Christof Schulte Personalstrategien für multinationale Unternehmen Deskriptoren: Anreize, Arbeitsrecht, Arbeitsschutz, Arbeitszufriedenheit, Assessment Center, Ausbildung, Ausland, Beurteilung, Effizienz, Entlohung, Erfolgskontrolle, Familie, Fluktuation, Freizeit, Führungskräfte, Gesellschaft, Großunternehmen, Kommunikationsprobleme, Kultur, Macht, Management, Management-strategisches, Personalauswahl, Personaleinsatz, Personalentwicklung, Personalplanung, Personalpolitik, Personalrekrutierung, Personalstamm, Personalverwaltung, Qualifikation, Sozialleistungen, Status, Training-off-the-job, Training-on-the-job, Weiterbildung, Zulage Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Globalisierung der Märkte kommt der Entwicklung und Umsetzung einer internationalen Personalstrategie eine Schlüsselrolle im Rahmen der Unternehmensstrategie zu. Praktisch jedes Problem im internationalen Management ist letztendlich auf Mitarbeiter zurückzuführen, sei es, daß es durch sie verursacht wurde, sei es, daß es durch sie zu lösen ist. Aus diesem Grunde stellt der richtige Mitarbeiter zur richtigen Zeit am richtigen Ort den wesentlichen Erfolgsfaktor im internationalen Geschäft dar. Der folgende Beitrag beschäftigt sich zunächst mit den Unterschieden zwischen nationalem und internationalem Personalmanagement sowie den Zielen des internationalen Personalmanagements. Es folgt eine Beschreibung und Bewertung der Strategiealternativen des internationalen Personalmanagements. Als wesentliche Gestaltungsparameter werden die Führungskräfteauswahl, Führungskräfteentwicklung und -entlohnung analysiert. Der Beitrag schließt mit Überlegungen zur Effizienzkontrolle und der Formulierung von Anforderungen an ein internationales Personalmanagement. 1. Begriffliche Grundlagen Multinationale Unternehmen weisen folgende Merkmale auf (vgl. Welge 1987, Sp. 1533): - Der Prozeß der Leistungserstellung und -verwertung erfolgt gleichzeitig in mehreren Ländern. - Die Auslandstätigkeit weist einen hohen Anteil an der Geschäftstätigkeit auf. - Die Konzeption der Unternehmensstrategie wird unter globalen Gesichtspunkten vorgenommen. - Oberste Entscheidungsinstanz ist die Muttergesellschaft, die die Richtlinien festlegt, innerhalb derer die Tochtergesellschaften operieren. Strategien stellen in Anlehnung an Mintzberg (1978, S. 935) Grundmuster in einem fortdauernden Strom von Entscheidungen dar. Der Begriff der Personalstrategie beinhaltet somit ein Grundmuster im Strom der betrieblichen Personalentscheidungen. Im Rahmen der Differenzierung zwischen "Corporate Strategies", "Business Strategies" und "Functional Strategies" (vgl. Hofer/ Schendel 1978, S. 14) ist die Personalstrategie den "Functional Strategies" zuzuordnen. Während die "Corporate Strategies" den generellen Rahmen für die Unternehmensaktivitäten angeben und die "Business Strategies" beschreiben, wie dieser Rahmen genutzt werden soll, beziehen sich die "Functional Strategies" auf bestimmte Funktionsbereiche des Unternehmens, wie z. B. den Absatz-, Finanz- oder Personalbereich. 2. Unterschiede zwischen nationalem und internationalem Personalmanagement Um die Charakteristika des internationalen Personalmanagements aufzuzeigen, sollen zunächst Unterschiede in den Aufgaben zwischen einem ausschließlich national und einem international ausgerichteten Personalmanagement aufgezeigt werden. Acuff (1984) führt diese Unterschiede auf fünf Kategorien zurück. Hiernach weist das internationale Personalmanagement (1) mehr Funktionen; (2) eine größere Heterogenität der Funktionen; (3) eine stärkere Einmischung in das Privatleben der Mitarbeiter; (4) unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte und (5) mehr externe Einflüsse auf. (1) Mehr Funktionen Der Aufgabenumfang einer ausschließlich für inländische Mitarbeiter zuständigen Personalabteilung umfaßt typischerweise acht Aktivitäten: - Personalplanung, - Personalbeschaffung, - Lohn- und Gehaltsabrechnung, - Gestaltung der Sozialleistungen, - Personalentwicklung, - Arbeitssicherheit, - Personalsysteme und -politik sowie - Lösung von arbeits- und sozialrechtlichen Problemen. Als zusätzliche Aufgaben fallen im Rahmen eines internationalen Personalmanagement Fragen der Besteuerung sowie der Übersiedlung und Eingliederung an. Da ins Ausland entsandte Mitarbeiter in der Regel sowohl der inländischen Besteuerung als auch der Besteuerung des Gastlandes unterworfen sind, ist durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, daß durch den vorübergehenden Einsatz im Ausland kein spezifischer Steuernachteil entsteht (vgl. Pinney 1982; Gajek und Sabo 1986). Probleme bei der Behandlung der Besteuerung ergeben sich aus zweierlei Gründen. Zum einen stellt die Vielzahl der Steuergesetze in den Gastländern hohe Anforderungen an die mit dieser Frage betrauten Mitarbeiter. Zum zweiten tritt regelmäßig ein großer timelag zwischen der Beendigung der vorübergehenden Beschäftigung im Ausland und dem Zeitpunkt des Steueranfalls auf. Angesichts dieser Schwierigkeiten gehen viele internationalen Unternehmen dazu über, die Dienstleistungen von Steuerberatungsunternehmen