Implantatprothetische Versorgungsvarianten im zahnlosen Kiefer

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Implantatprothetische
Versorgungsvarianten
im zahnlosen Kiefer
Die Qual der Wahl: Kugelanker, Steg-Gelenk, Teleskope oder festsitzende Brücke?
Bei zahnlosen Patienten gibt es viele Möglichkeiten der implantatprothetischen
Versorgung. Eine besondere Herausforderung liegt in der Beurteilung jedes einzelnen Falles unter Berücksichtigung aller klinischen, technischen und patientenindividuellen Aspekte. Der prothetische Planung ist abhängig von Anzahl und
Position der Implantate, der Knochenqualität, der Mitarbeit (Mundhygiene) und
der wirtschaftlichen Möglichkeiten des Patienten.
Interaktive
Lerneinheit mit zwei
Fortbildungspunkten
nach den Richtlinien der
BZÄK-DGZMK unter
www.dental-online-community.de
Ein Beitrag von Ztm. Dirk Bachmann, Bruchsal/Deutschland
A
Ausschlaggebende Faktoren für einen implantologischen Eingriff sind sicherlich Knochenangebot in
Qualität und Menge sowie der allgemeine gesundheitliche Zustand des Patienten. Finanzielle
Aspekte sollten hierbei eine untergeordnete Rolle
spielen. Oft erleben wir in der täglichen Praxis,
dass gerade weniger solvente Patienten die aufwendigeren Versorgungen benötigen. Wenn in
solchen Fällen die ideale Lösungsform zugunsten
der geringeren Kosten aufgegeben wird, ist nicht
selten der prothetische Misserfolg absehbar. In
solchen Situationen kann es häufig zu kostenintensiven Nachbehandlungen und Neuanfertigungen
des Zahnersatzes kommen. Diese Kosten werden
dann in der Regel vom Behandlungsteam (Zahnarzt und Zahntechniker) getragen, um einem Imageverlust vorzubeugen. Es ist also im eigenen
Interesse, vor der Implantation die Versorgung
konsequent zu planen und anschließend bei der
Durchführung keinerlei Kompromisse einzugehen.
Betrachten wir nun unsere Vorgehensweise bei
der Planung einer Versorgung.
Planungsformular
In Zusammenarbeit mit einem Kieferchirurgen und
verschiedenen Zahnärzten entstand dieses
Planungsformular (Abb. 1). Es wurde versucht alle
notwendigen Planungsaspekte zu berücksichtigen.
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Abb. 1 Planungsformular für das Behandlungskonzept
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Abb. 2
Links: Aufstellung
der UK-Zähne
in Wachs.
Rechts: Silikonabformung
der Situation
2
3
4
5
Abb. 3
Kunststoffbasis mit
brückenartig ausmodellierter Aufstellung der
OK-Frontzähne
Abb. 4
Zahnaufstellung
mit Vorwall
Abb. 5
Zähne und
Schablone entfernt
Backward Planing
Neben der Anzahl der Implantate und des Implantatsystem wird die gewünschte Position und
Versorgungsform abgefragt. Eine eingehende
prothetische und chirurgische Planung zeigt, ob
das gewünschte Behandlungskonzept realisiert
werden kann oder ob grundsätzliche Änderungen
notwendig sind.
Vorgehensweise
In der Praxis werden grundsätzlich die nachfolgenden Punkte abgefragt beziehungsweise eingefordert:
Abformung im UK/OK mit Prothesen
Abformung ohne Prothesen
Bissregistrat
gewünschte Implantatposition, Anzahl der
Implantate auf dem Abformung (ohne Prothese)
Zahnfarbe
gewünschte Versorgung (fest, bedingt abnehmbar, abnehmbar)
Die so gewonnenen Informationen gehen nun ins
Dentallabor.
Die Arbeitsmodelle werden unter Verwendung des
Bissregistrats einartikuliert (Abb. 2). Anhand der
angegebenen Zahnfarbe und der Situationsmodelle werden die Zähne für das Set-up ausgesucht. In der Regel werden diese Zähne dann
auch für die spätere Versorgung verwendet.
