Gerhard Rabe, „Jugend unterm Hakenkreuz

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Gerhard Rabe
Jugend unterm Hakenkreuz
Deutsches Jungvolk
„DJ“
in der
Hitlerjugend
„HJ“
in Mennighüffen
Jugend im Griff des NS-Staates und seiner Ideologie
Eine fragmentarische Privat-Dokumentation
1
Hitlerjungen in der Ernte – Der Einsatz erfolgte aufgrund einer staatl. Kriegsdienstverpflichtung („Die Jugendburg“, 1942, Verlag Ernst Gieseking, Bielefeld).
2
Ich wurde als 10jähriger 1943/44 als „Pimpf“ zum Dienst im Deutschen Jungvolk
– DJ - verpflichtet und gehörte bis zum Ende des Krieges im Mai 1945 dazu, als
sich diese Organisation ohne weiteres Zutun von selbst auflöste, nachdem schon
Monate vorher Zerfallserscheinungen aufgrund des sich abzeichnenden „Endes
mit Schrecken“ einen geordneten Dienst nicht mehr zuließen und es teilweise
recht turbulent unter uns Uniformierten zuging.
Wir waren aus unserer „Ecke“ zu acht dabei: Wilfried Deppe, Heinz Küffmeier, Gerhard Rabe, Karl-Heinz Schäffer, Friedel Schütte, Heinz Schwarze, Ewald
Thielking, Hans Oepping.
Unsere „Anführer“ waren Fritz Isemann (Westscheid), der uns hart rannahm,
aber geachtet wurde („Heil Fritz!“, so unser Gruß), und später – schon im Auflösungsstadium - kurz noch (Gerhard?) Breuer (Besebruch), der sich übertrieben
autoritär vergeblich durchzusetzen versuchte. Unter seiner Führung spielten sich
bei unseren Appellen und Heimnachmittagen in der Volksschule in Mennighüffen an der Lübbeckerstraße schon handfeste Kloppereien ab, Hahnenkämpfe um
die Rangfolge, d. h. Regelung der Hackordnung. Die Pimpfe wollten sich nicht
mehr kommandieren lassen von immer jüngeren ihnen vorgesetzten Halbstarken.
Meine Brüder Herbert Rabe (geb. am 13. August 1924) und Karl-Heinz Rabe
(geb. am 25. Mai 1921) waren zum Ende dieser Zeit der Nazi-Diktatur bereits in
Russland gefallen (Ende November 1943 bzw. Ende Januar 1944). Aus ihrer
(Dienst-) Zeit in den nationalsozialistischen Jugendorganisationen DJ bzw. HJ in
Mennighüffen haben sich einige persönliche Fotos und Dokumente darüber erhalten, die bruchstückhaft einen Einblick vermitteln.
Ich habe diese gelegentlich zur Veranschaulichung und zum Verständnis anderweitig noch etwas ergänzt. Aus verständlichen Gründen ist nämlich 1945 beim
Einmarsch der amerikanischen Besatzungstruppen vorsorglich eventuell (wenn
auch nur scheinbar) „belastendes Material“ beseitigt worden.
Selbst habe ich aus meiner Zeit als Pimpf kein einziges Bild und Erinnerungsstück mehr im Besitz. Ein Schelm hat mich aber als knapp 5-Jährigen am 15. Mai
1938, dem 88. Geburtstag meiner Großmutter Wilhelmine Steinsiek, mit der Militärmütze eines Vetters fotografiert…
Was im Folgenden dargestellt ist, dient in keinem Fall einer parteipolitischen
und ideologischen Verherrlichung - weder von Personen, Symbolen, Programmen, Ereignissen - und keiner Begründung und Rechtfertigung irgendwelcher
Vorgänge im Zusammenhang mit der (beabsichtigten reinen) „Wiedergabe von
Zeitzeugnissen“. Dies erhebt keinen anderen Anspruch, als aus einem kleinen
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Bereich ein zeitgeschichtliches Bild zu überliefern – und dies nur als ein lückenhaftes Zufallsprodukt. Nichts Ganzes, keine abgerundete historische Beschreibung, alles ohne „tendenzielle Intentionen“.
Wie das, was hier in Worten und Bildern dargestellt ist, von den Jugendlichen
damals erlebt worden ist, erzählt Johannes Henke, mit dem ich darin übereinstimme.
Johannes Henke; im Bild links obereReihe 4. v. re.
„Muss man mit den Wölfen heulen?
Der Hitlerjugend war als spezifisch nationalsozialistischer Erziehungsfaktor die
Aufgabe zugewiesen, die gesamte deutsche Jugend neben Elternhaus und Schule
„körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst an
Volk und Volksgemeinschaft zu erziehen. (Jugend erzieht sich selbst, Jugend wird
durch Jugend geführt)“. Wie das aussah, schildern originale Notizen von mir: Der
Jungvolkdienst, meist sonnabends in den Räumen der Schule, war eintönig. Es
fing mit nationaler Unterweisung an. Dazu kam ein HJ-Führer. Dann wurde exerziert: ein Marsch, im Gleichschritt versteht sich. Er wurde von zackigen
Marschliedern begleitet, die meist in ‚Bölken‘ ausarteten. Dann kam der Befehl:
‚Robben‘ (auf dem Boden kriechen).Den Abschluss bildeten häufig Geländespiele
mit wüsten Schlägereien im nahen Fichtenbusch oder in dem von Lenne angelegten Park von Haus Gohfeld. Manchmal gab es auch blutige Boxkämpfe mit KOSchlägen. Der Schlussappell endete regelmäßig mit einem dreifachen Sieg Heil
auf Führer und Vaterland und dem Horst-Wessel-Lied ‚Die Fahne hoch‘.
(Unbegreiflich blieb mir dieses Lied, in dem „Kameraden im Geiste“ marschieren,
die von „Rotfront uind Reaktion erschossen“ wurden).
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Verhasst waren mir die Wochenenden in Zeltlagern oder die langen Märsche
mit Brotbeuteln und vollbepacktem „Affen“ (Rucksack), die der „Wehrertüchtigung“ dienten. Gut erinnere ich mich an einen Marsch von Ostscheidt nach Vossheide bei Lemgo. In Exter fiel mir ein Marmeladenglas mit Erdbeeren, das mir
meine Mutter vorsorglich in den Rucksack gesteckt hatte, auf die Straße und zerbarst. Dies Erlebnis habe ich bis heute nicht vergessen. Zurück fuhren wir mit
dem Zug. Auf dem Bahnhof in Schötmar gab es rote Grütze.
Zeltlager fanden auf dem Gelände der Bannführerschule in Vlotho (heute Sitz
des Bildungswerkes des Westfälischen Heimatbundes) statt. Ich wurde nach dort
geschickt, um mich als Jugendführer zu qualifizieren. Unteroffiziere der Wehrmacht ließen uns die nächsthöhere Qualifikationsstufe nach dem „Robben“ erreichen: „Auf die Bäume, ihr Affen“, hieß es jetzt! Zu den Mutproben gehörte der
Sprung in die Weser am Vlothoer Anleger (auch Nichtschwimmer). Ich hatte zum
Glück das Freischwimmerzeugnis in der Tasche. Schwimmen hatte ich in der
Werre an der Ostscheidter Badestelle gelernt und mich dann im Freibad Oeynhausen freigeschwommen.
Beim entscheidenden Abschlusstest fiel ich durch: Ich sollte für unseren Ausbilder von einem Fahrradhändler in Vlotho ein Ventilgummi holen. Dieser gab
natürlich keines heraus (es war ja Krieg und Gummi war ein wichtiger Rohstoff).