des jeweiligen Gastlandes in Anspruch zu nehmen. Der zweite wesentliche zusätzliche Aufgabenbereich des internationalen Personalmanagements bezieht sich auf Fragen der Übersiedlung und Eingliederung. Diese Aktivitäten fallen zwar teilweise auch im Inland an, sind jedoch relativ unbedeutend wegen ihrer geringen Komplexität und ihres geringeren Problempotentials. Die Übersiedlung und Eingliederung in das ausländische Gastland umfaßt im einzelnen Schulungen vor der Abreise, die Beschaffung der Aufenthaltsgenehmigung, die Umzugsplanung, Hilfe bei der Wohnraumbeschaffung, Informationen über das Schulsystem sowie die Klärung von Entlohnungsfragen, wie die Höhe des Auslandsgehalts, die Höhe der freiwilligen Arbeitgeberleistungen und die Art der Gehaltszahlung. Da die Behandlung dieser Fragestellungen bei den für den Auslandseinsatz vorgesehenen Mitarbeiter vielfach Unsicherheit hervorrufen kann, erfordert die erfolgreiche Lösung dieser potentiellen Probleme relativ viel Aufwand. (2) Größere Heterogenität der Funktionen Inländische Personalmanager entwerfen in der Regel Programme für eine einzige Gruppe von Beschäftigten, für die eine einheitliche Gehaltspolitik existiert und die durch ein einziges Steuersystem erfaßt werden. Internationale Personalmanager sehen sich dem Problem gegenüber, daß sie entsprechende Programme für die Beschäftigten im Ursprungsland des Unternehmens, inländische Beschäftigte im Gastland sowie einheimische Beschäftigte aus dem Gastland entwerfen müssen. Diese Beschäftigten arbeiten unter Umständen am selben Standort (z. B. die regionale Hauptverwaltung einer Niederlassung im Ausland), werden aber gleichzeitig nach unterschiedlichen Entlohnungssystemen und Steuersätzen behandelt. Andere internationale Personalmanagementfunktionen wie Personalplanung, Stellenbesetzung, Beziehung zu den Arbeitnehmervertretern und Beziehungen zur jeweiligen Regierung weisen ebenfalls eine höhere Heterogenität auf. (3) Stärkere Einmischung in das Privatleben der Mitarbeiter Im Rahmen der Auswahl, des Trainings und der effizienten Personalverwaltung der im Ausland beschäftigten Mitarbeiter ist ein höheres Maß an Einmischung in das Privatleben erforderlich. So muß die Personalabteilung beispielsweise sicherstellen, daß der ins Ausland entsandte Mitarbeiter alle Einzelheiten der mit der Entsendung zusammenhängenden Entlohnungsaspekte, Wohnungsregelungen und Gesundheitsvorsorge versteht. Internationale Unternehmen verfügen häufig über Stäbe, die die Verwaltung der genannten Programme abwickeln und darüberhinaus für die ausländischen Mitarbeiter Dienstleistungen anbieten, die die Abwicklung ihrer Bankangelegenheiten, die Vermietung ihrer Wohnung während des Auslandseinsatzes, die Organisation von Besuchen in der Heimat und schließlich die Wiedereingliederung betreffen (vgl. Pulatie 1985). Bei einer ausschließlichen Beschäftigung im Inland würden die meisten dieser Fragestellungen entweder gar nicht auftreten oder aber sie würden in den Verantwortungsbereich des Beschäftigten fallen. (4) Unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte Mit diesen Kategorien hebt Acuff die Tatsache hervor, daß sich mit zunehmendem Reifegrad der ausländischen Aktivitäten die Schwerpunkte ändern, die auf die verschiedenen Personalfunktionen gelegt werden. So kann beispielsweise mit zunehmendem Reifegrad der Auslandsaktivitäten in verstärktem Maße Personal des Auslandes beschafft werden. Während sich die Aktivitäten zu Beginn der Auslandsorientierung auf Fragen der Besteuerung, der Übersiedlung und der Eingliederung konzentrieren, verlagern sie sich im Zeitlauf auf die Auswahl, das Training und die Entwicklung der Mitarbeiter des Gastlandes. Die zuletzt genannte Aktivität mündet unter Umständen in ein Programm, um Mitarbeiter des Gastlandes, die über ein hohes Entwicklungspotential verfügen, vorübergehend am Sitz der Muttergesellschaft einzusetzen. (5) Höhere Anzahl externer Einflüsse Die wesentlichen externen Einflußfaktoren, die das internationale Personalmanagement beeinflussen, sind die politische Struktur und die ökonomische Situation in den verschiedenen Gastländern. Im Vergleich zu Entwicklungsländern sind in Industrieländern die Löhne höher und der Arbeitsmarkt ist besser organisiert. Seitens der Regierungen von Industrieländern wird die Einhaltung einer Vielzahl von Vorschriften bezüglich Arbeitsbeziehungen, Besteuerung, Gesundheit und Sicherheit gefordert. In Entwicklungsländern sind die Vorschriften demgegenüber häufig weniger restriktiv, so daß hier größere Freiräume bestehen. Andererseits steigen die Anforderungen an den internationalen Personalmanager bezüglich der Wohnraumbeschaffung, des Angebots einer adäquaten Ausbildung und anderer Einrichtungen, die nicht immer ohne weiteres verfügbar sind. Morgan sieht im wesentlichen drei Unterschiede zwischen einem inländischen und einem internationalen Personalmanagement: 1. Perspektive 2. Umfang und Aktivitäten 3. Ausmaß der Unsicherheit. (1) Perspektive Internationales Personalmanagement erfordert eine breitere und globalere Sichtweise der personalpolitischen