Bellikon in seiner Geschichte

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Bellikon in seiner Geschichte
Von Pfarrer A. Egloff, Gipf-Oberfrick
Bellikon hat Geschichte, hat mehr Geschichte als die meisten ringsumliegenden Dörfer.
Da sind einmal die Römer, deren Villa vor Jahrzehnten ausgegraben wurde und die sich
während Jahrhunderten hier erfreuten. Dann kommen in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts die Alemannen, an ihrer Spitze der edle Bello und baut seine Behausung. Husen
wurde wohl erst im 9. oder 10. Jahrhundert besiedelt. Im Laufe des Mittelalters erwerben
einige Klöster Güter und Einkünfte, so Murbach im EIsass, Muri, Einsiedeln, Engelberg,
Hermetschwil, Wettingen, St. Blasien, Gnadental.
Schon aber sind aus dem Elsass die Grafen von Habsburg zugezogen, zuerst als
Kastvögte von Murbach, nach dem Aussterben der Grafen von Lenzburg 1173 als
Landesherren. Ihnen zu Diensten stehen die vielen Ministerialen, so im Aargau unter
andern die Truchsessen von Habsburg, die Schenken von Wildegg, die Herren von
Wolen, von Baar, von Cham, die mit anderen Adeligen am Rohrdorferberg Eigengüter und
habsburgische Lehen innehatten. Im 2. Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts erscheinen die
Krieg, die bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts Gerichtsherren von Bellikon und Hausen
waren, um die Mitte des 17. Jahrhunderts aber abgelöst wurden durch die einflussreichen
Schmid von Uri.
Im Übrigen gehörten die beiden Dörfer zur Pfarrei Rohrdorf und zum Amt Rohrdorf. Allzeit
haben sie regen Anteil am Geschick des pfarreilichen und politischen Lebens genommen.
Sie stellten gar im Laufe der Zeit 5 Untervögte im Amte Rohrdorf, so Hensli Krieg 1426 1438, Hans Hofman 1463 - 1469, Urs Hoffnan um 1540, Rudolf Zeindler um 1580 und
Heinrich Zeindler um 1643. Mit der Eroberung des Aargaus 1415 folgten den Herzögen
von Österreich die Eidgenossen in der obersten Herrschaft nach. Bis 1712 schickten die
alten fünf Orte den Landvogt nach Baden, nachher nur mehr die Orte Zürich, Bern und
Glarus. 1803 schlug die Glocke der Freiheit: Nicht mehr Untertanen wie bis anhin, sondern Eidgenossen wie die andern, und dies im Herzen des neuen Kantons Aargau!
Das Werk "150 Jahre Kanton Aargau im Lichte der Zahlen" berichtet, wie am 20. August
1804 die Dörfer Oberrohrdorf, Niederrohrdorf, Remetschwil, Staretschwil und Busslingen
sich zu einer politischen Gemeinde zusammenschlossen; doch teilten sie sich wieder am
22. Mai 1854 in die Gemeinden Oberrohrdorf, Niederrohrdorf und Remetschwil. Von
Bellikon, Künten und Stetten ist dabei nicht die Rede. Diese Orte hatten sich gleich bei der
Gründung des Kantons Aargau im Jahre 1803 als eigene Verwaltungsinstanzen konstituiert. Damit Ist Bellikon, zusammen mit Hausen, schon über 170 Jahre eine selbständige
politische Gemeinde.
Römer und Alemannen
Als die Römer in Baden die heissen Quellen entdeckten, entdeckte ein Römer am
Heitersberg die herrliche Lage für seine Villa. Noch erinnern an diese Zeiten die freigelegten Ruinen (Badener Neujahrsblätter) und der alt überlieferte Name "Römerweg"
gegen den Mutschellen hin. Die jüngst daselbst entdeckten Gräber, wie auch keltische
Siedlungsnamen wie Chuntenach und Buosnach beweisen, dass am Heitersberg schon
viele Jahrhunderte vor Christus Menschen gelebt haben. Nach den Römern wanderten
die Alemannen ins Land, im zu Ende gehenden 5. wie vor allem im 6. Jahrhundert.
Der Name Bellikon - das älteste Dokument neben den Römerruinen - legt nahe, dass die
heutige Siedlung um die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts angelegt worden ist und zwar
von einem Alemannen Bello. Fast sehen wir ihn noch, wie er von der zerfallenen Römervilla den Römerweg herkommt, erst einen Blick auf die damals im Reusstal neu erstehenden Siedlungen eines Bero (Berikon), Ufo (Zufikon), Stetto (Stettikon, Stetten), Goslo
(Göslikon) und Rorn (Rorikon, Rohrdorf) wirft, dann aber bergwärts schaut, eine frische
Quelle suchend, und sich über das klare Wasser beugt und lächelnd seinen Durst löscht.
Sein Entschluss ist gefasst: Hier wird die Hütte aufgeschlagen! Damit war Bellikon gegründet und die Sippe des edlen Bello beheimatet.
Seltsam freilich, bello ist die Sprachwurzel, aus der das lateinische Wort bellum (Krieg)
kommt und zugleich das italienische Wort bello (schön), wie wenn die Krieg von Zürich
1314 deshalb nach Bellikon gekommen, die Burg erbaut und der Gemeinde ihr Wappen
hinterlassen und heute die Suva diesen Ort ausgewählt, weil er schön ist - picco bello!
Die Habsburger und das Kloster Murbach
Den Grafen von Lenzburg, die im Jahr 1173 ausstarben, folgten in der Herrschaft die
Grafen von Habsburg und dies bis zur Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im
Jahre 1415. Die Habsburger Grafen hatten aber schon nach dem Aufstand des
Schwabenherzogs Ernst von 1025 bis 1027 einen reichen Güterbesitz im heutigen Aargau
erworben und gleich ihr Hauskloster Muri gegründet. Ja, schon vorher besassen sie bedeutende Rechte und Güter, waren sie doch Kastvögte des Klosters Murbach im Elsass.
Wie die Habsburger Urkunde von 1259 besagt, gehörte dem Vogesenkloster fast ein geschlossener Güterkorridor von der Birs bis zum Brünig, so in Augst, Möhlin, Schupfart,
Gipf, Wittnau, Effingen, Elfingen, Rein, Holderbank, Lunkhofen, Rottenschwil, Luzern und
in vielen umliegenden Dörfern, dazu der Meierhof in Oberrohrdorf samt der Kirche daselbst.
Murbach muss zu diesem Güterkomplex bald nach Niederwerfung des alemannischen
Herzogtums im Jahre 746 gekommen sein. Die Kastvögte mussten die Klöster in den
äussern Beziehungen vertreten und schützen. Die Habsburger verstanden es indes, fast
das ganze Besitztum von Murbach gegen Ende des 13. Jahrhunderts zu eigenen Händen
zu nehmen.
Während also der Zehnt am Rohrdorferberg während Jahrhunderten dem Elsässer
Kloster gehörte, machten die Habsburger seit dem Königtum Rudolfs Anspruch darauf.
Sie liehen ihn aus, zuerst den Edlen von Rüssegg, dann aber den Herren von Hünenberg.
1414 kaufte die Stadt Baden diese Einkünfte und behielt sie bis ins letzte Jahrhundert
hinein. Noch heute legt die grosse Zehntenscheune in Oberrohrdorf beredtes Zeugnis für
die einstige Patronatsherrin ab, die Stadt Baden.
Ein Teil des Zehnten vom Rohrdorferberg lag indes schon im 11. Jahrhundert in Laienhänden. Heinrich von Seldenbüren im Reppischtal, wohl der Vater oder Grossvater des
Gründers des Klosters Engelberg im Jahre 1120, schenkte seinen Viertel und einen
Achtel des Restes dem Kloster Muri. Nach langen Streitigkeiten wurde durch den Erzbischof von Mainz im Jahre 1188 der Murianer Zehnt auf Künten und Sulz geschlagen,
und dies verblieb bis ins letzte Jahrhundert. Freilich bezog auch der Bischof von Konstanz
seinen Quart aus der Pfarrei Rohrdorf, und dies seit dem 8. Jahrhundert. Als Baden 1414
den Rohrdorfer Kirchensatz an sich brachte, kaufte die Stadt bald auch den bischöflichen
Viertel.
So wanderte ein Zehntel aller Erträgnisse von Bellikon und Hausen während vielen Jahrhunderten an die genannten Herren: ans Kloster Murbach, an die Habsburger und ihre
Ministerialen von Rüsegg und von Hünenberg, an Heinrich von Seldenbüren, ans Kloster
Muri, an den Bischof von Konstanz und vor allem an das Spital Baden.
Der grösste Machtzuwachs erwuchs den Habsburger Grafen durch die kaiserliche Zuteilung der Gaugrafschaft Im Jahre 1173. Damit fielen ihnen viele königliche Lehen und
Einkünfte zu, die sie nicht selten an ihre Ministerialen als Lehen weiter gaben. Das Habsburger Urbar von 1304 nennt den grössten Teil dieser Güter. Wir hören: "Ze Bellinkon, ze
Husen und ze Reymerswilr hat dü herschaft von der grafschaft ze richtenne düb und
vrefel."
