Erfahrungsbericht SEP in Frankreich Die Möglichkeit, ein Praktikum mit dem Kennenlernen eines fremden Landes und einer anderen Kultur zu verbinden, fand ich großartig. Daher habe ich mich im Herbst 2009 für ein SEP beworben. Ursprünglich wollte ich in ein englischsprachiges Land- bekam dafür aber keinen Platz. Ich konnte daraufhin weitere Länder angeben und entschied mich u.a. für Frankreich. Schon nach kurzer Zeit erhielt ich eine Nachricht, dass ich dort den letzten freien Platz bekommen könnte. Danach gab es jedoch einige Probleme mit der französischen SEO: sie war lange Zeit nicht zu erreichten, dann hieß es, dass „mein“ eigentlicher Platz nicht zu haben sei, dafür ein anderer- was am Ende dann doch nicht so war. Dank der deutschen SEO konnte aber alles geklärt werden, sodass Anfang Juli definitiv feststand: ich würde für 4 Wochen in einer öffentlichen Apotheke in einem kleinen Ort in der Nähe von Nantes arbeiten und bei der Apothekerin kostenlos leben können. In Frankreich angekommen, wurde ich sofort in meine Gastfamilie integriert- und oft scherzhaft als eigenes Kind bezeichnet. Ich hatte ein Zimmer für mich allein und gehörte von Anfang an „dazu“. So wurde ich auf Familienfeiern und zu Freunden mitgenommen, wodurch ich die Möglichkeit hatte, das französische Leben hautnah mitzubekommen. Auch das Team in der Apotheke nahm mich herzlich auf. Alle waren sehr lieb und zeigten mir vieles. Meine Aufgaben hatten hauptsächlich mit der Ware zu tun- auspacken, abgleichen, auspreisen, weg- und umräumen… sowie Schaufenster dekorieren, Regale neu ordnen und Akten abheften. Außerdem hatte ich Kontakt zu den Patienten: von Zeit zu Zeit durfte ich (unter Aufsicht und mit „Sprachhelfer“) bedienen. Auch die Kunden waren sehr nett und interessiert an der „deutschen Praktikantin“. Die Arbeit in einer öffentlichen Apotheke in Frankreich ist der in Deutschland sehr ähnlich. Meiner Meinung nach wird aber generell mehr Wert auf Homöopathie, Bachblüten und Aromatherapie gelegt. So kam es z.B. vor, dass einem Kind mit schmerzendem Insektenstich gleich in der Apotheke einige Globuli Apis mellifica verabreicht wurden. Auch gehörten medizinische Hilfsmittel ins Sortiment, sodass das Zusammenbauen von Rollatoren ebenfalls zu meinen Aufgaben zählte. Rezeptur und Labor gab es in „meiner“ Apotheke hingegen nicht. Anzufertigende Rezepturen wurden in „Sammelzentren“, die sich auf Herstellung spezialisiert haben, geschickt. In meinen 4 Wochen in der Apotheke wurden dennoch 3 Rezepturen selbst angefertigt (dies aber nicht unbedingt nach bei uns gelehrtem Standard…) Französische Apotheker müssen sich mit (Speise-)Pilzen sehr gut auskennen, da es durchaus vorkommt, dass ein Kunde mit Pilzkorb seine Funde erklärt haben möchte (das Bestimmen von Pilzen wird auch in der Universität unterrichtet). Vor meiner Abreise hatte ich einige Bedenken, dass meine Französischkenntnisse aus der Schulzeit nicht ausreichend sein würden. Diese stellten sich jedoch als unnötig heraus: zwar habe ich Einiges nicht auf Anhieb verstanden, aber da alle so lieb und bemüht waren, gab es keine größeren Probleme. In meiner freien Zeit konnte ich zusammen mit der Apothekerin viele Ausflüge machen. So unternahmen wir eine Segeltour im Golfe du Morbihan (was ein wunderbares Erlebnis war), wir besuchten Nantes und St. Nazaire, besichtigten Salzgärten und fuhren die Atlantikküste ab. Eine Tagestour führte uns zum Mont SaintMichel, wir waren auf verschiedenen bretonischen Festen und erkundeten den Naturpark Brière. Natürlich konnte ich die Nähe zum Atlantik auch zum Baden nutzen und verbrachte einige Zeit am Strand. Auch kulinarisch konnte ich Neues kennenlernen: Froschschenkel, Krabben und Krebse, verschiedene Muscheln sowie andere typische französische Spezialitäten wurden teilweise extra für mich gekocht. Insgesamt kann ich sagen, dass es ein wunderschöner Monat voller neuer Erfahrungen in einem Land mit sehr gastfreundlichen Menschen war. Ich kann jeden nur ermutigen, durch eventuelle Startschwierigkeiten nicht gleich aufzugeben und das „Abenteuer Ausland“ zu wagen. So bleibt mir nur ein großes „Merci beaucoup“ an „meine“ Apothekerin und deren Familie, die mir dieses Erlebnis ermöglichten sowie an die deutsche SEO, die sich sehr engagierte. Au revoir, la France- ich komme gerne wieder! Anja Baumgärtel