Continuing Dental Education Implantatprothetische Versorgungsvarianten im zahnlosen Kiefer Die Qual der Wahl: Kugelanker, Steg-Gelenk, Teleskope oder festsitzende Brücke? Bei zahnlosen Patienten gibt es viele Möglichkeiten der implantatprothetischen Versorgung. Eine besondere Herausforderung liegt in der Beurteilung jedes einzelnen Falles unter Berücksichtigung aller klinischen, technischen und patientenindividuellen Aspekte. Der prothetische Planung ist abhängig von Anzahl und Position der Implantate, der Knochenqualität, der Mitarbeit (Mundhygiene) und der wirtschaftlichen Möglichkeiten des Patienten. Interaktive Lerneinheit mit zwei Fortbildungspunkten nach den Richtlinien der BZÄK-DGZMK unter www.dental-online-community.de Ein Beitrag von Ztm. Dirk Bachmann, Bruchsal/Deutschland A Ausschlaggebende Faktoren für einen implantologischen Eingriff sind sicherlich Knochenangebot in Qualität und Menge sowie der allgemeine gesundheitliche Zustand des Patienten. Finanzielle Aspekte sollten hierbei eine untergeordnete Rolle spielen. Oft erleben wir in der täglichen Praxis, dass gerade weniger solvente Patienten die aufwendigeren Versorgungen benötigen. Wenn in solchen Fällen die ideale Lösungsform zugunsten der geringeren Kosten aufgegeben wird, ist nicht selten der prothetische Misserfolg absehbar. In solchen Situationen kann es häufig zu kostenintensiven Nachbehandlungen und Neuanfertigungen des Zahnersatzes kommen. Diese Kosten werden dann in der Regel vom Behandlungsteam (Zahnarzt und Zahntechniker) getragen, um einem Imageverlust vorzubeugen. Es ist also im eigenen Interesse, vor der Implantation die Versorgung konsequent zu planen und anschließend bei der Durchführung keinerlei Kompromisse einzugehen. Betrachten wir nun unsere Vorgehensweise bei der Planung einer Versorgung. Planungsformular In Zusammenarbeit mit einem Kieferchirurgen und verschiedenen Zahnärzten entstand dieses Planungsformular (Abb. 1). Es wurde versucht alle notwendigen Planungsaspekte zu berücksichtigen. 86 teamwork J Cont Dent Educ Abb. 1 Planungsformular für das Behandlungskonzept Continuing Dental Education Abb. 2 Links: Aufstellung der UK-Zähne in Wachs. Rechts: Silikonabformung der Situation 2 3 4 5 Abb. 3 Kunststoffbasis mit brückenartig ausmodellierter Aufstellung der OK-Frontzähne Abb. 4 Zahnaufstellung mit Vorwall Abb. 5 Zähne und Schablone entfernt Backward Planing Neben der Anzahl der Implantate und des Implantatsystem wird die gewünschte Position und Versorgungsform abgefragt. Eine eingehende prothetische und chirurgische Planung zeigt, ob das gewünschte Behandlungskonzept realisiert werden kann oder ob grundsätzliche Änderungen notwendig sind. Vorgehensweise In der Praxis werden grundsätzlich die nachfolgenden Punkte abgefragt beziehungsweise eingefordert: Abformung im UK/OK mit Prothesen Abformung ohne Prothesen Bissregistrat gewünschte Implantatposition, Anzahl der Implantate auf dem Abformung (ohne Prothese) Zahnfarbe gewünschte Versorgung (fest, bedingt abnehmbar, abnehmbar) Die so gewonnenen Informationen gehen nun ins Dentallabor. Die Arbeitsmodelle werden unter Verwendung des Bissregistrats einartikuliert (Abb. 2). Anhand der angegebenen Zahnfarbe und der Situationsmodelle werden die Zähne für das Set-up ausgesucht. In der Regel werden diese Zähne dann auch für die spätere Versorgung verwendet. In einzelnen Fällen kann eine