PC I Thermodynamik J. Stohner / M. Quack SoSe 2006 Musterlösung zu Übung 7 7.1 Exemplarische Fragen: Frage 1: Was ist der Unterschied zwischen ortho- und para-Wasserstoff (Skript S. 20, Tabelle 1.2, Bemerkung 3)? Von dem Wasserstoffmolekül H2 existieren zwei sogenannte Kernspinisomere orthoH2 mit Kernspin I=1 (Rotationsquantenzahlen ungerade) und para-H2 mit Kernspin I=0 (Rotationsquantenzahlen gerade) mit leicht unterschiedlichen physikalischchemischen Eigenschaften. Der Unterschied wird besonders bei sehr tiefen Temperaturen bedeutsam. ’Normaler’ Wasserstoff ist bei 20 ◦ C eine Mischung aus 75% ortho- und 25% para-Wasserstoff. Frage 2: Wie kommt man auf Gleichung (2.42) auf Seite 33 (Kapitel 2), also pV = n · 23 Ekin (molar)? Ersetzen Sie in Gl. (2.33), (Seite 31) auf der rechten Seite NA · m < v 2 > durch 2 Ekin (molar), gemäss Gl. (2.41), (Seite 33). Dann folgt direkt Gl. (2.42). Anmerkung zur Nomenklatur endotherme und exotherme Reaktion: Gemäss der ursprünglichen sprachlichen Bedeutung (griechisch Thermae =Wärme, kombiniert mit endo- oder exo-) wird eine Reaktion im Skript als endotherm oder exotherm bezeichnet, wenn das Reaktionssystem aus einem Thermostaten Wärme aufnimmt (endo) oder diese abgibt (exo). Wenn die Reaktion bei konstantem Volumen wie üblich in einem Bombenkalorimeter durchgeführt wird, entspricht das QV oder ΔU. Bei konstantem Druck handelt es sich um die Wärme Qp oder ΔH. Will man sich auf ΔU festlegen, wählt man dann endo- bzw. exoergisch und für ΔH endoenthalpisch bzw. exoenthalpisch (oder endenthalpisch und exenthalpisch unter Auslassung eines Vokals) . Nach einer neueren Empfehlung einer IUPAC Kommission (Gold Book 1997) soll die Terminologie endo- exotherm jedoch neuerdings spezifisch auf ΔH bezogen werden. Das erscheint weniger glücklich, und es ist nicht klar ob sich diese Empfehlung durchsetzen sollte. 7.2 1 mol N2 entspricht ca. 28 g Stickstoff. ΔU = mg0 h = 28 × 10−3 kg × 9.806 m s−2 × 10 000 m = 2.75 kJ ΔU = nCV ΔT = 1 mol · 2.5RΔT ⇒ ΔT = 132 K 7.3 Aus der Adiabatengleichung (Gl. 2.38a) T1 V1 κ−1 = T2 V2 κ−1 ergibt sich unter Verwendung des idealen Gasgesetzes: (κ−1)/κ κ κ−1 p2 RTi T2 p2 Vi = ⇒ = ⇒ ΔT = T1 − T2 = T1 1 − pi T1 p1 p1 1 wobei κ = Cp /CV = [(7/2) · R]/[(5/2) · R] = 1.4 (Cp = CV + R) Das Verhältnis der Drücke ist: p2 (h = 10 000 m)/p1 (h = 0 m) ≈ 32 (siehe Übung 4. Mit T1 = 300 K ergibt sich mit Hilfe der barometrischen Höhenformel eine Temperaturdifferenz ΔT ≈ 83.4 K, also T2 = 216.6 K. 7.4 (“Gewicht der Wärme”). 1. X : Temperatur in ◦ F; Y : Temperatur in ◦ C; T : Temperatur in K; 5 · (X/◦ F − 32) 9 T /K = 273.15 + Y /◦ C Y /◦ C = 61 ◦ F = 16.1 ◦C = 289.3 K und 29 ◦ F = −1.7 ◦ C = 271.5 K. 2. Grains (Troy) ist eine angelsächsische Masseinheit für Gewichte, die für Edelmetalle und Arzneien gebraucht wird. 1 g = 15.4323 Grains (Troy); 4107.86 Grains (Troy) = 0.266 kg Lit.: CRC Handbook of Chemistry and Physics, 77th edition, 1996-97. 3. Bei geöffneten Flaschen ergibt sich die gemessene Gewichtsdifferenz ΔF aus der Gewichtsänderung der beiden Flüssigkeiten aufgrund ihrer unterschiedlichen Volumenänderung mit der Temperatur T (ρ : Dichte; g: Erdbeschleunigung; m: gemäss Aufgabenstellung gleiche Masse der Flüssigkeiten): ΔF = FAlkohol − FW asser m m = m · g − ρLuf t · · g − m · g − ρLuf t · ·g ρ ρW asser Alkohol ρAlkohol − ρW asser = m · g · ρLuf t · ρW asser · ρAlkohol Die scheinbare (temperaturabhängige!) Massendifferenz, die mit dem Golddraht austariert werden muss, ist also: ρAlkohol (T ) − ρW asser (T ) Δm(T ) = ΔF/g = m · ρLuf t (T ) · ρW asser (T ) · ρAlkohol (T ) Δm (271.5 K) = −1.89·10−4 kg; Δm (289.3 K) = −3.14·10−4 kg. Bei geöffneten Flaschen scheint das Wasser also durch die Abkühlung 0.125 g an Masse zu verlieren (relativistische Effekte werden vernachlässigt). Dichten