Fragestellungen. Eine internationale Perspektive würde es z. B. sinnvoll erscheinen lassen, daß alle im Ausland beschäftigten Mitarbeiter, unabhängig von ihrer Nationalität, in den Genuß einer Zusatzprämie oder spezieller Serviceleistungen kommen. Es ist hingegen zu beobachten, daß internationale Unternehmen derartige Prämien hauptsächlich an die Mitarbeiter zahlen, die vom Sitz der Muttergesellschaft ins Ausland gesandt werden, diese Prämien aber nicht an ausländische Mitarbeiter zahlen, die im Ursprungsland des Unternehmens arbeiten. Eine derartige Gehaltspolitik ist disfunktional, da die ausländischen Mitarbeiter hierin bestätigt sehen, daß die Beschäftigten aus dem Land der Muttergesellschaft bevorzugt behandelt werden (vgl. Robinson, 1978). (2) Umfang und Aktivitäten Hiermit wird Bezug genommen auf die zusätzlichen Aktivitäten, die ein internationales Personalmanagement durchführen muß. Neben der Aktivitäten, die von Acuff angeführt werden, weist Morgan als zusätzliche Aktivität auf die Übersetzung interner und externer Korrespondenz mit den Mitarbeitern hin. (3) Ausmaß der Unsicherheit Dieser Faktor bezieht sich darauf, daß die personellen und finanziellen Konsequenzen eines Mißerfolgs im internationalen Geschäft in der Regel gravierender sind als auf dem einheimischen Markt. So ist beispielsweise das Versagen eines ins Ausland gesandten Mitarbeiters (das z. B. in der frühzeitigen Rückkehr aus dem Ausland zum Ausdruck kommt) für internationale Unternehmen mit hohen Kosten verbunden (vgl. Tung 1981). Die direkten Kosten (Gehalt, Trainingskosten, Reise- und Wiedereingliederungsausgaben) bewegen sich bei jedem Mißerfolg zwischen 55.000 und 80.000 US$, in Abhängigkeit vom Wechselkurs und dem Ort des Auslandseinsatzes (vgl. Mendenhall und Oddou 1985). Hinzu kommen die indirekten Kosten, wie z. B. Verlust des Marktanteils und die Schädigung der Kundenbeziehungen (vgl. Zeira und Banai 1984). Es ist zu vermuten, daß derartige Mißerfolge oft auf ein unzureichendes Personalmanagement zurückzuführen sind. So wiesen Desatnick und Bennett (1978) in einer detaillierten Fallstudie einer großen multinationalen amerikanischen Unternehmung nach, daß die primären Ursachen des Mißerfolgs von internationalen Vorhaben in einem fehlenden Verständnis der fundamentalen Unterschiede beim Management der Human-Ressourcen in der ausländischen Umwelt liegen. Eine Übertragung von ManagementPhilosophien und Techniken, die sich im Inland als erfolgreich erwiesen haben, auf die ausländische Situation führt allzu häufig zu Frustration, Mißerfolg und fehlender Zielerreichung. Ein weiterer Aspekt des Risikos bezieht sich auf den Terrorismus. Die meisten größeren multinationalen Unternehmen müssen diesen Faktor berücksichtigen, wenn sie Auslandsentsendungen in Spannungsgebiete planen. Dieser Faktor hat auch wesentlichen Einfluß auf die Gesamtbeurteilung eines ausländischen Personaleinsatzes durch den Beschäfigten. Eine Verdichtung der dargestellten Einflußfaktoren von Acuff und Morgan ergibt zusammenfassend folgende Unterschiede des internationalen in Gegensatz zum nationalen Personalmanagement (vgl. Dowling 1986, S. 9f.): (1) Höhere Anzahl an Funktionen und Aktivitäten (2) Breitere Perspektive (3) Höherer Grad an Einmischung ins Privatleben der Beschäftigten (4) Schwerpunktverlagerung der Personalaktivitäten in Abhängigkeit vom Reifegrad der ausländischen Aktivitäten (5) Höheres Ausmaß an Unsicherheit (6) Größeres Ausmaß an externen Einflüssen. 3. Ziele des internationalen Personalmanagements Die personalpolitischen Ziele multinationaler Unternehmen umfassen drei Dimensionen (vgl. Hilb 1985, S. 84): - die leistungswirtschaftliche Zieldimension, - die finanzwirtschaftliche Zieldimension - die soziale Zieldimension. Das leistungswirtschaftliche Ziel bezieht sich auf die Erreichung einer hohen Arbeitsproduktivität. Das finanzwirtschaftliche Ziel beinhaltet die Realisierung aller Ziele mit möglichst geringen Personalkosten, d. h. die Erzielung einer möglichst hohen Personalwirtschaftlichkeit. Die Sicherung einer hohen Arbeitszufriedenheit steht bei der sozialen Zieldimension im Vordergrund. Dies soll durch die Schaffung entsprechender Arbeitsverhältnisse und Anreizsysteme herbeigeführt werden. Ein von Negandhi und Baliga (1979) durchgeführter Vergleich zeigt, daß bei japanischen multinationalen Unternehmen die soziale Zielsetzung im Vordergrund steht, während bei amerikanischen multinationalen Unternehmen die finanzwirtschaftliche Zieldimension dominiert. Schweizerische multinationale Unternehmen verfolgen demgegenüber häufig eine mehrdimensionale Ausrichtung (vgl. Hilb 1985, S. 85). Betrachtet man speziell die Ziele, die Unternehmen mit einem Auslandseinsatz von Mitarbeitern verfolgen, so umfassen diese (vgl. Pausenberger/Noelle 1977, S. 347): - Realisierung eines know-how Transfers (und zwar in beide Richtungen), - Entwicklung von Führungsfähigkeiten bei den Entsandten, - Kompensation fehlender einheimischer Führungskräfte, - Verwirklichung einer einheitlichen Führung im Konzern, - Ausbildung und Entwicklung einheimischen Führungspersonals, - Gewährleistung einer einheitlichen Berichterstattung im Konzern, - Repräsentanz in den verschiedenen ausländischen Entscheidungsgremien, - Heranbildung eines globalen Bewußtseins bei den Führungskräften. 