Von „echten“ Pimpfen wurde aber erwartet, wie ich später erfuhr, das Ventilgummi irgendwo aus abgestellten Fahrrädern zu entwenden, im Klartext zu
„klauen“. Dazu war ich zu ungeschickt.
Dass meine Mutter trotzdem einen Doppelwinkel auf den Ärmelmeines
Braunhemdes nähen konnte, bleibt mir auch heute noch ein Rätsel. Zusammen
mit der rotweißen Kordel an der Brust bewies der Doppelwinkel, dass ich nun
Jungenschaftsführer im Range eines Oberhordenführers war und eine Jungenschaft führen musste. Sie bestand aus gleichaltrigen Kameraden im Krell, die
meist von Bauernhöfen kamen. Natürlich erschienen sie nur unregelmäßig zum
„Dienst“. Sie hatten auf dem Hof zu arbeiten. Ich musste sie holen. Es kam zu
Spannungen. Ich hatte überhaupt den Eindruck, von meinen Kameraden wegen
der Stellung meines Vaters als Lehrer oder als Gymnasiast an der Oberschule beneidet zu werden. Jungvolkdienst war nicht meine Welt, ich fand ihn „doof“. Ich
war mehr der sensible romantische Typ, ein Einzelgänger, dem beim Absingen
der Nationalhymne der ausgestreckte Arm zu schmerzen begann“.
Aus Band 1 Mennighüffener Hefte, Johannes Henke: „Erinnerungen an eine
vergangene Zeit“ (mit Zustimmung des Autors).
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Aus meinem Schulbuch „Erbe und Auftrag - Deutsches Lesebuch für Jungen“,
Erste Klasse, Oberschule für Jungen zu Herford, 1944
6
Verfasser 1938 (5 Jahre),
1940 und 1941 in verschiedenen „Uniformierungen“. Die HJ rührte die
Werbetrommel für eine flotte Einkleidung als Pimpf im Jungvolk, ab 10 Jahren.
Unten rechts: Pimpfe im HJ-Zentrum „Herzog Wittekind“; Amtshausberg,
Vlotho; Foto Hans Wagner, Vlotho - Kommunalarchiv Herford -
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„Mit der Partei vorwärts“, Lippische Staatszeitung, NS-Verlag Detmold, 1940
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Wenn man einmal über die Gemeindegrenze hinweg von Mennighüffen nach
Obernbeck schaut, erweist sich, dass es dort in der „Staatsjugend in Uniform“
ähnlich zuging wie auch andernorts. Kurt Homburg berichtet:
„ Die Affenschaukel
Mutter hatte meine schwarze Uniformhose auf Zuwachs gekauft. „Dieser
Manchester hält länger als tausend Jahre“, hatte der alte Breder gesagt. Ich gab
mich erst zufrieden, als die Hosenbeine umgeschlagen waren, eine Handbreit
über dem Knie, genau nach Vorschrift. Den lockeren Hosenbund hielt ich mit einem Lederkoppel zusammen, das Koppelschloß mit dem Hakenkreuz mußte genau in der Mitte sitzen. „Blut und Ehre“ las Großpapa kopfschüttelnd auf dem
Blech. Er verstand nichts von Uniformen.
Die braunen Hemden gab es bei Breders nur in einer Größe. „Mit Halstuch und
Lederknoten paßt jedes Hemd!“ hatte der Kaufmann lapidar erklärt. Mich interessierten besonders die Achselklappe und die aufgesetzten Brusttaschen. „Für
deine Papiere!“ hatte mir Onkel Hermann erklärt, und der mußte es wissen, er
war schließlich Unteroffizier an einer Pak*. Doch ich war noch kein Panzerjäger.
„Was sind denn das für Beulen?“, tippte der Jungzugführer beim ersten Appell
gegen meine Brust. Vor den Augen aller Pimpfe mußte ich die Taschen leeren.
Mein Einspruch erledigte sich von selbst mit der überzeugenden Feststellung:
„Das Denken überlaß den Pferden, die haben größere Köpfe!“ Unsere Musterung
endete mit dem Versprechen: „Ich werde euch zu einem schneidigen Haufen zurechtschleifen!“
Zunächst mußten wir vor dem Jungzugführer in drei Gliedern antreten. Nachdem er eine Kehrtwendung gemacht hatte, brüllte er erneut: „Jungzug drei, angetreten!“ Wie die Irren rasten wir um ihn herum, bis wir wieder in Marschordnung
vor ihm standen. „Exerzieren“ nannte er sein Lieblingsspiel. Später lösten wir uns
in drei Gruppen auf, jetzt übernahmen drei Jungenschaftsführer das Kommando.
Sie trugen rotweiße Schnüre vor ihren Brusttaschen. Gegenüber der grünen Kordel an der Achselklappe des Jungzugführers nahmen sie sich unscheinbar aus.
Was den Unterführern an Rangzeichen mangelte, glichen sie durch Lautstärke
aus. „Links! Rechts!“ hämmerten sie in unsere Ohren, bis unsere Jungen-Beine
ihren Kommandos blind gehorchten.
Ganz anders verhielt sich „Fritzi“, unser Fähnleinführer. Trotz seiner grünweißen Kordel nahm er seinen Spitznamen stillschweigend hin. Sein Kommando
schien alle Pimpfe an unsichtbaren Fäden zu führen. Er organisierte Geländespiele und übte uns im Dauerlauf. Beim Keulenwerfen übertraf ihn keiner. Zur Be9
lohnung für unsere Anstrengungen durften wir mit dem Luftgewehr schießen.
„Fritzi“ blieb meist im Hintergrund. Er ließ das Fähnlein antreten und nahm die
Aus Band 1 Mennighüffener Hefte, Johannes Henke: „Erinnerungen an eine vergangene Zeit“ (mit Zustimmung des Autors).
Meldungen der Jungzugführer entgegen, um ihnen danach wieder das Kommando zu übertragen.
Unser Jungzugführer hielt sich an seine Ankündigung vom ersten Tage. Er
hetzte uns über den Appellplatz oder ließ uns durch das Gras robben. Sein zackiges „Sprung auf! Marsch! Marsch!“ riß uns hoch, sein „Hinlegen!“ warf uns wie
ein Mann zu Boden. Kam ich vom Dienst verdreckt nach Hause, schimpfte Mutter
über solchen Unfug, doch Großpapa riet: „Leg dich nicht mit den HJ-Führern an!“
Die Uniform verkörperte eigene Rechte. An Dienstnachmittagen entfielen alle
meine häuslichen Pflchten. Mutter war nur besorgt, daß ich gekämmt und pünktlich sei. Großpapa stellte manchmal merkwürdige Fragen: Ob denn alle Jungen
immer zum Dienst kämen und ob alle Jungen den Befehlen gehorchten? Er verstand nichts vom Jungvolk. Als ich ihm einmal „Meldung machte“ und dabei den
Mittelfinger an die Hosennähte preßte und die Hacken zusammenschlug, lachte
er laut und meinte: „Na, dann kom Speeren mst du wohl auch bald mit einer Affenschaukel vor der Brust nach Hause!“ Hatte er „Affenschaukel“ gesagt? Es war
empörend! „Affenschaukel“ hatte er die
Führerkordel genannt. Das Wort allein
schon machte mich wütend. „Affenschaukel!“ Der Jungzugführer mochte ja ein blöder Affe sein, aber „Fritzi“ nicht, der trug
doch keine „Affenschaukel!“, der nicht!