In einzelnen Fällen kann eine Einprobe des Setup´s am Patienten erforderlich werden. Dies ist der
immer dann der Fall, wenn geklärt werden muss,
ob der Patient eine festsitzende Brücke erhalten soll
oder ob es aus kosmetischen Gründen ratsam ist,
eine abnehmbare Versorgung anzustreben. Bei der
Aufstellung werden die Zähne mit weißem Wachs
fixiert und die Approximalräume brückenartig ausmodelliert (Abb. 3). Der Patient erhält einen Eindruck, wie sich fehlende Papillen und extreme
Zahnlängen auswirken würden.
Durch das Set-up erarbeiten wir die idealen Positionen für die Implantate (Abb. 4 und 5). Nach Rücksprache und in Zusammenarbeit mit dem Implantologen können wir nun die Bohrhülsen setzen und
ein schlüssiges Behandlungskonzept erstellen.
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Was ist bei den einzelnen
Versorgungsformen zu beachten?
Im Folgenden werden die Versorgungsformen
Kugelanker
Steggelenk
Steggeschiebe
individuell gefräster Steg
Teleskopkronen
einzeln diskutiert (Abb. 6).
Kugelanker
Der Einsatz eines Kugelkopfankers
(Abb. 7) wirft folgende Fragen auf:
1. Wann ist eine Versorgung mit
Kugelkopfankern sinnvoll?
2. Gibt es eine Mindest- beziehungsweise eine Höchstgrenze von Kugelankern je Kiefer?
3. Wo befindet sich die ideale Position?
4. Welches ist die ideale Indikation für Kugelkopfanker?
Kugelanker auf zwei Implantaten
Kugelköpfe lassen aufgrund ihrer geometrischen
Form mehrere Freiheitsgrade zu (Abb. 8). So kann
die Matrize auf der Kugel in alle Richtungen
gekippt und gedreht werden. Eine Führung beziehungsweise einen Halt gegen lateral auftretende Kräfte gibt es nicht. Dies bedeutet, dass kugelkopfverankerte Prothesen bei bis zu zwei Implantaten grundsätzlich implantat- und schleimhautgetragen sind. Die Verbindungslinie zwischen den
Implantaten wird zur Rotationsachse A. Dadurch
wird sich die Prothese bei auftretenden Kaukräften
im rechten Winkel B um die Rotationsachse A drehen. Diese kombiniert implantat- und schleimhautgetragene Variante ist aufgrund ihrer Beweglichkeit kaum für Patienten geeignet, die unmittelbar
vor dieser Versorgung noch eine fixe Restauration
hatten. Empfehlenswert ist diese Variante für Vollprothesenträger bei denen eine Verbesserung des
Prothesensitzes angestrebt wird. Aufgrund stärkerer Lateral- und Kaukräfte ist es problematisch,
wenn die Gegenbezahnung aus natürlichen Zähnen
oder festsitzendem Zahnersatz besteht. Auch hier ist
darauf zu achten, dass die Gegenbezahnung nicht
starr, sondern schleimhautgetragen ist.
Wichtig: Die Rotationsachse muss im rechten Winkel zur Symmetrieachse der Kieferkämme verlaufen, da sonst eine unphysiologische Belastung der
Kieferkämme und der Schleimhaut die Folge wäre
– Druckstellen sind dann nicht selten das Resultat
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Abb. 6 Beispiele einiger Verankerungsmöglichkeiten für implantatretinierte,
herausnehmbare Prothesen
(Abb. 9). Sollten wie im abgebildeten Fall die
Implantate nicht ideal platziert sein, ist zu prüfen,
ob es nicht Alternativlösungen gibt.
Alternativlösung für Kugelkopfverankerungen
Durch die Möglichkeit der individuellen Stegpositionierung lassen sich ungünstig platzierte
Implantate ausgleichen (Abb. 10). Die korrekte
Positionierung wird im Anschluss beschrieben.