Die Schenken von Wildegg
Eine ganze Schar von habsburgischen Ministerialen hatte Güter von den Grafen von
Habsburg zu Lehen. Daneben aber besassen sie auch Eigengüter. Die niedere Gerichtsbarkeit und die Vogtei über Bellikon und Husen muss zuerst ein habsburgisches Lehen
gewesen sein. Im 3. Viertel des 13. Jahrhunderts besass es Burchart von Hottingen von
Zürich. Von ihm hat es Hartmann der Schenke von Wildegg übernommen. Die Urkunde
vom 22. Oktober 1292 gibt uns eingehende Auskunft darüber. Hartmann der Schenke bat
den Herzog Albrecht von Österreich, seine Gattin Mechthilt bei ihren Gütern in Holderbank, Wildegg, Möriken und im Besitz der Vogtei Bellikon zu schützen - "uff der vogteige
ze Bellinkon die der vorgenande her Hartman Schenke kouffte von hern Burchart von
Hotingen". Vor dem Österreicher Herzog Albrecht versprachen Truchsess Erkenfried von
Habsburg und die beiden Brüder Arnold und Peter von Kienberg, die genannte Frau bei
ihrem Leibgedinge zu schirmen. 1305 vermachte Hartmann der Schenke auf seinen
Todesfall hin einigen Klöstern und Kirchen 100 Mark - auch die Kirche Rohrdorf erhielt 2
Mark. Die Herrschaft Bellikon dürfte allem Anschein nach erst nach dem Tod des Hartmanns von Wildegg auf die Krieg übergegangen sein, wohl 1314. Die Truchsessen und
Schenken von Habsburg bzw. Wildegg waren eines Geschlechtes gewesen. Truchsess
Arnold, der 1240 und 1242 Eigengüter zu Bellikon und auf dem Hasenberg dem Kloster
Engelberg vermacht hatte, war ein Vorfahre des erwähnten Hartmann von Wildegg.
Der Krieg von Bellikon
Das berühmteste Geschlecht von Bellikon waren zweifelsohne die Krieg. 1314 soll Peter
Krieg, aus dem angesehenen Patriziergeschlecht der Stadt Zürich stammend, die Vogtei
Bellikon und Husen übernommen haben, sicher nicht ohne die Bestätigung der Herzöge
von Österreich. Jedenfalls erwähnt eine Zinsliste des Klosters Muri aus dem zweiten
Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts die "bona dicta Krieginum" in Remetschwil. Dieser Peter
Krieg wird mehrmals bezeugt, so schon 1313, dann 1331 und 1343. Im Laufe der Jahrhunderte gehörten viele Höfe am Rohrdorferberg dieser Familie an, so zu Bellikon, Husen,
Remetschwil, Staretschwil, Widen, Künten, Stetten und im Dorf Mellingen.
Die Burg zu Bellikon geht wohl ins 1. Viertel des 15. Jahrhunderts zurück. Vorher stand
aber das sogenannte "Rotten Hus". Das Rohrdorfer Jahrzeitbuch nennt eine Agnes Krieg
"von Rotten Hus zu Bellicken", sowie Hans Krieg den Alten "von dem Rotten Hus von
Bellikon». Da der 1422 bezeugte Hensli Krieg erst "ab der Burg" genannt wird, Hans Krieg
der Alte "von Rotten Hus" aber noch 1397 lebte, so dürfte die Burg im 1. oder 2. Jahrzehnt
des 15. Jahrhunderts erbaut worden sein. Wahrscheinlich aber wurde das Rotten Hus
damals nur vergrössert und umgebaut, so dass das Rotten Hus und die Burg dasselbe
bedeutet. In diesem Fall möchte man das Rotten Hus bzw. die Burg zu Bellikon in die Zeit
des Peter Krieg setzen, also frühestens ins 3. oder 4. Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts.
Die Nachkommen des Peter erscheinen am Rohrdorferberg immer wieder, so die Söhne
Uolrich und Ruodolf 1349 und 1367, vielleicht auch Arnold 1356, dann seine Enkel Rudolf
1365 - 1396 und Hans, den man den Alten nannte, die Grossenkel Hans 1394 - 1439 und
Rudolf 1396 - 1428. Hensli Krieg, 1422 - 1451 bezeugt, war Untervogt m Amt Rohrdorf.
Sein Sohn dürfte Heinrich Krieg gewesen sein. Der Glückshafenrodel von Zürich von 1504
nennt Hans Krieg und seinen Sohn Jakob und eine ganze Schar Töchter. Von Bellikon
aus hatten sie am Schützenfest von Zürich teilgenommen. Die Nachkommen des Jakob
wurden von den Pfarrbüchern der Stadt Zürich genau aufgeschrieben. In der Limmatstadt
hatten die Krieg allezeit das Bürgerrecht beibehalten und daselbst auch ihr Haus gehabt.
Sie hatten im 14. Jahrhundert verschiedene Zweige getrieben, von denen sich die einen
"die Roten" nannten. Ob nicht diese Bezeichnung "dem Rotten Hus" den Namen gegeben
hat? Vereinzelt nahmen die Krieg von Bellikon auch das Bürgerrecht in Bremgarten und
Baden.
1616 verkauften die Krieg ihren Besitz in Bellikon an Beat Ludwig Keller von Basel. 25
Jahre später, im Jahre 1641, starb der letzte männliche Krieg in Österreich. Pfarrer und
Dekan Matthias Feuer von Rohrdorf nennt um 1650 die Krieg die ersten und grössten
Wohltäter von Rohrdorf - "facile primi et potiores benefactores ecclesie Rohrdorffensis". Er
bezeugt, dass viele Gräber dieser Adeligen, wie er sie nennt, innerhalb der 1640 neu
erbauten und vergrösserten Kriege von Rohrdorf liegen. Alle Jahre hatte er und seine
priesterlichen Nachfolger an den Quatembertagen das Gedächtnis der Krieg zu feiern. 12
Jahrzeiten hatten die Edlen von Bellikon in der Rohrdorfer Kirche gestiftet und ihr viele
Güter und Einkünfte geschenkt, wie z. B. die Reben an der Hochstrasse Oberrohrdorf
gegen Remetschwil hin. Noch schmückte das Kriegwappen die 1938 abgerissene frühere
Kirche daselbst.
Die Krieginnen
Der erste Bellikoner Gerichtsherr aus dem Geschlecht der Krieg war Peter. Nebst seinen
Söhnen Rudolf und Ulrich besass er auch stramme Töchter. Katharina Krieg hatte den
Ulrich Wiener von Baden geehelicht. Dieser hatte "von sins wiben und ouch Ruedin Kriegs
von Bremgarten (und Bellikon) sins swagers wegen Kathrin die Kriegin selig» ein
Schiedsgericht angefordert, um den ausgebrochenen Erbstreit zu erledigen. Am 30. März
1365 wurde dem Badener Bürger ein Gut zugesprochen, das später in den Besitz der
Stadt überging.
Adelheid Krieg, die zweite Tochter, hatte den österreichischen Amtmann von Brunegg geheiratet, Ruotschmann Niessli, den Sohn Uolrich Niessli von Brunegg. Von ihren Söhnen
wurde Hermann Untervogt im Amte Rohrdorf und sass z. B. zu Gericht daselbst 1410.
Sein Sohn wählte Remetschwil zum Wohnsitz. Der zweite Sohn war Peter Ammann und
wurde Schultheiss zu Baden und stiftete mit seiner Gattin Margret Meier von Siggingen
die sogenannte Ammannspfründe zu Baden. Er gab dafür seinen "hof ze Bellinkon gelegen, buwty Bussnanger und Ruodolf Melistorf, gülte järlich 12 stück". 1421 erliessen
Schultheiss und Rat eine Verordnung betreffs dieser Pfründe. Burckart, der dritte Sohn,
meist Bürgy von Rohrdorf geheissen, wartete mehrfach als Zeuge in Rechtsgeschäften.
Von seinen zwei Söhnen wurde Peter, nach dem Namen seines Onkels und seines
Urgrossvaters so geheissen, Schultheiss zu Mellingen. Dessen Tochter Elsy heiratete
Niklaus Widmer von Laufenburg und kam damit in eine Bürgermeisterfamilie des Rheinstädtchens. Der andere Sohn, Hlans, ehelichte die reiche Müllerstochter Margreth von
Stetten. Auch er wurde wie sein Onkel Untervogt im Rohrdorferamt. Die Tochter dieser
beiden wurde die Gattin des adeligen Badener Bürgers Hans Sulzer. Die Söhne aber,
Uolrich und Hans Ammann, übernahmen die Buggenmühle im Dorfe Mellingen. Allem
Anschein nach dürften die Ammann-Geschlechter des 16. Jahrunderts in Mellingen und
Bremgarten von Werner und Uolrich abstammen.
Eine Zürcher Urkunde vom 28. September 1862 berichtet, wie nach dem Tode ihres
Vaters Uolrich Krieg, die drei Schwestern Anna, Agnes und Elzbeth den Hof zu Regensdorf an Johann Jäklin am Sevelde verkauften. Wie die Steuerbücher der Stadt Zürich vom
Jahre 1358 nahelegen, hatte Uolrich noch einen weitern Bruder, der Priester war, der als
"Pfaffe Peter Krieg" des öfters genannt wird.
