Bellikon in seiner Geschichte Von Pfarrer A. Egloff, Gipf-Oberfrick Bellikon hat Geschichte, hat mehr Geschichte als die meisten ringsumliegenden Dörfer. Da sind einmal die Römer, deren Villa vor Jahrzehnten ausgegraben wurde und die sich während Jahrhunderten hier erfreuten. Dann kommen in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts die Alemannen, an ihrer Spitze der edle Bello und baut seine Behausung. Husen wurde wohl erst im 9. oder 10. Jahrhundert besiedelt. Im Laufe des Mittelalters erwerben einige Klöster Güter und Einkünfte, so Murbach im EIsass, Muri, Einsiedeln, Engelberg, Hermetschwil, Wettingen, St. Blasien, Gnadental. Schon aber sind aus dem Elsass die Grafen von Habsburg zugezogen, zuerst als Kastvögte von Murbach, nach dem Aussterben der Grafen von Lenzburg 1173 als Landesherren. Ihnen zu Diensten stehen die vielen Ministerialen, so im Aargau unter andern die Truchsessen von Habsburg, die Schenken von Wildegg, die Herren von Wolen, von Baar, von Cham, die mit anderen Adeligen am Rohrdorferberg Eigengüter und habsburgische Lehen innehatten. Im 2. Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts erscheinen die Krieg, die bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts Gerichtsherren von Bellikon und Hausen waren, um die Mitte des 17. Jahrhunderts aber abgelöst wurden durch die einflussreichen Schmid von Uri. Im Übrigen gehörten die beiden Dörfer zur Pfarrei Rohrdorf und zum Amt Rohrdorf. Allzeit haben sie regen Anteil am Geschick des pfarreilichen und politischen Lebens genommen. Sie stellten gar im Laufe der Zeit 5 Untervögte im Amte Rohrdorf, so Hensli Krieg 1426 1438, Hans Hofman 1463 - 1469, Urs Hoffnan um 1540, Rudolf Zeindler um 1580 und Heinrich Zeindler um 1643. Mit der Eroberung des Aargaus 1415 folgten den Herzögen von Österreich die Eidgenossen in der obersten Herrschaft nach. Bis 1712 schickten die alten fünf Orte den Landvogt nach Baden, nachher nur mehr die Orte Zürich, Bern und Glarus. 1803 schlug die Glocke der Freiheit: Nicht mehr Untertanen wie bis anhin, sondern Eidgenossen wie die andern, und dies im Herzen des neuen Kantons Aargau! Das Werk "150 Jahre Kanton Aargau im Lichte der Zahlen" berichtet, wie am 20. August 1804 die Dörfer Oberrohrdorf, Niederrohrdorf, Remetschwil, Staretschwil und Busslingen sich zu einer politischen Gemeinde zusammenschlossen; doch teilten sie sich wieder am 22. Mai 1854 in die Gemeinden Oberrohrdorf, Niederrohrdorf und Remetschwil. Von Bellikon, Künten und Stetten ist dabei nicht die Rede. Diese Orte hatten sich gleich bei der Gründung des Kantons Aargau im Jahre 1803 als eigene Verwaltungsinstanzen konstituiert. Damit Ist Bellikon, zusammen mit Hausen, schon über 170 Jahre eine selbständige politische Gemeinde. Römer und Alemannen Als die Römer in Baden die heissen Quellen entdeckten, entdeckte ein Römer am Heitersberg die herrliche Lage für seine Villa. Noch erinnern an diese Zeiten die freigelegten Ruinen (Badener Neujahrsblätter) und der alt überlieferte Name "Römerweg" gegen den Mutschellen hin. Die jüngst daselbst entdeckten Gräber, wie auch keltische Siedlungsnamen wie Chuntenach und Buosnach beweisen, dass am Heitersberg schon viele Jahrhunderte vor Christus Menschen gelebt haben. Nach den Römern wanderten die Alemannen ins Land, im zu Ende gehenden 5. wie vor allem im 6. Jahrhundert. Der Name Bellikon - das älteste Dokument neben den Römerruinen - legt nahe, dass die heutige Siedlung um die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts angelegt worden ist und zwar von einem Alemannen Bello. Fast sehen wir ihn noch, wie er von der zerfallenen Römervilla den Römerweg herkommt, erst einen Blick auf die damals im Reusstal neu erstehenden Siedlungen eines Bero (Berikon), Ufo (Zufikon), Stetto (Stettikon, Stetten), Goslo (Göslikon) und Rorn (Rorikon, Rohrdorf) wirft, dann aber bergwärts schaut, eine frische Quelle suchend, und sich über das klare Wasser beugt und lächelnd seinen Durst löscht. Sein Entschluss ist gefasst: Hier wird die Hütte aufgeschlagen! Damit war Bellikon gegründet und die Sippe des edlen Bello beheimatet. Seltsam freilich, bello ist die Sprachwurzel, aus der das lateinische Wort bellum (Krieg) kommt und zugleich das italienische Wort bello (schön), wie wenn die Krieg von Zürich 1314 deshalb nach Bellikon gekommen, die Burg erbaut und der Gemeinde ihr Wappen hinterlassen und heute die Suva diesen Ort ausgewählt, weil er schön ist - picco bello! Die Habsburger und das Kloster Murbach Den Grafen von Lenzburg, die im Jahr 1173 ausstarben, folgten in der Herrschaft die Grafen von Habsburg und dies bis zur Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahre 1415. Die Habsburger Grafen hatten aber schon nach dem Aufstand des Schwabenherzogs Ernst von 1025 bis 1027 einen reichen Güterbesitz im heutigen Aargau erworben und gleich ihr Hauskloster Muri gegründet. Ja, schon vorher besassen sie bedeutende Rechte und Güter, waren sie doch Kastvögte des Klosters Murbach im Elsass. Wie die Habsburger Urkunde von 1259 besagt, gehörte dem Vogesenkloster fast ein geschlossener Güterkorridor von der Birs bis zum Brünig, so in Augst, Möhlin, Schupfart, Gipf, Wittnau, Effingen, Elfingen, Rein, Holderbank, Lunkhofen, Rottenschwil, Luzern und in vielen umliegenden Dörfern, dazu der Meierhof in Oberrohrdorf samt der Kirche daselbst. Murbach muss zu diesem Güterkomplex bald nach Niederwerfung des alemannischen Herzogtums im Jahre 746 gekommen sein. Die Kastvögte mussten die Klöster in den äussern Beziehungen vertreten und schützen. Die Habsburger verstanden es indes, fast das ganze Besitztum von Murbach gegen Ende des 13. Jahrhunderts zu eigenen Händen zu nehmen. Während also der Zehnt am Rohrdorferberg während Jahrhunderten dem Elsässer Kloster gehörte, machten die Habsburger seit dem Königtum Rudolfs Anspruch darauf. Sie liehen ihn aus, zuerst den Edlen von Rüssegg, dann aber den Herren von Hünenberg. 1414 kaufte die Stadt Baden diese Einkünfte und behielt sie bis ins letzte Jahrhundert hinein. Noch heute legt die grosse Zehntenscheune in Oberrohrdorf beredtes Zeugnis für die einstige Patronatsherrin ab, die Stadt Baden. Ein Teil des Zehnten vom Rohrdorferberg lag indes schon im 11. Jahrhundert in Laienhänden. Heinrich von Seldenbüren im Reppischtal, wohl der Vater oder Grossvater des Gründers des Klosters Engelberg im Jahre 1120, schenkte seinen Viertel und einen Achtel des Restes dem Kloster Muri. Nach langen Streitigkeiten wurde durch den Erzbischof von Mainz im Jahre 1188 der Murianer Zehnt auf Künten und Sulz geschlagen, und dies verblieb bis ins letzte Jahrhundert. Freilich bezog auch der Bischof von Konstanz seinen Quart aus der Pfarrei Rohrdorf, und dies seit dem 8. Jahrhundert. Als Baden 1414 den Rohrdorfer Kirchensatz an sich brachte, kaufte die Stadt bald auch den bischöflichen Viertel. So wanderte ein Zehntel aller Erträgnisse von Bellikon und Hausen während vielen Jahrhunderten an die genannten Herren: ans Kloster Murbach, an die Habsburger und ihre Ministerialen von Rüsegg und von Hünenberg, an Heinrich von Seldenbüren, ans Kloster Muri, an den Bischof von Konstanz und