4. Strategiealternativen des internationalen Personalmanagements Im Hinblick auf den Einsatz von Führungskräften kann ein internationales Unternehmen zwischen vier Strategiealternativen wählen: der ethnozentrischen Strategie, der polyzentrischen Strategie, der geozentrischen Strategie und der regiozentrischen Strategie (vgl. Robinson 1978; Heenan/Perlmutter 1979; Robock/ Simmonds 1983). Diese Optionen werden in Abbildung 1 (vgl. Perlmutter 1969, S. 12; Dowling/Welch 1988, S. 3) beschrieben und im folgenden näher erläutert. 4.1 Ethnozentrische Personalstrategie Der ethnozentrische Ansatz beinhaltet, daß alle Schlüsselpositionen in einem multinationalen Unternehmen mit Mitarbeitern besetzt werden, die die Nationalität des Ursprungslandes aufweisen. Dies wird häufig in den Frühphasen der Internationalisierung praktiziert, wenn ein Unternehmen neue Geschäftsfelder aufbaut und das Zurückgreifen auf frühere Erfahrungen als unabdingbar betrachtet wird. Methoden, mit denen im Stammland positive Erfahrungen gesammelt wurden, werden auf die Auslandsgesellschaft übertragen (vgl. Pausenberger 1987, S. 855). Weitere Gründe für die Verfolgung einer ethnozentrischen Personalstrategie können in einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt des Gastlandes liegen oder in der Notwendigkeit zwischen Mutter- und Tochterunternehmen enge Informationsbeziehungen aufzubauen. Andererseits weist eine ethnozentrische Politik eine Reihe von Nachteilen auf (vgl. Zeira 1976): - Eine ethnozentrische Personalpolitik beschränkt die Aufstiegsmöglichkeiten der einheimischen Mitarbeiter des Gastlandes. Dies kann zu einer geringeren Produktivität und höheren Fluktuationsraten bei diesen Mitarbeitern führen. - Die Eingewöhnung der ins Ausland entsandten Manager in das Gastland stellt unter Umständen einen langwierigen Prozeß dar. Während dieser Zeit machen diese häufig Fehler. - Aufgrund des häufig beträchtlichen Einkommensunterschiedes zugunsten der vom Mutterunternehmen entsandten Mitarbeiter, können vielfach Probleme auftreten. - Für viele im Ausland tätigen Mitarbeiter geht eine dortige Schlüsselposition mit einem Status- und Machtzuwachs sowie mit einem Anstieg des Lebensstandards einher. Diese Änderungen können dazu beitragen, daß die betroffenen Mitarbeiter die Sensitivität für Bedürfnisse und Erwartungen der ihnen unterstellten Mitarbeiter im Gastland verlieren und sich selbst überschätzen. Abb. 1: Merkmale alternativer Personalstrategien von multinationalen Unternehmen 4.2 Polyzentrische Personalstrategie Bei einer polyzentrischen Personalpolitik werden einheimische Mitarbeiter des Gastlandes für die Führung der Niederlassungen in ihrem eigenen Land eingesetzt, während Mitarbeiter aus dem Land der Muttergesellschaft in der dortigen Hauptverwaltung eingesetzt werden. Dieser Ansatz weist folgende Vorteile auf (vgl. Dowling/Welch 1988, S. 4): - Der Einsatz von Mitarbeitern des Gastlandes vermeidet Sprachbarrieren, Eingliederungsprobleme von ausländischen Managern und ihrer Familie und senkt die Kosten für aufwendige Trainingsprogramme. - Die Personalkosten für einheimische Mitarbeiter sind im allgemeinen niedriger, auch wenn zusätzliche Leistungen gewährt werden, um hoch qualifizierte Bewerber einzustellen. - Die polyzentrische Personalpolitik gewährleistet Kontinuität im Management der ausländischen Niederlassungen. Während einige der dargestellten Vorteile gleichzeitig Nachteile einer ethnozentrischen Politik bilden, treten auch beim polyzentrischen Ansatz eine Reihe von Nachteilen auf. Ein Hauptproblem liegt in der Notwendigkeit zur Überbrückung der Distanz zwischen den Managern der einzelnen Niederlassungen und den Managern der Unternehmenszentrale. Sprachbarrieren, konfliktäres nationales Loyalitätsverhalten und kulturelle Unterschiede, wie z. B. persönliche Wertvorstellungen, können zu einer Isolation der Konzernspitze führen. Im Extremfall kann eine multinationale Unternehmung so zu einem lockeren Bündnis von voneinander unabhängigen nationalen Einheiten mit lediglich formellen Bindungen zur Hauptverwaltung werden. Ein zweiter Problembereich im Rahmen dieser Personalpolitik betrifft die unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten von inländischen und ausländischen Managern. Manager der Auslandsniederlassungen haben lediglich begrenzte Möglichkeiten Erfahrung außerhalb ihres eigenen Landes zu sammeln und können höchstens in Top-Positionen ihrer eigenen Niederlassung aufsteigen. Gleichzeitig haben Manager im Land der Muttergesellschaft begrenzte Möglichkeiten Auslandserfahrung zu sammeln. Da die Führungspositionen in der Konzernspitze nur von Mitarbeitern aus dem Inland eingenommen werden, hat dies zur Folge, daß Manager für Entscheidungen zur Ressourcenallokation zwischen den einzelnen Tochtergesellschaften und für die gesamte strategische Planung verantwortlich sind, die keine oder nur sehr wenig Auslandserfahrung haben. Dies stellt in einer zunehmend international werdenden Wettbewerbsumwelt eine entscheidende Schwäche dar (vgl. Smith 1975). 