Andere Frauen traten ins Kloster ein. Mehrfach sprach man im Kloster Gnadental von den
"drei Krieginnen". Sie hatten daselbst den Schleier genonimen. Auch Töchter der Adelheid
Krieg und des Ruotschmann Ammanns, Adelheid und Margareta Ammannin, lebten als
Nonnen daselbst. Schon ihre Mume war dort eingetreten. Auch einer Enkelin, der Katharina, gefiel es im stillen Reusskloster. Zur selben Zeit weilte dort auch eine Nonne aus
dem Geschlechte derer von Rohrdorf.
Die Schmid von Bellikon
Im Jahre 1616 ging das Haus Bellikon mit Vogtei und Gericht an Beat Ludwig Keller von
Basel über. Doch schon am 17. September 1640 verkaufte es Magdalena Kellerin geb.
Räustin mit Beistand ihres Sohnes und Tochtermannes Hans Jakob Schwartzenbach und
Anthoni Ott, beides Bürger der Stadt Zürich, an Johann Martin Schmid von Uri um den
Preis von 9000 Gulden. Joh. Riget, des Rats zu Schwyz und Landvogt zu Baden, besiegelte den Brief.
Das Geschlecht Schmid stammte aus dem Pomat im Eschental und hatte sich 1566 in Uri
niedergelassen. Nachdem Johann Martin Schmid (< 1649) 1640 Schloss und Herrschaft
Bellikon erworben und 1646 von Kaiser Ferdinand III. in den Reichsritterstand erhoben
wurde, nannten er und seine Nachkommen sich nur mehr "von Bellikon". Über die Grenzen des Landes wurden die Schmid von Bellikoni berühm. Schon Johann Peter Schmid (<
1633), der Bruder des obgenannten Joh. Martin, war am 9. Mal 1626 von Papst Urban
VIII. zum römischen Pfalzgrafen und Ritter zum goldenen Sporn ernannt worden. Johann
Franz Schmid (< 1805) wurde Brigadegeneral in spanischen Diensten. Oftmals stellte das
Geschlecht in seinen vielen Gliedern für Uri den Landeshauptmann oder Statthalter oder
gar Landammann, und dies, wiewohl diese in Bellikon und später in Böttstein ihren zeitweiligen Wohnsitz hatten. Nicht selten waren sie auch Landvögte in ennetbirgischen oder
in den gemeinsamen Vogteien, wie vor allem auch in Baden, dazu während vielen Jahrzehnten eidgenössische Tagsatzungsgesandte des Standes Uri.
Johann Balthassar (1615 - 1692), der Sohn des Johann Martin Schmid, Herr von Bellikon,
stiftete 1684 in Gersau eine Kaplaneipfründe. Sein Sohn Joseph Maria wurde Kapuzinerpater und nahm als Feldprediger in der 2. Villmergerschlacht teil (< 1712 VII. 25.). Martin
Anton, ein Enkel von Johann Martin, ward urnerischer Landammann und Landvogt in
Bellinzona und im Blenio (< 1706). Franziska Maria wartete 40 Jahre als Priorin im Kloster
Wurmsbach (< 1835) und ihre Schwester Aloisia gar als tüchtige Äbtissin daselbst (<
1832).
Johann Franz Schmid, Bruder des Hpt. Joh. Balthassar und Herr zu Bellikon, war Ritter,
Landvogt zu Baden, urnerischer Statthalter, dann Landammann und lange Zeit Tagsatzungsbote (< 1673). Sein Sohn Johann Martin (1648 - 1712) wurde durch Heirat Herr zu
Böttstein und Stammvater der Böttsteinerlinie, aus der bedeutende Männer hervorgingen,
so: Franz Joseph, der Obervogt von Klingnau (< 1790); sein Sohn Joseph Maria (1750 1819), der sich im Frühling 1799 am Aufstand der Urner beteiligte und im September 1802
als Kommandant von Baden die Insurgenten im Surbtal zur Ordnung weisen.sollte. Sein
Bruder war der Pater Leodegar Schmid (1748 - 1825), der im Kloster Muri sich einen
Namen machte als Professor der Philosophie und Theologie und als Herausgeber zahlreicher Schriften. Anton Schmid war berühmter Arzt in Baden (< 1850), während sein Bruder
Joseph (< 1854) Hauptmann und Grossrat war und wegen angeblicher Volksaufwieglung
im Januar 1841 gefangen genommen wurde. Sein Sohn Karl (1827 - 1889) war als Grossrat wie als Nationalrat im Kulturkampf ein erfolgreicher Verteidiger der Rechte des katholischen Volksteiles.
Durch Heirat der Maria Katharina Schmid von Bellikon, der Tochter des Hermengild (<
1705) und Enkelin des obgenannten Joh. Balthassar (< 1693) war die Herrschaft Bellikon
nach 1727 an Landammann Franz Joseph (< 1749) aus einer andern Urner Familie
Schmid gelangt. Auch diese nannte sich wieder Schmid von Bellikon. Aus ihr stammen
Jost Anton, Sohn des Franz Joseph, sowie Anton Maria (< 1831), beide Statthalter und
spätere Landammänner von Uri.
Im 19. Jahrhundert wechselte das Schloss wiederholt seinen Besitzer. In den 90er Jahren
wurde es gründlich umgebaut. 1954 übernahm das herrschaftliche Schlösschen Dr.
Wilhelm Meier.
Schloss und Schlosskapelle von Bellikon
Kirchliche Zustände
Hptm. Johann Balthasdar Schrnid von Bellikon errichtete bald nach Mitte des 17. Jahrhunderts bei der Burg eine Mühle und im Oberdorf von Bellikon eine Schmitte. Um den
religiösen Bedürfnissen der Bevölkerung entgegenzukommen, plante er den Bau einer
Kapelle, später gar die Gründung einer kleinen Grosspfarrei Bellikon, zu der nebst Bellikon und Husen auch Künten und Sulz gehören sollten. Schon schleppten im Winter
1660/61 die Bewohner Holz und Steine zusammen. Doch die Stadt Baden, die Patronatsherrin von Rohrdorf, verhinderte dieses Ansinnen mit allen Mitteln. Es ging ihr dabei um
das Materielle. Immerhin wurde erreicht, dass in Rohrdorf eine eigene Kaplanei erbaut
und als Mithilfe in der Seelsorge ein eigener Kaplan bestellt wurde. Der Bau einer Privatkapelle konnte indes dem Hauptmann Schmid nicht verwehrt werden. Ende Oktober 1676
weihte der bischöfliche Vikar Georg Sigismund von Konstanz die Kapelle zu Ehren des Hl.
Josef und der Hl. Barbara. Der tapfere Vorkämpfer starb am 16. Mai 1692, eine zahlreiche
Nachkommenschaft hinterlassend.
Der Kapuzinerpater Josef Schmid, einer seiner Söhne, und die Nichte Katharina Schmid
stifteten einen Kaplaneifonds von 2760 Gulden, damit allwöchentlich in der neuen Kapelle
hl. Messen gefeiert und die Jugend im Gottesglauben unterrichtet würde. 1731 renovierte
die Familie die Kapelle und zu Ehren der Kapellenheiligen Josef und Barbara wurde ein
neuer Altar geweiht.
Am 25. September 1768 bewilligte der Bischof von Konstanz, dass der im Schloss Bellikon wohnende Kaplan an allen Sonn- und Festtagen in dortiger Kapelle die hl. Messe
feiern dürfe, an dem auch die Gläubigen von Bellikon und Husen teilnehmen könnten. Nur
wenige höhere Sonn- und Festtage waren ausgenommen. An diesen hatte der Kaplan mit
den Gläubigen wie früher an allen Sonn- und Festtagen den Gottesdienst in der Mutterkirche zu Rohrdorf zu besuchen.
Dieses bischöfliche Dekret wurde für die pfarreiliche Entwicklung in etwa grundlegend.
Immer wieder berief man sich darauf, so in der Gemeindeversammlung vom 28. September 1811 in der Auseinandersetzung mit der Pfarrei Rohrdorf. Selbst Künten und Sulz
verlangten in ihrem Drängen nach pfarreilicher Selbständigkeit nach gleichem Entgegenkommen wie den Bellikern gewährt worden war.
1854/55 errichtete die Einwohnergemeinde Bellikon die heutige neuromanische Kirche. J.
Kaspar Jeuch von Baden machte die Pläne, Jos. M. Bürli von Klingnau schuf die Altäre
und Xaver Zürcher die Bilder. Am 20. Juni 1856 weihte Bischof Karl Arnold von Solothurn
das neue Gotteshaus. 1890 und 1926 wurde durch Steimer von Baden und Husy von
Aarau die Innenrenovation durchgeführt. Endlich ging der lang ersehnte Wunsch, der
Bevölkerung in Erfüllung: Bellikon und Husen wurden 1925 pfarreilich selbständig. Beizufügen ist freilich, dass durch Gemeindebeschluss von 1856 die alte Kapelle beim Schloss
in ein sogenanntes Spritzenhaus umgewandelt wurde. Sie hatte fortan für die Feuerwehr
zu dienen.