vor allem an das Spital Baden. Der grösste Machtzuwachs erwuchs den Habsburger Grafen durch die kaiserliche Zuteilung der Gaugrafschaft Im Jahre 1173. Damit fielen ihnen viele königliche Lehen und Einkünfte zu, die sie nicht selten an ihre Ministerialen als Lehen weiter gaben. Das Habsburger Urbar von 1304 nennt den grössten Teil dieser Güter. Wir hören: "Ze Bellinkon, ze Husen und ze Reymerswilr hat dü herschaft von der grafschaft ze richtenne düb und vrefel." Die Schenken von Wildegg Eine ganze Schar von habsburgischen Ministerialen hatte Güter von den Grafen von Habsburg zu Lehen. Daneben aber besassen sie auch Eigengüter. Die niedere Gerichtsbarkeit und die Vogtei über Bellikon und Husen muss zuerst ein habsburgisches Lehen gewesen sein. Im 3. Viertel des 13. Jahrhunderts besass es Burchart von Hottingen von Zürich. Von ihm hat es Hartmann der Schenke von Wildegg übernommen. Die Urkunde vom 22. Oktober 1292 gibt uns eingehende Auskunft darüber. Hartmann der Schenke bat den Herzog Albrecht von Österreich, seine Gattin Mechthilt bei ihren Gütern in Holderbank, Wildegg, Möriken und im Besitz der Vogtei Bellikon zu schützen - "uff der vogteige ze Bellinkon die der vorgenande her Hartman Schenke kouffte von hern Burchart von Hotingen". Vor dem Österreicher Herzog Albrecht versprachen Truchsess Erkenfried von Habsburg und die beiden Brüder Arnold und Peter von Kienberg, die genannte Frau bei ihrem Leibgedinge zu schirmen. 1305 vermachte Hartmann der Schenke auf seinen Todesfall hin einigen Klöstern und Kirchen 100 Mark - auch die Kirche Rohrdorf erhielt 2 Mark. Die Herrschaft Bellikon dürfte allem Anschein nach erst nach dem Tod des Hartmanns von Wildegg auf die Krieg übergegangen sein, wohl 1314. Die Truchsessen und Schenken von Habsburg bzw. Wildegg waren eines Geschlechtes gewesen. Truchsess Arnold, der 1240 und 1242 Eigengüter zu Bellikon und auf dem Hasenberg dem Kloster Engelberg vermacht hatte, war ein Vorfahre des erwähnten Hartmann von Wildegg. Der Krieg von Bellikon Das berühmteste Geschlecht von Bellikon waren zweifelsohne die Krieg. 1314 soll Peter Krieg, aus dem angesehenen Patriziergeschlecht der Stadt Zürich stammend, die Vogtei Bellikon und Husen übernommen haben, sicher nicht ohne die Bestätigung der Herzöge von Österreich. Jedenfalls erwähnt eine Zinsliste des Klosters Muri aus dem zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts die "bona dicta Krieginum" in Remetschwil. Dieser Peter Krieg wird mehrmals bezeugt, so schon 1313, dann 1331 und 1343. Im Laufe der Jahrhunderte gehörten viele Höfe am Rohrdorferberg dieser Familie an, so zu Bellikon, Husen, Remetschwil, Staretschwil, Widen, Künten, Stetten und im Dorf Mellingen. Die Burg zu Bellikon geht wohl ins 1. Viertel des 15. Jahrhunderts zurück. Vorher stand aber das sogenannte "Rotten Hus". Das Rohrdorfer Jahrzeitbuch nennt eine Agnes Krieg "von Rotten Hus zu Bellicken", sowie Hans Krieg den Alten "von dem Rotten Hus von Bellikon». Da der 1422 bezeugte Hensli Krieg erst "ab der Burg" genannt wird, Hans Krieg der Alte "von Rotten Hus" aber noch 1397 lebte, so dürfte die Burg im 1. oder 2. Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts erbaut worden sein. Wahrscheinlich aber wurde das Rotten Hus damals nur vergrössert und umgebaut, so dass das Rotten Hus und die Burg dasselbe bedeutet. In diesem Fall möchte man das Rotten Hus bzw. die Burg zu Bellikon in die Zeit des Peter Krieg setzen, also frühestens ins 3. oder 4. Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts. Die Nachkommen des Peter erscheinen am Rohrdorferberg immer wieder, so die Söhne Uolrich und Ruodolf 1349 und 1367, vielleicht auch Arnold 1356, dann seine Enkel Rudolf 1365 - 1396 und Hans, den man den Alten nannte, die Grossenkel Hans 1394 - 1439 und Rudolf 1396 - 1428. Hensli Krieg, 1422 - 1451 bezeugt, war Untervogt m Amt Rohrdorf. Sein Sohn dürfte Heinrich Krieg gewesen sein. Der Glückshafenrodel von Zürich von 1504 nennt Hans Krieg und seinen Sohn Jakob und eine ganze Schar Töchter. Von Bellikon aus hatten sie am Schützenfest von Zürich teilgenommen. Die Nachkommen des Jakob wurden von den Pfarrbüchern der Stadt Zürich genau aufgeschrieben. In der Limmatstadt hatten die Krieg allezeit das Bürgerrecht beibehalten und daselbst auch ihr Haus gehabt. Sie hatten im 14. Jahrhundert verschiedene Zweige getrieben, von denen sich die einen "die Roten" nannten. Ob nicht diese Bezeichnung "dem Rotten Hus" den Namen gegeben hat? Vereinzelt nahmen die Krieg von Bellikon auch das Bürgerrecht in Bremgarten und Baden. 1616 verkauften die Krieg ihren Besitz in Bellikon an Beat Ludwig Keller von Basel. 25 Jahre später, im Jahre 1641, starb der letzte männliche Krieg in Österreich. Pfarrer und Dekan Matthias Feuer von Rohrdorf nennt um 1650 die Krieg die ersten und grössten Wohltäter von Rohrdorf - "facile primi et potiores benefactores ecclesie Rohrdorffensis". Er bezeugt, dass viele Gräber dieser Adeligen, wie er sie nennt, innerhalb der 1640 neu erbauten und vergrösserten Kriege von Rohrdorf liegen. Alle Jahre hatte er und seine priesterlichen Nachfolger an den Quatembertagen das Gedächtnis der Krieg zu feiern. 12 Jahrzeiten hatten die Edlen von Bellikon in der Rohrdorfer Kirche gestiftet und ihr viele Güter und Einkünfte geschenkt, wie z. B. die Reben an der Hochstrasse Oberrohrdorf gegen Remetschwil hin. Noch schmückte das Kriegwappen die 1938 abgerissene frühere Kirche daselbst. Die Krieginnen Der erste Bellikoner Gerichtsherr aus dem Geschlecht der Krieg war Peter. Nebst seinen Söhnen Rudolf und Ulrich besass er auch stramme Töchter. Katharina Krieg hatte den Ulrich Wiener von Baden geehelicht. Dieser hatte "von sins wiben und ouch Ruedin Kriegs von Bremgarten (und Bellikon) sins swagers wegen Kathrin die Kriegin selig» ein Schiedsgericht angefordert, um den ausgebrochenen Erbstreit zu erledigen. Am 30. März 1365 wurde dem Badener Bürger ein Gut zugesprochen, das später in den Besitz der Stadt überging. Adelheid Krieg, die zweite Tochter, hatte den österreichischen Amtmann von Brunegg geheiratet, Ruotschmann Niessli, den Sohn Uolrich Niessli von Brunegg. Von ihren Söhnen wurde Hermann Untervogt im Amte Rohrdorf und sass z. B. zu Gericht daselbst 1410. Sein Sohn wählte Remetschwil zum Wohnsitz. Der zweite Sohn war Peter Ammann und wurde Schultheiss zu Baden und stiftete mit seiner Gattin Margret Meier von Siggingen die sogenannte Ammannspfründe zu Baden. Er gab dafür seinen "hof ze Bellinkon gelegen, buwty Bussnanger und Ruodolf Melistorf, gülte järlich 12 stück". 