Im Sommer zogen wir in ein Zeltlager.
Am, Eingang hielten zwei Jungenschaftsführer mit langen Speeren Wache, nur das
Losungswort öffnete die Gasse zu den Zelten. Unweit der Fahne brannte ein Lagerfeuer. Täglich übten wir für ein Sportfest,
das unser Lagerleben abschließen sollte. Es
hieß, dabei würden einige von uns befördert.“ (* Pak = Panzerabwehrkanone)
(Kurt Homburg „Aus Kindertagen vor 50
Jahren“, 1992, Maximilian-Verlag, Herford)
10
h
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Dienstgrade in der Hitler-Jugend (HJ) (oben).
Die Dienstränge im Deutschen Jungvolk (DJ) waren: Jungvolkjunge (Pimpf)
Hordenführer Oberhordenführer Jungenschaftsführer Jungzugführer Hauptjungzugführer Fähnleinführer Jungstammführer Jungbannführer Gebietsführer
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HINEIN IN DIE HITLER-JUGEND
Als 10-Jährige sangen wir:
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Aus „Die ewige Straße“, Geschichtsbuch 1943 d.Volksschule Mennighüffen
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„Eines der neuen, im ganzen Reich gebauten HJ-Heime“
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Der deutsche Mensch ist kraftvoll und ehrlich
Auf der Burgmauer
Da lacht der Pimpf
Jungsein heißt stark sein (Fotos und
Bildunterschriften aus „Die Jugendburg“, 1942, Verlag Ernst Gieseking, Bielefel)
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Die einzig richtige Art, seinen Körper gesund zu erhalten, war scheinbar nur in
Uniform möglich – Aus meinem Biologiebuch (von 1939) für die 1. und 2. Klasse,
Oberschule für Jungen zu Herford, 1944/1945
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Meine Eindrücke, die ich als 10-11jähriger bis 1945 im Dienst im Deutschen
Jungvolk in Mennighüffen gewonnen habe, habe ich später in meinen „Erinnerungen“ an meine Kindheits- und Jugendjahre aufgeschrieben:
1944, mit zehn Jahren, wurden die Jungen unserer Volksschulklasse in das
„Deutsche Jungvolk“ in der Hitlerjugend aufgenommen. Das bedeutete Erscheinen zu den regelmäßigen Appellen in verschiedenen Disziplinen (Exerzieren,
Marschieren, Geländespiele, Sportwettkämpfe, Heimabende, Basteln, Sammeln
und ähnliches mehr) – so genannte vormilitärische Ausbildung.
Da es kaum noch Kleidung zu kaufen gab, waren wir zuletzt in unserer Uniformierung ein bunter Haufen. Ich hatte viele Uniformstücke von meinen Brüdern übernehmen können und war daher komplett: kurze schwarze Hose mit
Koppelzeug, Braunhemd mit schwarzem Halstuch und braunem Lederknoten
sowie Schiffchenkäppi (als Sommeruniform), und für den Winter, alles in
schwarz, Skihose, Jacke und Skimütze.
Mit der Disziplin war es aber nicht mehr weit her. 1944, im vorletzten Kriegsjahr, gehorchten die „Pimpfe“ ihren Jungvolkführern nicht mehr. Diese wiederum
schlugen sich bei Geländespielen nicht zum Beweis ihrer ideologischen Führungsqualitäten an der Spitze ihrer roten oder blauen kämpfenden Truppe blutig,
sondern wegen ihrer Rivalitäten um angebetete BDM-Führerinnen. Als Vorbilder
hatten diese kleinen „Führer“ den Zynismus der Erwachsenen in SA und SS
übernommen und jagten vor angetretener Mannschaft die Söhne von vermeintlichen oppositionellen Eltern bis zu Erschöpfung über den Sportplatz. Ein Klassenkamerad hatte zu Weihnachten ein Paar gestrickte Fausthandschuhe geschenkt
bekommen, die er bei einem Geländemarsch bei Eis und Schnee durch die Wälder
rund um die Ulenburg verloren hatte. Er meldete dies unter Tränen seinem Jungzugführer, der ihn anschrie: „Hier wird nach vorn marschiert und nicht nach verlorenen Handschuhen gesucht!“ Seine Mutter war empört, weil ihre viele Strickarbeit vergeblich gewesen war und an Ersatz bei dem Mangel nicht zu denken
war. Aber sie konnte gegen die kleinen „Nazi-Gernegroße“ nichts ausrichten.
Wir sangen noch ein paar Mal auf unseren Märschen: „Ein junges Volk steht
auf, zum Sturm bereit, reißt die Fahne höher, Kameraden ...“ und „Führer, befiehl, wir folgen dir ...“ – dann hatte der Spuk bald ein Ende. Im Frühjahr 1945
fanden schon keine Versammlungen von uns kindlichen Braunhemdträgern mehr
statt. Es hätte auch keiner mehr befehlen können, da selbst die halbwüchsigen
nachwachsenden Hitlerjugendführer zum Dienst mit der Waffe einberufen wurden.
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Wie ich und andere das „Soldat- und Kriegspielen“ als Pimpfe erlebt haben,
wird auch in der Beschreibung zu einer wertenden didaktischen Übung „Die Hitlerjugend – Vom Ehrgeiz gepackt“ (Berger/Müller/Oomen – Entdecken und Verstehen – 1994 - Cornelsen Verlag, Berlin) drastisch verdeutlicht: „Die Hitlerjugend
– Vom Ehrgeiz gepackt – Ein ehemaliger Hitlerjugendführer erinnert sich 1975:
„Wir waren Hitler-Jungen, Kindersoldaten längst ehe wir mit zehn Jahren für
wert befunden wurden, das Braunhemd zu tragen. Schon vorher waren wir dauernd „im Einsatz“. Wirt sammelten Altpapier und Altmetalle, suchten Heilkräuter, schwangen fürs Winterhilfswerk die Sammelbüchse, bastelten Spielzeuge für
Babies, führten zur Erheiterung der Soldatenfrauen politische Spielchen auf …
waren aufs „Dienen“ vorbereitet, ehe wir als Pimpfe zwei- oder dreimal die Woche und oft auch noch am Sonntag zum „Dienst“ befohlen wurden:
„Du bist nichts, dein Volk ist alles!“
Wenn andere von Pimpfenzeit schwärmten (als sei das Ganze nur ein Pfadfinderklub mit anderem Vorzeichen gewesen), so kann ich diese Begeisterung nicht
teilen. Ich habe beklemmende Erinnerungen. In unserem Fähnlein bestanden die
Jungvolk-Stunden fast nur aus „Ordnungsdienst“, das heißt aus sturem militärischem Drill. Auch wenn Sport oder Schießen oder Singen auf dem Plan stand,
gab es erst immer „Ordnungsdienst“: endloses Exerzieren mit „Stillgestanden“,
„Rührt euch“, „Links um“, „Ganze Abteilung – kehrt“ –Kommandos, die ich heute noch im Schlaf beherrsche. Zwölfjährige Hordenführer brüllten zehnjährige
Pimpfe zusammen und jagten sie kreuz und quer über Schulhöfe, Wiesen und
Sturzäcker. Die kleinsten Aufsässigkeiten, die harmlosesten Mängel an der Uniform, die geringste Verspätung wurden sogleich mit Strafexerzieren geahndet –
ohnmächtige Unterführer ließen ihre Wut an uns aus. Aber die Schikane hatte
Methode: Uns wurde von Kindesbeinen an Härte und blinder Gehorsam eingedrillt. Auf das Kommando „Hinlegen“ hatten wir uns mit bloßen Knien in die
Schlacken zu werfen: bei Liegestützen wurde uns die Nase in den Sand gedrückt,
wer bei Dauerlauf außer Atem geriet, wurde als „Schlappschwanz“ der Lächerlichkeit preisgegeben.