Murers Zürcher Karte von 1566
Klösterlicher Besitz
In der Weiheurkunde der Klosterkirche von Muri vom 11. November 1064 wird Bellikon
erstmals mit Jahr und Tag bezeugt, zugleich mit Göslikon, Wohlen, Niederwil und Rohrdorf. Die Acta Murensia (1140 - 1197) präzisieren diesen Besitz des Freiämterklosters: "ln
Pellikon 4 diurnales und 8 censarii". 8 Personen entrichteten demnach alljährlich einen
Viertel Kernen an die Mönche. Die päpstlichen Schutzbriefe von 1179 und 1189 erwähnen
den Murianer Besitz aufs neue, und damit auch Bellikon. Vom Kirchenzehnt, den Muri bis
1188 seinem Anteil entsprechend bezogen hat, war schon die Rede.
Engelberg hatte gleich bei seiner Gründung durch den Edlen Konrad von Seldenbüren
zwischen Reuss und Limmat reichen Besitz erhalten. Die Urkunde von 1124 nennt Güter
in Spreitenbach, Baltenschwil, Staretschwil und Urdorf. 1184 werden auch solche in
Eggenwil, Oberwil, Berikon und Fislisbach erwähnt. 1240 vergabte Arnold der Schenke
von Habsburg sein Eigengut bei Bellikon (apud Bellinchoven) den Engelberger Mönchen.
Am 23. April 1242 verkaufte derselbe dem Kloster sein Gut auf dem Hasenberg. 1252
bestätigten die Grafen von Habsburg die Übertragung des Gutes in Bellikon (Bellichoven).
1361 sah sich Engelberg gezwungen, den Kloster St. Blasien den grössten Teil seines
Besitzes in Spreitenbach und am Rohrdorferberg zu veräussern.
Von diesem Kaufe her dürfte es kommen, dass das Schwarzwaldkloster auch Güter in
Bellikon besass. Der Berain des Klosters vom Jahre 1406, der sich mit Nummer 7220 im
Generallandenarchiv zu Karlsruhe befindet, nennt Zinsen im Limmattal, wie z. B. in Nussbaumen (hat ouch Birchmeyer) und im Reusstal: "Item 5 viertel kernen, 2 herpst hünr und
30 eiger gilt ein güetli lit ze Bellikon, was Hartman Weibels und galt etwenn 2 viertel
kernen nuss. Item geltent güeter ligent ze Starchentzwile bei Rordorf."
Einsiedler Besitz in Unnützhusen
Um 1040 hatte auch das Kloster im Finsternwald am Rohrdorferberg Fuss gefasst und ein
kleines Gut in Husen erworben und zwar vom Hochadeligen Luitfrid von Winterthur. Seine
Brüder waren Graf Albert von Winterthur und der Abt Hermann von Einsiedeln (1051 1065). Da Luitfrid 1040 in einer Schlacht fiel, dürfte die Vergabung wohl etwas vorher
gelegen sein.
Das Einsiedler Urbar von 1207 - 1220 nennt das Husen bei Bellikon auch "das niedere
Husen am Berg": "De inferiori Husen in monte 8 mod. trit. 2 mod. fabe et 1 pise et 1
hordei, 5 sold. 2 malt. avene." Vermutlich ist das obere Husen das Kindhusen, wo Einsiedeln damals noch mehr Besitz hatte. Um 1331 erhält das niedere Husen im Einsiedler
Urbar einen andern Namen. Peter Unnütz war der Mann, oder wenigstens seine Sippe,
nach dem es benannt wurde: Unnützhusen.
Peter stammte von Husen bei Bellikon und kam in Besitz von Gütern in Widen, Sulz und
Remetschwil. In Mellingen hatte er das Bürgerrecht erworben. Für sein Seelenheil stiftete
er daselbst eine Jahrzeit und vergabte dafür 5 Mütt Kernen von seinem Gut in
Remetschwil, das Klein Werner von Buosnang bebaute. Eine Gnadentaler Urkunde vom
17. Januar 1315 nennt Peter Unnütz mit Rudolf Gernäss, der von Bellikon stammte. Dem
Hermetschwiler Kloster entrichtete Unnütz alljährlich einen Zins von 16 Schilling. Eine
Zürcher Urkunde von 1305 führt ihn als Zeugen an, als dem Kloster an der Reuss das
Wegrecht zu Stetten eingeräumt wurde. Das Rohrdorfer Jahrzeitbuch zählt aus seinem
Geschlecht Conradt Unnütz, Johannes Unnütz und Mechthilt unter die Wohltäter der Kirche.
Das grosse Einsiedler Urbar von 1331 bringt den Eintrag: "Dü huobe ze Unnutzhusen sol
gelten 8 mod. kernen und 2 malter habern und 2 rnod. bonon. Des sol Peter (Unnütz) 4
mod. kernen, 1 malter habern und 1 mod. bonon. Heinrich von Buosnang 11 ½ fiertel
kernen und 11 fiert. habern und 2 fiert. bonon. Ruodolfs wib Unnzuhusen 5 1/2 fiert.
kernen 5 fiert. habern und 2 fiertel bonon." Noch im 18. Jahrhundert hatte Husen bei Bellikon seinen Einsiedler Hof. Das "Urbarium über die Grundzinsen zu Bellikon und Hausen
Bader Gebiets für das hochfürstliche Stift Einsidlen" vom 22. Mai 1787 erwähnt sozusagen die gleichen Abgaben wie 1331 und schon 100 Jahre früher.
Die Gnadentaler Güter
Das Urbar vom 28. April 1653 gibt Auskunft über den Gnadentaler Hof. Jährlich waren 4
Mütt Kernen an das Kloster an der Reuss zu entrichten. Träger, der die Zinsen einsammeln und auf Martini abliefern musste, war Heinie Hofman von Bellikon.
Hofman besass 3 Häuser, eine Hofstatt sowie einen Kraut- und Baumgarten, dazu 28
Jucharten Matten, 53 Jucharten Äcker, 1 Juchart Reben im Geiswald gegen Künten hin.
Das Ackerland lag in allen 3 Zelgen: in der Bruggzelg, in der Zelg Heimenhalden und in
der Zelg Halden. Alle Jahre hatte Hofman von diesen Gütern 6 Viertel Kernen an das
Kloster zu geben, 2 Mütt an die Kirche in Baden und 1 Mütt an die Kirche zu Mellingen.
Die übrigen 10 Viertel Kernen musste Hofman von jenen Gütern nehmen, welche Hptm.
Joh. Bapt. Schmid von Uri, Herr zu Bellikon, ihm zum ewigen Lehen gegeben hatte, nämlich von 2 Jucharten im Bruggzelg, wo der Fussweg nach Widen führt und der Bach das
Wasser zur Küntener Mühle gibt, 2 Jucharten in der Halden, wo der Fussweg zur Mühle
nach Künten geht, endlich von 2 Jucharten in Ortstein (Mordstein). - Wann Gnadental zu
seinen Gütern gekommen ist, weiss keine Gnadentaler Urkunde zu berichten. Sie scheint
verloren gegangen zu sein.
Die Abgaben
An Steuern wurden die Bewohner kaum merklich bedrückt. Das Rohrdorfer Pfarrbuch Nr.
152 berichtet, wie Husen im Jahre 1654 5 Gulden 6 Batzen 7 Schillinge zu bezahlen
hatte, Bellikon aber 7 Gulden 7 Batzen.
Grösser waren die Zehnten und sonstige Zinsen. Das im Staatsarchiv Aarau befindliche
Urbar vom Jahre 1746 (Nr. 2705) nennt Klöster, Kirchen, Spitäler und Personen, die aus
beiden Dörfern Einkünfte bezogen, so: das Schloss Bellikon, die Klöster Gnadental,
Wettingen und Einsiedeln, die Kirchen Rohrdorf, Mellingen und die Kapelle auf dem
Heitersberg, die Spitäler Baden und Mellingen, das Almosenamt Zürich, die Priesterschaft
von Bremgarten, die Pfarrpfrund Rohrdorf, dann die Herren Jogle Wiederkehr von Stetten,
Johann Kaufmann von Baden, Franz Synesi Bürgisser von Bremgarten, Heinrich Steinfels
von Zürich, Johann Jakob Escher von Zürich, Zunftmeister der Stadt, und Hans Jakob
Schulthess der ältere von Zürich.
Alle genannten 19 Instanzen bezogen im Jahre 1746 von Bellikon und Husen insgesamt
150 Mütt 2 Viertel 1 1/3 Vierling 7 Immi Kernen, 9 Mütt 3 Viertel 2 Vierling 3 Immi Haber, 1
Mütt 2 Viertel 2 Vierling 3 Immi Bohnen, 7 Güggeli und 68 Eier. Davon erhielt z. B. der
Schlossherr 32 Mütt Bohnen 2 ½ Viertel Kernen, 2 ½ Mütt Haber, 2 ½ Viertel Bohnen sowie 20 Haller Geld. Gnadental forderte 4 Mütt 2 Viertel 2 Vierling drei Achtel Immi Kernen.