1421 erliessen Schultheiss und Rat eine Verordnung betreffs dieser Pfründe. Burckart, der dritte Sohn, meist Bürgy von Rohrdorf geheissen, wartete mehrfach als Zeuge in Rechtsgeschäften. Von seinen zwei Söhnen wurde Peter, nach dem Namen seines Onkels und seines Urgrossvaters so geheissen, Schultheiss zu Mellingen. Dessen Tochter Elsy heiratete Niklaus Widmer von Laufenburg und kam damit in eine Bürgermeisterfamilie des Rheinstädtchens. Der andere Sohn, Hlans, ehelichte die reiche Müllerstochter Margreth von Stetten. Auch er wurde wie sein Onkel Untervogt im Rohrdorferamt. Die Tochter dieser beiden wurde die Gattin des adeligen Badener Bürgers Hans Sulzer. Die Söhne aber, Uolrich und Hans Ammann, übernahmen die Buggenmühle im Dorfe Mellingen. Allem Anschein nach dürften die Ammann-Geschlechter des 16. Jahrunderts in Mellingen und Bremgarten von Werner und Uolrich abstammen. Eine Zürcher Urkunde vom 28. September 1862 berichtet, wie nach dem Tode ihres Vaters Uolrich Krieg, die drei Schwestern Anna, Agnes und Elzbeth den Hof zu Regensdorf an Johann Jäklin am Sevelde verkauften. Wie die Steuerbücher der Stadt Zürich vom Jahre 1358 nahelegen, hatte Uolrich noch einen weitern Bruder, der Priester war, der als "Pfaffe Peter Krieg" des öfters genannt wird. Andere Frauen traten ins Kloster ein. Mehrfach sprach man im Kloster Gnadental von den "drei Krieginnen". Sie hatten daselbst den Schleier genonimen. Auch Töchter der Adelheid Krieg und des Ruotschmann Ammanns, Adelheid und Margareta Ammannin, lebten als Nonnen daselbst. Schon ihre Mume war dort eingetreten. Auch einer Enkelin, der Katharina, gefiel es im stillen Reusskloster. Zur selben Zeit weilte dort auch eine Nonne aus dem Geschlechte derer von Rohrdorf. Die Schmid von Bellikon Im Jahre 1616 ging das Haus Bellikon mit Vogtei und Gericht an Beat Ludwig Keller von Basel über. Doch schon am 17. September 1640 verkaufte es Magdalena Kellerin geb. Räustin mit Beistand ihres Sohnes und Tochtermannes Hans Jakob Schwartzenbach und Anthoni Ott, beides Bürger der Stadt Zürich, an Johann Martin Schmid von Uri um den Preis von 9000 Gulden. Joh. Riget, des Rats zu Schwyz und Landvogt zu Baden, besiegelte den Brief. Das Geschlecht Schmid stammte aus dem Pomat im Eschental und hatte sich 1566 in Uri niedergelassen. Nachdem Johann Martin Schmid (< 1649) 1640 Schloss und Herrschaft Bellikon erworben und 1646 von Kaiser Ferdinand III. in den Reichsritterstand erhoben wurde, nannten er und seine Nachkommen sich nur mehr "von Bellikon". Über die Grenzen des Landes wurden die Schmid von Bellikoni berühm. Schon Johann Peter Schmid (< 1633), der Bruder des obgenannten Joh. Martin, war am 9. Mal 1626 von Papst Urban VIII. zum römischen Pfalzgrafen und Ritter zum goldenen Sporn ernannt worden. Johann Franz Schmid (< 1805) wurde Brigadegeneral in spanischen Diensten. Oftmals stellte das Geschlecht in seinen vielen Gliedern für Uri den Landeshauptmann oder Statthalter oder gar Landammann, und dies, wiewohl diese in Bellikon und später in Böttstein ihren zeitweiligen Wohnsitz hatten. Nicht selten waren sie auch Landvögte in ennetbirgischen oder in den gemeinsamen Vogteien, wie vor allem auch in Baden, dazu während vielen Jahrzehnten eidgenössische Tagsatzungsgesandte des Standes Uri. Johann Balthassar (1615 - 1692), der Sohn des Johann Martin Schmid, Herr von Bellikon, stiftete 1684 in Gersau eine Kaplaneipfründe. Sein Sohn Joseph Maria wurde Kapuzinerpater und nahm als Feldprediger in der 2. Villmergerschlacht teil (< 1712 VII. 25.). Martin Anton, ein Enkel von Johann Martin, ward urnerischer Landammann und Landvogt in Bellinzona und im Blenio (< 1706). Franziska Maria wartete 40 Jahre als Priorin im Kloster Wurmsbach (< 1835) und ihre Schwester Aloisia gar als tüchtige Äbtissin daselbst (< 1832). Johann Franz Schmid, Bruder des Hpt. Joh. Balthassar und Herr zu Bellikon, war Ritter, Landvogt zu Baden, urnerischer Statthalter, dann Landammann und lange Zeit Tagsatzungsbote (< 1673). Sein Sohn Johann Martin (1648 - 1712) wurde durch Heirat Herr zu Böttstein und Stammvater der Böttsteinerlinie, aus der bedeutende Männer hervorgingen, so: Franz Joseph, der Obervogt von Klingnau (< 1790); sein Sohn Joseph Maria (1750 1819), der sich im Frühling 1799 am Aufstand der Urner beteiligte und im September 1802 als Kommandant von Baden die Insurgenten im Surbtal zur Ordnung weisen.sollte. Sein Bruder war der Pater Leodegar Schmid (1748 - 1825), der im Kloster Muri sich einen Namen machte als Professor der Philosophie und Theologie und als Herausgeber zahlreicher Schriften. Anton Schmid war berühmter Arzt in Baden (< 1850), während sein Bruder Joseph (< 1854) Hauptmann und Grossrat war und wegen angeblicher Volksaufwieglung im Januar 1841 gefangen genommen wurde. Sein Sohn Karl (1827 - 1889) war als Grossrat wie als Nationalrat im Kulturkampf ein erfolgreicher Verteidiger der Rechte des katholischen Volksteiles. Durch Heirat der Maria Katharina Schmid von Bellikon, der Tochter des Hermengild (< 1705) und Enkelin des obgenannten Joh. Balthassar (< 1693) war die Herrschaft Bellikon nach 1727 an Landammann Franz Joseph (< 1749) aus einer andern Urner Familie Schmid gelangt. Auch diese nannte sich wieder Schmid von Bellikon. Aus ihr stammen Jost Anton, Sohn des Franz Joseph, sowie Anton Maria (< 1831), beide Statthalter und spätere Landammänner von Uri. Im 19. Jahrhundert wechselte das Schloss wiederholt seinen Besitzer. In den 90er Jahren wurde es gründlich umgebaut. 1954 übernahm das herrschaftliche Schlösschen Dr. Wilhelm Meier. Schloss und Schlosskapelle von Bellikon Kirchliche Zustände Hptm. Johann Balthasdar Schrnid von Bellikon errichtete bald nach Mitte des 17. Jahrhunderts bei der Burg eine Mühle und im Oberdorf von Bellikon eine Schmitte. Um den religiösen Bedürfnissen der Bevölkerung entgegenzukommen, plante er den Bau einer Kapelle, später gar die Gründung einer kleinen Grosspfarrei Bellikon, zu der nebst Bellikon und Husen auch Künten und Sulz gehören sollten. Schon schleppten im Winter 1660/61 die Bewohner Holz und Steine zusammen. Doch die Stadt Baden, die Patronatsherrin von Rohrdorf, verhinderte dieses Ansinnen mit allen Mitteln. Es ging ihr dabei um das Materielle. Immerhin wurde erreicht, dass in Rohrdorf eine eigene Kaplanei erbaut und als Mithilfe in der Seelsorge ein eigener Kaplan bestellt wurde. Der Bau einer Privatkapelle konnte indes dem Hauptmann Schmid nicht verwehrt werden. Ende Oktober 1676 weihte der bischöfliche Vikar Georg Sigismund von Konstanz die Kapelle zu Ehren des Hl. Josef und der Hl. Barbara. Der tapfere Vorkämpfer starb am 16. Mai 1692, eine zahlreiche Nachkommenschaft hinterlassend. Der Kapuzinerpater Josef Schmid, einer seiner Söhne, und die Nichte Katharina Schmid stifteten einen Kaplaneifonds von 2760 Gulden, damit allwöchentlich in der neuen Kapelle hl. Messen gefeiert und die Jugend im Gottesglauben unterrichtet würde. 1731 renovierte die Familie die Kapelle und zu Ehren der Kapellenheiligen Josef und Barbara wurde ein neuer Altar geweiht. Am 25. September 1768 bewilligte der Bischof von Konstanz, dass der im Schloss Bellikon wohnende Kaplan an allen Sonn- und Festtagen in dortiger Kapelle die hl. Messe feiern dürfe, an dem auch die Gläubigen von Bellikon und Husen teilnehmen könnten. Nur wenige höhere Sonn- und Festtage waren ausgenommen. An diesen hatte der Kaplan mit den Gläubigen wie früher an allen Sonn- und Festtagen den Gottesdienst in der Mutterkirche zu Rohrdorf zu besuchen. Dieses bischöfliche Dekret wurde für die pfarreiliche Entwicklung in etwa grundlegend. Immer wieder berief man sich darauf, so in der Gemeindeversammlung vom 28. September 1811 in der Auseinandersetzung mit der Pfarrei Rohrdorf. Selbst Künten und Sulz verlangten in ihrem Drängen nach pfarreilicher Selbständigkeit nach gleichem Entgegenkommen wie den Bellikern gewährt worden war. 1854/55 errichtete die Einwohnergemeinde Bellikon die heutige neuromanische Kirche. J. Kaspar Jeuch von Baden machte die Pläne, Jos. M. Bürli von Klingnau schuf die Altäre und Xaver Zürcher die Bilder. Am 20. Juni 1856 weihte Bischof Karl Arnold von Solothurn das neue Gotteshaus. 