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Anthos 4 Wörter, 33 Zeichen
?Anthos (griech.), Blume, Blüte.
?Blüte (Flos), nach gewöhnlichem Sprachgebrauch alle diejenigen auch äußerlich auffallend von den übrigen abweichenden
Teile einer Pflanze, welche zur Erzeugung der Samen oder diesen analoger Reproduktionsorgane bestimmt sind. Während dieser
Sprachgebrauch einen strengen Unterschied zwischen den der geschlechtlichen Zeugung dienenden Organen bei den
Phanerogamen und denjenigen bei den Kryptogamen nicht gestattet, spricht man in der Botanik von einer Blüte nur bei den
Phanerogamen und gelangt, weil Ort und Ausbildung der Blüten hier im wesentlichen die gleichen sind, zu einer ebenso kurzen wie
allgemein zutreffenden Definition der Blüte. Man versteht darunter einen einfachen Sproß oder ein Sproßende, an dessen Blättern die
Geschlechtsorgane ausgebildet sind.
Die Fähigkeit der Pflanze, gewisse ihrer Sprosse in der angegebenen Weise zu metamorphosiert, ist allein den Phanerogamen
eigen und beruht auf der allgemeinern, eben nur hier vorkommenden Erscheinung der sogen. Metamorphose des Blattes; die Blüte
ist ein Teil der Hochblattregion des Stengels (vgl. Blatt, S. 1017). Die beiden Geschlechtsorgane, welche hiernach die wesentlichen
Teile der Blüte ausmachen, sind das Staubgefäß oder Staubblatt (stamen) als männliches und die Samenknospe oder das Eichen
(ovulum) als weibliches.
Beide Organe zeigen in der ganzen Gewächsreihe die auffallendsten Übereinstimmungen in allen wesentlichen Punkten, sie sind
die am wenigsten variabeln Teile der und nur durch die Zahlen und Anordnungsverhältnisse derselben und vornehmlich durch die
Ausbildungsweise gewisser andrer zur Blüte gehöriger, aber keine Geschlechtsorgane erzeugender Blätter werden die so
mannigfaltigen Formen der Blüte hervorgebracht. Wir finden nämlich in den meisten Fällen außer den mit den Geschlechtsorganen
versehenen noch andre Blätter an der Zusammensetzung der Blüte beteiligt, die am wenigsten von der gewöhnlichen blattförmigen
Ausbildung abweichen und als Blütendecken bezeichnet werden.
Die Stengelglieder, an welchen die zur Blüte gehörigen Blattorgane aufeinander folgend angeordnet sind, sind fast überall
äußerst verkürzt, dergestalt, daß sämtliche Blütenblätter dicht zusammengedrängt stehen. Die Gesamtheit dieser Stengelglieder
bildet den Blütenboden oder die Blütenachse (receptaculum florale). Es ist nun eine allgemeine Regel, daß die gleichartig
ausgebildeten Blattorgane der Blüte rings um die Blütenachse gleichmäßig und in gleichen Abständen verteilt sind, indem sie bald
wirkliche Quirle, bald niedergedrückt Spiralen bilden, und daß diese sogen. Blattkreise an der Blütenachse hintereinander oder wegen
der starken Verkürzung der letztern umeinander geordnet erscheinen.
Fig. 1 zeigt eine ideale Darstellung einer vollständigen an welcher der Deutlichkeit halber die einzelnen Blattkreise in
widernatürlicher Weise weit auseinander gerückt sind. Der oder die untersten, resp. äußersten Blattkreise der Blüte stellen die
Blütendecke dar, welche häufig aus zwei Blattkreisen von verschiedener Beschaffenheit gebildet wird, einem äußern, dem Kelch
(calyx), und einem innern, der Blume oder Krone (corolla). Die Blätter des erstern, die Kelchblätter (sepala), sind meist grün, am
Grund breit, nach dem Ende hin zugespitzt und häufig von längerer Dauer; die der letztern dagegen, die Blumenblätter (petala), sind
durch meist farbige, zarte Beschaffenheit, durch eine aus schmaler Basis gegen das Ende breiter werdende Gestalt und durch rasche
Vergänglichkeit charakterisiert. Wo sämtliche Blätter der Blütendecke einander gleichartig, bald mehr kelch-, bald mehr blumenartig
gebildet sind, wo also Kelch und Krone nicht unterschieden werden können, spricht man von einer Blütenhülle (perigonium s.
perianthium).
Der oder die nächstfolgenden Blattkreise bestehen aus den Staubgefäßen oder Staubblättern, die aus einem fadenförmigen
untern Teil und einem beutelförmigen obern Teil, dem Behälter des Blütenstaubes, bestehen. Da diese Blattgebilde die männlichen
Organe sind, so nennt man die betreffenden Blattkreise der Blüte das Andröceum. Das Ende der Blütenachse, also die Mitte der
Blüte, nehmen ein oder mehrere letzte Blattkreise ein, die entweder selbst an gewissen Stellen die Samenknospen
? ^[Abb.: Fig. 1. Ideale Darstellung einer Blüte.]
tragen, oder nur um das mit den letztgenannten Organen besetzte Ende der Blütenachse ein Gehäuse bilden, außerdem aber
auch für die Aufnahme des befruchtenden Blütenstaubes eingerichtet sind. Da sie den weiblichen Teil der Blüte ausmachen, so nennt
man sie in ihrer Gesamtheit das Gynäceum, die Blätter selbst aber Fruchtblätter oder Karpiden (carpella, carpidia).
