Geographie - Österreichische Akademie der Wissenschaften

Werbung
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Geographie
Elisabeth LICHTENBERGER, Wien
Präambel – I. Tendenzen der Fachentwicklung seit dem 19. Jahrhundert – II. Die
politisch-institutionellen Perioden der Fachentwicklung in Österreich – III.
Generationsfolgen und Schulen – IV. Ausblick: Die Chancen der geographischen
Forschung in einem Kleinstaat – V. Verzeichnis der Abbildungen – VI. Bibliographie
Präambel
Die Geographie ist als Disziplin weder den Natur- noch den Geisteswissenschaften
zuzuordnen. Ihr Spektrum greift in beide wissenschaftlichen Hemisphären hinein.
Durch die frühere Verwissenschaftlichung des naturwissenschaftlichen Astes sind
innerfachliche Transfers des geowissenschaftlichen Forschungsstils in die kultur- und
sozialwissenschaftliche Geographie erfolgt, so daß eine isolierte Darstellung der
Wissenschaftsgeschichte der Geographie des Menschen Fehlinterpretationen zur Folge
hätte.
Aus der Sicht der Geographie ist die menschliche Gesellschaft an den Planeten Erde
gebunden. Welche Ideologie auch immer diese Mensch-Umwelt-Relation aufgrund der
technologischen Entwicklung und der zeitspezifischen geistigen Strömungen haben
mag, so bleibt sie doch für alle globalen Fragen des Faches maßgebend.
Die Geographie ist ein altes und überaus komplexes Fach, das letzte Fach, das in den
abgelaufenen 150 Jahren nicht nur eine Aufspaltung in Sektoren, sondern in immer
kleinere Teilstücke erfahren hat. Ihre Fachvertreter sind zum Unterschied von den
Vertretern der systematischen Disziplinen mit dem immanenten Nachteil konfrontiert,
daß das Informations- und Forschungsterrain durch die drei Dimensionen von Raum,
Zeit und sachlichen Inhalten definiert wird. Dieser Informationsraum des Faches ist nun
äußerst ungleichmäßig besetzt, und es sind große Leerräume vorhanden, die als
Unterbrecher fungieren; andererseits kommt es zur Ballung und Intensivierung von
Kontakten, wobei gegenwärtig – dem individualistischen Zeitgeist entsprechend und
1
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
weltweit über Zitierkartelle ausstilisiert – die Kleingruppenbildung fortschreitet und
globale Fragen vergessen werden.
Es ist daher ein äußerst schwieriges Anliegen, eine Wissenschaftsgeschichte der
Geographie in Österreich zu schreiben. Als Grundlage für die Aussagen wurden die
Würdigungen und Nachrufe aller österreichischen Universitätsprofessoren bis zum
Geburtsjahrgang 1928 herangezogen. Folgende Leitthemen ordnen das vorhandene
Kaleidoskop an Informationen:
l. Welche generellen Tendenzen haben die Fachentwicklung in diesem Zeitraum
geprägt?
2. Welche Effekte hatte der politische Zusammenbruch der Donaumonarchie des
größten Staates Europas nach Russland? Welche Reduzierung hat das
Forschungspotential des Faches im österreichischen Kleinstaat in der Ersten und
Zweiten Republik erfahren?
3. Welche Schulen wurden dem Humboldtschen Universitätsideal folgend begründet?
Wer sind die Gründerfiguren gewesen? Welche Forschungsstränge sind von Österreich
ausgegangen?
4. Die Schlußfrage lautet: Worin besteht das spezifische Forschungsprofil der
Geographie in der österreichischen Wissenschaftslandschaft? Welche Chancen hat die
Geographie in Österreich, im gegenwärtigen Prozeß der Globalisierung mitzuhalten?
I. Tendenzen der Fachentwicklung seit dem 19. Jahrhundert
1. Überblick
Die abgelaufenen eineinhalb Jahrhunderte der Fachentwicklung in der Geographie
folgten vier Tendenzen:
(1) Aus der „Frontierdisziplin“ im Entdeckungszeitalter der Erde entstand
schrittweise eine „Normaldisziplin“.
(2) Hinsichtlich der Erforschung der Beziehung zwischen der natürlichen Umwelt –
der Erde – und dem Menschen kam es zu einer Drehung der Sichtweise.
(3) Im gleichen Zeitraum hat sich die Geographie in Subdisziplinen aufgespalten und
das Verhältnis des Faches zu den Nachbardisziplinen geändert.
(4) Die Rangordnung in der geographischen Forschung hat sich zwischen den
großen Sprachräumen verschoben. Der deutsche Sprachraum mußte seine
Führungsposition nach dem Zweiten Weltkrieg an den angelsächsischen Sprachraum
abgeben.
Die Geographie ist keine Wissenschaft im elfenbeinernen Turm, sondern hat
aufgrund ihres räumlichen Bezugssystems stets vier außerwissenschaftliche Funktionen
2
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
von allerdings wechselnder Bedeutung, von denen Rückkoppelungseffekte auf die
wissenschaftlichen Fragestellungen ausgegangen sind:
(1) Die Geographie war stets ein politisches Fach und aufgrund ihrer
systemstabilisierenden und -erhaltenden Effekte als Bildungsdisziplin von den jeweils
aktuellen politischen Ideologien abhängig.
(2) Die Geographie war stets auch ein geostrategisch und damit militärisch wichtiges
Fach. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Geographen als Experten bei den
Friedensverträgen auf beiden Seiten herangezogen.1 Im Zweiten Weltkrieg waren
Geographen in den Forschungsstaffeln der deutschen Wehrmacht, aber ebenso bei den
Alliierten tätig.
(3) Die Geographie hat stets Informationsaufgaben für die Wirtschaft und die Medien
wahrgenommen. Geographen hatten daher früh Schlüsselpositionen bei Verlagen inne.
Umgekehrt haben Verlage „Geographische Reihen“ herausgebracht.
(4) Als für die „Ordnung des Raumes“ zuständige Disziplin hat sich die
„Raumforschung“ als ein wichtiger interdisziplinärer Bereich, der in Österreich von
Geographen begründet und aufgebaut wurde, zwischen Wissenschaft, Politik und
Technik entwickelt.
2. Die Frontierdisziplin Geographie und das Ende des Entdeckungszeitalters
Die Geographie war als Entdeckungswissenschaft der Erde im 19. Jahrhundert eine
„Frontierdisziplin“. Aus dieser Positionierung im damaligen Forschungsfeld der
Disziplinen resultierten Merkmale, welche stets wissenschaftlichen Frontierdisziplinen
eigen sind: Interdisziplinarität, Interesse von seiten der politischen Entscheidungsträger
und öffentliches Ansehen.2
Das Merkmal der Interdisziplinarität bedeutete, daß einerseits der Bereich der
geowissenschaftlichen Geographie und andererseits der Bereich der„historischen
Geographie“ ohne Abgrenzung mit anderen Wissenschaften, den Geowissenschaften
beziehungsweise den Geistes- und Kulturwissenschaften, verbunden und ein
Karrierewechsel über Fachgrenzen hinweg für Hochbegabte möglich wurde (vergleiche
III.2 und 3).
Das Entdeckungszeitalter wird im allgemeinen mit dem Zeitalter der Europäisierung
der Erde und der Kolonialisierung gleichgesetzt. Österreich, seit 1867 die
1
Im Büro der Geographical Society in New York wurden von dem amerikanischen Geographen
Bowmann die Unterlagen für die Aufteilung der Habsburgermonarchie ausgearbeitet, wobei Karten des
serbischen Geographen J. Cvijic die Strukturierung der Nachfolgestaaten, vor allem die von Jugoslawien,
entscheidend mitbestimmt haben. Auf österreichischer Seite war zwar der Geograph Robert Sieger bei
den Friedensverhandlungen anwesend, doch blieb ihm ein Erfolg verwehrt.
2
Das wissenschaftliche Ansehen des Faches sei mit zwei Eckdaten belegt: 1871 fand der erste
internationale Geographenkongreß in Antwerpen statt; 1922, knapp nach Beginn der Periode des
Völkerbundes, wurde die IGU (Internationale Geographische Union) gegründet.
3
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
österreichisch-ungarische Monarchie, war zwar der größte Staat des Kontinents nach
Rußland, hat jedoch niemals Kolonien besessen. Österreichische Forschungsreisende
haben daher immer für andere Staaten geforscht und sind nicht selten in fremde
Kolonialdienste getreten: in spanische, portugiesische, englische, anglo-ägyptische,
belgische und reichsdeutsche. In der dokumentarischen Veröffentlichung von Hugo
Hassinger Der Anteil Österreichs an der Erforschung der Erde sind die Einzelheiten
der räumlich und sachlich weit gestreuten Partizipation Österreichs an der Beseitigung
der „weißen Flecken auf der Landkarte“ nachzulesen.
Die großen Forschungsreisen begannen in Österreich nicht mit der Zielsetzung der
Entdeckung von Neuland, sondern sie erfolgten seit dem 18. Jahrhundert im Auftrag
des Kaiserhauses und dienten der Vermehrung der kaiserlichen Sammlungen.3 In der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die überseeischen Forschungen unter der
Mitwirkung der Kriegsmarine durchgeführt. Dabei war die bekannte „NovaraExpedition“ vom 30. April 1857 bis 30. August 1859 keineswegs die erste
Erdumsegelung, sondern sie folgte dem Beispiel anderer Staaten.4 Der Schwerpunkt des
Unternehmens lag auf der akribischen geographisch-enzyklopädischen Aufnahme der
Sachverhalte in den angesteuerten Häfen.5 Auch die beiden österreichischen
Polarexpeditionen (1872 bis 1874 und 1882/83) sind wesentlich unter Mitwirkung der
Kriegsmarine zustandegekommen. Die Entdeckung des Franz-Joseph-Landes 1875 ist
der Payer-Weyprecht-Expedition zu verdanken. Die ozeanographische Erforschung des
östlichen Mittelmeerbeckens und des Roten Meeres wurde durch die „Pola“ (1890 bis
1898) durchgeführt.
Die geplante Antarktis-Expedition von Graf Wilczek scheiterte infolge des
Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. Das von Deutschland gekaufte Expeditions-Schiff
„Gauß“, dessen Ausrüstung die Geographische Gesellschaft finanziert hatte, lag
aufbruchsbereit im Hafen von Triest, als mit den Schüssen von Sarajevo die lange
Friedenszeit des liberalen Zeitalters zu Ende ging.
3
Von dem kaiserlichen Auftrag (1755) an Nikolaus Josef Jacquin (1727-1817) profitierte die Botanik.
Jacquin hat sich 1752 als Arzt in Wien niedergelassen und wurde 1753 zum Direktor des neu gegründeten
Botanischen Gartens in Schönbrunn und zum Professor der Botanik und Chemie an die Universität
bestellt. Hier entstand seine Flora Austriaca (Wien 1773-1778) in fünf Bänden mit 500 kolorierten
Karten.
4
Britische Fregatte „Herald“, 1845-1851; dänische Fregatte „Galatea“, 1845-1848; schwedische Fregatte
„Eugenie“, 1851-1853; Vereinigte Staaten von Nordamerika Expeditions-Escadre 1853-1855; vergleiche
die Ausführungen des Freiherrn von REDEN: Beitrag zur Instruction für die Forschungen und
Sammlungen auf der Erdumseglung der k. k. Fregatte „Novara“, in: MÖGG 1857, S. 21-24. Das
Kommando der Novara hatte Wüllerstorf-Urbair, der auch die ozeanographischen und meteorologischen
Beobachtungen leitete. Route: Madeira, Rio de Janeiro, Kapstadt, Neu-Amsterdam, Ceylon, Singapur,
Batavia, Manila, Hongkong, Shanghai, Sydney, Oakland, Tahiti, Valparaiso.
5
Vergleiche von REDEN (Anmerkung 4), S. 21: „Als Hauptaufgabe betrachte ich das Studium der auf
ihrer Reise berührten Theile der Erde, in Beziehung auf deren natürliche Beschaffenheit, Bewohner,
Erwerbs- und Verkehrsverhältnisse.“
4
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Es ist einsichtig, daß das Fehlen von Kolonien eine verstärkte Binnensicht zur Folge
hatte. Doch profitierten davon in erster Linie die museal verankerten Fächer wie die
Völkerkunde und Volkskunde6 sowie die bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts
universitär etablierte Botanik.7 Das sogenannte Kronprinzenwerk, die 15bändige
Deskription der „Monarchie in Wort und Bild“, kann das Verdienst einer breiten
Illustrationssammlung für sich in Anspruch nehmen.8 Darin spiegelt sich die von
Kaiserhaus und Adel unterstützte Sammeltätigkeit von Objekten für Museen wie das k.
u. k. Naturhistorische Hofmuseum, das Museum für Völkerkunde und das Museum für
Österreichische Volkskunde wider.9
Eine Länderkunde der Monarchie kam in dem Vielvölkerstaat nicht mehr zustande.
Die Absicht von Albrecht Penck, eine zu schreiben, gelangte aufgrund seiner Berufung
nach Berlin nicht zur Ausführung.10 Die österreichische und die ungarische
Reichshälfte separierten sich seit dem Ausgleich mit Ungarn 1867 nicht nur in der
Wirtschaftspolitik voneinander, sondern auch in der Wissenschaftspolitik. Die wichtige
Institution des statistischen Dienstes wurde geteilt. Der Vielvölkerstaat der Monarchie
war nicht imstande, eine reichsübergreifende institutionelle Informationsstruktur des
Faches Geographie zu schaffen.11 Der Zerfall der Monarchie 1918 beendete die
Existenz des Großreiches, nicht jedoch das Ende des Entdeckungszeitalters. Einzelne
Österreicher haben bis herauf in die Nachkriegszeit beachtliche Leistungen vollbracht.
Verwiesen sei auf Alphons Gabriels Querung der Wüste Lut, die topographischen
Aufnahmen von Hans Bobek im Elbursgebirge und vor allem auf Hermann von
Wissmanns Forschungen in Arabien und in China.12
6
Die Völkerkunde der Monarchie wurde in den grundlegenden Werken des Freiherrn von CZOERNIG
Ethnographie der Österreichischen Monarchie, 3 Bände, Wien 1855-1857, sowie in Adolf FICKERs Die
Völkerstämme der österreichisch-ungarischen Monarchie, Wien 1869, ferner in dem großen Sammelwerk Die
Völker Österreich-Ungarns (15 Bände, Teschen 1881-1889), ausführlich behandelt.
7
Die Pflanzengeographie Österreich-Ungarns hat Anton Kerner von Marilaun begründet.
8
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Auf Anregung und unter Mitwirkung des
Kronprinzen Rudolf, Graz 1888 – 1891.
9
Seine Gründung geht auf Michael Haberlandt, einen Schüler von Albrecht Penck und Eugen Oberhummer,
zurück.
10
Das kleine Göschen-Bändchen von A. Grund (GRUND 1905) über die österreichisch-ungarische Monarchie
bietet nur eine erste Information.
11
In diesem Zusammenhang erscheint von Interesse, daß Eduard Brückner als Rektor der Universität Bern den
5. Internationalen Geographenkongreß 1891 in die Schweiz, Albrecht Penck im gleichen Jahr den Deutschen
Geographentag nach Wien geholt haben. 1912 hat Albrecht Penck als Vorsitzender des Zentralausschusses von
Berlin aus den Deutschen Geographentag unter dem Vorsitz Franz von Wiesers nach Innsbruck gebracht.
12
Hermann von Wissmann war einer der letzten Forschungsreisenden, die noch im Stil des zweiten
Entdeckungszeitalters in langen Karawanenreisen das Gesehene mit Bussole, Schrittmaß und Zeichenstift
festgehalten haben. Hingewiesen sei noch auf den Kartographen Erik Arnberger, der sich vor der Welle des
Tourismus in die Inselwelt des Indischen und Pazifischen Ozeans hineinbegeben hat, und dessen posthum von
seiner Frau Hertha ARNBERGER herausgegebenes Werk Die tropischen Inseln des Indischen und Pazifischen
Ozeans (Wien 1988) einen Überblick über 38.000 Inseln bietet. Die englische Übersetzung ist im Verlag der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Erscheinen.
5
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
3. Die Änderung der Basisideologien in der Mensch-Umwelt-Relation
In der Brückenfunktion der Geographie zwischen den Geowissenschaften und den
Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften (konkret: in der Erforschung der Beziehung
zwischen der natürlichen Umwelt – der Erde – und dem Menschen) haben sich seit der
Mitte des 19. Jahrhunderts die Sichtweisen grundlegend geändert. Schiebt man die
teleologische Perspektive von Carl Ritter, dem Begründer der Länderkunde, beiseite,
der die Erde als „Erziehungshaus für die Menschheit“ aufgefaßt hat, so war die
Weitsicht im 19. Jahrhundert weitgehend vom Determinismus, das heißt der
Auffassung von der Bestimmung des Menschen durch die natürliche Umwelt, geprägt.
Der erste Ausbruch aus der deterministischen Interpretation erfolgte in Richtung auf
einen Possibilismus durch die Kulturkreislehre Friedrich Ratzels, welche von großem
Einfluß auf alle Kulturwissenschaften gewesen ist, wonach Innovation und Diffusion
von Phänomenen als selbststeuernde Prozesse aufzufassen sind. Hugo Hassinger hat in
seinem Werk über Die Geographie des Menschen den Einfluß der Naturlandschaft auf
den Menschen (physische und psychische Anthropogeographie) und den Einfluß des
Menschen auf die Naturlandschaft und ihre Umgestaltung zur Kulturlandschaft
unterschieden. Ohne es explizit auszuführen, hat die sozialgeographische
Kulturstufenlehre von Hans Bobek bereits den Gedanken der schrittweisen
Emanzipation von der natürlichen Umwelt enthalten.
Inzwischen ist eine weitere Veränderung erfolgt. Die wissenschaftliche Frage ist
nicht mehr, welcher Wandel sich von der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft
vollzogen hat, wie dies noch bis herauf in die 60er Jahre der Fall war, sondern im
Gefolge der grünen Bewegung und der globalen Modelle wird nunmehr die Zerstörung
der biologischen Umwelt auf der Erde durch den Menschen in das Zentrum der
Aufmerksamkeit gerückt. Während sich die menschliche Gesellschaft in den
entwickelten Staaten zum Teil ein künstliches Klima der Behausung und Umwelt
schaffen konnte, haben Vegetation und Tierwelt tiefgreifende globale Zerstörungen
erfahren, Wasser und Luft sind durch Emissionen der modernen Industrien und
Technologien bedroht.
6
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
4. Die Änderung der Position gegenüber den Nachbardisziplinen
Die Kantsche Definition der Geographie als Raumwissenschaft und ihre Trennung von
der Geschichte bieten den Einstieg für eine Reihe von Urteilen und Annahmen.13
4.a. Die Trennung von raum- und sachspezifischer Forschung
Die Trennung zwischen raum- und sachspezifischer Forschung läßt sich, wie die
Wissenschaftsgeschichte belegt, nicht mittels wissenschaftstheoretischer Kriterien
festlegen, sondern vollzieht sich in Abhängigkeit von den wissenschaftlichen
Organisationsformen des jeweiligen politischen Systems und der darin agierenden
Wissenschaftler in den großen Sprachräumen der entwickelten Welt in recht
unterschiedlicher Weise. Sie folgt nämlich nicht zwangsläufig einer bestimmten Raumbeziehungsweise Sachthematik, sondern ist von den Persönlichkeiten abhängig, welche
imstande sind, zwischen Raum- und Sachthematik gelegene Forschungsstrukturen zu
schaffen und institutionell zu verankern. Es bestehen beachtliche Unterschiede
zwischen der deutschen und der nordamerikanischen Geographie, und zwar in der
physischen Geographie durch die frühe Verselbständigung der Morphologie von der
Geologie, und in der Geographie des Menschen durch die Begründung der
geographischen Stadtforschung an der Schnittstelle zur Architekturgeschichte und zum
Städtebau sowie weiters durch die Separierung der Sozialgeographie von der
Soziologie.
13
Immanuel Kant hat im preußischen Staat in den Jahren 1757 bis 1797 29mal sein Bildungskolleg
„Physische Geographie“ gelesen. Zitieren wir Kant: „Die Geographie betrifft Erscheinungen, die sich, in
Ansehung des Raums, zu gleicher Zeit ereignen. Nach den verschiedenen Gegenständen, mit denen sie
sich beschäftigt, erhält sie verschiedene Namen. Demzufolge heißt sie bald die physische, die
mathematische, die politische, bald die moralische, die theologische, litterarische oder mercantilische
Geographie. Die Geschichte desjenigen, was zu verschiedenen Zeiten geschieht, und welches die
eigentliche Historie ist, ist nicht anders als eine continuierliche Geographie, daher es eine der größten
historischen Unvollständigkeiten ist, wenn man nicht weiß, an welchem Orte etwas geschehen sei, oder
welche Beschaffenheit es damit gehabt habe. Die Historie ist also der Geographie nur in Ansehung des
Raumes und der Zeit verschieden. Wir können aber beides, Geschichte und Geographie, auch
gleichmäßig eine Beschreibung nennen, doch mit dem Unterschiede, daß erstere eine Beschreibung der
Zeit, letztere eine Beschreibung dem Raume nach ist.“ (zit. nach BECK 1973, S. 163)
7
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
4.b. Die Aufspaltung des Faches in Teildisziplinen
Die Fachentwicklung ist seit Kant durch eine schrittweise Verwissenschaftlichung
gekennzeichnet. Die Geographie löste sich als letztes großes Fach in einzelne
wissenschaftliche Teildisziplinen auf. Bei diesem Prozeß ist die geowissenschaftliche
Geographie vorangegangen, während der Vorgang der Aufspaltung des
humanwissenschaftlichen Teilbereiches in theoriegestützte Bestandteile bis zur
Gegenwart herauf anhält und noch nicht abgeschlossen ist. Dieser Unterschied kann
begründet werden: Alle Teilfächer der physischen Geographie, mit Ausnahme der
Morphologie, verfügen über systematische naturwissenschaftliche Nachbardisziplinen.
Im
humanwissenschaftlichen
Teilbereich
bestehen
dagegen
nur
zwei
„geowissenschaftlich“ fundierbare Subdisziplinen, nämlich die Siedlungsgeographie
(des ländlichen Raumes) und die Stadtgeographie. Letztere verfügt über eine sehr
komplexe Forschungsstruktur und stellt die theoretisch-methodisch am weitesten
ausgebaute Subdisziplin des Faches dar. Sie besitzt keine Nachbarwissenschaft, sondern
nur eine technische Siedlungslehre als Propädeutik an den Technischen Universitäten.
Ebenso wie die Morphologie weist sie eigene Theorien und Klassifikationssysteme
auf. Dementsprechend ist auch die Verselbständigung der geographischen
Stadtforschung als internationales Fach am weitesten fortgeschritten. Sie ist die
Wachstumsdisziplin par excellence und verfügt über ein breites Spektrum an
Zeitschriften.
Die noch sehr stark in der Tradition der historischen Kulturlandschaftsforschung
verankerte Siedlungsgeographie ist mit dieser zu den historischen Disziplinen
„abgewandert“, wo sich ein interdisziplinärer, von Historikern dominierter Verbund
rings um die Zeitschrift Siedlungsforschung entwickelt hat. Primär von systematischen
Nachbardisziplinen bestimmt sind dagegen die Bevölkerungsgeographie (vergleiche
den Beitrag von H. Fassmann in diesem Band) und die Wirtschaftsgeographie mit ihren
Teilbereichen.14
„Neue“ humanwissenschaftliche Geographien des Verhaltens, der Bildung sowie des
Arbeits- und Wohnungsmarktes sind durch den Import von Theorien aus
Nachbardisziplinen durch österreichische Geographen seit den 70er Jahren begründet
worden.15
14
Infolge der Einrichtung eines Ordinariats an der Exportakademie, der späteren Hochschule für
Welthandel und der heutigen Wirtschaftsuniversität in Wien, ist schon früh eine Aufgabenteilung
gegenüber den universitären Geographieinstituten eingetreten.
15
P. MEUSBURGER: Beiträge zur Geographie des Bildungs- und Qualifikationswesens. Regionale und
soziale Unterschiede des Ausbildungsniveaus der österreichischen Bevölkerung (= Innsbrucker
Geographische Studien 7), Innsbruck 1980; H. FASSMANN: Arbeitsmarktsegmentation und
Berufslaufbahnen. Ein Beitrag zur Arbeitsmarktgeographie Österreichs (= Beiträge zur Stadt und
Regionalforschung 11), Wien 1993; W. MATZNETTER: Wohnbauträger zwischen Staat und Markt.
Strukturen des sozialen Wohnungsbaus in Wien, Frankfurt a. M. u. a. 1991.
8
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
4.c. Der „geographische“ Maßstab
Die Frage des Raumes führt mit Notwendigkeit zur Frage, welcher Maßstab dem
Fach Geographie eigen ist. Beginnend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis
herauf an die Schwelle der Gegenwart, wurde der geographische Maßstab mit dem
Landschaftsbegriff identifiziert und etwa mit dem Maßstab 1:25.000 gleichgesetzt. In
dem genannten Zeitraum hat sich die Forschung in den physischen Nachbardisziplinen
der Geographie vom Makro- zum Mikromaßstab hin bewegt. Diese Aussage gilt für die
Vegetationsforschung, die Geologie, Petrographie, Mineralogie und Bodenkunde.