Wir alle waren vom Ehrgeiz gepackt, wollten durch vorbildliche Disziplin,
durch Härte im Nehmen, durch zackiges Auftreten den Unterführer imponieren.
Denn wer tüchtig war, wurde befördert, durfte sich mit Schnüren und Litzen
schmücken, durfte selber kommandieren, und sei es auch nur die fünf Minuten,
in denen der „Führer“ hinter den Büschen verschwunden war.
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Mit dreizehn hatte ich es geschafft: Ich wurde „Jungzugführer“ in einem Dörflein, wo es nur zwölf Pimpfe gab. Beim Sport und beim Geländespiel vertrugen
wir uns prächtig, und wenn ich zum Dienstschluß mein „dreifaches Sieg Heil auf
unseren geliebten Führer Adolf Hitler“ ausrief, strahlten die Augen „meiner Kameraden“. Doch der befohlene „Ordnungsdienst“ langweilte sie. Eines Tages
muckten sie auf. Nun war die Reihe an mir zu treten…“.
In der Volksschule, die ich in Mennighüffen von 1940 bis 1944 besuchte, lernten
wir unter unserem Klassenlehrer Rektor Ludwig Frederking lesen und schreiben
mit der Fibel „Gute Kameraden, von denen leicht und lustig zu lesen ist“. Dabei
wurden wir reichlich mit dem Gedankengut einer Staatsjugend unter dem Hakenkreuz in der Hitlerjugend vertraut gemacht:
Links: „Gute Kameraden“, meine Fibel in der Volksschule Mennighüffen.(1940)
Und auch anderswo, überall Schüler unterm Hakenkreuz, Arm hoch, Fahne hoch
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Als 10-Jährige sangen wir:
Aus „Erbe und Auftrag - Deutsches Lese-Buch für Jungen“, Erste Klasse, 1944
(mein Schulbuch an der Oberschule, Herford)
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„Führer-Geburtstag“ - in der Volksschul-Fibel „Gute Kameraden“ (1940)
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1940 - HJ-Werbung in der Fibel der Volksschule Mennighüffen:
„ Heini isst mit den Hitlerjungen aus dem Picknicknapf Nudeln und Pflaumen“
Links Werbeplakat zur Begeisterung der Hitlerjugend für den Kriegseinsatz,
rechts „Die ewige Straße“, Geschichtsbuch (1940) der Volksschule Mennighüffen
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Diese Konfirmationen Pastor Ernst Wilms (Pastor in Mennighüffen von 1934 bis
1948) fanden unbehindert vom NS-Staat statt. - Oben: Konfirmation am 31.3.1935,
obere Reihe 6. v. li. Karl-Heinz Rabe; unten: Konfirmation am 2.4.1939, obere
Reihe 7. von links Herbert Rabe
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31. März 1935: Konfirmation Karl-Heiz Rabes im traditionell-christlichen Rahmen.
Wie sich 6-Jährige einen Sonntagsgottesdienst vorstellen sollten, vermittelte ihnen
die Beschreibung in der Fibel (ab 1. Klasse) der Volksschule Mennighüffen (1940).
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Mein Bruder Karl-Heinz Rabe wurde 1941 vor dem Abitur von der Oberschule
für Jungen zu Herford zum Reichsarbeitsdienst (RAD) einberufen, bekam das
sog. „Notabitur“ bescheinigt und wurde zum Studium zugelassen, und auch immatrikuliert als „stud. rer. pol“ - für den eventuellen Fall, dass er den Krieg überleben würde…
Stammliste Nr. 7018
Abgangszeugnis
Karl Heinz Rabe
geboren am 25. Mai 1921 zu Mernnighüffen, Kreis Herford,
hat die hiesige Oberschule für Jungen von Ostern 1937 bis 26.9.1940 besucht und
gehörte in der Oberstufe dem naturw.-math. Zweig an.
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Letztes Klassenfoto im September 1940 vor Reichsarbeitsdient und Wehrdienst:.
Karl-Heinz Rabe vorn 4. v. li. (Klassenlehrer StR. Ernst König mittl. Reihe 1. v. re.)
Vor seiner Einberufung führte er im DJ den „Jungstamm“, die Fähnlein der Ortsteile der Gemeinde Mennighüffen (Mennighüffen, Ostscheidt, Besebruch). Er fiel
am 31. Januar 1944, dem 46. Geburtstag unseres Vaters.
Am 31.August.1940 schrieb Karl-Heinz Rabe an der Oberschule für Jungen zu
Herford einen letzten Hausaufsatz, 4 Wochen vor Beendigung seiner Schulzeit
und Einberufung zum Reichsarbeitsdienst und anschließenden Militärdienst.
Die damalige Schülergeneration war geblendet von den „Propaganda-Bildern
über die politischen, staatlichen, sozialen und kriegerischen Erfolge einer einzigartigen Siegernation“ in den Kino-Wochenschauen, Illustrierten, Jugendbüchern
und Schulbüchern. Jungen und Mädel empfanden ihr Schulleben als öde und
langweilig, geradezu unzumutbar, und drängten danach dabei zu sein,. wenn
gesiegt wurde.
Es wäre makaber, wenn Lehrer ihre Schüler mit einem Aufsatzthema zu einem
selbstverständlichen aufopferungswilligen Heldentum hätten verführen wollen.
Eher ist anzunehmen, dass davon versteckt eine Warnung vor blinder Euphorie
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an eine unerfahrene Generation angesichts der Schrecken des Kriege ausging. In
jedem Falle mutet es zynisch an, die angehenden Soldaten gedanklich so ihr eigenes Ehrenmal errichten zu lassen, ehe man sie in den fast sicheren Tod aus der
Schule entließ, und die Worte lesen sich wie der eigene ahnungsvolle Grabgesang
des Schülers:
„8 M
Herford, den 31.8.40
Hausaufsatz No. 2.
Gedanken zur Idee und Gestaltung eines Ehrenmals für die Gefallenen.
(Auszüge)
Die Frage nach der Denkmalsetzung ist sehr zeitgemäß, und es ist ganz natürlich, daß wir die Gefallenen des heutigen großen Ringens durch ein entsprechendes Mal ehren, denn schon in den frühesten Zeiten haben die Völker ihren gefallenen Söhnen Ehrenmäler errichtet. Diese Denkmäler sind entstanden aus dem
dankbaren Gedenken an die heldenmütigen Opfer, die diese Männer für ihr Volk
brachten. Sie sind das Wahrzeichen der Kameradschaft und Opferwilligkeit.
Eine grundlegende Idee zur Gestaltung eines Ehrenmals für die Gefallenen ist
die Abtragung einer Dankesschuld. Wenn wir einmal darüber nachdenken, was
der Soldat hat leiden und entbehren müssen, dann fühlen wir uns zu Dank verpflichtet gegenüber diesen Helden, die ihr Leben eingesetzt und gelassen haben,
damit die Heimat weiterleben konnte. So danken wir ihnen aus voller Seele, und
die Ehrenmäler sollen die Dankbarkeit für solche Heldentaten von Ewigkeitswert
widerspiegeln.