Einprobe des Setup´s am Patienten erforderlich werden. Dies ist der immer dann der Fall, wenn geklärt werden muss, ob der Patient eine festsitzende Brücke erhalten soll oder ob es aus kosmetischen Gründen ratsam ist, eine abnehmbare Versorgung anzustreben. Bei der Aufstellung werden die Zähne mit weißem Wachs fixiert und die Approximalräume brückenartig ausmodelliert (Abb. 3). Der Patient erhält einen Eindruck, wie sich fehlende Papillen und extreme Zahnlängen auswirken würden. Durch das Set-up erarbeiten wir die idealen Positionen für die Implantate (Abb. 4 und 5). Nach Rücksprache und in Zusammenarbeit mit dem Implantologen können wir nun die Bohrhülsen setzen und ein schlüssiges Behandlungskonzept erstellen. www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 6/2007 teamwork 87 Continuing Dental Education Was ist bei den einzelnen Versorgungsformen zu beachten? Im Folgenden werden die Versorgungsformen Kugelanker Steggelenk Steggeschiebe individuell gefräster Steg Teleskopkronen einzeln diskutiert (Abb. 6). Kugelanker Der Einsatz eines Kugelkopfankers (Abb. 7) wirft folgende Fragen auf: 1. Wann ist eine Versorgung mit Kugelkopfankern sinnvoll? 2. Gibt es eine Mindest- beziehungsweise eine Höchstgrenze von Kugelankern je Kiefer? 3. Wo befindet sich die ideale Position? 4. Welches ist die ideale Indikation für Kugelkopfanker? Kugelanker auf zwei Implantaten Kugelköpfe lassen aufgrund ihrer geometrischen Form mehrere Freiheitsgrade zu (Abb. 8). So kann die Matrize auf der Kugel in alle Richtungen gekippt und gedreht werden. Eine Führung beziehungsweise einen Halt gegen lateral auftretende Kräfte gibt es nicht. Dies bedeutet, dass kugelkopfverankerte Prothesen bei bis zu zwei Implantaten grundsätzlich implantat- und schleimhautgetragen sind. Die Verbindungslinie zwischen den Implantaten wird zur Rotationsachse A. Dadurch wird sich die Prothese bei auftretenden Kaukräften im rechten Winkel B um die Rotationsachse A drehen. Diese kombiniert implantat- und schleimhautgetragene Variante ist aufgrund ihrer Beweglichkeit kaum für Patienten geeignet, die unmittelbar vor dieser Versorgung noch eine fixe Restauration hatten. Empfehlenswert ist diese Variante für Vollprothesenträger bei denen eine Verbesserung des Prothesensitzes angestrebt wird. Aufgrund stärkerer Lateral- und Kaukräfte ist es problematisch, wenn die Gegenbezahnung aus natürlichen Zähnen oder festsitzendem Zahnersatz besteht. Auch hier ist darauf zu achten, dass die Gegenbezahnung nicht starr, sondern schleimhautgetragen ist. Wichtig: Die Rotationsachse muss im rechten Winkel zur Symmetrieachse der Kieferkämme verlaufen, da sonst eine unphysiologische Belastung der Kieferkämme und der Schleimhaut die Folge wäre – Druckstellen sind dann nicht selten das Resultat 88 teamwork J Cont Dent Educ Abb. 6 Beispiele einiger Verankerungsmöglichkeiten für implantatretinierte, herausnehmbare Prothesen (Abb. 9). Sollten wie im abgebildeten Fall die Implantate nicht ideal platziert sein, ist zu prüfen, ob es nicht Alternativlösungen gibt. Alternativlösung für Kugelkopfverankerungen Durch die Möglichkeit der individuellen Stegpositionierung lassen sich ungünstig platzierte Implantate ausgleichen (Abb. 10). Die korrekte Positionierung wird im Anschluss beschrieben. Unser Fazit: Indikation für Kugelanker bei zwei Implantaten: Position beachten günstigste Variante (Sozialindikation) bei