Technologische Fortschritte im Laboratorium, unter anderem das Elektronenmikroskop,
haben hierzu entscheidend beigetragen. Damit liegt die räumliche Bezugsebene bei der
empirischen Analyse in den Nachbarwissenschaften vielfach tiefer als in den jeweiligen
geographischen Teildisziplinen. Dies führt dazu, daß physische Geographen überall
dort, wo sich ihre systematischen Kontrahenten bereits auf den Mikromaßstab
hinbewegen, ebenfalls den Forschungsmaßstab tiefer legen müssen beziehungsweise
„übersprungene“ und datenmäßig nicht genutzte Räume besetzen.
Die Aussagen für die humanwissenschaftlichen Subdisziplinen und ihre
Nachbarfächer lauten anders. Bei diesen besteht eine deutliche Zweiteilung hinsichtlich
der Theoriehorizonte und des Forschungsmaßstabs. Zwei Disziplinen, nämlich die
Volkskunde und die Völkerkunde, haben sich bereits im 19. Jahrhundert klar unterhalb
des von der Humangeographie untersuchten Landschaftsmaßstabs im Realobjektraum
angesiedelt und eigene Forschungsclaims abgesteckt.
In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg ist im Zuge des Take-offs der
analytischen Geographie eine zweite Gruppe von Nachbarwissenschaften in engen
Kontakt mit der Geographie geraten. Ihre Hauptvertreter sind die Soziologie, die
Ökonomie und die Politologie. Ihre Theorien sind zum Großteil aräumlich
beziehungsweise bewegen sich dort, wo sie sich auf räumliche Einheiten beziehen,
zumeist im kleinen Maßstab von Staaten und Großregionen. Im Zuge der generellen
Wissenschaftsentwicklung folgen jedoch auch sie, allen voran die Soziologie, dem
Trend zur Forschungsarbeit in kleineren Räumen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die
Geoäste der genannten Nachbardisziplinen tiefere räumliche Bezugsebenen erreichen
werden. Damit wird ein Druck auf die benachbarten Teildisziplinen der Geographie
ausgeübt, deren gegenwärtiges Problem darin besteht, daß sie, um Theorien aus den
Nachbarwissenschaften integrieren zu können, wie die Wirtschaftsgeographie und
teilweise auch die Sozialgeographie, den geographischen Maßstab verlassen und eine
höhere räumliche Bezugsebene als Forschungsebene wählen müssen, und zwar
diejenige, auf der diese Nachbarwissenschaften operieren.
9
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Abb. 1:Geographischer Maßstab und aktuelle Theoriehorizonte von Nachbardisziplinen der Geographie
Mit der Abbildung 1 wird das immanente Problem der Forschungsstruktur der
Geographie offengelegt, wonach die einzelnen Teildisziplinen aufgrund des
notwendigen Konnexes mit den Nachbarwissenschaften in verschiedenen Maßstäben
arbeiten müssen.
Nun wäre es unrichtig, der Geographie des Menschen ein statisches Verharren auf
der Maßstabsleiste zuzuschreiben. Auch sie hat in der empirischen Forschung die
Maßstabsgrenzen in der Nachkriegszeit immer tiefer gelegt, und zwar über den
Katastermaßstab mit Parzellenschärfe zum Maßstab von 1:100 bei Haus- und
Wohnungsgrundrissen. Es wurde eine Maßstabsgrenze erreicht, welche sich nicht mehr
von den Arbeitsmaßstäben der Architekten, Völker- und Volkskundler unterscheidet.
In der Sozialgeographie haben sich die Untersuchungsobjekte von Sozialschichten
über Sozialgruppen bis zu Individuen hin verschoben, gleichzeitig wurden immer
diffizilere Fragen aus den Sozialwissenschaften aufgegriffen, wie Verhaltensmuster,
Aktionsräume, Lebensläufe, Wohnketten und so fort. Damit wurden an der Nahtstelle
zu den Sozialwissenschaften Terrains erreicht, bei denen sich die grundsätzliche Frage
stellt, ab und in welcher Weise räumliche Differenzierungen eher von systematischen
Nachbardisziplinen in eigenen Geoästen als Fragestellungen aufgegriffen und bearbeitet
10
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
werden sollten, beziehungsweise ob und inwieweit systematische Fragen bei einer
Integration in die Humangeographie einer besseren Lösung zugeführt werden können.
Es ist einsichtig, daß, solange das Verbundpotential von geowissenschaftlicher und
geistes- und kulturwissenschaftlicher Methodik von Geographen genutzt wird, diese
einen Vorteil überall dort besitzen, wo die Problemlösung das Wissen um räumliche
Strukturen voraussetzt, wie dies unter anderem bei Fragen der Raumforschung der Fall
ist.
4.d. Der Stellenwert von allgemeiner und regionaler Geographie
Die Kantsche Definition von der Geographie als Raumwissenschaft hat, verstärkt durch
ihre Funktion als Bildungsfach an der höheren Schule und in der Öffentlichkeit, zur
Auffassung geführt, daß die regionale Geographie, das heißt die Länderkunde, „die
Krönung des Faches“ darstellt. Derart wurde und wird die Entstehung immer weiterer
Subdisziplinen, das heißt „neuer Geographien“, von vielen Geographen mit Mißtrauen
betrachtet und diskriminiert. Andererseits ergab sich aus der bildungs- und
staatspolitischen Funktion der regionalen Geographie die Notwendigkeit einer
Popularisierung von Sachinhalten, welche die Vertreter von Subdisziplinen vielfach
dazu brachte, die regionale Geographie aufgrund „der Unwissenschaftlichkeit ihrer
Deskriptionen und des fehlenden theoretischen Überbaus“ abzulehnen.
In der Generationenfolge der universitären Geographie ist das Beispiel von Norbert
Krebs (1876-1947), dem Auslandsösterreicher und langjährigen Lehrkanzelinhaber in
Berlin, anzuführen, der nahezu ausschließlich Länderkunden geschrieben hat und für
den die Länderkunde nicht Gegenstand einer metatheoretischen Diskussion, sondern in
erster Linie ein Problem der Darstellung, das heißt der Herausarbeitung der jeweils
landesspezifischen Eigenart, gewesen ist. Umgekehrt haben sich am Berliner Institut in
Opposition zum Institutschef alle Dozenten auf Teilgebiete der Geographie spezialisiert
und neue Subdisziplinen geschaffen und damit die ersten zwei Jahrzehnte der
Nachkriegsentwicklung im deutschen Sprachraum (und darüber hinaus) entscheidend
bestimmt: Julius Büdel (1903-1983) die Klimamorphologie, Carl Troll (1899-1975) die
Landschaftsökologie, Hans Bobek (1903-1990) die Sozialgeographie. Herbert Louis
(1900-1985) etablierte sich in der Strukturmorphologie, Anneliese Krenzlin (19031993) in der historischen Siedlungsgeographie.
Der Rückblick auf eineinhalb Jahrhunderte Fachgeschichte führt zur Aussage eines
generationsweise erfolgten Wechsels der Präferenzen zwischen allgemeiner und
regionaler Geographie. In Zeiten politischer Umbrüche bei gleichzeitig akkumuliertem
neuem Wissen in den allgemeinen Disziplinen gehört die Abfassung von Länderkunden
zum Pflichtprogramm derjenigen, die über den Forschungsstand in den Subdisziplinen
Bescheid wissen und die regionale Darstellung als eine Aufgabe ansehen.
11
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Die Schaffung der Europäischen Union hat über den deutschen Sprachraum hinaus an
der Wende zum 21. Jahrhundert erneut eine Welle der Abfassung von Länderkunden
gebracht.16
II. Die politisch-institutionellen Perioden der Fachentwicklung in Österreich
l. Einleitung
Jede Wissenschaft bedarf der Institutionen, um Stabilität und Kontinuität der Forschung
zu erhalten und den „Fortschritt durch Irrtum“ zu finanzieren. Die Einrichtung von
wissenschaftlichen Institutionen ist in den abgelaufenen zwei Jahrhunderten eine
Angelegenheit des Staates gewesen. Der Staat hat in Österreich niemals das
Informationsmonopol aus der Hand gegeben und auch die Forschung entscheidend
durch seine Möglichkeiten zur Einrichtung und Finanzierung wissenschaftlicher
Institutionen bestimmt. Die Institutionsgeschichte der Wissenschaften kann daher nur
synchron zur politischen Geschichte des Staates geschrieben werden. Dies gilt auch für
das Fach Geographie. Entsprechend der politischen Entwicklung lassen sich vier
Perioden der institutionellen Entwicklung des Faches unterscheiden:
(1) Die Vorphase des aufgeklärten Absolutismus der Habsburgermonarchie bis zur
Mitte des 19. Jahrhunderts schuf die Grundlagen, welche die geographische Forschung
benötigt:
• exakte topographische Karten und
• statistische Daten über Bevölkerung, Siedlung und Wirtschaft.
Für diese Informationsblöcke entstanden die institutionellen Voraussetzungen
einerseits durch die Militärkartographie und andererseits durch die Einrichtung eines
statistischen Dienstes.
(2) Die liberale Gründerzeit war das Zeitalter der Industrialisierung und des
Eisenbahnbaus und das Zeitalter der staatlichen Gründungen von wissenschaftlichen
Institutionen, darunter auch zahlreiche geographische Lehrkanzeln.
(3) Der Zusammenbruch der Donaumonarchie, des größten Staates Europas, hat alle
Bereiche der Bevölkerung und Wirtschaft betroffen und änderte die
„Wissenschaftslandschaft“ grundstürzend. Alle wissenschaftlichen Einrichtungen im
Österreich der Jahre nach 1918/19 waren plötzlich zu groß dimensioniert und wurden in
die Krise hineingerissen. Die Erste Republik war ein krisengeschüttelter Kleinstaat.
16
Die wissenschaftliche Buchgesellschaft und der Verlag Klett in der Bundesrepublik Deutschland sowie
der Verlag Reclus in Frankreich haben kürzlich neue Reihen der Länderkunde eröffnet.
12
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Bereits im Jahr 1934, dann wieder 1938 und schließlich 1945 sind universitäre
Fachvertreter in den Strudel politischer Ereignisse geraten.17
(4) Die Zweite Republik konnte dank der ökonomischen Prosperität an der
universitären Gründungswelle der Nachkriegszeit in Europa partizipieren, wobei durch
die Gleichzeitigkeit einer egalitären Universitätsreform mit der Vermehrung der
universitären
Dienstposten
und
der
Gründung
von
außeruniversitären
Forschungseinrichtungen spezifisch österreichische Lösungen auch im Fach
Geographie entstanden sind.
2. Die Vorphase bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
Österreich hat sich am Kolonialzeitalter der europäischen Großmächte nicht beteiligt.
Es hatte im 18. und 19. Jahrhundert Aufbauarbeit in den weiten zum Teil verwüsteten
und siedlungsleeren Räumen der östlichen Reichshälfte zu leisten, welche Jahrhunderte
unter osmanischer Herrschaft gestanden hatten und „Entwicklungshilfe“ für alle
Bereiche der Wirtschaft ebenso benötigten wie den geordneten Ausbau von Siedlung
und Verkehr. Beamtenstand und Militär bildeten die Säulen für die Administration des
Großreiches. Die akribische Durchführung der statistischen Zählungen war ein
Verdienst des Beamtenstandes, die Schaffung der topographischen Grundlagen
dasjenige der Ingenieursoffiziere.
2.a. Militärkartographische Aufnahmen
Die Errichtung der kaiserlichen Ingenieurakademien in Wien und Brüssel (1717)
bildeten Marksteine für die Entwicklung einer wissenschaftlich begründeten
österreichischen Kartographie. Seit damals wurden in der Monarchie die
topographischen Aufnahmen als Teil der Offiziersausbildung durchgeführt. Infolge der
räumlich weitgespannten Politik der Monarchie erlangte die Militärkartographie
Österreichs europäische Bedeutung, denn wo immer Heere des Kaiserreichs
marschierten, machten Ingenieursoffiziere Landesaufnahmen.18
17
1934 Entlassung von Metz in Innsbruck, Machatschek in Wien; 1938 Außerdienststellung von Sölch,
Selbstmord Lichteneckers; 1945 Tod von Luzerna in Prag.
18
Die Militärkartographie erhielt ihre geodätische Grundlage durch den Jesuitenpater Josef Liesganig,
der Direktor der Wiener Sternwarte war. Auf Befehl Maria Theresias maß er 1762 eine Dreieckbasis bei
Wiener Neustadt, eine zweite in Marchfeld, 1769 zwei weitere Grundlinien in Ungarn. Ihm ist die erste
Gradmessung auf deutschem Boden zu verdanken (Meridianbogen Brünn/Varazdin); vgl. HASSINGER
1950, S. 98.
13
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Die planmäßige Aufnahme aller österreichischen Länder auf Blättern 1:28.800 begann
1763 und dauerte bis 1787. Sie ist als Josephinische Aufnahme in die Geschichte der
Kartographie eingegangen.19 Ein Jahrhundert später folgte die von Erzherzog Karl
angeregte Francisceische Aufnahme im Katastermaßstab 1:2.880, welche von 1860 bis
1869 ausgeführt wurde.20 Die Auswertung beider Aufnahmen und der Vergleich mit
Kartierungen im Gelände, um die Veränderungen der Kulturlandschaft zu untersuchen,
gehört seit Hugo Hassinger zum methodischen Repertoire der kulturgeographischen
Forschung.
Mit der Aufnahme und Herausgabe der topographischen Karten in der
Hochgründerzeit (1873-1889) in den Maßstäben 1:25.000 und 1:75.000 für die gesamte
Monarchie hat das k.u.k. militärgeographische Institut eine außerordentliche Leistung
vollbracht, welche mit der Kartierung der Britischen Inseln und dem Riesenwerk des
Indienatlas in der langen Regierungszeit von Königin Viktoria verglichen werden kann.
Die Tätigkeit des Militärgeographischen Instituts hat sich nämlich nicht auf die
Monarchie beschränkt. Die sogenannte Generalkarte von Mitteleuropa erstreckte sich
im Maßstab 1:200.000 über ganz Italien, umfaßte auch die Balkanhalbinsel und reichte
bis in die heutige Ukraine hinein.
2.b. Die Periode der Lexika
Bereits 100 Jahre vor der Einrichtung universitärer Institute, in der Periode des
aufgeklärten Absolutismus, hat die Monarchie die statistischen Grundlagen für die
politische Arithmetik geschaffen – eine Leistung, die nicht hoch genug einzuschätzen
ist. Synchron zu Katasterkarten, Stadtplänen und topographischen Karten erfolgten
topographisch genaue Zählungen der Siedlung, Bevölkerung und Wirtschaft durch den
statistischen Dienst. Sie bildeten die Grundlage für topographische Lexika und
Adreßbücher, welche zum Teil auch durch private Initiative entstanden sind.
Manufakturisten, Handel- und Gewerbetreibende sowie Unternehmer waren die
Interessenten. Im folgenden seien nur die wichtigsten topographischen Lexika für den
Gesamtstaat genannt: Bereits 1782 wurde von F. G. Hermann in Wien der
wirtschaftlich ausgerichtete Abriß der physikalischen Beschaffenheit der
österreichischen Staaten und des gegenwärtigen Zustandes der Landwirtschaft,
Gewerbe, Manufakturen, Fabriken und Handlungen in denselben herausgegeben; 1787-
19
Über 5.400 Originalblätter (Sektionen) dieses Werkes liegen im Wiener Kriegsarchiv. Die
Sektionsblätter der josephinischen Karte sind aquarellierte Handzeichnungen, die lange Zeit streng
geheimgehalten wurden.
20
Das für ihre Zeit vorbildliche Werk der francisceischen Katasterkarte 1:2.880 mit ihren „Fassionen“
wurde ebenfalls nicht gedruckt.
14
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
1791 erschien das sechsbändige Handbuch des österreichischen Staates von Ignaz De
Luca, Professor der Statistik an der Universität Wien (1746-1799); das Topographische
Postlexikon aller Ortschaften der kaiserlichen Erbländer in 24 Bänden wurde von
Christian Crusius in Wien von 1798-1828 herausgebracht.
Eine zweite Reihe von landeskundlichen Monographien stammt aus dem Vormärz.
G. W. Blumenbach verfaßte ein dreibändiges Werk des Fabrik- und Gewerbewesens im
österreichischen Kaiserstaat (Wien 1819-1824). Sein populärwissenschaftliches Werk
Neueste Gemälde der österreichischen Monarchie (Wien 1830-1833) erschien in
verbesserter zweiter Auflage 1837 in drei Bänden. Franz Raffelsberger (1793-1861)
veröffentlichte in Wien (1846-1853) das Geographische Lexikon des österreichischen
Kaiserstaates in 10 Bänden.
Der Begriff Geographie wurde zum erstenmal von Max Josef Freiherr von
Liechtenstern für das 1817/18 veröffentlichte dreibändige Handbuch der neuesten
Geographien des österreichischen Kaiserstaates verwendet.
3. Die Gründerzeit der wissenschaftlichen Institutionen in der österreichischungarischen Monarchie
Das liberale Zeitalter ist eine Periode des unglaublichen Aufbruchs aller
Wissenschaften und ebenso eine Periode der Neugründung von Institutionen gewesen.
Der hier extensiv gefaßte Begriff Gründerzeit (1848-1918) gilt nicht nur für die
Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Stadtentwicklung, sondern auch für die Entwicklung
der wissenschaftlichen Institutionen. Der Staat war zugleich Bauherr, Gründer und
Finanzier der Einrichtungen. In der Metropole Wien wurden zunächst die baulichen
Dimensionen gestaltet, die rechtlichen Normen festgesetzt und die Aufgaben der
Institutionen definiert, die nach 1867 von Budapest und schließlich von den
Hauptstädten der Kronländer nachgeahmt worden sind. In Wien entstanden um die
Mitte des 19. Jahrhunderts knapp nacheinander drei große staatliche
Forschungseinrichtungen: 1847 wurde die Österreichische Akademie der
Wissenschaften gegründet, 1849 die Geologische Reichsanstalt und 1851 die k.u.k.
Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus.
Zu den Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften gehörten von Anfang an auch
15
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Geographen.21 Die Akademie der Wissenschaften übernahm die wissenschaftliche
Schirmherrschaft über die bereits genannten Expeditionen, die Novara-Expedition und
die beiden Polarexpeditionen, und publizierte deren Ergebnisse. Sie förderte aber auch
die geologische Erforschung der Balkanländer und Griechenlands ganz wesentlich.22
Der Direktor der Geologischen Reichsanstalt, Franz von Hauer, brachte ab 1867 eine
geologische Übersichtskarte der Monarchie heraus. Anläßlich des 50jährigen
Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph (1898) erschienen die ersten Blätter der
geologischen Spezialkarte.
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus erlangte unter der Leitung
von Julius Harm (vergleiche III.1) Weltruf, wobei durch die Messungen auf den neu
eingerichteten Hochstationen des Obir (2047 m) und des Sonnblick (3105 m) bisherige
meteorologische Auffassungen grundsätzlich revidiert werden konnten. Um die
Jahrhundertwende bestanden 400 Stationen.23
Der geowissenschaftlichen Aufbruchsstimmung der frühen Gründerzeit, die sich in
den großen Weltumsegelungen (vergleiche I.2) äußert, entsprach es auch, daß an der
Wiener Universität 1851 bereits das erste Ordinariat für Geographie eingerichtet und
mit einem Naturforscher, Friedrich Simony, besetzt worden war – zu einem Zeitpunkt,
als in Deutschland nach dem Tode Carl Ritters kein einziger ordentlicher Lehrstuhl für
Geographie bestand.24
Nahezu zwei Jahrzehnte blieb die Wiener Lehrkanzel die einzige in der Monarchie.
Erst in der Hochgründerzeit (1870-1895), und somit um zwei Jahrzehnte später als die
Gründung der großen staatlichen Forschungseinrichtungen, setzte die große
Gründungswelle von geographischen Lehrkanzeln an den Universitäten ein. Ungarn
erhielt die erste Lehrkanzel für Geographie 1870 in Budapest, die zweite 1875 in
Klausenburg; in der österreichischen Reichshälfte wurde nach Wien zuerst 1877 ein
21
Bei der Gründung befanden sich unter 40 wirklichen Mitgliedern zwei Geographen: Adrian Edler von
BALBI, k. k. Rat in Mailand (er war Verfasser eines Atlas Ethnographique du Globe, London 1826
sowie eines Abrege de Geographie, London 1852; 8. Aufl. der deutschen Übersetzung neu bearbeitet von
F. HEIDERICH, Wien 1893 bis 1894, 3 Bände), und der Forschungsreisende Karl Freiherr von HÜGEL.
Eine der ersten Denkschriften der Akademie (1850) enthielt dessen Werk Das Kabulbecken und die
Gebirge zwischen dem Hindukusch und der Sutlej. Unter den gewählten ausländischen Ehrenmitgliedern
befanden sich Carl Ritter und Alexander von Humboldt (Berlin) und der Direktor des Geographischen
Instituts in Brüssel, Philip Maelen. Aktuar der Akademie wurde der Geograph Dozent Dr. Adolf
Schmidl.
22
Die Veröffentlichungen der Balkankommission, die südarabische Expedition, A. Musils Reisen in
Nordarabien sowie die Mission von R. Poech nach Südafrika sind hier zu nennen.
23
1865 wurde die Österreichische Gesellschaft für Meteorologie gegründet. Sie unterstützte und ergänzte
die Arbeiten der Zentralanstalt. Die von ihr herausgegebene Meteorologische Zeitschrift wurde das
führende Organ der meteorologischen Wissenschaft.
24
In Berlin war Heinrich Kippert zunächst nur als außerordentlicher Professor tätig, in Göttingen und
Breslau war die Geographie kein selbständiges Lehrfach, sondern mit Statistik (J. E. Wappaeus) und alter
Geschichte (Karl Neumann) verbunden.
16
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Lehrstuhl in Prag eingerichtet. Gleichzeitig entstanden Extraordinariate in Graz und
Krakau, 1880 weitere in Innsbruck und Czernowitz, die dann innerhalb weniger Jahre
in Ordinariate umgewandelt wurden; 1882 kamen Lemberg in Galizien und 1884
Agram (Zagreb) in Kroatien hinzu. Von der Fertigstellung des Gebäudes der Neuen
Universität an der Ringstraße profitierte die Wiener Universitätsgeographie. 1885
wurden nach der Emeritierung von Simony zwei Lehrkanzeln eingerichtet, und zwar für
„physikalische Geographie“ und für „historische Geographie“. Damit war die
institutionelle Gründungswelle der universitären Geographie abgeschlossen.
In der Spätphase der Gründerzeit (1890-1918) erfolgte 1893 die Gründung des
Hydrographischen Zentralbüros und damit die Organisation des hydrographischen
Beobachtungsdienstes in Österreich, der in weiterer Folge weniger den Interessen der
Binnenschiffahrt, sondern denen der Wasserwirtschaft und dem Hochwasserschutz
zugute gekommen ist.
Knapp vor der Jahrhundertwende, 1898, wurde in Wien die Exportakademie
errichtet und 1919 in die Hochschule für Welthandel umgewandelt. Die
Wirtschaftsgeographie verfügte zunächst über eine, später sogar über zwei Lehrkanzeln
Während die „Lehrkanzeln“ entsprechend ihrer Bezeichnung von Anfang an für die
„Lehre“ des jeweiligen Fachgebietes eingerichtet waren und ihnen nicht die Ressourcen
für Publikationen zur Verfügung standen, fiel die Aufgabe der Veröffentlichung von
wissenschaftlichen Informationen und Ergebnissen fachkonformen Vereinen zu, welche
von den damaligen politischen, ökonomischen und intellektuellen Eliten gegründet
worden waren.
Es war ein bemerkenswerter Zufall, daß nahezu gleichzeitig mit dem Handschreiben
von Kaiser Franz Joseph zur Entfestigung von Wien und zum Bau der Ringstraße,
nämlich am 26. 9. 1856, die kaiserliche Genehmigung der Statuten der k.u.k.
Geographischen Gesellschaft erteilt worden ist.25 J. Sölch, der erste Rektor der
Universität Wien nach 1945, schrieb in den Mitteilungen der Geographischen
Gesellschaft 1951 (Seite 4): „Die angesehensten Männer des Staates, hohe Militärs,
Admiralität, hohe Beamte, wissenschaftlich Interessierte des Hochadels, führende
Männer des Wirtschaftslebens waren an der Gründung beteiligt, selbst Mitglieder des
25
Die Gründung der Geographischen Gesellschaft in Wien erfolgte eine Generation später als in Paris
(1821), Berlin (1828) und London (1830). Zur Zeit der Gründung bestanden in Europa bereits 12
geographische Gesellschaften. Hugo Hassinger hat darauf hingewiesen (HASSINGER 1950, S. 100), daß
P. Marco Vinzenco Coronelli (1615-1718) schon um 1684 in Venedig eine Accademia Cosmografica
degli Argonauti zur Förderung der Herausgabe von Globen und Karten und zur Förderung der
Kosmographie geschaffen hat. Ein wechselvolles Schicksal führte herauf zur Gründung des CoronelliWeltbundes der Globusfreunde (1952), der noch heute in Wien besteht.
17
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Kaiserhauses, darunter Kronprinz Rudolf, befanden sich unter den Förderern.26
Dem Stil des Zeitgeistes entsprechend wurden Stiftungen eingerichtet und namhafte
Preise vergeben. Es entstand eine bedeutende geowissenschaftliche Vortragstradition,
welche fächerübergreifend Geologen, Botaniker, Geophysiker, Anthropologen und
Ethnologen vereinigte. Die engen wissenschaftlichen Beziehungen zu den großen
geowissenschaftlichen Institutionen, wie zur Geologischen Bundesanstalt und zur
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik sowie zum Militärgeographischen
Institut, äußerten sich im Wechsel der Präsidentschaft. Neben die 1856 gegründete k.k.