1890 und 1926 wurde durch Steimer von Baden und Husy von Aarau die Innenrenovation durchgeführt. Endlich ging der lang ersehnte Wunsch, der Bevölkerung in Erfüllung: Bellikon und Husen wurden 1925 pfarreilich selbständig. Beizufügen ist freilich, dass durch Gemeindebeschluss von 1856 die alte Kapelle beim Schloss in ein sogenanntes Spritzenhaus umgewandelt wurde. Sie hatte fortan für die Feuerwehr zu dienen. Murers Zürcher Karte von 1566 Klösterlicher Besitz In der Weiheurkunde der Klosterkirche von Muri vom 11. November 1064 wird Bellikon erstmals mit Jahr und Tag bezeugt, zugleich mit Göslikon, Wohlen, Niederwil und Rohrdorf. Die Acta Murensia (1140 - 1197) präzisieren diesen Besitz des Freiämterklosters: "ln Pellikon 4 diurnales und 8 censarii". 8 Personen entrichteten demnach alljährlich einen Viertel Kernen an die Mönche. Die päpstlichen Schutzbriefe von 1179 und 1189 erwähnen den Murianer Besitz aufs neue, und damit auch Bellikon. Vom Kirchenzehnt, den Muri bis 1188 seinem Anteil entsprechend bezogen hat, war schon die Rede. Engelberg hatte gleich bei seiner Gründung durch den Edlen Konrad von Seldenbüren zwischen Reuss und Limmat reichen Besitz erhalten. Die Urkunde von 1124 nennt Güter in Spreitenbach, Baltenschwil, Staretschwil und Urdorf. 1184 werden auch solche in Eggenwil, Oberwil, Berikon und Fislisbach erwähnt. 1240 vergabte Arnold der Schenke von Habsburg sein Eigengut bei Bellikon (apud Bellinchoven) den Engelberger Mönchen. Am 23. April 1242 verkaufte derselbe dem Kloster sein Gut auf dem Hasenberg. 1252 bestätigten die Grafen von Habsburg die Übertragung des Gutes in Bellikon (Bellichoven). 1361 sah sich Engelberg gezwungen, den Kloster St. Blasien den grössten Teil seines Besitzes in Spreitenbach und am Rohrdorferberg zu veräussern. Von diesem Kaufe her dürfte es kommen, dass das Schwarzwaldkloster auch Güter in Bellikon besass. Der Berain des Klosters vom Jahre 1406, der sich mit Nummer 7220 im Generallandenarchiv zu Karlsruhe befindet, nennt Zinsen im Limmattal, wie z. B. in Nussbaumen (hat ouch Birchmeyer) und im Reusstal: "Item 5 viertel kernen, 2 herpst hünr und 30 eiger gilt ein güetli lit ze Bellikon, was Hartman Weibels und galt etwenn 2 viertel kernen nuss. Item geltent güeter ligent ze Starchentzwile bei Rordorf." Einsiedler Besitz in Unnützhusen Um 1040 hatte auch das Kloster im Finsternwald am Rohrdorferberg Fuss gefasst und ein kleines Gut in Husen erworben und zwar vom Hochadeligen Luitfrid von Winterthur. Seine Brüder waren Graf Albert von Winterthur und der Abt Hermann von Einsiedeln (1051 1065). Da Luitfrid 1040 in einer Schlacht fiel, dürfte die Vergabung wohl etwas vorher gelegen sein. Das Einsiedler Urbar von 1207 - 1220 nennt das Husen bei Bellikon auch "das niedere Husen am Berg": "De inferiori Husen in monte 8 mod. trit. 2 mod. fabe et 1 pise et 1 hordei, 5 sold. 2 malt. avene." Vermutlich ist das obere Husen das Kindhusen, wo Einsiedeln damals noch mehr Besitz hatte. Um 1331 erhält das niedere Husen im Einsiedler Urbar einen andern Namen. Peter Unnütz war der Mann, oder wenigstens seine Sippe, nach dem es benannt wurde: Unnützhusen. Peter stammte von Husen bei Bellikon und kam in Besitz von Gütern in Widen, Sulz und Remetschwil. In Mellingen hatte er das Bürgerrecht erworben. Für sein Seelenheil stiftete er daselbst eine Jahrzeit und vergabte dafür 5 Mütt Kernen von seinem Gut in Remetschwil, das Klein Werner von Buosnang bebaute. Eine Gnadentaler Urkunde vom 17. Januar 1315 nennt Peter Unnütz mit Rudolf Gernäss, der von Bellikon stammte. Dem Hermetschwiler Kloster entrichtete Unnütz alljährlich einen Zins von 16 Schilling. Eine Zürcher Urkunde von 1305 führt ihn als Zeugen an, als dem Kloster an der Reuss das Wegrecht zu Stetten eingeräumt wurde. Das Rohrdorfer Jahrzeitbuch zählt aus seinem Geschlecht Conradt Unnütz, Johannes Unnütz und Mechthilt unter die Wohltäter der Kirche. Das grosse Einsiedler Urbar von 1331 bringt den Eintrag: "Dü huobe ze Unnutzhusen sol gelten 8 mod. kernen und 2 malter habern und 2 rnod. bonon. Des sol Peter (Unnütz) 4 mod. kernen, 1 malter habern und 1 mod. bonon. Heinrich von Buosnang 11 ½ fiertel kernen und 11 fiert. habern und 2 fiert. bonon. Ruodolfs wib Unnzuhusen 5 1/2 fiert. kernen 5 fiert. habern und 2 fiertel bonon." Noch im 18. Jahrhundert hatte Husen bei Bellikon seinen Einsiedler Hof. Das "Urbarium über die Grundzinsen zu Bellikon und Hausen Bader Gebiets für das hochfürstliche Stift Einsidlen" vom 22. Mai 1787 erwähnt sozusagen die gleichen Abgaben wie 1331 und schon 100 Jahre früher. Die Gnadentaler Güter Das Urbar vom 28. April 1653 gibt Auskunft über den Gnadentaler Hof. Jährlich waren 4 Mütt Kernen an das Kloster an der Reuss zu entrichten. Träger, der die Zinsen einsammeln und auf Martini abliefern musste, war Heinie Hofman von Bellikon. Hofman besass 3 Häuser, eine Hofstatt sowie einen Kraut- und Baumgarten, dazu 28 Jucharten Matten, 53 Jucharten Äcker, 1 Juchart Reben im Geiswald gegen Künten hin. Das Ackerland lag in allen 3 Zelgen: in der Bruggzelg, in der Zelg Heimenhalden und in der Zelg Halden. Alle Jahre hatte Hofman von diesen Gütern 6 Viertel Kernen an das Kloster zu geben, 2 Mütt an die Kirche in Baden und 1 Mütt an die Kirche zu Mellingen. Die übrigen 10 Viertel Kernen musste Hofman von jenen Gütern nehmen, welche Hptm. Joh. Bapt. Schmid von Uri, Herr zu Bellikon, ihm zum ewigen Lehen gegeben hatte, nämlich von 2 Jucharten im Bruggzelg, wo der Fussweg nach Widen führt und der Bach das Wasser zur Küntener Mühle gibt, 2 Jucharten in der Halden, wo der Fussweg zur Mühle nach Künten geht, endlich von 2 Jucharten in Ortstein (Mordstein). - Wann Gnadental zu seinen Gütern gekommen ist, weiss keine Gnadentaler Urkunde zu berichten. Sie scheint verloren gegangen zu sein. Die Abgaben An Steuern wurden die Bewohner kaum merklich bedrückt. Das Rohrdorfer Pfarrbuch Nr. 152 berichtet, wie Husen im Jahre 1654 5 Gulden 6 Batzen 7 Schillinge zu bezahlen hatte, Bellikon aber 7 Gulden 7 Batzen. Grösser waren die Zehnten und sonstige Zinsen. Das im Staatsarchiv Aarau befindliche Urbar vom Jahre 1746 (Nr. 2705) nennt Klöster, Kirchen, Spitäler und Personen, die aus beiden Dörfern Einkünfte bezogen, so: das Schloss Bellikon, die Klöster Gnadental, Wettingen und Einsiedeln, die Kirchen Rohrdorf, Mellingen und die Kapelle auf dem Heitersberg, die Spitäler Baden und Mellingen, das Almosenamt Zürich, die Priesterschaft von Bremgarten, die Pfarrpfrund Rohrdorf, dann die Herren Jogle Wiederkehr von Stetten, Johann Kaufmann von Baden, Franz Synesi Bürgisser von Bremgarten, Heinrich Steinfels von Zürich, Johann Jakob Escher von Zürich, Zunftmeister der Stadt, und Hans Jakob