Vollprothesenträgern zur Verbesserung des Prothesenhaltes keine starre Gegenbezahnung Unser Tipp: Die Herstellung sollte grundsätzlich mit Modellgussverstärkung erfolgen. Kugelanker auf drei und mehr Implantaten Auch hierbei sind die vier zuvor gestellten Fragen zu beantworten: Sobald in einem Kiefer mehr als zwei Implantate vorhanden sind, wird aus der kombiniert implantatschleimhautgetragenen Prothese eine rein implantatgetragene Versorgung (Abb. 11). Die Verbindungslinien zwischen den einzelnen Implantaten ergeben eine Fläche (Abb. 12). Dieser Bereich ist auf der Abbildung grün markiert. Wir bezeichnen diesen statischen Bereich auch als Stützzone. Der Continuing Dental Education Abb. 7 Modell mit Kugelkopfankern Abb. 8 Um eine gleichmäßige Belastung zu erzielen, sollte die Rotationsachse im rechten Winkel zur Symmetrieachse der Kieferkämme verlaufen. Abb. 9 Belastungen bei nicht im rechten Winkel zur Symmetrieachse der Kieferkämme verlaufender Rotationsachse Abb. 10 Alternative Stegplanung zur Verbesserung des Rotationsachsenverlaufs Abb. 11 Modell mit vier Kugelkopfankern Abb. 12 Stütz (grün) und Kippzonen (rot) dorsale Bereich ist, wie auf unserer Abbildung rot dargestellt; es handelt sich um den statisch ungünstigen Bereich – auch Kippzone genannt. Tritt Kaudruck außerhalb der Stützzone auf, wer- den die dorsalen Implantate (B) zur Rotationsachse. Die anterioren Implantate (A) werden dabei auf Zug belastet (Abb. 13). Wird der Kaudruck stärker als die Haftkraft des retentiven Ankers, löst sich A www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 6/2007 teamwork 89 Continuing Dental Education und die Prothese rotiert ungewollt um B. So liegt der Retentionswiderstand nach Herstellerangaben (hier: Tima Anker der Firma Unor) gegen abziehende Kräfte bei 8 N. Der durchschnittlich aufgebrachte Kaudruck im Seitenzahnbereich beträgt zirka 500 N. Vergleicht man darüber hinaus noch den langen Hebel zwischen Kauzentrum und Rotationsachse mit dem kürzeren Hebel zwischen anterior sitzenden Implantaten (A) und Rotationsachse, so wird deutlich, wie leicht es zum Auslösen des Ankers über A kommt. Wir haben anfänglich trotz besseren Wissens immer dann diese Form der Versorgung gewählt, wenn der Patient Kosten sparen wollte. Regelmäßig bemerkten wir eine Unzufriedenheit des Patienten, da die Anker schnell verschlissen und in Funktion das Ein- und Ausrasten der Prothese unangenehm war. Abb. 13 Einfluss des Kaudrucks im Kippzonenbereich auf die Verankerungselemente Unser Fazit zum Thema Kugelkopfanker: Eine Versorgung mit mehr als zwei Kugelkopfankern ist problematisch. Es ist zu prüfen, ob es Alternativlösungen gibt. Sheffield-Test Bevor auf die verschiedenen Stegversorgungen eingegangen wird, soll zunächst noch der SheffieldTest erläutert werden: Der Sheffield-Test ermöglicht eine einfache Überprüfung einer primärverblockten Mesio-Struktur. Nach Aufsetzen der Mesio-Struktur wird jede Halteschraube für sich angezogen, alle anderen sind nicht eingeschraubt (Abb. 14). Dieser Vorgang wird explizit bei jeder Schraubenverbindung separat durchgeführt. Ein spannnungsfreies Gerüst bleibt in jedem Fall auf den Implantaten liegen. Entwickelt wurde dieser Test an der Universität Sheffield in England (Quelle: Implantat-Zahntechnik/Graham E. White). Steggelenk Zum Thema Steggelenk (Abb. 15) sind folgende Fragen relevant: 1. Wann ist eine Versorgung mit einem Steggelenk sinnvoll? 