mit chronisch schmerzhafter Achillessehne wurden prospektiv bis zu ein Jahr nachuntersucht. a b Abb.1: Endoskopische Ansicht des chirurgischen Vorgehens. 1a: M it einem Shaver wird die ventrale Sehne vom ventralen Bindegewebe gelöst. 1b: N ach kompletter Loslösung ist die ganze Länge der ventralen Sehne frei von Ver­ klebungen mit dem ventralen Bindegewebe. ATOSnews a b Abb. 2: Endoskopische Ansicht des chirurgischen Vorgehens. 2a: D ébridement (Entfernung von entzündlichem Gewebe) des Peritendineums ­(fibröses Bindegewebe, das die Sehne ­umhüllt) im dorsalen Aspekt der Sehne mittels Shaver. Folgende Kriterien wurden einbezogen: Misserfolg der konservativen Therapie, Schmerz, diffuse oder lokale Schwellung, Morgensteifigkeit, schmerzhafter Einbeinsprung, eingeschränkte sportliche Belastbarkeit, positives MRT. Zur Evaluation wurden die Patienten gebeten, die Achillessehnenfunktion, die Intensität des Schmerzes und die Zufriedenheit mit der Funktion der Achillessehne mittels der VAS (Visuelle Analog-Skala) festzuhalten. Die Daten wurden vor und nach der Operation bei jeder Nachuntersuchung erhoben. Operationstechnik und Nachbehandlung Bei dem minimalinvasiven endoskopischen Debridement liegt der Patient auf dem Bauch und steht unter Vollnarkose. Über 2 mediale Portale, eines ca. 10–12 cm oberhalb und eines direkt über dem Tuber calcanei, wird mit einem 4,5 mm-Endoskop die Achillessehne dargestellt. Mit einem Shaver (ein scharfes rotierendes Skalpell) werden dann die Neovaskularisationen, die mitlaufenden Nerven und, falls erforderlich, die degenerierten Anteile der Achillessehne reseziert (Abb. 1a+b, 2a+b, 3). Alle Patienten befolgten einen standardisierten Rehabilitationsplan: Postoperativ erfolgte die Hochlagerung des Fußes, nichtsteroidale Antiphlogistika (wie z. B. Diclofenac oder Ibuprofen) wurden zur Schmerztherapie eingesetzt und die Patienten sollten, soweit dies schmerzbedingt möglich war, den 2b: L ongitudinale Tenotomie mit einem gekrümmten Skalpell. Fuss bewegen (Dorsalflexion und Plantarflexion). Die Mobilisation war mit Unterarmgehstützen und Teilbelastung schmerz- und schwellungsabhängig am ersten postoperativen Tag erlaubt. Vollbelastung war bereits nach Entfernung der Naht zwischen dem 10. und 14. postoperativen Tag erlaubt. Ergebnisse Wir führten in monatlichen Intervallen sowie als letztes eine Einjahres-Nachkontrolle durch. Hinsichtlich der Achillessehnenschmerzen steigerte sich ihr Wert auf der VAS signifikant von 33,0 (präoperativ) auf 95 (1 Jahr postoperativ). Hinsichtlich der Achillessehnenfunktion steigerte sich der VASWert von 20.6 (präoperativ) auf 90,0 (1 Jahr postoperativ). Bezüglich der Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis war der VASWert bei der 1-Jahres- Kontrolle bei 91,0. Keine postoperativen Komplikationen wurden beobachtet. Fazit und Diskussion In den letzten drei Jahrzehnten stieg das Auftreten der chronisch schmerzhaften Achillessehnentendopathie infolge von vermehrt ausgeübtem Freizeit- und Wettkampfsport. Die meisten Patienten können mit relativ guten Erfolgsaussichten konservativ behandelt werden. Allerdings schlagen 25 % bis 45 % der konservativen Behandlungs- Abb.3: Endoskopische Ansicht des c­ hirurgischen Vorgehens. Hämostase ­( Blutstillung) mittels OPES TM (Arthrex Inc., Naples, Florida, USA). versuche fehl und ein chirurgischer Eingriff ist angezeigt. Bei der offenen chirurgischen Behandlung können jedoch postoperative Komplikationen auftreten. Die Hauptkomplikationen sind Hautnekrosen, Wundinfektionen, Serome, Hämatome, schmerzhafte Narbenbildungen, Irritationen oder sogar Verletzungen des Nervus suralis sowie tiefe Venenthrombosen aufgrund der längeren Immobilisation. Zusätzlich ist eine offene Operation mit einer relativ langen postoperativen Rehabilitation verbunden (mehr als 6 Monate). Wir konnten zeigen, dass die minimalinvasive endoskopische Operation eine sinnvolle Alternative ist, um die oben erwähnten postoperativen Komplikationen zu minimieren und die Rehabilitationsphase erheblich zu verkürzen. Das potentielle Risiko von Wundinfektion, Wundheilungsstörungen und Hautnekrosen ist durch das Verwenden von nur zwei kleinen Hautschnitten minimiert. Die unmittelbare postoperative Schmerzbehandlung und die Abwesenheit der postoperativen Komplikationen führen zu einer schnellen postoperativen Genesung des Patienten und Rückkehr in die bisherigen Aktivitäten. :: Prof. Dr. Hajo Thermann Nawid Hariri Zentrum für Knie- und Fußchirurgie [email protected] 9| ::Fachbeiträge Omarthrose und Sport Von Sven Lichtenberg, Petra Magosch, Peter Habermeyer Omarthrose-Patienten sind bei Prothesenimplantationen im Durchschnitt jünger als die typischen Hüft- und Knie-Prothesenpatienten (28, 29). Deshalb stellen die Fünfzig- bis Sechzigjährigen, die noch ambitioniert Sport treiben, hohe Ansprüche an den behandelnden Orthopäden und Chirurgen. Welche Sportarten können empfohlen, von welchen sollte abgeraten werden? Welche konservativen Therapien verhelfen diesen Patienten dazu, trotz degenerativer Verschleißerkrankungen des Bewegungsapparates noch einen für sie ansprechenden Sport auszuüben? Welche operativen Verfahren sind sinnvoll und ermöglichen neben der Eingliederung in das alltägliche Leben auch wieder die aktive Teilnahme an sportlicher Freizeitgestaltung? Im Rahmen dieser Arbeit werden die Entstehung und die wichtigen biomechanischen und pathogenetischen Eigenschaften der Omarthrose beschrieben, ebenso die Möglichkeiten und Grenzen der konservativen und operativen Therapie aufgezeigt. Ferner wollen wir Empfehlungen geben, welche Sportarten für Patienten mit Omarthrose und Patienten mit Schultergelenksprothesen noch durchführbar sind. Die Omarthrose als degenerative Erkrankung weist eine Prävalenz von ca. 3 % auf (6). Sie wird deshalb im Vergleich zu Arthrosen anderer Gelenke seltener diagnostiziert und behandelt. Dies liegt auch an der Tatsache, dass die Schulter meist im Bereich unterhalb der Horizontalen eingesetzt wird und hier die Belastung zwischen Humeruskopf und Glenoid deutlich geringer ist als bei dauernd belasteten Gelenken wie dem Hüftgelenk. Verlegenheitsdiagnosen wie „Periarthropathia humeroscapularis“ oder „Impingement-Syndrom“ werden häufig verwendet, der eigentlichen Pathologie des Glenohumeralgelenks wird damit jedoch nicht Rechnung getragen. Primäre Omarthrose Bei den meisten Patienten ist anamnestisch eine Ursache für die Entstehung der Omarthrose nicht zu eruieren. Etwaige berufliche | 10 oder sportliche Dauerbelastungen während des Lebens sind in ihrer Bedeutung und ihrem Ausmaß oft nicht zu ermitteln. Ein Zusammenhang zwischen Berufen mit angenommener starker Belastung und der Häufigkeit von Omarthrosen ließ sich bisher nicht feststellen (22). Angeborene hintere Subluxationen oder anlagebedingte vermehrte hintere Retroversion der Gelenkpfanne sind gesicherte Ursachen von Omarthrose beim jüngeren Erwachsenen. Theoretische Überlegungen zu den im Glenohumeralgelenk auftretenden Kräften zeigen, dass die Belastung am 90° erhobenen Arm ca. 90 % des Körpergewichts erreicht. Hält man ein Gewicht in der Hand, so wird die Belastung durch den langen Hebelarm auf das 25-30-fache dieses Gewichts gesteigert (23). Instabilitätsarthrose Patienten mit langjähriger chronischer Instabilität haben ein erhöhtes Risiko, eine Arthrose zu entwickeln. Die Weichen werden hier meist schon bei der ersten traumatischen Luxation gestellt und sind abhängig von der Schwere der Gewalteinwirkung auf das Schultergelenk. Die Zahl der Rezidive steigert das Arthroserisiko nicht (7). Ein weiterer Grund für die Arthroseentstehung kann die operative Therapie der Instabilität sein. Die früher durchgeführten Knochenspanoperationen (Lange, Eden-Hybinette, Putti-Platt (8)) haben langfristig zu einer erheblichen Arthroserate geführt. Aber auch die neueren anatomischen Techniken zur Stabilisierung des Glenohumeralgelenks (Bankart-OP, Kapsel-Ligament-Shift) können bei übermäßiger Verkürzung der ventralen Strukturen insbesondere des M. subscapularis zu einer dorsalen Subluxation mit unphysiologischem hinterem Knorpelverbrauch führen und eine Arthrose initiieren. Nach Matsen (14) wird dies als „Capsulorrhaphy arthropathy“ bezeichnet. Rotatorenmanschetten-Defekt­Arthropathie Bei lang bestehenden Rotatorenmanschettendefekten kommt es durch die gestörte Zentrierung des Gelenks zu einer superioren Migration des Oberarmkopfes unter das Acromion. Durch den Humeruskopfhochstand entsteht ein zunächst inkongru- ATOSnews entes Gelenk, was sekundär zur Abnutzung von Humeruskopf und Glenoid mit der Ausbildung eines „Neoazetabulums“ zwischen Acromion und Glenoid führt. Die von C. Neer (18) inaugurierte Defektarthropathie weist neben der Schmerzen, zusätzlich zur arthrotischen Deformierung von Acromion, Humeruskopf und Glenoid, wegen der fehlenden Rotatorenmanschette einen erheblichen Kraftverlust und meist die deutliche Bewegungseinschränkung auf. Posttraumatische Arthrose Frakturen des Oberarmkopfes, ob konservativ oder operativ behandelt, bergen die Gefahr einer sekundären Arthrose durch persistierende Fehlstellung von Fragmenten. Im weiteren Verlauf kann durch die verbliebene Inkongruenz von Humeruskopf und Gelenkpfanne auch das Glenoid arthrotisch verändert werden. Ebenso können Frakturen der Gelenkfläche mit verbleibender Stufenbildung zu einer Arthrose führen. Darüber hinaus kann eine Fraktur des Humeruskopfes in einer Kopfnekrose mit inkongruenten Gelenkflächen enden. Handelt es sich um eine isolierte Kopfnekrose ohne wesentliche Fragmentfehlstellung, so wird dieser Zustand vom Patienten relativ gut über 2-3 Jahre toleriert. Entzündliche Erkrankungen Schädigungen des Gelenkknorpels können auch durch chronisch entzündliche Erkrankungen, hier vor allem die rheumatoide Arthritis, verursacht werden und führen zur postarthritischen Omarthrose. Der Verlauf dieser Omarthroseform ist durch die Mitbeteiligung der Synovialis und der Rotoatorenmanschette erheblich erschwert und von der eigentlichen Omarthrose abzugrenzen. Stadieneinteilung der Chondromalazie nach Outerbridge (21) Stadium I Knorpelerweichung und –schwellung Stadium II Knorpelusur ≤ 1,3 cm Stadium III Knorpelusur ≥ 1,3 cm Stadium IVFreiliegender subchondraler Knochen Tabelle 1 Rolle spielen. Als Primärbefund im Frühstadium der Arthrose zeigt sich eine nicht kompensierbare Destruktion der Knorpeloberfläche. Diese Barriereschicht verliert ihre Permeabilität, während die Chondrozyten und die interzelluläre Matrix noch lange vital bleiben. Später kommt es dann zur Veränderung der Matrix und zu einer verminderten Syntheseleistung der Chondrozyten, wodurch Fibrillationen und Risse im Knorpel entstehen. Aufgrund der veränderten Strukturen und Permeabilität steigt der Wasseranteil und die Proteoglykankonzentration nimmt ab. Ferner werden Matrixmoleküle und –fragmente in die synoviale Gelenkflüssigkeit abgegeben (13). Es kommt zur Erhöhung der Konzentration an katabolen Knorpelmarkern (Glycosaminglycan-Sulfat, Keratansulfat, etc.), die bei Omarthrose-Patienten vermehrt gefunden wurden (24). In der Folge nehmen die Knorpeldicke und das Knorpelvolumen ab mit der Konsequenz einer verminderten Belastbarkeit des Knorpels. Die Endstrecke der Erkrankung, sowohl der idiopathischen wie auch der sekundär- en Omarthrose, ist die Chondromalazie von Humeruskopf und Glenoid. Am Humeruskopf sind vor allem die Zonen betroffen, die bei ­einer Abduktion zwischen 60° und 90° ­Kontakt zum Glenoid haben, da bei dieser Stellung der Anpressdruck am höchsten ist (16). Am Glenoid betrifft die Chondroma­ lazie den posterioren Bereich mit posteriorem ­Abrieb. Dies wird von Soslowsky (28) darauf zurückgeführt, dass sich bei zunehmender Flexion die glenohumerale Kontaktfläche nach dorsal verschiebt. Es kann jedoch auch zu einer zentralen Abnutzung kommen (4), wobei eine zentrale Protrusion von durchschnittlich 5 mm im CT nachzuweisen war (15). Die degenerativen Veränderungen betreffen mehr das Glenoid als den Humeruskopf (4, 22). Als Grund sieht DePalma die relativ kleine glenoidale Kontaktfläche an, die am Humerus abhängig von der Gelenkstellung variiert. Die Chondromalazie zeigt sich in Ausdünnung, Erosion und Verklumpung des Knorpels. Sie wird nach Outerbridge (21) in vier Stadien eingeteilt (Tabelle 1). ➔ Abb. 1: Einteilung der ­Glenoidtypen nach Walch (31). Erläuterungen siehe Text. Pathoätiologie der Omarthrose Die genauen Mechanismen der Arthroseentstehung sind noch ungeklärt. Ein multifaktorielles Geschehen wird vermutet, bei dem genetische und mechanische Aspekte eine 11 | ::Fachbeiträge Der subchondrale Knochen wird nun vermehrt belastet und reagiert mit Sklerosierung und Osteophytenbildung, die dann im ­Röntgenbild neben der Gelenkspaltverschmälerung erstes Anzeichen einer Arthrose ist. Die humeralen Osteophyten finden sich an der unteren Zirkumferenz sowie im Bereich der Begrenzung der Gelenkflächen an den Tuberkula (17, 22), auf der glenoidalen Seite hingegen seltener. Dafür zeigt sich ein posteriorer Abrieb, der durch die vermehrte Retro­ver­sion zu einer Subluxationsstellung des Humeruskopfes führt. Dieser Effekt wird durch die Verkürzung der anterioren Weichteile (Kapsel und M. subscapularis) noch verstärkt. Es entstehen verschiedene Glenoidformen, die nach Walch eingeteilt werden (Abb.1). Typ A1 ist die konzentrische Form ohne nennenswerten Verbrauch des Knorpels, während Typ A2 eine konzentrische, aber erheblich protrusionierte Pfanne aufweist. Typ B1 beschreibt den posterioren Verbrauch der Glenoidfläche mit Sklerosierung und beginnender Subluxation des Humeruskopfes. Das Gelenk ist nicht mehr zentriert. Bei Typ B2 ist es zu einem so erheblichen Abrieb gekommen, dass das Glenoid eine bikonkave Form aufweist. Typ C schließlich ist die primär dysplastische Pfanne. Auch die Veränderung der Glenoidinklination in der Frontalebene muß berücksichtigt werden (Abb. 2). Die Einteilung erfolgt nach Habermeyer. Der zentrale Pfannenverbrauch (Abb. 3) wird ebenfalls in drei verschiedene Untergruppen unterteilt. Hiervon ist die Indikation zum Pfannenersatz sowie zu notwendigen plastischen Maßnahmen abhängig. Sportempfehlungen bei Omarthrose Sportliche Belastung stellt per se keine Gefährdung des Gelenks im Hinblick auf die Entwicklung einer Arthrose dar. Lebenslange sportliche Belastungen eines gesunden normalen Gelenks mit einer moderaten Intensität erhöhen nicht die Wahrscheinlichkeit einer Gelenkdegeneration (19). Gelenksubluxationen, Dysplasien oder Inkongruenzen hingegen verhindern die normale Belastungsverteilung eines Gelenks und führen so zu Knorpelschäden (2). Die maximale Belastung des Schultergelenkes tritt in einem Bewegungsumfang zwischen 60° und 90° Abduktion auf. Hier ist der Abb. 3: Zentraler Glenoidverbrauch nach Habermeyer Typ I: Das Glenoidzentrum befindet sich deutlich lateral der Senkrechten an der lateralen Coracoid-Basis. Gute Pfannenqualität. Abb. 2: Inferiorer Glenoidverbrauch nach Habermeyer Typ 0: Die Glenoidlinie (blau) (Verbindung oberer und unterer Pfannenpol) schneidet die Senkrechte (rot) am Proc. Coracoideus nicht. Kein inferiorer Glenoidverbrauch. Typ 1: Die Glenoidlinie (blau) schneidet die Coracoidlinie (rot) unterhalb des inferioren Glenoidpols. Typ 2: D ie Glenoidlinie (blau) schneidet die Coracoidlinie (rot) zwischen interiorer Glenoidhälfte und inferiorem Glenoidpol. Vermehrte inferiorer Glenoidverbrauch. Typ 3: Die Glenoidlinie (blau) schneidet die Coracoidlinie (rot) im Bereich der cranialen Glenoidhälfte. Weit fortgeschrittener inferiore und zentraler Glenoidverbrauch. | 12 Typ II: Das Glenoidzentrum wird von der Senkrechten geschnitten. Mittelstarker zentraler Glenoidverbrauch. Der obere und untere Pfannenpol müssen abgeflacht werden und dann mit der Formraspel für die Aufnahme der Glenoidkomponente vorbereitet werden. Typ III: Das Glenoidzentrum befindet sich medial der Senkrechten. Starker zentraler Pfannenverbrauch. Hier muß nach Abfräsen der oberen und unteren Pfannenpole ein Pfannenplastik mit Spongiosa durchgeführt werden, da sonst das Rotationszentrum der Schulter zu stark medialisiert wird. ATOSnews Anpressdruck des Humeruskopfes an das Glenoid am höchsten. Durch zusätzliche Belastungen durch Gewichte oder einen zu bewegenden Gegenstand (Ball) wird die maximale Belastung noch gesteigert. Durch die ungünstigen Hebelverhältnisse kann ein in der Hand gehaltenes Gewicht eine bis zu 30-fache Belastung am Schultergelenk verursachen. Verlängert man nun den Hebelarm zusätzlich durch einen Tennis- oder Squashschläger und verlagert dadurch den Angriffspunkt noch weiter vom Schultergelenk entfernt, ist es vorstellbar, dass die Maximalbelastung leicht überschritten werden kann. Während ein gesundes Gelenk dem widerstehen kann, kommt es bei einem geschädigten Gelenk zu inadäquater Belastung. Potenziert wird dieser Effekt durch eine eventuell bestehende Bewegungseinschränkung. Der verringerte Bewegungsspielraum verhindert den physiologischen RollGleit-Mechanismus und es kommt erst recht zu hohen Belastungen auf einem immer kleiner werdenden Areal vor allem am Glenoid. N O T E S & Experimentell konnte gezeigt werden, dass repetitive Belastungen mit großen, kurz einwirkenden Kräften zu Schädigungen des Knorpels führen. Die Schwere der Schädigung hängt von der Stärke der einwirkenden Kraft und der Anzahl der Wiederholungen ab (34). Repo und Finley (25) untersuchten die Belastbarkeit des Gelenkknorpels und stellten fest, dass dieser bis zu 25 Mpa keine Schädigungen aufwies. Erst wenn die Belastung über diesen Wert hinausging, kam es zum Absterben der Chondrozyten und zu Knorpelfissuren. Hieraus ergibt sich, dass solche Sportarten, die mit hohen Belastungen für das Schultergelenk und der Verlängerung des Hebelarms durch Sportgeräte einhergehen und deshalb erhebliche Kräfte auf das Gelenk produzieren, vermieden werden sollten. Daraus folgt, dass Patienten mit Omarthrose Betätigungen vermeiden sollten, die aus der Überkopfposition und unter Verlängerung des Hebelarms durchgeführt werden. Prinzipiell gilt es, die bereits betriebenen Sportarten, die mit Routine und Können ausgeübt werden, gegebenenfalls in Quantität und Spitzenbelastung zu modifizieren. Die Schmerzfreiheit ist oberstes Gebot bei Aktivität und der konservativen Therapie. So kann dem passionierten Tennisspieler empfohlen werden, eher auf das Doppel umzustellen und möglichst Überkopfbälle zu vermeiden. Abgeraten wird von Sportarten mit kurzen, aber starken Belastungen wie Gewichtheben, Bodybuilding, Turnen etc. Sportarten, die vor allem die unteren Extremitäten belasten, sind allesamt erlaubt. Gerade die aeroben Ausdauersportarten wie Jogging, Walking, Radfahren etc. sind günstig, da sie auch die kardiovaskuläre Fitness unterstützen. Im unten folgenden Abschnitt „Empfehlungen zum Sport mit Schulterprothesen“ werden Sportarten aufgeführt, die auch mit Schulterprothese möglich sind. Hier gilt, dass alle für Prothesenträger geeigneten Sport­ ➔ N E W S :: Die ATOS-Kliniken auf dem DKOU Berlin Vom 21. bis 24. Oktober 2009 fand der gemeinsame Kongress der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und des Berufsverbandes der Fachärzte für Ortho­pädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) in Berlin statt. Schwerpunkte waren u.a. neue Perspektiven der stammzellbasierten Therapie am Bewegungsapparat oder sportmedizinische Fragestellungen. Berufs- und gesundheitspolitische Sitzungen informierten unter anderem über Zukunft der technischen Orthopädie und den Einfluss von Versorgungsstrukturen auf das Behandlungsergebnis. Der Kongress wies mit 11.666 Besuchern eine Rekord-Teilnehmerzahl auf. Auf 5600 m² Fläche waren 238 Firmen in der Ausstellung vertreten, darunter auch die ATOS-Kliniken. Der ATOSStand, an dem sich die Teilnehmer mit Crêpes für die insgesamt 252 Sitzungen mit fast 1.500 Vorträgen stärken konnten, war immer dicht umlagert. 2010 werden die ATOS Kliniken wieder mit einem eigenen Stand auf dem DKOU vertreten sein; zusätzlich aber auch erstmals auf der 58. Tagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden in ­Baden-Baden (29. April – 2. Mai 2010). 