So muß ein Ehrenmal, das seinen Zweck ganz erfüllen soll, anregen zu Nacheiferung und Einsatzbereitschaft. Daher genügt es nicht, daß ein Gefallenendenkmal uns bloß anregt, der großen Toten zu gedenken, sondern ihr Anschauen soll
uns und die nachfolgenden Geschlechter mahnen, ihnen nachzueifern, stark zu
sein, ihr Erbe zu halten und wenn nötig, wie sie das Leben zu lassen für die Brüder.
Aus der Idee des Ehrenmals fließt die Gestaltung desselben, nur handelt es sich
darum, welchen Zweckgedanken der Künstler in den Vordergrund seines Schaffens stellt. Will nun ein Künstler ein Ehrenmal gestalten, das in erster Linie den
Gefallenen ehren soll, dann kann er einen Soldaten in Kriegsrüstung darstellen.
Oder er zeigt einen Vorstürmenden, der soeben das tödliche Blei erhält. – Ein Reiter wird von der Lanze des Gegners getroffen, oder wir sehen einen Soldaten mit
der letzten Handgranate, der seines Todes gewiß ist. Neben diesen real dargestell30
ten Szenen kann man aber auch rein symbolisch darstellen, so z. B. als Zeichen
gebrochener Kraft ein geschlagener Löwe oder ein fallender Adler.
Diese Dankesschuld den Gedallenen gegenüber kann der Künstler zum Ausdruck bringen, wenn er Szenen darstellt, wo beispielsweise dem Fallenden die
letzte Hilfe der Kameraden zuteil wird. Ein Kamerad fängt den sterbenden Krieger auf, reicht ihm den letzten Trunk, oder es wird ein Sterbender fortgetragen.
Unser erster Dank ist, sie nie zu vergessen. Daher sehen wir oft Denkmäler aus
den Sinnbildern der Unvergänglichkeit, dem Granit und den Findlingen. Diese
Steine sollen ausdrücken, daß der Gefallene für alle Zeiten unvergessen sein soll.
Wie auch die Gestaltung sein möge, der Ernst und die Größe der gebrachten
Opfer müssen aus dem Ehrenmal selbst sprechen. Daher muss die Darstellung
nicht nur verständlich sein für den Mann des Volkes, sondern auch begeistern
und zur Nacheiferung anregen. So könnte ein Krieger dargestellt werden, der
noch im Sterben seine Handgranate wirft.. Wenn auch die Kraft des Gefallenen
selbst gebrochen ist, sie soll sich mitteilen auf die Überlebenden; die Saat geht
auf.“
Ob der Aufsatz in der vorliegenden Entwurfsform als Hausarbeit noch Verwertung gedunden hat, ist nicht mehr feststellbar und auch ohne Belang. Es
kommt auch nicht in Betracht, an Form und Inhalt stilistische Maßstäbe anzulegen. Bemerkenswert ist beispielhaft nur, in welch bedenklicher Weise damals
über Jahre einer heranwachsenden hoffnungsvollen Jugend eine fragwürdige romantisierende Vorstellung von Ehre, Glorie und Heldentum zwecks ideologischer Vereinnahmung aufgezwungen wurde.
Die Opfer des 2. Weltkrieges haben in Mennighüffen kein eigenes spektakuläres Ehrhrenmal errichtet bekommen. Es liegt aber im Kirchturm-Entree ein Gedenkbuch aus mit ihren Namen und persönlichen Daten, so ihren Geburtstagen,
an denen, täglich fortschreitend, immer wieder an ihr tragisches Schicksal erinnert wird.
Karl Sieveking, „Gedenken und Mahnen – Die Opfer der Kriege im 19. und 20.
Jahrhundertt aus der Gemeinde Mennighüffen“, hat diesen ebenfalls ein Mahnmal gesetz und allen hier Genannte den Nachruf gewidmet:
„Wir sind ihnen unseren Dank schuldig, und es ist nicht nur unsere moralische
Pflicht, es ist auch ein Gebot der Menschlichkeit, ihrer in Dankbarkeit, Achtung
und Würde zu gedenken.“
Karl-Heinz Rabe ist hier mit seinem jüngeren Bruder Herbert auch verzeichnet.
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Mein Bruder Herbert Rabe wurde im Februar 1943 vor dem Abitur von der Oberschule für Jungen zu Herford zum Wehrdienst einberufen und bekam das sog.
„Notabitur“ – Vorsemesterbescheinigung - zuerkannt.
Herbert Rabe fiel am 28. November 1943. Seine Todesnachricht wurde von
zwei Parteiführern der NSDAP einen Tag vor Heiligabend 1943 meinen Eltern
überbracht. Vor seiner Einberufung (Schüler) leitete er Jugendliche in der HJ und
wurde bereits als 16Jähriger als Lagerzugführer in ein Lager der KLV (Kinderlandverschickung) dienstverpflichtet. Im Schulzeugnis vom 12. Dezember 1941
wird Herbert Rabe bescheinigt:
„Er hat Kriegseinsatz geleistet vom 5.6.-22.8.41“.
Dies beinhaltet, dass er vom 3. Juni 1941 – August 1941 zum Dienst in der NSOrganisation der HJ „Kinderlandverschickung“ in das KLV-Lager Lebenhan
(ehemaliges Kloster „Missionsstation St. Kilian“), Bad Neustadt a. d. Saale) abkommandiert war.
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Herbert Rabe hat in dieser Zeit (5.Juni bis 22.August 1941) ein Lagertagebuch
über den mehr oder weniger eintönigen Alltag des „Lagerlebens“ und über die
belanglosen Vorkommnisse unter einer Kindergruppe in Uniform, ohne politische Wertungen und persönliche Beurteilungen, geführt – wie es wohl so die Lagerleitung vorgegeben hatte -, von dem hier einige Auszüge mit dazu gehörigen
Fotos wiedergegeben werden:
Lagertagebuch
KLV-Lager
Lebenhan/Neustadt a. d. Saale
Lagerzugführer
Herbert Rabe
Mennighüffen Nr.191
3.Juni 1941 – August 1941
(auszugsweise Abschrift nächste Seiten))
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Lagertagebuch. Begonnen: 3.6.1941.
3.6.1941. Endlich war der Tag der sehnlichst erwarteten Abreise in ein K.L.V.Lager herangekommen. Um 8 Uhr morgens fuhr ich mit dem Omnibus von HausBeck nach Herford. Von dort ging es in überfülltem Zug weiter nach Rheda. Nach
mehrstündigem Aufenthalt weiter nach Münster, wo wir um 15 Uhr ankamen.