4.3 Geozentrische Personalstrategie Beim geozentrischen Führungsmodell werden Führungspositionen mit den besten Kräften besetzt, unabhängig von ihrer Nationalität. Die Dichotomie zwischen Stammland und Gastland wird aufgehoben (vgl. Pausenberger 1987, S. 855). Diese Strategie weist zwei Hauptvorteile auf. Erstens versetzt es ein multinationales Unternehmen in die Lage, eine international ausgerichtete Führungsmannschaft aufzubauen. Zweitens wird die Gefahr reduziert, daß sich Manager mit den nationalen Interessen in ihren Organisationseinheiten identifizieren. Jedoch ist auch dieser Ansatz mit einer Reihe von Schwierigkeiten verbunden: - Die Mehrzahl der Gastländer erwartet, daß in ausländischen Niederlassungen die eigenen Bürger beschäftigt werden und versucht über ihre Gesetze sicherzustellen, daß lokale Mitarbeiter eingesetzt werden, falls die erforderlichen Qualifikationen verfügbar sind. Wird die Beschäftigung eines ausländischen Mitarbeiters angestrebt, ist häufig eine aufwendige Beweisführung erforderlich. Dies kann unter Umständen sehr zeitaufwendig und teuer werden. - Dieses Konzept kann insofern mit hohen Kosten verbunden sein, als in der Regel ein erhöhter Trainings- und Entsendungsaufwand erforderlich ist und außerdem eine international standardisierte Entlohnungstruktur zugrundegelegt werden muß, der häufig ein höheres Lohnniveau zugrundeliegt als dies bei nationaler Entlohnung in vielen Ländern der Fall wäre. - Um das geozentrische Führungskonzept erfolgreich umzusetzen, sind längere Vorlaufzeiten und eine stärkere zentrale Steuerung des Personaleinsatzes erforderlich. Dies reduziert zwangsläufig die Unabhängigkeit der Auslandsniederlassungen bei diesen Fragestellungen und ruft unter Umständen Widerstände hervor. 4.4 Regiozentrische Personalstrategie Der regiozentrische Ansatz basiert auf einer zweistufigen Struktur, da neben einem zentralen Hauptsitz auch regionale (z. B. kontinentale) Hauptsitze bestehen. Hierbei kommt eine situative Sichtweise zum Ansatz, bei der ein Mix aus den drei vorgenannten Ansätzen verfolgt werden kann. Dieser spezifische Mix wird in Abhängigkeit von dem jeweiligen Geschäftsfeld und der verfolgten Produktstrategie verfolgt. Drei Beispiele mögen die Einflußfaktoren der Führungskonzeption verdeutlichen. Für den Fall, daß Landeskenntnisse von hoher Bedeutung sind (z. B. bei Konsumgütern), ist der Bedarf an Mitarbeitern aus dem Stammhaus im Vergleich zum Bedarf an lokalen Mitarbeitern bzw. Mitarbeitern aus Drittländern relativ gering. Umgekehrt werden dann Stammhausmitarbeiter vorrangig eingesetzt, wenn spezifisches Produkt-know-how erforderlich ist und die Notwendigkeit besteht, mit dem Stammhaus in engem Kontakt zu stehen, um von dort schnell technische Informationen zu erhalten. Das dritte Beispiel bezieht sich auf die Dienstleistungsbranche, wie beispielsweise das Bankgewerbe, in dem dann häufig Stammhausmitarbeiter entsendet werden, wenn die Kunden der ausländischen Niederlassung insbesondere multinationale Unternehmen aus dem Stammland sind. Die Entscheidung für eine der vier beschriebenen Strategien hat sich an den folgenden fünf Faktoren zu orientieren (vgl. Robock/ Simmonds/Zwick 1977, S. 538): - der Branche des Unternehmens und der verfolgten Produkt-MarktStrategie, - den Anforderungen der relevanten Länder bezüglich der Beschäfigung einheimischer Mitarbeiter, - den Vorschriften der jeweiligen Staaten bezüglich der Aufenthaltsgenehmigungen für ausländische Mitarbeiter, - der Arbeitssituation, insbesondere für Führungskräfte, in den Ländern mit Auslandsniederlassungen, - den Kosten der einzelnen Strategien. Unabhängig davon, welche Strategie gewählt wird, muß die multinational operierende Unternehmung über ein langfristiges und auf Kontinuität ausgerichtetes Programm zur Beschaffung und Entwicklung von Führungskräften verfügen, das darüberhinaus in die globale Unternehmensstrategie integriert ist. 5. Gestaltungsparameter Von den Gestaltungsparametern international ausgerichteter Personalstrategien werden im folgenden die Auswahl der Führungskräfte für Auslandseinsätze, die Entwicklung von Führungskräften für internationale Aufgaben sowie Entlohnungsprobleme behandelt. 5.1 Führungskräfteauswahl Die den Auslandseinsatz beeinflussenden Faktoren lassen sich in unternehmens-, aufgaben- und personalbezogene Auswahlkriterien unterscheiden (vgl. Domsch/Friebel 1979, S. 218f). Die unternehmensbezogenen Auswahlkriterien beinhalten die Besetzungspriorität und personalplanungsbezogene Aspekte. Gegen den Auslandseinsatz eines Mitarbeiters kann beispielsweise dessen hohes Qualifikationsniveau und die damit einhergehende schwere Ersetzbarkeit sprechen, weshalb das Stammhaus auf ihn nicht verzichten will bzw. kann. Personalplanungsbezogene Aspekte betreffen die sich aus der Stellung eines Mitarbeiters in der Unternehmenshierarchie ergebenden Probleme. Die Reintegration des Mitarbeiters in die Organisation des Stammhauses gestaltet sich umso schwieriger, je höher er