13 | ::Fachbeiträge Abb. 4: Automobilisation (aus 14) Durch Eigentherapie mit einfachen Hilfsmitteln kann die Beweglichkeit des Schultergelenks verbessert werden. arten auch für den Omarthrosepatienten ohne Prothese möglich sind, solange die entsprechende Bewegungsfreiheit noch besteht. Konservative Therapie Ziel der konservativen Therapie in den Frühstadien der Arthrose ist es, den Bewegungsumfang zu erhalten oder zu verbessern und die Schmerzen zu reduzieren. Neben einer medikamentösen, antiphlogistischen Therapie kommt der Physiotherapie eine wichtige Rolle zu. Gerade die manuelle Therapie soll durch achsen- und ebenengerechtes Arbeiten sowie Traktion einen möglichst großen Bewegungsspielraum ermöglichen. Nicht nur der Roll-Gleitmechanismus im Glenohumeralgelenk, sondern auch die Mobilisation der Scapula auf dem Rumpf ist zu beachten. Unterstützt wird dies durch Bewegungsbäder und Automobilisation (Abb. 4). In der zweiten Phase kann dann ein vorsichtiges muskuläres Aufbautraining erfol- | 14 gen. Bei akuter Schmerzsymptomatik wird ein isometrisches Vorgehen, bei geringen chronischen Beschwerden ein dynamisches Vorgehen empfohlen. Zu beachten ist jeweils die Schmerzgrenze. Trainiert werden sollten der M. deltoideus, die zentrierenden Rotatoren und die Scapulastabilisatoren. Oft liegt ein Defizit der Außenrotatoren und ein Überwiegen der Innenrotatoren vor. PNFTechniken unterstützen das Vorgehen. Voraussetzung für eine physiologische Arbeitsweise der Schulter ist ferner eine gute Rumpfstabilität, die im Rahmen der Therapie miterarbeitet werden muss. Operative Therapie Bei anhaltender Schmerzsymptomatik und noch nicht bestehender Indikation zum endoprothetischen Gelenkersatz kann ein arthroskopisches Gelenkdebridement sinnvoll sein. Weinstein et al. (33) zeigten, dass bei Patienten mit einem radiologischen Arthrosestadium I-II eine deutliche Schmerzlin- derung erreicht werden konnte, wohingegen bei höhergradigen Stadien keine andauernde Verbesserung erzielt wurde. Sie empfehlen das arthroskopische Debridement bei Patienten mit konzentrischem Gelenkverbrauch und bei noch vorhandenem Gelenkspalt. Es wird nicht empfohlen bei erheblicher Inkongruenz des Gelenks und bei Vorliegen von Osteophyten. Als Therapie der Wahl steht bei weiterem Fortschreiten der Omarthrose schließlich der endoprothetische Gelenkersatz. Die Originaltechnik der Schulterendoprothetik, wie sie Neer 1972 beschrieb, wurde in den letzten zwei Jahrzehnten weiter verfeinert. Einigkeit besteht darüber, dass der Erfolg der Endoprothetik von der Patientenselektion, der operativen Technik und der postoperativen Rehabilitation abhängt. Die optimale chirurgische Technik beinhaltet auch das passende Implantat-Design (modular, adaptierbar, anatomisch), Weichteilbalancierung und Rotatorenmanschetten-Rekonstruktion. Subluxation, inneres Impingement oder ein „Overstuffing“ durch zu große Implantatkomponenten sind auf jeden Fall zu vermeiden. Die Konformität oder Kongruenz der Gelenkflächen von Humeruskopf und Glenoid sind besonders zu beachten. Bei konformen Gelenkflächen (beide Gelenkpartner besitzen den gleichen Krümmungsradius) kommt es zu wesentlich höheren Kräften auf das Glenoid, was zu Lockerungen führt (27). Folglich wird heutzutage ein „Mismatch“ von bis zu 6 mm zu Gunsten des Glenoids favorisiert. Die dadurch „erkaufte“ höhere Instabilität ist zu vernachlässigen. Karduna (11) zeigte, dass zwischen einer konformen nicht gekoppelten, einer gekoppelten und einer nicht konformen nicht gekoppelten Prothese die Stabilität nur um je 3 % schwankt. Daraus wurde geschlossen, dass die Operationstechnik und Implantat-Positionierung für die Stabilität wichtiger sind als das Prothesendesign. Wenn es zur Prothesenimplantation kommt, stellt sich die Frage, ob eine Hemioder eine Totalprothese zu implantieren ist, und ob zementiert oder nicht zementiert werden soll. Die Verwendung einer Glenoidkom- ATOSnews ponente bringt bei Omarthrose-Patienten eine bessere Schmerzreduktion als die Hemiprothetik (5). Die Pfannenlockerung stellt die häufigste Komplikation in der Schulterendoprothetik dar. Das Auftreten von Lockerungssäumen bedeutet jedoch nicht sofort eine revisionspflichtige Lockerung. Lockerungssäume treten mit einer Inzidenz von 22–95 % auf (9,20). Revisionsoperationen sind jedoch in den zitierten Arbeiten nur in 0 bis 12,5 % der Fälle notwendig gewesen. Als allgemeiner Standard galt jahrelang die Verwendung von zementierten Glenoidkomponenten, die jedoch wie oben erwähnt erhebliche Lockerungssäume aufwiesen. Neuere, zementfrei zu implantierende Implantate könnten hier langfristig eine Änderung dieses Dogmas einleiten. Levy und Copeland (12) beobachteten nur bei 3 von 59 Totalprothesen eine Revisionsbedürftigkeit bei einem mittleren Follow-up von fast sieben Jahren. Wallace et al. (32) berichteten von 80 Hydroxyapatit-beschichteten zementfreien Glenoidkomponenten, von denen nur zwei (3 %) nach einem mittleren Nachuntersuchungszeitraum von 30 Monaten definitiv locker waren. Inwieweit ein posteriorer PE-Verbrauch bei den Metal-back-Glenoiden zu Problemen wie einer Metallose führen, muss abgewartet werden. Boileau et al. (1) raten derzeit von der Verwendung der Metal-back Glenoide ab, da bei ihren Patienten mit einem solchen Implantat eine vermehrte Revisionsbedürftigkeit bestand, was sie auf eine persistierende Subluxation des Humeruskopfes zurückführten. Dies zeigt aber auch, dass eine entsprechende Weichteilbalancierung vonnöten ist. Die Totalprothese ist bei folgenden Veränderungen indiziert: 1. exzentrischer Pfannenverbrauch 2. konzentrische Arthrose des Glenoids mit vollständig zerstörter Knorpelfläche 3. intakte Rotatorenmanschette 4. intakter Deltoideus 5. ausreichende Knochenqualität des ­Glenoids. Indikationen zur Hemiprothese: 1. Arthroseformen ohne Pfannenverbrauch (z.B. akute Frakturprothese, Humeruskopfnekrose Stadium II-III) 2. nicht rekonstruierbare Rotatorenmanschette (Defektarthropathie) mit ­erhaltener funktioneller Zentrierung des Humeruskopfes (Flexion > 90°). Sportartempfehlungen für Patienten mit Omarthrose/Schulterendoprothese Geeignete/erlaubte Sportarten Bedingt geeignete Wenig geeignete Sportarten Sportarten (mit Erfahrung) Verbotene Sportarten Wandern Walking Jogging Aquajogging Radfahren (Ebene, Heimtrainer) Gymnastik Schwimmen (Brust) Tennis (Einzel) Skilanglauf Turnen Ski alpin Volleyball Golf Badminton Kegeln Squash Rudern Klettern Segeln Mountainbiking Reiten Kajak Inline-Skaten Fitneß Tennis (Doppel) Kontaktsportarten Kraftsport Bodybuilding Kampfsport Tabelle 2 Voraussetzungen für Sport mit ­Schulterendoprothesen Betrachtet man hier nur die schulterspezifischen Sportarten, bedarf es in der Regel einer guten Beweglichkeit, Schmerzfreiheit und Stabilität der Prothese. Dies zu erreichen setzt Operationserfahrung und die Verwendung eines anatomisches Implantates vor­ aus. Für die postoperative Sportfähigkeit sind folgende prognostische Kriterien wichtig: 1. Anzahl der Voroperationen 2. Zustand der Rotatorenmanschette 3. Präoperative Bewegungseinschränkung 4. Kraftverlust und Muskelatrophie 5. Stabilität der Schulter Diese Kriterien werden von der zugrunde liegenden Gelenkerkrankung (degenerativ, entzündlich, posttraumatisch) bestimmt. Sie können durch eine gute operative Technik beeinflußt werden. Hierzu zählen vor allem: 1. Anatomische Resektion des Humeruskopfes und Implantation der Prothese in der Metaphysenachse, Beachten der Inklination, des postero-medialen Offsets und der Retrotorsion. 2. Anatomische Einstellung des Glenoids unter Beachtung der Inklination und Retroversion. 3. Anatomische Kalotteneinstellung in Höhe, Durchmesser und lateralem Offset. 4. Rotatorenmanschettenrekonstruktion 5. Weichteilbalancing zur Aufhebung oder Vermeidung einer persistierenden posterioren Subluxation. Bei Erkrankungen und Veränderungen des Schultergelenks, die eine solche „optimierte“ Prothesenimplantation nicht zulassen, ist von schulterspezifischen Sportarten abzuraten. Schulterendoprothetik und Sport in der Literatur Die Literaturrecherche zu diesem Thema fällt dürftig aus. Jensen und Rockwood (10) berichten von 24 Golfspielern mit Schulterprothese, die sie retrospektiv evaluiert haben. ➔ 15 | ::Fachbeiträge 23 von 24 Patienten konnten das Golfen nach durchschnittlich 4,5 Monaten wieder aufnehmen.18 Patienten, die präoperativ ein Handicap aufwiesen, konnten danach ihr Handicap um 5 Schläge verbessern. Healy et al. faßten in einer Übersichtsarbeit die Erkenntnisse über Arthrose und Sport zusammen. Ferner verschickten sie Fragebögen an 35 Mitglieder der American Shoulder and Elbow Surgeons Society (ASES) und fragten nach deren Empfehlungen für Patienten mit Schulterprothesen. 42 Sportarten wurden den Befragten genannt. Sie sollten diese Betätigungen einstufen nach den Rubriken: empfohlen/erlaubt, erlaubt mit Erfahrung, nicht empfohlen oder keine Meinung. Die Originalauflistung ist in Tabelle 2 einzusehen. Hierbei werden auch einige Sportarten genannt, die dem Europäer eher fremd erscheinen. Schmidt-Wiethoff und Habermeyer (26) untersuchten die Sportfähigkeit von Patienten mit Schulterprothesen. 118 Patienten wurden dazu in zwei Gruppen aufgeteilt. Gruppe I bestand aus 62 Patienten mit degenerativen oder entzündlichen Erkrankungen, während Gruppe II 56 akute und veraltete Frakturen umfaßte. Die Ergebnisse zeigen präoperativ eine leicht vermehrte Häufigkeit von schulterspezifischen Sportarten in der Traumagruppe. Ferner trieben 69 % der Traumagruppe nach der Prothesenimplantation wieder Sport, wohingegen nur 44 % der Gruppe I sich wieder sportlich betätigten. 16 % der Patienten mußten ihre präoperative Sport-Betätigung aufgeben, 16 % konnten wie gewohnt ihren Sport ausüben, 42 % verspürten leichte und 26 % deutliche Einschränkungen bei ihrem Sport. In einer weiteren Studie von 75 Patienten (86 Schulterendoprothesen) zeigte sich eine mittlere Zeit bis zur teilweisen Wiederaufnahme des Sports von 3,6 Monaten und 5,8 Monaten für die volle Sportfähigkeit (35). Empfehlungen zum Sport mit Schulterprothesen Wie weiter oben beschrieben ist das Ausüben einer nicht-schulterspezifischen Sportart zu befürworten, da sie auch der allgemeinen | 16 Literatur 1.Boileau P, Avidor C, Krishnan SG, Walch G, Kempf JF, Molé D (2002) Cemented polyethylene versus uncemented metal-backed glenoid components in total shoulder arthroplasty: a prospective, double-blind, randomized study. J Shoulder Elbow Surg 11: 351- 359 2.Brown TD, Anderson DD, Nepola JV et al. Contact stress aberrations following imprecise reduction of simple tibial plateau fractures. J Orthop Res 6: 851-862 3.Buckwalter JA, Lane NE (1997) ­Athletics and osteoarthritis. Am J Sports Med 25: 873-881 4.DePalma AF (1983) Biologic aging of the shoulder. In: De Palma. Surgery kardio-vaskulären Fitness dient. Vermieden werden sollten jedoch bei diesen die untere Extremität belastenden Sportarten jene, welche mit erhöhter Sturzgefahr einhergehen. Von Aktivitäten mit hoher Zug- oder Scherbelastung ist grundsätzlich abzuraten. Ferner sind Kontaktsportarten wie Fußball, Handball oder Basketball eher nicht zu empfehlen. Auch Wurfsportarten oder abrupte dynamische Belastungsspitzen sind ungeeignet, da es zu übermäßigen Belastungen der Gelenkkomponenten und der knöchernen Prothesenlager kommt. Dies gilt auch für Sportarten mit langen Hebelarmen oder übermäßiger Stütz- und Zugaktivität. Prinzipiell sollten Sportarten ausgeübt werden, die schon vor der Prothesenimplantation beherrscht wurden. Geeignete Sportarten stellen Walking, Jogging, Radfahren, Schwimmen (kein Kraulschwimmen), Ski, Aerobic und Golf dar (8). Brustschwimmen in gut temperiertem Wasser ist eher zu empfehlen als die Disziplinen Rücken, Kraul oder Schmetterling, da hier wieder Überkopfbelastungen erbracht werden müssen. of the shoulder. Philadelphia: WB Saunders; 1983: 208-231 5.Gartsman GM, Roddey TS, Hammerman SM (2000) Shoulder arthroplasty with or without resurfacing of the glenoid in patients who have osteoarthritis. J Bone Joint Surg (Am) 82-A: 26-34 6.Habermeyer P, Ebert T (1999) ­Aktueller Entwicklungsstand und Perspektiven der Schulterendoprothetik. Unfallchirurg 102:668-683 7.Habermeyer P, Ebert T, Kessler M (2000) Traumatische Erstluxation der Schulter – Stufenkonzept der Erstversorgung. Deutsch Ärztebl 97A: 620-624 8.Healy WL, Iorio R, Lemos J (2001) Athletic activity after joint replacement. AM J Sports Med 29: 377-388 Radfahren am Heimtrainer oder im ebenen Gelände ist weniger belastend als Mountainbike fahren, da es hierbei zusätzlich zu Zugund Stützbelastungen und Erschütterungen kommen kann. Tennis als Einzelsport ist nicht zu empfehlen, bei guter Technik ist jedoch das Doppelspiel durchaus akzeptabel. Moderater Skilanglauf ist zu empfehlen, wohingegen alpiner Skilauf wegen der erhöhten Sturzgefahr nur guten Läufern anzuraten ist. Der immer beliebter werdende Golfsport ist bei guter Technik und Erfahrung ebenfalls wieder möglich, da keine vermehrte Belastung des Gelenks zu erwarten ist. Ist die dominante Schulter betroffen, ist sie beim Golfen weniger gefordert als die nicht dominante, die den Schlag ausschwingt. In der Aushol- und Endphase des Schwungs wird die Schulter nicht nennenswert über der Horizontalen belastet. Somit ist Golf für den Schulterpatienten nicht gefährdend. Lediglich harte Fehlschläge in den Untergrund sollten vermieden werden. ➔ ATOSnews 9.Ibarra C, Dines DM, McLaughlin JA (1998) Glenoid replacement in total shoulder arthroplasty. Orthop Clin North Am 29: 403-413 10.Jensen KL, Rockwood Jr CA (1998) Shoulder arthroplasty in recreational golfers. 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Unser Haus verfügt über modernste Medizintechnik und ein eigenes Labor. Optimale Diagnostik und Therapie sind damit zu jedem Zeitpunkt gewährleistet. Unser hochqualifiziertes Team unterstützt Sie mit Kompetenz und umsorgt Sie mit Herzlichkeit. Für unsere anspruchsvollen Patienten bieten wir exklusive, grosszügige Suiten an, wo auch der Wunsch nach Privatsphäre professionell erfüllt wird: eigene Therapie-, Wellnessund Aufenthaltsbereiche stehen zur Verfügung. Medical Park Bad Wiessee St. Hubertus Sonnenfeldweg 29 • 83707 Bad Wiessee Telefon: 0 80 22/8 43-0 • Telefax: 0 80 22/8 37 08 E-Mail: [email protected] • www.medicalpark.de Gesundwerden und Wohlfühlen in traumhafter Lage ::Fachbeiträge the glenohumeral joint. Clin Orthop 330: 45-53 25.Repo RU, Finlay JB (1977) Survival of articular cartilage after controlled impact. J Bone Joint Surg 59A: 1068-1076 26.Schmidt-Wiethoff R, Habermeyer P (2000) Sportliche Aktivität nach Schulterendoprothese. 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Hierbei können neben den üblichen isometrischen und isotonischen Übungen auch isokinetische Formen an Geräten zur Muskelkräftigung beitragen. Das Hauptaugenmerk sollte hierbei zunächst auf die scapulo-thorakale Führung gelegt werden, um so eine optimale Glenoidstellung zu gewährleisten. Lange Hebelarme mit großen Belastungen oder Widerständen sind zu vermeiden. Viele Wiederholungen mit geringer Belastung sind wenigen Wiederholungen mit hoher Belastung vorzuziehen. Bodybuilding und Kraftsport sind für Prothesenträger kontraindiziert. Die Wiederaufnahme der sportlichen Aktivität nach Implantation einer Schulterendoprothese richtet sich in erster Linie nach der erreichten aktiven Beweglichkeit und der Stabilität. Schulterspezifische Sportarten sollten frühestens nach einem halben Jahr begonnen werden. Wie schon erwähnt ist das Ausüben einer schon beherrschten Sportart – solange es sich nicht um eine vollkommen verbotene oder ungeeignete Sportart handelt – mehr zu empfehlen als eine neue Sportart zu wählen, da die bekannten Bewegungsabläufe nur noch modifiziert werden müssen. Patienten, die mit einer inversen Schulterprothese versorgt wurden, sollten sportliche Überkopfaktivitäten ebenso wie alltägliche Überkopfaktivitäten vermeiden. matische Omarthrose, Humeruskopfnekrose, etc.) sind. Die Implantation einer Schulterendoprothese verbessert für den Patienten die Gelenkbeweglichkeit und gibt ihm die Möglichkeit, wieder schmerzfrei am Leben teilzunehmen. Die Prothesenimplantation dient also primär nicht der Wiedergewinnung der Sportfähigkeit, sondern einer Verbesserung der Lebensqualität. Gehört jedoch für den Patienten auch die Sportfähigkeit zur Lebensqualität, so kann ihm eine modifiziert durchgeführte Sportausübung unter Berücksichtigung der biomechanischen Belastung und der individuellen Beweglichkeit und Stabilität empfohlen werden. :: | 18 Zusammenfassung Patienten mit Omarthrose, die den Wunsch nach weiterer sportlicher Betätigung äußern, können durchaus Sportarten empfohlen werden, die sie ohne Gefährdung durchführen können. Der behandelnde Arzt und der Patient müssen in einem engen vertrauensvollen Miteinander die Vor- und Nachteile einer favorisierten Sportart abwägen, ggf. auch mit einem Disziplintrainer oder –lehrer Bewegungsmodifikationen erarbeiten und die Nutzen-Risiko-Abwägung durchführen. Abhängig ist die weitere Sportfähigkeit von der Beweglichkeit, der Stabilität und dem Schmerz, welche letztendlich wiederum abhängig von der zu Grunde liegenden Erkrankung (idiopathische Omarthrose, posttrau- Dr. Sven Lichtenberg Dr. Petra Magosch Prof. Dr. Peter Habermeyer Zentrum für Schulter- und Ellbogen­chirurgie/ Sporttraumatologie [email protected] ATOSnews Die Rekonstruktion des medialen ­patellofemoralen Ligaments Eine elegante Operationstechnik bei Instabilität der Kniescheibe Von Rainer Siebold und Hans H. Pässler Anatomische und biomechanische Studien zeigen die herausragende Bedeutung des sogenannten medialen patellofemoralen Ligaments (MPFL) als wichtigen Stabilisator für die Kniescheibe. Bei wiederkehrender ­lateraler Instabilität der Kniescheibe (nach aussen) ist deshalb die Rekonstruktion des MPFL eine moderne und elegante Lösung. Die Operationstechnik wird eingesetzt, wenn konservative Therapiemaßnahmen erfolglos bleiben. Das mediale patellofemorale Ligament (MPFL) ist ein kräftiger Sehnenzügel im Bereich des innenseitigen Kapselbandapparates der Kniescheibe, der vom medialen Rand der Kniescheibe (Patella) bis an die Oberschenkelrolle (Femurkondyle) ca. 10 mm oberhalb und 2 mm dorsal der medialen Epikondyle verläuft (Abb. 1). Hauptaufgabe des MPFL ist es, die Kniescheibe nahe der Kniestreckung daran zu hindern, aus dem Gleitlager nach lateral herauszuspringen (zu luxieren). Fast alle traumatischen und atraumatischen lateralen Patellaluxationen treten nahe Kniestreckung auf, da die knöcherne Führung der Kniescheibe in dieser Position am geringsten ist. Gerade bei geringen Kniebeugewinkeln ist das MPFL der wichtigste Stabilisator der Kniescheibe. Begünstigende Faktoren für eine laterale Patellaluxation sind: Bandlaxität, Kniescheibenhochstand, Trochleadysplasie (Fehlform des Gleitlagers), TG-TT Abstand > 20 mm, Abb. 1: Anatomische Skizze des MPFL-Verlaufs an der ­Innenseite der Kniescheibe Aus: ROBERT AFRA, MD; ANTHONY SCHEPSIS, MD. Addressing patellofemoral pathology: Biomechanics and classification. The Journal of Musculoskeletal Medicine, 28. Mai 2008. Achsrotationsfehler und Schwäche der Oberschenkelmuskulatur. Diagnose und Vorgehen bei MPFL-Ruptur Die Diagnose einer MPFL-Laxität kann durch eine gründliche klinische Untersuchung und gehaltene Röntgenaufnahmen bestätigt werden. Auffällig ist die vermehrte Tendenz der Kniescheibe, nach außen aus dem Gleitlager zu luxieren. Hat der Patient Angst, daß dies passiert, so nennt man dies „positives Apprehensionsign“. Bei fraglichem klinischen Befund können die Narkoseuntersuchung und/oder eine Arthroskopie Diagnosesicherheit bringen. Eine Arthroskopie ist außerdem notwendig, um schmerzhafte Knorpelschäden und aus der Gelenkoberfläche der Kniescheibe oder des Gleitlagers herausgebrochene Knorpel- oder Knorpelknochenfragmente, sog. (osteo-)chondrale Flakes, nach Patellaluxation zu behandeln. Ziel der MPFL-Rekonstruktion ist es, die stabilisierende Wirkung der innenseitigen Weichteilstrukturen neben der Kniescheibe wiederherzustellen, die durch eine akute Verletzung oder chronische Laxität insuffizient sind und zu widerkehrende (habitueller) Patellaluxation führen. Nicht sinnvoll ist eine MPFL-Rekonstruktion bei isolierten Schmerzen im Bereich der Kniescheibe, bei ausge- ➔ 19 | :: Fachbeiträge a b Abb. 2: Zentrierte (a) und nach außen (b) „herausgesprungene“ Kniescheibe (= laterale Patellaluxation) im Röntgenbild prägter Verkippung der Kniescheibe nach außen, bei fehlender Instabilität oder bei Arthrose im Bereich der Kniescheibe. a Akute Verletzung Bei der Operation muss jedoch grundsätzlich berücksichtigt werden, dass der Riss des MPFL eine Folge der lateralen Patellaluxation ist und nicht die Ursache für die Instabilität darstellt. Deshalb ist es wichtig, bei der chirurgischen Intervention spezifische Verletzungen und korrigierbare Risikofaktoren zu behandeln. Unser Vorgehen bei akuter lateraler Instabilität der Kniescheibe (Fig. 2a und 2b) ist wie folgt: Alle Patienten werden in der Regel zunächst konservativ mit Krankengymnastik behandelt. Hierbei wird viel Wert auf die Aktivierung des mittleren Anteils der vorderen Oberschenkelmuskulatur (Vastus medialis des M. quadrizeps) sowie auf ein gründliches Koordinationstraining gelegt. Eine Bandage zur vorübergehenden Kniescheibenstabilisierung im Gleitlager sowie Gehstöcke sind in den ersten Wochen oftmals sinnvoll. Die Ergebnisse der konservativen Therapie nach akuter lateraler Patellaluxation variieren je nach Literatur und zeigen immerhin eine Erfolgsquote zwischen 70-85 %. Operationstechnik Operationsverfahren Eine frühzeitige Operation (Arthroskopie) ist sinnvoll bei osteochondralen Flakes (siehe oben) an der Patella oder Trochlea. Dabei gibt es grundsätzlich drei operative Wege zur Wiederherstellung der MPFL-Funktion: 1. Akute Naht: Die Erfolgsrate ist vergleichbar mit der bei konservativer Therapie und liegt bei ca. 70-85 %. Mehrere Studien (Nikku 2005, Sillantaa 2008 und Buchner | 20 2005) raten daher von der akuten Operation mit Naht des MPFL eher ab. 2. Verzögerte Naht: Die Erfolgsrate nach Naht des chronisch abgerissenen MPFLs am Oberschenkel erbringt im Vergleich zur konservativen Therapie leider kein überzeugendes Ergebnis (Christiansen 2008). 3. Rekonstruktion des MPFL mit körpereigener (autologer) Sehne: Hierbei werden laut Literaturangaben eindeutig die besten klinischen Ergebnisse mit einer Erfolgsquote von bis zu 95 % erzielt (s.u.). Die Rekonstruktion des MPFL wird meist ohne zusätzlichen knöchernen Eingriff wie z.B. eine Versetzung der Patellasehne (sog. distale Tuberositasversetzung) oder aufwendige knöcherne Korrektur des Gleitlagers (sog. Trochleaplastik) durchgeführt. Grundlage der Rekonstruktion des MPFL ist allerdings eine normale oder fast normale knöcherne Anatomie. b Abb. 3: Skizzen einer MPFL-Rekonstruktion an der Innenseite der Kniescheibe; (a) Ansicht von vorn, (b) Ansicht von innen In der Literatur werden eine Reihe unterschiedlicher Operationstechniken zur Rekonstruktion des MPFL beschrieben. Allen Vorgehensweisen ist gemeinsam, dass durch das „Einziehen“ einer körpereigenen Sehne versucht wird, das zerstörte MPFL zu rekonstruieren (Abb 3a, 3b). Dazu wird heute zumeist die körpereigene Gracilis- oder die Semitendinosussehne verwendet. Bei den üblichen Operationsverfahren wird eine der o.g. Ersatzsehnen an der Kniescheibe durch einen Bohrkanal bzw. durch zwei resorbierbare Fadenanker befestigt. Am Oberschenkel wird das Transplantat in der Regel durch eine resorbierbare (sich auflösende) Schraube in einem Bohrkanal, bzw. am Innenband, oder der Adduktor-magnus- ATOSnews Sehne ohne Schrauben befestigt. Dabei erscheint weder die verwendete Sehne noch die Fixationstechnik großen Einfluss auf das klinische Ergebnis zu haben. Allerdings sind bei Knorpelschäden der Kniescheibe oder des Gleitlagers schlechtere Ergebnisse wahrscheinlich (Ellera Gomes 1992 und Christiansen 2008). Da bei der Anlage eines Bohrkanals durch die Kniescheibe Komplikationen auftreten können und auch resorbierbare Fadenanker nicht unproblematisch sind, haben wir ein eigenes Verfahren zur Befestigung des Sehnentransplantats an der Kniescheibe entwickelt (Fig. 4). Dabei wird eine 2 mm flache und längsverlaufende Knochenrinne im Bereich der Insertion des MPFL an der medialen Kniescheibenoberfläche angelegt (Fig. 5a). Mit speziellen Fäden wird das MPFL Transplantat dann ohne die schwierige Anlage von Bohrkanälen oder das Einbringen von resorbierbaren Implantaten mit Fäden stabil fixiert (Fig. 5b). Nach „Einziehen“ des MPFL Transplantats in den medialen Kapselbereich des Kniegelenkes (Fig. 5c) erfolgt die Befestigung der Sehne am Oberschenkel mit Hilfe einer resorbierbaren Schraube in einem kleinen Bohrkanal. Bisher konnten alle unsere Patienten mit dieser modifizierten Operationstechnik erfolgreich behandelt werden. scheibe mit einer geringen Re-Luxationsrate von unter 4 % (Christiansen et al. 2008, Watanebe et al. 2008, Mikashima et al. 2006, Steiner et al 2006). Damit ist das Operationsverfahren im Vergleich zu anderen stabilisierenden Eingriffen an der Kniescheibe mit Re-Luxationsraten von 10 % -35 % sehr erfolgreich (Davis und Fithian 2002). Auch das klinische und funktionelle Ergebnis, gemessen mit dem Kujala-Score, ist überzeugend. Abb. 5a: Minimal invasives Einfräsen der Knochenrinne am medialen Kniescheibenrand Fazit Aktuelle Studien zur MPFL-Rekonstruktion zeigen gute bis sehr gute klinische Ergebnisse. Allerdings stehen durch das neuartige Operationsverfahren Langzeitergebnisse noch aus. Dennoch setzt sich die Technik aufgrund des geringen Operationstraumas und des eleganten Verfahrens bei habitueller lateraler Patellaluxation immer mehr durch. :: Literatur bei den Verfassern. Abb. 5b: Befestigung des MPFL Transplantats an der Kniescheibe mit speziellen Fäden Der Artikel basiert auf einer Ausführung von Arendt, E., Lind, M., Van der Merwe, W., ISAKOSNewsletter Sommer 2009. Ergebnisse der Operation Generell erzielt die Rekonstruktion des MPFL eine gute postoperative Stabilität der Knie- Priv.