Geographische Gesellschaft in Wien trat 1872 die Ungarische Geographische
Gesellschaft in Budapest, 1904 die Böhmische Geographische Gesellschaft in Prag.27
4. Die Krise der Institutionen in der Ersten Republik
Der Zusammenbruch der Monarchie und der Fortbestand Österreichs als Kleinstaat
brachten nicht nur den Verlust der staatlichen Identität, sondern änderten auch den
Bedingungsrahmen dessen, was als staatsbürgerliche Erziehung und Bildung in den
Lehrbüchern der Monarchie verankert gewesen war. Die Verarmung des Adels und der
Unternehmerschaft sowie die Verluste der Positionen des Beamtentums in den weiten
Provinzen des Reiches gingen konform mit der Eliminierung der auf die politische
Vergangenheit des Großreiches bezogenen geographischen Inhalte aus den
Lehrbüchern.
Die Krise der Wirtschaft hatte eine dramatische Krise der Institutionen zur Folge.
Das Statistische Zentralamt, in der Monarchie eine der führenden Institutionen in
Europa, konnte die Volkszählungen des Kleinstaates in den Jahren 1923 und 1934 nicht
wie bisher durchführen und veröffentlichen. Die kartographische Landesaufnahme
verlor ihre militärische Funktion und war nicht einmal imstande, die topographischen
Karten evident zu halten. Die wissenschaftlichen Vereine, darunter auch die
26
1856 Gründungspräsident der Gesellschaft Wilhelm von Haidinger, Direktor der Geologischen
Reichsanstalt; 1859 der Ethnograph Karl Freiherr von Czoernig; 1861 der Reformator des wissenschaftlichen
Lebens in Österreich, Leo Graf Thun-Hohenstein; 1862 der Kommandant des Expeditionsschiffs „Novara“,
Bernhard Freiherr von Wüllersdorf-Urbair; 1864 der Orientforscher Theodor Kotschy; 1865 der
Feldzeugmeister Franz Ritter von Hauslab; 1866 der Direktor des Militärgeographischen Instituts Franz
Steinhauser; 1867 der Geologe Ferdinand von Hochstetter; 1882 Hans Graf Wilczek; 1889 der Direktor der
Geologischen Reichsanstalt Franz Ritter von Hauer; 1897 der Feldzeugmeister Christian Freiherr von Steeb;
1900 der Direktor der Geologischen Reichsanstalt Emil Tietze; (erst) 1907-1914 der Geograph Eugen
Oberhummer; 1915-1920 der Geograph Eduard Brückner.
27
Bezüglich der wissenschaftlichen Veröffentlichungen vergleiche HASSINGER 1950, S. 138. In diesem
Zusammenhang darf darauf hingewiesen werden, dass von den Fachzeitschriften die Mitteilungen der
Österreichischen Geographischen Gesellschaft in Wien die ältesten darstellen, welche nahezu gleichzeitig mit
Petermann’s Geographischen Mitteilungen begonnen wurden und zum Unterschied von diesen kontinuierlich
bis heute erscheinen. Erst seit 1866 wurde die Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin
herausgegeben.
18
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Geographische Gesellschaft, verloren mit der Verarmung von Adel, Unternehmern und
Beamten den Großteil ihrer Mäzene.
Der Zusammenbruch konnte jedoch eines nicht vernichten: das Wissen in den
Köpfen der Menschen, die die Chance gehabt hatten, noch in der Monarchie ihre
universitäre Ausbildung zu erhalten und in einem Vielvölkerstaat aufgewachsen zu
sein. Es gehört daher zu den interessanten Paradoxien, daß die Erste Republik, deren
Existenzfähigkeit von der Bevölkerung bezweifelt wurde, eine ganz erstaunliche
Anzahl von Wissenschaftlern in allen Sparten, darunter auch in der Geographie,
aufgewiesen hat. Die Besetzungslisten der österreichischen Universitäten in Wien, Graz
und Innsbruck während der Zwischenkriegszeit bezeugen dies nachdrücklich, enthielten
sie doch durchwegs Spitzenvertreter des Faches: Hugo Hassinger (Wien), Otto Maull
(Graz), Fritz Machatschek (Wien), Johann Sölch (Innsbruck, Wien), die nicht zuletzt
dank der großen, von ihnen verfaßten Handbücher ganz wesentlich zum Ansehen der
deutschsprachigen Geographie beigetragen haben (vergleiche Kapitel III).
Auf ein zweites, ebenso erstaunliches Phänomen sei hingewiesen: nämlich darauf, daß
die noch in der Gründerzeit geborene Generation von Geographen auch Herausgeber
und Autoren für die Reihe Enzyklopädie der Erdkunde gestellt hat, welche – was
ebenso erstaunlich war – von dem im deutschen Sprachraum immer noch renommierten
Verlag Deuticke in Wien herausgebracht worden ist. Alle wichtigen Bereiche der
allgemeinen physischen Geographie waren darin vertreten: Gletscherkunde,
Klimatologie, Morphologie.
5. Wachstum und Neugründung von Institutionen in der Zweiten Republik
Die entsprechend den staatlichen Grenzen erfolgte nationale Abkapselung der
geographischen Forschung wurde zu einem wesentlichen Merkmal der europäischen
Geographie in der Nachkriegszeit. Sprachbarrieren und Informationsvorsprung der mit
dem jeweiligen System vertrauten heimischen Geographen erschwerten größere
Forschungsvorhaben durch Ausländer vor allem auf dem humanwissenschaftlichen
Sektor. Dazu kam ein weiteres: Besaß nach dem Zerfall der Donaumonarchie der
Kleinstaat der Ersten Republik einen enormen Überhang an wissenschaftlichem
Potential und einschlägigen Eliten, nicht zuletzt auch in der Geographie, so wurde
dieses bedeutende Reservoir im Verlauf der Nachkriegszeit weitgehend verbraucht.
Österreich entwickelte sich zu einem Abwanderungsland für junge talentierte
Akademiker und Wissenschaftler aus allen Bereichen, während die Zuwanderung von
Wissenschaftlern aus dem westlichen Ausland im Verhältnis dazu unzureichend blieb.
Auch auf dem Felde der wissenschaftlichen Geographie haben sich die
Kommunikationsmuster zum Teil einseitig entwickelt. Konzepte und Methoden
strömten aus dem vielfach größeren Nachbarstaat Deutschland nach Österreich ein und
19
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
wurden häufig erst mit deutlicher Phasenverschiebung wirksam, während es
andererseits nur einzelnen Fachvertretern der österreichischen Universitäten gelungen
ist, jenseits der Grenze mit eigenen Forschungen zur Kenntnis genommen zu werden.
Diese Angleichung der wissenschaftlichen Kapazitäten an die Dimensionen eines
Kleinstaates vollzog sich dabei unter anderen ökonomischen Vorzeichen als in der
Ersten Republik. Das „österreichische Wirtschaftswunder“ folgte dem des benachbarten
westlichen Auslandes. Der generelle Wachstumsprozeß der Wirtschaft und die
allgemeine Wohlstandssteigerung führten zur Neugründung von Institutionen durch den
Staat. Österreich partizipierte an der europaweiten Neugründungswelle von
Universitäten. Auf der föderalistischen Struktur des Staates beruhten die Bestrebungen,
„jedem Bundesland seine Universität“ zu geben. 1964 wurde die Universität Salzburg
wiedereröffnet, 1972 die sozialwissenschaftliche Universität in Linz und 1978 die
bildungswissenschaftliche Universität in Klagenfurt gegründet. In Salzburg und
Klagenfurt
wurden
Geographische
Institute
eingerichtet.
Es
ist
die
„Heimkehrergeneration“ gewesen, auf deren Initiative die Neuerrichtung und
Ausstattung vieler Institute zurückgeht ebenso wie die Stärkung des inneruniversitären
Ansehens des Faches durch Rektoren und Dekane aus dem Fach Geographie.28
Der österreichische Staat übernahm auch die Förderung der Wissenschaft durch
öffentliche Fonds, darunter den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung,
der allerdings, anders als die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Bundesrepublik
Deutschland, keine „staatliche Exportförderung“ der Forschung für das Fach
Geographie betrieben hat, so daß Auslandsforschung und Überseeforschung in
Österreich weit weniger gefördert wurden als im Nachbarstaat Deutschland. Daraus
resultierte eine stärkere Bindung etablierter Wissenschaftler an den nationalen Rahmen,
wodurch die Herstellung des österreichischen Nationalatlasses ebenso möglich gewesen
ist wie ein stärkeres territoriales Engagement in angewandter geographischer
Forschung. Österreich weist institutionelle Sonderentwicklungen auf: dazu gehören,
erstens, die Errichtung einer Kommission für Raumforschung (1946) und die
anschließende Gründung des Instituts für Stadt- und Regionalforschung (1988) an der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften und, zweitens, die Einrichtung von
Studienzweigen für Angewandte Geographie, Raumforschung und Raumordnung sowie
für Kartographie an der Universität Wien (1972). Österreichische Geographen hatten
seit Hugo Hassinger29 einen wesentlichen Anteil an der Etablierung der Raumforschung
als universitären Fachs und als staatlicher Institution.30
28
Rektoren waren in der Nachkriegszeit: Kinzl und Fliri (Universität Innsbruck); Sölch und Spreitzer,
welcher einstimmig gewählt wurde, dann jedoch aus Gesundheitsgründen zurückgetreten ist (Universität
Wien); Scheidl (WU Wien); Lendl (Universität Salzburg).
29
1939 Übernahme der Leitung des Arbeitskreises Raumforschung an der Universität Wien.
30
Die Leitung der Österreichischen Raumordnungskonferenz liegt seit der Gründung in der Hand von
Geographen: zuerst Karl Stiglbauer, gegenwärtig Eduard Kunze.
20
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
III. Generationsfolgen und Schulen
1. Die Generationsfolge der geographischen Ordinariate an österreichischen
Universitäten
In der sozialwissenschaftlichen Biographie- und Lebenslaufforschung wird die Frage
nach der Abfolge der Generationen hinsichtlich Bildung, Vermögen, beruflicher
Profession und Lebensstilen gestellt. Im Hinblick auf die wissenschaftliche Welt geht
es dabei um Kontinuität und Wandel beziehungsweise um die Abkehr von traditionellen
und die Generierung von neuen Theorien, um methodischen Fortschritt und die
Operationalisierung von Fragestellungen.
Bei der Anwendung der Konzeption der Generationsfolge auf die
Wissenschaftsgeschichte der Geographie in Österreich im Zeitraum von eineinhalb
Jahrhunderten wurde versucht, die Abfolge der Generationen zu erfassen sowie die
Weitergabe und den Neuaufgriff von Themen zu spezifizieren. Es ist einsichtig, daß in
diesem Zusammenhang ein zweifacher Bezug herzustellen ist:
(1) zur generellen wissenschaftlichen Entwicklung und
(2) zum politisch-institutionellen Schicksal der einzelnen Generationen.
Die universitäre Gründungsphase der Geographie wird von den Mitgliedern der
Frontiergeneration getragen, die aus anderen Disziplinen gekommen sind und
Autodidakten waren. Hierzu die Beispiele aus dem benachbarten Deutschland:
Alexander von Humboldt (1769-1859) begann seinen Weg zur Geographie als
Botaniker, Carl Ritter (1779-1859) als Historiker, Adolf Stieler (1775-1883) hatte
Jurisprudenz studiert, bevor er die wissenschaftliche Atlaskartographie begründete.
Damit stehen am Beginn der Wissenschaftsgeschichte der Geographie drei Männer,
die noch im 18. Jahrhundert geboren wurden und deren wissenschaftliche
Lebensarbeitszeit zum Großteil vor dem Eisenbahnzeitalter gelegen ist. Mit einer
deutlichen Zäsur von zwei Generationen folgen die nächsten bedeutenden
Wissenschaftler, welche die Geographie im liberalen Zeitalter als universitäre
Profession eingerichtet haben. Auch ihre Hauptrepräsentanten sind Autodidakten
gewesen: Friedrich Ratzel (1844-1904) hat Pharmazie und Zoologie studiert, Joseph
Partsch (1851-1925) Geschichte, Siegfried Passarge (1866-1958) Medizin und
Geologie, Robert Gradmann (1865-1950) Theologie beziehungsweise Botanik und
Oscar Peschel (1826-1875) kam von der Journalistik. Als Beispiele der Herkunft aus
der Geologie sind Ferdinand von Richthofen (1833-1905) und Erich von Drygalski
(1865-1949) anzuführen. Diese „Immigranten“ aus anderen Disziplinen haben aus
diesen das wissenschaftliche Gepäck in Form von theoretischer Ausrüstung und
methodischer Praxis mitgebracht.
21
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Blenden wir an dieser Stelle die Fachgeschichte in Österreich ein. Sie beginnt später als
im Deutschen Reich mit der interessanten Persönlichkeit von Friedrich Simony (18131896), der ein halbes Jahrhundert nach Alexander von Humboldt und eine Generation
vor Friedrich Ratzel geboren wurde. Er war seiner Ausbildung nach Pharmazeut,
seinem persönlichen Hobby nach ein leidenschaftlicher Naturfreund und Alpinist. Mit
seiner Ernennung 1851 zum Ordinarius für Geographie in Wien wird die Schiene für
das Fach in die Zukunft gelegt. Die geographische Forschung in Österreich bleibt mit
den Geowissenschaften verkettet. Das belegt das Curriculum der Schüler von Friedrich
Simony, welche der Generation von Friedrich Ratzel angehören. Von den drei
wichtigen Schülern Simonys blieb nur Eduard Richter (1847-1905) im Fachgebiet der
Geographie. Julius Harm (1839-1921) habilitierte sich zwar 1869 bei Simony und
wurde 1874 zum ao. Professor für physikalische Geographie ernannt, wurde jedoch drei
Jahre danach zum Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus
bestellt und verlegte das Schwergewicht seiner Forschungen auf das Gebiet der
Klimatologie und Geophysik. Carl Diener (1862-1928) hatte ebenfalls bei Simony
studiert und sich 1885 im Fach Geographie habilitiert, 1893 wurde seine Venia auf
Geologie übertragen, 1903 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen, 1906 zum
ordentlichen Professor der Paläontologie. Ein weiterer Simony-Schüler, Alexander
Supan (1846-1920), eröffnete die Reihe von Geographen, welche die Möglichkeit einer
außeruniversitären Karriere bei Verlagen ergriffen haben.
Der Beginn der universitären Profession Geographie, das heißt die
Verwissenschaftlichung der Geographie als universitäre Forschungsdisziplin, hat sich in
Österreich einerseits im physischen Bereich auf der Grundlage der Geologie und
andererseits im humanwissenschaftlichen Bereich auf der Grundlage der
Sprachwissenschaft und Philologie vollzogen. Die Curricula belegen, daß die
Fachgrenzen weiterhin offen geblieben sind.
Als im Jahre 1885 Albrecht Penck (1858-1945), seinem Universitätsstudium nach
Geologe, als Nachfolger von Friedrich Simony zum ordentlichen Professor für
physikalische Geographie in Wien ernannt worden ist, war nicht vorherzusehen, daß
damit der „Stammvater der österreichischen Geographie“ berufen wurde, dessen
„Urenkel“ noch in der Gegenwart geographische Ordinariate besetzen. Albrecht Penck,
Ehrenmitglied der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften, hat eine mächtige und weit verzweigte Schule
hinterlassen, welche von seinen beiden Wirkungsstätten Wien und Berlin aus bis herauf
in die Zwischenkriegszeit und die ersten Jahre der Nachkriegszeit die physische
Geographie im deutschen Sprachraum entscheidend mitbestimmt hat (vergleiche III.3).
Der zweite universitäre Entwicklungsast kam von der Geschichtswissenschaft und
Philologie her. Franz von Wieser (1848-1923), der die Reihe der Ordinariate in
Innsbruck eröffnete, hat noch in seiner Abschiedsvorlesung betont, daß er immer
Historiker geblieben sei. Die Kenntnisse von Wilhelm Tomaschek (1841-1901), der
22
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
1885 auf die neu eingerichtete zweite Lehrkanzel für „Historische Geographie“ in Wien
berufen worden war, umfaßten vor allem die antike Literatur und Geschichte sowie das
weite Feld des Sprachvergleichs (vergleiche III.4). Auch der als Nachfolger von
Wilhelm Tomaschek 1901 berufene Otto Oberhummer (1859-1944) beschäftigte sich
mit der historischen Geographie unter Heranziehung von abendländischen und
orientalischen Quellen (vergleiche III.4).
Während es Albrecht Penck gelungen ist, in der Morphologie gleichsam in einem
Zug die weitgehende Abtrennung des jüngsten Abschnitts der Erdgeschichte, nämlich
des Zeitraumes des Quartärs, von der Geologie zu erreichen, hat dieser Vorgang der
Separierung der Geographie von der Geschichte, den Kant kategorisch postuliert hat, in
der Geographie des Menschen mehrere Generationen in Anspruch genommen, in denen
ein Heraufrücken des geographischen Zeithorizonts der Forschung erfolgt ist
(vergleiche III.4). Anders als in der physischen Geographie fehlt daher bei den
Vertretern der historischen Geographie die Kontinuität der Weitergabe von Ideen in der
Generationenkette des Faches und damit verbunden die Weitergabe des methodischen
Instrumentariums. Selbst der institutionell sehr engagierte und wissenschaftlich
talentierte Otto Oberhummer konnte keine Schule gründen. Es sind Penck-Schüler
gewesen, welche vor dem Ersten Weltkrieg die österreichischen Universitäten
besetzten, wie Franz Heiderich (1863–1926), der an der Exportakademie die
Geographie des Welthandels begründet hat, und Robert Sieger (1864-1926) in Graz, der
den Vorschlag von Albrecht Penck aufgegriffen hat, sich mit der Almwirtschaft zu
beschäftigen, welche Penck als Teilaspekt in den Überlegungen über die Tragfähigkeit
der Hochgebirge im Zusammenhang mit der Bonitierung der Erde wichtig erschienen
ist.
In der Generation der zwei Weltkriege hat sich die Professionalisierung des Faches
vollzogen. Es handelt sich um eine interessante Generation, welche den
technologischen Fortschritt von der Eisenbahn zum Flugzeug und zum Auto ebenso
miterlebte, wie den zweimaligen politisch-militärischen Zusammenbruch in
Zentraleuropa. Ihre Mitglieder waren noch im Großreich der Monarchie aufgewachsen,
hatten ihre professorale Karriere aber erst in der Zwischenkriegszeit gemacht. Sie
besaßen noch ein enzyklopädisches Fachverständnis und eine an den Dimensionen
eines Vielvölkerstaates orientierte Weitsicht, andererseits war ihnen nationales
Bewußtsein selbstverständlich. Noch nicht abgelenkt durch Massenmedien des
Rundfunks und Fernsehens nützten sie alle Chancen der Globalisierung der Printmedien
und Statistiken. Die meisten schrieben aus heutiger Sicht eine geradezu unglaubliche
Zahl von Handbüchern der allgemeinen und regionalen Geographie. Mehrere PenckSchüler befinden sich darunter: Norbert Krebs (1876-1947), der zuerst nach Würzburg,
dann nach Berlin als Nachfolger von Albrecht Penck berufen wird; Fritz Machatschek
(1876-1957), dessen Karrierepfad über Prag nach Wien und schließlich nach München
führt; Hugo Hassinger (1877-1952), der die Auslandsschleife über Basel und Freiburg
23
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
zurück nach Wien zieht und auf den als Begründer der Stadtgeographie und
Kulturlandschaftsforschung noch Bezug genommen werden wird; Johann Sölch (18831951), der von Innsbruck nach Heidelberg geht und von dort als Nachfolger von Fritz
Machatschek nach Wien berufen wird, und Otto Lehmann (1884-1941), der, an die TU
Zürich berufen, in der Schweiz bleibt. Schließlich ist noch Otto Maull (1867-1957), ein
gebürtiger Frankfurter, zu nennen, der den Ruf nach Graz erhält und mit dem die Reihe
der Penck-Schüler endet. Insgesamt sind acht Penck-Schüler Ordinarien an
österreichischen Universitäten gewesen.
Seit den 30er Jahren kommen andere Schulen bei den Besetzungen zum Zug, wie die
Hettner-Schule mit dem Landeskundler Friedrich Metz (1890-1969), der eine
Zwischenetappe seiner Berufskarriere in Innsbruck absolviert, beziehungsweise
Mitglieder der „Enkel-Generation“ von Albrecht Penck wie Hans Spreitzer (18971973), Sieger-Schüler, und Hans Kinzl (1898-1979), ein Sölch-Schüler. In einer Zeit
kärglicher finanzieller Mittel gelingt es nicht, den bedeutenden deutschen Arabien- und
Chinaforscher Hermann von Wissmann (1895-1979), der in Wien studiert und eine
beispielgebende Forschungsarbeit über das Bergbauernproblem im Ennstal vorgelegt
hat, nach Österreich zurückzuholen.
Die Generation des 20. Jahrhunderts, welche im Ersten Weltkrieg noch zu jung war,
um einberufen zu werden, bildet eine kleine Gruppe. Zu ihr gehörte Hans Bobek (19031990), der als Sölch-Schüler und damit Penck-Enkel im Stammbaum aufscheint. Er
wird zum Gründer der Sozialgeographie und zur dominierenden Persönlichkeit der
österreichischen Geographie in der ersten Hälfte der Nachkriegszeit. Hochbegabt,
konnte er sich vom Schicksal seiner Alterskohorte, welche zwei politische
Zusammenbrüche miterlebte, abkoppeln, deren Vertretern, wie Egon Lendl (19061989) und Herbert Paschinger (1911-1992), nur mehr eine späte innerösterreichische
Karriere offen stand. Die Berufungspolitik, das heißt die Realisierung von
Bestrebungen, österreichische Ordinariate mit eigenen Schülern zu besetzen, überließ
Hans Bobek in der Heimkehrergeneration einem anderen Sölch-Schüler, nämlich Hans
Kinzl in Innsbruck. Dessen Schüler besetzten mit Franz Fliri (geb. 1918) und Adolf
Leidlmair (geb. 1919) die Innsbrucker Ordinariate, mit Helmut Heuberger (geb. 1923)
das Salzburger Ordinariat. Relativ spät kam der soeben genannte Herbert Paschinger als
Kinzl-Assistent auf den Grazer Lehrstuhl.
Auf die Verdienste der Heimkehrergeneration, die zugleich eine Aufbaugeneration
war, wurde bereits hingewiesen. Es handelt sich um eine Alterskohorte mit einer sehr
großen Breite der Sichtweisen, vielfach noch ausgestattet mit einem von den
Mitgliedern der jüngeren Kohorten belächelten enzyklopädischen Fachverständnis und
mit großem topographischem Wissen. Sie hat den wissenschaftlichen Standard noch an
der Komplettheit und Akribie der Literaturzitate gemessen. Zudem sah sie sich mit der
„quantitativen Revolution“ des Faches konfrontiert, bei der sich einige Angehörige
dieser Forschergeneration als Spitzenreiter im deutschen Sprachraum etablieren
24
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
konnten.
Die finanziellen Engpässe für die Auslandsforschung haben in den ersten drei
Jahrzehnten der Nachkriegszeit eine Konzentration der Fachvertreter auf die Forschung
im eigenen Lande erzwungen. Daraus resultierte allerdings auch insofern eine
erfreuliche institutionelle Tatsache für die Geographie Österreichs, als dynamische und
talentierte Mitglieder der Babyboom-Generation des Dritten Reiches wichtige
Positionen in Regierungs- und Verwaltungsstellen innehatten. Als erstes ist die große
Bedeutung von Geographen in der österreichischen Statistik zu nennen, die zum Teil
durch das Fehlen demographischer Lehrkanzeln mitbedingt ist. Seit 1971 befindet sich
die Leitung der Großzählungen in Österreich in geographischer Hand (Heimold
Helczmanovszki, Nachfolger Richard Gisser). Damit wurden geographische
Konzeptionen bei der Primärerhebung und bei der räumlichen und sachlichen
Aggregierung der Daten in die österreichische Statistik eingebracht. Auch statistische
Landesämter werden von Geographen geleitet, ferner die Österreichische
Raumordnungskonferenz
(Eduard
Kunze),
eine
Verbindungsstelle
zum
Bundeskanzleramt, welche sehr wichtige Informationsaufgaben zwischen Wissenschaft,
Regierung und Verwaltung wahrnimmt – überdies sind Geographen in nahezu allen
Landesplanungsstellen tätig.
Auf den durch das UOG bewirkten institutionellen Bruch in der universitären
Entwicklung sei nur hingewiesen, jedoch nicht näher Bezug genommen. Es wollte die
Probleme der Massenuniversität lösen und hat im Verein mit dieser die Lebensform des
Gelehrten zerstört und aus den verbeamteten Wissenschaftlern Administratoren und
Instruktoren gemacht. Die zunächst erfreulich scheinende Vermehrung der
Dienstposten hat auf der Grundlage einer betonten Egalisierung von Professoren,
Assistenten und Studenten nicht den erwarteten qualitativen Aufschwung der
universitären wissenschaftlichen Forschung gebracht.31
2. Generationsfolge und Karrierepfade
Die Beantwortung der Frage nach der Generationsfolge und damit nach der Bildung
von Schulen findet in der Rekonstruktion der wissenschaftlichen Stammbäume ihren
Ausdruck. Die andere Seite derselben Medaille bilden die Aussagen über
Karrierepfade. Gerade für einen Kleinstaat wie Österreich ist die Frage nach dem
„Import“ und „Export“ von Wissenschaftlern von entscheidender Bedeutung, das heißt
einerseits die ausländische universitäre Nachfrage nach österreichischen
Wissenschaftlern, andererseits die Berufung ausländischer Wissenschafter auf
31
Bezüglich der Auswirkungen
LICHTENBERGER 1986.
des
Universitätsorganisationsgesetzes
1975
vergleiche
25
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
österreichische Lehrstühle. Im Fall der Geographen sind vier Typen von Karrierepfaden
zu unterscheiden:
(1) Berufungen von Geographen aus dem Ausland;
(2) ins Ausland berufene und dort verbliebene österreichische Geographen;
(3) österreichische Geographen mit Auslandsschleifen von unterschiedlicher Dauer,
welche an ausländische Universitäten berufen wurden und wieder nach Österreich
zurückgekehrt sind.