Zahlen- und Stellungsverhältnisse der Blütenteile. Blütendiagramme. Von größter Wichtigkeit im Bau der Blüte sind die
Zahlenverhältnisse der Glieder der einzelnen Blattkreise, und da dieselben bei jeder Gattung und Art oft sich konstant erweisen, so
werden sie zu den wichtigsten Momenten für die botanische Systematik. Bisweilen drückt man die Zahlenverhältnisse einer Blüte
durch eine Blütenformel, z. B. K5C5A5+5G5 ^[K5C5A5+G5G5], aus, in welcher K den Kelch, C die Blumenkrone, A das Andröceum
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und G das Gynäceum, die Ziffern die Anzahl der zugehörigen Glieder bedeuten.
Aus welcher Anzahl von Gliedern auch ein Blattkreis der Blüte bestehen mag, wir finden immer die letztern in gleichen Abständen
voneinander um die Blütenachse angeordnet, und wenn zwei Blattkreise mit gleicher Gliederzahl aufeinander folgen, so alternieren
sie, d. h. die Glieder des einen fallen über die Mitte der Zwischenräume zwischen denen des vorhergehenden. Wo von diesen Regeln
eine Abweichung besteht, da sind Glieder eines Blattkreises, eventuell ein ganzer Kreis normal unterdrückt, nämlich über die ersten
Spuren ihrer Anlage hinaus nicht weiter entwickelt worden und fehlen mithin in der fertigen Blüte. Es gibt Pflanzen, deren sämtliche
Blattkreise der Blüte gleichzählig sind.
So ist in diesem Sinn z. B. bei den meisten Monokotyledonen die Dreizahl herrschend: wir finden hier 2 Kreise von
Perigonblättern, jeden zu 3 Blättern, desgleichen 2 Kreise von Staubgefäßen, jeden gleichfalls dreigliederig, während der
Fruchtblattkreis nur ein einziger, aber wiederum dreigliederiger Kreis ist. Die hat also 6 Perigonblätter, 6 Staubgefäße und 3 Griffel. In
ähnlicher Weise herrscht bei den Dikotyledonen die Fünfzahl; die hat dann 5 Kelch-, 5 Blumenblätter, 5 oder 10 Staubgefäße und
bisweilen, wenn sich die Fünfgliederigkeit bis dorthin fortsetzt, auch 5 Fruchtblätter.
Solche fünfgliederige Blattkreise sind nicht eigentliche Quirle, sondern spiralige Stellungen mit 2/5-Divergenz (vgl. Blatt, S. 1013),
in denen man die Aufeinanderfolge der Blätter meist leicht aus der Reihenfolge ermitteln kann, in der diese sich von außen nach
innen decken. Die Zahlen- und Stellungsverhältnisse der Blütenteile pflegt man durch eine schematische Zeichnung wiederzugeben,
welche den projektivischen Grundriß der Blüte darstellt, das sogen. Diagramm der Blüte. Die bestehenden Figuren 2 und 3 stellen
den Grundriß einer Blüte mit lauter dreizähligen und den einer andern mit fünfgliederigen Blattkreisen dar.
Wenngleich die Dreizahl unter den Monokotyledonen und die Fünfzahl unter den Dikotyledonen, wenigstens in den
Blütendecken, weit verbreitet ist, so gibt es doch in beiden Abteilungen auch zahlreiche Gewächse mit andern Zahlenverhältnissen. In
einigen Fällen treten auch die Blütenhüllblätter in viel größerer Anzahl auf, z. B. bei Calycanthus, Cactus, Nymphaea; dann pflegen
sie in einer fortlaufenden, freilich sehr seicht aufsteigenden Spirale angeordnet zu sein. In der Blüte von Calycanthus sind sogar
sämtliche Blätter in eine fortlaufende Spirale gestellt, so daß die verschiedenartigen Blätter keine abgesonderten Kreise bilden. Eine
derartige Blüte heißt acyklisch, eine aus Quirlen zusammengesetzte dagegen cyklisch, und eine aus Spiralen und Quirlen gemischte
hemicyklisch.
Da in dem Diagramm die wesentlichen Beziehungen der Blütenteile zu einander auf übersichtliche Weise ausgedrückt werden,
so benutzt man es in der systematischen Botanik zur vergleichenden Charakteristik der Pflanzenfamilien. Häufig treten in den
Diagrammen verschiedener Pflanzengruppen Verwandtschaftsanalogien auf, welche eine morphologische Erklärung gestatten.
Vergleicht man z. B. das Diagramm einer Orchisblüte mit dem einer Liliacee, so findet man bei jener von den sechs in zwei
dreigliederigen Kreisen (Fig. 3) stehenden Staubgefäßen der typischen Monokotylenblüte nur ein einziges, nämlich das vordere des
äußern Kreises, ausgebildet, während an der Stelle zweier nach vorn liegender Staubgefäße des innern Kreises zwei
Staubgefäßrudimente (staminodia) sich vorfinden und alle übrigen Staubgefäße fehlschlagen. Ein auf derartige Verhältnisse Bezug
nehmendes Diagramm nennt man ein theoretisches, während man durch das empirische Diagramm nur das thatsächlich
Beobachtete wiedergibt. Sehr wichtig werden die Diagramme auch dadurch, daß sie die Stellung der Blütenteile zu den ihnen
vorausgehenden Deck- und Vorblättern, den sogen. Einsatz der Blüte, auszudrücken gestatten.