Schulthess der ältere von Zürich. Alle genannten 19 Instanzen bezogen im Jahre 1746 von Bellikon und Husen insgesamt 150 Mütt 2 Viertel 1 1/3 Vierling 7 Immi Kernen, 9 Mütt 3 Viertel 2 Vierling 3 Immi Haber, 1 Mütt 2 Viertel 2 Vierling 3 Immi Bohnen, 7 Güggeli und 68 Eier. Davon erhielt z. B. der Schlossherr 32 Mütt Bohnen 2 ½ Viertel Kernen, 2 ½ Mütt Haber, 2 ½ Viertel Bohnen sowie 20 Haller Geld. Gnadental forderte 4 Mütt 2 Viertel 2 Vierling drei Achtel Immi Kernen. Das Kloster Einsiedeln bekam an Kernen 7 Mütt 3 Viertel 2 ½ Immi, an Haber 6 Mütt 2 Viertel 2 Immi, an Bohnen 1 Mütt 2 Viertel 2 Vierling 3 Immi und an Geld 37 ½ Haller und 2 ½ Zürcher Schilling. Bei einigen Positionen werden noch die Besitzurkunden erwähnt, so bei Heinrich Steinfels, Pfister an der Schiffslände zu Zürich, ein Brief in originali vom 1. August 1549, bei Jogle Wiederkehr ein solcher vom 13. März 1587, beim Almosenamt eine Urkunde vom 20. Mai 1600, bei Franz Synesi Bürgisser eine solche von 1713, beim Stiftamt Baden eine Bereinigung von 1741, bei der Kirche und der Priesterschaft von Bremgarten eine solche von 1743. Für die Kapelle auf dem Hasenberg lag eine Urkunde vom 11. Oktober 1632 vor, aus der Zeit, wo die Bewohner vom Hasenberg und der Umgebung die Kapelle erbaut haben. Im Zusammenhang damit sei beigefügt, dass das Staatsarchiv einige Bereine und Urbarien besitzt, die Bellikon und Husen betreffen. Der Berein des Stiftsamtes Baden datiert vom 22. Juni 1637. Die Gnadentaler Bereine sind am 28. April 1653, am 18. November 1694 und am 8. März 1720 besiegelt worden. Der Schlossherr von Bellikon bereinigte am 10. November 1720 und am 27. Juni 1746 seine Güter. Das Urbar für das hochfürstliche Stift Einsiedeln wurde am 22. Mai 1787 erneuert und der Berein für die Kirche Rohrdorf am 27. Juni 1746. Heinrich Schmid und Welti Hüglin, beide von Husen, übernahmen am 12. März 1555 den Kriegshof zu Husen. Am Rand sei noch vermerkt, dass 1707 und 1768 für die beiden Dörfer Holzverordnungen erlassen wurden. Einwohner und Haushaltungen Die beiden Siedlungen hatten ihre Entwicklung. Die Bauernhöfe bildeten die Grundlage. Im Laufe der Zeit entstanden weitere Höfe. Die Wälder wurden gerodet. Das Urbar der Grafschaft Baden vom Jahre 1487 nennt für Bellikon 4 Hausreitinen oder Bauernhöfe und für Husen 5. Bei 5 Personen auf eine Familie trifft es 45 Personen und bei 6 pro Familie 54 Personen. Da aber die Acta Murensia allein schon für Bellikon 8 Zinsträger erwähnen, gerade die doppelte Zahl, so möchte man die Bevölkerung im ausgehenden Mittelalter für beide Dörfer zusammen mit 100 bis 120 angeben. Über 150 dürfte die Zahl bestimmt nicht gegangen sein. Das Taufbuch von Rohrdorf von der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nennt für das Jahr 1750 für das Rohrdorfer Amt 295 Haushaltungen, davon in Bellikon 25, in Husen 19, Künten 36, Sulz 21, Stetten 47, Remetschwil und Staretschwil je 26, Oberrohrdorf 30, Niederrohrdorf 39, Busslingen 13, Holz- und Vogelrüti je 4, der Sennhof 3 und die Steinhaue 2. Die alten Geschlechter Im 14. und 15. Jahrhundert trifft man auf folgende Geschlechter in Bellikon: Busnanger, Gernäss, Geygo, Hitzkorn, Holzrüter (von Niederrohrdorf), Hüglin (Hug, Hugo, Huger, Hugin), Krieg, Mellistorf, Meier, Obrist, Otto, Rieto, Rott, Vorstrass, Windisch und Wiss; in Husen: Angler, Bugg, Busnanger, von Gwinden, Hirt, Hofman, Meier, Stöbli, Unnütz und Wirtz. Im 16. Jahrhundert kommen neu hinzu in Bellikon: Stäger, Huser, Muntwiler, Widerkehr, Frey, Keller, Gebner, Zeindler, Schnider; in Husen: Zeindler, Zimmermann, Wiederkehr, Schnider, Locher und Frey. - Im 17. Jahrhundert erscheinen in Bellikon die Karpf, Kaufmann und Killmann; in Husen: Hubschrnid, Huser, Custer, Woler, Lüthi. Die Stäger stellten im 18. Jahrhundert fast einen Drittel der ganzen Bevölkerung von Bellikon. Mit den Hüglin und Zeindler machen sie über zwei Drittel der Einwohner. Es gab also Hauptgeschlechter, die während Jahrhunderten blieben, und wieder andere, die gleichsam kamen und gingen. Im 18. Jahrhundert stossen wir auf Isler, Koller, Düblin, Lüthi, Müsser, Wettstein wie auf Steffen und Zubler. Die Busnanger Zu den ältesten Geschlechtern in Bellikon und Husen gehören die Busnanger, die einstens wohl freie Bauern gewesen waren. Die Zürcher Urkunde von 1322 bezeugt, dass Johann Busnang von Bellikon ein Gut zu Busnang (Busslingen) dem Kloster Oetenbach in Zürich verkauft hat. In seiner Namensform bildet der Geschlechtsname eine kleine Parallele zum Wandel des Herkunftsortes Busnang, Busnangen, Bussingen und Busslingen. Der Wandel vollzog sich im 15. und 16. Jahrhundert. Das Geschlecht trieb starke Zweige, so in Busslingen: 1380 und 1389 Heini Busnang von Busnang, 1415 Cuoni Busnanger, 1417 Hug Busnanger, 1422 Clewi Busnanger und Clewi Businger; in Bellikon. 1322 Johann Busnang, 1390 Heini Buosnanger, 1402 und 1417 Jenni Busnang, 1405 und 1421 Hensly Busnanger, 1428 Hans Busnanger; in Remetschwil: zu Beginn des 14. Jahrhunderts Klein Werne von Buosnang; in Husen: 1331 Heinrich von Busnang, in Künten: 1372 Peter Buosnanger, in Widen Ruedi Buosnanger, in Bremgarten vor 1488 Petter Boussinger, in Mellingen Buosinger. Es scheint, dass die heutigen Busslinger von diesen Busnanger abstammen. Im 16. Jahrhundert ist das Busslinger-Geschlecht In Gebenstorf bezeugt. Die Birmenstorfer bzw. Rütihöfer Busslinger dürften von diesen herrühren. Doch darf nicht übersehen werden, dass im 17. und 18. Jahrhundert das Geschlecht auch in Niederrohrdorf beheimatet war. So kennen wir einen Hans, seine Söhne Jogle und Bernhard, und jeder hatte wieder Söhne und Enkel. Die Gernäss von Beilikon Aus Bellikon stammen die Gernäss, die sich im 14. Jahrhundert in Mellingen eingebürgert haben. Urkunden und Jahrzeitbücher in Rohrdorf, Mellingen und Königsfelden nennen viele Namensträger. Ein Ulrich Gernäss entrichtet dem Kloster Wettingen einen Jahreszins von einem Gut in Oberrohrdorf. Angesehen war Uolmann Gernäss. Er brachte es zu Reichtum. 1380 erkaufte er ein Gut in Staretschwil, 1389 das alte Räbergut in Oberrohrdorf, an dem zuvor auch Gerdrut von Rohrdorf, oft auch Meierin von Hägglingen geheissen, Anteil hatte. 1383 erwirbt Uolmann ein Gut in Birmenstorf und nimmt den Rüsler (Rüdlon ob dem Nüwenhof) zu Lehen. 1400 verpfründet er sich mit seiner Ehefrau Verena Scherer im Kloster Königsfelden, freilich mit der Auflage, dass ein Teil seiner Güter nach ihrem Tode ans Kloster fallen soll. 1436 fällt der Rüsler als habsburgisches Lehen an den Kaiser Sigismund zurück und wird in seinem Namen neu vergeben. Die Hoffmann von Husen Ein angesehenes Geschlecht waren die Hoffmann oder Hofman, wie man früher meist geschrieben hat. Sie stammten von Husen. Vom 14. bis ins 19. Jahrhundert hinein waren sie bestens ausgewiesen. Das Rohrdorfer Anniversar nennt für das 14. und 15. Jahrhundert 14 Jahrzeiten dieses Geschlechtes. Es verbreitete sich bald nach Bellikon, Schönenberg, Berikon, Bremgarten und Mellingen. Von den Frauen wissen wir nur ausnahmsweise, in welche Familien sie geheiratet haben, so z.B. noch im 14. Jahrhundert: Bely Hofman von Husen war die Gattin des Heinrich Viland (Biland) von Staretschwil. 