(4) Als „österreichische Lösungen“ werden die Pfade bezeichnet, bei denen sich die
gesamte Laufbahn an der Studienuniversität abgespielt hat und eine Hausberufung
beziehungsweise eine Berufung an eine andere österreichische Universität erfolgt ist.
Abbildung 2 belegt recht eindrucksvoll die Unterschiede der Karrierepfade in der
Generationsfolge.
Abb. 2: Karrierepfade in der Generationsfolge
Die institutionellen Anfänge der Fachentwicklung an den Universitäten waren durch
„österreichische Lösungen“ gekennzeichnet. Es gab weder Berufungen aus dem
Ausland, noch wurden Österreicher auf ausländische Universitäten berufen. Der Beginn
der Professionalisierung des Universitätsfaches Geographie war dagegen durch den
„Import“ von Wissenschaftlern aus dem Ausland gekennzeichnet. Es handelte sich um
sehr bedeutende Persönlichkeiten: um Albrecht Penck, der aus Sachsen stammte, Eugen
Oberhummer, der in München geboren wurde, und um den Baltendeutschen Eduard
26
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Brückner (1862-1927) aus Dorpat (heute Tartu, Estland). Diese Importphase, welche
mit dem Ausbau des Faches Geographie in der Hochgründerzeit verbunden war, blieb
allerdings ein einmaliges Ereignis.
Entsprechend dem Bedeutungsgewinn des Faches änderten sich die Karrierepfade in
der Generation der zwei Weltkriege entscheidend. Österreichische Geographen wurden
in beachtlicher Zahl auf Lehrstühle im deutschen Sprachraum berufen. In Österreich
selbst erfolgte keine Berufung ohne Auslandsschleife, als Beispiele seien Johann Sölch
und Hugo Hassinger angeführt. „Österreichische Lösungen“ fehlten, mit Ausnahme der
Hochschule für Welthandel.
In der schon vorhin erwähnten, zahlenmäßig kleinen Gruppe von Fachvertretern,
welche jener Generation des 20. Jahrhunderts angehören, die von 1914 bis 1918 noch
nicht zum Kriegseinsatz kam, änderte sich die Situation: „Österreichische Lösungen“
dominieren bei Angehörigen einer Alterskohorte, welche von den Effekten des NSRegimes und des Zweiten Weltkriegs betroffen war. Dies traf auch auf einen großen
Teil der Heimkehrergeneration des Zweiten Weltkriegs zu, bei der allerdings die Zahl
der Fachvertreter mit Auslandserfahrungen noch mit jener der in Österreich
verbliebenen nahezu gleichziehen konnte. Zur Babyboom-Generation des Dritten
Reiches und zur Nachkriegsgeneration sei eine aktuelle Querschnittsaussage formuliert:
Es ist ungewiß, ob von den ins Ausland Berufenen noch Kohortenmitglieder
zurückkommen werden. Bisher stehen sechs „Exporten“ nur zwei „Importe“ gegenüber.
Von neun Mitgliedern dieser Generation auf österreichischen Lehrstühlen weisen
sieben österreichische Karrierepfade und nur zwei Auslandsschleifen auf.
Überblickt man den gesamten Zeitraum, so sind zwei Aussagen abgesichert: Mit
Ausnahme der Professionalisierungsphase des Faches ist Österreich in der
wissenschaftlichen Geographie bis heute ein Land mit Exportüberschuß geblieben. Bis
herauf in die ersten Nachkriegsjahrzehnte hat die eiserne Regel gegolten, daß
Auslandserfahrung eine unabdingbare Voraussetzung für eine Rückberufung bildet. Sie
wurde erst in der Wachstumsphase der Universitäten in den 70er Jahren partiell außer
Kraft gesetzt. „Österreichische Lösungen“ für Ordinariate und der Export von
Wissenschaftlern auf ausländische Ordinariate ohne allzu große Rückkehrchancen
stehen einander gegenüber.
Österreichische Geographen haben im abgelaufenen Jahrhundert, wie aus der obigen
Aufstellung zu entnehmen ist, eine beachtliche Anzahl von Lehrstühlen in der
Bundesrepublik Deutschland und in der Schweiz innegehabt. Insgesamt handelt es sich
um 20 Institute, wobei an manchen Instituten im Laufe der Zeit mehrere österreichische
Ordinarien der Geographie tätig waren, wie zum Beispiel in Freiburg, Heidelberg und
Frankfurt (vergleiche Abbildung 3)
27
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Abb. 3: Österreichische Geographen auf Ordinariaten im Ausland im 20. Jahrhundert
28
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
3. Biographien von Gründerfiguren
Albrecht Penck (1858-1945) – Begründer der Morphologie und Eiszeitforschung in
Wien und Berlin
Wien war um die Zeit der Jahrhundertwende mit dem Dreigestirn Albrecht Penck,
Eduard Suess und Julius von Hann ein Zentrum der europäischen Geowissenschaft in
den Fächern Morphologie, Geologie und Meteorologie. Albrecht Penck, seiner
Herkunft nach ein Sachse, gehört zu den zahlreichen ausländischen Wissenschaftlern,
welche die kaiserliche Weltstadt Wien in der Gründerzeit angezogen hat. Hochbegabt,
widerlegt Albrecht Penck bereits mit 19 Jahren durch Beobachtung von nordischen
Basalten in den eiszeitlichen Ablagerungen im Leipziger Raum in seiner ersten
wissenschaftlichen Arbeit die herrschende Drifttheorie zur Erklärung der
Inlandeisvergletscherung. In München schreibt er mit 24 Jahren sein erstes großes
Werk: Die Vergletscherung der deutschen Alpen, ihre Ursachen, periodische
Wiederkehr und ihr Einfluß auf die Bodengestaltung (1882), und legt darin die
Grundstrukturen seines späteren Werkes über Die Alpen im Eiszeitalter (1901-1909)
fest.
Pencks Karriere ist ein Beispiel für die Chancen von Hochbegabten in der
Gründerzeit. Mit 25 Jahren wird er in München als Privatdozent für Geographie
habilitiert, mit 27 Jahren (1885) auf die Lehrkanzel für physische Geographie als
Nachfolger von Friedrich Simony in Wien berufen.
In der Wiener Zeit begründet Penck mit dem Werk Die Alpen im Eiszeitalter, in dem
Eduard Brückner die Gletscher der Nordschweiz, das Schweizer Rhonegebiet und die
Gletscher der Südalpen westlich der Etsch behandelt, seinen internationalen Ruf. In
Wien verfaßt er, einer Aufforderung Friedrich Ratzels folgend, in mehr als zehnjähriger
Arbeit das erste Lehrbuch der systematischen Morphologie der Erdoberfläche, in dem
nicht nur die Morphographie, sondern auch die Morphometrie und Fragen der
Geophysik behandelt werden. In die Wiener Zeit fallen damit die Hauptleistungen von
Albrecht Penck:
• die Trennung der Morphologie von der Geologie und ihre Etablierung als
geographische Subdisziplin mit der Aufgabe der Klassifikation, Beschreibung und
Erklärung der endogenen Oberflächenformen der Erde sowie
• die Erforschung des Eiszeitalters in Hinblick auf Morphologie, Stratigraphie,
Chronologie, Klimatologie und prähistorische Archäologie. Über die Erforschung
der eiszeitlichen Phänomene hinaus gelang damit die Abtrennung des Quartärs als
jüngsten Teils der Erdgeschichte von der historischen Geologie und Paläontologie
und dessen Etablierung als interdisziplinären, stark von der Geographie dominierten
Forschungsbereichs.
29
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Albrecht Penck (1858-1945)
Quelle: Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Wien,
Band 88-90 (1945-1948)
30
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
In der Wiener Zeit entstehen von Penck angeregte und geförderte Arbeiten zur
hydrographischen Erforschung von Seen, Flüssen32 und Karstgewässern.33 In
Fortführung der Untersuchungen von Friedrich Simony und in Zusammenarbeit mit
Eduard Richter in Graz entsteht der Atlas der österreichischen Alpenseen. Darüber
hinaus werden Seenstudien zur Untersuchung des Problems der Klimaschwankungen
durchgeführt.34 Albrecht Penck war auch der Mitbegründer der biologischen Station
Lunz.
Entsprechend seiner globalen Weitsicht forderte Albrecht Penck bereits 1891 auf
dem internationalen Geographenkongreß in Bern die Herstellung einer Weltkarte im
Maßstab 1:1.000.000 und erlebte 1909 die Genugtuung, daß das internationale MapKomitee sich über das entsprechende Programm einigen konnte.
1906 wird Albrecht Penck als Nachfolger Ferdinand von Richthofens an die
Universität Berlin berufen.35 Sein internationaler Ruf wächst, als er von dort 1908 als
Austauschprofessor nach Amerika geht und andererseits William Morris Davis nach
Berlin zu Vorlesungen kommt, dessen morphologische Zyklustheorie rasch Eingang in
deutsche Lehrbücher findet. In Berlin setzt Albrecht Penck das Entdeckungszeitalter auf
dem Lande, auf den Weltmeeren und in der Antarktis fort. Bereits in Wien hat sich
Penck mit Adriaforschung beschäftigt, in Berlin übernimmt er die Direktion des
Museums für Meereskunde und kann bei der Schaffung einer Professur für
Meereskunde seinen Wiener Schüler Alfred Merz vorschlagen, dem er auch die Leitung
des Museums überläßt. Mit der Antarktisforschung hat sich Penck ebenfalls schon in
Wien beschäftigt, er führt sie in Berlin fort. Die beispielgebenden Forschungsfahrten
der „Meteor“ verdanken nicht zuletzt ihm ihre Verwirklichung.
Die Ereignisse des Krieges und der Folgejahre veranlassen Albrecht Penck, sich mit
Fragen der politischen Geographie zu beschäftigen. Auf ihn geht der Begriff
„Zwischeneuropa“ zurück. Sehr ausführlich befaßt sich Penck mit der Frage der
Tragfähigkeit der Erde, die er als ein Hauptproblem der physischen
Anthropogeographie auffaßt.36 In seiner ersten Arbeit schätzt Penck die größtmögliche
Bevölkerung der Erde auf rund 8 Milliarden, nach ihm kommt Fischer zu bloß 6,2
Milliarden, Hollstein dagegen zu 13,3 Milliarden, und zwar aufgrund des Hektarertrags
der nutzbaren Fläche. In der zweiten Arbeit schreibt Penck: „als Lebensfläche kann
man heute das gesamte Gebiet der Erdoberfläche ansehen, die Grenzen der Ökonomene
sind gefallen“. Mit der Untersuchung der Tragfähigkeit der Erde hat Albrecht Penck
32
Zur Hydrographie des fließenden Wassers wurden berühmt gewordene Untersuchungen von V.
Ruvarac (Elbe in Böhmen) und P. Vujevic (Theiß) durchgeführt.
33
Zur Karstforschung sind die Arbeiten von J. Cvijic, N. G. Kleb, A. Grund und seine eigenen Beiträge
zur Karsthydrographie anzuführen.
34
Am Neusiedler See durch Anton Swarovski, an den innerafrikanischen und den hocharmenischen Seen
durch Robert Sieger.
35
Penck lehrte bis 1926 in Berlin und war 1917 Rektor.
36
Vgl. PENCK 1925 und PENCK 1941.
31
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
eine neue immanente Fragestellung in der Geographie eröffnet.
Versucht man ein wissenschaftliches Persönlichkeitsprofil von Penck zu zeichnen,
so wäre meines Erachtens der Lorenzsche Satz von der „Freude an der gekonnten
Bewegung“ in abgewandelter Form auf ihn anzuwenden. Es war die „Freude an der
gekonnten Beobachtung“ ideal-typisch definierter Sachverhalte der realen physischen
Objektwelt, welche als ganz entscheidender Motor des wissenschaftlichen Arbeitens
fungiert hat. Alfred Penck besaß die intuitive Fähigkeit, in der explorativen
Feldforschung äußerst rasch die Schlüsselstellen für das Erkennen der Zusammenhänge
zu finden und das Puzzle der Beobachtungen in globale Modelle einzufügen.
Von seinen Schülern sind die Anforderungen beschrieben worden, die er stellte:
scharfe Problemstellung, gründliche Beobachtung, völlige Vertrautheit mit der
einschlägigen Literatur, kritisches Urteil, Kombinationsgabe, unermüdliche Arbeit,
körperliche Leistungsfähigkeit und Ausdauer, volle Hingabe an das Fach, aber
keineswegs Beschränkung auf dieses.
Eine Vorstellung vom Einfluß Albrecht Pencks auf die Geographie im deutschen
Sprachraum gibt Abbildung 4, aus der ersichtlich ist, wie von Wien aus in erster Linie
der süddeutsche Raum, von Berlin aus Norddeutschland unter Pencks „Kontrolle“ bei
der Berufungspolitik geraten ist.
Die zwei Jahrzehnte akademischer Tätigkeit in Wien sind die wissenschaftlich
besten Jahre von Albrecht Penck gewesen. Aus allen Teilen des Vielvölkerreiches
strömten ihm talentierte Studierende zu, ebenso aber auch aus dem Ausland, besonders
aus den Balkanstaaten, die damals noch keine eigenen Hochschulen besaßen.37
37
Im folgenden die Liste von Pencks Schülern: Die ersten waren nicht viel jünger als er selbst: E.
Brückner, R. Sieger, F. Heiderich, J. Müllner, J. Cvijic, A. E. Forster, V. Ruvarac, A. Swarovsky und A.
Becker. Einer späteren Reihe gehörten an: N. Krebs, F. Machatschek, A. Grund, H. Hassinger, R.
Luzerna, R. Hödl und R. Rothaug. Die Folge seiner Wiener Schüler schließt mit G. Götzinger, A. Merz, J.
Sölch, O. Lehmann, M. Kleb und L. von Sawicky. Seine beiden Assistenten, die beiden Simony-Schüler
Philip Paulitschke und Carl Diener, waren gleichzeitig Privatdozenten. Auch aus dem Ausland kam eine
Reihe von Schülern: der Wiener Schüler Pencks, J. Cvijic, wurde der bedeutendste Geograph
Jugoslawiens. Stepan Rudnyckj wirkte in der Ukraine, in Utrecht Oestrijch, in Japan Jamasaki, um nur die
bekanntesten zu nennen. Von den ausländischen Studenten in Berlin ist noch auf die Italiener R. Almagia
und G. Bainelle hinzuweisen, ferner auf den Franzosen E. de Martonne sowie auf J. E. Rosberg, A.
Watanabe und den schon erwähnten L. von Sawicky.
32
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Abb. 4: Albrecht Pencks Schüler in Wien und Berlin auf Ordinariaten im deutschen Sprachraum
Hugo Hassinger (1877-1952) – Begründer der Wiener Schule der Stadt- und
Kulturgeographie
Die Leistungen von Hugo Hassinger liegen auf dem Gebiet der Geographie des
Menschen. In seinem umfassenden Beitrag zum Handbuch der geographischen
Wissenschaft repräsentiert er sich als letzter Vertreter einer enzyklopädischen
Fachtradition, welche er in das Gebiet der Geographie des Menschen hineingetragen
hat. Der Ratzelschen Kulturkreislehre folgend, spannte er den globalen Bogen der
33
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Information von der Rassenlehre, Völkerkunde, Volkskunde bis zu den Kapiteln über
Bevölkerung, Siedlung, Wirtschaft und Verkehr. Das Werk ist ein Schlußstein einer
Epoche. Es dokumentiert den Forschungsstand auf allen genannten Gebieten in der
Zwischenkriegszeit, das heißt vor mehr als zwei Generationen.38
Hugo Hassinger (1877-1952)
Quelle: Bibliothek der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
38
HASSINGER 1933.
34
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Hugo Hassingers Arbeiten sind als Zeitdokumente aufzufassen. Das gilt vor allem für
seine Forschungen über das donauländische Grenz- und Inseldeutschtum, das durch die
politischen Ereignisse fast vollständig vernichtet wurde. Methodisch beispielgebend
blieb der Stil seiner kulturgeographischen Arbeiten, allen voran sein eigenes
kunstgeographisches Werk über den alten Baubestand in Wien,39 ferner die Einführung
der Isochronenmethode in der Stadtgeographie und die Verwendung eines
Assoziations- und Sukzessionsprinzips in der soziographischen Analyse von Städten,
mit dem er das Konzept der sozialökologischen Schule von Chicago bereits
vorweggenommen hat, jedoch ohne es als allgemeines Prinzip herauszustellen.
Hugo Hassinger war in seinem Denken Enzyklopädist, und in diesem Geist hat er
stets die Ideen von umfassenden Regionalatlanten zu verwirklichen getrachtet
(vergleiche IV.2). Mit seinem in Anmerkung 39 genannten kunsthistorischen Atlas der
Stadt Wien ist er der Begründer des Denkmalschutzes und schließlich ebenso der
Raumforschung in Österreich gewesen.
Hugo Hassingers Karrierepfad gehört einer späteren Generation als der von Penck
an. Die Zahl der Assistentenstellen war in der Spätgründerzeit unzureichend, die
Bezahlung schlecht, das Curriculum führte über das Mittelschullehramt und die
Habilitation und war durch die Hoffnung auf eine Berufung mitmotiviert. Hassinger
promovierte 1902 bei Penck mit Geomorphologische Studien aus dem inneralpinen
Becken und seinem Randgebirge (veröffentlicht 1905), deren sorgfältige
morphometrische Deskription ihre Gültigkeit nicht verloren hat. 1903 legte Hassinger
die Lehramtsprüfung für Mittelschulen ab und wurde Lehrer am Gymnasium zuerst in
Mährisch-Weißenkirchen (bis 1906), dann in Wien. 1914 habilitierte er sich als
Mittelschullehrer mit Die mährische Pforte und ihre benachbarten Landschaften. 1916
erschien der oben erwähnte Kunsthistorische Atlas.
1918 wurde Hassinger zunächst als außerordentlicher, dann als ordentlicher
Professor an die Universität Basel berufen. Hier konnte er bereits sein institutionelles
Engagement beweisen. Er wirkte als Dekan, war Mitbegründer der GeographischEthnographischen Gesellschaft in Basel, leitete eine Zeitlang die Naturforschende
Gesellschaft und entwarf ein Programm der Haus- und Siedlungsforschung für die
Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde. In Basel schrieb Hassinger die
Länderkunde der Tschechoslowakei (1925).
Berufungen an die Universitäten Frankfurt am Main, Graz und an die Hochschule für
Welthandel lehnte er ab, doch folgte er 1927 einer Berufung an die Universität
Freiburg. Hier behandelte er für das Werk von R. Kjellen Die Großmächte vor und
nach dem Weltkrieg (1930) Österreich-Ungarn beziehungsweise die Nachfolgestaaten
sowie Frankreich und Italien und verfaßte Die geographischen Grundlagen der
39
Kunsthistorischer Atlas der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien mit Verzeichnis der
erhaltenswerten Kunst- und Naturdenkmale des Wiener Stadtbildes (= Österreichische Kunsttopographie
XV), Wien 1916.
35
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Geschichte, welche 1931 erschienen. Im gleichen Jahr wurde er als Nachfolger von
Eugen Oberhummer nach Wien berufen. In Wien schrieb er „Die allgemeine
Geographie des Menschen“ (1933) in Klutes Handbuch der Geographischen
Wissenschaften (vergleiche Anmerkung 38).
Institutionell war Hugo Hassinger auch in Wien außerordentlich aktiv. Er betrachtete
es als Aufgabe der Geographie in Österreich, vor allem den europäischen Osten, und
hier insbesondere die deutsche Kulturleistung, zu erforschen. Bereits 1931 begründete
er die Südostdeutsche Forschungsgemeinschaft an der Universität Wien und konzipierte
den Atlas des Donauraums, welcher freilich erst in der Nachkriegszeit von seinem
Schüler Josef Breu – anders strukturiert – im Institut für Südosteuropaforschung
herausgebracht werden konnte (Breu 1970 – 1989).
1939 übernahm er die Arbeitsgemeinschaft für Raumforschung an der Universität
Wien und veröffentlichte 1940 gemeinsam mit Fritz Bodo den Burgenlandatlas, der
dieses jüngste Bundesland Österreichs zu einem der besterforschten Gebiete gemacht
hat. Hugo Hassinger verstand es, diesen Arbeitsbereich nach dem Zweiten Weltkrieg in
Form einer Kommission an die Österreichische Akademie der Wissenschaften
hinüberzuretten. In dieser begann er 1951 den Atlas von Niederösterreich, der von
seinem Schüler Arnberger nach seinem Unfalltod fertiggestellt worden ist.
In der Notzeit der unmittelbaren Nachkriegsjahre gelang es Hugo Hassinger ferner,
die maßgeblichen wissenschaftlichen Vereinigungen Österreichs in dem „Notring der
wissenschaftlichen Verbände Österreichs“ zusammenzufassen, der die Forderungen der
Wissenschaft bei den Behörden und der Regierung vertrat.
In einem seiner letzten Werke hat Hugo Hassinger Österreichs Anteil an der
Erforschung der Erde (1950) in dokumentarischer Form festgehalten. Die ungemein
zahlreichen, teilweise unveröffentlichten Berichte, kritischen Referate, Gutachten,
Eingaben an Behörden und Denkschriften über die verschiedensten Angelegenheiten
sind für Hugo Hassinger ebenso bezeichnend gewesen wie seine wissenschaftlichen
Arbeiten.
Aufgrund der persönlichen Ideologie als Anhänger einer großdeutschen Lösung in
der Ersten Republik und seines Engagements in Fragen des deutschen Volkstums in
Südosteuropa ist Hugo Hassinger, meines Erachtens völlig zu Unrecht, in der deutschen
Wissenschaftsgeschichte stiefmütterlich behandelt worden.40 Er war der letzte
bedeutende Fachvertreter mit einem enzyklopädischen Wissen über „Die Geographie
des Menschen“ auf der Erde. Einerseits dem klassischen historischen
Kulturlandschaftsparadigma verpflichtet, war er andererseits ein zu früh Geborener, um
mit gesellschaftsrelevanter Forschung in die Politik in größerem Maße hineinwirken zu
können.
40
Vergleiche G. HEINRITZ, G. SANDNER, R. WIESSNER (Hg.): Der Weg der deutschen Geographie.
Rückblick und Ausblick, Stuttgart 1996.
36
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Hans Bobek (1903-1990) – Begründer der Sozialgeographie
Am 15. Februar 1990 starb der emeritierte ordentliche Universitätsprofessor für
Geographie DDr. h.c. Hans Bobek im 87. Lebensjahr. Die deutschsprachige Geographie
verlor einen Gelehrten, welcher das Weltbild einer Disziplin mitgestaltet hat. Die von
Bobek Anfang der 50er Jahre entwickelten „Gedanken über das logische System der
Geographie“41 haben das bereits ältere Landschaftskonzept von Otto Schlüter zur
Basisideologie des Faches im deutschen Sprachraum gemacht.42 Noch einmal wurde die
bereits im Handbuch der Geographischen Wissenschaft, herausgegeben von Fritz Klute
(2 Bände, Potsdam 1933), in der Zwischenkriegszeit faßbare Aufspaltung der
Geographie in weitgehend unabhängige Geoäste von systematischen Disziplinen zu
überspielen versucht. Der Einbruch des neuen, in der angelsächsischen Welt
entstandenen Paradigmas der analytischen und quantitativen Geographie auf dem Kieler
Geographentag 1968,43 wo neomarxistische und „analytische“ Studenten vereint gegen
die klassische Geographie zu Felde zogen, wurde von dem nahezu 70jährigen in der
Abschiedsvorlesung „Die Entwicklung der Geographie – Kontinuität und Umbruch“44
mit der Akzeptanz des Pluralismus des wissenschaftstheoretischen Zugangs in der
Geographie quittiert.
41
BOBEK 1957.
BOBEK, SCHMITHÜSEN 1949.
43
Vgl. LICHTENBERGER 1978.
44
BOBEK 1972.
42
37
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Hans Bobek (1903-1990)
Quelle: Photo Fayer, Wien
38
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Die Kapitelüberschriften in der Wissenschaftsgeschichte der Geographie gelten heute
dem Sozialgeographen Hans Bobek und damit dem Begründer einer neuen
Forschungsperspektive.45 In Fortführung der Ideen von Max Weber und Werner
Sombart hat er aus seiner Forschungserfahrung im Vorderen Orient auf der Metaebene
die
Theorie
des
Rentenkapitalismus46
konzipiert,
welche
aus
der
47
Entwicklungsländerforschung nicht mehr wegzudenken ist. Allerdings hat Hans
Bobek seine zahlreichen neuen Ideenskizzen niemals selbst in eine Forschungsstrategie
umgesetzt. Man kann auch nur vermuten, daß er möglicherweise eine „Arbeitsteilung“
mit der Münchener Schule der Sozialgeographie48 akzeptiert hat, welche in induktiver
Tradition den methodischen Zugang auf der Mikroebene von Sozialgruppen wählte,
deren Details Hans Bobek „niemals so genau wissen wollte“.