Unser Fazit: Indikation für Kugelanker
bei zwei Implantaten: Position beachten
günstigste Variante (Sozialindikation)
bei Vollprothesenträgern zur Verbesserung des Prothesenhaltes
keine starre Gegenbezahnung
Unser Tipp: Die Herstellung sollte grundsätzlich
mit Modellgussverstärkung erfolgen.
Kugelanker auf drei und mehr Implantaten
Auch hierbei sind die vier zuvor gestellten Fragen
zu beantworten:
Sobald in einem Kiefer mehr als zwei Implantate
vorhanden sind, wird aus der kombiniert implantatschleimhautgetragenen Prothese eine rein implantatgetragene Versorgung (Abb. 11). Die Verbindungslinien zwischen den einzelnen Implantaten
ergeben eine Fläche (Abb. 12). Dieser Bereich ist
auf der Abbildung grün markiert. Wir bezeichnen
diesen statischen Bereich auch als Stützzone. Der
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Abb. 7 Modell mit Kugelkopfankern
Abb. 8 Um eine gleichmäßige Belastung zu erzielen, sollte die Rotationsachse im rechten Winkel zur Symmetrieachse der Kieferkämme verlaufen.
Abb. 9 Belastungen bei nicht im rechten Winkel zur Symmetrieachse der
Kieferkämme verlaufender Rotationsachse
Abb. 10 Alternative Stegplanung zur Verbesserung des
Rotationsachsenverlaufs
Abb. 11 Modell mit vier Kugelkopfankern
Abb. 12 Stütz (grün) und Kippzonen (rot)
dorsale Bereich ist, wie auf unserer Abbildung rot
dargestellt; es handelt sich um den statisch ungünstigen Bereich – auch Kippzone genannt.
Tritt Kaudruck außerhalb der Stützzone auf, wer-
den die dorsalen Implantate (B) zur Rotationsachse.
Die anterioren Implantate (A) werden dabei auf
Zug belastet (Abb. 13). Wird der Kaudruck stärker
als die Haftkraft des retentiven Ankers, löst sich A
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und die Prothese rotiert ungewollt um B. So liegt der
Retentionswiderstand nach Herstellerangaben (hier:
Tima Anker der Firma Unor) gegen abziehende
Kräfte bei 8 N. Der durchschnittlich aufgebrachte
Kaudruck im Seitenzahnbereich beträgt zirka 500 N.
Vergleicht man darüber hinaus noch den langen
Hebel zwischen Kauzentrum und Rotationsachse
mit dem kürzeren Hebel zwischen anterior sitzenden Implantaten (A) und Rotationsachse, so wird
deutlich, wie leicht es zum Auslösen des Ankers
über A kommt. Wir haben anfänglich trotz besseren
Wissens immer dann diese Form der Versorgung
gewählt, wenn der Patient Kosten sparen wollte.
Regelmäßig bemerkten wir eine Unzufriedenheit
des Patienten, da die Anker schnell verschlissen
und in Funktion das Ein- und Ausrasten der Prothese unangenehm war.
Abb. 13 Einfluss des Kaudrucks im Kippzonenbereich auf die Verankerungselemente
Unser Fazit zum Thema Kugelkopfanker:
Eine Versorgung mit mehr als zwei Kugelkopfankern ist
problematisch. Es ist zu prüfen, ob es Alternativlösungen gibt.
Sheffield-Test
Bevor auf die verschiedenen Stegversorgungen eingegangen wird, soll zunächst noch der SheffieldTest erläutert werden: Der Sheffield-Test ermöglicht eine einfache Überprüfung einer primärverblockten Mesio-Struktur. Nach Aufsetzen der
Mesio-Struktur wird jede Halteschraube für sich
angezogen, alle anderen sind nicht eingeschraubt
(Abb. 14). Dieser Vorgang wird explizit bei jeder
Schraubenverbindung separat durchgeführt. Ein
spannnungsfreies Gerüst bleibt in jedem Fall auf
den Implantaten liegen. Entwickelt wurde dieser
Test an der Universität Sheffield in England (Quelle:
Implantat-Zahntechnik/Graham E. White).