1403 bebaut Ruedi Hofman den Hof Schönenberg ob Dietikon. 1410 kaufen Ruedy Hofman und seine Söhne Heini und Hensly Hofman von Husen von Uelman Wassenmann Zinse vom Segenser Hof zu Widen. 1467 veräussern Rutschmann Hofman von Musen und seine Frau Verena sowie Heini Meier von Musen und Wernher Kleinmann von Oberrohrdorf um 15 Gulden dem Rudolf Schodeler von Bremgarten Zinse ab einem Hof und einem Teil des Bussingerhofes zu Künten. 1493 verkaufen Fridli, Rundi und Uoli Hofman den genannten Segenser Zehnten an den Spital Bremgarten. Hans Hofman von Musen urkundet am 6. März 1469 als Untervogt im Amte Rohrdorf. Marti Hofman von Musen ist Bürge, als Marti Holtzrüty von Bellikon 1534 vom Kloster Gnadental 100 Pfund Geld entlehnt. Als Hinterlage werden Güter an der Ysenhalden, in der Obern Crützenen und in der Eselmatt erwähnt. "Junker Jacob Krieg von Bellikon, Burger von Zürich und Twingherr zu Husen und Bellikon" besiegelte die Urkunde. Wie die Jahrzeitrödel aus dem 17. und 18. Jahrhundert dartun, begingen die Hoffmann ihre Jahrzeit im März. Wir vernehmen. Heinrich Hoffmann von Bellikon, Margreth Meyerin seine Ehefrau, Hans und Verena ihre Kinder. Marti Hoffmann und Cathri Holtzrütter des ermelten Heini Hoffmanns Eltern. Marti Hoffmann von Staretschwil, Anna Heitersberger seine Ehefrau usw. Wie ersichtlich zog ein Zweig nach Staretschwil. Im Krieg gefallen Da die Krieg von Bellikon des öftern im 16. und 17. Jahrhundert in fremden Kriegsdiensten standen, zog immer wieder ein beträchtliches Fähnlein Mannen vom Rohrdorferberg in die umliegenden Länder. Auf sie konnten sich die Krieg verlassen. Leider kennen wir nur einen kleinen Teil der Reisläufer. Doch nicht immer kehrten alle Helden zurück, ein Teil kam um, und der Pfarrer von Rohrdorf schrieb ins Totenbuch. "In frembden landen tot blieben". Bellikon und Husen zählten im 17. Jahrhundert innerhalb 20 Jahren über 1 Dutzend Tote, so Bellikon: Hoffmann Heinrich 1640 in Zug gestorben, Hoffmann Johann Ulrich 1640 in Frankreich, Holtzrütter Johann 1643 in Frankreich, Hüglin Johann 1640 in Italien, Muntwiler Jakob 1643 in Frankreich, Muntwiler Johann 1644 in Italien, Stäger Fridolin 1622 unterhalb Bellenz am Langensee, Stäger Ulrich 1622 vor Bellenz, Stäger Heinrich 1643, Stäger Johann 1643 im Mailändischen. - Husen hatte folgende Tote: Frey Jakob 1638 in Italien, Wiederkehr Heinrich 1643 in Frankreich, Zeindler Heinrich 1643 in Frankreich, Zeindler Heinrich 1645 in Italien, Zeindler Johann 1639 im Mailändischen. Geburtenzahlen im 17. Jahrhundert Die Taufbücher von Rohrdorf von 1609 - 1637 nennen für die einzelnen Geschlechter folgende Geburtszahlen. Bellikon: Hoffmann 27, Stäger 22, Holzrütter 7, Huser und Muntwiler je 6, Frey, Keller und Wiederkehr je 4, Schnider 3, Wendli, Gebner und Zeindler je 2, Haas, Hügli Peier und Schupisser je 1. Husen: Zeindler 26, Zimmermann 10, Meyer 9, Frey und Hubschmid je 8, Custer und Schnider, Locher 5, Huser und Gebner je 3, Brosi, Lüthi, Woler, Widmer und Holzrütter je 1. Bellikon brachte es auf 92 Geburten, Husen aber auf 98. Da einstens die Kindersterblichkeit ein Viertel bis ein Drittel aller Geburten betrug, ist die Zahl der Lebenden entsprechend zu korrigieren. Da obige Zahlen irgendwie eine Generation wiedergeben, so kann im 17. Jahrhundert mit einer Wohnbevölkerung von zirka 100 bis 150 gerechnet werden. Das Pestjahr 1611, in dem in der Pfarrei Rohrdorf über 600 hinwegstarben, hatte auch einige Geschlechter in Belliken und vor allem in Husen dezimiert, so dass der Wille zum Leben sich nachher stärker auswirkte. Die heutigen Bürgergeschlechter Menschen kommen, Menschen gehen - Geschlechter kommen, Geschlechter gehen. Die Hofmann und die Meyer z. B. waren über 500 Jahre in der Gemeinde führend, heute sind sie nicht mehr, oder wenigstens nicht mehr in ihrer Urheitmat. Zu den ältesten Geschlechtern gehören die Hüglin, die wohl identisch sind mit den im 14. und 15. Jahrhundert bezeugten Hugo, Hugin, Hug und Huger. Die Zimmermann wohnten zuvor auf dem Heittersberg, liessen sich aber in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts in Husen wohnlich nieder. Öfters werden sie auch Heitersberger geheissen. Die Steger stammen von Stetten, wo sie schon im 14. und 15. Jahrhundert als zem Steg oder ze dem Steg oder schon Steger reichlich erwähnt sind. Um 1500 dürften sie sich in Bellikon niedergelassen haben. Das frühe 16. Jahrhundert bringt die Zeindler, die früher meist Zeinler genannt wurden. Wohl um des alten Glaubens willen ist dieses Geschlecht aus dem Zürichbiet ausgewandert. Das 17. Jahrhundert sieht die Karpf von Jonen her zuziehen, desgleichen kurz vor 1700 die Kaufmann von Staretschwil, wo sie schon über 150 Jahre ansässig waren. Mitte des 18. Jahrhunderts stossen wir auf die Steffen, Wettstein oder Wetzstein und Isler. Erstere zogen von Niederrohrdorf zu, kamen aber Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem Zürcherbiet. Der Urahne der Wetzstein stammte aus Fällanden und erwarb 1639 den Sennhof. Noch liegt der Kaufvertrag im Staatsarchiv Aarau. Die andern Bürgergeschlechter sind späteren Datums. Rohrdorfer Jahrzeitrödel Im 2. Villmerger Krieg wurde fast das ganze Rohrdorfer Pfarrarchiv vernichtet. Man legte deshalb bald nach dem Jahre 1712 neue Rödel an. Aus dem 17. Jahrhundert wurden nur die Namen aufgeschrieben, die man noch wusste, während das 18. Jahrhundert vollständig ist. Alle Verstorbenen eines Geschlechtes feierte man zusammen, so dass z. B. die Muntwiler alle Jahre im gleichen Monat und in der gleichen Woche und am gleichen Tage ihre Jahrzeit hatten. Von Bellikon und Husen hatten nur folgende Geschlechter eine Familienjahrzeit: in Husen die Frey im Oktober, die Gebner im April, die Meyer im März, die Welti im September, die Zimmermann im Mai, die Zeindler von Husen und Remetschwil im Januar; in Bellikon die Hoffmann im März, die Müller im September, die Stäger im Mai, die Hügli mit den Müller im September, die Muntwiler von Bellikon und Remetschwil im August, die Kaufmann mit jenen von Staretschwil und Oberrohrdorf und den Vogler von Staretschwil im August, die Karpf mit den Stäger im Mai. So enthalten die Rohrdorfer Pfarrbücher Listen von Verstorbenen aus dem Geschlecht der Zeinler aus dem 16. und 17. Jahrhundert: Ruodolff Zeinler, Undervogt in dem Ambt Rohdorf, Agatha Zimmermannin sein ehfrauw Caspar, Hans Ulrich, Melcher sein söhn Heinrich Zeinler, Magdalena Humbel sein ehfrauw Wilhelm Zeinler, Elisabeth Haas sein ehfrauw Margaretha Zeinler Regula Seilerin gemelten Vogts Zeinlers ehfrauw Ulrich Zeinler von Husen Kleinhans Zeinler von Husen, so in Meilandt verblieben Barbara Fockt, so Heinrich Zeinlers, des Amts Rohrdorf Undervogt ehliche husfrauw gsin Madle Hoffman ermelten Vogt Zeinlers ehfrauw Adam Zeinler, so Heinrich Zeinlers des Undervogt ehlicher sohn gsin, ist in Italien bliben Regula Fockt, so Ulrich Zeinlers husfrauw Weiter nennen die Jahrzeitlisten der Stäger folgende Namen: Hans Stäger, Anunann zu Bellikon, Gertrud seine Ehefrau, Anna und Verena ihre Kinder Uhli Stäger, Babeli Hoffman seine Ehefrau Heini, Uhli und