Über der Etikettierung als Sozialgeographen wird im Falle von Hans Bobek gerne
übersehen, daß dieser – seiner Zeit weit voraus – mit seiner Dissertation über
Innsbruck49 die funktionelle Sichtweise von Städten und die Stadt-Umland-Forschung
begründet hat.50 Erstmals hat er verschiedene Modelle von Stadt-Land-Beziehungen,
insbesondere mono-funktionelle Revierbildungen, untersucht51 und schließlich Walter
Christallers zentralörtliche Theorie52 nicht nur kritisch ergänzt, sondern mit der
Zentrale-Orte-Forschung an der Kommission für Raumforschung der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften eine Grundlage für die Regionalplanung und
Raumplanung in Österreich geschaffen.53
Nur in Stichworten können die Stationen des Karrierepfads nachgezeichnet werden.
Das Studium an der Innsbrucker Universität (1921-1926 – Geographie, Geschichte,
Sozialwissenschaften) begründete zwei Forschungslinien: mit der Untersuchung der
Stadt vor der Haustüre der Universität die funktionelle Stadtforschung, fortgeführt in
späteren Lebensjahrzehnten als Zentrale-Orte-Forschung, und unter dem Einfluß von
Johann Sölch, auch motiviert durch die Freude am Alpinismus, die Beschäftigung mit
der Quartärforschung.54 Mit 28 Jahren von Norbert Krebs nach Berlin (1931-1939/40)
auf eine Assistentenstelle geholt, erhielt Hans Bobek damit die Chance, an das damals
45
BOBEK 1948.
BOBEK 1974.
47
BOBEK 1962.
48
K. MAIER, R. PAESLER, K. RUPPERT, F. SCHAFFER: Sozialgeographie. Das Geographische
Seminar, Braunschweig 1977.
49
BOBEK 1928.
50
BOBEK 1927.
51
BOBEK 1938.
52
BOBEK 1967.
53
BOBEK, FESL 1978 und 1983.
54
H. BOBEK: Die jüngere Geschichte der Inntalterrasse und der Rückzug der letzten Vergletscherung im
Inntal, in: Jahrbuch d. Geol. Bundesanstalt, Wien 1935, S. 135-189.
46
39
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
führende Geographische Institut zu kommen und in den Kreis von jungen
Wissenschaftlern zu gelangen, die nach dem Krieg die Fachentwicklung im deutschen
Sprachraum entscheidend bestimmt haben.55 Der Standort Berlin bot die Möglichkeit
zur Auslandsforschung. Hans Bobek wählte den Orient, im speziellen den Iran, da hier
„erst wenige Geographen gearbeitet hatten“, ferner fand er einen ausgezeichneten
Lehrer des Persischen. Mit dieser Entscheidung hat der damals Dreißigjährige den
regionalen Schwerpunkt der eigenen Forschung – vermutlich ohne dies voraussehen zu
können – für sein Leben fixiert.56
Die Jahre des Zweiten Weltkrieges bedeuteten für Hans Bobek nicht
wissenschaftlich verlorene Jahre. Er hatte vielmehr das Glück, durch die Tätigkeit bei
der militärgeographischen Abteilung des Oberkommandos des Heeres (1940-1943) und
durch die Leitung der Arbeitsgruppe über den Vorderen und Mittleren Orient, später
auch über Nordafrika, Zugang zu allen damals verfügbaren Karten, Luftbildern,
gedruckten und ungedruckten Texten gewinnen zu können. Hier schrieb er die
„Soziallandschaften des Orients“, ein Manuskript, das leider nie gedruckt worden ist,
als Grundlage der späteren sozialgeographischen Arbeiten. Seit 1944 bei den
Kommandos der Forschungsstaffel, von Rußland bis Jugoslawien und Norditalien, zum
Schluß in Prag, konnte er seine geographischen Kenntnisse erweitern. Zusammenarbeit
und Gespräche mit ökologisch ausgerichteten Botanikern, wie Heinz Ellenberg und
Josef Schmithüsen, öffneten ihm den Zugang zu einer geoökologischen Fragestellung,
die in eigenen Forschungen im Iran einen Niederschlag fand.57
Die erste Berufung in der Nachkriegszeit führte Hans Bobek nach Freiburg (19461948). Hier schrieb er als Mittvierziger die bahnbrechenden Aufsätze „Die Stellung und
Bedeutung der Sozialgeographie“, „Soziale Raumbildungen am Beispiel des Vorderen
Orients“58 und „Die Landschaft im logischen System der Geographie“. Nach einem
kurzen Zwischenspiel an der Wirtschaftsuniversität Wien (1949-1951) wurde er
schließlich als Nachfolger von Hugo Hassinger an das Geographische Institut der
Universität Wien berufen (1951-1971). Er kam in eine institutionelle und personelle
Konstellation, die das letzte Drittel seines wissenschaftlichen Lebens entscheidend
bestimmt hat, einerseits durch die Übernahme der Kommission für Raumforschung an
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (1954) und andererseits durch die
55
Vgl. LICHTENBERGER 1984.
Forschungsreisen im Iran: 1934 (8 Monate), 1936 (3 Monate), 1956 (7 Monate gemeinsam mit dem
Limnologen H. Löffler), 1958/59 (mehrere Reisen und Gastprofessur an der Universität Teheran), 1975
(1 Monat), 1978 (1 Monat); daraus ging die Publikation von H. BOBEK: Iran. Probleme eines
unterentwickelten Landes alter Kultur (1962), hervor.
57
Ders.: Die natürlichen Wälder und Gehölzfluren Irans, in: Bonner Geogr. Abh., H. 8, Bonn 1951;
Beiträge zur klimaökologischen Gliederung Irans, in: Erdkunde VI (1952), S. 65-84.
58
Dieser Aufsatz erschien als Tagungsbericht Dt. Geographentag München 1948, Landshut 1951.
56
40
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
intensiven persönlichen Kontakte mit Erik Arnberger59 und Rudolf Wurzer.
Für Rudolf Wurzer entwarf Hans Bobek das Konzept des ersten regionalen
Planungsatlasses (über das Lavanttal), unterstützte den nach Wien berufenen Professor
für Städtebau und Raumplanung bei der Gründung der Österreichischen Gesellschaft
zur Förderung von Landesforschung und Landesplanung60 und ließ sich zur Mitarbeit
an einem umfangreichen Gutachten für die Regierung Klaus gewinnen.61 1955 faßte
Hans Bobek seinen Entschluß, gemeinsam mit Erik Arnberger einen Nationalatlas der
Republik Österreich herauszugeben.62
Als Obmann der Kommission für Raumforschung der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften (1954-1983)63 gelang es Hans Bobek trotz sehr bescheidener Mittel,
die intellektuelle Elite der Aufbaugeneration in allen mit räumlichen Fragestellungen
arbeitenden Disziplinen zur Mitarbeit am Atlas der Republik Österreich zu gewinnen.
Nahezu fünfzig Karten wurden hierbei von ihm selbst mitstrukturiert. Originelle und
erstmalige Darstellungen gelten wichtigen Themen, wie den Klimatypen, der
ökologischen Gesamtwertung, den Gemeindetypen, den Zentralen Orten und den
wirtschaftsräumlichen Strukturen. Mit diesem Atlas und den damit verbundenen
Publikationen hat Hans Bobek im letzten Drittel seines wissenschaftlichen Lebens ein
singuläres Dokument für die räumliche Kenntnis des österreichischen Staates
geschaffen.64
59
E. LICHTENBERGER: Erik Arnberger-Nachruf, in Almanach der Österr. Akademie der
Wissenschaften 138 (1988), S. 409-418.
60
Umbenannt in Österreichische Gesellschaft für Raumforschung und Raumplanung; Auflösung der
Gesellschaft 1990.
61
So erschienen von H. BOBEK in R. WURZER (Hg.): Strukturanalyse des österreichischen
Bundesgebietes (= Schriftenreihe d. Österr. Ges. f. Raumforschung und Raumplanung 2 [1979]) folgende
Beiträge: Ausgliederung der Strukturgebiete der österreichischen Wirtschaft, S. 451-460; Die zentralen
Orte und ihre Versorgungsbereiche, S. 475-504.
62
Österreichs Regionalstruktur im Spiegel des Atlas der Republik Österreich, in: MÖGG 117 (1975), S.
117-164.
63
H. Bobek oblag die Herausgabe sowie die wissenschaftliche entwurfskartographische Gesamtleitung
des Atlas der Republik Österreichs, ferner die Herausgabe der Schriften der Kommission für
Raumforschung und der Beiträge zur Regionalforschung.
64
H. BOBEK: Österreichs Regionalstruktur im Spiegel des Atlas der Republik Österreich, in: MÖGG
117 (1975), S. 116-164.
41
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
4. Schulen und Forschungsstränge: Ein Rückblick
Die oben herausgearbeitete beherrschende Rolle der Penck-Schule hatte Konsequenzen
für die „Normalkarriere“ und damit den Forschungsstil. Es gehörte bis herauf zur
Heimkehrergeneration zur „Normalkarriere“, zuerst auf dem Gebiet der physischen
Geographie gearbeitet zu haben und sich erst dann, wenn überhaupt, in das Gebiet der
kultur- und sozialwissenschaftlichen Geographie hineinzubewegen. Dies war eine
Voraussetzung dafür, informative Länderkunden schreiben zu können.65 In der
wissenschaftlichen Grundhaltung der geowissenschaftlichen Geographen dominierte
ein „schlichter“ Positivismus – „schlicht“ deswegen, da wissenschaftstheoretische
Überlegungen hinsichtlich der Einbindung von Wissenschaftlern in die gesellschaftspolitischen Ideologien nicht stattgefunden haben. Daraus resultierte mit Notwendigkeit
eine „naive“ Sichtweise gegenüber politischen Fragestellungen, wie sie vor allem in der
Zwischenkriegszeit gegenüber der damals boomenden Geopolitik von seiten der
gleichfalls boomenden politischen Geographie an der Tagesordnung gewesen sind.
Albrecht Penck hat – ebenso wie vor ihm schon Ferdinand von Richthofen in Berlin
– wesentliche Merkmale der geologischen Forschung in die Geographie eingebracht.
Das bedeutete: Die Kenntnis der vorliegenden Literatur über die Forschung wurde als
„Pflicht“ in den wissenschaftlichen Ehrenkodex integriert, der Feldforschung absolute
Priorität gegenüber sekundären Quellen eingeräumt, die kartierende Aufnahmetechnik
weiterentwickelt und ausgebaut. In der Glazialmorphologie und Quartärforschung sind
damit analog zur Deckentektonik bestimmte Aufschlüsse zu Kernstücken der
prozessualen Erklärung avanciert.
Die Forschungsfragen selbst haben sich in der Generationsfolge geändert
beziehungsweise grundsätzliche Fragen sind durch dokumentarische Publikationen zu
einem gewissen Abschluß gelangt. Im folgenden einige Stichworte zu den Klassikern:
Am Anfang steht das Werk von Albrecht Penck und Eduard Brückner Die Alpen im
Eiszeitalter (1901-1909), in dem am Beispiel der Alpen die bis heute gültige
Viergliederung der Eiszeit und die Formenserie einer Eisstromvergletscherung belegt
worden sind. Die Auffassung Pencks vom „gewaltigen“ Ausmaß der Glazialerosion
wurde in der Modellstudie von Johann Sölch über Fluß- und Eiswerk in den Alpen
(1937) entscheidend revidiert. Die Thematik der geologisch-tektonisch bedingten, sehr
unterschiedlichen regionalen Morphogenese der Großformen der Erde hat Fritz
Machatschek in dem zweibändigen Werk Das Relief der Erde (1. Auflage 1937)
aufgearbeitet und damit als international interessantes Thema abgeschlossen. Bereits
zwei Jahrzehnte später wurde von Julius Büdel, der dem Berliner Kreis um Norbert
Krebs angehörte, das Handbuch der Klima-Geomorphologie (1977) mit der neuen
Fragestellung der klimatisch bedingten Formen der Erdoberfläche herausgebracht, an
65
Nur zwei Schüler von Hugo Hassinger haben nicht physisch-geographisch gearbeitet: Egon Lendl und
Josef Matznetter.
42
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
der sich freilich österreichische Morphologen nur mehr als Mitläufer beteiligt haben.
Durch die beschriebene Normalkarriere erfolgte ein Transfer der positivistischen
Grundhaltung und der geowissenschaftlichen Methodik in die Geographie des
Menschen. Allerdings sonderten sich dabei von Anfang an „Kerndisziplinen“, wie die
Stadtgeographie und die Kulturlandschaftsgeographie, von den „Randdisziplinen“ der
Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Verkehrsgeographie ab, in denen das
Landschaftsparadigma von Hans Bobek (vergleiche III.1), und damit auch die
Kartierung
von
im
Realobjektraum
identifizierten
Typologien
und
Klassifikationssystemen, stets nur randständige Bedeutung hatte und Statistiken das
Grundgerüst der Informationen bildeten.
Die Kartierung hat als geowissenschaftliche Methode zum erstenmal in Hugo
Hassingers Kunsthistorischer Atlas der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien
(1916) ihre Effizienz bewiesen, als sie zur Herausarbeitung der sozialhistorischen
Wohnbautypen eingesetzt worden ist. Damit wurde der Grundstein für die Wiener
Schule der Stadtgeographie gelegt. Bereits seit dem Zweiten Weltkrieg und dann in der
Nachkriegszeit sind Luftbildauswertung und -interpretation66 sowie Techniken des
Remote Sensing – als „Kartierung vom Schreibtisch“ aus – geowissenschaftliche
Methoden von wachsender Bedeutung geworden und haben der Forschung eine neue
Dimension eröffnet.
Während die geowissenschaftlichen Subdisziplinen der Geographie keine
Schwierigkeiten
hatten,
eine
„glückliche
Ehe“
mit
geographischen
Informationssystemen und Datenbanken einzugehen, ist die Entwicklung im Bereich
der Geographie des Menschen seit dem Kieler Geographentag 1968 und dem
gleichzeitigen Auftreten der Analytik und des Neomarxismus durch einen Bruch
gekennzeichnet, der nur teilweise durch die Generierung eines neuen
Primärforschungsstils überwunden werden konnte.67 Von diesem Bruch sind zwei
Strukturen betroffen:
(1) Das Verhältnis der Geographie des Menschen zur Zeitdimension und
(2) das Verhältnis zu den Nachbardisziplinen.
ad (1): Das Verhältnis der Geographie des Menschen zur Zeitdimension
Grundsätzlich führte der Weg in den abgelaufenen eineinhalb Jahrhunderten zu einer
Verschiebung auf der Zeitachse von einer bis in die Prähistorie und die antiken
Hochkulturen zurückreichenden „historischen Geographie“ über mehrere Etappen bis
herauf zur geographischen Zukunftsforschung. Hierzu einige Stichworte.
66
H. BOBEK: Luftbild und Geomorphologie - Luftbild und Luftbildmessung, Nr. 20, hg. v. Hansa
Luftbild, 1941, S. 8-160.
67
LICHTENBERGER 1984 und LICHTENBERGER 1990.
43
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Die Kenntnisse von Wilhelm Tomaschek, der 1885 auf die neu eingerichtete historischgeographische Lehrkanzel in Wien berufen worden ist, umfaßten vor allem die antike
Literatur und Geschichte sowie das weite Feld der Sprachvergleichung: er besaß
ausgedehnte Kenntnisse der indogermanischen und uralaltaischen Sprachen, ebenso
aber auch des Arabischen. Sein Arbeitsfeld war der Orient; er studierte die historische
Topographie Kleinasiens auf der Grundlage von römischen und mittelalterlichen
Quellen. Sein wissenschaftliches Anliegen in der historischen Geographie basierte auf
linguistischer Grundlage.
Eugen Oberhummer, der Zeitgenosse von Albrecht Penck, der 1901 nach dem Tode
von Wilhelm Tomaschek berufen wurde, war einer der letzten deutschen Vertreter der
historisch ausgerichteten Geographie, der zur klassischen Altertumswissenschaft und
zur Geschichte der Erdkunde in der Kartographie enge Beziehungen unterhielt. Er
brach eine Lanze dafür, daß die Anthropogeographie sich der Methoden bedienen muß,
welche die historischen Wissenschaften, wie die Archäologie, die Epigraphik, die
Numismatik sowie die Sprachwissenschaften, an die Hand geben. In diesem Sinne wird
von ihm die historische Geographie als raumbezogene Alte Geschichte verstanden.
Das Heraufrücken der Forschung in der Zeitachse vollzog dann der Penck-Schüler
Alfred Grund (1875-1914, gefallen), der mit seinem viel zu wenig beachteten Buch Die
Veränderungen der Topographie im Wiener Walde und Wiener Becken (1901) die
mittelalterliche
Wüstungsforschung
als
Teil
der
historischen
Kulturlandschaftsforschung in einem interdisziplinären Forschungsterrain begründet hat
und in einer Zeit ethnisch determinierter historischer Flurforschung nachweisen konnte,
daß Haus und Hofformen nur mit großer Einschränkung zur Feststellung ethnischer
Raumgliederung verwendbar sind. Bei der Bearbeitung der Blätter von Niederösterreich
des Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer (Richter 1903) wurde erkannt,
daß die Grenzen der Sprengel der Hohen oder Blutgerichtsbarkeit weit dauerhafter sind
als die Grenzen anderer räumlicher Gliederungen – so etwa die des Herrschaftsbesitzes,
der Niedergerichtsbarkeit oder der Pfarreinteilung – und mit den alten Grafschaften und
vielfach mit den Gauen zusammenfallen.
Hugo Hassingers globale Sichtweise, die er in mehreren Büchern niedergelegt hat,
ist durch die folgenden Sätze im geographischen Einleitungsband zur Geschichte der
führenden Völker belegt: „Aufgabe einer historischen Geographie muß es sein, die
Kulturlandschaften vergangener Zeiten zu rekonstruieren und aus den kulturellen und
politischen Verhältnissen ihrer Entstehungszeit zu erklären. Aufgabe einer
Anthropogeographie ist es, die heutige Kulturlandschaft als ein Compositum von
ererbten und entstandenen Formen zu betrachten.“ (Hassinger 1953, S. 6f.)
Schulebildend war auch sein bereits genannter kunsthistorischer Atlas von Wien
(Anmerkung 39), der seine Fortsetzung in den Baualterplänen der österreichischen
Städte und im ländlichen Raum in der Siedlungs- und Flurformenkarte von Adalbert
Klaar gefunden hat. Gleiches gilt ferner für die zahlreichen auf der Auswertung des
44
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Josephinischen und Franzisceischen Katasters beruhenden Arbeiten seiner Schüler,
welche einen spezifischen Stil der österreichischen Kulturlandschaftsforschung
begründet haben.
Mit der Übernahme des Paradigmas der analytischen Geographie in den 70er Jahren
änderte sich der Zeitbegriff grundlegend. Die Zeit wird zu einer Variablen der
Systemanalyse. Diese Tatsache hat begreiflicherweise Vertreter der klassischen
Kulturlandschaftsforschung verstört, sie hat andererseits durch den Einbau von
Prognosetechniken auch der Geographie den Weg zur Zukunftsforschung geöffnet.
Damit ist es möglich geworden, die Frage nach der programmierten und der ungewissen
Zukunft der Gesellschaft in den räumlichen Kontext zu stellen. Österreichische
Geographen haben als erste im deutschen Sprachraum eine geographische
Zukunftsforschung etabliert (vergleiche IV.4).
ad (2): Die Veränderung des Spektrums der Nachbarwissenschaften der Geographie des
Menschen
Sie vollzog sich in drei Etappen. In der ersten Etappe, welche bis zu Hassingers
Anthropogeographie heraufreicht, bestanden engste Verbindungen zur Völkerkunde
und Volkskunde. Noch Friedrich Ratzel konnte eine dreibändige Völkerkunde
herausgeben.68 Die Basislektüre der Jahrgänge unmittelbar vor und nach dem Zweiten
Weltkrieg bildete das Handbuch der Geographischen Wissenschaft von Klute, in dem
Hugo Hassinger den Beitrag „Geographie des Menschen“ geschrieben hat, mit
Schnittstellen zur Rassenlehre, Anthropologie, Völkerkunde und Volkskunde.
Mit der Sozialgeographie von Hans Bobek verschiebt sich das Spektrum der
Nachbarwissenschaften. Völkerkunde und Volkskunde rücken aus dem Gesichtskreis
der Humangeographie. Die Soziologie wird zur wichtigsten Nachbarwissenschaft und
bleibt es vielfach bis heute.
Eine Vorstellung von dem breiten gegenwärtigen Spektrum der systematischen
Disziplinen bietet die Stadtgeographie. Sie stellt derzeit die am weitesten entwickelte
Subdisziplin des Faches dar. Die Abbildung 5 dokumentiert das Spektrum der
Nachbarwissenschaften der klassischen und der analytischen Stadtgeographie.69
68
Leipzig 1885/88; 2. Auflage in 2 Bänden, Leipzig 1894/95. Diese enge Beziehung dokumentiert auch
der Vortrag von Eugen Oberhummer über "Völkerpsychologie und Völkerkunde" bei der feierlichen
Sitzung der Akademie der Wissenschaften am 31. Mai 1922. Darin verweist er auf die Entstehung des
Begriffes Völkerpsychologie. Dieser wurde durch Moritz Lazarus geprägt, der sich mit dem Verhältnis
von Geographie und Psychologie beschäftigt hat.
69
E. LICHTENBERGER: Stadtgeographie I - Begriffe, Modelle, Prozesse, 3. Aufl., Stuttgart 1998.
45
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Abb.5: Das Spektrum der Nachbarwissenschaften der klassischen und der analytischen Stadtgeographie
Auf der Grundlage des Stadtlandschaftskonzepts hat bereits Hugo Hassinger eine
Brücke zum Städtebau geschlagen. Darüber hinaus bestehen in der historischen
Stadtlandschaftsforschung enge Beziehungen zu den historischen Disziplinen. Dem
stehen andererseits die Verbindungen der analytischen Stadtgeographie zur Regional
Science, Stadtwirtschaftslehre, analytischen Psychologie und Verhaltensforschung
gegenüber. In der angelsächsischen Welt entstand zuerst ein fächerübergreifender
Zitierverbund, in dem die Grenzen zwischen räumlich und systematisch orientierter
Forschung verschwunden sind. Er ist inzwischen auch im deutschen Sprachraum
vorhanden.
46
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
IV. Ausblick: Die Chancen der geographischen Forschung in einem Kleinstaat
Die Schlußfrage des vorliegenden Beitrages ist zweigeteilt. Sie lautet:
1. Worin besteht das Forschungsprofil der Geographie in der österreichischen
Wissenschaftslandschaft?
2. Welche Chancen hat die österreichische Geographie, im gegenwärtigen Prozeß
der Globalisierung der Wissenschaft mitzuhalten? Welche Forschungsfelder haben
Zukunft?
1. Das Forschungsprofil der österreichischen Geographie
Das Forschungsprofil der österreichischen Geographie weist mehrere Kennzeichen auf:
a. Bemerkenswert ist die bis zur Gegenwart heraufreichende Allianz von Geographie
und Kartographie, welche durch die technologisch neuen Schienen von Fernerkundung
und Geographischen Informationssystemen (GIS) erweitert worden ist.
b. Forschungsfelder mit Zukunft – so lautet die These – sind abhängig von den
natürlichen Ressourcen des Staates und den historischen Mehrwertpositionen, welche
europäisches Format besitzen. Sie liegen im traditionsreichen Untersuchungsterrain vor
der Haustüre der österreichischen Universitäten, wo für das Aufgreifen von neuen
Fragestellungen der Vorteil einer sowohl historisch tief gestaffelten als auch leicht
zugänglichen aktuellen Informationsstruktur besteht. Forschungsfelder mit Zukunft
liegen, erstens, im Alpenstaat Österreich in der geowissenschaftlichen und
humanwissenschaftlichen Hochgebirgsforschung, zweitens, beruhend auf der Funktion
der Hauptstadt Wien als ehemaliger Weltstadt und Eurometropole, in der Stadt- und
Metropolenforschung und, drittens, aufgrund der politisch-kulturellen Vergangenheit
des Großreiches der österreich-ungarischen Monarchie, in Ost- und Südosteuropa.
c. Jede Disziplin bedarf des Aufgriffs neuer ungelöster Probleme, neuer Sichtweisen
und neuer Methoden, um eine Zukunft zu besitzen. Mit der Formulierung dieses Satzes
ist nicht nur eine institutionelle Forderung aufgestellt, sondern ein neuer
Forschungsweg beschrieben, der von österreichischen Geographen seit Ende der 1980er
Jahre erfolgreich beschritten wird, und auf dem das in Europa singuläre Programm
eines Forschungsschwerpunkts mit einer vernetzten geowissenschaftlichen und
sozialwissenschaftlichen Forschungsmethodik: „Österreich: Raum und Gesellschaft“,
beruht.