Vgl. Eichler, Blütendiagramme (Leipz. 1875-78, 2 Tle.).
Die einzelnen Teile der Blüte. Bemerkenswerte Eigentümlichkeiten im Bau der Blüte werden auch durch die verschiedene Form
der Blütenachse hervorgebracht. Entweder ist dieselbe ungefähr cylindrisch, wenn auch sehr kurz, und dann befinden sich die
Ansatzstellen der einzelnen Blattkreise gerade übereinander, Kelch-, Blumenblätter und Staubgefäße entspringen unterhalb des von
den Fruchtblättern ge^[Abb.: Fig. 2.
Fig. 3. Diagramme von Blüten.]
^[Abb.: Fig. 4.
Fig. 5.
? Fig. 6. Hypogyne, perigyne, epigyne Stellung der Kelch-, Blumenblätter und Staubgefäße.]
bildeten Pistills (s. unten) und werden in Bezug hierauf hypogyn genannt (Fig. 4, S. 65). Oder die Blütenachse ist unterhalb der
Ansatzstelle der Fruchtblätter ringsum zu einer flachen bis becher- oder krugförmigen Verbreiterung ausgewachsen, auf deren Rande
dann erst die Kelch-, Blumenblätter und Staubgefäße entspringen, daher man diese Stellung perigyn nennt (Fig. 5, S. 65). Endlich
kann die ganze Blütenachse becherförmige Gestalt annehmen, so daß auch die Fruchtblätter am Rande derselben entspringen. In
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diesem Fall schließen sich die letztern oberhalb des von der becherförmigen Achse gebildeten Raums zusammen, und der letztere ist
dann die sonst von den Fruchtblättern allein gebildete Höhlung, welche die Samenknospen birgt und Fruchtknoten genannt wird (Fig.
6, S. 65). Da hier also der Fruchtknoten unterhalb des Punktes liegt, an welchem die Blütenblätter entspringen, so nennt man diese
Stellung epigyn.
Die Blütenhülle (perigonium s. perianthium) besitzt in ihrer vollkommensten Form blumenartige Beschaffenheit, wie bei der Tulpe,
Lilie etc. In diesem Fall sind die Blätter beider Kreise einander gleichgestaltet oder verschieden, wie z. B. bei der Schwertlilie.
Kelchartige Beschaffenheit hat die Blütenhülle z. B. bei den Juncus- und Luzula-Arten, bei Brennesseln, bei der Ulme u. a. Nur als
kleine, wenig gefärbte Schüppchen erscheint sie bei der Erle, Eiche, Rotbuche etc. und in ähnlicher unvollkommene Form bei den
Gräsern.
Die Blüten der letztern sind zwischen zwei Hochblättern, den sogen. Blütenspelzen, eingeschlossen (Fig. 7 b und b'); die
Blütenhülle wird erst in Gestalt zweier sehr kleiner Schüppchen sichtbar, wenn man die vordere Blütenspelze entfernt hat (Fig. 8, e e).
Noch unvollkommener stellt sich die Blütenhülle dar bei den Arten der Gattung Scirpus, wo sie in Gestalt kleiner, gezähnelter Borsten
austritt (Fig. 9). Bisweilen sind die Blätter des Perigons untereinander in ein Ganzes verwachsen, so daß nur ein mehr oder weniger
großes Stück ihres obern Teils frei bleibt. Solche Blütenhüllen, wie sie z. B. bei der Hyazinthe, bei Daphne, bei der Ulme (Fig. 10)
vorkommen, heißen verwachsenblätterig, in der ältern Botanik auch einblätterig (perigonium gamophyllum s. monophyllum).
Der Kelch (calyx) ist grün oder anders gefärbt, wie bei vielen Ranunkulaceen, wo die Blumenblätter fehlen oder eine andre
Ausbildung erhalten, und bei Fuchsia. Die Kelchblätter sind bald von ansehnlicher Größe, meist ganz, seltener fiederförmg geteilt,
bald treten sie in ihrer Ausbildung sehr zurück, stellen sehr kleine Zähnchen dar oder fehlen ganz, wie bei den Umbelliferen und den
Kompositen, in welch letzterer Familie gewöhnlich ein andres Gebilde an ihrer Stelle steht, die sogen. Haarkrone oder der Pappus (s.
d.), der erst an der reisenden Frucht seine völlige Ausbildung erreicht und als metamorphosierter Kelch erscheint.
Auch die Kelchblätter sind häufig miteinander verwachsen und bilden einen verwachsenblätterigen Kelch (calyx monophyllus s.
gamophyllus), der dann je nach der Länge der freien Enden der Blätter und nach der Zahl derselben zwei- bis vielzähnig, -spaltig,
-teilig (calyx bi-, multidentatus, -fidus, -partitus) genannt wird. Beispiele für diese Formen des Kelchs bieten die Nelken und
verwandten Gattungen, die Lippenblütler, die Schmetterlingsblütler. Eine eigentümliche Bildung ist der Außen- oder Hüllkelch
(epicalyx, s. d.), d. h. ein unmittelbar unter dem Kelch stehender zweiter Kreis kelchartiger Blättchen. In der Regel hat der Kelch eine
längere Dauer als die Blume, er ist sogar oft an der Frucht noch vorhanden, ja bisweilen an derselben größer geworden; auch das
Perigon zeigt vielfach ein ähnliches Verhalten (vgl. Frucht). Dagegen fällt der Kelch gleichzeitig mit den Blumenblättern nach dem
Verblühen ab bei den Kreuzblütlern und schon beim Aufblühen, also vor dem Abfallen der Blumenblätter, beim Mohn.