Anna Maria des Caspar Stägers Kinder Caspar Stäger des Johannes Stägers Sohn Margeth Schibli des Andreas Stägers Ehefrau Uhli Karpf von Bellikon Lonti Stäger Caspar Stäger, Anna Maria Filligerin seine Ehefrau Ruedi Stäger Caspar Stäger, Marget Bremm seine Ehefrau Irma Zeindleri des Lonti Stägers Ehefrau Cathri Stäger Mary Kihlmann, des Hans Jörg Kihlinans Tochter Caspar Stäger, Johannes sein Sohn Hans Jakob Kihlmann, des Maister Hans Jörg Kihlmanns Sohn Antoni Stäger Maria Widerkehr, des Steffen Stägers Ehefrau Verena Groth, des Andres Stägers Ehefrau Anna Hoffrnann Verena Surläülis, Caspar Stäger, Richter zu Bellikon, ihr Ehemann Meister Hans Jörg Kihlmann Anna Stäger des Uhli Karpfen Ehefrau Claus Stäger, Heinrich Stäger Lisabeth Stäger des Uhli Brunners Ehefrau Lisabeth Holtzerin (?) des Andres Stägers Ehefrau, Lisabeth eine Tochter Caspar Stäger, Uhli Stäger Johannes Karpf, Anna Maria Kollerin seine Ehefrau Heinrich Stäger Mary Staubli des Castori Stägers Ehefrau Mary Staubli, Caspar Stägers ihr Ehemann (1712 Taufe) usw. Einige Flurnamen Eine im Stadtarchiv Baden befindliche Bereinigung der Grafschaft Baden vom Jahre 1637 nennt zwei Höfe zu Belliko: den Spillmanns Hof und das Badmer Güetli. Ruodi Stäger hatte den ersten inne und hatte jährlich der Kirche zu Baden 8 Mütt Kernen und 2 Fasnachtshühner zu entrichten. Bei der Aufzeichnung der Güter werden viele Flurnamen genannt, so: Bachtobel, Badener Landstrass, Bomgarten, Boll, Bollstud, Braiten, Braiten Mättli, Braiten Waid, Bremgartner Landstrass, Bühel, Bruggzelg usset dem Bach gegen Widen, im Crütz, Carstenzelg in der Halden genannt, Fronwald, Guotsmatt, Grossacker, Hlelghalden, Helle Pünten, Haimen Halden, Huob, Haslacher, Hasenbergstrass, Husener Kilchweg, Heine Wollers Acker, Küntener Unterholz, Kilchweg, Kolrüti, Klein Hüeblin, Mettelacker, Müntzmeisters Waid, Mordstain, Reckholdermatt, Ramslach, Sauters Matt, Stutz, Widmerweg und im Zelgle am Rain. Die drei genannten Zelgen in der Halden genannt Carstenzelg, Bruggzelg und Haimenzelg erinnern an die Dreifelderwirtschaft. Jeder Hof hatte in allen drei Zelgen seine Güter. Das Badener Güetli besassen 1637 Hans und Heine Hofmann, Gebrüder. Alljährlich hatten sie 5 ½ Mütt Kernen zu zinsen. Auch hier werden Flurnamen erwähnt, so: Braitegass, Bruggmöslin, Büelacker, Buchgewindlen, Bruggacker, Bärtzhalden, Einfang, Gässlin, Gwinden, Hegi, Genswald, Hagladen, Grundacker, Holzenen Matt, Heiligen Acker, Hültschen Matten, Langacker, Mellstofer Moos, Mordenstain, Neumatt, Rain, uf den Reben ob Genswald, am Rain am Boll, Oberbraiten, Rietermatt, Spitzacker, am Spitz, am Som, Wissacker. Andere Bereine geben Flurnamen in Husen, Allment, Brüel, Boll, Facheren, Gogger, Friggen Mösle, Fecktlismatt, Fronwald, Iberstein, Gumpers Mösle, Hub, Mülliweg, Wyden, Weyermatten, Gundelen. Der mehrfach bezeugte Name Holtzicken oder Holtzikon in Husen ist mit Sicherheit der Name einer eingegangenen Siedlung, die aus der Zeit des 6. Jahrhunderts stammt. Die alte Mühle in Bellikon Wer hätte je von der Gumprechtsmühle in Bellikon geträumt? Wohl niemand, und doch rnuss eine solche im 14. und 15. Jahrhundert gestanden haben. Näheres wissen wir nicht um diese Mühle. Möglicherweise wurde sie in den Nachwirren des Sempacherkrieges oder gar erst im alten Zürichkrieg verbrannt. Das Mellinger Jahrzeitbuch berichtet, wie Uoli Bugg, der z. B. am 10. Mai 1406 bezeugt ist und von Husen stammte, für sein Seelenheil eine ewige Messe stiftete und dafür einen Jahreszins von einem Mütt Kernen gab, und zwar "von einer matten genannt Gumprechts rnüli, gelegen zwischen Bellikon und Husen". Entsprechend bringt das Rohrdorfer Anniversar unterm 2. Januar den Eintrag: Uoly Bugg von Mellingen vergabt für eine Jahrzeit 1 Mütt Kernen von "einer Matte zu Husen, genannt Gumprechts Muly". Die Bugg stammten von Husen und zogen nach Mellingen und übernahmen die obere Mühle im Dorfe daselbst, die sogenannte Buggemühle. Sie brachten es zu Geld. Sie besassen nicht nur in Husen und im Dorf Mellingen Güter, sondern auch in Bellikon, Widen, Künten und Stetten. Seltsam und doch wiederum begreiflich, wenn im besagten Gebiet der einstigen Mühle noch lange Flurnamen wie Mülligass und Weier vorkamen. Alte Jahrzeiten zu Rohrdorf Die Verstorbenen wurden bis ins letzte Jahrhundert hinein bei der Kirche von Rohrdorf beigesetzt. Viele hatten noch zu Lebzeiten für ihr Seelenheil eine ewige Messe gestiftet und dafür einen Jahreszins von wenigstens einem Viertel Kernen gegeben. Wohlhabendere Personen gaben oft auch mehr. So gaben die Krieg einen Weinberg an der Hochstrass bei Rohrdorf. Das Anniversar enthält nun folgende Jahrzeiten, die Bellikon und Husen betreffen: 2. Januar. Uoly Bugg von Mellingen gibt 1 Mütt Kernen von der Matte zu Husen genannt Gumprechts Muly. 5. Januar: Meister Heinrich von Stetten vergabt 1 Pfund Wachs von seinem Erb zu Busnang, Rüti und Bellikon. 7. Januar: Peter Rott von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von einem Acker genannt Nassen Acker. 14. Januar: Heini Hofmann von Husen und seine Ehewirtin geben 2 Viertel Kernen von ihrem Teil am Petters Rottengut, das Heini Hofmann von Peter Roten geerbt hat, sowie 1 Viertel von dem Gut der Meyerin von Stetten, das zu Bellikon gelegen ist und vom vorgenannten Heini Hofmann und Langhensli Hofmann gekauft wurde. 18. Januar: Petter Rott von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen vom Nassenacker. 23. Januar: Ruodolff Gernäs und seine Hausfrau Hemma geben 2 Viertel Kernen von ihrem Erb zu Bellikon. 24. Januar: Heini Hofmann von Husen gibt 12 Gulden, damit man damit 3 Viertel Kernen kaufe. 2. Februar: Hemma Anglerin von Husen und Uolrich Angler geben einen Viertel Kernen von der Gassen genannt ze Strubenbrunnen. 11. Februar: Gisela Mellistorffin gibt 4 dn von dem Acker unter der Mosson an der Anwantt. - Wernher Melistorff und H. Mellistorff geben 4 dn von dem Acker uff Horwen ze Bellikon. 22. Februar: Burchartt Melistorff und seine Mutter geben 1 Viertel Kernen und 4 dn von dem Acker uff Horwen. 26. Februar. Hans Meyer von Stetten und seine Wirtin Hemma und ihre Tochter Belina geben 1 Viertel Kernen von dem Gut genannt Meyerin Gut, dass da lit ze Bellikon. 4. März: Belin Wissin gibt 4 dn vom Wissacker zu Bellikon. 6. März: Uoilrich Melistorff gibt 4 dn vom Grundacker. 12. März: Richi Melistorff von Bellikon und Ruodolff und Uolrich geben 1 sh von de Acker unter den Herren von Bellikon. 17. März: Hans Meyer von Husen, Hans Meyer sein Vetter, und Uoly Meyer sein Sohn geben 1 ½ Mütt Kernen von den Rosenmatten zu Mellingen. 19. März: Anna Hofmannin von Husen gibt 4 dn vom Grundacker zu Bellikon. 21. März: Heinrich Angler von Husen gibt 1 Viertel Kernen von seinem Erb zu Bussnang. 22. März: Heinrich von Gwinden von Husen gibt 1 Viertel Kernen von der Matten genannt am Awechs. 24. März: Welto Otto von Bellikon und seine Wirtin Gertrutt geben 1 Viertel Kernen von einem Gut zu Eggenwil. 25. März: Hensli Wiss von Bellikon gibt ½ Mütt Kernen von seinem Erb zu Bellikon. 26. März: Gretha Melistorffin gibt 4 dn vom Grundacker. 28. März: Berchta Kriegin gibt 4 dn von dem Acker zer Studen. 