Bericht vom Bundesfinale 2015

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Analyse eines Fossilfundes führte zum großen Erfolg
Preis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit und Sonderpreis des
VDSG – Das Bundesfinale von Jugend forscht 2015 in Ludwigshafen
In diesem Jahr fand das 50. Bundesfinale von Jugend forscht gemeinsam mit der BASF in
Ludwigshafen statt. Für die Finalrunde hatten sich 113 Projekte qualifiziert, wovon 16
Arbeiten aus dem Bereich Geo- und Raumwissenschaften stammten. Auch in diesem Jahr
wiesen die Arbeiten wieder ein äußerst breit angelegtes Forschungsspektrum, was den
anwesenden Bundespräsidenten Joachim Gauck sehr beeindruckte.
Erstmals seit vielen Jahren errang eine geographische Arbeit einen der drei begehrten die
Fachbereiche übergreifenden Sonderpreise – in diesem Fall den Sonderpreis der
Bundeskanzlerein für die originellste Arbeit. Er ging an Florentine Mostaghimi-Gomi und Ole
Keim (Hamburg) für ihr Projekt „Pygmy Hippopotamus – Analyse eines Fossilfundes in
Sedimenten des Mittleren Miozäns in Westzypern“. Die Meeressedimente aus dieser ca. 15
Mio. Jahren zurückliegenden Zeit wurden zum Teil mehrere hundert Meter über den heutigen
Meeresspiegel gehoben, weil dort die Afrikanische auf die Eurasische Platte stößt. woraus
sich gute Bedingungen für Fossiliensucher ergeben. Während einer Mittagspause im Verlauf
einer Schulexkursion fanden die beiden Preisträger in Kalksteinwänden im westlichen Teil
der Insel Versteinerungen, die sie als Skelettreste eines Zwergflusspferdes identifizieren
konnten. Dieser erste Fund im Bereich des europäischen Kontinents könnte helfen, den
genauen Zeitpunkt zu bestimmen, zu dem die Säugetiere Zypern besiedelt haben. Die Jury
war besonders beeindruckt, wie kenntnisreich die beiden Jungforscher ihren Fossilfund in die
schwierige Fachdiskussion einordnen können. Sie lobte zudem das systematische und
methodische Vorgehen, die umsichtig geführte Diskussion und die beeindruckende
Beharrlichkeit, um dem wahren Alter des Fossils auf die Spur zu kommen. Dieser Ansatz hat
zu neuen Forschungserkenntnissen über die Umweltgeschichte im Mittelmeerraum geführt.
Die beiden Jungforscher erhielten zudem den Sonderpreis des Verbands Deutscher
Schulgeographen (VDSG) überreicht.
Im Juni 2014 gelang es Astronomen erstmals, hochaufgelöste Bilder des noch jungen Sterns
HL Tauri aufzunehmen. Der 450 Lichtjahre entfernte Himmelskörper ist von einer Scheibe
aus Gas und Staub umgeben, aus der Planeten entstehen können. Von diesen Bildern wurden
Patricia Asemann und Robin Heinemann (Kassel) angeregt und sie entwickelten ein
computerbasiertes Verfahren, mit dem sie die Entstehung eines Planetenystems aus den
Staubscheiben simulieren können. Ihre aufwendigen Simulationen zeigen auch, dass sehr
große Planeten einen Zentralstern in engen Bahnen umkreisen können und wann Planeten in
Zweistern-Systemen ihre stabilen Bahnen verlassen. Für Ihr Projekt „Bahndaten extrasolarer
Systeme“ zur den beiden Jungforschern 1. Preis zuerkannt.
Der 2. Preis ging an Constantin Zborowska (Kerpen, Nordrhein-Westfalen) mit seiner Arbeit
„Reproduktion des HR-Diagramms durch spektrale Untersuchungvon Sternen der MKKKlassifikation“. Bei Astronomen ist das Hertzsprung-Russell-(HR-)Diagramm sehr bekannt:
Werden in einem Koordinatensystem die Sterne gemäß ihrer Oberflächentemperatur und ihrer
absoluten Helligkeit sortiert,so ergeben sich charakteristische Häufungen. Sterne gleichen
Typs liegen dann auf einer Linie. Für die Erstellung eines solchen Diagramms sind in der
Regel jedoch auwendige astronomische Geräte notwendig. Mittels geschickter Methoden
gelang es Constantin Zborowska die Grundstrukturen des HR-Diagramms nachzuweisen,
obwohl er nur über eine Amateurausrüstung verfügt. In seiner eigenen kleinen Sternwarte zu
Hause vermaß er 65 Sterne aller wichtigen Leuchtklassen, von den sogen. Überriesen bis zu
den Zwergsternen. Am Ende zeigte sein HR-Diagramm die bekannten Strukturen.