vor dem Auslandseinsatz in der Hierarchie angesiedelt war. Die frühere Stelle ist in der Regel zwischenzeitlich wieder besetzt und neue Positionen wurden nur dann geschaffen, wenn das Unternehmen zwischenzeitlich gewachsen ist. Diese Problematik kann in Einzelfällen dazu führen, daß Mitarbeiter aus unteren Ebenen für den Auslandseinsatz ausgewählt werden, wobei das Risiko der niedrigeren, unzureichenden Qualifikation bewußt eingegangen wird. Die aufgabenbezogenen Auswahlkriterien beziehen sich auf die vom Mitarbeiter im Ausland zu erfüllende - fachliche Qualifikation, wobei die Beratung durch Vorgesetzte, Kollegen oder Mitarbeiter häufig nur in begrenztem Maße möglich ist, - Kommunikationsfähigkeit, um einerseits den Transfer von Kenntnissen und Fähgikeiten ins Ausland sicherzustellen, andererseits aber auch neue Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben und für das Stammhaus Informationen zu gewinnen, - Führungsfähigkeit, d. h. Fähigkeit, die einheimischen Mitarbeiter motivieren zu können. Die personenbezogenen Auswahlkriterien stellen ab auf eine Vielzahl persönlicher Eigenschaften wie: - Anpassungsfähigkeit gegenüber der geographischen und soziokulturellen Umwelt, - Loyalität zum Stammhaus, - physische Konstitution, d. h. gesundheitliche Eignung für die klimatischen Bedingungen des Gastlandes, - Einstellung zur fremden Kultur. Die Erreichung der mit dem Auslandseinsatz von Mitarbeitern verfolgten Ziele hängt letztlich von der Qualität der Personalauswahl ab. Hierfür werden neben Verfahren der traditionellen Personalbeurteilung in zunehmendem Maße Assessment-Center herangezogen. Auf mögliche Ursachen erfolgloser Auslandsentsendungen wird im Rahmen der Effizienzkontrolle näher eingegangen. 5.2 Führungskräfteentwicklung Die Entsendung von Führungskräften in eine ausländische Niederlassung geht regelmäßig mit spezifischen Entwicklungsmaßnahmen für die Auslandstätigkeit einher. Es lassen sich drei Kategorien von Programmen zur Führungskräfteentwicklung unterscheiden (vgl. Zeira 1976, S. 38 ff.): - externe off-the-job Entwicklungsprogramme, - interne off-the-job Entwicklungsprogramme, - on-the-job Entwicklungsprogramme. Externe off-the-job Entwicklungsprogramme stellen z. B. Universitätsseminare, Management workshops und Konferenzen dar. Das Hauptziel dieser Angebote ist die Wissenserweiterung des Teilnehmers bezüglich eines relativ breiten Themenspektrums, das für seine künftige Aufgabe möglicherweise relevant ist. Die wesentliche Schwäche dieser Programme liegt in ihrer Allgemeinheit (vgl. Abb. 2). Da es sich nicht um firmenspezifische Programme handelt, können in der Regel nicht die spezifischen Erfordernisse eines Unternehmens abgedeckt werden. Auch zielen sie meist nicht auf Verhaltensänderungen der Führungskraft ab. Gleichwohl weist dieser Ansatz für multinationale Unternehmen auch einige Vorteile auf. Externe Programme finden außerhalb der Firma statt, so daß sich die Führungskraft unabhängig vom Tagesgeschäft auf das Training konzentrieren kann. Zum zweiten bieten externe Veranstaltungen die Möglichkeit mit Mitarbeitern von anderen Unternehmen, die ebenfalls ins Ausland entsandt werden sollen, Gedanken und Erfahrungen auszutauschen. Durch das Kennenlernen anderer Einstellungen, Methoden und Systeme, insbesondere in Kleingruppen, kann ein wertvoller Erfahrungsgewinn eintreten. Falls es sich um hochwertige Veranstaltungen handelt, lernen die Teilnehmer die neuesten Managementtheorien und Forschungsergebnisse kennen. Hierdurch kann sich das Selbstvertrauen der Mitarbeiter erhöhen. Dies kann ihnen helfen, ihre Vorgesetzten von der Notwendigkeit zu überzeugen, Neuerungen einzuführen. Interne off-the-job Führungskräfteentwicklungsprogramme werden in der Regel von den Personalabteilungen multinationaler Unternehmen organisiert, um die unternehmensspezifischen organisatorischen und individuellen Anforderungen abzudecken. Hierbei hat sich folgende Vorgehensweise bewährt (vgl. Warren 1969): Analyse des vorhandenen Managementpotentials für Auslandstätigkeiten; Entwicklung eines Trainingsprogramms, um die Lücke zwischen vorhandenem und benötigtem Potential zu schließen; Festlegung der geeigneten Trainingsmethoden; Durchführung des Programms; Erfolgskontrolle und Ableitung von Empfehlungen für künftige Trainingsprogramme. Abb. 2: Beurteilung alternativer Ansätze der Führungskräfteentwicklung für Auslandsmitarbeiter Interne Entwicklungsprogramme weisen eine Reihe von Vorteilen auf (vgl. Abb. 2). So sind sie auf die Spezifika des Unternehmens und die Bedürfnisse der Mitarbeiter abgestimmt. Hierdurch können spezifische Änderungen im Führungsverhalten angesprochen und trainiert werden. Durch die mögliche Behandlung firmenspezifischer Fragestellungen läßt sich oft eine höhere Motivation und Beteiligung der Teilnehmer feststellen. Hierbei können auch vertrauliche Probleme diskutiert werden. Ehemalige oder derzeitige Auslandsmitarbeiter des Unternehmens können zur Gewährleistung einer größtmöglichen Praxisnähe in die Seminare einbezogen werden. Firmeninterne Führungskräftetrainer stehen den Beteiligten auch noch nach