-Doz. Dr. Rainer Siebold Prof. Dr. Hans H. Pässler Zentrum für Knie- und Fußchirurgie Abb. 4:Skizze mit eigenem Verfahren zur Befestigung des MPFL-Transplants am ­medialen (inneren) Kniescheibenrand Abb. 5c: Rekonstruiertes MPFL Transplantat an der Kniescheibe mit parallelem Sehnenverlauf [email protected] www.kreuzband.de 21 | Hypex Lite ® Von unmittelbar postoperativ bis zur vollen Genesung albrecht GmbH · Simser Weg 2 · D-83071 Stephanskirchen Tel. +49 (0)8036 / 30329-0 · Fax +49 (0)8036 / 30329-20 · www.albrechtgmbh.com · [email protected] ATOSnews Die operative Behandlung der chronischen Tendinose der Patellarsehne (Jumper’s Knee) Von Olaf Lorbach1 und Hans H. Pässler 1 Klinikum Osnabrück, Klinik für Unfall-, Hand- und orthopädische Chirurgie, Osnabrück Die chronische Tendinose der Patellarsehne ist ein häufiges Problem unter Sportlern [1]. Insbesondere die so genannten „High Impact“-Sportarten wie Basketball oder Volleyball weisen eine hohe Inzidenz auf. Die Mehrheit der Betroffenen wird konservativ behandelt, aber etwa 10 Prozent, darunter viele Spitzensportler, entscheiden sich für eine operative Lösung. In der Regel ist beim „Jumper’s Knee“ der proximale Ansatz der Patellarsehne am unteren Patellarpol betroffen, in seltenen Fällen können die Beschwerden auch am proximalen Patellarpol auftreten. Auch wenn in den meisten Fällen die konservative Behandlung mittels entzündungshemmender Medikamente, Kryotherapie, ­exzentrischem Muskeltraining, vorübergehender Sportkarenz oder lokalen Infiltrationen ausreichend ist, unterziehen sich immerhin etwa 10 % der Patienten mit chronischer Patellarsehnentendinose einem operativen Eingriff [2, 3]. Insbesondere Spitzensportler, die schnell wieder in ihren Sport zurück möchten, suchen eine definitive Lösung für ihre Beschwerden, ohne die Trainingsintensität aufgrund der immer wieder auftretenden Beschwerden über einen langen Zeitraum verringern oder das Training gar komplett aufgeben zu müssen. Die Pathogenese der Patellarsehnentendinose ist nicht genau bekannt. Es werden extrinsische und intrinsische Faktoren beschrieben, welche zu einer Überlastung des Extensormechanismus führen können. Neben der Sportart selbst spielen die Intensität und die Frequenz der sportlichen Aktivität wohl eine entscheidende Rolle. Allerdings scheinen manche Sportler eine Prädisposition zur Entwicklung eines Jumper´s Knee zu besitzen, denn auch bei gleicher Sportart und gleicher Trainingsintensität entwickeln nur manche Sportler Symptome. Eine mögliche Ursache ist eventuell das Vorhandensein eines prominenten unteren Patellarpols. Dieser „impingt“ möglicherweise in Flexion gegen den posterioren Aspekt der proximalen Patellarsehne. Trifft diese Hypothese zu, so würde eine Resektion des unteren Patellarpols zu einer Dekompression der Sehne und damit zur Beendigung der Beschwerden führen. Arthroskopische Resektion des unteren Patellarpols Die untere Patellarpolresektion ist ein Verfahren, welches rein arthroskopisch durchgeführt werden kann. Die arthroskopischen Verfahren zeigen in der Literatur vergleichbare klinische Resultate zu den offenen Operationsverfahren, die Wiederaufnahme der sportlichen Aktivität erfolgt aber bereits nach 8–9 Wochen [4], das alte Aktivitätsniveau wird nach durchschnittlich 8–13 Wochen erreicht [3-5]. Bei den offenen operativen Verfahren erreichen die Patienten in der Literatur das alte Aktivitätsniveau jedoch erst wieder nach durchschnittlich 8–12 Monaten [6-9]. Operationstechnik Die Operation erfolgt in der Regel in Vollnarkose über ein anterolaterales Standardportal. Nach der diagnostischen Arthroskopie zur Evaluation von intra-artikulären Begleitschäden insbesondere im Bereich des Patellofemoralgelenkes wird das Arthroskop nach extra-artikulär umgesetzt, unmittelbar unterhalb des unteren Patellarpols. Ein anteromediales Arbeitsportal wird unterhalb der Patella unmittelbar neben der Patellarsehne angelegt. Über dieses erfolgt die Entfernung der Weichteile im Bereich des unteren Patellarpols unter sorgfältiger Schonung der Patellarsehne. Die korrekte Position kann fluoroskopisch kontrolliert werden. Der präoperativ identifizierte Knochensporn oder prominente untere Patellarpol wird exploriert und mit eine Kugelfräse oder einem Akromionizer reseziert (Abbildung 1). Die adäquate Resektion ➔ Abb. 1: Arthroskopische Sicht auf die Resektion des unteren Patellarpols, welche hier mit einem Akromionizer ­durchgeführt wird. 23 | ::Fachbeiträge sollte sowohl arthroskopisch (Abbildung 2), als auch fluoroskopisch kontrolliert werden. Der Wundverschluss erfolgt standardmäßig mittels nichtresorbierbaren Fäden. Bei Bedarf kann eine Drainage nach intra-artikulär gelegt werden. In der Nachbehandlung können die Patienten sofort schmerzabhängig belasten. Es empfiehlt sich, eine tiefe Beugung unter ­Belastung für 6 Wochen zu vermeiden. Die sportliche Belastung kann in der ­Regel in Abhängigkeit vom postoperativen Verlauf nach 3 bis 6 Wochen wieder begonnen werden. Ergebnisse Mit der beschriebenen minimal-invasiven Technik wurden 20 Patienten mit chronischer Tendinose der Patellarsehne nach frustraner konservativer Therapie durch den SeniorAutor operativ versorgt [10]. Die Ergebnisse zeigten exzellente klinische Resultate und eine schnelle Rehabilitation mit signifikanten Verbesserungen in den gängigen Knie-Scores und Visuellen-Analog-Skalen für Schmerz, Funktion und Patientenzufriedenheit. 75 % der Patienten erreichten ihr altes Aktivitätsniveau bereits nach 6 Monaten. Beim 2-Jahres-Follow-up hatten 19 von 20 Patienten ihr altes Aktivitätsniveau wieder erreicht. 18 von 20 Patienten waren beschwerdefrei bzw. die Beschwerden waren so gering, dass ihr Aktivitätsniveau dadurch nicht beeinträchtigt wurde. Abb. 2: Nach Resektion des unteren Patellarpols erfolgt die Prüfung und Dokumentation der adäquaten Resektion. | 24 Diskussion Das Jumper’s Knee ist eine Erkrankung, die in einem nicht unerheblichen Anteil zu chronischen Beschwerden führt, welche die sportliche Karriere eines Spitzensportlers beenden können [1]. Häufig leiden die Athleten über mehrere Monate bis zu Jahren an den Beschwerden, bis diese ein Niveau erreichen, mit denen der Leistungssport nicht mehr auf einem befriedigenden Niveau durchgeführt werden kann. Wenn sich Spitzensportler zu einem frühen Zeitpunkt einer operativen Behandlung unterziehen wollen, kommt für sie oft nur eine Maßnahme in Frage, die nur zu einer kurzen Ausfallzeit in ihrem Sport führt, da andernfalls die sportliche Karriere gefährdet ist. Offene operative Verfahren zeigen in der Literatur gute klinische Ergebnisse, das alte Aktivitätsniveau wird jedoch erst nach durchschnittlich 8–12 Monaten erreicht [7-9]. Die arthroskopische Behandlung des Jumper’s Knee führt zu einer deutlich kürzeren Rehabilitationszeit mit exzellenten klinischen Resultaten [3-5, 10,11] und ist daher in unseren Augen den offenen Verfahren vorzuziehen. Der untere Patellarpol weist nicht immer eine Prominenz auf. Da dieser möglicherweise einen Traktionsosteophyten repräsentieren könnte, erscheint eine Korrelation mit der Sportart und der Sportintensität denkbar. Die charakteristischen Veränderungen der Patellarsehne, welche typischerweise im posterioren Anteil der proximalen Patellarsehne auftreten und nicht im anterioren Anteil, wo die Sehne der höchsten Belastung ausgesetzt ist, unterstützen dies. Auch unsere eigenen kernspintomografischen Messungen unterstützen diese These [12]. Sie zeigten hochsignifikante Unterschiede in der Dicke der Patellarsehne, der Länge der nicht-artikulierenden Fläche der Patella und der Ratio zwischen artikulierender und nicht-artikulierender Patellarfläche im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Die von uns durchgeführte arthroskopische untere Patellarpolresektion beinhaltet ein Weichteilrelease, welches automatisch durchgeführt wird, um sich den unteren Patellarpol darzustellen. Da die knöcherne Prozedur der Technik den Eingriff nur minimal verlängert und bezüglich der Resultate nicht invasiver erscheint als ein reines Weichteilrelease, sollte unserer Meinung nach insbesondere bei Sportlern mit einer hohen Trainingsintensität und Trainingsfrequenz bei Abb. 3: Sagittaler kernspintomographischer Schnitt bei einem Patienten mit chronischer Tendinose der Patellarsehne. Am unteren Patellarpol ist deutlich die knöcherne Ausziehung zu erkennen. Korrespondierend zeigt sich eine Verdickung der Patellar­ sehne in diesem Areal mit kernspintomo­ graphischen Veränderungen der Signal­ intensität in der Sehne. Abb. 4: Postoperativer sagittaler MRTSchnitt nach durchgeführter arthros­ kopischer unterer Patellarresektion. Die adäquate Resektion zeigt sich im ­Vergleich zur präoperativen Aufnahme (siehe Abbildung 3). ATOSnews einem prominenten unteren Patellarpol immer auch eine knöcherne Prozedur durchgeführt werden, um Rezidive zu vermeiden und auch mit einem geringen Weichteilrelease eine Dekompression der Sehne zu erreichen (Abbildungen 3 und 4). Schlussfolgerung Die arthroskopische Resektion des unteren Patellarpols ist eine minimal invasive Technik, die zu exzellenten klinischen Resultaten und zu einer schnellen Rehabilitation in der Behandlung der chronischen Tendinose der Patellarsehne führt. :: Dr. Olaf Lorbach Klinikum Osnabrück Klinik für Unfall-, Hand- und orthopädische Chirurgie Am Finkelhügel 1–3 Osnabrück [email protected] Prof. Dr. Hans H. Pässler Zentrum für Knie- und Fußchirurgie Literatur 1. K ettunen JA, Kvist M, Alanen E et al. Long-term prognosis for jumper’s knee in male athletes. A prospective follow-up study. AmJ Sports Med 2002; 30 (5): 689–692 2. Ferretti A, Puddu G, Mariani PP et al. The natural history of jumper’s knee. Patellar or quadriceps tendonitis. Int Orthop 1985; 8 (4): 239–242 3. Ogon P, Maier D, Jaeger A et al. ­Arthroscopic patellar release for the treatment of chronic patellar ­tendinopathy. Arthroscopy 2006; 22 (4): 462–465 4. Romeo AA, Larson RV. Arthroscopic treatment of infrapatellar tendonitis. Arthroscopy 1999; 15 (3): 341–345 5. Johnson DP. Arthroscopic surgery for patellar tendonitis: A new technique. Arthroscopy 1998; 14 (S44) 6. Lian OB, Engebretsen L, Bahr R. ­Prevalence of jumper’s knee among elite athletes from different sports: a cross-sectional study. Am J Sports Med 2005; 33 (4): 561–567 7. Coleman BD, Khan KM, Kiss ZS et al. Open and arthroscopic patellar tenotomy for chronic patellar tendinopathy. A retrospective outcome study. Victorian Institute of Sport Tendon Study Group. Am J Sports Med 2000; 28 (2): 183–190 8. S helbourne KD, Henne TD, Gray T. ­Recalcitrant patellar tendinosis in elite athletes: surgical treatment in conjunction with aggressive post­ operative rehabilitation. Am J Sports Med 2006; 34 (7): 1141–1146 9. Panni AS, Tartarone M, Maffulli N. Patellar tendinopathy in athletes. Outcome of nonoperative and ­operative management. Am J Sports Med 2000; 28 (3): 392–397 10. Lorbach O, Diamantopoulos A, ­Paessler HH. Arthroscopic resection of the lower patellar pole in patients with chronic patellar tendinosis. A ­ rthroscopy 2008; 24(2):167-73. Epub 2007 Nov 5. 11. Willberg L, Sunding K, Ohberg L et al. Treatment of Jumper’s knee: ­promising short-term results in a pilot study using a new arthroscopic approach based on imaging findings. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc 2007; 15 (5): 676–681 12. Lorbach O, Diamantopoulos A, ­Kammerer KP et al. The influence of the lower patellar pole in the ­pathogenesis of chronic patellar ­tendinopathy. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2008;16(4): 3­48-52. Epub 2007 Dec 13. [email protected] N O T E S & N E W S :: Priv.-Doz. Dr. Rainer Siebold neues Mitglied der ACL-Study Group Rainer Siebold wurde im Frühjahr 2009 aus zwölf internationalen Kandidaten als neues Mitglied in die „ACL Study Group“ gewählt. Die nur ca. 200 Mitglieder umfassende Gruppe setzt sich aus den weltweit renommiertesten Kreuzbandspezialisten zusammen und stellt ein ­Forum für den klinischen und wissen- schaftlichen Erfahrungsaustausch dar. Ziel ist es, Operationstechniken zu verfeinern und die Ergebnisse nach vorderem Kreuzbandersatz zu optimieren. Der Gruppe gehören neben Rainer Siebold und Hans Pässler aus der ATOS Klinik in Heidelberg noch zehn weitere deutsche Mitglieder an. 25 | ::Fachbeiträge Knieprothese und Sport Von Gerhard Scheller Patienten, die sich wegen einer schweren Arthrose des Kniegelenks für die Implantation einer Knieprothese entscheiden, streben zunehmend neben der ­e rwarteten Schmerzfreiheit und einer guten Beweglichkeit und Stabilität auch die Wiederaufnahme von sportlichen ­Aktivitäten an. In diesem Beitrag werden die Möglichkeiten der Sportausübung mit einer Knieprothese vorgestellt und diskutiert. Über 90 % der heute implantierten Kniegelenkprothesen sind sogenannte Oberflächenersatzprothesen. Bei diesem Prothesentyp werden die Gelenkflächen ersetzt, die Ober- und Unterschenkelkomponente ist mechanisch nicht verbunden. Die Stabilität dieses Prothesentyps ist daher von der intakten Funktion des Kapselbandapparats abhängig. Dabei spielen die Seitenbänder die wichtigste Rolle, denn das vordere Kreuzband muss beim Einsetzen der Prothese geopfert werden. Das hintere Kreuzband hingegen kann erhalten werden. Ist bei einem isolierten Gelenkverschleiss, z. B. nur des inneren Gelenkabschnitts, die Implantation einer Teilprothese möglich, so bleibt auch das vordere Kreuzband erhalten und der Bewegungsablauf eines solchen Knies bleibt weitestgehend natürlich. Ist hingegen der Kapselbandapparat geschädigt, etwa bei einer extremen Seitenbandlockerung, wie sie in aller Regel bei schweren Beindeformitäten in O- oder X-Stellung vorkommt, ist der Einbau eines mechanisch gekoppelten und mit längeren Stielen im Oberschenkelknochen und im Schienbein verankerten Prothesentyps erforderlich. Sport ist sinnvoll... Abb. 2: Explosionsphoto einer ungekoppelten Oberflächenersatzprothese mit beweglich gelagerter Polyäthylen-Lauffläche | 26 Grundsätzlich sind sportliche Aktivitäten und Belastungen nach einer Knieprothesenimplantation möglich und sinnvoll. Die sportliche Belastung führt neben einem HerzKreislauftraining und einer Verbesserung der Koordinationsfähigkeit zu einer erwünschten Abb. 1: Die unten g­ ezeigte Oberflächen­ ersatzprothese im normalen FunktionsZustand Konditionierung des Skelettsystems und der Muskulatur: Knochen und Muskulatur werden gestärkt und aufgebaut. ...aber die Verletzungsrisken sind zu bedenken Die Auswirkungen von unphysiologisch hohen Kräften auf ein Kniegelenk, zum Beispiel im Rahmen eines Sturzes, sind bei den einzelnen Prothesentypen verschieden. Bei einer medialen Schlittenprothese oder einer Oberflächenersatzprothese können Sturzmechanismen zur Zerreissung der stabilisierenden Kapsel-Bandstrukturen führen, ähnlich der Situation bei einem normalen Kniegelenk. Bei einliegenden teilgekoppelten, mit längeren Stielen im Knochen verankerten Prothesen kommt es nach solchen massiven Krafteinwirkungen in aller Regel zu periprothetischen Frakturen, häufiger am Oberschenkel als am Unterschenkel bzw. Schienbeinkopf. Derartige Sturz- bzw. Verletzungsrisiken spielen natürlich neben den bei der normalen Sportausübung auftretenden Belastungen ATOSnews eines künstlichen Kniegelenks eine wesentliche Rolle bei der Bewertung, ob sich eine Sportart für Patienten mit künstlichen Kniegelenken eignet. Welche Sportarten kommen in Frage? Die verschiedenen Sportarten sind aufgrund ihrer unterschiedlichen spezifischen Belastungen der Kniegelenke und ihrer spezifischen Verletzungsrisiken für Patienten mit Knieprothesen mehr oder weniger geeignet. Empfehlenswerte Sportarten: -- Nordic Walking -- Schwimmen -- Radfahren (Rennrad, MTB) -- Wandern -- Skilanglauf klassisch -- Rudern -- Golf -- Fitness-Gerätetraining -- Gymnastik Weniger empfehlenswerte Sportarten: -- Tennis -- Joggen -- Alpinski -- Reiten Nicht zu empfehlende Sportarten: -- Kampfsportarten -- Fussball -- Handball -- Volleyball -- Hockey -- Basketball Abb. 3a, 3b : Röntgenaufnahmen eines Knies mit implantierter Oberflächenersatzprothese Die Ausübung der als weniger geeignet eingestuften Sportarten sollte der Patient individuell mit seinem behandelnden Operateur besprechen. Ich habe beispielsweise keine Bedenken, wenn ein erfahrener Skifahrer mit einer stabil implantierten Knieprothese diesen Sport weiter betreibt. Allerdings würde ich das Tragen einer Kniebandage mit dem Patienten besprechen und vom Skilaufen z. B. bei eisigen Pisten abraten. Bei allen Sportarten geht es letztendlich darum, Stürze, extreme Belastungen und unkontrollierte Extrembewegungen des Kniegelenks zu vermeiden. Eine weitere Prämisse sollte sein, die sportliche Tätigkeit mit Vernunft auszuüben. Dazu gehört es auch, sich vorher aufzuwärmen und zu dehnen und die Anforderung und Belastung langsam zu steigern. Die gewählte Sportart sollte dosiert und kontrolliert ausgeübt werden. Eine Überbeanspruchung und unnötige Risiken sollten vermieden werden. :: PD Dr. Gerhard Scheller Praxis für Orthopädische Chirurgie Hüft- und Knieendoprothetik [email protected] 27 | ::Fachbeiträge Neuentwicklung eines Distraktors zur präzisen Reposition und Distraktion intraartikulärer Basis-Frakturen der Finger-Mittelglieder mit und ohne Luxation Von Hans-Werner Bouman, Felix Capanni, Sigmund Polzer, Steffen Berlet Die Brüche der Basis des Mittelgliedes im PIP-Gelenk sind schwierig zu behandeln. Die therapeutischen Maßnahmen reichen von einer mehrere Wochen dauernden Ruhigstellung über die operative Versorgung mit Drähten, Schrauben oder Platten bis hin zur äußeren Fixation mit einem ­Fixateur ­e xterne. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Ergebnisse umso besser werden, je früher mit der Mobilisation des Gelenks begonnen wird. Daher hat sich die Behandlung mit einem selbstgebogenen, sehr einfachen Drahtfixateur bewährt, der das Gelenk zusätzlich distrahiert. Abb. 1: Typische Luxationsfraktur der Grundgliedbasis des PIP-Gelenks Um die Behandlung zu verbessern, haben wir in Zusammenarbeit mit der Firma Litos, Hamburg, ein Gerät entwickelt, das als Medizinprodukt zugelassen ist und mit dem diese schwierigen Verletzungen einfach und standardisiert behandelt werden können. Die Therapie der Frakturen der Mittelgliedbasis stellt, je nach Ausmaß, eine erhebliche Herausforderung für den Operateur dar. Da die Fragmente meist sehr klein sind und auch der Zugang schwierig ist, gelingt es meist nicht, die Bruchstücke anatomisch zu reponieren und mit Implantaten zu fixieren. Einteilung der Frakturen Die Brüche lassen sich nach Kiefhaber und Stern (12) in drei Hauptgruppen einteilen: dorsale, palmare und Impressions-Frakturen. Zusätzlich sind alle Arten von Kombinationsverletzungen denkbar. Dabei kommt es nach | 28 Abb. 2: Fraktureinteilung nach Stabilitätskriterien Hintringer et al. (9) zu unterschiedlichen Begleitverletzungen der Weichteile, abhängig davon, wie die Gewalt auf das Gelenk trifft. Beugeseitig reisst die palmare Platte ab, dorsal kann der Mittelzügel abgeschert werden, bei seitlicher Gewalteinwirkung kommt es zur Verletzung des Kollateral- und/oder des akzessorischen Seitenbandes. Es handelt sich also in den meisten Fällen um knöcherne und Weichteilverletzungen, deren gesamtes Ausmaß oft unerkannt bleibt. Um die Schädigungen zu beschreiben und besser noch einer gezielten Behandlung zuführen zu können, wurden verschiedene Klassifikationen angegeben (6, 8, 14). Neben der bereits erwähnten von Hintringer/Ender hat sich die Einteilung nach Kiefhaber und Stern bewährt, die das Ausmaß der Gelenkflächenzerstörung sowie den Subluxationsgrad beschreibt und daraus eine Therapieempfehlung herleitet. Danach bleibt bei den palmaren Kantenbrüchen das Gelenk bei Streckung und Beugung stabil, wenn nur bis zu 30 % der Gelenkfläche zerstört ist. Es wird instabil, wenn 30 bis 50 % der Gelenkfläche destruiert sind oder wenn erst bei Beugung von über 30° die beiden Gelenkanteile kongruent zueinander stehen. Sind mehr als 50 % der Mittelgliedbasis betroffen, gilt das Gelenk als instabil (5, 12). ATOSnews Algorithmus zur Behandlung der Basisfraktur des PIP-Gelenks Bei den dorsalen Kantenbrüchen tritt erst ab 50 %iger Gelenkflächenzerstörung eine Subluxation auf. Die Instabilität zeigt sich dann durch eine zunehmende Dislokation bei Streckung im PIP-Gelenk (12). 