47
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
2. Die Allianz von Geographie und Kartographie
Geographen sind stets auch Kartographen gewesen und haben zur Kartographie und zur
Kartenproduktion ein Naheverhältnis besessen. Sie mußten einerseits als
Forschungsreisende mit der Technik der Kartenaufnahme vertraut sein und waren
andererseits Herausgeber von historischen Kartenwerken, so Franz von Wieser, Eugen
Oberhummer und Hans Kinzl. Aufnahmen des Katasters und topographischer Karten
sind der geowissenschaftlichen und humanwissenschaftlichen Forschung um mehr als
ein Jahrhundert vorausgegangen. Damit erhielt die Kartographie eine propädeutische
Funktion und bestimmte mit dem aus militärisch-strategischer Sicht definierten
geometrischen Gerüst und mit den Inhalten topographischer Karten sowie den
Generalisierungsschritten der Maßstabsstufen auch die Forschung im Realobjektraum.
Die unreflektierte Allianz zwischen beiden Disziplinen hat um die Jahrhundertwende
internationale Leistungen vollbracht, wie den Atlas der Alpenseen und den Historischen
Atlas der österreichischen Alpenländer. Nach der Krise der Zwischenkriegszeit ist
nochmals, und zwar durch Akzentuierung der Bedeutung des Realobjektraums als
Planungsraums im Anschluß an Hugo Hassinger, eine neue „Produktionsphase“ von
Länderatlanten eingeleitet worden. Auf deren Hauptertrag, den Österreich-Atlas
(Arnberger, Bobek 1961-1986), der aus der Zusammenarbeit von Hans Bobek mit Erik
Arnberger in 30jähriger Arbeit erwachsen ist, wurde bereits hingewiesen. Diese
bemerkenswerte Phase der Atlasproduktion kann als glanzvolles Aufleben einer bis
heute nicht völlig beiseite geschobenen enzyklopädischen Fachtradition interpretiert
werden, wobei auch neue Fragestellungen der Forschung, wie zum Beispiel die
Hierarchie der zentralen Orte und Bereiche in Österreich, kartographisch dokumentiert
worden sind.
Wie häufig in der Fachgeschichte, läßt sich dabei die Gleichzeitigkeit des
Ungleichzeitigen beobachten. Die kartographische Produktion erfolgte nämlich zur
gleichen Zeit, als einerseits die Fachvertreter der physischen Fächer mit ihren Proben
aus dem Gelände ins Labor gingen und nur mehr der räumliche Standort der
Probenwahl noch seine Wichtigkeit beibehielt, und als sich andererseits in der
Humangeographie die Forschungsfront aus dem Realobjektraum in den
Wahrnehmungs- und Aktionsraum des einzelnen Mitglieds der Gesellschaft und mittels
standorttheoretischer Raumbegriffe in funktionelle Zusammenhänge von Regionen
verlagerte. Diese „Atlantenphase“ hat, wesentlich unterstützt durch die EDVTechnologie, die Abkoppelung der Kartographie von der Geographie und die
Etablierung einer eigenen Disziplin entscheidend gefördert.
Diese durch den gesamten Zeitraum vorhandene Allianz zwischen der Geographie
und der Kartographie hat zu „Exportprodukten“ geführt. Hierzu gehört der von Adolf
Leidlmair am Institut für Landeskunde in Innsbruck herausgegebene Tirol-Atlas
(1969/96), welcher Nord- und Südtirol umspannt und der unter Leitung von Josef Breu
48
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
vom Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Institut in Wien herausgegebene Atlas der
Donauländer, dessen Nachfolger der Atlas von Ost- und Südosteuropa ist.70 Derzeit ist
seine Fortsetzung in Form eines EDV-Atlasses und mit neuen Fragestellungen im
Gang. Für 1999 wurde ferner die Publikation eines vom Institut für
Südosteuropaforschung zusammen mit der Russischen Akademie der Wissenschaften
und dem Verlag Hölzel in Wien herausgegebenen World Atlas of Resources and
Environment auf der Grundlage der russischen Fernerkundungsdaten angekündigt.
3. Forschungsfelder mit Zukunft
3.a. Hochgebirgsforschung
Österreich ist ein Alpenstaat. Die Alpen waren und sind ein Eldorado der
geowissenschaftlichen Forschung. Gemäß den Maßstäben von Internationalität und
Interdisziplinarität der Forschung besitzen vier Forschungsfelder einen guten Rangplatz
an der internationalen Forschungsfront:
• Quartärforschung,
• Gletscherforschung,
• Karstforschung und
• Witterungsklimatologie (synoptische Klimatologie).
Sie sind das Ergebnis einer Konzentration der Forschung auf wenige Bereiche der
historischen Fachtradition.71 Ihr Stellenwert ist durch eine günstige
Informationssituation zu begründen. Die Quartärforschung konnte die lange Tradition
sorgfältiger Aufschlußprotokollierung für sich verbuchen, bevor sie mit ihren Proben
ins Labor ging. Der Gletscherforschung kam der Enthusiasmus zahlreicher
Alpenvereinsmitglieder zugute, welche jahrzehntelang freiwillige Messungen betrieben
haben. Ebenso verdankt die Karstforschung ihre Fortschritte dem Zusammenspiel von
Einzelleistungen und vereinsmäßiger Organisation. Die genannten drei Forschungs70
Peter Jordan, der am erwähnten Institut als Herausgeber des in periodischen Lieferungen erscheinenden
EDV-Atlas von Ost- und Siidosteuropa tätig war, ist es gelungen, einen institutionellen Verbund
aufzubauen, welcher die wissenschaftlichen Netzwerke des einstigen Großreiches der Donaumonarchie
nachzeichnet.
71
Mehrere Subdisziplinen sind seit der Gründerzeit verlorengegangen. Dazu gehört die von Albrecht
Penck stark geförderte hydrographische Forschung, ebenso die bedeutende Seenforschung, die längst zu
einer Angelegenheit der Biologen geworden ist. Die Hydrobiologie hat sich dank der Existenz von
biologischen Stationen (Lunzer See, Neusiedler See) zu einer wichtigen Grundlagenwissenschaft der
Wasserwirtschaft gemausert. Es war der Biologe H. Löffler, welcher im Rahmen von UNESC0Programmen die Leitung der interdisziplinären Seenforschung in die Hand genommen hat. Auch die
klassische Geomorphologie hat ihre große Zeit hinter sich. Eine "biologische Geographie" hat es mit
Ausnahme von Ansätzen nicht gegeben, daher ist auch kein nennenswerter Beitrag der Geographie zur
Umweltforschung vorzuweisen.
49
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
richtungen sind ferner durch ein reiches Sortiment von neuen spezialisierten Techniken
wesentlich besser ausgerüstet als die Bereiche der klassischen Morphologie. Dies gilt
insbesondere für die Speläologie und Karsthydrologie im Vergleich zur
Karstmorphologie. Besonders reichhaltig ist die Vernetzung bei der Quartärforschung.
Sie reicht von den traditionellen Kooperationen mit der Archäologie und
Paläopedologie bis zur Isotopenforschung. Insbesondere in der Gletscherforschung und
in der Karsthydrologie werden auch mathematisch-physikalische Modelle verwendet. In
Richtung auf Ingenieurgeologie und Wasserbau hat sich die Karsthydrologie ein
Forschungsfeld aufgebaut. Der Witterungsklimatologie kam die EDV-Technologie
zugute, mit der es gelang, den Informationsgehalt der verfügbaren meteorologischen
Meßreihen tiefer auszuloten.
Insgesamt sind die genannten Subdisziplinen der physischen Geographie durch sehr
starke zentrifugale Bewegungen in Richtung auf die naturwissenschaftlichen Anrainer
gekennzeichnet. Ihre künftige institutionelle Positionierung wird daher von den
tragenden Persönlichkeiten abhängen.
Mit der Aufgabe der Rekonstruktion der jüngeren Erdgeschichte anhand von
bruchstückhaften und zumeist nur hypothesenmäßig interpretierbaren Fakten hat die
Quartärforschung auf einzelne Fachvertreter dieselbe Faszination ausgeübt wie die
Rekonstruktion der Menschheitsgeschichte mittels Ausgrabungen auf Archäologen und
Prähistoriker. Stets wurden prominente Fachvertreter von dieser Aufgabe angezogen.
Die zunächst nur als geowissenschaftliche Grundlagenforschung interpretierbaren
Untersuchungen der eiszeitlichen Ablagerungen haben inzwischen durch die
Weiterentwicklung und Verfeinerung der Chronologie auch Relevanz für die aktuelle
brisante Diskussion um die Klimaveränderung des „Planeten Erde“ erhalten.72
Dasselbe gilt für die Gletscherforschung, zu deren international beachtenswerten
Leistungen die Erstellung des „Österreichischen Gletscherkatasters“ und die
Etablierung einer „Österreichischen Gletscherdatenbank“ mit rund 60 Merkmalen je
Gletscher ab 1969 und eine Wiederholung der Aufnahme 1996-1998 gehören. Die
Ergebnisse hinsichtlich der Volumens- und Flächenreduzierungen der österreichischen
Gletscher in den abgelaufenen drei Jahrzehnten besitzen für die Fragen der Naturrisken
im Hochgebirge, den Tourismus und die Wasserwirtschaft ebenso Relevanz wie für die
72
Dabei hat sich der Schwerpunkt der Forschung von Wien nach Innsbruck verlagert. Dies hängt mit dem
frühen Tod von Julius Fink zusammen, der ein Verbundsystem der Quartärforschung von Österreich aus
mit den Nachbarstaaten Ungarn, CSSR und Rumänien längs der Donau als Bezugssystem aufbauen und
die Lößforschung als Subdisziplin begründen konnte. Beides ist inzwischen von Nachbardisziplinen
übernommen worden. Die Untersuchungen der Innsbrucker Schule in den Inntalsedimenten erbrachten
den zeitlichen Ablauf des Auf- und Abbaus der letzten Vergletscherung (Würm), welche sich mit einem
Zeitmaß von 30 000 Jahren als sehr viel kürzer erwiesen hat, als bisher angenommen wurde. Vor 14 000
Jahren war das Inntal wieder eisfrei.
50
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Thematik der Klimaveränderung.73
In der Karstforschung konnten zwei Bereiche dank der herausragenden Leistungen
von einzelnen Wissenschaftlern die internationale Tradition wahren. In der
Höhlenforschung hat Hubert Trimmel mit der Kompletterstellung eines Höhlenkatasters
von rund 4 400 Höhlen, unterstützt von den zahlreichen Höhlenvereinen, eine enorme
Leistung vollbracht, welche internationale Vorbildfunktion besitzt. Die Erforschung
und Erschließung der Riesenhöhlen ist dem internationalen Tourismus zugute
gekommen.74 In der Karsthydrologie ist die von Josef G. Zötl, einem Schüler von Hans
Spreitzer, 1966 eingeführte Methode der Anwendung von Markierungsstoffen zur
Verfolgung unterirdischer Wässer zu einem unentbehrlichen Instrument bei der Klärung
von technischen Fragen im Speicher- und Stollenbau ebenso wie von Problemen der
Wasserwirtschaft geworden.75 Es ist ein Netz von Stationen mit Routinemessungen,
analog zu dem für Niederschlagsbeobachtungen, entstanden.
In einer Zeit rasant gestiegenen Verkehrsaufkommens und zunehmender Ansprüche
der Freizeitgesellschaft an den Alpenraum erhält die Witterungsklimatologie der Alpen
ebenfalls steigende Bedeutung. Sie wurde in Österreich durch Franz Fliri begründet, der
damit, in kritischer Reflexion von Bauernregeln über das Wetter, einen Ausgriff in das
von der Meteorologie nicht bearbeitete Feld der synoptischen Klimatologie der Alpen
unternommen hat.76 Österreich zählt im Hinblick auf die regionale Witterungsklimatologie zu den besterforschten Räumen Europas.
In der humanwissenschaftlichen Hochgebirgsforschung reicht die Thematik der
73
Die erste Erhebung wurde im Zusammenhang mit der internationalen hydrologischen Dekade unter
Leitung von G. Patzelt im Rahmen des Instituts für Hochgebirgsforschung gemeinsam mit G. Gross (und
anderen) in Form der photogrammetrischen Messungen von 925 Gletschern durchgeführt. Die Ergebnisse
konnten zum großen Teil in der Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie (Herausgeber: M.
KUHN und G. PATZELT) veröffentlicht werden, die eine Brücke zum internationalen Fortschritt bildet.
Die Organisation der Wiederholung der Aufnahme durch M. Kuhn erfolgte mit Hilfe von Flugaufnahmen
des österreichischen Bundesheeres (1996-1998).
74
Drei Viertel der im gegenwärtigen Höhlenkataster aufgenommenen Höhlen sind erst seit der
Nachkriegszeit bekannt und erforscht worden, darunter auch mehr als 20 Riesenhöhlen. Mit einem Anteil
von 10% an der Liste der großen Höhlen auf der Erde besitzt der Kleinstaat Österreich eine beachtliche
Position. Dank der interdisziplinären Kooperation mit der Archäologie, Sedimentpetrographie,
Paläontologie, Quartärforschung und verschiedenen Spezialfächern konnten wesentliche neue
Forschungsergebnisse gewonnen worden.
75
Die Spanne der neuen Forschungsmethode der Isotopenmessung reicht von der Ermittlung der
Verweildauer des Wassers im Untergrund, der mittleren Höhe des Einzugsgebietes von Quellen bis zur
Erarbeitung von Typen karsthydrographischer Landschaften.
76
Eine völlige Neubearbeitung der täglichen Beobachtungen von mehr als 1 000 Stationen für 30 Jahre
war hierzu erforderlich; sie erbrachte 1962 mit F. Fliris Hauptwerk Wetterlagenkunde von Tirol
grundsätzlich neue Erkenntnisse über Klassifikationssysteme der Wetterlagen und als Nebenprodukt
1969 das erste Lehrbuch über statistische Methoden in der deutschsprachigen Geographie, Statistik und
Diagramm. Die Arbeiten von F. Fliri und seinen Schülern im Westen Österreichs werden nunmehr von
W. Wakonigg und seinen Schülern im Osten ergänzt beziehungsweise fortgeführt.
51
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Überlebenschancen des Bergbauerntums bereits ins späte 19. Jahrhundert zurück. Sie
ist aufgrund der Agrarüberschüsse in der EU und der niedrigen Weltmarktpreise ebenso
zu einem Dauerthema avanciert wie die Untersuchung der Effekte der Überlagerung der
bergbäuerlichen Gesellschaft durch die Freizeitgesellschaft in den Hochgebirgen
Europas, bei denen die bisher nur für Städte verwendete sozialökologische Theorie
erstmals auf die dritte Dimension der Siedlungsräume des Hochgebirges übertragen und
mit innovations- und diffusionstheoretischen Ansätzen verknüpft werden konnte.
Normative Aufgaben der Ausgliederung von Nationalparks für die „Vereinigten Staaten
von Europa“ stehen am Horizont ebenso wie noch recht unscharfe Konzepte von einer
„nachhaltigen Entwicklung“ der alpinen Kulturlandschaft.77
Eine sektorale Sonderstellung bezieht die Geographie des Fremdenverkehrs und der
Freizeitgesellschaft, die sich einer problemorientierten Zusammenarbeit mit anderen
Disziplinen geöffnet und den Praxisbezug ebenso gefestigt wie die
raumordnungspolitischen Perspektiven akzeptiert hat. Geographen beteiligen sich an
der verwaltungsinternen Grundlagenforschung und partizipieren an der direkten
Auftragsforschung – allerdings ist im Unterschied zur Bundesrepublik Deutschland die
Tourismusforschung im Ausland von geringer Bedeutung geblieben.
3.b. Die Wachstumsdisziplin der geographischen Stadtforschung
Auf die Wiener Schule der geographischen Stadtforschung wurde wiederholt
hingewiesen. Wien hat auf dem Gebiet der Stadtforschung eine herausragende Position,
geht seine Bedeutung doch weit über den Rang hinaus, den ihm seine Stellung als
Hauptstadt eines Kleinstaates zumessen würde. Die Weltstadtperiode Wiens hat die
Tradition einer bedeutenden Stadtforschung hinterlassen, die auch in der Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg stets an der Forschungsfront des Faches fortgeführt werden
konnte.78
77
E. LICHTENBERGER: Die Sukzession von der Agrar- zur Freizeitgesellschaft in den Hochgebirgen
Europas (= Innsbrucker Geographische Studien 5), Festschrift für Prof. A. Leidlmair, S. 401 – 436; H.
PENZ: Die Stellung der Landwirtschaft im Modernisierungsprozeß Österreichs nach dem Zweiten
Weltkrieg. Ergebnisse von Untersuchungen im Rahmen des Teilprojektes Landwirtschaft des
Forschungsschwerpunktes des FWF „Österreich – Raum und Gesellschaft“, in: MÖGG 139 (1997), S. 77100; N. WEIXELBAUMER: Gebietsschutz in Europa. Konzeption – Perzeption – Akzeptanz. Ein
Beispiel angewandter Sozialgeographie am Fall des Regionalkonzepts in Friaul-Julisch Venetien (=
Beiträge zur Bevölkerungs- und Sozialgeographie, Band 8), Wien 1998.
78
Vgl. E. LICHTENBERGER: Stadtgeographie I (Anmerkung 69).
52
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Die Reihe der immanenten Themen reicht von der Frage nach der Konvergenz der
Stadtentwicklung in der entwickelten Welt aufgrund der Globalisierung der Ökonomie
und Technologie bis zu dem neuen Problem des Recycling der gebauten Kubatur. Galt
bis in die Nachkriegszeit die Regel, daß die Lebenserwartung der physischen Struktur
von Städten länger ist als die Lebenserwartung der darin wohnenden städtischen
Bevölkerung, womit der Wandel der städtischen Gesellschaft im baulichen Gehäuse
thematisiert werden mußte, so hat diese Regel inzwischen ihre Allgemeingültigkeit
verloren. Damit reduziert sich auch der Erklärungswert der in die sozialökologische
Theorie integrierten Filtering-down-Konzeption, welche einen Baubestand voraussetzt,
dessen Lebensdauer lang genug ist, um ein Abwohnen in der Abfolge von Generationen
zu ermöglichen. Aufgrund der Verlängerung der Lebenserwartung der Bevölkerung
überschneiden sich nunmehr zwei Kurven, und zwar die Kurve der abnehmenden
Lebenserwartung der Bestandteile der physischen Struktur von Städten und die Kurve
der zunehmenden Lebenserwartung der städtischen Bevölkerung. Es geht damit die
Periode des Wandels im baulichen Gehäuse der Stadt zu Ende, die Periode des
Recycling der gebauten Kubatur innerhalb der Lebenszeit der Generationen beginnt.
Daraus resultiert die Thematik von Stadtverfall und Stadterneuerung im
intermetropolitanen Vergleich.
Die Theorie des Lebens in zwei Gesellschaften definiert ein neues Phänomen. Sie
gründet sich auf die Aufspaltung der Wohnstandorte einerseits von Gastarbeitern
zwischen Herkunfts- und Zuwanderungsgebiet und andererseits von großstädtischer
Bevölkerung zwischen Arbeits- und Freizeitwohnungen. In beiden Fällen entstehen
Unterschichtungs- beziehungsweise Überschichtungsphänomene, und zwar sowohl in
den Großstädten als auch im ländlichen Raum. Entsprechend den rhythmischen
Phänomenen der arbeitsteiligen und der Freizeitgesellschaft beziehungsweise der
Verschiebung des Wohnstandortes im Laufe des Lebenszyklus, werden die Einwohner
von großen Städten in zunehmendem Maße zu „Bewohnern auf Zeit“. Ein
„postindustrielles
städtisches
Nomadentum“
entsteht,
welches
neue
kommunalpolitische Interessenskonflikte bewirkt.
Nordamerika ist der Trendsetter in der Globalisierung der Ökonomie, der
Metropolitanisierung und der interkontinentalen Migration. Seine Metropolen sind
Problemfelder ersten Ranges durch das Entstehen von Megaghettos in den Kernstädten,
eine exorbitant steigende Zahl von Haushalten von alleinerziehenden Frauen, die
Ausschließung der „underclass“ aus der Arbeitsgesellschaft, das erschreckende
Phänomen einer neuen Obdachlosigkeit und durch eine steigende Zahl von Outlaws. Es
sind neue immanente Forschungsfragen entstanden. Sie lauten: Werden die
europäischen Metropolen ebenso zu Problemfeldern werden oder kann die
Regionalpolitik der sozialen Wohlfahrtsstaaten in Gestalt des Munizipalsozialismus
diese Probleme verhindern oder doch eindämmen? Welche Probleme gehören zur
„Globalisierung gesellschaftlicher Prozesse"?
53
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
3.c. Das Forschungsterrain in Ost- und Südosteuropa
Es zählt zu den Usancen der geographischen Forschung in der Bundesrepublik
Deutschland, daß aufgrund der Förderung der Auslandsforschung durch die Deutsche
Forschungsgemeinschaft
der
einzelne
Wissenschaftler
seine
regionalen
Forschungsinteressen wie die Schnecke das Gehäuse von einem Universitätsstandort zu
einem anderen mitnehmen kann. Von derartigen individuellen Interessentransfers kann
in Österreich nicht die Rede sein. Zukunftsfelder der geographischen Forschung im
Ausland bedürfen in einem Kleinstaat der institutionellen Absicherung, das heißt sie
müssen durch ein längerfristiges Forschungsprogramm von Institutionen abgedeckt
sein. In diesem Zusammenhang sind zwei Institutionen zu nennen: das bereits oben
angeführte Institut für Südosteuropaforschung und das Institut für Stadt- und
Regionalforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die beide
mittels institutioneller Netzwerke Forschungsstrukturen in Ost- und Südosteuropa
aufgebaut haben. Geographische Forschung sensu stricto wird nur an letzterem
betrieben. Der Aufbau eines Forschungsnetzwerkes begann hier schon in den 1980er
Jahren und wurde durch die institutionelle Verflechtung der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften mit den Akademien der östlichen Nachbarstaaten begünstigt und
erleichtert. Dadurch ergab sich nach dem Wegziehen der kommunistischen Decke der
„Vorteil der ersten Stunde“ für eine breite Transformationsforschung in den
postsozialistischen Staaten Ungarn, Tschechien, Polen und der Slowakei, die mit
Ausnahme des letztgenannten Staates zu Ende des 20. Jahrhunderts für die nächste
Runde der EU-Erweiterung vorgesehen sind.
Mehrere Thesen konnten inzwischen bestätigt werden. Demnach wird in den
postsozialistischen Staaten keine gegenüber dem Westen Europas nur zeitlich
verschobene Entwicklung stattfinden, sondern manche Entwicklungen werden
akzeleriert, andere zögernd ablaufen. Es hat eine neue Gründerzeit mit schlagartig
auftretenden Effekten der Liberalisierung, Privatisierung und Kommerzialisierung
eingesetzt. Zu den Transformationsprozessen im Spannungsfeld von Internationalisierung und Restrukturierung zählen die vom internationalen Kapital gesteuerten
Investitionen auf dem Immobilienmarkt, bei der Gründung von Banken,
Versicherungen und Großhandelsketten ebenso wie die Deindustrialisierung und
Entstaatlichung des Arbeitsmarktes. Übersprungseffekte der modernen Technologien
und des quartären Sektors, so zeigte sich ferner, begünstigen die Metropolen und
verstärken das West-Ost-Gefälle. Schließlich erwies sich die These als richtig, daß
Teile der physischen Strukturen und Organisationssysteme aus dem Staatssozialismus
erhalten bleiben. Eine Reprivatisierung der Landwirtschaft wird nicht mehr stattfinden,
die großbetriebliche Landwirtschaft wird fortbestehen. Irreversibel sind ferner die
Reduzierung des kleinbetrieblichen Einzelhandels und Gewerbes. Die kleinen und die
mittleren Zentralen Orte waren die Verlierer im Staatskapitalismus und sie werden es
bleiben.
54
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Mit zwei Schneisen konnten neue Forschungsfronten bei der Untersuchung der
Transformation vom Plan zum Markt eröffnet werden: Auf der einen Schneise werden
Vergleichsanalysen von Immobilien-, Wohnungs- und Arbeitsmärkten in Metropolen,79
Zentralen Orten und ländlichen Regionen durchgeführt, und die Übersprungseffekte
durch den internationalen Immobilienmarkt ebenso analysiert wie die
Kommerzialisierung und Restrukturierung auf dem Wohnungsmarkt sowie die
Tertiärisierung als Gegensteuerung zur Entindustrialisierung auf dem Arbeitsmarkt. Auf
der zweiten Schneise wird „Die Rückkehr der Regionen“ einerseits in Hinblick auf die
unterschiedlichen räumlichen Konsequenzen der nationalen Modelle der
Transformation analysiert, die sich zwischen neoklassischer und keynesianischer
Richtung anordnen, andererseits in Hinblick auf das erneute Aufbrechen der durch den
Staatskapitalismus reduzierten regionalen Disparitäten.80
4. Zukunftsforschung und Schwerpunktprogramm: „Österreich – Raum und
Gesellschaft am Ende des 20. Jahrhunderts“
Die Geographie hat in den 1980er Jahren die Zukunftsforschung den aus Statistikern
gemauserten Zukunftsforschern überlassen. Globale beziehungsweise nationale
Modelle waren das Ergebnis.
Im Jahr 1987 wurden erstmals von österreichischen Geographen die Chancen einer
regionalgeographischen Zukunftsforschung in dem bisher ausschließlich von Vertretern
der systematischen Disziplinen und von Statistikern besetzten Terrain wahrgenommen.