Die Blume oder Krone (corolla) ist meist vom Kelch durch ansehnlichere Größe, lebhafte Färbung, zarthäutige Beschaffenheit
und raschere Vergänglichkeit unterschieden. Wenn die Blumenblätter nicht verwachsen sind, so unterscheidet man ihren untern mehr
oder weniger langen, schmalen Teil als den Nagel (unguis) von dem obern brettern, der Platte (lamina, Fig. 11). Die Platte tritt wieder
in verschiedenen Formen auf, und ihr Rand ist entweder ganz, oder gezahnt, oder sogar mehr oder weniger tief zerschlitzt, wie bei
vielen nelkenartigen Gewächsen (Fig. 11), oder auch tief zweiteilig, wie bei Stellaria.
? Zwischen Nagel und Platte steht bisweilen aus der Oberseite des Blumenblattes ein schuppenartiges, häutiges Anhängsel, die
sogen. Ligula, z. B. bei Arten der Gattungen Silene und Lychnis. Seltener haben die Blumenblätter eine unvollkommene Ausbildung,
z. B. als schwach oder nur grünlich gefärbte, an Größe hinter den Kelchblätter zurückstehende, schuppenartige Blättchen bei Arten
der Gattungen Ribes und Rhamnus. Sehr häufig sind die Blumenblätter untereinander verwachsen, und es entsteht so die
verwachsenblätterige Blume (corolla gamopetala s. monopetala) oder Blumenkrone, die für die ganze Abteilung der Gamopetalen
charakteristisch ist. Das untere, aus den verwachsenen Teilen der Blumenblätter bestehende Stück derselben wird die Röhre (tubus),
das obere, mehr oder minder ausgebreitete, aus den freien Teilen bestehende Stück der Saum (limbus), die Übergangsstelle
zwischen beiden Schlund (faux) genannt. Je nach der Form, den diese beiden Teile haben, heißt die Blumenkrone trichterförmig
(corolla infundibuliformis), z. B. bei der Winde (Fig. 12), glockenförmig (c. campanulata) bei den Glockenblumen (Fig. 13),
krugförmig (c. urceolata) beim Heidekraut (Fig. 14), röhrig (c. tubulosa) bei den Röhrenblüten der Kompositen (Fig. 15), tellerförmig
(c. hypocrateriformis), z. B. bei Phlox (Fig. 16), und radförmig (c. rotata), wenn der Saum ebenso ausgebreitet wie im vorhergehenden
Fall, aber die Röhre äußerst kurz ist, wie bei Veronica (Fig. 17). Diese Ausdrücke sind gleichfalls anwendbar für die analogen Formen
des verwachsenblätterigen Perigons.
Endlich sind noch diejenigen besondern Formen der Blumenblätter erwähnenswert, welche letztere annehmen, wo sie zu
Apparaten für Honigabsonderung, zu sogen. Nektarien (s. d.), sich ausbilden. Oft sind zu diesem Zweck die Blumenblätter in einen
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hohlen, innen Honig absondernden Sporn ausgezogen, wie bei Aquilegia, wo alle fünf Blumenblätter gespornt erscheinen, oder bei
Linaria, Corydalis, Viola, bei denen nur ein einziges Blumenblatt gespornt ist (Fig. 18).
Auch der Kelch, wie bei Tropaeolum, oder das Perigon, wie bei den Orchideen, kann gespornt sein. Sehr eigentümliche
Umbildungen der Blumenblätter zu Nektarien finden sich bei gewissen Ranunkulaceen, z. B. Nigella, Trollius, Aconitum. Bisweilen
treten auch auf der Fläche der Blumenblätter blatthäutchenartige Bildungen (Ligulargebilde) auf, z. B. bei Lychnis in Form kleiner
Zähne, am ausgezeichnetsten in der Blütenhülle von Narcissus, in der sie einen becherförmigen, am Schlund stehenden Teil (die
Nebenkrone, corona) bilden.
Die Staubgefäße, Staubblätter (stamina) bestehen aus einem schmalen, stielartigen untern Teil, dem Staubfäden oder Träger
(filamentum), und einem beutelförmigen obern Teil, dem Staubbeutel oder Staubkolben (anthera), welcher den Blütenstaub (pollen) in
sich enthält (s. die folgenden Figuren). So sehr auch das Staubgefäß von einem gewöhnlichen Blatt abzuweichen scheint, so ist es
doch als ein solches im metamorphosierten Zustand zu betrachten, und zwar entspricht der Staubfaden dem Blattstiel, der
Staubbeutel der Blattfläche.