1. Palmare Kantenbrüche Behandlung 1.1 Stabile palmare Kantenbrüche: 1.1.1 Kleinere Frakturen der palmaren Kante bzw. knöcherne Ausrisse der palmaren Platte mit Hyperextension im Mittelgelenk: das PIP-Gelenk sollte in ganz leichter Beugung in einer z. B. Achter- oder dorsalen ­Schiene fixiert werden, aus der sofort bewegt werden soll. 1.1.2 O hne Hyperextension: Tapeverband mit Fixation des verletzten Fingers an den Nachbarfinger mit sofortiger Mobilisation (15). 1.2 Labile palmare Kantenbrüche: 1.2.1 In Streckstellung stehen die Gelenkflächen im seitlichen Röntgenbild leicht subluxiert, ab 30° Beugung aber wieder kongruent zueinander: Schienenverband in reponierter Beugestellung des Gelenks. Aus dieser Stellung soll der Faustschluss geübt werden (Extension block splinting) (5). 1.2.2 S tellen sich die Gelenkflächen bei 30° Beugung unzureichend ein, besteht ein instabiler Bruch, der wie unten beschrieben behandelt werden sollte. 1.3 Instabile palmare Kantenbrüche: 1.3.1 Große Bruchstücke: offene Reposition und übungsstabile Osteo­ synthese. 1.3.2 Kleinere Fragmente und Impressionen mit korrekter Einstellung und Retention der Gelenkflächen unter Extension. Die Basis muss über die Gelenkfläche des Grundgliedkopfes gleiten können und darf nicht hängen bleiben: dynamische Extension mit Fixateur. 1.3.3 Ungenügende Reposition unter Zug: Arthroplastik mit palmarer Platte. 2. Dorsale Kantenbrüche 2.1 Stabile dorsale Kantenbrüche 2.1.1 B ruchstück bis 2 mm disloziert: Immobilisation nur des PIP-Gelenks in Streckung für 4 Wochen, dann Mobilisation unter Extension. 2.1.2 K leineres Bruchstück mehr als 2 mm disloziert: dynamische Distraktion oder geschlossene oder offene Reposition und Osteosynthese (K-Draht, Anker). Je nach Ausmaß der Zerstörung der Gelenkfläche sollte die Fraktur konservativ oder operativ behandelt werden. Dazu kommen folgende Behandlungsformen in Betracht: 1. Statische Immobilisation 2. Schiene zur Einschränkung der Streckung (extension block splinting) 3. Distraktion 4. offene Einrichtung und Fixation mit Implantat 5. Arthroplastik (s. Algorithmus der Therapie der Basisfrakturen im Kasten links). Wir möchten nun im folgenden näher auf die Behandlung der ausgedehnteren Basisfrakturen mit oder ohne Subluxation eingehen. Diese sollte sich nach den folgenden Grundsätzen richten: Die Gelenkflächen sollten so wiederhergestellt werden, dass sie zum einen stabil und zum anderen kongruent zueinander reponiert werden. Das bedeutet, dass die Subluxationsstellung sicher beseitigt sein muss und die beiden gelenkbildenden Phalangen müssen durch eine innere oder äußere Fixation stabilisiert werden. Das geschädigte Gelenk sollte sofort bewegt werden. ➔ 2.2 instabile dorsale Kantenbrüche 2.2.1 G roßes Bruchstück: Schrauben-Osteosynthese oder dynamische Distraktion 2.2.2 K leineres Bruchstück: dynamische Distraktion. 3. Pilon-Frakturen 3.1.1 Aufstopfung der imprimierten Gelenkfläche und dynamische Distraktion. Abb. 3: Distraktor am Skelettmodell 29 | ::Fachbeiträge Eine anatomische Rekonstruktion der Gelenkflächen ist zwar wünschenswert, aber für das Ergebnis nicht entscheidend (21). Continous passive motion CPM 1970 entwickelte Salter aufgrund seiner Beobachtungen und Untersuchungen das Konzept der kontinuierlichen passiven Bewegung (coninuous passive motion, CPM). In zahlreichen Veröffentlichungen konnte er zeigen, dass ein frakturgeschädigter Knorpel unter ständiger Bewegung des Gelenks besser ausheilt als durch Ruhigstellung der Extremität (19). Grundsätzlich sollte das Gelenk, wie bereits erwähnt, also so rasch wie möglich mobilisiert werden, da die Ruhigstellung zu dessen Einsteifung nicht nur aufgrund des Knorpelschadens, sondern auch wegen der posttraumatischen Fibrose mit Verkürzung der Kapsel-Bandstrukturen führt. Daher sollte eine starre Fixation des PIP-Gelenks im Schienenverband oder durch Kirschnerdrähte vermieden werden (2). Dies gilt gerade auch für das instabile Gelenk, dessen Gelenkfläche N O T E S & zertrümmert ist. Dazu bedarf es aber entweder einer sicheren Fixation mit einem Implantat (was nur gelingt, wenn die Bruchstücke groß genug sind und stabil mit Schrauben fixiert werden können) oder einer Vorrichtung, die die Luxationsfraktur durch Zugkräfte reponiert, das Gelenk von außen stabilisiert, aber trotzdem Bewegungen erlaubt. Fixateure im Eigenbau Die Überlegung, durch von außen angebrachten Zug einen Bruch zu reponieren, geht bereits auf Bardenheuer zurück (3). Vidal nannte dieses Prinzip Ligamentotaxis, bei dem mit Hilfe eines Fixateur externe die Bruchstücke, die an der Kapsel und den Seitenbändern des Gelenks hängen, reponiert werden (25). Zur Einrichtung von Luxationsfrakturen des Fingermittelgelenks wurde ein starres Distraktionssystem zuerst von Robertson beschrieben (17). Dieses diente lediglich zur Reposition durch Zug, ohne dass der Finger gleichzeitig mobilisiert werden konnte. 1986 publizierte Schenck ein ähn- Abb. 4: Im Eigenbau hergestellter „Suzuki-Distraktor“ liches Schienensystem, mit dessen Hilfe die Fraktur zum einen distrahiert, das PIP-Gelenk andererseits aber gleichzeitig passiv bewegt werden konnte (20). Schenck sieht in dieser Behandlung zusätzlich den Vorteil, dass sich die Seitenbänder und die Kapsel durch den Zug nicht retrahieren können, und dass sich unter den Bewegungen die verletzten Weichteile und knorplig-knöchernen Anteile des Gelenks wieder neu ausbilden und regenerieren. N E W S ::Endokrine Chirurgie und Abdominalchirurgie als neues Angebot an der ATOS Klinik Heidelberg: PD Dr. Michael Imhof eröffnet seine Praxis Am 1. Oktober 2009 wurde die Praxis für Endokrine Chirurgie und Abdominalchirurgie mit dem leitenden Arzt PD Dr. Michael Imhof in der ATOS Klinik eröffnet. Imhof gilt als ein herausragender endokriner Chirurg. Der innovative axilläre, bilaterale Brustzugang (ABBA) zur Schilddrüse und Nebenschilddrüse ohne Schnitt am Hals wird von ihm als einem der wenigen Chirurgen in Deutschland durchgeführt. Die Behandlung von Erkrankungen der Schilddrüse, Nebenschilddrüse und Nebenniere stellt seinen Tätigkeitsschwerpunkt dar. Der Einsatz der Ultraschallschere ermöglicht dabei die gewebeschonende und fadenlose minimal-invasive, endoskopisch unterstützte Operation. Die Abdominalchirurgie ist ein weiterer Schwerpunkt: In minimal-invasiver Technik erfolgt die Operation von Leistenbrüchen, von Bauchwand- oder Narbenbrüchen, der Refluxkrankheit, die Entfernung der Gallenblase (auch NOTES) sowie die Lösung von Verwachsungen sowie die Appendektomie. | 30 Zur Person Dr. Imhof hat seine klinische Weiterbildung an der Chirurgischen Universitätsklinik Ulm begonnen.1987 bis 1991 setzte er sie an der Universität Düsseldorf fort, wohin er nach einem Jahr Unfallchirurgie bei Prof. Muhr am „Bergmannsheil“ in Bochum zurückkehrte und von 1994 bis 1999 als Oberarzt tätig war. 1997 habilitierte PD Dr. Imhof an der Universität Düsseldorf. Von 1999 bis 2004 war er als Chefarzt an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, St. ­Vinzenz Krankenhaus Düsseldorf tätig. Anschließend leitete er bis 2009 als Chefarzt die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Malteser-Krankenhaus St. Hildegardis Köln. In seiner Freizeit hält sich Dr. Imhof mit dem Mountainbike fit, außerdem fährt er gerne Ski und interessiert sich für Oldtimer. www.endokrine-chirurgie-heidelberg.de ATOSnews In zahlreichen Publikationen ist auf die Remodellierung selbst leicht subluxierter Gelenkflächen unter dieser Therapie hingewiesen worden (4, 7, 16, 18). Die Basis des Mittelglieds baut sich wieder auf und formt sich im Laufe der Zeit dem Kopf des Grundglieds an. Der dazu von Schenck angegebene Schienenapparat ist nur aufwändig herzustellen und in seiner Dimension wenig patientenfreundlich. Dies hat etliche Autoren veranlasst, unterschiedliche, kleinere und einfache Konstruktionen, die aus Kirschnerdrähten angefertigt werden, zu verwenden. Die bei uns bekannteste Vorrichtung ist die von Suzuki, die dieser 1994 veröffentlichte (23). Damit wird über zwei angeformte Kirschnerdrähte und mithilfe von Gummiringen ein Zug auf das Gelenk ausgeübt. Bei zusätzlicher Luxation kann durch einen dritten Draht im Mittelglied das Gelenk reponiert werden. Die Behandlungsergebnisse, die mit solchen Geräten erzielt werden, werden insgesamt als sehr gut bezeichnet. Das Bewegungsausmaß des PIP-Gelenks liegt nach der Abb. 5: Großer, sehr unkomfortabler Ringdistraktor Ausheilung dabei im Mittel um 80° (10, 1, 24, 7, 18). Richter konnte sogar in einer Langzeitstudie mit einem NachuntersuchungsZeitraum von im Mittel 8 Jahren bei seinen 13 Patienten eine Verbesserung der Beweglichkeit im Median auf 85° feststellen (16). Die meisten der bisher verwendeten Distraktoren werden aus Kirschnerdrähten intraoperativ zurechtgebogen und entfalten ihre Distraktionskräfte entweder aus der Eigenspannung des Drahtes oder aus dem Zug von Gummibändern. Dabei ist über die Kraft, die zur Distraktion benötigt wird, wenig bekannt. Kearney und Brown (11), die mit dem von Schenck beschriebenen Schienenapparat arbeiten, stellen den Zug der Gummibänder, gemessen mit einer Federwaage, auf 300 Gramm ein. Andere Autoren kontrollieren die Stellung und Weite der Gelenkflächen zueinander unter dem Bildwandler und korrigieren sie nach Gefühl. Kneser et al. (13) konnten in Kadaverstudien zeigen, dass ➔ ::Fachbeiträge Abb. 6: Dynamischer Fingergelenk­ distraktor allein die Anlage des Geräts die aufzuwendende Kraft zur Beugung des Mittelgelenks vergrößert, die Stärke der Gummibänder und damit die unterschiedliche Distraktionskraft aber für die Beweglichkeit keine Rolle spielen. Diejenigen Distraktoren, die nicht durch Gummibänder, sondern durch ihre Eigenspannung wirken, können so gut wie gar nicht einreguliert werden. Wichtig ist aber, dass auf beide Seiten des Fingers ein gleichmäßiger Zug ausgeübt wird, um eine seitliche Abweichung zu verhindern. Die im Eigenbau hergestellten Geräte sind nicht standardisiert, ihre Distraktionskraft kann bestenfalls nur indirekt eingestellt werden. Durch die Rotation des proximalen Kirschnerdrahts im Kopf des Grundglieds stellen sich immer wieder Pin-Infekte ein. Auch das Zurechtbiegen der Kirschnerdrähte und die Bestückung mit Gummibändern kann sich gelegentlich etwas mühsam darstellen. Und die Vorrichtung wird häufig aufgrund ihrer Konstruktion vom Patienten als störend empfunden. Abb. 7: Distraktor in situ am linken Ringfinger | 32 Wie sollte nun ein Gerät aufgebaut sein, das die genannten Nachteile vermeidet? Anforderungen an einen DistraktionsFixateur -- Der Fixateur muss die Fraktur distrahieren und gleichzeitig aktive Bewegungen des Gelenks erlauben. -- Die Rotation des proximalen Kirschnerdrahts muss außerhalb des Knochens geschehen. -- Die Ausmaße des Fixateurs dürfen nicht zu sehr stören. -- Er muss einfach und schnell anzubringen sein. -- Die Distraktionskräfte müssen entsprechend der Verletzung individuell und variabel zu regulieren sein. -- Durch unterschiedlich starke Distraktion auf beiden Seiten sollen Fehlstellungen korrigiert werden können. Die Neuentwicklung In Zusammenarbeit mit der Firma Litos wurde dazu von uns ein Distraktor entwickelt, der die genannten Merkmale aufweist. Er besteht aus einem Gehäuse und einem darin gelagerten Stempel. Durch eine innen liegende Feder wird eine Druckspannung auf den Stempel gebracht, der dadurch aus dem Gehäuse gedrückt wird. Der Stempel wird über ein Drehgelenk an einem 1,2 mm starken Kirschnerdraht befestigt, der im Kopf der Grundphalanx eingebracht ist. Im Gehäuse befinden sind mehrere Löcher, in denen der distale, im Mittelglied liegende Kirschnerdraht je nach individueller Situation befestigt wird. Der Distraktor wird durch Madenschrauben auf den Drähten fixiert. Die Spannung der innenliegenden Feder kann mittels einer Schraube individuell eingestellt werden, so dass für jeden einzelnen Distraktor Kräfte von 21 N bis 33 N (210 g bis 330 g) erzielt werden können. Um den Fixateur anzubringen, wird zunächst unter Bildwandlerkontrolle ein 1,2 mm Kirschnerdraht in das „Rotationszentrum“ des PIP-Gelenks, d.h. in das Zentrum des Grundgliedkopfs parallel zur Gelenkfläche eingebohrt und zur Gegenseite ausgeleitet. Mit Hilfe einer Bohrschablone wird ein zweiter Kirschnerdraht in das distale Drittel des Mittelglieds parallel zum ersten Draht eingebracht. Nun werden die paarigen Distraktoren beidseitig auf die Drähte geschoben. Dadurch wird das Mittelgelenk überbrückt und durch die Vorspannung von 420 g bereits leicht auseinander gezogen. Nach Kürzung der Drähte Abb. 8: Das neu entwickelte Distraktor-Set ATOSnews werden die Distraktoren mit Madenschrauben befestigt. Durch Drehen der Einstellschrauben kann die Federspannung dann bei Bedarf bis auf 660 g erhöht werden. Aufgrund der Ligamentotaxis werden die Fragmente bei erhaltener Beuge- und Streckfähigkeit reponiert. Bei luxiertem Gelenk kann die Reposition durch einen zusätzlich in das Mittelglied eingebrachten Kirschnerdraht gehalten werden. Die Distraktionskraft pro Fixateur kann mittels der Einstellschrauben variiert und der individuellen Situation angepasst werden. Fazit Ein Fixateur, der im Eigenbau aus Drähten zurechtgebogen wird, entspricht in keiner Weise dem Qualitätsstandard, der heutzu­ tage an ein Medizinprodukt zu stellen ist. Daher war es nötig, ein Gerät zu entwickeln, das die Anforderungen an eine sichere und genormte Behandlung dieser schwierigen Frakturen erfüllt. Der Aufbau des Distraktors ist einfach und klar, so dass er schnell und ohne wesentliche Lernkurve nahezu selbsterklärend mit Hilfe der mitgelieferten Bohrschablone anzubringen ist. Durch vorgegebene und veränderbare Distraktionskräfte können Luxationsfrakturen exakt eingestellt werden. Der Zug auf das Gelenk kann dazu seitenunabhängig, präzise und individuell reguliert werden. Durch die kleine Dimension der Geräte wird zusätzlich der Tragekomfort für den Patienten verbessert. Als Einmalprodukt werden die Kosten des gesamten Sets, das aus zwei Distraktoren, 5 Kirschnerdrähten, einer Bohrschablone und zwei Schraubendrehern besteht, vollständig von den Kassen übernommen. :: Dr. Hans-Werner Bouman Dr. Sigmund Polzer Dr. Steffen Berlet Hand-, Ellbogen- und Fußchirurgie Prof. Dr. Felix Capanni Hochschule Ulm, Fakultät Mechatronik und Medizintechnik Literatur 1.Allison, D. M. (1996). „Fractures of the base of the middle phalanx treated by a dynamic external fixation device.“ J Hand Surg [Br] 21(3): 305-10. 2.Arora, R., P. Angermann, et al. (2007). „Dorsolateral dislocation of the proximal interphalangeal joint: closed reduction and early active motion versus static splinting.“ Handchir Mikrochir Plast Chir 39(3): 225-8. 3.Bardenheuer, B. (1889). Die permanente Extensionsbehandlung. Die subcutanen und complicirten Fracturen und Luxationen der Extremitäten und ihre Folgen. Stuttgart, Enke. 4.de Soras, X., P. de Mourgues, et al. 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Baltimore, Wiliams & Wilkins: 419. & N E W S ::Neu im Zentrum für Schulter- und Ellbogen­ chirurgie: Prof. Dr. Markus Loew Ab 1. Januar 2010 verstärkt Prof. Dr. Markus Loew das Team der Praxis für Schulter- und Ellbogenchirurgie. Mit ihm konnte ein renommierter Chirurg der oberen Extremität für die ATOS Praxisklinik Heidelberg gewonnen werden. Prof. Loew ist Facharzt für Orthopädie und ­Unfallchirurgie, weitergebildet im Teilgebiet Rheumatologie und in spezieller orthopädischer Chirurgie. Außerdem führt er die Zusatzbezeichnungen Physikalische Medizin, Manuelle Medizin und Sportmedizin. Prof. Loew erhielt seine chirurgische Weiterbildung in Neunkirchen/Saar und an der Chirurgischen Universitätsklinik der LMU München. 1987 wechselte er an die Orthopädische Klinik der Universität Heidelberg unter der Leitung von Prof. H. Cotta. 1997 gründete er dort die erste Spezialabteilung für Erkrankungen und Verletzungsfolgen der Schulter und des Ellbogens an einer deutschen Universitätsklinik, die er bis 2008 leitete. 2009 übernahm Prof. Loew die neu gegründete Sektion Obere Extremität (Schulter-, Ellbogen- und Handchirurgie). Bereits 1995 habilitierte er sich für das Fach Orthopädie mit einer Arbeit zur ­Wirkung der Stoßwellenbehandlung bei Tendinosis calcarea der Schulter. 2002 wurde er zum außerplanmäßigen Professor im Fach Orthopädie ernannt. Von 2003 bis 2009 war Prof. Loew Präsident der Deutschen Vereinigung für Schulter- und Ellbogenchirurgie (DVSE). Seit 2002 ist er Mitglied in der Europäischen Gesellschaft für Schulter- und Ellbogenchirurgie; von 2003 bis 2005 war er Nationaldelegierter für die deutsche Schulterchirurgie. Ferner ist er Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der DGOOC und seit 2005 Corresponding Member der „American Shoulder and Elbow Surgeons“ (ASES). 2006 gründete Prof. Loew die wissenschaftliche Zeitschrift „Obere Extremität – Schulter, Ellbogen, Hand“, die er seitdem als Herausgeber leitet. Neben der Präsidentschaft des Jahreskongresses der DVSE 2003 hat Prof. Loew mehrere Kongresse organisiert und geleitet, u.a. die „Heidelberger Shoulder ­Convention“ 2007 und 2008 in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit der ATOS-Klinik. Schwerpunkte seiner klinischen Tätigkeit sind der Gelenkersatz an der Schulter durch Endoprothesen, die Versorgung von Oberarmkopfbrüchen sowie arthroskopische Eingriffe zur Rekonstruktion von Rotatorenmanschettenläsionen und von Schulterinstabilitäten. Ein weiteres berufliches „Steckenpferd“ sind Operationen bei komplexen Schäden des Ellbogens. Prof. Markus Loew ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat 2 Kinder. Die Zeit, die ihm neben der Medizin bleibt, verbringt er gerne mit Sport (Rennradfahren, Laufen und Tennis) und mit kulturellen Aktivitäten. | 34 ATOSnews U N S E R E F R A G E A N S I E : DER INTERESSANTE FALL Aus der Knie- und Fußchirurgie Kniegelenkschmerzen verursacht durch Osteochondrosis dissecans? Von H. H. Pässler Kniegelenkschmerzen sind bei Jugendlichen im Wachstums­ alter nicht selten. Vielfältige Ursachen können sich dahinter verbergen, die therapeutischen Ansätze haben dementsprechend eine enorme Tragweite. Nach mehreren auswärtigen Konsultationen stellte sich ein 1,75 m großes, schlankes 16jähriges Mädchen mit belastungsabhängigen Schmerzen im linken Kniegelenk, vor allem im ventralen Bereich, in unserer Sprechstunde vor. Die Überweisungsdiagnose lautete Osteochondrosis dissecans. Ihr war ein operativer Eingriff empfohlen worden, den sie in der ATOS Praxisklinik durchführen lassen wollte. Klinischer Befund: Bei der körperlichen Untersuchung fanden wir gerade Beinachsen, normal kräftige Beinmuskulatur, sowie einen diffusen Druckschmerz um das ganze Kniegelenk herum. Alle Meniskuszeichen waren negativ. Auffallend war ein ausgeprägter Patellaanpressschmerz sowie ein deutlicher Verschiebe- und Verkippschmerz der Patella bei normaler Beweglichkeit der Patella (normaler Tilt, normales Gleiten)und normaler Höhe. Weder ein Krepitieren, ein Erguss noch eine Weichteilschwellung konnten festgestellt werden. Der Bewegungsumfang betrug 5-0-150°, der Bandapparat war instabil. Der Hüftflexionswinkel betrug 45°, der Fersen-Gesäß- Abstand 5 cm. Die ex domo angefertigten Röntgenbilder waren unauffällig. Die MRT-Bilder zeigten intakte Knorpeloberflächen, jedoch an der linken, lateralen Femurcondyle dorsal gelegen eine ­Osteochondrosis dissecans Stadium II mit beginnendem ­Sklerosesaum des Dissektates, aber ohne Anzeichen einer Dissektatlockerung (Abb. 1 a-c). Auf Grund des MRT-Befundes war die Diagnose einer Osteochondrosis dissecans gestellt und eine arthroskopische Operation empfohlen ­worden. Die Auflösung finden Sie auf Seite 54 Abb. 1 a-c: OD-Herd, dorsolateraler Femurcondylus Stadium II 35 | ::Fachbeiträge Operationstechniken an der Halswirbelsäule Von Peter-Michael Zink An der Halswirbelsäule können über dorsale, laterale oder ventrale Zugänge operative Eingriffe erfolgen. Bei degenerativen Erkrankungen, die den Hauptteil aller Störungen an der Halswirbelsäule ausmachen, hat sich der mikrochirurgische ventrale Zugang am besten bewährt und stellt heute den Goldstandard dar. Über diesen Zugang lassen sich auch die Unkektomie vornehmen sowie Bandscheibenimplantate einsetzen. Anatomische Vorbemerkung Die 24 freien Wirbel der menschlichen Wirbelsäule folgen gemäß den Anatomen STARCK und FRICK einem „einheitlichen Bauplan“ (Wirbelkörper, Wirbelbogen mit Gelenkfortsätzen, Querfortsätze, Wirbelkanal), unterscheiden sich jedoch in den einzelnen Wirbelsäulenregionen in puncto Aufbau und Funktion in typischer Weise. Die Halswirbelsäule (HWS) hat sieben Wirbel, sie verbindet den Kopf mit dem Rumpf. Der typische Halswirbel III bis VII ist gekennzeichnet durch einen im Verhältnis kleinen, im oberen Abschnitt in der Aufsicht eher fünfeckigen, im unteren Abschnitt annähernd viereckigen Wirbelkörper, während der Wirbelkanal naturgemäß mindestens ebenso weit ist wie in den kaudalen Wirbelsäulenregionen oder sogar weiter. Die Form des Wirbelkanals ist hier dreieckig, im Thorakalbereich rund bis längsoval und im Lumbalbereich drei- bis fünfeckig, je nach Länge der Bogenwurzeln. Die Wirbelbögen sind an der HWS vergleichsweise filigran, und die Flächen der Facettengelenke stehen schräg von oben vorne nach unten hinten, annähernd in der Frontalebene. Die Dornfortsätze sind – mit Ausnahme des 7. Halswirbels – kurz und zumeist an ihrer Spitze gegabelt. Ebenso sind die Querfortsätze klein. Sie sind rinnenförmig und weisen als Besonderheit eine runde Öffnung auf, in der vom Halswirbelkörper (HWK) VI bis zum HWK II die hinteren Hirnarterien (arteriae vertebrales) verlaufen (Abb 1a). Jeweils seitlich an der Oberseite der Wirbelkörper III bis VII befin- | 36 den sich zwei leistenförmige Fortsätze, die processūs uncinati. Deren Höhe nimmt zumeist von oben nach unten ab, am HWK VII sind sie nach hinten versetzt und greifen auf die Hinterseite des Wirbelkörpers über. Die Halswirbel I und II (Atlas und Axis) weisen einen speziellen Bau auf: der Halswirbel I hat seinen Wirbelkörper sozusagen an den HWK II abgetreten, dessen Wirbelkörper er als kräftiger, dornförmiger Fortsatz Abb. 1a: Frontale Ansicht der HWK IV bis VII. Bei diesem Präparat besteht eine ­Aplasie der linken A.vertebralis, während die rechte kompensatorisch ungewöhnlich kaliberstark ausgebildet ist. (Eigenes Foto) (dens axis) aufsitzt. Der oberste Halswirbel ist ringförmig, er umgreift den dens axis vorne, und ein kräftiges, quer gespanntes Band, das ligamentum transversum atlantis, verhindert, dass er nach ventral wegrutschen kann. Bei rheumatoider Arthritis kann dieses Band zerstört werden, der Atlasbogen kann nach vorne rutschen und mit seinem hinteren Bogenanteil auf den Hirnstamm drücken. Dieses Krankheitsbild wird Abb. 1b: Röntgenaufnahme der HWS im a.p.