Steggelenk
Zum Thema Steggelenk (Abb. 15) sind folgende
Fragen relevant:
1. Wann ist eine Versorgung mit einem Steggelenk
sinnvoll?
2. Wie viele Implantate werden benötigt?
3. Welche Parameter sind zu beachten?
4. Was ist die ideale Indikation für Steggelenke?
Sowohl die vertikale als auch die horizontale Rotationsachse müssen Beachtung finden (Abb. 16).
Nur so kann man ein gleichmäßiges Einsinken der
Prothese ins Prothesenlager (Gingiva) gewährleisten. Bei Planungen ohne Rücksicht auf die
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Abb. 14 Sheffield-Test: Überprüfung des spannungsfreien Sitzes durch
separates Verschrauben
Rotationsachsen werden unter Kaubelastung
Druckstellen entstehen, die dann die Funktion der
Versorgung beeinträchtigen.
Zunächst wird die Mitte der beiden Kieferkämme
mit einem Bleistift eingezeichnet (schwarz).
Anschließend wird die daraus resultierende
Symmetrieachse markiert (orange). Die horizontale Rotationsachse wird nun im rechten
Winkel zur Symmetrieachse festgelegt. Sie ist
parallel zur Kauebene ausgerichtet (Abb. 17).
Bei der Festlegung der Stegposition ist es wichtig,
den Steg zentral unter den Incisiven zu platzieren.
In der Regel bedeutet dies, dass der Steg möglichst
weit nach anterior positioniert werden muss. Das
eingangs erstellte Set-up vereinfacht die Platzierung ungemein. Um eine größtmögliche Retention
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Abb. 15 Primärgerüst eines Steggelenks auf vier Implantaten
Abb. 16 Festlegung der vertikalen Rotationsachse über die Darstellung
der Symmetrieachse der Kieferkämme
Abb. 17 Die horizontale Rotationsachse verläuft parallel zur Kauebene
Abb. 18 Einfluss des Kaudrucks durch die Freilegung der Prothesenbasis
im dorsalen Implantatbereich
der Prothese zu gewährleisten ist es außerdem
wichtig, dass die anterioren Implantate ausreichend Abstand zueinander haben. Hier gilt: Je
größer der Abstand, desto mehr Retention.
Gegenüber der Druckknopfversorgung ist diese
Variante zwar teurer, stellt aber durch die Verwendung von Fertigteilen dennoch eine kostengünstige
Versorgung dar.
Bei vier Implantaten müssen die dorsal liegenden
Steganteile über der Prothesenbasis freigelegt
werden, um ein Aufsitzen der Prothese in Funktion
zu vermeiden (Abb. 18). Dabei ist es von Vorteil, die
dorsalen Anteile möglichst nah an den anterioren
Implantaten zu inserieren. Soll ein Doldersteggelenk geplant werden, ist es sinnvoll die anterioren Implantate in regio 3 und die dorsalen Implante
in regio 4 zu setzen. Dies unterstreicht wiederum,
wie wichtig Planung im Vorfeld ist.
Unser Tipp: Auch hier erfolgt die Herstellung
grundsätzlich mit Modellgussverstärkung.
Fazit zum Thema Steggelenk-Prothesen
mindestens zwei, maximal vier Implantate
Alternativlösung zu Kugelkopfversorgungen
günstige Variante (Sozialindikation)
für Vollprothesenträger zur Verbesserung des
Prothesenhaltes
keine starre Gegenbezahnung
Da Steggelenk-Versorgungen ebenso wie druckknopfverankerte Prothesen kombiniert implantatschleimhautgetragen sind, gilt auch hier: Diese
Prothesen sind nur zur Verbesserung des Prothesensitzes bei Totalprothetikpatienten geeignet.
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Steggeschiebe oder Doldersteg
Abb. 19
Doldersteggeschiebe
mit Stegstummeln
Modifizierte Variante
Folgende Fragen sind zu klären:
1. Wann ist eine Versorgung mit einem
Steggeschiebe sinnvoll?