2. Wie viele Implantate werden benötigt? 3. Welche Parameter sind zu beachten? 4. Was ist die ideale Indikation für Steggelenke? Sowohl die vertikale als auch die horizontale Rotationsachse müssen Beachtung finden (Abb. 16). Nur so kann man ein gleichmäßiges Einsinken der Prothese ins Prothesenlager (Gingiva) gewährleisten. Bei Planungen ohne Rücksicht auf die 90 teamwork J Cont Dent Educ Abb. 14 Sheffield-Test: Überprüfung des spannungsfreien Sitzes durch separates Verschrauben Rotationsachsen werden unter Kaubelastung Druckstellen entstehen, die dann die Funktion der Versorgung beeinträchtigen. Zunächst wird die Mitte der beiden Kieferkämme mit einem Bleistift eingezeichnet (schwarz). Anschließend wird die daraus resultierende Symmetrieachse markiert (orange). Die horizontale Rotationsachse wird nun im rechten Winkel zur Symmetrieachse festgelegt. Sie ist parallel zur Kauebene ausgerichtet (Abb. 17). Bei der Festlegung der Stegposition ist es wichtig, den Steg zentral unter den Incisiven zu platzieren. In der Regel bedeutet dies, dass der Steg möglichst weit nach anterior positioniert werden muss. Das eingangs erstellte Set-up vereinfacht die Platzierung ungemein. Um eine größtmögliche Retention Continuing Dental Education Abb. 15 Primärgerüst eines Steggelenks auf vier Implantaten Abb. 16 Festlegung der vertikalen Rotationsachse über die Darstellung der Symmetrieachse der Kieferkämme Abb. 17 Die horizontale Rotationsachse verläuft parallel zur Kauebene Abb. 18 Einfluss des Kaudrucks durch die Freilegung der Prothesenbasis im dorsalen Implantatbereich der Prothese zu gewährleisten ist es außerdem wichtig, dass die anterioren Implantate ausreichend Abstand zueinander haben. Hier gilt: Je größer der Abstand, desto mehr Retention. Gegenüber der Druckknopfversorgung ist diese Variante zwar teurer, stellt aber durch die Verwendung von Fertigteilen dennoch eine kostengünstige Versorgung dar. Bei vier Implantaten müssen die dorsal liegenden Steganteile über der Prothesenbasis freigelegt werden, um ein Aufsitzen der Prothese in Funktion zu vermeiden (Abb. 18). Dabei ist es von Vorteil, die dorsalen Anteile möglichst nah an den anterioren Implantaten zu inserieren. Soll ein Doldersteggelenk geplant werden, ist es sinnvoll die anterioren Implantate in regio 3 und die dorsalen Implante in regio 4 zu setzen. Dies unterstreicht wiederum, wie wichtig Planung im Vorfeld ist. Unser Tipp: Auch hier erfolgt die Herstellung grundsätzlich mit Modellgussverstärkung. Fazit zum Thema Steggelenk-Prothesen mindestens zwei, maximal vier Implantate Alternativlösung zu Kugelkopfversorgungen günstige Variante (Sozialindikation) für Vollprothesenträger zur Verbesserung des Prothesenhaltes keine starre Gegenbezahnung Da Steggelenk-Versorgungen ebenso wie druckknopfverankerte Prothesen kombiniert implantatschleimhautgetragen sind, gilt auch hier: Diese Prothesen sind nur zur Verbesserung des Prothesensitzes bei Totalprothetikpatienten geeignet. www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 6/2007 teamwork 91 Continuing Dental Education Steggeschiebe oder Doldersteg Abb. 19 Doldersteggeschiebe mit Stegstummeln Modifizierte Variante Folgende Fragen sind zu klären: 1. Wann ist eine Versorgung mit einem Steggeschiebe sinnvoll? 2. Wie viele Implantate werden benötigt? 3. Welche Parameter sind zu beachten? 