In Kontrastszenarien wurden die räumlichen Effekte einerseits eines Beitritts zur EG
und andererseits einer Öffnung Österreichs gegen den Osten in sektoralen
Modellanalysen hinsichtlich Bevölkerung, Landwirtschaft, Fremdenverkehr und
79
M. SCHULZ: Der Tauschwohnungsmarkt in der zentralistischen Planwirtschaft - das Beispiel von
Ostberlin (= ISR-Forschungsberichte 3), Wien 1991; H. SCHMIDT: Die metropolitane Region Leipzig Erbe der sozialistischen Planwirtschaft und Zukunftschancen (= ISR-Forschungsberichte 4), Wien 1991;
G. WECLAWOWICZ: Die sozialräumliche Struktur Warschaus – Ausgangslage und
postkommunistische Umgestaltung (= ISR-Forschungsberichte 8), Wien 1993; M. SEIDL: Stadtverfall in
Bratislava (= ISR-Forschungsberichte 9), Wien 1993; E. LICHTENBERGER: Metropolen und periphere
Regionen: Probleme der Sozialpolitik in den USA und in Europa, in: Int. Symposium der Österr.
Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, S. 93-139; dies.: Wien-Prag. Metropolenforschung, WienKöln-Weimar 1993; E. LICHTENBERGER, Z. CSEFALVAY, M. PAAL: Stadtverfall und
Stadterneuerung in Budapest (= Beiträge zur Stadt- und Regionalforschung, Band 12), Wien 1994; R.
MYDEL, K. VORAUER: Krakau – Städtebauliche Entwicklung und Denkmalschutz, in: MÖGG 156
(1994), S. 119-142.
80
H. FASSMANN (Hg.): Die Rückkehr der Regionen – Beiträge zur regionalen Transformation
Ostmitteleuropas (= Beiträge zur Stadt- und Regionalforschung, Band 15), Wien 1997; FASSMANN,
LICHTENBERGER (Hg.) 1995; E. LICHTENBERGER: Metropolen und periphere Regionen: Probleme
der Sozialpolitik in den USA und in Europa (Anmerkung 80).
55
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
Industrie berechnet, wobei die multiregionale Bevölkerungsprognose von Michael
Sauberer die Plattform für den Verbund der sektoralen Modellrechnungen bis zum Jahr
2000 beziehungsweise 2030 bildete. Die vor der Öffnung des Eisernen Vorhangs, im
Jänner 1989 fertiggestellte Publikation ist noch vor dem Hintergrund der
festzementierten räumlichen Struktur eines geteilten Europa entstanden. Sie hat die
Konsequenzen der Öffnung nach dem Osten in Hinblick auf die Zuwanderung treffend
eingeschätzt und war für den Meinungsbildungsprozeß auf der politischen
Entscheidungsebene hinsichtlich des Beitrittsansuchens Österreichs an die EG von
Bedeutung.81
Durch die politische Trendwende von säkularem Ausmaß sind beide als Szenarien
simulierten Alternativen gleichzeitig Wirklichkeit geworden: die Öffnung der Grenzen
nach dem Osten und der Beitritt zur EU. Dadurch liegt nunmehr Österreich in der Mitte
von Europa in einem Schnittpunkt des Transfers von Bevölkerung, Arbeitskräften und
Kapital. Die Jahrzehnte der Nachkriegszeit, in denen Österreich als östlichster Staat von
Westeuropa weit in den Ostblock hineinragte, sind zu Ende. Eine neue
Standortbestimmung von Raum und Gesellschaft ist erforderlich.
Es wurde die Jahrhundertchance der geographischen Wissenschaft genutzt, eine
Analyse des politischen Quantensprungs der Jahre 1989-91 im Blick auf die
europäischen Regionen sowie eine Begleitforschung zu den räumlichen Konsequenzen
in den ersten Beitrittsjahren durchzuführen. 1994, im Jahr der Volksabstimmung über
den Beitritt Österreichs in die Europäische Union, wurde vom FWF der bis 1999
laufende Forschungsschwerpunkt „Österreich. Raum und Gesellschaft“ eingerichtet,
welcher der geographischen Forschung im Kleinstaat Österreich einen wesentlichen
Auftrieb gebracht hat. Er ist um drei Perspektiven zentriert:
(1) die Retrospektive auf den „erfolgreichen österreichischen Weg“ in der
Nachkriegszeit, dessen Dokumentation eine wichtige Aufgabe darstellt, da sonst
aufgrund der sich überstürzenden aktuellen Entwicklung viele wertvolle Informationen
verloren gehen würden;
(2) die Herausarbeitung und Analyse der aktuellen österreich-spezifischen
Phänomene im Kontext von Raum und Gesellschaft vor dem Hintergrund des
„gemeinsamen Hauses Europa“;
(3) die Herausarbeitung von „programmierter“ und „ungewisser“ Zukunft in
Hinblick auf die Differenzierung der österreich-spezifischen „Qualitäten“ von
geographischem Raum und Gesellschaft, welche einerseits erhalten bleiben und
andererseits größeren „europäischen Lösungen“ weichen müssen, wobei neue Probleme
entstehen werden.82
81
LICHTENBERGER 1989.
Österreichische Geographische Gesellschaft (Hg.): Österreich - Raum und Gesellschaft. Schwerpunkt
des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung: Programm und erste Ergebnisse, in: MÖGG
137 (1995), S. 274-426.
82
56
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
V. Verzeichnis der Abbildungen
1. Tabellen und Graphiken:
Abb. 1: Geographischer Maßstab und aktuelle Theoriehorizonte
von Nachbardisziplinen der Geographie
S. 10
Abb. 2: Karrierepfade in der Generationsfolge
S. 26
Abb. 3: Österreichische Geographen auf Ordinariaten im
Ausland im 20. Jahrhundert
S. 28
Abb. 4: Albrecht Pencks Schüler in Wien und Berlin auf
Ordinariaten im deutschen Sprachraum
S. 33
Abb. 5: Das Spektrum der Nachbarwissenschaften der klassischen
und der analytischen Stadtgeographie
S. 46
2. Porträts:
Albrecht Penck
S. 30
Hugo Hassinger
S. 34
Hans Bobek
S. 38
57
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
VI. Bibliographie
Siglen wichtiger Periodika:
GZ = Geographische Zeitschrift
MÖGG = Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft, Wien
GJÖ = Geographischer Jahresbericht aus Österreich
Alm. Akad. Wiss. Wien = Almanach der Akademie der Wissenschaften in Wien
l. Allgemeine Literatur zur Wissenschaftsgeschichte der Geographie
BECK, H.: Geographie. Europäische Entwicklungen in Texten und Erläuterungen,
Freiburg u. a. 1973.
BECK, H.: Große Geographen: Pioniere – Außenseiter – Gelehrte, Berlin 1992.
BOWMAN, I.: Geography versus Geopolitics, in: Geographical Review XXXII, 4
(1942), S. 646-658.
BROGIATO, H. P.: Die Schulgeographie im Spiegel der Deutschen Geographentage,
in: Geographische Rundschau 47, 9 (1995), S. 484-490.
BÜDEL, J.: Klima-Geomorphologie, Berlin-Stuttgart 1977.
BUTTIMER, A.: The Practice of Geography, London-New York 1983.
DUNBAR, G. S. (Hg.): Modern Geography: An Encyclopedic Survey, New YorkLondon 1991.
FREEMAN, T. W.: A Hundred Years of Geography, London 1965.
FREEMAN, T. W.: The Geographer’s Craft, Manchester 1967.
HETTNER, A.: Die Entwicklung der Geographie im 19. Jahrhundert, in: GZ 4 (1898),
S. 305-320.
LICHTENBERGER, E.: Theoretische Konzepte der Geographie als Grundlagen für die
Siedlungsgeschichte, in: Institut für Österreichkunde (Hg.): Siedlungs- und
Bevölkerungsgeschichte Österreichs, Wien 1974, S. 5-33.
LICHTENBERGER, E.: Klassische und theoretisch-quantitative Geographie im
deutschen Sprachraum, in: Berichte zur Raumforschung und Raumplanung 22, l
(1978), S. 9-21.
LICHTENBERGER, E.: Quantitative Geography in the German-Speaking Countries,
in: Tijdschrift voor economische en sociale geografie 69, 6 (1978), S. 362-373.
LICHTENBERGER, E.: The Impact of Political Systems upon Geography: The Case of
the Federal Republic of Germany and the German Democratic Republic, in:
Professional Geographer 31, 2 (1979), S. 201-211.
I.ICHTENBERGER, E.: The Impact of Institutional Forces on the State of University
Geography in the Federal Republic of Germany in Comparison with Britain, in: R. J.
BENNET (Hg.): European Progress in Spatial Analysis, London 1981, S. 112-130.
58
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
LICHTENBERGER, E.: The German-Speaking Countries, in: R. J. Johnston, P.
CLAVAL (Hg.): Geography since the 2nd World War: An International Survey,
London 1984, S. 156 – 184; italien. Übersetzung: La Geografia Dopo La Seconda
Guerra Mondiale – un confronto internazionale, Milano 1986, S. 161-185.
LICHTENBERGER, E.: Zum Standort der Geographie als Universitätsdisziplin.
Vortrag, gehalten anläßlich der 100-Jahr-Feier der Schweiz. Geograph. Gesellschaft
in Bern, Dezember 1984, in: Geographica Helvetica 2(1985), S. 55-66. (gekürzte
Fassung abgedruckt in: Geographil 1 (1987), S. 16-24.
LICHTENBERGER, E.: Zum Standort der Geographie. Vortrag anläßlich der
Verleihung der Hauer-Medaille, in: MÖGG 138 (1997), S. 7-16.
LIVINGSTONE, D.: The Geographical Tradition, Oxford-Cambridge 1992.
OVERBECK, H.: Die Entwicklung der Anthropogeographie (insbesondere in
Deutschland) seit der Jahrhundertwende und ihre Bedeutung für die geschichtliche
Landesforschung, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 91 (1954), S. 182-244.
RICHTHOFEN, F. von: Triebkräfte und Richtungen der Erdkunde im neunzehnten
Jahrhundert, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, Berlin 1905, S. 655-692.
SCHULTZ, H.-D.: Die deutschsprachige Geographie von 1800 bis 1970. Ein Beitrag
zur Geschichte der Methodologie, in: Abhandlungen des Geographischen Instituts –
Anthropogeographie, Band 29, Berlin 1980.
STODDART, D.: On Geography and its History, Oxford-New York 1986.
WARDENGA, U., I. HÖNSCH (Hg.): Kontinuität und Diskontinuität der deutschen
Geographie in Umbruchphasen. Studien zur Geschichte der Geographie, in:
Münstersche Geographische Arbeiten, Münster 1990.
WIRTH, E.: Einhundert Jahre Geographie in Erlangen, in: Mitteilungen der
Fränkischen Geographischen Gesellschaft 42 (1995), S. 3-32.
2. Zur Wissenschaftsgeschichte der Geographie in Österreich
ARNBERGER, E.: Österreichische Leistungen auf dem Gebiet der Kartographie in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, hg. v. d. Österr. Geogr. Ges. anläßlich des 40.
Dt. Geographentages Innsbruck 1975, in: MÖGG 117, 1-2 (1975), S. 165-214.
BERNLEITHNER, E.: Die Entwicklung der österreichischen Länderkunde von ihren
Anfängen bis zur Errichtung der ersten Lehrkanzel für Geographie in Wien (1851),
in: MÖGG 97 (1955), S. 111-127.
BERNLEITHNER, E.: Studien zur Geschichte der Universität Wien, Band 111,
Sonderdruck, Graz u. a. 1965.
BERNLEITHNER, E.: Das Geographische Institut an der Universität Wien, in: GJÖ
XXV (1953-54), S. 132-145.
59
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
HAFFNER, M.: Aus der Geschichte des Instituts für Geographie in Innsbruck, in: A.
BORSDORF (Hg.): Geographische Forschung in Innsbruck, in: Innsbrucker
Geographische Gesellschaft, Jahresbericht, Sonderheft, Innsbruck 1996, S. 37-56.
HASSINGER, H.: Österreichs Anteil an der Erforschung der Erde, Wien 1950.
KOLLM, G. (Hg.): Verhandlungen des neunten deutschen Geographentages zu Wien,
Berlin 1891.
LICHTENBERGER, E.: Forschungsrichtungen der Geographie. Das österreichische
Beispiel 1945-1975, in: Österreich, Geographie, Kartographie, Raumordnung 19451975, hg. v. d. Österr. Geogr. Ges. anläßlich des 40. Dt. Geographentages Innsbruck
1975, in: MÖGG 117, l-2 (1975), S. l – 115.
LICHTENBERGER, E.: Standort und Entwicklung der österreichischen Geographie
1975 bis 1986, in: GJÖ 45 (1986), S. 41-80.
LICHTENBERGER, E.: Austria: Austrian Academy of Sciences, Institute for Urban
and Regional Research. Austrian Geographical Society, in: G. S. DUNBAR (Hg.)
1991, S. 9, 10 und 105.
MACHATSCHEK, F.: Die Physiogeographie an der Wiener Universität, in: MÖGG 71
(1928), S. 228 – 240.
MORAWETZ, S., H. PASCHINGER: Das Institut für Geographie der Universität Graz,
1871-1980, in: Arbeiten aus dem Institut für Geographie der Karl-FranzensUniversität Graz, Band 28 (1987).
NEUNTEUFL, J.: Österreichs Anteil an der Erforschung der Arktis, in: MÖGG 90
(1948), S. 180-186.
„Novara-Expedition“ – Berichte, in: Mitteilungen der k. k. Geographischen
Gesellschaft in Wien 1857 (Band 1), 1858 (Band 2), 1859 (Band 3).
OBERHUMMER, E.: Die Entwicklung der Erdkunde in Österreich seit der Mitte des
19. Jahrhunderts, in: MÖGG 51 (1908), S. 453-452.
SPREITZER, H.: Zum Hundertjährigen Bestand der Geographischen Gesellschaft in
Wien. Rückschau und Ausblick, in: Festschrift zur Hundertjahrfeier der
Geographischen Gesellschaft in Wien 1856-1956, Wien 1957, S. XV-XXXV.
STIGLBAUER, K.: Geographie und Raumordnung. Anmerkungen zu einem
Literaturverzeichnis, hg. v. d. Österr. Geogr. Ges. anläßlich des 40. Dt.
Geographentages Innsbruck 1975, in: MÖGG 117, 1-2 (1975), S. 215-260.
UMLAUFT, F.: Die Pflege der Erdkunde 1848 bis 1898, Festschrift der k. k. Geographischen Gesellschaft, Wien 1898.
60
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
3. Wichtige Arbeiten von österreichischen Geographen
ANICH, P., B. HUBER: Atlas Tyrolensis 1774, Innsbruck 1974.
ARNBERGER, E.: Handbuch der thematischen Kartographie, Wien 1966.
ARNBERGER, E.: Die Kartographie im Alpenverein, Innsbruck 1970.
ARNBERGER, E. (Hg.): Die Kartographie und ihre Randgebiete: Enzyklopädie, Wien,
Band 1: Lexikon der Kartographie (1979), Band 2: Gebirgskartographie (1983),
Band 3: Fernerkundungskartographie mit Satellitenaufnahme (1/1989, 2/1989),
Stadtkartographie (1/1987, 2/1987), Lexikon zur Geschichte der Kartographie
(1/1986, 2/1986), Wesen und Aufgaben der Kartographie (1/1975, 2/1975).
ARNBERGER, E.: Thematische Kartographie, 3. Aufl., Braunschweig 1993.
ARNBERGER, E., H. BOBEK: Atlas der Republik Österreich, Wien 1961-1986.
BOBEK, H.: Grundfragen der Stadtgeographie, in: Geogr. Anzeiger 1927, S. 213-224.
Wiederabgedruckt in: P. SCHÖLLER (Hg.): Allgemeine Stadtgeographie (= Wege
der Forschung 181), Darmstadt 1969, S. 195-210.
BOBEK, H.: Innsbruck, eine Gebirgsstadt, ihr Lebensraum und ihre Erscheinung.
Forschungen z. deutschen Landes- und Volkskunde, Innsbruck 1928.
BOBEK, H.: Die Formenentwicklung der Zillertaler und Tuxer Alpen. Forsch. z.
deutschen Landes- und Volkskunde, Innsbruck 1933.
BOBEK, H.: Über einige funktionelle Stadttypen und ihre Beziehungen zum Lande, in:
Comptes Rendus Congr. Intern. Geogr. Amsterdam 1938, t.III, S. 88-102.
Wiederabgedruckt in: P. SCHÖLLER (Hg.): Allgemeine Stadtgeographie (= Wege
der Forschung 181), Darmstadt 1969, S. 269-288.
BOBEK, H.: Stellung und Bedeutung der Sozialgeographie, in: Erdkunde II (1948), S.
118-125. Wiederabgedruckt in: W. STORKEBAUM (Hg.): Zum Gegenstand und
zur Methode der Geographie, Darmstadt 1969, S. 257-276.
BOBEK, H.: Soziale Raumbildungen am Beispiel des Vorderen Orients (=
Tagungsbericht Dt. Geographentag München 1948), Landshut 1951.
BOBEK, H.: Die natürlichen Wälder und Gehölzfluren Irans (= Bonner Geogr. Abh.,
H. 8), Bonn 1951.
BOBEK, H.: Beiträge zur klimaökologischen Gliederung Irans, in: Erdkunde VI
(1952), S. 65-84.
BOBEK, H.: Gedanken über das logische System der Geographie, in: MÖGG 99
(1957), S. 122-145. Wiederabgedruckt in: W. STORKEBAUM (Hg.): Zum
Gegenstand und zur Methode der Geographie, Darmstadt 1967, S. 289-329.
BOBEK, H.: Iran. Probleme eines unterentwickelten Landes alter Kultur, FrankfurtBerlin–Bonn 1962.
BOBEK, H.: Zur Problematik der unterentwickelten Länder, in: MÖGG 104 (1962), S.
1-24.
BOBEK, H.: Die Theorie der zentralen Orte im Industriezeitalter, in: Tagungsberichte
u. wiss. Abh. Dt. Geogr. Tag Bad Godesberg 1967, S. 199-213.
61
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
BOBEK, H.: Die Entwicklung der Geographie – Kontinuität und Umbruch, in: MÖGG
114 (1972), S. 3-18.
BOBEK, H.: Zum Konzept des Rentenkapitalismus, in: Tijdschrift voor Economische
en Sociale Geografie XV, 2 (1974), S. 74-78.
BOBEK, H.: Österreichs Regionalstruktur im Spiegel des Atlas der Republik
Österreich, in: MÖGG 117 (1975), S. 116 – 164.
BOBEK, H., M. FESL: Das System der Zentralen Orte Österreichs – eine empirische
Untersuchung (= Schriften d. Komm. f. Raumforschung 3), Graz-Köln 1978.
BOBEK, H., M. FESL: Zentrale Orte Österreichs II (= Beiträge zur Regionalforschung
4), Wien 1983.
BOBEK, H., J. SCHMITHÜSEN: Die Landschaft im logischen System der Geographie,
in: Erdkunde III (1949), S. 112 – 120. Wiederabgedruckt in: W. STORKEBAUM
(Hg.): Zum Gegenstand und zur Methode der Geographie, Darmstadt 1967, S. 257276.
BREU, J.: Atlas der Donauländer, hg. v. Österr. Ost- u. Südosteuropa-Inst., Wien 19701989.
BREU, J.: Geographisches Namenbuch Österreichs, Wien 1975.
BRÜCKNER, E.: Klimaschwankungen seit 1700 nebst Bemerkungen über die
Klimaschwankungen der Diluvialzeit, Wien u. a. 1890.
BRÜCKNER, E.: Allgemeine Erdkunde, Band 2: Die feste Erdrinde und ihre Formen,
5. neubearb. Aufl. von Eduard Brückner, Prag u.a. 1897.
Deutscher/Österreichischer Alpenverein (Hg.): Die Erschließung der Ostalpen, unter
Red. von E. Richter, Berlin u. a., Band l und 2: Die Nördlichen Kalkalpen (1883),
Band 3: Die Centralalpen westl. vom Brenner (1894), Band 4: Die Centralalpen
östlich vom Brenner und die südl. Kalkalpen (1894).
FASSMANN, H., E. LICHTENBERGER (Hg.): Märkte in Bewegung. Metropolen und
Regionen in Ostmitteleuropa, Wien-Köln – Weimar 1995.
FLIRI, F.: Wetterlagenkunde von Tirol (= Tiroler Wirtschaftsstudien 13), Innsbruck
1962.
FLIRI, F.: Statistik und Diagramm. Das Geographische Seminar, Braunschweig 1969.
FLIRI, F.: Das Klima der Alpen im Raume von Tirol, Innsbruck-München 1975.
FLIRI, F.: Synoptische Klimatographie der Alpen zwischen Mont Blanc und Hohen
Tauern (Schweiz-Tirol – Oberitalien), in: Wissenschaftliche Alpenvereinshefte 29,
Innsbruck 1984.
FLIRI, F.: Naturchronik von Tirol: Tirol – Oberpinzgau – Vorarlberg – Trentino,
Innsbruck 1998.
GABRIEL, A.: Die Lut und ihre Wege. Ergebnisse von drei Iranreisen, in: Zeitschrift f.
Erdkunde 7 (1942), S. 423-442.
GRAUL, H. (Hg.): Sammlung quartärmorphologischer Studien (= Heidelberger
geographische Arbeiten, Band 38 [1973], Band 49 [1979]).
62
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
GRUND, A.: Die Veränderungen der Topographie im Wiener Walde und Wiener
Becken, in: Geogr. Abh. VIII, Heft 1, Leipzig 1901.
GRUND, A.: Landeskunde von Österreich-Ungarn (= Sammlung Göschen, Nr. 244),
Leipzig 1905.
GRUND, A.: Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer,
Niederösterreich, Wien 1906.
GRUND, A.: Der Kulturzyklus an der deutsch-polnischen Grenze, in: Vierteljahrschrift
f. Social- und Wirtschaftsgeschichte (1908), S. 538-546.
HASSINGER, H.: Geomorphologische Studien aus dem inneralpinen Becken und
seinem Randgebirge (= Geogr. Abh. VIII), Leipzig-Wien 1905.
HASSINGER, H.: Beiträge zur Verkehrs- und Siedlungsgeographie Wiens, in: MÖGG
53 (1910), S. 5-88.
HASSINGER, H.: Die mährische Pforte und ihre benachbarten Landschaften (= Abh. d.
Geogr. Ges. IV, 2), Wien 1914.
HASS1NGER, H.: Kunsthistorischer Atlas der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt
Wien mit Verzeichnis der erhaltenswerten Kunst- und Naturdenkmale des Wiener
Stadtbildes (= Österreichische Kunsttopographie XV), Wien 1916.
HASSINGER, H.: Das geographische Wesen Mitteleuropas, in: MÖGG 60 (1917), S.
437-493.
HASSINGER, H.: Die Tschechoslowakei. Ein geographisches, politisches und
wirtschaftliches Handbuch, Wien 1925.
HASSINGER, H.: Österreich-Ungarn und seine Nachfolgestaaten, Italien und
Frankreich, in: R. KJELLEN: Die Großmächte vor und nach dem Weltkrieg, 22.
Aufl., Leipzig 1930, S. 26-228.
HASSINGER, H.: Geographische Grundlagen der Geschichte, Freiburg i. Br. 1931.
HASSINGER, H.: Die Geographie des Menschen (Anthropogeographie), in: Fritz
KLUTE (Hg.): Handbuch der Geographischen Wissenschaft, Band II, Potsdam
1933, S. 167 – 558.
HASSINGER, H.: Raumforschung als Grundlage der Landesplanung und des
Wiederaufbaus in Österreich (Sitzber. d. Akad. d. Wiss., math.-nat. Kl.), Wien 1946,
S. 129-138.
HASSINGER, H.: Österreichs Wesen und Schicksal, verwurzelt in seiner
geographischen Lage, Wien 1949.
HASSINGER, H.: Österreichs Anteil an der Erforschung der Erde. Ein Beitrag zur
Kulturgeschichte Österreichs, Wien 1950.
HASSINGER, H.: Atlas von Niederösterreich. Hg. v. d. Komm. f. Raumforschung und
Wiederaufbau d. Akad. d. Wiss., gem. m. E. ARNBERGER, 1. Lieferung, Wien
1951.
HASSINGER, H., F. BODO: Burgenlandatlas, Wien 1940.
HASSINGER, H.: Geschichte der führenden Völker, Freiburg 1953.
63
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
HEIDERICH, F.: Adrian Balbi’s Allgemeine Erdbeschreibung, 3 Bände, neu bearb. und
erweitert von F. Heiderich, Wien, Band l (1893), Band 2 und 3 (1894).
HEIDERICH, F.: Länderkunde der außereuropäischen Erdteile, Leipzig 1897.
HEIDERICH, F.: Länderkunde von Europa, Berlin u. a. 1897.
HEIDERICH, F., W. SCHMIDT: Geographischer Atlas für Mittelschulen, 43. Aufl.,
Wien 1926.
KINZL, H.: Cordillera Blanca, Innsbruck 1950.
KREBS, N.: Länderkunde der österreichischen Alpen, Stuttgart 1913.
KREBS, N. (Hg.): Landeskunde von Deutschland, Leipzig u. a. 1923 – 1935.
KREBS, N.: Die Ostalpen und das heutige Österreich. Eine Länderkunde, Stuttgart
1928.
KREBS, N.: Vorderindien und Ceylon. Eine Landeskunde, Stuttgart 1939.
KREBS, N.: Die Grenzen Osteuropas (= Abhandlungen der Preußischen Akademie der
Wissenschaften 1), Berlin 1940.
KREBS, N.: Vom Wesen und Wert der Länder (= Abhandlungen der Preußischen
Akademie der Wissenschaften 4), Berlin 1941.