Das Kloster Einsiedeln bekam an Kernen 7 Mütt 3 Viertel 2 ½ Immi, an Haber 6 Mütt 2
Viertel 2 Immi, an Bohnen 1 Mütt 2 Viertel 2 Vierling 3 Immi und an Geld 37 ½ Haller und
2 ½ Zürcher Schilling.
Bei einigen Positionen werden noch die Besitzurkunden erwähnt, so bei Heinrich Steinfels, Pfister an der Schiffslände zu Zürich, ein Brief in originali vom 1. August 1549, bei
Jogle Wiederkehr ein solcher vom 13. März 1587, beim Almosenamt eine Urkunde vom
20. Mai 1600, bei Franz Synesi Bürgisser eine solche von 1713, beim Stiftamt Baden eine
Bereinigung von 1741, bei der Kirche und der Priesterschaft von Bremgarten eine solche
von 1743. Für die Kapelle auf dem Hasenberg lag eine Urkunde vom 11. Oktober 1632
vor, aus der Zeit, wo die Bewohner vom Hasenberg und der Umgebung die Kapelle erbaut
haben.
Im Zusammenhang damit sei beigefügt, dass das Staatsarchiv einige Bereine und Urbarien besitzt, die Bellikon und Husen betreffen. Der Berein des Stiftsamtes Baden datiert
vom 22. Juni 1637. Die Gnadentaler Bereine sind am 28. April 1653, am 18. November
1694 und am 8. März 1720 besiegelt worden. Der Schlossherr von Bellikon bereinigte am
10. November 1720 und am 27. Juni 1746 seine Güter. Das Urbar für das hochfürstliche
Stift Einsiedeln wurde am 22. Mai 1787 erneuert und der Berein für die Kirche Rohrdorf
am 27. Juni 1746. Heinrich Schmid und Welti Hüglin, beide von Husen, übernahmen am
12. März 1555 den Kriegshof zu Husen. Am Rand sei noch vermerkt, dass 1707 und 1768
für die beiden Dörfer Holzverordnungen erlassen wurden.
Einwohner und Haushaltungen
Die beiden Siedlungen hatten ihre Entwicklung. Die Bauernhöfe bildeten die Grundlage.
Im Laufe der Zeit entstanden weitere Höfe. Die Wälder wurden gerodet. Das Urbar der
Grafschaft Baden vom Jahre 1487 nennt für Bellikon 4 Hausreitinen oder Bauernhöfe und
für Husen 5. Bei 5 Personen auf eine Familie trifft es 45 Personen und bei 6 pro Familie
54 Personen. Da aber die Acta Murensia allein schon für Bellikon 8 Zinsträger erwähnen,
gerade die doppelte Zahl, so möchte man die Bevölkerung im ausgehenden Mittelalter für
beide Dörfer zusammen mit 100 bis 120 angeben. Über 150 dürfte die Zahl bestimmt nicht
gegangen sein. Das Taufbuch von Rohrdorf von der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nennt
für das Jahr 1750 für das Rohrdorfer Amt 295 Haushaltungen, davon in Bellikon 25, in
Husen 19, Künten 36, Sulz 21, Stetten 47, Remetschwil und Staretschwil je 26, Oberrohrdorf 30, Niederrohrdorf 39, Busslingen 13, Holz- und Vogelrüti je 4, der Sennhof 3 und die
Steinhaue 2.
Die alten Geschlechter
Im 14. und 15. Jahrhundert trifft man auf folgende Geschlechter in Bellikon: Busnanger,
Gernäss, Geygo, Hitzkorn, Holzrüter (von Niederrohrdorf), Hüglin (Hug, Hugo, Huger,
Hugin), Krieg, Mellistorf, Meier, Obrist, Otto, Rieto, Rott, Vorstrass, Windisch und Wiss; in
Husen: Angler, Bugg, Busnanger, von Gwinden, Hirt, Hofman, Meier, Stöbli, Unnütz und
Wirtz.
Im 16. Jahrhundert kommen neu hinzu in Bellikon: Stäger, Huser, Muntwiler, Widerkehr,
Frey, Keller, Gebner, Zeindler, Schnider; in Husen: Zeindler, Zimmermann, Wiederkehr,
Schnider, Locher und Frey. - Im 17. Jahrhundert erscheinen in Bellikon die Karpf, Kaufmann und Killmann; in Husen: Hubschrnid, Huser, Custer, Woler, Lüthi. Die Stäger stellten im 18. Jahrhundert fast einen Drittel der ganzen Bevölkerung von Bellikon. Mit den
Hüglin und Zeindler machen sie über zwei Drittel der Einwohner. Es gab also Hauptgeschlechter, die während Jahrhunderten blieben, und wieder andere, die gleichsam
kamen und gingen. Im 18. Jahrhundert stossen wir auf Isler, Koller, Düblin, Lüthi, Müsser,
Wettstein wie auf Steffen und Zubler.
Die Busnanger
Zu den ältesten Geschlechtern in Bellikon und Husen gehören die Busnanger, die
einstens wohl freie Bauern gewesen waren. Die Zürcher Urkunde von 1322 bezeugt, dass
Johann Busnang von Bellikon ein Gut zu Busnang (Busslingen) dem Kloster Oetenbach in
Zürich verkauft hat. In seiner Namensform bildet der Geschlechtsname eine kleine Parallele zum Wandel des Herkunftsortes Busnang, Busnangen, Bussingen und Busslingen.
Der Wandel vollzog sich im 15. und 16. Jahrhundert.
Das Geschlecht trieb starke Zweige, so in Busslingen: 1380 und 1389 Heini Busnang von
Busnang, 1415 Cuoni Busnanger, 1417 Hug Busnanger, 1422 Clewi Busnanger und
Clewi Businger; in Bellikon. 1322 Johann Busnang, 1390 Heini Buosnanger, 1402 und
1417 Jenni Busnang, 1405 und 1421 Hensly Busnanger, 1428 Hans Busnanger; in
Remetschwil: zu Beginn des 14. Jahrhunderts Klein Werne von Buosnang; in Husen:
1331 Heinrich von Busnang, in Künten: 1372 Peter Buosnanger, in Widen Ruedi Buosnanger, in Bremgarten vor 1488 Petter Boussinger, in Mellingen Buosinger.
Es scheint, dass die heutigen Busslinger von diesen Busnanger abstammen. Im 16. Jahrhundert ist das Busslinger-Geschlecht In Gebenstorf bezeugt. Die Birmenstorfer bzw.
Rütihöfer Busslinger dürften von diesen herrühren. Doch darf nicht übersehen werden,
dass im 17. und 18. Jahrhundert das Geschlecht auch in Niederrohrdorf beheimatet war.
So kennen wir einen Hans, seine Söhne Jogle und Bernhard, und jeder hatte wieder
Söhne und Enkel.
Die Gernäss von Beilikon
Aus Bellikon stammen die Gernäss, die sich im 14. Jahrhundert in Mellingen eingebürgert
haben. Urkunden und Jahrzeitbücher in Rohrdorf, Mellingen und Königsfelden nennen
viele Namensträger. Ein Ulrich Gernäss entrichtet dem Kloster Wettingen einen Jahreszins von einem Gut in Oberrohrdorf. Angesehen war Uolmann Gernäss. Er brachte es zu
Reichtum. 1380 erkaufte er ein Gut in Staretschwil, 1389 das alte Räbergut in Oberrohrdorf, an dem zuvor auch Gerdrut von Rohrdorf, oft auch Meierin von Hägglingen geheissen, Anteil hatte. 1383 erwirbt Uolmann ein Gut in Birmenstorf und nimmt den Rüsler
(Rüdlon ob dem Nüwenhof) zu Lehen. 1400 verpfründet er sich mit seiner Ehefrau Verena
Scherer im Kloster Königsfelden, freilich mit der Auflage, dass ein Teil seiner Güter nach
ihrem Tode ans Kloster fallen soll. 1436 fällt der Rüsler als habsburgisches Lehen an den
Kaiser Sigismund zurück und wird in seinem Namen neu vergeben.
Die Hoffmann von Husen
Ein angesehenes Geschlecht waren die Hoffmann oder Hofman, wie man früher meist
geschrieben hat. Sie stammten von Husen. Vom 14. bis ins 19. Jahrhundert hinein waren
sie bestens ausgewiesen. Das Rohrdorfer Anniversar nennt für das 14. und 15. Jahrhundert 14 Jahrzeiten dieses Geschlechtes. Es verbreitete sich bald nach Bellikon, Schönenberg, Berikon, Bremgarten und Mellingen. Von den Frauen wissen wir nur ausnahmsweise, in welche Familien sie geheiratet haben, so z.B. noch im 14. Jahrhundert: Bely
Hofman von Husen war die Gattin des Heinrich Viland (Biland) von Staretschwil. 1403 bebaut Ruedi Hofman den Hof Schönenberg ob Dietikon. 1410 kaufen Ruedy Hofman und
seine Söhne Heini und Hensly Hofman von Husen von Uelman Wassenmann Zinse vom
Segenser Hof zu Widen. 1467 veräussern Rutschmann Hofman von Musen und seine
Frau Verena sowie Heini Meier von Musen und Wernher Kleinmann von Oberrohrdorf um
15 Gulden dem Rudolf Schodeler von Bremgarten Zinse ab einem Hof und einem Teil des
Bussingerhofes zu Künten. 1493 verkaufen Fridli, Rundi und Uoli Hofman den genannten
Segenser Zehnten an den Spital Bremgarten. Hans Hofman von Musen urkundet am 6.