-Strahlengang HWK III bis VII. In den Segmenten C 4/5 und C 5/6 bestehen hier Unkovertebralarthrosen mit deformierten procc.uncinati. (Eigenes Foto) ATOSnews „rheumatische Atlasluxation“ genannt. Von der Densspitze zieht beidseits ein Band (ligamenta alaria) zur seitlichen Begrenzung des Hinterhauptslochs. Die Gelenkflächen von Atlas und Axis sind speziell ausgeformt und bilden mit den korrespondierenden Gelenkflächen am Hinterhaupt das „Genick“ im engeren Sinne. Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich die Bandscheiben. Diese enthalten im gesunden Zustand in ihrem Zentrum einen Gallertkern, um den herum schalenförmig Knorpelringe angeordnet sind. Diese sind durch bindegewebige Membranen getrennt, die dem Flüssigkeits- und Nährstoffaustausch dienen, denn die Bandscheiben sind nicht durchblutet. Die Wirbelbögen begrenzen zusammen mit dem zwischen den Bögen aufgespannten, elastischen gelben Band (ligamentum flavum) den Wirbelkanal nach hinten, seine Vorderwand wird von den Wirbelkörperhinterwänden und den Bandscheiben gebildet Seitlich ist der Wirbelkanal jeweils etwa in der Höhe der Bandscheiben geöffnet. Diese Öffnungen heißen Zwischenwirbellöcher (foramina intervertebralia, kurz „foramina“ bzw. einzeln „foramen“ genannt). Im Wirbelkanal der Halswirbelsäule verläuft ganz oben noch ein Ausläufer des Hirnstamms, der dort in das Rückenmark übergeht. Dieses weist in Höhe der HWK V bis VII eine Auftreibung auf, die intumescentia cervicalis, weil dort eine große Anzahl an Fasern in die Arme ab- und von den Armen einge- Abb. 1c: Hier wird die enge räumliche ­Beziehung zwischen dem deformierten Proc.uncinatus und der A.vertebralis ­deutlich. (Foto: Rauschning) hen, deren Stammzellen dort sitzen. In jedem Segment verlässt ein Nervenwurzelpaar durch die foramina den Wirbelkanal, das erste oberhalb des Atlasbogens, das achte unterhalb des HWK VII, durch das foramen C 7/ Th 1. Daher zählt man an der HWS ein Spinalnervenpaar mehr als an den übrigen Wirbelsäulenabschnitten. Die Nervenwurzeln setzen sich aus einer sensiblen Hinter- und einer motorischen Vorderwurzel zusammen, die Spinalganglien liegen verhältnismäßig weit außen in den foramina. Rückenmark und Spinalnerven sind umgeben von einem Ausläufer der harten Hirnhaut, der dura mater spinalis, deren Umschlagfalte vor den Spinalganglien liegt, und einer dünnen Membran, der Arachnoidea, die den Nervenwasserraum (Liquorraum) umhüllt. Dieser steht in Verbindung mit dem Schädelinneren und den Hirnkammern. Durch einen Pumpmechanismus findet ein stetiger Austausch von Liquor zwischen dem Spinalkanal und dem Schädelinneren statt. Ist dieser Austausch gestört, kann es zur Höhlenbildung im Rückenmark kommen (Syringomyelie). Pathologische Prozesse an der Wirbelsäule Pathologische Prozesse an der Wirbelsäule werden im Allgemeinen durch Schmerzen auffällig, ferner durch Funktionsbehinderungen und auch durch neurologische Defizite. Es kommt dabei weniger auf die Art der Läsion an als auf deren Lokalisation. Abbildung 1d: Hier ist die Einengung des Foramens durch den hypertrophierten Proc.uncinatus und dessen enge ­räumliche Beziehung desselben zur A.vertebralis sichtbar. (Foto: Rauschning) Grundsätzlich unterscheidet man Tumoren, Entzündungen und regressive Veränderungen, letztere umfassen im Wesentlichen alle degenerativen Prozesse. Außerdem sind selbstverständlich auch Verletzungsfolgen eine Ursache von Störungen. Tumoren können grundsätzlich primär von allen Gewebsanteilen ausgehen, ergo von Knochen- und Knorpelgewebe, dem Bandapparat, den Bandscheiben als entwicklungsgeschichtlichen Resten der Chorda dorsalis, den Gefäßen, dem Rückenmark und seiner Hüllen und den Nerven. Hier seien osteogene Sarkome, Osteome, Chondrome, Chordome, Angiome und Angiosarkome, Meningeome, Neurinome, Ependymome und Gliome genannt. Auch ein metastatischer Tumorbefall ist möglich, häufig von Bronchial-, Mamma-, Nieren- oder Prostatakarzinomen sowie von Melanomen ausgehend. Entzündliche Prozesse sind ebenfalls an allen Gewebsanteilen möglich, wobei hä­ matogen entstandene Entzündungen sich eher an Wirbelkörpern und Bandscheiben manifestieren, infektiöse und Autoimmunprozesse eher an Rückenmark und Nerven. Gelegentlich treten entzündliche Prozesse auch nach Operationen auf, wobei nicht ­immer eine Keimverschleppung stattge­ funden haben muss. Es ist aber auch möglich, dass einfach nur kein Keimnachweis gelingt. Genannt seien hier die tuberkulöse und die unspezifische Spondylodiszitis, die Meningitis mit oder ohne Myelitis, die aufsteigende Querschnittsmyelitis Guillain-Barré (GBS), die Zeckenenzephalitis (FSME), die Borreliose, die multiple Sklerose und Angiitiden wie die Endangitis obliterans WiniwaterBürger. Die häufigste Ursache für Störungen im Bereich der Halswirbelsäule stellen noch weit vor den Verletzungen die degenerativen Erkrankungen dar, wobei diese zumeist von den Bandscheiben und dem Bandapparat ausgehen: Durch Scherbelastungen können die Mem­ branen zwischen den Knorpelringen einreißen und verlieren dadurch ihre Funktion, was zu einem Flüssigkeitsverlust der Bandscheibe mit Austrocknen des Gallertkerns führt, die Knorpelringe gehen allmählich zugrunde ➔ 37 | ::Fachbeiträge und fragmentieren. Dann kann ein Teil eines Knorpelrings „vorfallen“. Es ist also Unsinn, von einem Vorfall des Gallertkerns zu sprechen, denn den gibt es zu diesem Zeitpunkt lange nicht mehr. Zumeist rutscht das Knorpelringfragment unter das hintere Längsband, das den Wirbelkanal an seiner Vorderseite auskleidet, und bildet dort eine mehr oder weniger große Vorwölbung, die auf das Rückenmark oder Nervenwurzel(n) drückt. Gelegentlich kommt es auch zum Einreißen des Längsbands, und das Bandscheibenfragment („Sequester“) liegt frei im Wirbelkanal. Vorfälle von intakten Bandscheiben und unfallverursachte Vorfälle sind extrem selten, gleichwohl gibt es sie. Die häufigste Art des degenerativen Schadens ist der allmähliche Höhenverlust der Bandscheibe, da sie ihre innere Struktur verloren hat. Dadurch wird sie nach allen Seiten herausgepresst, was zu einem Zug an den Bändern führt, die zwischen den Wirbelkörpern gespannt sind. Das wiederum kann zu einer reaktiven Verkalkung an den Wirbelkörperkanten führen („Spondylosen“), die mitunter groteske Ausmaße annehmen und erheblich auf den Inhalt des Wirbelkanals und der Foramina drücken kann („Spinalkanalstenose“ und „Foramenstenose“). Mit der Höhenminderung ist das Ineinanderschieben der kleinen Wirbelgelenke verbunden, die dann hauptsächlich an der Brust- und Lendenwirbelsäule, weniger an der HWS, Arthrosen entwickeln und oftmals erheblich an Umfang zunehmen. Das kann den Wirbelkanal zusätzlich von hinten her einengen. Außerdem bilden sich häufig Auswüchse der Gelenkkapseln, Synovialzysten, die ebenfalls raumfordernd wirken können. Eine spezielle Form der Spondylose an der Halswirbelsäule ist die Unkovertebral- oder Unzinatusarthrose: die processus uncinati verplumpen und werden allmählich nach außen gedrückt, wodurch es zu einer Verengung des Foramens mit Kompression der Nervenwurzel und häufig auch der Vertebralarterien kommt (Abb. 1c, 1d). Außerdem kann es zu einer lateralen knöchernen Brückenbildung zwischen den beiden Wirbeln kommen, was die Beweglichkeit stark einschränkt oder gar aufhebt. | 38 Operationstechniken Die Halswirbelsäule liegt in der Mitte des Halses. Daher ist die Entfernung für den operativen Zugang zu ihr von allen Seiten etwa gleich. Der operative Zugang ist im Wesentlichen durch Art und Lage des pathologischen Prozesses bestimmt. Der laterale Zugang Der laterale Zugang hat ein begrenztes Indikationsspektrum, etwa zur Inspektion und Revision des Plexus cervicalis, wobei man sich aber vollständig extraspinal bewegt. Der Franzose GEORGES hat in den 90er Jahren einen lateralen Zugang zur HWS am Hinterrand des M. sternocleidomastodeus beschrieben zur längerstreckigen Freilegung der A.vertebralis und auch zur ventralen Dekompression des Myelon, wobei auch eine vollständige Dekompression der Nervenwurzeln, allerdings nur einseitig, erfolgt. Es werden keine Implantate verwendet und nach Angabe des Autors sei auch keine Instabilität zu befürchten. Als Nachteil der Methode muss gelten dass die sehr komplexe Muskelinsertion an den Querfortsätzen geschädigt wird, au- ßerdem liegen der N. accessorius und der Grenzstrang im Wege. Der dorsale Zugang Der hintere Zugang (Abb. 2) war über Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts der Standard, und es wurde ohne viel Rücksichtnahme langstreckig laminektomiert, sei es dass man einen Rückenmarkstumor entfernen, eine zervikale Myelopathie behandeln oder auch nur einen Bandscheibenvorfall entfernen wollte. Da das ligamentum nuchae im Grunde nur eine Anatomiebuchchimäre ist, ist der Weg durch die Nackenmuskulatur stets blutig. Je nach Lagerung des Patienten arbeitet man daher in einem Blutsee (bei der so genannten Concorde-Lagerung) oder man hat einen hohen Aufwand seitens der Anästhesie mit Rechtsherzkatheter etc. bei allen aufrechten Positionen, die stets die Gefahr einer Luftembolie mit sich bringen. Je nach Ausdehnung der Freilegung werden auch die Stellreflexe der Nackenmuskulatur zerstört, und die häufige Folge war die so genannte Schwanenhalsdeformität. Abb. 2: Der dorsale Zugang zur HWS (aus: Kempe, Operative Neuro­surgery) ATOSnews Heute ist der Standard bei Operationen am Rückenmark die Laminoplastie: die Wirbelbögen werden seitlich mit einer oszillierenden- oder einer Gigli-Säge mit möglichst wenig Substanzverlust abgetrennt, das Lig. flavum wird nur oben oder unten einmal durchtrennt und die Bögen werden als ganzes abgeklappt und hinterher wieder fixiert, wobei heute überwiegend Miniplättchen aus Titan verwendet werden. Der Wirbelkanal kann etwas erweitert werden, indem man Plättchen aus Eigenknochen oder Knochenersatzmaterial, etwa Hydroxylapatit, zwischen die Bögen und ihre Absetzungsstelle einsetzt. Eine andere Technik, hierzulande ebenfalls mit eher seltener Indikation, so etwa bei der in Ostasien verbreiteten hinteren Längsbandverkalkung (PLLC) ist die „Open-DoorLaminoplastie“. Dabei werden die Dornfortsätze in der Mittellinie bis zum Epiduralraum gespalten und die Bögen falls nötig lateral eingekerbt, dann werden die Bogenhälften auseinander gebogen und es werden Keile aus Eigenknochen oder Knochenersatzmaterial in die gespaltenen Dornfortsätze eingesetzt und fixiert, wodurch der Längsdurchmesser des Spinalkanals erheblich vergrößert wird. Die ersatzlose Laminektomie sollte im Grunde nur noch zum Einsatz kommen, wenn eine Syringomyelie mit einer Duraerweiterungsplastik versorgt werden muss. Eine dorsale Fixierung der laminektomierten Segmente mit einer Massa lateralis-Verschraubung ist hier ernsthaft zu erwägen. Im Jahre 1951 hat der Schwede FRYCKHOLM die interlaminäre Fensterung zur Behandlung des zervikalen Bandscheibenvorfalls empfohlen, der als Entität erstmals 1948 von dem Amerikaner BUCY beschrieben worden war. Diese Technik lehnt sich an die bereits 1930 von dem Amerikaner LOVE beschriebene interlaminäre Fensterung an der Lendenwirbelsäule an. Die Fryckholm-Operation hat die Nachteile des hinteren Zugangs und verursacht zwangsläufig die allseits gefürchtete epi­ durale Vernarbung, bei der es zu einer narbigen Fixierung der freigelegten Nervenwurzel, und – je nach Ausdehnung der Freilegung – auch der Dura des Rückenmarks kommt. ­Geeignet ist diese auch heute noch vielfach angewandte Technik lediglich zur Entfernung eines Bandscheibensequesters oder einer ­Synovialzyste, welch letzteres an der HWS allerdings eine extreme Seltenheit darstellt. Abb. 3: Der ventrale Zugang zur HWS (aus: Kempe, Operative Neurosurgery) Heute stehen erheblich schonendere Operationsmethoden (siehe unten) zur Verfügung, weshalb der Fryckholm-Operation nicht nur nach Ansicht des Autors allein (der sie in seinen Anfangszeiten auch angewandt hat!) ein wohlverdienter Platz in den Lehrbüchern der Medizingeschichte gebührt, aber auch nur noch dort. Der ventrale Zugang Die anatomischen und chirurgischen Prinzipien des ventralen Zugangs zur Halswirbelsäule sind bereits 1885 von dem französischen Otorhinolaryngologen CHIPAULT beschrieben und zur Behandlung von retropharyngealen Abszessen empfohlen worden. Der Weg führte hier durch das trigonum caroticum, was auch heute der Weg zur oberen HWS ist (Abb. 3) Die Amerikaner BAILEY und BADGLEY haben 1952 bei einer jungen Frau über einen ventralen Zugang einen Riesenzelltumor der HWK IV und V reseziert, der Knochendefekt wurde mit einem autologen Span aus dem Beckenkamm überbrückt. Der Fall wurde allerdings erst 1960 publiziert. Es ist kaum nachzuvollziehen, wer nun als erster bei einem Bandscheibenleiden den ventralen Zugang zur HWS gewählt hat. Anscheinend haben die Belgier DEREYMAKERS und MULIER und die Amerikaner ROBINSON und SMITH diese Methode etwa zeitgleich erstmals angewandt. Unstrittig ist, dass die Erstpublikation von letzteren 1955 erfolgt ist, während die Belgier erst 1958 damit an die medizinische Öffentlichkeit getreten sind. Ebenfalls 1958 ist der Erstpublikation des Hawaiianers CLOWARD erfolgt, der allerdings statt eines quaderförmigen Knochenblocks wie die anderen Autoren einen runden mit 0,5 Zoll Durchmesser verwendet. Der ventrale Zugang hat gegenüber dem dorsalen mehrere Vorzüge: 1. Es müssen keine Muskeln durchtrennt werden, die Präparation erfolgt entlang bindegewebiger Septen und verursacht nicht einmal nennenswerte Vernarbungen in den Halsweichteilen. Die Präparation ist in aller ➔ 39 | ::Fachbeiträge Abb. 4 a–d: Zustand nach Implantation von zwei Bandscheibenprothesen in den Segmenten C 4/5 und C 5/6, jeweils mit kompletter beidseitiger Unkektomie. Regel unblutig, da die potenziell blutenden Gefäße gut sichtbar sind, was eine sichere und vollständige Blutstillung ermöglicht. Ein Blutverlust von mehr als 100 ml spricht entweder für irreguläre anatomische Verhältnisse oder gegen die Fertigkeiten des Operateurs. 2. Die gesamte Breite der Halswirbelkörper und des Zwischenwirbelraums ist überschaubar, was den operativen Angriff auf beidseitige Pathologien ermöglicht im Unterschied zu der nur einseitig freilegenden Fryckholm-Technik. Ein klägliches Scheitern, wenn sich der vermutete Bandscheibensequester als spondylotische Kante herausstellt, ist so gut wie ausgeschlossen. Außerdem können – von der PLLC einmal abgesehen – alle Pathologien degenerativer Genese angegangen werden und auch Knochentumoren die sich auf die Wirbelkörper beschränken. 3. Die bei degenerativen Prozessen in allen Fällen mehr oder weniger stark zerstörte Bandscheibe wird komplett entfernt, was das Auftreten eines Rezidivbandscheibenvorfalls | 40 ausschließt. Zum Bandscheibenersatz siehe weiter unten. 4. Alle operativen Aktionen spielen sich ventral des Rückenmarks und der Nervenwurzeln ab, wo sich an der degenerativ veränderten HWS bei nicht-asiatischen Patienten auch 99 % aller Pathologien befinden. 5. Wenn es dem Operateur gelingt, das hintere Längsband zu erhalten, wird der Epiduralraum nicht eröffnet, was eine Narbenbildung dort ausschließt. Es wird verschiedentlich der Einwand vorgebracht, es sei nicht möglich, raumfordernde dorsale Spondylosen zu entfernen ohne das hintere Längsband zu resezieren. Das stimmt definitiv nicht, das Längsband muss nur dann, und zumeist auch nur teilweise, geopfert werden, wenn es großflächig verkalkt ist. Zumeist kann aber auch dann eine dünne Schicht erhalten bleiben, die eine Grenze zum Epiduralraum darstellt. Epidural liegende Bandscheibenvorfälle lassen sich in fast allen Fällen durch die Lücke im Band entfernen, durch die sie auch ausgetreten sind. Man kann di- ese etwas erweitern, muss aber niemals das ganze Band resezieren. 6. Operateure, welche die Unkektomie beherrschen, können vom ventralen Zugang her den extraspinalen, intraforaminären Nervenwurzelverlauf vollständig dekomprimieren. Als Nebeneffekt, sozusagen, wird auch die A.vertebralis dekomprimiert, die bei ausgeprägteren Unkovertebralarthrosen stets ebenfalls beeinträchtigt ist, was sich häufig in Lagerungsschwindel äußert. 90 % unserer Patienten, die Schwindel als Hauptproblem angegeben haben, konnten durch die Unkektomie davon befreit werden. 7. Die Beweglichkeit der Wirbel gegeneinander ist praktisch immer durch die Unkovertebralarthrose limitiert, nicht etwa, wie häufig behauptet und als Argument für die Resektion des hinteren Längsbands angeführt wird, durch die Verkalkung desselben. Lediglich in Fällen von lange bestehender knöcherner Fixierung der Wirbel gegeneinander sind die Facettengelenke so weit eingesteift, dass auch durch eine Unkektomie kei- ATOSnews Implantate beim ventralen Zugang ne Beweglichkeit mehr herzustellen ist. Das heißt aber auch, dass durch die Unkektomie die Indikation zur Implantation von Bandscheibenprothesen (s.u.) erheblich erweitert wird und in den meisten Fällen die Beweglichkeit der HWS nicht nur erhalten, sondern deutlich verbessert werden kann. Als Argument gegen die Unkektomie wird ihre relative Gefährlichkeit angeführt. Der Autor hat bei gut 3.000 ausgeführten Unkektomien keine einzige Komplikation seitens der Vertebralarterien zu verzeichnen. Das heißt nicht, dass diese Technik einfach wäre, jedoch ist sie durch Üben an Leichenpräparaten gut erlernbar. 8. Wenn es denn wirklich notwendig sein sollte, ist vom ventralen Zugang her auch die mediale oder komplette Korporektomie möglich. Außerdem lassen sich degenerativ und auch traumatisch verursachte Fehlstellungen bessern oder sogar ganz korrigieren, während das vom hinteren Zugang nur mit hohem Aufwand und stets um den Preis einer Versteifung möglich ist. Haben die Erstautoren noch Leichen- (Robinson und Smith) oder Eigenknochen verwendet, so haben die deutschen Erstautoren (GROTE, 1968) von Zweikomponentenkunststoff (Polymethylmetacrylat, PMMA), der auch im Schallschutz und Raumdesign eingesetzt wird, als Bandscheibenersatz berichtet. Unter den Markennamen Palacos oder Sulfix findet es heute noch Verwendung, in den vielen Fällen auch mit gutem und dauerhaftem Erfolg. Inzwischen dürften aber vorgefertigte Implantate (Cages) aus Titan oder Poly-EterEter-Keton (PEEK) das PMMA weitgehend verdrängt haben. Alle diese Implantate sollen letztlich zu einer knöchernen Überbauung der entfernten Bandscheibe führen. Die Quote an echten knöchernen Fusionen schwankt von Autor zu Autor und liegt zwischen 50 und 90 %, relativ unabhängig davon, ob sie als „stand alone“ Implantate verwandt oder zusätzlich mit einer ventralen Plattenspondylodese gesichert wurden. In vielen Fällen werden die Patienten allerdings auch ohne knöcherne Fusion beschwerdefrei und es kommt zur Ausbildung einer so genannten funktionellen Pseudarthrose. Eine durchweg höhere Fusionsrate ist bei Verwendung von Eigenknochen aus dem Beckenkamm zu verzeichnen. Die Verwendung von Fibulaimplantaten hat sich nicht bewährt. Dem steht allerdings die „Donorsite-Morbidität“ gegenüber. Die meisten Patienten beklagen sich über erhebliche Schmerzen an der Entnahmestelle, die in unserem Patientengut trotz schonender Technik in nahezu allen Fällen als deutlich unangenehmer als die lokalen Beschwerden am Hals angegeben werden. Außerdem kommen Abrissfrakturen der spina iliaca anterior superior vor (zwei im eigenen Krankengut) und es sind Beschädigungen des nervus cutaneus femoris lateralis beschrieben, was beim Autor allerdings nie vorgekommen ist. Dennoch hat auch das Eigenknochenimplantat seine Indikation, nämlich dann, wenn es im Rahmen einer Pseudarthrosebildung zu einer Resorption von Wirbelkörpermasse mit einem größeren Defekt gekommen ist, der überbrückt werden muss. Auch bei notwendig werdenden Korporektomien ist die Verwendung von Eigenknochen als Implantat obligat. Bei routinemäßig ausgeführter beidseitiger Unkektomie und Beweglichkeit der Wirbel gegeneinander kann die stand alone Technik, gleich mit welchem Implantat, keine ausreichende Stabilität gewährleisten und muss deshalb immer mit einer Plattenspondylodese abgesichert werden. PMMA ist hier obsolet, weil es als solider und steinharter Block nicht knöchern durchbaut, sondern allenfalls umwachsen werden kann. Nur in Fällen, in denen keine Beweglichkeit mehr besteht, ist auch ein Cage als stand alone kein Problem. Einen „Quantensprung“ bei den Implantaten stellen die Bandscheibenprothesen dar, zumindest bei konsequenter Ausführung der Unkektomie. Unterbleibt diese, tritt mit hoher Inzidenz innerhalb kurzer Zeit eine laterale knöcherne Überbauung im Bereich der Unkovertebralgelenke ein. In diesen Fällen bietet die Bandscheibenprothese gegenüber den anderen, zumeist um eine Zehnerpotenz billigeren Implantaten keinen Vorteil, was zurecht kritisiert wird. In der ATOS Klinik Heidelberg sind seit Juni 2004 bis zum Redaktionsschluss rund 400 Bandscheibenprothesen vom Typ Prodisc®-C bei rund 270 Patienten implantiert worden, davon 100 bei 66 Patienten im Jahre 2008 und 107 bei 72 Patienten von Januar bis Oktober 2009 (Abb. 4 a-d) Über die Ergebnisse bei Implantation von Bandscheibenprothesen im Vergleich zu den Spondylodesen haben wir bereits in den ATOSnews Nr. 8 (2006) berichtet. Seinerzeit war eine deutliche Ergebnisverbesserung zu verzeichnen. Da aber auch unbefriedigende Verläufe nicht unter den Tisch fallen sollen, berichten wir kurz über diese: -- Die häufigste unerwünschte Begleiterscheinung mit einer Inzidenz von 22 Fällen bei 543 HWS-Eingriffen seit 1998, 20 davon bei Operation des Segments C 6/7 oder tiefer, ist die