KREBS, N.: Vergleichende Länderkunde, Stuttgart 1951.
LEHMANN, O.: Die Hydrographie des Karstes (= Enzyklopädie der Erdkunde 6),
Leipzig-Wien 1932.
LEIDLMAIR, A.: Bevölkerung und Wirtschaft in Südtirol, Innsbruck 1958.
LEIDLMAIR, A.: Hadramaut: Bevölkerung und Wirtschaft im Wandel der Gegenwart,
Bonn 1961.
LEIDLMAIR, A. (Hg.): Tirol-Atlas, Innsbruck 1969/96.
LICHTENBERGER, E.: The Eastern Alps, Oxford 1975.
LICHTENBERGER, E.: Die Wiener Altstadt. Von der mittelalterlichen Bürgerstadt zur
City, Wien 1977.
LICHTENBERGER, E.: Gastarbeiter – Leben in zwei Gesellschaften. Unter Mitarbeit
von H. Faßmann, Wien-Köln-Graz 1984.
LICHTENBERGER, E.: Stadtgeographie I – Begriffe, Konzepte, Modelle, Prozesse,
Stuttgart 1986; 2. erw. Auflage 1991; 3. erw. u. überarb. Auflage 1998. –
Italienische Übersetzung der 2. Auflage: Geografia dello spazio urbano. A cura di
Marcella Schmidt di Friedberg, Milano 1993.
LICHTENBERGER, E.: Stadtverfall und Stadterneuerung (= Beiträge zur Stadt- und
Regionalforschung, Band 10), Wien 1990.
LICHTENBERGER, E.: Vienna. Bridge Between Cultures. Translated by Dietlinde
Mühlgassner and Craig Reisser, London-New York 1993.
LICHTENBERGER, E.: Wien – Prag. Metropolenforschung, Wien – Köln – Graz
1995.
LICHTENBERGER, E.: Österreich. Eine wissenschaftliche Länderkunde, Darmstadt
1997.
LICHTENBERGER, E.: Austria. Society and Regions, Wien 2000.
64
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
LICHTENBERGER, E., H. BOBEK: Wien. Bauliche Gestalt und Entwicklung seit der
Mitte des 19. Jahrhunderts (= Schriften der Kommission für Raumforschung der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Band 1), Wien 1966; 2. Auflage
1978.
LICHTENBERGER, E., Z. CSEFALVAY, M. PAAL: Stadtverfall und
Stadterneuerung in Budapest (= Beiträge zur Stadt- und Regionalforschung, Band
12), Wien 1994. Ungarische Übersetzung 1995.
LICHTENBERGER, E. (Hg.): Österreich zu Beginn des 3. Jahrtausends – Raum und
Gesellschaft. Prognosen, Modellrechnungen und Szenarien (= Beiträge zur Stadtund Regionalforschung, Band 9), Wien 1989.
LICHTENBERGER, E. (Hg.): Die Zukunft von Ostmitteleuropa. Vom Plan zum Markt
(= ISR-Forschungsberichte 2), Wien 1991.
LICHTENBERGER, E., H. FASSMANN (Hg.): Märkte in Bewegung – siehe
FASSMANN, H., E. LICHTENBERGER (Hg.) 1995.
LICHTENBERGER, E., H. FASSMANN, D. MÜHLGASSNER (Hg.):
Stadtentwicklung und dynamische Faktorialökologie (= Beiträge zur Stadt- und
Regionalforschung, Band 8), Wien 1987.
LICHTENBERGER, E., G. HEINRITZ (Hg.): The Take-off of Suburbia and the Crisis
of the Central City. Proceedings of the International Symposium in Munich and
Vienna 1984 (= Erdkundliches Wissen 76 [1986]).
MACHATSCHEK, F.: Der Schweizer Jura, Gotha u. a. 1905.
MACHATSCHEK, F.: Der westliche Tienschan (= Petermann’s Geographische
Mitteilungen, Erg. H. 176), Gotha u. a. 1912.
MACHATSCHEK, F.: Gletscherkunde (= Sammlung Göschen 154), 2. Aufl., Berlin u.
a. 1917.
MACHATSCHEK, F.: Landeskunde von Russisch Turkestan, Stuttgart 1921.
MACHATSCHEK, F.: Länderkunde von Mitteleuropa, Leipzig-Wien 1925.
MACHATSCHEK, F.: Landeskunde der Sudeten- und Karpatenländer, Stuttgart
1927.
MACHATSCHEK, F.: Nordamerika, 4. gänzlich neu bearb. Aufl., Leipzig u. a. 1928.
MACHATSCHEK, F.: Europa als Ganzes (= Enzyklopädie der Erdkunde 16), LeipzigWien 1929.
MACHATSCHEK, F.: Die Alpen (= Wissenschaft und Bildung 29), 3. Aufl., Leipzig
1929.
MACHATSCHEK, F.: Das Relief der Erde (1937), 2. umgearb. Aufl., BerlinNikolassee 1955.
MACHATSCHEK, F.: Geomorphologie, 10. neubearb. u. erw. Aufl., Stuttgart 1973.
MAULL, O.: Länderkunde von Südeuropa, Leipzig-Wien 1929.
MAULL, O.: Anthropogeographie (= Sammlung Göschen 1054), Berlin u. a. 1932.
MAULL, O.: Deutschland, Leipzig u. a. 1933.
MAULL, O.: Frankreichs Überseereich, Berlin u. a. 1935.
65
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
MAULL, O.: Frankreich, Berlin u. a. 1936.
MAULL, O.: Das Wesen der Geopolitik (= Macht und Erde, Hefte zum Weltgeschehen
1), Leipzig-Berlin 1936; 2. durchges. Aufl. 1939.
MAULL, O.: Die Vereinigten Staaten von Amerika als Großreich, Berlin 1940.
MAULL, O.: Politische Geographie, Berlin 1956.
MAULL, O.: Handbuch der Geomorphologie, 2. neu bearb. u. erw. Aufl., Wien 1968.
OBERHUMMER, E.: Die Aufgaben der historischen Geographie, in: Verhandlungen
des 9. Deutschen Geographentages in Wien (1891), S. 237-251.
OBERHUMMER, E.: Die Insel Cypern, München 1903.
OBERHUMMER, E.: Medizinische Geographie in ihrer Beziehung zur
Anthropogeographie, in: Verhandlungen des 17. Deutschen Geographentages in
Lübeck (1909), S. 176-184.
OBERHUMMER, E.: Albanien: ein Blick auf das Land und seine Geschichte, Wien
1914.
OBERHUMMER, E.: Völkerpsychologie und Völkerkunde, in: Alm. Akad. Wiss. Wien
72 (1922), S. 301-331.
OBERHUMMER, E. (Hg.): F. Ratzel: Politische Geographie, 3. Aufl., München 1923.
OBERHUMMER, E. (Hg.): Alpenlandschaften, Wien u. a., Band 1: Die Kitzbüheler
Alpen (1924), Band 2: Die Dachsteingruppe (1926), Band 3: Das Bozener Land
(1930).
OBERHUMMER, E.: Beiträge zur historischen Geographie, Kulturgeographie,
Ethnographie und Kartographie, vornehmlich des Orients, Leipzig-Wien 1929.
PENCK, A.: Die Vergletscherung der deutschen Alpen, ihre Ursachen, periodische
Wiederkehr und ihr Einfluß auf die Bodengestaltung. Gekrönte Preisschrift der
Univ. München, Leipzig 1882.
PENCK, A.: Morphologie der Erdoberfläche, in: F. RATZEL (Hg.): Bibliothek geogr.
Handbücher, 2 Bände, Stuttgart 1894.
PENCK, A.: Climatic features in the Landscape, in: American Journal of Science 4
(1905), S. 173-184.
PENCK, A.: Die Bonitierung der Erdoberfläche, in: Verhandlungen des 21. deutschen
Geographentages in Breslau, Breslau 1925, S. 211-220.
PENCK, A.: Die Tragfähigkeit der Erde, in: Lebensraumfragen europäischer Völker,
Band I, Leipzig 1941, S. 10 – 32.
PENCK, A.: Die Weltkarte 1:1,000.000, in: Jahrb. d. Deutschen Ges. f. Kartographie
1941, S. 81 f.
PENCK, A.: 60 Jahre Eiszeitforschung, in: Die Erde 80 (1949/50), S. 5-11.83
PENCK, A., E. BRÜCKNER: Die Alpen im Eiszeitalter, 3 Bände, Leipzig 1901-1909.
RICHTER, E.: Gletscher der Ostalpen, Stuttgart 1888.
83
PENCK verfaßte über 400 Aufsätze.
66
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
RICHTER, E. (Hg.): Urkunden über die Ausbrüche des Vernagt- und Gurglergletschers
im 17. und 18. Jahrhundert, Stuttgart 1892.
RICHTER, E., A. PENCK (Hg.): Der Atlas der österreichischen Alpenseen, Wien
1895-1896.
RICHTER, E.: Der historische Atlas der Österreichischen Alpenländer, Gotha 1903.
RICHTER, E.: Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg, Wien 1905.
RICHTER, E.: Immunität, Landeshoheit und Waldschenkungen, Wien 1905.
RICHTER, E.: Beiträge zur Landeskunde Bosniens und der Herzegowina (=
Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien und der Herzegowina 10), Wien 1907.
SCHROEDER-LANZ, H. (Hg.): Late- and Postglacial Oscillations of Glaciers:
Colloquium – in memoriam Hans Kinzl, Rotterdam 1983.
SIEGER, R.: Die Alpen (= Sammlung Göschen 129), Leipzig 1900.
SIEGER, R.: Zur Behandlung der historischen Länderkunde, in: Mitteilungen des
Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 28 (1907), S. 209 – 260.
SIEGER, R.: Der historische Atlas der österreichischen Alpenländer, in: Mitteilungen
der k. k. Geographischen Gesellschaft in Wien 50 (1907), S. 241-273.
SIEGER, R.: Zum historischen Atlas der Österreichischen Alpenländer, in: MÖGG 55
(1912), S. 200-227.
SIEGER, R.: Die geographischen Grundlagen der Österreichisch-ungarischen
Monarchie und ihrer Außenpolitik, Leipzig u. a. 1915.
SIEGER, R.: Der Österreichische Staatsgedanke und seine geographischen Grundlagen,
Wien u. a. 1918.
SIEGER, R.: Staatsgebiet und Staatsgedanke, in: MÖGG 62 (1919), S. 3-17.
SIEGER, R.: Beiträge zur Geographie der Almen in Österreich, in: Veröffentl. Geogr.
Inst. Univ. Graz 2 (1925), S. 1-14.
SIEGER, R.: Das Deutschtum von der Etsch bis zur Donau, München 1925.
SIEGER, R.: Die geographische Lehre von den Grenzen und ihre praktische
Bedeutung, in: Verhandlungen des 21. Deutschen Geographentages zu Breslau
(1925), S. 197-211.
SIMONY, F.: Die Seen des Salzkammergutes, Wien 1850.
SIMONY, F.: Schutz dem Walde, Wien 1878.
SIMONY, F.: Das Dachsteingebiet: ein geographisches Charakterbild aus den
österreichischen Nordalpen, Wien 1/1895 und 2/1895.
SIMONY, F.: Auf dem Hohen Dachstein, Wien o. J. (ca. 1925).
SÖLCH, J.: Fluß- und Eiswerk in den Alpen zwischen Ötztal und St. Gotthard (=
Petermann’s Geographische Mitteilungen, Erg. H. 219 und 226), Gotha u.a. 1935.
SÖLCH, J.: Studien über Gebirgspässe mit besonderer Berücksichtigung der Ostalpen,
in: Forschung zur deutschen Landes- und Volkskunde 17, 2 (1908), S. 119-273.
SÖLCH, J.: Die Auffassung der natürlichen Grenzen in der wissenschaftlichen
Geographie, Innsbruck 1924.
SÖLCH, J.: Die Ostalpen, Breslau 1930.
67
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
SÖLCH, J.: Die Grundlinien der „Modernen Geographie“, in: Alm. Akad. Wiss. Wien
(1949), S. 143-162.
SÖLCH, J.: Die Landschaften der Britischen Inseln, Band l: England und Wales, Wien
1951.
SÖLCH, J.: Die Landschaften der Britischen Inseln, Band 2: Schottland und Irland,
Wien 1952.
SPREITZER, H.: Die Fortschritte der Geomorphologie. Exogene Kräfte und ihre
Wirkungen, Gotha 1925-1936.
SPREITZER, H. (Hg.): Deutsche Städte und Landschaften, Hannover 1933.
SUPAN, A.: Grundzüge der physischen Erdkunde, Leipzig 1884.
SUPAN, A.: Archiv für Wirtschaftsgeographie (= Petermann’s Geographische
Mitteilungen, Erg. H. 84), Gotha u. a. 1886.
SUPAN, A.: Österreich-Ungarn, in: Länderkunde von Europa, 1. Teil, 2. Hälfte, Wien
u. a. 1889.
SUPAN, A.: Österreich-Ungarn, Prag u. a. 1889.
SUPAN, A. (Hg.): Die Bevölkerung der Erde, Gotha u. a. 1909.
SUPAN, A.: Leitlinien der allgemeinen politischen Geographie. Naturlehre des Staates,
2. Aufl., Berlin u. a. 1922.
TOMASCHEK, W.: Die heutigen Bewohner Makedoniens, in: Verhandlungen des 9.
Deutschen Geographentages in Wien (1891), S. 114-123.
TOMASCHEK, W.: Die alten Thraker: eine ethnologische Untersuchung, Neudr. d.
Ausg. der Sitzungsberichte der Phil.-Hist. Klasse der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften 128, 4; 130, 2; 131, 1 von 1893 und 1894, Wien 1975.
TRIMMEL, H.: Höhlenkunde, Braunschweig 1968.
VEREIN FREUNDE DES HAUSES WITTGENSTEIN (Hg.): International Congress
of Thracology: Dritter Internationaler Thrakologischer Kongress zu Ehren W.
Tomascheks, Sofia 1980.
WALDSEEMÜLLER, M.: Die cosmographiae introductio, Straßburg 1907.
WIESER, F. von: Magalhaes-Straße und Austral-Continent auf den Globen des
Johannes Schöner. Beiträge zur Geschichte der Erdkunde im 16. Jahrhundert,
Innsbruck 1881.
WIESER, F. von: Die Südgrenze von Deutsch-Tirol, Innsbruck 1918.
WISSMANN, H. v.: Die bäuerliche Besiedlung und Verödung des mittleren Ennstales.
Ein Beitrag zur Siedlungsgeographie der Ostalpen, in: Petermann’s Geographische
Mitteilungen 3, 4 (1927), S. 65-69.
WISSMANN, H. v.: Süd-Yünnan als Teilraum Südostasiens, Heidelberg u. a. 1943.
WISSMANN, H. v., M. HÖFNER: Beiträge zur historischen Geographie des
vorislamischen Südarabien, Mainz 1952.
WISSMANN, H. v.: Arabien. Dokumente zur Entdeckungsgeschichte, Band l, Stuttgart
1965.
WISSMANN, H. v.: Das Weihrauchland Sa’kalan, Samarum und Mos-cha, Wien 1977.
68
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
WISSMANN, H. v.: Die Geschichte von Saba, Band 2: Das Großreich der Sabäer bis
zu seinem Ende im frühen 4. Jh. v. Chr., hg. v. W. W. MÜLLER, Wien 1982.
ZÖTL, J.: Karsthydrogeologie, Wien u. a. 1974.
4. Arbeiten über österreichische Geographen
ARNBERGER Erik
LICHTENBERGER, E.: Arnberger Erik – Nachruf, in: Alm. Akad. Wiss. Wien
138(1988), S. 409-418.
BOBEK Hans
BOBEK, H.: Some Comments Toward a Better Understanding of My Scholarly Lifepath, in: A. BUTTIMER: The Practice of Geography, London-New York 1983, S.
167-185.
HARTKE, W.: Der Weg zur Sozialgeographie. Der wissenschaftliche Lebensweg von
Professor Dr. Hans Bobek, in: MÖGG 105 (1965), S. 5-22.
LICHTENBERGER, E.: Hans Bobek – Nachruf, in: Alm. Akad. Wiss. Wien 140
(1990), S. 351-564.
LICHTENBERGER, E.: Hans Bobek (1903-1990), in: G. J. MARTIN (Hg.):
Geographers Bibliographical Studies, Band 7, London 1995, S. 12-22.
STIGLBAUER, K.: Hans Bobek und die deutsche und österreichische Landeskunde.
Aus Anlaß des 80. Geburtstages am 17. Mai 1983, in: Berichte z. deutschen
Landeskunde 57, l (1983), S. 5-11.
BRÜCKNER Eduard
OBERHUMMER, E.: Eduard Brückner – Sein Leben und Wirken, in: MÖGG 71
(1928), S. 5 – 19.
PENCK, A.: Eduard Brückner, in: GZ 34 (1928), S. 65-87.
GRUND, Alfred
BRÜCKNER, F.: Alfred Grund, in: Mitteilungen der k. k. Geographischen Gesellschaft
in Wien 58 (1915), S. 9-26.
SÖLCH, J.: Alfred Grund, in: GZ 21 (1915), S. 65-70.
HASSINGER Hugo
ARNBERGER, E.: Hugo Hassinger: Forscher, Lehrer und Mensch. Eine Würdigung zu
seinem 100. Geburtstag, in: MÖGG 120 (1978), S. 149-156.
BOBEK, H.: Hugo Hassinger, in: Alm. Akad. Wiss. Wien 102 (1952), S. 277-290.
GÖTZINGER, G.: Hugo Hassinger, 1877-1952, in: MÖGG 96 (1954), S. 149-176.
69
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
KREBS, N.: Hugo Hassinger und die geographische Erforschung der Donauländer, in:
MÖGG 85 (1942), S. 269-272.
HEIDERICH Franz
LEITER, H.: Hofrat Dr. Franz Heiderich. Sein Leben und Wirken, in: MÖGG 70
(1927) S.289-305.
KINZL Hans
LEIDLMAIR, A.: Hans Kinzl zum 70. Geburtstag, in: MÖGG 111 (1969), S. 50-65.
LEIDLMAIR, A.: Hans Kinzl zum Gedenken, in: GZ 68 (1980), S. 241-255.
LEIDLMAIR, A.: Hans Kinzl, in: Alm. Akad. Wiss. Wien 130 (1980), S. 327-335.
KREBS Norbert
BOBEK, H.: Norbert Krebs und die deutsche Landeskunde, in: Amt für Landeskunde
(Hg.): Berichte zur Deutschen Landeskunde, Band 7, Stuttgart 1949/50, S. 51-54.
HASSINGER, H.: Norbert Krebs, in: Alm. Akad. Wiss. Wien 98 (1948), S. 218-221.
LEHMANN Otto
WINKLER, E.: Otto Lehmann, in: Petermann’s Geographische Mitteilungen 87 (1941),
S. 909-210.
LENDL Egon
BOBEK, H.: Egon Lendl – Eine Würdigung, in: MÖGG 109 (1967), Festband Egon
Lendl, S. 9-18.
MACHATSCHEK Fritz
FOCHLER-HAUKE, G.: In memoriam Fritz Machatschek, in: Petermann’s
Geographische Mitteilungen 102 (1958), S. 1-5.
SCHAEFER, I.: Fritz Machatschek (22.9.1876 – 25.9.1957), in: Mitteilungen der
Geographischen Gesellschaft in München 42 (1957), S. 203-232.
MAULL Otto
OBERBECK, H.: Otto Maull. Zum 70. Geburtstag, in: Mitteilungen der
Geographischen Gesellschaft in München 42 (1957), S. 203-232.
Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten des Univ.-Professors Dr. h.c. Dr. Otto
Maull, in: Die Erde - Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 88 (1957),
Otto Maull-Heft, S. 163-168.
70
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
MORAWETZ Sieghard
WAKONIGG, H.: Sieghard Morawetz – ein Nachruf, in: MÖGG 135 (1995), S. 275280.
OBERHUMMER Eugen
HASSINGER, H.: Eugen Oberhummer, in: Alm. Akad. Wiss. Wien 94 (1944), S. 199212.
ZIMMERMANN, S., J. DÖRFLINGER: Eugen Oberhummer 1859 – 1944, in: T. W.
FREEMAN (Hg.): Geographers Bibliographical Studies, Band 7, London-New York
1985, S. 93-100.
PASCHINGER Herbert
LEITNER, W.: Herbert Paschinger 1911-1992, in: MÖGG 135 (1993), S. 273-274.
PENCK Albrecht
ENGELMANN, G.: Albrecht Penck in Wien. Ein Freundschaftsbericht von Joseph
Partsch, in: G. HAMANN (Hg.): Aufsätze zur Geschichte der Naturwissenschaften
und Geographie, Wien 1986, S. 163-181.
HASSINGER, H.: Albrecht Penck, in: Alm. Akad. Wiss. Wien 95 (1945), S. 380-393.
LARKIN, R., G. PETERS: Art. „Penck“, in: Biographical Dictionary of Geography,
Westport-London 1993, S. 207-212.
LOUIS, H.: Albrecht Penck und sein Einfluß auf Geographie und Eiszeitforschung, in:
Die Erde – Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 89 (1958), S. 161182.
MEYNEN, E.: Albrecht Penck 1858-1945, in: T. W. FREEMAN (Hg.): Geographers
Bibliographical Studies, Band 7, London – New York 1983, S. 101-108.
SÖLCH, J.: Albrecht Penck, in: MÖGG 89 (1946), S. 88-122.
SÖLCH, J.: Albrecht Penck, in: Wiener Geographische Studien 17 (1948).
RICHTER Eduard
MAREK, R.: Eduard Richters Leben und Wirken, in: Mitteilungen der k. k.
Geographischen Gesellschaft in Wien 49 (1906), S. 161-255.
SIEGER Robert
MAYER, R.: Robert Sieger, in: Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für
Steiermark 53 (1927), S. VIII-XXIII.
OBERHUMMER, E.: Robert Sieger, in: Alm. Akad. Wiss. Wien 77 (1927), S. 257-266.
SÖLCH, J.: Robert Sieger, in: GZ 33 (1927), S. 305 – 313.
71
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
SIMONY Friedrich
"Friedrich Simony", The Geographical Journal VIII (July-December 1896), S. 644.
GRIMS, F.: Das wissenschaftliche Wirken Friedrich Simonys im Salzkammergut, in:
Ein Leben für den Dachstein: Friedrich Simony – zum 100. Todestag; Ausstellung
im Museum Francisco-Carolinum, Linz, vom 26. April bis 6. Oktober 1996; Katalog
des Oberösterreichischen Landesmuseums, N. F. 103, Linz 1996, S. 43-71.
KAINRATH, W.: Friedrich Simony (1813 – 1896) – ein Lebensbild, in: H. FISCHER,
H. NAGL, H. WOHLSCHLÄGL (Hg.): GJÖ LIII (1994), Friedrich SimonyGedenkband, Wien 1996, S. 9-24.
LEHR, R.: Ein Leben für den Dachstein – Friedrich Simony (1813-1896), in: Ein Leben
für den Dachstein: Friedrich Simony – zum 100. Todestag; Ausstellung im Museum
Francisco-Carolinum, Linz, vom 26. April bis 6. Oktober 1996; Katalog des
Oberösterreichischen Landesmuseums, N. F. 103, Linz 1996, S. 9-41.
NAGL, H.: Friedrich Simony als Hochgebirgsforscher und Glaziologe, in: H.
FISCHER, H. NAGL, H. WOHLSCHLÄGL (Hg.): GJÖ LIII (1994), Friedrich
Simony-Gedenkband, Wien 1996, S. 25-42.
SÖLCH Johann
KINZL, H.: Johann Sölch (1883-1951), in: MÖGG 96 (1954), S. 3-31.
MATZNETTER, J.: Johann Sölch 1883 – 1951, in: T. W. FREEMAN (Hg.):
Geographers Bibliographical Studies, Band 7, London – New York 1983, S. 117124.
SPREITZER Hans
KINZL, H.: Hans Spreitzer, in: Alm. Akad. Wiss. Wien 125 (1975), S. 423-442.
TOMASCHEK Wilhelm
BITTNER, M.: Wilhelm Tomaschek, in: Mittheilungen der k.k. Geographischen
Gesellschaft in Wien XLV (1902), S. 3-14.
PENCK, A.: Wilhelm Tomaschek, in: Alm. Kaiserl. Akad. Wiss. Wien 52 (1902), S.
291-295.
72
Geographie. In: Die Geschichte der österreichischen Humanwissenschaften – ein zentraleuropäisches Vermächtnis. 2.
Band: Lebensraum und Organismus des Menschen. 5 Abbildungen, 3 Fotos. Passagen Verlag, Wien 2001: 71–148.
WISSMANN Hermann von
BLUME, H.: Hermann von Wissmanns Beitrag zur Arabienforschung, in: GZ 68
(1980), S.161-172.
HUTTENLOCHER, F.: Weg und Werk Hermann von Wissmanns, in: A. LEIDLMAIR
(Hg.): Hermann von Wissmann-Festschrift, Tübingen 1962, S. 11-34.
LEIDLMAIR, A.: Hermann von Wissmann zum Gedenken, in: MÖGG 122 (1980), S.
148-153.
LEIDLMAIR, A.: Hermann von Wissmann, in Alm. Akad. Wiss. Wien 130 (1980), S.
379-386.
VAN DER MEULEN, D.: Mit Hermann von Wissmann in Südarabien, in: A.
LEIDLMAIR (Hg.): Hermann von Wissmann-Festschrift, Tübingen 1962, S. 35-41.
73
Herunterladen