Beendigung der Schulungsveranstaltungen zur Verfügung. Sie können als Ansprechpartner bei auftretenden Problemen herangezogen werden. Als Nachteile firmeninterner off-the-job Entwicklungsprogramme sind der hohe Vorbereitungsaufwand und der fehlende Austausch mit Mitarbeitern anderer Unternehmen anzuführen. On-the-job Entwicklungsprogramme werden von den Führungskräften in den Auslandsgesellschaften nach dem Grundsatz "learning by doing" durchgeführt. Hierunter fallen coaching, job rotation und Assistenzfunktionen. Einige Vorteile dieses Ansatzes können von den anderen Instrumenten der Führungskräfteentwicklung nicht verbucht werden (vgl. Zeira 1976, S. 38f). Während off-the-job Methoden auf Gruppen ausgerichtet sind, können on-the-job Maßnahmen auf die spezifischen Anforderungen abgestellt werden. Darüberhinaus wird durch das aufgabenbezogene Training der häufig auftretende Konflikt zwischen Theorie und Praxis beseitigt. Dem training on-the-job des künftigen Auslandsmitarbeiters kann hierbei ein coaching durch den künftigen Vorgesetzten vorausgehen, dergestalt, daß letzterer vorab schriftliche Informationen über die künftige Arbeit zur Verfügung stellt. Eine Vorbereitung auf den Auslandseinsatz ist bei diesem Ansatz auf jeden Fall erforderlich. Schließlich werden on-the-job Programme am ehesten dem relativ hohen Zeitbedarf für Entwicklungsmaßnahmen für Auslandsmitarbeiter gerecht. Nachteilig könnte sich bei diesem Ansatz das Entstehen einer gewissen "Betriebsblindheit" auswirken (vgl. Abb. 2). Zusammenfassend zeigt die Analyse, daß eine sinnvolle Kombination aller drei Ansätze die erfolgversprechendste Lösung darstellt. Aufgrund der hohen Allgemeingültigkeit externer Programme sollte der Schwerpunkt aber jeweils auf internen Entwicklungsmaßnahmen liegen. 5.3 Entlohnung Wesentliches Gestaltungselement im Rahmen des internationalen Personalmanagements stellt die Entlohnungspolitik dar. Eine effiziente Entlohnungspolitik sollte die folgenden Ziele verfolgen (vgl. Robock/Simmonds/Zwick 1977, S. 549). Sie sollte einen Anreiz schaffen, um Mitarbeiter, die für die Übernahme ausländischer Aufgaben qualifiziert sind, hierfür zu motivieren und zum Verbleib in dieser Position anzuhalten. Sie sollte zum zweiten den Personaltransfer der ausländischen Niederlassungen untereinander sowie zwischen Stammhaus und den ausländischen Niederlassungen fördern. Drittens sollte ein konsistentes Verhältnis der Gehälter aller Mitarbeiter einer Niederlassung untereinander herbeigeführt werden, unabhängig davon, ob sie vom Stammland oder im Gastland eingesetzt wurden. Schließlich sollte in den einzelnen Niederlassungen ein attraktives Gehaltsniveau im Vergleich zu den Praktiken der führenden Wettbewerber bestehen. Die in der Praxis zu beobachtenden Entlohnungssysteme für ins Ausland entsandte Mitarbeiter weisen als Komponenten auf: ein Basisgehalt, eine Auslandszulage, einen Zuschuß zu den Lebenshaltungskosten und zusätzliche Sozialleistungen. Das Basisgehalt bildet die Grundlage, auf der die verschiedenen zusätzlichen Sonderleistungen kalkuliert werden. Außerdem stellt es ein Äquivalent zur Entlohnung im Stammland dar, auf dessen Grundlage auch das Gehalt nach einer Rückkehr aus dem Ausland ermittelt wird. Es ist jedoch problematisch, für die Ermittlung des Basisgehaltes für inländische und ausländische Beschäftigte eine ähnliche Arbeitsbewertung vorzunehmen, weil viele Positionen in ausländischen Niederlassungen zwangsläufig mehr Verantwortung mit sich bringen als vergleichbare inländische Positionen (vgl. Harvey 1985). Die Auslandszulage soll primär dazu dienen, die Attraktivität der ausländischen Arbeitsstelle zu erhöhen und für zusätzliche Anstrengungen oder Gefahren im Ausland entschädigen. Der Zuschuß zu den Lebenshaltungskosten beinhaltet allgemeine Lebenshaltungskosten, Erziehungs- und Wohnbeihilfen sowie einen Ausgleich für Steuerunterschiede. Hiermit wird das Ziel verfolgt, daß die ins Ausland entsandten Mitarbeiter den gleichen Lebensstandard wie im Inland halten können. Die zusätzlichen Sozialleistungen dienen beispielsweise der Finanzierung von Heimatbesuchen. 6. Effizienzkontrolle Die Effizienz der Personalauswahl im internationalen Personalmanagement kann anhand des prozentualen Anteils der frühzeitig zurückgekehrten Manager an der Gesamtzahl der entsandten Manager gemessen werden. Aufgrund der in der Praxis zu beobachtenden hohen Rückkehrquoten, stellen diese für die Unternehmung ein großes Problem dar. So schätzen Mendenhall und Oddou (1985), daß die Rückkehrquoten in den letzten 20 Jahren zwischen 25% und 40% schwankten. Diese Zahl kann bis auf 70% in Entwicklungsländern ansteigen (vgl. Desatnick/Bennett 1978). Einige der wenigen empirischen Studien hierzu wurde von Tung durchgeführt, die eine Reihe von amerikanischen, europäischen und japanischen multinationalen Unternehmen untersuchte (vgl. Tung 1982, S. 57), deren Ergebnisse in Abbildung 3 zusammengefaßt sind. Den Befragungsergebnissen liegen 80 auswertbare Fragebögen aus den USA, 29 auswertbare Fragebögen aus Europa und 35 Fragebögen aus Japan zugrunde. Alle Fragebögen