Sofort ging’s zum Gebiet und zur K.L.V. – Hier wurden wir vom Beauftragten für
das Gebiet Westfalen, Hauptgefolgschaftsführer Hausen, in das Lager Lebenhan
abkommandiert. Da wir nicht mehr weiterfahren konnten, gingen wir auf „Wohnungssuche“. Im Gasthaus „New-York“ übernachteten wir dann. Am 4.6.1941
besichtigten wir Münster. Morgens traf ich Herbert Geilker*). Am Gebiet trafen
wir dann den früh. Führer des 1. Zuges des Lagers Lebenhan, Wilhelm Tennie,
mit dem wir dann durch die Stadt bummelten. – Um 20 Uhr sind wir dann mit
dem D–Zug von Münster über Castrop-Rauxel, Herne, Bochum, Mülheim, Duisburg, Köln nach Mainz gefahren. Da der Zug von französ. Arbeitern überfüllt
war, mussten wir samt den Koffern durchs Fenster springen. Dort habe ich am
5.6. von ½ 3 – ½ 4 Uhr auf einer Bank auf dem Bahnsteig geschlafen, Walters
Quetschkastenkoffer als Kopf-„kissen“ benutzend. Von ½ 4 – ½ 5 wurde dann
Mainz besichtigt, wobei wir auch an den Rhein kamen. Um ¾ 7 Uhr ging’s dann
weiter nach Frankfurt a.M. Dort haben wir dann bis etwa 13 Uhr, auf einer Bank
vor dem Bahnhof sitzend, das Leben und Treiben der Riesenstadt betrachtet. Um
14 Uhr fuhr unser Zug in Richtung Würzburg. Nach langem Aufenthalt in Würzburg und Schweinfurt saßen wir dann endlich in dem Zug, der uns nach Bad
Neustadt bringen sollte. Hier mußten wir dann nochmals umsteigen und nach 10
Minuten Fahrt waren wir am Ziel (Haltepunkt Schweinhof) angelangt. Wir blickten uns zunächst ziemlich ratlos um. Nirgends ein Bahnhof zu finden, nur etwa
50 m weiter 3-5 Häuser. Dann fanden wir endlich ein Schild: Lebenhan 2 km.
„Das kann ja nett werden“ dachten wir, schnappten uns unsere Koffer und schlichen wie die Schnecken die Anhöhe nach Lebenhan hinauf. Nachdem wir die
Koffer dutzendemal von einer Schulter auf die andere geladen hatten, landeten
wir endlich um 20 Uhr im Kloster Lebenhan, unserem Lager. Nachdem wir den
Lagermannschaftsführer, der auch erst heute gekommen ist, den Feldscher und
Lagerleiter begrüßt hatten, ging’s runter in den Speisesaal. Mit Heißhunger stürzten wir uns auf das Essen. Nachdem wir uns wieder gestärkt hatten, fielen wir
hundemüde in unseren „Kahn“. Anmerkung: *) Ein Kamerad und Nachbar Herbert Rabes (+ am 5. 10. 1944 in frz. Kriegsgefangenschaft). Er war ein Sohn des
Ortsbürgermeisters Heinr. Geilker, Mennighüffen -.
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6.6.41 Heute wurden uns durch den Lagermannschaftsführer Hans Dieck unsere
Züge übergeben. Das Kloster und die Nebengebäude wurden besichtigt. Großen
Gefallen fanden wir auch an dem Park. Der Mittelpunkt des Rhöndörfchens Lebenhan ist das Missionshaus St. Kilian, in welchem unser K.L.V.-Lager untergebracht ist.
11.6.41 Heute bekamen wir für das Lager ein Motorrad zur Verfügung gestellt.
Bei der Probefahrt machten „Bubi“, unser Feldscher, und ich auf der regennassen
Straße in Schönau einen zünftigen Sturz, der jedoch noch glimpflich auslief (einige Hautabschürfungen und leichte Fußverstauchung).
18.6.41 Heute machte unsere Lagermannschaft einen Ausflug nach Bad Kissingen.
(Anmerkung: Über die Fahrt erschien dieser Bericht in einem Jugendblatt der
NSV zur Kinderlandverschickung).
21.6.41 Die Lagermannschaft feierte heute auf der Rödlesser Höhe Sonnenwende.
Weil Krieg ist, mußte auf das Sonnenwendfeuer verzichtet werden.
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22.6.41. Heute herrschte große Aufregung im Lager. Früh kam ein Junge mit dem
Ruf: „Krieg mit Russland!“ in den Schlafsaal gestürmt. Im Nu war alles aus den
Betten und angezogen. Dann versammelte sich die Lagermannschaft im Tagesraum I um den Lautsprecher und hörte voller Spannung den Aufruf des Führers
an. Anschließend gab der Lagerleiter eine Erklärung zur Lage.
29.6.41. Am 29.Juni nahm das Lager am Bannsportfest des Bannes Rhön (362) teil.
Unsere beste Jungenschaft konnte in der Gesamtwertung im Mannschaftskampf
einen ehrenvollen 3. Platz belegen. Das erscheint zufriedenstellend, wenn man in
Betracht zieht, daß hier weder ein Sportplatz noch sonst eine brauchbare
Übungsmöglichkeit zur Verfügung steht.
30.Juni-10.Juli 41. Augenblicklich ist strahlendes Sommerwetter in der Rhön, die
Hitze beträchtlich. Mehrmals in der Woche geht’s zum Bad nach Neustadt, nicht
einfach, es heißt 7 km hin und 7 km zurück durch schattenloses Feld marschieren.
Aber unsere „Männer“ schaffen es, sie nennen den Marsch Leidensweg, gehen
ihn aber trotzdem immer wieder ganz gerne.
8.Juli. Unser eifriger Badebetrieb hat schöne Früchte gezeigt. Nach vorheriger
Prüfung gemäß den maßgeblichen Bestimmungen konnte an 8 Jungen das Freischwimmerzeugnis und was noch erfreulicher ist an 20 Jungen das Fahrtenschwimmer-Zeugnis ausgegeben werden.
15.7.41. Jetzt sind in unseren großen Wäldern die Blaubeeren reif. Mit Eifer geht’s
ans Sammeln. Auch beim Heilkräutersammeln entwickeln die Jungen regen Eifer.
In der ersten Woche wurden 15 kg Gänsefingerkraut und 1 kg Spitzwegerich verkauft. Augenblicklich liegen noch große Mengen Huflattich auf dem Trockenboden.
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(Anmerkung: Es schließt sich hier ein Fahrtbericht an. Der 1. Tag der Fahrt war
der 21.7.1941; sie endete am 23.7.1941).
21.7.1941 Fahrt zur Wasserkuppe
Schon lange Wochen vorher sprachen die Jungen von der geplanten Fahrt zur
Wasserkuppe, und mit dem heutigen Montag ist nun der so heiß ersehnte Tag
herbeigekommen. Alles war sorgsam vorbereitet. So schleppten wir die gesamte
Verpflegung für 3 Tage mit, und zwar in einem Fahrradanhänger, der, von mehreren Jungen gezogen, als „Troß“ hinter der Marschkolonne herrollte. Um 7 Uhr
schon zogen wir von unserem Lager weg zur Haltestelle Schweinhof. Dort wurde
das Bähnchen nach Bischofsheim bestiegen. Bis Bischofsheim sind wir gefahren,
aber nun heißt es „watzen“! Nach der Ankunft in diesem schönen Rhönflecken
am Fuße des Kreuzberges marschierten wir gleich los, Richtung Gersfeld. Wir
waren zusammen 34 Mann, nämlich der 1. Zug (führe ich), Lagerleiter, Feldscher
und ich. Durch die Ortschaften Frankenheim und Oberweissenbrunn kamen wir
bald zur Passhöhe, wo wir eine kurze Rast einlegten. Dann ging’s 5 km abwärts,
hinein nach Gersfeld. Schön liegt dieser Marktflecken, im Talkessel, von den Höhen der Rhön umrahmt.
Mit schmetternden Fanfahren marschierten wir durch G. zur DJH. Dort kochte
der Lagerleiter eine zünftige Suppe und stillte damit das knurrende Gefühl in
unseren Mägen. Gleich nach dem Essen zogen wir los, um uns die Umgebung
etwas näher anzusehen. Ein Berg stach besonders ins Auge: Der Wachtküppel!