2. Wie viele Implantate werden
benötigt?
3. Welche Parameter sind zu beachten?
4. Was ist die ideale Indikation für
Steggeschiebe ?
Das Doldersteggeschiebe ist eine rein
implantatgetragene Versorgungsform
(Abb. 19). Die Implantatpositionen
Abb. 20 Exakt passender Modellguss mit Abstützung auf den Stegkappen
werden daher anders definiert. Eine möglichst
gleichmäßige Verteilung ist hier ideal. In der Regel
wäre dies regio 2 für die anterioren Positionen und
unter Berücksichtigung des Nervus mandibularis
nach dorsal regio 4. Im Oberkiefer sind für diesen
Versorgungstyp sechs Implantate erforderlich.
Zusätzlich können im endständigen Bereich sogenannte Stegstummel angebracht werden,
wodurch eine zusätzliche Abstützung der Prothese
erreicht wird. Darüber hinaus dient dieser Bereich
auch der Verbesserung der Friktion (Abb. 20).
Die Erfahrung zeigt,daß sich bei diesen Versorgungen die gebräuchlichen Goldlaschen unter
Kaudruck schnell aufspreizen. Das nachaktivieren
dieser Laschen bringt keine dauerhafte Verbesserung. Meist stellen sich sogar Ermüdungsbrüche ein und die Laschen müssen erneuert werden. Eine Abhilfe für dieses Problem wollen wir
hier aufzeigen. Über die präfabrizierten konischen
Stegaufbauten wird ein exakt passender Modellguss erstellt. In Endposition überträgt sich somit
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Abb. 21 Modell fertig zum Einbringen des Kaltpolymerisats
jeglicher Kaudruck ausschließlich auf die Stegkappen, die Reiter bleiben entlastet und dienen
ausschließlich der Friktion.
Ein direktes Verbinden der Goldlaschen mit dem
Modellguss über eine Lötung empfiehlt sich nicht.
Die Laschen werden lediglich über die Retentionen
in den Kunststoff einpolymerisiert. Hierdurch wird
das Austauschen bei eventuell auftretendem Friktionsverlust durch Verschleiß einfacher. Darüber
hinaus ist diese Vorgehensweise schneller und
sowohl bei der Erstellung als auch beim späteren
Ersatz kostengünstiger. Aus basaler Sicht wird die
Kombination aus Schub- und Kraftverteilung, die
über die Modellgusspassung und die Reiter erreicht
wird, deutlich (Abb. 21 bis 23).
Fazit zum Thema Steggeschiebe
mindestens vier Implantate im UK, sechs im OK
durch Verwendung von Fertigteilen kostengünstig
rein implantatgetragen
starre Gegenbezahnung möglich
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Abb. 22 Konventionell eingearbeitete Goldlaschen
Abb. 23 Fertig polierte UK-Stegprothese
Abb. 24
Gefräster Steg mit
zusätzlichem Halteelement im UK
Abb. 25
Teleskopkonstruktionen bieten dem Patienten
hohen Tragekomfort und sind leicht
zu reinigen
Abb. 26
Gefräster Steg im OK
Individuell gefräster Steg oder Teleskope
entscheidende Rolle mehr spielt und wir
frei entscheiden können, stehen wir vor
der Qual der Wahl. Was ist die bessere
Lösung? In den letzten Jahren haben
Teleskope sehr viel Zuspruch erfahren
(Abb. 24 und 25). Entsprechend häufig
kann man in Fachzeitschriften Beiträge
zum Thema teleskopierende Versorgungsvarianten finden. Beschäftigen
also auch wir uns mit den Vorteilen der
jeweiligen Versorgung.
Der gefräste Steg
Folgende Fragen sind zu klären:
1. Wie viele Implantate werden benötigt?
2. Wann ist eine Versorgung mit einem gefrästem
Steg und wann mit Teleskopen sinnvoll?
3. Welche Parameter sind zu beachten?
4. Was ist die ideale Indikation für die jeweilige
Versorgung?
Den sicherlich besten Tragekomfort bieten die
nachfolgend dargestellten Versorgungsvarianten.