„Wärmeklau im Wohngebiet“ hatten Lukas Grosch und Julian Rühle (Quedlinburg, SachsenAnhalt) ihr Forschungsprojekt benannt. Ein Kühlschrank erhitzt sich auf der Rückseite, weil
er die Wärme aus dem Inneren des Gerätes nach außen abgibt. Doch nicht nur zur
Kälteerzeugung lässt sich dieses Verfahren nutzen, sondern auch zum Heizen. Genau dieses
Prinzip wird bei den mittlerweile stark verbreiteten Wärmepumpen angewandt: Sie heizen
Innenräume, indem sie den Erdboden oder die Außenluft kühlen. Die beiden Jungforscher
gingen in ihrem Projekt der Frage nach, inwiefern Luftwärmepumpen das Lokalklima in
einem Wohngebiet verändern. Sie berechneten Wärmebilanzen und ermittelten die
Temperatur in der Umgebung einer laufenden Luftwärmepumpe. Dabei konnten konnten sie
den Abkühlungseffekt ganz eindeutig nachweisen. Ihre Forderung: Nicht zu viele
Luftwärmepumpen auf engem Raum installieren. Für diese Arbeit erhielten sie den 3. Preis.
Das aktuelle Thema „Beurteilung des Gefährdungspotentials für Hochwasser“ hatten Oliver
Engels, Simon Jerg und Yannick Reuter (Calw, Baden-Württemberg) bearbeitet.
Ausgangspunkt der Arbeit war ein außergewöhnliches Hochwasser in der Gemeinde
Gechingen im Mai 2009, denn während eines Wolkenbruchs strömte das Wasser aus drei
Tälern in den Ort und staute sich dort an einer Engstelle. Die drei Jungforscher fragten sich,
welche Bedingungen zu einem solchen Hochwasser führen. Sie untersuchten an vielen
Standorten den Boden, ermittelten, wie schnell das Wasser versickert und welche Mengen der
Untergrund aufnehmen kann. Zudem bauten sie ein Geländemodell, an dem sie Hochwasser
simulieren. Sie fanden heraus, dass im Fall Gechingen der Boden gesättigt ist, wenn es mehr
als 250 l/m² geregtnet hat. Wenn dann nochmals 19 l/h fallen, kommt es zur
Überschwemmung. Damit belegten die Jungforscher den 4. Platz und ihnen wurde zusätzlich
der Sonderpreis der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG) zuerkannt.
Den 5. Platz errangen Hendrik Wolter und Carl Schoeneich (Falkensee, Brandenburg) mit
ihrer Arbeit „Untersuchungen zur Moosbruchheide“. Dabei handelt es sich um eine ca. 1,3 ha
große Brachfläche in Falkensee, die in Teilen bebaut werden soll. Die beiden Jungforscher
nahmen die Aktivitäten einer Bürgerinitiative zum Anlass, die Ökologie des Areals genauer
zu untersuchen. Sie erstellten Bodenprofile, analysierten Wasser, das in kleinen Gräben fließt,
und kartierten akribisch Tiere und Pflanzen, wovon eine ganze Anzahl auf der Roten Liste der
gefährdeten Arten stehen. Sie hoffen, dass damit ein Beitrag zur Rettung der Moosbruchheide
geleistet werden kann.
Anmeldungen zur Wettbewerbsrunde 2015/16 sind ab sofort möglich; Anmeldeschluss ist der
30. November 2015. Die Einreichung der Wettbewerbsarbeit muss dann Anfang Januar 2016
erfolgen. Nähere Informationen zum Wettbewerb und zur neuen Wettbewerbsrunde unter:
Stiftung Jugend forscht e.V., Baumwall 5, 20459 Hamburg, Telefon 040/374709-0, Fax
040/374709-99 oder unter www.jugend-forscht.de bzw. [email protected] .
In Ludwigshafen verabschiedete der Geschäftsführer der Stiftung Jugend forscht e.V., Dr.
Sven Baszio, zwei Mitglieder in der Bundesjury Geo- und Raumwissenschaften: Prof. Dr.
Frauke Kraas (Köln) und Volker Huntemann (Langenzenn). Beide erhielten als Dank für die
langjährige ehrenamtliche Tätigkeit die Silberne Nadel der Stiftung Jugend forscht überreicht.
Volker Huntemann
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