Drum hieß es: „Auf ihn mit Gebrüll!“ In knapp ¾ Std. legten wir den Weg zu dem
kegelförmigen „Lausbuben der Rhön“ zurück. Dann standen wir nach einer kleinen Kletterei auf seinem Gipfel und genossen die schöne Aussicht, die sich uns
darbot. Gersfeld lag tief unter uns, ebenso viele andere Ortschaften, deren Namen
wir nicht kannten. Und darüber sah man die sanft geschwungenen Kuppen der
Rhön, den Kreuzberg, die Wasserkuppe, den Himmeldunk und viele, viele andere Berge. Lange saßen wir auf dem Gipfel und betrachteten diese schöne, sonnenüberflutete Landschaft. Mit fröhlichem Gesang zogen Gerd, die Jungen und ich
wieder hinunter nach Gersfeld. Nach der reichlichen Abendmahlzeit packte jeder
sein Bündel und begab sich ins Nachtquartier. Dort wühlten wir uns ins Stroh
und schliefen dann fest und traumlos einem neuen, ereignisvollen Tag entgegen.
22. 7.1941 Am Dienstag war schon alles früh munter, wollten wir doch heute unser eigentliches Fahrtziel, die Wasserkuppe, erreichen. Früh um ½ 6 Uhr schon
hieß es: „Aufstehen.“ Raus aus dem Stroh. Zur DJH. Waschen, Kaffeekochen, alles ging wie der Blitz. Nach kräftigem Imbiß stand mein Zug marschbereit. Gerd
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und ich wurden nun losgeschickt, um in Wüstensachsen Quartier zu machen. 15
km Weg lag vor uns. Die Straße führte uns durch ein schönes Tal immer höher
hinauf bis zur Abkreuzung der Straße zur Wasserkuppe. Nach weiterem Marsch
von 6 km kamen wir nach insgesamt 2 ½ St. Marsch nach Wüstenhagen. Wir hatten Glück, in der DJH waren 36 Betten frei. Nach kurzem Aufenthalt „zitterten“
wir beide wieder los und trafen nach 8 km Marsch um ½ 12 Uhr auf der Wasserkuppe ein. Da bekamen wir nun viel zu sehen. Zuerst genossen wir die herrliche
Aussicht vom Fliegerdenkmal aus auf die schöne Rhön. Da lagen sie vor uns, die
vielen, vielen Berge der Rhön und des Thüringerwaldes. Danach besichtigten wir
das Fliegerlager, in dem wir uns vorher an einer kräftigen „Fliegersuppe“ gestärkt hatten. Die verschiedenen Typen der Segelflugzeuge riefen das Interesse
aller Jungen wach. Nun zog es uns zum Hang hin, wo ein reger Flugbetrieb
herrschte. Stundenlang sahen die Jungen den Riesenvögeln zu, die lautlos ihre
Kreise über dem Fuldatal zogen. – Nun war es schon wieder Spätnachmittag und
wir mussten nun aufbrechen, um rechtzeitig nach Wüstensachsen zu kommen,
wo wir in der DJH übernachteten. An der Fuldaquelle wurde noch einmal ausgeruht, und gestärkt stehen die Pimpfe am Mittwoch vor der DJH angetreten. Der
Himmel ist bewölkt, es scheint nach Regen.
3.8.41. Heute waren wir am Frickenhauser See. Um ½ 2 Uhr marschierten wir los.
Wir kamen auf unserem Marsch durch die Ortschaften Wechterswinkel und Frickenhausen. Bis ½ 6 Uhr blieben wir am See, wo wir uns tummelten und Kletterpartien an der steilen Felswand machten. Um ½ 8 Uhr waren wir dann wieder im
Lager, wo wir uns durch ein kräftiges Abendbrot stärkten.
Anmerkung: Das Tagbuch endet mit einer Eintragung vom 11.8.1941. Der Verfasser, 1924 geboren, feierte im KLV-Lager Lebenhan am 13.8.1941 seinen 17. Geburtstag.
Seine Verpflichtung als Lagerzugführer endete noch im Laufe des Monats August
1941.
In seinem Schulzeugnis der Städtischen Oberschule zu Herford vom 12.Dezember
1941 steht unter Bemerkungen:
„Er hat Kriegseinsatz geleistet vom 5.6. – 22.8.41.“
Er wurde als Schüler im Februar 1943 zum Wehrdienst einberufen. Er fiel am
28.11.1943 in Russland).
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Mit zwei Aufsätzen (siehe auch oben „Wir besuchten Bad Kissingen“) hat Herbert
Rabe auch über Erlebnisse der Jugendgruppen bei Ausflügen in den NSVJugendblättern berichtet, so von der Fahrt zur Wasserkuppe:
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KLV- Lager Kloster Lebenhan, Rückseite – Postkarten-Motiv
Kloster Lebenhan, Vorderseite – Postkarten-Motiv
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Dorfstraße in Lebenhan, 1941
Parkseite des KLV-Lagers
Eingangstor zum KLV-Lager
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Flaggenappell im Klosterhof - KLV-Lager „Missionshaus St. Kilian“ in Lebenhan
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Der von Herbert Rabe geführte Zug; mit Jungen auf dem Wachtküppel (21.7.1941)
Lagerkameraden im Stalldienst - im Bild rechts Herbert Rabe (re.)
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Bischofsheim (Rhön), 23.7.1941
Herbert Rabe (re.) mit Lagerkamerad
Kräftigung mit Suppe vom Lagerleiter
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Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe
Wüstensachsen mit Stirnberg, 22.7.1941 Segelflug - Der Sonne entgegen (Rhön)
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Oben: Das Geburtshaus Karl-Heinz und Herbert Rabes,
Mennighüffen Nr. 329 (Postweg 11) – 1929 -. Bild re.oben
2. von li. Herbert Rabe; Bild re. Karl-Heinz Rabe.
Unten:Das Elternhaus Karl-Heinz und Herbert Rabes,
Mennighüffen Nr. 191 (Binnenweg 4) – 1935 -
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Oben: Eine Mennighüffener Gruppe des DJ. Obere Reihe von links 1.Harald Rasche, 4. Ewald Witte, 5. Werner Dreyer, 6. Karl-Heinz Rabe, 8. Herbert Rabe, 11.
Günther Dreyer; mittlere Reihe von links 2. Siegfried Kipp, 4. Walter Küffmeier,
unten von links 2.Fr. Wilh. Erwin Rolfsmeier, 3. Wilhelm Albert.
Unten: Das Fähnlein Mennighüffen-Ostscheid, Sportplatz in Menighüffen, am
Drosselhain. Stehend, von links Werner Heitkamp, Walter Flottmann, Gerhard
Busse; mittlere Reihe von links 1. Willi Kelle, 2. Willi Freier, 3. Friedel Radert, 4.
Johannes Henke; vordere Reihe, 1. links Friedel Kuhlmeier
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Das Fähnlein Mennighüffen-Ostscheid auf dem Sportplatz am Drosselhain.
Bild oben stehend v. li. Karl-Heinz Rabe, Werner Heitkamp, Walter Flottmann.
Bild unten Außenreihe von unten 3. Johannes Henke, 5. Friedel Kuhlmeier
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Die Fähnlein (Stamm) Mennighüffen, M.-Halstern (?), M.-Ostscheid und M.Besebruch versammeln sich zum Abmarsch auf dem Sportplatz am Drosselhain
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Abmarsch vom Sportplatz am Drosselhain (im Hintergrund das Haus an der Lübbeckerstraße mit „geg“-Konsum, Metzgerei Horst und Friseursalon Palsbröker).