wurden von Führungskräften, die für das Auslandsgeschäft zuständig sind, ausgefüllt. Wie die Abbildung 3 zeigt, weisen amerikanische Unternehmen sowohl höhere Rückkehrquoten auf als auch einen höheren Anteil an Unternehmen, die Rückkehrquoten von mehr als 10% angeben. Dessen ungeachtet, treten bei allen Unternehmen signifikante Mißerfolge bei den Auslandsaktivitäten auf. Für das relativ gesehen bessere Abschneiden der europäischen und japanischen Unternehmen können zwei mögliche Erklärungen herangezogen werden. Entweder sind europäische und japanische Mitarbeiter von Natur aus oder aufgrund ihrer Auswahl und des Trainings geeigneter dafür, im Ausland zu leben und zu arbeiten oder aber europäische und japanische Unternehmen ziehen andere Kriterien heran, um zu beurteilen, ob eine Person im Ausland effizient arbeiten kann. Im Falle Japans könnte dies auf die Rolle des Unternehmens, aber auch auf die Praktiken einer lebenslangen Beschäftigung und die Anwendung des Senioritätsprinzips zurückzuführen sein. Die Befragten wurden gebeten die wichtigsten Gründe für die Mißerfolge der Auslandsentsendungen anzugeben. Für die amerikanische Stichprobe wurden als Gründe mit fallender Wichtigkeit angegeben: die Unfähigkeit der Ehefrau des entsandten Managers, sich in einer anderen kulturellen Umgebung zurechtzufinden; die Unfähigkeit des Managers selbst, sich in eine andere Kultur einzufügen; sonstige Probleme wie die Persönlichkeit des Managers oder dessen fehlende Reife; die Unfähigkeit des Managers mit der größeren Verantwortung der Auslandstätigkeit zurechtzukommen; fehlende Kompetenz des Managers für den Personaleinsatz und fehlende Motivation für den Auslandseinsatz. Diese Untersuchungsergebnisse stimmen überein mit den Annahmen von Hay (1974), der in der familiären Situation den Hauptgrund für schwache Leistungen oder ein Versagen im Ausland sieht. Angesichts dieser Erkenntnisse scheint es umso verwunderlicher, daß die meisten Personalmanager, obwohl sie die Bedeutung dieser Faktoren kennen, nicht die geeigneten Maßnahmen ergreifen. Wenige Unternehmen untersuchen mit Nachdruck die Belastbarkeit aller Familienmitglieder. Abb. 3: Rückkehrquoten von ins Ausland entsandten Führungskräften In der europäischen Stichprobe waren die Antworten relativ heterogen. Lediglich ein Grund wurde von den meisten Firmen als wichtig für ein Versagen im Ausland oder schwache Auslandsleistungen genannt: die Unfähigkeit der Ehefrau des Managers, sich einer anderen kulturellen Umgebung anzupassen. Den anderen möglichen Gründen wurde lediglich ein marginaler Einfluß auf die Leistung des ins Ausland entsandten Mitarbeiters beigemessen. Dies könnte ein Hinweis dafür sein, daß die Mißerfolgsquote bei den europäischen multinationalen Unternehmen relativ niedrig war, wie dies zu beobachten ist oder, daß die Befragten sich der Gründe und potentiellen Gründe für ein Versagen nicht bewußt waren. In der japanischen Stichprobe wurden folgende Gründe, geordnet nach fallender Bedeutung angegeben: die Unfähigkeit des Managers mit der größeren Verantwortung der Auslandstätigkeit fertig zu werden; die Unfähigkeit des Managers, sich an eine andere Kultur anzupassen; die fehlende Reife des Managers; die fehlende fachliche Kompetenz des Managers; die mangelnde Anpassungsfähigkeit der Ehefrau des Managers; die fehlende Motivation im Ausland zu arbeiten sowie weitere familienbezogene Probleme. Diese Reihenfolge steht im Gegensatz zu der der amerikanischen Stichprobe, ist aber vor dem Hintergrund der Rollen- und Statuszuweisung der Ehefrau in der japanischen Gesellschaft zu sehen. 7. Anforderungen an ein internationales Personalmanagement Um eine einheitliche Unternehmenskultur zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, müssen multinationale Unternehmen weltweit eine konsistente Personalpolitik verfolgen. Gleichzeitig ist es zur Sicherstellung der regionalen Effizienz erforderlich, daß die spezifischen kulturellen Anforderungen der unterschiedlichen Gesellschaften berücksichtigt werden. Hieraus ergeben sich folgende Anforderungen an die Entwicklung und Umsetzung internationaler Personalstrategien (vgl. Laurent 1986): - Die Einsicht, daß der Personalstrategie des Stammhauses bestimmte Prämissen und Werte der eigenen Kultur zugrundeliegen. - Die Einsicht, daß diese spezifischen Personalstrategien grundsätzlich weder besser noch schlechter sind als andere und, daß sie in jedem Land spezifische Stärken und Schwächen entfalten. - Die Einsicht bei den Führungskräften des Stammhauses, daß die ausländischen Niederlassungen möglicherweise andere personalpolitische Strategien präferieren, die weder besser noch schlechter sind, aber vor Ort unter Umständen effizienter sind. - Die Bereitschaft des Stammhauses kulturelle Unterschiede nicht nur anzuerkennen, sondern aktiv Maßnahmen zu ergreifen, sie zu diskutieren und nutzbar zu machen. - Die Einsicht, daß kreativere und effizientere Personalstrategien auf der Basis eines gegenseitigen Lernens über die unterschiedlichen Kulturen hinweg entwickelt werden können. 8. 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