Sobald der Preis für eine Versorgung keine
Gefräste Stege haben in der Implantologie eine
lange Tradition. Ein wesentlicher Vorteil gefräster
Stege ist sicherlich ihre große Friktionsfläche. Wir
fräsen die Friktionsfläche grundsätzlich mit 2° Neigung. Dies ermöglicht dem Patienten ein einfaches
Ein- und Ausgliedern und bietet der Prothese ausreichend Halt. Die Sekundärkonstruktion wird
passgenau aus Galvanogold erstellt (Abb. 26). Die
Zeiten, in denen wir aufwändige Sekundärgerüste
gießen mussten, sind vorbei.
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Abb. 27 Basalansicht der gaumenfrei gestalteten OK-Prothese mit eingeklebtem Galvano-Friktionselement und der korrespondierenden Stegversorgung
Abb. 28 Fertige OK- und UK-Prothesen im Artikulator
Das Galvano-Friktionselement sollte aus statischen
Gründen immer in eine Tertiärkonstruktion aus
Modellgusslegierung eingeklebt werden (Abb. 27).
Außerdem gibt es an den langen Flächen der Teleskopkronen viele Möglichkeiten für zusätzliche
Halteelemente. Auch wenn die neue Versorgung
ausreichend Halt bietet, ist es sinnvoll über zusätzliche Halteelemente nachzudenken. Bei Friktionsverlust können diese jederzeit nachgerüstet
beziehungsweise aktiviert werden.
Dafür kommen unter anderem in Frage:
Preci-Line-Geschiebe
Ceka-Anker
Dreh-, Schwenk- oder Steckriegel etc.
Ein triftiger Grund für eine Stegversorgung ist
sicherlich die Primärverblockung. Dadurch ist es
möglich, die Belastung des einzelnen Implantats
auf Druck- und Zugkräfte zu reduzieren (Abb. 28).
Implantatlänge, Durchmesser und Knochenqualität sind wichtige Entscheidungskriterien für
die Wahl der Suprastruktur. Daher sollte diese
Entscheidung vom behandelnden Implantologen
getroffen werden.
Teleskopkrone
Bei der Versorgung mit Teleskopen unterscheiden
wir zwei Ausführungsvarianten:
Galvanoteleskope
Marburger Doppelkronen
Welche der beiden Varianten die geeignetere ist,
lässt sich kaum beantworten. Daher möchten wir
deren beider Vorteile erläutern.
Galvano: Diese Versorgungsform hat den Vorteil,
dass die Tertiärstruktur mit den Galvanokappen im
Mund verklebt werden kann. Somit ist der Forderung nach einem absolut spannungsfreien
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Gerüst Genüge getan. Wir empfehlen für die Verklebung im Mund AGC-Cem (Wieland). Die Teleskope fräsen wir mit 2°-Neigung; die exakte Passung und die Adhäsion des Speichels sorgen für
ausreichend Haftung. Die Versorgung gleitet wie
eine Safetür ineinander, und die Patienten loben
das gute Handling.
Marburger Doppelkronen: Die ebenfalls mit 2°Neigung gefrästen Kronen werden mit zusätzlichen
Halteelementen ausgestattet. Hierfür eignen sich:
TK-Snap
SD-Tele-Klick
Ipso-Clip etc.
Durch den Einsatz dieser Halteelemente können die
Sekundärkronen absolut friktionsfrei gearbeitet werden. Die Versorgung „fällt“ direkt in die Endposition.
Es scheint dennoch sinnvoll die Restauration erst ohne
die Halteelemente an den Patienten zu übergeben,
denn auch hier sorgt der Speichel meist für ausreichend Adhäsion. Ein Nachrüsten der Halteelement ist
problemlos und wird nach Bedarf durchgeführt.