Unten: Marsch durch Mennighüffen, vor der alten Volksschule, Bildmitte das
Fähnlein M.-Besebruch, im Hintergrund die Gaststätte von Otto Niehus
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Appell des Fähnleins Mennighüffen (mit Jungstammführer K.-H. Rabe) auf dem
alten Schulhof an der Lübbeckerstraße (im Hintergrund das Pfarrwitwenhaus,
das Textilgeschäft Hempe, die Zahnarzt-Praxis Dr. Hanke und die Buchdruckerei
Erdbrügger). Kritischer Betrachter am Zaun: Rektor Ludwig Frederking. Oberes
Bild vorn von li.: 2. Fritz Niehus, 3. Werner Bröderhausen, 5. Hans Rolfsmeier
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Menighüffener Jungvolk-Führer, in der Bildmitte Karl-Heinz Rabe. Unten: Das
Fähnlein Mennighüffen beim Abmarsch vom alten Schulhof in Mennighüffen
zum Sportplatz am Drosselhain. Aufnahme vor der Buchdruckerei von Karl Erdbrügger, Lübbeckerstraße, im Hintergrund die alte Volksschule und das Schuhgeschäft von Karl Rasche. Vorn im Bild mit Trommel Fritz Niehus, mit Abstand
rechts hinter ihm, mit Fanfare, Werner Bröderhausen
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Unten: Aufmarsch Löhner DJ-Führer beim
Besuch des Jungbannführers (?). Im oberen
und mittleren Bild links Karl-Heinz Rabe
Mennighüffen, Lübbeckerstraße (1936)
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n
Auf dem HJ-Schießstand im Ulenburger Forst – Im Bild oben 1.von li. und im Bild
unten Herbert Rabe, oben 1. von re. Martin Dreier, vorn kniend Günter Dreyer
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Das (aller-) letzte Aufgebot, am Kriegsende: Adolf „Nazi“ (O-Ton Helmut
Schmidt) zeichnet Hitlerjungen mit dem „Eisernen Kreuz II“ aus (März 1945).
Hitler weiß, dass er am Ende ist - und nicht überleben wird. Am 8. Mai 1945 ist
der Krieg zu Ende…
Anhang
Nach
fehlgeleitetem Enthusiasmus einer verratenen
ganzen Jugend-Generation
- ein mörderischer Krieg
mit Abermillionen Toten
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Herbert Rabe; Bild links: Pionierausbildung 1943 in Aarhus (DK)
1943 – Deutsche Soldaten zur Ausbildung als Pioniere in Dänemark / Aarhus
Mittlere Reihe 3. von links Herbert Rabe
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-
Herbert Rabe, gefallen am 28.11.1943 - Verleihung des EK II posthum am 18.12.1943
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Seinen letzten Brief aus dem Felde an seine Eltern schrieb mein Bruder Herbert
am 22. November 1943, 6 Tage vor seinem Tode, der Todesgefahr täglich nahe –
ein verzweifelter Versuch, seine Angst und Hoffnungslosigkeit vor den Eltern
scheinbar spielerisch hinter Worten zu verstecken:
„Mir geht es immer noch gut. Allerdings haben wir sehr schwere Tage hinter uns.
Von den harten Kämpfen am Dnjepr habt Ihr ja im Wehrmachtsbericht gehört.
Unser Btl.Kdr., Ritterkreuzträger Hauptmann Kalbitz, wurde ja auch erwähnt. Bei
den 25 Mann, mit denen er die Stellung gehalten hat, war auch ich. Ich habe
mehrmals großes Glück gehabt. Von unserem Zug sind nur noch 2 Mann. Wenn
Ihr könnt, besorgt mir bitte die Wehrmachtsberichte vom 10. – 20.. d. M. …
Nun wollen wir hoffen, daß alles weiterhin gut geht. Macht Euch nur keine unnötigen Sorgen, denn jede Kugel trifft einen nicht, wie ich mehrmals an mir selbst
feststellen konnte. So bekam ich eine M. G. Garbe, die unten in die Feldflasche
ging, oben rauskam und dann zwischen Arm und Hüfte durch in den Gewehrkolben ging, der vollkommen zersplittert war.“
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Oben: Vorn 2. v. li. (im Bild daneben 4. v. li.) Karl-Heinz Rabe: Von der Schulbank zum Reichsarbeitsdienst, Hövelhof (Senne), 1940; Empfang der neuen „Arbeitsmänner“ mit Blasmusik
Vorn 1. v. links Karl-Heinz Rabe - Rekrutenausbildung in Bielefeld, 1941, zusammen mit Herbert Köstring, Mennighüffen-Besebruch, verm. seit Dezember
1941 (links im Bild oberhalb)
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Karl-Heinz Rabe (links:im Heimaturlaub 1942 in Mennighüffen, im Hintergrund
Nachbarhaus Müller und Häuser an der Langenbrede, Backheurer, Budde,
Schäffrr; rechts nach bereits schwerster Verwundung beim NahkampfFronteinsatz). Unten (links im Bild) auf der Fahrt an die Front im Osten …
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… und angekommen in Russland, zum Krieg im Schlamm und im Schnee
In Tarnanzügen: Karl-Heinz Rabe
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Karl-Heinz Rabe (vorn 2. von re.) mit Kameraden, Bunkerleben am Ilmensee 1943.
In seinem letzten Brief an seine Eltern,
5 Tage vor seinem Tod, schrieb er am
26.01.1944:
Am nächsten Tag sollten wir wieder
angreifen, doch kam uns Iwan mit einem Trommelfeuer zuvor, das zirka 6
Stunden dauerte und wie ich es noch
nicht erlebt hatte. Vier Tage ohne jeden
Schlaf und warmes Essen haben wir bei
der Kälte unter freiem Himmel gelegen.
Wir sind total durchgedreht, doch hoffe
ich, dass wir vollkommen frisch sind.
wenn es evtl. morgen wieder los geht.
Der Btl.Kommandeur hat mich wegen
besonderer Tapferkeit dem General gemeldet. So konnte er mich zum EK II.
einreichen. Das silberne Verw.Abz. bekomme ich in den nächsten Tagen auch.
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„Neue Westfälische“, Löhne, 13.11.2004
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Karl Sieveking
Gedenken
und
Mahnen
Die Opfer
der Kriege im 19. und 20. Jahrhundert
aus der Gemeinde Mennighüffen
- Auszug –
Herbert Rabe
Mennighüffen Nr. 191
geboren am 13. August 1924 in Mennighüffen Nr. 329 (Büschen)
gefallen am 28. November 1943
Er fiel bei einem Gegenstoß der Kompanie an der Dnepr-Front. Durch einen russischen Gegenangriff konnte er nicht geborgen werden. Er gehörte zu den 25
Mann, die im November im Wehrmachtsbericht auszeichnend erwähnt wurden,
weil sie eine Stellung gehalten hatten
Er war einer von zwei Brüdern, die gefallen sind
Letzter Dienstgrad: Sturmpionier
Karl-Heinz Rabe
Mennighüffen Nr. 191
geboren am 25. Mai 1921 in Mennighüffen Nr. 329 (Büschen)
gefallen am 31. Januar 1944
Er fiel bei Nevel in Rußland
Sein Bruder Herbert war schon im November 1943 in Rußland gefallen
Letzter Dienstgrad: Leutnant
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