4. Was ist die ideale Indikation für Steggeschiebe ? Das Doldersteggeschiebe ist eine rein implantatgetragene Versorgungsform (Abb. 19). Die Implantatpositionen Abb. 20 Exakt passender Modellguss mit Abstützung auf den Stegkappen werden daher anders definiert. Eine möglichst gleichmäßige Verteilung ist hier ideal. In der Regel wäre dies regio 2 für die anterioren Positionen und unter Berücksichtigung des Nervus mandibularis nach dorsal regio 4. Im Oberkiefer sind für diesen Versorgungstyp sechs Implantate erforderlich. Zusätzlich können im endständigen Bereich sogenannte Stegstummel angebracht werden, wodurch eine zusätzliche Abstützung der Prothese erreicht wird. Darüber hinaus dient dieser Bereich auch der Verbesserung der Friktion (Abb. 20). Die Erfahrung zeigt,daß sich bei diesen Versorgungen die gebräuchlichen Goldlaschen unter Kaudruck schnell aufspreizen. Das nachaktivieren dieser Laschen bringt keine dauerhafte Verbesserung. Meist stellen sich sogar Ermüdungsbrüche ein und die Laschen müssen erneuert werden. Eine Abhilfe für dieses Problem wollen wir hier aufzeigen. Über die präfabrizierten konischen Stegaufbauten wird ein exakt passender Modellguss erstellt. In Endposition überträgt sich somit 92 teamwork J Cont Dent Educ Abb. 21 Modell fertig zum Einbringen des Kaltpolymerisats jeglicher Kaudruck ausschließlich auf die Stegkappen, die Reiter bleiben entlastet und dienen ausschließlich der Friktion. Ein direktes Verbinden der Goldlaschen mit dem Modellguss über eine Lötung empfiehlt sich nicht. Die Laschen werden lediglich über die Retentionen in den Kunststoff einpolymerisiert. Hierdurch wird das Austauschen bei eventuell auftretendem Friktionsverlust durch Verschleiß einfacher. Darüber hinaus ist diese Vorgehensweise schneller und sowohl bei der Erstellung als auch beim späteren Ersatz kostengünstiger. Aus basaler Sicht wird die Kombination aus Schub- und Kraftverteilung, die über die Modellgusspassung und die Reiter erreicht wird, deutlich (Abb. 21 bis 23). Fazit zum Thema Steggeschiebe mindestens vier Implantate im UK, sechs im OK durch Verwendung von Fertigteilen kostengünstig rein implantatgetragen starre Gegenbezahnung möglich Continuing Dental Education Abb. 22 Konventionell eingearbeitete Goldlaschen Abb. 23 Fertig polierte UK-Stegprothese Abb. 24 Gefräster Steg mit zusätzlichem Halteelement im UK Abb. 25 Teleskopkonstruktionen bieten dem Patienten hohen Tragekomfort und sind leicht zu reinigen Abb. 26 Gefräster Steg im OK Individuell gefräster Steg oder Teleskope entscheidende Rolle mehr spielt und wir frei entscheiden können, stehen wir vor der Qual der Wahl. Was ist die bessere Lösung? In den letzten Jahren haben Teleskope sehr viel Zuspruch erfahren (Abb. 24 und 25). Entsprechend häufig kann man in Fachzeitschriften Beiträge zum Thema teleskopierende Versorgungsvarianten finden. Beschäftigen also auch wir uns mit den Vorteilen der jeweiligen Versorgung. Der gefräste Steg Folgende Fragen sind zu klären: 1. Wie viele Implantate werden benötigt? 2. Wann ist eine Versorgung mit einem gefrästem Steg und wann mit Teleskopen sinnvoll? 3. Welche Parameter sind zu beachten? 