März 1469 als Untervogt im Amte Rohrdorf. Marti Hofman von Musen ist Bürge, als Marti
Holtzrüty von Bellikon 1534 vom Kloster Gnadental 100 Pfund Geld entlehnt. Als Hinterlage werden Güter an der Ysenhalden, in der Obern Crützenen und in der Eselmatt erwähnt. "Junker Jacob Krieg von Bellikon, Burger von Zürich und Twingherr zu Husen und
Bellikon" besiegelte die Urkunde.
Wie die Jahrzeitrödel aus dem 17. und 18. Jahrhundert dartun, begingen die Hoffmann
ihre Jahrzeit im März. Wir vernehmen. Heinrich Hoffmann von Bellikon, Margreth Meyerin
seine Ehefrau, Hans und Verena ihre Kinder. Marti Hoffmann und Cathri Holtzrütter des
ermelten Heini Hoffmanns Eltern. Marti Hoffmann von Staretschwil, Anna Heitersberger
seine Ehefrau usw. Wie ersichtlich zog ein Zweig nach Staretschwil.
Im Krieg gefallen
Da die Krieg von Bellikon des öftern im 16. und 17. Jahrhundert in fremden Kriegsdiensten standen, zog immer wieder ein beträchtliches Fähnlein Mannen vom Rohrdorferberg
in die umliegenden Länder. Auf sie konnten sich die Krieg verlassen. Leider kennen wir
nur einen kleinen Teil der Reisläufer. Doch nicht immer kehrten alle Helden zurück, ein
Teil kam um, und der Pfarrer von Rohrdorf schrieb ins Totenbuch. "In frembden landen tot
blieben".
Bellikon und Husen zählten im 17. Jahrhundert innerhalb 20 Jahren über 1 Dutzend Tote,
so Bellikon: Hoffmann Heinrich 1640 in Zug gestorben, Hoffmann Johann Ulrich 1640 in
Frankreich, Holtzrütter Johann 1643 in Frankreich, Hüglin Johann 1640 in Italien, Muntwiler Jakob 1643 in Frankreich, Muntwiler Johann 1644 in Italien, Stäger Fridolin 1622
unterhalb Bellenz am Langensee, Stäger Ulrich 1622 vor Bellenz, Stäger Heinrich 1643,
Stäger Johann 1643 im Mailändischen. - Husen hatte folgende Tote: Frey Jakob 1638 in
Italien, Wiederkehr Heinrich 1643 in Frankreich, Zeindler Heinrich 1643 in Frankreich,
Zeindler Heinrich 1645 in Italien, Zeindler Johann 1639 im Mailändischen.
Geburtenzahlen im 17. Jahrhundert
Die Taufbücher von Rohrdorf von 1609 - 1637 nennen für die einzelnen Geschlechter folgende Geburtszahlen. Bellikon: Hoffmann 27, Stäger 22, Holzrütter 7, Huser und Muntwiler je 6, Frey, Keller und Wiederkehr je 4, Schnider 3, Wendli, Gebner und Zeindler je 2,
Haas, Hügli Peier und Schupisser je 1. Husen: Zeindler 26, Zimmermann 10, Meyer 9,
Frey und Hubschmid je 8, Custer und Schnider, Locher 5, Huser und Gebner je 3, Brosi,
Lüthi, Woler, Widmer und Holzrütter je 1.
Bellikon brachte es auf 92 Geburten, Husen aber auf 98. Da einstens die Kindersterblichkeit ein Viertel bis ein Drittel aller Geburten betrug, ist die Zahl der Lebenden entsprechend zu korrigieren. Da obige Zahlen irgendwie eine Generation wiedergeben, so kann
im 17. Jahrhundert mit einer Wohnbevölkerung von zirka 100 bis 150 gerechnet werden.
Das Pestjahr 1611, in dem in der Pfarrei Rohrdorf über 600 hinwegstarben, hatte auch
einige Geschlechter in Belliken und vor allem in Husen dezimiert, so dass der Wille zum
Leben sich nachher stärker auswirkte.
Die heutigen Bürgergeschlechter
Menschen kommen, Menschen gehen - Geschlechter kommen, Geschlechter gehen. Die
Hofmann und die Meyer z. B. waren über 500 Jahre in der Gemeinde führend, heute sind
sie nicht mehr, oder wenigstens nicht mehr in ihrer Urheitmat.
Zu den ältesten Geschlechtern gehören die Hüglin, die wohl identisch sind mit den im 14.
und 15. Jahrhundert bezeugten Hugo, Hugin, Hug und Huger. Die Zimmermann wohnten
zuvor auf dem Heittersberg, liessen sich aber in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts in
Husen wohnlich nieder. Öfters werden sie auch Heitersberger geheissen. Die Steger
stammen von Stetten, wo sie schon im 14. und 15. Jahrhundert als zem Steg oder ze dem
Steg oder schon Steger reichlich erwähnt sind. Um 1500 dürften sie sich in Bellikon niedergelassen haben. Das frühe 16. Jahrhundert bringt die Zeindler, die früher meist Zeinler
genannt wurden. Wohl um des alten Glaubens willen ist dieses Geschlecht aus dem
Zürichbiet ausgewandert. Das 17. Jahrhundert sieht die Karpf von Jonen her zuziehen,
desgleichen kurz vor 1700 die Kaufmann von Staretschwil, wo sie schon über 150 Jahre
ansässig waren. Mitte des 18. Jahrhunderts stossen wir auf die Steffen, Wettstein oder
Wetzstein und Isler. Erstere zogen von Niederrohrdorf zu, kamen aber Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem Zürcherbiet. Der Urahne der Wetzstein stammte aus Fällanden und
erwarb 1639 den Sennhof. Noch liegt der Kaufvertrag im Staatsarchiv Aarau. Die andern
Bürgergeschlechter sind späteren Datums.
Rohrdorfer Jahrzeitrödel
Im 2. Villmerger Krieg wurde fast das ganze Rohrdorfer Pfarrarchiv vernichtet. Man legte
deshalb bald nach dem Jahre 1712 neue Rödel an. Aus dem 17. Jahrhundert wurden nur
die Namen aufgeschrieben, die man noch wusste, während das 18. Jahrhundert vollständig ist. Alle Verstorbenen eines Geschlechtes feierte man zusammen, so dass z. B. die
Muntwiler alle Jahre im gleichen Monat und in der gleichen Woche und am gleichen Tage
ihre Jahrzeit hatten.
Von Bellikon und Husen hatten nur folgende Geschlechter eine Familienjahrzeit: in Husen
die Frey im Oktober, die Gebner im April, die Meyer im März, die Welti im September, die
Zimmermann im Mai, die Zeindler von Husen und Remetschwil im Januar; in Bellikon die
Hoffmann im März, die Müller im September, die Stäger im Mai, die Hügli mit den Müller
im September, die Muntwiler von Bellikon und Remetschwil im August, die Kaufmann mit
jenen von Staretschwil und Oberrohrdorf und den Vogler von Staretschwil im August, die
Karpf mit den Stäger im Mai.
So enthalten die Rohrdorfer Pfarrbücher Listen von Verstorbenen aus dem Geschlecht
der Zeinler aus dem 16. und 17. Jahrhundert:
Ruodolff Zeinler, Undervogt in dem Ambt Rohdorf, Agatha Zimmermannin sein ehfrauw
Caspar, Hans Ulrich, Melcher sein söhn
Heinrich Zeinler, Magdalena Humbel sein ehfrauw
Wilhelm Zeinler, Elisabeth Haas sein ehfrauw Margaretha Zeinler
Regula Seilerin gemelten Vogts Zeinlers ehfrauw
Ulrich Zeinler von Husen
Kleinhans Zeinler von Husen, so in Meilandt verblieben
Barbara Fockt, so Heinrich Zeinlers, des Amts Rohrdorf Undervogt ehliche husfrauw gsin
Madle Hoffman ermelten Vogt Zeinlers ehfrauw
Adam Zeinler, so Heinrich Zeinlers des Undervogt ehlicher sohn gsin, ist in Italien bliben
Regula Fockt, so Ulrich Zeinlers husfrauw
Weiter nennen die Jahrzeitlisten der Stäger folgende Namen:
Hans Stäger, Anunann zu Bellikon, Gertrud seine Ehefrau, Anna und Verena ihre Kinder
Uhli Stäger, Babeli Hoffman seine Ehefrau
Heini, Uhli und Anna Maria des Caspar Stägers Kinder
Caspar Stäger des Johannes Stägers Sohn
Margeth Schibli des Andreas Stägers Ehefrau
Uhli Karpf von Bellikon
Lonti Stäger
Caspar Stäger, Anna Maria Filligerin seine Ehefrau
Ruedi Stäger
Caspar Stäger, Marget Bremm seine Ehefrau
Irma Zeindleri des Lonti Stägers Ehefrau
Cathri Stäger
Mary Kihlmann, des Hans Jörg Kihlinans Tochter
Caspar Stäger, Johannes sein Sohn
Hans Jakob Kihlmann, des Maister Hans Jörg Kihlmanns Sohn
Antoni Stäger
Maria Widerkehr, des Steffen Stägers Ehefrau
Verena Groth, des Andres Stägers Ehefrau
Anna Hoffrnann
Verena Surläülis, Caspar Stäger, Richter zu Bellikon, ihr Ehemann
Meister Hans Jörg Kihlmann
Anna Stäger des Uhli Karpfen Ehefrau
Claus Stäger, Heinrich Stäger
Lisabeth Stäger des Uhli Brunners Ehefrau
Lisabeth Holtzerin (?) des Andres Stägers Ehefrau, Lisabeth eine Tochter
Caspar Stäger, Uhli Stäger
Johannes Karpf, Anna Maria Kollerin seine Ehefrau
Heinrich Stäger
Mary Staubli des Castori Stägers Ehefrau
Mary Staubli, Caspar Stägers ihr Ehemann (1712 Taufe) usw.