einseitige Recurren➔ 41 | Bewährter klinischer Erfolg. Prodisc C. sparese, die zur Heiserkeit infolge eines Stimmbandstillstands führt. In etwa einem Fünftel der Fälle kommt es zu keiner spontanen Besserung, was eine Aufpolsterung des paretischen Stimmbands oder seine operative Fixation notwendig macht. -- Bei vier älteren männlichen Patienten (alle > 60 Jahre) mit lange vorbestehender, ausgeprägter knöcherner Kompression der Nervenwurzeln C 5 und C 6 mit Paresen ist es zu einer Zunahme derselben gekommen. Alle haben sich im Laufe eines Jahres unter krankengymnastischer Behandlung gut, aber nicht vollständig gebessert. Die vorgenannten Komplikationen sind unabhängig von der Wahl des Implantats. Sorgfältig und zuverlässig getestet: – über 22.000 Implantationen – umfassende klinische Erprobung – einfache und sichere OP-Technik – optimale Primärstabilität Erhaltung der Beweglichkeit: – erhält den physiologischen Bewegungsumfang – anatomische Balance wird wiederhergestellt – Entlastung der Facettengelenke durch geführte und kontrollierte Bewegungen Anatomisches Design: – maximale Abdeckung der Endplatten – umfangreiche Auswahl verschiedener Größen für jede Anatomie www.synthes.com www.synthesprodisc.com -- Bei drei Patienten ist es zu einer frühen Lockerung einer Bandscheibenprothese gekommen, bei einer Patientin verbunden mit einer dramatisch anmutenden Nachblutung, bei zwei weiteren Patienten innerhalb der ersten zwei Wochen, verbunden mit erneuten Schmerzen. Bei zwei Patienten konnte die Prothese durch eine gleicher Grundfläche, aber 1 mm höher, bei einer Patientin durch einen Cage ersetzt werden. Die weiteren Verläufe waren jeweils unauffällig. -- Bei zwei weiteren Patienten ist es zu einer revisionspflichtigen lokalen Nachblutung gekommen, auch jeweils mit ereignislosem weiterem Verlauf. -- Bei zwei Patientinnen ist es, jeweils im Segment C 4/5, zur Lockerung des Prothesenoberteils mit Substanzverlust des HWK 4. Bei beiden musste die Prothese entfernt und durch eine Knochen-/Plattenspondylodese ersetzt werden. -- Bei einer Patientin mit einem bisegmentalen prothetischen Bandscheibenersatz ist es zu einer so genannten split fracture des HWK 5 gekommen mit einer anschließenden Nekrose desselben. Die Prothesen mussten entfernt, die Reste des HWK 5 reseziert und der Defekt mit einem Eigenknochenblock überbrückt werden. Zu dieser Zeit (2006) musste der Befestigungsnut für die Prothese noch mit Ham- mer und Meißel angelegt werden. Dabei ist es in mehreren Fällen von mehrsegmentalen Operationen zu einer Spaltung des mittleren Wirbelkörpers gekommen, allerdings nur in diesem einen Fall mit der geschilderten Folge. Wir nehmen an, dass es zu einem Versagen der Blutversorgung des Wirbelkörpers gekommen ist. Seit Mitte 2007 werden die Befestigungsnuten mit einer Bohrlehre und einer Fräse angelegt. Seither hat es kein derartiges Problem mehr gegeben. -- Ein Patient mit einer schweren Myelopathie hat sich nach Myelondekompression und Implantation einer Prothese im Segment C 3/4 zunächst sehr gut erholt. Nach nahezu einem Jahr kam es paroxysmal zu einem Zustand der mit einer erneuten Myelonkompression bei nachgewiesener Hypermobilität C 3/4 erklärt wurde. Man hat deshalb in einer auswärtigen Klinik die Prothese entfernt und dann eine ventrale Plattenspondylodese mit PMMA als Implantat vorgenommen, die man dann noch durch eine dorsale okzipito-zervikale Verschraubung ergänzt hat. Als Ergebnis dieser Operation kann der Patient nun den Kopf nicht mehr bewegen ... In analog gelagerten Fällen einer sekundären Segmentinstabilität haben wir stets mit einer ventralen Knochen-/Plattenspondylodese allein stabile Verhältnisse bei vollständiger knöcherner Durchbauung herstellen können. Endoskopische Techniken Im Gegensatz zur endoskopischen Diskektomie an der Lendenwirbelsäule (siehe ATOSnews Nr. 13) wird die endoskopische Diskektomie an der HWS ohne direkte Sicht unter fortlaufender Röntgenbildwandlerkontrolle vorgenommen. Sie hat in der Hand des Geübten (!!!) dieselbe Indikation wie die Fryckholm-Operation, nämlich den Bandscheibenvorfall mit Sequester. Dieser kann praktisch ohne „Flurschaden“ entfernt werden, was in aller Regel zu einer sofortigen Schmerzfreiheit führt. Allerdings ist nach Erfahrung des Autors der isolierte Bandscheibenvorfall bei ATOSnews ansonsten intakter Wirbelsäule ausgesprochen selten. Damit hat die Fryckholm-Operation im Grunde ihre letzte Berechtigung verloren. Es gibt nichts mehr, was nicht mit einer ventralen Operation oder endoskopisch besser darstellbar wäre. Vor der gelegentlich noch propagierten Laser-Diskektomie an der Halswirbelsäule hingegen muss dringend gewarnt werden. Zum einen wäre, wenn überhaupt, die Indikation auf subligamentäre Bandscheibenprotrusionen zu beschränken, zum anderen ist erwiesen, dass man damit lediglich ein Loch in die Bandscheibe brennt, unter der etwas abstrusen Vorstellung dass das überstehende Bandscheibengewebe sich dann dorthin zurück zieht. Der Effekt ist lediglich N O T E S & ein thermischer, man denerviert die Bänder, und wenn es zu heiß wird kann ein Rückenmarksschaden, sprich: eine Querschnittslähmung auftreten. Darüber sind etliche Prozesse anhängig. Abschließen bleibt festzuhalten: der heutige Goldstandard bei degenerativen Prozessen an der Halswirbelsäule ist der mikrochirurgische ventrale Zugang. Die Wahl des Implantats ist abhängig von den persönlichen Vorlieben (und dem technischen Können) des Operateurs. Die Unkektomie hat in der Hand des Geübten durchgängig bessere Resultate bei vergleichbar niedrigen oder sogar niedrigeren Komplikationsraten, zugleich erweitert sie die Indikation für die Implantation von Bandscheibenprothesen. In der ATOS Klinik Heidelberg hat sich der prothetische Bandscheibenersatz an der Halswirbelsäule als Standardmethode etabliert. Die endoskopische Bandscheibenoperation an der Halswirbelsäule hat eine schmale Indikationsbreite, ist dann aber bei korrekter Indikationsstellung sehr erfolgreich bei minimalem Gewebsschaden. Sie wird routinemäßig in der ATOS Klinik München vorgenommen. :: Dr. habil. Peter-Michael Zink Privatdozent für Neurochirurgie www.wirsinddiewirbelsäule.de [email protected] N E W S ::Die ATOS Privatklinik München stellt sich vor: Prof. Dr. Hamel und Dr. Kinast leiten das Zentrum für Fuß und Sprunggelenk Die ATOS Privatklinik München bietet in sieben Spezialpraxen orthopädische Versorgung auf höchstem Niveau. Eine von ihnen, das Zentrum für Fuß und Sprunggelenk, wird von Prof. Johannes Hamel und Dr. Christian Kinast geleitet. Prof. Dr. Johannes Hamel Prof. Hamel ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Seine klinische Ausbildung erhielt u.a. in Murnau, an der LMU München und in Volmarstein/Westfalen, wo er 1996 eine Chefarzt-Position übernahm. 1995 habilitierte er sich an der Universität Witten/Herdecke und wurde 1998 zum Lehrstuhlinhaber Orthopädie berufen. Ab Ende 2000 baute er mit Dr. Kinast ein Zentrum für Orthopädische Fußchirurgie in München auf. Prof. Hamel ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seit 1999 gehört Prof. Hamel dem Vorstand der Deutschen Assoziation für Fuß und Sprunggelenk e.V. (D.A.F.) an; er ist in das Kurssystem zur Erlangung des Zertifikates Fußchirurgie eingebunden, richtet seit 1999 jährlich einen Kinderfuß-Workshop in München aus und ist Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Fuß & Sprunggelenk“. Prof. Hamels Schwerpunkte sind die Korrektur schwerer posttraumatischer, neurogener und kindlicher Deformitäten im Unterschenkel-Fuß-Bereich, die Endoprothetik des Oberen Sprunggelenkes, Sehnentransfers und komplexe Mittel-Vorfuß-Eingriffe. Dr. Christian Kinast Dr. Kinast begann seine Ausbildung in München, setzte sie in Basel und Bern fort und beendete sie an der TU München. Seit 1993 ist Dr. Kinast in München niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit belegärztlicher Tätigkeit. 1993 veranstaltete er das erste deutsch-amerikanische Seminar für Fußchirurgie. Seit 2000 ist er gemeinsam mit Prof. Dr. Hamel tätig; 2006 gründeten beide das „Zentrum für Orthopädie am Arabellapark“ (OZA), welches gegenüber der ATOS Privatklinik München liegt und so deren Zentrum für Fuß und Sprunggelenk geworden ist. Seine operative Tätigkeit umfasst die Arthroskopie des Sprunggelenkes, knorpelregenerative Eingriffe und Knorpelersatz, Achskorrekturen der unteren Extremität, Sprunggelenksendoprothetik, die operative Versorgung von Deformitäten und Verletzungen des Fußes. Dr. Kinast bemüht sich ständig, seine sportmedizinische Tätigkeit durch praktische Kenntnisse zu erweitern. Nach Leichtathletik, Basketball, Segeln, Skifahren, Tennis und Golf hat er im Kitesurfen eine neue Leidenschaft entdeckt. Die den Praxis-OP leitende Ehefrau Simone konnte vom Kiten noch nicht überzeugt werden, während Sohn Marc dem Vater davonfährt. 43 | ::Fachbeiträge Therapeutische Möglichkeiten mit autologen Thrombozytenkonzentraten in Orthopädie und Sporttraumatologie Von Hans H. Pässler Der therapeutische Einsatz von autolog hergestellten Konzentraten aus Thrombozyten allein (platelet-rich-plasma oder PRP) oder zusätzlich mit Leukozyten (sowie platelet-leukocyte rich plasma oder P-LRP) stellt eine neue Technologie zur Stimulierung von Knochen- und Weichteilheilung dar. Gleich vier ausführliche Reviewartikel aus den letzten Monaten in den weltweit angesehensten Fachzeitschriften unterstreichen das rasch wachsende Interesse an dieser neuartigen und komplikationslosen Behandlungsart. Im Journal of Bone and Joint Surgery vom August 2009 untersuchten Alsousou und Mitabeiter von der renommierten Oxford Universität die aktuelle Literatur über PRP. In diesem Artikel wird betont, dass die Mehrzahl der klinischen Studien ermutigende Ergebnisse gezeigt haben und weitere kontrollierte Studien wünschenswert seien. Sanchez, einer der Begründer der PRPTherapie aus Vitoria/Spanien, und seine Mitarbeiter berichteten in ihrem Review im sog. „Leading Article“ der renommierten Zeitschrift Sports Medicine im Oktober 2009 über PRP und kamen zu der Schlussfolgerung, dass die jüngsten Fortschritte im Verständnis der zentralen Rolle, welche die Wachstumsfaktoren bei der Gewebeheilung spielen, in Zukunft die Therapien in ihrer Wirksamkeit und Heildauer wesentlich verbessern werden. In der neuesten Ausgabe des Journal of the American Academy of Orthopaedic Surgery (JAAOS) vom Oktober 2009 findet sich ein weiterer Reviewartikel. Der hervorragend geschriebene Beitrag von Hall und Mitarbeitern zeigt die Möglichkeiten der klinischen Anwendung, weist aber auch auf die Notwendigkeit hin, die Ergebnisse weiterer derzeit laufender kontrollierter klinischer Studien abzuwarten. Zu fast gleichlautenden Aussagen kommen Foster und Mitarbeiter in | 44 der Novemberausgabe 2009 des American Journals of Sports Medicine. Die Mechanismen der Wundheilung: Von der Blutgerinnung zum neuen Gewebe PRP bzw. P-LRP besteht aus Plasma mit einer drei- bis siebenmal höheren Konzentration von Thrombozyten und Leukozyten im Vergleich zu zirkulierendem Blut. Die phy- siologische Zusammensetzung des Blutes besteht – neben Plasma – aus Erythrozyten (93 %), Thrombozyten (6 %) und Leukozyten (1 %). Die Thrombozyten sind für die Blutgerinnung, für den Aufbau neuen Bindegewebes und für die Revaskularisierung verantwortlich. Thrombozyten sind kleine discoide Blutkörperchen mit einem Durchmesser von 1 bis 3 μm, die im Knochenmark aus Megakaryozyten gebildet werden Sie zirkulieren im Blutstrom und sind wesentlich an der Blutgerinnung beteiligt. Ihre Halbwertzeit im Blut beträgt 10 Tage. Thrombozyten enthalten drei Arten von Granula: -- Alpha-Granula mit den Wachstums­ faktoren und Gerinnungsfaktoren, -- Lysosome mit Enzymen (Säurehydrolysen), -- Delta-Granula (oder „Dense Bodies“) mit kleinen signalgebenden Molekülen (ATP, Serotonin und Kalzium) Abb. 1: Thrombozyt mit Alphagranula, L­ ysosomen und sog. „Dense Bodies“ (Delta-Granula) Inaktivierte Thrombozyten sind unwirksam und müssen erst durch Thrombin getriggert und damit aktiviert werden, damit sie die Wachstumsfaktoren freisetzen. Hierzu muss die PRP-Fraktion mit Thrombin in Verbindung gebracht werden (Abb. 2): ATOSnews Der Wachstumsfaktor in dieser netzartigen Hämatom-Ummantelung VEGF (vascular endothelial growth factor) stimuliert die Bildung neuer Blutgefäße und stimuliert die Mitose von endothelialen Zellen, die als Reparaturzellen zur Wunde wandern (Abb. 4). Abb. 4: Der Wachstumsfaktor VEGF s­ timuliert die Bildung neuer Blutgefäße Abb. 2 a,b: Das Eindringen von Thrombin in den Thrombozyten veranlasst, daß die Alphagranula und Lysosomen aus der ­ Zelle befreit werden und in das Wundoder Frakturgebiet eindringen können. Das Trauma selbst führt zu einer Einblutung und auf Grund der Präsenz von Thrombin zur sofortigen Blutgerinnung. Dabei verändern die Thrombozyten ihre Form und entwickeln Äste, sogenannte Pseudo-Pods, die sich über das verletzte Gewebe innerhalb der ersten zwei Tage netzartig ausbreiten. Die Thrombozyten sind in diesem Netz gefangen. Das Thrombin regt die Thrombozyten außerdem an, ihre Wachstumsfaktoren auszuschütten. Das Netz bildet so das Gerüst für die Gewebereparatur. (Abb. 3) Am 4. bis 6. Tag wird der Wachstumsfaktor PDGF-AB (platelet-derived growth factor) aktiv. Er stimuliert Chemotaxis und Mitogenese in den spezifischen fibroblast/glial/ smooth Muskelzellen, ferner reguliert er die Kollagenasesekretion und die Kollagensynthese, stimuliert Makrophagen und neutrophile Chemotaxis und rekrutiert schließlich Stammzellen hin zu dem Verletzungsbereich. und osteoblastische Mitogenese, stimuliert endotheliale Chemotaxis und Angiogenese. Er signalisiert ferner den Stammzellen, sich in muskuloskeletales Gewebe zu differenzieren, das Zellen produziert (Abb. 6). Mit dabei ist hier auch der Wachstumsfaktor bFGF Abb. 6: TGF-Beta signalisiert den S­ tammzellen, muskuloskeletales Gewebe zu werden, das Zellen produziert (basic fibroblast growth factor). Er stimuliert Wachstum und Differenzierung von Chondrozyten und Osteoblasten. Weitere wichtige Wachstumsfaktoren sind: EGF (epidermal growth factor): -- stimuliert endotheliale Chemotaxis/ Angiogenese -- reguliert Sekretion von Kollagenase -- stimuliert epitheliale/mesenchymale Mitogenese CTGF (connective tissue growth factor): -- unterstüzt Angiogenese, Knorpel­ regeneration, Fibrose und Thrombozytenadhäsion. Die Wirkungsweise von PRP Abb. 5: Der Wachstumsfaktor PDGF-AB rekrutiert Stammzellen zu der Verletzungsstelle (Wunde, Fraktur) Abb. 3: Endotheliale Zellen wandern als ­ eparaturzellen zur Verletzungsstelle R Ebenfalls mitogenetisch auf mesenchymale Zellen und Osteoblasten (Wunde, Fraktur) wirkt der Wachstumsfaktor TGF-beta (transforming growth factor beta). Er stimuliert die undifferenzierte mesenchymale Zellproliferation, reguliert endotheliale, fibroblastische Platelet Rich Plasma (PRP) ist definiert als ein Volumen der Plasmafraktion von autologem Blut, das eine über der Basislinie liegende Konzentration an Thrombozyten aufweist. Normalerweise beträgt die Thrombozytenkonzentration im Blut 200.000 pro μl. Studien haben nachgewiesen, dass eine klinische Effizienz bereits mit dem Drei- bis Vierfachen der normalen Konzentration erreicht wird, während höhere Konzentrationen die Wirksamkeit nicht mehr steigern. ➔ 45 | ::Fachbeiträge Klinische Studien Abb. 7: Zentrifuge mit Doppelspritze Die erste experimentelle Studie zur Wirkungsweise von Thrombozyten und Fibrin bei der Wundheilung erfolgte durch Knighton et al 1982. Klinisch wurde PRP erstmals 1987 durch Ferrari et al. bei offener Herzchirururgie eingesetzt, um Bluttransfusionsmengen zu reduzieren. Seither wird PRP sicher und ohne Komplikationen bei zahlreichen operativen Eingriffen eingesetzt wie bei Zahnimplantationen oder Gesichtsosteotomien, in der Neurochirurgie, Wirbelsäulenchirurgie, Gynäkologie, Herzchirurgie, Urologie, Augenheikunde, der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie etc. Zahlreiche Studien haben nachgewiesen, dass PRP Entzündungsreaktionen vermindert, den postoperativen Blutverlust reduziert, die postoperativen Schmerzen mindert und vor allem die Infektionsrate senkt, sowie die Wund- und Knochenbruchheilung beschleunigt. Zusätzlich zur Verbesserung der lokalen Haemostase bei allen mit Gefäßeröffnung einhergehenden Operationen entfalten die zahlreichen in Thrombozyten enthaltenen Wachstumsfaktoren und Zytokine ihre Wirkungen, die bei der Wundheilung und Knochenmineralisation eine wichtige Rolle spielen. Dies hat zu neuen Konzepten der therapeutischen Anwendung von PRP geführt. nisse lassen annehmen, dass die Kombination von PRP mit einer Kollagenmatrix möglicherweise eine ACI erspart. Ishida und Mitarbeiter setzten am Kaninchen Meniskusdefekte und wiesen nach, dass nach Einbringung eines PRP-Gels in den Defekt eine bessere Auffüllung des Defektes erfolgte als in der Gruppe mit leeren Defekten. Murray und Mitarbeiter setzten beim Hund Wunden am vorderen Kreuzband und am Innenband und konnten zeigen, dass die Wunden unter Zusatz von PRP rascher und besser heilten als in der Kontrollgruppe ohne PRP. Virchenko und Aspenberg untersuchten die Wirkung von PRP bei der Sehnenheilung. Hierzu wurde bei Ratten die Achillessehne an einem Bein durchtrennt. Eine einmalige Injektion von PRP in den Bereich der Durchtrennung führte unter der Voraussetzung einer mechanischen Belastung zu einer wesentlich besseren und stärkeren Heilung als ohne PRP. In der orthopädischen Chirurgie und Traumatologie sind zahlreiche klinische Arbeiten zur PRP-Anwendung veröffentlicht worden. In einer retrospektiven Studie an 72 vs. 71 Patienten mit Oberflächenersatz am Kniegelenk (TKA) konnten Berghoff et al. mittels Auftragung von PRP-Gel auf die Wundflächen vor dem Wundverschluss eine deutliche Verkürzung des Krankenhausaufenthalts nachweisen sowie weniger Bluttransfusionen durch bessere Hämoglobinwerte und weniger Schmerzen. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Everts und Mitarbeiter aus Schweden, die zudem unter PRP eine signifikant niedrigere Arthrofibroserate und eine bessere Beweglichkeit (p<0.001) nachwiesen. Beim Oberflächenersatz des oberen Sprunggelenkes (TAA ) konnten Barrow und Mitarbeiter eine Verbesserung der Syndesmosenfusionsrate unter PRP feststellen. Die Fusionsrate in der PRP-Gruppe betrug 100 %, in der Kontrollgruppe hingegen nur 62 %. Bibbo und Mitarbeiter wiesen unter PRP deutlich bessere Durchbauungsraten bei Hochrisikopatienten bei elektiver Fuß- und OSG-Chirurgie nach. Eine neue Studie von Kon und Mitabeitern aus Bologna (Nov. 2009) erbrachte den Nachweis, dass PRP bei Kniegelenksbeschwerden durch Knorpelschäden eine signifikante Besserung der Schmerzen und der Kniefunktion sowie eine Besserung des Quality of Life Scores erbrachte. Hierzu wurden Experimentelle Daten Qi YY et al konnten kürzlich in einer experimentellen Studie nachweisen, dass die lokale Verabreichung von autologer PRP in einer Kollagenmatrix den Knorpelersatz im Knie am Kaninchenmodell stimuliert. Die Ergeb- | 46 Abb. 8a, 8b: Abziehen des Überstandes mit ACP aus der Hauptspritze in die kleine Spritze. ATOSnews Indikationen für ACP anhand von Fallbeispielen Abb. 9a: Frische VKB-Ruptur, mit 3 ACP-Injektionen behandelt. Abb 9b: Ausheilung nach 6 Monaten. 100 Patienten mit 115 behandelten Kniegelenken über 12 Monate nach der Injektion von PRP ins betroffene knie beobachtet. Die Autoren konnten zudem zeigen, dass die positive Wirkung 6 Monate anhielt. Nach 12 Monaten trat eine Verschlechterung ein, wobei die Werte immer noch signifikant besser als vor der Behandlung waren. Buhr und Siekmann behandelten 69 Kniegelenke, die arthroskopisch gesichert eine Knorpelschädigung Grad II-III nach Outerbridge, maximal fokal bis Grad IV hatten. Flächige Grad-IV-Schäden und Achsabweichungen über 5 Grad wurden ausgeschlossen. Es wurde für die Herstellung des PRP das „Double Syringe®“ der Fa. Arthrex eingesetzt. Das hiermit gewonnene PRP wird ACP genannt. Es wurden 6 Injektionen im Abstand von jeweils einer Woche durchgeführt. Die Befragung der Patienten erfolgte mittels des Womac-D-Arthroseindex 4 bis 6 Monate nach Behandlungsabschluss. Die Autoren stellten eine Besserung der subjektiven Beschwerden in den Kategorien „Schmerzen“, „Steifigkeit“ und „körperliche Tätigkeit“. Mit p < 0,0001 waren diese Besserungen statistisch hoch signifikant. Die guten klinischen Ergebnisse und die fehlenden Nebenwirkungen rechtfertigen und ermutigen bereits heute zum Einsatz des ACP bei korrekter Indikation. Wir haben seit Februar 2009 dieses Verfahren mit gleicher Indikation bei 33 Patienten eingesetzt und ähnlich positive Ergebnisse gemessen bzw. mittels WOMAC Score beobachtet. Anwendungsmöglichkeiten von PRP ­mittels ACP-Verfahren Zur Herstellung des autologen conditionierten Plasmas (ACP), wie die Firma Arthrex ihr PRP-Verfahren bezeichnet, wird eine Zentrifuge mit Spezialeinsätzen zur Aufnahme der sterilen Doppelspritze verwendet (Abb. 7). Mit ihr werden ca. 10 ml venöses Blut entnommen, womit etwa 4 ml ACP gewonnen wird. Das Blut wird in der Doppelspritze bei 1500 U/min über einen Zeitraum von 5 Minuten zentrifugiert. Anschließend wird durch Zug an dem Stempel der zweiten, innenliegenden Spritze bei Halten der Doppelspritze in einer vertikalen Position (Abb. 8) der die Thrombozyten enthaltende Überstand abgezogen und umgehend injiziert. Abb. 10a: MRT mit Ruptur der Patellarsehne. 1. Vordere Kreuzbandruptur Die frische vordere Kreuzbandruptur erscheint als eine besonders interessante Indikation. Steadman inaugurierte das „Healing Response“-Verfahren bei der vorderen Kreuzbandruptur, indem er vor allem bei proximalen Zerreissungen via Arthroskopie multiple Löcher in den femoralen VKB-Ansatzbereich mit einer Mikrofrakturahle einbrachte und hierdurch lokal eine Erhöhung von Wachstumsfaktoren im Rupturbereich erzielte. Steadman berichtete über eine hohe Ausheilungsquote. Die Injektion von PRP bzw. ACP sollte im Prinzip durch die wesentliche höhere Konzentration von Wachstumsfaktoren eine noch bessere Grundlage zum Ausheilen bieten. Abbildung 9 zeigt den Fall einer 43jährigen Frau, die sich eine hohe VKB-Ruptur beim Skifahren zuzog. Die erste ACP-Injektion erfolgte 2 Tage nach dem Unfall, gefolgt von zwei weiteren Injektionen jeweils nach einer Woche. Nach 6 Monaten war das Knie stabil mit seitengleichen KT 1000-Werten. Die Patientin hatte bereits nach 3 Monaten wegen völliger Beschwerdefreiheit alle ihre Sportarten wieder aufgenommen. 