4. Was ist die ideale Indikation für die jeweilige Versorgung? Den sicherlich besten Tragekomfort bieten die nachfolgend dargestellten Versorgungsvarianten. Sobald der Preis für eine Versorgung keine Gefräste Stege haben in der Implantologie eine lange Tradition. Ein wesentlicher Vorteil gefräster Stege ist sicherlich ihre große Friktionsfläche. Wir fräsen die Friktionsfläche grundsätzlich mit 2° Neigung. Dies ermöglicht dem Patienten ein einfaches Ein- und Ausgliedern und bietet der Prothese ausreichend Halt. Die Sekundärkonstruktion wird passgenau aus Galvanogold erstellt (Abb. 26). Die Zeiten, in denen wir aufwändige Sekundärgerüste gießen mussten, sind vorbei. www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 6/2007 teamwork 93 Continuing Dental Education Abb. 27 Basalansicht der gaumenfrei gestalteten OK-Prothese mit eingeklebtem Galvano-Friktionselement und der korrespondierenden Stegversorgung Abb. 28 Fertige OK- und UK-Prothesen im Artikulator Das Galvano-Friktionselement sollte aus statischen Gründen immer in eine Tertiärkonstruktion aus Modellgusslegierung eingeklebt werden (Abb. 27). Außerdem gibt es an den langen Flächen der Teleskopkronen viele Möglichkeiten für zusätzliche Halteelemente. Auch wenn die neue Versorgung ausreichend Halt bietet, ist es sinnvoll über zusätzliche Halteelemente nachzudenken. Bei Friktionsverlust können diese jederzeit nachgerüstet beziehungsweise aktiviert werden. Dafür kommen unter anderem in Frage: Preci-Line-Geschiebe Ceka-Anker Dreh-, Schwenk- oder Steckriegel etc. Ein triftiger Grund für eine Stegversorgung ist sicherlich die Primärverblockung. Dadurch ist es möglich, die Belastung des einzelnen Implantats auf Druck- und Zugkräfte zu reduzieren (Abb. 28). Implantatlänge, Durchmesser und Knochenqualität sind wichtige Entscheidungskriterien für die Wahl der Suprastruktur. Daher sollte diese Entscheidung vom behandelnden Implantologen getroffen werden. Teleskopkrone Bei der Versorgung mit Teleskopen unterscheiden wir zwei Ausführungsvarianten: Galvanoteleskope Marburger Doppelkronen Welche der beiden Varianten die geeignetere ist, lässt sich kaum beantworten. Daher möchten wir deren beider Vorteile erläutern. Galvano: Diese Versorgungsform hat den Vorteil, dass die Tertiärstruktur mit den Galvanokappen im Mund verklebt werden kann. Somit ist der Forderung nach einem absolut spannungsfreien 94 teamwork J Cont Dent Educ Gerüst Genüge getan. Wir empfehlen für die Verklebung im Mund AGC-Cem (Wieland). Die Teleskope fräsen wir mit 2°-Neigung; die exakte Passung und die Adhäsion des Speichels sorgen für ausreichend Haftung. Die Versorgung gleitet wie eine Safetür ineinander, und die Patienten loben das gute Handling. Marburger Doppelkronen: Die ebenfalls mit 2°Neigung gefrästen Kronen werden mit zusätzlichen Halteelementen ausgestattet. Hierfür eignen sich: TK-Snap SD-Tele-Klick Ipso-Clip etc. Durch den Einsatz dieser Halteelemente können die Sekundärkronen absolut friktionsfrei gearbeitet werden. Die Versorgung „fällt“ direkt in die Endposition. Es scheint dennoch sinnvoll die Restauration erst ohne die Halteelemente an den Patienten zu übergeben, denn auch hier sorgt der Speichel meist für ausreichend Adhäsion. Ein Nachrüsten der Halteelement ist problemlos und wird nach Bedarf durchgeführt. Abb. 29 OK-Modell mit Primär-Tesleskopen auf Implantaten und natürlichen Pfeilerzähnen Continuing Dental Education Sicherlich ist eine Versorgung mit Teleskopen für Patienten leichter zu reinigen (Abb. 29). Allerdings wird ein entsprechend motivierter Patient auch die etwas schlechter zugängliche Stegversorgung