Einige Flurnamen
Eine im Stadtarchiv Baden befindliche Bereinigung der Grafschaft Baden vom Jahre 1637
nennt zwei Höfe zu Belliko: den Spillmanns Hof und das Badmer Güetli. Ruodi Stäger
hatte den ersten inne und hatte jährlich der Kirche zu Baden 8 Mütt Kernen und 2 Fasnachtshühner zu entrichten.
Bei der Aufzeichnung der Güter werden viele Flurnamen genannt, so: Bachtobel, Badener
Landstrass, Bomgarten, Boll, Bollstud, Braiten, Braiten Mättli, Braiten Waid, Bremgartner
Landstrass, Bühel, Bruggzelg usset dem Bach gegen Widen, im Crütz, Carstenzelg in der
Halden genannt, Fronwald, Guotsmatt, Grossacker, Hlelghalden, Helle Pünten, Haimen
Halden, Huob, Haslacher, Hasenbergstrass, Husener Kilchweg, Heine Wollers Acker,
Küntener Unterholz, Kilchweg, Kolrüti, Klein Hüeblin, Mettelacker, Müntzmeisters Waid,
Mordstain, Reckholdermatt, Ramslach, Sauters Matt, Stutz, Widmerweg und im Zelgle am
Rain. Die drei genannten Zelgen in der Halden genannt Carstenzelg, Bruggzelg und
Haimenzelg erinnern an die Dreifelderwirtschaft. Jeder Hof hatte in allen drei Zelgen seine
Güter.
Das Badener Güetli besassen 1637 Hans und Heine Hofmann, Gebrüder. Alljährlich
hatten sie 5 ½ Mütt Kernen zu zinsen. Auch hier werden Flurnamen erwähnt, so: Braitegass, Bruggmöslin, Büelacker, Buchgewindlen, Bruggacker, Bärtzhalden, Einfang, Gässlin, Gwinden, Hegi, Genswald, Hagladen, Grundacker, Holzenen Matt, Heiligen Acker,
Hültschen Matten, Langacker, Mellstofer Moos, Mordenstain, Neumatt, Rain, uf den
Reben ob Genswald, am Rain am Boll, Oberbraiten, Rietermatt, Spitzacker, am Spitz, am
Som, Wissacker.
Andere Bereine geben Flurnamen in Husen, Allment, Brüel, Boll, Facheren, Gogger,
Friggen Mösle, Fecktlismatt, Fronwald, Iberstein, Gumpers Mösle, Hub, Mülliweg, Wyden,
Weyermatten, Gundelen. Der mehrfach bezeugte Name Holtzicken oder Holtzikon in
Husen ist mit Sicherheit der Name einer eingegangenen Siedlung, die aus der Zeit des 6.
Jahrhunderts stammt.
Die alte Mühle in Bellikon
Wer hätte je von der Gumprechtsmühle in Bellikon geträumt? Wohl niemand, und doch
rnuss eine solche im 14. und 15. Jahrhundert gestanden haben. Näheres wissen wir nicht
um diese Mühle. Möglicherweise wurde sie in den Nachwirren des Sempacherkrieges
oder gar erst im alten Zürichkrieg verbrannt.
Das Mellinger Jahrzeitbuch berichtet, wie Uoli Bugg, der z. B. am 10. Mai 1406 bezeugt ist
und von Husen stammte, für sein Seelenheil eine ewige Messe stiftete und dafür einen
Jahreszins von einem Mütt Kernen gab, und zwar "von einer matten genannt Gumprechts
rnüli, gelegen zwischen Bellikon und Husen". Entsprechend bringt das Rohrdorfer Anniversar unterm 2. Januar den Eintrag: Uoly Bugg von Mellingen vergabt für eine Jahrzeit 1
Mütt Kernen von "einer Matte zu Husen, genannt Gumprechts Muly".
Die Bugg stammten von Husen und zogen nach Mellingen und übernahmen die obere
Mühle im Dorfe daselbst, die sogenannte Buggemühle. Sie brachten es zu Geld. Sie besassen nicht nur in Husen und im Dorf Mellingen Güter, sondern auch in Bellikon, Widen,
Künten und Stetten.
Seltsam und doch wiederum begreiflich, wenn im besagten Gebiet der einstigen Mühle
noch lange Flurnamen wie Mülligass und Weier vorkamen.
Alte Jahrzeiten zu Rohrdorf
Die Verstorbenen wurden bis ins letzte Jahrhundert hinein bei der Kirche von Rohrdorf
beigesetzt. Viele hatten noch zu Lebzeiten für ihr Seelenheil eine ewige Messe gestiftet
und dafür einen Jahreszins von wenigstens einem Viertel Kernen gegeben. Wohlhabendere Personen gaben oft auch mehr. So gaben die Krieg einen Weinberg an der Hochstrass bei Rohrdorf. Das Anniversar enthält nun folgende Jahrzeiten, die Bellikon und
Husen betreffen:
2. Januar. Uoly Bugg von Mellingen gibt 1 Mütt Kernen von der Matte zu Husen genannt
Gumprechts Muly.
5. Januar: Meister Heinrich von Stetten vergabt 1 Pfund Wachs von seinem Erb zu
Busnang, Rüti und Bellikon.
7. Januar: Peter Rott von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von einem Acker genannt Nassen
Acker.
14. Januar: Heini Hofmann von Husen und seine Ehewirtin geben 2 Viertel Kernen von
ihrem Teil am Petters Rottengut, das Heini Hofmann von Peter Roten geerbt hat, sowie 1
Viertel von dem Gut der Meyerin von Stetten, das zu Bellikon gelegen ist und vom vorgenannten Heini Hofmann und Langhensli Hofmann gekauft wurde.
18. Januar: Petter Rott von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen vom Nassenacker.
23. Januar: Ruodolff Gernäs und seine Hausfrau Hemma geben 2 Viertel Kernen von
ihrem Erb zu Bellikon.
24. Januar: Heini Hofmann von Husen gibt 12 Gulden, damit man damit 3 Viertel Kernen
kaufe.
2. Februar: Hemma Anglerin von Husen und Uolrich Angler geben einen Viertel Kernen
von der Gassen genannt ze Strubenbrunnen.
11. Februar: Gisela Mellistorffin gibt 4 dn von dem Acker unter der Mosson an der
Anwantt. - Wernher Melistorff und H. Mellistorff geben 4 dn von dem Acker uff Horwen ze
Bellikon.
22. Februar: Burchartt Melistorff und seine Mutter geben 1 Viertel Kernen und 4 dn von
dem Acker uff Horwen.
26. Februar. Hans Meyer von Stetten und seine Wirtin Hemma und ihre Tochter Belina
geben 1 Viertel Kernen von dem Gut genannt Meyerin Gut, dass da lit ze Bellikon.
4. März: Belin Wissin gibt 4 dn vom Wissacker zu Bellikon.
6. März: Uoilrich Melistorff gibt 4 dn vom Grundacker.
12. März: Richi Melistorff von Bellikon und Ruodolff und Uolrich geben 1 sh von de Acker
unter den Herren von Bellikon.
17. März: Hans Meyer von Husen, Hans Meyer sein Vetter, und Uoly Meyer sein Sohn
geben 1 ½ Mütt Kernen von den Rosenmatten zu Mellingen.
19. März: Anna Hofmannin von Husen gibt 4 dn vom Grundacker zu Bellikon.
21. März: Heinrich Angler von Husen gibt 1 Viertel Kernen von seinem Erb zu Bussnang.
22. März: Heinrich von Gwinden von Husen gibt 1 Viertel Kernen von der Matten genannt
am Awechs.
24. März: Welto Otto von Bellikon und seine Wirtin Gertrutt geben 1 Viertel Kernen von
einem Gut zu Eggenwil.
25. März: Hensli Wiss von Bellikon gibt ½ Mütt Kernen von seinem Erb zu Bellikon.
26. März: Gretha Melistorffin gibt 4 dn vom Grundacker.
28. März: Berchta Kriegin gibt 4 dn von dem Acker zer Studen.
1. April: Jacob Hofman, Ita seine Wirtin, Gertrutt, Adelheit und Bely Hofmannin geben 1
Viertel Kernen von einer matten gen. Ysenbrechtsmatten.