2. Bandrekonstruktion Bei der Rekonstruktion von Grad 3-Innenbandzerreissungen, Patellarsehnenrissen, ➔ Abb. 10b: Rekonstruktion und Auftragen ­sowie ­ teilweise Infiltrieren von ACP 47 | ::Fachbeiträge Achil­lessehnenrissen mit perkutaner Naht sowie komplexen Außenbandrissen am OSG sind wir seit einem Jahr dazu übergegangen, stets eine ACP-Injektion in den Reparaturbereich zu applizieren. 3. Naht von Meniskusrissen Wie Ischida und Mitarbeiter kürzlich tierexperimentell nachgewiesen haben, verbessert der Zusatz von PRP-Gel die Auffüllung von Meniskusdefekten. Wir sind daher dazu übergegangen, am Schluss einer Meniskusnaht die Spülflüssigkeit komplett abzuziehen und dann ACP mittels einer Knopfkanüle in den Nahtbereich zu injizieren. Erfreulicherweise ist nunmehr auch durch die WADA (Welt-Anti-Doping-Assoziation) die Freigabe für die lokale Behandlung von Sportverletzungen mit Ausnahme von Injektionen in die Muskulatur erteilt worden. Seit über 20 Jahren ist die sichere und erfolgreiche Anwendung von PRP in einer N O T E S & Abb. 11a: Hinterhornriss und Naht mit Fastfix. breiten Vielfalt unterschiedlichster Indikationen dokumentiert. Die Entwicklung von ACP erscheint uns ein richtiger Schritt, um dieser neuen rein autologen Technologie in wirtschaftlich vertretbarer Weise zu einer Verbreitung in der konservativen und operativen orthopädischen Chirurgie und anderen Gebieten zu verhelfen. :: Abb. 11b: Injektion von ACP in den Riss nach erfolgter Naht. Literatur beim Verfasser Prof. Dr. Hans H. Pässler [email protected] N E W S ::Die ATOS Privatklinik München stellt sich vor: Dr. Raimund Völker leitet das Zentrum für Hüftchirurgie Dr. Völker studierte Medizin in Berlin und erhielt dort auch seine klinische Weiterbildung: zunächst in der Orthopädie im OskarHelene-Heim bei Prof. U. Weber, von 1991 bis 1998 in der Chirurgie bei Prof. H. D. Clevert an den DRK-Kliniken Berlin. Anschließend sammelte Dr. Völker als Oberarzt umfassende Erfahrung in endoskopischer und minimalinvasiver Operationstechnik. Durch die Ausbildung bei Prof. M. Faensen, dem Leiter des größten deutschen Zentrums für Oberflächenersatz am Hüftgelenk, trat die Hüftchirurgie in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Dr. Völker gehört zu den erfahrensten Chirurgen Deutschlands beim Oberflächenersatz am Hüftgelenk. Er zählt zudem zu den wenigen Operateuren, die den Hüftkopfteilersatz durchführen. Seine Schwerpunkte: Der Oberflächenersatz nach McMinn (BHR) Anders als bei Standardprothesen werden beim Oberflächenersatz nach McMinn nur die erkrankten oberflächlichen Anteile des Gelenkes entfernt, Hüftkopf und Schenkelhals bleiben erhalten. | 48 Kopfteilersatz (BMHR, Midhead Resection) Die Verwendung dieses speziellen neuen Implantats nach McMinn ist eine weitere knochensparende Operationsmethode. Totalendoprothese (TEP) – Metall-Metall Großkopfimplantate mit Standardstielen Totalendoprothese (TEP) – Keramik-Keramik Großkopfimplantate mit Standardstielen. Dr. Völker ist 45 Jahre alt und war früher Leistungssportler im Eiskunstlaufen: Er war 5-facher Berliner Meister, 2-facher Deutscher Jugendmeister und Gewinner der Bronzemedaille in der Pflichtdisziplin bei der Juniorenweltmeisterschaft. ­Später blieb er seinem Sport als Trainer jahrelang treu. Heute sind Tauchen, ­Tennis, Golf und Skifahren seine favorisierten Sportdisziplinen. ATOSnews Hallux valgus – eine Volkserkrankung: Wann und wie behandeln? Von Hajo Thermann und Nico Sartory Der Hallux valgus ist eine Gelenkerkrankung. Je nach Sichtweise und ­Pathologie handelt es sich um einen medialen Versatz des 1. Mittelfußknochens (Metatarsale) oder um einen lateralen Versatz der Großzehe. Um den Hintergrund des Hallux valgus zu beleuchten, müssen wir gleich den „Anfangsfehler“ der Menschheit betrachten, nämlich den aufrechten Gang. Bei unseren homoiden Vorfahren (etwa vor 2 Millionen Jahren) war das Großzehengrundgelenk noch ein Kugelgelenk und ermöglichte durch eine Hypermobilität des 1. Strahls eine Greiffunktion. Der aufrechte Gang ist mit erheblichen Belastungen für den Bewegungsapparat und insbesondere für die Füße verbunden. Um anthropometrische Daten zu den durchschnittlichen Gangleistungen des Menschen darzustellen, wird ein Gehpensum von etwa 5000 Schritten am Tag angesetzt. Das sind circa 18,3 Millionen Schritte im Jahr, und wenn wir 70 Jahre lang laufen (mal mehr, mal weniger!), kommen wir auf etwa 1,3 Milliarden Schritte während ­dieser Lebensspanne. Hinzu kommen die Belastungen durch die Freizeitgestaltung, die mittlerweile einen großen Stellenwert erlangt hat. Ein Marathonlauf schlägt mit etwa 30.000 bis 40.000 Schritten zu Buche. Nimmt man das zwei­ einhalb- bis dreifache Körpergewicht als Belastung an beim Bodenkontakt und die Bodenreaktionskraft, so errechnen sich zwischen 6 und 10 Millionen Kilogramm Belastung auf den Fuß. Die Belastung des Fußes mit dem etwa anderthalbfachen Körpergewicht beim Gehen führt bei einem Körpergewicht von 60 kg zu einer Lebensbelastung der Fußgelenke von etwa 13 Millionen Tonnen! Die Zehengrundgelenke sind nur in zwei Achsen beweglich – in Dorsalextension und Plantarflexion. Die Besonderheit der Anatomie des Großzehengrundgelenkes ist, dass auch eine seitliche Bewegung stattfinden kann: Der Musculus abductor pollicis kann in Neutralstellung die Großzehe abspreizen. Der Musculus adductor pollicis ermöglicht nur in Streckstellung ein Heranziehen, also eine Adduktion der Zehen. Einflußgrößen und Pathologie Die Ursachen für die Entwicklung eines Hallux valgus sind neben der genetischen Prädisposition und der familiären Anlage vor allem das Schuhwerk mit geringem Raum für die Zehen. Spitz zulaufendes und hochhackiges Schuhwerk führt zu einer Überbelastung des Großzehengrundgelenks und der Metatarsalia. Auch genetisch bedingt findet sich bei Frauen ein höherer Anteil an Vorfußdeformitäten wie z. B. dem Hallux valgus als bei Männern. Die große Bedeutung der Schuhe zeigt jedoch der Umstand, dass in Japan vor dem zweiten Weltkrieg der Hallux valgus fast nicht bekannt war. Damals wurden noch traditionelle Socken und Schuhe getragen, wel- che die Verkürzung der lateralen Strukturen durch die Separierung der Großzehe von den kleinen Zehen verhinderten. Die Pathogenese und Pathophysiologie des Hallux valgus ergibt sich durch den Abduktorzug nach außen. Dadurch kommt es zu einer seitlichen Luxation der proximalen Phalanx der Großzehe, und das Os metatarsale I verschiebt sich nach innen. Die Gelenkkapsel auf der Innenseite wird überdehnt, auf der Außenseite kontrahiert sich die Kapsel mit Verkürzung des Adduktormuskels. Die Sehne des M. extensor hallucis longus kommt aufgrund der Verschiebungen auf der Außenseite des Gelenkes zu liegen und verstärkt die Fehlstellung weiter. Die mediale Kapsel des Mittelfuß-ZehenGelenkes hat zwei Schichten, eine oberflächliche Schicht mit transversalen Fasern und eine tiefe Schicht mit longitudinalen Fasern. Ab einem Alter von 30 Jahren kommt es regelmäßig zu Rupturen der tiefen Anteile der longitudinalen Fasern und damit zur erheblichen Schwächung der medialen Kapsel. ➔ Abb. 1: traditionelle japanische Socken 49 | ::Fachbeiträge Drei Faktoren führen zur Ausbildung eines Hallux valgus: -- Zunahme der Rotation der Zehe -- Abnahme der Zugspannung des medialen Ligaments -- Anstieg des intraartikulären Drucks im Bereich des Metatarsophalangealgelenkes. In der Entwicklung des Hallux valgus spielen abnorme Bewegungen mit Erhöhung der Rotationsproblematik eine Rolle. So erhöht sich der Schaft-Gelenk-Winkel (DMNA) im Laufe des Lebens langsam. Etwa 30 % der kongenitalen Hallux valgusPatienten haben einen Meniskus im Großzehengrundgelenk. Das Interphalangealgelenk geht bei fortschreitendem Hallux valgus in Valgusstellung und erhöht die Instabilität des Metatarsophalangealgelenkes. Im weiteren Verlauf kommt es zur zunehmenden Überdehnung der Gelenkkapsel. Die Großzehe drückt weiter nach außen. Der Ballen scheuert am Schuhrand und es kommt zu Entzündungen des Zehenballens und zu chronischen Schmerzen. Abb. 2: Valgusstellung des Inter­phalangeal­gelenkes Abb. 3: Beginnender und fortg­ eschrittener Hallux valgus bei Tochter und Mutter | 50 Klassifikation des Hallux valgus (nach P. Diebold) Pathogenische Klassifikation: 1. Kongenitaler Hallux valgus 2.Triangulärer Vorfuß mit Hallux valgus und Schneiderzehen 3. Hallux valgus bei Männern. Klassifikation nach der klinischen Situation: 1. Hallux valgus im Alter 2. Wiederauftreten nach Vorfußchirurgie 3. Arthrose und Hallux valgus 4. rheumatoider Vorfuß Der kongenitale Hallux valgus bei Frauen beginnt vor dem 14.ten Lebensjahr. Es handelt sich um einen schmerzhaften Ballen mit lateraler Deviation der Großzehe, manchmal mit Dysplasie des 1. Metatarsaleköpfchens. Man findet eine Kombination aus einem kongruenten Gelenk zusammen mit einem Genu varum, femoropatellarer Deviation, kurzen Gastrocnemiusmuskeln sowie bei Cavusfüßen oder Rückfußvalgus. Der Rückfußvalgus entkoppelt das Talonavikulargelenk, dadurch kommt es zu einer 40 %igen Erhöhung der Belastung des 1. Strahls mit Ausbildung eines Hallux valgus durch die Innenrotation der medialen Säule. Ferner wird durch den Rückfußvalgus die Achse des M. peroneus longus herabgesetzt, welches ein Metatarsus elevatus kreiert. Damit ist eine Verlängerung des 1. Strahls und ein erhöhter Stress im Metatarsophalangealgelenk entstanden. Ein erhöhter distaler Gelenk-Schaft-Winkel (DMNA nach Richardson) führt weiter durch die Lateralisationseinstellung des Gelenkes und der Zehe zur Ausbildung des Hallux valgus. Dieser erhöhte DMNA führt zu einer erhöhten Pronation des Mittelfußknochenköpfchens. Unter einem Hallux valgus bei triangulärem Vorfuß versteht man eine Deformität, welche meistens Frauen um das 40. ­Lebensjahr betrifft. Es findet sich eine erhöhte Laxität des Fußes, meistens ein Hallux valgus kombiniert mit Schneiderzehen. Hierbei zeigt sich häufig eine schmerzhafte Instabilität des Grundgelenks der 2.ten Zehe mit Metatarsalgie und Krallenzehen. Das Röntgen zeigt das Metatarsale I in Varus und das Metatarsale V in Valgus. Der Schaft-Gelenk-Winkel (DMNA) ist fast normal, aber es besteht ein inkongruentes Gelenk. Der Hallux valgus bei Männern tritt meist im Alter zwischen 40 und 50 auf. Es handelt sich immer um eine kongenitale Erkrankung. Ein schmerzhafter Ballen, der mit der Deviation der 1. Zehe anfängt, teilweise mit einer Dysplasie des 1. Metatarsaleköpfchens mit rundem Kopf einhergeht sowie einem deutlich erhöhten DMNA. Ferner fehlt häufig die intersesamoidale Kante bei kongruentem Gelenk. Ein rheumatoider Hallux valgus ist kein klassischer Hallux valgus, sondern eher eine arthrotische Veränderung des MTP-Gelenkes. Bedeutungsvoll ist hierbei der Rückfußvalgus. Es kommt durch die rheumatoide Arthritis zur Destruktion der Kapsel und des medialen Ligamentes, welches zum Hallux valgus durch Schwächung der medialen Strukturen führt, besonders bei Rückfußvalgus. Die Kombination aus Arthrose und Hallux valgus ist außergewöhnlich. Die Arthrose kommt eher in Zusammenhang mit einem Hallux rigidus vor. Dies geht häufig mit einem Meniskus im MTP-Gelenk einher und ist ebenfalls ein Problem bei metabolischen Erkrankungen wie der Gicht. Die Folgen der Halluxdeformitäten sind Metatarsalgien bis hin zu schweren Gelenkdislokationen mit cross-over-toes und splaytoes. Der Hallux valgus im Alter ist meist ein erheblicher Hallux valgus, der aber gut toleriert wird. Mehr Beschwerden machen die Abb. 4: Hallux valgus Endstadium mit Cross-over und splay toe ATOSnews Abb. 2: Valgusstellung des Inter­phalangeal­gelenkes Metatarsalgien sowie die Krallen- und Hammerzehen. Der DMNA ist fast normal. Häufig liegt ein inkongruenter Hallux valgus mit Metatarsophalangealluxation vor. Pathophysiologisch kommt es durch die Rotationsfehlstellung zur Hebelveränderung der Abduktorsehne, die dann plantar zu Liegen kommt und dann als zusätzlicher Beugemuskel arbeitet. Die Extensorsehne führt zu einem lateralen Zug und unterstützt die Fehlbildung; die Flexor-hallucis-Sehne zieht mit dem rotierten Sesambein ebenfalls nach lateral. Zunehmende interphalangeale Rotation führt so zur Ausbildung und zur weiteren Lateralisation des Hallux valgus der gesamten Zehe. Konservative Behandlung Die konservative Behandlung hatte bislang wenig Bedeutung, da beim Auftreten relevanter Beschwerden die Patienten schon erhebliche Fehlstellungen haben. Die bislang verfügbaren Schienen zeigten eine extreme Rigidität, so dass sie nicht stufenförmig oder stufenlos eine Quengelung der verkürzten Strukturen möglich machen. Von daher wird in erster Linie symptomatisch mit weitem Schuhwerk, antiphlogistischer Behandlung, Fußgymnastik mit Adduktion der Großzehe behandelt. Bisher wurde aber eher nur kurzfristig symptomatisch anbehandelt, um dann den Patienten einer operativen Behandlung zuzuführen. In einigen Fällen kommt es durch die antiphlogistische Therapie und die Umstellung des Schuhwerks zu einem Abklingen der Symptomatik, wobei unter Einhaltung entsprechend weiten Schuhwerks die Situation für die Patienten tolerabel war. Die jetzt an 50 Patienten durchgeführte Pilot-Studie (unveröffentlicht) der Halluxsan®-Schiene zeigt beim moderaten Hallux valgus mit geringer Fehlstellung, sowie flexibler Hallux valgus-Reposition und einer geringen Bursitis beim kontinuierlichen Tragen bei 80 % der Patienten eine deutliche Beschwerdebesserung. Es handelt sich bei der Halluxsan®-Schiene um die erste verfügbare Quengelschiene für den Hallux valgus. Aufgrund der noch kurzfristigen Ergebnisse lässt sich allerdings noch keine Aussage treffen, ob hiermit stand- und dauerhafte Ergebnisse erzielt werden können. Operative Behandlung Die operative Behandlung hat die folgenden Ziele: -- laterale Zugwirkung durch Flexoren und Extensoren aufzuheben -- Neueinstellung der Sesambeine -- Aufhebung der Pronation -- Wiederherstellung eines kongruenten Gelenkes -- Bestärkung der medialen Kapsel und Aufhebung des Metatarsus varus -- Balancierung der Muskel, insbesondere der lateralen Ansätze der Adduktoren. Abb. 6: angelegte Halluxsan®-Schiene Die verschiedenen Techniken werden entsprechend der Intermetatarsalewinkel algorhythmisch angewandt: Für kleinere Intermetatarsalewinkel bei kongruentem Gelenk und geringem DMNA ist die Chevron-Osteotomie ein beliebtes Verfahren, um den Hallux valgus zu korrigieren. Hierbei wird V-förmig, teilweise auch L-förmig, mit einem längeren plantaren Schenkel das Köpfchen osteotomiert und lateral verschoben, bis es zur Überdachung der Sesambeine kommt. Meistens wird bei größeren Fehlstellungen eine Weichteiloperation mit Ablösen des Adduktors im Bereich der Grundphalanx und im Bereich der Sesambeine durchgeführt, um die Reposition der Sesambeine zu erleichtern. Zur Fixierung werden verschiedene Techniken angeboten: Spickdrähte, kleine „Herbertschrauben“ oder auch resorbierbare Implantate. Der schwedische Chirurg S. Resch verzichtet bei einer „stabilen“ Kapselraffung auch auf die Extrafixierung, was jedoch unserer Meinung nach ein unnötiges Risiko darstellt. Bei der Chevron-Osteotomie ist zu beachten, dass deutliche Grenzen im Hinblick auf die laterale Verschieblichkeit bestehen. Daher sollte bei großen Intermetatarsalewinkeln diese Technik nicht angewandt werden. Wichtig für die Vermeidung von Rezidiven ist die vollständige Überdachung der lateralen ➔ Abb. 7: Röntgenbild nach Chevron-Osteotomie 51 | ::Fachbeiträge a Abb. 8: Durchgeführte Scarf-Osteotomie und Zustand vor und nach basisnaher Keilektomie mit Staplefixierung Sesambeine, die nicht durch die Weichteilrekonstruktion über die mediale Verspannung erreicht werden soll, sondern intraoperativ im Röntgenbildwandler eindeutig verifiziert werden kann. Bei der alleinigen „Weichteilmedialisierung“ der Sesambeine ist es ab­ sehbar, dass es zu Rezidiven mit Lateralisation kommt. Die Scarf-Osteotomie ermöglicht neben der Translation des Metatarsaleköpfchens noch eine Rotation, was besonders bei inkongruenten Gelenken oder bei verändertem DMNA wichtig ist. Hierbei lassen sich auch größere Intermetatarsalewinkel korrigieren. Die Osteotomie ist aus dem mittelalterlichen Zimmermannshandwerk entlehnt worden, wobei Z-förmig der Mittelfußknochen durchtrennt wird. Hierbei ist darauf zu achten, dass man eine ausreichend lange Osteotomie horizontal durchführt, um ein Einsinken des distalen oder proximalen Anteils zu vermeiden, welches zu erheblichen Instabilitäts-, aber auch zu Dorsaldislokationen (mit Bewegungseinschränkungen und Schmerzen!) führt. Beginnende Rotationsfehlstellungen (Pronation!) oder leichte Inkongruenzen des Gelenkes können durch eine sogenannte AkinsOsteotomie korrigiert werden, wobei ein basisnaher Keil entnommen und unter Rotation mit einem Staple oder einer Schraube eine Varisation durchgeführt wird, um dann einen absolut anatomischen 1. Strahl zu haben unter Aufhebung der Pronation. | 52 b Abb. 9: Röntgenbild d.-p. und seitlich nach Lapidus Arthrodese und Akinsosteotomie Die Lapidus- oder Metatarsale-I-cuneiforme-I-Arthrodese ist eine Operationstechnik, die bei großen Fehlstellungen (intermetatarsaler Winkel) und bei Instabilitäten eingesetzt wird. Die Frage der sagittalen Instabilität ist trotz intensiver Forschung weiterhin ein umstrittener Diskussionspunkt. Die Arbeiten von K. Klaue konnten in biomechanischen Untersuchungen eine Instabilität nachweisen, jedoch bei Versuchen von M. Coughlin, die ein ähnliches Setup für die Biomechanik-Testung benutzen, wurde diese Instabilität nicht nachgewiesen. Aus unserer Sicht ist die sagittale Instabilität allein nicht das Hauptargument für Abb. 10: postoperativ angelegte Halluxsan®-Schiene mit darunter erkennbarem Pflaster die Lapidus-Arthrodese. Aus dem Gesetz der Abweichungen bei intermetatarsalen Winkeln >20 Grad ist davon auszugehen, dass auch eine transversale Instabilität vorliegt, ähnlich wie bei schweren Varusarthrosen oder Valgusarthrosen am Knie. Die Korrektur von großen intermetatarsalen Winkeln ist häufig nur durch Kombinationsoperationen, im Verbund mit ChevronOsteotomie, durchzuführen. Die operative Technik sieht vor, dass extrem sparsam entknorpelt wird und die Einstellung im MT-I/CI-Gelenk erfolgt. Ein oft beobachteter technischer Fehler hierbei ist die Elevation des Metatarsale, die zu erheblichen Belastungsproblemen im Metatarsalia-Bereich führt. Gerade durch den Einsatz von OffsetPlatten, die technisch die Operation erleichtern, ist das falsche sagittale Alignment jedoch bei nicht korrekter Anwendung teilweise vorprogrammiert. Die klassische Osteosynthese ist die Verschraubung, die aber technisch anspruchsvoll ist. Jedoch lassen sich über die winkelstabilen Platten technisch einfachere Stabilisierungen der Fusion durchführen. Hierbei ist aber immer zu beachten, dass eine Derotationsschraube oder Spickdraht im proximalen Anteil zwischen MT-I/MT-II oder MT-I/C-II eingebracht wird, um gleichzeitig Kompression und Rotationsstabilität zu gewährleisten. Neuere Ansätze, die sehr verheißungsvoll sind, zeigen das plantare Anbringen der Platte. Hierbei wird kein Offset benutzt. Die sagittale Achse, zur ATOSnews Vermeidung der Elevation, ist so einfacher zu kontrollieren. Aus unserer Sicht wird die plantare Plattenstabilisierung die Technik der Wahl für die Zukunft sein. Die postoperative Behandlung erfolgt im Vorfußentlastungsschuh für 4 Wochen bei voller Belastung! Hierbei ist bei stabiler Osteosynthese ein sehr flacher postoperativer Behandlungsschuh ohne großes Plateau anwendbar. Bei Stabilitätsproblemen der Osteosynthese sollte die Entlastung vollständig sein und ein Plateauschuh eingesetzt werden. Nach dem Abheilen der Weichteile ist aus unserer Sicht eine Redressions-Schiene zur Stabilisierung der medialen Kapselstrukturen als auch zum Gegenwirken der lateralen Schrumpfung nach dem Release des Adduktors notwendig. Die neu entwickelte Halluxsan®-Schiene ermöglicht aufgrund eines besonderen Federmechanismus einen variabel einzustellenden Zug nach medial und ermöglicht so eine schmerzfreie Stabilisierung der Weichteile. Etwa zwei bis vier Wochen postoperativ – je nach Wundheilung – wird die Schiene als Nachtschiene und wann immer sonst möglich für etwa drei Monate getragen. Die jetzigen kurzfristigen Ergebnisse zeigen bei allen Patienten eine Stabilisierung der anatomischen Ausrichtung bei gleichzeitig angenehmem Tragekomfort. In zwei Fällen kam es zu leichten Druckgefühlen im Bereich der Operationsnarbe, die durch eine Polsterung abgestellt werden konnte (Hühneraugenpflaster). rung der Plantarflexion erfolgt mit Hilfe von flexiblen Unterlagen oder durch ein kleines Handtuch beim Knien. Abb. 11: Training von Dorsalextension (links) und Plantarflexion (rechts) Zur Mobilisierung des Großzehengrundgelenkes sowie zur Kräftigung der Fußstrecker können gegen Widerstand Flexion und Extension mit dem Teraband geübt werden. Zusätzlich ist es eine sehr effektive Übung zur Verbesserung der Koordination, mit den Zehen ein Handtuch zu greifen. Abb. 14: Handtuchgreifen Das Großzehengrundgelenk kann durch seitlichen Zug mit einem Gummiband, das zwischen der Großzehe und der zweiten Zehe eingelegt und durch Spreizen der ­Beine angespannt wird, gekräftigt und gedehnt werden. Abb. 12: Übungen zur Kräftigung der Muskulatur mit dem Teraband Eine weitere Möglichkeit zur Mobilisierung der Zehen besteht durch Drücken gegen die Wand. Eine Kräftigung der Zehen kann beim Treppensteigen erfolgen. Abb. 15: seitliches Dehnen mit einem Teraband Nachbehandlung Die postoperative Gymnastik führt zur weiteren Stabilisierung und muskulären Balancierung des 1. Strahls, aber auch der anderen Zehen und der anliegenden Fußgelenke. Begleitend sollte eine Eigenmassage des Fußgewölbes mit einem Tennis- oder Golfball durchgeführt werden. Bei den Übungen sollte der Fuß durch Plantarisierung und Dorsalextension in der Hocke mobilisiert werden. Die Steigerung