von Wasser, Alkohol und trockener Luft (aus CRC Handbook, siehe oben): T/K H2 O (l) H2 O (s) C2 H5 OH (l) Luft (1 bar) −3 −3 289.3 998.94 kg · m 792.83 kg · m 1.205 kg · m−3 −3 −3 271.5 917 kg · m 807.88 kg · m 1.280 kg · m−3 4. Bei verschlossenen Flaschen ist der Auftrieb für beide Waagschalen gleich. Eine Massenänderung aufgrund des Temperaturunterschiedes könnte sich prinzipiell relativistisch aus den inneren Energien Ui (T ) (i: Wasser, Alkohol) ergeben 2 (c: Lichtgeschwindigkeit): Δmi = mi (T2 ) − mi (T1 ) = Ui (T2 ) − Ui (T1 ) c2 Den bei weitem grössten Beitrag liefert die Schmelzwärme des Wassers Δm H (1 bar) = 334 kJ · kg−1 (CRC Handbook). Vernachlässigt man die übrige Wärmeaufnahme des Wassers, des Eises und des Alkohols, so ergibt sich bei der Abkühlung (T1 = 271.4 K; T2 = 289.3 K) eine Massenabnahme von ΔmW asser ≈ 334 kJ · c−2 ≈ 3.7· 10−12 kg auf der Seite des Wasser. Das entspricht 1.88 · 10−11 mol oder 1.1 · 1013 Atomen Gold und wäre das Massenäquivalent zum ”Wärmestoff”. Bisher ist ein solcher Effekt aber noch nicht gemessen worden. Er läge gerade noch am Rande der Messbarkeit. 5. Fehlerquellen: • • • • • • • Reibung der Waagenaufhängung Luftturbulenzen Staubniederschlag Ablesegenauigkeit der Waage elektrostatische Aufladung Verdampfung der Flüssigkeit während des Einfüllens Kondensation von Atmosphärenbestandteilen auf der Flaschenwand 6. ”Wärme”wird als eine Form der Energie betrachtet und besitzt somit nach der Einsteinschen Äquivalenz eine Masse. 7.5 Die bei der isothermen Kompression verrichtete Arbeit ist gegeben durch V2 V2 nRT dV = −nRT ln , W =− V V1 V1 mit V1 = 2 dm3 , V2 = 0.1 dm3 , T = 288.15 K und n = 0.1 mol erhält man W = 717.7 J. Diese Energie wird als Wärme an das Wasserbad abgegeben, was zu einer Erhöhung der Badtemperatur führt: WHe = −QHe = QBad = CVBad ΔT. Mit CVBad = cH2 O mH2 O = 10 000 cal/K = 41’840 J/K erhält man eine Temperaturerhöhung von ΔT = 0.01715 K. Damit berechnet sich Q in Kalorien zu Q = ΔT CVBad = 171.5 cal. Genau betrachtet läuft dieser Prozess nicht isotherm ab, da das Wärmebad nicht unendlich gross ist. Bad und Gas zusammen sind nach aussen isoliert, d.h. wir haben es mit einer adiabatischen Kompression zu tun, wobei aber die erzeugte Wärme nicht nur an das Gas selber, sondern an das gesamte System Bad + Gas abgegeben wird. 3 Wie bei der Herleitung der Adiabatengleichung (siehe Kapitel 3.4, Gleichung (3.31) im Skript) gehen wir aus von der Beziehung δW = −pdV = − nRT dV = (CVGas + CVBad )dT = CVtotal dT V mit CVGas = 32 nR und CVBad = cH2 O mH2 O . Die Integration dieser Gleichung ergibt nach weiteren Umformungen T2 = T1 V1 V2 λ , λ= nR . CVtotal Für λ erhalten wir den Wert λ = 1.987 × 10−5 . Damit ergibt sich für die Temperaturerhöhung λ V1 ΔT = T2 − T1 = T1 − T1 = T1 20λ − T1 , V2 bei der hier verwendeten Genauigkeit exakt der gleiche Wert wie bei der isothermen Kompression. Aufgrund des sehr kleinen Wertes von λ ist eine Reihenentwicklung zweckmässig: V1 V2 λ = 20λ = exp(λ ln 20) = 1 + λ ln 20 + (λ ln 20)2 + ... 2 Damit ergibt sich eine Temperaturerhöhung von ΔT = T2 − T1 = T1 20λ − T1 = T1 (λ ln 20 + (λ ln 20)2 + ..). 2 Setzt man CVtotal ≈ CVBad , was sehr gut erfüllt ist, entspricht der erste Term der Entwicklung dem isothermen Fall. Der Fehler, der durch Vernachlässigung der Temperaturerhöhung des Gesamtsystems während der Kompression gemacht wird, ist somit von der Grössenordnung T1 (λ ln 20)2 /2 ≈ 10−6 K. 7.6 Die Temperaturerhöhung erhält man durch Anwendung von Gleichung (3.36), Seite 47 des Skriptes κ−1 V1 T2 . = T1 V2 Für Helium gilt κ = Cp /CV = 5/3. Mit V1 = 2 dm3 , V2 = 0.1 dm3 und T1 = 288 K erhält man T2 = 2123 K, somit eine Temperaturerhöhung von 1835 K. Für N2 ist κ = 7/5 = 1.4, womit sich T2 = 955 K und damit ΔT = 667 K ergibt. 4