2. April: Heinrich Vor Strasse gibt 1 Viertel Kernen von dem Acker gen. Nassenacker.
4. April: Mechthilt und Katherina Hofmannin von Husen geben 1 Viertel Kernen von dem
Acker am Zechenden.
11. April: Ruodi Wiss von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von einem Erb zu Bellikon.
15. April: Ita Berin von Remetschwil und Hermma ihre Tochter geben 4 dn von der Matten
ze Hasle in Bellikommerveld.
25. April: Cuonrat Meyer von Stetten gibt 1 Viertel Kernen von seinem Gut ze Bellikon,
das zurzeit Jenni Obrist bebaut.
29. April: Uolrich Geygo von Bellikon gibt 2 Viertel Kernen von seinen Gütern zu Niederrohrdorf.
24. Mai: Rudolff Rött von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von dem Acker gen. Buochacker.
30. Mai. Hans Buosnanger von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von dem Acker gen.
Schachenbach.
1. Juni: Ruedi Hofman von Husen gibt 1 Viertel kernen ab einer Matten ze Husen genant
die Huob.
25. Juni: Uolrich Krieg gibt 2 Viertel Kernen von dem Gut Beringers, dazu 1 Pfund Wachs
von dem Uolrich Kriegs Teil und von dein Gut gen. des Wyers Teil (Wieners) und Beringers Teil.
3. Juli: Geri Hofmannin von Husen gibt 1 ½ Viertel Kernen von der Ysenbrechts Matt.
9. Juli: Hans Hofman von Husen, Gisela seine Tochter und Gertrutt Hofmannin geben 14
dn von der Matten gen. ze Niderwiden ze Remerswil.
10. Juli: Judenta Gernässin gibt 2 dn von den Gütern gen. der Gernässen Guott zu Bellikon.
11. Juli: Heinrich Viland (Biland) von Staretschwil und seine Wirtin Bely Hofmannin geben
3 Viertel Kernen vom Baumgarten zu Husen nid dem Weg unders Buggen Hus und von
seinem Teil des Baumgartens gelegen zu Husen ob der Hofmannen Hüsern.
16. Juli: Peter Krieg von Bellikon, von einer Matten zu Bellikon, stosst an den Schachenbach, von einem Weingarten zu Oberrohrdorf zuo der Hochstrass und zu der Spitzenfluo
gen. der Kriegs Weingarten. Ferner 1 Mütt Kernen von einer Matten zu Husen under dem
Dorf stost an die Iberstmatt.
21. Juli: Mechthilt Schmidin von Künten gibt 1 Viertel Kernen vom Wissacher zu Bellikon.
25. Juli: Richi Buggin von Husen gibt 4 dn von einer Matten gen. der Isplisperg und vom
Steinacker.
31. Juli: Ludwig Angler von Musen gibt 1 Viertel Kernen vom Reschim Acker.
1. August: Cuonratt zem Stegen von Stetten (Steger!), seine Wirtin Berchta und ihr Sohn
Johann geben 4 dn von dem Grundacker wider Gnadental.
13. August: Hans Krieg der alte von dem Rottenhus ze Bellikon, der jung Hans Krieg,
Ruedi Krieg sin Bruders Sohn, Petter und Verena Hansen Kind geben 2 ¼ Mütt Kernen
von ihrem Hof zu Staretschwil, den zurzeit Cuoni Bleicher bebaut.
15. August: Heinrich von Buggenmüly, seine Wirtin Mechtillt geben 2 Viertel Kernen vom
Baumgarten in der Sandgruonem.
16. August: Cuonratt Gernäss von Bellikon gibt 2 Viertel Kernen von seinem Gut.
23. August: Rudi Windischer und Adelheit Vorstrass von Bellikon geben 1 Viertel Kernen
vom Nassenacker.
25. August: Her Gottfried ein Ritter, Uolrich Angler von Musen geben 2 ¼ Pfund Wachs
von dem Acker hinter Hofmans Hus.
1. September. Verena Zimmermannin, Hensli Zimmermanns ab dem Heitersberg eheliche
Hausfrau geben 1 Viertel Kernen ab Heini Wirts Güter zu Husen, die jetzt Ruedi Hoffmann
bebaut, 1491.
2. September: H. Buosnang von Bellikon und seine Wirtin Mechthilt und ihre Kinder
Petter, Hans und Margreth geben ½ Mütt Kernen von den zwei Hofstätten, deren eine
genannt ist zem Eschtürlin, die andere die Rietinen Hofstatt.
8. September: Heinrich von Strasse (Vorstrass) von Bellikon gibt 2 dn von seinem Acker
zu Bellikon.
9. September: Uolrich Irmengartt gibt 6 db von seinem Weingarten, den er vom Krieg erkauft hat
16. September: Katherin Stoublin von Husen, Heinrich ihr Mann und ihre Tochter Anna,
Uoli Stoubli und Greth Stoublin geben 3 Viertel Kernen von Stöublis Erb zu Husen, das
Heini Stöblis Erb war.
17. September: Hensli Hofmann von Husen, Adelheit seine Wirtin und Uoly ihr Sohn
geben ½ Mütt Kernen von dem Gut, das ihnen gehört und das nun Hensli Wirt bebaut.
23. September: Heini Meyer von Künten, seine Ehewirtin, Petter Meyer sein Vater, Greth
seine Mutter, ihre Tochter Gretha sowie Hans und Petter Meyer von Bellikon geben 6
Viertel Kernen.
29. September: Heini Brunegger von Sulz gibt 3 Viertel Kernen von dem Gut, das da bebaut Uolrich Bugg.
7. Oktober: Mechthilt Vädelerin von Husen gibt 4 dn von dem Acker ze Husen gen. Steinacker.
17. Oktober: Verena Buggin von Husen und ihre Mutter Anna geben 1 Viertel Kernen von
dem Acker gen. Soumacker.
31. Oktober: Ruotschman Holtzrüti von Bellikon, seine Hauswirtin Anna, Ruedi Holtzrüti
sein Vater und Verena seine Mutter geben 1 Gulden 16 Batzen ab Cuonradz Schürmans
Baumgarten zu Niederrohrdorf.
3. November: Petter Krieg von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von seinem Gut in Bellikon.
11. November: Hemrna und Gertrutt Hofmannin von Husen geben 1 Viertel Kernen von
einem Acker gen. Kilchstück, 10 sh von dem Hof zu Holtzrüti, 2 Mütt Kernen von dem Hof
ze Buosnang, 1 Viertel Kernen von der Mühle im Etal zu Mellingen, 6 dn von dem Gut
gen. Gernäs Guot ze Buosnang.
12. November: Heinrich Hofman und Mechthilt seine Wirtin geben 1 sh von dem Acker
gen. Ermstocker zu Husen.
19. November. Meini Wuest und Margreth Nugin, Cueni Huger, Verena Hugin und Alexius
geben 3 Viertel Kernen von 6 Jucharten, so deselben Heini Wüsten eigen waren.
27. November: Die Krieg von der Matten nid dem Rotten Hus geben ½ Mütt Kernen, die
man nennt Buochholtzmatt.
30. November: Uolrich Hofman von Husen und seine Wirtin Memma sowie Ita Hofmannin
geben 1 sh von dem Acker den man nennt Steinacker.
2. Dezember: Hensli Krieg ab der Burg, Verena seine Wirtin, Anna seine Mutter selig, 2
Grethen seine Schwestern haben gegeben 2 Viertel Kernen von einem Gut, das Hensli
erkauft hat von Uoli Stoublin in Remetschwil.
4. Dezember: Heinrich Krieg von Bellikon und seine Ehewirtin Berchta geben einen
halben Juchart Acker under der Wissachen am Ruben Steinen.
5. Dezember: Judenta Rotin von Bellikon, Burckartt Rot ihr Vater und Migam ihre Mutter
geben 3 Viertel Kernen von dem Acker gen. Bülacker.
22. Dezember: Peter Rot gibt einen Vierding Wachs ab einem Bletz vor Strass.
Schlusswort
Die Gemeinde Bellikon könnte einigen Persönlichkeiten ihrer grosser Vergangenheit ein
Denkmal setzen. Da wäre der edle Bello, der sich vor ca. 1400 Jahren auf dem Berg angesiedelt und seinen Namen hinterlassen hat. Dann wären es die Krieg, die über 300
Jahre das Geschick der Gemeinde über das Mittelalter hinaus als Gerichtsherren geleitet.
Endlich die Herren Schmid von Uri, die fast 150 Jahre in ihrer Nachfolge gestanden. So
ein fliessender Dorfbrunnen z. B. mit einer Statue eines Bello oder der Krieg oder der
Schmid oder aller dreien - zum ewigen Gedenken an die Alten: Was diese einst in ihrer
Zeit getan, haben sie auch für die Menschen von heute getan, damit die Jungen von
heute mit Fleiss die Werke schaffen von morgen!
Separatdruck aus "Bremgarter Bezirks-Anzeiger" 1974 Nr. 111, 114, 117, 122, 124.
Zugehörige Unterlagen
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