Dies erweist sich unzweifelhaft an solchen Blüten, wo die in großer Zahl vorhandenen Blumenblätter und Staubgefäße allmählich
ineinander übergehen, was z. B. bei der Teichrose (Nymphaea) der Fall ist; in Fig. 19 ist dieser Übergang dargestellt, wo links ein
reines Blumenblatt, rechts ein vollkommenes Staubgefäß zu sehen ist. Auch die sogen. gefüllten Blüten (flores pleni) sind Belege für
das eben Gesagte, indem bei ihnen die Staubgefäße die Gestalt der Blumenblätter annehmen, wobei auch bisweilen Mittelformen
zwischen beiden vorkommen. Der Staubfaden ist bald fadenförmig, bald kurz und gedrungen (Fig. 20) oder mehr bandartig.
Bisweilen kommen am Staubfaden gewisse Teile vor, die sich auch an echten Blättern finden; so besonders zahnartige Fortsätze
an den Seiten (Fig. 21), welche an die Nebenblätter, oder ein flügelartiger Anhang an der Innenseite (Fig. 22), welcher an die Ligula
erinnert. Wo das Perigon oder die Blume verwachsenblätterig sind, verwachsen oft die Staubfäden mit der Röhre dieser Teile
verschieden weit, so daß dann die Staubfäden von der Innenfläche der letztern entspringen, oder daß bei vollständiger Verwachsung
die Antheren unmittelbar daselbst aufsitzen (Fig. 23).
? Stempel. Die Fruchtblätter (carpidia, carpella) bilden bei allen Phanerogamen, mit Ausnahme der Gymnospermen (Koniferen
und Cykadeen), einen oder mehrere Hohlkörper, in welchen die Samenknospen eingeschlossen sind. Einen solchen Körper nennt
man Stempel (pistillum) und unterscheidet ihn zunächst nach der Anzahl der Fruchtblätter, die zu seiner Bildung zusammentreten, als
einfachen (pistillum monomerum), wenn er von einem einzigen, und als zusammengesetzten (p. polymerum), wenn er aus mehreren
Fruchtblättern gebildet ist, nach deren Zahl er als zwei-, drei-, viergliederig etc. (p. di-, tri-, tetramerum) unterschieden wird. Ist in der
Blüte nur ein Fruchtblatt vorhanden, so entsteht ein einfaches Pistill, indem das Fruchtblatt schon sehr frühzeitig mit seinen beiden
Rändern verwächst, so daß also seine Rückenseite auswendig liegt, seine Innenseite aber zur innern Oberfläche der von ihm
abgeschlossenen Höhlung wird. Einen solchen Stempel haben die
Schmetterlingsblütler und die Amygdalaceen, z. B. der Kirschbaum. In Fig. 24 ist er von der letztern Pflanze vergrößert
dargestellt, und Fig. 25, welche einen Durchschnitt durch das obere Stück des Teils a gibt, verdeutlicht, wie die Verwachsung der
eingeschlagenen Ränder des Fruchtblattes zu stande kommt. Wenn die Blüte eine Mehrzahl von Karpellen in spiraliger Anordnung
enthält, so wird wiederum jedes zu einem einfachen Stempel, und somit besitzt jede Blüte eine Mehrzahl solcher, welche, in einer
Spirallinie geordnet, dicht gedrängt übereinander stehen; so z. B. bei den Gattungen Ranunculus (Fig. 26), Potentilla, Fragaria.
Die Bildung jedes Stempels kommt hier in derselben Weise wie im vorigen Fall zu stande; es sind mithin die verwachsenen
Fruchtblattränder hier immer der Blütenachse zugekehrt. Stehen endlich die Karpelle in einem Kreise, so kann zunächst auch wieder
der vorige Fall eintreten, und wir haben in der Blüte einen Kreis von einfachen Stempeln, z. B. bei den Gattungen Sedum (Fig. 27),
Sempervivum, Helleborus etc. In den meisten Fällen hingegen bildet sich aus einem Kreis von Fruchtblättern ein zusammengesetzter
Stempel.
Dies geschieht auf zweierlei Weise. Entweder verwachsen die Fruchtblätter nur an den Rändern und vereinigen sich zu einem
ungefächerten Gehäuse, dem sogen. parakarpen Gynäceum, oder die geschlossenen Fruchtblätter verwachsen zu einem
gefächerten Pistill oder synkarpen Gynäceum. Unterbleibt die Verwachsung der Fruchtblätter gänzlich, so nennt man das Gynäceum
apokarp. Die äußere Form des fertigen Pistills verrät nicht immer leicht die ursprüngliche Zusammensetzung desselben aus mehreren
Blättern (vgl. Fig. 28). Fig. 29 und 30, welche Durchschnitte durch zusammengesetzte Pistille darstellen, veranschaulichen, wie die
Vereinigung der Ränder mehrerer Karpelle, zweier in jener, dreier in dieser, zu stande kommt. Wo die Blütenachse becherförmige
Gestalt annimmt (s. oben) und dabei auch die Fruchtblätter am Rande dieses Bechers sitzen, da wird natürlich der größte Teil des
Stempels eben von dieser becherförmigen Blütenachse gebildet, während die Fruchtblätter nur die obere Decke desselben
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herstellen; aber auch hier vereinigen sie sich an ihren Rändern miteinander. Der eben genannte Teil des Stempels, der sogen.
Fruchtknoten, welcher in diesem Fall durch die Blütenachse gebildet wird, ist hier durch seine Lage unterhalb der Kelch-, Blumenund Staubblätter ausgezeichnet (vgl. Fig. 6, S. 65) und wird darum unterständig (ovarium inferum) genannt, im Gegensatz zu den
übrigen Fällen, wo er oberständig (ovarium superum) heißt.