1. April: Jacob Hofman, Ita seine Wirtin, Gertrutt, Adelheit und Bely Hofmannin geben 1 Viertel Kernen von einer matten gen. Ysenbrechtsmatten. 2. April: Heinrich Vor Strasse gibt 1 Viertel Kernen von dem Acker gen. Nassenacker. 4. April: Mechthilt und Katherina Hofmannin von Husen geben 1 Viertel Kernen von dem Acker am Zechenden. 11. April: Ruodi Wiss von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von einem Erb zu Bellikon. 15. April: Ita Berin von Remetschwil und Hermma ihre Tochter geben 4 dn von der Matten ze Hasle in Bellikommerveld. 25. April: Cuonrat Meyer von Stetten gibt 1 Viertel Kernen von seinem Gut ze Bellikon, das zurzeit Jenni Obrist bebaut. 29. April: Uolrich Geygo von Bellikon gibt 2 Viertel Kernen von seinen Gütern zu Niederrohrdorf. 24. Mai: Rudolff Rött von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von dem Acker gen. Buochacker. 30. Mai. Hans Buosnanger von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von dem Acker gen. Schachenbach. 1. Juni: Ruedi Hofman von Husen gibt 1 Viertel kernen ab einer Matten ze Husen genant die Huob. 25. Juni: Uolrich Krieg gibt 2 Viertel Kernen von dem Gut Beringers, dazu 1 Pfund Wachs von dem Uolrich Kriegs Teil und von dein Gut gen. des Wyers Teil (Wieners) und Beringers Teil. 3. Juli: Geri Hofmannin von Husen gibt 1 ½ Viertel Kernen von der Ysenbrechts Matt. 9. Juli: Hans Hofman von Husen, Gisela seine Tochter und Gertrutt Hofmannin geben 14 dn von der Matten gen. ze Niderwiden ze Remerswil. 10. Juli: Judenta Gernässin gibt 2 dn von den Gütern gen. der Gernässen Guott zu Bellikon. 11. Juli: Heinrich Viland (Biland) von Staretschwil und seine Wirtin Bely Hofmannin geben 3 Viertel Kernen vom Baumgarten zu Husen nid dem Weg unders Buggen Hus und von seinem Teil des Baumgartens gelegen zu Husen ob der Hofmannen Hüsern. 16. Juli: Peter Krieg von Bellikon, von einer Matten zu Bellikon, stosst an den Schachenbach, von einem Weingarten zu Oberrohrdorf zuo der Hochstrass und zu der Spitzenfluo gen. der Kriegs Weingarten. Ferner 1 Mütt Kernen von einer Matten zu Husen under dem Dorf stost an die Iberstmatt. 21. Juli: Mechthilt Schmidin von Künten gibt 1 Viertel Kernen vom Wissacher zu Bellikon. 25. Juli: Richi Buggin von Husen gibt 4 dn von einer Matten gen. der Isplisperg und vom Steinacker. 31. Juli: Ludwig Angler von Musen gibt 1 Viertel Kernen vom Reschim Acker. 1. August: Cuonratt zem Stegen von Stetten (Steger!), seine Wirtin Berchta und ihr Sohn Johann geben 4 dn von dem Grundacker wider Gnadental. 13. August: Hans Krieg der alte von dem Rottenhus ze Bellikon, der jung Hans Krieg, Ruedi Krieg sin Bruders Sohn, Petter und Verena Hansen Kind geben 2 ¼ Mütt Kernen von ihrem Hof zu Staretschwil, den zurzeit Cuoni Bleicher bebaut. 15. August: Heinrich von Buggenmüly, seine Wirtin Mechtillt geben 2 Viertel Kernen vom Baumgarten in der Sandgruonem. 16. August: Cuonratt Gernäss von Bellikon gibt 2 Viertel Kernen von seinem Gut. 23. August: Rudi Windischer und Adelheit Vorstrass von Bellikon geben 1 Viertel Kernen vom Nassenacker. 25. August: Her Gottfried ein Ritter, Uolrich Angler von Musen geben 2 ¼ Pfund Wachs von dem Acker hinter Hofmans Hus. 1. September. Verena Zimmermannin, Hensli Zimmermanns ab dem Heitersberg eheliche Hausfrau geben 1 Viertel Kernen ab Heini Wirts Güter zu Husen, die jetzt Ruedi Hoffmann bebaut, 1491. 2. September: H. Buosnang von Bellikon und seine Wirtin Mechthilt und ihre Kinder Petter, Hans und Margreth geben ½ Mütt Kernen von den zwei Hofstätten, deren eine genannt ist zem Eschtürlin, die andere die Rietinen Hofstatt. 8. September: Heinrich von Strasse (Vorstrass) von Bellikon gibt 2 dn von seinem Acker zu Bellikon. 9. September: Uolrich Irmengartt gibt 6 db von seinem Weingarten, den er vom Krieg erkauft hat 16. September: Katherin Stoublin von Husen, Heinrich ihr Mann und ihre Tochter Anna, Uoli Stoubli und Greth Stoublin geben 3 Viertel Kernen von Stöublis Erb zu Husen, das Heini Stöblis Erb war. 17. September: Hensli Hofmann von Husen, Adelheit seine Wirtin und Uoly ihr Sohn geben ½ Mütt Kernen von dem Gut, das ihnen gehört und das nun Hensli Wirt bebaut. 23. September: Heini Meyer von Künten, seine Ehewirtin, Petter Meyer sein Vater, Greth seine Mutter, ihre Tochter Gretha sowie Hans und Petter Meyer von Bellikon geben 6 Viertel Kernen. 29. September: Heini Brunegger von Sulz gibt 3 Viertel Kernen von dem Gut, das da bebaut Uolrich Bugg. 7. Oktober: Mechthilt Vädelerin von Husen gibt 4 dn von dem Acker ze Husen gen. Steinacker. 17. Oktober: Verena Buggin von Husen und ihre Mutter Anna geben 1 Viertel Kernen von dem Acker gen. Soumacker. 31. Oktober: Ruotschman Holtzrüti von Bellikon, seine Hauswirtin Anna, Ruedi Holtzrüti sein Vater und Verena seine Mutter geben 1 Gulden 16 Batzen ab Cuonradz Schürmans Baumgarten zu Niederrohrdorf. 3. November: Petter Krieg von Bellikon gibt 1 Viertel Kernen von seinem Gut in Bellikon. 11. November: Hemrna und Gertrutt Hofmannin von Husen geben 1 Viertel Kernen von einem Acker gen. Kilchstück, 10 sh von dem Hof zu Holtzrüti, 2 Mütt Kernen von dem Hof ze Buosnang, 1 Viertel Kernen von der Mühle im Etal zu Mellingen, 6 dn von dem Gut gen. Gernäs Guot ze Buosnang. 12. November: Heinrich Hofman und Mechthilt seine Wirtin geben 1 sh von dem Acker gen. Ermstocker zu Husen. 19. November. Meini Wuest und Margreth Nugin, Cueni Huger, Verena Hugin und Alexius geben 3 Viertel Kernen von 6 Jucharten, so deselben Heini Wüsten eigen waren. 27. November: Die Krieg von der Matten nid dem Rotten Hus geben ½ Mütt Kernen, die man nennt Buochholtzmatt. 30. November: Uolrich Hofman von Husen und seine Wirtin Memma sowie Ita Hofmannin geben 1 sh von dem Acker den man nennt Steinacker. 2. Dezember: Hensli Krieg ab der Burg, Verena seine Wirtin, Anna seine Mutter selig, 2 Grethen seine Schwestern haben gegeben 2 Viertel Kernen von einem Gut, das Hensli erkauft hat von Uoli Stoublin in Remetschwil. 4. Dezember: Heinrich Krieg von Bellikon und seine Ehewirtin Berchta geben einen halben Juchart Acker under der Wissachen am Ruben Steinen. 5. Dezember: Judenta Rotin von Bellikon, Burckartt Rot ihr Vater und Migam ihre Mutter geben 3 Viertel Kernen von dem Acker gen. Bülacker. 22. Dezember: Peter Rot gibt einen Vierding Wachs ab einem Bletz vor Strass. Schlusswort Die Gemeinde Bellikon könnte einigen Persönlichkeiten ihrer grosser Vergangenheit ein Denkmal setzen. Da wäre der edle Bello, der sich vor ca. 1400 Jahren auf dem Berg angesiedelt und seinen Namen hinterlassen hat. Dann wären es die Krieg, die über 300 Jahre das Geschick der Gemeinde über das Mittelalter hinaus als Gerichtsherren geleitet. Endlich die Herren Schmid von Uri, die fast 150 Jahre in ihrer Nachfolge gestanden. So ein fliessender Dorfbrunnen z. B. mit einer Statue eines Bello oder der Krieg oder der Schmid oder aller dreien - zum ewigen Gedenken an die Alten: Was diese einst in ihrer Zeit getan, haben sie auch für die Menschen von heute getan, damit die Jungen von heute mit Fleiss die Werke schaffen von morgen! Separatdruck aus "Bremgarter Bezirks-Anzeiger" 1974 Nr. 111, 114, 117, 122, 124.