reinigen. Daher ist diesem Aspekt begrenzte Bedeutung zu zumessen. Wichtig ist jedoch, dass eine hervorragende Möglichkeit der Pfeilervermehrung besteht. Somit lassen sich – wie im gezeigten Fall – natürliche Zähne und Implantate sehr gut kombinieren. Abb. 30 Gegenüber einer Stegversorgung erlaubt der Einsatz von Teleskopen die Konstruktion als abnehmbare Brücke Gegenüber Stegversorgungen können Teleskope bei ausreichendem Knochenangebot und unter guter Vorplanung auch als reine Brückenversorgung ausgeführt werden (Abb. 30). Da dies sehr oft dem Patientenwunsch entspricht, geht unsere Planung in der Regel in diese Richtung. Doch durch den Knochenschwund nach Zahnverlust brauchen wir in den vielen Fällen doch ein vestibuläres Lippenschild um eine ansprechende rot-weiße Ästhetik zu erreichen. Soll eine nur bedingt abnehmbare Brücke gefertigt werden, benötigen wir im Unterkiefer sechs Implantate und im Oberkiefer acht Implantate. Falls die Stellung der Implantate ideal und die Kiefer- und Schleimhautverhältnisse günstig sind, kann unter Umständen auch eine festsitzende Brücke angefertigt werden (Abb. 31 und 32). Diese als ideal zu bezeichnenden Situationen sind eher selten. Abb. 31 Detailansicht einer teleskopretinierten bedingt abnehmbaren Brücke Abb. 32 Patienten bevorzugen die brückenartige Gestaltung dieser Teleskop-Variante www.teamwork-media.de © 10. Jahrgang, 6/2007 teamwork 95 Continuing Dental Education VersorgungsVariante Mindestanzahl Lager Fixierung Pflege Kombination Zahn/Implantat zusätzliche Halteelemente Gegenbezahnung 2 flexibel abnehmbar sehr gut ja nein Totalprothese 2 2 flexibel abnehmbar gut nein nein Totalprothese Steg-Geschiebe 4 6 starr abnehmbar gut nein nein starr Gefräster Steg 4 6 starr abnehmbar befriedigend nein ja starr Teleskope 4 6 starr abnehmbar sehr gut ja bei Bedarf starr Festsitzende Brücke 6 8 starr bedingt fest befriedigend ja nein starr UK OK Kugelanker 2 Steg-Gelenk Schlussbetrachtung Meine Ausführungen basieren auf meinen praktischen Erfahrungen. Viele meiner Hinweise lassen sich durch entsprechende Literatur belegen, dennoch zeigt unser Alltagsgeschäft, dass wir immer wieder zu Kompromissen genötigt werden. Im Einzelfall mögen Kompromisse funktionieren, aber unser Streben sollte auf eine im Team abgestimmte, generelle Strategie ausgerichtet sein. Dies sorgt für Sicherheit, sichert langfristig die Nachfrage und schafft bei allen Beteiligten ein hohes Maß an Zufriedenheit. Über den Autor Korrespondenzadresse Ztm. Dirk Bachmann wurde 1966 geboren. Von 1984 bis 1988 absolvierte er die Ausbildung zum Zahntechniker. Seit 1990 ist er Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss des Zahntechnikerhandwerks Baden. 1993 legte er die Meisterprüfung im Zahntechnikerhandwerk ab. Im gleichen Jahr machte er sich selbstständig. Seit 1994 ist er als Referent und für die technische Entwicklung für das Tiolox-Implantatsystem tätig, von 1995 bis 1999 war er Referent für ästhetische Keramikverblendtechnik im Golden-Gate-System. Seit 2004 ist Dirk Bachmann auch als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger tätig. Ztm. Dirk Bachmann Salinenstraße 14 76646 Bruchsal [email protected] Produktliste Galvanokleber AGC-Cem Wieland Kugelkopfanker Tima Anker Unor Halteelemente Degunorm SD-Tele-Klick Ipso-Clip DeguDent Servo-Dental Cendres & Metaux/Wegold 96 teamwork J Cont Dent Educ