An jedem Stempel lassen sich nun drei Teile unterscheiden:
1) der Fruchtknoten oder Eierstock (ovarium), d. h. der mehr oder weniger bauchige, inwendig hohle und die Samenknospen
bergende untere Teil (vgl. oben, Fig. 24 a);
2) der Griffel oder Staubweg (stylus), d. h. der stielartig verdünnte mittlere Teil (c);
3) die Narbe (stigma), welche das zur Aufnahme des Blütenstaubes bestimmte Organ darstellt und das Ende des Griffels
einnimmt (b).
1) Der Fruchtknoten wird entweder als einfächerig (ovarium uniloculare) oder als zwei- bis mehrfächerig (ovarium bi-,
pluriloculare) unterschieden, je nachdem er eine einfache oder eine durch Längsscheidewände in mehrere nebeneinander liegende
Fächer geteilte Höhlung umschließt. Die einfachen Stempel haben einen einfächerigen Fruchtknoten (vgl. Fig. 24 u. 25). Auch beim
zusammengesetzten Stempel ist dies bei Parakarpie der Fall (vgl. Fig. 29 u. 30). Häufig aber wird hier der Fruchtknoten mehrfächerig
und zwar dadurch, daß die sich vereinigenden Fruchtblattränder nicht an der Peripherie des Fruchtknoten verbleiben, sondern nach
innen wachsen, bis sie im Zentrum der Fruchtknotenhöhle zusammentreffen.
Fig. 31 zeigt einen aus drei Karpellen bestehenden Fruchtknoten im Durchschnitt und läßt erkennen, wie die Zahl der Fächer
derjenigen der Fruchtblätter entspricht. Die von den Fruchtblättern gebildeten wahren Scheidewände (dissepimenta), die von den
durch Gewebewucherung hergestellten falschen Scheidewänden sich durch ihre Entwickelung unterscheiden, sind also, wenngleich
sie im fertigen Zustand meist als einfache Lamellen erscheinen, ihrer Entstehung nach doppelt, weil sie durch Vereinigung zweier
Nachbarblattränder zu stande gekommen sind. Dringen die Scheidewände nicht bis zur gegenseitigen Berührung im Zentrum der
Fruchtknotenhöhle vor; so ist letztere streng genommen nur einfächerig, und die Scheidewände werden als unvollständige
bezeichnet, wie beim Mohn.
? Anderseits können aber auch die Fruchtblattränder, nachdem sie im Zentrum zusammengetroffen sind, noch weiter wachsen,
indem sich jeder von dem bis dahin mit ihm verwachsenen Fruchtblattrand wieder trennt und sich gegen die äußere
Fruchtknotenwand zurückwendet, wobei also der eine im rechten, der andre im linken Fach vordringt und dieses mehr oder wenige
vollständig halbiert, wie beim Kürbis (Fig. 32). Die Stelle in der Fruchtknotenhöhle, an welcher die Samenknospen unmittelbar
ansitzen, wird Samenleiste (placenta
s. spermophorum) genannt und zeigt ihrer Lage nach folgende Verhältnisse. Sehr häufig nehmen die Samenknospen die Ränder
der Fruchtblätter ein, wobei gewöhnlich jedem der verwachsenen beiden Ränder eine oder eine ganze Reihe Samenknospen
zukommt. Wir finden dann die Samenleisten an der Innenwand des Fruchtknotens, und ihre Lage entspricht den verwachsenen
Fruchtblatträndern (vgl. Fig. 25, 29, 30). Die Samenknospen können aber auch die innere Flache der Fruchtblätter einnehmen, sei es
die ganze, wie bei der Gattung Butomus, sei es nur einen mittlern Streifen, wie bei den Violaceen, Cistineen u. a. Oder die
Samenknospen sitzen auf den unvollständigen Scheidewänden, wie z. B. beim Mohn. In allen diesen Fällen pflegt man von einer
wandständigen Placenta (placenta parietalis) zu reden.
Beim mehrfächerigen Fruchtknoten, wo die Scheidewände bis in die Mitte desselben reichen, stehen die Samenknospen, wenn
sie aus den Fruchtblatträndern entstehen, in dem innern Winkel eines jeden Faches zu zwei oder in zwei Reihen. In so gebauten
Fruchtknoten geht bisweilen die Blütenachse durch die Höhle desselben als ein massiver zentraler Teil hindurch, und dann sind die
Fruchtblattränder, welche bis dorthin reichen, an diesen Teil angewachsen. In diesem Fall kann die Blütenachse die Samenknospen
hervorbringen, die dann meist einzeln in jedem Fach und zwar wiederum im innern Winkel desselben auftreten, wie z. B. bei den
Malven.