der Dorsalextension erfolgt durch einfache Gewichtsverlagerung nach vorn. Die Steige- Bei anatomischer knöcherner Rekonstruktion kann durch regelmäßiges Üben eine volle, schmerzfreie Funktion des 1. Strahls dauerhaft erreicht werden. :: Literatur bei den Verfassern. Abb. 13: Drücken der Großzehe in Extension (links) und Flexion (rechts) an der Wand oder Stufe Prof. Dr. Hajo Thermann Nico Sartory Zentrum für Knie- und Fußchirurgie [email protected] 53 | ::Fachbeiträge A U F L Ö S U N G Z U S E I T E : 35 DER INTERESSANTE FALL Aus der Knie- und Fußchirurgie Kniegelenkschmerzen verursacht durch Osteochondrosis dissecans? Von H. H. Pässler Wie schon bei der Befunderhebung angemerkt, fiel bei der körperlichen Untersuchung eine hochgradige Verkürzung der Beugemuskulatur auf. Der Hüftflexionstest sollte bei einem Mädchen dieser Altersklasse mindestens 90° betragen, der Hüftflexionstest (Abb. 4) betrug hier gerade 45°. Die Untersuchung der Streckmuskulatur (Abb. 3) zeigte einen normalen Fersen-Gesäßabstand. Eine Vielzahl von Kniegelenkserkrankungen betreffen auf das Femoropatellargelenk. Die Ursachen sind vielschichtig. Besonders bei jüngeren Menschen wird der vordere Knieschmerz häufig durch eine Balancestörung zwischen der Streck- und Beugemuskulatur des Oberschenkels verursacht. Hierbei ist einer der beiden Muskelgruppen zu kurz, was durch entsprechende Tests nachgewiesen werden kann. Bei Nachweis von eindeutigen Dysbalancen und Ausschluss symptomauslösender intraartikulärer Pathologien hilft meist ein simples Dehnen (Stretching) der verkürzten Muskelgruppen kombiniert mit Muskelkräftigungsübungen, Kraulschwimmen, Aquajogging, Radfahren, vor allem in Form des Spinnings. Dies führt in aller Regel nach einer gewissen Zeit zur Schmerzfreiheit. Abb. 2: Prüfung der Dehnung der Beinbeuger mittels des Hüftflexionstests. Der Fuß sollte dabei in 90° ­Beugung gehalten werden, das andere Bein liegt flach auf dem Tisch. Therapie Aufgrund des Nachweises der Muskeldysbalance und des stabilen Dissekates wurde der Patientin von einer operativen Intervention abgeraten, da die vorhandene Osteochondrosis dissecans nicht Auslöser der Beschwerden sein konnte. Wie erwartet, führte das durchgeführte Dehnprogramm zu einer völligen Beschwerdefreiheit innerhalb von drei Monaten. Literatur beim Verfasser [email protected] | 54 Abb. 3: Prüfung der Dehnung der Beinstrecker mit dem Fersen-Gesäßabstand. Mit leichtem Druck wird die Ferse heruntergedrückt. Bei Jugendlichen, vor allem Mädchen, sollte er 0 cm betragen. Werte über 15 cm weisen beim Erwachsenen auf Verkürzungen der Strecker hin. :: ATOS intern UNTERSUCHUNGSKURS SCHULTER UND KNIE Kurse 2010 Hands on ATOS Weiterbildungsveranstaltung der ATOS Klinik Heidelberg Agenda Knie UNTERSUCHUNGSKURS KNIE, TEIL I 17:00 Uhr 17:05 Uhr 18:00 Uhr 18:30 Uhr 19:45 Uhr Begrüßung der Teilnehmer :: Meniskus :: Kreuzband Kaffeepause Hands-on Knie :: Patientenvorstellung und Untersuchung des Kniegelenkes in kleinen Gruppen :: Demonstration wichtiger Untersuchungstechniken Ende der Veranstaltung UNTERSUCHUNGSKURS KNIE, TEIL II 17:00 Uhr 17:05 Uhr 18:00 Uhr 18:30 Uhr 19:45 Uhr Begrüßung der Teilnehmer Knorpel :: Regeneration bis Transplantation :: Arthrose: moderner Gelenkersatz Kaffeepause Hands-on Knie :: Patientenvorstellung und Untersuchung des Kniegelenkes in kleinen Gruppen :: Vertiefung der Untersuchungstechniken Ende der Veranstaltung Gemeinsames Abendessen Kursleitung Knie Dr. Rainer Siebold Agenda Schulter UNTERSUCHUNGSKURS SCHULTER, TEIL I 17:00 Uhr 17:05 Uhr 18:00 Uhr 18:30 Uhr 19:45 Uhr Begrüßung der Teilnehmer :: Schulterimpigement :: Rotatorenmanschette Kaffeepause Hands-on Schulter :: Patientenvorstellung und Untersuchung des Schultergelenkes in kleinen Gruppen :: Demonstration wichtiger Untersuchungstechniken Ende der Veranstaltung UNTERSUCHUNGSKURS SCHULTER, TEIL II 17:00 Uhr 17:05 Uhr 18:00 Uhr 18:30 Uhr 19:45 Uhr Begrüßung der Teilnehmer Häufige Krankheitsbilder :: Die instabile Schulter :: moderne Schulterprothesen Kaffeepause Hands-on Schulter :: Patientenvorstellung und Untersuchung des Schultergelenkes in kleinen Gruppen :: Vertiefung der Untersuchungstechniken Ende der Veranstaltung Gemeinsames Abendessen Kursleitung Schulter Dr. Sven Lichtenberg www.atos.de | 56 ATOSnews Impressum Herausgeber ATOS Praxisklinik Heidelberg Wissenschaftsredaktion Prof. Dr. Hans H. Pässler Prof. h. c. Univ. Peking Termine 2010 MÄRZ Knie Teil I Teil II 03.03.2010 17.03.2010, mit Abendessen Teil I Teil II 21.04.2010 28.04.2010, mit Abendessen Teil I Teil II 02.06.2010 16.06.2010, mit Abendessen Teil I Teil II 20.10.2010 27.10.2010, mit Abendessen Teil I Teil II 03.11.2010 17.11.2010, mit Abendessen APRIL Schulter JUNI Knie OKTOBER Schulter NOVEMBER Knie Kursgebühr (Teil I und Teil II) inklusive Kursheft und gemeinsamem Abendessen: € 60,00 Anmeldung unter [email protected] oder per Fax an die 06221 983 919 www.atos.de Redaktion Dr. Barbara Voll-Peters 51427 Bergisch Gladbach [email protected] Grafische Umsetzung und Anzeigenverwaltung GIT Verlag GmbH & Co. KG A Wiley Company Dipl.-Kfm. Manfred Böhler Rößlerstraße 90 64293 Darmstadt / Germany [email protected] www.gitverlag.com Grund-Layout Reinshagen & Hartung GmbH, 68161 Mannheim Produktion GIT Verlag GmbH & Co. KG A Wiley Company Herstellung: Christiane Potthast Layout: Ruth Herrmann, Ralf Prötzel Litho: Elke Palzer, Ramona Rehbein Druck: Frotscher Druck, Darmstadt V.i.S.d.P.: ATOS Praxisklinik GmbH & Co. KG Geschäftsführer Prof. Dr. Peter Habermeyer Dipl.-Kfm. Viktor Wohlmannstetter Bismarckstraße 9–15 69115 Heidelberg Telefon 06221 983-0 Telefax 06221 983-919 [email protected] www.atos.de Bildnachweis: Titelbild: © Alexander Rochau/Fotolia.com 57 | :: Notes & News N O T E S & N E W S :: Großer Andrang beim Tag der offenen Tür in der ATOS Klinik Heidelberg Auf sehr viel Interesse stieß der Tag der offenen Tür, der am 10. Oktober zwischen 1500 und 2000 Besucher in die frisch renovierten Räume der ATOS Praxisklinik lockte. Nach der offiziellen Eröffnung konnten die Gäste durch alle medizinischen Abteilungen flanieren und sich in aller Ruhe über das Leistungsspektrum der Praxisklinik informieren. Im ganzen Haus gab es Aktionen wie kostenlose Ultraschall-Untersuchungen z. B. der Schulter oder der Schilddrüse, letztere in der wenige Tage zuvor eröffneten Praxis für endokrine und abdominale Chirurgie (siehe auch Seite 30), ferner Blutdruckmessung und Diabetes-Check oder Fitnesstests in der Physiotherapie. Auch die Operationssäle sowie die Intensiv- und Überwachungsräume waren zugänglich, den Interessierten wurden ferner chirurgische Instrumente gezeigt. Wer wollte, konnte in ein komplettes steriles Chirurgenoutfit steigen und sich darin fotografieren lassen. Auch die Kinder kamen nicht zu kurz: Sie durften in einem der OPSäle mit dem Arthroskop hantieren und nach Gummibärchen angeln. Der Umbau der ATOS Klinik Heidelberg erstreckte sich in den vergangenen zwei Jahren nicht nur auf den gesamten OP-Trakt mit fünf Sälen und erweitertem Sterilisationsbereich, sondern umfasste auch eine Erneuerung der Betten- und Überwachungsstationen und des nunmehr 800 qm großen Rehabilitationsbereichs. Gegenwärtig arbeiten in der ATOS Klinik Heidelberg 30 Ärzte in 18 medizinischen Fachdisziplinen, und in Zukunft wird sich das interdisziplinäre Ärztenetzwerk noch kräftig erweitern: das ATOSCarrée bietet noch viel Raum und wird ab Herbst 2010 beziehbar sein. | 58 Resorption Erster Wahl ART 50/D/08/08/A MegaFix® - bioresorbierbare Interferenzschrauben KARL STORZ GmbH & Co. KG, Mittelstraße 8, D-78532 Tuttlingen/Deutschland, Telefon: +49 (0)7461 708-0, Fax: + 49 (0)7461 708-105, E-Mail: [email protected] KARL STORZ Endoskop Austria GmbH, Landstraßer-Hauptstraße 146/11/18, A-1030 Wien/Österreich, Tel.: +43 1 715 6047-0, Fax: +43 1715 6047-9, E-Mail: [email protected] www.karlstorz.com ::ATOS intern Heidelberger Erfolgsmodell jetzt auch in München ATOS Privatklinik München eröffnet Anfang Oktober wurde die ATOS Privatklinik München mit einem Festakt im Cuvilliés Saal des Sheraton München ­Arabellapark Hotels eröffnet. Über 350 Ärzte und Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung nahmen an der Eröffnungsfeier teil. Im Anschluss fanden Führungen durch die Klinik statt, die nach umfassenden Baumaßnahmen jetzt zu den modernsten Kliniken Münchens zählt. Sieben orthopädische Facharztpraxen werden künftig über 2.000 Patienten pro Jahr stationär versorgen. Das operative Spektrum umfasst Eingriffe an Fuß, Knie, Hüfte, Wirbel­ säule und Schulter. Das Leistungsangebot wird abgerundet durch eine Ambulanz für Sportverletzungen sowie eine ­Praxis für Plastische und Ästhetische Chirurgie. „Ein Team aus erfahrenen und hochspezialisierten Ärzten, kurze Wege und hohe Synergieeffekte in der Klinik sowie perfekte Ausstattung und fürsorglicher Patientenservice“, nannte Prof. Dr. ­Peter Habermeyer, der ärztliche Geschäftsführer, als Erfolgsrezept der ATOS Klinik. „Es ist uns gelungen, anerkannte Spezialisten für unser ATOS Ärzteteam zu gewinnen,“ ergänzte Viktor Wohlmannstetter, der kaufmänni¬sche Geschäftsführer. Ein ausgefeiltes Qualitätsmanagement sei die Basis des Erfolgs, erklärte Wohlmannstetter. Niedrige Komplikationsraten und hohe Patientenzufriedenheit belegten, dass dieses Konzept funktioniere. Mit präzisen Therapieplänen kann der stationäre Aufenthalt für die Patienten so kurz wie möglich gestaltet werden. „In Heidelberg praktizieren wir in der ATOS Praxisklinik dieses Modell seit vielen Jahren sehr erfolgreich. Von diesen Erfahrungen können jetzt auch unsere Münchener Patienten profitieren“, so Wohlmannstetter. Ambulanz für Sportverletzungen: Effiziente Versorgung bei Unfällen Mit der Ambulanz für Sportverletzungen wurde ein Versorgungsangebot geschaffen, das speziell für Verletzungen im Freizeitbereich konzipiert ist. Denn Sport- und Freizeitunfälle verursachen häufig Verletzungen, die rasch und mit hoher Fachkenntnis behandelt werden müssen. Hier bietet das von Dr. Robert Kilger, dem Mannschaftsarzt des Eishockeyteams EHC München, geleitete ­Zentrum verletzten Patienten auch am Wochenende eine hochqualifizierte Diagnostik und Therapie, wobei auf die Expertise der anderen orthopädischen Fachzentren sowie auf die in der ATOS Privatklinik verfügbare Kernspin-Diagnostik zurückgegriffen werden kann. Modernisierung von Technik, Ausstattung und Räumen Nach über einjährigen Modernisierungsmaßnahmen erfüllt die Klinik mit vier Operationssälen und dem Raum für ambulante Eingriffe alle Anforderungen an moderne Medizintechnik, kombiniert mit anspruchsvollem Komfort in den 36 Einzelzimmern und den beiden Suiten. Für die radiologische Diagnostik stehen zwei Kernspintomographen und ein digitales Röntgengerät bereit. Darüber hinaus sind in den vier Stockwerken auch noch Räume für Physiotherapie und medizinische Kräftigungstherapie untergebracht. Viktor Wohlmannstetter, Prof. Dr. Michael ­Strobel, Dr. Stephan Zimmermann, Prof. Habermeyer der bayerische Staatsminister für ­Wissenschaft, und Prof. Andrej Korolev aus Russland Forschung und Kunst Wolfgang Heubisch und (EUROPEAN MEDICAL CENTER MOSCOW) Prof. Dr. Peter Habermeyer (v. links) freuen sich über die Eröffnung. | 60 Beim Klinikrundgang wurde auch der Trainingsraum gewürdigt ATOSnews N O T E S & N E W S :: Publikationsübersicht 2008/09 Die Spezialisten an den Zentren und in den Praxen der ATOS Klinik sind auch wissenschaftlich sehr engagiert, was sich in einer regen Publikations- und Vortragstätigkeit niederschlägt. Die wichtigsten Publikationen von Spezialisten der ATOS Klinik finden Sie nachfolgend geordnet nach Zentren sowie in alphabetischer Reihenfolge der Verfasser aufgelistet und z.T. kurz beschrieben. Diese Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zentrum für Schulter- und Ellenbogenchirurgie 1. Is there an association between a low acromion index and ­osteoarthritis of the shoulder? J. Kircher, M. Morhard, I. Gavriilidis, P. Magosch, S. Lichtenberg, P. Habermeyer Int Orthop. 2009 Nov 6. [Epub ahead of print] 7. Osteochondral autologous transplantation for the treatment of full-thickness cartilage defects of the shoulder: results at nine years. J. Kircher, T. Patzer, P. Magosch, S. Lichtenberg, P. Habermeyer J Bone Joint Surg Br. 2009 Apr;91(4):499-503. 2. Influence of SLAP lesions on chondral lesions of the glenohumeral joint. T. Patzer, S. Lichtenberg, J. Kircher, P. Magosch, P. Habermeyer Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2009 Oct 17. [Epub ahead of print] 8. Chronic locked posterior shoulder dislocation with severe head involvement. I. Gavriilidis, P. Magosch, S. Lichtenberg, P. Habermeyer, J. Kircher Int Orthop. 2009 Mar 20. 3. Modified L‘Episcopo Tendon Transfers for Irreparable Rotator Cuff Tears: 5-year Follow-up. C. Gerhardt, L. Lehmann, S. Lichtenberg, P. Magosch, P. Habermeyer Clin Orthop Relat Res. 2009 Aug 15. 4. How much are radiological parameters related to clinical ­symptoms and function in osteoarthritis of the shoulder? J. Kircher, M. Morhard, P. Magosch, N. Ebinger, S. Lichtenberg, P. Habermeyer Int Orthop. 2009 Aug 5. [Epub ahead of print] 5. Improved accuracy of glenoid positioning in total shoulder ­arthroplasty with intraoperative navigation: a prospective­randomized clinical study. J. Kircher, M. Wiedemann, P. Magosch, S. Lichtenberg, P. Habermeyer J Shoulder Elbow Surg. 2009 Jul-Aug;18(4):515-20. 6. Pectoralis major transfer for the treatment of irreparable ­anterosuperior rotator cuff tears. I. Gavriilidis, J. Kircher, P. Magosch, S. Lichtenberg, P. Habermeyer Int Orthop. 2009 May 13. 9. P. Magosch, P .Habermeyer Die Eclipse™ Prothese als ­schaftfreier Kopfersatz. MOT (2) 2009 10. Open and arthroscopic procedures for posterior shoulder ­instability S. Lichtenberg, P. Habermeyer Orthopade. 2009 Jan;38(1):54-63. 11. A new arthroscopic classification of articular-sided ­supraspinatus footprint lesions: a prospective comparison with Snyder‘s and Ellman‘s classification. P. Habermeyer, C. Krieter, K.L. Tang, S. Lichtenberg, P. Magosch J Shoulder Elbow Surg. 2008 Nov-Dec;17(6):909-13. 12. A new SLAP test: the supine flexion resistance test. N. Ebinger, P. Magosch, S. Lichtenberg, P.Habermeyer Arthroscopy. 2008 May ; 24(5):500-5 13. Subscapularis dysfunction following anterior surgical ­approaches to the shoulder. M. Scheibel, P. Habermeyer J Shoulder Elbow Surg. 2008 Jul-Aug;17(4):671-83 ➔ 61 | ::Notes & News Zentrum für Knie- und Fußchirurgie Prof. Dr. H.H. Pässler Pässler HH, Siebold R, Thermann Hj, Hariri N: Arthroskopische Knorpelzelltransplantation mit Sphäroiden. Orthopress 1, 44-45, 2009. Lorbach, O, Diamantopoulos A, Paessler, HH: Arthroscopic resection of the lower patellar pole in patients with chronic patellar tendinosis. Cuadernos de Artroscopia 2009;16(1):20-21 Lorbach O, Diamantopoulos A, Kammerer KP, Paessler HH. The influence of the lower patellar pole in the genesis of chronic patellar tendinosis. Cuadernos de Artroscopia 2009 16(1):20 Paessler, HH , Wipfler B, Donner S, Springer J.: Long-term results after ACL reconstruction in athletes using hamstring vs BPT graft in an implant free pressfit technique. An 8 year follow up. Cuadernos de Artroscopia 2009 16(1):21 Gavrilidis I, Pakos EE, Wipfler B, Benetos IS, Paessler HH. Intra-operative hamstring tendon graft contamination in anterior cruciate ligament reconstruction. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2009 Sep;17(9):1043-7 Paessler HH: Anatomic femoral plug placement of BPTB to mimic natural fiber arrangement is not new. Arthroscopy. 2009 May;25(5):567-8 Paessler HH: Anterior Cruciate Ligament Reconstruction using quadriceps ­tendon in press-fit technique without hardware. In: In: The Anterior Cruciate Ligament: reconstruction and basic ­science. Hrsg: Chadwick C. Prodromos. Saunders Elsevier, 2009. 3. Computerunterstützte Analyse der Femurkondylen an ­Kniegelenken mit und ohne Kreuzbandruptur mittels 3-D Computertomographie Siebold R, Axe J, Irrgang JJ, Li K, Tashman S, Fu FH. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2009 4. Vermeidung iatrogener Knorpelschäden bei der Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes in Ein- und Doppelbündeltechnik Siebold R, Benetos IS, Sartory N, He Z, Hariri N, Pässler HH. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2009 5. Bohrkanalerweiterung nach Vorderer Kreuzbandrekonstruktion in Doppelbündeltechnik Siebold R, Cafaltzis K. Arthroscopy 6. Rekonstruktion des medialen patellofemoralen Bandes (MPFL) bei Instabilität der Patella Siebold R, Chikale S, Sartory N, Hariri N, Pässler HP Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 7. Die Technik der Kreuzbandaugmentation mit selektiver ­Rekonstruktion des anteromedialen oder posterolateralen Bündels des vorderen Kreuzbandes Siebold R Op Tech Sports Med. 16(3) 2008 Siebold R., Benetos I., Sartory N., He Z., Hariri N., Paessler H.H. How to avoid the risk of intraoperative cartilage damage in ­anatomic four tunnel double bundle anterior cruciate ligament reconstruction. Accepted Oct. 2009 for: Knee Surg Sports Traumatol Arthrose Prof. Dr. med. Hajo Thermann Priv.-Doz. Dr. Rainer Siebold 1. Vorderer Kreuzbandersatz bei Kindern und Jugendlichen mit offenen Wachstumsfugen Marx A, Siebold R, Sobau C, Saxler G, Ellermann A. Z Orthop Unfall. 2008;146(6):715-9. 2. Anatomische vordere Kreuzbandplastik in Doppelbündel­ technik: Indikationen definieren! Siebold R, Zantop T. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2009;17(3):211-2 | 62 Tibiofemoral contact mechanics with a femoral resurfacing prosthesis and a non-functional meniscus. Becher C, Huber R, Thermann Hj, Tibesku CO, von Skrbensky G. Clin Biomech (Bristol, Avon). 2009 Oct;24(8):648-54. Epub 2009 Jun 26. Endoscopic treatment of chronic mid-portion Achilles ­tendinopathy: novel technique with short-term results. Thermann Hj, Benetos IS, Panelli C, Gavriilidis I, Feil S. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2009 Oct;17(10):1264-9. Epub 2009 Mar 14 ATOSnews [Achilles tendinopathy--modern evidence-based recommendations] Knobloch K, Thermann Hj. Arthroscopically assisted percutaneous repair of fresh closed achilles tendon rupture by Kessler‘s suture. Tang KL, Thermann Hj, Dai G, Chen GX, Guo L, Yang L. MMW Fortschr Med. 2008 Jun 26;150(26-27):46-9; quiz 50. German. No abstract available. Am J Sports Med. 2007 Apr;35(4):589-96. Epub 2006 Dec 14. [Autologous chondrocyte transplantation in the treatment of ­articular cartilage lesions of the talus] Thermann Hj, Driessen A, Becher C. Orthopade. 2008 Mar;37(3):232-9. German. Delayed diagnosis of a pseudoaneurysm with recurrent ­hemarthrosis of the knee joint. Becher C, Burger UL, Allenberg JR, Kaufmann GW, Thermann Hj. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2008 Jun;16(6):561-4. Epub 2008 Feb 28. [Microfracture technique for the treatment of articular cartilage lesions of the talus] Becher C, Driessen A, Thermann Hj. Orthopade. 2008 Mar;37(3):196, 198-203. German. Effects of a contoured articular prosthetic device on tibiofemoral peak contact pressure: a biomechanical study. Becher C, Huber R, Thermann Hj, Paessler HH, Skrbensky G. Prof. Dr. Markus Fischer Neumann HP, Erlic Z, Boedeker CC, Rybicki LA, Robledo M, Hermsen M, Schiavi F, Falcioni M, Kwok P, Bauters C, Lampe K, Fischer M et al. Clinical predictors for germline mutations in head and neck ­paraganglioma patients: cost reduction strategy in genetic ­diagnostic process as fall-out. Cancer Res. 2009 Apr 15;69(8):3650-6 In der vorgestellten Studie konnte gezeigt werden, dass die Kosten für Untersuchungen auf Mutationen im Bereich der Gene für die Succinat-Dehydrogensase Untereinheiten (SDHB, SDHC und SDHD), die für die Entstehung vom Paragangliomen im Kopf-Halsbereich verantwortlich gemacht werden, signifikant gesenkt werden können. Signifikante Vorhersageparameter sind Familienanamnese [odds ratio (OR), 37.9], Phäochromozytom in der Vorgeschichte (OR, 10.9), mehrfache Paragangliome im Kopf-Hals-Berech (OR, 10.6), Alter </=40 Jahre (OR, 4.0) und männliches Geschlecht (OR, 3.5). Durch das ­Screening von vorselektierten Fällen und ein schrittweises Vorgehen konnte eine Kostenreduktion um 60% erreicht werden. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2008 Jan;16(1):56-63. Epub 2007 Oct 13. [For discussion--new technique for arthroscopic, autologous chondrocyte transplantation using chondrospheres] Rössing S, Thermann Hj, Paessler H, Baum P, Schreyer T. Z Orthop Unfall. 2007 May-Jun;145(3):276-7. German. No abstract available. [Achilles tendon rupture--early functional and surgical options with special emphasis on rehabilitation issues] Knobloch K, Thermann Hj, Hüfner T. Dr. Andreas Klonz Verletzungen und Erkrankungen des Akromioklavikulargelenkes. Loitz, D., Klonz, A., Reilmann, H. Chirurg (2008) 79:1169-1178 Dr. Klonz beschäftigt sich seit Jahren speziell mit den Verletzungen des Schultereckgelenkes. Bei dieser Arbeit handelt es sich um einen Übersichts- und Weiterbildungsartikel für Orthopäden und Chirurgen, der in Kooperation mit dem Klinikum Braunschweig und dem Klinikum Salzgitter erstellt wurde. Sportverletz Sportschaden. 2007 Mar;21(1):34-40. German. Dynamic ultrasound as a selection tool for reducing achilles ­tendon reruptures. Knobloch K, Thermann Hj, Huefner T. Am J Sports Med. 2007 Jan;35(1):150; author reply 150. No abstract available. Priv.-Doz. Dr. Peter Michael Zink Dissertation: Katharina Kaiser: Die lumbale Spinalkanalstenose: Klinik – Operationsindikationen – Ergebnisse. Medizinische Hochschule Hannover 2009. 63 | Privatärztliche Abrechnung nur für Orthopäden in tig r a g i Einz chland! ts Deu Das O-Team von Medas. Die Expertinnen für orthopädische Abrechnung! n GOÄ-Leistungsabrechnung vom multiplen traumatologischen Eingriff bis zur konservativen Nachbehandlung. n Orthopädische Kompetenz in Anatomie und Pathologie. n Medizinischer Sachverstand für Chirurgie, z.B. Hand, Schulter, Ellbogen, Hüfte, Wirbelsäule, Knie und Fuss. n Über zwei Jahrzehnte Berufs- und Abrechnungserfahrung. MEDAS privatärztliche Abrechnungsgesellschaft mbH T E L E F O N 089 14310-115 Herr Wieland www.medas.de