Abb. 29
OK-Modell mit
Primär-Tesleskopen
auf Implantaten
und natürlichen
Pfeilerzähnen
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Sicherlich ist eine Versorgung mit Teleskopen für
Patienten leichter zu reinigen (Abb. 29). Allerdings wird ein entsprechend motivierter Patient
auch die etwas schlechter zugängliche Stegversorgung reinigen. Daher ist diesem Aspekt
begrenzte Bedeutung zu zumessen. Wichtig ist
jedoch, dass eine hervorragende Möglichkeit der
Pfeilervermehrung besteht. Somit lassen sich –
wie im gezeigten Fall – natürliche Zähne und
Implantate sehr gut kombinieren.
Abb. 30 Gegenüber einer Stegversorgung erlaubt der Einsatz von Teleskopen
die Konstruktion als abnehmbare Brücke
Gegenüber Stegversorgungen können Teleskope
bei ausreichendem Knochenangebot und unter
guter Vorplanung auch als reine Brückenversorgung ausgeführt werden (Abb. 30). Da dies sehr
oft dem Patientenwunsch entspricht, geht unsere
Planung in der Regel in diese Richtung. Doch durch
den Knochenschwund nach Zahnverlust brauchen
wir in den vielen Fällen doch ein vestibuläres
Lippenschild um eine ansprechende rot-weiße
Ästhetik zu erreichen.
Soll eine nur bedingt abnehmbare Brücke gefertigt
werden, benötigen wir im Unterkiefer sechs Implantate und im Oberkiefer acht Implantate. Falls die
Stellung der Implantate ideal und die Kiefer- und
Schleimhautverhältnisse günstig sind, kann unter
Umständen auch eine festsitzende Brücke angefertigt werden (Abb. 31 und 32). Diese als ideal zu
bezeichnenden Situationen sind eher selten.
Abb. 31
Detailansicht einer teleskopretinierten bedingt
abnehmbaren Brücke
Abb. 32
Patienten bevorzugen
die brückenartige
Gestaltung dieser
Teleskop-Variante
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VersorgungsVariante
Mindestanzahl
Lager
Fixierung
Pflege
Kombination
Zahn/Implantat
zusätzliche
Halteelemente
Gegenbezahnung
2
flexibel
abnehmbar
sehr gut
ja
nein
Totalprothese
2
2
flexibel
abnehmbar
gut
nein
nein
Totalprothese
Steg-Geschiebe
4
6
starr
abnehmbar
gut
nein
nein
starr
Gefräster Steg
4
6
starr
abnehmbar
befriedigend
nein
ja
starr
Teleskope
4
6
starr
abnehmbar
sehr gut
ja
bei Bedarf
starr
Festsitzende Brücke
6
8
starr
bedingt fest
befriedigend
ja
nein
starr
UK
OK
Kugelanker
2
Steg-Gelenk
Schlussbetrachtung
Meine Ausführungen basieren auf meinen
praktischen Erfahrungen. Viele meiner Hinweise
lassen sich durch entsprechende Literatur belegen,
dennoch zeigt unser Alltagsgeschäft, dass wir
immer wieder zu Kompromissen genötigt werden.
Im Einzelfall mögen Kompromisse funktionieren,
aber unser Streben sollte auf eine im Team abgestimmte, generelle Strategie ausgerichtet sein.
Dies sorgt für Sicherheit, sichert langfristig die
Nachfrage und schafft bei allen Beteiligten ein
hohes Maß an Zufriedenheit.
Über den Autor
Korrespondenzadresse
Ztm. Dirk Bachmann wurde 1966
geboren. Von 1984 bis 1988
absolvierte er die Ausbildung zum
Zahntechniker. Seit 1990 ist er
Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss des Zahntechnikerhandwerks Baden. 1993 legte er die
Meisterprüfung im Zahntechnikerhandwerk ab. Im gleichen Jahr machte er sich selbstständig. Seit 1994 ist er als Referent und für die technische
Entwicklung für das Tiolox-Implantatsystem tätig, von
1995 bis 1999 war er Referent für ästhetische Keramikverblendtechnik im Golden-Gate-System. Seit 2004 ist
Dirk Bachmann auch als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger tätig.
Ztm. Dirk Bachmann
Salinenstraße 14
76646 Bruchsal
[email protected]
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