Diese Lage der Samenknospen bezeichnet man als achsenständige Placenta (placenta axilis). Endlich können im Grunde der
Fruchtknotenhöhle, also auf der Spitze der Blütenachse, eine oder mehrere Samenknospen sitzen, wie z. B. bei den Chenopodeen,
Polygoneen u. a. (vgl. Fig. 33, welche eine halbierte sehr junge Blüte von Chenopodium mit dem durchschnittenen Pistill k k und der
Samenknospe s k darstellt). Oder die Blütenachse wächst als eine mehr oder minder angeschwollene sogen. Mittelsäule (columella)
in die Fruchtknotenhöhle hinein, diese fast völlig ausfüllend, und es sitzen dann die Samenknospen in größerer Anzahl auf der
Oberfläche dieses Körpers. Ein ausgezeichnetes Beispiel hierfür liefern die Primulaceen (Fig. 34, ein Durchschnitt durch das Pistill
von Anagallis mit der Mittelsäule S, auf welcher die Samenknospen S K). In diesen Fällen spricht man von einer freien
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mittelständigen Samenleiste (placenta centralis libera). Über die nähere Beschaffenheit der Samenknospe s. d.
2) Der Griffel entspringt meist auf der Spitze des Fruchtknotens, bisweilen auch tiefer, nämlich an der Innenseite beim einfachen,
in einer Einsenkung zwischen den Fächern beim zusammengesetzten Stempel. Er hat bald beträchtliche Länge, bald ist er kurz, ja er
kann ganz fehlen, so daß die Narbe unmittelbar auf dem Fruchtknoten sitzt. Am einfachen Stempel ist der Griffel ungeteilt; auch am
zusammengesetzten ist dies oft der Fall, indem die Fruchtblätter auch an dieser Stelle noch vereinigt bleiben.
Häufig aber sehen wir hier den Griffel in so viele Teile sich spalten, als Fruchtblätter vorhanden sind, wonach man ihn als zweibis vielspaltig (stylus bi-, multifidus) bezeichnet (vgl. Fig. 28); oder es entspringt sogleich auf der Spitze des Fruchtknotens eine
entsprechende Anzahl gesonderter Griffel. Inwendig ist dieser Teil seiner ganzen Länge nach von einem engen Kanal, dem sogen.
Griffelkanal (canalis stylinus), durchzogen, der mit der Fruchtknotenhöhle in Verbindung steht.
? 3) Die Narbe ist immer das Ende des Griffels oder Griffelastes, soweit derselbe durch eine drüsige oder haarige Beschaffenheit
der Oberfläche ausgezeichnet ist. Dieselbe rührt von der Bildung der sogen. Narbenpapillen oder Narbenhaare aus den
Oberhautzellen dieser Teile her, welche, häufig noch durch eine klebrige Aussonderung unterstützt, zur Aufnahme und zum
Festhalten des Blütenstaubes dienen. Die Narbe ist entweder einfach und erscheint dann kopfförmig (stigma capitatum, Fig. 24) oder
fadenförmig (st. filiforme) etc.; oder sie besteht aus mehreren Teilen, den sogen. Narbenschenkeln (crurae stigmatis), welche
gewöhnlich fadenförmige Gestalt haben (Fig. 35); oder sie ist gelappt (st. lobatum), wenn ihre Teilungen minder tief sind. Hierbei gibt
sich meistens eine Übereinstimmung mit den Zahlenverhältnissen der Fruchtblätter kund. Die sitzende Narbe des Mohns ist ein fast
scheibenförmiger, vielstrahliger Körper (Fig. 36). Sind die Narbenhaare verhältnismäßig lang, so bekommen wir eine sogen.
pinselförmige (st. penicillatum) und federförmige Narbe (st. plumosum, Fig. 37), wie sie bei den Gräsern
vorkommt. Ein eigentümliches Verhältnis kommt zu stande, wenn die Staubgefäße mit dem Griffel zu einem Körper verwachsen
sind, der dann Befruchtungssäule (gynostemium) genannt wird. So sehen wir z. B. im bauchigen Grunde des Perigons von
Aristolochia einen verdickten Körper, welcher die Narbe des hier unterständigen Fruchtknotens darstellt, und auf dessen Seiten die
Staubbeutel aufgewachsen sind (Fig. 38, d die Narbe, c die Antheren). Auch bei den Orchideen ist das einzige ausgebildete
Staubgefäß mit dem Griffel zu einer Befruchtungssäule verwachsen.
In vielen Blüten unterscheidet man endlich noch ein besonderes Gebilde unter der Bezeichnung Blütenpolster (discus s. torus).
Dies ist eine drüsenartige Anschwellung der Blütenachse unterhalb des Fruchtknotens, die gewöhnlich austritt in Form eines Ringes,
oft auch als eine Mehrzahl isolierter, drüsenartiger Höcker, welche dann wohl auch unterweibige Drüsen (glandulae hypogynae)
genannt werden. Auch bei unterständigem Fruchtknoten kommt diese Bildung vor; sie überzieht dann wie ein Polster den von den
Blütenkreisen eingefaßten Scheitel des Fruchtknotens. Die genannten Teile, die in besonders hervortretender Ausbildung bei den
Ahornen und bei den Umbelliferen gesunden werden, sind hier immer der Honigabsonderung fähig, stellen also wieder eine andre
Form von Nektarien dar.
Wenn die einzelnen Glieder eines Blattkreises der Blüte einander ungleich gestaltet sind, so heißt die Blüte unregelmäßig (flos
irregularis), im Gegensatz zur regelmäßigen Blüte (f. regularis). Hierbei zeigt sich das durchgreifende Gesetz, daß die Ungleichheit
der einzelnen Glieder eines Kreises immer derartig ist, daß man durch einen in bestimmter Ebene, gewöhnlich von vorn nach hinten
gehenden Längsschnitt die in zwei symmetrische Hälften teilen kann, die sich also zu einander so verhalten, als ob die eine das
Spiegelbild der andern wäre. Darum wendet man auch für diese Blüten den Ausdruck symmetrisch oder zygomorph an und nennt
dann die andern polysymmetrisch oder aktinomorph, weil sie sich durch mehrere Ebenen in spiegelbildlich gleiche Hälften zerlegen
lassen. Asymmetrische Blüten kommen selten vor, z. B. bei Canna, und lassen sich auf keine Weise in spiegelbildlich gleiche Hälften
teilen. Die wichtigsten Formen der symmetrischen Blüte sind die Schmetterlingsblume (Fig. 39) und die Lippenblume (Fig. 40-42) mit
einer Nebenform, der sogen. Maskenblume (Fig. 43). Vgl. Papilionaceen und Labiaten.
Sind in einer Blüte alle die im vorausgehenden genannten Blattkreise vorhanden, so heißt sie vollständig (flos completus), sonst
unvollständig (flos incompletus). Im letztern Fall kann zunächst eins der beiden Geschlechtsorgane fehlen. Eine solche Blüte nennt
man getrennt- oder eingeschlechtig (flos diclinus), im Gegensatz zur Zwitterblüte (f. hermaphrodites s. monoclinus). Dann hat die
Pflanze zweierlei Blüten: männliche (flores masculi, ^[?]) und weibliche (flores feminei, ^[?]), die man auch als Staubgefäßblüten
(flores staminigeri) und Stempelblüten (flores pistilligeri) unterscheidet.
Beiderlei Blüten einer Pflanze gleichen sich nun entweder völlig bis auf das Fehlen der Geschlechtsorgane, die in der andern
vorhanden sind, so daß man sie aus einer Zwitterblüte ableiten kann, bei der abwechselnd das eine und das andre
Geschlechtsorgane mehr oder weniger fehlschlägt (flores abortu diclini, Fig. 44). Oder beiderlei Blüten sind, auch abgesehen von den
Geschlechtswerkzeugen, verschieden gebaut, typisch eingeschlechtig (flores typice diclini); z. B. beim Hanf (Fig. 45-47), bei der
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Eiche, Kastanie, Haselnuß, Walnuß. Wenn männliche und weibliche Blüten aus demselben Pflanzenindividuum vorkom^[Abb.: Fig. 38. Befruchtungssäule von Aristolochia. A die Blüte. B Durchschnitt. a Fruchtknoten, b Perigon, c Anthere, d Narbe.]
^[Abb.: Fig. 39. Schmetterlingsblume. a Hinteres Blumenblatt, bb Flügel, c vordere Blumenblätter, das Schiffchen bildend.]
^[Abb.: Fig. 40. Zweilippige Geißblattblüte.
Fig. 41 u. 42. Lippenblumen.
Fig. 43. Maskenförmige Lippenblume.]
? ^[Abb.: Fig. 44. a Männliche, b weibliche Blüte des Pfeilkrauts.]
men, so werden sie einhäusig (flores monoeci) genannt; sind aber beide auf verschiedene Individuen verteilt, so heißen sie
zweihäusig (flores dioeci). Beispiele für den erstern Fall liefern der Kürbis, die Gurke, die Eiche, Buche, Haselnuß, Kastanie, Walnuß,
die meisten Nadelbäume, für den zweiten der Hanf, Hopfen, die Weiden, Pappeln. Bei den Ahornen, bisweilen auch bei der Esche,
kommen eingeschlechtige Blüten und Zwitterblüten auf derselben Pflanze zusammen vor; solche Blüten nennt man polygamisch
(flores polygami).
Wenn in einer Blüte beide Geschlechtsorgane fehlen, wie beiden Randblüten mancher Kompositen, so heißt sie geschlechtslos
(flos neuter). Eine Blüte kann aber auch unvollständig sein, insofern ihr die Blütenhülle fehlt; sie besteht dann nur aus den
Geschlechtsorganen und, wenn sie zugleich eingeschlechtig ist, nur aus Staubgefäßen oder nur aus dem Pistill. Dergleichen nackte
Blüten (flores nudi) finden sich in Familien, in denen sonst wohlausgebildete Blütenhüllen vorkommen, wie z. B. bei der Esche (Fig.
48), und in gewissen Pflanzenfamilien vorherrschend, wie bei den Weiden und Riedgräsern und besonders den Koniferen (s. d.). Der
Bau der in seinen eigentümlichen und zugleich so mannigfaltigen Formen kann nur dann völlig verstanden werden, wenn man
berücksichtigt, daß die Blüte nicht bloß den Zweck hat, die Geschlechtsorgane der Pflanze zu erzeugen, sondern daß ihr auch die
Aufgabe zufällt, die zur Befruchtung notwendige Übertragung des Blütenstaubes auf die Narbe, d. h. die Bestäubung, zu vermittelt,
indem sie Bildungen annimmt, welche unter den gegebenen äußern Verhältnissen diese Übertragung zur sichern Folge haben
müssen. (S. Blütenbestäubung.) - Über sogen. gefüllte Blüten s. Blüten, gefüllte (S. 78).
Ende Blüte
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;3. Band, Seite 64 im Internet seit 2005; Text geprüft am 3.3.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am 11.4.2017
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Weiter: http://peter-hug.ch/03_0065?Typ=PDF
Ende eLexikon.
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